Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2013-11-11 (Vorschau)
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46<br />
<strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>|Deutschland €5,00<br />
4 6<br />
4 1 98065 805008<br />
Sicherheit<br />
Ein deutsches<br />
Startup<br />
trotzt der NSA<br />
Koalitionspoker<br />
Der harte Kampf<br />
der Jungen gegen<br />
die Alten<br />
ENDLICH<br />
FREI!<br />
Vermögen aufbauen,<br />
Rente aufstocken:<br />
So gelingt Ihr vorzeitiger<br />
Ausstieg aus dem Job<br />
Schweiz CHF 8,20 | Österreich €5,30 | Benelux€5,30 | Griechenland€6,00 | GroßbritannienGBP 5,40 | Italien€6,00 | Polen PLN27,50 | Portugal€6,10 | Slowakei €6,10 | Spanien€6,00 | TschechischeRep.CZK 200,- | Ungarn FT 2000,-<br />
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Einblick<br />
Unglaublich, aber wahr: Die neue Koalition<br />
hat schon abgewirtschaftet, noch ehe sie richtig<br />
angetreten ist. Von Roland Tichy<br />
Avanti Dilettanti<br />
FOTO: HEIKE ROST FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Avanti Dilettanti, vorwärts ihr<br />
Stümper, so lautet das Programm<br />
eines Berliner Kabaretts. Die<br />
Wirklichkeit überholt die Spötter:<br />
Die große Koalition ist noch nicht im<br />
Amt und schon eine Lachnummer. Das<br />
Kabarett muss die Rolle der Opposition<br />
spielen, weil die links-grüne, ideologisch<br />
neosozialistische Opposition zur ebenfalls<br />
linkspopulistischen Regierung keine<br />
Alternative ist und bürgerliche Parteien<br />
an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten.<br />
In einer übermütigen Stimmungsmelange<br />
aus Kindergeburtstag und Wünsch-dir-<br />
Was fordern die über 300 beteiligten Koalitionspolitiker<br />
Wahlgeschenke im Wert von<br />
fast 50 Milliarden Euro. Für die Finanzierung<br />
reichen nicht mal historische Rekordsteuereinnahmen.<br />
Abbau der Schulden,<br />
nachhaltige Finanzierung? Papperlapapp.<br />
Zur Bedrohung werden die versprochenen<br />
Rentenerhöhungen. Sie werden fällig,<br />
wenn die dann wenigen Beitragszahler ohnehin<br />
schon mit bestehenden Ansprüchen<br />
überfordert sind. Um ihnen noch mehr auf<br />
das Noch-Mehr draufzupacken, will SPD-<br />
Chef Sigmar Gabriel das Renteneintrittsalter<br />
von 67 auf 63 Jahre vorverlegen. Wie mit<br />
nur 30 Beitragsjahren 30 und mehr Rentenjahre<br />
finanziert werden sollen, weiß nur<br />
der größte lebende deutsche Rentenmathematiker<br />
Gabriel ganz alleine.<br />
Wie in einem Rausch werden alle, aber<br />
auch alle Reformen der Agenda 2010 kassiert,<br />
mit denen die Arbeitslosigkeit in den<br />
vergangenen Jahren so dramatisch und<br />
wirkungsvoll halbiert werde konnte. Insbesondere<br />
SPD-Politiker räumen die Erfolge<br />
der Regierung Schröder ab, als sei die eine<br />
feindselige Besatzungsmacht gewesen,<br />
von der man sich jetzt befreien kann. Es ist<br />
aber nur ein einziger riesiger Sozialschwindel:<br />
Leistungen werden versprochen, die<br />
die Lage der Schwächsten, der Minderqualifizierten<br />
und Arbeitslosen verschlechtern.<br />
Der Arbeitsmarkt wird wieder verriegelt,<br />
Junge ausgegrenzt. Das Beispiel<br />
Frankreichs (siehe Seite 38), das eben diese<br />
Reformen nicht bewältigte und mit dramatischer<br />
Überschuldung und 26 Prozent Jugendarbeitslosigkeit<br />
gepeinigt ist, scheint<br />
Vorbild zu sein. Alle wollen dahin, wo der<br />
traurige französische Präsidentendarsteller<br />
François Hollande bereits steht: inmitten<br />
der rauchenden Ruinen seines Linkspopulismus.<br />
DAS VERACHTETE PARLAMENT<br />
Notwendige Reformen fehlen. Die irrwitzige<br />
Förderung grüner Teuerenergie treibt<br />
die Industrie aus dem Land – aber der Mut<br />
zur Veränderung fehlt. Nachhaltige Sicherung<br />
von Renten und Sozialleistungen?<br />
Fehlanzeige.<br />
Manche vermuten hinter dem Koalitionspalaver<br />
den Versuch, die Belastungsgrenze<br />
der Unternehmen, insbesondere<br />
des von den Linken so verhassten Mittelstandes,<br />
zu testen. Die Summe der Maßnahmen<br />
liest sich eher wie ein Angriff gegen<br />
das eigene Volk.<br />
Oder ist es ein Masterplan von Angela<br />
Merkel? So absurd sind die Koalitionsverhandlungen,<br />
dass sie sich selbst entwerten.<br />
Die Konturen einer Art neuen Präsidialsystems<br />
werden schärfer, in dem ein starker<br />
Kanzler gegen die Wirrköpfe in den Parteien<br />
regiert. Dazu passt, dass die Abgeordneten<br />
des Deutschen Bundestages sich endgültig<br />
und freiwillig zu parlamentarischen<br />
Pfötchenhebern haben entmachten lassen:<br />
Sie dürfen nur noch absegnen, wozu<br />
sich im Koalitionsvertrag die Parteien<br />
selbst ermächtigt haben und was von den<br />
SPD-Mitgliedern stellvertretend für das gesamte<br />
deutsche Volk für richtig befunden<br />
wurde. Noch nie in der Geschichte der<br />
Bundesrepublik wurde das Parlament so<br />
verächtlich behandelt. Vor diesem Hintergrund<br />
warten manche auf einen Befreiungsschlag,<br />
der das Land aus den Wirren<br />
der wild gewordenen koalitionären Räterepublik<br />
befreit, und wenn es ein Triumvirat<br />
aus Merkel, Gabriel und Seehofer ist,<br />
das das Machbare, Sinnvolle, Notwendige<br />
und Bezahlbare zusammenfügt.<br />
Aber das wird schwer sein. Ansprüche<br />
sind geweckt, Erwartungen schießen ins<br />
Kraut. Regieren lässt sich mit diesem Verhau<br />
nicht. Es wird nicht ohne Neuwahlen, wie<br />
auch immer, machbar sein. Es ist nicht Dilettantismus,<br />
sondern Machtpolitik pur. n<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 3<br />
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Überblick<br />
Menschen der Wirtschaft<br />
6 Seitenblick Die Ankunft des Genlachses<br />
8 Freihandel: Amerika blockt ab<br />
A 9 Kfz-Versicherung: Billigtarif dank Blackbox |<br />
Aldi: Angriff auf Konditoren<br />
10 Interview: Der künftige DGB-Chef Hoffmann<br />
will die Gewerkschaft neu aufstellen<br />
12 Gründerpreis: Die Feier | NKD: Anklage<br />
gegen Ex-Chef | BayernLB: Neue Vorwürfe<br />
A 14 Dormero: Wöhrls große Hotelexpansion |<br />
Microsoft: Neue Zentrale in Schwabing |<br />
Jochen Schweizer: App für Abenteuer<br />
16 Chefsessel | Startup Sommelier Privé<br />
A 18 Chefbüro F. Scott Woods, Deutschland-<br />
Chef von Facebook<br />
Politik&Weltwirtschaft<br />
22 Demografie Die junge Politiker-Generation<br />
im Deutschen Bundestag wird von den<br />
Alten an den Rand gedrängt<br />
28 Zuwanderung Deutschland bemüht sich<br />
um qualifizierte Einwanderer | Die Geschäfte<br />
unter Immigranten haben sich zu einem<br />
wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt<br />
38 Frankreich Mit Präsident François<br />
Hollande ist kein Staat mehr zu machen<br />
43 Berlin intern<br />
Der Volkswirt<br />
44 Kommentar | Umfrage<br />
45 Deutschland-Konjunktur<br />
46 Warum eigentlich... sollen die deutschen<br />
Leistungsbilanzüberschüsse von Übel sein?<br />
47 Denkfabrik ifo-Präsident Hans-Werner<br />
Sinn über den neuen Bauboom in Deutschland<br />
Unternehmen&Märkte<br />
48 Türkei Ministerpräsident Recep Erdogan<br />
blockiert mit seinem Islamisierungskurs den<br />
Wandel zu einer innovativen Ökonomie.<br />
Viele Unternehmen leiden jetzt schon<br />
A 54 Interview: Reinhard Ploss Der Chef des<br />
Chipherstellers Infineon fordert eine stärkere<br />
Förderung von Elektroautos<br />
A 58 Hochtief Was der spanische Großaktionär<br />
ACS mit dem Bauriesen wirklich vorhat<br />
62 Unternehmensberater Welche Anbieter<br />
künftig die besten Chancen haben<br />
66 Flughafen Hahn 20 Jahre nach seiner Eröffnung<br />
droht dem Billigflug-Mekka das Aus<br />
A 68 Maerz Der Münchner Modehersteller<br />
strickt an einem flotteren Image<br />
A 69 Interview: Hariolf Kottmann Der Chef des<br />
Spezialchemiekonzerns Clariant über Ausbaupläne,<br />
teuren Strom und Frauenquoten<br />
A 72 AT&T Der Griff des US-Riesen nach<br />
Vodafone stößt auf wenig Gegenliebe<br />
Technik&Wissen<br />
76 Agrartechnik Ein digitaler Innovationsschub<br />
macht Landwirtschaft effizienter<br />
Titel Finanzielle Freiheit planen<br />
Jung gegen Alt<br />
Union und SPD wollen in den<br />
nächsten vier Jahren viel verteilen.<br />
Gerecht ist das nicht. Vor allem<br />
Junge schneiden schlecht ab. Die<br />
wenigen Vertreter ihres Alters im<br />
Bundestag wie Dorothee Bär<br />
(Foto) passen sich in den Verhandlungen<br />
eher an, als aufzumucken.<br />
Seite 22<br />
Den Vollzeitjob früher als mit 67 aufzugeben<br />
ist möglich– trotz erodierender<br />
Renten und deprimierend niedriger Zinsen.<br />
Wie Sie vorgehen sollten, was Sie<br />
hinzuverdienen dürfen, wie Sie ein Vermögen<br />
aufbauen und Ihr Kapital in eine<br />
private Rente wandeln. Seite 96<br />
Ende der Ackerromantik<br />
Hochintelligente Erntemaschinen wie die Mähdrescher von<br />
Claas und Informationstechniken machen die Landwirtschaft<br />
produktiver und umweltfreundlicher. Seite 76<br />
TITELILLUSTRATION: WIESLAW SMETEK<br />
4 A Unternehmen auf dem Titel erwähnt<br />
Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Nr. 46, <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong><br />
FOTOS: PAUL BLAU, PR, SINAN CAKMAK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Sorge um das Wirtschaftswunder<br />
Der Islamisierungskurs von Ministerpräsident Erdogan wird für die<br />
wirtschaftliche Entwicklung zum Problem, befürchten türkische<br />
Unternehmer und Manager wie Nilüfer Durak (Foto). Seite 48<br />
Krisengewinnler<br />
Die Menschen in Griechenland, Spanien und Irland leiden unter<br />
der Euro-Krise. Doch Kunst und Kultur erleben dort trotz drastischer<br />
finanzieller Kürzungen eine neue Blüte. Seite 124<br />
Gutes Timing<br />
Neue Ideen setzen sich nur<br />
durch, wenn sie zur richtigen<br />
Zeit kommen – so wie die<br />
Verschlüsselungssoftware des<br />
deutschen Startups Secomba.<br />
Andrea Pfundmeier und Robert<br />
Freudenreich gewannen jetzt<br />
den Gründerwettbewerb der<br />
WirtschaftsWoche. Seite 86<br />
82 Sicherheit Wie sich schnurlose Kameras in<br />
billige Alarmanlagen verwandeln lassen<br />
85 Valley Talk<br />
Management&Erfolg<br />
A 86 Gründerpreis Das Startup Secomba gewinnt<br />
mit einer Verschlüsselungssoftware<br />
den Gründerwettbewerb | Alle Finalisten im<br />
Überblick | Im Gründertagebuch berichten<br />
die Sieger über ihren Start als Unternehmer<br />
Geld&Börse<br />
96 Finanzplanung Wie ein früher Ausstieg aus<br />
dem Vollzeitjob gelingt | Den Vorruhestand<br />
planen | Wichtige rechtliche Regeln | Vermögen<br />
aufbauen | Die besten Zusatzrenten<br />
109 Börse Wie beim IPO des Leuchtenherstellers<br />
Hess getrickst wurde | Fragwürdige Subventionen<br />
<strong>11</strong>2 US-Aktien Die Favoriten der Hedgefonds<br />
<strong>11</strong>4 Steuern und Recht Renovierung bei Auszug<br />
| Promillegrenze bei E-Bikes | Kindergeld<br />
bei freiwilligem Wehrdienst | Schenkungen<br />
zwischen Ehegatten<br />
<strong>11</strong>6 Geldwoche Kommentar: Twitter-Börsengang<br />
| Trend der Woche: Japanische Staatsanleihen<br />
| Dax-Aktien: Beiersdorf | Hitliste:<br />
Ölservicewerte | Aktien: Qiagen, Bonjour<br />
Holdings | Anleihe: EWE | Zertifikate: Rohstoffaktien<br />
| Investmentfonds: Weltzins-Invest<br />
| Nachgefragt:DAB-Chef Huber baut<br />
den Direktbroker zur Universalbank um |<br />
Relative Stärke: Celesio<br />
Perspektiven&Debatte<br />
124 Euro-Krise In Griechenland, Spanien und<br />
Irland inspiriert die Krise viele Künstler<br />
128 Kost-Bar<br />
Rubriken<br />
3 Einblick, 130 Leserforum,<br />
132 Firmenindex | Impressum, 134 Ausblick<br />
n Lesen Sie Ihre WirtschaftsWoche<br />
weltweit auf iPad oder iPhone:<br />
Diese Woche mit einem Video<br />
über den Vormarsch der Robotik<br />
in der Landwirtschaft sowie<br />
einem App-Exklusivbeitrag<br />
zu den Korruptionsgerüchten<br />
um den<br />
türkischen Premier<br />
wiwo.de/apps<br />
n Themenwoche Vorsorge Was Sie<br />
tun können, damit die Rente reicht,<br />
wie Sie sich richtig versichern und ob<br />
sich ein Hauskauf lohnt, erfahren Sie<br />
unter wiwo.de/richtigvorsorgen<br />
facebook.com/<br />
wirtschaftswoche<br />
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WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 5<br />
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Seitenblick<br />
GENMODIFIZIERTE LEBENSMITTEL<br />
Superfisch für<br />
Supermärkte<br />
Die USA wollen erstmals ein genetisch modifiziertes<br />
Tier zum Verzehr freigeben – einen schnell wachsenden<br />
Lachs. Widerstand kommt <strong>vom</strong> deutschen Discounter<br />
Aldi und seiner US-Tochter Trader Joe’s.<br />
16Monate braucht der genmodifizierte<br />
Atlantiklachs des US-Unternehmens AquaBounty<br />
Technologies, bis er ausgewachsen ist. Er legt doppelt<br />
so schnell zu wie sein natürlicher Verwandter. Seit 18<br />
Jahren entwickeln Wissenschaftler den Superfisch, der<br />
genetische Bausteine des pazifischen Königslachses<br />
sowie eines Fisches besitzt, der zur Familie der Aale gehört.<br />
Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat angedeutet,<br />
dass sie das Tier im Herbst zum Verzehr freigeben will.<br />
1500Meter hoch in den Bergen<br />
Panamas steht die Aquafarm, wo der neuartige Lachs<br />
heranwächst. So verhindern die Forscher, dass sich<br />
die ausschließlich weiblichen Tiere in freier Wildbahn<br />
mit natürlichen Lachsen kreuzen. Die Fischeier liefert<br />
ein Labor auf der kanadischen Prinz-Edward-Insel,<br />
das Geld kommt <strong>vom</strong> früheren georgischen Wirtschaftsminister<br />
und Oligarchen Kacha Bendukidse.<br />
Zu Sowjetzeiten leitete der Biologe das Moskauer<br />
Labor für molekulare Genetik und tierische Zellen.<br />
FOTO: LAIF/GALLERY STOCK/MARK GAMBA<br />
5000Genlachse musste Aqua-<br />
Bounty jetzt schlachten und vergraben, weil die Fische<br />
ausgewachsen waren, aber noch nicht verkauft werden<br />
durften. Geben die USA den Fisch zum Verzehr frei,<br />
können künftige Generationen an US-Supermärkte ausgeliefert<br />
werden. Doch regt sich Widerstand, so beim<br />
deutschen Riesen Aldi und seiner Tochter Trader Joe’s,<br />
die zusammen 1600 Filialen in den USA betreiben.<br />
Sie wollen den Fisch nicht anbieten.<br />
thomas.stoelzel@wiwo.de<br />
6 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Neu gegen Alt<br />
18 Monate alter Genlachs und<br />
ein gleichaltriger, aber<br />
kleinerer natürlicher Lachs<br />
(kleines Foto). Die US-<br />
Gesundheitsbehörde sieht für<br />
Wildlachse (großes Foto)<br />
„keine signifikanten<br />
Auswirkungen“<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 7<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
Von der Tea Party ausgebremst<br />
US-Präsident Obama<br />
FREIHANDELSZONE<br />
Amerikaner blocken ab<br />
Ein Freihandelsabkommen zwischen der<br />
EU und den USA wird es in absehbarer<br />
Zeit nicht geben. Zu hoch sind die Hürden<br />
in den Vereinigten Staaten.<br />
Nicht die Abhöraffäre des amerikanischen Geheimdienstes<br />
NSA droht die Verhandlungen über<br />
ein europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen<br />
zu verzögern. Als Zauderer entpuppt sich<br />
jetzt die US-Regierung. Insider in Washington haben<br />
den Glauben an ein Abkommen in absehbarer<br />
Zeit verloren. „Unter Obama wird das nichts mehr“,<br />
sagt Matthew Goodman, der in der ersten Amtszeit<br />
von US-Präsident Barack Obama Koordinator des<br />
Weißen Hauses für Handelsabkommen war und für<br />
die Gipfeltreffen der G20-Staaten und der G8-Staaten<br />
verantwortlich war. Obama sei die nächsten<br />
Jahre weitgehend blockiert. Unter dem Druck der<br />
Tea Party würden die Republikaner im Repräsentantenhaus<br />
jedes Vorhaben Obamas stoppen,<br />
„selbst wenn er einen Ehrentag für verdiente Großmütter<br />
vorschlüge“, warnt Goodman.<br />
Auch Scott Miller sieht das so, der Chef für Internationale<br />
Wirtschaft in der Denkfabrik Center for<br />
Strategic and International Studies, die dem Weißen<br />
Haus nahesteht. Hinzu komme: Für den Präsidenten<br />
habe das Abkommen keine oberste Priorität.<br />
„Zuerst wird man das Handelsabkommen mit<br />
den asiatischen Ländern anpacken, danach erst<br />
kommt das transatlantische Abkommen.“ Mit den<br />
Asiaten planen die Amerikaner eine Freihandelszone,<br />
die neben den USA elf Länder umfasst: Australien,<br />
Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko,<br />
Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam.<br />
Frühestens 2015, also gegen Ende von Obamas<br />
Amtszeit, werde das Abkommen zwischen den USA<br />
und der EU ernsthaft zum Thema, sagt Miller, der<br />
einst als Direktor für Welthandel beim US-Konsumgüterriesen<br />
Procter & Gamble mehrere US-Regierungen<br />
beriet. Nicht nur das von der Tea Party stark<br />
beeinflusste US-Repräsentantenhaus werde zur<br />
Hürde, sagt Miller. „Ich sehe vor allem den Senat als<br />
Problem, weil die Senatoren nicht zwingend nach<br />
Parteizugehörigkeit abstimmen. Hier kann es beim<br />
Freihandel zu unendlichen Verhandlungen und<br />
Verzögerungen kommen.“ Auch die US-Unternehmen<br />
zeigten nur mäßiges Interesse. „Sie haben sich<br />
angepasst und kommen gut zurecht“, sagt Miller.<br />
Europas Unternehmen sehen das mit Sorge. Die<br />
US-Firmen hätten bisher kaum für sie relevante<br />
Regulierungshindernisse identifiziert, heißt es bei<br />
Wirtschaftsvertretern in Brüssel. Entsprechend<br />
gering sei der Druck der US-Wirtschaft auf die amerikanische<br />
Regierung. Europa steht außerdem vor<br />
dem Problem, dass im November 2014 eine neue<br />
EU-Kommission antritt. Da diese sich dann erst<br />
einarbeiten muss, kommen auch die Europäer<br />
nicht so schnell voran wie erhofft.<br />
martin.seiwert@wiwo.de | New York, silke wettach | Brüssel<br />
Transatlantischer<br />
Kraftprotz<br />
Welche Wirtschaftsmacht<br />
eine Freihandelszone<br />
ausEUund USA<br />
hätte<br />
60<br />
45<br />
40<br />
40<br />
30<br />
12<br />
Prozentder weltweiten<br />
Direktinvestitionen<br />
Prozentder weltweiten<br />
Wirtschaftsleistung<br />
Prozentdes weltweiten<br />
Dienstleistungshandels<br />
Prozentder weltweiten<br />
Patente<br />
Prozentdes weltweiten<br />
Güterhandels<br />
Prozentder Weltbevölkerung<br />
Quelle: Deutsche Bank<br />
8 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FOTOS: BESTIMAGE/AFTONBLADETBILD, INGO RAPPERS FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, ULLSTEIN BILD/REUTERS/ANDY CLARK<br />
VERSICHERUNG<br />
Blackbox für Autos<br />
Wer rücksichtsvoll und umweltfreundlich<br />
Auto fährt, kann von<br />
Januar an bei der Kfz-Versicherung<br />
sparen. Vorausgesetzt, er<br />
lässt in seinen Wagen eine kleine<br />
Telematikbox einbauen, die<br />
Fahrstil und Fahrverhalten aufzeichnet.<br />
Darauf abgestimmte<br />
Haftpflicht- und Kaskotarife<br />
bietet die Düsseldorfer Sparkassen<br />
DirektVersicherung unter<br />
der Marke S-Drive an, als erstes<br />
Unternehmen in Deutschland,<br />
wie Vorstand Jürgen Cramer<br />
ankündigt.<br />
Die Box übermittelt die Daten<br />
an den Mobilfunkkonzern Telefónica.<br />
Zudem ermöglicht sie<br />
es, Autos nach Diebstählen zu<br />
orten, und sie alarmiert bei Unfällen<br />
automatisch eine Rettungszentrale,<br />
falls der Fahrer<br />
verletzt oder ohnmächtig ist.<br />
86<br />
35<br />
Artikel passt<br />
nicht<br />
68<br />
55<br />
Ware gefällt<br />
nicht<br />
Angst vor dem „gläsernen<br />
Fahrer“ sei trotz der Datenerfassung<br />
unbegründet, betont<br />
Cramer. „Telefónica weiß nicht,<br />
welche Kunden hinter den<br />
Fahrprofilen stecken, und übermittelt<br />
seinerseits nur Indexwerte<br />
ohne Bezug zu Ort oder<br />
Zeit der Fahrten an uns.“ Fahrer<br />
mit besonders guten Werten erhalten<br />
dann den Rabatt zur<br />
Schadensfreiheitsklasse. Dem<br />
Fahrer mit dem besten Index-<br />
Wert im Monat winkt ein Quartal<br />
gratis Versicherungsschutz.<br />
Für sein Unternehmen rechne<br />
sich das trotzdem, glaubt Cramer.<br />
„Ich halte mit dem Angebot<br />
eine um fünf bis zehn Prozentpunkte<br />
bessere Schadenquote<br />
bei höherer Kundentreue<br />
für erreichbar.“<br />
thomas.kuhn@wiwo.de<br />
Aufgeschnappt<br />
Tauschgeschäft Weltpremiere<br />
im Waves Coffee House in<br />
Vancouver: Dort steht der erste<br />
Geldautomat für Bitcoins. Er<br />
tauscht kanadische Dollar<br />
gegen die Online-Währung.<br />
Hin und weg<br />
Die häufigsten Gründe für die Rücksendung von Waren, die im Internet bestellt wurden<br />
62<br />
Mehrere Varianten<br />
bestellt<br />
Keine echte<br />
Kaufabsicht<br />
(in Prozent)<br />
Entspricht nicht<br />
der Beschreibung<br />
Umfrageunter Online-Händlern; Mehrfachantworten möglich; Quelle: ibi Research UniversitätRegensburg<br />
26<br />
Extrarabatt für<br />
Autofahrer<br />
Versicherungsvorstand<br />
Cramer<br />
Geschäft verhagelt Regen und<br />
Hagel hat den Winzern in Frankreichs<br />
berühmtester Weinregion<br />
Bordeaux die Lese verdorben.<br />
Sie dürfte 19 Prozent weniger<br />
Wein ergeben als im Vorjahr.<br />
ManagementCup<br />
Sie sind Chef eines Startups<br />
und besitzen Rechte an einer<br />
neuen Technologie – nun steht<br />
der Schritt ins Massengeschäft<br />
an. So lautet das Szenario des<br />
WirtschaftsWoche + KPMG<br />
ManagementCups. Noch bis<br />
<strong>11</strong>. November <strong>2013</strong> können Sie<br />
einsteigen und Ihr fiktives Unternehmens<br />
steuern. Infos unter<br />
wiwo.de/managementcup<br />
37<br />
Produkt<br />
defekt<br />
Artikel<br />
versehentlich<br />
bestellt<br />
Falsche<br />
Lieferung<br />
ALDI<br />
Angriff auf<br />
Konditoren<br />
Unter Deutschlands Bäckern<br />
und Konditoren wächst die Sorge<br />
vor einem neuen Vorstoß<br />
von Aldi Süd. Nachdem der Discounter<br />
seine Filialen in den<br />
vergangenen Jahren bereits mit<br />
Brotbackautomaten ausgerüstet<br />
hat, könnte er in Zukunft<br />
auch frische Kuchen anbieten.<br />
„Da kommt die nächste Welle<br />
auf uns zu“, ist Armin Werner,<br />
Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands<br />
des Deutschen Bäckerhandwerks,<br />
überzeugt. Allerdings<br />
würde Aldi damit das<br />
eigene Geschäft mit Tiefkühlkuchen<br />
torpedieren.<br />
Unter dem Slogan „Feines<br />
<strong>vom</strong> Konditor“ teste Aldi derzeit<br />
in mehreren Märkten ein<br />
neues Backwarensortiment,<br />
heißt es in der Branche. Dabei<br />
würden Kuchen tiefgekühlt bei<br />
Aldi angeliefert und dann in<br />
den Filialen aufgetaut und verkauft.<br />
„Das könnte sehr bald<br />
ausgerollt werden“, erwartet Armin<br />
Juncker, Geschäftsführer<br />
des Verbandes Deutscher Großbäckereien.<br />
Michael Peschke,<br />
Geschäftsführer des Deutschen<br />
Konditorenbunds, sieht „eine<br />
Gefahr für die Branche“, da die<br />
Zahl der Mitbewerber wachse.<br />
henryk.hielscherx@wiwo.de<br />
Bekleidung, Textilien, Schuhe<br />
Restliche Branchen<br />
15 12 14 <strong>11</strong><br />
8 7<br />
9<br />
3 3 2<br />
36<br />
Unvollständige<br />
Lieferung<br />
2<br />
6<br />
Zu lange<br />
Lieferzeiten<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 9<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
FLOSKELCHECK<br />
Basis<br />
Unterste Bodenplatte<br />
einer jeden Parteiarchitektur.<br />
Besteht bisweilen<br />
aus begossenen<br />
Betonköpfen und<br />
dient peripheren Mitgliedern<br />
als Bühne für<br />
fundamentalistische<br />
Untergrundkämpfe<br />
zur schließlich breitgetretenen<br />
Meinungsfindung.<br />
Während die<br />
Basis ihr Handeln für<br />
grundlegend hält,<br />
stellen höhere Parteiinstanzen<br />
jeden Tiefgang<br />
ihrer Überlegungen<br />
infrage und<br />
behandeln das gemeine<br />
Parteivolk unter<br />
Berufung auf realpolitische<br />
Sachzwänge<br />
wie Kellerkinder.<br />
DER FLOSKELCHECKER<br />
Carlos A. Gebauer, 48,<br />
arbeitet als Rechtsanwalt in<br />
Düsseldorf, wurde auch als<br />
Fernsehanwalt von RTL und<br />
SAT.1 bekannt.<br />
GEWERKSCHAFTEN Reiner Hoffmann<br />
»Keine ideologischen<br />
Barrieren errichten«<br />
Der kommende DGB-Chef will die Gewerkschaften<br />
neu aufstellen. Er akzeptiert flexiblere Arbeitszeiten<br />
und fordert eine Reform der Energiewende.<br />
Herr Hoffmann, auch wenn einige<br />
Einzelgewerkschaften die<br />
Wende geschafft haben, dürfte<br />
die Mitgliederzahl insgesamt in<br />
diesem Jahr weiter sinken. Wie<br />
wollen Sie den Trend drehen?<br />
Da gibt es eine Reihe von Dingen.<br />
Die Gewerkschaften müssen<br />
sich etwa stärker um höher<br />
qualifizierte Angestellte kümmern.<br />
Der Solidaritätsgedanke<br />
allein zieht bei dieser Klientel<br />
nicht. Bei der Arbeitszeit müssen<br />
wir noch mehr Differenzierung<br />
zulassen und notfalls<br />
sogar fördern – wenn die Arbeitnehmer<br />
das wollen. Prinzipiell<br />
sollten Gewerkschaften keine<br />
ideologischen Barrieren errichten.<br />
Da haben wir durchaus<br />
Fehler gemacht.<br />
Welche?<br />
Teilzeitarbeit zum Beispiel haben<br />
wir lange bekämpft und<br />
verteufelt. Das Ergebnis: Heute<br />
liegt unser Organisationsgrad<br />
bei Teilzeitbeschäftigten unter<br />
zehn Prozent. Auch die Leiharbeit<br />
ist nicht per se des Teufels.<br />
Hier gilt es jedoch, Missbrauch<br />
und Auswüchse zu bekämpfen.<br />
Müssten die deutschen<br />
Gewerkschaften nicht stärker<br />
auch ins Ausland schauen?<br />
Absolut. Die Gewerkschaften<br />
müssen sich international noch<br />
stärker vernetzen. Es gilt, unsere<br />
Kräfte stärker zu bündeln,<br />
um schlagkräftiger zu werden.<br />
Nötig ist auch eine international<br />
orientierte Personalentwicklung.<br />
Nur ein Beispiel: Wo immer<br />
möglich sollten junge<br />
Gewerkschafter Praktika im<br />
Ausland machen, etwa beim<br />
Europäischen Gewerkschaftsbund<br />
(EGB) in Brüssel.<br />
Während der DGB über einen<br />
Jahresetat von 141 Millionen<br />
Euro verfügt, muss der EGB mit<br />
zwölf Millionen auskommen.<br />
Braucht der Bruder in Brüssel<br />
mehr Geld und Personal?<br />
Ja, darüber muss nachgedacht<br />
werden. Die Entscheidung<br />
darüber treffen aber die Einzelgewerkschaften.<br />
Denkbar wäre<br />
auch eine projektbezogene<br />
Entsendung von Gewerkschaftssekretären.<br />
Ist das deutsche System der<br />
Mitbestimmung noch ein<br />
Modell für andere EU-Staaten?<br />
Wir sollten nicht so tun, als sei<br />
das deutsche Modell das einzig<br />
wahre. Es gibt unterschiedliche<br />
Gewerkschaftskulturen in Europa;<br />
dies haben wir zu respektieren.<br />
Mitbestimmung ist in<br />
vielen europäischen Nachbarländern<br />
kein Fremdwort mehr.<br />
DER QUERDENKER<br />
Hoffmann, 58, soll neuer Chef des<br />
Deutschen Gewerkschaftsbunds<br />
(DGB) werden. Dass ihn der Gewerkschaftstag<br />
im Mai als Nachfolger<br />
von Michael Sommer, 61,<br />
wählt, gilt als sicher. Derzeit leitet<br />
Hoffmann den Bezirk Nordrhein<br />
der IG Bergbau, Chemie, Energie.<br />
Sie sind derzeit noch Bezirksleiter<br />
der IG BCE – einer Gewerkschaft,<br />
deren Mitglieder<br />
zu einem großen Teil in energieintensiven<br />
Unternehmen<br />
arbeiten. Ist die Energiewende<br />
für Sie eine Bedrohung?<br />
Grundsätzlich müssen wir die<br />
Chancen der Energiewende in<br />
den Vordergrund stellen – ohne<br />
Risiken zu unterschätzen. Gerade<br />
für energieintensive Branchen<br />
darf die Energiepolitik<br />
nicht zu internationalen Wettbewerbsverzerrungen<br />
führen.<br />
Was also schlagen Sie vor?<br />
Das Chaos beim Netzausbau<br />
muss ein Ende haben. Wir<br />
brauchen ein Monitoring-<br />
System, das einen genauen<br />
Fahrplan für die Energiewende<br />
festlegt. Energie muss unseren<br />
Betrieben zu wettbewerbskompatiblen<br />
Preisen bereitgestellt<br />
werden, sonst gehen die<br />
Unternehmen irgendwann ins<br />
Ausland. Ich warne auch davor,<br />
die Befreiung energieintensiver<br />
Betriebe von der EEG-<br />
Umlage einzuschränken. Ohne<br />
diese Befreiung könnten zum<br />
Beispiel Aluminiumhütten in<br />
Deutschland nicht mehr produzieren.<br />
Wir brauchen eine<br />
grundlegende Reform des<br />
Erneuerbaren-Energien-Gesetzes<br />
– und da bleibt nicht viel<br />
Zeit.<br />
Was muss die neue Bundesregierung<br />
noch angehen?<br />
Wir brauen eine neue Ordnung<br />
der Arbeit. Dazu gehören der<br />
flächendeckende Mindestlohn<br />
von 8,50 Euro und die Verhinderung<br />
von Missbrauch bei<br />
Leiharbeit und Werkverträgen.<br />
Vor allem kommt es auf die<br />
Stärkung der Tarifautonomie<br />
an. Die Hürden für Allgemeinverbindlichkeitserklärungen<br />
müssen sinken, die Tarifeinheit<br />
muss gesichert werden. Wir<br />
brauchen zudem flexible Übergänge<br />
aus dem Berufsleben und<br />
ein Aktionsprogramm für „Gute<br />
Arbeit“ – damit Menschen gesund<br />
durchs Berufsleben kommen<br />
und Arbeitsplätze altersgerecht<br />
gestaltet werden.<br />
bert.losse@wiwo.de<br />
ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER; FOTO: JUDITH WAGNER<br />
10 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
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Menschen der Wirtschaft<br />
BAYERNLB<br />
Neue<br />
Vorwürfe<br />
GRÜNDERPREIS<br />
Tag der Macher<br />
Tagsüber diskutierten sie auf<br />
der WirtschaftsWoche-Gründerkonferenz<br />
Neumacher über<br />
Geschäftsmodelle und Finanzierung.<br />
Abends feierten sie<br />
den Gewinner des Wirtschafts-<br />
Woche-Gründerpreises – das<br />
Augsburger IT-Startup Secomba.<br />
WirtschaftsWoche-Chefredakteur<br />
Roland Tichy lobte es<br />
als „Startup-Perle Europas“. Im<br />
NKD<br />
Ex-Chef<br />
angeklagt<br />
Die Staatsanwaltschaft Hof<br />
hat Anklage gegen Michael<br />
Krause erhoben, den früheren<br />
Chef des Textildiscounters<br />
NKD. Das bestätigte das Landgericht<br />
Hof, das nun entscheiden<br />
muss, ob es die Anklage gegen<br />
den 37-Jährigen zulässt. Die<br />
Staatsanwaltschaft wirft Krause<br />
Untreue in Millionenhöhe vor.<br />
Er soll mit fingierten Beratungsaufträgen<br />
3,7 Millionen Euro<br />
über Hongkonger NKD-Töchter<br />
nach Zypern abgezweigt haben<br />
(WirtschaftsWoche 30/<strong>2013</strong>).<br />
Krauses Anwälte äußerten sich<br />
bis Redaktionsschluss nicht zu<br />
der Anklage.<br />
NKD war im Frühjahr dieses<br />
Jahres nur knapp an der Insolvenz<br />
vorbeigeschrammt und<br />
trennte sich kurz darauf von<br />
Krause. Seit Juli sitzt er in Untersuchungshaft.<br />
Laut Staatsanwaltschaft<br />
sind Ermittlungen<br />
gegen weitere Beschuldigte<br />
möglich. Den Argwohn der Kriminalisten<br />
weckt etwa ein Im-<br />
Unter<br />
Verdacht<br />
Krause soll<br />
Millionen<br />
veruntreut<br />
haben<br />
C Sponsoren Schwarz<br />
(Vontobel), Dümichen (KPMG)<br />
B Jury mit Siegern Nikolas Gabrysch,<br />
Christine Stimpel, Andrea<br />
Pfundmeier, Robert Freudenreich,<br />
Julia Derndinger, Roland Tichy<br />
Hamburger Freihafen sprachen<br />
mehr als 200 Gründer, Wissenschaftler<br />
und gestandene Unternehmer<br />
wie GFT-Technologies-Chef<br />
Ulrich Dietz über den<br />
Gründerstandort Deutschland.<br />
„Geprägt von Kreativität und<br />
Kaufmannsgeist“ warb Carsten<br />
Brosda von der Staatskanzlei<br />
Hamburg für die Gründerszene<br />
der Hansestadt, die die Konferenz<br />
als Sponsor ebenso unterstützte<br />
wie KPMG. „Wir stellen<br />
rote Fahnen auf, damit die<br />
Gründer nicht in vermeintliche<br />
Fettnäpfchen treten“, sagte<br />
KPMG-Partner Tim Dümichen.<br />
Und attraktiv für private Investoren<br />
werden. Denn die„lassen<br />
sich nicht von PR blenden und<br />
prüfen Businesspläne ganz genau“,<br />
sagte Volker Schwarz von<br />
der Privatbank Vontobel –<br />
ebenfalls ein Sponsor der Veranstaltung<br />
(siehe Seite 86).<br />
manfred.engeser@wiwo.de<br />
mobiliendeal, bei dem Krause<br />
sein Haus in Düsseldorf an einen<br />
ranghohen Manager eines<br />
NKD-Geschäftspartners verkauft<br />
hat. Den millionenschweren<br />
Kaufpreis hat die Staatsanwaltschaft<br />
gepfändet. Krauses<br />
Anwälte äußerten sich auch<br />
hierzu zunächst nicht.<br />
Möglicherweise hatte Krause<br />
gleich doppeltes Pech. In NKD-<br />
Unternehmenskreisen heißt es,<br />
dass Krause auch an dem nach<br />
Zypern geflossenen Geld nicht<br />
lange Freude gehabt haben soll.<br />
Während der Bankenkrise zog<br />
der Staat alle Guthaben oberhalb<br />
von 100 000 Euro ein. Die<br />
Staatsanwaltschaft hat ein<br />
Rechtshilfeersuchen an die Kollegen<br />
in Zypern gestellt, um herauszufinden,<br />
ob sich zu diesem<br />
Zeitpunkt tatsächlich noch<br />
NKD-Geld auf zyprischen Konten<br />
befand.<br />
florian.zerfass@wiwo.de I Frankfurt<br />
Schwere Vorwürfe gegen die<br />
BayernLB erhebt Tilo Berlin,<br />
Ex-Vorstand der österreichischen<br />
Bank Hypo Group<br />
Alpe Adria (HGAA). In einer<br />
sogenannten Sachverhaltsdarstellung<br />
für die Wiener Wirtschafts-<br />
und Korruptionsstaatsanwaltschaft<br />
beschuldigt<br />
er Michael Kemmer, ehemals<br />
Chef der BayernLB und heute<br />
Vorsitzender des Bundesverbandes<br />
deutscher Banken, sowie<br />
Stefan Ermisch, ebenfalls<br />
Ex-Vorstand der BayernLB,<br />
und den früheren bayrischen<br />
Finanzminister Georg Fahrenschon<br />
sowie „unbekannte Täter<br />
im Kreis der Bayerischen<br />
Landesbank“, die Republik Österreich<br />
„unter Druck gesetzt,<br />
getäuscht und betrogen“ zu<br />
haben. Das Schreiben liegt der<br />
WirtschaftsWoche vor. Die<br />
BayernLB gehört dem Freistaat<br />
Bayern und dem Sparkassenverband<br />
Bayern.<br />
Mithilfe falscher Darstellungen,<br />
so Berlins Vorwurf, habe<br />
die BayernLB <strong>vom</strong> österreichischen<br />
Staat „Partizipationskapital<br />
in Höhe von 900 Millionen<br />
Euro“ erhalten. Die<br />
BayernLB hatte die HGAA 2007<br />
Hals über Kopf übernommen,<br />
mit dem Ziel, das Geschäft in<br />
Südosteuropa auszuweiten.<br />
Als die HGAA nach Ausbruch<br />
der Finanzkrise in Turbulenzen<br />
geriet, gab die BayernLB<br />
sie „in einer Nacht-und-Nebel-<br />
Aktion“, wie Österreich jetzt behauptet,<br />
für einen symbolischen<br />
Euro zurück.<br />
Anschließend musste das<br />
Finanzhaus notverstaatlicht<br />
werden. Berlin behauptet, die<br />
BayernLB habe die Rückgabe<br />
der Bank an Österreich lange<br />
geplant und gegenüber Wien<br />
den wahren Zustand der HGAA<br />
verschwiegen. Die BayernLB<br />
weist die Vorwürfe zurück.<br />
matthias.kamp@wiwo.de | München<br />
FOTOS: CHRISTIAN MARTIN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE (2), IMAGO/BERND MÜLLER<br />
12 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
DORMERO<br />
Wöhrl plant<br />
Hotelkette<br />
Der Nürnberger Multiunternehmer<br />
Hans Rudolf Wöhrl<br />
will eine deutschlandweit aktive<br />
Hotelkette aufbauen. Erst in<br />
der vergangenen Woche hat der<br />
65-Jährige, der für seinen lukrativen<br />
An- und Verkauf von Fluglinien<br />
wie DBA und LTU bekannt<br />
ist, das Berliner Fünf-<br />
Sterne-Haus Brandenburger<br />
Hof übernommen. Umgesetzt<br />
haben den Deal Wöhrls Immobiliengruppe<br />
Tetris sowie die<br />
von ihm und seinem Sohn Marcus<br />
Wöhrl kontrollierte Hotelfirma<br />
Dormero Hotels & Resorts,<br />
Bis zu 20 Häuser in zehn Jahren<br />
Ex-LTU-Gesellschafter Wöhrl<br />
die bereits sieben Häuser in<br />
Städten wie Dresden, Frankfurt,<br />
Hannover und Stuttgart betreibt.<br />
„Wenn ich sehe, dass in vier<br />
Jahren acht Häuser ans Netz<br />
gingen, so sind 20 Häuser in<br />
maximal zehn Jahren keine<br />
Utopie“, sagt Wöhrl. „Wir hoffen<br />
bald in München, Hamburg,<br />
Düsseldorf, Köln und Leipzig<br />
fündig zu werden.“ Auch Städte<br />
mittlerer Größe hätten oft einen<br />
größeren Bedarf, als man ahne.<br />
Gäste lockt der Franke, indem<br />
Minibar, WLAN und Pay-TV<br />
nichts extra kosten. Wöhrl: „Solche<br />
Dinge stehen auf der Bad-<br />
List, die wir konsequent aus unserem<br />
Konzept verbannten.“<br />
ruediger.kiani-kress@wiwo.de<br />
<strong>11</strong>.<strong>11</strong>. Freihandelsabkommen Die Europäische Kommission<br />
und die US-Regierung starten am Montag die<br />
zweite Verhandlungsrunde über eine transatlantische<br />
Handels- und Investitionspartnerschaft. Die<br />
Gespräche dauern bis Freitag.<br />
EU-Haushalt Die Regierungen der EU-Staaten, die<br />
EU-Kommission und das Europäische Parlament<br />
suchen einen Kompromiss für den Haushalt des<br />
nächsten Jahres und für die mittelfristige Finanzplanung<br />
von 2014 bis 2020. Sie sieht bisher <strong>Ausgabe</strong>n<br />
von knapp einer Billion Euro vor.<br />
13.<strong>11</strong>. Filmförderung EU-Wettbewerbskommissar<br />
Joaquín Almunia will die staatlichen Hilfen für europäische<br />
Filme reformieren und erläutert am<br />
Mittwoch seinen Plan. Bisher<br />
stellen die EU-Staaten jedes Jahr<br />
rund drei Milliarden Euro für die<br />
Filmförderung bereit. In Deutschland<br />
prüft zudem das Bundesverfassungsgericht,<br />
ob die hier gewährte<br />
Unterstützung mit dem<br />
Grundgesetz vereinbar ist.<br />
14.<strong>11</strong>. SPD In Leipzig eröffnen die Sozialdemokraten am<br />
Donnerstag ihren Parteitag. Hauptthema dürften<br />
die Koalitionsgespräche mit der CDU/CSU sein.<br />
Außerdem will sich die SPD auf die Wahlen im<br />
nächsten Jahr vorbereiten: für die Landtage in<br />
Sachsen, Thüringen und Brandenburg und für das<br />
Europäische Parlament.<br />
Wulff-Prozess Vor dem Landgericht Hannover beginnt<br />
das Verfahren gegen Ex-Bundespräsident<br />
Christian Wulff. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm<br />
Vorteilsnahme vor.<br />
Konjunktur Die Bundesbank veröffentlicht ihren<br />
Finanzstabilitätsbericht, das Statistische Bundesamt<br />
das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte<br />
Quartal und Eurostat das BIP für die EU.<br />
ERLEBNISGESCHENKE<br />
App für<br />
Abenteuer<br />
Mit einem Formel-1-Wagen<br />
über den Nürburgring rasen, im<br />
Tandem mit dem Fallschirm<br />
abspringen oder Schützenpanzer<br />
fahren – Jochen Schweizer<br />
erfüllt ausgefallene Wünsche.<br />
Das ist sein Geschäft. Im vergangenen<br />
Jahr erwirtschaftete<br />
er damit einen Umsatz von<br />
rund 50 Millionen Euro. Jetzt<br />
TOP-TERMINE VOM <strong>11</strong>.<strong>11</strong>. BIS 17.<strong>11</strong>.<br />
geht der ehemalige Stuntman<br />
einen Schritt weiter.<br />
Im nächsten Mai will er eine<br />
App vorstellen, über die jeder<br />
Erlebnisse in seiner Region<br />
auch kurzfristig buchen kann.<br />
„Wer am Nachmittag noch<br />
Blick für<br />
ausgefallene<br />
Wünsche<br />
Unternehmer<br />
Schweizer<br />
MICROSOFT<br />
Umzug nach<br />
Schwabing<br />
Aus Sicht der amerikanischen<br />
Kollegen lag Microsofts<br />
Deutschland-Zentrale schon<br />
immer in München. 2016 ist es<br />
tatsächlich so weit: Dann zieht<br />
der Softwareriese nach mehr als<br />
20 Jahren <strong>vom</strong> Vorort Unterschleißheim<br />
in die bayrische<br />
Hauptstadt. Nächstes Jahr beginne<br />
ein Investor mit den Bauarbeiten<br />
an der neuen Zentrale<br />
im Münchner Stadtteil Schwabing,<br />
heißt es aus dem Unternehmen.<br />
Die Entscheidung hat<br />
Microsofts Deutschland-Chef<br />
Christian Illek schon dem<br />
Unterschleißheimer Bürgermeister<br />
Christoph Böck mitgeteilt,<br />
der seinen größten Gewerbesteuerzahler<br />
verliert.<br />
Zwei Jahre lang hatte der<br />
Konzern verschiedene Optionen<br />
abgewogen – <strong>vom</strong> Umbau<br />
der bisherigen Zentrale bis zum<br />
Neubau in München. Wie viele<br />
der rund 1800 Beschäftigten<br />
künftig in Schwabing arbeiten,<br />
ist noch offen. Im August erst<br />
hatte Illek den deutschen Beschäftigten<br />
freigestellt, selbst zu<br />
entscheiden, wo sie künftig<br />
schuften möchten: zu Hause<br />
oder an einem der Standorte in<br />
Berlin, Köln und von 2016 an in<br />
München.<br />
thomas.kuhn@wiwo.de<br />
nichts vorhat, kann über diese<br />
App sehen, dass zum Beispiel<br />
zwei Querstraßen weiter noch<br />
ein Termin für eine wunderbare<br />
Thai-Massage frei ist“, erklärt<br />
der Unternehmer sein neues<br />
Konzept.<br />
Dazu müssen allerdings erst<br />
seine insgesamt 2500 Geschäftspartner<br />
ihre Angebote in ein<br />
gemeinsames System einpflegen.<br />
Binnen eines Jahres will<br />
Schweizer 80 Prozent der<br />
Partner überzeugt haben,<br />
genau das zu tun.<br />
rebecca.eisert@wiwo.de<br />
FOTOS: ACTION PRESS/HARTMUT MÜLLER-STAUFFENBERG, DDP IMAGES (2)<br />
14 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
CHEFSESSEL<br />
STARTUP<br />
LOUIS VUITTON<br />
Nicolas Ghesquière, 42,<br />
arbeitet jetzt als Kreativdirektor<br />
für die französische<br />
Luxusmarke. Er folgt<br />
auf Marc Jacobs, 50, der im<br />
Oktober seinen Abschied<br />
angekündigt hat und den<br />
Börsengang seiner eigenen<br />
Modemarke Marc Jacobs<br />
vorbereiten will. Seine<br />
erste Vuitton-Kollektion<br />
möchte Ghesquière schon<br />
im März präsentieren.<br />
16 Jahre arbeitete er für<br />
Balenciaga, im November<br />
vergangenen Jahres verließ<br />
er den Modehersteller.<br />
ACER<br />
Jim Wong, 55, leitet von Januar<br />
2014 an den angeschlagenen<br />
taiwanischen Computerbauer.<br />
Bisher war der<br />
Mathematiker als Corporate<br />
President verantwortlich für<br />
das operative Geschäft von<br />
Acer. Wong übernimmt den<br />
MAKLER<br />
Chefposten von J.T. Wang, 59,<br />
der am Dienstag nach der Vorlage<br />
schlechter Finanzzahlen<br />
seinen Rücktritt erklärt hat. Die<br />
Nummer vier im schrumpfenden<br />
PC-Markt leidet unter dem<br />
Boom der Tablets.<br />
COMMERZBANK<br />
Jochen Klösges, 49, bisher als<br />
Commerzbank-Vorstand für die<br />
interne Abbaubank verantwortlich,<br />
wechselt zur Hamburger<br />
Reedereigruppe E.R. Capital<br />
Holding. In ihr hat der Unternehmer<br />
Erck Rickmers seine<br />
Firmen zusammengefasst.<br />
Mit Seefahrt kennt Klösges sich<br />
aus, denn er musste bei der<br />
Commerzbank notleidende<br />
Schiffsfinanzierungen abwickeln.<br />
Auch Ulrich Sieber, 47,<br />
muss den Vorstand der Commerzbank<br />
verlassen, da sie das<br />
Gremium verkleinern will. Mit<br />
ihm konnte sie sich nicht<br />
gütlich einigen. Er will die Bank<br />
verklagen. Sein Vertrag wäre<br />
erst 2017 ausgelaufen.<br />
AIR BERLIN<br />
Paul Gregorowitsch, 57, Verkaufsvorstand<br />
der Fluglinie,<br />
geht zum 1. Dezember und<br />
nimmt im März einen noch<br />
nicht genannten Job in seiner<br />
niederländischen Heimat an.<br />
Überraschend daran: Obwohl<br />
der Abgang seit Monaten erwartet<br />
wurde, hat Air Berlin bisher<br />
noch keinen Nachfolger nominiert.<br />
12000<br />
Maklerfirmen vermitteln in Deutschland Wohnimmobilien. 35 bis<br />
45 Prozent der Vermietungen laufen über Makler und 50 bis 60<br />
Prozent der Verkäufe. Branchenführer ist die Sparkassen-<br />
Finanzgruppe, die in dem Bereich 2012 netto 367 Millionen Euro<br />
umsetzte, gefolgt von Engel & Völkers mit 97 Millionen Euro.<br />
SOMMELIER PRIVÉ<br />
Wein online verkosten<br />
Fakten zum Start<br />
Finanzierung zunächst eigene<br />
Mittel, mehr als 100000 Euro<br />
von Business Angels und über<br />
Crowdinvesting 200000 Euro<br />
Umsatz in diesem Jahr 250000<br />
Euro, für 2014 sind 2,5 Millionen<br />
Euro geplant<br />
„Was Arno früher am Tisch gemacht hat, machen wir jetzt online“,<br />
sagt Marc Clemens, der Gründer des Internet-Unternehmens<br />
Sommelier Privé. Arno Steguweit hat die Gäste des Berliner<br />
Adlon-Hotels bei der Auswahl der Weine beraten. Die Idee, daraus<br />
ein Geschäftsmodell zu entwickeln, kam den beiden, als sie sich<br />
auf einer privaten Feier kennenlernten. Clemens hatte damals<br />
Betriebswirtschaftslehre in St. Gallen und in Paris studiert.<br />
Im vergangenen Jahr bauten sie den Online-Weinhandel auf, allen<br />
voran Philipp Nagels, Clemens, Grazia Ravelli und Paul<br />
Stubert (von links) und natürlich Steguweit. Der frühere Chefsommelier<br />
des Adlon hat eigens einen Fragebogen ausgearbeitet,<br />
mit dem er herausfinden will, welchem Kunden er welchen Wein<br />
empfehlen kann.<br />
Rund 15 bis 16 Euro kostet eine Flasche im Schnitt, 150 bis 200<br />
Sorten bietet der Berliner Online-Weinhandel an – ausgewählt<br />
von Steguweit und Hendrik Thoma, Gastsommelier des Startups.<br />
Im nächsten Frühjahr wollen die Jungunternehmer in großen<br />
Städten wie Berlin, Hamburg oder München sogar stationäre<br />
Läden eröffnen, sogenannte<br />
Pop-up-Stores,<br />
die nur wenige Wochen<br />
oder Monate existieren.<br />
Zudem strebt Sommelier<br />
Privé im nächsten Jahr<br />
die schwarze Null an –<br />
bei einem Umsatz von<br />
2,5 Millionen Euro.<br />
nele.hansen@wiwo.de<br />
FOTOS: PICTURE PRESS/CAMERA PRESS, GÖTZ SCHLESER, CARO FOTOAGENTUR/ROBERT SEEBERG<br />
16 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Menschen der Wirtschaft | Chefbüro<br />
F. Scott Woods<br />
Deutschland-Chef von Facebook<br />
Die virtuelle Welt von Facebook<br />
spiegelt sich im Büro von F.<br />
Scott Woods, 44, wider. Überall<br />
Poster, Plakate, Sticker und<br />
Haftnotizen, selbst die Deckenpfeiler<br />
sind mit Fotos und<br />
handgeschriebenen Merkzetteln<br />
tapeziert – mal gerade ausgerichtet,<br />
mal etwas schief. Und<br />
selbstverständlich arbeitet der<br />
Deutschland-Chef des sozialen<br />
Netzwerks in einem Großraumbüro,<br />
auf 500 Quadratmetern in<br />
der Hamburg Innenstadt.<br />
Woods mag die Atmosphäre<br />
aus kollektiver Betriebsamkeit<br />
und kollegialem Small Talk. Stilmöbel<br />
und Kunstwerke fehlen.<br />
Auf einigen Schreibtischen liegen<br />
Postkarten mit Leitmotiven<br />
wie „Fail Harder“ („Auch wenn<br />
du scheiterst, lerne daraus, und<br />
du kannst Erfolg haben.“). Sie<br />
stehen für die Kultur des amerikanischen<br />
Internet-Unternehmens,<br />
das im Mai vergangenen<br />
Jahres an die Börse ging und<br />
den Umsatz 2012 um 37 Prozent<br />
auf 5,2 Milliarden Dollar erhöhte.<br />
Rund 1,2 Milliarden Menschen<br />
weltweit nutzen Facebook,<br />
allein in Deutschland<br />
sind es 25 Millionen. Woods<br />
stammt aus der Stadt Lavallette<br />
im US-Bundesstaat New Jersey,<br />
wuchs in Deutschland auf und<br />
studierte an der amerikanischen<br />
Colgate University Germanistik.<br />
Seit Februar 2010 ist<br />
er für Facebook-Gründer Mark<br />
Zuckerberg der „Mann vor Ort“.<br />
Zusammen mit 25 Mitarbeitern<br />
berät Woods Agenturen und<br />
Unternehmen bei ihren Werbeauftritten<br />
auf Facebook. Das<br />
Rüstzeug dazu erwarb er sich<br />
zuvor beim Suchportal Google,<br />
beim Internet-Radio LastFM<br />
sowie bei den Medienkonzernen<br />
Gruner+Jahr und Axel<br />
Springer. Sein Arbeitsplatz im<br />
Großraumbüro unterscheidet<br />
sich kaum von denen seiner<br />
Kollegen: Computer, Laptop,<br />
iPhone. An einer Säule kleben<br />
Fotos von Events: Woods mit<br />
schwedischen Kollegen auf<br />
einer Weihnachtsfeier und<br />
Woods mit TV-Moderator Kai<br />
Pflaume. An der Wand hängt<br />
ein Trikot des Hamburger<br />
Sportvereins. „Der HSV ist mein<br />
Verein“, sagt Woods. Das Trikot<br />
trägt die Nummer 10 – und<br />
natürlich den Namen Woods.<br />
ulrich.groothuis@wiwo.de<br />
FOTO: ARNE WEYCHARDT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
18 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Geschmeidige Generation<br />
KOALITION | Union und SPD wollen viel verteilen in den nächsten vier Jahren.<br />
Gerecht ist das nicht. Vor allem Junge schneiden schlecht ab. Die wenigen Vertreter<br />
ihres Alters passen sich in den Verhandlungen eher an, als aufzumucken.<br />
Um bei den Jungen zu landen,<br />
muss die Geschichte bei den<br />
Alten beginnen. Bei Heinz<br />
Riesenhuber zum Beispiel.<br />
Als Alterspräsident eröffnete<br />
der 77-jährige CDU-Senior jüngst die Sitzungszeit<br />
des 18. Bundestags. Im Plenum<br />
sprach er auch zur Abgeordneten Dorothee<br />
Bär, 35, die grade noch zur CSU-Jugendtruppe<br />
Junge Union gehört. Bärs<br />
Oma, gleicher Jahrgang wie Riesenhuber,<br />
kümmert sich an Sitzungstagen öfter um<br />
die drei Kinder der Enkelin in Franken.<br />
Die Alten helfen den Jungen. In der Politik<br />
sind die Junioren aber auch oft von Senioren<br />
umzingelt. „Die Älteren sind halt<br />
häufiger politisch aktiv“, sagt Bär. „Jüngere<br />
gehen auch seltener zur Wahl.“<br />
Im Bundestag liegt das Durchschnittsalter<br />
der Abgeordneten bei etwa 50 Jahren.<br />
Bei den Wählern dominieren die Alten: Ein<br />
Drittel ist älter als 60, nur gut ein Viertel<br />
jünger als 40 Jahre alt. In den Parteien sieht<br />
es ähnlich aus: Das durchschnittliche SPD-<br />
Mitglied bringt es auf 59 Jahre, bei CDU<br />
und CSU sind es 57 und 60 Jahre.<br />
KEIN KONFLIKT WEIT UND BREIT<br />
Das macht die jüngeren Ehrgeizigen wie<br />
Bär zwar sichtbar – zumal die CSU-Frau<br />
gerne in Pink oder Lila daherkommt. Doch<br />
die Älteren haben mehr Gewicht. Die Aufstrebenden<br />
legen es zudem nicht auf Konflikte<br />
an. Sie nennen es Vorsicht, andere<br />
würden es womöglich Feigheit nennen.<br />
Die Unterhändler der Möchtegernkoalition<br />
aus Schwarzen und Roten wünschen<br />
sich zudem verwertbare Erfolge bis zur<br />
Wahl in vier Jahren. Doch Mütterrente oder<br />
Rente mit 63, ungedeckte Versprechen bei<br />
der Pflege und das Eingeständnis, die bereits<br />
angehäuften mehr als zwei Billionen<br />
Euro deutscher Staatsschuld doch nicht<br />
abzubauen, sprechen für wenig Weitblick.<br />
Die Folgelasten fallen erst in zehn Jahren<br />
an – oder eine Generation später.<br />
Jüngere wie Bär, der CDU-Wirtschaftspolitiker<br />
Carsten Linnemann, 36, oder die<br />
Last für die Jüngeren<br />
Staatsverschuldung in Deutschland<br />
(inMilliarden Euro)<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
1950 60 70 80 90 2000 10<br />
Quelle:Destatis<br />
SPD-Abgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler,<br />
38, müssten „Hier“ und „Stopp“<br />
schreien in den Koalitionsrunden, in denen<br />
es viel ums Verteilen und wenig ums<br />
Aufsparen geht.<br />
Wer viel verteilt, lässt weniger Geld und<br />
Chancen für Jüngere. Doch Generationengerechtigkeit<br />
ist kein Thema. Zu bequem<br />
scheint die wirtschaftliche Lage, zu angepasst<br />
wirken die nicht mehr ganz Jungen, die<br />
es schon fast an die Macht geschafft haben.<br />
Die Dreißiger aus Union und SPD geben<br />
sich pragmatisch und wirken oft beliebig.<br />
Der Tübinger Juniorprofessor Jörg Tremmel<br />
hält die Durchschlagskraft der Jüngeren<br />
für zu gering. Der Befund des Politologen:<br />
„Deutschland ist schon eine Gerontokratie.<br />
Die Jüngeren können sich nicht durchsetzen,<br />
und die Interessen kommender Generationen<br />
werden nicht berücksichtigt.“<br />
Tremmel definiert: „Generationengerecht<br />
wäre, Schulden abzubauen und Investitionen<br />
festzuschreiben.“ Stattdessen sei der<br />
Abbau der Staatsschulden verschoben. In<br />
der Sozial- wie in der Umweltpolitik hinterließen<br />
die Älteren mehr Lasten als Chancen.<br />
PRAGMATISCH STATT BELIEBIG<br />
2002, als Bätzing-Lichtenthäler und Bär<br />
mit so vielen anderen Youngstern wie noch<br />
nie in den Bundestag einzogen, klang vieles<br />
kämpferischer. Bundeskanzler Gerhard<br />
Schröder (SPD) nahm Anlauf zur Agenda<br />
2010, die gefühlte Krise schürte Unruhe<br />
und begünstigte Veränderungen. Damals<br />
sprachen viele von der demografischen<br />
Zeitbombe, wenn immer weniger Junge<br />
den Lebensstandard auch der Älteren sichern<br />
sollen. Davon spricht derzeit in der<br />
Politik keiner, obwohl viele Probleme<br />
durch jahrelanges Aufschieben umso<br />
drängender geworden sind.<br />
Vor zehn Jahren setzte sich Dorothee Bär<br />
noch dafür ein, die Forderung nach Generationengerechtigkeit<br />
in die Verfassung<br />
aufzunehmen. Daraus wurde nichts. „Bei<br />
Grundgesetzänderungen bin ich grundsätzlich<br />
eher skeptisch“, sagt sie heute<br />
nüchtern. „Das ist oft Symbolpolitik.“ Allein<br />
wenn es um eigenständige Rechte für Kinder<br />
gehe, kämpfe sie dafür weiter.<br />
Aus Nachwuchshoffnung Bär ist nach elf<br />
Jahren Bundestag ein abgebrühter Profi<br />
»<br />
FOTO: PAUL BLAU FOTOGRAFIE<br />
22 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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über 40 Jahre<br />
Aus Überzahl...<br />
Deutsche Wähler<br />
nach Altersgruppen*<br />
70,7 % 29,3 %<br />
61,8<br />
Mio.<br />
unter 40 Jahre<br />
...wird Übermacht<br />
AbgeordneteimDeutschen<br />
Bundestag nach Altersgruppen*<br />
über 40 Jahre<br />
82,1 %<br />
631<br />
bis 40 Jahre<br />
17,9 %<br />
30<br />
Prozent<br />
*QUELLE: BUNDESWAHLLEITER, EIGENE BERECHNUNG<br />
Dorothee Bär, 35, CSU<br />
Bär kommt aus Franken, ist Vize-Generalsekretärin<br />
der CSU, Familienpolitikerin,<br />
Fan neuer Medien und zog 2002 in den<br />
Bundestag ein. Über den Nachrichtendienst<br />
Twitter erreicht die Abgeordnete<br />
knapp 17 000 Follower. Sie ist für das Betreuungsgeld<br />
und für die Frauenquote in<br />
Unternehmen. Die Politologin gilt als Anwärterin<br />
auf ein Regierungsamt, etwa als<br />
Parlamentarische Staatssekretärin.<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»<br />
geworden. „Zu Beginn war es für mich<br />
erschreckend, wie lange Abstimmungsprozesse<br />
dauern.“<br />
Auch die Hoffnung auf Posten und Pöstchen<br />
besänftigt. So suchen die U40er ihr<br />
Heil darin, diplomatische Forderungen<br />
einzuschleusen, die Jüngeren zwar helfen<br />
sollen, aber Ältere nicht vergrätzen. Bär<br />
praktiziert diese Kunst in zwei Verhandlungs-AGs<br />
von Schwarz-Rot – eine für Familie<br />
und Gleichstellung, die andere mit<br />
digitaler Agenda – und in großer Runde mit<br />
80,7 Prozent<br />
der CDU/CSU-MdBs sind<br />
älter als 40 Jahre<br />
den Parteichefs Angela Merkel, Horst Seehofer<br />
und Sigmar Gabriel.<br />
Zum Beispiel Netzpolitik. Die inoffizielle<br />
Twitter-Queen im Bundestag betont, dass<br />
ein digital voll erschlossenes Deutschland<br />
vor allem Jungen helfe. Also Breitband in<br />
jeden fränkischen Winkel und Medienbildung<br />
an allen Schulen. Das mache das Arbeiten<br />
flexibler und locke Unternehmen,<br />
es helfe gar gegen die Verödung ganzer<br />
Landstriche. Das digitalisierte Dorf sei die<br />
Lösung, ist sie sehr optimistisch: „Wir müssen<br />
dafür sorgen, dass das flache Land attraktiv<br />
bleibt, dass Junge bleiben oder zurückkehren<br />
und eine Familie gründen.“<br />
GUT FÜR ALTE UND FÜR JUNGE<br />
Ein großes Rad will Bär drehen: „Mein Ziel<br />
wäre es, Deutschland in zehn Jahren komplett<br />
barrierefrei zu gestalten.“ Keine unüberwindbaren<br />
Bordsteine oder Treppen<br />
mehr und leicht nutzbare Internet-Seiten<br />
für Menschen mit einer Behinderung. „Das<br />
hilft Alten und Jungen“, argumentiert sie.<br />
Aber so richtig traut sie sich nicht, ihre Forderung<br />
durchzuboxen. Vieles müssten die<br />
Kommunen bezahlen – also fällt der Erfolg<br />
wohl wegen Geldmangels aus.<br />
Herzensthema der CSU-Frau ist aber die<br />
Familienpolitik. „Es geht ja darum, wie wir<br />
zusammenleben und wie unser Land in 20,<br />
30 Jahren aussieht.“ Für den Bereich war sie<br />
vorige Wahlperiode Sprecherin der Fraktion,<br />
hier könnte ein Regierungsamt winken.<br />
Familie als Generationenthema, bei dem<br />
weder Alte noch Junge vergrätzt werden.<br />
Doch im Detail geht es eben doch wieder<br />
um Geld – Kindergeld etwa – das ja nach<br />
dem Nein zu Steuererhöhungen angeblich<br />
nicht da ist. „Kinderarmut steht ganz oben<br />
auf der Agenda“, beharrt Bär, während die<br />
meisten Koalitionäre über die noch wenig<br />
verbreitete Altersarmut sprechen. Auch<br />
am Betreuungsgeld will sie eisern festhalten.<br />
„Familienpolitik ist eine Investition,<br />
unser Rohstoff ist der Geist in Deutschland.<br />
Wir dürfen kein Kind zurücklassen<br />
und gerne mehr Kinder haben“, argumentiert<br />
sie. „Das ist dann auch gut fürs Säckel<br />
von Herrn Schäuble.“<br />
Geschickte Sätze – Familienpolitik ist also<br />
Finanzpolitik. Gelernt hat Bär auch bei<br />
Horst Seehofer, der sie zur Vizegeneralin der<br />
eher männerlastigen CSU bestimmte. Geht<br />
es um Mentoren, fällt Bär aber ihr Vater ein,<br />
einst Bürgermeister im heimischen Ebelsbach.<br />
Nützlich waren ihr sicher auch Netzwerke,<br />
in denen sich die Getreuen gegenseitig<br />
die Steigbügel halten. In der Union gelten<br />
die Nachwuchsleute dabei als weniger aufmüpfig<br />
als die bei der SPD, dafür aber als<br />
recht effektiv beim Aufstieg. Bär gehört zur<br />
verschwiegenen Seilschaft „Zugspitzgruppe“<br />
der CSU, bestehend aus Leuten, die<br />
2002 ins Parlament kamen. Karl-Theodor zu<br />
Guttenberg stieg am schnellsten auf und<br />
Sabine Bätzing-Lichtenthäler, SPD<br />
Die 38-Jährige stammt aus dem rheinland-pfälzischen<br />
Altenkirchen, überwiegend<br />
katholisch und tiefschwarz. Sie<br />
selbst nennt sich das „rote Schaf“ der<br />
Familie. Wegen der Tschernobyl-Katastrophe<br />
trat sie den Jusos bei, Grüne gab<br />
es in der Heimat nicht. Ihr Vater ist Maler,<br />
die Mutter Krankenschwester, sie<br />
selbst ging zur Fachhochschule und wurde<br />
Beamte. Wer dachte, die junge Abgeordnete<br />
würde als Drogenbeauftragte<br />
scheitern, sah sich getäuscht. Zuletzt<br />
saß Bätzing-Lichtenthäler im Finanzausschuss.<br />
Finanzfragen verhandelt sie nun<br />
auch in der Koalitionsarbeitsgruppe.<br />
stürzte ab, CSU-General Alexander Dobrindt<br />
erhofft sich nun ein Ministeramt.<br />
Im gleichen Jahr gestartet wie Bär und<br />
ebenso nüchtern geworden ist Sabine Bätzing-Lichtenthäler.<br />
Die SPD-Abgeordnete<br />
sprach vor exakt zehn Jahren noch von einer<br />
„Schlaraffenland-Mentalität“, die „am<br />
Ende“ sei. Sie warnte vor Politik, die immer<br />
so täte, als müsse sich nichts ändern, damit<br />
alles schön bleiben kann, wie es ist.<br />
Damals war Bätzing-Lichtenthäler mit<br />
28 die Vorzeigejugendliche der SPD und<br />
erst ein knappes Jahr im Bundestag. Sie<br />
FOTO: PAUL BLAU FOTOGRAFIE<br />
24 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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war schon Teil jener Politik, die sie kritisierte,<br />
aber es fühlte sich noch so an, als stünde<br />
sie draußen.<br />
Drei Legislaturperioden Erfahrung später<br />
darf man sich die Rheinland-Pfälzerin immer<br />
noch als fröhlichen Menschen vorstellen.<br />
Dass Jugend im Leben als Bundestagsabgeordnete<br />
alleine noch keine Kompetenz<br />
ist, hat sie längst gelernt. Auch, dass es ein<br />
Leichtes ist, Politik zu kritisieren; sehr viel<br />
schwieriger aber, gute Argumente durchzusetzen.<br />
86,5 Prozent<br />
der SPD-Abgeordneten<br />
sind älter als 40 Jahre<br />
„Ich bin“, sagt sie, „realistischer geworden.“<br />
In der großen Koalition 2005 bis 2009<br />
wurde Bätzing-Lichtenthäler Drogenbeauftragte<br />
der Bundesregierung und legte<br />
sich öffentlich mit der Alkohol- und Tabaklobby<br />
an. Sie wurde attackiert und als<br />
Spaßbremse verunglimpft. Sie verlor so<br />
manchen Kampf gegen die Industrie. Aber<br />
sie hatte geschafft, dass man sich über sie<br />
aufregte. Ignorieren ging nicht mehr.<br />
Schlaraffenland – die 38-Jährige, die wie<br />
Bär mit am Koalitionsvertrag feilt, findet,<br />
dass sie nichts zurücknehmen muss. „Dass<br />
es uns in Deutschland gut geht, heißt nicht,<br />
dass wir uns zurücklehnen können“, wiederholt<br />
sie ein Argument der Jungen von<br />
einst, die auf Einfluss pochten. Sie will<br />
noch immer für Generationengerechtigkeit<br />
streiten. „Wir dürfen Lasten nicht permanent<br />
den Jüngeren zuschieben.“<br />
Was sie nicht sagt: Mit dieser Einstellung<br />
steht sie quer zu vielen Anliegen ihrer Partei.<br />
Die SPD versprach im Wahlkampf das<br />
Ende vermeintlicher Zumutungen, mehr<br />
Schutz, mehr Geld. Ein Wahlprogramm<br />
mit der Überschrift „Sorge Dich nicht“. Jetzt<br />
kommt der Test. Für die SPD, die Union<br />
und vor allem für die gereifte Bätzing-Lichtenthäler.<br />
Wie viel Widerspruch will sie sich<br />
leisten? Wie viel kann sie durchsetzen?<br />
Bei der Rente wird es besonders<br />
deutlich. Die Wunschlisten<br />
von Schwarz-Rot sind lang,<br />
und hinter den Posten türmen<br />
sich Milliarden. Höhere Mütterrente:<br />
6,5 Milliarden Euro<br />
jährlich. Mindestrenten für<br />
MEHR ZUM THEMA<br />
Wie junge Menschen<br />
optimal fürs Alter vorsorgen<br />
können, lesen<br />
Sie auf Seite 96<br />
Geringverdiener: mehrere Milliarden je<br />
nach Ausgestaltung. Abschlagsfreie Rente<br />
mit 63 für langjährige Beitragszahler: fünf<br />
Milliarden Euro. Wenn alles Wirklichkeit<br />
wird und aus den nur scheinbar üppigen<br />
Rücklagen der Rentenversicherung bezahlt<br />
würde – das Geld für schlechte Zeiten<br />
wäre schnell weg.<br />
„Ich glaube nicht, dass die gegebenen finanziellen<br />
Möglichkeiten ausreichen werden,<br />
wenn wir alle Wünsche der großen<br />
Koalition erfüllen wollen“, sagt sie. Das<br />
wird die Gretchenfrage der Koalition: Kann<br />
sie sich doch beschränken?<br />
Noch schwerer wiegt, dass der Rente mit<br />
67 die Abwicklung droht, dem Großprojekt,<br />
das die Alterssicherung der nächsten<br />
Generation bezahlbar halten soll. Die SPD<br />
plant eine wieder früher einsetzende Rente.<br />
„Wir werden an einer längeren Lebensarbeitszeit<br />
nicht vorbeikommen“, sagt die<br />
Verwaltungswirtin. Aber sie ahnt, dass sie<br />
das einem Dachdecker und einer Pflegerin<br />
kaum vermitteln kann. Ihrer Partei erst<br />
recht nicht.<br />
Fachleuten schwant deshalb Böses. „Die<br />
Rente mit 63 wäre weltfremd. Als wäre der<br />
demografische Wandel einfach in Vergessenheit<br />
geraten“, warnt der Rentenexperte<br />
Axel Börsch-Supan <strong>vom</strong> Münchner Max-<br />
Planck-Institut für Sozialpolitik. „Wir können<br />
nicht wieder neue Anreize zur Frühverrentung<br />
einführen.“<br />
NICHT AUF EINER LINIE<br />
Ähnlich argumentiert Carsten Linnemann.<br />
Der 36-jährige Wirtschaftspolitiker verhandelt<br />
für die Koalition über Arbeit und Soziales.<br />
Er ist nicht der Typ, der die Kamerascheinwerfer<br />
sucht. Doch könnte ihm seine<br />
neue Aufgabe Aufmerksamkeit bringen:<br />
Linnemann hat vor Kurzem den Vorsitz der<br />
Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />
(MIT) der Union übernommen. Mit dem<br />
Ausscheiden der FDP bekommt der CDU-<br />
Wirtschaftsflügel mehr Aufmerksamkeit.<br />
Und Linnemann – junges Gesicht, schmale<br />
Statur, Krawatte und Anzug – muss beweisen,<br />
dass er als Stimme der wirtschaftlichen<br />
Vernunft taugt.<br />
Das Interesse der Wirtschaft und das der<br />
Jungen stimmen für Linnemann häufig<br />
überein: Was jetzt nicht verfrühstückt wird,<br />
bleibt für Investitionen und die<br />
Zukunft. In den Koalitionsverhandlungen<br />
sitzt der 36-Jährige<br />
in einer Reihe mit Arbeitsministerin<br />
Ursula von der Leyen<br />
(CDU). Nur sind die beiden<br />
inhaltlich nicht auf einer Li-<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 25<br />
»<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
nen Streit über generöse Rentenerhöhungen<br />
(wie Parteikollege Jens Spahn) oder<br />
künstliche Hüften für Senioren (wie JU-<br />
Chef Philipp Mißfelder) <strong>vom</strong> Zaun bräche.<br />
Konflikte versucht er in der Fraktion auszutragen.<br />
„Der Schlüssel, um hier ernst genommen<br />
zu werden, ist Sachkenntnis“, sagt<br />
Linnemann etwas umständlich. Er ist promovierter<br />
Volkswirt, und er war Assistent<br />
des verstorbenen Chefökonomen der<br />
Deutschen Bank, Norbert Walter. „Er hat<br />
sich eigentlich nie dran gestört, was sein<br />
69,9 Prozent<br />
der grünen Abgeordneten<br />
sind älter als 40 Jahre<br />
»<br />
nie: Von der Leyen ist Verfechterin der<br />
Frauenquote und der Lebensleistungsrente,<br />
durch die sie die Rente von Geringverdienern<br />
erhöhen will. Linnemann lehnt<br />
beides ab.<br />
„Eine Aufstockung der Rente für Geringverdiener<br />
würde das ganze Leistungsprinzip<br />
des Rentensystems infrage stellen“, sagt<br />
er. „Das wäre ein gefährlicher Systembruch.“<br />
Und teuer: Die Einführung der Lebensleistungsrente<br />
könnte die Rentenkassen<br />
bis 2030 mit rund zehn Milliarden Euro<br />
belasten. „Das wird mittelfristig zu Beitragssteigerungen<br />
führen, zulasten der jungen<br />
Generation“, kritisiert er.<br />
DEN JUNGEN ANS PORTEMONNAIE<br />
In der Runde gibt es deshalb Planspiele,<br />
den Beitragssatz gesetzlich einzufrieren.<br />
Zurzeit sind die Kassen voll, laut Gesetz<br />
müssen die Beiträge gesenkt werden, sobald<br />
die Finanzreserve das Eineinhalbfache<br />
der monatlichen Auszahlungen übersteigt.<br />
Bis zum Jahresende aber dürfte die<br />
Rücklage sogar 1,75 Monatsausgaben betragen.<br />
Greift die Koalition jetzt in die Kasse,<br />
zieht sie damit den Nachkommenden<br />
das Geld aus dem Portemonnaie. „In einer<br />
Carsten Linnemann, 36, CDU<br />
Der Paderborner wurde erst vor Kurzem<br />
zum neuen Vorsitzenden der Mittelstands-<br />
und Wirtschaftsvereinigung (MIT)<br />
der Union gewählt. Linnemann stammt<br />
aus einer Mittelständler-Familie, seine Eltern<br />
führen eine Buchhandlung. Als MIT-<br />
Chef ist der promovierte Volkswirt eine<br />
wichtige Kraft innerhalb des Wirtschaftsflügels<br />
der Union, der die vergangenen<br />
Jahre allerdings an Einfluss verloren hat.<br />
In den Koalitionsverhandlungen sitzt Linnemann<br />
in der Arbeitsgruppe Arbeit und<br />
Soziales – und kämpft gegen die von<br />
Ministerin von der Leyen befürwortete<br />
Lebensleistungsrente.<br />
großen Koalition muss man freilich immer<br />
Kompromisse finden. Aber die dürfen<br />
nicht so ausfallen, dass jüngere Generationen<br />
das Nachsehen haben“, sagt er.<br />
Doch es ist fraglich, ob sein Einwand Gehör<br />
findet. Der Einfluss der Arbeitsgruppen<br />
ist begrenzt, am Ende entscheidet die große<br />
Runde übers Geld. Und der typische<br />
Aufrührer ist der 36-jährige Paderborner<br />
sicher nicht. Damit würde man in Berlin<br />
auch nicht viel erreichen, verteidigt sich<br />
Linnemann. Unwahrscheinlich, dass er ei-<br />
Chef Josef Ackermann ihm gesagt hat“, erzählt<br />
er. „Das hat mich schon beeindruckt.“<br />
Auch Linnemann stellt sich gegen die,<br />
die in der Hierarchie über ihm stehen. Er<br />
ist zu liberal, zu sehr von der Ordnungspolitik<br />
geprägt, als dass er stets auf Parteilinie<br />
fahren könnte. Wenn man sich querstellt,<br />
müsse man schon dahinterstehen, sagt er.<br />
„Man muss es gut begründen können und<br />
bestens informiert sein.“ Als einer von 15<br />
schwarz-gelben Abgeordneten votierte<br />
Linnemann gegen den Euro-Rettungsschirm.<br />
Kanzleramtschef Ronald Pofalla<br />
bot ihm deswegen Nachhilfe an. Die<br />
Jungen Unternehmer hingegen verliehen<br />
ihm deshalb und wegen seiner Rentenkritik<br />
den „Preis für Generationengerechtigkeit“.<br />
Sie sehen in ihm eine Stimme für die<br />
Jungen.<br />
Eine Stimme, der bisher vielleicht das<br />
Mikrofon fehlte – und der Rückhalt? Doch<br />
das Netzwerk Linnemanns dürfte sich weiten.<br />
Der Vorsitz bei den Unions-Mittelständlern<br />
öffnet Türen, auf einmal steht er<br />
in Terminkalendern von Merkel und Bundesfinanzminister<br />
Wolfgang Schäuble.<br />
Schäuble allerdings ließ noch im Wahlkampf<br />
durchblicken, er denke nicht, dass<br />
in der Politik zu wenig für die Interessen<br />
des Nachwuchses getan werde. „Es gibt seit<br />
Langem einen Trend in der Politik und anderswo<br />
hin zu Verjüngung.“ Es fehlten ältere<br />
Abgeordnete auch jenseits der Rentengrenze.<br />
Besonders glücklich klang der<br />
71-jährige Minister nicht.<br />
n<br />
cordula.tutt@wiwo.de | Berlin,<br />
jacqueline goebel, max haerder<br />
FOTO: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
26 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Neues Deutschland<br />
ZUWANDERUNG | Die meisten Hürden für Arbeitsmigranten sind gefallen, aber der<br />
Arbeitsmarkt verlangt noch deutlich mehr internationale Mobilität.<br />
ABGEBLOCKT:<br />
FLÜCHTLINGE<br />
Wer vor Armut flieht,<br />
hat in Deutschland<br />
kaum eine Chance. Die<br />
Politik fürchtet die<br />
Zuwanderung ins Sozialsystem,<br />
bietet aber<br />
kaum andere Lösungen<br />
ANGELOCKT:<br />
FACHKRAFT<br />
Als Krankenschwester<br />
hatte Bulgarin Snezha<br />
R. keine Probleme,<br />
einen Job zu finden.<br />
Deutschland braucht<br />
dringend qualifizierte<br />
Arbeitskräfte aus dem<br />
Ausland<br />
Wenn in Düsseldorfer Straßenbahnen<br />
zur Hauptverkehrszeit<br />
ein Sitzplatz frei<br />
ist, sitzt auf dem Platz daneben<br />
schon mal ein<br />
schwarzer Mann, den viele Leute offenbar<br />
nicht zum Nachbarn haben wollen. Zum<br />
Beispiel Herr Ahmad Ibrahim, graues,<br />
streng gescheiteltes Haar, gekleidet wie aus<br />
dem Ein-Euro-Shop, vor sich zwei Plastiktüten<br />
<strong>vom</strong> Discounter, ein Gesicht, das nur<br />
noch aus Falten zu bestehen scheint. Wer<br />
sich dann doch neben ihn setzt und ihn anspricht,<br />
erfährt schnell, dass Ibrahim seit<br />
23 Jahren in Deutschland lebt. 20 Jahre davon<br />
hat er in großen Hotels gearbeitet,<br />
„Mädchen für alles“, er lacht selber über<br />
den seltsamen Ausdruck, „nie Sozialhilfe“.<br />
Aus Somalia waren seine Frau und er damals<br />
gekommen, als Asyl noch nicht so ein<br />
Problem war. „Jetzt Rente, aber meine Frau<br />
noch arbeitet: Putzstelle.“ Das schwierige<br />
Wort kommt nur mit Mühe über die Lippen<br />
des Migranten, und noch viel schwerer fällt<br />
es ihm, von seinen Gefühlen angesichts der<br />
Fernsehbilder seiner unglücklichen Landsleute<br />
auf Lampedusa zu sprechen. Wa-<br />
»<br />
FOTOS: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, DAVIDS/PRITZKULEIT<br />
28 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Bewegungsfreiheit<br />
Arbeiten<br />
Sprache<br />
In Deutschland gilt die Residenzpflicht.<br />
Je nach Bundesland dürfen sich<br />
Asylbewerber nur innerhalb der Landesoder<br />
Kreisgrenzen bewegen. Für Kirchenoder<br />
Familienbesuche außerhalb dieser<br />
Grenze müssen sie um Erlaubnis fragen.<br />
Problem<br />
Während des Asylverfahrens sollten die<br />
Asylbewerber schnell erreichbar sein.<br />
Hebt man die Residenzpflicht auf, könnte<br />
das zum Problem werden.<br />
Asylbewerber dürfen erst nach neun<br />
Monaten arbeiten, solange sie keinem<br />
Deutschen einen Arbeitsplatz wegnehmen.<br />
In der Realität sind die Hürden, einen<br />
Arbeitsplatz zu finden, extrem hoch.<br />
Problem<br />
Verringert man die Hürden und erleichtert<br />
Flüchtlingen zum Beispiel den Zugang zum<br />
Arbeitsmarkt, könnte das weitere Wirtschaftsflüchtlinge<br />
ins Land locken, die eigentlich<br />
keine Chance auf Asyl haben.<br />
Anspruch auf einen Sprachkurs haben<br />
Asylbewerber und Geduldete in der<br />
Regel nicht. Oft bleiben sie Jahre im Land,<br />
ohne Deutsch zu lernen – das verschlechtert<br />
auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
und erschwert die Integration.<br />
Problem<br />
Auch Sprachkurse kosten Geld. Flüchtlinge<br />
zu integrieren, die das Land vielleicht<br />
bald wieder verlassen müssen, sei wenig<br />
sinnvoll, argumentieren die Behörden.<br />
Taschengeld<br />
Wohnen<br />
Asylbewerbern und Geduldeten steht<br />
ein Taschengeld für Lebensmittel, Hygieneprodukte<br />
und auch zur Teilnahme am<br />
gesellschaftlichen Leben zu. Einige Kommunen<br />
teilen statt Geld Lebensmittel-Gutscheine<br />
aus – oder erlauben Flüchtlingen<br />
das Einkaufen nur in bestimmten Läden.<br />
Mehr als 50 Prozent der Asylbewerber<br />
und Geduldeten sind in Heimen und<br />
Wohncontainern untergebracht, die oft am<br />
Rand der Stadt liegen. Das führt immer<br />
wieder zu Konflikten der verschiedenen<br />
Ethnien untereinander und auch mit<br />
den Anwohnern.<br />
Problem<br />
Geld könnte letztlich nicht den Flüchtlingen,<br />
sondern Schleusern zugutekommen,<br />
die Schulden eintreiben, sagen Kritiker.<br />
Doch die Gutscheine werden nicht überall<br />
angenommen, die Wahlmöglichkeiten der<br />
Flüchtlinge sind erheblich eingeschränkt.<br />
Problem<br />
Eine dezentrale Unterbringung in<br />
Wohnungen ist teuer. Viele Kommunen sehen<br />
kaum andere Möglichkeiten, auf die<br />
zunehmende Zahl der Asylbewerber zu<br />
reagieren.<br />
»<br />
»Es braucht ein<br />
Signal, dass wir<br />
offen sind für<br />
Zuwanderer«<br />
Klaus Zimmermann, IZA<br />
rum sein Nachbar in der Straßenbahn so<br />
neugierig fragt, versteht er nicht genau, das<br />
Wort „Journalist“ ist ihm fremd.<br />
Trotzdem sind Herr Ibrahim und seine<br />
Frau Beispiele für eine Integration, die<br />
durchaus auch bei Zuwanderern gelingen<br />
kann, die keiner gerufen hat, die keine besonderen<br />
Qualifikationen haben und kulturell<br />
erst einmal sehr fremd sind. Ibrahim<br />
ist der schwierige Sprung <strong>vom</strong> Asylbewerber<br />
zum Arbeitnehmer gelungen. Die<br />
meisten der Flüchtlinge, die heute nach<br />
Deutschland kommen, stürzen beim Versuch,<br />
diese Hürde zu nehmen. 100 000<br />
Menschen werden in diesem Jahr in<br />
Deutschland einen Asylantrag stellen,<br />
schätzt das zuständige Bundesamt für Migration<br />
und Flüchtlinge, so hoch waren die<br />
Zahlen zuletzt vor zwölf Jahren.<br />
Die Kommunen warnen vor der finanziellen<br />
Belastung, sie wissen kaum, wo sie<br />
die Flüchtlinge unterbringen sollen. Weil<br />
für Asylbewerber hohe Hürden bei der Arbeitssuche<br />
gelten, haben sie kaum Chancen<br />
auf einen eigenen Verdienst. Also sitzen<br />
sie gelangweilt und nur mit eingeschränkten<br />
Rechten oft jahrelang in von<br />
Steuerzahlern bezahlten Asylheimen fest.<br />
Die Stadt Schwäbisch Gmünd kam da<br />
auf die Idee, Asylbewerber während des<br />
Bahnhof-Umbaus als Kofferträger zu beschäftigen,<br />
für 1,05 Euro pro Stunde. Bis die<br />
Bahn das Projekt stoppte und eigene, nach<br />
Tarif bezahlte Mitarbeiter schickte.<br />
Auch eine Wissensgesellschaft und<br />
High-Tech-Ökonomie braucht Putzkräfte<br />
und Kofferträger wie Herrn Ibrahim. Der<br />
Widerspruch von humanitärer Flüchtlingspolitik<br />
und wirtschaftlicher Rationalität<br />
lässt sich auflösen, weil auch weniger Gebildete<br />
als Arbeitskräfte gebraucht werden.<br />
Aber nur, solange kein 8,50-Euro-Mindestlohn<br />
die Unqualifizierten in die Arbeitslosigkeit<br />
treibt. Und solange der Sozialstaat<br />
nicht ins Absurde abdreht.<br />
Das droht, nachdem das Landgericht Essen<br />
einer seit Jahren im Ruhrgebiet lebenden<br />
rumänischen Familie Hartz-IV-Leistungen<br />
zubilligte, gerade weil der Familienvater<br />
in Deutschland nie gearbeitet hat.<br />
Arbeitssuchende Ausländer haben zwar<br />
keinerlei Anspruch auf Leistungen zum Lebensunterhalt.<br />
Was aber ist nach diesem<br />
Urteil mit Leuten, die unter Ausnutzung<br />
der Freizügigkeit im EU-Raum jetzt nach<br />
Deutschland kommen, ohne an Arbeitsaufnahme<br />
überhaupt nur zu denken? Dazu<br />
gehören schon jetzt 35 000 der insgesamt<br />
324 000 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien,<br />
klagt Hans-Werner Sinn, der Präsident<br />
des Münchner ifo Instituts.<br />
Gerade weil Deutschland Zuwanderung<br />
in seinen Arbeitsmarkt dringend braucht,<br />
muss Zuwanderung in das Sozialsystem<br />
streng reguliert werden. Dabei geht es<br />
nicht nur um die finanzielle Belastung von<br />
FOTO: LAIF/JOHANNES ARLT<br />
30 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Sozialversicherungen und Stadtkassen.<br />
Zuwanderungsfeindliche Populisten sind<br />
in fast allen Nachbarländern Deutschlands<br />
– von Österreich bis in die Niederlande –<br />
inzwischen zum wichtigen politischen<br />
Faktor geworden, in Frankreich droht der<br />
Front National gar zur stärksten Oppositionspartei<br />
zu werden.<br />
Dabei braucht kaum ein Land in der EU<br />
derzeit Zuwanderung so dringend wie<br />
Deutschland. Das liegt vor allem an der<br />
Überalterung der Bevölkerung und den<br />
niedrigen Geburtenzahlen. Migranten sind<br />
aber nicht nur eine Notlösung angesichts<br />
der demografischen Entwicklung. Mit der<br />
Zuwanderung kann auch ein neues<br />
Deutschland entstehen, das vielseitiger ist<br />
und anpassungsfähiger für die Herausforderungen<br />
einer globalisierten Welt. Klassische<br />
Einwanderungsländer wie Australien,<br />
Kanada und die USA haben es im 21. Jahrhundert<br />
leichter als abgeschottete Nationen<br />
– wie Japan.<br />
In Deutschland ist die Zahl der Ausländer<br />
im vergangenen Jahr von 6,9 auf mehr als<br />
7,2 Millionen Menschen gestiegen, obwohl<br />
gleichzeitig knapp <strong>11</strong>3 000 eingebürgerte<br />
Zuwanderer aus dieser Statistik verschwanden.<br />
<strong>2013</strong> ging diese Entwicklung weiter.<br />
Spanier, Griechen, Portugiesen und Italiener<br />
strömen aus ihren krisengeschüttelten<br />
Heimatländern – es sind überwiegend genau<br />
die Zuwanderer, nach denen sich die<br />
Wirtschaft in Deutschland sehnt:gut ausgebildete,<br />
ehrgeizige junge Leute ohne allzu<br />
große kulturelle Distanz zur neuen Umgebung.<br />
Also alles auf gutem Wege?<br />
Zuwanderung nötig<br />
Differenz ausden altersbedingten ZuundAbgängenauf<br />
den Arbeitsmärkten<br />
zwischen 2010 und2020(in Prozent)<br />
Türkei<br />
Irland<br />
USA<br />
Frankreich<br />
Australien<br />
Großbritannien<br />
Niederlande<br />
Spanien<br />
Japan<br />
Italien<br />
Kanada<br />
Polen<br />
Deutschland<br />
–80<br />
–40<br />
Wachstum bzw. Rückgang der Einwohnerzahl<br />
im arbeitsfähigen Alter unter der Annahme,<br />
dass es keine Zu- und Abwanderung gibt;<br />
Quelle: OECD<br />
0<br />
40<br />
80<br />
Fachleute warnen vor zu viel Selbstzufriedenheit.<br />
„Es ist nur eine Minderheit der<br />
hoch qualifizierten Migranten, die den<br />
Weg zu uns findet“, klagt Klaus Zimmermann,<br />
Direktor des Instituts für die Zukunft<br />
der Arbeit (IZA) in Bonn. Mit einer<br />
großen Gruppe von Mitarbeitern aus vielen<br />
Herkunftsländern hat der Arbeitsmarktforscher<br />
jetzt ein voluminöses Handbuch<br />
zur Migrationsökonomie herausgegeben.<br />
Was an seinem Institut problemlos<br />
funktioniert – die Anwerbung und Anbindung<br />
von produktiven Zuwanderern aus<br />
Griechenland und den USA, aus Israel und<br />
Indien –, fällt vielen deutschen Unternehmen<br />
noch schwer. Wie Zimmermann bei<br />
Vorträgen rund um den Globus erfahren<br />
hat, denken viele fähige Leute in der weiten<br />
Welt bei ihrer persönlichen Karriereplanung<br />
erst einmal überhaupt nicht an<br />
Deutschland. „Man braucht ein Signal,<br />
dass Deutschland offen ist für Zuwanderung“<br />
– um die gleichsam natürlichen Hindernisse<br />
zu überwinden: die Sprachbarriere,<br />
kulturelle Vorbehalte, Ängste gegenüber<br />
einem Land, das nur langsam den Ruf der<br />
Ausländerfeindlichkeit loswird.<br />
KEIN SICHTBARER MISSBRAUCH<br />
In Sachen Zuwanderung in die Sozialsysteme<br />
geben die IZA-Forscher Entwarnung.<br />
In Europa haben Irland, Großbritannien<br />
und Schweden seit 2004 Erfahrungen mit<br />
dem ungeregelten Zustrom von Osteuropäern<br />
aus den neuen EU-Mitgliedsländern<br />
gemacht. In Deutschland galten bis vor<br />
Kurzem noch Einschränkungen. Bei allen<br />
Unterschieden der Sozialsysteme gab es<br />
bisher keinen sichtbaren Missbrauch im<br />
großen Stil, schreiben die IZA-Autoren<br />
Corrado Giulietti und Jackline Wahba: Die<br />
meisten Leute „kamen, um zu arbeiten,<br />
und nicht, um Leistungen zu beanspruchen“.<br />
Und ihr Kollege Martin Kahanec,<br />
neben seiner IZA-Tätigkeit Professor an der<br />
Central European University in Budapest,<br />
weist drauf hin, dass die erhöhte Migration<br />
in Europa nicht nur ein Ergebnis der aktuellen<br />
Krise ist, sondern auch ein Gegenmittel:<br />
Die Migration sorge für eine bessere<br />
Verteilung von Arbeitskräften auf die Arbeitsplätze<br />
innerhalb Europas und so für<br />
„ein höheres Innovationspotenzial, bessere<br />
Nutzung von Ressourcen und damit für<br />
höhere Produktivität“. Europa insgesamt<br />
verliert seinen klassischen Standortnachteil<br />
gegenüber den USA, wo hohe Mobilität<br />
der Arbeitskräfte selbstverständlich ist.<br />
Was für Europa insgesamt nützlich ist,<br />
wird für Deutschland überlebenswich-<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 31<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Weltweit auf<br />
Wanderschaft:<br />
232 Millionen<br />
Die große Völkerwanderung<br />
Zahl der zugewanderten Einwohner* und ihre Herkunftsländer** (in Millionen, Ende 2012)<br />
Frankreich 7 Mio.<br />
Großbritannien 8 Mio.<br />
Deutschland 10 Mio.<br />
Kanada<br />
7 Mio.<br />
3,7<br />
Russland<br />
<strong>11</strong> Mio.<br />
USA<br />
46 Mio.<br />
2,8<br />
0,9<br />
3,5 2,6<br />
1,0<br />
Kasachstan<br />
1,3 0,7 Spanien 6 Mio.<br />
Ukraine<br />
Türkei<br />
12,2 1,0 2,0<br />
0,3<br />
1,9<br />
Portugal<br />
Indien<br />
0,6<br />
Saudi-Arabien<br />
9 Mio.<br />
China Südkorea<br />
Philippinen<br />
Vereinigte<br />
Arabische<br />
Emirate<br />
8 Mio.<br />
1,1<br />
*einschließlicheingebürgerter Zuwanderer;**Auswahl;Quelle:InternationalOrganization forMigration,UNHCR<br />
Australien 6 Mio.<br />
»<br />
tig. Ohne Zu-und Abwanderung würde<br />
die deutsche Erwerbsbevölkerung in diesem<br />
Jahrzehnt um vier Prozent schrumpfen.<br />
Schon 2010 meldete jedes vierte deutsche<br />
Unternehmen einen Mangel an geeignetem<br />
Nachwuchs: Es fehlte an Elektrikern<br />
und Maschinenbauern, Kaufleuten und<br />
Köchinnen, Kellnern und Friseuren.<br />
Deutschland fehlt es an Ingenieuren, aber<br />
noch mehr an gut ausgebildeten Handwerkern.<br />
60 Prozent der offenen Stellen in<br />
Deutschland setzten 2010 eine qualifizierte<br />
Berufsausbildung voraus, nicht unbedingt<br />
ein Studium. Immerhin 20 Prozent aller<br />
Betriebe teilten 2010 in einer Umfrage des<br />
Bundesarbeitsministeriums mit, es mangele<br />
ihnen auch an Unqualifizierten.<br />
Die Bundesagentur für Arbeit rechnet<br />
bis 2025 mit einem Fachkräftebedarf von<br />
5,4 Millionen Menschen. Selbst wenn Arbeitszeiten<br />
verlängert werden, selbst wenn<br />
mehr Frauen und mehr ältere Menschen<br />
einen Job annehmen als heute, bleibt eine<br />
Lücke: Gesucht werden annähernd 800000<br />
ausländische Fachkräfte.<br />
Noch dramatischer sieht die Berechnung<br />
aus, die Axel Plünnecke, Leiter des<br />
Kompetenzfelds Humankapital und Innovationen<br />
am Institut der deutschen Wirtschaft<br />
(IW) in Köln soeben angestellt hat.<br />
Bis 2025 fehlen<br />
in Deutschland<br />
5,4 Millionen<br />
Fachkräfte<br />
Danach wird es ohne Zuwanderung schon<br />
2030 in deutschen Unternehmen etwa 1,8<br />
Millionen weniger Facharbeiter aus dem<br />
Mint-Bereich geben. Mint – die Abkürzung<br />
hat Konjunktur, seit der Mangel sichtbar<br />
geworden ist – meint die studierten Mathematiker,<br />
Informatiker, Naturwissenschaftler<br />
sowie die außerhalb der Hochschulen<br />
ausgebildeten Techniker. Plünnecke sieht<br />
die Ursache auch in einer falschen Orientierung<br />
in der Bildung und Berufsausbildung:<br />
Der Anteil der Mint-Kräfte unter den<br />
40- bis 44-Jährigen beträgt derzeit 24 Prozent,<br />
und bei den 30- bis 34-Jährigen sind<br />
es nur noch 19 Prozent.<br />
Das Problem durch Zuwanderung zu lösen<br />
wird schwierig. Denn Deutschland gehört<br />
immer noch zu den Industrieländern<br />
mit der niedrigsten dauerhaften Immigration<br />
von Arbeitskräften. „Nur ein kleiner<br />
Teil der in jüngster Zeit zugezogenen Migranten<br />
ist in Deutschland geblieben“, klagt<br />
die OECD in einer neuen Studie über die<br />
Zuwanderung von Arbeitnehmern nach<br />
Deutschland.<br />
INS HERKUNFTSLAND ZURÜCK<br />
Die Fluktuation ist gewaltig: Nach Zahlen<br />
der Bundesagentur für Arbeit hatten mehr<br />
als 60 Prozent der 2004 nach Deutschland<br />
eingereisten Arbeitsmigranten 20<strong>11</strong> das<br />
Land wieder verlassen. Es gab Rückkehrer<br />
in die alte Heimat und Menschen, die in<br />
dritte Länder weiterwanderten. So etwas<br />
gibt es fast so lange, wie es Auswandererströme<br />
gibt: Von den europäischen Auswanderern<br />
in die USA war im 19. Jahrhundert<br />
fast ein Viertel wieder ins Herkunftsland<br />
zurückgekehrt. Und von den<br />
vielen Polen, die um 1900 als Bergleute ins<br />
damals aufstrebende Ruhrgebiet strömten,<br />
zog mindestens ein Drittel in den wirtschaftlich<br />
schwierigen Zwanzigerjahren<br />
des 20. Jahrhunderts wieder weg.<br />
Im 21. Jahrhundert ist solche Zirkularmigration<br />
von der häufigen Ausnahme beinahe<br />
zur Regel geworden, sagt der Migrationsforscher<br />
Zimmermann. Weil Fernreisen<br />
erschwinglich geworden sind, ist Mi-<br />
32 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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gration sehr oft keine Entscheidung fürs<br />
Leben mehr – und gerade gut ausgebildete<br />
Berufstätige wandern mit Leichtigkeit von<br />
einem Land ins andere und wieder zurück.<br />
Ohne Verständnis für dieses Phänomen,<br />
so Zimmermann, kommt die Politik zu<br />
Fehlentscheidungen. Ein krasses Beispiel<br />
war die Behandlung der türkischen Zuwanderer<br />
im Westdeutschland der Siebziger-<br />
und Achtzigerjahre. Denen machten<br />
Politiker und Ausländerämter klar, dass<br />
man sie eigentlich loswerden wollte; Anwerbestopp<br />
bedeutete, dass ein Umzug in<br />
die alte Heimat ausnahmslos den Abschied<br />
aus Deutschland für immer bedeutete –<br />
und das wollte in der Regel auch der arbeitslose<br />
Deutschtürke nicht. Im Ergebnis<br />
„sind die Türken hier geblieben, weil sie<br />
nicht zurück konnten, wenn sie einmal<br />
ausgereist waren“. Das Gleiche ist mit den<br />
mexikanischen Zuwanderern in den USA<br />
passiert: Das Verbot der Zirkularwanderung,<br />
mit der das Land den Zustrom über<br />
seine Südgrenze stoppen wollte, trieb vor<br />
allem die Arbeitslosenquote nach oben.<br />
Zirkularwanderung ist heute dagegen<br />
fast weltweit ein für alle Beteiligten positives<br />
Phänomen. In die ärmeren Länder des<br />
Nur wenige<br />
Zuwanderer<br />
bleiben dauerhaft<br />
in Deutschland<br />
Globus von Ecuador über Ägypten bis Indien<br />
fließt nach einer Berechnung der<br />
Weltbank durch Gastarbeiterüberweisungen<br />
insgesamt vier Mal so viel Geld wie<br />
durch Leistungen der Entwicklungshilfe.<br />
Von der Zirkularmigration gut ausgebildehörigkeit<br />
in Deutschland 2012 gesunken<br />
ist, ganz im Gegensatz zu anderen Ausländergruppen.<br />
Das liegt neben den vielen<br />
Einbürgerungen von Gastarbeiterenkeln<br />
an der für die Wirtschaft beider Länder oft<br />
nutzbringenden Rückwanderung an den<br />
Bosporus.<br />
Daneben, betont Zimmermann, bringt<br />
die Zirkularmigration aber auch ein großes<br />
Problem mit sich: Kein Land kann sich darauf<br />
verlassen, dass Zuwanderer, die man<br />
dringend braucht, im Land bleiben. Mancher<br />
indische Ingenieur in Deutschland<br />
wird sich immer wieder fragen, ob er nicht<br />
doch besser in einem Industrieland aufgehoben<br />
ist, dessen Sprache er schon in der<br />
Grundschule gelernt hat – und da kann<br />
Deutschland mit den USA oder Großbritannien<br />
nicht mithalten.<br />
Das Problem löst sich nicht einfach dadurch,<br />
dass qualifizierte junge Griechen,<br />
Spanier und Italiener der heimischen Wirtschaftsmisere<br />
Richtung Deutschland zu<br />
entkommen suchen. Das ist ein zeitlich begrenztes<br />
Phänomen, warnt Rainer Münz,<br />
früher Professor für Demografie an der<br />
Berliner Humboldt-Universität und heute<br />
Leiter der Forschungsabteilung der Ers-<br />
ter Arbeitskräfte profitieren die Zielländer<br />
auch nach der Rück- oder Weiterwanderung<br />
der Menschen. Das ist heute leicht in<br />
der Türkei zu besichtigen, wo viele remigrierte<br />
junge Deutschtürken (oder Türkeideutsche?)<br />
als Manager und Ingenieure<br />
zum Erfolg deutscher Auslandsinvestitionen<br />
beitragen. In diesem Zusammenhang<br />
ist nebenbei bezeichnend, dass die Zahl<br />
der Menschen mit türkischer Staatsange- »<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»<br />
ten Bank in Wien. Die Krise in Südeuropa<br />
wird irgendwann vorbeigehen, der<br />
Fachkräftemangel in Deutschland nicht:<br />
Der wird wegen der technologischen Entwicklung<br />
nur noch steigen. „Das Bildungssystem<br />
verändert sich viel langsamer als<br />
das Wirtschaftssystem“, sagt Münz und plädiert<br />
darum leidenschaftlich für staatliche<br />
Maßnahmen zur Förderung der Migration:<br />
„Die philippinischen Krankenschwestern<br />
in Deutschland sind nur ein Anfang.“ Tatsächlich<br />
fördert die Bundesagentur für Arbeit<br />
seit ein paar Monaten die Anwerbung<br />
von Pflegekräften auf den Philippinen und<br />
anderswo in Südostasien.<br />
GUTES BEISPIEL<br />
In den nächsten drei Jahren fehlen in<br />
Deutschland allein in der Pflegebranche<br />
40 000 Fachkräfte, prognostiziert die Agentur<br />
für Arbeit. Natürlich heißt das aber<br />
nicht, dass nur der Staat die drohende Katastrophe<br />
für deutsche Kranke und Pflegebedürftige<br />
abwenden kann. Es geht auch<br />
privat, und dafür ist Myra Mani ein gutes<br />
Beispiel.<br />
Die 29-jährige Betriebswirtin führt zusammen<br />
mit ihren Eltern einen privaten<br />
Pflegedienst in der westfälischen Kreisstadt<br />
Lüdenscheid. Vor knapp 40 Jahren ist<br />
Familie Mani von Indien nach Deutschland<br />
eingewandert – und heute suchen die<br />
Manis selbst im Ausland nach Fachkräften.<br />
In Portugal hat Mani damit vor zwei Jahren<br />
angefangen, musste schwierige Hürden<br />
nehmen bei den Botschaften und bei<br />
Hochschulen, die in Portugal für die Pflegerausbildung<br />
zuständig sind. Dann kamen<br />
sieben junge Portugiesen zu den Manis<br />
nach Lüdenscheid, für die meisten war<br />
es der erste Job. Myra Mani organisierte ihnen<br />
Wohnungen, bezahlte Fahrtkosten, die<br />
Einrichtung und den Deutschkurs. Knapp<br />
7000 Euro pro Person waren das, rechnet<br />
sie aus. „Ich glaube, mit dem Auswandern<br />
ging ihnen das Erwachsenwerden dann etwas<br />
zu schnell“, sagt sie heute: Nach knapp<br />
einem Jahr kehrten fünf der sieben Portugiesen<br />
Deutschland wieder den Rücken –<br />
so wird die Zirkularmigration auch zu einem<br />
betriebswirtschaftlichen Problem.<br />
Jetzt arbeitet Snezha R. für die Manis. Die<br />
zierliche, blonde Frau ist gelernte Krankenschwester.<br />
Sie stammt aus Bulgarien,<br />
hat lange in Serbien gearbeitet, doch dort<br />
gibt es kaum noch Jobs. Also packte sie die<br />
Koffer, ließ ihren Mann und ihr Haus zurück<br />
und zog vor ein paar Wochen zu Verwandten<br />
nach Lüdenscheid, in der Hoffnung<br />
auf Chancen in Deutschland. Genau<br />
Wer vor Armut<br />
flüchtet, hat kaum<br />
eine Chance<br />
wie Zehntausende andere aus dem armen<br />
Osten Europas. Mit dem Unterschied zu<br />
vielen Landsleuten, dass ihre berufliche<br />
Qualifikation hier gesucht ist – und vielleicht<br />
auch mit mehr Glück, weil sich ausgerechnet<br />
in Lüdenscheid der Betrieb der<br />
Manis fand: Arbeitgeber, die schon wegen<br />
ihres eigenen Hintergrunds ohne Scheuklappen<br />
auf Fähigkeiten ausländischer<br />
Mitarbeiter setzen. Und weil Mitarbeiter<br />
eines ambulanten Pflegedienstes natürlich<br />
Auto fahren müssen, finanziert das Unternehmen<br />
seiner bulgarischen Mitarbeiterin<br />
jetzt Fahrstunden. Einziges Problem: Die<br />
Sprache. „Das Wort Stoppschild versteht<br />
sie noch nicht so richtig“, sagt Snezhas<br />
Fahrlehrer.<br />
So wie besonders viele kleine Unternehmen<br />
und viele potenzielle ausländische Arbeitnehmer<br />
das komplizierte deutsche<br />
Ausländerrecht nur schwer verstehen, wie<br />
auch die OECD in ihrem Bericht über die<br />
wirtschaftliche Migration nach Deutschland<br />
betont. So gebe es in Deutschland für<br />
die Beschäftigung von hoch qualifizierten<br />
Festung Europa Grenzschutzanlage in der<br />
spanischen Enklave Melilla<br />
Zuwanderern aus aller Welt seit den entsprechenden<br />
Gesetzesänderungen der<br />
vergangenen Jahre kaum noch Hindernisse.<br />
„Doch selbst Arbeitgeber, die Engpässe<br />
melden, greifen bislang selten auf internationale<br />
Personalbeschaffung zurück“, sagt<br />
OECD-Forscher Jonathan Chaloff. Das<br />
mag mit der mittelständischen Struktur der<br />
deutschen Industrie zu tun haben: Gerade<br />
kleine und mittlere Unternehmen bestehen<br />
oft auf gute Deutschkenntnisse von<br />
Anfang an und manchmal auf einem sehr<br />
exakten Qualifikationsprofil, das niemand<br />
mitbringen kann, der außerhalb Deutschlands<br />
seinen Beruf gelernt hat. Gravierender<br />
ist aus Sicht der OECD, dass das deutsche<br />
System immer noch „auf einer Reihe<br />
von Ausnahmen von einem generellen Anwerbestopp<br />
beruht“ – auch wenn die Ausnahmen<br />
inzwischen sehr weitgehend sind.<br />
ALLES VERBOTEN<br />
Es gibt eben Länder, in denen alles erlaubt<br />
ist, was nicht grundsätzlich verboten ist. In<br />
Deutschland dagegen gilt in Sachen Arbeitsmigration<br />
immer noch der alte satirische<br />
Spruch, dass alles verboten ist, was<br />
nicht grundsätzlich erlaubt ist. Für den<br />
ausländischen Zuwanderer eine gute Einführung<br />
in die Sitten des alten Deutschlands,<br />
das in der Gegenwart langsam verschwindet.<br />
Natürlich hat die Politik das Problem erkannt<br />
– und in den jetzt laufenden Koalitionsgesprächen<br />
von CDU/CSU und SPD<br />
gibt es eine Untergruppe „Integration und<br />
Migration“ in der Verhandlungsgruppe zur<br />
Innenpolitik. Für die Union steigt Maria<br />
Böhmer in den Ring, seit 2005 ausgesprochen<br />
unauffällig agierende Migrationsbeauftragte<br />
der Bundesregierung. Sie passt<br />
insofern gut zu Aydan Özoguz aus Hamburg,<br />
die es seit 20<strong>11</strong> als stellvertretende<br />
Bundesvorsitzende der SPD schafft, weithin<br />
unbekannt zu bleiben.<br />
Wirkliche Integration in der Politik wäre<br />
wohl erst erreicht, wenn jemand namens<br />
Özoguz nicht über Integration verhandeln<br />
würde, sondern zum Beispiel über Verteidigungspolitik.<br />
Aber das kann noch dauern:<br />
Die Familie des zuständigen CDU-Unterhändlers<br />
Thomas de Maizière ist immerhin<br />
schon vor mehr als drei Jahrhunderten<br />
nach Deutschland ausgewandert. n<br />
hansjakob.ginsburg@wiwo.de, jacqueline goebel<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 36 »<br />
FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA/EPA/ESTEVEZ<br />
34 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
ETHNISCHES UNTERNEHMERTUM<br />
Von Migrant zu Migrant<br />
Das russische Reisebüro, der indische Gemischtwarenhändler:<br />
In Deutschland leben ganze Wirtschaftszweige von Zuwanderern.<br />
Wenn Taisia Wilhelm für ihr Reisebüro<br />
Werbung macht, geht das so: Sie holt sich<br />
eine Tasse schwarzen Tee, setzt sich vor<br />
ihren Computer und drückt immer wieder<br />
„Freundschaftsanfrage senden“. Mehr<br />
als 600 Menschen haben bei „odnaklasniki.ru“,<br />
dem russischen Pendant zu<br />
Facebook, ihre Freundschaftsanfrage in<br />
den vergangenen drei Monaten angenommen.<br />
Taisia Wilhelms Reisebüro sitzt in<br />
Düsseldorf, trotzdem sprechen fast alle<br />
ihre Kunden russisch.<br />
In Deutschland leben etwa 20 Millionen<br />
Menschen mit einem ausländischen Hintergrund.<br />
Etwa zehn Millionen von ihnen sind<br />
im Ausland geboren, gingen dort zur Schule,<br />
arbeiteten in Fabriken und Büros und<br />
gingen alle paar Tage einkaufen. Als sie<br />
dann nach Deutschland auswanderten,<br />
brachten sie ihre Gewohnheiten und Geschmäcker<br />
mit. Hier verkaufen ihnen ehemalige<br />
Landsleute Nahrungsmittel, Zeitungen<br />
und andere Waren aus der Heimat.<br />
Als „Ethnic-Business“ bezeichnen Experten<br />
das Phänomen, wenn Migranten mit Migranten<br />
ins Geschäft kommen.<br />
„Viele Russen leben in Deutschland so,<br />
als hätten sie Russland nie verlassen“, sagt<br />
Taisia Wilhelm, den Rücken durchgedrückt,<br />
den Kopf gerade. Die 65-Jährige hat den<br />
größten Teil ihres Lebens als Tänzerin und<br />
Galeristin verbracht, 1989 war sie aus<br />
Russland nach Deutschland geflohen. Als<br />
sie sah, dass immer mehr Deutschrussen<br />
kamen, gründete sie 1995 ihr Reisebüro in<br />
Düsseldorf. Mittlerweile gibt es Filialen<br />
auch in Stuttgart, Köln und Frankfurt. Rund<br />
1000 Touristen pro Woche bringt „Viktoria<br />
Reisen“ im Sommer mit dem Bus nach Paris,<br />
Madrid oder Rom. Warum reisen sie<br />
nicht mit deutschen Reisebüros? „Es ist ein<br />
kultureller Unterschied“, sagt Wilhelm. Die<br />
Russen müssten an die Hand genommen,<br />
alles müsse ihnen gezeigt werden. „Sie sind<br />
hier unter ihresgleichen. Hier stellen sie<br />
auch Fragen; das würden sie sich unter<br />
Deutschen nicht trauen.“<br />
Für Deutschland sind Unternehmer wie<br />
Taisia Wilhelm mittlerweile ein wichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor: Fast jeder fünfte Unternehmensgründer<br />
in Deutschland hat einen<br />
Migrationshintergrund. 2012 waren es nach<br />
»Wir müssen die<br />
Vorstellung einer völlig<br />
homogenen Gesellschaft<br />
aufgeben«<br />
Ludger Pries, Soziologe<br />
Ein Inder am Rhein<br />
Die Hälfte von Sukhjider<br />
Singhs Kunden sind<br />
Deutsche<br />
Zahlen der KfW-Bankengruppe 147 000<br />
Menschen. Türkische Migranten bilden dabei<br />
die größte Gründergruppe und stellen<br />
jeden vierten ausländischen Neuunternehmer;<br />
fast jeder zehnte kommt aus Russland.<br />
Wer davon ethnische Nischengeschäfte betreibt<br />
und wer etwa einen Friseurladen oder<br />
eine IT-Firma unterhält, ist schwer zu ermitteln.<br />
Geschäftsgründungen sind jedenfalls<br />
für viele Migranten ein Weg, um sich in<br />
Deutschland eine selbstständige Existenz<br />
zu verschaffen – und mit Menschen aus der<br />
Heimat in Kontakt zu bleiben.<br />
In Sukhjider Singhs Gemischtwarenladen<br />
riecht es nach fremder Welt, nach Curry,<br />
Koriander und Räucherstäbchen. Singh hat<br />
die Erinnerungen an seine Heimat zu seinem<br />
Geschäft gemacht: In den Regalen reihen<br />
sich 20-Kilo-Reissäcke an Bollywood-<br />
FOTO: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
36 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Filme auf Videokassetten, Glitzerkosmetik<br />
und Götterstatuen. Sukhjider Singh sitzt<br />
an der Kasse. Der 36-Jährige mit dem langen,<br />
grau melierten Bart trägt einen Turban.<br />
Den Laden hat er vor fast 16 Jahren<br />
von einem Bekannten übernommen, seine<br />
ganze Familie hilft heute mit.<br />
Erschwert Ethnic-Business, dass Zuwanderer<br />
sich integrieren? Der Soziologe<br />
George Simmel schrieb schon vor etwa<br />
100 Jahren einen viel zitierten Aufsatz<br />
über Migranten und jüdische Händler als<br />
die „Fremden“. Der Fremde sei kein Wanderer,<br />
der heute kommt und morgen<br />
geht, schrieb Simmel, sondern einer, „der<br />
heute kommt und morgen bleibt“. Simmel<br />
zufolge bleiben ethnische Gruppen der<br />
Mehrheit einer Gesellschaft außen vor.<br />
CHANCE AUF TEILHABE<br />
Der Wirtschaftssoziologe Ludger Pries<br />
sieht hinter solchen Analysen ein veraltetes<br />
Bild von Migration: „Wir müssen die Vorstellung<br />
von einer völlig homogenen Gesellschaft<br />
aufgeben“, sagt er. Die Menschen<br />
ziehe es dorthin, wo sie sich Chancen auf<br />
gesellschaftliche Teilhabe erhoffen. Und<br />
das falle leichter, wenn es dort Menschen<br />
gibt, die ihnen kulturell nahestehen. Für<br />
viele Zuwanderer ist ethnisches Unternehmertum<br />
ein wichtiger Faktor, um in einer<br />
fremden Kultur anzukommen. Und oft entwickelten<br />
sich daraus Geschäfte, die<br />
Dienstleistungen für alle anbieten.<br />
Sukhjider Singhs Kundschaft ist so bunt<br />
gemischt wie seine Produktauswahl: Inder,<br />
Pakistani, Iraner und Afrikaner wandern in<br />
den schmalen Gängen zwischen den Regalen<br />
umher. Fast die Hälfte seiner Kunden<br />
seien mittlerweile Deutsche, sagt Singh.<br />
Viele von ihnen seien Hobbyköche oder<br />
Indienfans, aber auch Sparfüchse, die wissen,<br />
dass Gewürze im „Asien Basar“ um<br />
einiges günstiger sind als im Supermarkt.<br />
Im ehemaligen Kölner Griechenmarktviertel<br />
ist der Gemischtwarenladen einer<br />
von zahlreichen indischen Geschäften.<br />
Gleich nebenan verkauft und näht eine<br />
Familie Saris. Die Gegend wird heute „Inderviertel“<br />
genannt, auch wenn hier kaum<br />
Inder wohnen – „zu teuer“, sagt Singh,<br />
der mit seiner Familie auf der anderen<br />
Rheinseite wohnt. Aber auch wenn die<br />
meisten asiatischen Zuwanderer hier<br />
nicht wohnen, das Inderviertel hat ihnen<br />
einen Job gegeben, in ihren eigenen<br />
Unternehmen – und auch eine Heimat. n<br />
artur lebedew | politik@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 37<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Auf die Barrikaden!<br />
Demonstranten in der Bretagne<br />
Die Schnauze voll<br />
FRANKREICH | Staatschef François Hollande hat das Land gegen<br />
sich aufgebracht. Das muss auch die Regierung in Berlin sorgen.<br />
Eine Konsens-Republik wollte François<br />
Hollande führen, widerstreitende<br />
Interessengruppen unter seiner<br />
Vermittlung dazu bringen, an einem Strang<br />
zu ziehen. Das ist ihm gelungen – jedoch<br />
ganz anders als geplant.<br />
Anderthalb Jahre nach seinem Wahlsieg<br />
im Mai 2012 sind sich Unternehmer und<br />
Arbeitnehmer, Groß- und Geringverdiener<br />
einig im Zorn auf den französischen Staatschef<br />
und seine Regierung. Ein Autoritätsverlust<br />
mit Folgen: Beobachter fürchten<br />
um die ohnehin zaghafte wirtschaftliche<br />
Erholung, da wirtschaftspolitische Reformen<br />
kaum noch durchsetzbar erscheinen<br />
und Investoren sich zurückziehen. Bei<br />
wichtigen Entscheidungen in der EU kann<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Hollande<br />
kaum noch zählen.<br />
Der Konsens dieses Herbstes lautet „rasle-bol“:<br />
Die Franzosen haben „die Schnauze<br />
voll“ von Politikern, die im Kampf gegen<br />
die zunehmende Staatsverschuldung nur<br />
ein Mittel zu kennen scheinen: Steuererhöhungen.<br />
Besonders deutlich wurde dies<br />
in den vergangenen Tagen in der Bretagne,<br />
einer Region, die für ihre zu plötzlicher<br />
Sturmstärke aufdrehenden Winde bekannt<br />
ist.<br />
Aus einem vergleichsweise nichtigen<br />
Anlass – der geplanten Einführung einer<br />
Ökosteuer für Lastwagen, die noch zu Zeiten<br />
der konservativen Regierung unter<br />
Präsident Nicolas Sarkozy beschlossen<br />
Schwere Bürde<br />
Schuldenstand undHaushaltsdefizit in<br />
Frankreich(in Prozent desBruttoinlandsprodukts)*<br />
100<br />
90<br />
80<br />
öffentliche<br />
Gesamtverschuldung<br />
–7,5 –7,1 –5,3 –4,8 –4,1 –3,8 –3,7<br />
Haushaltsdefizit<br />
2009 10 <strong>11</strong> 12 13 14 15<br />
*ab<strong>2013</strong>Prognose; Quelle:EU-Kommission<br />
wurde – kam es dort zu Proteststürmen,<br />
die nicht nur die Ökosteuer hinwegfegten.<br />
„Die Regierung steckt in einer Sackgasse,<br />
was das Vertrauen der Verbraucher und<br />
der Unternehmer schwer belastet und damit<br />
auch das ohnehin geringe Wachstum“,<br />
sagt Anthony Benhamou, Volkswirt an der<br />
Universität Paris Dauphine. Schlimmer<br />
noch: „Es scheint von nun an unmöglich,<br />
das Land zu reformieren, ohne eine Revolte<br />
fürchten zu müssen.“<br />
WEIT GESTRECKTE ZIELE<br />
Das sind fatale Aussichten für ein Land,<br />
das sogar die bereits weit gestreckten Ziele<br />
zu verfehlen droht. Vorige Woche schlug<br />
die EU-Kommission in ihrem Herbstgutachten<br />
Alarm, Frankreichs Haushaltsdefizit<br />
werde auch im Jahr 2015 noch 3,7 Prozent<br />
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen,<br />
wenn es seine derzeitige Politik beibehält<br />
(siehe Grafik). Und das, obwohl sie<br />
die Prognose der französischen Regierung<br />
für ein Wirtschaftswachstum um 1,7 Prozent<br />
für realistisch hält. Drei Prozent Neuverschuldung<br />
sind das Maximum, das den<br />
Euro-Staaten erlaubt ist.<br />
Die Kommission hatte Paris bereits im<br />
Frühjahr einen Aufschub von zwei Jahren<br />
bis 2015 gewährt. Verbunden mit dieser<br />
Gnadenfrist war die Mahnung, zügig Reformen<br />
anzupacken und die Staatsverschuldung<br />
in den Griff zu bekommen. „Ich<br />
möchte daran erinnern, dass die Prognose<br />
der Kommission auf einer konventionellen<br />
Rechnung beruht, die von keinerlei zusätzlichen<br />
Maßnahmen für eine Verbesserung<br />
ausgeht“, kommentierte Wirtschaftsund<br />
Finanzminister Pierre Moscovici<br />
schmallippig. In seinem Ministerium hält<br />
man die Kritik, die Sozialisten ließen es an<br />
Reformeifer mangeln, für zutiefst ungerecht:<br />
„Die Vorurteile über unsere Reformen<br />
sind absurd.“<br />
Aus Furcht vor dem Druck der Straße haben<br />
die Sozialisten ihre Rentenreform<br />
schon abgespeckt. Der Mehrheit im Senat<br />
ging sie daraufhin nicht weit genug und<br />
nun hat die zweite Kammer das vorhaben<br />
gleich ganz gekippt. Die Reform sah vor,<br />
zwischen 2020 und 2035 die Beitragsjahre<br />
schrittweise und homöopathisch dosiert<br />
von 41,5 auf 43 Jahre zu erhöhen. Jetzt hat<br />
die Nationalversammlung das letzte Wort,<br />
doch wegen der aufgeheizten Stimmung<br />
könnte die Abstimmung im Dezember in<br />
einem Debakel enden.<br />
»<br />
FOTO: ACTION PRESS/ABACA/ERMINE JULIEN<br />
38 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Staatschef in Schockstarre<br />
Frankreichs Präsident Hollande<br />
»<br />
Die Arbeitgeber beklagen ein ums andere<br />
Mal die Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
französischer Unternehmen<br />
durch hohe Sozialabgaben und den<br />
Fiskus. Sie müssten im Jahr 50 Milliarden<br />
Euro an Steuern mehr bezahlen als die<br />
deutschen Konkurrenten, sagt Arbeitgeberchef<br />
Pierre Gattaz. „Wir befinden uns in<br />
einem Regime der Überbesteuerung.“<br />
BÜROKRATISCHES UNGEHEUER<br />
Die von der Regierung als Entlastung angepriesenen<br />
Steuergutschriften im Rahmen<br />
des Programms für mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Arbeitsplätze erweisen sich<br />
bisher als bürokratisches Ungeheuer. Zudem<br />
gehen sie häufig gerade an den Bedürfnissen<br />
technisch innovativer Unternehmen<br />
vorbei, die Frankreichs Exportquote<br />
steigern könnten: Da die Gutschriften<br />
sich nach der Anzahl der Mitarbeiter<br />
berechnen, die weniger als das 2,5-Fache<br />
des Mindestlohns verdienen, kommen Firmen<br />
mit gut bezahlten Ingenieuren nicht<br />
zum Zug.<br />
So zementiert sich Monat für Monat das<br />
Siechtum der Industrie. Sie erwirtschaftet<br />
inzwischen nur noch rund elf Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie Industrieminister<br />
Arnaud Montebourg gerade<br />
einräumte. Sein offizieller Titel „Minister<br />
für die Wiederbelebung der Industrieproduktion“<br />
steht im groben Gegensatz zu der<br />
Tatsache, dass im Wochenrhythmus ganze<br />
Unternehmen oder einzelne Produktionsstätten<br />
schließen.<br />
Am Donnerstag vergangener Woche bestätigte<br />
der Reifenhersteller Goodyear das<br />
endgültige Aus für den Standort im nordfranzösischen<br />
Amiens. Der französische<br />
Telekomausrüster Alcatel-Lucent kündigte<br />
den Abbau von 900 Arbeitsplätzen und die<br />
Schließung der Standorte im bretonischen<br />
Rennes und in Toulouse an. In den ersten<br />
neun Monaten dieses Jahres gaben insgesamt<br />
191 Unternehmen mit mehr als zehn<br />
Mitarbeitern auf. Die Zahl der Firmengründungen<br />
blieb um 25 Prozent hinter<br />
dem Vergleichszeitraum 2012 zurück.<br />
»Die französische<br />
Schwäche von<br />
heute ist das<br />
deutsche Problem<br />
von morgen«<br />
Ulrike Guérot, OSIFE<br />
Nach den jüngsten Erhebungen der<br />
Agentur Markit war Frankreich im Oktober<br />
das einzige europäische Land, in dem sich<br />
die Situation der verarbeitenden Industrie<br />
erneut verschlechtert hat. Die befragten<br />
Einkaufsmanager nannten als Gründe<br />
nachlassende Auftragseingänge und einen<br />
Rückgang der Produktion.<br />
Die Rechnung zahlen mehr als drei Millionen<br />
Arbeitslose. Die Quote beträgt inzwischen<br />
nahezu elf Prozent. In dieser<br />
Situation die häufig kritisierte Staatsquote<br />
von 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
zu senken hält Frankreichexpertin Ulrike<br />
Guérot, Senior Associate bei der Open Society<br />
Initiative for Europe (OSIFE), für nahezu<br />
aussichtslos.<br />
Die ohnmächtige Wut der Bürger in der<br />
Bretagne rührte auch daher, dass dort binnen<br />
kurzer Zeit mehrere Schlachthöfe<br />
schlossen – und Ersatzarbeitsplätze nicht<br />
in Sicht sind. Gegen die Dumpinglohn-Politik<br />
deutscher Schlachtbetriebe sei Frankreich<br />
machtlos, kritisieren Politiker wie Industrieminister<br />
Montebourg nicht ganz zu<br />
Unrecht. Die Hoffnung, dass Berlin seine<br />
Politik im Sinne der französischen Sozialisten<br />
radikal ändern wird, hat man in Paris<br />
nach der Bundestagswahl jedoch begraben:<br />
„Angela Merkel hat die Wahl gewonnen.<br />
Das Regierungsprogramm wird kein<br />
SPD-Programm sein“, bemerkt ein ranghoher<br />
Beamter lakonisch.<br />
Anlass zur Schadenfreude sei das jedoch<br />
keineswegs, warnt Guérot. „Die wirtschaftliche<br />
Schwäche Frankreichs von heute<br />
könnte morgen zum politischen Problem<br />
Deutschlands werden, denn alleine kann<br />
Deutschland in Europa nichts ausrichten.“<br />
Bei wichtigen europäischen Fragen wie der<br />
Bankenunion macht sich dies bereits bemerkbar.<br />
Eine Änderung der EU-Verträge<br />
als Voraussetzung für einen einheitlichen<br />
Einlagensicherungsfonds, wie sie die Bundesregierung<br />
fordert, stößt in Frankreich<br />
auf Widerstand. „Was die Deutschen brauchen,<br />
können die Franzosen nicht liefern“,<br />
sagt Guérot. „Hollande hätte sofort Stress<br />
mit einem Referendum, wie es die französische<br />
Verfassung bei derartigen Änderungen<br />
fordert.“ Damit wäre eine Volksabstimmung<br />
heute vermutlich noch eher zum Scheitern<br />
verurteilt als 2005, als Frankreich gegen die<br />
EU-Verfassung gestimmt und Europa damit<br />
in eine schwere Krise gestürzt hat.<br />
Nun wenden sich vor allem auf dem<br />
Land viele Bürger ab und einer extremen<br />
Rechten zu, die zwar wenig wirtschaftliche<br />
Kompetenz aufweist, aber anders als der<br />
zaghafte Staatschef einen Plan zu haben<br />
scheint. Umfragen sehen den EU-kritischen<br />
Front National (FN) von Marine Le<br />
Pen derzeit bei 24 Prozent. Bei der Europawahl<br />
im Mai würde sie damit stärkste Partei<br />
in Frankreich. Bei den Kommunalwahlen<br />
im März könnte sie die Rathäuser stürmen.<br />
Das Szenario lässt Frankreichs Sozialisten<br />
in Schockstarre verharren. Für Europa<br />
ist das keine gute Nachricht.<br />
n<br />
karin.finkenzeller@wiwo.de | Paris<br />
FOTO: ACTION PRESS/ABACA/LEMOUTON STEPHANE<br />
40 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
BERLIN INTERN | Die große Koalition wird viel frisches<br />
Geld brauchen, will sie auch nur die Wünsche der<br />
Union unters Volk bringen. Die Genossen bieten den<br />
neuen Freunden gern Hilfe an. Von Henning Krumrey<br />
Roter Rat ist teuer<br />
FOTOS: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, GETTY IMAGES<br />
Die führenden Koalitionsverhandler<br />
sind ungehalten. In den einzelnen<br />
Arbeitsgruppen würden<br />
<strong>Ausgabe</strong>pläne geschmiedet, die<br />
zig Milliarden Euro verschlängen. „Schluss<br />
mit Wünsch-dir-Was“, polterte CSU-Chef<br />
Horst Seehofer beim jüngsten Treffen der<br />
großen Leitungsrunde.<br />
Mit überbordender Hilfsbereitschaft treten<br />
da die Finanzexperten der SPD an ihre<br />
Kollegen von der Union heran. Sie haben<br />
aufgelistet, wo und wie viel Geld sich holen<br />
Was nicht passt, wird passend gemacht.<br />
Auch Fusionen will die SPD höher besteuern<br />
ließe – wenn man bloß die Steuerschraube<br />
bei den Unternehmen richtig anzöge. Das<br />
freundliche Angebot der Genossen zielt auf<br />
höchst knifflige Details, die die Masse der<br />
Bevölkerung weder versteht noch aufregt.<br />
Es gilt, aufs Kleingedruckte zu achten,<br />
denn in Winz-Schrift hat der Sozialdemokrat<br />
Lothar Binding 27 Steuererhöhungsvorschläge<br />
auf nur zwei DIN-A4-Blättern<br />
untergebracht, dazu 13 Regelungen, wie<br />
der Steuervollzug durch die Finanzämter<br />
strenger und bundesweit einheitlicher organisiert<br />
werden kann. Von den 27 Verschärfungen<br />
sind zwölf bereits genau beziffert;<br />
sie brächten dem Staat – <strong>vom</strong> Bund bis zu<br />
den Kommunen – ein Plus von 10,6 Milliarden<br />
Euro pro Jahr ein. Bei 15 Maßnahmen<br />
ist der fiskalische Erfolg noch unwägbar:<br />
„Mehreinnahmen: offen.“<br />
„Das ist eine Ideensammlung, wie man<br />
das Steuerrecht weiterentwickeln kann, unterhalb<br />
der ganz großen Themen wie Vermögensteuer,<br />
Erbschaftsteuer oder Neujustierung<br />
der Einkommensteuer“, sagt Autor<br />
Binding. Vereinfachen, Ausnahmen abschaffen<br />
und „Besteuerungslücken“ schließen,<br />
die erst in jüngerer Zeit ausgenutzt<br />
oder von Schwarz-Gelb aufgerissen wurden<br />
– so fasst der Mathematiker seine Liste zusammen.<br />
Manches habe die vorige große<br />
Koalition bloß nicht mehr ins Gesetzblatt gebracht.<br />
Aber in seiner Liste gäbe es „keine<br />
dicken Gemeinheiten“, und „da wir die großen<br />
Themen nicht anpacken, sind folglich<br />
die anderen Dinge harmlos“, spielt er die<br />
Belastung der Unternehmen herunter.<br />
Senkung der Absetzbarkeit von Firmenwagen<br />
und hoher Managergehälter,<br />
Abschaffung der steuerbefreienden Spekulationsfrist<br />
für Grundstücke und Einschränkung<br />
des Gewinnvortrags – das sind leicht<br />
eingängige Vorschläge. Aber es gibt auch<br />
Spezialitäten für steuerpolitische Feinschmecker<br />
wie den „Wegfall der steuerlichen<br />
Vergünstigungen für Initiatorenvergütungen<br />
von vermögensverwaltenden<br />
Private-Equity-Fonds“. Eine Volksbewegung<br />
gegen diese 120-Millionen-Euro-Einnahme<br />
kann niemand organisieren.<br />
Und Binding könnte noch nachlegen:<br />
„Das war keine vollständige Liste – wir haben<br />
noch mehr Ideen.“ Sein Traum wäre es,<br />
möglichst viel direkt in die Koalitionsvereinbarung<br />
zu schreiben, denn das Beispiel der<br />
christliberalen Koalition mahne, „was nicht<br />
klar vereinbart ist, geht später schief“.<br />
Als Binding in einer Untergruppe der Finanz-AG<br />
sein Inkassokonzept vorlegte, war<br />
die Reaktion der Unions-Leute verhalten,<br />
aber nicht brüsk ablehnend. Man wolle sich<br />
das mal ansehen, lautete die Antwort der<br />
künftigen Geschäftspartner. Intern freilich<br />
finden sie die Vorschläge erst mal gruselig.<br />
Die Fleißarbeit der Genossen wird allerdings<br />
nicht vergeblich gewesen sein. Sie<br />
brauchen die Vorschläge nur auf den Stapel<br />
„Wiedervorlage“ zu packen. Sobald die<br />
Konjunktur ein wenig schwächelt, die Rekordbeschäftigung<br />
in Deutschland wieder<br />
einbricht, fehlt Geld in Staatshaushalt und<br />
Sozialkassen, um all die teuren Wünsche zu<br />
bezahlen, die auch die Union jetzt auftischt.<br />
Dann werden die schwarzen Finanzpolitiker<br />
vermutlich dankbar sein, dass die Genossen<br />
schon so eifrig vorgearbeitet haben.<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 43<br />
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Der Volkswirt<br />
KOMMENTAR | Mit ihrer jüngsten<br />
Zinssenkung ist die EZB endgültig<br />
zur Zentralbank Südeuropas<br />
geworden. Von Malte Fischer<br />
EZB d’Italia<br />
Dass sein Wunsch so<br />
schnell erfüllt wird,<br />
hat Fabrizio Saccomanni<br />
wohl kaum erwartet.<br />
Anfang vergangener<br />
Woche hatte Italiens Finanzminister<br />
laut über den starken Euro<br />
geklagt und die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) aufgefordert,<br />
die Leitzinsen zu senken.<br />
Am Donnerstag lieferte EZB-<br />
Chef Mario Draghi dann, was<br />
sein Landsmann Saccomanni<br />
bestellt hatte. Zur Überraschung<br />
der Märkte senkte die<br />
EZB ihren wichtigsten Leitzinsen<br />
von 0,5 auf 0,25 Prozent.<br />
Auch den Zins für Notkredite<br />
verringerte sie um 0,25 Punkte<br />
auf nunmehr 0,75 Prozent. Das<br />
war noch nicht alles. Mit dem<br />
Hinweis, die Null-Linie bei den<br />
Zinsen sei ja noch nicht erreicht,<br />
und die EZB könne noch<br />
weiter gehen, machte Draghi<br />
klar, dass die Leitzinsen für<br />
lange Zeit niedrig bleiben oder<br />
sogar weiter sinken werden.<br />
Zudem versicherte er den Banken,<br />
dass sie sich bis mindestens<br />
Mitte 2015 durch Vollzuteilungsgeschäfte<br />
so viel<br />
Zentralbankgeld bei der EZB<br />
gegen fragwürdige Sicherheiten<br />
leihen können, wie es ihnen<br />
beliebt. Damit hat die EZB die<br />
Kontrolle über die Zentralbankgeldmenge<br />
für die nächsten<br />
zwei Jahre an die Geschäftsbanken<br />
übertragen.<br />
Offiziell begründeten die<br />
Währungshüter ihren Schritt mit<br />
der Sorge vor einem angeblich<br />
gefährlichen Preisniveaurückgang<br />
in der Euro-Zone. Im Oktober<br />
war die Inflationsrate auf<br />
0,7 Prozent gesunken, damit<br />
liegt sie deutlich unter dem Zielwert<br />
der EZB von knapp unter<br />
zwei Prozent. Doch das Gefasel<br />
von einer drohenden Deflation<br />
ist ein billiges Ablenkungsmanöver.<br />
Für den Rückgang der Teuerungsrate<br />
waren vor allem die<br />
gesunkenen Energiepreise verantwortlich.<br />
Zwar liegt die Inflation<br />
in manchen Krisenländern<br />
bei null Prozent, in Griechenland<br />
gehen die Preise sogar zurück.<br />
Doch dies signalisiert lediglich,<br />
dass die Länder dabei<br />
sind, ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />
durch Lohn- und<br />
Preiskonzessionen zurückzugewinnen.<br />
Das ist zu begrüßen,<br />
nicht zu bedauern.<br />
SPARER-ENTEIGNUNG<br />
Daher steckt hinter der Zinssenkung<br />
der EZB ein gänzlich<br />
anderes Motiv. Die Euro-Hüter<br />
wollen die Zinsen für Spareinlagen<br />
weiter nach unten drücken,<br />
um die Anleger in den Kauf von<br />
Staatsanleihen der Südländer<br />
zu treiben. Diese bieten Käufern<br />
im Falle Italiens und Spaniens<br />
bei zehnjähriger Laufzeit<br />
Renditen von mehr als vier Prozent.<br />
Strömen Anleger und<br />
Banken (mit dem billig von der<br />
EZB geliehenen Geld) in die Anleihemärkte<br />
dieser Länder, sinken<br />
die Finanzierungskosten<br />
der Regierungen in Rom und<br />
Madrid. De facto betreibt die<br />
EZB damit eine perfide Politik<br />
der Staatsfinanzierung durch<br />
die Hintertür. Sie zerstört damit<br />
den Spar- und Reformdruck in<br />
den Krisenländern, erzeugt<br />
neue Preisblasen am Finanzmarkt,<br />
enteignet die Sparer in<br />
den Kernländern, löst Fehlinvestitionen<br />
aus und legt so die<br />
Basis für die nächste Krise.<br />
Deutschland hat wahrlich<br />
Besseres verdient, als unter<br />
dem Zinsdiktat einer neuen<br />
Banca d’Italia mit Sitz in Frankfurt<br />
schleichend seinen Wohlstand<br />
zu verlieren.<br />
EXKLUSIVUMFRAGE<br />
Die Arbeit geht nicht aus<br />
Trotz wackliger Konjunktur suchen viele deutsche<br />
Mittelständler weiter Personal. Das zeigt eine aktuelle<br />
Umfrage für die WirtschaftsWoche.<br />
Der Arbeitsmarkt in Deutschland<br />
präsentiert sich weiterhin<br />
erstaunlich robust. Das Nürnberger<br />
Institut für Arbeitsmarktund<br />
Berufsforschung (IAB)<br />
prognostiziert für 2014 einen<br />
Zuwachs der Erwerbstätigenzahl<br />
um rund 240 000 Personen.<br />
Laut IAB gab es im dritten Quartal<br />
dieses Jahres rund 868 000<br />
offene Stellen, fast 5000 mehr<br />
als im Vorjahreszeitraum.<br />
Im vierten Quartal dürfte die<br />
gute Entwicklung weitergehen.<br />
Laut einer aktuellen Umfrage<br />
der Wirtschaftsverbände Die<br />
Familienunternehmer-ASU<br />
und Die Jungen Unternehmer-<br />
BJU exklusiv für die Wirtschafts-<br />
Woche wollen rund 20 Prozent<br />
der Mittelständler in diesem<br />
Zeitraum ihre Belegschaft weiter<br />
aufstocken, nur elf Prozent<br />
planen einen Personalabbau.<br />
67 Prozent geben an, die Mitarbeiterzahl<br />
bis zum Jahresende<br />
konstant zu halten. Befragt wurden<br />
knapp 560 mittelständische<br />
Firmenchefs.<br />
Gleichwohl gibt es eine Reihe<br />
von Faktoren, die derzeit Neueinstellungen<br />
bremsen. Nicht<br />
zuletzt die möglichen Inhalte<br />
des Koalitionsvertrages von<br />
Union und SPD verunsichern<br />
die Wirtschaft. „Zurzeit schauen<br />
viele Unternehmer auf die<br />
Politik in Berlin“, bestätigt die<br />
BJU-Bundesvorsitzende Lencke<br />
Wischhusen. Die politische Unsicherheit<br />
und die Gefahr neuer<br />
Regulierungen ist laut Umfrage<br />
für immerhin jeden zehnten<br />
Firmenchef eine zentrale Jobbremse<br />
(siehe Grafik).<br />
Das wichtigste Hindernis,<br />
neue Jobs zu schaffen, ist jedoch<br />
der um sich greifende<br />
Fachkräftemangel: Jeder dritte<br />
Firmenchef nennt diesen als aktuell<br />
größte Job-Hürde. Im vorigen<br />
Jahr sorgten sich die Unternehmer<br />
noch am meisten über<br />
die wacklige Konjunktur und<br />
die unsichere Auftragslage<br />
(diesmal: 23 Prozent). Auf Platz<br />
drei der Negativ-Skala steht mit<br />
deutlichem Abstand der Kündigungschutz<br />
(12 Prozent). Die<br />
Lohnkosten spielen überraschenderweise<br />
nur eine untergeordnete<br />
Rolle für die Einstellungsbereitschaft<br />
der Betriebe.<br />
Beim Kampf um qualifiziertes<br />
Personal sieht Wischhusen den<br />
wichtigsten Lösungsansatz in<br />
der Bildungspolitik. „Wir müssen<br />
die vorhandenen Potenziale<br />
in Deutschland viel besser ausnutzen“,<br />
mahnt die Verbandschefin.<br />
„50 000 Jugendliche<br />
verlassen die Schulen ohne Abschluss<br />
– da müssen sich die Bildungspolitiker<br />
gemeinsam mit<br />
uns Unternehmern schleunigst<br />
etwas einfallen lassen.“<br />
bert.losse@wiwo.de<br />
Mittelstand stellt ein<br />
Wiewirdsich die Zahl der Arbeitsplätze<br />
in Ihrem Unternehmen im 4. Quartal<br />
voraussichtlich entwickeln?<br />
wir reduzieren<br />
weiß nicht 2%<br />
<strong>11</strong> %<br />
wir<br />
erhöhen 20%<br />
Welches ist aktuell das größte Hindernis<br />
für Ihr Unternehmen, neue Mitarbeiter<br />
einzustellen?<br />
Fachkräftemangel<br />
Unsichere Konjunktur/<br />
Auftragslage<br />
Kündigungsschutz<br />
Unsicherheit über den<br />
Kurs der neuen Bundesregierung<br />
Hohe Lohnkosten<br />
Anderes Hindernis<br />
Keine Hindernisse<br />
Quelle: BJU, ASU<br />
67%<br />
wir halten<br />
konstant<br />
6%<br />
3%<br />
23%<br />
12%<br />
<strong>11</strong>%<br />
12%<br />
33%<br />
FOTO: FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
44 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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KONJUNKTUR DEUTSCHLAND<br />
Leichte Eintrübung trotz<br />
guter Auftragslage<br />
Eine überraschend starke<br />
Nachfrage aus dem Ausland hat<br />
die Auftragsbücher der deutschen<br />
Industrie im September<br />
gut gefüllt. Während die inländische<br />
Nachfrage um 1,0 Prozent<br />
sank, bestellten ausländische<br />
Kunden 6,8 Prozent mehr<br />
Güter und Dienstleistungen<br />
made in Germany. Insgesamt<br />
stiegen die Auftragseingänge<br />
saisonbereinigt gegenüber dem<br />
Vormonat um 3,3 Prozent. Im<br />
Monat zuvor waren sie noch um<br />
0,3 Prozent zurückgegangen.<br />
Den stärksten Anstieg verzeichneten<br />
die Hersteller von Investitionsgütern<br />
(plus 5,5 Prozent).<br />
Laut Bundeswirtschaftsministerium<br />
waren vor allem Großaufträge<br />
für das gute Ergebnis verantwortlich.<br />
Die gute Auftragslage darf jedoch<br />
nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass andere konjunkturelle<br />
Frühindikatoren derzeit<br />
ins Minus drehen. Der Einkaufsmanagerindex<br />
ist gesunken<br />
(siehe unten), und auch der<br />
Earlybird-Frühindikator, den<br />
die Commerzbank exklusiv für<br />
die WirtschaftsWoche ermittelt,<br />
präsentiert sich aktuell mit einer<br />
kleinen Delle. Das Barometer,<br />
das einen Vorlauf gegenüber<br />
der Realwirtschaft von<br />
sechs bis neun Monaten hat,<br />
sank im Oktober leicht auf 2,47<br />
Punkte (siehe Grafik). Der Indikator<br />
erfasst den Außenwert<br />
des Euro, die kurzfristigen Realzinsen<br />
sowie (als Messgröße für<br />
die Lage der Weltwirtschaft)<br />
den Einkaufsmanagerindex für<br />
die US-Industrie (ISM). Grund<br />
für den aktuellen Rückgang<br />
sind vor allem steigende Realzinsen<br />
infolge der gesunkenen<br />
Teuerungsrate. Insgesamt<br />
bleibt der Earlybird auf einem<br />
hohem Niveau – was aber laut<br />
Weiter auf hohem Niveau<br />
Bruttoinlandsprodukt undEarlybird-Konjunkturbarometer<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
–1,0<br />
–2,0<br />
–3,0<br />
Earlybird 2<br />
Bruttoinlandsprodukt 1<br />
Commerzbank-Ökonom Ralph<br />
Solveen „nahezu ausschließlich<br />
auf die starken Impulse der<br />
Geldpolitik zurückzuführen ist“.<br />
Mit Spannung warten Analysten<br />
nun auf den ifo-Geschäftsklimaindex<br />
für den laufenden<br />
Monat, den das Münchner ifo<br />
Institut am 22. November präsentieren<br />
will.<br />
–4,0<br />
2008 2009 2010 20<strong>11</strong> 2012 <strong>2013</strong><br />
1<br />
zum Vorquartal (in Prozent); 2 gewichtete Summe aus kurzfristigem realem Zins, effektivem<br />
realem Außenwertdes Euro und US-Einkaufsmanagerindex; Quelle: Commerzbank<br />
bert.losse@wiwo.de<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
–1,0<br />
–2,0<br />
–3,0<br />
–4,0<br />
Dienstleister<br />
schwächeln<br />
Die deutsche Wirtschaft hat<br />
zu Herbstbeginn etwas an<br />
Schwung verloren. Der <strong>vom</strong><br />
Londoner Forschungsinstitut<br />
Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex<br />
für die Privatwirtschaft<br />
sank im Oktober um 0,6<br />
auf 52,6 Punkte. Dies war der<br />
zweite Rückgang in Folge. Das<br />
Barometer hält sich allerdings<br />
klar über der Marke von 50<br />
Zählern, ab der gemeinhin Expansion<br />
einsetzt. Die deutsche<br />
Wirtschaft bleibe „in guter Verfassung“,<br />
sagt Markit-Ökonom<br />
Tim Moore.<br />
Verantwortlich für die sinkende<br />
Dynamik im Oktober war<br />
die Dienstleistungsbranche.<br />
Deren Einkaufsmanagerindex<br />
fiel überraschend um 1,4 auf<br />
52,3 Zähler. Analysten hatten<br />
hier einen leichten Zuwachs<br />
vorhergesagt. Besser lief es in<br />
der deutschen Industrie, wo der<br />
Einkaufsmanagerindex um 0,4<br />
auf 51,5 Punkte zulegen konnte.<br />
Volkswirtschaftliche<br />
Gesamtrechnung<br />
Real. Bruttoinlandsprodukt<br />
Privater Konsum<br />
Staatskonsum<br />
Ausrüstungsinvestitionen<br />
Bauinvestitionen<br />
Sonstige Anlagen<br />
Ausfuhren<br />
Einfuhren<br />
Arbeitsmarkt,<br />
Produktion und Preise<br />
Industrieproduktion 1<br />
Auftragseingänge 1<br />
Einzelhandelsumsatz 1<br />
Exporte 2<br />
ifo-Geschäftsklimaindex<br />
Einkaufsmanagerindex<br />
GfK-Konsumklimaindex<br />
Verbraucherpreise 3<br />
Erzeugerpreise 3<br />
Importpreise 3<br />
Arbeitslosenzahl 4<br />
Offene Stellen 4<br />
Beschäftigte 4, 5<br />
20<strong>11</strong> 2012<br />
Durchschnitt<br />
3,3<br />
1,7<br />
1,0<br />
7,0<br />
5,8<br />
3,9<br />
7,8<br />
7,4<br />
20<strong>11</strong> 2012<br />
Durchschnitt<br />
6,6<br />
7,5<br />
1,1<br />
<strong>11</strong>,5<br />
<strong>11</strong>1,3<br />
54,8<br />
5,6<br />
2,1<br />
5,6<br />
8,0<br />
2974<br />
466<br />
28460<br />
0,7<br />
0,8<br />
1,2<br />
–4,8<br />
–1,5<br />
3,2<br />
3,9<br />
2,2<br />
–0,9<br />
–4,2<br />
0,2<br />
3,4<br />
105,0<br />
46,7<br />
5,9<br />
2,0<br />
2,0<br />
2,1<br />
2897<br />
478<br />
29004<br />
II/12 III/12 IV/12 I/13 II/13<br />
Veränderung zum Vorquartal in Prozent<br />
–0,1<br />
0,1<br />
–0,4<br />
–3,0<br />
–1,4<br />
1,0<br />
3,1<br />
2,3<br />
Juli<br />
<strong>2013</strong><br />
–1,1<br />
–2,0<br />
–0,5<br />
–0,8<br />
106,2<br />
50,7<br />
6,8<br />
1,9<br />
0,0<br />
–2,6<br />
2940<br />
425<br />
29394<br />
1 Volumen, produzierendes Gewerbe, Veränderung zum Vormonat in Prozent; 2 nominal, Veränderung zum Vormonat in<br />
Prozent; 3 Veränderung zum Vorjahr in Prozent; 4 in Tausend, saisonbereinigt; 5 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte;<br />
alle Angaben bis auf Vorjahresvergleiche saisonbereinigt; Quelle: Thomson Reuters<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,7<br />
–2,2<br />
0,5<br />
1,5<br />
1,4<br />
0,6<br />
Aug.<br />
<strong>2013</strong><br />
1,6<br />
–0,3<br />
–0,2<br />
1,0<br />
107,6<br />
51,8<br />
7,0<br />
1,5<br />
–0,5<br />
–3,4<br />
2947<br />
426<br />
29403<br />
–0,5<br />
–0,3<br />
0,1<br />
–2,0<br />
–0,7<br />
1,5<br />
–2,4<br />
–1,3<br />
Sept.<br />
<strong>2013</strong><br />
–0,9<br />
3,3<br />
–0,4<br />
–<br />
107,7<br />
51,1<br />
7,0<br />
1,4<br />
–0,5<br />
–2,8<br />
2971<br />
429<br />
–<br />
0,0<br />
0,8<br />
–0,1<br />
–0,6<br />
–2,1<br />
–1,1<br />
–1,8<br />
–2,1<br />
Okt.<br />
<strong>2013</strong><br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
107,4<br />
51,5<br />
7,1<br />
1,2<br />
–<br />
–<br />
2973<br />
431<br />
–<br />
0,7<br />
0,5<br />
0,6<br />
0,9<br />
2,6<br />
1,3<br />
2,2<br />
2,0<br />
Nov.<br />
<strong>2013</strong><br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
7,0<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
Letztes Quartal<br />
zum Vorjahr<br />
in Prozent<br />
0,9<br />
1,1<br />
1,3<br />
–1,2<br />
1,2<br />
3,1<br />
1,1<br />
1,4<br />
Letzter Monat<br />
zum Vorjahr<br />
in Prozent<br />
4,4<br />
<strong>11</strong>,0<br />
0,2<br />
–5,5<br />
7,3<br />
12,0<br />
14,8<br />
–<br />
–<br />
–<br />
1,5<br />
–6,1<br />
1,2<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 45<br />
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Der Volkswirt<br />
WARUM EIGENTLICH...<br />
...ist die Kritik an den deutschen<br />
Exportüberschüssen verfehlt?<br />
Deutschlands Unternehmen<br />
sind erfolgreich –<br />
und für manche offenbar<br />
zu erfolgreich. Anders lässt sich<br />
das Germany-Bashing kaum<br />
erklären, das wegen der anhaltend<br />
hohen deutschen Exportüberschüsse<br />
eingesetzt hat.<br />
Das US-Finanzministerium<br />
wirft Deutschland vor, seine<br />
schwache Binnennachfrage<br />
und hohe „Exportabhängigkeit“<br />
behinderten den Abbau der<br />
Ungleichgewichte in der Euro-<br />
Zone. Wirtschaftsnobelpreisträger<br />
Paul Krugman geißelt die<br />
„unangemessen hohen Exportüberschüsse“,<br />
weil sie „das<br />
Wachstum und die Beschäftigung<br />
der gesamten Welt bremsen“.<br />
Die EU-Kommission erwägt,<br />
gegen die Bundesrepublik<br />
ein sanktionsbewehrtes Verfahren<br />
wegen „makroökonomischer<br />
Ungleichgewichte“ einzuleiten,<br />
und der Internationale<br />
Währungsfonds fordert die<br />
Bundesregierung auf, sie solle<br />
verbindliche Obergrenzen für<br />
den Leistungsbilanzüberschuss<br />
festlegen. Als Rezept empfehlen<br />
die Mahner deutliche Lohnsteigerungen.<br />
Diese sollen die Inlandsnachfrage<br />
und die Importe<br />
Deutschlands ankurbeln.<br />
VERZERRTE KURSE<br />
Wie berechtigt ist die Kritik an<br />
unseren Überschüssen? Tatsache<br />
ist, dass kaum ein Land so<br />
hohe Positivsalden in seiner<br />
Leistungsbilanz ansammelt wie<br />
Deutschland. Zur Leistungsbilanz<br />
zählen die Handelsbilanz,<br />
die Dienstleistungsbilanz, die<br />
Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen<br />
sowie die<br />
Bilanz der Transferzahlungen.<br />
In diesem Jahr dürfte sich der<br />
Saldo auf knapp 200 Milliarden<br />
Euro belaufen, das entspricht<br />
mehr als sieben Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts.<br />
Historisch gesehen sind hohe<br />
Exportüberschüsse nicht ungewöhnlich<br />
für Deutschland. Im<br />
System fester Wechselkurse<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
war die D-Mark lange Zeit unterbewertet.<br />
Das erleichterte es<br />
den Unternehmen, Märkte im<br />
Ausland zu erobern. Die hohen<br />
Gewinne lockten Unternehmen,<br />
Arbeitskräfte und Investitionen<br />
in den Exportsektor. So<br />
entstanden Abhängigkeiten, die<br />
sich auch fortsetzten, als das<br />
In der Kritik<br />
Leistungsbilanzsalden Deutschlands<br />
(in Prozent <strong>vom</strong> BIP)<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
–1<br />
–2<br />
1950 60 70 80 90 00 10<br />
Festkurssystem Anfang der<br />
Siebzigerjahre zusammenbrach<br />
und die D-Mark kräftig aufwertete.<br />
Heute befindet sich<br />
Deutschland als Mitglied der<br />
Währungsunion wieder in einem<br />
Festkurssystem. Gemessen<br />
an der wirtschaftlichen<br />
Stärke Deutschlands, ist der<br />
Wechselkurs des Euro zu niedrig.<br />
Das verleiht den deutschen<br />
Exporteuren Rückenwind.<br />
Dennoch ist die Kritik an den<br />
Exportüberschüssen verfehlt.<br />
Denn erstens beruht der Außenhandel<br />
auf freiwilligen Verträgen.<br />
Die Bürger im Ausland<br />
kaufen Waren made in Germany,<br />
weil diese ihren Bedürfnissen<br />
besser entsprechen als andere<br />
Produkte. Freier Handel<br />
kommt zustande, weil die beteiligten<br />
Parteien den Tausch Ware<br />
gegen Geld als vorteilhaft für<br />
sich empfinden. Er steigert den<br />
Wohlstand auf beiden Seiten.<br />
Wer Exportüberschüsse reduzieren<br />
will, reduziert somit den<br />
Wohlstand der Nationen.<br />
Zweitens spiegelt der Aktivsaldo<br />
im Handel einen Überschuss<br />
der Ersparnis gegenüber<br />
den Investitionen wider. Weil<br />
die Deutschen altern, legen sie<br />
Exporte, Inlandsnachfrage<br />
und BIP Deutschlands*<br />
210<br />
200<br />
Exporte<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
Inlandsnachfrage<br />
130<br />
120<br />
<strong>11</strong>0<br />
BIP<br />
100<br />
2000 02 04 06 08 10 12<br />
*reale Quartalswerte, 2000 =100, Quelle: Bundesbank, Statistisches Bundesamt<br />
zur Finanzierung ihres Lebensabends<br />
mehr Geld auf die hohe<br />
Kante und verzichten auf Konsum.<br />
Dies ist ein durch und<br />
durch rationales Verhalten.<br />
Bereits in wenigen Jahren<br />
werden die Deutschen ihre Ersparnisse,<br />
von denen ein erheblicher<br />
Teil in ausländischen Anleihen,<br />
Aktien und Immobilien<br />
steckt, auflösen, um Güter aus<br />
dem Ausland zu beziehen, die<br />
wegen der fehlenden Arbeitskräfte<br />
hierzulande nicht mehr<br />
hergestellt werden. Dann dreht<br />
die Kapitalbilanz ins Plus und<br />
die Leistungsbilanz ins Minus.<br />
Spätestens Ende des nächsten<br />
Jahrzehnts werden die deutschen<br />
Exportüberschüsse verschwunden<br />
sein, schätzt das<br />
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />
(ZEW) in<br />
Mannheim.<br />
Drittens schaden kräftige<br />
Lohnerhöhungen zum Abbau<br />
der Überschüsse mehr, als sie<br />
nutzen. Schnellen die Löhne in<br />
die Höhe, mindert dies die<br />
preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Exporteure.<br />
Insbesondere die Hersteller von<br />
Investitionsgütern, deren wichtigste<br />
Konkurrenten nicht in Europa,<br />
sondern in China, den<br />
USA, Japan und Korea sitzen,<br />
büßen dann Marktanteile ein.<br />
Das träfe auch die Krisenländer<br />
Europas. Denn die deutschen<br />
Exporte bestehen zu rund 40<br />
Prozent aus importierten Vorprodukten<br />
– und viele davon<br />
stammen aus Europa.<br />
ZU HAUSE INVESTIEREN<br />
Sollte Deutschland also weitermachen<br />
wie bisher? Keineswegs.<br />
Zwar sind die Deutschen<br />
spitze beim Export, bei der Anlage<br />
der Überschüsse haben sie<br />
in den vergangenen Jahren jedoch<br />
kein gutes Händchen bewiesen.<br />
Die Einkommen aus<br />
dem Exportgeschäft haben sie<br />
zu einem großen Teil in griechische<br />
Staatsanleihen, irische<br />
Bankanleihen und spanische<br />
Schrottimmobilien gesteckt –<br />
und damit Schiffbruch erlitten.<br />
Um ein ähnliches Desaster in<br />
Zukunft zu verhindern, müssen<br />
die Gelder besser gestreut werden.<br />
Dazu gehört auch, mehr<br />
Geld in Deutschland zu investieren.<br />
Das kurbelt die Konjunktur<br />
an, steigert die Importe –<br />
und baut die hohen Exportüberschüsse<br />
ab.<br />
malte.fischer@wiwo.de<br />
46 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
DENKFABRIK | Die Immobilienpreise in Deutschland sind kräftig gestiegen. Von einer<br />
drohenden Preisblase kann jedoch noch keine Rede sein. Im internationalen Vergleich<br />
ist der deutsche Häusermarkt nicht überbewertet. Und solange die EZB ihre Niedrigzinspolitik<br />
fortsetzt, bleiben Immobilien ein gutes Anlageobjekt. Von Hans-Werner Sinn<br />
Höheres Plateau<br />
FOTOS: ROBERT BREMBECK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PICTURE-ALLIANCE/DPA/MURAT<br />
Im Mai und Juni 2010, auf<br />
dem vorläufigen Höhepunkt<br />
der Euro-Krise, habe<br />
ich in meinen Kolumnen<br />
für die WirtschaftsWoche einen<br />
Bauboom in Deutschland prognostiziert<br />
– weil sich das Anlagekapital<br />
nicht mehr aus<br />
Deutschland heraustrauen<br />
werde. Kaum jemand hat mir<br />
damals geglaubt. Es dauerte<br />
Monate, bis auch andere Stimmen<br />
zu vernehmen waren, die<br />
Ähnliches sagten.<br />
Jetzt zeigt sich: Es ist tatsächlich<br />
zu diesem Boom gekommen.<br />
Von Mitte 2010 bis Mitte<br />
<strong>2013</strong> stiegen die Immobilienpreise<br />
um neun Prozent. Die Beschäftigung<br />
im Baugewerbe<br />
wuchs um 1,5 Prozent, die realen<br />
Bauinvestitionen nahmen<br />
um 4,2 Prozent zu. Die Auftragseingänge<br />
im Wohnungsbau<br />
erhöhten sich in diesem Zeitraum<br />
sogar um 36 Prozent. Die<br />
Zahl der fertiggestellten Wohnungen<br />
war 2012 um ein Viertel<br />
höher als 2010.<br />
Besonders in den Großstädten<br />
zogen die Neubaupreise an.<br />
In Berlin stiegen sie in diesen<br />
drei Jahren um knapp 40 Prozent,<br />
in Hamburg je nach Typ<br />
um 17 bis 40 Prozent, in Stuttgart<br />
um etwa 25 Prozent, in<br />
München zwischen 20 und 35<br />
Prozent und in Köln um 14 bis<br />
17 Prozent.<br />
BUNDESBANK WARNT<br />
Nun warnt die Deutsche Bundesbank<br />
vor einer Überhitzung<br />
der Märkte. Die Preissteigerungsraten<br />
besonders in den<br />
Ballungsräumen ließen sich<br />
„nur noch schwer rechtfertigen“,<br />
schreibt sie in ihrem Monatsbericht<br />
von Oktober und<br />
warnt vor „empfindlichen Ver-<br />
mögensverlusten“, obwohl sie<br />
beim Immobilienmarkt als Ganzem<br />
noch keine Überbewertungen<br />
feststellt.<br />
Geht der Bauboom also schon<br />
wieder zu Ende? War das Ganze<br />
nur ein temporäres Aufflackern?<br />
Ich glaube das nicht. Es gibt verschiedene<br />
Indikatoren dafür,<br />
dass der Boom weitergeht. Einer<br />
der wichtigsten besteht in den<br />
Auftragsbeständen der Architekten,<br />
die das ifo Institut im vierteljährlichen<br />
Rhythmus erfragt. Sie<br />
liegen heute schon wieder auf<br />
dem Niveau von 1994/95. Damals<br />
ließ der Vereinigungsboom<br />
gerade nach, war aber noch kräftig.<br />
So viel wie derzeit hatten die<br />
»Besonders in<br />
den Großstädten<br />
stiegen die<br />
Neubaupreise in<br />
den vergangenen<br />
Jahren stark an«<br />
Architekten 18 Jahre lang nicht<br />
zu tun.<br />
Ich glaube an ein baldiges Ende<br />
des Baubooms auch deshalb<br />
nicht, weil sich Immobilienblasen<br />
in der Regel etwa anderthalb Jahrzehnte<br />
aufbauen, bevor sie platzen.<br />
Der letzte deutsche Immobilienboom<br />
dauerte von Anfang der<br />
Achtzigerjahre bis Mitte des darauffolgenden<br />
Jahrzehnts. Der<br />
letzte US-amerikanische Immobilienboom<br />
erstreckte sich von Ende<br />
der Neunzigerjahre bis 2007.<br />
Die spanische Immobilienhausse<br />
zog sich von Mitte der Neunzigerjahre<br />
bis zur Lehman-Krise im<br />
Jahr 2008 hin.<br />
Ohnehin muss nicht jeder<br />
Boom zur platzenden Blase werden.<br />
Häufig gehen die Preise auf<br />
ein höheres Plateau und verharren<br />
dort für eine Weile. Selbst<br />
wenn es zum Schluss dann doch<br />
steil nach unten geht, so sind die<br />
ersten zehn Jahre der Blasenbildung<br />
meistens ganz angenehm.<br />
Hinzu kommt: Die Steigerung<br />
der Immobilienpreise war in<br />
Deutschland in den vergangenen<br />
Jahren wesentlich schwächer als<br />
in den meisten heutigen Krisenländern.<br />
Von 1997 bis 2000 nahmen<br />
die Preise zum Beginn des<br />
durch die Euro-Ankündigung ausgelösten<br />
Booms in Frankreich um<br />
19 Prozent zu, in Spanien um 24<br />
Prozent und in Irland sogar um 82<br />
Prozent.<br />
In der Zeit davor, in den Jahren<br />
2000 bis 2007, sind die deutschen<br />
Immobilienpreise – mit<br />
Schwankungen – sogar permanent<br />
gefallen, während sie in vielen<br />
anderen europäischen Ländern<br />
geradezu explodierten. Das<br />
hat einen erheblichen Nachholbedarf<br />
begründet. Noch immer sind<br />
die deutschen Preise im internationalen<br />
Vergleich nicht sonderlich<br />
hoch. So sind zum Beispiel<br />
die Preise der Wohnimmobilien in<br />
einer Metropole wie Frankfurt<br />
eher niedriger als in Barcelona,<br />
und natürlich hält keine deutsche<br />
Stadt dem Vergleich mit Paris<br />
oder London stand.<br />
Dies sind Anhaltspunkte, die<br />
sich Immobilienkäufer vor Augen<br />
führen sollten. Die Chancen<br />
auf ein Schnäppchen sind zwar<br />
heute nicht mehr so groß wie<br />
noch vor zwei Jahren. Dennoch<br />
bieten klug ausgewählte Objekte<br />
in Zuzugsgebieten auf absehbare<br />
Zeit weiterhin Chancen auf<br />
Wertsteigerungsgewinne.<br />
KEINE TRENDWENDE<br />
Natürlich sollten wir die Warnungen<br />
der Bundesbank ernst nehmen.<br />
Aber es handelt sich dabei<br />
wohl eher um den psychologischen<br />
Versuch, rechtzeitig zu<br />
bremsen. Das ist zu respektieren.<br />
Als eine privatwirtschaftlich<br />
optimale Anlageempfehlung sollte<br />
man den Bundesbankbericht<br />
aber lieber nicht interpretieren.<br />
Eine Trendwende erwarte ich<br />
erst, wenn die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) ihre Niedrigzinspolitik<br />
beendet. Steigende Finanzierungskosten<br />
könnten den<br />
Boom jäh beenden. Aber solange<br />
der Euro existiert, ist das<br />
nicht zu erwarten – denn die<br />
Bauherren haben mit den Zentralbank-Gouverneuren<br />
der<br />
überschuldeten Südländer<br />
mächtige politische Verbündete.<br />
Diese Gouverneure sitzen allesamt<br />
im EZB-Rat und werden<br />
schon dafür sorgen, dass die<br />
monetäre Druckerpresse weiter<br />
auf Hochtouren läuft. Insofern<br />
braucht man um den Wert seiner<br />
Immobilien keine Angst zu<br />
haben, solange sich die Südländer<br />
im Euro-Verbund befinden.<br />
Hans-Werner Sinn ist Präsident<br />
des ifo Instituts und Ordinarius<br />
an der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität in München.<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 47<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Allah für alle<br />
TÜRKEI | Der boomende Markt vor den Toren der EU ist<br />
ein Mekka für Investoren. Doch Ministerpräsident<br />
Erdogan blockiert mit seinem Islamisierungskurs den<br />
notwendigen Wandel hin zu einer innovativen Ökonomie.<br />
Das wird für viele Unternehmen zu einem Problem.<br />
FOTO: SINAN CAKMAK<br />
Zwischen Topfpflanzen und Notebook-Bildschirmen<br />
gedeiht das<br />
kreative Chaos, von dem jede IT-<br />
Bude lebt. Unter dem Konferenztisch<br />
klemmt ein Gymnastikball,<br />
auf den Tischplatten winden sich<br />
Kabel durch Papierberge. Ruhelos klappern<br />
die Tastaturen der IT-Entwickler. Sie<br />
tüfteln an Cloud-Software zur effizienteren<br />
Steuerung von Lieferketten – ein Job, dem<br />
Programmierer rund um den Globus nachgehen.<br />
Nur dass hier alle paar Stunden der<br />
Muezzin ruft: Die Softwareschmiede Solvoyo<br />
residiert im Herzen von Istanbul.<br />
Islam und IT, Religion und Innovation?<br />
Für Nilüfer Durak ist das kein Widerspruch.<br />
„Wir Türken probieren gern Dinge<br />
aus und sind bereit, dabei voll ins Risiko zu<br />
gehen“, sagt die Managerin des US-Softwareherstellers.<br />
Das seien die besten Zutaten<br />
für Innovationen, meint die Frau mit<br />
dem kessen Lockenkopf, die ihr Berufsleben<br />
überwiegend als Investmentbankerin<br />
in Amerika verbracht hat und seit Mai dieses<br />
Jahres für Solvoyo das globale Geschäft<br />
von ihrer Heimatstadt Istanbul aus leitet.<br />
Die Kreativität ihrer Generation bei den<br />
Protesten im Gezi-Park hat sie begeistert.<br />
Doch zugleich ist sie besorgt, weil die Türkei<br />
<strong>vom</strong> Westen wegdriftet und hin zu einem<br />
radikaleren Islam: „Innovation funktioniert<br />
nur in einer Gesellschaft, wo jeder<br />
seine Meinung sagen kann und niemand<br />
den anderen seine Werte aufzwingt“, sagt<br />
Durak und fordert in Richtung Politik: „Ich<br />
hoffe wirklich, dass sie das begreifen und<br />
die Erwartungen und Bedürfnisse der jüngeren<br />
Generation ernst nehmen.“ Nur so<br />
könne das Land am Bosporus innovativer<br />
werden.<br />
Ob das klappen kann – die Türkei als<br />
künftiges Silicon Valley vor Europas Toren?<br />
Wie Durak fürchten viele Investoren neue<br />
Konflikte durch die zunehmende Islamisierung.<br />
Ein halbes Jahr nachdem die Polizei<br />
die protestierende Mitte der Gesellschaft<br />
mit Tränengas durch die Straßen<br />
jagte, herrscht noch immer Schockstarre<br />
im wichtigsten Wachstumsmarkt an der<br />
EU-Außengrenze. Zu offensichtlich ist die<br />
tiefe Spaltung der Gesellschaft, zu kompromisslos<br />
die Reaktion der Staatsmacht, als<br />
dass man Bedenken ob der politischen Stabilität<br />
des Landes getrost übergehen könnte.<br />
Mit seinem konservativen Kurs weg von<br />
westlichen Werten und Freiheiten riskiert<br />
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan,<br />
jene wirtschaftliche Modernisierung abzuwürgen,<br />
die er selbst in Gang gesetzt hat.<br />
UNSICHERER HAFEN<br />
Zwar will Brüssel nach drei Jahren Stillstand<br />
die Verhandlungen über einen EU-Beitritt<br />
wiederbeleben. Dennoch sorgt Erdogans<br />
Kurs für Unsicherheit, wie Ergün Kis feststellt,<br />
Partner und Türkei-Spezialist bei der<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in<br />
Istanbul: „Türkei-Neulinge warten jetzt erst<br />
einmal ab. Wer aber konkrete Pläne für den<br />
Markteintritt hatte, wirft diese deshalb nicht<br />
gleich über Bord.“ Und Ralph Jäger, Chef von<br />
RWE Türkei, mahnt: „Das politische System<br />
muss berechenbar und stabil sein.“<br />
In der Regierungspartei AKP tobe seit<br />
den Gezi-Protesten ein Machtkampf zwischen<br />
konservativen Kräften um Erdogan<br />
und seinen eher westlich orientierten Gegnern,<br />
beobachtet Yasar Aydin, Türkei-Experte<br />
der Stiftung Wissenschaft und Politik<br />
in Berlin. Die Lage könne jederzeit wie-<br />
»<br />
Der Erdogan-Effekt<br />
Der Ministerpräsident gilt als Vater des<br />
Wirtschaftswunders, das<br />
der Türkei seit 2003<br />
Wachstumsraten von teils<br />
mehr als neun Prozent<br />
beschert. Das gefährdet<br />
er durch die<br />
Islamisierung und<br />
den harten Kurs<br />
gegen Protestler<br />
48 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Nilüfer Durak<br />
SOLVOYO<br />
Software<br />
Umsatz<br />
2,2 Mio. Euro<br />
Mitarbeiter (Türkei) 20<br />
Kunden: Vestel, Schneider Electric,<br />
Hewlett-Packard<br />
»Innovation funktioniert nur in<br />
einer Gesellschaft, wo jeder seine<br />
Meinung sagen kann und niemand<br />
dem anderen seine Werte aufzwingt«<br />
Wachstum destürkischenBIPswährend<br />
ErdogansAmtszeit 2003–<strong>2013</strong>(in Prozent)<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
–2<br />
–4<br />
–6<br />
2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />
Bevölkerungsentwicklungder Türkei<br />
2003–2012(in Prozent)<br />
1,45<br />
1,40<br />
1,35<br />
1,30<br />
1,25<br />
1,20<br />
1,15<br />
2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12<br />
Leistungsbilanzdefizit der Türkei<br />
2003–<strong>2013</strong>(in Prozent desBIPs)<br />
–10<br />
–9<br />
–8<br />
–7<br />
–6<br />
–5<br />
–4<br />
–3<br />
–2<br />
2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />
*Prognose; Quelle:IWF,Weltbank<br />
49<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
der eskalieren – mit dramatischen Folgen<br />
für das Investitionsklima: „Die Türkei<br />
ist dabei, ihren Ruf als sicherer Hafen für<br />
ausländisches Kapital zu zerstören.“<br />
Dabei gilt der bärbeißige Fischersohn Erdogan<br />
als Vater des Wirtschaftswunders,<br />
das dem Land mit mehr als 75 Millionen<br />
Einwohnern seit seinem Amtsantritt 2003<br />
Wachstumsraten von teils mehr als neun<br />
Prozent beschert hat (siehe Grafik Seite<br />
49). Erdogan führte die <strong>vom</strong> jahrelangen<br />
Kurdenkrieg und diversen Militärputschen<br />
zermürbte Gesellschaft zunächst zusammen.<br />
Er gab auch dem religiös-konservativen<br />
Teil der Bevölkerung das Gefühl, gefragt<br />
zu sein, in jener modernen Republik,<br />
die seit der Gründung 1924 stark laizistisch<br />
geprägt ist. Mit liberalen Wirtschaftsreformen<br />
machte der Premier die Türkei zu einem<br />
Mekka für Investoren.<br />
WANDELNDE BOMBE<br />
Doch die Proteste haben den erfolgsverwöhnten<br />
Premier aufgeschreckt. Wer ihn<br />
kennt, beschreibt ihn inzwischen als beratungsresistenten<br />
und jähzornigen Zeitgenossen.<br />
Das Rhetorikgenie fürchtet um seine<br />
Macht, weshalb er die islamisch orientierte<br />
Bevölkerungsmehrheit mit einer Islamisierung<br />
der Gesellschaft hinter sich<br />
sammeln will – was wiederum die Elite<br />
reizt, die in Kopftuchgebot und Alkoholverbot<br />
einen Angriff auf ihre Freiheiten sieht.<br />
„Erdogan ist eine wandelnde Bombe“,<br />
29 Jahre beträgt<br />
das Durchschnittsalter in<br />
der Türkei – das ist EUweit<br />
eins der niedrigsten<br />
schimpft ein Maschinenbauunternehmer<br />
aus Istanbul. „Mit seinen ständigen Provokationen<br />
kann er die Gesellschaft jederzeit<br />
zur Explosion bringen.“ Dabei müssten die<br />
Türken endlich „statt Tomaten und T-Shirts<br />
Hochtechnologie verkaufen“.<br />
Der Islam droht die liberalen Elemente<br />
sogar im weltoffenen Istanbul aus dem öffentlichen<br />
Leben zu verdrängen. Wer im<br />
Umkreis von 100 Metern rund um öffentliche<br />
Gebäude Alkohol ausschenken möchte,<br />
bekommt dafür keine neue Lizenz. Es<br />
gibt Stadtteile, in denen Frauen ohne Kopftuch<br />
schief angeschaut werden, in Behörden<br />
ist das Kopftuchverbot gekippt worden.<br />
Vom Laizismus – dem Dogma von<br />
Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zur<br />
Trennung von Staat und Religion – hat sich<br />
Erdogan offenbar verabschiedet.<br />
Mit diesem Kurs verstört er ausgerechnet<br />
die Kreativen und Innovativen. Die sollten<br />
eigentlich die Türkei auf eine neue Stufe<br />
der globalen Wettbewerbsfähigkeit hieven,<br />
sagt Markus Slevogt, der als Berater seit<br />
Jahren in Istanbul lebt und lange Landeschef<br />
der Deutschen Bank war: „Die Türkei<br />
muss den Sprung in die Reihe der innovationsgetriebenen<br />
Ökonomien schaffen.<br />
Wenn das gelingt, ist das Land nicht mehr<br />
zu stoppen.“<br />
Geschafft hat das zum Beispiel der High-<br />
Tech-Kesselbauer Erensan. Der Mittelständler<br />
mit Sitz im Istanbuler Vorort Yenibosna<br />
folgte früher der Devise „national<br />
statt global“: Der Gründer und Seniorchef<br />
hatte in den Achtziger- und Neunzigerjahren<br />
nie Mühe, im Inland seine Großanlagen<br />
zu verkaufen. Dann rollte 2001 eine<br />
Bankenkrise durch die Türkei. Inflation<br />
und Lira-Abwertung fraßen Erensans Rücklagen<br />
fast über Nacht zur Hälfte auf.<br />
Ayhan Eren, der Junior, überzeugte seinen<br />
Vater, dass der Gang ins Ausland nottut<br />
– gerade wenn man wie Erensan lange<br />
vor der Auslieferung Material am zyklischen<br />
Stahlmarkt kaufen muss. Eren steigerte<br />
den Exportanteil von fünf auf heute<br />
50 Prozent des Umsatzes von heute 30 Millionen<br />
Euro. Dadurch spürte der Anlagenbauer<br />
die letzte Konjunkturkrise kaum,<br />
während sich die Belegschaft von 120 auf<br />
260 Mitarbeiter mehr als verdoppelte.<br />
Hohe Hallen, mächtige Stahlkolosse,<br />
sprühende Funken – man kommt sich vor<br />
wie in einer Werft, nur fehlt Wasser unterm<br />
Kiel der klobigen Bauteile. Tatsächlich<br />
Der Premier und die Konzerne<br />
Türkische Unternehmen, die Erdogans Partei AKP nahestehen...<br />
Name<br />
Branche<br />
Umsatz 1<br />
Mitarbeiter<br />
Partner<br />
Anmerkungen<br />
Doğuş Holding<br />
Finanzwesen, Bauindustrie, Autobau,<br />
Medien, Tourismus, Immobilien<br />
4,0<br />
35000<br />
Volkswagen<br />
Garanti-Bank ließ während der Gezi-Proteste die Türen abschließen,<br />
als flüchtende Demonstranten Zuflucht suchten<br />
Yildiz Group<br />
Nahrungsmittel, Einzelhandel,<br />
Immobilien<br />
5,2<br />
36 000<br />
Eckes-Granini-Gruppe<br />
Enge Beziehungen zu Erdogan und dem Führungszirkel der<br />
Partei AKP<br />
Demiören<br />
Energiehandel, Immobilien,<br />
Medien<br />
2,3<br />
k. A.<br />
k. A.<br />
Präsident ist auch Präsident des türkischen Fußballverbands und<br />
gilt als treuer Gefolgsmann Erdogans<br />
Calik Holding<br />
Bau, Energie, Finanzen, Immobilien,<br />
Medien<br />
2,1<br />
20 000<br />
k. A.<br />
Steht im Ruf der Günstlingswirtschaft, soll für Übernahme von<br />
Medien günstige Kredite <strong>vom</strong> Staat erhalten haben<br />
...und die als eher AKP-fern gelten<br />
Koç Holding<br />
Energie, Automotive, Konsumgüterindustrie,<br />
Finanzen<br />
36,8<br />
82 000<br />
Ford, Fiat, LG,<br />
UniCredit<br />
Gewährte Protestierenden Zuflucht in einer Hotellobby am<br />
Gezi-Park – und hat seither die Steuerfahnder am Hals<br />
Sabancı Holding<br />
Finanzen, Energie, Maschinenbau,<br />
Baumaterialien, Einzelhandel<br />
10,7<br />
58 000<br />
E.On, Heidelberg-<br />
Cement<br />
Stark westlich ausgerichtet, laizistische und kemalistische<br />
Familientradition<br />
Eczacıbaşı Holding<br />
Pharma, Baumaterialien<br />
2,6<br />
<strong>11</strong> 700<br />
Villeroy & Boch<br />
Klar prowestlicher Familienkonzern, dessen Mitglieder<br />
alle in Deutschland oder den USA ausgebildet sind<br />
Doğan Yayın Holding<br />
Medien, Energie<br />
0,93<br />
10300<br />
Burda, Bertelsmann,<br />
Axel Springer Verlag<br />
Verlegte einst kritische Medien wie „Hürriyet“ – die seit einer<br />
Steuernachforderung plötzlich ihre kritische Haltung verloren<br />
1 in Milliarden Euro; Quelle: eigene Recherchen<br />
50 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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»Jetzt muss die Regierung<br />
versuchen, die jungen Leute<br />
einzubinden«<br />
FOTO: SINAN CAKMAK<br />
schweißt Erensan auch Schiffskessel, etwa<br />
für ein schwimmendes Heizkraftwerk.<br />
Meist fertigt das Unternehmen jedoch<br />
Großboiler für Lebensmittelfabriken oder<br />
Heizkessel wie jene 18 Meter hohen Riesen,<br />
die seit Kurzem im Fußballstadion von<br />
Arsenal London ihren Dienst tun.<br />
„Unsere Produkte sind alle Einzelanfertigungen“,<br />
sagt Ayhan Eren. „Sie müssen den<br />
Standards der Länder genügen, in die wir<br />
sie ausliefern.“ Um Anlagen schnell, aber<br />
maßgeschneidert nach verschiedenen<br />
Normen zu konstruieren, sucht er Konstrukteure,<br />
die selbstständig denken. Er<br />
hofft daher auf eine moderne und offene<br />
Türkei: „Diese junge Generation hängt<br />
nicht nur auf Facebook ab, die hat Humor<br />
und Verstand“, freut sich der Unternehmer<br />
über die Gezi-Bewegung: „Jetzt muss die<br />
Regierung versuchen, die jungen Leute<br />
einzubinden. Das sind die Tüftler und<br />
Kreativen, die unserer Wirtschaft helfen,<br />
globaler und vielfältiger zu werden.“<br />
Ayhan Eren<br />
ERESAN<br />
Kesselanlagen<br />
Umsatz<br />
30 Mio. Euro<br />
Mitarbeiter (Türkei) 260<br />
Kunden: FC Arsenal London,<br />
Tofas Autobau<br />
KREDITE IM KAUFRAUSCH<br />
Die Türkei hat mit einem Durchschnittsalter<br />
von 29 Jahren eine der jüngsten Bevölkerungen<br />
in Europa. Die Einwohnerzahl<br />
wächst pro Jahr um mehr als ein Prozent.<br />
Und dank des mehrjährigen Wirtschaftswachstums<br />
sind die Türken konsumfreudig:<br />
Im Kaufrausch stützt das Land seine<br />
Konjunktur quasi von selbst, die Banken<br />
helfen mit billigen Krediten nach.<br />
Kein Wunder also, dass türkische Konzerne<br />
gewachsen sind, die auch EU-Märkte<br />
angreifen könnten. Da ist die Koç-Gruppe<br />
um den bulligen Gründer-Enkel Mustafa<br />
Koç, mit einem Umsatz von 36,8 Milliarden<br />
Euro größer als Henkel und MAN zusammen.<br />
Der Mischkonzern aus Istanbul verkauft<br />
alles, von Autoteilen über Leitplanken<br />
bis hin zu Krediten und Hotelzimmern. Die<br />
Yildiz-Gruppe mit einem Jahresumsatz von<br />
5,2 Milliarden Euro fokussiert sich auf die<br />
Verarbeitung von Lebensmitteln. Und das<br />
mit 10,6 Milliarden Euro Umsatz zweitgrößte<br />
Unternehmen Sabancı agiert im Bankensektor<br />
und der Energiebranche.<br />
Diese Familienkonzerne sind sehr erfolgreich<br />
– doch wie lange noch? So<br />
schwebt etwa über der Energietochter der<br />
Koç-Gruppe das Damoklesschwert einer<br />
Steuernachzahlung, deren Höhe noch<br />
nicht feststeht. Die Behörden starteten Ermittlungen,<br />
just nachdem Erdogan Koç<br />
wegen der Einmischung in die Proteste im<br />
Gezi-Park gemaßregelt hatte. Koç gehört<br />
das Hotel „Diwan“, in dem Demonstranten<br />
während der Ausschreitungen Zuflucht vor<br />
der Polizei gesucht hatten. Anders als die<br />
Garanti-Bank der Erdogan-freundlichen<br />
Dogus Holding sperrte das Personal die<br />
Lobby nicht vor den Flüchtenden zu.<br />
Trotz der zunehmenden Verärgerung<br />
über die Regierung trifft man bei den Unternehmen<br />
auf eine Mauer des Schweigens.<br />
Zu lebendig ist die Erinnerung an<br />
2010, als die durchweg Erdogan-kritischen<br />
Medien der Dogan Yayın Holding mit Steuernachforderungen<br />
über umgerechnet 382<br />
Millionen Euro „auf Linie“ gebracht wurden.<br />
Bei einem Umsatz von knapp einer<br />
Milliarde Euro lähmt Dogan nun ein Schuldenstand<br />
von rund 400 Millionen.<br />
Ein solches Schicksal fürchtet man bei<br />
Koç offenbar so sehr, dass man die liberale,<br />
proeuropäische Tradition zurzeit nicht betont.<br />
Stattdessen ließen sich Koç-Manager<br />
häufiger bei den Freitagsgebeten sehen –<br />
ein symbolisches Kuschen vor Erdogan.<br />
Hinter den Kulissen indes warnen Lobbyisten<br />
der Unternehmensverbände Tü-<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 51<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
siad und Müsiad vor dem Zwang zum Islam<br />
und dem Druck auf kritische Unternehmen.<br />
Sie fürchten, dies könnte den<br />
Strom an Direktinvestitionen aus dem Ausland<br />
versiegen lassen. Zudem zürnen Unternehmer<br />
ob des stark hierarchisch geprägten<br />
Schulsystems, das in Sprachen<br />
und Naturwissenschaften in globalen Vergleichen<br />
miserabel abschneidet – dafür<br />
aber dem Islam-Unterricht immer mehr<br />
Raum gibt.<br />
„Wir brauchen ein besseres Bildungssystem,<br />
um den Sprung zur High-Tech-Wirtschaft<br />
zu schaffen“, fordert Ökonom Sabri<br />
Burak Arzova, der an der Erdogan-freundlichen<br />
Marmara-Universität unterrichtet<br />
und Müsiad nahesteht. Aber sofort fügt er<br />
hinzu: „Wir sind aber sicher, dass das auch<br />
mit Erdogans AKP möglich ist.“ Ob Lobbyist,<br />
Wissenschaftler oder Unternehmer:<br />
Die Furcht vor dem Zorn des mächtigen Erdogan<br />
scheint so groß, das jede öffentliche<br />
Bemerkung intuitiv relativiert wird.<br />
Kritisch sehen Experten auch, dass die<br />
Privatwirtschaft noch immer zu sehr auf<br />
den Binnenmarkt fixiert ist. Jahrelang waren<br />
die Margen in der Türkei weit höher als<br />
im Rest Europas. Es war schlicht nicht<br />
sinnvoll, ins Ausland zu expandieren, erläutert<br />
Seyfettin Gürsel, Ökonomieprofessor<br />
an der Bahcesehir-Universität in Istanbul.<br />
Er warnt: „Die türkische Wirtschaft ist<br />
im Moment nicht innovativ und wettbewerbsfähig<br />
genug.“ Sie müsse es aber werden,<br />
denn das hohe Leistungsbilanzdefizit<br />
drohe das Wachstum abzuwürgen und die<br />
Inflation anzuheizen. „Ich glaube nicht,<br />
dass sich Herr Erdogan bewusst ist, wie<br />
dringend die Türkei eine neue Wirtschaftsstruktur<br />
braucht“, sagt Gürsel.<br />
ANGRIFF AUF DIE FREIHEIT<br />
Auch wenn sie nicht gern offen darüber reden:<br />
„Viele türkische Unternehmer sehen<br />
den Vormarsch des politischen Islams kritisch“,<br />
beobachtet Hans-Georg Fleck von<br />
der Friedrich-Naumann-Stiftung in Istanbul,<br />
„denn von der Öffnung nach Westen<br />
haben sie sehr stark profitiert.“<br />
Schärfer formulieren es die jungen Kreativen<br />
wie Yekta Kurtcebe. Der Grafiker betreibt<br />
in Istanbul die Werbeagentur Gonzo-Works,<br />
die Kampagnen für McDonald’s<br />
und Vodafone macht. Eigentlich wollte er<br />
schon nach Berlin auswandern. Ihn ärgerte,<br />
wie passiv die Türken anfangs den<br />
Zwang zum Islam hinnahmen, den Erdogan<br />
seinem Land verordnete. Etwa das<br />
Werbeverbot für Brauereien wie Efes, die<br />
öffentliche Verurteilung der Abtreibung,<br />
»Die politische Stabilität ist im<br />
Moment nicht überzeugend<br />
genug, um eine große Investition<br />
anzugehen«<br />
Andreas Radel<br />
EJOT<br />
Schrauben<br />
Umsatz<br />
331 Mio. Euro<br />
Mitarbeiter (Türkei) <strong>11</strong>3<br />
Kunden: Koç Group, Vestel<br />
den Druck auf Frauen, ein Kopftuch zu tragen.<br />
„Tayyip greift unsere Freiheiten an“,<br />
beklagt Kurtcebe, der den Ministerpräsidenten<br />
wie viele seiner Gegner despektierlich<br />
beim Vornamen nennt.<br />
Kurtcebe sitzt in einem Restaurant gegenüber<br />
dem Gezi-Park. Dass er Bier trinkt<br />
und raucht, wirkt hier wie ein politisches<br />
Statement. Ein paar Meter weiter verbarrikadiert<br />
sich noch immer die Polizei in<br />
Kampfmontur hinter Absperrgittern. „Am<br />
Gezi kannst du nicht mehr demonstrieren“,<br />
sagt Kurtcebe, „die schießen sofort.“<br />
Dank der Gezi-Proteste hat der Unternehmer<br />
gesehen, dass er mit seiner Kritik<br />
nicht allein steht – und ist im Land geblieben.<br />
Zusammen mit seiner Ehefrau bietet<br />
er jetzt Marktanalysen an, die auf Twitter-<br />
Tweets beruhen: „In der Türkei ist eine Generation<br />
entstanden, die ständig miteinander<br />
auf Twitter kommunizieren will“, sagt<br />
Kurtcebe, „das wollen wir in der Marktforschung<br />
nutzen.“ Über Twitter tauschten<br />
viele Türken während der Proteste Informationen<br />
aus, wo Polizisten standen und<br />
wo eine Kundgebung möglich war.<br />
Für die deutsche Wirtschaft ist die Türkei<br />
eigentlich eine märchenhafte Story:<br />
Mehr als 5500 Unternehmen mit deutschem<br />
Kapital sind im Land registriert –<br />
mehr als in China und fast so viele wie in<br />
Russland. Die Geschäfte laufen gut, auch<br />
jetzt noch.<br />
Das gilt auch für Ejot Tezmak, eine Tochter<br />
des Schraubenherstellers Ejot aus Bad<br />
Berleburg bei Siegen, der weltweit 331 Millionen<br />
Euro umsetzt. Andreas Radel leitet<br />
in Istanbul das Werk, in dem <strong>11</strong>3 Mitarbeiter<br />
eine Milliarde Schrauben pro Jahr herstellen.<br />
Die liberale Wirtschaftspolitik der<br />
Türkei macht kaum Unterschiede zwi-<br />
FOTO: SINAN CAKMAK<br />
52 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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schen in- und ausländischen Investoren.<br />
Trotzdem plagen Fabrikchef Radel Sorgen.<br />
Sein Personal hat er aufwendig zu Facharbeitern<br />
ausgebildet, die eigenständig denken<br />
können, was ihnen in der Schule nicht<br />
beigebracht werde: „Am Anfang wollte es<br />
niemand melden, wenn die Maschinen<br />
falsch eingestellt waren, weil man den Kollegen<br />
der Vorgängerschicht bloßstellen<br />
könnte. Es hat Jahre gebraucht, diese Kultur<br />
im Betrieb zu verändern.“<br />
Jetzt soll er umziehen. Seine Fabrik<br />
muss laut Raumordnungsplan eines Tages<br />
Wohnhäusern weichen. Darum braucht er<br />
nun neue Flächen, hat bei der Suche aber<br />
einen Gang zurückgeschaltet: „Die politische<br />
Stabilität ist im Moment nicht überzeugend<br />
genug, um eine große Investition<br />
wie den Umzug anzugehen.“ Für ihn werde<br />
die Türkei aber auch langfristig ihre Attraktivität<br />
als Markt nicht verlieren. Im<br />
oberen Schraubenpreissegment ist Ejot<br />
Tezmak dort Marktführer.<br />
ENORME CHANCEN<br />
Wer klagt in der Türkei, tut dies freilich auf<br />
hohem Niveau. Das weiß auch Investor Ali<br />
Karabey: „Ich bin mit einer galoppierenden<br />
Inflation und Terrorismus aufgewachsen“,<br />
sagt er und erzählt von den Neunzigerjahren,<br />
als sich Menschen aus religiösen<br />
Gründen auf der Straße verbrannt haben.<br />
Karabey wanderte aus in die USA und<br />
später nach London. Dort arbeitete er bis<br />
zur Finanzkrise 2009<br />
als Investmentbanker,<br />
zuletzt für die Deutsche<br />
Bank.<br />
Zurückgekehrt ist er<br />
mit vielen neuen Ideen.<br />
Vor drei Jahren legte<br />
der Istanbuler in seiner<br />
Heimatstadt einen<br />
Venture-Capital-Fonds<br />
mit 30 Millionen Dollar<br />
Kapital auf, den er heute<br />
managt. „Die neue<br />
Generation der jungen<br />
Türken ist eine enorme<br />
Chance für das Land, aber wenn sie sich<br />
nicht selbst verwirklichen können, werden<br />
sie künftig zum Problem für die Regierung“,<br />
sagt der rührige Investor.<br />
Karabey gibt Gründern Geld, denn <strong>vom</strong><br />
Staat bekommen sie meist keines. „Es ist<br />
erst seit Kurzem en vogue in der Türkei,<br />
sich selbstständig zu machen“, sagt er. Die<br />
Regierung müsse Gründer sehr viel stärker<br />
fördern, schon weil die Türkei angesichts<br />
ihrer demografischen Struktur jedes Jahr<br />
Jedes Jahr<br />
benötigt<br />
die Türkei<br />
800 000 neue<br />
Arbeitsplätze<br />
800000 neue Arbeitsplätze benötige. „Das<br />
schaffen sie nicht, indem sie nur in große<br />
Infrastrukturprojekte und die traditionelle<br />
verarbeitende Industrie investieren“, sagt<br />
Karabey, der seine Schützlinge von Anfang<br />
an auch in den Export drängt. Letztlich<br />
braucht die Türkei dafür nicht nur Kapital –<br />
sondern auch ein Gründerklima.<br />
Eines, wie es Karabey bei sich im Büro<br />
geschaffen hat, wo der Küchentisch für<br />
Konferenzen dient, während vor der Tür<br />
die Frachter im Bosporus ankern. Mit liberaler<br />
Rechtsprechung und einer gut geölten<br />
Bürokratie sei die Türkei davon gar<br />
nicht weit entfernt:Eine Firma, so Karabey,<br />
könne man in fünf bis sechs Tagen gründen.<br />
Aber das Klima könne sich nur langsam<br />
entwickeln, indem viele Startups vorangehen<br />
und die Türkei auf eigene Faust<br />
zur Innovationsschmiede machen.<br />
So wie Durak, die mit der Software-<br />
Schmiede Solvoyo am Hang über dem Istanbuler<br />
Eliteviertel Levent sitzt, im Gründer-Park<br />
Teknokent-3. Der gehört zur Marmara-Universität,<br />
und es sei schwer, dort<br />
überhaupt reinzukommen, sagt Durak.<br />
„Die Türkei braucht viel mehr solcher<br />
Technologieparks, die uns hier steuerfrei<br />
forschen lassen“, fordert sie. Außerdem<br />
müsse ihnen der Staat mehr Finanzierungen<br />
zuleiten, damit sie weiter wachsen<br />
können. Schließlich herrsche an einem im<br />
Land kein Mangel: an guten Ideen.<br />
Gerade daran hatte Durak zunächst jedoch<br />
durchaus ihre<br />
Zweifel, als sie 2012 aus<br />
Boston in ihre neue alte<br />
Heimat zurückkehrte.<br />
Das galt zumindest<br />
bis zu den Protesten im<br />
Gezi-Park, die nicht<br />
nur ihr plötzlich Größe<br />
und Dynamik jener<br />
modernen Mittelklasse<br />
offenbarte, die bis dahin<br />
zu den politischen<br />
Verhältnissen geschwiegen<br />
hatte: „Ich<br />
war begeistert <strong>vom</strong><br />
Einfallsreichtum der jungen Türken, die<br />
trotz des Tränengasbeschusses eine friedliche<br />
Bewegung geschaffen haben.“ Die Proteste<br />
seien sehr humorvoll und letztlich innovativ<br />
gewesen, so Durak.<br />
Jetzt liegt es an der Regierung, ob sie das<br />
Potenzial dieser starken jungen Generation<br />
nutzen will – oder aufgrund der konservativen<br />
Politik ein weiteres Kräftemessen<br />
mit ihr provoziert.<br />
n<br />
florian.willershausen@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 53<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»Instrument der Vertreibung«<br />
INTERVIEW | Reinhard Ploss Der Chef des Technologiekonzerns Infineon fordert eine niedrigere Ökostromumlage,<br />
den Ausbau der staatlichen Forschungsförderung und Subventionen für Elektroautos.<br />
Herr Ploss, als Sie vor einem Jahr den<br />
Vorstandsvorsitz übernahmen, haben Sie<br />
angekündigt, den Konzernumsatz von<br />
zuletzt knapp vier Milliarden auf fünf<br />
Milliarden Euro zu steigern. Wann wollen<br />
Sie das Ziel erreichen?<br />
Ob das nun 2015 oder 2016 sein wird, ist<br />
nicht so wichtig. Wichtig für mich ist, dass<br />
DER CHIPMEISTER<br />
Ploss, 57, ist seit Oktober<br />
2012 Vorstandsvorsitzender<br />
bei Infineon, dem<br />
Halbleiterhersteller in<br />
München. Der Ingenieur<br />
aus dem fränkischen<br />
Bamberg kam 1986 zum<br />
Unternehmen, das<br />
damals noch zu Siemens<br />
gehörte.<br />
Infineon profitabel wächst. Über den Konjunkturzyklus<br />
hinweg wollen wir eine Marge<br />
von 15 Prozent erreichen. Dabei bleibt es.<br />
In Berlin laufen die Koalitionsverhandlungen.<br />
Was wünschen Sie sich von der<br />
künftigen Bundesregierung?<br />
Meine größte Hoffnung ist, dass die Bedingungen<br />
für Forschung und Entwicklung in<br />
Deutschland verbessert werden. Die Fähigkeit<br />
zu technologischen Entwicklungen<br />
hierzulande muss dringend gestärkt werden.<br />
Ansonsten können wir im globalen<br />
Wettbewerb nicht bestehen.<br />
Bei der Forschung steht Deutschland<br />
doch gar nicht so schlecht da.<br />
Die Grundlagen für den Erfolg von heute<br />
sind gestern gelegt worden. Um aber auch<br />
morgen noch erfolgreich zu sein, müssen<br />
wir deutlich mehr tun. Länder wie Südkorea<br />
investieren erheblich größere Summen<br />
in die Forschung. Die Welt differenziert<br />
sich nicht um das Thema Produktion, sondern<br />
um die Themen Wissen und Kompetenz.<br />
Dort müssen wir investieren.<br />
Zwischen 2005 und 20<strong>11</strong> sind die öffentlichen<br />
Forschungsausgaben in Deutschland<br />
um 35 Prozent gestiegen. Reicht das<br />
nicht?<br />
Bei der Schulbildung ist seit den Pisa-Tests<br />
viel passiert, aber es reicht noch nicht. Wir<br />
brauchen viel mehr Hochschulabsolventen<br />
in mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Fächern. Es ist wichtig, die jungen<br />
Menschen hierfür stärker zu begeistern.<br />
Und wenn wir selbst nicht genug junge<br />
Leute haben, müssen wir attraktiv für Ausländer<br />
sein. Deutschland muss sich beim<br />
Wissen von der Konkurrenz abheben. Um<br />
das zu erreichen, müssen wir mehr tun,<br />
auch bei der öffentlichen Förderung.<br />
Was müsste stärker gefördert werden?<br />
Ich finde beispielsweise hoch spannend,<br />
was sich rund um Berlin in der Softwareindustrie<br />
tut. Deutschland hat auch großes<br />
Potenzial im gesamten Bereich Information,<br />
Kommunikation und Telekom.<br />
Gerade bei mobiler Datenkommunikation<br />
und IT-Sicherheit könnte man ansetzen.<br />
Werden die deutschen Ingenieure dazu<br />
richtig ausgebildet?<br />
Ich wünsche mir, dass die Leute stärker zu<br />
Generalisten ausgebildet werden. Wir<br />
brauchen Absolventen, die die Einzeltechniken,<br />
bei denen wir sehr gut sind, orchestrieren<br />
können und die Komplexität beherrschen.<br />
Hat die Technologieförderung durch die<br />
negativen Erfahrungen mit der Energiewende<br />
nicht ihre Legitimation verloren?<br />
»<br />
FOTO: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
54 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Grundsätzlich nicht. Zunächst bestand Einigkeit<br />
darüber, dass es eine Anschubfinanzierung<br />
braucht. Dieser Anschub ist<br />
aber inzwischen so groß geworden, dass er<br />
sich nur noch selbst schiebt. Die Förderung<br />
ist nicht mehr zielorientiert. Es ist<br />
richtig, den Markt zu unterstützen, aber<br />
dazu müsste es erst mal einen richtigen<br />
Markt geben...<br />
...also die Umlage für Strom aus erneuerbaren<br />
Quellen heruntergefahren werden?<br />
Ja, die sollte weiter reduziert werden. Dazu<br />
gehört aber auch, dass das Geld effektiver<br />
eingesetzt wird.<br />
Wie stark belastet der hohe Strompreis<br />
Ihr Unternehmen?<br />
Er tut zunehmend weh. Das Problem ist,<br />
dass Infineon die steigenden Energiepreise<br />
nicht ohne Weiteres an seine Kunden weitergeben<br />
kann. Deshalb steht das Unternehmen<br />
unter ständigem Druck, die Produktivität<br />
steigern zu müssen. Bei unseren<br />
Investitionsplanungen sind die Prognosen<br />
der Bundesregierung zum Strompreis ein<br />
entscheidendes Kriterium. Die hohen<br />
Energiepreise werden allmählich zu einem<br />
Instrument zur Vertreibung von Unternehmen.<br />
Als großes Unternehmen kommen Sie<br />
doch in den Genuss von Ausnahmen.<br />
Nein, Infineon ist davon ausgenommen,<br />
weil das Unternehmen im Sinne der Regelungen<br />
nicht energieintensiv ist.<br />
Ein anderes umstrittenes Feld der staatlichen<br />
Technologieförderung ist die<br />
Elektromobilität. Was halten Sie von den<br />
Vorgaben der Bundesregierung, dass in<br />
Deutschland 2020 eine Million stromgetriebene<br />
Autos unterwegs sein sollen?<br />
Das lässt sich mit Sicherheit nicht verordnen.<br />
Ich sehe drei Strömungen: Der Verbrennungsmotor<br />
wird noch lange Zeit den<br />
Markt dominieren. Allerdings wird er deutlich<br />
weiterentwickelt werden und viel weniger<br />
Kohlendioxid ausstoßen. Außerdem<br />
glaube ich, dass Carsharing-Modelle, und<br />
hier vor allem Autos mit Elektroantrieben,<br />
populär werden. Die Jugend will Mobilität,<br />
muss aber nicht mehr unbedingt ein eigenes<br />
Auto haben. Als Drittes werden Privatkunden<br />
vermehrt Fahrzeuge mit Hybridantrieb,<br />
also einer Kombination aus Elektro-<br />
und Verbrennungsmotor, kaufen. Reine<br />
Elektroautos kommen in großen Stückzahlen<br />
erst später.<br />
Was bedeutet es für Infineon, wenn sich<br />
Hybrid- und Elektrofahrzeuge mehr und<br />
mehr durchsetzen?<br />
Wir würden profitieren. In einem Auto mit<br />
Verbrennungsmotor stecken künftig im<br />
»Ich bin recht optimistisch.<br />
Wir sehen vor<br />
allem positive Impulse<br />
aus den USA«<br />
Schnitt Halbleiter im Wert von rund 350<br />
Dollar. Bei einem Hybrid- oder Elektrofahrzeug<br />
wären es rund 700 Dollar.<br />
Liegt der Schlüssel zum Erfolg beim Elektroantrieb<br />
in der Entwicklung ganz neuer<br />
Aktien-Info Infineon<br />
ISINDE0006231004<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
STMicroelectronics<br />
Umsatz (inMio.€)<br />
Umsatz in Deutschland(in Mio.€)<br />
Gewinn n. Steuern(in Mio.€)<br />
Umsatzrenditen.Steuern(in %)<br />
Eigenkapitalrendite (in%)<br />
Mitarbeiter<br />
Kurs 07.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> (in€)<br />
KGV<br />
Börsenwert07.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>(in Mio.€)<br />
Quelle:FactSet, Unternehmensangaben<br />
Index: 2Jahre=100<br />
Infineon<br />
2012 <strong>2013</strong><br />
ST Microelectronics²<br />
Infineon¹<br />
3904<br />
908<br />
427<br />
10,9<br />
12,3<br />
26 210*<br />
7,18<br />
18,0<br />
7760<br />
6609<br />
k.A.<br />
–901<br />
–13,8<br />
–17,7<br />
48 460**<br />
5,76<br />
21,2<br />
5234<br />
¹ Geschäftsjahr zum 30.09.2012; ² Geschäftsjahr zum 31.12.<br />
2012 * 30.06.<strong>2013</strong>; ** 31.12.2012<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Niedrig<br />
Hoch<br />
Trotz großer Kursgewinne in den vergangenen<br />
Monaten hat die Infineon-Aktie noch Luft nach oben,<br />
weil wichtige Abnehmer wie die Autobauer und die<br />
sonstige Industrie zumindest in Europa ihren<br />
Tiefpunkt überwunden zu haben scheinen.<br />
Fahrzeuge wie dem BMW i3, oder reicht<br />
es, vorhandene Modelle umzurüsten, wie<br />
VW dies bevorzugt?<br />
Um bei den Kosten konkurrenzfähig zu<br />
sein, muss man mit einem leeren Blatt Papier<br />
anfangen. Sie müssen um den neuen<br />
Antrieb herum auch eine neue Architektur<br />
schaffen. Bestehende Modelle mit einem<br />
Hybrid- oder Elektroantrieb auszustatten<br />
ist nur eine Übergangslösung.<br />
Fordern Sie für die Elektromobilität eine<br />
direkte öffentliche Anschubfinanzierung<br />
wie bei der Energiewende?<br />
Die Elektromobilität muss erst über die<br />
Schlucht der Adaption gehievt werden. Wir<br />
brauchen aber keine neue Abwrackprämie<br />
oder ein weiteres Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetz. Ich kann mir ein limitiertes und<br />
sehr übersichtliches Anschubszenario vorstellen.<br />
Dem Privatverbraucher, der ein<br />
E-Auto fährt, könnte die Mehrwertsteuer<br />
beim Strom erlassen werden. Ein so befristeter<br />
Steuervorteil hat zum Beispiel dem<br />
Katalysator zum Durchbruch verholfen.<br />
Fürchten Sie, dass Schwellenländer wie<br />
China uns bei Forschung und Innovation<br />
bald abhängen?<br />
Chinas Regierung weiß genau, dass das<br />
Land nur eine Zukunft hat, wenn es sich<br />
von der Billigproduktion verabschiedet<br />
und auf höhere Wertschöpfung setzt. Und<br />
das scheint ja zu funktionieren. Der Technologiekonzern<br />
Huawei aus China ist bei<br />
Innovationen inzwischen ein Schwergewicht,<br />
der Hausgerätehersteller Haier<br />
ebenso. Südkorea hat doch schon vor Jahrzehnten<br />
gezeigt, dass es möglich ist, mit<br />
Zielvorgaben von oben eine Technologiemacht<br />
zu formen.<br />
Vor einem Jahr haben Sie Ihrem Unternehmen<br />
ein Sparpaket verordnet,<br />
inzwischen scheint das Geschäft wieder<br />
zu brummen. Wie geht es nun weiter?<br />
Vor einem Jahr haben wir gesagt, dass es<br />
schwierig werden wird. Wir haben aber<br />
gleichzeitig gesagt, dass es in der zweiten<br />
Hälfte des Geschäftsjahres, also von April<br />
bis September, wieder besser laufen würde.<br />
Heute kann Infineon sagen, dass es zunächst<br />
schwieriger als befürchtet war und<br />
die zweite Hälfte des Geschäftsjahres besser<br />
als erwartet gelaufen ist. Das Unternehmen<br />
liegt im Rahmen der Erwartungen.<br />
Wenn ich mir die aktuellen Wirtschaftsdaten,<br />
vor allem auch die Zahlen aus der Autoindustrie<br />
ansehe, die für unser Geschäft<br />
sehr wichtig ist, bin ich sogar recht optimistisch.<br />
Wir sehen vor allem positive Impulse<br />
aus den USA.<br />
n<br />
matthias.kamp@wiwo.de | München<br />
FOTO: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
56 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Die Schrumpfkur<br />
HOCHTIEF | Frohe Aktionäre, frustrierte Belegschaft – ein Jahr<br />
unter Vorstandschef Marcelino Fernández lässt ahnen, was der<br />
spanische Großaktionär ACS mit dem Bauriesen wirklich vor hat.<br />
Stilfragen spielen auch in der rustikalen<br />
Baubranche eine Rolle. Kurz vor<br />
Angebotsabgabe und ohne handfesten<br />
Grund Partner hängen zu lassen, „das<br />
ist schlechter Stil“, schimpft ein Bauverbands-Funktionär<br />
– und kritisiert damit<br />
den Branchenführer Hochtief.<br />
Er spielt auf einen für die Essener peinlichen<br />
Vorgang an, über den die Branche<br />
spricht. Die Spezialtiefbau-Truppe von<br />
Hochtief wollte mit einem südafrikanischen<br />
und einem niederländischen Unternehmen<br />
die neuen Kaianlagen des Tiefseehafens<br />
Walvis Bay in Namibia bauen. „Ein<br />
hübscher Auftrag mit rund 200 Millionen<br />
Euro Auftragsvolumen“, sagt ein Hochtiefler.<br />
Im Frühjahr lag das Okay der internen<br />
Auftragskommission vor. Doch auf den<br />
letzten Drücker sagte Vorstandschef Marcelino<br />
Fernández plötzlich „no“ und verweigerte<br />
die bei internationalen Geschäften<br />
unverzichtbare Patronatserklärung, die<br />
Parent Company Guarantee (PCG), mit der<br />
sich die Geschäftspartner absichern.<br />
Offenbar zählt das südliche Afrika nicht<br />
mehr zu den Zielmärkten, auf die Fernández<br />
setzt. Wäre das den Ebenen darunter<br />
klar gewesen, „hätten wir uns viel Hirnschmalz<br />
und Zeit sparen können“, klagt ein<br />
spürbar fassungsloser Hochtief-Mann:<br />
„Auf den letzten Metern hat Fernández uns<br />
ausgebremst. Das Projekt war durch alle<br />
Instanzen durch.“ Die Niederländer und<br />
Südafrikaner standen plötzlich ohne Partner<br />
da und die international angesehenen<br />
Hochtief-Spezialisten wie dumme Jungs.<br />
Vor einem Jahr übernahm der <strong>vom</strong> spanischen<br />
Großaktionär ACS entsandte Fernández<br />
Knall auf Fall den Vorstandsvorsitz<br />
in Essen. Der 58-Jährige agiert – wie beim<br />
Walvis-Bay-Rückzieher – ohne Rücksicht<br />
auf Verluste, lässt kaum einen Stein auf<br />
„Ich möchte ein<br />
glückliches Unternehmen“<br />
Hochtief-Vorstandschef Fernández<br />
dem anderen, verkauft Bereiche reihenweise<br />
und verändert Hochtief rasant. Die<br />
Ergebnisse sind zwiespältig. Börse und Aktionäre<br />
jubeln: Der Kurs des MDax-Wertes,<br />
der im November 2012 bei 35 Euro dümpelte,<br />
kratzt heute an der 70-Euro-Grenze.<br />
Belegschaft und Branche aber sind skeptischer<br />
denn je, ob die „Projekt Mercure“ genannte<br />
Ross- und Schrumpfkur, der Fernández<br />
Hochtief unterzieht, wirklich zur<br />
propagierten Konzentration auf Kerngeschäfte<br />
führt oder doch zu der befürchteten<br />
Zerschlagung. Die Hochtief-Aktie lebt –<br />
aber stirbt mittelfristig das Unternehmen?<br />
Auf der Habenseite seiner Ein-Jahres-Bilanz<br />
kann Fernández zwei Transaktionen<br />
verbuchen: den Verkauf der Flughafen-Beteiligungen<br />
und der Dienstleistungssparte<br />
(siehe Kasten Seite 61).<br />
WIESEHÜGELS VERSPRECHEN<br />
Der Ausverkauf aber geht noch weiter als<br />
bisher bekannt. Nach WirtschaftsWoche-<br />
Informationen will Hochtief jetzt auch das<br />
gerade erst aufgebaute und nie defizitäre<br />
Offshore-Geschäft mit rund 500 Mitarbeitern<br />
und rund 300 Millionen Euro Umsatz<br />
feilbieten. Nach den Koalitionsverhandlungen<br />
zur Energiepolitik will Hochtief „die<br />
Marktlage anschließend in Ruhe analy-<br />
»<br />
FOTO: NETZHAUT/HOPPE<br />
58 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
sieren“, sagt dazu das Unternehmen. Angesichts<br />
des stockenden Offshore-Ausbaus<br />
in Deutschland wäre ein Ausstieg begründbar.<br />
Kritiker halten ihn dennoch für<br />
kurzsichtig. Hochtief-Analyst Marc Grabiel<br />
<strong>vom</strong> Bankhaus Lampe: „Das passt nicht zu<br />
den strategischen Aussagen von Hochtief,<br />
sich im Energiebereich zu engagieren.“<br />
Offiziell stehen auf der Verkaufsliste die<br />
Hochtief Projektentwicklung, die Immobilientochter<br />
aurelis, der Baudienstleister<br />
formart, die Streif Baulogistik und das<br />
Hochtief Property Management. Während<br />
der Mannheimer Bilfinger-Konzern das<br />
Bauen nur noch als Glied einer Kette von<br />
Dienstleistungsangeboten sieht, stößt Fernández<br />
alles ab, was dem Bau vor- und<br />
nachgelagert ist. „Unsere Mitarbeiter sind<br />
Experten im Bauen“, sagte er im Interview<br />
mit der Hauszeitschrift „Concepts“: „Ich<br />
möchte, dass unsere Leute zufrieden sind.<br />
Ich möchte ein glückliches Unternehmen.“<br />
Doch davon ist Hochtief weit entfernt.<br />
Neben den Verkäufen bereitet Fernández<br />
einen massiven Personalabbau vor – überwiegend<br />
in Deutschland. Rund 1000 Stellen<br />
dürften wegfallen. Derzeit suchen die<br />
Personaler Kollegen, die freiwillig gehen.<br />
Betriebsbedingte Kündigungen wird es<br />
vermutlich erst 2014 geben. Denn Ende<br />
<strong>2013</strong> läuft die Vereinbarung zwischen der<br />
Gewerkschaft IG Bau und ACS aus, die versprach,<br />
ACS werde nach der Übernahme<br />
niemandem betriebsbedingt kündigen<br />
und den Konzern nicht zerschlagen. Der<br />
damalige IG-Bau-Chef und Hochtief-Aufsichtsrat<br />
Klaus Wiesehügel erstickte damals<br />
den Widerstand der Betriebsräte mit<br />
dem Versprechen, „dass die Übernahme<br />
nicht auf dem Rücken der Hochtief-Beschäftigten<br />
ausgetragen wird“.<br />
Gegenwind für den Windparkbau Hochtief<br />
erwägt den Verkauf des Offshore-Geschäfts<br />
Aktien-Info Hochtief<br />
ISIN DE0006070006<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Übernahme<br />
durch ACS<br />
Niedrig<br />
Bilfinger<br />
*6.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>; Index: November 2012=100;<br />
Quelle: FactSet, Bloomberg, Unternehmen<br />
MDax<br />
Hochtief<br />
Fernández übernimmt<br />
den Vorstandsvorsitz<br />
20<strong>11</strong> 2012 <strong>2013</strong><br />
Hochtief<br />
Umsatz (in Mrd. €)<br />
25,5<br />
Umsatz in Deutschland (in Mrd. €) 1,9<br />
Gewinn nach Steuern (in Mio. €) 158,1<br />
Umsatzrendite nach Steuern (in %) 0,6<br />
Eigenkapitalrendite (in %) 6,04<br />
Auftragsbestand (in Mrd. €) 49,8<br />
Mitarbeiter (30.6.<strong>2013</strong>) 86241<br />
Börsenkurs (in €)*<br />
67,85<br />
KGV (2014)<br />
18,7<br />
Börsenwert (Mrd. Euro)*<br />
5,2<br />
Bilfinger<br />
8,5<br />
3,2<br />
274,9<br />
3,2<br />
14,41<br />
7,4<br />
69839<br />
81,07<br />
13,1<br />
3,7<br />
Hoch<br />
DieBörse honoriertden radikalen Konzernumbau<br />
beiHochtief. Dabeierhöhtvor allem dieErholungder<br />
australischenTochter Leighton <strong>2013</strong> den Gewinn.Die<br />
Bewertungder Aktieist fortgeschritten,aberfür Notierungen<br />
zwischen 70 und80Euroist mittelfristig noch<br />
Spielraum,weilGroßaktionärACS Kurssteigerungen<br />
strategischweiter forcierenwird.<br />
NUR NOCH 3000 HOCHTIEFLER<br />
Die Summe von Verkäufen und Stellenabbau<br />
wird nun frappierend sein. Ende 2012<br />
hatte Hochtief in Deutschland noch fast<br />
10000 Mitarbeiter, nach dem Kahlschlag<br />
werden es noch gut 3000 sein. Die sollen<br />
dann als schlagkräftige Truppe unterwegs<br />
sein, fordert Fernández: „Wir brauchen<br />
schlankere Organisationsstrukturen, kürzere<br />
Wege und einfachere Prozesse.“ Doch<br />
intime Kenner des Unternehmens sagen:<br />
„Hier herrscht das Chaos.“<br />
Denn bisher sind die Standorte Kompetenzcenter:<br />
Die Hafenanlagen-Spezialisten<br />
etwa agieren von Hamburg aus, das Knowhow<br />
für maschinellen Tunnelbau sitzt in<br />
Essen, der Kläranlagen- und Brückenbau<br />
in Berlin. Künftig sollen alle Niederlassungen<br />
alles machen. Die Spezialisten will Fernández<br />
„in einem technischen Kompetenzzentrum<br />
bündeln, auf das alle regionalen<br />
Einheiten jederzeit zugreifen können“.<br />
„Kaum einer außer Fernández glaubt,<br />
dass das funktionieren wird“, sagt ein Top-<br />
Manager: „Wenn alle alles machen sollen,<br />
machen viele vieles falsch.“ Laufende Projekte<br />
und Auftragsakquise litten darunter,<br />
„und bald verlieren wir die Spezialisten-<br />
Teams – weil die Konkurrenz sie abwirbt“.<br />
Dass viele Hochtiefler die Flucht ergreifen,<br />
daraus macht selbst Kommunikationschef<br />
Bernd Pütter keinen Hehl. Die Kollegen sähen<br />
„nur, dass sich Abläufe und Begriffe<br />
ändern, das Komfortniveau sinkt oder<br />
Teams neu zusammengesetzt werden“, beschreibt<br />
er in der Mitarbeiterzeitschrift das<br />
negative Klima. „Möchte ich das Unternehmen<br />
wechseln?“, fragt Pütter rhetorisch<br />
und kriegt gerade noch die Kurve: „Nein.<br />
Ich arbeite gern bei Hochtief.“<br />
Viele tun das nicht mehr.<br />
BEWERBUNG BEI ZECH-BAU<br />
Die Belegschaft ist gespalten. Viele traten<br />
enttäuscht aus der IG Bau aus. Und in der<br />
Führungsmannschaft richtete Fernández<br />
ein Blutbad an. Von den 60 Teilnehmern<br />
der 2012 in Kamp-Lintfort abgehaltenen<br />
Tagung der weltweit wichtigsten Führungskräfte<br />
sind 24 nicht mehr bei Hochtief.<br />
Von den 39 deutschen Teilnehmern<br />
sind 18 nicht mehr an Bord. Fernández<br />
schießt Manager ab, die sich nicht fügen.<br />
Wer etwa Kritik an den Verträgen zum Weiterbau<br />
der Hamburger Elbphilharmonie<br />
übte, weil ihm die Risiken für Hochtief zu<br />
hoch erschienen, musste gehen. So schasste<br />
Fernández den Solutions-Vorstandschef<br />
Bernd Romanski Anfang des Jahres, einen<br />
Monat nachdem er ihn befördert hatte.<br />
Jüngstes Opfer ist der angesehene Geschäftsführer<br />
der Solutions-Sparte Energie<br />
und Infrastruktur, Stephan Hebgen. Der<br />
verabschiedete sich Ende Oktober per Mail<br />
von den Mitarbeitern, nachdem er „im guten<br />
Einvernehmen“ freigestellt wurde.<br />
Bei der Zech-Group in Bremen arbeiten<br />
inzwischen die früheren Hochtief-Manager<br />
Heiner Helbig, Rainer Eichholz und<br />
Klaus Brix, denen ehemalige Mitarbeiter<br />
folgen könnten. „Wir bekommen verstärkt<br />
Bewerbungen von Hochtieflern“, bestätigt<br />
die Zech-Group, die etwa das Großprojekt<br />
Kö-Bogen in Düsseldorf stemmte. Früher<br />
wäre ein Wechsel von Hochtief dorthin ein<br />
Statusverlust gewesen. Heute gelten Zech,<br />
Züblin oder Max Bögl als Adressen mit solideren<br />
Perspektiven und besserer Kultur.<br />
Einen „Schein-Vorstand“ nennt etwa ein<br />
Hochtief-Kenner das oberste Solutions-<br />
Gremium, in dem auch Fernández selbst<br />
sitzt: „Alles ist zugeschnitten auf ihn. Man<br />
braucht Fernández für jede Entscheidung –<br />
aber irgendwann erreichen Sie den Mann<br />
nicht mehr. Das lähmt den Laden.“<br />
Die meisten Börsianer sind weniger<br />
skeptisch. Sie glauben daran, dass Fernández<br />
nichts tut, was ACS und damit auch<br />
FOTOS: LAIF/ZENIT/PAUL LANGROCK, NETZHAUT/HOPPE<br />
60 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FERNÁNDEZ’ BILANZ NACH EINEM JAHR IM AMT<br />
Soll und Haben<br />
+<br />
Aktie: Als Fernández im November<br />
2012 Vorstandschef wurde, lag der Hochtief-Kurs<br />
bei 35 Euro, ein Jahr danach<br />
doppelt so hoch bei knapp 70 Euro<br />
+<br />
Verkauf Flughafenbeteiligungen:<br />
Der erzielte Preis von 1,1 Milliarden Euro<br />
liegt unter den ursprünglichen Erwartungen<br />
– aber die langjährige Verkaufsankündigung<br />
ist endlich umgesetzt<br />
+<br />
Verkauf Service-Sparte: Bei<br />
dem Geschäft wurden 140 Millionen<br />
Euro erwartet – die<br />
französische Spie-Gruppe<br />
zahlt sogar 250 Millionen<br />
Einigung Elbphilharmonie: Insider<br />
schätzen die pauschal übernommenen<br />
und nicht abgedeckten Risiken auf einen<br />
hohen zweistelligen Millionenbetrag<br />
Führungskultur: Fernández herrscht<br />
autokratisch und hat große Teile des<br />
Schlüsselpersonals weggemobbt. Hohe<br />
Verunsicherung auf allen Ebenen<br />
Neuorganisation: Umstrukturierung,<br />
Personalabbau und Know-how-<br />
Verlust gefährden die Kontinuität<br />
erfolgreicher Geschäftseinheiten<br />
und erschweren laufende<br />
Projekte und Auftragsakquise<br />
den anderen Hochtief-Aktionären schadet.<br />
Das durch die Verkäufe frei werdende Kapital<br />
parkt Fernández bis jetzt überwiegend<br />
im eigenen Unternehmen: Er kauft<br />
Hochtief-Aktien oder die der wieder profitablen<br />
australischen Tochter Leighton.<br />
Lampe-Analyst Gabriel empfiehlt trotzdem,<br />
die Papiere jetzt abzustoßen: „Was<br />
bleibt am Ende übrig von Hochtief? Ein immer<br />
noch riskantes Europa-Baugeschäft.“<br />
In zwei bis drei Jahren, prophezeit Gabriel,<br />
„ist dann die Zentrale in Essen fällig,<br />
und ACS wirft sie als Ballast ab“. Auch<br />
Hochtief-Insider glauben nun die langfristige<br />
ACS-Strategie zu erkennen, nach der<br />
seit der feindlichen Übernahme im Mai<br />
20<strong>11</strong> vergebens gefragt wird. Laut einem<br />
plausiblen Flurfunk-Szenario passt Fernández<br />
in der jetzigen ersten Phase die<br />
Hochtief-Strukturen an die der ACS-Bautochter<br />
Dragados an. Die hat Fernández<br />
drei Jahre geleitet. Die Abstimmung wird<br />
tatsächlich schon enger: Im Herbst etwa<br />
konferierten die Vorstände von Hochtief<br />
Solutions und Dragados am Düsseldorfer<br />
Flughafen, erfuhr die WirtschaftsWoche.<br />
Wegen des Schrumpfkurses wird bald, so<br />
glauben besorgte Hochtiefler, in Europa<br />
die Schlagkraft für große Projekte fehlen.<br />
Dann erscheint es logisch, Hochtief mit<br />
Dragados zu vereinen. Fernández könnte<br />
die Spanier kaufen – zum Beispiel mit Erlösen<br />
aus Bereichsverkäufen, durch Aktientausch<br />
oder über Kredite, die Hochtief<br />
selbst aufnimmt. Der Preis müsste dann<br />
nur hoch genug sein, um die Kasse der<br />
hoch verschuldeten ACS zu füllen.<br />
Klingt logisch. „Auf dem entstehenden<br />
Unternehmen“, sagt ein Essener Bau-Manager,<br />
„könnte noch Hochtief draufstehen.<br />
Aber drin wäre Dragados Deutschland.“ n<br />
harald.schumacher@wiwo.de<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Jenseits von Eden<br />
UNTERNEHMENSBERATUNGEN | Die Branche ändert sich rasant.<br />
Die Zukunft gehört wenigen Giganten, hochgradigen Spezialisten<br />
und neuartigen Netzwerken, die sich auf Anfrage spontan bilden.<br />
Ex-Kollegen zusammen und ließ sie als<br />
Freelancer für sich arbeiten. Kurze Zeit<br />
später, im Jahr 2000, gründete die gebürtige<br />
Kanadierin zusammen mit ihrer langjährigen<br />
McKinsey-Kollegin Liann Eden ihre<br />
Unternehmensberatung EdenMcCallum.<br />
Die Firma arbeitet nach dem gleichen<br />
Muster und beschäftigt heute 40 Mitarbeiter<br />
in London und in Amsterdam. Zu den<br />
Kunden zählen Konzerne wie Shell, Danone<br />
und TNT sowie Private-Equity-Häuser à<br />
la 3i in 90 Ländern der Welt. Bisher schickte<br />
EdenMcCallum mehr als 1000 Projektteams,<br />
bestehend aus zwei bis maximal<br />
sechs Freelancern, in Unternehmen.<br />
Und die freuen sich über die Miniteams.<br />
Anders als Großberatungen, die vorrangig<br />
darauf achten müssten, ihre angestellten<br />
Berater auszulasten, hat sich EdenMcCallum<br />
aus dem weltweiten Pool von mittlerweile<br />
mehr als 50 000 Ex-Beratern von<br />
McKinsey, BCG und Co. 400 Koryphäen<br />
herausgepickt. „Die können Leute zeitlich<br />
flexibel zu Teams zusammenstellen, die<br />
auf die Bedürfnisse des Kundenprojekts<br />
genau zugeschnitten sind“, schwärmt Andrew<br />
Higginson, Ex-Finanzdirektor der britischen<br />
Supermarktkette Tesco.<br />
Das kleine, aber feine Freelancer-Netzwerk<br />
zählt zu den Angreifern, die die Weltkarte<br />
der Unternehmensberatungen neu<br />
gestalten. „Die Auftraggeber verlangen<br />
heute dezidiert flächendeckende Internationalität,<br />
eindeutig die Expertise von Seniorberatern<br />
statt großer Beraterteams,<br />
hoch spezialisiertes Fachwissen, und das<br />
alles gekoppelt mit Vordenkertum“, sagt<br />
Eva Manger-Wiemann, Partnerin des Zürcher<br />
Metaconsulters Cardea, der Unternehmen<br />
bei der Auswahl von Beratern unterstützt.<br />
Universalanbieter, aber auch Nischenplayer,<br />
die nicht global genug agieren,<br />
gingen immer häufiger leer raus.<br />
Voraussichtlich werden vier Gruppen<br />
von Beratern dominieren.<br />
Knapp 15 Jahre ist es her, da hatte Dena<br />
McCallum ein Schlüsselerlebnis.<br />
Die Ex-McKinsey-Beraterin war damals<br />
Strategiechefin des US-Verlages Condé<br />
Nast („Vogue“, „Vanity Fair“) und brütete<br />
über ihren Strategie- und Organisationsplänen<br />
für den internationalen Konzern.<br />
Da kam ihr die Idee, ein oder zwei ihrer gestandenen<br />
Ex-Kollegen von McKinsey,<br />
Boston Consulting Group oder Bain ein<br />
paar Wochen für sich einzuspannen.<br />
Stiller Riese PwC-Chef Nelly baut<br />
sein Unternehmen um zur globalen Megaberatungsfirma<br />
Doch wie sollte das gehen, ohne gleich<br />
ein komplettes teures Projektteam samt<br />
Partner, Projektleiter und zig Analysten jeweils<br />
eines der drei großen Beratungshäuser<br />
anzuheuern? McCallum trommelte<br />
schließlich selbst ein paar erfahrene, erstklassig<br />
ausgebildete, aber ungebundene<br />
KLASSISCHE STRATEGIEBERATER<br />
Von ihnen werden langfristig vermutlich<br />
nur McKinsey, BCG und Bain überleben.<br />
Die Big Three führen seit Jahrzehnten die<br />
elitäre Strategieberatungsriege an. Ihr Geschäftsmodell<br />
bestand lange darin, smarte<br />
Berater für begrenzte Zeit in Organisationen<br />
zu schicken und Lösungen für schwierigste<br />
unternehmerische Probleme zu erarbeiten:<br />
zum Beispiel für die Entwicklung<br />
neuer Geschäftsmodelle und die Erschließung<br />
neuer Märkte.<br />
Doch das hat sich geändert. Bestand<br />
das Geschäft vor 20 Jahren noch zu 100<br />
»<br />
FOTO: TANJA DEMARMELS<br />
62 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
Neue Hackordnung<br />
Umsätze der größten Berater und<br />
Wirtschaftsprüfer (in Milliarden Dollar)*<br />
Prozent aus reinrassiger Strategieberatung,<br />
sind es heute nur noch 20 Prozent.<br />
Der Rest ist umsetzungsorientierte Organisations-<br />
und Prozessberatung. Das birgt<br />
Probleme, denn dafür bezahlen Unternehmen<br />
keine sündhaft teuren Spitzenberater<br />
mehr. Dies macht immer mehr<br />
Strategieberatungen zu schaffen. Als angezählt<br />
gelten vor allem die mittelgroßen<br />
Traditionshäuser wie Booz, A.T Kearney<br />
und Roland Berger; die Münchner sind<br />
noch immer zerstritten, ob sie allein weitermachen<br />
oder fusionieren sollen. Die<br />
Player aus der zweiten Reihe holen als<br />
globale Universalanbieter auf, erwirtschaften<br />
aber weit weniger als zwei Milliarden<br />
Dollar Umsatz pro Jahr. Hier jedoch<br />
sehen Experten die magische Grenze, um<br />
auf Dauer Partner anständig bezahlen,<br />
Expansion voranzutreiben und gleichzeitig<br />
in Innovationen investieren zu können.<br />
„Die eine Baustelle ist die Internationalisierung,<br />
die andere die zunehmende Digitalisierung<br />
sämtlicher Arbeits- und Lebensbereiche“,<br />
sagt Dietmar Fink, Professor<br />
für Unternehmensberatung aus Bonn.<br />
Wer nichts von IT, Digitalisierung, Social<br />
Media und Big Data versteht, dem nimmt<br />
kein Unternehmen mehr ab, dass er generelle<br />
Unternehmensstrategien entwickeln<br />
kann. „Kein zweites Haus hat sich auf die<br />
neuen Marktbedingungen so gut vorbereitet<br />
wie McKinsey“, glaubt Fink. So habe<br />
McKinsey schon 2007 ein Business Technology<br />
Office gegründet, das sich auf IT-<br />
Pricewaterhouse-<br />
Coopers<br />
Deloitte<br />
Ernst&Young<br />
KPMG<br />
McKinsey<br />
Boston<br />
Consulting<br />
Bain &Company<br />
Booz &Company<br />
A.T. Kearney<br />
RolandBerger<br />
8,7<br />
9,7<br />
4,9<br />
7,8<br />
5,3<br />
3,1<br />
2,1<br />
1,0<br />
1,0<br />
0,8<br />
Flexible Miniteams<br />
Unternehmerinnen<br />
McCallum (links)<br />
und Eden spannen<br />
freie Berater<br />
zusammen<br />
Strategien konzentriert. Heute sind 700<br />
McKinsey-Berater weltweit dort tätig.<br />
31,5<br />
31,3<br />
24,4<br />
23,0<br />
Beratungsumsatz<br />
Gesamtumsatz<br />
*teils 20<strong>11</strong>,2012<br />
Quelle:Kennedy Consulting Research&Advisory,<br />
Unternehmensangaben, Schätzungen<br />
GLOBALE MULTISPEZIALISTEN<br />
Die vier großen Wirtschaftsprüferkonzerne<br />
PwC, KPMG, EY (bis vor Kurzem noch:<br />
Ernst&Young) und Deloitte spielen eine<br />
immer wichtigere Rolle, indem sie sich zu<br />
globalen Megaberatungsfirmen entwickeln.<br />
Mehr als 30 Milliarden Dollar setzen<br />
die Big Four der Buchprüfer mittlerweile<br />
im Consultinggeschäft um. Sie helfen Unternehmen,<br />
ihre Lieferketten kostengünstig<br />
und steuersparend zu organisieren, installieren<br />
Risikomanagementsysteme oder<br />
finden neue Finanzierungsmodelle. Das<br />
Geschäft wächst.<br />
Immer mehr Unternehmen verlagern<br />
ganze Finanz-, IT-, Kundenservice- und<br />
Personalabteilungen oder auch den Einkauf<br />
auf interne oder externe Dienstleister.<br />
Dazu braucht es steuer- und arbeitsrechtliches<br />
Know-how, aber auch Wissen über<br />
Prozesse, Organisation, IT sowie Strategie.<br />
Um dies liefern zu können, trachten die Big<br />
Four immer mehr danach, passende Beratungen<br />
zu schlucken. Auf diese Weise wollen<br />
sie in das Hochpreissegment der klassischen<br />
Strategieberater vorstoßen.<br />
So kündigte PwC an, Booz & Company<br />
zu übernehmen, angeblich für bis zu 250<br />
Millionen Dollar – Experten zufolge ein zu<br />
hoher Preis. Fiona Czerniawska, Chefin<br />
des britischen Marktforschungsinstituts<br />
Source for Consulting, sieht darin ein Indiz<br />
für den „Aufstieg einer neuen Klasse von<br />
Megafirmen“. Es werde „ein neues Segment<br />
entstehen, in dem alle bislang bekannten<br />
Unterschiede verschwinden“.<br />
NISCHENPLAYER, NEWCOMER<br />
Hier wird es weiterhin Chancen für Spitzenanbieter<br />
geben. In Deutschland existieren<br />
neben den großen Strategieberatungshäusern<br />
Hunderte von mittelständischen<br />
Spezialistenboutiquen, die sich auf einzelne<br />
Branchen wie den Energie- oder Finanzsektor<br />
oder Fachthemen wie Lean<br />
oder Supply Chain Management spezialisiert<br />
haben. „Nicht wenige von diesen Spezialistenboutiquen<br />
liefern hervorragende<br />
Qualität und haben sich in den letzten Jahren<br />
ein klares Profil erarbeitet, das sie <strong>vom</strong><br />
Wettbewerb absetzt“, sagt Cardea-Partnerin<br />
Manger-Wiemann.<br />
Doch auch diese Spezialanbieter spüren<br />
deutlich den verschärften Wettbewerb.<br />
Nur wenige haben es wie der Pricing-Spezialist<br />
Simon-Kucher geschafft, sich weltweit<br />
einen Markennamen zu erarbeiten.<br />
Die Bonner Unternehmensberatung beschäftigt<br />
weltweit 690 Mitarbeiter in 22<br />
Ländern und gilt nicht nur in Europa, sondern<br />
vor allem auch in den USA als führende<br />
Adresse für Preisgestaltung. „Der Weg<br />
der Internationalisierung war nicht leicht“,<br />
erinnert sich Simon-Kucher-Chef Georg<br />
Tacke. „Wir hatten Glück, dass Pricing ein<br />
Thema ist, das überall auf der Welt für<br />
Unternehmen spannend ist, und dass wir<br />
zu den Ersten gehörten, die das Feld als<br />
Beratungsthema vor 28 Jahren erkannt<br />
haben.“<br />
FOTO: LAIF/REA/FINANCIAL TIMES<br />
64 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Eine Nische fand auch die Unternehmensberatung<br />
Acondas, die die Ex-McKinsey-Berater<br />
Jörg Fengler und Andreas Florissen<br />
vor zwei Jahren gründeten. Den beiden<br />
fiel auf, dass immer mehr Projektleiter<br />
in Unternehmen externe Hilfe suchten, um<br />
die einzelnen Projektschritte zu planen<br />
und abzuarbeiten. „Genau das machen wir<br />
bei Acondas“, sagt Fengler. Nach nur zwei<br />
Jahren zählt der Newcomer 25 Mitarbeiter.<br />
FREELANCER-PLATTFORMEN<br />
Der Harvard-Professor Clayton Christensen<br />
glaubt, dass die Beraterbranche an einem<br />
Scheitelpunkt angelangt ist. Dieselben<br />
Kräfte, die schon so viele Geschäfte umgewälzt<br />
hätten, von der Stahl- bis zur Verlagsbranche,<br />
„sorgen jetzt dafür, dass sich auch<br />
die Beraterbranche neu formiert“.<br />
Basis dafür ist einmal mehr das Internet.<br />
Das ermöglicht einem einzelnen Strategieberater,<br />
sich von einer großen Beratung zu<br />
emanzipieren und seine Dienste alleine oder<br />
gemeinsam mit anderen Spezialisten anzubieten.<br />
Ein Solist kann Researchleistungen,<br />
die bisher die Großberatungen als ihre exklusive<br />
Domäne ausgaben, inzwischen auch<br />
anderweitig einkaufen und so im Paket mit<br />
anbieten. „Wenn es etwa darum geht, Kundendaten<br />
zu analysieren, gibt es mittlerweile<br />
zahlreiche Firmen wie etwa Salesforce.com,<br />
die günstig und strukturiert Daten aufbereiten<br />
und durch Tools systematisieren“, sagt<br />
Beraterexpertin Eva Manger-Wiemann.<br />
So gibt es zunehmend sogenannte Database-Provider<br />
wie IMS Health, die rund um<br />
die Uhr hoch fundierte und hoch spezialisierte<br />
Markt- und Branchenanalysen liefern,<br />
auf Wunsch auch auf mobile Geräte.<br />
Freelancer-Beratungsfirmen wie Eden-<br />
McCallum in London, die Business Talent<br />
Group (BTG) in Los Angeles und a-connect<br />
in München kommen deshalb ohne eigene<br />
Researchabteilungen und teure Innenstadtbüros<br />
aus.<br />
Damit zeichnet sich eine ganz neue Beraterszene<br />
ab, modular und mit Netzwerken,<br />
die sich bilden wie Teams in der Filmindustrie<br />
oder auch der Werbebranche, die sich<br />
nach der Beendigung des Projekts wieder<br />
auflösen. „Verschiedene Beratungshäuser<br />
und Einzelberater kommen für Projekte zusammen<br />
und gehen anschließend wieder<br />
ihrer Wege“, prophezeit daher die britische<br />
Beratungsexpertin Fiona Czerniawska. n<br />
julia.leendertse | unternehmen@wiwo.de<br />
NEUE SUCHMASCHINE<br />
Wer kann was?<br />
Bundesweit bieten rund 14000<br />
Unternehmensberatungen ihre Dienste<br />
an. Doch wer von ihnen kann was, und<br />
wie gut sind sie? Mit der neuen Suchmaschine<br />
consultingsearcher führen<br />
WirtschaftsWoche und die auf die Zertifizierung<br />
von Beratern spezialisierte<br />
Cardea AG erstmals ein praxistaugliches<br />
Qualitätssiegel in den intransparenten<br />
Beratermarkt ein.<br />
Unter www.wiwo.de/consultingsearcher<br />
haben Unternehmen ab sofort Zugang<br />
zu der Online-Datenbank und können<br />
so die passende globale Beratungsfirma<br />
oder den richtigen Nischenplayer für<br />
ein Projekt oder eine Aufgabenstellung<br />
finden. Qualität und Professionalität aller<br />
Anbieter sind in einem unabhängigen und<br />
neutralen Zertifizierungsprozess geprüft<br />
worden und die Beratungskompetenzen<br />
durch Projektbeschreibungen und<br />
Kundenbewertungen für jedermann<br />
nachvollziehbar.<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Kundschaft gesucht<br />
Der Flughafen Hahn hat<br />
40 Prozent seines<br />
Verkehrs verloren<br />
Hoffnungslos<br />
am Hunsrück<br />
FLUGHAFEN HAHN | 20 Jahre nach seiner Eröffnung droht dem<br />
deutschen Billigflug-Mekka das Aus.<br />
Nach einer wochenlangen Diskussion<br />
um die Zukunft seines Unternehmens<br />
platzte Johannes Endler<br />
der Kragen. „Die Liquidität des Unternehmens<br />
ist gesichert. Der eingeleitete Umstrukturierungsprozess<br />
ist auf einem guten<br />
Weg“, stellte der Aufsichtsratschef des Flughafens<br />
Hahn vor einem Jahr in einer Presseerklärung<br />
fest.<br />
Das war voreilig. Tatsächlich droht das<br />
Aus für den offiziell Flughafen Frankfurt-<br />
Hahn GmbH (FFHG) genannten Airport,<br />
der – entgegen seinem Namen – auf etwa<br />
halber Strecke zwischen Frankfurt und Luxemburg<br />
liegt. In einem „Schlussbericht“<br />
genannten Brandbrief an die Aktionäre<br />
Rheinland-Pfalz (82,5 Prozent) und Hessen<br />
(17,5 Prozent) prophezeite jüngst die<br />
Geschäftsführung bis 2017 Verluste von<br />
mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr – bei<br />
gerade mal rund 50 Millionen Euro Umsatz.<br />
Hinzu kommt trotz einer Geldspritze<br />
der rot-grünen Landesregierung in Mainz<br />
im Frühjahr über 82 Millionen spätestens<br />
in 2017 eine „Liquiditätslücke“ von rund 35<br />
Millionen Euro. „Damit ist das Geschäftsmodell<br />
der FFHG nicht zukunftsfähig“, urteilt<br />
die Geschäftsführung.<br />
FATALER FOKUS AUF BILLIG<br />
Für die Hoffnungslosigkeit am Hunsrück<br />
sorgen die aktuellen Verkehrszahlen. Der<br />
1999 als Deutschlands erster Billigairport<br />
gestartete Flughafen wird <strong>2013</strong> wohl gut<br />
zehn Prozent weniger Passagiere und 20<br />
Prozent weniger Fracht abfertigen als 2012.<br />
Im Vergleich zu den Rekordjahren 2007<br />
und 20<strong>11</strong> summiert sich das Minus gar auf<br />
rund 40 Prozent und sorgt für einen Rekordverlust<br />
von 20 Millionen Euro.<br />
Bisher war dies kein Problem. In den 19<br />
Jahren seit der Eröffnung haben die Länder<br />
die Verluste – wenn auch murrend – getragen,<br />
weil der Flughafen für immerhin 3000<br />
Arbeitsplätze in der strukturschwachen<br />
Mitte von Rheinland-Pfalz sorgt. „Wir haben<br />
nicht nur die Jobs ersetzt, die beim Abzug<br />
der Amerikaner <strong>vom</strong> alten Fliegerhorst<br />
weggefallen sind, sondern auch die durch<br />
den Abbau anderer Industriezweige wie<br />
der Möbelindustrie verlorenen Arbeitsplätze“,<br />
sagt Markus Bunk, seit Mitte Oktober<br />
zweiter Geschäftsführer der FFHG.<br />
Jetzt, im 20. Jahr, ist mit den Blankoschecks<br />
der Bundesländer Schluss. „Die zu<br />
erwartenden Vorschriften der EU zu öffentlichen<br />
Beihilfen lassen dies in der gewohnten<br />
Form nicht mehr zu“, sagt Bunk.<br />
Für die Flugbranche ist das ein Schock.<br />
Zwar hat in Deutschland außer gut einer<br />
Handvoll großer Airports kein Flughafen je<br />
richtig Geld verdient. „Doch Hahn hat mit<br />
seiner Wachstumsgeschichte anderen Regionalflughäfen<br />
Mut gemacht, dass es<br />
langfristig auch ein sich selbst tragendes<br />
Konzept geben kann“, sagt René Steinhaus<br />
von der Beratung A.T. Kearney in Berlin.<br />
Für die aktuelle Flughafenführung rührt<br />
die Misere vor allem aus der Krise der Flugbranche.<br />
Die schwache Konjunktur und<br />
hohe Spritpreise haben den langen Billigboom<br />
gestoppt. Doch das sieht Alexander<br />
Tamdjidi, Luftfahrtspezialist der Beratung<br />
PA Consulting Group in Frankfurt, anders:<br />
„Der Strukturwandel hat letztlich nur die<br />
Schwächen des Geschäftsmodells verstärkt<br />
und die aktuelle Abwärtsspirale gestartet.“<br />
Denn Hahn konzentriert sich vor allem<br />
auf Billigfluglinien wie Ryanair. Das brachte<br />
zwar Wachstum, aber kein Geld. Die Iren<br />
zahlen laut Insidern bestenfalls drei Euro<br />
pro abfliegenden Passagier. „Tatsächlich<br />
braucht ein Flughafen mindestens 15 Euro,<br />
um seine Kosten zu decken“, sagt Michael<br />
Garvens, Chef des Flughafens Köln/Bonn.<br />
Die Lücke konnte Hahn im Gegensatz zu<br />
größeren Airports kaum durch Nebengeschäfte<br />
schließen. Die Hoffnung auf Mehreinnahmen<br />
aus Läden am Flughafen<br />
scheiterten unter anderem daran, dass<br />
die Iren kein zweites Handgepäckstück wie<br />
Duty-free-Tüten an Bord zuließen.<br />
Dazu schreckte die starke Stellung von<br />
Ryanair andere Linien ab. „Nur wer wie die<br />
ungarische Wizzair vor allem Strecken<br />
nach Osteuropa anbot, war geduldet“, sagt<br />
ein Branchenkenner. „Wer wie Ryanair ans<br />
Mittelmeer fliegen wollte, bekam von denen<br />
das Signal, wir beißen euch weg.“<br />
FOTO: LAIF/THEODOR BARTH<br />
66 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Zu guter Letzt wurde Billigpionier Hahn<br />
ein Opfer des von ihm ausgelösten Booms<br />
der Flugdiscounter. „Weil Easyjet und Co.<br />
allein in Deutschland auf mehr als 20 Flughäfen<br />
landen und auch etablierte Linien<br />
wie Lufthansa günstige Tickets anboten,<br />
muss keiner mehr nach Hahn, wenn er billig<br />
fliegen will“, sagt Berater Tamdjidi.<br />
Auch der Versuch, anderswo vertriebene,<br />
nachtaktive Frachtlinien an den rund um<br />
die Uhr geöffneten Hahn zu locken, brachte<br />
wenig. Die notorisch geizigen Palettenflieger<br />
erwarteten Ryanair-mäßige Rabatte<br />
und boten jeweils nur wenige Flüge pro<br />
Woche. Wer kam, ging am Ende wie Aeroflot<br />
oder Qatar Airways lieber wieder an einen<br />
zentraler gelegenen Flughafen, wenn<br />
der Platz hatte – wie Frankfurt nach der Eröffnung<br />
der neuen Landebahn. Spektakulär<br />
scheiterte der Versuch, eine hauseigene<br />
Frachtlinie am Hahn aufzubauen: Die Air<br />
Cargo Germany ging im Juli pleite, trotz einer<br />
Finanzspritze über fünf Millionen Euro<br />
von Flughafen und Landesregierung.<br />
So verdiente der Flughafen am Ende zu<br />
wenig, um die Belastung durch eine finanzielle<br />
Erbsünde wettzumachen. Bei der<br />
Gründung des Airports 1993 bürdete die<br />
Im Sinkflug<br />
Verkehrszahlen desFlughafens Hahn<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
Passagiere<br />
(inMillionen)<br />
2006 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />
*geschätzt;Quelle:ADV<br />
300<br />
Fracht<br />
(inTonnen)<br />
200<br />
100<br />
sozialliberale Regierung von Rheinland-<br />
Pfalz dem Flughafen die Kosten für die umliegende<br />
Infrastruktur auf. Damit musste<br />
das Fluggeschäft nicht nur wie bei anderen<br />
Airports Bau- und Betriebskosten für Startbahn,<br />
Terminal und Hangars erwirtschaften,<br />
sondern zusätzlich die <strong>Ausgabe</strong>n für<br />
Zubringerstraßen inklusive Winterdienst,<br />
Kläranlage und den Rest der Anlagen aus<br />
0<br />
der Zeit als Fliegerhorst der US-Luftwaffe.<br />
„Mit einem solchen Mühlstein am Hals ist<br />
ein Gewinn kaum zu schaffen“, urteilt Berater<br />
Steinhaus.<br />
Trotz der Probleme durch sinkende Einnahmen,<br />
hohe Schulden und das drohende<br />
EU-Verbot weiterer staatlicher Hilfen<br />
gibt Hahn-Geschäftsführer Bunk die<br />
Hoffnung noch nicht auf. „Die Lage ist sicher<br />
dramatisch, aber nicht hoffnungslos“,<br />
sagt der Manager, der zuvor für den Energieriesen<br />
RWE und – ebenfalls hoch defizitäre<br />
– Airports wie Dortmund tätig war.<br />
Er setzt auf das aktuelle Sanierungsprogramm.<br />
Dazu gehört, dass Rheinland-Pfalz<br />
die Infrastruktur abseits der Pisten übernimmt.<br />
Gleichzeitig wollen Bunk und sein<br />
Geschäftsführerkollege Heinz Rethage ein<br />
Sparprogramm starten und trotz der Widrigkeiten<br />
durch neue Fluglinien besonders<br />
im Frachtbereich die Einnahmen steigern.<br />
Zumindest das Sparprogramm hat die<br />
nahen IHKs in Koblenz und Trier nicht<br />
überzeugt: „In der Summe kann es nicht<br />
einmal als halbherzig bezeichnet werden“,<br />
schrieben die Kammerchefs Ende September<br />
ihrer Landesregierung.<br />
n<br />
ruediger.kiani-kress@wiwo.de<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Nanga Parbat in neu<br />
MAERZ | Der Münchner Strickmodehersteller – bekannt durch den<br />
gelben Genscher-Pullunder – kämpft um ein flotteres Image.<br />
Politiker hinterlassen Spuren – auch<br />
modische. Der ehemalige SED-Chef<br />
Erich Honecker war für seine markante<br />
Hornbrille bekannt, Ex-Bundesaußenminister<br />
Hans-Dietrich Genscher für<br />
den senfgelben Strickpullunder mit V-Ausschnitt.<br />
Die Honecker-Brille ist wieder modern:<br />
Marken wie Prada, Gucci oder Ray<br />
Ban stellen Fassungen in Anlehnung an<br />
den Staatsratsvorsitzenden-Style her. Doch<br />
Genschers gelber Pulli hat es noch nicht<br />
wieder auf die Hipster-Liste geschafft –<br />
zum Leidwesen seines Herstellers, des<br />
Münchner Strickwarenherstellers Maerz.<br />
Geschäftsführerin Katja Beibl will nun<br />
gegen das Biedermann-Image ankämpfen<br />
und Maerz umkrempeln: Bekannter will<br />
sie die Strickmarke machen, jüngeren und<br />
mehr weiblichen Käufern soll sie gefallen.<br />
Statt Genscher wünscht sich die 43-Jährige<br />
Hollywood-Star James Franco („Spiderman“,<br />
„Spring Breakers“) als Vorzeige-Träger<br />
ihrer Wollpullis: „Ein klassischer Typ<br />
mit starkem Charakter.“<br />
Bekannt ist Maerz zum Beispiel für<br />
den Merino-Wollpulli Superwash,<br />
der sich bei 30 Grad in die<br />
Waschmaschine stecken<br />
lässt – bequem, solide, praktisch,<br />
aber wenig modisch.<br />
Seit den Neunzigerjahren<br />
schrumpfte der Maerz-Umsatz<br />
denn auch von rund 35 auf<br />
20 Millionen Euro, neue Kollektionen<br />
und Ideen fehlten. 2004 meldete<br />
Maerz Insolvenz an. Anschließend baute<br />
Insolvenzverwalter Markus Prager das Unternehmen<br />
wieder auf, bis 2010 der schwäbische<br />
Hemdenhersteller Olymp zugriff –<br />
und Beibl holte.<br />
Die Chefin möchte nun verstärkt Frauen<br />
gewinnen: Macht die Herrenkollektion bisher<br />
80 Prozent des Umsatzes aus, will Beibl<br />
in der seit Juli laufenden Saison 30 Prozent<br />
an Damen verkaufen. Die Frau, die seit<br />
über einem Jahr die Geschäfte führt,<br />
möchte Käuferinnen wie sich selbst ansprechen.<br />
Mit dunkelbrauner Nerd-Brille,<br />
Jeans, einem dünnen, grauen Maerz-<br />
Strickpulli und darüber einer langen gemusterten<br />
Strickjacke sieht sie weder bieder<br />
noch nach Society-Dame aus.<br />
Frauen im Visier<br />
Geschäftsführerin<br />
Beibl<br />
(links) will mit<br />
peppigeren Damenkollektionen<br />
neue Kundinnen<br />
gewinnen<br />
„Ab 40 verschieben sich die Werte, insbesondere<br />
in Bezug auf Qualität und Nachhaltigkeit“,<br />
sagt die gelernte Bürokauffrau<br />
und studierte Bekleidungstechnikerin.<br />
„Meine Kleidung soll funktional und hochwertig,<br />
aber gleichzeitig modern und anspruchsvoll<br />
sein.“<br />
Beibl kennt sich in der Branche gut aus:<br />
Sie war zuvor bei Esprit, Marc O’Polo und<br />
Ralph Lauren. Daher sieht sie auch international<br />
Potenzial. Bisher macht Maerz<br />
erst 16 Prozent des Geschäfts im Ausland.<br />
Zugleich will Beibl den Vertrieb verbessern.<br />
Maerz-Pullis für Damen – der Preis<br />
beginnt ab 90 Euro – sind nur in wenigen<br />
Boutiquen erhältlich. Bei Peek & Cloppenburg<br />
ist die Damenmode seit Juli zu kaufen.<br />
Beibl hofft, mit der Damenkollektion demnächst<br />
auch bei den Modehäusern Breuninger<br />
und Engelhorn vertreten zu sein.<br />
Um das zu schaffen, hat sie eine neue Designerin<br />
engagiert.<br />
NACKTE MODELS MIT SCHAF<br />
Zudem soll eine Werbekampagne der 1920<br />
gegründeten Marke mit nackten Models<br />
mit Merino-Schaf auf dem Arm zusammen<br />
mit einem neuen Logo zu einem moderneren<br />
Image verhelfen.<br />
So legte Maerz die klassischen Wollpullis<br />
neu auf, in denen 1953 die Klettergruppe<br />
unter Leiter Karl Herrligkoffer als Erste<br />
den Nanga Parbat bestieg – mit anderen<br />
Garnen und leicht angepasstem<br />
Schnitt.<br />
Die Strickkollektion lässt<br />
Maerz in Ungarn herstellen<br />
und steckte 1,5<br />
Millionen Euro in<br />
den Fabrikausbau.<br />
Blusen und Jerseys<br />
kommen aus der<br />
Türkei und Portugal.<br />
Erste Erfolge zeichnen<br />
sich ab: Mit der Damen- und Herrenkollektion<br />
durfte Beibl auf die Berliner<br />
Modemesse Premium. Im Rahmen der<br />
Düsseldorfer Modemesse CPD schaute die<br />
oberste Einkäuferriege von Peek & Cloppenburg<br />
West vorbei. Ein Branchenkenner<br />
lobt: „Maerz stärkt, was die Marke immer<br />
ausgezeichnet hat: die Natürlichkeit bei<br />
Schnitten und den Materialien wie echter<br />
Wolle. Sie werden damit Erfolg haben.“<br />
Beibl will den Umsatz bis 2018 von 24,7<br />
auf 30 Millionen Euro steigern. Dafür wäre<br />
es sicher hilfreich, wenn eines Tages der<br />
Genscher-Pulli eine ähnliche Renaissance<br />
erlebt wie die Honecker–Brille.<br />
n<br />
nele.hansen@wiwo.de<br />
FOTOS: PR<br />
68 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
Bergwinter tirol<br />
die vielen facetten dieser faszinierenden alpenregion.<br />
➜ BergerleBnis & genuss<br />
➜ Kulturhighlights<br />
➜ ihre urlauBsangeBote in tirol<br />
➜ Wirtschaftsstandort tirol<br />
Eine Promotionbeilage von<br />
ABLINGER.GARBER
INHALT<br />
2 Bergwinter<br />
Tirol Erobern<br />
4 Sport & Lifestyle<br />
7 Tirol Kulinarik<br />
8 Anreise mit der Bahn/<br />
5 Tiroler Gletscher<br />
9 Ihre Urlaubsangebote<br />
in Tirol<br />
25 Wirtschaftsstandort<br />
Tirol<br />
Impressum:<br />
Medieninhaber: Ablinger & Garber<br />
GmbH; Medienturm Hall in Tirol,<br />
Tel. +43.5223.5130,<br />
verlag@ablingergarber.at,<br />
www.ablingergarber.at.<br />
Geschäftsführung: Walter Garber.<br />
Projektleitung: Klaus Grabherr.<br />
Design, Konzept & Produktion:<br />
Ablinger.Garber. Redaktion: Gloria<br />
Staud, Christian Eder, Ernst Spreng.<br />
Promotion/Anzeigen: Tasso Astl,<br />
Matthias Häussler, Egon Hübner,<br />
Thomas Lindtner.<br />
Fotos: Titel: Josef Mallaun;<br />
Seite 2+3: Josef Mallaun,<br />
Schaad, Kitzbüheler Ski Club,<br />
Imster Schemenlaufen;<br />
Seite 4+5: Josef Mallaun, Alex<br />
Ziegler; Seite 6: Josef Mallaun;<br />
Seite 7: Tirol Werbung/Robert Gruber,<br />
BMLF/R. Mühlanger, Fotowerk;<br />
Seite 8: Deutsche Bahn AG/<br />
Bartlomiej Banaszak.<br />
Bergwinter tirol erobern<br />
Den Bergwinter<br />
Tirol beim Ski fahren,<br />
Langlaufen oder<br />
Schneeschuhwandern<br />
erobern, kulinarische<br />
Köstlichkeiten aus der<br />
regionalen Küche<br />
genießen oder<br />
actionreiche Sportveranstaltungen<br />
und kulturelle Höhepunkte<br />
entdecken.<br />
Der Bergwinter in Tirol<br />
spricht einerseits jene<br />
an, die in ihrem Urlaub<br />
das ruhige Naturerlebnis und<br />
den Genuss in all seinen<br />
Facetten suchen: Langläufer und<br />
Skater finden 5700 km Loipen,<br />
Naturbeobachter und Schneeschuhwanderer<br />
erkunden den<br />
Winterwald, andere lassen sich<br />
wiederum durch die Romantik<br />
einsamer, verschneiter Berghütten<br />
verzaubern ...<br />
Andererseits werden aber auch<br />
alle, die Herausforderungen<br />
und den Nervenkitzel lieben,<br />
im Tiroler Bergwinter fündig: Bei<br />
Abfahrten auf weltbekannten<br />
Pisten oder am Gletscher, bei<br />
einsamen Touren mit Snowboard<br />
oder Skiern im Tiefschnee oder<br />
beim Klettern auf vereisten<br />
Wasserfällen lassen sich immer<br />
neue Aspekte des Winters<br />
erobern. Dazu kommen noch<br />
einige der heißesten Hotspots<br />
Europas, was AprèsSki und<br />
Nightlife betrifft. Tirol hat im<br />
Winter vieles zu bieten: Lassen<br />
Sie sich über raschen!<br />
Tirol: Kultur pur<br />
Von der Loipe ins Theater und<br />
<strong>vom</strong> Skilift ins Museum: Wo<br />
sollte das besser zusammen passen<br />
als in Tirol? Wer den Skianzug<br />
gerne einmal gegen Abendgarderobe<br />
tauscht und den<br />
Schnee nicht nur vor der<br />
Hüttentür, sondern auch auf<br />
den Bildern <strong>vom</strong> Tiroler Maler<br />
Alfons Walde mag, der findet im<br />
Tiroler Winter eine Vielfalt an<br />
kulturellen Möglichkeiten.<br />
Nicht nur zur Weihnachtszeit ±<br />
Festivals und festliche Konzerte<br />
Tirol ist ein Land der Festivals,<br />
die das ganze Jahr über in unterschiedlichen<br />
Genres und in<br />
städtischen Zentren ebenso wie<br />
in entlegenen Tälern stattfinden.<br />
Dass eines von ihnen gleich zwei<br />
Jahreszeiten abdeckt, wie es die<br />
2 Bergwinter Tirol Erobern
Wer AN WINTersporT<br />
DeNKT,<br />
DeNKT AN TIroL.<br />
Egal ob man sich selbst auf<br />
die Piste oder Loipe wagt<br />
oder lieber bei spannenden<br />
Events mitfiebert: Der Bergwinter<br />
<strong>2013</strong>/14 bietet allen etwas.<br />
Wettbewerbe mit langer<br />
Tradition ± wie das Bergiselspringen<br />
± locken ebenso<br />
wie die Swatch Freeride World<br />
Tour in Fieberbrunn. Jene,<br />
die auf der Suche nach etwas<br />
Außergewöhnlicherem sind,<br />
werden bei Veranstaltungen<br />
wie dem Trans Pillerseer<br />
Schlittenhundecamp oder<br />
dem Schneetrabrennen in<br />
Wörgl fündig.<br />
DeN WINTer ANseHeN<br />
Das Museum Kitzbühel<br />
zeigt auf zwei Ebenen seine<br />
umfangreiche AlfonsWalde<br />
Sammlung mit 60 Gemälden<br />
und 100 Grafiken und Fotos,<br />
darunter so berühmte Bilder<br />
wie „Almen im Schnee“<br />
oder „Der Aufstieg“. Sonderausstellungen<br />
sind auch in<br />
den Tiroler Landesmuseen<br />
geplant, darunter die Schau<br />
„Paradiesvögel ± B oten<br />
der Götter“ im Zeughaus<br />
(22.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>±23.3.2014) .<br />
brAucHTum<br />
Neu erLebT<br />
Bunt wie Paradiesvögel sind<br />
auch die Figuren der Tiroler<br />
Fasnachten, die in einem<br />
Rhythmus von vier, fünf Jahren<br />
ihren Auftritt haben. So richten<br />
in jedem Jahr andere Orte ihre<br />
Umzüge aus. 2014 sind es das<br />
Fisser Blochziehen (26.1.)<br />
und die Imster Buabefasnacht<br />
(9.2.), jahrhundertealtes<br />
Brauchtum ± sehr eindrucksvoll<br />
und sehr tirolerisch!<br />
Tiroler Festspiele Erl tun, ist<br />
dennoch ungewöhnlich. Sie<br />
richten von 26.12.<strong>2013</strong> bis<br />
6.1.2014 zum zweiten Mal eine<br />
Winterausgabe aus ± mit Mozarts<br />
„Don Giovanni“, Puccinis „Tosca“,<br />
Symphonien, Oratorien und<br />
Kammermusik. Den zeitgenössischen<br />
Gegenpol dazu bilden<br />
zwei ebenfalls junge Festivals mit<br />
elektronischer Musik: fmRiese ±<br />
Forward Music Festival (28.±<br />
30.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>) in den Swarovski<br />
Kristallwelten Wattens, das<br />
elektronische und zeitgenössische<br />
Musik, Pop und Electronica<br />
mit einander verbindet, und das<br />
Electric Mountain Festival<br />
(30.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>± 4.4.2014) am<br />
Giggijoch hoch über Sölden, bei<br />
dem Stars der internationalen<br />
DJSzene die Menge zum Tanzen<br />
bringen. Am Ende des Winters<br />
gibt es dann mehrere Besonderheiten:<br />
In Mayrhofen im Zillertal<br />
findet im März das Altitude<br />
Comedy Festival statt, das <strong>vom</strong><br />
britischen Comedian Marcus<br />
Brigstocke gegründet wurde und<br />
mit englisch und deutschsprachigen<br />
Comedians hochkarätig<br />
besetzt ist. Musikalisch<br />
geht es einerseits um Improvisation<br />
und Experiment beim<br />
Festival artacts (14.± 16.3.2014) in<br />
St. Johann und andererseits um<br />
innere Einkehr beim Osterfestival<br />
Tirol (März/April 2014) in<br />
Innsbruck und Hall.<br />
Neugierig geworden?<br />
Wer die Tiroler Kulturlandschaft<br />
näher erkunden will, findet auf<br />
www.kultur.tirol.at einen<br />
detaillierten Überblick über Kunst<br />
und Kultur in Tirol ± oder<br />
überzeugt sich besser noch vor<br />
Ort davon, wie vielfältig Festivals,<br />
Ausstellungen, Museen und<br />
Kulturschaffen in Tirol sind.<br />
INFormATIoNeN über<br />
urLAub IN TIroL<br />
Tirol Info<br />
MariaTheresienStraße 55<br />
A6010 Innsbruck, Austria<br />
Tel. +43.512.72720<br />
Fax +43.512.72727<br />
info@tirol.at<br />
www.tirol.at<br />
bIATHLoN AuF<br />
WeLTNIveAu<br />
E.ON IBU Weltcup<br />
Biathlon Hochfilzen/<br />
Pillerseetal 5. bis 8.12.<strong>2013</strong>.<br />
Bereits zum dritten Mal<br />
kommt beim E.ON IBU<br />
Biathlon Weltcup die Elite<br />
im Langlaufen und Sportschießen<br />
zusammen. Im<br />
Langlaufstadion Hochfilzen<br />
erwarten die Topathleten<br />
und das Publikum heiße<br />
Verfolgungsjagden auf der<br />
Loipe und spannende Duelle<br />
am Schießstand.<br />
AbHebeN Am<br />
bergIseL<br />
Vierschanzentournee ±<br />
Berg iselspringen Bergiselstadion/<br />
Innsbruck am 3. und<br />
4.1.2014. In dem traditionsreichen<br />
Wettstreit messen<br />
sich die besten Skispringer<br />
der Welt am Bergisel. Das<br />
Training zum dritten Durchgang<br />
der Tournee beginnt<br />
am 3. Jänner, gefolgt von der<br />
Qualifikation. Den eigentlichen<br />
Wettbewerb können<br />
Wintersportbegeisterte aus<br />
aller Welt dann am 4. Jänner<br />
live vor Ort miterleben.<br />
Bergwinter Tirol Erobern 3
ski alpin – sport & lifestyle<br />
Erleben Sie den Bergwinter<br />
Tirol beim<br />
Skivergnügen, Freeriden,<br />
Snowboarden<br />
und beim Freeskiing.<br />
Erleben Sie Außergewöhnliches<br />
abseits<br />
der Skipiste, feiern Sie<br />
beim AprèsSki und<br />
Nightlife bei cooler<br />
Musik und ebensolchen<br />
Drinks.<br />
Was macht einen<br />
perfekten Skitag aus?<br />
Viel Schnee natürlich!<br />
Und der ist dank der Höhe der<br />
Skigebiete und der Beschneiungsanlagen<br />
in Tirol immer garantiert.<br />
Selbstverständlich der Sportfachhandel<br />
und der Skiverleih: Die<br />
Profis in den Shops wissen,<br />
welche Ausrüstung wem die<br />
größte Freude bringt und lassen<br />
Materialprobleme erst gar nicht<br />
aufkommen. Außerdem noch die<br />
Skischulen: Sie machen Jung und<br />
Alt fit für den Schnee und<br />
bringen alle in Schwung. Dann<br />
ganz klar die Beherbergungsbetriebe:<br />
Gut gebettet und<br />
kulinarisch verwöhnt fährt es sich<br />
einfach besser und länger. Und<br />
nicht zu vergessen: Internationale<br />
Events mit den Stars der Szene,<br />
Bergrestaurants und urige Hütten<br />
für die Stärkung zwischendurch<br />
sowie AprèsSkiBars, in denen<br />
die Post abgeht.<br />
Ein unvergessliches SkiErlebnis<br />
in Tirol kann alles sein: ein<br />
Wochen endTrip mit Freunden,<br />
Semesterferien mit den Kindern,<br />
Trainingslager mit dem Club oder<br />
RomantikTage mit der/dem<br />
Liebsten. Wo auch immer Sie in<br />
Tirol Ihre Skier anschnallen, die<br />
TopSkigebiete Tirols halten stets<br />
das passende Angebot für Sie<br />
bereit. Attraktive Packages mit<br />
Unterkunft, Liftticket und vielen<br />
weiteren Highlights laden ein, die<br />
Wintersportregion zu erkunden,<br />
die Tage und Nächte in den<br />
Bergen zu erleben oder Wellnessoasen<br />
zu genießen. Dank Skiverbünden<br />
und Großraumkarten<br />
kann das weiße Vergnügen auch<br />
jeden Tag auf einem anderen<br />
ToureN uND sporT<br />
Exakt 573 Gipfel liegen<br />
in Tirol auf 3000 m und<br />
darüber. Einige von ihnen<br />
lassen sich bequem mit<br />
Skiliften erobern, die<br />
Mehrzahl der Dreitausender<br />
bleibt allerdings Skitourengehern<br />
und Alpinisten<br />
vorbehalten.<br />
Alles über Openings zum<br />
Winterstart und Bewerbe<br />
im Ski Alpin, Freeriden oder<br />
Snowboarden gibt’s unter<br />
www.sport.tirol.at<br />
HocH HINAus<br />
Ob „Top of Tyrol“ am<br />
Stubaier Gletscher oder<br />
„BIG3“ in Sölden:<br />
Berge und architektonische<br />
Höhepunkte passen<br />
zusammen. Tirols Gipfelplattformen<br />
versprechen<br />
einen unvergesslichen<br />
Panoramablick auf die<br />
umliegenden Gipfel.<br />
4 Sport & Lifestyle
Gipfel stattfinden. Die<br />
Bergbahnen, die Hotellerie und<br />
Gastronomie sowie Skischulen<br />
und Skiverleihe in Tirol haben<br />
ihre Kräfte für den perfekten<br />
Skiurlaub vereint. Schauen Sie<br />
doch einfach rein. Der nächste<br />
Ski traum ist nur ein paar Klicks<br />
entfernt.<br />
Holen Sie sich Ihre maßgeschneiderten<br />
Angebote unter<br />
www.tirol.at/skiangebote<br />
skifahren für jeden geschmack<br />
Sie sind aufgrund ihres Gefälles<br />
absolut nicht für Anfänger<br />
geeignet: Tirol ist reich an<br />
extremen Pisten, die mit der<br />
Bezeichnung „schwarze Piste“ nur<br />
unzulänglich beschrieben werden<br />
können. Wenn man ausgefallene<br />
Streckenführungen und steile<br />
Hänge liebt, dann hat man hier<br />
sein Eldorado gefunden.<br />
Ein Tipp? Die schwarze Piste 14a<br />
in Ischgl: Mit einem Gefälle von<br />
bis zu 70 Prozent wird hier sogar<br />
ein eigenes Pistengerät mit<br />
Seilwinde benötigt, um diese<br />
Strecke zu präparieren. Dafür<br />
genießt man dann ein außergewöhnliches<br />
Skierlebnis und bei<br />
den kurzen Stopps dazwischen<br />
einen herrlichen Blick über das<br />
Paznaun. Das ist nur eine von<br />
vielen „Schwarzen“ in den Tiroler<br />
Skigebieten.<br />
Oder warum nicht einmal den<br />
Sonnenaufgang in den Tiroler<br />
Bergen erleben? Dafür wurden die<br />
„early bird“ und „first track“<br />
Aktionen entwickelt, bei denen<br />
man seine frischen Spuren im<br />
noch unberührten Schnee ziehen<br />
kann. Im Zillertal geht es von<br />
Mitte April bis Anfang Mai<br />
bereits um 7.45 Uhr los, inkludiert<br />
ist ein Brunch im Restaurant<br />
Hochleger Sommerberg.<br />
Am Stubaier Gletscher startet<br />
man von Oktober bis Mitte<br />
November bereits um 7.30 Uhr.<br />
Je früher man oben ist, desto<br />
größer sind die Chancen,<br />
unberührten Neuschnee vorzufinden.<br />
Aber die Geschmäcker<br />
sind verschieden: Es muss ja nicht<br />
der frühe Morgen sein, Skifahren<br />
kann man auch bei Mondschein.<br />
Oder besser unter einer hellen<br />
Flutlichtanlage ± wie am Reitherkogel<br />
im Alpbachtal. Jeweils am<br />
Dienstag, Freitag und Samstag<br />
kommen von 18.30 bis 21.15 Uhr<br />
auf der 8erGondelReitherkogelbahn,<br />
dem Nordlift und dem<br />
Brandachlift Mondscheinskifahrer<br />
auf ihre Kosten. Auch in<br />
Brixen ist täglich eine kleine<br />
Strecke beleuchtet, in Westendorf<br />
jeden Dienstag eine Abfahrt mit<br />
500 Metern Länge und in Söll<br />
sind es gar zehn Kilometer<br />
Skiabfahrten ± allerdings nur<br />
mittwochs und samstags.<br />
Hochgenuss und Après-ski<br />
Gipfelrestaurants, Cafés in mehr<br />
HIgHLIgHTs<br />
AuF uND AbseITs<br />
Der pIsTe<br />
Frauen an den start<br />
FIS Damen Weltcup Riesenslalom<br />
und Slalom Lienz.<br />
Alle zwei Jahre macht der<br />
FIS Weltcup Station in Lienz,<br />
am 28. und 29.1.<strong>2013</strong> treten<br />
die Besten der Damen am<br />
Hochstein in den Disziplinen<br />
Slalom und Riesenslalom im<br />
Kampf um begehrte Weltcup<br />
Punkte gegeneinander an.<br />
Besucher erwartet nicht nur<br />
ein spannender Wettkampf,<br />
sondern auch eine spektakuläre<br />
Pistenführung, die in<br />
der Zieleinfahrt mitten in<br />
Lienz endet.<br />
Kitzbühel in<br />
rasanter Tradition<br />
74. Hahnenkammrennen<br />
Kitzbühel 24. bis 26.1.2014.<br />
Seit 1931 schaut die Ski<br />
Welt beinahe jeden Jänner<br />
nach Kitzbühel, zu einer der<br />
spektakulärsten Veranstaltungen<br />
der Wintersportsaison.<br />
Am Hahnenkamm<br />
misst sich auch im kommenden<br />
Jahr wieder die Elite des<br />
Skirennsports im legendären<br />
Kombinationsrennen.<br />
Wer wagt, gewinnt<br />
Swatch Freeride World Tour<br />
by The North Face Fieberbrunn/Pillerseetal<br />
30.1. bis<br />
2.2.2014. Ende Jänner lockt<br />
die Swatch Freeride World<br />
Tour wieder die weltbesten<br />
Freerider ins Pillerseetal, um<br />
ihre Grenzen auszutesten.<br />
Vom Gipfel des Wildseeloders<br />
aus machen sie sich<br />
auf die Suche nach der<br />
flüssigsten „Line“ und dem<br />
perfekten Powder. Neben<br />
sportlichen Höchstleistungen<br />
lockt der Event mit groß angelegtem<br />
Festivalprogramm<br />
für FreerideFans und alle,<br />
die es noch werden wollen.<br />
Sport & Lifestyle 5
als dreitausend Metern Höhe oder<br />
urige Skihütten ± g astronomischer<br />
Hochgenuss erfährt in Tirol eine<br />
neue Bedeutung. Ein Klassiker ist<br />
dabei die Verwallstube Galzig in<br />
St. Anton am Arlberg. Mit ihrer<br />
Lage in 2085 m Seehöhe ist sie<br />
eines der höchst gelegenen<br />
Hauben restaurants in Europa.<br />
Aber auch im Zillertal oder im<br />
Stubaital werden kulinarische<br />
Hochgenüsse geboten. Wer aber<br />
auch nur das besondere Ambiente<br />
liebt, der kann einen Cappuccino<br />
jenseits von 3000 m genießen ±<br />
wie im Café 3440 am Pitztaler<br />
Gletscher. Man muss aber nicht<br />
nur ganz hoch hinaus, auch unten<br />
im Tal werden die Gemütlichkeit<br />
und das gesellige Beisammensein<br />
gepflegt. Von Kitzbühel bis zum<br />
Arlberg findet man Hotspots<br />
für AprèsSki: Drinks und<br />
kulinarische Schmankerl, dazu<br />
Musik für jeden Geschmack,<br />
untermalend oder in Dancefloor<br />
Qualität ± und da s manchmal<br />
bis spät in die Nacht. Apropos<br />
Arlberg: Im Hotel Post in<br />
St. Anton wurde AprèsSki<br />
aus der Taufe gehoben und<br />
verbreitete sich von dort über<br />
die ganze Welt.<br />
WIcHTIge INFos:<br />
Wintersportland Tirol<br />
Ein Ski oder Snowboardsportler,<br />
der das Wintersportland<br />
Tirol komplett „erfahren“ will,<br />
braucht neben Ausdauer vor<br />
allem eines ± nämlich Zeit: Rund<br />
100 Skigebiete garantieren jede<br />
Menge Abwechslung, dazu<br />
kommt die passende Infrastruk <br />
tur, von den modernen Lift <br />
anlagen über professionelle<br />
Skilehrer bis hin zu mehr als<br />
30 Snowparks für Freeskier<br />
und Snowboarder.<br />
www.tirol.at/skifahren<br />
Tirol snow App<br />
Außer Tools zum Höhenmeterund<br />
Geschwindigkeitsmessen<br />
liefert die Tirol Snow App (fürs<br />
iPhone) auch NeuschneeAlarm,<br />
Routeninfos, Pistenbedingungen<br />
und Events im Lieblingsskigebiet.<br />
www.tirol.at/apps<br />
Tirol snow card<br />
Über 4000 Pistenkilometer in fast<br />
90 Tiroler Skigebieten kann man<br />
mit der Tirol Snow Card<br />
„erfahren“. Für Erwachsene<br />
kostet sie 696 Euro, für Kinder<br />
(ab dem Jahrgang 1997) 348 Euro<br />
www.snowcard.tirol.at<br />
LAWINeNcAmps<br />
Viel Neuschnee birgt auch<br />
seine Gefahren: Damit<br />
Snowboarder und Tourengeher<br />
darauf vorbereitet sind,<br />
informieren staatlich geprüfte<br />
Berg und Skiführer<br />
in zweitägigen SAAC Basic<br />
Camps über alpine Gefahren,<br />
Ausrüstung und das richtige<br />
Verhalten abseits der<br />
gesicherten Pisten.<br />
www.saac.at<br />
IgLuDorF uND<br />
Luxus pur<br />
Wer das besondere Wintererlebnis<br />
sucht, für den haben<br />
wir zwei besondere Tipps:<br />
Das AlpenigluDorf an der<br />
Bergstation in Hochbrixen.<br />
Inmitten der Kitzbüheler<br />
Alpen kann man in 18 Iglus<br />
übernachten ± und sogar<br />
heiraten: Eine eigene<br />
Trauungskapelle steht ebenfalls<br />
zur Verfügung. Luxus<br />
pur bietet hingegen das<br />
Gradonna Mountain Resort<br />
in Kals am Großglockner ±<br />
mit einem einladenden Wellnessbereich<br />
und <strong>11</strong>0 Pistenkilometern<br />
vor dem Haus.<br />
fit für den start<br />
Um einen optimalen Winterstart und eine<br />
perfekte körperliche Fitness zu erreichen, hat<br />
Rudi Lapper <strong>vom</strong> Tiroler Skilehrerverband<br />
drei Tipps auf Lager:<br />
1. um die letzten schönen<br />
Herbsttage zu nutzen, sollte<br />
leichtes Joggen, Radfahren oder<br />
auch nach Möglichkeit Berggehen<br />
auf dem Programm<br />
stehen. Dadurch kann man die<br />
Kondition bzw. die Ausdauer<br />
wesentlich verbessern.<br />
2. Zu Hause sind Dehnungs und<br />
einige Gleichgewichtsübungen<br />
zu empfehlen, nicht vergessen<br />
sollte man auf die Verbesserung<br />
der koordinativen Fähigkeiten.<br />
Auf leichtes Aufwärmen vor<br />
jeder Übungseinheit sollte<br />
nicht vergessen werden.<br />
3. vor dem start auf die piste ist<br />
ein Materialcheck unumgänglich.<br />
Insbesondere ein gut präparierter<br />
Ski und ein passender Skischuh<br />
sind das Nonplusultra für einen<br />
perfekten Skitag.<br />
KoNTI NuIerLIcH<br />
bArrIereN AbbAueN<br />
Dank moderner, barrierefreier<br />
Liftanlagen, hilfsbereitem<br />
Personal und Abfahrten<br />
für alle Könnerstufen<br />
und jeden Fahrstil bieten<br />
inzwischen viele Skigebiete<br />
uneingeschränkten Pistenspaß<br />
für Monoskifahrer.<br />
www.tirol.at/monoskigebiete<br />
NATur pur<br />
Wussten Sie, dass der<br />
Nationalpark Hohe Tauern<br />
1856 km 2 umschließt? Und<br />
dass fünf weitere Tiroler<br />
Naturparks zum Erkunden<br />
des Bergwinters einladen?<br />
www.tirol.at/natur<br />
6<br />
Sport & Lifestyle
essen und trinken in tirol<br />
Vielfältig ist die Küche Tirols: Von einer Brotzeit auf einer einsamen<br />
Alm über die Feste, bei denen die Bauern selbstgemachte Köstlichkeiten<br />
feilbieten, bis zum Haubenlokal reichen ihre Facetten.<br />
Die Grundlage dafür liefert<br />
eine lange kulinarische<br />
Tradition einerseits und<br />
eine breite Palette an eigenständigen<br />
Grundprodukten ± a us Seen<br />
und von Almen, aus Wäldern und<br />
Feldern andererseits.<br />
Auch nach einer Variante am<br />
vereisten Wasserfall, einer ausgedehnten<br />
Runde auf der Loipe<br />
oder einer Skiabfahrt muss man<br />
sich natürlich stärken: Traditionell<br />
passt dazu die Tiroler „Marend“,<br />
eine typische Jause oder Brotzeit.<br />
Da kommt zuerst einmal der<br />
Tiroler Speck auf das Brett,<br />
dazu eine Hartwurstspeziali tät,<br />
eventuell <strong>vom</strong> Hirsch, ein Stück<br />
Bauernbrot und ein Hartkäse.<br />
Zum Beispiel ein Heumilch käse,<br />
dessen unverwechselbarer Geschmack<br />
von Kühen stammt, die<br />
nur mit Heu gefüttert wurden.<br />
Natürlich darf ein Stamperl<br />
Schnaps zum Abschluss nicht<br />
fehlen, um die Verdauung<br />
anzuregen. Am besten ein<br />
Selbstgebrannter!<br />
ein Tipp: Um den Gästen die oft<br />
versteckten Juwelen der Tiroler<br />
Gastronomie näher zu bringen,<br />
wurden die Tiroler Genussrouten<br />
ins Leben gerufen: Ob saftige<br />
Haiminger Äpfel, Brandenberger<br />
Prügeltorte oder Kaunergrater<br />
Ziegenkäse, auf den Tiroler<br />
Genussrouten kann man all diese<br />
Köstlichkeiten entdecken und<br />
natürlich auch verkosten:<br />
Zu Fuß oder mit dem Rad auf<br />
21 Touren quer durch Tirol.<br />
Mehr über die Genussrouten,<br />
die Tiroler Kulinarik und<br />
Gastronomie gibt’s unter<br />
www.tirol.at/kulinarik<br />
rezepttipp: original tiroler gröstl<br />
Zum „Vorkosten“ Ihres nächsten TirolUrlaubs:<br />
Zutaten: Gekochte Kartoffel in<br />
der Schale, gekochtes Rindfleisch,<br />
Zwiebel, Knoblauch, frische<br />
Kräuter wie Majoran, Petersilie,<br />
Schnittlauch gehackt, Butterschmalz<br />
oder Bratcreme, Salz,<br />
Pfeffer, Ei<br />
Zubereitung: Original Tiroler<br />
Gröstl besteht aus gekochtem<br />
Rindfleisch. Oftmals wird Tiroler<br />
Gröstl mit Bauerngröstl bzw.<br />
Speckgröstl verwechselt. Gekochte<br />
Kartoffel schälen und in Scheiben<br />
schneiden. In Butterschmalz<br />
goldgelb anrösten, Zwiebel,<br />
Knoblauch dazugeben und mit<br />
Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
Frische Kräuter dazugeben. Das in<br />
der Suppe erwärmte Rindfleisch<br />
unterheben und etwas durchziehen<br />
lassen eventuell noch etwas<br />
Butterschmalz dazufügen.<br />
Für das Bauerngröstl verwendet<br />
man gerne Speck, Wurst oder<br />
Geselchtes und die weiteren<br />
Zutaten. Für das Speckgröstl verwendet<br />
man 2 versch. Specksorten<br />
sowie die weiteren Zutaten. Dazu<br />
passt gut ein Krautsalat, garniert mit<br />
warmen gerösteten Speckwürfel.<br />
Das Tiroler Gröstl mit Spiegel ei<br />
und frischem Schnittlauch auf<br />
einem Teller oder im Pfandl für<br />
mehrere Personen anrichten.<br />
(Das Rezept stammt <strong>vom</strong> Waldgasthaus Triendlsäge,<br />
einem Mitgliedsbetrieb der Tiroler Wirtshauskultur)<br />
Weitere Rezepte findet man auf<br />
www.tiroler-wirtshaus.at<br />
geprüFTe QuALITäT<br />
Das Tiroler Wirtshaus ist<br />
eine Institution, die man<br />
in ganz Tirol findet ± es ist<br />
einerseits Treffpunkt für<br />
einheimische und gäste,<br />
andererseits ein Hort der<br />
regionalküche.<br />
Seit mehr als 20 Jahren<br />
bemüht sich der Verein<br />
„Tiroler Wirtshaus“ darum,<br />
dieses Erbe zu pflegen. Die<br />
Ziele waren klar: eine qualita tiv<br />
hochstehende regionale Küche,<br />
ein bodenständiges Ambiente,<br />
engagierte Wirtsleute und<br />
eine authentische Atmosphäre<br />
wieder zu neuem Leben zu<br />
erwecken.<br />
Rund 130 Betriebe im ganzen<br />
Land sind durch das grüne<br />
Schild „Tiroler Wirtshauskultur“<br />
gekennzeichnet. Für<br />
einen Zillertaler Hauben koch<br />
ist die Besonderheit der Tiroler<br />
Wirtshauskultur, dass es hier<br />
zum Treffen von Tirolern,<br />
Gästen aus aller Welt und dem<br />
„Stammtisch“ kommt. „Kann<br />
man als Gastro nom jeder<br />
dieser Gästeschichten eine<br />
kulinarische Heimat bieten,<br />
dann beginnt das Wirtshaus<br />
richtig zu leben.“<br />
Das grüne schild der<br />
Wirtshauskultur ist<br />
übrigens auch ein Zeichen<br />
für „geprüfte Qualität“:<br />
Jährlich kontrolliert ein<br />
Fachmann, ob die strengen<br />
Kriterien des „Tiroler<br />
Wirtshauses“ in der Küche,<br />
beim Service und Ambiente<br />
eingehalten werden.<br />
WIrTsHAusFüHrer<br />
Den kostenlosen Tiroler<br />
Wirtshausführer mit allen<br />
Adressen und Tipps zur<br />
Tiroler Küche kann man<br />
übrigens gratis bestellen.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.tiroler-wirtshaus.at.<br />
Für iPhone und Android<br />
Besitzer gibt es eine kostenlose<br />
App zum Download.<br />
Tirol Kulinarik 7
Mit der Bahn: stressfrei<br />
in den skiwinter<br />
Viele der schönsten Skigebiete Tirols sind mit<br />
der Deutschen Bahn schnell und einfach erreich <br />
bar, manchmal sogar fast direkt bis zum Lift.<br />
Acht tägliche Direktverbindungen<br />
mit ICE und EC<br />
aus deutschen Städten<br />
ermöglichen eine stressfreie<br />
Anreise. Zusätzlich gibt es<br />
zahlreiche einfachste Umsteigeverbindungen,<br />
so dass Tirol aus<br />
vielen Orten Deutschlands mit der<br />
Bahn gut erreichbar ist. Und das<br />
oft schneller als mit dem Auto.<br />
So kann man morgens noch<br />
entspannt in Hamburg, Köln oder<br />
Berlin frühstücken und schon<br />
am frühen Abend ± noch immer<br />
entspannt ± die er sten Schritte im<br />
feinsten Tiroler Schnee wagen.<br />
Ob St. Anton am Arlberg, das<br />
Ötztal, das Zillertal, Innsbruck,<br />
das Stubaital, das Pitztal oder die<br />
Skiregionen Wilder Kaiser und<br />
Kitzbüheler Alpen: mit der Bahn<br />
gelangt man auch richtig güns tig<br />
in Tirols Skigebiete ± s chon ab<br />
39 Euro in der 2. Klasse (solange<br />
der Vorrat reicht). Auf kurzen<br />
Verbindungen wird es sogar noch<br />
günstiger, z.B. von München nach<br />
St. Anton am Arlberg bereits ab<br />
19 Euro. Familien sparen dabei<br />
beson ders kräftig: eigene Kinder<br />
und Enkelkinder unter 15 Jahren<br />
reisen kostenlos mit (lediglich<br />
ein Eintrag auf der Fahrkarte ist<br />
erforder lich). Die BahnCard<br />
25 bietet zusätzlich 25 Prozent<br />
Rabatt auf das EuropaSpezial.<br />
Noch ein großer Vorteil, wenn<br />
man mit der Bahn reist: auch bei<br />
winterlichen Fahrverhältnissen auf<br />
den Straßen kommt man schnell<br />
und sicher ans Ziel.<br />
Alle Infos zum Angebot für<br />
Reisenmit der Deutschen Bahn<br />
nach Tirol gibt es unter<br />
www.bahn.de/ tirol. Infos zum Gepäcktransport<br />
der Deutschen Bahn<br />
unter www.bahn.de/kuriergepaeck<br />
Der vergLeIcH<br />
mAcHT sIcHer<br />
Reisezeiten, Kosten und<br />
Umweltbelastung bei der<br />
Anreise mit Zug, Auto oder<br />
Flugzeug vergleichen? Ein<br />
Klick auf www.bahn.de/verkehrsmittelvergleich<br />
genügt.<br />
mobIL vor orT<br />
In zahlreichen Orten wie<br />
zum Beispiel St. Anton am<br />
Arlberg, Brixen im Thale,<br />
Kitzbühel oder Hopfgarten<br />
liegt der Bahn hof praktisch an<br />
der Piste ± ein eigenes Auto<br />
ist da unnötig. In fast allen<br />
Wintersportorten gibt es dazu<br />
regelmäßige Shuttlebusse, die<br />
den Bahnreisenden direkt zum<br />
Lift bringen. Oft sind der<br />
Skipass oder die Gästekarte<br />
der Unterkunft auch gleichzeitig<br />
die Mobilitätskarte für den<br />
Winter gast: ob z. B. im Ötztal,<br />
im Zillertal, im Stubaital, oder<br />
im Pitztal ± auch ohne Auto<br />
sind Wintergäste richtig mobil.<br />
hoch-genuss auf den 5 tiroler gletschern<br />
Von Oktober bis weit in den Frühling hinein kann man in den 5 Tiroler Gletscherskigebieten<br />
die ganze Pracht des hochalpinen Winters auf sich wirken lassen.<br />
Die 5 Tiroler Gletscher bieten<br />
nicht nur HochGenuss pur<br />
auf den höchstgelegenen<br />
Pisten Tirols, sondern auch<br />
Schneegarantie ± selbst dann, wenn<br />
im Tal unten die weiße Pracht<br />
ausbleibt. Das Panorama, das sich<br />
einem dabei bietet, reicht von den<br />
Alpengipfeln an der Grenze zu<br />
Vorarlberg und der Schweiz über<br />
die Stubaier Alpen bis zu den<br />
Höhenzügen des Ziller und<br />
Tuxertales im Osten.<br />
In der Wintersaison <strong>2013</strong>/14<br />
hat jeder der 5 Tiroler Gletscher<br />
ein besonderes, topaktuelles<br />
Highlight zu bieten: In Sölden im<br />
Ötztal zum Beispiel ist das ein<br />
transparentes Gourmet restaurant<br />
auf 3048 m mit einer spektakulären<br />
Hängebrücke zum Gipfel (direkt<br />
neben der Bergstation der Gaislachkoglbahn).<br />
OpenAir Feeling<br />
jenseits der 2600 m wird hingegen<br />
am Stubaier Gletscher vermittelt:<br />
Bei der Bergstation Gamsgarten<br />
wurde gerade ein OpenAir<br />
Pavillon mit großer Sonnenterrasse<br />
und Sportshop errichtet (auf<br />
keinen Fall sollte man danach die<br />
Abfahrt Daunhill verpassen, sie<br />
nennt einige der steilsten Passagen<br />
Tirols ihr Eigen, ist aber nur<br />
Kenner und Könner geeignet).<br />
Zwei neue bzw. frisch renovierte<br />
Hot Spots weist der Hintertuxer<br />
Gletscher auf: Das Tuxer Fernerhaus<br />
mit Bedienrestaurant. Barrierefrei<br />
ist seit langem der perfekt in<br />
die Berglandschaft des Oberen<br />
Inntales eingebettete Kaunertaler<br />
Gletscher und wurde dafür mehrfach<br />
ausgezeichnet. Ein besonderes<br />
Highlight offeriert noch der<br />
Pitztaler Gletscher: Auf 3440 m<br />
Meereshöhe lockt das Café 3440<br />
der Wildspitzbahn ± das höchstgelegene<br />
Café Österreichs ± mit<br />
grandiosen Ausblicken über einige<br />
der imposantesten Alpengipfel.<br />
White 5 ± ein skipass für alle<br />
Der flexible Skipass White 5<br />
garantiert Skispaß auf allen fünf<br />
Gletschern. Gültig ist er an zehn<br />
frei gewählten Tagen zwischen dem<br />
1. Oktober <strong>2013</strong> und dem<br />
15. Mai 2014. 345 Euro kostet der<br />
gletscher übergreifende Skipass,<br />
erhältlich ist er an den Kassen aller<br />
fünf GletscherbahnStationen.<br />
Tagsüber auf gletscherpisten und<br />
abends ins gletscherhotel<br />
Die 5 Tiroler Gletscher sorgen<br />
auch für die Zeit nach dem<br />
Skitag: Ob kleine Privatpension,<br />
gemütliche Ferienwohnung<br />
oder 4SterneHotel, für jeden<br />
Anspruch gibt es das richtige Haus.<br />
Unter www.gletscher.tirol.at<br />
finden sich die besten Unterkünfte<br />
und Pauschalangebote der GletscherRegionen.<br />
Die Angebote und<br />
Unterkünfte können direkt online<br />
gebucht werden.<br />
8 Anreise mit der Bahn / The White 5
Serfaus–Fiss–Ladis<br />
Grenzenloser Pistenspass ± Warten beim Lift? Das gibt’s im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis<br />
in Tirol nicht, denn pro Stunde können 90.000 Wintersportler befördert werden.<br />
Das Großraumskigebiet<br />
zwischen 1200 und 2820 m<br />
Seehöhe bietet Schneesicherheit<br />
bis weit ins Frühjahr<br />
hinein. Für Anfänger und Fortgeschrittene<br />
sowie für die ganze<br />
Familie ist das Pistenangebot am<br />
Hochplateau ideal: breite Pisten<br />
mit viel Platz und 70 Anlagen ±<br />
auch zum Carven ± ermöglichen<br />
Skifahren in allen Schwierigkeits-<br />
graden. Für Snowboarder stehen<br />
im Skigebiet eigene Funparks und<br />
ein riesiges Freeride Gelände zur<br />
Verfügung, für Carver Carvingstrecken<br />
und für Rennläufer zwei<br />
permanente Rennstrecken, auf<br />
denen man sich mit Freunden<br />
messen kann.<br />
FüR diE Kids<br />
Pünktlich zum Winterstart<br />
Fotos: TVB Serfaus–Fiss–Ladis<br />
<strong>2013</strong>/14 bietet die Region Serfaus -<br />
Fiss-Ladis mit den Kinderrestaurants<br />
„Murmlirest“ und<br />
„Starrest“ zwei neue Highlights<br />
für Kinder. Beide Restaurants<br />
liegen an der Mittelstation der<br />
Komperdellbahn und sind von<br />
der Kinderschneealm aus direkt<br />
erreichbar. Das „Murmlirest“<br />
wurde für Kinder bis zu 6 Jahren<br />
entwickelt und führt mit vier<br />
tiRols 1. sKi loUngE<br />
Für den exklusiven Einkehr-<br />
Schwung an der Mittelstation<br />
Komperdell in Serfaus.<br />
Edle Sitzecken am offenen<br />
Kamin, eine Bar und ein<br />
Restaurant-Bereich sowie eine<br />
großzügige Sonnenterrasse<br />
mit grandiosem Ausblick<br />
auf die Bergwelt laden zum<br />
Relaxen ein.<br />
Restaurantbereichen durch die<br />
Geschichte von „Murmli und<br />
dem Schneegeist“. Das „Starrest“<br />
nimmt Kinder ab 6 Jahren bis<br />
zum Teenager-Alter mit auf eine<br />
spannende Entdeckungsreise<br />
durch die sportliche und abenteuerliche<br />
Welt des Winters.<br />
Leading Family Hotels & Resort Löwe & Bär<br />
Die führenden Familien- und Kinderhotels in Serfaus<br />
Wenn Sie für Ihre Familie ein he -<br />
rausragendes Hotel in einem Top-<br />
Winterferienort suchen, dann werden<br />
Sie unweigerlich auf „Löwe &<br />
Bär“ stoßen: Serfaus ist DER Wintersportort<br />
für Familien in den Alpen,<br />
und „Löwe & Bär“ sind DIE<br />
führenden (eben „Leading“) Familien-<br />
und 5 Smiley Kinder hotels in<br />
Serfaus.<br />
der „löwe“ brüllt laut und begeistert<br />
mit LÖWEN WASSER-<br />
PARK ± ein 1000 m² großes Wasser-,<br />
Spiel- und Spaß-Paradies für<br />
die Familie! Dazu ganzjährig der<br />
Panorama Family Outdoor Pool,<br />
das LÖWEN SPA mit Saunawelt<br />
& Panorama-Ruheoase und natürlich<br />
die Löwen Kinderwelt mit<br />
Theater und Löwenparadies.<br />
der Bär ± kaum zu schlagen! Das<br />
„Bären-Badeparadies“, die riesige<br />
Indoor/Outdoor-Badelandschaft<br />
Hotel Bär<br />
mit 96-Meter-Erlebnis-Wasserrutsche;<br />
das Bären Spa, mit 4 Saunen<br />
und Whirlpool im Ruhebereich; der<br />
Bären Kinderclub mit 5-Stock-Rutsche,<br />
Soft-Play-Anlage und Bärentheater<br />
mit 3D Kino: all dies macht<br />
den „Bären“ gemeinsam mit dem<br />
„Löwen“ zum führenden „Leading<br />
Family Hotel“ in Serfaus.<br />
Dazu kommt in beiden Hotels<br />
höchster Standard in Küche, Service<br />
& Kinderbetreuung und die „Löwen<br />
& Bären“ Super-Inklusiv- Pension:<br />
Hotel Löwe<br />
Frühstücksbuffet, Mittags-Buffet,<br />
Kuchen, Nachmittagsjause, Abend-<br />
Diner und kalte alkoholfreie Getränke<br />
<strong>vom</strong> Brunnen.<br />
HotEls löWE & BäR<br />
Untere Dorfstraße 5, A-6534 Serfaus<br />
Tel. +43.5476.6058, Fax DW-28<br />
info@loewebaer.com<br />
www.loewebaer.com<br />
Hotel Bär<br />
„Kids-ClassiC“<br />
± da s Skipaket für Kinder v.<br />
3±6 J ahren, 7 ÜN im<br />
Hotel Löwen oder im Hotel<br />
Bär + 6 Tage Skischule<br />
ab EUR 450,±<br />
(14.12. bis 21.12.<strong>2013</strong>/22.3. bis<br />
12.4.2014)<br />
ab EUR 460,±<br />
( <strong>11</strong>.1. bis 25.1.2014)<br />
„WintER ClassiC<br />
PaKEt“<br />
für Erwachsene, 7 ÜN + 6 Tage<br />
Skipass pro Erwachsenem<br />
EUR <strong>11</strong>15,– p. P.<br />
(14. bis 21.12.<strong>2013</strong>/<strong>11</strong>. bis<br />
25.1.2014/22.3. bis 12.4.2014)<br />
Bitte erwähnen Sie bei Ihrer Anfrage<br />
„WirtschaftsWoche“, dann erlauben<br />
wir uns, Sie bei Ihrer Anreise mit<br />
einem Begrüßungsgeschenk speziell<br />
zu überraschen.<br />
Bergwinter Tirol Serfaus–Fiss–Ladis 9
TIROLS JÜNGSTES<br />
MUSEUM ZEIGT<br />
TIROLS GRÖSSTES<br />
GEMÄLDE.<br />
Mi - Mo 9 - 17 Uhr<br />
Bergisel 1-2, Innsbruck<br />
www.tiroler-landesmuseen.at<br />
BEREITS 330.000<br />
BEGEISTERTE<br />
BESUCHER!<br />
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Paznaun–Ischgl<br />
Lifestyle-Insel für Wintersportler<br />
Ischgl versteht sich als Ski-Lifestyle-Alpen-Metropole:<br />
In<br />
diesem Skiort im Tiroler<br />
Paznaun wird in Superlativen<br />
gedacht und gelebt. Im Winter<br />
treffen hier ausgezeichnetes<br />
Wintersportangebot und unvergleichliches<br />
Entertainment in<br />
perfekter Mischung aufeinander.<br />
Top of the Mountain Konzerte mit<br />
Welt-Stars mitten auf der Skipiste<br />
stehen für einzigartiges Entertainment<br />
und Gourmet-Hütten bieten<br />
avantgardis tische Architektur und<br />
exklusive Ski-Gastronomie. Selbstverständlich<br />
ist Ischgl ein perfektes<br />
Skigebiet ± übrigens das größte<br />
zusammenhängende in Tirol ± mit<br />
modernsten Anlagen und Schneesicherheit<br />
bis Ende Mai. 238 km<br />
Piste in der Silvretta Arena führen<br />
bis auf fast 3000 Meter Höhe und<br />
hinab bis ins schweizerische Zoll-<br />
paradies Samnaun. Als Skiort mit<br />
Unterhaltungswert ist Ischgl<br />
einmalig: Après-Ski-Stimmung in<br />
den Lokalen entlang der Ischgler<br />
Promenade, Shopping-Boutiquen<br />
oder Restaurants auf Großstadt-<br />
Niveau, Zigarren-Lounge oder<br />
Großraum-Disco bieten auch nach<br />
dem Skitag genug Möglichkeiten<br />
für alle Geschmäcker. Events wie<br />
der Schneeskulpturen-Wettbewerb<br />
mit internationalen Künstlern und<br />
zahlreiche Sportveranstaltungen<br />
füllen den Ischgler Eventkalender<br />
neben den Top of the Mountain<br />
Konzerten.<br />
Kanadischer Rock in ischgl<br />
Nickelback eröffnet die Wintersaison<br />
<strong>2013</strong>/14: Vier Männer,<br />
fünf Grammy-Nominierungen<br />
und über 50 Millionen verkaufte<br />
Alben: Mit Nickelback holt Ischgl<br />
am 30. November <strong>2013</strong> eine der<br />
weltweit erfolgreichsten Bands<br />
in die Alpen-Lifestyle-Metropole.<br />
Das kanadische Rock-<br />
Quartett eröffnet die Wintersaison<br />
HotsPot<br />
FüR FREERidER<br />
Die neue Pendelbahn „Piz Val<br />
Gronda“ geht Ende Dezember<br />
in Betrieb und befördert in<br />
einer Gondel 150 Personen<br />
bis auf 2812 Höhenmeter in<br />
bislang unbekanntes Terrain.<br />
Oben am Piz Val Gronda<br />
eröffnet sich das gesamte<br />
Fimbatal mit Blicken auf das<br />
Fluchthorn, die Wildspitze und<br />
den Hohen Riffler. Von dort<br />
führt eine rote, drei Kilometer<br />
lange Piste über 517 Höhenmeter<br />
ins Vesiltal. Besonderes<br />
Highlight ist das neu erschlossene<br />
Freeride Gebiet, das sich<br />
bis ins Fimbatal erstreckt.<br />
<strong>2013</strong>/2014 und lässt die Bühne<br />
zum legendären Top of the Mountain<br />
Opening Concert mit einer<br />
imposanten Musik- und Lichtshow<br />
vibrieren. Das Beste: Der<br />
Eintritt zum Konzert ist mit<br />
gültigem Skipass frei.<br />
10 Paznaun–Ischgl Bergwinter Tirol
Gourmet & Relax Hotel Trofana Royal ***** superior<br />
Ferien auf höchstem Niveau. Die Kombination der 5-Sterne-Superior-Hotelqualität<br />
und der 3-Hauben-Küche von Österreichs Koch des Jahres 2000, Martin Sieberer.<br />
Die Angebote für Fitness, Wellness<br />
und Beauty machen das<br />
Trofana Royal zu einem Haus mit<br />
internationalem Renommee, das<br />
sich durch laufende Investitionen<br />
zum absoluten Inbegriff eines<br />
Fünfsterne-Superior-Traumhotels<br />
in den Alpen entwickelt hat. Im<br />
Winter 2009/10 öffnete der<br />
Royal-Südflügel mit neuen, hochwertig<br />
ausgestatteten Zimmern<br />
und Suiten seine Pforten. Der<br />
großzügig umgestaltete Restaurant-<br />
und Buffetbereich mit sechs<br />
Stuben und Sälen unterstreicht<br />
den Ruf des Trofana Royal als eine<br />
der führenden Gourmetadressen<br />
in den Alpen. Ein weiteres<br />
Highlight im lukullischen Royal-<br />
Angebot ist der neue Wein- und<br />
Degus tationskeller.<br />
das Wellness angebot beeindruckt<br />
in seiner Vielfalt und<br />
Qualität: Tepidarium, Laconium,<br />
Blütenbad, Amethystenbad,<br />
Osmanisches Bad und die<br />
Bio-Sauna stehen zur Wahl.<br />
Sehr großzügig gestaltet ist die<br />
Wellness Abteilung mit Beautybehandlungen,<br />
Massagen, sowie<br />
Schönheits- und Gesundheitsbädern.<br />
Die großzügige Parkund<br />
Terrassenlandschaft mit<br />
einem Sole-Outdoor-Hotwhirlpool<br />
erlaubt den Blick auf die<br />
imposante Bergwelt.<br />
auch Fitness ist ein teil der<br />
ganzheitlichen Wohlfühlphilosophie.<br />
Wann, wenn nicht im Ur -<br />
laub, haben die Gäste Zeit, sich ihr<br />
zu widmen? Im Trofana Royal gibt<br />
es ein top-modernes Fitness-Center<br />
mit Technogym-Geräten der<br />
neuesten Generation, sowie einem<br />
Power-Plate. Unsere Indoor Golfanlage<br />
bietet Ihnen auch im Winter<br />
die Möglichkeit, sich in Ihrem<br />
Handicap zu verbessern.<br />
goURmEt & RElax<br />
HotEl tRoFana Royal<br />
Familie von der Thannen<br />
Dorfstraße 95, A-6561 Ischgl<br />
Tel. +43.5444.600, Fax +43.5444.600-90<br />
office@trofana.at<br />
www.trofanaroyal.at<br />
WintERangEBotE<br />
<strong>2013</strong>/2014:<br />
7 Tage Halbpension inklusive<br />
6-Tage-Skipass<br />
im Doppelzimmer De Luxe<br />
± Ski-Start<br />
<strong>vom</strong> 28.<strong>11</strong>. bis 21.12.<strong>2013</strong><br />
ab EUR 1715,± pro Person<br />
± Ski-Classic<br />
<strong>vom</strong> <strong>11</strong>.1. bis 1.2.2014<br />
ab EUR 2170,± pro Person<br />
± Ski-Magic<br />
<strong>vom</strong> 1.2. bis 8.2.2014<br />
ab EUR 2625,± pro Person<br />
± Ski-Finish<br />
<strong>vom</strong> 12.4. bis 4.5.2014<br />
ab EUR 2170,± pro Person<br />
Unser stammgästebonus für<br />
sie: ab 7 Tagen Aufenthalt<br />
5 % bis hin zum Höchstbonus<br />
von 20 % bei jährlich 7 Tagen<br />
Aufenthalt! Bei Vorlage dieses<br />
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Anreise Beauty-Gutscheine<br />
im Wert von EUR 60,±.<br />
Bergwinter Tirol Paznaun–Ischgl <strong>11</strong>
Olympiaregion Seefeld –<br />
Lautlos durch die Landschaft gleiten<br />
Der Winter in den Alpen ist traditionell die Zeit der Ruhe.<br />
Daher bietet die Region Seefeld in Tirol ihren Gästen Erholung<br />
und Regeneration inmitten tief verschneiter Berge.<br />
Es ist so einfach, die Hektik<br />
des Alltags hinter sich zu lassen.<br />
Ein Paar Langlaufskier,<br />
zwei Stöcke und ein wenig Zeit genügen<br />
für den winterlichen Eskapismus.<br />
Die Mutter des Skisports,<br />
der Langlauf, erlebt dank der wachsenden<br />
Zahl an Erholungsbedürftigen<br />
eine Renaissance. In der<br />
Tiroler Region Seefeld, die auf<br />
einem Hochplateau 1200 m über<br />
dem Meeresspiegel direkt an der<br />
deutschen Grenze liegt, hat man<br />
schon früh die Zeichen der Zeit<br />
erkannt. Statt stupidem Halligalli<br />
locken Seefeld und seine Nachbarorte<br />
Leutasch, Mösern/Buchen,<br />
Reith, und Scharnitz mit einem abwechslungsreichen<br />
Angebot, das<br />
<strong>vom</strong> genussvollen Aktivurlaub bis<br />
hin zum Rückzug in die verschneite<br />
Abgeschiedenheit der Berge alles<br />
bietet, wonach das gestresste Städterherz<br />
begehrt.<br />
in der Ruhe liegt die Kraft<br />
Der Langlaufsport ist eine der<br />
Stützen dieses entspannten<br />
Wintersport Eldorados. Auf insgesamt<br />
279 perfekt gepflegten<br />
Loipenkilometern lässt sich das<br />
schneesichere Hochplateau vortrefflich<br />
aus eigenem Antrieb heraus<br />
entdecken. Anfängern stehen<br />
in Seefeld versierte Trainer zur<br />
Seite und Fortgeschrittene können<br />
den Biathlonsport, die Königsklasse<br />
des Langlaufes, ausprobieren.<br />
oase der Ruhe inmitten der Berge<br />
Neben dem Langlaufsport bietet<br />
die Region auch traumhafte Skipisten,<br />
die atemberaubende Ausblicke<br />
auf die umliegenden Hochalpen<br />
eröffnen. Zudem durchzieht<br />
ein ausgedehntes Netzwerk an<br />
Winterwanderwegen das Hochpla-<br />
teau. Maxime in der touristischen<br />
Ausrichtung ist der Erholungswert.<br />
„Die Vielfältigkeit spielt für<br />
uns eine große Rolle“, erklärt dazu<br />
Markus Tschoner, der als Direktor<br />
für den Tourismus in der Region<br />
verantwortlich zeichnet, „wir bieten<br />
Luxushotels ebenso wie schlichte<br />
Pensionen und diverse Wintersportmöglichkeiten.<br />
Allein den<br />
Lärm und die Unterhaltung für die<br />
Massen, das bieten wir nicht.“ Als<br />
Mitglied des exklusiven Verbundes<br />
„Best of the Alps“ zieht man in<br />
Seefeld einen deutlichen Trennstrich<br />
hinsichtlich Ballermann-<br />
Destinationen, wie sie auch in den<br />
Alpen bereits existieren.<br />
olymPiaREgion sEEFEld<br />
Klosterstraße 43, A-6100 Seefeld<br />
Tel. +43.508800, Fax +43.5088051<br />
region@seefeld.com, www.seefeld.com<br />
EVEntHigHligHts<br />
WintER <strong>2013</strong>/14<br />
± 29.<strong>11</strong>.±31.12.<strong>2013</strong>:<br />
Romantischer Advent<br />
± 13.12.±15.12.20 13:<br />
15. Sport Wedl Langlaufopening<br />
± <strong>11</strong>.12.±13.12.20 13:<br />
Klingende Bergweihnacht<br />
mit Stargast Hansi<br />
Hinterseer<br />
± 10.1.±25.1.2014 :<br />
38. Int. Senioren Tennis EM<br />
± 17.1.±19.1.2014 :<br />
<strong>11</strong>. Weltcup der Nordischen<br />
Kombination<br />
± 25.1.2014: Seefelder<br />
Schneefest<br />
BERgWEiHnaCHt<br />
mit stargast Hansi<br />
Hinterseer: 3x ÜF, 1 Konzertpackage<br />
Bergweihnacht d.h.<br />
Karten für alle Musik- und<br />
Traditionsveranstaltungen<br />
ab EUR 139,± p. P. /ÜF privat<br />
Weitere Urlaubspakete:<br />
www.seefeld.com/nordic<br />
www.seefeld.com<br />
12 Olympiaregion Seefeld Bergwinter Tirol
Interalpen-Hotel Tyrol ***** superior<br />
Die „stille Zeit“ stilvoll genießen: Das 5-Sterne-Superior<br />
Interalpen-Hotel Tyrol lädt zu stimmungsvollen Tagen mit<br />
echter Tiroler Wintertradition in exklusiver Atmosphäre.<br />
Bergadvent in Tirol, das<br />
ist klirrend kalte Luft,<br />
das leise Rieseln der<br />
Schneeflocken, aromatischer<br />
Glühwein zu Tiroler Kiachln.<br />
Idyllisch und stilvoll genießen die<br />
Gäste des Interalpen-Hotel<br />
Tyrol auf der Buchener Höh diese<br />
Adventszeit: bei den weihnachtlichen<br />
Events im Hotel, beim<br />
Adventskaffee im Café Wien, bei<br />
einem Ausflug ins romantische<br />
Innsbruck mit seinen fünf Christkindlmärkten<br />
- oder bei einer Fackelwanderung<br />
in die traumhafte<br />
Umgebung des Fünf-Sterne-<br />
Superior-Hauses.<br />
Romantische momente<br />
Für die Tage vor Weihnachten hält<br />
das exklusive Haus, mitten in der<br />
verschneiten Berglandschaft auf<br />
1300 m gelegen, besondere Angebote<br />
bereit: Der Bergadvent entführt<br />
die Gäste zu den Adventmärkten<br />
in der Landeshauptstadt<br />
Innsbruck und nach Seefeld, wo<br />
sich echte Tiroler Traditionen mit<br />
heimischer Kulinarik und romantischem<br />
Einkaufserlebnis treffen.<br />
Mit den „Kennenlerntagen“ lädt<br />
das 5 Sterne S Haus zu Genussmomenten<br />
für Neugierige.<br />
Den Adventzauber genießen die<br />
Gäste im stilvollen Ambiente: die<br />
luxuriösen Hotelzimmer garantieren<br />
Wohlbefinden, ein 5000 m 2<br />
große Wellnessbereich sorgt dafür,<br />
dass die Besucher den Alltag hinter<br />
sich lassen, zur Ruhe kommen<br />
und dem Körper Gutes tun. Kulinarische<br />
Gaumenfreuden runden<br />
das einmalige Angebot ab: Gesund,<br />
wohlschmeckend und ideenreich<br />
- die Küche im Interalpen-<br />
Hotel Tyrol bietet „Hoch.Genuss.<br />
Pur“: Vom abendlichen Menü zur<br />
Wahl über das Themenbuffet mit<br />
offener Showküche bis hin zum<br />
Galamenü am Sonntag ± h ier lässt<br />
die Kreativität des Küchenteams<br />
keine Wünsche offen.<br />
intERalPEn-HotEl<br />
tyRol gmBH<br />
Dr.-Hans-Liebherr-Alpenstraße 1<br />
A-6410 Buchen/Seefelder Plateau<br />
Tel. +43.50809.31273<br />
Fax +43.50809.37190<br />
reservation@interalpen.com<br />
www.interalpen.com<br />
BERgadVEnt<br />
<strong>vom</strong> 6. bis 8.12.<strong>2013</strong> oder<br />
<strong>vom</strong> 13. bis 15.12. <strong>2013</strong><br />
Vorweihnachtsentspannung<br />
auf höchstem niveau:<br />
± 2 Übernachtungen im<br />
DZ Deluxe (68 m²)<br />
± Besuch der Innsbrucker<br />
Christkindlmärkte<br />
(inkl. Transfer)<br />
± Adventskaffee mit Lesung<br />
im Café Wien<br />
± kleine Fackelwanderung<br />
± Inklusive Gourmet-<br />
Halbpension, Garage,<br />
WLan u. v. m.<br />
ab EUR 375,± pro Person<br />
KEnnEnlERntagE<br />
So bis Do, von 8. bis 17.12.<strong>2013</strong><br />
und ab 12.1.2014<br />
Zwei tage Urlaub <strong>vom</strong> alltag<br />
im interalpenHotel tyrol.<br />
± 2 Übernachtungen in der<br />
Zimmerkategorie Ihrer<br />
Wahl (Premium, Superior,<br />
Deluxe)<br />
± 1 Individual- oder<br />
Gesichts massage (25 Min.)<br />
± 1 x Kaffee und Kuchen<br />
nach Wahl im Café Wien<br />
± Inklusive Gourmet-<br />
Halbpension, Garage,<br />
WLan u. v.m.<br />
ab EUR 387,± pro Person<br />
Bergwinter Tirol Olympiaregion Seefeld 13
Fotos: Achensee Tourismus<br />
Winterparadies am Tiroler Achensee<br />
Wo Genießer ins Schwärmen geraten: Die Nadelwälder ringsum sind<br />
tief verschneit. Auf den Schilfhalmen am Ufer glitzern die Schneekristalle,<br />
während sich die mächtigen Berge auf der Wasseroberfläche spiegeln.<br />
Am Tiroler Achensee, der<br />
sich wie ein Fjord zwischen<br />
Rofan- und Karwendelgebirge<br />
erstreckt, geraten Romantiker<br />
ins Schwärmen. Urlauber<br />
genießen die winterliche Märchenlandschaft<br />
bei ausgedehnten<br />
Spaziergängen, in den Langlaufloipen<br />
oder auf den Pisten und<br />
schätzen die Gastfreundschaft am<br />
größten See Tirols.<br />
Über 200 Loipenkilometer unterschiedlicher<br />
Schwierigkeitsgrade<br />
machen die Region zu einem ausgezeichneten<br />
Langlauf-Dorado.<br />
Hier findet jeder seine Lieblingsstrecke.<br />
Für kleine Verschnaufpausen<br />
gibt’s abseits der Spur behagliche<br />
Einkehrmöglichkeiten.<br />
Wer lieber ohne Bretter unter den<br />
Füßen die verträumte Winterlandschaft<br />
erkunden möchte, hat am<br />
Achensee über 150 km geräumter<br />
Wanderwege zur Auswahl.<br />
Wie wär’s zur abwechslung mal<br />
wieder mit Rodeln?<br />
Längst ist der Spaß aus Kindertagen<br />
auch bei Erwachsenen wieder<br />
voll im Trend. Wer nicht mit dem<br />
Schlitten im Schlepptau die Hänge<br />
hinauf stapfen möchte, nimmt<br />
den Lift in Achenkirch oder steigt<br />
in den „Rodlexpress“.<br />
Familienfreundliche skigebiete<br />
Mit insgesamt 58 Pistenkilometern<br />
sind die Skigebiete am Achensee<br />
überschaubar und dennoch vielseitig.<br />
Auf den Pisten der Achenseeregion<br />
werden Anfänger ganz schnell<br />
zu begeisterten Skifahrern: Quasi<br />
mitten im Dorf warten sanfte<br />
Übungshänge auf die Skineulinge.<br />
achenseeReiseinfos<br />
Der Achensee liegt rund 125 km<br />
südlich von München und 50<br />
km nord-östlich von Innsbruck.<br />
An die 50 verschiedene Sportarten<br />
können Gäste hier ausüben<br />
± v on anspruchsvollen Abenteuern<br />
am Berg bis hin zu romantischen<br />
Rodelpartien, Snowtubing,<br />
Winterreiten und genussvollen<br />
Spaziergängen durch verschneite<br />
Landschaften.<br />
„langlaUF<br />
anFängER sPECial“<br />
± 3 Nächte in einer Pension<br />
± Langlauf-Schnupperkurs ±<br />
klassisch oder skating<br />
± 3 Tage Langlauf<br />
Ausrüstung<br />
± Freie Loipenbenützung<br />
± Gratis Regions-Ski-Bus<br />
ab EUR 248,± pro Person<br />
im DZ inkl. Frühstück<br />
aCHEnsEE toURismUs<br />
Im Rathaus 387<br />
A-6215 Achenkirch/Tirol<br />
Tel. +43.5246.5300-0<br />
info@achensee.info<br />
www.achensee.info<br />
HigHligHts<br />
dER REgion<br />
± 58 km Skipisten<br />
± 203,8 km Loipen<br />
± 5 Naturrodelbahnen<br />
± 150 km Winterwanderwege<br />
± Skitourengebiet Rofan &<br />
Karwendel<br />
14 Achensee Bergwinter Tirol
Hotel Post am See ****<br />
Genieß‘ das Leben am See.<br />
Tauchen Sie, frei nach unserem<br />
Motto, ein in eine Bilderbuchlandschaft<br />
aus verschneiten Bergen und<br />
dem kristallklaren Achensee. Sonnig<br />
und direkt am See gelegen; ein<br />
Ferienziel, um in familiärer Atmosphäre<br />
Gesundheit und Wohlbefinden<br />
zu pflegen. Im Wellnessbereich<br />
mit Seeblick wird vor dem herrlichen<br />
Panorama jede Minute<br />
zum Erlebnis. Ob in der Fülle von<br />
Bädern oder bei einer Massage ±<br />
lassen Sie sich verwöhnen und entspannen<br />
Sie <strong>vom</strong> Alltag. Unbeschwerte<br />
Ferientage in einer der<br />
vielfältigsten Regionen Österreichs.<br />
Wellness & Beauty: Die Heimat<br />
des Tiroler Steinöls ist am Achensee;<br />
Thalasso, Heublumen, Kräuter-,<br />
Cleopatra- und Fangobäder. Panoramasauna<br />
mit Dampfbad, Caldarium,<br />
Kneipp ... Kosmetikfarm mit<br />
Produkten von Maria Galland und<br />
Arabesque Kosmetik, Hallenbad,<br />
ganzjährig beheiztes Freibad und<br />
Hot Whirlpool (36 °C), Technogym<br />
Panorama Fitnessraum mit Kinesis.<br />
aktiv erholen: Die Vielfalt der<br />
Möglichkeiten ist Ihre Urlaubsgarantie:<br />
3 Skigebiete rund um den<br />
Achensee sind der perfekte Rahmen<br />
für flotte Schwünge. Auf über<br />
120 km Langlaufloipen und präparierten<br />
Winter-Wanderwegen in<br />
die malerischen Karwendeltäler<br />
locken zahlreiche bewirtschaftete<br />
Almhütten zum Einkehren. Bei der<br />
Trappertour im verschneiten Wald<br />
schmeckt der Glühwein am besten.<br />
HotEl Post am sEE<br />
Achensee 82, A-6213 Pertisau<br />
Tel. +43.5243.5207, Fax +43.5243.52<strong>11</strong>80<br />
hotel@postamsee.at<br />
www.postamsee.at<br />
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Gönnen Sie sich eine kurze<br />
Auszeit und gewinnen Sie<br />
hier am Achensee den nötigen<br />
Abstand zum anstrengenden<br />
Alltag. Unser Programm zur<br />
Burnout Prävention eignet sich<br />
ganz hervorragend um auszubrechen<br />
und abzuschalten:<br />
7 Nächte im Zirben Doppelzimmer<br />
PostDeLuxe<br />
± E-Bike Benützung<br />
± Stress Abbau über 5 Sinne<br />
± 1 Entspannungsbad im<br />
Bronzezuber<br />
± 1 Reiki Ganzkörper<br />
Behandlung mit Rückenmassage<br />
± 1 Bioenergetische Massage<br />
± 1 Shiatsu Körperbehandlung<br />
ab EUR 872,± pro Person<br />
im DZ Kuschelkomfort<br />
Das Rieser Aktiv & Spa Resort **** superior<br />
Wellness, Genuss & Lifestyle am Achensee!<br />
Ob Wellnessbegeisterte, Sportfans<br />
oder aktive Genießer: im Rieser-<br />
Aktiv und Spa Resort bleiben keine<br />
Wünsche offen!<br />
mam, bis zur „Privat Spa Suite“ für<br />
Partner Treatments und ungestörte<br />
Stunden.<br />
Bergfans und Wintersportbegeisterte<br />
werden am Achensee ihr<br />
weißes Paradies finden. Die Kombination<br />
aus steilen Berghängen und<br />
weitläufigen Flächen schafft ideale<br />
Voraussetzungen für viele Wintersportarten,<br />
die jede Menge Spaß in<br />
Schnee und Eis garantieren.<br />
Pure Erholung erleben Gäste in<br />
der im Park gelegenen, bis ins letzte<br />
Detail durchdachten und entspredas<br />
RiEsER aKtiV & sPa REsoRt<br />
Familie Ernst und Gabi Rieser<br />
A-6213 Pertisau am Achensee<br />
Tel. +43.5243.5251<br />
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www.hotelrieser.at<br />
chend gestalteten Wohlfühl oase<br />
mit großer Wasserwelt und Relaxbereichen,<br />
einer Spa-Anlage auf<br />
drei Ebenen mit großzügiger Eingangspiazza,<br />
einzigartigem Sauna-<br />
Refugium, 3 Ruheräumen, 180 m²<br />
großem Fitnessstudio mit<br />
Gym nas tikraum und betreuten<br />
Programmen sowie unterschiedlichen<br />
Behandlungsräumen ...<br />
Die Wellnessanwendungen reichen<br />
<strong>vom</strong> original traditionellen Tiroler<br />
Steinöl Bad, Ayurveda oder HatiRolER<br />
stEinöltagE<br />
3 Übernachtungen inkl. der<br />
¾ Genusspension und<br />
allen Inklusivleistungen<br />
± Nutzung der 4000 m²<br />
Spa-Welt<br />
± Abwechslungsreiches<br />
Aktiv- und Vitalprogramm<br />
± 2 Tiroler Steinölbäder<br />
± 2 Teilmassagen mit Tiroler<br />
Steinöl und anschließender<br />
Einreibung mit Steinöl tonic<br />
± Geschenk für Zuhause<br />
ab EUR 465,± pro Person<br />
im DZ Kuschelkomfort<br />
Bergwinter Tirol Achensee 15
St. Anton am Arlberg<br />
Ein Traum wird wahr ± da s Arlberg Skigebiet wächst weiter!<br />
Ab der kommenden<br />
Winter saison <strong>2013</strong>/14<br />
hat der Arlberg Liftpass<br />
Gültigkeit für 94 Bergbahnen,<br />
340 Pistenkilometer und<br />
unglaubliche 200 km im freien<br />
Gelände.<br />
Für wahre Glücksmomente<br />
braucht es nicht viel. Die besondere<br />
Mischung macht’s und<br />
deshalb begeistert St. Anton am<br />
Arlberg jedes Jahr zur kalten<br />
Jahreszeit seine Gäste mit einem<br />
abwechslungsreichen Angebot<br />
für Groß und Klein.<br />
grenzenlose möglichkeiten in<br />
der Wiege des alpinen skilaufs<br />
Bestens präparierte Pisten, Tiroler<br />
Gastfreundschaft, eine traumhafte<br />
Bergkulisse und musikalische und<br />
sportliche Eventhighlights, das sind<br />
die Eckpunkte, die die Wiege des<br />
Alpinen Skilaufs so unverwechselbar<br />
machen und jedes Jahr Gäste<br />
aus der ganzen Welt begeistern.<br />
St. Anton am Arlberg ist zu Recht<br />
eine Ferienregion mit Weltruf.<br />
Das Tiroler Bergdorf mit seinen<br />
2680 Einwohnern und den Nachbarorten<br />
Pettneu, Flirsch und<br />
Strengen wird höchsten Ansprüchen<br />
gerecht und hat sich dabei viel<br />
von seiner Ursprünglichkeit und<br />
seinem traditionellen Charme<br />
bewahrt. Urlauber in St. Anton am<br />
Arlberg schätzen die alpine<br />
Gemütlichkeit auf 1300 m Höhe<br />
genauso wie die Gastfreundschaft<br />
und Inter nationalität. Wer im<br />
Winter in die Region St. Anton am<br />
Arlberg reist, der betritt ein<br />
Schnee- und Sport dorado, das<br />
nicht erst seit der Austragung der<br />
Alpinen Ski-Weltmeisterschaft<br />
2001 Weltruf genießt. Mit Schneesicherheit<br />
von Anfang Dezember<br />
bis Ende April, 94 Bergbahnen und<br />
Liften im gesamten Arlberggebiet,<br />
Zugang zu 340 Kilometer<br />
markierten Ski-Abfahrten und<br />
200 Kilometer für Varianten im<br />
freien Gelände sowie einem<br />
Funpark liefert St. Anton am<br />
Arlberg allerbeste Voraussetzungen<br />
für einen Winterurlaub de Luxe.<br />
Das Besondere: Das variantenreiche<br />
und weit läufige Skigebiet ±<br />
Wintersportler fahren hier tagelang<br />
Piste um Piste, ohne einen Hang<br />
doppelt ansteuern zu müssen.<br />
Vielfältiges schneeparadies<br />
abseits der Piste<br />
Aber nicht nur auf, sondern auch<br />
abseits der Pisten sind Winterurlauber<br />
in St. Anton am Arlberg<br />
bestens aufgehoben. Langläufer<br />
lockt ein rund 40 km langes<br />
Loipen netz. Rodelbahnen in<br />
St. Anton am Arlberg, Schnann,<br />
Flirsch und Strengen sowie Eis -<br />
flächen zum Schlittschuhlaufen<br />
und Eisstockschießen sorgen für<br />
zusätzliche sportliche Alternati ven.<br />
Das hochmoderne, multifunktionale<br />
Sportzentrum arl.rock lädt<br />
neben zahlreichen Indoor-Aktivitäten<br />
und verschiedensten<br />
Ballsportarten ± u nter anderem<br />
Tennis, Squash und Volleyball ±<br />
16 St. Anton am Arlberg Bergwinter Tirol
Fotos: TVB St. Anton am Arlberg/Josef Mallaun/Michael Reusse<br />
vor allem zum Klettern ein, sogar<br />
mit Klettersteig auf ’s Dach.<br />
Eisklettern im Winter ist hier<br />
ebenso möglich wie Bouldern zu<br />
jeder Jahreszeit. Wer es lieber<br />
etwas gemütlich mag, für den ist<br />
eine romantische Fahrt im Pferdeschlitten<br />
durch die märchenhaft<br />
verschneite Bergwelt genau das<br />
Richtige. Und von morgens bis<br />
abends lädt das ARLBERGwell.com<br />
in St. Anton am Arlberg<br />
ebenso wie der Wellnesspark<br />
Arlberg Stanzertal in Pettneu zu<br />
ent spannten Stunden in den<br />
auf wändig gestalteten Wellnessbereichen<br />
ein. St. Anton am<br />
Arlberg begeistert seine Gäste<br />
durch die einzigartige Kombination<br />
aus nahezu grenzenlosem<br />
Skivergnügen, Après-Ski und<br />
einem vielfältigen gastrono mischen<br />
Angebot, das von Tiroler<br />
Schmankerln bis hin zur erlesenen<br />
internationalen Spitzen-Küche<br />
reicht. Und nicht zuletzt ist es<br />
auch die gute An bindung von<br />
St. Anton am Arlberg ans internationale<br />
Bahnstreckennetz, die<br />
den Winterurlaub zum Komforturlaub<br />
werden lässt.<br />
Ein Eröffnungswochenende,<br />
das es in sich hat<br />
St. Anton am Arlberg startet am<br />
6.12.<strong>2013</strong> nicht nur sportlich,<br />
sondern auch musikalisch in die<br />
neue Wintersaison <strong>2013</strong>/14. Beim<br />
neuen Festival „Country meets<br />
Snow“ <strong>vom</strong> 6. bis 8.12.<strong>2013</strong><br />
kommen alle Fans der amerikanischen<br />
Countrymusik voll und<br />
ganz auf ihre Kosten und ver -<br />
sprochenermaßen bleibt hier kein<br />
Fuß auf dem anderen. Zusätzlich<br />
ermöglicht an diesem Eröffnungswochenende<br />
ein groß angelegter<br />
Skitest den Gästen nicht nur das<br />
weitläufige Arlberg Skigebiet zu<br />
erkunden, sondern auch die<br />
neuesten Modelle aller namhaften<br />
Skihersteller auf Herz und Nieren<br />
zu überprüfen. Dies ist der<br />
Auftakt für einen Winter mit<br />
spektakulären sportlichen Wettbewerben<br />
wie dem legendären<br />
„Weißen Rausch“ oder der<br />
„Snow Volleyball Tour“ und<br />
Kultur-Veranstaltungen wie der<br />
„Ski-Zeitreise“, dem „Arlberger<br />
Neujahrskonzert“ sowie dem „New<br />
Orleans meets Snow“. Gemütliche<br />
Hüttenabende und Pauschalwochen<br />
von den Wedelwochen bis zu<br />
den Schneekristalltagen runden<br />
das Angebot am Arlberg ab.<br />
toURismUsVERBand<br />
st. anton am aRlBERg<br />
Dorfstraße 8, 6580 St. Anton am Arlberg<br />
Tel. +43.5446.22690, Fax +43.5446.2532<br />
info@stantonamarlberg.com<br />
www.stantonamarlberg.com<br />
EVEntHigHligHts<br />
± „Country meets snow“ <strong>vom</strong><br />
6. bis 8. Dezember <strong>2013</strong><br />
± snow Volleyball tour <strong>vom</strong><br />
4. bis 6. April 2014<br />
± „new orleans meets snow“<br />
<strong>vom</strong> 10. bis 13. April 2014<br />
± „der Weiße Rausch“ ± der<br />
besondere Wintersportwettbewerb<br />
am 19. April 2014<br />
PaUsCHalEn<br />
± Wedelwochen <strong>vom</strong><br />
7. bis 21. Dezember <strong>2013</strong><br />
± Pulverschneewochen<br />
<strong>vom</strong> 4. bis 25. Januar 2014<br />
± „ladies First“! Die Wohlfühlwochen<br />
für die Frau<br />
<strong>vom</strong> 4. bis 25. Januar 2014<br />
± sonnenskilaufwochen <strong>vom</strong><br />
15. März bis 5. April 2014<br />
± schneekristalltage <strong>vom</strong><br />
22. bis 27. April 2014<br />
Bergwinter Tirol St. Anton am Arlberg 17
Naturparkregion Reutte<br />
Tor zu TIROL<br />
Schneebedeckte Gipfel, in<br />
der Sonne glitzernde Hänge<br />
und darüber tiefblauer<br />
Himmel lassen jedes Schifahrerherz<br />
höher schlagen.<br />
Foto: Robert Eder<br />
aBsCHWingEn<br />
Und EintaUCHEn<br />
5.1. bis 26.1.2014 /<br />
29.3. bis 6.4.2014<br />
7 ÜN inkl. Frühstück, „5 in<br />
7“-Tage-Skipass für die Reuttener<br />
Seilbahnen oder einen der<br />
anderen 81 Lifte des Vitalen<br />
Landes Allgäu Tirol, GRATIS<br />
Aktiv Card Programm<br />
ab EUR 296,± pro Person<br />
im Winter erschließen die Reuttener<br />
seilbahnen am Hahnenkamm<br />
ein alpines Skigebiet mit<br />
familienfreundlichen Tarifangeboten.<br />
Ein weiteres Angebot ist<br />
die Allgäu-Tirol-Familien-Ski-<br />
Card, diese ist an 81 Liftanlagen<br />
im Vitalen Land gültig. Zwei ausgezeichnete<br />
Schischulen stehen<br />
in der Naturparkregion zur Verfügung.<br />
Begeistern Sie sich für entspannte<br />
Abenteuer auf Schneeschuh-<br />
Langlaufski oder den 70 km geräumten<br />
Winterwanderwegen<br />
fernab <strong>vom</strong> großen Trubel. Über<br />
120 km bestens gespurte, mit dem<br />
Loipengütesiegel ausgezeichnete<br />
Langlaufloipen, davon 30 km<br />
Skating-Loipen führen vorbei<br />
an zugefrorenen Seen und über<br />
schneebedeckte Wiesen. Hier<br />
erholt sich nicht nur der Körper,<br />
auch die Seele findet inmitten<br />
unserer schönen Natur Ruhe und<br />
Erholung.<br />
natURPaRKREgion REUttE<br />
Untermarkt 34, A-6600 Reutte/Tirol<br />
Tel. +43.5672.62336, Fax -40<br />
info@reutte.com, www.reutte.com<br />
aKtiV CaRd<br />
(KostEnlos)<br />
± 2 Std. Badespaß in der<br />
Alpentherme Ehrenberg<br />
± Schnupperkurs ± Skilauf<br />
Alpin ± nur für Anfänger<br />
± Eskimo-Nachmittag mit<br />
Iglubau<br />
± Schnupperkurs ± Skilanglauf<br />
± Laternenwanderung auf die<br />
Ruine Ehrenberg<br />
± Tierspurenwanderung im<br />
Naturpark Tiroler Lech<br />
± Pferdeschlittenfahrten ±<br />
Natur pur<br />
± u. v. m.<br />
Advent in Tirol<br />
Vernaschen Sie öfter Mal einen<br />
Tiroler zum Frühstück.<br />
Foto: Flatscher / Adventmarkt Hall<br />
Den Zauber der Bergweihnacht erleben<br />
Ein besonderer Zauber liegt im Advent über Tirol: Wenn die Schneeflocken<br />
über den Dörfern tanzen, trifft man sich gerne auf einem der<br />
Märkte, die zu „Advent in Tirol“ gehören. Zwischen majestätischen<br />
Bergen laden sie ein, regionale Köstlichkeiten kennen zu lernen,<br />
und bei echter alpenländischen Musik Geschenke zu finden, die<br />
mit traditioneller Handwerkskunst hergestellt wurden. Die sechs<br />
Märkte in Innsbruck, Hall in Tirol, Kufstein, Lienz, Mayrhofen und<br />
Rattenberg, die zum Teil zu den traditionellsten Tirols zählen, bieten<br />
den Besuchern höchste Qualität.<br />
Alle Infos:<br />
www.adventintirol.com<br />
Die Fruchtreich Fruchtaufstriche von Darbo schmecken besonders:<br />
Kein Wunder bei 70% Fruchtanteil. Das ist eben das Tiroler Erfolgsrezept.<br />
18 Naturparkregion Reutte Bergwinter Tirol<br />
3_D.Fruchtreichinserate.indd 1<br />
15.10.2007 12:12:42 Uhr
Tiroler Oberland<br />
Willkommen in der Tiroler Winterwelt!<br />
Urlaub? Nirgends so wie in<br />
den Tiroler Alpen und im<br />
Tiroler Oberland! Bei uns<br />
finden Sie alles, was das Herz<br />
begehrt. Lieben Sie schöne Landschaften,<br />
ruhen sich gerne aus,<br />
lassen es sich in den Ferien so<br />
richtig gut gehen? Suchen Sie<br />
sich bei uns die schönsten Tiroler<br />
Orte aus! Grandiose Berge, herrliche<br />
Skigebiete, gepflegte Pisten<br />
und tolle Angebote. Wir haben<br />
wirklich einiges zu bieten. Vor<br />
allem für Familien. Das Tiroler<br />
Oberland ist das Winterparadies<br />
im Herzen Europas und bietet<br />
mehr als nur den Schnee von<br />
morgen. Sportliche Abenteuer<br />
oder erholsame Geruhsamkeit ±<br />
das Schneeland Tirol steckt<br />
voller Überraschungen, die zu<br />
entdecken sich lohnt.<br />
mittEndRin ...<br />
im tiroler oberland<br />
Der Winter in seiner ganzen Vielfalt!<br />
Auf Österreichs Top-Winterregion<br />
im Dreiländereck Österreich,<br />
Schweiz und Italien fahren<br />
Wintersportler, Genuss-Skiläufer,<br />
Familien, Boarder und Carver<br />
gleichermaßen ab. „Von Natur aus“<br />
spielt Ski fahren im Tiroler Oberland<br />
eine „abgehobene“ Rolle.<br />
sECHs REnommiERtE<br />
sKigEBiEtE<br />
Die sechs renommierten Skigebiete<br />
Serfaus, Fiss-Ladis,<br />
Nauders, Ried-Fendels-Prutz,<br />
Kaunertaler Gletscher und<br />
Venetregion versprechen als<br />
Großraum-Skipassverbund<br />
„Ski 6“ Brettl-Vergnügen<br />
ohne Grenzen.<br />
Mit 340 km Pisten, der<br />
absoluten Schneesicherheit<br />
eines Ganzjahres-Skigebiets<br />
und über 80 top-modernen<br />
Anlagen zeigt sich der<br />
Winter ohne Kompromisse.<br />
Auf „Ski 6“ fahren Alpinskifahrer,<br />
Boarder, Carver,<br />
Freerider und Funsportler<br />
gleichermaßen ab. Mit Gratis-Skibussen<br />
pendelt man<br />
komfortabel zwischen den<br />
Skigebieten.<br />
Denn hier beginnt der Schneespaß<br />
jenseits der 1200-Meter-Grenze<br />
und schraubt sich über die<br />
„Oberen Dreitausend“ hinaus.<br />
Verwöhnhotel Mozart Vital ****<br />
Ihr Verwöhnhotel im Herzen der schönsten Westtiroler Skizentren.<br />
Hier tauschen Sie Ihre Krawatte<br />
gegen gute Laune, sonnen sich in<br />
legerer Atmosphäre, die Talstation<br />
der Bergbahn nur wenige Schritte<br />
entfernt und ein lückenloses<br />
Verwöhnangebot im Haus …<br />
Freuen sie sich auf die ausgezeichnete<br />
Mozart-Vitalküche mit Ganztages-Verwöhnpension<br />
und wöchentlichem<br />
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Wellness-, Bäder-, Beauty- und<br />
Vitalbereich auf über 2200 m²;<br />
Fitness-Studio, Squash, Eislaufen<br />
am See, Sport- und Unterhaltungsprogramm.<br />
Beautyanwendungen,<br />
Massagen, Schönheits- und Gesundheitsbäder<br />
für einen rundum<br />
vitalisierenden Urlaub. Kinderbetreuung<br />
im Mozart-Kinderclub an<br />
6 Tagen/Woche. Babybetreuung<br />
(stundenweise nach Absprache)<br />
die Highlights für Kinder:<br />
„Dschungel“-Wasserparadies auf<br />
400 m² mit Indoor-Hotelwasserrutsche<br />
(120 m), Kinderclub und<br />
Softplayanlage „Dschungelcamp“<br />
auf 300 m². Wir freuen uns auf Sie!<br />
moZaRt Vital HotEl<br />
Hnr. 147, A-6531 Ried i. O./Tirol<br />
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ab EUR <strong>11</strong>70,± im<br />
DZ „Wolferl“ für 7 Nächte<br />
(buchbar bei Anreise am 4.1./<strong>11</strong>.1./<br />
18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />
7 = 6 sPEZialaRRangEmEnt<br />
7 Nächte genießen und nur<br />
6 Nächte bezahlen inklusive<br />
Mozart Verwöhnpension<br />
EUR 558,– p. P.<br />
im DZ „Stanzerl“<br />
(buchbar bei Anreise am 4.1./<strong>11</strong>.1./<br />
18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />
sKi FREE im JanUaR<br />
Und mäRZ<br />
7 Nächte inkl. GRATIS<br />
5-Tage-Skipass für SER-<br />
FAUS-FISS-LADIS, Fendels<br />
und weitere Top-Skigebiete!<br />
EUR 763,± p. P.<br />
im DZ „Amadeus“<br />
(buchbar bei Anreise am <strong>11</strong>.1./<br />
18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />
Kontaktieren Sie uns, sehr gerne<br />
erstellen wir Ihnen ein individuelles<br />
Angebot für Ihre Familie.<br />
Bergwinter Tirol Tiroler Oberland 19
Foto: Kitzbühel Tourismus/M. Werlberger, B. Spoettl, M. Mitterer<br />
Kitzbühel – bestes Skigebiet der Welt!<br />
Kitzbühel und Skifahren ± di ese Verbindung ist zeitlos und legendär.<br />
Kein anderer Skiort in den<br />
Alpen kann auf eine so lange<br />
und legendäre Skigeschichte<br />
verweisen. Die sportlichen<br />
Möglichkeiten in und<br />
um Kitzbühel sind nahezu grenzenlos<br />
und bedienen jeden Geschmack<br />
und jeden Anspruch.<br />
Zumal sich Sport auch in Kombination<br />
mit Kultur, Shopping,<br />
Wellness, Events und Lifestyle<br />
gut macht. Die Highlights des<br />
Winters bilden das berühmtes -<br />
te Skirennen der Welt: das<br />
Hahnenkamm-Rennen sowie der<br />
Valartis Bank Snow Polo World<br />
Cup. Die Erfolgsformel der<br />
Gamsstadt lautet: Perfekte Lage<br />
mit leichter Erreichbarkeit kombiniert<br />
mit einem Traumskigebiet.<br />
Paradies für Freerider<br />
Nicht nur der erfolgreiche Extremskifahrer<br />
Axel Naglich weiß:<br />
Freunde des Powders finden neben<br />
den Skirouten unzählige Varianten.<br />
Das leicht zugängliche Backcountry<br />
erstreckt sich auf unglaubliche<br />
230 km 2 . Dies entspricht der<br />
dreifachen Fläche von Manhattan.<br />
Die beliebtesten Freeride-Spots<br />
liegen im baumfreien Gelände am<br />
Pass Thurn zwischen der Resterhöhe<br />
und dem Zweitausender sowie<br />
am Kitzbüheler Horn, dem<br />
schon von weitem sichtbaren Aussichtsberg<br />
der Gamsstadt. Ein<br />
Geheimtipp ist die Bichlalm. Drei<br />
Mal am Tag bringt eine Schneekatze<br />
die Freerider in das unverspurte<br />
Powder-Eldorado.<br />
Bestes skigebiet der Welt<br />
<strong>2013</strong> wurde Kitzbühel von<br />
skiresort.de, dem größten Skigebiet-Testportal<br />
weltweit, zum<br />
besten Skigebiet der Welt gewählt.<br />
Die Gamsstadt erreicht<br />
mit 4,8 von 5 möglichen Punkten<br />
die Höchstnote. Bewertet wurde<br />
das Gebiet zwischen Hahnenkamm<br />
und Resterhöhe mit 51<br />
Liften und 170 Pistenkilometern.<br />
Von der Größe des Skigebiets über<br />
Schneesicherheit und Familienfreundlichkeit<br />
bis hin zu Hüttenangebot<br />
und Après-Ski werden die<br />
Wintersportzentren nach jeweils<br />
18 Kriterien aufwändig geprüft<br />
und bewertet.<br />
KitZBüHEl toURismUs<br />
Hinterstadt 18<br />
A-6370 Kitzbühel<br />
Tel. +43.5356.66660<br />
Fax +43.5356.66660-77<br />
info@kitzbuehel.com<br />
www.kitzbuehel.com<br />
toP-EVEnts<br />
WintER <strong>2013</strong>/2014<br />
± 28.<strong>11</strong>.± 26.12.<strong>2013</strong><br />
Kitzbüheler Advent<br />
rund um dem Mythos<br />
Hahnenkamm/<br />
Weihnachtsmarkt<br />
± 1.1.2014<br />
Großes Neujahrsfeuerwerk<br />
mit Ski-Show<br />
± 6.± 20.1.2014<br />
Kitzbühel Freeride Weeks<br />
± 16.± 19.1.2014<br />
12. Valartis Bank Snow<br />
Polo World Cup<br />
± 24.± 26.1.2014:<br />
74. Hahnenkamm-Rennen<br />
KitZBüHEl<br />
FREERidE WEEKs<br />
6. bis 20.1.2014<br />
Zwei Wochen lang Freeriden<br />
auf höchstem Niveau,<br />
Premium Freeride EXPO,<br />
Materialtests, Workshops<br />
und geniale Partys. Das und<br />
vieles mehr erleben Powder-<br />
Fans bei den Kitzbühel Freeride<br />
Weeks unter der Leitung<br />
von Freeride-Profi Matthias<br />
Haunholder.<br />
20 Kitzbühel Bergwinter Tirol
A-ROSA Kitzbühel *****<br />
Das A-ROSA Kitzbühel zählt zu den besten Wintersporthotels in Öster reich<br />
und begeistert mit umfangreichem Programm ± Sommer wie Winter.<br />
WintERmäRCHEn<br />
Dreiklang aus raffinierter<br />
Architektur, hingebungsvollem<br />
Service und der<br />
Leidenschaft für das Besondere:<br />
Entspannen Sie mit<br />
dem Gefühl „über den<br />
Dingen zu stehen“ im<br />
exklusiven SPA-ROSA und<br />
erleben Sie regionale<br />
Spitzengastronomie.<br />
Die legendären Skihänge in Kitzbühel<br />
laden auch in dieser Wintersaison<br />
wieder dazu ein, die ersten<br />
Schwünge in den Schnee zu setzen.<br />
Als Stützpunkt für den Winterstart<br />
empfiehlt sich in der Hahnenkammstadt<br />
das A-ROSA Resort.<br />
Hier werden Wintersportler besonders<br />
umsorgt. Soeben ausgezeichnet<br />
als „Austria’s Leading Lifestyle<br />
Resort <strong>2013</strong>“ (World Travel<br />
Awards) gehört es auch mit seinen<br />
„Fünf goldenen Schneesternen“ zu<br />
eines der besten Wintersporthotels<br />
Österreichs. Das A-ROSA ist die<br />
perfekte Interpretation alpinen<br />
Lifestyles ± verbunden mit einem<br />
einzigartigen Spa-Bereich und der<br />
wohl schönsten Lage auf der Sonnenseite<br />
Kitzbühels mit Blick zur<br />
weltberühmten Streifabfahrt am<br />
Hahnenkamm und auf das Wilde<br />
Kaisergebirge. Ausgezeichnet sind<br />
nicht nur die Wintersport- und<br />
Unterhaltungsmöglichkeiten: Das<br />
resorteigene Gourmetrestaurant<br />
„Heimatliebe“ wurde <strong>vom</strong> Gault<br />
Millau mit drei Hauben und 17<br />
Punkten ausgezeichnet und gehört<br />
damit zu den besten kulinarischen<br />
Adressen des Landes.<br />
a-Rosa KitZBüHEl<br />
Ried Kaps 7, A-6370 Kitzbühel<br />
Tel. +43.5356.65660-0<br />
kitzbuehel@a-rosa.de<br />
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± 3 ÜN im Doppelzimmer<br />
mit VitalFrühstück<br />
± A-ROSA Buffet am<br />
Abend im Restaurant Streif<br />
± 1x 2-Tage-Skipass p. P.<br />
± Freier Eintritt in das<br />
3000 m² große SPA-ROSA<br />
± Nutzung des Fitnessbereichs<br />
und Kursangeboten<br />
ab EUR 514,± p. P./DZ<br />
Superior<br />
ab EUR 604,± Einzelbelegung<br />
buchbar <strong>vom</strong> 15.12.<strong>2013</strong> bis 31.3.2014<br />
(außer feiertags), tägliche Anreise,<br />
Wochenend- und saisonale Zuschläge<br />
möglich, limitiertes Kontingent.<br />
Hotel Kitzhof ****<br />
Das einzige Designhotel in Kitzbühel<br />
Außergewöhnlich: Hirschgeweih<br />
meets Designerlampe. Als Mitglied<br />
der weltweiten Kooperartion<br />
der „Design Hotels“ vereint<br />
das Hotel Kitzhof Tiroler Tradition<br />
mit urbanem Lebensgefühl<br />
und zeitgemäßem Design in modernem<br />
Alpen-Style. Am Stadtpark<br />
mit Blick auf das Kitzbüheler<br />
Horn und den Hahnenkamm gelegen,<br />
ist der Kitzhof gerade einmal<br />
fünf Gehminuten <strong>vom</strong> malerischen<br />
Zentrum Kitzbühels entfernt. Bereits<br />
der Lobby-Bereich und die<br />
Kitz-Lounge kontrastieren gekonnt<br />
moderne und traditionelle<br />
Elemente. Wo Trend auf Tradition<br />
trifft, schätzt man das moderne<br />
Feriengefühl ebenso wie die lukullische<br />
Linie, der man in gleich<br />
vier verschieden gestalteten Restaurantbereichen<br />
und einer Vinothek<br />
nachspüren kann. Das 600 m 2<br />
große „Kitz Spa“ empfängt Wellness-Liebhaber<br />
in einem der fünf<br />
voll ausgestatteten Behandlungsräume.<br />
Eintauchen heißt es im<br />
15 x 5 m großen Indoor-Pool mit<br />
Erlebnisduschen und Wintergarten.<br />
Entspannung bietet auch die<br />
großzügige Saunalandschaft mit<br />
Sauna, Sanarium, Dampfbad und<br />
angrenzendem Ruhebereich.<br />
HotEl KitZHoF moUntain<br />
dEsign REsoRt ****<br />
Schwarzseestraße 8 ±10, 6370 Kitzbühel<br />
Tel. +43.5356.632<strong>11</strong>-0, Fax -15<br />
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www.hotelkitzhof.com<br />
sonnEnsKitagE<br />
<strong>vom</strong> 6. bis 19.1.2014 und<br />
<strong>vom</strong> 25.1. bis 6.4.2014<br />
3 od. 4 ÜN, Frühstücksbuffet,<br />
3 od. 4 x 4-Gang-Abendmenü,<br />
3-Tage-Skipass, EUR 10,±<br />
Spa-Gutschein, kostenfreie<br />
Nutzung unseres Wellnessbereichs<br />
sowie Softgetränke aus<br />
der Minibar, gratis W-Lan,<br />
buchbar von Do bis So (3 ÜN)<br />
oder So bis Do (4 ÜN ± eine<br />
Nacht gratis)<br />
ab EUR 679,± p. P./DZ<br />
WEllnEsstRäUmE<br />
im WintER<br />
<strong>vom</strong> 6. bis 19.1.2014 und<br />
<strong>vom</strong> 25.1. bis 6.4.2014<br />
2 ÜN, Frühstücksbuffet,<br />
2 x 4-Gang-Abendmenü, Begrüßungsaperitif,<br />
1 x Express<br />
Facial (für Sie & Ihn), 1 x<br />
Teilkörpermassage, kostenfreie<br />
Nutzung unseres Wellnessbereichs<br />
sowie Softgetränke aus<br />
der Minibar, gratis W-Lan<br />
ab EUR 419,± p. P./DZ<br />
Bergwinter Tirol Kitzbühel 21
Fotos: TVB EFZ<br />
Zillertal<br />
Für Profis und Naturgenießer<br />
Das Skigebiet Zillertal ist<br />
eine der Top-Destinationen<br />
für die passionierten<br />
Wintersportler. Ob Anfänger<br />
oder sportlicher Ski-Profi, jeder<br />
findet hier seine Lieblingsstrecken.<br />
178 top-moderne Liftanlagen<br />
befördern die Schneeliebhaber<br />
bequem zum Ausgangs -<br />
punkt von 487 bestens präparierten<br />
Pistenkilometern. Mit<br />
dem Zillertaler Superskipass<br />
können Sportfans alle Seilbahnanlagen<br />
im Zillertal nutzen.<br />
Auch abseits der Pisten begeistert<br />
das Zillertal nationale und<br />
internationale Gäste durch einen<br />
einzigartigen Mix aus Genuss,<br />
Natur und Komfort. Feinste<br />
Kulinarik am Berg und im Tal<br />
aus regionalen, naturbelassenen<br />
Produkten liefern frische Energie<br />
für abwechslungsreiche Tage im<br />
Zillertaler Bergparadies.<br />
Familien- & Wellnesshotel<br />
Alpenhof ****<br />
Ski- und Wellnessvergnügen<br />
im Hochtal<br />
Gerlos (1300± 2500 m)!<br />
Ausgestattet mit freundlichen<br />
und verschieden großen Familienzimmern,<br />
-suiten und Ferienwohnungen,<br />
einer 1200 m² großen<br />
Wohlfühloase mit Hallenbad,<br />
Lakonium, Dampfbad, Bio- und<br />
finnischer Sauna und Salzwasserwhirlpool,<br />
Kinderskischule<br />
und Pistennähe inmitten der<br />
Zillertalarena (51 Lifte, 139 km<br />
Pisten) ist der Alpenhof**** ein<br />
ideales Hotel für die ganze Familie.<br />
Kulinarisch verwöhnen wir<br />
Sie mit unserem All Inklusive<br />
Angebot (Frühstück-, Mittag-,<br />
Nachmittagsbuffet, Abendessen<br />
und alkoholfreie Getränke).<br />
sKi PaUsCHal WoCHE<br />
7 Tage All Inklusive mit 6 Tage<br />
Skipass und Skiausrüstung<br />
schon ab EUR 839,± p. P.<br />
BamBi-WoCHE<br />
7 Tage All Inklusive für 2+1<br />
Kind bis 9 Jahre inkl. Kindergarten/Skikurs<br />
mit Mittagsbetreuung<br />
in Familienzimmer<br />
Superior ab EUR 1672,±<br />
FamiliEnREsoRt alPEnHoF<br />
Familie Stöckl, A-6281 Gerlos/Zillertal<br />
Tel. +43.5284.5374, Fax DW-55<br />
hotel@alpenhof-gerlos.at<br />
www.alpenhofgerlos.at<br />
Ferienhotel Sonnenhof ****<br />
„Nicht daheim und doch zu Hause!“ Umgeben von der eindrucksvollen<br />
Kulisse der Zillertaler Alpen, liegt unser 4-Sterne-Hotel im Herzen des<br />
Zillertals, am Ortsrand von Zell am Ziller.<br />
Die Talstation der „Zillertal<br />
Arena“, dem größten Skigebiet<br />
des Tales, können sie bequem zu<br />
Fuß erreichen. Keine Anfahrtszeit,<br />
keine Parkplatzsuche, in<br />
Ruhe frühstücken und viel Zeit<br />
zum Skifahren ...<br />
Auf das Wohlbefinden und die<br />
Zufriedenheit unserer Gäste bedacht,<br />
bieten wir Ihnen umfassende,<br />
familiäre Betreuung sowie<br />
kulinarische Kreationen aus der<br />
heimischen Landwirtschaft und<br />
Jagd. Lassen Sie sich verwöhnen<br />
und genießen Sie unsere einzigartige<br />
Wellness & Vitalwelt mit<br />
neuem beheizten Freischwimmbad<br />
(im Winter geöffnet) und<br />
neuer Textil-Familiensauna.<br />
Viele wunderbare Plätzchen<br />
schaffen Ihnen Raum für Ihren<br />
Urlaubstraum.<br />
FERiEnHotEl sonnEnHoF<br />
Rohrerstraße 47<br />
A-6280 Zell im Zillertal<br />
Tel. +43.5282.7125<br />
Fax +43.5282.717655<br />
info@ferienhotel-sonnenhof.com<br />
www.ferienhotelsonnenhof.com<br />
sKioPEning-PaCKagE<br />
<strong>vom</strong> 14.12.<strong>2013</strong> bis 22.12.<strong>2013</strong><br />
± 3 Tage Verwöhn-HP<br />
± inkl. 3 Tage Zillertaler<br />
Superskipass (inkl.<br />
Hintertuxer Gletscher)<br />
± 1 x Sportmassage 25 min.<br />
EUR 390,50<br />
WintER-aKtion<br />
<strong>vom</strong> 14.12.<strong>2013</strong> bis 22.12.<strong>2013</strong><br />
± 7 Tage Verwöhn- HP<br />
nur 6 Tage bezahlen<br />
± inkl. 6 Tage Zillertaler<br />
Superskipass (inkl.<br />
Hintertuxer Gletscher)<br />
± 1 Kind bis 12 J. im Elternzimmer<br />
gratis (exkl. Skipass)<br />
EUR 734,–<br />
WintERZUCKERl<br />
<strong>vom</strong> <strong>11</strong>.1.2014 bis 26.1.2014 und<br />
<strong>vom</strong> 29.3.2014 bis 13.4.2014<br />
± 7 Tage Verwöhn-HP<br />
± inkl. 6 Tage Zillertaler<br />
Superskipass (inkl.<br />
Hintertuxer Gletscher)<br />
EUR 796,60<br />
Alle Preise pro Person/DZ<br />
im Hotel exklusive Ortstaxe<br />
22 Zillertal Bergwinter Tirol
Fotos: Osttirol Werbung<br />
Bergwinter in Osttirol. Von Natur aus.<br />
Wo der Schnee zuhause ist und die höchsten Berge Österreichs die<br />
Kulisse bestimmen, erleben Urlauber urtirolerisches Brauchtum,<br />
jede Menge Winterabenteuer und kulinarische Genüsse zwischen<br />
Bauernkost und Haubenküche.<br />
Osttirol bietet Winterspaß<br />
in sieben Skigebieten<br />
mit rund 150 Pistenkilometern.<br />
Was alle verbindet:<br />
Die herrliche Lage auf dem Südbalkon<br />
der Alpen mit vielen Sonnenstunden,<br />
aber auch kräftigen<br />
Schneefällen aufgrund der besonderen<br />
klimatischen Verhältnisse.<br />
Bis weit ins Frühjahr hinein<br />
herrschen dann optimale Winter<br />
sportbedingungen. Die Palette<br />
der Möglichkeiten ist breit<br />
gefächert. Von leichten bis anspruchsvollen<br />
Weltcup-Pisten: In<br />
Osttirol findet jeder Skifahrer seine<br />
ganz persönliche „Pistenherausforderung“.<br />
Und Wartezeiten<br />
an den Liften kennt man hier<br />
nicht. Der Skipass SkiHit gilt für<br />
alle sieben Skigebiete in Osttirol<br />
und ist besonders familienfreundlich.<br />
Denn wie nirgendwo sonst<br />
in Österreich zahlen auch 18-Jährige<br />
hier noch Kinderpreise.<br />
Wintervergnügen<br />
der superlative<br />
Osttirol ist aber nicht nur ein<br />
echtes Paradies für Sportbegeisterte,<br />
sondern auch für Romantiker,<br />
die Ursprünglichkeit<br />
suchen. Ganz weit ab <strong>vom</strong> Skizirkus<br />
etwa liegt das Villgratental,<br />
das einzige Gebiet in Österreich,<br />
in dem es keine Lifte<br />
gibt, weil man hier schon immer<br />
auf sanften Tourismus gesetzt<br />
hat. Dazu kommen die<br />
herrlichen kulinarischen Gipfel:<br />
von den regionaltypischen Osttiroler<br />
Schlipfkrapfen bis hin<br />
zum Mehrgänge-Menu in einem<br />
der dreizehn Haubenrestaurants<br />
in Osttirol.<br />
sKiHit osttiRol<br />
± 7 Übernachtungen<br />
inklusive Halbpension im<br />
4-Sterne-Hotel<br />
± 6-Tage-Skipass<br />
SkiHit Osttirol<br />
ab EUR 549,± pro Person<br />
im 4-Sterne-Hotel<br />
Weitere TOP-Winterangebote:<br />
winter.osttirol.com<br />
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ein Naturerlebnis schon bei<br />
der Anreise ± das sind<br />
die Qualitäten der Felbertauernstraße,<br />
der schönste<br />
und sicherste Winterweg<br />
durch die Alpen.<br />
www.felbertauernstrasse.at<br />
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Albin-Egger-Str. 17<br />
A-9900 Lienz<br />
Tel. +43.50.212212<br />
info@osttirol.com<br />
www.osttirol.com<br />
Bergwinter Tirol Osttirol 23
24 Musterregion Bergwinter Tirol
Wirtschaftsmotor in den alpen<br />
in tirol etablieren sich Standortstärke und -kompetenz zwischen verschneiten pisten und inn.<br />
Foto: Standortagentur Tirol<br />
➜ Smart, vernetzt und echt tiroleriSch<br />
Den Herausforderungen der Zukunft tritt Tirol als „Smart Region“ entgegen:<br />
Mit innovativen Ansätzen und der Verbindung von Technologie, Gesundheit und Tourismus.<br />
➜ tiroler exporte für olympia<br />
Bei den Olympischen Spielen in Sotschi punktet Tirol schon im Vorfeld mit seinem<br />
Know-How. Der Tourismus ist hier ebenso stark vertreten wie Tiroler Unternehmen.<br />
➜ auf neuen WiSSenSchaftS-Wegen<br />
Besser hören, gesünder altern: Zwei Tiroler Forscherinnen setzen mit ihrer Arbeit<br />
Meilensteine für die Patienten.<br />
➜ tiroler almSchWeine Statt maStSäue<br />
Gastronomie und Handel bevorzugen in Tirol regionale Produkte und Lieferanten ±<br />
die Gäste und Einheimischen schätzen es.
innovationen werden in tirol branchenübergreifend vorangetrieben. in der verbindung von Wirtschaft, gesundheit und tourismus verschmelzen Ökonomie<br />
und Ökologie.<br />
Foto: Standortagentur Tirol<br />
Smart, vernetzt und echt tirolerisch<br />
Mit intelligenter Spezialisierung positioniert sich der Standort Tirol als Smart Region.<br />
Aus der Verbindung von Technologie, Gesundheit und Tourismus entstehen innovative<br />
Ansätze zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen.<br />
Demografischer Wandel, Klimaerwärmung,<br />
Globalisierung,<br />
technische Innovation<br />
± die Herausforderungen<br />
der Zukunft betreffen ganz Europa.<br />
Exponierte Regionen wie<br />
Tirol sind von den umwälzenden<br />
Veränderungen besonders betroffen.<br />
Dank seiner breit gefächerten<br />
Wirtschaftsstruktur kann<br />
Tirol offensiv die großen Themen<br />
der Zukunft angehen. Mit<br />
der Bündelung von Kompetenzen<br />
positioniert sich Tirol zudem als<br />
Smart Region und erarbeitet sich<br />
Alleinstellungsmerkmale im internationalen<br />
Wettbewerb. „Aufgrund<br />
seiner alpinen Lage ist Tirol in vielen<br />
Bereichen stärker <strong>vom</strong> Wandel<br />
betroffen als andere Regionen<br />
± Stichwort Naturgefahren oder<br />
Landflucht 2.0. Wir sehen das als<br />
Chance, deshalb haben wir hier<br />
früh Know-how aufgebaut. Auch<br />
für moderne Mobilität kann Tirol<br />
mit seiner Gebirgslandschaft zur<br />
Demonstrationsregion werden und<br />
erfolgreiche Lösungsmodelle entwickeln<br />
und sie exportieren“, erklärt<br />
Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer<br />
der Standortagentur Tirol,<br />
wie die „Smart Speciali zation“ in<br />
Tirol vorangetrieben wird.<br />
Gebündelte Kräfte schärfen<br />
das Profil<br />
Die Standortagentur Tirol setzt<br />
als Impulsgeber für den Wirtschafts-<br />
und Wissenschaftsstandort<br />
Tirol gemeinsam mit Unternehmen,<br />
F&E-Einrichtungen<br />
und Gemeinden genau an diesen<br />
Zukunftsthemen an. „Dabei stärken<br />
wir gezielt die Kooperation<br />
zwischen alpiner Tourismuswirtschaft<br />
und innovationsorientierter<br />
Industrie, um nachhaltige und<br />
zukunftsfähige Entwicklungen zu<br />
beschleunigen und damit Tirol<br />
als Smart Region, als begehrtesten<br />
Kraftplatz der alpinen Welt,<br />
zu verankern“, so Gohm. Ein integriertes<br />
Standortmanagement, das<br />
die Interessen der Gäste, der Wirtschaft<br />
und ihrer Arbeitnehmer sowie<br />
der Bevölkerung aufeinander<br />
abstimmt und die Potenziale<br />
von Wirtschaft und Wissenschaft<br />
optimal bündelt, verschaffe Tirol<br />
Unverwechselbarkeit und ein klares<br />
Profil, um im Wettbewerb der<br />
Regionen zu bestehen. Zudem<br />
gelte es, Ökonomie und Ökologie<br />
miteinander zu verschmelzen,<br />
wie auch die Experten aus unterschiedlichen<br />
Wirtschafts- und<br />
Industriebereichen Österreichs,<br />
Bayerns, Südtirols und der<br />
Schweiz beim Forum „Tourism<br />
meets Industry“ in Seefeld unlängst<br />
unterstrichen. „Zwischen<br />
Ökonomie und Ökologie braucht<br />
es einen neuen Deal. Dabei geht<br />
es nicht um Verzicht, sondern<br />
um intelligenten, zukunftsfähigen<br />
Konsum, der den Blick auf<br />
26 Wirtschaft Standort Tirol
schwindende Ressourcen behält“,<br />
meinte etwa der Zukunftsforscher<br />
Andreas Reiter.<br />
Vom Know-how zum Do-how<br />
Diesen Anforderungen will man<br />
in Tirol gerecht werden. Im Tourismus<br />
kann dabei auf vielfältige<br />
Kompetenzen zugegriffen werden,<br />
auch in den Bereichen Gesundheit<br />
und Technologie ist Tirol<br />
stark aufgestellt. Der Weg zur<br />
Smart Region Tirol<br />
liegt für Gohm in der<br />
Kombination dieser<br />
Potenziale: „Sowohl<br />
die Unternehmen als<br />
auch die Forschung<br />
in Tirol sind zum<br />
Beispiel beim Thema<br />
Energieeffizienz<br />
top, was sich in<br />
der Entwicklung von<br />
Plus-Energiehäusern<br />
niederschlägt. Aber auch andernorts<br />
baut man sie ± es handelt sich<br />
also um kein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Vor kurzem konnten wir jedoch<br />
ein Projekt mitbetreuen, bei<br />
dem es um ein Passivhaus-zertifiziertes<br />
Hotel geht. Und da treten<br />
wir plötzlich mit doppelter Kompetenz<br />
auf. Das gesamte Wissen<br />
und Können rund um erneuerbare<br />
Energietechnologien ist da, damit<br />
sollte es machbar sein, eine Destination<br />
zu entwickeln, die sich<br />
zu 100 Prozent aus erneuerbaren<br />
Energiequellen versorgt. Erweitert<br />
um den Tourismus würde das<br />
Motto dann lauten: Wenn Sie bei<br />
uns Urlaub machen, erholt sich<br />
das Weltklima. Auch außerhalb<br />
von Tirol könnte genau auf eine<br />
solche Kombination von Spezialwissen<br />
zugegriffen werden“. Ziel<br />
sei daher, dass Tourismus und<br />
Tiroler Unternehmen gemeinsam<br />
Produkte und Angebote aufbauen<br />
und damit die Marke Tirol<br />
und die Wettbewerbsfähigkeit des<br />
Standorts stärken.<br />
„den grand challenges<br />
begegnen wir in tirol mit<br />
innovativen lösungen und<br />
profilieren uns als ,Smart<br />
region tirol‘.“<br />
HaralD GoHm<br />
(GeScHäFTSFüHrer<br />
STanDorTaGenTur Tirol )<br />
Luxus ökologisch vertretbar<br />
In diesem Sinne entwickelten der<br />
Tiroler Wärmepumpenhersteller<br />
Heliotherm und sein Kompetenzpartner<br />
Meco Erdwärme ein<br />
Energiekonzept für die Beheizung<br />
der Wellness- und Thermenanlage<br />
des renommierten 5-Sterne-Hotels<br />
Stanglwirt. Das in der<br />
Region vorhandene Bergwasser<br />
wird als saubere Energiequelle genutzt,<br />
indem es mittels Wärmepumpe<br />
abgekühlt und ihm so<br />
Energie entzogen wird. Die Energieleistung<br />
der verbauten Wärmepumpen<br />
liegt bei bis zu 500kW,<br />
Foto: Standortagentur Tirol<br />
drei Viertel davon stehen kostenlos<br />
in Form der Wärme des Bergwassers<br />
zur Verfügung. „Das System<br />
ersetzt Heizöl im Umfang<br />
von ca. <strong>11</strong>5.000 Liter pro Jahr, das<br />
bedeutet über 300.000 kg weniger<br />
CO 2<br />
-Emmisionen, von der Kostenersparnis<br />
gar nicht zu sprechen“,<br />
erläutert Christian Allinger,<br />
Head of Marketing bei Heliotherm.<br />
„Diese Anlage passt perfekt<br />
zum Konzept des Biohotels<br />
Stanglwirt, weil es die natürlichen<br />
Ressourcen schont. So ist auch<br />
der Luxus, einen Wellnessbereich<br />
im Freien im Winter zu beheizen,<br />
ökologisch vertretbar“, freut<br />
sich Stanglwirt-Chef Bal thasar<br />
Hauser. Für ihn bietet der Einsatz<br />
der Wärmepumpen neben den finanziellen<br />
Vorteilen auch die<br />
Möglichkeit, sich bei einer immer<br />
klimabewussteren Gästeklientel<br />
klar zu positionieren.<br />
Hightech im Wald<br />
Als Tourismusland ist Tirol bei<br />
Wintersportlern beliebt, Nachtschilauf<br />
ein in vielen Destinationen<br />
etabliertes Angebot. Die Ausleuchtung<br />
der Landschaft ist nicht<br />
ganz unproblematisch. „Für Schipisten,<br />
Rodelbahnen, Langlaufloipen<br />
gibt es bisher nur konventionelle<br />
Nachtbeleuchtungen mit<br />
Lichtstärken zwischen 30 und 200<br />
Lux. Hier passt die Lichtverteilung<br />
nicht immer, die Beleuchtung<br />
reicht mitunter über die Pisten<br />
hinaus. Solche Lichtsysteme sind<br />
weniger wirtschaftlich, da die<br />
Beleuchtung von Raum, der nicht<br />
genutzt wird, unnötig Energie<br />
verbraucht und Kosten verursacht“,<br />
weiß Helmut Guggenbichler,<br />
Projektleiter Lichtplanung bei<br />
Bartenbach. Die Verschränkung<br />
der Kompetenzen des Unternehmens<br />
mit dem Tourismus führt zu<br />
neuartigen Lösungen, von denen<br />
beide Seiten profitieren: Mit speziell<br />
entwickelter LED-Technik<br />
zeigt das Unternehmen Alternativen<br />
zur herkömmlichen Beleuchtung<br />
auf und vereint wirtschaftliche,<br />
ökologische und technische<br />
Vorteile: „Zunächst ist das vor allem<br />
die gezielte Ausleuchtung<br />
klar definierter Räume, womit<br />
bis zu 50 Prozent der Energieleistung<br />
gegenüber herkömmlichen<br />
Systemen und dementsprechend<br />
Kosten eingespart werden.<br />
LED-Lampen haben zudem mit<br />
bis zu 50.000 Betriebsstunden<br />
eine weitaus höhere Lebensdauer<br />
als herkömmliche Leuchtkörper,<br />
außerdem sind sie in der<br />
Entsorgung unproblematischer“,<br />
so Guggenbichler. Bis Ende des<br />
Jahres möchte Bartenbach Prototypen<br />
für die LED-Ausleuchtungen<br />
konzipieren, die nicht nur für<br />
Wintersportstätten geeignet sind,<br />
sondern auch im Sommertourismus,<br />
etwa bei Radwegen oder<br />
Tennisplätzen, eingesetzt werden<br />
können.<br />
IT als smarte Grundlage<br />
Hochinnovative IT-Unternehmen<br />
und Forschungseinrichtungen<br />
mischen in Tirol nicht nur in<br />
den Bereichen Energie und Mobilität<br />
kräftig mit, auch für den<br />
Tourismus bieten sie erfolgreiche<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
an. Derzeit werden deutlich<br />
über die Hälfte aller Hotelbuchungen<br />
online getätigt. Um aus<br />
der Masse der Anbieter herauszustechen,<br />
Angebote optimal am<br />
online-Markt zu platzieren und<br />
in Echtzeit auf geänderte Kundenwünsche<br />
und Buchungsverhalten<br />
reagieren zu können, bietet<br />
Seekda, ein Spin-off der Universität<br />
Innsbruck, Hotels maßgeschneiderte<br />
Tools an. Während<br />
diese im Hintergrund laufen und<br />
eine bestmögliche Auslastung des<br />
Hotels sicherstellen, kann sich das<br />
Hotel auf seine Kernkompetenzen<br />
und auf die individuelle Betreuung<br />
der Gäste vor Ort konzentrieren.<br />
Seekda ermöglicht es<br />
seinen derzeit über 5000 Kunden<br />
außerdem, direkt von der google-<br />
Ergebnisseite weg gebucht zu<br />
werden und erspart potentiellen<br />
Gästen so den „Umweg“ über weitere<br />
Buchungsplattformen. ■<br />
auch im Bereich energieeffizienz entwickelt sich tirol zu einer modellregion.<br />
der Stanglwirt nützt mit tiroler Wärmepumpentechnologie energie aus Bergwasser.<br />
Foto: Stanglwirt<br />
STanDorTaGenTur TIroL<br />
Ing.-Etzel-Straße 17<br />
A-6020 Innsbruck<br />
www.standort-tirol.at<br />
Standort Tirol Wirtschaft 27
an diesem platz wird während der olympischen Winterspiele im kommenden februar das austria tirol house stehen:<br />
Öoc-generalsekretär peter mennel (l.) und tirol Werbung-geschäftsführer Josef margreiter bei der präsentation ihrer<br />
Kooperation im russischen Sotschi.<br />
Foto: Spiess<br />
tiroler exporte für olympia<br />
Tiroler Unternehmen mischten bei verschiedensten Projekten rund um<br />
die Olympischen Spiele in Sotschi erfolgreich mit. Nun will sich auch der<br />
Tiroler Tourismus am wichtigen russischen Markt stark präsentieren.<br />
von ernst Spreng<br />
Die Olympischen Spiele in<br />
Sotschi bringen Österreichs<br />
Exportmotor einen kräftigen<br />
Impuls. In Zahlen haben österreichische<br />
Unternehmen rund 1,3<br />
Milliarden Euro an Exporten durch<br />
die Bautätigkeit an der russischen<br />
Riviera generieren können. Mit dabei<br />
auch Tiroler Unternehmen, die<br />
vor allem durch ihr Knowhow im<br />
Bereich der Pistenpräparierung, alpiner<br />
Anlagen und bei Sportleranlagen<br />
punkten konnten.<br />
Pisten-Kompetenz<br />
So zum Beispiel die Firma Prinoth,<br />
die zur Leitner-Gruppe gehört<br />
und Unternehmensstandorte<br />
in Nord- und Südtirol betreibt.<br />
Prinoth ist offizieller Partner der<br />
für die Olympischen Winterspiele<br />
neu errichteten Abfahrtsstrecke<br />
Rosa Khutor und hat in der Region<br />
Krasnaja Poljana mittlerweile<br />
etliche Pistenfahrzeuge im Einsatz.<br />
So ist bei den Olympischen<br />
Spielen unter anderem das „Beast“<br />
im Einsatz, das größte und effizienteste<br />
Pistenfahrzeug, das von<br />
dem Unternehmen produziert<br />
wird. „Mit Prinoth schafft man es<br />
auch in Sotchi, die perfekte Piste<br />
einfacher, in kürzerer Zeit und<br />
dauerhafter zu erreichen“, erklärt<br />
Johannes Michelotti, Exportleiter<br />
und Verantwortlicher für das Russland<br />
Geschäft bei Prinoth. Von<br />
Vorteil war für die Leitner-Gruppe<br />
auch die bestehende Partnerschaft<br />
mit dem russischen Unternehmen<br />
Gorimpex. Denn gerade auf<br />
dem russischen Markt ist das gegenseitige<br />
Verständnis für die Bedürfnisse<br />
des anderen ein Hauptargument<br />
für das Zustandekommen<br />
von Geschäften.<br />
Auf die Frage, was man derzeit in<br />
Russland von Sotschi 2014 mitbekommt,<br />
hat Andrey Boyarinov,<br />
Vertriebsleiter von Gorimpex, eine<br />
sehr spontane Antwort. „Sotschi<br />
2014 wird in die Geschichte Russlands<br />
eingehen. Das wird ein ganz<br />
großes Ding werden. Das Schöne<br />
dabei ist, dass wir aktiv etwas zum<br />
Gelingen der Olympischen Spiele<br />
beitragen. Durch Gorimpex wurden<br />
nicht nur Pistenfahrzeuge,<br />
sondern auch Seilbahnen und Beschneiungssysteme<br />
nach Sotschi<br />
geliefert. Eben alles, was die Leitner-Gruppe<br />
zu bieten hat”.<br />
nachhaltige nutzung<br />
Ein ganzes olympisches Dorf für die<br />
Biathleten und Langläufer hat das<br />
Brixlegger Baumanagement-Unternehmen<br />
Geisler-Trimmel geplant.<br />
Rund ein Jahr Arbeit investierte ein<br />
Team von sieben Experten in die<br />
Planungsarbeit der Unterkünfte für<br />
die Sportler und das „house of appointment<br />
and official delegations“,<br />
berichtet Geschäftsführer Markus<br />
Rupprechter. „Unsere Aufgabe war<br />
die Festlegung des Masterplanes ±<br />
wo und was in seinen Funktionen<br />
hinkommt, Logistik und Optik sowie<br />
die Nachnutzung der Unterkunftsgebäude<br />
als Wellnesshotel<br />
waren zu planen.“<br />
Besonders waren auch die Herausforderungen<br />
für das Haller Unternehmen<br />
TRM. Es lieferte insgesamt<br />
14,6 Kilometer Rohrleitung<br />
und 1414 Formstücke für die Beschneiungsanlagen<br />
des Olympiaortes<br />
am Kaukasus mit einem<br />
Gesamtauftragsvolumen ca. 1,5<br />
Millionen Euro.<br />
„Das prestigeträchtigste aller Beschneiungsprojekte<br />
in Sotschi ist<br />
ganz klar an uns gegangen, weil<br />
wir auf diesem Gebiet die technologische<br />
Führerschaft besitzen und<br />
aufgrund der hohen Anzahl der benötigten<br />
Formstücke als einziger<br />
Anbieter zuverlässige und pünktliche<br />
Lieferungen zusagen konnten“,<br />
berichtet Stefan Sterr, Leiter<br />
Sonderprodukte TRM. „Außerdem<br />
bieten wir den technischen Support<br />
und haben beste Referenzen<br />
am Markt.“ Für die Auftraggeber<br />
war dies entscheidend, denn die Beschneiungsanlagen<br />
im olympischen<br />
Skigebiet Rosa Khutor sind technologisch<br />
anspruchsvoll, weil der Geländeverlauf<br />
steil und verwinkelt ist<br />
und durch die langen Zuläufe hoher<br />
Druck in den Rohren entstehen.<br />
Touristische Präsenz<br />
Die Olympischen Winterspiele in<br />
Russland sind aber nicht nur für<br />
Tirols Industriebetriebe eine prestigeträchtige<br />
Gelegenheit, gute<br />
Geschäfte zu machen. Auch der<br />
Tiroler Tourismus will sich auf dem<br />
russischen Parkett von seiner besten<br />
Seite zeigen. Unter dem Motto<br />
„Bringing the Alps to Sochi“<br />
wird Tirol bei den Winterspielen<br />
in Sotschi als „Exklusiver Premium<br />
Partner“ des Österreichischen<br />
Olympischen Comités (ÖOC)<br />
für alpines Flair im „Austria Tirol<br />
House“ sorgen. Diese Kooperation<br />
zwischen dem ÖOC und der Tirol<br />
Werbung wurde im Rahmen einer<br />
Pressereise nach Sotschi vor wenigen<br />
Tagen offiziell vorgestellt.<br />
ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel<br />
freut sich auf die Fortführung<br />
der Zusammenarbeit von London<br />
2012: „Unser Erfolgskonzept haben<br />
wir gemeinsam mit der Tirol<br />
Werbung für die Winterspiele<br />
28 Wirtschaft Standort Tirol
2014 weiter entwickelt. In London<br />
hat unsere Partnerschaft alle Erwartungen<br />
weit übertroffen. Knapp<br />
40.000 Gäste wurden registriert,<br />
wir hatten Bestnoten für Stimmung<br />
und Gastfreundschaft und<br />
viele internationale Fernsehteams,<br />
die Schlange standen, um live aus<br />
dem Haus übertragen zu können.<br />
Und wir gehen durchaus davon<br />
aus, dass wir die Zahlen von London<br />
in Russland noch toppen können.<br />
Eines können wir jetzt schon<br />
sagen: Wir konnten uns in unmittelbarer<br />
Nähe der Alpin-Strecken<br />
den idealen Standort für das ‚Austria<br />
Tirol House‘ sichern.“<br />
Direkt bei den alpinen<br />
Das „Austria Tirol House“ wird<br />
für die Olympischen Winterspiele<br />
2014 im so genannten Mountain<br />
Cluster errichtet. Dort, rund<br />
50 km von der Küstenstadt Sotschi<br />
entfernt, finden die Alpin- und<br />
Freestylebewerbe sowie die Entscheidungen<br />
der nordischen Athleten<br />
und jene im Eiskanal statt.<br />
Zusammen mit den Partnerregionen<br />
Innsbruck mit dem Flughafen<br />
Innsbruck, Ischgl, Seefeld und<br />
dem Zillertal wird die Tirol Werbung<br />
im „Austria Tirol House“ für<br />
Stimmung und Gastlichkeit sorgen.<br />
Zudem werden sich auch Wirtschaftspartner<br />
präsentieren. Die<br />
touristische Präsenz der Tiroler bei<br />
den Olympischen Spielen hat einen<br />
guten Grund. Schon heute verbucht<br />
Tirol rund 40 Prozent aller<br />
Alpenurlaube russischer Gäste<br />
im Winter für sich. „Unser Ziel ist,<br />
die Bekanntheit der Marke Tirol in<br />
Russland und weltweit zu stärken.<br />
die tiroler pistengeräte der firma prinoth sorgen unter anderem auf der abfahrtss<br />
trecke der olympischen Spiele für perfekte pistenverhältnisse Foto: Prinoth<br />
Dazu werden wir diese größte internationale<br />
Wintersportbühne nutzen“,<br />
erklärte Josef Margreiter, Geschäftsführer<br />
der Tirol Werbung.<br />
Verschiedene Schwerpunkte<br />
Die vier Tiroler Partnerregionen<br />
erhalten in Sotschi die Möglichkeit,<br />
sich auf internationaler Bühne<br />
zu präsentieren. Für Innsbruck<br />
stellen die Winterspiele 2014 zugleich<br />
ein 50-jähriges Jubiläum dar.<br />
In Sotschi feiert Innsbruck mit seiner<br />
Olympiaregion daher ein halbes<br />
Jahrhundert Olympiageschichte.<br />
Seefeld wird die Plattform des weltgrößten<br />
Wintersportevents zudem<br />
für seine laufende Bewerbung<br />
als Austragungsort der Nordischen<br />
Ski-WM 2019 nutzen. Ischgl wird<br />
sich als ± gerade bei russischen<br />
Gästen sehr beliebte ± Lifestyle-<br />
Metropole der Alpen präsentieren.<br />
Das Zillertal setzt auf traditionelle<br />
Gastlichkeit, die auf den osteuropäischen<br />
Märkten sehr geschätzt wird.<br />
Darüber hinaus sind wieder zahlreiche<br />
starke Tourismus- und Wirtschaftspartner<br />
mit an Bord ± so zum<br />
Beispiel die Standort agentur Tirol,<br />
die Wirtschaftskammer Tirol oder<br />
das Seilbahnunternehmen Doppelmayr.<br />
Und auch die Tourismusschulen<br />
Tirols sind mit an Bord. Die<br />
Schüler und Schülerinnen bekommen<br />
in Sotschi die Möglichkeit, sich<br />
auf internationalem Boden zu profilieren.<br />
■<br />
innovative app: feratel panoramatv<br />
Panorama-Bewegtbilder in HD Qualität von<br />
Standorten in ganz Europa liefert die App<br />
feratel PanoramaTV ± für TV und Smartphone.<br />
mit der innovativen App<br />
feratel PanoramaTV ist<br />
das aus dem TV bekannte<br />
Wetter Panorama rund um die<br />
Uhr für jede aktive Kamera abrufbar.<br />
Alles was dazu benötigt wird,<br />
ist ein internettaugliches TV Gerät<br />
(Smart TV) bzw. eine internettaugliche<br />
Set-Top-Box oder ein<br />
Smartphone.<br />
Die App feratel PanoramaTV<br />
bietet dem TV-Zuseher beeindruckende<br />
Bilder von rund 250<br />
Standorten in Europa. Über eine<br />
geografisch basierende Navigation<br />
sucht der Zuseher das Bild seiner<br />
Wahl ganz einfach via Fernbedienung<br />
aus und genießt das Panorama<br />
zu jeder Uhrzeit auf dem TV<br />
Bildschirm zu Hause. Zusätzlich<br />
sind aktuelle Informationen des<br />
Bilder von rund 250 Standorten in europa überträgt die neue app von feratel<br />
auf tv und Smartphone.<br />
Foto: feratel<br />
Kamerastandortes wie Wetterwerte,<br />
Prognosen, Kontakte oder<br />
News enthalten.<br />
Die eigens für Smart TV programmierte<br />
App feratel PanoramaTV<br />
ist auf zahlreichen Hardwareplattformen<br />
in den jeweiligen App-<br />
Stores zu finden, u.a. bei Samsung<br />
(Marktführer im deutschsprachigen<br />
Raum), LG, Technisat,<br />
Deutsche Telekom, Opera sowie<br />
diversen Set Top Boxen.<br />
Die Livevideos in HD Qualität<br />
können selbstverständlich auch<br />
am Handy jederzeit mit der Gratis<br />
App feratel PanoramaTV genossen<br />
und Wetterprognosen abgerufen<br />
werden.<br />
feratel zählt zu den führenden Entwicklern<br />
und Anbietern touristischer<br />
Informationssysteme in Europa.<br />
Das Unternehmen entwickelt<br />
seit vielen Jahren innovative Produkte<br />
und Lösungen rund um drei<br />
Kernbereiche: Telekommunikation,<br />
Informations- und Reservierungssysteme<br />
sowie Medien. ■<br />
feraTeL meDIa<br />
TecHnoLoGIeS aG<br />
Maria-Theresien-Str. 8<br />
A-6020 Innsbruck<br />
Tel. +43.512.280-0<br />
www.feratel.com<br />
Standort Tirol Wirtschaft 29
men: die Forschungsquote beträgt<br />
derzeit 15 Prozent des Umsatzes.<br />
Sowohl in der altersforschung als auch in der entwicklung von hörgeräten finden die tiroler Wissenschafterinnen neue<br />
Wege. zwei forscherinnen wurden gerade mit hochkarätigen preisen ausgezeichnet.<br />
Foto: med-el<br />
lange, flexible Elektrode, die erstmals<br />
elektrische Signale durch einen<br />
großen Teil der Cochlea, dem<br />
schneckenförmigen Innenohr, an<br />
den Hörnerv leiten konnte. Mit<br />
einer modifizierten Variante des<br />
Implantats setzte Dr. Hochmair<br />
1979 den nächsten Meilenstein<br />
in der Entwicklung von Cochlea-Implantaten:<br />
Das Verstehen<br />
von Wörtern und Sätzen ohne<br />
Lippenlesen war dank eines kleinen,<br />
am Körper getragenen Audioprozessors<br />
zum ersten Mal<br />
möglich. Die Erkenntnisse dieser<br />
Forschungen setzen Ingeborg<br />
Hochmair und ihr Gatte Erwin<br />
in ihrem Medizintechnikunternehmen<br />
Med-El mit Stammsitz<br />
in Innsbruck seit 1990 um. Heute<br />
ist Med-El mit einem Exportanteil<br />
von 95 Prozent in rund 100<br />
Ländern vertreten. Forschung und<br />
Entwicklung bleiben dabei ein<br />
wesentlicher Fokus im Unternehauf<br />
neuen Wissenschafts-Wegen<br />
Starke Zeichen für die Innovationkraft des Landes setzen die Tiroler<br />
Wissenschafterinnen: Dr. Ingeborg Hochmair erhielt den renommierten<br />
Lasker Award, Alterforscherin Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />
wurde mit dem Wissenschaftspreis des Landes ausgezeichnet.<br />
Hören können bedeutet<br />
Kommunikation, Teilnahme<br />
am sozialen Leben.<br />
Wer nicht hören kann, steht<br />
schnell am Rand der Gesellschaft.<br />
Daher, so begründete die Jury des<br />
Lasker± Debakey Medical Clinical<br />
med-el-gründerin dr.<br />
ingeborg hochmair ist<br />
maßgeblich an der<br />
entwicklung des cochleaimplantats<br />
beteiligt.<br />
Foto: med-el<br />
Research Award, ist das „Cochlea-<br />
Implantat“ zwar kein lebensrettendes<br />
Gerät, doch es „ist verknüpft<br />
mit dem Recht jedes Kindes auf<br />
Ausbildung, und es kann der Vereinsamung<br />
und einer Abnahme<br />
der kognitiven Fähigkeiten bei älteren<br />
Menschen entgegenwirken.“<br />
Für die Entwicklung dieses Hörgerätes,<br />
das das Hörvermögen von<br />
Personen mit mittlerem bis hochgradigen<br />
Hörverlust durch elektrische<br />
Stimulation des Hörnervs<br />
wieder herstellt, zeichnete die<br />
amerikanische Lasker Foundation<br />
im heurigen September daher<br />
auch die Tiroler Wissenschafterin<br />
Ingeborg Hochmair<br />
aus. Die promovierte<br />
Elektrotechnikerin erhielt<br />
die auch als „amerikanischer<br />
Nobel-Preis“<br />
bezeichnete Auszeichnung<br />
für ihren frühen<br />
wissenschaftlichen Beitrag<br />
im Bereich der Cochlea-Implantate.<br />
Den Grundstein legte<br />
dabei die Entwicklung des ersten<br />
mikroelektronischen Mehrkanal-<br />
Cochlea-Implantats, das erstmalig<br />
im Jahr 1977 in Wien implantiert<br />
wurde.<br />
entwicklungen für das Hören<br />
Das Implantat beinhaltete eine<br />
Vorreiterin für alternsforschung<br />
Das Altern und seine (medizinischen)<br />
Herausforderungen stehen<br />
im Mittelpunkt der Forschungen<br />
von Univ.-Prof. Dr.<br />
Beatrix Grubeck-Loebenstein, die<br />
im Oktober von der Tiroler Landesregierung<br />
mit dem Wissenschaftspreis<br />
des Landes Tirol ausgezeichnet<br />
wurde. Habilitiert für<br />
Innere Medizin und Pathophysiologie,<br />
leitet Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />
seit 2003 das Institut<br />
für Biomedizinische Alternsforschung,<br />
das heute zur Universität<br />
Innsbruck gehört. Der Schwerpunkt<br />
ihrer Forschungsabteilung<br />
ist die Entwicklung neuer Strategien<br />
zur Stärkung des Immunsystems<br />
im Alter sowie die Verbesserung<br />
von Impfungen für alte<br />
Personen. Mit dem Institut positioniert<br />
die Wissenschaftlerin Innsbruck<br />
als Forschungsvorreiter<br />
in der Biogerontologie. Für die<br />
Preisträgerin steht vor allem die<br />
Interdisziplinarität ihres Fachgebietes<br />
im Fokus der Arbeit: „Mein<br />
Ziel ist es, altersbedingte Veränderungen<br />
im Immunsystem aufzudecken,<br />
um neue Wege zur Prävention<br />
von Funktionsverlusten zu<br />
finden. Aufbauend auf den Ergebnissen<br />
der Grundlagenforschung<br />
können dann Impfstoffe und andere<br />
immunstimulierende Maßnahmen<br />
entwickelt werden, die<br />
für ältere Menschen besonders geeignet<br />
sind“, erklärt Grubeck-Loebenstein<br />
ihre innovativen Forschungsintentionen.<br />
■<br />
tiroler Wissenschaftspreis für dr. Beatrix<br />
grubeck-loebenstein, überreicht<br />
von lr Bernhard tilg Foto: land Tirol/macht<br />
30 Wirtschaft Standort Tirol
tiroler almschweine statt mastsäue<br />
Nachhaltigkeit setzt sich in Tirol auch am Hof und in der Küche fort:<br />
Regionale Lebensmittel stehen bei Einheimischen und Gästen hoch im Trend.<br />
Tiroler Gröstl, Kasspatzln,<br />
Blattlstock oder Tiroler<br />
Marend, wenn die Urlauber<br />
nach Tirol kommen, bestellen sie<br />
natürlich gern regionale Küche.<br />
Immer mehr fragen die mündigkritischen<br />
Gäste inzwischen nach,<br />
wo denn das Fleisch, das Gemüse,<br />
die Wurst herkommt. „Aus der<br />
Region“ oder gar „<strong>vom</strong> Nachbarbauern“<br />
heißt es dann meist. Nachhaltigkeit<br />
und Ökologiebewusstsein<br />
im Sinne von kurzen Transportwegen<br />
und Lebensmitteln aus der<br />
Umgebung gehören heute in vielen<br />
Tiroler (Wirts)häusern zum Standard.<br />
Zwar ist es nicht mehr so, dass<br />
der Tiroler nur dem Braten traut,<br />
den er selber geschlachtet hat. Doch<br />
der Trend zum ökologisch-ökonomischen<br />
Denken hat auch in den<br />
Küchen Einzug gehalten ± im Sinne<br />
einer Qualitätsoffensive, die der<br />
Gast (zu Recht) auch einfordert,<br />
berichtet Josef Hechenberger, der<br />
Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer:<br />
„In der Vergangenheit<br />
war eine gewisse „Geizist-geil“-Mentalität<br />
im Tourismus<br />
spürbar. Durch intensive Bewusstseinsbildung<br />
ist es uns gelungen, die<br />
gelungene Kooperation Tourismus<br />
und Landwirtschaft aufzuzeigen<br />
und wesentlich zu verstärken. Man<br />
spürt, dass die Attraktivität der<br />
regionalen Lebensmittel in der<br />
heimischen Gast ronomie angekommen<br />
ist.“<br />
Wissen, woher das essen kommt<br />
Mit 419.167 Hektar landwirtschaftlicher<br />
Fläche und 16.846<br />
land- und forstwirtschaftlichen<br />
Betrieben zeichnet sich Tirol durch<br />
kleine Strukturen und kurze Wege<br />
aus ± die Basis für Nachhaltigkeit<br />
und Regionalität. Die kreislauforientierte<br />
Bewirtschaftung wird in<br />
Tirol schon seit Jahrhunderten<br />
praktiziert. Das schätzen auch die<br />
Konsumenten, unterstreicht der<br />
tirol setzt auf kleine Strukturen. das almschwein etwa darf sich hoch oben am<br />
Berg einen gesunden Bauch anfressen.<br />
Foto: Hörtnagl<br />
„tirols Kernkompetenzen liegen auch<br />
in der lebensmittelveredelung“, Josef<br />
hechenberger, präsident der landwirtschaftskammer<br />
tirol Foto: Die Fotografen<br />
Landwirtschaftskammer-Präsident:<br />
„Neben der hochwertigen Qualität<br />
unserer Produkte, wissen die<br />
Konsumenten woher die Lebensmittel<br />
kommen, wie und von wem<br />
sie produziert wurden ± das sind<br />
die bedeutendsten Vorteile unserer<br />
klein strukturierten Tiroler Landwirtschaft.<br />
Die Lebensmittelproduktion<br />
und -veredelung zählt<br />
schließlich zu den Kernkompetenzen<br />
der Tiroler Landwirtschaft.<br />
Die jüngsten Lebensmittelskandale<br />
(die Intervalle werden immer<br />
kürzer) haben aufgezeigt, dass diese<br />
Kriterien die Kaufentscheidung der<br />
Konsumenten ausschlaggebend<br />
beeinflussen.“ Hier gibt es noch viel<br />
ausbaufähiges Potenzial für die<br />
Zukunft. Dafür benötigt es<br />
weiterhin eine gute Zusammenarbeit<br />
zwischen den regionalen<br />
bäuerlichen Produzenten, dem<br />
Handel, dem Tourismus sowie den<br />
Konsumenten. Außerdem sind<br />
Innovationen, Engagement und<br />
der Weg <strong>vom</strong> feld zum teller wird<br />
in tirol kurz gehalten. regionale<br />
lebensmittel sind „in“ Foto: aichner<br />
Kreativität in der Entwicklung und<br />
der Vermarktung gefragt, so<br />
Hechenberger. „Nachhaltige Wirtschaftsweise<br />
gewinnt zunehmend<br />
an Bedeutung. Besonders erfreulich<br />
ist, dass der Landwirtschaftssektor<br />
hier eine Vorreiterstellung für<br />
andere Wirtschaftszweige innehat.“<br />
regionalität ist auch Preisfrage<br />
Auch bei den größeren Produzenten<br />
setzt man auf Qualität aus<br />
Tiroler Hand. Der Wurstwaren-<br />
Produzent Hörtnagl bezieht sämtliche<br />
fleischlichen Rohstoffe aus<br />
Österreich. „Das ist nur eine Preisfrage.<br />
Wir bezahlen einen stolzen<br />
Preis für die Waren, dafür<br />
bekommen wir aber auch sensationelle<br />
Qualität“, so Hans Plattner,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter.<br />
„Wo es möglich ist, decken wir uns<br />
in Tirol ein. Das ist bei Kalb- und<br />
Rindfleisch nahezu zu hundert<br />
Prozent möglich, bei Schweinefleisch<br />
nicht, Tirol ist kein Schweinezuchtland.<br />
Die begrenzten<br />
Bestände an Tiroler Schweinefleisch<br />
verarbeiten wir in Kooperation<br />
mit der Agrarmarketing Tirol<br />
zu zwei lokalen Produkten: das<br />
Hofschwein und das Almschwein<br />
Derzeit schicken 15 Bauern ihre<br />
Schweine exklusiv für die Firma<br />
Hörtnagl auf die Alm.“ Rund 2700<br />
Tonnen hochwertige Fleisch- und<br />
Wurstwaren erzeugt Hörtnagl pro<br />
Jahr, die in den eigenen Filialen, im<br />
Lebensmitteleinzelhandel und an<br />
Hotellerie und Gastronomie<br />
verkauft werden. Die Wertschöpfung<br />
für die Tiroler Bauern:<br />
400.000 kg Rindfleisch, 70.000 kg<br />
Kalbfleisch, 50.000 kg Schweinfleisch<br />
und 7500 kg Lammfleisch<br />
nimmt Hörtnagl jährlich von den<br />
regionalen Anbietern ab. Inzwischen<br />
expandiert Hörtnagl auch<br />
vorsichtig nach Deutschland: So<br />
gibt’s die Tiroler Leckereien schon<br />
in Berlin und Hamburg. ■<br />
Standort Tirol Wirtschaft 31
Unternehmen&Märkte<br />
FOTO: ANGELIKA ZINZOW FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
»Wir investieren<br />
lieber in den USA«<br />
INTERVIEW | Hariolf Kottmann Der deutsche Chef des Schweizer<br />
Spezialchemiekonzerns Clariant über seine Ausbaupläne,<br />
teuren Strom und Frauen in der Chemiebranche.<br />
Herr Kottmann, Clariant hat soeben ein<br />
Forschungszentrum für 500 Mitarbeiter in<br />