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Sammler Journal Gemälde (Vorschau)

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WEIHNACHTEN 97<br />

dert in Nürnberg hergestellt und<br />

heute noch weltweit vertrieben werden.<br />

Spätestens ab dem ausgehenden<br />

19. Jahrhundert stiegen auch<br />

andere Branchen in die Herstellung<br />

von Weihnachtsschmuck ein. Die<br />

Leonischen Fabriken in Fürth und<br />

Roth bei Nürnberg, entwickelten aus<br />

platt gewalztem versilbertem oder<br />

vergoldetem Kupferdraht das „Lametta"<br />

(Diminuitiv von ital. „lama" –<br />

das Metallblatt), das 1878 erstmals<br />

in einem Nürnberger Geschäft als<br />

„Gold-" und „Silberregen" reißenden<br />

Absatz fand. Darüber hinaus wurden<br />

in den „Leonischen Fabriken" zur<br />

Weihnachtszeit Blumen aus Metallfolie,<br />

Metallkörbchen und als Christbaumschmuck<br />

sowie Vergoldematerial<br />

zur Veredelung von Glasobjekten<br />

hergestellt.<br />

GABLONZ<br />

Um 1900 kreierten Glasbläser im<br />

böhmischen Gablonz (heute Jablonec)<br />

gläsernen Baumschmuck, der in<br />

puncto Design mit den Objekten<br />

südthüringischer Provenienz absolut<br />

nichts gemein hat: Unterschiedlich<br />

große, teils verspiegelte oder<br />

farbige Glasperlen und -stifte wurden<br />

mit dem Klautsch (Perlenstrang,<br />

eine Besonderheit des Gablonzer<br />

Schmucks), aber auch mit Pfeifenputzerdraht<br />

zu kleinen, oft dreidimensionalen<br />

Sternen, Tieren oder<br />

technischen Motiven von der Windmühle<br />

bis zum Flugzeug verbunden.<br />

In der Gründerzeit gingen die Thüringer<br />

Glasbläser abermals in die Offensive,<br />

indem sie mit mundgeblasenen<br />

Christbaumspitzen die bis dahin<br />

üblichen Flittergoldfähnchen, Putten,<br />

gebackenen Figuren und Sterne<br />

vom höchsten Platz am Weihnachtsbaum<br />

allmählich zu verdrängen<br />

begannen. Nach der Jahrhundertwende<br />

wurden die Spitzen immer<br />

aufwändiger, zumal die Glasbläserzunft<br />

sich nun selbst gegenüber<br />

metallenen „Engelsgeläuten" –<br />

durch die Hitze von Kerzenflammen<br />

angetriebene Glockenspiele – aus<br />

einer Solinger Metallwarenfabrik behaupten<br />

mussten.<br />

DRUCKINDUSTRIE<br />

Die Druckindustrie war bereits in der<br />

Gründerzeit erfolgreich am Weihnachtsgeschäft<br />

beteiligt, nachdem<br />

die Einführung der Steindruck-<br />

Schnellpresse (1870) die Herstellung<br />

farbiger „Weihnachtsoblaten", Engelsgesichter<br />

und vieler anderer<br />

weihnachtlicher Motive in hohen<br />

Auflagen ermöglicht hatte. Oft wurden<br />

die Druckerzeugnisse mit anderen<br />

Materialien kombiniert. Ebenso<br />

versuchten Hersteller mit „Dresdner<br />

Pappe" und „Sebnitzer Schmuck" und<br />

andere Manufakturen und Industriebetriebe<br />

durch die Produktion von<br />

Engelsköpfen aus Porzellan oder Zelluloid<br />

von der weihnachtlichen Kauflust<br />

zu profitieren.<br />

Nach der Erfindung der Paraffinkerze<br />

1837 sollte auch die Beleuchtung von<br />

Weihnachtsbäumen nicht länger ein<br />

Luxus bleiben. Anfangs befestigte<br />

man die Kerzen in einfachen Tüllen<br />

mit Stift, die ein Hersteller 1867 hatte<br />

patentieren lassen. Schon ein gutes<br />

Jahrzehnt später kamen erstmals<br />

Pendelkerzenhalter auf den Markt,<br />

die mit einem oder zwei Gewichten<br />

die Kerzen in der Vertikale hielten. So<br />

wurde das Tropfen verhindert, insbesondere<br />

aber die permanente Brandgefahr<br />

zumindest eingeschränkt. Die<br />

Pendelkerzenhalter wurden aber<br />

wenig später durch sicher zu befestigende<br />

und justierbare Klemmkerzenhalter<br />

abgelöst.<br />

Anhand der zunehmenden Vielfalt<br />

an Christbaumschmuck im ausgehenden<br />

19. Jahrhundert war es nur<br />

konsequent, dass die Bäume in dieser<br />

Zeit besonders opulent geschmückt<br />

wurden. Erlaubt war, was<br />

gefiel, und so wurden sie häufig mit<br />

einem kunterbunten Sammelsurium<br />

bestückt, das aufgrund alljährlicher<br />

Zukäufe Jahr für Jahr vielfältiger<br />

wurde. Neben Naschwerk und Keksen<br />

mit gedruckten Oblatenbildchen<br />

präsentiert sich an den grünen Zwei-<br />

Fruchtkörbchen aus Miniaturglasperlen,<br />

Gablonz, um 1930<br />

Schaukelpferdchen aus Miniaturglasperlen,<br />

Gablonz, um 1930<br />

Mundgeblasene Katze, Lauscha, circa<br />

1920-30

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