Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2013-11-11 (Vorschau)
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46<br />
<strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>|Deutschland €5,00<br />
4 6<br />
4 1 98065 805008<br />
Sicherheit<br />
Ein deutsches<br />
Startup<br />
trotzt der NSA<br />
Koalitionspoker<br />
Der harte Kampf<br />
der Jungen gegen<br />
die Alten<br />
ENDLICH<br />
FREI!<br />
Vermögen aufbauen,<br />
Rente aufstocken:<br />
So gelingt Ihr vorzeitiger<br />
Ausstieg aus dem Job<br />
Schweiz CHF 8,20 | Österreich €5,30 | Benelux€5,30 | Griechenland€6,00 | GroßbritannienGBP 5,40 | Italien€6,00 | Polen PLN27,50 | Portugal€6,10 | Slowakei €6,10 | Spanien€6,00 | TschechischeRep.CZK 200,- | Ungarn FT 2000,-<br />
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Einblick<br />
Unglaublich, aber wahr: Die neue Koalition<br />
hat schon abgewirtschaftet, noch ehe sie richtig<br />
angetreten ist. Von Roland Tichy<br />
Avanti Dilettanti<br />
FOTO: HEIKE ROST FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Avanti Dilettanti, vorwärts ihr<br />
Stümper, so lautet das Programm<br />
eines Berliner Kabaretts. Die<br />
Wirklichkeit überholt die Spötter:<br />
Die große Koalition ist noch nicht im<br />
Amt und schon eine Lachnummer. Das<br />
Kabarett muss die Rolle der Opposition<br />
spielen, weil die links-grüne, ideologisch<br />
neosozialistische Opposition zur ebenfalls<br />
linkspopulistischen Regierung keine<br />
Alternative ist und bürgerliche Parteien<br />
an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterten.<br />
In einer übermütigen Stimmungsmelange<br />
aus Kindergeburtstag und Wünsch-dir-<br />
Was fordern die über 300 beteiligten Koalitionspolitiker<br />
Wahlgeschenke im Wert von<br />
fast 50 Milliarden Euro. Für die Finanzierung<br />
reichen nicht mal historische Rekordsteuereinnahmen.<br />
Abbau der Schulden,<br />
nachhaltige Finanzierung? Papperlapapp.<br />
Zur Bedrohung werden die versprochenen<br />
Rentenerhöhungen. Sie werden fällig,<br />
wenn die dann wenigen Beitragszahler ohnehin<br />
schon mit bestehenden Ansprüchen<br />
überfordert sind. Um ihnen noch mehr auf<br />
das Noch-Mehr draufzupacken, will SPD-<br />
Chef Sigmar Gabriel das Renteneintrittsalter<br />
von 67 auf 63 Jahre vorverlegen. Wie mit<br />
nur 30 Beitragsjahren 30 und mehr Rentenjahre<br />
finanziert werden sollen, weiß nur<br />
der größte lebende deutsche Rentenmathematiker<br />
Gabriel ganz alleine.<br />
Wie in einem Rausch werden alle, aber<br />
auch alle Reformen der Agenda 2010 kassiert,<br />
mit denen die Arbeitslosigkeit in den<br />
vergangenen Jahren so dramatisch und<br />
wirkungsvoll halbiert werde konnte. Insbesondere<br />
SPD-Politiker räumen die Erfolge<br />
der Regierung Schröder ab, als sei die eine<br />
feindselige Besatzungsmacht gewesen,<br />
von der man sich jetzt befreien kann. Es ist<br />
aber nur ein einziger riesiger Sozialschwindel:<br />
Leistungen werden versprochen, die<br />
die Lage der Schwächsten, der Minderqualifizierten<br />
und Arbeitslosen verschlechtern.<br />
Der Arbeitsmarkt wird wieder verriegelt,<br />
Junge ausgegrenzt. Das Beispiel<br />
Frankreichs (siehe Seite 38), das eben diese<br />
Reformen nicht bewältigte und mit dramatischer<br />
Überschuldung und 26 Prozent Jugendarbeitslosigkeit<br />
gepeinigt ist, scheint<br />
Vorbild zu sein. Alle wollen dahin, wo der<br />
traurige französische Präsidentendarsteller<br />
François Hollande bereits steht: inmitten<br />
der rauchenden Ruinen seines Linkspopulismus.<br />
DAS VERACHTETE PARLAMENT<br />
Notwendige Reformen fehlen. Die irrwitzige<br />
Förderung grüner Teuerenergie treibt<br />
die Industrie aus dem Land – aber der Mut<br />
zur Veränderung fehlt. Nachhaltige Sicherung<br />
von Renten und Sozialleistungen?<br />
Fehlanzeige.<br />
Manche vermuten hinter dem Koalitionspalaver<br />
den Versuch, die Belastungsgrenze<br />
der Unternehmen, insbesondere<br />
des von den Linken so verhassten Mittelstandes,<br />
zu testen. Die Summe der Maßnahmen<br />
liest sich eher wie ein Angriff gegen<br />
das eigene Volk.<br />
Oder ist es ein Masterplan von Angela<br />
Merkel? So absurd sind die Koalitionsverhandlungen,<br />
dass sie sich selbst entwerten.<br />
Die Konturen einer Art neuen Präsidialsystems<br />
werden schärfer, in dem ein starker<br />
Kanzler gegen die Wirrköpfe in den Parteien<br />
regiert. Dazu passt, dass die Abgeordneten<br />
des Deutschen Bundestages sich endgültig<br />
und freiwillig zu parlamentarischen<br />
Pfötchenhebern haben entmachten lassen:<br />
Sie dürfen nur noch absegnen, wozu<br />
sich im Koalitionsvertrag die Parteien<br />
selbst ermächtigt haben und was von den<br />
SPD-Mitgliedern stellvertretend für das gesamte<br />
deutsche Volk für richtig befunden<br />
wurde. Noch nie in der Geschichte der<br />
Bundesrepublik wurde das Parlament so<br />
verächtlich behandelt. Vor diesem Hintergrund<br />
warten manche auf einen Befreiungsschlag,<br />
der das Land aus den Wirren<br />
der wild gewordenen koalitionären Räterepublik<br />
befreit, und wenn es ein Triumvirat<br />
aus Merkel, Gabriel und Seehofer ist,<br />
das das Machbare, Sinnvolle, Notwendige<br />
und Bezahlbare zusammenfügt.<br />
Aber das wird schwer sein. Ansprüche<br />
sind geweckt, Erwartungen schießen ins<br />
Kraut. Regieren lässt sich mit diesem Verhau<br />
nicht. Es wird nicht ohne Neuwahlen, wie<br />
auch immer, machbar sein. Es ist nicht Dilettantismus,<br />
sondern Machtpolitik pur. n<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 3<br />
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Überblick<br />
Menschen der Wirtschaft<br />
6 Seitenblick Die Ankunft des Genlachses<br />
8 Freihandel: Amerika blockt ab<br />
A 9 Kfz-Versicherung: Billigtarif dank Blackbox |<br />
Aldi: Angriff auf Konditoren<br />
10 Interview: Der künftige DGB-Chef Hoffmann<br />
will die Gewerkschaft neu aufstellen<br />
12 Gründerpreis: Die Feier | NKD: Anklage<br />
gegen Ex-Chef | BayernLB: Neue Vorwürfe<br />
A 14 Dormero: Wöhrls große Hotelexpansion |<br />
Microsoft: Neue Zentrale in Schwabing |<br />
Jochen Schweizer: App für Abenteuer<br />
16 Chefsessel | Startup Sommelier Privé<br />
A 18 Chefbüro F. Scott Woods, Deutschland-<br />
Chef von Facebook<br />
Politik&Weltwirtschaft<br />
22 Demografie Die junge Politiker-Generation<br />
im Deutschen Bundestag wird von den<br />
Alten an den Rand gedrängt<br />
28 Zuwanderung Deutschland bemüht sich<br />
um qualifizierte Einwanderer | Die Geschäfte<br />
unter Immigranten haben sich zu einem<br />
wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt<br />
38 Frankreich Mit Präsident François<br />
Hollande ist kein Staat mehr zu machen<br />
43 Berlin intern<br />
Der Volkswirt<br />
44 Kommentar | Umfrage<br />
45 Deutschland-Konjunktur<br />
46 Warum eigentlich... sollen die deutschen<br />
Leistungsbilanzüberschüsse von Übel sein?<br />
47 Denkfabrik ifo-Präsident Hans-Werner<br />
Sinn über den neuen Bauboom in Deutschland<br />
Unternehmen&Märkte<br />
48 Türkei Ministerpräsident Recep Erdogan<br />
blockiert mit seinem Islamisierungskurs den<br />
Wandel zu einer innovativen Ökonomie.<br />
Viele Unternehmen leiden jetzt schon<br />
A 54 Interview: Reinhard Ploss Der Chef des<br />
Chipherstellers Infineon fordert eine stärkere<br />
Förderung von Elektroautos<br />
A 58 Hochtief Was der spanische Großaktionär<br />
ACS mit dem Bauriesen wirklich vorhat<br />
62 Unternehmensberater Welche Anbieter<br />
künftig die besten Chancen haben<br />
66 Flughafen Hahn 20 Jahre nach seiner Eröffnung<br />
droht dem Billigflug-Mekka das Aus<br />
A 68 Maerz Der Münchner Modehersteller<br />
strickt an einem flotteren Image<br />
A 69 Interview: Hariolf Kottmann Der Chef des<br />
Spezialchemiekonzerns Clariant über Ausbaupläne,<br />
teuren Strom und Frauenquoten<br />
A 72 AT&T Der Griff des US-Riesen nach<br />
Vodafone stößt auf wenig Gegenliebe<br />
Technik&Wissen<br />
76 Agrartechnik Ein digitaler Innovationsschub<br />
macht Landwirtschaft effizienter<br />
Titel Finanzielle Freiheit planen<br />
Jung gegen Alt<br />
Union und SPD wollen in den<br />
nächsten vier Jahren viel verteilen.<br />
Gerecht ist das nicht. Vor allem<br />
Junge schneiden schlecht ab. Die<br />
wenigen Vertreter ihres Alters im<br />
Bundestag wie Dorothee Bär<br />
(Foto) passen sich in den Verhandlungen<br />
eher an, als aufzumucken.<br />
Seite 22<br />
Den Vollzeitjob früher als mit 67 aufzugeben<br />
ist möglich– trotz erodierender<br />
Renten und deprimierend niedriger Zinsen.<br />
Wie Sie vorgehen sollten, was Sie<br />
hinzuverdienen dürfen, wie Sie ein Vermögen<br />
aufbauen und Ihr Kapital in eine<br />
private Rente wandeln. Seite 96<br />
Ende der Ackerromantik<br />
Hochintelligente Erntemaschinen wie die Mähdrescher von<br />
Claas und Informationstechniken machen die Landwirtschaft<br />
produktiver und umweltfreundlicher. Seite 76<br />
TITELILLUSTRATION: WIESLAW SMETEK<br />
4 A Unternehmen auf dem Titel erwähnt<br />
Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Nr. 46, <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong><br />
FOTOS: PAUL BLAU, PR, SINAN CAKMAK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Sorge um das Wirtschaftswunder<br />
Der Islamisierungskurs von Ministerpräsident Erdogan wird für die<br />
wirtschaftliche Entwicklung zum Problem, befürchten türkische<br />
Unternehmer und Manager wie Nilüfer Durak (Foto). Seite 48<br />
Krisengewinnler<br />
Die Menschen in Griechenland, Spanien und Irland leiden unter<br />
der Euro-Krise. Doch Kunst und Kultur erleben dort trotz drastischer<br />
finanzieller Kürzungen eine neue Blüte. Seite 124<br />
Gutes Timing<br />
Neue Ideen setzen sich nur<br />
durch, wenn sie zur richtigen<br />
Zeit kommen – so wie die<br />
Verschlüsselungssoftware des<br />
deutschen Startups Secomba.<br />
Andrea Pfundmeier und Robert<br />
Freudenreich gewannen jetzt<br />
den Gründerwettbewerb der<br />
WirtschaftsWoche. Seite 86<br />
82 Sicherheit Wie sich schnurlose Kameras in<br />
billige Alarmanlagen verwandeln lassen<br />
85 Valley Talk<br />
Management&Erfolg<br />
A 86 Gründerpreis Das Startup Secomba gewinnt<br />
mit einer Verschlüsselungssoftware<br />
den Gründerwettbewerb | Alle Finalisten im<br />
Überblick | Im Gründertagebuch berichten<br />
die Sieger über ihren Start als Unternehmer<br />
Geld&Börse<br />
96 Finanzplanung Wie ein früher Ausstieg aus<br />
dem Vollzeitjob gelingt | Den Vorruhestand<br />
planen | Wichtige rechtliche Regeln | Vermögen<br />
aufbauen | Die besten Zusatzrenten<br />
109 Börse Wie beim IPO des Leuchtenherstellers<br />
Hess getrickst wurde | Fragwürdige Subventionen<br />
<strong>11</strong>2 US-Aktien Die Favoriten der Hedgefonds<br />
<strong>11</strong>4 Steuern und Recht Renovierung bei Auszug<br />
| Promillegrenze bei E-Bikes | Kindergeld<br />
bei freiwilligem Wehrdienst | Schenkungen<br />
zwischen Ehegatten<br />
<strong>11</strong>6 Geldwoche Kommentar: Twitter-Börsengang<br />
| Trend der Woche: Japanische Staatsanleihen<br />
| Dax-Aktien: Beiersdorf | Hitliste:<br />
Ölservicewerte | Aktien: Qiagen, Bonjour<br />
Holdings | Anleihe: EWE | Zertifikate: Rohstoffaktien<br />
| Investmentfonds: Weltzins-Invest<br />
| Nachgefragt:DAB-Chef Huber baut<br />
den Direktbroker zur Universalbank um |<br />
Relative Stärke: Celesio<br />
Perspektiven&Debatte<br />
124 Euro-Krise In Griechenland, Spanien und<br />
Irland inspiriert die Krise viele Künstler<br />
128 Kost-Bar<br />
Rubriken<br />
3 Einblick, 130 Leserforum,<br />
132 Firmenindex | Impressum, 134 Ausblick<br />
n Lesen Sie Ihre WirtschaftsWoche<br />
weltweit auf iPad oder iPhone:<br />
Diese Woche mit einem Video<br />
über den Vormarsch der Robotik<br />
in der Landwirtschaft sowie<br />
einem App-Exklusivbeitrag<br />
zu den Korruptionsgerüchten<br />
um den<br />
türkischen Premier<br />
wiwo.de/apps<br />
n Themenwoche Vorsorge Was Sie<br />
tun können, damit die Rente reicht,<br />
wie Sie sich richtig versichern und ob<br />
sich ein Hauskauf lohnt, erfahren Sie<br />
unter wiwo.de/richtigvorsorgen<br />
facebook.com/<br />
wirtschaftswoche<br />
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WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 5<br />
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Seitenblick<br />
GENMODIFIZIERTE LEBENSMITTEL<br />
Superfisch für<br />
Supermärkte<br />
Die USA wollen erstmals ein genetisch modifiziertes<br />
Tier zum Verzehr freigeben – einen schnell wachsenden<br />
Lachs. Widerstand kommt <strong>vom</strong> deutschen Discounter<br />
Aldi und seiner US-Tochter Trader Joe’s.<br />
16Monate braucht der genmodifizierte<br />
Atlantiklachs des US-Unternehmens AquaBounty<br />
Technologies, bis er ausgewachsen ist. Er legt doppelt<br />
so schnell zu wie sein natürlicher Verwandter. Seit 18<br />
Jahren entwickeln Wissenschaftler den Superfisch, der<br />
genetische Bausteine des pazifischen Königslachses<br />
sowie eines Fisches besitzt, der zur Familie der Aale gehört.<br />
Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat angedeutet,<br />
dass sie das Tier im Herbst zum Verzehr freigeben will.<br />
1500Meter hoch in den Bergen<br />
Panamas steht die Aquafarm, wo der neuartige Lachs<br />
heranwächst. So verhindern die Forscher, dass sich<br />
die ausschließlich weiblichen Tiere in freier Wildbahn<br />
mit natürlichen Lachsen kreuzen. Die Fischeier liefert<br />
ein Labor auf der kanadischen Prinz-Edward-Insel,<br />
das Geld kommt <strong>vom</strong> früheren georgischen Wirtschaftsminister<br />
und Oligarchen Kacha Bendukidse.<br />
Zu Sowjetzeiten leitete der Biologe das Moskauer<br />
Labor für molekulare Genetik und tierische Zellen.<br />
FOTO: LAIF/GALLERY STOCK/MARK GAMBA<br />
5000Genlachse musste Aqua-<br />
Bounty jetzt schlachten und vergraben, weil die Fische<br />
ausgewachsen waren, aber noch nicht verkauft werden<br />
durften. Geben die USA den Fisch zum Verzehr frei,<br />
können künftige Generationen an US-Supermärkte ausgeliefert<br />
werden. Doch regt sich Widerstand, so beim<br />
deutschen Riesen Aldi und seiner Tochter Trader Joe’s,<br />
die zusammen 1600 Filialen in den USA betreiben.<br />
Sie wollen den Fisch nicht anbieten.<br />
thomas.stoelzel@wiwo.de<br />
6 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Neu gegen Alt<br />
18 Monate alter Genlachs und<br />
ein gleichaltriger, aber<br />
kleinerer natürlicher Lachs<br />
(kleines Foto). Die US-<br />
Gesundheitsbehörde sieht für<br />
Wildlachse (großes Foto)<br />
„keine signifikanten<br />
Auswirkungen“<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 7<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
Von der Tea Party ausgebremst<br />
US-Präsident Obama<br />
FREIHANDELSZONE<br />
Amerikaner blocken ab<br />
Ein Freihandelsabkommen zwischen der<br />
EU und den USA wird es in absehbarer<br />
Zeit nicht geben. Zu hoch sind die Hürden<br />
in den Vereinigten Staaten.<br />
Nicht die Abhöraffäre des amerikanischen Geheimdienstes<br />
NSA droht die Verhandlungen über<br />
ein europäisch-amerikanisches Freihandelsabkommen<br />
zu verzögern. Als Zauderer entpuppt sich<br />
jetzt die US-Regierung. Insider in Washington haben<br />
den Glauben an ein Abkommen in absehbarer<br />
Zeit verloren. „Unter Obama wird das nichts mehr“,<br />
sagt Matthew Goodman, der in der ersten Amtszeit<br />
von US-Präsident Barack Obama Koordinator des<br />
Weißen Hauses für Handelsabkommen war und für<br />
die Gipfeltreffen der G20-Staaten und der G8-Staaten<br />
verantwortlich war. Obama sei die nächsten<br />
Jahre weitgehend blockiert. Unter dem Druck der<br />
Tea Party würden die Republikaner im Repräsentantenhaus<br />
jedes Vorhaben Obamas stoppen,<br />
„selbst wenn er einen Ehrentag für verdiente Großmütter<br />
vorschlüge“, warnt Goodman.<br />
Auch Scott Miller sieht das so, der Chef für Internationale<br />
Wirtschaft in der Denkfabrik Center for<br />
Strategic and International Studies, die dem Weißen<br />
Haus nahesteht. Hinzu komme: Für den Präsidenten<br />
habe das Abkommen keine oberste Priorität.<br />
„Zuerst wird man das Handelsabkommen mit<br />
den asiatischen Ländern anpacken, danach erst<br />
kommt das transatlantische Abkommen.“ Mit den<br />
Asiaten planen die Amerikaner eine Freihandelszone,<br />
die neben den USA elf Länder umfasst: Australien,<br />
Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko,<br />
Neuseeland, Peru, Singapur und Vietnam.<br />
Frühestens 2015, also gegen Ende von Obamas<br />
Amtszeit, werde das Abkommen zwischen den USA<br />
und der EU ernsthaft zum Thema, sagt Miller, der<br />
einst als Direktor für Welthandel beim US-Konsumgüterriesen<br />
Procter & Gamble mehrere US-Regierungen<br />
beriet. Nicht nur das von der Tea Party stark<br />
beeinflusste US-Repräsentantenhaus werde zur<br />
Hürde, sagt Miller. „Ich sehe vor allem den Senat als<br />
Problem, weil die Senatoren nicht zwingend nach<br />
Parteizugehörigkeit abstimmen. Hier kann es beim<br />
Freihandel zu unendlichen Verhandlungen und<br />
Verzögerungen kommen.“ Auch die US-Unternehmen<br />
zeigten nur mäßiges Interesse. „Sie haben sich<br />
angepasst und kommen gut zurecht“, sagt Miller.<br />
Europas Unternehmen sehen das mit Sorge. Die<br />
US-Firmen hätten bisher kaum für sie relevante<br />
Regulierungshindernisse identifiziert, heißt es bei<br />
Wirtschaftsvertretern in Brüssel. Entsprechend<br />
gering sei der Druck der US-Wirtschaft auf die amerikanische<br />
Regierung. Europa steht außerdem vor<br />
dem Problem, dass im November 2014 eine neue<br />
EU-Kommission antritt. Da diese sich dann erst<br />
einarbeiten muss, kommen auch die Europäer<br />
nicht so schnell voran wie erhofft.<br />
martin.seiwert@wiwo.de | New York, silke wettach | Brüssel<br />
Transatlantischer<br />
Kraftprotz<br />
Welche Wirtschaftsmacht<br />
eine Freihandelszone<br />
ausEUund USA<br />
hätte<br />
60<br />
45<br />
40<br />
40<br />
30<br />
12<br />
Prozentder weltweiten<br />
Direktinvestitionen<br />
Prozentder weltweiten<br />
Wirtschaftsleistung<br />
Prozentdes weltweiten<br />
Dienstleistungshandels<br />
Prozentder weltweiten<br />
Patente<br />
Prozentdes weltweiten<br />
Güterhandels<br />
Prozentder Weltbevölkerung<br />
Quelle: Deutsche Bank<br />
8 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FOTOS: BESTIMAGE/AFTONBLADETBILD, INGO RAPPERS FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, ULLSTEIN BILD/REUTERS/ANDY CLARK<br />
VERSICHERUNG<br />
Blackbox für Autos<br />
Wer rücksichtsvoll und umweltfreundlich<br />
Auto fährt, kann von<br />
Januar an bei der Kfz-Versicherung<br />
sparen. Vorausgesetzt, er<br />
lässt in seinen Wagen eine kleine<br />
Telematikbox einbauen, die<br />
Fahrstil und Fahrverhalten aufzeichnet.<br />
Darauf abgestimmte<br />
Haftpflicht- und Kaskotarife<br />
bietet die Düsseldorfer Sparkassen<br />
DirektVersicherung unter<br />
der Marke S-Drive an, als erstes<br />
Unternehmen in Deutschland,<br />
wie Vorstand Jürgen Cramer<br />
ankündigt.<br />
Die Box übermittelt die Daten<br />
an den Mobilfunkkonzern Telefónica.<br />
Zudem ermöglicht sie<br />
es, Autos nach Diebstählen zu<br />
orten, und sie alarmiert bei Unfällen<br />
automatisch eine Rettungszentrale,<br />
falls der Fahrer<br />
verletzt oder ohnmächtig ist.<br />
86<br />
35<br />
Artikel passt<br />
nicht<br />
68<br />
55<br />
Ware gefällt<br />
nicht<br />
Angst vor dem „gläsernen<br />
Fahrer“ sei trotz der Datenerfassung<br />
unbegründet, betont<br />
Cramer. „Telefónica weiß nicht,<br />
welche Kunden hinter den<br />
Fahrprofilen stecken, und übermittelt<br />
seinerseits nur Indexwerte<br />
ohne Bezug zu Ort oder<br />
Zeit der Fahrten an uns.“ Fahrer<br />
mit besonders guten Werten erhalten<br />
dann den Rabatt zur<br />
Schadensfreiheitsklasse. Dem<br />
Fahrer mit dem besten Index-<br />
Wert im Monat winkt ein Quartal<br />
gratis Versicherungsschutz.<br />
Für sein Unternehmen rechne<br />
sich das trotzdem, glaubt Cramer.<br />
„Ich halte mit dem Angebot<br />
eine um fünf bis zehn Prozentpunkte<br />
bessere Schadenquote<br />
bei höherer Kundentreue<br />
für erreichbar.“<br />
thomas.kuhn@wiwo.de<br />
Aufgeschnappt<br />
Tauschgeschäft Weltpremiere<br />
im Waves Coffee House in<br />
Vancouver: Dort steht der erste<br />
Geldautomat für Bitcoins. Er<br />
tauscht kanadische Dollar<br />
gegen die Online-Währung.<br />
Hin und weg<br />
Die häufigsten Gründe für die Rücksendung von Waren, die im Internet bestellt wurden<br />
62<br />
Mehrere Varianten<br />
bestellt<br />
Keine echte<br />
Kaufabsicht<br />
(in Prozent)<br />
Entspricht nicht<br />
der Beschreibung<br />
Umfrageunter Online-Händlern; Mehrfachantworten möglich; Quelle: ibi Research UniversitätRegensburg<br />
26<br />
Extrarabatt für<br />
Autofahrer<br />
Versicherungsvorstand<br />
Cramer<br />
Geschäft verhagelt Regen und<br />
Hagel hat den Winzern in Frankreichs<br />
berühmtester Weinregion<br />
Bordeaux die Lese verdorben.<br />
Sie dürfte 19 Prozent weniger<br />
Wein ergeben als im Vorjahr.<br />
ManagementCup<br />
Sie sind Chef eines Startups<br />
und besitzen Rechte an einer<br />
neuen Technologie – nun steht<br />
der Schritt ins Massengeschäft<br />
an. So lautet das Szenario des<br />
WirtschaftsWoche + KPMG<br />
ManagementCups. Noch bis<br />
<strong>11</strong>. November <strong>2013</strong> können Sie<br />
einsteigen und Ihr fiktives Unternehmens<br />
steuern. Infos unter<br />
wiwo.de/managementcup<br />
37<br />
Produkt<br />
defekt<br />
Artikel<br />
versehentlich<br />
bestellt<br />
Falsche<br />
Lieferung<br />
ALDI<br />
Angriff auf<br />
Konditoren<br />
Unter Deutschlands Bäckern<br />
und Konditoren wächst die Sorge<br />
vor einem neuen Vorstoß<br />
von Aldi Süd. Nachdem der Discounter<br />
seine Filialen in den<br />
vergangenen Jahren bereits mit<br />
Brotbackautomaten ausgerüstet<br />
hat, könnte er in Zukunft<br />
auch frische Kuchen anbieten.<br />
„Da kommt die nächste Welle<br />
auf uns zu“, ist Armin Werner,<br />
Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands<br />
des Deutschen Bäckerhandwerks,<br />
überzeugt. Allerdings<br />
würde Aldi damit das<br />
eigene Geschäft mit Tiefkühlkuchen<br />
torpedieren.<br />
Unter dem Slogan „Feines<br />
<strong>vom</strong> Konditor“ teste Aldi derzeit<br />
in mehreren Märkten ein<br />
neues Backwarensortiment,<br />
heißt es in der Branche. Dabei<br />
würden Kuchen tiefgekühlt bei<br />
Aldi angeliefert und dann in<br />
den Filialen aufgetaut und verkauft.<br />
„Das könnte sehr bald<br />
ausgerollt werden“, erwartet Armin<br />
Juncker, Geschäftsführer<br />
des Verbandes Deutscher Großbäckereien.<br />
Michael Peschke,<br />
Geschäftsführer des Deutschen<br />
Konditorenbunds, sieht „eine<br />
Gefahr für die Branche“, da die<br />
Zahl der Mitbewerber wachse.<br />
henryk.hielscherx@wiwo.de<br />
Bekleidung, Textilien, Schuhe<br />
Restliche Branchen<br />
15 12 14 <strong>11</strong><br />
8 7<br />
9<br />
3 3 2<br />
36<br />
Unvollständige<br />
Lieferung<br />
2<br />
6<br />
Zu lange<br />
Lieferzeiten<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 9<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
FLOSKELCHECK<br />
Basis<br />
Unterste Bodenplatte<br />
einer jeden Parteiarchitektur.<br />
Besteht bisweilen<br />
aus begossenen<br />
Betonköpfen und<br />
dient peripheren Mitgliedern<br />
als Bühne für<br />
fundamentalistische<br />
Untergrundkämpfe<br />
zur schließlich breitgetretenen<br />
Meinungsfindung.<br />
Während die<br />
Basis ihr Handeln für<br />
grundlegend hält,<br />
stellen höhere Parteiinstanzen<br />
jeden Tiefgang<br />
ihrer Überlegungen<br />
infrage und<br />
behandeln das gemeine<br />
Parteivolk unter<br />
Berufung auf realpolitische<br />
Sachzwänge<br />
wie Kellerkinder.<br />
DER FLOSKELCHECKER<br />
Carlos A. Gebauer, 48,<br />
arbeitet als Rechtsanwalt in<br />
Düsseldorf, wurde auch als<br />
Fernsehanwalt von RTL und<br />
SAT.1 bekannt.<br />
GEWERKSCHAFTEN Reiner Hoffmann<br />
»Keine ideologischen<br />
Barrieren errichten«<br />
Der kommende DGB-Chef will die Gewerkschaften<br />
neu aufstellen. Er akzeptiert flexiblere Arbeitszeiten<br />
und fordert eine Reform der Energiewende.<br />
Herr Hoffmann, auch wenn einige<br />
Einzelgewerkschaften die<br />
Wende geschafft haben, dürfte<br />
die Mitgliederzahl insgesamt in<br />
diesem Jahr weiter sinken. Wie<br />
wollen Sie den Trend drehen?<br />
Da gibt es eine Reihe von Dingen.<br />
Die Gewerkschaften müssen<br />
sich etwa stärker um höher<br />
qualifizierte Angestellte kümmern.<br />
Der Solidaritätsgedanke<br />
allein zieht bei dieser Klientel<br />
nicht. Bei der Arbeitszeit müssen<br />
wir noch mehr Differenzierung<br />
zulassen und notfalls<br />
sogar fördern – wenn die Arbeitnehmer<br />
das wollen. Prinzipiell<br />
sollten Gewerkschaften keine<br />
ideologischen Barrieren errichten.<br />
Da haben wir durchaus<br />
Fehler gemacht.<br />
Welche?<br />
Teilzeitarbeit zum Beispiel haben<br />
wir lange bekämpft und<br />
verteufelt. Das Ergebnis: Heute<br />
liegt unser Organisationsgrad<br />
bei Teilzeitbeschäftigten unter<br />
zehn Prozent. Auch die Leiharbeit<br />
ist nicht per se des Teufels.<br />
Hier gilt es jedoch, Missbrauch<br />
und Auswüchse zu bekämpfen.<br />
Müssten die deutschen<br />
Gewerkschaften nicht stärker<br />
auch ins Ausland schauen?<br />
Absolut. Die Gewerkschaften<br />
müssen sich international noch<br />
stärker vernetzen. Es gilt, unsere<br />
Kräfte stärker zu bündeln,<br />
um schlagkräftiger zu werden.<br />
Nötig ist auch eine international<br />
orientierte Personalentwicklung.<br />
Nur ein Beispiel: Wo immer<br />
möglich sollten junge<br />
Gewerkschafter Praktika im<br />
Ausland machen, etwa beim<br />
Europäischen Gewerkschaftsbund<br />
(EGB) in Brüssel.<br />
Während der DGB über einen<br />
Jahresetat von 141 Millionen<br />
Euro verfügt, muss der EGB mit<br />
zwölf Millionen auskommen.<br />
Braucht der Bruder in Brüssel<br />
mehr Geld und Personal?<br />
Ja, darüber muss nachgedacht<br />
werden. Die Entscheidung<br />
darüber treffen aber die Einzelgewerkschaften.<br />
Denkbar wäre<br />
auch eine projektbezogene<br />
Entsendung von Gewerkschaftssekretären.<br />
Ist das deutsche System der<br />
Mitbestimmung noch ein<br />
Modell für andere EU-Staaten?<br />
Wir sollten nicht so tun, als sei<br />
das deutsche Modell das einzig<br />
wahre. Es gibt unterschiedliche<br />
Gewerkschaftskulturen in Europa;<br />
dies haben wir zu respektieren.<br />
Mitbestimmung ist in<br />
vielen europäischen Nachbarländern<br />
kein Fremdwort mehr.<br />
DER QUERDENKER<br />
Hoffmann, 58, soll neuer Chef des<br />
Deutschen Gewerkschaftsbunds<br />
(DGB) werden. Dass ihn der Gewerkschaftstag<br />
im Mai als Nachfolger<br />
von Michael Sommer, 61,<br />
wählt, gilt als sicher. Derzeit leitet<br />
Hoffmann den Bezirk Nordrhein<br />
der IG Bergbau, Chemie, Energie.<br />
Sie sind derzeit noch Bezirksleiter<br />
der IG BCE – einer Gewerkschaft,<br />
deren Mitglieder<br />
zu einem großen Teil in energieintensiven<br />
Unternehmen<br />
arbeiten. Ist die Energiewende<br />
für Sie eine Bedrohung?<br />
Grundsätzlich müssen wir die<br />
Chancen der Energiewende in<br />
den Vordergrund stellen – ohne<br />
Risiken zu unterschätzen. Gerade<br />
für energieintensive Branchen<br />
darf die Energiepolitik<br />
nicht zu internationalen Wettbewerbsverzerrungen<br />
führen.<br />
Was also schlagen Sie vor?<br />
Das Chaos beim Netzausbau<br />
muss ein Ende haben. Wir<br />
brauchen ein Monitoring-<br />
System, das einen genauen<br />
Fahrplan für die Energiewende<br />
festlegt. Energie muss unseren<br />
Betrieben zu wettbewerbskompatiblen<br />
Preisen bereitgestellt<br />
werden, sonst gehen die<br />
Unternehmen irgendwann ins<br />
Ausland. Ich warne auch davor,<br />
die Befreiung energieintensiver<br />
Betriebe von der EEG-<br />
Umlage einzuschränken. Ohne<br />
diese Befreiung könnten zum<br />
Beispiel Aluminiumhütten in<br />
Deutschland nicht mehr produzieren.<br />
Wir brauchen eine<br />
grundlegende Reform des<br />
Erneuerbaren-Energien-Gesetzes<br />
– und da bleibt nicht viel<br />
Zeit.<br />
Was muss die neue Bundesregierung<br />
noch angehen?<br />
Wir brauen eine neue Ordnung<br />
der Arbeit. Dazu gehören der<br />
flächendeckende Mindestlohn<br />
von 8,50 Euro und die Verhinderung<br />
von Missbrauch bei<br />
Leiharbeit und Werkverträgen.<br />
Vor allem kommt es auf die<br />
Stärkung der Tarifautonomie<br />
an. Die Hürden für Allgemeinverbindlichkeitserklärungen<br />
müssen sinken, die Tarifeinheit<br />
muss gesichert werden. Wir<br />
brauchen zudem flexible Übergänge<br />
aus dem Berufsleben und<br />
ein Aktionsprogramm für „Gute<br />
Arbeit“ – damit Menschen gesund<br />
durchs Berufsleben kommen<br />
und Arbeitsplätze altersgerecht<br />
gestaltet werden.<br />
bert.losse@wiwo.de<br />
ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER; FOTO: JUDITH WAGNER<br />
10 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
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Menschen der Wirtschaft<br />
BAYERNLB<br />
Neue<br />
Vorwürfe<br />
GRÜNDERPREIS<br />
Tag der Macher<br />
Tagsüber diskutierten sie auf<br />
der WirtschaftsWoche-Gründerkonferenz<br />
Neumacher über<br />
Geschäftsmodelle und Finanzierung.<br />
Abends feierten sie<br />
den Gewinner des Wirtschafts-<br />
Woche-Gründerpreises – das<br />
Augsburger IT-Startup Secomba.<br />
WirtschaftsWoche-Chefredakteur<br />
Roland Tichy lobte es<br />
als „Startup-Perle Europas“. Im<br />
NKD<br />
Ex-Chef<br />
angeklagt<br />
Die Staatsanwaltschaft Hof<br />
hat Anklage gegen Michael<br />
Krause erhoben, den früheren<br />
Chef des Textildiscounters<br />
NKD. Das bestätigte das Landgericht<br />
Hof, das nun entscheiden<br />
muss, ob es die Anklage gegen<br />
den 37-Jährigen zulässt. Die<br />
Staatsanwaltschaft wirft Krause<br />
Untreue in Millionenhöhe vor.<br />
Er soll mit fingierten Beratungsaufträgen<br />
3,7 Millionen Euro<br />
über Hongkonger NKD-Töchter<br />
nach Zypern abgezweigt haben<br />
(WirtschaftsWoche 30/<strong>2013</strong>).<br />
Krauses Anwälte äußerten sich<br />
bis Redaktionsschluss nicht zu<br />
der Anklage.<br />
NKD war im Frühjahr dieses<br />
Jahres nur knapp an der Insolvenz<br />
vorbeigeschrammt und<br />
trennte sich kurz darauf von<br />
Krause. Seit Juli sitzt er in Untersuchungshaft.<br />
Laut Staatsanwaltschaft<br />
sind Ermittlungen<br />
gegen weitere Beschuldigte<br />
möglich. Den Argwohn der Kriminalisten<br />
weckt etwa ein Im-<br />
Unter<br />
Verdacht<br />
Krause soll<br />
Millionen<br />
veruntreut<br />
haben<br />
C Sponsoren Schwarz<br />
(Vontobel), Dümichen (KPMG)<br />
B Jury mit Siegern Nikolas Gabrysch,<br />
Christine Stimpel, Andrea<br />
Pfundmeier, Robert Freudenreich,<br />
Julia Derndinger, Roland Tichy<br />
Hamburger Freihafen sprachen<br />
mehr als 200 Gründer, Wissenschaftler<br />
und gestandene Unternehmer<br />
wie GFT-Technologies-Chef<br />
Ulrich Dietz über den<br />
Gründerstandort Deutschland.<br />
„Geprägt von Kreativität und<br />
Kaufmannsgeist“ warb Carsten<br />
Brosda von der Staatskanzlei<br />
Hamburg für die Gründerszene<br />
der Hansestadt, die die Konferenz<br />
als Sponsor ebenso unterstützte<br />
wie KPMG. „Wir stellen<br />
rote Fahnen auf, damit die<br />
Gründer nicht in vermeintliche<br />
Fettnäpfchen treten“, sagte<br />
KPMG-Partner Tim Dümichen.<br />
Und attraktiv für private Investoren<br />
werden. Denn die„lassen<br />
sich nicht von PR blenden und<br />
prüfen Businesspläne ganz genau“,<br />
sagte Volker Schwarz von<br />
der Privatbank Vontobel –<br />
ebenfalls ein Sponsor der Veranstaltung<br />
(siehe Seite 86).<br />
manfred.engeser@wiwo.de<br />
mobiliendeal, bei dem Krause<br />
sein Haus in Düsseldorf an einen<br />
ranghohen Manager eines<br />
NKD-Geschäftspartners verkauft<br />
hat. Den millionenschweren<br />
Kaufpreis hat die Staatsanwaltschaft<br />
gepfändet. Krauses<br />
Anwälte äußerten sich auch<br />
hierzu zunächst nicht.<br />
Möglicherweise hatte Krause<br />
gleich doppeltes Pech. In NKD-<br />
Unternehmenskreisen heißt es,<br />
dass Krause auch an dem nach<br />
Zypern geflossenen Geld nicht<br />
lange Freude gehabt haben soll.<br />
Während der Bankenkrise zog<br />
der Staat alle Guthaben oberhalb<br />
von 100 000 Euro ein. Die<br />
Staatsanwaltschaft hat ein<br />
Rechtshilfeersuchen an die Kollegen<br />
in Zypern gestellt, um herauszufinden,<br />
ob sich zu diesem<br />
Zeitpunkt tatsächlich noch<br />
NKD-Geld auf zyprischen Konten<br />
befand.<br />
florian.zerfass@wiwo.de I Frankfurt<br />
Schwere Vorwürfe gegen die<br />
BayernLB erhebt Tilo Berlin,<br />
Ex-Vorstand der österreichischen<br />
Bank Hypo Group<br />
Alpe Adria (HGAA). In einer<br />
sogenannten Sachverhaltsdarstellung<br />
für die Wiener Wirtschafts-<br />
und Korruptionsstaatsanwaltschaft<br />
beschuldigt<br />
er Michael Kemmer, ehemals<br />
Chef der BayernLB und heute<br />
Vorsitzender des Bundesverbandes<br />
deutscher Banken, sowie<br />
Stefan Ermisch, ebenfalls<br />
Ex-Vorstand der BayernLB,<br />
und den früheren bayrischen<br />
Finanzminister Georg Fahrenschon<br />
sowie „unbekannte Täter<br />
im Kreis der Bayerischen<br />
Landesbank“, die Republik Österreich<br />
„unter Druck gesetzt,<br />
getäuscht und betrogen“ zu<br />
haben. Das Schreiben liegt der<br />
WirtschaftsWoche vor. Die<br />
BayernLB gehört dem Freistaat<br />
Bayern und dem Sparkassenverband<br />
Bayern.<br />
Mithilfe falscher Darstellungen,<br />
so Berlins Vorwurf, habe<br />
die BayernLB <strong>vom</strong> österreichischen<br />
Staat „Partizipationskapital<br />
in Höhe von 900 Millionen<br />
Euro“ erhalten. Die<br />
BayernLB hatte die HGAA 2007<br />
Hals über Kopf übernommen,<br />
mit dem Ziel, das Geschäft in<br />
Südosteuropa auszuweiten.<br />
Als die HGAA nach Ausbruch<br />
der Finanzkrise in Turbulenzen<br />
geriet, gab die BayernLB<br />
sie „in einer Nacht-und-Nebel-<br />
Aktion“, wie Österreich jetzt behauptet,<br />
für einen symbolischen<br />
Euro zurück.<br />
Anschließend musste das<br />
Finanzhaus notverstaatlicht<br />
werden. Berlin behauptet, die<br />
BayernLB habe die Rückgabe<br />
der Bank an Österreich lange<br />
geplant und gegenüber Wien<br />
den wahren Zustand der HGAA<br />
verschwiegen. Die BayernLB<br />
weist die Vorwürfe zurück.<br />
matthias.kamp@wiwo.de | München<br />
FOTOS: CHRISTIAN MARTIN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE (2), IMAGO/BERND MÜLLER<br />
12 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
DORMERO<br />
Wöhrl plant<br />
Hotelkette<br />
Der Nürnberger Multiunternehmer<br />
Hans Rudolf Wöhrl<br />
will eine deutschlandweit aktive<br />
Hotelkette aufbauen. Erst in<br />
der vergangenen Woche hat der<br />
65-Jährige, der für seinen lukrativen<br />
An- und Verkauf von Fluglinien<br />
wie DBA und LTU bekannt<br />
ist, das Berliner Fünf-<br />
Sterne-Haus Brandenburger<br />
Hof übernommen. Umgesetzt<br />
haben den Deal Wöhrls Immobiliengruppe<br />
Tetris sowie die<br />
von ihm und seinem Sohn Marcus<br />
Wöhrl kontrollierte Hotelfirma<br />
Dormero Hotels & Resorts,<br />
Bis zu 20 Häuser in zehn Jahren<br />
Ex-LTU-Gesellschafter Wöhrl<br />
die bereits sieben Häuser in<br />
Städten wie Dresden, Frankfurt,<br />
Hannover und Stuttgart betreibt.<br />
„Wenn ich sehe, dass in vier<br />
Jahren acht Häuser ans Netz<br />
gingen, so sind 20 Häuser in<br />
maximal zehn Jahren keine<br />
Utopie“, sagt Wöhrl. „Wir hoffen<br />
bald in München, Hamburg,<br />
Düsseldorf, Köln und Leipzig<br />
fündig zu werden.“ Auch Städte<br />
mittlerer Größe hätten oft einen<br />
größeren Bedarf, als man ahne.<br />
Gäste lockt der Franke, indem<br />
Minibar, WLAN und Pay-TV<br />
nichts extra kosten. Wöhrl: „Solche<br />
Dinge stehen auf der Bad-<br />
List, die wir konsequent aus unserem<br />
Konzept verbannten.“<br />
ruediger.kiani-kress@wiwo.de<br />
<strong>11</strong>.<strong>11</strong>. Freihandelsabkommen Die Europäische Kommission<br />
und die US-Regierung starten am Montag die<br />
zweite Verhandlungsrunde über eine transatlantische<br />
Handels- und Investitionspartnerschaft. Die<br />
Gespräche dauern bis Freitag.<br />
EU-Haushalt Die Regierungen der EU-Staaten, die<br />
EU-Kommission und das Europäische Parlament<br />
suchen einen Kompromiss für den Haushalt des<br />
nächsten Jahres und für die mittelfristige Finanzplanung<br />
von 2014 bis 2020. Sie sieht bisher <strong>Ausgabe</strong>n<br />
von knapp einer Billion Euro vor.<br />
13.<strong>11</strong>. Filmförderung EU-Wettbewerbskommissar<br />
Joaquín Almunia will die staatlichen Hilfen für europäische<br />
Filme reformieren und erläutert am<br />
Mittwoch seinen Plan. Bisher<br />
stellen die EU-Staaten jedes Jahr<br />
rund drei Milliarden Euro für die<br />
Filmförderung bereit. In Deutschland<br />
prüft zudem das Bundesverfassungsgericht,<br />
ob die hier gewährte<br />
Unterstützung mit dem<br />
Grundgesetz vereinbar ist.<br />
14.<strong>11</strong>. SPD In Leipzig eröffnen die Sozialdemokraten am<br />
Donnerstag ihren Parteitag. Hauptthema dürften<br />
die Koalitionsgespräche mit der CDU/CSU sein.<br />
Außerdem will sich die SPD auf die Wahlen im<br />
nächsten Jahr vorbereiten: für die Landtage in<br />
Sachsen, Thüringen und Brandenburg und für das<br />
Europäische Parlament.<br />
Wulff-Prozess Vor dem Landgericht Hannover beginnt<br />
das Verfahren gegen Ex-Bundespräsident<br />
Christian Wulff. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm<br />
Vorteilsnahme vor.<br />
Konjunktur Die Bundesbank veröffentlicht ihren<br />
Finanzstabilitätsbericht, das Statistische Bundesamt<br />
das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das dritte<br />
Quartal und Eurostat das BIP für die EU.<br />
ERLEBNISGESCHENKE<br />
App für<br />
Abenteuer<br />
Mit einem Formel-1-Wagen<br />
über den Nürburgring rasen, im<br />
Tandem mit dem Fallschirm<br />
abspringen oder Schützenpanzer<br />
fahren – Jochen Schweizer<br />
erfüllt ausgefallene Wünsche.<br />
Das ist sein Geschäft. Im vergangenen<br />
Jahr erwirtschaftete<br />
er damit einen Umsatz von<br />
rund 50 Millionen Euro. Jetzt<br />
TOP-TERMINE VOM <strong>11</strong>.<strong>11</strong>. BIS 17.<strong>11</strong>.<br />
geht der ehemalige Stuntman<br />
einen Schritt weiter.<br />
Im nächsten Mai will er eine<br />
App vorstellen, über die jeder<br />
Erlebnisse in seiner Region<br />
auch kurzfristig buchen kann.<br />
„Wer am Nachmittag noch<br />
Blick für<br />
ausgefallene<br />
Wünsche<br />
Unternehmer<br />
Schweizer<br />
MICROSOFT<br />
Umzug nach<br />
Schwabing<br />
Aus Sicht der amerikanischen<br />
Kollegen lag Microsofts<br />
Deutschland-Zentrale schon<br />
immer in München. 2016 ist es<br />
tatsächlich so weit: Dann zieht<br />
der Softwareriese nach mehr als<br />
20 Jahren <strong>vom</strong> Vorort Unterschleißheim<br />
in die bayrische<br />
Hauptstadt. Nächstes Jahr beginne<br />
ein Investor mit den Bauarbeiten<br />
an der neuen Zentrale<br />
im Münchner Stadtteil Schwabing,<br />
heißt es aus dem Unternehmen.<br />
Die Entscheidung hat<br />
Microsofts Deutschland-Chef<br />
Christian Illek schon dem<br />
Unterschleißheimer Bürgermeister<br />
Christoph Böck mitgeteilt,<br />
der seinen größten Gewerbesteuerzahler<br />
verliert.<br />
Zwei Jahre lang hatte der<br />
Konzern verschiedene Optionen<br />
abgewogen – <strong>vom</strong> Umbau<br />
der bisherigen Zentrale bis zum<br />
Neubau in München. Wie viele<br />
der rund 1800 Beschäftigten<br />
künftig in Schwabing arbeiten,<br />
ist noch offen. Im August erst<br />
hatte Illek den deutschen Beschäftigten<br />
freigestellt, selbst zu<br />
entscheiden, wo sie künftig<br />
schuften möchten: zu Hause<br />
oder an einem der Standorte in<br />
Berlin, Köln und von 2016 an in<br />
München.<br />
thomas.kuhn@wiwo.de<br />
nichts vorhat, kann über diese<br />
App sehen, dass zum Beispiel<br />
zwei Querstraßen weiter noch<br />
ein Termin für eine wunderbare<br />
Thai-Massage frei ist“, erklärt<br />
der Unternehmer sein neues<br />
Konzept.<br />
Dazu müssen allerdings erst<br />
seine insgesamt 2500 Geschäftspartner<br />
ihre Angebote in ein<br />
gemeinsames System einpflegen.<br />
Binnen eines Jahres will<br />
Schweizer 80 Prozent der<br />
Partner überzeugt haben,<br />
genau das zu tun.<br />
rebecca.eisert@wiwo.de<br />
FOTOS: ACTION PRESS/HARTMUT MÜLLER-STAUFFENBERG, DDP IMAGES (2)<br />
14 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
CHEFSESSEL<br />
STARTUP<br />
LOUIS VUITTON<br />
Nicolas Ghesquière, 42,<br />
arbeitet jetzt als Kreativdirektor<br />
für die französische<br />
Luxusmarke. Er folgt<br />
auf Marc Jacobs, 50, der im<br />
Oktober seinen Abschied<br />
angekündigt hat und den<br />
Börsengang seiner eigenen<br />
Modemarke Marc Jacobs<br />
vorbereiten will. Seine<br />
erste Vuitton-Kollektion<br />
möchte Ghesquière schon<br />
im März präsentieren.<br />
16 Jahre arbeitete er für<br />
Balenciaga, im November<br />
vergangenen Jahres verließ<br />
er den Modehersteller.<br />
ACER<br />
Jim Wong, 55, leitet von Januar<br />
2014 an den angeschlagenen<br />
taiwanischen Computerbauer.<br />
Bisher war der<br />
Mathematiker als Corporate<br />
President verantwortlich für<br />
das operative Geschäft von<br />
Acer. Wong übernimmt den<br />
MAKLER<br />
Chefposten von J.T. Wang, 59,<br />
der am Dienstag nach der Vorlage<br />
schlechter Finanzzahlen<br />
seinen Rücktritt erklärt hat. Die<br />
Nummer vier im schrumpfenden<br />
PC-Markt leidet unter dem<br />
Boom der Tablets.<br />
COMMERZBANK<br />
Jochen Klösges, 49, bisher als<br />
Commerzbank-Vorstand für die<br />
interne Abbaubank verantwortlich,<br />
wechselt zur Hamburger<br />
Reedereigruppe E.R. Capital<br />
Holding. In ihr hat der Unternehmer<br />
Erck Rickmers seine<br />
Firmen zusammengefasst.<br />
Mit Seefahrt kennt Klösges sich<br />
aus, denn er musste bei der<br />
Commerzbank notleidende<br />
Schiffsfinanzierungen abwickeln.<br />
Auch Ulrich Sieber, 47,<br />
muss den Vorstand der Commerzbank<br />
verlassen, da sie das<br />
Gremium verkleinern will. Mit<br />
ihm konnte sie sich nicht<br />
gütlich einigen. Er will die Bank<br />
verklagen. Sein Vertrag wäre<br />
erst 2017 ausgelaufen.<br />
AIR BERLIN<br />
Paul Gregorowitsch, 57, Verkaufsvorstand<br />
der Fluglinie,<br />
geht zum 1. Dezember und<br />
nimmt im März einen noch<br />
nicht genannten Job in seiner<br />
niederländischen Heimat an.<br />
Überraschend daran: Obwohl<br />
der Abgang seit Monaten erwartet<br />
wurde, hat Air Berlin bisher<br />
noch keinen Nachfolger nominiert.<br />
12000<br />
Maklerfirmen vermitteln in Deutschland Wohnimmobilien. 35 bis<br />
45 Prozent der Vermietungen laufen über Makler und 50 bis 60<br />
Prozent der Verkäufe. Branchenführer ist die Sparkassen-<br />
Finanzgruppe, die in dem Bereich 2012 netto 367 Millionen Euro<br />
umsetzte, gefolgt von Engel & Völkers mit 97 Millionen Euro.<br />
SOMMELIER PRIVÉ<br />
Wein online verkosten<br />
Fakten zum Start<br />
Finanzierung zunächst eigene<br />
Mittel, mehr als 100000 Euro<br />
von Business Angels und über<br />
Crowdinvesting 200000 Euro<br />
Umsatz in diesem Jahr 250000<br />
Euro, für 2014 sind 2,5 Millionen<br />
Euro geplant<br />
„Was Arno früher am Tisch gemacht hat, machen wir jetzt online“,<br />
sagt Marc Clemens, der Gründer des Internet-Unternehmens<br />
Sommelier Privé. Arno Steguweit hat die Gäste des Berliner<br />
Adlon-Hotels bei der Auswahl der Weine beraten. Die Idee, daraus<br />
ein Geschäftsmodell zu entwickeln, kam den beiden, als sie sich<br />
auf einer privaten Feier kennenlernten. Clemens hatte damals<br />
Betriebswirtschaftslehre in St. Gallen und in Paris studiert.<br />
Im vergangenen Jahr bauten sie den Online-Weinhandel auf, allen<br />
voran Philipp Nagels, Clemens, Grazia Ravelli und Paul<br />
Stubert (von links) und natürlich Steguweit. Der frühere Chefsommelier<br />
des Adlon hat eigens einen Fragebogen ausgearbeitet,<br />
mit dem er herausfinden will, welchem Kunden er welchen Wein<br />
empfehlen kann.<br />
Rund 15 bis 16 Euro kostet eine Flasche im Schnitt, 150 bis 200<br />
Sorten bietet der Berliner Online-Weinhandel an – ausgewählt<br />
von Steguweit und Hendrik Thoma, Gastsommelier des Startups.<br />
Im nächsten Frühjahr wollen die Jungunternehmer in großen<br />
Städten wie Berlin, Hamburg oder München sogar stationäre<br />
Läden eröffnen, sogenannte<br />
Pop-up-Stores,<br />
die nur wenige Wochen<br />
oder Monate existieren.<br />
Zudem strebt Sommelier<br />
Privé im nächsten Jahr<br />
die schwarze Null an –<br />
bei einem Umsatz von<br />
2,5 Millionen Euro.<br />
nele.hansen@wiwo.de<br />
FOTOS: PICTURE PRESS/CAMERA PRESS, GÖTZ SCHLESER, CARO FOTOAGENTUR/ROBERT SEEBERG<br />
16 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Menschen der Wirtschaft | Chefbüro<br />
F. Scott Woods<br />
Deutschland-Chef von Facebook<br />
Die virtuelle Welt von Facebook<br />
spiegelt sich im Büro von F.<br />
Scott Woods, 44, wider. Überall<br />
Poster, Plakate, Sticker und<br />
Haftnotizen, selbst die Deckenpfeiler<br />
sind mit Fotos und<br />
handgeschriebenen Merkzetteln<br />
tapeziert – mal gerade ausgerichtet,<br />
mal etwas schief. Und<br />
selbstverständlich arbeitet der<br />
Deutschland-Chef des sozialen<br />
Netzwerks in einem Großraumbüro,<br />
auf 500 Quadratmetern in<br />
der Hamburg Innenstadt.<br />
Woods mag die Atmosphäre<br />
aus kollektiver Betriebsamkeit<br />
und kollegialem Small Talk. Stilmöbel<br />
und Kunstwerke fehlen.<br />
Auf einigen Schreibtischen liegen<br />
Postkarten mit Leitmotiven<br />
wie „Fail Harder“ („Auch wenn<br />
du scheiterst, lerne daraus, und<br />
du kannst Erfolg haben.“). Sie<br />
stehen für die Kultur des amerikanischen<br />
Internet-Unternehmens,<br />
das im Mai vergangenen<br />
Jahres an die Börse ging und<br />
den Umsatz 2012 um 37 Prozent<br />
auf 5,2 Milliarden Dollar erhöhte.<br />
Rund 1,2 Milliarden Menschen<br />
weltweit nutzen Facebook,<br />
allein in Deutschland<br />
sind es 25 Millionen. Woods<br />
stammt aus der Stadt Lavallette<br />
im US-Bundesstaat New Jersey,<br />
wuchs in Deutschland auf und<br />
studierte an der amerikanischen<br />
Colgate University Germanistik.<br />
Seit Februar 2010 ist<br />
er für Facebook-Gründer Mark<br />
Zuckerberg der „Mann vor Ort“.<br />
Zusammen mit 25 Mitarbeitern<br />
berät Woods Agenturen und<br />
Unternehmen bei ihren Werbeauftritten<br />
auf Facebook. Das<br />
Rüstzeug dazu erwarb er sich<br />
zuvor beim Suchportal Google,<br />
beim Internet-Radio LastFM<br />
sowie bei den Medienkonzernen<br />
Gruner+Jahr und Axel<br />
Springer. Sein Arbeitsplatz im<br />
Großraumbüro unterscheidet<br />
sich kaum von denen seiner<br />
Kollegen: Computer, Laptop,<br />
iPhone. An einer Säule kleben<br />
Fotos von Events: Woods mit<br />
schwedischen Kollegen auf<br />
einer Weihnachtsfeier und<br />
Woods mit TV-Moderator Kai<br />
Pflaume. An der Wand hängt<br />
ein Trikot des Hamburger<br />
Sportvereins. „Der HSV ist mein<br />
Verein“, sagt Woods. Das Trikot<br />
trägt die Nummer 10 – und<br />
natürlich den Namen Woods.<br />
ulrich.groothuis@wiwo.de<br />
FOTO: ARNE WEYCHARDT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
18 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Geschmeidige Generation<br />
KOALITION | Union und SPD wollen viel verteilen in den nächsten vier Jahren.<br />
Gerecht ist das nicht. Vor allem Junge schneiden schlecht ab. Die wenigen Vertreter<br />
ihres Alters passen sich in den Verhandlungen eher an, als aufzumucken.<br />
Um bei den Jungen zu landen,<br />
muss die Geschichte bei den<br />
Alten beginnen. Bei Heinz<br />
Riesenhuber zum Beispiel.<br />
Als Alterspräsident eröffnete<br />
der 77-jährige CDU-Senior jüngst die Sitzungszeit<br />
des 18. Bundestags. Im Plenum<br />
sprach er auch zur Abgeordneten Dorothee<br />
Bär, 35, die grade noch zur CSU-Jugendtruppe<br />
Junge Union gehört. Bärs<br />
Oma, gleicher Jahrgang wie Riesenhuber,<br />
kümmert sich an Sitzungstagen öfter um<br />
die drei Kinder der Enkelin in Franken.<br />
Die Alten helfen den Jungen. In der Politik<br />
sind die Junioren aber auch oft von Senioren<br />
umzingelt. „Die Älteren sind halt<br />
häufiger politisch aktiv“, sagt Bär. „Jüngere<br />
gehen auch seltener zur Wahl.“<br />
Im Bundestag liegt das Durchschnittsalter<br />
der Abgeordneten bei etwa 50 Jahren.<br />
Bei den Wählern dominieren die Alten: Ein<br />
Drittel ist älter als 60, nur gut ein Viertel<br />
jünger als 40 Jahre alt. In den Parteien sieht<br />
es ähnlich aus: Das durchschnittliche SPD-<br />
Mitglied bringt es auf 59 Jahre, bei CDU<br />
und CSU sind es 57 und 60 Jahre.<br />
KEIN KONFLIKT WEIT UND BREIT<br />
Das macht die jüngeren Ehrgeizigen wie<br />
Bär zwar sichtbar – zumal die CSU-Frau<br />
gerne in Pink oder Lila daherkommt. Doch<br />
die Älteren haben mehr Gewicht. Die Aufstrebenden<br />
legen es zudem nicht auf Konflikte<br />
an. Sie nennen es Vorsicht, andere<br />
würden es womöglich Feigheit nennen.<br />
Die Unterhändler der Möchtegernkoalition<br />
aus Schwarzen und Roten wünschen<br />
sich zudem verwertbare Erfolge bis zur<br />
Wahl in vier Jahren. Doch Mütterrente oder<br />
Rente mit 63, ungedeckte Versprechen bei<br />
der Pflege und das Eingeständnis, die bereits<br />
angehäuften mehr als zwei Billionen<br />
Euro deutscher Staatsschuld doch nicht<br />
abzubauen, sprechen für wenig Weitblick.<br />
Die Folgelasten fallen erst in zehn Jahren<br />
an – oder eine Generation später.<br />
Jüngere wie Bär, der CDU-Wirtschaftspolitiker<br />
Carsten Linnemann, 36, oder die<br />
Last für die Jüngeren<br />
Staatsverschuldung in Deutschland<br />
(inMilliarden Euro)<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
1950 60 70 80 90 2000 10<br />
Quelle:Destatis<br />
SPD-Abgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler,<br />
38, müssten „Hier“ und „Stopp“<br />
schreien in den Koalitionsrunden, in denen<br />
es viel ums Verteilen und wenig ums<br />
Aufsparen geht.<br />
Wer viel verteilt, lässt weniger Geld und<br />
Chancen für Jüngere. Doch Generationengerechtigkeit<br />
ist kein Thema. Zu bequem<br />
scheint die wirtschaftliche Lage, zu angepasst<br />
wirken die nicht mehr ganz Jungen, die<br />
es schon fast an die Macht geschafft haben.<br />
Die Dreißiger aus Union und SPD geben<br />
sich pragmatisch und wirken oft beliebig.<br />
Der Tübinger Juniorprofessor Jörg Tremmel<br />
hält die Durchschlagskraft der Jüngeren<br />
für zu gering. Der Befund des Politologen:<br />
„Deutschland ist schon eine Gerontokratie.<br />
Die Jüngeren können sich nicht durchsetzen,<br />
und die Interessen kommender Generationen<br />
werden nicht berücksichtigt.“<br />
Tremmel definiert: „Generationengerecht<br />
wäre, Schulden abzubauen und Investitionen<br />
festzuschreiben.“ Stattdessen sei der<br />
Abbau der Staatsschulden verschoben. In<br />
der Sozial- wie in der Umweltpolitik hinterließen<br />
die Älteren mehr Lasten als Chancen.<br />
PRAGMATISCH STATT BELIEBIG<br />
2002, als Bätzing-Lichtenthäler und Bär<br />
mit so vielen anderen Youngstern wie noch<br />
nie in den Bundestag einzogen, klang vieles<br />
kämpferischer. Bundeskanzler Gerhard<br />
Schröder (SPD) nahm Anlauf zur Agenda<br />
2010, die gefühlte Krise schürte Unruhe<br />
und begünstigte Veränderungen. Damals<br />
sprachen viele von der demografischen<br />
Zeitbombe, wenn immer weniger Junge<br />
den Lebensstandard auch der Älteren sichern<br />
sollen. Davon spricht derzeit in der<br />
Politik keiner, obwohl viele Probleme<br />
durch jahrelanges Aufschieben umso<br />
drängender geworden sind.<br />
Vor zehn Jahren setzte sich Dorothee Bär<br />
noch dafür ein, die Forderung nach Generationengerechtigkeit<br />
in die Verfassung<br />
aufzunehmen. Daraus wurde nichts. „Bei<br />
Grundgesetzänderungen bin ich grundsätzlich<br />
eher skeptisch“, sagt sie heute<br />
nüchtern. „Das ist oft Symbolpolitik.“ Allein<br />
wenn es um eigenständige Rechte für Kinder<br />
gehe, kämpfe sie dafür weiter.<br />
Aus Nachwuchshoffnung Bär ist nach elf<br />
Jahren Bundestag ein abgebrühter Profi<br />
»<br />
FOTO: PAUL BLAU FOTOGRAFIE<br />
22 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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über 40 Jahre<br />
Aus Überzahl...<br />
Deutsche Wähler<br />
nach Altersgruppen*<br />
70,7 % 29,3 %<br />
61,8<br />
Mio.<br />
unter 40 Jahre<br />
...wird Übermacht<br />
AbgeordneteimDeutschen<br />
Bundestag nach Altersgruppen*<br />
über 40 Jahre<br />
82,1 %<br />
631<br />
bis 40 Jahre<br />
17,9 %<br />
30<br />
Prozent<br />
*QUELLE: BUNDESWAHLLEITER, EIGENE BERECHNUNG<br />
Dorothee Bär, 35, CSU<br />
Bär kommt aus Franken, ist Vize-Generalsekretärin<br />
der CSU, Familienpolitikerin,<br />
Fan neuer Medien und zog 2002 in den<br />
Bundestag ein. Über den Nachrichtendienst<br />
Twitter erreicht die Abgeordnete<br />
knapp 17 000 Follower. Sie ist für das Betreuungsgeld<br />
und für die Frauenquote in<br />
Unternehmen. Die Politologin gilt als Anwärterin<br />
auf ein Regierungsamt, etwa als<br />
Parlamentarische Staatssekretärin.<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»<br />
geworden. „Zu Beginn war es für mich<br />
erschreckend, wie lange Abstimmungsprozesse<br />
dauern.“<br />
Auch die Hoffnung auf Posten und Pöstchen<br />
besänftigt. So suchen die U40er ihr<br />
Heil darin, diplomatische Forderungen<br />
einzuschleusen, die Jüngeren zwar helfen<br />
sollen, aber Ältere nicht vergrätzen. Bär<br />
praktiziert diese Kunst in zwei Verhandlungs-AGs<br />
von Schwarz-Rot – eine für Familie<br />
und Gleichstellung, die andere mit<br />
digitaler Agenda – und in großer Runde mit<br />
80,7 Prozent<br />
der CDU/CSU-MdBs sind<br />
älter als 40 Jahre<br />
den Parteichefs Angela Merkel, Horst Seehofer<br />
und Sigmar Gabriel.<br />
Zum Beispiel Netzpolitik. Die inoffizielle<br />
Twitter-Queen im Bundestag betont, dass<br />
ein digital voll erschlossenes Deutschland<br />
vor allem Jungen helfe. Also Breitband in<br />
jeden fränkischen Winkel und Medienbildung<br />
an allen Schulen. Das mache das Arbeiten<br />
flexibler und locke Unternehmen,<br />
es helfe gar gegen die Verödung ganzer<br />
Landstriche. Das digitalisierte Dorf sei die<br />
Lösung, ist sie sehr optimistisch: „Wir müssen<br />
dafür sorgen, dass das flache Land attraktiv<br />
bleibt, dass Junge bleiben oder zurückkehren<br />
und eine Familie gründen.“<br />
GUT FÜR ALTE UND FÜR JUNGE<br />
Ein großes Rad will Bär drehen: „Mein Ziel<br />
wäre es, Deutschland in zehn Jahren komplett<br />
barrierefrei zu gestalten.“ Keine unüberwindbaren<br />
Bordsteine oder Treppen<br />
mehr und leicht nutzbare Internet-Seiten<br />
für Menschen mit einer Behinderung. „Das<br />
hilft Alten und Jungen“, argumentiert sie.<br />
Aber so richtig traut sie sich nicht, ihre Forderung<br />
durchzuboxen. Vieles müssten die<br />
Kommunen bezahlen – also fällt der Erfolg<br />
wohl wegen Geldmangels aus.<br />
Herzensthema der CSU-Frau ist aber die<br />
Familienpolitik. „Es geht ja darum, wie wir<br />
zusammenleben und wie unser Land in 20,<br />
30 Jahren aussieht.“ Für den Bereich war sie<br />
vorige Wahlperiode Sprecherin der Fraktion,<br />
hier könnte ein Regierungsamt winken.<br />
Familie als Generationenthema, bei dem<br />
weder Alte noch Junge vergrätzt werden.<br />
Doch im Detail geht es eben doch wieder<br />
um Geld – Kindergeld etwa – das ja nach<br />
dem Nein zu Steuererhöhungen angeblich<br />
nicht da ist. „Kinderarmut steht ganz oben<br />
auf der Agenda“, beharrt Bär, während die<br />
meisten Koalitionäre über die noch wenig<br />
verbreitete Altersarmut sprechen. Auch<br />
am Betreuungsgeld will sie eisern festhalten.<br />
„Familienpolitik ist eine Investition,<br />
unser Rohstoff ist der Geist in Deutschland.<br />
Wir dürfen kein Kind zurücklassen<br />
und gerne mehr Kinder haben“, argumentiert<br />
sie. „Das ist dann auch gut fürs Säckel<br />
von Herrn Schäuble.“<br />
Geschickte Sätze – Familienpolitik ist also<br />
Finanzpolitik. Gelernt hat Bär auch bei<br />
Horst Seehofer, der sie zur Vizegeneralin der<br />
eher männerlastigen CSU bestimmte. Geht<br />
es um Mentoren, fällt Bär aber ihr Vater ein,<br />
einst Bürgermeister im heimischen Ebelsbach.<br />
Nützlich waren ihr sicher auch Netzwerke,<br />
in denen sich die Getreuen gegenseitig<br />
die Steigbügel halten. In der Union gelten<br />
die Nachwuchsleute dabei als weniger aufmüpfig<br />
als die bei der SPD, dafür aber als<br />
recht effektiv beim Aufstieg. Bär gehört zur<br />
verschwiegenen Seilschaft „Zugspitzgruppe“<br />
der CSU, bestehend aus Leuten, die<br />
2002 ins Parlament kamen. Karl-Theodor zu<br />
Guttenberg stieg am schnellsten auf und<br />
Sabine Bätzing-Lichtenthäler, SPD<br />
Die 38-Jährige stammt aus dem rheinland-pfälzischen<br />
Altenkirchen, überwiegend<br />
katholisch und tiefschwarz. Sie<br />
selbst nennt sich das „rote Schaf“ der<br />
Familie. Wegen der Tschernobyl-Katastrophe<br />
trat sie den Jusos bei, Grüne gab<br />
es in der Heimat nicht. Ihr Vater ist Maler,<br />
die Mutter Krankenschwester, sie<br />
selbst ging zur Fachhochschule und wurde<br />
Beamte. Wer dachte, die junge Abgeordnete<br />
würde als Drogenbeauftragte<br />
scheitern, sah sich getäuscht. Zuletzt<br />
saß Bätzing-Lichtenthäler im Finanzausschuss.<br />
Finanzfragen verhandelt sie nun<br />
auch in der Koalitionsarbeitsgruppe.<br />
stürzte ab, CSU-General Alexander Dobrindt<br />
erhofft sich nun ein Ministeramt.<br />
Im gleichen Jahr gestartet wie Bär und<br />
ebenso nüchtern geworden ist Sabine Bätzing-Lichtenthäler.<br />
Die SPD-Abgeordnete<br />
sprach vor exakt zehn Jahren noch von einer<br />
„Schlaraffenland-Mentalität“, die „am<br />
Ende“ sei. Sie warnte vor Politik, die immer<br />
so täte, als müsse sich nichts ändern, damit<br />
alles schön bleiben kann, wie es ist.<br />
Damals war Bätzing-Lichtenthäler mit<br />
28 die Vorzeigejugendliche der SPD und<br />
erst ein knappes Jahr im Bundestag. Sie<br />
FOTO: PAUL BLAU FOTOGRAFIE<br />
24 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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war schon Teil jener Politik, die sie kritisierte,<br />
aber es fühlte sich noch so an, als stünde<br />
sie draußen.<br />
Drei Legislaturperioden Erfahrung später<br />
darf man sich die Rheinland-Pfälzerin immer<br />
noch als fröhlichen Menschen vorstellen.<br />
Dass Jugend im Leben als Bundestagsabgeordnete<br />
alleine noch keine Kompetenz<br />
ist, hat sie längst gelernt. Auch, dass es ein<br />
Leichtes ist, Politik zu kritisieren; sehr viel<br />
schwieriger aber, gute Argumente durchzusetzen.<br />
86,5 Prozent<br />
der SPD-Abgeordneten<br />
sind älter als 40 Jahre<br />
„Ich bin“, sagt sie, „realistischer geworden.“<br />
In der großen Koalition 2005 bis 2009<br />
wurde Bätzing-Lichtenthäler Drogenbeauftragte<br />
der Bundesregierung und legte<br />
sich öffentlich mit der Alkohol- und Tabaklobby<br />
an. Sie wurde attackiert und als<br />
Spaßbremse verunglimpft. Sie verlor so<br />
manchen Kampf gegen die Industrie. Aber<br />
sie hatte geschafft, dass man sich über sie<br />
aufregte. Ignorieren ging nicht mehr.<br />
Schlaraffenland – die 38-Jährige, die wie<br />
Bär mit am Koalitionsvertrag feilt, findet,<br />
dass sie nichts zurücknehmen muss. „Dass<br />
es uns in Deutschland gut geht, heißt nicht,<br />
dass wir uns zurücklehnen können“, wiederholt<br />
sie ein Argument der Jungen von<br />
einst, die auf Einfluss pochten. Sie will<br />
noch immer für Generationengerechtigkeit<br />
streiten. „Wir dürfen Lasten nicht permanent<br />
den Jüngeren zuschieben.“<br />
Was sie nicht sagt: Mit dieser Einstellung<br />
steht sie quer zu vielen Anliegen ihrer Partei.<br />
Die SPD versprach im Wahlkampf das<br />
Ende vermeintlicher Zumutungen, mehr<br />
Schutz, mehr Geld. Ein Wahlprogramm<br />
mit der Überschrift „Sorge Dich nicht“. Jetzt<br />
kommt der Test. Für die SPD, die Union<br />
und vor allem für die gereifte Bätzing-Lichtenthäler.<br />
Wie viel Widerspruch will sie sich<br />
leisten? Wie viel kann sie durchsetzen?<br />
Bei der Rente wird es besonders<br />
deutlich. Die Wunschlisten<br />
von Schwarz-Rot sind lang,<br />
und hinter den Posten türmen<br />
sich Milliarden. Höhere Mütterrente:<br />
6,5 Milliarden Euro<br />
jährlich. Mindestrenten für<br />
MEHR ZUM THEMA<br />
Wie junge Menschen<br />
optimal fürs Alter vorsorgen<br />
können, lesen<br />
Sie auf Seite 96<br />
Geringverdiener: mehrere Milliarden je<br />
nach Ausgestaltung. Abschlagsfreie Rente<br />
mit 63 für langjährige Beitragszahler: fünf<br />
Milliarden Euro. Wenn alles Wirklichkeit<br />
wird und aus den nur scheinbar üppigen<br />
Rücklagen der Rentenversicherung bezahlt<br />
würde – das Geld für schlechte Zeiten<br />
wäre schnell weg.<br />
„Ich glaube nicht, dass die gegebenen finanziellen<br />
Möglichkeiten ausreichen werden,<br />
wenn wir alle Wünsche der großen<br />
Koalition erfüllen wollen“, sagt sie. Das<br />
wird die Gretchenfrage der Koalition: Kann<br />
sie sich doch beschränken?<br />
Noch schwerer wiegt, dass der Rente mit<br />
67 die Abwicklung droht, dem Großprojekt,<br />
das die Alterssicherung der nächsten<br />
Generation bezahlbar halten soll. Die SPD<br />
plant eine wieder früher einsetzende Rente.<br />
„Wir werden an einer längeren Lebensarbeitszeit<br />
nicht vorbeikommen“, sagt die<br />
Verwaltungswirtin. Aber sie ahnt, dass sie<br />
das einem Dachdecker und einer Pflegerin<br />
kaum vermitteln kann. Ihrer Partei erst<br />
recht nicht.<br />
Fachleuten schwant deshalb Böses. „Die<br />
Rente mit 63 wäre weltfremd. Als wäre der<br />
demografische Wandel einfach in Vergessenheit<br />
geraten“, warnt der Rentenexperte<br />
Axel Börsch-Supan <strong>vom</strong> Münchner Max-<br />
Planck-Institut für Sozialpolitik. „Wir können<br />
nicht wieder neue Anreize zur Frühverrentung<br />
einführen.“<br />
NICHT AUF EINER LINIE<br />
Ähnlich argumentiert Carsten Linnemann.<br />
Der 36-jährige Wirtschaftspolitiker verhandelt<br />
für die Koalition über Arbeit und Soziales.<br />
Er ist nicht der Typ, der die Kamerascheinwerfer<br />
sucht. Doch könnte ihm seine<br />
neue Aufgabe Aufmerksamkeit bringen:<br />
Linnemann hat vor Kurzem den Vorsitz der<br />
Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />
(MIT) der Union übernommen. Mit dem<br />
Ausscheiden der FDP bekommt der CDU-<br />
Wirtschaftsflügel mehr Aufmerksamkeit.<br />
Und Linnemann – junges Gesicht, schmale<br />
Statur, Krawatte und Anzug – muss beweisen,<br />
dass er als Stimme der wirtschaftlichen<br />
Vernunft taugt.<br />
Das Interesse der Wirtschaft und das der<br />
Jungen stimmen für Linnemann häufig<br />
überein: Was jetzt nicht verfrühstückt wird,<br />
bleibt für Investitionen und die<br />
Zukunft. In den Koalitionsverhandlungen<br />
sitzt der 36-Jährige<br />
in einer Reihe mit Arbeitsministerin<br />
Ursula von der Leyen<br />
(CDU). Nur sind die beiden<br />
inhaltlich nicht auf einer Li-<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 25<br />
»<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
nen Streit über generöse Rentenerhöhungen<br />
(wie Parteikollege Jens Spahn) oder<br />
künstliche Hüften für Senioren (wie JU-<br />
Chef Philipp Mißfelder) <strong>vom</strong> Zaun bräche.<br />
Konflikte versucht er in der Fraktion auszutragen.<br />
„Der Schlüssel, um hier ernst genommen<br />
zu werden, ist Sachkenntnis“, sagt<br />
Linnemann etwas umständlich. Er ist promovierter<br />
Volkswirt, und er war Assistent<br />
des verstorbenen Chefökonomen der<br />
Deutschen Bank, Norbert Walter. „Er hat<br />
sich eigentlich nie dran gestört, was sein<br />
69,9 Prozent<br />
der grünen Abgeordneten<br />
sind älter als 40 Jahre<br />
»<br />
nie: Von der Leyen ist Verfechterin der<br />
Frauenquote und der Lebensleistungsrente,<br />
durch die sie die Rente von Geringverdienern<br />
erhöhen will. Linnemann lehnt<br />
beides ab.<br />
„Eine Aufstockung der Rente für Geringverdiener<br />
würde das ganze Leistungsprinzip<br />
des Rentensystems infrage stellen“, sagt<br />
er. „Das wäre ein gefährlicher Systembruch.“<br />
Und teuer: Die Einführung der Lebensleistungsrente<br />
könnte die Rentenkassen<br />
bis 2030 mit rund zehn Milliarden Euro<br />
belasten. „Das wird mittelfristig zu Beitragssteigerungen<br />
führen, zulasten der jungen<br />
Generation“, kritisiert er.<br />
DEN JUNGEN ANS PORTEMONNAIE<br />
In der Runde gibt es deshalb Planspiele,<br />
den Beitragssatz gesetzlich einzufrieren.<br />
Zurzeit sind die Kassen voll, laut Gesetz<br />
müssen die Beiträge gesenkt werden, sobald<br />
die Finanzreserve das Eineinhalbfache<br />
der monatlichen Auszahlungen übersteigt.<br />
Bis zum Jahresende aber dürfte die<br />
Rücklage sogar 1,75 Monatsausgaben betragen.<br />
Greift die Koalition jetzt in die Kasse,<br />
zieht sie damit den Nachkommenden<br />
das Geld aus dem Portemonnaie. „In einer<br />
Carsten Linnemann, 36, CDU<br />
Der Paderborner wurde erst vor Kurzem<br />
zum neuen Vorsitzenden der Mittelstands-<br />
und Wirtschaftsvereinigung (MIT)<br />
der Union gewählt. Linnemann stammt<br />
aus einer Mittelständler-Familie, seine Eltern<br />
führen eine Buchhandlung. Als MIT-<br />
Chef ist der promovierte Volkswirt eine<br />
wichtige Kraft innerhalb des Wirtschaftsflügels<br />
der Union, der die vergangenen<br />
Jahre allerdings an Einfluss verloren hat.<br />
In den Koalitionsverhandlungen sitzt Linnemann<br />
in der Arbeitsgruppe Arbeit und<br />
Soziales – und kämpft gegen die von<br />
Ministerin von der Leyen befürwortete<br />
Lebensleistungsrente.<br />
großen Koalition muss man freilich immer<br />
Kompromisse finden. Aber die dürfen<br />
nicht so ausfallen, dass jüngere Generationen<br />
das Nachsehen haben“, sagt er.<br />
Doch es ist fraglich, ob sein Einwand Gehör<br />
findet. Der Einfluss der Arbeitsgruppen<br />
ist begrenzt, am Ende entscheidet die große<br />
Runde übers Geld. Und der typische<br />
Aufrührer ist der 36-jährige Paderborner<br />
sicher nicht. Damit würde man in Berlin<br />
auch nicht viel erreichen, verteidigt sich<br />
Linnemann. Unwahrscheinlich, dass er ei-<br />
Chef Josef Ackermann ihm gesagt hat“, erzählt<br />
er. „Das hat mich schon beeindruckt.“<br />
Auch Linnemann stellt sich gegen die,<br />
die in der Hierarchie über ihm stehen. Er<br />
ist zu liberal, zu sehr von der Ordnungspolitik<br />
geprägt, als dass er stets auf Parteilinie<br />
fahren könnte. Wenn man sich querstellt,<br />
müsse man schon dahinterstehen, sagt er.<br />
„Man muss es gut begründen können und<br />
bestens informiert sein.“ Als einer von 15<br />
schwarz-gelben Abgeordneten votierte<br />
Linnemann gegen den Euro-Rettungsschirm.<br />
Kanzleramtschef Ronald Pofalla<br />
bot ihm deswegen Nachhilfe an. Die<br />
Jungen Unternehmer hingegen verliehen<br />
ihm deshalb und wegen seiner Rentenkritik<br />
den „Preis für Generationengerechtigkeit“.<br />
Sie sehen in ihm eine Stimme für die<br />
Jungen.<br />
Eine Stimme, der bisher vielleicht das<br />
Mikrofon fehlte – und der Rückhalt? Doch<br />
das Netzwerk Linnemanns dürfte sich weiten.<br />
Der Vorsitz bei den Unions-Mittelständlern<br />
öffnet Türen, auf einmal steht er<br />
in Terminkalendern von Merkel und Bundesfinanzminister<br />
Wolfgang Schäuble.<br />
Schäuble allerdings ließ noch im Wahlkampf<br />
durchblicken, er denke nicht, dass<br />
in der Politik zu wenig für die Interessen<br />
des Nachwuchses getan werde. „Es gibt seit<br />
Langem einen Trend in der Politik und anderswo<br />
hin zu Verjüngung.“ Es fehlten ältere<br />
Abgeordnete auch jenseits der Rentengrenze.<br />
Besonders glücklich klang der<br />
71-jährige Minister nicht.<br />
n<br />
cordula.tutt@wiwo.de | Berlin,<br />
jacqueline goebel, max haerder<br />
FOTO: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
26 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Neues Deutschland<br />
ZUWANDERUNG | Die meisten Hürden für Arbeitsmigranten sind gefallen, aber der<br />
Arbeitsmarkt verlangt noch deutlich mehr internationale Mobilität.<br />
ABGEBLOCKT:<br />
FLÜCHTLINGE<br />
Wer vor Armut flieht,<br />
hat in Deutschland<br />
kaum eine Chance. Die<br />
Politik fürchtet die<br />
Zuwanderung ins Sozialsystem,<br />
bietet aber<br />
kaum andere Lösungen<br />
ANGELOCKT:<br />
FACHKRAFT<br />
Als Krankenschwester<br />
hatte Bulgarin Snezha<br />
R. keine Probleme,<br />
einen Job zu finden.<br />
Deutschland braucht<br />
dringend qualifizierte<br />
Arbeitskräfte aus dem<br />
Ausland<br />
Wenn in Düsseldorfer Straßenbahnen<br />
zur Hauptverkehrszeit<br />
ein Sitzplatz frei<br />
ist, sitzt auf dem Platz daneben<br />
schon mal ein<br />
schwarzer Mann, den viele Leute offenbar<br />
nicht zum Nachbarn haben wollen. Zum<br />
Beispiel Herr Ahmad Ibrahim, graues,<br />
streng gescheiteltes Haar, gekleidet wie aus<br />
dem Ein-Euro-Shop, vor sich zwei Plastiktüten<br />
<strong>vom</strong> Discounter, ein Gesicht, das nur<br />
noch aus Falten zu bestehen scheint. Wer<br />
sich dann doch neben ihn setzt und ihn anspricht,<br />
erfährt schnell, dass Ibrahim seit<br />
23 Jahren in Deutschland lebt. 20 Jahre davon<br />
hat er in großen Hotels gearbeitet,<br />
„Mädchen für alles“, er lacht selber über<br />
den seltsamen Ausdruck, „nie Sozialhilfe“.<br />
Aus Somalia waren seine Frau und er damals<br />
gekommen, als Asyl noch nicht so ein<br />
Problem war. „Jetzt Rente, aber meine Frau<br />
noch arbeitet: Putzstelle.“ Das schwierige<br />
Wort kommt nur mit Mühe über die Lippen<br />
des Migranten, und noch viel schwerer fällt<br />
es ihm, von seinen Gefühlen angesichts der<br />
Fernsehbilder seiner unglücklichen Landsleute<br />
auf Lampedusa zu sprechen. Wa-<br />
»<br />
FOTOS: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, DAVIDS/PRITZKULEIT<br />
28 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Bewegungsfreiheit<br />
Arbeiten<br />
Sprache<br />
In Deutschland gilt die Residenzpflicht.<br />
Je nach Bundesland dürfen sich<br />
Asylbewerber nur innerhalb der Landesoder<br />
Kreisgrenzen bewegen. Für Kirchenoder<br />
Familienbesuche außerhalb dieser<br />
Grenze müssen sie um Erlaubnis fragen.<br />
Problem<br />
Während des Asylverfahrens sollten die<br />
Asylbewerber schnell erreichbar sein.<br />
Hebt man die Residenzpflicht auf, könnte<br />
das zum Problem werden.<br />
Asylbewerber dürfen erst nach neun<br />
Monaten arbeiten, solange sie keinem<br />
Deutschen einen Arbeitsplatz wegnehmen.<br />
In der Realität sind die Hürden, einen<br />
Arbeitsplatz zu finden, extrem hoch.<br />
Problem<br />
Verringert man die Hürden und erleichtert<br />
Flüchtlingen zum Beispiel den Zugang zum<br />
Arbeitsmarkt, könnte das weitere Wirtschaftsflüchtlinge<br />
ins Land locken, die eigentlich<br />
keine Chance auf Asyl haben.<br />
Anspruch auf einen Sprachkurs haben<br />
Asylbewerber und Geduldete in der<br />
Regel nicht. Oft bleiben sie Jahre im Land,<br />
ohne Deutsch zu lernen – das verschlechtert<br />
auch ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt<br />
und erschwert die Integration.<br />
Problem<br />
Auch Sprachkurse kosten Geld. Flüchtlinge<br />
zu integrieren, die das Land vielleicht<br />
bald wieder verlassen müssen, sei wenig<br />
sinnvoll, argumentieren die Behörden.<br />
Taschengeld<br />
Wohnen<br />
Asylbewerbern und Geduldeten steht<br />
ein Taschengeld für Lebensmittel, Hygieneprodukte<br />
und auch zur Teilnahme am<br />
gesellschaftlichen Leben zu. Einige Kommunen<br />
teilen statt Geld Lebensmittel-Gutscheine<br />
aus – oder erlauben Flüchtlingen<br />
das Einkaufen nur in bestimmten Läden.<br />
Mehr als 50 Prozent der Asylbewerber<br />
und Geduldeten sind in Heimen und<br />
Wohncontainern untergebracht, die oft am<br />
Rand der Stadt liegen. Das führt immer<br />
wieder zu Konflikten der verschiedenen<br />
Ethnien untereinander und auch mit<br />
den Anwohnern.<br />
Problem<br />
Geld könnte letztlich nicht den Flüchtlingen,<br />
sondern Schleusern zugutekommen,<br />
die Schulden eintreiben, sagen Kritiker.<br />
Doch die Gutscheine werden nicht überall<br />
angenommen, die Wahlmöglichkeiten der<br />
Flüchtlinge sind erheblich eingeschränkt.<br />
Problem<br />
Eine dezentrale Unterbringung in<br />
Wohnungen ist teuer. Viele Kommunen sehen<br />
kaum andere Möglichkeiten, auf die<br />
zunehmende Zahl der Asylbewerber zu<br />
reagieren.<br />
»<br />
»Es braucht ein<br />
Signal, dass wir<br />
offen sind für<br />
Zuwanderer«<br />
Klaus Zimmermann, IZA<br />
rum sein Nachbar in der Straßenbahn so<br />
neugierig fragt, versteht er nicht genau, das<br />
Wort „Journalist“ ist ihm fremd.<br />
Trotzdem sind Herr Ibrahim und seine<br />
Frau Beispiele für eine Integration, die<br />
durchaus auch bei Zuwanderern gelingen<br />
kann, die keiner gerufen hat, die keine besonderen<br />
Qualifikationen haben und kulturell<br />
erst einmal sehr fremd sind. Ibrahim<br />
ist der schwierige Sprung <strong>vom</strong> Asylbewerber<br />
zum Arbeitnehmer gelungen. Die<br />
meisten der Flüchtlinge, die heute nach<br />
Deutschland kommen, stürzen beim Versuch,<br />
diese Hürde zu nehmen. 100 000<br />
Menschen werden in diesem Jahr in<br />
Deutschland einen Asylantrag stellen,<br />
schätzt das zuständige Bundesamt für Migration<br />
und Flüchtlinge, so hoch waren die<br />
Zahlen zuletzt vor zwölf Jahren.<br />
Die Kommunen warnen vor der finanziellen<br />
Belastung, sie wissen kaum, wo sie<br />
die Flüchtlinge unterbringen sollen. Weil<br />
für Asylbewerber hohe Hürden bei der Arbeitssuche<br />
gelten, haben sie kaum Chancen<br />
auf einen eigenen Verdienst. Also sitzen<br />
sie gelangweilt und nur mit eingeschränkten<br />
Rechten oft jahrelang in von<br />
Steuerzahlern bezahlten Asylheimen fest.<br />
Die Stadt Schwäbisch Gmünd kam da<br />
auf die Idee, Asylbewerber während des<br />
Bahnhof-Umbaus als Kofferträger zu beschäftigen,<br />
für 1,05 Euro pro Stunde. Bis die<br />
Bahn das Projekt stoppte und eigene, nach<br />
Tarif bezahlte Mitarbeiter schickte.<br />
Auch eine Wissensgesellschaft und<br />
High-Tech-Ökonomie braucht Putzkräfte<br />
und Kofferträger wie Herrn Ibrahim. Der<br />
Widerspruch von humanitärer Flüchtlingspolitik<br />
und wirtschaftlicher Rationalität<br />
lässt sich auflösen, weil auch weniger Gebildete<br />
als Arbeitskräfte gebraucht werden.<br />
Aber nur, solange kein 8,50-Euro-Mindestlohn<br />
die Unqualifizierten in die Arbeitslosigkeit<br />
treibt. Und solange der Sozialstaat<br />
nicht ins Absurde abdreht.<br />
Das droht, nachdem das Landgericht Essen<br />
einer seit Jahren im Ruhrgebiet lebenden<br />
rumänischen Familie Hartz-IV-Leistungen<br />
zubilligte, gerade weil der Familienvater<br />
in Deutschland nie gearbeitet hat.<br />
Arbeitssuchende Ausländer haben zwar<br />
keinerlei Anspruch auf Leistungen zum Lebensunterhalt.<br />
Was aber ist nach diesem<br />
Urteil mit Leuten, die unter Ausnutzung<br />
der Freizügigkeit im EU-Raum jetzt nach<br />
Deutschland kommen, ohne an Arbeitsaufnahme<br />
überhaupt nur zu denken? Dazu<br />
gehören schon jetzt 35 000 der insgesamt<br />
324 000 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien,<br />
klagt Hans-Werner Sinn, der Präsident<br />
des Münchner ifo Instituts.<br />
Gerade weil Deutschland Zuwanderung<br />
in seinen Arbeitsmarkt dringend braucht,<br />
muss Zuwanderung in das Sozialsystem<br />
streng reguliert werden. Dabei geht es<br />
nicht nur um die finanzielle Belastung von<br />
FOTO: LAIF/JOHANNES ARLT<br />
30 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Sozialversicherungen und Stadtkassen.<br />
Zuwanderungsfeindliche Populisten sind<br />
in fast allen Nachbarländern Deutschlands<br />
– von Österreich bis in die Niederlande –<br />
inzwischen zum wichtigen politischen<br />
Faktor geworden, in Frankreich droht der<br />
Front National gar zur stärksten Oppositionspartei<br />
zu werden.<br />
Dabei braucht kaum ein Land in der EU<br />
derzeit Zuwanderung so dringend wie<br />
Deutschland. Das liegt vor allem an der<br />
Überalterung der Bevölkerung und den<br />
niedrigen Geburtenzahlen. Migranten sind<br />
aber nicht nur eine Notlösung angesichts<br />
der demografischen Entwicklung. Mit der<br />
Zuwanderung kann auch ein neues<br />
Deutschland entstehen, das vielseitiger ist<br />
und anpassungsfähiger für die Herausforderungen<br />
einer globalisierten Welt. Klassische<br />
Einwanderungsländer wie Australien,<br />
Kanada und die USA haben es im 21. Jahrhundert<br />
leichter als abgeschottete Nationen<br />
– wie Japan.<br />
In Deutschland ist die Zahl der Ausländer<br />
im vergangenen Jahr von 6,9 auf mehr als<br />
7,2 Millionen Menschen gestiegen, obwohl<br />
gleichzeitig knapp <strong>11</strong>3 000 eingebürgerte<br />
Zuwanderer aus dieser Statistik verschwanden.<br />
<strong>2013</strong> ging diese Entwicklung weiter.<br />
Spanier, Griechen, Portugiesen und Italiener<br />
strömen aus ihren krisengeschüttelten<br />
Heimatländern – es sind überwiegend genau<br />
die Zuwanderer, nach denen sich die<br />
Wirtschaft in Deutschland sehnt:gut ausgebildete,<br />
ehrgeizige junge Leute ohne allzu<br />
große kulturelle Distanz zur neuen Umgebung.<br />
Also alles auf gutem Wege?<br />
Zuwanderung nötig<br />
Differenz ausden altersbedingten ZuundAbgängenauf<br />
den Arbeitsmärkten<br />
zwischen 2010 und2020(in Prozent)<br />
Türkei<br />
Irland<br />
USA<br />
Frankreich<br />
Australien<br />
Großbritannien<br />
Niederlande<br />
Spanien<br />
Japan<br />
Italien<br />
Kanada<br />
Polen<br />
Deutschland<br />
–80<br />
–40<br />
Wachstum bzw. Rückgang der Einwohnerzahl<br />
im arbeitsfähigen Alter unter der Annahme,<br />
dass es keine Zu- und Abwanderung gibt;<br />
Quelle: OECD<br />
0<br />
40<br />
80<br />
Fachleute warnen vor zu viel Selbstzufriedenheit.<br />
„Es ist nur eine Minderheit der<br />
hoch qualifizierten Migranten, die den<br />
Weg zu uns findet“, klagt Klaus Zimmermann,<br />
Direktor des Instituts für die Zukunft<br />
der Arbeit (IZA) in Bonn. Mit einer<br />
großen Gruppe von Mitarbeitern aus vielen<br />
Herkunftsländern hat der Arbeitsmarktforscher<br />
jetzt ein voluminöses Handbuch<br />
zur Migrationsökonomie herausgegeben.<br />
Was an seinem Institut problemlos<br />
funktioniert – die Anwerbung und Anbindung<br />
von produktiven Zuwanderern aus<br />
Griechenland und den USA, aus Israel und<br />
Indien –, fällt vielen deutschen Unternehmen<br />
noch schwer. Wie Zimmermann bei<br />
Vorträgen rund um den Globus erfahren<br />
hat, denken viele fähige Leute in der weiten<br />
Welt bei ihrer persönlichen Karriereplanung<br />
erst einmal überhaupt nicht an<br />
Deutschland. „Man braucht ein Signal,<br />
dass Deutschland offen ist für Zuwanderung“<br />
– um die gleichsam natürlichen Hindernisse<br />
zu überwinden: die Sprachbarriere,<br />
kulturelle Vorbehalte, Ängste gegenüber<br />
einem Land, das nur langsam den Ruf der<br />
Ausländerfeindlichkeit loswird.<br />
KEIN SICHTBARER MISSBRAUCH<br />
In Sachen Zuwanderung in die Sozialsysteme<br />
geben die IZA-Forscher Entwarnung.<br />
In Europa haben Irland, Großbritannien<br />
und Schweden seit 2004 Erfahrungen mit<br />
dem ungeregelten Zustrom von Osteuropäern<br />
aus den neuen EU-Mitgliedsländern<br />
gemacht. In Deutschland galten bis vor<br />
Kurzem noch Einschränkungen. Bei allen<br />
Unterschieden der Sozialsysteme gab es<br />
bisher keinen sichtbaren Missbrauch im<br />
großen Stil, schreiben die IZA-Autoren<br />
Corrado Giulietti und Jackline Wahba: Die<br />
meisten Leute „kamen, um zu arbeiten,<br />
und nicht, um Leistungen zu beanspruchen“.<br />
Und ihr Kollege Martin Kahanec,<br />
neben seiner IZA-Tätigkeit Professor an der<br />
Central European University in Budapest,<br />
weist drauf hin, dass die erhöhte Migration<br />
in Europa nicht nur ein Ergebnis der aktuellen<br />
Krise ist, sondern auch ein Gegenmittel:<br />
Die Migration sorge für eine bessere<br />
Verteilung von Arbeitskräften auf die Arbeitsplätze<br />
innerhalb Europas und so für<br />
„ein höheres Innovationspotenzial, bessere<br />
Nutzung von Ressourcen und damit für<br />
höhere Produktivität“. Europa insgesamt<br />
verliert seinen klassischen Standortnachteil<br />
gegenüber den USA, wo hohe Mobilität<br />
der Arbeitskräfte selbstverständlich ist.<br />
Was für Europa insgesamt nützlich ist,<br />
wird für Deutschland überlebenswich-<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 31<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Weltweit auf<br />
Wanderschaft:<br />
232 Millionen<br />
Die große Völkerwanderung<br />
Zahl der zugewanderten Einwohner* und ihre Herkunftsländer** (in Millionen, Ende 2012)<br />
Frankreich 7 Mio.<br />
Großbritannien 8 Mio.<br />
Deutschland 10 Mio.<br />
Kanada<br />
7 Mio.<br />
3,7<br />
Russland<br />
<strong>11</strong> Mio.<br />
USA<br />
46 Mio.<br />
2,8<br />
0,9<br />
3,5 2,6<br />
1,0<br />
Kasachstan<br />
1,3 0,7 Spanien 6 Mio.<br />
Ukraine<br />
Türkei<br />
12,2 1,0 2,0<br />
0,3<br />
1,9<br />
Portugal<br />
Indien<br />
0,6<br />
Saudi-Arabien<br />
9 Mio.<br />
China Südkorea<br />
Philippinen<br />
Vereinigte<br />
Arabische<br />
Emirate<br />
8 Mio.<br />
1,1<br />
*einschließlicheingebürgerter Zuwanderer;**Auswahl;Quelle:InternationalOrganization forMigration,UNHCR<br />
Australien 6 Mio.<br />
»<br />
tig. Ohne Zu-und Abwanderung würde<br />
die deutsche Erwerbsbevölkerung in diesem<br />
Jahrzehnt um vier Prozent schrumpfen.<br />
Schon 2010 meldete jedes vierte deutsche<br />
Unternehmen einen Mangel an geeignetem<br />
Nachwuchs: Es fehlte an Elektrikern<br />
und Maschinenbauern, Kaufleuten und<br />
Köchinnen, Kellnern und Friseuren.<br />
Deutschland fehlt es an Ingenieuren, aber<br />
noch mehr an gut ausgebildeten Handwerkern.<br />
60 Prozent der offenen Stellen in<br />
Deutschland setzten 2010 eine qualifizierte<br />
Berufsausbildung voraus, nicht unbedingt<br />
ein Studium. Immerhin 20 Prozent aller<br />
Betriebe teilten 2010 in einer Umfrage des<br />
Bundesarbeitsministeriums mit, es mangele<br />
ihnen auch an Unqualifizierten.<br />
Die Bundesagentur für Arbeit rechnet<br />
bis 2025 mit einem Fachkräftebedarf von<br />
5,4 Millionen Menschen. Selbst wenn Arbeitszeiten<br />
verlängert werden, selbst wenn<br />
mehr Frauen und mehr ältere Menschen<br />
einen Job annehmen als heute, bleibt eine<br />
Lücke: Gesucht werden annähernd 800000<br />
ausländische Fachkräfte.<br />
Noch dramatischer sieht die Berechnung<br />
aus, die Axel Plünnecke, Leiter des<br />
Kompetenzfelds Humankapital und Innovationen<br />
am Institut der deutschen Wirtschaft<br />
(IW) in Köln soeben angestellt hat.<br />
Bis 2025 fehlen<br />
in Deutschland<br />
5,4 Millionen<br />
Fachkräfte<br />
Danach wird es ohne Zuwanderung schon<br />
2030 in deutschen Unternehmen etwa 1,8<br />
Millionen weniger Facharbeiter aus dem<br />
Mint-Bereich geben. Mint – die Abkürzung<br />
hat Konjunktur, seit der Mangel sichtbar<br />
geworden ist – meint die studierten Mathematiker,<br />
Informatiker, Naturwissenschaftler<br />
sowie die außerhalb der Hochschulen<br />
ausgebildeten Techniker. Plünnecke sieht<br />
die Ursache auch in einer falschen Orientierung<br />
in der Bildung und Berufsausbildung:<br />
Der Anteil der Mint-Kräfte unter den<br />
40- bis 44-Jährigen beträgt derzeit 24 Prozent,<br />
und bei den 30- bis 34-Jährigen sind<br />
es nur noch 19 Prozent.<br />
Das Problem durch Zuwanderung zu lösen<br />
wird schwierig. Denn Deutschland gehört<br />
immer noch zu den Industrieländern<br />
mit der niedrigsten dauerhaften Immigration<br />
von Arbeitskräften. „Nur ein kleiner<br />
Teil der in jüngster Zeit zugezogenen Migranten<br />
ist in Deutschland geblieben“, klagt<br />
die OECD in einer neuen Studie über die<br />
Zuwanderung von Arbeitnehmern nach<br />
Deutschland.<br />
INS HERKUNFTSLAND ZURÜCK<br />
Die Fluktuation ist gewaltig: Nach Zahlen<br />
der Bundesagentur für Arbeit hatten mehr<br />
als 60 Prozent der 2004 nach Deutschland<br />
eingereisten Arbeitsmigranten 20<strong>11</strong> das<br />
Land wieder verlassen. Es gab Rückkehrer<br />
in die alte Heimat und Menschen, die in<br />
dritte Länder weiterwanderten. So etwas<br />
gibt es fast so lange, wie es Auswandererströme<br />
gibt: Von den europäischen Auswanderern<br />
in die USA war im 19. Jahrhundert<br />
fast ein Viertel wieder ins Herkunftsland<br />
zurückgekehrt. Und von den<br />
vielen Polen, die um 1900 als Bergleute ins<br />
damals aufstrebende Ruhrgebiet strömten,<br />
zog mindestens ein Drittel in den wirtschaftlich<br />
schwierigen Zwanzigerjahren<br />
des 20. Jahrhunderts wieder weg.<br />
Im 21. Jahrhundert ist solche Zirkularmigration<br />
von der häufigen Ausnahme beinahe<br />
zur Regel geworden, sagt der Migrationsforscher<br />
Zimmermann. Weil Fernreisen<br />
erschwinglich geworden sind, ist Mi-<br />
32 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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gration sehr oft keine Entscheidung fürs<br />
Leben mehr – und gerade gut ausgebildete<br />
Berufstätige wandern mit Leichtigkeit von<br />
einem Land ins andere und wieder zurück.<br />
Ohne Verständnis für dieses Phänomen,<br />
so Zimmermann, kommt die Politik zu<br />
Fehlentscheidungen. Ein krasses Beispiel<br />
war die Behandlung der türkischen Zuwanderer<br />
im Westdeutschland der Siebziger-<br />
und Achtzigerjahre. Denen machten<br />
Politiker und Ausländerämter klar, dass<br />
man sie eigentlich loswerden wollte; Anwerbestopp<br />
bedeutete, dass ein Umzug in<br />
die alte Heimat ausnahmslos den Abschied<br />
aus Deutschland für immer bedeutete –<br />
und das wollte in der Regel auch der arbeitslose<br />
Deutschtürke nicht. Im Ergebnis<br />
„sind die Türken hier geblieben, weil sie<br />
nicht zurück konnten, wenn sie einmal<br />
ausgereist waren“. Das Gleiche ist mit den<br />
mexikanischen Zuwanderern in den USA<br />
passiert: Das Verbot der Zirkularwanderung,<br />
mit der das Land den Zustrom über<br />
seine Südgrenze stoppen wollte, trieb vor<br />
allem die Arbeitslosenquote nach oben.<br />
Zirkularwanderung ist heute dagegen<br />
fast weltweit ein für alle Beteiligten positives<br />
Phänomen. In die ärmeren Länder des<br />
Nur wenige<br />
Zuwanderer<br />
bleiben dauerhaft<br />
in Deutschland<br />
Globus von Ecuador über Ägypten bis Indien<br />
fließt nach einer Berechnung der<br />
Weltbank durch Gastarbeiterüberweisungen<br />
insgesamt vier Mal so viel Geld wie<br />
durch Leistungen der Entwicklungshilfe.<br />
Von der Zirkularmigration gut ausgebildehörigkeit<br />
in Deutschland 2012 gesunken<br />
ist, ganz im Gegensatz zu anderen Ausländergruppen.<br />
Das liegt neben den vielen<br />
Einbürgerungen von Gastarbeiterenkeln<br />
an der für die Wirtschaft beider Länder oft<br />
nutzbringenden Rückwanderung an den<br />
Bosporus.<br />
Daneben, betont Zimmermann, bringt<br />
die Zirkularmigration aber auch ein großes<br />
Problem mit sich: Kein Land kann sich darauf<br />
verlassen, dass Zuwanderer, die man<br />
dringend braucht, im Land bleiben. Mancher<br />
indische Ingenieur in Deutschland<br />
wird sich immer wieder fragen, ob er nicht<br />
doch besser in einem Industrieland aufgehoben<br />
ist, dessen Sprache er schon in der<br />
Grundschule gelernt hat – und da kann<br />
Deutschland mit den USA oder Großbritannien<br />
nicht mithalten.<br />
Das Problem löst sich nicht einfach dadurch,<br />
dass qualifizierte junge Griechen,<br />
Spanier und Italiener der heimischen Wirtschaftsmisere<br />
Richtung Deutschland zu<br />
entkommen suchen. Das ist ein zeitlich begrenztes<br />
Phänomen, warnt Rainer Münz,<br />
früher Professor für Demografie an der<br />
Berliner Humboldt-Universität und heute<br />
Leiter der Forschungsabteilung der Ers-<br />
ter Arbeitskräfte profitieren die Zielländer<br />
auch nach der Rück- oder Weiterwanderung<br />
der Menschen. Das ist heute leicht in<br />
der Türkei zu besichtigen, wo viele remigrierte<br />
junge Deutschtürken (oder Türkeideutsche?)<br />
als Manager und Ingenieure<br />
zum Erfolg deutscher Auslandsinvestitionen<br />
beitragen. In diesem Zusammenhang<br />
ist nebenbei bezeichnend, dass die Zahl<br />
der Menschen mit türkischer Staatsange- »<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»<br />
ten Bank in Wien. Die Krise in Südeuropa<br />
wird irgendwann vorbeigehen, der<br />
Fachkräftemangel in Deutschland nicht:<br />
Der wird wegen der technologischen Entwicklung<br />
nur noch steigen. „Das Bildungssystem<br />
verändert sich viel langsamer als<br />
das Wirtschaftssystem“, sagt Münz und plädiert<br />
darum leidenschaftlich für staatliche<br />
Maßnahmen zur Förderung der Migration:<br />
„Die philippinischen Krankenschwestern<br />
in Deutschland sind nur ein Anfang.“ Tatsächlich<br />
fördert die Bundesagentur für Arbeit<br />
seit ein paar Monaten die Anwerbung<br />
von Pflegekräften auf den Philippinen und<br />
anderswo in Südostasien.<br />
GUTES BEISPIEL<br />
In den nächsten drei Jahren fehlen in<br />
Deutschland allein in der Pflegebranche<br />
40 000 Fachkräfte, prognostiziert die Agentur<br />
für Arbeit. Natürlich heißt das aber<br />
nicht, dass nur der Staat die drohende Katastrophe<br />
für deutsche Kranke und Pflegebedürftige<br />
abwenden kann. Es geht auch<br />
privat, und dafür ist Myra Mani ein gutes<br />
Beispiel.<br />
Die 29-jährige Betriebswirtin führt zusammen<br />
mit ihren Eltern einen privaten<br />
Pflegedienst in der westfälischen Kreisstadt<br />
Lüdenscheid. Vor knapp 40 Jahren ist<br />
Familie Mani von Indien nach Deutschland<br />
eingewandert – und heute suchen die<br />
Manis selbst im Ausland nach Fachkräften.<br />
In Portugal hat Mani damit vor zwei Jahren<br />
angefangen, musste schwierige Hürden<br />
nehmen bei den Botschaften und bei<br />
Hochschulen, die in Portugal für die Pflegerausbildung<br />
zuständig sind. Dann kamen<br />
sieben junge Portugiesen zu den Manis<br />
nach Lüdenscheid, für die meisten war<br />
es der erste Job. Myra Mani organisierte ihnen<br />
Wohnungen, bezahlte Fahrtkosten, die<br />
Einrichtung und den Deutschkurs. Knapp<br />
7000 Euro pro Person waren das, rechnet<br />
sie aus. „Ich glaube, mit dem Auswandern<br />
ging ihnen das Erwachsenwerden dann etwas<br />
zu schnell“, sagt sie heute: Nach knapp<br />
einem Jahr kehrten fünf der sieben Portugiesen<br />
Deutschland wieder den Rücken –<br />
so wird die Zirkularmigration auch zu einem<br />
betriebswirtschaftlichen Problem.<br />
Jetzt arbeitet Snezha R. für die Manis. Die<br />
zierliche, blonde Frau ist gelernte Krankenschwester.<br />
Sie stammt aus Bulgarien,<br />
hat lange in Serbien gearbeitet, doch dort<br />
gibt es kaum noch Jobs. Also packte sie die<br />
Koffer, ließ ihren Mann und ihr Haus zurück<br />
und zog vor ein paar Wochen zu Verwandten<br />
nach Lüdenscheid, in der Hoffnung<br />
auf Chancen in Deutschland. Genau<br />
Wer vor Armut<br />
flüchtet, hat kaum<br />
eine Chance<br />
wie Zehntausende andere aus dem armen<br />
Osten Europas. Mit dem Unterschied zu<br />
vielen Landsleuten, dass ihre berufliche<br />
Qualifikation hier gesucht ist – und vielleicht<br />
auch mit mehr Glück, weil sich ausgerechnet<br />
in Lüdenscheid der Betrieb der<br />
Manis fand: Arbeitgeber, die schon wegen<br />
ihres eigenen Hintergrunds ohne Scheuklappen<br />
auf Fähigkeiten ausländischer<br />
Mitarbeiter setzen. Und weil Mitarbeiter<br />
eines ambulanten Pflegedienstes natürlich<br />
Auto fahren müssen, finanziert das Unternehmen<br />
seiner bulgarischen Mitarbeiterin<br />
jetzt Fahrstunden. Einziges Problem: Die<br />
Sprache. „Das Wort Stoppschild versteht<br />
sie noch nicht so richtig“, sagt Snezhas<br />
Fahrlehrer.<br />
So wie besonders viele kleine Unternehmen<br />
und viele potenzielle ausländische Arbeitnehmer<br />
das komplizierte deutsche<br />
Ausländerrecht nur schwer verstehen, wie<br />
auch die OECD in ihrem Bericht über die<br />
wirtschaftliche Migration nach Deutschland<br />
betont. So gebe es in Deutschland für<br />
die Beschäftigung von hoch qualifizierten<br />
Festung Europa Grenzschutzanlage in der<br />
spanischen Enklave Melilla<br />
Zuwanderern aus aller Welt seit den entsprechenden<br />
Gesetzesänderungen der<br />
vergangenen Jahre kaum noch Hindernisse.<br />
„Doch selbst Arbeitgeber, die Engpässe<br />
melden, greifen bislang selten auf internationale<br />
Personalbeschaffung zurück“, sagt<br />
OECD-Forscher Jonathan Chaloff. Das<br />
mag mit der mittelständischen Struktur der<br />
deutschen Industrie zu tun haben: Gerade<br />
kleine und mittlere Unternehmen bestehen<br />
oft auf gute Deutschkenntnisse von<br />
Anfang an und manchmal auf einem sehr<br />
exakten Qualifikationsprofil, das niemand<br />
mitbringen kann, der außerhalb Deutschlands<br />
seinen Beruf gelernt hat. Gravierender<br />
ist aus Sicht der OECD, dass das deutsche<br />
System immer noch „auf einer Reihe<br />
von Ausnahmen von einem generellen Anwerbestopp<br />
beruht“ – auch wenn die Ausnahmen<br />
inzwischen sehr weitgehend sind.<br />
ALLES VERBOTEN<br />
Es gibt eben Länder, in denen alles erlaubt<br />
ist, was nicht grundsätzlich verboten ist. In<br />
Deutschland dagegen gilt in Sachen Arbeitsmigration<br />
immer noch der alte satirische<br />
Spruch, dass alles verboten ist, was<br />
nicht grundsätzlich erlaubt ist. Für den<br />
ausländischen Zuwanderer eine gute Einführung<br />
in die Sitten des alten Deutschlands,<br />
das in der Gegenwart langsam verschwindet.<br />
Natürlich hat die Politik das Problem erkannt<br />
– und in den jetzt laufenden Koalitionsgesprächen<br />
von CDU/CSU und SPD<br />
gibt es eine Untergruppe „Integration und<br />
Migration“ in der Verhandlungsgruppe zur<br />
Innenpolitik. Für die Union steigt Maria<br />
Böhmer in den Ring, seit 2005 ausgesprochen<br />
unauffällig agierende Migrationsbeauftragte<br />
der Bundesregierung. Sie passt<br />
insofern gut zu Aydan Özoguz aus Hamburg,<br />
die es seit 20<strong>11</strong> als stellvertretende<br />
Bundesvorsitzende der SPD schafft, weithin<br />
unbekannt zu bleiben.<br />
Wirkliche Integration in der Politik wäre<br />
wohl erst erreicht, wenn jemand namens<br />
Özoguz nicht über Integration verhandeln<br />
würde, sondern zum Beispiel über Verteidigungspolitik.<br />
Aber das kann noch dauern:<br />
Die Familie des zuständigen CDU-Unterhändlers<br />
Thomas de Maizière ist immerhin<br />
schon vor mehr als drei Jahrhunderten<br />
nach Deutschland ausgewandert. n<br />
hansjakob.ginsburg@wiwo.de, jacqueline goebel<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 36 »<br />
FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA/EPA/ESTEVEZ<br />
34 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
ETHNISCHES UNTERNEHMERTUM<br />
Von Migrant zu Migrant<br />
Das russische Reisebüro, der indische Gemischtwarenhändler:<br />
In Deutschland leben ganze Wirtschaftszweige von Zuwanderern.<br />
Wenn Taisia Wilhelm für ihr Reisebüro<br />
Werbung macht, geht das so: Sie holt sich<br />
eine Tasse schwarzen Tee, setzt sich vor<br />
ihren Computer und drückt immer wieder<br />
„Freundschaftsanfrage senden“. Mehr<br />
als 600 Menschen haben bei „odnaklasniki.ru“,<br />
dem russischen Pendant zu<br />
Facebook, ihre Freundschaftsanfrage in<br />
den vergangenen drei Monaten angenommen.<br />
Taisia Wilhelms Reisebüro sitzt in<br />
Düsseldorf, trotzdem sprechen fast alle<br />
ihre Kunden russisch.<br />
In Deutschland leben etwa 20 Millionen<br />
Menschen mit einem ausländischen Hintergrund.<br />
Etwa zehn Millionen von ihnen sind<br />
im Ausland geboren, gingen dort zur Schule,<br />
arbeiteten in Fabriken und Büros und<br />
gingen alle paar Tage einkaufen. Als sie<br />
dann nach Deutschland auswanderten,<br />
brachten sie ihre Gewohnheiten und Geschmäcker<br />
mit. Hier verkaufen ihnen ehemalige<br />
Landsleute Nahrungsmittel, Zeitungen<br />
und andere Waren aus der Heimat.<br />
Als „Ethnic-Business“ bezeichnen Experten<br />
das Phänomen, wenn Migranten mit Migranten<br />
ins Geschäft kommen.<br />
„Viele Russen leben in Deutschland so,<br />
als hätten sie Russland nie verlassen“, sagt<br />
Taisia Wilhelm, den Rücken durchgedrückt,<br />
den Kopf gerade. Die 65-Jährige hat den<br />
größten Teil ihres Lebens als Tänzerin und<br />
Galeristin verbracht, 1989 war sie aus<br />
Russland nach Deutschland geflohen. Als<br />
sie sah, dass immer mehr Deutschrussen<br />
kamen, gründete sie 1995 ihr Reisebüro in<br />
Düsseldorf. Mittlerweile gibt es Filialen<br />
auch in Stuttgart, Köln und Frankfurt. Rund<br />
1000 Touristen pro Woche bringt „Viktoria<br />
Reisen“ im Sommer mit dem Bus nach Paris,<br />
Madrid oder Rom. Warum reisen sie<br />
nicht mit deutschen Reisebüros? „Es ist ein<br />
kultureller Unterschied“, sagt Wilhelm. Die<br />
Russen müssten an die Hand genommen,<br />
alles müsse ihnen gezeigt werden. „Sie sind<br />
hier unter ihresgleichen. Hier stellen sie<br />
auch Fragen; das würden sie sich unter<br />
Deutschen nicht trauen.“<br />
Für Deutschland sind Unternehmer wie<br />
Taisia Wilhelm mittlerweile ein wichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor: Fast jeder fünfte Unternehmensgründer<br />
in Deutschland hat einen<br />
Migrationshintergrund. 2012 waren es nach<br />
»Wir müssen die<br />
Vorstellung einer völlig<br />
homogenen Gesellschaft<br />
aufgeben«<br />
Ludger Pries, Soziologe<br />
Ein Inder am Rhein<br />
Die Hälfte von Sukhjider<br />
Singhs Kunden sind<br />
Deutsche<br />
Zahlen der KfW-Bankengruppe 147 000<br />
Menschen. Türkische Migranten bilden dabei<br />
die größte Gründergruppe und stellen<br />
jeden vierten ausländischen Neuunternehmer;<br />
fast jeder zehnte kommt aus Russland.<br />
Wer davon ethnische Nischengeschäfte betreibt<br />
und wer etwa einen Friseurladen oder<br />
eine IT-Firma unterhält, ist schwer zu ermitteln.<br />
Geschäftsgründungen sind jedenfalls<br />
für viele Migranten ein Weg, um sich in<br />
Deutschland eine selbstständige Existenz<br />
zu verschaffen – und mit Menschen aus der<br />
Heimat in Kontakt zu bleiben.<br />
In Sukhjider Singhs Gemischtwarenladen<br />
riecht es nach fremder Welt, nach Curry,<br />
Koriander und Räucherstäbchen. Singh hat<br />
die Erinnerungen an seine Heimat zu seinem<br />
Geschäft gemacht: In den Regalen reihen<br />
sich 20-Kilo-Reissäcke an Bollywood-<br />
FOTO: FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
36 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Filme auf Videokassetten, Glitzerkosmetik<br />
und Götterstatuen. Sukhjider Singh sitzt<br />
an der Kasse. Der 36-Jährige mit dem langen,<br />
grau melierten Bart trägt einen Turban.<br />
Den Laden hat er vor fast 16 Jahren<br />
von einem Bekannten übernommen, seine<br />
ganze Familie hilft heute mit.<br />
Erschwert Ethnic-Business, dass Zuwanderer<br />
sich integrieren? Der Soziologe<br />
George Simmel schrieb schon vor etwa<br />
100 Jahren einen viel zitierten Aufsatz<br />
über Migranten und jüdische Händler als<br />
die „Fremden“. Der Fremde sei kein Wanderer,<br />
der heute kommt und morgen<br />
geht, schrieb Simmel, sondern einer, „der<br />
heute kommt und morgen bleibt“. Simmel<br />
zufolge bleiben ethnische Gruppen der<br />
Mehrheit einer Gesellschaft außen vor.<br />
CHANCE AUF TEILHABE<br />
Der Wirtschaftssoziologe Ludger Pries<br />
sieht hinter solchen Analysen ein veraltetes<br />
Bild von Migration: „Wir müssen die Vorstellung<br />
von einer völlig homogenen Gesellschaft<br />
aufgeben“, sagt er. Die Menschen<br />
ziehe es dorthin, wo sie sich Chancen auf<br />
gesellschaftliche Teilhabe erhoffen. Und<br />
das falle leichter, wenn es dort Menschen<br />
gibt, die ihnen kulturell nahestehen. Für<br />
viele Zuwanderer ist ethnisches Unternehmertum<br />
ein wichtiger Faktor, um in einer<br />
fremden Kultur anzukommen. Und oft entwickelten<br />
sich daraus Geschäfte, die<br />
Dienstleistungen für alle anbieten.<br />
Sukhjider Singhs Kundschaft ist so bunt<br />
gemischt wie seine Produktauswahl: Inder,<br />
Pakistani, Iraner und Afrikaner wandern in<br />
den schmalen Gängen zwischen den Regalen<br />
umher. Fast die Hälfte seiner Kunden<br />
seien mittlerweile Deutsche, sagt Singh.<br />
Viele von ihnen seien Hobbyköche oder<br />
Indienfans, aber auch Sparfüchse, die wissen,<br />
dass Gewürze im „Asien Basar“ um<br />
einiges günstiger sind als im Supermarkt.<br />
Im ehemaligen Kölner Griechenmarktviertel<br />
ist der Gemischtwarenladen einer<br />
von zahlreichen indischen Geschäften.<br />
Gleich nebenan verkauft und näht eine<br />
Familie Saris. Die Gegend wird heute „Inderviertel“<br />
genannt, auch wenn hier kaum<br />
Inder wohnen – „zu teuer“, sagt Singh,<br />
der mit seiner Familie auf der anderen<br />
Rheinseite wohnt. Aber auch wenn die<br />
meisten asiatischen Zuwanderer hier<br />
nicht wohnen, das Inderviertel hat ihnen<br />
einen Job gegeben, in ihren eigenen<br />
Unternehmen – und auch eine Heimat. n<br />
artur lebedew | politik@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 37<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Auf die Barrikaden!<br />
Demonstranten in der Bretagne<br />
Die Schnauze voll<br />
FRANKREICH | Staatschef François Hollande hat das Land gegen<br />
sich aufgebracht. Das muss auch die Regierung in Berlin sorgen.<br />
Eine Konsens-Republik wollte François<br />
Hollande führen, widerstreitende<br />
Interessengruppen unter seiner<br />
Vermittlung dazu bringen, an einem Strang<br />
zu ziehen. Das ist ihm gelungen – jedoch<br />
ganz anders als geplant.<br />
Anderthalb Jahre nach seinem Wahlsieg<br />
im Mai 2012 sind sich Unternehmer und<br />
Arbeitnehmer, Groß- und Geringverdiener<br />
einig im Zorn auf den französischen Staatschef<br />
und seine Regierung. Ein Autoritätsverlust<br />
mit Folgen: Beobachter fürchten<br />
um die ohnehin zaghafte wirtschaftliche<br />
Erholung, da wirtschaftspolitische Reformen<br />
kaum noch durchsetzbar erscheinen<br />
und Investoren sich zurückziehen. Bei<br />
wichtigen Entscheidungen in der EU kann<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Hollande<br />
kaum noch zählen.<br />
Der Konsens dieses Herbstes lautet „rasle-bol“:<br />
Die Franzosen haben „die Schnauze<br />
voll“ von Politikern, die im Kampf gegen<br />
die zunehmende Staatsverschuldung nur<br />
ein Mittel zu kennen scheinen: Steuererhöhungen.<br />
Besonders deutlich wurde dies<br />
in den vergangenen Tagen in der Bretagne,<br />
einer Region, die für ihre zu plötzlicher<br />
Sturmstärke aufdrehenden Winde bekannt<br />
ist.<br />
Aus einem vergleichsweise nichtigen<br />
Anlass – der geplanten Einführung einer<br />
Ökosteuer für Lastwagen, die noch zu Zeiten<br />
der konservativen Regierung unter<br />
Präsident Nicolas Sarkozy beschlossen<br />
Schwere Bürde<br />
Schuldenstand undHaushaltsdefizit in<br />
Frankreich(in Prozent desBruttoinlandsprodukts)*<br />
100<br />
90<br />
80<br />
öffentliche<br />
Gesamtverschuldung<br />
–7,5 –7,1 –5,3 –4,8 –4,1 –3,8 –3,7<br />
Haushaltsdefizit<br />
2009 10 <strong>11</strong> 12 13 14 15<br />
*ab<strong>2013</strong>Prognose; Quelle:EU-Kommission<br />
wurde – kam es dort zu Proteststürmen,<br />
die nicht nur die Ökosteuer hinwegfegten.<br />
„Die Regierung steckt in einer Sackgasse,<br />
was das Vertrauen der Verbraucher und<br />
der Unternehmer schwer belastet und damit<br />
auch das ohnehin geringe Wachstum“,<br />
sagt Anthony Benhamou, Volkswirt an der<br />
Universität Paris Dauphine. Schlimmer<br />
noch: „Es scheint von nun an unmöglich,<br />
das Land zu reformieren, ohne eine Revolte<br />
fürchten zu müssen.“<br />
WEIT GESTRECKTE ZIELE<br />
Das sind fatale Aussichten für ein Land,<br />
das sogar die bereits weit gestreckten Ziele<br />
zu verfehlen droht. Vorige Woche schlug<br />
die EU-Kommission in ihrem Herbstgutachten<br />
Alarm, Frankreichs Haushaltsdefizit<br />
werde auch im Jahr 2015 noch 3,7 Prozent<br />
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen,<br />
wenn es seine derzeitige Politik beibehält<br />
(siehe Grafik). Und das, obwohl sie<br />
die Prognose der französischen Regierung<br />
für ein Wirtschaftswachstum um 1,7 Prozent<br />
für realistisch hält. Drei Prozent Neuverschuldung<br />
sind das Maximum, das den<br />
Euro-Staaten erlaubt ist.<br />
Die Kommission hatte Paris bereits im<br />
Frühjahr einen Aufschub von zwei Jahren<br />
bis 2015 gewährt. Verbunden mit dieser<br />
Gnadenfrist war die Mahnung, zügig Reformen<br />
anzupacken und die Staatsverschuldung<br />
in den Griff zu bekommen. „Ich<br />
möchte daran erinnern, dass die Prognose<br />
der Kommission auf einer konventionellen<br />
Rechnung beruht, die von keinerlei zusätzlichen<br />
Maßnahmen für eine Verbesserung<br />
ausgeht“, kommentierte Wirtschaftsund<br />
Finanzminister Pierre Moscovici<br />
schmallippig. In seinem Ministerium hält<br />
man die Kritik, die Sozialisten ließen es an<br />
Reformeifer mangeln, für zutiefst ungerecht:<br />
„Die Vorurteile über unsere Reformen<br />
sind absurd.“<br />
Aus Furcht vor dem Druck der Straße haben<br />
die Sozialisten ihre Rentenreform<br />
schon abgespeckt. Der Mehrheit im Senat<br />
ging sie daraufhin nicht weit genug und<br />
nun hat die zweite Kammer das vorhaben<br />
gleich ganz gekippt. Die Reform sah vor,<br />
zwischen 2020 und 2035 die Beitragsjahre<br />
schrittweise und homöopathisch dosiert<br />
von 41,5 auf 43 Jahre zu erhöhen. Jetzt hat<br />
die Nationalversammlung das letzte Wort,<br />
doch wegen der aufgeheizten Stimmung<br />
könnte die Abstimmung im Dezember in<br />
einem Debakel enden.<br />
»<br />
FOTO: ACTION PRESS/ABACA/ERMINE JULIEN<br />
38 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Staatschef in Schockstarre<br />
Frankreichs Präsident Hollande<br />
»<br />
Die Arbeitgeber beklagen ein ums andere<br />
Mal die Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
französischer Unternehmen<br />
durch hohe Sozialabgaben und den<br />
Fiskus. Sie müssten im Jahr 50 Milliarden<br />
Euro an Steuern mehr bezahlen als die<br />
deutschen Konkurrenten, sagt Arbeitgeberchef<br />
Pierre Gattaz. „Wir befinden uns in<br />
einem Regime der Überbesteuerung.“<br />
BÜROKRATISCHES UNGEHEUER<br />
Die von der Regierung als Entlastung angepriesenen<br />
Steuergutschriften im Rahmen<br />
des Programms für mehr Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Arbeitsplätze erweisen sich<br />
bisher als bürokratisches Ungeheuer. Zudem<br />
gehen sie häufig gerade an den Bedürfnissen<br />
technisch innovativer Unternehmen<br />
vorbei, die Frankreichs Exportquote<br />
steigern könnten: Da die Gutschriften<br />
sich nach der Anzahl der Mitarbeiter<br />
berechnen, die weniger als das 2,5-Fache<br />
des Mindestlohns verdienen, kommen Firmen<br />
mit gut bezahlten Ingenieuren nicht<br />
zum Zug.<br />
So zementiert sich Monat für Monat das<br />
Siechtum der Industrie. Sie erwirtschaftet<br />
inzwischen nur noch rund elf Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP), wie Industrieminister<br />
Arnaud Montebourg gerade<br />
einräumte. Sein offizieller Titel „Minister<br />
für die Wiederbelebung der Industrieproduktion“<br />
steht im groben Gegensatz zu der<br />
Tatsache, dass im Wochenrhythmus ganze<br />
Unternehmen oder einzelne Produktionsstätten<br />
schließen.<br />
Am Donnerstag vergangener Woche bestätigte<br />
der Reifenhersteller Goodyear das<br />
endgültige Aus für den Standort im nordfranzösischen<br />
Amiens. Der französische<br />
Telekomausrüster Alcatel-Lucent kündigte<br />
den Abbau von 900 Arbeitsplätzen und die<br />
Schließung der Standorte im bretonischen<br />
Rennes und in Toulouse an. In den ersten<br />
neun Monaten dieses Jahres gaben insgesamt<br />
191 Unternehmen mit mehr als zehn<br />
Mitarbeitern auf. Die Zahl der Firmengründungen<br />
blieb um 25 Prozent hinter<br />
dem Vergleichszeitraum 2012 zurück.<br />
»Die französische<br />
Schwäche von<br />
heute ist das<br />
deutsche Problem<br />
von morgen«<br />
Ulrike Guérot, OSIFE<br />
Nach den jüngsten Erhebungen der<br />
Agentur Markit war Frankreich im Oktober<br />
das einzige europäische Land, in dem sich<br />
die Situation der verarbeitenden Industrie<br />
erneut verschlechtert hat. Die befragten<br />
Einkaufsmanager nannten als Gründe<br />
nachlassende Auftragseingänge und einen<br />
Rückgang der Produktion.<br />
Die Rechnung zahlen mehr als drei Millionen<br />
Arbeitslose. Die Quote beträgt inzwischen<br />
nahezu elf Prozent. In dieser<br />
Situation die häufig kritisierte Staatsquote<br />
von 57 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
zu senken hält Frankreichexpertin Ulrike<br />
Guérot, Senior Associate bei der Open Society<br />
Initiative for Europe (OSIFE), für nahezu<br />
aussichtslos.<br />
Die ohnmächtige Wut der Bürger in der<br />
Bretagne rührte auch daher, dass dort binnen<br />
kurzer Zeit mehrere Schlachthöfe<br />
schlossen – und Ersatzarbeitsplätze nicht<br />
in Sicht sind. Gegen die Dumpinglohn-Politik<br />
deutscher Schlachtbetriebe sei Frankreich<br />
machtlos, kritisieren Politiker wie Industrieminister<br />
Montebourg nicht ganz zu<br />
Unrecht. Die Hoffnung, dass Berlin seine<br />
Politik im Sinne der französischen Sozialisten<br />
radikal ändern wird, hat man in Paris<br />
nach der Bundestagswahl jedoch begraben:<br />
„Angela Merkel hat die Wahl gewonnen.<br />
Das Regierungsprogramm wird kein<br />
SPD-Programm sein“, bemerkt ein ranghoher<br />
Beamter lakonisch.<br />
Anlass zur Schadenfreude sei das jedoch<br />
keineswegs, warnt Guérot. „Die wirtschaftliche<br />
Schwäche Frankreichs von heute<br />
könnte morgen zum politischen Problem<br />
Deutschlands werden, denn alleine kann<br />
Deutschland in Europa nichts ausrichten.“<br />
Bei wichtigen europäischen Fragen wie der<br />
Bankenunion macht sich dies bereits bemerkbar.<br />
Eine Änderung der EU-Verträge<br />
als Voraussetzung für einen einheitlichen<br />
Einlagensicherungsfonds, wie sie die Bundesregierung<br />
fordert, stößt in Frankreich<br />
auf Widerstand. „Was die Deutschen brauchen,<br />
können die Franzosen nicht liefern“,<br />
sagt Guérot. „Hollande hätte sofort Stress<br />
mit einem Referendum, wie es die französische<br />
Verfassung bei derartigen Änderungen<br />
fordert.“ Damit wäre eine Volksabstimmung<br />
heute vermutlich noch eher zum Scheitern<br />
verurteilt als 2005, als Frankreich gegen die<br />
EU-Verfassung gestimmt und Europa damit<br />
in eine schwere Krise gestürzt hat.<br />
Nun wenden sich vor allem auf dem<br />
Land viele Bürger ab und einer extremen<br />
Rechten zu, die zwar wenig wirtschaftliche<br />
Kompetenz aufweist, aber anders als der<br />
zaghafte Staatschef einen Plan zu haben<br />
scheint. Umfragen sehen den EU-kritischen<br />
Front National (FN) von Marine Le<br />
Pen derzeit bei 24 Prozent. Bei der Europawahl<br />
im Mai würde sie damit stärkste Partei<br />
in Frankreich. Bei den Kommunalwahlen<br />
im März könnte sie die Rathäuser stürmen.<br />
Das Szenario lässt Frankreichs Sozialisten<br />
in Schockstarre verharren. Für Europa<br />
ist das keine gute Nachricht.<br />
n<br />
karin.finkenzeller@wiwo.de | Paris<br />
FOTO: ACTION PRESS/ABACA/LEMOUTON STEPHANE<br />
40 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
BERLIN INTERN | Die große Koalition wird viel frisches<br />
Geld brauchen, will sie auch nur die Wünsche der<br />
Union unters Volk bringen. Die Genossen bieten den<br />
neuen Freunden gern Hilfe an. Von Henning Krumrey<br />
Roter Rat ist teuer<br />
FOTOS: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, GETTY IMAGES<br />
Die führenden Koalitionsverhandler<br />
sind ungehalten. In den einzelnen<br />
Arbeitsgruppen würden<br />
<strong>Ausgabe</strong>pläne geschmiedet, die<br />
zig Milliarden Euro verschlängen. „Schluss<br />
mit Wünsch-dir-Was“, polterte CSU-Chef<br />
Horst Seehofer beim jüngsten Treffen der<br />
großen Leitungsrunde.<br />
Mit überbordender Hilfsbereitschaft treten<br />
da die Finanzexperten der SPD an ihre<br />
Kollegen von der Union heran. Sie haben<br />
aufgelistet, wo und wie viel Geld sich holen<br />
Was nicht passt, wird passend gemacht.<br />
Auch Fusionen will die SPD höher besteuern<br />
ließe – wenn man bloß die Steuerschraube<br />
bei den Unternehmen richtig anzöge. Das<br />
freundliche Angebot der Genossen zielt auf<br />
höchst knifflige Details, die die Masse der<br />
Bevölkerung weder versteht noch aufregt.<br />
Es gilt, aufs Kleingedruckte zu achten,<br />
denn in Winz-Schrift hat der Sozialdemokrat<br />
Lothar Binding 27 Steuererhöhungsvorschläge<br />
auf nur zwei DIN-A4-Blättern<br />
untergebracht, dazu 13 Regelungen, wie<br />
der Steuervollzug durch die Finanzämter<br />
strenger und bundesweit einheitlicher organisiert<br />
werden kann. Von den 27 Verschärfungen<br />
sind zwölf bereits genau beziffert;<br />
sie brächten dem Staat – <strong>vom</strong> Bund bis zu<br />
den Kommunen – ein Plus von 10,6 Milliarden<br />
Euro pro Jahr ein. Bei 15 Maßnahmen<br />
ist der fiskalische Erfolg noch unwägbar:<br />
„Mehreinnahmen: offen.“<br />
„Das ist eine Ideensammlung, wie man<br />
das Steuerrecht weiterentwickeln kann, unterhalb<br />
der ganz großen Themen wie Vermögensteuer,<br />
Erbschaftsteuer oder Neujustierung<br />
der Einkommensteuer“, sagt Autor<br />
Binding. Vereinfachen, Ausnahmen abschaffen<br />
und „Besteuerungslücken“ schließen,<br />
die erst in jüngerer Zeit ausgenutzt<br />
oder von Schwarz-Gelb aufgerissen wurden<br />
– so fasst der Mathematiker seine Liste zusammen.<br />
Manches habe die vorige große<br />
Koalition bloß nicht mehr ins Gesetzblatt gebracht.<br />
Aber in seiner Liste gäbe es „keine<br />
dicken Gemeinheiten“, und „da wir die großen<br />
Themen nicht anpacken, sind folglich<br />
die anderen Dinge harmlos“, spielt er die<br />
Belastung der Unternehmen herunter.<br />
Senkung der Absetzbarkeit von Firmenwagen<br />
und hoher Managergehälter,<br />
Abschaffung der steuerbefreienden Spekulationsfrist<br />
für Grundstücke und Einschränkung<br />
des Gewinnvortrags – das sind leicht<br />
eingängige Vorschläge. Aber es gibt auch<br />
Spezialitäten für steuerpolitische Feinschmecker<br />
wie den „Wegfall der steuerlichen<br />
Vergünstigungen für Initiatorenvergütungen<br />
von vermögensverwaltenden<br />
Private-Equity-Fonds“. Eine Volksbewegung<br />
gegen diese 120-Millionen-Euro-Einnahme<br />
kann niemand organisieren.<br />
Und Binding könnte noch nachlegen:<br />
„Das war keine vollständige Liste – wir haben<br />
noch mehr Ideen.“ Sein Traum wäre es,<br />
möglichst viel direkt in die Koalitionsvereinbarung<br />
zu schreiben, denn das Beispiel der<br />
christliberalen Koalition mahne, „was nicht<br />
klar vereinbart ist, geht später schief“.<br />
Als Binding in einer Untergruppe der Finanz-AG<br />
sein Inkassokonzept vorlegte, war<br />
die Reaktion der Unions-Leute verhalten,<br />
aber nicht brüsk ablehnend. Man wolle sich<br />
das mal ansehen, lautete die Antwort der<br />
künftigen Geschäftspartner. Intern freilich<br />
finden sie die Vorschläge erst mal gruselig.<br />
Die Fleißarbeit der Genossen wird allerdings<br />
nicht vergeblich gewesen sein. Sie<br />
brauchen die Vorschläge nur auf den Stapel<br />
„Wiedervorlage“ zu packen. Sobald die<br />
Konjunktur ein wenig schwächelt, die Rekordbeschäftigung<br />
in Deutschland wieder<br />
einbricht, fehlt Geld in Staatshaushalt und<br />
Sozialkassen, um all die teuren Wünsche zu<br />
bezahlen, die auch die Union jetzt auftischt.<br />
Dann werden die schwarzen Finanzpolitiker<br />
vermutlich dankbar sein, dass die Genossen<br />
schon so eifrig vorgearbeitet haben.<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 43<br />
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Der Volkswirt<br />
KOMMENTAR | Mit ihrer jüngsten<br />
Zinssenkung ist die EZB endgültig<br />
zur Zentralbank Südeuropas<br />
geworden. Von Malte Fischer<br />
EZB d’Italia<br />
Dass sein Wunsch so<br />
schnell erfüllt wird,<br />
hat Fabrizio Saccomanni<br />
wohl kaum erwartet.<br />
Anfang vergangener<br />
Woche hatte Italiens Finanzminister<br />
laut über den starken Euro<br />
geklagt und die Europäische<br />
Zentralbank (EZB) aufgefordert,<br />
die Leitzinsen zu senken.<br />
Am Donnerstag lieferte EZB-<br />
Chef Mario Draghi dann, was<br />
sein Landsmann Saccomanni<br />
bestellt hatte. Zur Überraschung<br />
der Märkte senkte die<br />
EZB ihren wichtigsten Leitzinsen<br />
von 0,5 auf 0,25 Prozent.<br />
Auch den Zins für Notkredite<br />
verringerte sie um 0,25 Punkte<br />
auf nunmehr 0,75 Prozent. Das<br />
war noch nicht alles. Mit dem<br />
Hinweis, die Null-Linie bei den<br />
Zinsen sei ja noch nicht erreicht,<br />
und die EZB könne noch<br />
weiter gehen, machte Draghi<br />
klar, dass die Leitzinsen für<br />
lange Zeit niedrig bleiben oder<br />
sogar weiter sinken werden.<br />
Zudem versicherte er den Banken,<br />
dass sie sich bis mindestens<br />
Mitte 2015 durch Vollzuteilungsgeschäfte<br />
so viel<br />
Zentralbankgeld bei der EZB<br />
gegen fragwürdige Sicherheiten<br />
leihen können, wie es ihnen<br />
beliebt. Damit hat die EZB die<br />
Kontrolle über die Zentralbankgeldmenge<br />
für die nächsten<br />
zwei Jahre an die Geschäftsbanken<br />
übertragen.<br />
Offiziell begründeten die<br />
Währungshüter ihren Schritt mit<br />
der Sorge vor einem angeblich<br />
gefährlichen Preisniveaurückgang<br />
in der Euro-Zone. Im Oktober<br />
war die Inflationsrate auf<br />
0,7 Prozent gesunken, damit<br />
liegt sie deutlich unter dem Zielwert<br />
der EZB von knapp unter<br />
zwei Prozent. Doch das Gefasel<br />
von einer drohenden Deflation<br />
ist ein billiges Ablenkungsmanöver.<br />
Für den Rückgang der Teuerungsrate<br />
waren vor allem die<br />
gesunkenen Energiepreise verantwortlich.<br />
Zwar liegt die Inflation<br />
in manchen Krisenländern<br />
bei null Prozent, in Griechenland<br />
gehen die Preise sogar zurück.<br />
Doch dies signalisiert lediglich,<br />
dass die Länder dabei<br />
sind, ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />
durch Lohn- und<br />
Preiskonzessionen zurückzugewinnen.<br />
Das ist zu begrüßen,<br />
nicht zu bedauern.<br />
SPARER-ENTEIGNUNG<br />
Daher steckt hinter der Zinssenkung<br />
der EZB ein gänzlich<br />
anderes Motiv. Die Euro-Hüter<br />
wollen die Zinsen für Spareinlagen<br />
weiter nach unten drücken,<br />
um die Anleger in den Kauf von<br />
Staatsanleihen der Südländer<br />
zu treiben. Diese bieten Käufern<br />
im Falle Italiens und Spaniens<br />
bei zehnjähriger Laufzeit<br />
Renditen von mehr als vier Prozent.<br />
Strömen Anleger und<br />
Banken (mit dem billig von der<br />
EZB geliehenen Geld) in die Anleihemärkte<br />
dieser Länder, sinken<br />
die Finanzierungskosten<br />
der Regierungen in Rom und<br />
Madrid. De facto betreibt die<br />
EZB damit eine perfide Politik<br />
der Staatsfinanzierung durch<br />
die Hintertür. Sie zerstört damit<br />
den Spar- und Reformdruck in<br />
den Krisenländern, erzeugt<br />
neue Preisblasen am Finanzmarkt,<br />
enteignet die Sparer in<br />
den Kernländern, löst Fehlinvestitionen<br />
aus und legt so die<br />
Basis für die nächste Krise.<br />
Deutschland hat wahrlich<br />
Besseres verdient, als unter<br />
dem Zinsdiktat einer neuen<br />
Banca d’Italia mit Sitz in Frankfurt<br />
schleichend seinen Wohlstand<br />
zu verlieren.<br />
EXKLUSIVUMFRAGE<br />
Die Arbeit geht nicht aus<br />
Trotz wackliger Konjunktur suchen viele deutsche<br />
Mittelständler weiter Personal. Das zeigt eine aktuelle<br />
Umfrage für die WirtschaftsWoche.<br />
Der Arbeitsmarkt in Deutschland<br />
präsentiert sich weiterhin<br />
erstaunlich robust. Das Nürnberger<br />
Institut für Arbeitsmarktund<br />
Berufsforschung (IAB)<br />
prognostiziert für 2014 einen<br />
Zuwachs der Erwerbstätigenzahl<br />
um rund 240 000 Personen.<br />
Laut IAB gab es im dritten Quartal<br />
dieses Jahres rund 868 000<br />
offene Stellen, fast 5000 mehr<br />
als im Vorjahreszeitraum.<br />
Im vierten Quartal dürfte die<br />
gute Entwicklung weitergehen.<br />
Laut einer aktuellen Umfrage<br />
der Wirtschaftsverbände Die<br />
Familienunternehmer-ASU<br />
und Die Jungen Unternehmer-<br />
BJU exklusiv für die Wirtschafts-<br />
Woche wollen rund 20 Prozent<br />
der Mittelständler in diesem<br />
Zeitraum ihre Belegschaft weiter<br />
aufstocken, nur elf Prozent<br />
planen einen Personalabbau.<br />
67 Prozent geben an, die Mitarbeiterzahl<br />
bis zum Jahresende<br />
konstant zu halten. Befragt wurden<br />
knapp 560 mittelständische<br />
Firmenchefs.<br />
Gleichwohl gibt es eine Reihe<br />
von Faktoren, die derzeit Neueinstellungen<br />
bremsen. Nicht<br />
zuletzt die möglichen Inhalte<br />
des Koalitionsvertrages von<br />
Union und SPD verunsichern<br />
die Wirtschaft. „Zurzeit schauen<br />
viele Unternehmer auf die<br />
Politik in Berlin“, bestätigt die<br />
BJU-Bundesvorsitzende Lencke<br />
Wischhusen. Die politische Unsicherheit<br />
und die Gefahr neuer<br />
Regulierungen ist laut Umfrage<br />
für immerhin jeden zehnten<br />
Firmenchef eine zentrale Jobbremse<br />
(siehe Grafik).<br />
Das wichtigste Hindernis,<br />
neue Jobs zu schaffen, ist jedoch<br />
der um sich greifende<br />
Fachkräftemangel: Jeder dritte<br />
Firmenchef nennt diesen als aktuell<br />
größte Job-Hürde. Im vorigen<br />
Jahr sorgten sich die Unternehmer<br />
noch am meisten über<br />
die wacklige Konjunktur und<br />
die unsichere Auftragslage<br />
(diesmal: 23 Prozent). Auf Platz<br />
drei der Negativ-Skala steht mit<br />
deutlichem Abstand der Kündigungschutz<br />
(12 Prozent). Die<br />
Lohnkosten spielen überraschenderweise<br />
nur eine untergeordnete<br />
Rolle für die Einstellungsbereitschaft<br />
der Betriebe.<br />
Beim Kampf um qualifiziertes<br />
Personal sieht Wischhusen den<br />
wichtigsten Lösungsansatz in<br />
der Bildungspolitik. „Wir müssen<br />
die vorhandenen Potenziale<br />
in Deutschland viel besser ausnutzen“,<br />
mahnt die Verbandschefin.<br />
„50 000 Jugendliche<br />
verlassen die Schulen ohne Abschluss<br />
– da müssen sich die Bildungspolitiker<br />
gemeinsam mit<br />
uns Unternehmern schleunigst<br />
etwas einfallen lassen.“<br />
bert.losse@wiwo.de<br />
Mittelstand stellt ein<br />
Wiewirdsich die Zahl der Arbeitsplätze<br />
in Ihrem Unternehmen im 4. Quartal<br />
voraussichtlich entwickeln?<br />
wir reduzieren<br />
weiß nicht 2%<br />
<strong>11</strong> %<br />
wir<br />
erhöhen 20%<br />
Welches ist aktuell das größte Hindernis<br />
für Ihr Unternehmen, neue Mitarbeiter<br />
einzustellen?<br />
Fachkräftemangel<br />
Unsichere Konjunktur/<br />
Auftragslage<br />
Kündigungsschutz<br />
Unsicherheit über den<br />
Kurs der neuen Bundesregierung<br />
Hohe Lohnkosten<br />
Anderes Hindernis<br />
Keine Hindernisse<br />
Quelle: BJU, ASU<br />
67%<br />
wir halten<br />
konstant<br />
6%<br />
3%<br />
23%<br />
12%<br />
<strong>11</strong>%<br />
12%<br />
33%<br />
FOTO: FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
44 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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KONJUNKTUR DEUTSCHLAND<br />
Leichte Eintrübung trotz<br />
guter Auftragslage<br />
Eine überraschend starke<br />
Nachfrage aus dem Ausland hat<br />
die Auftragsbücher der deutschen<br />
Industrie im September<br />
gut gefüllt. Während die inländische<br />
Nachfrage um 1,0 Prozent<br />
sank, bestellten ausländische<br />
Kunden 6,8 Prozent mehr<br />
Güter und Dienstleistungen<br />
made in Germany. Insgesamt<br />
stiegen die Auftragseingänge<br />
saisonbereinigt gegenüber dem<br />
Vormonat um 3,3 Prozent. Im<br />
Monat zuvor waren sie noch um<br />
0,3 Prozent zurückgegangen.<br />
Den stärksten Anstieg verzeichneten<br />
die Hersteller von Investitionsgütern<br />
(plus 5,5 Prozent).<br />
Laut Bundeswirtschaftsministerium<br />
waren vor allem Großaufträge<br />
für das gute Ergebnis verantwortlich.<br />
Die gute Auftragslage darf jedoch<br />
nicht darüber hinwegtäuschen,<br />
dass andere konjunkturelle<br />
Frühindikatoren derzeit<br />
ins Minus drehen. Der Einkaufsmanagerindex<br />
ist gesunken<br />
(siehe unten), und auch der<br />
Earlybird-Frühindikator, den<br />
die Commerzbank exklusiv für<br />
die WirtschaftsWoche ermittelt,<br />
präsentiert sich aktuell mit einer<br />
kleinen Delle. Das Barometer,<br />
das einen Vorlauf gegenüber<br />
der Realwirtschaft von<br />
sechs bis neun Monaten hat,<br />
sank im Oktober leicht auf 2,47<br />
Punkte (siehe Grafik). Der Indikator<br />
erfasst den Außenwert<br />
des Euro, die kurzfristigen Realzinsen<br />
sowie (als Messgröße für<br />
die Lage der Weltwirtschaft)<br />
den Einkaufsmanagerindex für<br />
die US-Industrie (ISM). Grund<br />
für den aktuellen Rückgang<br />
sind vor allem steigende Realzinsen<br />
infolge der gesunkenen<br />
Teuerungsrate. Insgesamt<br />
bleibt der Earlybird auf einem<br />
hohem Niveau – was aber laut<br />
Weiter auf hohem Niveau<br />
Bruttoinlandsprodukt undEarlybird-Konjunkturbarometer<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
–1,0<br />
–2,0<br />
–3,0<br />
Earlybird 2<br />
Bruttoinlandsprodukt 1<br />
Commerzbank-Ökonom Ralph<br />
Solveen „nahezu ausschließlich<br />
auf die starken Impulse der<br />
Geldpolitik zurückzuführen ist“.<br />
Mit Spannung warten Analysten<br />
nun auf den ifo-Geschäftsklimaindex<br />
für den laufenden<br />
Monat, den das Münchner ifo<br />
Institut am 22. November präsentieren<br />
will.<br />
–4,0<br />
2008 2009 2010 20<strong>11</strong> 2012 <strong>2013</strong><br />
1<br />
zum Vorquartal (in Prozent); 2 gewichtete Summe aus kurzfristigem realem Zins, effektivem<br />
realem Außenwertdes Euro und US-Einkaufsmanagerindex; Quelle: Commerzbank<br />
bert.losse@wiwo.de<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0<br />
–1,0<br />
–2,0<br />
–3,0<br />
–4,0<br />
Dienstleister<br />
schwächeln<br />
Die deutsche Wirtschaft hat<br />
zu Herbstbeginn etwas an<br />
Schwung verloren. Der <strong>vom</strong><br />
Londoner Forschungsinstitut<br />
Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex<br />
für die Privatwirtschaft<br />
sank im Oktober um 0,6<br />
auf 52,6 Punkte. Dies war der<br />
zweite Rückgang in Folge. Das<br />
Barometer hält sich allerdings<br />
klar über der Marke von 50<br />
Zählern, ab der gemeinhin Expansion<br />
einsetzt. Die deutsche<br />
Wirtschaft bleibe „in guter Verfassung“,<br />
sagt Markit-Ökonom<br />
Tim Moore.<br />
Verantwortlich für die sinkende<br />
Dynamik im Oktober war<br />
die Dienstleistungsbranche.<br />
Deren Einkaufsmanagerindex<br />
fiel überraschend um 1,4 auf<br />
52,3 Zähler. Analysten hatten<br />
hier einen leichten Zuwachs<br />
vorhergesagt. Besser lief es in<br />
der deutschen Industrie, wo der<br />
Einkaufsmanagerindex um 0,4<br />
auf 51,5 Punkte zulegen konnte.<br />
Volkswirtschaftliche<br />
Gesamtrechnung<br />
Real. Bruttoinlandsprodukt<br />
Privater Konsum<br />
Staatskonsum<br />
Ausrüstungsinvestitionen<br />
Bauinvestitionen<br />
Sonstige Anlagen<br />
Ausfuhren<br />
Einfuhren<br />
Arbeitsmarkt,<br />
Produktion und Preise<br />
Industrieproduktion 1<br />
Auftragseingänge 1<br />
Einzelhandelsumsatz 1<br />
Exporte 2<br />
ifo-Geschäftsklimaindex<br />
Einkaufsmanagerindex<br />
GfK-Konsumklimaindex<br />
Verbraucherpreise 3<br />
Erzeugerpreise 3<br />
Importpreise 3<br />
Arbeitslosenzahl 4<br />
Offene Stellen 4<br />
Beschäftigte 4, 5<br />
20<strong>11</strong> 2012<br />
Durchschnitt<br />
3,3<br />
1,7<br />
1,0<br />
7,0<br />
5,8<br />
3,9<br />
7,8<br />
7,4<br />
20<strong>11</strong> 2012<br />
Durchschnitt<br />
6,6<br />
7,5<br />
1,1<br />
<strong>11</strong>,5<br />
<strong>11</strong>1,3<br />
54,8<br />
5,6<br />
2,1<br />
5,6<br />
8,0<br />
2974<br />
466<br />
28460<br />
0,7<br />
0,8<br />
1,2<br />
–4,8<br />
–1,5<br />
3,2<br />
3,9<br />
2,2<br />
–0,9<br />
–4,2<br />
0,2<br />
3,4<br />
105,0<br />
46,7<br />
5,9<br />
2,0<br />
2,0<br />
2,1<br />
2897<br />
478<br />
29004<br />
II/12 III/12 IV/12 I/13 II/13<br />
Veränderung zum Vorquartal in Prozent<br />
–0,1<br />
0,1<br />
–0,4<br />
–3,0<br />
–1,4<br />
1,0<br />
3,1<br />
2,3<br />
Juli<br />
<strong>2013</strong><br />
–1,1<br />
–2,0<br />
–0,5<br />
–0,8<br />
106,2<br />
50,7<br />
6,8<br />
1,9<br />
0,0<br />
–2,6<br />
2940<br />
425<br />
29394<br />
1 Volumen, produzierendes Gewerbe, Veränderung zum Vormonat in Prozent; 2 nominal, Veränderung zum Vormonat in<br />
Prozent; 3 Veränderung zum Vorjahr in Prozent; 4 in Tausend, saisonbereinigt; 5 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte;<br />
alle Angaben bis auf Vorjahresvergleiche saisonbereinigt; Quelle: Thomson Reuters<br />
0,2<br />
0,1<br />
0,7<br />
–2,2<br />
0,5<br />
1,5<br />
1,4<br />
0,6<br />
Aug.<br />
<strong>2013</strong><br />
1,6<br />
–0,3<br />
–0,2<br />
1,0<br />
107,6<br />
51,8<br />
7,0<br />
1,5<br />
–0,5<br />
–3,4<br />
2947<br />
426<br />
29403<br />
–0,5<br />
–0,3<br />
0,1<br />
–2,0<br />
–0,7<br />
1,5<br />
–2,4<br />
–1,3<br />
Sept.<br />
<strong>2013</strong><br />
–0,9<br />
3,3<br />
–0,4<br />
–<br />
107,7<br />
51,1<br />
7,0<br />
1,4<br />
–0,5<br />
–2,8<br />
2971<br />
429<br />
–<br />
0,0<br />
0,8<br />
–0,1<br />
–0,6<br />
–2,1<br />
–1,1<br />
–1,8<br />
–2,1<br />
Okt.<br />
<strong>2013</strong><br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
107,4<br />
51,5<br />
7,1<br />
1,2<br />
–<br />
–<br />
2973<br />
431<br />
–<br />
0,7<br />
0,5<br />
0,6<br />
0,9<br />
2,6<br />
1,3<br />
2,2<br />
2,0<br />
Nov.<br />
<strong>2013</strong><br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
7,0<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
Letztes Quartal<br />
zum Vorjahr<br />
in Prozent<br />
0,9<br />
1,1<br />
1,3<br />
–1,2<br />
1,2<br />
3,1<br />
1,1<br />
1,4<br />
Letzter Monat<br />
zum Vorjahr<br />
in Prozent<br />
4,4<br />
<strong>11</strong>,0<br />
0,2<br />
–5,5<br />
7,3<br />
12,0<br />
14,8<br />
–<br />
–<br />
–<br />
1,5<br />
–6,1<br />
1,2<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 45<br />
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Der Volkswirt<br />
WARUM EIGENTLICH...<br />
...ist die Kritik an den deutschen<br />
Exportüberschüssen verfehlt?<br />
Deutschlands Unternehmen<br />
sind erfolgreich –<br />
und für manche offenbar<br />
zu erfolgreich. Anders lässt sich<br />
das Germany-Bashing kaum<br />
erklären, das wegen der anhaltend<br />
hohen deutschen Exportüberschüsse<br />
eingesetzt hat.<br />
Das US-Finanzministerium<br />
wirft Deutschland vor, seine<br />
schwache Binnennachfrage<br />
und hohe „Exportabhängigkeit“<br />
behinderten den Abbau der<br />
Ungleichgewichte in der Euro-<br />
Zone. Wirtschaftsnobelpreisträger<br />
Paul Krugman geißelt die<br />
„unangemessen hohen Exportüberschüsse“,<br />
weil sie „das<br />
Wachstum und die Beschäftigung<br />
der gesamten Welt bremsen“.<br />
Die EU-Kommission erwägt,<br />
gegen die Bundesrepublik<br />
ein sanktionsbewehrtes Verfahren<br />
wegen „makroökonomischer<br />
Ungleichgewichte“ einzuleiten,<br />
und der Internationale<br />
Währungsfonds fordert die<br />
Bundesregierung auf, sie solle<br />
verbindliche Obergrenzen für<br />
den Leistungsbilanzüberschuss<br />
festlegen. Als Rezept empfehlen<br />
die Mahner deutliche Lohnsteigerungen.<br />
Diese sollen die Inlandsnachfrage<br />
und die Importe<br />
Deutschlands ankurbeln.<br />
VERZERRTE KURSE<br />
Wie berechtigt ist die Kritik an<br />
unseren Überschüssen? Tatsache<br />
ist, dass kaum ein Land so<br />
hohe Positivsalden in seiner<br />
Leistungsbilanz ansammelt wie<br />
Deutschland. Zur Leistungsbilanz<br />
zählen die Handelsbilanz,<br />
die Dienstleistungsbilanz, die<br />
Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen<br />
sowie die<br />
Bilanz der Transferzahlungen.<br />
In diesem Jahr dürfte sich der<br />
Saldo auf knapp 200 Milliarden<br />
Euro belaufen, das entspricht<br />
mehr als sieben Prozent des<br />
Bruttoinlandsprodukts.<br />
Historisch gesehen sind hohe<br />
Exportüberschüsse nicht ungewöhnlich<br />
für Deutschland. Im<br />
System fester Wechselkurse<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
war die D-Mark lange Zeit unterbewertet.<br />
Das erleichterte es<br />
den Unternehmen, Märkte im<br />
Ausland zu erobern. Die hohen<br />
Gewinne lockten Unternehmen,<br />
Arbeitskräfte und Investitionen<br />
in den Exportsektor. So<br />
entstanden Abhängigkeiten, die<br />
sich auch fortsetzten, als das<br />
In der Kritik<br />
Leistungsbilanzsalden Deutschlands<br />
(in Prozent <strong>vom</strong> BIP)<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
–1<br />
–2<br />
1950 60 70 80 90 00 10<br />
Festkurssystem Anfang der<br />
Siebzigerjahre zusammenbrach<br />
und die D-Mark kräftig aufwertete.<br />
Heute befindet sich<br />
Deutschland als Mitglied der<br />
Währungsunion wieder in einem<br />
Festkurssystem. Gemessen<br />
an der wirtschaftlichen<br />
Stärke Deutschlands, ist der<br />
Wechselkurs des Euro zu niedrig.<br />
Das verleiht den deutschen<br />
Exporteuren Rückenwind.<br />
Dennoch ist die Kritik an den<br />
Exportüberschüssen verfehlt.<br />
Denn erstens beruht der Außenhandel<br />
auf freiwilligen Verträgen.<br />
Die Bürger im Ausland<br />
kaufen Waren made in Germany,<br />
weil diese ihren Bedürfnissen<br />
besser entsprechen als andere<br />
Produkte. Freier Handel<br />
kommt zustande, weil die beteiligten<br />
Parteien den Tausch Ware<br />
gegen Geld als vorteilhaft für<br />
sich empfinden. Er steigert den<br />
Wohlstand auf beiden Seiten.<br />
Wer Exportüberschüsse reduzieren<br />
will, reduziert somit den<br />
Wohlstand der Nationen.<br />
Zweitens spiegelt der Aktivsaldo<br />
im Handel einen Überschuss<br />
der Ersparnis gegenüber<br />
den Investitionen wider. Weil<br />
die Deutschen altern, legen sie<br />
Exporte, Inlandsnachfrage<br />
und BIP Deutschlands*<br />
210<br />
200<br />
Exporte<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
Inlandsnachfrage<br />
130<br />
120<br />
<strong>11</strong>0<br />
BIP<br />
100<br />
2000 02 04 06 08 10 12<br />
*reale Quartalswerte, 2000 =100, Quelle: Bundesbank, Statistisches Bundesamt<br />
zur Finanzierung ihres Lebensabends<br />
mehr Geld auf die hohe<br />
Kante und verzichten auf Konsum.<br />
Dies ist ein durch und<br />
durch rationales Verhalten.<br />
Bereits in wenigen Jahren<br />
werden die Deutschen ihre Ersparnisse,<br />
von denen ein erheblicher<br />
Teil in ausländischen Anleihen,<br />
Aktien und Immobilien<br />
steckt, auflösen, um Güter aus<br />
dem Ausland zu beziehen, die<br />
wegen der fehlenden Arbeitskräfte<br />
hierzulande nicht mehr<br />
hergestellt werden. Dann dreht<br />
die Kapitalbilanz ins Plus und<br />
die Leistungsbilanz ins Minus.<br />
Spätestens Ende des nächsten<br />
Jahrzehnts werden die deutschen<br />
Exportüberschüsse verschwunden<br />
sein, schätzt das<br />
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung<br />
(ZEW) in<br />
Mannheim.<br />
Drittens schaden kräftige<br />
Lohnerhöhungen zum Abbau<br />
der Überschüsse mehr, als sie<br />
nutzen. Schnellen die Löhne in<br />
die Höhe, mindert dies die<br />
preisliche Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Exporteure.<br />
Insbesondere die Hersteller von<br />
Investitionsgütern, deren wichtigste<br />
Konkurrenten nicht in Europa,<br />
sondern in China, den<br />
USA, Japan und Korea sitzen,<br />
büßen dann Marktanteile ein.<br />
Das träfe auch die Krisenländer<br />
Europas. Denn die deutschen<br />
Exporte bestehen zu rund 40<br />
Prozent aus importierten Vorprodukten<br />
– und viele davon<br />
stammen aus Europa.<br />
ZU HAUSE INVESTIEREN<br />
Sollte Deutschland also weitermachen<br />
wie bisher? Keineswegs.<br />
Zwar sind die Deutschen<br />
spitze beim Export, bei der Anlage<br />
der Überschüsse haben sie<br />
in den vergangenen Jahren jedoch<br />
kein gutes Händchen bewiesen.<br />
Die Einkommen aus<br />
dem Exportgeschäft haben sie<br />
zu einem großen Teil in griechische<br />
Staatsanleihen, irische<br />
Bankanleihen und spanische<br />
Schrottimmobilien gesteckt –<br />
und damit Schiffbruch erlitten.<br />
Um ein ähnliches Desaster in<br />
Zukunft zu verhindern, müssen<br />
die Gelder besser gestreut werden.<br />
Dazu gehört auch, mehr<br />
Geld in Deutschland zu investieren.<br />
Das kurbelt die Konjunktur<br />
an, steigert die Importe –<br />
und baut die hohen Exportüberschüsse<br />
ab.<br />
malte.fischer@wiwo.de<br />
46 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
DENKFABRIK | Die Immobilienpreise in Deutschland sind kräftig gestiegen. Von einer<br />
drohenden Preisblase kann jedoch noch keine Rede sein. Im internationalen Vergleich<br />
ist der deutsche Häusermarkt nicht überbewertet. Und solange die EZB ihre Niedrigzinspolitik<br />
fortsetzt, bleiben Immobilien ein gutes Anlageobjekt. Von Hans-Werner Sinn<br />
Höheres Plateau<br />
FOTOS: ROBERT BREMBECK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PICTURE-ALLIANCE/DPA/MURAT<br />
Im Mai und Juni 2010, auf<br />
dem vorläufigen Höhepunkt<br />
der Euro-Krise, habe<br />
ich in meinen Kolumnen<br />
für die WirtschaftsWoche einen<br />
Bauboom in Deutschland prognostiziert<br />
– weil sich das Anlagekapital<br />
nicht mehr aus<br />
Deutschland heraustrauen<br />
werde. Kaum jemand hat mir<br />
damals geglaubt. Es dauerte<br />
Monate, bis auch andere Stimmen<br />
zu vernehmen waren, die<br />
Ähnliches sagten.<br />
Jetzt zeigt sich: Es ist tatsächlich<br />
zu diesem Boom gekommen.<br />
Von Mitte 2010 bis Mitte<br />
<strong>2013</strong> stiegen die Immobilienpreise<br />
um neun Prozent. Die Beschäftigung<br />
im Baugewerbe<br />
wuchs um 1,5 Prozent, die realen<br />
Bauinvestitionen nahmen<br />
um 4,2 Prozent zu. Die Auftragseingänge<br />
im Wohnungsbau<br />
erhöhten sich in diesem Zeitraum<br />
sogar um 36 Prozent. Die<br />
Zahl der fertiggestellten Wohnungen<br />
war 2012 um ein Viertel<br />
höher als 2010.<br />
Besonders in den Großstädten<br />
zogen die Neubaupreise an.<br />
In Berlin stiegen sie in diesen<br />
drei Jahren um knapp 40 Prozent,<br />
in Hamburg je nach Typ<br />
um 17 bis 40 Prozent, in Stuttgart<br />
um etwa 25 Prozent, in<br />
München zwischen 20 und 35<br />
Prozent und in Köln um 14 bis<br />
17 Prozent.<br />
BUNDESBANK WARNT<br />
Nun warnt die Deutsche Bundesbank<br />
vor einer Überhitzung<br />
der Märkte. Die Preissteigerungsraten<br />
besonders in den<br />
Ballungsräumen ließen sich<br />
„nur noch schwer rechtfertigen“,<br />
schreibt sie in ihrem Monatsbericht<br />
von Oktober und<br />
warnt vor „empfindlichen Ver-<br />
mögensverlusten“, obwohl sie<br />
beim Immobilienmarkt als Ganzem<br />
noch keine Überbewertungen<br />
feststellt.<br />
Geht der Bauboom also schon<br />
wieder zu Ende? War das Ganze<br />
nur ein temporäres Aufflackern?<br />
Ich glaube das nicht. Es gibt verschiedene<br />
Indikatoren dafür,<br />
dass der Boom weitergeht. Einer<br />
der wichtigsten besteht in den<br />
Auftragsbeständen der Architekten,<br />
die das ifo Institut im vierteljährlichen<br />
Rhythmus erfragt. Sie<br />
liegen heute schon wieder auf<br />
dem Niveau von 1994/95. Damals<br />
ließ der Vereinigungsboom<br />
gerade nach, war aber noch kräftig.<br />
So viel wie derzeit hatten die<br />
»Besonders in<br />
den Großstädten<br />
stiegen die<br />
Neubaupreise in<br />
den vergangenen<br />
Jahren stark an«<br />
Architekten 18 Jahre lang nicht<br />
zu tun.<br />
Ich glaube an ein baldiges Ende<br />
des Baubooms auch deshalb<br />
nicht, weil sich Immobilienblasen<br />
in der Regel etwa anderthalb Jahrzehnte<br />
aufbauen, bevor sie platzen.<br />
Der letzte deutsche Immobilienboom<br />
dauerte von Anfang der<br />
Achtzigerjahre bis Mitte des darauffolgenden<br />
Jahrzehnts. Der<br />
letzte US-amerikanische Immobilienboom<br />
erstreckte sich von Ende<br />
der Neunzigerjahre bis 2007.<br />
Die spanische Immobilienhausse<br />
zog sich von Mitte der Neunzigerjahre<br />
bis zur Lehman-Krise im<br />
Jahr 2008 hin.<br />
Ohnehin muss nicht jeder<br />
Boom zur platzenden Blase werden.<br />
Häufig gehen die Preise auf<br />
ein höheres Plateau und verharren<br />
dort für eine Weile. Selbst<br />
wenn es zum Schluss dann doch<br />
steil nach unten geht, so sind die<br />
ersten zehn Jahre der Blasenbildung<br />
meistens ganz angenehm.<br />
Hinzu kommt: Die Steigerung<br />
der Immobilienpreise war in<br />
Deutschland in den vergangenen<br />
Jahren wesentlich schwächer als<br />
in den meisten heutigen Krisenländern.<br />
Von 1997 bis 2000 nahmen<br />
die Preise zum Beginn des<br />
durch die Euro-Ankündigung ausgelösten<br />
Booms in Frankreich um<br />
19 Prozent zu, in Spanien um 24<br />
Prozent und in Irland sogar um 82<br />
Prozent.<br />
In der Zeit davor, in den Jahren<br />
2000 bis 2007, sind die deutschen<br />
Immobilienpreise – mit<br />
Schwankungen – sogar permanent<br />
gefallen, während sie in vielen<br />
anderen europäischen Ländern<br />
geradezu explodierten. Das<br />
hat einen erheblichen Nachholbedarf<br />
begründet. Noch immer sind<br />
die deutschen Preise im internationalen<br />
Vergleich nicht sonderlich<br />
hoch. So sind zum Beispiel<br />
die Preise der Wohnimmobilien in<br />
einer Metropole wie Frankfurt<br />
eher niedriger als in Barcelona,<br />
und natürlich hält keine deutsche<br />
Stadt dem Vergleich mit Paris<br />
oder London stand.<br />
Dies sind Anhaltspunkte, die<br />
sich Immobilienkäufer vor Augen<br />
führen sollten. Die Chancen<br />
auf ein Schnäppchen sind zwar<br />
heute nicht mehr so groß wie<br />
noch vor zwei Jahren. Dennoch<br />
bieten klug ausgewählte Objekte<br />
in Zuzugsgebieten auf absehbare<br />
Zeit weiterhin Chancen auf<br />
Wertsteigerungsgewinne.<br />
KEINE TRENDWENDE<br />
Natürlich sollten wir die Warnungen<br />
der Bundesbank ernst nehmen.<br />
Aber es handelt sich dabei<br />
wohl eher um den psychologischen<br />
Versuch, rechtzeitig zu<br />
bremsen. Das ist zu respektieren.<br />
Als eine privatwirtschaftlich<br />
optimale Anlageempfehlung sollte<br />
man den Bundesbankbericht<br />
aber lieber nicht interpretieren.<br />
Eine Trendwende erwarte ich<br />
erst, wenn die Europäische Zentralbank<br />
(EZB) ihre Niedrigzinspolitik<br />
beendet. Steigende Finanzierungskosten<br />
könnten den<br />
Boom jäh beenden. Aber solange<br />
der Euro existiert, ist das<br />
nicht zu erwarten – denn die<br />
Bauherren haben mit den Zentralbank-Gouverneuren<br />
der<br />
überschuldeten Südländer<br />
mächtige politische Verbündete.<br />
Diese Gouverneure sitzen allesamt<br />
im EZB-Rat und werden<br />
schon dafür sorgen, dass die<br />
monetäre Druckerpresse weiter<br />
auf Hochtouren läuft. Insofern<br />
braucht man um den Wert seiner<br />
Immobilien keine Angst zu<br />
haben, solange sich die Südländer<br />
im Euro-Verbund befinden.<br />
Hans-Werner Sinn ist Präsident<br />
des ifo Instituts und Ordinarius<br />
an der Ludwig-Maximilians-<br />
Universität in München.<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 47<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Allah für alle<br />
TÜRKEI | Der boomende Markt vor den Toren der EU ist<br />
ein Mekka für Investoren. Doch Ministerpräsident<br />
Erdogan blockiert mit seinem Islamisierungskurs den<br />
notwendigen Wandel hin zu einer innovativen Ökonomie.<br />
Das wird für viele Unternehmen zu einem Problem.<br />
FOTO: SINAN CAKMAK<br />
Zwischen Topfpflanzen und Notebook-Bildschirmen<br />
gedeiht das<br />
kreative Chaos, von dem jede IT-<br />
Bude lebt. Unter dem Konferenztisch<br />
klemmt ein Gymnastikball,<br />
auf den Tischplatten winden sich<br />
Kabel durch Papierberge. Ruhelos klappern<br />
die Tastaturen der IT-Entwickler. Sie<br />
tüfteln an Cloud-Software zur effizienteren<br />
Steuerung von Lieferketten – ein Job, dem<br />
Programmierer rund um den Globus nachgehen.<br />
Nur dass hier alle paar Stunden der<br />
Muezzin ruft: Die Softwareschmiede Solvoyo<br />
residiert im Herzen von Istanbul.<br />
Islam und IT, Religion und Innovation?<br />
Für Nilüfer Durak ist das kein Widerspruch.<br />
„Wir Türken probieren gern Dinge<br />
aus und sind bereit, dabei voll ins Risiko zu<br />
gehen“, sagt die Managerin des US-Softwareherstellers.<br />
Das seien die besten Zutaten<br />
für Innovationen, meint die Frau mit<br />
dem kessen Lockenkopf, die ihr Berufsleben<br />
überwiegend als Investmentbankerin<br />
in Amerika verbracht hat und seit Mai dieses<br />
Jahres für Solvoyo das globale Geschäft<br />
von ihrer Heimatstadt Istanbul aus leitet.<br />
Die Kreativität ihrer Generation bei den<br />
Protesten im Gezi-Park hat sie begeistert.<br />
Doch zugleich ist sie besorgt, weil die Türkei<br />
<strong>vom</strong> Westen wegdriftet und hin zu einem<br />
radikaleren Islam: „Innovation funktioniert<br />
nur in einer Gesellschaft, wo jeder<br />
seine Meinung sagen kann und niemand<br />
den anderen seine Werte aufzwingt“, sagt<br />
Durak und fordert in Richtung Politik: „Ich<br />
hoffe wirklich, dass sie das begreifen und<br />
die Erwartungen und Bedürfnisse der jüngeren<br />
Generation ernst nehmen.“ Nur so<br />
könne das Land am Bosporus innovativer<br />
werden.<br />
Ob das klappen kann – die Türkei als<br />
künftiges Silicon Valley vor Europas Toren?<br />
Wie Durak fürchten viele Investoren neue<br />
Konflikte durch die zunehmende Islamisierung.<br />
Ein halbes Jahr nachdem die Polizei<br />
die protestierende Mitte der Gesellschaft<br />
mit Tränengas durch die Straßen<br />
jagte, herrscht noch immer Schockstarre<br />
im wichtigsten Wachstumsmarkt an der<br />
EU-Außengrenze. Zu offensichtlich ist die<br />
tiefe Spaltung der Gesellschaft, zu kompromisslos<br />
die Reaktion der Staatsmacht, als<br />
dass man Bedenken ob der politischen Stabilität<br />
des Landes getrost übergehen könnte.<br />
Mit seinem konservativen Kurs weg von<br />
westlichen Werten und Freiheiten riskiert<br />
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan,<br />
jene wirtschaftliche Modernisierung abzuwürgen,<br />
die er selbst in Gang gesetzt hat.<br />
UNSICHERER HAFEN<br />
Zwar will Brüssel nach drei Jahren Stillstand<br />
die Verhandlungen über einen EU-Beitritt<br />
wiederbeleben. Dennoch sorgt Erdogans<br />
Kurs für Unsicherheit, wie Ergün Kis feststellt,<br />
Partner und Türkei-Spezialist bei der<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in<br />
Istanbul: „Türkei-Neulinge warten jetzt erst<br />
einmal ab. Wer aber konkrete Pläne für den<br />
Markteintritt hatte, wirft diese deshalb nicht<br />
gleich über Bord.“ Und Ralph Jäger, Chef von<br />
RWE Türkei, mahnt: „Das politische System<br />
muss berechenbar und stabil sein.“<br />
In der Regierungspartei AKP tobe seit<br />
den Gezi-Protesten ein Machtkampf zwischen<br />
konservativen Kräften um Erdogan<br />
und seinen eher westlich orientierten Gegnern,<br />
beobachtet Yasar Aydin, Türkei-Experte<br />
der Stiftung Wissenschaft und Politik<br />
in Berlin. Die Lage könne jederzeit wie-<br />
»<br />
Der Erdogan-Effekt<br />
Der Ministerpräsident gilt als Vater des<br />
Wirtschaftswunders, das<br />
der Türkei seit 2003<br />
Wachstumsraten von teils<br />
mehr als neun Prozent<br />
beschert. Das gefährdet<br />
er durch die<br />
Islamisierung und<br />
den harten Kurs<br />
gegen Protestler<br />
48 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Nilüfer Durak<br />
SOLVOYO<br />
Software<br />
Umsatz<br />
2,2 Mio. Euro<br />
Mitarbeiter (Türkei) 20<br />
Kunden: Vestel, Schneider Electric,<br />
Hewlett-Packard<br />
»Innovation funktioniert nur in<br />
einer Gesellschaft, wo jeder seine<br />
Meinung sagen kann und niemand<br />
dem anderen seine Werte aufzwingt«<br />
Wachstum destürkischenBIPswährend<br />
ErdogansAmtszeit 2003–<strong>2013</strong>(in Prozent)<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
–2<br />
–4<br />
–6<br />
2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />
Bevölkerungsentwicklungder Türkei<br />
2003–2012(in Prozent)<br />
1,45<br />
1,40<br />
1,35<br />
1,30<br />
1,25<br />
1,20<br />
1,15<br />
2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12<br />
Leistungsbilanzdefizit der Türkei<br />
2003–<strong>2013</strong>(in Prozent desBIPs)<br />
–10<br />
–9<br />
–8<br />
–7<br />
–6<br />
–5<br />
–4<br />
–3<br />
–2<br />
2003 04 05 06 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />
*Prognose; Quelle:IWF,Weltbank<br />
49<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
der eskalieren – mit dramatischen Folgen<br />
für das Investitionsklima: „Die Türkei<br />
ist dabei, ihren Ruf als sicherer Hafen für<br />
ausländisches Kapital zu zerstören.“<br />
Dabei gilt der bärbeißige Fischersohn Erdogan<br />
als Vater des Wirtschaftswunders,<br />
das dem Land mit mehr als 75 Millionen<br />
Einwohnern seit seinem Amtsantritt 2003<br />
Wachstumsraten von teils mehr als neun<br />
Prozent beschert hat (siehe Grafik Seite<br />
49). Erdogan führte die <strong>vom</strong> jahrelangen<br />
Kurdenkrieg und diversen Militärputschen<br />
zermürbte Gesellschaft zunächst zusammen.<br />
Er gab auch dem religiös-konservativen<br />
Teil der Bevölkerung das Gefühl, gefragt<br />
zu sein, in jener modernen Republik,<br />
die seit der Gründung 1924 stark laizistisch<br />
geprägt ist. Mit liberalen Wirtschaftsreformen<br />
machte der Premier die Türkei zu einem<br />
Mekka für Investoren.<br />
WANDELNDE BOMBE<br />
Doch die Proteste haben den erfolgsverwöhnten<br />
Premier aufgeschreckt. Wer ihn<br />
kennt, beschreibt ihn inzwischen als beratungsresistenten<br />
und jähzornigen Zeitgenossen.<br />
Das Rhetorikgenie fürchtet um seine<br />
Macht, weshalb er die islamisch orientierte<br />
Bevölkerungsmehrheit mit einer Islamisierung<br />
der Gesellschaft hinter sich<br />
sammeln will – was wiederum die Elite<br />
reizt, die in Kopftuchgebot und Alkoholverbot<br />
einen Angriff auf ihre Freiheiten sieht.<br />
„Erdogan ist eine wandelnde Bombe“,<br />
29 Jahre beträgt<br />
das Durchschnittsalter in<br />
der Türkei – das ist EUweit<br />
eins der niedrigsten<br />
schimpft ein Maschinenbauunternehmer<br />
aus Istanbul. „Mit seinen ständigen Provokationen<br />
kann er die Gesellschaft jederzeit<br />
zur Explosion bringen.“ Dabei müssten die<br />
Türken endlich „statt Tomaten und T-Shirts<br />
Hochtechnologie verkaufen“.<br />
Der Islam droht die liberalen Elemente<br />
sogar im weltoffenen Istanbul aus dem öffentlichen<br />
Leben zu verdrängen. Wer im<br />
Umkreis von 100 Metern rund um öffentliche<br />
Gebäude Alkohol ausschenken möchte,<br />
bekommt dafür keine neue Lizenz. Es<br />
gibt Stadtteile, in denen Frauen ohne Kopftuch<br />
schief angeschaut werden, in Behörden<br />
ist das Kopftuchverbot gekippt worden.<br />
Vom Laizismus – dem Dogma von<br />
Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zur<br />
Trennung von Staat und Religion – hat sich<br />
Erdogan offenbar verabschiedet.<br />
Mit diesem Kurs verstört er ausgerechnet<br />
die Kreativen und Innovativen. Die sollten<br />
eigentlich die Türkei auf eine neue Stufe<br />
der globalen Wettbewerbsfähigkeit hieven,<br />
sagt Markus Slevogt, der als Berater seit<br />
Jahren in Istanbul lebt und lange Landeschef<br />
der Deutschen Bank war: „Die Türkei<br />
muss den Sprung in die Reihe der innovationsgetriebenen<br />
Ökonomien schaffen.<br />
Wenn das gelingt, ist das Land nicht mehr<br />
zu stoppen.“<br />
Geschafft hat das zum Beispiel der High-<br />
Tech-Kesselbauer Erensan. Der Mittelständler<br />
mit Sitz im Istanbuler Vorort Yenibosna<br />
folgte früher der Devise „national<br />
statt global“: Der Gründer und Seniorchef<br />
hatte in den Achtziger- und Neunzigerjahren<br />
nie Mühe, im Inland seine Großanlagen<br />
zu verkaufen. Dann rollte 2001 eine<br />
Bankenkrise durch die Türkei. Inflation<br />
und Lira-Abwertung fraßen Erensans Rücklagen<br />
fast über Nacht zur Hälfte auf.<br />
Ayhan Eren, der Junior, überzeugte seinen<br />
Vater, dass der Gang ins Ausland nottut<br />
– gerade wenn man wie Erensan lange<br />
vor der Auslieferung Material am zyklischen<br />
Stahlmarkt kaufen muss. Eren steigerte<br />
den Exportanteil von fünf auf heute<br />
50 Prozent des Umsatzes von heute 30 Millionen<br />
Euro. Dadurch spürte der Anlagenbauer<br />
die letzte Konjunkturkrise kaum,<br />
während sich die Belegschaft von 120 auf<br />
260 Mitarbeiter mehr als verdoppelte.<br />
Hohe Hallen, mächtige Stahlkolosse,<br />
sprühende Funken – man kommt sich vor<br />
wie in einer Werft, nur fehlt Wasser unterm<br />
Kiel der klobigen Bauteile. Tatsächlich<br />
Der Premier und die Konzerne<br />
Türkische Unternehmen, die Erdogans Partei AKP nahestehen...<br />
Name<br />
Branche<br />
Umsatz 1<br />
Mitarbeiter<br />
Partner<br />
Anmerkungen<br />
Doğuş Holding<br />
Finanzwesen, Bauindustrie, Autobau,<br />
Medien, Tourismus, Immobilien<br />
4,0<br />
35000<br />
Volkswagen<br />
Garanti-Bank ließ während der Gezi-Proteste die Türen abschließen,<br />
als flüchtende Demonstranten Zuflucht suchten<br />
Yildiz Group<br />
Nahrungsmittel, Einzelhandel,<br />
Immobilien<br />
5,2<br />
36 000<br />
Eckes-Granini-Gruppe<br />
Enge Beziehungen zu Erdogan und dem Führungszirkel der<br />
Partei AKP<br />
Demiören<br />
Energiehandel, Immobilien,<br />
Medien<br />
2,3<br />
k. A.<br />
k. A.<br />
Präsident ist auch Präsident des türkischen Fußballverbands und<br />
gilt als treuer Gefolgsmann Erdogans<br />
Calik Holding<br />
Bau, Energie, Finanzen, Immobilien,<br />
Medien<br />
2,1<br />
20 000<br />
k. A.<br />
Steht im Ruf der Günstlingswirtschaft, soll für Übernahme von<br />
Medien günstige Kredite <strong>vom</strong> Staat erhalten haben<br />
...und die als eher AKP-fern gelten<br />
Koç Holding<br />
Energie, Automotive, Konsumgüterindustrie,<br />
Finanzen<br />
36,8<br />
82 000<br />
Ford, Fiat, LG,<br />
UniCredit<br />
Gewährte Protestierenden Zuflucht in einer Hotellobby am<br />
Gezi-Park – und hat seither die Steuerfahnder am Hals<br />
Sabancı Holding<br />
Finanzen, Energie, Maschinenbau,<br />
Baumaterialien, Einzelhandel<br />
10,7<br />
58 000<br />
E.On, Heidelberg-<br />
Cement<br />
Stark westlich ausgerichtet, laizistische und kemalistische<br />
Familientradition<br />
Eczacıbaşı Holding<br />
Pharma, Baumaterialien<br />
2,6<br />
<strong>11</strong> 700<br />
Villeroy & Boch<br />
Klar prowestlicher Familienkonzern, dessen Mitglieder<br />
alle in Deutschland oder den USA ausgebildet sind<br />
Doğan Yayın Holding<br />
Medien, Energie<br />
0,93<br />
10300<br />
Burda, Bertelsmann,<br />
Axel Springer Verlag<br />
Verlegte einst kritische Medien wie „Hürriyet“ – die seit einer<br />
Steuernachforderung plötzlich ihre kritische Haltung verloren<br />
1 in Milliarden Euro; Quelle: eigene Recherchen<br />
50 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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»Jetzt muss die Regierung<br />
versuchen, die jungen Leute<br />
einzubinden«<br />
FOTO: SINAN CAKMAK<br />
schweißt Erensan auch Schiffskessel, etwa<br />
für ein schwimmendes Heizkraftwerk.<br />
Meist fertigt das Unternehmen jedoch<br />
Großboiler für Lebensmittelfabriken oder<br />
Heizkessel wie jene 18 Meter hohen Riesen,<br />
die seit Kurzem im Fußballstadion von<br />
Arsenal London ihren Dienst tun.<br />
„Unsere Produkte sind alle Einzelanfertigungen“,<br />
sagt Ayhan Eren. „Sie müssen den<br />
Standards der Länder genügen, in die wir<br />
sie ausliefern.“ Um Anlagen schnell, aber<br />
maßgeschneidert nach verschiedenen<br />
Normen zu konstruieren, sucht er Konstrukteure,<br />
die selbstständig denken. Er<br />
hofft daher auf eine moderne und offene<br />
Türkei: „Diese junge Generation hängt<br />
nicht nur auf Facebook ab, die hat Humor<br />
und Verstand“, freut sich der Unternehmer<br />
über die Gezi-Bewegung: „Jetzt muss die<br />
Regierung versuchen, die jungen Leute<br />
einzubinden. Das sind die Tüftler und<br />
Kreativen, die unserer Wirtschaft helfen,<br />
globaler und vielfältiger zu werden.“<br />
Ayhan Eren<br />
ERESAN<br />
Kesselanlagen<br />
Umsatz<br />
30 Mio. Euro<br />
Mitarbeiter (Türkei) 260<br />
Kunden: FC Arsenal London,<br />
Tofas Autobau<br />
KREDITE IM KAUFRAUSCH<br />
Die Türkei hat mit einem Durchschnittsalter<br />
von 29 Jahren eine der jüngsten Bevölkerungen<br />
in Europa. Die Einwohnerzahl<br />
wächst pro Jahr um mehr als ein Prozent.<br />
Und dank des mehrjährigen Wirtschaftswachstums<br />
sind die Türken konsumfreudig:<br />
Im Kaufrausch stützt das Land seine<br />
Konjunktur quasi von selbst, die Banken<br />
helfen mit billigen Krediten nach.<br />
Kein Wunder also, dass türkische Konzerne<br />
gewachsen sind, die auch EU-Märkte<br />
angreifen könnten. Da ist die Koç-Gruppe<br />
um den bulligen Gründer-Enkel Mustafa<br />
Koç, mit einem Umsatz von 36,8 Milliarden<br />
Euro größer als Henkel und MAN zusammen.<br />
Der Mischkonzern aus Istanbul verkauft<br />
alles, von Autoteilen über Leitplanken<br />
bis hin zu Krediten und Hotelzimmern. Die<br />
Yildiz-Gruppe mit einem Jahresumsatz von<br />
5,2 Milliarden Euro fokussiert sich auf die<br />
Verarbeitung von Lebensmitteln. Und das<br />
mit 10,6 Milliarden Euro Umsatz zweitgrößte<br />
Unternehmen Sabancı agiert im Bankensektor<br />
und der Energiebranche.<br />
Diese Familienkonzerne sind sehr erfolgreich<br />
– doch wie lange noch? So<br />
schwebt etwa über der Energietochter der<br />
Koç-Gruppe das Damoklesschwert einer<br />
Steuernachzahlung, deren Höhe noch<br />
nicht feststeht. Die Behörden starteten Ermittlungen,<br />
just nachdem Erdogan Koç<br />
wegen der Einmischung in die Proteste im<br />
Gezi-Park gemaßregelt hatte. Koç gehört<br />
das Hotel „Diwan“, in dem Demonstranten<br />
während der Ausschreitungen Zuflucht vor<br />
der Polizei gesucht hatten. Anders als die<br />
Garanti-Bank der Erdogan-freundlichen<br />
Dogus Holding sperrte das Personal die<br />
Lobby nicht vor den Flüchtenden zu.<br />
Trotz der zunehmenden Verärgerung<br />
über die Regierung trifft man bei den Unternehmen<br />
auf eine Mauer des Schweigens.<br />
Zu lebendig ist die Erinnerung an<br />
2010, als die durchweg Erdogan-kritischen<br />
Medien der Dogan Yayın Holding mit Steuernachforderungen<br />
über umgerechnet 382<br />
Millionen Euro „auf Linie“ gebracht wurden.<br />
Bei einem Umsatz von knapp einer<br />
Milliarde Euro lähmt Dogan nun ein Schuldenstand<br />
von rund 400 Millionen.<br />
Ein solches Schicksal fürchtet man bei<br />
Koç offenbar so sehr, dass man die liberale,<br />
proeuropäische Tradition zurzeit nicht betont.<br />
Stattdessen ließen sich Koç-Manager<br />
häufiger bei den Freitagsgebeten sehen –<br />
ein symbolisches Kuschen vor Erdogan.<br />
Hinter den Kulissen indes warnen Lobbyisten<br />
der Unternehmensverbände Tü-<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 51<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
siad und Müsiad vor dem Zwang zum Islam<br />
und dem Druck auf kritische Unternehmen.<br />
Sie fürchten, dies könnte den<br />
Strom an Direktinvestitionen aus dem Ausland<br />
versiegen lassen. Zudem zürnen Unternehmer<br />
ob des stark hierarchisch geprägten<br />
Schulsystems, das in Sprachen<br />
und Naturwissenschaften in globalen Vergleichen<br />
miserabel abschneidet – dafür<br />
aber dem Islam-Unterricht immer mehr<br />
Raum gibt.<br />
„Wir brauchen ein besseres Bildungssystem,<br />
um den Sprung zur High-Tech-Wirtschaft<br />
zu schaffen“, fordert Ökonom Sabri<br />
Burak Arzova, der an der Erdogan-freundlichen<br />
Marmara-Universität unterrichtet<br />
und Müsiad nahesteht. Aber sofort fügt er<br />
hinzu: „Wir sind aber sicher, dass das auch<br />
mit Erdogans AKP möglich ist.“ Ob Lobbyist,<br />
Wissenschaftler oder Unternehmer:<br />
Die Furcht vor dem Zorn des mächtigen Erdogan<br />
scheint so groß, das jede öffentliche<br />
Bemerkung intuitiv relativiert wird.<br />
Kritisch sehen Experten auch, dass die<br />
Privatwirtschaft noch immer zu sehr auf<br />
den Binnenmarkt fixiert ist. Jahrelang waren<br />
die Margen in der Türkei weit höher als<br />
im Rest Europas. Es war schlicht nicht<br />
sinnvoll, ins Ausland zu expandieren, erläutert<br />
Seyfettin Gürsel, Ökonomieprofessor<br />
an der Bahcesehir-Universität in Istanbul.<br />
Er warnt: „Die türkische Wirtschaft ist<br />
im Moment nicht innovativ und wettbewerbsfähig<br />
genug.“ Sie müsse es aber werden,<br />
denn das hohe Leistungsbilanzdefizit<br />
drohe das Wachstum abzuwürgen und die<br />
Inflation anzuheizen. „Ich glaube nicht,<br />
dass sich Herr Erdogan bewusst ist, wie<br />
dringend die Türkei eine neue Wirtschaftsstruktur<br />
braucht“, sagt Gürsel.<br />
ANGRIFF AUF DIE FREIHEIT<br />
Auch wenn sie nicht gern offen darüber reden:<br />
„Viele türkische Unternehmer sehen<br />
den Vormarsch des politischen Islams kritisch“,<br />
beobachtet Hans-Georg Fleck von<br />
der Friedrich-Naumann-Stiftung in Istanbul,<br />
„denn von der Öffnung nach Westen<br />
haben sie sehr stark profitiert.“<br />
Schärfer formulieren es die jungen Kreativen<br />
wie Yekta Kurtcebe. Der Grafiker betreibt<br />
in Istanbul die Werbeagentur Gonzo-Works,<br />
die Kampagnen für McDonald’s<br />
und Vodafone macht. Eigentlich wollte er<br />
schon nach Berlin auswandern. Ihn ärgerte,<br />
wie passiv die Türken anfangs den<br />
Zwang zum Islam hinnahmen, den Erdogan<br />
seinem Land verordnete. Etwa das<br />
Werbeverbot für Brauereien wie Efes, die<br />
öffentliche Verurteilung der Abtreibung,<br />
»Die politische Stabilität ist im<br />
Moment nicht überzeugend<br />
genug, um eine große Investition<br />
anzugehen«<br />
Andreas Radel<br />
EJOT<br />
Schrauben<br />
Umsatz<br />
331 Mio. Euro<br />
Mitarbeiter (Türkei) <strong>11</strong>3<br />
Kunden: Koç Group, Vestel<br />
den Druck auf Frauen, ein Kopftuch zu tragen.<br />
„Tayyip greift unsere Freiheiten an“,<br />
beklagt Kurtcebe, der den Ministerpräsidenten<br />
wie viele seiner Gegner despektierlich<br />
beim Vornamen nennt.<br />
Kurtcebe sitzt in einem Restaurant gegenüber<br />
dem Gezi-Park. Dass er Bier trinkt<br />
und raucht, wirkt hier wie ein politisches<br />
Statement. Ein paar Meter weiter verbarrikadiert<br />
sich noch immer die Polizei in<br />
Kampfmontur hinter Absperrgittern. „Am<br />
Gezi kannst du nicht mehr demonstrieren“,<br />
sagt Kurtcebe, „die schießen sofort.“<br />
Dank der Gezi-Proteste hat der Unternehmer<br />
gesehen, dass er mit seiner Kritik<br />
nicht allein steht – und ist im Land geblieben.<br />
Zusammen mit seiner Ehefrau bietet<br />
er jetzt Marktanalysen an, die auf Twitter-<br />
Tweets beruhen: „In der Türkei ist eine Generation<br />
entstanden, die ständig miteinander<br />
auf Twitter kommunizieren will“, sagt<br />
Kurtcebe, „das wollen wir in der Marktforschung<br />
nutzen.“ Über Twitter tauschten<br />
viele Türken während der Proteste Informationen<br />
aus, wo Polizisten standen und<br />
wo eine Kundgebung möglich war.<br />
Für die deutsche Wirtschaft ist die Türkei<br />
eigentlich eine märchenhafte Story:<br />
Mehr als 5500 Unternehmen mit deutschem<br />
Kapital sind im Land registriert –<br />
mehr als in China und fast so viele wie in<br />
Russland. Die Geschäfte laufen gut, auch<br />
jetzt noch.<br />
Das gilt auch für Ejot Tezmak, eine Tochter<br />
des Schraubenherstellers Ejot aus Bad<br />
Berleburg bei Siegen, der weltweit 331 Millionen<br />
Euro umsetzt. Andreas Radel leitet<br />
in Istanbul das Werk, in dem <strong>11</strong>3 Mitarbeiter<br />
eine Milliarde Schrauben pro Jahr herstellen.<br />
Die liberale Wirtschaftspolitik der<br />
Türkei macht kaum Unterschiede zwi-<br />
FOTO: SINAN CAKMAK<br />
52 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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schen in- und ausländischen Investoren.<br />
Trotzdem plagen Fabrikchef Radel Sorgen.<br />
Sein Personal hat er aufwendig zu Facharbeitern<br />
ausgebildet, die eigenständig denken<br />
können, was ihnen in der Schule nicht<br />
beigebracht werde: „Am Anfang wollte es<br />
niemand melden, wenn die Maschinen<br />
falsch eingestellt waren, weil man den Kollegen<br />
der Vorgängerschicht bloßstellen<br />
könnte. Es hat Jahre gebraucht, diese Kultur<br />
im Betrieb zu verändern.“<br />
Jetzt soll er umziehen. Seine Fabrik<br />
muss laut Raumordnungsplan eines Tages<br />
Wohnhäusern weichen. Darum braucht er<br />
nun neue Flächen, hat bei der Suche aber<br />
einen Gang zurückgeschaltet: „Die politische<br />
Stabilität ist im Moment nicht überzeugend<br />
genug, um eine große Investition<br />
wie den Umzug anzugehen.“ Für ihn werde<br />
die Türkei aber auch langfristig ihre Attraktivität<br />
als Markt nicht verlieren. Im<br />
oberen Schraubenpreissegment ist Ejot<br />
Tezmak dort Marktführer.<br />
ENORME CHANCEN<br />
Wer klagt in der Türkei, tut dies freilich auf<br />
hohem Niveau. Das weiß auch Investor Ali<br />
Karabey: „Ich bin mit einer galoppierenden<br />
Inflation und Terrorismus aufgewachsen“,<br />
sagt er und erzählt von den Neunzigerjahren,<br />
als sich Menschen aus religiösen<br />
Gründen auf der Straße verbrannt haben.<br />
Karabey wanderte aus in die USA und<br />
später nach London. Dort arbeitete er bis<br />
zur Finanzkrise 2009<br />
als Investmentbanker,<br />
zuletzt für die Deutsche<br />
Bank.<br />
Zurückgekehrt ist er<br />
mit vielen neuen Ideen.<br />
Vor drei Jahren legte<br />
der Istanbuler in seiner<br />
Heimatstadt einen<br />
Venture-Capital-Fonds<br />
mit 30 Millionen Dollar<br />
Kapital auf, den er heute<br />
managt. „Die neue<br />
Generation der jungen<br />
Türken ist eine enorme<br />
Chance für das Land, aber wenn sie sich<br />
nicht selbst verwirklichen können, werden<br />
sie künftig zum Problem für die Regierung“,<br />
sagt der rührige Investor.<br />
Karabey gibt Gründern Geld, denn <strong>vom</strong><br />
Staat bekommen sie meist keines. „Es ist<br />
erst seit Kurzem en vogue in der Türkei,<br />
sich selbstständig zu machen“, sagt er. Die<br />
Regierung müsse Gründer sehr viel stärker<br />
fördern, schon weil die Türkei angesichts<br />
ihrer demografischen Struktur jedes Jahr<br />
Jedes Jahr<br />
benötigt<br />
die Türkei<br />
800 000 neue<br />
Arbeitsplätze<br />
800000 neue Arbeitsplätze benötige. „Das<br />
schaffen sie nicht, indem sie nur in große<br />
Infrastrukturprojekte und die traditionelle<br />
verarbeitende Industrie investieren“, sagt<br />
Karabey, der seine Schützlinge von Anfang<br />
an auch in den Export drängt. Letztlich<br />
braucht die Türkei dafür nicht nur Kapital –<br />
sondern auch ein Gründerklima.<br />
Eines, wie es Karabey bei sich im Büro<br />
geschaffen hat, wo der Küchentisch für<br />
Konferenzen dient, während vor der Tür<br />
die Frachter im Bosporus ankern. Mit liberaler<br />
Rechtsprechung und einer gut geölten<br />
Bürokratie sei die Türkei davon gar<br />
nicht weit entfernt:Eine Firma, so Karabey,<br />
könne man in fünf bis sechs Tagen gründen.<br />
Aber das Klima könne sich nur langsam<br />
entwickeln, indem viele Startups vorangehen<br />
und die Türkei auf eigene Faust<br />
zur Innovationsschmiede machen.<br />
So wie Durak, die mit der Software-<br />
Schmiede Solvoyo am Hang über dem Istanbuler<br />
Eliteviertel Levent sitzt, im Gründer-Park<br />
Teknokent-3. Der gehört zur Marmara-Universität,<br />
und es sei schwer, dort<br />
überhaupt reinzukommen, sagt Durak.<br />
„Die Türkei braucht viel mehr solcher<br />
Technologieparks, die uns hier steuerfrei<br />
forschen lassen“, fordert sie. Außerdem<br />
müsse ihnen der Staat mehr Finanzierungen<br />
zuleiten, damit sie weiter wachsen<br />
können. Schließlich herrsche an einem im<br />
Land kein Mangel: an guten Ideen.<br />
Gerade daran hatte Durak zunächst jedoch<br />
durchaus ihre<br />
Zweifel, als sie 2012 aus<br />
Boston in ihre neue alte<br />
Heimat zurückkehrte.<br />
Das galt zumindest<br />
bis zu den Protesten im<br />
Gezi-Park, die nicht<br />
nur ihr plötzlich Größe<br />
und Dynamik jener<br />
modernen Mittelklasse<br />
offenbarte, die bis dahin<br />
zu den politischen<br />
Verhältnissen geschwiegen<br />
hatte: „Ich<br />
war begeistert <strong>vom</strong><br />
Einfallsreichtum der jungen Türken, die<br />
trotz des Tränengasbeschusses eine friedliche<br />
Bewegung geschaffen haben.“ Die Proteste<br />
seien sehr humorvoll und letztlich innovativ<br />
gewesen, so Durak.<br />
Jetzt liegt es an der Regierung, ob sie das<br />
Potenzial dieser starken jungen Generation<br />
nutzen will – oder aufgrund der konservativen<br />
Politik ein weiteres Kräftemessen<br />
mit ihr provoziert.<br />
n<br />
florian.willershausen@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 53<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»Instrument der Vertreibung«<br />
INTERVIEW | Reinhard Ploss Der Chef des Technologiekonzerns Infineon fordert eine niedrigere Ökostromumlage,<br />
den Ausbau der staatlichen Forschungsförderung und Subventionen für Elektroautos.<br />
Herr Ploss, als Sie vor einem Jahr den<br />
Vorstandsvorsitz übernahmen, haben Sie<br />
angekündigt, den Konzernumsatz von<br />
zuletzt knapp vier Milliarden auf fünf<br />
Milliarden Euro zu steigern. Wann wollen<br />
Sie das Ziel erreichen?<br />
Ob das nun 2015 oder 2016 sein wird, ist<br />
nicht so wichtig. Wichtig für mich ist, dass<br />
DER CHIPMEISTER<br />
Ploss, 57, ist seit Oktober<br />
2012 Vorstandsvorsitzender<br />
bei Infineon, dem<br />
Halbleiterhersteller in<br />
München. Der Ingenieur<br />
aus dem fränkischen<br />
Bamberg kam 1986 zum<br />
Unternehmen, das<br />
damals noch zu Siemens<br />
gehörte.<br />
Infineon profitabel wächst. Über den Konjunkturzyklus<br />
hinweg wollen wir eine Marge<br />
von 15 Prozent erreichen. Dabei bleibt es.<br />
In Berlin laufen die Koalitionsverhandlungen.<br />
Was wünschen Sie sich von der<br />
künftigen Bundesregierung?<br />
Meine größte Hoffnung ist, dass die Bedingungen<br />
für Forschung und Entwicklung in<br />
Deutschland verbessert werden. Die Fähigkeit<br />
zu technologischen Entwicklungen<br />
hierzulande muss dringend gestärkt werden.<br />
Ansonsten können wir im globalen<br />
Wettbewerb nicht bestehen.<br />
Bei der Forschung steht Deutschland<br />
doch gar nicht so schlecht da.<br />
Die Grundlagen für den Erfolg von heute<br />
sind gestern gelegt worden. Um aber auch<br />
morgen noch erfolgreich zu sein, müssen<br />
wir deutlich mehr tun. Länder wie Südkorea<br />
investieren erheblich größere Summen<br />
in die Forschung. Die Welt differenziert<br />
sich nicht um das Thema Produktion, sondern<br />
um die Themen Wissen und Kompetenz.<br />
Dort müssen wir investieren.<br />
Zwischen 2005 und 20<strong>11</strong> sind die öffentlichen<br />
Forschungsausgaben in Deutschland<br />
um 35 Prozent gestiegen. Reicht das<br />
nicht?<br />
Bei der Schulbildung ist seit den Pisa-Tests<br />
viel passiert, aber es reicht noch nicht. Wir<br />
brauchen viel mehr Hochschulabsolventen<br />
in mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Fächern. Es ist wichtig, die jungen<br />
Menschen hierfür stärker zu begeistern.<br />
Und wenn wir selbst nicht genug junge<br />
Leute haben, müssen wir attraktiv für Ausländer<br />
sein. Deutschland muss sich beim<br />
Wissen von der Konkurrenz abheben. Um<br />
das zu erreichen, müssen wir mehr tun,<br />
auch bei der öffentlichen Förderung.<br />
Was müsste stärker gefördert werden?<br />
Ich finde beispielsweise hoch spannend,<br />
was sich rund um Berlin in der Softwareindustrie<br />
tut. Deutschland hat auch großes<br />
Potenzial im gesamten Bereich Information,<br />
Kommunikation und Telekom.<br />
Gerade bei mobiler Datenkommunikation<br />
und IT-Sicherheit könnte man ansetzen.<br />
Werden die deutschen Ingenieure dazu<br />
richtig ausgebildet?<br />
Ich wünsche mir, dass die Leute stärker zu<br />
Generalisten ausgebildet werden. Wir<br />
brauchen Absolventen, die die Einzeltechniken,<br />
bei denen wir sehr gut sind, orchestrieren<br />
können und die Komplexität beherrschen.<br />
Hat die Technologieförderung durch die<br />
negativen Erfahrungen mit der Energiewende<br />
nicht ihre Legitimation verloren?<br />
»<br />
FOTO: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
54 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Grundsätzlich nicht. Zunächst bestand Einigkeit<br />
darüber, dass es eine Anschubfinanzierung<br />
braucht. Dieser Anschub ist<br />
aber inzwischen so groß geworden, dass er<br />
sich nur noch selbst schiebt. Die Förderung<br />
ist nicht mehr zielorientiert. Es ist<br />
richtig, den Markt zu unterstützen, aber<br />
dazu müsste es erst mal einen richtigen<br />
Markt geben...<br />
...also die Umlage für Strom aus erneuerbaren<br />
Quellen heruntergefahren werden?<br />
Ja, die sollte weiter reduziert werden. Dazu<br />
gehört aber auch, dass das Geld effektiver<br />
eingesetzt wird.<br />
Wie stark belastet der hohe Strompreis<br />
Ihr Unternehmen?<br />
Er tut zunehmend weh. Das Problem ist,<br />
dass Infineon die steigenden Energiepreise<br />
nicht ohne Weiteres an seine Kunden weitergeben<br />
kann. Deshalb steht das Unternehmen<br />
unter ständigem Druck, die Produktivität<br />
steigern zu müssen. Bei unseren<br />
Investitionsplanungen sind die Prognosen<br />
der Bundesregierung zum Strompreis ein<br />
entscheidendes Kriterium. Die hohen<br />
Energiepreise werden allmählich zu einem<br />
Instrument zur Vertreibung von Unternehmen.<br />
Als großes Unternehmen kommen Sie<br />
doch in den Genuss von Ausnahmen.<br />
Nein, Infineon ist davon ausgenommen,<br />
weil das Unternehmen im Sinne der Regelungen<br />
nicht energieintensiv ist.<br />
Ein anderes umstrittenes Feld der staatlichen<br />
Technologieförderung ist die<br />
Elektromobilität. Was halten Sie von den<br />
Vorgaben der Bundesregierung, dass in<br />
Deutschland 2020 eine Million stromgetriebene<br />
Autos unterwegs sein sollen?<br />
Das lässt sich mit Sicherheit nicht verordnen.<br />
Ich sehe drei Strömungen: Der Verbrennungsmotor<br />
wird noch lange Zeit den<br />
Markt dominieren. Allerdings wird er deutlich<br />
weiterentwickelt werden und viel weniger<br />
Kohlendioxid ausstoßen. Außerdem<br />
glaube ich, dass Carsharing-Modelle, und<br />
hier vor allem Autos mit Elektroantrieben,<br />
populär werden. Die Jugend will Mobilität,<br />
muss aber nicht mehr unbedingt ein eigenes<br />
Auto haben. Als Drittes werden Privatkunden<br />
vermehrt Fahrzeuge mit Hybridantrieb,<br />
also einer Kombination aus Elektro-<br />
und Verbrennungsmotor, kaufen. Reine<br />
Elektroautos kommen in großen Stückzahlen<br />
erst später.<br />
Was bedeutet es für Infineon, wenn sich<br />
Hybrid- und Elektrofahrzeuge mehr und<br />
mehr durchsetzen?<br />
Wir würden profitieren. In einem Auto mit<br />
Verbrennungsmotor stecken künftig im<br />
»Ich bin recht optimistisch.<br />
Wir sehen vor<br />
allem positive Impulse<br />
aus den USA«<br />
Schnitt Halbleiter im Wert von rund 350<br />
Dollar. Bei einem Hybrid- oder Elektrofahrzeug<br />
wären es rund 700 Dollar.<br />
Liegt der Schlüssel zum Erfolg beim Elektroantrieb<br />
in der Entwicklung ganz neuer<br />
Aktien-Info Infineon<br />
ISINDE0006231004<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
STMicroelectronics<br />
Umsatz (inMio.€)<br />
Umsatz in Deutschland(in Mio.€)<br />
Gewinn n. Steuern(in Mio.€)<br />
Umsatzrenditen.Steuern(in %)<br />
Eigenkapitalrendite (in%)<br />
Mitarbeiter<br />
Kurs 07.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> (in€)<br />
KGV<br />
Börsenwert07.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>(in Mio.€)<br />
Quelle:FactSet, Unternehmensangaben<br />
Index: 2Jahre=100<br />
Infineon<br />
2012 <strong>2013</strong><br />
ST Microelectronics²<br />
Infineon¹<br />
3904<br />
908<br />
427<br />
10,9<br />
12,3<br />
26 210*<br />
7,18<br />
18,0<br />
7760<br />
6609<br />
k.A.<br />
–901<br />
–13,8<br />
–17,7<br />
48 460**<br />
5,76<br />
21,2<br />
5234<br />
¹ Geschäftsjahr zum 30.09.2012; ² Geschäftsjahr zum 31.12.<br />
2012 * 30.06.<strong>2013</strong>; ** 31.12.2012<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Niedrig<br />
Hoch<br />
Trotz großer Kursgewinne in den vergangenen<br />
Monaten hat die Infineon-Aktie noch Luft nach oben,<br />
weil wichtige Abnehmer wie die Autobauer und die<br />
sonstige Industrie zumindest in Europa ihren<br />
Tiefpunkt überwunden zu haben scheinen.<br />
Fahrzeuge wie dem BMW i3, oder reicht<br />
es, vorhandene Modelle umzurüsten, wie<br />
VW dies bevorzugt?<br />
Um bei den Kosten konkurrenzfähig zu<br />
sein, muss man mit einem leeren Blatt Papier<br />
anfangen. Sie müssen um den neuen<br />
Antrieb herum auch eine neue Architektur<br />
schaffen. Bestehende Modelle mit einem<br />
Hybrid- oder Elektroantrieb auszustatten<br />
ist nur eine Übergangslösung.<br />
Fordern Sie für die Elektromobilität eine<br />
direkte öffentliche Anschubfinanzierung<br />
wie bei der Energiewende?<br />
Die Elektromobilität muss erst über die<br />
Schlucht der Adaption gehievt werden. Wir<br />
brauchen aber keine neue Abwrackprämie<br />
oder ein weiteres Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetz. Ich kann mir ein limitiertes und<br />
sehr übersichtliches Anschubszenario vorstellen.<br />
Dem Privatverbraucher, der ein<br />
E-Auto fährt, könnte die Mehrwertsteuer<br />
beim Strom erlassen werden. Ein so befristeter<br />
Steuervorteil hat zum Beispiel dem<br />
Katalysator zum Durchbruch verholfen.<br />
Fürchten Sie, dass Schwellenländer wie<br />
China uns bei Forschung und Innovation<br />
bald abhängen?<br />
Chinas Regierung weiß genau, dass das<br />
Land nur eine Zukunft hat, wenn es sich<br />
von der Billigproduktion verabschiedet<br />
und auf höhere Wertschöpfung setzt. Und<br />
das scheint ja zu funktionieren. Der Technologiekonzern<br />
Huawei aus China ist bei<br />
Innovationen inzwischen ein Schwergewicht,<br />
der Hausgerätehersteller Haier<br />
ebenso. Südkorea hat doch schon vor Jahrzehnten<br />
gezeigt, dass es möglich ist, mit<br />
Zielvorgaben von oben eine Technologiemacht<br />
zu formen.<br />
Vor einem Jahr haben Sie Ihrem Unternehmen<br />
ein Sparpaket verordnet,<br />
inzwischen scheint das Geschäft wieder<br />
zu brummen. Wie geht es nun weiter?<br />
Vor einem Jahr haben wir gesagt, dass es<br />
schwierig werden wird. Wir haben aber<br />
gleichzeitig gesagt, dass es in der zweiten<br />
Hälfte des Geschäftsjahres, also von April<br />
bis September, wieder besser laufen würde.<br />
Heute kann Infineon sagen, dass es zunächst<br />
schwieriger als befürchtet war und<br />
die zweite Hälfte des Geschäftsjahres besser<br />
als erwartet gelaufen ist. Das Unternehmen<br />
liegt im Rahmen der Erwartungen.<br />
Wenn ich mir die aktuellen Wirtschaftsdaten,<br />
vor allem auch die Zahlen aus der Autoindustrie<br />
ansehe, die für unser Geschäft<br />
sehr wichtig ist, bin ich sogar recht optimistisch.<br />
Wir sehen vor allem positive Impulse<br />
aus den USA.<br />
n<br />
matthias.kamp@wiwo.de | München<br />
FOTO: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
56 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Die Schrumpfkur<br />
HOCHTIEF | Frohe Aktionäre, frustrierte Belegschaft – ein Jahr<br />
unter Vorstandschef Marcelino Fernández lässt ahnen, was der<br />
spanische Großaktionär ACS mit dem Bauriesen wirklich vor hat.<br />
Stilfragen spielen auch in der rustikalen<br />
Baubranche eine Rolle. Kurz vor<br />
Angebotsabgabe und ohne handfesten<br />
Grund Partner hängen zu lassen, „das<br />
ist schlechter Stil“, schimpft ein Bauverbands-Funktionär<br />
– und kritisiert damit<br />
den Branchenführer Hochtief.<br />
Er spielt auf einen für die Essener peinlichen<br />
Vorgang an, über den die Branche<br />
spricht. Die Spezialtiefbau-Truppe von<br />
Hochtief wollte mit einem südafrikanischen<br />
und einem niederländischen Unternehmen<br />
die neuen Kaianlagen des Tiefseehafens<br />
Walvis Bay in Namibia bauen. „Ein<br />
hübscher Auftrag mit rund 200 Millionen<br />
Euro Auftragsvolumen“, sagt ein Hochtiefler.<br />
Im Frühjahr lag das Okay der internen<br />
Auftragskommission vor. Doch auf den<br />
letzten Drücker sagte Vorstandschef Marcelino<br />
Fernández plötzlich „no“ und verweigerte<br />
die bei internationalen Geschäften<br />
unverzichtbare Patronatserklärung, die<br />
Parent Company Guarantee (PCG), mit der<br />
sich die Geschäftspartner absichern.<br />
Offenbar zählt das südliche Afrika nicht<br />
mehr zu den Zielmärkten, auf die Fernández<br />
setzt. Wäre das den Ebenen darunter<br />
klar gewesen, „hätten wir uns viel Hirnschmalz<br />
und Zeit sparen können“, klagt ein<br />
spürbar fassungsloser Hochtief-Mann:<br />
„Auf den letzten Metern hat Fernández uns<br />
ausgebremst. Das Projekt war durch alle<br />
Instanzen durch.“ Die Niederländer und<br />
Südafrikaner standen plötzlich ohne Partner<br />
da und die international angesehenen<br />
Hochtief-Spezialisten wie dumme Jungs.<br />
Vor einem Jahr übernahm der <strong>vom</strong> spanischen<br />
Großaktionär ACS entsandte Fernández<br />
Knall auf Fall den Vorstandsvorsitz<br />
in Essen. Der 58-Jährige agiert – wie beim<br />
Walvis-Bay-Rückzieher – ohne Rücksicht<br />
auf Verluste, lässt kaum einen Stein auf<br />
„Ich möchte ein<br />
glückliches Unternehmen“<br />
Hochtief-Vorstandschef Fernández<br />
dem anderen, verkauft Bereiche reihenweise<br />
und verändert Hochtief rasant. Die<br />
Ergebnisse sind zwiespältig. Börse und Aktionäre<br />
jubeln: Der Kurs des MDax-Wertes,<br />
der im November 2012 bei 35 Euro dümpelte,<br />
kratzt heute an der 70-Euro-Grenze.<br />
Belegschaft und Branche aber sind skeptischer<br />
denn je, ob die „Projekt Mercure“ genannte<br />
Ross- und Schrumpfkur, der Fernández<br />
Hochtief unterzieht, wirklich zur<br />
propagierten Konzentration auf Kerngeschäfte<br />
führt oder doch zu der befürchteten<br />
Zerschlagung. Die Hochtief-Aktie lebt –<br />
aber stirbt mittelfristig das Unternehmen?<br />
Auf der Habenseite seiner Ein-Jahres-Bilanz<br />
kann Fernández zwei Transaktionen<br />
verbuchen: den Verkauf der Flughafen-Beteiligungen<br />
und der Dienstleistungssparte<br />
(siehe Kasten Seite 61).<br />
WIESEHÜGELS VERSPRECHEN<br />
Der Ausverkauf aber geht noch weiter als<br />
bisher bekannt. Nach WirtschaftsWoche-<br />
Informationen will Hochtief jetzt auch das<br />
gerade erst aufgebaute und nie defizitäre<br />
Offshore-Geschäft mit rund 500 Mitarbeitern<br />
und rund 300 Millionen Euro Umsatz<br />
feilbieten. Nach den Koalitionsverhandlungen<br />
zur Energiepolitik will Hochtief „die<br />
Marktlage anschließend in Ruhe analy-<br />
»<br />
FOTO: NETZHAUT/HOPPE<br />
58 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
sieren“, sagt dazu das Unternehmen. Angesichts<br />
des stockenden Offshore-Ausbaus<br />
in Deutschland wäre ein Ausstieg begründbar.<br />
Kritiker halten ihn dennoch für<br />
kurzsichtig. Hochtief-Analyst Marc Grabiel<br />
<strong>vom</strong> Bankhaus Lampe: „Das passt nicht zu<br />
den strategischen Aussagen von Hochtief,<br />
sich im Energiebereich zu engagieren.“<br />
Offiziell stehen auf der Verkaufsliste die<br />
Hochtief Projektentwicklung, die Immobilientochter<br />
aurelis, der Baudienstleister<br />
formart, die Streif Baulogistik und das<br />
Hochtief Property Management. Während<br />
der Mannheimer Bilfinger-Konzern das<br />
Bauen nur noch als Glied einer Kette von<br />
Dienstleistungsangeboten sieht, stößt Fernández<br />
alles ab, was dem Bau vor- und<br />
nachgelagert ist. „Unsere Mitarbeiter sind<br />
Experten im Bauen“, sagte er im Interview<br />
mit der Hauszeitschrift „Concepts“: „Ich<br />
möchte, dass unsere Leute zufrieden sind.<br />
Ich möchte ein glückliches Unternehmen.“<br />
Doch davon ist Hochtief weit entfernt.<br />
Neben den Verkäufen bereitet Fernández<br />
einen massiven Personalabbau vor – überwiegend<br />
in Deutschland. Rund 1000 Stellen<br />
dürften wegfallen. Derzeit suchen die<br />
Personaler Kollegen, die freiwillig gehen.<br />
Betriebsbedingte Kündigungen wird es<br />
vermutlich erst 2014 geben. Denn Ende<br />
<strong>2013</strong> läuft die Vereinbarung zwischen der<br />
Gewerkschaft IG Bau und ACS aus, die versprach,<br />
ACS werde nach der Übernahme<br />
niemandem betriebsbedingt kündigen<br />
und den Konzern nicht zerschlagen. Der<br />
damalige IG-Bau-Chef und Hochtief-Aufsichtsrat<br />
Klaus Wiesehügel erstickte damals<br />
den Widerstand der Betriebsräte mit<br />
dem Versprechen, „dass die Übernahme<br />
nicht auf dem Rücken der Hochtief-Beschäftigten<br />
ausgetragen wird“.<br />
Gegenwind für den Windparkbau Hochtief<br />
erwägt den Verkauf des Offshore-Geschäfts<br />
Aktien-Info Hochtief<br />
ISIN DE0006070006<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Übernahme<br />
durch ACS<br />
Niedrig<br />
Bilfinger<br />
*6.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>; Index: November 2012=100;<br />
Quelle: FactSet, Bloomberg, Unternehmen<br />
MDax<br />
Hochtief<br />
Fernández übernimmt<br />
den Vorstandsvorsitz<br />
20<strong>11</strong> 2012 <strong>2013</strong><br />
Hochtief<br />
Umsatz (in Mrd. €)<br />
25,5<br />
Umsatz in Deutschland (in Mrd. €) 1,9<br />
Gewinn nach Steuern (in Mio. €) 158,1<br />
Umsatzrendite nach Steuern (in %) 0,6<br />
Eigenkapitalrendite (in %) 6,04<br />
Auftragsbestand (in Mrd. €) 49,8<br />
Mitarbeiter (30.6.<strong>2013</strong>) 86241<br />
Börsenkurs (in €)*<br />
67,85<br />
KGV (2014)<br />
18,7<br />
Börsenwert (Mrd. Euro)*<br />
5,2<br />
Bilfinger<br />
8,5<br />
3,2<br />
274,9<br />
3,2<br />
14,41<br />
7,4<br />
69839<br />
81,07<br />
13,1<br />
3,7<br />
Hoch<br />
DieBörse honoriertden radikalen Konzernumbau<br />
beiHochtief. Dabeierhöhtvor allem dieErholungder<br />
australischenTochter Leighton <strong>2013</strong> den Gewinn.Die<br />
Bewertungder Aktieist fortgeschritten,aberfür Notierungen<br />
zwischen 70 und80Euroist mittelfristig noch<br />
Spielraum,weilGroßaktionärACS Kurssteigerungen<br />
strategischweiter forcierenwird.<br />
NUR NOCH 3000 HOCHTIEFLER<br />
Die Summe von Verkäufen und Stellenabbau<br />
wird nun frappierend sein. Ende 2012<br />
hatte Hochtief in Deutschland noch fast<br />
10000 Mitarbeiter, nach dem Kahlschlag<br />
werden es noch gut 3000 sein. Die sollen<br />
dann als schlagkräftige Truppe unterwegs<br />
sein, fordert Fernández: „Wir brauchen<br />
schlankere Organisationsstrukturen, kürzere<br />
Wege und einfachere Prozesse.“ Doch<br />
intime Kenner des Unternehmens sagen:<br />
„Hier herrscht das Chaos.“<br />
Denn bisher sind die Standorte Kompetenzcenter:<br />
Die Hafenanlagen-Spezialisten<br />
etwa agieren von Hamburg aus, das Knowhow<br />
für maschinellen Tunnelbau sitzt in<br />
Essen, der Kläranlagen- und Brückenbau<br />
in Berlin. Künftig sollen alle Niederlassungen<br />
alles machen. Die Spezialisten will Fernández<br />
„in einem technischen Kompetenzzentrum<br />
bündeln, auf das alle regionalen<br />
Einheiten jederzeit zugreifen können“.<br />
„Kaum einer außer Fernández glaubt,<br />
dass das funktionieren wird“, sagt ein Top-<br />
Manager: „Wenn alle alles machen sollen,<br />
machen viele vieles falsch.“ Laufende Projekte<br />
und Auftragsakquise litten darunter,<br />
„und bald verlieren wir die Spezialisten-<br />
Teams – weil die Konkurrenz sie abwirbt“.<br />
Dass viele Hochtiefler die Flucht ergreifen,<br />
daraus macht selbst Kommunikationschef<br />
Bernd Pütter keinen Hehl. Die Kollegen sähen<br />
„nur, dass sich Abläufe und Begriffe<br />
ändern, das Komfortniveau sinkt oder<br />
Teams neu zusammengesetzt werden“, beschreibt<br />
er in der Mitarbeiterzeitschrift das<br />
negative Klima. „Möchte ich das Unternehmen<br />
wechseln?“, fragt Pütter rhetorisch<br />
und kriegt gerade noch die Kurve: „Nein.<br />
Ich arbeite gern bei Hochtief.“<br />
Viele tun das nicht mehr.<br />
BEWERBUNG BEI ZECH-BAU<br />
Die Belegschaft ist gespalten. Viele traten<br />
enttäuscht aus der IG Bau aus. Und in der<br />
Führungsmannschaft richtete Fernández<br />
ein Blutbad an. Von den 60 Teilnehmern<br />
der 2012 in Kamp-Lintfort abgehaltenen<br />
Tagung der weltweit wichtigsten Führungskräfte<br />
sind 24 nicht mehr bei Hochtief.<br />
Von den 39 deutschen Teilnehmern<br />
sind 18 nicht mehr an Bord. Fernández<br />
schießt Manager ab, die sich nicht fügen.<br />
Wer etwa Kritik an den Verträgen zum Weiterbau<br />
der Hamburger Elbphilharmonie<br />
übte, weil ihm die Risiken für Hochtief zu<br />
hoch erschienen, musste gehen. So schasste<br />
Fernández den Solutions-Vorstandschef<br />
Bernd Romanski Anfang des Jahres, einen<br />
Monat nachdem er ihn befördert hatte.<br />
Jüngstes Opfer ist der angesehene Geschäftsführer<br />
der Solutions-Sparte Energie<br />
und Infrastruktur, Stephan Hebgen. Der<br />
verabschiedete sich Ende Oktober per Mail<br />
von den Mitarbeitern, nachdem er „im guten<br />
Einvernehmen“ freigestellt wurde.<br />
Bei der Zech-Group in Bremen arbeiten<br />
inzwischen die früheren Hochtief-Manager<br />
Heiner Helbig, Rainer Eichholz und<br />
Klaus Brix, denen ehemalige Mitarbeiter<br />
folgen könnten. „Wir bekommen verstärkt<br />
Bewerbungen von Hochtieflern“, bestätigt<br />
die Zech-Group, die etwa das Großprojekt<br />
Kö-Bogen in Düsseldorf stemmte. Früher<br />
wäre ein Wechsel von Hochtief dorthin ein<br />
Statusverlust gewesen. Heute gelten Zech,<br />
Züblin oder Max Bögl als Adressen mit solideren<br />
Perspektiven und besserer Kultur.<br />
Einen „Schein-Vorstand“ nennt etwa ein<br />
Hochtief-Kenner das oberste Solutions-<br />
Gremium, in dem auch Fernández selbst<br />
sitzt: „Alles ist zugeschnitten auf ihn. Man<br />
braucht Fernández für jede Entscheidung –<br />
aber irgendwann erreichen Sie den Mann<br />
nicht mehr. Das lähmt den Laden.“<br />
Die meisten Börsianer sind weniger<br />
skeptisch. Sie glauben daran, dass Fernández<br />
nichts tut, was ACS und damit auch<br />
FOTOS: LAIF/ZENIT/PAUL LANGROCK, NETZHAUT/HOPPE<br />
60 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FERNÁNDEZ’ BILANZ NACH EINEM JAHR IM AMT<br />
Soll und Haben<br />
+<br />
Aktie: Als Fernández im November<br />
2012 Vorstandschef wurde, lag der Hochtief-Kurs<br />
bei 35 Euro, ein Jahr danach<br />
doppelt so hoch bei knapp 70 Euro<br />
+<br />
Verkauf Flughafenbeteiligungen:<br />
Der erzielte Preis von 1,1 Milliarden Euro<br />
liegt unter den ursprünglichen Erwartungen<br />
– aber die langjährige Verkaufsankündigung<br />
ist endlich umgesetzt<br />
+<br />
Verkauf Service-Sparte: Bei<br />
dem Geschäft wurden 140 Millionen<br />
Euro erwartet – die<br />
französische Spie-Gruppe<br />
zahlt sogar 250 Millionen<br />
Einigung Elbphilharmonie: Insider<br />
schätzen die pauschal übernommenen<br />
und nicht abgedeckten Risiken auf einen<br />
hohen zweistelligen Millionenbetrag<br />
Führungskultur: Fernández herrscht<br />
autokratisch und hat große Teile des<br />
Schlüsselpersonals weggemobbt. Hohe<br />
Verunsicherung auf allen Ebenen<br />
Neuorganisation: Umstrukturierung,<br />
Personalabbau und Know-how-<br />
Verlust gefährden die Kontinuität<br />
erfolgreicher Geschäftseinheiten<br />
und erschweren laufende<br />
Projekte und Auftragsakquise<br />
den anderen Hochtief-Aktionären schadet.<br />
Das durch die Verkäufe frei werdende Kapital<br />
parkt Fernández bis jetzt überwiegend<br />
im eigenen Unternehmen: Er kauft<br />
Hochtief-Aktien oder die der wieder profitablen<br />
australischen Tochter Leighton.<br />
Lampe-Analyst Gabriel empfiehlt trotzdem,<br />
die Papiere jetzt abzustoßen: „Was<br />
bleibt am Ende übrig von Hochtief? Ein immer<br />
noch riskantes Europa-Baugeschäft.“<br />
In zwei bis drei Jahren, prophezeit Gabriel,<br />
„ist dann die Zentrale in Essen fällig,<br />
und ACS wirft sie als Ballast ab“. Auch<br />
Hochtief-Insider glauben nun die langfristige<br />
ACS-Strategie zu erkennen, nach der<br />
seit der feindlichen Übernahme im Mai<br />
20<strong>11</strong> vergebens gefragt wird. Laut einem<br />
plausiblen Flurfunk-Szenario passt Fernández<br />
in der jetzigen ersten Phase die<br />
Hochtief-Strukturen an die der ACS-Bautochter<br />
Dragados an. Die hat Fernández<br />
drei Jahre geleitet. Die Abstimmung wird<br />
tatsächlich schon enger: Im Herbst etwa<br />
konferierten die Vorstände von Hochtief<br />
Solutions und Dragados am Düsseldorfer<br />
Flughafen, erfuhr die WirtschaftsWoche.<br />
Wegen des Schrumpfkurses wird bald, so<br />
glauben besorgte Hochtiefler, in Europa<br />
die Schlagkraft für große Projekte fehlen.<br />
Dann erscheint es logisch, Hochtief mit<br />
Dragados zu vereinen. Fernández könnte<br />
die Spanier kaufen – zum Beispiel mit Erlösen<br />
aus Bereichsverkäufen, durch Aktientausch<br />
oder über Kredite, die Hochtief<br />
selbst aufnimmt. Der Preis müsste dann<br />
nur hoch genug sein, um die Kasse der<br />
hoch verschuldeten ACS zu füllen.<br />
Klingt logisch. „Auf dem entstehenden<br />
Unternehmen“, sagt ein Essener Bau-Manager,<br />
„könnte noch Hochtief draufstehen.<br />
Aber drin wäre Dragados Deutschland.“ n<br />
harald.schumacher@wiwo.de<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Jenseits von Eden<br />
UNTERNEHMENSBERATUNGEN | Die Branche ändert sich rasant.<br />
Die Zukunft gehört wenigen Giganten, hochgradigen Spezialisten<br />
und neuartigen Netzwerken, die sich auf Anfrage spontan bilden.<br />
Ex-Kollegen zusammen und ließ sie als<br />
Freelancer für sich arbeiten. Kurze Zeit<br />
später, im Jahr 2000, gründete die gebürtige<br />
Kanadierin zusammen mit ihrer langjährigen<br />
McKinsey-Kollegin Liann Eden ihre<br />
Unternehmensberatung EdenMcCallum.<br />
Die Firma arbeitet nach dem gleichen<br />
Muster und beschäftigt heute 40 Mitarbeiter<br />
in London und in Amsterdam. Zu den<br />
Kunden zählen Konzerne wie Shell, Danone<br />
und TNT sowie Private-Equity-Häuser à<br />
la 3i in 90 Ländern der Welt. Bisher schickte<br />
EdenMcCallum mehr als 1000 Projektteams,<br />
bestehend aus zwei bis maximal<br />
sechs Freelancern, in Unternehmen.<br />
Und die freuen sich über die Miniteams.<br />
Anders als Großberatungen, die vorrangig<br />
darauf achten müssten, ihre angestellten<br />
Berater auszulasten, hat sich EdenMcCallum<br />
aus dem weltweiten Pool von mittlerweile<br />
mehr als 50 000 Ex-Beratern von<br />
McKinsey, BCG und Co. 400 Koryphäen<br />
herausgepickt. „Die können Leute zeitlich<br />
flexibel zu Teams zusammenstellen, die<br />
auf die Bedürfnisse des Kundenprojekts<br />
genau zugeschnitten sind“, schwärmt Andrew<br />
Higginson, Ex-Finanzdirektor der britischen<br />
Supermarktkette Tesco.<br />
Das kleine, aber feine Freelancer-Netzwerk<br />
zählt zu den Angreifern, die die Weltkarte<br />
der Unternehmensberatungen neu<br />
gestalten. „Die Auftraggeber verlangen<br />
heute dezidiert flächendeckende Internationalität,<br />
eindeutig die Expertise von Seniorberatern<br />
statt großer Beraterteams,<br />
hoch spezialisiertes Fachwissen, und das<br />
alles gekoppelt mit Vordenkertum“, sagt<br />
Eva Manger-Wiemann, Partnerin des Zürcher<br />
Metaconsulters Cardea, der Unternehmen<br />
bei der Auswahl von Beratern unterstützt.<br />
Universalanbieter, aber auch Nischenplayer,<br />
die nicht global genug agieren,<br />
gingen immer häufiger leer raus.<br />
Voraussichtlich werden vier Gruppen<br />
von Beratern dominieren.<br />
Knapp 15 Jahre ist es her, da hatte Dena<br />
McCallum ein Schlüsselerlebnis.<br />
Die Ex-McKinsey-Beraterin war damals<br />
Strategiechefin des US-Verlages Condé<br />
Nast („Vogue“, „Vanity Fair“) und brütete<br />
über ihren Strategie- und Organisationsplänen<br />
für den internationalen Konzern.<br />
Da kam ihr die Idee, ein oder zwei ihrer gestandenen<br />
Ex-Kollegen von McKinsey,<br />
Boston Consulting Group oder Bain ein<br />
paar Wochen für sich einzuspannen.<br />
Stiller Riese PwC-Chef Nelly baut<br />
sein Unternehmen um zur globalen Megaberatungsfirma<br />
Doch wie sollte das gehen, ohne gleich<br />
ein komplettes teures Projektteam samt<br />
Partner, Projektleiter und zig Analysten jeweils<br />
eines der drei großen Beratungshäuser<br />
anzuheuern? McCallum trommelte<br />
schließlich selbst ein paar erfahrene, erstklassig<br />
ausgebildete, aber ungebundene<br />
KLASSISCHE STRATEGIEBERATER<br />
Von ihnen werden langfristig vermutlich<br />
nur McKinsey, BCG und Bain überleben.<br />
Die Big Three führen seit Jahrzehnten die<br />
elitäre Strategieberatungsriege an. Ihr Geschäftsmodell<br />
bestand lange darin, smarte<br />
Berater für begrenzte Zeit in Organisationen<br />
zu schicken und Lösungen für schwierigste<br />
unternehmerische Probleme zu erarbeiten:<br />
zum Beispiel für die Entwicklung<br />
neuer Geschäftsmodelle und die Erschließung<br />
neuer Märkte.<br />
Doch das hat sich geändert. Bestand<br />
das Geschäft vor 20 Jahren noch zu 100<br />
»<br />
FOTO: TANJA DEMARMELS<br />
62 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
Neue Hackordnung<br />
Umsätze der größten Berater und<br />
Wirtschaftsprüfer (in Milliarden Dollar)*<br />
Prozent aus reinrassiger Strategieberatung,<br />
sind es heute nur noch 20 Prozent.<br />
Der Rest ist umsetzungsorientierte Organisations-<br />
und Prozessberatung. Das birgt<br />
Probleme, denn dafür bezahlen Unternehmen<br />
keine sündhaft teuren Spitzenberater<br />
mehr. Dies macht immer mehr<br />
Strategieberatungen zu schaffen. Als angezählt<br />
gelten vor allem die mittelgroßen<br />
Traditionshäuser wie Booz, A.T Kearney<br />
und Roland Berger; die Münchner sind<br />
noch immer zerstritten, ob sie allein weitermachen<br />
oder fusionieren sollen. Die<br />
Player aus der zweiten Reihe holen als<br />
globale Universalanbieter auf, erwirtschaften<br />
aber weit weniger als zwei Milliarden<br />
Dollar Umsatz pro Jahr. Hier jedoch<br />
sehen Experten die magische Grenze, um<br />
auf Dauer Partner anständig bezahlen,<br />
Expansion voranzutreiben und gleichzeitig<br />
in Innovationen investieren zu können.<br />
„Die eine Baustelle ist die Internationalisierung,<br />
die andere die zunehmende Digitalisierung<br />
sämtlicher Arbeits- und Lebensbereiche“,<br />
sagt Dietmar Fink, Professor<br />
für Unternehmensberatung aus Bonn.<br />
Wer nichts von IT, Digitalisierung, Social<br />
Media und Big Data versteht, dem nimmt<br />
kein Unternehmen mehr ab, dass er generelle<br />
Unternehmensstrategien entwickeln<br />
kann. „Kein zweites Haus hat sich auf die<br />
neuen Marktbedingungen so gut vorbereitet<br />
wie McKinsey“, glaubt Fink. So habe<br />
McKinsey schon 2007 ein Business Technology<br />
Office gegründet, das sich auf IT-<br />
Pricewaterhouse-<br />
Coopers<br />
Deloitte<br />
Ernst&Young<br />
KPMG<br />
McKinsey<br />
Boston<br />
Consulting<br />
Bain &Company<br />
Booz &Company<br />
A.T. Kearney<br />
RolandBerger<br />
8,7<br />
9,7<br />
4,9<br />
7,8<br />
5,3<br />
3,1<br />
2,1<br />
1,0<br />
1,0<br />
0,8<br />
Flexible Miniteams<br />
Unternehmerinnen<br />
McCallum (links)<br />
und Eden spannen<br />
freie Berater<br />
zusammen<br />
Strategien konzentriert. Heute sind 700<br />
McKinsey-Berater weltweit dort tätig.<br />
31,5<br />
31,3<br />
24,4<br />
23,0<br />
Beratungsumsatz<br />
Gesamtumsatz<br />
*teils 20<strong>11</strong>,2012<br />
Quelle:Kennedy Consulting Research&Advisory,<br />
Unternehmensangaben, Schätzungen<br />
GLOBALE MULTISPEZIALISTEN<br />
Die vier großen Wirtschaftsprüferkonzerne<br />
PwC, KPMG, EY (bis vor Kurzem noch:<br />
Ernst&Young) und Deloitte spielen eine<br />
immer wichtigere Rolle, indem sie sich zu<br />
globalen Megaberatungsfirmen entwickeln.<br />
Mehr als 30 Milliarden Dollar setzen<br />
die Big Four der Buchprüfer mittlerweile<br />
im Consultinggeschäft um. Sie helfen Unternehmen,<br />
ihre Lieferketten kostengünstig<br />
und steuersparend zu organisieren, installieren<br />
Risikomanagementsysteme oder<br />
finden neue Finanzierungsmodelle. Das<br />
Geschäft wächst.<br />
Immer mehr Unternehmen verlagern<br />
ganze Finanz-, IT-, Kundenservice- und<br />
Personalabteilungen oder auch den Einkauf<br />
auf interne oder externe Dienstleister.<br />
Dazu braucht es steuer- und arbeitsrechtliches<br />
Know-how, aber auch Wissen über<br />
Prozesse, Organisation, IT sowie Strategie.<br />
Um dies liefern zu können, trachten die Big<br />
Four immer mehr danach, passende Beratungen<br />
zu schlucken. Auf diese Weise wollen<br />
sie in das Hochpreissegment der klassischen<br />
Strategieberater vorstoßen.<br />
So kündigte PwC an, Booz & Company<br />
zu übernehmen, angeblich für bis zu 250<br />
Millionen Dollar – Experten zufolge ein zu<br />
hoher Preis. Fiona Czerniawska, Chefin<br />
des britischen Marktforschungsinstituts<br />
Source for Consulting, sieht darin ein Indiz<br />
für den „Aufstieg einer neuen Klasse von<br />
Megafirmen“. Es werde „ein neues Segment<br />
entstehen, in dem alle bislang bekannten<br />
Unterschiede verschwinden“.<br />
NISCHENPLAYER, NEWCOMER<br />
Hier wird es weiterhin Chancen für Spitzenanbieter<br />
geben. In Deutschland existieren<br />
neben den großen Strategieberatungshäusern<br />
Hunderte von mittelständischen<br />
Spezialistenboutiquen, die sich auf einzelne<br />
Branchen wie den Energie- oder Finanzsektor<br />
oder Fachthemen wie Lean<br />
oder Supply Chain Management spezialisiert<br />
haben. „Nicht wenige von diesen Spezialistenboutiquen<br />
liefern hervorragende<br />
Qualität und haben sich in den letzten Jahren<br />
ein klares Profil erarbeitet, das sie <strong>vom</strong><br />
Wettbewerb absetzt“, sagt Cardea-Partnerin<br />
Manger-Wiemann.<br />
Doch auch diese Spezialanbieter spüren<br />
deutlich den verschärften Wettbewerb.<br />
Nur wenige haben es wie der Pricing-Spezialist<br />
Simon-Kucher geschafft, sich weltweit<br />
einen Markennamen zu erarbeiten.<br />
Die Bonner Unternehmensberatung beschäftigt<br />
weltweit 690 Mitarbeiter in 22<br />
Ländern und gilt nicht nur in Europa, sondern<br />
vor allem auch in den USA als führende<br />
Adresse für Preisgestaltung. „Der Weg<br />
der Internationalisierung war nicht leicht“,<br />
erinnert sich Simon-Kucher-Chef Georg<br />
Tacke. „Wir hatten Glück, dass Pricing ein<br />
Thema ist, das überall auf der Welt für<br />
Unternehmen spannend ist, und dass wir<br />
zu den Ersten gehörten, die das Feld als<br />
Beratungsthema vor 28 Jahren erkannt<br />
haben.“<br />
FOTO: LAIF/REA/FINANCIAL TIMES<br />
64 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Eine Nische fand auch die Unternehmensberatung<br />
Acondas, die die Ex-McKinsey-Berater<br />
Jörg Fengler und Andreas Florissen<br />
vor zwei Jahren gründeten. Den beiden<br />
fiel auf, dass immer mehr Projektleiter<br />
in Unternehmen externe Hilfe suchten, um<br />
die einzelnen Projektschritte zu planen<br />
und abzuarbeiten. „Genau das machen wir<br />
bei Acondas“, sagt Fengler. Nach nur zwei<br />
Jahren zählt der Newcomer 25 Mitarbeiter.<br />
FREELANCER-PLATTFORMEN<br />
Der Harvard-Professor Clayton Christensen<br />
glaubt, dass die Beraterbranche an einem<br />
Scheitelpunkt angelangt ist. Dieselben<br />
Kräfte, die schon so viele Geschäfte umgewälzt<br />
hätten, von der Stahl- bis zur Verlagsbranche,<br />
„sorgen jetzt dafür, dass sich auch<br />
die Beraterbranche neu formiert“.<br />
Basis dafür ist einmal mehr das Internet.<br />
Das ermöglicht einem einzelnen Strategieberater,<br />
sich von einer großen Beratung zu<br />
emanzipieren und seine Dienste alleine oder<br />
gemeinsam mit anderen Spezialisten anzubieten.<br />
Ein Solist kann Researchleistungen,<br />
die bisher die Großberatungen als ihre exklusive<br />
Domäne ausgaben, inzwischen auch<br />
anderweitig einkaufen und so im Paket mit<br />
anbieten. „Wenn es etwa darum geht, Kundendaten<br />
zu analysieren, gibt es mittlerweile<br />
zahlreiche Firmen wie etwa Salesforce.com,<br />
die günstig und strukturiert Daten aufbereiten<br />
und durch Tools systematisieren“, sagt<br />
Beraterexpertin Eva Manger-Wiemann.<br />
So gibt es zunehmend sogenannte Database-Provider<br />
wie IMS Health, die rund um<br />
die Uhr hoch fundierte und hoch spezialisierte<br />
Markt- und Branchenanalysen liefern,<br />
auf Wunsch auch auf mobile Geräte.<br />
Freelancer-Beratungsfirmen wie Eden-<br />
McCallum in London, die Business Talent<br />
Group (BTG) in Los Angeles und a-connect<br />
in München kommen deshalb ohne eigene<br />
Researchabteilungen und teure Innenstadtbüros<br />
aus.<br />
Damit zeichnet sich eine ganz neue Beraterszene<br />
ab, modular und mit Netzwerken,<br />
die sich bilden wie Teams in der Filmindustrie<br />
oder auch der Werbebranche, die sich<br />
nach der Beendigung des Projekts wieder<br />
auflösen. „Verschiedene Beratungshäuser<br />
und Einzelberater kommen für Projekte zusammen<br />
und gehen anschließend wieder<br />
ihrer Wege“, prophezeit daher die britische<br />
Beratungsexpertin Fiona Czerniawska. n<br />
julia.leendertse | unternehmen@wiwo.de<br />
NEUE SUCHMASCHINE<br />
Wer kann was?<br />
Bundesweit bieten rund 14000<br />
Unternehmensberatungen ihre Dienste<br />
an. Doch wer von ihnen kann was, und<br />
wie gut sind sie? Mit der neuen Suchmaschine<br />
consultingsearcher führen<br />
WirtschaftsWoche und die auf die Zertifizierung<br />
von Beratern spezialisierte<br />
Cardea AG erstmals ein praxistaugliches<br />
Qualitätssiegel in den intransparenten<br />
Beratermarkt ein.<br />
Unter www.wiwo.de/consultingsearcher<br />
haben Unternehmen ab sofort Zugang<br />
zu der Online-Datenbank und können<br />
so die passende globale Beratungsfirma<br />
oder den richtigen Nischenplayer für<br />
ein Projekt oder eine Aufgabenstellung<br />
finden. Qualität und Professionalität aller<br />
Anbieter sind in einem unabhängigen und<br />
neutralen Zertifizierungsprozess geprüft<br />
worden und die Beratungskompetenzen<br />
durch Projektbeschreibungen und<br />
Kundenbewertungen für jedermann<br />
nachvollziehbar.<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Kundschaft gesucht<br />
Der Flughafen Hahn hat<br />
40 Prozent seines<br />
Verkehrs verloren<br />
Hoffnungslos<br />
am Hunsrück<br />
FLUGHAFEN HAHN | 20 Jahre nach seiner Eröffnung droht dem<br />
deutschen Billigflug-Mekka das Aus.<br />
Nach einer wochenlangen Diskussion<br />
um die Zukunft seines Unternehmens<br />
platzte Johannes Endler<br />
der Kragen. „Die Liquidität des Unternehmens<br />
ist gesichert. Der eingeleitete Umstrukturierungsprozess<br />
ist auf einem guten<br />
Weg“, stellte der Aufsichtsratschef des Flughafens<br />
Hahn vor einem Jahr in einer Presseerklärung<br />
fest.<br />
Das war voreilig. Tatsächlich droht das<br />
Aus für den offiziell Flughafen Frankfurt-<br />
Hahn GmbH (FFHG) genannten Airport,<br />
der – entgegen seinem Namen – auf etwa<br />
halber Strecke zwischen Frankfurt und Luxemburg<br />
liegt. In einem „Schlussbericht“<br />
genannten Brandbrief an die Aktionäre<br />
Rheinland-Pfalz (82,5 Prozent) und Hessen<br />
(17,5 Prozent) prophezeite jüngst die<br />
Geschäftsführung bis 2017 Verluste von<br />
mehr als zehn Millionen Euro pro Jahr – bei<br />
gerade mal rund 50 Millionen Euro Umsatz.<br />
Hinzu kommt trotz einer Geldspritze<br />
der rot-grünen Landesregierung in Mainz<br />
im Frühjahr über 82 Millionen spätestens<br />
in 2017 eine „Liquiditätslücke“ von rund 35<br />
Millionen Euro. „Damit ist das Geschäftsmodell<br />
der FFHG nicht zukunftsfähig“, urteilt<br />
die Geschäftsführung.<br />
FATALER FOKUS AUF BILLIG<br />
Für die Hoffnungslosigkeit am Hunsrück<br />
sorgen die aktuellen Verkehrszahlen. Der<br />
1999 als Deutschlands erster Billigairport<br />
gestartete Flughafen wird <strong>2013</strong> wohl gut<br />
zehn Prozent weniger Passagiere und 20<br />
Prozent weniger Fracht abfertigen als 2012.<br />
Im Vergleich zu den Rekordjahren 2007<br />
und 20<strong>11</strong> summiert sich das Minus gar auf<br />
rund 40 Prozent und sorgt für einen Rekordverlust<br />
von 20 Millionen Euro.<br />
Bisher war dies kein Problem. In den 19<br />
Jahren seit der Eröffnung haben die Länder<br />
die Verluste – wenn auch murrend – getragen,<br />
weil der Flughafen für immerhin 3000<br />
Arbeitsplätze in der strukturschwachen<br />
Mitte von Rheinland-Pfalz sorgt. „Wir haben<br />
nicht nur die Jobs ersetzt, die beim Abzug<br />
der Amerikaner <strong>vom</strong> alten Fliegerhorst<br />
weggefallen sind, sondern auch die durch<br />
den Abbau anderer Industriezweige wie<br />
der Möbelindustrie verlorenen Arbeitsplätze“,<br />
sagt Markus Bunk, seit Mitte Oktober<br />
zweiter Geschäftsführer der FFHG.<br />
Jetzt, im 20. Jahr, ist mit den Blankoschecks<br />
der Bundesländer Schluss. „Die zu<br />
erwartenden Vorschriften der EU zu öffentlichen<br />
Beihilfen lassen dies in der gewohnten<br />
Form nicht mehr zu“, sagt Bunk.<br />
Für die Flugbranche ist das ein Schock.<br />
Zwar hat in Deutschland außer gut einer<br />
Handvoll großer Airports kein Flughafen je<br />
richtig Geld verdient. „Doch Hahn hat mit<br />
seiner Wachstumsgeschichte anderen Regionalflughäfen<br />
Mut gemacht, dass es<br />
langfristig auch ein sich selbst tragendes<br />
Konzept geben kann“, sagt René Steinhaus<br />
von der Beratung A.T. Kearney in Berlin.<br />
Für die aktuelle Flughafenführung rührt<br />
die Misere vor allem aus der Krise der Flugbranche.<br />
Die schwache Konjunktur und<br />
hohe Spritpreise haben den langen Billigboom<br />
gestoppt. Doch das sieht Alexander<br />
Tamdjidi, Luftfahrtspezialist der Beratung<br />
PA Consulting Group in Frankfurt, anders:<br />
„Der Strukturwandel hat letztlich nur die<br />
Schwächen des Geschäftsmodells verstärkt<br />
und die aktuelle Abwärtsspirale gestartet.“<br />
Denn Hahn konzentriert sich vor allem<br />
auf Billigfluglinien wie Ryanair. Das brachte<br />
zwar Wachstum, aber kein Geld. Die Iren<br />
zahlen laut Insidern bestenfalls drei Euro<br />
pro abfliegenden Passagier. „Tatsächlich<br />
braucht ein Flughafen mindestens 15 Euro,<br />
um seine Kosten zu decken“, sagt Michael<br />
Garvens, Chef des Flughafens Köln/Bonn.<br />
Die Lücke konnte Hahn im Gegensatz zu<br />
größeren Airports kaum durch Nebengeschäfte<br />
schließen. Die Hoffnung auf Mehreinnahmen<br />
aus Läden am Flughafen<br />
scheiterten unter anderem daran, dass<br />
die Iren kein zweites Handgepäckstück wie<br />
Duty-free-Tüten an Bord zuließen.<br />
Dazu schreckte die starke Stellung von<br />
Ryanair andere Linien ab. „Nur wer wie die<br />
ungarische Wizzair vor allem Strecken<br />
nach Osteuropa anbot, war geduldet“, sagt<br />
ein Branchenkenner. „Wer wie Ryanair ans<br />
Mittelmeer fliegen wollte, bekam von denen<br />
das Signal, wir beißen euch weg.“<br />
FOTO: LAIF/THEODOR BARTH<br />
66 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Zu guter Letzt wurde Billigpionier Hahn<br />
ein Opfer des von ihm ausgelösten Booms<br />
der Flugdiscounter. „Weil Easyjet und Co.<br />
allein in Deutschland auf mehr als 20 Flughäfen<br />
landen und auch etablierte Linien<br />
wie Lufthansa günstige Tickets anboten,<br />
muss keiner mehr nach Hahn, wenn er billig<br />
fliegen will“, sagt Berater Tamdjidi.<br />
Auch der Versuch, anderswo vertriebene,<br />
nachtaktive Frachtlinien an den rund um<br />
die Uhr geöffneten Hahn zu locken, brachte<br />
wenig. Die notorisch geizigen Palettenflieger<br />
erwarteten Ryanair-mäßige Rabatte<br />
und boten jeweils nur wenige Flüge pro<br />
Woche. Wer kam, ging am Ende wie Aeroflot<br />
oder Qatar Airways lieber wieder an einen<br />
zentraler gelegenen Flughafen, wenn<br />
der Platz hatte – wie Frankfurt nach der Eröffnung<br />
der neuen Landebahn. Spektakulär<br />
scheiterte der Versuch, eine hauseigene<br />
Frachtlinie am Hahn aufzubauen: Die Air<br />
Cargo Germany ging im Juli pleite, trotz einer<br />
Finanzspritze über fünf Millionen Euro<br />
von Flughafen und Landesregierung.<br />
So verdiente der Flughafen am Ende zu<br />
wenig, um die Belastung durch eine finanzielle<br />
Erbsünde wettzumachen. Bei der<br />
Gründung des Airports 1993 bürdete die<br />
Im Sinkflug<br />
Verkehrszahlen desFlughafens Hahn<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
Passagiere<br />
(inMillionen)<br />
2006 07 08 09 10 <strong>11</strong> 12 13*<br />
*geschätzt;Quelle:ADV<br />
300<br />
Fracht<br />
(inTonnen)<br />
200<br />
100<br />
sozialliberale Regierung von Rheinland-<br />
Pfalz dem Flughafen die Kosten für die umliegende<br />
Infrastruktur auf. Damit musste<br />
das Fluggeschäft nicht nur wie bei anderen<br />
Airports Bau- und Betriebskosten für Startbahn,<br />
Terminal und Hangars erwirtschaften,<br />
sondern zusätzlich die <strong>Ausgabe</strong>n für<br />
Zubringerstraßen inklusive Winterdienst,<br />
Kläranlage und den Rest der Anlagen aus<br />
0<br />
der Zeit als Fliegerhorst der US-Luftwaffe.<br />
„Mit einem solchen Mühlstein am Hals ist<br />
ein Gewinn kaum zu schaffen“, urteilt Berater<br />
Steinhaus.<br />
Trotz der Probleme durch sinkende Einnahmen,<br />
hohe Schulden und das drohende<br />
EU-Verbot weiterer staatlicher Hilfen<br />
gibt Hahn-Geschäftsführer Bunk die<br />
Hoffnung noch nicht auf. „Die Lage ist sicher<br />
dramatisch, aber nicht hoffnungslos“,<br />
sagt der Manager, der zuvor für den Energieriesen<br />
RWE und – ebenfalls hoch defizitäre<br />
– Airports wie Dortmund tätig war.<br />
Er setzt auf das aktuelle Sanierungsprogramm.<br />
Dazu gehört, dass Rheinland-Pfalz<br />
die Infrastruktur abseits der Pisten übernimmt.<br />
Gleichzeitig wollen Bunk und sein<br />
Geschäftsführerkollege Heinz Rethage ein<br />
Sparprogramm starten und trotz der Widrigkeiten<br />
durch neue Fluglinien besonders<br />
im Frachtbereich die Einnahmen steigern.<br />
Zumindest das Sparprogramm hat die<br />
nahen IHKs in Koblenz und Trier nicht<br />
überzeugt: „In der Summe kann es nicht<br />
einmal als halbherzig bezeichnet werden“,<br />
schrieben die Kammerchefs Ende September<br />
ihrer Landesregierung.<br />
n<br />
ruediger.kiani-kress@wiwo.de<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Nanga Parbat in neu<br />
MAERZ | Der Münchner Strickmodehersteller – bekannt durch den<br />
gelben Genscher-Pullunder – kämpft um ein flotteres Image.<br />
Politiker hinterlassen Spuren – auch<br />
modische. Der ehemalige SED-Chef<br />
Erich Honecker war für seine markante<br />
Hornbrille bekannt, Ex-Bundesaußenminister<br />
Hans-Dietrich Genscher für<br />
den senfgelben Strickpullunder mit V-Ausschnitt.<br />
Die Honecker-Brille ist wieder modern:<br />
Marken wie Prada, Gucci oder Ray<br />
Ban stellen Fassungen in Anlehnung an<br />
den Staatsratsvorsitzenden-Style her. Doch<br />
Genschers gelber Pulli hat es noch nicht<br />
wieder auf die Hipster-Liste geschafft –<br />
zum Leidwesen seines Herstellers, des<br />
Münchner Strickwarenherstellers Maerz.<br />
Geschäftsführerin Katja Beibl will nun<br />
gegen das Biedermann-Image ankämpfen<br />
und Maerz umkrempeln: Bekannter will<br />
sie die Strickmarke machen, jüngeren und<br />
mehr weiblichen Käufern soll sie gefallen.<br />
Statt Genscher wünscht sich die 43-Jährige<br />
Hollywood-Star James Franco („Spiderman“,<br />
„Spring Breakers“) als Vorzeige-Träger<br />
ihrer Wollpullis: „Ein klassischer Typ<br />
mit starkem Charakter.“<br />
Bekannt ist Maerz zum Beispiel für<br />
den Merino-Wollpulli Superwash,<br />
der sich bei 30 Grad in die<br />
Waschmaschine stecken<br />
lässt – bequem, solide, praktisch,<br />
aber wenig modisch.<br />
Seit den Neunzigerjahren<br />
schrumpfte der Maerz-Umsatz<br />
denn auch von rund 35 auf<br />
20 Millionen Euro, neue Kollektionen<br />
und Ideen fehlten. 2004 meldete<br />
Maerz Insolvenz an. Anschließend baute<br />
Insolvenzverwalter Markus Prager das Unternehmen<br />
wieder auf, bis 2010 der schwäbische<br />
Hemdenhersteller Olymp zugriff –<br />
und Beibl holte.<br />
Die Chefin möchte nun verstärkt Frauen<br />
gewinnen: Macht die Herrenkollektion bisher<br />
80 Prozent des Umsatzes aus, will Beibl<br />
in der seit Juli laufenden Saison 30 Prozent<br />
an Damen verkaufen. Die Frau, die seit<br />
über einem Jahr die Geschäfte führt,<br />
möchte Käuferinnen wie sich selbst ansprechen.<br />
Mit dunkelbrauner Nerd-Brille,<br />
Jeans, einem dünnen, grauen Maerz-<br />
Strickpulli und darüber einer langen gemusterten<br />
Strickjacke sieht sie weder bieder<br />
noch nach Society-Dame aus.<br />
Frauen im Visier<br />
Geschäftsführerin<br />
Beibl<br />
(links) will mit<br />
peppigeren Damenkollektionen<br />
neue Kundinnen<br />
gewinnen<br />
„Ab 40 verschieben sich die Werte, insbesondere<br />
in Bezug auf Qualität und Nachhaltigkeit“,<br />
sagt die gelernte Bürokauffrau<br />
und studierte Bekleidungstechnikerin.<br />
„Meine Kleidung soll funktional und hochwertig,<br />
aber gleichzeitig modern und anspruchsvoll<br />
sein.“<br />
Beibl kennt sich in der Branche gut aus:<br />
Sie war zuvor bei Esprit, Marc O’Polo und<br />
Ralph Lauren. Daher sieht sie auch international<br />
Potenzial. Bisher macht Maerz<br />
erst 16 Prozent des Geschäfts im Ausland.<br />
Zugleich will Beibl den Vertrieb verbessern.<br />
Maerz-Pullis für Damen – der Preis<br />
beginnt ab 90 Euro – sind nur in wenigen<br />
Boutiquen erhältlich. Bei Peek & Cloppenburg<br />
ist die Damenmode seit Juli zu kaufen.<br />
Beibl hofft, mit der Damenkollektion demnächst<br />
auch bei den Modehäusern Breuninger<br />
und Engelhorn vertreten zu sein.<br />
Um das zu schaffen, hat sie eine neue Designerin<br />
engagiert.<br />
NACKTE MODELS MIT SCHAF<br />
Zudem soll eine Werbekampagne der 1920<br />
gegründeten Marke mit nackten Models<br />
mit Merino-Schaf auf dem Arm zusammen<br />
mit einem neuen Logo zu einem moderneren<br />
Image verhelfen.<br />
So legte Maerz die klassischen Wollpullis<br />
neu auf, in denen 1953 die Klettergruppe<br />
unter Leiter Karl Herrligkoffer als Erste<br />
den Nanga Parbat bestieg – mit anderen<br />
Garnen und leicht angepasstem<br />
Schnitt.<br />
Die Strickkollektion lässt<br />
Maerz in Ungarn herstellen<br />
und steckte 1,5<br />
Millionen Euro in<br />
den Fabrikausbau.<br />
Blusen und Jerseys<br />
kommen aus der<br />
Türkei und Portugal.<br />
Erste Erfolge zeichnen<br />
sich ab: Mit der Damen- und Herrenkollektion<br />
durfte Beibl auf die Berliner<br />
Modemesse Premium. Im Rahmen der<br />
Düsseldorfer Modemesse CPD schaute die<br />
oberste Einkäuferriege von Peek & Cloppenburg<br />
West vorbei. Ein Branchenkenner<br />
lobt: „Maerz stärkt, was die Marke immer<br />
ausgezeichnet hat: die Natürlichkeit bei<br />
Schnitten und den Materialien wie echter<br />
Wolle. Sie werden damit Erfolg haben.“<br />
Beibl will den Umsatz bis 2018 von 24,7<br />
auf 30 Millionen Euro steigern. Dafür wäre<br />
es sicher hilfreich, wenn eines Tages der<br />
Genscher-Pulli eine ähnliche Renaissance<br />
erlebt wie die Honecker–Brille.<br />
n<br />
nele.hansen@wiwo.de<br />
FOTOS: PR<br />
68 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
Bergwinter tirol<br />
die vielen facetten dieser faszinierenden alpenregion.<br />
➜ BergerleBnis & genuss<br />
➜ Kulturhighlights<br />
➜ ihre urlauBsangeBote in tirol<br />
➜ Wirtschaftsstandort tirol<br />
Eine Promotionbeilage von<br />
ABLINGER.GARBER
INHALT<br />
2 Bergwinter<br />
Tirol Erobern<br />
4 Sport & Lifestyle<br />
7 Tirol Kulinarik<br />
8 Anreise mit der Bahn/<br />
5 Tiroler Gletscher<br />
9 Ihre Urlaubsangebote<br />
in Tirol<br />
25 Wirtschaftsstandort<br />
Tirol<br />
Impressum:<br />
Medieninhaber: Ablinger & Garber<br />
GmbH; Medienturm Hall in Tirol,<br />
Tel. +43.5223.5130,<br />
verlag@ablingergarber.at,<br />
www.ablingergarber.at.<br />
Geschäftsführung: Walter Garber.<br />
Projektleitung: Klaus Grabherr.<br />
Design, Konzept & Produktion:<br />
Ablinger.Garber. Redaktion: Gloria<br />
Staud, Christian Eder, Ernst Spreng.<br />
Promotion/Anzeigen: Tasso Astl,<br />
Matthias Häussler, Egon Hübner,<br />
Thomas Lindtner.<br />
Fotos: Titel: Josef Mallaun;<br />
Seite 2+3: Josef Mallaun,<br />
Schaad, Kitzbüheler Ski Club,<br />
Imster Schemenlaufen;<br />
Seite 4+5: Josef Mallaun, Alex<br />
Ziegler; Seite 6: Josef Mallaun;<br />
Seite 7: Tirol Werbung/Robert Gruber,<br />
BMLF/R. Mühlanger, Fotowerk;<br />
Seite 8: Deutsche Bahn AG/<br />
Bartlomiej Banaszak.<br />
Bergwinter tirol erobern<br />
Den Bergwinter<br />
Tirol beim Ski fahren,<br />
Langlaufen oder<br />
Schneeschuhwandern<br />
erobern, kulinarische<br />
Köstlichkeiten aus der<br />
regionalen Küche<br />
genießen oder<br />
actionreiche Sportveranstaltungen<br />
und kulturelle Höhepunkte<br />
entdecken.<br />
Der Bergwinter in Tirol<br />
spricht einerseits jene<br />
an, die in ihrem Urlaub<br />
das ruhige Naturerlebnis und<br />
den Genuss in all seinen<br />
Facetten suchen: Langläufer und<br />
Skater finden 5700 km Loipen,<br />
Naturbeobachter und Schneeschuhwanderer<br />
erkunden den<br />
Winterwald, andere lassen sich<br />
wiederum durch die Romantik<br />
einsamer, verschneiter Berghütten<br />
verzaubern ...<br />
Andererseits werden aber auch<br />
alle, die Herausforderungen<br />
und den Nervenkitzel lieben,<br />
im Tiroler Bergwinter fündig: Bei<br />
Abfahrten auf weltbekannten<br />
Pisten oder am Gletscher, bei<br />
einsamen Touren mit Snowboard<br />
oder Skiern im Tiefschnee oder<br />
beim Klettern auf vereisten<br />
Wasserfällen lassen sich immer<br />
neue Aspekte des Winters<br />
erobern. Dazu kommen noch<br />
einige der heißesten Hotspots<br />
Europas, was AprèsSki und<br />
Nightlife betrifft. Tirol hat im<br />
Winter vieles zu bieten: Lassen<br />
Sie sich über raschen!<br />
Tirol: Kultur pur<br />
Von der Loipe ins Theater und<br />
<strong>vom</strong> Skilift ins Museum: Wo<br />
sollte das besser zusammen passen<br />
als in Tirol? Wer den Skianzug<br />
gerne einmal gegen Abendgarderobe<br />
tauscht und den<br />
Schnee nicht nur vor der<br />
Hüttentür, sondern auch auf<br />
den Bildern <strong>vom</strong> Tiroler Maler<br />
Alfons Walde mag, der findet im<br />
Tiroler Winter eine Vielfalt an<br />
kulturellen Möglichkeiten.<br />
Nicht nur zur Weihnachtszeit ±<br />
Festivals und festliche Konzerte<br />
Tirol ist ein Land der Festivals,<br />
die das ganze Jahr über in unterschiedlichen<br />
Genres und in<br />
städtischen Zentren ebenso wie<br />
in entlegenen Tälern stattfinden.<br />
Dass eines von ihnen gleich zwei<br />
Jahreszeiten abdeckt, wie es die<br />
2 Bergwinter Tirol Erobern
Wer AN WINTersporT<br />
DeNKT,<br />
DeNKT AN TIroL.<br />
Egal ob man sich selbst auf<br />
die Piste oder Loipe wagt<br />
oder lieber bei spannenden<br />
Events mitfiebert: Der Bergwinter<br />
<strong>2013</strong>/14 bietet allen etwas.<br />
Wettbewerbe mit langer<br />
Tradition ± wie das Bergiselspringen<br />
± locken ebenso<br />
wie die Swatch Freeride World<br />
Tour in Fieberbrunn. Jene,<br />
die auf der Suche nach etwas<br />
Außergewöhnlicherem sind,<br />
werden bei Veranstaltungen<br />
wie dem Trans Pillerseer<br />
Schlittenhundecamp oder<br />
dem Schneetrabrennen in<br />
Wörgl fündig.<br />
DeN WINTer ANseHeN<br />
Das Museum Kitzbühel<br />
zeigt auf zwei Ebenen seine<br />
umfangreiche AlfonsWalde<br />
Sammlung mit 60 Gemälden<br />
und 100 Grafiken und Fotos,<br />
darunter so berühmte Bilder<br />
wie „Almen im Schnee“<br />
oder „Der Aufstieg“. Sonderausstellungen<br />
sind auch in<br />
den Tiroler Landesmuseen<br />
geplant, darunter die Schau<br />
„Paradiesvögel ± B oten<br />
der Götter“ im Zeughaus<br />
(22.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>±23.3.2014) .<br />
brAucHTum<br />
Neu erLebT<br />
Bunt wie Paradiesvögel sind<br />
auch die Figuren der Tiroler<br />
Fasnachten, die in einem<br />
Rhythmus von vier, fünf Jahren<br />
ihren Auftritt haben. So richten<br />
in jedem Jahr andere Orte ihre<br />
Umzüge aus. 2014 sind es das<br />
Fisser Blochziehen (26.1.)<br />
und die Imster Buabefasnacht<br />
(9.2.), jahrhundertealtes<br />
Brauchtum ± sehr eindrucksvoll<br />
und sehr tirolerisch!<br />
Tiroler Festspiele Erl tun, ist<br />
dennoch ungewöhnlich. Sie<br />
richten von 26.12.<strong>2013</strong> bis<br />
6.1.2014 zum zweiten Mal eine<br />
Winterausgabe aus ± mit Mozarts<br />
„Don Giovanni“, Puccinis „Tosca“,<br />
Symphonien, Oratorien und<br />
Kammermusik. Den zeitgenössischen<br />
Gegenpol dazu bilden<br />
zwei ebenfalls junge Festivals mit<br />
elektronischer Musik: fmRiese ±<br />
Forward Music Festival (28.±<br />
30.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>) in den Swarovski<br />
Kristallwelten Wattens, das<br />
elektronische und zeitgenössische<br />
Musik, Pop und Electronica<br />
mit einander verbindet, und das<br />
Electric Mountain Festival<br />
(30.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>± 4.4.2014) am<br />
Giggijoch hoch über Sölden, bei<br />
dem Stars der internationalen<br />
DJSzene die Menge zum Tanzen<br />
bringen. Am Ende des Winters<br />
gibt es dann mehrere Besonderheiten:<br />
In Mayrhofen im Zillertal<br />
findet im März das Altitude<br />
Comedy Festival statt, das <strong>vom</strong><br />
britischen Comedian Marcus<br />
Brigstocke gegründet wurde und<br />
mit englisch und deutschsprachigen<br />
Comedians hochkarätig<br />
besetzt ist. Musikalisch<br />
geht es einerseits um Improvisation<br />
und Experiment beim<br />
Festival artacts (14.± 16.3.2014) in<br />
St. Johann und andererseits um<br />
innere Einkehr beim Osterfestival<br />
Tirol (März/April 2014) in<br />
Innsbruck und Hall.<br />
Neugierig geworden?<br />
Wer die Tiroler Kulturlandschaft<br />
näher erkunden will, findet auf<br />
www.kultur.tirol.at einen<br />
detaillierten Überblick über Kunst<br />
und Kultur in Tirol ± oder<br />
überzeugt sich besser noch vor<br />
Ort davon, wie vielfältig Festivals,<br />
Ausstellungen, Museen und<br />
Kulturschaffen in Tirol sind.<br />
INFormATIoNeN über<br />
urLAub IN TIroL<br />
Tirol Info<br />
MariaTheresienStraße 55<br />
A6010 Innsbruck, Austria<br />
Tel. +43.512.72720<br />
Fax +43.512.72727<br />
info@tirol.at<br />
www.tirol.at<br />
bIATHLoN AuF<br />
WeLTNIveAu<br />
E.ON IBU Weltcup<br />
Biathlon Hochfilzen/<br />
Pillerseetal 5. bis 8.12.<strong>2013</strong>.<br />
Bereits zum dritten Mal<br />
kommt beim E.ON IBU<br />
Biathlon Weltcup die Elite<br />
im Langlaufen und Sportschießen<br />
zusammen. Im<br />
Langlaufstadion Hochfilzen<br />
erwarten die Topathleten<br />
und das Publikum heiße<br />
Verfolgungsjagden auf der<br />
Loipe und spannende Duelle<br />
am Schießstand.<br />
AbHebeN Am<br />
bergIseL<br />
Vierschanzentournee ±<br />
Berg iselspringen Bergiselstadion/<br />
Innsbruck am 3. und<br />
4.1.2014. In dem traditionsreichen<br />
Wettstreit messen<br />
sich die besten Skispringer<br />
der Welt am Bergisel. Das<br />
Training zum dritten Durchgang<br />
der Tournee beginnt<br />
am 3. Jänner, gefolgt von der<br />
Qualifikation. Den eigentlichen<br />
Wettbewerb können<br />
Wintersportbegeisterte aus<br />
aller Welt dann am 4. Jänner<br />
live vor Ort miterleben.<br />
Bergwinter Tirol Erobern 3
ski alpin – sport & lifestyle<br />
Erleben Sie den Bergwinter<br />
Tirol beim<br />
Skivergnügen, Freeriden,<br />
Snowboarden<br />
und beim Freeskiing.<br />
Erleben Sie Außergewöhnliches<br />
abseits<br />
der Skipiste, feiern Sie<br />
beim AprèsSki und<br />
Nightlife bei cooler<br />
Musik und ebensolchen<br />
Drinks.<br />
Was macht einen<br />
perfekten Skitag aus?<br />
Viel Schnee natürlich!<br />
Und der ist dank der Höhe der<br />
Skigebiete und der Beschneiungsanlagen<br />
in Tirol immer garantiert.<br />
Selbstverständlich der Sportfachhandel<br />
und der Skiverleih: Die<br />
Profis in den Shops wissen,<br />
welche Ausrüstung wem die<br />
größte Freude bringt und lassen<br />
Materialprobleme erst gar nicht<br />
aufkommen. Außerdem noch die<br />
Skischulen: Sie machen Jung und<br />
Alt fit für den Schnee und<br />
bringen alle in Schwung. Dann<br />
ganz klar die Beherbergungsbetriebe:<br />
Gut gebettet und<br />
kulinarisch verwöhnt fährt es sich<br />
einfach besser und länger. Und<br />
nicht zu vergessen: Internationale<br />
Events mit den Stars der Szene,<br />
Bergrestaurants und urige Hütten<br />
für die Stärkung zwischendurch<br />
sowie AprèsSkiBars, in denen<br />
die Post abgeht.<br />
Ein unvergessliches SkiErlebnis<br />
in Tirol kann alles sein: ein<br />
Wochen endTrip mit Freunden,<br />
Semesterferien mit den Kindern,<br />
Trainingslager mit dem Club oder<br />
RomantikTage mit der/dem<br />
Liebsten. Wo auch immer Sie in<br />
Tirol Ihre Skier anschnallen, die<br />
TopSkigebiete Tirols halten stets<br />
das passende Angebot für Sie<br />
bereit. Attraktive Packages mit<br />
Unterkunft, Liftticket und vielen<br />
weiteren Highlights laden ein, die<br />
Wintersportregion zu erkunden,<br />
die Tage und Nächte in den<br />
Bergen zu erleben oder Wellnessoasen<br />
zu genießen. Dank Skiverbünden<br />
und Großraumkarten<br />
kann das weiße Vergnügen auch<br />
jeden Tag auf einem anderen<br />
ToureN uND sporT<br />
Exakt 573 Gipfel liegen<br />
in Tirol auf 3000 m und<br />
darüber. Einige von ihnen<br />
lassen sich bequem mit<br />
Skiliften erobern, die<br />
Mehrzahl der Dreitausender<br />
bleibt allerdings Skitourengehern<br />
und Alpinisten<br />
vorbehalten.<br />
Alles über Openings zum<br />
Winterstart und Bewerbe<br />
im Ski Alpin, Freeriden oder<br />
Snowboarden gibt’s unter<br />
www.sport.tirol.at<br />
HocH HINAus<br />
Ob „Top of Tyrol“ am<br />
Stubaier Gletscher oder<br />
„BIG3“ in Sölden:<br />
Berge und architektonische<br />
Höhepunkte passen<br />
zusammen. Tirols Gipfelplattformen<br />
versprechen<br />
einen unvergesslichen<br />
Panoramablick auf die<br />
umliegenden Gipfel.<br />
4 Sport & Lifestyle
Gipfel stattfinden. Die<br />
Bergbahnen, die Hotellerie und<br />
Gastronomie sowie Skischulen<br />
und Skiverleihe in Tirol haben<br />
ihre Kräfte für den perfekten<br />
Skiurlaub vereint. Schauen Sie<br />
doch einfach rein. Der nächste<br />
Ski traum ist nur ein paar Klicks<br />
entfernt.<br />
Holen Sie sich Ihre maßgeschneiderten<br />
Angebote unter<br />
www.tirol.at/skiangebote<br />
skifahren für jeden geschmack<br />
Sie sind aufgrund ihres Gefälles<br />
absolut nicht für Anfänger<br />
geeignet: Tirol ist reich an<br />
extremen Pisten, die mit der<br />
Bezeichnung „schwarze Piste“ nur<br />
unzulänglich beschrieben werden<br />
können. Wenn man ausgefallene<br />
Streckenführungen und steile<br />
Hänge liebt, dann hat man hier<br />
sein Eldorado gefunden.<br />
Ein Tipp? Die schwarze Piste 14a<br />
in Ischgl: Mit einem Gefälle von<br />
bis zu 70 Prozent wird hier sogar<br />
ein eigenes Pistengerät mit<br />
Seilwinde benötigt, um diese<br />
Strecke zu präparieren. Dafür<br />
genießt man dann ein außergewöhnliches<br />
Skierlebnis und bei<br />
den kurzen Stopps dazwischen<br />
einen herrlichen Blick über das<br />
Paznaun. Das ist nur eine von<br />
vielen „Schwarzen“ in den Tiroler<br />
Skigebieten.<br />
Oder warum nicht einmal den<br />
Sonnenaufgang in den Tiroler<br />
Bergen erleben? Dafür wurden die<br />
„early bird“ und „first track“<br />
Aktionen entwickelt, bei denen<br />
man seine frischen Spuren im<br />
noch unberührten Schnee ziehen<br />
kann. Im Zillertal geht es von<br />
Mitte April bis Anfang Mai<br />
bereits um 7.45 Uhr los, inkludiert<br />
ist ein Brunch im Restaurant<br />
Hochleger Sommerberg.<br />
Am Stubaier Gletscher startet<br />
man von Oktober bis Mitte<br />
November bereits um 7.30 Uhr.<br />
Je früher man oben ist, desto<br />
größer sind die Chancen,<br />
unberührten Neuschnee vorzufinden.<br />
Aber die Geschmäcker<br />
sind verschieden: Es muss ja nicht<br />
der frühe Morgen sein, Skifahren<br />
kann man auch bei Mondschein.<br />
Oder besser unter einer hellen<br />
Flutlichtanlage ± wie am Reitherkogel<br />
im Alpbachtal. Jeweils am<br />
Dienstag, Freitag und Samstag<br />
kommen von 18.30 bis 21.15 Uhr<br />
auf der 8erGondelReitherkogelbahn,<br />
dem Nordlift und dem<br />
Brandachlift Mondscheinskifahrer<br />
auf ihre Kosten. Auch in<br />
Brixen ist täglich eine kleine<br />
Strecke beleuchtet, in Westendorf<br />
jeden Dienstag eine Abfahrt mit<br />
500 Metern Länge und in Söll<br />
sind es gar zehn Kilometer<br />
Skiabfahrten ± allerdings nur<br />
mittwochs und samstags.<br />
Hochgenuss und Après-ski<br />
Gipfelrestaurants, Cafés in mehr<br />
HIgHLIgHTs<br />
AuF uND AbseITs<br />
Der pIsTe<br />
Frauen an den start<br />
FIS Damen Weltcup Riesenslalom<br />
und Slalom Lienz.<br />
Alle zwei Jahre macht der<br />
FIS Weltcup Station in Lienz,<br />
am 28. und 29.1.<strong>2013</strong> treten<br />
die Besten der Damen am<br />
Hochstein in den Disziplinen<br />
Slalom und Riesenslalom im<br />
Kampf um begehrte Weltcup<br />
Punkte gegeneinander an.<br />
Besucher erwartet nicht nur<br />
ein spannender Wettkampf,<br />
sondern auch eine spektakuläre<br />
Pistenführung, die in<br />
der Zieleinfahrt mitten in<br />
Lienz endet.<br />
Kitzbühel in<br />
rasanter Tradition<br />
74. Hahnenkammrennen<br />
Kitzbühel 24. bis 26.1.2014.<br />
Seit 1931 schaut die Ski<br />
Welt beinahe jeden Jänner<br />
nach Kitzbühel, zu einer der<br />
spektakulärsten Veranstaltungen<br />
der Wintersportsaison.<br />
Am Hahnenkamm<br />
misst sich auch im kommenden<br />
Jahr wieder die Elite des<br />
Skirennsports im legendären<br />
Kombinationsrennen.<br />
Wer wagt, gewinnt<br />
Swatch Freeride World Tour<br />
by The North Face Fieberbrunn/Pillerseetal<br />
30.1. bis<br />
2.2.2014. Ende Jänner lockt<br />
die Swatch Freeride World<br />
Tour wieder die weltbesten<br />
Freerider ins Pillerseetal, um<br />
ihre Grenzen auszutesten.<br />
Vom Gipfel des Wildseeloders<br />
aus machen sie sich<br />
auf die Suche nach der<br />
flüssigsten „Line“ und dem<br />
perfekten Powder. Neben<br />
sportlichen Höchstleistungen<br />
lockt der Event mit groß angelegtem<br />
Festivalprogramm<br />
für FreerideFans und alle,<br />
die es noch werden wollen.<br />
Sport & Lifestyle 5
als dreitausend Metern Höhe oder<br />
urige Skihütten ± g astronomischer<br />
Hochgenuss erfährt in Tirol eine<br />
neue Bedeutung. Ein Klassiker ist<br />
dabei die Verwallstube Galzig in<br />
St. Anton am Arlberg. Mit ihrer<br />
Lage in 2085 m Seehöhe ist sie<br />
eines der höchst gelegenen<br />
Hauben restaurants in Europa.<br />
Aber auch im Zillertal oder im<br />
Stubaital werden kulinarische<br />
Hochgenüsse geboten. Wer aber<br />
auch nur das besondere Ambiente<br />
liebt, der kann einen Cappuccino<br />
jenseits von 3000 m genießen ±<br />
wie im Café 3440 am Pitztaler<br />
Gletscher. Man muss aber nicht<br />
nur ganz hoch hinaus, auch unten<br />
im Tal werden die Gemütlichkeit<br />
und das gesellige Beisammensein<br />
gepflegt. Von Kitzbühel bis zum<br />
Arlberg findet man Hotspots<br />
für AprèsSki: Drinks und<br />
kulinarische Schmankerl, dazu<br />
Musik für jeden Geschmack,<br />
untermalend oder in Dancefloor<br />
Qualität ± und da s manchmal<br />
bis spät in die Nacht. Apropos<br />
Arlberg: Im Hotel Post in<br />
St. Anton wurde AprèsSki<br />
aus der Taufe gehoben und<br />
verbreitete sich von dort über<br />
die ganze Welt.<br />
WIcHTIge INFos:<br />
Wintersportland Tirol<br />
Ein Ski oder Snowboardsportler,<br />
der das Wintersportland<br />
Tirol komplett „erfahren“ will,<br />
braucht neben Ausdauer vor<br />
allem eines ± nämlich Zeit: Rund<br />
100 Skigebiete garantieren jede<br />
Menge Abwechslung, dazu<br />
kommt die passende Infrastruk <br />
tur, von den modernen Lift <br />
anlagen über professionelle<br />
Skilehrer bis hin zu mehr als<br />
30 Snowparks für Freeskier<br />
und Snowboarder.<br />
www.tirol.at/skifahren<br />
Tirol snow App<br />
Außer Tools zum Höhenmeterund<br />
Geschwindigkeitsmessen<br />
liefert die Tirol Snow App (fürs<br />
iPhone) auch NeuschneeAlarm,<br />
Routeninfos, Pistenbedingungen<br />
und Events im Lieblingsskigebiet.<br />
www.tirol.at/apps<br />
Tirol snow card<br />
Über 4000 Pistenkilometer in fast<br />
90 Tiroler Skigebieten kann man<br />
mit der Tirol Snow Card<br />
„erfahren“. Für Erwachsene<br />
kostet sie 696 Euro, für Kinder<br />
(ab dem Jahrgang 1997) 348 Euro<br />
www.snowcard.tirol.at<br />
LAWINeNcAmps<br />
Viel Neuschnee birgt auch<br />
seine Gefahren: Damit<br />
Snowboarder und Tourengeher<br />
darauf vorbereitet sind,<br />
informieren staatlich geprüfte<br />
Berg und Skiführer<br />
in zweitägigen SAAC Basic<br />
Camps über alpine Gefahren,<br />
Ausrüstung und das richtige<br />
Verhalten abseits der<br />
gesicherten Pisten.<br />
www.saac.at<br />
IgLuDorF uND<br />
Luxus pur<br />
Wer das besondere Wintererlebnis<br />
sucht, für den haben<br />
wir zwei besondere Tipps:<br />
Das AlpenigluDorf an der<br />
Bergstation in Hochbrixen.<br />
Inmitten der Kitzbüheler<br />
Alpen kann man in 18 Iglus<br />
übernachten ± und sogar<br />
heiraten: Eine eigene<br />
Trauungskapelle steht ebenfalls<br />
zur Verfügung. Luxus<br />
pur bietet hingegen das<br />
Gradonna Mountain Resort<br />
in Kals am Großglockner ±<br />
mit einem einladenden Wellnessbereich<br />
und <strong>11</strong>0 Pistenkilometern<br />
vor dem Haus.<br />
fit für den start<br />
Um einen optimalen Winterstart und eine<br />
perfekte körperliche Fitness zu erreichen, hat<br />
Rudi Lapper <strong>vom</strong> Tiroler Skilehrerverband<br />
drei Tipps auf Lager:<br />
1. um die letzten schönen<br />
Herbsttage zu nutzen, sollte<br />
leichtes Joggen, Radfahren oder<br />
auch nach Möglichkeit Berggehen<br />
auf dem Programm<br />
stehen. Dadurch kann man die<br />
Kondition bzw. die Ausdauer<br />
wesentlich verbessern.<br />
2. Zu Hause sind Dehnungs und<br />
einige Gleichgewichtsübungen<br />
zu empfehlen, nicht vergessen<br />
sollte man auf die Verbesserung<br />
der koordinativen Fähigkeiten.<br />
Auf leichtes Aufwärmen vor<br />
jeder Übungseinheit sollte<br />
nicht vergessen werden.<br />
3. vor dem start auf die piste ist<br />
ein Materialcheck unumgänglich.<br />
Insbesondere ein gut präparierter<br />
Ski und ein passender Skischuh<br />
sind das Nonplusultra für einen<br />
perfekten Skitag.<br />
KoNTI NuIerLIcH<br />
bArrIereN AbbAueN<br />
Dank moderner, barrierefreier<br />
Liftanlagen, hilfsbereitem<br />
Personal und Abfahrten<br />
für alle Könnerstufen<br />
und jeden Fahrstil bieten<br />
inzwischen viele Skigebiete<br />
uneingeschränkten Pistenspaß<br />
für Monoskifahrer.<br />
www.tirol.at/monoskigebiete<br />
NATur pur<br />
Wussten Sie, dass der<br />
Nationalpark Hohe Tauern<br />
1856 km 2 umschließt? Und<br />
dass fünf weitere Tiroler<br />
Naturparks zum Erkunden<br />
des Bergwinters einladen?<br />
www.tirol.at/natur<br />
6<br />
Sport & Lifestyle
essen und trinken in tirol<br />
Vielfältig ist die Küche Tirols: Von einer Brotzeit auf einer einsamen<br />
Alm über die Feste, bei denen die Bauern selbstgemachte Köstlichkeiten<br />
feilbieten, bis zum Haubenlokal reichen ihre Facetten.<br />
Die Grundlage dafür liefert<br />
eine lange kulinarische<br />
Tradition einerseits und<br />
eine breite Palette an eigenständigen<br />
Grundprodukten ± a us Seen<br />
und von Almen, aus Wäldern und<br />
Feldern andererseits.<br />
Auch nach einer Variante am<br />
vereisten Wasserfall, einer ausgedehnten<br />
Runde auf der Loipe<br />
oder einer Skiabfahrt muss man<br />
sich natürlich stärken: Traditionell<br />
passt dazu die Tiroler „Marend“,<br />
eine typische Jause oder Brotzeit.<br />
Da kommt zuerst einmal der<br />
Tiroler Speck auf das Brett,<br />
dazu eine Hartwurstspeziali tät,<br />
eventuell <strong>vom</strong> Hirsch, ein Stück<br />
Bauernbrot und ein Hartkäse.<br />
Zum Beispiel ein Heumilch käse,<br />
dessen unverwechselbarer Geschmack<br />
von Kühen stammt, die<br />
nur mit Heu gefüttert wurden.<br />
Natürlich darf ein Stamperl<br />
Schnaps zum Abschluss nicht<br />
fehlen, um die Verdauung<br />
anzuregen. Am besten ein<br />
Selbstgebrannter!<br />
ein Tipp: Um den Gästen die oft<br />
versteckten Juwelen der Tiroler<br />
Gastronomie näher zu bringen,<br />
wurden die Tiroler Genussrouten<br />
ins Leben gerufen: Ob saftige<br />
Haiminger Äpfel, Brandenberger<br />
Prügeltorte oder Kaunergrater<br />
Ziegenkäse, auf den Tiroler<br />
Genussrouten kann man all diese<br />
Köstlichkeiten entdecken und<br />
natürlich auch verkosten:<br />
Zu Fuß oder mit dem Rad auf<br />
21 Touren quer durch Tirol.<br />
Mehr über die Genussrouten,<br />
die Tiroler Kulinarik und<br />
Gastronomie gibt’s unter<br />
www.tirol.at/kulinarik<br />
rezepttipp: original tiroler gröstl<br />
Zum „Vorkosten“ Ihres nächsten TirolUrlaubs:<br />
Zutaten: Gekochte Kartoffel in<br />
der Schale, gekochtes Rindfleisch,<br />
Zwiebel, Knoblauch, frische<br />
Kräuter wie Majoran, Petersilie,<br />
Schnittlauch gehackt, Butterschmalz<br />
oder Bratcreme, Salz,<br />
Pfeffer, Ei<br />
Zubereitung: Original Tiroler<br />
Gröstl besteht aus gekochtem<br />
Rindfleisch. Oftmals wird Tiroler<br />
Gröstl mit Bauerngröstl bzw.<br />
Speckgröstl verwechselt. Gekochte<br />
Kartoffel schälen und in Scheiben<br />
schneiden. In Butterschmalz<br />
goldgelb anrösten, Zwiebel,<br />
Knoblauch dazugeben und mit<br />
Salz und Pfeffer abschmecken.<br />
Frische Kräuter dazugeben. Das in<br />
der Suppe erwärmte Rindfleisch<br />
unterheben und etwas durchziehen<br />
lassen eventuell noch etwas<br />
Butterschmalz dazufügen.<br />
Für das Bauerngröstl verwendet<br />
man gerne Speck, Wurst oder<br />
Geselchtes und die weiteren<br />
Zutaten. Für das Speckgröstl verwendet<br />
man 2 versch. Specksorten<br />
sowie die weiteren Zutaten. Dazu<br />
passt gut ein Krautsalat, garniert mit<br />
warmen gerösteten Speckwürfel.<br />
Das Tiroler Gröstl mit Spiegel ei<br />
und frischem Schnittlauch auf<br />
einem Teller oder im Pfandl für<br />
mehrere Personen anrichten.<br />
(Das Rezept stammt <strong>vom</strong> Waldgasthaus Triendlsäge,<br />
einem Mitgliedsbetrieb der Tiroler Wirtshauskultur)<br />
Weitere Rezepte findet man auf<br />
www.tiroler-wirtshaus.at<br />
geprüFTe QuALITäT<br />
Das Tiroler Wirtshaus ist<br />
eine Institution, die man<br />
in ganz Tirol findet ± es ist<br />
einerseits Treffpunkt für<br />
einheimische und gäste,<br />
andererseits ein Hort der<br />
regionalküche.<br />
Seit mehr als 20 Jahren<br />
bemüht sich der Verein<br />
„Tiroler Wirtshaus“ darum,<br />
dieses Erbe zu pflegen. Die<br />
Ziele waren klar: eine qualita tiv<br />
hochstehende regionale Küche,<br />
ein bodenständiges Ambiente,<br />
engagierte Wirtsleute und<br />
eine authentische Atmosphäre<br />
wieder zu neuem Leben zu<br />
erwecken.<br />
Rund 130 Betriebe im ganzen<br />
Land sind durch das grüne<br />
Schild „Tiroler Wirtshauskultur“<br />
gekennzeichnet. Für<br />
einen Zillertaler Hauben koch<br />
ist die Besonderheit der Tiroler<br />
Wirtshauskultur, dass es hier<br />
zum Treffen von Tirolern,<br />
Gästen aus aller Welt und dem<br />
„Stammtisch“ kommt. „Kann<br />
man als Gastro nom jeder<br />
dieser Gästeschichten eine<br />
kulinarische Heimat bieten,<br />
dann beginnt das Wirtshaus<br />
richtig zu leben.“<br />
Das grüne schild der<br />
Wirtshauskultur ist<br />
übrigens auch ein Zeichen<br />
für „geprüfte Qualität“:<br />
Jährlich kontrolliert ein<br />
Fachmann, ob die strengen<br />
Kriterien des „Tiroler<br />
Wirtshauses“ in der Küche,<br />
beim Service und Ambiente<br />
eingehalten werden.<br />
WIrTsHAusFüHrer<br />
Den kostenlosen Tiroler<br />
Wirtshausführer mit allen<br />
Adressen und Tipps zur<br />
Tiroler Küche kann man<br />
übrigens gratis bestellen.<br />
Mehr Informationen unter<br />
www.tiroler-wirtshaus.at.<br />
Für iPhone und Android<br />
Besitzer gibt es eine kostenlose<br />
App zum Download.<br />
Tirol Kulinarik 7
Mit der Bahn: stressfrei<br />
in den skiwinter<br />
Viele der schönsten Skigebiete Tirols sind mit<br />
der Deutschen Bahn schnell und einfach erreich <br />
bar, manchmal sogar fast direkt bis zum Lift.<br />
Acht tägliche Direktverbindungen<br />
mit ICE und EC<br />
aus deutschen Städten<br />
ermöglichen eine stressfreie<br />
Anreise. Zusätzlich gibt es<br />
zahlreiche einfachste Umsteigeverbindungen,<br />
so dass Tirol aus<br />
vielen Orten Deutschlands mit der<br />
Bahn gut erreichbar ist. Und das<br />
oft schneller als mit dem Auto.<br />
So kann man morgens noch<br />
entspannt in Hamburg, Köln oder<br />
Berlin frühstücken und schon<br />
am frühen Abend ± noch immer<br />
entspannt ± die er sten Schritte im<br />
feinsten Tiroler Schnee wagen.<br />
Ob St. Anton am Arlberg, das<br />
Ötztal, das Zillertal, Innsbruck,<br />
das Stubaital, das Pitztal oder die<br />
Skiregionen Wilder Kaiser und<br />
Kitzbüheler Alpen: mit der Bahn<br />
gelangt man auch richtig güns tig<br />
in Tirols Skigebiete ± s chon ab<br />
39 Euro in der 2. Klasse (solange<br />
der Vorrat reicht). Auf kurzen<br />
Verbindungen wird es sogar noch<br />
günstiger, z.B. von München nach<br />
St. Anton am Arlberg bereits ab<br />
19 Euro. Familien sparen dabei<br />
beson ders kräftig: eigene Kinder<br />
und Enkelkinder unter 15 Jahren<br />
reisen kostenlos mit (lediglich<br />
ein Eintrag auf der Fahrkarte ist<br />
erforder lich). Die BahnCard<br />
25 bietet zusätzlich 25 Prozent<br />
Rabatt auf das EuropaSpezial.<br />
Noch ein großer Vorteil, wenn<br />
man mit der Bahn reist: auch bei<br />
winterlichen Fahrverhältnissen auf<br />
den Straßen kommt man schnell<br />
und sicher ans Ziel.<br />
Alle Infos zum Angebot für<br />
Reisenmit der Deutschen Bahn<br />
nach Tirol gibt es unter<br />
www.bahn.de/ tirol. Infos zum Gepäcktransport<br />
der Deutschen Bahn<br />
unter www.bahn.de/kuriergepaeck<br />
Der vergLeIcH<br />
mAcHT sIcHer<br />
Reisezeiten, Kosten und<br />
Umweltbelastung bei der<br />
Anreise mit Zug, Auto oder<br />
Flugzeug vergleichen? Ein<br />
Klick auf www.bahn.de/verkehrsmittelvergleich<br />
genügt.<br />
mobIL vor orT<br />
In zahlreichen Orten wie<br />
zum Beispiel St. Anton am<br />
Arlberg, Brixen im Thale,<br />
Kitzbühel oder Hopfgarten<br />
liegt der Bahn hof praktisch an<br />
der Piste ± ein eigenes Auto<br />
ist da unnötig. In fast allen<br />
Wintersportorten gibt es dazu<br />
regelmäßige Shuttlebusse, die<br />
den Bahnreisenden direkt zum<br />
Lift bringen. Oft sind der<br />
Skipass oder die Gästekarte<br />
der Unterkunft auch gleichzeitig<br />
die Mobilitätskarte für den<br />
Winter gast: ob z. B. im Ötztal,<br />
im Zillertal, im Stubaital, oder<br />
im Pitztal ± auch ohne Auto<br />
sind Wintergäste richtig mobil.<br />
hoch-genuss auf den 5 tiroler gletschern<br />
Von Oktober bis weit in den Frühling hinein kann man in den 5 Tiroler Gletscherskigebieten<br />
die ganze Pracht des hochalpinen Winters auf sich wirken lassen.<br />
Die 5 Tiroler Gletscher bieten<br />
nicht nur HochGenuss pur<br />
auf den höchstgelegenen<br />
Pisten Tirols, sondern auch<br />
Schneegarantie ± selbst dann, wenn<br />
im Tal unten die weiße Pracht<br />
ausbleibt. Das Panorama, das sich<br />
einem dabei bietet, reicht von den<br />
Alpengipfeln an der Grenze zu<br />
Vorarlberg und der Schweiz über<br />
die Stubaier Alpen bis zu den<br />
Höhenzügen des Ziller und<br />
Tuxertales im Osten.<br />
In der Wintersaison <strong>2013</strong>/14<br />
hat jeder der 5 Tiroler Gletscher<br />
ein besonderes, topaktuelles<br />
Highlight zu bieten: In Sölden im<br />
Ötztal zum Beispiel ist das ein<br />
transparentes Gourmet restaurant<br />
auf 3048 m mit einer spektakulären<br />
Hängebrücke zum Gipfel (direkt<br />
neben der Bergstation der Gaislachkoglbahn).<br />
OpenAir Feeling<br />
jenseits der 2600 m wird hingegen<br />
am Stubaier Gletscher vermittelt:<br />
Bei der Bergstation Gamsgarten<br />
wurde gerade ein OpenAir<br />
Pavillon mit großer Sonnenterrasse<br />
und Sportshop errichtet (auf<br />
keinen Fall sollte man danach die<br />
Abfahrt Daunhill verpassen, sie<br />
nennt einige der steilsten Passagen<br />
Tirols ihr Eigen, ist aber nur<br />
Kenner und Könner geeignet).<br />
Zwei neue bzw. frisch renovierte<br />
Hot Spots weist der Hintertuxer<br />
Gletscher auf: Das Tuxer Fernerhaus<br />
mit Bedienrestaurant. Barrierefrei<br />
ist seit langem der perfekt in<br />
die Berglandschaft des Oberen<br />
Inntales eingebettete Kaunertaler<br />
Gletscher und wurde dafür mehrfach<br />
ausgezeichnet. Ein besonderes<br />
Highlight offeriert noch der<br />
Pitztaler Gletscher: Auf 3440 m<br />
Meereshöhe lockt das Café 3440<br />
der Wildspitzbahn ± das höchstgelegene<br />
Café Österreichs ± mit<br />
grandiosen Ausblicken über einige<br />
der imposantesten Alpengipfel.<br />
White 5 ± ein skipass für alle<br />
Der flexible Skipass White 5<br />
garantiert Skispaß auf allen fünf<br />
Gletschern. Gültig ist er an zehn<br />
frei gewählten Tagen zwischen dem<br />
1. Oktober <strong>2013</strong> und dem<br />
15. Mai 2014. 345 Euro kostet der<br />
gletscher übergreifende Skipass,<br />
erhältlich ist er an den Kassen aller<br />
fünf GletscherbahnStationen.<br />
Tagsüber auf gletscherpisten und<br />
abends ins gletscherhotel<br />
Die 5 Tiroler Gletscher sorgen<br />
auch für die Zeit nach dem<br />
Skitag: Ob kleine Privatpension,<br />
gemütliche Ferienwohnung<br />
oder 4SterneHotel, für jeden<br />
Anspruch gibt es das richtige Haus.<br />
Unter www.gletscher.tirol.at<br />
finden sich die besten Unterkünfte<br />
und Pauschalangebote der GletscherRegionen.<br />
Die Angebote und<br />
Unterkünfte können direkt online<br />
gebucht werden.<br />
8 Anreise mit der Bahn / The White 5
Serfaus–Fiss–Ladis<br />
Grenzenloser Pistenspass ± Warten beim Lift? Das gibt’s im Skigebiet Serfaus-Fiss-Ladis<br />
in Tirol nicht, denn pro Stunde können 90.000 Wintersportler befördert werden.<br />
Das Großraumskigebiet<br />
zwischen 1200 und 2820 m<br />
Seehöhe bietet Schneesicherheit<br />
bis weit ins Frühjahr<br />
hinein. Für Anfänger und Fortgeschrittene<br />
sowie für die ganze<br />
Familie ist das Pistenangebot am<br />
Hochplateau ideal: breite Pisten<br />
mit viel Platz und 70 Anlagen ±<br />
auch zum Carven ± ermöglichen<br />
Skifahren in allen Schwierigkeits-<br />
graden. Für Snowboarder stehen<br />
im Skigebiet eigene Funparks und<br />
ein riesiges Freeride Gelände zur<br />
Verfügung, für Carver Carvingstrecken<br />
und für Rennläufer zwei<br />
permanente Rennstrecken, auf<br />
denen man sich mit Freunden<br />
messen kann.<br />
FüR diE Kids<br />
Pünktlich zum Winterstart<br />
Fotos: TVB Serfaus–Fiss–Ladis<br />
<strong>2013</strong>/14 bietet die Region Serfaus -<br />
Fiss-Ladis mit den Kinderrestaurants<br />
„Murmlirest“ und<br />
„Starrest“ zwei neue Highlights<br />
für Kinder. Beide Restaurants<br />
liegen an der Mittelstation der<br />
Komperdellbahn und sind von<br />
der Kinderschneealm aus direkt<br />
erreichbar. Das „Murmlirest“<br />
wurde für Kinder bis zu 6 Jahren<br />
entwickelt und führt mit vier<br />
tiRols 1. sKi loUngE<br />
Für den exklusiven Einkehr-<br />
Schwung an der Mittelstation<br />
Komperdell in Serfaus.<br />
Edle Sitzecken am offenen<br />
Kamin, eine Bar und ein<br />
Restaurant-Bereich sowie eine<br />
großzügige Sonnenterrasse<br />
mit grandiosem Ausblick<br />
auf die Bergwelt laden zum<br />
Relaxen ein.<br />
Restaurantbereichen durch die<br />
Geschichte von „Murmli und<br />
dem Schneegeist“. Das „Starrest“<br />
nimmt Kinder ab 6 Jahren bis<br />
zum Teenager-Alter mit auf eine<br />
spannende Entdeckungsreise<br />
durch die sportliche und abenteuerliche<br />
Welt des Winters.<br />
Leading Family Hotels & Resort Löwe & Bär<br />
Die führenden Familien- und Kinderhotels in Serfaus<br />
Wenn Sie für Ihre Familie ein he -<br />
rausragendes Hotel in einem Top-<br />
Winterferienort suchen, dann werden<br />
Sie unweigerlich auf „Löwe &<br />
Bär“ stoßen: Serfaus ist DER Wintersportort<br />
für Familien in den Alpen,<br />
und „Löwe & Bär“ sind DIE<br />
führenden (eben „Leading“) Familien-<br />
und 5 Smiley Kinder hotels in<br />
Serfaus.<br />
der „löwe“ brüllt laut und begeistert<br />
mit LÖWEN WASSER-<br />
PARK ± ein 1000 m² großes Wasser-,<br />
Spiel- und Spaß-Paradies für<br />
die Familie! Dazu ganzjährig der<br />
Panorama Family Outdoor Pool,<br />
das LÖWEN SPA mit Saunawelt<br />
& Panorama-Ruheoase und natürlich<br />
die Löwen Kinderwelt mit<br />
Theater und Löwenparadies.<br />
der Bär ± kaum zu schlagen! Das<br />
„Bären-Badeparadies“, die riesige<br />
Indoor/Outdoor-Badelandschaft<br />
Hotel Bär<br />
mit 96-Meter-Erlebnis-Wasserrutsche;<br />
das Bären Spa, mit 4 Saunen<br />
und Whirlpool im Ruhebereich; der<br />
Bären Kinderclub mit 5-Stock-Rutsche,<br />
Soft-Play-Anlage und Bärentheater<br />
mit 3D Kino: all dies macht<br />
den „Bären“ gemeinsam mit dem<br />
„Löwen“ zum führenden „Leading<br />
Family Hotel“ in Serfaus.<br />
Dazu kommt in beiden Hotels<br />
höchster Standard in Küche, Service<br />
& Kinderbetreuung und die „Löwen<br />
& Bären“ Super-Inklusiv- Pension:<br />
Hotel Löwe<br />
Frühstücksbuffet, Mittags-Buffet,<br />
Kuchen, Nachmittagsjause, Abend-<br />
Diner und kalte alkoholfreie Getränke<br />
<strong>vom</strong> Brunnen.<br />
HotEls löWE & BäR<br />
Untere Dorfstraße 5, A-6534 Serfaus<br />
Tel. +43.5476.6058, Fax DW-28<br />
info@loewebaer.com<br />
www.loewebaer.com<br />
Hotel Bär<br />
„Kids-ClassiC“<br />
± da s Skipaket für Kinder v.<br />
3±6 J ahren, 7 ÜN im<br />
Hotel Löwen oder im Hotel<br />
Bär + 6 Tage Skischule<br />
ab EUR 450,±<br />
(14.12. bis 21.12.<strong>2013</strong>/22.3. bis<br />
12.4.2014)<br />
ab EUR 460,±<br />
( <strong>11</strong>.1. bis 25.1.2014)<br />
„WintER ClassiC<br />
PaKEt“<br />
für Erwachsene, 7 ÜN + 6 Tage<br />
Skipass pro Erwachsenem<br />
EUR <strong>11</strong>15,– p. P.<br />
(14. bis 21.12.<strong>2013</strong>/<strong>11</strong>. bis<br />
25.1.2014/22.3. bis 12.4.2014)<br />
Bitte erwähnen Sie bei Ihrer Anfrage<br />
„WirtschaftsWoche“, dann erlauben<br />
wir uns, Sie bei Ihrer Anreise mit<br />
einem Begrüßungsgeschenk speziell<br />
zu überraschen.<br />
Bergwinter Tirol Serfaus–Fiss–Ladis 9
TIROLS JÜNGSTES<br />
MUSEUM ZEIGT<br />
TIROLS GRÖSSTES<br />
GEMÄLDE.<br />
Mi - Mo 9 - 17 Uhr<br />
Bergisel 1-2, Innsbruck<br />
www.tiroler-landesmuseen.at<br />
BEREITS 330.000<br />
BEGEISTERTE<br />
BESUCHER!<br />
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Paznaun–Ischgl<br />
Lifestyle-Insel für Wintersportler<br />
Ischgl versteht sich als Ski-Lifestyle-Alpen-Metropole:<br />
In<br />
diesem Skiort im Tiroler<br />
Paznaun wird in Superlativen<br />
gedacht und gelebt. Im Winter<br />
treffen hier ausgezeichnetes<br />
Wintersportangebot und unvergleichliches<br />
Entertainment in<br />
perfekter Mischung aufeinander.<br />
Top of the Mountain Konzerte mit<br />
Welt-Stars mitten auf der Skipiste<br />
stehen für einzigartiges Entertainment<br />
und Gourmet-Hütten bieten<br />
avantgardis tische Architektur und<br />
exklusive Ski-Gastronomie. Selbstverständlich<br />
ist Ischgl ein perfektes<br />
Skigebiet ± übrigens das größte<br />
zusammenhängende in Tirol ± mit<br />
modernsten Anlagen und Schneesicherheit<br />
bis Ende Mai. 238 km<br />
Piste in der Silvretta Arena führen<br />
bis auf fast 3000 Meter Höhe und<br />
hinab bis ins schweizerische Zoll-<br />
paradies Samnaun. Als Skiort mit<br />
Unterhaltungswert ist Ischgl<br />
einmalig: Après-Ski-Stimmung in<br />
den Lokalen entlang der Ischgler<br />
Promenade, Shopping-Boutiquen<br />
oder Restaurants auf Großstadt-<br />
Niveau, Zigarren-Lounge oder<br />
Großraum-Disco bieten auch nach<br />
dem Skitag genug Möglichkeiten<br />
für alle Geschmäcker. Events wie<br />
der Schneeskulpturen-Wettbewerb<br />
mit internationalen Künstlern und<br />
zahlreiche Sportveranstaltungen<br />
füllen den Ischgler Eventkalender<br />
neben den Top of the Mountain<br />
Konzerten.<br />
Kanadischer Rock in ischgl<br />
Nickelback eröffnet die Wintersaison<br />
<strong>2013</strong>/14: Vier Männer,<br />
fünf Grammy-Nominierungen<br />
und über 50 Millionen verkaufte<br />
Alben: Mit Nickelback holt Ischgl<br />
am 30. November <strong>2013</strong> eine der<br />
weltweit erfolgreichsten Bands<br />
in die Alpen-Lifestyle-Metropole.<br />
Das kanadische Rock-<br />
Quartett eröffnet die Wintersaison<br />
HotsPot<br />
FüR FREERidER<br />
Die neue Pendelbahn „Piz Val<br />
Gronda“ geht Ende Dezember<br />
in Betrieb und befördert in<br />
einer Gondel 150 Personen<br />
bis auf 2812 Höhenmeter in<br />
bislang unbekanntes Terrain.<br />
Oben am Piz Val Gronda<br />
eröffnet sich das gesamte<br />
Fimbatal mit Blicken auf das<br />
Fluchthorn, die Wildspitze und<br />
den Hohen Riffler. Von dort<br />
führt eine rote, drei Kilometer<br />
lange Piste über 517 Höhenmeter<br />
ins Vesiltal. Besonderes<br />
Highlight ist das neu erschlossene<br />
Freeride Gebiet, das sich<br />
bis ins Fimbatal erstreckt.<br />
<strong>2013</strong>/2014 und lässt die Bühne<br />
zum legendären Top of the Mountain<br />
Opening Concert mit einer<br />
imposanten Musik- und Lichtshow<br />
vibrieren. Das Beste: Der<br />
Eintritt zum Konzert ist mit<br />
gültigem Skipass frei.<br />
10 Paznaun–Ischgl Bergwinter Tirol
Gourmet & Relax Hotel Trofana Royal ***** superior<br />
Ferien auf höchstem Niveau. Die Kombination der 5-Sterne-Superior-Hotelqualität<br />
und der 3-Hauben-Küche von Österreichs Koch des Jahres 2000, Martin Sieberer.<br />
Die Angebote für Fitness, Wellness<br />
und Beauty machen das<br />
Trofana Royal zu einem Haus mit<br />
internationalem Renommee, das<br />
sich durch laufende Investitionen<br />
zum absoluten Inbegriff eines<br />
Fünfsterne-Superior-Traumhotels<br />
in den Alpen entwickelt hat. Im<br />
Winter 2009/10 öffnete der<br />
Royal-Südflügel mit neuen, hochwertig<br />
ausgestatteten Zimmern<br />
und Suiten seine Pforten. Der<br />
großzügig umgestaltete Restaurant-<br />
und Buffetbereich mit sechs<br />
Stuben und Sälen unterstreicht<br />
den Ruf des Trofana Royal als eine<br />
der führenden Gourmetadressen<br />
in den Alpen. Ein weiteres<br />
Highlight im lukullischen Royal-<br />
Angebot ist der neue Wein- und<br />
Degus tationskeller.<br />
das Wellness angebot beeindruckt<br />
in seiner Vielfalt und<br />
Qualität: Tepidarium, Laconium,<br />
Blütenbad, Amethystenbad,<br />
Osmanisches Bad und die<br />
Bio-Sauna stehen zur Wahl.<br />
Sehr großzügig gestaltet ist die<br />
Wellness Abteilung mit Beautybehandlungen,<br />
Massagen, sowie<br />
Schönheits- und Gesundheitsbädern.<br />
Die großzügige Parkund<br />
Terrassenlandschaft mit<br />
einem Sole-Outdoor-Hotwhirlpool<br />
erlaubt den Blick auf die<br />
imposante Bergwelt.<br />
auch Fitness ist ein teil der<br />
ganzheitlichen Wohlfühlphilosophie.<br />
Wann, wenn nicht im Ur -<br />
laub, haben die Gäste Zeit, sich ihr<br />
zu widmen? Im Trofana Royal gibt<br />
es ein top-modernes Fitness-Center<br />
mit Technogym-Geräten der<br />
neuesten Generation, sowie einem<br />
Power-Plate. Unsere Indoor Golfanlage<br />
bietet Ihnen auch im Winter<br />
die Möglichkeit, sich in Ihrem<br />
Handicap zu verbessern.<br />
goURmEt & RElax<br />
HotEl tRoFana Royal<br />
Familie von der Thannen<br />
Dorfstraße 95, A-6561 Ischgl<br />
Tel. +43.5444.600, Fax +43.5444.600-90<br />
office@trofana.at<br />
www.trofanaroyal.at<br />
WintERangEBotE<br />
<strong>2013</strong>/2014:<br />
7 Tage Halbpension inklusive<br />
6-Tage-Skipass<br />
im Doppelzimmer De Luxe<br />
± Ski-Start<br />
<strong>vom</strong> 28.<strong>11</strong>. bis 21.12.<strong>2013</strong><br />
ab EUR 1715,± pro Person<br />
± Ski-Classic<br />
<strong>vom</strong> <strong>11</strong>.1. bis 1.2.2014<br />
ab EUR 2170,± pro Person<br />
± Ski-Magic<br />
<strong>vom</strong> 1.2. bis 8.2.2014<br />
ab EUR 2625,± pro Person<br />
± Ski-Finish<br />
<strong>vom</strong> 12.4. bis 4.5.2014<br />
ab EUR 2170,± pro Person<br />
Unser stammgästebonus für<br />
sie: ab 7 Tagen Aufenthalt<br />
5 % bis hin zum Höchstbonus<br />
von 20 % bei jährlich 7 Tagen<br />
Aufenthalt! Bei Vorlage dieses<br />
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Anreise Beauty-Gutscheine<br />
im Wert von EUR 60,±.<br />
Bergwinter Tirol Paznaun–Ischgl <strong>11</strong>
Olympiaregion Seefeld –<br />
Lautlos durch die Landschaft gleiten<br />
Der Winter in den Alpen ist traditionell die Zeit der Ruhe.<br />
Daher bietet die Region Seefeld in Tirol ihren Gästen Erholung<br />
und Regeneration inmitten tief verschneiter Berge.<br />
Es ist so einfach, die Hektik<br />
des Alltags hinter sich zu lassen.<br />
Ein Paar Langlaufskier,<br />
zwei Stöcke und ein wenig Zeit genügen<br />
für den winterlichen Eskapismus.<br />
Die Mutter des Skisports,<br />
der Langlauf, erlebt dank der wachsenden<br />
Zahl an Erholungsbedürftigen<br />
eine Renaissance. In der<br />
Tiroler Region Seefeld, die auf<br />
einem Hochplateau 1200 m über<br />
dem Meeresspiegel direkt an der<br />
deutschen Grenze liegt, hat man<br />
schon früh die Zeichen der Zeit<br />
erkannt. Statt stupidem Halligalli<br />
locken Seefeld und seine Nachbarorte<br />
Leutasch, Mösern/Buchen,<br />
Reith, und Scharnitz mit einem abwechslungsreichen<br />
Angebot, das<br />
<strong>vom</strong> genussvollen Aktivurlaub bis<br />
hin zum Rückzug in die verschneite<br />
Abgeschiedenheit der Berge alles<br />
bietet, wonach das gestresste Städterherz<br />
begehrt.<br />
in der Ruhe liegt die Kraft<br />
Der Langlaufsport ist eine der<br />
Stützen dieses entspannten<br />
Wintersport Eldorados. Auf insgesamt<br />
279 perfekt gepflegten<br />
Loipenkilometern lässt sich das<br />
schneesichere Hochplateau vortrefflich<br />
aus eigenem Antrieb heraus<br />
entdecken. Anfängern stehen<br />
in Seefeld versierte Trainer zur<br />
Seite und Fortgeschrittene können<br />
den Biathlonsport, die Königsklasse<br />
des Langlaufes, ausprobieren.<br />
oase der Ruhe inmitten der Berge<br />
Neben dem Langlaufsport bietet<br />
die Region auch traumhafte Skipisten,<br />
die atemberaubende Ausblicke<br />
auf die umliegenden Hochalpen<br />
eröffnen. Zudem durchzieht<br />
ein ausgedehntes Netzwerk an<br />
Winterwanderwegen das Hochpla-<br />
teau. Maxime in der touristischen<br />
Ausrichtung ist der Erholungswert.<br />
„Die Vielfältigkeit spielt für<br />
uns eine große Rolle“, erklärt dazu<br />
Markus Tschoner, der als Direktor<br />
für den Tourismus in der Region<br />
verantwortlich zeichnet, „wir bieten<br />
Luxushotels ebenso wie schlichte<br />
Pensionen und diverse Wintersportmöglichkeiten.<br />
Allein den<br />
Lärm und die Unterhaltung für die<br />
Massen, das bieten wir nicht.“ Als<br />
Mitglied des exklusiven Verbundes<br />
„Best of the Alps“ zieht man in<br />
Seefeld einen deutlichen Trennstrich<br />
hinsichtlich Ballermann-<br />
Destinationen, wie sie auch in den<br />
Alpen bereits existieren.<br />
olymPiaREgion sEEFEld<br />
Klosterstraße 43, A-6100 Seefeld<br />
Tel. +43.508800, Fax +43.5088051<br />
region@seefeld.com, www.seefeld.com<br />
EVEntHigHligHts<br />
WintER <strong>2013</strong>/14<br />
± 29.<strong>11</strong>.±31.12.<strong>2013</strong>:<br />
Romantischer Advent<br />
± 13.12.±15.12.20 13:<br />
15. Sport Wedl Langlaufopening<br />
± <strong>11</strong>.12.±13.12.20 13:<br />
Klingende Bergweihnacht<br />
mit Stargast Hansi<br />
Hinterseer<br />
± 10.1.±25.1.2014 :<br />
38. Int. Senioren Tennis EM<br />
± 17.1.±19.1.2014 :<br />
<strong>11</strong>. Weltcup der Nordischen<br />
Kombination<br />
± 25.1.2014: Seefelder<br />
Schneefest<br />
BERgWEiHnaCHt<br />
mit stargast Hansi<br />
Hinterseer: 3x ÜF, 1 Konzertpackage<br />
Bergweihnacht d.h.<br />
Karten für alle Musik- und<br />
Traditionsveranstaltungen<br />
ab EUR 139,± p. P. /ÜF privat<br />
Weitere Urlaubspakete:<br />
www.seefeld.com/nordic<br />
www.seefeld.com<br />
12 Olympiaregion Seefeld Bergwinter Tirol
Interalpen-Hotel Tyrol ***** superior<br />
Die „stille Zeit“ stilvoll genießen: Das 5-Sterne-Superior<br />
Interalpen-Hotel Tyrol lädt zu stimmungsvollen Tagen mit<br />
echter Tiroler Wintertradition in exklusiver Atmosphäre.<br />
Bergadvent in Tirol, das<br />
ist klirrend kalte Luft,<br />
das leise Rieseln der<br />
Schneeflocken, aromatischer<br />
Glühwein zu Tiroler Kiachln.<br />
Idyllisch und stilvoll genießen die<br />
Gäste des Interalpen-Hotel<br />
Tyrol auf der Buchener Höh diese<br />
Adventszeit: bei den weihnachtlichen<br />
Events im Hotel, beim<br />
Adventskaffee im Café Wien, bei<br />
einem Ausflug ins romantische<br />
Innsbruck mit seinen fünf Christkindlmärkten<br />
- oder bei einer Fackelwanderung<br />
in die traumhafte<br />
Umgebung des Fünf-Sterne-<br />
Superior-Hauses.<br />
Romantische momente<br />
Für die Tage vor Weihnachten hält<br />
das exklusive Haus, mitten in der<br />
verschneiten Berglandschaft auf<br />
1300 m gelegen, besondere Angebote<br />
bereit: Der Bergadvent entführt<br />
die Gäste zu den Adventmärkten<br />
in der Landeshauptstadt<br />
Innsbruck und nach Seefeld, wo<br />
sich echte Tiroler Traditionen mit<br />
heimischer Kulinarik und romantischem<br />
Einkaufserlebnis treffen.<br />
Mit den „Kennenlerntagen“ lädt<br />
das 5 Sterne S Haus zu Genussmomenten<br />
für Neugierige.<br />
Den Adventzauber genießen die<br />
Gäste im stilvollen Ambiente: die<br />
luxuriösen Hotelzimmer garantieren<br />
Wohlbefinden, ein 5000 m 2<br />
große Wellnessbereich sorgt dafür,<br />
dass die Besucher den Alltag hinter<br />
sich lassen, zur Ruhe kommen<br />
und dem Körper Gutes tun. Kulinarische<br />
Gaumenfreuden runden<br />
das einmalige Angebot ab: Gesund,<br />
wohlschmeckend und ideenreich<br />
- die Küche im Interalpen-<br />
Hotel Tyrol bietet „Hoch.Genuss.<br />
Pur“: Vom abendlichen Menü zur<br />
Wahl über das Themenbuffet mit<br />
offener Showküche bis hin zum<br />
Galamenü am Sonntag ± h ier lässt<br />
die Kreativität des Küchenteams<br />
keine Wünsche offen.<br />
intERalPEn-HotEl<br />
tyRol gmBH<br />
Dr.-Hans-Liebherr-Alpenstraße 1<br />
A-6410 Buchen/Seefelder Plateau<br />
Tel. +43.50809.31273<br />
Fax +43.50809.37190<br />
reservation@interalpen.com<br />
www.interalpen.com<br />
BERgadVEnt<br />
<strong>vom</strong> 6. bis 8.12.<strong>2013</strong> oder<br />
<strong>vom</strong> 13. bis 15.12. <strong>2013</strong><br />
Vorweihnachtsentspannung<br />
auf höchstem niveau:<br />
± 2 Übernachtungen im<br />
DZ Deluxe (68 m²)<br />
± Besuch der Innsbrucker<br />
Christkindlmärkte<br />
(inkl. Transfer)<br />
± Adventskaffee mit Lesung<br />
im Café Wien<br />
± kleine Fackelwanderung<br />
± Inklusive Gourmet-<br />
Halbpension, Garage,<br />
WLan u. v. m.<br />
ab EUR 375,± pro Person<br />
KEnnEnlERntagE<br />
So bis Do, von 8. bis 17.12.<strong>2013</strong><br />
und ab 12.1.2014<br />
Zwei tage Urlaub <strong>vom</strong> alltag<br />
im interalpenHotel tyrol.<br />
± 2 Übernachtungen in der<br />
Zimmerkategorie Ihrer<br />
Wahl (Premium, Superior,<br />
Deluxe)<br />
± 1 Individual- oder<br />
Gesichts massage (25 Min.)<br />
± 1 x Kaffee und Kuchen<br />
nach Wahl im Café Wien<br />
± Inklusive Gourmet-<br />
Halbpension, Garage,<br />
WLan u. v.m.<br />
ab EUR 387,± pro Person<br />
Bergwinter Tirol Olympiaregion Seefeld 13
Fotos: Achensee Tourismus<br />
Winterparadies am Tiroler Achensee<br />
Wo Genießer ins Schwärmen geraten: Die Nadelwälder ringsum sind<br />
tief verschneit. Auf den Schilfhalmen am Ufer glitzern die Schneekristalle,<br />
während sich die mächtigen Berge auf der Wasseroberfläche spiegeln.<br />
Am Tiroler Achensee, der<br />
sich wie ein Fjord zwischen<br />
Rofan- und Karwendelgebirge<br />
erstreckt, geraten Romantiker<br />
ins Schwärmen. Urlauber<br />
genießen die winterliche Märchenlandschaft<br />
bei ausgedehnten<br />
Spaziergängen, in den Langlaufloipen<br />
oder auf den Pisten und<br />
schätzen die Gastfreundschaft am<br />
größten See Tirols.<br />
Über 200 Loipenkilometer unterschiedlicher<br />
Schwierigkeitsgrade<br />
machen die Region zu einem ausgezeichneten<br />
Langlauf-Dorado.<br />
Hier findet jeder seine Lieblingsstrecke.<br />
Für kleine Verschnaufpausen<br />
gibt’s abseits der Spur behagliche<br />
Einkehrmöglichkeiten.<br />
Wer lieber ohne Bretter unter den<br />
Füßen die verträumte Winterlandschaft<br />
erkunden möchte, hat am<br />
Achensee über 150 km geräumter<br />
Wanderwege zur Auswahl.<br />
Wie wär’s zur abwechslung mal<br />
wieder mit Rodeln?<br />
Längst ist der Spaß aus Kindertagen<br />
auch bei Erwachsenen wieder<br />
voll im Trend. Wer nicht mit dem<br />
Schlitten im Schlepptau die Hänge<br />
hinauf stapfen möchte, nimmt<br />
den Lift in Achenkirch oder steigt<br />
in den „Rodlexpress“.<br />
Familienfreundliche skigebiete<br />
Mit insgesamt 58 Pistenkilometern<br />
sind die Skigebiete am Achensee<br />
überschaubar und dennoch vielseitig.<br />
Auf den Pisten der Achenseeregion<br />
werden Anfänger ganz schnell<br />
zu begeisterten Skifahrern: Quasi<br />
mitten im Dorf warten sanfte<br />
Übungshänge auf die Skineulinge.<br />
achenseeReiseinfos<br />
Der Achensee liegt rund 125 km<br />
südlich von München und 50<br />
km nord-östlich von Innsbruck.<br />
An die 50 verschiedene Sportarten<br />
können Gäste hier ausüben<br />
± v on anspruchsvollen Abenteuern<br />
am Berg bis hin zu romantischen<br />
Rodelpartien, Snowtubing,<br />
Winterreiten und genussvollen<br />
Spaziergängen durch verschneite<br />
Landschaften.<br />
„langlaUF<br />
anFängER sPECial“<br />
± 3 Nächte in einer Pension<br />
± Langlauf-Schnupperkurs ±<br />
klassisch oder skating<br />
± 3 Tage Langlauf<br />
Ausrüstung<br />
± Freie Loipenbenützung<br />
± Gratis Regions-Ski-Bus<br />
ab EUR 248,± pro Person<br />
im DZ inkl. Frühstück<br />
aCHEnsEE toURismUs<br />
Im Rathaus 387<br />
A-6215 Achenkirch/Tirol<br />
Tel. +43.5246.5300-0<br />
info@achensee.info<br />
www.achensee.info<br />
HigHligHts<br />
dER REgion<br />
± 58 km Skipisten<br />
± 203,8 km Loipen<br />
± 5 Naturrodelbahnen<br />
± 150 km Winterwanderwege<br />
± Skitourengebiet Rofan &<br />
Karwendel<br />
14 Achensee Bergwinter Tirol
Hotel Post am See ****<br />
Genieß‘ das Leben am See.<br />
Tauchen Sie, frei nach unserem<br />
Motto, ein in eine Bilderbuchlandschaft<br />
aus verschneiten Bergen und<br />
dem kristallklaren Achensee. Sonnig<br />
und direkt am See gelegen; ein<br />
Ferienziel, um in familiärer Atmosphäre<br />
Gesundheit und Wohlbefinden<br />
zu pflegen. Im Wellnessbereich<br />
mit Seeblick wird vor dem herrlichen<br />
Panorama jede Minute<br />
zum Erlebnis. Ob in der Fülle von<br />
Bädern oder bei einer Massage ±<br />
lassen Sie sich verwöhnen und entspannen<br />
Sie <strong>vom</strong> Alltag. Unbeschwerte<br />
Ferientage in einer der<br />
vielfältigsten Regionen Österreichs.<br />
Wellness & Beauty: Die Heimat<br />
des Tiroler Steinöls ist am Achensee;<br />
Thalasso, Heublumen, Kräuter-,<br />
Cleopatra- und Fangobäder. Panoramasauna<br />
mit Dampfbad, Caldarium,<br />
Kneipp ... Kosmetikfarm mit<br />
Produkten von Maria Galland und<br />
Arabesque Kosmetik, Hallenbad,<br />
ganzjährig beheiztes Freibad und<br />
Hot Whirlpool (36 °C), Technogym<br />
Panorama Fitnessraum mit Kinesis.<br />
aktiv erholen: Die Vielfalt der<br />
Möglichkeiten ist Ihre Urlaubsgarantie:<br />
3 Skigebiete rund um den<br />
Achensee sind der perfekte Rahmen<br />
für flotte Schwünge. Auf über<br />
120 km Langlaufloipen und präparierten<br />
Winter-Wanderwegen in<br />
die malerischen Karwendeltäler<br />
locken zahlreiche bewirtschaftete<br />
Almhütten zum Einkehren. Bei der<br />
Trappertour im verschneiten Wald<br />
schmeckt der Glühwein am besten.<br />
HotEl Post am sEE<br />
Achensee 82, A-6213 Pertisau<br />
Tel. +43.5243.5207, Fax +43.5243.52<strong>11</strong>80<br />
hotel@postamsee.at<br />
www.postamsee.at<br />
BURnoUt PRäVEntion<br />
Gönnen Sie sich eine kurze<br />
Auszeit und gewinnen Sie<br />
hier am Achensee den nötigen<br />
Abstand zum anstrengenden<br />
Alltag. Unser Programm zur<br />
Burnout Prävention eignet sich<br />
ganz hervorragend um auszubrechen<br />
und abzuschalten:<br />
7 Nächte im Zirben Doppelzimmer<br />
PostDeLuxe<br />
± E-Bike Benützung<br />
± Stress Abbau über 5 Sinne<br />
± 1 Entspannungsbad im<br />
Bronzezuber<br />
± 1 Reiki Ganzkörper<br />
Behandlung mit Rückenmassage<br />
± 1 Bioenergetische Massage<br />
± 1 Shiatsu Körperbehandlung<br />
ab EUR 872,± pro Person<br />
im DZ Kuschelkomfort<br />
Das Rieser Aktiv & Spa Resort **** superior<br />
Wellness, Genuss & Lifestyle am Achensee!<br />
Ob Wellnessbegeisterte, Sportfans<br />
oder aktive Genießer: im Rieser-<br />
Aktiv und Spa Resort bleiben keine<br />
Wünsche offen!<br />
mam, bis zur „Privat Spa Suite“ für<br />
Partner Treatments und ungestörte<br />
Stunden.<br />
Bergfans und Wintersportbegeisterte<br />
werden am Achensee ihr<br />
weißes Paradies finden. Die Kombination<br />
aus steilen Berghängen und<br />
weitläufigen Flächen schafft ideale<br />
Voraussetzungen für viele Wintersportarten,<br />
die jede Menge Spaß in<br />
Schnee und Eis garantieren.<br />
Pure Erholung erleben Gäste in<br />
der im Park gelegenen, bis ins letzte<br />
Detail durchdachten und entspredas<br />
RiEsER aKtiV & sPa REsoRt<br />
Familie Ernst und Gabi Rieser<br />
A-6213 Pertisau am Achensee<br />
Tel. +43.5243.5251<br />
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www.hotelrieser.at<br />
chend gestalteten Wohlfühl oase<br />
mit großer Wasserwelt und Relaxbereichen,<br />
einer Spa-Anlage auf<br />
drei Ebenen mit großzügiger Eingangspiazza,<br />
einzigartigem Sauna-<br />
Refugium, 3 Ruheräumen, 180 m²<br />
großem Fitnessstudio mit<br />
Gym nas tikraum und betreuten<br />
Programmen sowie unterschiedlichen<br />
Behandlungsräumen ...<br />
Die Wellnessanwendungen reichen<br />
<strong>vom</strong> original traditionellen Tiroler<br />
Steinöl Bad, Ayurveda oder HatiRolER<br />
stEinöltagE<br />
3 Übernachtungen inkl. der<br />
¾ Genusspension und<br />
allen Inklusivleistungen<br />
± Nutzung der 4000 m²<br />
Spa-Welt<br />
± Abwechslungsreiches<br />
Aktiv- und Vitalprogramm<br />
± 2 Tiroler Steinölbäder<br />
± 2 Teilmassagen mit Tiroler<br />
Steinöl und anschließender<br />
Einreibung mit Steinöl tonic<br />
± Geschenk für Zuhause<br />
ab EUR 465,± pro Person<br />
im DZ Kuschelkomfort<br />
Bergwinter Tirol Achensee 15
St. Anton am Arlberg<br />
Ein Traum wird wahr ± da s Arlberg Skigebiet wächst weiter!<br />
Ab der kommenden<br />
Winter saison <strong>2013</strong>/14<br />
hat der Arlberg Liftpass<br />
Gültigkeit für 94 Bergbahnen,<br />
340 Pistenkilometer und<br />
unglaubliche 200 km im freien<br />
Gelände.<br />
Für wahre Glücksmomente<br />
braucht es nicht viel. Die besondere<br />
Mischung macht’s und<br />
deshalb begeistert St. Anton am<br />
Arlberg jedes Jahr zur kalten<br />
Jahreszeit seine Gäste mit einem<br />
abwechslungsreichen Angebot<br />
für Groß und Klein.<br />
grenzenlose möglichkeiten in<br />
der Wiege des alpinen skilaufs<br />
Bestens präparierte Pisten, Tiroler<br />
Gastfreundschaft, eine traumhafte<br />
Bergkulisse und musikalische und<br />
sportliche Eventhighlights, das sind<br />
die Eckpunkte, die die Wiege des<br />
Alpinen Skilaufs so unverwechselbar<br />
machen und jedes Jahr Gäste<br />
aus der ganzen Welt begeistern.<br />
St. Anton am Arlberg ist zu Recht<br />
eine Ferienregion mit Weltruf.<br />
Das Tiroler Bergdorf mit seinen<br />
2680 Einwohnern und den Nachbarorten<br />
Pettneu, Flirsch und<br />
Strengen wird höchsten Ansprüchen<br />
gerecht und hat sich dabei viel<br />
von seiner Ursprünglichkeit und<br />
seinem traditionellen Charme<br />
bewahrt. Urlauber in St. Anton am<br />
Arlberg schätzen die alpine<br />
Gemütlichkeit auf 1300 m Höhe<br />
genauso wie die Gastfreundschaft<br />
und Inter nationalität. Wer im<br />
Winter in die Region St. Anton am<br />
Arlberg reist, der betritt ein<br />
Schnee- und Sport dorado, das<br />
nicht erst seit der Austragung der<br />
Alpinen Ski-Weltmeisterschaft<br />
2001 Weltruf genießt. Mit Schneesicherheit<br />
von Anfang Dezember<br />
bis Ende April, 94 Bergbahnen und<br />
Liften im gesamten Arlberggebiet,<br />
Zugang zu 340 Kilometer<br />
markierten Ski-Abfahrten und<br />
200 Kilometer für Varianten im<br />
freien Gelände sowie einem<br />
Funpark liefert St. Anton am<br />
Arlberg allerbeste Voraussetzungen<br />
für einen Winterurlaub de Luxe.<br />
Das Besondere: Das variantenreiche<br />
und weit läufige Skigebiet ±<br />
Wintersportler fahren hier tagelang<br />
Piste um Piste, ohne einen Hang<br />
doppelt ansteuern zu müssen.<br />
Vielfältiges schneeparadies<br />
abseits der Piste<br />
Aber nicht nur auf, sondern auch<br />
abseits der Pisten sind Winterurlauber<br />
in St. Anton am Arlberg<br />
bestens aufgehoben. Langläufer<br />
lockt ein rund 40 km langes<br />
Loipen netz. Rodelbahnen in<br />
St. Anton am Arlberg, Schnann,<br />
Flirsch und Strengen sowie Eis -<br />
flächen zum Schlittschuhlaufen<br />
und Eisstockschießen sorgen für<br />
zusätzliche sportliche Alternati ven.<br />
Das hochmoderne, multifunktionale<br />
Sportzentrum arl.rock lädt<br />
neben zahlreichen Indoor-Aktivitäten<br />
und verschiedensten<br />
Ballsportarten ± u nter anderem<br />
Tennis, Squash und Volleyball ±<br />
16 St. Anton am Arlberg Bergwinter Tirol
Fotos: TVB St. Anton am Arlberg/Josef Mallaun/Michael Reusse<br />
vor allem zum Klettern ein, sogar<br />
mit Klettersteig auf ’s Dach.<br />
Eisklettern im Winter ist hier<br />
ebenso möglich wie Bouldern zu<br />
jeder Jahreszeit. Wer es lieber<br />
etwas gemütlich mag, für den ist<br />
eine romantische Fahrt im Pferdeschlitten<br />
durch die märchenhaft<br />
verschneite Bergwelt genau das<br />
Richtige. Und von morgens bis<br />
abends lädt das ARLBERGwell.com<br />
in St. Anton am Arlberg<br />
ebenso wie der Wellnesspark<br />
Arlberg Stanzertal in Pettneu zu<br />
ent spannten Stunden in den<br />
auf wändig gestalteten Wellnessbereichen<br />
ein. St. Anton am<br />
Arlberg begeistert seine Gäste<br />
durch die einzigartige Kombination<br />
aus nahezu grenzenlosem<br />
Skivergnügen, Après-Ski und<br />
einem vielfältigen gastrono mischen<br />
Angebot, das von Tiroler<br />
Schmankerln bis hin zur erlesenen<br />
internationalen Spitzen-Küche<br />
reicht. Und nicht zuletzt ist es<br />
auch die gute An bindung von<br />
St. Anton am Arlberg ans internationale<br />
Bahnstreckennetz, die<br />
den Winterurlaub zum Komforturlaub<br />
werden lässt.<br />
Ein Eröffnungswochenende,<br />
das es in sich hat<br />
St. Anton am Arlberg startet am<br />
6.12.<strong>2013</strong> nicht nur sportlich,<br />
sondern auch musikalisch in die<br />
neue Wintersaison <strong>2013</strong>/14. Beim<br />
neuen Festival „Country meets<br />
Snow“ <strong>vom</strong> 6. bis 8.12.<strong>2013</strong><br />
kommen alle Fans der amerikanischen<br />
Countrymusik voll und<br />
ganz auf ihre Kosten und ver -<br />
sprochenermaßen bleibt hier kein<br />
Fuß auf dem anderen. Zusätzlich<br />
ermöglicht an diesem Eröffnungswochenende<br />
ein groß angelegter<br />
Skitest den Gästen nicht nur das<br />
weitläufige Arlberg Skigebiet zu<br />
erkunden, sondern auch die<br />
neuesten Modelle aller namhaften<br />
Skihersteller auf Herz und Nieren<br />
zu überprüfen. Dies ist der<br />
Auftakt für einen Winter mit<br />
spektakulären sportlichen Wettbewerben<br />
wie dem legendären<br />
„Weißen Rausch“ oder der<br />
„Snow Volleyball Tour“ und<br />
Kultur-Veranstaltungen wie der<br />
„Ski-Zeitreise“, dem „Arlberger<br />
Neujahrskonzert“ sowie dem „New<br />
Orleans meets Snow“. Gemütliche<br />
Hüttenabende und Pauschalwochen<br />
von den Wedelwochen bis zu<br />
den Schneekristalltagen runden<br />
das Angebot am Arlberg ab.<br />
toURismUsVERBand<br />
st. anton am aRlBERg<br />
Dorfstraße 8, 6580 St. Anton am Arlberg<br />
Tel. +43.5446.22690, Fax +43.5446.2532<br />
info@stantonamarlberg.com<br />
www.stantonamarlberg.com<br />
EVEntHigHligHts<br />
± „Country meets snow“ <strong>vom</strong><br />
6. bis 8. Dezember <strong>2013</strong><br />
± snow Volleyball tour <strong>vom</strong><br />
4. bis 6. April 2014<br />
± „new orleans meets snow“<br />
<strong>vom</strong> 10. bis 13. April 2014<br />
± „der Weiße Rausch“ ± der<br />
besondere Wintersportwettbewerb<br />
am 19. April 2014<br />
PaUsCHalEn<br />
± Wedelwochen <strong>vom</strong><br />
7. bis 21. Dezember <strong>2013</strong><br />
± Pulverschneewochen<br />
<strong>vom</strong> 4. bis 25. Januar 2014<br />
± „ladies First“! Die Wohlfühlwochen<br />
für die Frau<br />
<strong>vom</strong> 4. bis 25. Januar 2014<br />
± sonnenskilaufwochen <strong>vom</strong><br />
15. März bis 5. April 2014<br />
± schneekristalltage <strong>vom</strong><br />
22. bis 27. April 2014<br />
Bergwinter Tirol St. Anton am Arlberg 17
Naturparkregion Reutte<br />
Tor zu TIROL<br />
Schneebedeckte Gipfel, in<br />
der Sonne glitzernde Hänge<br />
und darüber tiefblauer<br />
Himmel lassen jedes Schifahrerherz<br />
höher schlagen.<br />
Foto: Robert Eder<br />
aBsCHWingEn<br />
Und EintaUCHEn<br />
5.1. bis 26.1.2014 /<br />
29.3. bis 6.4.2014<br />
7 ÜN inkl. Frühstück, „5 in<br />
7“-Tage-Skipass für die Reuttener<br />
Seilbahnen oder einen der<br />
anderen 81 Lifte des Vitalen<br />
Landes Allgäu Tirol, GRATIS<br />
Aktiv Card Programm<br />
ab EUR 296,± pro Person<br />
im Winter erschließen die Reuttener<br />
seilbahnen am Hahnenkamm<br />
ein alpines Skigebiet mit<br />
familienfreundlichen Tarifangeboten.<br />
Ein weiteres Angebot ist<br />
die Allgäu-Tirol-Familien-Ski-<br />
Card, diese ist an 81 Liftanlagen<br />
im Vitalen Land gültig. Zwei ausgezeichnete<br />
Schischulen stehen<br />
in der Naturparkregion zur Verfügung.<br />
Begeistern Sie sich für entspannte<br />
Abenteuer auf Schneeschuh-<br />
Langlaufski oder den 70 km geräumten<br />
Winterwanderwegen<br />
fernab <strong>vom</strong> großen Trubel. Über<br />
120 km bestens gespurte, mit dem<br />
Loipengütesiegel ausgezeichnete<br />
Langlaufloipen, davon 30 km<br />
Skating-Loipen führen vorbei<br />
an zugefrorenen Seen und über<br />
schneebedeckte Wiesen. Hier<br />
erholt sich nicht nur der Körper,<br />
auch die Seele findet inmitten<br />
unserer schönen Natur Ruhe und<br />
Erholung.<br />
natURPaRKREgion REUttE<br />
Untermarkt 34, A-6600 Reutte/Tirol<br />
Tel. +43.5672.62336, Fax -40<br />
info@reutte.com, www.reutte.com<br />
aKtiV CaRd<br />
(KostEnlos)<br />
± 2 Std. Badespaß in der<br />
Alpentherme Ehrenberg<br />
± Schnupperkurs ± Skilauf<br />
Alpin ± nur für Anfänger<br />
± Eskimo-Nachmittag mit<br />
Iglubau<br />
± Schnupperkurs ± Skilanglauf<br />
± Laternenwanderung auf die<br />
Ruine Ehrenberg<br />
± Tierspurenwanderung im<br />
Naturpark Tiroler Lech<br />
± Pferdeschlittenfahrten ±<br />
Natur pur<br />
± u. v. m.<br />
Advent in Tirol<br />
Vernaschen Sie öfter Mal einen<br />
Tiroler zum Frühstück.<br />
Foto: Flatscher / Adventmarkt Hall<br />
Den Zauber der Bergweihnacht erleben<br />
Ein besonderer Zauber liegt im Advent über Tirol: Wenn die Schneeflocken<br />
über den Dörfern tanzen, trifft man sich gerne auf einem der<br />
Märkte, die zu „Advent in Tirol“ gehören. Zwischen majestätischen<br />
Bergen laden sie ein, regionale Köstlichkeiten kennen zu lernen,<br />
und bei echter alpenländischen Musik Geschenke zu finden, die<br />
mit traditioneller Handwerkskunst hergestellt wurden. Die sechs<br />
Märkte in Innsbruck, Hall in Tirol, Kufstein, Lienz, Mayrhofen und<br />
Rattenberg, die zum Teil zu den traditionellsten Tirols zählen, bieten<br />
den Besuchern höchste Qualität.<br />
Alle Infos:<br />
www.adventintirol.com<br />
Die Fruchtreich Fruchtaufstriche von Darbo schmecken besonders:<br />
Kein Wunder bei 70% Fruchtanteil. Das ist eben das Tiroler Erfolgsrezept.<br />
18 Naturparkregion Reutte Bergwinter Tirol<br />
3_D.Fruchtreichinserate.indd 1<br />
15.10.2007 12:12:42 Uhr
Tiroler Oberland<br />
Willkommen in der Tiroler Winterwelt!<br />
Urlaub? Nirgends so wie in<br />
den Tiroler Alpen und im<br />
Tiroler Oberland! Bei uns<br />
finden Sie alles, was das Herz<br />
begehrt. Lieben Sie schöne Landschaften,<br />
ruhen sich gerne aus,<br />
lassen es sich in den Ferien so<br />
richtig gut gehen? Suchen Sie<br />
sich bei uns die schönsten Tiroler<br />
Orte aus! Grandiose Berge, herrliche<br />
Skigebiete, gepflegte Pisten<br />
und tolle Angebote. Wir haben<br />
wirklich einiges zu bieten. Vor<br />
allem für Familien. Das Tiroler<br />
Oberland ist das Winterparadies<br />
im Herzen Europas und bietet<br />
mehr als nur den Schnee von<br />
morgen. Sportliche Abenteuer<br />
oder erholsame Geruhsamkeit ±<br />
das Schneeland Tirol steckt<br />
voller Überraschungen, die zu<br />
entdecken sich lohnt.<br />
mittEndRin ...<br />
im tiroler oberland<br />
Der Winter in seiner ganzen Vielfalt!<br />
Auf Österreichs Top-Winterregion<br />
im Dreiländereck Österreich,<br />
Schweiz und Italien fahren<br />
Wintersportler, Genuss-Skiläufer,<br />
Familien, Boarder und Carver<br />
gleichermaßen ab. „Von Natur aus“<br />
spielt Ski fahren im Tiroler Oberland<br />
eine „abgehobene“ Rolle.<br />
sECHs REnommiERtE<br />
sKigEBiEtE<br />
Die sechs renommierten Skigebiete<br />
Serfaus, Fiss-Ladis,<br />
Nauders, Ried-Fendels-Prutz,<br />
Kaunertaler Gletscher und<br />
Venetregion versprechen als<br />
Großraum-Skipassverbund<br />
„Ski 6“ Brettl-Vergnügen<br />
ohne Grenzen.<br />
Mit 340 km Pisten, der<br />
absoluten Schneesicherheit<br />
eines Ganzjahres-Skigebiets<br />
und über 80 top-modernen<br />
Anlagen zeigt sich der<br />
Winter ohne Kompromisse.<br />
Auf „Ski 6“ fahren Alpinskifahrer,<br />
Boarder, Carver,<br />
Freerider und Funsportler<br />
gleichermaßen ab. Mit Gratis-Skibussen<br />
pendelt man<br />
komfortabel zwischen den<br />
Skigebieten.<br />
Denn hier beginnt der Schneespaß<br />
jenseits der 1200-Meter-Grenze<br />
und schraubt sich über die<br />
„Oberen Dreitausend“ hinaus.<br />
Verwöhnhotel Mozart Vital ****<br />
Ihr Verwöhnhotel im Herzen der schönsten Westtiroler Skizentren.<br />
Hier tauschen Sie Ihre Krawatte<br />
gegen gute Laune, sonnen sich in<br />
legerer Atmosphäre, die Talstation<br />
der Bergbahn nur wenige Schritte<br />
entfernt und ein lückenloses<br />
Verwöhnangebot im Haus …<br />
Freuen sie sich auf die ausgezeichnete<br />
Mozart-Vitalküche mit Ganztages-Verwöhnpension<br />
und wöchentlichem<br />
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Wellness-, Bäder-, Beauty- und<br />
Vitalbereich auf über 2200 m²;<br />
Fitness-Studio, Squash, Eislaufen<br />
am See, Sport- und Unterhaltungsprogramm.<br />
Beautyanwendungen,<br />
Massagen, Schönheits- und Gesundheitsbäder<br />
für einen rundum<br />
vitalisierenden Urlaub. Kinderbetreuung<br />
im Mozart-Kinderclub an<br />
6 Tagen/Woche. Babybetreuung<br />
(stundenweise nach Absprache)<br />
die Highlights für Kinder:<br />
„Dschungel“-Wasserparadies auf<br />
400 m² mit Indoor-Hotelwasserrutsche<br />
(120 m), Kinderclub und<br />
Softplayanlage „Dschungelcamp“<br />
auf 300 m². Wir freuen uns auf Sie!<br />
moZaRt Vital HotEl<br />
Hnr. 147, A-6531 Ried i. O./Tirol<br />
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ab EUR <strong>11</strong>70,± im<br />
DZ „Wolferl“ für 7 Nächte<br />
(buchbar bei Anreise am 4.1./<strong>11</strong>.1./<br />
18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />
7 = 6 sPEZialaRRangEmEnt<br />
7 Nächte genießen und nur<br />
6 Nächte bezahlen inklusive<br />
Mozart Verwöhnpension<br />
EUR 558,– p. P.<br />
im DZ „Stanzerl“<br />
(buchbar bei Anreise am 4.1./<strong>11</strong>.1./<br />
18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />
sKi FREE im JanUaR<br />
Und mäRZ<br />
7 Nächte inkl. GRATIS<br />
5-Tage-Skipass für SER-<br />
FAUS-FISS-LADIS, Fendels<br />
und weitere Top-Skigebiete!<br />
EUR 763,± p. P.<br />
im DZ „Amadeus“<br />
(buchbar bei Anreise am <strong>11</strong>.1./<br />
18.1./25.1./15.3./22.3.2014)<br />
Kontaktieren Sie uns, sehr gerne<br />
erstellen wir Ihnen ein individuelles<br />
Angebot für Ihre Familie.<br />
Bergwinter Tirol Tiroler Oberland 19
Foto: Kitzbühel Tourismus/M. Werlberger, B. Spoettl, M. Mitterer<br />
Kitzbühel – bestes Skigebiet der Welt!<br />
Kitzbühel und Skifahren ± di ese Verbindung ist zeitlos und legendär.<br />
Kein anderer Skiort in den<br />
Alpen kann auf eine so lange<br />
und legendäre Skigeschichte<br />
verweisen. Die sportlichen<br />
Möglichkeiten in und<br />
um Kitzbühel sind nahezu grenzenlos<br />
und bedienen jeden Geschmack<br />
und jeden Anspruch.<br />
Zumal sich Sport auch in Kombination<br />
mit Kultur, Shopping,<br />
Wellness, Events und Lifestyle<br />
gut macht. Die Highlights des<br />
Winters bilden das berühmtes -<br />
te Skirennen der Welt: das<br />
Hahnenkamm-Rennen sowie der<br />
Valartis Bank Snow Polo World<br />
Cup. Die Erfolgsformel der<br />
Gamsstadt lautet: Perfekte Lage<br />
mit leichter Erreichbarkeit kombiniert<br />
mit einem Traumskigebiet.<br />
Paradies für Freerider<br />
Nicht nur der erfolgreiche Extremskifahrer<br />
Axel Naglich weiß:<br />
Freunde des Powders finden neben<br />
den Skirouten unzählige Varianten.<br />
Das leicht zugängliche Backcountry<br />
erstreckt sich auf unglaubliche<br />
230 km 2 . Dies entspricht der<br />
dreifachen Fläche von Manhattan.<br />
Die beliebtesten Freeride-Spots<br />
liegen im baumfreien Gelände am<br />
Pass Thurn zwischen der Resterhöhe<br />
und dem Zweitausender sowie<br />
am Kitzbüheler Horn, dem<br />
schon von weitem sichtbaren Aussichtsberg<br />
der Gamsstadt. Ein<br />
Geheimtipp ist die Bichlalm. Drei<br />
Mal am Tag bringt eine Schneekatze<br />
die Freerider in das unverspurte<br />
Powder-Eldorado.<br />
Bestes skigebiet der Welt<br />
<strong>2013</strong> wurde Kitzbühel von<br />
skiresort.de, dem größten Skigebiet-Testportal<br />
weltweit, zum<br />
besten Skigebiet der Welt gewählt.<br />
Die Gamsstadt erreicht<br />
mit 4,8 von 5 möglichen Punkten<br />
die Höchstnote. Bewertet wurde<br />
das Gebiet zwischen Hahnenkamm<br />
und Resterhöhe mit 51<br />
Liften und 170 Pistenkilometern.<br />
Von der Größe des Skigebiets über<br />
Schneesicherheit und Familienfreundlichkeit<br />
bis hin zu Hüttenangebot<br />
und Après-Ski werden die<br />
Wintersportzentren nach jeweils<br />
18 Kriterien aufwändig geprüft<br />
und bewertet.<br />
KitZBüHEl toURismUs<br />
Hinterstadt 18<br />
A-6370 Kitzbühel<br />
Tel. +43.5356.66660<br />
Fax +43.5356.66660-77<br />
info@kitzbuehel.com<br />
www.kitzbuehel.com<br />
toP-EVEnts<br />
WintER <strong>2013</strong>/2014<br />
± 28.<strong>11</strong>.± 26.12.<strong>2013</strong><br />
Kitzbüheler Advent<br />
rund um dem Mythos<br />
Hahnenkamm/<br />
Weihnachtsmarkt<br />
± 1.1.2014<br />
Großes Neujahrsfeuerwerk<br />
mit Ski-Show<br />
± 6.± 20.1.2014<br />
Kitzbühel Freeride Weeks<br />
± 16.± 19.1.2014<br />
12. Valartis Bank Snow<br />
Polo World Cup<br />
± 24.± 26.1.2014:<br />
74. Hahnenkamm-Rennen<br />
KitZBüHEl<br />
FREERidE WEEKs<br />
6. bis 20.1.2014<br />
Zwei Wochen lang Freeriden<br />
auf höchstem Niveau,<br />
Premium Freeride EXPO,<br />
Materialtests, Workshops<br />
und geniale Partys. Das und<br />
vieles mehr erleben Powder-<br />
Fans bei den Kitzbühel Freeride<br />
Weeks unter der Leitung<br />
von Freeride-Profi Matthias<br />
Haunholder.<br />
20 Kitzbühel Bergwinter Tirol
A-ROSA Kitzbühel *****<br />
Das A-ROSA Kitzbühel zählt zu den besten Wintersporthotels in Öster reich<br />
und begeistert mit umfangreichem Programm ± Sommer wie Winter.<br />
WintERmäRCHEn<br />
Dreiklang aus raffinierter<br />
Architektur, hingebungsvollem<br />
Service und der<br />
Leidenschaft für das Besondere:<br />
Entspannen Sie mit<br />
dem Gefühl „über den<br />
Dingen zu stehen“ im<br />
exklusiven SPA-ROSA und<br />
erleben Sie regionale<br />
Spitzengastronomie.<br />
Die legendären Skihänge in Kitzbühel<br />
laden auch in dieser Wintersaison<br />
wieder dazu ein, die ersten<br />
Schwünge in den Schnee zu setzen.<br />
Als Stützpunkt für den Winterstart<br />
empfiehlt sich in der Hahnenkammstadt<br />
das A-ROSA Resort.<br />
Hier werden Wintersportler besonders<br />
umsorgt. Soeben ausgezeichnet<br />
als „Austria’s Leading Lifestyle<br />
Resort <strong>2013</strong>“ (World Travel<br />
Awards) gehört es auch mit seinen<br />
„Fünf goldenen Schneesternen“ zu<br />
eines der besten Wintersporthotels<br />
Österreichs. Das A-ROSA ist die<br />
perfekte Interpretation alpinen<br />
Lifestyles ± verbunden mit einem<br />
einzigartigen Spa-Bereich und der<br />
wohl schönsten Lage auf der Sonnenseite<br />
Kitzbühels mit Blick zur<br />
weltberühmten Streifabfahrt am<br />
Hahnenkamm und auf das Wilde<br />
Kaisergebirge. Ausgezeichnet sind<br />
nicht nur die Wintersport- und<br />
Unterhaltungsmöglichkeiten: Das<br />
resorteigene Gourmetrestaurant<br />
„Heimatliebe“ wurde <strong>vom</strong> Gault<br />
Millau mit drei Hauben und 17<br />
Punkten ausgezeichnet und gehört<br />
damit zu den besten kulinarischen<br />
Adressen des Landes.<br />
a-Rosa KitZBüHEl<br />
Ried Kaps 7, A-6370 Kitzbühel<br />
Tel. +43.5356.65660-0<br />
kitzbuehel@a-rosa.de<br />
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± 3 ÜN im Doppelzimmer<br />
mit VitalFrühstück<br />
± A-ROSA Buffet am<br />
Abend im Restaurant Streif<br />
± 1x 2-Tage-Skipass p. P.<br />
± Freier Eintritt in das<br />
3000 m² große SPA-ROSA<br />
± Nutzung des Fitnessbereichs<br />
und Kursangeboten<br />
ab EUR 514,± p. P./DZ<br />
Superior<br />
ab EUR 604,± Einzelbelegung<br />
buchbar <strong>vom</strong> 15.12.<strong>2013</strong> bis 31.3.2014<br />
(außer feiertags), tägliche Anreise,<br />
Wochenend- und saisonale Zuschläge<br />
möglich, limitiertes Kontingent.<br />
Hotel Kitzhof ****<br />
Das einzige Designhotel in Kitzbühel<br />
Außergewöhnlich: Hirschgeweih<br />
meets Designerlampe. Als Mitglied<br />
der weltweiten Kooperartion<br />
der „Design Hotels“ vereint<br />
das Hotel Kitzhof Tiroler Tradition<br />
mit urbanem Lebensgefühl<br />
und zeitgemäßem Design in modernem<br />
Alpen-Style. Am Stadtpark<br />
mit Blick auf das Kitzbüheler<br />
Horn und den Hahnenkamm gelegen,<br />
ist der Kitzhof gerade einmal<br />
fünf Gehminuten <strong>vom</strong> malerischen<br />
Zentrum Kitzbühels entfernt. Bereits<br />
der Lobby-Bereich und die<br />
Kitz-Lounge kontrastieren gekonnt<br />
moderne und traditionelle<br />
Elemente. Wo Trend auf Tradition<br />
trifft, schätzt man das moderne<br />
Feriengefühl ebenso wie die lukullische<br />
Linie, der man in gleich<br />
vier verschieden gestalteten Restaurantbereichen<br />
und einer Vinothek<br />
nachspüren kann. Das 600 m 2<br />
große „Kitz Spa“ empfängt Wellness-Liebhaber<br />
in einem der fünf<br />
voll ausgestatteten Behandlungsräume.<br />
Eintauchen heißt es im<br />
15 x 5 m großen Indoor-Pool mit<br />
Erlebnisduschen und Wintergarten.<br />
Entspannung bietet auch die<br />
großzügige Saunalandschaft mit<br />
Sauna, Sanarium, Dampfbad und<br />
angrenzendem Ruhebereich.<br />
HotEl KitZHoF moUntain<br />
dEsign REsoRt ****<br />
Schwarzseestraße 8 ±10, 6370 Kitzbühel<br />
Tel. +43.5356.632<strong>11</strong>-0, Fax -15<br />
info@hotel-kitzhof.com<br />
www.hotelkitzhof.com<br />
sonnEnsKitagE<br />
<strong>vom</strong> 6. bis 19.1.2014 und<br />
<strong>vom</strong> 25.1. bis 6.4.2014<br />
3 od. 4 ÜN, Frühstücksbuffet,<br />
3 od. 4 x 4-Gang-Abendmenü,<br />
3-Tage-Skipass, EUR 10,±<br />
Spa-Gutschein, kostenfreie<br />
Nutzung unseres Wellnessbereichs<br />
sowie Softgetränke aus<br />
der Minibar, gratis W-Lan,<br />
buchbar von Do bis So (3 ÜN)<br />
oder So bis Do (4 ÜN ± eine<br />
Nacht gratis)<br />
ab EUR 679,± p. P./DZ<br />
WEllnEsstRäUmE<br />
im WintER<br />
<strong>vom</strong> 6. bis 19.1.2014 und<br />
<strong>vom</strong> 25.1. bis 6.4.2014<br />
2 ÜN, Frühstücksbuffet,<br />
2 x 4-Gang-Abendmenü, Begrüßungsaperitif,<br />
1 x Express<br />
Facial (für Sie & Ihn), 1 x<br />
Teilkörpermassage, kostenfreie<br />
Nutzung unseres Wellnessbereichs<br />
sowie Softgetränke aus<br />
der Minibar, gratis W-Lan<br />
ab EUR 419,± p. P./DZ<br />
Bergwinter Tirol Kitzbühel 21
Fotos: TVB EFZ<br />
Zillertal<br />
Für Profis und Naturgenießer<br />
Das Skigebiet Zillertal ist<br />
eine der Top-Destinationen<br />
für die passionierten<br />
Wintersportler. Ob Anfänger<br />
oder sportlicher Ski-Profi, jeder<br />
findet hier seine Lieblingsstrecken.<br />
178 top-moderne Liftanlagen<br />
befördern die Schneeliebhaber<br />
bequem zum Ausgangs -<br />
punkt von 487 bestens präparierten<br />
Pistenkilometern. Mit<br />
dem Zillertaler Superskipass<br />
können Sportfans alle Seilbahnanlagen<br />
im Zillertal nutzen.<br />
Auch abseits der Pisten begeistert<br />
das Zillertal nationale und<br />
internationale Gäste durch einen<br />
einzigartigen Mix aus Genuss,<br />
Natur und Komfort. Feinste<br />
Kulinarik am Berg und im Tal<br />
aus regionalen, naturbelassenen<br />
Produkten liefern frische Energie<br />
für abwechslungsreiche Tage im<br />
Zillertaler Bergparadies.<br />
Familien- & Wellnesshotel<br />
Alpenhof ****<br />
Ski- und Wellnessvergnügen<br />
im Hochtal<br />
Gerlos (1300± 2500 m)!<br />
Ausgestattet mit freundlichen<br />
und verschieden großen Familienzimmern,<br />
-suiten und Ferienwohnungen,<br />
einer 1200 m² großen<br />
Wohlfühloase mit Hallenbad,<br />
Lakonium, Dampfbad, Bio- und<br />
finnischer Sauna und Salzwasserwhirlpool,<br />
Kinderskischule<br />
und Pistennähe inmitten der<br />
Zillertalarena (51 Lifte, 139 km<br />
Pisten) ist der Alpenhof**** ein<br />
ideales Hotel für die ganze Familie.<br />
Kulinarisch verwöhnen wir<br />
Sie mit unserem All Inklusive<br />
Angebot (Frühstück-, Mittag-,<br />
Nachmittagsbuffet, Abendessen<br />
und alkoholfreie Getränke).<br />
sKi PaUsCHal WoCHE<br />
7 Tage All Inklusive mit 6 Tage<br />
Skipass und Skiausrüstung<br />
schon ab EUR 839,± p. P.<br />
BamBi-WoCHE<br />
7 Tage All Inklusive für 2+1<br />
Kind bis 9 Jahre inkl. Kindergarten/Skikurs<br />
mit Mittagsbetreuung<br />
in Familienzimmer<br />
Superior ab EUR 1672,±<br />
FamiliEnREsoRt alPEnHoF<br />
Familie Stöckl, A-6281 Gerlos/Zillertal<br />
Tel. +43.5284.5374, Fax DW-55<br />
hotel@alpenhof-gerlos.at<br />
www.alpenhofgerlos.at<br />
Ferienhotel Sonnenhof ****<br />
„Nicht daheim und doch zu Hause!“ Umgeben von der eindrucksvollen<br />
Kulisse der Zillertaler Alpen, liegt unser 4-Sterne-Hotel im Herzen des<br />
Zillertals, am Ortsrand von Zell am Ziller.<br />
Die Talstation der „Zillertal<br />
Arena“, dem größten Skigebiet<br />
des Tales, können sie bequem zu<br />
Fuß erreichen. Keine Anfahrtszeit,<br />
keine Parkplatzsuche, in<br />
Ruhe frühstücken und viel Zeit<br />
zum Skifahren ...<br />
Auf das Wohlbefinden und die<br />
Zufriedenheit unserer Gäste bedacht,<br />
bieten wir Ihnen umfassende,<br />
familiäre Betreuung sowie<br />
kulinarische Kreationen aus der<br />
heimischen Landwirtschaft und<br />
Jagd. Lassen Sie sich verwöhnen<br />
und genießen Sie unsere einzigartige<br />
Wellness & Vitalwelt mit<br />
neuem beheizten Freischwimmbad<br />
(im Winter geöffnet) und<br />
neuer Textil-Familiensauna.<br />
Viele wunderbare Plätzchen<br />
schaffen Ihnen Raum für Ihren<br />
Urlaubstraum.<br />
FERiEnHotEl sonnEnHoF<br />
Rohrerstraße 47<br />
A-6280 Zell im Zillertal<br />
Tel. +43.5282.7125<br />
Fax +43.5282.717655<br />
info@ferienhotel-sonnenhof.com<br />
www.ferienhotelsonnenhof.com<br />
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<strong>vom</strong> 14.12.<strong>2013</strong> bis 22.12.<strong>2013</strong><br />
± 3 Tage Verwöhn-HP<br />
± inkl. 3 Tage Zillertaler<br />
Superskipass (inkl.<br />
Hintertuxer Gletscher)<br />
± 1 x Sportmassage 25 min.<br />
EUR 390,50<br />
WintER-aKtion<br />
<strong>vom</strong> 14.12.<strong>2013</strong> bis 22.12.<strong>2013</strong><br />
± 7 Tage Verwöhn- HP<br />
nur 6 Tage bezahlen<br />
± inkl. 6 Tage Zillertaler<br />
Superskipass (inkl.<br />
Hintertuxer Gletscher)<br />
± 1 Kind bis 12 J. im Elternzimmer<br />
gratis (exkl. Skipass)<br />
EUR 734,–<br />
WintERZUCKERl<br />
<strong>vom</strong> <strong>11</strong>.1.2014 bis 26.1.2014 und<br />
<strong>vom</strong> 29.3.2014 bis 13.4.2014<br />
± 7 Tage Verwöhn-HP<br />
± inkl. 6 Tage Zillertaler<br />
Superskipass (inkl.<br />
Hintertuxer Gletscher)<br />
EUR 796,60<br />
Alle Preise pro Person/DZ<br />
im Hotel exklusive Ortstaxe<br />
22 Zillertal Bergwinter Tirol
Fotos: Osttirol Werbung<br />
Bergwinter in Osttirol. Von Natur aus.<br />
Wo der Schnee zuhause ist und die höchsten Berge Österreichs die<br />
Kulisse bestimmen, erleben Urlauber urtirolerisches Brauchtum,<br />
jede Menge Winterabenteuer und kulinarische Genüsse zwischen<br />
Bauernkost und Haubenküche.<br />
Osttirol bietet Winterspaß<br />
in sieben Skigebieten<br />
mit rund 150 Pistenkilometern.<br />
Was alle verbindet:<br />
Die herrliche Lage auf dem Südbalkon<br />
der Alpen mit vielen Sonnenstunden,<br />
aber auch kräftigen<br />
Schneefällen aufgrund der besonderen<br />
klimatischen Verhältnisse.<br />
Bis weit ins Frühjahr hinein<br />
herrschen dann optimale Winter<br />
sportbedingungen. Die Palette<br />
der Möglichkeiten ist breit<br />
gefächert. Von leichten bis anspruchsvollen<br />
Weltcup-Pisten: In<br />
Osttirol findet jeder Skifahrer seine<br />
ganz persönliche „Pistenherausforderung“.<br />
Und Wartezeiten<br />
an den Liften kennt man hier<br />
nicht. Der Skipass SkiHit gilt für<br />
alle sieben Skigebiete in Osttirol<br />
und ist besonders familienfreundlich.<br />
Denn wie nirgendwo sonst<br />
in Österreich zahlen auch 18-Jährige<br />
hier noch Kinderpreise.<br />
Wintervergnügen<br />
der superlative<br />
Osttirol ist aber nicht nur ein<br />
echtes Paradies für Sportbegeisterte,<br />
sondern auch für Romantiker,<br />
die Ursprünglichkeit<br />
suchen. Ganz weit ab <strong>vom</strong> Skizirkus<br />
etwa liegt das Villgratental,<br />
das einzige Gebiet in Österreich,<br />
in dem es keine Lifte<br />
gibt, weil man hier schon immer<br />
auf sanften Tourismus gesetzt<br />
hat. Dazu kommen die<br />
herrlichen kulinarischen Gipfel:<br />
von den regionaltypischen Osttiroler<br />
Schlipfkrapfen bis hin<br />
zum Mehrgänge-Menu in einem<br />
der dreizehn Haubenrestaurants<br />
in Osttirol.<br />
sKiHit osttiRol<br />
± 7 Übernachtungen<br />
inklusive Halbpension im<br />
4-Sterne-Hotel<br />
± 6-Tage-Skipass<br />
SkiHit Osttirol<br />
ab EUR 549,± pro Person<br />
im 4-Sterne-Hotel<br />
Weitere TOP-Winterangebote:<br />
winter.osttirol.com<br />
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ein Naturerlebnis schon bei<br />
der Anreise ± das sind<br />
die Qualitäten der Felbertauernstraße,<br />
der schönste<br />
und sicherste Winterweg<br />
durch die Alpen.<br />
www.felbertauernstrasse.at<br />
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Albin-Egger-Str. 17<br />
A-9900 Lienz<br />
Tel. +43.50.212212<br />
info@osttirol.com<br />
www.osttirol.com<br />
Bergwinter Tirol Osttirol 23
24 Musterregion Bergwinter Tirol
Wirtschaftsmotor in den alpen<br />
in tirol etablieren sich Standortstärke und -kompetenz zwischen verschneiten pisten und inn.<br />
Foto: Standortagentur Tirol<br />
➜ Smart, vernetzt und echt tiroleriSch<br />
Den Herausforderungen der Zukunft tritt Tirol als „Smart Region“ entgegen:<br />
Mit innovativen Ansätzen und der Verbindung von Technologie, Gesundheit und Tourismus.<br />
➜ tiroler exporte für olympia<br />
Bei den Olympischen Spielen in Sotschi punktet Tirol schon im Vorfeld mit seinem<br />
Know-How. Der Tourismus ist hier ebenso stark vertreten wie Tiroler Unternehmen.<br />
➜ auf neuen WiSSenSchaftS-Wegen<br />
Besser hören, gesünder altern: Zwei Tiroler Forscherinnen setzen mit ihrer Arbeit<br />
Meilensteine für die Patienten.<br />
➜ tiroler almSchWeine Statt maStSäue<br />
Gastronomie und Handel bevorzugen in Tirol regionale Produkte und Lieferanten ±<br />
die Gäste und Einheimischen schätzen es.
innovationen werden in tirol branchenübergreifend vorangetrieben. in der verbindung von Wirtschaft, gesundheit und tourismus verschmelzen Ökonomie<br />
und Ökologie.<br />
Foto: Standortagentur Tirol<br />
Smart, vernetzt und echt tirolerisch<br />
Mit intelligenter Spezialisierung positioniert sich der Standort Tirol als Smart Region.<br />
Aus der Verbindung von Technologie, Gesundheit und Tourismus entstehen innovative<br />
Ansätze zur Bewältigung zukünftiger Herausforderungen.<br />
Demografischer Wandel, Klimaerwärmung,<br />
Globalisierung,<br />
technische Innovation<br />
± die Herausforderungen<br />
der Zukunft betreffen ganz Europa.<br />
Exponierte Regionen wie<br />
Tirol sind von den umwälzenden<br />
Veränderungen besonders betroffen.<br />
Dank seiner breit gefächerten<br />
Wirtschaftsstruktur kann<br />
Tirol offensiv die großen Themen<br />
der Zukunft angehen. Mit<br />
der Bündelung von Kompetenzen<br />
positioniert sich Tirol zudem als<br />
Smart Region und erarbeitet sich<br />
Alleinstellungsmerkmale im internationalen<br />
Wettbewerb. „Aufgrund<br />
seiner alpinen Lage ist Tirol in vielen<br />
Bereichen stärker <strong>vom</strong> Wandel<br />
betroffen als andere Regionen<br />
± Stichwort Naturgefahren oder<br />
Landflucht 2.0. Wir sehen das als<br />
Chance, deshalb haben wir hier<br />
früh Know-how aufgebaut. Auch<br />
für moderne Mobilität kann Tirol<br />
mit seiner Gebirgslandschaft zur<br />
Demonstrationsregion werden und<br />
erfolgreiche Lösungsmodelle entwickeln<br />
und sie exportieren“, erklärt<br />
Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer<br />
der Standortagentur Tirol,<br />
wie die „Smart Speciali zation“ in<br />
Tirol vorangetrieben wird.<br />
Gebündelte Kräfte schärfen<br />
das Profil<br />
Die Standortagentur Tirol setzt<br />
als Impulsgeber für den Wirtschafts-<br />
und Wissenschaftsstandort<br />
Tirol gemeinsam mit Unternehmen,<br />
F&E-Einrichtungen<br />
und Gemeinden genau an diesen<br />
Zukunftsthemen an. „Dabei stärken<br />
wir gezielt die Kooperation<br />
zwischen alpiner Tourismuswirtschaft<br />
und innovationsorientierter<br />
Industrie, um nachhaltige und<br />
zukunftsfähige Entwicklungen zu<br />
beschleunigen und damit Tirol<br />
als Smart Region, als begehrtesten<br />
Kraftplatz der alpinen Welt,<br />
zu verankern“, so Gohm. Ein integriertes<br />
Standortmanagement, das<br />
die Interessen der Gäste, der Wirtschaft<br />
und ihrer Arbeitnehmer sowie<br />
der Bevölkerung aufeinander<br />
abstimmt und die Potenziale<br />
von Wirtschaft und Wissenschaft<br />
optimal bündelt, verschaffe Tirol<br />
Unverwechselbarkeit und ein klares<br />
Profil, um im Wettbewerb der<br />
Regionen zu bestehen. Zudem<br />
gelte es, Ökonomie und Ökologie<br />
miteinander zu verschmelzen,<br />
wie auch die Experten aus unterschiedlichen<br />
Wirtschafts- und<br />
Industriebereichen Österreichs,<br />
Bayerns, Südtirols und der<br />
Schweiz beim Forum „Tourism<br />
meets Industry“ in Seefeld unlängst<br />
unterstrichen. „Zwischen<br />
Ökonomie und Ökologie braucht<br />
es einen neuen Deal. Dabei geht<br />
es nicht um Verzicht, sondern<br />
um intelligenten, zukunftsfähigen<br />
Konsum, der den Blick auf<br />
26 Wirtschaft Standort Tirol
schwindende Ressourcen behält“,<br />
meinte etwa der Zukunftsforscher<br />
Andreas Reiter.<br />
Vom Know-how zum Do-how<br />
Diesen Anforderungen will man<br />
in Tirol gerecht werden. Im Tourismus<br />
kann dabei auf vielfältige<br />
Kompetenzen zugegriffen werden,<br />
auch in den Bereichen Gesundheit<br />
und Technologie ist Tirol<br />
stark aufgestellt. Der Weg zur<br />
Smart Region Tirol<br />
liegt für Gohm in der<br />
Kombination dieser<br />
Potenziale: „Sowohl<br />
die Unternehmen als<br />
auch die Forschung<br />
in Tirol sind zum<br />
Beispiel beim Thema<br />
Energieeffizienz<br />
top, was sich in<br />
der Entwicklung von<br />
Plus-Energiehäusern<br />
niederschlägt. Aber auch andernorts<br />
baut man sie ± es handelt sich<br />
also um kein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Vor kurzem konnten wir jedoch<br />
ein Projekt mitbetreuen, bei<br />
dem es um ein Passivhaus-zertifiziertes<br />
Hotel geht. Und da treten<br />
wir plötzlich mit doppelter Kompetenz<br />
auf. Das gesamte Wissen<br />
und Können rund um erneuerbare<br />
Energietechnologien ist da, damit<br />
sollte es machbar sein, eine Destination<br />
zu entwickeln, die sich<br />
zu 100 Prozent aus erneuerbaren<br />
Energiequellen versorgt. Erweitert<br />
um den Tourismus würde das<br />
Motto dann lauten: Wenn Sie bei<br />
uns Urlaub machen, erholt sich<br />
das Weltklima. Auch außerhalb<br />
von Tirol könnte genau auf eine<br />
solche Kombination von Spezialwissen<br />
zugegriffen werden“. Ziel<br />
sei daher, dass Tourismus und<br />
Tiroler Unternehmen gemeinsam<br />
Produkte und Angebote aufbauen<br />
und damit die Marke Tirol<br />
und die Wettbewerbsfähigkeit des<br />
Standorts stärken.<br />
„den grand challenges<br />
begegnen wir in tirol mit<br />
innovativen lösungen und<br />
profilieren uns als ,Smart<br />
region tirol‘.“<br />
HaralD GoHm<br />
(GeScHäFTSFüHrer<br />
STanDorTaGenTur Tirol )<br />
Luxus ökologisch vertretbar<br />
In diesem Sinne entwickelten der<br />
Tiroler Wärmepumpenhersteller<br />
Heliotherm und sein Kompetenzpartner<br />
Meco Erdwärme ein<br />
Energiekonzept für die Beheizung<br />
der Wellness- und Thermenanlage<br />
des renommierten 5-Sterne-Hotels<br />
Stanglwirt. Das in der<br />
Region vorhandene Bergwasser<br />
wird als saubere Energiequelle genutzt,<br />
indem es mittels Wärmepumpe<br />
abgekühlt und ihm so<br />
Energie entzogen wird. Die Energieleistung<br />
der verbauten Wärmepumpen<br />
liegt bei bis zu 500kW,<br />
Foto: Standortagentur Tirol<br />
drei Viertel davon stehen kostenlos<br />
in Form der Wärme des Bergwassers<br />
zur Verfügung. „Das System<br />
ersetzt Heizöl im Umfang<br />
von ca. <strong>11</strong>5.000 Liter pro Jahr, das<br />
bedeutet über 300.000 kg weniger<br />
CO 2<br />
-Emmisionen, von der Kostenersparnis<br />
gar nicht zu sprechen“,<br />
erläutert Christian Allinger,<br />
Head of Marketing bei Heliotherm.<br />
„Diese Anlage passt perfekt<br />
zum Konzept des Biohotels<br />
Stanglwirt, weil es die natürlichen<br />
Ressourcen schont. So ist auch<br />
der Luxus, einen Wellnessbereich<br />
im Freien im Winter zu beheizen,<br />
ökologisch vertretbar“, freut<br />
sich Stanglwirt-Chef Bal thasar<br />
Hauser. Für ihn bietet der Einsatz<br />
der Wärmepumpen neben den finanziellen<br />
Vorteilen auch die<br />
Möglichkeit, sich bei einer immer<br />
klimabewussteren Gästeklientel<br />
klar zu positionieren.<br />
Hightech im Wald<br />
Als Tourismusland ist Tirol bei<br />
Wintersportlern beliebt, Nachtschilauf<br />
ein in vielen Destinationen<br />
etabliertes Angebot. Die Ausleuchtung<br />
der Landschaft ist nicht<br />
ganz unproblematisch. „Für Schipisten,<br />
Rodelbahnen, Langlaufloipen<br />
gibt es bisher nur konventionelle<br />
Nachtbeleuchtungen mit<br />
Lichtstärken zwischen 30 und 200<br />
Lux. Hier passt die Lichtverteilung<br />
nicht immer, die Beleuchtung<br />
reicht mitunter über die Pisten<br />
hinaus. Solche Lichtsysteme sind<br />
weniger wirtschaftlich, da die<br />
Beleuchtung von Raum, der nicht<br />
genutzt wird, unnötig Energie<br />
verbraucht und Kosten verursacht“,<br />
weiß Helmut Guggenbichler,<br />
Projektleiter Lichtplanung bei<br />
Bartenbach. Die Verschränkung<br />
der Kompetenzen des Unternehmens<br />
mit dem Tourismus führt zu<br />
neuartigen Lösungen, von denen<br />
beide Seiten profitieren: Mit speziell<br />
entwickelter LED-Technik<br />
zeigt das Unternehmen Alternativen<br />
zur herkömmlichen Beleuchtung<br />
auf und vereint wirtschaftliche,<br />
ökologische und technische<br />
Vorteile: „Zunächst ist das vor allem<br />
die gezielte Ausleuchtung<br />
klar definierter Räume, womit<br />
bis zu 50 Prozent der Energieleistung<br />
gegenüber herkömmlichen<br />
Systemen und dementsprechend<br />
Kosten eingespart werden.<br />
LED-Lampen haben zudem mit<br />
bis zu 50.000 Betriebsstunden<br />
eine weitaus höhere Lebensdauer<br />
als herkömmliche Leuchtkörper,<br />
außerdem sind sie in der<br />
Entsorgung unproblematischer“,<br />
so Guggenbichler. Bis Ende des<br />
Jahres möchte Bartenbach Prototypen<br />
für die LED-Ausleuchtungen<br />
konzipieren, die nicht nur für<br />
Wintersportstätten geeignet sind,<br />
sondern auch im Sommertourismus,<br />
etwa bei Radwegen oder<br />
Tennisplätzen, eingesetzt werden<br />
können.<br />
IT als smarte Grundlage<br />
Hochinnovative IT-Unternehmen<br />
und Forschungseinrichtungen<br />
mischen in Tirol nicht nur in<br />
den Bereichen Energie und Mobilität<br />
kräftig mit, auch für den<br />
Tourismus bieten sie erfolgreiche<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
an. Derzeit werden deutlich<br />
über die Hälfte aller Hotelbuchungen<br />
online getätigt. Um aus<br />
der Masse der Anbieter herauszustechen,<br />
Angebote optimal am<br />
online-Markt zu platzieren und<br />
in Echtzeit auf geänderte Kundenwünsche<br />
und Buchungsverhalten<br />
reagieren zu können, bietet<br />
Seekda, ein Spin-off der Universität<br />
Innsbruck, Hotels maßgeschneiderte<br />
Tools an. Während<br />
diese im Hintergrund laufen und<br />
eine bestmögliche Auslastung des<br />
Hotels sicherstellen, kann sich das<br />
Hotel auf seine Kernkompetenzen<br />
und auf die individuelle Betreuung<br />
der Gäste vor Ort konzentrieren.<br />
Seekda ermöglicht es<br />
seinen derzeit über 5000 Kunden<br />
außerdem, direkt von der google-<br />
Ergebnisseite weg gebucht zu<br />
werden und erspart potentiellen<br />
Gästen so den „Umweg“ über weitere<br />
Buchungsplattformen. ■<br />
auch im Bereich energieeffizienz entwickelt sich tirol zu einer modellregion.<br />
der Stanglwirt nützt mit tiroler Wärmepumpentechnologie energie aus Bergwasser.<br />
Foto: Stanglwirt<br />
STanDorTaGenTur TIroL<br />
Ing.-Etzel-Straße 17<br />
A-6020 Innsbruck<br />
www.standort-tirol.at<br />
Standort Tirol Wirtschaft 27
an diesem platz wird während der olympischen Winterspiele im kommenden februar das austria tirol house stehen:<br />
Öoc-generalsekretär peter mennel (l.) und tirol Werbung-geschäftsführer Josef margreiter bei der präsentation ihrer<br />
Kooperation im russischen Sotschi.<br />
Foto: Spiess<br />
tiroler exporte für olympia<br />
Tiroler Unternehmen mischten bei verschiedensten Projekten rund um<br />
die Olympischen Spiele in Sotschi erfolgreich mit. Nun will sich auch der<br />
Tiroler Tourismus am wichtigen russischen Markt stark präsentieren.<br />
von ernst Spreng<br />
Die Olympischen Spiele in<br />
Sotschi bringen Österreichs<br />
Exportmotor einen kräftigen<br />
Impuls. In Zahlen haben österreichische<br />
Unternehmen rund 1,3<br />
Milliarden Euro an Exporten durch<br />
die Bautätigkeit an der russischen<br />
Riviera generieren können. Mit dabei<br />
auch Tiroler Unternehmen, die<br />
vor allem durch ihr Knowhow im<br />
Bereich der Pistenpräparierung, alpiner<br />
Anlagen und bei Sportleranlagen<br />
punkten konnten.<br />
Pisten-Kompetenz<br />
So zum Beispiel die Firma Prinoth,<br />
die zur Leitner-Gruppe gehört<br />
und Unternehmensstandorte<br />
in Nord- und Südtirol betreibt.<br />
Prinoth ist offizieller Partner der<br />
für die Olympischen Winterspiele<br />
neu errichteten Abfahrtsstrecke<br />
Rosa Khutor und hat in der Region<br />
Krasnaja Poljana mittlerweile<br />
etliche Pistenfahrzeuge im Einsatz.<br />
So ist bei den Olympischen<br />
Spielen unter anderem das „Beast“<br />
im Einsatz, das größte und effizienteste<br />
Pistenfahrzeug, das von<br />
dem Unternehmen produziert<br />
wird. „Mit Prinoth schafft man es<br />
auch in Sotchi, die perfekte Piste<br />
einfacher, in kürzerer Zeit und<br />
dauerhafter zu erreichen“, erklärt<br />
Johannes Michelotti, Exportleiter<br />
und Verantwortlicher für das Russland<br />
Geschäft bei Prinoth. Von<br />
Vorteil war für die Leitner-Gruppe<br />
auch die bestehende Partnerschaft<br />
mit dem russischen Unternehmen<br />
Gorimpex. Denn gerade auf<br />
dem russischen Markt ist das gegenseitige<br />
Verständnis für die Bedürfnisse<br />
des anderen ein Hauptargument<br />
für das Zustandekommen<br />
von Geschäften.<br />
Auf die Frage, was man derzeit in<br />
Russland von Sotschi 2014 mitbekommt,<br />
hat Andrey Boyarinov,<br />
Vertriebsleiter von Gorimpex, eine<br />
sehr spontane Antwort. „Sotschi<br />
2014 wird in die Geschichte Russlands<br />
eingehen. Das wird ein ganz<br />
großes Ding werden. Das Schöne<br />
dabei ist, dass wir aktiv etwas zum<br />
Gelingen der Olympischen Spiele<br />
beitragen. Durch Gorimpex wurden<br />
nicht nur Pistenfahrzeuge,<br />
sondern auch Seilbahnen und Beschneiungssysteme<br />
nach Sotschi<br />
geliefert. Eben alles, was die Leitner-Gruppe<br />
zu bieten hat”.<br />
nachhaltige nutzung<br />
Ein ganzes olympisches Dorf für die<br />
Biathleten und Langläufer hat das<br />
Brixlegger Baumanagement-Unternehmen<br />
Geisler-Trimmel geplant.<br />
Rund ein Jahr Arbeit investierte ein<br />
Team von sieben Experten in die<br />
Planungsarbeit der Unterkünfte für<br />
die Sportler und das „house of appointment<br />
and official delegations“,<br />
berichtet Geschäftsführer Markus<br />
Rupprechter. „Unsere Aufgabe war<br />
die Festlegung des Masterplanes ±<br />
wo und was in seinen Funktionen<br />
hinkommt, Logistik und Optik sowie<br />
die Nachnutzung der Unterkunftsgebäude<br />
als Wellnesshotel<br />
waren zu planen.“<br />
Besonders waren auch die Herausforderungen<br />
für das Haller Unternehmen<br />
TRM. Es lieferte insgesamt<br />
14,6 Kilometer Rohrleitung<br />
und 1414 Formstücke für die Beschneiungsanlagen<br />
des Olympiaortes<br />
am Kaukasus mit einem<br />
Gesamtauftragsvolumen ca. 1,5<br />
Millionen Euro.<br />
„Das prestigeträchtigste aller Beschneiungsprojekte<br />
in Sotschi ist<br />
ganz klar an uns gegangen, weil<br />
wir auf diesem Gebiet die technologische<br />
Führerschaft besitzen und<br />
aufgrund der hohen Anzahl der benötigten<br />
Formstücke als einziger<br />
Anbieter zuverlässige und pünktliche<br />
Lieferungen zusagen konnten“,<br />
berichtet Stefan Sterr, Leiter<br />
Sonderprodukte TRM. „Außerdem<br />
bieten wir den technischen Support<br />
und haben beste Referenzen<br />
am Markt.“ Für die Auftraggeber<br />
war dies entscheidend, denn die Beschneiungsanlagen<br />
im olympischen<br />
Skigebiet Rosa Khutor sind technologisch<br />
anspruchsvoll, weil der Geländeverlauf<br />
steil und verwinkelt ist<br />
und durch die langen Zuläufe hoher<br />
Druck in den Rohren entstehen.<br />
Touristische Präsenz<br />
Die Olympischen Winterspiele in<br />
Russland sind aber nicht nur für<br />
Tirols Industriebetriebe eine prestigeträchtige<br />
Gelegenheit, gute<br />
Geschäfte zu machen. Auch der<br />
Tiroler Tourismus will sich auf dem<br />
russischen Parkett von seiner besten<br />
Seite zeigen. Unter dem Motto<br />
„Bringing the Alps to Sochi“<br />
wird Tirol bei den Winterspielen<br />
in Sotschi als „Exklusiver Premium<br />
Partner“ des Österreichischen<br />
Olympischen Comités (ÖOC)<br />
für alpines Flair im „Austria Tirol<br />
House“ sorgen. Diese Kooperation<br />
zwischen dem ÖOC und der Tirol<br />
Werbung wurde im Rahmen einer<br />
Pressereise nach Sotschi vor wenigen<br />
Tagen offiziell vorgestellt.<br />
ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel<br />
freut sich auf die Fortführung<br />
der Zusammenarbeit von London<br />
2012: „Unser Erfolgskonzept haben<br />
wir gemeinsam mit der Tirol<br />
Werbung für die Winterspiele<br />
28 Wirtschaft Standort Tirol
2014 weiter entwickelt. In London<br />
hat unsere Partnerschaft alle Erwartungen<br />
weit übertroffen. Knapp<br />
40.000 Gäste wurden registriert,<br />
wir hatten Bestnoten für Stimmung<br />
und Gastfreundschaft und<br />
viele internationale Fernsehteams,<br />
die Schlange standen, um live aus<br />
dem Haus übertragen zu können.<br />
Und wir gehen durchaus davon<br />
aus, dass wir die Zahlen von London<br />
in Russland noch toppen können.<br />
Eines können wir jetzt schon<br />
sagen: Wir konnten uns in unmittelbarer<br />
Nähe der Alpin-Strecken<br />
den idealen Standort für das ‚Austria<br />
Tirol House‘ sichern.“<br />
Direkt bei den alpinen<br />
Das „Austria Tirol House“ wird<br />
für die Olympischen Winterspiele<br />
2014 im so genannten Mountain<br />
Cluster errichtet. Dort, rund<br />
50 km von der Küstenstadt Sotschi<br />
entfernt, finden die Alpin- und<br />
Freestylebewerbe sowie die Entscheidungen<br />
der nordischen Athleten<br />
und jene im Eiskanal statt.<br />
Zusammen mit den Partnerregionen<br />
Innsbruck mit dem Flughafen<br />
Innsbruck, Ischgl, Seefeld und<br />
dem Zillertal wird die Tirol Werbung<br />
im „Austria Tirol House“ für<br />
Stimmung und Gastlichkeit sorgen.<br />
Zudem werden sich auch Wirtschaftspartner<br />
präsentieren. Die<br />
touristische Präsenz der Tiroler bei<br />
den Olympischen Spielen hat einen<br />
guten Grund. Schon heute verbucht<br />
Tirol rund 40 Prozent aller<br />
Alpenurlaube russischer Gäste<br />
im Winter für sich. „Unser Ziel ist,<br />
die Bekanntheit der Marke Tirol in<br />
Russland und weltweit zu stärken.<br />
die tiroler pistengeräte der firma prinoth sorgen unter anderem auf der abfahrtss<br />
trecke der olympischen Spiele für perfekte pistenverhältnisse Foto: Prinoth<br />
Dazu werden wir diese größte internationale<br />
Wintersportbühne nutzen“,<br />
erklärte Josef Margreiter, Geschäftsführer<br />
der Tirol Werbung.<br />
Verschiedene Schwerpunkte<br />
Die vier Tiroler Partnerregionen<br />
erhalten in Sotschi die Möglichkeit,<br />
sich auf internationaler Bühne<br />
zu präsentieren. Für Innsbruck<br />
stellen die Winterspiele 2014 zugleich<br />
ein 50-jähriges Jubiläum dar.<br />
In Sotschi feiert Innsbruck mit seiner<br />
Olympiaregion daher ein halbes<br />
Jahrhundert Olympiageschichte.<br />
Seefeld wird die Plattform des weltgrößten<br />
Wintersportevents zudem<br />
für seine laufende Bewerbung<br />
als Austragungsort der Nordischen<br />
Ski-WM 2019 nutzen. Ischgl wird<br />
sich als ± gerade bei russischen<br />
Gästen sehr beliebte ± Lifestyle-<br />
Metropole der Alpen präsentieren.<br />
Das Zillertal setzt auf traditionelle<br />
Gastlichkeit, die auf den osteuropäischen<br />
Märkten sehr geschätzt wird.<br />
Darüber hinaus sind wieder zahlreiche<br />
starke Tourismus- und Wirtschaftspartner<br />
mit an Bord ± so zum<br />
Beispiel die Standort agentur Tirol,<br />
die Wirtschaftskammer Tirol oder<br />
das Seilbahnunternehmen Doppelmayr.<br />
Und auch die Tourismusschulen<br />
Tirols sind mit an Bord. Die<br />
Schüler und Schülerinnen bekommen<br />
in Sotschi die Möglichkeit, sich<br />
auf internationalem Boden zu profilieren.<br />
■<br />
innovative app: feratel panoramatv<br />
Panorama-Bewegtbilder in HD Qualität von<br />
Standorten in ganz Europa liefert die App<br />
feratel PanoramaTV ± für TV und Smartphone.<br />
mit der innovativen App<br />
feratel PanoramaTV ist<br />
das aus dem TV bekannte<br />
Wetter Panorama rund um die<br />
Uhr für jede aktive Kamera abrufbar.<br />
Alles was dazu benötigt wird,<br />
ist ein internettaugliches TV Gerät<br />
(Smart TV) bzw. eine internettaugliche<br />
Set-Top-Box oder ein<br />
Smartphone.<br />
Die App feratel PanoramaTV<br />
bietet dem TV-Zuseher beeindruckende<br />
Bilder von rund 250<br />
Standorten in Europa. Über eine<br />
geografisch basierende Navigation<br />
sucht der Zuseher das Bild seiner<br />
Wahl ganz einfach via Fernbedienung<br />
aus und genießt das Panorama<br />
zu jeder Uhrzeit auf dem TV<br />
Bildschirm zu Hause. Zusätzlich<br />
sind aktuelle Informationen des<br />
Bilder von rund 250 Standorten in europa überträgt die neue app von feratel<br />
auf tv und Smartphone.<br />
Foto: feratel<br />
Kamerastandortes wie Wetterwerte,<br />
Prognosen, Kontakte oder<br />
News enthalten.<br />
Die eigens für Smart TV programmierte<br />
App feratel PanoramaTV<br />
ist auf zahlreichen Hardwareplattformen<br />
in den jeweiligen App-<br />
Stores zu finden, u.a. bei Samsung<br />
(Marktführer im deutschsprachigen<br />
Raum), LG, Technisat,<br />
Deutsche Telekom, Opera sowie<br />
diversen Set Top Boxen.<br />
Die Livevideos in HD Qualität<br />
können selbstverständlich auch<br />
am Handy jederzeit mit der Gratis<br />
App feratel PanoramaTV genossen<br />
und Wetterprognosen abgerufen<br />
werden.<br />
feratel zählt zu den führenden Entwicklern<br />
und Anbietern touristischer<br />
Informationssysteme in Europa.<br />
Das Unternehmen entwickelt<br />
seit vielen Jahren innovative Produkte<br />
und Lösungen rund um drei<br />
Kernbereiche: Telekommunikation,<br />
Informations- und Reservierungssysteme<br />
sowie Medien. ■<br />
feraTeL meDIa<br />
TecHnoLoGIeS aG<br />
Maria-Theresien-Str. 8<br />
A-6020 Innsbruck<br />
Tel. +43.512.280-0<br />
www.feratel.com<br />
Standort Tirol Wirtschaft 29
men: die Forschungsquote beträgt<br />
derzeit 15 Prozent des Umsatzes.<br />
Sowohl in der altersforschung als auch in der entwicklung von hörgeräten finden die tiroler Wissenschafterinnen neue<br />
Wege. zwei forscherinnen wurden gerade mit hochkarätigen preisen ausgezeichnet.<br />
Foto: med-el<br />
lange, flexible Elektrode, die erstmals<br />
elektrische Signale durch einen<br />
großen Teil der Cochlea, dem<br />
schneckenförmigen Innenohr, an<br />
den Hörnerv leiten konnte. Mit<br />
einer modifizierten Variante des<br />
Implantats setzte Dr. Hochmair<br />
1979 den nächsten Meilenstein<br />
in der Entwicklung von Cochlea-Implantaten:<br />
Das Verstehen<br />
von Wörtern und Sätzen ohne<br />
Lippenlesen war dank eines kleinen,<br />
am Körper getragenen Audioprozessors<br />
zum ersten Mal<br />
möglich. Die Erkenntnisse dieser<br />
Forschungen setzen Ingeborg<br />
Hochmair und ihr Gatte Erwin<br />
in ihrem Medizintechnikunternehmen<br />
Med-El mit Stammsitz<br />
in Innsbruck seit 1990 um. Heute<br />
ist Med-El mit einem Exportanteil<br />
von 95 Prozent in rund 100<br />
Ländern vertreten. Forschung und<br />
Entwicklung bleiben dabei ein<br />
wesentlicher Fokus im Unternehauf<br />
neuen Wissenschafts-Wegen<br />
Starke Zeichen für die Innovationkraft des Landes setzen die Tiroler<br />
Wissenschafterinnen: Dr. Ingeborg Hochmair erhielt den renommierten<br />
Lasker Award, Alterforscherin Dr. Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />
wurde mit dem Wissenschaftspreis des Landes ausgezeichnet.<br />
Hören können bedeutet<br />
Kommunikation, Teilnahme<br />
am sozialen Leben.<br />
Wer nicht hören kann, steht<br />
schnell am Rand der Gesellschaft.<br />
Daher, so begründete die Jury des<br />
Lasker± Debakey Medical Clinical<br />
med-el-gründerin dr.<br />
ingeborg hochmair ist<br />
maßgeblich an der<br />
entwicklung des cochleaimplantats<br />
beteiligt.<br />
Foto: med-el<br />
Research Award, ist das „Cochlea-<br />
Implantat“ zwar kein lebensrettendes<br />
Gerät, doch es „ist verknüpft<br />
mit dem Recht jedes Kindes auf<br />
Ausbildung, und es kann der Vereinsamung<br />
und einer Abnahme<br />
der kognitiven Fähigkeiten bei älteren<br />
Menschen entgegenwirken.“<br />
Für die Entwicklung dieses Hörgerätes,<br />
das das Hörvermögen von<br />
Personen mit mittlerem bis hochgradigen<br />
Hörverlust durch elektrische<br />
Stimulation des Hörnervs<br />
wieder herstellt, zeichnete die<br />
amerikanische Lasker Foundation<br />
im heurigen September daher<br />
auch die Tiroler Wissenschafterin<br />
Ingeborg Hochmair<br />
aus. Die promovierte<br />
Elektrotechnikerin erhielt<br />
die auch als „amerikanischer<br />
Nobel-Preis“<br />
bezeichnete Auszeichnung<br />
für ihren frühen<br />
wissenschaftlichen Beitrag<br />
im Bereich der Cochlea-Implantate.<br />
Den Grundstein legte<br />
dabei die Entwicklung des ersten<br />
mikroelektronischen Mehrkanal-<br />
Cochlea-Implantats, das erstmalig<br />
im Jahr 1977 in Wien implantiert<br />
wurde.<br />
entwicklungen für das Hören<br />
Das Implantat beinhaltete eine<br />
Vorreiterin für alternsforschung<br />
Das Altern und seine (medizinischen)<br />
Herausforderungen stehen<br />
im Mittelpunkt der Forschungen<br />
von Univ.-Prof. Dr.<br />
Beatrix Grubeck-Loebenstein, die<br />
im Oktober von der Tiroler Landesregierung<br />
mit dem Wissenschaftspreis<br />
des Landes Tirol ausgezeichnet<br />
wurde. Habilitiert für<br />
Innere Medizin und Pathophysiologie,<br />
leitet Beatrix Grubeck-Loebenstein<br />
seit 2003 das Institut<br />
für Biomedizinische Alternsforschung,<br />
das heute zur Universität<br />
Innsbruck gehört. Der Schwerpunkt<br />
ihrer Forschungsabteilung<br />
ist die Entwicklung neuer Strategien<br />
zur Stärkung des Immunsystems<br />
im Alter sowie die Verbesserung<br />
von Impfungen für alte<br />
Personen. Mit dem Institut positioniert<br />
die Wissenschaftlerin Innsbruck<br />
als Forschungsvorreiter<br />
in der Biogerontologie. Für die<br />
Preisträgerin steht vor allem die<br />
Interdisziplinarität ihres Fachgebietes<br />
im Fokus der Arbeit: „Mein<br />
Ziel ist es, altersbedingte Veränderungen<br />
im Immunsystem aufzudecken,<br />
um neue Wege zur Prävention<br />
von Funktionsverlusten zu<br />
finden. Aufbauend auf den Ergebnissen<br />
der Grundlagenforschung<br />
können dann Impfstoffe und andere<br />
immunstimulierende Maßnahmen<br />
entwickelt werden, die<br />
für ältere Menschen besonders geeignet<br />
sind“, erklärt Grubeck-Loebenstein<br />
ihre innovativen Forschungsintentionen.<br />
■<br />
tiroler Wissenschaftspreis für dr. Beatrix<br />
grubeck-loebenstein, überreicht<br />
von lr Bernhard tilg Foto: land Tirol/macht<br />
30 Wirtschaft Standort Tirol
tiroler almschweine statt mastsäue<br />
Nachhaltigkeit setzt sich in Tirol auch am Hof und in der Küche fort:<br />
Regionale Lebensmittel stehen bei Einheimischen und Gästen hoch im Trend.<br />
Tiroler Gröstl, Kasspatzln,<br />
Blattlstock oder Tiroler<br />
Marend, wenn die Urlauber<br />
nach Tirol kommen, bestellen sie<br />
natürlich gern regionale Küche.<br />
Immer mehr fragen die mündigkritischen<br />
Gäste inzwischen nach,<br />
wo denn das Fleisch, das Gemüse,<br />
die Wurst herkommt. „Aus der<br />
Region“ oder gar „<strong>vom</strong> Nachbarbauern“<br />
heißt es dann meist. Nachhaltigkeit<br />
und Ökologiebewusstsein<br />
im Sinne von kurzen Transportwegen<br />
und Lebensmitteln aus der<br />
Umgebung gehören heute in vielen<br />
Tiroler (Wirts)häusern zum Standard.<br />
Zwar ist es nicht mehr so, dass<br />
der Tiroler nur dem Braten traut,<br />
den er selber geschlachtet hat. Doch<br />
der Trend zum ökologisch-ökonomischen<br />
Denken hat auch in den<br />
Küchen Einzug gehalten ± im Sinne<br />
einer Qualitätsoffensive, die der<br />
Gast (zu Recht) auch einfordert,<br />
berichtet Josef Hechenberger, der<br />
Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer:<br />
„In der Vergangenheit<br />
war eine gewisse „Geizist-geil“-Mentalität<br />
im Tourismus<br />
spürbar. Durch intensive Bewusstseinsbildung<br />
ist es uns gelungen, die<br />
gelungene Kooperation Tourismus<br />
und Landwirtschaft aufzuzeigen<br />
und wesentlich zu verstärken. Man<br />
spürt, dass die Attraktivität der<br />
regionalen Lebensmittel in der<br />
heimischen Gast ronomie angekommen<br />
ist.“<br />
Wissen, woher das essen kommt<br />
Mit 419.167 Hektar landwirtschaftlicher<br />
Fläche und 16.846<br />
land- und forstwirtschaftlichen<br />
Betrieben zeichnet sich Tirol durch<br />
kleine Strukturen und kurze Wege<br />
aus ± die Basis für Nachhaltigkeit<br />
und Regionalität. Die kreislauforientierte<br />
Bewirtschaftung wird in<br />
Tirol schon seit Jahrhunderten<br />
praktiziert. Das schätzen auch die<br />
Konsumenten, unterstreicht der<br />
tirol setzt auf kleine Strukturen. das almschwein etwa darf sich hoch oben am<br />
Berg einen gesunden Bauch anfressen.<br />
Foto: Hörtnagl<br />
„tirols Kernkompetenzen liegen auch<br />
in der lebensmittelveredelung“, Josef<br />
hechenberger, präsident der landwirtschaftskammer<br />
tirol Foto: Die Fotografen<br />
Landwirtschaftskammer-Präsident:<br />
„Neben der hochwertigen Qualität<br />
unserer Produkte, wissen die<br />
Konsumenten woher die Lebensmittel<br />
kommen, wie und von wem<br />
sie produziert wurden ± das sind<br />
die bedeutendsten Vorteile unserer<br />
klein strukturierten Tiroler Landwirtschaft.<br />
Die Lebensmittelproduktion<br />
und -veredelung zählt<br />
schließlich zu den Kernkompetenzen<br />
der Tiroler Landwirtschaft.<br />
Die jüngsten Lebensmittelskandale<br />
(die Intervalle werden immer<br />
kürzer) haben aufgezeigt, dass diese<br />
Kriterien die Kaufentscheidung der<br />
Konsumenten ausschlaggebend<br />
beeinflussen.“ Hier gibt es noch viel<br />
ausbaufähiges Potenzial für die<br />
Zukunft. Dafür benötigt es<br />
weiterhin eine gute Zusammenarbeit<br />
zwischen den regionalen<br />
bäuerlichen Produzenten, dem<br />
Handel, dem Tourismus sowie den<br />
Konsumenten. Außerdem sind<br />
Innovationen, Engagement und<br />
der Weg <strong>vom</strong> feld zum teller wird<br />
in tirol kurz gehalten. regionale<br />
lebensmittel sind „in“ Foto: aichner<br />
Kreativität in der Entwicklung und<br />
der Vermarktung gefragt, so<br />
Hechenberger. „Nachhaltige Wirtschaftsweise<br />
gewinnt zunehmend<br />
an Bedeutung. Besonders erfreulich<br />
ist, dass der Landwirtschaftssektor<br />
hier eine Vorreiterstellung für<br />
andere Wirtschaftszweige innehat.“<br />
regionalität ist auch Preisfrage<br />
Auch bei den größeren Produzenten<br />
setzt man auf Qualität aus<br />
Tiroler Hand. Der Wurstwaren-<br />
Produzent Hörtnagl bezieht sämtliche<br />
fleischlichen Rohstoffe aus<br />
Österreich. „Das ist nur eine Preisfrage.<br />
Wir bezahlen einen stolzen<br />
Preis für die Waren, dafür<br />
bekommen wir aber auch sensationelle<br />
Qualität“, so Hans Plattner,<br />
Geschäftsführender Gesellschafter.<br />
„Wo es möglich ist, decken wir uns<br />
in Tirol ein. Das ist bei Kalb- und<br />
Rindfleisch nahezu zu hundert<br />
Prozent möglich, bei Schweinefleisch<br />
nicht, Tirol ist kein Schweinezuchtland.<br />
Die begrenzten<br />
Bestände an Tiroler Schweinefleisch<br />
verarbeiten wir in Kooperation<br />
mit der Agrarmarketing Tirol<br />
zu zwei lokalen Produkten: das<br />
Hofschwein und das Almschwein<br />
Derzeit schicken 15 Bauern ihre<br />
Schweine exklusiv für die Firma<br />
Hörtnagl auf die Alm.“ Rund 2700<br />
Tonnen hochwertige Fleisch- und<br />
Wurstwaren erzeugt Hörtnagl pro<br />
Jahr, die in den eigenen Filialen, im<br />
Lebensmitteleinzelhandel und an<br />
Hotellerie und Gastronomie<br />
verkauft werden. Die Wertschöpfung<br />
für die Tiroler Bauern:<br />
400.000 kg Rindfleisch, 70.000 kg<br />
Kalbfleisch, 50.000 kg Schweinfleisch<br />
und 7500 kg Lammfleisch<br />
nimmt Hörtnagl jährlich von den<br />
regionalen Anbietern ab. Inzwischen<br />
expandiert Hörtnagl auch<br />
vorsichtig nach Deutschland: So<br />
gibt’s die Tiroler Leckereien schon<br />
in Berlin und Hamburg. ■<br />
Standort Tirol Wirtschaft 31
Unternehmen&Märkte<br />
FOTO: ANGELIKA ZINZOW FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
»Wir investieren<br />
lieber in den USA«<br />
INTERVIEW | Hariolf Kottmann Der deutsche Chef des Schweizer<br />
Spezialchemiekonzerns Clariant über seine Ausbaupläne,<br />
teuren Strom und Frauen in der Chemiebranche.<br />
Herr Kottmann, Clariant hat soeben ein<br />
Forschungszentrum für 500 Mitarbeiter in<br />
Frankfurt-Höchst eingeweiht. Planen Sie<br />
weitere Investitionen in Deutschland?<br />
Clariant besteht zu 70 Prozent aus Geschäften<br />
der früheren Hoechst AG, in<br />
Höchst arbeiten die meisten Forscher. Somit<br />
war klar, dass wir dort das Forschungszentrum<br />
eröffnen. Ansonsten: Warum sollten<br />
wir in Deutschland noch einen Cent in<br />
neue Anlagen investieren? Dafür sehe ich<br />
derzeit keinen Grund. Wir hatten zwei, drei<br />
Projekte in Deutschland favorisiert. Wir investieren<br />
nun lieber in den USA.<br />
Sind Sie ein Energieflüchtling? In den<br />
USA liegen die Kosten deutlich niedriger.<br />
Das ist ein Grund. Zudem sind die USA für<br />
uns im Gegensatz zu Europa nicht mehr<br />
ein reifer Markt, sondern ein Wachstumsmarkt,<br />
wo Konsum und Investitionen<br />
mächtig anziehen. Ich war neulich bei<br />
Kunden in Houston, da herrscht Goldgräberstimmung.<br />
Allein die Aussicht auf billigere<br />
Energie treibt die Investitionen nach<br />
oben und sorgt für mehr Wachstum.<br />
Welche Mehrkosten verursacht die Energiewende<br />
in Deutschland für Clariant?<br />
DER SANIERER<br />
Kottmann, 58, leitet Clariant seit Oktober<br />
2008. Der promovierte Chemiker arbeitete<br />
zunächst für die frühere Hoechst AG, dann<br />
für deren Ableger Celanese und schließlich<br />
als Vorstand beim Grafitspezialisten SGL<br />
Carbon. Der gebürtige Schwabe ist Fan des<br />
VfB Stuttgart.<br />
Allein am Standort Höchst zahlen wir für<br />
die Umlage auf erneuerbare Energien<br />
nächstes Jahr voraussichtlich 4,7 Millionen<br />
Euro. Die Kosten durch die EEG-Umlage<br />
haben sich damit gegenüber 20<strong>11</strong> fast verdoppelt<br />
– ohne dass wir Kapazitäten ausgebaut<br />
haben. Wir zahlen in Deutschland 13<br />
Cent pro Kilowattstunde, in China und den<br />
USA nur rund die Hälfte. Die explodierenden<br />
Energiekosten belasten uns doppelt –<br />
im internationalen Wettbewerb und im<br />
Vergleich zu heimischen Konkurrenten<br />
wie BASF, die weitgehend keine EEG-Umlage<br />
zahlen müssen. Um befreit zu werden,<br />
muss der Anteil der Energiekosten an der<br />
Bruttowertschöpfung mehr als 14 Prozent<br />
betragen. Das ist bei uns aber nur an einem<br />
von 18 Standorten in Deutschland der Fall.<br />
Was wünschen Sie sich von der künftigen<br />
Bundesregierung zur Energiepolitik?<br />
Der nationale Alleingang bei der Energiewende<br />
ist Wahnsinn. Ich halte die gesamte<br />
EEG-Förderung für falsch. Wir brauchen<br />
keine nationalen Alleingänge, sondern einen<br />
einheitlichen europäischen Ansatz.<br />
Wie wird sich die Chemiekonjunktur in<br />
den kommenden Jahren entwickeln?<br />
2014, 2015, 2016 werden Deutschland und<br />
Europa nicht wachsen, denn die Euro-<br />
Schuldenkrise sorgt für Verunsicherung<br />
bei Konsumenten und Industrie. Ich sehe<br />
Wachstum in Nord- und Lateinamerika<br />
und Asien. Die chinesische Regierung wird<br />
weiter Wachstumsprogramme auflegen,<br />
damit die Unterschiede zwischen Arm und<br />
Reich nicht zu sehr auseinanderdriften.<br />
Als Sie 2008 antraten, galt Clariant als<br />
Pleitekandidat. Sie haben in den ersten<br />
zwei Jahren 4000 Stellen abgebaut und<br />
inzwischen ein Fünftel des Umsatzes verkauft.<br />
Trotzdem hinken Sie bei der Gewinnmarge<br />
hinter Konkurrenten zurück.<br />
Im dritten Quartal erreichten wir eine Gewinnmarge<br />
von 14,1 Prozent vor Steuern,<br />
Zinsen und Abschreibungen. Das ist für<br />
Clariant der beste Wert in der Unternehmensgeschichte,<br />
aber Industriedurchschnitt.<br />
Bis 2015 wollen wir mit einer Marge<br />
von 17 Prozent in das obere Drittel vorstoßen<br />
– wo etwa Evonik und Altana schon<br />
sind. Um das zu schaffen, setzen wir auf<br />
Wachstum, Innovationen und weitere Kostensenkungen,<br />
zum Beispiel bei der Logistik<br />
und anderen Service-Einheiten.<br />
Ist der Clariant-Umbau abgeschlossen?<br />
Es gibt immer noch fünf, sechs unserer etwa<br />
50 Segmente, die ihre Ziele nicht erreichen.<br />
Bisher schwimmen die in größeren Einheiten<br />
mit, das wird sich ändern. Welche Segmente<br />
das sind, verrate ich nicht. Es wird<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 69<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
»2014, 2015,<br />
2016 wird die<br />
Chemie in<br />
Deutschland und<br />
Europa nicht<br />
wachsen«<br />
auch weiter Verkäufe geben, aber nicht in<br />
der bisherigen Dimension.<br />
Sie haben sich jüngst von Geschäften<br />
wie der Textil- und Lederchemie getrennt;<br />
Käufer waren Finanzinvestoren. Breiten<br />
die sich in der Chemiebranche weiter aus?<br />
Es wird künftig in der Branche mehr Abschlüsse<br />
mit Finanzinvestoren geben. In<br />
den USA lässt sich das bereits beobachten.<br />
Wo bleiben die klassischen Konzerne?<br />
Es sind ja oft kleinere Kapazitäten, die auf<br />
den Markt kommen. Nehmen Sie unser<br />
Emulsionsgeschäft – also Mischungen von<br />
Flüssigkeiten –, das wir zusammen mit der<br />
Textil- und Papierchemie an die US-Beteiligungsgesellschaft<br />
SK Capital verkauft haben.<br />
Das waren zwölf verschiedene Standorte,<br />
alles eher kleinteilig. Für eine BASF<br />
oder Dow Chemical ist das uninteressant.<br />
Clariant hat 20<strong>11</strong> die Süd Chemie <strong>vom</strong><br />
Finanzinvestor One Equity Partners für<br />
etwa zwei Milliarden Euro erworben.<br />
Was hat der Kauf gebracht? Der große<br />
Wachstumssprung ist ausgeblieben.<br />
Es ging uns bei der Akquisition nicht um<br />
starkes Wachstum, sondern um Kosteneinsparungen<br />
und margenstarke Innovationen.<br />
Die Süd Chemie verfügte über einige<br />
erstklassige Produkte wie das Geschäft mit<br />
Katalysatoren. Und über ein bahnbrechendes<br />
Verfahren, um Bioethanol aus Stroh<br />
herzustellen. Die industrielle Biotechnologie<br />
werden wir ausbauen.<br />
Durch die Süd Chemie sind noch einmal<br />
etwa 1000 deutsche Mitarbeiter zu<br />
Clariant kommen. Wie vertragen sich<br />
Schweizer und Deutsche?<br />
Als Clariant Ende der Neunzigerjahre im<br />
Wesentlichen aus der Schweizer Sandoz<br />
und der deutschen Hoechst AG entstand,<br />
gab es richtige Machtkämpfe. Die damaligen<br />
Manager haben das noch geschürt.<br />
Und dann haben Sie für Ruhe gesorgt?<br />
Es sind nun ausgeglichenere Charaktere<br />
am Werk. Clariant beschäftigt inzwischen<br />
in Basel mehr Deutsche als Schweizer. Ich<br />
bin selbst ehemaliger Hoechster, aber ich<br />
habe ein ganz klares Verständnis: Das Unternehmen<br />
heißt Clariant, die Zentrale<br />
liegt in der Schweiz, in Muttenz bei Basel.<br />
Wo müssen die Mitarbeiter umdenken?<br />
Clariant hatte keine sehr kommunikationsorientierte<br />
Kultur. Viele Mitarbeiter sind<br />
lieber ein bisschen für sich, haben ihr Silo<br />
und machen die Türe zu. Wir brauchen<br />
Leute, die Probleme selbstständig angehen,<br />
aufstehen und ihre Meinung vertreten.<br />
Wir müssen anders denken und arbeiten.<br />
Das sage ich den Mitarbeitern seit vier,<br />
fünf Jahren, es ist ein langer Prozess.<br />
Weniger Erlöse, mehr Ertrag<br />
Umsatz-und Gewinnentwicklungbei<br />
Clariant(in Millionen Schweizer Franken)<br />
seit dem Amtsantritt vonKonzernchef<br />
HariolfKottmann<br />
10000<br />
7500<br />
5000<br />
2500<br />
0<br />
2008<br />
2009<br />
Kosmetik und Katalysatoren<br />
Umsatzanteilebei ClariantnachSparten<br />
Katalysatorenund<br />
Batteriematerialien<br />
Chemikalienfür<br />
dieÖl- und<br />
Bergbauindustrie<br />
Umsatz<br />
21<br />
Quelle:Geschäftsbericht,<br />
Quartalsberichtzum 30.9.<strong>2013</strong><br />
Gewinn<br />
2010 20<strong>11</strong><br />
10<br />
26<br />
%<br />
43<br />
2012<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
-100<br />
-200<br />
Kunststoffund<br />
Lackchemie<br />
Chemikalienfür Pflegeprodukte<br />
(z.B.Kosmetik)<br />
Im Clariant-Vorstand sitzen nur Deutsche.<br />
Das sorgt doch sicher für böses Blut?<br />
Ich bin <strong>vom</strong> Verwaltungsrat, der mehrheitlich<br />
aus Schweizern besteht, bestellt worden.<br />
Ich hatte dann freie Hand bei der Auswahl<br />
meines Führungsteams. Finanzvorstand<br />
Patrick Jany ist zwar dem Pass nach<br />
Deutscher, hat aber französische Wurzeln.<br />
Die anderen beiden Vorstandskollegen<br />
kenne ich noch von der Hoechst AG.<br />
Im Vorstand und im Verwaltungsrat findet<br />
sich keine Frau. Wann ändert sich das?<br />
Wenn es eine geeignete Kollegin gibt, können<br />
wir darüber reden. Unserem Verwaltungsrat<br />
würde es sicher gut tun, ein oder<br />
zwei Frauen im Gremium zu haben.<br />
Dem Vorstand nicht?<br />
Ich würde mich freuen, wenn sich mehr<br />
Frauen für die Chemiebranche entscheiden<br />
würden. Wir haben nicht genügend<br />
junge Kandidatinnen, die wir entwickeln<br />
können. Ich habe mal unsere Leiterin Personalentwicklung<br />
gebeten, eine Liste mit<br />
den 30 Top-Frauen bei Clariant anzulegen.<br />
Es sind nur 20 zusammengekommen.<br />
Das ist wenig bei rund 22 000 Mitarbeitern.<br />
Arbeiten Sie daran, den Talentpool<br />
für Frauen zu vergrößern?<br />
Nein, da gibt es keine Initiativen. Ich bin<br />
auch gegen eine Frauenquote in Unternehmen.<br />
Eine solche Quote würde selbstbewussten<br />
Frauen, die beruflich ihren Weg<br />
gehen, eher schaden.<br />
2012 haben Sie 7,4 Millionen Schweizer<br />
Franken verdient. Das ist mehr als die<br />
Chefs von BASF und Bayer jeweils erhalten.<br />
Sind Sie so viel Geld wert?<br />
Diese Frage müsste unser Verwaltungsrat<br />
beantworten. Der Betrag liegt sicher am<br />
oberen Ende der Spannbreite, die ich mir<br />
selbst zusprechen würde. Darin enthalten<br />
ist allerdings eine Einmalzahlung von 1,5<br />
Millionen Franken für Leistungen im Zusammenhang<br />
mit der Integration der Süd<br />
Chemie. Und große Teile meiner Vergütung<br />
habe ich noch gar nicht bekommen –<br />
die sind an die Erreichung eines Gewinnziels<br />
geknüpft. Wenn wir das nicht schaffen,<br />
ist das Geld weg. Mein Grundgehalt<br />
liegt bei einer Million Franken, umgerechnet<br />
etwa 800 000 Euro.<br />
Am 24. November stimmt die Schweiz darüber<br />
ab, ob Vorstände künftig nur noch<br />
das maximal Zwölffache des niedrigsten<br />
Arbeiterlohns im Unternehmen verdienen<br />
sollen. Wie stehen Sie dazu?<br />
Ablehnend. Ich habe den Eindruck, dass<br />
da eine Gruppe von Jungsozialisten die<br />
Schweiz rocken will.<br />
n<br />
juergen.salz@wiwo.de, stephanie heise<br />
FOTO: ANGELIKA ZINZOW FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
70 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Weißer Hai statt kleiner Fisch<br />
AT&T | Der US-Riese greift nach Vodafone und will zum größten Telekomkonzern Europas aufsteigen.<br />
Doch nach den NSA- und CIA-Enthüllungen stößt der Sprung über den Atlantik auf wenig Gegenliebe.<br />
Wenn Randall Stephenson zu einem<br />
seiner in jüngster Zeit häufigeren<br />
Auftritte in Brüssel oder London<br />
über den Atlantik kommt, hält der<br />
AT&T-Chef den Europäern gern den Spiegel<br />
vor. „Vor sechs Jahren gehörte Europa<br />
die Spitzenposition im Mobilfunk“, erklärt<br />
der Vorstandschef des größten US-Telekomkonzerns<br />
dann seinen Zuhörern. Heute<br />
dagegen, sagt Stephenson mit stolzgeschwellter<br />
Brust, hätten die USA die Vorreiterrolle<br />
übernommen: „Europa hinkt inzwischen<br />
weit hinter den USA her.“ Denn<br />
die US-Konzerne bauen die schnellsten<br />
Mobilfunknetze und setzen die meisten<br />
Trends im mobilen Internet.<br />
Ein Rezept, wie die Schwäche überwunden<br />
werden könnte, stellt Stephenson<br />
auch aus: Wenn sich Europa stärker<br />
am amerikanischen Wettbewerbsmodell<br />
orientiere und sich die Netzbetreiber<br />
über alle Ländergrenzen<br />
hinweg frei ohne unterschiedliche<br />
nationale Regulierungsauflagen<br />
entfalten dürften, könnte Europa<br />
an alte Erfolge anknüpfen.<br />
Scharf auf Europa Enge Verbindungen zu<br />
den US-Geheimdiensten torpedieren die<br />
Expansionspläne von AT&T-Chef Stephenson<br />
BITTERER BEIGESCHMACK<br />
Die von Stephenson verordnete<br />
Medizin hat einen bitteren Beigeschmack.<br />
Seit dem Sommer<br />
sucht der AT&T-Chef nach<br />
Übernahmekandidaten, und<br />
Europa steht ganz oben auf<br />
seiner Shoppingliste. Doch<br />
wo er auch anklopfte, die Tür<br />
wurde zugeschlagen – so in<br />
Madrid und Rom bei Telefónica<br />
und Telecom Italia. Ihre<br />
ehemals staatlichen Ex-Monopolisten<br />
unter US-Kontrolle,<br />
das wollten die dortigen<br />
Regierungen nicht zulassen.<br />
Jetzt nimmt Stephenson den<br />
britischen Mobilfunkriesen<br />
Vodafone ins Visier. Und keine<br />
Regierung, kein Wettbewerbshüter<br />
soll die Pläne durchkreuzen. „Wenn<br />
AT&T den Sprung über den Teich machen<br />
will, ist das eine der wenigen Optionen, da<br />
Vodafone keine staatlichen Eigner hat“,<br />
sagt Jürgen Morath, Geschäftsführer bei<br />
der Beratung Accenture in Frankfurt.<br />
Stephenson hätte sich keinen schlechteren<br />
Zeitpunkt für den Sprung nach Europa<br />
ausgucken können. Alle IT-Unternehmen<br />
aus den USA stehen seit den Enthüllungen<br />
des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward<br />
Snowden unter dem Generalverdacht,<br />
beim Ausspähen und Überwachen des<br />
weltweiten Internet-Verkehrs eng mit amerikanischen<br />
Geheimdiensten zu kooperieren.<br />
Und AT&T arbeitete offenbar nicht nur<br />
mit der NSA, sondern auch mit dem Auslandsgeheimdienst<br />
CIA zusammen, wie<br />
die „New York Times“ von einem Insider<br />
erfuhr. Wenn solch ein US-Unternehmen<br />
die Kontrolle über die hiesigen Festnetzund<br />
Mobilfunkinfrastrukturen übernehmen<br />
will, wiegt dieser Verdacht besonders<br />
schwer. Denn das Abzapfen der Daten<br />
wäre dann noch einfacher.<br />
PRÜFUNG IN BERLIN<br />
Der Megadeal im Volumen von<br />
weit mehr als 150 Milliarden Euro<br />
wäre eine der größten Übernahmen<br />
weltweit. Eine AT&T-Vodafone-Gruppe<br />
würde mit einem<br />
Umsatz von rund 200 Milliarden<br />
Euro Marktführer in den<br />
USA und Europa und der<br />
mit Abstand größte Telekomkonzern.<br />
Derzeit<br />
spielen die Amerikaner<br />
alle Szenarien durch.<br />
Danach könnte Stephenson<br />
Anfang 2014<br />
Kontakt mit Vodafone-Chef<br />
Vittorio<br />
Colao aufnehmen<br />
und ein Übernahme-<br />
oder Fusionsangebot<br />
vorlegen.<br />
Ob solch eine Hochzeit<br />
den Segen der<br />
Wettbewerbshüter findet,<br />
ist offen. Nicht nur Brüssel und London,<br />
auch Berlin verfolgt AT&Ts Ambitionen<br />
sehr genau. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
behält sich vor, eine<br />
Übernahme von Vodafone durch AT&T genau<br />
zu prüfen. Die Möglichkeit, eine Übernahme<br />
zu untersagen oder mit Auflagen zu<br />
versehen, besteht nach Paragraf 55 der<br />
»<br />
FOTO: GETTY IMAGES/BLOOMBERG<br />
72 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
Außenwirtschaftsverordnung, wenn „die<br />
öffentliche Ordnung oder Sicherheit der<br />
Bundesrepublik Deutschland gefährdet ist“.<br />
Nach der Verordnung kann der Bundeswirtschaftsminister<br />
auch einschreiten,<br />
wenn ein US-Unternehmen einen britischen<br />
Konzern schluckt, der wie Vodafone<br />
eine starke Präsenz in Deutschland hat.<br />
Solch einer Entscheidung müsste aber die<br />
gesamte Bundesregierung zustimmen.<br />
Die Deutsche Telekom warnt vorsorglich<br />
schon vor den Risiken bei einem Ausverkauf<br />
der europäischen Telekommunikationsbranche.<br />
„Europäische Netzbetreiber<br />
werden zu Übernahmezielen von Spielern<br />
außerhalb Europas“, heißt es in einem Positionspapier,<br />
das der künftige Telekom-<br />
Chef Timotheus Höttges Ende Oktober an<br />
Kanzleramt und EU-Kommission ver-<br />
Vor dem Sprung an die Spitze<br />
Diezehnumsatzstärksten Telekomkonzerne<br />
der Welt (inMilliarden Dollar)<br />
NTT<br />
AT&T<br />
Verizon<br />
ChinaMobile<br />
Telefónica<br />
Deutsche Telekom<br />
Vodafone<br />
Comcast<br />
AméricaMóvil<br />
Orange<br />
Geschäftsjahr 2012;Quelle:Fortune 500<br />
80,1<br />
74,8<br />
70,2<br />
62,6<br />
58,9<br />
55,9<br />
96,9<br />
128,9<br />
127,4<br />
<strong>11</strong>5,8<br />
schickte (WirtschaftsWoche 45/<strong>2013</strong>).<br />
Durch die wachsende Abhängigkeit von<br />
außereuropäischen Anbietern werde nicht<br />
nur die technische Souveränität im Internet<br />
gefährdet. Europa werde auch verwundbarer<br />
gegen Cyberangriffe aller Art<br />
und setze die Fähigkeit aufs Spiel, kritische<br />
Telekominfrastrukturen zu schützen.<br />
Die Telekom baut bereits die erste Abwehrfront<br />
auf. Ein nationales oder europäisches<br />
Routing soll dafür sorgen, dass kein<br />
Byte mehr im innerdeutschen Verkehr die<br />
Grenzen verlässt. Eine entsprechende Vorschrift<br />
will Bundesinnenminister Hans-Peter<br />
Friedrich mit dem künftigen Koalitionspartner<br />
SPD diskutieren und zügig im neuen<br />
IT-Sicherheitsgesetz verankern. Damit<br />
soll es für ausländische Geheimdienste<br />
schwerer werden, Internet-Kommunikation<br />
zwischen deutschen Kunden und Unternehmen<br />
auszuspionieren.<br />
Für AT&T wäre das ein Schlag: Denn zu<br />
den wichtigen Geschäftsfeldern gehört<br />
auch, Daten in großen Mengen über eigene<br />
Transatlantikkabel zwischen den USA<br />
und Europa zu transportieren.<br />
SCHUTZSCHILD DER TELEKOM<br />
Die Telekom geht noch einen Schritt weiter,<br />
um verunsicherte Geschäftskunden<br />
von US-Unternehmen wegzulocken. An<br />
diesem Montag, auf einem gemeinsam mit<br />
der Münchner Sicherheitskonferenz veranstalteten<br />
Cyber Security Summit in<br />
Bonn, stellt der neue Geschäftsbereich Cybersecurity<br />
sein erstes Produkt vor. Mit der<br />
„Clean Pipe“, also der sauberen Leitung,<br />
will die Telekom einen Schutzschild für<br />
Geschäftskunden gegen alle elementaren<br />
Bedrohungen aus dem Internet aufbauen.<br />
Ausverkauf auf Raten<br />
WieEuropaden Anschluss in der<br />
Digitalwirtschaft verliert<br />
446<br />
15%<br />
85%<br />
2008<br />
567 592 567 609<br />
25%<br />
75%<br />
30%<br />
70%<br />
37%<br />
63%<br />
47 %<br />
53%<br />
09 10 <strong>11</strong> 12<br />
Quelle:Boston Consulting Group<br />
Börsenwertvon<br />
Internet-Anbietern<br />
in Europa<br />
(inMrd.€)<br />
mitFirmensitz<br />
außerhalb der EU<br />
mitFirmensitz<br />
in der EU<br />
Sensible Komponenten <strong>vom</strong> Internet-<br />
Router bis zum Cloud Computing stammen<br />
dann von deutschen Anbietern, die<br />
nicht mit ausländischen Geheimdiensten<br />
kooperieren. Das Produkt hat die Telekom<br />
mit der auf Hochsicherheit spezialisierten<br />
Lancom aus Aachen entwickelt, die Hochgeschwindigkeitsrouter<br />
baut.<br />
Den idealen Zeitpunkt für eine Übernahme<br />
in Europa hat AT&T nach Ansicht von<br />
Experten ohnehin verpasst. „Signifikante<br />
Synergien sind zwischen den USA und Europa<br />
nicht zu finden“, sagt Wolfgang Bock,<br />
der für Telekommunikation zuständige Senior<br />
Partner bei der Beratung Boston Consulting<br />
in München. „Ein Zukauf in Europa<br />
macht für AT&T vor allem Sinn, wenn ein<br />
Netzbetreiber als unterbewertet eingestuft<br />
wird.“ Doch die Börsenbewertungen seien<br />
seit Jahresanfang um rund 30 Prozent gestiegen,<br />
es gebe keine Schnäppchen mehr.<br />
Der Gegenwind aus Europa kommt für<br />
AT&T überraschend. Bislang wurden US-<br />
Telekomgiganten als Investoren mit offenen<br />
Armen empfangen. Bereits in den<br />
Neunzigerjahren waren zwei der Vorgängerfirmen<br />
der heutigen AT&T – Pacific<br />
Telesis und Bell South – Gründungsgesellschafter<br />
von Mannesmann Mobilfunk und<br />
E-Plus. AT&T hielt sogar eine Minderheitsbeteiligung<br />
an Mannesmann Arcor, dem<br />
zweitgrößten Telekom-Konkurrenten im<br />
Festnetz. Doch infolge der Fusionswelle in<br />
den USA, aus der die heutigen Riesen<br />
AT&T und Verizon entstanden, zogen sich<br />
die Amerikaner aus Deutschland zurück.<br />
Die Wachstumschancen auf dem Heimatmarkt<br />
waren so groß, dass die Unternehmen<br />
alle Investitionen dort konzentrierten.<br />
Das Blatt hat sich gewendet. AT&T-Chef<br />
Stephenson muss im Ausland nach Wachstum<br />
suchen. Sein Heimatmarkt ist längst<br />
zu klein geworden. Wettbewerbsauflagen<br />
behindern die heimische Expansion. Daher<br />
bewegt sich beim Gesamtumsatz kaum<br />
noch etwas. 2009 setzte AT&T rund 123<br />
Milliarden Dollar um. 2012 war es mit 127,4<br />
Milliarden Dollar nur wenig mehr. Gleichzeitig<br />
brach der Gewinn von damals 12,1<br />
Milliarden Dollar wegen hoher Kosten für<br />
den Ausbau der Netzinfrastruktur auf 7,2<br />
Milliarden Dollar ein. Und das, obwohl die<br />
Belegschaft zeitgleich von 283000 auf<br />
242000 Mitarbeiter schrumpfte.<br />
KAUM WACHSTUM IN DER HEIMAT<br />
Im Mobilfunk ist AT&T zwar US-Marktführer<br />
mit 109 Millionen Kunden. Doch große<br />
Sprünge sind nicht mehr zu erwarten. Der<br />
neue T-Mobile-Chef John Legere zieht mit<br />
besserer Abdeckung und Kampfpreisen<br />
gegen AT&T zu Felde. Eine leichte Übung:<br />
Der texanische Konzern hat die mit Abstand<br />
teuersten Mobilfunktarife in den<br />
USA. Im vergangenen Quartal schaffte Legere<br />
die Trendwende und gewann mehr<br />
als eine Million Kunden dazu, darunter<br />
648000 hochwertige Vertragskunden.<br />
Den Gegenangriff will Stephenson nun<br />
in Europa starten. Schon 1994 prahlte der<br />
damalige AT&T-Chef Robert Allen: „Mit einem<br />
Anteil von fünf Prozent an der 1,5 Billionen<br />
Dollar starken Informationsindustrie<br />
weltweit ist AT&T nur ein kleiner Fisch<br />
mit viel Platz zum Wachsen.“ 20 Jahre später<br />
arbeitet sein Nachfolger an der Vollendung<br />
dieses Plans. Denn bisher ist<br />
AT&Ts Anteil im boomenden Internet-<br />
Markt nicht viel größer. Aus dem kleinen<br />
Fisch soll wohl ein weißer Hai werden. n<br />
juergen.berke@wiwo.de, matthias hohensee | Silicon Valley<br />
74 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Technik&Wissen<br />
Eine Drohne überwacht den Acker<br />
vor dem Mähen und Ernten und<br />
warnt, wenn sich Wildtiere dort verstecken<br />
oder Kinder spielen.<br />
Mähdrescher ernten Getreide<br />
dank zentimetergenauer<br />
Satelliten-Navigation selbstständig<br />
und rufen den Traktor,<br />
wenn ihr Speicher voll ist.<br />
Wall-Ye heißt der Weinbergroboter,<br />
der Reben schneidet<br />
und sich automatisch durch<br />
den Weinberg bewegt.<br />
Harvey ist der ideale Roboter für<br />
Großgärtnereien: Er kann Tag und<br />
Nacht schwere Töpfe versetzen.<br />
Unkraut wegballern<br />
AGRARWIRTSCHAFT | Ernteroboter, ferngesteuerte Anti-Unkraut-Drohnen und intelligente<br />
Mähdrescher: Die Landwirtschaft steht vor einem gigantischen Innovationsschub. Dadurch<br />
könnte sie sparsamer und zugleich umweltfreundlicher werden.<br />
Eein Augenpaar späht den Acker<br />
aus. Plötzlich bohrt sich ein Arm<br />
in den Ackerboden, kommt wenige<br />
Sekunden später wieder heraus.<br />
Dann stakst der sechsbeinige,<br />
kaum ein Meter große, silberfarbene<br />
Roboter mit eckigen Schritten auf dem<br />
Acker weiter.<br />
Nein, es ist kein Außerirdischer, der gerade<br />
den Planeten Erde erkundet. Es ist einer<br />
der ersten Pflanzroboter, die auf einem<br />
Acker im US-Bundesstaat Iowa die idealen<br />
Stellen für Samen suchen. Er checkt, ob<br />
Dünger und Pflanzenschutzmittel nötig<br />
sind und ob der Ackerboden feucht genug<br />
ist. Erfinder dieses elektronischen Gesellen<br />
ist der Biotechniker David Dorhout, der<br />
mit seinem Unternehmen Dorhout die<br />
Landwirtschaft für immer verändern will:<br />
Bald sollen Roboter in Schwärmen Felder<br />
bestellen, Grünzeug pflegen, Pflanzen bewässern<br />
und sogar Früchte ernten.<br />
Das Ziel: mit weniger Chemie mehr Ernte<br />
einfahren, ohne die Böden dabei zu stark<br />
zu beschädigen.<br />
So wie Dorhout arbeiten viele Forscher<br />
in Unternehmen und Hochschulen an<br />
Pflanz-, Pflege- und Ernterobotern sowie<br />
einer weitreichenden Vernetzung des Maschinenparks<br />
auf dem Bauernhof. Das wird<br />
76 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Roboter Bonirob untersucht,<br />
wie gut jede Pflanze<br />
mit Nährstoffen, Wasser<br />
und Schädlingsbekämpfungsmitteln<br />
versorgt ist.<br />
Der Landwirt der Zukunft<br />
steuert und kontrolliert<br />
seine Ernteroboter und<br />
vernetzte Maschinen <strong>vom</strong><br />
Tablet-Rechner aus.<br />
Aquarius, ein Roboter<br />
aus Kalifornien, versorgt<br />
Pflanzen selbstständig<br />
mit Wasser.<br />
Pflanzroboter Prospero sucht<br />
auf dem Acker die beste Stelle<br />
für Samen und sät ihn dort aus.<br />
ILLUSTRATION: JAVIER ZRRACINA<br />
auch die weltweit größte Landtechnikmesse<br />
Agritechnica zeigen, die am 12. November<br />
in Hannover beginnt. Die blechernen<br />
Gesellen sollen in Zukunft die Ernährung<br />
von fast zehn Milliarden Menschen sichern,<br />
die nach Schätzungen der UN im<br />
Jahr 2050 auf der Erde leben. Die brauchen<br />
neben einer besseren Verteilung der Nahrungsmittel<br />
vor allem rund doppelt so viel<br />
davon wie heute.<br />
Mit konventioneller Landwirtschaft<br />
kann das nicht gelingen: Sie verbraucht zu<br />
viel Trinkwasser, zu viel Dünger und zu viele<br />
Pflanzenschutzmittel, und sie schädigt<br />
darüber hinaus Böden und Grundwasser.<br />
Zugleich sorgt der Klimawandel weltweit<br />
für schrumpfende Ackerflächen und<br />
schwierige Anbaubedingungen. All das<br />
zeigt, dass die Landwirtschaft mit den alten<br />
Instrumenten nicht mehr weiterkommt.<br />
„Die digital gestützte Automatisierung<br />
ist die nächste große Entwicklung in der<br />
Landwirtschaft, die höhere Erträge bringt<br />
und die Umwelt schont“, sagt Hermann<br />
Garbers, beim ostwestfälischen Landmaschinenhersteller<br />
Claas für Forschung und<br />
Entwicklung zuständig und gleichzeitig<br />
Vorsitzender Landtechnik im Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.<br />
Agrarroboter<br />
messen sich im<br />
Pflanzen und<br />
Unkrautbekämpfen<br />
Dieser neue, von vernetzten Maschinen<br />
und Robotern getriebene Automatisierungsschub<br />
der Landwirtschaft ist schon<br />
im Gange – bislang allerdings weitgehend<br />
unbemerkt. Wer kennt schon die Weltmeisterschaft<br />
Field Robot Event, dieses<br />
Jahr in Prag ausgetragen, bei der sich<br />
Agrarroboter im Pflanzen und Unkrautbekämpfen<br />
messen?<br />
Automatisierung und Präzision werden<br />
damit zum Schlüssel des Bauernhofs der<br />
Zukunft. Warum soll der Landwirt beispielsweise<br />
seinen ganzen Acker mit Chemikalien<br />
überziehen, wenn er sie auch nur<br />
da sprühen kann, wo sie wirklich gebraucht<br />
werden? Jede einzelne Pflanze erhält<br />
dann genau die richtige Menge Wasser,<br />
Dünger, Pflanzenschutzmittel, die sie<br />
braucht. Das würde den Einsatz von Chemie,<br />
Wasser und Dünger auf dem Acker<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 77<br />
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Technik&Wissen<br />
»<br />
oder im Weinberg drastisch reduzieren,<br />
die Betriebskosten senken und gleichzeitig<br />
den Ernteertrag verbessern.<br />
Immer mehr Geräte sind vernetzt, Sensoren<br />
werden billiger, und Roboter erledigen<br />
Aufgaben auf dem Feld automatisch.<br />
Sie überprüfen etwa, ob die Pflanzen ausreichend<br />
mit Nährstoffen und Wasser versorgt<br />
sind, und entlasten so die Umwelt.<br />
Aber das ist nur der Anfang. Einige Experten<br />
glauben gar, dass diese Vernetzung<br />
des Bauernhofs einige der größten Probleme<br />
unserer Landwirtschaft lösen könnte.<br />
Claas Lexion 780<br />
Motor V8-Zylinder, 598 PS<br />
Korntank 12 500 Liter<br />
Gewicht 18 920 Kilogramm<br />
Preis ab 500 000 €<br />
Breite Schneidwerk 12 m<br />
ENDE DER VERSCHWENDUNG<br />
Geschickt umkurvt Bonirob die zarte, wenige<br />
Zentimeter hohe Maispflanze vor einem<br />
seiner Räder. Seine 500 Kilogramm<br />
Gewicht hätten das Pflänzchen beim Überfahren<br />
zermalmt. Aber dazu ist Bonirob<br />
nicht da, er ist vielmehr so etwas wie ein<br />
Ackerdoktor – nur ohne Skalpell und Spritze.<br />
Der vierrädrige Roboter untersucht<br />
stattdessen mit Lichtgitter, Abstandssensoren<br />
und 3-D-Kameras, wie gut jede einzelne<br />
Pflanze mit Nährstoffen und Wasser versorgt<br />
ist und ob sie gegen Schädlinge geschützt<br />
werden muss.<br />
Das Ziel: Je genauer der Bauer weiß, wie<br />
es um jede Pflanze auf seinem Acker bestellt<br />
ist, desto sparsamer kann er Dünger,<br />
Wasser und Pflanzenschutzmittel dosieren.<br />
Es wäre das Ende der Verschwendung<br />
wertvoller Ressourcen.<br />
Dazu erstellt der Roboter eine Art Fingerabdruck<br />
jeder einzelnen Pflanze. „Später<br />
kann Bonirob den genauen Standort einer<br />
bestimmten Pflanze wiederfinden und ihre<br />
Merkmale erneut vermessen“, sagt Arno<br />
Ruckelshausen, Physiker und Projektleiter<br />
an der Hochschule Osnabrück. Denn Bonirob<br />
findet sich dank GPS-Steuerung auf<br />
dem Acker allein zurecht, für maximale Beweglichkeit<br />
haben ihm die Entwickler vier<br />
Radnabenmotoren spendiert. Im Verbund<br />
mit dem Autozulieferer Bosch und dem<br />
Landmaschinenhersteller Amazone hat<br />
Ruckelshausen den Feldroboter als Plattform<br />
entwickelt, die für verschiedenste Anwendungen,<br />
sogenannte Apps, offen ist.<br />
Damit kann der kleine Landarbeiter sogar<br />
zum Unkrautjäter im Ökolandbau werden.<br />
Jetzt bereiten Amazone und Bosch den<br />
Prototyp für die Markteinführung vor. Das<br />
ist allerdings nicht so leicht wie gedacht.<br />
Denn eine wichtige Frage für Roboter ist:<br />
„Wo bin ich, und ist das auch gut so?“ Das<br />
ist auf dem Acker gar nicht so leicht zu beantworten,<br />
wo Sonne, Staub, Regen und<br />
Schlamm die Sensoren stören, hohe Pflanzen<br />
den Blick versperren und der Boden<br />
uneben ist. Für die Bosch-Entwickler aus<br />
dem Wachstumsmarkt Servicerobotik ist<br />
das eine Herausforderung: Die Technologie<br />
muss robust sein und trotzdem zuverlässig<br />
funktionieren, ohne beispielsweise<br />
spielende Kinder zu gefährden.<br />
Während die einen sich mit den Problemen<br />
am Boden herumschlagen, denken<br />
andere Forscher schon in eine ganz andere<br />
Richtung. Sie wollen schwer erreichbare<br />
und weitläufige Felder mit Drohnen aus<br />
der Luft überwachen: Wer über Felder in<br />
der Nähe Berlins geht, wird mitunter heute<br />
schon <strong>vom</strong> hochtourigen Lärm eines heranfliegenden<br />
Messgerätes der Berliner<br />
Humboldt-Universität gestört.<br />
Die knapp 50 Zentimeter lange Drohne<br />
macht in etwa 70 Meter Höhe Aufnahmen<br />
der Pflanzen im sichtbaren und im Infrarotbereich,<br />
die sofort auf dem Laptop des<br />
Bauern landen. Der sieht darauf, wie gut<br />
oder schlecht es seinem Grünzeug geht.<br />
Diesen Fortschritt ermöglichen vor allem<br />
Sensoren, die heute viel besser sehen,<br />
riechen und hören als Menschen und zudem<br />
auch Temperatur, Feuchtigkeit, Wärmestrahlung,<br />
Druck – sowie den Gehalt an<br />
Nähr- oder Giftstoffen erfassen können.<br />
Viele der elektronischen Fühler neuester<br />
Generation, wie sie etwa einer der Marktführer<br />
Bosch Sensortec, aber auch Spezialunternehmen<br />
wie Yara, LandData Eurosoft<br />
und Fritzmeier Umwelttechnik anbieten,<br />
haben nicht mal mehr die Größe eines<br />
Stecknadelkopfes.<br />
Dabei kosten Sensoren, Prozessoren und<br />
Speicherchips mitunter nur noch wenige<br />
Cent und sind heute robust genug, um sie<br />
in Maschinen, Werkzeuge und Bauteile aller<br />
Art einzubauen. Die Daten lassen sich<br />
per Internet oder Mobilfunk in Sekundenschnelle<br />
austauschen.<br />
WENIGER UMWELTBELASTUNG<br />
Die intensive Landwirtschaft gehört bislang<br />
zu den größten Umweltsündern.<br />
Grund dafür ist der enorme Verbrauch und<br />
die Verschmutzung von Trinkwasser – sei<br />
es durch Gülle aus Mastbetrieben oder<br />
durch Schädlingsbekämpfungsmittel. Laut<br />
den Analysten von Deutsche Bank Re-<br />
FOTOS: PR<br />
78 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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John Deere 9460R<br />
Motor 6-Zylinder, 506 PS<br />
Hubraum 13,5 Liter<br />
Getriebe 18 Vorwärts-/6 Rückwärtsgänge<br />
Preis ab 428 400 €<br />
Durchmesser<br />
Zwillingsreifen<br />
205 cm<br />
search produzieren Landwirte und Viehzüchter<br />
14 Prozent der weltweit ausgestoßenen<br />
Treibhausgase. Von der Ressourcenschonung<br />
profitiert aber nicht nur die<br />
Umwelt, sondern auch die Kunden. Sie<br />
kaufen Mehl, Mais, Erdbeeren und Tomaten,<br />
die der Landwirt mit weniger Chemie<br />
gezogen hat.<br />
Zu einer schonenderen Landwirtschaft<br />
könnte ausgerechnet eine wie selbst gebastelt<br />
aussehende Laserapparatur führen,<br />
die sich im Moment noch auf Gleisen in einem<br />
Gewächshaus der Leibniz-Universität<br />
Hannover bewegt. Forscher haben mit<br />
Geld der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
einen Roboter entwickelt, der auch<br />
kleine Jungs für das Unkrautjäten begeistern<br />
könnte: Er kann nämlich unerwünschtes<br />
Grünzeug einfach weglasern.<br />
Während der Fahrt lenkt der Apparat eine<br />
Art Kanone auf ein Büschel Unkraut. Dann<br />
ein Blitz, und es knistert kurz – schon ist<br />
das Kraut verdampft.<br />
Damit der Laser nicht wahllos auf dem<br />
Acker um sich ballert, scannt der Roboter<br />
zunächst mit einer Kamera den Boden und<br />
die Pflanzen und übermittelt die Bilder an<br />
einen Rechner. Dort ist in einer Datenbank<br />
die Gestalt der Unkräuter und Nutzpflanzen<br />
hinterlegt.<br />
Blitzschnell entscheidet der Rechner,<br />
was der Roboter vernichten soll und was<br />
stehen bleiben darf. Außerdem speichert<br />
Die Erdbeere ist<br />
ein Sensibelchen,<br />
das sich schwer<br />
ernten lässt<br />
er die Lage jedes unbekannten Unkrauts<br />
mit GPS-Daten. So kann der Strahl des Lasers<br />
später – wenn das Unkraut identifiziert<br />
ist – exakt auf das Wuchszentrum der<br />
Pflanze gerichtet werden.<br />
Das Interesse an dem Projekt sei jetzt<br />
schon groß, sagt Projektleiter Thomas<br />
Rath. „Überall dort, wo eine Überfahrt über<br />
das Beet relativ leicht zu realisieren ist,<br />
könnte das System bald zum Einsatz kommen<br />
– zum Beispiel in Gewächshäusern<br />
oder Baumschulen“, sagt Rath.<br />
Was so einfach klingt, war während der<br />
Entwicklung durchaus knifflig. Bei den ersten<br />
Versuchen zeigte sich beispielsweise,<br />
dass Laser mit zu geringer Energiemenge<br />
das Unkraut zum Wachsen anregte, statt es<br />
zu zerstören. Erst stärkere Laser konnten<br />
die Unkräuter wirklich vernichten.<br />
Weil die Laserkanone im unwegsamen<br />
Gelände schon mal ins Straucheln gerät,<br />
entwickeln die Agrartechniker in Hannover<br />
zudem eine Drohne, die die Unkräuter<br />
aus der Luft vernichten kann. Dieser Flugroboter<br />
scannt ebenfalls zunächst die<br />
Pflanzen, gleicht das Gewächs mit den hinterlegten<br />
Fotos in einer Datenbank ab und<br />
vernichtet dann das Unkraut.<br />
Die Schwierigkeit für die Entwickler: Die<br />
Drohne muss mit der Laserkanone sehr ruhig<br />
in der Luft stehen, damit sie wirklich<br />
nur das Unkraut abschießt und nicht aus<br />
Versehen auch die benachbarte Nutzpflanze.<br />
Die ersten Tests sind nun im Gange.<br />
DAS PERSONALPROBLEM<br />
Aber der Kampf gegen Unkraut ist nur eines<br />
der Einsatzfelder der neuen, elektronischen<br />
Hilfsarbeiter. Sie helfen mittlerweile<br />
auch bei der Ernte – sogar während der<br />
Erdbeerzeit. Dabei ist die begehrte Frucht<br />
ein echtes Sensibelchen. Sie reift langsam,<br />
braucht jede Menge Sonne, und selbst die<br />
Ernte behagt ihr nicht, weil schon winzige<br />
Druckstellen dazu führen, dass die Erdbeere<br />
verdirbt. Bauern müssen daher in sehr<br />
kurzer Zeit viele Aushilfen einstellen, um<br />
die wertvollen Früchte <strong>vom</strong> Feld zu holen.<br />
Denn nur Menschen besitzen das nötige<br />
Feingefühl, um die sensiblen Früchtchen<br />
zu ernten. Bislang jedenfalls.<br />
Ein neuer Roboter soll jetzt ebenfalls einfühlsam<br />
genug für die Erdbeerernte sein.<br />
Ingenieure der Firma Agrobot aus dem<br />
größten Erdbeeranbaugebiet Spaniens,<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 79<br />
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Technik&Wissen<br />
»<br />
Huelva, haben eine Erntemaschine für<br />
die sensiblen Früchte entwickelt. Noch<br />
steuern Menschen den mehr als vier Meter<br />
langen Roboter. Der fährt an den im Hochbeet<br />
wachsenden Pflanzen vorbei und<br />
schneidet mit zwei Messern die Erdbeeren<br />
ab. Die Greifarme des Geräts, die mit einem<br />
Auffangkörbchen für die Früchte ausgestattet<br />
sind, verhindern, dass die Erdbeeren<br />
unsanft fallen und Druckstellen bekommen.<br />
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Roboter<br />
in den nächsten Jahren immer anspruchsvollere<br />
Aufgaben übernehmen<br />
werden – auch in Gärtnereien.<br />
Da wäre zum Beispiel Harvey, der erste<br />
Roboter des US-Unternehmens Harvest<br />
Automation. Mit seinen Greifarmen packt<br />
er Töpfe mit Pflanzen, topft sie um, stellt sie<br />
im Winter dichter zusammen und im Frühjahr<br />
weiter auseinander, damit sie genügend<br />
Licht bekommen. Im Sommer, wenn<br />
sie weiter gewachsen sind, bewegt er sie<br />
noch einmal weiter auseinander. Bis zu<br />
zehn Mal wird jeder Topf umgesetzt, bevor<br />
er verkauft wird. In Großgärtnereien gibt es<br />
rund eine Million solcher Töpfe – viel zu<br />
tun für Roboter wie Harvey.<br />
Wall-Ye Weinbergroboter<br />
Ausstattung 6 Kameras, Navigation<br />
Leistung beschneidet 600 Reben/Tag<br />
Gewicht ca. 20 Kilogramm<br />
Preis ca. 24 000 €<br />
Er wiegt rund 40 Kilogramm, kann bis zu<br />
zehn Kilogramm schwere Töpfe mit Tomaten,<br />
Rosen oder Tulpen tragen, schuftet,<br />
wenn es sein muss, Tag und Nacht und bei<br />
jedem Wetter. Harvey, der seit Mitte des<br />
Jahres für 30 000 US-Dollar zu haben ist,<br />
kommt auch prima mit Menschen in seiner<br />
Umgebung klar, weil er sie dank seiner<br />
Sensoren erkennt und Zusammenstöße<br />
vermeidet.<br />
Sein Erfinder Joe Jones hat bereits einmal<br />
bewiesen, dass er weiß, wie man solche<br />
elektronischen Gesellen baut: Er half,<br />
den weltweit erfolgreichen Roboterstaubsauger<br />
Roomba zu entwickeln.<br />
In einem nächsten Schritt will Jones dem<br />
elektronischen Gärtner Harvey immer<br />
mehr beibringen: Bald soll der Roboter<br />
Pflanzen auch selbstständig beschneiden<br />
und düngen sowie Melonen und Kürbisse<br />
ernten können.<br />
VERNETZTE MECHANIK<br />
Vernetzung und Intelligenz erobern jeden<br />
Bereich der Landwirtschaft. Auf den Feldern<br />
von morgen sind nicht nur Roboter<br />
wie Harvey unterwegs, sondern auch<br />
hochintelligente, gigantische Landmaschinen.<br />
Noch vor einigen Jahren waren beispielsweise<br />
Mähdrescher rein mechanisch-hydraulische<br />
Ungetüme, heute sind<br />
sie fahrende Großrechner mit einer Vielzahl<br />
von Sensoren.<br />
Der grasgrüne Mähdrescher Lexion 780<br />
von Claas ist ein beeindruckender Kraftprotz:<br />
Der Achtzylindermotor von Merce-<br />
FOTO: LAIF/REA/AUDRAS<br />
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des mit einem Hubraum von 16 Litern hat<br />
fast 600 PS, sein Mähwerk ist bis zu 12 Meter<br />
breit. Er hat einen Dieseltank, der mehr als<br />
1000 Liter Treibstoff fasst. Damit ist er wie<br />
geschaffen für die riesigen Weizenfelder, wie<br />
es sie etwa im Osten Deutschlands oder auf<br />
den ehemaligen Kolchosen in Russland gibt.<br />
Aber der automatisch fahrende Lexion<br />
ist nicht nur stark, es steckt auch jede Menge<br />
Intelligenz in der Maschine: Die sogenannte<br />
Cemos-Steuerung des Mähdreschers<br />
überwacht vollautomatisch ständig<br />
Temperatur und Feuchtigkeit des Getreides<br />
und stellt die Schnittlänge für die Getreidehalme<br />
automatisch immer wieder<br />
neu ein. An welcher Stelle er wie viel Getreide<br />
geerntet hat, speichert er exakt ab. So<br />
weiß der Landwirt schnell, welcher Bereich<br />
seines Ackers mehr oder weniger<br />
Dünger braucht.<br />
Bei aller Faszination für intelligente Maschinen<br />
haben solche Giganten des Ackers<br />
ein Problem: Brummer wie der Lexion wiegen<br />
mehr als 18 Tonnen, kosten mehr als<br />
500 000 Euro und werden nur an 40 Tagen<br />
im Jahr genutzt. Ganz klar: „Maschinen wie<br />
Mähdrescher, Traktoren oder Maishäcksler<br />
können kaum noch größer werden“, sagt<br />
Claas-Forschungschef Garbers. Neben<br />
noch stärkerer Bodenverdichtung und hohen<br />
Treibstoffkosten gibt es ein weiteres<br />
Problem: Sie dürfen nicht mehr auf öffentlichen<br />
Straßen fahren.<br />
Stattdessen arbeiten Entwickler daher<br />
daran, die Intelligenz und Selbstständigkeit<br />
der Maschinen zu erhöhen. „Elektronik<br />
verdrängt zunehmend die Hydraulik<br />
und Mechanik, und Maschinen werden<br />
Die großen sechs<br />
Sechs Unternehmen teilen sich den Markt<br />
für Landtechnik zu fast 90 Prozent auf<br />
John Deere<br />
New Holland<br />
Case (CNH)<br />
AGCO<br />
Kubota<br />
Claas<br />
Same-Deutz-<br />
Fahr (SD)<br />
Land<br />
USA<br />
NL<br />
USA<br />
J<br />
D<br />
I<br />
Marken<br />
John Deere<br />
Steyr,<br />
New Holland Case<br />
Fendt, Valtra,<br />
Challenger,<br />
Massey-Ferguson<br />
Kubota<br />
Claas<br />
Deutz-Fahr,<br />
Same, Lamborghini,<br />
Hürlimann<br />
1 2012 in Millionen Euro; 2 geschätzt; Quelle VDMA<br />
Umsatz 1<br />
20864<br />
12044<br />
7689<br />
6762 2<br />
3381<br />
<strong>11</strong>90<br />
künftig noch intensiver miteinander kommunizieren<br />
können“, sagt Thomas Engel,<br />
zuständig für die Sparte Intelligente Lösungen<br />
beim Landmaschinenhersteller John<br />
Deere in Kaiserslautern.<br />
TEURE WARTEZEITEN VERMEIDEN<br />
Das Forschungsprojekt des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
Marion zeigt, wie das<br />
geht: Eine neue Software berechnet ständig,<br />
wann der Speicher des Mähdreschers<br />
voll ist, damit der Traktor mit dem Ladewagen<br />
rechtzeitig da ist. So lassen sich<br />
unnötige Fahrten sowie teure Wartezeiten<br />
für Traktor wie für den Mähdrescher vermeiden.<br />
Es ist keine Frage: Automatisierung, Vernetzung<br />
und Feldroboter verändern das<br />
Berufsbild des Landwirts in den nächsten<br />
Jahren von Grund auf. Statt auf einem<br />
Traktor sitzt der Landwirt in Zukunft immer<br />
häufiger vor einem tragbaren Rechner,<br />
der ihm anzeigt, wie gesund Weizen, Mais,<br />
Erdbeeren und Kartoffelpflanzen auf seinen<br />
Äckern sind und was die Roboter, die<br />
über seine Felder schwärmen, gerade anstellen.<br />
n<br />
juergen.rees@wiwo.de<br />
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Technik&Wissen<br />
Reality TV Vernetzte Sicherheitskameras<br />
senden Livebilder via Internet aufs Handy<br />
Dieb oder Dackel<br />
SICHERHEITSTECHNIK | Intelligente Software und smarte Sensoren<br />
verwandeln schnurlose Videokameras in billige Alarmanlagen.<br />
Adam Sager ist vermutlich die Produktidee<br />
des Jahres gelungen: Sie heißt<br />
Canary, erinnert grob an eine Cola-<br />
Dose und ist so etwas wie die All-in-one-<br />
Alarmanlage für den Hausgebrauch. Binnen<br />
eines Monats hat Sager im vergangenen<br />
Sommer mit seiner Erfindung zwei Millionen<br />
Dollar eingesammelt – für ein Produkt,<br />
dass nicht einmal auf dem Markt war. Auf der<br />
Crowdfunding-Plattform Indiegogo suchte<br />
der 36-jährige Israeli potenzielle Käufer, um<br />
mit dem angepeilten Erlös von 100000 Dollar<br />
die erste Produktreihe zu finanzieren. Am<br />
Ende sprang das 20-Fache dabei heraus.<br />
Objekt der Begierde ist eine smarte Überwachungskamera,<br />
verpackt in einem eleganten,<br />
weiß-schwarzen Zylinder und gepaart<br />
mit reichlich Sensortechnik und einem<br />
drahtlosen Internet-Zugang. So kann<br />
sie nicht nur hochauflösende Fotos und Videos<br />
aufnehmen und im Internet sichern.<br />
Daneben hat Sager, der früher für<br />
die israelische Armee Sicherheitssysteme<br />
entwickelte<br />
und bis zur Gründung seines<br />
ebenfalls Canary genannten<br />
Startups Ende<br />
2012 Sicherheits-Consultant<br />
bei der Unternehmensberatung<br />
Control<br />
Risks war, jede Menge<br />
zusätzlicher Intelligenz in<br />
seine Alarmdose gepackt.<br />
Dank der Technik kann das System das<br />
normale Geschehen in der Wohnung analysieren<br />
und dann erkennen, ob später der<br />
Dackel durch den Flur schleicht, während<br />
sein Herrchen arbeiten ist, oder die Putzfrau<br />
wie stets Montagfrüh die Wohnung<br />
aufräumt. Rührt sich aber ein Dieb,<br />
schickt Canary einen Alarm aufs<br />
Smartphone des Besitzers<br />
und auf dem Display erscheint<br />
das Livebild aus<br />
der Wohnung.<br />
Lange Zeit waren<br />
Alarmanlagen nur etwas<br />
für Unternehmen oder gut<br />
Betuchte. Die Installation der<br />
Geräte war kompliziert. Oft<br />
mussten Wände für Kabel aufgerissen<br />
werden. Und vielfach kostete die Sicherheit<br />
monatlich Servicegebühr. Sager<br />
Canary<br />
Funktion Multifunktionskamera<br />
mit Full-HD-Auflösung und<br />
integrierten Umweltsensoren<br />
Stark Selbstlernende Software<br />
analysiert Alltagsablauf<br />
und vermeidet so Fehlalarme<br />
Schwach Keine Vernetzung mit<br />
anderen WLAN-Geräten im Haus<br />
Preis 199 Dollar<br />
will den Markt nun auf den Kopf stellen:<br />
mit intuitiver Alarmtechnik für alle und<br />
zum Kampfpreis von 199 Dollar.<br />
Den Trend zu solch innovativen Alarmsystemen<br />
sieht auch der deutsche Sicherheitstechnikhersteller<br />
Lupus Electronics<br />
aus Landau in Rheinland-Pfalz. „Unseren<br />
Hauptwachstumsmarkt sehen wir bei Privatkunden“,<br />
sagt Matthias Wolff, der bei Lupus<br />
Marketing und Vertrieb verantwortet.<br />
„Die Menschen haben verstanden, dass Sicherheitstechnik<br />
nicht nur etwas für die<br />
oberen Zehntausend ist.“<br />
Drahtlose Kameras sind dafür geradezu<br />
prädestiniert: Im Gegensatz zu herkömmlicher<br />
Sicherheitstechnik, müssen sie nur<br />
an die Steckdose angeschlossen und über<br />
WLAN-Basisstationen wie AVMs populäre<br />
Fritzbox mit dem Internet verbunden werden.<br />
Kameras wie die von Lupus lassen<br />
sich sogar zu Überwachungsnetzen von bis<br />
zu neun Geräten verknüpfen.<br />
Die Feineinstellung erfolgt dann <strong>vom</strong><br />
heimischen PC, per App <strong>vom</strong> Smartphone<br />
oder – wie bei Sager – quasi autonom. Und<br />
wer Haus oder Wohnung verlässt, schaltet<br />
die Technik entweder an der Kamera<br />
scharf oder per Befehl übers Internet. Im<br />
Falle der Canary kann der Nutzer sogar<br />
Axis M1034-W<br />
Funktion Kompakte Kamera<br />
mit Mikrofon und Lautsprecher<br />
für Sprachkontakt<br />
Stark Sichere HTTPS-<br />
Verschlüsselung integriert<br />
Schwach Keine Nachtsicht,<br />
geringer 80-Grad-Blickwinkel<br />
Preis Rund 300 Euro<br />
über eine Handy-App einen virtuellen Datenzaun<br />
errichten. Mithilfe des sogenannten<br />
„Geofencing“ aktiviert sich die Anlage<br />
dann automatisch, sobald der Besitzer mit<br />
seinem Smartphone einen vordefinierten<br />
Radius um sein Zuhause verlässt.<br />
All das sind ganz neue Nutzungsszenarien<br />
für eine längst etablierte Kameratechnik.<br />
Schließlich gibt es drahtlose Netzwerkkameras<br />
– etwa für Videokonferenzen –<br />
schon seit rund einem Jahrzehnt. Sie blieben<br />
aber lange Nischenprodukte, vorwiegend<br />
für den professionellen Einsatz. „Erst<br />
als Computerhersteller den Markt für sich<br />
entdeckt haben, wurde die breite Öffent-<br />
FOTOS: DDP IMAGES/MILLAUER, MAURITIUS IMAGES (MONTAGE WIRTSCHAFTSWOCHE), PR (6)<br />
82 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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lichkeit auf WLAN-Kameras<br />
aufmerksam“, sagt René<br />
Kiefer, Spezialist für Videosysteme<br />
beim Zentralverband<br />
Elektrotechnik-<br />
und Elektronikindustrie<br />
(ZVEI) und Referent für<br />
Sicherheitssysteme bei Siemens.<br />
Inzwischen gibt es die smarten<br />
Wächter nicht nur von klassischen Sicherheitstechnikanbietern,<br />
sondern auch von<br />
IT-Herstellern wie TP-Link oder Trendnet –<br />
und eben von Startups wie Canary. Sie alle<br />
rüsten die Kameras nun mit Bewegungssensoren,<br />
Geräuschmeldern und Nachtsichtfunktionen<br />
weiter auf. Vor allem die<br />
Bildqualität wird immer besser: Aktuelle<br />
Kameras liefern Bilder in fernsehreifer<br />
Full-HD-Qualität mit zwei Megapixeln. Die<br />
Lupus-Entwickler arbeiten sogar schon an<br />
Fünf-Megapixel-Modellen.<br />
Y-Cam Homemonitor<br />
Preis 264 Euro<br />
Funktion Kamera mit<br />
kostenlosem Sieben-<br />
Tage-Speicher im<br />
Internet<br />
Stark Kamera<br />
sichert bei Alarm<br />
zehn Sekunden<br />
Vorlauf mit<br />
Schwach Sehr<br />
geringer Blickwinkel<br />
(60/45 Grad horizontal/vertikal),<br />
nur VGA-<br />
Auflösung<br />
Doch der Leistungsschub hat eine Kehrseite:<br />
Die besseren Bilder benötigen auch<br />
immer schnellere Datenverbindungen,<br />
wenn die Aufnahmen im Netz gespeichert<br />
werden sollen, damit Einbrecher nicht kurzerhand<br />
mit der Kamera auch die Videospuren<br />
einsacken können.<br />
„Bei Videos in HD-Qualität kommt so<br />
manche Internet-Verbindung an ihre Grenzen“,<br />
sagt Marc Fliehe, Referent für IT-<br />
Sicherheit beim Branchenverband<br />
Bitkom. Und bei Kunden<br />
mit limitierten Online-Anschlüssen<br />
wie<br />
etwa den volumenbegrenzten<br />
Zugängen<br />
der Deutschen Telekom<br />
fressen die Kamerabilder<br />
außerdem wertvolles<br />
Datenguthaben auf.<br />
Lupusnet HD LE931<br />
Funktion Robuste Kamera für<br />
Innen- und Außengebrauch<br />
von –20 bis +50 Grad Celsius<br />
Stark HD-Bildauflösung,<br />
20 Meter Nachtsicht dank<br />
starker Infrarot-LED<br />
Schwach Eingeschränkter<br />
Schwenkbereich, relativ teuer<br />
Preis 459 Euro<br />
Doch Bilder und Videos immer und in<br />
Echtzeit online verfügbar zu haben, ist ohnehin<br />
ziemlich ineffizient. Die Hersteller<br />
setzen daher auf andere Aufnahmeund<br />
Speicherstrategien. Statt<br />
permanent live ins Netz zu<br />
senden, aktivieren sich die<br />
meisten Kameras erst,<br />
wenn der Bewegungssensor<br />
anspringt. Etwa wenn<br />
plötzlich jemand vor der<br />
Linse auftaucht, obwohl<br />
niemand im Haus sein sollte.<br />
„Dezentrale Intelligenz“,<br />
heißt das in der Branche. Selbst<br />
für den Störfall ist vorgesorgt: Bricht die<br />
Internet-Verbindung ab, legen viele Kameras<br />
die Bilder auf einem internen Speicher<br />
ab oder auf einer SD-Karte.<br />
Eine weitere potenzielle Schwachstelle<br />
ist ausgerechnet die Internet-Verbindung<br />
der Kameras, die ja erst den Echtzeit-Blick<br />
in die heimischen vier Wände ermöglicht.<br />
Anders als geschlossene, professionelle<br />
Alarmsysteme, die oft mit internen Rekordern<br />
arbeiten oder per Direktverbindung<br />
mit den Alarmzentralen der Sicherheitsdienste<br />
verbunden sind, sind viele Netzwerkkameras<br />
für den Hausgebrauch nur<br />
über Passwortabfragen und die Firewall<br />
des privaten Online-Zugangs vor unbefugten<br />
Zugriffen aus dem Netz geschützt.<br />
Und genau das macht sie anfälliger für<br />
Manipulation. Erst im August hatte etwa<br />
der Internet-Experte Craig Heffner auf der<br />
amerikanischen IT-Sicherheitskonferenz<br />
Abus TVIP71551<br />
Funktion Wetterfeste HD-Kamera<br />
mit Nachtsichtfunktion<br />
Stark 360 Grad schwenkbar mit<br />
vandalensicherem Schutzdeckel<br />
Schwach Smartphone-App bisher<br />
nur für Apples iOS verfügbar<br />
Preis 400 Euro<br />
TP Link<br />
Funktion Einsteigermodell<br />
mit Livevideo ins Web<br />
Stark Sehr niedriger Preis,<br />
sichere HTTPS-Verschlüsselung<br />
der Videoverbindung<br />
Schwach Niedrige VGA-Bildauflösung<br />
und kleiner Bildwinkel<br />
Preis 40 Euro<br />
„Black Hat“ vor gravierenden Sicherheitslücken<br />
bei vielen Netzwerkkameras gewarnt.<br />
Unter ihnen waren auch Modelle<br />
von Trendnet, D-Link und Cisco. Inzwischen<br />
beteuern die Unternehmen zwar, die<br />
Mängel behoben zu haben. Wie viele Nutzer<br />
ihre Kameras aber noch nicht nachgerüstet<br />
haben, verraten Spezialsuchmaschinen,<br />
die das Web systematisch nach vernetzten,<br />
ungeschützten Geräten durchforsten<br />
– <strong>vom</strong> Smartphone bis zur Kamera.<br />
Das Ergebnis ist für Privatleute und professionelle<br />
Anwender gleichermaßen peinlich.<br />
Denn allzu oft ermöglicht das Kameraauge<br />
nicht nur dem Betreiber den<br />
Blick in Wohnung, Büro oder Tiefgarage,<br />
sondern auch jedem mittelmäßig findigen<br />
Web-Surfer. Anbieter professioneller<br />
Schutztechnik warnen daher vor<br />
überzogenen Erwartungen an drahtlose<br />
Überwachungskameras. Sie seien kein Ersatz<br />
für komplexe Alarmanlagen, sondern<br />
nur der Einstieg in die Sicherheitstechnik.<br />
Nicht ganz so kritisch sieht das IT-Experte<br />
Kiefer <strong>vom</strong> ZVEI. Er glaubt an die Sicherheit<br />
der Kameras – wenn man sie entsprechend<br />
bedient. So müssten etwa die Übertragungen<br />
der Kamerabilder per HTTPS-<br />
Verschlüsselung ähnlich wie E-Mail-Verbindungen<br />
abgesichert sein. Zudem sollten<br />
die Nutzer den Kamerazugriff auf wenige<br />
Geräte begrenzen und keinesfalls die<br />
Standardpasswörter nutzen, sagt Kiefer.<br />
Auch wenn drahtlose Netzwerkkameras<br />
also keine völlige Sicherheit liefern können.<br />
Vielen privaten Haushalten bieten sie<br />
dennoch für wenig Geld ein deutliches<br />
Plus an Kontrolle. Nicht nur gegen Einbrüche<br />
übrigens: Dank seiner Sensoren warnt<br />
Adam Sagers digitaler Kanarienvogel unter<br />
anderem auch vor Rauch. Wie sein gefiederter<br />
Namensgeber, der früher Bergleute<br />
zur Flucht veranlasste, wenn er – <strong>vom</strong> Grubengas<br />
betäubt – von der Stange fiel.<br />
Der Canary dagegen überlebt und<br />
schlägt per Handy-App Alarm.<br />
n<br />
matthias streit | technik@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 83<br />
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Technik&Wissen<br />
VALLEY TALK | Warum die Förderung der Startup-<br />
Kultur in Deutschland Thema in den Koalitionsverhandlungen<br />
sein müsste. Von Matthias Hohensee<br />
Eklatanter Unterschied<br />
FOTO: JEFFREY BRAVERMAN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Seit Jahren besuchen deutsche<br />
Politiker, Wirtschaftsförderer und<br />
Unternehmer regelmäßig das Silicon<br />
Valley, um die Geheimnisse<br />
hinter dessen Wirtschaftskraft und berühmter<br />
Startup-Kultur zu ergründen. Man<br />
könnte lange über Kaliforniens Reize dozieren,<br />
über das Zusammenspiel zwischen<br />
Weltklasse-Universitäten, Forschungszentren<br />
wie PARC oder SRI, expansionsgetriebenen<br />
Konzernen, interessanten Startups<br />
und Geldgebern mit Mut zum Risiko.<br />
Aber nüchtern betrachtet – <strong>vom</strong> attraktiven<br />
Wetter mal abgesehen –, unterscheidet<br />
Kalifornien und Deutschland nicht allzu<br />
viel: Gute Universitäten, exzellente Forschungsinstitute,<br />
talentierte Wissenschaftler,<br />
fähige Programmierer und ambitionierte<br />
Unternehmer gibt es in Deutschland<br />
auch. Die Bürokratie ist in Kalifornien sicher<br />
nicht ganz so ausgeprägt wie in Deutschland,<br />
aber vorhanden. Steuern und Abgaben<br />
sind mittlerweile ähnlich hoch. Selbst<br />
einen Mindestlohn gibt es hier.<br />
Woran also mangelt es Deutschland ? Am<br />
Ende scheint es auf eine entscheidende<br />
Schwäche hinauszulaufen: mangelndes<br />
Wagniskapital für Jungunternehmen.<br />
Wie eklatant sich die Länder hier unterscheiden,<br />
zeigen aktuelle Erhebungen zum<br />
dritten Quartal von PricewaterhouseCoopers<br />
und Dow Jones VentureSource. In den<br />
USA wurden demnach von Juli bis Ende<br />
September umgerechnet rund 5,8 Milliarden<br />
Euro Risikokapital investiert. 3,2 Milliarden<br />
Euro davon flossen nach Kalifornien,<br />
fast gänzlich ins Silicon Valley. Im gleichen<br />
Zeitraum steckten Investoren in Europa<br />
1,13 Milliarden Euro Wagniskapital in junge<br />
Unternehmen. Fast die Hälfte in Großbritannien,<br />
nach Deutschland gingen nur<br />
schnöde 135 Millionen Euro.<br />
Pro Kopf wurden in den USA etwa 19 Euro<br />
an Wagniskapital investiert, in Deutschland<br />
1,67 Euro. Und dabei war der aktivste<br />
Fonds in Europa im dritten Quartal ausgerechnet<br />
der High-Tech-Gründerfonds aus<br />
Bonn. Er ist größtenteils von der öffentlichen<br />
Hand finanziert. Ohne ihn stünden<br />
Deutschlands Gründer noch schlechter da.<br />
Dennoch trägt die Politik Mitverantwortung<br />
für den Rückstand. So fehlen etwa<br />
Anreize für privates Kapital. Zwar ist die<br />
Förderung von Business Angels, die bis zu<br />
250 000 Euro ihrer Investition <strong>vom</strong> Staat<br />
zurückerhalten können, ein richtiger<br />
Schritt. Doch die Regularien dafür sind<br />
kompliziert. Dazu kommt, dass der steuerliche<br />
Umgang mit Verlustvorträgen für<br />
Startup-Finanzierungen noch immer nicht<br />
geregelt ist. Eine Gesetzesvorlage, die die<br />
Deutschen zur rechtlichen Klärung in Brüssel<br />
vorgelegt hatten, fiel dort durch, weil es<br />
sich aus EU-Sicht um staatliche Beihilfen<br />
für Privatinvestoren handelte. Franzosen<br />
und Briten haben dessen ungeachtet nationale<br />
Regeln erlassen, die dies ermöglichen.<br />
GRÜNDUNGSFEINDLICHE POLITIK<br />
Und so ist die deutsche Steuerpolitik gründungs-,<br />
eigenkapital- und mittelstandsfeindlich.<br />
Sagt nicht irgendwer, sondern<br />
Dietmar Harhoff, der Vorsitzende der Expertenkommission<br />
Forschung und Innovation<br />
der Bundesregierung; seit Jahren. Dabei<br />
wäre eine dynamische Startup-Kultur<br />
unerlässlich für Deutschlands Wirtschaft.<br />
Ob es bei den laufenden Koalitionsverhandlungen<br />
auch um Startup-Förderung geht,<br />
ist fraglich. Nötig wäre es.<br />
Zwar stecken mittlerweile sogar US-Finanziers<br />
Gelder in deutsche Startups, was<br />
früher undenkbar war. Deutschland ist ein<br />
attraktiver Markt. Google, Amazon, Facebook,<br />
Apple und Ebay wissen das. Sie nutzen<br />
gern die deutsche Infrastruktur und<br />
zahlen kaum Steuern dafür, was wiederum<br />
an fehlgeleiteter europäischer Politik liegt.<br />
Aber das Silicon Valley zeigt auch, wie<br />
wichtig die Nähe der Investoren zu Startups<br />
ist. Ohne starke einheimische Finanzierer<br />
wird nichts laufen. Warum also werden die<br />
nächsten Googles wohl nicht in Deutschland<br />
gegründet? Wagniskapital ist nicht alles.<br />
Aber ein wichtiger Teil der Antwort.<br />
Der Autor ist WirtschaftsWoche-Korrespondent<br />
im Silicon Valley und beobachtet<br />
von dort seit Jahren die Entwicklung der<br />
wichtigsten US-Technologieunternehmen.<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 85<br />
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Management&Erfolg<br />
Sichere Sache<br />
GRÜNDER | Mit ihrer Verschlüsselungssoftware Boxcryptor haben Robert Freudenreich<br />
und Andrea Pfundmeier den WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb <strong>2013</strong> gewonnen.<br />
Wegen weltweiter Geheimdienst-Schnüffeleien ist das Interesse an Datensicherheit<br />
rasant gewachsen – doch die Konkurrenz des Augsburger Startups schläft nicht.<br />
Gründer<br />
Wettbewerb<br />
Wer den Programmierern<br />
des Startups Secomba in<br />
Augsburg über die Schulter<br />
blickt, sieht auf ihren<br />
großen Flachbildschirmen<br />
jede Menge Zeichensalat:<br />
„GfZZuih’?“ steht da,<br />
„76$%$gu6“ und „80ui=!*“.<br />
Das Chaos ist gewollt: Die Mitarbeiter<br />
des Startups, die hier in Kapuzenpullis sitzen<br />
und in die Tastaturen hacken, entwickeln<br />
Verschlüsselungssoftware. Boxcryptor<br />
heißt das Programm, an dem das<br />
14-köpfige Team aus Festangestellten und<br />
Werkstudenten arbeitet. Wer es auf PC<br />
oder Smartphone nutzt, kann Dateien mit<br />
einem Passwort verschlüsseln, bevor er sie<br />
übers Internet auf die Festplatten von Speicherdiensten<br />
wie Dropbox oder Google<br />
Drive in die sogenannte Cloud überträgt –<br />
die Datenwolke im Netz, auf die die Nutzer<br />
von unterwegs zugreifen können. Sobald<br />
die Daten über PC oder Smartphone wieder<br />
abgerufen werden, entschlüsselt Boxcryptor<br />
sie, ohne dass der Nutzer es merkt.<br />
„Wir schützen die Daten vor dem Zugriff<br />
von Dritten“, sagt Robert Freudenreich, der<br />
Secomba zusammen mit Andrea Pfundmeier<br />
gegründet hat. „Selbst wenn die Informationen<br />
Hackern oder Geheimdiensten<br />
in die Hände fallen sollten, bekommen<br />
die nur Zeichenmüll.“<br />
Das Produkt der beiden Gründer verbreitet<br />
sich rasant – und zwar weltweit, wie<br />
Pfundmeier und Freudenreich anhand einer<br />
Landkarte zeigen, auf der es vor roten<br />
Punkten nur so wimmelt. Die Markierungen<br />
zeigen an, wo auf dem Globus Internet-Nutzer<br />
Boxcryptor vergangene Woche<br />
heruntergeladen haben, um damit ihre<br />
Daten zu verschlüsseln – ob Tagebücher<br />
oder Geschäftspläne, Urlaubsfotos oder<br />
Firmenpräsentationen. Die Umrisse von<br />
Europa und den USA sind unter den farbigen<br />
Flecken kaum noch zu erkennen, und<br />
auch in Ländern wie Kenia, Kolumbien<br />
oder Kasachstan finden sich rote Punkte.<br />
Mehr als eine Million Menschen nutzen<br />
die Software bereits; darunter viele, die von<br />
der kostenlosen Basisversion auf das<br />
36-Euro-Jahresabo umgestiegen sind. Zu<br />
den Kunden gehören Privatleute genauso<br />
wie eine große deutsche Hochschule oder<br />
ein Medizinerverband aus den USA.<br />
Boombranche IT-Sicherheit<br />
Wiedie Nachfrage nach IT-Sicherheitsgütern<br />
(inMilliarden Euro)...<br />
6,8<br />
6,5<br />
6,2<br />
5,9<br />
5,6<br />
2005 06 07 08 09 10 <strong>11</strong>*<br />
...undbesondersnachDienstleistungen<br />
undVerschlüsselungssoftware steigt<br />
(inMilliarden Euro)<br />
3,0<br />
Dienstleistungen<br />
Software<br />
2,1<br />
*Fortschreibung;<br />
Quelle:Bundeswirtschaftsministerium<br />
12*<br />
1,2<br />
Hardware<br />
0,3<br />
2005 06 07 08 09 10 <strong>11</strong>* 12*<br />
Freudenreich und Pfundmeier punkten<br />
mit ihrer Idee aber nicht nur bei Internet-<br />
Nutzern: Das Gründer-Duo konnte auch die<br />
Jury des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerbs<br />
überzeugen, der in diesem Jahr zum<br />
siebten Mal ausgeschrieben war (siehe Kasten<br />
Seite 95). Das Gremium kürte das Startup<br />
aus Augsburg am Donnerstag im Rahmen<br />
des WirtschaftsWoche-Gründerkongresses<br />
Neumacher in Hamburg zum Sieger.<br />
PRODUKT DER STUNDE<br />
„Die Gründer befriedigen ein echtes Kundenbedürfnis<br />
und bringen alles mit, um in<br />
wenigen Jahren ein Marktführer im Bereich<br />
IT-Sicherheit zu werden“, lobten die Juroren<br />
(siehe Kasten Seite 88). Secomba sei eine<br />
„Startup-Perle“ und die Software Boxcryptor<br />
das „Produkt der Stunde“.<br />
Zum einen, weil auch Laien das Programm<br />
ohne großen Aufwand installieren<br />
können. Zum anderen, weil es den Nerv der<br />
Zeit trifft, seit der Amerikaner Edward<br />
Snowden Anfang Juni begonnen hat, geheime<br />
Dokumente des US-Geheimdienstes National<br />
Security Agency (NSA) zu veröffentlichen.<br />
Die Dokumente zeigen, wie vor allem<br />
die USA das Internet überwachen, Nutzerdaten<br />
auf Vorrat speichern und sogar das<br />
Mobiltelefon von Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel regelmäßig abhörten. Oder, wie vor<br />
wenigen Tagen bekannt wurde, aus internationalen<br />
Rechenzentren von Google und Yahoo<br />
Millionen von Nutzerdaten abfischen.<br />
Enthüllungen wie diese, die zuletzt fast<br />
täglich publik wurden, sorgten dafür, dass<br />
das Vertrauen der Deutschen in Internet-<br />
Dienste und Institutionen in sich zusammenfiel.<br />
Nur noch rund ein Drittel der Befragten<br />
erklärte in einer Umfrage des Bran-<br />
FOTO: MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
86 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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chenverbands Bitkom im Juli, staatlichen<br />
Behörden beim Datenschutz im Netz zu vertrauen<br />
– zwei Jahre zuvor waren es noch<br />
mehr als die Hälfte. Zwei von drei Befragten<br />
befürchten außerdem, dass ihre Daten im<br />
Netz nicht sicher sind. Wo sich die Deutschen<br />
bisher im guten Glauben auf Staaten<br />
und Konzerne verlassen haben, wuchert<br />
nun Skepsis.<br />
Robert Freudenreich und Andrea Pfundmeier<br />
hilft das: Sie hatten just am Tag vor<br />
den ersten Enthüllungen Snowdens die<br />
neue Version ihrer Software ins Netz gestellt.<br />
SIEGER<br />
SECOMBA<br />
Andrea Pfundmeier, 26<br />
Robert Freudenreich, 29<br />
Die Gründer kennen sich seit dem Studium:<br />
Pfundmeier hat an der Uni Augsburg<br />
Rechts- und Wirtschaftswissenschaften<br />
studiert, Freudenreich Informatik mit<br />
BWL. Bei Secomba ist Freudenreich für<br />
die Entwicklung verantwortlich, Pfundmeier<br />
für Finanzen, Personal und Vertrieb.<br />
Plötzlich erlebte das Gründerduo einen Besucheransturm:<br />
Binnen Tagen wurde die<br />
Software zigtausendfach heruntergeladen,<br />
die Zahlen stiegen kontinuierlich um bis zu<br />
40 Prozent pro Monat.<br />
„Wofür unsere Software gut ist“, sagt Secomba-Gründer<br />
Freudenreich, „müssen<br />
wir jetzt niemandem mehr erklären.“<br />
Vor allem größere Unternehmen dürften<br />
durch die NSA-Affäre gewarnt sein und sich<br />
nach neuen Sicherheitslösungen für ihre IT<br />
umsehen. Davon ist Michael Waidner überzeugt,<br />
Professor für IT-Sicherheit an der<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 87<br />
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Management&Erfolg<br />
DIE JURY<br />
»Eine Perle«<br />
Warum die Jury das IT-Startup<br />
Secomba zum Sieger gekürt hat.<br />
KONSTANTIN EWALD<br />
Osborne Clarke<br />
„Secomba befriedigt mit seinem<br />
innovativen Produkt ein<br />
echtes Kundenbedürfnis – Sicherheit in<br />
der Cloud. Das Team kann in wenigen<br />
Jahren Marktführer im Bereich IT-Sicherheit<br />
werden. Wir freuen uns über so<br />
viel Innovation made in Augsburg.“<br />
KAREN HEUMANN<br />
Thjnk<br />
„Dass Datensicherheit ein<br />
hochsensibles und aktuelles<br />
Thema ist, hat die NSA-Affäre bewiesen.<br />
Secomba liefert mit seiner Verschlüsselungssoftware<br />
das Produkt der<br />
Stunde, vereint digitale Expertise mit<br />
leidenschaftlichem Gründergeist.“<br />
CHRISTINE STIMPEL<br />
Heidrick & Struggles<br />
„Secomba überzeugt nicht nur<br />
durch eine Technologie, die den<br />
Zeitgeist trifft, sondern auch durch ein<br />
sympathisches Team. Man spürt das<br />
Engagement und die Professionalität<br />
dieser jungen Unternehmer.“<br />
JULIA DERNDINGER<br />
Entrepreneurs’ Organization<br />
„Idee, Team und Geschäftsmodell<br />
– bei Secomba passt alles<br />
zusammen. Deswegen haben Andrea<br />
Pfundmeier und Robert Freudenreich<br />
den Sieg verdient.“<br />
FLORIAN SCHWEITZER<br />
b-to-v Partners<br />
„Secomba ist eine Startup-<br />
Perle in Europa mit der Chance,<br />
die Weltmärkte zu erobern.“<br />
FRANZ ROTHER<br />
WirtschaftsWoche<br />
„Die Abhörskandale zeigen,<br />
dass der Schutz von Privat- und<br />
Firmendaten Eigeninitiative erfordert.<br />
Secomba hat dies früh erkannt und zu<br />
Recht gewonnen.“<br />
Schwer zu knacken<br />
Die Verschlüsselungssoftware<br />
Boxcryptor<br />
läuft auf<br />
Smartphones und<br />
Desktop-PCs<br />
Sicherheitssoftware made in<br />
Germany ist weltweit gefragt<br />
»<br />
TU Darmstadt. „Seit der NSA-Affäre hat<br />
das Interesse der Industrie an IT-Sicherheitstechnik<br />
massiv zugenommen.“<br />
Was für Secomba nicht nur weiter steigende<br />
Nachfrage nach ihren Produkten bedeuten<br />
könnte. Sondern auch mehr Konkurrenz.<br />
Um von der allgemein gestiegenen<br />
Sensibilität für das Thema Datensicherheit<br />
zu profitieren, werden wohl auch<br />
etablierte Softwarehersteller, Speicherdienste<br />
oder andere Startups versuchen,<br />
Verschlüsselungsprogramme anzubieten.<br />
STANDORTVORTEIL DEUTSCHLAND<br />
Dass gerade Gründer auf dem Markt für IT-<br />
Sicherheit gute Karten haben, legt eine aktuelle<br />
Studie des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
nahe: Demnach gibt es in<br />
Deutschland zahlreiche kleine Unternehmen,<br />
die technologisch bessere Produkte<br />
anbieten und ein besseres Ansehen genießen<br />
als ihre Wettbewerber im Ausland.<br />
Gabriel Yoran kann das nur bestätigen.<br />
Der 35-Jährige ist Gründer und Chef des<br />
Berliner Unternehmens Steganos, das seit<br />
1997 Sicherheitssoftware vertreibt. Er wirbt<br />
inzwischen offensiv mit dem Label made<br />
in Germany. Das könnte auch Innovo<br />
Cloud tun: Das Startup aus Eschborn entwickelt<br />
sichere virtuelle Rechenzentren für<br />
Mittelständler. Abusix aus Karlsruhe will<br />
für mehr Sicherheit und weniger Spam in<br />
Netzwerken sorgen, Secucloud aus Hamburg<br />
entwickelt Systeme, die vor Cyber-Angriffen<br />
schützen sollen. Und<br />
Tutao aus Hannover bietet einen<br />
Dienst an, mit dem sich E-Mails verschlüsseln<br />
lassen.<br />
Am Geld sollten diese Geschäftsideen<br />
derzeit eher nicht scheitern:<br />
Gründer<br />
Wettbewerb<br />
„Auch Investoren haben das Thema IT-Sicherheit<br />
entdeckt“, sagt Ammar Alkassar.<br />
Der Kryptografie-Experte engagiert sich im<br />
Vorstand des deutschen IT-Sicherheitsverbands<br />
Teletrust und in der Exportinitiative<br />
IT-Security Made in Germany. Im Jahr 2000<br />
gründete er das Unternehmen Sirrix. Es hat<br />
unter anderem eine Technologie entwickelt,<br />
mit der sich Festplatten von Notebooks<br />
verschlüsseln lassen. „Als wir gestartet<br />
sind, haben wir uns noch die Füße nach<br />
Geldgebern wundgelaufen“, sagt Alkassar.<br />
„Heute kriegen wir Investorenanfragen aus<br />
der ganzen Welt, und auch anderen jungen<br />
Unternehmen geht es so.“<br />
Das war nicht immer so: Für Mario<br />
Grobholz etwa kam die NSA-Affäre etwas<br />
zu spät. Er hatte schon 2009 den Dienst Secureme<br />
gegründet, der Nutzern des sozialen<br />
Netzwerks Facebook beim Schutz ihrer<br />
Daten hilft. Eine nützliche Sache, die aber<br />
damals nicht ganz leicht zu verkaufen war –<br />
denn ein gutes Sicherheitsprodukt laufe<br />
eben unauffällig im Hintergrund und sei<br />
nicht besonders unterhaltsam, sagt Grobholz.<br />
Er und sein Mitgründer schlitterten<br />
knapp an der Insolvenz vorbei und verkauften<br />
Secureme dann an Avast, ein Prager<br />
IT-Unternehmen.<br />
Auch die Secomba-Gründer hätten ihr<br />
Startup versilbern können. Kaum gestartet<br />
erhielten sie eine Kaufofferte (siehe Gründertagebuch<br />
Seite 92). Doch die beiden<br />
lehnten ab. „Keine leichte Entscheidung“,<br />
sagt Andrea Pfundmeier.<br />
„Aber wir wollen den Durchbruch<br />
selbst schaffen!“<br />
n<br />
jens.toennesmann@wiwo.de<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 90 »<br />
FOTOS: MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, DOMINIK PIETSCH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE,, PR (3), NATHAN BECK FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
88 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Management&Erfolg<br />
Lebensvermesser<br />
Michael Reuter,<br />
Kira Nezu, Yukitaka<br />
Nezu und Jörg<br />
Blumtritt von Iognos<br />
wollen mit<br />
neuartigen Marktforschungs-Apps<br />
das Verhalten von<br />
Smartphone-Usern<br />
vermessen und<br />
Vorhersagemodelle<br />
entwickeln<br />
Pflegeberater Pflegeschule-Gründer Oliver Diestel,<br />
Philipp Zell, Timo Heinemann und Clemens Meyer-Holz<br />
Sonnenanzapfer Daniela Schiffer und<br />
Markus Schulz machen mit Changers ihre<br />
Kunden zu Ökostromproduzenten<br />
Seife, Software, Solar<br />
Diese Gründerteams verpassten knapp den Sieg, glänzten im Finale<br />
des Gründerwettbewerbs aber mit innovativen Geschäftsideen.<br />
BROOKLYN SOAP<br />
Das Hamburger Startup will mit Naturkosmetika<br />
wie Duschgel und Shampoo Konsumenten<br />
erreichen, die nach Meinung<br />
der Gründer von etablierten Herstellern<br />
eher ignoriert werden: den „modernen urbanen<br />
Mann“, wie Felix Ermer es formuliert.<br />
Ermer gründete das Unternehmen<br />
2012 mit Jonas Hillebrecht und Viktor Dik.<br />
Das Trio will seine Produkte vorerst im Online-Handel,<br />
künftig auch über ausgewählte<br />
Läden vertreiben.<br />
bklynsoap.com<br />
CHANGERS<br />
Markus Schulz und Daniela Schiffer<br />
wollen die Welt verändern, den Klimawandel<br />
aufhalten und die Energiewende<br />
beschleunigen – mit Maroshi,<br />
einem Solarpanel zum Stromerzeugen,<br />
und Kalhuohfummi, einem<br />
Akku zum Stromspeichern.<br />
Gründer<br />
Wettbewerb<br />
Web-Werber Chris Eberl bietet<br />
mit KontextR neue Werbeformate<br />
Ökomänner im Blick Brooklyn-<br />
Soap-Gründer Felix Ermer, Jonas<br />
Hillebrecht und Viktor Dik<br />
Wer damit sein Smartphone oder Tablet<br />
auflädt, sammelt Bonuspunkte, die sich in<br />
Ökoprodukte eintauschen lassen. Mit den<br />
bisher verkauften Geräten haben die Kunden<br />
des Startups bereits eine halbe Million<br />
Wattstunden Strom erzeugt.<br />
changers.com<br />
PFLEGESCHULE<br />
Deutschland im Jahr 2030: Rund 3,4 Millionen<br />
Pflegefälle leben hier – rund eine Million<br />
mehr als heute. Doch viele Betroffene<br />
und Angehörige wissen nicht, welche Leistungen<br />
ihnen zustehen. Clemens Meyer-<br />
Holz, Timo Heinemann, Oliver Diestel,<br />
Alexander Hohl und Philipp Zell haben<br />
das Online-Portal Pflegeschule<br />
ins Leben gerufen, das Hilfe bietet.<br />
Das Startup aus Oldenburg arbeitet<br />
mit gewerblichen Partnern zusammen<br />
und erhält Provisionen.<br />
pflegeschule.de<br />
IOGNOS<br />
Rekord: <strong>2013</strong> werden in Deutschland rund<br />
26 Millionen Smartphones verkauft. Das<br />
Münchner Startup Iognos will über die Mobiltelefone<br />
Daten erheben und Vorhersagen<br />
treffen – im Auftrag von Unternehmen, Behörden,<br />
Parteien. Wer an Umfragen teilnimmt<br />
und seinen Datenstrom anonymisiert<br />
zur Verfügung stellt, wird belohnt. Das<br />
Gründerteam ergänzt sich gut:Jörg Blumtritt<br />
ist Marktforscher, Kira Nezu und Michael<br />
Reuter führen eine App-Agentur und Yukitaka<br />
Nezu ist erfahrener Investmentmanager.<br />
iognos.com<br />
KONTEXTR<br />
Rund 6,4 Milliarden Euro haben Unternehmen<br />
2012 in Online-Werbung investiert.<br />
Weil sich klassische Werbeformate wie Banner<br />
auf Smartphones aber nicht gut anzeigen<br />
lassen, hat das Münchner Startup KontextR<br />
um Gründer Chris Eberl eine neue<br />
Werbeform entwickelt. Dabei werden an<br />
Schlüsselwörtern Symbole eingeblendet, die<br />
Nutzer auf Angebote von Unternehmen leiten<br />
sollen. Die ersten Kampagnen auf großen<br />
Web-Seiten sind bereits umgesetzt. n<br />
jens.toennesmann@wiwo.de<br />
Lesen Sie weiter auf Seite 92 »<br />
FOTOS: ANDREAS CHUDOWSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PR (3), RUDOLF WICHERT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
90 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Management&Erfolg<br />
Stück <strong>vom</strong> Kuchen<br />
GRÜNDERTAGEBUCH | Im ersten Teil berichtet Secomba-<br />
Gründerin Andrea Pfundmeier von verführerischen Angeboten<br />
und der Suche nach Investoren.<br />
cryptor, ein Programm, das wir aus Mangel<br />
an guter Verschlüsselungssoftware nebenbei<br />
entwickelt haben. Ob wir nicht dafür einen<br />
Investor suchen, fragen uns die Geldgeber.<br />
Warum eigentlich nicht?<br />
5. AUGUST 20<strong>11</strong><br />
Testweise veröffentlichen wir<br />
Boxcryptor im Dropbox-Forum.<br />
Innerhalb von einer Woche wird<br />
das Programm über 1000 Mal heruntergeladen.<br />
Wir müssen uns entscheiden:<br />
Von 9 bis 18 Uhr an den Studentenausweisen<br />
arbeiten und von 18<br />
Uhr bis Mitternacht an Boxcryptor –<br />
das kann auf Dauer nicht gut gehen.<br />
Gründer<br />
Wettbewerb<br />
Für viele Gründer ist der<br />
Verkauf des eigenen Startups<br />
an einen solventen<br />
Konzern das Ziel ihrer<br />
Träume. Nicht so für Andrea<br />
Pfundmeier und Robert<br />
Freudenreich: Kaum<br />
hatten die beiden gegründet, lehnten sie<br />
eine Offerte für ihr Augsburger Unternehmen<br />
Secomba ab. Das Startup programmiert<br />
Software, mit der sich Daten verschlüsseln<br />
lassen, die übers Internet auf<br />
Festplatten von Anbietern wie Dropbox gespeichert<br />
werden.<br />
Mit der Geschäftsidee hat das Duo<br />
den WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerb<br />
<strong>2013</strong> gewonnen. Von nun an berichtet<br />
Gründerin Andrea Pfundmeier ein Jahr<br />
lang, wie sich Secomba entwickelt. In der<br />
ersten Folge verrät sie, warum die Software<br />
anfangs nur ein Nebenprodukt war und<br />
wie das Startup Wagniskapitalgeber fand,<br />
die beim Wachstum helfen.<br />
12. SEPTEMBER 2010<br />
Robert hat sein Studium beendet, ich stehe<br />
kurz vor dem Abschluss, und uns ist klar:<br />
Schlüssel zum Erfolg<br />
Andrea Pfundmeier im Gespräch mit einem<br />
Programmierer, der an der neuesten Version der Kodierungssoftware<br />
Boxcryptor arbeitet. Inzwischen zählt das Team von<br />
Secomba 14 Mitarbeiter, die meisten sind Entwickler<br />
Wir wollen ein eigenes Unternehmen<br />
gründen. Unsere Geschäftsidee: die automatisierte<br />
Überprüfung von Studentenausweisen<br />
für Online-Anbieter mit Studentenrabatten.<br />
15. MÄRZ 20<strong>11</strong><br />
Ein erster Erfolg: Wir überzeugen das Bundeswirtschaftsministerium<br />
und sichern<br />
uns ein Exist-Gründerstipendium in Höhe<br />
von knapp 100 000 Euro.<br />
5. JUNI 20<strong>11</strong><br />
Wir haben unser erstes Testprojekt erfolgreich<br />
abgewickelt und mehrere Tausend<br />
Studentenausweise an einem Wochenende<br />
überprüft. Nur bezahlen möchte dafür<br />
noch niemand.<br />
10. JULI 20<strong>11</strong><br />
Bei unserer Suche nach Investoren erwähnen<br />
wir, dass wir unsere Daten verschlüsselt<br />
in der Dropbox speichern, eine Art digitale<br />
Festplatte, auf die sich von überall im<br />
Netz zugreifen lässt. Dabei hilft uns Box-<br />
12. SEPTEMBER 20<strong>11</strong><br />
Wir arbeiten jetzt rund um die Uhr<br />
an Boxcryptor, die Software wird<br />
täglich von Nutzern aus aller Welt<br />
geladen. Und wir stellen den ersten<br />
Mitarbeiter ein! Ein Werkstudent,<br />
Informatiker von der Uni<br />
Augsburg. Die Chefrolle ist ungewohnt,<br />
aber es tut gut, zu wissen, dass es<br />
vorangeht.<br />
5. NOVEMBER 20<strong>11</strong><br />
Das Exist-Stipendium läuft nur noch bis<br />
Ende März 2012. Wir erzielen zwar bereits<br />
geringe Umsätze und könnten uns über<br />
Wasser halten. Aber wir brauchen Kapital,<br />
um wachsen zu können – auch wenn das<br />
bedeutet, dass wir Unternehmensanteile<br />
abgeben müssen. Aber lieber ein kleineres<br />
Stück von einem großen Kuchen als einen<br />
kleinen Kuchen ganz.<br />
8. DEZEMBER 20<strong>11</strong><br />
Überraschender Anruf: Zunächst möchte<br />
der Mann in der Leitung nur Beratung zu<br />
Boxcryptor – und will plötzlich investieren.<br />
Wir fahren hin, hören uns das Angebot an.<br />
12. JANUAR 2012<br />
Das erste Termsheet liegt auf dem Tisch.<br />
Damit bekundet ein Investor die Absicht,<br />
zu bestimmten Konditionen zu investieren.<br />
Wir haben keine Ahnung, was das Angebot<br />
taugt – wir brauchen Zeit, um unseren<br />
Marktwert besser einschätzen zu können.<br />
Ich starte eine Reise durch Deutschland<br />
und pitche vor Business Angels und<br />
Investoren.<br />
»<br />
FOTO: MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
92 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.13 WirtschaftsWoche<br />
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Management&Erfolg<br />
5. FEBRUAR 2012<br />
Als das Telefon klingelt, können wir es<br />
nicht glauben: Vorstandschef und Finanzvorstand<br />
eines US-Unternehmens möchten<br />
uns besuchen, um Kooperationsmöglichkeiten<br />
zu evaluieren. Eine Woche später<br />
stehen sie vor der Tür unseres Uni-Büros.<br />
Den ganzen Tag lang diskutieren wir<br />
über Produkt, Markt und Zukunftsaussichten.<br />
Am Ende machen die beiden uns ein<br />
Kaufangebot und laden uns in die USA ein.<br />
Wir schwanken zwischen Freude und Ungläubigkeit<br />
und nehmen die Einladung an.<br />
17. FEBRUAR 2012<br />
Auf geht es in die USA: Drei Tage lang werden<br />
wir in die schönsten Hotels und Restaurants<br />
eingeladen, sitzen in Meetings mit<br />
Mitarbeitern des Unternehmens und diskutieren<br />
weiter. Am Ende der drei Tage<br />
müssen wir uns entscheiden. Das ist nicht<br />
einfach. Aber wir haben nicht gegründet,<br />
um unser Unternehmen nach einem Jahr<br />
wieder zu verkaufen, sondern um es selbst<br />
aufzubauen. Also lehnen wir das Kaufangebot<br />
ab!<br />
Kryptische Zeichen Programmierer von<br />
Secomba am Unternehmenssitz in Augsburg<br />
15. MÄRZ 2012<br />
Erstes Fazit nach Monaten mit vielen Pitches,<br />
Gesprächen und Terminen: Wir haben<br />
sieben Investitionsangebote! Wir wollen<br />
allerdings am liebsten Business Angels<br />
aus unserer Branche. Deswegen entscheiden<br />
wir uns für Jan Hichert, Markus Hennig<br />
und Gert Hansen. Sie haben selbst ein<br />
Security-Softwareunternehmen gegründet<br />
und passen perfekt zu uns. Und darauf<br />
kommt es an.<br />
10. MAI 2012<br />
Juhu, das Geld ist auf dem Konto – ein mittlerer<br />
sechsstelliger Betrag. Wir freuen uns<br />
wie Kinder und können die Augen gar<br />
nicht <strong>vom</strong> Kontoauszug wegbewegen.<br />
1. SEPTEMBER 2012<br />
Das ging schnell: Wir haben jetzt sieben<br />
Festangestellte und drei Praktikanten an<br />
Bord. Und müssen uns in unsere neuen<br />
Rollen als Manager einfinden.<br />
8. DEZEMBER 2012<br />
Die Softwareentwicklung läuft sehr gut,<br />
aber die Kosten steigen: neue Mitarbeiter,<br />
neue Computer, neues Büro. Zwar haben<br />
wir noch ein sehr großes finanzielles Polster,<br />
aber unsere Investoren drängen auf ein<br />
„Krisentreffen“. Unser größter Kostenpunkt<br />
ist Personal, und hier möchten wir nicht<br />
abbauen. Im Gegenteil: Am liebsten würden<br />
wir sofort noch weitere Entwickler einstellen.<br />
Uns bleibt nur eine Alternative: Wir<br />
müssen die Umsätze ankurbeln.<br />
7. MÄRZ <strong>2013</strong><br />
Die Umsätze haben sich hervorragend entwickelt<br />
– dank guter Pressearbeit. Über Artikel<br />
in Fachmagazinen und Beiträge im<br />
Netz bekommen wir die meisten neuen<br />
Nutzer.<br />
FOTO: MARTIN HANGEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
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8. MAI <strong>2013</strong><br />
Wir arbeiten an unserer neuen Boxcryptor-Version.<br />
Eigentlich wollten wir<br />
sie schon im ersten Quartal veröffentlichen<br />
und zeitgleich dazu das Preismodell<br />
umstellen: weg von der einmaligen Lizenzgebühr<br />
hin zu einem Abo-Modell mit<br />
Jahresgebühr – und regelmäßigen Updates<br />
für alle gängigen Betriebssysteme.<br />
All das kostet Zeit, wir werden langsam<br />
nervös.<br />
19. MAI <strong>2013</strong><br />
Ich sitze im Regierungsflieger: Mit Bundeswirtschaftsminister<br />
Philipp Rösler und<br />
rund 50 Gründern reise ich ins Silicon Valley.<br />
Eine erstklassige Gelegenheit, mir bei<br />
Facebook, Google und Co. ein Bild davon<br />
zu machen, wie die Konzerne mit dem<br />
Thema Sicherheit umgehen.<br />
5. JUNI <strong>2013</strong><br />
Endlich! Wir veröffentlichen nicht nur eine<br />
komplett neue Version unserer Software,<br />
sondern auch unsere neue Web-Seite!<br />
6. JUNI <strong>2013</strong><br />
Was für ein Timing: Der US-Amerikaner<br />
Edward Snowden veröffentlicht Dokumente,<br />
die Aufschluss über die Spionagepraktiken<br />
von US-amerikanischen Geheimdiensten<br />
geben. Für uns eine riesige Marketingaktion<br />
– daraus müssen wir das Beste<br />
machen. Tatsächlich berichten auf einmal<br />
zahlreiche Online-Portale über uns –<br />
wir verzeichnen Tausende Downloads.<br />
2. JULI <strong>2013</strong><br />
Das Feedback unserer Kunden ist überwiegend<br />
positiv. Aber einige kritisieren unser<br />
Abo-Modell – also bieten wir die Option,<br />
nur einmal zu bezahlen, wieder an. Wir<br />
wollen ja nicht schon zu Beginn betriebsblind<br />
werden.<br />
30. SEPTEMBER <strong>2013</strong><br />
Gute Nachrichten: Der September ist der<br />
erste Monat, in dem wir unterm Strich einen<br />
positiven Cash-Flow verzeichnen. Wir<br />
sind auf dem richtigen Weg!<br />
n<br />
Redaktion: jens.toennesmann@wiwo.de<br />
WETTBEWERB<br />
Viel zu gewinnen<br />
Sie schreinern Möbel nach Maß, bauen<br />
Elektroroller, produzieren Schokolade<br />
nach Wunsch, schneidern Mode aus<br />
Biostoffen oder rufen einen Marktplatz<br />
für Ökoprodukte ins Leben: Die Gewinner<br />
des WirtschaftsWoche-Gründerwettbewerbs<br />
hatten viele zündende Geschäftsideen,<br />
die sie erfolgreich<br />
umsetzen konnten – auch dank des<br />
Preispakets mit Dienstleistungen im Wert<br />
von 300 000 Euro. Im Frühjahr 2014 wird<br />
der Wettbewerb zum achten Mal ausgeschrieben.<br />
Weitere Informationen zur<br />
nächsten Runde finden Sie im Internet<br />
unter wiwo.de/gruenderwettbewerb<br />
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Geld&Börse<br />
Mehr Freiheit wagen<br />
SPEZIAL FINANZPLANUNG | Den Vollzeitjob früher als erst mit 67 aufzugeben ist möglich,<br />
trotz erodierender gesetzlicher Renten und deprimierend niedriger Sparzinsen.<br />
Wie Sie planen sollten, was Sie hinzuverdienen dürfen, wie Sie ein Vermögen aufbauen<br />
und Ihr Erspartes in eine private Rente wandeln – damit der Sprung in den selbstbestimmten<br />
Ruhestand gelingt.<br />
Kaum ist die Rentenkasse mit 31<br />
Milliarden Euro Rücklagen<br />
prall gefüllt, zieht die große Koalition<br />
die Spendierhosen an:<br />
Mit Lebensleistungs- und Mütterrente<br />
will sie ältere Wähler zufriedenstellen.<br />
Zusätzlich fordert die SPD eine abschlagfreie<br />
Rente ab 63 für Arbeitnehmer,<br />
die 45 Jahre lang versichert sind. Allein die<br />
wird fünf Milliarden kosten.<br />
Statt teure Geschenke zu machen, könnten<br />
die Großkoalitionäre den Beitragssatz<br />
zur Rentenversicherung senken. Den<br />
Deutschen bliebe mehr Geld – auch um<br />
privat fürs Alter vorzusorgen. Davon will<br />
Schwarz-Rot jedoch nichts wissen.<br />
Immerhin: Mit dem Traum-Gebilde<br />
„Rente ab 63“ trifft die Politik einen Nerv<br />
bei vielen, die noch in Lohn und Brot stehen.<br />
Nach einer Umfrage der Marktforscher<br />
der GfK möchten 87 Prozent der<br />
Deutschen in Rente gehen, bevor sie 65<br />
sind – allerdings nur dann, wenn sie dadurch<br />
keine finanziellen Einbußen haben<br />
(siehe Grafik rechts). Wer schon Jahrzehnte<br />
in der Tretmühle seines Jobs verbracht hat,<br />
sehnt sich nach Freiheit: keine lästigen Termine,<br />
keine langweiligen Meetings, keine<br />
ungeduldigen Anrufe des<br />
Chefs. Wenn dann der Ruhestand<br />
immer näher rückt,<br />
wächst aber die Angst davor,<br />
keine Aufgabe mehr zu haben.<br />
„Besonders Führungskräften<br />
fällt es schwer, loszulassen und<br />
Einfluss abzugeben“, sagt Horst<br />
Kalz <strong>vom</strong> Berater-Netzwerk Die<br />
Alten Hasen. Sie fühlten sich zu<br />
jung für den Lehnstuhl, wollten<br />
aber auch nicht mehr nach der<br />
IM NÄCHSTEN HEFT:<br />
Lesen Sie, wie<br />
Menschen zwischen 40<br />
und 55 den beruflichen<br />
Neustart schafften<br />
Online<br />
Mehr zum Thema im<br />
Internet unter<br />
wiwo.de/<br />
richtigvorsorgen<br />
Pfeife ihres Vorgesetzen tanzen,<br />
so Finanzberater Kalz.<br />
Rente mit 63 für alle dürfte<br />
ein Traum bleiben. Denn<br />
der Geldsegen für die gesetzliche<br />
Rentenversicherung<br />
ist nur eine Momentaufnahme.<br />
Demnächst gehen<br />
die geburtenstarken<br />
Jahrgänge 1955 bis 1970 in<br />
Rente. Das Verhältnis von<br />
Beitragszahlern zu Rentnern<br />
wird sich drastisch verschlechtern.<br />
Bis 2030, so eine Studie der<br />
Bertelsmann-Stiftung, müsste der Beitragssatz<br />
auf 21,3 Prozent (aktuell: 18,9 Prozent)<br />
ansteigen, um das Nettorentenniveau (vor<br />
Steuern, nach Abzug der Sozialabgaben) in<br />
etwa konstant zu halten. Derzeit liegt die<br />
Nettorente bei 45,6 Prozent des durchschnittlichen<br />
Bruttoeinkommens der Versicherten<br />
in der staatlichen Rentenkasse.<br />
Dieses Niveau erreichen allerdings nur<br />
Rentner, die 45 Jahre in die Rentenkasse<br />
eingezahlt haben. Nach einer Studie des<br />
Forschungszentrums Generationenverträge<br />
in Freiburg liegt die gesetzliche Rente im<br />
Schnitt nur bei 43,3 Prozent des letzten<br />
Bruttoeinkommens. Arbeitnehmer,<br />
die ihren Job vorzeitig<br />
aufgeben wollen, müssen den<br />
Gürtel noch enger schnallen.<br />
2012 waren das rund 650 000<br />
Frührentner.<br />
Die Lücke bei der gesetzlichen<br />
Rente lässt sich etwa durch Nebenjobs<br />
schließen. Viele der<br />
heutigen Senioren sind körperlich<br />
so gut beieinander, dass sie<br />
über das 65. Lebensjahr hinaus<br />
Spezial<br />
Finanzplanung<br />
98 Frühzeitig planen<br />
Zug um Zug zum Ziel<br />
102 Gesetze beachten<br />
Rente und Teilzeit<br />
104 Richtig anlegen<br />
Wie Sie Vermögen aufbauen<br />
108 Klug aufstocken<br />
Die besten Zusatzrenten<br />
arbeiten können: Inzwischen<br />
schaffen 800000 Rentner weiter<br />
im Büro oder in der Fabrik.<br />
Das sind doppelt so viele wie<br />
noch 2001.<br />
Für viele, die im Alter arbeiten,<br />
sind finanzielle Motive<br />
nicht entscheidend. Nach einer<br />
Umfrage des Instituts der<br />
Deutschen Wirtschaft in Berlin<br />
(DIW) sind arbeitende<br />
Rentner deutlich zufriedener<br />
mit ihrem Leben als solche,<br />
die nur zu Hause sitzen.<br />
Gerade Ex-Manager machen sich gerne<br />
im Alter selbstständig. Auch Banker Kalz,<br />
Jahrgang 1947, ging diesen Weg. 2003 schied<br />
er aus seinem Job als Direktor des Private<br />
Banking der Deutschen Bank in Essen aus,<br />
nach einem personellen Umbau des Instituts.<br />
Derzeit berät der 67-Jährige Senioren in<br />
Finanzfragen. Ans Aufhören denkt er nicht.<br />
Wer früher aussteigen oder im Alter weniger<br />
arbeiten will, muss rechtzeitig privates<br />
Kapital aufbauen. Rechtzeitig heißt,<br />
spätestens mit 40 anfangen. Anderenfalls,<br />
so Berechnungen des VZ Vermögenszentrums<br />
in München, sind die notwendigen<br />
Sparraten selbst für Gutverdiener nicht<br />
mehr zu schultern.<br />
Geld allein reicht jedoch nicht. Es<br />
kommt vor allem auf eine akribische Planung<br />
an: <strong>vom</strong> Kassensturz über die Auswahl<br />
der richtigen Anlagen und Laufzeiten<br />
bis hin zur intelligenten Planung eines Nebenerwerbs.<br />
Nur dann lässt sich der Traum<br />
<strong>vom</strong> selbstbestimmten Vorruhestand verwirklichen.<br />
Wie das genau funktioniert, lesen<br />
Sie auf den folgenden Seiten.<br />
»<br />
martin.gerth@wiwo.de<br />
ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />
96 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Wunsch und Wirklichkeit<br />
DieDeutschen wollen früher in den<br />
Ruhestand...<br />
Renteneinstiegsalter, dassichBerufstätige<br />
wünschen,wennsie keinefinanziellen Einbußen<br />
hätten<br />
keineAngabe<br />
über 67 2,3 3,7<br />
unter 50<br />
65 bis67<br />
6,7 9,5<br />
50 bis54<br />
12,7<br />
60 bis<br />
64<br />
33,9<br />
%<br />
31,2<br />
...hörenjedochspäterauf zu<br />
arbeiten<br />
Durchschnittliches Einstiegsalterfür neue<br />
Rentnerinder gesetzlichen Rentenversicherung*<br />
alte Bundesländer<br />
55 bis59<br />
neueBundesländer<br />
62,6<br />
64,1<br />
63,2<br />
60,8<br />
2000 2012<br />
*nur Altersrenten; Quelle:Umfrage GfK/Welt am<br />
Sonntag(<strong>2013</strong>), Deutsche Rentenversicherung(2012)<br />
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Geld&Börse<br />
FRÜHZEITIG PLANEN<br />
Zug um Zug<br />
zum Ziel<br />
Hubert Will ist seit Mai dieses Jahres<br />
frei. Der ehemalige Wertpapierhändler<br />
ging zunächst mit 58 Jahren<br />
in Altersteilzeit. Bis zu seinem Ausstieg aus<br />
dem Berufsleben bekam er 70 Prozent seines<br />
Bruttoeinkommens. Jetzt, mit 60, hat er<br />
dem hektischen Finanzplatz Frankfurt<br />
ganz den Rücken gekehrt, lebt im beschaulichen<br />
Kulmbach in Franken. Seinen Abschied<br />
<strong>vom</strong> Job hat er keine Sekunde bereut.<br />
„Wenn ich zwölf Stunden lang auf<br />
meine acht Bildschirme im Handelsraum<br />
gestarrt habe, sind meine Augen am Abend<br />
zugefallen“, sagt der Banker.<br />
So wie Will wollen viele dem täglichen<br />
Hamsterrad im Büro entfliehen. „Im Wertpapierhandel<br />
sind Sie ab 50 ein alter Sack.<br />
Sie werden kaum einen finden, der das bis<br />
zur Rente durchhält“, sagt Banker Will.<br />
Besser wäre es, weniger zu arbeiten oder<br />
früher aufzuhören. Diese Freiheit lässt sich<br />
erkaufen. Wie Ruheständler vorgehen sollten,<br />
welche Punkte sie beachten müssen.<br />
n Kassensturz: Spätestens mit Mitte 40<br />
sollten Arbeitnehmer oder Selbstständige<br />
eine Bestandsaufnahme der bisherigen Altersvorsorge<br />
machen. Wie viel ist bereits<br />
angespart? Wann werden die Verträge fällig?<br />
Wie hoch sind die Ansprüche auf gesetzliche<br />
und betriebliche Rente?<br />
Gerade bei der gesetzlichen Rente sind<br />
die Einbußen beim vorzeitigen Ruhestand<br />
groß. Um Anspruch auf die volle Rente zu<br />
haben, müsste Will bis 2018 arbeiten. Er<br />
wäre dann 65 Jahre alt. Für jeden Monat,<br />
den er früher aufhört, zieht ihm die Rentenversicherung<br />
0,3 Prozent der vollen Altersbezüge<br />
bis zum Lebensende ab. Zwar<br />
bekommt Will auch die Altersteilzeitphase<br />
bei der gesetzlichen Rente angerechnet,<br />
weil er und sein Arbeitgeber in dieser Zeit<br />
weiter Beiträge zahlten. Unter dem Strich<br />
büßt er jedoch 216 Euro monatlich ein,<br />
weil er schon mit 63 in Rente geht.<br />
Wer außerhalb von Altersteilzeitmodellen<br />
noch vor dem 63. Lebensjahr in den<br />
Ruhestand treten will, muss zeitweise auf<br />
Rente <strong>vom</strong> Staat verzichten (siehe Kasten<br />
Seite 102). „Hinzu kommt, dass auch die<br />
Betriebsrente in der Regel an die Altersgrenze<br />
der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
gebunden ist“, sagt Rentenberater Peter<br />
Sammer aus Großostheim. Im<br />
schlimmsten Fall müsste ein Frührentner<br />
nach dem Start in den Vorruhestand bis<br />
zum 63. Lebensjahr ausschließlich von seinen<br />
Ersparnissen leben.<br />
n Berater suchen: Der Vorruhestand ist ein<br />
Großprojekt. Unabhängige Honorarberater<br />
können dabei helfen. Für Führungskräfte<br />
lohnt sich ein Certified Financial<br />
Planner, der die Finanzen durchleuchtet<br />
Spätestens mit<br />
40 sollten Anleger<br />
Kassensturz fürs<br />
Ersparte machen<br />
und ein Konzept zum Vermögensaufbau<br />
entwickelt. Um sich als Arbeitnehmer einen<br />
ersten Überblick zu verschaffen, sind<br />
Rentenberater gut geeignet. Sie bieten unabhängige<br />
Rechtsberatung zu Renten- und<br />
Krankenversicherung sowie Betriebsrenten<br />
an (www.rentenberater.de).<br />
Sind die Daten bekannt und Berater gefunden,<br />
geht es an die Details.<br />
n Laufzeiten prüfen: Angehende Frührentner<br />
sollten das Ausstiegsalter oder den Beginn<br />
des Teilzeitjobs festlegen und gegebenenfalls<br />
mit der Laufzeit der Anlageverträge<br />
abgleichen. Lebensversicherungsverträge<br />
laufen in der Regel mindestens bis<br />
zum 60. Lebensjahr. Bei geschlossenen Beteiligungen<br />
liegt das Geld 15 bis 20 Jahre<br />
fest. Ein vorzeitiger Ausstieg ist nur schwer<br />
möglich. Baukredite sollten möglichst vor<br />
dem Ausstieg aus dem Berufsleben getilgt<br />
sein. Gegebenenfalls sollten Bauherren<br />
Sondertilgungen nutzen, um schneller<br />
schuldenfrei zu werden.<br />
HAUSBESITZER BRAUCHEN WENIG<br />
Nicht immer lassen sich Kredite und Kapitalanlagen<br />
so steuern, dass der Ruheständler<br />
beim Ausstieg aus dem Vollen schöpfen<br />
kann. Arbeitnehmer sollten prüfen, ob es<br />
nicht auch andere Möglichkeiten als den<br />
kompletten Rückzug aus dem Berufsleben<br />
gibt, beispielsweise Altersteilzeit. Inzwischen<br />
sind Altersteilzeitmodelle Bestandteil<br />
vieler Tarifverträge. Sie sind für Arbeitnehmer<br />
ab 55 Jahre möglich. Der Arbeitgeber<br />
zahlt dabei einen Zuschuss zum reduzierten<br />
Arbeitsentgelt.<br />
n Lebensstandard festlegen: Die angehenden<br />
Vorruheständler müssen sich entscheiden,<br />
wie viel Geld sie noch im Alter<br />
benötigen. Rentner brauchen weniger Einkünfte,<br />
wenn erwachsene Kinder nicht<br />
mehr finanziell unterstützt werden müssen<br />
oder selbst genutzte Immobilien abgezahlt<br />
sind. Hubert Will etwa hat sich eine Eigentumswohnung<br />
finanziert und wohnt jetzt<br />
mietfrei. Mehr Geld ist dagegen für die private<br />
Krankenversicherung einzuplanen.<br />
Deren Beiträge steigen mit dem Alter.<br />
Das angepeilte Einkommensniveau im<br />
Ruhestand lässt sich am einfachsten als<br />
Prozentsatz des letzten Nettoeinkommens<br />
ausdrücken. „Bei Gutverdienern sind 60<br />
bis 65 Prozent in der Regel ausreichend“,<br />
sagt Michael Huber von der Münchner Finanzberatung<br />
VZ Vermögenszentrum.<br />
Wohnten die Sparer miet- und schuldenfrei,<br />
seien auch 50 bis 55 Prozent genug.<br />
n Versorgungslücke kalkulieren: Ist der<br />
Zeitplan festgezurrt, sind die bisherigen<br />
»<br />
ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />
98 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
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Geld&Börse<br />
Teilzeitjob lässt Versorgungslücke schrumpfen<br />
Variante: Früher aus dem Beruf, aber weiter arbeiten<br />
Ruhestand ab 55 mit Teilzeitjob (50-Prozent-Stelle, jeweils bis zum 67. Lebensjahr)<br />
Mann, 40 Jahre 1 :<br />
Zwei Kinder, Jahres-Bruttoeinkommen: 75000 Euro, Ersparnisse: 75000 Euro,<br />
gesetzlich krankenversichert, kirchensteuerpflichtig<br />
Einkünfte im Erwerbsleben (in Euro)<br />
Nettoeinkommen pro Jahr vor Aufnahme des Teilzeitjobs<br />
2<br />
Nettoeinkommen monatlich<br />
Versorgungsziel: 60 Prozent <strong>vom</strong> Nettoeinkommen<br />
Monatliche Einkünfte ab dem 63. Lebensjahr (nach Ende Teilzeitjob, in Euro)<br />
Gesetzliche Rente<br />
Betriebsrente<br />
Gesamt nach Steuern und Sozialabgaben 3<br />
Private Altersvorsorge (Beträge in Euro)<br />
Versorgungslücke bis zum 90. Lebensjahr<br />
Notwendiges Sparkapital, um die Versorgungslücke<br />
zu schließen 4<br />
Notwendige Sparrate pro Monat, wenn er jetzt zu<br />
sparen beginnt, bei einer Nettorendite 5 von...<br />
...4,0 Prozent<br />
...3,0 Prozent<br />
Variante: Früher aus dem Beruf und nicht mehr arbeiten<br />
Ruhestand ab 60, ohne Teilzeitjob<br />
Einkünfte im Erwerbsleben (in Euro)<br />
Nettoeinkommen pro Jahr vor dem Ruhestand<br />
monatlich<br />
Versorgungsziel: 60 Prozent <strong>vom</strong> Nettoeinkommen<br />
Monatliche Einkünfte ab dem 63. Lebensjahr (in Euro) 6<br />
Gesetzliche Rente<br />
Betriebsrente<br />
Gesamt nach Steuern und Sozialabgaben 3<br />
Private Altersvorsorge (Beträge in Euro)<br />
Versorgungslücke bis zum 90. Lebensjahr<br />
Notwendiges Sparkapital, um die Versorgungslücke<br />
bis zum 90. Lebensjahr zu schließen 4<br />
Notwendige Sparrate pro Monat, wenn er jetzt zu<br />
sparen beginnt, bei einer Nettorendite 5 von...<br />
...4,0 Prozent<br />
...3,0 Prozent<br />
Ende des Vollzeitjobs, Wechsel auf Teilzeit im Alter von...<br />
55 Jahren<br />
63932<br />
5328<br />
3197<br />
2466<br />
1 Einkommenszuwachs: zwei Prozent pro Jahr; Zuwachs gesetzliche Rente: 1,0 Prozent pro Jahr; 2 im Teilzeitjob<br />
liegt das Nettoeinkommen bei 50 Prozent des Vollzeitgehalts; 3 Abzug für Steuern und Abgaben: 20<br />
Prozent; 4 zu Beginn des Vorruhestands/Teilzeitjobs; 5 nach Steuern; 6 <strong>vom</strong> 60./61./62. Lebensjahr bis zum<br />
63. Lebensjahr lebt der heute 40-Jährige nur von seinen Ersparnissen; Quelle: VZ Vermögenszentrum<br />
640<br />
2484<br />
677000<br />
428000<br />
1052<br />
1205<br />
60 Jahren<br />
67581<br />
5631<br />
3379<br />
1968<br />
491<br />
1967<br />
917000<br />
680000<br />
<strong>11</strong>94<br />
1396<br />
58 Jahren<br />
65296<br />
5441<br />
3265<br />
2577<br />
667<br />
2595<br />
580000<br />
387000<br />
642<br />
775<br />
Ende des Berufslebens im Alter von...<br />
61 Jahren<br />
68740<br />
5728<br />
3437<br />
2029<br />
512<br />
2032<br />
848000<br />
631000<br />
986<br />
<strong>11</strong>71<br />
60 Jahren<br />
67581<br />
5632<br />
3379<br />
2651<br />
707<br />
2686<br />
532000<br />
365000<br />
465<br />
588<br />
62 Jahren<br />
69908<br />
5826<br />
3495<br />
2089<br />
533<br />
2098<br />
778000<br />
581000<br />
799<br />
969<br />
62 Jahren<br />
69908<br />
5826<br />
3495<br />
2724<br />
733<br />
2766<br />
489000<br />
346000<br />
334<br />
450<br />
63 Jahren<br />
71089<br />
5924<br />
3554<br />
2150<br />
555<br />
2164<br />
707000<br />
528000<br />
631<br />
786<br />
Ersparnisse und die künftigen Alterseinkünfte<br />
bekannt, lässt sich die Versorgungslücke<br />
für den Vorruhestand berechnen.<br />
Das VZ Vermögenszentrum München<br />
hat diese Lücke für einen Musterfall durchgerechnet<br />
(siehe Tabelle). Ein heute<br />
40-Jähriger, der 75 000 Euro brutto verdient,<br />
75 000 Euro angespart hat und Anspruch<br />
auf 800 Euro monatliche Betriebsrente<br />
hat, müsste 680 000 Euro Kapital aufbauen,<br />
um mit 60 komplett aufzuhören.<br />
n Sparrate berechnen: Ist die Versorgungslücke<br />
berechnet, lässt sich kalkulieren, wie<br />
viel Kapital nötig wäre, um zum anpeilten<br />
Zeitpunkt das gewünschte Einkommensniveau<br />
zu erreichen.<br />
60 Prozent <strong>vom</strong><br />
Nettoeinkommen<br />
reichen im Alter in<br />
der Regel gut aus<br />
Im Musterfall müsste der 40-Jährige bei<br />
einer Nettorendite von vier Prozent <strong>11</strong>94<br />
Euro monatlich zurücklegen, um ab dem<br />
60. Lebensjahr ein Niveau von 60 Prozent<br />
seines letzten Nettoeinkommens zu erreichen.<br />
Beträgt die Nettorendite nur drei<br />
Prozent, müsste der Sparer 1396 Euro pro<br />
Monat zurücklegen. Selbst für Gutverdiener<br />
ist das kaum zu schultern.<br />
n Planung nachjustieren: Meist geht die<br />
erste Planrechnung für den vorzeitigen Ruhestand<br />
nicht auf. Viele Sparer setzen sich<br />
zu ambitionierte Ziele, der Plan für den<br />
Vorruhestand muss nachjustiert werden.<br />
Mit deutlich weniger Sparanstrengungen<br />
käme der Musterrentner aus, wenn er,<br />
statt ganz aufzuhören, seine Arbeitszeit ab<br />
dem 60. Lebensjahr halbieren und bis 67<br />
arbeiten würde: lediglich 465 Euro monatlich<br />
müsste er ansparen. Der Ruhestand<br />
mit 58 Jahren wäre mit 642 Euro monatlich<br />
finanzierbar.<br />
Auch Hubert Will hat nachgerechnet,<br />
was ihn der Vorruhestand gekostet hat. Inklusive<br />
Gehaltseinbußen durch die Altersteilzeit<br />
kommt er auf rund 150 000 Euro.<br />
Trotz des hohen Betrags wirkt der ehemalige<br />
Wertpapierhändler mit seinem vorzeitigen<br />
Ausstieg aus dem Job zufrieden: „Mit<br />
dem Geld habe ich mir mehrere Jahre zusätzliche<br />
Freiheit erkauft.“ »<br />
martin.gerth@wiwo.de, andreas dörnfelder | Frankfurt<br />
100 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Geld&Börse<br />
VORRUHESTAND<br />
Gesetze im Blick<br />
Welche rechtlichen und versicherungstechnischen Klippen Angestellte<br />
überwinden müssen, wenn sie vorzeitig ihren Job quittieren.<br />
Der Staat bietet Beschäftigten die Möglichkeit,<br />
frühzeitig in Rente zu gehen. Er<br />
knüpft das aber an Voraussetzungen. Der<br />
57-jährige Maschinenbauingenieur Stefan<br />
Wiechert aus dem hessischen Friedrichsdorf<br />
hat sich das von der Deutschen<br />
Rentenversicherung erklären lassen. Seit<br />
vier Wochen hat er einen Altersteilzeitvertrag.<br />
Folgende Punkte waren wichtig:<br />
n Rentenbeginn: Wiechert hätte normalerweise<br />
erst 2022 im Alter von 65 Jahren<br />
und zehn Monaten die Rente bekommen,<br />
die ihm die Deutsche Rentenversicherung<br />
jährlich in den Renteninformationen mitteilt.<br />
Durch den vorzeitigen Ausstieg mit<br />
63 Jahren bekommt er weniger.<br />
n Abschläge: Wer wie Wiechert bis dahin<br />
mindestens 35 Jahre rentenversichert<br />
war, gilt als langjährig Versicherter, muss<br />
aber trotzdem Abschläge in Kauf nehmen<br />
(siehe Grafik). Für jeden Monat, den er<br />
vor dem offiziellen Rentenbeginn aussteigt,<br />
zieht ihm die Rentenversicherung<br />
0,3 Prozent von der Rente ab. In seinem<br />
Fall sind dies 10,2 Prozent für 34 Monate.<br />
Auch eine mögliche Witwenrente wird dadurch<br />
viel geringer ausfallen. Wer 45 Jahre<br />
Beitrag gezahlt hat, kann mit 65 ohne<br />
Abschlag in Rente.<br />
n Altersteilzeit: Wiechert startet mit dem<br />
beliebten Blockmodell in die Altersteilzeit,<br />
das bei ihm über insgesamt sechs Jahre<br />
läuft. Bis zum 60. Lebensjahr arbeite er<br />
drei Jahre Vollzeit bei reduzierten Bezügen.<br />
Danach kann er drei Jahre zu Hause<br />
Früher aufhören kostet<br />
Bis zu welchem Lebensjahr Beschäftigte arbeiten sollten;<br />
was sie einbüßen, wenn sie mit 63 in Rente gehen<br />
Geburtsjahrdes<br />
Versicherten<br />
OffiziellerRentenbeginn<br />
mit<br />
BeiRentenbeginn<br />
mit63verringert<br />
sichdie Rente<br />
lebenslangum<br />
1950<br />
65 Jahren<br />
4Monaten<br />
8,4%<br />
Quelle:DeutscheRentenversicherung<br />
1953<br />
65 Jahren<br />
7Monaten<br />
9,3%<br />
1956<br />
65 Jahren<br />
10 Monaten<br />
10,2 %<br />
bleiben, bekommt das Geld aber von seinem<br />
Arbeitgeber in gleicher Höhe. Sein Arbeitgeber<br />
zahlt ihm 50 Prozent seines vorherigen<br />
Nettoeinkommens und stockt die<br />
noch um rund 25 Prozentpunkte auf, sodass<br />
Wiechert es unterm Strich auf 75 Prozent<br />
seines Nettoeinkommens bringt. Die<br />
Aufstockungsbeträge sind oft in Tarifverträgen<br />
geregelt. Auch Sozialabgaben werden<br />
weiter gezahlt. Für den Aufstockungsbetrag<br />
des Arbeitgebers wird keine Lohnsteuer fällig,<br />
er wird jedoch bei der Berechnung des<br />
Steuersatzes, der für das Gesamteinkommen<br />
des Ehepaares gilt, mitgezählt. Das<br />
kann zu Steuernachzahlungen führen. Dank<br />
der Aufstockung durch seinen Arbeitgeber<br />
auch bei den Renteneinzahlungen ergeben<br />
sich bei Wiecherts Rente durch die Altersteilzeit<br />
nur geringe Einbußen gegenüber einer<br />
sechs Jahre längeren vollen Einzahlung.<br />
1959<br />
66 Jahren<br />
2Monaten<br />
<strong>11</strong>,4 %<br />
1962<br />
66 Jahren<br />
8Monaten<br />
13,2 %<br />
ab<br />
1964<br />
67 Jahren<br />
0Monaten<br />
14,4 %<br />
n Hinzuverdienst: Maximal 450 Euro<br />
monatlich könnte Wiechert in der Altersteilzeit<br />
hinzuverdienen. Verdient er mehr,<br />
könnte er den Aufstockungsbetrag des<br />
Arbeitgebers verlieren, er käme nur auf<br />
die 50 Prozent seines letzten Nettoeinkommens.<br />
Die Zuverdienstgrenze gilt<br />
auch, wenn er ab 63 Rente bekommt.<br />
Wer mehr verdienen will, muss eine Teilrente<br />
beantragen, diese wird individuell<br />
berechnet und bis zum regulären Rentenbeginn<br />
mit 65 bis 67 gezahlt. Für einen<br />
Durchschnittsrentner mit zuletzt 2839<br />
Euro Gehalt gelten folgende Grenzen:<br />
Bei 451 bis 1051 Euro monatlichem<br />
Hinzuverdienst wird die Rente um ein<br />
Drittel, bei 1052 bis 1535 Euro um die<br />
Hälfte und bei einem Zusatzverdienst von<br />
1536 bis 2021 Euro um zwei Drittel gekürzt.<br />
Bei mehr als 2021 Euro bekäme<br />
der Durchschnittsrentner keine Rente<br />
mehr. Das alles gilt nur bis zum Erreichen<br />
der Regelaltersgrenze. Wiechert etwa<br />
darf ab 10 Monaten nach seinem 65.<br />
Geburtstag so viel hinzuverdienen, wie er<br />
möchte.<br />
n Krankenversicherung: Für privat Krankenversicherte<br />
kann der Vorruhestand<br />
teuer werden. Wiechert hat etwa zwei<br />
Töchter in Ausbildung, deren Beiträge er<br />
zahlen muss. Seinen Beitrag übernimmt<br />
der Arbeitgeber zur Hälfte während der<br />
Altersteilzeit. Wenn er Rente bekommt,<br />
zahlt der Rentenversicherungsträger für<br />
ihn einen Zuschuss zur privaten Krankenversicherung<br />
(PKV). Wer vor dem 63.<br />
Lebensjahr ohne Altersteilzeit aufhört zu<br />
arbeiten, muss aber den Arbeitgeberanteil<br />
an der PKV-Prämie finanzieren. Gesetzlich<br />
Versicherte, die vor 63 aufhören,<br />
können sich freiwillig in der GKV versichern.<br />
Die Höhe der Prämie richtet sich<br />
dann nach ihren Gesamteinkünften.<br />
n Betriebsrenten: Zum Rentenbeginn mit<br />
63 bekommt Wiechert auch die Betriebsrente.<br />
Sie wird beim vorzeitigen Ausstieg<br />
um den gleichen Betrag gekürzt wie die<br />
gesetzliche, bei Wiechert also um 10,2<br />
Prozent. Und durch die vorherige Altersteilzeit<br />
wird auch die Betriebsrenteneinzahlung<br />
anteilig verringert. Private<br />
Policen werden wie vereinbart zum Fälligkeitstermin<br />
ausgezahlt. Jede betriebliche<br />
Altersvorsorge wird allerdings mit dem<br />
vollen Beitragssatz der GKV belastet. Gesetzlich<br />
Versicherten brachte die Rentenreform<br />
von 2004 also herbe Einbußen. »<br />
heike.schwerdtfeger@wiwo.de | Frankfurt<br />
ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />
102 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
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Geld&Börse<br />
RICHTIG ANLEGEN<br />
In Raten<br />
wachsen<br />
Werner Philipp, 65, ehemaliger IT-<br />
Entwicklungschef bei Vodafone,<br />
ist mehr als gut versichert. Sieben<br />
Lebensversicherungen hatte der Manager<br />
im Vorruhestand für sich, seine Frau und<br />
die drei Kinder abgeschlossen. Zusätzlich<br />
hat er schon mit Mitte 30 angefangen, Geld<br />
in Aktien- und Rentenfonds zu sparen.<br />
Später kam noch eine staatlich geförderte<br />
Rürup-Rente hinzu.<br />
Philipp konnte so viel sparen, weil er sich<br />
bereits in den Dreißigern zum Abteilungsleiter<br />
hochgearbeitet hatte. Vorzeigesparer<br />
wie der ehemalige Vodafone-Manager sind<br />
aber eher die Ausnahme. Nach einer Studie<br />
des Freiburger Forschungszentrums<br />
Generationenverträge beziehen deutsche<br />
Rentner im Schnitt 402 Euro monatlich aus<br />
Krisenfest gestreut<br />
Aufteilungeines Mischdepots, mitdem Anlegerihren Vorruhestand finanzieren können<br />
(inProzent)*<br />
Tagesgeld<br />
Gold<br />
15<br />
Anleihen<br />
20<br />
15<br />
Mit40<br />
Jahren<br />
50<br />
Aktien<br />
Tagesgeld<br />
Gold<br />
Aktien<br />
Mit60<br />
Jahren<br />
*Annahme: Anleger istheute 40 Jahrealt undspart bis zum60. Lebensjahr; Quelle:eigeneRecherchen<br />
15<br />
20<br />
15<br />
50<br />
Anleihen<br />
Geld- und Immobilienvermögen. Die Hälfte<br />
kommt auf weniger als 275 Euro pro Monat.<br />
Um größere Versorgungslücken zu<br />
stopfen, die durch einen vorzeitigen Ruhestand<br />
entstehen, ist das zu wenig.<br />
Erster Schritt beim Vermögensaufbau ist<br />
das Erstellen eines Haushaltsbudgets, um<br />
zu sehen, wie viel monatlich fürs Sparen<br />
übrig bleibt. Ist der Wert in etwa so hoch<br />
wie der aus der Finanzplanung (siehe Seite<br />
100), sollten Anleger das Geld dort einsetzen,<br />
wo es den größten Nutzen bringt. Entschulden<br />
geht dabei vor Sparen. „Kreditzinsen<br />
sind in der Regel höher als die Rendite<br />
von Kapitalanlagen“, sagt Ralf Nomrosky,<br />
Gutachter für Kapitalanlagen in Düsseldorf.<br />
Größter Brocken ist in der Regel die<br />
Baufinanzierung. Je schneller der Baukredit<br />
getilgt ist, desto mehr können Aussteigewillige<br />
in die Altersvorsorge stecken.<br />
Schulden sind allerdings nicht das einzige<br />
Risiko fürs Ersparte. Meist ist der Anleger<br />
selbst die größte Gefahr. „Oft fehlt es an<br />
Disziplin und der richtigen Strategie“, sagt<br />
Andreas Zittlau, Chef des Bonner Vermögensverwalters<br />
Privacon. Häufig sei das Ersparte<br />
unzureichend über die Vermögensklassen<br />
Anleihen, Aktien, Gold oder Tagesgeld<br />
gestreut. Zudem ließen sich die Anleger<br />
zu stark von kurzfristigen Trends beeinflussen<br />
und schichteten zu oft um.<br />
ANLAGEREGELN EINHALTEN<br />
Zittlau rät Sparern, sich ein klares Regelwerk<br />
zu geben und dieses bis zur ersten<br />
Rente durchzuhalten: „Das ist langweilig,<br />
wie der Farbe beim Trocknen zuzusehen,<br />
aber es hilft.“ Anleger sollten sich zunächst<br />
klar darüber werden, wie viel Risiko sie in<br />
Kauf nehmen wollen:<br />
n Totalverlust ausschließen. Kapitalanlagen,<br />
bei denen ein Verlust der kompletten<br />
Ersparnisse möglich ist, haben in einem<br />
Altersvorsorge-Portfolio nichts zu suchen.<br />
Dazu gehören geschlossene Beteiligungen,<br />
riskante Nebenwerte sowie Währungsoder<br />
Rohstoffwetten.<br />
n Maximalen Verlust begrenzen. Selbst<br />
Qualitätsaktien aus dem Dax oder Euro<br />
Stoxx können sich mehr als halbieren. Je<br />
höher der Aktienanteil im Depot ist, desto<br />
größer der mögliche maximale Verlust. Das<br />
Risiko von Einzelwerten lässt sich durch<br />
Indexfonds (ETF) mindern.<br />
n Volatilität akzeptieren. Verluste zu begrenzen<br />
heißt aber nicht, auf Aktien zu verzichten.<br />
Über 20 Jahre relativieren sich die<br />
Schwankungen, weil frühere Verluste aufgeholt<br />
werden können. Hätte ein Anleger<br />
im November 1993 in den Dax investiert,<br />
wäre er heute mit 345 Prozent im Plus.<br />
Wäre er bereits 2003, also zehn Jahre früher<br />
ausgestiegen, hätte er mit 80 Prozent plus<br />
einen deutlich kleineren Wertzuwachs erzielt.<br />
„Viele Anleger werfen zu schnell die<br />
Flinte ins Korn, wenn der Dax mal 1000<br />
Punkte verliert“, sagt Zittlau.<br />
Wer weiß, wie viel Risiko er akzeptiert,<br />
kann sich auf die Suche nach den passenden<br />
Finanzprodukten machen.<br />
RENTENPOLICEN SIND TEUER<br />
Der bequemste Weg wäre, einfach eine private<br />
Rentenversicherung abzuschließen<br />
und zu hoffen, dass der Versicherer seine<br />
Versprechen einhalten wird. Jahr für Jahr<br />
fließt Geld in den Anlagetopf des Versicherers,<br />
später fließt das Ersparte mit Zinsen<br />
als Rente zurück.<br />
Angesichts der aktuell mickrigen Zinsen<br />
ist der Abschluss einer Rentenpolice allerdings<br />
keine gute Idee. Die Lebensversicherer<br />
investieren vor allem in Zinspapiere,<br />
die kaum etwas hergeben: Zehnjährige<br />
Bundesanleihen etwa kommen gerade<br />
»<br />
ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />
104 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Geld&Börse<br />
»<br />
mal auf 1,4 Prozent. Derzeit bieten die<br />
Rentenpolicen nur 1,75 Prozent Garantiezins.<br />
Überschüsse können zwar die Rendite<br />
der Rentenpolice in etwa verdoppeln,<br />
aber diese Erträge sind nicht garantiert.<br />
Zudem schlucken die Rentenversicherungen<br />
bis zu 15 Prozent des Sparbeitrags für<br />
Risikoschutz, Verwaltung und Vertrieb.<br />
Nur auf die übrigen 85 Prozent der Prämie<br />
erwirtschaftet der Versicherer Gewinne.<br />
GOLD SICHERT AKTIEN AB<br />
„Anleger sollten die Altersvorsorge lieber<br />
selbst organisieren. Das ist kostengünstiger<br />
und bringt in der Regel mehr Rendite“, sagt<br />
Peter Sammer, Renten- und Versicherungsberater<br />
aus Großostheim. Um Struktur<br />
ins Sparen zu bringen, können Anleger<br />
auf bewährte Konzepte zurückgreifen:<br />
n Streuen. Jede Anlageklasse hat eigene<br />
Stärke- und Schwächephasen. Wer seine<br />
Sparraten auf Aktien, Anleihen und Gold<br />
streut, stabilisiert die Gesamtrendite.<br />
Wenn Aktien beispielsweise schwächeln,<br />
bleibt Gold meist stabil. Als im September<br />
2008 die Investmentbank Lehman<br />
Brothers pleiteging und der Dax im darauf<br />
folgenden Oktober und November zeitweise<br />
bis zu 30 Prozent einbüßte, war Gold im<br />
Zeitraum Oktober bis November 2008 mit<br />
vier Prozent im Plus (in Euro gerechnet).<br />
In Aktien, Anleihen und Gold lässt sich<br />
auch mit kleinen Beträgen anlegen. Dazu<br />
können Anleger beispielsweise Indexfonds<br />
auf den Dax, auf europäische Unternehmensanleihen<br />
sowie Zertifikate auf den<br />
Goldpreis nutzen (siehe Tabelle).<br />
Bei der Auswahl der Sparprodukte können<br />
Anleger das Risiko weiter minimieren.<br />
So verzichten einige Indexfonds auf Swap-<br />
Geschäfte, bei denen die Aktien im Index<br />
künstlich abgebildet werden. Geht die am<br />
Swap-Geschäft beteiligte Bank pleite, sind<br />
bis zu zehn Prozent des Fondsvermögens<br />
gefährdet. Bei Zertifikaten ist das Emittentenrisiko<br />
noch größer, weil im schlimmsten<br />
Fall ein Totalverlust droht.<br />
Auch bei den Kosten sollten Sparer genau<br />
hinschauen. Anders als bei Einmalinvestments<br />
in Indexpapiere fallen die<br />
Gebühren bei Sparplänen stärker ins Gewicht.<br />
Ein Beispiel: Der Indexfonds iShares<br />
Dax wird an der Börse derzeit mit einem<br />
Aufschlag (Spread) von 0,02 Prozent auf<br />
den Verkaufspreis gehandelt. Die Direktbank<br />
Comdirect verlangt beim Sparplan<br />
auf den iShares Dax 1,5 Prozent Aufschlag<br />
pro Rate. Den hauseigenen Indexfonds<br />
Comstage Dax bietet Comdirect als Sparplan<br />
dagegen ohne Transaktionskosten an.<br />
Sparen in<br />
Eigenregie<br />
bringt höhere<br />
Renditen<br />
Tipp: Anleger sollten sich informieren, ob<br />
die ETF-Sparpläne dauerhaft ohne Transaktionskosten<br />
angeboten werden, oder ob<br />
es sich um befristete Rabatte handelt.<br />
FLÜSSIG BLEIBEN<br />
Einen Teil des Ersparten sollten Anleger liquide<br />
als Tagesgeld für unvorhergesehene<br />
<strong>Ausgabe</strong>n halten. Die Bank sollte für das<br />
Zinskonto eine Einlagensicherung von<br />
100 000 Euro nach deutschem Recht anbieten.<br />
Zwar ist die Merkel-Garantie für Sparguthaben<br />
kein Ruhekissen, aber immer<br />
noch sicherer als staatliche Zusagen aus<br />
südeuropäischen Ländern.<br />
n Ausbalancieren. Weil sich die unterschiedlichen<br />
Anlageklassen während der<br />
Sparphase nicht im Gleichklang bewegen,<br />
verschieben sich deren Gewichte weg <strong>vom</strong><br />
ursprünglichen Mix. Um die alte Mischung<br />
wieder herzustellen, können die Anleger<br />
ihre Sparraten entsprechend anpassen.<br />
Steigt der Dax wie zuletzt stark an, fließt<br />
weniger Geld in den Indexfonds auf deutsche<br />
Standardwerte und mehr in die übrigen<br />
Anlageklassen.<br />
Bausteine fürs Depot<br />
Ausgewählte Kapitalanlagen, mit denen<br />
Sie ein krisenfestes Mischdepot für<br />
den vorzeitigen Ruhestand aufbauen<br />
Anlageklasse<br />
Gold<br />
Anleihen<br />
Aktien<br />
Tagesgeld<br />
Sparprodukt<br />
physisch oder per<br />
Indexfonds (ETC)<br />
Indexfonds Lyxor<br />
Euro Corp. ex Fin. 1<br />
Indexfonds<br />
iShares Dax<br />
Bank 2<br />
Ikano Bank<br />
Akbank<br />
GE Capital<br />
Merkur Bank<br />
ING-Diba<br />
ISIN<br />
DE000A1EK0G3<br />
(Deutsche Bank)<br />
FR0010814236<br />
DE0005933931<br />
Zinssatz<br />
1,30<br />
1,25<br />
1,05<br />
1,05<br />
1,00<br />
1 ETF enthält keine Anleihen von Finanzinstituten;<br />
2 nur Anbieter mit deutscher Einlagensicherung,<br />
Zins gilt ab 1000 Euro Guthaben; Quelle: Anbieter,<br />
FMH Finanzberatung<br />
n Töpfe anlegen. Die Sparverträge sollten<br />
die Basis der Altersvorsorge bilden. Wer<br />
dann noch Kapital übrig hat, kann einen<br />
weiteren Topf anlegen, der genutzt wird,<br />
um opportunistisch mit Einmalbeträgen in<br />
Qualitätsaktien zu investieren. Steht der<br />
Dax auf Höchstkurs, fliegen die Aktien wieder<br />
aus dem Depot, der Verkaufserlös geht<br />
aufs Tagesgeldkonto und wird sukzessive<br />
auf die übrigen Anlageklassen gestreut.<br />
n Lebenszyklus beachten. Je näher der<br />
Vorruhestand rückt, desto niedriger sollte<br />
der Aktienanteil sein (siehe Grafik Seite<br />
104). Als Faustformel gilt: Aktienanteil<br />
gleich 100 minus Lebensalter. Demnach<br />
müsste die Aktienquote mit 60 Jahren bei<br />
40 Prozent liegen. Allerdings gilt diese Regel<br />
für lebenslanges Sparen und nicht für<br />
die Punktlandung zum geplanten Vorruhestand.<br />
Entsprechend konservativer sollte<br />
der Mix sein: 20 Prozent Aktienquote unmittelbar<br />
vor dem Ausstieg aus dem Berufsleben<br />
sind das Maximum.<br />
AKTIENQUOTE ABBAUEN<br />
Um das Ersparte altersgerecht umzuschichten,<br />
können Anleger die Sparraten<br />
für die einzelnen Anlageklassen entsprechend<br />
anpassen. Bei einem Sparplan über<br />
20 Jahre könnte das wie folgt funktionieren:<br />
n In den ersten zehn Jahren sollte der Aktienanteil<br />
zunächst konstant sein, um die<br />
Renditechancen zu maximieren. In dieser<br />
Phase sollte der ursprüngliche Mix ein bis<br />
zwei Mal jährlich ausbalanciert werden.<br />
n In der zweiten Hälfte der Sparphase geht<br />
es darum, nach und nach Risiko rauszunehmen,<br />
also weniger in Aktien und mehr<br />
in Anleihen guter Qualität anzulegen. Der<br />
Anleger müsste demnach die Sparraten<br />
beispielsweise für einen Indexfonds auf<br />
den Dax reduzieren und die für den Indexfonds<br />
auf europäische Unternehmensanleihen<br />
erhöhen. In Phasen, in denen die<br />
Aktienkurse durch die Decke gehen, sollte<br />
der Anleger die Sparraten für den Aktienteil<br />
des Portfolios ganz einstellen.<br />
IT-Entwickler Philipp hat während seiner<br />
Altersteilzeit kaum noch in Aktien investiert.<br />
Stattdessen hat er sein Geld in<br />
Mischfonds und die Rürup-Rente gesteckt.<br />
Auch während des gleitenden Übergangs<br />
in den Ruhestand konnte er viel zur Seite<br />
legen: „Ich habe darauf bestanden, dass<br />
ich in den drei aktiven Jahren der Altersteilzeit<br />
weiter an Tariferhöhungen teilnehme.“<br />
Neben kluger Geldanlage kann eben auch<br />
Verhandlungsgeschick den Weg in den frühen<br />
Ruhestand angenehmer gestalten. »<br />
martin.gerth@wiwo.de, andreas dörnfelder | Frankfurt<br />
ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />
106 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
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Geld&Börse<br />
AUSZAHLPHASE<br />
Vermögen<br />
soll fließen<br />
Der Ausstieg aus dem Berufsleben<br />
oder der Übergang in den Teilzeitjob<br />
hat funktioniert, jetzt gilt es, zu<br />
ernten. Um Kapital in eine Rente zu wandeln,<br />
gibt es drei Wege: Bank-Auszahlplan,<br />
Auszahlplan mit Fonds oder Sofortrente<br />
bei einer Versicherung (siehe Tabellen).<br />
Wer sich für einen Auszahlplan entscheidet,<br />
sollte eine Variante mit Kapitalverzehr<br />
wählen. In dieser Form des Auszahlplans<br />
wird das Ersparte bis zu einem bestimmten<br />
Endalter, zum Beispiel 90, komplett in Renten<br />
gewandelt. Ein heute 40-Jähriger hat eine<br />
Lebenserwartung von 81,5 Jahren.<br />
40-jährige Frauen werden 86,4 Jahre alt.<br />
Ein Auszahlplan bis zum 90. Lebensjahr<br />
scheint also vertretbar.<br />
Die drei Wege zur privaten Rente haben<br />
folgende Vor- und Nachteile:<br />
n Bank-Auszahlplan: Die Bank zahlt für die<br />
Laufzeit einen festen Zins auf das verbleibende<br />
Kapital, <strong>vom</strong> Ersparten wird regelmäßig<br />
ein fixer Betrag verbraucht<br />
+ geringe Kosten, einfache Konstruktion<br />
– niedrige Rendite<br />
n Fonds-Auszahlplan: Das Geld geht in<br />
Fonds. Kursgewinne pushen die Rente<br />
+ hohe Renditechancen<br />
– größeres Risiko, Rente kaum kalkulierbar<br />
n Sofortrente: Der Anleger steckt Kapital<br />
auf einen Schlag in eine Renten-Police.<br />
+ lebenslange Rente, kein Nachjustieren<br />
– niedrige Rendite, höhere Kosten<br />
Auszahlpläne bieten keine lebenslange<br />
Rente. Wer sichergehen will, sollte eine Reserve<br />
von zehn Prozent des Ersparten einplanen.<br />
Dieser Notgroschen überbrückt die<br />
Jahre jenseits der 90. Stirbt der Anleger, bevor<br />
er die Reserve angreift, haben die Erben<br />
etwas davon. Bei Renten-Policen dagegen<br />
gehen sie leer aus, wenn die Zeit, für die die<br />
Rente garantiert wird, abgelaufen ist.<br />
Da bei Auszahlplänen später nachjustiert<br />
werden muss, sollten Anleger ihre Angehörigen<br />
mit in die Planung einbeziehen.<br />
Bei Bank-Auszahlplänen muss beispielsweise<br />
der Zins neu festgesetzt, bei Fonds-<br />
Auszahlplänen die Auswahl der Investments<br />
verändert werden. „Sind die Verwandten<br />
im Bilde, können sie eingreifen,<br />
wenn die Rentner ihre Finanzen nicht<br />
mehr selbst regeln können“, sagt Ralf Nomrosky,<br />
Honorarberater aus Düsseldorf.<br />
Da die Zinsen für Bank-Auszahlpläne<br />
derzeit niedrig sind, ist es sinnvoll, mehrere<br />
Auszahlpläne mit kürzeren Laufzeiten<br />
hintereinander zu schalten. Um eine Rente<br />
bis 90 zu sichern, muss das bis zur Frührente<br />
angesparte Kapital aufgeteilt werden.<br />
Wer sich für die Sofortrente entscheidet,<br />
dem sollte klar sein, dass er in der Regel vor<br />
dem 90. Geburtstag sein eingezahltes Kapital<br />
nicht wiedersehen wird. Tipp: Anleger<br />
sollten auf eine wachsende Rente verzichten<br />
und einen Tarif mit konstanten Leistungen<br />
wählen. So bitter es klingen mag, aber:<br />
Im Alter nimmt der Kapitalbedarf ab. n<br />
martin.gerth@wiwo.de<br />
Lebenslang monatlich 333 Euro dazu<br />
Die besten Rentenversicherungen gegen Einmalbetrag, bei denen die Rente ab<br />
dem 60. Lebensjahr gezahlt wird 1<br />
Versicherter: 60 Jahre, zahlt jetzt einmalig 100 000 Euro ein<br />
Versicherung<br />
Europa 3<br />
HUK24<br />
CosmosDirekt<br />
Hannoversche Leben<br />
HUK-COBURG<br />
Continentale 3<br />
R+V<br />
Karlsruher<br />
Stuttgarter<br />
Württembergische<br />
Tarif<br />
E-R1<br />
RSGT24 Sofortrente<br />
R3<br />
Sofortrente R1<br />
RSGT Sofortrente<br />
R1<br />
LSE<br />
KSR<br />
SofortRente classic - T30.8<br />
SR<br />
garantierte<br />
monatliche Rente<br />
(in Euro) 2<br />
1 Vorgaben: Rente wird lebenslang, mindestens jedoch zehn Jahre lang gezahlt, falls der Versicherte vorzeitig<br />
stirbt; Anbieter muss mindestens einen Stern im LV-Unternehmensrating von Morgen & Morgen haben;<br />
2 Garantiezins liegt derzeit bei 1,75 Prozent pro Jahr; 3 Rente inklusive Überschüssen in voller Höhe erst ab dem<br />
vierten Jahr; Quelle: Morgen & Morgen, Stand: November <strong>2013</strong><br />
336<br />
333<br />
332<br />
332<br />
329<br />
323<br />
322<br />
322<br />
322<br />
320<br />
monatliche Rente<br />
inklusive Überschüsse<br />
(in Euro)<br />
452<br />
439<br />
448<br />
431<br />
434<br />
435<br />
444<br />
458<br />
431<br />
433<br />
30 Jahre 419 Euro pro Monat<br />
Die besten Bankauszahlpläne über<br />
10, 15 und 30 Jahre<br />
Anlagebetrag: 100 000 Euro<br />
Anbieter<br />
Auszahlung über 10 Jahre<br />
IKB Deutsche Industriebank<br />
Gefa Bank<br />
Sparda-Bank Augsburg<br />
Stadtsparkasse Mönchengl.<br />
Sparda-Bank Hessen<br />
...über 15 Jahre<br />
BKM – Bausparkasse Mainz<br />
Aachener Bausparkasse<br />
...über 30 Jahre<br />
BKM – Bausparkasse Mainz<br />
PSD Bank Hannover<br />
Quelle: biallo.de<br />
Zinssatz<br />
(in Prozent<br />
pro Jahr)<br />
2,40<br />
2,30<br />
2,10<br />
2,10<br />
2,00<br />
2,25<br />
1,90<br />
3,00<br />
1,31<br />
monatliche<br />
Rente<br />
(in Euro)<br />
936,96<br />
932,53<br />
923,71<br />
923,71<br />
919,31<br />
654,01<br />
638,15<br />
419,38<br />
335,71<br />
ILLUSTRATION: CARLO GIAMBARRESI<br />
108 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FOTO: ANDREAS VARNHORN<br />
Besondere Leistung<br />
HESS-SKANDAL I | Beim Börsengang der Pleitefirma, argwöhnen<br />
Ermittler, soll mit Tricks künstlich Nachfrage erzeugt worden sein.<br />
Die Aufseher wollten einiges von der<br />
Landesbank in Stuttgart haben: In<br />
einer Anfrage soll die Finanzaufsicht<br />
BaFin um die Korrespondenz zum<br />
Börsengang der Hess AG gebeten haben.<br />
Das Institut, sagen Bankinsider, habe Mitschnitte<br />
von Telefonaten, E-Mails und<br />
Chats, die Banker über den Computer des<br />
Finanzdatenspezialisten Bloomberg geführt<br />
hatten, herausgeben sollen.<br />
Im Oktober 2012 hatte die Landesbank<br />
Baden-Württemberg (LBBW) den Leuchtenhersteller<br />
an die Börse gebracht. Drei<br />
Monate später feuerte der Aufsichtsrat Vorstandschef<br />
Christoph Hess und Finanzchef<br />
Peter Ziegler. Die Manager, so der Vorwurf,<br />
hätten die Finanzlage geschönt. Hess war<br />
bis Redaktionsschluss nicht für eine Stellungnahme<br />
erreichbar, Ziegler wollte sich<br />
nicht äußern. Vier Monate nach dem Börsengang<br />
war Hess pleite – ein Rekord, den<br />
es nicht mal am Neuen Markt gegeben haben<br />
dürfte. Die Staatsanwaltschaft Mannheim<br />
ermittelt unter anderem wegen des<br />
Verdachts auf Kapitalanlagebetrug gegen<br />
Ex-Hess-Manager und weitere Beteiligte.<br />
VERDACHT AUF INSIDERHANDEL<br />
Seit Neuestem spielen auch Aktiengeschäfte<br />
eine Rolle im Ermittlungsverfahren. Die<br />
BaFin hat außerdem kürzlich Anzeigen wegen<br />
des Verdachts auf Marktmanipulation<br />
und Insiderhandel erstattet – gegen wen,<br />
ließ die Behörde offen.<br />
Ein Insider, der den Börsengang (IPO)<br />
mit vorbereitet hat, sagte bei einem Ermittler<br />
der Landespolizeidirektion in Freiburg<br />
aus. Er sei kurz vor dem Gang an die Börse<br />
zum Gespräch mit der Emissionsbank<br />
LBBW in Stuttgart gewesen. Thema soll<br />
demnach gewesen sein, dass das Orderbuch,<br />
in dem die Aufträge von allen gesammelt<br />
werden, die Aktien zeichnen wollen,<br />
nur spärlich gefüllt gewesen sei.<br />
Das ist der Albtraum jedes Investmentbankers<br />
beim IPO. Zu wenig Orders bergen<br />
die Gefahr, dass der Kurs am ersten Börsentag<br />
abstürzt. Eine Führungskraft der<br />
Bank soll daher Druck gemacht haben. Die<br />
LBBW äußerte sich dazu auf Anfrage nicht.<br />
Im Orderbuch sollen noch Aufträge für eine<br />
halbe Million Aktien gefehlt haben. Sei<br />
das Buch nicht voll, verlören institutionelle<br />
Anleger das Interesse. Folge: Der Börsengang<br />
drohte zu scheitern.<br />
Doch die Landesbank soll Rat gewusst<br />
haben: Sie wollte, sagte der Insider der Polizei,<br />
zehn Prozent der Aktien in den eigenen<br />
Bestand nehmen. Ein Banker habe außerdem<br />
eine Incentive Fee (Belohnungsgebühr)<br />
gefordert, für besondere Leistung.<br />
Die Bank soll zusätzlich zur normalen Provision<br />
ein Prozent Zuschlag verlangt haben.<br />
Das Geld, sagt Volker Grub, Insolvenzverwalter<br />
von Hess, ist geflossen: „Die Incentive<br />
Fee in Höhe von einem Prozent ist<br />
von Hess an die LBBW bezahlt worden.“<br />
Die Landesbank wollte aufgrund der<br />
laufenden Ermittlungen und mit Blick auf<br />
ihre Verschwiegenheitspflichten nicht alle<br />
Fragen der Redaktion beantworten. Sie legt<br />
allerdings Wert auf die Feststellung, dass<br />
die Nachfrage nach Hess-Aktien „zum Zeitpunkt<br />
der Schließung der Bücher“ die gewünschte<br />
Transaktion von 2,3 Millionen<br />
Aktien vollständig gedeckt habe.<br />
Das ist nach Informationen der WirtschaftsWoche<br />
richtig. Fraglich ist nach den<br />
Angaben eines Bankinsiders aber, ob die<br />
LBBW in die Lücke gesprungen ist und bislang<br />
nicht gezeichnete Papiere kurzfristig<br />
auf eigene Bücher genommen hat. Ein<br />
Bankinsider sagte: „Das Orderbuch wäre<br />
nicht voll gewesen, wenn die LBBW keine<br />
Aktien gezeichnet hätte.“ Die Bank dementiert<br />
das, verweist aber auf Nachfrage lediglich<br />
auf öffentliche Mitteilungen über ihre<br />
Stimmrechte. Daraus geht hervor, dass die<br />
LBBW am Tag der erstmaligen Zulassung<br />
der Aktien zum Handel gut die Hälfte der<br />
Stimmrechte gehalten hat. Das aber dürfte<br />
technische Gründe gehabt haben, weil die<br />
Bank die Papiere verteilen musste. Nur<br />
zwei Tage später war das Institut blank und<br />
meldete „0,00“ Prozent.<br />
FONDS ZEICHNETEN FLEISSIG<br />
LBBW-Fonds, in die Privatanleger investieren,<br />
hatten da noch Aktien: So zeichnete etwa<br />
der „LBBW Aktien Small & MidCaps<br />
Deutschland“ 5000 Stück. Hört sich wenig<br />
an, ist für den kleinen Fonds aber viel:<br />
Hess-Aktien waren mit knapp zwei Prozent<br />
<strong>vom</strong> Fondsvermögen plötzlich zweitgrößte<br />
Position im Topf. Kauffreudig waren die<br />
Fondsmanager auch beim „Aktien Dynamik<br />
Europa“ und „Nachhaltigkeit Aktien“ –<br />
so kamen weitere 32 000 Aktien hinzu.<br />
Fest steht aber auch: Für die Landesbank<br />
stand viel auf dem Spiel, sie hatte in den<br />
Börsengang investiert – und den Löwen-<br />
Damals strahlten die Leuchten noch<br />
Ex-Vorstände Hess (rechts) und Ziegler »<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 109<br />
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Geld&Börse<br />
ternehmen begleitet hat: „Meist legt eine<br />
Hausbank offen, für wen sie Aktien zeichnet.<br />
Kommt eine große Order rein, fragt eine<br />
Investmentbank normalerweise nach,<br />
wer hinter dem Auftrag steht“, sagt der heutige<br />
Partner der Anwaltskanzlei Heisse Kursawe<br />
Eversheds.<br />
Die Hess-Führungsriege allerdings soll<br />
mit ihren Kunstgriffen auch noch nicht<br />
durch gewesen sein: Der Insider sagte der<br />
Polizei, dass auch Jürgen Hess, Vater von<br />
Christoph Hess und damals Hess-Aufsichtsrat,<br />
privat Aktien gezeichnet haben<br />
soll. Hess senior war nicht für eine Stellungnahme<br />
zu erreichen.<br />
»<br />
anteil der meist millionenschweren Provision<br />
bekommen Investmentbanken normalerweise<br />
erst, wenn der IPO klappt.<br />
Dass der Börsengang schleppend lief,<br />
hatte sich abgezeichnet. Anleger äußerten<br />
Bedenken: Hess habe ein „schwaches Finanzprofil“,<br />
aus dem operativen Geschäft<br />
bleibe zu wenig hängen. Familie Hess, Anteilseigner<br />
Holland Private Equity (HPE)<br />
und die Bank verlängerten die Frist für die<br />
Zeichnung um sechs Tage und senkten die<br />
Zeichnungsspanne um rund 20 Prozent.<br />
ZIEL: 200 000 AKTIEN<br />
22. Oktober 2012. Die Zeit läuft, am nächsten<br />
Tag endet die verlängerte Zeichnungsfrist.<br />
Finanzchef Ziegler schreibt eine<br />
E-Mail an seinen Boss Christoph Hess. Diverse<br />
sechsstellige Geldbeträge sollten<br />
noch auf ein Konto der Firma Evros wandern,<br />
beim Internationalen Bankhaus Bodensee<br />
(IBB). Damit seien 2,2 Millionen<br />
Euro beim IBB, mache 125 000 Aktien. Zudem<br />
könne man ein anderes Konto um 1,4<br />
Millionen Euro überziehen, mache weitere<br />
75 000 Aktien. Ziel sei es, 200 000 Aktien<br />
über Evros und K+K zu kaufen. Die Anteile<br />
müssten jeweils unter drei Prozent liegen –<br />
der Zusatz ist pikant, erst ab der Schwelle<br />
muss Aktienbesitz gemeldet werden.<br />
Der Polizei hat der Hess-Insider erklärt,<br />
dass Ziegler Nachfrage organisiert habe,<br />
weil das Orderbuch nicht voll gewesen sei.<br />
Die Staatsanwaltschaft Mannheim bestätigte,<br />
dass sie wegen des Verdachts der Untreue<br />
ermittle, „da Firmen aus dem Umfeld<br />
der Hauptbeschuldigten mit Geldern der<br />
Hess AG Aktien erworben haben sollen“.<br />
Hinter Evros und K+K steht eine Schweizer<br />
Adresse. Dorthin hat Hess-Finanzchef<br />
Erleuchtet<br />
EM-Stadion Donetsk, ein Hess-<br />
Vorzeigeprojekt beim IPO<br />
Ziegler Handlungsanweisungen geschickt:<br />
Am Tag nach dem Ende der Zeichnungsfrist<br />
hat er eine E-Mail versendet, mit dem<br />
Auftrag, mehrere Verkaufsorders für insgesamt<br />
30 000 Aktien zu setzen. Die Preise<br />
gab er vor. „Nach den mir vorliegenden<br />
Unterlagen sind Hess-Aktien im Wert von<br />
zwei Millionen Euro zum Börsengang mit<br />
dem Geld einer der Familie Hess zuzurechnenden<br />
Gesellschaft gezeichnet worden“,<br />
sagt Insolvenzverwalter Grub, der die<br />
Geldströme von Hess nachverfolgt hat.<br />
Die Geschäfte werfen Fragen zur Rolle<br />
der LBBW auf: In einer Präsentation hebt<br />
sie hervor, dass sie die Investoren von Hess<br />
kenne; bis auf die Nachkommastelle ist<br />
aufgeführt, wie viel Prozent der Aktien bei<br />
Versicherungen, Hedgefonds und Privatanlegern<br />
liegen und aus welchen Ländern<br />
diese kommen. „Evros oder K+K standen<br />
nicht im Orderbuch“, sie seien der LBBW<br />
nicht bekannt gewesen, sagt die Bank. Im<br />
Orderbuch konnten die Landesbanker hinter<br />
der Millionen-Order nur IBB sehen.<br />
Warum sie nicht nachgefragt hat, wer dahinter<br />
steht, ist unklar. Es sei zumindest<br />
ungewöhnlich, sagt der ehemalige Investmentbanker<br />
Alexander Honrath, der mehr<br />
als 30 Kapitalmarkttransaktionen von Un-<br />
»Mit Geldern der<br />
Hess AG sollen<br />
Aktien erworben<br />
worden sein«<br />
Staatsanwaltschaft Mannheim<br />
1,26 MILLIONEN EURO VOM SENIOR<br />
Jürgen Hess, obwohl schon vor dem IPO<br />
maßgeblicher Anteilseigner, kaufte 81 000<br />
Aktien im Wert von knapp 1,26 Millionen<br />
Euro – und dürfte so ebenfalls dazu beigetragen<br />
haben, das Orderbuch zu füllen. Die<br />
Papiere stieß er nur einen Tag später, am<br />
ersten Handelstag der Aktien, außerbörslich<br />
wieder ab. Der Aktienblock, sagen<br />
mehrere Insider, soll an Hess-Großaktionär<br />
HPE gegangen sein. HPE war nicht für<br />
eine Stellungnahme zu erreichen, hatte<br />
aber wenige Tage nach dem IPO verkündet,<br />
seinen Anteil bei Hess um mehrere<br />
Prozentpunkte aufgestockt zu haben.<br />
Die Landesbank sieht sich nunmehr selber<br />
als Betrogene – und hat Strafanzeige<br />
wegen des Verdachts auf Betrug beim Börsengang<br />
gestellt. Soweit die Vorwürfe sich<br />
bewahrheiteten, sei auch „die LBBW getäuscht“<br />
worden. Laut Staatsanwaltschaft<br />
werde aktuell auch „kein Ermittlungsverfahren“<br />
gegen Mitarbeiter der LBBW geführt,<br />
und es gebe auch keine Anhaltspunkte<br />
dafür, dass Mitarbeiter der Bank an Straftaten<br />
der Beschuldigten mitgewirkt hätten.<br />
In Zukunft, sagte LBBW-Chef Hans-Jörg<br />
Vetter nach dem Hess-Desaster, werde sein<br />
Institut Börsengänge nur noch dann begleiten,<br />
wenn es auch „Hausbank“ sei.<br />
Hess aber war seiner Bank dabei zumindest<br />
nicht unbekannt: So sollen Fonds einer<br />
LBBW-Gesellschaft eine Beteiligung<br />
von Hess-Managern über Jahre mit Fördergeldern<br />
versorgt haben (siehe Seite <strong>11</strong>1).<br />
Und laut Wertpapierprospekt zum Börsengang<br />
hatte die LBBW-Tochter BW Bank zudem<br />
vor dem IPO Unternehmen der Hess-<br />
Gruppe „verschiedene Darlehen“ über<br />
mehrere Millionen Euro gewährt. Kredite<br />
allein, so die Landesbank in ihrer Stellungnahme,<br />
begründeten allerdings noch „keine<br />
Hausbankfunktion“.<br />
n<br />
annina.reimann@wiwo.de | Frankfurt<br />
FOTOS: PR, PICTURE-ALLIANCE/DPA/PATRICK SEEGER<br />
<strong>11</strong>0 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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HESS-SKANDAL II<br />
Frische Ideen im Osten<br />
Kapital für eine Entwicklungsfirma wirft neue Fragen an die LBBW auf.<br />
Es sind prächtige Nachrichten, die Christoph<br />
Hess und Peter Ziegler an einem<br />
Donnerstag im März 2010 im Gepäck haben.<br />
Die Vorstände des Leuchtenbauers<br />
Hess berichten ihrem Aufsichtsrat über<br />
eine geplante Entwicklungsgesellschaft in<br />
Dresden, der millionenschwere Fördermittel<br />
winken. Das Protokoll der Sitzung<br />
liegt der WirtschaftsWoche vor. Finanzvorstand<br />
Ziegler spricht demnach von 1,3<br />
Millionen Euro Beteiligungskapital. Und<br />
es würden weitere Fördergelder von bis<br />
zu drei Millionen möglich. Ein Aufsichtsrat<br />
betont sinngemäß: Wir geben das Risiko<br />
ab, nicht aber die Chancen.<br />
Was für jeden Anleger ein Traum wäre,<br />
ist ein weiteres Kapitel im Wirtschaftskrimi<br />
um die Hess AG. Die Staatsanwaltschaft<br />
Mannheim ermittelt wegen des<br />
Verdachts auf Subventionsbetrug. „Wir<br />
untersuchen seit Ende Oktober eine Gesellschaft,<br />
an der zwei damalige Führungskräfte<br />
der Hess AG sowie mittelbar<br />
die beiden Vorstände beteiligt waren“,<br />
sagt Staatsanwalt Peter Lintz.<br />
„MITTELBAR 60 PROZENT“<br />
Fest steht: Ein von Hess-Managern kontrolliertes<br />
Unternehmen hat Geld von<br />
zwei sächsischen Gründerfonds erhalten,<br />
die zum Großteil von der EU und dem<br />
Land Sachsen finanziert werden. Pikant:<br />
Beide Fonds sind der Landesbank Baden-<br />
Württemberg (LBBW) zuzuordnen – jener<br />
Bank also, die Hess im Oktober 2012 an<br />
die Börse brachte. Keine vier Monate später<br />
war der hochgelobte Neuling pleite.<br />
Rückblick: 2008 genehmigt die EU-<br />
Kommission Sachsen ein hoffnungsvolles<br />
Programm. Die Technologiegründerfonds<br />
Sachsen (TGFS) sollen jungen High-Tech-<br />
Firmen auf die Sprünge helfen. Frisches<br />
Kapital für frische Ideen im Osten. Die<br />
beiden Töpfe sind mit 60 Millionen Euro<br />
gefüllt. Gut die Hälfte kommt von der EU,<br />
zehn Millionen Euro <strong>vom</strong> Land Sachsen,<br />
den Rest bringen drei sächsische Sparkassen<br />
und die LBBW-eigene Sachsen<br />
Bank ein. Gesteuert werden die Fonds<br />
von der Leipziger LBBW-Gesellschaft<br />
CFH Beteiligungen. In der Beschreibung<br />
Neues Licht auf den Fall Hess<br />
Insolvenzverwalter Volker Grub<br />
werben soll. Dass die Förderfonds laut ihren<br />
Statuten „detaillierte Unternehmenspläne“<br />
verlangen, sagt Hess nicht. Dafür schwärmt<br />
Finanzchef Ziegler: Man habe 60 Prozent<br />
indirekt unter Kontrolle und bestimme das<br />
Geschäftsmodell. So steht es im Protokoll.<br />
Christoph Hess war für eine Stellungnahme<br />
nicht erreichbar, Peter Ziegler wollte sich<br />
nicht äußern.<br />
Der Plan geht auf. Am 30. April 2010<br />
steigen die Technologiegründerfonds Sachsen<br />
und damit die europäischen Steuerzahler<br />
bei LightDesign Solutions ein. Handelsregisterdaten<br />
belegen, dass Hess-Manager<br />
der Beihilfemaßnahme ist klar geregelt,<br />
dass die Fonds nur in Unternehmen mit weniger<br />
als 250 Mitarbeitern und höchstens<br />
50 Millionen Euro Umsatz investieren.<br />
Die Hess AG ist dafür zu groß. Die Entwicklungsgesellschaft<br />
LightDesign Solutions,<br />
von der Christoph Hess seinem Aufsichtsrat<br />
auf der Sitzung im März laut<br />
Protokoll berichtet, ist es nicht. Laut Hess<br />
hat sie drei bis vier Mitarbeiter. Auch die<br />
Umsatzgrenzen sind wohl kein Problem: Es<br />
gebe noch keinen Umsatz, selbst Umsatzprognosen<br />
seien schwierig, berichtet er<br />
über die Gesellschaft, die Fördermittel eindie<br />
Mehrheit haben: So entfallen 60,35<br />
Prozent der Anteile auf Gesellschafter<br />
aus dem Hess-Umfeld. Beteiligt sind ein<br />
früherer Hess-Exportleiter, ein damaliger<br />
Produktmanager sowie je eine GmbH der<br />
Vorstände Hess und Ziegler. Die restlichen<br />
39,65 Prozent liegen bei den Förderfonds<br />
– und damit mittelbar bei der<br />
LBBW, wie es in deren Geschäftsbericht<br />
20<strong>11</strong> heißt. Was aber macht die Light-<br />
Design Solutions? Offiziell entwickelt und<br />
verkauft sie Beleuchtungssysteme.<br />
„VERDECKTE KREDITE“<br />
Hess-Insolvenzverwalter Volker Grub aber<br />
ist noch auf etwas anderes gestoßen:<br />
„LightDesign Solutions hat Material für<br />
die Hess AG eingekauft, dieses aber erst<br />
mit bis zu drei Jahren Verspätung abgerechnet.“<br />
So habe die Gesellschaft dem<br />
Mutterkonzern verdeckte Kredite gegeben<br />
– und zwar aus Beteiligungsgeld des<br />
Staates. Mindestens 300 000 Euro wurden<br />
auf diesem Weg weitergereicht,<br />
schätzt Grub.<br />
Der damalige Vorstandschef Christoph<br />
Hess war dazu nicht erreichbar. Der Landesbank<br />
Baden-Württemberg ist von all<br />
dem „nichts bekannt“, sagt ein Sprecher.<br />
Ein Insider berichtete der Wirtschafts-<br />
Woche, dass die LBBW darauf gedrungen<br />
habe, dass die LightDesign Solutions von<br />
der Homepage der Hess AG verschwindet.<br />
Damit konfrontiert, sagt der Sprecher:<br />
Die Fonds wollten „den unzutreffenden<br />
Eindruck vermeiden, dass es sich bei<br />
LightDesign Solutions um eine Tochtergesellschaft<br />
der Hess AG handelt.“<br />
„FINANZIELLE STARTHILFE“<br />
In einem Kundenmagazin der LBBW-eigenen<br />
Sachsen Bank von 2010 klingt das<br />
noch ganz anders: Eindeutig ist da von einer<br />
„Technologie-Tochter“ der Hess AG<br />
die Rede, der die LBBW-Beteiligungsgesellschaft<br />
CFH „finanzielle Starthilfe“ gegeben<br />
habe. Damit konfrontiert, wiegelt<br />
die Landesbank ab: Die Darstellung im<br />
Kundenmagazin sei „unzutreffend“ – und<br />
daher auch nicht in den Wertpapierprospekt<br />
beim Börsengang übernommen<br />
worden, den die LBBW mitverantwortet.<br />
Die Subventionen werfen ein neues<br />
Licht auf den Fall. Denn, so Insolvenzverwalter<br />
Grub: „Ohne die Fördermittel hätte<br />
die Hess AG zum Zeitpunkt des Börsengangs<br />
deutlich schlechter dagestanden.“<br />
andreas.dörnfelder | geld@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 <strong>11</strong>1<br />
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Geld&Börse | Barron’s<br />
Das Potenzial heben<br />
AKTIEN | Hedgefondsmanager sammeln für Kinder in Not –<br />
die Spender bekommen dafür ein paar Börsentipps.<br />
In Chicago stieg Ende Oktober die jährliche<br />
Wohltätigkeitsgala „Invest For<br />
Kids“, bei der unter Amerikas Reichen<br />
für Kinder in Not gesammelt wird. Dabei<br />
rühren Manager einer Zunft die Spendentrommel,<br />
die sonst nicht unbedingt mit<br />
Altruismus und sozialem Engagement in<br />
Verbindung gebracht wird. Hedgefondsmanager<br />
wie Nelson Peltz von Trian Fund,<br />
Marc Lasry von Avenue Capital und Mark<br />
Kingdon sammelten unter den 1000 Teilnehmern<br />
mehr als eine Million Dollar ein;<br />
die Spenden kommen lokalen Wohltätigkeitsorganisationen<br />
zugute.<br />
Zeitgleich organisierten Hedgefonds<br />
auch in London eine Charity-Veranstaltung.<br />
Die „Sohn London Investment“ sammelt<br />
für die Krebshilfe. 400 Teilnehmer bezahlten<br />
je 1000 Pfund. Unter den Sprechern:<br />
John Armitage von Egerton Capital,<br />
Masroor Siddiqui von Naya Management<br />
und Julian Sinclair von Talisman.<br />
Die prominenten Spendensammler gaben<br />
bereitwillig Anlagetipps (siehe Tabelle).<br />
Zwar ist grundsätzlich Skepsis angebracht,<br />
wenn Hedgefondsmanager Aktientipps<br />
unters Volk bringen; meist dürften sie<br />
selbst die Papiere schon besitzen oder gar<br />
bald aussteigen. Wer macht sich schon vor<br />
dem eigenen Einstieg durch Mundpropaganda<br />
die Kaufkurse kaputt?<br />
Doch 2012 fuhren Anleger nicht<br />
schlecht, die die Tipps der Hedgefondsprominenz<br />
auf den beiden jährlichen<br />
Spendengalas in die Tat umsetzten: Sie liegen<br />
heute im Schnitt um 61 Prozent vorn;<br />
das übertrifft die Wertentwicklung des US-<br />
Aktienindex S&P 500 im gleichen Zeitraum<br />
um mehr als das Doppelte.<br />
Was empfehlen die sozial engagierten<br />
Geldprofis heute? Der aktivistische Hedgefondsmanager<br />
Nelson Peltz von Trian verkündete,<br />
er werde sich Mondelez vornehmen.<br />
Der Lebensmittelkonzern, 2012 von<br />
Kraft Foods abgespalten, sei „schlecht geführt“,<br />
sagte Peltz, das Kurspotenzial werde<br />
nicht gehoben. Mondelez habe „großartige<br />
Marken“ wie Oreo Kekse oder Cadbury<br />
Schokolade und eine starke Präsenz in<br />
Schwellenländern. Der Konzern leide aber<br />
unter zu hohen Kosten, so Peltz. Sowohl im<br />
Vertrieb als auch in der Verwaltung sei das<br />
der Fall, ebenso sei zu viel Kapital im Einsatz.<br />
Daher erziele das Unternehmen nur<br />
eine operative Marge von zwölf Prozent.<br />
Die Favoriten der<br />
Fonds liegen nach<br />
einem Jahr gut 61<br />
Prozent im Plus<br />
Schon durch „relativ geringe Veränderungen“<br />
ließe die sich auf 18 Prozent steigern,<br />
meint Peltz. Einigen Mitgliedern des<br />
Verwaltungsrats habe er seine Erkenntnisse<br />
bereits mitgeteilt, ein „massiverer Angriff“<br />
stehe bevor. Nach Ansicht von Peltz<br />
könnte Mondelez den Gewinn je Aktie bis<br />
2015 verdoppeln. Er will sich sogar für einen<br />
neuen Namen stark machen, denn der<br />
alte klinge nach Medizin.<br />
Marc Lasry von Avenue Capital sieht Potenzial<br />
in den Anleihen der US-Kaufhauskette<br />
J.C. Penney. Er glaubt nicht an die Gefahr<br />
eines Konkurses. Auch nicht nach den<br />
desaströsen Umstrukturierungsversuchen<br />
durch Kurzzeit-CEO Ron Johnson, der zuvor<br />
den Einzelhandelsbereich von Apple<br />
geleitet hatte. Dank einer Kapitalerhöhung<br />
über 800 Millionen Dollar im September<br />
verfüge Penney über genügend Barmittel,<br />
um den Kopf bis 2015 über Wasser zu halten,<br />
dann sei wieder mit der Rückkehr in<br />
die Gewinnzone zu rechnen. Das neue Management<br />
greift auf bewährte Erfolgsrezepte<br />
wie Rabattmarken, Rabattaktionen<br />
und günstige Eigenmarken zurück. In zwei<br />
Jahren könnte die Penney-Anleihe, die<br />
noch zehn Jahre lang läuft und derzeit zu<br />
69 Cent je Dollar gehandelt wird, wieder<br />
bei 100 Cent notieren und den Anlegern<br />
fünf bis sechs Prozent Jahresrendite plus 30<br />
Prozent Kursanstieg bringen.<br />
NEUER ÜBERFLIEGER?<br />
Mark Kingdon empfiehlt Boeing. Der Flugzeugbauer<br />
profitiere <strong>vom</strong> höchsten Auftragsbestand<br />
seit mehr als acht Jahren und<br />
der Zunahme von Flugreisen in Asien. Gewinn-Katalysator<br />
sei der 787 Dreamliner,<br />
„das erste Flugzeug seit den Sechzigerjahren,<br />
das von Grund auf neu konstruiert<br />
wurde“. Die Vorteile des zuletzt pannengeplagten<br />
Dreamliners: 30 Prozent geringere<br />
Betriebskosten und 20 Prozent Treibstoffeinsparung.<br />
Dadurch könne sich das Flugzeug<br />
für Fluglinien in weniger als drei Jahren<br />
amortisieren. Dank massiver Aktienrückkäufe,<br />
steigender Produktionszahlen<br />
und positiver Lerneffekte hat Boeing einen<br />
rasch steigenden Cash-Flow, der Kurs der<br />
Aktie könne von derzeit 130 Dollar bis 2015<br />
auf 170 Dollar steigen, hofft Kingdon.<br />
Dinakar Singh von TPG-Axon Capital<br />
sieht in der Aktie des japanischen Industrieausrüsters<br />
Hitachi Potenzial. Ihm gefällt<br />
das Management, das die Umstrukturierung<br />
vorantreibt: Das Geschäft mit privaten<br />
Endkunden wird ausgegliedert, die<br />
Verschuldung abgebaut, und Kostenreduzierungen<br />
werden auf den Weg gebracht.<br />
ILLUSTRATION: TOM MACKINGER<br />
<strong>11</strong>2 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.13 WirtschaftsWoche<br />
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Die Hitachi-Aktie verdiene das gleiche<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 16 bis<br />
18 wie die Vergleichsunternehmen Emerson<br />
Electronic und Philips, notiere aber<br />
derzeit bei mageren zwölf.<br />
Steve Kuhn, Spezialist für notleidende<br />
Kredite bei Pine River Capital Management,<br />
sagt, er sei beim Aktienteam seines<br />
Unternehmens „auf einen echten Knüller<br />
gestoßen“, nämlich die börsennotierte Private-Equity-Gesellschaft<br />
American Capital.<br />
Als Risikokapitalgeber investiert American<br />
Capital in Schuldpapiere und Eigenkapital<br />
von kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen. Ähnlich wie die ebenfalls<br />
börsennotierten Reits (Immobilien-Aktiengesellschaften)<br />
ist American Capital in<br />
den USA von der Besteuerung eigener Gewinne<br />
befreit, wenn es jedes Jahr 90 Prozent<br />
davon an die Investoren ausschüttet.<br />
American Capital wurde von der Finanzkrise<br />
von 2008 arg in Mitleidenschaft gezogen.<br />
Seither kann das Unternehmen in großem<br />
Stil steuerliche Verlustvorträge geltend<br />
machen. Anstatt aus den laufenden Erträgen<br />
Dividenden auszuschütten, nutzt es die<br />
Erträge für umfangreiche Rückkäufe der<br />
weit unter Buchwert notierenden Aktie.<br />
Kuhn zufolge ist American Capital mit dieser<br />
Strategie bei den meisten Investoren in<br />
Ungnade gefallen, dabei sei sie „wirtschaftlich<br />
absolut sinnvoll“. Kuhn glaubt, die Aktie<br />
könne ihren Wert in drei Jahren verdoppeln.<br />
Danach ist es vorbei mit den Steuervorteilen,<br />
und American Capital werde wieder<br />
Dividenden auf die dann stark reduzierte<br />
Anzahl von Aktien ausschütten.<br />
In London lag ein Schwerpunkt der<br />
Empfehlungen auf Luxusmarken und Finanzdienstleistern.<br />
Scharfe Konfrontationen<br />
wie im Vorjahr blieben aus. Damals<br />
hatte Muddy-Waters-Gründer und Leerverkaufsspezialist<br />
Carson Block einen heftigen<br />
Disput über die Bilanzierungsmethoden<br />
und die Verschuldung des Agrarhändlers<br />
Olem International losgetreten. Mit<br />
unverblümten Verkaufsempfehlungen<br />
hielten sich Manager dieses Jahr weitgehend<br />
zurück, einzig Masroor Siddiqui von<br />
Naya Management gab eine: Der französische<br />
Brillenoptiker Essilor werde von verschärftem<br />
Preiswettbewerb bedroht.<br />
Zugreifen sollte man nach Ansicht von<br />
Siddiqui hingegen bei Salvatore Ferragamo.<br />
Die Aussichten des italienischen<br />
Schuhherstellers bezeichnet er als glänzend.<br />
Zwar habe die Aktie <strong>2013</strong> bereits 50<br />
Prozent zugelegt und erscheine mit einem<br />
KGV von 24 auf Basis des für 2014 erwarteten<br />
Gewinns teuer. Zum Vergleich: Die Aktien<br />
von Gucci-Eigentümer Kering<br />
und LVMH notieren bei 15<br />
beziehungsweise 18 Jahresgewinnen.<br />
Der springende Punkt<br />
sei jedoch die Gewinnmarge, die<br />
bei Ferragamo von 20 Prozent<br />
im Vorjahr auf 28 Prozent im<br />
Jahr 2015 steigen könnte. Und<br />
das, sagt Siddiqui, sei „nicht einmal<br />
eine besonders optimistische<br />
Prognose“. Das Unternehmen<br />
könne dieses Ziel allein durch Kostensenkungen<br />
und marginale Verbesserungen<br />
einiger Geschäftsprozesse erreichen. Bis<br />
2015 könne der Kurs der Ferragamo-Aktie<br />
auf 35 Dollar (rund 47 Euro) klettern, also<br />
um nahezu 40 Prozent, so Siddiqui.<br />
Julian Sinclair von Talisman Global Asset<br />
Management bezeichnet die indische Tata<br />
Motors, zu der inzwischen die britischen<br />
Luxushersteller Jaguar und Land Rover gehören,<br />
als den „vierten deutschen Autohersteller“<br />
neben Volkswagen, BMW und<br />
Daimler. Tata baue in England „gute und<br />
schöne Autos, für die die Leute gerne viel<br />
Geld ausgeben“ sagte er, „genauso wie für<br />
die deutschen Autos“.<br />
Bei Tata erreichen die Investitionen in<br />
diesem Jahr einen Höhepunkt, was Gewinn<br />
und Cash-Flow etwas schwächer ausfallen<br />
lässt. In den nächsten beiden Jahren<br />
ist nach Ansicht von Sinclair aber dann mit<br />
Tipps <strong>vom</strong> Profi<br />
Was elf bekannte Hedgefondsmanager<br />
jetzt empfehlen<br />
Hedgefonds/<br />
Fondsmanager<br />
Trian/<br />
Nelson Peltz<br />
Avenue/<br />
Marc Lasry<br />
Kingdon/<br />
Mark Kingdon<br />
TPG-Axon/<br />
Dinakar Singh<br />
Pine River/<br />
Steve Kuhn<br />
Talisman/<br />
Julian Sinclair<br />
Pelham Capital/<br />
Ross Turner<br />
Naya/ Masroor<br />
Siddiqui<br />
Egerton/<br />
John Armitage<br />
Children's Fund/<br />
Chris Hohn<br />
AKO/<br />
Nicolai Tangen<br />
Empfehlung<br />
Aktie/Branche<br />
Mondelez/<br />
Nahrungsm.<br />
J.C. Penney/<br />
Handel 2<br />
Boeing/<br />
Flugzeugbau<br />
Hitachi/-<br />
Elektronik<br />
Am. Capital/<br />
Beteiligungen<br />
Tata Motors/<br />
Automobil<br />
DCC/<br />
Energie<br />
S. Ferragamo/<br />
Schuhe<br />
Nordea/<br />
Bank<br />
Aurozin H./<br />
Eisenbahn<br />
Experian/<br />
Kreditanalyse<br />
ISIN<br />
US6092071058<br />
US708160BE56<br />
US0970231058<br />
JP3788600009<br />
US02503Y1038<br />
US8765685024<br />
IE0002424939<br />
IT0004712375<br />
SE0000427361<br />
AU000000AZJ1<br />
GB00B19NLV48<br />
1 in Euro; 2 Unternehmensanleihe, Kurs in Prozent;<br />
Quelle: Barron’s, Bloomberg<br />
Die beste<br />
Geschichte aus<br />
der aktuellen<br />
<strong>Ausgabe</strong> von<br />
dem führenden<br />
amerikanischen<br />
Magazin für<br />
Geldanleger.<br />
Kurs 1<br />
24,78<br />
69,92<br />
99,20<br />
5,07<br />
10,49<br />
23,74<br />
32,82<br />
24,72<br />
9,18<br />
3,25<br />
15,<strong>11</strong><br />
kräftigem Umsatzwachstum zu<br />
rechnen. Jaguar und Land Rover<br />
seien „starke Luxusmarken mit<br />
hohem Preisgestaltungs- und<br />
folglich Margenpotenzial“. Der<br />
Gewinn je Aktie soll Prognosen<br />
zufolge von 2,88 Dollar im Jahr<br />
<strong>2013</strong> auf 3,19 Dollar 2014 und 3,78<br />
Dollar 2015 steigen. Zurzeit liegt<br />
die Marktkapitalisierung von Tata<br />
bei 19 Milliarden Dollar, könnte<br />
aber laut Sinclair in ein paar Jahren leicht<br />
um 50 Prozent auf 30 Milliarden Dollar<br />
steigen. Chris Hohn, Chef von TCI, der<br />
2005 das Management der Deutschen Börse<br />
zum Rücktritt zwang, kauft Aurizon, eine<br />
australische Eisenbahngesellschaft, die vor<br />
allem Erze transportiert. Das Kostensenkungspotenzial<br />
sei dort „riesig“, so Hohn.<br />
SOLIDE FINANZDIENSTLEISTER<br />
Laut John Armitage von Egerton Capital<br />
wird die schwedische Bank Nordea in den<br />
nächsten Jahren solide Gewinne erwirtschaften<br />
und bereits ab 2015 mehr als 65<br />
Prozent davon an ihre Aktionäre ausschütten.<br />
Die Aktie notiert derzeit bei 9,18 Euro,<br />
der Börsenwert liegt bei 38 Milliarden Euro.<br />
Armitage glaubt, die Aktie könnte bis<br />
Ende 2015 durch Kursgewinne und Dividenden<br />
50 Prozent Gewinn abwerfen.<br />
Nordea ist in allen nordischen Ländern die<br />
Nummer eins oder zwei im Markt. Die<br />
Bank wird konservativ geführt, hat eine gute<br />
Kapitalausstattung, geringe Refinanzierungskosten,<br />
eine niedrige Kreditausfallquote<br />
und will die Kosten bis 2015 stabil<br />
halten. Die Eigenkapitalrendite lag seit<br />
2007 in jedem Jahr bei mehr als elf Prozent.<br />
Nicolai Tangen von AKO Capital mag Experian.<br />
Derzeit notiert die Aktie bei rund 20<br />
Dollar. Experian sei „viel mehr als nur eine<br />
Kreditauskunftei“, nämlich ein rasch wachsender<br />
Anbieter von Finanzinformationen<br />
und Dienstleistungen. Herausragend seien<br />
„starke Marktstellung, solide Bilanz und<br />
steigende Gewinnmargen“. Geografisch<br />
und nach Kundensegmenten gut diversifiziert,<br />
habe Experian „Potenzial für weitere<br />
Expansionsschritte“ und tätige auffallend<br />
„sinnvolle Zukäufe“. Experian könne Aktionären<br />
in den nächsten drei Jahren „leicht<br />
drei Milliarden Dollar zurückzahlen“,<br />
meint Tangen – in Form von Dividenden<br />
und/oder Aktienrückkäufen. „Wir glauben,<br />
dass das Unternehmen seine Ausschüttungen<br />
locker um 15 bis 20 Prozent anheben<br />
kann“, meint Tangen. Das dürfte dann auch<br />
den Kurs der Aktie klettern lassen. n<br />
jonathan r. laing, jonathan buck | geld@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 <strong>11</strong>3<br />
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Geld&Börse | Steuern und Recht<br />
ELEKTROFAHRRÄDER<br />
Verschiedene<br />
Pegel<br />
MIETWOHNUNG<br />
Farbe abwischen<br />
Wer eine Wohnung grellbunt streicht, muss beim Auszug renovieren oder zahlen.<br />
Für die einen sind kräftig rot, blau oder gelb gestrichene<br />
Räume ein Ausdruck von Lebensfreude,<br />
für die anderen eine Beleidigung für die Augen.<br />
Dieser Konflikt brachte einen Vermieter und<br />
seine Ex-Mieter jetzt vor den Bundesgerichtshof.<br />
Der Vermieter hatte seine Doppelhaushälfte<br />
dem Ehepaar Anfang 2007 frisch renoviert und<br />
mit weiß getünchten Wänden übergeben. Die<br />
hielten die offenbar für zu eintönig und steril und<br />
verschönerten die Zimmer des Hauses kurzerhand<br />
mit grellen Farben. Als sie nach zweieinhalb<br />
Jahren auszogen, traf den Vermieter angesichts<br />
der Farbenpracht fast der Schlag. Er ließ erneut<br />
Maler anrücken, um Wände und Decken zweimal<br />
mit unaufdringlicher Farbe zu streichen, bevor er<br />
Mietinteressenten durch das Haus führen konnte.<br />
Die Handwerker kosteten ihn 3648 Euro, auf denen<br />
er aber nicht sitzen bleiben wollte.<br />
Einen Teil zog er den Ex-Mietern von der Kaution<br />
ab und verlangte auch die restlichen 1836 Euro<br />
von ihnen. Doch die bunten Vögel blieben stur<br />
und zahlten nicht. Damit kamen sie vor dem<br />
Bundesgerichtshof nicht durch. Dem Vermieter<br />
stünde Schadensersatz zu, meinten die Richter<br />
und verdonnerten die früheren Mieter zur Zahlung<br />
(VIII ZR 416/12). Sie hätten ein Haus hinterlassen,<br />
das in dem „ausgefallenen farblichen Zustand“<br />
von anderen nicht akzeptiert würde. Um<br />
neue Mieter zu finden, bliebe Vermietern nichts<br />
anderes übrig, als erneut zu renovieren. Und diese<br />
Kosten müsse der Mieter übernehmen – oder<br />
auf Farbe verzichten.<br />
Elektrofahrräder sind beliebt.<br />
Landen die Fahrer aber vor Gericht,<br />
gibt es manchmal technische<br />
Probleme. Nicht alle Richter<br />
sind sattelfest bei der<br />
Einordnung der Zweiräder in<br />
die Rubrik Kraftfahrzeug oder<br />
Fahrrad. Amtsrichter in Paderborn<br />
hatten einem 32-Jährigen,<br />
der mit 0,8 Promille Blutalkohol<br />
auf seinem Rad mit Motor erwischt<br />
wurde, zu einer Geldbuße<br />
von 750 Euro und einem<br />
dreimonatigen Fahrverbot verurteilt.<br />
Die Richter am Oberlandesgericht<br />
Hamm kassierten<br />
das Urteil (4 RBs 47/13) aber<br />
wieder und forderten die Kollegen<br />
auf, sich mit den technischen<br />
Details des Rades auseinanderzusetzen.<br />
Denn nicht<br />
jedes Zweirad mit Elektromotor<br />
fällt unter die 0,5-Promille-<br />
Grenze für Kraftfahrzeuge. Dazu<br />
gehören etwa die, die selbstständig<br />
mit einem Elektromotor<br />
fahren, ähnlich einem Mofa,<br />
und bei denen die Höchstgeschwindigkeit<br />
auf 25 Stundenkilometer<br />
gedrosselt wird.<br />
Läuft der Elektromotor aber<br />
nur mit, wenn der Radler auch<br />
in die Pedale tritt, handelt es<br />
sich um Pedelecs. Und die dürfen<br />
Radler auch noch mit 1,6<br />
Promille Alkohol im Blut fahren,<br />
ohne dass sie bei einer Kontrolle<br />
eine Strafe fürchten müssen.<br />
RECHT EINFACH | Friedhof<br />
Im November gedenkt man der<br />
Toten. Auch der Weg zur letzten<br />
Ruhe kann übers Gericht führen.<br />
§<br />
Flugasche. Ein Waldbesitzer<br />
aus Rheinland-Pfalz wollte<br />
nicht ins Grab. Nach seinem<br />
Ableben sollte seine Asche<br />
stattdessen in seinem geliebten<br />
Forst verstreut werden. Der für Bestattungen<br />
zuständige Landkreis<br />
lehnte mit Verweis auf den gesetzlichen<br />
„Friedhofszwang“ ab. Der<br />
Baum-Freund klagte und verlor.<br />
Das Bestattungsrecht sei mit der<br />
Verfassung vereinbar. Schließlich gebe<br />
es auch anonyme Bestattungen<br />
auf Friedhöfen oder Beisetzungen in<br />
extra ausgewiesenen „Friedwäldern“<br />
(Oberverwaltungsgericht Rheinland-<br />
Pfalz, 7 A 10005/12.OVG).<br />
Plattenbau. In Niedersachsen hatte<br />
ein Witwer keine Lust auf Grabpflege.<br />
Statt Veilchen und Erika sollten<br />
Marmorplatten die letzte Ruhestätte<br />
seiner verstorbenen Frau bedecken.<br />
Nachdem das Grab fertig war,<br />
schaltete sich die Gemeinde ein<br />
und verlangte, die Platten zu beseitigen,<br />
weil sie den „natürlichen Verwesungsprozess“<br />
um bis zu zehn<br />
Jahre verzögerten. Die Gerichte<br />
konnten dem Niedersachsen auch<br />
nicht helfen (Oberverwaltungsgericht<br />
Niedersachsen, 8 ME 125/10).<br />
Familienehre. Ein Schwabe erwarb<br />
von der Gemeinde das „Grabnutzungsrecht“<br />
fürs Grab seiner Eltern<br />
für 30 Jahre. Kurz danach tötete<br />
der Mann ein Familienmitglied<br />
und wanderte in den Knast. Die<br />
Schwester des Täters forderte<br />
die Stadtverwaltung auf, das<br />
Grabrecht auf sie umzuschreiben.<br />
Die Gemeinde sah sich dazu<br />
nicht in der Lage. Zu Recht, urteilten<br />
die Richter. Das Nutzungsrecht<br />
an Gräbern könne nur in<br />
Ausnahmefällen entzogen werden.<br />
„Fehlverhalten“ gegen<br />
Angehörige gehöre nicht dazu<br />
(Verwaltungsgericht Stuttgart,<br />
6 K 3723/07).<br />
FOTOS: GETTY IMAGES, MAURITIUS IMAGES/IMAGEBROKER<br />
<strong>11</strong>4 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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KINDERGELD<br />
Vom Wehrdienst bis zur Schwangerschaft<br />
Seit 2007 gilt das 25. Lebensjahr<br />
als Altersgrenze für die Kindergeldzahlung.<br />
Voraussetzung ist<br />
allerdings, dass sich der Sprössling<br />
in einer Berufsausbildung<br />
befindet, sie anstrebt oder in einer<br />
Übergangszeit zwischen<br />
zwei Bildungsabschnitten wie<br />
einer Lehre und dem Studium<br />
steckt. Grenzfälle landen meist<br />
vor Gericht. Immerhin zahlt der<br />
Staat für die ersten beiden Kinder<br />
184 Euro monatlich, für das<br />
dritte 190 Euro und jedes weitere<br />
215. Wichtige Fälle:<br />
Wehrdienst. Der Bundesfinanzhof<br />
(BFH) hat jüngst einen<br />
Fall entschieden, der vor der<br />
Abschaffung der Wehrpflicht im<br />
Jahr 20<strong>11</strong> datiert. Die Eltern hatten<br />
für vier Monate zwischen<br />
Schulabschluss und Einberufung<br />
Anspruch auf das Kindergeld.<br />
Wird ihr Sprössling nicht<br />
zum Monatsersten, sondern<br />
später eingezogen, steht den Eltern<br />
für den Einberufungsmonat<br />
ebenfalls Kindergeld zu (XI<br />
R 7/12). Die Finanzverwaltung<br />
hat in einer Dienstanweisung<br />
<strong>vom</strong> Juli <strong>2013</strong> allerdings die Zeit<br />
zwischen einem Ausbildungsabschnitt<br />
und dem freiwilligen<br />
Wehrdienst als Übergangszeit<br />
für Kindergeld gestrichen. Während<br />
des Wehrdienstes gibt es<br />
grundsätzlich kein Kindergeld.<br />
Laufen Studium und Wehrdienst<br />
aber parallel, erhalten<br />
Eltern während der Zeit doch<br />
Kindergeld (BFH, XI R 12/12).<br />
Saisonarbeiter. Auch ausländische<br />
Saisonarbeiter haben<br />
unter bestimmten Bedingungen<br />
einen Kindergeldanspruch<br />
für Monate, in denen sie tatsächlich<br />
in Deutschland arbeiten<br />
(BFH, III R 59/<strong>11</strong>).<br />
Schwangerschaft. Wird eine<br />
Auszubildende oder Studentin<br />
schwanger, gibt es für die angehenden<br />
Großeltern während<br />
des gesetzlichen Mutterschutzes<br />
sechs Wochen vor und acht<br />
Wochen nach der Geburt ebenfalls<br />
noch Kindergeld (BFH, III<br />
R 58/12).<br />
FERIENIMMOBILIE<br />
Steuer bei Schenkung<br />
Ehegatten können sich eine Immobilie<br />
unter bestimmten Bedingungen<br />
steuerfrei schenken.<br />
Seit dem Jahr 2009 ist die Möglichkeit<br />
auf Häuser und Wohnungen<br />
in anderen EU-Staaten<br />
sowie Island, Liechtenstein und<br />
Norwegen ausgedehnt worden.<br />
Ohne Erbschaft- und Schenkungsteuer<br />
zu zahlen, ist die<br />
Übertragung aber nur möglich,<br />
wenn die Ehegatten die Immobilie<br />
selbst bewohnen, und<br />
zwar dauerhaft, und dort auch<br />
ihren Lebensmittelpunkt haben.<br />
Die Schenkung einer Ferienimmobilie<br />
oder einer Wohnung<br />
an einem Zeitwohnsitz ist<br />
grundsätzlich nicht steuerfrei<br />
möglich, entschieden die Richter<br />
am Bundesfinanzhof (II R<br />
35/<strong>11</strong>). Selbst bei einer millionenteuren<br />
Luxus-Finca auf<br />
Mallorca verzichtet der Fiskus<br />
bei einer Schenkung, wenn<br />
diese Lebensmittelpunkt der<br />
Ehegatten ist, komplett auf die<br />
Steuer und kürzt auch keine anderen<br />
Freibeträge, die bei der<br />
Schenkung ansonsten gelten.<br />
SCHLAGLÖCHER<br />
In Huy ist die<br />
Straße pfui<br />
Unter den Bürgern von Huy in<br />
Sachsen-Anhalt hatte sich der<br />
schlechte Zustand einer Nebenstraße<br />
rumgesprochen. Sie umfuhren<br />
eine Aufwölbung im<br />
Pflaster über den Bürgersteig.<br />
Weil das von Besuchern nicht<br />
verlangt werden könne, bekommt<br />
ein Auswärtiger 1000<br />
Euro von der Stadt, nachdem er<br />
sich die Ölwanne seines Pkw<br />
aufgerissen hatte (Oberlandesgericht<br />
Naumburg, 10 U 12/13).<br />
SCHNELLGERICHT<br />
SCHUTZ VOR FACEBOOK-DROHUNG<br />
§<br />
Eine Frau, die in Facebook einer Mutter und ihrem<br />
7-jährigen Sohn drohte, sie „kalt zu machen“ und<br />
„einen Stein an den Kopf“ zu werfen, wurde nach<br />
dem Gewaltschutzgesetz verurteilt, sich ein Jahr von<br />
ihnen und ihrer Wohnung fernzuhalten (Oberlandesgericht<br />
Hamm, 2 UF 254/12).<br />
BEI PLEITE FLIESST LOHN ZURÜCK<br />
§<br />
Ein Insolvenzverwalter darf drei Jahre lang Forderungen<br />
von Pleitefirmen eintreiben. Arbeitnehmer<br />
müssen so lange mit Rückforderungen der letzten<br />
drei Monatslöhne rechnen, auch wenn sie selbst<br />
diesen Lohn erst nach einer Pfändung bekamen<br />
(Bundesarbeitsgericht, 6 AZR 466/12).<br />
VORTEIL FÜR FAMILIENUNTERNEHMEN<br />
§<br />
Gründet ein Einzelunternehmer eine Personengesellschaft<br />
wie eine OHG oder KG, kann er sein<br />
Betriebsvermögen zum Buchwert übertragen, ohne<br />
stille Reserven aufzudecken. Das gilt grundsätzlich<br />
auch, wenn gleichzeitig Angehörige Gesellschaftsanteile<br />
bekommen oder der Chef der Gesellschaft ein<br />
Darlehen gewährt (Bundesfinanzhof, X R 42/10).<br />
MÖBELLIEFERUNG BIS INS HAUS<br />
§<br />
Ein Möbelhändler, der online verkauft, aber auch<br />
bei Kunden montiert, kann die Verantwortung für<br />
eine rechtzeitige und ordnungsgemäße Lieferung in<br />
den Geschäftsbedingungen nicht auf die Spedition<br />
abwälzen (Bundesgerichtshof, VIII ZR 353/12).<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 Redaktion: heike.schwerdtfeger@wiwo.de<br />
<strong>11</strong>5<br />
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Geld&Börse | Geldwoche<br />
KOMMENTAR | Twitter legte einen<br />
fulminanten Start hin. Der hohe<br />
Kurs dürfte aber nur schwer zu<br />
verteidigen sein. Von Martin Seiwert<br />
Kommt noch<br />
Ernst und angespannt<br />
eilte Twitter-Chef Dick<br />
Costolo beim Börsengang<br />
seines Nachrichtendienstes<br />
am Donnerstag<br />
über das Parkett der New Yorker<br />
Börse. Wo bei IPOs üblicherweise<br />
um die Wette gestrahlt<br />
wird, gab es von Costolo<br />
kaum ein Lächeln. Dafür einen<br />
strengen Look, den man von<br />
kalifornischen IT-Managern<br />
sonst nicht kennt: grauer Anzug,<br />
Krawatte. Es fehlte nur<br />
noch das weiße Einstecktuch.<br />
Das hatte Costolo durch sein<br />
Smartphone ersetzt, mit dem<br />
er Fotos für seinen Twitter-Account<br />
knipste. Costolo verzichtete<br />
sogar darauf, die legendäre<br />
Glocke zum Handelsstart selbst<br />
zu läuten. Das übernahmen drei<br />
Twitter-Fans.<br />
Viel Substanz, wenig Show,<br />
das war seine Botschaft. Denn<br />
der Twitter-Chef kennt die Achillesferse<br />
seiner Firma: mangelnde<br />
Seriosität. Twitter hat sich zu<br />
einer wichtigen Plattform für<br />
schnelle, lustige, persönliche<br />
Nachrichten entwickelt. Von einem<br />
belastbaren Geschäftsmodell<br />
dagegen sind die Kalifornier<br />
einige Jahre entfernt – im besten<br />
Fall. Was die Wall Street dem<br />
Unternehmen ankreidet, sind<br />
eher nicht die mickrigen Umsätze<br />
und Gewinne. Das sei normal<br />
bei Startups, trösten sich die<br />
Börsianer. Werbeerlöse würden<br />
bei einem derart wichtigen Kommunikationsmedium<br />
irgendwann<br />
wohl schon anfallen. Was<br />
Händler und Analysten beunruhigt,<br />
ist das verlangsamte<br />
Wachstum der Nutzerzahlen.<br />
Twitter kommt auf gut 230 Millionen<br />
Nutzer weltweit, das soziale<br />
Netzwerk Facebook dagegen<br />
auf über 1,2 Milliarden. Die<br />
Horrorvorstellung: Twitter wird<br />
nicht wie Facebook ein Medium<br />
für jedermann, sondern wegen<br />
seiner unübersichtlichen Homepage,<br />
der überquellenden,<br />
kaum überschaubaren Nachrichtenströme<br />
und der oft kryptischen<br />
140-Zeichen-Nachrichten,<br />
die vor seltsamen<br />
Abkürzungen strotzen, zu einer<br />
Kommunikationsinsel für eine<br />
eingeschworene Twitter-<br />
Gemeinde. „Wir werden unser<br />
Produkt verbessern“, beteuerte<br />
der Twitter-Chef, mit den Milliarden<br />
aus dem Börsengang.<br />
KRIEGT ER DIE KURVE?<br />
Einen Vertrauensvorschuss hat<br />
Costolo verdient. Umsichtig hat<br />
er seit seinem Amtsantritt 2010<br />
die Firma gesteuert. Er konzentrierte<br />
sich darauf, das von internen<br />
Machtkämpfen und technischen<br />
Mängeln verunsicherte<br />
Startup zu stabilisieren, etablierte<br />
erste Werbeformate. 422 Millionen<br />
Dollar Umsatz machte<br />
Twitter in den ersten drei Quartalen,<br />
immerhin.<br />
Den Börsengang überstürzte<br />
Costolo nicht, wählte mit New<br />
York den richtigen Börsenplatz,<br />
übertrieb es nicht beim <strong>Ausgabe</strong>preis<br />
– und konnte sich<br />
schließlich ins Fäustchen lachen:<br />
Mit 45,10 Dollar ging das<br />
Papier in den Handel, 73 Prozent<br />
über dem <strong>Ausgabe</strong>preis.<br />
Analysten zeigten sich ebenso<br />
überrascht wie skeptisch. Die<br />
Aktie werde sich kaum in dieser<br />
luftigen Höhe halten, so die einhellige<br />
Meinung der Wall Street.<br />
Mark Mahaney von RBC Capital<br />
Markets etwa sagt langfristig<br />
gute Chancen für Twitter voraus,<br />
sieht die Aktie aber eher bei<br />
33 Dollar. „Der beste Zeitpunkt,<br />
Twitter-Aktien zu kaufen, kommt<br />
noch“, sagt der Analyst, „wahrscheinlich<br />
in einigen Monaten.“<br />
TREND DER WOCHE<br />
Große Bewegung<br />
Der japanische Anleihemarkt wirkt scheintot. Doch<br />
diese Ruhe könnte Vorbote eines Renditesprungs sein.<br />
Zins noch unter Kontrolle?<br />
Japans Notenbankchef Kuroda<br />
Die Anleihemärkte spiegeln<br />
schon lange keine konjunkturellen<br />
Zyklen mehr und taugen<br />
auch nicht mehr als Indikatoren<br />
für die Kreditwürdigkeit der<br />
Staaten. In Japan dominiert die<br />
Bank of Japan mit ihren Anleihekäufen<br />
den Markt. Obwohl<br />
die Notenbank für das Ende<br />
März endende Fiskaljahr eine<br />
Inflationsrate von 1,3 Prozent<br />
erwartet, sind die Renditen<br />
zehnjähriger japanischer<br />
Staatsanleihen (JGBs) zuletzt<br />
auf 0,6 Prozent gefallen. Vergleichbare<br />
US-Papiere rentieren<br />
mit 2,66 Prozent. Notenbankchef<br />
Haruhiko Kuroda<br />
glaubt, die langfristigen Zinsen<br />
kontrollieren zu können. Den<br />
Beweis wird er bald liefern müssen.<br />
Seit Anfang September ist<br />
die Schwankungsbreite (Volatilität)<br />
von JGBs stark rückläufig.<br />
Eine tiefe Volatilität ist aber oft<br />
Vorbote einer größeren Bewegung.<br />
Diese könnte sich, ähnlich<br />
wie im Mai, in einem Renditesprung<br />
in Richtung ein<br />
Prozent entladen. An den Märkten<br />
ginge dann rasch wieder die<br />
Angst vor einer japanischen<br />
Staatsschuldenkrise um. Wie<br />
bei den JGBs ist auch beim Yen<br />
mit einer großen Bewegung zu<br />
rechnen. Gegenüber dem Dollar<br />
ist die Volatilität des Yen auf<br />
Tiefstwerte gefallen. Auch hier<br />
steht eine große Bewegung bevor.<br />
Im Mai hatte der Renditeanstieg<br />
zu einer Aufwertung des<br />
Yen geführt, weil Japans Banken<br />
wegen Kursverlusten mit JGBs<br />
Auslandsvermögen zurückholten.<br />
Prinzipiell aber belasten<br />
Schuldenkrisen eine Währung.<br />
Trends der Woche<br />
Entwicklung der wichtigsten Finanzmarkt-Indikatoren<br />
Stand: 7.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> / 18.06 Uhr aktuell seit einer Woche 1 seit einem Jahr 1<br />
Dax 30 9081,03 +0,5 +25,6<br />
MDax 16122,12 +0,8 +40,0<br />
Euro Stoxx 50 3042,98 –0,8 +22,7<br />
S&P 500 1763,59 +0,4 +26,5<br />
Shanghai Composite 2129,40 –0,6 +1,1<br />
Euro in Dollar 1,3365 –2,0 +4,9<br />
Bund-Rendite (10 Jahre) 1 1,69 +0,02 2 +0,33 2<br />
US-Rendite (10 Jahre) 1 2,63 +0,08 2 +1,00 2<br />
Rohöl (Brent) 3 103,83 –4,4 –4,2<br />
Gold 4 1307,25 –1,3 –23,8<br />
1<br />
in Prozent; 2 in Prozentpunkten; 3 in Dollar pro Barrel; 4 in Dollar pro Feinunze,<br />
umgerechnet 978,48 Euro; Quelle: vwd group<br />
FOTOS: BERT BOSTELMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, BLOOMBERG NEWS/KIYOSHI OTA, IMAGEBROKER/JIM WEST<br />
<strong>11</strong>6 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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DAX-AKTIEN<br />
Einsame Spitze<br />
Konsumchemiker Beiersdorf peilt neue Rekorde an.<br />
Die Aktie setzt ihre langfristige Hausse fort.<br />
HITLISTE<br />
Mit 18,5 Milliarden Euro<br />
Marktkapitalisierung ist Beiersdorf<br />
so wertvoll wie nie zuvor.<br />
Gemessen an den <strong>2013</strong> absehbaren<br />
6,2 Milliarden Euro<br />
Jahresumsatz, ist der Nivea-<br />
Produzent richtig teuer. Konkurrent<br />
Procter & Gamble<br />
kommt auf eine 2,6-fache Umsatzbewertung,<br />
Henkel auf eine<br />
zweifache. Auch bei der Gewinnbewertung<br />
(KGV <strong>2013</strong><br />
um die 30) sind die Hanseaten<br />
einsame Spitze – kein Dax-<br />
Wert ist so teuer (siehe Tabelle<br />
unten). Dafür laufen die Beiersdorf-Geschäfte<br />
exzellent:<br />
Beide Sparten (Hautpflegemittel,<br />
Klebstoffe) legen deutlich zu.<br />
In den Schwellenländern, bisher<br />
die Schwachstelle, macht Beiersdorf<br />
nun 20 Prozent Umsatzplus.<br />
Die operativen Margen ziehen<br />
an und dürften in diesem Jahr<br />
den Nettogewinn von 451 Millionen<br />
Euro auf über 500 Millionen<br />
treiben. Mit 57 Prozent Eigenkapital<br />
ist die Bilanz gut gepolstert.<br />
Man muss Beiersdorf-Aktien<br />
nach der jüngsten Rally nicht<br />
gleich kaufen; aber wer sie hat,<br />
kann sie weiterlaufen lassen.<br />
Energy made in USA<br />
Gasförderung in Michigan<br />
ÖLSERVICEAKTIEN<br />
Ertragreiches Feld<br />
Aktien von Ölserviceunternehmen mit einer starken<br />
Basis auf dem US-Festland sind interessant.<br />
Dax<br />
Kurs Kursent- Gewinn KGV Börsen- Dividen-<br />
(€) wicklung pro Aktie (€) wert den-<br />
1 Woche 1 Jahr <strong>2013</strong> 2014 2014<br />
(Mio. €) rendite<br />
(%) 1<br />
Dax 9081,03 +0,5 +25,6<br />
Aktie<br />
Stand: 7.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> / 18.04 Uhr<br />
Adidas 86,70 +3,1 +32,8 4,00 4,92 18 18139 1,56<br />
Allianz 123,00 –0,7 +30,4 13,<strong>11</strong> 13,34 9 56082 3,66<br />
BASF NA 76,17 –0,6 +20,0 5,30 5,85 13 69961 3,41<br />
Bayer NA 93,39 +2,0 +40,9 5,70 6,42 15 77229 2,03<br />
Beiersdorf 73,36 +4,3 +22,9 2,33 2,65 28 18487 0,95<br />
BMW St 81,82 –2,1 +27,0 7,93 8,16 10 52600 3,06<br />
Commerzbank 10,26 +8,4 –9,0 0,34 0,80 13 <strong>11</strong>681 -<br />
Continental 144,35 +7,0 +84,5 10,54 12,03 12 28871 1,56<br />
Daimler 60,29 –0,2 +64,7 5,10 5,70 <strong>11</strong> 64476 3,65<br />
Deutsche Bank 34,86 –2,2 +1,4 3,21 4,32 8 35531 2,15<br />
Deutsche Börse 55,15 –0,5 +29,2 3,41 3,97 14 10644 4,17<br />
Deutsche Post 24,64 –1,1 +63,5 1,54 1,65 15 29790 2,84<br />
Deutsche Telekom <strong>11</strong>,34 –2,2 +33,6 0,65 0,70 16 50476 6,17<br />
E.ON 13,52 +0,4 –19,5 1,23 1,<strong>11</strong> 12 27044 8,14<br />
Fresenius Med.C. St 47,70 –2,2 –9,8 3,45 3,72 13 14670 1,57<br />
Fresenius SE&Co 96,64 +1,0 +13,0 5,83 6,51 15 21810 0,98<br />
Heidelberg Cement St 56,88 –2,0 +36,0 3,51 4,39 13 10665 0,83<br />
Henkel Vz 81,77 +2,6 +31,7 4,03 4,41 19 32629 1,16<br />
Infineon 7,13 –0,1 +31,9 0,21 0,40 18 7702 1,68<br />
K+S NA 20,50 +9,1 –42,5 2,34 1,36 15 3924 6,83<br />
Lanxess 52,09 +0,5 –16,9 1,52 3,81 14 4334 1,92<br />
Linde 141,75 +1,3 +8,4 7,99 9,01 16 26316 1,90<br />
Lufthansa 14,23 –0,2 +15,4 1,00 1,51 9 6545 -<br />
Merck 122,70 +0,1 +25,5 8,72 9,07 14 7929 1,39<br />
Münchener Rückv. 151,50 –1,6 +19,0 16,48 16,82 9 27170 4,62<br />
RWE St 26,85 –1,3 –21,4 3,91 2,89 9 16424 7,45<br />
SAP 58,90 +1,8 +4,9 3,31 3,67 16 72359 1,87<br />
Siemens 95,66 +1,6 +25,3 5,47 6,96 14 84276 3,14<br />
ThyssenKrupp 19,10 +1,4 +7,2 0,09 1,13 17 9824 -<br />
Volkswagen Vz. 193,10 +3,2 +25,1 20,59 23,78 8 87285 1,84<br />
1<br />
berechnet mit der zuletzt gezahlten Dividende<br />
Amerika träumt davon, sich<br />
bald unabhängig erklären zu<br />
können von Energieimporten<br />
aus dem Ausland. Über tiefe<br />
heimische Energiepreise will<br />
sich das Land reindustrialisieren.<br />
Bitter nötig wäre das. Der<br />
Anteil des verarbeitenden Gewerbes<br />
an der US-Wirtschaftsleistung<br />
schrumpfte<br />
auf weniger als zehn Prozent<br />
zusammen. Selbst die konsumfreudigen<br />
Franzosen<br />
kommen noch auf gut zwölf<br />
Prozent. Gelingen soll die<br />
Unternehmen<br />
Baker Hughes<br />
Oil States Int.<br />
Helmerich & P.<br />
Halliburton<br />
Nabors Industr.<br />
Weatherford<br />
Schlumberger<br />
National Oilwell US63707<strong>11</strong>0<strong>11</strong><br />
Rowan Comp.<br />
Oceaneering<br />
Tidewater<br />
Transocean<br />
Noble Corp.<br />
Cameron Int.<br />
Diamond Offsh.<br />
ISIN<br />
US0572241075<br />
US6780261052<br />
US4234521015<br />
US4062161017<br />
BMG6359F1032<br />
CH0038838394<br />
AN8068571086<br />
GB00B6SLMV12<br />
US6752321025<br />
US8864231027<br />
CH0048265513<br />
CH0033347318<br />
US13342B1052<br />
US25271C1027<br />
Kurs<br />
Dollar<br />
58,41<br />
109,52<br />
77,85<br />
54,04<br />
17,95<br />
16,46<br />
93,51<br />
80,91<br />
36,31<br />
86,68<br />
61,21<br />
48,36<br />
37,55<br />
55,02<br />
60,48<br />
KGV<br />
<strong>2013</strong><br />
19,1<br />
17,6<br />
13,9<br />
17,3<br />
23,6<br />
20,1<br />
19,4<br />
15,1<br />
17,4<br />
25,5<br />
15,6<br />
12,3<br />
12,7<br />
16,8<br />
13,5<br />
Wiederauferstehung der USA<br />
zur Industriemacht vor allem<br />
durch die verstärkte Gewinnung<br />
von Öl und Gas aus heimischem<br />
Schiefergestein in der<br />
Prärie. Beim Erdgas hat das<br />
funktioniert. Gleiches soll sich<br />
beim Erdöl wiederholen. Große<br />
Gewinner wären Ölservicekonzerne<br />
mit einer starken Basis<br />
auf dem nordamerikanischen<br />
Festland, zum Beispiel Helmerich<br />
& Payne und Baker Hughes.<br />
Ihre Kursentwicklung sollte<br />
längst nicht ausgereizt sein.<br />
MK<br />
Mrd.<br />
Dollar<br />
25,9<br />
KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis, MK = Marktkapitalisierung, EV (Enterprise Value) = Unternehmenswert<br />
(MK plus/minus Nettoschulden/Nettoliquidität); Quelle: Bloomberg<br />
6,0<br />
8,3<br />
45,8<br />
5,3<br />
12,6<br />
123,1<br />
34,6<br />
4,5<br />
9,4<br />
3,0<br />
17,4<br />
9,5<br />
13,1<br />
8,4<br />
EV<br />
zu<br />
MK<br />
1,13<br />
1,04<br />
0,97<br />
1,14<br />
1,69<br />
1,71<br />
1,05<br />
1,03<br />
1,22<br />
0,99<br />
1,46<br />
1,43<br />
1,62<br />
1,<strong>11</strong><br />
1,03<br />
3 Mon.<br />
+21,6<br />
+17,7<br />
+17,4<br />
+17,4<br />
+14,0<br />
+13,8<br />
+12,8<br />
+12,5<br />
+3,6<br />
+2,7<br />
+0,2<br />
–0,2<br />
–5,0<br />
–5,2<br />
–9,4<br />
Kursentwicklung<br />
6 Mon.<br />
Prozent<br />
+25,4<br />
+17,0<br />
+26,1<br />
+27,0<br />
+17,2<br />
+21,1<br />
+23,5<br />
+21,0<br />
+6,4<br />
+20,5<br />
+13,0<br />
–9,1<br />
–3,4<br />
–13,0<br />
–<strong>11</strong>,6<br />
12 Mon.<br />
+39,0<br />
+54,5<br />
+59,7<br />
+67,4<br />
+29,3<br />
+46,3<br />
+33,7<br />
+13,0<br />
+<strong>11</strong>,5<br />
+61,4<br />
+25,1<br />
–0,5<br />
+0,8<br />
+6,1<br />
–8,4<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 <strong>11</strong>7<br />
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Geld&Börse | Geldwoche<br />
AKTIE Bonjour Holdings<br />
Immer mehr Chinesen<br />
wollen schöner reisen<br />
Test bestanden 1,3 Milliarden<br />
Dollar Umsatz in Sicht<br />
Clever shoppen 23 Prozent<br />
billiger als der Marktführer<br />
Im vergangenen Jahr reisten<br />
82 Millionen Festlandchinesen<br />
ins Ausland. Dabei gaben<br />
sie, einschließlich ihrer Reiseeinkäufe,<br />
102 Milliarden<br />
Dollar aus. Damit haben Chinesen<br />
die Deutschen, die 84<br />
Milliarden Dollar im Ausland<br />
gelassen haben, als weltweit<br />
ausgabefreudigste Reisenation<br />
abgelöst. Der Trend zum<br />
Auslandtrip geht auf dem<br />
Festland ungebrochen weiter.<br />
Nach Schätzungen der China<br />
Tourism Academy werden<br />
<strong>2013</strong> etwa 94 Millionen Chinesen<br />
das Weite suchen und<br />
dabei rund <strong>11</strong>8 Milliarden<br />
Dollar ausgeben.<br />
Nach wie vor beliebteste<br />
Ziele sind die beiden chinesischen<br />
Sonderverwaltungszonen<br />
Hongkong und Macau<br />
mit zuletzt gut 15 Millionen<br />
und knapp acht Millionen Besuchern<br />
<strong>vom</strong> Festland. Hongkong<br />
lädt wegen seines Dutyfree-Status<br />
zum Shoppen ein,<br />
das benachbarte Macau lockt<br />
zum Zocken, wegen des dort<br />
legalen Glücksspiels. Das<br />
Geld sitzt an beiden Orten lockerer<br />
als daheim. Darüber<br />
freut sich Bonjour International.<br />
Das 1991 gegründete Unternehmen<br />
ist mit einem<br />
Marktanteil von 20 Prozent<br />
hinter Sa Sa International der<br />
zweitgrößte Einzelhändler für<br />
Kosmetika in Hongkong und<br />
Macau. Inzwischen ist Bonjour<br />
auch mit vier Geschäften<br />
in der chinesischen Provinz Guangzhou<br />
auf dem Festland vertreten.<br />
Insgesamt betreibt Bonjour<br />
45 eigene Filialen und<br />
bietet darin mehr als 20 000<br />
Schönheits- und Gesundheitsprodukte<br />
an. Mit Blick auf die<br />
Mixtur aus internationalen und<br />
heimischen Marken ist für jeden<br />
chinesischen Geldbeutel<br />
etwas dabei.<br />
Bonjour will aus eigener Kraft<br />
um durchschnittlich 15 bis 20<br />
Prozent pro Jahr wachsen. <strong>2013</strong><br />
dürfte der Umsatz um etwa 14<br />
Prozent auf umgerechnet 413<br />
Millionen Dollar zulegen und<br />
die Nettoumsatzrendite stabil<br />
bei etwa neun Prozent bleiben.<br />
Die Bilanz des an der Börse mit<br />
660 Millionen Dollar bewerteten<br />
Einzelhändlers ist gesund,<br />
abzulesen an rund 28 Millionen<br />
Dollar Nettoliquidität.<br />
Gemessen an der Gewinnbewertung,<br />
notiert Bonjour derzeit<br />
mit einem Abschlag von 23<br />
Prozent gegenüber Marktführer<br />
Sa Sa International. Das verleiht<br />
den Titeln ein größeres Potenzial,<br />
zumal mit Blick auf die attraktivere<br />
Dividendenrendite.<br />
Bonjour kommt derzeit auf 4,6<br />
Prozent Rendite gegenüber<br />
rund drei Prozent bei Sa Sa.<br />
Bonjour Holdings<br />
ISIN: KYG123731252<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,1<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Niedrig<br />
Quelle:FactSet<br />
50-Tage-Linie<br />
200-Tage-Linie<br />
09 10 <strong>11</strong> 12 13<br />
Kurs/Stoppkurs(HKD):1,71/1,36<br />
KGV <strong>2013</strong>/2014: 18,4/14,3<br />
Dividendenrendite(in Prozent):4,6<br />
Hoch<br />
AKTIE Qiagen<br />
Gewinnanstieg mit<br />
Erbgutdiagnose<br />
Molekulare Diagnostik ist der<br />
Wachstumsmotor für Qiagen.<br />
Das Geschäft mit Tests und Instrumenten,<br />
mit denen sich<br />
aus der Erbsubstanz Krankheiten<br />
oder Anfälligkeiten nachweisen<br />
lassen, wächst derzeit<br />
mit 10 bis 15 Prozent pro Jahr.<br />
Kann man das Genom eines<br />
Patienten entschlüsseln, lassen<br />
sich Medikamente gezielter<br />
einsetzen. Das könnte dazu<br />
führen, dass für den Einsatz<br />
diagnostischer Testtechnologie<br />
in Zukunft mehr Erstattungen<br />
bewilligt werden als die<br />
derzeit zwei bis drei Prozent<br />
der Gesamtausgaben im Gesundheitssystem.<br />
Die deutsch-niederländische<br />
Qiagen macht mehr als<br />
die Hälfte ihres Umsatzes mit<br />
molekularer Diagnostik. Zu<br />
den Top-Produkten gehört eine<br />
Plattform, mit der etwa Kliniken<br />
selbst molekulare Analysen<br />
durchführen können.<br />
Allein in diesem Jahr ist die<br />
Zahl der eingesetzten Qiagen-<br />
Plattformen von 750 auf 1000<br />
gewachsen. Ebenfalls eine hohe<br />
Nachfrage besteht nach<br />
Tests zur Erkennung von Tuberkulose.<br />
Mit zwei Übernahmen<br />
(der dänischen CLC Bio<br />
und der amerikanischen Ingenuity<br />
Systems) baut Qiagen<br />
seine Position bei der Analyse<br />
bioinformatischer Daten aus.<br />
Nach dem bisherigen Wachstumstempo<br />
(plus fünf Prozent)<br />
könnte Qiagen in diesem Jahr<br />
gut 1,3 Milliarden Dollar Umsatz<br />
erzielen. Das wäre seit dem Börsengang<br />
(1996 an die US-Technologiebörse<br />
Nasdaq) die 17.<br />
Umsatzerhöhung in Folge. Der<br />
Gewinn je Aktie soll um fünf<br />
Prozent auf 1,13 Dollar steigen.<br />
Dabei ist der Aufwand für eine<br />
Entlassungswelle nicht eingerechnet.<br />
Die Kostensenkung<br />
wird in diesem Jahr abgeschlossen<br />
sein und dürfte dann den<br />
echten 2014er-Gewinn wieder<br />
deutlicher steigen lassen.<br />
Qiagen<br />
ISIN: NL0000240000<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
<strong>11</strong><br />
2012<br />
Quelle:Thomson Reuters<br />
50-Tage-Linie<br />
200-Tage-Linie<br />
<strong>2013</strong><br />
Kurs/Stoppkurs(in Euro): 17,01/14,46<br />
KGV <strong>2013</strong>/2014: 20,6/19,4<br />
Dividendenrendite(in Prozent):0,0<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Niedrig<br />
Hoch<br />
FOTOS: REUTERS/TYRONE SIU, PR<br />
<strong>11</strong>8 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Geld&Börse | Geldwoche<br />
ZERTIFIKATE Rohstoffaktien<br />
Mehr Kohle mit Stahl,<br />
Erz und Kupfer<br />
ANLEIHE EWE<br />
Günstiger<br />
Wechsel<br />
Förderung hoch Australische<br />
Kupfermine von Rio Tinto<br />
Glencore Xstrata weitet seine<br />
Produktion aus. Um sechs<br />
Prozent erhöhte der Schweizer<br />
Rohstoffkonzern in diesem<br />
Jahr die Förderung von Kohle,<br />
um 23 Prozent kletterte die<br />
Kupferproduktion. Bei Nahrungsmitteln<br />
sind es bisher 22<br />
Prozent mehr. Lebhafte Erzkäufe<br />
chinesischer Stahlkocher,<br />
die ihrerseits von einer<br />
allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Belebung profitieren, lassen<br />
den Absatz der britisch-australischen<br />
Minenkonzerne<br />
BHP Billiton und Rio Tinto<br />
steigen. Die schrauben nun<br />
ihre Produktionsziele hoch.<br />
BHP will in den nächsten<br />
zwölf Monaten zwei bis drei<br />
Prozent mehr Erz fördern.<br />
Damit auch die Gewinne<br />
der Unternehmen steigen,<br />
müssen die Rohstoffpreise<br />
stimmen. Und hier gibt es erste<br />
Stabilisierungen: Kupfer profitiert<br />
von hohen Importen der<br />
Chinesen und dem Abbau von<br />
Lagerbeständen an der Londoner<br />
Metallbörse; bei Aluminium<br />
könnten die Notierungen<br />
durch die teure Produktion<br />
getrieben werden. Die Preise<br />
für Erz und Kohle dürften die<br />
Nachfrage der weltweiten Stahlindustrie<br />
beflügeln. Deren Produktionsvolumen<br />
stieg in diesem<br />
Jahr bisher um knapp drei<br />
Prozent.<br />
Jetzt schon von einem breiten<br />
Rohstoffboom zu reden, ist angesichts<br />
schwächerer Ölpreise<br />
zu früh. Dennoch haben die<br />
Rohstoffkonzerne nach dem<br />
Gewinnrückgang des vergangenen<br />
Jahres nun die Chance auf<br />
eine Wende. Um zehn Prozent,<br />
so die Schätzungen, könnten<br />
die Unternehmen des europäischen<br />
Rohstoffindex Stoxx Europe<br />
Basic Resources ihre Gewinne<br />
in diesem Jahr erhöhen,<br />
um 13 Prozent im nächsten<br />
Jahr. Mit Zertifikaten auf diesen<br />
Index können risikofreudige<br />
Anleger auf die Renaissance der<br />
Rohstoffaktien setzen.<br />
Minen für Mutige<br />
Zertifikate für einen Anstieg europäischer Rohstoffaktien<br />
Kurs (Euro)<br />
Stoppkurs (Euro)<br />
Funktion<br />
Kauf-Verkaufs-<br />
Spanne<br />
Emittentin<br />
(Ausfallprämie)<br />
ISIN<br />
Chance/Risiko<br />
Quelle: Thomson Reuters<br />
Indexzertifikat für Anleger<br />
78,<strong>11</strong><br />
66,39<br />
Steigt und fällt wie der Branchenindex<br />
Stoxx Europe Basic<br />
Resources Net Return (aktuell<br />
784 Punkte), Dividenden eingerechnet<br />
(derzeit 3 Prozent pro<br />
Jahr); keine Laufzeitgrenze<br />
1,0 Prozent<br />
HypoVereinsbank (1,6 Prozent =<br />
mittleres Ausfallrisiko)<br />
DE000HV16EP2<br />
6/5<br />
Hebelzertifikat für Spekulanten<br />
1,34<br />
1,07<br />
Steigt und fällt etwa dreimal so stark<br />
wie der Stoxx Europe Basic Resources<br />
Kursindex (aktuell 418 Punkte); keine<br />
Laufzeitgrenze; Achtung: Sinkt der Index<br />
auf oder unter den Basispreis (aktuell<br />
294 Punkte), kommt es zum Totalverlust<br />
0,7 Prozent<br />
Commerzbank (1,4 Prozent =<br />
mittleres Ausfallrisiko)<br />
DE000CK4C409<br />
10/9<br />
Der Düsseldorfer Energiekonzern<br />
E.On hat 33 Milliarden<br />
Euro Schulden. Wenn er in<br />
diesem Jahr vor Steuern, Zinsen,<br />
Abschreibungen und<br />
Amortisation (Ebitda) neun<br />
Milliarden Euro verdient, läge<br />
die Verschuldung beim 3,7-Fachen<br />
des operativen Gewinns.<br />
Das ist hoch – vor allem, wenn<br />
man als Anleger nur 1,8 Prozent<br />
Jahresrendite bekommt,<br />
für Anleihen mit Laufzeit bis<br />
2020 (XS0361244667). Doch<br />
der Anbieter lässt sich wechseln.<br />
EWE aus Oldenburg etwa<br />
bietet bis 2020 gut 2,3 Prozent<br />
Jahresrendite – und die<br />
Finanzschulden der Niedersachsen<br />
machen nur das<br />
2,6-Fache des Ebitda aus.<br />
Mit neun Milliarden Euro<br />
Umsatz, die in diesem Jahr<br />
möglich sind, ist EWE einer<br />
der größten kommunalen<br />
Versorger Deutschlands. 1929<br />
gegründet, hat das Unternehmen<br />
mit seinen Schwerpunkten<br />
in der Region Ems-Weser-<br />
Elbe derzeit im Stromgeschäft<br />
1,4 Millionen Kunden, beim<br />
Gas 1,6 Millionen und 650 000<br />
in der Telekommunikation.<br />
Dazu betreibt EWE 180 000<br />
Kilometer an Strom- und Gasleitungen.<br />
An diesem Netz beteiligen<br />
sich gerade 64 Kommunen.<br />
Das vertieft die<br />
Verwurzelung in der Region:<br />
EWE ist eine nicht börsennotierte<br />
AG, hinter der zu 74 Prozent<br />
Städte und Landkreise<br />
aus Niedersachsen stehen. 26<br />
Prozent gehören dem badenwürttembergischen<br />
Energiekonzern<br />
EnBW.<br />
Die stabile Marktposition in<br />
Niedersachsen, solide Einnahmen<br />
aus dem laufenden<br />
Geschäft sowie der wachsende<br />
Anteil erneuerbarer Energien<br />
bei der Stromproduktion<br />
sind für die Ratingagentur<br />
In der Region verwurzelt Fundament<br />
für EWE-Weserkraftwerk<br />
Moody’s Gründe, EWE-Anleihen<br />
mit der Note Baa1 noch als<br />
Investment einzustufen.<br />
Allerdings – und deshalb gibt<br />
Moody’s einen negativen Ausblick<br />
– kann auch EWE sich<br />
nicht <strong>vom</strong> schwierigen Energiemarkt<br />
abkoppeln: Zum einen<br />
kam es bei alternativen Energiequellen<br />
zu Verzögerungen (etwa<br />
beim EWE-Windpark Riffgat<br />
in der Nordsee); zum anderen<br />
fällt es EWE nicht leicht, die Beschaffungskosten<br />
für Energie<br />
auf die Kunden zu überwälzen.<br />
20<strong>11</strong> und 2012 hatten die Folgen<br />
der Energiewende und<br />
Rückzahlungen an Erdgaskunden<br />
vorübergehend sogar zu<br />
Verlusten geführt. <strong>2013</strong> hat sich<br />
das Geschäft stabilisiert. Aus<br />
der Atomkraft ist EWE ausgestiegen,<br />
Gasfelder in der Nordsee<br />
wurden verkauft, die Kosten<br />
im Konzern gesenkt. Nach dem<br />
bisher guten Jahresverlauf (169<br />
Millionen Euro Nettogewinn im<br />
ersten Halbjahr) sollten <strong>2013</strong><br />
insgesamt mehr als 300 Millionen<br />
Euro bleiben.<br />
Den Strom, der nicht selbst<br />
produziert wird, bezieht EWE<br />
übrigens von E.On; allerdings,<br />
wie Moody’s lobt, zu vergleichsweise<br />
günstigen Bedingungen.<br />
Kurs (%) <strong>11</strong>1,925<br />
Kupon (%) 4,125<br />
Rendite (%) 2,32<br />
Laufzeit bis 4. November 2020<br />
Währung<br />
Euro<br />
ISIN<br />
XS0699330097<br />
FOTOS: BLOOMBERG NEWS/CARLA GOTTGENS, PR<br />
120 Redaktion: Geldwoche+Zertifikate: Frank Doll, Anton Riedl<br />
Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Geld&Börse | Geldwoche<br />
FONDS Weltzins-Invest<br />
Aufrappeln nach dem<br />
Kurseinbruch<br />
Zuckersüß Brasilien-Anleihen<br />
mit zweistelligen Kupons<br />
Wer in Lokalwährungen von<br />
Schwellenländern investiert,<br />
kann sich dem Einfluss des<br />
US-Dollar nicht entziehen: Im<br />
Frühjahr kündigte die amerikanische<br />
Notenbank Fed an,<br />
ihre Anleihekäufe künftig zu<br />
drosseln. Die Währungen der<br />
Schwellenländer brachen daraufhin<br />
ein und mit ihnen die<br />
Schwellenländer-Fonds.<br />
Trotz der Verluste schnitten<br />
sie über die vergangenen drei<br />
Jahre aber ordentlich ab, bei<br />
relativ geringen Schwankungen.<br />
Fondsmanager Lutz Röhmeyer<br />
von der Landesbank<br />
Berlin Investment sieht gerade<br />
jetzt in Schwellenländern<br />
Chancen. Sein Fonds Weltzins-Invest<br />
musste in diesem<br />
Jahr nur einen vergleichsweise<br />
geringen Verlust hinnehmen.<br />
„Wir versuchen, Klumpenrisiken<br />
auszuschließen,<br />
im Schnitt ist jede unserer Positionen<br />
nur 300 000 Euro<br />
groß“, sagt er. In seinem Rentenfonds<br />
liegen vor allem Papiere<br />
von Schwellenländern<br />
in ihren Lokalwährungen.<br />
Das Fondsvolumen liegt bei<br />
über 250 Millionen Euro.<br />
Der Fonds zielt auf Privatanleger,<br />
dementsprechend<br />
stark bemüht sich Röhmeyer,<br />
Risiko herauszunehmen, indem<br />
er besonders breit streut.<br />
Rund 600 Anleihen in 60 verschiedenen<br />
Währungen liegen<br />
im Portfolio. Unter ihnen<br />
sind Staatsanleihen und<br />
Wertpapiere von staatsnahen<br />
Emittenten mit einem Durchschnittsrating<br />
von A-. Die renditestärkste<br />
Position<br />
stammt derzeit aus der Ukraine,<br />
das Papier hat einen Zinskupon<br />
von saftigen 20 Prozent. Auch<br />
Brasilien, Sri Lanka und Serbien<br />
bieten zweistellige Kupons.<br />
Zwar geht der Internationale<br />
Währungsfonds (IWF) davon<br />
aus, dass die Weltwirtschaft im<br />
kommenden Jahr um 3,6 Prozent<br />
zulegen wird – als Zugpferde<br />
identifiziert der IWF aber<br />
die Industrieländer. Fehlende<br />
Infrastruktur und mangelhafte<br />
Arbeitsmarktbedingungen<br />
seien ein Grund dafür, dass die<br />
Schwellenländer weniger stark<br />
zu diesem globalen Wachstum<br />
beitragen würden. Fondsmanager<br />
Lutz Röhmeyer teilt diese<br />
Ansicht der IWF-Volkswirte<br />
nicht:„Ich halte es in keinem<br />
Szenario für möglich, dass die<br />
Industrie weltweit um gut drei<br />
Prozent wächst und die Schwellenländer<br />
sich in eine Rezession<br />
zurückziehen. Diese Situation<br />
gilt vielleicht temporär für <strong>2013</strong>,<br />
aber nicht für das kommende<br />
Jahr.“ Für seinen Fonds erwartet<br />
Manager Röhmeyer gut sieben<br />
Prozent Wertzuwachs bis 2015.<br />
Weltzins-Invest<br />
ISIN: DE000A1CXYM9<br />
130<br />
125<br />
120<br />
<strong>11</strong>5<br />
<strong>11</strong>0<br />
105<br />
100<br />
95<br />
2010<br />
Chance<br />
Risiko<br />
JP MorganStaatsanleihen-Index<br />
Schwellenländer<br />
<strong>11</strong><br />
Niedrig<br />
12<br />
thesaurierend, in Euro,umbasiert<br />
auf100;Quelle:T.Reuters<br />
13<br />
Hoch<br />
Die besten Schwellenländer-Rentenfonds<br />
Wie die erfolgreichsten Portfoliomanager abgeschnitten haben<br />
Fondsname<br />
Weltweiter Mix aus Anleihen und Hartwährungen (USD, Euro)<br />
Saxo Invest GE Frontier EUR<br />
Schroder ISF Emerging Markets Debt<br />
Templeton Emerging Markets Bond<br />
AXA World Funds Emerging USD<br />
Saxo Invest GE Emerging<br />
M&G Emerging Markets Bond EUR<br />
KBC Bonds GE Opportunities<br />
Schroder ISF Emerging Market<br />
HSBC Global Investment GEM Debt<br />
ING (L) Renta Emerging Markets USD<br />
UBS (Lux) Emerging Economies USD<br />
T. Rowe Price Global Emerging Markets<br />
LO Funds - EM Fundamental USD<br />
Aberdeen Global Select Emerging<br />
Invesco Emerging Markets USD<br />
Goldman Sachs Growth & EM<br />
JP Morgan Emerging Markets Debt USD<br />
Nordea-1 Emerging Market EUR<br />
Nordea-1 Emerging Market Blend EUR<br />
Jyske Invest Emerging Markets Bond<br />
PIMCO GIS Emerging Markets USD<br />
ACM Bernstein Emerging Markets Debt<br />
Dexia Bonds Emerging Markets<br />
JP Morgan EM Bond USD<br />
WIP Emerging Markets FI USD<br />
LGT Select Emerging Markets USD<br />
Investec GSF EM Blended<br />
Fidelity Emerging Market EUR<br />
Weltweit mit Anleihen in lokalen Währungen<br />
ESPA Short Term Emerging Markets<br />
DWS Short Duration EM EUR<br />
Weltzins-Invest<br />
ING (L) Renta Emerging Markets USD<br />
SPDR Barclays Captl EM ETF<br />
Jyske Invest Emerging Local Market<br />
Amundi Global Emerging<br />
PIMCO EM Advantage Local Bond ETF<br />
HSBC GIF Global EM Local<br />
iShares Emerging Asia Local<br />
HSBC GIF Global EM Local<br />
Blackrock Emerging Markets Local<br />
Amundi Global Emerging<br />
JP Morgan EM Local GBP<br />
Invesco Emerging Local Currencies USD LU0275062247<br />
Aviva Investors EM Local EUR<br />
LO Funds - Emerging Fundamental EUR<br />
Aviva Investors Emerging Markets Local LU0273496686<br />
Investec Global Strategy EM Local EUR<br />
Goldman Sachs Growth & EM<br />
Pioneer Emerging Markets Local EUR<br />
ISIN<br />
LU0501220429<br />
LU0080733339<br />
LU0029876355<br />
LU0800597873<br />
LU0699624671<br />
GB00B3NMPS60<br />
LU0326077053<br />
LU0795632180<br />
LU0283739885<br />
LU0555020303<br />
LU0055660707<br />
LU0207127084<br />
LU0137082151<br />
LU0132413252<br />
IE0001673817<br />
LU0<strong>11</strong>0449138<br />
LU0499<strong>11</strong>2034<br />
LU0772926084<br />
LU0772919543<br />
DK0016272446<br />
IE00B0MD9S72<br />
LU0246604945<br />
LU0083568666<br />
LU0431994713<br />
LU0084664241<br />
LI0026536628<br />
LU0545564<strong>11</strong>3<br />
LU0238205289<br />
AT0000500921<br />
LU0599900635<br />
DE000A1CXYM9<br />
LU0546916379<br />
IE00B4613386<br />
DK0060009751<br />
LU0329442569<br />
IE00B4P<strong>11</strong>460<br />
LU0234585437<br />
IE00B6QGFW01<br />
LU0234593530<br />
LU0278477574<br />
LU0<strong>11</strong>9097953<br />
LU0629101436<br />
LU0273494806<br />
LU0476249320<br />
LU0438164971<br />
LU03022825<strong>11</strong><br />
LU0441085932<br />
Wertentwicklung<br />
in Prozent<br />
seit 3<br />
Jahren 1<br />
1 jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet); 2 je höher die Jahresvolatilität<br />
(Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds;<br />
Quelle: Morningstar; Stand: 4. November <strong>2013</strong><br />
–<br />
0,8<br />
5,7<br />
–<br />
–<br />
4,6<br />
3,3<br />
–<br />
3,3<br />
7,1<br />
0,0<br />
5,0<br />
2,6<br />
5,7<br />
6,0<br />
5,9<br />
5,7<br />
–<br />
–<br />
5,0<br />
5,4<br />
5,1<br />
5,8<br />
5,2<br />
5,4<br />
3,0<br />
–<br />
4,6<br />
0,0<br />
–<br />
3,9<br />
0,4<br />
–<br />
3,2<br />
2,2<br />
–<br />
1,8<br />
–<br />
1,5<br />
-0,8<br />
1,2<br />
–<br />
2,4<br />
1,9<br />
1,2<br />
1,7<br />
2,1<br />
2,5<br />
1,1<br />
seit 1<br />
Jahr<br />
4,4<br />
–1,3<br />
–2,0<br />
–2,2<br />
–2,5<br />
–3,3<br />
–3,5<br />
–4,5<br />
–4,8<br />
–5,5<br />
–5,6<br />
–6,5<br />
–6,6<br />
–6,8<br />
–6,8<br />
–7,0<br />
–7,0<br />
–7,1<br />
–7,3<br />
–7,3<br />
–7,3<br />
–7,4<br />
–7,4<br />
–7,5<br />
–7,7<br />
–7,8<br />
–7,9<br />
–8,0<br />
–0,8<br />
–1,9<br />
–2,5<br />
–4,8<br />
–5,0<br />
–5,4<br />
–5,5<br />
–5,5<br />
–5,7<br />
–5,8<br />
–6,0<br />
–6,2<br />
–6,4<br />
–6,5<br />
–6,6<br />
–6,8<br />
–7,0<br />
–7,0<br />
–7,1<br />
–7,1<br />
–7,1<br />
Volatilität<br />
2<br />
in<br />
Prozent<br />
–<br />
8,4<br />
7,6<br />
–<br />
–<br />
9,0<br />
7,6<br />
–<br />
8,9<br />
9,3<br />
6,1<br />
8,5<br />
8,6<br />
8,9<br />
9,4<br />
9,5<br />
8,6<br />
–<br />
–<br />
9,0<br />
9,0<br />
9,2<br />
8,9<br />
8,8<br />
8,9<br />
9,3<br />
–<br />
9,3<br />
8,3<br />
–<br />
5,4<br />
5,9<br />
–<br />
8,8<br />
10,1<br />
–<br />
7,5<br />
–<br />
7,5<br />
7,2<br />
10,1<br />
–<br />
9,7<br />
8,2<br />
8,6<br />
8,2<br />
9,4<br />
9,8<br />
8,4<br />
122 Redaktion Fonds: Sebastian Kirsch<br />
Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
NACHGEFRAGT Ernst Huber<br />
»Schneller auf die<br />
Rampe schieben«<br />
RELATIVE STÄRKE<br />
Pokern um Pillen<br />
Um Pharmahändler Celesio ist die Spekulation<br />
auf eine höhere Abfindung entbrannt.<br />
FOTOS: LAIF/ANITA BACK, PR<br />
Der Chef der DAB Bank<br />
baut den auf das Wertpapiergeschäft<br />
spezialisierten<br />
Direktbroker zu<br />
einer Universalbank aus.<br />
ONLINE-BANKER<br />
Huber, 45, ist seit 2012<br />
Vorstandssprecher des Direktbrokers<br />
DAB Bank aus München.<br />
Zuvor leitete er dessen Tochterbank<br />
Direktanlage.at in Wien.<br />
Herr Huber, wie hoch muss<br />
der Dax steigen, damit Sie<br />
mehr Gewinn machen?<br />
Wir sind auch schon im dritten<br />
Quartal mit der Gewinnentwicklung<br />
zufrieden, in<br />
dem der Dax noch unter 9000<br />
Punkten stand. Aber tatsächlich<br />
kaufen jetzt wieder mehr<br />
Anleger Aktien als noch im<br />
Vorjahr. Der Aktienkursanstieg<br />
2012 ist an vielen Privatanlegern<br />
vorbeigegangen. Die<br />
Zahl der Wertpapiertransaktionen<br />
war bei uns im dritten<br />
Quartal 21 Prozent höher als<br />
im Vorjahresquartal.<br />
Erreichen Sie Ihr Gewinnziel?<br />
Operativ sind wir besser unterwegs<br />
als 2012. Aber durch<br />
die niedrigen Zinsen mit einem<br />
Drei-Monats-Euribor<br />
von nur noch 0,2 Prozent statt<br />
im Vorjahr 1,2 Prozent haben<br />
wir einen deutlich geringeren<br />
Zinsüberschuss als im Vorjahr.<br />
Wir legen unsere Kundeneinlagen<br />
in Höhe von fünf<br />
Milliarden Euro überwiegend<br />
in mager verzinsten, aber sicheren<br />
Anleihen an. Dadurch<br />
wird unser Vorsteuerergebnis<br />
<strong>2013</strong> rund ein Drittel unter<br />
dem des Vorjahres liegen. Da<br />
wir nicht mit schnell steigenden<br />
Zinsen rechnen, müssen<br />
wir operativ erfolgreich sein, also<br />
innovativ bleiben und Produkte<br />
schneller auf die Rampe<br />
schieben.<br />
Das neue Girokonto mit Startbonus,<br />
Guthaben- und niedrigem<br />
Dispozins kostet Sie Geld.<br />
Wie lange halten Sie das aus?<br />
Das ist Teil unserer sehr langfristig<br />
angelegten Strategie –<br />
und kein Lockvogelangebot.<br />
Wir wollen die Kunden langfristig<br />
binden. Sie sollen bei uns alle<br />
Anlageformen finden. Wir geben<br />
als Online-Bank Gas und<br />
konzentrieren uns nicht mehr<br />
nur auf das Online-Brokerage,<br />
also den Wertpapierhandel.<br />
Auch Großbanken haben den<br />
Privatanleger entdeckt. Wie<br />
wollen Sie das kontern?<br />
Die Initiativen der Großbanken<br />
um die Privatkunden sind für<br />
uns nicht spürbar. Wir haben in<br />
diesem Jahr 18 000 Kunden<br />
durch neue Angebote gewonnen.<br />
Viele kamen von Großbanken,<br />
die unsere Modelle abgekupfert<br />
haben. Wir können mit<br />
unseren 500 Mitarbeitern durch<br />
automatisierte Prozesse noch<br />
viel mehr Kunden ohne höhere<br />
Kosten bedienen. Die Karte<br />
müssen wir ausspielen.<br />
Werden Sie die Dividende<br />
halten können?<br />
Wie werden nicht das Ergebnis<br />
von 2012 erreichen. Allerdings<br />
haben wir stets unseren gesamten<br />
Gewinn an Aktionäre ausgeschüttet.<br />
Wir planen derzeit<br />
nicht, an dieser Praxis etwas zu<br />
verändern.<br />
heike.schwerdtfeger@wiwo.de| Frankfurt<br />
Der Hedgefonds Elliott International<br />
hat sich <strong>11</strong>,7 Prozent<br />
von Celesio unter den Nagel<br />
gerissen. Damit fährt er dem<br />
US-Pharmahändler McKesson<br />
in die Parade, der gerade dabei<br />
ist, Celesio zu übernehmen.<br />
Offensichtlich spekuliert<br />
Elliott darauf, dass McKesson<br />
für Celesio notfalls mehr zahlt<br />
als die bisher gebotenen 23<br />
Euro je Aktie. Bis Ende des Jahres<br />
will McKesson ein Angebot<br />
an die freien Aktionäre vorlegen;<br />
bis dahin läuft die Spekulation<br />
auf noch höhere Celesio-Kurse.<br />
Anleger, die es in der Vergangenheit<br />
Elliott nachtaten, etwa bei<br />
den Übernahmezielen Wella,<br />
Techem und DIS Zeitarbeit, fuhren<br />
respektable Gewinne ein.<br />
Aktuell ist der Fonds auch bei<br />
Kabel Deutschland aktiv, die von<br />
Vodafone geschluckt wurden.<br />
Wer schlägt den Index?<br />
Die innerhalb der vergangenen drei Monate am stärksten<br />
gestiegenen und gefallenen Aktien 1<br />
Rang Aktie Index Kurs 2 Kursentwicklung Relative Trend 3<br />
(€) (in Prozent) Stärke<br />
3 Monate 1 Jahr<br />
(in Prozent)<br />
Gewinner<br />
1 Evotec TecDax 4,52 +67,67 +59,95 61,9<br />
2 Nordex TecDax 13,95 +57,93 +374,32 52,1<br />
3 DMG Mori Seiki MDax 24,25 +49,54 +77,50 43,7<br />
4 Celesio MDax 23,12 +44,00 +54,34 38,2<br />
5 Kontron TecDax 5,46 +43,69 +56,58 37,9<br />
6 QSC TecDax 4,52 +37,39 +109,27 31,6<br />
7 Drillisch TecDax 19,42 +36,19 +96,92 30,4<br />
8 Cancom TecDax 28,70 +34,84 +143,59 29,0 4<br />
9 Aareal Bank MDax 28,39 +33,89 +68,31 28,1<br />
10 RWE St Dax 27,<strong>11</strong> +30,69 -20,68 24,9<br />
<strong>11</strong> Bechtle TecDax 49,33 +30,59 +73,74 24,8<br />
12 Commerzbank Dax 10,29 +27,92 -8,75 22,1<br />
13 Osram Licht MDax 38,16 +24,47 - 18,7<br />
14 Rheinmetall MDax 46,61 +24,39 +31,61 18,6<br />
15 SMA Solar Technol. TecDax 31,53 +23,82 +93,49 18,0 4<br />
16 Jenoptik TecDax 12,90 +23,56 +72,39 17,8 5<br />
17 Leoni MDax 51,04 +22,41 +95,93 16,6 5<br />
18 CompuGroup Med. TecDax 19,10 +21,42 +45,25 15,6<br />
19 Continental Dax 142,55 +21,06 +82,20 15,3 4<br />
20 RTL Group (LU) MDax 82,56 +20,53 - 14,7 4<br />
21 Hochtief MDax 67,93 +20,44 +70,83 14,6 4<br />
22 Vodafone (GB) Stoxx50 229,90 +17,72 +37,09 13,4 4<br />
23 Norma Group MDax 37,82 +19,16 +103,74 13,4 4<br />
24 EADS (NL) MDax 53,17 +17,70 +96,09 <strong>11</strong>,9 4<br />
Verlierer<br />
151 Aixtron TecDax 10,44 -18,51 +8,25 -24,3<br />
150 Drägerwerk TecDax 86,35 -13,09 +20,35 -18,9<br />
149 UBS (CH) Stoxx50 16,72 -12,32 +14,60 -18,1 5<br />
148 Gerry Weber MDax 30,74 -<strong>11</strong>,26 -14,16 -17,1<br />
147 Sartorius Vz TecDax 74,81 -7,70 +10,01 -13,5<br />
146 ADVA Optical Net. TecDax 3,87 -7,61 -6,57 -13,4 5<br />
145 PSI NA TecDax 12,70 -7,57 -17,64 -13,4<br />
144 Wacker Chemie MDax 70,02 -7,14 +63,60 -12,9<br />
143 Fresenius Med.C. St Dax 47,64 -5,19 -9,94 -<strong>11</strong>,0 5<br />
1<br />
aus Dax, MDax, TecDax und Stoxx Europe 50 im Vergleich zum Stoxx Europe 600;<br />
2<br />
bei GB in Pence, bei CH in Franken; 3 Änderung um mindestens fünf Ränge; 7.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong>,<br />
13:00 Uhr<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 123<br />
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Perspektiven&Debatte<br />
Liebe in Zeiten der Krise<br />
Eine Frau, ein Mann und ein Land im Ausnahmezustand. Die anfangs idyllischen<br />
Bilder einer jungen Liebe in Athen weichen in Papakaliatis’ Kinofilm „An“<br />
einer Realität, in der es um Geld und enttäuschtes Vertrauen geht. Eine Studie<br />
über die Zufälligkeit des Lebens in einer Zeit ohne Gewissheit.<br />
Nachhilfe in Comic-Form<br />
Der Katalane Aleix Saló zeigt, wie<br />
der Euro ganze Länder gegeneinander<br />
aufbringt. „Ich mache Kompliziertes<br />
einfach“, sagt er – und<br />
zeichnet ein „wütendes Deutschland“.<br />
Sein neuer Comic-Band heißt<br />
„Euro-Alptraum – jemand hat den<br />
Mittelstand verzehrt“<br />
Goldenes Zeitalter<br />
EURO-KRISE | Die Krise hat das Leben in Griechenland, Spanien und Irland von Grund<br />
auf verändert. Künstlern verhilft das zu großen Themen – und neuem Publikum.<br />
Mit wenigen Strichen bringt<br />
Comic-Zeichner Aleix Saló<br />
die Dinge auf den Punkt.<br />
Im Video zu seinem Band<br />
„Españistan“ erklärt er das<br />
Platzen der spanischen Immobilienblase<br />
so prägnant, dass Professoren den knapp<br />
sieben Minuten langen Zeichentrickfilm<br />
gerne in ihren Vorlesungen zeigen, um Studenten<br />
die größte Wirtschaftskrise Spaniens<br />
seit dem Zweiten Weltkrieg zu erklären.<br />
Auf YouTube erzielte der Clip in einer<br />
Woche zwei Millionen Klicks.<br />
Mit wenigen Schnitten fängt Regisseur<br />
Christopher Papakaliatis die Höhen und<br />
Tiefen des Alltags in Athen ein. In seinem<br />
Erstling „An“ („Wenn“) tanzt ein verliebtes<br />
Paar vor der malerisch beleuchteten Akropolis.<br />
Als sich die beiden später leidenschaftlich<br />
in die Arme fallen, rückt im Hintergrund<br />
die Polizei zum Großeinsatz gegen<br />
Demonstranten an. Unter dem englischen<br />
Titel „What if...“ steht der griechische<br />
Kassenschlager in der diesjährigen Vorauswahl<br />
für die Golden Globes.<br />
ENTLARVENDE KOMIK<br />
Mit wenigen Worten zockt der Komiker<br />
Barry Murphy sein Gegenüber ab. „Könnte<br />
ich zehn Euro haben?“, fragt der Ire in seiner<br />
Paraderolle als Professor Doktor Günther<br />
Gruhn, Volkswirt der Europäischen<br />
Zentralbank, einen Zuschauer in Dublin.<br />
Der zückt prompt die Brieftasche und<br />
überreicht den Schein. „It’s that easy“, triumphiert<br />
Murphy mit deutschem Akzent.<br />
Das Publikum tobt. Barry Murphy, der seinen<br />
Landsleuten gerne den Spiegel vorhält<br />
und entlarvt, wie Irland jahrelang umgekehrt<br />
Europa gegenüber die Hand aufgehalten<br />
hat, ist einer der beliebtesten Komiker<br />
im Lande.<br />
Die Euro-Krise, die vor vier Jahren in<br />
Griechenland ihren Anfang nahm, hat das<br />
Leben der Menschen in den betroffenen<br />
Ländern grundlegend verändert. Sicherheit<br />
gibt es nur noch für eine kleine, privilegierte<br />
Schicht. Angst vor Arbeitslosigkeit<br />
und Abstieg prägt selbst diejenigen, die<br />
noch einen Job haben und von Armut nicht<br />
direkt betroffen sind.<br />
Comic-Zeichner Saló, Regisseur Papakaliatis<br />
und Komiker Murphy sind drei von<br />
vielen Künstlern, die die Umbrüche in ihren<br />
Ländern einfangen, während Ökonomen<br />
den wirtschaftlichen Abstieg noch mit<br />
Zahlen beschreiben. Allein in Griechenland<br />
sank der Lebensstandard seit 2008 im<br />
Durchschnitt um 40 Prozent. Seit 20<strong>11</strong> ist<br />
das verfügbare Einkommen pro Kopf nied-<br />
FOTOS: CHRISTOPHER PAPAKALIATIS, ELLE DRIVER/MISS VIOLENCE, BARRY MURPHY; CARTOON: ALEIX SALÓ<br />
124 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Deutscher Ire<br />
Schlecht sitzende Perücke, immer<br />
im Anzug und ein herrlicher<br />
deutscher Akzent: In Irland ist<br />
Professor Doktor Günther Gruhn,<br />
Volkswirt der EZB und Alter Ego<br />
des Komikers Barry Murphy,<br />
regelrecht Kult. Statt auf den<br />
Deutschen herumzuhacken, hält<br />
Murphy seinen Landsleuten<br />
lieber den Spiegel vor.<br />
Düsteres Drama<br />
Bei den Filmfestspielen in Venedig mit dem Silbernen Löwen gekrönt, ist<br />
„Miss Violence“ von Avranas nur einer von 30 griechischen Filmen, die<br />
seit 2009 einen internationalen Preis gewonnen haben. Ohne jegliche<br />
staatliche Förderung und unter schwierigsten Bedingungen laufen<br />
griechische Regisseure zu Hochform auf.<br />
riger als in Südkorea, ermittelte die Pariser<br />
Wirtschaftsorganisation OECD. Doch was<br />
bedeutet es für eine Gesellschaft, jahrelang<br />
kollektiv der Illusion des vermeintlichen<br />
Reichtums angehangen zu haben? Was bedeutet<br />
es für den Einzelnen, künftig mit<br />
mehr Ungewissheit leben zu müssen?<br />
ANGST, WUT, VERZWEIFLUNG<br />
Soziologen, Psychologen und andere Welterklärer<br />
ringen noch um überzeugende<br />
Antworten. Sie konstatieren Angst, Wut,<br />
Verzweiflung in nie da gewesenem Ausmaß,<br />
verfolgen steigende Selbstmordraten<br />
und stagnierende Scheidungsziffern: Kaum<br />
jemand kann sich noch eine Trennung<br />
finanziell leisten.<br />
Während die Sozialwissenschaften über<br />
die Deutung der Umbrüche brüten, hat die<br />
Kunst längst die ganz großen Themen der<br />
Krise für sich entdeckt. Vertrauen, Betrug<br />
und Selbstverantwortung sind nur einige<br />
der Leitmotive, die sich aktuell durch das<br />
Kunstschaffen der Krisenländer ziehen.<br />
Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist dabei<br />
deutlich höher als in der Politik.<br />
Während die Staatshaushalte dramatisch<br />
schrumpfen, Subventionen für die<br />
Kunst als Erstes gestrichen wurden, lässt<br />
die Vielfalt an Sujets die Kultur aufblühen.<br />
Griechische Filme haben seit 2009 insgesamt<br />
30 internationale Filmpreise gewonnen,<br />
zuletzt errang Alexandros Avranas mit<br />
dem düsteren Drama „Miss Violence“ einen<br />
Silbernen Löwen bei den Festspielen<br />
in Venedig. Die Finanzierung von Projekten<br />
ist schwierig, Filmförderung nicht existent,<br />
jährlich entstehen in Griechenland<br />
nur noch rund 20 Filme. Doch die erzählen<br />
so pralle Geschichten, dass schon von einem<br />
Goldenen Zeitalter des griechischen<br />
Films die Rede ist. „Kunst hängt nicht von<br />
Geld ab“, sagt Regisseur Papakaliatis, der in<br />
seinem Film die Hauptrolle spielt, das<br />
Drehbuch verfasste und mit einem Budget<br />
von einer Million Euro auskam.<br />
Der Begriff <strong>vom</strong> Goldenen Zeitalter fällt<br />
auch in Spanien, wo Karikaturen boomen<br />
wie zuletzt in der Zeit nach dem Tod des<br />
Diktators Franco in den Siebzigerjahren.<br />
Andrés Rábago García, der den Übergang<br />
Die Vielfalt an<br />
Sujets lässt<br />
Kunst und Kultur<br />
aufblühen<br />
zur Demokratie damals schon unter dem<br />
Pseudonym „El Roto“ („Der Gebrochene“)<br />
mit seinen spröden Zeichnungen begleitete,<br />
läuft in diesen Tagen zu neuer Höchstform<br />
auf. Die Arroganz der Mächtigen, die<br />
sich schmieren ließen und hinterher ihre<br />
Unschuld beteuern, bannt er in ein eingängiges<br />
Bild: Der Bestechliche hält die Hand<br />
hinter seinem Rücken auf. Als glaube er<br />
beinah selbst, dass er dann nichts davon<br />
gewusst haben könne. „In 50 Jahren werden<br />
die Karikaturen von El Roto die besten<br />
Erklärungsmuster für die Krise bieten“,<br />
prophezeit der spanische Sozialdemokrat<br />
Javier Solana, einst Nato-Generalsekretär.<br />
„Eine Zeichnung ist kraftvoller als eine<br />
20-minütige Reportage“, beobachtet Comic-Autor<br />
Saló, der mittlerweile den dritten<br />
Band zur Krise vorgelegt hat. Zeichnungen<br />
entfalten eine derartige Kraft in<br />
Spanien, weil die Menschen den elektronischen<br />
Medien immer weniger trauen. „Der<br />
Fachpresse gelingt es nicht, die Krise einem<br />
breiten Publikum zu erklären“, sagt<br />
Saló. Er will unterhaltsam informieren,<br />
stellt Zusammenhänge her, erläutert Kettenreaktionen,<br />
erklärt Fehlentscheidungen<br />
am konkreten Beispiel. In einem seiner Videos<br />
erinnert er an das 2009 <strong>vom</strong> damaligen<br />
Ministerpräsidenten José Luis Zapatero<br />
groß angekündigte, 50 Milliarden Eu-<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> Nr. 46 125<br />
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Perspektiven&Debatte<br />
»<br />
ro schwere Konjunkturprogramm<br />
Plan E, bei dem ein Großteil in so unsinnige<br />
Maßnahmen wie die Renovierung<br />
von Gehwegen floss, und zeigt in<br />
der nächsten Szene John Maynard<br />
Keynes, der sich im Grab umdreht.<br />
Saló stellt den Denkansatz von<br />
Staatsgläubigen und Marktverfechtern<br />
einander gegenüber und kommt<br />
zu dem Schluss, dass Spanien nicht<br />
an Ideologien gescheitert ist, sondern<br />
an Filz. Konservative wie Sozialdemokraten<br />
haben ihre Leute in<br />
die Aufsichtsräte großer Unternehmen<br />
wie den Stromversorger Endesa<br />
oder Telefónica geschickt und<br />
Klientelpolitik betrieben. Saló hütet<br />
sich allerdings vor allzu einfachen<br />
Erklärungsmustern: „Ich glaube<br />
nicht, dass Banker böse sind oder<br />
jeder Politiker korrupt. Wir haben<br />
alle einen Anteil an dem, was aus<br />
Spanien geworden ist.“<br />
MIT SPITZER FEDER<br />
Der 30-Jährige zeichnet Karikaturen, seit er<br />
17 ist, zunächst für die Lokalzeitung seiner<br />
katalanischen Heimatstadt Ripollet. Dort<br />
bringt er Bürgermeister und Gemeinderat<br />
mit seiner spitzen Feder gegen sich auf. Ein<br />
Architekturstudium bricht er ab, weil er<br />
sich lieber mit Comics seinen Lebensunterhalt<br />
verdient. Er provoziert ein bisschen,<br />
indem er einen bösen Videoclip<br />
zum Besuch von Papst Benedikt XVI. ins<br />
Netz stellt. Doch sein Durchbruch kommt<br />
mit der Krise und dem Comic-Band „Españistan“.<br />
Der Name ist Programm: Seither<br />
geht Saló der Frage nach, wie seine Heimat<br />
zu einem Land verkommen konnte, das einer<br />
zentralasiatischen Republik gleicht.<br />
Seine Themen sind grenzüberschreitend<br />
verständlich. Der jüngste Band „Euro pesadilla<br />
– Alguien se ha comido a la clase media“<br />
(„Euro-Alptraum – Jemand hat den<br />
Mittelstand verzehrt“) ist gerade in Portugal<br />
erschienen, die Übersetzung ins Türkische<br />
steht bevor.<br />
Dem Iren Barry Murphy mit seiner<br />
Kunstfigur Professor Doktor Günther<br />
Gruhn hat die Krise ebenfalls zu einem völlig<br />
neuen Umfeld verholfen. Schon vor<br />
zehn Jahren brachte Murphy seine Landsleute<br />
zum Lachen, wenn er als EZB-Ökonom<br />
mit schlecht sitzender Perücke und<br />
ploppenden Konsonanten darauf hinwies,<br />
dass Deutschland Irland genug Geld gegeben<br />
hätte, um das ganze Land zu teeren –<br />
und zwar 32-mal. Seit Irland aber unter der<br />
Kuratel der Troika steht, bekommt ein<br />
Realität in harter Optik<br />
Andrés Rábago García, alias El Roto, begleitete<br />
schon in den Siebzigerjahren mit seinen<br />
Karikaturen Spanien auf den Weg in die<br />
Demokratie. Korruption, Klientelpolitik und<br />
politischer Realitätsverlust lassen ihn heute<br />
wieder bissig kommentieren: „Selbst unter<br />
Trümmern behielt der Risikomanager seinen<br />
Optimismus: Das System ist sicher.“<br />
Ökonom mit deutschem Akzent, der den<br />
Iren Verschwendung und Schlamperei vorwirft,<br />
eine ganz neue Bedeutung. Bösartigkeit<br />
liegt Murphy fern, er weiß, dass Iren<br />
am liebsten über sich selbst lachen. Auch<br />
von Deutschfeindlichkeit fehlt bei Murphy<br />
jede Spur. Er hat die Deutsche Schule St.<br />
Kilians in Dublin besucht, daher auch der<br />
gekonnte deutsche Akzent.<br />
Beim Griechen Papakaliatis, 38, war es<br />
ebenfalls die Krise, die seiner Karriere eine<br />
unerwartete Wendung gab. Mit 16 war er<br />
erstmals in einer griechischen Fernsehserie<br />
aufgetreten, er schrieb Drehbücher, zuletzt<br />
für „Tessera“, eine Serie über vier Brüder,<br />
bei der er auch Regie führte. 2010 stell-<br />
Karikaturen erleben<br />
einen Boom wie<br />
zuletzt nach dem<br />
Tod Francos<br />
te der Privatsender Mega die Serie<br />
ein, weil die Anzeigeneinnahmen<br />
weggebrochen waren.<br />
„Auch ohne Krise hätte ich einen<br />
Film gemacht“, sagt Papakaliatis<br />
heute. Fernsehen drohte zur Routine<br />
zu werden.<br />
Erst die Krise lieferte die Zutaten,<br />
die „An“ zu einem Werk machen,<br />
für das sich auch ein Publikum<br />
außerhalb Griechenlands interessiert.<br />
Papakaliatis stellt ähnlich<br />
wie vor ihm schon der Franzose<br />
Alain Resnais in „Smoking“ und<br />
„No Smoking“ und der Pole Krzysztof<br />
Kieslowski in „Die zwei Leben<br />
der Veronika“ die Frage, was gewesen<br />
wäre, wenn sich die Hauptperson<br />
in einem Moment anders entschieden<br />
hätte. In einem Handlungsstrang<br />
führt Dimitris abends<br />
seinen Schäferhund aus und trifft<br />
die Frau seines Lebens, im anderen<br />
schickt er den Hund in den Hinterhof<br />
und wird kurz darauf von Einbrechern<br />
brutal zusammengeschlagen. „Die Zeiten<br />
haben sich geändert“, sagt der Polizist im<br />
Krankenhaus und fügt hinzu: „Am falschen<br />
Tag am falschen Ort.“ Nichts ist hier das,<br />
was es scheint – der Film ist eine Allegorie<br />
auf das Leben in Griechenland.<br />
2012, als der Film entstand, fanden dort<br />
zwei Wahlen statt. „Wir hatten täglich den<br />
Eindruck, dass sich um uns herum alles<br />
ändern kann“, erinnert sich Papakaliatis.<br />
KEINE ANDERE WAHL<br />
Den nächsten Film wird er auf Englisch<br />
drehen, als ausländische Koproduktion.<br />
Eine Deutsche wird auch darin vorkommen.<br />
Sie entlässt einen Griechen und verliebt<br />
sich dann in ihn. „Vor ein paar Jahren<br />
hätte die Rolle eine Schwedin oder eine Österreicherin<br />
spielen können“, sagt Papakaliatis.<br />
Aber heute ist Mitteleuropa in den<br />
Köpfen der Griechen eindeutig besetzt.<br />
Papakaliatis ist stolz, dass „An“ eine der<br />
wenigen griechischen Produktionen der<br />
vergangenen Jahre war, bei der alle ihre Gage<br />
erhielten. Comic-Zeichner Saló, dem es<br />
finanziell besser geht als vielen seiner früheren<br />
Kommilitonen, die als Architekten<br />
heute arbeitslos sind, weiß, dass Karrieren<br />
in Festanstellung, wie sie Karikaturist El<br />
Roto noch genießt, heute nicht mehr möglich<br />
sind. „Wenn ich es mir recht überlege,<br />
bin ich mehr Unternehmer als Künstler“,<br />
sagt der Katalane. „Die Zeiten lassen mir<br />
keine andere Wahl.“<br />
n<br />
silke.wettach@wiwo.de | Brüssel<br />
CARTOON: EL ROTO<br />
126 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Perspektiven&Debatte | Kost-Bar<br />
ALLES ODER NICHTS<br />
ULRIKE HANDEL<br />
CEO des Online-Werbevermarkters<br />
ad pepper media<br />
Aktien oder Gold?<br />
Am liebsten Kunst, zurzeit die<br />
zeitgenössische.<br />
Cabrio oder SUV?<br />
Ich fahre immer und überall<br />
Fahrrad.<br />
Schaltung oder Automatik?<br />
An meinem Bonanza-Rad:<br />
Sachs 3-Gang-Schaltung.<br />
Fitnessstudio oder<br />
Waldlauf?<br />
Beides – in umgekehrter<br />
Reihenfolge.<br />
Paris oder London?<br />
Falsche Frage, es muss lauten:<br />
Hamburg oder Berlin!<br />
Maßschuhe oder Sneakers?<br />
Für jede Sportart ein paar:<br />
Wanderstiefel, Tennisschuhe<br />
(Indoor, Outdoor), Laufschuhe,<br />
Hallenschuhe,<br />
Langlaufschuhe, Skistiefel,<br />
Mountainbikeschuhe.<br />
Rotwein oder Weißwein?<br />
Nur selbst gebrannter<br />
Schnaps meines Schwiegervaters,<br />
sonst kein Alkohol.<br />
Jazz oder Klassik?<br />
Spiele ich je nach Stimmung<br />
und Tageszeit.<br />
Mountainbike oder<br />
Rennrad?<br />
Mountainbike, ich zähle<br />
Höhenmeter, nicht Kilometer.<br />
Stadt oder Land?<br />
In der Stadt leben und immer<br />
noch 30 Apfelsorten auswendig<br />
(er)kennen.<br />
KOCHBUCH FÜR TECHNIKER<br />
Leckere Laborergebnisse<br />
Der Physiker Nathan Myhrvold<br />
bringt als ehemaliger Leiter der<br />
Forschungsabteilung von Microsoft<br />
sowohl die naturwissenschaftliche<br />
Neugier als auch die leicht<br />
verschrobene Haltung mit, die es<br />
braucht, um Kochen als Prozess in<br />
seine kleinsten Details zu zerlegen.<br />
Seine Erkenntnisse über Zubereitungsmethoden<br />
und Garzeiten<br />
auf dem Herd und im Ofen hat<br />
er vor zwei Jahren in dem gewaltigen,<br />
sechsbändigen Werk „Modernist<br />
Cuisine“ zusammengefasst.<br />
Nun kommt die abgespeckte Version<br />
„at home“ für 99 Euro in den<br />
Handel. Hier zeigt Myhrvold in<br />
spektakulären Bildern und mit<br />
grammgenauer Präzision, wie sich<br />
Gerichte mit den neuesten Technologien<br />
auch daheim umsetzen<br />
lassen. Mehr als 400 neue Rezepte,<br />
aber auch Klassiker wie Hamburger<br />
und Nudeln mit Käsesauce werden auf 456 Seiten vorgestellt. Auch wenn das<br />
dicke Buch und das dazugehörige wasserfeste Ringbuch dazu einladen, sich an<br />
Alltagsgerichten zu versuchen: Ein Brathuhn bekommt bei Myhrvold immerhin<br />
Salzlakespritzen und benötigt 29 Stunden in der Zubereitung. taschen.com<br />
AUKTION IN MÜNCHEN<br />
Sittenbilder<br />
Sie gehört zu den Ikonen der<br />
neueren Kunstgeschichte:<br />
Francisco de Goyas Radierung<br />
„Der Schlaf der Vernunft gebiert<br />
Ungeheuer“. Das vielgedeutete<br />
Bild ist das Titelblatt der Serie<br />
„Los Caprichos“, mit der Goya<br />
(1746–1828) Standesdünkel<br />
und Machtmissbrauch von<br />
Adel und Klerus karikierte. Der<br />
80 Blätter umfassende Zyklus<br />
kommt am 22. <strong>11</strong>. in der seltenen,<br />
zu Lebzeiten des Künstlers<br />
veröffentlichten ersten <strong>Ausgabe</strong><br />
beim Münchner Auktionshaus<br />
Ketterer unter den Hammer.<br />
Schätzpreis: 120 000 bis 150 000<br />
Euro. kettererkunst.de<br />
THE NEW YORKER<br />
„I’d like one of those careers where you make a six-figure<br />
income while wearing a T-shirt and sweatpants.“<br />
FOTO: RAIMAR VON WIENSKOWSK, TASCHEN/CHRIS HOOVER, CARTOON: BARBARA SMALLER/CONDÉ NAST PUBLICATIONS/WWW.CARTOONBANK.COM<br />
128 Redaktion: thorsten.firlus@wiwo.de<br />
Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Leserforum<br />
Stromer gegen Hybrid Tesla (links) fordert Porsche heraus<br />
Technik&Wissen<br />
Elektroautos: Ist der Tesla besser<br />
als der Porsche Panamera mit Hybridantrieb?<br />
Heft 44/<strong>2013</strong><br />
Vergleich hinkt<br />
Endlich mal ein interessanter<br />
Vergleich, auch wenn er etwas<br />
hinkt. Der Tesla ist ein reinrassiges<br />
Elektroauto, der Porsche dagegen<br />
ein Zwitter – ein Hybrid<br />
eben. Für Autofreaks mag die<br />
Tabelle über die technischen<br />
Details ja sehr aufschlussreich<br />
sein, aber mir fehlt der Kostenvergleich.<br />
Was sagt mir ein Testverbrauch<br />
von 26,6 kWh/100 km<br />
für den Tesla, wenn ich nicht<br />
weiß, was 1 kWh kostet. Vielleicht<br />
sollte die WirtschaftsWoche<br />
auch mal gegenüberstellen,<br />
wie hoch die volkswirtschaftlichen<br />
Kosten sind, die durch<br />
Elektroimmobilität entstehen.<br />
Volker Baumann<br />
via E-Mail<br />
Fatale Eigenschaft<br />
Was in der Elektroautobranche<br />
unter den Teppich gekehrt wird,<br />
ist eine fatale Eigenschaft der<br />
Li-Ion-Batterie: die mangelnde<br />
Zyklenfestigkeit, sprich Lebensdauer.<br />
Ein, zwei Jahre geht alles<br />
einigermaßen gut, sofern die<br />
Batterie recht langsam geladen<br />
wird. Dann aber wird der Kapazitätsverlust<br />
bemerkbar, der<br />
je nach Betriebstemperatur bei<br />
Schnellladung der Batterie auf<br />
20 bis 25 Prozent Verlust in drei<br />
Jahren angesetzt werden muss.<br />
Die Garantie von Tesla über<br />
acht Jahre ist ein Witz: Es gibt<br />
für solche Zeiten keine realen<br />
Messwerte. Auch die Sicherheitsbedenken<br />
zum Li-Ion-System<br />
werden ungern erwähnt.<br />
Brände von Li-Ion-Batterien<br />
sind schwer zu löschen, da<br />
schnell Temperaturen von 800<br />
Grad erreicht werden und spezielle<br />
Löschmittel verwendet<br />
werden müssen.<br />
Dr.-Ing. Klaus D. Beccu<br />
Berlin<br />
Für die Nische<br />
Man kann den Unsinn nicht<br />
mehr lesen: „80 Prozent der Autofahrer<br />
fahren im Schnitt nicht<br />
mehr als 50 Kilometer am Tag.“<br />
Ja, mein täglicher Arbeitsweg<br />
beträgt nur zwei Mal 20 Kilometer.<br />
Will ich aber einen Kunden<br />
besuchen oder am Wochenende<br />
zu meinen erwachsenen<br />
Kindern in München und St.<br />
Gallen fahren, dann zwingt<br />
mich das E-Mobil zu einer nervigen<br />
Suche nach einer Lademöglichkeit<br />
und zu vielen Stunden<br />
Ladezeit. In der Praxis heißt<br />
das, ich muss selbst für mittlere<br />
Strecken einmal übernachten.<br />
Damit ist jedes noch so kleine<br />
E-Mobil weit teurer als eine<br />
S-Klasse. Noch immer sind<br />
E-Mobile zu teuer und können<br />
dennoch nur eine eingeschränkte<br />
Mobilität garantieren.<br />
Unter normalen Umständen<br />
hat es nur in der Nische, als<br />
Taxi oder Stadtlieferwagen etwa,<br />
seine Berechtigung.<br />
Carlo Wagner<br />
Oberursel (Hessen)<br />
Einblick<br />
Chefredakteur Roland Tichy über die<br />
US-Abhöraffäre und was wir daraus<br />
lernen könnten. Heft 45/<strong>2013</strong><br />
Abwehr aufbauen<br />
Der US-Publizist Vance Packard<br />
stellt in seinem lesenswerten<br />
Buch „Die wehrlose Gesellschaft“,<br />
das bereits 1964 bei uns<br />
erschien, das Zitat eines US-<br />
Richters voran: „Die Freiheit<br />
ruht in den Herzen der Männer<br />
und Frauen; wenn sie dort stirbt,<br />
kann keine Verfassung, kein Gesetz<br />
und kein Gericht sie retten!“<br />
Daher ist es hilfreicher, dass wir<br />
Bürger uns um unsere Selbstbehauptung<br />
kümmern, wie Roland<br />
Tichy richtig schreibt. Wie<br />
es scheint, ist jeder von uns<br />
nicht nur „Opfer der globalen<br />
Vernetzung“, sondern auch aktiver<br />
Teil seiner Entstehung. Da<br />
helfen uns kein Jammern und<br />
kein Selbstmitleid. Jetzt gilt es,<br />
die eigene Intelligenz zu nutzen,<br />
um Abwehrmaßnahmen zu ergreifen.<br />
Der Nachteil, dass dies<br />
mit Eigeninitiative verbunden<br />
ist, wird durch Freude am proaktiven<br />
Handeln und dem dabei<br />
entstehenden Gefühl der eigenen<br />
Bedeutung aufgewogen.<br />
Unterdessen geht allerdings die<br />
Cyber-Welt ihren eigenen Weg<br />
weiter. Alles zu spät?<br />
Dieter H. Sommer<br />
Bensheim (Hessen)<br />
Imperiale Arroganz<br />
Abgesehen davon, dass der süffisante<br />
Tonfall im Editorial von<br />
Roland Tichy unangemessen<br />
ist, dürfte es – sachlich gesehen<br />
– bedenklich sein, den erzkonservativen<br />
Robert Kagan und<br />
seine abstruse Metaphorik über<br />
Mars (USA) und Venus (Europa)<br />
für eine Analyse der transatlantischen<br />
Beziehungen in Anspruch<br />
zu nehmen. Mit solchen<br />
pseudopoetischen Metaphern<br />
kann man keine politischen<br />
und kulturellen Realitäten beschreiben.<br />
Damit lag Kagan<br />
ziemlich daneben. Herr Tichy<br />
wäre gut beraten, zur Ermittlung<br />
der politischen Ideale des<br />
Landes die Schriften der Gründerväter<br />
zu studieren. Er könnte<br />
dann feststellen, welche Rolle<br />
„Venus“ (wenn man sie denn<br />
schon bemühen will) vormals<br />
auch in der Neuen Welt gespielt<br />
hat, und er sähe, wie weit sich<br />
die USA in der Mischung von<br />
imperialer Arroganz und selbstinduzierter<br />
Paranoia von einer<br />
humanen Weltsicht entfernt haben.<br />
Diese wachsende Distanz<br />
wird von der restlichen Welt<br />
wahrgenommen und ist der<br />
Grund für Enttäuschung, Empörung<br />
und Animosität auf dieser<br />
Seite des Atlantiks.<br />
Dr. Hartmut Heuermann<br />
M.A. Prof. em. für Amerikanistik<br />
Braunschweig<br />
Make love, not war<br />
Endlich werden in Ihrem Einblick<br />
auch positive Seiten der<br />
NSA-Abhöraktionen angesprochen.<br />
Durch Gewinn an Sicherheit<br />
könnte per saldo sogar der<br />
Nutzen den Schaden übersteigen.<br />
Man denke nur an die<br />
Umarmungen bei Begrüßungen<br />
des US-Präsidenten mit unserer<br />
Bundeskanzlerin. Jetzt<br />
kann man verstehen, wenn die<br />
Freundlichkeit Obamas ehrlich<br />
war. Dank NSA war er vermutlich<br />
sicher, dass Merkels Verhalten<br />
übereinstimmt mit dem,<br />
was sie denkt. Vielleicht ist er<br />
nun auch überzeugt, dass sie<br />
nur nach dem Grundsatz handeln<br />
wird: „Make love, not war.“<br />
Er dürfte sein politisches Verhalten<br />
entsprechend positiv aktivieren.<br />
Die NSA erscheint also<br />
durchaus geeignet, einen beachtlichen<br />
Beitrag zur Stabilisierung<br />
der Weltpolitik und des<br />
Weltfriedens zu leisten.<br />
Hermine Bradtmöller<br />
Köln<br />
Leserbriefe geben die Meinung des<br />
Schreibers wieder, die nicht mit der<br />
Redaktionsmeinung übereinstimmen<br />
muss. Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />
WirtschaftsWoche<br />
Postfach 10 54 65<br />
40045 Düsseldorf<br />
E-Mail: leserforum@wiwo.de<br />
Bei Zuschriften per E-Mail bitten wir<br />
um Angabe Ihrer Postadresse.<br />
FOTO: RUDOLF WICHERT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
130 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Firmenindex<br />
Die Angaben bezeichnen den<br />
Anfang des jeweiligen Artikels<br />
A<br />
A.T.Kearney........................................................ 62, 66<br />
Abusix......................................................................86<br />
Accenture................................................................ 72<br />
Acer.........................................................................16<br />
Acondas...................................................................62<br />
ACS..........................................................................58<br />
Adlon....................................................................... 16<br />
Aeroflot....................................................................66<br />
Agrobot....................................................................76<br />
Air Berlin..................................................................16<br />
Air Cargo Germany....................................................66<br />
Alcatel-Lucent..........................................................38<br />
Aldi............................................................................ 9<br />
Altana...................................................................... 69<br />
Amazone..................................................................76<br />
AquaBounty................................................................6<br />
AT&T........................................................................ 72<br />
Avast........................................................................86<br />
AVM......................................................................... 82<br />
B<br />
Bain......................................................................... 62<br />
Baker Hughes.........................................................<strong>11</strong>7<br />
Balenciaga............................................................... 16<br />
Bank Hypo Group Alpe Adria..................................... 12<br />
Bankhaus Lampe......................................................58<br />
BASF........................................................................69<br />
Bayer....................................................................... 69<br />
BayernLB................................................................. 12<br />
Beiersdorf.............................................................. <strong>11</strong>7<br />
Bell South.................................................................72<br />
Roland Berger...........................................................62<br />
BHP Billiton............................................................120<br />
Bilfinger................................................................... 58<br />
BMW........................................................................54<br />
Max Bögl.................................................................. 58<br />
Bonjour Holdings....................................................<strong>11</strong>8<br />
Booz........................................................................ 62<br />
Bosch.......................................................................76<br />
Bosch Sensortec.......................................................76<br />
Boston Consulting Group.....................................62, 72<br />
Breuninger............................................................... 68<br />
Brooklyn Soap.......................................................... 90<br />
b-to-v Partners......................................................... 88<br />
C<br />
Canary..................................................................... 82<br />
Cardea............................................................... 62, 65<br />
Celesio...................................................................123<br />
Changers..................................................................90<br />
Cisco........................................................................82<br />
Claas........................................................................76<br />
Clariant.................................................................... 69<br />
Commerzbank.................................................. 16, 104<br />
Control Risks............................................................ 82<br />
D<br />
DAB Bank...............................................................123<br />
Danone.................................................................... 62<br />
DBA......................................................................... 14<br />
Deutsche Bank......................................................... 48<br />
Deutsche Bank Research.......................................... 76<br />
DIS Zeitarbeit......................................................... 123<br />
D-Link...................................................................... 82<br />
Dogan Yayýn Holding.................................................48<br />
Dorhout....................................................................76<br />
Dormero Hotels & Resorts.........................................14<br />
Dow Chemical...........................................................69<br />
Dow Jones VentureSource.........................................85<br />
Dragados..................................................................58<br />
Dropbox...................................................................86<br />
E<br />
E.R. Capital Holding.................................................. 16<br />
Easyjet..................................................................... 66<br />
EdenMcCallum......................................................... 62<br />
Ejot.......................................................................... 48<br />
EnBW.....................................................................120<br />
Engel & Völkers.........................................................16<br />
Engelhorn.................................................................68<br />
E-Plus...................................................................... 72<br />
Erensan....................................................................48<br />
Evonik...................................................................... 69<br />
Evros......................................................................109<br />
EWE....................................................................... 120<br />
EY............................................................................62<br />
F<br />
Facebook................................................................. 18<br />
Flughafen Dortmund.................................................66<br />
Flughafen Frankfurt.................................................. 66<br />
Flughafen Frankfurt-Hahn.........................................66<br />
Flughafen Köln..........................................................66<br />
Fritzmeier Umwelttechnik......................................... 76<br />
G<br />
Garanti-Bank............................................................48<br />
GFT Technologies..................................................... 12<br />
Glencore Xstrata.....................................................120<br />
Gonzo-Works............................................................ 48<br />
Goodyear..................................................................38<br />
Google................................................................ 18, 86<br />
Gruner+Jahr............................................................. 18<br />
H<br />
Harvest Automation..................................................76<br />
Heidrick& Struggles..................................................88<br />
Helmerich & Payne................................................. <strong>11</strong>7<br />
Henkel................................................................... <strong>11</strong>7<br />
Hess...................................................................... 109<br />
Hochtief................................................................... 58<br />
Hoechst................................................................... 69<br />
Holland Private Equity.............................................109<br />
HPE....................................................................... 109<br />
I<br />
IBB........................................................................ 109<br />
IMS Health............................................................... 62<br />
Indiegogo................................................................. 82<br />
Infineon....................................................................54<br />
Innovo Cloud............................................................ 86<br />
Iognos......................................................................90<br />
J<br />
Marc Jacobs.............................................................16<br />
John Deere...............................................................76<br />
K<br />
K+K........................................................................109<br />
Kabel Deutschland..................................................123<br />
Koç-Gruppe..............................................................48<br />
Kontextr...................................................................90<br />
KPMG.................................................................12, 62<br />
L<br />
Lancom....................................................................72<br />
Land-Data Eurosoft...................................................76<br />
LastFM.....................................................................18<br />
LBBW.....................................................................109<br />
LTU.......................................................................... 14<br />
Lupus Electronics..................................................... 82<br />
M<br />
Mannesmann Arcor...................................................72<br />
Mannesmann Mobilfunk............................................72<br />
März........................................................................ 68<br />
McDonald’s.............................................................. 48<br />
McKesson.............................................................. 123<br />
McKinsey................................................................. 62<br />
Microsoft..................................................................14<br />
N<br />
NKD......................................................................... 12<br />
O<br />
One Equity Partners..................................................69<br />
Osborne Clarke.........................................................88<br />
P<br />
PA Consulting Group................................................. 66<br />
Pacific Telesis...........................................................72<br />
Peek & Cloppenburg................................................. 68<br />
Pflegeschule.............................................................90<br />
Procter & Gamble................................................... <strong>11</strong>7<br />
PwC................................................................... 62, 85<br />
Q<br />
Qatar Airways........................................................... 66<br />
Qiagen................................................................... <strong>11</strong>8<br />
R<br />
Rio Tinto................................................................ 120<br />
RWE...................................................................48, 66<br />
Ryanair.....................................................................66<br />
S<br />
Sa Sa International..................................................<strong>11</strong>8<br />
Sabanci....................................................................48<br />
Salesforce.com.........................................................62<br />
Secomba................................................12, 86, 88, 92<br />
Secucloud................................................................ 86<br />
Secureme.................................................................86<br />
Shell.........................................................................62<br />
Simon-Kucher...........................................................62<br />
Sirrix........................................................................ 86<br />
SK Capital................................................................ 69<br />
Solvoyo.................................................................... 48<br />
Sommelier Privé....................................................... 16<br />
Source for Consulting................................................62<br />
Sparkassen DirektVersicherung...................................9<br />
Axel Springer............................................................18<br />
Steganos..................................................................86<br />
Streif Baulogistik...................................................... 58<br />
Süd Chemie..............................................................69<br />
T<br />
Techem..................................................................123<br />
Telecom Italia...........................................................72<br />
Telefónica............................................................ 9, 72<br />
Tesco.......................................................................62<br />
Tetris....................................................................... 14<br />
Thjnk........................................................................88<br />
T-Mobile...................................................................72<br />
TNT..........................................................................62<br />
TP-Link.................................................................... 82<br />
Trendnet..................................................................82<br />
Tutao........................................................................86<br />
V<br />
Verizon.....................................................................72<br />
Vodafone............................................48, 72, 104, 123<br />
Vontobel...................................................................12<br />
Volkswagen..............................................................<br />
54<br />
Louis Vuitton............................................................ 16<br />
W<br />
Wella......................................................................123<br />
Wizzair..................................................................... 66<br />
Y<br />
Yahoo.......................................................................86<br />
Yara......................................................................... 76<br />
Yildiz-Gruppe............................................................48<br />
YouTube..................................................................124<br />
Z<br />
Zech-Group.............................................................. 58<br />
Züblin.......................................................................58<br />
Leitung Franziska Bluhm<br />
Chefin <strong>vom</strong> Dienst Dr. Silke Fredrich<br />
Redaktion Rebecca Eisert, Ferdinand Knauß, Meike Lorenzen,<br />
Tim Roman Rahmann, Andreas Toller<br />
E-Mail online@wiwo.de<br />
BÜROS<br />
Hervorgegangen aus<br />
DER DEUTSCHE VOLKSWIRT<br />
Gegründet 1926<br />
Pflichtblatt der Wertpapierbörsen in<br />
Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart<br />
40045 Düsseldorf, Postfach 105465,<br />
(für Briefe)<br />
40213 Düsseldorf, Kasernenstraße 67,<br />
(für Pakete, Päckchen und Frachtsendungen)<br />
REDAKTION<br />
Fon (02<strong>11</strong>) 887–0, E-Mail wiwo@wiwo.de<br />
Chefredakteur Roland Tichy<br />
Stellvertretende Chefredakteure Henning Krumrey,<br />
Franz W. Rother<br />
Geschäftsführende Redakteurin/Chefin <strong>vom</strong> Dienst<br />
Angela Kürzdörfer<br />
Creative Director/Leiter Produktentwicklung Holger Windfuhr<br />
Chefreporter Dieter Schnaas<br />
Chefreporter international Florian Willershausen<br />
Menschen der Wirtschaft Hermann J. Olbermann;<br />
Thomas Stölzel, Oliver Voß<br />
Politik & Weltwirtschaft Konrad Handschuch; Bert Losse,<br />
Jens Konrad Fischer, Malte Fischer, Hans Jakob Ginsburg<br />
Unternehmen & Märkte Reinhold Böhmer, Stephanie Heise;<br />
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Rüdiger Kiani-Kreß, Michael Kroker, Martin Seiwert,<br />
Peter Steinkirchner, Reporter: Anke Henrich, Hans-Jürgen Klesse,<br />
Jürgen Salz, Harald Schumacher, Dr. Andreas Wildhagen,<br />
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Technik & Wissen Sebastian Matthes; Thomas Kuhn,<br />
Dieter Dürand (Dossiers), Wolfgang Kempkens (Autor),<br />
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Management & Erfolg Manfred Engeser; Daniel Rettig,<br />
Kristin Schmidt, Claudia Tödtmann<br />
Geld & Börse Hauke Reimer; Christof Schürmann, Frank Doll,<br />
Martin Gerth, Stefan Hajek, Niklas Hoyer, Dr. Anton Riedl<br />
Perspektiven & Debatte Thorsten Firlus-Emmrich;<br />
Dr. Christopher Schwarz (Reporter)<br />
Layout Svenja Kruse (stv. AD); Beate Clever, Karin Heine,<br />
Claudia Immig, Horst Mügge<br />
Bildredaktion Silke Eisen; Lena Flamme, Patrick Schuch<br />
Syndication wiwo-foto.de<br />
Bildbearbeitung Uwe Schmidt<br />
Informationsgrafik Anna Tabea Hönscheid, Konstantin Megas,<br />
Carsten Stollmann, Gerd Weber<br />
Schlussredaktion Martina Bünsow; Dieter Petzold<br />
Produktion Markus Berg, Petra Jeanette Schmitz<br />
ONLINE<br />
Berlin Henning Krumrey; Dr. Christian Ramthun, Max Haerder,<br />
Christian Schlesiger, Dieter Schnaas, Cordula Tutt (Autorin)<br />
Askanischer Platz 3, 10963 Berlin,<br />
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Brüssel Silke Wettach*, 13b, Av. de Tervuren, B-1040 Bruxelles,<br />
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Silicon Valley Matthias Hohensee*, 809 B Cuesta Drive # 147,<br />
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Konrad Handschuch (Politik & Weltwirtschaft, Der Volkswirt),<br />
Reinhold Böhmer (Unternehmen & Märkte), Hauke Reimer<br />
(Geld & Börse), Manfred Engeser (Management & Erfolg),<br />
Thorsten Firlus (Perspektiven & Debatte), Hermann J. Olbermann<br />
(Menschen der Wirtschaft), Sebastian Matthes (Technik & Wissen)<br />
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132 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Ausblick<br />
„Die rechtsstaatliche und<br />
moralisch-ethische Ignoranz<br />
dieser Spitzenmanager schlägt<br />
dem Fass den Boden aus.“<br />
Joachim Poß<br />
stellvertretender Vorsitzender<br />
der SPD-Bundestagsfraktion, über<br />
die Steueraffäre von Uli Hoeneß,<br />
dem Präsidenten des<br />
FC Bayern München<br />
„Manchmal ist Gier<br />
nicht gut.“<br />
Preet Bharara<br />
US-Staatsanwalt, zur Rekordstrafe in<br />
Höhe von 1,8 Milliarden Dollar für den<br />
US-Hedgefonds SAC und dessen Chef<br />
Steve Cohens wegen Insiderhandels<br />
und Geldwäscherei<br />
„Europa braucht ein<br />
starkes, richtungsweisendes<br />
Deutschland, das Führungsstärke<br />
zeigt und sich nicht im<br />
Klein-Klein verliert.“<br />
Viviane Reding<br />
EU-Kommissarin<br />
„Dann geht in Deutschland<br />
das Licht aus.“<br />
Peter Terium<br />
Chef des Energiekonzerns RWE,<br />
über den Abbau von<br />
Subventionen für konventionelle<br />
Kraftwerke<br />
„Wir haben Respekt<br />
vor dem Winter.“<br />
„Wer die Wahrheit ausspricht,<br />
begeht kein Verbrechen.“<br />
Edward Snowden<br />
ehemaliger Mitarbeiter des<br />
US-Geheimdienstes NSA, der<br />
interne Unterlagen weitergab<br />
„Snowden hat der westlichen<br />
Welt einen großen Dienst<br />
erwiesen. Jetzt ist es an uns,<br />
ihm zu helfen.“<br />
Heiner Geißler<br />
früherer Generalsekretär der CDU,<br />
zur Frage, ob Deutschland dem<br />
amerikanischen Ex-Spion Edward<br />
Snowden Asyl gewähren soll<br />
„Eine Kernschmelze<br />
der Demokratie.“<br />
Claudia Roth<br />
Bundestags-Vizepräsidentin und<br />
Ex-Chefin der Grünen, über die<br />
US-Abhöraffäre<br />
Jürgen Grube<br />
Chef der Deutschen Bahn, zur<br />
Vorbeugung von Zugpannen in den<br />
kommenden Wintermonaten<br />
„Nicht nur in Limburg<br />
wird in Anlagen und<br />
Gebäude investiert.“<br />
Dieter Zetsche<br />
Daimler-Chef, über die hohen<br />
<strong>Ausgabe</strong>n des Autokonzerns für<br />
Forschung und Entwicklung in<br />
Anspielung auf die Affäre des<br />
Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst<br />
„Mein Privatleben und<br />
meine Geschäfte sind unter<br />
eine Lawine gekommen.“<br />
Eike Batista<br />
brasilianischer Unternehmer, der<br />
binnen zweier Jahren 33 Milliarden<br />
Dollar verlor und dessen Ölkonzern<br />
OGX Insolvenz anmelden musste<br />
„Ich gebe mehr auf die<br />
3,7 Millionen Menschen, die<br />
uns gewählt haben, als auf diese<br />
eine Stimme von Herrn Fischer.“<br />
„Mein Mobiltelefon hat<br />
64 Gigabyte Speicher, das<br />
entspricht der Kapazität des<br />
kompletten Rechenzentrums<br />
meiner Studienzeit.“<br />
Jürgen Trittin<br />
Spitzenkandidat der Grünen bei der<br />
Bundestagswahl, zur Kritik seines<br />
Parteifreundes Joschka Fischer, an<br />
der Wahlkampfstrategie der Partei<br />
„Mein Einstieg in die<br />
Politik wird kommen.<br />
Wir Unternehmer müssen<br />
anfangen, uns politisch<br />
stärker zu engagieren.<br />
Wir müssen konstruktiv<br />
mitgestalten.“<br />
Utz Claassen<br />
ehemaliger Chef des<br />
Energiekonzerns EnBW<br />
»Die Commerzbank hat ein Überlebensgen.<br />
Sie ist wie Rocky Balboa.<br />
Sie steht immer wieder auf und gibt<br />
nie auf. Und auch ich gebe nicht auf.«<br />
Martin Blessing<br />
Vorstandsvorsitzender der Commerzbank, über den Überlebenskampf seiner<br />
Bank nach der Finanzkrise, den er mit dem amerikanischen Boxerdrama<br />
„Rocky“ mit Schauspieler Sylvester Stallone vergleicht<br />
Ranga Yogeshwar<br />
Moderator der WDR-Wissensendung<br />
„Quarks & Co.“<br />
„Das LED-Licht soll das<br />
Kerzenlicht nicht imitieren,<br />
das wäre lächerlich.<br />
Aber es darf trotz seiner<br />
technischen Raffinesse nicht<br />
in einen Wettbewerb mit<br />
Michelangelo treten.“<br />
Antonio Paolucci<br />
Direktor der Vatikanischen Museen,<br />
über die neue Beleuchtung von Osram<br />
in der Sixtinischen Kapelle mit<br />
Kunstwerken von Michelangelo<br />
ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER<br />
134 Nr. 46 <strong>11</strong>.<strong>11</strong>.<strong>2013</strong> WirtschaftsWoche<br />
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