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Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2013-11-11 (Vorschau)

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Microsoft · Aldi · Facebook · Infineon · Hochtief · AT&T · Maerz · Clariant · Claas · Secomba<br />

46<br />

<strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>|Deutschland €5,00<br />

4 6<br />

4 1 98065 805008<br />

Sicherheit<br />

Ein deutsches<br />

Startup<br />

trotzt der NSA<br />

Koalitionspoker<br />

Der harte Kampf<br />

der Jungen gegen<br />

die Alten<br />

ENDLICH<br />

FREI!<br />

Vermögen aufbauen,<br />

Rente aufstocken:<br />

So gelingt Ihr vorzeitiger<br />

Ausstieg aus dem Job<br />

Schweiz CHF 8,20 | Österreich €5,30 | Benelux€5,30 | Griechenland€6,00 | GroßbritannienGBP 5,40 | Italien€6,00 | Polen PLN27,50 | Portugal€6,10 | Slowakei €6,10 | Spanien€6,00 | TschechischeRep.CZK 200,- | Ungarn FT 2000,-<br />

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Einblick<br />

Unglaublich, aber wahr: Die neue Koalition<br />

hat schon abgewirtschaftet, noch ehe sie richtig<br />

angetreten ist. Von Roland Tichy<br />

Avanti Dilettanti<br />

FOTO: HEIKE ROST FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

Avanti Dilettanti, vorwärts ihr<br />

Stümper, so lautet das Programm<br />

eines Berliner Kabaretts. Die<br />

Wirklichkeit überholt die Spötter:<br />

Die große Koalition ist noch nicht im<br />

Amt und schon eine Lachnummer. Das<br />

Kabarett muss die Rolle der Opposition<br />

spielen, weil die links-grüne, ideologisch<br />

neosozialistische Opposition zur ebenfalls<br />

linkspopulistischen Regierung keine<br />

Alternative ist und bürgerliche Parteien<br />

an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten.<br />

In einer übermütigen Stimmungsmelange<br />

aus Kindergeburtstag und Wünsch-dir-<br />

Was fordern die über 300 beteiligten Koalitionspolitiker<br />

Wahlgeschenke im Wert von<br />

fast 50 Milliarden Euro. Für die Finanzierung<br />

reichen nicht mal historische Rekordsteuereinnahmen.<br />

Abbau der Schulden,<br />

nachhaltige Finanzierung? Papperlapapp.<br />

Zur Bedrohung werden die versprochenen<br />

Rentenerhöhungen. Sie werden fällig,<br />

wenn die dann wenigen Beitragszahler ohnehin<br />

schon mit bestehenden Ansprüchen<br />

überfordert sind. Um ihnen noch mehr auf<br />

das Noch-Mehr draufzupacken, will SPD-<br />

Chef Sigmar Gabriel das Renteneintrittsalter<br />

von 67 auf 63 Jahre vorverlegen. Wie mit<br />

nur 30 Beitragsjahren 30 und mehr Rentenjahre<br />

finanziert werden sollen, weiß nur<br />

der größte lebende deutsche Rentenmathematiker<br />

Gabriel ganz alleine.<br />

Wie in einem Rausch werden alle, aber<br />

auch alle Reformen der Agenda 2010 kassiert,<br />

mit denen die Arbeitslosigkeit in den<br />

vergangenen Jahren so dramatisch und<br />

wirkungsvoll halbiert werde konnte. Insbesondere<br />

SPD-Politiker räumen die Erfolge<br />

der Regierung Schröder ab, als sei die eine<br />

feindselige Besatzungsmacht gewesen,<br />

von der man sich jetzt befreien kann. Es ist<br />

aber nur ein einziger riesiger Sozialschwindel:<br />

Leistungen werden versprochen, die<br />

die Lage der Schwächsten, der Minderqualifizierten<br />

und Arbeitslosen verschlechtern.<br />

Der Arbeitsmarkt wird wieder verriegelt,<br />

Junge ausgegrenzt. Das Beispiel<br />

Frankreichs (siehe Seite 38), das eben diese<br />

Reformen nicht bewältigte und mit dramatischer<br />

Überschuldung und 26 Prozent Jugendarbeitslosigkeit<br />

gepeinigt ist, scheint<br />

Vorbild zu sein. Alle wollen dahin, wo der<br />

traurige französische Präsidentendarsteller<br />

François Hollande bereits steht: inmitten<br />

der rauchenden Ruinen seines Linkspopulismus.<br />

DAS VERACHTETE PARLAMENT<br />

Notwendige Reformen fehlen. Die irrwitzige<br />

Förderung grüner Teuerenergie treibt<br />

die Industrie aus dem Land – aber der Mut<br />

zur Veränderung fehlt. Nachhaltige Sicherung<br />

von Renten und Sozialleistungen?<br />

Fehlanzeige.<br />

Manche vermuten hinter dem Koalitionspalaver<br />

den Versuch, die Belastungsgrenze<br />

der Unternehmen, insbesondere<br />

des von den Linken so verhassten Mittelstandes,<br />

zu testen. Die Summe der Maßnahmen<br />

liest sich eher wie ein Angriff gegen<br />

das eigene Volk.<br />

Oder ist es ein Masterplan von Angela<br />

Merkel? So absurd sind die Koalitionsverhandlungen,<br />

dass sie sich selbst entwerten.<br />

Die Konturen einer Art neuen Präsidialsystems<br />

werden schärfer, in dem ein starker<br />

Kanzler gegen die Wirrköpfe in den Parteien<br />

regiert. Dazu passt, dass die Abgeordneten<br />

des Deutschen Bundestages sich endgültig<br />

und freiwillig zu parlamentarischen<br />

Pfötchenhebern haben entmachten lassen:<br />

Sie dürfen nur noch absegnen, wozu<br />

sich im Koalitionsvertrag die Parteien<br />

selbst ermächtigt haben und was von den<br />

SPD-Mitgliedern stellvertretend für das gesamte<br />

deutsche Volk für richtig befunden<br />

wurde. Noch nie in der Geschichte der<br />

Bundesrepublik wurde das Parlament so<br />

verächtlich behandelt. Vor diesem Hintergrund<br />

warten manche auf einen Befreiungsschlag,<br />

der das Land aus den Wirren<br />

der wild gewordenen koalitionären Räterepublik<br />

befreit, und wenn es ein Triumvirat<br />

aus Merkel, Gabriel und Seehofer ist,<br />

das das Machbare, Sinnvolle, Notwendige<br />

und Bezahlbare zusammenfügt.<br />

Aber das wird schwer sein. Ansprüche<br />

sind geweckt, Erwartungen schießen ins<br />

Kraut. Regieren lässt sich mit diesem Verhau<br />

nicht. Es wird nicht ohne Neuwahlen, wie<br />

auch immer, machbar sein. Es ist nicht Dilettantismus,<br />

sondern Machtpolitik pur. n<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 3<br />

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Überblick<br />

Menschen der Wirtschaft<br />

6 Seitenblick Die Ankunft des Genlachses<br />

8 Freihandel: Amerika blockt ab<br />

A 9 Kfz-Versicherung: Billigtarif dank Blackbox |<br />

Aldi: Angriff auf Konditoren<br />

10 Interview: Der künftige DGB-Chef Hoffmann<br />

will die Gewerkschaft neu aufstellen<br />

12 Gründerpreis: Die Feier | NKD: Anklage<br />

gegen Ex-Chef | BayernLB: Neue Vorwürfe<br />

A 14 Dormero: Wöhrls große Hotelexpansion |<br />

Microsoft: Neue Zentrale in Schwabing |<br />

Jochen Schweizer: App für Abenteuer<br />

16 Chefsessel | Startup Sommelier Privé<br />

A 18 Chefbüro F. Scott Woods, Deutschland-<br />

Chef von Facebook<br />

Politik&Weltwirtschaft<br />

22 Demografie Die junge Politiker-Generation<br />

im Deutschen Bundestag wird von den<br />

Alten an den Rand gedrängt<br />

28 Zuwanderung Deutschland bemüht sich<br />

um qualifizierte Einwanderer | Die Geschäfte<br />

unter Immigranten haben sich zu einem<br />

wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt<br />

38 Frankreich Mit Präsident François<br />

Hollande ist kein Staat mehr zu machen<br />

43 Berlin intern<br />

Der Volkswirt<br />

44 Kommentar | Umfrage<br />

45 Deutschland-Konjunktur<br />

46 Warum eigentlich... sollen die deutschen<br />

Leistungsbilanzüberschüsse von Übel sein?<br />

47 Denkfabrik ifo-Präsident Hans-Werner<br />

Sinn über den neuen Bauboom in Deutschland<br />

Unternehmen&Märkte<br />

48 Türkei Ministerpräsident Recep Erdogan<br />

blockiert mit seinem Islamisierungskurs den<br />

Wandel zu einer innovativen Ökonomie.<br />

Viele Unternehmen leiden jetzt schon<br />

A 54 Interview: Reinhard Ploss Der Chef des<br />

Chipherstellers Infineon fordert eine stärkere<br />

Förderung von Elektroautos<br />

A 58 Hochtief Was der spanische Großaktionär<br />

ACS mit dem Bauriesen wirklich vorhat<br />

62 Unternehmensberater Welche Anbieter<br />

künftig die besten Chancen haben<br />

66 Flughafen Hahn 20 Jahre nach seiner Eröffnung<br />

droht dem Billigflug-Mekka das Aus<br />

A 68 Maerz Der Münchner Modehersteller<br />

strickt an einem flotteren Image<br />

A 69 Interview: Hariolf Kottmann Der Chef des<br />

Spezialchemiekonzerns Clariant über Ausbaupläne,<br />

teuren Strom und Frauenquoten<br />

A 72 AT&T Der Griff des US-Riesen nach<br />

Vodafone stößt auf wenig Gegenliebe<br />

Technik&Wissen<br />

76 Agrartechnik Ein digitaler Innovationsschub<br />

macht Landwirtschaft effizienter<br />

Titel Finanzielle Freiheit planen<br />

Jung gegen Alt<br />

Union und SPD wollen in den<br />

nächsten vier Jahren viel verteilen.<br />

Gerecht ist das nicht. Vor allem<br />

Junge schneiden schlecht ab. Die<br />

wenigen Vertreter ihres Alters im<br />

Bundestag wie Dorothee Bär<br />

(Foto) passen sich in den Verhandlungen<br />

eher an, als aufzumucken.<br />

Seite 22<br />

Den Vollzeitjob früher als mit 67 aufzugeben<br />

ist möglich– trotz erodierender<br />

Renten und deprimierend niedriger Zinsen.<br />

Wie Sie vorgehen sollten, was Sie<br />

hinzuverdienen dürfen, wie Sie ein Vermögen<br />

aufbauen und Ihr Kapital in eine<br />

private Rente wandeln. Seite 96<br />

Ende der Ackerromantik<br />

Hochintelligente Erntemaschinen wie die Mähdrescher von<br />

Claas und Informationstechniken machen die Landwirtschaft<br />

produktiver und umweltfreundlicher. Seite 76<br />

TITELILLUSTRATION: WIESLAW SMETEK<br />

4 A Unternehmen auf dem Titel erwähnt<br />

Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Nr. 46, <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong><br />

FOTOS: PAUL BLAU, PR, SINAN CAKMAK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

Sorge um das Wirtschaftswunder<br />

Der Islamisierungskurs von Ministerpräsident Erdogan wird für die<br />

wirtschaftliche Entwicklung zum Problem, befürchten türkische<br />

Unternehmer und Manager wie Nilüfer Durak (Foto). Seite 48<br />

Krisengewinnler<br />

Die Menschen in Griechenland, Spanien und Irland leiden unter<br />

der Euro-Krise. Doch Kunst und Kultur erleben dort trotz drastischer<br />

finanzieller Kürzungen eine neue Blüte. Seite 124<br />

Gutes Timing<br />

Neue Ideen setzen sich nur<br />

durch, wenn sie zur richtigen<br />

Zeit kommen – so wie die<br />

Verschlüsselungssoftware des<br />

deutschen Startups Secomba.<br />

Andrea Pfundmeier und Robert<br />

Freudenreich gewannen jetzt<br />

den Gründerwettbewerb der<br />

WirtschaftsWoche. Seite 86<br />

82 Sicherheit Wie sich schnurlose Kameras in<br />

billige Alarmanlagen verwandeln lassen<br />

85 Valley Talk<br />

Management&Erfolg<br />

A 86 Gründerpreis Das Startup Secomba gewinnt<br />

mit einer Verschlüsselungssoftware<br />

den Gründerwettbewerb | Alle Finalisten im<br />

Überblick | Im Gründertagebuch berichten<br />

die Sieger über ihren Start als Unternehmer<br />

Geld&Börse<br />

96 Finanzplanung Wie ein früher Ausstieg aus<br />

dem Vollzeitjob gelingt | Den Vorruhestand<br />

planen | Wichtige rechtliche Regeln | Vermögen<br />

aufbauen | Die besten Zusatzrenten<br />

109 Börse Wie beim IPO des Leuchtenherstellers<br />

Hess getrickst wurde | Fragwürdige Subventionen<br />

<strong>11</strong>2 US-Aktien Die Favoriten der Hedgefonds<br />

<strong>11</strong>4 Steuern und Recht Renovierung bei Auszug<br />

| Promillegrenze bei E-Bikes | Kindergeld<br />

bei freiwilligem Wehrdienst | Schenkungen<br />

zwischen Ehegatten<br />

<strong>11</strong>6 Geldwoche Kommentar: Twitter-Börsengang<br />

| Trend der Woche: Japanische Staatsanleihen<br />

| Dax-Aktien: Beiersdorf | Hitliste:<br />

Ölservicewerte | Aktien: Qiagen, Bonjour<br />

Holdings | Anleihe: EWE | Zertifikate: Rohstoffaktien<br />

| Investmentfonds: Weltzins-Invest<br />

| Nachgefragt:DAB-Chef Huber baut<br />

den Direktbroker zur Universalbank um |<br />

Relative Stärke: Celesio<br />

Perspektiven&Debatte<br />

124 Euro-Krise In Griechenland, Spanien und<br />

Irland inspiriert die Krise viele Künstler<br />

128 Kost-Bar<br />

Rubriken<br />

3 Einblick, 130 Leserforum,<br />

132 Firmenindex | Impressum, 134 Ausblick<br />

n Lesen Sie Ihre WirtschaftsWoche<br />

weltweit auf iPad oder iPhone:<br />

Diese Woche mit einem Video<br />

über den Vormarsch der Robotik<br />

in der Landwirtschaft sowie<br />

einem App-Exklusivbeitrag<br />

zu den Korruptionsgerüchten<br />

um den<br />

türkischen Premier<br />

wiwo.de/apps<br />

n Themenwoche Vorsorge Was Sie<br />

tun können, damit die Rente reicht,<br />

wie Sie sich richtig versichern und ob<br />

sich ein Hauskauf lohnt, erfahren Sie<br />

unter wiwo.de/richtigvorsorgen<br />

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wirtschaftswoche<br />

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WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 5<br />

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Seitenblick<br />

GENMODIFIZIERTE LEBENSMITTEL<br />

Superfisch für<br />

Supermärkte<br />

Die USA wollen erstmals ein genetisch modifiziertes<br />

Tier zum Verzehr freigeben – einen schnell wachsenden<br />

Lachs. Widerstand kommt <strong>vom</strong> deutschen Discounter<br />

Aldi und seiner US-Tochter Trader Joe’s.<br />

16Monate braucht der genmodifizierte<br />

Atlantiklachs des US-Unternehmens AquaBounty<br />

Technologies, bis er ausgewachsen ist. Er legt doppelt<br />

so schnell zu wie sein natürlicher Verwandter. Seit 18<br />

Jahren entwickeln Wissenschaftler den Superfisch, der<br />

genetische Bausteine des pazifischen Königslachses<br />

sowie eines Fisches besitzt, der zur Familie der Aale gehört.<br />

Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat angedeutet,<br />

dass sie das Tier im Herbst zum Verzehr freigeben will.<br />

1500Meter hoch in den Bergen<br />

Panamas steht die Aquafarm, wo der neuartige Lachs<br />

heranwächst. So verhindern die Forscher, dass sich<br />

die ausschließlich weiblichen Tiere in freier Wildbahn<br />

mit natürlichen Lachsen kreuzen. Die Fischeier liefert<br />

ein Labor auf der kanadischen Prinz-Edward-Insel,<br />

das Geld kommt <strong>vom</strong> früheren georgischen Wirtschaftsminister<br />

und Oligarchen Kacha Bendukidse.<br />

Zu Sowjetzeiten leitete der Biologe das Moskauer<br />

Labor für molekulare Genetik und tierische Zellen.<br />

FOTO: LAIF/GALLERY STOCK/MARK GAMBA<br />

5000Genlachse musste Aqua-<br />

Bounty jetzt schlachten und vergraben, weil die Fische<br />

ausgewachsen waren, aber noch nicht verkauft werden<br />

durften. Geben die USA den Fisch zum Verzehr frei,<br />

können künftige Generationen an US-Supermärkte ausgeliefert<br />

werden. Doch regt sich Widerstand, so beim<br />

deutschen Riesen Aldi und seiner Tochter Trader Joe’s,<br />

die zusammen 1600 Filialen in den USA betreiben.<br />

Sie wollen den Fisch nicht anbieten.<br />

thomas.stoelzel@wiwo.de<br />

6 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Neu gegen Alt<br />

18 Monate alter Genlachs und<br />

ein gleichaltriger, aber<br />

kleinerer natürlicher Lachs<br />

(kleines Foto). Die US-<br />

Gesundheitsbehörde sieht für<br />

Wildlachse (großes Foto)<br />

„keine signifikanten<br />

Auswirkungen“<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 7<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

Von der Tea Party ausgebremst<br />

US-Präsident Obama<br />

FREIHANDELSZONE<br />

Amerikaner blocken ab<br />

Ein Freihandelsabkommen zwischen der<br />

EU und den USA wird es in absehbarer<br />

Zeit nicht geben. Zu hoch sind die Hürden<br />

in den Vereinigten Staaten.<br />

Nicht die Abhöraffäre des amerikanischen Geheimdienstes<br />

NSA droht die Verhandlungen über<br />

ein europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen<br />

zu verzögern. Als Zauderer entpuppt sich<br />

jetzt die US-Regierung. Insider in Washington haben<br />

den Glauben an ein Abkommen in absehbarer<br />

Zeit verloren. „Unter Obama wird das nichts mehr“,<br />

sagt Matthew Goodman, der in der ersten Amtszeit<br />

von US-Präsident Barack Obama Koordinator des<br />

Weißen Hauses für Handelsabkommen war und für<br />

die Gipfeltreffen der G20-Staaten und der G8-Staaten<br />

verantwortlich war. Obama sei die nächsten<br />

Jahre weitgehend blockiert. Unter dem Druck der<br />

Tea Party würden die Republikaner im Repräsentantenhaus<br />

jedes Vorhaben Obamas stoppen,<br />

„selbst wenn er einen Ehrentag für verdiente Großmütter<br />

vorschlüge“, warnt Goodman.<br />

Auch Scott Miller sieht das so, der Chef für Internationale<br />

Wirtschaft in der Denkfabrik Center for<br />

Strategic and International Studies, die dem Weißen<br />

Haus nahesteht. Hinzu komme: Für den Präsidenten<br />

habe das Abkommen keine oberste Priorität.<br />

„Zuerst wird man das Handelsabkommen mit<br />

den asiatischen Ländern anpacken, danach erst<br />

kommt das transatlantische Abkommen.“ Mit den<br />

Asiaten planen die Amerikaner eine Freihandelszone,<br />

die neben den USA elf Länder umfasst: Australien,<br />

Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko,<br />

Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam.<br />

Frühestens 2015, also gegen Ende von Obamas<br />

Amtszeit, werde das Abkommen zwischen den USA<br />

und der EU ernsthaft zum Thema, sagt Miller, der<br />

einst als Direktor für Welthandel beim US-Konsumgüterriesen<br />

Procter & Gamble mehrere US-Regierungen<br />

beriet. Nicht nur das von der Tea Party stark<br />

beeinflusste US-Repräsentantenhaus werde zur<br />

Hürde, sagt Miller. „Ich sehe vor allem den Senat als<br />

Problem, weil die Senatoren nicht zwingend nach<br />

Parteizugehörigkeit abstimmen. Hier kann es beim<br />

Freihandel zu unendlichen Verhandlungen und<br />

Verzögerungen kommen.“ Auch die US-Unternehmen<br />

zeigten nur mäßiges Interesse. „Sie haben sich<br />

angepasst und kommen gut zurecht“, sagt Miller.<br />

Europas Unternehmen sehen das mit Sorge. Die<br />

US-Firmen hätten bisher kaum für sie relevante<br />

Regulierungshindernisse identifiziert, heißt es bei<br />

Wirtschaftsvertretern in Brüssel. Entsprechend<br />

gering sei der Druck der US-Wirtschaft auf die amerikanische<br />

Regierung. Europa steht außerdem vor<br />

dem Problem, dass im November 2014 eine neue<br />

EU-Kommission antritt. Da diese sich dann erst<br />

einarbeiten muss, kommen auch die Europäer<br />

nicht so schnell voran wie erhofft.<br />

martin.seiwert@wiwo.de | New York, silke wettach | Brüssel<br />

Transatlantischer<br />

Kraftprotz<br />

Welche Wirtschaftsmacht<br />

eine Freihandelszone<br />

ausEUund USA<br />

hätte<br />

60<br />

45<br />

40<br />

40<br />

30<br />

12<br />

Prozentder weltweiten<br />

Direktinvestitionen<br />

Prozentder weltweiten<br />

Wirtschaftsleistung<br />

Prozentdes weltweiten<br />

Dienstleistungshandels<br />

Prozentder weltweiten<br />

Patente<br />

Prozentdes weltweiten<br />

Güterhandels<br />

Prozentder Weltbevölkerung<br />

Quelle: Deutsche Bank<br />

8 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FOTOS: BESTIMAGE/AFTONBLADETBILD, INGO RAPPERS FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, ULLSTEIN BILD/REUTERS/ANDY CLARK<br />

VERSICHERUNG<br />

Blackbox für Autos<br />

Wer rücksichtsvoll und umweltfreundlich<br />

Auto fährt, kann von<br />

Januar an bei der Kfz-Versicherung<br />

sparen. Vorausgesetzt, er<br />

lässt in seinen Wagen eine kleine<br />

Telematikbox einbauen, die<br />

Fahrstil und Fahrverhalten aufzeichnet.<br />

Darauf abgestimmte<br />

Haftpflicht- und Kaskotarife<br />

bietet die Düsseldorfer Sparkassen<br />

DirektVersicherung unter<br />

der Marke S-Drive an, als erstes<br />

Unternehmen in Deutschland,<br />

wie Vorstand Jürgen Cramer<br />

ankündigt.<br />

Die Box übermittelt die Daten<br />

an den Mobilfunkkonzern Telefónica.<br />

Zudem ermöglicht sie<br />

es, Autos nach Diebstählen zu<br />

orten, und sie alarmiert bei Unfällen<br />

automatisch eine Rettungszentrale,<br />

falls der Fahrer<br />

verletzt oder ohnmächtig ist.<br />

86<br />

35<br />

Artikel passt<br />

nicht<br />

68<br />

55<br />

Ware gefällt<br />

nicht<br />

Angst vor dem „gläsernen<br />

Fahrer“ sei trotz der Datenerfassung<br />

unbegründet, betont<br />

Cramer. „Telefónica weiß nicht,<br />

welche Kunden hinter den<br />

Fahrprofilen stecken, und übermittelt<br />

seinerseits nur Indexwerte<br />

ohne Bezug zu Ort oder<br />

Zeit der Fahrten an uns.“ Fahrer<br />

mit besonders guten Werten erhalten<br />

dann den Rabatt zur<br />

Schadensfreiheitsklasse. Dem<br />

Fahrer mit dem besten Index-<br />

Wert im Monat winkt ein Quartal<br />

gratis Versicherungsschutz.<br />

Für sein Unternehmen rechne<br />

sich das trotzdem, glaubt Cramer.<br />

„Ich halte mit dem Angebot<br />

eine um fünf bis zehn Prozentpunkte<br />

bessere Schadenquote<br />

bei höherer Kundentreue<br />

für erreichbar.“<br />

thomas.kuhn@wiwo.de<br />

Aufgeschnappt<br />

Tauschgeschäft Weltpremiere<br />

im Waves Coffee House in<br />

Vancouver: Dort steht der erste<br />

Geldautomat für Bitcoins. Er<br />

tauscht kanadische Dollar<br />

gegen die Online-Währung.<br />

Hin und weg<br />

Die häufigsten Gründe für die Rücksendung von Waren, die im Internet bestellt wurden<br />

62<br />

Mehrere Varianten<br />

bestellt<br />

Keine echte<br />

Kaufabsicht<br />

(in Prozent)<br />

Entspricht nicht<br />

der Beschreibung<br />

Umfrageunter Online-Händlern; Mehrfachantworten möglich; Quelle: ibi Research UniversitätRegensburg<br />

26<br />

Extrarabatt für<br />

Autofahrer<br />

Versicherungsvorstand<br />

Cramer<br />

Geschäft verhagelt Regen und<br />

Hagel hat den Winzern in Frankreichs<br />

berühmtester Weinregion<br />

Bordeaux die Lese verdorben.<br />

Sie dürfte 19 Prozent weniger<br />

Wein ergeben als im Vorjahr.<br />

ManagementCup<br />

Sie sind Chef eines Startups<br />

und besitzen Rechte an einer<br />

neuen Technologie – nun steht<br />

der Schritt ins Massengeschäft<br />

an. So lautet das Szenario des<br />

WirtschaftsWoche + KPMG<br />

ManagementCups. Noch bis<br />

<strong>11</strong>. November <strong>2013</strong> können Sie<br />

einsteigen und Ihr fiktives Unternehmens<br />

steuern. Infos unter<br />

wiwo.de/managementcup<br />

37<br />

Produkt<br />

defekt<br />

Artikel<br />

versehentlich<br />

bestellt<br />

Falsche<br />

Lieferung<br />

ALDI<br />

Angriff auf<br />

Konditoren<br />

Unter Deutschlands Bäckern<br />

und Konditoren wächst die Sorge<br />

vor einem neuen Vorstoß<br />

von Aldi Süd. Nachdem der Discounter<br />

seine Filialen in den<br />

vergangenen Jahren bereits mit<br />

Brotbackautomaten ausgerüstet<br />

hat, könnte er in Zukunft<br />

auch frische Kuchen anbieten.<br />

„Da kommt die nächste Welle<br />

auf uns zu“, ist Armin Werner,<br />

Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands<br />

des Deutschen Bäckerhandwerks,<br />

überzeugt. Allerdings<br />

würde Aldi damit das<br />

eigene Geschäft mit Tiefkühlkuchen<br />

torpedieren.<br />

Unter dem Slogan „Feines<br />

<strong>vom</strong> Konditor“ teste Aldi derzeit<br />

in mehreren Märkten ein<br />

neues Backwarensortiment,<br />

heißt es in der Branche. Dabei<br />

würden Kuchen tiefgekühlt bei<br />

Aldi angeliefert und dann in<br />

den Filialen aufgetaut und verkauft.<br />

„Das könnte sehr bald<br />

ausgerollt werden“, erwartet Armin<br />

Juncker, Geschäftsführer<br />

des Verbandes Deutscher Großbäckereien.<br />

Michael Peschke,<br />

Geschäftsführer des Deutschen<br />

Konditorenbunds, sieht „eine<br />

Gefahr für die Branche“, da die<br />

Zahl der Mitbewerber wachse.<br />

henryk.hielscherx@wiwo.de<br />

Bekleidung, Textilien, Schuhe<br />

Restliche Branchen<br />

15 12 14 <strong>11</strong><br />

8 7<br />

9<br />

3 3 2<br />

36<br />

Unvollständige<br />

Lieferung<br />

2<br />

6<br />

Zu lange<br />

Lieferzeiten<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 9<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

FLOSKELCHECK<br />

Basis<br />

Unterste Bodenplatte<br />

einer jeden Parteiarchitektur.<br />

Besteht bisweilen<br />

aus begossenen<br />

Betonköpfen und<br />

dient peripheren Mitgliedern<br />

als Bühne für<br />

fundamentalistische<br />

Untergrundkämpfe<br />

zur schließlich breitgetretenen<br />

Meinungsfindung.<br />

Während die<br />

Basis ihr Handeln für<br />

grundlegend hält,<br />

stellen höhere Parteiinstanzen<br />

jeden Tiefgang<br />

ihrer Überlegungen<br />

infrage und<br />

behandeln das gemeine<br />

Parteivolk unter<br />

Berufung auf realpolitische<br />

Sachzwänge<br />

wie Kellerkinder.<br />

DER FLOSKELCHECKER<br />

Carlos A. Gebauer, 48,<br />

arbeitet als Rechtsanwalt in<br />

Düsseldorf, wurde auch als<br />

Fernsehanwalt von RTL und<br />

SAT.1 bekannt.<br />

GEWERKSCHAFTEN Reiner Hoffmann<br />

»Keine ideologischen<br />

Barrieren errichten«<br />

Der kommende DGB-Chef will die Gewerkschaften<br />

neu aufstellen. Er akzeptiert flexiblere Arbeitszeiten<br />

und fordert eine Reform der Energiewende.<br />

Herr Hoffmann, auch wenn einige<br />

Einzelgewerkschaften die<br />

Wende geschafft haben, dürfte<br />

die Mitgliederzahl insgesamt in<br />

diesem Jahr weiter sinken. Wie<br />

wollen Sie den Trend drehen?<br />

Da gibt es eine Reihe von Dingen.<br />

Die Gewerkschaften müssen<br />

sich etwa stärker um höher<br />

qualifizierte Angestellte kümmern.<br />

Der Solidaritätsgedanke<br />

allein zieht bei dieser Klientel<br />

nicht. Bei der Arbeitszeit müssen<br />

wir noch mehr Differenzierung<br />

zulassen und notfalls<br />

sogar fördern – wenn die Arbeitnehmer<br />

das wollen. Prinzipiell<br />

sollten Gewerkschaften keine<br />

ideologischen Barrieren errichten.<br />

Da haben wir durchaus<br />

Fehler gemacht.<br />

Welche?<br />

Teilzeitarbeit zum Beispiel haben<br />

wir lange bekämpft und<br />

verteufelt. Das Ergebnis: Heute<br />

liegt unser Organisationsgrad<br />

bei Teilzeitbeschäftigten unter<br />

zehn Prozent. Auch die Leiharbeit<br />

ist nicht per se des Teufels.<br />

Hier gilt es jedoch, Missbrauch<br />

und Auswüchse zu bekämpfen.<br />

Müssten die deutschen<br />

Gewerkschaften nicht stärker<br />

auch ins Ausland schauen?<br />

Absolut. Die Gewerkschaften<br />

müssen sich international noch<br />

stärker vernetzen. Es gilt, unsere<br />

Kräfte stärker zu bündeln,<br />

um schlagkräftiger zu werden.<br />

Nötig ist auch eine international<br />

orientierte Personalentwicklung.<br />

Nur ein Beispiel: Wo immer<br />

möglich sollten junge<br />

Gewerkschafter Praktika im<br />

Ausland machen, etwa beim<br />

Europäischen Gewerkschaftsbund<br />

(EGB) in Brüssel.<br />

Während der DGB über einen<br />

Jahresetat von 141 Millionen<br />

Euro verfügt, muss der EGB mit<br />

zwölf Millionen auskommen.<br />

Braucht der Bruder in Brüssel<br />

mehr Geld und Personal?<br />

Ja, darüber muss nachgedacht<br />

werden. Die Entscheidung<br />

darüber treffen aber die Einzelgewerkschaften.<br />

Denkbar wäre<br />

auch eine projektbezogene<br />

Entsendung von Gewerkschaftssekretären.<br />

Ist das deutsche System der<br />

Mitbestimmung noch ein<br />

Modell für andere EU-Staaten?<br />

Wir sollten nicht so tun, als sei<br />

das deutsche Modell das einzig<br />

wahre. Es gibt unterschiedliche<br />

Gewerkschaftskulturen in Europa;<br />

dies haben wir zu respektieren.<br />

Mitbestimmung ist in<br />

vielen europäischen Nachbarländern<br />

kein Fremdwort mehr.<br />

DER QUERDENKER<br />

Hoffmann, 58, soll neuer Chef des<br />

Deutschen Gewerkschaftsbunds<br />

(DGB) werden. Dass ihn der Gewerkschaftstag<br />

im Mai als Nachfolger<br />

von Michael Sommer, 61,<br />

wählt, gilt als sicher. Derzeit leitet<br />

Hoffmann den Bezirk Nordrhein<br />

der IG Bergbau, Chemie, Energie.<br />

Sie sind derzeit noch Bezirksleiter<br />

der IG BCE – einer Gewerkschaft,<br />

deren Mitglieder<br />

zu einem großen Teil in energieintensiven<br />

Unternehmen<br />

arbeiten. Ist die Energiewende<br />

für Sie eine Bedrohung?<br />

Grundsätzlich müssen wir die<br />

Chancen der Energiewende in<br />

den Vordergrund stellen – ohne<br />

Risiken zu unterschätzen. Gerade<br />

für energieintensive Branchen<br />

darf die Energiepolitik<br />

nicht zu internationalen Wettbewerbsverzerrungen<br />

führen.<br />

Was also schlagen Sie vor?<br />

Das Chaos beim Netzausbau<br />

muss ein Ende haben. Wir<br />

brauchen ein Monitoring-<br />

System, das einen genauen<br />

Fahrplan für die Energiewende<br />

festlegt. Energie muss unseren<br />

Betrieben zu wettbewerbskompatiblen<br />

Preisen bereitgestellt<br />

werden, sonst gehen die<br />

Unternehmen irgendwann ins<br />

Ausland. Ich warne auch davor,<br />

die Befreiung energieintensiver<br />

Betriebe von der EEG-<br />

Umlage einzuschränken. Ohne<br />

diese Befreiung könnten zum<br />

Beispiel Aluminiumhütten in<br />

Deutschland nicht mehr produzieren.<br />

Wir brauchen eine<br />

grundlegende Reform des<br />

Erneuerbaren-Energien-Gesetzes<br />

– und da bleibt nicht viel<br />

Zeit.<br />

Was muss die neue Bundesregierung<br />

noch angehen?<br />

Wir brauen eine neue Ordnung<br />

der Arbeit. Dazu gehören der<br />

flächendeckende Mindestlohn<br />

von 8,50 Euro und die Verhinderung<br />

von Missbrauch bei<br />

Leiharbeit und Werkverträgen.<br />

Vor allem kommt es auf die<br />

Stärkung der Tarifautonomie<br />

an. Die Hürden für Allgemeinverbindlichkeitserklärungen<br />

müssen sinken, die Tarifeinheit<br />

muss gesichert werden. Wir<br />

brauchen zudem flexible Übergänge<br />

aus dem Berufsleben und<br />

ein Aktionsprogramm für „Gute<br />

Arbeit“ – damit Menschen gesund<br />

durchs Berufsleben kommen<br />

und Arbeitsplätze altersgerecht<br />

gestaltet werden.<br />

bert.losse@wiwo.de<br />

ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER; FOTO: JUDITH WAGNER<br />

10 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

BAYERNLB<br />

Neue<br />

Vorwürfe<br />

GRÜNDERPREIS<br />

Tag der Macher<br />

Tagsüber diskutierten sie auf<br />

der WirtschaftsWoche-Gründerkonferenz<br />

Neumacher über<br />

Geschäftsmodelle und Finanzierung.<br />

Abends feierten sie<br />

den Gewinner des Wirtschafts-<br />

Woche-Gründerpreises – das<br />

Augsburger IT-Startup Secomba.<br />

WirtschaftsWoche-Chefredakteur<br />

Roland Tichy lobte es<br />

als „Startup-Perle Europas“. Im<br />

NKD<br />

Ex-Chef<br />

angeklagt<br />

Die Staatsanwaltschaft Hof<br />

hat Anklage gegen Michael<br />

Krause erhoben, den früheren<br />

Chef des Textildiscounters<br />

NKD. Das bestätigte das Landgericht<br />

Hof, das nun entscheiden<br />

muss, ob es die Anklage gegen<br />

den 37-Jährigen zulässt. Die<br />

Staatsanwaltschaft wirft Krause<br />

Untreue in Millionenhöhe vor.<br />

Er soll mit fingierten Beratungsaufträgen<br />

3,7 Millionen Euro<br />

über Hongkonger NKD-Töchter<br />

nach Zypern abgezweigt haben<br />

(WirtschaftsWoche 30/<strong>2013</strong>).<br />

Krauses Anwälte äußerten sich<br />

bis Redaktionsschluss nicht zu<br />

der Anklage.<br />

NKD war im Frühjahr dieses<br />

Jahres nur knapp an der Insolvenz<br />

vorbeigeschrammt und<br />

trennte sich kurz darauf von<br />

Krause. Seit Juli sitzt er in Untersuchungshaft.<br />

Laut Staatsanwaltschaft<br />

sind Ermittlungen<br />

gegen weitere Beschuldigte<br />

möglich. Den Argwohn der Kriminalisten<br />

weckt etwa ein Im-<br />

Unter<br />

Verdacht<br />

Krause soll<br />

Millionen<br />

veruntreut<br />

haben<br />

C Sponsoren Schwarz<br />

(Vontobel), Dümichen (KPMG)<br />

B Jury mit Siegern Nikolas Gabrysch,<br />

Christine Stimpel, Andrea<br />

Pfundmeier, Robert Freudenreich,<br />

Julia Derndinger, Roland Tichy<br />

Hamburger Freihafen sprachen<br />

mehr als 200 Gründer, Wissenschaftler<br />

und gestandene Unternehmer<br />

wie GFT-Technologies-Chef<br />

Ulrich Dietz über den<br />

Gründerstandort Deutschland.<br />

„Geprägt von Kreativität und<br />

Kaufmannsgeist“ warb Carsten<br />

Brosda von der Staatskanzlei<br />

Hamburg für die Gründerszene<br />

der Hansestadt, die die Konferenz<br />

als Sponsor ebenso unterstützte<br />

wie KPMG. „Wir stellen<br />

rote Fahnen auf, damit die<br />

Gründer nicht in vermeintliche<br />

Fettnäpfchen treten“, sagte<br />

KPMG-Partner Tim Dümichen.<br />

Und attraktiv für private Investoren<br />

werden. Denn die„lassen<br />

sich nicht von PR blenden und<br />

prüfen Businesspläne ganz genau“,<br />

sagte Volker Schwarz von<br />

der Privatbank Vontobel –<br />

ebenfalls ein Sponsor der Veranstaltung<br />

(siehe Seite 86).<br />

manfred.engeser@wiwo.de<br />

mobiliendeal, bei dem Krause<br />

sein Haus in Düsseldorf an einen<br />

ranghohen Manager eines<br />

NKD-Geschäftspartners verkauft<br />

hat. Den millionenschweren<br />

Kaufpreis hat die Staatsanwaltschaft<br />

gepfändet. Krauses<br />

Anwälte äußerten sich auch<br />

hierzu zunächst nicht.<br />

Möglicherweise hatte Krause<br />

gleich doppeltes Pech. In NKD-<br />

Unternehmenskreisen heißt es,<br />

dass Krause auch an dem nach<br />

Zypern geflossenen Geld nicht<br />

lange Freude gehabt haben soll.<br />

Während der Bankenkrise zog<br />

der Staat alle Guthaben oberhalb<br />

von 100 000 Euro ein. Die<br />

Staatsanwaltschaft hat ein<br />

Rechtshilfeersuchen an die Kollegen<br />

in Zypern gestellt, um herauszufinden,<br />

ob sich zu diesem<br />

Zeitpunkt tatsächlich noch<br />

NKD-Geld auf zyprischen Konten<br />

befand.<br />

florian.zerfass@wiwo.de I Frankfurt<br />

Schwere Vorwürfe gegen die<br />

BayernLB erhebt Tilo Berlin,<br />

Ex-Vorstand der österreichischen<br />

Bank Hypo Group<br />

Alpe Adria (HGAA). In einer<br />

sogenannten Sachverhaltsdarstellung<br />

für die Wiener Wirtschafts-<br />

und Korruptionsstaatsanwaltschaft<br />

beschuldigt<br />

er Michael Kemmer, ehemals<br />

Chef der BayernLB und heute<br />

Vorsitzender des Bundesverbandes<br />

deutscher Banken, sowie<br />

Stefan Ermisch, ebenfalls<br />

Ex-Vorstand der BayernLB,<br />

und den früheren bayrischen<br />

Finanzminister Georg Fahrenschon<br />

sowie „unbekannte Täter<br />

im Kreis der Bayerischen<br />

Landesbank“, die Republik Österreich<br />

„unter Druck gesetzt,<br />

getäuscht und betrogen“ zu<br />

haben. Das Schreiben liegt der<br />

WirtschaftsWoche vor. Die<br />

BayernLB gehört dem Freistaat<br />

Bayern und dem Sparkassenverband<br />

Bayern.<br />

Mithilfe falscher Darstellungen,<br />

so Berlins Vorwurf, habe<br />

die BayernLB <strong>vom</strong> österreichischen<br />

Staat „Partizipationskapital<br />

in Höhe von 900 Millionen<br />

Euro“ erhalten. Die<br />

BayernLB hatte die HGAA 2007<br />

Hals über Kopf übernommen,<br />

mit dem Ziel, das Geschäft in<br />

Südosteuropa auszuweiten.<br />

Als die HGAA nach Ausbruch<br />

der Finanzkrise in Turbulenzen<br />

geriet, gab die BayernLB<br />

sie „in einer Nacht-und-Nebel-<br />

Aktion“, wie Österreich jetzt behauptet,<br />

für einen symbolischen<br />

Euro zurück.<br />

Anschließend musste das<br />

Finanzhaus notverstaatlicht<br />

werden. Berlin behauptet, die<br />

BayernLB habe die Rückgabe<br />

der Bank an Österreich lange<br />

geplant und gegenüber Wien<br />

den wahren Zustand der HGAA<br />

verschwiegen. Die BayernLB<br />

weist die Vorwürfe zurück.<br />

matthias.kamp@wiwo.de | München<br />

FOTOS: CHRISTIAN MARTIN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE (2), IMAGO/BERND MÜLLER<br />

12 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

DORMERO<br />

Wöhrl plant<br />

Hotelkette<br />

Der Nürnberger Multiunternehmer<br />

Hans Rudolf Wöhrl<br />

will eine deutschlandweit aktive<br />

Hotelkette aufbauen. Erst in<br />

der vergangenen Woche hat der<br />

65-Jährige, der für seinen lukrativen<br />

An- und Verkauf von Fluglinien<br />

wie DBA und LTU bekannt<br />

ist, das Berliner Fünf-<br />

Sterne-Haus Brandenburger<br />

Hof übernommen. Umgesetzt<br />

haben den Deal Wöhrls Immobiliengruppe<br />

Tetris sowie die<br />

von ihm und seinem Sohn Marcus<br />

Wöhrl kontrollierte Hotelfirma<br />

Dormero Hotels & Resorts,<br />

Bis zu 20 Häuser in zehn Jahren<br />

Ex-LTU-Gesellschafter Wöhrl<br />

die bereits sieben Häuser in<br />

Städten wie Dresden, Frankfurt,<br />

Hannover und Stuttgart betreibt.<br />

„Wenn ich sehe, dass in vier<br />

Jahren acht Häuser ans Netz<br />

gingen, so sind 20 Häuser in<br />

maximal zehn Jahren keine<br />

Utopie“, sagt Wöhrl. „Wir hoffen<br />

bald in München, Hamburg,<br />

Düsseldorf, Köln und Leipzig<br />

fündig zu werden.“ Auch Städte<br />

mittlerer Größe hätten oft einen<br />

größeren Bedarf, als man ahne.<br />

Gäste lockt der Franke, indem<br />

Minibar, WLAN und Pay-TV<br />

nichts extra kosten. Wöhrl: „Solche<br />

Dinge stehen auf der Bad-<br />

List, die wir konsequent aus unserem<br />

Konzept verbannten.“<br />

ruediger.kiani-kress@wiwo.de<br />

<strong>11</strong>.<strong>11</strong>. Freihandelsabkommen Die Europäische Kommission<br />

und die US-Regierung starten am Montag die<br />

zweite Verhandlungsrunde über eine transatlantische<br />

Handels- und Investitionspartnerschaft. Die<br />

Gespräche dauern bis Freitag.<br />

EU-Haushalt Die Regierungen der EU-Staaten, die<br />

EU-Kommission und das Europäische Parlament<br />

suchen einen Kompromiss für den Haushalt des<br />

nächsten Jahres und für die mittelfristige Finanzplanung<br />

von 2014 bis 2020. Sie sieht bisher <strong>Ausgabe</strong>n<br />

von knapp einer Billion Euro vor.<br />

13.<strong>11</strong>. Filmförderung EU-Wettbewerbskommissar<br />

Joaquín Almunia will die staatlichen Hilfen für europäische<br />

Filme reformieren und erläutert am<br />

Mittwoch seinen Plan. Bisher<br />

stellen die EU-Staaten jedes Jahr<br />

rund drei Milliarden Euro für die<br />

Filmförderung bereit. In Deutschland<br />

prüft zudem das Bundesverfassungsgericht,<br />

ob die hier gewährte<br />

Unterstützung mit dem<br />

Grundgesetz vereinbar ist.<br />

14.<strong>11</strong>. SPD In Leipzig eröffnen die Sozialdemokraten am<br />

Donnerstag ihren Parteitag. Hauptthema dürften<br />

die Koalitionsgespräche mit der CDU/CSU sein.<br />

Außerdem will sich die SPD auf die Wahlen im<br />

nächsten Jahr vorbereiten: für die Landtage in<br />

Sachsen, Thüringen und Brandenburg und für das<br />

Europäische Parlament.<br />

Wulff-Prozess Vor dem Landgericht Hannover beginnt<br />

das Verfahren gegen Ex-Bundespräsident<br />

Christian Wulff. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm<br />

Vorteilsnahme vor.<br />

Konjunktur Die Bundesbank veröffentlicht ihren<br />

Finanzstabilitätsbericht, das Statistische Bundesamt<br />

das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte<br />

Quartal und Eurostat das BIP für die EU.<br />

ERLEBNISGESCHENKE<br />

App für<br />

Abenteuer<br />

Mit einem Formel-1-Wagen<br />

über den Nürburgring rasen, im<br />

Tandem mit dem Fallschirm<br />

abspringen oder Schützenpanzer<br />

fahren – Jochen Schweizer<br />

erfüllt ausgefallene Wünsche.<br />

Das ist sein Geschäft. Im vergangenen<br />

Jahr erwirtschaftete<br />

er damit einen Umsatz von<br />

rund 50 Millionen Euro. Jetzt<br />

TOP-TERMINE VOM <strong>11</strong>.<strong>11</strong>. BIS 17.<strong>11</strong>.<br />

geht der ehemalige Stuntman<br />

einen Schritt weiter.<br />

Im nächsten Mai will er eine<br />

App vorstellen, über die jeder<br />

Erlebnisse in seiner Region<br />

auch kurzfristig buchen kann.<br />

„Wer am Nachmittag noch<br />

Blick für<br />

ausgefallene<br />

Wünsche<br />

Unternehmer<br />

Schweizer<br />

MICROSOFT<br />

Umzug nach<br />

Schwabing<br />

Aus Sicht der amerikanischen<br />

Kollegen lag Microsofts<br />

Deutschland-Zentrale schon<br />

immer in München. 2016 ist es<br />

tatsächlich so weit: Dann zieht<br />

der Softwareriese nach mehr als<br />

20 Jahren <strong>vom</strong> Vorort Unterschleißheim<br />

in die bayrische<br />

Hauptstadt. Nächstes Jahr beginne<br />

ein Investor mit den Bauarbeiten<br />

an der neuen Zentrale<br />

im Münchner Stadtteil Schwabing,<br />

heißt es aus dem Unternehmen.<br />

Die Entscheidung hat<br />

Microsofts Deutschland-Chef<br />

Christian Illek schon dem<br />

Unterschleißheimer Bürgermeister<br />

Christoph Böck mitgeteilt,<br />

der seinen größten Gewerbesteuerzahler<br />

verliert.<br />

Zwei Jahre lang hatte der<br />

Konzern verschiedene Optionen<br />

abgewogen – <strong>vom</strong> Umbau<br />

der bisherigen Zentrale bis zum<br />

Neubau in München. Wie viele<br />

der rund 1800 Beschäftigten<br />

künftig in Schwabing arbeiten,<br />

ist noch offen. Im August erst<br />

hatte Illek den deutschen Beschäftigten<br />

freigestellt, selbst zu<br />

entscheiden, wo sie künftig<br />

schuften möchten: zu Hause<br />

oder an einem der Standorte in<br />

Berlin, Köln und von 2016 an in<br />

München.<br />

thomas.kuhn@wiwo.de<br />

nichts vorhat, kann über diese<br />

App sehen, dass zum Beispiel<br />

zwei Querstraßen weiter noch<br />

ein Termin für eine wunderbare<br />

Thai-Massage frei ist“, erklärt<br />

der Unternehmer sein neues<br />

Konzept.<br />

Dazu müssen allerdings erst<br />

seine insgesamt 2500 Geschäftspartner<br />

ihre Angebote in ein<br />

gemeinsames System einpflegen.<br />

Binnen eines Jahres will<br />

Schweizer 80 Prozent der<br />

Partner überzeugt haben,<br />

genau das zu tun.<br />

rebecca.eisert@wiwo.de<br />

FOTOS: ACTION PRESS/HARTMUT MÜLLER-STAUFFENBERG, DDP IMAGES (2)<br />

14 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

CHEFSESSEL<br />

STARTUP<br />

LOUIS VUITTON<br />

Nicolas Ghesquière, 42,<br />

arbeitet jetzt als Kreativdirektor<br />

für die französische<br />

Luxusmarke. Er folgt<br />

auf Marc Jacobs, 50, der im<br />

Oktober seinen Abschied<br />

angekündigt hat und den<br />

Börsengang seiner eigenen<br />

Modemarke Marc Jacobs<br />

vorbereiten will. Seine<br />

erste Vuitton-Kollektion<br />

möchte Ghesquière schon<br />

im März präsentieren.<br />

16 Jahre arbeitete er für<br />

Balenciaga, im November<br />

vergangenen Jahres verließ<br />

er den Modehersteller.<br />

ACER<br />

Jim Wong, 55, leitet von Januar<br />

2014 an den angeschlagenen<br />

taiwanischen Computerbauer.<br />

Bisher war der<br />

Mathematiker als Corporate<br />

President verantwortlich für<br />

das operative Geschäft von<br />

Acer. Wong übernimmt den<br />

MAKLER<br />

Chefposten von J.T. Wang, 59,<br />

der am Dienstag nach der Vorlage<br />

schlechter Finanzzahlen<br />

seinen Rücktritt erklärt hat. Die<br />

Nummer vier im schrumpfenden<br />

PC-Markt leidet unter dem<br />

Boom der Tablets.<br />

COMMERZBANK<br />

Jochen Klösges, 49, bisher als<br />

Commerzbank-Vorstand für die<br />

interne Abbaubank verantwortlich,<br />

wechselt zur Hamburger<br />

Reedereigruppe E.R. Capital<br />

Holding. In ihr hat der Unternehmer<br />

Erck Rickmers seine<br />

Firmen zusammengefasst.<br />

Mit Seefahrt kennt Klösges sich<br />

aus, denn er musste bei der<br />

Commerzbank notleidende<br />

Schiffsfinanzierungen abwickeln.<br />

Auch Ulrich Sieber, 47,<br />

muss den Vorstand der Commerzbank<br />

verlassen, da sie das<br />

Gremium verkleinern will. Mit<br />

ihm konnte sie sich nicht<br />

gütlich einigen. Er will die Bank<br />

verklagen. Sein Vertrag wäre<br />

erst 2017 ausgelaufen.<br />

AIR BERLIN<br />

Paul Gregorowitsch, 57, Verkaufsvorstand<br />

der Fluglinie,<br />

geht zum 1. Dezember und<br />

nimmt im März einen noch<br />

nicht genannten Job in seiner<br />

niederländischen Heimat an.<br />

Überraschend daran: Obwohl<br />

der Abgang seit Monaten erwartet<br />

wurde, hat Air Berlin bisher<br />

noch keinen Nachfolger nominiert.<br />

12000<br />

Maklerfirmen vermitteln in Deutschland Wohnimmobilien. 35 bis<br />

45 Prozent der Vermietungen laufen über Makler und 50 bis 60<br />

Prozent der Verkäufe. Branchenführer ist die Sparkassen-<br />

Finanzgruppe, die in dem Bereich 2012 netto 367 Millionen Euro<br />

umsetzte, gefolgt von Engel & Völkers mit 97 Millionen Euro.<br />

SOMMELIER PRIVÉ<br />

Wein online verkosten<br />

Fakten zum Start<br />

Finanzierung zunächst eigene<br />

Mittel, mehr als 100000 Euro<br />

von Business Angels und über<br />

Crowdinvesting 200000 Euro<br />

Umsatz in diesem Jahr 250000<br />

Euro, für 2014 sind 2,5 Millionen<br />

Euro geplant<br />

„Was Arno früher am Tisch gemacht hat, machen wir jetzt online“,<br />

sagt Marc Clemens, der Gründer des Internet-Unternehmens<br />

Sommelier Privé. Arno Steguweit hat die Gäste des Berliner<br />

Adlon-Hotels bei der Auswahl der Weine beraten. Die Idee, daraus<br />

ein Geschäftsmodell zu entwickeln, kam den beiden, als sie sich<br />

auf einer privaten Feier kennenlernten. Clemens hatte damals<br />

Betriebswirtschaftslehre in St. Gallen und in Paris studiert.<br />

Im vergangenen Jahr bauten sie den Online-Weinhandel auf, allen<br />

voran Philipp Nagels, Clemens, Grazia Ravelli und Paul<br />

Stubert (von links) und natürlich Steguweit. Der frühere Chefsommelier<br />

des Adlon hat eigens einen Fragebogen ausgearbeitet,<br />

mit dem er herausfinden will, welchem Kunden er welchen Wein<br />

empfehlen kann.<br />

Rund 15 bis 16 Euro kostet eine Flasche im Schnitt, 150 bis 200<br />

Sorten bietet der Berliner Online-Weinhandel an – ausgewählt<br />

von Steguweit und Hendrik Thoma, Gastsommelier des Startups.<br />

Im nächsten Frühjahr wollen die Jungunternehmer in großen<br />

Städten wie Berlin, Hamburg oder München sogar stationäre<br />

Läden eröffnen, sogenannte<br />

Pop-up-Stores,<br />

die nur wenige Wochen<br />

oder Monate existieren.<br />

Zudem strebt Sommelier<br />

Privé im nächsten Jahr<br />

die schwarze Null an –<br />

bei einem Umsatz von<br />

2,5 Millionen Euro.<br />

nele.hansen@wiwo.de<br />

FOTOS: PICTURE PRESS/CAMERA PRESS, GÖTZ SCHLESER, CARO FOTOAGENTUR/ROBERT SEEBERG<br />

16 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft | Chefbüro<br />

F. Scott Woods<br />

Deutschland-Chef von Facebook<br />

Die virtuelle Welt von Facebook<br />

spiegelt sich im Büro von F.<br />

Scott Woods, 44, wider. Überall<br />

Poster, Plakate, Sticker und<br />

Haftnotizen, selbst die Deckenpfeiler<br />

sind mit Fotos und<br />

handgeschriebenen Merkzetteln<br />

tapeziert – mal gerade ausgerichtet,<br />

mal etwas schief. Und<br />

selbstverständlich arbeitet der<br />

Deutschland-Chef des sozialen<br />

Netzwerks in einem Großraumbüro,<br />

auf 500 Quadratmetern in<br />

der Hamburg Innenstadt.<br />

Woods mag die Atmosphäre<br />

aus kollektiver Betriebsamkeit<br />

und kollegialem Small Talk. Stilmöbel<br />

und Kunstwerke fehlen.<br />

Auf einigen Schreibtischen liegen<br />

Postkarten mit Leitmotiven<br />

wie „Fail Harder“ („Auch wenn<br />

du scheiterst, lerne daraus, und<br />

du kannst Erfolg haben.“). Sie<br />

stehen für die Kultur des amerikanischen<br />

Internet-Unternehmens,<br />

das im Mai vergangenen<br />

Jahres an die Börse ging und<br />

den Umsatz 2012 um 37 Prozent<br />

auf 5,2 Milliarden Dollar erhöhte.<br />

Rund 1,2 Milliarden Menschen<br />

weltweit nutzen Facebook,<br />

allein in Deutschland<br />

sind es 25 Millionen. Woods<br />

stammt aus der Stadt Lavallette<br />

im US-Bundesstaat New Jersey,<br />

wuchs in Deutschland auf und<br />

studierte an der amerikanischen<br />

Colgate University Germanistik.<br />

Seit Februar 2010 ist<br />

er für Facebook-Gründer Mark<br />

Zuckerberg der „Mann vor Ort“.<br />

Zusammen mit 25 Mitarbeitern<br />

berät Woods Agenturen und<br />

Unternehmen bei ihren Werbeauftritten<br />

auf Facebook. Das<br />

Rüstzeug dazu erwarb er sich<br />

zuvor beim Suchportal Google,<br />

beim Internet-Radio LastFM<br />

sowie bei den Medienkonzernen<br />

Gruner+Jahr und Axel<br />

Springer. Sein Arbeitsplatz im<br />

Großraumbüro unterscheidet<br />

sich kaum von denen seiner<br />

Kollegen: Computer, Laptop,<br />

iPhone. An einer Säule kleben<br />

Fotos von Events: Woods mit<br />

schwedischen Kollegen auf<br />

einer Weihnachtsfeier und<br />

Woods mit TV-Moderator Kai<br />

Pflaume. An der Wand hängt<br />

ein Trikot des Hamburger<br />

Sportvereins. „Der HSV ist mein<br />

Verein“, sagt Woods. Das Trikot<br />

trägt die Nummer 10 – und<br />

natürlich den Namen Woods.<br />

ulrich.groothuis@wiwo.de<br />

FOTO: ARNE WEYCHARDT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

18 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Geschmeidige Generation<br />

KOALITION | Union und SPD wollen viel verteilen in den nächsten vier Jahren.<br />

Gerecht ist das nicht. Vor allem Junge schneiden schlecht ab. Die wenigen Vertreter<br />

ihres Alters passen sich in den Verhandlungen eher an, als aufzumucken.<br />

Um bei den Jungen zu landen,<br />

muss die Geschichte bei den<br />

Alten beginnen. Bei Heinz<br />

Riesenhuber zum Beispiel.<br />

Als Alterspräsident eröffnete<br />

der 77-jährige CDU-Senior jüngst die Sitzungszeit<br />

des 18. Bundestags. Im Plenum<br />

sprach er auch zur Abgeordneten Dorothee<br />

Bär, 35, die grade noch zur CSU-Jugendtruppe<br />

Junge Union gehört. Bärs<br />

Oma, gleicher Jahrgang wie Riesenhuber,<br />

kümmert sich an Sitzungstagen öfter um<br />

die drei Kinder der Enkelin in Franken.<br />

Die Alten helfen den Jungen. In der Politik<br />

sind die Junioren aber auch oft von Senioren<br />

umzingelt. „Die Älteren sind halt<br />

häufiger politisch aktiv“, sagt Bär. „Jüngere<br />

gehen auch seltener zur Wahl.“<br />

Im Bundestag liegt das Durchschnittsalter<br />

der Abgeordneten bei etwa 50 Jahren.<br />

Bei den Wählern dominieren die Alten: Ein<br />

Drittel ist älter als 60, nur gut ein Viertel<br />

jünger als 40 Jahre alt. In den Parteien sieht<br />

es ähnlich aus: Das durchschnittliche SPD-<br />

Mitglied bringt es auf 59 Jahre, bei CDU<br />

und CSU sind es 57 und 60 Jahre.<br />

KEIN KONFLIKT WEIT UND BREIT<br />

Das macht die jüngeren Ehrgeizigen wie<br />

Bär zwar sichtbar – zumal die CSU-Frau<br />

gerne in Pink oder Lila daherkommt. Doch<br />

die Älteren haben mehr Gewicht. Die Aufstrebenden<br />

legen es zudem nicht auf Konflikte<br />

an. Sie nennen es Vorsicht, andere<br />

würden es womöglich Feigheit nennen.<br />

Die Unterhändler der Möchtegernkoalition<br />

aus Schwarzen und Roten wünschen<br />

sich zudem verwertbare Erfolge bis zur<br />

Wahl in vier Jahren. Doch Mütterrente oder<br />

Rente mit 63, ungedeckte Versprechen bei<br />

der Pflege und das Eingeständnis, die bereits<br />

angehäuften mehr als zwei Billionen<br />

Euro deutscher Staatsschuld doch nicht<br />

abzubauen, sprechen für wenig Weitblick.<br />

Die Folgelasten fallen erst in zehn Jahren<br />

an – oder eine Generation später.<br />

Jüngere wie Bär, der CDU-Wirtschaftspolitiker<br />

Carsten Linnemann, 36, oder die<br />

Last für die Jüngeren<br />

Staatsverschuldung in Deutschland<br />

(inMilliarden Euro)<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

1950 60 70 80 90 2000 10<br />

Quelle:Destatis<br />

SPD-Abgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler,<br />

38, müssten „Hier“ und „Stopp“<br />

schreien in den Koalitionsrunden, in denen<br />

es viel ums Verteilen und wenig ums<br />

Aufsparen geht.<br />

Wer viel verteilt, lässt weniger Geld und<br />

Chancen für Jüngere. Doch Generationengerechtigkeit<br />

ist kein Thema. Zu bequem<br />

scheint die wirtschaftliche Lage, zu angepasst<br />

wirken die nicht mehr ganz Jungen, die<br />

es schon fast an die Macht geschafft haben.<br />

Die Dreißiger aus Union und SPD geben<br />

sich pragmatisch und wirken oft beliebig.<br />

Der Tübinger Juniorprofessor Jörg Tremmel<br />

hält die Durchschlagskraft der Jüngeren<br />

für zu gering. Der Befund des Politologen:<br />

„Deutschland ist schon eine Gerontokratie.<br />

Die Jüngeren können sich nicht durchsetzen,<br />

und die Interessen kommender Generationen<br />

werden nicht berücksichtigt.“<br />

Tremmel definiert: „Generationengerecht<br />

wäre, Schulden abzubauen und Investitionen<br />

festzuschreiben.“ Stattdessen sei der<br />

Abbau der Staatsschulden verschoben. In<br />

der Sozial- wie in der Umweltpolitik hinterließen<br />

die Älteren mehr Lasten als Chancen.<br />

PRAGMATISCH STATT BELIEBIG<br />

2002, als Bätzing-Lichtenthäler und Bär<br />

mit so vielen anderen Youngstern wie noch<br />

nie in den Bundestag einzogen, klang vieles<br />

kämpferischer. Bundeskanzler Gerhard<br />

Schröder (SPD) nahm Anlauf zur Agenda<br />

2010, die gefühlte Krise schürte Unruhe<br />

und begünstigte Veränderungen. Damals<br />

sprachen viele von der demografischen<br />

Zeitbombe, wenn immer weniger Junge<br />

den Lebensstandard auch der Älteren sichern<br />

sollen. Davon spricht derzeit in der<br />

Politik keiner, obwohl viele Probleme<br />

durch jahrelanges Aufschieben umso<br />

drängender geworden sind.<br />

Vor zehn Jahren setzte sich Dorothee Bär<br />

noch dafür ein, die Forderung nach Generationengerechtigkeit<br />

in die Verfassung<br />

aufzunehmen. Daraus wurde nichts. „Bei<br />

Grundgesetzänderungen bin ich grundsätzlich<br />

eher skeptisch“, sagt sie heute<br />

nüchtern. „Das ist oft Symbolpolitik.“ Allein<br />

wenn es um eigenständige Rechte für Kinder<br />

gehe, kämpfe sie dafür weiter.<br />

Aus Nachwuchshoffnung Bär ist nach elf<br />

Jahren Bundestag ein abgebrühter Profi<br />

»<br />

FOTO: PAUL BLAU FOTOGRAFIE<br />

22 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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über 40 Jahre<br />

Aus Überzahl...<br />

Deutsche Wähler<br />

nach Altersgruppen*<br />

70,7 % 29,3 %<br />

61,8<br />

Mio.<br />

unter 40 Jahre<br />

...wird Übermacht<br />

AbgeordneteimDeutschen<br />

Bundestag nach Altersgruppen*<br />

über 40 Jahre<br />

82,1 %<br />

631<br />

bis 40 Jahre<br />

17,9 %<br />

30<br />

Prozent<br />

*QUELLE: BUNDESWAHLLEITER, EIGENE BERECHNUNG<br />

Dorothee Bär, 35, CSU<br />

Bär kommt aus Franken, ist Vize-Generalsekretärin<br />

der CSU, Familienpolitikerin,<br />

Fan neuer Medien und zog 2002 in den<br />

Bundestag ein. Über den Nachrichtendienst<br />

Twitter erreicht die Abgeordnete<br />

knapp 17 000 Follower. Sie ist für das Betreuungsgeld<br />

und für die Frauenquote in<br />

Unternehmen. Die Politologin gilt als Anwärterin<br />

auf ein Regierungsamt, etwa als<br />

Parlamentarische Staatssekretärin.<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»<br />

geworden. „Zu Beginn war es für mich<br />

erschreckend, wie lange Abstimmungsprozesse<br />

dauern.“<br />

Auch die Hoffnung auf Posten und Pöstchen<br />

besänftigt. So suchen die U40er ihr<br />

Heil darin, diplomatische Forderungen<br />

einzuschleusen, die Jüngeren zwar helfen<br />

sollen, aber Ältere nicht vergrätzen. Bär<br />

praktiziert diese Kunst in zwei Verhandlungs-AGs<br />

von Schwarz-Rot – eine für Familie<br />

und Gleichstellung, die andere mit<br />

digitaler Agenda – und in großer Runde mit<br />

80,7 Prozent<br />

der CDU/CSU-MdBs sind<br />

älter als 40 Jahre<br />

den Parteichefs Angela Merkel, Horst Seehofer<br />

und Sigmar Gabriel.<br />

Zum Beispiel Netzpolitik. Die inoffizielle<br />

Twitter-Queen im Bundestag betont, dass<br />

ein digital voll erschlossenes Deutschland<br />

vor allem Jungen helfe. Also Breitband in<br />

jeden fränkischen Winkel und Medienbildung<br />

an allen Schulen. Das mache das Arbeiten<br />

flexibler und locke Unternehmen,<br />

es helfe gar gegen die Verödung ganzer<br />

Landstriche. Das digitalisierte Dorf sei die<br />

Lösung, ist sie sehr optimistisch: „Wir müssen<br />

dafür sorgen, dass das flache Land attraktiv<br />

bleibt, dass Junge bleiben oder zurückkehren<br />

und eine Familie gründen.“<br />

GUT FÜR ALTE UND FÜR JUNGE<br />

Ein großes Rad will Bär drehen: „Mein Ziel<br />

wäre es, Deutschland in zehn Jahren komplett<br />

barrierefrei zu gestalten.“ Keine unüberwindbaren<br />

Bordsteine oder Treppen<br />

mehr und leicht nutzbare Internet-Seiten<br />

für Menschen mit einer Behinderung. „Das<br />

hilft Alten und Jungen“, argumentiert sie.<br />

Aber so richtig traut sie sich nicht, ihre Forderung<br />

durchzuboxen. Vieles müssten die<br />

Kommunen bezahlen – also fällt der Erfolg<br />

wohl wegen Geldmangels aus.<br />

Herzensthema der CSU-Frau ist aber die<br />

Familienpolitik. „Es geht ja darum, wie wir<br />

zusammenleben und wie unser Land in 20,<br />

30 Jahren aussieht.“ Für den Bereich war sie<br />

vorige Wahlperiode Sprecherin der Fraktion,<br />

hier könnte ein Regierungsamt winken.<br />

Familie als Generationenthema, bei dem<br />

weder Alte noch Junge vergrätzt werden.<br />

Doch im Detail geht es eben doch wieder<br />

um Geld – Kindergeld etwa – das ja nach<br />

dem Nein zu Steuererhöhungen angeblich<br />

nicht da ist. „Kinderarmut steht ganz oben<br />

auf der Agenda“, beharrt Bär, während die<br />

meisten Koalitionäre über die noch wenig<br />

verbreitete Altersarmut sprechen. Auch<br />

am Betreuungsgeld will sie eisern festhalten.<br />

„Familienpolitik ist eine Investition,<br />

unser Rohstoff ist der Geist in Deutschland.<br />

Wir dürfen kein Kind zurücklassen<br />

und gerne mehr Kinder haben“, argumentiert<br />

sie. „Das ist dann auch gut fürs Säckel<br />

von Herrn Schäuble.“<br />

Geschickte Sätze – Familienpolitik ist also<br />

Finanzpolitik. Gelernt hat Bär auch bei<br />

Horst Seehofer, der sie zur Vizegeneralin der<br />

eher männerlastigen CSU bestimmte. Geht<br />

es um Mentoren, fällt Bär aber ihr Vater ein,<br />

einst Bürgermeister im heimischen Ebelsbach.<br />

Nützlich waren ihr sicher auch Netzwerke,<br />

in denen sich die Getreuen gegenseitig<br />

die Steigbügel halten. In der Union gelten<br />

die Nachwuchsleute dabei als weniger aufmüpfig<br />

als die bei der SPD, dafür aber als<br />

recht effektiv beim Aufstieg. Bär gehört zur<br />

verschwiegenen Seilschaft „Zugspitzgruppe“<br />

der CSU, bestehend aus Leuten, die<br />

2002 ins Parlament kamen. Karl-Theodor zu<br />

Guttenberg stieg am schnellsten auf und<br />

Sabine Bätzing-Lichtenthäler, SPD<br />

Die 38-Jährige stammt aus dem rheinland-pfälzischen<br />

Altenkirchen, überwiegend<br />

katholisch und tiefschwarz. Sie<br />

selbst nennt sich das „rote Schaf“ der<br />

Familie. Wegen der Tschernobyl-Katastrophe<br />

trat sie den Jusos bei, Grüne gab<br />

es in der Heimat nicht. Ihr Vater ist Maler,<br />

die Mutter Krankenschwester, sie<br />

selbst ging zur Fachhochschule und wurde<br />

Beamte. Wer dachte, die junge Abgeordnete<br />

würde als Drogenbeauftragte<br />

scheitern, sah sich getäuscht. Zuletzt<br />

saß Bätzing-Lichtenthäler im Finanzausschuss.<br />

Finanzfragen verhandelt sie nun<br />

auch in der Koalitionsarbeitsgruppe.<br />

stürzte ab, CSU-General Alexander Dobrindt<br />

erhofft sich nun ein Ministeramt.<br />

Im gleichen Jahr gestartet wie Bär und<br />

ebenso nüchtern geworden ist Sabine Bätzing-Lichtenthäler.<br />

Die SPD-Abgeordnete<br />

sprach vor exakt zehn Jahren noch von einer<br />

„Schlaraffenland-Mentalität“, die „am<br />

Ende“ sei. Sie warnte vor Politik, die immer<br />

so täte, als müsse sich nichts ändern, damit<br />

alles schön bleiben kann, wie es ist.<br />

Damals war Bätzing-Lichtenthäler mit<br />

28 die Vorzeigejugendliche der SPD und<br />

erst ein knappes Jahr im Bundestag. Sie<br />

FOTO: PAUL BLAU FOTOGRAFIE<br />

24 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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war schon Teil jener Politik, die sie kritisierte,<br />

aber es fühlte sich noch so an, als stünde<br />

sie draußen.<br />

Drei Legislaturperioden Erfahrung später<br />

darf man sich die Rheinland-Pfälzerin immer<br />

noch als fröhlichen Menschen vorstellen.<br />

Dass Jugend im Leben als Bundestagsabgeordnete<br />

alleine noch keine Kompetenz<br />

ist, hat sie längst gelernt. Auch, dass es ein<br />

Leichtes ist, Politik zu kritisieren; sehr viel<br />

schwieriger aber, gute Argumente durchzusetzen.<br />

86,5 Prozent<br />

der SPD-Abgeordneten<br />

sind älter als 40 Jahre<br />

„Ich bin“, sagt sie, „realistischer geworden.“<br />

In der großen Koalition 2005 bis 2009<br />

wurde Bätzing-Lichtenthäler Drogenbeauftragte<br />

der Bundesregierung und legte<br />

sich öffentlich mit der Alkohol- und Tabaklobby<br />

an. Sie wurde attackiert und als<br />

Spaßbremse verunglimpft. Sie verlor so<br />

manchen Kampf gegen die Industrie. Aber<br />

sie hatte geschafft, dass man sich über sie<br />

aufregte. Ignorieren ging nicht mehr.<br />

Schlaraffenland – die 38-Jährige, die wie<br />

Bär mit am Koalitionsvertrag feilt, findet,<br />

dass sie nichts zurücknehmen muss. „Dass<br />

es uns in Deutschland gut geht, heißt nicht,<br />

dass wir uns zurücklehnen können“, wiederholt<br />

sie ein Argument der Jungen von<br />

einst, die auf Einfluss pochten. Sie will<br />

noch immer für Generationengerechtigkeit<br />

streiten. „Wir dürfen Lasten nicht permanent<br />

den Jüngeren zuschieben.“<br />

Was sie nicht sagt: Mit dieser Einstellung<br />

steht sie quer zu vielen Anliegen ihrer Partei.<br />

Die SPD versprach im Wahlkampf das<br />

Ende vermeintlicher Zumutungen, mehr<br />

Schutz, mehr Geld. Ein Wahlprogramm<br />

mit der Überschrift „Sorge Dich nicht“. Jetzt<br />

kommt der Test. Für die SPD, die Union<br />

und vor allem für die gereifte Bätzing-Lichtenthäler.<br />

Wie viel Widerspruch will sie sich<br />

leisten? Wie viel kann sie durchsetzen?<br />

Bei der Rente wird es besonders<br />

deutlich. Die Wunschlisten<br />

von Schwarz-Rot sind lang,<br />

und hinter den Posten türmen<br />

sich Milliarden. Höhere Mütterrente:<br />

6,5 Milliarden Euro<br />

jährlich. Mindestrenten für<br />

MEHR ZUM THEMA<br />

Wie junge Menschen<br />

optimal fürs Alter vorsorgen<br />

können, lesen<br />

Sie auf Seite 96<br />

Geringverdiener: mehrere Milliarden je<br />

nach Ausgestaltung. Abschlagsfreie Rente<br />

mit 63 für langjährige Beitragszahler: fünf<br />

Milliarden Euro. Wenn alles Wirklichkeit<br />

wird und aus den nur scheinbar üppigen<br />

Rücklagen der Rentenversicherung bezahlt<br />

würde – das Geld für schlechte Zeiten<br />

wäre schnell weg.<br />

„Ich glaube nicht, dass die gegebenen finanziellen<br />

Möglichkeiten ausreichen werden,<br />

wenn wir alle Wünsche der großen<br />

Koalition erfüllen wollen“, sagt sie. Das<br />

wird die Gretchenfrage der Koalition: Kann<br />

sie sich doch beschränken?<br />

Noch schwerer wiegt, dass der Rente mit<br />

67 die Abwicklung droht, dem Großprojekt,<br />

das die Alterssicherung der nächsten<br />

Generation bezahlbar halten soll. Die SPD<br />

plant eine wieder früher einsetzende Rente.<br />

„Wir werden an einer längeren Lebensarbeitszeit<br />

nicht vorbeikommen“, sagt die<br />

Verwaltungswirtin. Aber sie ahnt, dass sie<br />

das einem Dachdecker und einer Pflegerin<br />

kaum vermitteln kann. Ihrer Partei erst<br />

recht nicht.<br />

Fachleuten schwant deshalb Böses. „Die<br />

Rente mit 63 wäre weltfremd. Als wäre der<br />

demografische Wandel einfach in Vergessenheit<br />

geraten“, warnt der Rentenexperte<br />

Axel Börsch-Supan <strong>vom</strong> Münchner Max-<br />

Planck-Institut für Sozialpolitik. „Wir können<br />

nicht wieder neue Anreize zur Frühverrentung<br />

einführen.“<br />

NICHT AUF EINER LINIE<br />

Ähnlich argumentiert Carsten Linnemann.<br />

Der 36-jährige Wirtschaftspolitiker verhandelt<br />

für die Koalition über Arbeit und Soziales.<br />

Er ist nicht der Typ, der die Kamerascheinwerfer<br />

sucht. Doch könnte ihm seine<br />

neue Aufgabe Aufmerksamkeit bringen:<br />

Linnemann hat vor Kurzem den Vorsitz der<br />

Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />

(MIT) der Union übernommen. Mit dem<br />

Ausscheiden der FDP bekommt der CDU-<br />

Wirtschaftsflügel mehr Aufmerksamkeit.<br />

Und Linnemann – junges Gesicht, schmale<br />

Statur, Krawatte und Anzug – muss beweisen,<br />

dass er als Stimme der wirtschaftlichen<br />

Vernunft taugt.<br />

Das Interesse der Wirtschaft und das der<br />

Jungen stimmen für Linnemann häufig<br />

überein: Was jetzt nicht verfrühstückt wird,<br />

bleibt für Investitionen und die<br />

Zukunft. In den Koalitionsverhandlungen<br />

sitzt der 36-Jährige<br />

in einer Reihe mit Arbeitsministerin<br />

Ursula von der Leyen<br />

(CDU). Nur sind die beiden<br />

inhaltlich nicht auf einer Li-<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 25<br />

»<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

nen Streit über generöse Rentenerhöhungen<br />

(wie Parteikollege Jens Spahn) oder<br />

künstliche Hüften für Senioren (wie JU-<br />

Chef Philipp Mißfelder) <strong>vom</strong> Zaun bräche.<br />

Konflikte versucht er in der Fraktion auszutragen.<br />

„Der Schlüssel, um hier ernst genommen<br />

zu werden, ist Sachkenntnis“, sagt<br />

Linnemann etwas umständlich. Er ist promovierter<br />

Volkswirt, und er war Assistent<br />

des verstorbenen Chefökonomen der<br />

Deutschen Bank, Norbert Walter. „Er hat<br />

sich eigentlich nie dran gestört, was sein<br />

69,9 Prozent<br />

der grünen Abgeordneten<br />

sind älter als 40 Jahre<br />

»<br />

nie: Von der Leyen ist Verfechterin der<br />

Frauenquote und der Lebensleistungsrente,<br />

durch die sie die Rente von Geringverdienern<br />

erhöhen will. Linnemann lehnt<br />

beides ab.<br />

„Eine Aufstockung der Rente für Geringverdiener<br />

würde das ganze Leistungsprinzip<br />

des Rentensystems infrage stellen“, sagt<br />

er. „Das wäre ein gefährlicher Systembruch.“<br />

Und teuer: Die Einführung der Lebensleistungsrente<br />

könnte die Rentenkassen<br />

bis 2030 mit rund zehn Milliarden Euro<br />

belasten. „Das wird mittelfristig zu Beitragssteigerungen<br />

führen, zulasten der jungen<br />

Generation“, kritisiert er.<br />

DEN JUNGEN ANS PORTEMONNAIE<br />

In der Runde gibt es deshalb Planspiele,<br />

den Beitragssatz gesetzlich einzufrieren.<br />

Zurzeit sind die Kassen voll, laut Gesetz<br />

müssen die Beiträge gesenkt werden, sobald<br />

die Finanzreserve das Eineinhalbfache<br />

der monatlichen Auszahlungen übersteigt.<br />

Bis zum Jahresende aber dürfte die<br />

Rücklage sogar 1,75 Monatsausgaben betragen.<br />

Greift die Koalition jetzt in die Kasse,<br />

zieht sie damit den Nachkommenden<br />

das Geld aus dem Portemonnaie. „In einer<br />

Carsten Linnemann, 36, CDU<br />

Der Paderborner wurde erst vor Kurzem<br />

zum neuen Vorsitzenden der Mittelstands-<br />

und Wirtschaftsvereinigung (MIT)<br />

der Union gewählt. Linnemann stammt<br />

aus einer Mittelständler-Familie, seine Eltern<br />

führen eine Buchhandlung. Als MIT-<br />

Chef ist der promovierte Volkswirt eine<br />

wichtige Kraft innerhalb des Wirtschaftsflügels<br />

der Union, der die vergangenen<br />

Jahre allerdings an Einfluss verloren hat.<br />

In den Koalitionsverhandlungen sitzt Linnemann<br />

in der Arbeitsgruppe Arbeit und<br />

Soziales – und kämpft gegen die von<br />

Ministerin von der Leyen befürwortete<br />

Lebensleistungsrente.<br />

großen Koalition muss man freilich immer<br />

Kompromisse finden. Aber die dürfen<br />

nicht so ausfallen, dass jüngere Generationen<br />

das Nachsehen haben“, sagt er.<br />

Doch es ist fraglich, ob sein Einwand Gehör<br />

findet. Der Einfluss der Arbeitsgruppen<br />

ist begrenzt, am Ende entscheidet die große<br />

Runde übers Geld. Und der typische<br />

Aufrührer ist der 36-jährige Paderborner<br />

sicher nicht. Damit würde man in Berlin<br />

auch nicht viel erreichen, verteidigt sich<br />

Linnemann. Unwahrscheinlich, dass er ei-<br />

Chef Josef Ackermann ihm gesagt hat“, erzählt<br />

er. „Das hat mich schon beeindruckt.“<br />

Auch Linnemann stellt sich gegen die,<br />

die in der Hierarchie über ihm stehen. Er<br />

ist zu liberal, zu sehr von der Ordnungspolitik<br />

geprägt, als dass er stets auf Parteilinie<br />

fahren könnte. Wenn man sich querstellt,<br />

müsse man schon dahinterstehen, sagt er.<br />

„Man muss es gut begründen können und<br />

bestens informiert sein.“ Als einer von 15<br />

schwarz-gelben Abgeordneten votierte<br />

Linnemann gegen den Euro-Rettungsschirm.<br />

Kanzleramtschef Ronald Pofalla<br />

bot ihm deswegen Nachhilfe an. Die<br />

Jungen Unternehmer hingegen verliehen<br />

ihm deshalb und wegen seiner Rentenkritik<br />

den „Preis für Generationengerechtigkeit“.<br />

Sie sehen in ihm eine Stimme für die<br />

Jungen.<br />

Eine Stimme, der bisher vielleicht das<br />

Mikrofon fehlte – und der Rückhalt? Doch<br />

das Netzwerk Linnemanns dürfte sich weiten.<br />

Der Vorsitz bei den Unions-Mittelständlern<br />

öffnet Türen, auf einmal steht er<br />

in Terminkalendern von Merkel und Bundesfinanzminister<br />

Wolfgang Schäuble.<br />

Schäuble allerdings ließ noch im Wahlkampf<br />

durchblicken, er denke nicht, dass<br />

in der Politik zu wenig für die Interessen<br />

des Nachwuchses getan werde. „Es gibt seit<br />

Langem einen Trend in der Politik und anderswo<br />

hin zu Verjüngung.“ Es fehlten ältere<br />

Abgeordnete auch jenseits der Rentengrenze.<br />

Besonders glücklich klang der<br />

71-jährige Minister nicht.<br />

n<br />

cordula.tutt@wiwo.de | Berlin,<br />

jacqueline goebel, max haerder<br />

FOTO: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

26 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Neues Deutschland<br />

ZUWANDERUNG | Die meisten Hürden für Arbeitsmigranten sind gefallen, aber der<br />

Arbeitsmarkt verlangt noch deutlich mehr internationale Mobilität.<br />

ABGEBLOCKT:<br />

FLÜCHTLINGE<br />

Wer vor Armut flieht,<br />

hat in Deutschland<br />

kaum eine Chance. Die<br />

Politik fürchtet die<br />

Zuwanderung ins Sozialsystem,<br />

bietet aber<br />

kaum andere Lösungen<br />

ANGELOCKT:<br />

FACHKRAFT<br />

Als Krankenschwester<br />

hatte Bulgarin Snezha<br />

R. keine Probleme,<br />

einen Job zu finden.<br />

Deutschland braucht<br />

dringend qualifizierte<br />

Arbeitskräfte aus dem<br />

Ausland<br />

Wenn in Düsseldorfer Straßenbahnen<br />

zur Hauptverkehrszeit<br />

ein Sitzplatz frei<br />

ist, sitzt auf dem Platz daneben<br />

schon mal ein<br />

schwarzer Mann, den viele Leute offenbar<br />

nicht zum Nachbarn haben wollen. Zum<br />

Beispiel Herr Ahmad Ibrahim, graues,<br />

streng gescheiteltes Haar, gekleidet wie aus<br />

dem Ein-Euro-Shop, vor sich zwei Plastiktüten<br />

<strong>vom</strong> Discounter, ein Gesicht, das nur<br />

noch aus Falten zu bestehen scheint. Wer<br />

sich dann doch neben ihn setzt und ihn anspricht,<br />

erfährt schnell, dass Ibrahim seit<br />

23 Jahren in Deutschland lebt. 20 Jahre davon<br />

hat er in großen Hotels gearbeitet,<br />

„Mädchen für alles“, er lacht selber über<br />

den seltsamen Ausdruck, „nie Sozialhilfe“.<br />

Aus Somalia waren seine Frau und er damals<br />

gekommen, als Asyl noch nicht so ein<br />

Problem war. „Jetzt Rente, aber meine Frau<br />

noch arbeitet: Putzstelle.“ Das schwierige<br />

Wort kommt nur mit Mühe über die Lippen<br />

des Migranten, und noch viel schwerer fällt<br />

es ihm, von seinen Gefühlen angesichts der<br />

Fernsehbilder seiner unglücklichen Landsleute<br />

auf Lampedusa zu sprechen. Wa-<br />

»<br />

FOTOS: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, DAVIDS/PRITZKULEIT<br />

28 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Bewegungsfreiheit<br />

Arbeiten<br />

Sprache<br />

In Deutschland gilt die Residenzpflicht.<br />

Je nach Bundesland dürfen sich<br />

Asylbewerber nur innerhalb der Landesoder<br />

Kreisgrenzen bewegen. Für Kirchenoder<br />

Familienbesuche außerhalb dieser<br />

Grenze müssen sie um Erlaubnis fragen.<br />

Problem<br />

Während des Asylverfahrens sollten die<br />

Asylbewerber schnell erreichbar sein.<br />

Hebt man die Residenzpflicht auf, könnte<br />

das zum Problem werden.<br />

Asylbewerber dürfen erst nach neun<br />

Monaten arbeiten, solange sie keinem<br />

Deutschen einen Arbeitsplatz wegnehmen.<br />

In der Realität sind die Hürden, einen<br />

Arbeitsplatz zu finden, extrem hoch.<br />

Problem<br />

Verringert man die Hürden und erleichtert<br />

Flüchtlingen zum Beispiel den Zugang zum<br />

Arbeitsmarkt, könnte das weitere Wirtschaftsflüchtlinge<br />

ins Land locken, die eigentlich<br />

keine Chance auf Asyl haben.<br />

Anspruch auf einen Sprachkurs haben<br />

Asylbewerber und Geduldete in der<br />

Regel nicht. Oft bleiben sie Jahre im Land,<br />

ohne Deutsch zu lernen – das verschlechtert<br />

auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />

und erschwert die Integration.<br />

Problem<br />

Auch Sprachkurse kosten Geld. Flüchtlinge<br />

zu integrieren, die das Land vielleicht<br />

bald wieder verlassen müssen, sei wenig<br />

sinnvoll, argumentieren die Behörden.<br />

Taschengeld<br />

Wohnen<br />

Asylbewerbern und Geduldeten steht<br />

ein Taschengeld für Lebensmittel, Hygieneprodukte<br />

und auch zur Teilnahme am<br />

gesellschaftlichen Leben zu. Einige Kommunen<br />

teilen statt Geld Lebensmittel-Gutscheine<br />

aus – oder erlauben Flüchtlingen<br />

das Einkaufen nur in bestimmten Läden.<br />

Mehr als 50 Prozent der Asylbewerber<br />

und Geduldeten sind in Heimen und<br />

Wohncontainern untergebracht, die oft am<br />

Rand der Stadt liegen. Das führt immer<br />

wieder zu Konflikten der verschiedenen<br />

Ethnien untereinander und auch mit<br />

den Anwohnern.<br />

Problem<br />

Geld könnte letztlich nicht den Flüchtlingen,<br />

sondern Schleusern zugutekommen,<br />

die Schulden eintreiben, sagen Kritiker.<br />

Doch die Gutscheine werden nicht überall<br />

angenommen, die Wahlmöglichkeiten der<br />

Flüchtlinge sind erheblich eingeschränkt.<br />

Problem<br />

Eine dezentrale Unterbringung in<br />

Wohnungen ist teuer. Viele Kommunen sehen<br />

kaum andere Möglichkeiten, auf die<br />

zunehmende Zahl der Asylbewerber zu<br />

reagieren.<br />

»<br />

»Es braucht ein<br />

Signal, dass wir<br />

offen sind für<br />

Zuwanderer«<br />

Klaus Zimmermann, IZA<br />

rum sein Nachbar in der Straßenbahn so<br />

neugierig fragt, versteht er nicht genau, das<br />

Wort „Journalist“ ist ihm fremd.<br />

Trotzdem sind Herr Ibrahim und seine<br />

Frau Beispiele für eine Integration, die<br />

durchaus auch bei Zuwanderern gelingen<br />

kann, die keiner gerufen hat, die keine besonderen<br />

Qualifikationen haben und kulturell<br />

erst einmal sehr fremd sind. Ibrahim<br />

ist der schwierige Sprung <strong>vom</strong> Asylbewerber<br />

zum Arbeitnehmer gelungen. Die<br />

meisten der Flüchtlinge, die heute nach<br />

Deutschland kommen, stürzen beim Versuch,<br />

diese Hürde zu nehmen. 100 000<br />

Menschen werden in diesem Jahr in<br />

Deutschland einen Asylantrag stellen,<br />

schätzt das zuständige Bundesamt für Migration<br />

und Flüchtlinge, so hoch waren die<br />

Zahlen zuletzt vor zwölf Jahren.<br />

Die Kommunen warnen vor der finanziellen<br />

Belastung, sie wissen kaum, wo sie<br />

die Flüchtlinge unterbringen sollen. Weil<br />

für Asylbewerber hohe Hürden bei der Arbeitssuche<br />

gelten, haben sie kaum Chancen<br />

auf einen eigenen Verdienst. Also sitzen<br />

sie gelangweilt und nur mit eingeschränkten<br />

Rechten oft jahrelang in von<br />

Steuerzahlern bezahlten Asylheimen fest.<br />

Die Stadt Schwäbisch Gmünd kam da<br />

auf die Idee, Asylbewerber während des<br />

Bahnhof-Umbaus als Kofferträger zu beschäftigen,<br />

für 1,05 Euro pro Stunde. Bis die<br />

Bahn das Projekt stoppte und eigene, nach<br />

Tarif bezahlte Mitarbeiter schickte.<br />

Auch eine Wissensgesellschaft und<br />

High-Tech-Ökonomie braucht Putzkräfte<br />

und Kofferträger wie Herrn Ibrahim. Der<br />

Widerspruch von humanitärer Flüchtlingspolitik<br />

und wirtschaftlicher Rationalität<br />

lässt sich auflösen, weil auch weniger Gebildete<br />

als Arbeitskräfte gebraucht werden.<br />

Aber nur, solange kein 8,50-Euro-Mindestlohn<br />

die Unqualifizierten in die Arbeitslosigkeit<br />

treibt. Und solange der Sozialstaat<br />

nicht ins Absurde abdreht.<br />

Das droht, nachdem das Landgericht Essen<br />

einer seit Jahren im Ruhrgebiet lebenden<br />

rumänischen Familie Hartz-IV-Leistungen<br />

zubilligte, gerade weil der Familienvater<br />

in Deutschland nie gearbeitet hat.<br />

Arbeitssuchende Ausländer haben zwar<br />

keinerlei Anspruch auf Leistungen zum Lebensunterhalt.<br />

Was aber ist nach diesem<br />

Urteil mit Leuten, die unter Ausnutzung<br />

der Freizügigkeit im EU-Raum jetzt nach<br />

Deutschland kommen, ohne an Arbeitsaufnahme<br />

überhaupt nur zu denken? Dazu<br />

gehören schon jetzt 35 000 der insgesamt<br />

324 000 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien,<br />

klagt Hans-Werner Sinn, der Präsident<br />

des Münchner ifo Instituts.<br />

Gerade weil Deutschland Zuwanderung<br />

in seinen Arbeitsmarkt dringend braucht,<br />

muss Zuwanderung in das Sozialsystem<br />

streng reguliert werden. Dabei geht es<br />

nicht nur um die finanzielle Belastung von<br />

FOTO: LAIF/JOHANNES ARLT<br />

30 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Sozialversicherungen und Stadtkassen.<br />

Zuwanderungsfeindliche Populisten sind<br />

in fast allen Nachbarländern Deutschlands<br />

– von Österreich bis in die Niederlande –<br />

inzwischen zum wichtigen politischen<br />

Faktor geworden, in Frankreich droht der<br />

Front National gar zur stärksten Oppositionspartei<br />

zu werden.<br />

Dabei braucht kaum ein Land in der EU<br />

derzeit Zuwanderung so dringend wie<br />

Deutschland. Das liegt vor allem an der<br />

Überalterung der Bevölkerung und den<br />

niedrigen Geburtenzahlen. Migranten sind<br />

aber nicht nur eine Notlösung angesichts<br />

der demografischen Entwicklung. Mit der<br />

Zuwanderung kann auch ein neues<br />

Deutschland entstehen, das vielseitiger ist<br />

und anpassungsfähiger für die Herausforderungen<br />

einer globalisierten Welt. Klassische<br />

Einwanderungsländer wie Australien,<br />

Kanada und die USA haben es im 21. Jahrhundert<br />

leichter als abgeschottete Nationen<br />

– wie Japan.<br />

In Deutschland ist die Zahl der Ausländer<br />

im vergangenen Jahr von 6,9 auf mehr als<br />

7,2 Millionen Menschen gestiegen, obwohl<br />

gleichzeitig knapp <strong>11</strong>3 000 eingebürgerte<br />

Zuwanderer aus dieser Statistik verschwanden.<br />

<strong>2013</strong> ging diese Entwicklung weiter.<br />

Spanier, Griechen, Portugiesen und Italiener<br />

strömen aus ihren krisengeschüttelten<br />

Heimatländern – es sind überwiegend genau<br />

die Zuwanderer, nach denen sich die<br />

Wirtschaft in Deutschland sehnt:gut ausgebildete,<br />

ehrgeizige junge Leute ohne allzu<br />

große kulturelle Distanz zur neuen Umgebung.<br />

Also alles auf gutem Wege?<br />

Zuwanderung nötig<br />

Differenz ausden altersbedingten ZuundAbgängenauf<br />

den Arbeitsmärkten<br />

zwischen 2010 und2020(in Prozent)<br />

Türkei<br />

Irland<br />

USA<br />

Frankreich<br />

Australien<br />

Großbritannien<br />

Niederlande<br />

Spanien<br />

Japan<br />

Italien<br />

Kanada<br />

Polen<br />

Deutschland<br />

–80<br />

–40<br />

Wachstum bzw. Rückgang der Einwohnerzahl<br />

im arbeitsfähigen Alter unter der Annahme,<br />

dass es keine Zu- und Abwanderung gibt;<br />

Quelle: OECD<br />

0<br />

40<br />

80<br />

Fachleute warnen vor zu viel Selbstzufriedenheit.<br />

„Es ist nur eine Minderheit der<br />

hoch qualifizierten Migranten, die den<br />

Weg zu uns findet“, klagt Klaus Zimmermann,<br />

Direktor des Instituts für die Zukunft<br />

der Arbeit (IZA) in Bonn. Mit einer<br />

großen Gruppe von Mitarbeitern aus vielen<br />

Herkunftsländern hat der Arbeitsmarktforscher<br />

jetzt ein voluminöses Handbuch<br />

zur Migrationsökonomie herausgegeben.<br />

Was an seinem Institut problemlos<br />

funktioniert – die Anwerbung und Anbindung<br />

von produktiven Zuwanderern aus<br />

Griechenland und den USA, aus Israel und<br />

Indien –, fällt vielen deutschen Unternehmen<br />

noch schwer. Wie Zimmermann bei<br />

Vorträgen rund um den Globus erfahren<br />

hat, denken viele fähige Leute in der weiten<br />

Welt bei ihrer persönlichen Karriereplanung<br />

erst einmal überhaupt nicht an<br />

Deutschland. „Man braucht ein Signal,<br />

dass Deutschland offen ist für Zuwanderung“<br />

– um die gleichsam natürlichen Hindernisse<br />

zu überwinden: die Sprachbarriere,<br />

kulturelle Vorbehalte, Ängste gegenüber<br />

einem Land, das nur langsam den Ruf der<br />

Ausländerfeindlichkeit loswird.<br />

KEIN SICHTBARER MISSBRAUCH<br />

In Sachen Zuwanderung in die Sozialsysteme<br />

geben die IZA-Forscher Entwarnung.<br />

In Europa haben Irland, Großbritannien<br />

und Schweden seit 2004 Erfahrungen mit<br />

dem ungeregelten Zustrom von Osteuropäern<br />

aus den neuen EU-Mitgliedsländern<br />

gemacht. In Deutschland galten bis vor<br />

Kurzem noch Einschränkungen. Bei allen<br />

Unterschieden der Sozialsysteme gab es<br />

bisher keinen sichtbaren Missbrauch im<br />

großen Stil, schreiben die IZA-Autoren<br />

Corrado Giulietti und Jackline Wahba: Die<br />

meisten Leute „kamen, um zu arbeiten,<br />

und nicht, um Leistungen zu beanspruchen“.<br />

Und ihr Kollege Martin Kahanec,<br />

neben seiner IZA-Tätigkeit Professor an der<br />

Central European University in Budapest,<br />

weist drauf hin, dass die erhöhte Migration<br />

in Europa nicht nur ein Ergebnis der aktuellen<br />

Krise ist, sondern auch ein Gegenmittel:<br />

Die Migration sorge für eine bessere<br />

Verteilung von Arbeitskräften auf die Arbeitsplätze<br />

innerhalb Europas und so für<br />

„ein höheres Innovationspotenzial, bessere<br />

Nutzung von Ressourcen und damit für<br />

höhere Produktivität“. Europa insgesamt<br />

verliert seinen klassischen Standortnachteil<br />

gegenüber den USA, wo hohe Mobilität<br />

der Arbeitskräfte selbstverständlich ist.<br />

Was für Europa insgesamt nützlich ist,<br />

wird für Deutschland überlebenswich-<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 31<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Weltweit auf<br />

Wanderschaft:<br />

232 Millionen<br />

Die große Völkerwanderung<br />

Zahl der zugewanderten Einwohner* und ihre Herkunftsländer** (in Millionen, Ende 2012)<br />

Frankreich 7 Mio.<br />

Großbritannien 8 Mio.<br />

Deutschland 10 Mio.<br />

Kanada<br />

7 Mio.<br />

3,7<br />

Russland<br />

<strong>11</strong> Mio.<br />

USA<br />

46 Mio.<br />

2,8<br />

0,9<br />

3,5 2,6<br />

1,0<br />

Kasachstan<br />

1,3 0,7 Spanien 6 Mio.<br />

Ukraine<br />

Türkei<br />

12,2 1,0 2,0<br />

0,3<br />

1,9<br />

Portugal<br />

Indien<br />

0,6<br />

Saudi-Arabien<br />

9 Mio.<br />

China Südkorea<br />

Philippinen<br />

Vereinigte<br />

Arabische<br />

Emirate<br />

8 Mio.<br />

1,1<br />

*einschließlicheingebürgerter Zuwanderer;**Auswahl;Quelle:InternationalOrganization forMigration,UNHCR<br />

Australien 6 Mio.<br />

»<br />

tig. Ohne Zu-und Abwanderung würde<br />

die deutsche Erwerbsbevölkerung in diesem<br />

Jahrzehnt um vier Prozent schrumpfen.<br />

Schon 2010 meldete jedes vierte deutsche<br />

Unternehmen einen Mangel an geeignetem<br />

Nachwuchs: Es fehlte an Elektrikern<br />

und Maschinenbauern, Kaufleuten und<br />

Köchinnen, Kellnern und Friseuren.<br />

Deutschland fehlt es an Ingenieuren, aber<br />

noch mehr an gut ausgebildeten Handwerkern.<br />

60 Prozent der offenen Stellen in<br />

Deutschland setzten 2010 eine qualifizierte<br />

Berufsausbildung voraus, nicht unbedingt<br />

ein Studium. Immerhin 20 Prozent aller<br />

Betriebe teilten 2010 in einer Umfrage des<br />

Bundesarbeitsministeriums mit, es mangele<br />

ihnen auch an Unqualifizierten.<br />

Die Bundesagentur für Arbeit rechnet<br />

bis 2025 mit einem Fachkräftebedarf von<br />

5,4 Millionen Menschen. Selbst wenn Arbeitszeiten<br />

verlängert werden, selbst wenn<br />

mehr Frauen und mehr ältere Menschen<br />

einen Job annehmen als heute, bleibt eine<br />

Lücke: Gesucht werden annähernd 800000<br />

ausländische Fachkräfte.<br />

Noch dramatischer sieht die Berechnung<br />

aus, die Axel Plünnecke, Leiter des<br />

Kompetenzfelds Humankapital und Innovationen<br />

am Institut der deutschen Wirtschaft<br />

(IW) in Köln soeben angestellt hat.<br />

Bis 2025 fehlen<br />

in Deutschland<br />

5,4 Millionen<br />

Fachkräfte<br />

Danach wird es ohne Zuwanderung schon<br />

2030 in deutschen Unternehmen etwa 1,8<br />

Millionen weniger Facharbeiter aus dem<br />

Mint-Bereich geben. Mint – die Abkürzung<br />

hat Konjunktur, seit der Mangel sichtbar<br />

geworden ist – meint die studierten Mathematiker,<br />

Informatiker, Naturwissenschaftler<br />

sowie die außerhalb der Hochschulen<br />

ausgebildeten Techniker. Plünnecke sieht<br />

die Ursache auch in einer falschen Orientierung<br />

in der Bildung und Berufsausbildung:<br />

Der Anteil der Mint-Kräfte unter den<br />

40- bis 44-Jährigen beträgt derzeit 24 Prozent,<br />

und bei den 30- bis 34-Jährigen sind<br />

es nur noch 19 Prozent.<br />

Das Problem durch Zuwanderung zu lösen<br />

wird schwierig. Denn Deutschland gehört<br />

immer noch zu den Industrieländern<br />

mit der niedrigsten dauerhaften Immigration<br />

von Arbeitskräften. „Nur ein kleiner<br />

Teil der in jüngster Zeit zugezogenen Migranten<br />

ist in Deutschland geblieben“, klagt<br />

die OECD in einer neuen Studie über die<br />

Zuwanderung von Arbeitnehmern nach<br />

Deutschland.<br />

INS HERKUNFTSLAND ZURÜCK<br />

Die Fluktuation ist gewaltig: Nach Zahlen<br />

der Bundesagentur für Arbeit hatten mehr<br />

als 60 Prozent der 2004 nach Deutschland<br />

eingereisten Arbeitsmigranten 20<strong>11</strong> das<br />

Land wieder verlassen. Es gab Rückkehrer<br />

in die alte Heimat und Menschen, die in<br />

dritte Länder weiterwanderten. So etwas<br />

gibt es fast so lange, wie es Auswandererströme<br />

gibt: Von den europäischen Auswanderern<br />

in die USA war im 19. Jahrhundert<br />

fast ein Viertel wieder ins Herkunftsland<br />

zurückgekehrt. Und von den<br />

vielen Polen, die um 1900 als Bergleute ins<br />

damals aufstrebende Ruhrgebiet strömten,<br />

zog mindestens ein Drittel in den wirtschaftlich<br />

schwierigen Zwanzigerjahren<br />

des 20. Jahrhunderts wieder weg.<br />

Im 21. Jahrhundert ist solche Zirkularmigration<br />

von der häufigen Ausnahme beinahe<br />

zur Regel geworden, sagt der Migrationsforscher<br />

Zimmermann. Weil Fernreisen<br />

erschwinglich geworden sind, ist Mi-<br />

32 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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gration sehr oft keine Entscheidung fürs<br />

Leben mehr – und gerade gut ausgebildete<br />

Berufstätige wandern mit Leichtigkeit von<br />

einem Land ins andere und wieder zurück.<br />

Ohne Verständnis für dieses Phänomen,<br />

so Zimmermann, kommt die Politik zu<br />

Fehlentscheidungen. Ein krasses Beispiel<br />

war die Behandlung der türkischen Zuwanderer<br />

im Westdeutschland der Siebziger-<br />

und Achtzigerjahre. Denen machten<br />

Politiker und Ausländerämter klar, dass<br />

man sie eigentlich loswerden wollte; Anwerbestopp<br />

bedeutete, dass ein Umzug in<br />

die alte Heimat ausnahmslos den Abschied<br />

aus Deutschland für immer bedeutete –<br />

und das wollte in der Regel auch der arbeitslose<br />

Deutschtürke nicht. Im Ergebnis<br />

„sind die Türken hier geblieben, weil sie<br />

nicht zurück konnten, wenn sie einmal<br />

ausgereist waren“. Das Gleiche ist mit den<br />

mexikanischen Zuwanderern in den USA<br />

passiert: Das Verbot der Zirkularwanderung,<br />

mit der das Land den Zustrom über<br />

seine Südgrenze stoppen wollte, trieb vor<br />

allem die Arbeitslosenquote nach oben.<br />

Zirkularwanderung ist heute dagegen<br />

fast weltweit ein für alle Beteiligten positives<br />

Phänomen. In die ärmeren Länder des<br />

Nur wenige<br />

Zuwanderer<br />

bleiben dauerhaft<br />

in Deutschland<br />

Globus von Ecuador über Ägypten bis Indien<br />

fließt nach einer Berechnung der<br />

Weltbank durch Gastarbeiterüberweisungen<br />

insgesamt vier Mal so viel Geld wie<br />

durch Leistungen der Entwicklungshilfe.<br />

Von der Zirkularmigration gut ausgebildehörigkeit<br />

in Deutschland 2012 gesunken<br />

ist, ganz im Gegensatz zu anderen Ausländergruppen.<br />

Das liegt neben den vielen<br />

Einbürgerungen von Gastarbeiterenkeln<br />

an der für die Wirtschaft beider Länder oft<br />

nutzbringenden Rückwanderung an den<br />

Bosporus.<br />

Daneben, betont Zimmermann, bringt<br />

die Zirkularmigration aber auch ein großes<br />

Problem mit sich: Kein Land kann sich darauf<br />

verlassen, dass Zuwanderer, die man<br />

dringend braucht, im Land bleiben. Mancher<br />

indische Ingenieur in Deutschland<br />

wird sich immer wieder fragen, ob er nicht<br />

doch besser in einem Industrieland aufgehoben<br />

ist, dessen Sprache er schon in der<br />

Grundschule gelernt hat – und da kann<br />

Deutschland mit den USA oder Großbritannien<br />

nicht mithalten.<br />

Das Problem löst sich nicht einfach dadurch,<br />

dass qualifizierte junge Griechen,<br />

Spanier und Italiener der heimischen Wirtschaftsmisere<br />

Richtung Deutschland zu<br />

entkommen suchen. Das ist ein zeitlich begrenztes<br />

Phänomen, warnt Rainer Münz,<br />

früher Professor für Demografie an der<br />

Berliner Humboldt-Universität und heute<br />

Leiter der Forschungsabteilung der Ers-<br />

ter Arbeitskräfte profitieren die Zielländer<br />

auch nach der Rück- oder Weiterwanderung<br />

der Menschen. Das ist heute leicht in<br />

der Türkei zu besichtigen, wo viele remigrierte<br />

junge Deutschtürken (oder Türkeideutsche?)<br />

als Manager und Ingenieure<br />

zum Erfolg deutscher Auslandsinvestitionen<br />

beitragen. In diesem Zusammenhang<br />

ist nebenbei bezeichnend, dass die Zahl<br />

der Menschen mit türkischer Staatsange- »<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»<br />

ten Bank in Wien. Die Krise in Südeuropa<br />

wird irgendwann vorbeigehen, der<br />

Fachkräftemangel in Deutschland nicht:<br />

Der wird wegen der technologischen Entwicklung<br />

nur noch steigen. „Das Bildungssystem<br />

verändert sich viel langsamer als<br />

das Wirtschaftssystem“, sagt Münz und plädiert<br />

darum leidenschaftlich für staatliche<br />

Maßnahmen zur Förderung der Migration:<br />

„Die philippinischen Krankenschwestern<br />

in Deutschland sind nur ein Anfang.“ Tatsächlich<br />

fördert die Bundesagentur für Arbeit<br />

seit ein paar Monaten die Anwerbung<br />

von Pflegekräften auf den Philippinen und<br />

anderswo in Südostasien.<br />

GUTES BEISPIEL<br />

In den nächsten drei Jahren fehlen in<br />

Deutschland allein in der Pflegebranche<br />

40 000 Fachkräfte, prognostiziert die Agentur<br />

für Arbeit. Natürlich heißt das aber<br />

nicht, dass nur der Staat die drohende Katastrophe<br />

für deutsche Kranke und Pflegebedürftige<br />

abwenden kann. Es geht auch<br />

privat, und dafür ist Myra Mani ein gutes<br />

Beispiel.<br />

Die 29-jährige Betriebswirtin führt zusammen<br />

mit ihren Eltern einen privaten<br />

Pflegedienst in der westfälischen Kreisstadt<br />

Lüdenscheid. Vor knapp 40 Jahren ist<br />

Familie Mani von Indien nach Deutschland<br />

eingewandert – und heute suchen die<br />

Manis selbst im Ausland nach Fachkräften.<br />

In Portugal hat Mani damit vor zwei Jahren<br />

angefangen, musste schwierige Hürden<br />

nehmen bei den Botschaften und bei<br />

Hochschulen, die in Portugal für die Pflegerausbildung<br />

zuständig sind. Dann kamen<br />

sieben junge Portugiesen zu den Manis<br />

nach Lüdenscheid, für die meisten war<br />

es der erste Job. Myra Mani organisierte ihnen<br />

Wohnungen, bezahlte Fahrtkosten, die<br />

Einrichtung und den Deutschkurs. Knapp<br />

7000 Euro pro Person waren das, rechnet<br />

sie aus. „Ich glaube, mit dem Auswandern<br />

ging ihnen das Erwachsenwerden dann etwas<br />

zu schnell“, sagt sie heute: Nach knapp<br />

einem Jahr kehrten fünf der sieben Portugiesen<br />

Deutschland wieder den Rücken –<br />

so wird die Zirkularmigration auch zu einem<br />

betriebswirtschaftlichen Problem.<br />

Jetzt arbeitet Snezha R. für die Manis. Die<br />

zierliche, blonde Frau ist gelernte Krankenschwester.<br />

Sie stammt aus Bulgarien,<br />

hat lange in Serbien gearbeitet, doch dort<br />

gibt es kaum noch Jobs. Also packte sie die<br />

Koffer, ließ ihren Mann und ihr Haus zurück<br />

und zog vor ein paar Wochen zu Verwandten<br />

nach Lüdenscheid, in der Hoffnung<br />

auf Chancen in Deutschland. Genau<br />

Wer vor Armut<br />

flüchtet, hat kaum<br />

eine Chance<br />

wie Zehntausende andere aus dem armen<br />

Osten Europas. Mit dem Unterschied zu<br />

vielen Landsleuten, dass ihre berufliche<br />

Qualifikation hier gesucht ist – und vielleicht<br />

auch mit mehr Glück, weil sich ausgerechnet<br />

in Lüdenscheid der Betrieb der<br />

Manis fand: Arbeitgeber, die schon wegen<br />

ihres eigenen Hintergrunds ohne Scheuklappen<br />

auf Fähigkeiten ausländischer<br />

Mitarbeiter setzen. Und weil Mitarbeiter<br />

eines ambulanten Pflegedienstes natürlich<br />

Auto fahren müssen, finanziert das Unternehmen<br />

seiner bulgarischen Mitarbeiterin<br />

jetzt Fahrstunden. Einziges Problem: Die<br />

Sprache. „Das Wort Stoppschild versteht<br />

sie noch nicht so richtig“, sagt Snezhas<br />

Fahrlehrer.<br />

So wie besonders viele kleine Unternehmen<br />

und viele potenzielle ausländische Arbeitnehmer<br />

das komplizierte deutsche<br />

Ausländerrecht nur schwer verstehen, wie<br />

auch die OECD in ihrem Bericht über die<br />

wirtschaftliche Migration nach Deutschland<br />

betont. So gebe es in Deutschland für<br />

die Beschäftigung von hoch qualifizierten<br />

Festung Europa Grenzschutzanlage in der<br />

spanischen Enklave Melilla<br />

Zuwanderern aus aller Welt seit den entsprechenden<br />

Gesetzesänderungen der<br />

vergangenen Jahre kaum noch Hindernisse.<br />

„Doch selbst Arbeitgeber, die Engpässe<br />

melden, greifen bislang selten auf internationale<br />

Personalbeschaffung zurück“, sagt<br />

OECD-Forscher Jonathan Chaloff. Das<br />

mag mit der mittelständischen Struktur der<br />

deutschen Industrie zu tun haben: Gerade<br />

kleine und mittlere Unternehmen bestehen<br />

oft auf gute Deutschkenntnisse von<br />

Anfang an und manchmal auf einem sehr<br />

exakten Qualifikationsprofil, das niemand<br />

mitbringen kann, der außerhalb Deutschlands<br />

seinen Beruf gelernt hat. Gravierender<br />

ist aus Sicht der OECD, dass das deutsche<br />

System immer noch „auf einer Reihe<br />

von Ausnahmen von einem generellen Anwerbestopp<br />

beruht“ – auch wenn die Ausnahmen<br />

inzwischen sehr weitgehend sind.<br />

ALLES VERBOTEN<br />

Es gibt eben Länder, in denen alles erlaubt<br />

ist, was nicht grundsätzlich verboten ist. In<br />

Deutschland dagegen gilt in Sachen Arbeitsmigration<br />

immer noch der alte satirische<br />

Spruch, dass alles verboten ist, was<br />

nicht grundsätzlich erlaubt ist. Für den<br />

ausländischen Zuwanderer eine gute Einführung<br />

in die Sitten des alten Deutschlands,<br />

das in der Gegenwart langsam verschwindet.<br />

Natürlich hat die Politik das Problem erkannt<br />

– und in den jetzt laufenden Koalitionsgesprächen<br />

von CDU/CSU und SPD<br />

gibt es eine Untergruppe „Integration und<br />

Migration“ in der Verhandlungsgruppe zur<br />

Innenpolitik. Für die Union steigt Maria<br />

Böhmer in den Ring, seit 2005 ausgesprochen<br />

unauffällig agierende Migrationsbeauftragte<br />

der Bundesregierung. Sie passt<br />

insofern gut zu Aydan Özoguz aus Hamburg,<br />

die es seit 20<strong>11</strong> als stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende der SPD schafft, weithin<br />

unbekannt zu bleiben.<br />

Wirkliche Integration in der Politik wäre<br />

wohl erst erreicht, wenn jemand namens<br />

Özoguz nicht über Integration verhandeln<br />

würde, sondern zum Beispiel über Verteidigungspolitik.<br />

Aber das kann noch dauern:<br />

Die Familie des zuständigen CDU-Unterhändlers<br />

Thomas de Maizière ist immerhin<br />

schon vor mehr als drei Jahrhunderten<br />

nach Deutschland ausgewandert. n<br />

hansjakob.ginsburg@wiwo.de, jacqueline goebel<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 36 »<br />

FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA/EPA/ESTEVEZ<br />

34 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

ETHNISCHES UNTERNEHMERTUM<br />

Von Migrant zu Migrant<br />

Das russische Reisebüro, der indische Gemischtwarenhändler:<br />

In Deutschland leben ganze Wirtschaftszweige von Zuwanderern.<br />

Wenn Taisia Wilhelm für ihr Reisebüro<br />

Werbung macht, geht das so: Sie holt sich<br />

eine Tasse schwarzen Tee, setzt sich vor<br />

ihren Computer und drückt immer wieder<br />

„Freundschaftsanfrage senden“. Mehr<br />

als 600 Menschen haben bei „odnaklasniki.ru“,<br />

dem russischen Pendant zu<br />

Facebook, ihre Freundschaftsanfrage in<br />

den vergangenen drei Monaten angenommen.<br />

Taisia Wilhelms Reisebüro sitzt in<br />

Düsseldorf, trotzdem sprechen fast alle<br />

ihre Kunden russisch.<br />

In Deutschland leben etwa 20 Millionen<br />

Menschen mit einem ausländischen Hintergrund.<br />

Etwa zehn Millionen von ihnen sind<br />

im Ausland geboren, gingen dort zur Schule,<br />

arbeiteten in Fabriken und Büros und<br />

gingen alle paar Tage einkaufen. Als sie<br />

dann nach Deutschland auswanderten,<br />

brachten sie ihre Gewohnheiten und Geschmäcker<br />

mit. Hier verkaufen ihnen ehemalige<br />

Landsleute Nahrungsmittel, Zeitungen<br />

und andere Waren aus der Heimat.<br />

Als „Ethnic-Business“ bezeichnen Experten<br />

das Phänomen, wenn Migranten mit Migranten<br />

ins Geschäft kommen.<br />

„Viele Russen leben in Deutschland so,<br />

als hätten sie Russland nie verlassen“, sagt<br />

Taisia Wilhelm, den Rücken durchgedrückt,<br />

den Kopf gerade. Die 65-Jährige hat den<br />

größten Teil ihres Lebens als Tänzerin und<br />

Galeristin verbracht, 1989 war sie aus<br />

Russland nach Deutschland geflohen. Als<br />

sie sah, dass immer mehr Deutschrussen<br />

kamen, gründete sie 1995 ihr Reisebüro in<br />

Düsseldorf. Mittlerweile gibt es Filialen<br />

auch in Stuttgart, Köln und Frankfurt. Rund<br />

1000 Touristen pro Woche bringt „Viktoria<br />

Reisen“ im Sommer mit dem Bus nach Paris,<br />

Madrid oder Rom. Warum reisen sie<br />

nicht mit deutschen Reisebüros? „Es ist ein<br />

kultureller Unterschied“, sagt Wilhelm. Die<br />

Russen müssten an die Hand genommen,<br />

alles müsse ihnen gezeigt werden. „Sie sind<br />

hier unter ihresgleichen. Hier stellen sie<br />

auch Fragen; das würden sie sich unter<br />

Deutschen nicht trauen.“<br />

Für Deutschland sind Unternehmer wie<br />

Taisia Wilhelm mittlerweile ein wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor: Fast jeder fünfte Unternehmensgründer<br />

in Deutschland hat einen<br />

Migrationshintergrund. 2012 waren es nach<br />

»Wir müssen die<br />

Vorstellung einer völlig<br />

homogenen Gesellschaft<br />

aufgeben«<br />

Ludger Pries, Soziologe<br />

Ein Inder am Rhein<br />

Die Hälfte von Sukhjider<br />

Singhs Kunden sind<br />

Deutsche<br />

Zahlen der KfW-Bankengruppe 147 000<br />

Menschen. Türkische Migranten bilden dabei<br />

die größte Gründergruppe und stellen<br />

jeden vierten ausländischen Neuunternehmer;<br />

fast jeder zehnte kommt aus Russland.<br />

Wer davon ethnische Nischengeschäfte betreibt<br />

und wer etwa einen Friseurladen oder<br />

eine IT-Firma unterhält, ist schwer zu ermitteln.<br />

Geschäftsgründungen sind jedenfalls<br />

für viele Migranten ein Weg, um sich in<br />

Deutschland eine selbstständige Existenz<br />

zu verschaffen – und mit Menschen aus der<br />

Heimat in Kontakt zu bleiben.<br />

In Sukhjider Singhs Gemischtwarenladen<br />

riecht es nach fremder Welt, nach Curry,<br />

Koriander und Räucherstäbchen. Singh hat<br />

die Erinnerungen an seine Heimat zu seinem<br />

Geschäft gemacht: In den Regalen reihen<br />

sich 20-Kilo-Reissäcke an Bollywood-<br />

FOTO: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

36 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Filme auf Videokassetten, Glitzerkosmetik<br />

und Götterstatuen. Sukhjider Singh sitzt<br />

an der Kasse. Der 36-Jährige mit dem langen,<br />

grau melierten Bart trägt einen Turban.<br />

Den Laden hat er vor fast 16 Jahren<br />

von einem Bekannten übernommen, seine<br />

ganze Familie hilft heute mit.<br />

Erschwert Ethnic-Business, dass Zuwanderer<br />

sich integrieren? Der Soziologe<br />

George Simmel schrieb schon vor etwa<br />

100 Jahren einen viel zitierten Aufsatz<br />

über Migranten und jüdische Händler als<br />

die „Fremden“. Der Fremde sei kein Wanderer,<br />

der heute kommt und morgen<br />

geht, schrieb Simmel, sondern einer, „der<br />

heute kommt und morgen bleibt“. Simmel<br />

zufolge bleiben ethnische Gruppen der<br />

Mehrheit einer Gesellschaft außen vor.<br />

CHANCE AUF TEILHABE<br />

Der Wirtschaftssoziologe Ludger Pries<br />

sieht hinter solchen Analysen ein veraltetes<br />

Bild von Migration: „Wir müssen die Vorstellung<br />

von einer völlig homogenen Gesellschaft<br />

aufgeben“, sagt er. Die Menschen<br />

ziehe es dorthin, wo sie sich Chancen auf<br />

gesellschaftliche Teilhabe erhoffen. Und<br />

das falle leichter, wenn es dort Menschen<br />

gibt, die ihnen kulturell nahestehen. Für<br />

viele Zuwanderer ist ethnisches Unternehmertum<br />

ein wichtiger Faktor, um in einer<br />

fremden Kultur anzukommen. Und oft entwickelten<br />

sich daraus Geschäfte, die<br />

Dienstleistungen für alle anbieten.<br />

Sukhjider Singhs Kundschaft ist so bunt<br />

gemischt wie seine Produktauswahl: Inder,<br />

Pakistani, Iraner und Afrikaner wandern in<br />

den schmalen Gängen zwischen den Regalen<br />

umher. Fast die Hälfte seiner Kunden<br />

seien mittlerweile Deutsche, sagt Singh.<br />

Viele von ihnen seien Hobbyköche oder<br />

Indienfans, aber auch Sparfüchse, die wissen,<br />

dass Gewürze im „Asien Basar“ um<br />

einiges günstiger sind als im Supermarkt.<br />

Im ehemaligen Kölner Griechenmarktviertel<br />

ist der Gemischtwarenladen einer<br />

von zahlreichen indischen Geschäften.<br />

Gleich nebenan verkauft und näht eine<br />

Familie Saris. Die Gegend wird heute „Inderviertel“<br />

genannt, auch wenn hier kaum<br />

Inder wohnen – „zu teuer“, sagt Singh,<br />

der mit seiner Familie auf der anderen<br />

Rheinseite wohnt. Aber auch wenn die<br />

meisten asiatischen Zuwanderer hier<br />

nicht wohnen, das Inderviertel hat ihnen<br />

einen Job gegeben, in ihren eigenen<br />

Unternehmen – und auch eine Heimat. n<br />

artur lebedew | politik@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 37<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Auf die Barrikaden!<br />

Demonstranten in der Bretagne<br />

Die Schnauze voll<br />

FRANKREICH | Staatschef François Hollande hat das Land gegen<br />

sich aufgebracht. Das muss auch die Regierung in Berlin sorgen.<br />

Eine Konsens-Republik wollte François<br />

Hollande führen, widerstreitende<br />

Interessengruppen unter seiner<br />

Vermittlung dazu bringen, an einem Strang<br />

zu ziehen. Das ist ihm gelungen – jedoch<br />

ganz anders als geplant.<br />

Anderthalb Jahre nach seinem Wahlsieg<br />

im Mai 2012 sind sich Unternehmer und<br />

Arbeitnehmer, Groß- und Geringverdiener<br />

einig im Zorn auf den französischen Staatschef<br />

und seine Regierung. Ein Autoritätsverlust<br />

mit Folgen: Beobachter fürchten<br />

um die ohnehin zaghafte wirtschaftliche<br />

Erholung, da wirtschaftspolitische Reformen<br />

kaum noch durchsetzbar erscheinen<br />

und Investoren sich zurückziehen. Bei<br />

wichtigen Entscheidungen in der EU kann<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Hollande<br />

kaum noch zählen.<br />

Der Konsens dieses Herbstes lautet „rasle-bol“:<br />

Die Franzosen haben „die Schnauze<br />

voll“ von Politikern, die im Kampf gegen<br />

die zunehmende Staatsverschuldung nur<br />

ein Mittel zu kennen scheinen: Steuererhöhungen.<br />

Besonders deutlich wurde dies<br />

in den vergangenen Tagen in der Bretagne,<br />

einer Region, die für ihre zu plötzlicher<br />

Sturmstärke aufdrehenden Winde bekannt<br />

ist.<br />

Aus einem vergleichsweise nichtigen<br />

Anlass – der geplanten Einführung einer<br />

Ökosteuer für Lastwagen, die noch zu Zeiten<br />

der konservativen Regierung unter<br />

Präsident Nicolas Sarkozy beschlossen<br />

Schwere Bürde<br />

Schuldenstand undHaushaltsdefizit in<br />

Frankreich(in Prozent desBruttoinlandsprodukts)*<br />

100<br />

90<br />

80<br />

öffentliche<br />

Gesamtverschuldung<br />

–7,5 –7,1 –5,3 –4,8 –4,1 –3,8 –3,7<br />

Haushaltsdefizit<br />

2009 10 <strong>11</strong> 12 13 14 15<br />

*ab<strong>2013</strong>Prognose; Quelle:EU-Kommission<br />

wurde – kam es dort zu Proteststürmen,<br />

die nicht nur die Ökosteuer hinwegfegten.<br />

„Die Regierung steckt in einer Sackgasse,<br />

was das Vertrauen der Verbraucher und<br />

der Unternehmer schwer belastet und damit<br />

auch das ohnehin geringe Wachstum“,<br />

sagt Anthony Benhamou, Volkswirt an der<br />

Universität Paris Dauphine. Schlimmer<br />

noch: „Es scheint von nun an unmöglich,<br />

das Land zu reformieren, ohne eine Revolte<br />

fürchten zu müssen.“<br />

WEIT GESTRECKTE ZIELE<br />

Das sind fatale Aussichten für ein Land,<br />

das sogar die bereits weit gestreckten Ziele<br />

zu verfehlen droht. Vorige Woche schlug<br />

die EU-Kommission in ihrem Herbstgutachten<br />

Alarm, Frankreichs Haushaltsdefizit<br />

werde auch im Jahr 2015 noch 3,7 Prozent<br />

des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen,<br />

wenn es seine derzeitige Politik beibehält<br />

(siehe Grafik). Und das, obwohl sie<br />

die Prognose der französischen Regierung<br />

für ein Wirtschaftswachstum um 1,7 Prozent<br />

für realistisch hält. Drei Prozent Neuverschuldung<br />

sind das Maximum, das den<br />

Euro-Staaten erlaubt ist.<br />

Die Kommission hatte Paris bereits im<br />

Frühjahr einen Aufschub von zwei Jahren<br />

bis 2015 gewährt. Verbunden mit dieser<br />

Gnadenfrist war die Mahnung, zügig Reformen<br />

anzupacken und die Staatsverschuldung<br />

in den Griff zu bekommen. „Ich<br />

möchte daran erinnern, dass die Prognose<br />

der Kommission auf einer konventionellen<br />

Rechnung beruht, die von keinerlei zusätzlichen<br />

Maßnahmen für eine Verbesserung<br />

ausgeht“, kommentierte Wirtschaftsund<br />

Finanzminister Pierre Moscovici<br />

schmallippig. In seinem Ministerium hält<br />

man die Kritik, die Sozialisten ließen es an<br />

Reformeifer mangeln, für zutiefst ungerecht:<br />

„Die Vorurteile über unsere Reformen<br />

sind absurd.“<br />

Aus Furcht vor dem Druck der Straße haben<br />

die Sozialisten ihre Rentenreform<br />

schon abgespeckt. Der Mehrheit im Senat<br />

ging sie daraufhin nicht weit genug und<br />

nun hat die zweite Kammer das vorhaben<br />

gleich ganz gekippt. Die Reform sah vor,<br />

zwischen 2020 und 2035 die Beitragsjahre<br />

schrittweise und homöopathisch dosiert<br />

von 41,5 auf 43 Jahre zu erhöhen. Jetzt hat<br />

die Nationalversammlung das letzte Wort,<br />

doch wegen der aufgeheizten Stimmung<br />

könnte die Abstimmung im Dezember in<br />

einem Debakel enden.<br />

»<br />

FOTO: ACTION PRESS/ABACA/ERMINE JULIEN<br />

38 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Staatschef in Schockstarre<br />

Frankreichs Präsident Hollande<br />

»<br />

Die Arbeitgeber beklagen ein ums andere<br />

Mal die Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

französischer Unternehmen<br />

durch hohe Sozialabgaben und den<br />

Fiskus. Sie müssten im Jahr 50 Milliarden<br />

Euro an Steuern mehr bezahlen als die<br />

deutschen Konkurrenten, sagt Arbeitgeberchef<br />

Pierre Gattaz. „Wir befinden uns in<br />

einem Regime der Überbesteuerung.“<br />

BÜROKRATISCHES UNGEHEUER<br />

Die von der Regierung als Entlastung angepriesenen<br />

Steuergutschriften im Rahmen<br />

des Programms für mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Arbeitsplätze erweisen sich<br />

bisher als bürokratisches Ungeheuer. Zudem<br />

gehen sie häufig gerade an den Bedürfnissen<br />

technisch innovativer Unternehmen<br />

vorbei, die Frankreichs Exportquote<br />

steigern könnten: Da die Gutschriften<br />

sich nach der Anzahl der Mitarbeiter<br />

berechnen, die weniger als das 2,5-Fache<br />

des Mindestlohns verdienen, kommen Firmen<br />

mit gut bezahlten Ingenieuren nicht<br />

zum Zug.<br />

So zementiert sich Monat für Monat das<br />

Siechtum der Industrie. Sie erwirtschaftet<br />

inzwischen nur noch rund elf Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie Industrieminister<br />

Arnaud Montebourg gerade<br />

einräumte. Sein offizieller Titel „Minister<br />

für die Wiederbelebung der Industrieproduktion“<br />

steht im groben Gegensatz zu der<br />

Tatsache, dass im Wochenrhythmus ganze<br />

Unternehmen oder einzelne Produktionsstätten<br />

schließen.<br />

Am Donnerstag vergangener Woche bestätigte<br />

der Reifenhersteller Goodyear das<br />

endgültige Aus für den Standort im nordfranzösischen<br />

Amiens. Der französische<br />

Telekomausrüster Alcatel-Lucent kündigte<br />

den Abbau von 900 Arbeitsplätzen und die<br />

Schließung der Standorte im bretonischen<br />

Rennes und in Toulouse an. In den ersten<br />

neun Monaten dieses Jahres gaben insgesamt<br />

191 Unternehmen mit mehr als zehn<br />

Mitarbeitern auf. Die Zahl der Firmengründungen<br />

blieb um 25 Prozent hinter<br />

dem Vergleichszeitraum 2012 zurück.<br />

»Die französische<br />

Schwäche von<br />

heute ist das<br />

deutsche Problem<br />

von morgen«<br />

Ulrike Guérot, OSIFE<br />

Nach den jüngsten Erhebungen der<br />

Agentur Markit war Frankreich im Oktober<br />

das einzige europäische Land, in dem sich<br />

die Situation der verarbeitenden Industrie<br />

erneut verschlechtert hat. Die befragten<br />

Einkaufsmanager nannten als Gründe<br />

nachlassende Auftragseingänge und einen<br />

Rückgang der Produktion.<br />

Die Rechnung zahlen mehr als drei Millionen<br />

Arbeitslose. Die Quote beträgt inzwischen<br />

nahezu elf Prozent. In dieser<br />

Situation die häufig kritisierte Staatsquote<br />

von 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

zu senken hält Frankreichexpertin Ulrike<br />

Guérot, Senior Associate bei der Open Society<br />

Initiative for Europe (OSIFE), für nahezu<br />

aussichtslos.<br />

Die ohnmächtige Wut der Bürger in der<br />

Bretagne rührte auch daher, dass dort binnen<br />

kurzer Zeit mehrere Schlachthöfe<br />

schlossen – und Ersatzarbeitsplätze nicht<br />

in Sicht sind. Gegen die Dumpinglohn-Politik<br />

deutscher Schlachtbetriebe sei Frankreich<br />

machtlos, kritisieren Politiker wie Industrieminister<br />

Montebourg nicht ganz zu<br />

Unrecht. Die Hoffnung, dass Berlin seine<br />

Politik im Sinne der französischen Sozialisten<br />

radikal ändern wird, hat man in Paris<br />

nach der Bundestagswahl jedoch begraben:<br />

„Angela Merkel hat die Wahl gewonnen.<br />

Das Regierungsprogramm wird kein<br />

SPD-Programm sein“, bemerkt ein ranghoher<br />

Beamter lakonisch.<br />

Anlass zur Schadenfreude sei das jedoch<br />

keineswegs, warnt Guérot. „Die wirtschaftliche<br />

Schwäche Frankreichs von heute<br />

könnte morgen zum politischen Problem<br />

Deutschlands werden, denn alleine kann<br />

Deutschland in Europa nichts ausrichten.“<br />

Bei wichtigen europäischen Fragen wie der<br />

Bankenunion macht sich dies bereits bemerkbar.<br />

Eine Änderung der EU-Verträge<br />

als Voraussetzung für einen einheitlichen<br />

Einlagensicherungsfonds, wie sie die Bundesregierung<br />

fordert, stößt in Frankreich<br />

auf Widerstand. „Was die Deutschen brauchen,<br />

können die Franzosen nicht liefern“,<br />

sagt Guérot. „Hollande hätte sofort Stress<br />

mit einem Referendum, wie es die französische<br />

Verfassung bei derartigen Änderungen<br />

fordert.“ Damit wäre eine Volksabstimmung<br />

heute vermutlich noch eher zum Scheitern<br />

verurteilt als 2005, als Frankreich gegen die<br />

EU-Verfassung gestimmt und Europa damit<br />

in eine schwere Krise gestürzt hat.<br />

Nun wenden sich vor allem auf dem<br />

Land viele Bürger ab und einer extremen<br />

Rechten zu, die zwar wenig wirtschaftliche<br />

Kompetenz aufweist, aber anders als der<br />

zaghafte Staatschef einen Plan zu haben<br />

scheint. Umfragen sehen den EU-kritischen<br />

Front National (FN) von Marine Le<br />

Pen derzeit bei 24 Prozent. Bei der Europawahl<br />

im Mai würde sie damit stärkste Partei<br />

in Frankreich. Bei den Kommunalwahlen<br />

im März könnte sie die Rathäuser stürmen.<br />

Das Szenario lässt Frankreichs Sozialisten<br />

in Schockstarre verharren. Für Europa<br />

ist das keine gute Nachricht.<br />

n<br />

karin.finkenzeller@wiwo.de | Paris<br />

FOTO: ACTION PRESS/ABACA/LEMOUTON STEPHANE<br />

40 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

BERLIN INTERN | Die große Koalition wird viel frisches<br />

Geld brauchen, will sie auch nur die Wünsche der<br />

Union unters Volk bringen. Die Genossen bieten den<br />

neuen Freunden gern Hilfe an. Von Henning Krumrey<br />

Roter Rat ist teuer<br />

FOTOS: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, GETTY IMAGES<br />

Die führenden Koalitionsverhandler<br />

sind ungehalten. In den einzelnen<br />

Arbeitsgruppen würden<br />

<strong>Ausgabe</strong>pläne geschmiedet, die<br />

zig Milliarden Euro verschlängen. „Schluss<br />

mit Wünsch-dir-Was“, polterte CSU-Chef<br />

Horst Seehofer beim jüngsten Treffen der<br />

großen Leitungsrunde.<br />

Mit überbordender Hilfsbereitschaft treten<br />

da die Finanzexperten der SPD an ihre<br />

Kollegen von der Union heran. Sie haben<br />

aufgelistet, wo und wie viel Geld sich holen<br />

Was nicht passt, wird passend gemacht.<br />

Auch Fusionen will die SPD höher besteuern<br />

ließe – wenn man bloß die Steuerschraube<br />

bei den Unternehmen richtig anzöge. Das<br />

freundliche Angebot der Genossen zielt auf<br />

höchst knifflige Details, die die Masse der<br />

Bevölkerung weder versteht noch aufregt.<br />

Es gilt, aufs Kleingedruckte zu achten,<br />

denn in Winz-Schrift hat der Sozialdemokrat<br />

Lothar Binding 27 Steuererhöhungsvorschläge<br />

auf nur zwei DIN-A4-Blättern<br />

untergebracht, dazu 13 Regelungen, wie<br />

der Steuervollzug durch die Finanzämter<br />

strenger und bundesweit einheitlicher organisiert<br />

werden kann. Von den 27 Verschärfungen<br />

sind zwölf bereits genau beziffert;<br />

sie brächten dem Staat – <strong>vom</strong> Bund bis zu<br />

den Kommunen – ein Plus von 10,6 Milliarden<br />

Euro pro Jahr ein. Bei 15 Maßnahmen<br />

ist der fiskalische Erfolg noch unwägbar:<br />

„Mehreinnahmen: offen.“<br />

„Das ist eine Ideensammlung, wie man<br />

das Steuerrecht weiterentwickeln kann, unterhalb<br />

der ganz großen Themen wie Vermögensteuer,<br />

Erbschaftsteuer oder Neujustierung<br />

der Einkommensteuer“, sagt Autor<br />

Binding. Vereinfachen, Ausnahmen abschaffen<br />

und „Besteuerungslücken“ schließen,<br />

die erst in jüngerer Zeit ausgenutzt<br />

oder von Schwarz-Gelb aufgerissen wurden<br />

– so fasst der Mathematiker seine Liste zusammen.<br />

Manches habe die vorige große<br />

Koalition bloß nicht mehr ins Gesetzblatt gebracht.<br />

Aber in seiner Liste gäbe es „keine<br />

dicken Gemeinheiten“, und „da wir die großen<br />

Themen nicht anpacken, sind folglich<br />

die anderen Dinge harmlos“, spielt er die<br />

Belastung der Unternehmen herunter.<br />

Senkung der Absetzbarkeit von Firmenwagen<br />

und hoher Managergehälter,<br />

Abschaffung der steuerbefreienden Spekulationsfrist<br />

für Grundstücke und Einschränkung<br />

des Gewinnvortrags – das sind leicht<br />

eingängige Vorschläge. Aber es gibt auch<br />

Spezialitäten für steuerpolitische Feinschmecker<br />

wie den „Wegfall der steuerlichen<br />

Vergünstigungen für Initiatorenvergütungen<br />

von vermögensverwaltenden<br />

Private-Equity-Fonds“. Eine Volksbewegung<br />

gegen diese 120-Millionen-Euro-Einnahme<br />

kann niemand organisieren.<br />

Und Binding könnte noch nachlegen:<br />

„Das war keine vollständige Liste – wir haben<br />

noch mehr Ideen.“ Sein Traum wäre es,<br />

möglichst viel direkt in die Koalitionsvereinbarung<br />

zu schreiben, denn das Beispiel der<br />

christliberalen Koalition mahne, „was nicht<br />

klar vereinbart ist, geht später schief“.<br />

Als Binding in einer Untergruppe der Finanz-AG<br />

sein Inkassokonzept vorlegte, war<br />

die Reaktion der Unions-Leute verhalten,<br />

aber nicht brüsk ablehnend. Man wolle sich<br />

das mal ansehen, lautete die Antwort der<br />

künftigen Geschäftspartner. Intern freilich<br />

finden sie die Vorschläge erst mal gruselig.<br />

Die Fleißarbeit der Genossen wird allerdings<br />

nicht vergeblich gewesen sein. Sie<br />

brauchen die Vorschläge nur auf den Stapel<br />

„Wiedervorlage“ zu packen. Sobald die<br />

Konjunktur ein wenig schwächelt, die Rekordbeschäftigung<br />

in Deutschland wieder<br />

einbricht, fehlt Geld in Staatshaushalt und<br />

Sozialkassen, um all die teuren Wünsche zu<br />

bezahlen, die auch die Union jetzt auftischt.<br />

Dann werden die schwarzen Finanzpolitiker<br />

vermutlich dankbar sein, dass die Genossen<br />

schon so eifrig vorgearbeitet haben.<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 43<br />

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Der Volkswirt<br />

KOMMENTAR | Mit ihrer jüngsten<br />

Zinssenkung ist die EZB endgültig<br />

zur Zentralbank Südeuropas<br />

geworden. Von Malte Fischer<br />

EZB d’Italia<br />

Dass sein Wunsch so<br />

schnell erfüllt wird,<br />

hat Fabrizio Saccomanni<br />

wohl kaum erwartet.<br />

Anfang vergangener<br />

Woche hatte Italiens Finanzminister<br />

laut über den starken Euro<br />

geklagt und die Europäische<br />

Zentralbank (EZB) aufgefordert,<br />

die Leitzinsen zu senken.<br />

Am Donnerstag lieferte EZB-<br />

Chef Mario Draghi dann, was<br />

sein Landsmann Saccomanni<br />

bestellt hatte. Zur Überraschung<br />

der Märkte senkte die<br />

EZB ihren wichtigsten Leitzinsen<br />

von 0,5 auf 0,25 Prozent.<br />

Auch den Zins für Notkredite<br />

verringerte sie um 0,25 Punkte<br />

auf nunmehr 0,75 Prozent. Das<br />

war noch nicht alles. Mit dem<br />

Hinweis, die Null-Linie bei den<br />

Zinsen sei ja noch nicht erreicht,<br />

und die EZB könne noch<br />

weiter gehen, machte Draghi<br />

klar, dass die Leitzinsen für<br />

lange Zeit niedrig bleiben oder<br />

sogar weiter sinken werden.<br />

Zudem versicherte er den Banken,<br />

dass sie sich bis mindestens<br />

Mitte 2015 durch Vollzuteilungsgeschäfte<br />

so viel<br />

Zentralbankgeld bei der EZB<br />

gegen fragwürdige Sicherheiten<br />

leihen können, wie es ihnen<br />

beliebt. Damit hat die EZB die<br />

Kontrolle über die Zentralbankgeldmenge<br />

für die nächsten<br />

zwei Jahre an die Geschäftsbanken<br />

übertragen.<br />

Offiziell begründeten die<br />

Währungshüter ihren Schritt mit<br />

der Sorge vor einem angeblich<br />

gefährlichen Preisniveaurückgang<br />

in der Euro-Zone. Im Oktober<br />

war die Inflationsrate auf<br />

0,7 Prozent gesunken, damit<br />

liegt sie deutlich unter dem Zielwert<br />

der EZB von knapp unter<br />

zwei Prozent. Doch das Gefasel<br />

von einer drohenden Deflation<br />

ist ein billiges Ablenkungsmanöver.<br />

Für den Rückgang der Teuerungsrate<br />

waren vor allem die<br />

gesunkenen Energiepreise verantwortlich.<br />

Zwar liegt die Inflation<br />

in manchen Krisenländern<br />

bei null Prozent, in Griechenland<br />

gehen die Preise sogar zurück.<br />

Doch dies signalisiert lediglich,<br />

dass die Länder dabei<br />

sind, ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

durch Lohn- und<br />

Preiskonzessionen zurückzugewinnen.<br />

Das ist zu begrüßen,<br />

nicht zu bedauern.<br />

SPARER-ENTEIGNUNG<br />

Daher steckt hinter der Zinssenkung<br />

der EZB ein gänzlich<br />

anderes Motiv. Die Euro-Hüter<br />

wollen die Zinsen für Spareinlagen<br />

weiter nach unten drücken,<br />

um die Anleger in den Kauf von<br />

Staatsanleihen der Südländer<br />

zu treiben. Diese bieten Käufern<br />

im Falle Italiens und Spaniens<br />

bei zehnjähriger Laufzeit<br />

Renditen von mehr als vier Prozent.<br />

Strömen Anleger und<br />

Banken (mit dem billig von der<br />

EZB geliehenen Geld) in die Anleihemärkte<br />

dieser Länder, sinken<br />

die Finanzierungskosten<br />

der Regierungen in Rom und<br />

Madrid. De facto betreibt die<br />

EZB damit eine perfide Politik<br />

der Staatsfinanzierung durch<br />

die Hintertür. Sie zerstört damit<br />

den Spar- und Reformdruck in<br />

den Krisenländern, erzeugt<br />

neue Preisblasen am Finanzmarkt,<br />

enteignet die Sparer in<br />

den Kernländern, löst Fehlinvestitionen<br />

aus und legt so die<br />

Basis für die nächste Krise.<br />

Deutschland hat wahrlich<br />

Besseres verdient, als unter<br />

dem Zinsdiktat einer neuen<br />

Banca d’Italia mit Sitz in Frankfurt<br />

schleichend seinen Wohlstand<br />

zu verlieren.<br />

EXKLUSIVUMFRAGE<br />

Die Arbeit geht nicht aus<br />

Trotz wackliger Konjunktur suchen viele deutsche<br />

Mittelständler weiter Personal. Das zeigt eine aktuelle<br />

Umfrage für die WirtschaftsWoche.<br />

Der Arbeitsmarkt in Deutschland<br />

präsentiert sich weiterhin<br />

erstaunlich robust. Das Nürnberger<br />

Institut für Arbeitsmarktund<br />

Berufsforschung (IAB)<br />

prognostiziert für 2014 einen<br />

Zuwachs der Erwerbstätigenzahl<br />

um rund 240 000 Personen.<br />

Laut IAB gab es im dritten Quartal<br />

dieses Jahres rund 868 000<br />

offene Stellen, fast 5000 mehr<br />

als im Vorjahreszeitraum.<br />

Im vierten Quartal dürfte die<br />

gute Entwicklung weitergehen.<br />

Laut einer aktuellen Umfrage<br />

der Wirtschaftsverbände Die<br />

Familienunternehmer-ASU<br />

und Die Jungen Unternehmer-<br />

BJU exklusiv für die Wirtschafts-<br />

Woche wollen rund 20 Prozent<br />

der Mittelständler in diesem<br />

Zeitraum ihre Belegschaft weiter<br />

aufstocken, nur elf Prozent<br />

planen einen Personalabbau.<br />

67 Prozent geben an, die Mitarbeiterzahl<br />

bis zum Jahresende<br />

konstant zu halten. Befragt wurden<br />

knapp 560 mittelständische<br />

Firmenchefs.<br />

Gleichwohl gibt es eine Reihe<br />

von Faktoren, die derzeit Neueinstellungen<br />

bremsen. Nicht<br />

zuletzt die möglichen Inhalte<br />

des Koalitionsvertrages von<br />

Union und SPD verunsichern<br />

die Wirtschaft. „Zurzeit schauen<br />

viele Unternehmer auf die<br />

Politik in Berlin“, bestätigt die<br />

BJU-Bundesvorsitzende Lencke<br />

Wischhusen. Die politische Unsicherheit<br />

und die Gefahr neuer<br />

Regulierungen ist laut Umfrage<br />

für immerhin jeden zehnten<br />

Firmenchef eine zentrale Jobbremse<br />

(siehe Grafik).<br />

Das wichtigste Hindernis,<br />

neue Jobs zu schaffen, ist jedoch<br />

der um sich greifende<br />

Fachkräftemangel: Jeder dritte<br />

Firmenchef nennt diesen als aktuell<br />

größte Job-Hürde. Im vorigen<br />

Jahr sorgten sich die Unternehmer<br />

noch am meisten über<br />

die wacklige Konjunktur und<br />

die unsichere Auftragslage<br />

(diesmal: 23 Prozent). Auf Platz<br />

drei der Negativ-Skala steht mit<br />

deutlichem Abstand der Kündigungschutz<br />

(12 Prozent). Die<br />

Lohnkosten spielen überraschenderweise<br />

nur eine untergeordnete<br />

Rolle für die Einstellungsbereitschaft<br />

der Betriebe.<br />

Beim Kampf um qualifiziertes<br />

Personal sieht Wischhusen den<br />

wichtigsten Lösungsansatz in<br />

der Bildungspolitik. „Wir müssen<br />

die vorhandenen Potenziale<br />

in Deutschland viel besser ausnutzen“,<br />

mahnt die Verbandschefin.<br />

„50 000 Jugendliche<br />

verlassen die Schulen ohne Abschluss<br />

– da müssen sich die Bildungspolitiker<br />

gemeinsam mit<br />

uns Unternehmern schleunigst<br />

etwas einfallen lassen.“<br />

bert.losse@wiwo.de<br />

Mittelstand stellt ein<br />

Wiewirdsich die Zahl der Arbeitsplätze<br />

in Ihrem Unternehmen im 4. Quartal<br />

voraussichtlich entwickeln?<br />

wir reduzieren<br />

weiß nicht 2%<br />

<strong>11</strong> %<br />

wir<br />

erhöhen 20%<br />

Welches ist aktuell das größte Hindernis<br />

für Ihr Unternehmen, neue Mitarbeiter<br />

einzustellen?<br />

Fachkräftemangel<br />

Unsichere Konjunktur/<br />

Auftragslage<br />

Kündigungsschutz<br />

Unsicherheit über den<br />

Kurs der neuen Bundesregierung<br />

Hohe Lohnkosten<br />

Anderes Hindernis<br />

Keine Hindernisse<br />

Quelle: BJU, ASU<br />

67%<br />

wir halten<br />

konstant<br />

6%<br />

3%<br />

23%<br />

12%<br />

<strong>11</strong>%<br />

12%<br />

33%<br />

FOTO: FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

44 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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KONJUNKTUR DEUTSCHLAND<br />

Leichte Eintrübung trotz<br />

guter Auftragslage<br />

Eine überraschend starke<br />

Nachfrage aus dem Ausland hat<br />

die Auftragsbücher der deutschen<br />

Industrie im September<br />

gut gefüllt. Während die inländische<br />

Nachfrage um 1,0 Prozent<br />

sank, bestellten ausländische<br />

Kunden 6,8 Prozent mehr<br />

Güter und Dienstleistungen<br />

made in Germany. Insgesamt<br />

stiegen die Auftragseingänge<br />

saisonbereinigt gegenüber dem<br />

Vormonat um 3,3 Prozent. Im<br />

Monat zuvor waren sie noch um<br />

0,3 Prozent zurückgegangen.<br />

Den stärksten Anstieg verzeichneten<br />

die Hersteller von Investitionsgütern<br />

(plus 5,5 Prozent).<br />

Laut Bundeswirtschaftsministerium<br />

waren vor allem Großaufträge<br />

für das gute Ergebnis verantwortlich.<br />

Die gute Auftragslage darf jedoch<br />

nicht darüber hinwegtäuschen,<br />

dass andere konjunkturelle<br />

Frühindikatoren derzeit<br />

ins Minus drehen. Der Einkaufsmanagerindex<br />

ist gesunken<br />

(siehe unten), und auch der<br />

Earlybird-Frühindikator, den<br />

die Commerzbank exklusiv für<br />

die WirtschaftsWoche ermittelt,<br />

präsentiert sich aktuell mit einer<br />

kleinen Delle. Das Barometer,<br />

das einen Vorlauf gegenüber<br />

der Realwirtschaft von<br />

sechs bis neun Monaten hat,<br />

sank im Oktober leicht auf 2,47<br />

Punkte (siehe Grafik). Der Indikator<br />

erfasst den Außenwert<br />

des Euro, die kurzfristigen Realzinsen<br />

sowie (als Messgröße für<br />

die Lage der Weltwirtschaft)<br />

den Einkaufsmanagerindex für<br />

die US-Industrie (ISM). Grund<br />

für den aktuellen Rückgang<br />

sind vor allem steigende Realzinsen<br />

infolge der gesunkenen<br />

Teuerungsrate. Insgesamt<br />

bleibt der Earlybird auf einem<br />

hohem Niveau – was aber laut<br />

Weiter auf hohem Niveau<br />

Bruttoinlandsprodukt undEarlybird-Konjunkturbarometer<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

–1,0<br />

–2,0<br />

–3,0<br />

Earlybird 2<br />

Bruttoinlandsprodukt 1<br />

Commerzbank-Ökonom Ralph<br />

Solveen „nahezu ausschließlich<br />

auf die starken Impulse der<br />

Geldpolitik zurückzuführen ist“.<br />

Mit Spannung warten Analysten<br />

nun auf den ifo-Geschäftsklimaindex<br />

für den laufenden<br />

Monat, den das Münchner ifo<br />

Institut am 22. November präsentieren<br />

will.<br />

–4,0<br />

2008 2009 2010 20<strong>11</strong> 2012 <strong>2013</strong><br />

1<br />

zum Vorquartal (in Prozent); 2 gewichtete Summe aus kurzfristigem realem Zins, effektivem<br />

realem Außenwertdes Euro und US-Einkaufsmanagerindex; Quelle: Commerzbank<br />

bert.losse@wiwo.de<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0<br />

–1,0<br />

–2,0<br />

–3,0<br />

–4,0<br />

Dienstleister<br />

schwächeln<br />

Die deutsche Wirtschaft hat<br />

zu Herbstbeginn etwas an<br />

Schwung verloren. Der <strong>vom</strong><br />

Londoner Forschungsinstitut<br />

Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex<br />

für die Privatwirtschaft<br />

sank im Oktober um 0,6<br />

auf 52,6 Punkte. Dies war der<br />

zweite Rückgang in Folge. Das<br />

Barometer hält sich allerdings<br />

klar über der Marke von 50<br />

Zählern, ab der gemeinhin Expansion<br />

einsetzt. Die deutsche<br />

Wirtschaft bleibe „in guter Verfassung“,<br />

sagt Markit-Ökonom<br />

Tim Moore.<br />

Verantwortlich für die sinkende<br />

Dynamik im Oktober war<br />

die Dienstleistungsbranche.<br />

Deren Einkaufsmanagerindex<br />

fiel überraschend um 1,4 auf<br />

52,3 Zähler. Analysten hatten<br />

hier einen leichten Zuwachs<br />

vorhergesagt. Besser lief es in<br />

der deutschen Industrie, wo der<br />

Einkaufsmanagerindex um 0,4<br />

auf 51,5 Punkte zulegen konnte.<br />

Volkswirtschaftliche<br />

Gesamtrechnung<br />

Real. Bruttoinlandsprodukt<br />

Privater Konsum<br />

Staatskonsum<br />

Ausrüstungsinvestitionen<br />

Bauinvestitionen<br />

Sonstige Anlagen<br />

Ausfuhren<br />

Einfuhren<br />

Arbeitsmarkt,<br />

Produktion und Preise<br />

Industrieproduktion 1<br />

Auftragseingänge 1<br />

Einzelhandelsumsatz 1<br />

Exporte 2<br />

ifo-Geschäftsklimaindex<br />

Einkaufsmanagerindex<br />

GfK-Konsumklimaindex<br />

Verbraucherpreise 3<br />

Erzeugerpreise 3<br />

Importpreise 3<br />

Arbeitslosenzahl 4<br />

Offene Stellen 4<br />

Beschäftigte 4, 5<br />

20<strong>11</strong> 2012<br />

Durchschnitt<br />

3,3<br />

1,7<br />

1,0<br />

7,0<br />

5,8<br />

3,9<br />

7,8<br />

7,4<br />

20<strong>11</strong> 2012<br />

Durchschnitt<br />

6,6<br />

7,5<br />

1,1<br />

<strong>11</strong>,5<br />

<strong>11</strong>1,3<br />

54,8<br />

5,6<br />

2,1<br />

5,6<br />

8,0<br />

2974<br />

466<br />

28460<br />

0,7<br />

0,8<br />

1,2<br />

–4,8<br />

–1,5<br />

3,2<br />

3,9<br />

2,2<br />

–0,9<br />

–4,2<br />

0,2<br />

3,4<br />

105,0<br />

46,7<br />

5,9<br />

2,0<br />

2,0<br />

2,1<br />

2897<br />

478<br />

29004<br />

II/12 III/12 IV/12 I/13 II/13<br />

Veränderung zum Vorquartal in Prozent<br />

–0,1<br />

0,1<br />

–0,4<br />

–3,0<br />

–1,4<br />

1,0<br />

3,1<br />

2,3<br />

Juli<br />

<strong>2013</strong><br />

–1,1<br />

–2,0<br />

–0,5<br />

–0,8<br />

106,2<br />

50,7<br />

6,8<br />

1,9<br />

0,0<br />

–2,6<br />

2940<br />

425<br />

29394<br />

1 Volumen, produzierendes Gewerbe, Veränderung zum Vormonat in Prozent; 2 nominal, Veränderung zum Vormonat in<br />

Prozent; 3 Veränderung zum Vorjahr in Prozent; 4 in Tausend, saisonbereinigt; 5 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte;<br />

alle Angaben bis auf Vorjahresvergleiche saisonbereinigt; Quelle: Thomson Reuters<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,7<br />

–2,2<br />

0,5<br />

1,5<br />

1,4<br />

0,6<br />

Aug.<br />

<strong>2013</strong><br />

1,6<br />

–0,3<br />

–0,2<br />

1,0<br />

107,6<br />

51,8<br />

7,0<br />

1,5<br />

–0,5<br />

–3,4<br />

2947<br />

426<br />

29403<br />

–0,5<br />

–0,3<br />

0,1<br />

–2,0<br />

–0,7<br />

1,5<br />

–2,4<br />

–1,3<br />

Sept.<br />

<strong>2013</strong><br />

–0,9<br />

3,3<br />

–0,4<br />

–<br />

107,7<br />

51,1<br />

7,0<br />

1,4<br />

–0,5<br />

–2,8<br />

2971<br />

429<br />

–<br />

0,0<br />

0,8<br />

–0,1<br />

–0,6<br />

–2,1<br />

–1,1<br />

–1,8<br />

–2,1<br />

Okt.<br />

<strong>2013</strong><br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

107,4<br />

51,5<br />

7,1<br />

1,2<br />

–<br />

–<br />

2973<br />

431<br />

–<br />

0,7<br />

0,5<br />

0,6<br />

0,9<br />

2,6<br />

1,3<br />

2,2<br />

2,0<br />

Nov.<br />

<strong>2013</strong><br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

7,0<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

Letztes Quartal<br />

zum Vorjahr<br />

in Prozent<br />

0,9<br />

1,1<br />

1,3<br />

–1,2<br />

1,2<br />

3,1<br />

1,1<br />

1,4<br />

Letzter Monat<br />

zum Vorjahr<br />

in Prozent<br />

4,4<br />

<strong>11</strong>,0<br />

0,2<br />

–5,5<br />

7,3<br />

12,0<br />

14,8<br />

–<br />

–<br />

–<br />

1,5<br />

–6,1<br />

1,2<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 45<br />

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Der Volkswirt<br />

WARUM EIGENTLICH...<br />

...ist die Kritik an den deutschen<br />

Exportüberschüssen verfehlt?<br />

Deutschlands Unternehmen<br />

sind erfolgreich –<br />

und für manche offenbar<br />

zu erfolgreich. Anders lässt sich<br />

das Germany-Bashing kaum<br />

erklären, das wegen der anhaltend<br />

hohen deutschen Exportüberschüsse<br />

eingesetzt hat.<br />

Das US-Finanzministerium<br />

wirft Deutschland vor, seine<br />

schwache Binnennachfrage<br />

und hohe „Exportabhängigkeit“<br />

behinderten den Abbau der<br />

Ungleichgewichte in der Euro-<br />

Zone. Wirtschaftsnobelpreisträger<br />

Paul Krugman geißelt die<br />

„unangemessen hohen Exportüberschüsse“,<br />

weil sie „das<br />

Wachstum und die Beschäftigung<br />

der gesamten Welt bremsen“.<br />

Die EU-Kommission erwägt,<br />

gegen die Bundesrepublik<br />

ein sanktionsbewehrtes Verfahren<br />

wegen „makroökonomischer<br />

Ungleichgewichte“ einzuleiten,<br />

und der Internationale<br />

Währungsfonds fordert die<br />

Bundesregierung auf, sie solle<br />

verbindliche Obergrenzen für<br />

den Leistungsbilanzüberschuss<br />

festlegen. Als Rezept empfehlen<br />

die Mahner deutliche Lohnsteigerungen.<br />

Diese sollen die Inlandsnachfrage<br />

und die Importe<br />

Deutschlands ankurbeln.<br />

VERZERRTE KURSE<br />

Wie berechtigt ist die Kritik an<br />

unseren Überschüssen? Tatsache<br />

ist, dass kaum ein Land so<br />

hohe Positivsalden in seiner<br />

Leistungsbilanz ansammelt wie<br />

Deutschland. Zur Leistungsbilanz<br />

zählen die Handelsbilanz,<br />

die Dienstleistungsbilanz, die<br />

Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen<br />

sowie die<br />

Bilanz der Transferzahlungen.<br />

In diesem Jahr dürfte sich der<br />

Saldo auf knapp 200 Milliarden<br />

Euro belaufen, das entspricht<br />

mehr als sieben Prozent des<br />

Bruttoinlandsprodukts.<br />

Historisch gesehen sind hohe<br />

Exportüberschüsse nicht ungewöhnlich<br />

für Deutschland. Im<br />

System fester Wechselkurse<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

war die D-Mark lange Zeit unterbewertet.<br />

Das erleichterte es<br />

den Unternehmen, Märkte im<br />

Ausland zu erobern. Die hohen<br />

Gewinne lockten Unternehmen,<br />

Arbeitskräfte und Investitionen<br />

in den Exportsektor. So<br />

entstanden Abhängigkeiten, die<br />

sich auch fortsetzten, als das<br />

In der Kritik<br />

Leistungsbilanzsalden Deutschlands<br />

(in Prozent <strong>vom</strong> BIP)<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

1950 60 70 80 90 00 10<br />

Festkurssystem Anfang der<br />

Siebzigerjahre zusammenbrach<br />

und die D-Mark kräftig aufwertete.<br />

Heute befindet sich<br />

Deutschland als Mitglied der<br />

Währungsunion wieder in einem<br />

Festkurssystem. Gemessen<br />

an der wirtschaftlichen<br />

Stärke Deutschlands, ist der<br />

Wechselkurs des Euro zu niedrig.<br />

Das verleiht den deutschen<br />

Exporteuren Rückenwind.<br />

Dennoch ist die Kritik an den<br />

Exportüberschüssen verfehlt.<br />

Denn erstens beruht der Außenhandel<br />

auf freiwilligen Verträgen.<br />

Die Bürger im Ausland<br />

kaufen Waren made in Germany,<br />

weil diese ihren Bedürfnissen<br />

besser entsprechen als andere<br />

Produkte. Freier Handel<br />

kommt zustande, weil die beteiligten<br />

Parteien den Tausch Ware<br />

gegen Geld als vorteilhaft für<br />

sich empfinden. Er steigert den<br />

Wohlstand auf beiden Seiten.<br />

Wer Exportüberschüsse reduzieren<br />

will, reduziert somit den<br />

Wohlstand der Nationen.<br />

Zweitens spiegelt der Aktivsaldo<br />

im Handel einen Überschuss<br />

der Ersparnis gegenüber<br />

den Investitionen wider. Weil<br />

die Deutschen altern, legen sie<br />

Exporte, Inlandsnachfrage<br />

und BIP Deutschlands*<br />

210<br />

200<br />

Exporte<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

Inlandsnachfrage<br />

130<br />

120<br />

<strong>11</strong>0<br />

BIP<br />

100<br />

2000 02 04 06 08 10 12<br />

*reale Quartalswerte, 2000 =100, Quelle: Bundesbank, Statistisches Bundesamt<br />

zur Finanzierung ihres Lebensabends<br />

mehr Geld auf die hohe<br />

Kante und verzichten auf Konsum.<br />

Dies ist ein durch und<br />

durch rationales Verhalten.<br />

Bereits in wenigen Jahren<br />

werden die Deutschen ihre Ersparnisse,<br />

von denen ein erheblicher<br />

Teil in ausländischen Anleihen,<br />

Aktien und Immobilien<br />

steckt, auflösen, um Güter aus<br />

dem Ausland zu beziehen, die<br />

wegen der fehlenden Arbeitskräfte<br />

hierzulande nicht mehr<br />

hergestellt werden. Dann dreht<br />

die Kapitalbilanz ins Plus und<br />

die Leistungsbilanz ins Minus.<br />

Spätestens Ende des nächsten<br />

Jahrzehnts werden die deutschen<br />

Exportüberschüsse verschwunden<br />

sein, schätzt das<br />

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(ZEW) in<br />

Mannheim.<br />

Drittens schaden kräftige<br />

Lohnerhöhungen zum Abbau<br />

der Überschüsse mehr, als sie<br />

nutzen. Schnellen die Löhne in<br />

die Höhe, mindert dies die<br />

preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Exporteure.<br />

Insbesondere die Hersteller von<br />

Investitionsgütern, deren wichtigste<br />

Konkurrenten nicht in Europa,<br />

sondern in China, den<br />

USA, Japan und Korea sitzen,<br />

büßen dann Marktanteile ein.<br />

Das träfe auch die Krisenländer<br />

Europas. Denn die deutschen<br />

Exporte bestehen zu rund 40<br />

Prozent aus importierten Vorprodukten<br />

– und viele davon<br />

stammen aus Europa.<br />

ZU HAUSE INVESTIEREN<br />

Sollte Deutschland also weitermachen<br />

wie bisher? Keineswegs.<br />

Zwar sind die Deutschen<br />

spitze beim Export, bei der Anlage<br />

der Überschüsse haben sie<br />

in den vergangenen Jahren jedoch<br />

kein gutes Händchen bewiesen.<br />

Die Einkommen aus<br />

dem Exportgeschäft haben sie<br />

zu einem großen Teil in griechische<br />

Staatsanleihen, irische<br />

Bankanleihen und spanische<br />

Schrottimmobilien gesteckt –<br />

und damit Schiffbruch erlitten.<br />

Um ein ähnliches Desaster in<br />

Zukunft zu verhindern, müssen<br />

die Gelder besser gestreut werden.<br />

Dazu gehört auch, mehr<br />

Geld in Deutschland zu investieren.<br />

Das kurbelt die Konjunktur<br />

an, steigert die Importe –<br />

und baut die hohen Exportüberschüsse<br />

ab.<br />

malte.fischer@wiwo.de<br />

46 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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DENKFABRIK | Die Immobilienpreise in Deutschland sind kräftig gestiegen. Von einer<br />

drohenden Preisblase kann jedoch noch keine Rede sein. Im internationalen Vergleich<br />

ist der deutsche Häusermarkt nicht überbewertet. Und solange die EZB ihre Niedrigzinspolitik<br />

fortsetzt, bleiben Immobilien ein gutes Anlageobjekt. Von Hans-Werner Sinn<br />

Höheres Plateau<br />

FOTOS: ROBERT BREMBECK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PICTURE-ALLIANCE/DPA/MURAT<br />

Im Mai und Juni 2010, auf<br />

dem vorläufigen Höhepunkt<br />

der Euro-Krise, habe<br />

ich in meinen Kolumnen<br />

für die WirtschaftsWoche einen<br />

Bauboom in Deutschland prognostiziert<br />

– weil sich das Anlagekapital<br />

nicht mehr aus<br />

Deutschland heraustrauen<br />

werde. Kaum jemand hat mir<br />

damals geglaubt. Es dauerte<br />

Monate, bis auch andere Stimmen<br />

zu vernehmen waren, die<br />

Ähnliches sagten.<br />

Jetzt zeigt sich: Es ist tatsächlich<br />

zu diesem Boom gekommen.<br />

Von Mitte 2010 bis Mitte<br />

<strong>2013</strong> stiegen die Immobilienpreise<br />

um neun Prozent. Die Beschäftigung<br />

im Baugewerbe<br />

wuchs um 1,5 Prozent, die realen<br />

Bauinvestitionen nahmen<br />

um 4,2 Prozent zu. Die Auftragseingänge<br />

im Wohnungsbau<br />

erhöhten sich in diesem Zeitraum<br />

sogar um 36 Prozent. Die<br />

Zahl der fertiggestellten Wohnungen<br />

war 2012 um ein Viertel<br />

höher als 2010.<br />

Besonders in den Großstädten<br />

zogen die Neubaupreise an.<br />

In Berlin stiegen sie in diesen<br />

drei Jahren um knapp 40 Prozent,<br />

in Hamburg je nach Typ<br />

um 17 bis 40 Prozent, in Stuttgart<br />

um etwa 25 Prozent, in<br />

München zwischen 20 und 35<br />

Prozent und in Köln um 14 bis<br />

17 Prozent.<br />

BUNDESBANK WARNT<br />

Nun warnt die Deutsche Bundesbank<br />

vor einer Überhitzung<br />

der Märkte. Die Preissteigerungsraten<br />

besonders in den<br />

Ballungsräumen ließen sich<br />

„nur noch schwer rechtfertigen“,<br />

schreibt sie in ihrem Monatsbericht<br />

von Oktober und<br />

warnt vor „empfindlichen Ver-<br />

mögensverlusten“, obwohl sie<br />

beim Immobilienmarkt als Ganzem<br />

noch keine Überbewertungen<br />

feststellt.<br />

Geht der Bauboom also schon<br />

wieder zu Ende? War das Ganze<br />

nur ein temporäres Aufflackern?<br />

Ich glaube das nicht. Es gibt verschiedene<br />

Indikatoren dafür,<br />

dass der Boom weitergeht. Einer<br />

der wichtigsten besteht in den<br />

Auftragsbeständen der Architekten,<br />

die das ifo Institut im vierteljährlichen<br />

Rhythmus erfragt. Sie<br />

liegen heute schon wieder auf<br />

dem Niveau von 1994/95. Damals<br />

ließ der Vereinigungsboom<br />

gerade nach, war aber noch kräftig.<br />

So viel wie derzeit hatten die<br />

»Besonders in<br />

den Großstädten<br />

stiegen die<br />

Neubaupreise in<br />

den vergangenen<br />

Jahren stark an«<br />

Architekten 18 Jahre lang nicht<br />

zu tun.<br />

Ich glaube an ein baldiges Ende<br />

des Baubooms auch deshalb<br />

nicht, weil sich Immobilienblasen<br />

in der Regel etwa anderthalb Jahrzehnte<br />

aufbauen, bevor sie platzen.<br />

Der letzte deutsche Immobilienboom<br />

dauerte von Anfang der<br />

Achtzigerjahre bis Mitte des darauffolgenden<br />

Jahrzehnts. Der<br />

letzte US-amerikanische Immobilienboom<br />

erstreckte sich von Ende<br />

der Neunzigerjahre bis 2007.<br />

Die spanische Immobilienhausse<br />

zog sich von Mitte der Neunzigerjahre<br />

bis zur Lehman-Krise im<br />

Jahr 2008 hin.<br />

Ohnehin muss nicht jeder<br />

Boom zur platzenden Blase werden.<br />

Häufig gehen die Preise auf<br />

ein höheres Plateau und verharren<br />

dort für eine Weile. Selbst<br />

wenn es zum Schluss dann doch<br />

steil nach unten geht, so sind die<br />

ersten zehn Jahre der Blasenbildung<br />

meistens ganz angenehm.<br />

Hinzu kommt: Die Steigerung<br />

der Immobilienpreise war in<br />

Deutschland in den vergangenen<br />

Jahren wesentlich schwächer als<br />

in den meisten heutigen Krisenländern.<br />

Von 1997 bis 2000 nahmen<br />

die Preise zum Beginn des<br />

durch die Euro-Ankündigung ausgelösten<br />

Booms in Frankreich um<br />

19 Prozent zu, in Spanien um 24<br />

Prozent und in Irland sogar um 82<br />

Prozent.<br />

In der Zeit davor, in den Jahren<br />

2000 bis 2007, sind die deutschen<br />

Immobilienpreise – mit<br />

Schwankungen – sogar permanent<br />

gefallen, während sie in vielen<br />

anderen europäischen Ländern<br />

geradezu explodierten. Das<br />

hat einen erheblichen Nachholbedarf<br />

begründet. Noch immer sind<br />

die deutschen Preise im internationalen<br />

Vergleich nicht sonderlich<br />

hoch. So sind zum Beispiel<br />

die Preise der Wohnimmobilien in<br />

einer Metropole wie Frankfurt<br />

eher niedriger als in Barcelona,<br />

und natürlich hält keine deutsche<br />

Stadt dem Vergleich mit Paris<br />

oder London stand.<br />

Dies sind Anhaltspunkte, die<br />

sich Immobilienkäufer vor Augen<br />

führen sollten. Die Chancen<br />

auf ein Schnäppchen sind zwar<br />

heute nicht mehr so groß wie<br />

noch vor zwei Jahren. Dennoch<br />

bieten klug ausgewählte Objekte<br />

in Zuzugsgebieten auf absehbare<br />

Zeit weiterhin Chancen auf<br />

Wertsteigerungsgewinne.<br />

KEINE TRENDWENDE<br />

Natürlich sollten wir die Warnungen<br />

der Bundesbank ernst nehmen.<br />

Aber es handelt sich dabei<br />

wohl eher um den psychologischen<br />

Versuch, rechtzeitig zu<br />

bremsen. Das ist zu respektieren.<br />

Als eine privatwirtschaftlich<br />

optimale Anlageempfehlung sollte<br />

man den Bundesbankbericht<br />

aber lieber nicht interpretieren.<br />

Eine Trendwende erwarte ich<br />

erst, wenn die Europäische Zentralbank<br />

(EZB) ihre Niedrigzinspolitik<br />

beendet. Steigende Finanzierungskosten<br />

könnten den<br />

Boom jäh beenden. Aber solange<br />

der Euro existiert, ist das<br />

nicht zu erwarten – denn die<br />

Bauherren haben mit den Zentralbank-Gouverneuren<br />

der<br />

überschuldeten Südländer<br />

mächtige politische Verbündete.<br />

Diese Gouverneure sitzen allesamt<br />

im EZB-Rat und werden<br />

schon dafür sorgen, dass die<br />

monetäre Druckerpresse weiter<br />

auf Hochtouren läuft. Insofern<br />

braucht man um den Wert seiner<br />

Immobilien keine Angst zu<br />

haben, solange sich die Südländer<br />

im Euro-Verbund befinden.<br />

Hans-Werner Sinn ist Präsident<br />

des ifo Instituts und Ordinarius<br />

an der Ludwig-Maximilians-<br />

Universität in München.<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 47<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Allah für alle<br />

TÜRKEI | Der boomende Markt vor den Toren der EU ist<br />

ein Mekka für Investoren. Doch Ministerpräsident<br />

Erdogan blockiert mit seinem Islamisierungskurs den<br />

notwendigen Wandel hin zu einer innovativen Ökonomie.<br />

Das wird für viele Unternehmen zu einem Problem.<br />

FOTO: SINAN CAKMAK<br />

Zwischen Topfpflanzen und Notebook-Bildschirmen<br />

gedeiht das<br />

kreative Chaos, von dem jede IT-<br />

Bude lebt. Unter dem Konferenztisch<br />

klemmt ein Gymnastikball,<br />

auf den Tischplatten winden sich<br />

Kabel durch Papierberge. Ruhelos klappern<br />

die Tastaturen der IT-Entwickler. Sie<br />

tüfteln an Cloud-Software zur effizienteren<br />

Steuerung von Lieferketten – ein Job, dem<br />

Programmierer rund um den Globus nachgehen.<br />

Nur dass hier alle paar Stunden der<br />

Muezzin ruft: Die Softwareschmiede Solvoyo<br />

residiert im Herzen von Istanbul.<br />

Islam und IT, Religion und Innovation?<br />

Für Nilüfer Durak ist das kein Widerspruch.<br />

„Wir Türken probieren gern Dinge<br />

aus und sind bereit, dabei voll ins Risiko zu<br />

gehen“, sagt die Managerin des US-Softwareherstellers.<br />

Das seien die besten Zutaten<br />

für Innovationen, meint die Frau mit<br />

dem kessen Lockenkopf, die ihr Berufsleben<br />

überwiegend als Investmentbankerin<br />

in Amerika verbracht hat und seit Mai dieses<br />

Jahres für Solvoyo das globale Geschäft<br />

von ihrer Heimatstadt Istanbul aus leitet.<br />

Die Kreativität ihrer Generation bei den<br />

Protesten im Gezi-Park hat sie begeistert.<br />

Doch zugleich ist sie besorgt, weil die Türkei<br />

<strong>vom</strong> Westen wegdriftet und hin zu einem<br />

radikaleren Islam: „Innovation funktioniert<br />

nur in einer Gesellschaft, wo jeder<br />

seine Meinung sagen kann und niemand<br />

den anderen seine Werte aufzwingt“, sagt<br />

Durak und fordert in Richtung Politik: „Ich<br />

hoffe wirklich, dass sie das begreifen und<br />

die Erwartungen und Bedürfnisse der jüngeren<br />

Generation ernst nehmen.“ Nur so<br />

könne das Land am Bosporus innovativer<br />

werden.<br />

Ob das klappen kann – die Türkei als<br />

künftiges Silicon Valley vor Europas Toren?<br />

Wie Durak fürchten viele Investoren neue<br />

Konflikte durch die zunehmende Islamisierung.<br />

Ein halbes Jahr nachdem die Polizei<br />

die protestierende Mitte der Gesellschaft<br />

mit Tränengas durch die Straßen<br />

jagte, herrscht noch immer Schockstarre<br />

im wichtigsten Wachstumsmarkt an der<br />

EU-Außengrenze. Zu offensichtlich ist die<br />

tiefe Spaltung der Gesellschaft, zu kompromisslos<br />

die Reaktion der Staatsmacht, als<br />

dass man Bedenken ob der politischen Stabilität<br />

des Landes getrost übergehen könnte.<br />

Mit seinem konservativen Kurs weg von<br />

westlichen Werten und Freiheiten riskiert<br />

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan,<br />

jene wirtschaftliche Modernisierung abzuwürgen,<br />

die er selbst in Gang gesetzt hat.<br />

UNSICHERER HAFEN<br />

Zwar will Brüssel nach drei Jahren Stillstand<br />

die Verhandlungen über einen EU-Beitritt<br />

wiederbeleben. Dennoch sorgt Erdogans<br />

Kurs für Unsicherheit, wie Ergün Kis feststellt,<br />

Partner und Türkei-Spezialist bei der<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in<br />

Istanbul: „Türkei-Neulinge warten jetzt erst<br />

einmal ab. Wer aber konkrete Pläne für den<br />

Markteintritt hatte, wirft diese deshalb nicht<br />

gleich über Bord.“ Und Ralph Jäger, Chef von<br />

RWE Türkei, mahnt: „Das politische System<br />

muss berechenbar und stabil sein.“<br />

In der Regierungspartei AKP tobe seit<br />

den Gezi-Protesten ein Machtkampf zwischen<br />

konservativen Kräften um Erdogan<br />

und seinen eher westlich orientierten Gegnern,<br />

beobachtet Yasar Aydin, Türkei-Experte<br />

der Stiftung Wissenschaft und Politik<br />

in Berlin. Die Lage könne jederzeit wie-<br />

»<br />

Der Erdogan-Effekt<br />

Der Ministerpräsident gilt als Vater des<br />

Wirtschaftswunders, das<br />

der Türkei seit 2003<br />

Wachstumsraten von teils<br />

mehr als neun Prozent<br />

beschert. Das gefährdet<br />

er durch die<br />

Islamisierung und<br />

den harten Kurs<br />

gegen Protestler<br />

48 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Nilüfer Durak<br />

SOLVOYO<br />

Software<br />

Umsatz<br />

2,2 Mio. Euro<br />

Mitarbeiter (Türkei) 20<br />

Kunden: Vestel, Schneider Electric,<br />

Hewlett-Packard<br />

»Innovation funktioniert nur in<br />

einer Gesellschaft, wo jeder seine<br />

Meinung sagen kann und niemand<br />

dem anderen seine Werte aufzwingt«<br />

Wachstum destürkischenBIPswährend<br />

ErdogansAmtszeit 2003–<strong>2013</strong>(in Prozent)<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />

Bevölkerungsentwicklungder Türkei<br />

2003–2012(in Prozent)<br />

1,45<br />

1,40<br />

1,35<br />

1,30<br />

1,25<br />

1,20<br />

1,15<br />

2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12<br />

Leistungsbilanzdefizit der Türkei<br />

2003–<strong>2013</strong>(in Prozent desBIPs)<br />

–10<br />

–9<br />

–8<br />

–7<br />

–6<br />

–5<br />

–4<br />

–3<br />

–2<br />

2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />

*Prognose; Quelle:IWF,Weltbank<br />

49<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

der eskalieren – mit dramatischen Folgen<br />

für das Investitionsklima: „Die Türkei<br />

ist dabei, ihren Ruf als sicherer Hafen für<br />

ausländisches Kapital zu zerstören.“<br />

Dabei gilt der bärbeißige Fischersohn Erdogan<br />

als Vater des Wirtschaftswunders,<br />

das dem Land mit mehr als 75 Millionen<br />

Einwohnern seit seinem Amtsantritt 2003<br />

Wachstumsraten von teils mehr als neun<br />

Prozent beschert hat (siehe Grafik Seite<br />

49). Erdogan führte die <strong>vom</strong> jahrelangen<br />

Kurdenkrieg und diversen Militärputschen<br />

zermürbte Gesellschaft zunächst zusammen.<br />

Er gab auch dem religiös-konservativen<br />

Teil der Bevölkerung das Gefühl, gefragt<br />

zu sein, in jener modernen Republik,<br />

die seit der Gründung 1924 stark laizistisch<br />

geprägt ist. Mit liberalen Wirtschaftsreformen<br />

machte der Premier die Türkei zu einem<br />

Mekka für Investoren.<br />

WANDELNDE BOMBE<br />

Doch die Proteste haben den erfolgsverwöhnten<br />

Premier aufgeschreckt. Wer ihn<br />

kennt, beschreibt ihn inzwischen als beratungsresistenten<br />

und jähzornigen Zeitgenossen.<br />

Das Rhetorikgenie fürchtet um seine<br />

Macht, weshalb er die islamisch orientierte<br />

Bevölkerungsmehrheit mit einer Islamisierung<br />

der Gesellschaft hinter sich<br />

sammeln will – was wiederum die Elite<br />

reizt, die in Kopftuchgebot und Alkoholverbot<br />

einen Angriff auf ihre Freiheiten sieht.<br />

„Erdogan ist eine wandelnde Bombe“,<br />

29 Jahre beträgt<br />

das Durchschnittsalter in<br />

der Türkei – das ist EUweit<br />

eins der niedrigsten<br />

schimpft ein Maschinenbauunternehmer<br />

aus Istanbul. „Mit seinen ständigen Provokationen<br />

kann er die Gesellschaft jederzeit<br />

zur Explosion bringen.“ Dabei müssten die<br />

Türken endlich „statt Tomaten und T-Shirts<br />

Hochtechnologie verkaufen“.<br />

Der Islam droht die liberalen Elemente<br />

sogar im weltoffenen Istanbul aus dem öffentlichen<br />

Leben zu verdrängen. Wer im<br />

Umkreis von 100 Metern rund um öffentliche<br />

Gebäude Alkohol ausschenken möchte,<br />

bekommt dafür keine neue Lizenz. Es<br />

gibt Stadtteile, in denen Frauen ohne Kopftuch<br />

schief angeschaut werden, in Behörden<br />

ist das Kopftuchverbot gekippt worden.<br />

Vom Laizismus – dem Dogma von<br />

Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zur<br />

Trennung von Staat und Religion – hat sich<br />

Erdogan offenbar verabschiedet.<br />

Mit diesem Kurs verstört er ausgerechnet<br />

die Kreativen und Innovativen. Die sollten<br />

eigentlich die Türkei auf eine neue Stufe<br />

der globalen Wettbewerbsfähigkeit hieven,<br />

sagt Markus Slevogt, der als Berater seit<br />

Jahren in Istanbul lebt und lange Landeschef<br />

der Deutschen Bank war: „Die Türkei<br />

muss den Sprung in die Reihe der innovationsgetriebenen<br />

Ökonomien schaffen.<br />

Wenn das gelingt, ist das Land nicht mehr<br />

zu stoppen.“<br />

Geschafft hat das zum Beispiel der High-<br />

Tech-Kesselbauer Erensan. Der Mittelständler<br />

mit Sitz im Istanbuler Vorort Yenibosna<br />

folgte früher der Devise „national<br />

statt global“: Der Gründer und Seniorchef<br />

hatte in den Achtziger- und Neunzigerjahren<br />

nie Mühe, im Inland seine Großanlagen<br />

zu verkaufen. Dann rollte 2001 eine<br />

Bankenkrise durch die Türkei. Inflation<br />

und Lira-Abwertung fraßen Erensans Rücklagen<br />

fast über Nacht zur Hälfte auf.<br />

Ayhan Eren, der Junior, überzeugte seinen<br />

Vater, dass der Gang ins Ausland nottut<br />

– gerade wenn man wie Erensan lange<br />

vor der Auslieferung Material am zyklischen<br />

Stahlmarkt kaufen muss. Eren steigerte<br />

den Exportanteil von fünf auf heute<br />

50 Prozent des Umsatzes von heute 30 Millionen<br />

Euro. Dadurch spürte der Anlagenbauer<br />

die letzte Konjunkturkrise kaum,<br />

während sich die Belegschaft von 120 auf<br />

260 Mitarbeiter mehr als verdoppelte.<br />

Hohe Hallen, mächtige Stahlkolosse,<br />

sprühende Funken – man kommt sich vor<br />

wie in einer Werft, nur fehlt Wasser unterm<br />

Kiel der klobigen Bauteile. Tatsächlich<br />

Der Premier und die Konzerne<br />

Türkische Unternehmen, die Erdogans Partei AKP nahestehen...<br />

Name<br />

Branche<br />

Umsatz 1<br />

Mitarbeiter<br />

Partner<br />

Anmerkungen<br />

Doğuş Holding<br />

Finanzwesen, Bauindustrie, Autobau,<br />

Medien, Tourismus, Immobilien<br />

4,0<br />

35000<br />

Volkswagen<br />

Garanti-Bank ließ während der Gezi-Proteste die Türen abschließen,<br />

als flüchtende Demonstranten Zuflucht suchten<br />

Yildiz Group<br />

Nahrungsmittel, Einzelhandel,<br />

Immobilien<br />

5,2<br />

36 000<br />

Eckes-Granini-Gruppe<br />

Enge Beziehungen zu Erdogan und dem Führungszirkel der<br />

Partei AKP<br />

Demiören<br />

Energiehandel, Immobilien,<br />

Medien<br />

2,3<br />

k. A.<br />

k. A.<br />

Präsident ist auch Präsident des türkischen Fußballverbands und<br />

gilt als treuer Gefolgsmann Erdogans<br />

Calik Holding<br />

Bau, Energie, Finanzen, Immobilien,<br />

Medien<br />

2,1<br />

20 000<br />

k. A.<br />

Steht im Ruf der Günstlingswirtschaft, soll für Übernahme von<br />

Medien günstige Kredite <strong>vom</strong> Staat erhalten haben<br />

...und die als eher AKP-fern gelten<br />

Koç Holding<br />

Energie, Automotive, Konsumgüterindustrie,<br />

Finanzen<br />

36,8<br />

82 000<br />

Ford, Fiat, LG,<br />

UniCredit<br />

Gewährte Protestierenden Zuflucht in einer Hotellobby am<br />

Gezi-Park – und hat seither die Steuerfahnder am Hals<br />

Sabancı Holding<br />

Finanzen, Energie, Maschinenbau,<br />

Baumaterialien, Einzelhandel<br />

10,7<br />

58 000<br />

E.On, Heidelberg-<br />

Cement<br />

Stark westlich ausgerichtet, laizistische und kemalistische<br />

Familientradition<br />

Eczacıbaşı Holding<br />

Pharma, Baumaterialien<br />

2,6<br />

<strong>11</strong> 700<br />

Villeroy & Boch<br />

Klar prowestlicher Familienkonzern, dessen Mitglieder<br />

alle in Deutschland oder den USA ausgebildet sind<br />

Doğan Yayın Holding<br />

Medien, Energie<br />

0,93<br />

10300<br />

Burda, Bertelsmann,<br />

Axel Springer Verlag<br />

Verlegte einst kritische Medien wie „Hürriyet“ – die seit einer<br />

Steuernachforderung plötzlich ihre kritische Haltung verloren<br />

1 in Milliarden Euro; Quelle: eigene Recherchen<br />

50 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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»Jetzt muss die Regierung<br />

versuchen, die jungen Leute<br />

einzubinden«<br />

FOTO: SINAN CAKMAK<br />

schweißt Erensan auch Schiffskessel, etwa<br />

für ein schwimmendes Heizkraftwerk.<br />

Meist fertigt das Unternehmen jedoch<br />

Großboiler für Lebensmittelfabriken oder<br />

Heizkessel wie jene 18 Meter hohen Riesen,<br />

die seit Kurzem im Fußballstadion von<br />

Arsenal London ihren Dienst tun.<br />

„Unsere Produkte sind alle Einzelanfertigungen“,<br />

sagt Ayhan Eren. „Sie müssen den<br />

Standards der Länder genügen, in die wir<br />

sie ausliefern.“ Um Anlagen schnell, aber<br />

maßgeschneidert nach verschiedenen<br />

Normen zu konstruieren, sucht er Konstrukteure,<br />

die selbstständig denken. Er<br />

hofft daher auf eine moderne und offene<br />

Türkei: „Diese junge Generation hängt<br />

nicht nur auf Facebook ab, die hat Humor<br />

und Verstand“, freut sich der Unternehmer<br />

über die Gezi-Bewegung: „Jetzt muss die<br />

Regierung versuchen, die jungen Leute<br />

einzubinden. Das sind die Tüftler und<br />

Kreativen, die unserer Wirtschaft helfen,<br />

globaler und vielfältiger zu werden.“<br />

Ayhan Eren<br />

ERESAN<br />

Kesselanlagen<br />

Umsatz<br />

30 Mio. Euro<br />

Mitarbeiter (Türkei) 260<br />

Kunden: FC Arsenal London,<br />

Tofas Autobau<br />

KREDITE IM KAUFRAUSCH<br />

Die Türkei hat mit einem Durchschnittsalter<br />

von 29 Jahren eine der jüngsten Bevölkerungen<br />

in Europa. Die Einwohnerzahl<br />

wächst pro Jahr um mehr als ein Prozent.<br />

Und dank des mehrjährigen Wirtschaftswachstums<br />

sind die Türken konsumfreudig:<br />

Im Kaufrausch stützt das Land seine<br />

Konjunktur quasi von selbst, die Banken<br />

helfen mit billigen Krediten nach.<br />

Kein Wunder also, dass türkische Konzerne<br />

gewachsen sind, die auch EU-Märkte<br />

angreifen könnten. Da ist die Koç-Gruppe<br />

um den bulligen Gründer-Enkel Mustafa<br />

Koç, mit einem Umsatz von 36,8 Milliarden<br />

Euro größer als Henkel und MAN zusammen.<br />

Der Mischkonzern aus Istanbul verkauft<br />

alles, von Autoteilen über Leitplanken<br />

bis hin zu Krediten und Hotelzimmern. Die<br />

Yildiz-Gruppe mit einem Jahresumsatz von<br />

5,2 Milliarden Euro fokussiert sich auf die<br />

Verarbeitung von Lebensmitteln. Und das<br />

mit 10,6 Milliarden Euro Umsatz zweitgrößte<br />

Unternehmen Sabancı agiert im Bankensektor<br />

und der Energiebranche.<br />

Diese Familienkonzerne sind sehr erfolgreich<br />

– doch wie lange noch? So<br />

schwebt etwa über der Energietochter der<br />

Koç-Gruppe das Damoklesschwert einer<br />

Steuernachzahlung, deren Höhe noch<br />

nicht feststeht. Die Behörden starteten Ermittlungen,<br />

just nachdem Erdogan Koç<br />

wegen der Einmischung in die Proteste im<br />

Gezi-Park gemaßregelt hatte. Koç gehört<br />

das Hotel „Diwan“, in dem Demonstranten<br />

während der Ausschreitungen Zuflucht vor<br />

der Polizei gesucht hatten. Anders als die<br />

Garanti-Bank der Erdogan-freundlichen<br />

Dogus Holding sperrte das Personal die<br />

Lobby nicht vor den Flüchtenden zu.<br />

Trotz der zunehmenden Verärgerung<br />

über die Regierung trifft man bei den Unternehmen<br />

auf eine Mauer des Schweigens.<br />

Zu lebendig ist die Erinnerung an<br />

2010, als die durchweg Erdogan-kritischen<br />

Medien der Dogan Yayın Holding mit Steuernachforderungen<br />

über umgerechnet 382<br />

Millionen Euro „auf Linie“ gebracht wurden.<br />

Bei einem Umsatz von knapp einer<br />

Milliarde Euro lähmt Dogan nun ein Schuldenstand<br />

von rund 400 Millionen.<br />

Ein solches Schicksal fürchtet man bei<br />

Koç offenbar so sehr, dass man die liberale,<br />

proeuropäische Tradition zurzeit nicht betont.<br />

Stattdessen ließen sich Koç-Manager<br />

häufiger bei den Freitagsgebeten sehen –<br />

ein symbolisches Kuschen vor Erdogan.<br />

Hinter den Kulissen indes warnen Lobbyisten<br />

der Unternehmensverbände Tü-<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 51<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

siad und Müsiad vor dem Zwang zum Islam<br />

und dem Druck auf kritische Unternehmen.<br />

Sie fürchten, dies könnte den<br />

Strom an Direktinvestitionen aus dem Ausland<br />

versiegen lassen. Zudem zürnen Unternehmer<br />

ob des stark hierarchisch geprägten<br />

Schulsystems, das in Sprachen<br />

und Naturwissenschaften in globalen Vergleichen<br />

miserabel abschneidet – dafür<br />

aber dem Islam-Unterricht immer mehr<br />

Raum gibt.<br />

„Wir brauchen ein besseres Bildungssystem,<br />

um den Sprung zur High-Tech-Wirtschaft<br />

zu schaffen“, fordert Ökonom Sabri<br />

Burak Arzova, der an der Erdogan-freundlichen<br />

Marmara-Universität unterrichtet<br />

und Müsiad nahesteht. Aber sofort fügt er<br />

hinzu: „Wir sind aber sicher, dass das auch<br />

mit Erdogans AKP möglich ist.“ Ob Lobbyist,<br />

Wissenschaftler oder Unternehmer:<br />

Die Furcht vor dem Zorn des mächtigen Erdogan<br />

scheint so groß, das jede öffentliche<br />

Bemerkung intuitiv relativiert wird.<br />

Kritisch sehen Experten auch, dass die<br />

Privatwirtschaft noch immer zu sehr auf<br />

den Binnenmarkt fixiert ist. Jahrelang waren<br />

die Margen in der Türkei weit höher als<br />

im Rest Europas. Es war schlicht nicht<br />

sinnvoll, ins Ausland zu expandieren, erläutert<br />

Seyfettin Gürsel, Ökonomieprofessor<br />

an der Bahcesehir-Universität in Istanbul.<br />

Er warnt: „Die türkische Wirtschaft ist<br />

im Moment nicht innovativ und wettbewerbsfähig<br />

genug.“ Sie müsse es aber werden,<br />

denn das hohe Leistungsbilanzdefizit<br />

drohe das Wachstum abzuwürgen und die<br />

Inflation anzuheizen. „Ich glaube nicht,<br />

dass sich Herr Erdogan bewusst ist, wie<br />

dringend die Türkei eine neue Wirtschaftsstruktur<br />

braucht“, sagt Gürsel.<br />

ANGRIFF AUF DIE FREIHEIT<br />

Auch wenn sie nicht gern offen darüber reden:<br />

„Viele türkische Unternehmer sehen<br />

den Vormarsch des politischen Islams kritisch“,<br />

beobachtet Hans-Georg Fleck von<br />

der Friedrich-Naumann-Stiftung in Istanbul,<br />

„denn von der Öffnung nach Westen<br />

haben sie sehr stark profitiert.“<br />

Schärfer formulieren es die jungen Kreativen<br />

wie Yekta Kurtcebe. Der Grafiker betreibt<br />

in Istanbul die Werbeagentur Gonzo-Works,<br />

die Kampagnen für McDonald’s<br />

und Vodafone macht. Eigentlich wollte er<br />

schon nach Berlin auswandern. Ihn ärgerte,<br />

wie passiv die Türken anfangs den<br />

Zwang zum Islam hinnahmen, den Erdogan<br />

seinem Land verordnete. Etwa das<br />

Werbeverbot für Brauereien wie Efes, die<br />

öffentliche Verurteilung der Abtreibung,<br />

»Die politische Stabilität ist im<br />

Moment nicht überzeugend<br />

genug, um eine große Investition<br />

anzugehen«<br />

Andreas Radel<br />

EJOT<br />

Schrauben<br />

Umsatz<br />

331 Mio. Euro<br />

Mitarbeiter (Türkei) <strong>11</strong>3<br />

Kunden: Koç Group, Vestel<br />

den Druck auf Frauen, ein Kopftuch zu tragen.<br />

„Tayyip greift unsere Freiheiten an“,<br />

beklagt Kurtcebe, der den Ministerpräsidenten<br />

wie viele seiner Gegner despektierlich<br />

beim Vornamen nennt.<br />

Kurtcebe sitzt in einem Restaurant gegenüber<br />

dem Gezi-Park. Dass er Bier trinkt<br />

und raucht, wirkt hier wie ein politisches<br />

Statement. Ein paar Meter weiter verbarrikadiert<br />

sich noch immer die Polizei in<br />

Kampfmontur hinter Absperrgittern. „Am<br />

Gezi kannst du nicht mehr demonstrieren“,<br />

sagt Kurtcebe, „die schießen sofort.“<br />

Dank der Gezi-Proteste hat der Unternehmer<br />

gesehen, dass er mit seiner Kritik<br />

nicht allein steht – und ist im Land geblieben.<br />

Zusammen mit seiner Ehefrau bietet<br />

er jetzt Marktanalysen an, die auf Twitter-<br />

Tweets beruhen: „In der Türkei ist eine Generation<br />

entstanden, die ständig miteinander<br />

auf Twitter kommunizieren will“, sagt<br />

Kurtcebe, „das wollen wir in der Marktforschung<br />

nutzen.“ Über Twitter tauschten<br />

viele Türken während der Proteste Informationen<br />

aus, wo Polizisten standen und<br />

wo eine Kundgebung möglich war.<br />

Für die deutsche Wirtschaft ist die Türkei<br />

eigentlich eine märchenhafte Story:<br />

Mehr als 5500 Unternehmen mit deutschem<br />

Kapital sind im Land registriert –<br />

mehr als in China und fast so viele wie in<br />

Russland. Die Geschäfte laufen gut, auch<br />

jetzt noch.<br />

Das gilt auch für Ejot Tezmak, eine Tochter<br />

des Schraubenherstellers Ejot aus Bad<br />

Berleburg bei Siegen, der weltweit 331 Millionen<br />

Euro umsetzt. Andreas Radel leitet<br />

in Istanbul das Werk, in dem <strong>11</strong>3 Mitarbeiter<br />

eine Milliarde Schrauben pro Jahr herstellen.<br />

Die liberale Wirtschaftspolitik der<br />

Türkei macht kaum Unterschiede zwi-<br />

FOTO: SINAN CAKMAK<br />

52 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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schen in- und ausländischen Investoren.<br />

Trotzdem plagen Fabrikchef Radel Sorgen.<br />

Sein Personal hat er aufwendig zu Facharbeitern<br />

ausgebildet, die eigenständig denken<br />

können, was ihnen in der Schule nicht<br />

beigebracht werde: „Am Anfang wollte es<br />

niemand melden, wenn die Maschinen<br />

falsch eingestellt waren, weil man den Kollegen<br />

der Vorgängerschicht bloßstellen<br />

könnte. Es hat Jahre gebraucht, diese Kultur<br />

im Betrieb zu verändern.“<br />

Jetzt soll er umziehen. Seine Fabrik<br />

muss laut Raumordnungsplan eines Tages<br />

Wohnhäusern weichen. Darum braucht er<br />

nun neue Flächen, hat bei der Suche aber<br />

einen Gang zurückgeschaltet: „Die politische<br />

Stabilität ist im Moment nicht überzeugend<br />

genug, um eine große Investition<br />

wie den Umzug anzugehen.“ Für ihn werde<br />

die Türkei aber auch langfristig ihre Attraktivität<br />

als Markt nicht verlieren. Im<br />

oberen Schraubenpreissegment ist Ejot<br />

Tezmak dort Marktführer.<br />

ENORME CHANCEN<br />

Wer klagt in der Türkei, tut dies freilich auf<br />

hohem Niveau. Das weiß auch Investor Ali<br />

Karabey: „Ich bin mit einer galoppierenden<br />

Inflation und Terrorismus aufgewachsen“,<br />

sagt er und erzählt von den Neunzigerjahren,<br />

als sich Menschen aus religiösen<br />

Gründen auf der Straße verbrannt haben.<br />

Karabey wanderte aus in die USA und<br />

später nach London. Dort arbeitete er bis<br />

zur Finanzkrise 2009<br />

als Investmentbanker,<br />

zuletzt für die Deutsche<br />

Bank.<br />

Zurückgekehrt ist er<br />

mit vielen neuen Ideen.<br />

Vor drei Jahren legte<br />

der Istanbuler in seiner<br />

Heimatstadt einen<br />

Venture-Capital-Fonds<br />

mit 30 Millionen Dollar<br />

Kapital auf, den er heute<br />

managt. „Die neue<br />

Generation der jungen<br />

Türken ist eine enorme<br />

Chance für das Land, aber wenn sie sich<br />

nicht selbst verwirklichen können, werden<br />

sie künftig zum Problem für die Regierung“,<br />

sagt der rührige Investor.<br />

Karabey gibt Gründern Geld, denn <strong>vom</strong><br />

Staat bekommen sie meist keines. „Es ist<br />

erst seit Kurzem en vogue in der Türkei,<br />

sich selbstständig zu machen“, sagt er. Die<br />

Regierung müsse Gründer sehr viel stärker<br />

fördern, schon weil die Türkei angesichts<br />

ihrer demografischen Struktur jedes Jahr<br />

Jedes Jahr<br />

benötigt<br />

die Türkei<br />

800 000 neue<br />

Arbeitsplätze<br />

800000 neue Arbeitsplätze benötige. „Das<br />

schaffen sie nicht, indem sie nur in große<br />

Infrastrukturprojekte und die traditionelle<br />

verarbeitende Industrie investieren“, sagt<br />

Karabey, der seine Schützlinge von Anfang<br />

an auch in den Export drängt. Letztlich<br />

braucht die Türkei dafür nicht nur Kapital –<br />

sondern auch ein Gründerklima.<br />

Eines, wie es Karabey bei sich im Büro<br />

geschaffen hat, wo der Küchentisch für<br />

Konferenzen dient, während vor der Tür<br />

die Frachter im Bosporus ankern. Mit liberaler<br />

Rechtsprechung und einer gut geölten<br />

Bürokratie sei die Türkei davon gar<br />

nicht weit entfernt:Eine Firma, so Karabey,<br />

könne man in fünf bis sechs Tagen gründen.<br />

Aber das Klima könne sich nur langsam<br />

entwickeln, indem viele Startups vorangehen<br />

und die Türkei auf eigene Faust<br />

zur Innovationsschmiede machen.<br />

So wie Durak, die mit der Software-<br />

Schmiede Solvoyo am Hang über dem Istanbuler<br />

Eliteviertel Levent sitzt, im Gründer-Park<br />

Teknokent-3. Der gehört zur Marmara-Universität,<br />

und es sei schwer, dort<br />

überhaupt reinzukommen, sagt Durak.<br />

„Die Türkei braucht viel mehr solcher<br />

Technologieparks, die uns hier steuerfrei<br />

forschen lassen“, fordert sie. Außerdem<br />

müsse ihnen der Staat mehr Finanzierungen<br />

zuleiten, damit sie weiter wachsen<br />

können. Schließlich herrsche an einem im<br />

Land kein Mangel: an guten Ideen.<br />

Gerade daran hatte Durak zunächst jedoch<br />

durchaus ihre<br />

Zweifel, als sie 2012 aus<br />

Boston in ihre neue alte<br />

Heimat zurückkehrte.<br />

Das galt zumindest<br />

bis zu den Protesten im<br />

Gezi-Park, die nicht<br />

nur ihr plötzlich Größe<br />

und Dynamik jener<br />

modernen Mittelklasse<br />

offenbarte, die bis dahin<br />

zu den politischen<br />

Verhältnissen geschwiegen<br />

hatte: „Ich<br />

war begeistert <strong>vom</strong><br />

Einfallsreichtum der jungen Türken, die<br />

trotz des Tränengasbeschusses eine friedliche<br />

Bewegung geschaffen haben.“ Die Proteste<br />

seien sehr humorvoll und letztlich innovativ<br />

gewesen, so Durak.<br />

Jetzt liegt es an der Regierung, ob sie das<br />

Potenzial dieser starken jungen Generation<br />

nutzen will – oder aufgrund der konservativen<br />

Politik ein weiteres Kräftemessen<br />

mit ihr provoziert.<br />

n<br />

florian.willershausen@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 53<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»Instrument der Vertreibung«<br />

INTERVIEW | Reinhard Ploss Der Chef des Technologiekonzerns Infineon fordert eine niedrigere Ökostromumlage,<br />

den Ausbau der staatlichen Forschungsförderung und Subventionen für Elektroautos.<br />

Herr Ploss, als Sie vor einem Jahr den<br />

Vorstandsvorsitz übernahmen, haben Sie<br />

angekündigt, den Konzernumsatz von<br />

zuletzt knapp vier Milliarden auf fünf<br />

Milliarden Euro zu steigern. Wann wollen<br />

Sie das Ziel erreichen?<br />

Ob das nun 2015 oder 2016 sein wird, ist<br />

nicht so wichtig. Wichtig für mich ist, dass<br />

DER CHIPMEISTER<br />

Ploss, 57, ist seit Oktober<br />

2012 Vorstandsvorsitzender<br />

bei Infineon, dem<br />

Halbleiterhersteller in<br />

München. Der Ingenieur<br />

aus dem fränkischen<br />

Bamberg kam 1986 zum<br />

Unternehmen, das<br />

damals noch zu Siemens<br />

gehörte.<br />

Infineon profitabel wächst. Über den Konjunkturzyklus<br />

hinweg wollen wir eine Marge<br />

von 15 Prozent erreichen. Dabei bleibt es.<br />

In Berlin laufen die Koalitionsverhandlungen.<br />

Was wünschen Sie sich von der<br />

künftigen Bundesregierung?<br />

Meine größte Hoffnung ist, dass die Bedingungen<br />

für Forschung und Entwicklung in<br />

Deutschland verbessert werden. Die Fähigkeit<br />

zu technologischen Entwicklungen<br />

hierzulande muss dringend gestärkt werden.<br />

Ansonsten können wir im globalen<br />

Wettbewerb nicht bestehen.<br />

Bei der Forschung steht Deutschland<br />

doch gar nicht so schlecht da.<br />

Die Grundlagen für den Erfolg von heute<br />

sind gestern gelegt worden. Um aber auch<br />

morgen noch erfolgreich zu sein, müssen<br />

wir deutlich mehr tun. Länder wie Südkorea<br />

investieren erheblich größere Summen<br />

in die Forschung. Die Welt differenziert<br />

sich nicht um das Thema Produktion, sondern<br />

um die Themen Wissen und Kompetenz.<br />

Dort müssen wir investieren.<br />

Zwischen 2005 und 20<strong>11</strong> sind die öffentlichen<br />

Forschungsausgaben in Deutschland<br />

um 35 Prozent gestiegen. Reicht das<br />

nicht?<br />

Bei der Schulbildung ist seit den Pisa-Tests<br />

viel passiert, aber es reicht noch nicht. Wir<br />

brauchen viel mehr Hochschulabsolventen<br />

in mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fächern. Es ist wichtig, die jungen<br />

Menschen hierfür stärker zu begeistern.<br />

Und wenn wir selbst nicht genug junge<br />

Leute haben, müssen wir attraktiv für Ausländer<br />

sein. Deutschland muss sich beim<br />

Wissen von der Konkurrenz abheben. Um<br />

das zu erreichen, müssen wir mehr tun,<br />

auch bei der öffentlichen Förderung.<br />

Was müsste stärker gefördert werden?<br />

Ich finde beispielsweise hoch spannend,<br />

was sich rund um Berlin in der Softwareindustrie<br />

tut. Deutschland hat auch großes<br />

Potenzial im gesamten Bereich Information,<br />

Kommunikation und Telekom.<br />

Gerade bei mobiler Datenkommunikation<br />

und IT-Sicherheit könnte man ansetzen.<br />

Werden die deutschen Ingenieure dazu<br />

richtig ausgebildet?<br />

Ich wünsche mir, dass die Leute stärker zu<br />

Generalisten ausgebildet werden. Wir<br />

brauchen Absolventen, die die Einzeltechniken,<br />

bei denen wir sehr gut sind, orchestrieren<br />

können und die Komplexität beherrschen.<br />

Hat die Technologieförderung durch die<br />

negativen Erfahrungen mit der Energiewende<br />

nicht ihre Legitimation verloren?<br />

»<br />

FOTO: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

54 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Grundsätzlich nicht. Zunächst bestand Einigkeit<br />

darüber, dass es eine Anschubfinanzierung<br />

braucht. Dieser Anschub ist<br />

aber inzwischen so groß geworden, dass er<br />

sich nur noch selbst schiebt. Die Förderung<br />

ist nicht mehr zielorientiert. Es ist<br />

richtig, den Markt zu unterstützen, aber<br />

dazu müsste es erst mal einen richtigen<br />

Markt geben...<br />

...also die Umlage für Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen heruntergefahren werden?<br />

Ja, die sollte weiter reduziert werden. Dazu<br />

gehört aber auch, dass das Geld effektiver<br />

eingesetzt wird.<br />

Wie stark belastet der hohe Strompreis<br />

Ihr Unternehmen?<br />

Er tut zunehmend weh. Das Problem ist,<br />

dass Infineon die steigenden Energiepreise<br />

nicht ohne Weiteres an seine Kunden weitergeben<br />

kann. Deshalb steht das Unternehmen<br />

unter ständigem Druck, die Produktivität<br />

steigern zu müssen. Bei unseren<br />

Investitionsplanungen sind die Prognosen<br />

der Bundesregierung zum Strompreis ein<br />

entscheidendes Kriterium. Die hohen<br />

Energiepreise werden allmählich zu einem<br />

Instrument zur Vertreibung von Unternehmen.<br />

Als großes Unternehmen kommen Sie<br />

doch in den Genuss von Ausnahmen.<br />

Nein, Infineon ist davon ausgenommen,<br />

weil das Unternehmen im Sinne der Regelungen<br />

nicht energieintensiv ist.<br />

Ein anderes umstrittenes Feld der staatlichen<br />

Technologieförderung ist die<br />

Elektromobilität. Was halten Sie von den<br />

Vorgaben der Bundesregierung, dass in<br />

Deutschland 2020 eine Million stromgetriebene<br />

Autos unterwegs sein sollen?<br />

Das lässt sich mit Sicherheit nicht verordnen.<br />

Ich sehe drei Strömungen: Der Verbrennungsmotor<br />

wird noch lange Zeit den<br />

Markt dominieren. Allerdings wird er deutlich<br />

weiterentwickelt werden und viel weniger<br />

Kohlendioxid ausstoßen. Außerdem<br />

glaube ich, dass Carsharing-Modelle, und<br />

hier vor allem Autos mit Elektroantrieben,<br />

populär werden. Die Jugend will Mobilität,<br />

muss aber nicht mehr unbedingt ein eigenes<br />

Auto haben. Als Drittes werden Privatkunden<br />

vermehrt Fahrzeuge mit Hybridantrieb,<br />

also einer Kombination aus Elektro-<br />

und Verbrennungsmotor, kaufen. Reine<br />

Elektroautos kommen in großen Stückzahlen<br />

erst später.<br />

Was bedeutet es für Infineon, wenn sich<br />

Hybrid- und Elektrofahrzeuge mehr und<br />

mehr durchsetzen?<br />

Wir würden profitieren. In einem Auto mit<br />

Verbrennungsmotor stecken künftig im<br />

»Ich bin recht optimistisch.<br />

Wir sehen vor<br />

allem positive Impulse<br />

aus den USA«<br />

Schnitt Halbleiter im Wert von rund 350<br />

Dollar. Bei einem Hybrid- oder Elektrofahrzeug<br />

wären es rund 700 Dollar.<br />

Liegt der Schlüssel zum Erfolg beim Elektroantrieb<br />

in der Entwicklung ganz neuer<br />

Aktien-Info Infineon<br />

ISINDE0006231004<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

STMicroelectronics<br />

Umsatz (inMio.€)<br />

Umsatz in Deutschland(in Mio.€)<br />

Gewinn n. Steuern(in Mio.€)<br />

Umsatzrenditen.Steuern(in %)<br />

Eigenkapitalrendite (in%)<br />

Mitarbeiter<br />

Kurs 07.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> (in€)<br />

KGV<br />

Börsenwert07.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>(in Mio.€)<br />

Quelle:FactSet, Unternehmensangaben<br />

Index: 2Jahre=100<br />

Infineon<br />

2012 <strong>2013</strong><br />

ST Microelectronics²<br />

Infineon¹<br />

3904<br />

908<br />

427<br />

10,9<br />

12,3<br />

26 210*<br />

7,18<br />

18,0<br />

7760<br />

6609<br />

k.A.<br />

–901<br />

–13,8<br />

–17,7<br />

48 460**<br />

5,76<br />

21,2<br />

5234<br />

¹ Geschäftsjahr zum 30.09.2012; ² Geschäftsjahr zum 31.12.<br />

2012 * 30.06.<strong>2013</strong>; ** 31.12.2012<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Niedrig<br />

Hoch<br />

Trotz großer Kursgewinne in den vergangenen<br />

Monaten hat die Infineon-Aktie noch Luft nach oben,<br />

weil wichtige Abnehmer wie die Autobauer und die<br />

sonstige Industrie zumindest in Europa ihren<br />

Tiefpunkt überwunden zu haben scheinen.<br />

Fahrzeuge wie dem BMW i3, oder reicht<br />

es, vorhandene Modelle umzurüsten, wie<br />

VW dies bevorzugt?<br />

Um bei den Kosten konkurrenzfähig zu<br />

sein, muss man mit einem leeren Blatt Papier<br />

anfangen. Sie müssen um den neuen<br />

Antrieb herum auch eine neue Architektur<br />

schaffen. Bestehende Modelle mit einem<br />

Hybrid- oder Elektroantrieb auszustatten<br />

ist nur eine Übergangslösung.<br />

Fordern Sie für die Elektromobilität eine<br />

direkte öffentliche Anschubfinanzierung<br />

wie bei der Energiewende?<br />

Die Elektromobilität muss erst über die<br />

Schlucht der Adaption gehievt werden. Wir<br />

brauchen aber keine neue Abwrackprämie<br />

oder ein weiteres Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz. Ich kann mir ein limitiertes und<br />

sehr übersichtliches Anschubszenario vorstellen.<br />

Dem Privatverbraucher, der ein<br />

E-Auto fährt, könnte die Mehrwertsteuer<br />

beim Strom erlassen werden. Ein so befristeter<br />

Steuervorteil hat zum Beispiel dem<br />

Katalysator zum Durchbruch verholfen.<br />

Fürchten Sie, dass Schwellenländer wie<br />

China uns bei Forschung und Innovation<br />

bald abhängen?<br />

Chinas Regierung weiß genau, dass das<br />

Land nur eine Zukunft hat, wenn es sich<br />

von der Billigproduktion verabschiedet<br />

und auf höhere Wertschöpfung setzt. Und<br />

das scheint ja zu funktionieren. Der Technologiekonzern<br />

Huawei aus China ist bei<br />

Innovationen inzwischen ein Schwergewicht,<br />

der Hausgerätehersteller Haier<br />

ebenso. Südkorea hat doch schon vor Jahrzehnten<br />

gezeigt, dass es möglich ist, mit<br />

Zielvorgaben von oben eine Technologiemacht<br />

zu formen.<br />

Vor einem Jahr haben Sie Ihrem Unternehmen<br />

ein Sparpaket verordnet,<br />

inzwischen scheint das Geschäft wieder<br />

zu brummen. Wie geht es nun weiter?<br />

Vor einem Jahr haben wir gesagt, dass es<br />

schwierig werden wird. Wir haben aber<br />

gleichzeitig gesagt, dass es in der zweiten<br />

Hälfte des Geschäftsjahres, also von April<br />

bis September, wieder besser laufen würde.<br />

Heute kann Infineon sagen, dass es zunächst<br />

schwieriger als befürchtet war und<br />

die zweite Hälfte des Geschäftsjahres besser<br />

als erwartet gelaufen ist. Das Unternehmen<br />

liegt im Rahmen der Erwartungen.<br />

Wenn ich mir die aktuellen Wirtschaftsdaten,<br />

vor allem auch die Zahlen aus der Autoindustrie<br />

ansehe, die für unser Geschäft<br />

sehr wichtig ist, bin ich sogar recht optimistisch.<br />

Wir sehen vor allem positive Impulse<br />

aus den USA.<br />

n<br />

matthias.kamp@wiwo.de | München<br />

FOTO: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

56 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Die Schrumpfkur<br />

HOCHTIEF | Frohe Aktionäre, frustrierte Belegschaft – ein Jahr<br />

unter Vorstandschef Marcelino Fernández lässt ahnen, was der<br />

spanische Großaktionär ACS mit dem Bauriesen wirklich vor hat.<br />

Stilfragen spielen auch in der rustikalen<br />

Baubranche eine Rolle. Kurz vor<br />

Angebotsabgabe und ohne handfesten<br />

Grund Partner hängen zu lassen, „das<br />

ist schlechter Stil“, schimpft ein Bauverbands-Funktionär<br />

– und kritisiert damit<br />

den Branchenführer Hochtief.<br />

Er spielt auf einen für die Essener peinlichen<br />

Vorgang an, über den die Branche<br />

spricht. Die Spezialtiefbau-Truppe von<br />

Hochtief wollte mit einem südafrikanischen<br />

und einem niederländischen Unternehmen<br />

die neuen Kaianlagen des Tiefseehafens<br />

Walvis Bay in Namibia bauen. „Ein<br />

hübscher Auftrag mit rund 200 Millionen<br />

Euro Auftragsvolumen“, sagt ein Hochtiefler.<br />

Im Frühjahr lag das Okay der internen<br />

Auftragskommission vor. Doch auf den<br />

letzten Drücker sagte Vorstandschef Marcelino<br />

Fernández plötzlich „no“ und verweigerte<br />

die bei internationalen Geschäften<br />

unverzichtbare Patronatserklärung, die<br />

Parent Company Guarantee (PCG), mit der<br />

sich die Geschäftspartner absichern.<br />

Offenbar zählt das südliche Afrika nicht<br />

mehr zu den Zielmärkten, auf die Fernández<br />

setzt. Wäre das den Ebenen darunter<br />

klar gewesen, „hätten wir uns viel Hirnschmalz<br />

und Zeit sparen können“, klagt ein<br />

spürbar fassungsloser Hochtief-Mann:<br />

„Auf den letzten Metern hat Fernández uns<br />

ausgebremst. Das Projekt war durch alle<br />

Instanzen durch.“ Die Niederländer und<br />

Südafrikaner standen plötzlich ohne Partner<br />

da und die international angesehenen<br />

Hochtief-Spezialisten wie dumme Jungs.<br />

Vor einem Jahr übernahm der <strong>vom</strong> spanischen<br />

Großaktionär ACS entsandte Fernández<br />

Knall auf Fall den Vorstandsvorsitz<br />

in Essen. Der 58-Jährige agiert – wie beim<br />

Walvis-Bay-Rückzieher – ohne Rücksicht<br />

auf Verluste, lässt kaum einen Stein auf<br />

„Ich möchte ein<br />

glückliches Unternehmen“<br />

Hochtief-Vorstandschef Fernández<br />

dem anderen, verkauft Bereiche reihenweise<br />

und verändert Hochtief rasant. Die<br />

Ergebnisse sind zwiespältig. Börse und Aktionäre<br />

jubeln: Der Kurs des MDax-Wertes,<br />

der im November 2012 bei 35 Euro dümpelte,<br />

kratzt heute an der 70-Euro-Grenze.<br />

Belegschaft und Branche aber sind skeptischer<br />

denn je, ob die „Projekt Mercure“ genannte<br />

Ross- und Schrumpfkur, der Fernández<br />

Hochtief unterzieht, wirklich zur<br />

propagierten Konzentration auf Kerngeschäfte<br />

führt oder doch zu der befürchteten<br />

Zerschlagung. Die Hochtief-Aktie lebt –<br />

aber stirbt mittelfristig das Unternehmen?<br />

Auf der Habenseite seiner Ein-Jahres-Bilanz<br />

kann Fernández zwei Transaktionen<br />

verbuchen: den Verkauf der Flughafen-Beteiligungen<br />

und der Dienstleistungssparte<br />

(siehe Kasten Seite 61).<br />

WIESEHÜGELS VERSPRECHEN<br />

Der Ausverkauf aber geht noch weiter als<br />

bisher bekannt. Nach WirtschaftsWoche-<br />

Informationen will Hochtief jetzt auch das<br />

gerade erst aufgebaute und nie defizitäre<br />

Offshore-Geschäft mit rund 500 Mitarbeitern<br />

und rund 300 Millionen Euro Umsatz<br />

feilbieten. Nach den Koalitionsverhandlungen<br />

zur Energiepolitik will Hochtief „die<br />

Marktlage anschließend in Ruhe analy-<br />

»<br />

FOTO: NETZHAUT/HOPPE<br />

58 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

sieren“, sagt dazu das Unternehmen. Angesichts<br />

des stockenden Offshore-Ausbaus<br />

in Deutschland wäre ein Ausstieg begründbar.<br />

Kritiker halten ihn dennoch für<br />

kurzsichtig. Hochtief-Analyst Marc Grabiel<br />

<strong>vom</strong> Bankhaus Lampe: „Das passt nicht zu<br />

den strategischen Aussagen von Hochtief,<br />

sich im Energiebereich zu engagieren.“<br />

Offiziell stehen auf der Verkaufsliste die<br />

Hochtief Projektentwicklung, die Immobilientochter<br />

aurelis, der Baudienstleister<br />

formart, die Streif Baulogistik und das<br />

Hochtief Property Management. Während<br />

der Mannheimer Bilfinger-Konzern das<br />

Bauen nur noch als Glied einer Kette von<br />

Dienstleistungsangeboten sieht, stößt Fernández<br />

alles ab, was dem Bau vor- und<br />

nachgelagert ist. „Unsere Mitarbeiter sind<br />

Experten im Bauen“, sagte er im Interview<br />

mit der Hauszeitschrift „Concepts“: „Ich<br />

möchte, dass unsere Leute zufrieden sind.<br />

Ich möchte ein glückliches Unternehmen.“<br />

Doch davon ist Hochtief weit entfernt.<br />

Neben den Verkäufen bereitet Fernández<br />

einen massiven Personalabbau vor – überwiegend<br />

in Deutschland. Rund 1000 Stellen<br />

dürften wegfallen. Derzeit suchen die<br />

Personaler Kollegen, die freiwillig gehen.<br />

Betriebsbedingte Kündigungen wird es<br />

vermutlich erst 2014 geben. Denn Ende<br />

<strong>2013</strong> läuft die Vereinbarung zwischen der<br />

Gewerkschaft IG Bau und ACS aus, die versprach,<br />

ACS werde nach der Übernahme<br />

niemandem betriebsbedingt kündigen<br />

und den Konzern nicht zerschlagen. Der<br />

damalige IG-Bau-Chef und Hochtief-Aufsichtsrat<br />

Klaus Wiesehügel erstickte damals<br />

den Widerstand der Betriebsräte mit<br />

dem Versprechen, „dass die Übernahme<br />

nicht auf dem Rücken der Hochtief-Beschäftigten<br />

ausgetragen wird“.<br />

Gegenwind für den Windparkbau Hochtief<br />

erwägt den Verkauf des Offshore-Geschäfts<br />

Aktien-Info Hochtief<br />

ISIN DE0006070006<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Übernahme<br />

durch ACS<br />

Niedrig<br />

Bilfinger<br />

*6.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>; Index: November 2012=100;<br />

Quelle: FactSet, Bloomberg, Unternehmen<br />

MDax<br />

Hochtief<br />

Fernández übernimmt<br />

den Vorstandsvorsitz<br />

20<strong>11</strong> 2012 <strong>2013</strong><br />

Hochtief<br />

Umsatz (in Mrd. €)<br />

25,5<br />

Umsatz in Deutschland (in Mrd. €) 1,9<br />

Gewinn nach Steuern (in Mio. €) 158,1<br />

Umsatzrendite nach Steuern (in %) 0,6<br />

Eigenkapitalrendite (in %) 6,04<br />

Auftragsbestand (in Mrd. €) 49,8<br />

Mitarbeiter (30.6.<strong>2013</strong>) 86241<br />

Börsenkurs (in €)*<br />

67,85<br />

KGV (2014)<br />

18,7<br />

Börsenwert (Mrd. Euro)*<br />

5,2<br />

Bilfinger<br />

8,5<br />

3,2<br />

274,9<br />

3,2<br />

14,41<br />

7,4<br />

69839<br />

81,07<br />

13,1<br />

3,7<br />

Hoch<br />

DieBörse honoriertden radikalen Konzernumbau<br />

beiHochtief. Dabeierhöhtvor allem dieErholungder<br />

australischenTochter Leighton <strong>2013</strong> den Gewinn.Die<br />

Bewertungder Aktieist fortgeschritten,aberfür Notierungen<br />

zwischen 70 und80Euroist mittelfristig noch<br />

Spielraum,weilGroßaktionärACS Kurssteigerungen<br />

strategischweiter forcierenwird.<br />

NUR NOCH 3000 HOCHTIEFLER<br />

Die Summe von Verkäufen und Stellenabbau<br />

wird nun frappierend sein. Ende 2012<br />

hatte Hochtief in Deutschland noch fast<br />

10000 Mitarbeiter, nach dem Kahlschlag<br />

werden es noch gut 3000 sein. Die sollen<br />

dann als schlagkräftige Truppe unterwegs<br />

sein, fordert Fernández: „Wir brauchen<br />

schlankere Organisationsstrukturen, kürzere<br />

Wege und einfachere Prozesse.“ Doch<br />

intime Kenner des Unternehmens sagen:<br />

„Hier herrscht das Chaos.“<br />

Denn bisher sind die Standorte Kompetenzcenter:<br />

Die Hafenanlagen-Spezialisten<br />

etwa agieren von Hamburg aus, das Knowhow<br />

für maschinellen Tunnelbau sitzt in<br />

Essen, der Kläranlagen- und Brückenbau<br />

in Berlin. Künftig sollen alle Niederlassungen<br />

alles machen. Die Spezialisten will Fernández<br />

„in einem technischen Kompetenzzentrum<br />

bündeln, auf das alle regionalen<br />

Einheiten jederzeit zugreifen können“.<br />

„Kaum einer außer Fernández glaubt,<br />

dass das funktionieren wird“, sagt ein Top-<br />

Manager: „Wenn alle alles machen sollen,<br />

machen viele vieles falsch.“ Laufende Projekte<br />

und Auftragsakquise litten darunter,<br />

„und bald verlieren wir die Spezialisten-<br />

Teams – weil die Konkurrenz sie abwirbt“.<br />

Dass viele Hochtiefler die Flucht ergreifen,<br />

daraus macht selbst Kommunikationschef<br />

Bernd Pütter keinen Hehl. Die Kollegen sähen<br />

„nur, dass sich Abläufe und Begriffe<br />

ändern, das Komfortniveau sinkt oder<br />

Teams neu zusammengesetzt werden“, beschreibt<br />

er in der Mitarbeiterzeitschrift das<br />

negative Klima. „Möchte ich das Unternehmen<br />

wechseln?“, fragt Pütter rhetorisch<br />

und kriegt gerade noch die Kurve: „Nein.<br />

Ich arbeite gern bei Hochtief.“<br />

Viele tun das nicht mehr.<br />

BEWERBUNG BEI ZECH-BAU<br />

Die Belegschaft ist gespalten. Viele traten<br />

enttäuscht aus der IG Bau aus. Und in der<br />

Führungsmannschaft richtete Fernández<br />

ein Blutbad an. Von den 60 Teilnehmern<br />

der 2012 in Kamp-Lintfort abgehaltenen<br />

Tagung der weltweit wichtigsten Führungskräfte<br />

sind 24 nicht mehr bei Hochtief.<br />

Von den 39 deutschen Teilnehmern<br />

sind 18 nicht mehr an Bord. Fernández<br />

schießt Manager ab, die sich nicht fügen.<br />

Wer etwa Kritik an den Verträgen zum Weiterbau<br />

der Hamburger Elbphilharmonie<br />

übte, weil ihm die Risiken für Hochtief zu<br />

hoch erschienen, musste gehen. So schasste<br />

Fernández den Solutions-Vorstandschef<br />

Bernd Romanski Anfang des Jahres, einen<br />

Monat nachdem er ihn befördert hatte.<br />

Jüngstes Opfer ist der angesehene Geschäftsführer<br />

der Solutions-Sparte Energie<br />

und Infrastruktur, Stephan Hebgen. Der<br />

verabschiedete sich Ende Oktober per Mail<br />

von den Mitarbeitern, nachdem er „im guten<br />

Einvernehmen“ freigestellt wurde.<br />

Bei der Zech-Group in Bremen arbeiten<br />

inzwischen die früheren Hochtief-Manager<br />

Heiner Helbig, Rainer Eichholz und<br />

Klaus Brix, denen ehemalige Mitarbeiter<br />

folgen könnten. „Wir bekommen verstärkt<br />

Bewerbungen von Hochtieflern“, bestätigt<br />

die Zech-Group, die etwa das Großprojekt<br />

Kö-Bogen in Düsseldorf stemmte. Früher<br />

wäre ein Wechsel von Hochtief dorthin ein<br />

Statusverlust gewesen. Heute gelten Zech,<br />

Züblin oder Max Bögl als Adressen mit solideren<br />

Perspektiven und besserer Kultur.<br />

Einen „Schein-Vorstand“ nennt etwa ein<br />

Hochtief-Kenner das oberste Solutions-<br />

Gremium, in dem auch Fernández selbst<br />

sitzt: „Alles ist zugeschnitten auf ihn. Man<br />

braucht Fernández für jede Entscheidung –<br />

aber irgendwann erreichen Sie den Mann<br />

nicht mehr. Das lähmt den Laden.“<br />

Die meisten Börsianer sind weniger<br />

skeptisch. Sie glauben daran, dass Fernández<br />

nichts tut, was ACS und damit auch<br />

FOTOS: LAIF/ZENIT/PAUL LANGROCK, NETZHAUT/HOPPE<br />

60 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FERNÁNDEZ’ BILANZ NACH EINEM JAHR IM AMT<br />

Soll und Haben<br />

+<br />

Aktie: Als Fernández im November<br />

2012 Vorstandschef wurde, lag der Hochtief-Kurs<br />

bei 35 Euro, ein Jahr danach<br />

doppelt so hoch bei knapp 70 Euro<br />

+<br />

Verkauf Flughafenbeteiligungen:<br />

Der erzielte Preis von 1,1 Milliarden Euro<br />

liegt unter den ursprünglichen Erwartungen<br />

– aber die langjährige Verkaufsankündigung<br />

ist endlich umgesetzt<br />

+<br />

Verkauf Service-Sparte: Bei<br />

dem Geschäft wurden 140 Millionen<br />

Euro erwartet – die<br />

französische Spie-Gruppe<br />

zahlt sogar 250 Millionen<br />

Einigung Elbphilharmonie: Insider<br />

schätzen die pauschal übernommenen<br />

und nicht abgedeckten Risiken auf einen<br />

hohen zweistelligen Millionenbetrag<br />

Führungskultur: Fernández herrscht<br />

autokratisch und hat große Teile des<br />

Schlüsselpersonals weggemobbt. Hohe<br />

Verunsicherung auf allen Ebenen<br />

Neuorganisation: Umstrukturierung,<br />

Personalabbau und Know-how-<br />

Verlust gefährden die Kontinuität<br />

erfolgreicher Geschäftseinheiten<br />

und erschweren laufende<br />

Projekte und Auftragsakquise<br />

den anderen Hochtief-Aktionären schadet.<br />

Das durch die Verkäufe frei werdende Kapital<br />

parkt Fernández bis jetzt überwiegend<br />

im eigenen Unternehmen: Er kauft<br />

Hochtief-Aktien oder die der wieder profitablen<br />

australischen Tochter Leighton.<br />

Lampe-Analyst Gabriel empfiehlt trotzdem,<br />

die Papiere jetzt abzustoßen: „Was<br />

bleibt am Ende übrig von Hochtief? Ein immer<br />

noch riskantes Europa-Baugeschäft.“<br />

In zwei bis drei Jahren, prophezeit Gabriel,<br />

„ist dann die Zentrale in Essen fällig,<br />

und ACS wirft sie als Ballast ab“. Auch<br />

Hochtief-Insider glauben nun die langfristige<br />

ACS-Strategie zu erkennen, nach der<br />

seit der feindlichen Übernahme im Mai<br />

20<strong>11</strong> vergebens gefragt wird. Laut einem<br />

plausiblen Flurfunk-Szenario passt Fernández<br />

in der jetzigen ersten Phase die<br />

Hochtief-Strukturen an die der ACS-Bautochter<br />

Dragados an. Die hat Fernández<br />

drei Jahre geleitet. Die Abstimmung wird<br />

tatsächlich schon enger: Im Herbst etwa<br />

konferierten die Vorstände von Hochtief<br />

Solutions und Dragados am Düsseldorfer<br />

Flughafen, erfuhr die WirtschaftsWoche.<br />

Wegen des Schrumpfkurses wird bald, so<br />

glauben besorgte Hochtiefler, in Europa<br />

die Schlagkraft für große Projekte fehlen.<br />

Dann erscheint es logisch, Hochtief mit<br />

Dragados zu vereinen. Fernández könnte<br />

die Spanier kaufen – zum Beispiel mit Erlösen<br />

aus Bereichsverkäufen, durch Aktientausch<br />

oder über Kredite, die Hochtief<br />

selbst aufnimmt. Der Preis müsste dann<br />

nur hoch genug sein, um die Kasse der<br />

hoch verschuldeten ACS zu füllen.<br />

Klingt logisch. „Auf dem entstehenden<br />

Unternehmen“, sagt ein Essener Bau-Manager,<br />

„könnte noch Hochtief draufstehen.<br />

Aber drin wäre Dragados Deutschland.“ n<br />

harald.schumacher@wiwo.de<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Jenseits von Eden<br />

UNTERNEHMENSBERATUNGEN | Die Branche ändert sich rasant.<br />

Die Zukunft gehört wenigen Giganten, hochgradigen Spezialisten<br />

und neuartigen Netzwerken, die sich auf Anfrage spontan bilden.<br />

Ex-Kollegen zusammen und ließ sie als<br />

Freelancer für sich arbeiten. Kurze Zeit<br />

später, im Jahr 2000, gründete die gebürtige<br />

Kanadierin zusammen mit ihrer langjährigen<br />

McKinsey-Kollegin Liann Eden ihre<br />

Unternehmensberatung EdenMcCallum.<br />

Die Firma arbeitet nach dem gleichen<br />

Muster und beschäftigt heute 40 Mitarbeiter<br />

in London und in Amsterdam. Zu den<br />

Kunden zählen Konzerne wie Shell, Danone<br />

und TNT sowie Private-Equity-Häuser à<br />

la 3i in 90 Ländern der Welt. Bisher schickte<br />

EdenMcCallum mehr als 1000 Projektteams,<br />

bestehend aus zwei bis maximal<br />

sechs Freelancern, in Unternehmen.<br />

Und die freuen sich über die Miniteams.<br />

Anders als Großberatungen, die vorrangig<br />

darauf achten müssten, ihre angestellten<br />

Berater auszulasten, hat sich EdenMcCallum<br />

aus dem weltweiten Pool von mittlerweile<br />

mehr als 50 000 Ex-Beratern von<br />

McKinsey, BCG und Co. 400 Koryphäen<br />

herausgepickt. „Die können Leute zeitlich<br />

flexibel zu Teams zusammenstellen, die<br />

auf die Bedürfnisse des Kundenprojekts<br />

genau zugeschnitten sind“, schwärmt Andrew<br />

Higginson, Ex-Finanzdirektor der britischen<br />

Supermarktkette Tesco.<br />

Das kleine, aber feine Freelancer-Netzwerk<br />

zählt zu den Angreifern, die die Weltkarte<br />

der Unternehmensberatungen neu<br />

gestalten. „Die Auftraggeber verlangen<br />

heute dezidiert flächendeckende Internationalität,<br />

eindeutig die Expertise von Seniorberatern<br />

statt großer Beraterteams,<br />

hoch spezialisiertes Fachwissen, und das<br />

alles gekoppelt mit Vordenkertum“, sagt<br />

Eva Manger-Wiemann, Partnerin des Zürcher<br />

Metaconsulters Cardea, der Unternehmen<br />

bei der Auswahl von Beratern unterstützt.<br />

Universalanbieter, aber auch Nischenplayer,<br />

die nicht global genug agieren,<br />

gingen immer häufiger leer raus.<br />

Voraussichtlich werden vier Gruppen<br />

von Beratern dominieren.<br />

Knapp 15 Jahre ist es her, da hatte Dena<br />

McCallum ein Schlüsselerlebnis.<br />

Die Ex-McKinsey-Beraterin war damals<br />

Strategiechefin des US-Verlages Condé<br />

Nast („Vogue“, „Vanity Fair“) und brütete<br />

über ihren Strategie- und Organisationsplänen<br />

für den internationalen Konzern.<br />

Da kam ihr die Idee, ein oder zwei ihrer gestandenen<br />

Ex-Kollegen von McKinsey,<br />

Boston Consulting Group oder Bain ein<br />

paar Wochen für sich einzuspannen.<br />

Stiller Riese PwC-Chef Nelly baut<br />

sein Unternehmen um zur globalen Megaberatungsfirma<br />

Doch wie sollte das gehen, ohne gleich<br />

ein komplettes teures Projektteam samt<br />

Partner, Projektleiter und zig Analysten jeweils<br />

eines der drei großen Beratungshäuser<br />

anzuheuern? McCallum trommelte<br />

schließlich selbst ein paar erfahrene, erstklassig<br />

ausgebildete, aber ungebundene<br />

KLASSISCHE STRATEGIEBERATER<br />

Von ihnen werden langfristig vermutlich<br />

nur McKinsey, BCG und Bain überleben.<br />

Die Big Three führen seit Jahrzehnten die<br />

elitäre Strategieberatungsriege an. Ihr Geschäftsmodell<br />

bestand lange darin, smarte<br />

Berater für begrenzte Zeit in Organisationen<br />

zu schicken und Lösungen für schwierigste<br />

unternehmerische Probleme zu erarbeiten:<br />

zum Beispiel für die Entwicklung<br />

neuer Geschäftsmodelle und die Erschließung<br />

neuer Märkte.<br />

Doch das hat sich geändert. Bestand<br />

das Geschäft vor 20 Jahren noch zu 100<br />

»<br />

FOTO: TANJA DEMARMELS<br />

62 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

Neue Hackordnung<br />

Umsätze der größten Berater und<br />

Wirtschaftsprüfer (in Milliarden Dollar)*<br />

Prozent aus reinrassiger Strategieberatung,<br />

sind es heute nur noch 20 Prozent.<br />

Der Rest ist umsetzungsorientierte Organisations-<br />

und Prozessberatung. Das birgt<br />

Probleme, denn dafür bezahlen Unternehmen<br />

keine sündhaft teuren Spitzenberater<br />

mehr. Dies macht immer mehr<br />

Strategieberatungen zu schaffen. Als angezählt<br />

gelten vor allem die mittelgroßen<br />

Traditionshäuser wie Booz, A.T Kearney<br />

und Roland Berger; die Münchner sind<br />

noch immer zerstritten, ob sie allein weitermachen<br />

oder fusionieren sollen. Die<br />

Player aus der zweiten Reihe holen als<br />

globale Universalanbieter auf, erwirtschaften<br />

aber weit weniger als zwei Milliarden<br />

Dollar Umsatz pro Jahr. Hier jedoch<br />

sehen Experten die magische Grenze, um<br />

auf Dauer Partner anständig bezahlen,<br />

Expansion voranzutreiben und gleichzeitig<br />

in Innovationen investieren zu können.<br />

„Die eine Baustelle ist die Internationalisierung,<br />

die andere die zunehmende Digitalisierung<br />

sämtlicher Arbeits- und Lebensbereiche“,<br />

sagt Dietmar Fink, Professor<br />

für Unternehmensberatung aus Bonn.<br />

Wer nichts von IT, Digitalisierung, Social<br />

Media und Big Data versteht, dem nimmt<br />

kein Unternehmen mehr ab, dass er generelle<br />

Unternehmensstrategien entwickeln<br />

kann. „Kein zweites Haus hat sich auf die<br />

neuen Marktbedingungen so gut vorbereitet<br />

wie McKinsey“, glaubt Fink. So habe<br />

McKinsey schon 2007 ein Business Technology<br />

Office gegründet, das sich auf IT-<br />

Pricewaterhouse-<br />

Coopers<br />

Deloitte<br />

Ernst&Young<br />

KPMG<br />

McKinsey<br />

Boston<br />

Consulting<br />

Bain &Company<br />

Booz &Company<br />

A.T. Kearney<br />

RolandBerger<br />

8,7<br />

9,7<br />

4,9<br />

7,8<br />

5,3<br />

3,1<br />

2,1<br />

1,0<br />

1,0<br />

0,8<br />

Flexible Miniteams<br />

Unternehmerinnen<br />

McCallum (links)<br />

und Eden spannen<br />

freie Berater<br />

zusammen<br />

Strategien konzentriert. Heute sind 700<br />

McKinsey-Berater weltweit dort tätig.<br />

31,5<br />

31,3<br />

24,4<br />

23,0<br />

Beratungsumsatz<br />

Gesamtumsatz<br />

*teils 20<strong>11</strong>,2012<br />

Quelle:Kennedy Consulting Research&Advisory,<br />

Unternehmensangaben, Schätzungen<br />

GLOBALE MULTISPEZIALISTEN<br />

Die vier großen Wirtschaftsprüferkonzerne<br />

PwC, KPMG, EY (bis vor Kurzem noch:<br />

Ernst&Young) und Deloitte spielen eine<br />

immer wichtigere Rolle, indem sie sich zu<br />

globalen Megaberatungsfirmen entwickeln.<br />

Mehr als 30 Milliarden Dollar setzen<br />

die Big Four der Buchprüfer mittlerweile<br />

im Consultinggeschäft um. Sie helfen Unternehmen,<br />

ihre Lieferketten kostengünstig<br />

und steuersparend zu organisieren, installieren<br />

Risikomanagementsysteme oder<br />

finden neue Finanzierungsmodelle. Das<br />

Geschäft wächst.<br />

Immer mehr Unternehmen verlagern<br />

ganze Finanz-, IT-, Kundenservice- und<br />

Personalabteilungen oder auch den Einkauf<br />

auf interne oder externe Dienstleister.<br />

Dazu braucht es steuer- und arbeitsrechtliches<br />

Know-how, aber auch Wissen über<br />

Prozesse, Organisation, IT sowie Strategie.<br />

Um dies liefern zu können, trachten die Big<br />

Four immer mehr danach, passende Beratungen<br />

zu schlucken. Auf diese Weise wollen<br />

sie in das Hochpreissegment der klassischen<br />

Strategieberater vorstoßen.<br />

So kündigte PwC an, Booz & Company<br />

zu übernehmen, angeblich für bis zu 250<br />

Millionen Dollar – Experten zufolge ein zu<br />

hoher Preis. Fiona Czerniawska, Chefin<br />

des britischen Marktforschungsinstituts<br />

Source for Consulting, sieht darin ein Indiz<br />

für den „Aufstieg einer neuen Klasse von<br />

Megafirmen“. Es werde „ein neues Segment<br />

entstehen, in dem alle bislang bekannten<br />

Unterschiede verschwinden“.<br />

NISCHENPLAYER, NEWCOMER<br />

Hier wird es weiterhin Chancen für Spitzenanbieter<br />

geben. In Deutschland existieren<br />

neben den großen Strategieberatungshäusern<br />

Hunderte von mittelständischen<br />

Spezialistenboutiquen, die sich auf einzelne<br />

Branchen wie den Energie- oder Finanzsektor<br />

oder Fachthemen wie Lean<br />

oder Supply Chain Management spezialisiert<br />

haben. „Nicht wenige von diesen Spezialistenboutiquen<br />

liefern hervorragende<br />

Qualität und haben sich in den letzten Jahren<br />

ein klares Profil erarbeitet, das sie <strong>vom</strong><br />

Wettbewerb absetzt“, sagt Cardea-Partnerin<br />

Manger-Wiemann.<br />

Doch auch diese Spezialanbieter spüren<br />

deutlich den verschärften Wettbewerb.<br />

Nur wenige haben es wie der Pricing-Spezialist<br />

Simon-Kucher geschafft, sich weltweit<br />

einen Markennamen zu erarbeiten.<br />

Die Bonner Unternehmensberatung beschäftigt<br />

weltweit 690 Mitarbeiter in 22<br />

Ländern und gilt nicht nur in Europa, sondern<br />

vor allem auch in den USA als führende<br />

Adresse für Preisgestaltung. „Der Weg<br />

der Internationalisierung war nicht leicht“,<br />

erinnert sich Simon-Kucher-Chef Georg<br />

Tacke. „Wir hatten Glück, dass Pricing ein<br />

Thema ist, das überall auf der Welt für<br />

Unternehmen spannend ist, und dass wir<br />

zu den Ersten gehörten, die das Feld als<br />

Beratungsthema vor 28 Jahren erkannt<br />

haben.“<br />

FOTO: LAIF/REA/FINANCIAL TIMES<br />

64 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Eine Nische fand auch die Unternehmensberatung<br />

Acondas, die die Ex-McKinsey-Berater<br />

Jörg Fengler und Andreas Florissen<br />

vor zwei Jahren gründeten. Den beiden<br />

fiel auf, dass immer mehr Projektleiter<br />

in Unternehmen externe Hilfe suchten, um<br />

die einzelnen Projektschritte zu planen<br />

und abzuarbeiten. „Genau das machen wir<br />

bei Acondas“, sagt Fengler. Nach nur zwei<br />

Jahren zählt der Newcomer 25 Mitarbeiter.<br />

FREELANCER-PLATTFORMEN<br />

Der Harvard-Professor Clayton Christensen<br />

glaubt, dass die Beraterbranche an einem<br />

Scheitelpunkt angelangt ist. Dieselben<br />

Kräfte, die schon so viele Geschäfte umgewälzt<br />

hätten, von der Stahl- bis zur Verlagsbranche,<br />

„sorgen jetzt dafür, dass sich auch<br />

die Beraterbranche neu formiert“.<br />

Basis dafür ist einmal mehr das Internet.<br />

Das ermöglicht einem einzelnen Strategieberater,<br />

sich von einer großen Beratung zu<br />

emanzipieren und seine Dienste alleine oder<br />

gemeinsam mit anderen Spezialisten anzubieten.<br />

Ein Solist kann Researchleistungen,<br />

die bisher die Großberatungen als ihre exklusive<br />

Domäne ausgaben, inzwischen auch<br />

anderweitig einkaufen und so im Paket mit<br />

anbieten. „Wenn es etwa darum geht, Kundendaten<br />

zu analysieren, gibt es mittlerweile<br />

zahlreiche Firmen wie etwa Salesforce.com,<br />

die günstig und strukturiert Daten aufbereiten<br />

und durch Tools systematisieren“, sagt<br />

Beraterexpertin Eva Manger-Wiemann.<br />

So gibt es zunehmend sogenannte Database-Provider<br />

wie IMS Health, die rund um<br />

die Uhr hoch fundierte und hoch spezialisierte<br />

Markt- und Branchenanalysen liefern,<br />

auf Wunsch auch auf mobile Geräte.<br />

Freelancer-Beratungsfirmen wie Eden-<br />

McCallum in London, die Business Talent<br />

Group (BTG) in Los Angeles und a-connect<br />

in München kommen deshalb ohne eigene<br />

Researchabteilungen und teure Innenstadtbüros<br />

aus.<br />

Damit zeichnet sich eine ganz neue Beraterszene<br />

ab, modular und mit Netzwerken,<br />

die sich bilden wie Teams in der Filmindustrie<br />

oder auch der Werbebranche, die sich<br />

nach der Beendigung des Projekts wieder<br />

auflösen. „Verschiedene Beratungshäuser<br />

und Einzelberater kommen für Projekte zusammen<br />

und gehen anschließend wieder<br />

ihrer Wege“, prophezeit daher die britische<br />

Beratungsexpertin Fiona Czerniawska. n<br />

julia.leendertse | unternehmen@wiwo.de<br />

NEUE SUCHMASCHINE<br />

Wer kann was?<br />

Bundesweit bieten rund 14000<br />

Unternehmensberatungen ihre Dienste<br />

an. Doch wer von ihnen kann was, und<br />

wie gut sind sie? Mit der neuen Suchmaschine<br />

consultingsearcher führen<br />

WirtschaftsWoche und die auf die Zertifizierung<br />

von Beratern spezialisierte<br />

Cardea AG erstmals ein praxistaugliches<br />

Qualitätssiegel in den intransparenten<br />

Beratermarkt ein.<br />

Unter www.wiwo.de/consultingsearcher<br />

haben Unternehmen ab sofort Zugang<br />

zu der Online-Datenbank und können<br />

so die passende globale Beratungsfirma<br />

oder den richtigen Nischenplayer für<br />

ein Projekt oder eine Aufgabenstellung<br />

finden. Qualität und Professionalität aller<br />

Anbieter sind in einem unabhängigen und<br />

neutralen Zertifizierungsprozess geprüft<br />

worden und die Beratungskompetenzen<br />

durch Projektbeschreibungen und<br />

Kundenbewertungen für jedermann<br />

nachvollziehbar.<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Kundschaft gesucht<br />

Der Flughafen Hahn hat<br />

40 Prozent seines<br />

Verkehrs verloren<br />

Hoffnungslos<br />

am Hunsrück<br />

FLUGHAFEN HAHN | 20 Jahre nach seiner Eröffnung droht dem<br />

deutschen Billigflug-Mekka das Aus.<br />

Nach einer wochenlangen Diskussion<br />

um die Zukunft seines Unternehmens<br />

platzte Johannes Endler<br />

der Kragen. „Die Liquidität des Unternehmens<br />

ist gesichert. Der eingeleitete Umstrukturierungsprozess<br />

ist auf einem guten<br />

Weg“, stellte der Aufsichtsratschef des Flughafens<br />

Hahn vor einem Jahr in einer Presseerklärung<br />

fest.<br />

Das war voreilig. Tatsächlich droht das<br />

Aus für den offiziell Flughafen Frankfurt-<br />

Hahn GmbH (FFHG) genannten Airport,<br />

der – entgegen seinem Namen – auf etwa<br />

halber Strecke zwischen Frankfurt und Luxemburg<br />

liegt. In einem „Schlussbericht“<br />

genannten Brandbrief an die Aktionäre<br />

Rheinland-Pfalz (82,5 Prozent) und Hessen<br />

(17,5 Prozent) prophezeite jüngst die<br />

Geschäftsführung bis 2017 Verluste von<br />

mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr – bei<br />

gerade mal rund 50 Millionen Euro Umsatz.<br />

Hinzu kommt trotz einer Geldspritze<br />

der rot-grünen Landesregierung in Mainz<br />

im Frühjahr über 82 Millionen spätestens<br />

in 2017 eine „Liquiditätslücke“ von rund 35<br />

Millionen Euro. „Damit ist das Geschäftsmodell<br />

der FFHG nicht zukunftsfähig“, urteilt<br />

die Geschäftsführung.<br />

FATALER FOKUS AUF BILLIG<br />

Für die Hoffnungslosigkeit am Hunsrück<br />

sorgen die aktuellen Verkehrszahlen. Der<br />

1999 als Deutschlands erster Billigairport<br />

gestartete Flughafen wird <strong>2013</strong> wohl gut<br />

zehn Prozent weniger Passagiere und 20<br />

Prozent weniger Fracht abfertigen als 2012.<br />

Im Vergleich zu den Rekordjahren 2007<br />

und 20<strong>11</strong> summiert sich das Minus gar auf<br />

rund 40 Prozent und sorgt für einen Rekordverlust<br />

von 20 Millionen Euro.<br />

Bisher war dies kein Problem. In den 19<br />

Jahren seit der Eröffnung haben die Länder<br />

die Verluste – wenn auch murrend – getragen,<br />

weil der Flughafen für immerhin 3000<br />

Arbeitsplätze in der strukturschwachen<br />

Mitte von Rheinland-Pfalz sorgt. „Wir haben<br />

nicht nur die Jobs ersetzt, die beim Abzug<br />

der Amerikaner <strong>vom</strong> alten Fliegerhorst<br />

weggefallen sind, sondern auch die durch<br />

den Abbau anderer Industriezweige wie<br />

der Möbelindustrie verlorenen Arbeitsplätze“,<br />

sagt Markus Bunk, seit Mitte Oktober<br />

zweiter Geschäftsführer der FFHG.<br />

Jetzt, im 20. Jahr, ist mit den Blankoschecks<br />

der Bundesländer Schluss. „Die zu<br />

erwartenden Vorschriften der EU zu öffentlichen<br />

Beihilfen lassen dies in der gewohnten<br />

Form nicht mehr zu“, sagt Bunk.<br />

Für die Flugbranche ist das ein Schock.<br />

Zwar hat in Deutschland außer gut einer<br />

Handvoll großer Airports kein Flughafen je<br />

richtig Geld verdient. „Doch Hahn hat mit<br />

seiner Wachstumsgeschichte anderen Regionalflughäfen<br />

Mut gemacht, dass es<br />

langfristig auch ein sich selbst tragendes<br />

Konzept geben kann“, sagt René Steinhaus<br />

von der Beratung A.T. Kearney in Berlin.<br />

Für die aktuelle Flughafenführung rührt<br />

die Misere vor allem aus der Krise der Flugbranche.<br />

Die schwache Konjunktur und<br />

hohe Spritpreise haben den langen Billigboom<br />

gestoppt. Doch das sieht Alexander<br />

Tamdjidi, Luftfahrtspezialist der Beratung<br />

PA Consulting Group in Frankfurt, anders:<br />

„Der Strukturwandel hat letztlich nur die<br />

Schwächen des Geschäftsmodells verstärkt<br />

und die aktuelle Abwärtsspirale gestartet.“<br />

Denn Hahn konzentriert sich vor allem<br />

auf Billigfluglinien wie Ryanair. Das brachte<br />

zwar Wachstum, aber kein Geld. Die Iren<br />

zahlen laut Insidern bestenfalls drei Euro<br />

pro abfliegenden Passagier. „Tatsächlich<br />

braucht ein Flughafen mindestens 15 Euro,<br />

um seine Kosten zu decken“, sagt Michael<br />

Garvens, Chef des Flughafens Köln/Bonn.<br />

Die Lücke konnte Hahn im Gegensatz zu<br />

größeren Airports kaum durch Nebengeschäfte<br />

schließen. Die Hoffnung auf Mehreinnahmen<br />

aus Läden am Flughafen<br />

scheiterten unter anderem daran, dass<br />

die Iren kein zweites Handgepäckstück wie<br />

Duty-free-Tüten an Bord zuließen.<br />

Dazu schreckte die starke Stellung von<br />

Ryanair andere Linien ab. „Nur wer wie die<br />

ungarische Wizzair vor allem Strecken<br />

nach Osteuropa anbot, war geduldet“, sagt<br />

ein Branchenkenner. „Wer wie Ryanair ans<br />

Mittelmeer fliegen wollte, bekam von denen<br />

das Signal, wir beißen euch weg.“<br />

FOTO: LAIF/THEODOR BARTH<br />

66 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Zu guter Letzt wurde Billigpionier Hahn<br />

ein Opfer des von ihm ausgelösten Booms<br />

der Flugdiscounter. „Weil Easyjet und Co.<br />

allein in Deutschland auf mehr als 20 Flughäfen<br />

landen und auch etablierte Linien<br />

wie Lufthansa günstige Tickets anboten,<br />

muss keiner mehr nach Hahn, wenn er billig<br />

fliegen will“, sagt Berater Tamdjidi.<br />

Auch der Versuch, anderswo vertriebene,<br />

nachtaktive Frachtlinien an den rund um<br />

die Uhr geöffneten Hahn zu locken, brachte<br />

wenig. Die notorisch geizigen Palettenflieger<br />

erwarteten Ryanair-mäßige Rabatte<br />

und boten jeweils nur wenige Flüge pro<br />

Woche. Wer kam, ging am Ende wie Aeroflot<br />

oder Qatar Airways lieber wieder an einen<br />

zentraler gelegenen Flughafen, wenn<br />

der Platz hatte – wie Frankfurt nach der Eröffnung<br />

der neuen Landebahn. Spektakulär<br />

scheiterte der Versuch, eine hauseigene<br />

Frachtlinie am Hahn aufzubauen: Die Air<br />

Cargo Germany ging im Juli pleite, trotz einer<br />

Finanzspritze über fünf Millionen Euro<br />

von Flughafen und Landesregierung.<br />

So verdiente der Flughafen am Ende zu<br />

wenig, um die Belastung durch eine finanzielle<br />

Erbsünde wettzumachen. Bei der<br />

Gründung des Airports 1993 bürdete die<br />

Im Sinkflug<br />

Verkehrszahlen desFlughafens Hahn<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

Passagiere<br />

(inMillionen)<br />

2006 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />

*geschätzt;Quelle:ADV<br />

300<br />

Fracht<br />

(inTonnen)<br />

200<br />

100<br />

sozialliberale Regierung von Rheinland-<br />

Pfalz dem Flughafen die Kosten für die umliegende<br />

Infrastruktur auf. Damit musste<br />

das Fluggeschäft nicht nur wie bei anderen<br />

Airports Bau- und Betriebskosten für Startbahn,<br />

Terminal und Hangars erwirtschaften,<br />

sondern zusätzlich die <strong>Ausgabe</strong>n für<br />

Zubringerstraßen inklusive Winterdienst,<br />

Kläranlage und den Rest der Anlagen aus<br />

0<br />

der Zeit als Fliegerhorst der US-Luftwaffe.<br />

„Mit einem solchen Mühlstein am Hals ist<br />

ein Gewinn kaum zu schaffen“, urteilt Berater<br />

Steinhaus.<br />

Trotz der Probleme durch sinkende Einnahmen,<br />

hohe Schulden und das drohende<br />

EU-Verbot weiterer staatlicher Hilfen<br />

gibt Hahn-Geschäftsführer Bunk die<br />

Hoffnung noch nicht auf. „Die Lage ist sicher<br />

dramatisch, aber nicht hoffnungslos“,<br />

sagt der Manager, der zuvor für den Energieriesen<br />

RWE und – ebenfalls hoch defizitäre<br />

– Airports wie Dortmund tätig war.<br />

Er setzt auf das aktuelle Sanierungsprogramm.<br />

Dazu gehört, dass Rheinland-Pfalz<br />

die Infrastruktur abseits der Pisten übernimmt.<br />

Gleichzeitig wollen Bunk und sein<br />

Geschäftsführerkollege Heinz Rethage ein<br />

Sparprogramm starten und trotz der Widrigkeiten<br />

durch neue Fluglinien besonders<br />

im Frachtbereich die Einnahmen steigern.<br />

Zumindest das Sparprogramm hat die<br />

nahen IHKs in Koblenz und Trier nicht<br />

überzeugt: „In der Summe kann es nicht<br />

einmal als halbherzig bezeichnet werden“,<br />

schrieben die Kammerchefs Ende September<br />

ihrer Landesregierung.<br />

n<br />

ruediger.kiani-kress@wiwo.de<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Nanga Parbat in neu<br />

MAERZ | Der Münchner Strickmodehersteller – bekannt durch den<br />

gelben Genscher-Pullunder – kämpft um ein flotteres Image.<br />

Politiker hinterlassen Spuren – auch<br />

modische. Der ehemalige SED-Chef<br />

Erich Honecker war für seine markante<br />

Hornbrille bekannt, Ex-Bundesaußenminister<br />

Hans-Dietrich Genscher für<br />

den senfgelben Strickpullunder mit V-Ausschnitt.<br />

Die Honecker-Brille ist wieder modern:<br />

Marken wie Prada, Gucci oder Ray<br />

Ban stellen Fassungen in Anlehnung an<br />

den Staatsratsvorsitzenden-Style her. Doch<br />

Genschers gelber Pulli hat es noch nicht<br />

wieder auf die Hipster-Liste geschafft –<br />

zum Leidwesen seines Herstellers, des<br />

Münchner Strickwarenherstellers Maerz.<br />

Geschäftsführerin Katja Beibl will nun<br />

gegen das Biedermann-Image ankämpfen<br />

und Maerz umkrempeln: Bekannter will<br />

sie die Strickmarke machen, jüngeren und<br />

mehr weiblichen Käufern soll sie gefallen.<br />

Statt Genscher wünscht sich die 43-Jährige<br />

Hollywood-Star James Franco („Spiderman“,<br />

„Spring Breakers“) als Vorzeige-Träger<br />

ihrer Wollpullis: „Ein klassischer Typ<br />

mit starkem Charakter.“<br />

Bekannt ist Maerz zum Beispiel für<br />

den Merino-Wollpulli Superwash,<br />

der sich bei 30 Grad in die<br />

Waschmaschine stecken<br />

lässt – bequem, solide, praktisch,<br />

aber wenig modisch.<br />

Seit den Neunzigerjahren<br />

schrumpfte der Maerz-Umsatz<br />

denn auch von rund 35 auf<br />

20 Millionen Euro, neue Kollektionen<br />

und Ideen fehlten. 2004 meldete<br />

Maerz Insolvenz an. Anschließend baute<br />

Insolvenzverwalter Markus Prager das Unternehmen<br />

wieder auf, bis 2010 der schwäbische<br />

Hemdenhersteller Olymp zugriff –<br />

und Beibl holte.<br />

Die Chefin möchte nun verstärkt Frauen<br />

gewinnen: Macht die Herrenkollektion bisher<br />

80 Prozent des Umsatzes aus, will Beibl<br />

in der seit Juli laufenden Saison 30 Prozent<br />

an Damen verkaufen. Die Frau, die seit<br />

über einem Jahr die Geschäfte führt,<br />

möchte Käuferinnen wie sich selbst ansprechen.<br />

Mit dunkelbrauner Nerd-Brille,<br />

Jeans, einem dünnen, grauen Maerz-<br />

Strickpulli und darüber einer langen gemusterten<br />

Strickjacke sieht sie weder bieder<br />

noch nach Society-Dame aus.<br />

Frauen im Visier<br />

Geschäftsführerin<br />

Beibl<br />

(links) will mit<br />

peppigeren Damenkollektionen<br />

neue Kundinnen<br />

gewinnen<br />

„Ab 40 verschieben sich die Werte, insbesondere<br />

in Bezug auf Qualität und Nachhaltigkeit“,<br />

sagt die gelernte Bürokauffrau<br />

und studierte Bekleidungstechnikerin.<br />

„Meine Kleidung soll funktional und hochwertig,<br />

aber gleichzeitig modern und anspruchsvoll<br />

sein.“<br />

Beibl kennt sich in der Branche gut aus:<br />

Sie war zuvor bei Esprit, Marc O’Polo und<br />

Ralph Lauren. Daher sieht sie auch international<br />

Potenzial. Bisher macht Maerz<br />

erst 16 Prozent des Geschäfts im Ausland.<br />

Zugleich will Beibl den Vertrieb verbessern.<br />

Maerz-Pullis für Damen – der Preis<br />

beginnt ab 90 Euro – sind nur in wenigen<br />

Boutiquen erhältlich. Bei Peek & Cloppenburg<br />

ist die Damenmode seit Juli zu kaufen.<br />

Beibl hofft, mit der Damenkollektion demnächst<br />

auch bei den Modehäusern Breuninger<br />

und Engelhorn vertreten zu sein.<br />

Um das zu schaffen, hat sie eine neue Designerin<br />

engagiert.<br />

NACKTE MODELS MIT SCHAF<br />

Zudem soll eine Werbekampagne der 1920<br />

gegründeten Marke mit nackten Models<br />

mit Merino-Schaf auf dem Arm zusammen<br />

mit einem neuen Logo zu einem moderneren<br />

Image verhelfen.<br />

So legte Maerz die klassischen Wollpullis<br />

neu auf, in denen 1953 die Klettergruppe<br />

unter Leiter Karl Herrligkoffer als Erste<br />

den Nanga Parbat bestieg – mit anderen<br />

Garnen und leicht angepasstem<br />

Schnitt.<br />

Die Strickkollektion lässt<br />

Maerz in Ungarn herstellen<br />

und steckte 1,5<br />

Millionen Euro in<br />

den Fabrikausbau.<br />

Blusen und Jerseys<br />

kommen aus der<br />

Türkei und Portugal.<br />

Erste Erfolge zeichnen<br />

sich ab: Mit der Damen- und Herrenkollektion<br />

durfte Beibl auf die Berliner<br />

Modemesse Premium. Im Rahmen der<br />

Düsseldorfer Modemesse CPD schaute die<br />

oberste Einkäuferriege von Peek & Cloppenburg<br />

West vorbei. Ein Branchenkenner<br />

lobt: „Maerz stärkt, was die Marke immer<br />

ausgezeichnet hat: die Natürlichkeit bei<br />

Schnitten und den Materialien wie echter<br />

Wolle. Sie werden damit Erfolg haben.“<br />

Beibl will den Umsatz bis 2018 von 24,7<br />

auf 30 Millionen Euro steigern. Dafür wäre<br />

es sicher hilfreich, wenn eines Tages der<br />

Genscher-Pulli eine ähnliche Renaissance<br />

erlebt wie die Honecker–Brille.<br />

n<br />

nele.hansen@wiwo.de<br />

FOTOS: PR<br />

68 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.


Bergwinter tirol<br />

die vielen facetten dieser faszinierenden alpenregion.<br />

➜ BergerleBnis & genuss<br />

➜ Kulturhighlights<br />

➜ ihre urlauBsangeBote in tirol<br />

➜ Wirtschaftsstandort tirol<br />

Eine Promotionbeilage von<br />

ABLINGER.GARBER


INHALT<br />

2 Bergwinter<br />

Tirol Erobern<br />

4 Sport & Lifestyle<br />

7 Tirol Kulinarik<br />

8 Anreise mit der Bahn/<br />

5 Tiroler Gletscher<br />

9 Ihre Urlaubsangebote<br />

in Tirol<br />

25 Wirtschaftsstandort<br />

Tirol<br />

Impressum:<br />

Medieninhaber: Ablinger & Garber<br />

GmbH; Medienturm Hall in Tirol,<br />

Tel. +43.5223.513­0,<br />

verlag@ablinger­garber.at,<br />

www.ablinger­garber.at.<br />

Geschäftsführung: Walter Garber.<br />

Projektleitung: Klaus Grabherr.<br />

Design, Konzept & Produktion:<br />

Ablinger.Garber. Redaktion: Gloria<br />

Staud, Christian Eder, Ernst Spreng.<br />

Promotion/Anzeigen: Tasso Astl,<br />

Matthias Häussler, Egon Hübner,<br />

Thomas Lindtner.<br />

Fotos: Titel: Josef Mallaun;<br />

Seite 2+3: Josef Mallaun,<br />

Schaad, Kitzbüheler Ski Club,<br />

Imster Schemenlaufen;<br />

Seite 4+5: Josef Mallaun, Alex<br />

Ziegler; Seite 6: Josef Mallaun;<br />

Seite 7: Tirol Werbung/Robert Gruber,<br />

BMLF/R. Mühlanger, Fotowerk;<br />

Seite 8: Deutsche Bahn AG/<br />

Bartlomiej Banaszak.<br />

Bergwinter tirol erobern<br />

Den Bergwinter<br />

Tirol beim Ski fahren,<br />

Langlaufen oder<br />

Schneeschuhwandern<br />

erobern, kulinarische<br />

Köstlichkeiten aus der<br />

regionalen Küche<br />

genießen oder<br />

actionreiche Sportveranstaltungen<br />

und kulturelle Höhepunkte<br />

entdecken.<br />

Der Bergwinter in Tirol<br />

spricht einerseits jene<br />

an, die in ihrem Urlaub<br />

das ruhige Naturerlebnis und<br />

den Genuss in all seinen<br />

Facetten suchen: Langläufer und<br />

Skater finden 5700 km Loipen,<br />

Naturbeobachter und Schneeschuhwanderer<br />

erkunden den<br />

Winterwald, andere lassen sich<br />

wiederum durch die Romantik<br />

einsamer, verschneiter Berghütten<br />

verzaubern ...<br />

Andererseits werden aber auch<br />

alle, die Herausforderungen<br />

und den Nervenkitzel lieben,<br />

im Tiroler Bergwinter fündig: Bei<br />

Abfahrten auf weltbekannten<br />

Pisten oder am Gletscher, bei<br />

einsamen Touren mit Snowboard<br />

oder Skiern im Tiefschnee oder<br />

beim Klettern auf vereisten<br />

Wasserfällen lassen sich immer<br />

neue Aspekte des Winters<br />

erobern. Dazu kommen noch<br />

einige der heißesten Hotspots<br />

Europas, was Après­Ski und<br />

Nightlife betrifft. Tirol hat im<br />

Winter vieles zu bieten: Lassen<br />

Sie sich über raschen!<br />

Tirol: Kultur pur<br />

Von der Loipe ins Theater und<br />

<strong>vom</strong> Skilift ins Museum: Wo<br />

sollte das besser zusammen passen<br />

als in Tirol? Wer den Skianzug<br />

gerne einmal gegen Abendgarderobe<br />

tauscht und den<br />

Schnee nicht nur vor der<br />

Hüttentür, sondern auch auf<br />

den Bildern <strong>vom</strong> Tiroler Maler<br />

Alfons Walde mag, der findet im<br />

Tiroler Winter eine Vielfalt an<br />

kulturellen Möglichkeiten.<br />

Nicht nur zur Weihnachtszeit ±<br />

Festivals und festliche Konzerte<br />

Tirol ist ein Land der Festivals,<br />

die das ganze Jahr über in unterschiedlichen<br />

Genres und in<br />

städtischen Zentren ebenso wie<br />

in entlegenen Tälern stattfinden.<br />

Dass eines von ihnen gleich zwei<br />

Jahreszeiten abdeckt, wie es die<br />

2 Bergwinter Tirol Erobern


Wer AN WINTersporT<br />

DeNKT,<br />

DeNKT AN TIroL.<br />

Egal ob man sich selbst auf<br />

die Piste oder Loipe wagt<br />

oder lieber bei spannenden<br />

Events mitfiebert: Der Bergwinter<br />

<strong>2013</strong>/14 bietet allen etwas.<br />

Wettbewerbe mit langer<br />

Tradition ± wie das Bergiselspringen<br />

± locken ebenso<br />

wie die Swatch Freeride World<br />

Tour in Fieberbrunn. Jene,<br />

die auf der Suche nach etwas<br />

Außergewöhnlicherem sind,<br />

werden bei Veranstaltungen<br />

wie dem Trans Pillerseer<br />

Schlittenhundecamp oder<br />

dem Schneetrabrennen in<br />

Wörgl fündig.<br />

DeN WINTer ANseHeN<br />

Das Museum Kitzbühel<br />

zeigt auf zwei Ebenen seine<br />

umfangreiche Alfons­Walde­<br />

Sammlung mit 60 Gemälden<br />

und 100 Grafiken und Fotos,<br />

darunter so berühmte Bilder<br />

wie „Almen im Schnee“<br />

oder „Der Aufstieg“. Sonderausstellungen<br />

sind auch in<br />

den Tiroler Landesmuseen<br />

geplant, darunter die Schau<br />

„Paradiesvögel ± B oten<br />

der Götter“ im Zeughaus<br />

(22.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>±23.3.2014) .<br />

brAucHTum<br />

Neu erLebT<br />

Bunt wie Paradiesvögel sind<br />

auch die Figuren der Tiroler<br />

Fasnachten, die in einem<br />

Rhythmus von vier, fünf Jahren<br />

ihren Auftritt haben. So richten<br />

in jedem Jahr andere Orte ihre<br />

Umzüge aus. 2014 sind es das<br />

Fisser Blochziehen (26.1.)<br />

und die Imster Buabefasnacht<br />

(9.2.), jahrhundertealtes<br />

Brauchtum ± sehr eindrucksvoll<br />

und sehr tirolerisch!<br />

Tiroler Festspiele Erl tun, ist<br />

dennoch ungewöhnlich. Sie<br />

richten von 26.12.<strong>2013</strong> bis<br />

6.1.2014 zum zweiten Mal eine<br />

Winterausgabe aus ± mit Mozarts<br />

„Don Giovanni“, Puccinis „Tosca“,<br />

Symphonien, Oratorien und<br />

Kammermusik. Den zeitgenössischen<br />

Gegenpol dazu bilden<br />

zwei ebenfalls junge Festivals mit<br />

elektronischer Musik: fmRiese ±<br />

Forward Music Festival (28.±<br />

30.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>) in den Swarovski<br />

Kristallwelten Wattens, das<br />

elektronische und zeitgenössische<br />

Musik, Pop und Electronica<br />

mit einander verbindet, und das<br />

Electric Mountain Festival<br />

(30.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>± 4.4.2014) am<br />

Giggijoch hoch über Sölden, bei<br />

dem Stars der internationalen<br />

DJ­Szene die Menge zum Tanzen<br />

bringen. Am Ende des Winters<br />

gibt es dann mehrere Besonderheiten:<br />

In Mayrhofen im Zillertal<br />

findet im März das Altitude<br />

Comedy Festival statt, das <strong>vom</strong><br />

britischen Comedian Marcus<br />

Brigstocke gegründet wurde und<br />

mit englisch­ und deutschsprachigen<br />

Comedians hochkarätig<br />

besetzt ist. Musikalisch<br />

geht es einerseits um Improvisation<br />

und Experiment beim<br />

Festival artacts (14.± 16.3.2014) in<br />

St. Johann und andererseits um<br />

innere Einkehr beim Osterfestival<br />

Tirol (März/April 2014) in<br />

Innsbruck und Hall.<br />

Neugierig geworden?<br />

Wer die Tiroler Kulturlandschaft<br />

näher erkunden will, findet auf<br />

www.kultur.tirol.at einen<br />

detaillierten Überblick über Kunst<br />

und Kultur in Tirol ± oder<br />

überzeugt sich besser noch vor<br />

Ort davon, wie vielfältig Festivals,<br />

Ausstellungen, Museen und<br />

Kulturschaffen in Tirol sind.<br />

INFormATIoNeN über<br />

urLAub IN TIroL<br />

Tirol Info<br />

Maria­Theresien­Straße 55<br />

A­6010 Innsbruck, Austria<br />

Tel. +43.512.7272­0<br />

Fax +43.512.7272­7<br />

info@tirol.at<br />

www.tirol.at<br />

bIATHLoN AuF<br />

WeLTNIveAu<br />

E.ON IBU Weltcup<br />

Biathlon Hochfilzen/<br />

Pillerseetal 5. bis 8.12.<strong>2013</strong>.<br />

Bereits zum dritten Mal<br />

kommt beim E.ON IBU<br />

Biathlon Weltcup die Elite<br />

im Langlaufen und Sportschießen<br />

zusammen. Im<br />

Langlaufstadion Hochfilzen<br />

erwarten die Topathleten<br />

und das Publikum heiße<br />

Verfolgungsjagden auf der<br />

Loipe und spannende Duelle<br />

am Schießstand.<br />

AbHebeN Am<br />

bergIseL<br />

Vierschanzentournee ±<br />

Berg iselspringen Bergiselstadion/<br />

Innsbruck am 3. und<br />

4.1.2014. In dem traditionsreichen<br />

Wettstreit messen<br />

sich die besten Skispringer<br />

der Welt am Bergisel. Das<br />

Training zum dritten Durchgang<br />

der Tournee beginnt<br />

am 3. Jänner, gefolgt von der<br />

Qualifikation. Den eigentlichen<br />

Wettbewerb können<br />

Wintersportbegeisterte aus<br />

aller Welt dann am 4. Jänner<br />

live vor Ort miterleben.<br />

Bergwinter Tirol Erobern 3


ski alpin – sport & lifestyle<br />

Erleben Sie den Bergwinter<br />

Tirol beim<br />

Skivergnügen, Freeriden,<br />

Snowboarden<br />

und beim Freeskiing.<br />

Erleben Sie Außergewöhnliches<br />

abseits<br />

der Skipiste, feiern Sie<br />

beim Après­Ski und<br />

Nightlife bei cooler<br />

Musik und ebensolchen<br />

Drinks.<br />

Was macht einen<br />

perfekten Skitag aus?<br />

Viel Schnee natürlich!<br />

Und der ist dank der Höhe der<br />

Skigebiete und der Beschneiungsanlagen<br />

in Tirol immer garantiert.<br />

Selbstverständlich der Sportfachhandel<br />

und der Skiverleih: Die<br />

Profis in den Shops wissen,<br />

welche Ausrüstung wem die<br />

größte Freude bringt und lassen<br />

Materialprobleme erst gar nicht<br />

aufkommen. Außerdem noch die<br />

Skischulen: Sie machen Jung und<br />

Alt fit für den Schnee und<br />

bringen alle in Schwung. Dann<br />

ganz klar die Beherbergungsbetriebe:<br />

Gut gebettet und<br />

kulinarisch verwöhnt fährt es sich<br />

einfach besser und länger. Und<br />

nicht zu vergessen: Internationale<br />

Events mit den Stars der Szene,<br />

Bergrestaurants und urige Hütten<br />

für die Stärkung zwischendurch<br />

sowie Après­Ski­Bars, in denen<br />

die Post abgeht.<br />

Ein unvergessliches Ski­Erlebnis<br />

in Tirol kann alles sein: ein<br />

Wochen end­Trip mit Freunden,<br />

Semesterferien mit den Kindern,<br />

Trainingslager mit dem Club oder<br />

Romantik­Tage mit der/dem<br />

Liebsten. Wo auch immer Sie in<br />

Tirol Ihre Skier anschnallen, die<br />

Top­Skigebiete Tirols halten stets<br />

das passende Angebot für Sie<br />

bereit. Attraktive Packages mit<br />

Unterkunft, Liftticket und vielen<br />

weiteren Highlights laden ein, die<br />

Wintersportregion zu erkunden,<br />

die Tage und Nächte in den<br />

Bergen zu erleben oder Wellnessoasen<br />

zu genießen. Dank Skiverbünden<br />

und Großraumkarten<br />

kann das weiße Vergnügen auch<br />

jeden Tag auf einem anderen<br />

ToureN uND sporT<br />

Exakt 573 Gipfel liegen<br />

in Tirol auf 3000 m und<br />

darüber. Einige von ihnen<br />

lassen sich bequem mit<br />

Skiliften erobern, die<br />

Mehrzahl der Dreitausender<br />

bleibt allerdings Skitourengehern<br />

und Alpinisten<br />

vorbehalten.<br />

Alles über Openings zum<br />

Winterstart und Bewerbe<br />

im Ski Alpin, Freeriden oder<br />

Snowboarden gibt’s unter<br />

www.sport.tirol.at<br />

HocH HINAus<br />

Ob „Top of Tyrol“ am<br />

Stubaier Gletscher oder<br />

„BIG3“ in Sölden:<br />

Berge und architektonische<br />

Höhepunkte passen<br />

zusammen. Tirols Gipfelplattformen<br />

versprechen<br />

einen unvergesslichen<br />

Panoramablick auf die<br />

umliegenden Gipfel.<br />

4 Sport & Lifestyle


Gipfel stattfinden. Die<br />

Bergbahnen, die Hotellerie und<br />

Gastronomie sowie Skischulen<br />

und Skiverleihe in Tirol haben<br />

ihre Kräfte für den perfekten<br />

Skiurlaub vereint. Schauen Sie<br />

doch einfach rein. Der nächste<br />

Ski traum ist nur ein paar Klicks<br />

entfernt.<br />

Holen Sie sich Ihre maßgeschneiderten<br />

Angebote unter<br />

www.tirol.at/skiangebote<br />

skifahren für jeden geschmack<br />

Sie sind aufgrund ihres Gefälles<br />

absolut nicht für Anfänger<br />

geeignet: Tirol ist reich an<br />

extremen Pisten, die mit der<br />

Bezeichnung „schwarze Piste“ nur<br />

unzulänglich beschrieben werden<br />

können. Wenn man ausgefallene<br />

Streckenführungen und steile<br />

Hänge liebt, dann hat man hier<br />

sein Eldorado gefunden.<br />

Ein Tipp? Die schwarze Piste 14a<br />

in Ischgl: Mit einem Gefälle von<br />

bis zu 70 Prozent wird hier sogar<br />

ein eigenes Pistengerät mit<br />

Seilwinde benötigt, um diese<br />

Strecke zu präparieren. Dafür<br />

genießt man dann ein außergewöhnliches<br />

Skierlebnis und bei<br />

den kurzen Stopps dazwischen<br />

einen herrlichen Blick über das<br />

Paznaun. Das ist nur eine von<br />

vielen „Schwarzen“ in den Tiroler<br />

Skigebieten.<br />

Oder warum nicht einmal den<br />

Sonnenaufgang in den Tiroler<br />

Bergen erleben? Dafür wurden die<br />

„early bird“­ und „first track“­<br />

Aktionen entwickelt, bei denen<br />

man seine frischen Spuren im<br />

noch unberührten Schnee ziehen<br />

kann. Im Zillertal geht es von<br />

Mitte April bis Anfang Mai<br />

bereits um 7.45 Uhr los, inkludiert<br />

ist ein Brunch im Restaurant<br />

Hochleger Sommerberg.<br />

Am Stubaier Gletscher startet<br />

man von Oktober bis Mitte<br />

November bereits um 7.30 Uhr.<br />

Je früher man oben ist, desto<br />

größer sind die Chancen,<br />

unberührten Neuschnee vorzufinden.<br />

Aber die Geschmäcker<br />

sind verschieden: Es muss ja nicht<br />

der frühe Morgen sein, Skifahren<br />

kann man auch bei Mondschein.<br />

Oder besser unter einer hellen<br />

Flutlichtanlage ± wie am Reitherkogel<br />

im Alpbachtal. Jeweils am<br />

Dienstag, Freitag und Samstag<br />

kommen von 18.30 bis 21.15 Uhr<br />

auf der 8er­Gondel­Reitherkogelbahn,<br />

dem Nordlift und dem<br />

Brandachlift Mondscheinskifahrer<br />

auf ihre Kosten. Auch in<br />

Brixen ist täglich eine kleine<br />

Strecke beleuchtet, in Westendorf<br />

jeden Dienstag eine Abfahrt mit<br />

500 Metern Länge und in Söll<br />

sind es gar zehn Kilometer<br />

Skiabfahrten ± allerdings nur<br />

mittwochs und samstags.<br />

Hochgenuss und Après-ski<br />

Gipfelrestaurants, Cafés in mehr<br />

HIgHLIgHTs<br />

AuF uND AbseITs<br />

Der pIsTe<br />

Frauen an den start<br />

FIS Damen Weltcup Riesenslalom<br />

und Slalom Lienz.<br />

Alle zwei Jahre macht der<br />

FIS Weltcup Station in Lienz,<br />

am 28. und 29.1.<strong>2013</strong> treten<br />

die Besten der Damen am<br />

Hochstein in den Disziplinen<br />

Slalom und Riesenslalom im<br />

Kampf um begehrte Weltcup­<br />

Punkte gegeneinander an.<br />

Besucher erwartet nicht nur<br />

ein spannender Wettkampf,<br />

sondern auch eine spektakuläre<br />

Pistenführung, die in<br />

der Zieleinfahrt mitten in<br />

Lienz endet.<br />

Kitzbühel in<br />

rasanter Tradition<br />

74. Hahnenkammrennen<br />

Kitzbühel 24. bis 26.1.2014.<br />

Seit 1931 schaut die Ski­<br />

Welt beinahe jeden Jänner<br />

nach Kitzbühel, zu einer der<br />

spektakulärsten Veranstaltungen<br />

der Wintersportsaison.<br />

Am Hahnenkamm<br />

misst sich auch im kommenden<br />

Jahr wieder die Elite des<br />

Skirennsports im legendären<br />

Kombinationsrennen.<br />

Wer wagt, gewinnt<br />

Swatch Freeride World Tour<br />

by The North Face Fieberbrunn/Pillerseetal<br />

30.1. bis<br />

2.2.2014. Ende Jänner lockt<br />

die Swatch Freeride World<br />

Tour wieder die weltbesten<br />

Freerider ins Pillerseetal, um<br />

ihre Grenzen auszutesten.<br />

Vom Gipfel des Wildseeloders<br />

aus machen sie sich<br />

auf die Suche nach der<br />

flüssigsten „Line“ und dem<br />

perfekten Powder. Neben<br />

sportlichen Höchstleistungen<br />

lockt der Event mit groß angelegtem<br />

Festivalprogramm<br />

für Freeride­Fans und alle,<br />

die es noch werden wollen.<br />

Sport & Lifestyle 5


als dreitausend Metern Höhe oder<br />

urige Skihütten ± g astronomischer<br />

Hochgenuss erfährt in Tirol eine<br />

neue Bedeutung. Ein Klassiker ist<br />

dabei die Verwallstube Galzig in<br />

St. Anton am Arlberg. Mit ihrer<br />

Lage in 2085 m Seehöhe ist sie<br />

eines der höchst gelegenen<br />

Hauben restaurants in Europa.<br />

Aber auch im Zillertal oder im<br />

Stubaital werden kulinarische<br />

Hochgenüsse geboten. Wer aber<br />

auch nur das besondere Ambiente<br />

liebt, der kann einen Cappuccino<br />

jenseits von 3000 m genießen ±<br />

wie im Café 3440 am Pitztaler<br />

Gletscher. Man muss aber nicht<br />

nur ganz hoch hinaus, auch unten<br />

im Tal werden die Gemütlichkeit<br />

und das gesellige Beisammensein<br />

gepflegt. Von Kitzbühel bis zum<br />

Arlberg findet man Hotspots<br />

für Après­Ski: Drinks und<br />

kulinarische Schmankerl, dazu<br />

Musik für jeden Geschmack,<br />

untermalend oder in Dancefloor­<br />

Qualität ± und da s manchmal<br />

bis spät in die Nacht. Apropos<br />

Arlberg: Im Hotel Post in<br />

St. Anton wurde Après­Ski<br />

aus der Taufe gehoben und<br />

verbreitete sich von dort über<br />

die ganze Welt.<br />

WIcHTIge INFos:<br />

Wintersportland Tirol<br />

Ein Ski­ oder Snowboardsportler,<br />

der das Wintersportland<br />

Tirol komplett „erfahren“ will,<br />

braucht neben Ausdauer vor<br />

allem eines ± nämlich Zeit: Rund<br />

100 Skigebiete garantieren jede<br />

Menge Abwechslung, dazu<br />

kommt die passende Infrastruk ­<br />

tur, von den modernen Lift ­<br />

anlagen über professionelle<br />

Skilehrer bis hin zu mehr als<br />

30 Snowparks für Freeskier<br />

und Snowboarder.<br />

www.tirol.at/skifahren<br />

Tirol snow App<br />

Außer Tools zum Höhenmeterund<br />

Geschwindigkeitsmessen<br />

liefert die Tirol Snow App (fürs<br />

iPhone) auch Neuschnee­Alarm,<br />

Routeninfos, Pistenbedingungen<br />

und Events im Lieblingsskigebiet.<br />

www.tirol.at/apps<br />

Tirol snow card<br />

Über 4000 Pistenkilometer in fast<br />

90 Tiroler Skigebieten kann man<br />

mit der Tirol Snow Card<br />

„erfahren“. Für Erwachsene<br />

kostet sie 696 Euro, für Kinder<br />

(ab dem Jahrgang 1997) 348 Euro<br />

www.snowcard.tirol.at<br />

LAWINeNcAmps<br />

Viel Neuschnee birgt auch<br />

seine Gefahren: Damit<br />

Snowboarder und Tourengeher<br />

darauf vorbereitet sind,<br />

informieren staatlich geprüfte<br />

Berg­ und Skiführer<br />

in zweitägigen SAAC Basic<br />

Camps über alpine Gefahren,<br />

Ausrüstung und das richtige<br />

Verhalten abseits der<br />

gesicherten Pisten.<br />

www.saac.at<br />

IgLuDorF uND<br />

Luxus pur<br />

Wer das besondere Wintererlebnis<br />

sucht, für den haben<br />

wir zwei besondere Tipps:<br />

Das Alpeniglu­Dorf an der<br />

Bergstation in Hochbrixen.<br />

Inmitten der Kitzbüheler<br />

Alpen kann man in 18 Iglus<br />

übernachten ± und sogar<br />

heiraten: Eine eigene<br />

Trauungskapelle steht ebenfalls<br />

zur Verfügung. Luxus<br />

pur bietet hingegen das<br />

Gradonna Mountain Resort<br />

in Kals am Großglockner ±<br />

mit einem einladenden Wellnessbereich<br />

und <strong>11</strong>0 Pistenkilometern<br />

vor dem Haus.<br />

fit für den start<br />

Um einen optimalen Winterstart und eine<br />

perfekte körperliche Fitness zu erreichen, hat<br />

Rudi Lapper <strong>vom</strong> Tiroler Skilehrerverband<br />

drei Tipps auf Lager:<br />

1. um die letzten schönen<br />

Herbsttage zu nutzen, sollte<br />

leichtes Joggen, Radfahren oder<br />

auch nach Möglichkeit Berggehen<br />

auf dem Programm<br />

stehen. Dadurch kann man die<br />

Kondition bzw. die Ausdauer<br />

wesentlich verbessern.<br />

2. Zu Hause sind Dehnungs­ und<br />

einige Gleichgewichtsübungen<br />

zu empfehlen, nicht vergessen<br />

sollte man auf die Verbesserung<br />

der koordinativen Fähigkeiten.<br />

Auf leichtes Aufwärmen vor<br />

jeder Übungseinheit sollte<br />

nicht vergessen werden.<br />

3. vor dem start auf die piste ist<br />

ein Materialcheck unumgänglich.<br />

Insbesondere ein gut präparierter<br />

Ski und ein passender Skischuh<br />

sind das Nonplusultra für einen<br />

perfekten Skitag.<br />

KoNTI NuIerLIcH<br />

bArrIereN AbbAueN<br />

Dank moderner, barrierefreier<br />

Liftanlagen, hilfsbereitem<br />

Personal und Abfahrten<br />

für alle Könnerstufen<br />

und jeden Fahrstil bieten<br />

inzwischen viele Skigebiete<br />

uneingeschränkten Pistenspaß<br />

für Monoskifahrer.<br />

www.tirol.at/monoskigebiete<br />

NATur pur<br />

Wussten Sie, dass der<br />

Nationalpark Hohe Tauern<br />

1856 km 2 umschließt? Und<br />

dass fünf weitere Tiroler<br />

Naturparks zum Erkunden<br />

des Bergwinters einladen?<br />

www.tirol.at/natur<br />

6<br />

Sport & Lifestyle


essen und trinken in tirol<br />

Vielfältig ist die Küche Tirols: Von einer Brotzeit auf einer einsamen<br />

Alm über die Feste, bei denen die Bauern selbstgemachte Köstlichkeiten<br />

feilbieten, bis zum Haubenlokal reichen ihre Facetten.<br />

Die Grundlage dafür liefert<br />

eine lange kulinarische<br />

Tradition einerseits und<br />

eine breite Palette an eigenständigen<br />

Grundprodukten ± a us Seen<br />

und von Almen, aus Wäldern und<br />

Feldern andererseits.<br />

Auch nach einer Variante am<br />

vereisten Wasserfall, einer ausgedehnten<br />

Runde auf der Loipe<br />

oder einer Skiabfahrt muss man<br />

sich natürlich stärken: Traditionell<br />

passt dazu die Tiroler „Marend“,<br />

eine typische Jause oder Brotzeit.<br />

Da kommt zuerst einmal der<br />

Tiroler Speck auf das Brett,<br />

dazu eine Hartwurstspeziali tät,<br />

eventuell <strong>vom</strong> Hirsch, ein Stück<br />

Bauernbrot und ein Hartkäse.<br />

Zum Beispiel ein Heumilch käse,<br />

dessen unverwechselbarer Geschmack<br />

von Kühen stammt, die<br />

nur mit Heu gefüttert wurden.<br />

Natürlich darf ein Stamperl<br />

Schnaps zum Abschluss nicht<br />

fehlen, um die Verdauung<br />

anzuregen. Am besten ein<br />

Selbstgebrannter!<br />

ein Tipp: Um den Gästen die oft<br />

versteckten Juwelen der Tiroler<br />

Gastronomie näher zu bringen,<br />

wurden die Tiroler Genussrouten<br />

ins Leben gerufen: Ob saftige<br />

Haiminger Äpfel, Brandenberger<br />

Prügeltorte oder Kaunergrater<br />

Ziegenkäse, auf den Tiroler<br />

Genussrouten kann man all diese<br />

Köstlichkeiten entdecken und<br />

natürlich auch verkosten:<br />

Zu Fuß oder mit dem Rad auf<br />

21 Touren quer durch Tirol.<br />

Mehr über die Genussrouten,<br />

die Tiroler Kulinarik und<br />

Gastronomie gibt’s unter<br />

www.tirol.at/kulinarik<br />

rezepttipp: original tiroler gröstl<br />

Zum „Vorkosten“ Ihres nächsten Tirol­Urlaubs:<br />

Zutaten: Gekochte Kartoffel in<br />

der Schale, gekochtes Rindfleisch,<br />

Zwiebel, Knoblauch, frische<br />

Kräuter wie Majoran, Petersilie,<br />

Schnittlauch gehackt, Butterschmalz<br />

oder Bratcreme, Salz,<br />

Pfeffer, Ei<br />

Zubereitung: Original Tiroler<br />

Gröstl besteht aus gekochtem<br />

Rindfleisch. Oftmals wird Tiroler<br />

Gröstl mit Bauerngröstl bzw.<br />

Speckgröstl verwechselt. Gekochte<br />

Kartoffel schälen und in Scheiben<br />

schneiden. In Butterschmalz<br />

goldgelb anrösten, Zwiebel,<br />

Knoblauch dazugeben und mit<br />

Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

Frische Kräuter dazugeben. Das in<br />

der Suppe erwärmte Rindfleisch<br />

unterheben und etwas durchziehen<br />

lassen ­ eventuell noch etwas<br />

Butterschmalz dazufügen.<br />

Für das Bauerngröstl verwendet<br />

man gerne Speck, Wurst oder<br />

Geselchtes und die weiteren<br />

Zutaten. Für das Speckgröstl verwendet<br />

man 2 versch. Specksorten<br />

sowie die weiteren Zutaten. Dazu<br />

passt gut ein Krautsalat, garniert mit<br />

warmen gerösteten Speckwürfel.<br />

Das Tiroler Gröstl mit Spiegel ei<br />

und frischem Schnittlauch auf<br />

einem Teller oder im Pfandl für<br />

mehrere Personen anrichten.<br />

(Das Rezept stammt <strong>vom</strong> Waldgasthaus Triendlsäge,<br />

einem Mitgliedsbetrieb der Tiroler Wirtshauskultur)<br />

Weitere Rezepte findet man auf<br />

www.tiroler-wirtshaus.at<br />

geprüFTe QuALITäT<br />

Das Tiroler Wirtshaus ist<br />

eine Institution, die man<br />

in ganz Tirol findet ± es ist<br />

einerseits Treffpunkt für<br />

einheimische und gäste,<br />

andererseits ein Hort der<br />

regionalküche.<br />

Seit mehr als 20 Jahren<br />

bemüht sich der Verein<br />

„Tiroler Wirtshaus“ darum,<br />

dieses Erbe zu pflegen. Die<br />

Ziele waren klar: eine qualita tiv<br />

hochstehende regionale Küche,<br />

ein bodenständiges Ambiente,<br />

engagierte Wirtsleute und<br />

eine authentische Atmosphäre<br />

wieder zu neuem Leben zu<br />

erwecken.<br />

Rund 130 Betriebe im ganzen<br />

Land sind durch das grüne<br />

Schild „Tiroler Wirtshauskultur“<br />

gekennzeichnet. Für<br />

einen Zillertaler Hauben koch<br />

ist die Besonderheit der Tiroler<br />

Wirtshauskultur, dass es hier<br />

zum Treffen von Tirolern,<br />

Gästen aus aller Welt und dem<br />

„Stammtisch“ kommt. „Kann<br />

man als Gastro nom jeder<br />

dieser Gästeschichten eine<br />

kulinarische Heimat bieten,<br />

dann beginnt das Wirtshaus<br />

richtig zu leben.“<br />

Das grüne schild der<br />

Wirtshauskultur ist<br />

übrigens auch ein Zeichen<br />

für „geprüfte Qualität“:<br />

Jährlich kontrolliert ein<br />

Fachmann, ob die strengen<br />

Kriterien des „Tiroler<br />

Wirtshauses“ in der Küche,<br />

beim Service und Ambiente<br />

eingehalten werden.<br />

WIrTsHAusFüHrer<br />

Den kostenlosen Tiroler<br />

Wirtshausführer mit allen<br />

Adressen und Tipps zur<br />

Tiroler Küche kann man<br />

übrigens gratis bestellen.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.tiroler-wirtshaus.at.<br />

Für iPhone­ und Android­<br />

Besitzer gibt es eine kostenlose<br />

App zum Download.<br />

Tirol Kulinarik 7


Mit der Bahn: stressfrei<br />

in den skiwinter<br />

Viele der schönsten Skigebiete Tirols sind mit<br />

der Deutschen Bahn schnell und einfach erreich ­<br />

bar, manchmal sogar fast direkt bis zum Lift.<br />

Acht tägliche Direktverbindungen<br />

mit ICE und EC<br />

aus deutschen Städten<br />

ermöglichen eine stressfreie<br />

Anreise. Zusätzlich gibt es<br />

zahlreiche einfachste Umsteigeverbindungen,<br />

so dass Tirol aus<br />

vielen Orten Deutschlands mit der<br />

Bahn gut erreichbar ist. Und das<br />

oft schneller als mit dem Auto.<br />

So kann man morgens noch<br />

entspannt in Hamburg, Köln oder<br />

Berlin frühstücken und schon<br />

am frühen Abend ± noch immer<br />

entspannt ± die er sten Schritte im<br />

feinsten Tiroler Schnee wagen.<br />

Ob St. Anton am Arlberg, das<br />

Ötztal, das Zillertal, Innsbruck,<br />

das Stubaital, das Pitztal oder die<br />

Skiregionen Wilder Kaiser und<br />

Kitzbüheler Alpen: mit der Bahn<br />

gelangt man auch richtig güns tig<br />

in Tirols Skigebiete ± s chon ab<br />

39 Euro in der 2. Klasse (solange<br />

der Vorrat reicht). Auf kurzen<br />

Verbindungen wird es sogar noch<br />

günstiger, z.B. von München nach<br />

St. Anton am Arlberg bereits ab<br />

19 Euro. Familien sparen dabei<br />

beson ders kräftig: eigene Kinder<br />

und Enkelkinder unter 15 Jahren<br />

reisen kostenlos mit (lediglich<br />

ein Eintrag auf der Fahrkarte ist<br />

erforder lich). Die BahnCard<br />

25 bietet zusätzlich 25 Prozent<br />

Rabatt auf das Europa­Spezial.<br />

Noch ein großer Vorteil, wenn<br />

man mit der Bahn reist: auch bei<br />

winterlichen Fahrverhältnissen auf<br />

den Straßen kommt man schnell<br />

und sicher ans Ziel.<br />

Alle Infos zum Angebot für<br />

Reisenmit der Deutschen Bahn<br />

nach Tirol gibt es unter<br />

www.bahn.de/ tirol. Infos zum Gepäcktransport<br />

der Deutschen Bahn<br />

unter www.bahn.de/kuriergepaeck<br />

Der vergLeIcH<br />

mAcHT sIcHer<br />

Reisezeiten, Kosten und<br />

Umweltbelastung bei der<br />

Anreise mit Zug, Auto oder<br />

Flugzeug vergleichen? Ein<br />

Klick auf www.bahn.de/verkehrsmittelvergleich<br />

genügt.<br />

mobIL vor orT<br />

In zahlreichen Orten wie<br />

zum Beispiel St. Anton am<br />

Arlberg, Brixen im Thale,<br />

Kitzbühel oder Hopfgarten<br />

liegt der Bahn hof praktisch an<br />

der Piste ± ein eigenes Auto<br />

ist da unnötig. In fast allen<br />

Wintersportorten gibt es dazu<br />

regelmäßige Shuttlebusse, die<br />

den Bahnreisenden direkt zum<br />

Lift bringen. Oft sind der<br />

Skipass oder die Gästekarte<br />

der Unterkunft auch gleichzeitig<br />

die Mobilitätskarte für den<br />

Winter gast: ob z. B. im Ötztal,<br />

im Zillertal, im Stubaital, oder<br />

im Pitztal ± auch ohne Auto<br />

sind Wintergäste richtig mobil.<br />

hoch-genuss auf den 5 tiroler gletschern<br />

Von Oktober bis weit in den Frühling hinein kann man in den 5 Tiroler Gletscherskigebieten<br />

die ganze Pracht des hochalpinen Winters auf sich wirken lassen.<br />

Die 5 Tiroler Gletscher bieten<br />

nicht nur Hoch­Genuss pur<br />

auf den höchstgelegenen<br />

Pisten Tirols, sondern auch<br />

Schneegarantie ± selbst dann, wenn<br />

im Tal unten die weiße Pracht<br />

ausbleibt. Das Panorama, das sich<br />

einem dabei bietet, reicht von den<br />

Alpengipfeln an der Grenze zu<br />

Vorarlberg und der Schweiz über<br />

die Stubaier Alpen bis zu den<br />

Höhenzügen des Ziller­ und<br />

Tuxertales im Osten.<br />

In der Wintersaison <strong>2013</strong>/14<br />

hat jeder der 5 Tiroler Gletscher<br />

ein besonderes, topaktuelles<br />

Highlight zu bieten: In Sölden im<br />

Ötztal zum Beispiel ist das ein<br />

transparentes Gourmet restaurant<br />

auf 3048 m mit einer spektakulären<br />

Hängebrücke zum Gipfel (direkt<br />

neben der Bergstation der Gaislachkoglbahn).<br />

Open­Air­ Feeling<br />

jenseits der 2600 m wird hingegen<br />

am Stubaier Gletscher vermittelt:<br />

Bei der Bergstation Gamsgarten<br />

wurde gerade ein Open­Air­<br />

Pavillon mit großer Sonnenterrasse<br />

und Sportshop errichtet (auf<br />

keinen Fall sollte man danach die<br />

Abfahrt Daunhill verpassen, sie<br />

nennt einige der steilsten Passagen<br />

Tirols ihr Eigen, ist aber nur<br />

Kenner und Könner geeignet).<br />

Zwei neue bzw. frisch renovierte<br />

Hot Spots weist der Hintertuxer<br />

Gletscher auf: Das Tuxer Fernerhaus<br />

mit Bedienrestaurant. Barrierefrei<br />

ist seit langem der perfekt in<br />

die Berglandschaft des Oberen<br />

Inntales eingebettete Kaunertaler<br />

Gletscher und wurde dafür mehrfach<br />

ausgezeichnet. Ein besonderes<br />

Highlight offeriert noch der<br />

Pitztaler Gletscher: Auf 3440 m<br />

Meereshöhe lockt das Café 3440<br />

der Wildspitzbahn ± das höchstgelegene<br />

Café Österreichs ± mit<br />

grandiosen Ausblicken über einige<br />

der imposantesten Alpengipfel.<br />

White 5 ± ein skipass für alle<br />

Der flexible Skipass White 5<br />

garantiert Skispaß auf allen fünf<br />

Gletschern. Gültig ist er an zehn<br />

frei gewählten Tagen zwischen dem<br />

1. Oktober <strong>2013</strong> und dem<br />

15. Mai 2014. 345 Euro kostet der<br />

gletscher übergreifende Skipass,<br />

erhältlich ist er an den Kassen aller<br />

fünf Gletscherbahn­Stationen.<br />

Tagsüber auf gletscherpisten und<br />

abends ins gletscherhotel<br />

Die 5 Tiroler Gletscher sorgen<br />

auch für die Zeit nach dem<br />

Skitag: Ob kleine Privatpension,<br />

gemütliche Ferienwohnung<br />

oder 4­Sterne­Hotel, für jeden<br />

Anspruch gibt es das richtige Haus.<br />

Unter www.gletscher.tirol.at<br />

finden sich die besten Unterkünfte<br />

und Pauschalangebote der Gletscher­Regionen.<br />

Die Angebote und<br />

Unterkünfte können direkt online<br />

gebucht werden.<br />

8 Anreise mit der Bahn / The White 5


Serfaus–Fiss–Ladis<br />

Grenzenloser Pistenspass ± Warten beim Lift? Das gibt’s im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis<br />

in Tirol nicht, denn pro Stunde können 90.000 Wintersportler befördert werden.<br />

Das Großraumskigebiet<br />

zwischen 1200 und 2820 m<br />

Seehöhe bietet Schneesicherheit<br />

bis weit ins Frühjahr<br />

hinein. Für Anfänger und Fortgeschrittene<br />

sowie für die ganze<br />

Familie ist das Pistenangebot am<br />

Hochplateau ideal: breite Pisten<br />

mit viel Platz und 70 Anlagen ±<br />

auch zum Carven ± ermöglichen<br />

Skifahren in allen Schwierigkeits-<br />

graden. Für Snowboarder stehen<br />

im Skigebiet eigene Funparks und<br />

ein riesiges Freeride Gelände zur<br />

Verfügung, für Carver Carvingstrecken<br />

und für Rennläufer zwei<br />

permanente Rennstrecken, auf<br />

denen man sich mit Freunden<br />

messen kann.<br />

FüR diE Kids<br />

Pünktlich zum Winterstart<br />

Fotos: TVB Serfaus–Fiss–Ladis<br />

<strong>2013</strong>/14 bietet die Region Serfaus -<br />

Fiss-Ladis mit den Kinderrestaurants<br />

„Murmlirest“ und<br />

„Starrest“ zwei neue Highlights<br />

für Kinder. Beide Restaurants<br />

liegen an der Mittelstation der<br />

Komperdellbahn und sind von<br />

der Kinderschneealm aus direkt<br />

erreichbar. Das „Murmlirest“<br />

wurde für Kinder bis zu 6 Jahren<br />

entwickelt und führt mit vier<br />

tiRols 1. sKi loUngE<br />

Für den exklusiven Einkehr-<br />

Schwung an der Mittelstation<br />

Komperdell in Serfaus.<br />

Edle Sitzecken am offenen<br />

Kamin, eine Bar und ein<br />

Restaurant-Bereich sowie eine<br />

großzügige Sonnenterrasse<br />

mit grandiosem Ausblick<br />

auf die Bergwelt laden zum<br />

Relaxen ein.<br />

Restaurantbereichen durch die<br />

Geschichte von „Murmli und<br />

dem Schneegeist“. Das „Starrest“<br />

nimmt Kinder ab 6 Jahren bis<br />

zum Teenager-Alter mit auf eine<br />

spannende Entdeckungsreise<br />

durch die sportliche und abenteuerliche<br />

Welt des Winters.<br />

Leading Family Hotels & Resort Löwe & Bär<br />

Die führenden Familien- und Kinderhotels in Serfaus<br />

Wenn Sie für Ihre Familie ein he -<br />

rausragendes Hotel in einem Top-<br />

Winterferienort suchen, dann werden<br />

Sie unweigerlich auf „Löwe &<br />

Bär“ stoßen: Serfaus ist DER Wintersportort<br />

für Familien in den Alpen,<br />

und „Löwe & Bär“ sind DIE<br />

führenden (eben „Leading“) Familien-<br />

und 5 Smiley Kinder hotels in<br />

Serfaus.<br />

der „löwe“ brüllt laut und begeistert<br />

mit LÖWEN WASSER-<br />

PARK ± ein 1000 m² großes Wasser-,<br />

Spiel- und Spaß-Paradies für<br />

die Familie! Dazu ganzjährig der<br />

Panorama Family Outdoor Pool,<br />

das LÖWEN SPA mit Saunawelt<br />

& Panorama-Ruheoase und natürlich<br />

die Löwen Kinderwelt mit<br />

Theater und Löwenparadies.<br />

der Bär ± kaum zu schlagen! Das<br />

„Bären-Badeparadies“, die riesige<br />

Indoor/Outdoor-Badelandschaft<br />

Hotel Bär<br />

mit 96-Meter-Erlebnis-Wasserrutsche;<br />

das Bären Spa, mit 4 Saunen<br />

und Whirlpool im Ruhebereich; der<br />

Bären Kinderclub mit 5-Stock-Rutsche,<br />

Soft-Play-Anlage und Bärentheater<br />

mit 3D Kino: all dies macht<br />

den „Bären“ gemeinsam mit dem<br />

„Löwen“ zum führenden „Leading<br />

Family Hotel“ in Serfaus.<br />

Dazu kommt in beiden Hotels<br />

höchster Standard in Küche, Service<br />

& Kinderbetreuung und die „Löwen<br />

& Bären“ Super-Inklusiv- Pension:<br />

Hotel Löwe<br />

Frühstücksbuffet, Mittags-Buffet,<br />

Kuchen, Nachmittagsjause, Abend-<br />

Diner und kalte alkoholfreie Getränke<br />

<strong>vom</strong> Brunnen.<br />

HotEls löWE & BäR<br />

Untere Dorfstraße 5, A-6534 Serfaus<br />

Tel. +43.5476.6058, Fax DW-28<br />

info@loewebaer.com<br />

www.loewebaer.com<br />

Hotel Bär<br />

„Kids-ClassiC“<br />

± da s Skipaket für Kinder v.<br />

3±6 J ahren, 7 ÜN im<br />

Hotel Löwen oder im Hotel<br />

Bär + 6 Tage Skischule<br />

ab EUR 450,±<br />

(14.12. bis 21.12.<strong>2013</strong>/22.3. bis<br />

12.4.2014)<br />

ab EUR 460,±<br />

( <strong>11</strong>.1. bis 25.1.2014)<br />

„WintER ClassiC<br />

PaKEt“<br />

für Erwachsene, 7 ÜN + 6 Tage<br />

Skipass pro Erwachsenem<br />

EUR <strong>11</strong>15,– p. P.<br />

(14. bis 21.12.<strong>2013</strong>/<strong>11</strong>. bis<br />

25.1.2014/22.3. bis 12.4.2014)<br />

Bitte erwähnen Sie bei Ihrer Anfrage<br />

„WirtschaftsWoche“, dann erlauben<br />

wir uns, Sie bei Ihrer Anreise mit<br />

einem Begrüßungsgeschenk speziell<br />

zu überraschen.<br />

Bergwinter Tirol Serfaus–Fiss–Ladis 9


TIROLS JÜNGSTES<br />

MUSEUM ZEIGT<br />

TIROLS GRÖSSTES<br />

GEMÄLDE.<br />

Mi - Mo 9 - 17 Uhr<br />

Bergisel 1-2, Innsbruck<br />

www.tiroler-landesmuseen.at<br />

BEREITS 330.000<br />

BEGEISTERTE<br />

BESUCHER!<br />

K03_080_008_AZ_Wirtschaftswo_190x<strong>11</strong>5_RZ.indd 1 05.04.13 14:35<br />

Paznaun–Ischgl<br />

Lifestyle-Insel für Wintersportler<br />

Ischgl versteht sich als Ski-Lifestyle-Alpen-Metropole:<br />

In<br />

diesem Skiort im Tiroler<br />

Paznaun wird in Superlativen<br />

gedacht und gelebt. Im Winter<br />

treffen hier ausgezeichnetes<br />

Wintersportangebot und unvergleichliches<br />

Entertainment in<br />

perfekter Mischung aufeinander.<br />

Top of the Mountain Konzerte mit<br />

Welt-Stars mitten auf der Skipiste<br />

stehen für einzigartiges Entertainment<br />

und Gourmet-Hütten bieten<br />

avantgardis tische Architektur und<br />

exklusive Ski-Gastronomie. Selbstverständlich<br />

ist Ischgl ein perfektes<br />

Skigebiet ± übrigens das größte<br />

zusammenhängende in Tirol ± mit<br />

modernsten Anlagen und Schneesicherheit<br />

bis Ende Mai. 238 km<br />

Piste in der Silvretta Arena führen<br />

bis auf fast 3000 Meter Höhe und<br />

hinab bis ins schweizerische Zoll-<br />

paradies Samnaun. Als Skiort mit<br />

Unterhaltungswert ist Ischgl<br />

einmalig: Après-Ski-Stimmung in<br />

den Lokalen entlang der Ischgler<br />

Promenade, Shopping-Boutiquen<br />

oder Restaurants auf Großstadt-<br />

Niveau, Zigarren-Lounge oder<br />

Großraum-Disco bieten auch nach<br />

dem Skitag genug Möglichkeiten<br />

für alle Geschmäcker. Events wie<br />

der Schneeskulpturen-Wettbewerb<br />

mit internationalen Künstlern und<br />

zahlreiche Sportveranstaltungen<br />

füllen den Ischgler Eventkalender<br />

neben den Top of the Mountain<br />

Konzerten.<br />

Kanadischer Rock in ischgl<br />

Nickelback eröffnet die Wintersaison<br />

<strong>2013</strong>/14: Vier Männer,<br />

fünf Grammy-Nominierungen<br />

und über 50 Millionen verkaufte<br />

Alben: Mit Nickelback holt Ischgl<br />

am 30. November <strong>2013</strong> eine der<br />

weltweit erfolgreichsten Bands<br />

in die Alpen-Lifestyle-Metropole.<br />

Das kanadische Rock-<br />

Quartett eröffnet die Wintersaison<br />

HotsPot<br />

FüR FREERidER<br />

Die neue Pendelbahn „Piz Val<br />

Gronda“ geht Ende Dezember<br />

in Betrieb und befördert in<br />

einer Gondel 150 Personen<br />

bis auf 2812 Höhenmeter in<br />

bislang unbekanntes Terrain.<br />

Oben am Piz Val Gronda<br />

eröffnet sich das gesamte<br />

Fimbatal mit Blicken auf das<br />

Fluchthorn, die Wildspitze und<br />

den Hohen Riffler. Von dort<br />

führt eine rote, drei Kilometer<br />

lange Piste über 517 Höhenmeter<br />

ins Vesiltal. Besonderes<br />

Highlight ist das neu erschlossene<br />

Freeride Gebiet, das sich<br />

bis ins Fimbatal erstreckt.<br />

<strong>2013</strong>/2014 und lässt die Bühne<br />

zum legendären Top of the Mountain<br />

Opening Concert mit einer<br />

imposanten Musik- und Lichtshow<br />

vibrieren. Das Beste: Der<br />

Eintritt zum Konzert ist mit<br />

gültigem Skipass frei.<br />

10 Paznaun–Ischgl Bergwinter Tirol


Gourmet & Relax Hotel Trofana Royal ***** superior<br />

Ferien auf höchstem Niveau. Die Kombination der 5-Sterne-Superior-Hotelqualität<br />

und der 3-Hauben-Küche von Österreichs Koch des Jahres 2000, Martin Sieberer.<br />

Die Angebote für Fitness, Wellness<br />

und Beauty machen das<br />

Trofana Royal zu einem Haus mit<br />

internationalem Renommee, das<br />

sich durch laufende Investitionen<br />

zum absoluten Inbegriff eines<br />

Fünfsterne-Superior-Traumhotels<br />

in den Alpen entwickelt hat. Im<br />

Winter 2009/10 öffnete der<br />

Royal-Südflügel mit neuen, hochwertig<br />

ausgestatteten Zimmern<br />

und Suiten seine Pforten. Der<br />

großzügig umgestaltete Restaurant-<br />

und Buffetbereich mit sechs<br />

Stuben und Sälen unterstreicht<br />

den Ruf des Trofana Royal als eine<br />

der führenden Gourmetadressen<br />

in den Alpen. Ein weiteres<br />

Highlight im lukullischen Royal-<br />

Angebot ist der neue Wein- und<br />

Degus tationskeller.<br />

das Wellness angebot beeindruckt<br />

in seiner Vielfalt und<br />

Qualität: Tepidarium, Laconium,<br />

Blütenbad, Amethystenbad,<br />

Osmanisches Bad und die<br />

Bio-Sauna stehen zur Wahl.<br />

Sehr großzügig gestaltet ist die<br />

Wellness Abteilung mit Beautybehandlungen,<br />

Massagen, sowie<br />

Schönheits- und Gesundheitsbädern.<br />

Die großzügige Parkund<br />

Terrassenlandschaft mit<br />

einem Sole-Outdoor-Hotwhirlpool<br />

erlaubt den Blick auf die<br />

imposante Bergwelt.<br />

auch Fitness ist ein teil der<br />

ganzheitlichen Wohlfühlphilosophie.<br />

Wann, wenn nicht im Ur -<br />

laub, haben die Gäste Zeit, sich ihr<br />

zu widmen? Im Trofana Royal gibt<br />

es ein top-modernes Fitness-Center<br />

mit Technogym-Geräten der<br />

neuesten Generation, sowie einem<br />

Power-Plate. Unsere Indoor Golfanlage<br />

bietet Ihnen auch im Winter<br />

die Möglichkeit, sich in Ihrem<br />

Handicap zu verbessern.<br />

goURmEt & RElax<br />

HotEl tRoFana Royal<br />

Familie von der Thannen<br />

Dorfstraße 95, A-6561 Ischgl<br />

Tel. +43.5444.600, Fax +43.5444.600-90<br />

office@trofana.at<br />

www.trofana­royal.at<br />

WintERangEBotE<br />

<strong>2013</strong>/2014:<br />

7 Tage Halbpension inklusive<br />

6-Tage-Skipass<br />

im Doppelzimmer De Luxe<br />

± Ski-Start<br />

<strong>vom</strong> 28.<strong>11</strong>. bis 21.12.<strong>2013</strong><br />

ab EUR 1715,± pro Person<br />

± Ski-Classic<br />

<strong>vom</strong> <strong>11</strong>.1. bis 1.2.2014<br />

ab EUR 2170,± pro Person<br />

± Ski-Magic<br />

<strong>vom</strong> 1.2. bis 8.2.2014<br />

ab EUR 2625,± pro Person<br />

± Ski-Finish<br />

<strong>vom</strong> 12.4. bis 4.5.2014<br />

ab EUR 2170,± pro Person<br />

Unser stammgästebonus für<br />

sie: ab 7 Tagen Aufenthalt<br />

5 % bis hin zum Höchstbonus<br />

von 20 % bei jährlich 7 Tagen<br />

Aufenthalt! Bei Vorlage dieses<br />

Inserates erhalten Sie bei Ihrer<br />

Anreise Beauty-Gutscheine<br />

im Wert von EUR 60,±.<br />

Bergwinter Tirol Paznaun–Ischgl <strong>11</strong>


Olympiaregion Seefeld –<br />

Lautlos durch die Landschaft gleiten<br />

Der Winter in den Alpen ist traditionell die Zeit der Ruhe.<br />

Daher bietet die Region Seefeld in Tirol ihren Gästen Erholung<br />

und Regeneration inmitten tief verschneiter Berge.<br />

Es ist so einfach, die Hektik<br />

des Alltags hinter sich zu lassen.<br />

Ein Paar Langlaufskier,<br />

zwei Stöcke und ein wenig Zeit genügen<br />

für den winterlichen Eskapismus.<br />

Die Mutter des Skisports,<br />

der Langlauf, erlebt dank der wachsenden<br />

Zahl an Erholungsbedürftigen<br />

eine Renaissance. In der<br />

Tiroler Region Seefeld, die auf<br />

einem Hochplateau 1200 m über<br />

dem Meeresspiegel direkt an der<br />

deutschen Grenze liegt, hat man<br />

schon früh die Zeichen der Zeit<br />

erkannt. Statt stupidem Halligalli<br />

locken Seefeld und seine Nachbarorte<br />

Leutasch, Mösern/Buchen,<br />

Reith, und Scharnitz mit einem abwechslungsreichen<br />

Angebot, das<br />

<strong>vom</strong> genussvollen Aktivurlaub bis<br />

hin zum Rückzug in die verschneite<br />

Abgeschiedenheit der Berge alles<br />

bietet, wonach das gestresste Städterherz<br />

begehrt.<br />

in der Ruhe liegt die Kraft<br />

Der Langlaufsport ist eine der<br />

Stützen dieses entspannten<br />

Wintersport Eldorados. Auf insgesamt<br />

279 perfekt gepflegten<br />

Loipenkilometern lässt sich das<br />

schneesichere Hochplateau vortrefflich<br />

aus eigenem Antrieb heraus<br />

entdecken. Anfängern stehen<br />

in Seefeld versierte Trainer zur<br />

Seite und Fortgeschrittene können<br />

den Biathlonsport, die Königsklasse<br />

des Langlaufes, ausprobieren.<br />

oase der Ruhe inmitten der Berge<br />

Neben dem Langlaufsport bietet<br />

die Region auch traumhafte Skipisten,<br />

die atemberaubende Ausblicke<br />

auf die umliegenden Hochalpen<br />

eröffnen. Zudem durchzieht<br />

ein ausgedehntes Netzwerk an<br />

Winterwanderwegen das Hochpla-<br />

teau. Maxime in der touristischen<br />

Ausrichtung ist der Erholungswert.<br />

„Die Vielfältigkeit spielt für<br />

uns eine große Rolle“, erklärt dazu<br />

Markus Tschoner, der als Direktor<br />

für den Tourismus in der Region<br />

verantwortlich zeichnet, „wir bieten<br />

Luxushotels ebenso wie schlichte<br />

Pensionen und diverse Wintersportmöglichkeiten.<br />

Allein den<br />

Lärm und die Unterhaltung für die<br />

Massen, das bieten wir nicht.“ Als<br />

Mitglied des exklusiven Verbundes<br />

„Best of the Alps“ zieht man in<br />

Seefeld einen deutlichen Trennstrich<br />

hinsichtlich Ballermann-<br />

Destinationen, wie sie auch in den<br />

Alpen bereits existieren.<br />

olymPiaREgion sEEFEld<br />

Klosterstraße 43, A-6100 Seefeld<br />

Tel. +43.508800, Fax +43.5088051<br />

region@seefeld.com, www.seefeld.com<br />

EVEntHigHligHts<br />

WintER <strong>2013</strong>/14<br />

± 29.<strong>11</strong>.±31.12.<strong>2013</strong>:<br />

Romantischer Advent<br />

± 13.12.±15.12.20 13:<br />

15. Sport Wedl Langlaufopening<br />

± <strong>11</strong>.12.±13.12.20 13:<br />

Klingende Bergweihnacht<br />

mit Stargast Hansi<br />

Hinterseer<br />

± 10.1.±25.1.2014 :<br />

38. Int. Senioren Tennis EM<br />

± 17.1.±19.1.2014 :<br />

<strong>11</strong>. Weltcup der Nordischen<br />

Kombination<br />

± 25.1.2014: Seefelder<br />

Schneefest<br />

BERgWEiHnaCHt<br />

mit stargast Hansi<br />

Hinterseer: 3x ÜF, 1 Konzertpackage<br />

Bergweihnacht d.h.<br />

Karten für alle Musik- und<br />

Traditionsveranstaltungen<br />

ab EUR 139,± p. P. /ÜF privat<br />

Weitere Urlaubspakete:<br />

www.seefeld.com/nordic<br />

www.seefeld.com<br />

12 Olympiaregion Seefeld Bergwinter Tirol


Interalpen-Hotel Tyrol ***** superior<br />

Die „stille Zeit“ stilvoll genießen: Das 5-Sterne-Superior<br />

Interalpen-Hotel Tyrol lädt zu stimmungsvollen Tagen mit<br />

echter Tiroler Wintertradition in exklusiver Atmosphäre.<br />

Bergadvent in Tirol, das<br />

ist klirrend kalte Luft,<br />

das leise Rieseln der<br />

Schneeflocken, aromatischer<br />

Glühwein zu Tiroler Kiachln.<br />

Idyllisch und stilvoll genießen die<br />

Gäste des Interalpen-Hotel<br />

Tyrol auf der Buchener Höh diese<br />

Adventszeit: bei den weihnachtlichen<br />

Events im Hotel, beim<br />

Adventskaffee im Café Wien, bei<br />

einem Ausflug ins romantische<br />

Innsbruck mit seinen fünf Christkindlmärkten<br />

- oder bei einer Fackelwanderung<br />

in die traumhafte<br />

Umgebung des Fünf-Sterne-<br />

Superior-Hauses.<br />

Romantische momente<br />

Für die Tage vor Weihnachten hält<br />

das exklusive Haus, mitten in der<br />

verschneiten Berglandschaft auf<br />

1300 m gelegen, besondere Angebote<br />

bereit: Der Bergadvent entführt<br />

die Gäste zu den Adventmärkten<br />

in der Landeshauptstadt<br />

Innsbruck und nach Seefeld, wo<br />

sich echte Tiroler Traditionen mit<br />

heimischer Kulinarik und romantischem<br />

Einkaufserlebnis treffen.<br />

Mit den „Kennenlerntagen“ lädt<br />

das 5 Sterne S Haus zu Genussmomenten<br />

für Neugierige.<br />

Den Adventzauber genießen die<br />

Gäste im stilvollen Ambiente: die<br />

luxuriösen Hotelzimmer garantieren<br />

Wohlbefinden, ein 5000 m 2<br />

große Wellnessbereich sorgt dafür,<br />

dass die Besucher den Alltag hinter<br />

sich lassen, zur Ruhe kommen<br />

und dem Körper Gutes tun. Kulinarische<br />

Gaumenfreuden runden<br />

das einmalige Angebot ab: Gesund,<br />

wohlschmeckend und ideenreich<br />

- die Küche im Interalpen-<br />

Hotel Tyrol bietet „Hoch.Genuss.<br />

Pur“: Vom abendlichen Menü zur<br />

Wahl über das Themenbuffet mit<br />

offener Showküche bis hin zum<br />

Galamenü am Sonntag ± h ier lässt<br />

die Kreativität des Küchenteams<br />

keine Wünsche offen.<br />

intERalPEn-HotEl<br />

tyRol gmBH<br />

Dr.-Hans-Liebherr-Alpenstraße 1<br />

A-6410 Buchen/Seefelder Plateau<br />

Tel. +43.50809.31273<br />

Fax +43.50809.37190<br />

reservation@interalpen.com<br />

www.interalpen.com<br />

BERgadVEnt<br />

<strong>vom</strong> 6. bis 8.12.<strong>2013</strong> oder<br />

<strong>vom</strong> 13. bis 15.12. <strong>2013</strong><br />

Vorweihnachtsentspannung<br />

auf höchstem niveau:<br />

± 2 Übernachtungen im<br />

DZ Deluxe (68 m²)<br />

± Besuch der Innsbrucker<br />

Christkindlmärkte<br />

(inkl. Transfer)<br />

± Adventskaffee mit Lesung<br />

im Café Wien<br />

± kleine Fackelwanderung<br />

± Inklusive Gourmet-<br />

Halbpension, Garage,<br />

WLan u. v. m.<br />

ab EUR 375,± pro Person<br />

KEnnEnlERntagE<br />

So bis Do, von 8. bis 17.12.<strong>2013</strong><br />

und ab 12.1.2014<br />

Zwei tage Urlaub <strong>vom</strong> alltag<br />

im interalpen­Hotel tyrol.<br />

± 2 Übernachtungen in der<br />

Zimmerkategorie Ihrer<br />

Wahl (Premium, Superior,<br />

Deluxe)<br />

± 1 Individual- oder<br />

Gesichts massage (25 Min.)<br />

± 1 x Kaffee und Kuchen<br />

nach Wahl im Café Wien<br />

± Inklusive Gourmet-<br />

Halbpension, Garage,<br />

WLan u. v.m.<br />

ab EUR 387,± pro Person<br />

Bergwinter Tirol Olympiaregion Seefeld 13


Fotos: Achensee Tourismus<br />

Winterparadies am Tiroler Achensee<br />

Wo Genießer ins Schwärmen geraten: Die Nadelwälder ringsum sind<br />

tief verschneit. Auf den Schilfhalmen am Ufer glitzern die Schneekristalle,<br />

während sich die mächtigen Berge auf der Wasseroberfläche spiegeln.<br />

Am Tiroler Achensee, der<br />

sich wie ein Fjord zwischen<br />

Rofan- und Karwendelgebirge<br />

erstreckt, geraten Romantiker<br />

ins Schwärmen. Urlauber<br />

genießen die winterliche Märchenlandschaft<br />

bei ausgedehnten<br />

Spaziergängen, in den Langlaufloipen<br />

oder auf den Pisten und<br />

schätzen die Gastfreundschaft am<br />

größten See Tirols.<br />

Über 200 Loipenkilometer unterschiedlicher<br />

Schwierigkeitsgrade<br />

machen die Region zu einem ausgezeichneten<br />

Langlauf-Dorado.<br />

Hier findet jeder seine Lieblingsstrecke.<br />

Für kleine Verschnaufpausen<br />

gibt’s abseits der Spur behagliche<br />

Einkehrmöglichkeiten.<br />

Wer lieber ohne Bretter unter den<br />

Füßen die verträumte Winterlandschaft<br />

erkunden möchte, hat am<br />

Achensee über 150 km geräumter<br />

Wanderwege zur Auswahl.<br />

Wie wär’s zur abwechslung mal<br />

wieder mit Rodeln?<br />

Längst ist der Spaß aus Kindertagen<br />

auch bei Erwachsenen wieder<br />

voll im Trend. Wer nicht mit dem<br />

Schlitten im Schlepptau die Hänge<br />

hinauf stapfen möchte, nimmt<br />

den Lift in Achenkirch oder steigt<br />

in den „Rodlexpress“.<br />

Familienfreundliche skigebiete<br />

Mit insgesamt 58 Pistenkilometern<br />

sind die Skigebiete am Achensee<br />

überschaubar und dennoch vielseitig.<br />

Auf den Pisten der Achenseeregion<br />

werden Anfänger ganz schnell<br />

zu begeisterten Skifahrern: Quasi<br />

mitten im Dorf warten sanfte<br />

Übungshänge auf die Skineulinge.<br />

achensee­Reiseinfos<br />

Der Achensee liegt rund 125 km<br />

südlich von München und 50<br />

km nord-östlich von Innsbruck.<br />

An die 50 verschiedene Sportarten<br />

können Gäste hier ausüben<br />

± v on anspruchsvollen Abenteuern<br />

am Berg bis hin zu romantischen<br />

Rodelpartien, Snowtubing,<br />

Winterreiten und genussvollen<br />

Spaziergängen durch verschneite<br />

Landschaften.<br />

„langlaUF<br />

anFängER sPECial“<br />

± 3 Nächte in einer Pension<br />

± Langlauf-Schnupperkurs ±<br />

klassisch oder skating<br />

± 3 Tage Langlauf<br />

Ausrüstung<br />

± Freie Loipenbenützung<br />

± Gratis Regions-Ski-Bus<br />

ab EUR 248,± pro Person<br />

im DZ inkl. Frühstück<br />

aCHEnsEE toURismUs<br />

Im Rathaus 387<br />

A-6215 Achenkirch/Tirol<br />

Tel. +43.5246.5300-0<br />

info@achensee.info<br />

www.achensee.info<br />

HigHligHts<br />

dER REgion<br />

± 58 km Skipisten<br />

± 203,8 km Loipen<br />

± 5 Naturrodelbahnen<br />

± 150 km Winterwanderwege<br />

± Skitourengebiet Rofan &<br />

Karwendel<br />

14 Achensee Bergwinter Tirol


Hotel Post am See ****<br />

Genieß‘ das Leben am See.<br />

Tauchen Sie, frei nach unserem<br />

Motto, ein in eine Bilderbuchlandschaft<br />

aus verschneiten Bergen und<br />

dem kristallklaren Achensee. Sonnig<br />

und direkt am See gelegen; ein<br />

Ferienziel, um in familiärer Atmosphäre<br />

Gesundheit und Wohlbefinden<br />

zu pflegen. Im Wellnessbereich<br />

mit Seeblick wird vor dem herrlichen<br />

Panorama jede Minute<br />

zum Erlebnis. Ob in der Fülle von<br />

Bädern oder bei einer Massage ±<br />

lassen Sie sich verwöhnen und entspannen<br />

Sie <strong>vom</strong> Alltag. Unbeschwerte<br />

Ferientage in einer der<br />

vielfältigsten Regionen Österreichs.<br />

Wellness & Beauty: Die Heimat<br />

des Tiroler Steinöls ist am Achensee;<br />

Thalasso, Heublumen, Kräuter-,<br />

Cleopatra- und Fangobäder. Panoramasauna<br />

mit Dampfbad, Caldarium,<br />

Kneipp ... Kosmetikfarm mit<br />

Produkten von Maria Galland und<br />

Arabesque Kosmetik, Hallenbad,<br />

ganzjährig beheiztes Freibad und<br />

Hot Whirlpool (36 °C), Technogym<br />

Panorama Fitnessraum mit Kinesis.<br />

aktiv erholen: Die Vielfalt der<br />

Möglichkeiten ist Ihre Urlaubsgarantie:<br />

3 Skigebiete rund um den<br />

Achensee sind der perfekte Rahmen<br />

für flotte Schwünge. Auf über<br />

120 km Langlaufloipen und präparierten<br />

Winter-Wanderwegen in<br />

die malerischen Karwendeltäler<br />

locken zahlreiche bewirtschaftete<br />

Almhütten zum Einkehren. Bei der<br />

Trappertour im verschneiten Wald<br />

schmeckt der Glühwein am besten.<br />

HotEl Post am sEE<br />

Achensee 82, A-6213 Pertisau<br />

Tel. +43.5243.5207, Fax +43.5243.52<strong>11</strong>80<br />

hotel@postamsee.at<br />

www.postamsee.at<br />

BURnoUt PRäVEntion<br />

Gönnen Sie sich eine kurze<br />

Auszeit und gewinnen Sie<br />

hier am Achensee den nötigen<br />

Abstand zum anstrengenden<br />

Alltag. Unser Programm zur<br />

Burnout Prävention eignet sich<br />

ganz hervorragend um auszubrechen<br />

und abzuschalten:<br />

7 Nächte im Zirben Doppelzimmer<br />

PostDeLuxe<br />

± E-Bike Benützung<br />

± Stress Abbau über 5 Sinne<br />

± 1 Entspannungsbad im<br />

Bronzezuber<br />

± 1 Reiki Ganzkörper<br />

Behandlung mit Rückenmassage<br />

± 1 Bioenergetische Massage<br />

± 1 Shiatsu Körperbehandlung<br />

ab EUR 872,± pro Person<br />

im DZ Kuschelkomfort<br />

Das Rieser Aktiv & Spa Resort **** superior<br />

Wellness, Genuss & Lifestyle am Achensee!<br />

Ob Wellnessbegeisterte, Sportfans<br />

oder aktive Genießer: im Rieser-<br />

Aktiv und Spa Resort bleiben keine<br />

Wünsche offen!<br />

mam, bis zur „Privat Spa Suite“ für<br />

Partner Treatments und ungestörte<br />

Stunden.<br />

Bergfans und Wintersportbegeisterte<br />

werden am Achensee ihr<br />

weißes Paradies finden. Die Kombination<br />

aus steilen Berghängen und<br />

weitläufigen Flächen schafft ideale<br />

Voraussetzungen für viele Wintersportarten,<br />

die jede Menge Spaß in<br />

Schnee und Eis garantieren.<br />

Pure Erholung erleben Gäste in<br />

der im Park gelegenen, bis ins letzte<br />

Detail durchdachten und entspredas<br />

RiEsER aKtiV & sPa REsoRt<br />

Familie Ernst und Gabi Rieser<br />

A-6213 Pertisau am Achensee<br />

Tel. +43.5243.5251<br />

info@hotel-rieser.at<br />

www.hotel­rieser.at<br />

chend gestalteten Wohlfühl oase<br />

mit großer Wasserwelt und Relaxbereichen,<br />

einer Spa-Anlage auf<br />

drei Ebenen mit großzügiger Eingangspiazza,<br />

einzigartigem Sauna-<br />

Refugium, 3 Ruheräumen, 180 m²<br />

großem Fitnessstudio mit<br />

Gym nas tikraum und betreuten<br />

Programmen sowie unterschiedlichen<br />

Behandlungsräumen ...<br />

Die Wellnessanwendungen reichen<br />

<strong>vom</strong> original traditionellen Tiroler<br />

Steinöl Bad, Ayurveda oder HatiRolER<br />

stEinöltagE<br />

3 Übernachtungen inkl. der<br />

¾ Genusspension und<br />

allen Inklusivleistungen<br />

± Nutzung der 4000 m²<br />

Spa-Welt<br />

± Abwechslungsreiches<br />

Aktiv- und Vitalprogramm<br />

± 2 Tiroler Steinölbäder<br />

± 2 Teilmassagen mit Tiroler<br />

Steinöl und anschließender<br />

Einreibung mit Steinöl tonic<br />

± Geschenk für Zuhause<br />

ab EUR 465,± pro Person<br />

im DZ Kuschelkomfort<br />

Bergwinter Tirol Achensee 15


St. Anton am Arlberg<br />

Ein Traum wird wahr ± da s Arlberg Skigebiet wächst weiter!<br />

Ab der kommenden<br />

Winter saison <strong>2013</strong>/14<br />

hat der Arlberg Liftpass<br />

Gültigkeit für 94 Bergbahnen,<br />

340 Pistenkilometer und<br />

unglaubliche 200 km im freien<br />

Gelände.<br />

Für wahre Glücksmomente<br />

braucht es nicht viel. Die besondere<br />

Mischung macht’s und<br />

deshalb begeistert St. Anton am<br />

Arlberg jedes Jahr zur kalten<br />

Jahreszeit seine Gäste mit einem<br />

abwechslungsreichen Angebot<br />

für Groß und Klein.<br />

grenzenlose möglichkeiten in<br />

der Wiege des alpinen skilaufs<br />

Bestens präparierte Pisten, Tiroler<br />

Gastfreundschaft, eine traumhafte<br />

Bergkulisse und musikalische und<br />

sportliche Eventhighlights, das sind<br />

die Eckpunkte, die die Wiege des<br />

Alpinen Skilaufs so unverwechselbar<br />

machen und jedes Jahr Gäste<br />

aus der ganzen Welt begeistern.<br />

St. Anton am Arlberg ist zu Recht<br />

eine Ferienregion mit Weltruf.<br />

Das Tiroler Bergdorf mit seinen<br />

2680 Einwohnern und den Nachbarorten<br />

Pettneu, Flirsch und<br />

Strengen wird höchsten Ansprüchen<br />

gerecht und hat sich dabei viel<br />

von seiner Ursprünglichkeit und<br />

seinem traditionellen Charme<br />

bewahrt. Urlauber in St. Anton am<br />

Arlberg schätzen die alpine<br />

Gemütlichkeit auf 1300 m Höhe<br />

genauso wie die Gastfreundschaft<br />

und Inter nationalität. Wer im<br />

Winter in die Region St. Anton am<br />

Arlberg reist, der betritt ein<br />

Schnee- und Sport dorado, das<br />

nicht erst seit der Austragung der<br />

Alpinen Ski-Weltmeisterschaft<br />

2001 Weltruf genießt. Mit Schneesicherheit<br />

von Anfang Dezember<br />

bis Ende April, 94 Bergbahnen und<br />

Liften im gesamten Arlberggebiet,<br />

Zugang zu 340 Kilometer<br />

markierten Ski-Abfahrten und<br />

200 Kilometer für Varianten im<br />

freien Gelände sowie einem<br />

Funpark liefert St. Anton am<br />

Arlberg allerbeste Voraussetzungen<br />

für einen Winterurlaub de Luxe.<br />

Das Besondere: Das variantenreiche<br />

und weit läufige Skigebiet ±<br />

Wintersportler fahren hier tagelang<br />

Piste um Piste, ohne einen Hang<br />

doppelt ansteuern zu müssen.<br />

Vielfältiges schneeparadies<br />

abseits der Piste<br />

Aber nicht nur auf, sondern auch<br />

abseits der Pisten sind Winterurlauber<br />

in St. Anton am Arlberg<br />

bestens aufgehoben. Langläufer<br />

lockt ein rund 40 km langes<br />

Loipen netz. Rodelbahnen in<br />

St. Anton am Arlberg, Schnann,<br />

Flirsch und Strengen sowie Eis -<br />

flächen zum Schlittschuhlaufen<br />

und Eisstockschießen sorgen für<br />

zusätzliche sportliche Alternati ven.<br />

Das hochmoderne, multifunktionale<br />

Sportzentrum arl.rock lädt<br />

neben zahlreichen Indoor-Aktivitäten<br />

und verschiedensten<br />

Ballsportarten ± u nter anderem<br />

Tennis, Squash und Volleyball ±<br />

16 St. Anton am Arlberg Bergwinter Tirol


Fotos: TVB St. Anton am Arlberg/Josef Mallaun/Michael Reusse<br />

vor allem zum Klettern ein, sogar<br />

mit Klettersteig auf ’s Dach.<br />

Eisklettern im Winter ist hier<br />

ebenso möglich wie Bouldern zu<br />

jeder Jahreszeit. Wer es lieber<br />

etwas gemütlich mag, für den ist<br />

eine romantische Fahrt im Pferdeschlitten<br />

durch die märchenhaft<br />

verschneite Bergwelt genau das<br />

Richtige. Und von morgens bis<br />

abends lädt das ARLBERGwell.com<br />

in St. Anton am Arlberg<br />

ebenso wie der Wellnesspark<br />

Arlberg Stanzertal in Pettneu zu<br />

ent spannten Stunden in den<br />

auf wändig gestalteten Wellnessbereichen<br />

ein. St. Anton am<br />

Arlberg begeistert seine Gäste<br />

durch die einzigartige Kombination<br />

aus nahezu grenzenlosem<br />

Skivergnügen, Après-Ski und<br />

einem vielfältigen gastrono mischen<br />

Angebot, das von Tiroler<br />

Schmankerln bis hin zur erlesenen<br />

internationalen Spitzen-Küche<br />

reicht. Und nicht zuletzt ist es<br />

auch die gute An bindung von<br />

St. Anton am Arlberg ans internationale<br />

Bahnstreckennetz, die<br />

den Winterurlaub zum Komforturlaub<br />

werden lässt.<br />

Ein Eröffnungswochenende,<br />

das es in sich hat<br />

St. Anton am Arlberg startet am<br />

6.12.<strong>2013</strong> nicht nur sportlich,<br />

sondern auch musikalisch in die<br />

neue Wintersaison <strong>2013</strong>/14. Beim<br />

neuen Festival „Country meets<br />

Snow“ <strong>vom</strong> 6. bis 8.12.<strong>2013</strong><br />

kommen alle Fans der amerikanischen<br />

Countrymusik voll und<br />

ganz auf ihre Kosten und ver -<br />

sprochenermaßen bleibt hier kein<br />

Fuß auf dem anderen. Zusätzlich<br />

ermöglicht an diesem Eröffnungswochenende<br />

ein groß angelegter<br />

Skitest den Gästen nicht nur das<br />

weitläufige Arlberg Skigebiet zu<br />

erkunden, sondern auch die<br />

neuesten Modelle aller namhaften<br />

Skihersteller auf Herz und Nieren<br />

zu überprüfen. Dies ist der<br />

Auftakt für einen Winter mit<br />

spektakulären sportlichen Wettbewerben<br />

wie dem legendären<br />

„Weißen Rausch“ oder der<br />

„Snow Volleyball Tour“ und<br />

Kultur-Veranstaltungen wie der<br />

„Ski-Zeitreise“, dem „Arlberger<br />

Neujahrskonzert“ sowie dem „New<br />

Orleans meets Snow“. Gemütliche<br />

Hüttenabende und Pauschalwochen<br />

von den Wedelwochen bis zu<br />

den Schneekristalltagen runden<br />

das Angebot am Arlberg ab.<br />

toURismUsVERBand<br />

st. anton am aRlBERg<br />

Dorfstraße 8, 6580 St. Anton am Arlberg<br />

Tel. +43.5446.22690, Fax +43.5446.2532<br />

info@stantonamarlberg.com<br />

www.stantonamarlberg.com<br />

EVEntHigHligHts<br />

± „Country meets snow“ <strong>vom</strong><br />

6. bis 8. Dezember <strong>2013</strong><br />

± snow Volleyball tour <strong>vom</strong><br />

4. bis 6. April 2014<br />

± „new orleans meets snow“<br />

<strong>vom</strong> 10. bis 13. April 2014<br />

± „der Weiße Rausch“ ± der<br />

besondere Wintersportwettbewerb<br />

am 19. April 2014<br />

PaUsCHalEn<br />

± Wedelwochen <strong>vom</strong><br />

7. bis 21. Dezember <strong>2013</strong><br />

± Pulverschneewochen<br />

<strong>vom</strong> 4. bis 25. Januar 2014<br />

± „ladies First“! Die Wohlfühlwochen<br />

für die Frau<br />

<strong>vom</strong> 4. bis 25. Januar 2014<br />

± sonnenskilaufwochen <strong>vom</strong><br />

15. März bis 5. April 2014<br />

± schneekristalltage <strong>vom</strong><br />

22. bis 27. April 2014<br />

Bergwinter Tirol St. Anton am Arlberg 17


Naturparkregion Reutte<br />

Tor zu TIROL<br />

Schneebedeckte Gipfel, in<br />

der Sonne glitzernde Hänge<br />

und darüber tiefblauer<br />

Himmel lassen jedes Schifahrerherz<br />

höher schlagen.<br />

Foto: Robert Eder<br />

aBsCHWingEn<br />

Und EintaUCHEn<br />

5.1. bis 26.1.2014 /<br />

29.3. bis 6.4.2014<br />

7 ÜN inkl. Frühstück, „5 in<br />

7“-Tage-Skipass für die Reuttener<br />

Seilbahnen oder einen der<br />

anderen 81 Lifte des Vitalen<br />

Landes Allgäu Tirol, GRATIS<br />

Aktiv Card Programm<br />

ab EUR 296,± pro Person<br />

im Winter erschließen die Reuttener<br />

seilbahnen am Hahnenkamm<br />

ein alpines Skigebiet mit<br />

familienfreundlichen Tarifangeboten.<br />

Ein weiteres Angebot ist<br />

die Allgäu-Tirol-Familien-Ski-<br />

Card, diese ist an 81 Liftanlagen<br />

im Vitalen Land gültig. Zwei ausgezeichnete<br />

Schischulen stehen<br />

in der Naturparkregion zur Verfügung.<br />

Begeistern Sie sich für entspannte<br />

Abenteuer auf Schneeschuh-<br />

Langlaufski oder den 70 km geräumten<br />

Winterwanderwegen<br />

fernab <strong>vom</strong> großen Trubel. Über<br />

120 km bestens gespurte, mit dem<br />

Loipengütesiegel ausgezeichnete<br />

Langlaufloipen, davon 30 km<br />

Skating-Loipen führen vorbei<br />

an zugefrorenen Seen und über<br />

schneebedeckte Wiesen. Hier<br />

erholt sich nicht nur der Körper,<br />

auch die Seele findet inmitten<br />

unserer schönen Natur Ruhe und<br />

Erholung.<br />

natURPaRKREgion REUttE<br />

Untermarkt 34, A-6600 Reutte/Tirol<br />

Tel. +43.5672.62336, Fax -40<br />

info@reutte.com, www.reutte.com<br />

aKtiV CaRd<br />

(KostEnlos)<br />

± 2 Std. Badespaß in der<br />

Alpentherme Ehrenberg<br />

± Schnupperkurs ± Skilauf<br />

Alpin ± nur für Anfänger<br />

± Eskimo-Nachmittag mit<br />

Iglubau<br />

± Schnupperkurs ± Skilanglauf<br />

± Laternenwanderung auf die<br />

Ruine Ehrenberg<br />

± Tierspurenwanderung im<br />

Naturpark Tiroler Lech<br />

± Pferdeschlittenfahrten ±<br />

Natur pur<br />

± u. v. m.<br />

Advent in Tirol<br />

Vernaschen Sie öfter Mal einen<br />

Tiroler zum Frühstück.<br />

Foto: Flatscher / Adventmarkt Hall<br />

Den Zauber der Bergweihnacht erleben<br />

Ein besonderer Zauber liegt im Advent über Tirol: Wenn die Schneeflocken<br />

über den Dörfern tanzen, trifft man sich gerne auf einem der<br />

Märkte, die zu „Advent in Tirol“ gehören. Zwischen majestätischen<br />

Bergen laden sie ein, regionale Köstlichkeiten kennen zu lernen,<br />

und bei echter alpenländischen Musik Geschenke zu finden, die<br />

mit traditioneller Handwerkskunst hergestellt wurden. Die sechs<br />

Märkte in Innsbruck, Hall in Tirol, Kufstein, Lienz, Mayrhofen und<br />

Rattenberg, die zum Teil zu den traditionellsten Tirols zählen, bieten<br />

den Besuchern höchste Qualität.<br />

Alle Infos:<br />

www.adventintirol.com<br />

Die Fruchtreich Fruchtaufstriche von Darbo schmecken besonders:<br />

Kein Wunder bei 70% Fruchtanteil. Das ist eben das Tiroler Erfolgsrezept.<br />

18 Naturparkregion Reutte Bergwinter Tirol<br />

3_D.Fruchtreichinserate.indd 1<br />

15.10.2007 12:12:42 Uhr


Tiroler Oberland<br />

Willkommen in der Tiroler Winterwelt!<br />

Urlaub? Nirgends so wie in<br />

den Tiroler Alpen und im<br />

Tiroler Oberland! Bei uns<br />

finden Sie alles, was das Herz<br />

begehrt. Lieben Sie schöne Landschaften,<br />

ruhen sich gerne aus,<br />

lassen es sich in den Ferien so<br />

richtig gut gehen? Suchen Sie<br />

sich bei uns die schönsten Tiroler<br />

Orte aus! Grandiose Berge, herrliche<br />

Skigebiete, gepflegte Pisten<br />

und tolle Angebote. Wir haben<br />

wirklich einiges zu bieten. Vor<br />

allem für Familien. Das Tiroler<br />

Oberland ist das Winterparadies<br />

im Herzen Europas und bietet<br />

mehr als nur den Schnee von<br />

morgen. Sportliche Abenteuer<br />

oder erholsame Geruhsamkeit ±<br />

das Schneeland Tirol steckt<br />

voller Überraschungen, die zu<br />

entdecken sich lohnt.<br />

mittEndRin ...<br />

im tiroler oberland<br />

Der Winter in seiner ganzen Vielfalt!<br />

Auf Österreichs Top-Winterregion<br />

im Dreiländereck Österreich,<br />

Schweiz und Italien fahren<br />

Wintersportler, Genuss-Skiläufer,<br />

Familien, Boarder und Carver<br />

gleichermaßen ab. „Von Natur aus“<br />

spielt Ski fahren im Tiroler Oberland<br />

eine „abgehobene“ Rolle.<br />

sECHs REnommiERtE<br />

sKigEBiEtE<br />

Die sechs renommierten Skigebiete<br />

Serfaus, Fiss-Ladis,<br />

Nauders, Ried-Fendels-Prutz,<br />

Kaunertaler Gletscher und<br />

Venetregion versprechen als<br />

Großraum-Skipassverbund<br />

„Ski 6“ Brettl-Vergnügen<br />

ohne Grenzen.<br />

Mit 340 km Pisten, der<br />

absoluten Schneesicherheit<br />

eines Ganzjahres-Skigebiets<br />

und über 80 top-modernen<br />

Anlagen zeigt sich der<br />

Winter ohne Kompromisse.<br />

Auf „Ski 6“ fahren Alpinskifahrer,<br />

Boarder, Carver,<br />

Freerider und Funsportler<br />

gleichermaßen ab. Mit Gratis-Skibussen<br />

pendelt man<br />

komfortabel zwischen den<br />

Skigebieten.<br />

Denn hier beginnt der Schneespaß<br />

jenseits der 1200-Meter-Grenze<br />

und schraubt sich über die<br />

„Oberen Dreitausend“ hinaus.<br />

Verwöhnhotel Mozart Vital ****<br />

Ihr Verwöhnhotel im Herzen der schönsten Westtiroler Skizentren.<br />

Hier tauschen Sie Ihre Krawatte<br />

gegen gute Laune, sonnen sich in<br />

legerer Atmosphäre, die Talstation<br />

der Bergbahn nur wenige Schritte<br />

entfernt und ein lückenloses<br />

Verwöhnangebot im Haus …<br />

Freuen sie sich auf die ausgezeichnete<br />

Mozart-Vitalküche mit Ganztages-Verwöhnpension<br />

und wöchentlichem<br />

Galadinner. Herrlicher<br />

Wellness-, Bäder-, Beauty- und<br />

Vitalbereich auf über 2200 m²;<br />

Fitness-Studio, Squash, Eislaufen<br />

am See, Sport- und Unterhaltungsprogramm.<br />

Beautyanwendungen,<br />

Massagen, Schönheits- und Gesundheitsbäder<br />

für einen rundum<br />

vitalisierenden Urlaub. Kinderbetreuung<br />

im Mozart-Kinderclub an<br />

6 Tagen/Woche. Babybetreuung<br />

(stundenweise nach Absprache)<br />

die Highlights für Kinder:<br />

„Dschungel“-Wasserparadies auf<br />

400 m² mit Indoor-Hotelwasserrutsche<br />

(120 m), Kinderclub und<br />

Softplayanlage „Dschungelcamp“<br />

auf 300 m². Wir freuen uns auf Sie!<br />

moZaRt Vital HotEl<br />

Hnr. 147, A-6531 Ried i. O./Tirol<br />

Tel. +43.5472.6937<br />

info@wellness-hotel.at<br />

www.mozart­vital.com<br />

FamiliEnWoCHEn<br />

2 Erwachsene und ein<br />

Kind (bis 14 Jahre)<br />

ab EUR <strong>11</strong>70,± im<br />

DZ „Wolferl“ für 7 Nächte<br />

(buchbar bei Anreise am 4.1./<strong>11</strong>.1./<br />

18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />

7 = 6 sPEZialaRRangEmEnt<br />

7 Nächte genießen und nur<br />

6 Nächte bezahlen inklusive<br />

Mozart Verwöhnpension<br />

EUR 558,– p. P.<br />

im DZ „Stanzerl“<br />

(buchbar bei Anreise am 4.1./<strong>11</strong>.1./<br />

18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />

sKi FREE im JanUaR<br />

Und mäRZ<br />

7 Nächte inkl. GRATIS<br />

5-Tage-Skipass für SER-<br />

FAUS-FISS-LADIS, Fendels<br />

und weitere Top-Skigebiete!<br />

EUR 763,± p. P.<br />

im DZ „Amadeus“<br />

(buchbar bei Anreise am <strong>11</strong>.1./<br />

18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />

Kontaktieren Sie uns, sehr gerne<br />

erstellen wir Ihnen ein individuelles<br />

Angebot für Ihre Familie.<br />

Bergwinter Tirol Tiroler Oberland 19


Foto: Kitzbühel Tourismus/M. Werlberger, B. Spoettl, M. Mitterer<br />

Kitzbühel – bestes Skigebiet der Welt!<br />

Kitzbühel und Skifahren ± di ese Verbindung ist zeitlos und legendär.<br />

Kein anderer Skiort in den<br />

Alpen kann auf eine so lange<br />

und legendäre Skigeschichte<br />

verweisen. Die sportlichen<br />

Möglichkeiten in und<br />

um Kitzbühel sind nahezu grenzenlos<br />

und bedienen jeden Geschmack<br />

und jeden Anspruch.<br />

Zumal sich Sport auch in Kombination<br />

mit Kultur, Shopping,<br />

Wellness, Events und Lifestyle<br />

gut macht. Die Highlights des<br />

Winters bilden das berühmtes -<br />

te Skirennen der Welt: das<br />

Hahnenkamm-Rennen sowie der<br />

Valartis Bank Snow Polo World<br />

Cup. Die Erfolgsformel der<br />

Gamsstadt lautet: Perfekte Lage<br />

mit leichter Erreichbarkeit kombiniert<br />

mit einem Traumskigebiet.<br />

Paradies für Freerider<br />

Nicht nur der erfolgreiche Extremskifahrer<br />

Axel Naglich weiß:<br />

Freunde des Powders finden neben<br />

den Skirouten unzählige Varianten.<br />

Das leicht zugängliche Backcountry<br />

erstreckt sich auf unglaubliche<br />

230 km 2 . Dies entspricht der<br />

dreifachen Fläche von Manhattan.<br />

Die beliebtesten Freeride-Spots<br />

liegen im baumfreien Gelände am<br />

Pass Thurn zwischen der Resterhöhe<br />

und dem Zweitausender sowie<br />

am Kitzbüheler Horn, dem<br />

schon von weitem sichtbaren Aussichtsberg<br />

der Gamsstadt. Ein<br />

Geheimtipp ist die Bichlalm. Drei<br />

Mal am Tag bringt eine Schneekatze<br />

die Freerider in das unverspurte<br />

Powder-Eldorado.<br />

Bestes skigebiet der Welt<br />

<strong>2013</strong> wurde Kitzbühel von<br />

skiresort.de, dem größten Skigebiet-Testportal<br />

weltweit, zum<br />

besten Skigebiet der Welt gewählt.<br />

Die Gamsstadt erreicht<br />

mit 4,8 von 5 möglichen Punkten<br />

die Höchstnote. Bewertet wurde<br />

das Gebiet zwischen Hahnenkamm<br />

und Resterhöhe mit 51<br />

Liften und 170 Pistenkilometern.<br />

Von der Größe des Skigebiets über<br />

Schneesicherheit und Familienfreundlichkeit<br />

bis hin zu Hüttenangebot<br />

und Après-Ski werden die<br />

Wintersportzentren nach jeweils<br />

18 Kriterien aufwändig geprüft<br />

und bewertet.<br />

KitZBüHEl toURismUs<br />

Hinterstadt 18<br />

A-6370 Kitzbühel<br />

Tel. +43.5356.66660<br />

Fax +43.5356.66660-77<br />

info@kitzbuehel.com<br />

www.kitzbuehel.com<br />

toP-EVEnts<br />

WintER <strong>2013</strong>/2014<br />

± 28.<strong>11</strong>.± 26.12.<strong>2013</strong><br />

Kitzbüheler Advent<br />

rund um dem Mythos<br />

Hahnenkamm/<br />

Weihnachtsmarkt<br />

± 1.1.2014<br />

Großes Neujahrsfeuerwerk<br />

mit Ski-Show<br />

± 6.± 20.1.2014<br />

Kitzbühel Freeride Weeks<br />

± 16.± 19.1.2014<br />

12. Valartis Bank Snow<br />

Polo World Cup<br />

± 24.± 26.1.2014:<br />

74. Hahnenkamm-Rennen<br />

KitZBüHEl<br />

FREERidE WEEKs<br />

6. bis 20.1.2014<br />

Zwei Wochen lang Freeriden<br />

auf höchstem Niveau,<br />

Premium Freeride EXPO,<br />

Materialtests, Workshops<br />

und geniale Partys. Das und<br />

vieles mehr erleben Powder-<br />

Fans bei den Kitzbühel Freeride<br />

Weeks unter der Leitung<br />

von Freeride-Profi Matthias<br />

Haunholder.<br />

20 Kitzbühel Bergwinter Tirol


A-ROSA Kitzbühel *****<br />

Das A-ROSA Kitzbühel zählt zu den besten Wintersporthotels in Öster reich<br />

und begeistert mit umfangreichem Programm ± Sommer wie Winter.<br />

WintERmäRCHEn<br />

Dreiklang aus raffinierter<br />

Architektur, hingebungsvollem<br />

Service und der<br />

Leidenschaft für das Besondere:<br />

Entspannen Sie mit<br />

dem Gefühl „über den<br />

Dingen zu stehen“ im<br />

exklusiven SPA-ROSA und<br />

erleben Sie regionale<br />

Spitzengastronomie.<br />

Die legendären Skihänge in Kitzbühel<br />

laden auch in dieser Wintersaison<br />

wieder dazu ein, die ersten<br />

Schwünge in den Schnee zu setzen.<br />

Als Stützpunkt für den Winterstart<br />

empfiehlt sich in der Hahnenkammstadt<br />

das A-ROSA Resort.<br />

Hier werden Wintersportler besonders<br />

umsorgt. Soeben ausgezeichnet<br />

als „Austria’s Leading Lifestyle<br />

Resort <strong>2013</strong>“ (World Travel<br />

Awards) gehört es auch mit seinen<br />

„Fünf goldenen Schneesternen“ zu<br />

eines der besten Wintersporthotels<br />

Österreichs. Das A-ROSA ist die<br />

perfekte Interpretation alpinen<br />

Lifestyles ± verbunden mit einem<br />

einzigartigen Spa-Bereich und der<br />

wohl schönsten Lage auf der Sonnenseite<br />

Kitzbühels mit Blick zur<br />

weltberühmten Streifabfahrt am<br />

Hahnenkamm und auf das Wilde<br />

Kaisergebirge. Ausgezeichnet sind<br />

nicht nur die Wintersport- und<br />

Unterhaltungsmöglichkeiten: Das<br />

resorteigene Gourmetrestaurant<br />

„Heimatliebe“ wurde <strong>vom</strong> Gault<br />

Millau mit drei Hauben und 17<br />

Punkten ausgezeichnet und gehört<br />

damit zu den besten kulinarischen<br />

Adressen des Landes.<br />

a-Rosa KitZBüHEl<br />

Ried Kaps 7, A-6370 Kitzbühel<br />

Tel. +43.5356.65660-0<br />

kitzbuehel@a-rosa.de<br />

www.a­rosa.at/kitzbuehel<br />

iHR ERlEBnis:<br />

± 3 ÜN im Doppelzimmer<br />

mit VitalFrühstück<br />

± A-ROSA Buffet am<br />

Abend im Restaurant Streif<br />

± 1x 2-Tage-Skipass p. P.<br />

± Freier Eintritt in das<br />

3000 m² große SPA-ROSA<br />

± Nutzung des Fitnessbereichs<br />

und Kursangeboten<br />

ab EUR 514,± p. P./DZ<br />

Superior<br />

ab EUR 604,± Einzelbelegung<br />

buchbar <strong>vom</strong> 15.12.<strong>2013</strong> bis 31.3.2014<br />

(außer feiertags), tägliche Anreise,<br />

Wochenend- und saisonale Zuschläge<br />

möglich, limitiertes Kontingent.<br />

Hotel Kitzhof ****<br />

Das einzige Designhotel in Kitzbühel<br />

Außergewöhnlich: Hirschgeweih<br />

meets Designerlampe. Als Mitglied<br />

der weltweiten Kooperartion<br />

der „Design Hotels“ vereint<br />

das Hotel Kitzhof Tiroler Tradition<br />

mit urbanem Lebensgefühl<br />

und zeitgemäßem Design in modernem<br />

Alpen-Style. Am Stadtpark<br />

mit Blick auf das Kitzbüheler<br />

Horn und den Hahnenkamm gelegen,<br />

ist der Kitzhof gerade einmal<br />

fünf Gehminuten <strong>vom</strong> malerischen<br />

Zentrum Kitzbühels entfernt. Bereits<br />

der Lobby-Bereich und die<br />

Kitz-Lounge kontrastieren gekonnt<br />

moderne und traditionelle<br />

Elemente. Wo Trend auf Tradition<br />

trifft, schätzt man das moderne<br />

Feriengefühl ebenso wie die lukullische<br />

Linie, der man in gleich<br />

vier verschieden gestalteten Restaurantbereichen<br />

und einer Vinothek<br />

nachspüren kann. Das 600 m 2<br />

große „Kitz Spa“ empfängt Wellness-Liebhaber<br />

in einem der fünf<br />

voll ausgestatteten Behandlungsräume.<br />

Eintauchen heißt es im<br />

15 x 5 m großen Indoor-Pool mit<br />

Erlebnisduschen und Wintergarten.<br />

Entspannung bietet auch die<br />

großzügige Saunalandschaft mit<br />

Sauna, Sanarium, Dampfbad und<br />

angrenzendem Ruhebereich.<br />

HotEl KitZHoF moUntain<br />

dEsign REsoRt ****<br />

Schwarzseestraße 8 ±10, 6370 Kitzbühel<br />

Tel. +43.5356.632<strong>11</strong>-0, Fax -15<br />

info@hotel-kitzhof.com<br />

www.hotel­kitzhof.com<br />

sonnEnsKitagE<br />

<strong>vom</strong> 6. bis 19.1.2014 und<br />

<strong>vom</strong> 25.1. bis 6.4.2014<br />

3 od. 4 ÜN, Frühstücksbuffet,<br />

3 od. 4 x 4-Gang-Abendmenü,<br />

3-Tage-Skipass, EUR 10,±<br />

Spa-Gutschein, kostenfreie<br />

Nutzung unseres Wellnessbereichs<br />

sowie Softgetränke aus<br />

der Minibar, gratis W-Lan,<br />

buchbar von Do bis So (3 ÜN)<br />

oder So bis Do (4 ÜN ± eine<br />

Nacht gratis)<br />

ab EUR 679,± p. P./DZ<br />

WEllnEsstRäUmE<br />

im WintER<br />

<strong>vom</strong> 6. bis 19.1.2014 und<br />

<strong>vom</strong> 25.1. bis 6.4.2014<br />

2 ÜN, Frühstücksbuffet,<br />

2 x 4-Gang-Abendmenü, Begrüßungsaperitif,<br />

1 x Express<br />

Facial (für Sie & Ihn), 1 x<br />

Teilkörpermassage, kostenfreie<br />

Nutzung unseres Wellnessbereichs<br />

sowie Softgetränke aus<br />

der Minibar, gratis W-Lan<br />

ab EUR 419,± p. P./DZ<br />

Bergwinter Tirol Kitzbühel 21


Fotos: TVB EFZ<br />

Zillertal<br />

Für Profis und Naturgenießer<br />

Das Skigebiet Zillertal ist<br />

eine der Top-Destinationen<br />

für die passionierten<br />

Wintersportler. Ob Anfänger<br />

oder sportlicher Ski-Profi, jeder<br />

findet hier seine Lieblingsstrecken.<br />

178 top-moderne Liftanlagen<br />

befördern die Schneeliebhaber<br />

bequem zum Ausgangs -<br />

punkt von 487 bestens präparierten<br />

Pistenkilometern. Mit<br />

dem Zillertaler Superskipass<br />

können Sportfans alle Seilbahnanlagen<br />

im Zillertal nutzen.<br />

Auch abseits der Pisten begeistert<br />

das Zillertal nationale und<br />

internationale Gäste durch einen<br />

einzigartigen Mix aus Genuss,<br />

Natur und Komfort. Feinste<br />

Kulinarik am Berg und im Tal<br />

aus regionalen, naturbelassenen<br />

Produkten liefern frische Energie<br />

für abwechslungsreiche Tage im<br />

Zillertaler Bergparadies.<br />

Familien- & Wellnesshotel<br />

Alpenhof ****<br />

Ski- und Wellnessvergnügen<br />

im Hochtal<br />

Gerlos (1300± 2500 m)!<br />

Ausgestattet mit freundlichen<br />

und verschieden großen Familienzimmern,<br />

-suiten und Ferienwohnungen,<br />

einer 1200 m² großen<br />

Wohlfühloase mit Hallenbad,<br />

Lakonium, Dampfbad, Bio- und<br />

finnischer Sauna und Salzwasserwhirlpool,<br />

Kinderskischule<br />

und Pistennähe inmitten der<br />

Zillertalarena (51 Lifte, 139 km<br />

Pisten) ist der Alpenhof**** ein<br />

ideales Hotel für die ganze Familie.<br />

Kulinarisch verwöhnen wir<br />

Sie mit unserem All Inklusive<br />

Angebot (Frühstück-, Mittag-,<br />

Nachmittagsbuffet, Abendessen<br />

und alkoholfreie Getränke).<br />

sKi PaUsCHal WoCHE<br />

7 Tage All Inklusive mit 6 Tage<br />

Skipass und Skiausrüstung<br />

schon ab EUR 839,± p. P.<br />

BamBi-WoCHE<br />

7 Tage All Inklusive für 2+1<br />

Kind bis 9 Jahre inkl. Kindergarten/Skikurs<br />

mit Mittagsbetreuung<br />

in Familienzimmer<br />

Superior ab EUR 1672,±<br />

FamiliEnREsoRt alPEnHoF<br />

Familie Stöckl, A-6281 Gerlos/Zillertal<br />

Tel. +43.5284.5374, Fax DW-55<br />

hotel@alpenhof-gerlos.at<br />

www.alpenhof­gerlos.at<br />

Ferienhotel Sonnenhof ****<br />

„Nicht daheim und doch zu Hause!“ Umgeben von der eindrucksvollen<br />

Kulisse der Zillertaler Alpen, liegt unser 4-Sterne-Hotel im Herzen des<br />

Zillertals, am Ortsrand von Zell am Ziller.<br />

Die Talstation der „Zillertal<br />

Arena“, dem größten Skigebiet<br />

des Tales, können sie bequem zu<br />

Fuß erreichen. Keine Anfahrtszeit,<br />

keine Parkplatzsuche, in<br />

Ruhe frühstücken und viel Zeit<br />

zum Skifahren ...<br />

Auf das Wohlbefinden und die<br />

Zufriedenheit unserer Gäste bedacht,<br />

bieten wir Ihnen umfassende,<br />

familiäre Betreuung sowie<br />

kulinarische Kreationen aus der<br />

heimischen Landwirtschaft und<br />

Jagd. Lassen Sie sich verwöhnen<br />

und genießen Sie unsere einzigartige<br />

Wellness & Vitalwelt mit<br />

neuem beheizten Freischwimmbad<br />

(im Winter geöffnet) und<br />

neuer Textil-Familiensauna.<br />

Viele wunderbare Plätzchen<br />

schaffen Ihnen Raum für Ihren<br />

Urlaubstraum.<br />

FERiEnHotEl sonnEnHoF<br />

Rohrerstraße 47<br />

A-6280 Zell im Zillertal<br />

Tel. +43.5282.7125<br />

Fax +43.5282.717655<br />

info@ferienhotel-sonnenhof.com<br />

www.ferienhotel­sonnenhof.com<br />

sKioPEning-PaCKagE<br />

<strong>vom</strong> 14.12.<strong>2013</strong> bis 22.12.<strong>2013</strong><br />

± 3 Tage Verwöhn-HP<br />

± inkl. 3 Tage Zillertaler<br />

Superskipass (inkl.<br />

Hintertuxer Gletscher)<br />

± 1 x Sportmassage 25 min.<br />

EUR 390,50<br />

WintER-aKtion<br />

<strong>vom</strong> 14.12.<strong>2013</strong> bis 22.12.<strong>2013</strong><br />

± 7 Tage Verwöhn- HP<br />

nur 6 Tage bezahlen<br />

± inkl. 6 Tage Zillertaler<br />

Superskipass (inkl.<br />

Hintertuxer Gletscher)<br />

± 1 Kind bis 12 J. im Elternzimmer<br />

gratis (exkl. Skipass)<br />

EUR 734,–<br />

WintERZUCKERl<br />

<strong>vom</strong> <strong>11</strong>.1.2014 bis 26.1.2014 und<br />

<strong>vom</strong> 29.3.2014 bis 13.4.2014<br />

± 7 Tage Verwöhn-HP<br />

± inkl. 6 Tage Zillertaler<br />

Superskipass (inkl.<br />

Hintertuxer Gletscher)<br />

EUR 796,60<br />

Alle Preise pro Person/DZ<br />

im Hotel exklusive Ortstaxe<br />

22 Zillertal Bergwinter Tirol


Fotos: Osttirol Werbung<br />

Bergwinter in Osttirol. Von Natur aus.<br />

Wo der Schnee zuhause ist und die höchsten Berge Österreichs die<br />

Kulisse bestimmen, erleben Urlauber urtirolerisches Brauchtum,<br />

jede Menge Winterabenteuer und kulinarische Genüsse zwischen<br />

Bauernkost und Haubenküche.<br />

Osttirol bietet Winterspaß<br />

in sieben Skigebieten<br />

mit rund 150 Pistenkilometern.<br />

Was alle verbindet:<br />

Die herrliche Lage auf dem Südbalkon<br />

der Alpen mit vielen Sonnenstunden,<br />

aber auch kräftigen<br />

Schneefällen aufgrund der besonderen<br />

klimatischen Verhältnisse.<br />

Bis weit ins Frühjahr hinein<br />

herrschen dann optimale Winter<br />

sportbedingungen. Die Palette<br />

der Möglichkeiten ist breit<br />

gefächert. Von leichten bis anspruchsvollen<br />

Weltcup-Pisten: In<br />

Osttirol findet jeder Skifahrer seine<br />

ganz persönliche „Pistenherausforderung“.<br />

Und Wartezeiten<br />

an den Liften kennt man hier<br />

nicht. Der Skipass SkiHit gilt für<br />

alle sieben Skigebiete in Osttirol<br />

und ist besonders familienfreundlich.<br />

Denn wie nirgendwo sonst<br />

in Österreich zahlen auch 18-Jährige<br />

hier noch Kinderpreise.<br />

Wintervergnügen<br />

der superlative<br />

Osttirol ist aber nicht nur ein<br />

echtes Paradies für Sportbegeisterte,<br />

sondern auch für Romantiker,<br />

die Ursprünglichkeit<br />

suchen. Ganz weit ab <strong>vom</strong> Skizirkus<br />

etwa liegt das Villgratental,<br />

das einzige Gebiet in Österreich,<br />

in dem es keine Lifte<br />

gibt, weil man hier schon immer<br />

auf sanften Tourismus gesetzt<br />

hat. Dazu kommen die<br />

herrlichen kulinarischen Gipfel:<br />

von den regionaltypischen Osttiroler<br />

Schlipfkrapfen bis hin<br />

zum Mehrgänge-Menu in einem<br />

der dreizehn Haubenrestaurants<br />

in Osttirol.<br />

sKiHit osttiRol<br />

± 7 Übernachtungen<br />

inklusive Halbpension im<br />

4-Sterne-Hotel<br />

± 6-Tage-Skipass<br />

SkiHit Osttirol<br />

ab EUR 549,± pro Person<br />

im 4-Sterne-Hotel<br />

Weitere TOP-Winterangebote:<br />

winter.osttirol.com<br />

anREisE<br />

Staufrei, komfortabel und<br />

ein Naturerlebnis schon bei<br />

der Anreise ± das sind<br />

die Qualitäten der Felbertauernstraße,<br />

der schönste<br />

und sicherste Winterweg<br />

durch die Alpen.<br />

www.felbertauernstrasse.at<br />

osttiRol inFoRmation<br />

Albin-Egger-Str. 17<br />

A-9900 Lienz<br />

Tel. +43.50.212212<br />

info@osttirol.com<br />

www.osttirol.com<br />

Bergwinter Tirol Osttirol 23


24 Musterregion Bergwinter Tirol


Wirtschaftsmotor in den alpen<br />

in tirol etablieren sich Standortstärke und -kompetenz zwischen verschneiten pisten und inn.<br />

Foto: Standortagentur Tirol<br />

➜ Smart, vernetzt und echt tiroleriSch<br />

Den Herausforderungen der Zukunft tritt Tirol als „Smart Region“ entgegen:<br />

Mit innovativen Ansätzen und der Verbindung von Technologie, Gesundheit und Tourismus.<br />

➜ tiroler exporte für olympia<br />

Bei den Olympischen Spielen in Sotschi punktet Tirol schon im Vorfeld mit seinem<br />

Know-How. Der Tourismus ist hier ebenso stark vertreten wie Tiroler Unternehmen.<br />

➜ auf neuen WiSSenSchaftS-Wegen<br />

Besser hören, gesünder altern: Zwei Tiroler Forscherinnen setzen mit ihrer Arbeit<br />

Meilensteine für die Patienten.<br />

➜ tiroler almSchWeine Statt maStSäue<br />

Gastronomie und Handel bevorzugen in Tirol regionale Produkte und Lieferanten ±<br />

die Gäste und Einheimischen schätzen es.


innovationen werden in tirol branchenübergreifend vorangetrieben. in der verbindung von Wirtschaft, gesundheit und tourismus verschmelzen Ökonomie<br />

und Ökologie.<br />

Foto: Standortagentur Tirol<br />

Smart, vernetzt und echt tirolerisch<br />

Mit intelligenter Spezialisierung positioniert sich der Standort Tirol als Smart Region.<br />

Aus der Verbindung von Technologie, Gesundheit und Tourismus entstehen innovative<br />

Ansätze zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen.<br />

Demografischer Wandel, Klimaerwärmung,<br />

Globalisierung,<br />

technische Innovation<br />

± die Herausforderungen<br />

der Zukunft betreffen ganz Europa.<br />

Exponierte Regionen wie<br />

Tirol sind von den umwälzenden<br />

Veränderungen besonders betroffen.<br />

Dank seiner breit gefächerten<br />

Wirtschaftsstruktur kann<br />

Tirol offensiv die großen Themen<br />

der Zukunft angehen. Mit<br />

der Bündelung von Kompetenzen<br />

positioniert sich Tirol zudem als<br />

Smart Region und erarbeitet sich<br />

Alleinstellungsmerkmale im internationalen<br />

Wettbewerb. „Aufgrund<br />

seiner alpinen Lage ist Tirol in vielen<br />

Bereichen stärker <strong>vom</strong> Wandel<br />

betroffen als andere Regionen<br />

± Stichwort Naturgefahren oder<br />

Landflucht 2.0. Wir sehen das als<br />

Chance, deshalb haben wir hier<br />

früh Know-how aufgebaut. Auch<br />

für moderne Mobilität kann Tirol<br />

mit seiner Gebirgslandschaft zur<br />

Demonstrationsregion werden und<br />

erfolgreiche Lösungsmodelle entwickeln<br />

und sie exportieren“, erklärt<br />

Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer<br />

der Standortagentur Tirol,<br />

wie die „Smart Speciali zation“ in<br />

Tirol vorangetrieben wird.<br />

Gebündelte Kräfte schärfen<br />

das Profil<br />

Die Standortagentur Tirol setzt<br />

als Impulsgeber für den Wirtschafts-<br />

und Wissenschaftsstandort<br />

Tirol gemeinsam mit Unternehmen,<br />

F&E-Einrichtungen<br />

und Gemeinden genau an diesen<br />

Zukunftsthemen an. „Dabei stärken<br />

wir gezielt die Kooperation<br />

zwischen alpiner Tourismuswirtschaft<br />

und innovationsorientierter<br />

Industrie, um nachhaltige und<br />

zukunftsfähige Entwicklungen zu<br />

beschleunigen und damit Tirol<br />

als Smart Region, als begehrtesten<br />

Kraftplatz der alpinen Welt,<br />

zu verankern“, so Gohm. Ein integriertes<br />

Standortmanagement, das<br />

die Interessen der Gäste, der Wirtschaft<br />

und ihrer Arbeitnehmer sowie<br />

der Bevölkerung aufeinander<br />

abstimmt und die Potenziale<br />

von Wirtschaft und Wissenschaft<br />

optimal bündelt, verschaffe Tirol<br />

Unverwechselbarkeit und ein klares<br />

Profil, um im Wettbewerb der<br />

Regionen zu bestehen. Zudem<br />

gelte es, Ökonomie und Ökologie<br />

miteinander zu verschmelzen,<br />

wie auch die Experten aus unterschiedlichen<br />

Wirtschafts- und<br />

Industriebereichen Österreichs,<br />

Bayerns, Südtirols und der<br />

Schweiz beim Forum „Tourism<br />

meets Industry“ in Seefeld unlängst<br />

unterstrichen. „Zwischen<br />

Ökonomie und Ökologie braucht<br />

es einen neuen Deal. Dabei geht<br />

es nicht um Verzicht, sondern<br />

um intelligenten, zukunftsfähigen<br />

Konsum, der den Blick auf<br />

26 Wirtschaft Standort Tirol


schwindende Ressourcen behält“,<br />

meinte etwa der Zukunftsforscher<br />

Andreas Reiter.<br />

Vom Know-how zum Do-how<br />

Diesen Anforderungen will man<br />

in Tirol gerecht werden. Im Tourismus<br />

kann dabei auf vielfältige<br />

Kompetenzen zugegriffen werden,<br />

auch in den Bereichen Gesundheit<br />

und Technologie ist Tirol<br />

stark aufgestellt. Der Weg zur<br />

Smart Region Tirol<br />

liegt für Gohm in der<br />

Kombination dieser<br />

Potenziale: „Sowohl<br />

die Unternehmen als<br />

auch die Forschung<br />

in Tirol sind zum<br />

Beispiel beim Thema<br />

Energieeffizienz<br />

top, was sich in<br />

der Entwicklung von<br />

Plus-Energiehäusern<br />

niederschlägt. Aber auch andernorts<br />

baut man sie ± es handelt sich<br />

also um kein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Vor kurzem konnten wir jedoch<br />

ein Projekt mitbetreuen, bei<br />

dem es um ein Passivhaus-zertifiziertes<br />

Hotel geht. Und da treten<br />

wir plötzlich mit doppelter Kompetenz<br />

auf. Das gesamte Wissen<br />

und Können rund um erneuerbare<br />

Energietechnologien ist da, damit<br />

sollte es machbar sein, eine Destination<br />

zu entwickeln, die sich<br />

zu 100 Prozent aus erneuerbaren<br />

Energiequellen versorgt. Erweitert<br />

um den Tourismus würde das<br />

Motto dann lauten: Wenn Sie bei<br />

uns Urlaub machen, erholt sich<br />

das Weltklima. Auch außerhalb<br />

von Tirol könnte genau auf eine<br />

solche Kombination von Spezialwissen<br />

zugegriffen werden“. Ziel<br />

sei daher, dass Tourismus und<br />

Tiroler Unternehmen gemeinsam<br />

Produkte und Angebote aufbauen<br />

und damit die Marke Tirol<br />

und die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Standorts stärken.<br />

„den grand challenges<br />

begegnen wir in tirol mit<br />

innovativen lösungen und<br />

profilieren uns als ,Smart<br />

region tirol‘.“<br />

HaralD GoHm<br />

(GeScHäFTSFüHrer<br />

STanDorTaGenTur Tirol )<br />

Luxus ökologisch vertretbar<br />

In diesem Sinne entwickelten der<br />

Tiroler Wärmepumpenhersteller<br />

Heliotherm und sein Kompetenzpartner<br />

Meco Erdwärme ein<br />

Energiekonzept für die Beheizung<br />

der Wellness- und Thermenanlage<br />

des renommierten 5-Sterne-Hotels<br />

Stanglwirt. Das in der<br />

Region vorhandene Bergwasser<br />

wird als saubere Energiequelle genutzt,<br />

indem es mittels Wärmepumpe<br />

abgekühlt und ihm so<br />

Energie entzogen wird. Die Energieleistung<br />

der verbauten Wärmepumpen<br />

liegt bei bis zu 500kW,<br />

Foto: Standortagentur Tirol<br />

drei Viertel davon stehen kostenlos<br />

in Form der Wärme des Bergwassers<br />

zur Verfügung. „Das System<br />

ersetzt Heizöl im Umfang<br />

von ca. <strong>11</strong>5.000 Liter pro Jahr, das<br />

bedeutet über 300.000 kg weniger<br />

CO 2<br />

-Emmisionen, von der Kostenersparnis<br />

gar nicht zu sprechen“,<br />

erläutert Christian Allinger,<br />

Head of Marketing bei Heliotherm.<br />

„Diese Anlage passt perfekt<br />

zum Konzept des Biohotels<br />

Stanglwirt, weil es die natürlichen<br />

Ressourcen schont. So ist auch<br />

der Luxus, einen Wellnessbereich<br />

im Freien im Winter zu beheizen,<br />

ökologisch vertretbar“, freut<br />

sich Stanglwirt-Chef Bal thasar<br />

Hauser. Für ihn bietet der Einsatz<br />

der Wärmepumpen neben den finanziellen<br />

Vorteilen auch die<br />

Möglichkeit, sich bei einer immer<br />

klimabewussteren Gästeklientel<br />

klar zu positionieren.<br />

Hightech im Wald<br />

Als Tourismusland ist Tirol bei<br />

Wintersportlern beliebt, Nachtschilauf<br />

ein in vielen Destinationen<br />

etabliertes Angebot. Die Ausleuchtung<br />

der Landschaft ist nicht<br />

ganz unproblematisch. „Für Schipisten,<br />

Rodelbahnen, Langlaufloipen<br />

gibt es bisher nur konventionelle<br />

Nachtbeleuchtungen mit<br />

Lichtstärken zwischen 30 und 200<br />

Lux. Hier passt die Lichtverteilung<br />

nicht immer, die Beleuchtung<br />

reicht mitunter über die Pisten<br />

hinaus. Solche Lichtsysteme sind<br />

weniger wirtschaftlich, da die<br />

Beleuchtung von Raum, der nicht<br />

genutzt wird, unnötig Energie<br />

verbraucht und Kosten verursacht“,<br />

weiß Helmut Guggenbichler,<br />

Projektleiter Lichtplanung bei<br />

Bartenbach. Die Verschränkung<br />

der Kompetenzen des Unternehmens<br />

mit dem Tourismus führt zu<br />

neuartigen Lösungen, von denen<br />

beide Seiten profitieren: Mit speziell<br />

entwickelter LED-Technik<br />

zeigt das Unternehmen Alternativen<br />

zur herkömmlichen Beleuchtung<br />

auf und vereint wirtschaftliche,<br />

ökologische und technische<br />

Vorteile: „Zunächst ist das vor allem<br />

die gezielte Ausleuchtung<br />

klar definierter Räume, womit<br />

bis zu 50 Prozent der Energieleistung<br />

gegenüber herkömmlichen<br />

Systemen und dementsprechend<br />

Kosten eingespart werden.<br />

LED-Lampen haben zudem mit<br />

bis zu 50.000 Betriebsstunden<br />

eine weitaus höhere Lebensdauer<br />

als herkömmliche Leuchtkörper,<br />

außerdem sind sie in der<br />

Entsorgung unproblematischer“,<br />

so Guggenbichler. Bis Ende des<br />

Jahres möchte Bartenbach Prototypen<br />

für die LED-Ausleuchtungen<br />

konzipieren, die nicht nur für<br />

Wintersportstätten geeignet sind,<br />

sondern auch im Sommertourismus,<br />

etwa bei Radwegen oder<br />

Tennisplätzen, eingesetzt werden<br />

können.<br />

IT als smarte Grundlage<br />

Hochinnovative IT-Unternehmen<br />

und Forschungseinrichtungen<br />

mischen in Tirol nicht nur in<br />

den Bereichen Energie und Mobilität<br />

kräftig mit, auch für den<br />

Tourismus bieten sie erfolgreiche<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

an. Derzeit werden deutlich<br />

über die Hälfte aller Hotelbuchungen<br />

online getätigt. Um aus<br />

der Masse der Anbieter herauszustechen,<br />

Angebote optimal am<br />

online-Markt zu platzieren und<br />

in Echtzeit auf geänderte Kundenwünsche<br />

und Buchungsverhalten<br />

reagieren zu können, bietet<br />

Seekda, ein Spin-off der Universität<br />

Innsbruck, Hotels maßgeschneiderte<br />

Tools an. Während<br />

diese im Hintergrund laufen und<br />

eine bestmögliche Auslastung des<br />

Hotels sicherstellen, kann sich das<br />

Hotel auf seine Kernkompetenzen<br />

und auf die individuelle Betreuung<br />

der Gäste vor Ort konzentrieren.<br />

Seekda ermöglicht es<br />

seinen derzeit über 5000 Kunden<br />

außerdem, direkt von der google-<br />

Ergebnisseite weg gebucht zu<br />

werden und erspart potentiellen<br />

Gästen so den „Umweg“ über weitere<br />

Buchungsplattformen. ■<br />

auch im Bereich energieeffizienz entwickelt sich tirol zu einer modellregion.<br />

der Stanglwirt nützt mit tiroler Wärmepumpentechnologie energie aus Bergwasser.<br />

Foto: Stanglwirt<br />

STanDorTaGenTur TIroL<br />

Ing.-Etzel-Straße 17<br />

A-6020 Innsbruck<br />

www.standort-tirol.at<br />

Standort Tirol Wirtschaft 27


an diesem platz wird während der olympischen Winterspiele im kommenden februar das austria tirol house stehen:<br />

Öoc-generalsekretär peter mennel (l.) und tirol Werbung-geschäftsführer Josef margreiter bei der präsentation ihrer<br />

Kooperation im russischen Sotschi.<br />

Foto: Spiess<br />

tiroler exporte für olympia<br />

Tiroler Unternehmen mischten bei verschiedensten Projekten rund um<br />

die Olympischen Spiele in Sotschi erfolgreich mit. Nun will sich auch der<br />

Tiroler Tourismus am wichtigen russischen Markt stark präsentieren.<br />

von ernst Spreng<br />

Die Olympischen Spiele in<br />

Sotschi bringen Österreichs<br />

Exportmotor einen kräftigen<br />

Impuls. In Zahlen haben österreichische<br />

Unternehmen rund 1,3<br />

Milliarden Euro an Exporten durch<br />

die Bautätigkeit an der russischen<br />

Riviera generieren können. Mit dabei<br />

auch Tiroler Unternehmen, die<br />

vor allem durch ihr Knowhow im<br />

Bereich der Pistenpräparierung, alpiner<br />

Anlagen und bei Sportleranlagen<br />

punkten konnten.<br />

Pisten-Kompetenz<br />

So zum Beispiel die Firma Prinoth,<br />

die zur Leitner-Gruppe gehört<br />

und Unternehmensstandorte<br />

in Nord- und Südtirol betreibt.<br />

Prinoth ist offizieller Partner der<br />

für die Olympischen Winterspiele<br />

neu errichteten Abfahrtsstrecke<br />

Rosa Khutor und hat in der Region<br />

Krasnaja Poljana mittlerweile<br />

etliche Pistenfahrzeuge im Einsatz.<br />

So ist bei den Olympischen<br />

Spielen unter anderem das „Beast“<br />

im Einsatz, das größte und effizienteste<br />

Pistenfahrzeug, das von<br />

dem Unternehmen produziert<br />

wird. „Mit Prinoth schafft man es<br />

auch in Sotchi, die perfekte Piste<br />

einfacher, in kürzerer Zeit und<br />

dauerhafter zu erreichen“, erklärt<br />

Johannes Michelotti, Exportleiter<br />

und Verantwortlicher für das Russland<br />

Geschäft bei Prinoth. Von<br />

Vorteil war für die Leitner-Gruppe<br />

auch die bestehende Partnerschaft<br />

mit dem russischen Unternehmen<br />

Gorimpex. Denn gerade auf<br />

dem russischen Markt ist das gegenseitige<br />

Verständnis für die Bedürfnisse<br />

des anderen ein Hauptargument<br />

für das Zustandekommen<br />

von Geschäften.<br />

Auf die Frage, was man derzeit in<br />

Russland von Sotschi 2014 mitbekommt,<br />

hat Andrey Boyarinov,<br />

Vertriebsleiter von Gorimpex, eine<br />

sehr spontane Antwort. „Sotschi<br />

2014 wird in die Geschichte Russlands<br />

eingehen. Das wird ein ganz<br />

großes Ding werden. Das Schöne<br />

dabei ist, dass wir aktiv etwas zum<br />

Gelingen der Olympischen Spiele<br />

beitragen. Durch Gorimpex wurden<br />

nicht nur Pistenfahrzeuge,<br />

sondern auch Seilbahnen und Beschneiungssysteme<br />

nach Sotschi<br />

geliefert. Eben alles, was die Leitner-Gruppe<br />

zu bieten hat”.<br />

nachhaltige nutzung<br />

Ein ganzes olympisches Dorf für die<br />

Biathleten und Langläufer hat das<br />

Brixlegger Baumanagement-Unternehmen<br />

Geisler-Trimmel geplant.<br />

Rund ein Jahr Arbeit investierte ein<br />

Team von sieben Experten in die<br />

Planungsarbeit der Unterkünfte für<br />

die Sportler und das „house of appointment<br />

and official delegations“,<br />

berichtet Geschäftsführer Markus<br />

Rupprechter. „Unsere Aufgabe war<br />

die Festlegung des Masterplanes ±<br />

wo und was in seinen Funktionen<br />

hinkommt, Logistik und Optik sowie<br />

die Nachnutzung der Unterkunftsgebäude<br />

als Wellnesshotel<br />

waren zu planen.“<br />

Besonders waren auch die Herausforderungen<br />

für das Haller Unternehmen<br />

TRM. Es lieferte insgesamt<br />

14,6 Kilometer Rohrleitung<br />

und 1414 Formstücke für die Beschneiungsanlagen<br />

des Olympiaortes<br />

am Kaukasus mit einem<br />

Gesamtauftragsvolumen ca. 1,5<br />

Millionen Euro.<br />

„Das prestigeträchtigste aller Beschneiungsprojekte<br />

in Sotschi ist<br />

ganz klar an uns gegangen, weil<br />

wir auf diesem Gebiet die technologische<br />

Führerschaft besitzen und<br />

aufgrund der hohen Anzahl der benötigten<br />

Formstücke als einziger<br />

Anbieter zuverlässige und pünktliche<br />

Lieferungen zusagen konnten“,<br />

berichtet Stefan Sterr, Leiter<br />

Sonderprodukte TRM. „Außerdem<br />

bieten wir den technischen Support<br />

und haben beste Referenzen<br />

am Markt.“ Für die Auftraggeber<br />

war dies entscheidend, denn die Beschneiungsanlagen<br />

im olympischen<br />

Skigebiet Rosa Khutor sind technologisch<br />

anspruchsvoll, weil der Geländeverlauf<br />

steil und verwinkelt ist<br />

und durch die langen Zuläufe hoher<br />

Druck in den Rohren entstehen.<br />

Touristische Präsenz<br />

Die Olympischen Winterspiele in<br />

Russland sind aber nicht nur für<br />

Tirols Industriebetriebe eine prestigeträchtige<br />

Gelegenheit, gute<br />

Geschäfte zu machen. Auch der<br />

Tiroler Tourismus will sich auf dem<br />

russischen Parkett von seiner besten<br />

Seite zeigen. Unter dem Motto<br />

„Bringing the Alps to Sochi“<br />

wird Tirol bei den Winterspielen<br />

in Sotschi als „Exklusiver Premium<br />

Partner“ des Österreichischen<br />

Olympischen Comités (ÖOC)<br />

für alpines Flair im „Austria Tirol<br />

House“ sorgen. Diese Kooperation<br />

zwischen dem ÖOC und der Tirol<br />

Werbung wurde im Rahmen einer<br />

Pressereise nach Sotschi vor wenigen<br />

Tagen offiziell vorgestellt.<br />

ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel<br />

freut sich auf die Fortführung<br />

der Zusammenarbeit von London<br />

2012: „Unser Erfolgskonzept haben<br />

wir gemeinsam mit der Tirol<br />

Werbung für die Winterspiele<br />

28 Wirtschaft Standort Tirol


2014 weiter entwickelt. In London<br />

hat unsere Partnerschaft alle Erwartungen<br />

weit übertroffen. Knapp<br />

40.000 Gäste wurden registriert,<br />

wir hatten Bestnoten für Stimmung<br />

und Gastfreundschaft und<br />

viele internationale Fernsehteams,<br />

die Schlange standen, um live aus<br />

dem Haus übertragen zu können.<br />

Und wir gehen durchaus davon<br />

aus, dass wir die Zahlen von London<br />

in Russland noch toppen können.<br />

Eines können wir jetzt schon<br />

sagen: Wir konnten uns in unmittelbarer<br />

Nähe der Alpin-Strecken<br />

den idealen Standort für das ‚Austria<br />

Tirol House‘ sichern.“<br />

Direkt bei den alpinen<br />

Das „Austria Tirol House“ wird<br />

für die Olympischen Winterspiele<br />

2014 im so genannten Mountain<br />

Cluster errichtet. Dort, rund<br />

50 km von der Küstenstadt Sotschi<br />

entfernt, finden die Alpin- und<br />

Freestylebewerbe sowie die Entscheidungen<br />

der nordischen Athleten<br />

und jene im Eiskanal statt.<br />

Zusammen mit den Partnerregionen<br />

Innsbruck mit dem Flughafen<br />

Innsbruck, Ischgl, Seefeld und<br />

dem Zillertal wird die Tirol Werbung<br />

im „Austria Tirol House“ für<br />

Stimmung und Gastlichkeit sorgen.<br />

Zudem werden sich auch Wirtschaftspartner<br />

präsentieren. Die<br />

touristische Präsenz der Tiroler bei<br />

den Olympischen Spielen hat einen<br />

guten Grund. Schon heute verbucht<br />

Tirol rund 40 Prozent aller<br />

Alpenurlaube russischer Gäste<br />

im Winter für sich. „Unser Ziel ist,<br />

die Bekanntheit der Marke Tirol in<br />

Russland und weltweit zu stärken.<br />

die tiroler pistengeräte der firma prinoth sorgen unter anderem auf der abfahrtss<br />

trecke der olympischen Spiele für perfekte pistenverhältnisse Foto: Prinoth<br />

Dazu werden wir diese größte internationale<br />

Wintersportbühne nutzen“,<br />

erklärte Josef Margreiter, Geschäftsführer<br />

der Tirol Werbung.<br />

Verschiedene Schwerpunkte<br />

Die vier Tiroler Partnerregionen<br />

erhalten in Sotschi die Möglichkeit,<br />

sich auf internationaler Bühne<br />

zu präsentieren. Für Innsbruck<br />

stellen die Winterspiele 2014 zugleich<br />

ein 50-jähriges Jubiläum dar.<br />

In Sotschi feiert Innsbruck mit seiner<br />

Olympiaregion daher ein halbes<br />

Jahrhundert Olympiageschichte.<br />

Seefeld wird die Plattform des weltgrößten<br />

Wintersportevents zudem<br />

für seine laufende Bewerbung<br />

als Austragungsort der Nordischen<br />

Ski-WM 2019 nutzen. Ischgl wird<br />

sich als ± gerade bei russischen<br />

Gästen sehr beliebte ± Lifestyle-<br />

Metropole der Alpen präsentieren.<br />

Das Zillertal setzt auf traditionelle<br />

Gastlichkeit, die auf den osteuropäischen<br />

Märkten sehr geschätzt wird.<br />

Darüber hinaus sind wieder zahlreiche<br />

starke Tourismus- und Wirtschaftspartner<br />

mit an Bord ± so zum<br />

Beispiel die Standort agentur Tirol,<br />

die Wirtschaftskammer Tirol oder<br />

das Seilbahnunternehmen Doppelmayr.<br />

Und auch die Tourismusschulen<br />

Tirols sind mit an Bord. Die<br />

Schüler und Schülerinnen bekommen<br />

in Sotschi die Möglichkeit, sich<br />

auf internationalem Boden zu profilieren.<br />

■<br />

innovative app: feratel panoramatv<br />

Panorama-Bewegtbilder in HD Qualität von<br />

Standorten in ganz Europa liefert die App<br />

feratel PanoramaTV ± für TV und Smartphone.<br />

mit der innovativen App<br />

feratel PanoramaTV ist<br />

das aus dem TV bekannte<br />

Wetter Panorama rund um die<br />

Uhr für jede aktive Kamera abrufbar.<br />

Alles was dazu benötigt wird,<br />

ist ein internettaugliches TV Gerät<br />

(Smart TV) bzw. eine internettaugliche<br />

Set-Top-Box oder ein<br />

Smartphone.<br />

Die App feratel PanoramaTV<br />

bietet dem TV-Zuseher beeindruckende<br />

Bilder von rund 250<br />

Standorten in Europa. Über eine<br />

geografisch basierende Navigation<br />

sucht der Zuseher das Bild seiner<br />

Wahl ganz einfach via Fernbedienung<br />

aus und genießt das Panorama<br />

zu jeder Uhrzeit auf dem TV<br />

Bildschirm zu Hause. Zusätzlich<br />

sind aktuelle Informationen des<br />

Bilder von rund 250 Standorten in europa überträgt die neue app von feratel<br />

auf tv und Smartphone.<br />

Foto: feratel<br />

Kamerastandortes wie Wetterwerte,<br />

Prognosen, Kontakte oder<br />

News enthalten.<br />

Die eigens für Smart TV programmierte<br />

App feratel PanoramaTV<br />

ist auf zahlreichen Hardwareplattformen<br />

in den jeweiligen App-<br />

Stores zu finden, u.a. bei Samsung<br />

(Marktführer im deutschsprachigen<br />

Raum), LG, Technisat,<br />

Deutsche Telekom, Opera sowie<br />

diversen Set Top Boxen.<br />

Die Livevideos in HD Qualität<br />

können selbstverständlich auch<br />

am Handy jederzeit mit der Gratis<br />

App feratel PanoramaTV genossen<br />

und Wetterprognosen abgerufen<br />

werden.<br />

feratel zählt zu den führenden Entwicklern<br />

und Anbietern touristischer<br />

Informationssysteme in Europa.<br />

Das Unternehmen entwickelt<br />

seit vielen Jahren innovative Produkte<br />

und Lösungen rund um drei<br />

Kernbereiche: Telekommunikation,<br />

Informations- und Reservierungssysteme<br />

sowie Medien. ■<br />

feraTeL meDIa<br />

TecHnoLoGIeS aG<br />

Maria-Theresien-Str. 8<br />

A-6020 Innsbruck<br />

Tel. +43.512.280-0<br />

www.feratel.com<br />

Standort Tirol Wirtschaft 29


men: die Forschungsquote beträgt<br />

derzeit 15 Prozent des Umsatzes.<br />

Sowohl in der altersforschung als auch in der entwicklung von hörgeräten finden die tiroler Wissenschafterinnen neue<br />

Wege. zwei forscherinnen wurden gerade mit hochkarätigen preisen ausgezeichnet.<br />

Foto: med-el<br />

lange, flexible Elektrode, die erstmals<br />

elektrische Signale durch einen<br />

großen Teil der Cochlea, dem<br />

schneckenförmigen Innenohr, an<br />

den Hörnerv leiten konnte. Mit<br />

einer modifizierten Variante des<br />

Implantats setzte Dr. Hochmair<br />

1979 den nächsten Meilenstein<br />

in der Entwicklung von Cochlea-Implantaten:<br />

Das Verstehen<br />

von Wörtern und Sätzen ohne<br />

Lippenlesen war dank eines kleinen,<br />

am Körper getragenen Audioprozessors<br />

zum ersten Mal<br />

möglich. Die Erkenntnisse dieser<br />

Forschungen setzen Ingeborg<br />

Hochmair und ihr Gatte Erwin<br />

in ihrem Medizintechnikunternehmen<br />

Med-El mit Stammsitz<br />

in Innsbruck seit 1990 um. Heute<br />

ist Med-El mit einem Exportanteil<br />

von 95 Prozent in rund 100<br />

Ländern vertreten. Forschung und<br />

Entwicklung bleiben dabei ein<br />

wesentlicher Fokus im Unternehauf<br />

neuen Wissenschafts-Wegen<br />

Starke Zeichen für die Innovationkraft des Landes setzen die Tiroler<br />

Wissenschafterinnen: Dr. Ingeborg Hochmair erhielt den renommierten<br />

Lasker Award, Alterforscherin Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />

wurde mit dem Wissenschaftspreis des Landes ausgezeichnet.<br />

Hören können bedeutet<br />

Kommunikation, Teilnahme<br />

am sozialen Leben.<br />

Wer nicht hören kann, steht<br />

schnell am Rand der Gesellschaft.<br />

Daher, so begründete die Jury des<br />

Lasker± Debakey Medical Clinical<br />

med-el-gründerin dr.<br />

ingeborg hochmair ist<br />

maßgeblich an der<br />

entwicklung des cochleaimplantats<br />

beteiligt.<br />

Foto: med-el<br />

Research Award, ist das „Cochlea-<br />

Implantat“ zwar kein lebensrettendes<br />

Gerät, doch es „ist verknüpft<br />

mit dem Recht jedes Kindes auf<br />

Ausbildung, und es kann der Vereinsamung<br />

und einer Abnahme<br />

der kognitiven Fähigkeiten bei älteren<br />

Menschen entgegenwirken.“<br />

Für die Entwicklung dieses Hörgerätes,<br />

das das Hörvermögen von<br />

Personen mit mittlerem bis hochgradigen<br />

Hörverlust durch elektrische<br />

Stimulation des Hörnervs<br />

wieder herstellt, zeichnete die<br />

amerikanische Lasker Foundation<br />

im heurigen September daher<br />

auch die Tiroler Wissenschafterin<br />

Ingeborg Hochmair<br />

aus. Die promovierte<br />

Elektrotechnikerin erhielt<br />

die auch als „amerikanischer<br />

Nobel-Preis“<br />

bezeichnete Auszeichnung<br />

für ihren frühen<br />

wissenschaftlichen Beitrag<br />

im Bereich der Cochlea-Implantate.<br />

Den Grundstein legte<br />

dabei die Entwicklung des ersten<br />

mikroelektronischen Mehrkanal-<br />

Cochlea-Implantats, das erstmalig<br />

im Jahr 1977 in Wien implantiert<br />

wurde.<br />

entwicklungen für das Hören<br />

Das Implantat beinhaltete eine<br />

Vorreiterin für alternsforschung<br />

Das Altern und seine (medizinischen)<br />

Herausforderungen stehen<br />

im Mittelpunkt der Forschungen<br />

von Univ.-Prof. Dr.<br />

Beatrix Grubeck-Loebenstein, die<br />

im Oktober von der Tiroler Landesregierung<br />

mit dem Wissenschaftspreis<br />

des Landes Tirol ausgezeichnet<br />

wurde. Habilitiert für<br />

Innere Medizin und Pathophysiologie,<br />

leitet Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />

seit 2003 das Institut<br />

für Biomedizinische Alternsforschung,<br />

das heute zur Universität<br />

Innsbruck gehört. Der Schwerpunkt<br />

ihrer Forschungsabteilung<br />

ist die Entwicklung neuer Strategien<br />

zur Stärkung des Immunsystems<br />

im Alter sowie die Verbesserung<br />

von Impfungen für alte<br />

Personen. Mit dem Institut positioniert<br />

die Wissenschaftlerin Innsbruck<br />

als Forschungsvorreiter<br />

in der Biogerontologie. Für die<br />

Preisträgerin steht vor allem die<br />

Interdisziplinarität ihres Fachgebietes<br />

im Fokus der Arbeit: „Mein<br />

Ziel ist es, altersbedingte Veränderungen<br />

im Immunsystem aufzudecken,<br />

um neue Wege zur Prävention<br />

von Funktionsverlusten zu<br />

finden. Aufbauend auf den Ergebnissen<br />

der Grundlagenforschung<br />

können dann Impfstoffe und andere<br />

immunstimulierende Maßnahmen<br />

entwickelt werden, die<br />

für ältere Menschen besonders geeignet<br />

sind“, erklärt Grubeck-Loebenstein<br />

ihre innovativen Forschungsintentionen.<br />

■<br />

tiroler Wissenschaftspreis für dr. Beatrix<br />

grubeck-loebenstein, überreicht<br />

von lr Bernhard tilg Foto: land Tirol/macht<br />

30 Wirtschaft Standort Tirol


tiroler almschweine statt mastsäue<br />

Nachhaltigkeit setzt sich in Tirol auch am Hof und in der Küche fort:<br />

Regionale Lebensmittel stehen bei Einheimischen und Gästen hoch im Trend.<br />

Tiroler Gröstl, Kasspatzln,<br />

Blattlstock oder Tiroler<br />

Marend, wenn die Urlauber<br />

nach Tirol kommen, bestellen sie<br />

natürlich gern regionale Küche.<br />

Immer mehr fragen die mündigkritischen<br />

Gäste inzwischen nach,<br />

wo denn das Fleisch, das Gemüse,<br />

die Wurst herkommt. „Aus der<br />

Region“ oder gar „<strong>vom</strong> Nachbarbauern“<br />

heißt es dann meist. Nachhaltigkeit<br />

und Ökologiebewusstsein<br />

im Sinne von kurzen Transportwegen<br />

und Lebensmitteln aus der<br />

Umgebung gehören heute in vielen<br />

Tiroler (Wirts)häusern zum Standard.<br />

Zwar ist es nicht mehr so, dass<br />

der Tiroler nur dem Braten traut,<br />

den er selber geschlachtet hat. Doch<br />

der Trend zum ökologisch-ökonomischen<br />

Denken hat auch in den<br />

Küchen Einzug gehalten ± im Sinne<br />

einer Qualitätsoffensive, die der<br />

Gast (zu Recht) auch einfordert,<br />

berichtet Josef Hechenberger, der<br />

Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer:<br />

„In der Vergangenheit<br />

war eine gewisse „Geizist-geil“-Mentalität<br />

im Tourismus<br />

spürbar. Durch intensive Bewusstseinsbildung<br />

ist es uns gelungen, die<br />

gelungene Kooperation Tourismus<br />

und Landwirtschaft aufzuzeigen<br />

und wesentlich zu verstärken. Man<br />

spürt, dass die Attraktivität der<br />

regionalen Lebensmittel in der<br />

heimischen Gast ronomie angekommen<br />

ist.“<br />

Wissen, woher das essen kommt<br />

Mit 419.167 Hektar landwirtschaftlicher<br />

Fläche und 16.846<br />

land- und forstwirtschaftlichen<br />

Betrieben zeichnet sich Tirol durch<br />

kleine Strukturen und kurze Wege<br />

aus ± die Basis für Nachhaltigkeit<br />

und Regionalität. Die kreislauforientierte<br />

Bewirtschaftung wird in<br />

Tirol schon seit Jahrhunderten<br />

praktiziert. Das schätzen auch die<br />

Konsumenten, unterstreicht der<br />

tirol setzt auf kleine Strukturen. das almschwein etwa darf sich hoch oben am<br />

Berg einen gesunden Bauch anfressen.<br />

Foto: Hörtnagl<br />

„tirols Kernkompetenzen liegen auch<br />

in der lebensmittelveredelung“, Josef<br />

hechenberger, präsident der landwirtschaftskammer<br />

tirol Foto: Die Fotografen<br />

Landwirtschaftskammer-Präsident:<br />

„Neben der hochwertigen Qualität<br />

unserer Produkte, wissen die<br />

Konsumenten woher die Lebensmittel<br />

kommen, wie und von wem<br />

sie produziert wurden ± das sind<br />

die bedeutendsten Vorteile unserer<br />

klein strukturierten Tiroler Landwirtschaft.<br />

Die Lebensmittelproduktion<br />

und -veredelung zählt<br />

schließlich zu den Kernkompetenzen<br />

der Tiroler Landwirtschaft.<br />

Die jüngsten Lebensmittelskandale<br />

(die Intervalle werden immer<br />

kürzer) haben aufgezeigt, dass diese<br />

Kriterien die Kaufentscheidung der<br />

Konsumenten ausschlaggebend<br />

beeinflussen.“ Hier gibt es noch viel<br />

ausbaufähiges Potenzial für die<br />

Zukunft. Dafür benötigt es<br />

weiterhin eine gute Zusammenarbeit<br />

zwischen den regionalen<br />

bäuerlichen Produzenten, dem<br />

Handel, dem Tourismus sowie den<br />

Konsumenten. Außerdem sind<br />

Innovationen, Engagement und<br />

der Weg <strong>vom</strong> feld zum teller wird<br />

in tirol kurz gehalten. regionale<br />

lebensmittel sind „in“ Foto: aichner<br />

Kreativität in der Entwicklung und<br />

der Vermarktung gefragt, so<br />

Hechenberger. „Nachhaltige Wirtschaftsweise<br />

gewinnt zunehmend<br />

an Bedeutung. Besonders erfreulich<br />

ist, dass der Landwirtschaftssektor<br />

hier eine Vorreiterstellung für<br />

andere Wirtschaftszweige innehat.“<br />

regionalität ist auch Preisfrage<br />

Auch bei den größeren Produzenten<br />

setzt man auf Qualität aus<br />

Tiroler Hand. Der Wurstwaren-<br />

Produzent Hörtnagl bezieht sämtliche<br />

fleischlichen Rohstoffe aus<br />

Österreich. „Das ist nur eine Preisfrage.<br />

Wir bezahlen einen stolzen<br />

Preis für die Waren, dafür<br />

bekommen wir aber auch sensationelle<br />

Qualität“, so Hans Plattner,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter.<br />

„Wo es möglich ist, decken wir uns<br />

in Tirol ein. Das ist bei Kalb- und<br />

Rindfleisch nahezu zu hundert<br />

Prozent möglich, bei Schweinefleisch<br />

nicht, Tirol ist kein Schweinezuchtland.<br />

Die begrenzten<br />

Bestände an Tiroler Schweinefleisch<br />

verarbeiten wir in Kooperation<br />

mit der Agrarmarketing Tirol<br />

zu zwei lokalen Produkten: das<br />

Hofschwein und das Almschwein<br />

Derzeit schicken 15 Bauern ihre<br />

Schweine exklusiv für die Firma<br />

Hörtnagl auf die Alm.“ Rund 2700<br />

Tonnen hochwertige Fleisch- und<br />

Wurstwaren erzeugt Hörtnagl pro<br />

Jahr, die in den eigenen Filialen, im<br />

Lebensmitteleinzelhandel und an<br />

Hotellerie und Gastronomie<br />

verkauft werden. Die Wertschöpfung<br />

für die Tiroler Bauern:<br />

400.000 kg Rindfleisch, 70.000 kg<br />

Kalbfleisch, 50.000 kg Schweinfleisch<br />

und 7500 kg Lammfleisch<br />

nimmt Hörtnagl jährlich von den<br />

regionalen Anbietern ab. Inzwischen<br />

expandiert Hörtnagl auch<br />

vorsichtig nach Deutschland: So<br />

gibt’s die Tiroler Leckereien schon<br />

in Berlin und Hamburg. ■<br />

Standort Tirol Wirtschaft 31


Unternehmen&Märkte<br />

FOTO: ANGELIKA ZINZOW FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

»Wir investieren<br />

lieber in den USA«<br />

INTERVIEW | Hariolf Kottmann Der deutsche Chef des Schweizer<br />

Spezialchemiekonzerns Clariant über seine Ausbaupläne,<br />

teuren Strom und Frauen in der Chemiebranche.<br />

Herr Kottmann, Clariant hat soeben ein<br />

Forschungszentrum für 500 Mitarbeiter in<br />

Frankfurt-Höchst eingeweiht. Planen Sie<br />

weitere Investitionen in Deutschland?<br />

Clariant besteht zu 70 Prozent aus Geschäften<br />

der früheren Hoechst AG, in<br />

Höchst arbeiten die meisten Forscher. Somit<br />

war klar, dass wir dort das Forschungszentrum<br />

eröffnen. Ansonsten: Warum sollten<br />

wir in Deutschland noch einen Cent in<br />

neue Anlagen investieren? Dafür sehe ich<br />

derzeit keinen Grund. Wir hatten zwei, drei<br />

Projekte in Deutschland favorisiert. Wir investieren<br />

nun lieber in den USA.<br />

Sind Sie ein Energieflüchtling? In den<br />

USA liegen die Kosten deutlich niedriger.<br />

Das ist ein Grund. Zudem sind die USA für<br />

uns im Gegensatz zu Europa nicht mehr<br />

ein reifer Markt, sondern ein Wachstumsmarkt,<br />

wo Konsum und Investitionen<br />

mächtig anziehen. Ich war neulich bei<br />

Kunden in Houston, da herrscht Goldgräberstimmung.<br />

Allein die Aussicht auf billigere<br />

Energie treibt die Investitionen nach<br />

oben und sorgt für mehr Wachstum.<br />

Welche Mehrkosten verursacht die Energiewende<br />

in Deutschland für Clariant?<br />

DER SANIERER<br />

Kottmann, 58, leitet Clariant seit Oktober<br />

2008. Der promovierte Chemiker arbeitete<br />

zunächst für die frühere Hoechst AG, dann<br />

für deren Ableger Celanese und schließlich<br />

als Vorstand beim Grafitspezialisten SGL<br />

Carbon. Der gebürtige Schwabe ist Fan des<br />

VfB Stuttgart.<br />

Allein am Standort Höchst zahlen wir für<br />

die Umlage auf erneuerbare Energien<br />

nächstes Jahr voraussichtlich 4,7 Millionen<br />

Euro. Die Kosten durch die EEG-Umlage<br />

haben sich damit gegenüber 20<strong>11</strong> fast verdoppelt<br />

– ohne dass wir Kapazitäten ausgebaut<br />

haben. Wir zahlen in Deutschland 13<br />

Cent pro Kilowattstunde, in China und den<br />

USA nur rund die Hälfte. Die explodierenden<br />

Energiekosten belasten uns doppelt –<br />

im internationalen Wettbewerb und im<br />

Vergleich zu heimischen Konkurrenten<br />

wie BASF, die weitgehend keine EEG-Umlage<br />

zahlen müssen. Um befreit zu werden,<br />

muss der Anteil der Energiekosten an der<br />

Bruttowertschöpfung mehr als 14 Prozent<br />

betragen. Das ist bei uns aber nur an einem<br />

von 18 Standorten in Deutschland der Fall.<br />

Was wünschen Sie sich von der künftigen<br />

Bundesregierung zur Energiepolitik?<br />

Der nationale Alleingang bei der Energiewende<br />

ist Wahnsinn. Ich halte die gesamte<br />

EEG-Förderung für falsch. Wir brauchen<br />

keine nationalen Alleingänge, sondern einen<br />

einheitlichen europäischen Ansatz.<br />

Wie wird sich die Chemiekonjunktur in<br />

den kommenden Jahren entwickeln?<br />

2014, 2015, 2016 werden Deutschland und<br />

Europa nicht wachsen, denn die Euro-<br />

Schuldenkrise sorgt für Verunsicherung<br />

bei Konsumenten und Industrie. Ich sehe<br />

Wachstum in Nord- und Lateinamerika<br />

und Asien. Die chinesische Regierung wird<br />

weiter Wachstumsprogramme auflegen,<br />

damit die Unterschiede zwischen Arm und<br />

Reich nicht zu sehr auseinanderdriften.<br />

Als Sie 2008 antraten, galt Clariant als<br />

Pleitekandidat. Sie haben in den ersten<br />

zwei Jahren 4000 Stellen abgebaut und<br />

inzwischen ein Fünftel des Umsatzes verkauft.<br />

Trotzdem hinken Sie bei der Gewinnmarge<br />

hinter Konkurrenten zurück.<br />

Im dritten Quartal erreichten wir eine Gewinnmarge<br />

von 14,1 Prozent vor Steuern,<br />

Zinsen und Abschreibungen. Das ist für<br />

Clariant der beste Wert in der Unternehmensgeschichte,<br />

aber Industriedurchschnitt.<br />

Bis 2015 wollen wir mit einer Marge<br />

von 17 Prozent in das obere Drittel vorstoßen<br />

– wo etwa Evonik und Altana schon<br />

sind. Um das zu schaffen, setzen wir auf<br />

Wachstum, Innovationen und weitere Kostensenkungen,<br />

zum Beispiel bei der Logistik<br />

und anderen Service-Einheiten.<br />

Ist der Clariant-Umbau abgeschlossen?<br />

Es gibt immer noch fünf, sechs unserer etwa<br />

50 Segmente, die ihre Ziele nicht erreichen.<br />

Bisher schwimmen die in größeren Einheiten<br />

mit, das wird sich ändern. Welche Segmente<br />

das sind, verrate ich nicht. Es wird<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 69<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

»2014, 2015,<br />

2016 wird die<br />

Chemie in<br />

Deutschland und<br />

Europa nicht<br />

wachsen«<br />

auch weiter Verkäufe geben, aber nicht in<br />

der bisherigen Dimension.<br />

Sie haben sich jüngst von Geschäften<br />

wie der Textil- und Lederchemie getrennt;<br />

Käufer waren Finanzinvestoren. Breiten<br />

die sich in der Chemiebranche weiter aus?<br />

Es wird künftig in der Branche mehr Abschlüsse<br />

mit Finanzinvestoren geben. In<br />

den USA lässt sich das bereits beobachten.<br />

Wo bleiben die klassischen Konzerne?<br />

Es sind ja oft kleinere Kapazitäten, die auf<br />

den Markt kommen. Nehmen Sie unser<br />

Emulsionsgeschäft – also Mischungen von<br />

Flüssigkeiten –, das wir zusammen mit der<br />

Textil- und Papierchemie an die US-Beteiligungsgesellschaft<br />

SK Capital verkauft haben.<br />

Das waren zwölf verschiedene Standorte,<br />

alles eher kleinteilig. Für eine BASF<br />

oder Dow Chemical ist das uninteressant.<br />

Clariant hat 20<strong>11</strong> die Süd Chemie <strong>vom</strong><br />

Finanzinvestor One Equity Partners für<br />

etwa zwei Milliarden Euro erworben.<br />

Was hat der Kauf gebracht? Der große<br />

Wachstumssprung ist ausgeblieben.<br />

Es ging uns bei der Akquisition nicht um<br />

starkes Wachstum, sondern um Kosteneinsparungen<br />

und margenstarke Innovationen.<br />

Die Süd Chemie verfügte über einige<br />

erstklassige Produkte wie das Geschäft mit<br />

Katalysatoren. Und über ein bahnbrechendes<br />

Verfahren, um Bioethanol aus Stroh<br />

herzustellen. Die industrielle Biotechnologie<br />

werden wir ausbauen.<br />

Durch die Süd Chemie sind noch einmal<br />

etwa 1000 deutsche Mitarbeiter zu<br />

Clariant kommen. Wie vertragen sich<br />

Schweizer und Deutsche?<br />

Als Clariant Ende der Neunzigerjahre im<br />

Wesentlichen aus der Schweizer Sandoz<br />

und der deutschen Hoechst AG entstand,<br />

gab es richtige Machtkämpfe. Die damaligen<br />

Manager haben das noch geschürt.<br />

Und dann haben Sie für Ruhe gesorgt?<br />

Es sind nun ausgeglichenere Charaktere<br />

am Werk. Clariant beschäftigt inzwischen<br />

in Basel mehr Deutsche als Schweizer. Ich<br />

bin selbst ehemaliger Hoechster, aber ich<br />

habe ein ganz klares Verständnis: Das Unternehmen<br />

heißt Clariant, die Zentrale<br />

liegt in der Schweiz, in Muttenz bei Basel.<br />

Wo müssen die Mitarbeiter umdenken?<br />

Clariant hatte keine sehr kommunikationsorientierte<br />

Kultur. Viele Mitarbeiter sind<br />

lieber ein bisschen für sich, haben ihr Silo<br />

und machen die Türe zu. Wir brauchen<br />

Leute, die Probleme selbstständig angehen,<br />

aufstehen und ihre Meinung vertreten.<br />

Wir müssen anders denken und arbeiten.<br />

Das sage ich den Mitarbeitern seit vier,<br />

fünf Jahren, es ist ein langer Prozess.<br />

Weniger Erlöse, mehr Ertrag<br />

Umsatz-und Gewinnentwicklungbei<br />

Clariant(in Millionen Schweizer Franken)<br />

seit dem Amtsantritt vonKonzernchef<br />

HariolfKottmann<br />

10000<br />

7500<br />

5000<br />

2500<br />

0<br />

2008<br />

2009<br />

Kosmetik und Katalysatoren<br />

Umsatzanteilebei ClariantnachSparten<br />

Katalysatorenund<br />

Batteriematerialien<br />

Chemikalienfür<br />

dieÖl- und<br />

Bergbauindustrie<br />

Umsatz<br />

21<br />

Quelle:Geschäftsbericht,<br />

Quartalsberichtzum 30.9.<strong>2013</strong><br />

Gewinn<br />

2010 20<strong>11</strong><br />

10<br />

26<br />

%<br />

43<br />

2012<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

Kunststoffund<br />

Lackchemie<br />

Chemikalienfür Pflegeprodukte<br />

(z.B.Kosmetik)<br />

Im Clariant-Vorstand sitzen nur Deutsche.<br />

Das sorgt doch sicher für böses Blut?<br />

Ich bin <strong>vom</strong> Verwaltungsrat, der mehrheitlich<br />

aus Schweizern besteht, bestellt worden.<br />

Ich hatte dann freie Hand bei der Auswahl<br />

meines Führungsteams. Finanzvorstand<br />

Patrick Jany ist zwar dem Pass nach<br />

Deutscher, hat aber französische Wurzeln.<br />

Die anderen beiden Vorstandskollegen<br />

kenne ich noch von der Hoechst AG.<br />

Im Vorstand und im Verwaltungsrat findet<br />

sich keine Frau. Wann ändert sich das?<br />

Wenn es eine geeignete Kollegin gibt, können<br />

wir darüber reden. Unserem Verwaltungsrat<br />

würde es sicher gut tun, ein oder<br />

zwei Frauen im Gremium zu haben.<br />

Dem Vorstand nicht?<br />

Ich würde mich freuen, wenn sich mehr<br />

Frauen für die Chemiebranche entscheiden<br />

würden. Wir haben nicht genügend<br />

junge Kandidatinnen, die wir entwickeln<br />

können. Ich habe mal unsere Leiterin Personalentwicklung<br />

gebeten, eine Liste mit<br />

den 30 Top-Frauen bei Clariant anzulegen.<br />

Es sind nur 20 zusammengekommen.<br />

Das ist wenig bei rund 22 000 Mitarbeitern.<br />

Arbeiten Sie daran, den Talentpool<br />

für Frauen zu vergrößern?<br />

Nein, da gibt es keine Initiativen. Ich bin<br />

auch gegen eine Frauenquote in Unternehmen.<br />

Eine solche Quote würde selbstbewussten<br />

Frauen, die beruflich ihren Weg<br />

gehen, eher schaden.<br />

2012 haben Sie 7,4 Millionen Schweizer<br />

Franken verdient. Das ist mehr als die<br />

Chefs von BASF und Bayer jeweils erhalten.<br />

Sind Sie so viel Geld wert?<br />

Diese Frage müsste unser Verwaltungsrat<br />

beantworten. Der Betrag liegt sicher am<br />

oberen Ende der Spannbreite, die ich mir<br />

selbst zusprechen würde. Darin enthalten<br />

ist allerdings eine Einmalzahlung von 1,5<br />

Millionen Franken für Leistungen im Zusammenhang<br />

mit der Integration der Süd<br />

Chemie. Und große Teile meiner Vergütung<br />

habe ich noch gar nicht bekommen –<br />

die sind an die Erreichung eines Gewinnziels<br />

geknüpft. Wenn wir das nicht schaffen,<br />

ist das Geld weg. Mein Grundgehalt<br />

liegt bei einer Million Franken, umgerechnet<br />

etwa 800 000 Euro.<br />

Am 24. November stimmt die Schweiz darüber<br />

ab, ob Vorstände künftig nur noch<br />

das maximal Zwölffache des niedrigsten<br />

Arbeiterlohns im Unternehmen verdienen<br />

sollen. Wie stehen Sie dazu?<br />

Ablehnend. Ich habe den Eindruck, dass<br />

da eine Gruppe von Jungsozialisten die<br />

Schweiz rocken will.<br />

n<br />

juergen.salz@wiwo.de, stephanie heise<br />

FOTO: ANGELIKA ZINZOW FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

70 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Weißer Hai statt kleiner Fisch<br />

AT&T | Der US-Riese greift nach Vodafone und will zum größten Telekomkonzern Europas aufsteigen.<br />

Doch nach den NSA- und CIA-Enthüllungen stößt der Sprung über den Atlantik auf wenig Gegenliebe.<br />

Wenn Randall Stephenson zu einem<br />

seiner in jüngster Zeit häufigeren<br />

Auftritte in Brüssel oder London<br />

über den Atlantik kommt, hält der<br />

AT&T-Chef den Europäern gern den Spiegel<br />

vor. „Vor sechs Jahren gehörte Europa<br />

die Spitzenposition im Mobilfunk“, erklärt<br />

der Vorstandschef des größten US-Telekomkonzerns<br />

dann seinen Zuhörern. Heute<br />

dagegen, sagt Stephenson mit stolzgeschwellter<br />

Brust, hätten die USA die Vorreiterrolle<br />

übernommen: „Europa hinkt inzwischen<br />

weit hinter den USA her.“ Denn<br />

die US-Konzerne bauen die schnellsten<br />

Mobilfunknetze und setzen die meisten<br />

Trends im mobilen Internet.<br />

Ein Rezept, wie die Schwäche überwunden<br />

werden könnte, stellt Stephenson<br />

auch aus: Wenn sich Europa stärker<br />

am amerikanischen Wettbewerbsmodell<br />

orientiere und sich die Netzbetreiber<br />

über alle Ländergrenzen<br />

hinweg frei ohne unterschiedliche<br />

nationale Regulierungsauflagen<br />

entfalten dürften, könnte Europa<br />

an alte Erfolge anknüpfen.<br />

Scharf auf Europa Enge Verbindungen zu<br />

den US-Geheimdiensten torpedieren die<br />

Expansionspläne von AT&T-Chef Stephenson<br />

BITTERER BEIGESCHMACK<br />

Die von Stephenson verordnete<br />

Medizin hat einen bitteren Beigeschmack.<br />

Seit dem Sommer<br />

sucht der AT&T-Chef nach<br />

Übernahmekandidaten, und<br />

Europa steht ganz oben auf<br />

seiner Shoppingliste. Doch<br />

wo er auch anklopfte, die Tür<br />

wurde zugeschlagen – so in<br />

Madrid und Rom bei Telefónica<br />

und Telecom Italia. Ihre<br />

ehemals staatlichen Ex-Monopolisten<br />

unter US-Kontrolle,<br />

das wollten die dortigen<br />

Regierungen nicht zulassen.<br />

Jetzt nimmt Stephenson den<br />

britischen Mobilfunkriesen<br />

Vodafone ins Visier. Und keine<br />

Regierung, kein Wettbewerbshüter<br />

soll die Pläne durchkreuzen. „Wenn<br />

AT&T den Sprung über den Teich machen<br />

will, ist das eine der wenigen Optionen, da<br />

Vodafone keine staatlichen Eigner hat“,<br />

sagt Jürgen Morath, Geschäftsführer bei<br />

der Beratung Accenture in Frankfurt.<br />

Stephenson hätte sich keinen schlechteren<br />

Zeitpunkt für den Sprung nach Europa<br />

ausgucken können. Alle IT-Unternehmen<br />

aus den USA stehen seit den Enthüllungen<br />

des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward<br />

Snowden unter dem Generalverdacht,<br />

beim Ausspähen und Überwachen des<br />

weltweiten Internet-Verkehrs eng mit amerikanischen<br />

Geheimdiensten zu kooperieren.<br />

Und AT&T arbeitete offenbar nicht nur<br />

mit der NSA, sondern auch mit dem Auslandsgeheimdienst<br />

CIA zusammen, wie<br />

die „New York Times“ von einem Insider<br />

erfuhr. Wenn solch ein US-Unternehmen<br />

die Kontrolle über die hiesigen Festnetzund<br />

Mobilfunkinfrastrukturen übernehmen<br />

will, wiegt dieser Verdacht besonders<br />

schwer. Denn das Abzapfen der Daten<br />

wäre dann noch einfacher.<br />

PRÜFUNG IN BERLIN<br />

Der Megadeal im Volumen von<br />

weit mehr als 150 Milliarden Euro<br />

wäre eine der größten Übernahmen<br />

weltweit. Eine AT&T-Vodafone-Gruppe<br />

würde mit einem<br />

Umsatz von rund 200 Milliarden<br />

Euro Marktführer in den<br />

USA und Europa und der<br />

mit Abstand größte Telekomkonzern.<br />

Derzeit<br />

spielen die Amerikaner<br />

alle Szenarien durch.<br />

Danach könnte Stephenson<br />

Anfang 2014<br />

Kontakt mit Vodafone-Chef<br />

Vittorio<br />

Colao aufnehmen<br />

und ein Übernahme-<br />

oder Fusionsangebot<br />

vorlegen.<br />

Ob solch eine Hochzeit<br />

den Segen der<br />

Wettbewerbshüter findet,<br />

ist offen. Nicht nur Brüssel und London,<br />

auch Berlin verfolgt AT&Ts Ambitionen<br />

sehr genau. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />

behält sich vor, eine<br />

Übernahme von Vodafone durch AT&T genau<br />

zu prüfen. Die Möglichkeit, eine Übernahme<br />

zu untersagen oder mit Auflagen zu<br />

versehen, besteht nach Paragraf 55 der<br />

»<br />

FOTO: GETTY IMAGES/BLOOMBERG<br />

72 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

Außenwirtschaftsverordnung, wenn „die<br />

öffentliche Ordnung oder Sicherheit der<br />

Bundesrepublik Deutschland gefährdet ist“.<br />

Nach der Verordnung kann der Bundeswirtschaftsminister<br />

auch einschreiten,<br />

wenn ein US-Unternehmen einen britischen<br />

Konzern schluckt, der wie Vodafone<br />

eine starke Präsenz in Deutschland hat.<br />

Solch einer Entscheidung müsste aber die<br />

gesamte Bundesregierung zustimmen.<br />

Die Deutsche Telekom warnt vorsorglich<br />

schon vor den Risiken bei einem Ausverkauf<br />

der europäischen Telekommunikationsbranche.<br />

„Europäische Netzbetreiber<br />

werden zu Übernahmezielen von Spielern<br />

außerhalb Europas“, heißt es in einem Positionspapier,<br />

das der künftige Telekom-<br />

Chef Timotheus Höttges Ende Oktober an<br />

Kanzleramt und EU-Kommission ver-<br />

Vor dem Sprung an die Spitze<br />

Diezehnumsatzstärksten Telekomkonzerne<br />

der Welt (inMilliarden Dollar)<br />

NTT<br />

AT&T<br />

Verizon<br />

ChinaMobile<br />

Telefónica<br />

Deutsche Telekom<br />

Vodafone<br />

Comcast<br />

AméricaMóvil<br />

Orange<br />

Geschäftsjahr 2012;Quelle:Fortune 500<br />

80,1<br />

74,8<br />

70,2<br />

62,6<br />

58,9<br />

55,9<br />

96,9<br />

128,9<br />

127,4<br />

<strong>11</strong>5,8<br />

schickte (WirtschaftsWoche 45/<strong>2013</strong>).<br />

Durch die wachsende Abhängigkeit von<br />

außereuropäischen Anbietern werde nicht<br />

nur die technische Souveränität im Internet<br />

gefährdet. Europa werde auch verwundbarer<br />

gegen Cyberangriffe aller Art<br />

und setze die Fähigkeit aufs Spiel, kritische<br />

Telekominfrastrukturen zu schützen.<br />

Die Telekom baut bereits die erste Abwehrfront<br />

auf. Ein nationales oder europäisches<br />

Routing soll dafür sorgen, dass kein<br />

Byte mehr im innerdeutschen Verkehr die<br />

Grenzen verlässt. Eine entsprechende Vorschrift<br />

will Bundesinnenminister Hans-Peter<br />

Friedrich mit dem künftigen Koalitionspartner<br />

SPD diskutieren und zügig im neuen<br />

IT-Sicherheitsgesetz verankern. Damit<br />

soll es für ausländische Geheimdienste<br />

schwerer werden, Internet-Kommunikation<br />

zwischen deutschen Kunden und Unternehmen<br />

auszuspionieren.<br />

Für AT&T wäre das ein Schlag: Denn zu<br />

den wichtigen Geschäftsfeldern gehört<br />

auch, Daten in großen Mengen über eigene<br />

Transatlantikkabel zwischen den USA<br />

und Europa zu transportieren.<br />

SCHUTZSCHILD DER TELEKOM<br />

Die Telekom geht noch einen Schritt weiter,<br />

um verunsicherte Geschäftskunden<br />

von US-Unternehmen wegzulocken. An<br />

diesem Montag, auf einem gemeinsam mit<br />

der Münchner Sicherheitskonferenz veranstalteten<br />

Cyber Security Summit in<br />

Bonn, stellt der neue Geschäftsbereich Cybersecurity<br />

sein erstes Produkt vor. Mit der<br />

„Clean Pipe“, also der sauberen Leitung,<br />

will die Telekom einen Schutzschild für<br />

Geschäftskunden gegen alle elementaren<br />

Bedrohungen aus dem Internet aufbauen.<br />

Ausverkauf auf Raten<br />

WieEuropaden Anschluss in der<br />

Digitalwirtschaft verliert<br />

446<br />

15%<br />

85%<br />

2008<br />

567 592 567 609<br />

25%<br />

75%<br />

30%<br />

70%<br />

37%<br />

63%<br />

47 %<br />

53%<br />

09 10 <strong>11</strong> 12<br />

Quelle:Boston Consulting Group<br />

Börsenwertvon<br />

Internet-Anbietern<br />

in Europa<br />

(inMrd.€)<br />

mitFirmensitz<br />

außerhalb der EU<br />

mitFirmensitz<br />

in der EU<br />

Sensible Komponenten <strong>vom</strong> Internet-<br />

Router bis zum Cloud Computing stammen<br />

dann von deutschen Anbietern, die<br />

nicht mit ausländischen Geheimdiensten<br />

kooperieren. Das Produkt hat die Telekom<br />

mit der auf Hochsicherheit spezialisierten<br />

Lancom aus Aachen entwickelt, die Hochgeschwindigkeitsrouter<br />

baut.<br />

Den idealen Zeitpunkt für eine Übernahme<br />

in Europa hat AT&T nach Ansicht von<br />

Experten ohnehin verpasst. „Signifikante<br />

Synergien sind zwischen den USA und Europa<br />

nicht zu finden“, sagt Wolfgang Bock,<br />

der für Telekommunikation zuständige Senior<br />

Partner bei der Beratung Boston Consulting<br />

in München. „Ein Zukauf in Europa<br />

macht für AT&T vor allem Sinn, wenn ein<br />

Netzbetreiber als unterbewertet eingestuft<br />

wird.“ Doch die Börsenbewertungen seien<br />

seit Jahresanfang um rund 30 Prozent gestiegen,<br />

es gebe keine Schnäppchen mehr.<br />

Der Gegenwind aus Europa kommt für<br />

AT&T überraschend. Bislang wurden US-<br />

Telekomgiganten als Investoren mit offenen<br />

Armen empfangen. Bereits in den<br />

Neunzigerjahren waren zwei der Vorgängerfirmen<br />

der heutigen AT&T – Pacific<br />

Telesis und Bell South – Gründungsgesellschafter<br />

von Mannesmann Mobilfunk und<br />

E-Plus. AT&T hielt sogar eine Minderheitsbeteiligung<br />

an Mannesmann Arcor, dem<br />

zweitgrößten Telekom-Konkurrenten im<br />

Festnetz. Doch infolge der Fusionswelle in<br />

den USA, aus der die heutigen Riesen<br />

AT&T und Verizon entstanden, zogen sich<br />

die Amerikaner aus Deutschland zurück.<br />

Die Wachstumschancen auf dem Heimatmarkt<br />

waren so groß, dass die Unternehmen<br />

alle Investitionen dort konzentrierten.<br />

Das Blatt hat sich gewendet. AT&T-Chef<br />

Stephenson muss im Ausland nach Wachstum<br />

suchen. Sein Heimatmarkt ist längst<br />

zu klein geworden. Wettbewerbsauflagen<br />

behindern die heimische Expansion. Daher<br />

bewegt sich beim Gesamtumsatz kaum<br />

noch etwas. 2009 setzte AT&T rund 123<br />

Milliarden Dollar um. 2012 war es mit 127,4<br />

Milliarden Dollar nur wenig mehr. Gleichzeitig<br />

brach der Gewinn von damals 12,1<br />

Milliarden Dollar wegen hoher Kosten für<br />

den Ausbau der Netzinfrastruktur auf 7,2<br />

Milliarden Dollar ein. Und das, obwohl die<br />

Belegschaft zeitgleich von 283000 auf<br />

242000 Mitarbeiter schrumpfte.<br />

KAUM WACHSTUM IN DER HEIMAT<br />

Im Mobilfunk ist AT&T zwar US-Marktführer<br />

mit 109 Millionen Kunden. Doch große<br />

Sprünge sind nicht mehr zu erwarten. Der<br />

neue T-Mobile-Chef John Legere zieht mit<br />

besserer Abdeckung und Kampfpreisen<br />

gegen AT&T zu Felde. Eine leichte Übung:<br />

Der texanische Konzern hat die mit Abstand<br />

teuersten Mobilfunktarife in den<br />

USA. Im vergangenen Quartal schaffte Legere<br />

die Trendwende und gewann mehr<br />

als eine Million Kunden dazu, darunter<br />

648000 hochwertige Vertragskunden.<br />

Den Gegenangriff will Stephenson nun<br />

in Europa starten. Schon 1994 prahlte der<br />

damalige AT&T-Chef Robert Allen: „Mit einem<br />

Anteil von fünf Prozent an der 1,5 Billionen<br />

Dollar starken Informationsindustrie<br />

weltweit ist AT&T nur ein kleiner Fisch<br />

mit viel Platz zum Wachsen.“ 20 Jahre später<br />

arbeitet sein Nachfolger an der Vollendung<br />

dieses Plans. Denn bisher ist<br />

AT&Ts Anteil im boomenden Internet-<br />

Markt nicht viel größer. Aus dem kleinen<br />

Fisch soll wohl ein weißer Hai werden. n<br />

juergen.berke@wiwo.de, matthias hohensee | Silicon Valley<br />

74 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Technik&Wissen<br />

Eine Drohne überwacht den Acker<br />

vor dem Mähen und Ernten und<br />

warnt, wenn sich Wildtiere dort verstecken<br />

oder Kinder spielen.<br />

Mähdrescher ernten Getreide<br />

dank zentimetergenauer<br />

Satelliten-Navigation selbstständig<br />

und rufen den Traktor,<br />

wenn ihr Speicher voll ist.<br />

Wall-Ye heißt der Weinbergroboter,<br />

der Reben schneidet<br />

und sich automatisch durch<br />

den Weinberg bewegt.<br />

Harvey ist der ideale Roboter für<br />

Großgärtnereien: Er kann Tag und<br />

Nacht schwere Töpfe versetzen.<br />

Unkraut wegballern<br />

AGRARWIRTSCHAFT | Ernteroboter, ferngesteuerte Anti-Unkraut-Drohnen und intelligente<br />

Mähdrescher: Die Landwirtschaft steht vor einem gigantischen Innovationsschub. Dadurch<br />

könnte sie sparsamer und zugleich umweltfreundlicher werden.<br />

Eein Augenpaar späht den Acker<br />

aus. Plötzlich bohrt sich ein Arm<br />

in den Ackerboden, kommt wenige<br />

Sekunden später wieder heraus.<br />

Dann stakst der sechsbeinige,<br />

kaum ein Meter große, silberfarbene<br />

Roboter mit eckigen Schritten auf dem<br />

Acker weiter.<br />

Nein, es ist kein Außerirdischer, der gerade<br />

den Planeten Erde erkundet. Es ist einer<br />

der ersten Pflanzroboter, die auf einem<br />

Acker im US-Bundesstaat Iowa die idealen<br />

Stellen für Samen suchen. Er checkt, ob<br />

Dünger und Pflanzenschutzmittel nötig<br />

sind und ob der Ackerboden feucht genug<br />

ist. Erfinder dieses elektronischen Gesellen<br />

ist der Biotechniker David Dorhout, der<br />

mit seinem Unternehmen Dorhout die<br />

Landwirtschaft für immer verändern will:<br />

Bald sollen Roboter in Schwärmen Felder<br />

bestellen, Grünzeug pflegen, Pflanzen bewässern<br />

und sogar Früchte ernten.<br />

Das Ziel: mit weniger Chemie mehr Ernte<br />

einfahren, ohne die Böden dabei zu stark<br />

zu beschädigen.<br />

So wie Dorhout arbeiten viele Forscher<br />

in Unternehmen und Hochschulen an<br />

Pflanz-, Pflege- und Ernterobotern sowie<br />

einer weitreichenden Vernetzung des Maschinenparks<br />

auf dem Bauernhof. Das wird<br />

76 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Roboter Bonirob untersucht,<br />

wie gut jede Pflanze<br />

mit Nährstoffen, Wasser<br />

und Schädlingsbekämpfungsmitteln<br />

versorgt ist.<br />

Der Landwirt der Zukunft<br />

steuert und kontrolliert<br />

seine Ernteroboter und<br />

vernetzte Maschinen <strong>vom</strong><br />

Tablet-Rechner aus.<br />

Aquarius, ein Roboter<br />

aus Kalifornien, versorgt<br />

Pflanzen selbstständig<br />

mit Wasser.<br />

Pflanzroboter Prospero sucht<br />

auf dem Acker die beste Stelle<br />

für Samen und sät ihn dort aus.<br />

ILLUSTRATION: JAVIER ZRRACINA<br />

auch die weltweit größte Landtechnikmesse<br />

Agritechnica zeigen, die am 12. November<br />

in Hannover beginnt. Die blechernen<br />

Gesellen sollen in Zukunft die Ernährung<br />

von fast zehn Milliarden Menschen sichern,<br />

die nach Schätzungen der UN im<br />

Jahr 2050 auf der Erde leben. Die brauchen<br />

neben einer besseren Verteilung der Nahrungsmittel<br />

vor allem rund doppelt so viel<br />

davon wie heute.<br />

Mit konventioneller Landwirtschaft<br />

kann das nicht gelingen: Sie verbraucht zu<br />

viel Trinkwasser, zu viel Dünger und zu viele<br />

Pflanzenschutzmittel, und sie schädigt<br />

darüber hinaus Böden und Grundwasser.<br />

Zugleich sorgt der Klimawandel weltweit<br />

für schrumpfende Ackerflächen und<br />

schwierige Anbaubedingungen. All das<br />

zeigt, dass die Landwirtschaft mit den alten<br />

Instrumenten nicht mehr weiterkommt.<br />

„Die digital gestützte Automatisierung<br />

ist die nächste große Entwicklung in der<br />

Landwirtschaft, die höhere Erträge bringt<br />

und die Umwelt schont“, sagt Hermann<br />

Garbers, beim ostwestfälischen Landmaschinenhersteller<br />

Claas für Forschung und<br />

Entwicklung zuständig und gleichzeitig<br />

Vorsitzender Landtechnik im Verband<br />

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.<br />

Agrarroboter<br />

messen sich im<br />

Pflanzen und<br />

Unkrautbekämpfen<br />

Dieser neue, von vernetzten Maschinen<br />

und Robotern getriebene Automatisierungsschub<br />

der Landwirtschaft ist schon<br />

im Gange – bislang allerdings weitgehend<br />

unbemerkt. Wer kennt schon die Weltmeisterschaft<br />

Field Robot Event, dieses<br />

Jahr in Prag ausgetragen, bei der sich<br />

Agrarroboter im Pflanzen und Unkrautbekämpfen<br />

messen?<br />

Automatisierung und Präzision werden<br />

damit zum Schlüssel des Bauernhofs der<br />

Zukunft. Warum soll der Landwirt beispielsweise<br />

seinen ganzen Acker mit Chemikalien<br />

überziehen, wenn er sie auch nur<br />

da sprühen kann, wo sie wirklich gebraucht<br />

werden? Jede einzelne Pflanze erhält<br />

dann genau die richtige Menge Wasser,<br />

Dünger, Pflanzenschutzmittel, die sie<br />

braucht. Das würde den Einsatz von Chemie,<br />

Wasser und Dünger auf dem Acker<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 77<br />

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Technik&Wissen<br />

»<br />

oder im Weinberg drastisch reduzieren,<br />

die Betriebskosten senken und gleichzeitig<br />

den Ernteertrag verbessern.<br />

Immer mehr Geräte sind vernetzt, Sensoren<br />

werden billiger, und Roboter erledigen<br />

Aufgaben auf dem Feld automatisch.<br />

Sie überprüfen etwa, ob die Pflanzen ausreichend<br />

mit Nährstoffen und Wasser versorgt<br />

sind, und entlasten so die Umwelt.<br />

Aber das ist nur der Anfang. Einige Experten<br />

glauben gar, dass diese Vernetzung<br />

des Bauernhofs einige der größten Probleme<br />

unserer Landwirtschaft lösen könnte.<br />

Claas Lexion 780<br />

Motor V8-Zylinder, 598 PS<br />

Korntank 12 500 Liter<br />

Gewicht 18 920 Kilogramm<br />

Preis ab 500 000 €<br />

Breite Schneidwerk 12 m<br />

ENDE DER VERSCHWENDUNG<br />

Geschickt umkurvt Bonirob die zarte, wenige<br />

Zentimeter hohe Maispflanze vor einem<br />

seiner Räder. Seine 500 Kilogramm<br />

Gewicht hätten das Pflänzchen beim Überfahren<br />

zermalmt. Aber dazu ist Bonirob<br />

nicht da, er ist vielmehr so etwas wie ein<br />

Ackerdoktor – nur ohne Skalpell und Spritze.<br />

Der vierrädrige Roboter untersucht<br />

stattdessen mit Lichtgitter, Abstandssensoren<br />

und 3-D-Kameras, wie gut jede einzelne<br />

Pflanze mit Nährstoffen und Wasser versorgt<br />

ist und ob sie gegen Schädlinge geschützt<br />

werden muss.<br />

Das Ziel: Je genauer der Bauer weiß, wie<br />

es um jede Pflanze auf seinem Acker bestellt<br />

ist, desto sparsamer kann er Dünger,<br />

Wasser und Pflanzenschutzmittel dosieren.<br />

Es wäre das Ende der Verschwendung<br />

wertvoller Ressourcen.<br />

Dazu erstellt der Roboter eine Art Fingerabdruck<br />

jeder einzelnen Pflanze. „Später<br />

kann Bonirob den genauen Standort einer<br />

bestimmten Pflanze wiederfinden und ihre<br />

Merkmale erneut vermessen“, sagt Arno<br />

Ruckelshausen, Physiker und Projektleiter<br />

an der Hochschule Osnabrück. Denn Bonirob<br />

findet sich dank GPS-Steuerung auf<br />

dem Acker allein zurecht, für maximale Beweglichkeit<br />

haben ihm die Entwickler vier<br />

Radnabenmotoren spendiert. Im Verbund<br />

mit dem Autozulieferer Bosch und dem<br />

Landmaschinenhersteller Amazone hat<br />

Ruckelshausen den Feldroboter als Plattform<br />

entwickelt, die für verschiedenste Anwendungen,<br />

sogenannte Apps, offen ist.<br />

Damit kann der kleine Landarbeiter sogar<br />

zum Unkrautjäter im Ökolandbau werden.<br />

Jetzt bereiten Amazone und Bosch den<br />

Prototyp für die Markteinführung vor. Das<br />

ist allerdings nicht so leicht wie gedacht.<br />

Denn eine wichtige Frage für Roboter ist:<br />

„Wo bin ich, und ist das auch gut so?“ Das<br />

ist auf dem Acker gar nicht so leicht zu beantworten,<br />

wo Sonne, Staub, Regen und<br />

Schlamm die Sensoren stören, hohe Pflanzen<br />

den Blick versperren und der Boden<br />

uneben ist. Für die Bosch-Entwickler aus<br />

dem Wachstumsmarkt Servicerobotik ist<br />

das eine Herausforderung: Die Technologie<br />

muss robust sein und trotzdem zuverlässig<br />

funktionieren, ohne beispielsweise<br />

spielende Kinder zu gefährden.<br />

Während die einen sich mit den Problemen<br />

am Boden herumschlagen, denken<br />

andere Forscher schon in eine ganz andere<br />

Richtung. Sie wollen schwer erreichbare<br />

und weitläufige Felder mit Drohnen aus<br />

der Luft überwachen: Wer über Felder in<br />

der Nähe Berlins geht, wird mitunter heute<br />

schon <strong>vom</strong> hochtourigen Lärm eines heranfliegenden<br />

Messgerätes der Berliner<br />

Humboldt-Universität gestört.<br />

Die knapp 50 Zentimeter lange Drohne<br />

macht in etwa 70 Meter Höhe Aufnahmen<br />

der Pflanzen im sichtbaren und im Infrarotbereich,<br />

die sofort auf dem Laptop des<br />

Bauern landen. Der sieht darauf, wie gut<br />

oder schlecht es seinem Grünzeug geht.<br />

Diesen Fortschritt ermöglichen vor allem<br />

Sensoren, die heute viel besser sehen,<br />

riechen und hören als Menschen und zudem<br />

auch Temperatur, Feuchtigkeit, Wärmestrahlung,<br />

Druck – sowie den Gehalt an<br />

Nähr- oder Giftstoffen erfassen können.<br />

Viele der elektronischen Fühler neuester<br />

Generation, wie sie etwa einer der Marktführer<br />

Bosch Sensortec, aber auch Spezialunternehmen<br />

wie Yara, LandData Eurosoft<br />

und Fritzmeier Umwelttechnik anbieten,<br />

haben nicht mal mehr die Größe eines<br />

Stecknadelkopfes.<br />

Dabei kosten Sensoren, Prozessoren und<br />

Speicherchips mitunter nur noch wenige<br />

Cent und sind heute robust genug, um sie<br />

in Maschinen, Werkzeuge und Bauteile aller<br />

Art einzubauen. Die Daten lassen sich<br />

per Internet oder Mobilfunk in Sekundenschnelle<br />

austauschen.<br />

WENIGER UMWELTBELASTUNG<br />

Die intensive Landwirtschaft gehört bislang<br />

zu den größten Umweltsündern.<br />

Grund dafür ist der enorme Verbrauch und<br />

die Verschmutzung von Trinkwasser – sei<br />

es durch Gülle aus Mastbetrieben oder<br />

durch Schädlingsbekämpfungsmittel. Laut<br />

den Analysten von Deutsche Bank Re-<br />

FOTOS: PR<br />

78 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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John Deere 9460R<br />

Motor 6-Zylinder, 506 PS<br />

Hubraum 13,5 Liter<br />

Getriebe 18 Vorwärts-/6 Rückwärtsgänge<br />

Preis ab 428 400 €<br />

Durchmesser<br />

Zwillingsreifen<br />

205 cm<br />

search produzieren Landwirte und Viehzüchter<br />

14 Prozent der weltweit ausgestoßenen<br />

Treibhausgase. Von der Ressourcenschonung<br />

profitiert aber nicht nur die<br />

Umwelt, sondern auch die Kunden. Sie<br />

kaufen Mehl, Mais, Erdbeeren und Tomaten,<br />

die der Landwirt mit weniger Chemie<br />

gezogen hat.<br />

Zu einer schonenderen Landwirtschaft<br />

könnte ausgerechnet eine wie selbst gebastelt<br />

aussehende Laserapparatur führen,<br />

die sich im Moment noch auf Gleisen in einem<br />

Gewächshaus der Leibniz-Universität<br />

Hannover bewegt. Forscher haben mit<br />

Geld der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

einen Roboter entwickelt, der auch<br />

kleine Jungs für das Unkrautjäten begeistern<br />

könnte: Er kann nämlich unerwünschtes<br />

Grünzeug einfach weglasern.<br />

Während der Fahrt lenkt der Apparat eine<br />

Art Kanone auf ein Büschel Unkraut. Dann<br />

ein Blitz, und es knistert kurz – schon ist<br />

das Kraut verdampft.<br />

Damit der Laser nicht wahllos auf dem<br />

Acker um sich ballert, scannt der Roboter<br />

zunächst mit einer Kamera den Boden und<br />

die Pflanzen und übermittelt die Bilder an<br />

einen Rechner. Dort ist in einer Datenbank<br />

die Gestalt der Unkräuter und Nutzpflanzen<br />

hinterlegt.<br />

Blitzschnell entscheidet der Rechner,<br />

was der Roboter vernichten soll und was<br />

stehen bleiben darf. Außerdem speichert<br />

Die Erdbeere ist<br />

ein Sensibelchen,<br />

das sich schwer<br />

ernten lässt<br />

er die Lage jedes unbekannten Unkrauts<br />

mit GPS-Daten. So kann der Strahl des Lasers<br />

später – wenn das Unkraut identifiziert<br />

ist – exakt auf das Wuchszentrum der<br />

Pflanze gerichtet werden.<br />

Das Interesse an dem Projekt sei jetzt<br />

schon groß, sagt Projektleiter Thomas<br />

Rath. „Überall dort, wo eine Überfahrt über<br />

das Beet relativ leicht zu realisieren ist,<br />

könnte das System bald zum Einsatz kommen<br />

– zum Beispiel in Gewächshäusern<br />

oder Baumschulen“, sagt Rath.<br />

Was so einfach klingt, war während der<br />

Entwicklung durchaus knifflig. Bei den ersten<br />

Versuchen zeigte sich beispielsweise,<br />

dass Laser mit zu geringer Energiemenge<br />

das Unkraut zum Wachsen anregte, statt es<br />

zu zerstören. Erst stärkere Laser konnten<br />

die Unkräuter wirklich vernichten.<br />

Weil die Laserkanone im unwegsamen<br />

Gelände schon mal ins Straucheln gerät,<br />

entwickeln die Agrartechniker in Hannover<br />

zudem eine Drohne, die die Unkräuter<br />

aus der Luft vernichten kann. Dieser Flugroboter<br />

scannt ebenfalls zunächst die<br />

Pflanzen, gleicht das Gewächs mit den hinterlegten<br />

Fotos in einer Datenbank ab und<br />

vernichtet dann das Unkraut.<br />

Die Schwierigkeit für die Entwickler: Die<br />

Drohne muss mit der Laserkanone sehr ruhig<br />

in der Luft stehen, damit sie wirklich<br />

nur das Unkraut abschießt und nicht aus<br />

Versehen auch die benachbarte Nutzpflanze.<br />

Die ersten Tests sind nun im Gange.<br />

DAS PERSONALPROBLEM<br />

Aber der Kampf gegen Unkraut ist nur eines<br />

der Einsatzfelder der neuen, elektronischen<br />

Hilfsarbeiter. Sie helfen mittlerweile<br />

auch bei der Ernte – sogar während der<br />

Erdbeerzeit. Dabei ist die begehrte Frucht<br />

ein echtes Sensibelchen. Sie reift langsam,<br />

braucht jede Menge Sonne, und selbst die<br />

Ernte behagt ihr nicht, weil schon winzige<br />

Druckstellen dazu führen, dass die Erdbeere<br />

verdirbt. Bauern müssen daher in sehr<br />

kurzer Zeit viele Aushilfen einstellen, um<br />

die wertvollen Früchte <strong>vom</strong> Feld zu holen.<br />

Denn nur Menschen besitzen das nötige<br />

Feingefühl, um die sensiblen Früchtchen<br />

zu ernten. Bislang jedenfalls.<br />

Ein neuer Roboter soll jetzt ebenfalls einfühlsam<br />

genug für die Erdbeerernte sein.<br />

Ingenieure der Firma Agrobot aus dem<br />

größten Erdbeeranbaugebiet Spaniens,<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 79<br />

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Technik&Wissen<br />

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Huelva, haben eine Erntemaschine für<br />

die sensiblen Früchte entwickelt. Noch<br />

steuern Menschen den mehr als vier Meter<br />

langen Roboter. Der fährt an den im Hochbeet<br />

wachsenden Pflanzen vorbei und<br />

schneidet mit zwei Messern die Erdbeeren<br />

ab. Die Greifarme des Geräts, die mit einem<br />

Auffangkörbchen für die Früchte ausgestattet<br />

sind, verhindern, dass die Erdbeeren<br />

unsanft fallen und Druckstellen bekommen.<br />

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Roboter<br />

in den nächsten Jahren immer anspruchsvollere<br />

Aufgaben übernehmen<br />

werden – auch in Gärtnereien.<br />

Da wäre zum Beispiel Harvey, der erste<br />

Roboter des US-Unternehmens Harvest<br />

Automation. Mit seinen Greifarmen packt<br />

er Töpfe mit Pflanzen, topft sie um, stellt sie<br />

im Winter dichter zusammen und im Frühjahr<br />

weiter auseinander, damit sie genügend<br />

Licht bekommen. Im Sommer, wenn<br />

sie weiter gewachsen sind, bewegt er sie<br />

noch einmal weiter auseinander. Bis zu<br />

zehn Mal wird jeder Topf umgesetzt, bevor<br />

er verkauft wird. In Großgärtnereien gibt es<br />

rund eine Million solcher Töpfe – viel zu<br />

tun für Roboter wie Harvey.<br />

Wall-Ye Weinbergroboter<br />

Ausstattung 6 Kameras, Navigation<br />

Leistung beschneidet 600 Reben/Tag<br />

Gewicht ca. 20 Kilogramm<br />

Preis ca. 24 000 €<br />

Er wiegt rund 40 Kilogramm, kann bis zu<br />

zehn Kilogramm schwere Töpfe mit Tomaten,<br />

Rosen oder Tulpen tragen, schuftet,<br />

wenn es sein muss, Tag und Nacht und bei<br />

jedem Wetter. Harvey, der seit Mitte des<br />

Jahres für 30 000 US-Dollar zu haben ist,<br />

kommt auch prima mit Menschen in seiner<br />

Umgebung klar, weil er sie dank seiner<br />

Sensoren erkennt und Zusammenstöße<br />

vermeidet.<br />

Sein Erfinder Joe Jones hat bereits einmal<br />

bewiesen, dass er weiß, wie man solche<br />

elektronischen Gesellen baut: Er half,<br />

den weltweit erfolgreichen Roboterstaubsauger<br />

Roomba zu entwickeln.<br />

In einem nächsten Schritt will Jones dem<br />

elektronischen Gärtner Harvey immer<br />

mehr beibringen: Bald soll der Roboter<br />

Pflanzen auch selbstständig beschneiden<br />

und düngen sowie Melonen und Kürbisse<br />

ernten können.<br />

VERNETZTE MECHANIK<br />

Vernetzung und Intelligenz erobern jeden<br />

Bereich der Landwirtschaft. Auf den Feldern<br />

von morgen sind nicht nur Roboter<br />

wie Harvey unterwegs, sondern auch<br />

hochintelligente, gigantische Landmaschinen.<br />

Noch vor einigen Jahren waren beispielsweise<br />

Mähdrescher rein mechanisch-hydraulische<br />

Ungetüme, heute sind<br />

sie fahrende Großrechner mit einer Vielzahl<br />

von Sensoren.<br />

Der grasgrüne Mähdrescher Lexion 780<br />

von Claas ist ein beeindruckender Kraftprotz:<br />

Der Achtzylindermotor von Merce-<br />

FOTO: LAIF/REA/AUDRAS<br />

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des mit einem Hubraum von 16 Litern hat<br />

fast 600 PS, sein Mähwerk ist bis zu 12 Meter<br />

breit. Er hat einen Dieseltank, der mehr als<br />

1000 Liter Treibstoff fasst. Damit ist er wie<br />

geschaffen für die riesigen Weizenfelder, wie<br />

es sie etwa im Osten Deutschlands oder auf<br />

den ehemaligen Kolchosen in Russland gibt.<br />

Aber der automatisch fahrende Lexion<br />

ist nicht nur stark, es steckt auch jede Menge<br />

Intelligenz in der Maschine: Die sogenannte<br />

Cemos-Steuerung des Mähdreschers<br />

überwacht vollautomatisch ständig<br />

Temperatur und Feuchtigkeit des Getreides<br />

und stellt die Schnittlänge für die Getreidehalme<br />

automatisch immer wieder<br />

neu ein. An welcher Stelle er wie viel Getreide<br />

geerntet hat, speichert er exakt ab. So<br />

weiß der Landwirt schnell, welcher Bereich<br />

seines Ackers mehr oder weniger<br />

Dünger braucht.<br />

Bei aller Faszination für intelligente Maschinen<br />

haben solche Giganten des Ackers<br />

ein Problem: Brummer wie der Lexion wiegen<br />

mehr als 18 Tonnen, kosten mehr als<br />

500 000 Euro und werden nur an 40 Tagen<br />

im Jahr genutzt. Ganz klar: „Maschinen wie<br />

Mähdrescher, Traktoren oder Maishäcksler<br />

können kaum noch größer werden“, sagt<br />

Claas-Forschungschef Garbers. Neben<br />

noch stärkerer Bodenverdichtung und hohen<br />

Treibstoffkosten gibt es ein weiteres<br />

Problem: Sie dürfen nicht mehr auf öffentlichen<br />

Straßen fahren.<br />

Stattdessen arbeiten Entwickler daher<br />

daran, die Intelligenz und Selbstständigkeit<br />

der Maschinen zu erhöhen. „Elektronik<br />

verdrängt zunehmend die Hydraulik<br />

und Mechanik, und Maschinen werden<br />

Die großen sechs<br />

Sechs Unternehmen teilen sich den Markt<br />

für Landtechnik zu fast 90 Prozent auf<br />

John Deere<br />

New Holland<br />

Case (CNH)<br />

AGCO<br />

Kubota<br />

Claas<br />

Same-Deutz-<br />

Fahr (SD)<br />

Land<br />

USA<br />

NL<br />

USA<br />

J<br />

D<br />

I<br />

Marken<br />

John Deere<br />

Steyr,<br />

New Holland Case<br />

Fendt, Valtra,<br />

Challenger,<br />

Massey-Ferguson<br />

Kubota<br />

Claas<br />

Deutz-Fahr,<br />

Same, Lamborghini,<br />

Hürlimann<br />

1 2012 in Millionen Euro; 2 geschätzt; Quelle VDMA<br />

Umsatz 1<br />

20864<br />

12044<br />

7689<br />

6762 2<br />

3381<br />

<strong>11</strong>90<br />

künftig noch intensiver miteinander kommunizieren<br />

können“, sagt Thomas Engel,<br />

zuständig für die Sparte Intelligente Lösungen<br />

beim Landmaschinenhersteller John<br />

Deere in Kaiserslautern.<br />

TEURE WARTEZEITEN VERMEIDEN<br />

Das Forschungsprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

Marion zeigt, wie das<br />

geht: Eine neue Software berechnet ständig,<br />

wann der Speicher des Mähdreschers<br />

voll ist, damit der Traktor mit dem Ladewagen<br />

rechtzeitig da ist. So lassen sich<br />

unnötige Fahrten sowie teure Wartezeiten<br />

für Traktor wie für den Mähdrescher vermeiden.<br />

Es ist keine Frage: Automatisierung, Vernetzung<br />

und Feldroboter verändern das<br />

Berufsbild des Landwirts in den nächsten<br />

Jahren von Grund auf. Statt auf einem<br />

Traktor sitzt der Landwirt in Zukunft immer<br />

häufiger vor einem tragbaren Rechner,<br />

der ihm anzeigt, wie gesund Weizen, Mais,<br />

Erdbeeren und Kartoffelpflanzen auf seinen<br />

Äckern sind und was die Roboter, die<br />

über seine Felder schwärmen, gerade anstellen.<br />

n<br />

juergen.rees@wiwo.de<br />

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Technik&Wissen<br />

Reality TV Vernetzte Sicherheitskameras<br />

senden Livebilder via Internet aufs Handy<br />

Dieb oder Dackel<br />

SICHERHEITSTECHNIK | Intelligente Software und smarte Sensoren<br />

verwandeln schnurlose Videokameras in billige Alarmanlagen.<br />

Adam Sager ist vermutlich die Produktidee<br />

des Jahres gelungen: Sie heißt<br />

Canary, erinnert grob an eine Cola-<br />

Dose und ist so etwas wie die All-in-one-<br />

Alarmanlage für den Hausgebrauch. Binnen<br />

eines Monats hat Sager im vergangenen<br />

Sommer mit seiner Erfindung zwei Millionen<br />

Dollar eingesammelt – für ein Produkt,<br />

dass nicht einmal auf dem Markt war. Auf der<br />

Crowdfunding-Plattform Indiegogo suchte<br />

der 36-jährige Israeli potenzielle Käufer, um<br />

mit dem angepeilten Erlös von 100000 Dollar<br />

die erste Produktreihe zu finanzieren. Am<br />

Ende sprang das 20-Fache dabei heraus.<br />

Objekt der Begierde ist eine smarte Überwachungskamera,<br />

verpackt in einem eleganten,<br />

weiß-schwarzen Zylinder und gepaart<br />

mit reichlich Sensortechnik und einem<br />

drahtlosen Internet-Zugang. So kann<br />

sie nicht nur hochauflösende Fotos und Videos<br />

aufnehmen und im Internet sichern.<br />

Daneben hat Sager, der früher für<br />

die israelische Armee Sicherheitssysteme<br />

entwickelte<br />

und bis zur Gründung seines<br />

ebenfalls Canary genannten<br />

Startups Ende<br />

2012 Sicherheits-Consultant<br />

bei der Unternehmensberatung<br />

Control<br />

Risks war, jede Menge<br />

zusätzlicher Intelligenz in<br />

seine Alarmdose gepackt.<br />

Dank der Technik kann das System das<br />

normale Geschehen in der Wohnung analysieren<br />

und dann erkennen, ob später der<br />

Dackel durch den Flur schleicht, während<br />

sein Herrchen arbeiten ist, oder die Putzfrau<br />

wie stets Montagfrüh die Wohnung<br />

aufräumt. Rührt sich aber ein Dieb,<br />

schickt Canary einen Alarm aufs<br />

Smartphone des Besitzers<br />

und auf dem Display erscheint<br />

das Livebild aus<br />

der Wohnung.<br />

Lange Zeit waren<br />

Alarmanlagen nur etwas<br />

für Unternehmen oder gut<br />

Betuchte. Die Installation der<br />

Geräte war kompliziert. Oft<br />

mussten Wände für Kabel aufgerissen<br />

werden. Und vielfach kostete die Sicherheit<br />

monatlich Servicegebühr. Sager<br />

Canary<br />

Funktion Multifunktionskamera<br />

mit Full-HD-Auflösung und<br />

integrierten Umweltsensoren<br />

Stark Selbstlernende Software<br />

analysiert Alltagsablauf<br />

und vermeidet so Fehlalarme<br />

Schwach Keine Vernetzung mit<br />

anderen WLAN-Geräten im Haus<br />

Preis 199 Dollar<br />

will den Markt nun auf den Kopf stellen:<br />

mit intuitiver Alarmtechnik für alle und<br />

zum Kampfpreis von 199 Dollar.<br />

Den Trend zu solch innovativen Alarmsystemen<br />

sieht auch der deutsche Sicherheitstechnikhersteller<br />

Lupus Electronics<br />

aus Landau in Rheinland-Pfalz. „Unseren<br />

Hauptwachstumsmarkt sehen wir bei Privatkunden“,<br />

sagt Matthias Wolff, der bei Lupus<br />

Marketing und Vertrieb verantwortet.<br />

„Die Menschen haben verstanden, dass Sicherheitstechnik<br />

nicht nur etwas für die<br />

oberen Zehntausend ist.“<br />

Drahtlose Kameras sind dafür geradezu<br />

prädestiniert: Im Gegensatz zu herkömmlicher<br />

Sicherheitstechnik, müssen sie nur<br />

an die Steckdose angeschlossen und über<br />

WLAN-Basisstationen wie AVMs populäre<br />

Fritzbox mit dem Internet verbunden werden.<br />

Kameras wie die von Lupus lassen<br />

sich sogar zu Überwachungsnetzen von bis<br />

zu neun Geräten verknüpfen.<br />

Die Feineinstellung erfolgt dann <strong>vom</strong><br />

heimischen PC, per App <strong>vom</strong> Smartphone<br />

oder – wie bei Sager – quasi autonom. Und<br />

wer Haus oder Wohnung verlässt, schaltet<br />

die Technik entweder an der Kamera<br />

scharf oder per Befehl übers Internet. Im<br />

Falle der Canary kann der Nutzer sogar<br />

Axis M1034-W<br />

Funktion Kompakte Kamera<br />

mit Mikrofon und Lautsprecher<br />

für Sprachkontakt<br />

Stark Sichere HTTPS-<br />

Verschlüsselung integriert<br />

Schwach Keine Nachtsicht,<br />

geringer 80-Grad-Blickwinkel<br />

Preis Rund 300 Euro<br />

über eine Handy-App einen virtuellen Datenzaun<br />

errichten. Mithilfe des sogenannten<br />

„Geofencing“ aktiviert sich die Anlage<br />

dann automatisch, sobald der Besitzer mit<br />

seinem Smartphone einen vordefinierten<br />

Radius um sein Zuhause verlässt.<br />

All das sind ganz neue Nutzungsszenarien<br />

für eine längst etablierte Kameratechnik.<br />

Schließlich gibt es drahtlose Netzwerkkameras<br />

– etwa für Videokonferenzen –<br />

schon seit rund einem Jahrzehnt. Sie blieben<br />

aber lange Nischenprodukte, vorwiegend<br />

für den professionellen Einsatz. „Erst<br />

als Computerhersteller den Markt für sich<br />

entdeckt haben, wurde die breite Öffent-<br />

FOTOS: DDP IMAGES/MILLAUER, MAURITIUS IMAGES (MONTAGE WIRTSCHAFTSWOCHE), PR (6)<br />

82 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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lichkeit auf WLAN-Kameras<br />

aufmerksam“, sagt René<br />

Kiefer, Spezialist für Videosysteme<br />

beim Zentralverband<br />

Elektrotechnik-<br />

und Elektronikindustrie<br />

(ZVEI) und Referent für<br />

Sicherheitssysteme bei Siemens.<br />

Inzwischen gibt es die smarten<br />

Wächter nicht nur von klassischen Sicherheitstechnikanbietern,<br />

sondern auch von<br />

IT-Herstellern wie TP-Link oder Trendnet –<br />

und eben von Startups wie Canary. Sie alle<br />

rüsten die Kameras nun mit Bewegungssensoren,<br />

Geräuschmeldern und Nachtsichtfunktionen<br />

weiter auf. Vor allem die<br />

Bildqualität wird immer besser: Aktuelle<br />

Kameras liefern Bilder in fernsehreifer<br />

Full-HD-Qualität mit zwei Megapixeln. Die<br />

Lupus-Entwickler arbeiten sogar schon an<br />

Fünf-Megapixel-Modellen.<br />

Y-Cam Homemonitor<br />

Preis 264 Euro<br />

Funktion Kamera mit<br />

kostenlosem Sieben-<br />

Tage-Speicher im<br />

Internet<br />

Stark Kamera<br />

sichert bei Alarm<br />

zehn Sekunden<br />

Vorlauf mit<br />

Schwach Sehr<br />

geringer Blickwinkel<br />

(60/45 Grad horizontal/vertikal),<br />

nur VGA-<br />

Auflösung<br />

Doch der Leistungsschub hat eine Kehrseite:<br />

Die besseren Bilder benötigen auch<br />

immer schnellere Datenverbindungen,<br />

wenn die Aufnahmen im Netz gespeichert<br />

werden sollen, damit Einbrecher nicht kurzerhand<br />

mit der Kamera auch die Videospuren<br />

einsacken können.<br />

„Bei Videos in HD-Qualität kommt so<br />

manche Internet-Verbindung an ihre Grenzen“,<br />

sagt Marc Fliehe, Referent für IT-<br />

Sicherheit beim Branchenverband<br />

Bitkom. Und bei Kunden<br />

mit limitierten Online-Anschlüssen<br />

wie<br />

etwa den volumenbegrenzten<br />

Zugängen<br />

der Deutschen Telekom<br />

fressen die Kamerabilder<br />

außerdem wertvolles<br />

Datenguthaben auf.<br />

Lupusnet HD LE931<br />

Funktion Robuste Kamera für<br />

Innen- und Außengebrauch<br />

von –20 bis +50 Grad Celsius<br />

Stark HD-Bildauflösung,<br />

20 Meter Nachtsicht dank<br />

starker Infrarot-LED<br />

Schwach Eingeschränkter<br />

Schwenkbereich, relativ teuer<br />

Preis 459 Euro<br />

Doch Bilder und Videos immer und in<br />

Echtzeit online verfügbar zu haben, ist ohnehin<br />

ziemlich ineffizient. Die Hersteller<br />

setzen daher auf andere Aufnahmeund<br />

Speicherstrategien. Statt<br />

permanent live ins Netz zu<br />

senden, aktivieren sich die<br />

meisten Kameras erst,<br />

wenn der Bewegungssensor<br />

anspringt. Etwa wenn<br />

plötzlich jemand vor der<br />

Linse auftaucht, obwohl<br />

niemand im Haus sein sollte.<br />

„Dezentrale Intelligenz“,<br />

heißt das in der Branche. Selbst<br />

für den Störfall ist vorgesorgt: Bricht die<br />

Internet-Verbindung ab, legen viele Kameras<br />

die Bilder auf einem internen Speicher<br />

ab oder auf einer SD-Karte.<br />

Eine weitere potenzielle Schwachstelle<br />

ist ausgerechnet die Internet-Verbindung<br />

der Kameras, die ja erst den Echtzeit-Blick<br />

in die heimischen vier Wände ermöglicht.<br />

Anders als geschlossene, professionelle<br />

Alarmsysteme, die oft mit internen Rekordern<br />

arbeiten oder per Direktverbindung<br />

mit den Alarmzentralen der Sicherheitsdienste<br />

verbunden sind, sind viele Netzwerkkameras<br />

für den Hausgebrauch nur<br />

über Passwortabfragen und die Firewall<br />

des privaten Online-Zugangs vor unbefugten<br />

Zugriffen aus dem Netz geschützt.<br />

Und genau das macht sie anfälliger für<br />

Manipulation. Erst im August hatte etwa<br />

der Internet-Experte Craig Heffner auf der<br />

amerikanischen IT-Sicherheitskonferenz<br />

Abus TVIP71551<br />

Funktion Wetterfeste HD-Kamera<br />

mit Nachtsichtfunktion<br />

Stark 360 Grad schwenkbar mit<br />

vandalensicherem Schutzdeckel<br />

Schwach Smartphone-App bisher<br />

nur für Apples iOS verfügbar<br />

Preis 400 Euro<br />

TP Link<br />

Funktion Einsteigermodell<br />

mit Livevideo ins Web<br />

Stark Sehr niedriger Preis,<br />

sichere HTTPS-Verschlüsselung<br />

der Videoverbindung<br />

Schwach Niedrige VGA-Bildauflösung<br />

und kleiner Bildwinkel<br />

Preis 40 Euro<br />

„Black Hat“ vor gravierenden Sicherheitslücken<br />

bei vielen Netzwerkkameras gewarnt.<br />

Unter ihnen waren auch Modelle<br />

von Trendnet, D-Link und Cisco. Inzwischen<br />

beteuern die Unternehmen zwar, die<br />

Mängel behoben zu haben. Wie viele Nutzer<br />

ihre Kameras aber noch nicht nachgerüstet<br />

haben, verraten Spezialsuchmaschinen,<br />

die das Web systematisch nach vernetzten,<br />

ungeschützten Geräten durchforsten<br />

– <strong>vom</strong> Smartphone bis zur Kamera.<br />

Das Ergebnis ist für Privatleute und professionelle<br />

Anwender gleichermaßen peinlich.<br />

Denn allzu oft ermöglicht das Kameraauge<br />

nicht nur dem Betreiber den<br />

Blick in Wohnung, Büro oder Tiefgarage,<br />

sondern auch jedem mittelmäßig findigen<br />

Web-Surfer. Anbieter professioneller<br />

Schutztechnik warnen daher vor<br />

überzogenen Erwartungen an drahtlose<br />

Überwachungskameras. Sie seien kein Ersatz<br />

für komplexe Alarmanlagen, sondern<br />

nur der Einstieg in die Sicherheitstechnik.<br />

Nicht ganz so kritisch sieht das IT-Experte<br />

Kiefer <strong>vom</strong> ZVEI. Er glaubt an die Sicherheit<br />

der Kameras – wenn man sie entsprechend<br />

bedient. So müssten etwa die Übertragungen<br />

der Kamerabilder per HTTPS-<br />

Verschlüsselung ähnlich wie E-Mail-Verbindungen<br />

abgesichert sein. Zudem sollten<br />

die Nutzer den Kamerazugriff auf wenige<br />

Geräte begrenzen und keinesfalls die<br />

Standardpasswörter nutzen, sagt Kiefer.<br />

Auch wenn drahtlose Netzwerkkameras<br />

also keine völlige Sicherheit liefern können.<br />

Vielen privaten Haushalten bieten sie<br />

dennoch für wenig Geld ein deutliches<br />

Plus an Kontrolle. Nicht nur gegen Einbrüche<br />

übrigens: Dank seiner Sensoren warnt<br />

Adam Sagers digitaler Kanarienvogel unter<br />

anderem auch vor Rauch. Wie sein gefiederter<br />

Namensgeber, der früher Bergleute<br />

zur Flucht veranlasste, wenn er – <strong>vom</strong> Grubengas<br />

betäubt – von der Stange fiel.<br />

Der Canary dagegen überlebt und<br />

schlägt per Handy-App Alarm.<br />

n<br />

matthias streit | technik@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 83<br />

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Technik&Wissen<br />

VALLEY TALK | Warum die Förderung der Startup-<br />

Kultur in Deutschland Thema in den Koalitionsverhandlungen<br />

sein müsste. Von Matthias Hohensee<br />

Eklatanter Unterschied<br />

FOTO: JEFFREY BRAVERMAN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

Seit Jahren besuchen deutsche<br />

Politiker, Wirtschaftsförderer und<br />

Unternehmer regelmäßig das Silicon<br />

Valley, um die Geheimnisse<br />

hinter dessen Wirtschaftskraft und berühmter<br />

Startup-Kultur zu ergründen. Man<br />

könnte lange über Kaliforniens Reize dozieren,<br />

über das Zusammenspiel zwischen<br />

Weltklasse-Universitäten, Forschungszentren<br />

wie PARC oder SRI, expansionsgetriebenen<br />

Konzernen, interessanten Startups<br />

und Geldgebern mit Mut zum Risiko.<br />

Aber nüchtern betrachtet – <strong>vom</strong> attraktiven<br />

Wetter mal abgesehen –, unterscheidet<br />

Kalifornien und Deutschland nicht allzu<br />

viel: Gute Universitäten, exzellente Forschungsinstitute,<br />

talentierte Wissenschaftler,<br />

fähige Programmierer und ambitionierte<br />

Unternehmer gibt es in Deutschland<br />

auch. Die Bürokratie ist in Kalifornien sicher<br />

nicht ganz so ausgeprägt wie in Deutschland,<br />

aber vorhanden. Steuern und Abgaben<br />

sind mittlerweile ähnlich hoch. Selbst<br />

einen Mindestlohn gibt es hier.<br />

Woran also mangelt es Deutschland ? Am<br />

Ende scheint es auf eine entscheidende<br />

Schwäche hinauszulaufen: mangelndes<br />

Wagniskapital für Jungunternehmen.<br />

Wie eklatant sich die Länder hier unterscheiden,<br />

zeigen aktuelle Erhebungen zum<br />

dritten Quartal von PricewaterhouseCoopers<br />

und Dow Jones VentureSource. In den<br />

USA wurden demnach von Juli bis Ende<br />

September umgerechnet rund 5,8 Milliarden<br />

Euro Risikokapital investiert. 3,2 Milliarden<br />

Euro davon flossen nach Kalifornien,<br />

fast gänzlich ins Silicon Valley. Im gleichen<br />

Zeitraum steckten Investoren in Europa<br />

1,13 Milliarden Euro Wagniskapital in junge<br />

Unternehmen. Fast die Hälfte in Großbritannien,<br />

nach Deutschland gingen nur<br />

schnöde 135 Millionen Euro.<br />

Pro Kopf wurden in den USA etwa 19 Euro<br />

an Wagniskapital investiert, in Deutschland<br />

1,67 Euro. Und dabei war der aktivste<br />

Fonds in Europa im dritten Quartal ausgerechnet<br />

der High-Tech-Gründerfonds aus<br />

Bonn. Er ist größtenteils von der öffentlichen<br />

Hand finanziert. Ohne ihn stünden<br />

Deutschlands Gründer noch schlechter da.<br />

Dennoch trägt die Politik Mitverantwortung<br />

für den Rückstand. So fehlen etwa<br />

Anreize für privates Kapital. Zwar ist die<br />

Förderung von Business Angels, die bis zu<br />

250 000 Euro ihrer Investition <strong>vom</strong> Staat<br />

zurückerhalten können, ein richtiger<br />

Schritt. Doch die Regularien dafür sind<br />

kompliziert. Dazu kommt, dass der steuerliche<br />

Umgang mit Verlustvorträgen für<br />

Startup-Finanzierungen noch immer nicht<br />

geregelt ist. Eine Gesetzesvorlage, die die<br />

Deutschen zur rechtlichen Klärung in Brüssel<br />

vorgelegt hatten, fiel dort durch, weil es<br />

sich aus EU-Sicht um staatliche Beihilfen<br />

für Privatinvestoren handelte. Franzosen<br />

und Briten haben dessen ungeachtet nationale<br />

Regeln erlassen, die dies ermöglichen.<br />

GRÜNDUNGSFEINDLICHE POLITIK<br />

Und so ist die deutsche Steuerpolitik gründungs-,<br />

eigenkapital- und mittelstandsfeindlich.<br />

Sagt nicht irgendwer, sondern<br />

Dietmar Harhoff, der Vorsitzende der Expertenkommission<br />

Forschung und Innovation<br />

der Bundesregierung; seit Jahren. Dabei<br />

wäre eine dynamische Startup-Kultur<br />

unerlässlich für Deutschlands Wirtschaft.<br />

Ob es bei den laufenden Koalitionsverhandlungen<br />

auch um Startup-Förderung geht,<br />

ist fraglich. Nötig wäre es.<br />

Zwar stecken mittlerweile sogar US-Finanziers<br />

Gelder in deutsche Startups, was<br />

früher undenkbar war. Deutschland ist ein<br />

attraktiver Markt. Google, Amazon, Facebook,<br />

Apple und Ebay wissen das. Sie nutzen<br />

gern die deutsche Infrastruktur und<br />

zahlen kaum Steuern dafür, was wiederum<br />

an fehlgeleiteter europäischer Politik liegt.<br />

Aber das Silicon Valley zeigt auch, wie<br />

wichtig die Nähe der Investoren zu Startups<br />

ist. Ohne starke einheimische Finanzierer<br />

wird nichts laufen. Warum also werden die<br />

nächsten Googles wohl nicht in Deutschland<br />

gegründet? Wagniskapital ist nicht alles.<br />

Aber ein wichtiger Teil der Antwort.<br />

Der Autor ist WirtschaftsWoche-Korrespondent<br />

im Silicon Valley und beobachtet<br />

von dort seit Jahren die Entwicklung der<br />

wichtigsten US-Technologieunternehmen.<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 85<br />

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Management&Erfolg<br />

Sichere Sache<br />

GRÜNDER | Mit ihrer Verschlüsselungssoftware Boxcryptor haben Robert Freudenreich<br />

und Andrea Pfundmeier den WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb <strong>2013</strong> gewonnen.<br />

Wegen weltweiter Geheimdienst-Schnüffeleien ist das Interesse an Datensicherheit<br />

rasant gewachsen – doch die Konkurrenz des Augsburger Startups schläft nicht.<br />

Gründer<br />

Wettbewerb<br />

Wer den Programmierern<br />

des Startups Secomba in<br />

Augsburg über die Schulter<br />

blickt, sieht auf ihren<br />

großen Flachbildschirmen<br />

jede Menge Zeichensalat:<br />

„GfZZuih’?“ steht da,<br />

„76$%$gu6“ und „80ui=!*“.<br />

Das Chaos ist gewollt: Die Mitarbeiter<br />

des Startups, die hier in Kapuzenpullis sitzen<br />

und in die Tastaturen hacken, entwickeln<br />

Verschlüsselungssoftware. Boxcryptor<br />

heißt das Programm, an dem das<br />

14-köpfige Team aus Festangestellten und<br />

Werkstudenten arbeitet. Wer es auf PC<br />

oder Smartphone nutzt, kann Dateien mit<br />

einem Passwort verschlüsseln, bevor er sie<br />

übers Internet auf die Festplatten von Speicherdiensten<br />

wie Dropbox oder Google<br />

Drive in die sogenannte Cloud überträgt –<br />

die Datenwolke im Netz, auf die die Nutzer<br />

von unterwegs zugreifen können. Sobald<br />

die Daten über PC oder Smartphone wieder<br />

abgerufen werden, entschlüsselt Boxcryptor<br />

sie, ohne dass der Nutzer es merkt.<br />

„Wir schützen die Daten vor dem Zugriff<br />

von Dritten“, sagt Robert Freudenreich, der<br />

Secomba zusammen mit Andrea Pfundmeier<br />

gegründet hat. „Selbst wenn die Informationen<br />

Hackern oder Geheimdiensten<br />

in die Hände fallen sollten, bekommen<br />

die nur Zeichenmüll.“<br />

Das Produkt der beiden Gründer verbreitet<br />

sich rasant – und zwar weltweit, wie<br />

Pfundmeier und Freudenreich anhand einer<br />

Landkarte zeigen, auf der es vor roten<br />

Punkten nur so wimmelt. Die Markierungen<br />

zeigen an, wo auf dem Globus Internet-Nutzer<br />

Boxcryptor vergangene Woche<br />

heruntergeladen haben, um damit ihre<br />

Daten zu verschlüsseln – ob Tagebücher<br />

oder Geschäftspläne, Urlaubsfotos oder<br />

Firmenpräsentationen. Die Umrisse von<br />

Europa und den USA sind unter den farbigen<br />

Flecken kaum noch zu erkennen, und<br />

auch in Ländern wie Kenia, Kolumbien<br />

oder Kasachstan finden sich rote Punkte.<br />

Mehr als eine Million Menschen nutzen<br />

die Software bereits; darunter viele, die von<br />

der kostenlosen Basisversion auf das<br />

36-Euro-Jahresabo umgestiegen sind. Zu<br />

den Kunden gehören Privatleute genauso<br />

wie eine große deutsche Hochschule oder<br />

ein Medizinerverband aus den USA.<br />

Boombranche IT-Sicherheit<br />

Wiedie Nachfrage nach IT-Sicherheitsgütern<br />

(inMilliarden Euro)...<br />

6,8<br />

6,5<br />

6,2<br />

5,9<br />

5,6<br />

2005 06 07 08 09 10 <strong>11</strong>*<br />

...undbesondersnachDienstleistungen<br />

undVerschlüsselungssoftware steigt<br />

(inMilliarden Euro)<br />

3,0<br />

Dienstleistungen<br />

Software<br />

2,1<br />

*Fortschreibung;<br />

Quelle:Bundeswirtschaftsministerium<br />

12*<br />

1,2<br />

Hardware<br />

0,3<br />

2005 06 07 08 09 10 <strong>11</strong>* 12*<br />

Freudenreich und Pfundmeier punkten<br />

mit ihrer Idee aber nicht nur bei Internet-<br />

Nutzern: Das Gründer-Duo konnte auch die<br />

Jury des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerbs<br />

überzeugen, der in diesem Jahr zum<br />

siebten Mal ausgeschrieben war (siehe Kasten<br />

Seite 95). Das Gremium kürte das Startup<br />

aus Augsburg am Donnerstag im Rahmen<br />

des WirtschaftsWoche-Gründerkongresses<br />

Neumacher in Hamburg zum Sieger.<br />

PRODUKT DER STUNDE<br />

„Die Gründer befriedigen ein echtes Kundenbedürfnis<br />

und bringen alles mit, um in<br />

wenigen Jahren ein Marktführer im Bereich<br />

IT-Sicherheit zu werden“, lobten die Juroren<br />

(siehe Kasten Seite 88). Secomba sei eine<br />

„Startup-Perle“ und die Software Boxcryptor<br />

das „Produkt der Stunde“.<br />

Zum einen, weil auch Laien das Programm<br />

ohne großen Aufwand installieren<br />

können. Zum anderen, weil es den Nerv der<br />

Zeit trifft, seit der Amerikaner Edward<br />

Snowden Anfang Juni begonnen hat, geheime<br />

Dokumente des US-Geheimdienstes National<br />

Security Agency (NSA) zu veröffentlichen.<br />

Die Dokumente zeigen, wie vor allem<br />

die USA das Internet überwachen, Nutzerdaten<br />

auf Vorrat speichern und sogar das<br />

Mobiltelefon von Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel regelmäßig abhörten. Oder, wie vor<br />

wenigen Tagen bekannt wurde, aus internationalen<br />

Rechenzentren von Google und Yahoo<br />

Millionen von Nutzerdaten abfischen.<br />

Enthüllungen wie diese, die zuletzt fast<br />

täglich publik wurden, sorgten dafür, dass<br />

das Vertrauen der Deutschen in Internet-<br />

Dienste und Institutionen in sich zusammenfiel.<br />

Nur noch rund ein Drittel der Befragten<br />

erklärte in einer Umfrage des Bran-<br />

FOTO: MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

86 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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chenverbands Bitkom im Juli, staatlichen<br />

Behörden beim Datenschutz im Netz zu vertrauen<br />

– zwei Jahre zuvor waren es noch<br />

mehr als die Hälfte. Zwei von drei Befragten<br />

befürchten außerdem, dass ihre Daten im<br />

Netz nicht sicher sind. Wo sich die Deutschen<br />

bisher im guten Glauben auf Staaten<br />

und Konzerne verlassen haben, wuchert<br />

nun Skepsis.<br />

Robert Freudenreich und Andrea Pfundmeier<br />

hilft das: Sie hatten just am Tag vor<br />

den ersten Enthüllungen Snowdens die<br />

neue Version ihrer Software ins Netz gestellt.<br />

SIEGER<br />

SECOMBA<br />

Andrea Pfundmeier, 26<br />

Robert Freudenreich, 29<br />

Die Gründer kennen sich seit dem Studium:<br />

Pfundmeier hat an der Uni Augsburg<br />

Rechts- und Wirtschaftswissenschaften<br />

studiert, Freudenreich Informatik mit<br />

BWL. Bei Secomba ist Freudenreich für<br />

die Entwicklung verantwortlich, Pfundmeier<br />

für Finanzen, Personal und Vertrieb.<br />

Plötzlich erlebte das Gründerduo einen Besucheransturm:<br />

Binnen Tagen wurde die<br />

Software zigtausendfach heruntergeladen,<br />

die Zahlen stiegen kontinuierlich um bis zu<br />

40 Prozent pro Monat.<br />

„Wofür unsere Software gut ist“, sagt Secomba-Gründer<br />

Freudenreich, „müssen<br />

wir jetzt niemandem mehr erklären.“<br />

Vor allem größere Unternehmen dürften<br />

durch die NSA-Affäre gewarnt sein und sich<br />

nach neuen Sicherheitslösungen für ihre IT<br />

umsehen. Davon ist Michael Waidner überzeugt,<br />

Professor für IT-Sicherheit an der<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 87<br />

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Management&Erfolg<br />

DIE JURY<br />

»Eine Perle«<br />

Warum die Jury das IT-Startup<br />

Secomba zum Sieger gekürt hat.<br />

KONSTANTIN EWALD<br />

Osborne Clarke<br />

„Secomba befriedigt mit seinem<br />

innovativen Produkt ein<br />

echtes Kundenbedürfnis – Sicherheit in<br />

der Cloud. Das Team kann in wenigen<br />

Jahren Marktführer im Bereich IT-Sicherheit<br />

werden. Wir freuen uns über so<br />

viel Innovation made in Augsburg.“<br />

KAREN HEUMANN<br />

Thjnk<br />

„Dass Datensicherheit ein<br />

hochsensibles und aktuelles<br />

Thema ist, hat die NSA-Affäre bewiesen.<br />

Secomba liefert mit seiner Verschlüsselungssoftware<br />

das Produkt der<br />

Stunde, vereint digitale Expertise mit<br />

leidenschaftlichem Gründergeist.“<br />

CHRISTINE STIMPEL<br />

Heidrick & Struggles<br />

„Secomba überzeugt nicht nur<br />

durch eine Technologie, die den<br />

Zeitgeist trifft, sondern auch durch ein<br />

sympathisches Team. Man spürt das<br />

Engagement und die Professionalität<br />

dieser jungen Unternehmer.“<br />

JULIA DERNDINGER<br />

Entrepreneurs’ Organization<br />

„Idee, Team und Geschäftsmodell<br />

– bei Secomba passt alles<br />

zusammen. Deswegen haben Andrea<br />

Pfundmeier und Robert Freudenreich<br />

den Sieg verdient.“<br />

FLORIAN SCHWEITZER<br />

b-to-v Partners<br />

„Secomba ist eine Startup-<br />

Perle in Europa mit der Chance,<br />

die Weltmärkte zu erobern.“<br />

FRANZ ROTHER<br />

WirtschaftsWoche<br />

„Die Abhörskandale zeigen,<br />

dass der Schutz von Privat- und<br />

Firmendaten Eigeninitiative erfordert.<br />

Secomba hat dies früh erkannt und zu<br />

Recht gewonnen.“<br />

Schwer zu knacken<br />

Die Verschlüsselungssoftware<br />

Boxcryptor<br />

läuft auf<br />

Smartphones und<br />

Desktop-PCs<br />

Sicherheitssoftware made in<br />

Germany ist weltweit gefragt<br />

»<br />

TU Darmstadt. „Seit der NSA-Affäre hat<br />

das Interesse der Industrie an IT-Sicherheitstechnik<br />

massiv zugenommen.“<br />

Was für Secomba nicht nur weiter steigende<br />

Nachfrage nach ihren Produkten bedeuten<br />

könnte. Sondern auch mehr Konkurrenz.<br />

Um von der allgemein gestiegenen<br />

Sensibilität für das Thema Datensicherheit<br />

zu profitieren, werden wohl auch<br />

etablierte Softwarehersteller, Speicherdienste<br />

oder andere Startups versuchen,<br />

Verschlüsselungsprogramme anzubieten.<br />

STANDORTVORTEIL DEUTSCHLAND<br />

Dass gerade Gründer auf dem Markt für IT-<br />

Sicherheit gute Karten haben, legt eine aktuelle<br />

Studie des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

nahe: Demnach gibt es in<br />

Deutschland zahlreiche kleine Unternehmen,<br />

die technologisch bessere Produkte<br />

anbieten und ein besseres Ansehen genießen<br />

als ihre Wettbewerber im Ausland.<br />

Gabriel Yoran kann das nur bestätigen.<br />

Der 35-Jährige ist Gründer und Chef des<br />

Berliner Unternehmens Steganos, das seit<br />

1997 Sicherheitssoftware vertreibt. Er wirbt<br />

inzwischen offensiv mit dem Label made<br />

in Germany. Das könnte auch Innovo<br />

Cloud tun: Das Startup aus Eschborn entwickelt<br />

sichere virtuelle Rechenzentren für<br />

Mittelständler. Abusix aus Karlsruhe will<br />

für mehr Sicherheit und weniger Spam in<br />

Netzwerken sorgen, Secucloud aus Hamburg<br />

entwickelt Systeme, die vor Cyber-Angriffen<br />

schützen sollen. Und<br />

Tutao aus Hannover bietet einen<br />

Dienst an, mit dem sich E-Mails verschlüsseln<br />

lassen.<br />

Am Geld sollten diese Geschäftsideen<br />

derzeit eher nicht scheitern:<br />

Gründer<br />

Wettbewerb<br />

„Auch Investoren haben das Thema IT-Sicherheit<br />

entdeckt“, sagt Ammar Alkassar.<br />

Der Kryptografie-Experte engagiert sich im<br />

Vorstand des deutschen IT-Sicherheitsverbands<br />

Teletrust und in der Exportinitiative<br />

IT-Security Made in Germany. Im Jahr 2000<br />

gründete er das Unternehmen Sirrix. Es hat<br />

unter anderem eine Technologie entwickelt,<br />

mit der sich Festplatten von Notebooks<br />

verschlüsseln lassen. „Als wir gestartet<br />

sind, haben wir uns noch die Füße nach<br />

Geldgebern wundgelaufen“, sagt Alkassar.<br />

„Heute kriegen wir Investorenanfragen aus<br />

der ganzen Welt, und auch anderen jungen<br />

Unternehmen geht es so.“<br />

Das war nicht immer so: Für Mario<br />

Grobholz etwa kam die NSA-Affäre etwas<br />

zu spät. Er hatte schon 2009 den Dienst Secureme<br />

gegründet, der Nutzern des sozialen<br />

Netzwerks Facebook beim Schutz ihrer<br />

Daten hilft. Eine nützliche Sache, die aber<br />

damals nicht ganz leicht zu verkaufen war –<br />

denn ein gutes Sicherheitsprodukt laufe<br />

eben unauffällig im Hintergrund und sei<br />

nicht besonders unterhaltsam, sagt Grobholz.<br />

Er und sein Mitgründer schlitterten<br />

knapp an der Insolvenz vorbei und verkauften<br />

Secureme dann an Avast, ein Prager<br />

IT-Unternehmen.<br />

Auch die Secomba-Gründer hätten ihr<br />

Startup versilbern können. Kaum gestartet<br />

erhielten sie eine Kaufofferte (siehe Gründertagebuch<br />

Seite 92). Doch die beiden<br />

lehnten ab. „Keine leichte Entscheidung“,<br />

sagt Andrea Pfundmeier.<br />

„Aber wir wollen den Durchbruch<br />

selbst schaffen!“<br />

n<br />

jens.toennesmann@wiwo.de<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 90 »<br />

FOTOS: MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, DOMINIK PIETSCH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE,, PR (3), NATHAN BECK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

88 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Management&Erfolg<br />

Lebensvermesser<br />

Michael Reuter,<br />

Kira Nezu, Yukitaka<br />

Nezu und Jörg<br />

Blumtritt von Iognos<br />

wollen mit<br />

neuartigen Marktforschungs-Apps<br />

das Verhalten von<br />

Smartphone-Usern<br />

vermessen und<br />

Vorhersagemodelle<br />

entwickeln<br />

Pflegeberater Pflegeschule-Gründer Oliver Diestel,<br />

Philipp Zell, Timo Heinemann und Clemens Meyer-Holz<br />

Sonnenanzapfer Daniela Schiffer und<br />

Markus Schulz machen mit Changers ihre<br />

Kunden zu Ökostromproduzenten<br />

Seife, Software, Solar<br />

Diese Gründerteams verpassten knapp den Sieg, glänzten im Finale<br />

des Gründerwettbewerbs aber mit innovativen Geschäftsideen.<br />

BROOKLYN SOAP<br />

Das Hamburger Startup will mit Naturkosmetika<br />

wie Duschgel und Shampoo Konsumenten<br />

erreichen, die nach Meinung<br />

der Gründer von etablierten Herstellern<br />

eher ignoriert werden: den „modernen urbanen<br />

Mann“, wie Felix Ermer es formuliert.<br />

Ermer gründete das Unternehmen<br />

2012 mit Jonas Hillebrecht und Viktor Dik.<br />

Das Trio will seine Produkte vorerst im Online-Handel,<br />

künftig auch über ausgewählte<br />

Läden vertreiben.<br />

bklynsoap.com<br />

CHANGERS<br />

Markus Schulz und Daniela Schiffer<br />

wollen die Welt verändern, den Klimawandel<br />

aufhalten und die Energiewende<br />

beschleunigen – mit Maroshi,<br />

einem Solarpanel zum Stromerzeugen,<br />

und Kalhuohfummi, einem<br />

Akku zum Stromspeichern.<br />

Gründer<br />

Wettbewerb<br />

Web-Werber Chris Eberl bietet<br />

mit KontextR neue Werbeformate<br />

Ökomänner im Blick Brooklyn-<br />

Soap-Gründer Felix Ermer, Jonas<br />

Hillebrecht und Viktor Dik<br />

Wer damit sein Smartphone oder Tablet<br />

auflädt, sammelt Bonuspunkte, die sich in<br />

Ökoprodukte eintauschen lassen. Mit den<br />

bisher verkauften Geräten haben die Kunden<br />

des Startups bereits eine halbe Million<br />

Wattstunden Strom erzeugt.<br />

changers.com<br />

PFLEGESCHULE<br />

Deutschland im Jahr 2030: Rund 3,4 Millionen<br />

Pflegefälle leben hier – rund eine Million<br />

mehr als heute. Doch viele Betroffene<br />

und Angehörige wissen nicht, welche Leistungen<br />

ihnen zustehen. Clemens Meyer-<br />

Holz, Timo Heinemann, Oliver Diestel,<br />

Alexander Hohl und Philipp Zell haben<br />

das Online-Portal Pflegeschule<br />

ins Leben gerufen, das Hilfe bietet.<br />

Das Startup aus Oldenburg arbeitet<br />

mit gewerblichen Partnern zusammen<br />

und erhält Provisionen.<br />

pflegeschule.de<br />

IOGNOS<br />

Rekord: <strong>2013</strong> werden in Deutschland rund<br />

26 Millionen Smartphones verkauft. Das<br />

Münchner Startup Iognos will über die Mobiltelefone<br />

Daten erheben und Vorhersagen<br />

treffen – im Auftrag von Unternehmen, Behörden,<br />

Parteien. Wer an Umfragen teilnimmt<br />

und seinen Datenstrom anonymisiert<br />

zur Verfügung stellt, wird belohnt. Das<br />

Gründerteam ergänzt sich gut:Jörg Blumtritt<br />

ist Marktforscher, Kira Nezu und Michael<br />

Reuter führen eine App-Agentur und Yukitaka<br />

Nezu ist erfahrener Investmentmanager.<br />

iognos.com<br />

KONTEXTR<br />

Rund 6,4 Milliarden Euro haben Unternehmen<br />

2012 in Online-Werbung investiert.<br />

Weil sich klassische Werbeformate wie Banner<br />

auf Smartphones aber nicht gut anzeigen<br />

lassen, hat das Münchner Startup KontextR<br />

um Gründer Chris Eberl eine neue<br />

Werbeform entwickelt. Dabei werden an<br />

Schlüsselwörtern Symbole eingeblendet, die<br />

Nutzer auf Angebote von Unternehmen leiten<br />

sollen. Die ersten Kampagnen auf großen<br />

Web-Seiten sind bereits umgesetzt. n<br />

jens.toennesmann@wiwo.de<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 92 »<br />

FOTOS: ANDREAS CHUDOWSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PR (3), RUDOLF WICHERT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

90 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Management&Erfolg<br />

Stück <strong>vom</strong> Kuchen<br />

GRÜNDERTAGEBUCH | Im ersten Teil berichtet Secomba-<br />

Gründerin Andrea Pfundmeier von verführerischen Angeboten<br />

und der Suche nach Investoren.<br />

cryptor, ein Programm, das wir aus Mangel<br />

an guter Verschlüsselungssoftware nebenbei<br />

entwickelt haben. Ob wir nicht dafür einen<br />

Investor suchen, fragen uns die Geldgeber.<br />

Warum eigentlich nicht?<br />

5. AUGUST 20<strong>11</strong><br />

Testweise veröffentlichen wir<br />

Boxcryptor im Dropbox-Forum.<br />

Innerhalb von einer Woche wird<br />

das Programm über 1000 Mal heruntergeladen.<br />

Wir müssen uns entscheiden:<br />

Von 9 bis 18 Uhr an den Studentenausweisen<br />

arbeiten und von 18<br />

Uhr bis Mitternacht an Boxcryptor –<br />

das kann auf Dauer nicht gut gehen.<br />

Gründer<br />

Wettbewerb<br />

Für viele Gründer ist der<br />

Verkauf des eigenen Startups<br />

an einen solventen<br />

Konzern das Ziel ihrer<br />

Träume. Nicht so für Andrea<br />

Pfundmeier und Robert<br />

Freudenreich: Kaum<br />

hatten die beiden gegründet, lehnten sie<br />

eine Offerte für ihr Augsburger Unternehmen<br />

Secomba ab. Das Startup programmiert<br />

Software, mit der sich Daten verschlüsseln<br />

lassen, die übers Internet auf<br />

Festplatten von Anbietern wie Dropbox gespeichert<br />

werden.<br />

Mit der Geschäftsidee hat das Duo<br />

den WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb<br />

<strong>2013</strong> gewonnen. Von nun an berichtet<br />

Gründerin Andrea Pfundmeier ein Jahr<br />

lang, wie sich Secomba entwickelt. In der<br />

ersten Folge verrät sie, warum die Software<br />

anfangs nur ein Nebenprodukt war und<br />

wie das Startup Wagniskapitalgeber fand,<br />

die beim Wachstum helfen.<br />

12. SEPTEMBER 2010<br />

Robert hat sein Studium beendet, ich stehe<br />

kurz vor dem Abschluss, und uns ist klar:<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

Andrea Pfundmeier im Gespräch mit einem<br />

Programmierer, der an der neuesten Version der Kodierungssoftware<br />

Boxcryptor arbeitet. Inzwischen zählt das Team von<br />

Secomba 14 Mitarbeiter, die meisten sind Entwickler<br />

Wir wollen ein eigenes Unternehmen<br />

gründen. Unsere Geschäftsidee: die automatisierte<br />

Überprüfung von Studentenausweisen<br />

für Online-Anbieter mit Studentenrabatten.<br />

15. MÄRZ 20<strong>11</strong><br />

Ein erster Erfolg: Wir überzeugen das Bundeswirtschaftsministerium<br />

und sichern<br />

uns ein Exist-Gründerstipendium in Höhe<br />

von knapp 100 000 Euro.<br />

5. JUNI 20<strong>11</strong><br />

Wir haben unser erstes Testprojekt erfolgreich<br />

abgewickelt und mehrere Tausend<br />

Studentenausweise an einem Wochenende<br />

überprüft. Nur bezahlen möchte dafür<br />

noch niemand.<br />

10. JULI 20<strong>11</strong><br />

Bei unserer Suche nach Investoren erwähnen<br />

wir, dass wir unsere Daten verschlüsselt<br />

in der Dropbox speichern, eine Art digitale<br />

Festplatte, auf die sich von überall im<br />

Netz zugreifen lässt. Dabei hilft uns Box-<br />

12. SEPTEMBER 20<strong>11</strong><br />

Wir arbeiten jetzt rund um die Uhr<br />

an Boxcryptor, die Software wird<br />

täglich von Nutzern aus aller Welt<br />

geladen. Und wir stellen den ersten<br />

Mitarbeiter ein! Ein Werkstudent,<br />

Informatiker von der Uni<br />

Augsburg. Die Chefrolle ist ungewohnt,<br />

aber es tut gut, zu wissen, dass es<br />

vorangeht.<br />

5. NOVEMBER 20<strong>11</strong><br />

Das Exist-Stipendium läuft nur noch bis<br />

Ende März 2012. Wir erzielen zwar bereits<br />

geringe Umsätze und könnten uns über<br />

Wasser halten. Aber wir brauchen Kapital,<br />

um wachsen zu können – auch wenn das<br />

bedeutet, dass wir Unternehmensanteile<br />

abgeben müssen. Aber lieber ein kleineres<br />

Stück von einem großen Kuchen als einen<br />

kleinen Kuchen ganz.<br />

8. DEZEMBER 20<strong>11</strong><br />

Überraschender Anruf: Zunächst möchte<br />

der Mann in der Leitung nur Beratung zu<br />

Boxcryptor – und will plötzlich investieren.<br />

Wir fahren hin, hören uns das Angebot an.<br />

12. JANUAR 2012<br />

Das erste Termsheet liegt auf dem Tisch.<br />

Damit bekundet ein Investor die Absicht,<br />

zu bestimmten Konditionen zu investieren.<br />

Wir haben keine Ahnung, was das Angebot<br />

taugt – wir brauchen Zeit, um unseren<br />

Marktwert besser einschätzen zu können.<br />

Ich starte eine Reise durch Deutschland<br />

und pitche vor Business Angels und<br />

Investoren.<br />

»<br />

FOTO: MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

92 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.13 WirtschaftsWoche<br />

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Management&Erfolg<br />

5. FEBRUAR 2012<br />

Als das Telefon klingelt, können wir es<br />

nicht glauben: Vorstandschef und Finanzvorstand<br />

eines US-Unternehmens möchten<br />

uns besuchen, um Kooperationsmöglichkeiten<br />

zu evaluieren. Eine Woche später<br />

stehen sie vor der Tür unseres Uni-Büros.<br />

Den ganzen Tag lang diskutieren wir<br />

über Produkt, Markt und Zukunftsaussichten.<br />

Am Ende machen die beiden uns ein<br />

Kaufangebot und laden uns in die USA ein.<br />

Wir schwanken zwischen Freude und Ungläubigkeit<br />

und nehmen die Einladung an.<br />

17. FEBRUAR 2012<br />

Auf geht es in die USA: Drei Tage lang werden<br />

wir in die schönsten Hotels und Restaurants<br />

eingeladen, sitzen in Meetings mit<br />

Mitarbeitern des Unternehmens und diskutieren<br />

weiter. Am Ende der drei Tage<br />

müssen wir uns entscheiden. Das ist nicht<br />

einfach. Aber wir haben nicht gegründet,<br />

um unser Unternehmen nach einem Jahr<br />

wieder zu verkaufen, sondern um es selbst<br />

aufzubauen. Also lehnen wir das Kaufangebot<br />

ab!<br />

Kryptische Zeichen Programmierer von<br />

Secomba am Unternehmenssitz in Augsburg<br />

15. MÄRZ 2012<br />

Erstes Fazit nach Monaten mit vielen Pitches,<br />

Gesprächen und Terminen: Wir haben<br />

sieben Investitionsangebote! Wir wollen<br />

allerdings am liebsten Business Angels<br />

aus unserer Branche. Deswegen entscheiden<br />

wir uns für Jan Hichert, Markus Hennig<br />

und Gert Hansen. Sie haben selbst ein<br />

Security-Softwareunternehmen gegründet<br />

und passen perfekt zu uns. Und darauf<br />

kommt es an.<br />

10. MAI 2012<br />

Juhu, das Geld ist auf dem Konto – ein mittlerer<br />

sechsstelliger Betrag. Wir freuen uns<br />

wie Kinder und können die Augen gar<br />

nicht <strong>vom</strong> Kontoauszug wegbewegen.<br />

1. SEPTEMBER 2012<br />

Das ging schnell: Wir haben jetzt sieben<br />

Festangestellte und drei Praktikanten an<br />

Bord. Und müssen uns in unsere neuen<br />

Rollen als Manager einfinden.<br />

8. DEZEMBER 2012<br />

Die Softwareentwicklung läuft sehr gut,<br />

aber die Kosten steigen: neue Mitarbeiter,<br />

neue Computer, neues Büro. Zwar haben<br />

wir noch ein sehr großes finanzielles Polster,<br />

aber unsere Investoren drängen auf ein<br />

„Krisentreffen“. Unser größter Kostenpunkt<br />

ist Personal, und hier möchten wir nicht<br />

abbauen. Im Gegenteil: Am liebsten würden<br />

wir sofort noch weitere Entwickler einstellen.<br />

Uns bleibt nur eine Alternative: Wir<br />

müssen die Umsätze ankurbeln.<br />

7. MÄRZ <strong>2013</strong><br />

Die Umsätze haben sich hervorragend entwickelt<br />

– dank guter Pressearbeit. Über Artikel<br />

in Fachmagazinen und Beiträge im<br />

Netz bekommen wir die meisten neuen<br />

Nutzer.<br />

FOTO: MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

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8. MAI <strong>2013</strong><br />

Wir arbeiten an unserer neuen Boxcryptor-Version.<br />

Eigentlich wollten wir<br />

sie schon im ersten Quartal veröffentlichen<br />

und zeitgleich dazu das Preismodell<br />

umstellen: weg von der einmaligen Lizenzgebühr<br />

hin zu einem Abo-Modell mit<br />

Jahresgebühr – und regelmäßigen Updates<br />

für alle gängigen Betriebssysteme.<br />

All das kostet Zeit, wir werden langsam<br />

nervös.<br />

19. MAI <strong>2013</strong><br />

Ich sitze im Regierungsflieger: Mit Bundeswirtschaftsminister<br />

Philipp Rösler und<br />

rund 50 Gründern reise ich ins Silicon Valley.<br />

Eine erstklassige Gelegenheit, mir bei<br />

Facebook, Google und Co. ein Bild davon<br />

zu machen, wie die Konzerne mit dem<br />

Thema Sicherheit umgehen.<br />

5. JUNI <strong>2013</strong><br />

Endlich! Wir veröffentlichen nicht nur eine<br />

komplett neue Version unserer Software,<br />

sondern auch unsere neue Web-Seite!<br />

6. JUNI <strong>2013</strong><br />

Was für ein Timing: Der US-Amerikaner<br />

Edward Snowden veröffentlicht Dokumente,<br />

die Aufschluss über die Spionagepraktiken<br />

von US-amerikanischen Geheimdiensten<br />

geben. Für uns eine riesige Marketingaktion<br />

– daraus müssen wir das Beste<br />

machen. Tatsächlich berichten auf einmal<br />

zahlreiche Online-Portale über uns –<br />

wir verzeichnen Tausende Downloads.<br />

2. JULI <strong>2013</strong><br />

Das Feedback unserer Kunden ist überwiegend<br />

positiv. Aber einige kritisieren unser<br />

Abo-Modell – also bieten wir die Option,<br />

nur einmal zu bezahlen, wieder an. Wir<br />

wollen ja nicht schon zu Beginn betriebsblind<br />

werden.<br />

30. SEPTEMBER <strong>2013</strong><br />

Gute Nachrichten: Der September ist der<br />

erste Monat, in dem wir unterm Strich einen<br />

positiven Cash-Flow verzeichnen. Wir<br />

sind auf dem richtigen Weg!<br />

n<br />

Redaktion: jens.toennesmann@wiwo.de<br />

WETTBEWERB<br />

Viel zu gewinnen<br />

Sie schreinern Möbel nach Maß, bauen<br />

Elektroroller, produzieren Schokolade<br />

nach Wunsch, schneidern Mode aus<br />

Biostoffen oder rufen einen Marktplatz<br />

für Ökoprodukte ins Leben: Die Gewinner<br />

des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerbs<br />

hatten viele zündende Geschäftsideen,<br />

die sie erfolgreich<br />

umsetzen konnten – auch dank des<br />

Preispakets mit Dienstleistungen im Wert<br />

von 300 000 Euro. Im Frühjahr 2014 wird<br />

der Wettbewerb zum achten Mal ausgeschrieben.<br />

Weitere Informationen zur<br />

nächsten Runde finden Sie im Internet<br />

unter wiwo.de/gruenderwettbewerb<br />

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Geld&Börse<br />

Mehr Freiheit wagen<br />

SPEZIAL FINANZPLANUNG | Den Vollzeitjob früher als erst mit 67 aufzugeben ist möglich,<br />

trotz erodierender gesetzlicher Renten und deprimierend niedriger Sparzinsen.<br />

Wie Sie planen sollten, was Sie hinzuverdienen dürfen, wie Sie ein Vermögen aufbauen<br />

und Ihr Erspartes in eine private Rente wandeln – damit der Sprung in den selbstbestimmten<br />

Ruhestand gelingt.<br />

Kaum ist die Rentenkasse mit 31<br />

Milliarden Euro Rücklagen<br />

prall gefüllt, zieht die große Koalition<br />

die Spendierhosen an:<br />

Mit Lebensleistungs- und Mütterrente<br />

will sie ältere Wähler zufriedenstellen.<br />

Zusätzlich fordert die SPD eine abschlagfreie<br />

Rente ab 63 für Arbeitnehmer,<br />

die 45 Jahre lang versichert sind. Allein die<br />

wird fünf Milliarden kosten.<br />

Statt teure Geschenke zu machen, könnten<br />

die Großkoalitionäre den Beitragssatz<br />

zur Rentenversicherung senken. Den<br />

Deutschen bliebe mehr Geld – auch um<br />

privat fürs Alter vorzusorgen. Davon will<br />

Schwarz-Rot jedoch nichts wissen.<br />

Immerhin: Mit dem Traum-Gebilde<br />

„Rente ab 63“ trifft die Politik einen Nerv<br />

bei vielen, die noch in Lohn und Brot stehen.<br />

Nach einer Umfrage der Marktforscher<br />

der GfK möchten 87 Prozent der<br />

Deutschen in Rente gehen, bevor sie 65<br />

sind – allerdings nur dann, wenn sie dadurch<br />

keine finanziellen Einbußen haben<br />

(siehe Grafik rechts). Wer schon Jahrzehnte<br />

in der Tretmühle seines Jobs verbracht hat,<br />

sehnt sich nach Freiheit: keine lästigen Termine,<br />

keine langweiligen Meetings, keine<br />

ungeduldigen Anrufe des<br />

Chefs. Wenn dann der Ruhestand<br />

immer näher rückt,<br />

wächst aber die Angst davor,<br />

keine Aufgabe mehr zu haben.<br />

„Besonders Führungskräften<br />

fällt es schwer, loszulassen und<br />

Einfluss abzugeben“, sagt Horst<br />

Kalz <strong>vom</strong> Berater-Netzwerk Die<br />

Alten Hasen. Sie fühlten sich zu<br />

jung für den Lehnstuhl, wollten<br />

aber auch nicht mehr nach der<br />

IM NÄCHSTEN HEFT:<br />

Lesen Sie, wie<br />

Menschen zwischen 40<br />

und 55 den beruflichen<br />

Neustart schafften<br />

Online<br />

Mehr zum Thema im<br />

Internet unter<br />

wiwo.de/<br />

richtigvorsorgen<br />

Pfeife ihres Vorgesetzen tanzen,<br />

so Finanzberater Kalz.<br />

Rente mit 63 für alle dürfte<br />

ein Traum bleiben. Denn<br />

der Geldsegen für die gesetzliche<br />

Rentenversicherung<br />

ist nur eine Momentaufnahme.<br />

Demnächst gehen<br />

die geburtenstarken<br />

Jahrgänge 1955 bis 1970 in<br />

Rente. Das Verhältnis von<br />

Beitragszahlern zu Rentnern<br />

wird sich drastisch verschlechtern.<br />

Bis 2030, so eine Studie der<br />

Bertelsmann-Stiftung, müsste der Beitragssatz<br />

auf 21,3 Prozent (aktuell: 18,9 Prozent)<br />

ansteigen, um das Nettorentenniveau (vor<br />

Steuern, nach Abzug der Sozialabgaben) in<br />

etwa konstant zu halten. Derzeit liegt die<br />

Nettorente bei 45,6 Prozent des durchschnittlichen<br />

Bruttoeinkommens der Versicherten<br />

in der staatlichen Rentenkasse.<br />

Dieses Niveau erreichen allerdings nur<br />

Rentner, die 45 Jahre in die Rentenkasse<br />

eingezahlt haben. Nach einer Studie des<br />

Forschungszentrums Generationenverträge<br />

in Freiburg liegt die gesetzliche Rente im<br />

Schnitt nur bei 43,3 Prozent des letzten<br />

Bruttoeinkommens. Arbeitnehmer,<br />

die ihren Job vorzeitig<br />

aufgeben wollen, müssen den<br />

Gürtel noch enger schnallen.<br />

2012 waren das rund 650 000<br />

Frührentner.<br />

Die Lücke bei der gesetzlichen<br />

Rente lässt sich etwa durch Nebenjobs<br />

schließen. Viele der<br />

heutigen Senioren sind körperlich<br />

so gut beieinander, dass sie<br />

über das 65. Lebensjahr hinaus<br />

Spezial<br />

Finanzplanung<br />

98 Frühzeitig planen<br />

Zug um Zug zum Ziel<br />

102 Gesetze beachten<br />

Rente und Teilzeit<br />

104 Richtig anlegen<br />

Wie Sie Vermögen aufbauen<br />

108 Klug aufstocken<br />

Die besten Zusatzrenten<br />

arbeiten können: Inzwischen<br />

schaffen 800000 Rentner weiter<br />

im Büro oder in der Fabrik.<br />

Das sind doppelt so viele wie<br />

noch 2001.<br />

Für viele, die im Alter arbeiten,<br />

sind finanzielle Motive<br />

nicht entscheidend. Nach einer<br />

Umfrage des Instituts der<br />

Deutschen Wirtschaft in Berlin<br />

(DIW) sind arbeitende<br />

Rentner deutlich zufriedener<br />

mit ihrem Leben als solche,<br />

die nur zu Hause sitzen.<br />

Gerade Ex-Manager machen sich gerne<br />

im Alter selbstständig. Auch Banker Kalz,<br />

Jahrgang 1947, ging diesen Weg. 2003 schied<br />

er aus seinem Job als Direktor des Private<br />

Banking der Deutschen Bank in Essen aus,<br />

nach einem personellen Umbau des Instituts.<br />

Derzeit berät der 67-Jährige Senioren in<br />

Finanzfragen. Ans Aufhören denkt er nicht.<br />

Wer früher aussteigen oder im Alter weniger<br />

arbeiten will, muss rechtzeitig privates<br />

Kapital aufbauen. Rechtzeitig heißt,<br />

spätestens mit 40 anfangen. Anderenfalls,<br />

so Berechnungen des VZ Vermögenszentrums<br />

in München, sind die notwendigen<br />

Sparraten selbst für Gutverdiener nicht<br />

mehr zu schultern.<br />

Geld allein reicht jedoch nicht. Es<br />

kommt vor allem auf eine akribische Planung<br />

an: <strong>vom</strong> Kassensturz über die Auswahl<br />

der richtigen Anlagen und Laufzeiten<br />

bis hin zur intelligenten Planung eines Nebenerwerbs.<br />

Nur dann lässt sich der Traum<br />

<strong>vom</strong> selbstbestimmten Vorruhestand verwirklichen.<br />

Wie das genau funktioniert, lesen<br />

Sie auf den folgenden Seiten.<br />

»<br />

martin.gerth@wiwo.de<br />

ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />

96 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Wunsch und Wirklichkeit<br />

DieDeutschen wollen früher in den<br />

Ruhestand...<br />

Renteneinstiegsalter, dassichBerufstätige<br />

wünschen,wennsie keinefinanziellen Einbußen<br />

hätten<br />

keineAngabe<br />

über 67 2,3 3,7<br />

unter 50<br />

65 bis67<br />

6,7 9,5<br />

50 bis54<br />

12,7<br />

60 bis<br />

64<br />

33,9<br />

%<br />

31,2<br />

...hörenjedochspäterauf zu<br />

arbeiten<br />

Durchschnittliches Einstiegsalterfür neue<br />

Rentnerinder gesetzlichen Rentenversicherung*<br />

alte Bundesländer<br />

55 bis59<br />

neueBundesländer<br />

62,6<br />

64,1<br />

63,2<br />

60,8<br />

2000 2012<br />

*nur Altersrenten; Quelle:Umfrage GfK/Welt am<br />

Sonntag(<strong>2013</strong>), Deutsche Rentenversicherung(2012)<br />

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Geld&Börse<br />

FRÜHZEITIG PLANEN<br />

Zug um Zug<br />

zum Ziel<br />

Hubert Will ist seit Mai dieses Jahres<br />

frei. Der ehemalige Wertpapierhändler<br />

ging zunächst mit 58 Jahren<br />

in Altersteilzeit. Bis zu seinem Ausstieg aus<br />

dem Berufsleben bekam er 70 Prozent seines<br />

Bruttoeinkommens. Jetzt, mit 60, hat er<br />

dem hektischen Finanzplatz Frankfurt<br />

ganz den Rücken gekehrt, lebt im beschaulichen<br />

Kulmbach in Franken. Seinen Abschied<br />

<strong>vom</strong> Job hat er keine Sekunde bereut.<br />

„Wenn ich zwölf Stunden lang auf<br />

meine acht Bildschirme im Handelsraum<br />

gestarrt habe, sind meine Augen am Abend<br />

zugefallen“, sagt der Banker.<br />

So wie Will wollen viele dem täglichen<br />

Hamsterrad im Büro entfliehen. „Im Wertpapierhandel<br />

sind Sie ab 50 ein alter Sack.<br />

Sie werden kaum einen finden, der das bis<br />

zur Rente durchhält“, sagt Banker Will.<br />

Besser wäre es, weniger zu arbeiten oder<br />

früher aufzuhören. Diese Freiheit lässt sich<br />

erkaufen. Wie Ruheständler vorgehen sollten,<br />

welche Punkte sie beachten müssen.<br />

n Kassensturz: Spätestens mit Mitte 40<br />

sollten Arbeitnehmer oder Selbstständige<br />

eine Bestandsaufnahme der bisherigen Altersvorsorge<br />

machen. Wie viel ist bereits<br />

angespart? Wann werden die Verträge fällig?<br />

Wie hoch sind die Ansprüche auf gesetzliche<br />

und betriebliche Rente?<br />

Gerade bei der gesetzlichen Rente sind<br />

die Einbußen beim vorzeitigen Ruhestand<br />

groß. Um Anspruch auf die volle Rente zu<br />

haben, müsste Will bis 2018 arbeiten. Er<br />

wäre dann 65 Jahre alt. Für jeden Monat,<br />

den er früher aufhört, zieht ihm die Rentenversicherung<br />

0,3 Prozent der vollen Altersbezüge<br />

bis zum Lebensende ab. Zwar<br />

bekommt Will auch die Altersteilzeitphase<br />

bei der gesetzlichen Rente angerechnet,<br />

weil er und sein Arbeitgeber in dieser Zeit<br />

weiter Beiträge zahlten. Unter dem Strich<br />

büßt er jedoch 216 Euro monatlich ein,<br />

weil er schon mit 63 in Rente geht.<br />

Wer außerhalb von Altersteilzeitmodellen<br />

noch vor dem 63. Lebensjahr in den<br />

Ruhestand treten will, muss zeitweise auf<br />

Rente <strong>vom</strong> Staat verzichten (siehe Kasten<br />

Seite 102). „Hinzu kommt, dass auch die<br />

Betriebsrente in der Regel an die Altersgrenze<br />

der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

gebunden ist“, sagt Rentenberater Peter<br />

Sammer aus Großostheim. Im<br />

schlimmsten Fall müsste ein Frührentner<br />

nach dem Start in den Vorruhestand bis<br />

zum 63. Lebensjahr ausschließlich von seinen<br />

Ersparnissen leben.<br />

n Berater suchen: Der Vorruhestand ist ein<br />

Großprojekt. Unabhängige Honorarberater<br />

können dabei helfen. Für Führungskräfte<br />

lohnt sich ein Certified Financial<br />

Planner, der die Finanzen durchleuchtet<br />

Spätestens mit<br />

40 sollten Anleger<br />

Kassensturz fürs<br />

Ersparte machen<br />

und ein Konzept zum Vermögensaufbau<br />

entwickelt. Um sich als Arbeitnehmer einen<br />

ersten Überblick zu verschaffen, sind<br />

Rentenberater gut geeignet. Sie bieten unabhängige<br />

Rechtsberatung zu Renten- und<br />

Krankenversicherung sowie Betriebsrenten<br />

an (www.rentenberater.de).<br />

Sind die Daten bekannt und Berater gefunden,<br />

geht es an die Details.<br />

n Laufzeiten prüfen: Angehende Frührentner<br />

sollten das Ausstiegsalter oder den Beginn<br />

des Teilzeitjobs festlegen und gegebenenfalls<br />

mit der Laufzeit der Anlageverträge<br />

abgleichen. Lebensversicherungsverträge<br />

laufen in der Regel mindestens bis<br />

zum 60. Lebensjahr. Bei geschlossenen Beteiligungen<br />

liegt das Geld 15 bis 20 Jahre<br />

fest. Ein vorzeitiger Ausstieg ist nur schwer<br />

möglich. Baukredite sollten möglichst vor<br />

dem Ausstieg aus dem Berufsleben getilgt<br />

sein. Gegebenenfalls sollten Bauherren<br />

Sondertilgungen nutzen, um schneller<br />

schuldenfrei zu werden.<br />

HAUSBESITZER BRAUCHEN WENIG<br />

Nicht immer lassen sich Kredite und Kapitalanlagen<br />

so steuern, dass der Ruheständler<br />

beim Ausstieg aus dem Vollen schöpfen<br />

kann. Arbeitnehmer sollten prüfen, ob es<br />

nicht auch andere Möglichkeiten als den<br />

kompletten Rückzug aus dem Berufsleben<br />

gibt, beispielsweise Altersteilzeit. Inzwischen<br />

sind Altersteilzeitmodelle Bestandteil<br />

vieler Tarifverträge. Sie sind für Arbeitnehmer<br />

ab 55 Jahre möglich. Der Arbeitgeber<br />

zahlt dabei einen Zuschuss zum reduzierten<br />

Arbeitsentgelt.<br />

n Lebensstandard festlegen: Die angehenden<br />

Vorruheständler müssen sich entscheiden,<br />

wie viel Geld sie noch im Alter<br />

benötigen. Rentner brauchen weniger Einkünfte,<br />

wenn erwachsene Kinder nicht<br />

mehr finanziell unterstützt werden müssen<br />

oder selbst genutzte Immobilien abgezahlt<br />

sind. Hubert Will etwa hat sich eine Eigentumswohnung<br />

finanziert und wohnt jetzt<br />

mietfrei. Mehr Geld ist dagegen für die private<br />

Krankenversicherung einzuplanen.<br />

Deren Beiträge steigen mit dem Alter.<br />

Das angepeilte Einkommensniveau im<br />

Ruhestand lässt sich am einfachsten als<br />

Prozentsatz des letzten Nettoeinkommens<br />

ausdrücken. „Bei Gutverdienern sind 60<br />

bis 65 Prozent in der Regel ausreichend“,<br />

sagt Michael Huber von der Münchner Finanzberatung<br />

VZ Vermögenszentrum.<br />

Wohnten die Sparer miet- und schuldenfrei,<br />

seien auch 50 bis 55 Prozent genug.<br />

n Versorgungslücke kalkulieren: Ist der<br />

Zeitplan festgezurrt, sind die bisherigen<br />

»<br />

ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />

98 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse<br />

Teilzeitjob lässt Versorgungslücke schrumpfen<br />

Variante: Früher aus dem Beruf, aber weiter arbeiten<br />

Ruhestand ab 55 mit Teilzeitjob (50-Prozent-Stelle, jeweils bis zum 67. Lebensjahr)<br />

Mann, 40 Jahre 1 :<br />

Zwei Kinder, Jahres-Bruttoeinkommen: 75000 Euro, Ersparnisse: 75000 Euro,<br />

gesetzlich krankenversichert, kirchensteuerpflichtig<br />

Einkünfte im Erwerbsleben (in Euro)<br />

Nettoeinkommen pro Jahr vor Aufnahme des Teilzeitjobs<br />

2<br />

Nettoeinkommen monatlich<br />

Versorgungsziel: 60 Prozent <strong>vom</strong> Nettoeinkommen<br />

Monatliche Einkünfte ab dem 63. Lebensjahr (nach Ende Teilzeitjob, in Euro)<br />

Gesetzliche Rente<br />

Betriebsrente<br />

Gesamt nach Steuern und Sozialabgaben 3<br />

Private Altersvorsorge (Beträge in Euro)<br />

Versorgungslücke bis zum 90. Lebensjahr<br />

Notwendiges Sparkapital, um die Versorgungslücke<br />

zu schließen 4<br />

Notwendige Sparrate pro Monat, wenn er jetzt zu<br />

sparen beginnt, bei einer Nettorendite 5 von...<br />

...4,0 Prozent<br />

...3,0 Prozent<br />

Variante: Früher aus dem Beruf und nicht mehr arbeiten<br />

Ruhestand ab 60, ohne Teilzeitjob<br />

Einkünfte im Erwerbsleben (in Euro)<br />

Nettoeinkommen pro Jahr vor dem Ruhestand<br />

monatlich<br />

Versorgungsziel: 60 Prozent <strong>vom</strong> Nettoeinkommen<br />

Monatliche Einkünfte ab dem 63. Lebensjahr (in Euro) 6<br />

Gesetzliche Rente<br />

Betriebsrente<br />

Gesamt nach Steuern und Sozialabgaben 3<br />

Private Altersvorsorge (Beträge in Euro)<br />

Versorgungslücke bis zum 90. Lebensjahr<br />

Notwendiges Sparkapital, um die Versorgungslücke<br />

bis zum 90. Lebensjahr zu schließen 4<br />

Notwendige Sparrate pro Monat, wenn er jetzt zu<br />

sparen beginnt, bei einer Nettorendite 5 von...<br />

...4,0 Prozent<br />

...3,0 Prozent<br />

Ende des Vollzeitjobs, Wechsel auf Teilzeit im Alter von...<br />

55 Jahren<br />

63932<br />

5328<br />

3197<br />

2466<br />

1 Einkommenszuwachs: zwei Prozent pro Jahr; Zuwachs gesetzliche Rente: 1,0 Prozent pro Jahr; 2 im Teilzeitjob<br />

liegt das Nettoeinkommen bei 50 Prozent des Vollzeitgehalts; 3 Abzug für Steuern und Abgaben: 20<br />

Prozent; 4 zu Beginn des Vorruhestands/Teilzeitjobs; 5 nach Steuern; 6 <strong>vom</strong> 60./61./62. Lebensjahr bis zum<br />

63. Lebensjahr lebt der heute 40-Jährige nur von seinen Ersparnissen; Quelle: VZ Vermögenszentrum<br />

640<br />

2484<br />

677000<br />

428000<br />

1052<br />

1205<br />

60 Jahren<br />

67581<br />

5631<br />

3379<br />

1968<br />

491<br />

1967<br />

917000<br />

680000<br />

<strong>11</strong>94<br />

1396<br />

58 Jahren<br />

65296<br />

5441<br />

3265<br />

2577<br />

667<br />

2595<br />

580000<br />

387000<br />

642<br />

775<br />

Ende des Berufslebens im Alter von...<br />

61 Jahren<br />

68740<br />

5728<br />

3437<br />

2029<br />

512<br />

2032<br />

848000<br />

631000<br />

986<br />

<strong>11</strong>71<br />

60 Jahren<br />

67581<br />

5632<br />

3379<br />

2651<br />

707<br />

2686<br />

532000<br />

365000<br />

465<br />

588<br />

62 Jahren<br />

69908<br />

5826<br />

3495<br />

2089<br />

533<br />

2098<br />

778000<br />

581000<br />

799<br />

969<br />

62 Jahren<br />

69908<br />

5826<br />

3495<br />

2724<br />

733<br />

2766<br />

489000<br />

346000<br />

334<br />

450<br />

63 Jahren<br />

71089<br />

5924<br />

3554<br />

2150<br />

555<br />

2164<br />

707000<br />

528000<br />

631<br />

786<br />

Ersparnisse und die künftigen Alterseinkünfte<br />

bekannt, lässt sich die Versorgungslücke<br />

für den Vorruhestand berechnen.<br />

Das VZ Vermögenszentrum München<br />

hat diese Lücke für einen Musterfall durchgerechnet<br />

(siehe Tabelle). Ein heute<br />

40-Jähriger, der 75 000 Euro brutto verdient,<br />

75 000 Euro angespart hat und Anspruch<br />

auf 800 Euro monatliche Betriebsrente<br />

hat, müsste 680 000 Euro Kapital aufbauen,<br />

um mit 60 komplett aufzuhören.<br />

n Sparrate berechnen: Ist die Versorgungslücke<br />

berechnet, lässt sich kalkulieren, wie<br />

viel Kapital nötig wäre, um zum anpeilten<br />

Zeitpunkt das gewünschte Einkommensniveau<br />

zu erreichen.<br />

60 Prozent <strong>vom</strong><br />

Nettoeinkommen<br />

reichen im Alter in<br />

der Regel gut aus<br />

Im Musterfall müsste der 40-Jährige bei<br />

einer Nettorendite von vier Prozent <strong>11</strong>94<br />

Euro monatlich zurücklegen, um ab dem<br />

60. Lebensjahr ein Niveau von 60 Prozent<br />

seines letzten Nettoeinkommens zu erreichen.<br />

Beträgt die Nettorendite nur drei<br />

Prozent, müsste der Sparer 1396 Euro pro<br />

Monat zurücklegen. Selbst für Gutverdiener<br />

ist das kaum zu schultern.<br />

n Planung nachjustieren: Meist geht die<br />

erste Planrechnung für den vorzeitigen Ruhestand<br />

nicht auf. Viele Sparer setzen sich<br />

zu ambitionierte Ziele, der Plan für den<br />

Vorruhestand muss nachjustiert werden.<br />

Mit deutlich weniger Sparanstrengungen<br />

käme der Musterrentner aus, wenn er,<br />

statt ganz aufzuhören, seine Arbeitszeit ab<br />

dem 60. Lebensjahr halbieren und bis 67<br />

arbeiten würde: lediglich 465 Euro monatlich<br />

müsste er ansparen. Der Ruhestand<br />

mit 58 Jahren wäre mit 642 Euro monatlich<br />

finanzierbar.<br />

Auch Hubert Will hat nachgerechnet,<br />

was ihn der Vorruhestand gekostet hat. Inklusive<br />

Gehaltseinbußen durch die Altersteilzeit<br />

kommt er auf rund 150 000 Euro.<br />

Trotz des hohen Betrags wirkt der ehemalige<br />

Wertpapierhändler mit seinem vorzeitigen<br />

Ausstieg aus dem Job zufrieden: „Mit<br />

dem Geld habe ich mir mehrere Jahre zusätzliche<br />

Freiheit erkauft.“ »<br />

martin.gerth@wiwo.de, andreas dörnfelder | Frankfurt<br />

100 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse<br />

VORRUHESTAND<br />

Gesetze im Blick<br />

Welche rechtlichen und versicherungstechnischen Klippen Angestellte<br />

überwinden müssen, wenn sie vorzeitig ihren Job quittieren.<br />

Der Staat bietet Beschäftigten die Möglichkeit,<br />

frühzeitig in Rente zu gehen. Er<br />

knüpft das aber an Voraussetzungen. Der<br />

57-jährige Maschinenbauingenieur Stefan<br />

Wiechert aus dem hessischen Friedrichsdorf<br />

hat sich das von der Deutschen<br />

Rentenversicherung erklären lassen. Seit<br />

vier Wochen hat er einen Altersteilzeitvertrag.<br />

Folgende Punkte waren wichtig:<br />

n Rentenbeginn: Wiechert hätte normalerweise<br />

erst 2022 im Alter von 65 Jahren<br />

und zehn Monaten die Rente bekommen,<br />

die ihm die Deutsche Rentenversicherung<br />

jährlich in den Renteninformationen mitteilt.<br />

Durch den vorzeitigen Ausstieg mit<br />

63 Jahren bekommt er weniger.<br />

n Abschläge: Wer wie Wiechert bis dahin<br />

mindestens 35 Jahre rentenversichert<br />

war, gilt als langjährig Versicherter, muss<br />

aber trotzdem Abschläge in Kauf nehmen<br />

(siehe Grafik). Für jeden Monat, den er<br />

vor dem offiziellen Rentenbeginn aussteigt,<br />

zieht ihm die Rentenversicherung<br />

0,3 Prozent von der Rente ab. In seinem<br />

Fall sind dies 10,2 Prozent für 34 Monate.<br />

Auch eine mögliche Witwenrente wird dadurch<br />

viel geringer ausfallen. Wer 45 Jahre<br />

Beitrag gezahlt hat, kann mit 65 ohne<br />

Abschlag in Rente.<br />

n Altersteilzeit: Wiechert startet mit dem<br />

beliebten Blockmodell in die Altersteilzeit,<br />

das bei ihm über insgesamt sechs Jahre<br />

läuft. Bis zum 60. Lebensjahr arbeite er<br />

drei Jahre Vollzeit bei reduzierten Bezügen.<br />

Danach kann er drei Jahre zu Hause<br />

Früher aufhören kostet<br />

Bis zu welchem Lebensjahr Beschäftigte arbeiten sollten;<br />

was sie einbüßen, wenn sie mit 63 in Rente gehen<br />

Geburtsjahrdes<br />

Versicherten<br />

OffiziellerRentenbeginn<br />

mit<br />

BeiRentenbeginn<br />

mit63verringert<br />

sichdie Rente<br />

lebenslangum<br />

1950<br />

65 Jahren<br />

4Monaten<br />

8,4%<br />

Quelle:DeutscheRentenversicherung<br />

1953<br />

65 Jahren<br />

7Monaten<br />

9,3%<br />

1956<br />

65 Jahren<br />

10 Monaten<br />

10,2 %<br />

bleiben, bekommt das Geld aber von seinem<br />

Arbeitgeber in gleicher Höhe. Sein Arbeitgeber<br />

zahlt ihm 50 Prozent seines vorherigen<br />

Nettoeinkommens und stockt die<br />

noch um rund 25 Prozentpunkte auf, sodass<br />

Wiechert es unterm Strich auf 75 Prozent<br />

seines Nettoeinkommens bringt. Die<br />

Aufstockungsbeträge sind oft in Tarifverträgen<br />

geregelt. Auch Sozialabgaben werden<br />

weiter gezahlt. Für den Aufstockungsbetrag<br />

des Arbeitgebers wird keine Lohnsteuer fällig,<br />

er wird jedoch bei der Berechnung des<br />

Steuersatzes, der für das Gesamteinkommen<br />

des Ehepaares gilt, mitgezählt. Das<br />

kann zu Steuernachzahlungen führen. Dank<br />

der Aufstockung durch seinen Arbeitgeber<br />

auch bei den Renteneinzahlungen ergeben<br />

sich bei Wiecherts Rente durch die Altersteilzeit<br />

nur geringe Einbußen gegenüber einer<br />

sechs Jahre längeren vollen Einzahlung.<br />

1959<br />

66 Jahren<br />

2Monaten<br />

<strong>11</strong>,4 %<br />

1962<br />

66 Jahren<br />

8Monaten<br />

13,2 %<br />

ab<br />

1964<br />

67 Jahren<br />

0Monaten<br />

14,4 %<br />

n Hinzuverdienst: Maximal 450 Euro<br />

monatlich könnte Wiechert in der Altersteilzeit<br />

hinzuverdienen. Verdient er mehr,<br />

könnte er den Aufstockungsbetrag des<br />

Arbeitgebers verlieren, er käme nur auf<br />

die 50 Prozent seines letzten Nettoeinkommens.<br />

Die Zuverdienstgrenze gilt<br />

auch, wenn er ab 63 Rente bekommt.<br />

Wer mehr verdienen will, muss eine Teilrente<br />

beantragen, diese wird individuell<br />

berechnet und bis zum regulären Rentenbeginn<br />

mit 65 bis 67 gezahlt. Für einen<br />

Durchschnittsrentner mit zuletzt 2839<br />

Euro Gehalt gelten folgende Grenzen:<br />

Bei 451 bis 1051 Euro monatlichem<br />

Hinzuverdienst wird die Rente um ein<br />

Drittel, bei 1052 bis 1535 Euro um die<br />

Hälfte und bei einem Zusatzverdienst von<br />

1536 bis 2021 Euro um zwei Drittel gekürzt.<br />

Bei mehr als 2021 Euro bekäme<br />

der Durchschnittsrentner keine Rente<br />

mehr. Das alles gilt nur bis zum Erreichen<br />

der Regelaltersgrenze. Wiechert etwa<br />

darf ab 10 Monaten nach seinem 65.<br />

Geburtstag so viel hinzuverdienen, wie er<br />

möchte.<br />

n Krankenversicherung: Für privat Krankenversicherte<br />

kann der Vorruhestand<br />

teuer werden. Wiechert hat etwa zwei<br />

Töchter in Ausbildung, deren Beiträge er<br />

zahlen muss. Seinen Beitrag übernimmt<br />

der Arbeitgeber zur Hälfte während der<br />

Altersteilzeit. Wenn er Rente bekommt,<br />

zahlt der Rentenversicherungsträger für<br />

ihn einen Zuschuss zur privaten Krankenversicherung<br />

(PKV). Wer vor dem 63.<br />

Lebensjahr ohne Altersteilzeit aufhört zu<br />

arbeiten, muss aber den Arbeitgeberanteil<br />

an der PKV-Prämie finanzieren. Gesetzlich<br />

Versicherte, die vor 63 aufhören,<br />

können sich freiwillig in der GKV versichern.<br />

Die Höhe der Prämie richtet sich<br />

dann nach ihren Gesamteinkünften.<br />

n Betriebsrenten: Zum Rentenbeginn mit<br />

63 bekommt Wiechert auch die Betriebsrente.<br />

Sie wird beim vorzeitigen Ausstieg<br />

um den gleichen Betrag gekürzt wie die<br />

gesetzliche, bei Wiechert also um 10,2<br />

Prozent. Und durch die vorherige Altersteilzeit<br />

wird auch die Betriebsrenteneinzahlung<br />

anteilig verringert. Private<br />

Policen werden wie vereinbart zum Fälligkeitstermin<br />

ausgezahlt. Jede betriebliche<br />

Altersvorsorge wird allerdings mit dem<br />

vollen Beitragssatz der GKV belastet. Gesetzlich<br />

Versicherten brachte die Rentenreform<br />

von 2004 also herbe Einbußen. »<br />

heike.schwerdtfeger@wiwo.de | Frankfurt<br />

ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />

102 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse<br />

RICHTIG ANLEGEN<br />

In Raten<br />

wachsen<br />

Werner Philipp, 65, ehemaliger IT-<br />

Entwicklungschef bei Vodafone,<br />

ist mehr als gut versichert. Sieben<br />

Lebensversicherungen hatte der Manager<br />

im Vorruhestand für sich, seine Frau und<br />

die drei Kinder abgeschlossen. Zusätzlich<br />

hat er schon mit Mitte 30 angefangen, Geld<br />

in Aktien- und Rentenfonds zu sparen.<br />

Später kam noch eine staatlich geförderte<br />

Rürup-Rente hinzu.<br />

Philipp konnte so viel sparen, weil er sich<br />

bereits in den Dreißigern zum Abteilungsleiter<br />

hochgearbeitet hatte. Vorzeigesparer<br />

wie der ehemalige Vodafone-Manager sind<br />

aber eher die Ausnahme. Nach einer Studie<br />

des Freiburger Forschungszentrums<br />

Generationenverträge beziehen deutsche<br />

Rentner im Schnitt 402 Euro monatlich aus<br />

Krisenfest gestreut<br />

Aufteilungeines Mischdepots, mitdem Anlegerihren Vorruhestand finanzieren können<br />

(inProzent)*<br />

Tagesgeld<br />

Gold<br />

15<br />

Anleihen<br />

20<br />

15<br />

Mit40<br />

Jahren<br />

50<br />

Aktien<br />

Tagesgeld<br />

Gold<br />

Aktien<br />

Mit60<br />

Jahren<br />

*Annahme: Anleger istheute 40 Jahrealt undspart bis zum60. Lebensjahr; Quelle:eigeneRecherchen<br />

15<br />

20<br />

15<br />

50<br />

Anleihen<br />

Geld- und Immobilienvermögen. Die Hälfte<br />

kommt auf weniger als 275 Euro pro Monat.<br />

Um größere Versorgungslücken zu<br />

stopfen, die durch einen vorzeitigen Ruhestand<br />

entstehen, ist das zu wenig.<br />

Erster Schritt beim Vermögensaufbau ist<br />

das Erstellen eines Haushaltsbudgets, um<br />

zu sehen, wie viel monatlich fürs Sparen<br />

übrig bleibt. Ist der Wert in etwa so hoch<br />

wie der aus der Finanzplanung (siehe Seite<br />

100), sollten Anleger das Geld dort einsetzen,<br />

wo es den größten Nutzen bringt. Entschulden<br />

geht dabei vor Sparen. „Kreditzinsen<br />

sind in der Regel höher als die Rendite<br />

von Kapitalanlagen“, sagt Ralf Nomrosky,<br />

Gutachter für Kapitalanlagen in Düsseldorf.<br />

Größter Brocken ist in der Regel die<br />

Baufinanzierung. Je schneller der Baukredit<br />

getilgt ist, desto mehr können Aussteigewillige<br />

in die Altersvorsorge stecken.<br />

Schulden sind allerdings nicht das einzige<br />

Risiko fürs Ersparte. Meist ist der Anleger<br />

selbst die größte Gefahr. „Oft fehlt es an<br />

Disziplin und der richtigen Strategie“, sagt<br />

Andreas Zittlau, Chef des Bonner Vermögensverwalters<br />

Privacon. Häufig sei das Ersparte<br />

unzureichend über die Vermögensklassen<br />

Anleihen, Aktien, Gold oder Tagesgeld<br />

gestreut. Zudem ließen sich die Anleger<br />

zu stark von kurzfristigen Trends beeinflussen<br />

und schichteten zu oft um.<br />

ANLAGEREGELN EINHALTEN<br />

Zittlau rät Sparern, sich ein klares Regelwerk<br />

zu geben und dieses bis zur ersten<br />

Rente durchzuhalten: „Das ist langweilig,<br />

wie der Farbe beim Trocknen zuzusehen,<br />

aber es hilft.“ Anleger sollten sich zunächst<br />

klar darüber werden, wie viel Risiko sie in<br />

Kauf nehmen wollen:<br />

n Totalverlust ausschließen. Kapitalanlagen,<br />

bei denen ein Verlust der kompletten<br />

Ersparnisse möglich ist, haben in einem<br />

Altersvorsorge-Portfolio nichts zu suchen.<br />

Dazu gehören geschlossene Beteiligungen,<br />

riskante Nebenwerte sowie Währungsoder<br />

Rohstoffwetten.<br />

n Maximalen Verlust begrenzen. Selbst<br />

Qualitätsaktien aus dem Dax oder Euro<br />

Stoxx können sich mehr als halbieren. Je<br />

höher der Aktienanteil im Depot ist, desto<br />

größer der mögliche maximale Verlust. Das<br />

Risiko von Einzelwerten lässt sich durch<br />

Indexfonds (ETF) mindern.<br />

n Volatilität akzeptieren. Verluste zu begrenzen<br />

heißt aber nicht, auf Aktien zu verzichten.<br />

Über 20 Jahre relativieren sich die<br />

Schwankungen, weil frühere Verluste aufgeholt<br />

werden können. Hätte ein Anleger<br />

im November 1993 in den Dax investiert,<br />

wäre er heute mit 345 Prozent im Plus.<br />

Wäre er bereits 2003, also zehn Jahre früher<br />

ausgestiegen, hätte er mit 80 Prozent plus<br />

einen deutlich kleineren Wertzuwachs erzielt.<br />

„Viele Anleger werfen zu schnell die<br />

Flinte ins Korn, wenn der Dax mal 1000<br />

Punkte verliert“, sagt Zittlau.<br />

Wer weiß, wie viel Risiko er akzeptiert,<br />

kann sich auf die Suche nach den passenden<br />

Finanzprodukten machen.<br />

RENTENPOLICEN SIND TEUER<br />

Der bequemste Weg wäre, einfach eine private<br />

Rentenversicherung abzuschließen<br />

und zu hoffen, dass der Versicherer seine<br />

Versprechen einhalten wird. Jahr für Jahr<br />

fließt Geld in den Anlagetopf des Versicherers,<br />

später fließt das Ersparte mit Zinsen<br />

als Rente zurück.<br />

Angesichts der aktuell mickrigen Zinsen<br />

ist der Abschluss einer Rentenpolice allerdings<br />

keine gute Idee. Die Lebensversicherer<br />

investieren vor allem in Zinspapiere,<br />

die kaum etwas hergeben: Zehnjährige<br />

Bundesanleihen etwa kommen gerade<br />

»<br />

ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />

104 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse<br />

»<br />

mal auf 1,4 Prozent. Derzeit bieten die<br />

Rentenpolicen nur 1,75 Prozent Garantiezins.<br />

Überschüsse können zwar die Rendite<br />

der Rentenpolice in etwa verdoppeln,<br />

aber diese Erträge sind nicht garantiert.<br />

Zudem schlucken die Rentenversicherungen<br />

bis zu 15 Prozent des Sparbeitrags für<br />

Risikoschutz, Verwaltung und Vertrieb.<br />

Nur auf die übrigen 85 Prozent der Prämie<br />

erwirtschaftet der Versicherer Gewinne.<br />

GOLD SICHERT AKTIEN AB<br />

„Anleger sollten die Altersvorsorge lieber<br />

selbst organisieren. Das ist kostengünstiger<br />

und bringt in der Regel mehr Rendite“, sagt<br />

Peter Sammer, Renten- und Versicherungsberater<br />

aus Großostheim. Um Struktur<br />

ins Sparen zu bringen, können Anleger<br />

auf bewährte Konzepte zurückgreifen:<br />

n Streuen. Jede Anlageklasse hat eigene<br />

Stärke- und Schwächephasen. Wer seine<br />

Sparraten auf Aktien, Anleihen und Gold<br />

streut, stabilisiert die Gesamtrendite.<br />

Wenn Aktien beispielsweise schwächeln,<br />

bleibt Gold meist stabil. Als im September<br />

2008 die Investmentbank Lehman<br />

Brothers pleiteging und der Dax im darauf<br />

folgenden Oktober und November zeitweise<br />

bis zu 30 Prozent einbüßte, war Gold im<br />

Zeitraum Oktober bis November 2008 mit<br />

vier Prozent im Plus (in Euro gerechnet).<br />

In Aktien, Anleihen und Gold lässt sich<br />

auch mit kleinen Beträgen anlegen. Dazu<br />

können Anleger beispielsweise Indexfonds<br />

auf den Dax, auf europäische Unternehmensanleihen<br />

sowie Zertifikate auf den<br />

Goldpreis nutzen (siehe Tabelle).<br />

Bei der Auswahl der Sparprodukte können<br />

Anleger das Risiko weiter minimieren.<br />

So verzichten einige Indexfonds auf Swap-<br />

Geschäfte, bei denen die Aktien im Index<br />

künstlich abgebildet werden. Geht die am<br />

Swap-Geschäft beteiligte Bank pleite, sind<br />

bis zu zehn Prozent des Fondsvermögens<br />

gefährdet. Bei Zertifikaten ist das Emittentenrisiko<br />

noch größer, weil im schlimmsten<br />

Fall ein Totalverlust droht.<br />

Auch bei den Kosten sollten Sparer genau<br />

hinschauen. Anders als bei Einmalinvestments<br />

in Indexpapiere fallen die<br />

Gebühren bei Sparplänen stärker ins Gewicht.<br />

Ein Beispiel: Der Indexfonds iShares<br />

Dax wird an der Börse derzeit mit einem<br />

Aufschlag (Spread) von 0,02 Prozent auf<br />

den Verkaufspreis gehandelt. Die Direktbank<br />

Comdirect verlangt beim Sparplan<br />

auf den iShares Dax 1,5 Prozent Aufschlag<br />

pro Rate. Den hauseigenen Indexfonds<br />

Comstage Dax bietet Comdirect als Sparplan<br />

dagegen ohne Transaktionskosten an.<br />

Sparen in<br />

Eigenregie<br />

bringt höhere<br />

Renditen<br />

Tipp: Anleger sollten sich informieren, ob<br />

die ETF-Sparpläne dauerhaft ohne Transaktionskosten<br />

angeboten werden, oder ob<br />

es sich um befristete Rabatte handelt.<br />

FLÜSSIG BLEIBEN<br />

Einen Teil des Ersparten sollten Anleger liquide<br />

als Tagesgeld für unvorhergesehene<br />

<strong>Ausgabe</strong>n halten. Die Bank sollte für das<br />

Zinskonto eine Einlagensicherung von<br />

100 000 Euro nach deutschem Recht anbieten.<br />

Zwar ist die Merkel-Garantie für Sparguthaben<br />

kein Ruhekissen, aber immer<br />

noch sicherer als staatliche Zusagen aus<br />

südeuropäischen Ländern.<br />

n Ausbalancieren. Weil sich die unterschiedlichen<br />

Anlageklassen während der<br />

Sparphase nicht im Gleichklang bewegen,<br />

verschieben sich deren Gewichte weg <strong>vom</strong><br />

ursprünglichen Mix. Um die alte Mischung<br />

wieder herzustellen, können die Anleger<br />

ihre Sparraten entsprechend anpassen.<br />

Steigt der Dax wie zuletzt stark an, fließt<br />

weniger Geld in den Indexfonds auf deutsche<br />

Standardwerte und mehr in die übrigen<br />

Anlageklassen.<br />

Bausteine fürs Depot<br />

Ausgewählte Kapitalanlagen, mit denen<br />

Sie ein krisenfestes Mischdepot für<br />

den vorzeitigen Ruhestand aufbauen<br />

Anlageklasse<br />

Gold<br />

Anleihen<br />

Aktien<br />

Tagesgeld<br />

Sparprodukt<br />

physisch oder per<br />

Indexfonds (ETC)<br />

Indexfonds Lyxor<br />

Euro Corp. ex Fin. 1<br />

Indexfonds<br />

iShares Dax<br />

Bank 2<br />

Ikano Bank<br />

Akbank<br />

GE Capital<br />

Merkur Bank<br />

ING-Diba<br />

ISIN<br />

DE000A1EK0G3<br />

(Deutsche Bank)<br />

FR0010814236<br />

DE0005933931<br />

Zinssatz<br />

1,30<br />

1,25<br />

1,05<br />

1,05<br />

1,00<br />

1 ETF enthält keine Anleihen von Finanzinstituten;<br />

2 nur Anbieter mit deutscher Einlagensicherung,<br />

Zins gilt ab 1000 Euro Guthaben; Quelle: Anbieter,<br />

FMH Finanzberatung<br />

n Töpfe anlegen. Die Sparverträge sollten<br />

die Basis der Altersvorsorge bilden. Wer<br />

dann noch Kapital übrig hat, kann einen<br />

weiteren Topf anlegen, der genutzt wird,<br />

um opportunistisch mit Einmalbeträgen in<br />

Qualitätsaktien zu investieren. Steht der<br />

Dax auf Höchstkurs, fliegen die Aktien wieder<br />

aus dem Depot, der Verkaufserlös geht<br />

aufs Tagesgeldkonto und wird sukzessive<br />

auf die übrigen Anlageklassen gestreut.<br />

n Lebenszyklus beachten. Je näher der<br />

Vorruhestand rückt, desto niedriger sollte<br />

der Aktienanteil sein (siehe Grafik Seite<br />

104). Als Faustformel gilt: Aktienanteil<br />

gleich 100 minus Lebensalter. Demnach<br />

müsste die Aktienquote mit 60 Jahren bei<br />

40 Prozent liegen. Allerdings gilt diese Regel<br />

für lebenslanges Sparen und nicht für<br />

die Punktlandung zum geplanten Vorruhestand.<br />

Entsprechend konservativer sollte<br />

der Mix sein: 20 Prozent Aktienquote unmittelbar<br />

vor dem Ausstieg aus dem Berufsleben<br />

sind das Maximum.<br />

AKTIENQUOTE ABBAUEN<br />

Um das Ersparte altersgerecht umzuschichten,<br />

können Anleger die Sparraten<br />

für die einzelnen Anlageklassen entsprechend<br />

anpassen. Bei einem Sparplan über<br />

20 Jahre könnte das wie folgt funktionieren:<br />

n In den ersten zehn Jahren sollte der Aktienanteil<br />

zunächst konstant sein, um die<br />

Renditechancen zu maximieren. In dieser<br />

Phase sollte der ursprüngliche Mix ein bis<br />

zwei Mal jährlich ausbalanciert werden.<br />

n In der zweiten Hälfte der Sparphase geht<br />

es darum, nach und nach Risiko rauszunehmen,<br />

also weniger in Aktien und mehr<br />

in Anleihen guter Qualität anzulegen. Der<br />

Anleger müsste demnach die Sparraten<br />

beispielsweise für einen Indexfonds auf<br />

den Dax reduzieren und die für den Indexfonds<br />

auf europäische Unternehmensanleihen<br />

erhöhen. In Phasen, in denen die<br />

Aktienkurse durch die Decke gehen, sollte<br />

der Anleger die Sparraten für den Aktienteil<br />

des Portfolios ganz einstellen.<br />

IT-Entwickler Philipp hat während seiner<br />

Altersteilzeit kaum noch in Aktien investiert.<br />

Stattdessen hat er sein Geld in<br />

Mischfonds und die Rürup-Rente gesteckt.<br />

Auch während des gleitenden Übergangs<br />

in den Ruhestand konnte er viel zur Seite<br />

legen: „Ich habe darauf bestanden, dass<br />

ich in den drei aktiven Jahren der Altersteilzeit<br />

weiter an Tariferhöhungen teilnehme.“<br />

Neben kluger Geldanlage kann eben auch<br />

Verhandlungsgeschick den Weg in den frühen<br />

Ruhestand angenehmer gestalten. »<br />

martin.gerth@wiwo.de, andreas dörnfelder | Frankfurt<br />

ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />

106 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse<br />

AUSZAHLPHASE<br />

Vermögen<br />

soll fließen<br />

Der Ausstieg aus dem Berufsleben<br />

oder der Übergang in den Teilzeitjob<br />

hat funktioniert, jetzt gilt es, zu<br />

ernten. Um Kapital in eine Rente zu wandeln,<br />

gibt es drei Wege: Bank-Auszahlplan,<br />

Auszahlplan mit Fonds oder Sofortrente<br />

bei einer Versicherung (siehe Tabellen).<br />

Wer sich für einen Auszahlplan entscheidet,<br />

sollte eine Variante mit Kapitalverzehr<br />

wählen. In dieser Form des Auszahlplans<br />

wird das Ersparte bis zu einem bestimmten<br />

Endalter, zum Beispiel 90, komplett in Renten<br />

gewandelt. Ein heute 40-Jähriger hat eine<br />

Lebenserwartung von 81,5 Jahren.<br />

40-jährige Frauen werden 86,4 Jahre alt.<br />

Ein Auszahlplan bis zum 90. Lebensjahr<br />

scheint also vertretbar.<br />

Die drei Wege zur privaten Rente haben<br />

folgende Vor- und Nachteile:<br />

n Bank-Auszahlplan: Die Bank zahlt für die<br />

Laufzeit einen festen Zins auf das verbleibende<br />

Kapital, <strong>vom</strong> Ersparten wird regelmäßig<br />

ein fixer Betrag verbraucht<br />

+ geringe Kosten, einfache Konstruktion<br />

– niedrige Rendite<br />

n Fonds-Auszahlplan: Das Geld geht in<br />

Fonds. Kursgewinne pushen die Rente<br />

+ hohe Renditechancen<br />

– größeres Risiko, Rente kaum kalkulierbar<br />

n Sofortrente: Der Anleger steckt Kapital<br />

auf einen Schlag in eine Renten-Police.<br />

+ lebenslange Rente, kein Nachjustieren<br />

– niedrige Rendite, höhere Kosten<br />

Auszahlpläne bieten keine lebenslange<br />

Rente. Wer sichergehen will, sollte eine Reserve<br />

von zehn Prozent des Ersparten einplanen.<br />

Dieser Notgroschen überbrückt die<br />

Jahre jenseits der 90. Stirbt der Anleger, bevor<br />

er die Reserve angreift, haben die Erben<br />

etwas davon. Bei Renten-Policen dagegen<br />

gehen sie leer aus, wenn die Zeit, für die die<br />

Rente garantiert wird, abgelaufen ist.<br />

Da bei Auszahlplänen später nachjustiert<br />

werden muss, sollten Anleger ihre Angehörigen<br />

mit in die Planung einbeziehen.<br />

Bei Bank-Auszahlplänen muss beispielsweise<br />

der Zins neu festgesetzt, bei Fonds-<br />

Auszahlplänen die Auswahl der Investments<br />

verändert werden. „Sind die Verwandten<br />

im Bilde, können sie eingreifen,<br />

wenn die Rentner ihre Finanzen nicht<br />

mehr selbst regeln können“, sagt Ralf Nomrosky,<br />

Honorarberater aus Düsseldorf.<br />

Da die Zinsen für Bank-Auszahlpläne<br />

derzeit niedrig sind, ist es sinnvoll, mehrere<br />

Auszahlpläne mit kürzeren Laufzeiten<br />

hintereinander zu schalten. Um eine Rente<br />

bis 90 zu sichern, muss das bis zur Frührente<br />

angesparte Kapital aufgeteilt werden.<br />

Wer sich für die Sofortrente entscheidet,<br />

dem sollte klar sein, dass er in der Regel vor<br />

dem 90. Geburtstag sein eingezahltes Kapital<br />

nicht wiedersehen wird. Tipp: Anleger<br />

sollten auf eine wachsende Rente verzichten<br />

und einen Tarif mit konstanten Leistungen<br />

wählen. So bitter es klingen mag, aber:<br />

Im Alter nimmt der Kapitalbedarf ab. n<br />

martin.gerth@wiwo.de<br />

Lebenslang monatlich 333 Euro dazu<br />

Die besten Rentenversicherungen gegen Einmalbetrag, bei denen die Rente ab<br />

dem 60. Lebensjahr gezahlt wird 1<br />

Versicherter: 60 Jahre, zahlt jetzt einmalig 100 000 Euro ein<br />

Versicherung<br />

Europa 3<br />

HUK24<br />

CosmosDirekt<br />

Hannoversche Leben<br />

HUK-COBURG<br />

Continentale 3<br />

R+V<br />

Karlsruher<br />

Stuttgarter<br />

Württembergische<br />

Tarif<br />

E-R1<br />

RSGT24 Sofortrente<br />

R3<br />

Sofortrente R1<br />

RSGT Sofortrente<br />

R1<br />

LSE<br />

KSR<br />

SofortRente classic - T30.8<br />

SR<br />

garantierte<br />

monatliche Rente<br />

(in Euro) 2<br />

1 Vorgaben: Rente wird lebenslang, mindestens jedoch zehn Jahre lang gezahlt, falls der Versicherte vorzeitig<br />

stirbt; Anbieter muss mindestens einen Stern im LV-Unternehmensrating von Morgen & Morgen haben;<br />

2 Garantiezins liegt derzeit bei 1,75 Prozent pro Jahr; 3 Rente inklusive Überschüssen in voller Höhe erst ab dem<br />

vierten Jahr; Quelle: Morgen & Morgen, Stand: November <strong>2013</strong><br />

336<br />

333<br />

332<br />

332<br />

329<br />

323<br />

322<br />

322<br />

322<br />

320<br />

monatliche Rente<br />

inklusive Überschüsse<br />

(in Euro)<br />

452<br />

439<br />

448<br />

431<br />

434<br />

435<br />

444<br />

458<br />

431<br />

433<br />

30 Jahre 419 Euro pro Monat<br />

Die besten Bankauszahlpläne über<br />

10, 15 und 30 Jahre<br />

Anlagebetrag: 100 000 Euro<br />

Anbieter<br />

Auszahlung über 10 Jahre<br />

IKB Deutsche Industriebank<br />

Gefa Bank<br />

Sparda-Bank Augsburg<br />

Stadtsparkasse Mönchengl.<br />

Sparda-Bank Hessen<br />

...über 15 Jahre<br />

BKM – Bausparkasse Mainz<br />

Aachener Bausparkasse<br />

...über 30 Jahre<br />

BKM – Bausparkasse Mainz<br />

PSD Bank Hannover<br />

Quelle: biallo.de<br />

Zinssatz<br />

(in Prozent<br />

pro Jahr)<br />

2,40<br />

2,30<br />

2,10<br />

2,10<br />

2,00<br />

2,25<br />

1,90<br />

3,00<br />

1,31<br />

monatliche<br />

Rente<br />

(in Euro)<br />

936,96<br />

932,53<br />

923,71<br />

923,71<br />

919,31<br />

654,01<br />

638,15<br />

419,38<br />

335,71<br />

ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />

108 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FOTO: ANDREAS VARNHORN<br />

Besondere Leistung<br />

HESS-SKANDAL I | Beim Börsengang der Pleitefirma, argwöhnen<br />

Ermittler, soll mit Tricks künstlich Nachfrage erzeugt worden sein.<br />

Die Aufseher wollten einiges von der<br />

Landesbank in Stuttgart haben: In<br />

einer Anfrage soll die Finanzaufsicht<br />

BaFin um die Korrespondenz zum<br />

Börsengang der Hess AG gebeten haben.<br />

Das Institut, sagen Bankinsider, habe Mitschnitte<br />

von Telefonaten, E-Mails und<br />

Chats, die Banker über den Computer des<br />

Finanzdatenspezialisten Bloomberg geführt<br />

hatten, herausgeben sollen.<br />

Im Oktober 2012 hatte die Landesbank<br />

Baden-Württemberg (LBBW) den Leuchtenhersteller<br />

an die Börse gebracht. Drei<br />

Monate später feuerte der Aufsichtsrat Vorstandschef<br />

Christoph Hess und Finanzchef<br />

Peter Ziegler. Die Manager, so der Vorwurf,<br />

hätten die Finanzlage geschönt. Hess war<br />

bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme<br />

erreichbar, Ziegler wollte sich<br />

nicht äußern. Vier Monate nach dem Börsengang<br />

war Hess pleite – ein Rekord, den<br />

es nicht mal am Neuen Markt gegeben haben<br />

dürfte. Die Staatsanwaltschaft Mannheim<br />

ermittelt unter anderem wegen des<br />

Verdachts auf Kapitalanlagebetrug gegen<br />

Ex-Hess-Manager und weitere Beteiligte.<br />

VERDACHT AUF INSIDERHANDEL<br />

Seit Neuestem spielen auch Aktiengeschäfte<br />

eine Rolle im Ermittlungsverfahren. Die<br />

BaFin hat außerdem kürzlich Anzeigen wegen<br />

des Verdachts auf Marktmanipulation<br />

und Insiderhandel erstattet – gegen wen,<br />

ließ die Behörde offen.<br />

Ein Insider, der den Börsengang (IPO)<br />

mit vorbereitet hat, sagte bei einem Ermittler<br />

der Landespolizeidirektion in Freiburg<br />

aus. Er sei kurz vor dem Gang an die Börse<br />

zum Gespräch mit der Emissionsbank<br />

LBBW in Stuttgart gewesen. Thema soll<br />

demnach gewesen sein, dass das Orderbuch,<br />

in dem die Aufträge von allen gesammelt<br />

werden, die Aktien zeichnen wollen,<br />

nur spärlich gefüllt gewesen sei.<br />

Das ist der Albtraum jedes Investmentbankers<br />

beim IPO. Zu wenig Orders bergen<br />

die Gefahr, dass der Kurs am ersten Börsentag<br />

abstürzt. Eine Führungskraft der<br />

Bank soll daher Druck gemacht haben. Die<br />

LBBW äußerte sich dazu auf Anfrage nicht.<br />

Im Orderbuch sollen noch Aufträge für eine<br />

halbe Million Aktien gefehlt haben. Sei<br />

das Buch nicht voll, verlören institutionelle<br />

Anleger das Interesse. Folge: Der Börsengang<br />

drohte zu scheitern.<br />

Doch die Landesbank soll Rat gewusst<br />

haben: Sie wollte, sagte der Insider der Polizei,<br />

zehn Prozent der Aktien in den eigenen<br />

Bestand nehmen. Ein Banker habe außerdem<br />

eine Incentive Fee (Belohnungsgebühr)<br />

gefordert, für besondere Leistung.<br />

Die Bank soll zusätzlich zur normalen Provision<br />

ein Prozent Zuschlag verlangt haben.<br />

Das Geld, sagt Volker Grub, Insolvenzverwalter<br />

von Hess, ist geflossen: „Die Incentive<br />

Fee in Höhe von einem Prozent ist<br />

von Hess an die LBBW bezahlt worden.“<br />

Die Landesbank wollte aufgrund der<br />

laufenden Ermittlungen und mit Blick auf<br />

ihre Verschwiegenheitspflichten nicht alle<br />

Fragen der Redaktion beantworten. Sie legt<br />

allerdings Wert auf die Feststellung, dass<br />

die Nachfrage nach Hess-Aktien „zum Zeitpunkt<br />

der Schließung der Bücher“ die gewünschte<br />

Transaktion von 2,3 Millionen<br />

Aktien vollständig gedeckt habe.<br />

Das ist nach Informationen der WirtschaftsWoche<br />

richtig. Fraglich ist nach den<br />

Angaben eines Bankinsiders aber, ob die<br />

LBBW in die Lücke gesprungen ist und bislang<br />

nicht gezeichnete Papiere kurzfristig<br />

auf eigene Bücher genommen hat. Ein<br />

Bankinsider sagte: „Das Orderbuch wäre<br />

nicht voll gewesen, wenn die LBBW keine<br />

Aktien gezeichnet hätte.“ Die Bank dementiert<br />

das, verweist aber auf Nachfrage lediglich<br />

auf öffentliche Mitteilungen über ihre<br />

Stimmrechte. Daraus geht hervor, dass die<br />

LBBW am Tag der erstmaligen Zulassung<br />

der Aktien zum Handel gut die Hälfte der<br />

Stimmrechte gehalten hat. Das aber dürfte<br />

technische Gründe gehabt haben, weil die<br />

Bank die Papiere verteilen musste. Nur<br />

zwei Tage später war das Institut blank und<br />

meldete „0,00“ Prozent.<br />

FONDS ZEICHNETEN FLEISSIG<br />

LBBW-Fonds, in die Privatanleger investieren,<br />

hatten da noch Aktien: So zeichnete etwa<br />

der „LBBW Aktien Small & MidCaps<br />

Deutschland“ 5000 Stück. Hört sich wenig<br />

an, ist für den kleinen Fonds aber viel:<br />

Hess-Aktien waren mit knapp zwei Prozent<br />

<strong>vom</strong> Fondsvermögen plötzlich zweitgrößte<br />

Position im Topf. Kauffreudig waren die<br />

Fondsmanager auch beim „Aktien Dynamik<br />

Europa“ und „Nachhaltigkeit Aktien“ –<br />

so kamen weitere 32 000 Aktien hinzu.<br />

Fest steht aber auch: Für die Landesbank<br />

stand viel auf dem Spiel, sie hatte in den<br />

Börsengang investiert – und den Löwen-<br />

Damals strahlten die Leuchten noch<br />

Ex-Vorstände Hess (rechts) und Ziegler »<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 109<br />

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Geld&Börse<br />

ternehmen begleitet hat: „Meist legt eine<br />

Hausbank offen, für wen sie Aktien zeichnet.<br />

Kommt eine große Order rein, fragt eine<br />

Investmentbank normalerweise nach,<br />

wer hinter dem Auftrag steht“, sagt der heutige<br />

Partner der Anwaltskanzlei Heisse Kursawe<br />

Eversheds.<br />

Die Hess-Führungsriege allerdings soll<br />

mit ihren Kunstgriffen auch noch nicht<br />

durch gewesen sein: Der Insider sagte der<br />

Polizei, dass auch Jürgen Hess, Vater von<br />

Christoph Hess und damals Hess-Aufsichtsrat,<br />

privat Aktien gezeichnet haben<br />

soll. Hess senior war nicht für eine Stellungnahme<br />

zu erreichen.<br />

»<br />

anteil der meist millionenschweren Provision<br />

bekommen Investmentbanken normalerweise<br />

erst, wenn der IPO klappt.<br />

Dass der Börsengang schleppend lief,<br />

hatte sich abgezeichnet. Anleger äußerten<br />

Bedenken: Hess habe ein „schwaches Finanzprofil“,<br />

aus dem operativen Geschäft<br />

bleibe zu wenig hängen. Familie Hess, Anteilseigner<br />

Holland Private Equity (HPE)<br />

und die Bank verlängerten die Frist für die<br />

Zeichnung um sechs Tage und senkten die<br />

Zeichnungsspanne um rund 20 Prozent.<br />

ZIEL: 200 000 AKTIEN<br />

22. Oktober 2012. Die Zeit läuft, am nächsten<br />

Tag endet die verlängerte Zeichnungsfrist.<br />

Finanzchef Ziegler schreibt eine<br />

E-Mail an seinen Boss Christoph Hess. Diverse<br />

sechsstellige Geldbeträge sollten<br />

noch auf ein Konto der Firma Evros wandern,<br />

beim Internationalen Bankhaus Bodensee<br />

(IBB). Damit seien 2,2 Millionen<br />

Euro beim IBB, mache 125 000 Aktien. Zudem<br />

könne man ein anderes Konto um 1,4<br />

Millionen Euro überziehen, mache weitere<br />

75 000 Aktien. Ziel sei es, 200 000 Aktien<br />

über Evros und K+K zu kaufen. Die Anteile<br />

müssten jeweils unter drei Prozent liegen –<br />

der Zusatz ist pikant, erst ab der Schwelle<br />

muss Aktienbesitz gemeldet werden.<br />

Der Polizei hat der Hess-Insider erklärt,<br />

dass Ziegler Nachfrage organisiert habe,<br />

weil das Orderbuch nicht voll gewesen sei.<br />

Die Staatsanwaltschaft Mannheim bestätigte,<br />

dass sie wegen des Verdachts der Untreue<br />

ermittle, „da Firmen aus dem Umfeld<br />

der Hauptbeschuldigten mit Geldern der<br />

Hess AG Aktien erworben haben sollen“.<br />

Hinter Evros und K+K steht eine Schweizer<br />

Adresse. Dorthin hat Hess-Finanzchef<br />

Erleuchtet<br />

EM-Stadion Donetsk, ein Hess-<br />

Vorzeigeprojekt beim IPO<br />

Ziegler Handlungsanweisungen geschickt:<br />

Am Tag nach dem Ende der Zeichnungsfrist<br />

hat er eine E-Mail versendet, mit dem<br />

Auftrag, mehrere Verkaufsorders für insgesamt<br />

30 000 Aktien zu setzen. Die Preise<br />

gab er vor. „Nach den mir vorliegenden<br />

Unterlagen sind Hess-Aktien im Wert von<br />

zwei Millionen Euro zum Börsengang mit<br />

dem Geld einer der Familie Hess zuzurechnenden<br />

Gesellschaft gezeichnet worden“,<br />

sagt Insolvenzverwalter Grub, der die<br />

Geldströme von Hess nachverfolgt hat.<br />

Die Geschäfte werfen Fragen zur Rolle<br />

der LBBW auf: In einer Präsentation hebt<br />

sie hervor, dass sie die Investoren von Hess<br />

kenne; bis auf die Nachkommastelle ist<br />

aufgeführt, wie viel Prozent der Aktien bei<br />

Versicherungen, Hedgefonds und Privatanlegern<br />

liegen und aus welchen Ländern<br />

diese kommen. „Evros oder K+K standen<br />

nicht im Orderbuch“, sie seien der LBBW<br />

nicht bekannt gewesen, sagt die Bank. Im<br />

Orderbuch konnten die Landesbanker hinter<br />

der Millionen-Order nur IBB sehen.<br />

Warum sie nicht nachgefragt hat, wer dahinter<br />

steht, ist unklar. Es sei zumindest<br />

ungewöhnlich, sagt der ehemalige Investmentbanker<br />

Alexander Honrath, der mehr<br />

als 30 Kapitalmarkttransaktionen von Un-<br />

»Mit Geldern der<br />

Hess AG sollen<br />

Aktien erworben<br />

worden sein«<br />

Staatsanwaltschaft Mannheim<br />

1,26 MILLIONEN EURO VOM SENIOR<br />

Jürgen Hess, obwohl schon vor dem IPO<br />

maßgeblicher Anteilseigner, kaufte 81 000<br />

Aktien im Wert von knapp 1,26 Millionen<br />

Euro – und dürfte so ebenfalls dazu beigetragen<br />

haben, das Orderbuch zu füllen. Die<br />

Papiere stieß er nur einen Tag später, am<br />

ersten Handelstag der Aktien, außerbörslich<br />

wieder ab. Der Aktienblock, sagen<br />

mehrere Insider, soll an Hess-Großaktionär<br />

HPE gegangen sein. HPE war nicht für<br />

eine Stellungnahme zu erreichen, hatte<br />

aber wenige Tage nach dem IPO verkündet,<br />

seinen Anteil bei Hess um mehrere<br />

Prozentpunkte aufgestockt zu haben.<br />

Die Landesbank sieht sich nunmehr selber<br />

als Betrogene – und hat Strafanzeige<br />

wegen des Verdachts auf Betrug beim Börsengang<br />

gestellt. Soweit die Vorwürfe sich<br />

bewahrheiteten, sei auch „die LBBW getäuscht“<br />

worden. Laut Staatsanwaltschaft<br />

werde aktuell auch „kein Ermittlungsverfahren“<br />

gegen Mitarbeiter der LBBW geführt,<br />

und es gebe auch keine Anhaltspunkte<br />

dafür, dass Mitarbeiter der Bank an Straftaten<br />

der Beschuldigten mitgewirkt hätten.<br />

In Zukunft, sagte LBBW-Chef Hans-Jörg<br />

Vetter nach dem Hess-Desaster, werde sein<br />

Institut Börsengänge nur noch dann begleiten,<br />

wenn es auch „Hausbank“ sei.<br />

Hess aber war seiner Bank dabei zumindest<br />

nicht unbekannt: So sollen Fonds einer<br />

LBBW-Gesellschaft eine Beteiligung<br />

von Hess-Managern über Jahre mit Fördergeldern<br />

versorgt haben (siehe Seite <strong>11</strong>1).<br />

Und laut Wertpapierprospekt zum Börsengang<br />

hatte die LBBW-Tochter BW Bank zudem<br />

vor dem IPO Unternehmen der Hess-<br />

Gruppe „verschiedene Darlehen“ über<br />

mehrere Millionen Euro gewährt. Kredite<br />

allein, so die Landesbank in ihrer Stellungnahme,<br />

begründeten allerdings noch „keine<br />

Hausbankfunktion“.<br />

n<br />

annina.reimann@wiwo.de | Frankfurt<br />

FOTOS: PR, PICTURE-ALLIANCE/DPA/PATRICK SEEGER<br />

<strong>11</strong>0 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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HESS-SKANDAL II<br />

Frische Ideen im Osten<br />

Kapital für eine Entwicklungsfirma wirft neue Fragen an die LBBW auf.<br />

Es sind prächtige Nachrichten, die Christoph<br />

Hess und Peter Ziegler an einem<br />

Donnerstag im März 2010 im Gepäck haben.<br />

Die Vorstände des Leuchtenbauers<br />

Hess berichten ihrem Aufsichtsrat über<br />

eine geplante Entwicklungsgesellschaft in<br />

Dresden, der millionenschwere Fördermittel<br />

winken. Das Protokoll der Sitzung<br />

liegt der WirtschaftsWoche vor. Finanzvorstand<br />

Ziegler spricht demnach von 1,3<br />

Millionen Euro Beteiligungskapital. Und<br />

es würden weitere Fördergelder von bis<br />

zu drei Millionen möglich. Ein Aufsichtsrat<br />

betont sinngemäß: Wir geben das Risiko<br />

ab, nicht aber die Chancen.<br />

Was für jeden Anleger ein Traum wäre,<br />

ist ein weiteres Kapitel im Wirtschaftskrimi<br />

um die Hess AG. Die Staatsanwaltschaft<br />

Mannheim ermittelt wegen des<br />

Verdachts auf Subventionsbetrug. „Wir<br />

untersuchen seit Ende Oktober eine Gesellschaft,<br />

an der zwei damalige Führungskräfte<br />

der Hess AG sowie mittelbar<br />

die beiden Vorstände beteiligt waren“,<br />

sagt Staatsanwalt Peter Lintz.<br />

„MITTELBAR 60 PROZENT“<br />

Fest steht: Ein von Hess-Managern kontrolliertes<br />

Unternehmen hat Geld von<br />

zwei sächsischen Gründerfonds erhalten,<br />

die zum Großteil von der EU und dem<br />

Land Sachsen finanziert werden. Pikant:<br />

Beide Fonds sind der Landesbank Baden-<br />

Württemberg (LBBW) zuzuordnen – jener<br />

Bank also, die Hess im Oktober 2012 an<br />

die Börse brachte. Keine vier Monate später<br />

war der hochgelobte Neuling pleite.<br />

Rückblick: 2008 genehmigt die EU-<br />

Kommission Sachsen ein hoffnungsvolles<br />

Programm. Die Technologiegründerfonds<br />

Sachsen (TGFS) sollen jungen High-Tech-<br />

Firmen auf die Sprünge helfen. Frisches<br />

Kapital für frische Ideen im Osten. Die<br />

beiden Töpfe sind mit 60 Millionen Euro<br />

gefüllt. Gut die Hälfte kommt von der EU,<br />

zehn Millionen Euro <strong>vom</strong> Land Sachsen,<br />

den Rest bringen drei sächsische Sparkassen<br />

und die LBBW-eigene Sachsen<br />

Bank ein. Gesteuert werden die Fonds<br />

von der Leipziger LBBW-Gesellschaft<br />

CFH Beteiligungen. In der Beschreibung<br />

Neues Licht auf den Fall Hess<br />

Insolvenzverwalter Volker Grub<br />

werben soll. Dass die Förderfonds laut ihren<br />

Statuten „detaillierte Unternehmenspläne“<br />

verlangen, sagt Hess nicht. Dafür schwärmt<br />

Finanzchef Ziegler: Man habe 60 Prozent<br />

indirekt unter Kontrolle und bestimme das<br />

Geschäftsmodell. So steht es im Protokoll.<br />

Christoph Hess war für eine Stellungnahme<br />

nicht erreichbar, Peter Ziegler wollte sich<br />

nicht äußern.<br />

Der Plan geht auf. Am 30. April 2010<br />

steigen die Technologiegründerfonds Sachsen<br />

und damit die europäischen Steuerzahler<br />

bei LightDesign Solutions ein. Handelsregisterdaten<br />

belegen, dass Hess-Manager<br />

der Beihilfemaßnahme ist klar geregelt,<br />

dass die Fonds nur in Unternehmen mit weniger<br />

als 250 Mitarbeitern und höchstens<br />

50 Millionen Euro Umsatz investieren.<br />

Die Hess AG ist dafür zu groß. Die Entwicklungsgesellschaft<br />

LightDesign Solutions,<br />

von der Christoph Hess seinem Aufsichtsrat<br />

auf der Sitzung im März laut<br />

Protokoll berichtet, ist es nicht. Laut Hess<br />

hat sie drei bis vier Mitarbeiter. Auch die<br />

Umsatzgrenzen sind wohl kein Problem: Es<br />

gebe noch keinen Umsatz, selbst Umsatzprognosen<br />

seien schwierig, berichtet er<br />

über die Gesellschaft, die Fördermittel eindie<br />

Mehrheit haben: So entfallen 60,35<br />

Prozent der Anteile auf Gesellschafter<br />

aus dem Hess-Umfeld. Beteiligt sind ein<br />

früherer Hess-Exportleiter, ein damaliger<br />

Produktmanager sowie je eine GmbH der<br />

Vorstände Hess und Ziegler. Die restlichen<br />

39,65 Prozent liegen bei den Förderfonds<br />

– und damit mittelbar bei der<br />

LBBW, wie es in deren Geschäftsbericht<br />

20<strong>11</strong> heißt. Was aber macht die Light-<br />

Design Solutions? Offiziell entwickelt und<br />

verkauft sie Beleuchtungssysteme.<br />

„VERDECKTE KREDITE“<br />

Hess-Insolvenzverwalter Volker Grub aber<br />

ist noch auf etwas anderes gestoßen:<br />

„LightDesign Solutions hat Material für<br />

die Hess AG eingekauft, dieses aber erst<br />

mit bis zu drei Jahren Verspätung abgerechnet.“<br />

So habe die Gesellschaft dem<br />

Mutterkonzern verdeckte Kredite gegeben<br />

– und zwar aus Beteiligungsgeld des<br />

Staates. Mindestens 300 000 Euro wurden<br />

auf diesem Weg weitergereicht,<br />

schätzt Grub.<br />

Der damalige Vorstandschef Christoph<br />

Hess war dazu nicht erreichbar. Der Landesbank<br />

Baden-Württemberg ist von all<br />

dem „nichts bekannt“, sagt ein Sprecher.<br />

Ein Insider berichtete der Wirtschafts-<br />

Woche, dass die LBBW darauf gedrungen<br />

habe, dass die LightDesign Solutions von<br />

der Homepage der Hess AG verschwindet.<br />

Damit konfrontiert, sagt der Sprecher:<br />

Die Fonds wollten „den unzutreffenden<br />

Eindruck vermeiden, dass es sich bei<br />

LightDesign Solutions um eine Tochtergesellschaft<br />

der Hess AG handelt.“<br />

„FINANZIELLE STARTHILFE“<br />

In einem Kundenmagazin der LBBW-eigenen<br />

Sachsen Bank von 2010 klingt das<br />

noch ganz anders: Eindeutig ist da von einer<br />

„Technologie-Tochter“ der Hess AG<br />

die Rede, der die LBBW-Beteiligungsgesellschaft<br />

CFH „finanzielle Starthilfe“ gegeben<br />

habe. Damit konfrontiert, wiegelt<br />

die Landesbank ab: Die Darstellung im<br />

Kundenmagazin sei „unzutreffend“ – und<br />

daher auch nicht in den Wertpapierprospekt<br />

beim Börsengang übernommen<br />

worden, den die LBBW mitverantwortet.<br />

Die Subventionen werfen ein neues<br />

Licht auf den Fall. Denn, so Insolvenzverwalter<br />

Grub: „Ohne die Fördermittel hätte<br />

die Hess AG zum Zeitpunkt des Börsengangs<br />

deutlich schlechter dagestanden.“<br />

andreas.dörnfelder | geld@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 <strong>11</strong>1<br />

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Geld&Börse | Barron’s<br />

Das Potenzial heben<br />

AKTIEN | Hedgefondsmanager sammeln für Kinder in Not –<br />

die Spender bekommen dafür ein paar Börsentipps.<br />

In Chicago stieg Ende Oktober die jährliche<br />

Wohltätigkeitsgala „Invest For<br />

Kids“, bei der unter Amerikas Reichen<br />

für Kinder in Not gesammelt wird. Dabei<br />

rühren Manager einer Zunft die Spendentrommel,<br />

die sonst nicht unbedingt mit<br />

Altruismus und sozialem Engagement in<br />

Verbindung gebracht wird. Hedgefondsmanager<br />

wie Nelson Peltz von Trian Fund,<br />

Marc Lasry von Avenue Capital und Mark<br />

Kingdon sammelten unter den 1000 Teilnehmern<br />

mehr als eine Million Dollar ein;<br />

die Spenden kommen lokalen Wohltätigkeitsorganisationen<br />

zugute.<br />

Zeitgleich organisierten Hedgefonds<br />

auch in London eine Charity-Veranstaltung.<br />

Die „Sohn London Investment“ sammelt<br />

für die Krebshilfe. 400 Teilnehmer bezahlten<br />

je 1000 Pfund. Unter den Sprechern:<br />

John Armitage von Egerton Capital,<br />

Masroor Siddiqui von Naya Management<br />

und Julian Sinclair von Talisman.<br />

Die prominenten Spendensammler gaben<br />

bereitwillig Anlagetipps (siehe Tabelle).<br />

Zwar ist grundsätzlich Skepsis angebracht,<br />

wenn Hedgefondsmanager Aktientipps<br />

unters Volk bringen; meist dürften sie<br />

selbst die Papiere schon besitzen oder gar<br />

bald aussteigen. Wer macht sich schon vor<br />

dem eigenen Einstieg durch Mundpropaganda<br />

die Kaufkurse kaputt?<br />

Doch 2012 fuhren Anleger nicht<br />

schlecht, die die Tipps der Hedgefondsprominenz<br />

auf den beiden jährlichen<br />

Spendengalas in die Tat umsetzten: Sie liegen<br />

heute im Schnitt um 61 Prozent vorn;<br />

das übertrifft die Wertentwicklung des US-<br />

Aktienindex S&P 500 im gleichen Zeitraum<br />

um mehr als das Doppelte.<br />

Was empfehlen die sozial engagierten<br />

Geldprofis heute? Der aktivistische Hedgefondsmanager<br />

Nelson Peltz von Trian verkündete,<br />

er werde sich Mondelez vornehmen.<br />

Der Lebensmittelkonzern, 2012 von<br />

Kraft Foods abgespalten, sei „schlecht geführt“,<br />

sagte Peltz, das Kurspotenzial werde<br />

nicht gehoben. Mondelez habe „großartige<br />

Marken“ wie Oreo Kekse oder Cadbury<br />

Schokolade und eine starke Präsenz in<br />

Schwellenländern. Der Konzern leide aber<br />

unter zu hohen Kosten, so Peltz. Sowohl im<br />

Vertrieb als auch in der Verwaltung sei das<br />

der Fall, ebenso sei zu viel Kapital im Einsatz.<br />

Daher erziele das Unternehmen nur<br />

eine operative Marge von zwölf Prozent.<br />

Die Favoriten der<br />

Fonds liegen nach<br />

einem Jahr gut 61<br />

Prozent im Plus<br />

Schon durch „relativ geringe Veränderungen“<br />

ließe die sich auf 18 Prozent steigern,<br />

meint Peltz. Einigen Mitgliedern des<br />

Verwaltungsrats habe er seine Erkenntnisse<br />

bereits mitgeteilt, ein „massiverer Angriff“<br />

stehe bevor. Nach Ansicht von Peltz<br />

könnte Mondelez den Gewinn je Aktie bis<br />

2015 verdoppeln. Er will sich sogar für einen<br />

neuen Namen stark machen, denn der<br />

alte klinge nach Medizin.<br />

Marc Lasry von Avenue Capital sieht Potenzial<br />

in den Anleihen der US-Kaufhauskette<br />

J.C. Penney. Er glaubt nicht an die Gefahr<br />

eines Konkurses. Auch nicht nach den<br />

desaströsen Umstrukturierungsversuchen<br />

durch Kurzzeit-CEO Ron Johnson, der zuvor<br />

den Einzelhandelsbereich von Apple<br />

geleitet hatte. Dank einer Kapitalerhöhung<br />

über 800 Millionen Dollar im September<br />

verfüge Penney über genügend Barmittel,<br />

um den Kopf bis 2015 über Wasser zu halten,<br />

dann sei wieder mit der Rückkehr in<br />

die Gewinnzone zu rechnen. Das neue Management<br />

greift auf bewährte Erfolgsrezepte<br />

wie Rabattmarken, Rabattaktionen<br />

und günstige Eigenmarken zurück. In zwei<br />

Jahren könnte die Penney-Anleihe, die<br />

noch zehn Jahre lang läuft und derzeit zu<br />

69 Cent je Dollar gehandelt wird, wieder<br />

bei 100 Cent notieren und den Anlegern<br />

fünf bis sechs Prozent Jahresrendite plus 30<br />

Prozent Kursanstieg bringen.<br />

NEUER ÜBERFLIEGER?<br />

Mark Kingdon empfiehlt Boeing. Der Flugzeugbauer<br />

profitiere <strong>vom</strong> höchsten Auftragsbestand<br />

seit mehr als acht Jahren und<br />

der Zunahme von Flugreisen in Asien. Gewinn-Katalysator<br />

sei der 787 Dreamliner,<br />

„das erste Flugzeug seit den Sechzigerjahren,<br />

das von Grund auf neu konstruiert<br />

wurde“. Die Vorteile des zuletzt pannengeplagten<br />

Dreamliners: 30 Prozent geringere<br />

Betriebskosten und 20 Prozent Treibstoffeinsparung.<br />

Dadurch könne sich das Flugzeug<br />

für Fluglinien in weniger als drei Jahren<br />

amortisieren. Dank massiver Aktienrückkäufe,<br />

steigender Produktionszahlen<br />

und positiver Lerneffekte hat Boeing einen<br />

rasch steigenden Cash-Flow, der Kurs der<br />

Aktie könne von derzeit 130 Dollar bis 2015<br />

auf 170 Dollar steigen, hofft Kingdon.<br />

Dinakar Singh von TPG-Axon Capital<br />

sieht in der Aktie des japanischen Industrieausrüsters<br />

Hitachi Potenzial. Ihm gefällt<br />

das Management, das die Umstrukturierung<br />

vorantreibt: Das Geschäft mit privaten<br />

Endkunden wird ausgegliedert, die<br />

Verschuldung abgebaut, und Kostenreduzierungen<br />

werden auf den Weg gebracht.<br />

ILLUSTRATION: TOM MACKINGER<br />

<strong>11</strong>2 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.13 WirtschaftsWoche<br />

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Die Hitachi-Aktie verdiene das gleiche<br />

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16 bis<br />

18 wie die Vergleichsunternehmen Emerson<br />

Electronic und Philips, notiere aber<br />

derzeit bei mageren zwölf.<br />

Steve Kuhn, Spezialist für notleidende<br />

Kredite bei Pine River Capital Management,<br />

sagt, er sei beim Aktienteam seines<br />

Unternehmens „auf einen echten Knüller<br />

gestoßen“, nämlich die börsennotierte Private-Equity-Gesellschaft<br />

American Capital.<br />

Als Risikokapitalgeber investiert American<br />

Capital in Schuldpapiere und Eigenkapital<br />

von kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen. Ähnlich wie die ebenfalls<br />

börsennotierten Reits (Immobilien-Aktiengesellschaften)<br />

ist American Capital in<br />

den USA von der Besteuerung eigener Gewinne<br />

befreit, wenn es jedes Jahr 90 Prozent<br />

davon an die Investoren ausschüttet.<br />

American Capital wurde von der Finanzkrise<br />

von 2008 arg in Mitleidenschaft gezogen.<br />

Seither kann das Unternehmen in großem<br />

Stil steuerliche Verlustvorträge geltend<br />

machen. Anstatt aus den laufenden Erträgen<br />

Dividenden auszuschütten, nutzt es die<br />

Erträge für umfangreiche Rückkäufe der<br />

weit unter Buchwert notierenden Aktie.<br />

Kuhn zufolge ist American Capital mit dieser<br />

Strategie bei den meisten Investoren in<br />

Ungnade gefallen, dabei sei sie „wirtschaftlich<br />

absolut sinnvoll“. Kuhn glaubt, die Aktie<br />

könne ihren Wert in drei Jahren verdoppeln.<br />

Danach ist es vorbei mit den Steuervorteilen,<br />

und American Capital werde wieder<br />

Dividenden auf die dann stark reduzierte<br />

Anzahl von Aktien ausschütten.<br />

In London lag ein Schwerpunkt der<br />

Empfehlungen auf Luxusmarken und Finanzdienstleistern.<br />

Scharfe Konfrontationen<br />

wie im Vorjahr blieben aus. Damals<br />

hatte Muddy-Waters-Gründer und Leerverkaufsspezialist<br />

Carson Block einen heftigen<br />

Disput über die Bilanzierungsmethoden<br />

und die Verschuldung des Agrarhändlers<br />

Olem International losgetreten. Mit<br />

unverblümten Verkaufsempfehlungen<br />

hielten sich Manager dieses Jahr weitgehend<br />

zurück, einzig Masroor Siddiqui von<br />

Naya Management gab eine: Der französische<br />

Brillenoptiker Essilor werde von verschärftem<br />

Preiswettbewerb bedroht.<br />

Zugreifen sollte man nach Ansicht von<br />

Siddiqui hingegen bei Salvatore Ferragamo.<br />

Die Aussichten des italienischen<br />

Schuhherstellers bezeichnet er als glänzend.<br />

Zwar habe die Aktie <strong>2013</strong> bereits 50<br />

Prozent zugelegt und erscheine mit einem<br />

KGV von 24 auf Basis des für 2014 erwarteten<br />

Gewinns teuer. Zum Vergleich: Die Aktien<br />

von Gucci-Eigentümer Kering<br />

und LVMH notieren bei 15<br />

beziehungsweise 18 Jahresgewinnen.<br />

Der springende Punkt<br />

sei jedoch die Gewinnmarge, die<br />

bei Ferragamo von 20 Prozent<br />

im Vorjahr auf 28 Prozent im<br />

Jahr 2015 steigen könnte. Und<br />

das, sagt Siddiqui, sei „nicht einmal<br />

eine besonders optimistische<br />

Prognose“. Das Unternehmen<br />

könne dieses Ziel allein durch Kostensenkungen<br />

und marginale Verbesserungen<br />

einiger Geschäftsprozesse erreichen. Bis<br />

2015 könne der Kurs der Ferragamo-Aktie<br />

auf 35 Dollar (rund 47 Euro) klettern, also<br />

um nahezu 40 Prozent, so Siddiqui.<br />

Julian Sinclair von Talisman Global Asset<br />

Management bezeichnet die indische Tata<br />

Motors, zu der inzwischen die britischen<br />

Luxushersteller Jaguar und Land Rover gehören,<br />

als den „vierten deutschen Autohersteller“<br />

neben Volkswagen, BMW und<br />

Daimler. Tata baue in England „gute und<br />

schöne Autos, für die die Leute gerne viel<br />

Geld ausgeben“ sagte er, „genauso wie für<br />

die deutschen Autos“.<br />

Bei Tata erreichen die Investitionen in<br />

diesem Jahr einen Höhepunkt, was Gewinn<br />

und Cash-Flow etwas schwächer ausfallen<br />

lässt. In den nächsten beiden Jahren<br />

ist nach Ansicht von Sinclair aber dann mit<br />

Tipps <strong>vom</strong> Profi<br />

Was elf bekannte Hedgefondsmanager<br />

jetzt empfehlen<br />

Hedgefonds/<br />

Fondsmanager<br />

Trian/<br />

Nelson Peltz<br />

Avenue/<br />

Marc Lasry<br />

Kingdon/<br />

Mark Kingdon<br />

TPG-Axon/<br />

Dinakar Singh<br />

Pine River/<br />

Steve Kuhn<br />

Talisman/<br />

Julian Sinclair<br />

Pelham Capital/<br />

Ross Turner<br />

Naya/ Masroor<br />

Siddiqui<br />

Egerton/<br />

John Armitage<br />

Children's Fund/<br />

Chris Hohn<br />

AKO/<br />

Nicolai Tangen<br />

Empfehlung<br />

Aktie/Branche<br />

Mondelez/<br />

Nahrungsm.<br />

J.C. Penney/<br />

Handel 2<br />

Boeing/<br />

Flugzeugbau<br />

Hitachi/-<br />

Elektronik<br />

Am. Capital/<br />

Beteiligungen<br />

Tata Motors/<br />

Automobil<br />

DCC/<br />

Energie<br />

S. Ferragamo/<br />

Schuhe<br />

Nordea/<br />

Bank<br />

Aurozin H./<br />

Eisenbahn<br />

Experian/<br />

Kreditanalyse<br />

ISIN<br />

US6092071058<br />

US708160BE56<br />

US0970231058<br />

JP3788600009<br />

US02503Y1038<br />

US8765685024<br />

IE0002424939<br />

IT0004712375<br />

SE0000427361<br />

AU000000AZJ1<br />

GB00B19NLV48<br />

1 in Euro; 2 Unternehmensanleihe, Kurs in Prozent;<br />

Quelle: Barron’s, Bloomberg<br />

Die beste<br />

Geschichte aus<br />

der aktuellen<br />

<strong>Ausgabe</strong> von<br />

dem führenden<br />

amerikanischen<br />

Magazin für<br />

Geldanleger.<br />

Kurs 1<br />

24,78<br />

69,92<br />

99,20<br />

5,07<br />

10,49<br />

23,74<br />

32,82<br />

24,72<br />

9,18<br />

3,25<br />

15,<strong>11</strong><br />

kräftigem Umsatzwachstum zu<br />

rechnen. Jaguar und Land Rover<br />

seien „starke Luxusmarken mit<br />

hohem Preisgestaltungs- und<br />

folglich Margenpotenzial“. Der<br />

Gewinn je Aktie soll Prognosen<br />

zufolge von 2,88 Dollar im Jahr<br />

<strong>2013</strong> auf 3,19 Dollar 2014 und 3,78<br />

Dollar 2015 steigen. Zurzeit liegt<br />

die Marktkapitalisierung von Tata<br />

bei 19 Milliarden Dollar, könnte<br />

aber laut Sinclair in ein paar Jahren leicht<br />

um 50 Prozent auf 30 Milliarden Dollar<br />

steigen. Chris Hohn, Chef von TCI, der<br />

2005 das Management der Deutschen Börse<br />

zum Rücktritt zwang, kauft Aurizon, eine<br />

australische Eisenbahngesellschaft, die vor<br />

allem Erze transportiert. Das Kostensenkungspotenzial<br />

sei dort „riesig“, so Hohn.<br />

SOLIDE FINANZDIENSTLEISTER<br />

Laut John Armitage von Egerton Capital<br />

wird die schwedische Bank Nordea in den<br />

nächsten Jahren solide Gewinne erwirtschaften<br />

und bereits ab 2015 mehr als 65<br />

Prozent davon an ihre Aktionäre ausschütten.<br />

Die Aktie notiert derzeit bei 9,18 Euro,<br />

der Börsenwert liegt bei 38 Milliarden Euro.<br />

Armitage glaubt, die Aktie könnte bis<br />

Ende 2015 durch Kursgewinne und Dividenden<br />

50 Prozent Gewinn abwerfen.<br />

Nordea ist in allen nordischen Ländern die<br />

Nummer eins oder zwei im Markt. Die<br />

Bank wird konservativ geführt, hat eine gute<br />

Kapitalausstattung, geringe Refinanzierungskosten,<br />

eine niedrige Kreditausfallquote<br />

und will die Kosten bis 2015 stabil<br />

halten. Die Eigenkapitalrendite lag seit<br />

2007 in jedem Jahr bei mehr als elf Prozent.<br />

Nicolai Tangen von AKO Capital mag Experian.<br />

Derzeit notiert die Aktie bei rund 20<br />

Dollar. Experian sei „viel mehr als nur eine<br />

Kreditauskunftei“, nämlich ein rasch wachsender<br />

Anbieter von Finanzinformationen<br />

und Dienstleistungen. Herausragend seien<br />

„starke Marktstellung, solide Bilanz und<br />

steigende Gewinnmargen“. Geografisch<br />

und nach Kundensegmenten gut diversifiziert,<br />

habe Experian „Potenzial für weitere<br />

Expansionsschritte“ und tätige auffallend<br />

„sinnvolle Zukäufe“. Experian könne Aktionären<br />

in den nächsten drei Jahren „leicht<br />

drei Milliarden Dollar zurückzahlen“,<br />

meint Tangen – in Form von Dividenden<br />

und/oder Aktienrückkäufen. „Wir glauben,<br />

dass das Unternehmen seine Ausschüttungen<br />

locker um 15 bis 20 Prozent anheben<br />

kann“, meint Tangen. Das dürfte dann auch<br />

den Kurs der Aktie klettern lassen. n<br />

jonathan r. laing, jonathan buck | geld@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 <strong>11</strong>3<br />

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Geld&Börse | Steuern und Recht<br />

ELEKTROFAHRRÄDER<br />

Verschiedene<br />

Pegel<br />

MIETWOHNUNG<br />

Farbe abwischen<br />

Wer eine Wohnung grellbunt streicht, muss beim Auszug renovieren oder zahlen.<br />

Für die einen sind kräftig rot, blau oder gelb gestrichene<br />

Räume ein Ausdruck von Lebensfreude,<br />

für die anderen eine Beleidigung für die Augen.<br />

Dieser Konflikt brachte einen Vermieter und<br />

seine Ex-Mieter jetzt vor den Bundesgerichtshof.<br />

Der Vermieter hatte seine Doppelhaushälfte<br />

dem Ehepaar Anfang 2007 frisch renoviert und<br />

mit weiß getünchten Wänden übergeben. Die<br />

hielten die offenbar für zu eintönig und steril und<br />

verschönerten die Zimmer des Hauses kurzerhand<br />

mit grellen Farben. Als sie nach zweieinhalb<br />

Jahren auszogen, traf den Vermieter angesichts<br />

der Farbenpracht fast der Schlag. Er ließ erneut<br />

Maler anrücken, um Wände und Decken zweimal<br />

mit unaufdringlicher Farbe zu streichen, bevor er<br />

Mietinteressenten durch das Haus führen konnte.<br />

Die Handwerker kosteten ihn 3648 Euro, auf denen<br />

er aber nicht sitzen bleiben wollte.<br />

Einen Teil zog er den Ex-Mietern von der Kaution<br />

ab und verlangte auch die restlichen 1836 Euro<br />

von ihnen. Doch die bunten Vögel blieben stur<br />

und zahlten nicht. Damit kamen sie vor dem<br />

Bundesgerichtshof nicht durch. Dem Vermieter<br />

stünde Schadensersatz zu, meinten die Richter<br />

und verdonnerten die früheren Mieter zur Zahlung<br />

(VIII ZR 416/12). Sie hätten ein Haus hinterlassen,<br />

das in dem „ausgefallenen farblichen Zustand“<br />

von anderen nicht akzeptiert würde. Um<br />

neue Mieter zu finden, bliebe Vermietern nichts<br />

anderes übrig, als erneut zu renovieren. Und diese<br />

Kosten müsse der Mieter übernehmen – oder<br />

auf Farbe verzichten.<br />

Elektrofahrräder sind beliebt.<br />

Landen die Fahrer aber vor Gericht,<br />

gibt es manchmal technische<br />

Probleme. Nicht alle Richter<br />

sind sattelfest bei der<br />

Einordnung der Zweiräder in<br />

die Rubrik Kraftfahrzeug oder<br />

Fahrrad. Amtsrichter in Paderborn<br />

hatten einem 32-Jährigen,<br />

der mit 0,8 Promille Blutalkohol<br />

auf seinem Rad mit Motor erwischt<br />

wurde, zu einer Geldbuße<br />

von 750 Euro und einem<br />

dreimonatigen Fahrverbot verurteilt.<br />

Die Richter am Oberlandesgericht<br />

Hamm kassierten<br />

das Urteil (4 RBs 47/13) aber<br />

wieder und forderten die Kollegen<br />

auf, sich mit den technischen<br />

Details des Rades auseinanderzusetzen.<br />

Denn nicht<br />

jedes Zweirad mit Elektromotor<br />

fällt unter die 0,5-Promille-<br />

Grenze für Kraftfahrzeuge. Dazu<br />

gehören etwa die, die selbstständig<br />

mit einem Elektromotor<br />

fahren, ähnlich einem Mofa,<br />

und bei denen die Höchstgeschwindigkeit<br />

auf 25 Stundenkilometer<br />

gedrosselt wird.<br />

Läuft der Elektromotor aber<br />

nur mit, wenn der Radler auch<br />

in die Pedale tritt, handelt es<br />

sich um Pedelecs. Und die dürfen<br />

Radler auch noch mit 1,6<br />

Promille Alkohol im Blut fahren,<br />

ohne dass sie bei einer Kontrolle<br />

eine Strafe fürchten müssen.<br />

RECHT EINFACH | Friedhof<br />

Im November gedenkt man der<br />

Toten. Auch der Weg zur letzten<br />

Ruhe kann übers Gericht führen.<br />

§<br />

Flugasche. Ein Waldbesitzer<br />

aus Rheinland-Pfalz wollte<br />

nicht ins Grab. Nach seinem<br />

Ableben sollte seine Asche<br />

stattdessen in seinem geliebten<br />

Forst verstreut werden. Der für Bestattungen<br />

zuständige Landkreis<br />

lehnte mit Verweis auf den gesetzlichen<br />

„Friedhofszwang“ ab. Der<br />

Baum-Freund klagte und verlor.<br />

Das Bestattungsrecht sei mit der<br />

Verfassung vereinbar. Schließlich gebe<br />

es auch anonyme Bestattungen<br />

auf Friedhöfen oder Beisetzungen in<br />

extra ausgewiesenen „Friedwäldern“<br />

(Oberverwaltungsgericht Rheinland-<br />

Pfalz, 7 A 10005/12.OVG).<br />

Plattenbau. In Niedersachsen hatte<br />

ein Witwer keine Lust auf Grabpflege.<br />

Statt Veilchen und Erika sollten<br />

Marmorplatten die letzte Ruhestätte<br />

seiner verstorbenen Frau bedecken.<br />

Nachdem das Grab fertig war,<br />

schaltete sich die Gemeinde ein<br />

und verlangte, die Platten zu beseitigen,<br />

weil sie den „natürlichen Verwesungsprozess“<br />

um bis zu zehn<br />

Jahre verzögerten. Die Gerichte<br />

konnten dem Niedersachsen auch<br />

nicht helfen (Oberverwaltungsgericht<br />

Niedersachsen, 8 ME 125/10).<br />

Familienehre. Ein Schwabe erwarb<br />

von der Gemeinde das „Grabnutzungsrecht“<br />

fürs Grab seiner Eltern<br />

für 30 Jahre. Kurz danach tötete<br />

der Mann ein Familienmitglied<br />

und wanderte in den Knast. Die<br />

Schwester des Täters forderte<br />

die Stadtverwaltung auf, das<br />

Grabrecht auf sie umzuschreiben.<br />

Die Gemeinde sah sich dazu<br />

nicht in der Lage. Zu Recht, urteilten<br />

die Richter. Das Nutzungsrecht<br />

an Gräbern könne nur in<br />

Ausnahmefällen entzogen werden.<br />

„Fehlverhalten“ gegen<br />

Angehörige gehöre nicht dazu<br />

(Verwaltungsgericht Stuttgart,<br />

6 K 3723/07).<br />

FOTOS: GETTY IMAGES, MAURITIUS IMAGES/IMAGEBROKER<br />

<strong>11</strong>4 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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KINDERGELD<br />

Vom Wehrdienst bis zur Schwangerschaft<br />

Seit 2007 gilt das 25. Lebensjahr<br />

als Altersgrenze für die Kindergeldzahlung.<br />

Voraussetzung ist<br />

allerdings, dass sich der Sprössling<br />

in einer Berufsausbildung<br />

befindet, sie anstrebt oder in einer<br />

Übergangszeit zwischen<br />

zwei Bildungsabschnitten wie<br />

einer Lehre und dem Studium<br />

steckt. Grenzfälle landen meist<br />

vor Gericht. Immerhin zahlt der<br />

Staat für die ersten beiden Kinder<br />

184 Euro monatlich, für das<br />

dritte 190 Euro und jedes weitere<br />

215. Wichtige Fälle:<br />

Wehrdienst. Der Bundesfinanzhof<br />

(BFH) hat jüngst einen<br />

Fall entschieden, der vor der<br />

Abschaffung der Wehrpflicht im<br />

Jahr 20<strong>11</strong> datiert. Die Eltern hatten<br />

für vier Monate zwischen<br />

Schulabschluss und Einberufung<br />

Anspruch auf das Kindergeld.<br />

Wird ihr Sprössling nicht<br />

zum Monatsersten, sondern<br />

später eingezogen, steht den Eltern<br />

für den Einberufungsmonat<br />

ebenfalls Kindergeld zu (XI<br />

R 7/12). Die Finanzverwaltung<br />

hat in einer Dienstanweisung<br />

<strong>vom</strong> Juli <strong>2013</strong> allerdings die Zeit<br />

zwischen einem Ausbildungsabschnitt<br />

und dem freiwilligen<br />

Wehrdienst als Übergangszeit<br />

für Kindergeld gestrichen. Während<br />

des Wehrdienstes gibt es<br />

grundsätzlich kein Kindergeld.<br />

Laufen Studium und Wehrdienst<br />

aber parallel, erhalten<br />

Eltern während der Zeit doch<br />

Kindergeld (BFH, XI R 12/12).<br />

Saisonarbeiter. Auch ausländische<br />

Saisonarbeiter haben<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

einen Kindergeldanspruch<br />

für Monate, in denen sie tatsächlich<br />

in Deutschland arbeiten<br />

(BFH, III R 59/<strong>11</strong>).<br />

Schwangerschaft. Wird eine<br />

Auszubildende oder Studentin<br />

schwanger, gibt es für die angehenden<br />

Großeltern während<br />

des gesetzlichen Mutterschutzes<br />

sechs Wochen vor und acht<br />

Wochen nach der Geburt ebenfalls<br />

noch Kindergeld (BFH, III<br />

R 58/12).<br />

FERIENIMMOBILIE<br />

Steuer bei Schenkung<br />

Ehegatten können sich eine Immobilie<br />

unter bestimmten Bedingungen<br />

steuerfrei schenken.<br />

Seit dem Jahr 2009 ist die Möglichkeit<br />

auf Häuser und Wohnungen<br />

in anderen EU-Staaten<br />

sowie Island, Liechtenstein und<br />

Norwegen ausgedehnt worden.<br />

Ohne Erbschaft- und Schenkungsteuer<br />

zu zahlen, ist die<br />

Übertragung aber nur möglich,<br />

wenn die Ehegatten die Immobilie<br />

selbst bewohnen, und<br />

zwar dauerhaft, und dort auch<br />

ihren Lebensmittelpunkt haben.<br />

Die Schenkung einer Ferienimmobilie<br />

oder einer Wohnung<br />

an einem Zeitwohnsitz ist<br />

grundsätzlich nicht steuerfrei<br />

möglich, entschieden die Richter<br />

am Bundesfinanzhof (II R<br />

35/<strong>11</strong>). Selbst bei einer millionenteuren<br />

Luxus-Finca auf<br />

Mallorca verzichtet der Fiskus<br />

bei einer Schenkung, wenn<br />

diese Lebensmittelpunkt der<br />

Ehegatten ist, komplett auf die<br />

Steuer und kürzt auch keine anderen<br />

Freibeträge, die bei der<br />

Schenkung ansonsten gelten.<br />

SCHLAGLÖCHER<br />

In Huy ist die<br />

Straße pfui<br />

Unter den Bürgern von Huy in<br />

Sachsen-Anhalt hatte sich der<br />

schlechte Zustand einer Nebenstraße<br />

rumgesprochen. Sie umfuhren<br />

eine Aufwölbung im<br />

Pflaster über den Bürgersteig.<br />

Weil das von Besuchern nicht<br />

verlangt werden könne, bekommt<br />

ein Auswärtiger 1000<br />

Euro von der Stadt, nachdem er<br />

sich die Ölwanne seines Pkw<br />

aufgerissen hatte (Oberlandesgericht<br />

Naumburg, 10 U 12/13).<br />

SCHNELLGERICHT<br />

SCHUTZ VOR FACEBOOK-DROHUNG<br />

§<br />

Eine Frau, die in Facebook einer Mutter und ihrem<br />

7-jährigen Sohn drohte, sie „kalt zu machen“ und<br />

„einen Stein an den Kopf“ zu werfen, wurde nach<br />

dem Gewaltschutzgesetz verurteilt, sich ein Jahr von<br />

ihnen und ihrer Wohnung fernzuhalten (Oberlandesgericht<br />

Hamm, 2 UF 254/12).<br />

BEI PLEITE FLIESST LOHN ZURÜCK<br />

§<br />

Ein Insolvenzverwalter darf drei Jahre lang Forderungen<br />

von Pleitefirmen eintreiben. Arbeitnehmer<br />

müssen so lange mit Rückforderungen der letzten<br />

drei Monatslöhne rechnen, auch wenn sie selbst<br />

diesen Lohn erst nach einer Pfändung bekamen<br />

(Bundesarbeitsgericht, 6 AZR 466/12).<br />

VORTEIL FÜR FAMILIENUNTERNEHMEN<br />

§<br />

Gründet ein Einzelunternehmer eine Personengesellschaft<br />

wie eine OHG oder KG, kann er sein<br />

Betriebsvermögen zum Buchwert übertragen, ohne<br />

stille Reserven aufzudecken. Das gilt grundsätzlich<br />

auch, wenn gleichzeitig Angehörige Gesellschaftsanteile<br />

bekommen oder der Chef der Gesellschaft ein<br />

Darlehen gewährt (Bundesfinanzhof, X R 42/10).<br />

MÖBELLIEFERUNG BIS INS HAUS<br />

§<br />

Ein Möbelhändler, der online verkauft, aber auch<br />

bei Kunden montiert, kann die Verantwortung für<br />

eine rechtzeitige und ordnungsgemäße Lieferung in<br />

den Geschäftsbedingungen nicht auf die Spedition<br />

abwälzen (Bundesgerichtshof, VIII ZR 353/12).<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 Redaktion: heike.schwerdtfeger@wiwo.de<br />

<strong>11</strong>5<br />

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Geld&Börse | Geldwoche<br />

KOMMENTAR | Twitter legte einen<br />

fulminanten Start hin. Der hohe<br />

Kurs dürfte aber nur schwer zu<br />

verteidigen sein. Von Martin Seiwert<br />

Kommt noch<br />

Ernst und angespannt<br />

eilte Twitter-Chef Dick<br />

Costolo beim Börsengang<br />

seines Nachrichtendienstes<br />

am Donnerstag<br />

über das Parkett der New Yorker<br />

Börse. Wo bei IPOs üblicherweise<br />

um die Wette gestrahlt<br />

wird, gab es von Costolo<br />

kaum ein Lächeln. Dafür einen<br />

strengen Look, den man von<br />

kalifornischen IT-Managern<br />

sonst nicht kennt: grauer Anzug,<br />

Krawatte. Es fehlte nur<br />

noch das weiße Einstecktuch.<br />

Das hatte Costolo durch sein<br />

Smartphone ersetzt, mit dem<br />

er Fotos für seinen Twitter-Account<br />

knipste. Costolo verzichtete<br />

sogar darauf, die legendäre<br />

Glocke zum Handelsstart selbst<br />

zu läuten. Das übernahmen drei<br />

Twitter-Fans.<br />

Viel Substanz, wenig Show,<br />

das war seine Botschaft. Denn<br />

der Twitter-Chef kennt die Achillesferse<br />

seiner Firma: mangelnde<br />

Seriosität. Twitter hat sich zu<br />

einer wichtigen Plattform für<br />

schnelle, lustige, persönliche<br />

Nachrichten entwickelt. Von einem<br />

belastbaren Geschäftsmodell<br />

dagegen sind die Kalifornier<br />

einige Jahre entfernt – im besten<br />

Fall. Was die Wall Street dem<br />

Unternehmen ankreidet, sind<br />

eher nicht die mickrigen Umsätze<br />

und Gewinne. Das sei normal<br />

bei Startups, trösten sich die<br />

Börsianer. Werbeerlöse würden<br />

bei einem derart wichtigen Kommunikationsmedium<br />

irgendwann<br />

wohl schon anfallen. Was<br />

Händler und Analysten beunruhigt,<br />

ist das verlangsamte<br />

Wachstum der Nutzerzahlen.<br />

Twitter kommt auf gut 230 Millionen<br />

Nutzer weltweit, das soziale<br />

Netzwerk Facebook dagegen<br />

auf über 1,2 Milliarden. Die<br />

Horrorvorstellung: Twitter wird<br />

nicht wie Facebook ein Medium<br />

für jedermann, sondern wegen<br />

seiner unübersichtlichen Homepage,<br />

der überquellenden,<br />

kaum überschaubaren Nachrichtenströme<br />

und der oft kryptischen<br />

140-Zeichen-Nachrichten,<br />

die vor seltsamen<br />

Abkürzungen strotzen, zu einer<br />

Kommunikationsinsel für eine<br />

eingeschworene Twitter-<br />

Gemeinde. „Wir werden unser<br />

Produkt verbessern“, beteuerte<br />

der Twitter-Chef, mit den Milliarden<br />

aus dem Börsengang.<br />

KRIEGT ER DIE KURVE?<br />

Einen Vertrauensvorschuss hat<br />

Costolo verdient. Umsichtig hat<br />

er seit seinem Amtsantritt 2010<br />

die Firma gesteuert. Er konzentrierte<br />

sich darauf, das von internen<br />

Machtkämpfen und technischen<br />

Mängeln verunsicherte<br />

Startup zu stabilisieren, etablierte<br />

erste Werbeformate. 422 Millionen<br />

Dollar Umsatz machte<br />

Twitter in den ersten drei Quartalen,<br />

immerhin.<br />

Den Börsengang überstürzte<br />

Costolo nicht, wählte mit New<br />

York den richtigen Börsenplatz,<br />

übertrieb es nicht beim <strong>Ausgabe</strong>preis<br />

– und konnte sich<br />

schließlich ins Fäustchen lachen:<br />

Mit 45,10 Dollar ging das<br />

Papier in den Handel, 73 Prozent<br />

über dem <strong>Ausgabe</strong>preis.<br />

Analysten zeigten sich ebenso<br />

überrascht wie skeptisch. Die<br />

Aktie werde sich kaum in dieser<br />

luftigen Höhe halten, so die einhellige<br />

Meinung der Wall Street.<br />

Mark Mahaney von RBC Capital<br />

Markets etwa sagt langfristig<br />

gute Chancen für Twitter voraus,<br />

sieht die Aktie aber eher bei<br />

33 Dollar. „Der beste Zeitpunkt,<br />

Twitter-Aktien zu kaufen, kommt<br />

noch“, sagt der Analyst, „wahrscheinlich<br />

in einigen Monaten.“<br />

TREND DER WOCHE<br />

Große Bewegung<br />

Der japanische Anleihemarkt wirkt scheintot. Doch<br />

diese Ruhe könnte Vorbote eines Renditesprungs sein.<br />

Zins noch unter Kontrolle?<br />

Japans Notenbankchef Kuroda<br />

Die Anleihemärkte spiegeln<br />

schon lange keine konjunkturellen<br />

Zyklen mehr und taugen<br />

auch nicht mehr als Indikatoren<br />

für die Kreditwürdigkeit der<br />

Staaten. In Japan dominiert die<br />

Bank of Japan mit ihren Anleihekäufen<br />

den Markt. Obwohl<br />

die Notenbank für das Ende<br />

März endende Fiskaljahr eine<br />

Inflationsrate von 1,3 Prozent<br />

erwartet, sind die Renditen<br />

zehnjähriger japanischer<br />

Staatsanleihen (JGBs) zuletzt<br />

auf 0,6 Prozent gefallen. Vergleichbare<br />

US-Papiere rentieren<br />

mit 2,66 Prozent. Notenbankchef<br />

Haruhiko Kuroda<br />

glaubt, die langfristigen Zinsen<br />

kontrollieren zu können. Den<br />

Beweis wird er bald liefern müssen.<br />

Seit Anfang September ist<br />

die Schwankungsbreite (Volatilität)<br />

von JGBs stark rückläufig.<br />

Eine tiefe Volatilität ist aber oft<br />

Vorbote einer größeren Bewegung.<br />

Diese könnte sich, ähnlich<br />

wie im Mai, in einem Renditesprung<br />

in Richtung ein<br />

Prozent entladen. An den Märkten<br />

ginge dann rasch wieder die<br />

Angst vor einer japanischen<br />

Staatsschuldenkrise um. Wie<br />

bei den JGBs ist auch beim Yen<br />

mit einer großen Bewegung zu<br />

rechnen. Gegenüber dem Dollar<br />

ist die Volatilität des Yen auf<br />

Tiefstwerte gefallen. Auch hier<br />

steht eine große Bewegung bevor.<br />

Im Mai hatte der Renditeanstieg<br />

zu einer Aufwertung des<br />

Yen geführt, weil Japans Banken<br />

wegen Kursverlusten mit JGBs<br />

Auslandsvermögen zurückholten.<br />

Prinzipiell aber belasten<br />

Schuldenkrisen eine Währung.<br />

Trends der Woche<br />

Entwicklung der wichtigsten Finanzmarkt-Indikatoren<br />

Stand: 7.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> / 18.06 Uhr aktuell seit einer Woche 1 seit einem Jahr 1<br />

Dax 30 9081,03 +0,5 +25,6<br />

MDax 16122,12 +0,8 +40,0<br />

Euro Stoxx 50 3042,98 –0,8 +22,7<br />

S&P 500 1763,59 +0,4 +26,5<br />

Shanghai Composite 2129,40 –0,6 +1,1<br />

Euro in Dollar 1,3365 –2,0 +4,9<br />

Bund-Rendite (10 Jahre) 1 1,69 +0,02 2 +0,33 2<br />

US-Rendite (10 Jahre) 1 2,63 +0,08 2 +1,00 2<br />

Rohöl (Brent) 3 103,83 –4,4 –4,2<br />

Gold 4 1307,25 –1,3 –23,8<br />

1<br />

in Prozent; 2 in Prozentpunkten; 3 in Dollar pro Barrel; 4 in Dollar pro Feinunze,<br />

umgerechnet 978,48 Euro; Quelle: vwd group<br />

FOTOS: BERT BOSTELMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, BLOOMBERG NEWS/KIYOSHI OTA, IMAGEBROKER/JIM WEST<br />

<strong>11</strong>6 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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DAX-AKTIEN<br />

Einsame Spitze<br />

Konsumchemiker Beiersdorf peilt neue Rekorde an.<br />

Die Aktie setzt ihre langfristige Hausse fort.<br />

HITLISTE<br />

Mit 18,5 Milliarden Euro<br />

Marktkapitalisierung ist Beiersdorf<br />

so wertvoll wie nie zuvor.<br />

Gemessen an den <strong>2013</strong> absehbaren<br />

6,2 Milliarden Euro<br />

Jahresumsatz, ist der Nivea-<br />

Produzent richtig teuer. Konkurrent<br />

Procter & Gamble<br />

kommt auf eine 2,6-fache Umsatzbewertung,<br />

Henkel auf eine<br />

zweifache. Auch bei der Gewinnbewertung<br />

(KGV <strong>2013</strong><br />

um die 30) sind die Hanseaten<br />

einsame Spitze – kein Dax-<br />

Wert ist so teuer (siehe Tabelle<br />

unten). Dafür laufen die Beiersdorf-Geschäfte<br />

exzellent:<br />

Beide Sparten (Hautpflegemittel,<br />

Klebstoffe) legen deutlich zu.<br />

In den Schwellenländern, bisher<br />

die Schwachstelle, macht Beiersdorf<br />

nun 20 Prozent Umsatzplus.<br />

Die operativen Margen ziehen<br />

an und dürften in diesem Jahr<br />

den Nettogewinn von 451 Millionen<br />

Euro auf über 500 Millionen<br />

treiben. Mit 57 Prozent Eigenkapital<br />

ist die Bilanz gut gepolstert.<br />

Man muss Beiersdorf-Aktien<br />

nach der jüngsten Rally nicht<br />

gleich kaufen; aber wer sie hat,<br />

kann sie weiterlaufen lassen.<br />

Energy made in USA<br />

Gasförderung in Michigan<br />

ÖLSERVICEAKTIEN<br />

Ertragreiches Feld<br />

Aktien von Ölserviceunternehmen mit einer starken<br />

Basis auf dem US-Festland sind interessant.<br />

Dax<br />

Kurs Kursent- Gewinn KGV Börsen- Dividen-<br />

(€) wicklung pro Aktie (€) wert den-<br />

1 Woche 1 Jahr <strong>2013</strong> 2014 2014<br />

(Mio. €) rendite<br />

(%) 1<br />

Dax 9081,03 +0,5 +25,6<br />

Aktie<br />

Stand: 7.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> / 18.04 Uhr<br />

Adidas 86,70 +3,1 +32,8 4,00 4,92 18 18139 1,56<br />

Allianz 123,00 –0,7 +30,4 13,<strong>11</strong> 13,34 9 56082 3,66<br />

BASF NA 76,17 –0,6 +20,0 5,30 5,85 13 69961 3,41<br />

Bayer NA 93,39 +2,0 +40,9 5,70 6,42 15 77229 2,03<br />

Beiersdorf 73,36 +4,3 +22,9 2,33 2,65 28 18487 0,95<br />

BMW St 81,82 –2,1 +27,0 7,93 8,16 10 52600 3,06<br />

Commerzbank 10,26 +8,4 –9,0 0,34 0,80 13 <strong>11</strong>681 -<br />

Continental 144,35 +7,0 +84,5 10,54 12,03 12 28871 1,56<br />

Daimler 60,29 –0,2 +64,7 5,10 5,70 <strong>11</strong> 64476 3,65<br />

Deutsche Bank 34,86 –2,2 +1,4 3,21 4,32 8 35531 2,15<br />

Deutsche Börse 55,15 –0,5 +29,2 3,41 3,97 14 10644 4,17<br />

Deutsche Post 24,64 –1,1 +63,5 1,54 1,65 15 29790 2,84<br />

Deutsche Telekom <strong>11</strong>,34 –2,2 +33,6 0,65 0,70 16 50476 6,17<br />

E.ON 13,52 +0,4 –19,5 1,23 1,<strong>11</strong> 12 27044 8,14<br />

Fresenius Med.C. St 47,70 –2,2 –9,8 3,45 3,72 13 14670 1,57<br />

Fresenius SE&Co 96,64 +1,0 +13,0 5,83 6,51 15 21810 0,98<br />

Heidelberg Cement St 56,88 –2,0 +36,0 3,51 4,39 13 10665 0,83<br />

Henkel Vz 81,77 +2,6 +31,7 4,03 4,41 19 32629 1,16<br />

Infineon 7,13 –0,1 +31,9 0,21 0,40 18 7702 1,68<br />

K+S NA 20,50 +9,1 –42,5 2,34 1,36 15 3924 6,83<br />

Lanxess 52,09 +0,5 –16,9 1,52 3,81 14 4334 1,92<br />

Linde 141,75 +1,3 +8,4 7,99 9,01 16 26316 1,90<br />

Lufthansa 14,23 –0,2 +15,4 1,00 1,51 9 6545 -<br />

Merck 122,70 +0,1 +25,5 8,72 9,07 14 7929 1,39<br />

Münchener Rückv. 151,50 –1,6 +19,0 16,48 16,82 9 27170 4,62<br />

RWE St 26,85 –1,3 –21,4 3,91 2,89 9 16424 7,45<br />

SAP 58,90 +1,8 +4,9 3,31 3,67 16 72359 1,87<br />

Siemens 95,66 +1,6 +25,3 5,47 6,96 14 84276 3,14<br />

ThyssenKrupp 19,10 +1,4 +7,2 0,09 1,13 17 9824 -<br />

Volkswagen Vz. 193,10 +3,2 +25,1 20,59 23,78 8 87285 1,84<br />

1<br />

berechnet mit der zuletzt gezahlten Dividende<br />

Amerika träumt davon, sich<br />

bald unabhängig erklären zu<br />

können von Energieimporten<br />

aus dem Ausland. Über tiefe<br />

heimische Energiepreise will<br />

sich das Land reindustrialisieren.<br />

Bitter nötig wäre das. Der<br />

Anteil des verarbeitenden Gewerbes<br />

an der US-Wirtschaftsleistung<br />

schrumpfte<br />

auf weniger als zehn Prozent<br />

zusammen. Selbst die konsumfreudigen<br />

Franzosen<br />

kommen noch auf gut zwölf<br />

Prozent. Gelingen soll die<br />

Unternehmen<br />

Baker Hughes<br />

Oil States Int.<br />

Helmerich & P.<br />

Halliburton<br />

Nabors Industr.<br />

Weatherford<br />

Schlumberger<br />

National Oilwell US63707<strong>11</strong>0<strong>11</strong><br />

Rowan Comp.<br />

Oceaneering<br />

Tidewater<br />

Transocean<br />

Noble Corp.<br />

Cameron Int.<br />

Diamond Offsh.<br />

ISIN<br />

US0572241075<br />

US6780261052<br />

US4234521015<br />

US4062161017<br />

BMG6359F1032<br />

CH0038838394<br />

AN8068571086<br />

GB00B6SLMV12<br />

US6752321025<br />

US8864231027<br />

CH0048265513<br />

CH0033347318<br />

US13342B1052<br />

US25271C1027<br />

Kurs<br />

Dollar<br />

58,41<br />

109,52<br />

77,85<br />

54,04<br />

17,95<br />

16,46<br />

93,51<br />

80,91<br />

36,31<br />

86,68<br />

61,21<br />

48,36<br />

37,55<br />

55,02<br />

60,48<br />

KGV<br />

<strong>2013</strong><br />

19,1<br />

17,6<br />

13,9<br />

17,3<br />

23,6<br />

20,1<br />

19,4<br />

15,1<br />

17,4<br />

25,5<br />

15,6<br />

12,3<br />

12,7<br />

16,8<br />

13,5<br />

Wiederauferstehung der USA<br />

zur Industriemacht vor allem<br />

durch die verstärkte Gewinnung<br />

von Öl und Gas aus heimischem<br />

Schiefergestein in der<br />

Prärie. Beim Erdgas hat das<br />

funktioniert. Gleiches soll sich<br />

beim Erdöl wiederholen. Große<br />

Gewinner wären Ölservicekonzerne<br />

mit einer starken Basis<br />

auf dem nordamerikanischen<br />

Festland, zum Beispiel Helmerich<br />

& Payne und Baker Hughes.<br />

Ihre Kursentwicklung sollte<br />

längst nicht ausgereizt sein.<br />

MK<br />

Mrd.<br />

Dollar<br />

25,9<br />

KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis, MK = Marktkapitalisierung, EV (Enterprise Value) = Unternehmenswert<br />

(MK plus/minus Nettoschulden/Nettoliquidität); Quelle: Bloomberg<br />

6,0<br />

8,3<br />

45,8<br />

5,3<br />

12,6<br />

123,1<br />

34,6<br />

4,5<br />

9,4<br />

3,0<br />

17,4<br />

9,5<br />

13,1<br />

8,4<br />

EV<br />

zu<br />

MK<br />

1,13<br />

1,04<br />

0,97<br />

1,14<br />

1,69<br />

1,71<br />

1,05<br />

1,03<br />

1,22<br />

0,99<br />

1,46<br />

1,43<br />

1,62<br />

1,<strong>11</strong><br />

1,03<br />

3 Mon.<br />

+21,6<br />

+17,7<br />

+17,4<br />

+17,4<br />

+14,0<br />

+13,8<br />

+12,8<br />

+12,5<br />

+3,6<br />

+2,7<br />

+0,2<br />

–0,2<br />

–5,0<br />

–5,2<br />

–9,4<br />

Kursentwicklung<br />

6 Mon.<br />

Prozent<br />

+25,4<br />

+17,0<br />

+26,1<br />

+27,0<br />

+17,2<br />

+21,1<br />

+23,5<br />

+21,0<br />

+6,4<br />

+20,5<br />

+13,0<br />

–9,1<br />

–3,4<br />

–13,0<br />

–<strong>11</strong>,6<br />

12 Mon.<br />

+39,0<br />

+54,5<br />

+59,7<br />

+67,4<br />

+29,3<br />

+46,3<br />

+33,7<br />

+13,0<br />

+<strong>11</strong>,5<br />

+61,4<br />

+25,1<br />

–0,5<br />

+0,8<br />

+6,1<br />

–8,4<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 <strong>11</strong>7<br />

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Geld&Börse | Geldwoche<br />

AKTIE Bonjour Holdings<br />

Immer mehr Chinesen<br />

wollen schöner reisen<br />

Test bestanden 1,3 Milliarden<br />

Dollar Umsatz in Sicht<br />

Clever shoppen 23 Prozent<br />

billiger als der Marktführer<br />

Im vergangenen Jahr reisten<br />

82 Millionen Festlandchinesen<br />

ins Ausland. Dabei gaben<br />

sie, einschließlich ihrer Reiseeinkäufe,<br />

102 Milliarden<br />

Dollar aus. Damit haben Chinesen<br />

die Deutschen, die 84<br />

Milliarden Dollar im Ausland<br />

gelassen haben, als weltweit<br />

ausgabefreudigste Reisenation<br />

abgelöst. Der Trend zum<br />

Auslandtrip geht auf dem<br />

Festland ungebrochen weiter.<br />

Nach Schätzungen der China<br />

Tourism Academy werden<br />

<strong>2013</strong> etwa 94 Millionen Chinesen<br />

das Weite suchen und<br />

dabei rund <strong>11</strong>8 Milliarden<br />

Dollar ausgeben.<br />

Nach wie vor beliebteste<br />

Ziele sind die beiden chinesischen<br />

Sonderverwaltungszonen<br />

Hongkong und Macau<br />

mit zuletzt gut 15 Millionen<br />

und knapp acht Millionen Besuchern<br />

<strong>vom</strong> Festland. Hongkong<br />

lädt wegen seines Dutyfree-Status<br />

zum Shoppen ein,<br />

das benachbarte Macau lockt<br />

zum Zocken, wegen des dort<br />

legalen Glücksspiels. Das<br />

Geld sitzt an beiden Orten lockerer<br />

als daheim. Darüber<br />

freut sich Bonjour International.<br />

Das 1991 gegründete Unternehmen<br />

ist mit einem<br />

Marktanteil von 20 Prozent<br />

hinter Sa Sa International der<br />

zweitgrößte Einzelhändler für<br />

Kosmetika in Hongkong und<br />

Macau. Inzwischen ist Bonjour<br />

auch mit vier Geschäften<br />

in der chinesischen Provinz Guangzhou<br />

auf dem Festland vertreten.<br />

Insgesamt betreibt Bonjour<br />

45 eigene Filialen und<br />

bietet darin mehr als 20 000<br />

Schönheits- und Gesundheitsprodukte<br />

an. Mit Blick auf die<br />

Mixtur aus internationalen und<br />

heimischen Marken ist für jeden<br />

chinesischen Geldbeutel<br />

etwas dabei.<br />

Bonjour will aus eigener Kraft<br />

um durchschnittlich 15 bis 20<br />

Prozent pro Jahr wachsen. <strong>2013</strong><br />

dürfte der Umsatz um etwa 14<br />

Prozent auf umgerechnet 413<br />

Millionen Dollar zulegen und<br />

die Nettoumsatzrendite stabil<br />

bei etwa neun Prozent bleiben.<br />

Die Bilanz des an der Börse mit<br />

660 Millionen Dollar bewerteten<br />

Einzelhändlers ist gesund,<br />

abzulesen an rund 28 Millionen<br />

Dollar Nettoliquidität.<br />

Gemessen an der Gewinnbewertung,<br />

notiert Bonjour derzeit<br />

mit einem Abschlag von 23<br />

Prozent gegenüber Marktführer<br />

Sa Sa International. Das verleiht<br />

den Titeln ein größeres Potenzial,<br />

zumal mit Blick auf die attraktivere<br />

Dividendenrendite.<br />

Bonjour kommt derzeit auf 4,6<br />

Prozent Rendite gegenüber<br />

rund drei Prozent bei Sa Sa.<br />

Bonjour Holdings<br />

ISIN: KYG123731252<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,1<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Niedrig<br />

Quelle:FactSet<br />

50-Tage-Linie<br />

200-Tage-Linie<br />

09 10 <strong>11</strong> 12 13<br />

Kurs/Stoppkurs(HKD):1,71/1,36<br />

KGV <strong>2013</strong>/2014: 18,4/14,3<br />

Dividendenrendite(in Prozent):4,6<br />

Hoch<br />

AKTIE Qiagen<br />

Gewinnanstieg mit<br />

Erbgutdiagnose<br />

Molekulare Diagnostik ist der<br />

Wachstumsmotor für Qiagen.<br />

Das Geschäft mit Tests und Instrumenten,<br />

mit denen sich<br />

aus der Erbsubstanz Krankheiten<br />

oder Anfälligkeiten nachweisen<br />

lassen, wächst derzeit<br />

mit 10 bis 15 Prozent pro Jahr.<br />

Kann man das Genom eines<br />

Patienten entschlüsseln, lassen<br />

sich Medikamente gezielter<br />

einsetzen. Das könnte dazu<br />

führen, dass für den Einsatz<br />

diagnostischer Testtechnologie<br />

in Zukunft mehr Erstattungen<br />

bewilligt werden als die<br />

derzeit zwei bis drei Prozent<br />

der Gesamtausgaben im Gesundheitssystem.<br />

Die deutsch-niederländische<br />

Qiagen macht mehr als<br />

die Hälfte ihres Umsatzes mit<br />

molekularer Diagnostik. Zu<br />

den Top-Produkten gehört eine<br />

Plattform, mit der etwa Kliniken<br />

selbst molekulare Analysen<br />

durchführen können.<br />

Allein in diesem Jahr ist die<br />

Zahl der eingesetzten Qiagen-<br />

Plattformen von 750 auf 1000<br />

gewachsen. Ebenfalls eine hohe<br />

Nachfrage besteht nach<br />

Tests zur Erkennung von Tuberkulose.<br />

Mit zwei Übernahmen<br />

(der dänischen CLC Bio<br />

und der amerikanischen Ingenuity<br />

Systems) baut Qiagen<br />

seine Position bei der Analyse<br />

bioinformatischer Daten aus.<br />

Nach dem bisherigen Wachstumstempo<br />

(plus fünf Prozent)<br />

könnte Qiagen in diesem Jahr<br />

gut 1,3 Milliarden Dollar Umsatz<br />

erzielen. Das wäre seit dem Börsengang<br />

(1996 an die US-Technologiebörse<br />

Nasdaq) die 17.<br />

Umsatzerhöhung in Folge. Der<br />

Gewinn je Aktie soll um fünf<br />

Prozent auf 1,13 Dollar steigen.<br />

Dabei ist der Aufwand für eine<br />

Entlassungswelle nicht eingerechnet.<br />

Die Kostensenkung<br />

wird in diesem Jahr abgeschlossen<br />

sein und dürfte dann den<br />

echten 2014er-Gewinn wieder<br />

deutlicher steigen lassen.<br />

Qiagen<br />

ISIN: NL0000240000<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

<strong>11</strong><br />

2012<br />

Quelle:Thomson Reuters<br />

50-Tage-Linie<br />

200-Tage-Linie<br />

<strong>2013</strong><br />

Kurs/Stoppkurs(in Euro): 17,01/14,46<br />

KGV <strong>2013</strong>/2014: 20,6/19,4<br />

Dividendenrendite(in Prozent):0,0<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Niedrig<br />

Hoch<br />

FOTOS: REUTERS/TYRONE SIU, PR<br />

<strong>11</strong>8 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse | Geldwoche<br />

ZERTIFIKATE Rohstoffaktien<br />

Mehr Kohle mit Stahl,<br />

Erz und Kupfer<br />

ANLEIHE EWE<br />

Günstiger<br />

Wechsel<br />

Förderung hoch Australische<br />

Kupfermine von Rio Tinto<br />

Glencore Xstrata weitet seine<br />

Produktion aus. Um sechs<br />

Prozent erhöhte der Schweizer<br />

Rohstoffkonzern in diesem<br />

Jahr die Förderung von Kohle,<br />

um 23 Prozent kletterte die<br />

Kupferproduktion. Bei Nahrungsmitteln<br />

sind es bisher 22<br />

Prozent mehr. Lebhafte Erzkäufe<br />

chinesischer Stahlkocher,<br />

die ihrerseits von einer<br />

allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Belebung profitieren, lassen<br />

den Absatz der britisch-australischen<br />

Minenkonzerne<br />

BHP Billiton und Rio Tinto<br />

steigen. Die schrauben nun<br />

ihre Produktionsziele hoch.<br />

BHP will in den nächsten<br />

zwölf Monaten zwei bis drei<br />

Prozent mehr Erz fördern.<br />

Damit auch die Gewinne<br />

der Unternehmen steigen,<br />

müssen die Rohstoffpreise<br />

stimmen. Und hier gibt es erste<br />

Stabilisierungen: Kupfer profitiert<br />

von hohen Importen der<br />

Chinesen und dem Abbau von<br />

Lagerbeständen an der Londoner<br />

Metallbörse; bei Aluminium<br />

könnten die Notierungen<br />

durch die teure Produktion<br />

getrieben werden. Die Preise<br />

für Erz und Kohle dürften die<br />

Nachfrage der weltweiten Stahlindustrie<br />

beflügeln. Deren Produktionsvolumen<br />

stieg in diesem<br />

Jahr bisher um knapp drei<br />

Prozent.<br />

Jetzt schon von einem breiten<br />

Rohstoffboom zu reden, ist angesichts<br />

schwächerer Ölpreise<br />

zu früh. Dennoch haben die<br />

Rohstoffkonzerne nach dem<br />

Gewinnrückgang des vergangenen<br />

Jahres nun die Chance auf<br />

eine Wende. Um zehn Prozent,<br />

so die Schätzungen, könnten<br />

die Unternehmen des europäischen<br />

Rohstoffindex Stoxx Europe<br />

Basic Resources ihre Gewinne<br />

in diesem Jahr erhöhen,<br />

um 13 Prozent im nächsten<br />

Jahr. Mit Zertifikaten auf diesen<br />

Index können risikofreudige<br />

Anleger auf die Renaissance der<br />

Rohstoffaktien setzen.<br />

Minen für Mutige<br />

Zertifikate für einen Anstieg europäischer Rohstoffaktien<br />

Kurs (Euro)<br />

Stoppkurs (Euro)<br />

Funktion<br />

Kauf-Verkaufs-<br />

Spanne<br />

Emittentin<br />

(Ausfallprämie)<br />

ISIN<br />

Chance/Risiko<br />

Quelle: Thomson Reuters<br />

Indexzertifikat für Anleger<br />

78,<strong>11</strong><br />

66,39<br />

Steigt und fällt wie der Branchenindex<br />

Stoxx Europe Basic<br />

Resources Net Return (aktuell<br />

784 Punkte), Dividenden eingerechnet<br />

(derzeit 3 Prozent pro<br />

Jahr); keine Laufzeitgrenze<br />

1,0 Prozent<br />

HypoVereinsbank (1,6 Prozent =<br />

mittleres Ausfallrisiko)<br />

DE000HV16EP2<br />

6/5<br />

Hebelzertifikat für Spekulanten<br />

1,34<br />

1,07<br />

Steigt und fällt etwa dreimal so stark<br />

wie der Stoxx Europe Basic Resources<br />

Kursindex (aktuell 418 Punkte); keine<br />

Laufzeitgrenze; Achtung: Sinkt der Index<br />

auf oder unter den Basispreis (aktuell<br />

294 Punkte), kommt es zum Totalverlust<br />

0,7 Prozent<br />

Commerzbank (1,4 Prozent =<br />

mittleres Ausfallrisiko)<br />

DE000CK4C409<br />

10/9<br />

Der Düsseldorfer Energiekonzern<br />

E.On hat 33 Milliarden<br />

Euro Schulden. Wenn er in<br />

diesem Jahr vor Steuern, Zinsen,<br />

Abschreibungen und<br />

Amortisation (Ebitda) neun<br />

Milliarden Euro verdient, läge<br />

die Verschuldung beim 3,7-Fachen<br />

des operativen Gewinns.<br />

Das ist hoch – vor allem, wenn<br />

man als Anleger nur 1,8 Prozent<br />

Jahresrendite bekommt,<br />

für Anleihen mit Laufzeit bis<br />

2020 (XS0361244667). Doch<br />

der Anbieter lässt sich wechseln.<br />

EWE aus Oldenburg etwa<br />

bietet bis 2020 gut 2,3 Prozent<br />

Jahresrendite – und die<br />

Finanzschulden der Niedersachsen<br />

machen nur das<br />

2,6-Fache des Ebitda aus.<br />

Mit neun Milliarden Euro<br />

Umsatz, die in diesem Jahr<br />

möglich sind, ist EWE einer<br />

der größten kommunalen<br />

Versorger Deutschlands. 1929<br />

gegründet, hat das Unternehmen<br />

mit seinen Schwerpunkten<br />

in der Region Ems-Weser-<br />

Elbe derzeit im Stromgeschäft<br />

1,4 Millionen Kunden, beim<br />

Gas 1,6 Millionen und 650 000<br />

in der Telekommunikation.<br />

Dazu betreibt EWE 180 000<br />

Kilometer an Strom- und Gasleitungen.<br />

An diesem Netz beteiligen<br />

sich gerade 64 Kommunen.<br />

Das vertieft die<br />

Verwurzelung in der Region:<br />

EWE ist eine nicht börsennotierte<br />

AG, hinter der zu 74 Prozent<br />

Städte und Landkreise<br />

aus Niedersachsen stehen. 26<br />

Prozent gehören dem badenwürttembergischen<br />

Energiekonzern<br />

EnBW.<br />

Die stabile Marktposition in<br />

Niedersachsen, solide Einnahmen<br />

aus dem laufenden<br />

Geschäft sowie der wachsende<br />

Anteil erneuerbarer Energien<br />

bei der Stromproduktion<br />

sind für die Ratingagentur<br />

In der Region verwurzelt Fundament<br />

für EWE-Weserkraftwerk<br />

Moody’s Gründe, EWE-Anleihen<br />

mit der Note Baa1 noch als<br />

Investment einzustufen.<br />

Allerdings – und deshalb gibt<br />

Moody’s einen negativen Ausblick<br />

– kann auch EWE sich<br />

nicht <strong>vom</strong> schwierigen Energiemarkt<br />

abkoppeln: Zum einen<br />

kam es bei alternativen Energiequellen<br />

zu Verzögerungen (etwa<br />

beim EWE-Windpark Riffgat<br />

in der Nordsee); zum anderen<br />

fällt es EWE nicht leicht, die Beschaffungskosten<br />

für Energie<br />

auf die Kunden zu überwälzen.<br />

20<strong>11</strong> und 2012 hatten die Folgen<br />

der Energiewende und<br />

Rückzahlungen an Erdgaskunden<br />

vorübergehend sogar zu<br />

Verlusten geführt. <strong>2013</strong> hat sich<br />

das Geschäft stabilisiert. Aus<br />

der Atomkraft ist EWE ausgestiegen,<br />

Gasfelder in der Nordsee<br />

wurden verkauft, die Kosten<br />

im Konzern gesenkt. Nach dem<br />

bisher guten Jahresverlauf (169<br />

Millionen Euro Nettogewinn im<br />

ersten Halbjahr) sollten <strong>2013</strong><br />

insgesamt mehr als 300 Millionen<br />

Euro bleiben.<br />

Den Strom, der nicht selbst<br />

produziert wird, bezieht EWE<br />

übrigens von E.On; allerdings,<br />

wie Moody’s lobt, zu vergleichsweise<br />

günstigen Bedingungen.<br />

Kurs (%) <strong>11</strong>1,925<br />

Kupon (%) 4,125<br />

Rendite (%) 2,32<br />

Laufzeit bis 4. November 2020<br />

Währung<br />

Euro<br />

ISIN<br />

XS0699330097<br />

FOTOS: BLOOMBERG NEWS/CARLA GOTTGENS, PR<br />

120 Redaktion: Geldwoche+Zertifikate: Frank Doll, Anton Riedl<br />

Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse | Geldwoche<br />

FONDS Weltzins-Invest<br />

Aufrappeln nach dem<br />

Kurseinbruch<br />

Zuckersüß Brasilien-Anleihen<br />

mit zweistelligen Kupons<br />

Wer in Lokalwährungen von<br />

Schwellenländern investiert,<br />

kann sich dem Einfluss des<br />

US-Dollar nicht entziehen: Im<br />

Frühjahr kündigte die amerikanische<br />

Notenbank Fed an,<br />

ihre Anleihekäufe künftig zu<br />

drosseln. Die Währungen der<br />

Schwellenländer brachen daraufhin<br />

ein und mit ihnen die<br />

Schwellenländer-Fonds.<br />

Trotz der Verluste schnitten<br />

sie über die vergangenen drei<br />

Jahre aber ordentlich ab, bei<br />

relativ geringen Schwankungen.<br />

Fondsmanager Lutz Röhmeyer<br />

von der Landesbank<br />

Berlin Investment sieht gerade<br />

jetzt in Schwellenländern<br />

Chancen. Sein Fonds Weltzins-Invest<br />

musste in diesem<br />

Jahr nur einen vergleichsweise<br />

geringen Verlust hinnehmen.<br />

„Wir versuchen, Klumpenrisiken<br />

auszuschließen,<br />

im Schnitt ist jede unserer Positionen<br />

nur 300 000 Euro<br />

groß“, sagt er. In seinem Rentenfonds<br />

liegen vor allem Papiere<br />

von Schwellenländern<br />

in ihren Lokalwährungen.<br />

Das Fondsvolumen liegt bei<br />

über 250 Millionen Euro.<br />

Der Fonds zielt auf Privatanleger,<br />

dementsprechend<br />

stark bemüht sich Röhmeyer,<br />

Risiko herauszunehmen, indem<br />

er besonders breit streut.<br />

Rund 600 Anleihen in 60 verschiedenen<br />

Währungen liegen<br />

im Portfolio. Unter ihnen<br />

sind Staatsanleihen und<br />

Wertpapiere von staatsnahen<br />

Emittenten mit einem Durchschnittsrating<br />

von A-. Die renditestärkste<br />

Position<br />

stammt derzeit aus der Ukraine,<br />

das Papier hat einen Zinskupon<br />

von saftigen 20 Prozent. Auch<br />

Brasilien, Sri Lanka und Serbien<br />

bieten zweistellige Kupons.<br />

Zwar geht der Internationale<br />

Währungsfonds (IWF) davon<br />

aus, dass die Weltwirtschaft im<br />

kommenden Jahr um 3,6 Prozent<br />

zulegen wird – als Zugpferde<br />

identifiziert der IWF aber<br />

die Industrieländer. Fehlende<br />

Infrastruktur und mangelhafte<br />

Arbeitsmarktbedingungen<br />

seien ein Grund dafür, dass die<br />

Schwellenländer weniger stark<br />

zu diesem globalen Wachstum<br />

beitragen würden. Fondsmanager<br />

Lutz Röhmeyer teilt diese<br />

Ansicht der IWF-Volkswirte<br />

nicht:„Ich halte es in keinem<br />

Szenario für möglich, dass die<br />

Industrie weltweit um gut drei<br />

Prozent wächst und die Schwellenländer<br />

sich in eine Rezession<br />

zurückziehen. Diese Situation<br />

gilt vielleicht temporär für <strong>2013</strong>,<br />

aber nicht für das kommende<br />

Jahr.“ Für seinen Fonds erwartet<br />

Manager Röhmeyer gut sieben<br />

Prozent Wertzuwachs bis 2015.<br />

Weltzins-Invest<br />

ISIN: DE000A1CXYM9<br />

130<br />

125<br />

120<br />

<strong>11</strong>5<br />

<strong>11</strong>0<br />

105<br />

100<br />

95<br />

2010<br />

Chance<br />

Risiko<br />

JP MorganStaatsanleihen-Index<br />

Schwellenländer<br />

<strong>11</strong><br />

Niedrig<br />

12<br />

thesaurierend, in Euro,umbasiert<br />

auf100;Quelle:T.Reuters<br />

13<br />

Hoch<br />

Die besten Schwellenländer-Rentenfonds<br />

Wie die erfolgreichsten Portfoliomanager abgeschnitten haben<br />

Fondsname<br />

Weltweiter Mix aus Anleihen und Hartwährungen (USD, Euro)<br />

Saxo Invest GE Frontier EUR<br />

Schroder ISF Emerging Markets Debt<br />

Templeton Emerging Markets Bond<br />

AXA World Funds Emerging USD<br />

Saxo Invest GE Emerging<br />

M&G Emerging Markets Bond EUR<br />

KBC Bonds GE Opportunities<br />

Schroder ISF Emerging Market<br />

HSBC Global Investment GEM Debt<br />

ING (L) Renta Emerging Markets USD<br />

UBS (Lux) Emerging Economies USD<br />

T. Rowe Price Global Emerging Markets<br />

LO Funds - EM Fundamental USD<br />

Aberdeen Global Select Emerging<br />

Invesco Emerging Markets USD<br />

Goldman Sachs Growth & EM<br />

JP Morgan Emerging Markets Debt USD<br />

Nordea-1 Emerging Market EUR<br />

Nordea-1 Emerging Market Blend EUR<br />

Jyske Invest Emerging Markets Bond<br />

PIMCO GIS Emerging Markets USD<br />

ACM Bernstein Emerging Markets Debt<br />

Dexia Bonds Emerging Markets<br />

JP Morgan EM Bond USD<br />

WIP Emerging Markets FI USD<br />

LGT Select Emerging Markets USD<br />

Investec GSF EM Blended<br />

Fidelity Emerging Market EUR<br />

Weltweit mit Anleihen in lokalen Währungen<br />

ESPA Short Term Emerging Markets<br />

DWS Short Duration EM EUR<br />

Weltzins-Invest<br />

ING (L) Renta Emerging Markets USD<br />

SPDR Barclays Captl EM ETF<br />

Jyske Invest Emerging Local Market<br />

Amundi Global Emerging<br />

PIMCO EM Advantage Local Bond ETF<br />

HSBC GIF Global EM Local<br />

iShares Emerging Asia Local<br />

HSBC GIF Global EM Local<br />

Blackrock Emerging Markets Local<br />

Amundi Global Emerging<br />

JP Morgan EM Local GBP<br />

Invesco Emerging Local Currencies USD LU0275062247<br />

Aviva Investors EM Local EUR<br />

LO Funds - Emerging Fundamental EUR<br />

Aviva Investors Emerging Markets Local LU0273496686<br />

Investec Global Strategy EM Local EUR<br />

Goldman Sachs Growth & EM<br />

Pioneer Emerging Markets Local EUR<br />

ISIN<br />

LU0501220429<br />

LU0080733339<br />

LU0029876355<br />

LU0800597873<br />

LU0699624671<br />

GB00B3NMPS60<br />

LU0326077053<br />

LU0795632180<br />

LU0283739885<br />

LU0555020303<br />

LU0055660707<br />

LU0207127084<br />

LU0137082151<br />

LU0132413252<br />

IE0001673817<br />

LU0<strong>11</strong>0449138<br />

LU0499<strong>11</strong>2034<br />

LU0772926084<br />

LU0772919543<br />

DK0016272446<br />

IE00B0MD9S72<br />

LU0246604945<br />

LU0083568666<br />

LU0431994713<br />

LU0084664241<br />

LI0026536628<br />

LU0545564<strong>11</strong>3<br />

LU0238205289<br />

AT0000500921<br />

LU0599900635<br />

DE000A1CXYM9<br />

LU0546916379<br />

IE00B4613386<br />

DK0060009751<br />

LU0329442569<br />

IE00B4P<strong>11</strong>460<br />

LU0234585437<br />

IE00B6QGFW01<br />

LU0234593530<br />

LU0278477574<br />

LU0<strong>11</strong>9097953<br />

LU0629101436<br />

LU0273494806<br />

LU0476249320<br />

LU0438164971<br />

LU03022825<strong>11</strong><br />

LU0441085932<br />

Wertentwicklung<br />

in Prozent<br />

seit 3<br />

Jahren 1<br />

1 jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet); 2 je höher die Jahresvolatilität<br />

(Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds;<br />

Quelle: Morningstar; Stand: 4. November <strong>2013</strong><br />

–<br />

0,8<br />

5,7<br />

–<br />

–<br />

4,6<br />

3,3<br />

–<br />

3,3<br />

7,1<br />

0,0<br />

5,0<br />

2,6<br />

5,7<br />

6,0<br />

5,9<br />

5,7<br />

–<br />

–<br />

5,0<br />

5,4<br />

5,1<br />

5,8<br />

5,2<br />

5,4<br />

3,0<br />

–<br />

4,6<br />

0,0<br />

–<br />

3,9<br />

0,4<br />

–<br />

3,2<br />

2,2<br />

–<br />

1,8<br />

–<br />

1,5<br />

-0,8<br />

1,2<br />

–<br />

2,4<br />

1,9<br />

1,2<br />

1,7<br />

2,1<br />

2,5<br />

1,1<br />

seit 1<br />

Jahr<br />

4,4<br />

–1,3<br />

–2,0<br />

–2,2<br />

–2,5<br />

–3,3<br />

–3,5<br />

–4,5<br />

–4,8<br />

–5,5<br />

–5,6<br />

–6,5<br />

–6,6<br />

–6,8<br />

–6,8<br />

–7,0<br />

–7,0<br />

–7,1<br />

–7,3<br />

–7,3<br />

–7,3<br />

–7,4<br />

–7,4<br />

–7,5<br />

–7,7<br />

–7,8<br />

–7,9<br />

–8,0<br />

–0,8<br />

–1,9<br />

–2,5<br />

–4,8<br />

–5,0<br />

–5,4<br />

–5,5<br />

–5,5<br />

–5,7<br />

–5,8<br />

–6,0<br />

–6,2<br />

–6,4<br />

–6,5<br />

–6,6<br />

–6,8<br />

–7,0<br />

–7,0<br />

–7,1<br />

–7,1<br />

–7,1<br />

Volatilität<br />

2<br />

in<br />

Prozent<br />

–<br />

8,4<br />

7,6<br />

–<br />

–<br />

9,0<br />

7,6<br />

–<br />

8,9<br />

9,3<br />

6,1<br />

8,5<br />

8,6<br />

8,9<br />

9,4<br />

9,5<br />

8,6<br />

–<br />

–<br />

9,0<br />

9,0<br />

9,2<br />

8,9<br />

8,8<br />

8,9<br />

9,3<br />

–<br />

9,3<br />

8,3<br />

–<br />

5,4<br />

5,9<br />

–<br />

8,8<br />

10,1<br />

–<br />

7,5<br />

–<br />

7,5<br />

7,2<br />

10,1<br />

–<br />

9,7<br />

8,2<br />

8,6<br />

8,2<br />

9,4<br />

9,8<br />

8,4<br />

122 Redaktion Fonds: Sebastian Kirsch<br />

Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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NACHGEFRAGT Ernst Huber<br />

»Schneller auf die<br />

Rampe schieben«<br />

RELATIVE STÄRKE<br />

Pokern um Pillen<br />

Um Pharmahändler Celesio ist die Spekulation<br />

auf eine höhere Abfindung entbrannt.<br />

FOTOS: LAIF/ANITA BACK, PR<br />

Der Chef der DAB Bank<br />

baut den auf das Wertpapiergeschäft<br />

spezialisierten<br />

Direktbroker zu<br />

einer Universalbank aus.<br />

ONLINE-BANKER<br />

Huber, 45, ist seit 2012<br />

Vorstandssprecher des Direktbrokers<br />

DAB Bank aus München.<br />

Zuvor leitete er dessen Tochterbank<br />

Direktanlage.at in Wien.<br />

Herr Huber, wie hoch muss<br />

der Dax steigen, damit Sie<br />

mehr Gewinn machen?<br />

Wir sind auch schon im dritten<br />

Quartal mit der Gewinnentwicklung<br />

zufrieden, in<br />

dem der Dax noch unter 9000<br />

Punkten stand. Aber tatsächlich<br />

kaufen jetzt wieder mehr<br />

Anleger Aktien als noch im<br />

Vorjahr. Der Aktienkursanstieg<br />

2012 ist an vielen Privatanlegern<br />

vorbeigegangen. Die<br />

Zahl der Wertpapiertransaktionen<br />

war bei uns im dritten<br />

Quartal 21 Prozent höher als<br />

im Vorjahresquartal.<br />

Erreichen Sie Ihr Gewinnziel?<br />

Operativ sind wir besser unterwegs<br />

als 2012. Aber durch<br />

die niedrigen Zinsen mit einem<br />

Drei-Monats-Euribor<br />

von nur noch 0,2 Prozent statt<br />

im Vorjahr 1,2 Prozent haben<br />

wir einen deutlich geringeren<br />

Zinsüberschuss als im Vorjahr.<br />

Wir legen unsere Kundeneinlagen<br />

in Höhe von fünf<br />

Milliarden Euro überwiegend<br />

in mager verzinsten, aber sicheren<br />

Anleihen an. Dadurch<br />

wird unser Vorsteuerergebnis<br />

<strong>2013</strong> rund ein Drittel unter<br />

dem des Vorjahres liegen. Da<br />

wir nicht mit schnell steigenden<br />

Zinsen rechnen, müssen<br />

wir operativ erfolgreich sein, also<br />

innovativ bleiben und Produkte<br />

schneller auf die Rampe<br />

schieben.<br />

Das neue Girokonto mit Startbonus,<br />

Guthaben- und niedrigem<br />

Dispozins kostet Sie Geld.<br />

Wie lange halten Sie das aus?<br />

Das ist Teil unserer sehr langfristig<br />

angelegten Strategie –<br />

und kein Lockvogelangebot.<br />

Wir wollen die Kunden langfristig<br />

binden. Sie sollen bei uns alle<br />

Anlageformen finden. Wir geben<br />

als Online-Bank Gas und<br />

konzentrieren uns nicht mehr<br />

nur auf das Online-Brokerage,<br />

also den Wertpapierhandel.<br />

Auch Großbanken haben den<br />

Privatanleger entdeckt. Wie<br />

wollen Sie das kontern?<br />

Die Initiativen der Großbanken<br />

um die Privatkunden sind für<br />

uns nicht spürbar. Wir haben in<br />

diesem Jahr 18 000 Kunden<br />

durch neue Angebote gewonnen.<br />

Viele kamen von Großbanken,<br />

die unsere Modelle abgekupfert<br />

haben. Wir können mit<br />

unseren 500 Mitarbeitern durch<br />

automatisierte Prozesse noch<br />

viel mehr Kunden ohne höhere<br />

Kosten bedienen. Die Karte<br />

müssen wir ausspielen.<br />

Werden Sie die Dividende<br />

halten können?<br />

Wie werden nicht das Ergebnis<br />

von 2012 erreichen. Allerdings<br />

haben wir stets unseren gesamten<br />

Gewinn an Aktionäre ausgeschüttet.<br />

Wir planen derzeit<br />

nicht, an dieser Praxis etwas zu<br />

verändern.<br />

heike.schwerdtfeger@wiwo.de| Frankfurt<br />

Der Hedgefonds Elliott International<br />

hat sich <strong>11</strong>,7 Prozent<br />

von Celesio unter den Nagel<br />

gerissen. Damit fährt er dem<br />

US-Pharmahändler McKesson<br />

in die Parade, der gerade dabei<br />

ist, Celesio zu übernehmen.<br />

Offensichtlich spekuliert<br />

Elliott darauf, dass McKesson<br />

für Celesio notfalls mehr zahlt<br />

als die bisher gebotenen 23<br />

Euro je Aktie. Bis Ende des Jahres<br />

will McKesson ein Angebot<br />

an die freien Aktionäre vorlegen;<br />

bis dahin läuft die Spekulation<br />

auf noch höhere Celesio-Kurse.<br />

Anleger, die es in der Vergangenheit<br />

Elliott nachtaten, etwa bei<br />

den Übernahmezielen Wella,<br />

Techem und DIS Zeitarbeit, fuhren<br />

respektable Gewinne ein.<br />

Aktuell ist der Fonds auch bei<br />

Kabel Deutschland aktiv, die von<br />

Vodafone geschluckt wurden.<br />

Wer schlägt den Index?<br />

Die innerhalb der vergangenen drei Monate am stärksten<br />

gestiegenen und gefallenen Aktien 1<br />

Rang Aktie Index Kurs 2 Kursentwicklung Relative Trend 3<br />

(€) (in Prozent) Stärke<br />

3 Monate 1 Jahr<br />

(in Prozent)<br />

Gewinner<br />

1 Evotec TecDax 4,52 +67,67 +59,95 61,9<br />

2 Nordex TecDax 13,95 +57,93 +374,32 52,1<br />

3 DMG Mori Seiki MDax 24,25 +49,54 +77,50 43,7<br />

4 Celesio MDax 23,12 +44,00 +54,34 38,2<br />

5 Kontron TecDax 5,46 +43,69 +56,58 37,9<br />

6 QSC TecDax 4,52 +37,39 +109,27 31,6<br />

7 Drillisch TecDax 19,42 +36,19 +96,92 30,4<br />

8 Cancom TecDax 28,70 +34,84 +143,59 29,0 4<br />

9 Aareal Bank MDax 28,39 +33,89 +68,31 28,1<br />

10 RWE St Dax 27,<strong>11</strong> +30,69 -20,68 24,9<br />

<strong>11</strong> Bechtle TecDax 49,33 +30,59 +73,74 24,8<br />

12 Commerzbank Dax 10,29 +27,92 -8,75 22,1<br />

13 Osram Licht MDax 38,16 +24,47 - 18,7<br />

14 Rheinmetall MDax 46,61 +24,39 +31,61 18,6<br />

15 SMA Solar Technol. TecDax 31,53 +23,82 +93,49 18,0 4<br />

16 Jenoptik TecDax 12,90 +23,56 +72,39 17,8 5<br />

17 Leoni MDax 51,04 +22,41 +95,93 16,6 5<br />

18 CompuGroup Med. TecDax 19,10 +21,42 +45,25 15,6<br />

19 Continental Dax 142,55 +21,06 +82,20 15,3 4<br />

20 RTL Group (LU) MDax 82,56 +20,53 - 14,7 4<br />

21 Hochtief MDax 67,93 +20,44 +70,83 14,6 4<br />

22 Vodafone (GB) Stoxx50 229,90 +17,72 +37,09 13,4 4<br />

23 Norma Group MDax 37,82 +19,16 +103,74 13,4 4<br />

24 EADS (NL) MDax 53,17 +17,70 +96,09 <strong>11</strong>,9 4<br />

Verlierer<br />

151 Aixtron TecDax 10,44 -18,51 +8,25 -24,3<br />

150 Drägerwerk TecDax 86,35 -13,09 +20,35 -18,9<br />

149 UBS (CH) Stoxx50 16,72 -12,32 +14,60 -18,1 5<br />

148 Gerry Weber MDax 30,74 -<strong>11</strong>,26 -14,16 -17,1<br />

147 Sartorius Vz TecDax 74,81 -7,70 +10,01 -13,5<br />

146 ADVA Optical Net. TecDax 3,87 -7,61 -6,57 -13,4 5<br />

145 PSI NA TecDax 12,70 -7,57 -17,64 -13,4<br />

144 Wacker Chemie MDax 70,02 -7,14 +63,60 -12,9<br />

143 Fresenius Med.C. St Dax 47,64 -5,19 -9,94 -<strong>11</strong>,0 5<br />

1<br />

aus Dax, MDax, TecDax und Stoxx Europe 50 im Vergleich zum Stoxx Europe 600;<br />

2<br />

bei GB in Pence, bei CH in Franken; 3 Änderung um mindestens fünf Ränge; 7.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>,<br />

13:00 Uhr<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 123<br />

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Perspektiven&Debatte<br />

Liebe in Zeiten der Krise<br />

Eine Frau, ein Mann und ein Land im Ausnahmezustand. Die anfangs idyllischen<br />

Bilder einer jungen Liebe in Athen weichen in Papakaliatis’ Kinofilm „An“<br />

einer Realität, in der es um Geld und enttäuschtes Vertrauen geht. Eine Studie<br />

über die Zufälligkeit des Lebens in einer Zeit ohne Gewissheit.<br />

Nachhilfe in Comic-Form<br />

Der Katalane Aleix Saló zeigt, wie<br />

der Euro ganze Länder gegeneinander<br />

aufbringt. „Ich mache Kompliziertes<br />

einfach“, sagt er – und<br />

zeichnet ein „wütendes Deutschland“.<br />

Sein neuer Comic-Band heißt<br />

„Euro-Alptraum – jemand hat den<br />

Mittelstand verzehrt“<br />

Goldenes Zeitalter<br />

EURO-KRISE | Die Krise hat das Leben in Griechenland, Spanien und Irland von Grund<br />

auf verändert. Künstlern verhilft das zu großen Themen – und neuem Publikum.<br />

Mit wenigen Strichen bringt<br />

Comic-Zeichner Aleix Saló<br />

die Dinge auf den Punkt.<br />

Im Video zu seinem Band<br />

„Españistan“ erklärt er das<br />

Platzen der spanischen Immobilienblase<br />

so prägnant, dass Professoren den knapp<br />

sieben Minuten langen Zeichentrickfilm<br />

gerne in ihren Vorlesungen zeigen, um Studenten<br />

die größte Wirtschaftskrise Spaniens<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg zu erklären.<br />

Auf YouTube erzielte der Clip in einer<br />

Woche zwei Millionen Klicks.<br />

Mit wenigen Schnitten fängt Regisseur<br />

Christopher Papakaliatis die Höhen und<br />

Tiefen des Alltags in Athen ein. In seinem<br />

Erstling „An“ („Wenn“) tanzt ein verliebtes<br />

Paar vor der malerisch beleuchteten Akropolis.<br />

Als sich die beiden später leidenschaftlich<br />

in die Arme fallen, rückt im Hintergrund<br />

die Polizei zum Großeinsatz gegen<br />

Demonstranten an. Unter dem englischen<br />

Titel „What if...“ steht der griechische<br />

Kassenschlager in der diesjährigen Vorauswahl<br />

für die Golden Globes.<br />

ENTLARVENDE KOMIK<br />

Mit wenigen Worten zockt der Komiker<br />

Barry Murphy sein Gegenüber ab. „Könnte<br />

ich zehn Euro haben?“, fragt der Ire in seiner<br />

Paraderolle als Professor Doktor Günther<br />

Gruhn, Volkswirt der Europäischen<br />

Zentralbank, einen Zuschauer in Dublin.<br />

Der zückt prompt die Brieftasche und<br />

überreicht den Schein. „It’s that easy“, triumphiert<br />

Murphy mit deutschem Akzent.<br />

Das Publikum tobt. Barry Murphy, der seinen<br />

Landsleuten gerne den Spiegel vorhält<br />

und entlarvt, wie Irland jahrelang umgekehrt<br />

Europa gegenüber die Hand aufgehalten<br />

hat, ist einer der beliebtesten Komiker<br />

im Lande.<br />

Die Euro-Krise, die vor vier Jahren in<br />

Griechenland ihren Anfang nahm, hat das<br />

Leben der Menschen in den betroffenen<br />

Ländern grundlegend verändert. Sicherheit<br />

gibt es nur noch für eine kleine, privilegierte<br />

Schicht. Angst vor Arbeitslosigkeit<br />

und Abstieg prägt selbst diejenigen, die<br />

noch einen Job haben und von Armut nicht<br />

direkt betroffen sind.<br />

Comic-Zeichner Saló, Regisseur Papakaliatis<br />

und Komiker Murphy sind drei von<br />

vielen Künstlern, die die Umbrüche in ihren<br />

Ländern einfangen, während Ökonomen<br />

den wirtschaftlichen Abstieg noch mit<br />

Zahlen beschreiben. Allein in Griechenland<br />

sank der Lebensstandard seit 2008 im<br />

Durchschnitt um 40 Prozent. Seit 20<strong>11</strong> ist<br />

das verfügbare Einkommen pro Kopf nied-<br />

FOTOS: CHRISTOPHER PAPAKALIATIS, ELLE DRIVER/MISS VIOLENCE, BARRY MURPHY; CARTOON: ALEIX SALÓ<br />

124 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Deutscher Ire<br />

Schlecht sitzende Perücke, immer<br />

im Anzug und ein herrlicher<br />

deutscher Akzent: In Irland ist<br />

Professor Doktor Günther Gruhn,<br />

Volkswirt der EZB und Alter Ego<br />

des Komikers Barry Murphy,<br />

regelrecht Kult. Statt auf den<br />

Deutschen herumzuhacken, hält<br />

Murphy seinen Landsleuten<br />

lieber den Spiegel vor.<br />

Düsteres Drama<br />

Bei den Filmfestspielen in Venedig mit dem Silbernen Löwen gekrönt, ist<br />

„Miss Violence“ von Avranas nur einer von 30 griechischen Filmen, die<br />

seit 2009 einen internationalen Preis gewonnen haben. Ohne jegliche<br />

staatliche Förderung und unter schwierigsten Bedingungen laufen<br />

griechische Regisseure zu Hochform auf.<br />

riger als in Südkorea, ermittelte die Pariser<br />

Wirtschaftsorganisation OECD. Doch was<br />

bedeutet es für eine Gesellschaft, jahrelang<br />

kollektiv der Illusion des vermeintlichen<br />

Reichtums angehangen zu haben? Was bedeutet<br />

es für den Einzelnen, künftig mit<br />

mehr Ungewissheit leben zu müssen?<br />

ANGST, WUT, VERZWEIFLUNG<br />

Soziologen, Psychologen und andere Welterklärer<br />

ringen noch um überzeugende<br />

Antworten. Sie konstatieren Angst, Wut,<br />

Verzweiflung in nie da gewesenem Ausmaß,<br />

verfolgen steigende Selbstmordraten<br />

und stagnierende Scheidungsziffern: Kaum<br />

jemand kann sich noch eine Trennung<br />

finanziell leisten.<br />

Während die Sozialwissenschaften über<br />

die Deutung der Umbrüche brüten, hat die<br />

Kunst längst die ganz großen Themen der<br />

Krise für sich entdeckt. Vertrauen, Betrug<br />

und Selbstverantwortung sind nur einige<br />

der Leitmotive, die sich aktuell durch das<br />

Kunstschaffen der Krisenländer ziehen.<br />

Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist dabei<br />

deutlich höher als in der Politik.<br />

Während die Staatshaushalte dramatisch<br />

schrumpfen, Subventionen für die<br />

Kunst als Erstes gestrichen wurden, lässt<br />

die Vielfalt an Sujets die Kultur aufblühen.<br />

Griechische Filme haben seit 2009 insgesamt<br />

30 internationale Filmpreise gewonnen,<br />

zuletzt errang Alexandros Avranas mit<br />

dem düsteren Drama „Miss Violence“ einen<br />

Silbernen Löwen bei den Festspielen<br />

in Venedig. Die Finanzierung von Projekten<br />

ist schwierig, Filmförderung nicht existent,<br />

jährlich entstehen in Griechenland<br />

nur noch rund 20 Filme. Doch die erzählen<br />

so pralle Geschichten, dass schon von einem<br />

Goldenen Zeitalter des griechischen<br />

Films die Rede ist. „Kunst hängt nicht von<br />

Geld ab“, sagt Regisseur Papakaliatis, der in<br />

seinem Film die Hauptrolle spielt, das<br />

Drehbuch verfasste und mit einem Budget<br />

von einer Million Euro auskam.<br />

Der Begriff <strong>vom</strong> Goldenen Zeitalter fällt<br />

auch in Spanien, wo Karikaturen boomen<br />

wie zuletzt in der Zeit nach dem Tod des<br />

Diktators Franco in den Siebzigerjahren.<br />

Andrés Rábago García, der den Übergang<br />

Die Vielfalt an<br />

Sujets lässt<br />

Kunst und Kultur<br />

aufblühen<br />

zur Demokratie damals schon unter dem<br />

Pseudonym „El Roto“ („Der Gebrochene“)<br />

mit seinen spröden Zeichnungen begleitete,<br />

läuft in diesen Tagen zu neuer Höchstform<br />

auf. Die Arroganz der Mächtigen, die<br />

sich schmieren ließen und hinterher ihre<br />

Unschuld beteuern, bannt er in ein eingängiges<br />

Bild: Der Bestechliche hält die Hand<br />

hinter seinem Rücken auf. Als glaube er<br />

beinah selbst, dass er dann nichts davon<br />

gewusst haben könne. „In 50 Jahren werden<br />

die Karikaturen von El Roto die besten<br />

Erklärungsmuster für die Krise bieten“,<br />

prophezeit der spanische Sozialdemokrat<br />

Javier Solana, einst Nato-Generalsekretär.<br />

„Eine Zeichnung ist kraftvoller als eine<br />

20-minütige Reportage“, beobachtet Comic-Autor<br />

Saló, der mittlerweile den dritten<br />

Band zur Krise vorgelegt hat. Zeichnungen<br />

entfalten eine derartige Kraft in<br />

Spanien, weil die Menschen den elektronischen<br />

Medien immer weniger trauen. „Der<br />

Fachpresse gelingt es nicht, die Krise einem<br />

breiten Publikum zu erklären“, sagt<br />

Saló. Er will unterhaltsam informieren,<br />

stellt Zusammenhänge her, erläutert Kettenreaktionen,<br />

erklärt Fehlentscheidungen<br />

am konkreten Beispiel. In einem seiner Videos<br />

erinnert er an das 2009 <strong>vom</strong> damaligen<br />

Ministerpräsidenten José Luis Zapatero<br />

groß angekündigte, 50 Milliarden Eu-<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 125<br />

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Perspektiven&Debatte<br />

»<br />

ro schwere Konjunkturprogramm<br />

Plan E, bei dem ein Großteil in so unsinnige<br />

Maßnahmen wie die Renovierung<br />

von Gehwegen floss, und zeigt in<br />

der nächsten Szene John Maynard<br />

Keynes, der sich im Grab umdreht.<br />

Saló stellt den Denkansatz von<br />

Staatsgläubigen und Marktverfechtern<br />

einander gegenüber und kommt<br />

zu dem Schluss, dass Spanien nicht<br />

an Ideologien gescheitert ist, sondern<br />

an Filz. Konservative wie Sozialdemokraten<br />

haben ihre Leute in<br />

die Aufsichtsräte großer Unternehmen<br />

wie den Stromversorger Endesa<br />

oder Telefónica geschickt und<br />

Klientelpolitik betrieben. Saló hütet<br />

sich allerdings vor allzu einfachen<br />

Erklärungsmustern: „Ich glaube<br />

nicht, dass Banker böse sind oder<br />

jeder Politiker korrupt. Wir haben<br />

alle einen Anteil an dem, was aus<br />

Spanien geworden ist.“<br />

MIT SPITZER FEDER<br />

Der 30-Jährige zeichnet Karikaturen, seit er<br />

17 ist, zunächst für die Lokalzeitung seiner<br />

katalanischen Heimatstadt Ripollet. Dort<br />

bringt er Bürgermeister und Gemeinderat<br />

mit seiner spitzen Feder gegen sich auf. Ein<br />

Architekturstudium bricht er ab, weil er<br />

sich lieber mit Comics seinen Lebensunterhalt<br />

verdient. Er provoziert ein bisschen,<br />

indem er einen bösen Videoclip<br />

zum Besuch von Papst Benedikt XVI. ins<br />

Netz stellt. Doch sein Durchbruch kommt<br />

mit der Krise und dem Comic-Band „Españistan“.<br />

Der Name ist Programm: Seither<br />

geht Saló der Frage nach, wie seine Heimat<br />

zu einem Land verkommen konnte, das einer<br />

zentralasiatischen Republik gleicht.<br />

Seine Themen sind grenzüberschreitend<br />

verständlich. Der jüngste Band „Euro pesadilla<br />

– Alguien se ha comido a la clase media“<br />

(„Euro-Alptraum – Jemand hat den<br />

Mittelstand verzehrt“) ist gerade in Portugal<br />

erschienen, die Übersetzung ins Türkische<br />

steht bevor.<br />

Dem Iren Barry Murphy mit seiner<br />

Kunstfigur Professor Doktor Günther<br />

Gruhn hat die Krise ebenfalls zu einem völlig<br />

neuen Umfeld verholfen. Schon vor<br />

zehn Jahren brachte Murphy seine Landsleute<br />

zum Lachen, wenn er als EZB-Ökonom<br />

mit schlecht sitzender Perücke und<br />

ploppenden Konsonanten darauf hinwies,<br />

dass Deutschland Irland genug Geld gegeben<br />

hätte, um das ganze Land zu teeren –<br />

und zwar 32-mal. Seit Irland aber unter der<br />

Kuratel der Troika steht, bekommt ein<br />

Realität in harter Optik<br />

Andrés Rábago García, alias El Roto, begleitete<br />

schon in den Siebzigerjahren mit seinen<br />

Karikaturen Spanien auf den Weg in die<br />

Demokratie. Korruption, Klientelpolitik und<br />

politischer Realitätsverlust lassen ihn heute<br />

wieder bissig kommentieren: „Selbst unter<br />

Trümmern behielt der Risikomanager seinen<br />

Optimismus: Das System ist sicher.“<br />

Ökonom mit deutschem Akzent, der den<br />

Iren Verschwendung und Schlamperei vorwirft,<br />

eine ganz neue Bedeutung. Bösartigkeit<br />

liegt Murphy fern, er weiß, dass Iren<br />

am liebsten über sich selbst lachen. Auch<br />

von Deutschfeindlichkeit fehlt bei Murphy<br />

jede Spur. Er hat die Deutsche Schule St.<br />

Kilians in Dublin besucht, daher auch der<br />

gekonnte deutsche Akzent.<br />

Beim Griechen Papakaliatis, 38, war es<br />

ebenfalls die Krise, die seiner Karriere eine<br />

unerwartete Wendung gab. Mit 16 war er<br />

erstmals in einer griechischen Fernsehserie<br />

aufgetreten, er schrieb Drehbücher, zuletzt<br />

für „Tessera“, eine Serie über vier Brüder,<br />

bei der er auch Regie führte. 2010 stell-<br />

Karikaturen erleben<br />

einen Boom wie<br />

zuletzt nach dem<br />

Tod Francos<br />

te der Privatsender Mega die Serie<br />

ein, weil die Anzeigeneinnahmen<br />

weggebrochen waren.<br />

„Auch ohne Krise hätte ich einen<br />

Film gemacht“, sagt Papakaliatis<br />

heute. Fernsehen drohte zur Routine<br />

zu werden.<br />

Erst die Krise lieferte die Zutaten,<br />

die „An“ zu einem Werk machen,<br />

für das sich auch ein Publikum<br />

außerhalb Griechenlands interessiert.<br />

Papakaliatis stellt ähnlich<br />

wie vor ihm schon der Franzose<br />

Alain Resnais in „Smoking“ und<br />

„No Smoking“ und der Pole Krzysztof<br />

Kieslowski in „Die zwei Leben<br />

der Veronika“ die Frage, was gewesen<br />

wäre, wenn sich die Hauptperson<br />

in einem Moment anders entschieden<br />

hätte. In einem Handlungsstrang<br />

führt Dimitris abends<br />

seinen Schäferhund aus und trifft<br />

die Frau seines Lebens, im anderen<br />

schickt er den Hund in den Hinterhof<br />

und wird kurz darauf von Einbrechern<br />

brutal zusammengeschlagen. „Die Zeiten<br />

haben sich geändert“, sagt der Polizist im<br />

Krankenhaus und fügt hinzu: „Am falschen<br />

Tag am falschen Ort.“ Nichts ist hier das,<br />

was es scheint – der Film ist eine Allegorie<br />

auf das Leben in Griechenland.<br />

2012, als der Film entstand, fanden dort<br />

zwei Wahlen statt. „Wir hatten täglich den<br />

Eindruck, dass sich um uns herum alles<br />

ändern kann“, erinnert sich Papakaliatis.<br />

KEINE ANDERE WAHL<br />

Den nächsten Film wird er auf Englisch<br />

drehen, als ausländische Koproduktion.<br />

Eine Deutsche wird auch darin vorkommen.<br />

Sie entlässt einen Griechen und verliebt<br />

sich dann in ihn. „Vor ein paar Jahren<br />

hätte die Rolle eine Schwedin oder eine Österreicherin<br />

spielen können“, sagt Papakaliatis.<br />

Aber heute ist Mitteleuropa in den<br />

Köpfen der Griechen eindeutig besetzt.<br />

Papakaliatis ist stolz, dass „An“ eine der<br />

wenigen griechischen Produktionen der<br />

vergangenen Jahre war, bei der alle ihre Gage<br />

erhielten. Comic-Zeichner Saló, dem es<br />

finanziell besser geht als vielen seiner früheren<br />

Kommilitonen, die als Architekten<br />

heute arbeitslos sind, weiß, dass Karrieren<br />

in Festanstellung, wie sie Karikaturist El<br />

Roto noch genießt, heute nicht mehr möglich<br />

sind. „Wenn ich es mir recht überlege,<br />

bin ich mehr Unternehmer als Künstler“,<br />

sagt der Katalane. „Die Zeiten lassen mir<br />

keine andere Wahl.“<br />

n<br />

silke.wettach@wiwo.de | Brüssel<br />

CARTOON: EL ROTO<br />

126 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Perspektiven&Debatte | Kost-Bar<br />

ALLES ODER NICHTS<br />

ULRIKE HANDEL<br />

CEO des Online-Werbevermarkters<br />

ad pepper media<br />

Aktien oder Gold?<br />

Am liebsten Kunst, zurzeit die<br />

zeitgenössische.<br />

Cabrio oder SUV?<br />

Ich fahre immer und überall<br />

Fahrrad.<br />

Schaltung oder Automatik?<br />

An meinem Bonanza-Rad:<br />

Sachs 3-Gang-Schaltung.<br />

Fitnessstudio oder<br />

Waldlauf?<br />

Beides – in umgekehrter<br />

Reihenfolge.<br />

Paris oder London?<br />

Falsche Frage, es muss lauten:<br />

Hamburg oder Berlin!<br />

Maßschuhe oder Sneakers?<br />

Für jede Sportart ein paar:<br />

Wanderstiefel, Tennisschuhe<br />

(Indoor, Outdoor), Laufschuhe,<br />

Hallenschuhe,<br />

Langlaufschuhe, Skistiefel,<br />

Mountainbikeschuhe.<br />

Rotwein oder Weißwein?<br />

Nur selbst gebrannter<br />

Schnaps meines Schwiegervaters,<br />

sonst kein Alkohol.<br />

Jazz oder Klassik?<br />

Spiele ich je nach Stimmung<br />

und Tageszeit.<br />

Mountainbike oder<br />

Rennrad?<br />

Mountainbike, ich zähle<br />

Höhenmeter, nicht Kilometer.<br />

Stadt oder Land?<br />

In der Stadt leben und immer<br />

noch 30 Apfelsorten auswendig<br />

(er)kennen.<br />

KOCHBUCH FÜR TECHNIKER<br />

Leckere Laborergebnisse<br />

Der Physiker Nathan Myhrvold<br />

bringt als ehemaliger Leiter der<br />

Forschungsabteilung von Microsoft<br />

sowohl die naturwissenschaftliche<br />

Neugier als auch die leicht<br />

verschrobene Haltung mit, die es<br />

braucht, um Kochen als Prozess in<br />

seine kleinsten Details zu zerlegen.<br />

Seine Erkenntnisse über Zubereitungsmethoden<br />

und Garzeiten<br />

auf dem Herd und im Ofen hat<br />

er vor zwei Jahren in dem gewaltigen,<br />

sechsbändigen Werk „Modernist<br />

Cuisine“ zusammengefasst.<br />

Nun kommt die abgespeckte Version<br />

„at home“ für 99 Euro in den<br />

Handel. Hier zeigt Myhrvold in<br />

spektakulären Bildern und mit<br />

grammgenauer Präzision, wie sich<br />

Gerichte mit den neuesten Technologien<br />

auch daheim umsetzen<br />

lassen. Mehr als 400 neue Rezepte,<br />

aber auch Klassiker wie Hamburger<br />

und Nudeln mit Käsesauce werden auf 456 Seiten vorgestellt. Auch wenn das<br />

dicke Buch und das dazugehörige wasserfeste Ringbuch dazu einladen, sich an<br />

Alltagsgerichten zu versuchen: Ein Brathuhn bekommt bei Myhrvold immerhin<br />

Salzlakespritzen und benötigt 29 Stunden in der Zubereitung. taschen.com<br />

AUKTION IN MÜNCHEN<br />

Sittenbilder<br />

Sie gehört zu den Ikonen der<br />

neueren Kunstgeschichte:<br />

Francisco de Goyas Radierung<br />

„Der Schlaf der Vernunft gebiert<br />

Ungeheuer“. Das vielgedeutete<br />

Bild ist das Titelblatt der Serie<br />

„Los Caprichos“, mit der Goya<br />

(1746–1828) Standesdünkel<br />

und Machtmissbrauch von<br />

Adel und Klerus karikierte. Der<br />

80 Blätter umfassende Zyklus<br />

kommt am 22. <strong>11</strong>. in der seltenen,<br />

zu Lebzeiten des Künstlers<br />

veröffentlichten ersten <strong>Ausgabe</strong><br />

beim Münchner Auktionshaus<br />

Ketterer unter den Hammer.<br />

Schätzpreis: 120 000 bis 150 000<br />

Euro. kettererkunst.de<br />

THE NEW YORKER<br />

„I’d like one of those careers where you make a six-figure<br />

income while wearing a T-shirt and sweatpants.“<br />

FOTO: RAIMAR VON WIENSKOWSK, TASCHEN/CHRIS HOOVER, CARTOON: BARBARA SMALLER/CONDÉ NAST PUBLICATIONS/WWW.CARTOONBANK.COM<br />

128 Redaktion: thorsten.firlus@wiwo.de<br />

Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Leserforum<br />

Stromer gegen Hybrid Tesla (links) fordert Porsche heraus<br />

Technik&Wissen<br />

Elektroautos: Ist der Tesla besser<br />

als der Porsche Panamera mit Hybridantrieb?<br />

Heft 44/<strong>2013</strong><br />

Vergleich hinkt<br />

Endlich mal ein interessanter<br />

Vergleich, auch wenn er etwas<br />

hinkt. Der Tesla ist ein reinrassiges<br />

Elektroauto, der Porsche dagegen<br />

ein Zwitter – ein Hybrid<br />

eben. Für Autofreaks mag die<br />

Tabelle über die technischen<br />

Details ja sehr aufschlussreich<br />

sein, aber mir fehlt der Kostenvergleich.<br />

Was sagt mir ein Testverbrauch<br />

von 26,6 kWh/100 km<br />

für den Tesla, wenn ich nicht<br />

weiß, was 1 kWh kostet. Vielleicht<br />

sollte die WirtschaftsWoche<br />

auch mal gegenüberstellen,<br />

wie hoch die volkswirtschaftlichen<br />

Kosten sind, die durch<br />

Elektroimmobilität entstehen.<br />

Volker Baumann<br />

via E-Mail<br />

Fatale Eigenschaft<br />

Was in der Elektroautobranche<br />

unter den Teppich gekehrt wird,<br />

ist eine fatale Eigenschaft der<br />

Li-Ion-Batterie: die mangelnde<br />

Zyklenfestigkeit, sprich Lebensdauer.<br />

Ein, zwei Jahre geht alles<br />

einigermaßen gut, sofern die<br />

Batterie recht langsam geladen<br />

wird. Dann aber wird der Kapazitätsverlust<br />

bemerkbar, der<br />

je nach Betriebstemperatur bei<br />

Schnellladung der Batterie auf<br />

20 bis 25 Prozent Verlust in drei<br />

Jahren angesetzt werden muss.<br />

Die Garantie von Tesla über<br />

acht Jahre ist ein Witz: Es gibt<br />

für solche Zeiten keine realen<br />

Messwerte. Auch die Sicherheitsbedenken<br />

zum Li-Ion-System<br />

werden ungern erwähnt.<br />

Brände von Li-Ion-Batterien<br />

sind schwer zu löschen, da<br />

schnell Temperaturen von 800<br />

Grad erreicht werden und spezielle<br />

Löschmittel verwendet<br />

werden müssen.<br />

Dr.-Ing. Klaus D. Beccu<br />

Berlin<br />

Für die Nische<br />

Man kann den Unsinn nicht<br />

mehr lesen: „80 Prozent der Autofahrer<br />

fahren im Schnitt nicht<br />

mehr als 50 Kilometer am Tag.“<br />

Ja, mein täglicher Arbeitsweg<br />

beträgt nur zwei Mal 20 Kilometer.<br />

Will ich aber einen Kunden<br />

besuchen oder am Wochenende<br />

zu meinen erwachsenen<br />

Kindern in München und St.<br />

Gallen fahren, dann zwingt<br />

mich das E-Mobil zu einer nervigen<br />

Suche nach einer Lademöglichkeit<br />

und zu vielen Stunden<br />

Ladezeit. In der Praxis heißt<br />

das, ich muss selbst für mittlere<br />

Strecken einmal übernachten.<br />

Damit ist jedes noch so kleine<br />

E-Mobil weit teurer als eine<br />

S-Klasse. Noch immer sind<br />

E-Mobile zu teuer und können<br />

dennoch nur eine eingeschränkte<br />

Mobilität garantieren.<br />

Unter normalen Umständen<br />

hat es nur in der Nische, als<br />

Taxi oder Stadtlieferwagen etwa,<br />

seine Berechtigung.<br />

Carlo Wagner<br />

Oberursel (Hessen)<br />

Einblick<br />

Chefredakteur Roland Tichy über die<br />

US-Abhöraffäre und was wir daraus<br />

lernen könnten. Heft 45/<strong>2013</strong><br />

Abwehr aufbauen<br />

Der US-Publizist Vance Packard<br />

stellt in seinem lesenswerten<br />

Buch „Die wehrlose Gesellschaft“,<br />

das bereits 1964 bei uns<br />

erschien, das Zitat eines US-<br />

Richters voran: „Die Freiheit<br />

ruht in den Herzen der Männer<br />

und Frauen; wenn sie dort stirbt,<br />

kann keine Verfassung, kein Gesetz<br />

und kein Gericht sie retten!“<br />

Daher ist es hilfreicher, dass wir<br />

Bürger uns um unsere Selbstbehauptung<br />

kümmern, wie Roland<br />

Tichy richtig schreibt. Wie<br />

es scheint, ist jeder von uns<br />

nicht nur „Opfer der globalen<br />

Vernetzung“, sondern auch aktiver<br />

Teil seiner Entstehung. Da<br />

helfen uns kein Jammern und<br />

kein Selbstmitleid. Jetzt gilt es,<br />

die eigene Intelligenz zu nutzen,<br />

um Abwehrmaßnahmen zu ergreifen.<br />

Der Nachteil, dass dies<br />

mit Eigeninitiative verbunden<br />

ist, wird durch Freude am proaktiven<br />

Handeln und dem dabei<br />

entstehenden Gefühl der eigenen<br />

Bedeutung aufgewogen.<br />

Unterdessen geht allerdings die<br />

Cyber-Welt ihren eigenen Weg<br />

weiter. Alles zu spät?<br />

Dieter H. Sommer<br />

Bensheim (Hessen)<br />

Imperiale Arroganz<br />

Abgesehen davon, dass der süffisante<br />

Tonfall im Editorial von<br />

Roland Tichy unangemessen<br />

ist, dürfte es – sachlich gesehen<br />

– bedenklich sein, den erzkonservativen<br />

Robert Kagan und<br />

seine abstruse Metaphorik über<br />

Mars (USA) und Venus (Europa)<br />

für eine Analyse der transatlantischen<br />

Beziehungen in Anspruch<br />

zu nehmen. Mit solchen<br />

pseudopoetischen Metaphern<br />

kann man keine politischen<br />

und kulturellen Realitäten beschreiben.<br />

Damit lag Kagan<br />

ziemlich daneben. Herr Tichy<br />

wäre gut beraten, zur Ermittlung<br />

der politischen Ideale des<br />

Landes die Schriften der Gründerväter<br />

zu studieren. Er könnte<br />

dann feststellen, welche Rolle<br />

„Venus“ (wenn man sie denn<br />

schon bemühen will) vormals<br />

auch in der Neuen Welt gespielt<br />

hat, und er sähe, wie weit sich<br />

die USA in der Mischung von<br />

imperialer Arroganz und selbstinduzierter<br />

Paranoia von einer<br />

humanen Weltsicht entfernt haben.<br />

Diese wachsende Distanz<br />

wird von der restlichen Welt<br />

wahrgenommen und ist der<br />

Grund für Enttäuschung, Empörung<br />

und Animosität auf dieser<br />

Seite des Atlantiks.<br />

Dr. Hartmut Heuermann<br />

M.A. Prof. em. für Amerikanistik<br />

Braunschweig<br />

Make love, not war<br />

Endlich werden in Ihrem Einblick<br />

auch positive Seiten der<br />

NSA-Abhöraktionen angesprochen.<br />

Durch Gewinn an Sicherheit<br />

könnte per saldo sogar der<br />

Nutzen den Schaden übersteigen.<br />

Man denke nur an die<br />

Umarmungen bei Begrüßungen<br />

des US-Präsidenten mit unserer<br />

Bundeskanzlerin. Jetzt<br />

kann man verstehen, wenn die<br />

Freundlichkeit Obamas ehrlich<br />

war. Dank NSA war er vermutlich<br />

sicher, dass Merkels Verhalten<br />

übereinstimmt mit dem,<br />

was sie denkt. Vielleicht ist er<br />

nun auch überzeugt, dass sie<br />

nur nach dem Grundsatz handeln<br />

wird: „Make love, not war.“<br />

Er dürfte sein politisches Verhalten<br />

entsprechend positiv aktivieren.<br />

Die NSA erscheint also<br />

durchaus geeignet, einen beachtlichen<br />

Beitrag zur Stabilisierung<br />

der Weltpolitik und des<br />

Weltfriedens zu leisten.<br />

Hermine Bradtmöller<br />

Köln<br />

Leserbriefe geben die Meinung des<br />

Schreibers wieder, die nicht mit der<br />

Redaktionsmeinung übereinstimmen<br />

muss. Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

WirtschaftsWoche<br />

Postfach 10 54 65<br />

40045 Düsseldorf<br />

E-Mail: leserforum@wiwo.de<br />

Bei Zuschriften per E-Mail bitten wir<br />

um Angabe Ihrer Postadresse.<br />

FOTO: RUDOLF WICHERT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

130 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Firmenindex<br />

Die Angaben bezeichnen den<br />

Anfang des jeweiligen Artikels<br />

A<br />

A.T.Kearney........................................................ 62, 66<br />

Abusix......................................................................86<br />

Accenture................................................................ 72<br />

Acer.........................................................................16<br />

Acondas...................................................................62<br />

ACS..........................................................................58<br />

Adlon....................................................................... 16<br />

Aeroflot....................................................................66<br />

Agrobot....................................................................76<br />

Air Berlin..................................................................16<br />

Air Cargo Germany....................................................66<br />

Alcatel-Lucent..........................................................38<br />

Aldi............................................................................ 9<br />

Altana...................................................................... 69<br />

Amazone..................................................................76<br />

AquaBounty................................................................6<br />

AT&T........................................................................ 72<br />

Avast........................................................................86<br />

AVM......................................................................... 82<br />

B<br />

Bain......................................................................... 62<br />

Baker Hughes.........................................................<strong>11</strong>7<br />

Balenciaga............................................................... 16<br />

Bank Hypo Group Alpe Adria..................................... 12<br />

Bankhaus Lampe......................................................58<br />

BASF........................................................................69<br />

Bayer....................................................................... 69<br />

BayernLB................................................................. 12<br />

Beiersdorf.............................................................. <strong>11</strong>7<br />

Bell South.................................................................72<br />

Roland Berger...........................................................62<br />

BHP Billiton............................................................120<br />

Bilfinger................................................................... 58<br />

BMW........................................................................54<br />

Max Bögl.................................................................. 58<br />

Bonjour Holdings....................................................<strong>11</strong>8<br />

Booz........................................................................ 62<br />

Bosch.......................................................................76<br />

Bosch Sensortec.......................................................76<br />

Boston Consulting Group.....................................62, 72<br />

Breuninger............................................................... 68<br />

Brooklyn Soap.......................................................... 90<br />

b-to-v Partners......................................................... 88<br />

C<br />

Canary..................................................................... 82<br />

Cardea............................................................... 62, 65<br />

Celesio...................................................................123<br />

Changers..................................................................90<br />

Cisco........................................................................82<br />

Claas........................................................................76<br />

Clariant.................................................................... 69<br />

Commerzbank.................................................. 16, 104<br />

Control Risks............................................................ 82<br />

D<br />

DAB Bank...............................................................123<br />

Danone.................................................................... 62<br />

DBA......................................................................... 14<br />

Deutsche Bank......................................................... 48<br />

Deutsche Bank Research.......................................... 76<br />

DIS Zeitarbeit......................................................... 123<br />

D-Link...................................................................... 82<br />

Dogan Yayýn Holding.................................................48<br />

Dorhout....................................................................76<br />

Dormero Hotels & Resorts.........................................14<br />

Dow Chemical...........................................................69<br />

Dow Jones VentureSource.........................................85<br />

Dragados..................................................................58<br />

Dropbox...................................................................86<br />

E<br />

E.R. Capital Holding.................................................. 16<br />

Easyjet..................................................................... 66<br />

EdenMcCallum......................................................... 62<br />

Ejot.......................................................................... 48<br />

EnBW.....................................................................120<br />

Engel & Völkers.........................................................16<br />

Engelhorn.................................................................68<br />

E-Plus...................................................................... 72<br />

Erensan....................................................................48<br />

Evonik...................................................................... 69<br />

Evros......................................................................109<br />

EWE....................................................................... 120<br />

EY............................................................................62<br />

F<br />

Facebook................................................................. 18<br />

Flughafen Dortmund.................................................66<br />

Flughafen Frankfurt.................................................. 66<br />

Flughafen Frankfurt-Hahn.........................................66<br />

Flughafen Köln..........................................................66<br />

Fritzmeier Umwelttechnik......................................... 76<br />

G<br />

Garanti-Bank............................................................48<br />

GFT Technologies..................................................... 12<br />

Glencore Xstrata.....................................................120<br />

Gonzo-Works............................................................ 48<br />

Goodyear..................................................................38<br />

Google................................................................ 18, 86<br />

Gruner+Jahr............................................................. 18<br />

H<br />

Harvest Automation..................................................76<br />

Heidrick& Struggles..................................................88<br />

Helmerich & Payne................................................. <strong>11</strong>7<br />

Henkel................................................................... <strong>11</strong>7<br />

Hess...................................................................... 109<br />

Hochtief................................................................... 58<br />

Hoechst................................................................... 69<br />

Holland Private Equity.............................................109<br />

HPE....................................................................... 109<br />

I<br />

IBB........................................................................ 109<br />

IMS Health............................................................... 62<br />

Indiegogo................................................................. 82<br />

Infineon....................................................................54<br />

Innovo Cloud............................................................ 86<br />

Iognos......................................................................90<br />

J<br />

Marc Jacobs.............................................................16<br />

John Deere...............................................................76<br />

K<br />

K+K........................................................................109<br />

Kabel Deutschland..................................................123<br />

Koç-Gruppe..............................................................48<br />

Kontextr...................................................................90<br />

KPMG.................................................................12, 62<br />

L<br />

Lancom....................................................................72<br />

Land-Data Eurosoft...................................................76<br />

LastFM.....................................................................18<br />

LBBW.....................................................................109<br />

LTU.......................................................................... 14<br />

Lupus Electronics..................................................... 82<br />

M<br />

Mannesmann Arcor...................................................72<br />

Mannesmann Mobilfunk............................................72<br />

März........................................................................ 68<br />

McDonald’s.............................................................. 48<br />

McKesson.............................................................. 123<br />

McKinsey................................................................. 62<br />

Microsoft..................................................................14<br />

N<br />

NKD......................................................................... 12<br />

O<br />

One Equity Partners..................................................69<br />

Osborne Clarke.........................................................88<br />

P<br />

PA Consulting Group................................................. 66<br />

Pacific Telesis...........................................................72<br />

Peek & Cloppenburg................................................. 68<br />

Pflegeschule.............................................................90<br />

Procter & Gamble................................................... <strong>11</strong>7<br />

PwC................................................................... 62, 85<br />

Q<br />

Qatar Airways........................................................... 66<br />

Qiagen................................................................... <strong>11</strong>8<br />

R<br />

Rio Tinto................................................................ 120<br />

RWE...................................................................48, 66<br />

Ryanair.....................................................................66<br />

S<br />

Sa Sa International..................................................<strong>11</strong>8<br />

Sabanci....................................................................48<br />

Salesforce.com.........................................................62<br />

Secomba................................................12, 86, 88, 92<br />

Secucloud................................................................ 86<br />

Secureme.................................................................86<br />

Shell.........................................................................62<br />

Simon-Kucher...........................................................62<br />

Sirrix........................................................................ 86<br />

SK Capital................................................................ 69<br />

Solvoyo.................................................................... 48<br />

Sommelier Privé....................................................... 16<br />

Source for Consulting................................................62<br />

Sparkassen DirektVersicherung...................................9<br />

Axel Springer............................................................18<br />

Steganos..................................................................86<br />

Streif Baulogistik...................................................... 58<br />

Süd Chemie..............................................................69<br />

T<br />

Techem..................................................................123<br />

Telecom Italia...........................................................72<br />

Telefónica............................................................ 9, 72<br />

Tesco.......................................................................62<br />

Tetris....................................................................... 14<br />

Thjnk........................................................................88<br />

T-Mobile...................................................................72<br />

TNT..........................................................................62<br />

TP-Link.................................................................... 82<br />

Trendnet..................................................................82<br />

Tutao........................................................................86<br />

V<br />

Verizon.....................................................................72<br />

Vodafone............................................48, 72, 104, 123<br />

Vontobel...................................................................12<br />

Volkswagen..............................................................<br />

54<br />

Louis Vuitton............................................................ 16<br />

W<br />

Wella......................................................................123<br />

Wizzair..................................................................... 66<br />

Y<br />

Yahoo.......................................................................86<br />

Yara......................................................................... 76<br />

Yildiz-Gruppe............................................................48<br />

YouTube..................................................................124<br />

Z<br />

Zech-Group.............................................................. 58<br />

Züblin.......................................................................58<br />

Leitung Franziska Bluhm<br />

Chefin <strong>vom</strong> Dienst Dr. Silke Fredrich<br />

Redaktion Rebecca Eisert, Ferdinand Knauß, Meike Lorenzen,<br />

Tim Roman Rahmann, Andreas Toller<br />

E-Mail online@wiwo.de<br />

BÜROS<br />

Hervorgegangen aus<br />

DER DEUTSCHE VOLKSWIRT<br />

Gegründet 1926<br />

Pflichtblatt der Wertpapierbörsen in<br />

Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart<br />

40045 Düsseldorf, Postfach 105465,<br />

(für Briefe)<br />

40213 Düsseldorf, Kasernenstraße 67,<br />

(für Pakete, Päckchen und Frachtsendungen)<br />

REDAKTION<br />

Fon (02<strong>11</strong>) 887–0, E-Mail wiwo@wiwo.de<br />

Chefredakteur Roland Tichy<br />

Stellvertretende Chefredakteure Henning Krumrey,<br />

Franz W. Rother<br />

Geschäftsführende Redakteurin/Chefin <strong>vom</strong> Dienst<br />

Angela Kürzdörfer<br />

Creative Director/Leiter Produktentwicklung Holger Windfuhr<br />

Chefreporter Dieter Schnaas<br />

Chefreporter international Florian Willershausen<br />

Menschen der Wirtschaft Hermann J. Olbermann;<br />

Thomas Stölzel, Oliver Voß<br />

Politik & Weltwirtschaft Konrad Handschuch; Bert Losse,<br />

Jens Konrad Fischer, Malte Fischer, Hans Jakob Ginsburg<br />

Unternehmen & Märkte Reinhold Böhmer, Stephanie Heise;<br />

Jürgen Berke, Mario Brück, Nele Hansen, Henryk Hielscher,<br />

Rüdiger Kiani-Kreß, Michael Kroker, Martin Seiwert,<br />

Peter Steinkirchner, Reporter: Anke Henrich, Hans-Jürgen Klesse,<br />

Jürgen Salz, Harald Schumacher, Dr. Andreas Wildhagen,<br />

Management: Julia Leendertse<br />

Technik & Wissen Sebastian Matthes; Thomas Kuhn,<br />

Dieter Dürand (Dossiers), Wolfgang Kempkens (Autor),<br />

Susanne Kutter, Andreas Menn, Jürgen Rees<br />

Management & Erfolg Manfred Engeser; Daniel Rettig,<br />

Kristin Schmidt, Claudia Tödtmann<br />

Geld & Börse Hauke Reimer; Christof Schürmann, Frank Doll,<br />

Martin Gerth, Stefan Hajek, Niklas Hoyer, Dr. Anton Riedl<br />

Perspektiven & Debatte Thorsten Firlus-Emmrich;<br />

Dr. Christopher Schwarz (Reporter)<br />

Layout Svenja Kruse (stv. AD); Beate Clever, Karin Heine,<br />

Claudia Immig, Horst Mügge<br />

Bildredaktion Silke Eisen; Lena Flamme, Patrick Schuch<br />

Syndication wiwo-foto.de<br />

Bildbearbeitung Uwe Schmidt<br />

Informationsgrafik Anna Tabea Hönscheid, Konstantin Megas,<br />

Carsten Stollmann, Gerd Weber<br />

Schlussredaktion Martina Bünsow; Dieter Petzold<br />

Produktion Markus Berg, Petra Jeanette Schmitz<br />

ONLINE<br />

Berlin Henning Krumrey; Dr. Christian Ramthun, Max Haerder,<br />

Christian Schlesiger, Dieter Schnaas, Cordula Tutt (Autorin)<br />

Askanischer Platz 3, 10963 Berlin,<br />

Fon (030) 61686–121, Fax (030) 61686–170<br />

Brüssel Silke Wettach*, 13b, Av. de Tervuren, B-1040 Bruxelles,<br />

Fon (00322) 2346452, Fax (00322)2346459<br />

E-Mail silke.wettach@wiwo.de<br />

Frankfurt<br />

Melanie Bergermann (Reporterin), Florian Zerfaß<br />

Unternehmen + Märkte Mark Fehr, Cornelius Welp<br />

Geld & Börse Hauke Reimer; Annina Reimann, Heike Schwerdtfeger<br />

Eschersheimer Landstraße 50, 60322 Frankfurt<br />

Fon (069) 2424–4903, Fax (069) 2424594903<br />

London Yvonne Esterházy*, 1 Mansel Road,<br />

London SW19 4AA, Fon (0044) 2089446985,<br />

E-Mail yvonne.esterhazy@wiwo.de<br />

München Matthias Kamp, Nymphenburger Straße 14,<br />

80335 München, Fon (089) 545907–28, Fax (02<strong>11</strong>) 887–978718<br />

New York Angela Hennersdorf, 44 Wall Street, 7 th floor, Suite 702<br />

New York, NY 10005, Fon (001) 6465900672<br />

E-Mail angela.hennersdorf@wiwo.de<br />

Paris Karin Finkenzeller*, 21 Boulevard de la Chapelle,<br />

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132 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Ausblick<br />

„Die rechtsstaatliche und<br />

moralisch-ethische Ignoranz<br />

dieser Spitzenmanager schlägt<br />

dem Fass den Boden aus.“<br />

Joachim Poß<br />

stellvertretender Vorsitzender<br />

der SPD-Bundestagsfraktion, über<br />

die Steueraffäre von Uli Hoeneß,<br />

dem Präsidenten des<br />

FC Bayern München<br />

„Manchmal ist Gier<br />

nicht gut.“<br />

Preet Bharara<br />

US-Staatsanwalt, zur Rekordstrafe in<br />

Höhe von 1,8 Milliarden Dollar für den<br />

US-Hedgefonds SAC und dessen Chef<br />

Steve Cohens wegen Insiderhandels<br />

und Geldwäscherei<br />

„Europa braucht ein<br />

starkes, richtungsweisendes<br />

Deutschland, das Führungsstärke<br />

zeigt und sich nicht im<br />

Klein-Klein verliert.“<br />

Viviane Reding<br />

EU-Kommissarin<br />

„Dann geht in Deutschland<br />

das Licht aus.“<br />

Peter Terium<br />

Chef des Energiekonzerns RWE,<br />

über den Abbau von<br />

Subventionen für konventionelle<br />

Kraftwerke<br />

„Wir haben Respekt<br />

vor dem Winter.“<br />

„Wer die Wahrheit ausspricht,<br />

begeht kein Verbrechen.“<br />

Edward Snowden<br />

ehemaliger Mitarbeiter des<br />

US-Geheimdienstes NSA, der<br />

interne Unterlagen weitergab<br />

„Snowden hat der westlichen<br />

Welt einen großen Dienst<br />

erwiesen. Jetzt ist es an uns,<br />

ihm zu helfen.“<br />

Heiner Geißler<br />

früherer Generalsekretär der CDU,<br />

zur Frage, ob Deutschland dem<br />

amerikanischen Ex-Spion Edward<br />

Snowden Asyl gewähren soll<br />

„Eine Kernschmelze<br />

der Demokratie.“<br />

Claudia Roth<br />

Bundestags-Vizepräsidentin und<br />

Ex-Chefin der Grünen, über die<br />

US-Abhöraffäre<br />

Jürgen Grube<br />

Chef der Deutschen Bahn, zur<br />

Vorbeugung von Zugpannen in den<br />

kommenden Wintermonaten<br />

„Nicht nur in Limburg<br />

wird in Anlagen und<br />

Gebäude investiert.“<br />

Dieter Zetsche<br />

Daimler-Chef, über die hohen<br />

<strong>Ausgabe</strong>n des Autokonzerns für<br />

Forschung und Entwicklung in<br />

Anspielung auf die Affäre des<br />

Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst<br />

„Mein Privatleben und<br />

meine Geschäfte sind unter<br />

eine Lawine gekommen.“<br />

Eike Batista<br />

brasilianischer Unternehmer, der<br />

binnen zweier Jahren 33 Milliarden<br />

Dollar verlor und dessen Ölkonzern<br />

OGX Insolvenz anmelden musste<br />

„Ich gebe mehr auf die<br />

3,7 Millionen Menschen, die<br />

uns gewählt haben, als auf diese<br />

eine Stimme von Herrn Fischer.“<br />

„Mein Mobiltelefon hat<br />

64 Gigabyte Speicher, das<br />

entspricht der Kapazität des<br />

kompletten Rechenzentrums<br />

meiner Studienzeit.“<br />

Jürgen Trittin<br />

Spitzenkandidat der Grünen bei der<br />

Bundestagswahl, zur Kritik seines<br />

Parteifreundes Joschka Fischer, an<br />

der Wahlkampfstrategie der Partei<br />

„Mein Einstieg in die<br />

Politik wird kommen.<br />

Wir Unternehmer müssen<br />

anfangen, uns politisch<br />

stärker zu engagieren.<br />

Wir müssen konstruktiv<br />

mitgestalten.“<br />

Utz Claassen<br />

ehemaliger Chef des<br />

Energiekonzerns EnBW<br />

»Die Commerzbank hat ein Überlebensgen.<br />

Sie ist wie Rocky Balboa.<br />

Sie steht immer wieder auf und gibt<br />

nie auf. Und auch ich gebe nicht auf.«<br />

Martin Blessing<br />

Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, über den Überlebenskampf seiner<br />

Bank nach der Finanzkrise, den er mit dem amerikanischen Boxerdrama<br />

„Rocky“ mit Schauspieler Sylvester Stallone vergleicht<br />

Ranga Yogeshwar<br />

Moderator der WDR-Wissensendung<br />

„Quarks & Co.“<br />

„Das LED-Licht soll das<br />

Kerzenlicht nicht imitieren,<br />

das wäre lächerlich.<br />

Aber es darf trotz seiner<br />

technischen Raffinesse nicht<br />

in einen Wettbewerb mit<br />

Michelangelo treten.“<br />

Antonio Paolucci<br />

Direktor der Vatikanischen Museen,<br />

über die neue Beleuchtung von Osram<br />

in der Sixtinischen Kapelle mit<br />

Kunstwerken von Michelangelo<br />

ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER<br />

134 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />

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