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Sammler Journal Gemälde (Vorschau)

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68<br />

LACKKUNST<br />

sich in der angewandten Kunst mit<br />

dem Werkstoff Lack als Vernis Martin<br />

(Lack Martin) zu einer klangvollen<br />

Beschreibung für ein Verfahren<br />

der Lackverarbeitung, das auf die<br />

Brüder Martin zurückzuführen ist.<br />

Der Begriff ist keine Erfindung der<br />

Martins. Firnis oder Lack wird in der<br />

französischen Sprache Vernis genannt,<br />

so fanden sich im 17. Jahrhundert<br />

für die aus Fernost importierten<br />

Lacke Termini wie „vernis de la<br />

Chine" oder „vernis de Japon". Zur<br />

Imitation der in Europa sehr begehrten<br />

Lacke entwickelten die Brüder<br />

Paar Paneele einer Berline, Holz, Kreidegrundierung,<br />

brauner Lack, Aventurinlack,<br />

Ölmalerei, Klarlack, Paris, Guillaume<br />

oder Étienne Simon Martin zugeschrieben,<br />

um 1745 (Münster, Museum<br />

für Lackkunst)<br />

Toilettenkasten „en tombeau”, Holz,<br />

Rotlack, Dekor aus graviertem Blattgold,<br />

Klarlack, im Inneren Schwarzlack<br />

und Klarlack mit eingestreuten Metallflocken,<br />

vergoldetes und graviertes Kupfer,<br />

Frankreich, 1710-1720 (Museum für<br />

Lackkunst, Münster)<br />

Martin einen sehr hellen, besonders<br />

durchsichtigen Lack oder Lackfirnis<br />

auf Basis von Kopal – den Vernis Martin.<br />

Als Ausgangsmaterial diente ein<br />

aus Sansibar stammender Kopal, ein<br />

dem Bernstein ähnelndes, natürliches<br />

Baumharz.<br />

Bis zum Erscheinen von synthetischen<br />

Lacken diente der Ausdruck<br />

„Vernis Martin” im Allgemeinen zur<br />

Beschreibung aller auf Möbel und<br />

Dekor aufgetragenen Lacke und Firnisse.<br />

Im engeren Sinne steht der<br />

Begriff für alle mit Lack gestalteten<br />

Erzeugnisse, die aus den Werkstätten<br />

der Brüder Martin hervorgingen<br />

oder die ihnen zugeschrieben werden.<br />

Dabei muss erwähnt werden,<br />

dass die französischen<br />

Lackwerkstätten im Gegensatz<br />

zu den deutschen,<br />

englischen und russischen<br />

Lackwarenherstellern<br />

ihre Objekte<br />

mit keinerlei Signatur<br />

versahen. So<br />

sind die in Münster<br />

ausgestellten Werke<br />

nicht von den Brüdern<br />

Martin bezeichnet, sondern<br />

nur anhand von Nachlassinventaren,<br />

den Beschreibungen<br />

von Kunsthändlern und Zeitgenossen<br />

sowie aufgrund der unvergleichlichen<br />

Qualitätsmerkmale den Martins<br />

zuordnen. Die Erfolgsgeschichte<br />

der im Lackhandwerk tätigen Brüder<br />

umfasste die Jahrzehnte zwischen<br />

1710 bis 1789, lediglich die Dauer von<br />

zwei Generationen. In der ersten<br />

Generation waren fünf Brüder tätig:<br />

Guillaume Martin (1689-1749), gefolgt<br />

von Julien Martin (?-1765),<br />

Étienne-Simon Martin (1703-1770),<br />

Robert Martin (1706-1765) und Guillaume<br />

II. Martin (1710-1770). In der<br />

zweiten Generation folgten die<br />

Söhne: Guillaumes Sohn Guillaume-<br />

Jean (1713-?), Étiennes Sohn Étienne-<br />

François (?-1771) sowie Roberts Sohn<br />

Jean-Alexandre, dessen Lebensdaten<br />

unbekannt sind. Das Wirken der<br />

Martins klang mit Beginn der Französischen<br />

Revolution aus.<br />

TOILETTENUTENSILIEN<br />

Als treibende Kraft lässt sich zweifelsohne<br />

der älteste der Brüder Martin,<br />

Guillaume, bezeichnen. In der etwa<br />

1710 gegründeten Lackwerkstatt<br />

von Guillaume Martin dominierte<br />

anfänglich die Fertigung von Utensilien<br />

für den Toilettentisch. Als grundlegender<br />

Bestandteil des weiblichen<br />

Mobiliars ist der Toilettentisch aus<br />

den herrschaftlichen Gemächern des<br />

18. Jahrhunderts nicht wegzudenken,<br />

alle französischen Maler des Rokokos<br />

haben den Moment der Morgentoilette<br />

in feinnervigen <strong>Gemälde</strong>n<br />

festgehalten. So

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