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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2013-11-11 (Vorschau)

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Microsoft · Aldi · Facebook · Infineon · Hochtief · AT&T · Maerz · Clariant · Claas · Secomba<br />

46<br />

<strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>|Deutschland €5,00<br />

4 6<br />

4 1 98065 805008<br />

Sicherheit<br />

Ein deutsches<br />

Startup<br />

trotzt der NSA<br />

Koalitionspoker<br />

Der harte Kampf<br />

der Jungen gegen<br />

die Alten<br />

ENDLICH<br />

FREI!<br />

Vermögen aufbauen,<br />

Rente aufstocken:<br />

So gelingt Ihr vorzeitiger<br />

Ausstieg aus dem Job<br />

Schweiz CHF 8,20 | Österreich €5,30 | Benelux€5,30 | Griechenland€6,00 | GroßbritannienGBP 5,40 | Italien€6,00 | Polen PLN27,50 | Portugal€6,10 | Slowakei €6,10 | Spanien€6,00 | TschechischeRep.CZK 200,- | Ungarn FT 2000,-<br />

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Einblick<br />

Unglaublich, aber wahr: Die neue Koalition<br />

hat schon abgewirtschaftet, noch ehe sie richtig<br />

angetreten ist. Von Roland Tichy<br />

Avanti Dilettanti<br />

FOTO: HEIKE ROST FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

Avanti Dilettanti, vorwärts ihr<br />

Stümper, so lautet das Programm<br />

eines Berliner Kabaretts. Die<br />

Wirklichkeit überholt die Spötter:<br />

Die große Koalition ist noch nicht im<br />

Amt und schon eine Lachnummer. Das<br />

Kabarett muss die Rolle der Opposition<br />

spielen, weil die links-grüne, ideologisch<br />

neosozialistische Opposition zur ebenfalls<br />

linkspopulistischen Regierung keine<br />

Alternative ist und bürgerliche Parteien<br />

an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten.<br />

In einer übermütigen Stimmungsmelange<br />

aus Kindergeburtstag und Wünsch-dir-<br />

Was fordern die über 300 beteiligten Koalitionspolitiker<br />

Wahlgeschenke im Wert von<br />

fast 50 Milliarden Euro. Für die Finanzierung<br />

reichen nicht mal historische Rekordsteuereinnahmen.<br />

Abbau der Schulden,<br />

nachhaltige Finanzierung? Papperlapapp.<br />

Zur Bedrohung werden die versprochenen<br />

Rentenerhöhungen. Sie werden fällig,<br />

wenn die dann wenigen Beitragszahler ohnehin<br />

schon mit bestehenden Ansprüchen<br />

überfordert sind. Um ihnen noch mehr auf<br />

das Noch-Mehr draufzupacken, will SPD-<br />

Chef Sigmar Gabriel das Renteneintrittsalter<br />

von 67 auf 63 Jahre vorverlegen. Wie mit<br />

nur 30 Beitragsjahren 30 und mehr Rentenjahre<br />

finanziert werden sollen, weiß nur<br />

der größte lebende deutsche Rentenmathematiker<br />

Gabriel ganz alleine.<br />

Wie in einem Rausch werden alle, aber<br />

auch alle Reformen der Agenda 2010 kassiert,<br />

mit denen die Arbeitslosigkeit in den<br />

vergangenen Jahren so dramatisch und<br />

wirkungsvoll halbiert werde konnte. Insbesondere<br />

SPD-Politiker räumen die Erfolge<br />

der Regierung Schröder ab, als sei die eine<br />

feindselige Besatzungsmacht gewesen,<br />

von der man sich jetzt befreien kann. Es ist<br />

aber nur ein einziger riesiger Sozialschwindel:<br />

Leistungen werden versprochen, die<br />

die Lage der Schwächsten, der Minderqualifizierten<br />

und Arbeitslosen verschlechtern.<br />

Der Arbeitsmarkt wird wieder verriegelt,<br />

Junge ausgegrenzt. Das Beispiel<br />

Frankreichs (siehe Seite 38), das eben diese<br />

Reformen nicht bewältigte und mit dramatischer<br />

Überschuldung und 26 Prozent Jugendarbeitslosigkeit<br />

gepeinigt ist, scheint<br />

Vorbild zu sein. Alle wollen dahin, wo der<br />

traurige französische Präsidentendarsteller<br />

François Hollande bereits steht: inmitten<br />

der rauchenden Ruinen seines Linkspopulismus.<br />

DAS VERACHTETE PARLAMENT<br />

Notwendige Reformen fehlen. Die irrwitzige<br />

Förderung grüner Teuerenergie treibt<br />

die Industrie aus dem Land – aber der Mut<br />

zur Veränderung fehlt. Nachhaltige Sicherung<br />

von Renten und Sozialleistungen?<br />

Fehlanzeige.<br />

Manche vermuten hinter dem Koalitionspalaver<br />

den Versuch, die Belastungsgrenze<br />

der Unternehmen, insbesondere<br />

des von den Linken so verhassten Mittelstandes,<br />

zu testen. Die Summe der Maßnahmen<br />

liest sich eher wie ein Angriff gegen<br />

das eigene Volk.<br />

Oder ist es ein Masterplan von Angela<br />

Merkel? So absurd sind die Koalitionsverhandlungen,<br />

dass sie sich selbst entwerten.<br />

Die Konturen einer Art neuen Präsidialsystems<br />

werden schärfer, in dem ein starker<br />

Kanzler gegen die Wirrköpfe in den Parteien<br />

regiert. Dazu passt, dass die Abgeordneten<br />

des Deutschen Bundestages sich endgültig<br />

und freiwillig zu parlamentarischen<br />

Pfötchenhebern haben entmachten lassen:<br />

Sie dürfen nur noch absegnen, wozu<br />

sich im Koalitionsvertrag die Parteien<br />

selbst ermächtigt haben und was von den<br />

SPD-Mitgliedern stellvertretend für das gesamte<br />

deutsche Volk für richtig befunden<br />

wurde. Noch nie in der Geschichte der<br />

Bundesrepublik wurde das Parlament so<br />

verächtlich behandelt. Vor diesem Hintergrund<br />

warten manche auf einen Befreiungsschlag,<br />

der das Land aus den Wirren<br />

der wild gewordenen koalitionären Räterepublik<br />

befreit, und wenn es ein Triumvirat<br />

aus Merkel, Gabriel und Seehofer ist,<br />

das das Machbare, Sinnvolle, Notwendige<br />

und Bezahlbare zusammenfügt.<br />

Aber das wird schwer sein. Ansprüche<br />

sind geweckt, Erwartungen schießen ins<br />

Kraut. Regieren lässt sich mit diesem Verhau<br />

nicht. Es wird nicht ohne Neuwahlen, wie<br />

auch immer, machbar sein. Es ist nicht Dilettantismus,<br />

sondern Machtpolitik pur. n<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 3<br />

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Überblick<br />

Menschen der Wirtschaft<br />

6 Seitenblick Die Ankunft des Genlachses<br />

8 Freihandel: Amerika blockt ab<br />

A 9 Kfz-Versicherung: Billigtarif dank Blackbox |<br />

Aldi: Angriff auf Konditoren<br />

10 Interview: Der künftige DGB-Chef Hoffmann<br />

will die Gewerkschaft neu aufstellen<br />

12 Gründerpreis: Die Feier | NKD: Anklage<br />

gegen Ex-Chef | BayernLB: Neue Vorwürfe<br />

A 14 Dormero: Wöhrls große Hotelexpansion |<br />

Microsoft: Neue Zentrale in Schwabing |<br />

Jochen Schweizer: App für Abenteuer<br />

16 Chefsessel | Startup Sommelier Privé<br />

A 18 Chefbüro F. Scott Woods, Deutschland-<br />

Chef von Facebook<br />

Politik&Weltwirtschaft<br />

22 Demografie Die junge Politiker-Generation<br />

im Deutschen Bundestag wird von den<br />

Alten an den Rand gedrängt<br />

28 Zuwanderung Deutschland bemüht sich<br />

um qualifizierte Einwanderer | Die Geschäfte<br />

unter Immigranten haben sich zu einem<br />

wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt<br />

38 Frankreich Mit Präsident François<br />

Hollande ist kein Staat mehr zu machen<br />

43 Berlin intern<br />

Der Volkswirt<br />

44 Kommentar | Umfrage<br />

45 Deutschland-Konjunktur<br />

46 Warum eigentlich... sollen die deutschen<br />

Leistungsbilanzüberschüsse von Übel sein?<br />

47 Denkfabrik ifo-Präsident Hans-Werner<br />

Sinn über den neuen Bauboom in Deutschland<br />

Unternehmen&Märkte<br />

48 Türkei Ministerpräsident Recep Erdogan<br />

blockiert mit seinem Islamisierungskurs den<br />

Wandel zu einer innovativen Ökonomie.<br />

Viele Unternehmen leiden jetzt schon<br />

A 54 Interview: Reinhard Ploss Der Chef des<br />

Chipherstellers Infineon fordert eine stärkere<br />

Förderung von Elektroautos<br />

A 58 Hochtief Was der spanische Großaktionär<br />

ACS mit dem Bauriesen wirklich vorhat<br />

62 Unternehmensberater Welche Anbieter<br />

künftig die besten Chancen haben<br />

66 Flughafen Hahn 20 Jahre nach seiner Eröffnung<br />

droht dem Billigflug-Mekka das Aus<br />

A 68 Maerz Der Münchner Modehersteller<br />

strickt an einem flotteren Image<br />

A 69 Interview: Hariolf Kottmann Der Chef des<br />

Spezialchemiekonzerns Clariant über Ausbaupläne,<br />

teuren Strom und Frauenquoten<br />

A 72 AT&T Der Griff des US-Riesen nach<br />

Vodafone stößt auf wenig Gegenliebe<br />

Technik&Wissen<br />

76 Agrartechnik Ein digitaler Innovationsschub<br />

macht Landwirtschaft effizienter<br />

Titel Finanzielle Freiheit planen<br />

Jung gegen Alt<br />

Union und SPD wollen in den<br />

nächsten vier Jahren viel verteilen.<br />

Gerecht ist das nicht. Vor allem<br />

Junge schneiden schlecht ab. Die<br />

wenigen Vertreter ihres Alters im<br />

Bundestag wie Dorothee Bär<br />

(Foto) passen sich in den Verhandlungen<br />

eher an, als aufzumucken.<br />

Seite 22<br />

Den Vollzeitjob früher als mit 67 aufzugeben<br />

ist möglich– trotz erodierender<br />

Renten und deprimierend niedriger Zinsen.<br />

Wie Sie vorgehen sollten, was Sie<br />

hinzuverdienen dürfen, wie Sie ein Vermögen<br />

aufbauen und Ihr Kapital in eine<br />

private Rente wandeln. Seite 96<br />

Ende der Ackerromantik<br />

Hochintelligente Erntemaschinen wie die Mähdrescher von<br />

Claas und Informationstechniken machen die Landwirtschaft<br />

produktiver und umweltfreundlicher. Seite 76<br />

TITELILLUSTRATION: WIESLAW SMETEK<br />

4 A Unternehmen auf dem Titel erwähnt<br />

Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Nr. 46, <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong><br />

FOTOS: PAUL BLAU, PR, SINAN CAKMAK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

Sorge um das Wirtschaftswunder<br />

Der Islamisierungskurs von Ministerpräsident Erdogan wird für die<br />

wirtschaftliche Entwicklung zum Problem, befürchten türkische<br />

Unternehmer und Manager wie Nilüfer Durak (Foto). Seite 48<br />

Krisengewinnler<br />

Die Menschen in Griechenland, Spanien und Irland leiden unter<br />

der Euro-Krise. Doch Kunst und Kultur erleben dort trotz drastischer<br />

finanzieller Kürzungen eine neue Blüte. Seite 124<br />

Gutes Timing<br />

Neue Ideen setzen sich nur<br />

durch, wenn sie zur richtigen<br />

Zeit kommen – so wie die<br />

Verschlüsselungssoftware des<br />

deutschen Startups Secomba.<br />

Andrea Pfundmeier und Robert<br />

Freudenreich gewannen jetzt<br />

den Gründerwettbewerb der<br />

WirtschaftsWoche. Seite 86<br />

82 Sicherheit Wie sich schnurlose Kameras in<br />

billige Alarmanlagen verwandeln lassen<br />

85 Valley Talk<br />

Management&Erfolg<br />

A 86 Gründerpreis Das Startup Secomba gewinnt<br />

mit einer Verschlüsselungssoftware<br />

den Gründerwettbewerb | Alle Finalisten im<br />

Überblick | Im Gründertagebuch berichten<br />

die Sieger über ihren Start als Unternehmer<br />

Geld&Börse<br />

96 Finanzplanung Wie ein früher Ausstieg aus<br />

dem Vollzeitjob gelingt | Den Vorruhestand<br />

planen | Wichtige rechtliche Regeln | Vermögen<br />

aufbauen | Die besten Zusatzrenten<br />

109 Börse Wie beim IPO des Leuchtenherstellers<br />

Hess getrickst wurde | Fragwürdige Subventionen<br />

<strong>11</strong>2 US-Aktien Die Favoriten der Hedgefonds<br />

<strong>11</strong>4 Steuern und Recht Renovierung bei Auszug<br />

| Promillegrenze bei E-Bikes | Kindergeld<br />

bei freiwilligem Wehrdienst | Schenkungen<br />

zwischen Ehegatten<br />

<strong>11</strong>6 Geldwoche Kommentar: Twitter-Börsengang<br />

| Trend der Woche: Japanische Staatsanleihen<br />

| Dax-Aktien: Beiersdorf | Hitliste:<br />

Ölservicewerte | Aktien: Qiagen, Bonjour<br />

Holdings | Anleihe: EWE | Zertifikate: Rohstoffaktien<br />

| Investmentfonds: Weltzins-Invest<br />

| Nachgefragt:DAB-Chef Huber baut<br />

den Direktbroker zur Universalbank um |<br />

Relative Stärke: Celesio<br />

Perspektiven&Debatte<br />

124 Euro-Krise In Griechenland, Spanien und<br />

Irland inspiriert die Krise viele Künstler<br />

128 Kost-Bar<br />

Rubriken<br />

3 Einblick, 130 Leserforum,<br />

132 Firmenindex | Impressum, 134 Ausblick<br />

n Lesen Sie Ihre WirtschaftsWoche<br />

weltweit auf iPad oder iPhone:<br />

Diese Woche mit einem Video<br />

über den Vormarsch der Robotik<br />

in der Landwirtschaft sowie<br />

einem App-Exklusivbeitrag<br />

zu den Korruptionsgerüchten<br />

um den<br />

türkischen Premier<br />

wiwo.de/apps<br />

n Themenwoche Vorsorge Was Sie<br />

tun können, damit die Rente reicht,<br />

wie Sie sich richtig versichern und ob<br />

sich ein Hauskauf lohnt, erfahren Sie<br />

unter wiwo.de/richtigvorsorgen<br />

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WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 5<br />

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Seitenblick<br />

GENMODIFIZIERTE LEBENSMITTEL<br />

Superfisch für<br />

Supermärkte<br />

Die USA wollen erstmals ein genetisch modifiziertes<br />

Tier zum Verzehr freigeben – einen schnell wachsenden<br />

Lachs. Widerstand kommt <strong>vom</strong> deutschen Discounter<br />

Aldi und seiner US-Tochter Trader Joe’s.<br />

16Monate braucht der genmodifizierte<br />

Atlantiklachs des US-Unternehmens AquaBounty<br />

Technologies, bis er ausgewachsen ist. Er legt doppelt<br />

so schnell zu wie sein natürlicher Verwandter. Seit 18<br />

Jahren entwickeln Wissenschaftler den Superfisch, der<br />

genetische Bausteine des pazifischen Königslachses<br />

sowie eines Fisches besitzt, der zur Familie der Aale gehört.<br />

Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat angedeutet,<br />

dass sie das Tier im Herbst zum Verzehr freigeben will.<br />

1500Meter hoch in den Bergen<br />

Panamas steht die Aquafarm, wo der neuartige Lachs<br />

heranwächst. So verhindern die Forscher, dass sich<br />

die ausschließlich weiblichen Tiere in freier Wildbahn<br />

mit natürlichen Lachsen kreuzen. Die Fischeier liefert<br />

ein Labor auf der kanadischen Prinz-Edward-Insel,<br />

das Geld kommt <strong>vom</strong> früheren georgischen Wirtschaftsminister<br />

und Oligarchen Kacha Bendukidse.<br />

Zu Sowjetzeiten leitete der Biologe das Moskauer<br />

Labor für molekulare Genetik und tierische Zellen.<br />

FOTO: LAIF/GALLERY STOCK/MARK GAMBA<br />

5000Genlachse musste Aqua-<br />

Bounty jetzt schlachten und vergraben, weil die Fische<br />

ausgewachsen waren, aber noch nicht verkauft werden<br />

durften. Geben die USA den Fisch zum Verzehr frei,<br />

können künftige Generationen an US-Supermärkte ausgeliefert<br />

werden. Doch regt sich Widerstand, so beim<br />

deutschen Riesen Aldi und seiner Tochter Trader Joe’s,<br />

die zusammen 1600 Filialen in den USA betreiben.<br />

Sie wollen den Fisch nicht anbieten.<br />

thomas.stoelzel@wiwo.de<br />

6 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Neu gegen Alt<br />

18 Monate alter Genlachs und<br />

ein gleichaltriger, aber<br />

kleinerer natürlicher Lachs<br />

(kleines Foto). Die US-<br />

Gesundheitsbehörde sieht für<br />

Wildlachse (großes Foto)<br />

„keine signifikanten<br />

Auswirkungen“<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 7<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

Von der Tea Party ausgebremst<br />

US-Präsident Obama<br />

FREIHANDELSZONE<br />

Amerikaner blocken ab<br />

Ein Freihandelsabkommen zwischen der<br />

EU und den USA wird es in absehbarer<br />

Zeit nicht geben. Zu hoch sind die Hürden<br />

in den Vereinigten Staaten.<br />

Nicht die Abhöraffäre des amerikanischen Geheimdienstes<br />

NSA droht die Verhandlungen über<br />

ein europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen<br />

zu verzögern. Als Zauderer entpuppt sich<br />

jetzt die US-Regierung. Insider in Washington haben<br />

den Glauben an ein Abkommen in absehbarer<br />

Zeit verloren. „Unter Obama wird das nichts mehr“,<br />

sagt Matthew Goodman, der in der ersten Amtszeit<br />

von US-Präsident Barack Obama Koordinator des<br />

Weißen Hauses für Handelsabkommen war und für<br />

die Gipfeltreffen der G20-Staaten und der G8-Staaten<br />

verantwortlich war. Obama sei die nächsten<br />

Jahre weitgehend blockiert. Unter dem Druck der<br />

Tea Party würden die Republikaner im Repräsentantenhaus<br />

jedes Vorhaben Obamas stoppen,<br />

„selbst wenn er einen Ehrentag für verdiente Großmütter<br />

vorschlüge“, warnt Goodman.<br />

Auch Scott Miller sieht das so, der Chef für Internationale<br />

Wirtschaft in der Denkfabrik Center for<br />

Strategic and International Studies, die dem Weißen<br />

Haus nahesteht. Hinzu komme: Für den Präsidenten<br />

habe das Abkommen keine oberste Priorität.<br />

„Zuerst wird man das Handelsabkommen mit<br />

den asiatischen Ländern anpacken, danach erst<br />

kommt das transatlantische Abkommen.“ Mit den<br />

Asiaten planen die Amerikaner eine Freihandelszone,<br />

die neben den USA elf Länder umfasst: Australien,<br />

Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko,<br />

Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam.<br />

Frühestens 2015, also gegen Ende von Obamas<br />

Amtszeit, werde das Abkommen zwischen den USA<br />

und der EU ernsthaft zum Thema, sagt Miller, der<br />

einst als Direktor für Welthandel beim US-Konsumgüterriesen<br />

Procter & Gamble mehrere US-Regierungen<br />

beriet. Nicht nur das von der Tea Party stark<br />

beeinflusste US-Repräsentantenhaus werde zur<br />

Hürde, sagt Miller. „Ich sehe vor allem den Senat als<br />

Problem, weil die Senatoren nicht zwingend nach<br />

Parteizugehörigkeit abstimmen. Hier kann es beim<br />

Freihandel zu unendlichen Verhandlungen und<br />

Verzögerungen kommen.“ Auch die US-Unternehmen<br />

zeigten nur mäßiges Interesse. „Sie haben sich<br />

angepasst und kommen gut zurecht“, sagt Miller.<br />

Europas Unternehmen sehen das mit Sorge. Die<br />

US-Firmen hätten bisher kaum für sie relevante<br />

Regulierungshindernisse identifiziert, heißt es bei<br />

Wirtschaftsvertretern in Brüssel. Entsprechend<br />

gering sei der Druck der US-Wirtschaft auf die amerikanische<br />

Regierung. Europa steht außerdem vor<br />

dem Problem, dass im November 2014 eine neue<br />

EU-Kommission antritt. Da diese sich dann erst<br />

einarbeiten muss, kommen auch die Europäer<br />

nicht so schnell voran wie erhofft.<br />

martin.seiwert@wiwo.de | New York, silke wettach | Brüssel<br />

Transatlantischer<br />

Kraftprotz<br />

Welche Wirtschaftsmacht<br />

eine Freihandelszone<br />

ausEUund USA<br />

hätte<br />

60<br />

45<br />

40<br />

40<br />

30<br />

12<br />

Prozentder weltweiten<br />

Direktinvestitionen<br />

Prozentder weltweiten<br />

Wirtschaftsleistung<br />

Prozentdes weltweiten<br />

Dienstleistungshandels<br />

Prozentder weltweiten<br />

Patente<br />

Prozentdes weltweiten<br />

Güterhandels<br />

Prozentder Weltbevölkerung<br />

Quelle: Deutsche Bank<br />

8 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FOTOS: BESTIMAGE/AFTONBLADETBILD, INGO RAPPERS FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, ULLSTEIN BILD/REUTERS/ANDY CLARK<br />

VERSICHERUNG<br />

Blackbox für Autos<br />

Wer rücksichtsvoll und umweltfreundlich<br />

Auto fährt, kann von<br />

Januar an bei der Kfz-Versicherung<br />

sparen. Vorausgesetzt, er<br />

lässt in seinen Wagen eine kleine<br />

Telematikbox einbauen, die<br />

Fahrstil und Fahrverhalten aufzeichnet.<br />

Darauf abgestimmte<br />

Haftpflicht- und Kaskotarife<br />

bietet die Düsseldorfer Sparkassen<br />

DirektVersicherung unter<br />

der Marke S-Drive an, als erstes<br />

Unternehmen in Deutschland,<br />

wie Vorstand Jürgen Cramer<br />

ankündigt.<br />

Die Box übermittelt die Daten<br />

an den Mobilfunkkonzern Telefónica.<br />

Zudem ermöglicht sie<br />

es, Autos nach Diebstählen zu<br />

orten, und sie alarmiert bei Unfällen<br />

automatisch eine Rettungszentrale,<br />

falls der Fahrer<br />

verletzt oder ohnmächtig ist.<br />

86<br />

35<br />

Artikel passt<br />

nicht<br />

68<br />

55<br />

Ware gefällt<br />

nicht<br />

Angst vor dem „gläsernen<br />

Fahrer“ sei trotz der Datenerfassung<br />

unbegründet, betont<br />

Cramer. „Telefónica weiß nicht,<br />

welche Kunden hinter den<br />

Fahrprofilen stecken, und übermittelt<br />

seinerseits nur Indexwerte<br />

ohne Bezug zu Ort oder<br />

Zeit der Fahrten an uns.“ Fahrer<br />

mit besonders guten Werten erhalten<br />

dann den Rabatt zur<br />

Schadensfreiheitsklasse. Dem<br />

Fahrer mit dem besten Index-<br />

Wert im Monat winkt ein Quartal<br />

gratis Versicherungsschutz.<br />

Für sein Unternehmen rechne<br />

sich das trotzdem, glaubt Cramer.<br />

„Ich halte mit dem Angebot<br />

eine um fünf bis zehn Prozentpunkte<br />

bessere Schadenquote<br />

bei höherer Kundentreue<br />

für erreichbar.“<br />

thomas.kuhn@wiwo.de<br />

Aufgeschnappt<br />

Tauschgeschäft Weltpremiere<br />

im Waves Coffee House in<br />

Vancouver: Dort steht der erste<br />

Geldautomat für Bitcoins. Er<br />

tauscht kanadische Dollar<br />

gegen die Online-Währung.<br />

Hin und weg<br />

Die häufigsten Gründe für die Rücksendung von Waren, die im Internet bestellt wurden<br />

62<br />

Mehrere Varianten<br />

bestellt<br />

Keine echte<br />

Kaufabsicht<br />

(in Prozent)<br />

Entspricht nicht<br />

der Beschreibung<br />

Umfrageunter Online-Händlern; Mehrfachantworten möglich; Quelle: ibi Research UniversitätRegensburg<br />

26<br />

Extrarabatt für<br />

Autofahrer<br />

Versicherungsvorstand<br />

Cramer<br />

Geschäft verhagelt Regen und<br />

Hagel hat den Winzern in Frankreichs<br />

berühmtester Weinregion<br />

Bordeaux die Lese verdorben.<br />

Sie dürfte 19 Prozent weniger<br />

Wein ergeben als im Vorjahr.<br />

ManagementCup<br />

Sie sind Chef eines Startups<br />

und besitzen Rechte an einer<br />

neuen Technologie – nun steht<br />

der Schritt ins Massengeschäft<br />

an. So lautet das Szenario des<br />

WirtschaftsWoche + KPMG<br />

ManagementCups. Noch bis<br />

<strong>11</strong>. November <strong>2013</strong> können Sie<br />

einsteigen und Ihr fiktives Unternehmens<br />

steuern. Infos unter<br />

wiwo.de/managementcup<br />

37<br />

Produkt<br />

defekt<br />

Artikel<br />

versehentlich<br />

bestellt<br />

Falsche<br />

Lieferung<br />

ALDI<br />

Angriff auf<br />

Konditoren<br />

Unter Deutschlands Bäckern<br />

und Konditoren wächst die Sorge<br />

vor einem neuen Vorstoß<br />

von Aldi Süd. Nachdem der Discounter<br />

seine Filialen in den<br />

vergangenen Jahren bereits mit<br />

Brotbackautomaten ausgerüstet<br />

hat, könnte er in Zukunft<br />

auch frische Kuchen anbieten.<br />

„Da kommt die nächste Welle<br />

auf uns zu“, ist Armin Werner,<br />

Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands<br />

des Deutschen Bäckerhandwerks,<br />

überzeugt. Allerdings<br />

würde Aldi damit das<br />

eigene Geschäft mit Tiefkühlkuchen<br />

torpedieren.<br />

Unter dem Slogan „Feines<br />

<strong>vom</strong> Konditor“ teste Aldi derzeit<br />

in mehreren Märkten ein<br />

neues Backwarensortiment,<br />

heißt es in der Branche. Dabei<br />

würden Kuchen tiefgekühlt bei<br />

Aldi angeliefert und dann in<br />

den Filialen aufgetaut und verkauft.<br />

„Das könnte sehr bald<br />

ausgerollt werden“, erwartet Armin<br />

Juncker, Geschäftsführer<br />

des Verbandes Deutscher Großbäckereien.<br />

Michael Peschke,<br />

Geschäftsführer des Deutschen<br />

Konditorenbunds, sieht „eine<br />

Gefahr für die Branche“, da die<br />

Zahl der Mitbewerber wachse.<br />

henryk.hielscherx@wiwo.de<br />

Bekleidung, Textilien, Schuhe<br />

Restliche Branchen<br />

15 12 14 <strong>11</strong><br />

8 7<br />

9<br />

3 3 2<br />

36<br />

Unvollständige<br />

Lieferung<br />

2<br />

6<br />

Zu lange<br />

Lieferzeiten<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 9<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

FLOSKELCHECK<br />

Basis<br />

Unterste Bodenplatte<br />

einer jeden Parteiarchitektur.<br />

Besteht bisweilen<br />

aus begossenen<br />

Betonköpfen und<br />

dient peripheren Mitgliedern<br />

als Bühne für<br />

fundamentalistische<br />

Untergrundkämpfe<br />

zur schließlich breitgetretenen<br />

Meinungsfindung.<br />

Während die<br />

Basis ihr Handeln für<br />

grundlegend hält,<br />

stellen höhere Parteiinstanzen<br />

jeden Tiefgang<br />

ihrer Überlegungen<br />

infrage und<br />

behandeln das gemeine<br />

Parteivolk unter<br />

Berufung auf realpolitische<br />

Sachzwänge<br />

wie Kellerkinder.<br />

DER FLOSKELCHECKER<br />

Carlos A. Gebauer, 48,<br />

arbeitet als Rechtsanwalt in<br />

Düsseldorf, wurde auch als<br />

Fernsehanwalt von RTL und<br />

SAT.1 bekannt.<br />

GEWERKSCHAFTEN Reiner Hoffmann<br />

»Keine ideologischen<br />

Barrieren errichten«<br />

Der kommende DGB-Chef will die Gewerkschaften<br />

neu aufstellen. Er akzeptiert flexiblere Arbeitszeiten<br />

und fordert eine Reform der Energiewende.<br />

Herr Hoffmann, auch wenn einige<br />

Einzelgewerkschaften die<br />

Wende geschafft haben, dürfte<br />

die Mitgliederzahl insgesamt in<br />

diesem Jahr weiter sinken. Wie<br />

wollen Sie den Trend drehen?<br />

Da gibt es eine Reihe von Dingen.<br />

Die Gewerkschaften müssen<br />

sich etwa stärker um höher<br />

qualifizierte Angestellte kümmern.<br />

Der Solidaritätsgedanke<br />

allein zieht bei dieser Klientel<br />

nicht. Bei der Arbeitszeit müssen<br />

wir noch mehr Differenzierung<br />

zulassen und notfalls<br />

sogar fördern – wenn die Arbeitnehmer<br />

das wollen. Prinzipiell<br />

sollten Gewerkschaften keine<br />

ideologischen Barrieren errichten.<br />

Da haben wir durchaus<br />

Fehler gemacht.<br />

Welche?<br />

Teilzeitarbeit zum Beispiel haben<br />

wir lange bekämpft und<br />

verteufelt. Das Ergebnis: Heute<br />

liegt unser Organisationsgrad<br />

bei Teilzeitbeschäftigten unter<br />

zehn Prozent. Auch die Leiharbeit<br />

ist nicht per se des Teufels.<br />

Hier gilt es jedoch, Missbrauch<br />

und Auswüchse zu bekämpfen.<br />

Müssten die deutschen<br />

Gewerkschaften nicht stärker<br />

auch ins Ausland schauen?<br />

Absolut. Die Gewerkschaften<br />

müssen sich international noch<br />

stärker vernetzen. Es gilt, unsere<br />

Kräfte stärker zu bündeln,<br />

um schlagkräftiger zu werden.<br />

Nötig ist auch eine international<br />

orientierte Personalentwicklung.<br />

Nur ein Beispiel: Wo immer<br />

möglich sollten junge<br />

Gewerkschafter Praktika im<br />

Ausland machen, etwa beim<br />

Europäischen Gewerkschaftsbund<br />

(EGB) in Brüssel.<br />

Während der DGB über einen<br />

Jahresetat von 141 Millionen<br />

Euro verfügt, muss der EGB mit<br />

zwölf Millionen auskommen.<br />

Braucht der Bruder in Brüssel<br />

mehr Geld und Personal?<br />

Ja, darüber muss nachgedacht<br />

werden. Die Entscheidung<br />

darüber treffen aber die Einzelgewerkschaften.<br />

Denkbar wäre<br />

auch eine projektbezogene<br />

Entsendung von Gewerkschaftssekretären.<br />

Ist das deutsche System der<br />

Mitbestimmung noch ein<br />

Modell für andere EU-Staaten?<br />

Wir sollten nicht so tun, als sei<br />

das deutsche Modell das einzig<br />

wahre. Es gibt unterschiedliche<br />

Gewerkschaftskulturen in Europa;<br />

dies haben wir zu respektieren.<br />

Mitbestimmung ist in<br />

vielen europäischen Nachbarländern<br />

kein Fremdwort mehr.<br />

DER QUERDENKER<br />

Hoffmann, 58, soll neuer Chef des<br />

Deutschen Gewerkschaftsbunds<br />

(DGB) werden. Dass ihn der Gewerkschaftstag<br />

im Mai als Nachfolger<br />

von Michael Sommer, 61,<br />

wählt, gilt als sicher. Derzeit leitet<br />

Hoffmann den Bezirk Nordrhein<br />

der IG Bergbau, Chemie, Energie.<br />

Sie sind derzeit noch Bezirksleiter<br />

der IG BCE – einer Gewerkschaft,<br />

deren Mitglieder<br />

zu einem großen Teil in energieintensiven<br />

Unternehmen<br />

arbeiten. Ist die Energiewende<br />

für Sie eine Bedrohung?<br />

Grundsätzlich müssen wir die<br />

Chancen der Energiewende in<br />

den Vordergrund stellen – ohne<br />

Risiken zu unterschätzen. Gerade<br />

für energieintensive Branchen<br />

darf die Energiepolitik<br />

nicht zu internationalen Wettbewerbsverzerrungen<br />

führen.<br />

Was also schlagen Sie vor?<br />

Das Chaos beim Netzausbau<br />

muss ein Ende haben. Wir<br />

brauchen ein Monitoring-<br />

System, das einen genauen<br />

Fahrplan für die Energiewende<br />

festlegt. Energie muss unseren<br />

Betrieben zu wettbewerbskompatiblen<br />

Preisen bereitgestellt<br />

werden, sonst gehen die<br />

Unternehmen irgendwann ins<br />

Ausland. Ich warne auch davor,<br />

die Befreiung energieintensiver<br />

Betriebe von der EEG-<br />

Umlage einzuschränken. Ohne<br />

diese Befreiung könnten zum<br />

Beispiel Aluminiumhütten in<br />

Deutschland nicht mehr produzieren.<br />

Wir brauchen eine<br />

grundlegende Reform des<br />

Erneuerbaren-Energien-Gesetzes<br />

– und da bleibt nicht viel<br />

Zeit.<br />

Was muss die neue Bundesregierung<br />

noch angehen?<br />

Wir brauen eine neue Ordnung<br />

der Arbeit. Dazu gehören der<br />

flächendeckende Mindestlohn<br />

von 8,50 Euro und die Verhinderung<br />

von Missbrauch bei<br />

Leiharbeit und Werkverträgen.<br />

Vor allem kommt es auf die<br />

Stärkung der Tarifautonomie<br />

an. Die Hürden für Allgemeinverbindlichkeitserklärungen<br />

müssen sinken, die Tarifeinheit<br />

muss gesichert werden. Wir<br />

brauchen zudem flexible Übergänge<br />

aus dem Berufsleben und<br />

ein Aktionsprogramm für „Gute<br />

Arbeit“ – damit Menschen gesund<br />

durchs Berufsleben kommen<br />

und Arbeitsplätze altersgerecht<br />

gestaltet werden.<br />

bert.losse@wiwo.de<br />

ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER; FOTO: JUDITH WAGNER<br />

10 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

BAYERNLB<br />

Neue<br />

Vorwürfe<br />

GRÜNDERPREIS<br />

Tag der Macher<br />

Tagsüber diskutierten sie auf<br />

der WirtschaftsWoche-Gründerkonferenz<br />

Neumacher über<br />

Geschäftsmodelle und Finanzierung.<br />

Abends feierten sie<br />

den Gewinner des Wirtschafts-<br />

Woche-Gründerpreises – das<br />

Augsburger IT-Startup Secomba.<br />

WirtschaftsWoche-Chefredakteur<br />

Roland Tichy lobte es<br />

als „Startup-Perle Europas“. Im<br />

NKD<br />

Ex-Chef<br />

angeklagt<br />

Die Staatsanwaltschaft Hof<br />

hat Anklage gegen Michael<br />

Krause erhoben, den früheren<br />

Chef des Textildiscounters<br />

NKD. Das bestätigte das Landgericht<br />

Hof, das nun entscheiden<br />

muss, ob es die Anklage gegen<br />

den 37-Jährigen zulässt. Die<br />

Staatsanwaltschaft wirft Krause<br />

Untreue in Millionenhöhe vor.<br />

Er soll mit fingierten Beratungsaufträgen<br />

3,7 Millionen Euro<br />

über Hongkonger NKD-Töchter<br />

nach Zypern abgezweigt haben<br />

(WirtschaftsWoche 30/<strong>2013</strong>).<br />

Krauses Anwälte äußerten sich<br />

bis Redaktionsschluss nicht zu<br />

der Anklage.<br />

NKD war im Frühjahr dieses<br />

Jahres nur knapp an der Insolvenz<br />

vorbeigeschrammt und<br />

trennte sich kurz darauf von<br />

Krause. Seit Juli sitzt er in Untersuchungshaft.<br />

Laut Staatsanwaltschaft<br />

sind Ermittlungen<br />

gegen weitere Beschuldigte<br />

möglich. Den Argwohn der Kriminalisten<br />

weckt etwa ein Im-<br />

Unter<br />

Verdacht<br />

Krause soll<br />

Millionen<br />

veruntreut<br />

haben<br />

C Sponsoren Schwarz<br />

(Vontobel), Dümichen (KPMG)<br />

B Jury mit Siegern Nikolas Gabrysch,<br />

Christine Stimpel, Andrea<br />

Pfundmeier, Robert Freudenreich,<br />

Julia Derndinger, Roland Tichy<br />

Hamburger Freihafen sprachen<br />

mehr als 200 Gründer, Wissenschaftler<br />

und gestandene Unternehmer<br />

wie GFT-Technologies-Chef<br />

Ulrich Dietz über den<br />

Gründerstandort Deutschland.<br />

„Geprägt von Kreativität und<br />

Kaufmannsgeist“ warb Carsten<br />

Brosda von der Staatskanzlei<br />

Hamburg für die Gründerszene<br />

der Hansestadt, die die Konferenz<br />

als Sponsor ebenso unterstützte<br />

wie KPMG. „Wir stellen<br />

rote Fahnen auf, damit die<br />

Gründer nicht in vermeintliche<br />

Fettnäpfchen treten“, sagte<br />

KPMG-Partner Tim Dümichen.<br />

Und attraktiv für private Investoren<br />

werden. Denn die„lassen<br />

sich nicht von PR blenden und<br />

prüfen Businesspläne ganz genau“,<br />

sagte Volker Schwarz von<br />

der Privatbank Vontobel –<br />

ebenfalls ein Sponsor der Veranstaltung<br />

(siehe Seite 86).<br />

manfred.engeser@wiwo.de<br />

mobiliendeal, bei dem Krause<br />

sein Haus in Düsseldorf an einen<br />

ranghohen Manager eines<br />

NKD-Geschäftspartners verkauft<br />

hat. Den millionenschweren<br />

Kaufpreis hat die Staatsanwaltschaft<br />

gepfändet. Krauses<br />

Anwälte äußerten sich auch<br />

hierzu zunächst nicht.<br />

Möglicherweise hatte Krause<br />

gleich doppeltes Pech. In NKD-<br />

Unternehmenskreisen heißt es,<br />

dass Krause auch an dem nach<br />

Zypern geflossenen Geld nicht<br />

lange Freude gehabt haben soll.<br />

Während der Bankenkrise zog<br />

der Staat alle Guthaben oberhalb<br />

von 100 000 Euro ein. Die<br />

Staatsanwaltschaft hat ein<br />

Rechtshilfeersuchen an die Kollegen<br />

in Zypern gestellt, um herauszufinden,<br />

ob sich zu diesem<br />

Zeitpunkt tatsächlich noch<br />

NKD-Geld auf zyprischen Konten<br />

befand.<br />

florian.zerfass@wiwo.de I Frankfurt<br />

Schwere Vorwürfe gegen die<br />

BayernLB erhebt Tilo Berlin,<br />

Ex-Vorstand der österreichischen<br />

Bank Hypo Group<br />

Alpe Adria (HGAA). In einer<br />

sogenannten Sachverhaltsdarstellung<br />

für die Wiener Wirtschafts-<br />

und Korruptionsstaatsanwaltschaft<br />

beschuldigt<br />

er Michael Kemmer, ehemals<br />

Chef der BayernLB und heute<br />

Vorsitzender des Bundesverbandes<br />

deutscher Banken, sowie<br />

Stefan Ermisch, ebenfalls<br />

Ex-Vorstand der BayernLB,<br />

und den früheren bayrischen<br />

Finanzminister Georg Fahrenschon<br />

sowie „unbekannte Täter<br />

im Kreis der Bayerischen<br />

Landesbank“, die Republik Österreich<br />

„unter Druck gesetzt,<br />

getäuscht und betrogen“ zu<br />

haben. Das Schreiben liegt der<br />

WirtschaftsWoche vor. Die<br />

BayernLB gehört dem Freistaat<br />

Bayern und dem Sparkassenverband<br />

Bayern.<br />

Mithilfe falscher Darstellungen,<br />

so Berlins Vorwurf, habe<br />

die BayernLB <strong>vom</strong> österreichischen<br />

Staat „Partizipationskapital<br />

in Höhe von 900 Millionen<br />

Euro“ erhalten. Die<br />

BayernLB hatte die HGAA 2007<br />

Hals über Kopf übernommen,<br />

mit dem Ziel, das Geschäft in<br />

Südosteuropa auszuweiten.<br />

Als die HGAA nach Ausbruch<br />

der Finanzkrise in Turbulenzen<br />

geriet, gab die BayernLB<br />

sie „in einer Nacht-und-Nebel-<br />

Aktion“, wie Österreich jetzt behauptet,<br />

für einen symbolischen<br />

Euro zurück.<br />

Anschließend musste das<br />

Finanzhaus notverstaatlicht<br />

werden. Berlin behauptet, die<br />

BayernLB habe die Rückgabe<br />

der Bank an Österreich lange<br />

geplant und gegenüber Wien<br />

den wahren Zustand der HGAA<br />

verschwiegen. Die BayernLB<br />

weist die Vorwürfe zurück.<br />

matthias.kamp@wiwo.de | München<br />

FOTOS: CHRISTIAN MARTIN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE (2), IMAGO/BERND MÜLLER<br />

12 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

DORMERO<br />

Wöhrl plant<br />

Hotelkette<br />

Der Nürnberger Multiunternehmer<br />

Hans Rudolf Wöhrl<br />

will eine deutschlandweit aktive<br />

Hotelkette aufbauen. Erst in<br />

der vergangenen Woche hat der<br />

65-Jährige, der für seinen lukrativen<br />

An- und Verkauf von Fluglinien<br />

wie DBA und LTU bekannt<br />

ist, das Berliner Fünf-<br />

Sterne-Haus Brandenburger<br />

Hof übernommen. Umgesetzt<br />

haben den Deal Wöhrls Immobiliengruppe<br />

Tetris sowie die<br />

von ihm und seinem Sohn Marcus<br />

Wöhrl kontrollierte Hotelfirma<br />

Dormero Hotels & Resorts,<br />

Bis zu 20 Häuser in zehn Jahren<br />

Ex-LTU-Gesellschafter Wöhrl<br />

die bereits sieben Häuser in<br />

Städten wie Dresden, Frankfurt,<br />

Hannover und Stuttgart betreibt.<br />

„Wenn ich sehe, dass in vier<br />

Jahren acht Häuser ans Netz<br />

gingen, so sind 20 Häuser in<br />

maximal zehn Jahren keine<br />

Utopie“, sagt Wöhrl. „Wir hoffen<br />

bald in München, Hamburg,<br />

Düsseldorf, Köln und Leipzig<br />

fündig zu werden.“ Auch Städte<br />

mittlerer Größe hätten oft einen<br />

größeren Bedarf, als man ahne.<br />

Gäste lockt der Franke, indem<br />

Minibar, WLAN und Pay-TV<br />

nichts extra kosten. Wöhrl: „Solche<br />

Dinge stehen auf der Bad-<br />

List, die wir konsequent aus unserem<br />

Konzept verbannten.“<br />

ruediger.kiani-kress@wiwo.de<br />

<strong>11</strong>.<strong>11</strong>. Freihandelsabkommen Die Europäische Kommission<br />

und die US-Regierung starten am Montag die<br />

zweite Verhandlungsrunde über eine transatlantische<br />

Handels- und Investitionspartnerschaft. Die<br />

Gespräche dauern bis Freitag.<br />

EU-Haushalt Die Regierungen der EU-Staaten, die<br />

EU-Kommission und das Europäische Parlament<br />

suchen einen Kompromiss für den Haushalt des<br />

nächsten Jahres und für die mittelfristige Finanzplanung<br />

von 2014 bis 2020. Sie sieht bisher <strong>Ausgabe</strong>n<br />

von knapp einer Billion Euro vor.<br />

13.<strong>11</strong>. Filmförderung EU-Wettbewerbskommissar<br />

Joaquín Almunia will die staatlichen Hilfen für europäische<br />

Filme reformieren und erläutert am<br />

Mittwoch seinen Plan. Bisher<br />

stellen die EU-Staaten jedes Jahr<br />

rund drei Milliarden Euro für die<br />

Filmförderung bereit. In Deutschland<br />

prüft zudem das Bundesverfassungsgericht,<br />

ob die hier gewährte<br />

Unterstützung mit dem<br />

Grundgesetz vereinbar ist.<br />

14.<strong>11</strong>. SPD In Leipzig eröffnen die Sozialdemokraten am<br />

Donnerstag ihren Parteitag. Hauptthema dürften<br />

die Koalitionsgespräche mit der CDU/CSU sein.<br />

Außerdem will sich die SPD auf die Wahlen im<br />

nächsten Jahr vorbereiten: für die Landtage in<br />

Sachsen, Thüringen und Brandenburg und für das<br />

Europäische Parlament.<br />

Wulff-Prozess Vor dem Landgericht Hannover beginnt<br />

das Verfahren gegen Ex-Bundespräsident<br />

Christian Wulff. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm<br />

Vorteilsnahme vor.<br />

Konjunktur Die Bundesbank veröffentlicht ihren<br />

Finanzstabilitätsbericht, das Statistische Bundesamt<br />

das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte<br />

Quartal und Eurostat das BIP für die EU.<br />

ERLEBNISGESCHENKE<br />

App für<br />

Abenteuer<br />

Mit einem Formel-1-Wagen<br />

über den Nürburgring rasen, im<br />

Tandem mit dem Fallschirm<br />

abspringen oder Schützenpanzer<br />

fahren – Jochen Schweizer<br />

erfüllt ausgefallene Wünsche.<br />

Das ist sein Geschäft. Im vergangenen<br />

Jahr erwirtschaftete<br />

er damit einen Umsatz von<br />

rund 50 Millionen Euro. Jetzt<br />

TOP-TERMINE VOM <strong>11</strong>.<strong>11</strong>. BIS 17.<strong>11</strong>.<br />

geht der ehemalige Stuntman<br />

einen Schritt weiter.<br />

Im nächsten Mai will er eine<br />

App vorstellen, über die jeder<br />

Erlebnisse in seiner Region<br />

auch kurzfristig buchen kann.<br />

„Wer am Nachmittag noch<br />

Blick für<br />

ausgefallene<br />

Wünsche<br />

Unternehmer<br />

Schweizer<br />

MICROSOFT<br />

Umzug nach<br />

Schwabing<br />

Aus Sicht der amerikanischen<br />

Kollegen lag Microsofts<br />

Deutschland-Zentrale schon<br />

immer in München. 2016 ist es<br />

tatsächlich so weit: Dann zieht<br />

der Softwareriese nach mehr als<br />

20 Jahren <strong>vom</strong> Vorort Unterschleißheim<br />

in die bayrische<br />

Hauptstadt. Nächstes Jahr beginne<br />

ein Investor mit den Bauarbeiten<br />

an der neuen Zentrale<br />

im Münchner Stadtteil Schwabing,<br />

heißt es aus dem Unternehmen.<br />

Die Entscheidung hat<br />

Microsofts Deutschland-Chef<br />

Christian Illek schon dem<br />

Unterschleißheimer Bürgermeister<br />

Christoph Böck mitgeteilt,<br />

der seinen größten Gewerbesteuerzahler<br />

verliert.<br />

Zwei Jahre lang hatte der<br />

Konzern verschiedene Optionen<br />

abgewogen – <strong>vom</strong> Umbau<br />

der bisherigen Zentrale bis zum<br />

Neubau in München. Wie viele<br />

der rund 1800 Beschäftigten<br />

künftig in Schwabing arbeiten,<br />

ist noch offen. Im August erst<br />

hatte Illek den deutschen Beschäftigten<br />

freigestellt, selbst zu<br />

entscheiden, wo sie künftig<br />

schuften möchten: zu Hause<br />

oder an einem der Standorte in<br />

Berlin, Köln und von 2016 an in<br />

München.<br />

thomas.kuhn@wiwo.de<br />

nichts vorhat, kann über diese<br />

App sehen, dass zum Beispiel<br />

zwei Querstraßen weiter noch<br />

ein Termin für eine wunderbare<br />

Thai-Massage frei ist“, erklärt<br />

der Unternehmer sein neues<br />

Konzept.<br />

Dazu müssen allerdings erst<br />

seine insgesamt 2500 Geschäftspartner<br />

ihre Angebote in ein<br />

gemeinsames System einpflegen.<br />

Binnen eines Jahres will<br />

Schweizer 80 Prozent der<br />

Partner überzeugt haben,<br />

genau das zu tun.<br />

rebecca.eisert@wiwo.de<br />

FOTOS: ACTION PRESS/HARTMUT MÜLLER-STAUFFENBERG, DDP IMAGES (2)<br />

14 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

CHEFSESSEL<br />

STARTUP<br />

LOUIS VUITTON<br />

Nicolas Ghesquière, 42,<br />

arbeitet jetzt als Kreativdirektor<br />

für die französische<br />

Luxusmarke. Er folgt<br />

auf Marc Jacobs, 50, der im<br />

Oktober seinen Abschied<br />

angekündigt hat und den<br />

Börsengang seiner eigenen<br />

Modemarke Marc Jacobs<br />

vorbereiten will. Seine<br />

erste Vuitton-Kollektion<br />

möchte Ghesquière schon<br />

im März präsentieren.<br />

16 Jahre arbeitete er für<br />

Balenciaga, im November<br />

vergangenen Jahres verließ<br />

er den Modehersteller.<br />

ACER<br />

Jim Wong, 55, leitet von Januar<br />

2014 an den angeschlagenen<br />

taiwanischen Computerbauer.<br />

Bisher war der<br />

Mathematiker als Corporate<br />

President verantwortlich für<br />

das operative Geschäft von<br />

Acer. Wong übernimmt den<br />

MAKLER<br />

Chefposten von J.T. Wang, 59,<br />

der am Dienstag nach der Vorlage<br />

schlechter Finanzzahlen<br />

seinen Rücktritt erklärt hat. Die<br />

Nummer vier im schrumpfenden<br />

PC-Markt leidet unter dem<br />

Boom der Tablets.<br />

COMMERZBANK<br />

Jochen Klösges, 49, bisher als<br />

Commerzbank-Vorstand für die<br />

interne Abbaubank verantwortlich,<br />

wechselt zur Hamburger<br />

Reedereigruppe E.R. Capital<br />

Holding. In ihr hat der Unternehmer<br />

Erck Rickmers seine<br />

Firmen zusammengefasst.<br />

Mit Seefahrt kennt Klösges sich<br />

aus, denn er musste bei der<br />

Commerzbank notleidende<br />

Schiffsfinanzierungen abwickeln.<br />

Auch Ulrich Sieber, 47,<br />

muss den Vorstand der Commerzbank<br />

verlassen, da sie das<br />

Gremium verkleinern will. Mit<br />

ihm konnte sie sich nicht<br />

gütlich einigen. Er will die Bank<br />

verklagen. Sein Vertrag wäre<br />

erst 2017 ausgelaufen.<br />

AIR BERLIN<br />

Paul Gregorowitsch, 57, Verkaufsvorstand<br />

der Fluglinie,<br />

geht zum 1. Dezember und<br />

nimmt im März einen noch<br />

nicht genannten Job in seiner<br />

niederländischen Heimat an.<br />

Überraschend daran: Obwohl<br />

der Abgang seit Monaten erwartet<br />

wurde, hat Air Berlin bisher<br />

noch keinen Nachfolger nominiert.<br />

12000<br />

Maklerfirmen vermitteln in Deutschland Wohnimmobilien. 35 bis<br />

45 Prozent der Vermietungen laufen über Makler und 50 bis 60<br />

Prozent der Verkäufe. Branchenführer ist die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe, die in dem Bereich 2012 netto 367 Millionen Euro<br />

umsetzte, gefolgt von Engel & Völkers mit 97 Millionen Euro.<br />

SOMMELIER PRIVÉ<br />

Wein online verkosten<br />

Fakten zum Start<br />

Finanzierung zunächst eigene<br />

Mittel, mehr als 100000 Euro<br />

von Business Angels und über<br />

Crowdinvesting 200000 Euro<br />

Umsatz in diesem Jahr 250000<br />

Euro, für 2014 sind 2,5 Millionen<br />

Euro geplant<br />

„Was Arno früher am Tisch gemacht hat, machen wir jetzt online“,<br />

sagt Marc Clemens, der Gründer des Internet-Unternehmens<br />

Sommelier Privé. Arno Steguweit hat die Gäste des Berliner<br />

Adlon-Hotels bei der Auswahl der Weine beraten. Die Idee, daraus<br />

ein Geschäftsmodell zu entwickeln, kam den beiden, als sie sich<br />

auf einer privaten Feier kennenlernten. Clemens hatte damals<br />

Betriebswirtschaftslehre in St. Gallen und in Paris studiert.<br />

Im vergangenen Jahr bauten sie den Online-Weinhandel auf, allen<br />

voran Philipp Nagels, Clemens, Grazia Ravelli und Paul<br />

Stubert (von links) und natürlich Steguweit. Der frühere Chefsommelier<br />

des Adlon hat eigens einen Fragebogen ausgearbeitet,<br />

mit dem er herausfinden will, welchem Kunden er welchen Wein<br />

empfehlen kann.<br />

Rund 15 bis 16 Euro kostet eine Flasche im Schnitt, 150 bis 200<br />

Sorten bietet der Berliner Online-Weinhandel an – ausgewählt<br />

von Steguweit und Hendrik Thoma, Gastsommelier des Startups.<br />

Im nächsten Frühjahr wollen die Jungunternehmer in großen<br />

Städten wie Berlin, Hamburg oder München sogar stationäre<br />

Läden eröffnen, sogenannte<br />

Pop-up-Stores,<br />

die nur wenige Wochen<br />

oder Monate existieren.<br />

Zudem strebt Sommelier<br />

Privé im nächsten Jahr<br />

die schwarze Null an –<br />

bei einem Umsatz von<br />

2,5 Millionen Euro.<br />

nele.hansen@wiwo.de<br />

FOTOS: PICTURE PRESS/CAMERA PRESS, GÖTZ SCHLESER, CARO FOTOAGENTUR/ROBERT SEEBERG<br />

16 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft | Chefbüro<br />

F. Scott Woods<br />

Deutschland-Chef von Facebook<br />

Die virtuelle Welt von Facebook<br />

spiegelt sich im Büro von F.<br />

Scott Woods, 44, wider. Überall<br />

Poster, Plakate, Sticker und<br />

Haftnotizen, selbst die Deckenpfeiler<br />

sind mit Fotos und<br />

handgeschriebenen Merkzetteln<br />

tapeziert – mal gerade ausgerichtet,<br />

mal etwas schief. Und<br />

selbstverständlich arbeitet der<br />

Deutschland-Chef des sozialen<br />

Netzwerks in einem Großraumbüro,<br />

auf 500 Quadratmetern in<br />

der Hamburg Innenstadt.<br />

Woods mag die Atmosphäre<br />

aus kollektiver Betriebsamkeit<br />

und kollegialem Small Talk. Stilmöbel<br />

und Kunstwerke fehlen.<br />

Auf einigen Schreibtischen liegen<br />

Postkarten mit Leitmotiven<br />

wie „Fail Harder“ („Auch wenn<br />

du scheiterst, lerne daraus, und<br />

du kannst Erfolg haben.“). Sie<br />

stehen für die Kultur des amerikanischen<br />

Internet-Unternehmens,<br />

das im Mai vergangenen<br />

Jahres an die Börse ging und<br />

den Umsatz 2012 um 37 Prozent<br />

auf 5,2 Milliarden Dollar erhöhte.<br />

Rund 1,2 Milliarden Menschen<br />

weltweit nutzen Facebook,<br />

allein in Deutschland<br />

sind es 25 Millionen. Woods<br />

stammt aus der Stadt Lavallette<br />

im US-Bundesstaat New Jersey,<br />

wuchs in Deutschland auf und<br />

studierte an der amerikanischen<br />

Colgate University Germanistik.<br />

Seit Februar 2010 ist<br />

er für Facebook-Gründer Mark<br />

Zuckerberg der „Mann vor Ort“.<br />

Zusammen mit 25 Mitarbeitern<br />

berät Woods Agenturen und<br />

Unternehmen bei ihren Werbeauftritten<br />

auf Facebook. Das<br />

Rüstzeug dazu erwarb er sich<br />

zuvor beim Suchportal Google,<br />

beim Internet-Radio LastFM<br />

sowie bei den Medienkonzernen<br />

Gruner+Jahr und Axel<br />

Springer. Sein Arbeitsplatz im<br />

Großraumbüro unterscheidet<br />

sich kaum von denen seiner<br />

Kollegen: Computer, Laptop,<br />

iPhone. An einer Säule kleben<br />

Fotos von Events: Woods mit<br />

schwedischen Kollegen auf<br />

einer Weihnachtsfeier und<br />

Woods mit TV-Moderator Kai<br />

Pflaume. An der Wand hängt<br />

ein Trikot des Hamburger<br />

Sportvereins. „Der HSV ist mein<br />

Verein“, sagt Woods. Das Trikot<br />

trägt die Nummer 10 – und<br />

natürlich den Namen Woods.<br />

ulrich.groothuis@wiwo.de<br />

FOTO: ARNE WEYCHARDT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

18 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Geschmeidige Generation<br />

KOALITION | Union und SPD wollen viel verteilen in den nächsten vier Jahren.<br />

Gerecht ist das nicht. Vor allem Junge schneiden schlecht ab. Die wenigen Vertreter<br />

ihres Alters passen sich in den Verhandlungen eher an, als aufzumucken.<br />

Um bei den Jungen zu landen,<br />

muss die Geschichte bei den<br />

Alten beginnen. Bei Heinz<br />

Riesenhuber zum Beispiel.<br />

Als Alterspräsident eröffnete<br />

der 77-jährige CDU-Senior jüngst die Sitzungszeit<br />

des 18. Bundestags. Im Plenum<br />

sprach er auch zur Abgeordneten Dorothee<br />

Bär, 35, die grade noch zur CSU-Jugendtruppe<br />

Junge Union gehört. Bärs<br />

Oma, gleicher Jahrgang wie Riesenhuber,<br />

kümmert sich an Sitzungstagen öfter um<br />

die drei Kinder der Enkelin in Franken.<br />

Die Alten helfen den Jungen. In der Politik<br />

sind die Junioren aber auch oft von Senioren<br />

umzingelt. „Die Älteren sind halt<br />

häufiger politisch aktiv“, sagt Bär. „Jüngere<br />

gehen auch seltener zur Wahl.“<br />

Im Bundestag liegt das Durchschnittsalter<br />

der Abgeordneten bei etwa 50 Jahren.<br />

Bei den Wählern dominieren die Alten: Ein<br />

Drittel ist älter als 60, nur gut ein Viertel<br />

jünger als 40 Jahre alt. In den Parteien sieht<br />

es ähnlich aus: Das durchschnittliche SPD-<br />

Mitglied bringt es auf 59 Jahre, bei CDU<br />

und CSU sind es 57 und 60 Jahre.<br />

KEIN KONFLIKT WEIT UND BREIT<br />

Das macht die jüngeren Ehrgeizigen wie<br />

Bär zwar sichtbar – zumal die CSU-Frau<br />

gerne in Pink oder Lila daherkommt. Doch<br />

die Älteren haben mehr Gewicht. Die Aufstrebenden<br />

legen es zudem nicht auf Konflikte<br />

an. Sie nennen es Vorsicht, andere<br />

würden es womöglich Feigheit nennen.<br />

Die Unterhändler der Möchtegernkoalition<br />

aus Schwarzen und Roten wünschen<br />

sich zudem verwertbare Erfolge bis zur<br />

Wahl in vier Jahren. Doch Mütterrente oder<br />

Rente mit 63, ungedeckte Versprechen bei<br />

der Pflege und das Eingeständnis, die bereits<br />

angehäuften mehr als zwei Billionen<br />

Euro deutscher Staatsschuld doch nicht<br />

abzubauen, sprechen für wenig Weitblick.<br />

Die Folgelasten fallen erst in zehn Jahren<br />

an – oder eine Generation später.<br />

Jüngere wie Bär, der CDU-Wirtschaftspolitiker<br />

Carsten Linnemann, 36, oder die<br />

Last für die Jüngeren<br />

Staatsverschuldung in Deutschland<br />

(inMilliarden Euro)<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

1950 60 70 80 90 2000 10<br />

Quelle:Destatis<br />

SPD-Abgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler,<br />

38, müssten „Hier“ und „Stopp“<br />

schreien in den Koalitionsrunden, in denen<br />

es viel ums Verteilen und wenig ums<br />

Aufsparen geht.<br />

Wer viel verteilt, lässt weniger Geld und<br />

Chancen für Jüngere. Doch Generationengerechtigkeit<br />

ist kein Thema. Zu bequem<br />

scheint die wirtschaftliche Lage, zu angepasst<br />

wirken die nicht mehr ganz Jungen, die<br />

es schon fast an die Macht geschafft haben.<br />

Die Dreißiger aus Union und SPD geben<br />

sich pragmatisch und wirken oft beliebig.<br />

Der Tübinger Juniorprofessor Jörg Tremmel<br />

hält die Durchschlagskraft der Jüngeren<br />

für zu gering. Der Befund des Politologen:<br />

„Deutschland ist schon eine Gerontokratie.<br />

Die Jüngeren können sich nicht durchsetzen,<br />

und die Interessen kommender Generationen<br />

werden nicht berücksichtigt.“<br />

Tremmel definiert: „Generationengerecht<br />

wäre, Schulden abzubauen und Investitionen<br />

festzuschreiben.“ Stattdessen sei der<br />

Abbau der Staatsschulden verschoben. In<br />

der Sozial- wie in der Umweltpolitik hinterließen<br />

die Älteren mehr Lasten als Chancen.<br />

PRAGMATISCH STATT BELIEBIG<br />

2002, als Bätzing-Lichtenthäler und Bär<br />

mit so vielen anderen Youngstern wie noch<br />

nie in den Bundestag einzogen, klang vieles<br />

kämpferischer. Bundeskanzler Gerhard<br />

Schröder (SPD) nahm Anlauf zur Agenda<br />

2010, die gefühlte Krise schürte Unruhe<br />

und begünstigte Veränderungen. Damals<br />

sprachen viele von der demografischen<br />

Zeitbombe, wenn immer weniger Junge<br />

den Lebensstandard auch der Älteren sichern<br />

sollen. Davon spricht derzeit in der<br />

Politik keiner, obwohl viele Probleme<br />

durch jahrelanges Aufschieben umso<br />

drängender geworden sind.<br />

Vor zehn Jahren setzte sich Dorothee Bär<br />

noch dafür ein, die Forderung nach Generationengerechtigkeit<br />

in die Verfassung<br />

aufzunehmen. Daraus wurde nichts. „Bei<br />

Grundgesetzänderungen bin ich grundsätzlich<br />

eher skeptisch“, sagt sie heute<br />

nüchtern. „Das ist oft Symbolpolitik.“ Allein<br />

wenn es um eigenständige Rechte für Kinder<br />

gehe, kämpfe sie dafür weiter.<br />

Aus Nachwuchshoffnung Bär ist nach elf<br />

Jahren Bundestag ein abgebrühter Profi<br />

»<br />

FOTO: PAUL BLAU FOTOGRAFIE<br />

22 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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über 40 Jahre<br />

Aus Überzahl...<br />

Deutsche Wähler<br />

nach Altersgruppen*<br />

70,7 % 29,3 %<br />

61,8<br />

Mio.<br />

unter 40 Jahre<br />

...wird Übermacht<br />

AbgeordneteimDeutschen<br />

Bundestag nach Altersgruppen*<br />

über 40 Jahre<br />

82,1 %<br />

631<br />

bis 40 Jahre<br />

17,9 %<br />

30<br />

Prozent<br />

*QUELLE: BUNDESWAHLLEITER, EIGENE BERECHNUNG<br />

Dorothee Bär, 35, CSU<br />

Bär kommt aus Franken, ist Vize-Generalsekretärin<br />

der CSU, Familienpolitikerin,<br />

Fan neuer Medien und zog 2002 in den<br />

Bundestag ein. Über den Nachrichtendienst<br />

Twitter erreicht die Abgeordnete<br />

knapp 17 000 Follower. Sie ist für das Betreuungsgeld<br />

und für die Frauenquote in<br />

Unternehmen. Die Politologin gilt als Anwärterin<br />

auf ein Regierungsamt, etwa als<br />

Parlamentarische Staatssekretärin.<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»<br />

geworden. „Zu Beginn war es für mich<br />

erschreckend, wie lange Abstimmungsprozesse<br />

dauern.“<br />

Auch die Hoffnung auf Posten und Pöstchen<br />

besänftigt. So suchen die U40er ihr<br />

Heil darin, diplomatische Forderungen<br />

einzuschleusen, die Jüngeren zwar helfen<br />

sollen, aber Ältere nicht vergrätzen. Bär<br />

praktiziert diese Kunst in zwei Verhandlungs-AGs<br />

von Schwarz-Rot – eine für Familie<br />

und Gleichstellung, die andere mit<br />

digitaler Agenda – und in großer Runde mit<br />

80,7 Prozent<br />

der CDU/CSU-MdBs sind<br />

älter als 40 Jahre<br />

den Parteichefs Angela Merkel, Horst Seehofer<br />

und Sigmar Gabriel.<br />

Zum Beispiel Netzpolitik. Die inoffizielle<br />

Twitter-Queen im Bundestag betont, dass<br />

ein digital voll erschlossenes Deutschland<br />

vor allem Jungen helfe. Also Breitband in<br />

jeden fränkischen Winkel und Medienbildung<br />

an allen Schulen. Das mache das Arbeiten<br />

flexibler und locke Unternehmen,<br />

es helfe gar gegen die Verödung ganzer<br />

Landstriche. Das digitalisierte Dorf sei die<br />

Lösung, ist sie sehr optimistisch: „Wir müssen<br />

dafür sorgen, dass das flache Land attraktiv<br />

bleibt, dass Junge bleiben oder zurückkehren<br />

und eine Familie gründen.“<br />

GUT FÜR ALTE UND FÜR JUNGE<br />

Ein großes Rad will Bär drehen: „Mein Ziel<br />

wäre es, Deutschland in zehn Jahren komplett<br />

barrierefrei zu gestalten.“ Keine unüberwindbaren<br />

Bordsteine oder Treppen<br />

mehr und leicht nutzbare Internet-Seiten<br />

für Menschen mit einer Behinderung. „Das<br />

hilft Alten und Jungen“, argumentiert sie.<br />

Aber so richtig traut sie sich nicht, ihre Forderung<br />

durchzuboxen. Vieles müssten die<br />

Kommunen bezahlen – also fällt der Erfolg<br />

wohl wegen Geldmangels aus.<br />

Herzensthema der CSU-Frau ist aber die<br />

Familienpolitik. „Es geht ja darum, wie wir<br />

zusammenleben und wie unser Land in 20,<br />

30 Jahren aussieht.“ Für den Bereich war sie<br />

vorige Wahlperiode Sprecherin der Fraktion,<br />

hier könnte ein Regierungsamt winken.<br />

Familie als Generationenthema, bei dem<br />

weder Alte noch Junge vergrätzt werden.<br />

Doch im Detail geht es eben doch wieder<br />

um Geld – Kindergeld etwa – das ja nach<br />

dem Nein zu Steuererhöhungen angeblich<br />

nicht da ist. „Kinderarmut steht ganz oben<br />

auf der Agenda“, beharrt Bär, während die<br />

meisten Koalitionäre über die noch wenig<br />

verbreitete Altersarmut sprechen. Auch<br />

am Betreuungsgeld will sie eisern festhalten.<br />

„Familienpolitik ist eine Investition,<br />

unser Rohstoff ist der Geist in Deutschland.<br />

Wir dürfen kein Kind zurücklassen<br />

und gerne mehr Kinder haben“, argumentiert<br />

sie. „Das ist dann auch gut fürs Säckel<br />

von Herrn Schäuble.“<br />

Geschickte Sätze – Familienpolitik ist also<br />

Finanzpolitik. Gelernt hat Bär auch bei<br />

Horst Seehofer, der sie zur Vizegeneralin der<br />

eher männerlastigen CSU bestimmte. Geht<br />

es um Mentoren, fällt Bär aber ihr Vater ein,<br />

einst Bürgermeister im heimischen Ebelsbach.<br />

Nützlich waren ihr sicher auch Netzwerke,<br />

in denen sich die Getreuen gegenseitig<br />

die Steigbügel halten. In der Union gelten<br />

die Nachwuchsleute dabei als weniger aufmüpfig<br />

als die bei der SPD, dafür aber als<br />

recht effektiv beim Aufstieg. Bär gehört zur<br />

verschwiegenen Seilschaft „Zugspitzgruppe“<br />

der CSU, bestehend aus Leuten, die<br />

2002 ins Parlament kamen. Karl-Theodor zu<br />

Guttenberg stieg am schnellsten auf und<br />

Sabine Bätzing-Lichtenthäler, SPD<br />

Die 38-Jährige stammt aus dem rheinland-pfälzischen<br />

Altenkirchen, überwiegend<br />

katholisch und tiefschwarz. Sie<br />

selbst nennt sich das „rote Schaf“ der<br />

Familie. Wegen der Tschernobyl-Katastrophe<br />

trat sie den Jusos bei, Grüne gab<br />

es in der Heimat nicht. Ihr Vater ist Maler,<br />

die Mutter Krankenschwester, sie<br />

selbst ging zur Fachhochschule und wurde<br />

Beamte. Wer dachte, die junge Abgeordnete<br />

würde als Drogenbeauftragte<br />

scheitern, sah sich getäuscht. Zuletzt<br />

saß Bätzing-Lichtenthäler im Finanzausschuss.<br />

Finanzfragen verhandelt sie nun<br />

auch in der Koalitionsarbeitsgruppe.<br />

stürzte ab, CSU-General Alexander Dobrindt<br />

erhofft sich nun ein Ministeramt.<br />

Im gleichen Jahr gestartet wie Bär und<br />

ebenso nüchtern geworden ist Sabine Bätzing-Lichtenthäler.<br />

Die SPD-Abgeordnete<br />

sprach vor exakt zehn Jahren noch von einer<br />

„Schlaraffenland-Mentalität“, die „am<br />

Ende“ sei. Sie warnte vor Politik, die immer<br />

so täte, als müsse sich nichts ändern, damit<br />

alles schön bleiben kann, wie es ist.<br />

Damals war Bätzing-Lichtenthäler mit<br />

28 die Vorzeigejugendliche der SPD und<br />

erst ein knappes Jahr im Bundestag. Sie<br />

FOTO: PAUL BLAU FOTOGRAFIE<br />

24 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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war schon Teil jener Politik, die sie kritisierte,<br />

aber es fühlte sich noch so an, als stünde<br />

sie draußen.<br />

Drei Legislaturperioden Erfahrung später<br />

darf man sich die Rheinland-Pfälzerin immer<br />

noch als fröhlichen Menschen vorstellen.<br />

Dass Jugend im Leben als Bundestagsabgeordnete<br />

alleine noch keine Kompetenz<br />

ist, hat sie längst gelernt. Auch, dass es ein<br />

Leichtes ist, Politik zu kritisieren; sehr viel<br />

schwieriger aber, gute Argumente durchzusetzen.<br />

86,5 Prozent<br />

der SPD-Abgeordneten<br />

sind älter als 40 Jahre<br />

„Ich bin“, sagt sie, „realistischer geworden.“<br />

In der großen Koalition 2005 bis 2009<br />

wurde Bätzing-Lichtenthäler Drogenbeauftragte<br />

der Bundesregierung und legte<br />

sich öffentlich mit der Alkohol- und Tabaklobby<br />

an. Sie wurde attackiert und als<br />

Spaßbremse verunglimpft. Sie verlor so<br />

manchen Kampf gegen die Industrie. Aber<br />

sie hatte geschafft, dass man sich über sie<br />

aufregte. Ignorieren ging nicht mehr.<br />

Schlaraffenland – die 38-Jährige, die wie<br />

Bär mit am Koalitionsvertrag feilt, findet,<br />

dass sie nichts zurücknehmen muss. „Dass<br />

es uns in Deutschland gut geht, heißt nicht,<br />

dass wir uns zurücklehnen können“, wiederholt<br />

sie ein Argument der Jungen von<br />

einst, die auf Einfluss pochten. Sie will<br />

noch immer für Generationengerechtigkeit<br />

streiten. „Wir dürfen Lasten nicht permanent<br />

den Jüngeren zuschieben.“<br />

Was sie nicht sagt: Mit dieser Einstellung<br />

steht sie quer zu vielen Anliegen ihrer Partei.<br />

Die SPD versprach im Wahlkampf das<br />

Ende vermeintlicher Zumutungen, mehr<br />

Schutz, mehr Geld. Ein Wahlprogramm<br />

mit der Überschrift „Sorge Dich nicht“. Jetzt<br />

kommt der Test. Für die SPD, die Union<br />

und vor allem für die gereifte Bätzing-Lichtenthäler.<br />

Wie viel Widerspruch will sie sich<br />

leisten? Wie viel kann sie durchsetzen?<br />

Bei der Rente wird es besonders<br />

deutlich. Die Wunschlisten<br />

von Schwarz-Rot sind lang,<br />

und hinter den Posten türmen<br />

sich Milliarden. Höhere Mütterrente:<br />

6,5 Milliarden Euro<br />

jährlich. Mindestrenten für<br />

MEHR ZUM THEMA<br />

Wie junge Menschen<br />

optimal fürs Alter vorsorgen<br />

können, lesen<br />

Sie auf Seite 96<br />

Geringverdiener: mehrere Milliarden je<br />

nach Ausgestaltung. Abschlagsfreie Rente<br />

mit 63 für langjährige Beitragszahler: fünf<br />

Milliarden Euro. Wenn alles Wirklichkeit<br />

wird und aus den nur scheinbar üppigen<br />

Rücklagen der Rentenversicherung bezahlt<br />

würde – das Geld für schlechte Zeiten<br />

wäre schnell weg.<br />

„Ich glaube nicht, dass die gegebenen finanziellen<br />

Möglichkeiten ausreichen werden,<br />

wenn wir alle Wünsche der großen<br />

Koalition erfüllen wollen“, sagt sie. Das<br />

wird die Gretchenfrage der Koalition: Kann<br />

sie sich doch beschränken?<br />

Noch schwerer wiegt, dass der Rente mit<br />

67 die Abwicklung droht, dem Großprojekt,<br />

das die Alterssicherung der nächsten<br />

Generation bezahlbar halten soll. Die SPD<br />

plant eine wieder früher einsetzende Rente.<br />

„Wir werden an einer längeren Lebensarbeitszeit<br />

nicht vorbeikommen“, sagt die<br />

Verwaltungswirtin. Aber sie ahnt, dass sie<br />

das einem Dachdecker und einer Pflegerin<br />

kaum vermitteln kann. Ihrer Partei erst<br />

recht nicht.<br />

Fachleuten schwant deshalb Böses. „Die<br />

Rente mit 63 wäre weltfremd. Als wäre der<br />

demografische Wandel einfach in Vergessenheit<br />

geraten“, warnt der Rentenexperte<br />

Axel Börsch-Supan <strong>vom</strong> Münchner Max-<br />

Planck-Institut für Sozialpolitik. „Wir können<br />

nicht wieder neue Anreize zur Frühverrentung<br />

einführen.“<br />

NICHT AUF EINER LINIE<br />

Ähnlich argumentiert Carsten Linnemann.<br />

Der 36-jährige Wirtschaftspolitiker verhandelt<br />

für die Koalition über Arbeit und Soziales.<br />

Er ist nicht der Typ, der die Kamerascheinwerfer<br />

sucht. Doch könnte ihm seine<br />

neue Aufgabe Aufmerksamkeit bringen:<br />

Linnemann hat vor Kurzem den Vorsitz der<br />

Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />

(MIT) der Union übernommen. Mit dem<br />

Ausscheiden der FDP bekommt der CDU-<br />

Wirtschaftsflügel mehr Aufmerksamkeit.<br />

Und Linnemann – junges Gesicht, schmale<br />

Statur, Krawatte und Anzug – muss beweisen,<br />

dass er als Stimme der wirtschaftlichen<br />

Vernunft taugt.<br />

Das Interesse der Wirtschaft und das der<br />

Jungen stimmen für Linnemann häufig<br />

überein: Was jetzt nicht verfrühstückt wird,<br />

bleibt für Investitionen und die<br />

Zukunft. In den Koalitionsverhandlungen<br />

sitzt der 36-Jährige<br />

in einer Reihe mit Arbeitsministerin<br />

Ursula von der Leyen<br />

(CDU). Nur sind die beiden<br />

inhaltlich nicht auf einer Li-<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 25<br />

»<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

nen Streit über generöse Rentenerhöhungen<br />

(wie Parteikollege Jens Spahn) oder<br />

künstliche Hüften für Senioren (wie JU-<br />

Chef Philipp Mißfelder) <strong>vom</strong> Zaun bräche.<br />

Konflikte versucht er in der Fraktion auszutragen.<br />

„Der Schlüssel, um hier ernst genommen<br />

zu werden, ist Sachkenntnis“, sagt<br />

Linnemann etwas umständlich. Er ist promovierter<br />

Volkswirt, und er war Assistent<br />

des verstorbenen Chefökonomen der<br />

Deutschen Bank, Norbert Walter. „Er hat<br />

sich eigentlich nie dran gestört, was sein<br />

69,9 Prozent<br />

der grünen Abgeordneten<br />

sind älter als 40 Jahre<br />

»<br />

nie: Von der Leyen ist Verfechterin der<br />

Frauenquote und der Lebensleistungsrente,<br />

durch die sie die Rente von Geringverdienern<br />

erhöhen will. Linnemann lehnt<br />

beides ab.<br />

„Eine Aufstockung der Rente für Geringverdiener<br />

würde das ganze Leistungsprinzip<br />

des Rentensystems infrage stellen“, sagt<br />

er. „Das wäre ein gefährlicher Systembruch.“<br />

Und teuer: Die Einführung der Lebensleistungsrente<br />

könnte die Rentenkassen<br />

bis 2030 mit rund zehn Milliarden Euro<br />

belasten. „Das wird mittelfristig zu Beitragssteigerungen<br />

führen, zulasten der jungen<br />

Generation“, kritisiert er.<br />

DEN JUNGEN ANS PORTEMONNAIE<br />

In der Runde gibt es deshalb Planspiele,<br />

den Beitragssatz gesetzlich einzufrieren.<br />

Zurzeit sind die Kassen voll, laut Gesetz<br />

müssen die Beiträge gesenkt werden, sobald<br />

die Finanzreserve das Eineinhalbfache<br />

der monatlichen Auszahlungen übersteigt.<br />

Bis zum Jahresende aber dürfte die<br />

Rücklage sogar 1,75 Monatsausgaben betragen.<br />

Greift die Koalition jetzt in die Kasse,<br />

zieht sie damit den Nachkommenden<br />

das Geld aus dem Portemonnaie. „In einer<br />

Carsten Linnemann, 36, CDU<br />

Der Paderborner wurde erst vor Kurzem<br />

zum neuen Vorsitzenden der Mittelstands-<br />

und Wirtschaftsvereinigung (MIT)<br />

der Union gewählt. Linnemann stammt<br />

aus einer Mittelständler-Familie, seine Eltern<br />

führen eine Buchhandlung. Als MIT-<br />

Chef ist der promovierte Volkswirt eine<br />

wichtige Kraft innerhalb des Wirtschaftsflügels<br />

der Union, der die vergangenen<br />

Jahre allerdings an Einfluss verloren hat.<br />

In den Koalitionsverhandlungen sitzt Linnemann<br />

in der Arbeitsgruppe Arbeit und<br />

Soziales – und kämpft gegen die von<br />

Ministerin von der Leyen befürwortete<br />

Lebensleistungsrente.<br />

großen Koalition muss man freilich immer<br />

Kompromisse finden. Aber die dürfen<br />

nicht so ausfallen, dass jüngere Generationen<br />

das Nachsehen haben“, sagt er.<br />

Doch es ist fraglich, ob sein Einwand Gehör<br />

findet. Der Einfluss der Arbeitsgruppen<br />

ist begrenzt, am Ende entscheidet die große<br />

Runde übers Geld. Und der typische<br />

Aufrührer ist der 36-jährige Paderborner<br />

sicher nicht. Damit würde man in Berlin<br />

auch nicht viel erreichen, verteidigt sich<br />

Linnemann. Unwahrscheinlich, dass er ei-<br />

Chef Josef Ackermann ihm gesagt hat“, erzählt<br />

er. „Das hat mich schon beeindruckt.“<br />

Auch Linnemann stellt sich gegen die,<br />

die in der Hierarchie über ihm stehen. Er<br />

ist zu liberal, zu sehr von der Ordnungspolitik<br />

geprägt, als dass er stets auf Parteilinie<br />

fahren könnte. Wenn man sich querstellt,<br />

müsse man schon dahinterstehen, sagt er.<br />

„Man muss es gut begründen können und<br />

bestens informiert sein.“ Als einer von 15<br />

schwarz-gelben Abgeordneten votierte<br />

Linnemann gegen den Euro-Rettungsschirm.<br />

Kanzleramtschef Ronald Pofalla<br />

bot ihm deswegen Nachhilfe an. Die<br />

Jungen Unternehmer hingegen verliehen<br />

ihm deshalb und wegen seiner Rentenkritik<br />

den „Preis für Generationengerechtigkeit“.<br />

Sie sehen in ihm eine Stimme für die<br />

Jungen.<br />

Eine Stimme, der bisher vielleicht das<br />

Mikrofon fehlte – und der Rückhalt? Doch<br />

das Netzwerk Linnemanns dürfte sich weiten.<br />

Der Vorsitz bei den Unions-Mittelständlern<br />

öffnet Türen, auf einmal steht er<br />

in Terminkalendern von Merkel und Bundesfinanzminister<br />

Wolfgang Schäuble.<br />

Schäuble allerdings ließ noch im Wahlkampf<br />

durchblicken, er denke nicht, dass<br />

in der Politik zu wenig für die Interessen<br />

des Nachwuchses getan werde. „Es gibt seit<br />

Langem einen Trend in der Politik und anderswo<br />

hin zu Verjüngung.“ Es fehlten ältere<br />

Abgeordnete auch jenseits der Rentengrenze.<br />

Besonders glücklich klang der<br />

71-jährige Minister nicht.<br />

n<br />

cordula.tutt@wiwo.de | Berlin,<br />

jacqueline goebel, max haerder<br />

FOTO: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

26 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Neues Deutschland<br />

ZUWANDERUNG | Die meisten Hürden für Arbeitsmigranten sind gefallen, aber der<br />

Arbeitsmarkt verlangt noch deutlich mehr internationale Mobilität.<br />

ABGEBLOCKT:<br />

FLÜCHTLINGE<br />

Wer vor Armut flieht,<br />

hat in Deutschland<br />

kaum eine Chance. Die<br />

Politik fürchtet die<br />

Zuwanderung ins Sozialsystem,<br />

bietet aber<br />

kaum andere Lösungen<br />

ANGELOCKT:<br />

FACHKRAFT<br />

Als Krankenschwester<br />

hatte Bulgarin Snezha<br />

R. keine Probleme,<br />

einen Job zu finden.<br />

Deutschland braucht<br />

dringend qualifizierte<br />

Arbeitskräfte aus dem<br />

Ausland<br />

Wenn in Düsseldorfer Straßenbahnen<br />

zur Hauptverkehrszeit<br />

ein Sitzplatz frei<br />

ist, sitzt auf dem Platz daneben<br />

schon mal ein<br />

schwarzer Mann, den viele Leute offenbar<br />

nicht zum Nachbarn haben wollen. Zum<br />

Beispiel Herr Ahmad Ibrahim, graues,<br />

streng gescheiteltes Haar, gekleidet wie aus<br />

dem Ein-Euro-Shop, vor sich zwei Plastiktüten<br />

<strong>vom</strong> Discounter, ein Gesicht, das nur<br />

noch aus Falten zu bestehen scheint. Wer<br />

sich dann doch neben ihn setzt und ihn anspricht,<br />

erfährt schnell, dass Ibrahim seit<br />

23 Jahren in Deutschland lebt. 20 Jahre davon<br />

hat er in großen Hotels gearbeitet,<br />

„Mädchen für alles“, er lacht selber über<br />

den seltsamen Ausdruck, „nie Sozialhilfe“.<br />

Aus Somalia waren seine Frau und er damals<br />

gekommen, als Asyl noch nicht so ein<br />

Problem war. „Jetzt Rente, aber meine Frau<br />

noch arbeitet: Putzstelle.“ Das schwierige<br />

Wort kommt nur mit Mühe über die Lippen<br />

des Migranten, und noch viel schwerer fällt<br />

es ihm, von seinen Gefühlen angesichts der<br />

Fernsehbilder seiner unglücklichen Landsleute<br />

auf Lampedusa zu sprechen. Wa-<br />

»<br />

FOTOS: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, DAVIDS/PRITZKULEIT<br />

28 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Bewegungsfreiheit<br />

Arbeiten<br />

Sprache<br />

In Deutschland gilt die Residenzpflicht.<br />

Je nach Bundesland dürfen sich<br />

Asylbewerber nur innerhalb der Landesoder<br />

Kreisgrenzen bewegen. Für Kirchenoder<br />

Familienbesuche außerhalb dieser<br />

Grenze müssen sie um Erlaubnis fragen.<br />

Problem<br />

Während des Asylverfahrens sollten die<br />

Asylbewerber schnell erreichbar sein.<br />

Hebt man die Residenzpflicht auf, könnte<br />

das zum Problem werden.<br />

Asylbewerber dürfen erst nach neun<br />

Monaten arbeiten, solange sie keinem<br />

Deutschen einen Arbeitsplatz wegnehmen.<br />

In der Realität sind die Hürden, einen<br />

Arbeitsplatz zu finden, extrem hoch.<br />

Problem<br />

Verringert man die Hürden und erleichtert<br />

Flüchtlingen zum Beispiel den Zugang zum<br />

Arbeitsmarkt, könnte das weitere Wirtschaftsflüchtlinge<br />

ins Land locken, die eigentlich<br />

keine Chance auf Asyl haben.<br />

Anspruch auf einen Sprachkurs haben<br />

Asylbewerber und Geduldete in der<br />

Regel nicht. Oft bleiben sie Jahre im Land,<br />

ohne Deutsch zu lernen – das verschlechtert<br />

auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

und erschwert die Integration.<br />

Problem<br />

Auch Sprachkurse kosten Geld. Flüchtlinge<br />

zu integrieren, die das Land vielleicht<br />

bald wieder verlassen müssen, sei wenig<br />

sinnvoll, argumentieren die Behörden.<br />

Taschengeld<br />

Wohnen<br />

Asylbewerbern und Geduldeten steht<br />

ein Taschengeld für Lebensmittel, Hygieneprodukte<br />

und auch zur Teilnahme am<br />

gesellschaftlichen Leben zu. Einige Kommunen<br />

teilen statt Geld Lebensmittel-Gutscheine<br />

aus – oder erlauben Flüchtlingen<br />

das Einkaufen nur in bestimmten Läden.<br />

Mehr als 50 Prozent der Asylbewerber<br />

und Geduldeten sind in Heimen und<br />

Wohncontainern untergebracht, die oft am<br />

Rand der Stadt liegen. Das führt immer<br />

wieder zu Konflikten der verschiedenen<br />

Ethnien untereinander und auch mit<br />

den Anwohnern.<br />

Problem<br />

Geld könnte letztlich nicht den Flüchtlingen,<br />

sondern Schleusern zugutekommen,<br />

die Schulden eintreiben, sagen Kritiker.<br />

Doch die Gutscheine werden nicht überall<br />

angenommen, die Wahlmöglichkeiten der<br />

Flüchtlinge sind erheblich eingeschränkt.<br />

Problem<br />

Eine dezentrale Unterbringung in<br />

Wohnungen ist teuer. Viele Kommunen sehen<br />

kaum andere Möglichkeiten, auf die<br />

zunehmende Zahl der Asylbewerber zu<br />

reagieren.<br />

»<br />

»Es braucht ein<br />

Signal, dass wir<br />

offen sind für<br />

Zuwanderer«<br />

Klaus Zimmermann, IZA<br />

rum sein Nachbar in der Straßenbahn so<br />

neugierig fragt, versteht er nicht genau, das<br />

Wort „Journalist“ ist ihm fremd.<br />

Trotzdem sind Herr Ibrahim und seine<br />

Frau Beispiele für eine Integration, die<br />

durchaus auch bei Zuwanderern gelingen<br />

kann, die keiner gerufen hat, die keine besonderen<br />

Qualifikationen haben und kulturell<br />

erst einmal sehr fremd sind. Ibrahim<br />

ist der schwierige Sprung <strong>vom</strong> Asylbewerber<br />

zum Arbeitnehmer gelungen. Die<br />

meisten der Flüchtlinge, die heute nach<br />

Deutschland kommen, stürzen beim Versuch,<br />

diese Hürde zu nehmen. 100 000<br />

Menschen werden in diesem Jahr in<br />

Deutschland einen Asylantrag stellen,<br />

schätzt das zuständige Bundesamt für Migration<br />

und Flüchtlinge, so hoch waren die<br />

Zahlen zuletzt vor zwölf Jahren.<br />

Die Kommunen warnen vor der finanziellen<br />

Belastung, sie wissen kaum, wo sie<br />

die Flüchtlinge unterbringen sollen. Weil<br />

für Asylbewerber hohe Hürden bei der Arbeitssuche<br />

gelten, haben sie kaum Chancen<br />

auf einen eigenen Verdienst. Also sitzen<br />

sie gelangweilt und nur mit eingeschränkten<br />

Rechten oft jahrelang in von<br />

Steuerzahlern bezahlten Asylheimen fest.<br />

Die Stadt Schwäbisch Gmünd kam da<br />

auf die Idee, Asylbewerber während des<br />

Bahnhof-Umbaus als Kofferträger zu beschäftigen,<br />

für 1,05 Euro pro Stunde. Bis die<br />

Bahn das Projekt stoppte und eigene, nach<br />

Tarif bezahlte Mitarbeiter schickte.<br />

Auch eine Wissensgesellschaft und<br />

High-Tech-Ökonomie braucht Putzkräfte<br />

und Kofferträger wie Herrn Ibrahim. Der<br />

Widerspruch von humanitärer Flüchtlingspolitik<br />

und wirtschaftlicher Rationalität<br />

lässt sich auflösen, weil auch weniger Gebildete<br />

als Arbeitskräfte gebraucht werden.<br />

Aber nur, solange kein 8,50-Euro-Mindestlohn<br />

die Unqualifizierten in die Arbeitslosigkeit<br />

treibt. Und solange der Sozialstaat<br />

nicht ins Absurde abdreht.<br />

Das droht, nachdem das Landgericht Essen<br />

einer seit Jahren im Ruhrgebiet lebenden<br />

rumänischen Familie Hartz-IV-Leistungen<br />

zubilligte, gerade weil der Familienvater<br />

in Deutschland nie gearbeitet hat.<br />

Arbeitssuchende Ausländer haben zwar<br />

keinerlei Anspruch auf Leistungen zum Lebensunterhalt.<br />

Was aber ist nach diesem<br />

Urteil mit Leuten, die unter Ausnutzung<br />

der Freizügigkeit im EU-Raum jetzt nach<br />

Deutschland kommen, ohne an Arbeitsaufnahme<br />

überhaupt nur zu denken? Dazu<br />

gehören schon jetzt 35 000 der insgesamt<br />

324 000 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien,<br />

klagt Hans-Werner Sinn, der Präsident<br />

des Münchner ifo Instituts.<br />

Gerade weil Deutschland Zuwanderung<br />

in seinen Arbeitsmarkt dringend braucht,<br />

muss Zuwanderung in das Sozialsystem<br />

streng reguliert werden. Dabei geht es<br />

nicht nur um die finanzielle Belastung von<br />

FOTO: LAIF/JOHANNES ARLT<br />

30 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Sozialversicherungen und Stadtkassen.<br />

Zuwanderungsfeindliche Populisten sind<br />

in fast allen Nachbarländern Deutschlands<br />

– von Österreich bis in die Niederlande –<br />

inzwischen zum wichtigen politischen<br />

Faktor geworden, in Frankreich droht der<br />

Front National gar zur stärksten Oppositionspartei<br />

zu werden.<br />

Dabei braucht kaum ein Land in der EU<br />

derzeit Zuwanderung so dringend wie<br />

Deutschland. Das liegt vor allem an der<br />

Überalterung der Bevölkerung und den<br />

niedrigen Geburtenzahlen. Migranten sind<br />

aber nicht nur eine Notlösung angesichts<br />

der demografischen Entwicklung. Mit der<br />

Zuwanderung kann auch ein neues<br />

Deutschland entstehen, das vielseitiger ist<br />

und anpassungsfähiger für die Herausforderungen<br />

einer globalisierten Welt. Klassische<br />

Einwanderungsländer wie Australien,<br />

Kanada und die USA haben es im 21. Jahrhundert<br />

leichter als abgeschottete Nationen<br />

– wie Japan.<br />

In Deutschland ist die Zahl der Ausländer<br />

im vergangenen Jahr von 6,9 auf mehr als<br />

7,2 Millionen Menschen gestiegen, obwohl<br />

gleichzeitig knapp <strong>11</strong>3 000 eingebürgerte<br />

Zuwanderer aus dieser Statistik verschwanden.<br />

<strong>2013</strong> ging diese Entwicklung weiter.<br />

Spanier, Griechen, Portugiesen und Italiener<br />

strömen aus ihren krisengeschüttelten<br />

Heimatländern – es sind überwiegend genau<br />

die Zuwanderer, nach denen sich die<br />

Wirtschaft in Deutschland sehnt:gut ausgebildete,<br />

ehrgeizige junge Leute ohne allzu<br />

große kulturelle Distanz zur neuen Umgebung.<br />

Also alles auf gutem Wege?<br />

Zuwanderung nötig<br />

Differenz ausden altersbedingten ZuundAbgängenauf<br />

den Arbeitsmärkten<br />

zwischen 2010 und2020(in Prozent)<br />

Türkei<br />

Irland<br />

USA<br />

Frankreich<br />

Australien<br />

Großbritannien<br />

Niederlande<br />

Spanien<br />

Japan<br />

Italien<br />

Kanada<br />

Polen<br />

Deutschland<br />

–80<br />

–40<br />

Wachstum bzw. Rückgang der Einwohnerzahl<br />

im arbeitsfähigen Alter unter der Annahme,<br />

dass es keine Zu- und Abwanderung gibt;<br />

Quelle: OECD<br />

0<br />

40<br />

80<br />

Fachleute warnen vor zu viel Selbstzufriedenheit.<br />

„Es ist nur eine Minderheit der<br />

hoch qualifizierten Migranten, die den<br />

Weg zu uns findet“, klagt Klaus Zimmermann,<br />

Direktor des Instituts für die Zukunft<br />

der Arbeit (IZA) in Bonn. Mit einer<br />

großen Gruppe von Mitarbeitern aus vielen<br />

Herkunftsländern hat der Arbeitsmarktforscher<br />

jetzt ein voluminöses Handbuch<br />

zur Migrationsökonomie herausgegeben.<br />

Was an seinem Institut problemlos<br />

funktioniert – die Anwerbung und Anbindung<br />

von produktiven Zuwanderern aus<br />

Griechenland und den USA, aus Israel und<br />

Indien –, fällt vielen deutschen Unternehmen<br />

noch schwer. Wie Zimmermann bei<br />

Vorträgen rund um den Globus erfahren<br />

hat, denken viele fähige Leute in der weiten<br />

Welt bei ihrer persönlichen Karriereplanung<br />

erst einmal überhaupt nicht an<br />

Deutschland. „Man braucht ein Signal,<br />

dass Deutschland offen ist für Zuwanderung“<br />

– um die gleichsam natürlichen Hindernisse<br />

zu überwinden: die Sprachbarriere,<br />

kulturelle Vorbehalte, Ängste gegenüber<br />

einem Land, das nur langsam den Ruf der<br />

Ausländerfeindlichkeit loswird.<br />

KEIN SICHTBARER MISSBRAUCH<br />

In Sachen Zuwanderung in die Sozialsysteme<br />

geben die IZA-Forscher Entwarnung.<br />

In Europa haben Irland, Großbritannien<br />

und Schweden seit 2004 Erfahrungen mit<br />

dem ungeregelten Zustrom von Osteuropäern<br />

aus den neuen EU-Mitgliedsländern<br />

gemacht. In Deutschland galten bis vor<br />

Kurzem noch Einschränkungen. Bei allen<br />

Unterschieden der Sozialsysteme gab es<br />

bisher keinen sichtbaren Missbrauch im<br />

großen Stil, schreiben die IZA-Autoren<br />

Corrado Giulietti und Jackline Wahba: Die<br />

meisten Leute „kamen, um zu arbeiten,<br />

und nicht, um Leistungen zu beanspruchen“.<br />

Und ihr Kollege Martin Kahanec,<br />

neben seiner IZA-Tätigkeit Professor an der<br />

Central European University in Budapest,<br />

weist drauf hin, dass die erhöhte Migration<br />

in Europa nicht nur ein Ergebnis der aktuellen<br />

Krise ist, sondern auch ein Gegenmittel:<br />

Die Migration sorge für eine bessere<br />

Verteilung von Arbeitskräften auf die Arbeitsplätze<br />

innerhalb Europas und so für<br />

„ein höheres Innovationspotenzial, bessere<br />

Nutzung von Ressourcen und damit für<br />

höhere Produktivität“. Europa insgesamt<br />

verliert seinen klassischen Standortnachteil<br />

gegenüber den USA, wo hohe Mobilität<br />

der Arbeitskräfte selbstverständlich ist.<br />

Was für Europa insgesamt nützlich ist,<br />

wird für Deutschland überlebenswich-<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 31<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Weltweit auf<br />

Wanderschaft:<br />

232 Millionen<br />

Die große Völkerwanderung<br />

Zahl der zugewanderten Einwohner* und ihre Herkunftsländer** (in Millionen, Ende 2012)<br />

Frankreich 7 Mio.<br />

Großbritannien 8 Mio.<br />

Deutschland 10 Mio.<br />

Kanada<br />

7 Mio.<br />

3,7<br />

Russland<br />

<strong>11</strong> Mio.<br />

USA<br />

46 Mio.<br />

2,8<br />

0,9<br />

3,5 2,6<br />

1,0<br />

Kasachstan<br />

1,3 0,7 Spanien 6 Mio.<br />

Ukraine<br />

Türkei<br />

12,2 1,0 2,0<br />

0,3<br />

1,9<br />

Portugal<br />

Indien<br />

0,6<br />

Saudi-Arabien<br />

9 Mio.<br />

China Südkorea<br />

Philippinen<br />

Vereinigte<br />

Arabische<br />

Emirate<br />

8 Mio.<br />

1,1<br />

*einschließlicheingebürgerter Zuwanderer;**Auswahl;Quelle:InternationalOrganization forMigration,UNHCR<br />

Australien 6 Mio.<br />

»<br />

tig. Ohne Zu-und Abwanderung würde<br />

die deutsche Erwerbsbevölkerung in diesem<br />

Jahrzehnt um vier Prozent schrumpfen.<br />

Schon 2010 meldete jedes vierte deutsche<br />

Unternehmen einen Mangel an geeignetem<br />

Nachwuchs: Es fehlte an Elektrikern<br />

und Maschinenbauern, Kaufleuten und<br />

Köchinnen, Kellnern und Friseuren.<br />

Deutschland fehlt es an Ingenieuren, aber<br />

noch mehr an gut ausgebildeten Handwerkern.<br />

60 Prozent der offenen Stellen in<br />

Deutschland setzten 2010 eine qualifizierte<br />

Berufsausbildung voraus, nicht unbedingt<br />

ein Studium. Immerhin 20 Prozent aller<br />

Betriebe teilten 2010 in einer Umfrage des<br />

Bundesarbeitsministeriums mit, es mangele<br />

ihnen auch an Unqualifizierten.<br />

Die Bundesagentur für Arbeit rechnet<br />

bis 2025 mit einem Fachkräftebedarf von<br />

5,4 Millionen Menschen. Selbst wenn Arbeitszeiten<br />

verlängert werden, selbst wenn<br />

mehr Frauen und mehr ältere Menschen<br />

einen Job annehmen als heute, bleibt eine<br />

Lücke: Gesucht werden annähernd 800000<br />

ausländische Fachkräfte.<br />

Noch dramatischer sieht die Berechnung<br />

aus, die Axel Plünnecke, Leiter des<br />

Kompetenzfelds Humankapital und Innovationen<br />

am Institut der deutschen Wirtschaft<br />

(IW) in Köln soeben angestellt hat.<br />

Bis 2025 fehlen<br />

in Deutschland<br />

5,4 Millionen<br />

Fachkräfte<br />

Danach wird es ohne Zuwanderung schon<br />

2030 in deutschen Unternehmen etwa 1,8<br />

Millionen weniger Facharbeiter aus dem<br />

Mint-Bereich geben. Mint – die Abkürzung<br />

hat Konjunktur, seit der Mangel sichtbar<br />

geworden ist – meint die studierten Mathematiker,<br />

Informatiker, Naturwissenschaftler<br />

sowie die außerhalb der Hochschulen<br />

ausgebildeten Techniker. Plünnecke sieht<br />

die Ursache auch in einer falschen Orientierung<br />

in der Bildung und Berufsausbildung:<br />

Der Anteil der Mint-Kräfte unter den<br />

40- bis 44-Jährigen beträgt derzeit 24 Prozent,<br />

und bei den 30- bis 34-Jährigen sind<br />

es nur noch 19 Prozent.<br />

Das Problem durch Zuwanderung zu lösen<br />

wird schwierig. Denn Deutschland gehört<br />

immer noch zu den Industrieländern<br />

mit der niedrigsten dauerhaften Immigration<br />

von Arbeitskräften. „Nur ein kleiner<br />

Teil der in jüngster Zeit zugezogenen Migranten<br />

ist in Deutschland geblieben“, klagt<br />

die OECD in einer neuen Studie über die<br />

Zuwanderung von Arbeitnehmern nach<br />

Deutschland.<br />

INS HERKUNFTSLAND ZURÜCK<br />

Die Fluktuation ist gewaltig: Nach Zahlen<br />

der Bundesagentur für Arbeit hatten mehr<br />

als 60 Prozent der 2004 nach Deutschland<br />

eingereisten Arbeitsmigranten 20<strong>11</strong> das<br />

Land wieder verlassen. Es gab Rückkehrer<br />

in die alte Heimat und Menschen, die in<br />

dritte Länder weiterwanderten. So etwas<br />

gibt es fast so lange, wie es Auswandererströme<br />

gibt: Von den europäischen Auswanderern<br />

in die USA war im 19. Jahrhundert<br />

fast ein Viertel wieder ins Herkunftsland<br />

zurückgekehrt. Und von den<br />

vielen Polen, die um 1900 als Bergleute ins<br />

damals aufstrebende Ruhrgebiet strömten,<br />

zog mindestens ein Drittel in den wirtschaftlich<br />

schwierigen Zwanzigerjahren<br />

des 20. Jahrhunderts wieder weg.<br />

Im 21. Jahrhundert ist solche Zirkularmigration<br />

von der häufigen Ausnahme beinahe<br />

zur Regel geworden, sagt der Migrationsforscher<br />

Zimmermann. Weil Fernreisen<br />

erschwinglich geworden sind, ist Mi-<br />

32 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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gration sehr oft keine Entscheidung fürs<br />

Leben mehr – und gerade gut ausgebildete<br />

Berufstätige wandern mit Leichtigkeit von<br />

einem Land ins andere und wieder zurück.<br />

Ohne Verständnis für dieses Phänomen,<br />

so Zimmermann, kommt die Politik zu<br />

Fehlentscheidungen. Ein krasses Beispiel<br />

war die Behandlung der türkischen Zuwanderer<br />

im Westdeutschland der Siebziger-<br />

und Achtzigerjahre. Denen machten<br />

Politiker und Ausländerämter klar, dass<br />

man sie eigentlich loswerden wollte; Anwerbestopp<br />

bedeutete, dass ein Umzug in<br />

die alte Heimat ausnahmslos den Abschied<br />

aus Deutschland für immer bedeutete –<br />

und das wollte in der Regel auch der arbeitslose<br />

Deutschtürke nicht. Im Ergebnis<br />

„sind die Türken hier geblieben, weil sie<br />

nicht zurück konnten, wenn sie einmal<br />

ausgereist waren“. Das Gleiche ist mit den<br />

mexikanischen Zuwanderern in den USA<br />

passiert: Das Verbot der Zirkularwanderung,<br />

mit der das Land den Zustrom über<br />

seine Südgrenze stoppen wollte, trieb vor<br />

allem die Arbeitslosenquote nach oben.<br />

Zirkularwanderung ist heute dagegen<br />

fast weltweit ein für alle Beteiligten positives<br />

Phänomen. In die ärmeren Länder des<br />

Nur wenige<br />

Zuwanderer<br />

bleiben dauerhaft<br />

in Deutschland<br />

Globus von Ecuador über Ägypten bis Indien<br />

fließt nach einer Berechnung der<br />

Weltbank durch Gastarbeiterüberweisungen<br />

insgesamt vier Mal so viel Geld wie<br />

durch Leistungen der Entwicklungshilfe.<br />

Von der Zirkularmigration gut ausgebildehörigkeit<br />

in Deutschland 2012 gesunken<br />

ist, ganz im Gegensatz zu anderen Ausländergruppen.<br />

Das liegt neben den vielen<br />

Einbürgerungen von Gastarbeiterenkeln<br />

an der für die Wirtschaft beider Länder oft<br />

nutzbringenden Rückwanderung an den<br />

Bosporus.<br />

Daneben, betont Zimmermann, bringt<br />

die Zirkularmigration aber auch ein großes<br />

Problem mit sich: Kein Land kann sich darauf<br />

verlassen, dass Zuwanderer, die man<br />

dringend braucht, im Land bleiben. Mancher<br />

indische Ingenieur in Deutschland<br />

wird sich immer wieder fragen, ob er nicht<br />

doch besser in einem Industrieland aufgehoben<br />

ist, dessen Sprache er schon in der<br />

Grundschule gelernt hat – und da kann<br />

Deutschland mit den USA oder Großbritannien<br />

nicht mithalten.<br />

Das Problem löst sich nicht einfach dadurch,<br />

dass qualifizierte junge Griechen,<br />

Spanier und Italiener der heimischen Wirtschaftsmisere<br />

Richtung Deutschland zu<br />

entkommen suchen. Das ist ein zeitlich begrenztes<br />

Phänomen, warnt Rainer Münz,<br />

früher Professor für Demografie an der<br />

Berliner Humboldt-Universität und heute<br />

Leiter der Forschungsabteilung der Ers-<br />

ter Arbeitskräfte profitieren die Zielländer<br />

auch nach der Rück- oder Weiterwanderung<br />

der Menschen. Das ist heute leicht in<br />

der Türkei zu besichtigen, wo viele remigrierte<br />

junge Deutschtürken (oder Türkeideutsche?)<br />

als Manager und Ingenieure<br />

zum Erfolg deutscher Auslandsinvestitionen<br />

beitragen. In diesem Zusammenhang<br />

ist nebenbei bezeichnend, dass die Zahl<br />

der Menschen mit türkischer Staatsange- »<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»<br />

ten Bank in Wien. Die Krise in Südeuropa<br />

wird irgendwann vorbeigehen, der<br />

Fachkräftemangel in Deutschland nicht:<br />

Der wird wegen der technologischen Entwicklung<br />

nur noch steigen. „Das Bildungssystem<br />

verändert sich viel langsamer als<br />

das Wirtschaftssystem“, sagt Münz und plädiert<br />

darum leidenschaftlich für staatliche<br />

Maßnahmen zur Förderung der Migration:<br />

„Die philippinischen Krankenschwestern<br />

in Deutschland sind nur ein Anfang.“ Tatsächlich<br />

fördert die Bundesagentur für Arbeit<br />

seit ein paar Monaten die Anwerbung<br />

von Pflegekräften auf den Philippinen und<br />

anderswo in Südostasien.<br />

GUTES BEISPIEL<br />

In den nächsten drei Jahren fehlen in<br />

Deutschland allein in der Pflegebranche<br />

40 000 Fachkräfte, prognostiziert die Agentur<br />

für Arbeit. Natürlich heißt das aber<br />

nicht, dass nur der Staat die drohende Katastrophe<br />

für deutsche Kranke und Pflegebedürftige<br />

abwenden kann. Es geht auch<br />

privat, und dafür ist Myra Mani ein gutes<br />

Beispiel.<br />

Die 29-jährige Betriebswirtin führt zusammen<br />

mit ihren Eltern einen privaten<br />

Pflegedienst in der westfälischen Kreisstadt<br />

Lüdenscheid. Vor knapp 40 Jahren ist<br />

Familie Mani von Indien nach Deutschland<br />

eingewandert – und heute suchen die<br />

Manis selbst im Ausland nach Fachkräften.<br />

In Portugal hat Mani damit vor zwei Jahren<br />

angefangen, musste schwierige Hürden<br />

nehmen bei den Botschaften und bei<br />

Hochschulen, die in Portugal für die Pflegerausbildung<br />

zuständig sind. Dann kamen<br />

sieben junge Portugiesen zu den Manis<br />

nach Lüdenscheid, für die meisten war<br />

es der erste Job. Myra Mani organisierte ihnen<br />

Wohnungen, bezahlte Fahrtkosten, die<br />

Einrichtung und den Deutschkurs. Knapp<br />

7000 Euro pro Person waren das, rechnet<br />

sie aus. „Ich glaube, mit dem Auswandern<br />

ging ihnen das Erwachsenwerden dann etwas<br />

zu schnell“, sagt sie heute: Nach knapp<br />

einem Jahr kehrten fünf der sieben Portugiesen<br />

Deutschland wieder den Rücken –<br />

so wird die Zirkularmigration auch zu einem<br />

betriebswirtschaftlichen Problem.<br />

Jetzt arbeitet Snezha R. für die Manis. Die<br />

zierliche, blonde Frau ist gelernte Krankenschwester.<br />

Sie stammt aus Bulgarien,<br />

hat lange in Serbien gearbeitet, doch dort<br />

gibt es kaum noch Jobs. Also packte sie die<br />

Koffer, ließ ihren Mann und ihr Haus zurück<br />

und zog vor ein paar Wochen zu Verwandten<br />

nach Lüdenscheid, in der Hoffnung<br />

auf Chancen in Deutschland. Genau<br />

Wer vor Armut<br />

flüchtet, hat kaum<br />

eine Chance<br />

wie Zehntausende andere aus dem armen<br />

Osten Europas. Mit dem Unterschied zu<br />

vielen Landsleuten, dass ihre berufliche<br />

Qualifikation hier gesucht ist – und vielleicht<br />

auch mit mehr Glück, weil sich ausgerechnet<br />

in Lüdenscheid der Betrieb der<br />

Manis fand: Arbeitgeber, die schon wegen<br />

ihres eigenen Hintergrunds ohne Scheuklappen<br />

auf Fähigkeiten ausländischer<br />

Mitarbeiter setzen. Und weil Mitarbeiter<br />

eines ambulanten Pflegedienstes natürlich<br />

Auto fahren müssen, finanziert das Unternehmen<br />

seiner bulgarischen Mitarbeiterin<br />

jetzt Fahrstunden. Einziges Problem: Die<br />

Sprache. „Das Wort Stoppschild versteht<br />

sie noch nicht so richtig“, sagt Snezhas<br />

Fahrlehrer.<br />

So wie besonders viele kleine Unternehmen<br />

und viele potenzielle ausländische Arbeitnehmer<br />

das komplizierte deutsche<br />

Ausländerrecht nur schwer verstehen, wie<br />

auch die OECD in ihrem Bericht über die<br />

wirtschaftliche Migration nach Deutschland<br />

betont. So gebe es in Deutschland für<br />

die Beschäftigung von hoch qualifizierten<br />

Festung Europa Grenzschutzanlage in der<br />

spanischen Enklave Melilla<br />

Zuwanderern aus aller Welt seit den entsprechenden<br />

Gesetzesänderungen der<br />

vergangenen Jahre kaum noch Hindernisse.<br />

„Doch selbst Arbeitgeber, die Engpässe<br />

melden, greifen bislang selten auf internationale<br />

Personalbeschaffung zurück“, sagt<br />

OECD-Forscher Jonathan Chaloff. Das<br />

mag mit der mittelständischen Struktur der<br />

deutschen Industrie zu tun haben: Gerade<br />

kleine und mittlere Unternehmen bestehen<br />

oft auf gute Deutschkenntnisse von<br />

Anfang an und manchmal auf einem sehr<br />

exakten Qualifikationsprofil, das niemand<br />

mitbringen kann, der außerhalb Deutschlands<br />

seinen Beruf gelernt hat. Gravierender<br />

ist aus Sicht der OECD, dass das deutsche<br />

System immer noch „auf einer Reihe<br />

von Ausnahmen von einem generellen Anwerbestopp<br />

beruht“ – auch wenn die Ausnahmen<br />

inzwischen sehr weitgehend sind.<br />

ALLES VERBOTEN<br />

Es gibt eben Länder, in denen alles erlaubt<br />

ist, was nicht grundsätzlich verboten ist. In<br />

Deutschland dagegen gilt in Sachen Arbeitsmigration<br />

immer noch der alte satirische<br />

Spruch, dass alles verboten ist, was<br />

nicht grundsätzlich erlaubt ist. Für den<br />

ausländischen Zuwanderer eine gute Einführung<br />

in die Sitten des alten Deutschlands,<br />

das in der Gegenwart langsam verschwindet.<br />

Natürlich hat die Politik das Problem erkannt<br />

– und in den jetzt laufenden Koalitionsgesprächen<br />

von CDU/CSU und SPD<br />

gibt es eine Untergruppe „Integration und<br />

Migration“ in der Verhandlungsgruppe zur<br />

Innenpolitik. Für die Union steigt Maria<br />

Böhmer in den Ring, seit 2005 ausgesprochen<br />

unauffällig agierende Migrationsbeauftragte<br />

der Bundesregierung. Sie passt<br />

insofern gut zu Aydan Özoguz aus Hamburg,<br />

die es seit 20<strong>11</strong> als stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende der SPD schafft, weithin<br />

unbekannt zu bleiben.<br />

Wirkliche Integration in der Politik wäre<br />

wohl erst erreicht, wenn jemand namens<br />

Özoguz nicht über Integration verhandeln<br />

würde, sondern zum Beispiel über Verteidigungspolitik.<br />

Aber das kann noch dauern:<br />

Die Familie des zuständigen CDU-Unterhändlers<br />

Thomas de Maizière ist immerhin<br />

schon vor mehr als drei Jahrhunderten<br />

nach Deutschland ausgewandert. n<br />

hansjakob.ginsburg@wiwo.de, jacqueline goebel<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 36 »<br />

FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA/EPA/ESTEVEZ<br />

34 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

ETHNISCHES UNTERNEHMERTUM<br />

Von Migrant zu Migrant<br />

Das russische Reisebüro, der indische Gemischtwarenhändler:<br />

In Deutschland leben ganze Wirtschaftszweige von Zuwanderern.<br />

Wenn Taisia Wilhelm für ihr Reisebüro<br />

Werbung macht, geht das so: Sie holt sich<br />

eine Tasse schwarzen Tee, setzt sich vor<br />

ihren Computer und drückt immer wieder<br />

„Freundschaftsanfrage senden“. Mehr<br />

als 600 Menschen haben bei „odnaklasniki.ru“,<br />

dem russischen Pendant zu<br />

Facebook, ihre Freundschaftsanfrage in<br />

den vergangenen drei Monaten angenommen.<br />

Taisia Wilhelms Reisebüro sitzt in<br />

Düsseldorf, trotzdem sprechen fast alle<br />

ihre Kunden russisch.<br />

In Deutschland leben etwa 20 Millionen<br />

Menschen mit einem ausländischen Hintergrund.<br />

Etwa zehn Millionen von ihnen sind<br />

im Ausland geboren, gingen dort zur Schule,<br />

arbeiteten in Fabriken und Büros und<br />

gingen alle paar Tage einkaufen. Als sie<br />

dann nach Deutschland auswanderten,<br />

brachten sie ihre Gewohnheiten und Geschmäcker<br />

mit. Hier verkaufen ihnen ehemalige<br />

Landsleute Nahrungsmittel, Zeitungen<br />

und andere Waren aus der Heimat.<br />

Als „Ethnic-Business“ bezeichnen Experten<br />

das Phänomen, wenn Migranten mit Migranten<br />

ins Geschäft kommen.<br />

„Viele Russen leben in Deutschland so,<br />

als hätten sie Russland nie verlassen“, sagt<br />

Taisia Wilhelm, den Rücken durchgedrückt,<br />

den Kopf gerade. Die 65-Jährige hat den<br />

größten Teil ihres Lebens als Tänzerin und<br />

Galeristin verbracht, 1989 war sie aus<br />

Russland nach Deutschland geflohen. Als<br />

sie sah, dass immer mehr Deutschrussen<br />

kamen, gründete sie 1995 ihr Reisebüro in<br />

Düsseldorf. Mittlerweile gibt es Filialen<br />

auch in Stuttgart, Köln und Frankfurt. Rund<br />

1000 Touristen pro Woche bringt „Viktoria<br />

Reisen“ im Sommer mit dem Bus nach Paris,<br />

Madrid oder Rom. Warum reisen sie<br />

nicht mit deutschen Reisebüros? „Es ist ein<br />

kultureller Unterschied“, sagt Wilhelm. Die<br />

Russen müssten an die Hand genommen,<br />

alles müsse ihnen gezeigt werden. „Sie sind<br />

hier unter ihresgleichen. Hier stellen sie<br />

auch Fragen; das würden sie sich unter<br />

Deutschen nicht trauen.“<br />

Für Deutschland sind Unternehmer wie<br />

Taisia Wilhelm mittlerweile ein wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor: Fast jeder fünfte Unternehmensgründer<br />

in Deutschland hat einen<br />

Migrationshintergrund. 2012 waren es nach<br />

»Wir müssen die<br />

Vorstellung einer völlig<br />

homogenen Gesellschaft<br />

aufgeben«<br />

Ludger Pries, Soziologe<br />

Ein Inder am Rhein<br />

Die Hälfte von Sukhjider<br />

Singhs Kunden sind<br />

Deutsche<br />

Zahlen der KfW-Bankengruppe 147 000<br />

Menschen. Türkische Migranten bilden dabei<br />

die größte Gründergruppe und stellen<br />

jeden vierten ausländischen Neuunternehmer;<br />

fast jeder zehnte kommt aus Russland.<br />

Wer davon ethnische Nischengeschäfte betreibt<br />

und wer etwa einen Friseurladen oder<br />

eine IT-Firma unterhält, ist schwer zu ermitteln.<br />

Geschäftsgründungen sind jedenfalls<br />

für viele Migranten ein Weg, um sich in<br />

Deutschland eine selbstständige Existenz<br />

zu verschaffen – und mit Menschen aus der<br />

Heimat in Kontakt zu bleiben.<br />

In Sukhjider Singhs Gemischtwarenladen<br />

riecht es nach fremder Welt, nach Curry,<br />

Koriander und Räucherstäbchen. Singh hat<br />

die Erinnerungen an seine Heimat zu seinem<br />

Geschäft gemacht: In den Regalen reihen<br />

sich 20-Kilo-Reissäcke an Bollywood-<br />

FOTO: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

36 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Filme auf Videokassetten, Glitzerkosmetik<br />

und Götterstatuen. Sukhjider Singh sitzt<br />

an der Kasse. Der 36-Jährige mit dem langen,<br />

grau melierten Bart trägt einen Turban.<br />

Den Laden hat er vor fast 16 Jahren<br />

von einem Bekannten übernommen, seine<br />

ganze Familie hilft heute mit.<br />

Erschwert Ethnic-Business, dass Zuwanderer<br />

sich integrieren? Der Soziologe<br />

George Simmel schrieb schon vor etwa<br />

100 Jahren einen viel zitierten Aufsatz<br />

über Migranten und jüdische Händler als<br />

die „Fremden“. Der Fremde sei kein Wanderer,<br />

der heute kommt und morgen<br />

geht, schrieb Simmel, sondern einer, „der<br />

heute kommt und morgen bleibt“. Simmel<br />

zufolge bleiben ethnische Gruppen der<br />

Mehrheit einer Gesellschaft außen vor.<br />

CHANCE AUF TEILHABE<br />

Der Wirtschaftssoziologe Ludger Pries<br />

sieht hinter solchen Analysen ein veraltetes<br />

Bild von Migration: „Wir müssen die Vorstellung<br />

von einer völlig homogenen Gesellschaft<br />

aufgeben“, sagt er. Die Menschen<br />

ziehe es dorthin, wo sie sich Chancen auf<br />

gesellschaftliche Teilhabe erhoffen. Und<br />

das falle leichter, wenn es dort Menschen<br />

gibt, die ihnen kulturell nahestehen. Für<br />

viele Zuwanderer ist ethnisches Unternehmertum<br />

ein wichtiger Faktor, um in einer<br />

fremden Kultur anzukommen. Und oft entwickelten<br />

sich daraus Geschäfte, die<br />

Dienstleistungen für alle anbieten.<br />

Sukhjider Singhs Kundschaft ist so bunt<br />

gemischt wie seine Produktauswahl: Inder,<br />

Pakistani, Iraner und Afrikaner wandern in<br />

den schmalen Gängen zwischen den Regalen<br />

umher. Fast die Hälfte seiner Kunden<br />

seien mittlerweile Deutsche, sagt Singh.<br />

Viele von ihnen seien Hobbyköche oder<br />

Indienfans, aber auch Sparfüchse, die wissen,<br />

dass Gewürze im „Asien Basar“ um<br />

einiges günstiger sind als im Supermarkt.<br />

Im ehemaligen Kölner Griechenmarktviertel<br />

ist der Gemischtwarenladen einer<br />

von zahlreichen indischen Geschäften.<br />

Gleich nebenan verkauft und näht eine<br />

Familie Saris. Die Gegend wird heute „Inderviertel“<br />

genannt, auch wenn hier kaum<br />

Inder wohnen – „zu teuer“, sagt Singh,<br />

der mit seiner Familie auf der anderen<br />

Rheinseite wohnt. Aber auch wenn die<br />

meisten asiatischen Zuwanderer hier<br />

nicht wohnen, das Inderviertel hat ihnen<br />

einen Job gegeben, in ihren eigenen<br />

Unternehmen – und auch eine Heimat. n<br />

artur lebedew | politik@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 37<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Auf die Barrikaden!<br />

Demonstranten in der Bretagne<br />

Die Schnauze voll<br />

FRANKREICH | Staatschef François Hollande hat das Land gegen<br />

sich aufgebracht. Das muss auch die Regierung in Berlin sorgen.<br />

Eine Konsens-Republik wollte François<br />

Hollande führen, widerstreitende<br />

Interessengruppen unter seiner<br />

Vermittlung dazu bringen, an einem Strang<br />

zu ziehen. Das ist ihm gelungen – jedoch<br />

ganz anders als geplant.<br />

Anderthalb Jahre nach seinem Wahlsieg<br />

im Mai 2012 sind sich Unternehmer und<br />

Arbeitnehmer, Groß- und Geringverdiener<br />

einig im Zorn auf den französischen Staatschef<br />

und seine Regierung. Ein Autoritätsverlust<br />

mit Folgen: Beobachter fürchten<br />

um die ohnehin zaghafte wirtschaftliche<br />

Erholung, da wirtschaftspolitische Reformen<br />

kaum noch durchsetzbar erscheinen<br />

und Investoren sich zurückziehen. Bei<br />

wichtigen Entscheidungen in der EU kann<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Hollande<br />

kaum noch zählen.<br />

Der Konsens dieses Herbstes lautet „rasle-bol“:<br />

Die Franzosen haben „die Schnauze<br />

voll“ von Politikern, die im Kampf gegen<br />

die zunehmende Staatsverschuldung nur<br />

ein Mittel zu kennen scheinen: Steuererhöhungen.<br />

Besonders deutlich wurde dies<br />

in den vergangenen Tagen in der Bretagne,<br />

einer Region, die für ihre zu plötzlicher<br />

Sturmstärke aufdrehenden Winde bekannt<br />

ist.<br />

Aus einem vergleichsweise nichtigen<br />

Anlass – der geplanten Einführung einer<br />

Ökosteuer für Lastwagen, die noch zu Zeiten<br />

der konservativen Regierung unter<br />

Präsident Nicolas Sarkozy beschlossen<br />

Schwere Bürde<br />

Schuldenstand undHaushaltsdefizit in<br />

Frankreich(in Prozent desBruttoinlandsprodukts)*<br />

100<br />

90<br />

80<br />

öffentliche<br />

Gesamtverschuldung<br />

–7,5 –7,1 –5,3 –4,8 –4,1 –3,8 –3,7<br />

Haushaltsdefizit<br />

2009 10 <strong>11</strong> 12 13 14 15<br />

*ab<strong>2013</strong>Prognose; Quelle:EU-Kommission<br />

wurde – kam es dort zu Proteststürmen,<br />

die nicht nur die Ökosteuer hinwegfegten.<br />

„Die Regierung steckt in einer Sackgasse,<br />

was das Vertrauen der Verbraucher und<br />

der Unternehmer schwer belastet und damit<br />

auch das ohnehin geringe Wachstum“,<br />

sagt Anthony Benhamou, Volkswirt an der<br />

Universität Paris Dauphine. Schlimmer<br />

noch: „Es scheint von nun an unmöglich,<br />

das Land zu reformieren, ohne eine Revolte<br />

fürchten zu müssen.“<br />

WEIT GESTRECKTE ZIELE<br />

Das sind fatale Aussichten für ein Land,<br />

das sogar die bereits weit gestreckten Ziele<br />

zu verfehlen droht. Vorige Woche schlug<br />

die EU-Kommission in ihrem Herbstgutachten<br />

Alarm, Frankreichs Haushaltsdefizit<br />

werde auch im Jahr 2015 noch 3,7 Prozent<br />

des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen,<br />

wenn es seine derzeitige Politik beibehält<br />

(siehe Grafik). Und das, obwohl sie<br />

die Prognose der französischen Regierung<br />

für ein Wirtschaftswachstum um 1,7 Prozent<br />

für realistisch hält. Drei Prozent Neuverschuldung<br />

sind das Maximum, das den<br />

Euro-Staaten erlaubt ist.<br />

Die Kommission hatte Paris bereits im<br />

Frühjahr einen Aufschub von zwei Jahren<br />

bis 2015 gewährt. Verbunden mit dieser<br />

Gnadenfrist war die Mahnung, zügig Reformen<br />

anzupacken und die Staatsverschuldung<br />

in den Griff zu bekommen. „Ich<br />

möchte daran erinnern, dass die Prognose<br />

der Kommission auf einer konventionellen<br />

Rechnung beruht, die von keinerlei zusätzlichen<br />

Maßnahmen für eine Verbesserung<br />

ausgeht“, kommentierte Wirtschaftsund<br />

Finanzminister Pierre Moscovici<br />

schmallippig. In seinem Ministerium hält<br />

man die Kritik, die Sozialisten ließen es an<br />

Reformeifer mangeln, für zutiefst ungerecht:<br />

„Die Vorurteile über unsere Reformen<br />

sind absurd.“<br />

Aus Furcht vor dem Druck der Straße haben<br />

die Sozialisten ihre Rentenreform<br />

schon abgespeckt. Der Mehrheit im Senat<br />

ging sie daraufhin nicht weit genug und<br />

nun hat die zweite Kammer das vorhaben<br />

gleich ganz gekippt. Die Reform sah vor,<br />

zwischen 2020 und 2035 die Beitragsjahre<br />

schrittweise und homöopathisch dosiert<br />

von 41,5 auf 43 Jahre zu erhöhen. Jetzt hat<br />

die Nationalversammlung das letzte Wort,<br />

doch wegen der aufgeheizten Stimmung<br />

könnte die Abstimmung im Dezember in<br />

einem Debakel enden.<br />

»<br />

FOTO: ACTION PRESS/ABACA/ERMINE JULIEN<br />

38 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Staatschef in Schockstarre<br />

Frankreichs Präsident Hollande<br />

»<br />

Die Arbeitgeber beklagen ein ums andere<br />

Mal die Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

französischer Unternehmen<br />

durch hohe Sozialabgaben und den<br />

Fiskus. Sie müssten im Jahr 50 Milliarden<br />

Euro an Steuern mehr bezahlen als die<br />

deutschen Konkurrenten, sagt Arbeitgeberchef<br />

Pierre Gattaz. „Wir befinden uns in<br />

einem Regime der Überbesteuerung.“<br />

BÜROKRATISCHES UNGEHEUER<br />

Die von der Regierung als Entlastung angepriesenen<br />

Steuergutschriften im Rahmen<br />

des Programms für mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Arbeitsplätze erweisen sich<br />

bisher als bürokratisches Ungeheuer. Zudem<br />

gehen sie häufig gerade an den Bedürfnissen<br />

technisch innovativer Unternehmen<br />

vorbei, die Frankreichs Exportquote<br />

steigern könnten: Da die Gutschriften<br />

sich nach der Anzahl der Mitarbeiter<br />

berechnen, die weniger als das 2,5-Fache<br />

des Mindestlohns verdienen, kommen Firmen<br />

mit gut bezahlten Ingenieuren nicht<br />

zum Zug.<br />

So zementiert sich Monat für Monat das<br />

Siechtum der Industrie. Sie erwirtschaftet<br />

inzwischen nur noch rund elf Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie Industrieminister<br />

Arnaud Montebourg gerade<br />

einräumte. Sein offizieller Titel „Minister<br />

für die Wiederbelebung der Industrieproduktion“<br />

steht im groben Gegensatz zu der<br />

Tatsache, dass im Wochenrhythmus ganze<br />

Unternehmen oder einzelne Produktionsstätten<br />

schließen.<br />

Am Donnerstag vergangener Woche bestätigte<br />

der Reifenhersteller Goodyear das<br />

endgültige Aus für den Standort im nordfranzösischen<br />

Amiens. Der französische<br />

Telekomausrüster Alcatel-Lucent kündigte<br />

den Abbau von 900 Arbeitsplätzen und die<br />

Schließung der Standorte im bretonischen<br />

Rennes und in Toulouse an. In den ersten<br />

neun Monaten dieses Jahres gaben insgesamt<br />

191 Unternehmen mit mehr als zehn<br />

Mitarbeitern auf. Die Zahl der Firmengründungen<br />

blieb um 25 Prozent hinter<br />

dem Vergleichszeitraum 2012 zurück.<br />

»Die französische<br />

Schwäche von<br />

heute ist das<br />

deutsche Problem<br />

von morgen«<br />

Ulrike Guérot, OSIFE<br />

Nach den jüngsten Erhebungen der<br />

Agentur Markit war Frankreich im Oktober<br />

das einzige europäische Land, in dem sich<br />

die Situation der verarbeitenden Industrie<br />

erneut verschlechtert hat. Die befragten<br />

Einkaufsmanager nannten als Gründe<br />

nachlassende Auftragseingänge und einen<br />

Rückgang der Produktion.<br />

Die Rechnung zahlen mehr als drei Millionen<br />

Arbeitslose. Die Quote beträgt inzwischen<br />

nahezu elf Prozent. In dieser<br />

Situation die häufig kritisierte Staatsquote<br />

von 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

zu senken hält Frankreichexpertin Ulrike<br />

Guérot, Senior Associate bei der Open Society<br />

Initiative for Europe (OSIFE), für nahezu<br />

aussichtslos.<br />

Die ohnmächtige Wut der Bürger in der<br />

Bretagne rührte auch daher, dass dort binnen<br />

kurzer Zeit mehrere Schlachthöfe<br />

schlossen – und Ersatzarbeitsplätze nicht<br />

in Sicht sind. Gegen die Dumpinglohn-Politik<br />

deutscher Schlachtbetriebe sei Frankreich<br />

machtlos, kritisieren Politiker wie Industrieminister<br />

Montebourg nicht ganz zu<br />

Unrecht. Die Hoffnung, dass Berlin seine<br />

Politik im Sinne der französischen Sozialisten<br />

radikal ändern wird, hat man in Paris<br />

nach der Bundestagswahl jedoch begraben:<br />

„Angela Merkel hat die Wahl gewonnen.<br />

Das Regierungsprogramm wird kein<br />

SPD-Programm sein“, bemerkt ein ranghoher<br />

Beamter lakonisch.<br />

Anlass zur Schadenfreude sei das jedoch<br />

keineswegs, warnt Guérot. „Die wirtschaftliche<br />

Schwäche Frankreichs von heute<br />

könnte morgen zum politischen Problem<br />

Deutschlands werden, denn alleine kann<br />

Deutschland in Europa nichts ausrichten.“<br />

Bei wichtigen europäischen Fragen wie der<br />

Bankenunion macht sich dies bereits bemerkbar.<br />

Eine Änderung der EU-Verträge<br />

als Voraussetzung für einen einheitlichen<br />

Einlagensicherungsfonds, wie sie die Bundesregierung<br />

fordert, stößt in Frankreich<br />

auf Widerstand. „Was die Deutschen brauchen,<br />

können die Franzosen nicht liefern“,<br />

sagt Guérot. „Hollande hätte sofort Stress<br />

mit einem Referendum, wie es die französische<br />

Verfassung bei derartigen Änderungen<br />

fordert.“ Damit wäre eine Volksabstimmung<br />

heute vermutlich noch eher zum Scheitern<br />

verurteilt als 2005, als Frankreich gegen die<br />

EU-Verfassung gestimmt und Europa damit<br />

in eine schwere Krise gestürzt hat.<br />

Nun wenden sich vor allem auf dem<br />

Land viele Bürger ab und einer extremen<br />

Rechten zu, die zwar wenig wirtschaftliche<br />

Kompetenz aufweist, aber anders als der<br />

zaghafte Staatschef einen Plan zu haben<br />

scheint. Umfragen sehen den EU-kritischen<br />

Front National (FN) von Marine Le<br />

Pen derzeit bei 24 Prozent. Bei der Europawahl<br />

im Mai würde sie damit stärkste Partei<br />

in Frankreich. Bei den Kommunalwahlen<br />

im März könnte sie die Rathäuser stürmen.<br />

Das Szenario lässt Frankreichs Sozialisten<br />

in Schockstarre verharren. Für Europa<br />

ist das keine gute Nachricht.<br />

n<br />

karin.finkenzeller@wiwo.de | Paris<br />

FOTO: ACTION PRESS/ABACA/LEMOUTON STEPHANE<br />

40 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

BERLIN INTERN | Die große Koalition wird viel frisches<br />

Geld brauchen, will sie auch nur die Wünsche der<br />

Union unters Volk bringen. Die Genossen bieten den<br />

neuen Freunden gern Hilfe an. Von Henning Krumrey<br />

Roter Rat ist teuer<br />

FOTOS: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, GETTY IMAGES<br />

Die führenden Koalitionsverhandler<br />

sind ungehalten. In den einzelnen<br />

Arbeitsgruppen würden<br />

<strong>Ausgabe</strong>pläne geschmiedet, die<br />

zig Milliarden Euro verschlängen. „Schluss<br />

mit Wünsch-dir-Was“, polterte CSU-Chef<br />

Horst Seehofer beim jüngsten Treffen der<br />

großen Leitungsrunde.<br />

Mit überbordender Hilfsbereitschaft treten<br />

da die Finanzexperten der SPD an ihre<br />

Kollegen von der Union heran. Sie haben<br />

aufgelistet, wo und wie viel Geld sich holen<br />

Was nicht passt, wird passend gemacht.<br />

Auch Fusionen will die SPD höher besteuern<br />

ließe – wenn man bloß die Steuerschraube<br />

bei den Unternehmen richtig anzöge. Das<br />

freundliche Angebot der Genossen zielt auf<br />

höchst knifflige Details, die die Masse der<br />

Bevölkerung weder versteht noch aufregt.<br />

Es gilt, aufs Kleingedruckte zu achten,<br />

denn in Winz-Schrift hat der Sozialdemokrat<br />

Lothar Binding 27 Steuererhöhungsvorschläge<br />

auf nur zwei DIN-A4-Blättern<br />

untergebracht, dazu 13 Regelungen, wie<br />

der Steuervollzug durch die Finanzämter<br />

strenger und bundesweit einheitlicher organisiert<br />

werden kann. Von den 27 Verschärfungen<br />

sind zwölf bereits genau beziffert;<br />

sie brächten dem Staat – <strong>vom</strong> Bund bis zu<br />

den Kommunen – ein Plus von 10,6 Milliarden<br />

Euro pro Jahr ein. Bei 15 Maßnahmen<br />

ist der fiskalische Erfolg noch unwägbar:<br />

„Mehreinnahmen: offen.“<br />

„Das ist eine Ideensammlung, wie man<br />

das Steuerrecht weiterentwickeln kann, unterhalb<br />

der ganz großen Themen wie Vermögensteuer,<br />

Erbschaftsteuer oder Neujustierung<br />

der Einkommensteuer“, sagt Autor<br />

Binding. Vereinfachen, Ausnahmen abschaffen<br />

und „Besteuerungslücken“ schließen,<br />

die erst in jüngerer Zeit ausgenutzt<br />

oder von Schwarz-Gelb aufgerissen wurden<br />

– so fasst der Mathematiker seine Liste zusammen.<br />

Manches habe die vorige große<br />

Koalition bloß nicht mehr ins Gesetzblatt gebracht.<br />

Aber in seiner Liste gäbe es „keine<br />

dicken Gemeinheiten“, und „da wir die großen<br />

Themen nicht anpacken, sind folglich<br />

die anderen Dinge harmlos“, spielt er die<br />

Belastung der Unternehmen herunter.<br />

Senkung der Absetzbarkeit von Firmenwagen<br />

und hoher Managergehälter,<br />

Abschaffung der steuerbefreienden Spekulationsfrist<br />

für Grundstücke und Einschränkung<br />

des Gewinnvortrags – das sind leicht<br />

eingängige Vorschläge. Aber es gibt auch<br />

Spezialitäten für steuerpolitische Feinschmecker<br />

wie den „Wegfall der steuerlichen<br />

Vergünstigungen für Initiatorenvergütungen<br />

von vermögensverwaltenden<br />

Private-Equity-Fonds“. Eine Volksbewegung<br />

gegen diese 120-Millionen-Euro-Einnahme<br />

kann niemand organisieren.<br />

Und Binding könnte noch nachlegen:<br />

„Das war keine vollständige Liste – wir haben<br />

noch mehr Ideen.“ Sein Traum wäre es,<br />

möglichst viel direkt in die Koalitionsvereinbarung<br />

zu schreiben, denn das Beispiel der<br />

christliberalen Koalition mahne, „was nicht<br />

klar vereinbart ist, geht später schief“.<br />

Als Binding in einer Untergruppe der Finanz-AG<br />

sein Inkassokonzept vorlegte, war<br />

die Reaktion der Unions-Leute verhalten,<br />

aber nicht brüsk ablehnend. Man wolle sich<br />

das mal ansehen, lautete die Antwort der<br />

künftigen Geschäftspartner. Intern freilich<br />

finden sie die Vorschläge erst mal gruselig.<br />

Die Fleißarbeit der Genossen wird allerdings<br />

nicht vergeblich gewesen sein. Sie<br />

brauchen die Vorschläge nur auf den Stapel<br />

„Wiedervorlage“ zu packen. Sobald die<br />

Konjunktur ein wenig schwächelt, die Rekordbeschäftigung<br />

in Deutschland wieder<br />

einbricht, fehlt Geld in Staatshaushalt und<br />

Sozialkassen, um all die teuren Wünsche zu<br />

bezahlen, die auch die Union jetzt auftischt.<br />

Dann werden die schwarzen Finanzpolitiker<br />

vermutlich dankbar sein, dass die Genossen<br />

schon so eifrig vorgearbeitet haben.<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 43<br />

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Der Volkswirt<br />

KOMMENTAR | Mit ihrer jüngsten<br />

Zinssenkung ist die EZB endgültig<br />

zur Zentralbank Südeuropas<br />

geworden. Von Malte Fischer<br />

EZB d’Italia<br />

Dass sein Wunsch so<br />

schnell erfüllt wird,<br />

hat Fabrizio Saccomanni<br />

wohl kaum erwartet.<br />

Anfang vergangener<br />

Woche hatte Italiens Finanzminister<br />

laut über den starken Euro<br />

geklagt und die Europäische<br />

Zentralbank (EZB) aufgefordert,<br />

die Leitzinsen zu senken.<br />

Am Donnerstag lieferte EZB-<br />

Chef Mario Draghi dann, was<br />

sein Landsmann Saccomanni<br />

bestellt hatte. Zur Überraschung<br />

der Märkte senkte die<br />

EZB ihren wichtigsten Leitzinsen<br />

von 0,5 auf 0,25 Prozent.<br />

Auch den Zins für Notkredite<br />

verringerte sie um 0,25 Punkte<br />

auf nunmehr 0,75 Prozent. Das<br />

war noch nicht alles. Mit dem<br />

Hinweis, die Null-Linie bei den<br />

Zinsen sei ja noch nicht erreicht,<br />

und die EZB könne noch<br />

weiter gehen, machte Draghi<br />

klar, dass die Leitzinsen für<br />

lange Zeit niedrig bleiben oder<br />

sogar weiter sinken werden.<br />

Zudem versicherte er den Banken,<br />

dass sie sich bis mindestens<br />

Mitte 2015 durch Vollzuteilungsgeschäfte<br />

so viel<br />

Zentralbankgeld bei der EZB<br />

gegen fragwürdige Sicherheiten<br />

leihen können, wie es ihnen<br />

beliebt. Damit hat die EZB die<br />

Kontrolle über die Zentralbankgeldmenge<br />

für die nächsten<br />

zwei Jahre an die Geschäftsbanken<br />

übertragen.<br />

Offiziell begründeten die<br />

Währungshüter ihren Schritt mit<br />

der Sorge vor einem angeblich<br />

gefährlichen Preisniveaurückgang<br />

in der Euro-Zone. Im Oktober<br />

war die Inflationsrate auf<br />

0,7 Prozent gesunken, damit<br />

liegt sie deutlich unter dem Zielwert<br />

der EZB von knapp unter<br />

zwei Prozent. Doch das Gefasel<br />

von einer drohenden Deflation<br />

ist ein billiges Ablenkungsmanöver.<br />

Für den Rückgang der Teuerungsrate<br />

waren vor allem die<br />

gesunkenen Energiepreise verantwortlich.<br />

Zwar liegt die Inflation<br />

in manchen Krisenländern<br />

bei null Prozent, in Griechenland<br />

gehen die Preise sogar zurück.<br />

Doch dies signalisiert lediglich,<br />

dass die Länder dabei<br />

sind, ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

durch Lohn- und<br />

Preiskonzessionen zurückzugewinnen.<br />

Das ist zu begrüßen,<br />

nicht zu bedauern.<br />

SPARER-ENTEIGNUNG<br />

Daher steckt hinter der Zinssenkung<br />

der EZB ein gänzlich<br />

anderes Motiv. Die Euro-Hüter<br />

wollen die Zinsen für Spareinlagen<br />

weiter nach unten drücken,<br />

um die Anleger in den Kauf von<br />

Staatsanleihen der Südländer<br />

zu treiben. Diese bieten Käufern<br />

im Falle Italiens und Spaniens<br />

bei zehnjähriger Laufzeit<br />

Renditen von mehr als vier Prozent.<br />

Strömen Anleger und<br />

Banken (mit dem billig von der<br />

EZB geliehenen Geld) in die Anleihemärkte<br />

dieser Länder, sinken<br />

die Finanzierungskosten<br />

der Regierungen in Rom und<br />

Madrid. De facto betreibt die<br />

EZB damit eine perfide Politik<br />

der Staatsfinanzierung durch<br />

die Hintertür. Sie zerstört damit<br />

den Spar- und Reformdruck in<br />

den Krisenländern, erzeugt<br />

neue Preisblasen am Finanzmarkt,<br />

enteignet die Sparer in<br />

den Kernländern, löst Fehlinvestitionen<br />

aus und legt so die<br />

Basis für die nächste Krise.<br />

Deutschland hat wahrlich<br />

Besseres verdient, als unter<br />

dem Zinsdiktat einer neuen<br />

Banca d’Italia mit Sitz in Frankfurt<br />

schleichend seinen Wohlstand<br />

zu verlieren.<br />

EXKLUSIVUMFRAGE<br />

Die Arbeit geht nicht aus<br />

Trotz wackliger Konjunktur suchen viele deutsche<br />

Mittelständler weiter Personal. Das zeigt eine aktuelle<br />

Umfrage für die WirtschaftsWoche.<br />

Der Arbeitsmarkt in Deutschland<br />

präsentiert sich weiterhin<br />

erstaunlich robust. Das Nürnberger<br />

Institut für Arbeitsmarktund<br />

Berufsforschung (IAB)<br />

prognostiziert für 2014 einen<br />

Zuwachs der Erwerbstätigenzahl<br />

um rund 240 000 Personen.<br />

Laut IAB gab es im dritten Quartal<br />

dieses Jahres rund 868 000<br />

offene Stellen, fast 5000 mehr<br />

als im Vorjahreszeitraum.<br />

Im vierten Quartal dürfte die<br />

gute Entwicklung weitergehen.<br />

Laut einer aktuellen Umfrage<br />

der Wirtschaftsverbände Die<br />

Familienunternehmer-ASU<br />

und Die Jungen Unternehmer-<br />

BJU exklusiv für die Wirtschafts-<br />

Woche wollen rund 20 Prozent<br />

der Mittelständler in diesem<br />

Zeitraum ihre Belegschaft weiter<br />

aufstocken, nur elf Prozent<br />

planen einen Personalabbau.<br />

67 Prozent geben an, die Mitarbeiterzahl<br />

bis zum Jahresende<br />

konstant zu halten. Befragt wurden<br />

knapp 560 mittelständische<br />

Firmenchefs.<br />

Gleichwohl gibt es eine Reihe<br />

von Faktoren, die derzeit Neueinstellungen<br />

bremsen. Nicht<br />

zuletzt die möglichen Inhalte<br />

des Koalitionsvertrages von<br />

Union und SPD verunsichern<br />

die Wirtschaft. „Zurzeit schauen<br />

viele Unternehmer auf die<br />

Politik in Berlin“, bestätigt die<br />

BJU-Bundesvorsitzende Lencke<br />

Wischhusen. Die politische Unsicherheit<br />

und die Gefahr neuer<br />

Regulierungen ist laut Umfrage<br />

für immerhin jeden zehnten<br />

Firmenchef eine zentrale Jobbremse<br />

(siehe Grafik).<br />

Das wichtigste Hindernis,<br />

neue Jobs zu schaffen, ist jedoch<br />

der um sich greifende<br />

Fachkräftemangel: Jeder dritte<br />

Firmenchef nennt diesen als aktuell<br />

größte Job-Hürde. Im vorigen<br />

Jahr sorgten sich die Unternehmer<br />

noch am meisten über<br />

die wacklige Konjunktur und<br />

die unsichere Auftragslage<br />

(diesmal: 23 Prozent). Auf Platz<br />

drei der Negativ-Skala steht mit<br />

deutlichem Abstand der Kündigungschutz<br />

(12 Prozent). Die<br />

Lohnkosten spielen überraschenderweise<br />

nur eine untergeordnete<br />

Rolle für die Einstellungsbereitschaft<br />

der Betriebe.<br />

Beim Kampf um qualifiziertes<br />

Personal sieht Wischhusen den<br />

wichtigsten Lösungsansatz in<br />

der Bildungspolitik. „Wir müssen<br />

die vorhandenen Potenziale<br />

in Deutschland viel besser ausnutzen“,<br />

mahnt die Verbandschefin.<br />

„50 000 Jugendliche<br />

verlassen die Schulen ohne Abschluss<br />

– da müssen sich die Bildungspolitiker<br />

gemeinsam mit<br />

uns Unternehmern schleunigst<br />

etwas einfallen lassen.“<br />

bert.losse@wiwo.de<br />

Mittelstand stellt ein<br />

Wiewirdsich die Zahl der Arbeitsplätze<br />

in Ihrem Unternehmen im 4. Quartal<br />

voraussichtlich entwickeln?<br />

wir reduzieren<br />

weiß nicht 2%<br />

<strong>11</strong> %<br />

wir<br />

erhöhen 20%<br />

Welches ist aktuell das größte Hindernis<br />

für Ihr Unternehmen, neue Mitarbeiter<br />

einzustellen?<br />

Fachkräftemangel<br />

Unsichere Konjunktur/<br />

Auftragslage<br />

Kündigungsschutz<br />

Unsicherheit über den<br />

Kurs der neuen Bundesregierung<br />

Hohe Lohnkosten<br />

Anderes Hindernis<br />

Keine Hindernisse<br />

Quelle: BJU, ASU<br />

67%<br />

wir halten<br />

konstant<br />

6%<br />

3%<br />

23%<br />

12%<br />

<strong>11</strong>%<br />

12%<br />

33%<br />

FOTO: FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

44 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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KONJUNKTUR DEUTSCHLAND<br />

Leichte Eintrübung trotz<br />

guter Auftragslage<br />

Eine überraschend starke<br />

Nachfrage aus dem Ausland hat<br />

die Auftragsbücher der deutschen<br />

Industrie im September<br />

gut gefüllt. Während die inländische<br />

Nachfrage um 1,0 Prozent<br />

sank, bestellten ausländische<br />

Kunden 6,8 Prozent mehr<br />

Güter und Dienstleistungen<br />

made in Germany. Insgesamt<br />

stiegen die Auftragseingänge<br />

saisonbereinigt gegenüber dem<br />

Vormonat um 3,3 Prozent. Im<br />

Monat zuvor waren sie noch um<br />

0,3 Prozent zurückgegangen.<br />

Den stärksten Anstieg verzeichneten<br />

die Hersteller von Investitionsgütern<br />

(plus 5,5 Prozent).<br />

Laut Bundeswirtschaftsministerium<br />

waren vor allem Großaufträge<br />

für das gute Ergebnis verantwortlich.<br />

Die gute Auftragslage darf jedoch<br />

nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass andere konjunkturelle<br />

Frühindikatoren derzeit<br />

ins Minus drehen. Der Einkaufsmanagerindex<br />

ist gesunken<br />

(siehe unten), und auch der<br />

Earlybird-Frühindikator, den<br />

die Commerzbank exklusiv für<br />

die WirtschaftsWoche ermittelt,<br />

präsentiert sich aktuell mit einer<br />

kleinen Delle. Das Barometer,<br />

das einen Vorlauf gegenüber<br />

der Realwirtschaft von<br />

sechs bis neun Monaten hat,<br />

sank im Oktober leicht auf 2,47<br />

Punkte (siehe Grafik). Der Indikator<br />

erfasst den Außenwert<br />

des Euro, die kurzfristigen Realzinsen<br />

sowie (als Messgröße für<br />

die Lage der Weltwirtschaft)<br />

den Einkaufsmanagerindex für<br />

die US-Industrie (ISM). Grund<br />

für den aktuellen Rückgang<br />

sind vor allem steigende Realzinsen<br />

infolge der gesunkenen<br />

Teuerungsrate. Insgesamt<br />

bleibt der Earlybird auf einem<br />

hohem Niveau – was aber laut<br />

Weiter auf hohem Niveau<br />

Bruttoinlandsprodukt undEarlybird-Konjunkturbarometer<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

–1,0<br />

–2,0<br />

–3,0<br />

Earlybird 2<br />

Bruttoinlandsprodukt 1<br />

Commerzbank-Ökonom Ralph<br />

Solveen „nahezu ausschließlich<br />

auf die starken Impulse der<br />

Geldpolitik zurückzuführen ist“.<br />

Mit Spannung warten Analysten<br />

nun auf den ifo-Geschäftsklimaindex<br />

für den laufenden<br />

Monat, den das Münchner ifo<br />

Institut am 22. November präsentieren<br />

will.<br />

–4,0<br />

2008 2009 2010 20<strong>11</strong> 2012 <strong>2013</strong><br />

1<br />

zum Vorquartal (in Prozent); 2 gewichtete Summe aus kurzfristigem realem Zins, effektivem<br />

realem Außenwertdes Euro und US-Einkaufsmanagerindex; Quelle: Commerzbank<br />

bert.losse@wiwo.de<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

–1,0<br />

–2,0<br />

–3,0<br />

–4,0<br />

Dienstleister<br />

schwächeln<br />

Die deutsche Wirtschaft hat<br />

zu Herbstbeginn etwas an<br />

Schwung verloren. Der <strong>vom</strong><br />

Londoner Forschungsinstitut<br />

Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex<br />

für die Privatwirtschaft<br />

sank im Oktober um 0,6<br />

auf 52,6 Punkte. Dies war der<br />

zweite Rückgang in Folge. Das<br />

Barometer hält sich allerdings<br />

klar über der Marke von 50<br />

Zählern, ab der gemeinhin Expansion<br />

einsetzt. Die deutsche<br />

Wirtschaft bleibe „in guter Verfassung“,<br />

sagt Markit-Ökonom<br />

Tim Moore.<br />

Verantwortlich für die sinkende<br />

Dynamik im Oktober war<br />

die Dienstleistungsbranche.<br />

Deren Einkaufsmanagerindex<br />

fiel überraschend um 1,4 auf<br />

52,3 Zähler. Analysten hatten<br />

hier einen leichten Zuwachs<br />

vorhergesagt. Besser lief es in<br />

der deutschen Industrie, wo der<br />

Einkaufsmanagerindex um 0,4<br />

auf 51,5 Punkte zulegen konnte.<br />

Volkswirtschaftliche<br />

Gesamtrechnung<br />

Real. Bruttoinlandsprodukt<br />

Privater Konsum<br />

Staatskonsum<br />

Ausrüstungsinvestitionen<br />

Bauinvestitionen<br />

Sonstige Anlagen<br />

Ausfuhren<br />

Einfuhren<br />

Arbeitsmarkt,<br />

Produktion und Preise<br />

Industrieproduktion 1<br />

Auftragseingänge 1<br />

Einzelhandelsumsatz 1<br />

Exporte 2<br />

ifo-Geschäftsklimaindex<br />

Einkaufsmanagerindex<br />

GfK-Konsumklimaindex<br />

Verbraucherpreise 3<br />

Erzeugerpreise 3<br />

Importpreise 3<br />

Arbeitslosenzahl 4<br />

Offene Stellen 4<br />

Beschäftigte 4, 5<br />

20<strong>11</strong> 2012<br />

Durchschnitt<br />

3,3<br />

1,7<br />

1,0<br />

7,0<br />

5,8<br />

3,9<br />

7,8<br />

7,4<br />

20<strong>11</strong> 2012<br />

Durchschnitt<br />

6,6<br />

7,5<br />

1,1<br />

<strong>11</strong>,5<br />

<strong>11</strong>1,3<br />

54,8<br />

5,6<br />

2,1<br />

5,6<br />

8,0<br />

2974<br />

466<br />

28460<br />

0,7<br />

0,8<br />

1,2<br />

–4,8<br />

–1,5<br />

3,2<br />

3,9<br />

2,2<br />

–0,9<br />

–4,2<br />

0,2<br />

3,4<br />

105,0<br />

46,7<br />

5,9<br />

2,0<br />

2,0<br />

2,1<br />

2897<br />

478<br />

29004<br />

II/12 III/12 IV/12 I/13 II/13<br />

Veränderung zum Vorquartal in Prozent<br />

–0,1<br />

0,1<br />

–0,4<br />

–3,0<br />

–1,4<br />

1,0<br />

3,1<br />

2,3<br />

Juli<br />

<strong>2013</strong><br />

–1,1<br />

–2,0<br />

–0,5<br />

–0,8<br />

106,2<br />

50,7<br />

6,8<br />

1,9<br />

0,0<br />

–2,6<br />

2940<br />

425<br />

29394<br />

1 Volumen, produzierendes Gewerbe, Veränderung zum Vormonat in Prozent; 2 nominal, Veränderung zum Vormonat in<br />

Prozent; 3 Veränderung zum Vorjahr in Prozent; 4 in Tausend, saisonbereinigt; 5 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte;<br />

alle Angaben bis auf Vorjahresvergleiche saisonbereinigt; Quelle: Thomson Reuters<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,7<br />

–2,2<br />

0,5<br />

1,5<br />

1,4<br />

0,6<br />

Aug.<br />

<strong>2013</strong><br />

1,6<br />

–0,3<br />

–0,2<br />

1,0<br />

107,6<br />

51,8<br />

7,0<br />

1,5<br />

–0,5<br />

–3,4<br />

2947<br />

426<br />

29403<br />

–0,5<br />

–0,3<br />

0,1<br />

–2,0<br />

–0,7<br />

1,5<br />

–2,4<br />

–1,3<br />

Sept.<br />

<strong>2013</strong><br />

–0,9<br />

3,3<br />

–0,4<br />

–<br />

107,7<br />

51,1<br />

7,0<br />

1,4<br />

–0,5<br />

–2,8<br />

2971<br />

429<br />

–<br />

0,0<br />

0,8<br />

–0,1<br />

–0,6<br />

–2,1<br />

–1,1<br />

–1,8<br />

–2,1<br />

Okt.<br />

<strong>2013</strong><br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

107,4<br />

51,5<br />

7,1<br />

1,2<br />

–<br />

–<br />

2973<br />

431<br />

–<br />

0,7<br />

0,5<br />

0,6<br />

0,9<br />

2,6<br />

1,3<br />

2,2<br />

2,0<br />

Nov.<br />

<strong>2013</strong><br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

7,0<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

Letztes Quartal<br />

zum Vorjahr<br />

in Prozent<br />

0,9<br />

1,1<br />

1,3<br />

–1,2<br />

1,2<br />

3,1<br />

1,1<br />

1,4<br />

Letzter Monat<br />

zum Vorjahr<br />

in Prozent<br />

4,4<br />

<strong>11</strong>,0<br />

0,2<br />

–5,5<br />

7,3<br />

12,0<br />

14,8<br />

–<br />

–<br />

–<br />

1,5<br />

–6,1<br />

1,2<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 45<br />

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Der Volkswirt<br />

WARUM EIGENTLICH...<br />

...ist die Kritik an den deutschen<br />

Exportüberschüssen verfehlt?<br />

Deutschlands Unternehmen<br />

sind erfolgreich –<br />

und für manche offenbar<br />

zu erfolgreich. Anders lässt sich<br />

das Germany-Bashing kaum<br />

erklären, das wegen der anhaltend<br />

hohen deutschen Exportüberschüsse<br />

eingesetzt hat.<br />

Das US-Finanzministerium<br />

wirft Deutschland vor, seine<br />

schwache Binnennachfrage<br />

und hohe „Exportabhängigkeit“<br />

behinderten den Abbau der<br />

Ungleichgewichte in der Euro-<br />

Zone. Wirtschaftsnobelpreisträger<br />

Paul Krugman geißelt die<br />

„unangemessen hohen Exportüberschüsse“,<br />

weil sie „das<br />

Wachstum und die Beschäftigung<br />

der gesamten Welt bremsen“.<br />

Die EU-Kommission erwägt,<br />

gegen die Bundesrepublik<br />

ein sanktionsbewehrtes Verfahren<br />

wegen „makroökonomischer<br />

Ungleichgewichte“ einzuleiten,<br />

und der Internationale<br />

Währungsfonds fordert die<br />

Bundesregierung auf, sie solle<br />

verbindliche Obergrenzen für<br />

den Leistungsbilanzüberschuss<br />

festlegen. Als Rezept empfehlen<br />

die Mahner deutliche Lohnsteigerungen.<br />

Diese sollen die Inlandsnachfrage<br />

und die Importe<br />

Deutschlands ankurbeln.<br />

VERZERRTE KURSE<br />

Wie berechtigt ist die Kritik an<br />

unseren Überschüssen? Tatsache<br />

ist, dass kaum ein Land so<br />

hohe Positivsalden in seiner<br />

Leistungsbilanz ansammelt wie<br />

Deutschland. Zur Leistungsbilanz<br />

zählen die Handelsbilanz,<br />

die Dienstleistungsbilanz, die<br />

Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen<br />

sowie die<br />

Bilanz der Transferzahlungen.<br />

In diesem Jahr dürfte sich der<br />

Saldo auf knapp 200 Milliarden<br />

Euro belaufen, das entspricht<br />

mehr als sieben Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts.<br />

Historisch gesehen sind hohe<br />

Exportüberschüsse nicht ungewöhnlich<br />

für Deutschland. Im<br />

System fester Wechselkurse<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

war die D-Mark lange Zeit unterbewertet.<br />

Das erleichterte es<br />

den Unternehmen, Märkte im<br />

Ausland zu erobern. Die hohen<br />

Gewinne lockten Unternehmen,<br />

Arbeitskräfte und Investitionen<br />

in den Exportsektor. So<br />

entstanden Abhängigkeiten, die<br />

sich auch fortsetzten, als das<br />

In der Kritik<br />

Leistungsbilanzsalden Deutschlands<br />

(in Prozent <strong>vom</strong> BIP)<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

1950 60 70 80 90 00 10<br />

Festkurssystem Anfang der<br />

Siebzigerjahre zusammenbrach<br />

und die D-Mark kräftig aufwertete.<br />

Heute befindet sich<br />

Deutschland als Mitglied der<br />

Währungsunion wieder in einem<br />

Festkurssystem. Gemessen<br />

an der wirtschaftlichen<br />

Stärke Deutschlands, ist der<br />

Wechselkurs des Euro zu niedrig.<br />

Das verleiht den deutschen<br />

Exporteuren Rückenwind.<br />

Dennoch ist die Kritik an den<br />

Exportüberschüssen verfehlt.<br />

Denn erstens beruht der Außenhandel<br />

auf freiwilligen Verträgen.<br />

Die Bürger im Ausland<br />

kaufen Waren made in Germany,<br />

weil diese ihren Bedürfnissen<br />

besser entsprechen als andere<br />

Produkte. Freier Handel<br />

kommt zustande, weil die beteiligten<br />

Parteien den Tausch Ware<br />

gegen Geld als vorteilhaft für<br />

sich empfinden. Er steigert den<br />

Wohlstand auf beiden Seiten.<br />

Wer Exportüberschüsse reduzieren<br />

will, reduziert somit den<br />

Wohlstand der Nationen.<br />

Zweitens spiegelt der Aktivsaldo<br />

im Handel einen Überschuss<br />

der Ersparnis gegenüber<br />

den Investitionen wider. Weil<br />

die Deutschen altern, legen sie<br />

Exporte, Inlandsnachfrage<br />

und BIP Deutschlands*<br />

210<br />

200<br />

Exporte<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

Inlandsnachfrage<br />

130<br />

120<br />

<strong>11</strong>0<br />

BIP<br />

100<br />

2000 02 04 06 08 10 12<br />

*reale Quartalswerte, 2000 =100, Quelle: Bundesbank, Statistisches Bundesamt<br />

zur Finanzierung ihres Lebensabends<br />

mehr Geld auf die hohe<br />

Kante und verzichten auf Konsum.<br />

Dies ist ein durch und<br />

durch rationales Verhalten.<br />

Bereits in wenigen Jahren<br />

werden die Deutschen ihre Ersparnisse,<br />

von denen ein erheblicher<br />

Teil in ausländischen Anleihen,<br />

Aktien und Immobilien<br />

steckt, auflösen, um Güter aus<br />

dem Ausland zu beziehen, die<br />

wegen der fehlenden Arbeitskräfte<br />

hierzulande nicht mehr<br />

hergestellt werden. Dann dreht<br />

die Kapitalbilanz ins Plus und<br />

die Leistungsbilanz ins Minus.<br />

Spätestens Ende des nächsten<br />

Jahrzehnts werden die deutschen<br />

Exportüberschüsse verschwunden<br />

sein, schätzt das<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(ZEW) in<br />

Mannheim.<br />

Drittens schaden kräftige<br />

Lohnerhöhungen zum Abbau<br />

der Überschüsse mehr, als sie<br />

nutzen. Schnellen die Löhne in<br />

die Höhe, mindert dies die<br />

preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Exporteure.<br />

Insbesondere die Hersteller von<br />

Investitionsgütern, deren wichtigste<br />

Konkurrenten nicht in Europa,<br />

sondern in China, den<br />

USA, Japan und Korea sitzen,<br />

büßen dann Marktanteile ein.<br />

Das träfe auch die Krisenländer<br />

Europas. Denn die deutschen<br />

Exporte bestehen zu rund 40<br />

Prozent aus importierten Vorprodukten<br />

– und viele davon<br />

stammen aus Europa.<br />

ZU HAUSE INVESTIEREN<br />

Sollte Deutschland also weitermachen<br />

wie bisher? Keineswegs.<br />

Zwar sind die Deutschen<br />

spitze beim Export, bei der Anlage<br />

der Überschüsse haben sie<br />

in den vergangenen Jahren jedoch<br />

kein gutes Händchen bewiesen.<br />

Die Einkommen aus<br />

dem Exportgeschäft haben sie<br />

zu einem großen Teil in griechische<br />

Staatsanleihen, irische<br />

Bankanleihen und spanische<br />

Schrottimmobilien gesteckt –<br />

und damit Schiffbruch erlitten.<br />

Um ein ähnliches Desaster in<br />

Zukunft zu verhindern, müssen<br />

die Gelder besser gestreut werden.<br />

Dazu gehört auch, mehr<br />

Geld in Deutschland zu investieren.<br />

Das kurbelt die Konjunktur<br />

an, steigert die Importe –<br />

und baut die hohen Exportüberschüsse<br />

ab.<br />

malte.fischer@wiwo.de<br />

46 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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DENKFABRIK | Die Immobilienpreise in Deutschland sind kräftig gestiegen. Von einer<br />

drohenden Preisblase kann jedoch noch keine Rede sein. Im internationalen Vergleich<br />

ist der deutsche Häusermarkt nicht überbewertet. Und solange die EZB ihre Niedrigzinspolitik<br />

fortsetzt, bleiben Immobilien ein gutes Anlageobjekt. Von Hans-Werner Sinn<br />

Höheres Plateau<br />

FOTOS: ROBERT BREMBECK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PICTURE-ALLIANCE/DPA/MURAT<br />

Im Mai und Juni 2010, auf<br />

dem vorläufigen Höhepunkt<br />

der Euro-Krise, habe<br />

ich in meinen Kolumnen<br />

für die WirtschaftsWoche einen<br />

Bauboom in Deutschland prognostiziert<br />

– weil sich das Anlagekapital<br />

nicht mehr aus<br />

Deutschland heraustrauen<br />

werde. Kaum jemand hat mir<br />

damals geglaubt. Es dauerte<br />

Monate, bis auch andere Stimmen<br />

zu vernehmen waren, die<br />

Ähnliches sagten.<br />

Jetzt zeigt sich: Es ist tatsächlich<br />

zu diesem Boom gekommen.<br />

Von Mitte 2010 bis Mitte<br />

<strong>2013</strong> stiegen die Immobilienpreise<br />

um neun Prozent. Die Beschäftigung<br />

im Baugewerbe<br />

wuchs um 1,5 Prozent, die realen<br />

Bauinvestitionen nahmen<br />

um 4,2 Prozent zu. Die Auftragseingänge<br />

im Wohnungsbau<br />

erhöhten sich in diesem Zeitraum<br />

sogar um 36 Prozent. Die<br />

Zahl der fertiggestellten Wohnungen<br />

war 2012 um ein Viertel<br />

höher als 2010.<br />

Besonders in den Großstädten<br />

zogen die Neubaupreise an.<br />

In Berlin stiegen sie in diesen<br />

drei Jahren um knapp 40 Prozent,<br />

in Hamburg je nach Typ<br />

um 17 bis 40 Prozent, in Stuttgart<br />

um etwa 25 Prozent, in<br />

München zwischen 20 und 35<br />

Prozent und in Köln um 14 bis<br />

17 Prozent.<br />

BUNDESBANK WARNT<br />

Nun warnt die Deutsche Bundesbank<br />

vor einer Überhitzung<br />

der Märkte. Die Preissteigerungsraten<br />

besonders in den<br />

Ballungsräumen ließen sich<br />

„nur noch schwer rechtfertigen“,<br />

schreibt sie in ihrem Monatsbericht<br />

von Oktober und<br />

warnt vor „empfindlichen Ver-<br />

mögensverlusten“, obwohl sie<br />

beim Immobilienmarkt als Ganzem<br />

noch keine Überbewertungen<br />

feststellt.<br />

Geht der Bauboom also schon<br />

wieder zu Ende? War das Ganze<br />

nur ein temporäres Aufflackern?<br />

Ich glaube das nicht. Es gibt verschiedene<br />

Indikatoren dafür,<br />

dass der Boom weitergeht. Einer<br />

der wichtigsten besteht in den<br />

Auftragsbeständen der Architekten,<br />

die das ifo Institut im vierteljährlichen<br />

Rhythmus erfragt. Sie<br />

liegen heute schon wieder auf<br />

dem Niveau von 1994/95. Damals<br />

ließ der Vereinigungsboom<br />

gerade nach, war aber noch kräftig.<br />

So viel wie derzeit hatten die<br />

»Besonders in<br />

den Großstädten<br />

stiegen die<br />

Neubaupreise in<br />

den vergangenen<br />

Jahren stark an«<br />

Architekten 18 Jahre lang nicht<br />

zu tun.<br />

Ich glaube an ein baldiges Ende<br />

des Baubooms auch deshalb<br />

nicht, weil sich Immobilienblasen<br />

in der Regel etwa anderthalb Jahrzehnte<br />

aufbauen, bevor sie platzen.<br />

Der letzte deutsche Immobilienboom<br />

dauerte von Anfang der<br />

Achtzigerjahre bis Mitte des darauffolgenden<br />

Jahrzehnts. Der<br />

letzte US-amerikanische Immobilienboom<br />

erstreckte sich von Ende<br />

der Neunzigerjahre bis 2007.<br />

Die spanische Immobilienhausse<br />

zog sich von Mitte der Neunzigerjahre<br />

bis zur Lehman-Krise im<br />

Jahr 2008 hin.<br />

Ohnehin muss nicht jeder<br />

Boom zur platzenden Blase werden.<br />

Häufig gehen die Preise auf<br />

ein höheres Plateau und verharren<br />

dort für eine Weile. Selbst<br />

wenn es zum Schluss dann doch<br />

steil nach unten geht, so sind die<br />

ersten zehn Jahre der Blasenbildung<br />

meistens ganz angenehm.<br />

Hinzu kommt: Die Steigerung<br />

der Immobilienpreise war in<br />

Deutschland in den vergangenen<br />

Jahren wesentlich schwächer als<br />

in den meisten heutigen Krisenländern.<br />

Von 1997 bis 2000 nahmen<br />

die Preise zum Beginn des<br />

durch die Euro-Ankündigung ausgelösten<br />

Booms in Frankreich um<br />

19 Prozent zu, in Spanien um 24<br />

Prozent und in Irland sogar um 82<br />

Prozent.<br />

In der Zeit davor, in den Jahren<br />

2000 bis 2007, sind die deutschen<br />

Immobilienpreise – mit<br />

Schwankungen – sogar permanent<br />

gefallen, während sie in vielen<br />

anderen europäischen Ländern<br />

geradezu explodierten. Das<br />

hat einen erheblichen Nachholbedarf<br />

begründet. Noch immer sind<br />

die deutschen Preise im internationalen<br />

Vergleich nicht sonderlich<br />

hoch. So sind zum Beispiel<br />

die Preise der Wohnimmobilien in<br />

einer Metropole wie Frankfurt<br />

eher niedriger als in Barcelona,<br />

und natürlich hält keine deutsche<br />

Stadt dem Vergleich mit Paris<br />

oder London stand.<br />

Dies sind Anhaltspunkte, die<br />

sich Immobilienkäufer vor Augen<br />

führen sollten. Die Chancen<br />

auf ein Schnäppchen sind zwar<br />

heute nicht mehr so groß wie<br />

noch vor zwei Jahren. Dennoch<br />

bieten klug ausgewählte Objekte<br />

in Zuzugsgebieten auf absehbare<br />

Zeit weiterhin Chancen auf<br />

Wertsteigerungsgewinne.<br />

KEINE TRENDWENDE<br />

Natürlich sollten wir die Warnungen<br />

der Bundesbank ernst nehmen.<br />

Aber es handelt sich dabei<br />

wohl eher um den psychologischen<br />

Versuch, rechtzeitig zu<br />

bremsen. Das ist zu respektieren.<br />

Als eine privatwirtschaftlich<br />

optimale Anlageempfehlung sollte<br />

man den Bundesbankbericht<br />

aber lieber nicht interpretieren.<br />

Eine Trendwende erwarte ich<br />

erst, wenn die Europäische Zentralbank<br />

(EZB) ihre Niedrigzinspolitik<br />

beendet. Steigende Finanzierungskosten<br />

könnten den<br />

Boom jäh beenden. Aber solange<br />

der Euro existiert, ist das<br />

nicht zu erwarten – denn die<br />

Bauherren haben mit den Zentralbank-Gouverneuren<br />

der<br />

überschuldeten Südländer<br />

mächtige politische Verbündete.<br />

Diese Gouverneure sitzen allesamt<br />

im EZB-Rat und werden<br />

schon dafür sorgen, dass die<br />

monetäre Druckerpresse weiter<br />

auf Hochtouren läuft. Insofern<br />

braucht man um den Wert seiner<br />

Immobilien keine Angst zu<br />

haben, solange sich die Südländer<br />

im Euro-Verbund befinden.<br />

Hans-Werner Sinn ist Präsident<br />

des ifo Instituts und Ordinarius<br />

an der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität in München.<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 47<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Allah für alle<br />

TÜRKEI | Der boomende Markt vor den Toren der EU ist<br />

ein Mekka für Investoren. Doch Ministerpräsident<br />

Erdogan blockiert mit seinem Islamisierungskurs den<br />

notwendigen Wandel hin zu einer innovativen Ökonomie.<br />

Das wird für viele Unternehmen zu einem Problem.<br />

FOTO: SINAN CAKMAK<br />

Zwischen Topfpflanzen und Notebook-Bildschirmen<br />

gedeiht das<br />

kreative Chaos, von dem jede IT-<br />

Bude lebt. Unter dem Konferenztisch<br />

klemmt ein Gymnastikball,<br />

auf den Tischplatten winden sich<br />

Kabel durch Papierberge. Ruhelos klappern<br />

die Tastaturen der IT-Entwickler. Sie<br />

tüfteln an Cloud-Software zur effizienteren<br />

Steuerung von Lieferketten – ein Job, dem<br />

Programmierer rund um den Globus nachgehen.<br />

Nur dass hier alle paar Stunden der<br />

Muezzin ruft: Die Softwareschmiede Solvoyo<br />

residiert im Herzen von Istanbul.<br />

Islam und IT, Religion und Innovation?<br />

Für Nilüfer Durak ist das kein Widerspruch.<br />

„Wir Türken probieren gern Dinge<br />

aus und sind bereit, dabei voll ins Risiko zu<br />

gehen“, sagt die Managerin des US-Softwareherstellers.<br />

Das seien die besten Zutaten<br />

für Innovationen, meint die Frau mit<br />

dem kessen Lockenkopf, die ihr Berufsleben<br />

überwiegend als Investmentbankerin<br />

in Amerika verbracht hat und seit Mai dieses<br />

Jahres für Solvoyo das globale Geschäft<br />

von ihrer Heimatstadt Istanbul aus leitet.<br />

Die Kreativität ihrer Generation bei den<br />

Protesten im Gezi-Park hat sie begeistert.<br />

Doch zugleich ist sie besorgt, weil die Türkei<br />

<strong>vom</strong> Westen wegdriftet und hin zu einem<br />

radikaleren Islam: „Innovation funktioniert<br />

nur in einer Gesellschaft, wo jeder<br />

seine Meinung sagen kann und niemand<br />

den anderen seine Werte aufzwingt“, sagt<br />

Durak und fordert in Richtung Politik: „Ich<br />

hoffe wirklich, dass sie das begreifen und<br />

die Erwartungen und Bedürfnisse der jüngeren<br />

Generation ernst nehmen.“ Nur so<br />

könne das Land am Bosporus innovativer<br />

werden.<br />

Ob das klappen kann – die Türkei als<br />

künftiges Silicon Valley vor Europas Toren?<br />

Wie Durak fürchten viele Investoren neue<br />

Konflikte durch die zunehmende Islamisierung.<br />

Ein halbes Jahr nachdem die Polizei<br />

die protestierende Mitte der Gesellschaft<br />

mit Tränengas durch die Straßen<br />

jagte, herrscht noch immer Schockstarre<br />

im wichtigsten Wachstumsmarkt an der<br />

EU-Außengrenze. Zu offensichtlich ist die<br />

tiefe Spaltung der Gesellschaft, zu kompromisslos<br />

die Reaktion der Staatsmacht, als<br />

dass man Bedenken ob der politischen Stabilität<br />

des Landes getrost übergehen könnte.<br />

Mit seinem konservativen Kurs weg von<br />

westlichen Werten und Freiheiten riskiert<br />

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan,<br />

jene wirtschaftliche Modernisierung abzuwürgen,<br />

die er selbst in Gang gesetzt hat.<br />

UNSICHERER HAFEN<br />

Zwar will Brüssel nach drei Jahren Stillstand<br />

die Verhandlungen über einen EU-Beitritt<br />

wiederbeleben. Dennoch sorgt Erdogans<br />

Kurs für Unsicherheit, wie Ergün Kis feststellt,<br />

Partner und Türkei-Spezialist bei der<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in<br />

Istanbul: „Türkei-Neulinge warten jetzt erst<br />

einmal ab. Wer aber konkrete Pläne für den<br />

Markteintritt hatte, wirft diese deshalb nicht<br />

gleich über Bord.“ Und Ralph Jäger, Chef von<br />

RWE Türkei, mahnt: „Das politische System<br />

muss berechenbar und stabil sein.“<br />

In der Regierungspartei AKP tobe seit<br />

den Gezi-Protesten ein Machtkampf zwischen<br />

konservativen Kräften um Erdogan<br />

und seinen eher westlich orientierten Gegnern,<br />

beobachtet Yasar Aydin, Türkei-Experte<br />

der Stiftung Wissenschaft und Politik<br />

in Berlin. Die Lage könne jederzeit wie-<br />

»<br />

Der Erdogan-Effekt<br />

Der Ministerpräsident gilt als Vater des<br />

Wirtschaftswunders, das<br />

der Türkei seit 2003<br />

Wachstumsraten von teils<br />

mehr als neun Prozent<br />

beschert. Das gefährdet<br />

er durch die<br />

Islamisierung und<br />

den harten Kurs<br />

gegen Protestler<br />

48 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Nilüfer Durak<br />

SOLVOYO<br />

Software<br />

Umsatz<br />

2,2 Mio. Euro<br />

Mitarbeiter (Türkei) 20<br />

Kunden: Vestel, Schneider Electric,<br />

Hewlett-Packard<br />

»Innovation funktioniert nur in<br />

einer Gesellschaft, wo jeder seine<br />

Meinung sagen kann und niemand<br />

dem anderen seine Werte aufzwingt«<br />

Wachstum destürkischenBIPswährend<br />

ErdogansAmtszeit 2003–<strong>2013</strong>(in Prozent)<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />

Bevölkerungsentwicklungder Türkei<br />

2003–2012(in Prozent)<br />

1,45<br />

1,40<br />

1,35<br />

1,30<br />

1,25<br />

1,20<br />

1,15<br />

2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12<br />

Leistungsbilanzdefizit der Türkei<br />

2003–<strong>2013</strong>(in Prozent desBIPs)<br />

–10<br />

–9<br />

–8<br />

–7<br />

–6<br />

–5<br />

–4<br />

–3<br />

–2<br />

2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />

*Prognose; Quelle:IWF,Weltbank<br />

49<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

der eskalieren – mit dramatischen Folgen<br />

für das Investitionsklima: „Die Türkei<br />

ist dabei, ihren Ruf als sicherer Hafen für<br />

ausländisches Kapital zu zerstören.“<br />

Dabei gilt der bärbeißige Fischersohn Erdogan<br />

als Vater des Wirtschaftswunders,<br />

das dem Land mit mehr als 75 Millionen<br />

Einwohnern seit seinem Amtsantritt 2003<br />

Wachstumsraten von teils mehr als neun<br />

Prozent beschert hat (siehe Grafik Seite<br />

49). Erdogan führte die <strong>vom</strong> jahrelangen<br />

Kurdenkrieg und diversen Militärputschen<br />

zermürbte Gesellschaft zunächst zusammen.<br />

Er gab auch dem religiös-konservativen<br />

Teil der Bevölkerung das Gefühl, gefragt<br />

zu sein, in jener modernen Republik,<br />

die seit der Gründung 1924 stark laizistisch<br />

geprägt ist. Mit liberalen Wirtschaftsreformen<br />

machte der Premier die Türkei zu einem<br />

Mekka für Investoren.<br />

WANDELNDE BOMBE<br />

Doch die Proteste haben den erfolgsverwöhnten<br />

Premier aufgeschreckt. Wer ihn<br />

kennt, beschreibt ihn inzwischen als beratungsresistenten<br />

und jähzornigen Zeitgenossen.<br />

Das Rhetorikgenie fürchtet um seine<br />

Macht, weshalb er die islamisch orientierte<br />

Bevölkerungsmehrheit mit einer Islamisierung<br />

der Gesellschaft hinter sich<br />

sammeln will – was wiederum die Elite<br />

reizt, die in Kopftuchgebot und Alkoholverbot<br />

einen Angriff auf ihre Freiheiten sieht.<br />

„Erdogan ist eine wandelnde Bombe“,<br />

29 Jahre beträgt<br />

das Durchschnittsalter in<br />

der Türkei – das ist EUweit<br />

eins der niedrigsten<br />

schimpft ein Maschinenbauunternehmer<br />

aus Istanbul. „Mit seinen ständigen Provokationen<br />

kann er die Gesellschaft jederzeit<br />

zur Explosion bringen.“ Dabei müssten die<br />

Türken endlich „statt Tomaten und T-Shirts<br />

Hochtechnologie verkaufen“.<br />

Der Islam droht die liberalen Elemente<br />

sogar im weltoffenen Istanbul aus dem öffentlichen<br />

Leben zu verdrängen. Wer im<br />

Umkreis von 100 Metern rund um öffentliche<br />

Gebäude Alkohol ausschenken möchte,<br />

bekommt dafür keine neue Lizenz. Es<br />

gibt Stadtteile, in denen Frauen ohne Kopftuch<br />

schief angeschaut werden, in Behörden<br />

ist das Kopftuchverbot gekippt worden.<br />

Vom Laizismus – dem Dogma von<br />

Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zur<br />

Trennung von Staat und Religion – hat sich<br />

Erdogan offenbar verabschiedet.<br />

Mit diesem Kurs verstört er ausgerechnet<br />

die Kreativen und Innovativen. Die sollten<br />

eigentlich die Türkei auf eine neue Stufe<br />

der globalen Wettbewerbsfähigkeit hieven,<br />

sagt Markus Slevogt, der als Berater seit<br />

Jahren in Istanbul lebt und lange Landeschef<br />

der Deutschen Bank war: „Die Türkei<br />

muss den Sprung in die Reihe der innovationsgetriebenen<br />

Ökonomien schaffen.<br />

Wenn das gelingt, ist das Land nicht mehr<br />

zu stoppen.“<br />

Geschafft hat das zum Beispiel der High-<br />

Tech-Kesselbauer Erensan. Der Mittelständler<br />

mit Sitz im Istanbuler Vorort Yenibosna<br />

folgte früher der Devise „national<br />

statt global“: Der Gründer und Seniorchef<br />

hatte in den Achtziger- und Neunzigerjahren<br />

nie Mühe, im Inland seine Großanlagen<br />

zu verkaufen. Dann rollte 2001 eine<br />

Bankenkrise durch die Türkei. Inflation<br />

und Lira-Abwertung fraßen Erensans Rücklagen<br />

fast über Nacht zur Hälfte auf.<br />

Ayhan Eren, der Junior, überzeugte seinen<br />

Vater, dass der Gang ins Ausland nottut<br />

– gerade wenn man wie Erensan lange<br />

vor der Auslieferung Material am zyklischen<br />

Stahlmarkt kaufen muss. Eren steigerte<br />

den Exportanteil von fünf auf heute<br />

50 Prozent des Umsatzes von heute 30 Millionen<br />

Euro. Dadurch spürte der Anlagenbauer<br />

die letzte Konjunkturkrise kaum,<br />

während sich die Belegschaft von 120 auf<br />

260 Mitarbeiter mehr als verdoppelte.<br />

Hohe Hallen, mächtige Stahlkolosse,<br />

sprühende Funken – man kommt sich vor<br />

wie in einer Werft, nur fehlt Wasser unterm<br />

Kiel der klobigen Bauteile. Tatsächlich<br />

Der Premier und die Konzerne<br />

Türkische Unternehmen, die Erdogans Partei AKP nahestehen...<br />

Name<br />

Branche<br />

Umsatz 1<br />

Mitarbeiter<br />

Partner<br />

Anmerkungen<br />

Doğuş Holding<br />

Finanzwesen, Bauindustrie, Autobau,<br />

Medien, Tourismus, Immobilien<br />

4,0<br />

35000<br />

Volkswagen<br />

Garanti-Bank ließ während der Gezi-Proteste die Türen abschließen,<br />

als flüchtende Demonstranten Zuflucht suchten<br />

Yildiz Group<br />

Nahrungsmittel, Einzelhandel,<br />

Immobilien<br />

5,2<br />

36 000<br />

Eckes-Granini-Gruppe<br />

Enge Beziehungen zu Erdogan und dem Führungszirkel der<br />

Partei AKP<br />

Demiören<br />

Energiehandel, Immobilien,<br />

Medien<br />

2,3<br />

k. A.<br />

k. A.<br />

Präsident ist auch Präsident des türkischen Fußballverbands und<br />

gilt als treuer Gefolgsmann Erdogans<br />

Calik Holding<br />

Bau, Energie, Finanzen, Immobilien,<br />

Medien<br />

2,1<br />

20 000<br />

k. A.<br />

Steht im Ruf der Günstlingswirtschaft, soll für Übernahme von<br />

Medien günstige Kredite <strong>vom</strong> Staat erhalten haben<br />

...und die als eher AKP-fern gelten<br />

Koç Holding<br />

Energie, Automotive, Konsumgüterindustrie,<br />

Finanzen<br />

36,8<br />

82 000<br />

Ford, Fiat, LG,<br />

UniCredit<br />

Gewährte Protestierenden Zuflucht in einer Hotellobby am<br />

Gezi-Park – und hat seither die Steuerfahnder am Hals<br />

Sabancı Holding<br />

Finanzen, Energie, Maschinenbau,<br />

Baumaterialien, Einzelhandel<br />

10,7<br />

58 000<br />

E.On, Heidelberg-<br />

Cement<br />

Stark westlich ausgerichtet, laizistische und kemalistische<br />

Familientradition<br />

Eczacıbaşı Holding<br />

Pharma, Baumaterialien<br />

2,6<br />

<strong>11</strong> 700<br />

Villeroy & Boch<br />

Klar prowestlicher Familienkonzern, dessen Mitglieder<br />

alle in Deutschland oder den USA ausgebildet sind<br />

Doğan Yayın Holding<br />

Medien, Energie<br />

0,93<br />

10300<br />

Burda, Bertelsmann,<br />

Axel Springer Verlag<br />

Verlegte einst kritische Medien wie „Hürriyet“ – die seit einer<br />

Steuernachforderung plötzlich ihre kritische Haltung verloren<br />

1 in Milliarden Euro; Quelle: eigene Recherchen<br />

50 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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»Jetzt muss die Regierung<br />

versuchen, die jungen Leute<br />

einzubinden«<br />

FOTO: SINAN CAKMAK<br />

schweißt Erensan auch Schiffskessel, etwa<br />

für ein schwimmendes Heizkraftwerk.<br />

Meist fertigt das Unternehmen jedoch<br />

Großboiler für Lebensmittelfabriken oder<br />

Heizkessel wie jene 18 Meter hohen Riesen,<br />

die seit Kurzem im Fußballstadion von<br />

Arsenal London ihren Dienst tun.<br />

„Unsere Produkte sind alle Einzelanfertigungen“,<br />

sagt Ayhan Eren. „Sie müssen den<br />

Standards der Länder genügen, in die wir<br />

sie ausliefern.“ Um Anlagen schnell, aber<br />

maßgeschneidert nach verschiedenen<br />

Normen zu konstruieren, sucht er Konstrukteure,<br />

die selbstständig denken. Er<br />

hofft daher auf eine moderne und offene<br />

Türkei: „Diese junge Generation hängt<br />

nicht nur auf Facebook ab, die hat Humor<br />

und Verstand“, freut sich der Unternehmer<br />

über die Gezi-Bewegung: „Jetzt muss die<br />

Regierung versuchen, die jungen Leute<br />

einzubinden. Das sind die Tüftler und<br />

Kreativen, die unserer Wirtschaft helfen,<br />

globaler und vielfältiger zu werden.“<br />

Ayhan Eren<br />

ERESAN<br />

Kesselanlagen<br />

Umsatz<br />

30 Mio. Euro<br />

Mitarbeiter (Türkei) 260<br />

Kunden: FC Arsenal London,<br />

Tofas Autobau<br />

KREDITE IM KAUFRAUSCH<br />

Die Türkei hat mit einem Durchschnittsalter<br />

von 29 Jahren eine der jüngsten Bevölkerungen<br />

in Europa. Die Einwohnerzahl<br />

wächst pro Jahr um mehr als ein Prozent.<br />

Und dank des mehrjährigen Wirtschaftswachstums<br />

sind die Türken konsumfreudig:<br />

Im Kaufrausch stützt das Land seine<br />

Konjunktur quasi von selbst, die Banken<br />

helfen mit billigen Krediten nach.<br />

Kein Wunder also, dass türkische Konzerne<br />

gewachsen sind, die auch EU-Märkte<br />

angreifen könnten. Da ist die Koç-Gruppe<br />

um den bulligen Gründer-Enkel Mustafa<br />

Koç, mit einem Umsatz von 36,8 Milliarden<br />

Euro größer als Henkel und MAN zusammen.<br />

Der Mischkonzern aus Istanbul verkauft<br />

alles, von Autoteilen über Leitplanken<br />

bis hin zu Krediten und Hotelzimmern. Die<br />

Yildiz-Gruppe mit einem Jahresumsatz von<br />

5,2 Milliarden Euro fokussiert sich auf die<br />

Verarbeitung von Lebensmitteln. Und das<br />

mit 10,6 Milliarden Euro Umsatz zweitgrößte<br />

Unternehmen Sabancı agiert im Bankensektor<br />

und der Energiebranche.<br />

Diese Familienkonzerne sind sehr erfolgreich<br />

– doch wie lange noch? So<br />

schwebt etwa über der Energietochter der<br />

Koç-Gruppe das Damoklesschwert einer<br />

Steuernachzahlung, deren Höhe noch<br />

nicht feststeht. Die Behörden starteten Ermittlungen,<br />

just nachdem Erdogan Koç<br />

wegen der Einmischung in die Proteste im<br />

Gezi-Park gemaßregelt hatte. Koç gehört<br />

das Hotel „Diwan“, in dem Demonstranten<br />

während der Ausschreitungen Zuflucht vor<br />

der Polizei gesucht hatten. Anders als die<br />

Garanti-Bank der Erdogan-freundlichen<br />

Dogus Holding sperrte das Personal die<br />

Lobby nicht vor den Flüchtenden zu.<br />

Trotz der zunehmenden Verärgerung<br />

über die Regierung trifft man bei den Unternehmen<br />

auf eine Mauer des Schweigens.<br />

Zu lebendig ist die Erinnerung an<br />

2010, als die durchweg Erdogan-kritischen<br />

Medien der Dogan Yayın Holding mit Steuernachforderungen<br />

über umgerechnet 382<br />

Millionen Euro „auf Linie“ gebracht wurden.<br />

Bei einem Umsatz von knapp einer<br />

Milliarde Euro lähmt Dogan nun ein Schuldenstand<br />

von rund 400 Millionen.<br />

Ein solches Schicksal fürchtet man bei<br />

Koç offenbar so sehr, dass man die liberale,<br />

proeuropäische Tradition zurzeit nicht betont.<br />

Stattdessen ließen sich Koç-Manager<br />

häufiger bei den Freitagsgebeten sehen –<br />

ein symbolisches Kuschen vor Erdogan.<br />

Hinter den Kulissen indes warnen Lobbyisten<br />

der Unternehmensverbände Tü-<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 51<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

siad und Müsiad vor dem Zwang zum Islam<br />

und dem Druck auf kritische Unternehmen.<br />

Sie fürchten, dies könnte den<br />

Strom an Direktinvestitionen aus dem Ausland<br />

versiegen lassen. Zudem zürnen Unternehmer<br />

ob des stark hierarchisch geprägten<br />

Schulsystems, das in Sprachen<br />

und Naturwissenschaften in globalen Vergleichen<br />

miserabel abschneidet – dafür<br />

aber dem Islam-Unterricht immer mehr<br />

Raum gibt.<br />

„Wir brauchen ein besseres Bildungssystem,<br />

um den Sprung zur High-Tech-Wirtschaft<br />

zu schaffen“, fordert Ökonom Sabri<br />

Burak Arzova, der an der Erdogan-freundlichen<br />

Marmara-Universität unterrichtet<br />

und Müsiad nahesteht. Aber sofort fügt er<br />

hinzu: „Wir sind aber sicher, dass das auch<br />

mit Erdogans AKP möglich ist.“ Ob Lobbyist,<br />

Wissenschaftler oder Unternehmer:<br />

Die Furcht vor dem Zorn des mächtigen Erdogan<br />

scheint so groß, das jede öffentliche<br />

Bemerkung intuitiv relativiert wird.<br />

Kritisch sehen Experten auch, dass die<br />

Privatwirtschaft noch immer zu sehr auf<br />

den Binnenmarkt fixiert ist. Jahrelang waren<br />

die Margen in der Türkei weit höher als<br />

im Rest Europas. Es war schlicht nicht<br />

sinnvoll, ins Ausland zu expandieren, erläutert<br />

Seyfettin Gürsel, Ökonomieprofessor<br />

an der Bahcesehir-Universität in Istanbul.<br />

Er warnt: „Die türkische Wirtschaft ist<br />

im Moment nicht innovativ und wettbewerbsfähig<br />

genug.“ Sie müsse es aber werden,<br />

denn das hohe Leistungsbilanzdefizit<br />

drohe das Wachstum abzuwürgen und die<br />

Inflation anzuheizen. „Ich glaube nicht,<br />

dass sich Herr Erdogan bewusst ist, wie<br />

dringend die Türkei eine neue Wirtschaftsstruktur<br />

braucht“, sagt Gürsel.<br />

ANGRIFF AUF DIE FREIHEIT<br />

Auch wenn sie nicht gern offen darüber reden:<br />

„Viele türkische Unternehmer sehen<br />

den Vormarsch des politischen Islams kritisch“,<br />

beobachtet Hans-Georg Fleck von<br />

der Friedrich-Naumann-Stiftung in Istanbul,<br />

„denn von der Öffnung nach Westen<br />

haben sie sehr stark profitiert.“<br />

Schärfer formulieren es die jungen Kreativen<br />

wie Yekta Kurtcebe. Der Grafiker betreibt<br />

in Istanbul die Werbeagentur Gonzo-Works,<br />

die Kampagnen für McDonald’s<br />

und Vodafone macht. Eigentlich wollte er<br />

schon nach Berlin auswandern. Ihn ärgerte,<br />

wie passiv die Türken anfangs den<br />

Zwang zum Islam hinnahmen, den Erdogan<br />

seinem Land verordnete. Etwa das<br />

Werbeverbot für Brauereien wie Efes, die<br />

öffentliche Verurteilung der Abtreibung,<br />

»Die politische Stabilität ist im<br />

Moment nicht überzeugend<br />

genug, um eine große Investition<br />

anzugehen«<br />

Andreas Radel<br />

EJOT<br />

Schrauben<br />

Umsatz<br />

331 Mio. Euro<br />

Mitarbeiter (Türkei) <strong>11</strong>3<br />

Kunden: Koç Group, Vestel<br />

den Druck auf Frauen, ein Kopftuch zu tragen.<br />

„Tayyip greift unsere Freiheiten an“,<br />

beklagt Kurtcebe, der den Ministerpräsidenten<br />

wie viele seiner Gegner despektierlich<br />

beim Vornamen nennt.<br />

Kurtcebe sitzt in einem Restaurant gegenüber<br />

dem Gezi-Park. Dass er Bier trinkt<br />

und raucht, wirkt hier wie ein politisches<br />

Statement. Ein paar Meter weiter verbarrikadiert<br />

sich noch immer die Polizei in<br />

Kampfmontur hinter Absperrgittern. „Am<br />

Gezi kannst du nicht mehr demonstrieren“,<br />

sagt Kurtcebe, „die schießen sofort.“<br />

Dank der Gezi-Proteste hat der Unternehmer<br />

gesehen, dass er mit seiner Kritik<br />

nicht allein steht – und ist im Land geblieben.<br />

Zusammen mit seiner Ehefrau bietet<br />

er jetzt Marktanalysen an, die auf Twitter-<br />

Tweets beruhen: „In der Türkei ist eine Generation<br />

entstanden, die ständig miteinander<br />

auf Twitter kommunizieren will“, sagt<br />

Kurtcebe, „das wollen wir in der Marktforschung<br />

nutzen.“ Über Twitter tauschten<br />

viele Türken während der Proteste Informationen<br />

aus, wo Polizisten standen und<br />

wo eine Kundgebung möglich war.<br />

Für die deutsche Wirtschaft ist die Türkei<br />

eigentlich eine märchenhafte Story:<br />

Mehr als 5500 Unternehmen mit deutschem<br />

Kapital sind im Land registriert –<br />

mehr als in China und fast so viele wie in<br />

Russland. Die Geschäfte laufen gut, auch<br />

jetzt noch.<br />

Das gilt auch für Ejot Tezmak, eine Tochter<br />

des Schraubenherstellers Ejot aus Bad<br />

Berleburg bei Siegen, der weltweit 331 Millionen<br />

Euro umsetzt. Andreas Radel leitet<br />

in Istanbul das Werk, in dem <strong>11</strong>3 Mitarbeiter<br />

eine Milliarde Schrauben pro Jahr herstellen.<br />

Die liberale Wirtschaftspolitik der<br />

Türkei macht kaum Unterschiede zwi-<br />

FOTO: SINAN CAKMAK<br />

52 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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schen in- und ausländischen Investoren.<br />

Trotzdem plagen Fabrikchef Radel Sorgen.<br />

Sein Personal hat er aufwendig zu Facharbeitern<br />

ausgebildet, die eigenständig denken<br />

können, was ihnen in der Schule nicht<br />

beigebracht werde: „Am Anfang wollte es<br />

niemand melden, wenn die Maschinen<br />

falsch eingestellt waren, weil man den Kollegen<br />

der Vorgängerschicht bloßstellen<br />

könnte. Es hat Jahre gebraucht, diese Kultur<br />

im Betrieb zu verändern.“<br />

Jetzt soll er umziehen. Seine Fabrik<br />

muss laut Raumordnungsplan eines Tages<br />

Wohnhäusern weichen. Darum braucht er<br />

nun neue Flächen, hat bei der Suche aber<br />

einen Gang zurückgeschaltet: „Die politische<br />

Stabilität ist im Moment nicht überzeugend<br />

genug, um eine große Investition<br />

wie den Umzug anzugehen.“ Für ihn werde<br />

die Türkei aber auch langfristig ihre Attraktivität<br />

als Markt nicht verlieren. Im<br />

oberen Schraubenpreissegment ist Ejot<br />

Tezmak dort Marktführer.<br />

ENORME CHANCEN<br />

Wer klagt in der Türkei, tut dies freilich auf<br />

hohem Niveau. Das weiß auch Investor Ali<br />

Karabey: „Ich bin mit einer galoppierenden<br />

Inflation und Terrorismus aufgewachsen“,<br />

sagt er und erzählt von den Neunzigerjahren,<br />

als sich Menschen aus religiösen<br />

Gründen auf der Straße verbrannt haben.<br />

Karabey wanderte aus in die USA und<br />

später nach London. Dort arbeitete er bis<br />

zur Finanzkrise 2009<br />

als Investmentbanker,<br />

zuletzt für die Deutsche<br />

Bank.<br />

Zurückgekehrt ist er<br />

mit vielen neuen Ideen.<br />

Vor drei Jahren legte<br />

der Istanbuler in seiner<br />

Heimatstadt einen<br />

Venture-Capital-Fonds<br />

mit 30 Millionen Dollar<br />

Kapital auf, den er heute<br />

managt. „Die neue<br />

Generation der jungen<br />

Türken ist eine enorme<br />

Chance für das Land, aber wenn sie sich<br />

nicht selbst verwirklichen können, werden<br />

sie künftig zum Problem für die Regierung“,<br />

sagt der rührige Investor.<br />

Karabey gibt Gründern Geld, denn <strong>vom</strong><br />

Staat bekommen sie meist keines. „Es ist<br />

erst seit Kurzem en vogue in der Türkei,<br />

sich selbstständig zu machen“, sagt er. Die<br />

Regierung müsse Gründer sehr viel stärker<br />

fördern, schon weil die Türkei angesichts<br />

ihrer demografischen Struktur jedes Jahr<br />

Jedes Jahr<br />

benötigt<br />

die Türkei<br />

800 000 neue<br />

Arbeitsplätze<br />

800000 neue Arbeitsplätze benötige. „Das<br />

schaffen sie nicht, indem sie nur in große<br />

Infrastrukturprojekte und die traditionelle<br />

verarbeitende Industrie investieren“, sagt<br />

Karabey, der seine Schützlinge von Anfang<br />

an auch in den Export drängt. Letztlich<br />

braucht die Türkei dafür nicht nur Kapital –<br />

sondern auch ein Gründerklima.<br />

Eines, wie es Karabey bei sich im Büro<br />

geschaffen hat, wo der Küchentisch für<br />

Konferenzen dient, während vor der Tür<br />

die Frachter im Bosporus ankern. Mit liberaler<br />

Rechtsprechung und einer gut geölten<br />

Bürokratie sei die Türkei davon gar<br />

nicht weit entfernt:Eine Firma, so Karabey,<br />

könne man in fünf bis sechs Tagen gründen.<br />

Aber das Klima könne sich nur langsam<br />

entwickeln, indem viele Startups vorangehen<br />

und die Türkei auf eigene Faust<br />

zur Innovationsschmiede machen.<br />

So wie Durak, die mit der Software-<br />

Schmiede Solvoyo am Hang über dem Istanbuler<br />

Eliteviertel Levent sitzt, im Gründer-Park<br />

Teknokent-3. Der gehört zur Marmara-Universität,<br />

und es sei schwer, dort<br />

überhaupt reinzukommen, sagt Durak.<br />

„Die Türkei braucht viel mehr solcher<br />

Technologieparks, die uns hier steuerfrei<br />

forschen lassen“, fordert sie. Außerdem<br />

müsse ihnen der Staat mehr Finanzierungen<br />

zuleiten, damit sie weiter wachsen<br />

können. Schließlich herrsche an einem im<br />

Land kein Mangel: an guten Ideen.<br />

Gerade daran hatte Durak zunächst jedoch<br />

durchaus ihre<br />

Zweifel, als sie 2012 aus<br />

Boston in ihre neue alte<br />

Heimat zurückkehrte.<br />

Das galt zumindest<br />

bis zu den Protesten im<br />

Gezi-Park, die nicht<br />

nur ihr plötzlich Größe<br />

und Dynamik jener<br />

modernen Mittelklasse<br />

offenbarte, die bis dahin<br />

zu den politischen<br />

Verhältnissen geschwiegen<br />

hatte: „Ich<br />

war begeistert <strong>vom</strong><br />

Einfallsreichtum der jungen Türken, die<br />

trotz des Tränengasbeschusses eine friedliche<br />

Bewegung geschaffen haben.“ Die Proteste<br />

seien sehr humorvoll und letztlich innovativ<br />

gewesen, so Durak.<br />

Jetzt liegt es an der Regierung, ob sie das<br />

Potenzial dieser starken jungen Generation<br />

nutzen will – oder aufgrund der konservativen<br />

Politik ein weiteres Kräftemessen<br />

mit ihr provoziert.<br />

n<br />

florian.willershausen@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 53<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»Instrument der Vertreibung«<br />

INTERVIEW | Reinhard Ploss Der Chef des Technologiekonzerns Infineon fordert eine niedrigere Ökostromumlage,<br />

den Ausbau der staatlichen Forschungsförderung und Subventionen für Elektroautos.<br />

Herr Ploss, als Sie vor einem Jahr den<br />

Vorstandsvorsitz übernahmen, haben Sie<br />

angekündigt, den Konzernumsatz von<br />

zuletzt knapp vier Milliarden auf fünf<br />

Milliarden Euro zu steigern. Wann wollen<br />

Sie das Ziel erreichen?<br />

Ob das nun 2015 oder 2016 sein wird, ist<br />

nicht so wichtig. Wichtig für mich ist, dass<br />

DER CHIPMEISTER<br />

Ploss, 57, ist seit Oktober<br />

2012 Vorstandsvorsitzender<br />

bei Infineon, dem<br />

Halbleiterhersteller in<br />

München. Der Ingenieur<br />

aus dem fränkischen<br />

Bamberg kam 1986 zum<br />

Unternehmen, das<br />

damals noch zu Siemens<br />

gehörte.<br />

Infineon profitabel wächst. Über den Konjunkturzyklus<br />

hinweg wollen wir eine Marge<br />

von 15 Prozent erreichen. Dabei bleibt es.<br />

In Berlin laufen die Koalitionsverhandlungen.<br />

Was wünschen Sie sich von der<br />

künftigen Bundesregierung?<br />

Meine größte Hoffnung ist, dass die Bedingungen<br />

für Forschung und Entwicklung in<br />

Deutschland verbessert werden. Die Fähigkeit<br />

zu technologischen Entwicklungen<br />

hierzulande muss dringend gestärkt werden.<br />

Ansonsten können wir im globalen<br />

Wettbewerb nicht bestehen.<br />

Bei der Forschung steht Deutschland<br />

doch gar nicht so schlecht da.<br />

Die Grundlagen für den Erfolg von heute<br />

sind gestern gelegt worden. Um aber auch<br />

morgen noch erfolgreich zu sein, müssen<br />

wir deutlich mehr tun. Länder wie Südkorea<br />

investieren erheblich größere Summen<br />

in die Forschung. Die Welt differenziert<br />

sich nicht um das Thema Produktion, sondern<br />

um die Themen Wissen und Kompetenz.<br />

Dort müssen wir investieren.<br />

Zwischen 2005 und 20<strong>11</strong> sind die öffentlichen<br />

Forschungsausgaben in Deutschland<br />

um 35 Prozent gestiegen. Reicht das<br />

nicht?<br />

Bei der Schulbildung ist seit den Pisa-Tests<br />

viel passiert, aber es reicht noch nicht. Wir<br />

brauchen viel mehr Hochschulabsolventen<br />

in mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fächern. Es ist wichtig, die jungen<br />

Menschen hierfür stärker zu begeistern.<br />

Und wenn wir selbst nicht genug junge<br />

Leute haben, müssen wir attraktiv für Ausländer<br />

sein. Deutschland muss sich beim<br />

Wissen von der Konkurrenz abheben. Um<br />

das zu erreichen, müssen wir mehr tun,<br />

auch bei der öffentlichen Förderung.<br />

Was müsste stärker gefördert werden?<br />

Ich finde beispielsweise hoch spannend,<br />

was sich rund um Berlin in der Softwareindustrie<br />

tut. Deutschland hat auch großes<br />

Potenzial im gesamten Bereich Information,<br />

Kommunikation und Telekom.<br />

Gerade bei mobiler Datenkommunikation<br />

und IT-Sicherheit könnte man ansetzen.<br />

Werden die deutschen Ingenieure dazu<br />

richtig ausgebildet?<br />

Ich wünsche mir, dass die Leute stärker zu<br />

Generalisten ausgebildet werden. Wir<br />

brauchen Absolventen, die die Einzeltechniken,<br />

bei denen wir sehr gut sind, orchestrieren<br />

können und die Komplexität beherrschen.<br />

Hat die Technologieförderung durch die<br />

negativen Erfahrungen mit der Energiewende<br />

nicht ihre Legitimation verloren?<br />

»<br />

FOTO: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

54 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Grundsätzlich nicht. Zunächst bestand Einigkeit<br />

darüber, dass es eine Anschubfinanzierung<br />

braucht. Dieser Anschub ist<br />

aber inzwischen so groß geworden, dass er<br />

sich nur noch selbst schiebt. Die Förderung<br />

ist nicht mehr zielorientiert. Es ist<br />

richtig, den Markt zu unterstützen, aber<br />

dazu müsste es erst mal einen richtigen<br />

Markt geben...<br />

...also die Umlage für Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen heruntergefahren werden?<br />

Ja, die sollte weiter reduziert werden. Dazu<br />

gehört aber auch, dass das Geld effektiver<br />

eingesetzt wird.<br />

Wie stark belastet der hohe Strompreis<br />

Ihr Unternehmen?<br />

Er tut zunehmend weh. Das Problem ist,<br />

dass Infineon die steigenden Energiepreise<br />

nicht ohne Weiteres an seine Kunden weitergeben<br />

kann. Deshalb steht das Unternehmen<br />

unter ständigem Druck, die Produktivität<br />

steigern zu müssen. Bei unseren<br />

Investitionsplanungen sind die Prognosen<br />

der Bundesregierung zum Strompreis ein<br />

entscheidendes Kriterium. Die hohen<br />

Energiepreise werden allmählich zu einem<br />

Instrument zur Vertreibung von Unternehmen.<br />

Als großes Unternehmen kommen Sie<br />

doch in den Genuss von Ausnahmen.<br />

Nein, Infineon ist davon ausgenommen,<br />

weil das Unternehmen im Sinne der Regelungen<br />

nicht energieintensiv ist.<br />

Ein anderes umstrittenes Feld der staatlichen<br />

Technologieförderung ist die<br />

Elektromobilität. Was halten Sie von den<br />

Vorgaben der Bundesregierung, dass in<br />

Deutschland 2020 eine Million stromgetriebene<br />

Autos unterwegs sein sollen?<br />

Das lässt sich mit Sicherheit nicht verordnen.<br />

Ich sehe drei Strömungen: Der Verbrennungsmotor<br />

wird noch lange Zeit den<br />

Markt dominieren. Allerdings wird er deutlich<br />

weiterentwickelt werden und viel weniger<br />

Kohlendioxid ausstoßen. Außerdem<br />

glaube ich, dass Carsharing-Modelle, und<br />

hier vor allem Autos mit Elektroantrieben,<br />

populär werden. Die Jugend will Mobilität,<br />

muss aber nicht mehr unbedingt ein eigenes<br />

Auto haben. Als Drittes werden Privatkunden<br />

vermehrt Fahrzeuge mit Hybridantrieb,<br />

also einer Kombination aus Elektro-<br />

und Verbrennungsmotor, kaufen. Reine<br />

Elektroautos kommen in großen Stückzahlen<br />

erst später.<br />

Was bedeutet es für Infineon, wenn sich<br />

Hybrid- und Elektrofahrzeuge mehr und<br />

mehr durchsetzen?<br />

Wir würden profitieren. In einem Auto mit<br />

Verbrennungsmotor stecken künftig im<br />

»Ich bin recht optimistisch.<br />

Wir sehen vor<br />

allem positive Impulse<br />

aus den USA«<br />

Schnitt Halbleiter im Wert von rund 350<br />

Dollar. Bei einem Hybrid- oder Elektrofahrzeug<br />

wären es rund 700 Dollar.<br />

Liegt der Schlüssel zum Erfolg beim Elektroantrieb<br />

in der Entwicklung ganz neuer<br />

Aktien-Info Infineon<br />

ISINDE0006231004<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

STMicroelectronics<br />

Umsatz (inMio.€)<br />

Umsatz in Deutschland(in Mio.€)<br />

Gewinn n. Steuern(in Mio.€)<br />

Umsatzrenditen.Steuern(in %)<br />

Eigenkapitalrendite (in%)<br />

Mitarbeiter<br />

Kurs 07.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> (in€)<br />

KGV<br />

Börsenwert07.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>(in Mio.€)<br />

Quelle:FactSet, Unternehmensangaben<br />

Index: 2Jahre=100<br />

Infineon<br />

2012 <strong>2013</strong><br />

ST Microelectronics²<br />

Infineon¹<br />

3904<br />

908<br />

427<br />

10,9<br />

12,3<br />

26 210*<br />

7,18<br />

18,0<br />

7760<br />

6609<br />

k.A.<br />

–901<br />

–13,8<br />

–17,7<br />

48 460**<br />

5,76<br />

21,2<br />

5234<br />

¹ Geschäftsjahr zum 30.09.2012; ² Geschäftsjahr zum 31.12.<br />

2012 * 30.06.<strong>2013</strong>; ** 31.12.2012<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Niedrig<br />

Hoch<br />

Trotz großer Kursgewinne in den vergangenen<br />

Monaten hat die Infineon-Aktie noch Luft nach oben,<br />

weil wichtige Abnehmer wie die Autobauer und die<br />

sonstige Industrie zumindest in Europa ihren<br />

Tiefpunkt überwunden zu haben scheinen.<br />

Fahrzeuge wie dem BMW i3, oder reicht<br />

es, vorhandene Modelle umzurüsten, wie<br />

VW dies bevorzugt?<br />

Um bei den Kosten konkurrenzfähig zu<br />

sein, muss man mit einem leeren Blatt Papier<br />

anfangen. Sie müssen um den neuen<br />

Antrieb herum auch eine neue Architektur<br />

schaffen. Bestehende Modelle mit einem<br />

Hybrid- oder Elektroantrieb auszustatten<br />

ist nur eine Übergangslösung.<br />

Fordern Sie für die Elektromobilität eine<br />

direkte öffentliche Anschubfinanzierung<br />

wie bei der Energiewende?<br />

Die Elektromobilität muss erst über die<br />

Schlucht der Adaption gehievt werden. Wir<br />

brauchen aber keine neue Abwrackprämie<br />

oder ein weiteres Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz. Ich kann mir ein limitiertes und<br />

sehr übersichtliches Anschubszenario vorstellen.<br />

Dem Privatverbraucher, der ein<br />

E-Auto fährt, könnte die Mehrwertsteuer<br />

beim Strom erlassen werden. Ein so befristeter<br />

Steuervorteil hat zum Beispiel dem<br />

Katalysator zum Durchbruch verholfen.<br />

Fürchten Sie, dass Schwellenländer wie<br />

China uns bei Forschung und Innovation<br />

bald abhängen?<br />

Chinas Regierung weiß genau, dass das<br />

Land nur eine Zukunft hat, wenn es sich<br />

von der Billigproduktion verabschiedet<br />

und auf höhere Wertschöpfung setzt. Und<br />

das scheint ja zu funktionieren. Der Technologiekonzern<br />

Huawei aus China ist bei<br />

Innovationen inzwischen ein Schwergewicht,<br />

der Hausgerätehersteller Haier<br />

ebenso. Südkorea hat doch schon vor Jahrzehnten<br />

gezeigt, dass es möglich ist, mit<br />

Zielvorgaben von oben eine Technologiemacht<br />

zu formen.<br />

Vor einem Jahr haben Sie Ihrem Unternehmen<br />

ein Sparpaket verordnet,<br />

inzwischen scheint das Geschäft wieder<br />

zu brummen. Wie geht es nun weiter?<br />

Vor einem Jahr haben wir gesagt, dass es<br />

schwierig werden wird. Wir haben aber<br />

gleichzeitig gesagt, dass es in der zweiten<br />

Hälfte des Geschäftsjahres, also von April<br />

bis September, wieder besser laufen würde.<br />

Heute kann Infineon sagen, dass es zunächst<br />

schwieriger als befürchtet war und<br />

die zweite Hälfte des Geschäftsjahres besser<br />

als erwartet gelaufen ist. Das Unternehmen<br />

liegt im Rahmen der Erwartungen.<br />

Wenn ich mir die aktuellen Wirtschaftsdaten,<br />

vor allem auch die Zahlen aus der Autoindustrie<br />

ansehe, die für unser Geschäft<br />

sehr wichtig ist, bin ich sogar recht optimistisch.<br />

Wir sehen vor allem positive Impulse<br />

aus den USA.<br />

n<br />

matthias.kamp@wiwo.de | München<br />

FOTO: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

56 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Die Schrumpfkur<br />

HOCHTIEF | Frohe Aktionäre, frustrierte Belegschaft – ein Jahr<br />

unter Vorstandschef Marcelino Fernández lässt ahnen, was der<br />

spanische Großaktionär ACS mit dem Bauriesen wirklich vor hat.<br />

Stilfragen spielen auch in der rustikalen<br />

Baubranche eine Rolle. Kurz vor<br />

Angebotsabgabe und ohne handfesten<br />

Grund Partner hängen zu lassen, „das<br />

ist schlechter Stil“, schimpft ein Bauverbands-Funktionär<br />

– und kritisiert damit<br />

den Branchenführer Hochtief.<br />

Er spielt auf einen für die Essener peinlichen<br />

Vorgang an, über den die Branche<br />

spricht. Die Spezialtiefbau-Truppe von<br />

Hochtief wollte mit einem südafrikanischen<br />

und einem niederländischen Unternehmen<br />

die neuen Kaianlagen des Tiefseehafens<br />

Walvis Bay in Namibia bauen. „Ein<br />

hübscher Auftrag mit rund 200 Millionen<br />

Euro Auftragsvolumen“, sagt ein Hochtiefler.<br />

Im Frühjahr lag das Okay der internen<br />

Auftragskommission vor. Doch auf den<br />

letzten Drücker sagte Vorstandschef Marcelino<br />

Fernández plötzlich „no“ und verweigerte<br />

die bei internationalen Geschäften<br />

unverzichtbare Patronatserklärung, die<br />

Parent Company Guarantee (PCG), mit der<br />

sich die Geschäftspartner absichern.<br />

Offenbar zählt das südliche Afrika nicht<br />

mehr zu den Zielmärkten, auf die Fernández<br />

setzt. Wäre das den Ebenen darunter<br />

klar gewesen, „hätten wir uns viel Hirnschmalz<br />

und Zeit sparen können“, klagt ein<br />

spürbar fassungsloser Hochtief-Mann:<br />

„Auf den letzten Metern hat Fernández uns<br />

ausgebremst. Das Projekt war durch alle<br />

Instanzen durch.“ Die Niederländer und<br />

Südafrikaner standen plötzlich ohne Partner<br />

da und die international angesehenen<br />

Hochtief-Spezialisten wie dumme Jungs.<br />

Vor einem Jahr übernahm der <strong>vom</strong> spanischen<br />

Großaktionär ACS entsandte Fernández<br />

Knall auf Fall den Vorstandsvorsitz<br />

in Essen. Der 58-Jährige agiert – wie beim<br />

Walvis-Bay-Rückzieher – ohne Rücksicht<br />

auf Verluste, lässt kaum einen Stein auf<br />

„Ich möchte ein<br />

glückliches Unternehmen“<br />

Hochtief-Vorstandschef Fernández<br />

dem anderen, verkauft Bereiche reihenweise<br />

und verändert Hochtief rasant. Die<br />

Ergebnisse sind zwiespältig. Börse und Aktionäre<br />

jubeln: Der Kurs des MDax-Wertes,<br />

der im November 2012 bei 35 Euro dümpelte,<br />

kratzt heute an der 70-Euro-Grenze.<br />

Belegschaft und Branche aber sind skeptischer<br />

denn je, ob die „Projekt Mercure“ genannte<br />

Ross- und Schrumpfkur, der Fernández<br />

Hochtief unterzieht, wirklich zur<br />

propagierten Konzentration auf Kerngeschäfte<br />

führt oder doch zu der befürchteten<br />

Zerschlagung. Die Hochtief-Aktie lebt –<br />

aber stirbt mittelfristig das Unternehmen?<br />

Auf der Habenseite seiner Ein-Jahres-Bilanz<br />

kann Fernández zwei Transaktionen<br />

verbuchen: den Verkauf der Flughafen-Beteiligungen<br />

und der Dienstleistungssparte<br />

(siehe Kasten Seite 61).<br />

WIESEHÜGELS VERSPRECHEN<br />

Der Ausverkauf aber geht noch weiter als<br />

bisher bekannt. Nach WirtschaftsWoche-<br />

Informationen will Hochtief jetzt auch das<br />

gerade erst aufgebaute und nie defizitäre<br />

Offshore-Geschäft mit rund 500 Mitarbeitern<br />

und rund 300 Millionen Euro Umsatz<br />

feilbieten. Nach den Koalitionsverhandlungen<br />

zur Energiepolitik will Hochtief „die<br />

Marktlage anschließend in Ruhe analy-<br />

»<br />

FOTO: NETZHAUT/HOPPE<br />

58 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

sieren“, sagt dazu das Unternehmen. Angesichts<br />

des stockenden Offshore-Ausbaus<br />

in Deutschland wäre ein Ausstieg begründbar.<br />

Kritiker halten ihn dennoch für<br />

kurzsichtig. Hochtief-Analyst Marc Grabiel<br />

<strong>vom</strong> Bankhaus Lampe: „Das passt nicht zu<br />

den strategischen Aussagen von Hochtief,<br />

sich im Energiebereich zu engagieren.“<br />

Offiziell stehen auf der Verkaufsliste die<br />

Hochtief Projektentwicklung, die Immobilientochter<br />

aurelis, der Baudienstleister<br />

formart, die Streif Baulogistik und das<br />

Hochtief Property Management. Während<br />

der Mannheimer Bilfinger-Konzern das<br />

Bauen nur noch als Glied einer Kette von<br />

Dienstleistungsangeboten sieht, stößt Fernández<br />

alles ab, was dem Bau vor- und<br />

nachgelagert ist. „Unsere Mitarbeiter sind<br />

Experten im Bauen“, sagte er im Interview<br />

mit der Hauszeitschrift „Concepts“: „Ich<br />

möchte, dass unsere Leute zufrieden sind.<br />

Ich möchte ein glückliches Unternehmen.“<br />

Doch davon ist Hochtief weit entfernt.<br />

Neben den Verkäufen bereitet Fernández<br />

einen massiven Personalabbau vor – überwiegend<br />

in Deutschland. Rund 1000 Stellen<br />

dürften wegfallen. Derzeit suchen die<br />

Personaler Kollegen, die freiwillig gehen.<br />

Betriebsbedingte Kündigungen wird es<br />

vermutlich erst 2014 geben. Denn Ende<br />

<strong>2013</strong> läuft die Vereinbarung zwischen der<br />

Gewerkschaft IG Bau und ACS aus, die versprach,<br />

ACS werde nach der Übernahme<br />

niemandem betriebsbedingt kündigen<br />

und den Konzern nicht zerschlagen. Der<br />

damalige IG-Bau-Chef und Hochtief-Aufsichtsrat<br />

Klaus Wiesehügel erstickte damals<br />

den Widerstand der Betriebsräte mit<br />

dem Versprechen, „dass die Übernahme<br />

nicht auf dem Rücken der Hochtief-Beschäftigten<br />

ausgetragen wird“.<br />

Gegenwind für den Windparkbau Hochtief<br />

erwägt den Verkauf des Offshore-Geschäfts<br />

Aktien-Info Hochtief<br />

ISIN DE0006070006<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Übernahme<br />

durch ACS<br />

Niedrig<br />

Bilfinger<br />

*6.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>; Index: November 2012=100;<br />

Quelle: FactSet, Bloomberg, Unternehmen<br />

MDax<br />

Hochtief<br />

Fernández übernimmt<br />

den Vorstandsvorsitz<br />

20<strong>11</strong> 2012 <strong>2013</strong><br />

Hochtief<br />

Umsatz (in Mrd. €)<br />

25,5<br />

Umsatz in Deutschland (in Mrd. €) 1,9<br />

Gewinn nach Steuern (in Mio. €) 158,1<br />

Umsatzrendite nach Steuern (in %) 0,6<br />

Eigenkapitalrendite (in %) 6,04<br />

Auftragsbestand (in Mrd. €) 49,8<br />

Mitarbeiter (30.6.<strong>2013</strong>) 86241<br />

Börsenkurs (in €)*<br />

67,85<br />

KGV (2014)<br />

18,7<br />

Börsenwert (Mrd. Euro)*<br />

5,2<br />

Bilfinger<br />

8,5<br />

3,2<br />

274,9<br />

3,2<br />

14,41<br />

7,4<br />

69839<br />

81,07<br />

13,1<br />

3,7<br />

Hoch<br />

DieBörse honoriertden radikalen Konzernumbau<br />

beiHochtief. Dabeierhöhtvor allem dieErholungder<br />

australischenTochter Leighton <strong>2013</strong> den Gewinn.Die<br />

Bewertungder Aktieist fortgeschritten,aberfür Notierungen<br />

zwischen 70 und80Euroist mittelfristig noch<br />

Spielraum,weilGroßaktionärACS Kurssteigerungen<br />

strategischweiter forcierenwird.<br />

NUR NOCH 3000 HOCHTIEFLER<br />

Die Summe von Verkäufen und Stellenabbau<br />

wird nun frappierend sein. Ende 2012<br />

hatte Hochtief in Deutschland noch fast<br />

10000 Mitarbeiter, nach dem Kahlschlag<br />

werden es noch gut 3000 sein. Die sollen<br />

dann als schlagkräftige Truppe unterwegs<br />

sein, fordert Fernández: „Wir brauchen<br />

schlankere Organisationsstrukturen, kürzere<br />

Wege und einfachere Prozesse.“ Doch<br />

intime Kenner des Unternehmens sagen:<br />

„Hier herrscht das Chaos.“<br />

Denn bisher sind die Standorte Kompetenzcenter:<br />

Die Hafenanlagen-Spezialisten<br />

etwa agieren von Hamburg aus, das Knowhow<br />

für maschinellen Tunnelbau sitzt in<br />

Essen, der Kläranlagen- und Brückenbau<br />

in Berlin. Künftig sollen alle Niederlassungen<br />

alles machen. Die Spezialisten will Fernández<br />

„in einem technischen Kompetenzzentrum<br />

bündeln, auf das alle regionalen<br />

Einheiten jederzeit zugreifen können“.<br />

„Kaum einer außer Fernández glaubt,<br />

dass das funktionieren wird“, sagt ein Top-<br />

Manager: „Wenn alle alles machen sollen,<br />

machen viele vieles falsch.“ Laufende Projekte<br />

und Auftragsakquise litten darunter,<br />

„und bald verlieren wir die Spezialisten-<br />

Teams – weil die Konkurrenz sie abwirbt“.<br />

Dass viele Hochtiefler die Flucht ergreifen,<br />

daraus macht selbst Kommunikationschef<br />

Bernd Pütter keinen Hehl. Die Kollegen sähen<br />

„nur, dass sich Abläufe und Begriffe<br />

ändern, das Komfortniveau sinkt oder<br />

Teams neu zusammengesetzt werden“, beschreibt<br />

er in der Mitarbeiterzeitschrift das<br />

negative Klima. „Möchte ich das Unternehmen<br />

wechseln?“, fragt Pütter rhetorisch<br />

und kriegt gerade noch die Kurve: „Nein.<br />

Ich arbeite gern bei Hochtief.“<br />

Viele tun das nicht mehr.<br />

BEWERBUNG BEI ZECH-BAU<br />

Die Belegschaft ist gespalten. Viele traten<br />

enttäuscht aus der IG Bau aus. Und in der<br />

Führungsmannschaft richtete Fernández<br />

ein Blutbad an. Von den 60 Teilnehmern<br />

der 2012 in Kamp-Lintfort abgehaltenen<br />

Tagung der weltweit wichtigsten Führungskräfte<br />

sind 24 nicht mehr bei Hochtief.<br />

Von den 39 deutschen Teilnehmern<br />

sind 18 nicht mehr an Bord. Fernández<br />

schießt Manager ab, die sich nicht fügen.<br />

Wer etwa Kritik an den Verträgen zum Weiterbau<br />

der Hamburger Elbphilharmonie<br />

übte, weil ihm die Risiken für Hochtief zu<br />

hoch erschienen, musste gehen. So schasste<br />

Fernández den Solutions-Vorstandschef<br />

Bernd Romanski Anfang des Jahres, einen<br />

Monat nachdem er ihn befördert hatte.<br />

Jüngstes Opfer ist der angesehene Geschäftsführer<br />

der Solutions-Sparte Energie<br />

und Infrastruktur, Stephan Hebgen. Der<br />

verabschiedete sich Ende Oktober per Mail<br />

von den Mitarbeitern, nachdem er „im guten<br />

Einvernehmen“ freigestellt wurde.<br />

Bei der Zech-Group in Bremen arbeiten<br />

inzwischen die früheren Hochtief-Manager<br />

Heiner Helbig, Rainer Eichholz und<br />

Klaus Brix, denen ehemalige Mitarbeiter<br />

folgen könnten. „Wir bekommen verstärkt<br />

Bewerbungen von Hochtieflern“, bestätigt<br />

die Zech-Group, die etwa das Großprojekt<br />

Kö-Bogen in Düsseldorf stemmte. Früher<br />

wäre ein Wechsel von Hochtief dorthin ein<br />

Statusverlust gewesen. Heute gelten Zech,<br />

Züblin oder Max Bögl als Adressen mit solideren<br />

Perspektiven und besserer Kultur.<br />

Einen „Schein-Vorstand“ nennt etwa ein<br />

Hochtief-Kenner das oberste Solutions-<br />

Gremium, in dem auch Fernández selbst<br />

sitzt: „Alles ist zugeschnitten auf ihn. Man<br />

braucht Fernández für jede Entscheidung –<br />

aber irgendwann erreichen Sie den Mann<br />

nicht mehr. Das lähmt den Laden.“<br />

Die meisten Börsianer sind weniger<br />

skeptisch. Sie glauben daran, dass Fernández<br />

nichts tut, was ACS und damit auch<br />

FOTOS: LAIF/ZENIT/PAUL LANGROCK, NETZHAUT/HOPPE<br />

60 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FERNÁNDEZ’ BILANZ NACH EINEM JAHR IM AMT<br />

Soll und Haben<br />

+<br />

Aktie: Als Fernández im November<br />

2012 Vorstandschef wurde, lag der Hochtief-Kurs<br />

bei 35 Euro, ein Jahr danach<br />

doppelt so hoch bei knapp 70 Euro<br />

+<br />

Verkauf Flughafenbeteiligungen:<br />

Der erzielte Preis von 1,1 Milliarden Euro<br />

liegt unter den ursprünglichen Erwartungen<br />

– aber die langjährige Verkaufsankündigung<br />

ist endlich umgesetzt<br />

+<br />

Verkauf Service-Sparte: Bei<br />

dem Geschäft wurden 140 Millionen<br />

Euro erwartet – die<br />

französische Spie-Gruppe<br />

zahlt sogar 250 Millionen<br />

Einigung Elbphilharmonie: Insider<br />

schätzen die pauschal übernommenen<br />

und nicht abgedeckten Risiken auf einen<br />

hohen zweistelligen Millionenbetrag<br />

Führungskultur: Fernández herrscht<br />

autokratisch und hat große Teile des<br />

Schlüsselpersonals weggemobbt. Hohe<br />

Verunsicherung auf allen Ebenen<br />

Neuorganisation: Umstrukturierung,<br />

Personalabbau und Know-how-<br />

Verlust gefährden die Kontinuität<br />

erfolgreicher Geschäftseinheiten<br />

und erschweren laufende<br />

Projekte und Auftragsakquise<br />

den anderen Hochtief-Aktionären schadet.<br />

Das durch die Verkäufe frei werdende Kapital<br />

parkt Fernández bis jetzt überwiegend<br />

im eigenen Unternehmen: Er kauft<br />

Hochtief-Aktien oder die der wieder profitablen<br />

australischen Tochter Leighton.<br />

Lampe-Analyst Gabriel empfiehlt trotzdem,<br />

die Papiere jetzt abzustoßen: „Was<br />

bleibt am Ende übrig von Hochtief? Ein immer<br />

noch riskantes Europa-Baugeschäft.“<br />

In zwei bis drei Jahren, prophezeit Gabriel,<br />

„ist dann die Zentrale in Essen fällig,<br />

und ACS wirft sie als Ballast ab“. Auch<br />

Hochtief-Insider glauben nun die langfristige<br />

ACS-Strategie zu erkennen, nach der<br />

seit der feindlichen Übernahme im Mai<br />

20<strong>11</strong> vergebens gefragt wird. Laut einem<br />

plausiblen Flurfunk-Szenario passt Fernández<br />

in der jetzigen ersten Phase die<br />

Hochtief-Strukturen an die der ACS-Bautochter<br />

Dragados an. Die hat Fernández<br />

drei Jahre geleitet. Die Abstimmung wird<br />

tatsächlich schon enger: Im Herbst etwa<br />

konferierten die Vorstände von Hochtief<br />

Solutions und Dragados am Düsseldorfer<br />

Flughafen, erfuhr die WirtschaftsWoche.<br />

Wegen des Schrumpfkurses wird bald, so<br />

glauben besorgte Hochtiefler, in Europa<br />

die Schlagkraft für große Projekte fehlen.<br />

Dann erscheint es logisch, Hochtief mit<br />

Dragados zu vereinen. Fernández könnte<br />

die Spanier kaufen – zum Beispiel mit Erlösen<br />

aus Bereichsverkäufen, durch Aktientausch<br />

oder über Kredite, die Hochtief<br />

selbst aufnimmt. Der Preis müsste dann<br />

nur hoch genug sein, um die Kasse der<br />

hoch verschuldeten ACS zu füllen.<br />

Klingt logisch. „Auf dem entstehenden<br />

Unternehmen“, sagt ein Essener Bau-Manager,<br />

„könnte noch Hochtief draufstehen.<br />

Aber drin wäre Dragados Deutschland.“ n<br />

harald.schumacher@wiwo.de<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Jenseits von Eden<br />

UNTERNEHMENSBERATUNGEN | Die Branche ändert sich rasant.<br />

Die Zukunft gehört wenigen Giganten, hochgradigen Spezialisten<br />

und neuartigen Netzwerken, die sich auf Anfrage spontan bilden.<br />

Ex-Kollegen zusammen und ließ sie als<br />

Freelancer für sich arbeiten. Kurze Zeit<br />

später, im Jahr 2000, gründete die gebürtige<br />

Kanadierin zusammen mit ihrer langjährigen<br />

McKinsey-Kollegin Liann Eden ihre<br />

Unternehmensberatung EdenMcCallum.<br />

Die Firma arbeitet nach dem gleichen<br />

Muster und beschäftigt heute 40 Mitarbeiter<br />

in London und in Amsterdam. Zu den<br />

Kunden zählen Konzerne wie Shell, Danone<br />

und TNT sowie Private-Equity-Häuser à<br />

la 3i in 90 Ländern der Welt. Bisher schickte<br />

EdenMcCallum mehr als 1000 Projektteams,<br />

bestehend aus zwei bis maximal<br />

sechs Freelancern, in Unternehmen.<br />

Und die freuen sich über die Miniteams.<br />

Anders als Großberatungen, die vorrangig<br />

darauf achten müssten, ihre angestellten<br />

Berater auszulasten, hat sich EdenMcCallum<br />

aus dem weltweiten Pool von mittlerweile<br />

mehr als 50 000 Ex-Beratern von<br />

McKinsey, BCG und Co. 400 Koryphäen<br />

herausgepickt. „Die können Leute zeitlich<br />

flexibel zu Teams zusammenstellen, die<br />

auf die Bedürfnisse des Kundenprojekts<br />

genau zugeschnitten sind“, schwärmt Andrew<br />

Higginson, Ex-Finanzdirektor der britischen<br />

Supermarktkette Tesco.<br />

Das kleine, aber feine Freelancer-Netzwerk<br />

zählt zu den Angreifern, die die Weltkarte<br />

der Unternehmensberatungen neu<br />

gestalten. „Die Auftraggeber verlangen<br />

heute dezidiert flächendeckende Internationalität,<br />

eindeutig die Expertise von Seniorberatern<br />

statt großer Beraterteams,<br />

hoch spezialisiertes Fachwissen, und das<br />

alles gekoppelt mit Vordenkertum“, sagt<br />

Eva Manger-Wiemann, Partnerin des Zürcher<br />

Metaconsulters Cardea, der Unternehmen<br />

bei der Auswahl von Beratern unterstützt.<br />

Universalanbieter, aber auch Nischenplayer,<br />

die nicht global genug agieren,<br />

gingen immer häufiger leer raus.<br />

Voraussichtlich werden vier Gruppen<br />

von Beratern dominieren.<br />

Knapp 15 Jahre ist es her, da hatte Dena<br />

McCallum ein Schlüsselerlebnis.<br />

Die Ex-McKinsey-Beraterin war damals<br />

Strategiechefin des US-Verlages Condé<br />

Nast („Vogue“, „Vanity Fair“) und brütete<br />

über ihren Strategie- und Organisationsplänen<br />

für den internationalen Konzern.<br />

Da kam ihr die Idee, ein oder zwei ihrer gestandenen<br />

Ex-Kollegen von McKinsey,<br />

Boston Consulting Group oder Bain ein<br />

paar Wochen für sich einzuspannen.<br />

Stiller Riese PwC-Chef Nelly baut<br />

sein Unternehmen um zur globalen Megaberatungsfirma<br />

Doch wie sollte das gehen, ohne gleich<br />

ein komplettes teures Projektteam samt<br />

Partner, Projektleiter und zig Analysten jeweils<br />

eines der drei großen Beratungshäuser<br />

anzuheuern? McCallum trommelte<br />

schließlich selbst ein paar erfahrene, erstklassig<br />

ausgebildete, aber ungebundene<br />

KLASSISCHE STRATEGIEBERATER<br />

Von ihnen werden langfristig vermutlich<br />

nur McKinsey, BCG und Bain überleben.<br />

Die Big Three führen seit Jahrzehnten die<br />

elitäre Strategieberatungsriege an. Ihr Geschäftsmodell<br />

bestand lange darin, smarte<br />

Berater für begrenzte Zeit in Organisationen<br />

zu schicken und Lösungen für schwierigste<br />

unternehmerische Probleme zu erarbeiten:<br />

zum Beispiel für die Entwicklung<br />

neuer Geschäftsmodelle und die Erschließung<br />

neuer Märkte.<br />

Doch das hat sich geändert. Bestand<br />

das Geschäft vor 20 Jahren noch zu 100<br />

»<br />

FOTO: TANJA DEMARMELS<br />

62 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

Neue Hackordnung<br />

Umsätze der größten Berater und<br />

Wirtschaftsprüfer (in Milliarden Dollar)*<br />

Prozent aus reinrassiger Strategieberatung,<br />

sind es heute nur noch 20 Prozent.<br />

Der Rest ist umsetzungsorientierte Organisations-<br />

und Prozessberatung. Das birgt<br />

Probleme, denn dafür bezahlen Unternehmen<br />

keine sündhaft teuren Spitzenberater<br />

mehr. Dies macht immer mehr<br />

Strategieberatungen zu schaffen. Als angezählt<br />

gelten vor allem die mittelgroßen<br />

Traditionshäuser wie Booz, A.T Kearney<br />

und Roland Berger; die Münchner sind<br />

noch immer zerstritten, ob sie allein weitermachen<br />

oder fusionieren sollen. Die<br />

Player aus der zweiten Reihe holen als<br />

globale Universalanbieter auf, erwirtschaften<br />

aber weit weniger als zwei Milliarden<br />

Dollar Umsatz pro Jahr. Hier jedoch<br />

sehen Experten die magische Grenze, um<br />

auf Dauer Partner anständig bezahlen,<br />

Expansion voranzutreiben und gleichzeitig<br />

in Innovationen investieren zu können.<br />

„Die eine Baustelle ist die Internationalisierung,<br />

die andere die zunehmende Digitalisierung<br />

sämtlicher Arbeits- und Lebensbereiche“,<br />

sagt Dietmar Fink, Professor<br />

für Unternehmensberatung aus Bonn.<br />

Wer nichts von IT, Digitalisierung, Social<br />

Media und Big Data versteht, dem nimmt<br />

kein Unternehmen mehr ab, dass er generelle<br />

Unternehmensstrategien entwickeln<br />

kann. „Kein zweites Haus hat sich auf die<br />

neuen Marktbedingungen so gut vorbereitet<br />

wie McKinsey“, glaubt Fink. So habe<br />

McKinsey schon 2007 ein Business Technology<br />

Office gegründet, das sich auf IT-<br />

Pricewaterhouse-<br />

Coopers<br />

Deloitte<br />

Ernst&Young<br />

KPMG<br />

McKinsey<br />

Boston<br />

Consulting<br />

Bain &Company<br />

Booz &Company<br />

A.T. Kearney<br />

RolandBerger<br />

8,7<br />

9,7<br />

4,9<br />

7,8<br />

5,3<br />

3,1<br />

2,1<br />

1,0<br />

1,0<br />

0,8<br />

Flexible Miniteams<br />

Unternehmerinnen<br />

McCallum (links)<br />

und Eden spannen<br />

freie Berater<br />

zusammen<br />

Strategien konzentriert. Heute sind 700<br />

McKinsey-Berater weltweit dort tätig.<br />

31,5<br />

31,3<br />

24,4<br />

23,0<br />

Beratungsumsatz<br />

Gesamtumsatz<br />

*teils 20<strong>11</strong>,2012<br />

Quelle:Kennedy Consulting Research&Advisory,<br />

Unternehmensangaben, Schätzungen<br />

GLOBALE MULTISPEZIALISTEN<br />

Die vier großen Wirtschaftsprüferkonzerne<br />

PwC, KPMG, EY (bis vor Kurzem noch:<br />

Ernst&Young) und Deloitte spielen eine<br />

immer wichtigere Rolle, indem sie sich zu<br />

globalen Megaberatungsfirmen entwickeln.<br />

Mehr als 30 Milliarden Dollar setzen<br />

die Big Four der Buchprüfer mittlerweile<br />

im Consultinggeschäft um. Sie helfen Unternehmen,<br />

ihre Lieferketten kostengünstig<br />

und steuersparend zu organisieren, installieren<br />

Risikomanagementsysteme oder<br />

finden neue Finanzierungsmodelle. Das<br />

Geschäft wächst.<br />

Immer mehr Unternehmen verlagern<br />

ganze Finanz-, IT-, Kundenservice- und<br />

Personalabteilungen oder auch den Einkauf<br />

auf interne oder externe Dienstleister.<br />

Dazu braucht es steuer- und arbeitsrechtliches<br />

Know-how, aber auch Wissen über<br />

Prozesse, Organisation, IT sowie Strategie.<br />

Um dies liefern zu können, trachten die Big<br />

Four immer mehr danach, passende Beratungen<br />

zu schlucken. Auf diese Weise wollen<br />

sie in das Hochpreissegment der klassischen<br />

Strategieberater vorstoßen.<br />

So kündigte PwC an, Booz & Company<br />

zu übernehmen, angeblich für bis zu 250<br />

Millionen Dollar – Experten zufolge ein zu<br />

hoher Preis. Fiona Czerniawska, Chefin<br />

des britischen Marktforschungsinstituts<br />

Source for Consulting, sieht darin ein Indiz<br />

für den „Aufstieg einer neuen Klasse von<br />

Megafirmen“. Es werde „ein neues Segment<br />

entstehen, in dem alle bislang bekannten<br />

Unterschiede verschwinden“.<br />

NISCHENPLAYER, NEWCOMER<br />

Hier wird es weiterhin Chancen für Spitzenanbieter<br />

geben. In Deutschland existieren<br />

neben den großen Strategieberatungshäusern<br />

Hunderte von mittelständischen<br />

Spezialistenboutiquen, die sich auf einzelne<br />

Branchen wie den Energie- oder Finanzsektor<br />

oder Fachthemen wie Lean<br />

oder Supply Chain Management spezialisiert<br />

haben. „Nicht wenige von diesen Spezialistenboutiquen<br />

liefern hervorragende<br />

Qualität und haben sich in den letzten Jahren<br />

ein klares Profil erarbeitet, das sie <strong>vom</strong><br />

Wettbewerb absetzt“, sagt Cardea-Partnerin<br />

Manger-Wiemann.<br />

Doch auch diese Spezialanbieter spüren<br />

deutlich den verschärften Wettbewerb.<br />

Nur wenige haben es wie der Pricing-Spezialist<br />

Simon-Kucher geschafft, sich weltweit<br />

einen Markennamen zu erarbeiten.<br />

Die Bonner Unternehmensberatung beschäftigt<br />

weltweit 690 Mitarbeiter in 22<br />

Ländern und gilt nicht nur in Europa, sondern<br />

vor allem auch in den USA als führende<br />

Adresse für Preisgestaltung. „Der Weg<br />

der Internationalisierung war nicht leicht“,<br />

erinnert sich Simon-Kucher-Chef Georg<br />

Tacke. „Wir hatten Glück, dass Pricing ein<br />

Thema ist, das überall auf der Welt für<br />

Unternehmen spannend ist, und dass wir<br />

zu den Ersten gehörten, die das Feld als<br />

Beratungsthema vor 28 Jahren erkannt<br />

haben.“<br />

FOTO: LAIF/REA/FINANCIAL TIMES<br />

64 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Eine Nische fand auch die Unternehmensberatung<br />

Acondas, die die Ex-McKinsey-Berater<br />

Jörg Fengler und Andreas Florissen<br />

vor zwei Jahren gründeten. Den beiden<br />

fiel auf, dass immer mehr Projektleiter<br />

in Unternehmen externe Hilfe suchten, um<br />

die einzelnen Projektschritte zu planen<br />

und abzuarbeiten. „Genau das machen wir<br />

bei Acondas“, sagt Fengler. Nach nur zwei<br />

Jahren zählt der Newcomer 25 Mitarbeiter.<br />

FREELANCER-PLATTFORMEN<br />

Der Harvard-Professor Clayton Christensen<br />

glaubt, dass die Beraterbranche an einem<br />

Scheitelpunkt angelangt ist. Dieselben<br />

Kräfte, die schon so viele Geschäfte umgewälzt<br />

hätten, von der Stahl- bis zur Verlagsbranche,<br />

„sorgen jetzt dafür, dass sich auch<br />

die Beraterbranche neu formiert“.<br />

Basis dafür ist einmal mehr das Internet.<br />

Das ermöglicht einem einzelnen Strategieberater,<br />

sich von einer großen Beratung zu<br />

emanzipieren und seine Dienste alleine oder<br />

gemeinsam mit anderen Spezialisten anzubieten.<br />

Ein Solist kann Researchleistungen,<br />

die bisher die Großberatungen als ihre exklusive<br />

Domäne ausgaben, inzwischen auch<br />

anderweitig einkaufen und so im Paket mit<br />

anbieten. „Wenn es etwa darum geht, Kundendaten<br />

zu analysieren, gibt es mittlerweile<br />

zahlreiche Firmen wie etwa Salesforce.com,<br />

die günstig und strukturiert Daten aufbereiten<br />

und durch Tools systematisieren“, sagt<br />

Beraterexpertin Eva Manger-Wiemann.<br />

So gibt es zunehmend sogenannte Database-Provider<br />

wie IMS Health, die rund um<br />

die Uhr hoch fundierte und hoch spezialisierte<br />

Markt- und Branchenanalysen liefern,<br />

auf Wunsch auch auf mobile Geräte.<br />

Freelancer-Beratungsfirmen wie Eden-<br />

McCallum in London, die Business Talent<br />

Group (BTG) in Los Angeles und a-connect<br />

in München kommen deshalb ohne eigene<br />

Researchabteilungen und teure Innenstadtbüros<br />

aus.<br />

Damit zeichnet sich eine ganz neue Beraterszene<br />

ab, modular und mit Netzwerken,<br />

die sich bilden wie Teams in der Filmindustrie<br />

oder auch der Werbebranche, die sich<br />

nach der Beendigung des Projekts wieder<br />

auflösen. „Verschiedene Beratungshäuser<br />

und Einzelberater kommen für Projekte zusammen<br />

und gehen anschließend wieder<br />

ihrer Wege“, prophezeit daher die britische<br />

Beratungsexpertin Fiona Czerniawska. n<br />

julia.leendertse | unternehmen@wiwo.de<br />

NEUE SUCHMASCHINE<br />

Wer kann was?<br />

Bundesweit bieten rund 14000<br />

Unternehmensberatungen ihre Dienste<br />

an. Doch wer von ihnen kann was, und<br />

wie gut sind sie? Mit der neuen Suchmaschine<br />

consultingsearcher führen<br />

WirtschaftsWoche und die auf die Zertifizierung<br />

von Beratern spezialisierte<br />

Cardea AG erstmals ein praxistaugliches<br />

Qualitätssiegel in den intransparenten<br />

Beratermarkt ein.<br />

Unter www.wiwo.de/consultingsearcher<br />

haben Unternehmen ab sofort Zugang<br />

zu der Online-Datenbank und können<br />

so die passende globale Beratungsfirma<br />

oder den richtigen Nischenplayer für<br />

ein Projekt oder eine Aufgabenstellung<br />

finden. Qualität und Professionalität aller<br />

Anbieter sind in einem unabhängigen und<br />

neutralen Zertifizierungsprozess geprüft<br />

worden und die Beratungskompetenzen<br />

durch Projektbeschreibungen und<br />

Kundenbewertungen für jedermann<br />

nachvollziehbar.<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Kundschaft gesucht<br />

Der Flughafen Hahn hat<br />

40 Prozent seines<br />

Verkehrs verloren<br />

Hoffnungslos<br />

am Hunsrück<br />

FLUGHAFEN HAHN | 20 Jahre nach seiner Eröffnung droht dem<br />

deutschen Billigflug-Mekka das Aus.<br />

Nach einer wochenlangen Diskussion<br />

um die Zukunft seines Unternehmens<br />

platzte Johannes Endler<br />

der Kragen. „Die Liquidität des Unternehmens<br />

ist gesichert. Der eingeleitete Umstrukturierungsprozess<br />

ist auf einem guten<br />

Weg“, stellte der Aufsichtsratschef des Flughafens<br />

Hahn vor einem Jahr in einer Presseerklärung<br />

fest.<br />

Das war voreilig. Tatsächlich droht das<br />

Aus für den offiziell Flughafen Frankfurt-<br />

Hahn GmbH (FFHG) genannten Airport,<br />

der – entgegen seinem Namen – auf etwa<br />

halber Strecke zwischen Frankfurt und Luxemburg<br />

liegt. In einem „Schlussbericht“<br />

genannten Brandbrief an die Aktionäre<br />

Rheinland-Pfalz (82,5 Prozent) und Hessen<br />

(17,5 Prozent) prophezeite jüngst die<br />

Geschäftsführung bis 2017 Verluste von<br />

mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr – bei<br />

gerade mal rund 50 Millionen Euro Umsatz.<br />

Hinzu kommt trotz einer Geldspritze<br />

der rot-grünen Landesregierung in Mainz<br />

im Frühjahr über 82 Millionen spätestens<br />

in 2017 eine „Liquiditätslücke“ von rund 35<br />

Millionen Euro. „Damit ist das Geschäftsmodell<br />

der FFHG nicht zukunftsfähig“, urteilt<br />

die Geschäftsführung.<br />

FATALER FOKUS AUF BILLIG<br />

Für die Hoffnungslosigkeit am Hunsrück<br />

sorgen die aktuellen Verkehrszahlen. Der<br />

1999 als Deutschlands erster Billigairport<br />

gestartete Flughafen wird <strong>2013</strong> wohl gut<br />

zehn Prozent weniger Passagiere und 20<br />

Prozent weniger Fracht abfertigen als 2012.<br />

Im Vergleich zu den Rekordjahren 2007<br />

und 20<strong>11</strong> summiert sich das Minus gar auf<br />

rund 40 Prozent und sorgt für einen Rekordverlust<br />

von 20 Millionen Euro.<br />

Bisher war dies kein Problem. In den 19<br />

Jahren seit der Eröffnung haben die Länder<br />

die Verluste – wenn auch murrend – getragen,<br />

weil der Flughafen für immerhin 3000<br />

Arbeitsplätze in der strukturschwachen<br />

Mitte von Rheinland-Pfalz sorgt. „Wir haben<br />

nicht nur die Jobs ersetzt, die beim Abzug<br />

der Amerikaner <strong>vom</strong> alten Fliegerhorst<br />

weggefallen sind, sondern auch die durch<br />

den Abbau anderer Industriezweige wie<br />

der Möbelindustrie verlorenen Arbeitsplätze“,<br />

sagt Markus Bunk, seit Mitte Oktober<br />

zweiter Geschäftsführer der FFHG.<br />

Jetzt, im 20. Jahr, ist mit den Blankoschecks<br />

der Bundesländer Schluss. „Die zu<br />

erwartenden Vorschriften der EU zu öffentlichen<br />

Beihilfen lassen dies in der gewohnten<br />

Form nicht mehr zu“, sagt Bunk.<br />

Für die Flugbranche ist das ein Schock.<br />

Zwar hat in Deutschland außer gut einer<br />

Handvoll großer Airports kein Flughafen je<br />

richtig Geld verdient. „Doch Hahn hat mit<br />

seiner Wachstumsgeschichte anderen Regionalflughäfen<br />

Mut gemacht, dass es<br />

langfristig auch ein sich selbst tragendes<br />

Konzept geben kann“, sagt René Steinhaus<br />

von der Beratung A.T. Kearney in Berlin.<br />

Für die aktuelle Flughafenführung rührt<br />

die Misere vor allem aus der Krise der Flugbranche.<br />

Die schwache Konjunktur und<br />

hohe Spritpreise haben den langen Billigboom<br />

gestoppt. Doch das sieht Alexander<br />

Tamdjidi, Luftfahrtspezialist der Beratung<br />

PA Consulting Group in Frankfurt, anders:<br />

„Der Strukturwandel hat letztlich nur die<br />

Schwächen des Geschäftsmodells verstärkt<br />

und die aktuelle Abwärtsspirale gestartet.“<br />

Denn Hahn konzentriert sich vor allem<br />

auf Billigfluglinien wie Ryanair. Das brachte<br />

zwar Wachstum, aber kein Geld. Die Iren<br />

zahlen laut Insidern bestenfalls drei Euro<br />

pro abfliegenden Passagier. „Tatsächlich<br />

braucht ein Flughafen mindestens 15 Euro,<br />

um seine Kosten zu decken“, sagt Michael<br />

Garvens, Chef des Flughafens Köln/Bonn.<br />

Die Lücke konnte Hahn im Gegensatz zu<br />

größeren Airports kaum durch Nebengeschäfte<br />

schließen. Die Hoffnung auf Mehreinnahmen<br />

aus Läden am Flughafen<br />

scheiterten unter anderem daran, dass<br />

die Iren kein zweites Handgepäckstück wie<br />

Duty-free-Tüten an Bord zuließen.<br />

Dazu schreckte die starke Stellung von<br />

Ryanair andere Linien ab. „Nur wer wie die<br />

ungarische Wizzair vor allem Strecken<br />

nach Osteuropa anbot, war geduldet“, sagt<br />

ein Branchenkenner. „Wer wie Ryanair ans<br />

Mittelmeer fliegen wollte, bekam von denen<br />

das Signal, wir beißen euch weg.“<br />

FOTO: LAIF/THEODOR BARTH<br />

66 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Zu guter Letzt wurde Billigpionier Hahn<br />

ein Opfer des von ihm ausgelösten Booms<br />

der Flugdiscounter. „Weil Easyjet und Co.<br />

allein in Deutschland auf mehr als 20 Flughäfen<br />

landen und auch etablierte Linien<br />

wie Lufthansa günstige Tickets anboten,<br />

muss keiner mehr nach Hahn, wenn er billig<br />

fliegen will“, sagt Berater Tamdjidi.<br />

Auch der Versuch, anderswo vertriebene,<br />

nachtaktive Frachtlinien an den rund um<br />

die Uhr geöffneten Hahn zu locken, brachte<br />

wenig. Die notorisch geizigen Palettenflieger<br />

erwarteten Ryanair-mäßige Rabatte<br />

und boten jeweils nur wenige Flüge pro<br />

Woche. Wer kam, ging am Ende wie Aeroflot<br />

oder Qatar Airways lieber wieder an einen<br />

zentraler gelegenen Flughafen, wenn<br />

der Platz hatte – wie Frankfurt nach der Eröffnung<br />

der neuen Landebahn. Spektakulär<br />

scheiterte der Versuch, eine hauseigene<br />

Frachtlinie am Hahn aufzubauen: Die Air<br />

Cargo Germany ging im Juli pleite, trotz einer<br />

Finanzspritze über fünf Millionen Euro<br />

von Flughafen und Landesregierung.<br />

So verdiente der Flughafen am Ende zu<br />

wenig, um die Belastung durch eine finanzielle<br />

Erbsünde wettzumachen. Bei der<br />

Gründung des Airports 1993 bürdete die<br />

Im Sinkflug<br />

Verkehrszahlen desFlughafens Hahn<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

Passagiere<br />

(inMillionen)<br />

2006 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />

*geschätzt;Quelle:ADV<br />

300<br />

Fracht<br />

(inTonnen)<br />

200<br />

100<br />

sozialliberale Regierung von Rheinland-<br />

Pfalz dem Flughafen die Kosten für die umliegende<br />

Infrastruktur auf. Damit musste<br />

das Fluggeschäft nicht nur wie bei anderen<br />

Airports Bau- und Betriebskosten für Startbahn,<br />

Terminal und Hangars erwirtschaften,<br />

sondern zusätzlich die <strong>Ausgabe</strong>n für<br />

Zubringerstraßen inklusive Winterdienst,<br />

Kläranlage und den Rest der Anlagen aus<br />

0<br />

der Zeit als Fliegerhorst der US-Luftwaffe.<br />

„Mit einem solchen Mühlstein am Hals ist<br />

ein Gewinn kaum zu schaffen“, urteilt Berater<br />

Steinhaus.<br />

Trotz der Probleme durch sinkende Einnahmen,<br />

hohe Schulden und das drohende<br />

EU-Verbot weiterer staatlicher Hilfen<br />

gibt Hahn-Geschäftsführer Bunk die<br />

Hoffnung noch nicht auf. „Die Lage ist sicher<br />

dramatisch, aber nicht hoffnungslos“,<br />

sagt der Manager, der zuvor für den Energieriesen<br />

RWE und – ebenfalls hoch defizitäre<br />

– Airports wie Dortmund tätig war.<br />

Er setzt auf das aktuelle Sanierungsprogramm.<br />

Dazu gehört, dass Rheinland-Pfalz<br />

die Infrastruktur abseits der Pisten übernimmt.<br />

Gleichzeitig wollen Bunk und sein<br />

Geschäftsführerkollege Heinz Rethage ein<br />

Sparprogramm starten und trotz der Widrigkeiten<br />

durch neue Fluglinien besonders<br />

im Frachtbereich die Einnahmen steigern.<br />

Zumindest das Sparprogramm hat die<br />

nahen IHKs in Koblenz und Trier nicht<br />

überzeugt: „In der Summe kann es nicht<br />

einmal als halbherzig bezeichnet werden“,<br />

schrieben die Kammerchefs Ende September<br />

ihrer Landesregierung.<br />

n<br />

ruediger.kiani-kress@wiwo.de<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Nanga Parbat in neu<br />

MAERZ | Der Münchner Strickmodehersteller – bekannt durch den<br />

gelben Genscher-Pullunder – kämpft um ein flotteres Image.<br />

Politiker hinterlassen Spuren – auch<br />

modische. Der ehemalige SED-Chef<br />

Erich Honecker war für seine markante<br />

Hornbrille bekannt, Ex-Bundesaußenminister<br />

Hans-Dietrich Genscher für<br />

den senfgelben Strickpullunder mit V-Ausschnitt.<br />

Die Honecker-Brille ist wieder modern:<br />

Marken wie Prada, Gucci oder Ray<br />

Ban stellen Fassungen in Anlehnung an<br />

den Staatsratsvorsitzenden-Style her. Doch<br />

Genschers gelber Pulli hat es noch nicht<br />

wieder auf die Hipster-Liste geschafft –<br />

zum Leidwesen seines Herstellers, des<br />

Münchner Strickwarenherstellers Maerz.<br />

Geschäftsführerin Katja Beibl will nun<br />

gegen das Biedermann-Image ankämpfen<br />

und Maerz umkrempeln: Bekannter will<br />

sie die Strickmarke machen, jüngeren und<br />

mehr weiblichen Käufern soll sie gefallen.<br />

Statt Genscher wünscht sich die 43-Jährige<br />

Hollywood-Star James Franco („Spiderman“,<br />

„Spring Breakers“) als Vorzeige-Träger<br />

ihrer Wollpullis: „Ein klassischer Typ<br />

mit starkem Charakter.“<br />

Bekannt ist Maerz zum Beispiel für<br />

den Merino-Wollpulli Superwash,<br />

der sich bei 30 Grad in die<br />

Waschmaschine stecken<br />

lässt – bequem, solide, praktisch,<br />

aber wenig modisch.<br />

Seit den Neunzigerjahren<br />

schrumpfte der Maerz-Umsatz<br />

denn auch von rund 35 auf<br />

20 Millionen Euro, neue Kollektionen<br />

und Ideen fehlten. 2004 meldete<br />

Maerz Insolvenz an. Anschließend baute<br />

Insolvenzverwalter Markus Prager das Unternehmen<br />

wieder auf, bis 2010 der schwäbische<br />

Hemdenhersteller Olymp zugriff –<br />

und Beibl holte.<br />

Die Chefin möchte nun verstärkt Frauen<br />

gewinnen: Macht die Herrenkollektion bisher<br />

80 Prozent des Umsatzes aus, will Beibl<br />

in der seit Juli laufenden Saison 30 Prozent<br />

an Damen verkaufen. Die Frau, die seit<br />

über einem Jahr die Geschäfte führt,<br />

möchte Käuferinnen wie sich selbst ansprechen.<br />

Mit dunkelbrauner Nerd-Brille,<br />

Jeans, einem dünnen, grauen Maerz-<br />

Strickpulli und darüber einer langen gemusterten<br />

Strickjacke sieht sie weder bieder<br />

noch nach Society-Dame aus.<br />

Frauen im Visier<br />

Geschäftsführerin<br />

Beibl<br />

(links) will mit<br />

peppigeren Damenkollektionen<br />

neue Kundinnen<br />

gewinnen<br />

„Ab 40 verschieben sich die Werte, insbesondere<br />

in Bezug auf Qualität und Nachhaltigkeit“,<br />

sagt die gelernte Bürokauffrau<br />

und studierte Bekleidungstechnikerin.<br />

„Meine Kleidung soll funktional und hochwertig,<br />

aber gleichzeitig modern und anspruchsvoll<br />

sein.“<br />

Beibl kennt sich in der Branche gut aus:<br />

Sie war zuvor bei Esprit, Marc O’Polo und<br />

Ralph Lauren. Daher sieht sie auch international<br />

Potenzial. Bisher macht Maerz<br />

erst 16 Prozent des Geschäfts im Ausland.<br />

Zugleich will Beibl den Vertrieb verbessern.<br />

Maerz-Pullis für Damen – der Preis<br />

beginnt ab 90 Euro – sind nur in wenigen<br />

Boutiquen erhältlich. Bei Peek & Cloppenburg<br />

ist die Damenmode seit Juli zu kaufen.<br />

Beibl hofft, mit der Damenkollektion demnächst<br />

auch bei den Modehäusern Breuninger<br />

und Engelhorn vertreten zu sein.<br />

Um das zu schaffen, hat sie eine neue Designerin<br />

engagiert.<br />

NACKTE MODELS MIT SCHAF<br />

Zudem soll eine Werbekampagne der 1920<br />

gegründeten Marke mit nackten Models<br />

mit Merino-Schaf auf dem Arm zusammen<br />

mit einem neuen Logo zu einem moderneren<br />

Image verhelfen.<br />

So legte Maerz die klassischen Wollpullis<br />

neu auf, in denen 1953 die Klettergruppe<br />

unter Leiter Karl Herrligkoffer als Erste<br />

den Nanga Parbat bestieg – mit anderen<br />

Garnen und leicht angepasstem<br />

Schnitt.<br />

Die Strickkollektion lässt<br />

Maerz in Ungarn herstellen<br />

und steckte 1,5<br />

Millionen Euro in<br />

den Fabrikausbau.<br />

Blusen und Jerseys<br />

kommen aus der<br />

Türkei und Portugal.<br />

Erste Erfolge zeichnen<br />

sich ab: Mit der Damen- und Herrenkollektion<br />

durfte Beibl auf die Berliner<br />

Modemesse Premium. Im Rahmen der<br />

Düsseldorfer Modemesse CPD schaute die<br />

oberste Einkäuferriege von Peek & Cloppenburg<br />

West vorbei. Ein Branchenkenner<br />

lobt: „Maerz stärkt, was die Marke immer<br />

ausgezeichnet hat: die Natürlichkeit bei<br />

Schnitten und den Materialien wie echter<br />

Wolle. Sie werden damit Erfolg haben.“<br />

Beibl will den Umsatz bis 2018 von 24,7<br />

auf 30 Millionen Euro steigern. Dafür wäre<br />

es sicher hilfreich, wenn eines Tages der<br />

Genscher-Pulli eine ähnliche Renaissance<br />

erlebt wie die Honecker–Brille.<br />

n<br />

nele.hansen@wiwo.de<br />

FOTOS: PR<br />

68 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.


Bergwinter tirol<br />

die vielen facetten dieser faszinierenden alpenregion.<br />

➜ BergerleBnis & genuss<br />

➜ Kulturhighlights<br />

➜ ihre urlauBsangeBote in tirol<br />

➜ Wirtschaftsstandort tirol<br />

Eine Promotionbeilage von<br />

ABLINGER.GARBER


INHALT<br />

2 Bergwinter<br />

Tirol Erobern<br />

4 Sport & Lifestyle<br />

7 Tirol Kulinarik<br />

8 Anreise mit der Bahn/<br />

5 Tiroler Gletscher<br />

9 Ihre Urlaubsangebote<br />

in Tirol<br />

25 Wirtschaftsstandort<br />

Tirol<br />

Impressum:<br />

Medieninhaber: Ablinger & Garber<br />

GmbH; Medienturm Hall in Tirol,<br />

Tel. +43.5223.513­0,<br />

verlag@ablinger­garber.at,<br />

www.ablinger­garber.at.<br />

Geschäftsführung: Walter Garber.<br />

Projektleitung: Klaus Grabherr.<br />

Design, Konzept & Produktion:<br />

Ablinger.Garber. Redaktion: Gloria<br />

Staud, Christian Eder, Ernst Spreng.<br />

Promotion/Anzeigen: Tasso Astl,<br />

Matthias Häussler, Egon Hübner,<br />

Thomas Lindtner.<br />

Fotos: Titel: Josef Mallaun;<br />

Seite 2+3: Josef Mallaun,<br />

Schaad, Kitzbüheler Ski Club,<br />

Imster Schemenlaufen;<br />

Seite 4+5: Josef Mallaun, Alex<br />

Ziegler; Seite 6: Josef Mallaun;<br />

Seite 7: Tirol Werbung/Robert Gruber,<br />

BMLF/R. Mühlanger, Fotowerk;<br />

Seite 8: Deutsche Bahn AG/<br />

Bartlomiej Banaszak.<br />

Bergwinter tirol erobern<br />

Den Bergwinter<br />

Tirol beim Ski fahren,<br />

Langlaufen oder<br />

Schneeschuhwandern<br />

erobern, kulinarische<br />

Köstlichkeiten aus der<br />

regionalen Küche<br />

genießen oder<br />

actionreiche Sportveranstaltungen<br />

und kulturelle Höhepunkte<br />

entdecken.<br />

Der Bergwinter in Tirol<br />

spricht einerseits jene<br />

an, die in ihrem Urlaub<br />

das ruhige Naturerlebnis und<br />

den Genuss in all seinen<br />

Facetten suchen: Langläufer und<br />

Skater finden 5700 km Loipen,<br />

Naturbeobachter und Schneeschuhwanderer<br />

erkunden den<br />

Winterwald, andere lassen sich<br />

wiederum durch die Romantik<br />

einsamer, verschneiter Berghütten<br />

verzaubern ...<br />

Andererseits werden aber auch<br />

alle, die Herausforderungen<br />

und den Nervenkitzel lieben,<br />

im Tiroler Bergwinter fündig: Bei<br />

Abfahrten auf weltbekannten<br />

Pisten oder am Gletscher, bei<br />

einsamen Touren mit Snowboard<br />

oder Skiern im Tiefschnee oder<br />

beim Klettern auf vereisten<br />

Wasserfällen lassen sich immer<br />

neue Aspekte des Winters<br />

erobern. Dazu kommen noch<br />

einige der heißesten Hotspots<br />

Europas, was Après­Ski und<br />

Nightlife betrifft. Tirol hat im<br />

Winter vieles zu bieten: Lassen<br />

Sie sich über raschen!<br />

Tirol: Kultur pur<br />

Von der Loipe ins Theater und<br />

<strong>vom</strong> Skilift ins Museum: Wo<br />

sollte das besser zusammen passen<br />

als in Tirol? Wer den Skianzug<br />

gerne einmal gegen Abendgarderobe<br />

tauscht und den<br />

Schnee nicht nur vor der<br />

Hüttentür, sondern auch auf<br />

den Bildern <strong>vom</strong> Tiroler Maler<br />

Alfons Walde mag, der findet im<br />

Tiroler Winter eine Vielfalt an<br />

kulturellen Möglichkeiten.<br />

Nicht nur zur Weihnachtszeit ±<br />

Festivals und festliche Konzerte<br />

Tirol ist ein Land der Festivals,<br />

die das ganze Jahr über in unterschiedlichen<br />

Genres und in<br />

städtischen Zentren ebenso wie<br />

in entlegenen Tälern stattfinden.<br />

Dass eines von ihnen gleich zwei<br />

Jahreszeiten abdeckt, wie es die<br />

2 Bergwinter Tirol Erobern


Wer AN WINTersporT<br />

DeNKT,<br />

DeNKT AN TIroL.<br />

Egal ob man sich selbst auf<br />

die Piste oder Loipe wagt<br />

oder lieber bei spannenden<br />

Events mitfiebert: Der Bergwinter<br />

<strong>2013</strong>/14 bietet allen etwas.<br />

Wettbewerbe mit langer<br />

Tradition ± wie das Bergiselspringen<br />

± locken ebenso<br />

wie die Swatch Freeride World<br />

Tour in Fieberbrunn. Jene,<br />

die auf der Suche nach etwas<br />

Außergewöhnlicherem sind,<br />

werden bei Veranstaltungen<br />

wie dem Trans Pillerseer<br />

Schlittenhundecamp oder<br />

dem Schneetrabrennen in<br />

Wörgl fündig.<br />

DeN WINTer ANseHeN<br />

Das Museum Kitzbühel<br />

zeigt auf zwei Ebenen seine<br />

umfangreiche Alfons­Walde­<br />

Sammlung mit 60 Gemälden<br />

und 100 Grafiken und Fotos,<br />

darunter so berühmte Bilder<br />

wie „Almen im Schnee“<br />

oder „Der Aufstieg“. Sonderausstellungen<br />

sind auch in<br />

den Tiroler Landesmuseen<br />

geplant, darunter die Schau<br />

„Paradiesvögel ± B oten<br />

der Götter“ im Zeughaus<br />

(22.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>±23.3.2014) .<br />

brAucHTum<br />

Neu erLebT<br />

Bunt wie Paradiesvögel sind<br />

auch die Figuren der Tiroler<br />

Fasnachten, die in einem<br />

Rhythmus von vier, fünf Jahren<br />

ihren Auftritt haben. So richten<br />

in jedem Jahr andere Orte ihre<br />

Umzüge aus. 2014 sind es das<br />

Fisser Blochziehen (26.1.)<br />

und die Imster Buabefasnacht<br />

(9.2.), jahrhundertealtes<br />

Brauchtum ± sehr eindrucksvoll<br />

und sehr tirolerisch!<br />

Tiroler Festspiele Erl tun, ist<br />

dennoch ungewöhnlich. Sie<br />

richten von 26.12.<strong>2013</strong> bis<br />

6.1.2014 zum zweiten Mal eine<br />

Winterausgabe aus ± mit Mozarts<br />

„Don Giovanni“, Puccinis „Tosca“,<br />

Symphonien, Oratorien und<br />

Kammermusik. Den zeitgenössischen<br />

Gegenpol dazu bilden<br />

zwei ebenfalls junge Festivals mit<br />

elektronischer Musik: fmRiese ±<br />

Forward Music Festival (28.±<br />

30.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>) in den Swarovski<br />

Kristallwelten Wattens, das<br />

elektronische und zeitgenössische<br />

Musik, Pop und Electronica<br />

mit einander verbindet, und das<br />

Electric Mountain Festival<br />

(30.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>± 4.4.2014) am<br />

Giggijoch hoch über Sölden, bei<br />

dem Stars der internationalen<br />

DJ­Szene die Menge zum Tanzen<br />

bringen. Am Ende des Winters<br />

gibt es dann mehrere Besonderheiten:<br />

In Mayrhofen im Zillertal<br />

findet im März das Altitude<br />

Comedy Festival statt, das <strong>vom</strong><br />

britischen Comedian Marcus<br />

Brigstocke gegründet wurde und<br />

mit englisch­ und deutschsprachigen<br />

Comedians hochkarätig<br />

besetzt ist. Musikalisch<br />

geht es einerseits um Improvisation<br />

und Experiment beim<br />

Festival artacts (14.± 16.3.2014) in<br />

St. Johann und andererseits um<br />

innere Einkehr beim Osterfestival<br />

Tirol (März/April 2014) in<br />

Innsbruck und Hall.<br />

Neugierig geworden?<br />

Wer die Tiroler Kulturlandschaft<br />

näher erkunden will, findet auf<br />

www.kultur.tirol.at einen<br />

detaillierten Überblick über Kunst<br />

und Kultur in Tirol ± oder<br />

überzeugt sich besser noch vor<br />

Ort davon, wie vielfältig Festivals,<br />

Ausstellungen, Museen und<br />

Kulturschaffen in Tirol sind.<br />

INFormATIoNeN über<br />

urLAub IN TIroL<br />

Tirol Info<br />

Maria­Theresien­Straße 55<br />

A­6010 Innsbruck, Austria<br />

Tel. +43.512.7272­0<br />

Fax +43.512.7272­7<br />

info@tirol.at<br />

www.tirol.at<br />

bIATHLoN AuF<br />

WeLTNIveAu<br />

E.ON IBU Weltcup<br />

Biathlon Hochfilzen/<br />

Pillerseetal 5. bis 8.12.<strong>2013</strong>.<br />

Bereits zum dritten Mal<br />

kommt beim E.ON IBU<br />

Biathlon Weltcup die Elite<br />

im Langlaufen und Sportschießen<br />

zusammen. Im<br />

Langlaufstadion Hochfilzen<br />

erwarten die Topathleten<br />

und das Publikum heiße<br />

Verfolgungsjagden auf der<br />

Loipe und spannende Duelle<br />

am Schießstand.<br />

AbHebeN Am<br />

bergIseL<br />

Vierschanzentournee ±<br />

Berg iselspringen Bergiselstadion/<br />

Innsbruck am 3. und<br />

4.1.2014. In dem traditionsreichen<br />

Wettstreit messen<br />

sich die besten Skispringer<br />

der Welt am Bergisel. Das<br />

Training zum dritten Durchgang<br />

der Tournee beginnt<br />

am 3. Jänner, gefolgt von der<br />

Qualifikation. Den eigentlichen<br />

Wettbewerb können<br />

Wintersportbegeisterte aus<br />

aller Welt dann am 4. Jänner<br />

live vor Ort miterleben.<br />

Bergwinter Tirol Erobern 3


ski alpin – sport & lifestyle<br />

Erleben Sie den Bergwinter<br />

Tirol beim<br />

Skivergnügen, Freeriden,<br />

Snowboarden<br />

und beim Freeskiing.<br />

Erleben Sie Außergewöhnliches<br />

abseits<br />

der Skipiste, feiern Sie<br />

beim Après­Ski und<br />

Nightlife bei cooler<br />

Musik und ebensolchen<br />

Drinks.<br />

Was macht einen<br />

perfekten Skitag aus?<br />

Viel Schnee natürlich!<br />

Und der ist dank der Höhe der<br />

Skigebiete und der Beschneiungsanlagen<br />

in Tirol immer garantiert.<br />

Selbstverständlich der Sportfachhandel<br />

und der Skiverleih: Die<br />

Profis in den Shops wissen,<br />

welche Ausrüstung wem die<br />

größte Freude bringt und lassen<br />

Materialprobleme erst gar nicht<br />

aufkommen. Außerdem noch die<br />

Skischulen: Sie machen Jung und<br />

Alt fit für den Schnee und<br />

bringen alle in Schwung. Dann<br />

ganz klar die Beherbergungsbetriebe:<br />

Gut gebettet und<br />

kulinarisch verwöhnt fährt es sich<br />

einfach besser und länger. Und<br />

nicht zu vergessen: Internationale<br />

Events mit den Stars der Szene,<br />

Bergrestaurants und urige Hütten<br />

für die Stärkung zwischendurch<br />

sowie Après­Ski­Bars, in denen<br />

die Post abgeht.<br />

Ein unvergessliches Ski­Erlebnis<br />

in Tirol kann alles sein: ein<br />

Wochen end­Trip mit Freunden,<br />

Semesterferien mit den Kindern,<br />

Trainingslager mit dem Club oder<br />

Romantik­Tage mit der/dem<br />

Liebsten. Wo auch immer Sie in<br />

Tirol Ihre Skier anschnallen, die<br />

Top­Skigebiete Tirols halten stets<br />

das passende Angebot für Sie<br />

bereit. Attraktive Packages mit<br />

Unterkunft, Liftticket und vielen<br />

weiteren Highlights laden ein, die<br />

Wintersportregion zu erkunden,<br />

die Tage und Nächte in den<br />

Bergen zu erleben oder Wellnessoasen<br />

zu genießen. Dank Skiverbünden<br />

und Großraumkarten<br />

kann das weiße Vergnügen auch<br />

jeden Tag auf einem anderen<br />

ToureN uND sporT<br />

Exakt 573 Gipfel liegen<br />

in Tirol auf 3000 m und<br />

darüber. Einige von ihnen<br />

lassen sich bequem mit<br />

Skiliften erobern, die<br />

Mehrzahl der Dreitausender<br />

bleibt allerdings Skitourengehern<br />

und Alpinisten<br />

vorbehalten.<br />

Alles über Openings zum<br />

Winterstart und Bewerbe<br />

im Ski Alpin, Freeriden oder<br />

Snowboarden gibt’s unter<br />

www.sport.tirol.at<br />

HocH HINAus<br />

Ob „Top of Tyrol“ am<br />

Stubaier Gletscher oder<br />

„BIG3“ in Sölden:<br />

Berge und architektonische<br />

Höhepunkte passen<br />

zusammen. Tirols Gipfelplattformen<br />

versprechen<br />

einen unvergesslichen<br />

Panoramablick auf die<br />

umliegenden Gipfel.<br />

4 Sport & Lifestyle


Gipfel stattfinden. Die<br />

Bergbahnen, die Hotellerie und<br />

Gastronomie sowie Skischulen<br />

und Skiverleihe in Tirol haben<br />

ihre Kräfte für den perfekten<br />

Skiurlaub vereint. Schauen Sie<br />

doch einfach rein. Der nächste<br />

Ski traum ist nur ein paar Klicks<br />

entfernt.<br />

Holen Sie sich Ihre maßgeschneiderten<br />

Angebote unter<br />

www.tirol.at/skiangebote<br />

skifahren für jeden geschmack<br />

Sie sind aufgrund ihres Gefälles<br />

absolut nicht für Anfänger<br />

geeignet: Tirol ist reich an<br />

extremen Pisten, die mit der<br />

Bezeichnung „schwarze Piste“ nur<br />

unzulänglich beschrieben werden<br />

können. Wenn man ausgefallene<br />

Streckenführungen und steile<br />

Hänge liebt, dann hat man hier<br />

sein Eldorado gefunden.<br />

Ein Tipp? Die schwarze Piste 14a<br />

in Ischgl: Mit einem Gefälle von<br />

bis zu 70 Prozent wird hier sogar<br />

ein eigenes Pistengerät mit<br />

Seilwinde benötigt, um diese<br />

Strecke zu präparieren. Dafür<br />

genießt man dann ein außergewöhnliches<br />

Skierlebnis und bei<br />

den kurzen Stopps dazwischen<br />

einen herrlichen Blick über das<br />

Paznaun. Das ist nur eine von<br />

vielen „Schwarzen“ in den Tiroler<br />

Skigebieten.<br />

Oder warum nicht einmal den<br />

Sonnenaufgang in den Tiroler<br />

Bergen erleben? Dafür wurden die<br />

„early bird“­ und „first track“­<br />

Aktionen entwickelt, bei denen<br />

man seine frischen Spuren im<br />

noch unberührten Schnee ziehen<br />

kann. Im Zillertal geht es von<br />

Mitte April bis Anfang Mai<br />

bereits um 7.45 Uhr los, inkludiert<br />

ist ein Brunch im Restaurant<br />

Hochleger Sommerberg.<br />

Am Stubaier Gletscher startet<br />

man von Oktober bis Mitte<br />

November bereits um 7.30 Uhr.<br />

Je früher man oben ist, desto<br />

größer sind die Chancen,<br />

unberührten Neuschnee vorzufinden.<br />

Aber die Geschmäcker<br />

sind verschieden: Es muss ja nicht<br />

der frühe Morgen sein, Skifahren<br />

kann man auch bei Mondschein.<br />

Oder besser unter einer hellen<br />

Flutlichtanlage ± wie am Reitherkogel<br />

im Alpbachtal. Jeweils am<br />

Dienstag, Freitag und Samstag<br />

kommen von 18.30 bis 21.15 Uhr<br />

auf der 8er­Gondel­Reitherkogelbahn,<br />

dem Nordlift und dem<br />

Brandachlift Mondscheinskifahrer<br />

auf ihre Kosten. Auch in<br />

Brixen ist täglich eine kleine<br />

Strecke beleuchtet, in Westendorf<br />

jeden Dienstag eine Abfahrt mit<br />

500 Metern Länge und in Söll<br />

sind es gar zehn Kilometer<br />

Skiabfahrten ± allerdings nur<br />

mittwochs und samstags.<br />

Hochgenuss und Après-ski<br />

Gipfelrestaurants, Cafés in mehr<br />

HIgHLIgHTs<br />

AuF uND AbseITs<br />

Der pIsTe<br />

Frauen an den start<br />

FIS Damen Weltcup Riesenslalom<br />

und Slalom Lienz.<br />

Alle zwei Jahre macht der<br />

FIS Weltcup Station in Lienz,<br />

am 28. und 29.1.<strong>2013</strong> treten<br />

die Besten der Damen am<br />

Hochstein in den Disziplinen<br />

Slalom und Riesenslalom im<br />

Kampf um begehrte Weltcup­<br />

Punkte gegeneinander an.<br />

Besucher erwartet nicht nur<br />

ein spannender Wettkampf,<br />

sondern auch eine spektakuläre<br />

Pistenführung, die in<br />

der Zieleinfahrt mitten in<br />

Lienz endet.<br />

Kitzbühel in<br />

rasanter Tradition<br />

74. Hahnenkammrennen<br />

Kitzbühel 24. bis 26.1.2014.<br />

Seit 1931 schaut die Ski­<br />

Welt beinahe jeden Jänner<br />

nach Kitzbühel, zu einer der<br />

spektakulärsten Veranstaltungen<br />

der Wintersportsaison.<br />

Am Hahnenkamm<br />

misst sich auch im kommenden<br />

Jahr wieder die Elite des<br />

Skirennsports im legendären<br />

Kombinationsrennen.<br />

Wer wagt, gewinnt<br />

Swatch Freeride World Tour<br />

by The North Face Fieberbrunn/Pillerseetal<br />

30.1. bis<br />

2.2.2014. Ende Jänner lockt<br />

die Swatch Freeride World<br />

Tour wieder die weltbesten<br />

Freerider ins Pillerseetal, um<br />

ihre Grenzen auszutesten.<br />

Vom Gipfel des Wildseeloders<br />

aus machen sie sich<br />

auf die Suche nach der<br />

flüssigsten „Line“ und dem<br />

perfekten Powder. Neben<br />

sportlichen Höchstleistungen<br />

lockt der Event mit groß angelegtem<br />

Festivalprogramm<br />

für Freeride­Fans und alle,<br />

die es noch werden wollen.<br />

Sport & Lifestyle 5


als dreitausend Metern Höhe oder<br />

urige Skihütten ± g astronomischer<br />

Hochgenuss erfährt in Tirol eine<br />

neue Bedeutung. Ein Klassiker ist<br />

dabei die Verwallstube Galzig in<br />

St. Anton am Arlberg. Mit ihrer<br />

Lage in 2085 m Seehöhe ist sie<br />

eines der höchst gelegenen<br />

Hauben restaurants in Europa.<br />

Aber auch im Zillertal oder im<br />

Stubaital werden kulinarische<br />

Hochgenüsse geboten. Wer aber<br />

auch nur das besondere Ambiente<br />

liebt, der kann einen Cappuccino<br />

jenseits von 3000 m genießen ±<br />

wie im Café 3440 am Pitztaler<br />

Gletscher. Man muss aber nicht<br />

nur ganz hoch hinaus, auch unten<br />

im Tal werden die Gemütlichkeit<br />

und das gesellige Beisammensein<br />

gepflegt. Von Kitzbühel bis zum<br />

Arlberg findet man Hotspots<br />

für Après­Ski: Drinks und<br />

kulinarische Schmankerl, dazu<br />

Musik für jeden Geschmack,<br />

untermalend oder in Dancefloor­<br />

Qualität ± und da s manchmal<br />

bis spät in die Nacht. Apropos<br />

Arlberg: Im Hotel Post in<br />

St. Anton wurde Après­Ski<br />

aus der Taufe gehoben und<br />

verbreitete sich von dort über<br />

die ganze Welt.<br />

WIcHTIge INFos:<br />

Wintersportland Tirol<br />

Ein Ski­ oder Snowboardsportler,<br />

der das Wintersportland<br />

Tirol komplett „erfahren“ will,<br />

braucht neben Ausdauer vor<br />

allem eines ± nämlich Zeit: Rund<br />

100 Skigebiete garantieren jede<br />

Menge Abwechslung, dazu<br />

kommt die passende Infrastruk ­<br />

tur, von den modernen Lift ­<br />

anlagen über professionelle<br />

Skilehrer bis hin zu mehr als<br />

30 Snowparks für Freeskier<br />

und Snowboarder.<br />

www.tirol.at/skifahren<br />

Tirol snow App<br />

Außer Tools zum Höhenmeterund<br />

Geschwindigkeitsmessen<br />

liefert die Tirol Snow App (fürs<br />

iPhone) auch Neuschnee­Alarm,<br />

Routeninfos, Pistenbedingungen<br />

und Events im Lieblingsskigebiet.<br />

www.tirol.at/apps<br />

Tirol snow card<br />

Über 4000 Pistenkilometer in fast<br />

90 Tiroler Skigebieten kann man<br />

mit der Tirol Snow Card<br />

„erfahren“. Für Erwachsene<br />

kostet sie 696 Euro, für Kinder<br />

(ab dem Jahrgang 1997) 348 Euro<br />

www.snowcard.tirol.at<br />

LAWINeNcAmps<br />

Viel Neuschnee birgt auch<br />

seine Gefahren: Damit<br />

Snowboarder und Tourengeher<br />

darauf vorbereitet sind,<br />

informieren staatlich geprüfte<br />

Berg­ und Skiführer<br />

in zweitägigen SAAC Basic<br />

Camps über alpine Gefahren,<br />

Ausrüstung und das richtige<br />

Verhalten abseits der<br />

gesicherten Pisten.<br />

www.saac.at<br />

IgLuDorF uND<br />

Luxus pur<br />

Wer das besondere Wintererlebnis<br />

sucht, für den haben<br />

wir zwei besondere Tipps:<br />

Das Alpeniglu­Dorf an der<br />

Bergstation in Hochbrixen.<br />

Inmitten der Kitzbüheler<br />

Alpen kann man in 18 Iglus<br />

übernachten ± und sogar<br />

heiraten: Eine eigene<br />

Trauungskapelle steht ebenfalls<br />

zur Verfügung. Luxus<br />

pur bietet hingegen das<br />

Gradonna Mountain Resort<br />

in Kals am Großglockner ±<br />

mit einem einladenden Wellnessbereich<br />

und <strong>11</strong>0 Pistenkilometern<br />

vor dem Haus.<br />

fit für den start<br />

Um einen optimalen Winterstart und eine<br />

perfekte körperliche Fitness zu erreichen, hat<br />

Rudi Lapper <strong>vom</strong> Tiroler Skilehrerverband<br />

drei Tipps auf Lager:<br />

1. um die letzten schönen<br />

Herbsttage zu nutzen, sollte<br />

leichtes Joggen, Radfahren oder<br />

auch nach Möglichkeit Berggehen<br />

auf dem Programm<br />

stehen. Dadurch kann man die<br />

Kondition bzw. die Ausdauer<br />

wesentlich verbessern.<br />

2. Zu Hause sind Dehnungs­ und<br />

einige Gleichgewichtsübungen<br />

zu empfehlen, nicht vergessen<br />

sollte man auf die Verbesserung<br />

der koordinativen Fähigkeiten.<br />

Auf leichtes Aufwärmen vor<br />

jeder Übungseinheit sollte<br />

nicht vergessen werden.<br />

3. vor dem start auf die piste ist<br />

ein Materialcheck unumgänglich.<br />

Insbesondere ein gut präparierter<br />

Ski und ein passender Skischuh<br />

sind das Nonplusultra für einen<br />

perfekten Skitag.<br />

KoNTI NuIerLIcH<br />

bArrIereN AbbAueN<br />

Dank moderner, barrierefreier<br />

Liftanlagen, hilfsbereitem<br />

Personal und Abfahrten<br />

für alle Könnerstufen<br />

und jeden Fahrstil bieten<br />

inzwischen viele Skigebiete<br />

uneingeschränkten Pistenspaß<br />

für Monoskifahrer.<br />

www.tirol.at/monoskigebiete<br />

NATur pur<br />

Wussten Sie, dass der<br />

Nationalpark Hohe Tauern<br />

1856 km 2 umschließt? Und<br />

dass fünf weitere Tiroler<br />

Naturparks zum Erkunden<br />

des Bergwinters einladen?<br />

www.tirol.at/natur<br />

6<br />

Sport & Lifestyle


essen und trinken in tirol<br />

Vielfältig ist die Küche Tirols: Von einer Brotzeit auf einer einsamen<br />

Alm über die Feste, bei denen die Bauern selbstgemachte Köstlichkeiten<br />

feilbieten, bis zum Haubenlokal reichen ihre Facetten.<br />

Die Grundlage dafür liefert<br />

eine lange kulinarische<br />

Tradition einerseits und<br />

eine breite Palette an eigenständigen<br />

Grundprodukten ± a us Seen<br />

und von Almen, aus Wäldern und<br />

Feldern andererseits.<br />

Auch nach einer Variante am<br />

vereisten Wasserfall, einer ausgedehnten<br />

Runde auf der Loipe<br />

oder einer Skiabfahrt muss man<br />

sich natürlich stärken: Traditionell<br />

passt dazu die Tiroler „Marend“,<br />

eine typische Jause oder Brotzeit.<br />

Da kommt zuerst einmal der<br />

Tiroler Speck auf das Brett,<br />

dazu eine Hartwurstspeziali tät,<br />

eventuell <strong>vom</strong> Hirsch, ein Stück<br />

Bauernbrot und ein Hartkäse.<br />

Zum Beispiel ein Heumilch käse,<br />

dessen unverwechselbarer Geschmack<br />

von Kühen stammt, die<br />

nur mit Heu gefüttert wurden.<br />

Natürlich darf ein Stamperl<br />

Schnaps zum Abschluss nicht<br />

fehlen, um die Verdauung<br />

anzuregen. Am besten ein<br />

Selbstgebrannter!<br />

ein Tipp: Um den Gästen die oft<br />

versteckten Juwelen der Tiroler<br />

Gastronomie näher zu bringen,<br />

wurden die Tiroler Genussrouten<br />

ins Leben gerufen: Ob saftige<br />

Haiminger Äpfel, Brandenberger<br />

Prügeltorte oder Kaunergrater<br />

Ziegenkäse, auf den Tiroler<br />

Genussrouten kann man all diese<br />

Köstlichkeiten entdecken und<br />

natürlich auch verkosten:<br />

Zu Fuß oder mit dem Rad auf<br />

21 Touren quer durch Tirol.<br />

Mehr über die Genussrouten,<br />

die Tiroler Kulinarik und<br />

Gastronomie gibt’s unter<br />

www.tirol.at/kulinarik<br />

rezepttipp: original tiroler gröstl<br />

Zum „Vorkosten“ Ihres nächsten Tirol­Urlaubs:<br />

Zutaten: Gekochte Kartoffel in<br />

der Schale, gekochtes Rindfleisch,<br />

Zwiebel, Knoblauch, frische<br />

Kräuter wie Majoran, Petersilie,<br />

Schnittlauch gehackt, Butterschmalz<br />

oder Bratcreme, Salz,<br />

Pfeffer, Ei<br />

Zubereitung: Original Tiroler<br />

Gröstl besteht aus gekochtem<br />

Rindfleisch. Oftmals wird Tiroler<br />

Gröstl mit Bauerngröstl bzw.<br />

Speckgröstl verwechselt. Gekochte<br />

Kartoffel schälen und in Scheiben<br />

schneiden. In Butterschmalz<br />

goldgelb anrösten, Zwiebel,<br />

Knoblauch dazugeben und mit<br />

Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Frische Kräuter dazugeben. Das in<br />

der Suppe erwärmte Rindfleisch<br />

unterheben und etwas durchziehen<br />

lassen ­ eventuell noch etwas<br />

Butterschmalz dazufügen.<br />

Für das Bauerngröstl verwendet<br />

man gerne Speck, Wurst oder<br />

Geselchtes und die weiteren<br />

Zutaten. Für das Speckgröstl verwendet<br />

man 2 versch. Specksorten<br />

sowie die weiteren Zutaten. Dazu<br />

passt gut ein Krautsalat, garniert mit<br />

warmen gerösteten Speckwürfel.<br />

Das Tiroler Gröstl mit Spiegel ei<br />

und frischem Schnittlauch auf<br />

einem Teller oder im Pfandl für<br />

mehrere Personen anrichten.<br />

(Das Rezept stammt <strong>vom</strong> Waldgasthaus Triendlsäge,<br />

einem Mitgliedsbetrieb der Tiroler Wirtshauskultur)<br />

Weitere Rezepte findet man auf<br />

www.tiroler-wirtshaus.at<br />

geprüFTe QuALITäT<br />

Das Tiroler Wirtshaus ist<br />

eine Institution, die man<br />

in ganz Tirol findet ± es ist<br />

einerseits Treffpunkt für<br />

einheimische und gäste,<br />

andererseits ein Hort der<br />

regionalküche.<br />

Seit mehr als 20 Jahren<br />

bemüht sich der Verein<br />

„Tiroler Wirtshaus“ darum,<br />

dieses Erbe zu pflegen. Die<br />

Ziele waren klar: eine qualita tiv<br />

hochstehende regionale Küche,<br />

ein bodenständiges Ambiente,<br />

engagierte Wirtsleute und<br />

eine authentische Atmosphäre<br />

wieder zu neuem Leben zu<br />

erwecken.<br />

Rund 130 Betriebe im ganzen<br />

Land sind durch das grüne<br />

Schild „Tiroler Wirtshauskultur“<br />

gekennzeichnet. Für<br />

einen Zillertaler Hauben koch<br />

ist die Besonderheit der Tiroler<br />

Wirtshauskultur, dass es hier<br />

zum Treffen von Tirolern,<br />

Gästen aus aller Welt und dem<br />

„Stammtisch“ kommt. „Kann<br />

man als Gastro nom jeder<br />

dieser Gästeschichten eine<br />

kulinarische Heimat bieten,<br />

dann beginnt das Wirtshaus<br />

richtig zu leben.“<br />

Das grüne schild der<br />

Wirtshauskultur ist<br />

übrigens auch ein Zeichen<br />

für „geprüfte Qualität“:<br />

Jährlich kontrolliert ein<br />

Fachmann, ob die strengen<br />

Kriterien des „Tiroler<br />

Wirtshauses“ in der Küche,<br />

beim Service und Ambiente<br />

eingehalten werden.<br />

WIrTsHAusFüHrer<br />

Den kostenlosen Tiroler<br />

Wirtshausführer mit allen<br />

Adressen und Tipps zur<br />

Tiroler Küche kann man<br />

übrigens gratis bestellen.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.tiroler-wirtshaus.at.<br />

Für iPhone­ und Android­<br />

Besitzer gibt es eine kostenlose<br />

App zum Download.<br />

Tirol Kulinarik 7


Mit der Bahn: stressfrei<br />

in den skiwinter<br />

Viele der schönsten Skigebiete Tirols sind mit<br />

der Deutschen Bahn schnell und einfach erreich ­<br />

bar, manchmal sogar fast direkt bis zum Lift.<br />

Acht tägliche Direktverbindungen<br />

mit ICE und EC<br />

aus deutschen Städten<br />

ermöglichen eine stressfreie<br />

Anreise. Zusätzlich gibt es<br />

zahlreiche einfachste Umsteigeverbindungen,<br />

so dass Tirol aus<br />

vielen Orten Deutschlands mit der<br />

Bahn gut erreichbar ist. Und das<br />

oft schneller als mit dem Auto.<br />

So kann man morgens noch<br />

entspannt in Hamburg, Köln oder<br />

Berlin frühstücken und schon<br />

am frühen Abend ± noch immer<br />

entspannt ± die er sten Schritte im<br />

feinsten Tiroler Schnee wagen.<br />

Ob St. Anton am Arlberg, das<br />

Ötztal, das Zillertal, Innsbruck,<br />

das Stubaital, das Pitztal oder die<br />

Skiregionen Wilder Kaiser und<br />

Kitzbüheler Alpen: mit der Bahn<br />

gelangt man auch richtig güns tig<br />

in Tirols Skigebiete ± s chon ab<br />

39 Euro in der 2. Klasse (solange<br />

der Vorrat reicht). Auf kurzen<br />

Verbindungen wird es sogar noch<br />

günstiger, z.B. von München nach<br />

St. Anton am Arlberg bereits ab<br />

19 Euro. Familien sparen dabei<br />

beson ders kräftig: eigene Kinder<br />

und Enkelkinder unter 15 Jahren<br />

reisen kostenlos mit (lediglich<br />

ein Eintrag auf der Fahrkarte ist<br />

erforder lich). Die BahnCard<br />

25 bietet zusätzlich 25 Prozent<br />

Rabatt auf das Europa­Spezial.<br />

Noch ein großer Vorteil, wenn<br />

man mit der Bahn reist: auch bei<br />

winterlichen Fahrverhältnissen auf<br />

den Straßen kommt man schnell<br />

und sicher ans Ziel.<br />

Alle Infos zum Angebot für<br />

Reisenmit der Deutschen Bahn<br />

nach Tirol gibt es unter<br />

www.bahn.de/ tirol. Infos zum Gepäcktransport<br />

der Deutschen Bahn<br />

unter www.bahn.de/kuriergepaeck<br />

Der vergLeIcH<br />

mAcHT sIcHer<br />

Reisezeiten, Kosten und<br />

Umweltbelastung bei der<br />

Anreise mit Zug, Auto oder<br />

Flugzeug vergleichen? Ein<br />

Klick auf www.bahn.de/verkehrsmittelvergleich<br />

genügt.<br />

mobIL vor orT<br />

In zahlreichen Orten wie<br />

zum Beispiel St. Anton am<br />

Arlberg, Brixen im Thale,<br />

Kitzbühel oder Hopfgarten<br />

liegt der Bahn hof praktisch an<br />

der Piste ± ein eigenes Auto<br />

ist da unnötig. In fast allen<br />

Wintersportorten gibt es dazu<br />

regelmäßige Shuttlebusse, die<br />

den Bahnreisenden direkt zum<br />

Lift bringen. Oft sind der<br />

Skipass oder die Gästekarte<br />

der Unterkunft auch gleichzeitig<br />

die Mobilitätskarte für den<br />

Winter gast: ob z. B. im Ötztal,<br />

im Zillertal, im Stubaital, oder<br />

im Pitztal ± auch ohne Auto<br />

sind Wintergäste richtig mobil.<br />

hoch-genuss auf den 5 tiroler gletschern<br />

Von Oktober bis weit in den Frühling hinein kann man in den 5 Tiroler Gletscherskigebieten<br />

die ganze Pracht des hochalpinen Winters auf sich wirken lassen.<br />

Die 5 Tiroler Gletscher bieten<br />

nicht nur Hoch­Genuss pur<br />

auf den höchstgelegenen<br />

Pisten Tirols, sondern auch<br />

Schneegarantie ± selbst dann, wenn<br />

im Tal unten die weiße Pracht<br />

ausbleibt. Das Panorama, das sich<br />

einem dabei bietet, reicht von den<br />

Alpengipfeln an der Grenze zu<br />

Vorarlberg und der Schweiz über<br />

die Stubaier Alpen bis zu den<br />

Höhenzügen des Ziller­ und<br />

Tuxertales im Osten.<br />

In der Wintersaison <strong>2013</strong>/14<br />

hat jeder der 5 Tiroler Gletscher<br />

ein besonderes, topaktuelles<br />

Highlight zu bieten: In Sölden im<br />

Ötztal zum Beispiel ist das ein<br />

transparentes Gourmet restaurant<br />

auf 3048 m mit einer spektakulären<br />

Hängebrücke zum Gipfel (direkt<br />

neben der Bergstation der Gaislachkoglbahn).<br />

Open­Air­ Feeling<br />

jenseits der 2600 m wird hingegen<br />

am Stubaier Gletscher vermittelt:<br />

Bei der Bergstation Gamsgarten<br />

wurde gerade ein Open­Air­<br />

Pavillon mit großer Sonnenterrasse<br />

und Sportshop errichtet (auf<br />

keinen Fall sollte man danach die<br />

Abfahrt Daunhill verpassen, sie<br />

nennt einige der steilsten Passagen<br />

Tirols ihr Eigen, ist aber nur<br />

Kenner und Könner geeignet).<br />

Zwei neue bzw. frisch renovierte<br />

Hot Spots weist der Hintertuxer<br />

Gletscher auf: Das Tuxer Fernerhaus<br />

mit Bedienrestaurant. Barrierefrei<br />

ist seit langem der perfekt in<br />

die Berglandschaft des Oberen<br />

Inntales eingebettete Kaunertaler<br />

Gletscher und wurde dafür mehrfach<br />

ausgezeichnet. Ein besonderes<br />

Highlight offeriert noch der<br />

Pitztaler Gletscher: Auf 3440 m<br />

Meereshöhe lockt das Café 3440<br />

der Wildspitzbahn ± das höchstgelegene<br />

Café Österreichs ± mit<br />

grandiosen Ausblicken über einige<br />

der imposantesten Alpengipfel.<br />

White 5 ± ein skipass für alle<br />

Der flexible Skipass White 5<br />

garantiert Skispaß auf allen fünf<br />

Gletschern. Gültig ist er an zehn<br />

frei gewählten Tagen zwischen dem<br />

1. Oktober <strong>2013</strong> und dem<br />

15. Mai 2014. 345 Euro kostet der<br />

gletscher übergreifende Skipass,<br />

erhältlich ist er an den Kassen aller<br />

fünf Gletscherbahn­Stationen.<br />

Tagsüber auf gletscherpisten und<br />

abends ins gletscherhotel<br />

Die 5 Tiroler Gletscher sorgen<br />

auch für die Zeit nach dem<br />

Skitag: Ob kleine Privatpension,<br />

gemütliche Ferienwohnung<br />

oder 4­Sterne­Hotel, für jeden<br />

Anspruch gibt es das richtige Haus.<br />

Unter www.gletscher.tirol.at<br />

finden sich die besten Unterkünfte<br />

und Pauschalangebote der Gletscher­Regionen.<br />

Die Angebote und<br />

Unterkünfte können direkt online<br />

gebucht werden.<br />

8 Anreise mit der Bahn / The White 5


Serfaus–Fiss–Ladis<br />

Grenzenloser Pistenspass ± Warten beim Lift? Das gibt’s im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis<br />

in Tirol nicht, denn pro Stunde können 90.000 Wintersportler befördert werden.<br />

Das Großraumskigebiet<br />

zwischen 1200 und 2820 m<br />

Seehöhe bietet Schneesicherheit<br />

bis weit ins Frühjahr<br />

hinein. Für Anfänger und Fortgeschrittene<br />

sowie für die ganze<br />

Familie ist das Pistenangebot am<br />

Hochplateau ideal: breite Pisten<br />

mit viel Platz und 70 Anlagen ±<br />

auch zum Carven ± ermöglichen<br />

Skifahren in allen Schwierigkeits-<br />

graden. Für Snowboarder stehen<br />

im Skigebiet eigene Funparks und<br />

ein riesiges Freeride Gelände zur<br />

Verfügung, für Carver Carvingstrecken<br />

und für Rennläufer zwei<br />

permanente Rennstrecken, auf<br />

denen man sich mit Freunden<br />

messen kann.<br />

FüR diE Kids<br />

Pünktlich zum Winterstart<br />

Fotos: TVB Serfaus–Fiss–Ladis<br />

<strong>2013</strong>/14 bietet die Region Serfaus -<br />

Fiss-Ladis mit den Kinderrestaurants<br />

„Murmlirest“ und<br />

„Starrest“ zwei neue Highlights<br />

für Kinder. Beide Restaurants<br />

liegen an der Mittelstation der<br />

Komperdellbahn und sind von<br />

der Kinderschneealm aus direkt<br />

erreichbar. Das „Murmlirest“<br />

wurde für Kinder bis zu 6 Jahren<br />

entwickelt und führt mit vier<br />

tiRols 1. sKi loUngE<br />

Für den exklusiven Einkehr-<br />

Schwung an der Mittelstation<br />

Komperdell in Serfaus.<br />

Edle Sitzecken am offenen<br />

Kamin, eine Bar und ein<br />

Restaurant-Bereich sowie eine<br />

großzügige Sonnenterrasse<br />

mit grandiosem Ausblick<br />

auf die Bergwelt laden zum<br />

Relaxen ein.<br />

Restaurantbereichen durch die<br />

Geschichte von „Murmli und<br />

dem Schneegeist“. Das „Starrest“<br />

nimmt Kinder ab 6 Jahren bis<br />

zum Teenager-Alter mit auf eine<br />

spannende Entdeckungsreise<br />

durch die sportliche und abenteuerliche<br />

Welt des Winters.<br />

Leading Family Hotels & Resort Löwe & Bär<br />

Die führenden Familien- und Kinderhotels in Serfaus<br />

Wenn Sie für Ihre Familie ein he -<br />

rausragendes Hotel in einem Top-<br />

Winterferienort suchen, dann werden<br />

Sie unweigerlich auf „Löwe &<br />

Bär“ stoßen: Serfaus ist DER Wintersportort<br />

für Familien in den Alpen,<br />

und „Löwe & Bär“ sind DIE<br />

führenden (eben „Leading“) Familien-<br />

und 5 Smiley Kinder hotels in<br />

Serfaus.<br />

der „löwe“ brüllt laut und begeistert<br />

mit LÖWEN WASSER-<br />

PARK ± ein 1000 m² großes Wasser-,<br />

Spiel- und Spaß-Paradies für<br />

die Familie! Dazu ganzjährig der<br />

Panorama Family Outdoor Pool,<br />

das LÖWEN SPA mit Saunawelt<br />

& Panorama-Ruheoase und natürlich<br />

die Löwen Kinderwelt mit<br />

Theater und Löwenparadies.<br />

der Bär ± kaum zu schlagen! Das<br />

„Bären-Badeparadies“, die riesige<br />

Indoor/Outdoor-Badelandschaft<br />

Hotel Bär<br />

mit 96-Meter-Erlebnis-Wasserrutsche;<br />

das Bären Spa, mit 4 Saunen<br />

und Whirlpool im Ruhebereich; der<br />

Bären Kinderclub mit 5-Stock-Rutsche,<br />

Soft-Play-Anlage und Bärentheater<br />

mit 3D Kino: all dies macht<br />

den „Bären“ gemeinsam mit dem<br />

„Löwen“ zum führenden „Leading<br />

Family Hotel“ in Serfaus.<br />

Dazu kommt in beiden Hotels<br />

höchster Standard in Küche, Service<br />

& Kinderbetreuung und die „Löwen<br />

& Bären“ Super-Inklusiv- Pension:<br />

Hotel Löwe<br />

Frühstücksbuffet, Mittags-Buffet,<br />

Kuchen, Nachmittagsjause, Abend-<br />

Diner und kalte alkoholfreie Getränke<br />

<strong>vom</strong> Brunnen.<br />

HotEls löWE & BäR<br />

Untere Dorfstraße 5, A-6534 Serfaus<br />

Tel. +43.5476.6058, Fax DW-28<br />

info@loewebaer.com<br />

www.loewebaer.com<br />

Hotel Bär<br />

„Kids-ClassiC“<br />

± da s Skipaket für Kinder v.<br />

3±6 J ahren, 7 ÜN im<br />

Hotel Löwen oder im Hotel<br />

Bär + 6 Tage Skischule<br />

ab EUR 450,±<br />

(14.12. bis 21.12.<strong>2013</strong>/22.3. bis<br />

12.4.2014)<br />

ab EUR 460,±<br />

( <strong>11</strong>.1. bis 25.1.2014)<br />

„WintER ClassiC<br />

PaKEt“<br />

für Erwachsene, 7 ÜN + 6 Tage<br />

Skipass pro Erwachsenem<br />

EUR <strong>11</strong>15,– p. P.<br />

(14. bis 21.12.<strong>2013</strong>/<strong>11</strong>. bis<br />

25.1.2014/22.3. bis 12.4.2014)<br />

Bitte erwähnen Sie bei Ihrer Anfrage<br />

„WirtschaftsWoche“, dann erlauben<br />

wir uns, Sie bei Ihrer Anreise mit<br />

einem Begrüßungsgeschenk speziell<br />

zu überraschen.<br />

Bergwinter Tirol Serfaus–Fiss–Ladis 9


TIROLS JÜNGSTES<br />

MUSEUM ZEIGT<br />

TIROLS GRÖSSTES<br />

GEMÄLDE.<br />

Mi - Mo 9 - 17 Uhr<br />

Bergisel 1-2, Innsbruck<br />

www.tiroler-landesmuseen.at<br />

BEREITS 330.000<br />

BEGEISTERTE<br />

BESUCHER!<br />

K03_080_008_AZ_Wirtschaftswo_190x<strong>11</strong>5_RZ.indd 1 05.04.13 14:35<br />

Paznaun–Ischgl<br />

Lifestyle-Insel für Wintersportler<br />

Ischgl versteht sich als Ski-Lifestyle-Alpen-Metropole:<br />

In<br />

diesem Skiort im Tiroler<br />

Paznaun wird in Superlativen<br />

gedacht und gelebt. Im Winter<br />

treffen hier ausgezeichnetes<br />

Wintersportangebot und unvergleichliches<br />

Entertainment in<br />

perfekter Mischung aufeinander.<br />

Top of the Mountain Konzerte mit<br />

Welt-Stars mitten auf der Skipiste<br />

stehen für einzigartiges Entertainment<br />

und Gourmet-Hütten bieten<br />

avantgardis tische Architektur und<br />

exklusive Ski-Gastronomie. Selbstverständlich<br />

ist Ischgl ein perfektes<br />

Skigebiet ± übrigens das größte<br />

zusammenhängende in Tirol ± mit<br />

modernsten Anlagen und Schneesicherheit<br />

bis Ende Mai. 238 km<br />

Piste in der Silvretta Arena führen<br />

bis auf fast 3000 Meter Höhe und<br />

hinab bis ins schweizerische Zoll-<br />

paradies Samnaun. Als Skiort mit<br />

Unterhaltungswert ist Ischgl<br />

einmalig: Après-Ski-Stimmung in<br />

den Lokalen entlang der Ischgler<br />

Promenade, Shopping-Boutiquen<br />

oder Restaurants auf Großstadt-<br />

Niveau, Zigarren-Lounge oder<br />

Großraum-Disco bieten auch nach<br />

dem Skitag genug Möglichkeiten<br />

für alle Geschmäcker. Events wie<br />

der Schneeskulpturen-Wettbewerb<br />

mit internationalen Künstlern und<br />

zahlreiche Sportveranstaltungen<br />

füllen den Ischgler Eventkalender<br />

neben den Top of the Mountain<br />

Konzerten.<br />

Kanadischer Rock in ischgl<br />

Nickelback eröffnet die Wintersaison<br />

<strong>2013</strong>/14: Vier Männer,<br />

fünf Grammy-Nominierungen<br />

und über 50 Millionen verkaufte<br />

Alben: Mit Nickelback holt Ischgl<br />

am 30. November <strong>2013</strong> eine der<br />

weltweit erfolgreichsten Bands<br />

in die Alpen-Lifestyle-Metropole.<br />

Das kanadische Rock-<br />

Quartett eröffnet die Wintersaison<br />

HotsPot<br />

FüR FREERidER<br />

Die neue Pendelbahn „Piz Val<br />

Gronda“ geht Ende Dezember<br />

in Betrieb und befördert in<br />

einer Gondel 150 Personen<br />

bis auf 2812 Höhenmeter in<br />

bislang unbekanntes Terrain.<br />

Oben am Piz Val Gronda<br />

eröffnet sich das gesamte<br />

Fimbatal mit Blicken auf das<br />

Fluchthorn, die Wildspitze und<br />

den Hohen Riffler. Von dort<br />

führt eine rote, drei Kilometer<br />

lange Piste über 517 Höhenmeter<br />

ins Vesiltal. Besonderes<br />

Highlight ist das neu erschlossene<br />

Freeride Gebiet, das sich<br />

bis ins Fimbatal erstreckt.<br />

<strong>2013</strong>/2014 und lässt die Bühne<br />

zum legendären Top of the Mountain<br />

Opening Concert mit einer<br />

imposanten Musik- und Lichtshow<br />

vibrieren. Das Beste: Der<br />

Eintritt zum Konzert ist mit<br />

gültigem Skipass frei.<br />

10 Paznaun–Ischgl Bergwinter Tirol


Gourmet & Relax Hotel Trofana Royal ***** superior<br />

Ferien auf höchstem Niveau. Die Kombination der 5-Sterne-Superior-Hotelqualität<br />

und der 3-Hauben-Küche von Österreichs Koch des Jahres 2000, Martin Sieberer.<br />

Die Angebote für Fitness, Wellness<br />

und Beauty machen das<br />

Trofana Royal zu einem Haus mit<br />

internationalem Renommee, das<br />

sich durch laufende Investitionen<br />

zum absoluten Inbegriff eines<br />

Fünfsterne-Superior-Traumhotels<br />

in den Alpen entwickelt hat. Im<br />

Winter 2009/10 öffnete der<br />

Royal-Südflügel mit neuen, hochwertig<br />

ausgestatteten Zimmern<br />

und Suiten seine Pforten. Der<br />

großzügig umgestaltete Restaurant-<br />

und Buffetbereich mit sechs<br />

Stuben und Sälen unterstreicht<br />

den Ruf des Trofana Royal als eine<br />

der führenden Gourmetadressen<br />

in den Alpen. Ein weiteres<br />

Highlight im lukullischen Royal-<br />

Angebot ist der neue Wein- und<br />

Degus tationskeller.<br />

das Wellness angebot beeindruckt<br />

in seiner Vielfalt und<br />

Qualität: Tepidarium, Laconium,<br />

Blütenbad, Amethystenbad,<br />

Osmanisches Bad und die<br />

Bio-Sauna stehen zur Wahl.<br />

Sehr großzügig gestaltet ist die<br />

Wellness Abteilung mit Beautybehandlungen,<br />

Massagen, sowie<br />

Schönheits- und Gesundheitsbädern.<br />

Die großzügige Parkund<br />

Terrassenlandschaft mit<br />

einem Sole-Outdoor-Hotwhirlpool<br />

erlaubt den Blick auf die<br />

imposante Bergwelt.<br />

auch Fitness ist ein teil der<br />

ganzheitlichen Wohlfühlphilosophie.<br />

Wann, wenn nicht im Ur -<br />

laub, haben die Gäste Zeit, sich ihr<br />

zu widmen? Im Trofana Royal gibt<br />

es ein top-modernes Fitness-Center<br />

mit Technogym-Geräten der<br />

neuesten Generation, sowie einem<br />

Power-Plate. Unsere Indoor Golfanlage<br />

bietet Ihnen auch im Winter<br />

die Möglichkeit, sich in Ihrem<br />

Handicap zu verbessern.<br />

goURmEt & RElax<br />

HotEl tRoFana Royal<br />

Familie von der Thannen<br />

Dorfstraße 95, A-6561 Ischgl<br />

Tel. +43.5444.600, Fax +43.5444.600-90<br />

office@trofana.at<br />

www.trofana­royal.at<br />

WintERangEBotE<br />

<strong>2013</strong>/2014:<br />

7 Tage Halbpension inklusive<br />

6-Tage-Skipass<br />

im Doppelzimmer De Luxe<br />

± Ski-Start<br />

<strong>vom</strong> 28.<strong>11</strong>. bis 21.12.<strong>2013</strong><br />

ab EUR 1715,± pro Person<br />

± Ski-Classic<br />

<strong>vom</strong> <strong>11</strong>.1. bis 1.2.2014<br />

ab EUR 2170,± pro Person<br />

± Ski-Magic<br />

<strong>vom</strong> 1.2. bis 8.2.2014<br />

ab EUR 2625,± pro Person<br />

± Ski-Finish<br />

<strong>vom</strong> 12.4. bis 4.5.2014<br />

ab EUR 2170,± pro Person<br />

Unser stammgästebonus für<br />

sie: ab 7 Tagen Aufenthalt<br />

5 % bis hin zum Höchstbonus<br />

von 20 % bei jährlich 7 Tagen<br />

Aufenthalt! Bei Vorlage dieses<br />

Inserates erhalten Sie bei Ihrer<br />

Anreise Beauty-Gutscheine<br />

im Wert von EUR 60,±.<br />

Bergwinter Tirol Paznaun–Ischgl <strong>11</strong>


Olympiaregion Seefeld –<br />

Lautlos durch die Landschaft gleiten<br />

Der Winter in den Alpen ist traditionell die Zeit der Ruhe.<br />

Daher bietet die Region Seefeld in Tirol ihren Gästen Erholung<br />

und Regeneration inmitten tief verschneiter Berge.<br />

Es ist so einfach, die Hektik<br />

des Alltags hinter sich zu lassen.<br />

Ein Paar Langlaufskier,<br />

zwei Stöcke und ein wenig Zeit genügen<br />

für den winterlichen Eskapismus.<br />

Die Mutter des Skisports,<br />

der Langlauf, erlebt dank der wachsenden<br />

Zahl an Erholungsbedürftigen<br />

eine Renaissance. In der<br />

Tiroler Region Seefeld, die auf<br />

einem Hochplateau 1200 m über<br />

dem Meeresspiegel direkt an der<br />

deutschen Grenze liegt, hat man<br />

schon früh die Zeichen der Zeit<br />

erkannt. Statt stupidem Halligalli<br />

locken Seefeld und seine Nachbarorte<br />

Leutasch, Mösern/Buchen,<br />

Reith, und Scharnitz mit einem abwechslungsreichen<br />

Angebot, das<br />

<strong>vom</strong> genussvollen Aktivurlaub bis<br />

hin zum Rückzug in die verschneite<br />

Abgeschiedenheit der Berge alles<br />

bietet, wonach das gestresste Städterherz<br />

begehrt.<br />

in der Ruhe liegt die Kraft<br />

Der Langlaufsport ist eine der<br />

Stützen dieses entspannten<br />

Wintersport Eldorados. Auf insgesamt<br />

279 perfekt gepflegten<br />

Loipenkilometern lässt sich das<br />

schneesichere Hochplateau vortrefflich<br />

aus eigenem Antrieb heraus<br />

entdecken. Anfängern stehen<br />

in Seefeld versierte Trainer zur<br />

Seite und Fortgeschrittene können<br />

den Biathlonsport, die Königsklasse<br />

des Langlaufes, ausprobieren.<br />

oase der Ruhe inmitten der Berge<br />

Neben dem Langlaufsport bietet<br />

die Region auch traumhafte Skipisten,<br />

die atemberaubende Ausblicke<br />

auf die umliegenden Hochalpen<br />

eröffnen. Zudem durchzieht<br />

ein ausgedehntes Netzwerk an<br />

Winterwanderwegen das Hochpla-<br />

teau. Maxime in der touristischen<br />

Ausrichtung ist der Erholungswert.<br />

„Die Vielfältigkeit spielt für<br />

uns eine große Rolle“, erklärt dazu<br />

Markus Tschoner, der als Direktor<br />

für den Tourismus in der Region<br />

verantwortlich zeichnet, „wir bieten<br />

Luxushotels ebenso wie schlichte<br />

Pensionen und diverse Wintersportmöglichkeiten.<br />

Allein den<br />

Lärm und die Unterhaltung für die<br />

Massen, das bieten wir nicht.“ Als<br />

Mitglied des exklusiven Verbundes<br />

„Best of the Alps“ zieht man in<br />

Seefeld einen deutlichen Trennstrich<br />

hinsichtlich Ballermann-<br />

Destinationen, wie sie auch in den<br />

Alpen bereits existieren.<br />

olymPiaREgion sEEFEld<br />

Klosterstraße 43, A-6100 Seefeld<br />

Tel. +43.508800, Fax +43.5088051<br />

region@seefeld.com, www.seefeld.com<br />

EVEntHigHligHts<br />

WintER <strong>2013</strong>/14<br />

± 29.<strong>11</strong>.±31.12.<strong>2013</strong>:<br />

Romantischer Advent<br />

± 13.12.±15.12.20 13:<br />

15. Sport Wedl Langlaufopening<br />

± <strong>11</strong>.12.±13.12.20 13:<br />

Klingende Bergweihnacht<br />

mit Stargast Hansi<br />

Hinterseer<br />

± 10.1.±25.1.2014 :<br />

38. Int. Senioren Tennis EM<br />

± 17.1.±19.1.2014 :<br />

<strong>11</strong>. Weltcup der Nordischen<br />

Kombination<br />

± 25.1.2014: Seefelder<br />

Schneefest<br />

BERgWEiHnaCHt<br />

mit stargast Hansi<br />

Hinterseer: 3x ÜF, 1 Konzertpackage<br />

Bergweihnacht d.h.<br />

Karten für alle Musik- und<br />

Traditionsveranstaltungen<br />

ab EUR 139,± p. P. /ÜF privat<br />

Weitere Urlaubspakete:<br />

www.seefeld.com/nordic<br />

www.seefeld.com<br />

12 Olympiaregion Seefeld Bergwinter Tirol


Interalpen-Hotel Tyrol ***** superior<br />

Die „stille Zeit“ stilvoll genießen: Das 5-Sterne-Superior<br />

Interalpen-Hotel Tyrol lädt zu stimmungsvollen Tagen mit<br />

echter Tiroler Wintertradition in exklusiver Atmosphäre.<br />

Bergadvent in Tirol, das<br />

ist klirrend kalte Luft,<br />

das leise Rieseln der<br />

Schneeflocken, aromatischer<br />

Glühwein zu Tiroler Kiachln.<br />

Idyllisch und stilvoll genießen die<br />

Gäste des Interalpen-Hotel<br />

Tyrol auf der Buchener Höh diese<br />

Adventszeit: bei den weihnachtlichen<br />

Events im Hotel, beim<br />

Adventskaffee im Café Wien, bei<br />

einem Ausflug ins romantische<br />

Innsbruck mit seinen fünf Christkindlmärkten<br />

- oder bei einer Fackelwanderung<br />

in die traumhafte<br />

Umgebung des Fünf-Sterne-<br />

Superior-Hauses.<br />

Romantische momente<br />

Für die Tage vor Weihnachten hält<br />

das exklusive Haus, mitten in der<br />

verschneiten Berglandschaft auf<br />

1300 m gelegen, besondere Angebote<br />

bereit: Der Bergadvent entführt<br />

die Gäste zu den Adventmärkten<br />

in der Landeshauptstadt<br />

Innsbruck und nach Seefeld, wo<br />

sich echte Tiroler Traditionen mit<br />

heimischer Kulinarik und romantischem<br />

Einkaufserlebnis treffen.<br />

Mit den „Kennenlerntagen“ lädt<br />

das 5 Sterne S Haus zu Genussmomenten<br />

für Neugierige.<br />

Den Adventzauber genießen die<br />

Gäste im stilvollen Ambiente: die<br />

luxuriösen Hotelzimmer garantieren<br />

Wohlbefinden, ein 5000 m 2<br />

große Wellnessbereich sorgt dafür,<br />

dass die Besucher den Alltag hinter<br />

sich lassen, zur Ruhe kommen<br />

und dem Körper Gutes tun. Kulinarische<br />

Gaumenfreuden runden<br />

das einmalige Angebot ab: Gesund,<br />

wohlschmeckend und ideenreich<br />

- die Küche im Interalpen-<br />

Hotel Tyrol bietet „Hoch.Genuss.<br />

Pur“: Vom abendlichen Menü zur<br />

Wahl über das Themenbuffet mit<br />

offener Showküche bis hin zum<br />

Galamenü am Sonntag ± h ier lässt<br />

die Kreativität des Küchenteams<br />

keine Wünsche offen.<br />

intERalPEn-HotEl<br />

tyRol gmBH<br />

Dr.-Hans-Liebherr-Alpenstraße 1<br />

A-6410 Buchen/Seefelder Plateau<br />

Tel. +43.50809.31273<br />

Fax +43.50809.37190<br />

reservation@interalpen.com<br />

www.interalpen.com<br />

BERgadVEnt<br />

<strong>vom</strong> 6. bis 8.12.<strong>2013</strong> oder<br />

<strong>vom</strong> 13. bis 15.12. <strong>2013</strong><br />

Vorweihnachtsentspannung<br />

auf höchstem niveau:<br />

± 2 Übernachtungen im<br />

DZ Deluxe (68 m²)<br />

± Besuch der Innsbrucker<br />

Christkindlmärkte<br />

(inkl. Transfer)<br />

± Adventskaffee mit Lesung<br />

im Café Wien<br />

± kleine Fackelwanderung<br />

± Inklusive Gourmet-<br />

Halbpension, Garage,<br />

WLan u. v. m.<br />

ab EUR 375,± pro Person<br />

KEnnEnlERntagE<br />

So bis Do, von 8. bis 17.12.<strong>2013</strong><br />

und ab 12.1.2014<br />

Zwei tage Urlaub <strong>vom</strong> alltag<br />

im interalpen­Hotel tyrol.<br />

± 2 Übernachtungen in der<br />

Zimmerkategorie Ihrer<br />

Wahl (Premium, Superior,<br />

Deluxe)<br />

± 1 Individual- oder<br />

Gesichts massage (25 Min.)<br />

± 1 x Kaffee und Kuchen<br />

nach Wahl im Café Wien<br />

± Inklusive Gourmet-<br />

Halbpension, Garage,<br />

WLan u. v.m.<br />

ab EUR 387,± pro Person<br />

Bergwinter Tirol Olympiaregion Seefeld 13


Fotos: Achensee Tourismus<br />

Winterparadies am Tiroler Achensee<br />

Wo Genießer ins Schwärmen geraten: Die Nadelwälder ringsum sind<br />

tief verschneit. Auf den Schilfhalmen am Ufer glitzern die Schneekristalle,<br />

während sich die mächtigen Berge auf der Wasseroberfläche spiegeln.<br />

Am Tiroler Achensee, der<br />

sich wie ein Fjord zwischen<br />

Rofan- und Karwendelgebirge<br />

erstreckt, geraten Romantiker<br />

ins Schwärmen. Urlauber<br />

genießen die winterliche Märchenlandschaft<br />

bei ausgedehnten<br />

Spaziergängen, in den Langlaufloipen<br />

oder auf den Pisten und<br />

schätzen die Gastfreundschaft am<br />

größten See Tirols.<br />

Über 200 Loipenkilometer unterschiedlicher<br />

Schwierigkeitsgrade<br />

machen die Region zu einem ausgezeichneten<br />

Langlauf-Dorado.<br />

Hier findet jeder seine Lieblingsstrecke.<br />

Für kleine Verschnaufpausen<br />

gibt’s abseits der Spur behagliche<br />

Einkehrmöglichkeiten.<br />

Wer lieber ohne Bretter unter den<br />

Füßen die verträumte Winterlandschaft<br />

erkunden möchte, hat am<br />

Achensee über 150 km geräumter<br />

Wanderwege zur Auswahl.<br />

Wie wär’s zur abwechslung mal<br />

wieder mit Rodeln?<br />

Längst ist der Spaß aus Kindertagen<br />

auch bei Erwachsenen wieder<br />

voll im Trend. Wer nicht mit dem<br />

Schlitten im Schlepptau die Hänge<br />

hinauf stapfen möchte, nimmt<br />

den Lift in Achenkirch oder steigt<br />

in den „Rodlexpress“.<br />

Familienfreundliche skigebiete<br />

Mit insgesamt 58 Pistenkilometern<br />

sind die Skigebiete am Achensee<br />

überschaubar und dennoch vielseitig.<br />

Auf den Pisten der Achenseeregion<br />

werden Anfänger ganz schnell<br />

zu begeisterten Skifahrern: Quasi<br />

mitten im Dorf warten sanfte<br />

Übungshänge auf die Skineulinge.<br />

achensee­Reiseinfos<br />

Der Achensee liegt rund 125 km<br />

südlich von München und 50<br />

km nord-östlich von Innsbruck.<br />

An die 50 verschiedene Sportarten<br />

können Gäste hier ausüben<br />

± v on anspruchsvollen Abenteuern<br />

am Berg bis hin zu romantischen<br />

Rodelpartien, Snowtubing,<br />

Winterreiten und genussvollen<br />

Spaziergängen durch verschneite<br />

Landschaften.<br />

„langlaUF<br />

anFängER sPECial“<br />

± 3 Nächte in einer Pension<br />

± Langlauf-Schnupperkurs ±<br />

klassisch oder skating<br />

± 3 Tage Langlauf<br />

Ausrüstung<br />

± Freie Loipenbenützung<br />

± Gratis Regions-Ski-Bus<br />

ab EUR 248,± pro Person<br />

im DZ inkl. Frühstück<br />

aCHEnsEE toURismUs<br />

Im Rathaus 387<br />

A-6215 Achenkirch/Tirol<br />

Tel. +43.5246.5300-0<br />

info@achensee.info<br />

www.achensee.info<br />

HigHligHts<br />

dER REgion<br />

± 58 km Skipisten<br />

± 203,8 km Loipen<br />

± 5 Naturrodelbahnen<br />

± 150 km Winterwanderwege<br />

± Skitourengebiet Rofan &<br />

Karwendel<br />

14 Achensee Bergwinter Tirol


Hotel Post am See ****<br />

Genieß‘ das Leben am See.<br />

Tauchen Sie, frei nach unserem<br />

Motto, ein in eine Bilderbuchlandschaft<br />

aus verschneiten Bergen und<br />

dem kristallklaren Achensee. Sonnig<br />

und direkt am See gelegen; ein<br />

Ferienziel, um in familiärer Atmosphäre<br />

Gesundheit und Wohlbefinden<br />

zu pflegen. Im Wellnessbereich<br />

mit Seeblick wird vor dem herrlichen<br />

Panorama jede Minute<br />

zum Erlebnis. Ob in der Fülle von<br />

Bädern oder bei einer Massage ±<br />

lassen Sie sich verwöhnen und entspannen<br />

Sie <strong>vom</strong> Alltag. Unbeschwerte<br />

Ferientage in einer der<br />

vielfältigsten Regionen Österreichs.<br />

Wellness & Beauty: Die Heimat<br />

des Tiroler Steinöls ist am Achensee;<br />

Thalasso, Heublumen, Kräuter-,<br />

Cleopatra- und Fangobäder. Panoramasauna<br />

mit Dampfbad, Caldarium,<br />

Kneipp ... Kosmetikfarm mit<br />

Produkten von Maria Galland und<br />

Arabesque Kosmetik, Hallenbad,<br />

ganzjährig beheiztes Freibad und<br />

Hot Whirlpool (36 °C), Technogym<br />

Panorama Fitnessraum mit Kinesis.<br />

aktiv erholen: Die Vielfalt der<br />

Möglichkeiten ist Ihre Urlaubsgarantie:<br />

3 Skigebiete rund um den<br />

Achensee sind der perfekte Rahmen<br />

für flotte Schwünge. Auf über<br />

120 km Langlaufloipen und präparierten<br />

Winter-Wanderwegen in<br />

die malerischen Karwendeltäler<br />

locken zahlreiche bewirtschaftete<br />

Almhütten zum Einkehren. Bei der<br />

Trappertour im verschneiten Wald<br />

schmeckt der Glühwein am besten.<br />

HotEl Post am sEE<br />

Achensee 82, A-6213 Pertisau<br />

Tel. +43.5243.5207, Fax +43.5243.52<strong>11</strong>80<br />

hotel@postamsee.at<br />

www.postamsee.at<br />

BURnoUt PRäVEntion<br />

Gönnen Sie sich eine kurze<br />

Auszeit und gewinnen Sie<br />

hier am Achensee den nötigen<br />

Abstand zum anstrengenden<br />

Alltag. Unser Programm zur<br />

Burnout Prävention eignet sich<br />

ganz hervorragend um auszubrechen<br />

und abzuschalten:<br />

7 Nächte im Zirben Doppelzimmer<br />

PostDeLuxe<br />

± E-Bike Benützung<br />

± Stress Abbau über 5 Sinne<br />

± 1 Entspannungsbad im<br />

Bronzezuber<br />

± 1 Reiki Ganzkörper<br />

Behandlung mit Rückenmassage<br />

± 1 Bioenergetische Massage<br />

± 1 Shiatsu Körperbehandlung<br />

ab EUR 872,± pro Person<br />

im DZ Kuschelkomfort<br />

Das Rieser Aktiv & Spa Resort **** superior<br />

Wellness, Genuss & Lifestyle am Achensee!<br />

Ob Wellnessbegeisterte, Sportfans<br />

oder aktive Genießer: im Rieser-<br />

Aktiv und Spa Resort bleiben keine<br />

Wünsche offen!<br />

mam, bis zur „Privat Spa Suite“ für<br />

Partner Treatments und ungestörte<br />

Stunden.<br />

Bergfans und Wintersportbegeisterte<br />

werden am Achensee ihr<br />

weißes Paradies finden. Die Kombination<br />

aus steilen Berghängen und<br />

weitläufigen Flächen schafft ideale<br />

Voraussetzungen für viele Wintersportarten,<br />

die jede Menge Spaß in<br />

Schnee und Eis garantieren.<br />

Pure Erholung erleben Gäste in<br />

der im Park gelegenen, bis ins letzte<br />

Detail durchdachten und entspredas<br />

RiEsER aKtiV & sPa REsoRt<br />

Familie Ernst und Gabi Rieser<br />

A-6213 Pertisau am Achensee<br />

Tel. +43.5243.5251<br />

info@hotel-rieser.at<br />

www.hotel­rieser.at<br />

chend gestalteten Wohlfühl oase<br />

mit großer Wasserwelt und Relaxbereichen,<br />

einer Spa-Anlage auf<br />

drei Ebenen mit großzügiger Eingangspiazza,<br />

einzigartigem Sauna-<br />

Refugium, 3 Ruheräumen, 180 m²<br />

großem Fitnessstudio mit<br />

Gym nas tikraum und betreuten<br />

Programmen sowie unterschiedlichen<br />

Behandlungsräumen ...<br />

Die Wellnessanwendungen reichen<br />

<strong>vom</strong> original traditionellen Tiroler<br />

Steinöl Bad, Ayurveda oder HatiRolER<br />

stEinöltagE<br />

3 Übernachtungen inkl. der<br />

¾ Genusspension und<br />

allen Inklusivleistungen<br />

± Nutzung der 4000 m²<br />

Spa-Welt<br />

± Abwechslungsreiches<br />

Aktiv- und Vitalprogramm<br />

± 2 Tiroler Steinölbäder<br />

± 2 Teilmassagen mit Tiroler<br />

Steinöl und anschließender<br />

Einreibung mit Steinöl tonic<br />

± Geschenk für Zuhause<br />

ab EUR 465,± pro Person<br />

im DZ Kuschelkomfort<br />

Bergwinter Tirol Achensee 15


St. Anton am Arlberg<br />

Ein Traum wird wahr ± da s Arlberg Skigebiet wächst weiter!<br />

Ab der kommenden<br />

Winter saison <strong>2013</strong>/14<br />

hat der Arlberg Liftpass<br />

Gültigkeit für 94 Bergbahnen,<br />

340 Pistenkilometer und<br />

unglaubliche 200 km im freien<br />

Gelände.<br />

Für wahre Glücksmomente<br />

braucht es nicht viel. Die besondere<br />

Mischung macht’s und<br />

deshalb begeistert St. Anton am<br />

Arlberg jedes Jahr zur kalten<br />

Jahreszeit seine Gäste mit einem<br />

abwechslungsreichen Angebot<br />

für Groß und Klein.<br />

grenzenlose möglichkeiten in<br />

der Wiege des alpinen skilaufs<br />

Bestens präparierte Pisten, Tiroler<br />

Gastfreundschaft, eine traumhafte<br />

Bergkulisse und musikalische und<br />

sportliche Eventhighlights, das sind<br />

die Eckpunkte, die die Wiege des<br />

Alpinen Skilaufs so unverwechselbar<br />

machen und jedes Jahr Gäste<br />

aus der ganzen Welt begeistern.<br />

St. Anton am Arlberg ist zu Recht<br />

eine Ferienregion mit Weltruf.<br />

Das Tiroler Bergdorf mit seinen<br />

2680 Einwohnern und den Nachbarorten<br />

Pettneu, Flirsch und<br />

Strengen wird höchsten Ansprüchen<br />

gerecht und hat sich dabei viel<br />

von seiner Ursprünglichkeit und<br />

seinem traditionellen Charme<br />

bewahrt. Urlauber in St. Anton am<br />

Arlberg schätzen die alpine<br />

Gemütlichkeit auf 1300 m Höhe<br />

genauso wie die Gastfreundschaft<br />

und Inter nationalität. Wer im<br />

Winter in die Region St. Anton am<br />

Arlberg reist, der betritt ein<br />

Schnee- und Sport dorado, das<br />

nicht erst seit der Austragung der<br />

Alpinen Ski-Weltmeisterschaft<br />

2001 Weltruf genießt. Mit Schneesicherheit<br />

von Anfang Dezember<br />

bis Ende April, 94 Bergbahnen und<br />

Liften im gesamten Arlberggebiet,<br />

Zugang zu 340 Kilometer<br />

markierten Ski-Abfahrten und<br />

200 Kilometer für Varianten im<br />

freien Gelände sowie einem<br />

Funpark liefert St. Anton am<br />

Arlberg allerbeste Voraussetzungen<br />

für einen Winterurlaub de Luxe.<br />

Das Besondere: Das variantenreiche<br />

und weit läufige Skigebiet ±<br />

Wintersportler fahren hier tagelang<br />

Piste um Piste, ohne einen Hang<br />

doppelt ansteuern zu müssen.<br />

Vielfältiges schneeparadies<br />

abseits der Piste<br />

Aber nicht nur auf, sondern auch<br />

abseits der Pisten sind Winterurlauber<br />

in St. Anton am Arlberg<br />

bestens aufgehoben. Langläufer<br />

lockt ein rund 40 km langes<br />

Loipen netz. Rodelbahnen in<br />

St. Anton am Arlberg, Schnann,<br />

Flirsch und Strengen sowie Eis -<br />

flächen zum Schlittschuhlaufen<br />

und Eisstockschießen sorgen für<br />

zusätzliche sportliche Alternati ven.<br />

Das hochmoderne, multifunktionale<br />

Sportzentrum arl.rock lädt<br />

neben zahlreichen Indoor-Aktivitäten<br />

und verschiedensten<br />

Ballsportarten ± u nter anderem<br />

Tennis, Squash und Volleyball ±<br />

16 St. Anton am Arlberg Bergwinter Tirol


Fotos: TVB St. Anton am Arlberg/Josef Mallaun/Michael Reusse<br />

vor allem zum Klettern ein, sogar<br />

mit Klettersteig auf ’s Dach.<br />

Eisklettern im Winter ist hier<br />

ebenso möglich wie Bouldern zu<br />

jeder Jahreszeit. Wer es lieber<br />

etwas gemütlich mag, für den ist<br />

eine romantische Fahrt im Pferdeschlitten<br />

durch die märchenhaft<br />

verschneite Bergwelt genau das<br />

Richtige. Und von morgens bis<br />

abends lädt das ARLBERGwell.com<br />

in St. Anton am Arlberg<br />

ebenso wie der Wellnesspark<br />

Arlberg Stanzertal in Pettneu zu<br />

ent spannten Stunden in den<br />

auf wändig gestalteten Wellnessbereichen<br />

ein. St. Anton am<br />

Arlberg begeistert seine Gäste<br />

durch die einzigartige Kombination<br />

aus nahezu grenzenlosem<br />

Skivergnügen, Après-Ski und<br />

einem vielfältigen gastrono mischen<br />

Angebot, das von Tiroler<br />

Schmankerln bis hin zur erlesenen<br />

internationalen Spitzen-Küche<br />

reicht. Und nicht zuletzt ist es<br />

auch die gute An bindung von<br />

St. Anton am Arlberg ans internationale<br />

Bahnstreckennetz, die<br />

den Winterurlaub zum Komforturlaub<br />

werden lässt.<br />

Ein Eröffnungswochenende,<br />

das es in sich hat<br />

St. Anton am Arlberg startet am<br />

6.12.<strong>2013</strong> nicht nur sportlich,<br />

sondern auch musikalisch in die<br />

neue Wintersaison <strong>2013</strong>/14. Beim<br />

neuen Festival „Country meets<br />

Snow“ <strong>vom</strong> 6. bis 8.12.<strong>2013</strong><br />

kommen alle Fans der amerikanischen<br />

Countrymusik voll und<br />

ganz auf ihre Kosten und ver -<br />

sprochenermaßen bleibt hier kein<br />

Fuß auf dem anderen. Zusätzlich<br />

ermöglicht an diesem Eröffnungswochenende<br />

ein groß angelegter<br />

Skitest den Gästen nicht nur das<br />

weitläufige Arlberg Skigebiet zu<br />

erkunden, sondern auch die<br />

neuesten Modelle aller namhaften<br />

Skihersteller auf Herz und Nieren<br />

zu überprüfen. Dies ist der<br />

Auftakt für einen Winter mit<br />

spektakulären sportlichen Wettbewerben<br />

wie dem legendären<br />

„Weißen Rausch“ oder der<br />

„Snow Volleyball Tour“ und<br />

Kultur-Veranstaltungen wie der<br />

„Ski-Zeitreise“, dem „Arlberger<br />

Neujahrskonzert“ sowie dem „New<br />

Orleans meets Snow“. Gemütliche<br />

Hüttenabende und Pauschalwochen<br />

von den Wedelwochen bis zu<br />

den Schneekristalltagen runden<br />

das Angebot am Arlberg ab.<br />

toURismUsVERBand<br />

st. anton am aRlBERg<br />

Dorfstraße 8, 6580 St. Anton am Arlberg<br />

Tel. +43.5446.22690, Fax +43.5446.2532<br />

info@stantonamarlberg.com<br />

www.stantonamarlberg.com<br />

EVEntHigHligHts<br />

± „Country meets snow“ <strong>vom</strong><br />

6. bis 8. Dezember <strong>2013</strong><br />

± snow Volleyball tour <strong>vom</strong><br />

4. bis 6. April 2014<br />

± „new orleans meets snow“<br />

<strong>vom</strong> 10. bis 13. April 2014<br />

± „der Weiße Rausch“ ± der<br />

besondere Wintersportwettbewerb<br />

am 19. April 2014<br />

PaUsCHalEn<br />

± Wedelwochen <strong>vom</strong><br />

7. bis 21. Dezember <strong>2013</strong><br />

± Pulverschneewochen<br />

<strong>vom</strong> 4. bis 25. Januar 2014<br />

± „ladies First“! Die Wohlfühlwochen<br />

für die Frau<br />

<strong>vom</strong> 4. bis 25. Januar 2014<br />

± sonnenskilaufwochen <strong>vom</strong><br />

15. März bis 5. April 2014<br />

± schneekristalltage <strong>vom</strong><br />

22. bis 27. April 2014<br />

Bergwinter Tirol St. Anton am Arlberg 17


Naturparkregion Reutte<br />

Tor zu TIROL<br />

Schneebedeckte Gipfel, in<br />

der Sonne glitzernde Hänge<br />

und darüber tiefblauer<br />

Himmel lassen jedes Schifahrerherz<br />

höher schlagen.<br />

Foto: Robert Eder<br />

aBsCHWingEn<br />

Und EintaUCHEn<br />

5.1. bis 26.1.2014 /<br />

29.3. bis 6.4.2014<br />

7 ÜN inkl. Frühstück, „5 in<br />

7“-Tage-Skipass für die Reuttener<br />

Seilbahnen oder einen der<br />

anderen 81 Lifte des Vitalen<br />

Landes Allgäu Tirol, GRATIS<br />

Aktiv Card Programm<br />

ab EUR 296,± pro Person<br />

im Winter erschließen die Reuttener<br />

seilbahnen am Hahnenkamm<br />

ein alpines Skigebiet mit<br />

familienfreundlichen Tarifangeboten.<br />

Ein weiteres Angebot ist<br />

die Allgäu-Tirol-Familien-Ski-<br />

Card, diese ist an 81 Liftanlagen<br />

im Vitalen Land gültig. Zwei ausgezeichnete<br />

Schischulen stehen<br />

in der Naturparkregion zur Verfügung.<br />

Begeistern Sie sich für entspannte<br />

Abenteuer auf Schneeschuh-<br />

Langlaufski oder den 70 km geräumten<br />

Winterwanderwegen<br />

fernab <strong>vom</strong> großen Trubel. Über<br />

120 km bestens gespurte, mit dem<br />

Loipengütesiegel ausgezeichnete<br />

Langlaufloipen, davon 30 km<br />

Skating-Loipen führen vorbei<br />

an zugefrorenen Seen und über<br />

schneebedeckte Wiesen. Hier<br />

erholt sich nicht nur der Körper,<br />

auch die Seele findet inmitten<br />

unserer schönen Natur Ruhe und<br />

Erholung.<br />

natURPaRKREgion REUttE<br />

Untermarkt 34, A-6600 Reutte/Tirol<br />

Tel. +43.5672.62336, Fax -40<br />

info@reutte.com, www.reutte.com<br />

aKtiV CaRd<br />

(KostEnlos)<br />

± 2 Std. Badespaß in der<br />

Alpentherme Ehrenberg<br />

± Schnupperkurs ± Skilauf<br />

Alpin ± nur für Anfänger<br />

± Eskimo-Nachmittag mit<br />

Iglubau<br />

± Schnupperkurs ± Skilanglauf<br />

± Laternenwanderung auf die<br />

Ruine Ehrenberg<br />

± Tierspurenwanderung im<br />

Naturpark Tiroler Lech<br />

± Pferdeschlittenfahrten ±<br />

Natur pur<br />

± u. v. m.<br />

Advent in Tirol<br />

Vernaschen Sie öfter Mal einen<br />

Tiroler zum Frühstück.<br />

Foto: Flatscher / Adventmarkt Hall<br />

Den Zauber der Bergweihnacht erleben<br />

Ein besonderer Zauber liegt im Advent über Tirol: Wenn die Schneeflocken<br />

über den Dörfern tanzen, trifft man sich gerne auf einem der<br />

Märkte, die zu „Advent in Tirol“ gehören. Zwischen majestätischen<br />

Bergen laden sie ein, regionale Köstlichkeiten kennen zu lernen,<br />

und bei echter alpenländischen Musik Geschenke zu finden, die<br />

mit traditioneller Handwerkskunst hergestellt wurden. Die sechs<br />

Märkte in Innsbruck, Hall in Tirol, Kufstein, Lienz, Mayrhofen und<br />

Rattenberg, die zum Teil zu den traditionellsten Tirols zählen, bieten<br />

den Besuchern höchste Qualität.<br />

Alle Infos:<br />

www.adventintirol.com<br />

Die Fruchtreich Fruchtaufstriche von Darbo schmecken besonders:<br />

Kein Wunder bei 70% Fruchtanteil. Das ist eben das Tiroler Erfolgsrezept.<br />

18 Naturparkregion Reutte Bergwinter Tirol<br />

3_D.Fruchtreichinserate.indd 1<br />

15.10.2007 12:12:42 Uhr


Tiroler Oberland<br />

Willkommen in der Tiroler Winterwelt!<br />

Urlaub? Nirgends so wie in<br />

den Tiroler Alpen und im<br />

Tiroler Oberland! Bei uns<br />

finden Sie alles, was das Herz<br />

begehrt. Lieben Sie schöne Landschaften,<br />

ruhen sich gerne aus,<br />

lassen es sich in den Ferien so<br />

richtig gut gehen? Suchen Sie<br />

sich bei uns die schönsten Tiroler<br />

Orte aus! Grandiose Berge, herrliche<br />

Skigebiete, gepflegte Pisten<br />

und tolle Angebote. Wir haben<br />

wirklich einiges zu bieten. Vor<br />

allem für Familien. Das Tiroler<br />

Oberland ist das Winterparadies<br />

im Herzen Europas und bietet<br />

mehr als nur den Schnee von<br />

morgen. Sportliche Abenteuer<br />

oder erholsame Geruhsamkeit ±<br />

das Schneeland Tirol steckt<br />

voller Überraschungen, die zu<br />

entdecken sich lohnt.<br />

mittEndRin ...<br />

im tiroler oberland<br />

Der Winter in seiner ganzen Vielfalt!<br />

Auf Österreichs Top-Winterregion<br />

im Dreiländereck Österreich,<br />

Schweiz und Italien fahren<br />

Wintersportler, Genuss-Skiläufer,<br />

Familien, Boarder und Carver<br />

gleichermaßen ab. „Von Natur aus“<br />

spielt Ski fahren im Tiroler Oberland<br />

eine „abgehobene“ Rolle.<br />

sECHs REnommiERtE<br />

sKigEBiEtE<br />

Die sechs renommierten Skigebiete<br />

Serfaus, Fiss-Ladis,<br />

Nauders, Ried-Fendels-Prutz,<br />

Kaunertaler Gletscher und<br />

Venetregion versprechen als<br />

Großraum-Skipassverbund<br />

„Ski 6“ Brettl-Vergnügen<br />

ohne Grenzen.<br />

Mit 340 km Pisten, der<br />

absoluten Schneesicherheit<br />

eines Ganzjahres-Skigebiets<br />

und über 80 top-modernen<br />

Anlagen zeigt sich der<br />

Winter ohne Kompromisse.<br />

Auf „Ski 6“ fahren Alpinskifahrer,<br />

Boarder, Carver,<br />

Freerider und Funsportler<br />

gleichermaßen ab. Mit Gratis-Skibussen<br />

pendelt man<br />

komfortabel zwischen den<br />

Skigebieten.<br />

Denn hier beginnt der Schneespaß<br />

jenseits der 1200-Meter-Grenze<br />

und schraubt sich über die<br />

„Oberen Dreitausend“ hinaus.<br />

Verwöhnhotel Mozart Vital ****<br />

Ihr Verwöhnhotel im Herzen der schönsten Westtiroler Skizentren.<br />

Hier tauschen Sie Ihre Krawatte<br />

gegen gute Laune, sonnen sich in<br />

legerer Atmosphäre, die Talstation<br />

der Bergbahn nur wenige Schritte<br />

entfernt und ein lückenloses<br />

Verwöhnangebot im Haus …<br />

Freuen sie sich auf die ausgezeichnete<br />

Mozart-Vitalküche mit Ganztages-Verwöhnpension<br />

und wöchentlichem<br />

Galadinner. Herrlicher<br />

Wellness-, Bäder-, Beauty- und<br />

Vitalbereich auf über 2200 m²;<br />

Fitness-Studio, Squash, Eislaufen<br />

am See, Sport- und Unterhaltungsprogramm.<br />

Beautyanwendungen,<br />

Massagen, Schönheits- und Gesundheitsbäder<br />

für einen rundum<br />

vitalisierenden Urlaub. Kinderbetreuung<br />

im Mozart-Kinderclub an<br />

6 Tagen/Woche. Babybetreuung<br />

(stundenweise nach Absprache)<br />

die Highlights für Kinder:<br />

„Dschungel“-Wasserparadies auf<br />

400 m² mit Indoor-Hotelwasserrutsche<br />

(120 m), Kinderclub und<br />

Softplayanlage „Dschungelcamp“<br />

auf 300 m². Wir freuen uns auf Sie!<br />

moZaRt Vital HotEl<br />

Hnr. 147, A-6531 Ried i. O./Tirol<br />

Tel. +43.5472.6937<br />

info@wellness-hotel.at<br />

www.mozart­vital.com<br />

FamiliEnWoCHEn<br />

2 Erwachsene und ein<br />

Kind (bis 14 Jahre)<br />

ab EUR <strong>11</strong>70,± im<br />

DZ „Wolferl“ für 7 Nächte<br />

(buchbar bei Anreise am 4.1./<strong>11</strong>.1./<br />

18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />

7 = 6 sPEZialaRRangEmEnt<br />

7 Nächte genießen und nur<br />

6 Nächte bezahlen inklusive<br />

Mozart Verwöhnpension<br />

EUR 558,– p. P.<br />

im DZ „Stanzerl“<br />

(buchbar bei Anreise am 4.1./<strong>11</strong>.1./<br />

18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />

sKi FREE im JanUaR<br />

Und mäRZ<br />

7 Nächte inkl. GRATIS<br />

5-Tage-Skipass für SER-<br />

FAUS-FISS-LADIS, Fendels<br />

und weitere Top-Skigebiete!<br />

EUR 763,± p. P.<br />

im DZ „Amadeus“<br />

(buchbar bei Anreise am <strong>11</strong>.1./<br />

18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />

Kontaktieren Sie uns, sehr gerne<br />

erstellen wir Ihnen ein individuelles<br />

Angebot für Ihre Familie.<br />

Bergwinter Tirol Tiroler Oberland 19


Foto: Kitzbühel Tourismus/M. Werlberger, B. Spoettl, M. Mitterer<br />

Kitzbühel – bestes Skigebiet der Welt!<br />

Kitzbühel und Skifahren ± di ese Verbindung ist zeitlos und legendär.<br />

Kein anderer Skiort in den<br />

Alpen kann auf eine so lange<br />

und legendäre Skigeschichte<br />

verweisen. Die sportlichen<br />

Möglichkeiten in und<br />

um Kitzbühel sind nahezu grenzenlos<br />

und bedienen jeden Geschmack<br />

und jeden Anspruch.<br />

Zumal sich Sport auch in Kombination<br />

mit Kultur, Shopping,<br />

Wellness, Events und Lifestyle<br />

gut macht. Die Highlights des<br />

Winters bilden das berühmtes -<br />

te Skirennen der Welt: das<br />

Hahnenkamm-Rennen sowie der<br />

Valartis Bank Snow Polo World<br />

Cup. Die Erfolgsformel der<br />

Gamsstadt lautet: Perfekte Lage<br />

mit leichter Erreichbarkeit kombiniert<br />

mit einem Traumskigebiet.<br />

Paradies für Freerider<br />

Nicht nur der erfolgreiche Extremskifahrer<br />

Axel Naglich weiß:<br />

Freunde des Powders finden neben<br />

den Skirouten unzählige Varianten.<br />

Das leicht zugängliche Backcountry<br />

erstreckt sich auf unglaubliche<br />

230 km 2 . Dies entspricht der<br />

dreifachen Fläche von Manhattan.<br />

Die beliebtesten Freeride-Spots<br />

liegen im baumfreien Gelände am<br />

Pass Thurn zwischen der Resterhöhe<br />

und dem Zweitausender sowie<br />

am Kitzbüheler Horn, dem<br />

schon von weitem sichtbaren Aussichtsberg<br />

der Gamsstadt. Ein<br />

Geheimtipp ist die Bichlalm. Drei<br />

Mal am Tag bringt eine Schneekatze<br />

die Freerider in das unverspurte<br />

Powder-Eldorado.<br />

Bestes skigebiet der Welt<br />

<strong>2013</strong> wurde Kitzbühel von<br />

skiresort.de, dem größten Skigebiet-Testportal<br />

weltweit, zum<br />

besten Skigebiet der Welt gewählt.<br />

Die Gamsstadt erreicht<br />

mit 4,8 von 5 möglichen Punkten<br />

die Höchstnote. Bewertet wurde<br />

das Gebiet zwischen Hahnenkamm<br />

und Resterhöhe mit 51<br />

Liften und 170 Pistenkilometern.<br />

Von der Größe des Skigebiets über<br />

Schneesicherheit und Familienfreundlichkeit<br />

bis hin zu Hüttenangebot<br />

und Après-Ski werden die<br />

Wintersportzentren nach jeweils<br />

18 Kriterien aufwändig geprüft<br />

und bewertet.<br />

KitZBüHEl toURismUs<br />

Hinterstadt 18<br />

A-6370 Kitzbühel<br />

Tel. +43.5356.66660<br />

Fax +43.5356.66660-77<br />

info@kitzbuehel.com<br />

www.kitzbuehel.com<br />

toP-EVEnts<br />

WintER <strong>2013</strong>/2014<br />

± 28.<strong>11</strong>.± 26.12.<strong>2013</strong><br />

Kitzbüheler Advent<br />

rund um dem Mythos<br />

Hahnenkamm/<br />

Weihnachtsmarkt<br />

± 1.1.2014<br />

Großes Neujahrsfeuerwerk<br />

mit Ski-Show<br />

± 6.± 20.1.2014<br />

Kitzbühel Freeride Weeks<br />

± 16.± 19.1.2014<br />

12. Valartis Bank Snow<br />

Polo World Cup<br />

± 24.± 26.1.2014:<br />

74. Hahnenkamm-Rennen<br />

KitZBüHEl<br />

FREERidE WEEKs<br />

6. bis 20.1.2014<br />

Zwei Wochen lang Freeriden<br />

auf höchstem Niveau,<br />

Premium Freeride EXPO,<br />

Materialtests, Workshops<br />

und geniale Partys. Das und<br />

vieles mehr erleben Powder-<br />

Fans bei den Kitzbühel Freeride<br />

Weeks unter der Leitung<br />

von Freeride-Profi Matthias<br />

Haunholder.<br />

20 Kitzbühel Bergwinter Tirol


A-ROSA Kitzbühel *****<br />

Das A-ROSA Kitzbühel zählt zu den besten Wintersporthotels in Öster reich<br />

und begeistert mit umfangreichem Programm ± Sommer wie Winter.<br />

WintERmäRCHEn<br />

Dreiklang aus raffinierter<br />

Architektur, hingebungsvollem<br />

Service und der<br />

Leidenschaft für das Besondere:<br />

Entspannen Sie mit<br />

dem Gefühl „über den<br />

Dingen zu stehen“ im<br />

exklusiven SPA-ROSA und<br />

erleben Sie regionale<br />

Spitzengastronomie.<br />

Die legendären Skihänge in Kitzbühel<br />

laden auch in dieser Wintersaison<br />

wieder dazu ein, die ersten<br />

Schwünge in den Schnee zu setzen.<br />

Als Stützpunkt für den Winterstart<br />

empfiehlt sich in der Hahnenkammstadt<br />

das A-ROSA Resort.<br />

Hier werden Wintersportler besonders<br />

umsorgt. Soeben ausgezeichnet<br />

als „Austria’s Leading Lifestyle<br />

Resort <strong>2013</strong>“ (World Travel<br />

Awards) gehört es auch mit seinen<br />

„Fünf goldenen Schneesternen“ zu<br />

eines der besten Wintersporthotels<br />

Österreichs. Das A-ROSA ist die<br />

perfekte Interpretation alpinen<br />

Lifestyles ± verbunden mit einem<br />

einzigartigen Spa-Bereich und der<br />

wohl schönsten Lage auf der Sonnenseite<br />

Kitzbühels mit Blick zur<br />

weltberühmten Streifabfahrt am<br />

Hahnenkamm und auf das Wilde<br />

Kaisergebirge. Ausgezeichnet sind<br />

nicht nur die Wintersport- und<br />

Unterhaltungsmöglichkeiten: Das<br />

resorteigene Gourmetrestaurant<br />

„Heimatliebe“ wurde <strong>vom</strong> Gault<br />

Millau mit drei Hauben und 17<br />

Punkten ausgezeichnet und gehört<br />

damit zu den besten kulinarischen<br />

Adressen des Landes.<br />

a-Rosa KitZBüHEl<br />

Ried Kaps 7, A-6370 Kitzbühel<br />

Tel. +43.5356.65660-0<br />

kitzbuehel@a-rosa.de<br />

www.a­rosa.at/kitzbuehel<br />

iHR ERlEBnis:<br />

± 3 ÜN im Doppelzimmer<br />

mit VitalFrühstück<br />

± A-ROSA Buffet am<br />

Abend im Restaurant Streif<br />

± 1x 2-Tage-Skipass p. P.<br />

± Freier Eintritt in das<br />

3000 m² große SPA-ROSA<br />

± Nutzung des Fitnessbereichs<br />

und Kursangeboten<br />

ab EUR 514,± p. P./DZ<br />

Superior<br />

ab EUR 604,± Einzelbelegung<br />

buchbar <strong>vom</strong> 15.12.<strong>2013</strong> bis 31.3.2014<br />

(außer feiertags), tägliche Anreise,<br />

Wochenend- und saisonale Zuschläge<br />

möglich, limitiertes Kontingent.<br />

Hotel Kitzhof ****<br />

Das einzige Designhotel in Kitzbühel<br />

Außergewöhnlich: Hirschgeweih<br />

meets Designerlampe. Als Mitglied<br />

der weltweiten Kooperartion<br />

der „Design Hotels“ vereint<br />

das Hotel Kitzhof Tiroler Tradition<br />

mit urbanem Lebensgefühl<br />

und zeitgemäßem Design in modernem<br />

Alpen-Style. Am Stadtpark<br />

mit Blick auf das Kitzbüheler<br />

Horn und den Hahnenkamm gelegen,<br />

ist der Kitzhof gerade einmal<br />

fünf Gehminuten <strong>vom</strong> malerischen<br />

Zentrum Kitzbühels entfernt. Bereits<br />

der Lobby-Bereich und die<br />

Kitz-Lounge kontrastieren gekonnt<br />

moderne und traditionelle<br />

Elemente. Wo Trend auf Tradition<br />

trifft, schätzt man das moderne<br />

Feriengefühl ebenso wie die lukullische<br />

Linie, der man in gleich<br />

vier verschieden gestalteten Restaurantbereichen<br />

und einer Vinothek<br />

nachspüren kann. Das 600 m 2<br />

große „Kitz Spa“ empfängt Wellness-Liebhaber<br />

in einem der fünf<br />

voll ausgestatteten Behandlungsräume.<br />

Eintauchen heißt es im<br />

15 x 5 m großen Indoor-Pool mit<br />

Erlebnisduschen und Wintergarten.<br />

Entspannung bietet auch die<br />

großzügige Saunalandschaft mit<br />

Sauna, Sanarium, Dampfbad und<br />

angrenzendem Ruhebereich.<br />

HotEl KitZHoF moUntain<br />

dEsign REsoRt ****<br />

Schwarzseestraße 8 ±10, 6370 Kitzbühel<br />

Tel. +43.5356.632<strong>11</strong>-0, Fax -15<br />

info@hotel-kitzhof.com<br />

www.hotel­kitzhof.com<br />

sonnEnsKitagE<br />

<strong>vom</strong> 6. bis 19.1.2014 und<br />

<strong>vom</strong> 25.1. bis 6.4.2014<br />

3 od. 4 ÜN, Frühstücksbuffet,<br />

3 od. 4 x 4-Gang-Abendmenü,<br />

3-Tage-Skipass, EUR 10,±<br />

Spa-Gutschein, kostenfreie<br />

Nutzung unseres Wellnessbereichs<br />

sowie Softgetränke aus<br />

der Minibar, gratis W-Lan,<br />

buchbar von Do bis So (3 ÜN)<br />

oder So bis Do (4 ÜN ± eine<br />

Nacht gratis)<br />

ab EUR 679,± p. P./DZ<br />

WEllnEsstRäUmE<br />

im WintER<br />

<strong>vom</strong> 6. bis 19.1.2014 und<br />

<strong>vom</strong> 25.1. bis 6.4.2014<br />

2 ÜN, Frühstücksbuffet,<br />

2 x 4-Gang-Abendmenü, Begrüßungsaperitif,<br />

1 x Express<br />

Facial (für Sie & Ihn), 1 x<br />

Teilkörpermassage, kostenfreie<br />

Nutzung unseres Wellnessbereichs<br />

sowie Softgetränke aus<br />

der Minibar, gratis W-Lan<br />

ab EUR 419,± p. P./DZ<br />

Bergwinter Tirol Kitzbühel 21


Fotos: TVB EFZ<br />

Zillertal<br />

Für Profis und Naturgenießer<br />

Das Skigebiet Zillertal ist<br />

eine der Top-Destinationen<br />

für die passionierten<br />

Wintersportler. Ob Anfänger<br />

oder sportlicher Ski-Profi, jeder<br />

findet hier seine Lieblingsstrecken.<br />

178 top-moderne Liftanlagen<br />

befördern die Schneeliebhaber<br />

bequem zum Ausgangs -<br />

punkt von 487 bestens präparierten<br />

Pistenkilometern. Mit<br />

dem Zillertaler Superskipass<br />

können Sportfans alle Seilbahnanlagen<br />

im Zillertal nutzen.<br />

Auch abseits der Pisten begeistert<br />

das Zillertal nationale und<br />

internationale Gäste durch einen<br />

einzigartigen Mix aus Genuss,<br />

Natur und Komfort. Feinste<br />

Kulinarik am Berg und im Tal<br />

aus regionalen, naturbelassenen<br />

Produkten liefern frische Energie<br />

für abwechslungsreiche Tage im<br />

Zillertaler Bergparadies.<br />

Familien- & Wellnesshotel<br />

Alpenhof ****<br />

Ski- und Wellnessvergnügen<br />

im Hochtal<br />

Gerlos (1300± 2500 m)!<br />

Ausgestattet mit freundlichen<br />

und verschieden großen Familienzimmern,<br />

-suiten und Ferienwohnungen,<br />

einer 1200 m² großen<br />

Wohlfühloase mit Hallenbad,<br />

Lakonium, Dampfbad, Bio- und<br />

finnischer Sauna und Salzwasserwhirlpool,<br />

Kinderskischule<br />

und Pistennähe inmitten der<br />

Zillertalarena (51 Lifte, 139 km<br />

Pisten) ist der Alpenhof**** ein<br />

ideales Hotel für die ganze Familie.<br />

Kulinarisch verwöhnen wir<br />

Sie mit unserem All Inklusive<br />

Angebot (Frühstück-, Mittag-,<br />

Nachmittagsbuffet, Abendessen<br />

und alkoholfreie Getränke).<br />

sKi PaUsCHal WoCHE<br />

7 Tage All Inklusive mit 6 Tage<br />

Skipass und Skiausrüstung<br />

schon ab EUR 839,± p. P.<br />

BamBi-WoCHE<br />

7 Tage All Inklusive für 2+1<br />

Kind bis 9 Jahre inkl. Kindergarten/Skikurs<br />

mit Mittagsbetreuung<br />

in Familienzimmer<br />

Superior ab EUR 1672,±<br />

FamiliEnREsoRt alPEnHoF<br />

Familie Stöckl, A-6281 Gerlos/Zillertal<br />

Tel. +43.5284.5374, Fax DW-55<br />

hotel@alpenhof-gerlos.at<br />

www.alpenhof­gerlos.at<br />

Ferienhotel Sonnenhof ****<br />

„Nicht daheim und doch zu Hause!“ Umgeben von der eindrucksvollen<br />

Kulisse der Zillertaler Alpen, liegt unser 4-Sterne-Hotel im Herzen des<br />

Zillertals, am Ortsrand von Zell am Ziller.<br />

Die Talstation der „Zillertal<br />

Arena“, dem größten Skigebiet<br />

des Tales, können sie bequem zu<br />

Fuß erreichen. Keine Anfahrtszeit,<br />

keine Parkplatzsuche, in<br />

Ruhe frühstücken und viel Zeit<br />

zum Skifahren ...<br />

Auf das Wohlbefinden und die<br />

Zufriedenheit unserer Gäste bedacht,<br />

bieten wir Ihnen umfassende,<br />

familiäre Betreuung sowie<br />

kulinarische Kreationen aus der<br />

heimischen Landwirtschaft und<br />

Jagd. Lassen Sie sich verwöhnen<br />

und genießen Sie unsere einzigartige<br />

Wellness & Vitalwelt mit<br />

neuem beheizten Freischwimmbad<br />

(im Winter geöffnet) und<br />

neuer Textil-Familiensauna.<br />

Viele wunderbare Plätzchen<br />

schaffen Ihnen Raum für Ihren<br />

Urlaubstraum.<br />

FERiEnHotEl sonnEnHoF<br />

Rohrerstraße 47<br />

A-6280 Zell im Zillertal<br />

Tel. +43.5282.7125<br />

Fax +43.5282.717655<br />

info@ferienhotel-sonnenhof.com<br />

www.ferienhotel­sonnenhof.com<br />

sKioPEning-PaCKagE<br />

<strong>vom</strong> 14.12.<strong>2013</strong> bis 22.12.<strong>2013</strong><br />

± 3 Tage Verwöhn-HP<br />

± inkl. 3 Tage Zillertaler<br />

Superskipass (inkl.<br />

Hintertuxer Gletscher)<br />

± 1 x Sportmassage 25 min.<br />

EUR 390,50<br />

WintER-aKtion<br />

<strong>vom</strong> 14.12.<strong>2013</strong> bis 22.12.<strong>2013</strong><br />

± 7 Tage Verwöhn- HP<br />

nur 6 Tage bezahlen<br />

± inkl. 6 Tage Zillertaler<br />

Superskipass (inkl.<br />

Hintertuxer Gletscher)<br />

± 1 Kind bis 12 J. im Elternzimmer<br />

gratis (exkl. Skipass)<br />

EUR 734,–<br />

WintERZUCKERl<br />

<strong>vom</strong> <strong>11</strong>.1.2014 bis 26.1.2014 und<br />

<strong>vom</strong> 29.3.2014 bis 13.4.2014<br />

± 7 Tage Verwöhn-HP<br />

± inkl. 6 Tage Zillertaler<br />

Superskipass (inkl.<br />

Hintertuxer Gletscher)<br />

EUR 796,60<br />

Alle Preise pro Person/DZ<br />

im Hotel exklusive Ortstaxe<br />

22 Zillertal Bergwinter Tirol


Fotos: Osttirol Werbung<br />

Bergwinter in Osttirol. Von Natur aus.<br />

Wo der Schnee zuhause ist und die höchsten Berge Österreichs die<br />

Kulisse bestimmen, erleben Urlauber urtirolerisches Brauchtum,<br />

jede Menge Winterabenteuer und kulinarische Genüsse zwischen<br />

Bauernkost und Haubenküche.<br />

Osttirol bietet Winterspaß<br />

in sieben Skigebieten<br />

mit rund 150 Pistenkilometern.<br />

Was alle verbindet:<br />

Die herrliche Lage auf dem Südbalkon<br />

der Alpen mit vielen Sonnenstunden,<br />

aber auch kräftigen<br />

Schneefällen aufgrund der besonderen<br />

klimatischen Verhältnisse.<br />

Bis weit ins Frühjahr hinein<br />

herrschen dann optimale Winter<br />

sportbedingungen. Die Palette<br />

der Möglichkeiten ist breit<br />

gefächert. Von leichten bis anspruchsvollen<br />

Weltcup-Pisten: In<br />

Osttirol findet jeder Skifahrer seine<br />

ganz persönliche „Pistenherausforderung“.<br />

Und Wartezeiten<br />

an den Liften kennt man hier<br />

nicht. Der Skipass SkiHit gilt für<br />

alle sieben Skigebiete in Osttirol<br />

und ist besonders familienfreundlich.<br />

Denn wie nirgendwo sonst<br />

in Österreich zahlen auch 18-Jährige<br />

hier noch Kinderpreise.<br />

Wintervergnügen<br />

der superlative<br />

Osttirol ist aber nicht nur ein<br />

echtes Paradies für Sportbegeisterte,<br />

sondern auch für Romantiker,<br />

die Ursprünglichkeit<br />

suchen. Ganz weit ab <strong>vom</strong> Skizirkus<br />

etwa liegt das Villgratental,<br />

das einzige Gebiet in Österreich,<br />

in dem es keine Lifte<br />

gibt, weil man hier schon immer<br />

auf sanften Tourismus gesetzt<br />

hat. Dazu kommen die<br />

herrlichen kulinarischen Gipfel:<br />

von den regionaltypischen Osttiroler<br />

Schlipfkrapfen bis hin<br />

zum Mehrgänge-Menu in einem<br />

der dreizehn Haubenrestaurants<br />

in Osttirol.<br />

sKiHit osttiRol<br />

± 7 Übernachtungen<br />

inklusive Halbpension im<br />

4-Sterne-Hotel<br />

± 6-Tage-Skipass<br />

SkiHit Osttirol<br />

ab EUR 549,± pro Person<br />

im 4-Sterne-Hotel<br />

Weitere TOP-Winterangebote:<br />

winter.osttirol.com<br />

anREisE<br />

Staufrei, komfortabel und<br />

ein Naturerlebnis schon bei<br />

der Anreise ± das sind<br />

die Qualitäten der Felbertauernstraße,<br />

der schönste<br />

und sicherste Winterweg<br />

durch die Alpen.<br />

www.felbertauernstrasse.at<br />

osttiRol inFoRmation<br />

Albin-Egger-Str. 17<br />

A-9900 Lienz<br />

Tel. +43.50.212212<br />

info@osttirol.com<br />

www.osttirol.com<br />

Bergwinter Tirol Osttirol 23


24 Musterregion Bergwinter Tirol


Wirtschaftsmotor in den alpen<br />

in tirol etablieren sich Standortstärke und -kompetenz zwischen verschneiten pisten und inn.<br />

Foto: Standortagentur Tirol<br />

➜ Smart, vernetzt und echt tiroleriSch<br />

Den Herausforderungen der Zukunft tritt Tirol als „Smart Region“ entgegen:<br />

Mit innovativen Ansätzen und der Verbindung von Technologie, Gesundheit und Tourismus.<br />

➜ tiroler exporte für olympia<br />

Bei den Olympischen Spielen in Sotschi punktet Tirol schon im Vorfeld mit seinem<br />

Know-How. Der Tourismus ist hier ebenso stark vertreten wie Tiroler Unternehmen.<br />

➜ auf neuen WiSSenSchaftS-Wegen<br />

Besser hören, gesünder altern: Zwei Tiroler Forscherinnen setzen mit ihrer Arbeit<br />

Meilensteine für die Patienten.<br />

➜ tiroler almSchWeine Statt maStSäue<br />

Gastronomie und Handel bevorzugen in Tirol regionale Produkte und Lieferanten ±<br />

die Gäste und Einheimischen schätzen es.


innovationen werden in tirol branchenübergreifend vorangetrieben. in der verbindung von Wirtschaft, gesundheit und tourismus verschmelzen Ökonomie<br />

und Ökologie.<br />

Foto: Standortagentur Tirol<br />

Smart, vernetzt und echt tirolerisch<br />

Mit intelligenter Spezialisierung positioniert sich der Standort Tirol als Smart Region.<br />

Aus der Verbindung von Technologie, Gesundheit und Tourismus entstehen innovative<br />

Ansätze zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen.<br />

Demografischer Wandel, Klimaerwärmung,<br />

Globalisierung,<br />

technische Innovation<br />

± die Herausforderungen<br />

der Zukunft betreffen ganz Europa.<br />

Exponierte Regionen wie<br />

Tirol sind von den umwälzenden<br />

Veränderungen besonders betroffen.<br />

Dank seiner breit gefächerten<br />

Wirtschaftsstruktur kann<br />

Tirol offensiv die großen Themen<br />

der Zukunft angehen. Mit<br />

der Bündelung von Kompetenzen<br />

positioniert sich Tirol zudem als<br />

Smart Region und erarbeitet sich<br />

Alleinstellungsmerkmale im internationalen<br />

Wettbewerb. „Aufgrund<br />

seiner alpinen Lage ist Tirol in vielen<br />

Bereichen stärker <strong>vom</strong> Wandel<br />

betroffen als andere Regionen<br />

± Stichwort Naturgefahren oder<br />

Landflucht 2.0. Wir sehen das als<br />

Chance, deshalb haben wir hier<br />

früh Know-how aufgebaut. Auch<br />

für moderne Mobilität kann Tirol<br />

mit seiner Gebirgslandschaft zur<br />

Demonstrationsregion werden und<br />

erfolgreiche Lösungsmodelle entwickeln<br />

und sie exportieren“, erklärt<br />

Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer<br />

der Standortagentur Tirol,<br />

wie die „Smart Speciali zation“ in<br />

Tirol vorangetrieben wird.<br />

Gebündelte Kräfte schärfen<br />

das Profil<br />

Die Standortagentur Tirol setzt<br />

als Impulsgeber für den Wirtschafts-<br />

und Wissenschaftsstandort<br />

Tirol gemeinsam mit Unternehmen,<br />

F&E-Einrichtungen<br />

und Gemeinden genau an diesen<br />

Zukunftsthemen an. „Dabei stärken<br />

wir gezielt die Kooperation<br />

zwischen alpiner Tourismuswirtschaft<br />

und innovationsorientierter<br />

Industrie, um nachhaltige und<br />

zukunftsfähige Entwicklungen zu<br />

beschleunigen und damit Tirol<br />

als Smart Region, als begehrtesten<br />

Kraftplatz der alpinen Welt,<br />

zu verankern“, so Gohm. Ein integriertes<br />

Standortmanagement, das<br />

die Interessen der Gäste, der Wirtschaft<br />

und ihrer Arbeitnehmer sowie<br />

der Bevölkerung aufeinander<br />

abstimmt und die Potenziale<br />

von Wirtschaft und Wissenschaft<br />

optimal bündelt, verschaffe Tirol<br />

Unverwechselbarkeit und ein klares<br />

Profil, um im Wettbewerb der<br />

Regionen zu bestehen. Zudem<br />

gelte es, Ökonomie und Ökologie<br />

miteinander zu verschmelzen,<br />

wie auch die Experten aus unterschiedlichen<br />

Wirtschafts- und<br />

Industriebereichen Österreichs,<br />

Bayerns, Südtirols und der<br />

Schweiz beim Forum „Tourism<br />

meets Industry“ in Seefeld unlängst<br />

unterstrichen. „Zwischen<br />

Ökonomie und Ökologie braucht<br />

es einen neuen Deal. Dabei geht<br />

es nicht um Verzicht, sondern<br />

um intelligenten, zukunftsfähigen<br />

Konsum, der den Blick auf<br />

26 Wirtschaft Standort Tirol


schwindende Ressourcen behält“,<br />

meinte etwa der Zukunftsforscher<br />

Andreas Reiter.<br />

Vom Know-how zum Do-how<br />

Diesen Anforderungen will man<br />

in Tirol gerecht werden. Im Tourismus<br />

kann dabei auf vielfältige<br />

Kompetenzen zugegriffen werden,<br />

auch in den Bereichen Gesundheit<br />

und Technologie ist Tirol<br />

stark aufgestellt. Der Weg zur<br />

Smart Region Tirol<br />

liegt für Gohm in der<br />

Kombination dieser<br />

Potenziale: „Sowohl<br />

die Unternehmen als<br />

auch die Forschung<br />

in Tirol sind zum<br />

Beispiel beim Thema<br />

Energieeffizienz<br />

top, was sich in<br />

der Entwicklung von<br />

Plus-Energiehäusern<br />

niederschlägt. Aber auch andernorts<br />

baut man sie ± es handelt sich<br />

also um kein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Vor kurzem konnten wir jedoch<br />

ein Projekt mitbetreuen, bei<br />

dem es um ein Passivhaus-zertifiziertes<br />

Hotel geht. Und da treten<br />

wir plötzlich mit doppelter Kompetenz<br />

auf. Das gesamte Wissen<br />

und Können rund um erneuerbare<br />

Energietechnologien ist da, damit<br />

sollte es machbar sein, eine Destination<br />

zu entwickeln, die sich<br />

zu 100 Prozent aus erneuerbaren<br />

Energiequellen versorgt. Erweitert<br />

um den Tourismus würde das<br />

Motto dann lauten: Wenn Sie bei<br />

uns Urlaub machen, erholt sich<br />

das Weltklima. Auch außerhalb<br />

von Tirol könnte genau auf eine<br />

solche Kombination von Spezialwissen<br />

zugegriffen werden“. Ziel<br />

sei daher, dass Tourismus und<br />

Tiroler Unternehmen gemeinsam<br />

Produkte und Angebote aufbauen<br />

und damit die Marke Tirol<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Standorts stärken.<br />

„den grand challenges<br />

begegnen wir in tirol mit<br />

innovativen lösungen und<br />

profilieren uns als ,Smart<br />

region tirol‘.“<br />

HaralD GoHm<br />

(GeScHäFTSFüHrer<br />

STanDorTaGenTur Tirol )<br />

Luxus ökologisch vertretbar<br />

In diesem Sinne entwickelten der<br />

Tiroler Wärmepumpenhersteller<br />

Heliotherm und sein Kompetenzpartner<br />

Meco Erdwärme ein<br />

Energiekonzept für die Beheizung<br />

der Wellness- und Thermenanlage<br />

des renommierten 5-Sterne-Hotels<br />

Stanglwirt. Das in der<br />

Region vorhandene Bergwasser<br />

wird als saubere Energiequelle genutzt,<br />

indem es mittels Wärmepumpe<br />

abgekühlt und ihm so<br />

Energie entzogen wird. Die Energieleistung<br />

der verbauten Wärmepumpen<br />

liegt bei bis zu 500kW,<br />

Foto: Standortagentur Tirol<br />

drei Viertel davon stehen kostenlos<br />

in Form der Wärme des Bergwassers<br />

zur Verfügung. „Das System<br />

ersetzt Heizöl im Umfang<br />

von ca. <strong>11</strong>5.000 Liter pro Jahr, das<br />

bedeutet über 300.000 kg weniger<br />

CO 2<br />

-Emmisionen, von der Kostenersparnis<br />

gar nicht zu sprechen“,<br />

erläutert Christian Allinger,<br />

Head of Marketing bei Heliotherm.<br />

„Diese Anlage passt perfekt<br />

zum Konzept des Biohotels<br />

Stanglwirt, weil es die natürlichen<br />

Ressourcen schont. So ist auch<br />

der Luxus, einen Wellnessbereich<br />

im Freien im Winter zu beheizen,<br />

ökologisch vertretbar“, freut<br />

sich Stanglwirt-Chef Bal thasar<br />

Hauser. Für ihn bietet der Einsatz<br />

der Wärmepumpen neben den finanziellen<br />

Vorteilen auch die<br />

Möglichkeit, sich bei einer immer<br />

klimabewussteren Gästeklientel<br />

klar zu positionieren.<br />

Hightech im Wald<br />

Als Tourismusland ist Tirol bei<br />

Wintersportlern beliebt, Nachtschilauf<br />

ein in vielen Destinationen<br />

etabliertes Angebot. Die Ausleuchtung<br />

der Landschaft ist nicht<br />

ganz unproblematisch. „Für Schipisten,<br />

Rodelbahnen, Langlaufloipen<br />

gibt es bisher nur konventionelle<br />

Nachtbeleuchtungen mit<br />

Lichtstärken zwischen 30 und 200<br />

Lux. Hier passt die Lichtverteilung<br />

nicht immer, die Beleuchtung<br />

reicht mitunter über die Pisten<br />

hinaus. Solche Lichtsysteme sind<br />

weniger wirtschaftlich, da die<br />

Beleuchtung von Raum, der nicht<br />

genutzt wird, unnötig Energie<br />

verbraucht und Kosten verursacht“,<br />

weiß Helmut Guggenbichler,<br />

Projektleiter Lichtplanung bei<br />

Bartenbach. Die Verschränkung<br />

der Kompetenzen des Unternehmens<br />

mit dem Tourismus führt zu<br />

neuartigen Lösungen, von denen<br />

beide Seiten profitieren: Mit speziell<br />

entwickelter LED-Technik<br />

zeigt das Unternehmen Alternativen<br />

zur herkömmlichen Beleuchtung<br />

auf und vereint wirtschaftliche,<br />

ökologische und technische<br />

Vorteile: „Zunächst ist das vor allem<br />

die gezielte Ausleuchtung<br />

klar definierter Räume, womit<br />

bis zu 50 Prozent der Energieleistung<br />

gegenüber herkömmlichen<br />

Systemen und dementsprechend<br />

Kosten eingespart werden.<br />

LED-Lampen haben zudem mit<br />

bis zu 50.000 Betriebsstunden<br />

eine weitaus höhere Lebensdauer<br />

als herkömmliche Leuchtkörper,<br />

außerdem sind sie in der<br />

Entsorgung unproblematischer“,<br />

so Guggenbichler. Bis Ende des<br />

Jahres möchte Bartenbach Prototypen<br />

für die LED-Ausleuchtungen<br />

konzipieren, die nicht nur für<br />

Wintersportstätten geeignet sind,<br />

sondern auch im Sommertourismus,<br />

etwa bei Radwegen oder<br />

Tennisplätzen, eingesetzt werden<br />

können.<br />

IT als smarte Grundlage<br />

Hochinnovative IT-Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

mischen in Tirol nicht nur in<br />

den Bereichen Energie und Mobilität<br />

kräftig mit, auch für den<br />

Tourismus bieten sie erfolgreiche<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

an. Derzeit werden deutlich<br />

über die Hälfte aller Hotelbuchungen<br />

online getätigt. Um aus<br />

der Masse der Anbieter herauszustechen,<br />

Angebote optimal am<br />

online-Markt zu platzieren und<br />

in Echtzeit auf geänderte Kundenwünsche<br />

und Buchungsverhalten<br />

reagieren zu können, bietet<br />

Seekda, ein Spin-off der Universität<br />

Innsbruck, Hotels maßgeschneiderte<br />

Tools an. Während<br />

diese im Hintergrund laufen und<br />

eine bestmögliche Auslastung des<br />

Hotels sicherstellen, kann sich das<br />

Hotel auf seine Kernkompetenzen<br />

und auf die individuelle Betreuung<br />

der Gäste vor Ort konzentrieren.<br />

Seekda ermöglicht es<br />

seinen derzeit über 5000 Kunden<br />

außerdem, direkt von der google-<br />

Ergebnisseite weg gebucht zu<br />

werden und erspart potentiellen<br />

Gästen so den „Umweg“ über weitere<br />

Buchungsplattformen. ■<br />

auch im Bereich energieeffizienz entwickelt sich tirol zu einer modellregion.<br />

der Stanglwirt nützt mit tiroler Wärmepumpentechnologie energie aus Bergwasser.<br />

Foto: Stanglwirt<br />

STanDorTaGenTur TIroL<br />

Ing.-Etzel-Straße 17<br />

A-6020 Innsbruck<br />

www.standort-tirol.at<br />

Standort Tirol Wirtschaft 27


an diesem platz wird während der olympischen Winterspiele im kommenden februar das austria tirol house stehen:<br />

Öoc-generalsekretär peter mennel (l.) und tirol Werbung-geschäftsführer Josef margreiter bei der präsentation ihrer<br />

Kooperation im russischen Sotschi.<br />

Foto: Spiess<br />

tiroler exporte für olympia<br />

Tiroler Unternehmen mischten bei verschiedensten Projekten rund um<br />

die Olympischen Spiele in Sotschi erfolgreich mit. Nun will sich auch der<br />

Tiroler Tourismus am wichtigen russischen Markt stark präsentieren.<br />

von ernst Spreng<br />

Die Olympischen Spiele in<br />

Sotschi bringen Österreichs<br />

Exportmotor einen kräftigen<br />

Impuls. In Zahlen haben österreichische<br />

Unternehmen rund 1,3<br />

Milliarden Euro an Exporten durch<br />

die Bautätigkeit an der russischen<br />

Riviera generieren können. Mit dabei<br />

auch Tiroler Unternehmen, die<br />

vor allem durch ihr Knowhow im<br />

Bereich der Pistenpräparierung, alpiner<br />

Anlagen und bei Sportleranlagen<br />

punkten konnten.<br />

Pisten-Kompetenz<br />

So zum Beispiel die Firma Prinoth,<br />

die zur Leitner-Gruppe gehört<br />

und Unternehmensstandorte<br />

in Nord- und Südtirol betreibt.<br />

Prinoth ist offizieller Partner der<br />

für die Olympischen Winterspiele<br />

neu errichteten Abfahrtsstrecke<br />

Rosa Khutor und hat in der Region<br />

Krasnaja Poljana mittlerweile<br />

etliche Pistenfahrzeuge im Einsatz.<br />

So ist bei den Olympischen<br />

Spielen unter anderem das „Beast“<br />

im Einsatz, das größte und effizienteste<br />

Pistenfahrzeug, das von<br />

dem Unternehmen produziert<br />

wird. „Mit Prinoth schafft man es<br />

auch in Sotchi, die perfekte Piste<br />

einfacher, in kürzerer Zeit und<br />

dauerhafter zu erreichen“, erklärt<br />

Johannes Michelotti, Exportleiter<br />

und Verantwortlicher für das Russland<br />

Geschäft bei Prinoth. Von<br />

Vorteil war für die Leitner-Gruppe<br />

auch die bestehende Partnerschaft<br />

mit dem russischen Unternehmen<br />

Gorimpex. Denn gerade auf<br />

dem russischen Markt ist das gegenseitige<br />

Verständnis für die Bedürfnisse<br />

des anderen ein Hauptargument<br />

für das Zustandekommen<br />

von Geschäften.<br />

Auf die Frage, was man derzeit in<br />

Russland von Sotschi 2014 mitbekommt,<br />

hat Andrey Boyarinov,<br />

Vertriebsleiter von Gorimpex, eine<br />

sehr spontane Antwort. „Sotschi<br />

2014 wird in die Geschichte Russlands<br />

eingehen. Das wird ein ganz<br />

großes Ding werden. Das Schöne<br />

dabei ist, dass wir aktiv etwas zum<br />

Gelingen der Olympischen Spiele<br />

beitragen. Durch Gorimpex wurden<br />

nicht nur Pistenfahrzeuge,<br />

sondern auch Seilbahnen und Beschneiungssysteme<br />

nach Sotschi<br />

geliefert. Eben alles, was die Leitner-Gruppe<br />

zu bieten hat”.<br />

nachhaltige nutzung<br />

Ein ganzes olympisches Dorf für die<br />

Biathleten und Langläufer hat das<br />

Brixlegger Baumanagement-Unternehmen<br />

Geisler-Trimmel geplant.<br />

Rund ein Jahr Arbeit investierte ein<br />

Team von sieben Experten in die<br />

Planungsarbeit der Unterkünfte für<br />

die Sportler und das „house of appointment<br />

and official delegations“,<br />

berichtet Geschäftsführer Markus<br />

Rupprechter. „Unsere Aufgabe war<br />

die Festlegung des Masterplanes ±<br />

wo und was in seinen Funktionen<br />

hinkommt, Logistik und Optik sowie<br />

die Nachnutzung der Unterkunftsgebäude<br />

als Wellnesshotel<br />

waren zu planen.“<br />

Besonders waren auch die Herausforderungen<br />

für das Haller Unternehmen<br />

TRM. Es lieferte insgesamt<br />

14,6 Kilometer Rohrleitung<br />

und 1414 Formstücke für die Beschneiungsanlagen<br />

des Olympiaortes<br />

am Kaukasus mit einem<br />

Gesamtauftragsvolumen ca. 1,5<br />

Millionen Euro.<br />

„Das prestigeträchtigste aller Beschneiungsprojekte<br />

in Sotschi ist<br />

ganz klar an uns gegangen, weil<br />

wir auf diesem Gebiet die technologische<br />

Führerschaft besitzen und<br />

aufgrund der hohen Anzahl der benötigten<br />

Formstücke als einziger<br />

Anbieter zuverlässige und pünktliche<br />

Lieferungen zusagen konnten“,<br />

berichtet Stefan Sterr, Leiter<br />

Sonderprodukte TRM. „Außerdem<br />

bieten wir den technischen Support<br />

und haben beste Referenzen<br />

am Markt.“ Für die Auftraggeber<br />

war dies entscheidend, denn die Beschneiungsanlagen<br />

im olympischen<br />

Skigebiet Rosa Khutor sind technologisch<br />

anspruchsvoll, weil der Geländeverlauf<br />

steil und verwinkelt ist<br />

und durch die langen Zuläufe hoher<br />

Druck in den Rohren entstehen.<br />

Touristische Präsenz<br />

Die Olympischen Winterspiele in<br />

Russland sind aber nicht nur für<br />

Tirols Industriebetriebe eine prestigeträchtige<br />

Gelegenheit, gute<br />

Geschäfte zu machen. Auch der<br />

Tiroler Tourismus will sich auf dem<br />

russischen Parkett von seiner besten<br />

Seite zeigen. Unter dem Motto<br />

„Bringing the Alps to Sochi“<br />

wird Tirol bei den Winterspielen<br />

in Sotschi als „Exklusiver Premium<br />

Partner“ des Österreichischen<br />

Olympischen Comités (ÖOC)<br />

für alpines Flair im „Austria Tirol<br />

House“ sorgen. Diese Kooperation<br />

zwischen dem ÖOC und der Tirol<br />

Werbung wurde im Rahmen einer<br />

Pressereise nach Sotschi vor wenigen<br />

Tagen offiziell vorgestellt.<br />

ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel<br />

freut sich auf die Fortführung<br />

der Zusammenarbeit von London<br />

2012: „Unser Erfolgskonzept haben<br />

wir gemeinsam mit der Tirol<br />

Werbung für die Winterspiele<br />

28 Wirtschaft Standort Tirol


2014 weiter entwickelt. In London<br />

hat unsere Partnerschaft alle Erwartungen<br />

weit übertroffen. Knapp<br />

40.000 Gäste wurden registriert,<br />

wir hatten Bestnoten für Stimmung<br />

und Gastfreundschaft und<br />

viele internationale Fernsehteams,<br />

die Schlange standen, um live aus<br />

dem Haus übertragen zu können.<br />

Und wir gehen durchaus davon<br />

aus, dass wir die Zahlen von London<br />

in Russland noch toppen können.<br />

Eines können wir jetzt schon<br />

sagen: Wir konnten uns in unmittelbarer<br />

Nähe der Alpin-Strecken<br />

den idealen Standort für das ‚Austria<br />

Tirol House‘ sichern.“<br />

Direkt bei den alpinen<br />

Das „Austria Tirol House“ wird<br />

für die Olympischen Winterspiele<br />

2014 im so genannten Mountain<br />

Cluster errichtet. Dort, rund<br />

50 km von der Küstenstadt Sotschi<br />

entfernt, finden die Alpin- und<br />

Freestylebewerbe sowie die Entscheidungen<br />

der nordischen Athleten<br />

und jene im Eiskanal statt.<br />

Zusammen mit den Partnerregionen<br />

Innsbruck mit dem Flughafen<br />

Innsbruck, Ischgl, Seefeld und<br />

dem Zillertal wird die Tirol Werbung<br />

im „Austria Tirol House“ für<br />

Stimmung und Gastlichkeit sorgen.<br />

Zudem werden sich auch Wirtschaftspartner<br />

präsentieren. Die<br />

touristische Präsenz der Tiroler bei<br />

den Olympischen Spielen hat einen<br />

guten Grund. Schon heute verbucht<br />

Tirol rund 40 Prozent aller<br />

Alpenurlaube russischer Gäste<br />

im Winter für sich. „Unser Ziel ist,<br />

die Bekanntheit der Marke Tirol in<br />

Russland und weltweit zu stärken.<br />

die tiroler pistengeräte der firma prinoth sorgen unter anderem auf der abfahrtss<br />

trecke der olympischen Spiele für perfekte pistenverhältnisse Foto: Prinoth<br />

Dazu werden wir diese größte internationale<br />

Wintersportbühne nutzen“,<br />

erklärte Josef Margreiter, Geschäftsführer<br />

der Tirol Werbung.<br />

Verschiedene Schwerpunkte<br />

Die vier Tiroler Partnerregionen<br />

erhalten in Sotschi die Möglichkeit,<br />

sich auf internationaler Bühne<br />

zu präsentieren. Für Innsbruck<br />

stellen die Winterspiele 2014 zugleich<br />

ein 50-jähriges Jubiläum dar.<br />

In Sotschi feiert Innsbruck mit seiner<br />

Olympiaregion daher ein halbes<br />

Jahrhundert Olympiageschichte.<br />

Seefeld wird die Plattform des weltgrößten<br />

Wintersportevents zudem<br />

für seine laufende Bewerbung<br />

als Austragungsort der Nordischen<br />

Ski-WM 2019 nutzen. Ischgl wird<br />

sich als ± gerade bei russischen<br />

Gästen sehr beliebte ± Lifestyle-<br />

Metropole der Alpen präsentieren.<br />

Das Zillertal setzt auf traditionelle<br />

Gastlichkeit, die auf den osteuropäischen<br />

Märkten sehr geschätzt wird.<br />

Darüber hinaus sind wieder zahlreiche<br />

starke Tourismus- und Wirtschaftspartner<br />

mit an Bord ± so zum<br />

Beispiel die Standort agentur Tirol,<br />

die Wirtschaftskammer Tirol oder<br />

das Seilbahnunternehmen Doppelmayr.<br />

Und auch die Tourismusschulen<br />

Tirols sind mit an Bord. Die<br />

Schüler und Schülerinnen bekommen<br />

in Sotschi die Möglichkeit, sich<br />

auf internationalem Boden zu profilieren.<br />

■<br />

innovative app: feratel panoramatv<br />

Panorama-Bewegtbilder in HD Qualität von<br />

Standorten in ganz Europa liefert die App<br />

feratel PanoramaTV ± für TV und Smartphone.<br />

mit der innovativen App<br />

feratel PanoramaTV ist<br />

das aus dem TV bekannte<br />

Wetter Panorama rund um die<br />

Uhr für jede aktive Kamera abrufbar.<br />

Alles was dazu benötigt wird,<br />

ist ein internettaugliches TV Gerät<br />

(Smart TV) bzw. eine internettaugliche<br />

Set-Top-Box oder ein<br />

Smartphone.<br />

Die App feratel PanoramaTV<br />

bietet dem TV-Zuseher beeindruckende<br />

Bilder von rund 250<br />

Standorten in Europa. Über eine<br />

geografisch basierende Navigation<br />

sucht der Zuseher das Bild seiner<br />

Wahl ganz einfach via Fernbedienung<br />

aus und genießt das Panorama<br />

zu jeder Uhrzeit auf dem TV<br />

Bildschirm zu Hause. Zusätzlich<br />

sind aktuelle Informationen des<br />

Bilder von rund 250 Standorten in europa überträgt die neue app von feratel<br />

auf tv und Smartphone.<br />

Foto: feratel<br />

Kamerastandortes wie Wetterwerte,<br />

Prognosen, Kontakte oder<br />

News enthalten.<br />

Die eigens für Smart TV programmierte<br />

App feratel PanoramaTV<br />

ist auf zahlreichen Hardwareplattformen<br />

in den jeweiligen App-<br />

Stores zu finden, u.a. bei Samsung<br />

(Marktführer im deutschsprachigen<br />

Raum), LG, Technisat,<br />

Deutsche Telekom, Opera sowie<br />

diversen Set Top Boxen.<br />

Die Livevideos in HD Qualität<br />

können selbstverständlich auch<br />

am Handy jederzeit mit der Gratis<br />

App feratel PanoramaTV genossen<br />

und Wetterprognosen abgerufen<br />

werden.<br />

feratel zählt zu den führenden Entwicklern<br />

und Anbietern touristischer<br />

Informationssysteme in Europa.<br />

Das Unternehmen entwickelt<br />

seit vielen Jahren innovative Produkte<br />

und Lösungen rund um drei<br />

Kernbereiche: Telekommunikation,<br />

Informations- und Reservierungssysteme<br />

sowie Medien. ■<br />

feraTeL meDIa<br />

TecHnoLoGIeS aG<br />

Maria-Theresien-Str. 8<br />

A-6020 Innsbruck<br />

Tel. +43.512.280-0<br />

www.feratel.com<br />

Standort Tirol Wirtschaft 29


men: die Forschungsquote beträgt<br />

derzeit 15 Prozent des Umsatzes.<br />

Sowohl in der altersforschung als auch in der entwicklung von hörgeräten finden die tiroler Wissenschafterinnen neue<br />

Wege. zwei forscherinnen wurden gerade mit hochkarätigen preisen ausgezeichnet.<br />

Foto: med-el<br />

lange, flexible Elektrode, die erstmals<br />

elektrische Signale durch einen<br />

großen Teil der Cochlea, dem<br />

schneckenförmigen Innenohr, an<br />

den Hörnerv leiten konnte. Mit<br />

einer modifizierten Variante des<br />

Implantats setzte Dr. Hochmair<br />

1979 den nächsten Meilenstein<br />

in der Entwicklung von Cochlea-Implantaten:<br />

Das Verstehen<br />

von Wörtern und Sätzen ohne<br />

Lippenlesen war dank eines kleinen,<br />

am Körper getragenen Audioprozessors<br />

zum ersten Mal<br />

möglich. Die Erkenntnisse dieser<br />

Forschungen setzen Ingeborg<br />

Hochmair und ihr Gatte Erwin<br />

in ihrem Medizintechnikunternehmen<br />

Med-El mit Stammsitz<br />

in Innsbruck seit 1990 um. Heute<br />

ist Med-El mit einem Exportanteil<br />

von 95 Prozent in rund 100<br />

Ländern vertreten. Forschung und<br />

Entwicklung bleiben dabei ein<br />

wesentlicher Fokus im Unternehauf<br />

neuen Wissenschafts-Wegen<br />

Starke Zeichen für die Innovationkraft des Landes setzen die Tiroler<br />

Wissenschafterinnen: Dr. Ingeborg Hochmair erhielt den renommierten<br />

Lasker Award, Alterforscherin Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />

wurde mit dem Wissenschaftspreis des Landes ausgezeichnet.<br />

Hören können bedeutet<br />

Kommunikation, Teilnahme<br />

am sozialen Leben.<br />

Wer nicht hören kann, steht<br />

schnell am Rand der Gesellschaft.<br />

Daher, so begründete die Jury des<br />

Lasker± Debakey Medical Clinical<br />

med-el-gründerin dr.<br />

ingeborg hochmair ist<br />

maßgeblich an der<br />

entwicklung des cochleaimplantats<br />

beteiligt.<br />

Foto: med-el<br />

Research Award, ist das „Cochlea-<br />

Implantat“ zwar kein lebensrettendes<br />

Gerät, doch es „ist verknüpft<br />

mit dem Recht jedes Kindes auf<br />

Ausbildung, und es kann der Vereinsamung<br />

und einer Abnahme<br />

der kognitiven Fähigkeiten bei älteren<br />

Menschen entgegenwirken.“<br />

Für die Entwicklung dieses Hörgerätes,<br />

das das Hörvermögen von<br />

Personen mit mittlerem bis hochgradigen<br />

Hörverlust durch elektrische<br />

Stimulation des Hörnervs<br />

wieder herstellt, zeichnete die<br />

amerikanische Lasker Foundation<br />

im heurigen September daher<br />

auch die Tiroler Wissenschafterin<br />

Ingeborg Hochmair<br />

aus. Die promovierte<br />

Elektrotechnikerin erhielt<br />

die auch als „amerikanischer<br />

Nobel-Preis“<br />

bezeichnete Auszeichnung<br />

für ihren frühen<br />

wissenschaftlichen Beitrag<br />

im Bereich der Cochlea-Implantate.<br />

Den Grundstein legte<br />

dabei die Entwicklung des ersten<br />

mikroelektronischen Mehrkanal-<br />

Cochlea-Implantats, das erstmalig<br />

im Jahr 1977 in Wien implantiert<br />

wurde.<br />

entwicklungen für das Hören<br />

Das Implantat beinhaltete eine<br />

Vorreiterin für alternsforschung<br />

Das Altern und seine (medizinischen)<br />

Herausforderungen stehen<br />

im Mittelpunkt der Forschungen<br />

von Univ.-Prof. Dr.<br />

Beatrix Grubeck-Loebenstein, die<br />

im Oktober von der Tiroler Landesregierung<br />

mit dem Wissenschaftspreis<br />

des Landes Tirol ausgezeichnet<br />

wurde. Habilitiert für<br />

Innere Medizin und Pathophysiologie,<br />

leitet Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />

seit 2003 das Institut<br />

für Biomedizinische Alternsforschung,<br />

das heute zur Universität<br />

Innsbruck gehört. Der Schwerpunkt<br />

ihrer Forschungsabteilung<br />

ist die Entwicklung neuer Strategien<br />

zur Stärkung des Immunsystems<br />

im Alter sowie die Verbesserung<br />

von Impfungen für alte<br />

Personen. Mit dem Institut positioniert<br />

die Wissenschaftlerin Innsbruck<br />

als Forschungsvorreiter<br />

in der Biogerontologie. Für die<br />

Preisträgerin steht vor allem die<br />

Interdisziplinarität ihres Fachgebietes<br />

im Fokus der Arbeit: „Mein<br />

Ziel ist es, altersbedingte Veränderungen<br />

im Immunsystem aufzudecken,<br />

um neue Wege zur Prävention<br />

von Funktionsverlusten zu<br />

finden. Aufbauend auf den Ergebnissen<br />

der Grundlagenforschung<br />

können dann Impfstoffe und andere<br />

immunstimulierende Maßnahmen<br />

entwickelt werden, die<br />

für ältere Menschen besonders geeignet<br />

sind“, erklärt Grubeck-Loebenstein<br />

ihre innovativen Forschungsintentionen.<br />

■<br />

tiroler Wissenschaftspreis für dr. Beatrix<br />

grubeck-loebenstein, überreicht<br />

von lr Bernhard tilg Foto: land Tirol/macht<br />

30 Wirtschaft Standort Tirol


tiroler almschweine statt mastsäue<br />

Nachhaltigkeit setzt sich in Tirol auch am Hof und in der Küche fort:<br />

Regionale Lebensmittel stehen bei Einheimischen und Gästen hoch im Trend.<br />

Tiroler Gröstl, Kasspatzln,<br />

Blattlstock oder Tiroler<br />

Marend, wenn die Urlauber<br />

nach Tirol kommen, bestellen sie<br />

natürlich gern regionale Küche.<br />

Immer mehr fragen die mündigkritischen<br />

Gäste inzwischen nach,<br />

wo denn das Fleisch, das Gemüse,<br />

die Wurst herkommt. „Aus der<br />

Region“ oder gar „<strong>vom</strong> Nachbarbauern“<br />

heißt es dann meist. Nachhaltigkeit<br />

und Ökologiebewusstsein<br />

im Sinne von kurzen Transportwegen<br />

und Lebensmitteln aus der<br />

Umgebung gehören heute in vielen<br />

Tiroler (Wirts)häusern zum Standard.<br />

Zwar ist es nicht mehr so, dass<br />

der Tiroler nur dem Braten traut,<br />

den er selber geschlachtet hat. Doch<br />

der Trend zum ökologisch-ökonomischen<br />

Denken hat auch in den<br />

Küchen Einzug gehalten ± im Sinne<br />

einer Qualitätsoffensive, die der<br />

Gast (zu Recht) auch einfordert,<br />

berichtet Josef Hechenberger, der<br />

Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer:<br />

„In der Vergangenheit<br />

war eine gewisse „Geizist-geil“-Mentalität<br />

im Tourismus<br />

spürbar. Durch intensive Bewusstseinsbildung<br />

ist es uns gelungen, die<br />

gelungene Kooperation Tourismus<br />

und Landwirtschaft aufzuzeigen<br />

und wesentlich zu verstärken. Man<br />

spürt, dass die Attraktivität der<br />

regionalen Lebensmittel in der<br />

heimischen Gast ronomie angekommen<br />

ist.“<br />

Wissen, woher das essen kommt<br />

Mit 419.167 Hektar landwirtschaftlicher<br />

Fläche und 16.846<br />

land- und forstwirtschaftlichen<br />

Betrieben zeichnet sich Tirol durch<br />

kleine Strukturen und kurze Wege<br />

aus ± die Basis für Nachhaltigkeit<br />

und Regionalität. Die kreislauforientierte<br />

Bewirtschaftung wird in<br />

Tirol schon seit Jahrhunderten<br />

praktiziert. Das schätzen auch die<br />

Konsumenten, unterstreicht der<br />

tirol setzt auf kleine Strukturen. das almschwein etwa darf sich hoch oben am<br />

Berg einen gesunden Bauch anfressen.<br />

Foto: Hörtnagl<br />

„tirols Kernkompetenzen liegen auch<br />

in der lebensmittelveredelung“, Josef<br />

hechenberger, präsident der landwirtschaftskammer<br />

tirol Foto: Die Fotografen<br />

Landwirtschaftskammer-Präsident:<br />

„Neben der hochwertigen Qualität<br />

unserer Produkte, wissen die<br />

Konsumenten woher die Lebensmittel<br />

kommen, wie und von wem<br />

sie produziert wurden ± das sind<br />

die bedeutendsten Vorteile unserer<br />

klein strukturierten Tiroler Landwirtschaft.<br />

Die Lebensmittelproduktion<br />

und -veredelung zählt<br />

schließlich zu den Kernkompetenzen<br />

der Tiroler Landwirtschaft.<br />

Die jüngsten Lebensmittelskandale<br />

(die Intervalle werden immer<br />

kürzer) haben aufgezeigt, dass diese<br />

Kriterien die Kaufentscheidung der<br />

Konsumenten ausschlaggebend<br />

beeinflussen.“ Hier gibt es noch viel<br />

ausbaufähiges Potenzial für die<br />

Zukunft. Dafür benötigt es<br />

weiterhin eine gute Zusammenarbeit<br />

zwischen den regionalen<br />

bäuerlichen Produzenten, dem<br />

Handel, dem Tourismus sowie den<br />

Konsumenten. Außerdem sind<br />

Innovationen, Engagement und<br />

der Weg <strong>vom</strong> feld zum teller wird<br />

in tirol kurz gehalten. regionale<br />

lebensmittel sind „in“ Foto: aichner<br />

Kreativität in der Entwicklung und<br />

der Vermarktung gefragt, so<br />

Hechenberger. „Nachhaltige Wirtschaftsweise<br />

gewinnt zunehmend<br />

an Bedeutung. Besonders erfreulich<br />

ist, dass der Landwirtschaftssektor<br />

hier eine Vorreiterstellung für<br />

andere Wirtschaftszweige innehat.“<br />

regionalität ist auch Preisfrage<br />

Auch bei den größeren Produzenten<br />

setzt man auf Qualität aus<br />

Tiroler Hand. Der Wurstwaren-<br />

Produzent Hörtnagl bezieht sämtliche<br />

fleischlichen Rohstoffe aus<br />

Österreich. „Das ist nur eine Preisfrage.<br />

Wir bezahlen einen stolzen<br />

Preis für die Waren, dafür<br />

bekommen wir aber auch sensationelle<br />

Qualität“, so Hans Plattner,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter.<br />

„Wo es möglich ist, decken wir uns<br />

in Tirol ein. Das ist bei Kalb- und<br />

Rindfleisch nahezu zu hundert<br />

Prozent möglich, bei Schweinefleisch<br />

nicht, Tirol ist kein Schweinezuchtland.<br />

Die begrenzten<br />

Bestände an Tiroler Schweinefleisch<br />

verarbeiten wir in Kooperation<br />

mit der Agrarmarketing Tirol<br />

zu zwei lokalen Produkten: das<br />

Hofschwein und das Almschwein<br />

Derzeit schicken 15 Bauern ihre<br />

Schweine exklusiv für die Firma<br />

Hörtnagl auf die Alm.“ Rund 2700<br />

Tonnen hochwertige Fleisch- und<br />

Wurstwaren erzeugt Hörtnagl pro<br />

Jahr, die in den eigenen Filialen, im<br />

Lebensmitteleinzelhandel und an<br />

Hotellerie und Gastronomie<br />

verkauft werden. Die Wertschöpfung<br />

für die Tiroler Bauern:<br />

400.000 kg Rindfleisch, 70.000 kg<br />

Kalbfleisch, 50.000 kg Schweinfleisch<br />

und 7500 kg Lammfleisch<br />

nimmt Hörtnagl jährlich von den<br />

regionalen Anbietern ab. Inzwischen<br />

expandiert Hörtnagl auch<br />

vorsichtig nach Deutschland: So<br />

gibt’s die Tiroler Leckereien schon<br />

in Berlin und Hamburg. ■<br />

Standort Tirol Wirtschaft 31


Unternehmen&Märkte<br />

FOTO: ANGELIKA ZINZOW FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

»Wir investieren<br />

lieber in den USA«<br />

INTERVIEW | Hariolf Kottmann Der deutsche Chef des Schweizer<br />

Spezialchemiekonzerns Clariant über seine Ausbaupläne,<br />

teuren Strom und Frauen in der Chemiebranche.<br />

Herr Kottmann, Clariant hat soeben ein<br />

Forschungszentrum für 500 Mitarbeiter in<br />