26.02.2014 Aufrufe

eb - Elektrische Bahnen Internationalisierung - Herausforderung und Chancen (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

B 2580<br />

3/2012<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

März<br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

<strong>Internationalisierung</strong> –<br />

<strong>Herausforderung</strong> <strong>und</strong> Chance<br />

Fokus<br />

Thema<br />

Konzepte elektrischer Antri<strong>eb</strong>sausrüstungen<br />

für Betri<strong>eb</strong> ohne Oberleitung<br />

Report<br />

Auszeichnung für SBB-Zweifrequenzlokomotive<br />

Forum<br />

Normen <strong>und</strong> Vorschriften als unfehlbare Gr<strong>und</strong>lage<br />

für Messdienstleistungen?<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen Bahn<br />

im Jahre 2011<br />

Fahrzeuge<br />

Mechatronische Fahrzeug-Wankkompensation<br />

<strong>und</strong> Radsatzsteuerung<br />

Magnetbahnen<br />

Magnetbahnentwicklung –<br />

Historie <strong>und</strong> heutige Marktchancen


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 2: Elektrisch in die<br />

schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- <strong>und</strong> Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />

die Technik mit Einphasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />

schwierigen topografi schen Bedingungen unter Beweis stellen sollte.<br />

Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften einer G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />

begann eine stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />

unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion in Deutschland beigetragen<br />

hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />

prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen <strong>und</strong><br />

anderen Einrichtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />

Reichsbahn.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte <strong>und</strong> beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen <strong>und</strong> politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Aufl age 2011, ca. 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

CD-ROM<br />

mit ausführlichem<br />

Zusatzmaterial<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 2<br />

1. Aufl age 2011, ISBN: 978-3-8356-3218-9<br />

Normalpreis: € 49,90 (zzgl. Versand)<br />

Sonderpreis für <strong>eb</strong>-Abonnenten: € 44,90 (zzgl. Versand)<br />

Die bequeme <strong>und</strong> sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

Datum, Unterschrift<br />

WZD2<strong>eb</strong>2011<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung <strong>und</strong> zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert <strong>und</strong> verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert <strong>und</strong> beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Standpunkt<br />

<strong>Internationalisierung</strong> –<br />

<strong>Herausforderung</strong> <strong>und</strong> Chance<br />

D<br />

as Eisenbahnsystem in Europa ist bunter<br />

geworden, der Eisenbahnverkehr wird<br />

über Ländergrenzen hinweg stärker<br />

ver netzt. Eine Vielzahl von Eisenbahnverkehrs<br />

unternehmen (EVU) als Betreiber von Zügen<br />

verkehren auf den Streckennetzen <strong>und</strong> es ist absehbar,<br />

dass diese Entwicklung nicht nur in einigen<br />

wenigen Staaten stattfindet, auch vormals geschlossene<br />

Märkte beginnen sich zu öffnen. Zwar waren<br />

die Eisenbahnen schon immer ein internationales<br />

Verkehrsmittel, legendäre Schnellzüge verbanden<br />

bereits zu Beginn des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts die europäischen<br />

Metropolen <strong>und</strong> auch in Zeiten starker politischer<br />

Spannungen fand internationaler Eisenbahnverkehr<br />

statt. Auch in diesen Zeiten war es möglich,<br />

über Grenzen hinweg das eisenbahntechnische<br />

Regel werk als Gr<strong>und</strong>lage für europäischen Verkehr<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Aber erst die europäische Integration der letzten<br />

Jahre schafft den Rahmen für eine wirkliche <strong>Internationalisierung</strong>,<br />

für ein gemeinsames europäisches<br />

Eisenbahnsystem. Und der Markt hat auf die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen <strong>Chancen</strong> bereits reagiert: Betreiber<br />

gründen ausländische Tochterunternehmen <strong>und</strong><br />

Hersteller von Eisenbahnfahrzeugen entwickeln<br />

europäische Fahrzeugplattformen, nach gleichen<br />

Regeln g<strong>eb</strong>aut <strong>und</strong> hoffentlich in Zukunft auch<br />

nach gleichen Regeln zugelassen.<br />

Diese Tendenzen beeinflussen natürlich auch die<br />

Ingenieurdienstleister im Eisenbahnsektor. Es sind<br />

diese Unternehmen, die die Betreiber bei der technischen<br />

Betreuung ihrer Produktionsmittel unterstützen,<br />

die die Hersteller auf dem anspruchsvollen Weg<br />

von der Idee bis zur Zulassung begleiten, die Konstruktionsleistungen<br />

erbringen, prüfen, testen <strong>und</strong> das<br />

Zulassungsmanagement durchführen. Auch für diese<br />

Unternehmen stellt die <strong>Internationalisierung</strong> eine<br />

<strong>Herausforderung</strong> dar, bietet aber auch hervorragende<br />

<strong>Chancen</strong> an der weiteren <strong>Internationalisierung</strong> des Eisenbahnsystems<br />

in Europa mitzuwirken. Zulassungs-<br />

untersuchungen sind immer mehr ein<br />

europäischer Vorgang, Prüfungen werden<br />

in mehreren Ländern durchgeführt,<br />

es gilt nicht lokale, sondern europäische<br />

Fahrzeugflotten zu betreuen. Und so ist<br />

es nur folgerichtig, dass sich auch die<br />

Ingenieurgesellschaften international<br />

aufstellen <strong>und</strong> über europäische Niederlassungen<br />

oder Tochterunternehmen<br />

ihre K<strong>und</strong>en in ganz Europa begleiten.<br />

Für den Eisenbahnsektor bietet diese<br />

Ausrichtung eine einmalige Chance:<br />

Die Vielfalt der technischen <strong>und</strong> betri<strong>eb</strong>lichen<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Lösungen<br />

wird transparent <strong>und</strong> verfügbar, das<br />

eisenbahntechnische Knowhow wird<br />

entscheidend erweitert – zum Nutzen von Betreibern<br />

<strong>und</strong> Herstellern.<br />

Was beschreibt diese Tendenz besser als die Entwicklung<br />

der DB Systemtechnik. Hervorgegangen<br />

aus den Zentral ämtern <strong>und</strong> den Versuchsanstalten<br />

der beiden deutschen Staatsbahnen wurde das<br />

technische Kompetenzzentrum der Deutschen Bahn<br />

jüngst als eigenständige Gesellschaft ausgegliedert<br />

<strong>und</strong> ist durch die Übernahme der britischen Gesellschaften<br />

Engineering Support Group (ESG) <strong>und</strong><br />

Railway Approvals (RAL) nun auch in Großbritannien<br />

<strong>und</strong> in Frankreich vor Ort präsent – bereit für die<br />

Anforderungen der Zukunft.<br />

Ihr<br />

Hans Peter Lang<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

DB Systemtechnik<br />

110 (2012) Heft 3<br />

57


Inhalt<br />

3 / 2012<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

Hans Peter Lang<br />

57 <strong>Internationalisierung</strong> –<br />

<strong>Herausforderung</strong> <strong>und</strong> Chance<br />

Fokus<br />

Thema<br />

St. Fassbinder<br />

60 Konzepte elektrischer Antri<strong>eb</strong>sausrüstungen<br />

für Betri<strong>eb</strong> ohne Oberleitung<br />

Report<br />

U. Behmann<br />

66 Auszeichnung für SBB-Zweifrequenzlokomotiven<br />

Forum<br />

M. Deutzer<br />

68 Normen <strong>und</strong> Vorschriften als unfehlbare<br />

Gr<strong>und</strong>lage für Messdienstleistungen?<br />

Titelbild<br />

Overhead railway<br />

© Ssuaphoto


Inhalt<br />

Hauptbeiträge<br />

Betri<strong>eb</strong><br />

Nachrichten<br />

112 <strong>Bahnen</strong><br />

116 Unternehmen<br />

117 Energie <strong>und</strong> Umwelt<br />

117 Berichtigungen<br />

76 <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen<br />

Bahn im Jahre 2011<br />

Electric operation of Deutsche Bahn in 2011<br />

Traction électrique à la Deutsche Bahn en 2011<br />

Fahrzeuge<br />

118 Produkte <strong>und</strong> Lösungen<br />

118 Kommentare<br />

120 Impressum<br />

U 3 Termine<br />

D. Kraft R., Schneider,<br />

96 Mechatronische Fahrzeug-Wankkompensation<br />

<strong>und</strong> Radsatzsteuerung<br />

Mechatronic vehicle roll compensation and<br />

wheelset control<br />

Système mécatronique de compensation du<br />

dévers et de guidage de bogie<br />

Magnetbahnen<br />

E. Fritz, M. Witt,<br />

102 Magnetbahnentwicklung – Historie <strong>und</strong><br />

heutige <strong>Chancen</strong><br />

Maglev train development – history and<br />

today‘s marketing chances<br />

Développement du train à sustentation<br />

magnétique – histoire et chances actuelles<br />

sur le marché


Fokus Thema<br />

Konzepte elektrischer Antri<strong>eb</strong>sausrüstungen<br />

für Betri<strong>eb</strong> ohne Oberleitung<br />

Hohe Energiekosten <strong>und</strong> komplexe Einsatzbedingungen stoßen die Entwicklung ungewöhnlicher<br />

Antri<strong>eb</strong>skonzepte bei Lokomotiven <strong>und</strong> Tri<strong>eb</strong>zügen an. In mehreren Bereichen könnte dabei der<br />

Traktions-Akkumulator wieder eine wesentliche Rolle spielen.<br />

Die ab Dezember 2011 bei der Deutschen Bahn (DB)<br />

geltenden Fahrpreiserhöhungen sind in den Medien<br />

unter anderem mit gestiegenen Energiepreisen<br />

begründet worden. So stellt sich für Betreiber <strong>und</strong><br />

K<strong>und</strong>en die Frage, ob die <strong>Bahnen</strong> nicht durch gezielte<br />

traktionsseitige Maßnahmen die Energiekosten<br />

selbst dämpfen könnten.<br />

Ein großer Schritt zu mehr Wirtschaftlichkeit <strong>und</strong><br />

zugleich besserer Umwelt-Verträglichkeit im Bahnverkehr<br />

ist traditionell die Elektrifizierung. Von den<br />

im Bereich der DB in 2011 eingesetzten elektrischen<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen (Tabelle 1) sind die modernen<br />

TABELLE<br />

Anzahl <strong>und</strong> durchschnittliches Alter der elektrischen DB-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

in 2011 ohne <strong>und</strong> mit Fähigkeit der Rückspeisung<br />

von Bremsenergie.<br />

nicht rückspeisefähig<br />

Anzahl Alter<br />

rückspeisefähig<br />

Anzahl Alter<br />

Lokomotiven 1 324 36 1 086 15<br />

Tri<strong>eb</strong>züge 167 30 1 196 12<br />

gesamt 1 491 33 2 282 13<br />

Bild 1: Entwicklung des Bestandes an DB-Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen ohne <strong>und</strong> mit Rückspeisefähigkeit<br />

in den letzten Jahren (Grafik: Stefan Fassbinder).<br />

Baureihen (BR) mit r<strong>und</strong> 2 300 Stück zudem bereits<br />

dafür ausgerüstet, die beim elektrodynamischen<br />

Bremsen erzeugte Energie [1] über den Bedarf im<br />

eigenen Bordnetz hinaus in das Netz zurückzuliefern<br />

(Bild 1). Abhängig von der Häufigkeit der notwendigen<br />

Bremsvorgänge <strong>und</strong> anderer Bedingungen<br />

im Einsatzprogramm lassen sich dadurch, übrigens<br />

zunehmend auch in neueren Netzen von Straßenoder<br />

Stadtbahnen, Energiekosteneinsparungen im<br />

Bereich von etwa einem Drittel bis zur Hälfte erzielen.<br />

R<strong>und</strong> 1 500 durchschnittlich schon 33 Jahre alte<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge sind dafür noch nicht eingerichtet<br />

[2; 3], <strong>eb</strong>enso naturgemäß die Dieseltri<strong>eb</strong>fahrzeuge.<br />

43 % der Bahnstrecken in Deutschland, die nur etwa<br />

15 % des gesamten Verkehrs tragen, müssen weiter<br />

ohne Oberleitung <strong>und</strong> damit ohne elektrischen Betri<strong>eb</strong><br />

auskommen, bislang jedenfalls.<br />

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Energie<strong>und</strong><br />

Umweltschutzdiskussionen zum Bahnverkehr<br />

auch in Richtung der Elektrifizierung des Individualverkehrs<br />

ausstrahlen. Das Prinzip, beim Bremsen<br />

gewonnene elektrische Energie weiter zu nutzen,<br />

findet sich tatsächlich auch bei der Entwicklung<br />

von vollelektrischen oder so genannten Hybrid-PKW.<br />

Wenngleich das Wort Hybrid ein ungenauer Begriff<br />

ohne Aussagewert zum beabsichtigten Nutzen ist,<br />

beschreibt es doch das wesentliche Merkmal: Teilsysteme<br />

ergänzen sich zu einem funktional geschlossenen<br />

Ganzen; auf Fahrzeugtraktion bezogen, wird die<br />

Hauptantri<strong>eb</strong>sausrüstung durch eine andersartige<br />

Traktionsanlage ergänzt.<br />

Als Hauptmotiv für Hybrid-Autos wird die Zielsetzung,<br />

Energie zu sparen, genannt. Für die Aufnahme<br />

der Bremsenergie fehlt ein externes Rückspeisenetz,<br />

sodass ein Energiespeicher, in den meisten Fällen<br />

ein Akkumulator, mitzuführen ist. Trotz einiger Euphorie<br />

auf diesem G<strong>eb</strong>iet stehen solche <strong>und</strong> artreine<br />

Elektrofahrzeuge allerdings keineswegs bereits kurz<br />

vor der Marktreife. Ein Elektrokleinwagen kostet im<br />

Vergleich zu einem konventionellen derzeit etwa das<br />

Dreifache <strong>und</strong> muss daher r<strong>und</strong> 475 000 km weit<br />

fahren [4], bis er sich amortisiert hat. Dann aber<br />

hat der Akkumulator 3 000 Ladezyklen <strong>und</strong> damit<br />

bereits seine nutzbare L<strong>eb</strong>ensdauer hinter sich. An<br />

diesen Verhältnissen wird sich in absehbarer Zeit<br />

wenig ändern.<br />

Die Entwicklung eilt dennoch in Riesenschritten<br />

weiter. Auf der eCarTec, der internationalen Messe<br />

60 110 (2012) Heft 3


Thema Fokus<br />

für Elektromobilität im Oktober 2011 in München,<br />

präsentierte ein europäischer Hersteller vergleichsweise<br />

leistungsstarke Elektro-PKW-Modelle mit einer<br />

Reichweite von 185 km. Jüngste politische Initiativen<br />

in Deutschland für die E-Mobilität im Januar 2012<br />

richten sich vorrangig auf den Kfz-Verkehr. Aus energetischer<br />

Sicht verw<strong>und</strong>ert dies; denn Elektrowagen<br />

werden nach heutigem Stand <strong>und</strong> anders als noch<br />

vor einigen Jahren eingeschätzt wie die konventionellen<br />

Autos letztlich auf Primärenergie fossilen<br />

Ursprungs zugreifen müssen. Und der Nachteil des<br />

vergleichsweise hohen Energi<strong>eb</strong>edarfs gegenüber<br />

Schienenfahrzeugen wegen des in der Größenordnung<br />

zehnmal höheren Rollwiderstandes bleibt unvermeidlich<br />

bestehen.<br />

Möglicherweise laufen unabhängig hiervon die<br />

Entwicklungen weiter zu Antri<strong>eb</strong>skonzepten, die<br />

auch bei Schienenfahrzeugen zukunftsfähig sein<br />

können. Im Vordergr<strong>und</strong> sind dabei die hinsichtlich<br />

der Energi<strong>eb</strong>ereitstellung physikalisch ähnlichen<br />

Brennkrafttri<strong>eb</strong>fahrzeuge zu sehen, für die vergleichbare<br />

Konzepte konkret verfügbar sind <strong>und</strong> im<br />

Sinne einer Hybrid-Ausrüstung umgesetzt werden<br />

können. Auf dieser Basis ließe sich allerdings auch<br />

die Antri<strong>eb</strong>sausrüstung elektrischer Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

auf neue Einsatzbereiche erweitern. Bei dieser<br />

Gelegenheit kommt dann, wie gezeigt werden<br />

wird, das eine oder andere recht ungewöhnliche<br />

Konzept zum Tragen mit dem Ziel, Energiekosten<br />

zu begrenzen.<br />

Varianten künftiger Konzepte für<br />

Antri<strong>eb</strong>sausrüstungen<br />

Von der Entwicklung der Energiekosten her wäre an<br />

sich ein Run zu weiterer Elektrifizierung von Strecken<br />

zu erwarten. Dagegen steht allerdings der Mittelbedarf<br />

für die Investitionen. Zukunftsfähige Antri<strong>eb</strong>skonzepte<br />

sollten daher mit zu energieoptimaler Traktion<br />

beitragen. Eine besondere Bedeutung gewinnen<br />

dabei Hybrid-Systeme; sie lassen sich in den derzeit<br />

erkennbaren Trends wie folgt gliedern:<br />

• Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge ohne Speicher mit Hybrid-Ausrüstung<br />

für Sonderfälle<br />

• Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit Traktions-Akkumulatoren als<br />

Speicher<br />

– Dieseltri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit Akkumulator<br />

– elektrische Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit Akkumulator<br />

– artreine Akkumulator-Fahrzeuge<br />

Sie werden im Folgenden nach derzeitigem technischem<br />

Stand beispielhaft skizziert. Zu den Hybrid-Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

mit Speicher sind auch solche<br />

zu zählen, die anstelle eines Akkumulators mit<br />

Schwungrad- oder Super-Cap-Speicher ausgerüstet<br />

sind; sie werden hier wegen ihrer vergleichbaren<br />

Funktion nicht gesondert behandelt.<br />

Hybrid-Antri<strong>eb</strong>skonzepte ohne<br />

Speicher<br />

Von separat steuerbaren Dieselmotoren<br />

gespeister elektrischer Lokomotivantri<strong>eb</strong><br />

Naturgemäß sind Dieseltri<strong>eb</strong>fahrzeuge von vornherein<br />

für oberleitungsunabhängigen Betri<strong>eb</strong> bestimmt.<br />

Traktionstechnisch begrenzen sich ihre Entwicklungsmöglichkeiten<br />

traditionell auf das Anordnungsprinzip,<br />

dass ein Dieselmotor, bei Tri<strong>eb</strong>zügen auch in Mehrfachtraktion,<br />

jeweils mit hydraulischer, elektrischer<br />

oder mechanischer Kraftübertragung zusammenwirkt.<br />

Tatsächlich findet sich aber auf dem Markt jetzt<br />

doch eine konstruktive Neuerung bei Lokomotiven:<br />

Bei der TRAXX DE ME sind vier Dieselmotoren installiert,<br />

die während des Betri<strong>eb</strong>es einzeln zu- <strong>und</strong><br />

abschaltbar sind <strong>und</strong> im Rahmen der elektrischen<br />

Kraftübertragung dynamisch gesteuert werden können.<br />

Damit lässt sich die generatorisch verfügbare<br />

Speiseleistung in Stufen weitgehend an den momentanen<br />

Bedarf an Traktionsleistung der elektrischen<br />

Fahrmotoren anpassen, was den Kraftstoffverbrauch<br />

senkt [5].<br />

Der Ansatz dieser hybrid-ähnlichen Lösung ist<br />

interessant: Denn moderne Dieselmotoren weisen<br />

zwar einen Wirkungsgrad von über 40 % auf, jedoch<br />

bezieht sich diese Angabe auf ihren Nennbetri<strong>eb</strong>spunkt,<br />

den sie oft nur kurz fahren, sodass sie bis zu<br />

95 % ihrer Betri<strong>eb</strong>szeit bei Teillast oder im Leerlauf<br />

verbringen. Der damit verb<strong>und</strong>ene systembedingte<br />

Mehrverbrauch an Kraftstoff kann durch das neue<br />

Konzept reduziert werden.<br />

Die gesamte Nennleistung der neuen TRAXX DE<br />

ME wird mit nur 2 252 kW angeg<strong>eb</strong>en. Anstelle zum<br />

Beispiel einer elektrischen Lokomotive der BR 146<br />

wären also mindestens zwei der neuen Diesellokomotive<br />

einzusetzen.<br />

Elektrotri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit Dieselmotor<br />

Eine weitere neue Meldung kündet sozusagen von<br />

einer Elektrolokomotive mit eing<strong>eb</strong>auter Rangierlokomotive<br />

[6]. Gemeint ist die TRAXX Last Mile; die „letzte<br />

Meile“ könne die neue Lokomotive mit einem kleinen<br />

Dieselmotor überwinden, der am Rad noch 180 kW<br />

leistet. Zwar soll mit dieser Leistung die volle Zugkraft<br />

von 300 kN erreicht werden, doch natürlich nur bis<br />

zu gut 2 km/h. Das ist sehr wenig; allerdings wird oft<br />

nicht die maximale Zugkraft benötigt <strong>und</strong> daher eine<br />

höhere Geschwindigkeit möglich. Trotzdem bleibt<br />

der Einsatz dadurch auf Sonderfälle begrenzt.<br />

Zu bedenken sind dabei weitere Auswirkungen:<br />

Der Dieselmotor bringt zusätzlichen Instandhaltungsaufwand<br />

mit sich <strong>und</strong> die Lokomotive muss<br />

mobil oder stationär betankt werden. Der Aufpreis<br />

für das neue Ausstattungsmerkmal wird mit etwa<br />

110 (2012) Heft 3<br />

61


Fokus Thema<br />

10 % angeg<strong>eb</strong>en [7]. Dafür würde man alternativ<br />

auch eine etwa 300 kWh große Speicherkapazität für<br />

elektrischen Rangierbetri<strong>eb</strong> bekommen, die deutlich<br />

länger als eine St<strong>und</strong>e die volle Leistung des Dieselmotors<br />

ersetzen könnte.<br />

Im Personennahverkehr mit elektrischen Tri<strong>eb</strong>zügen<br />

gibt es Versuche <strong>und</strong> inzwischen auch einzelne<br />

Netze im Regelbetri<strong>eb</strong> mit Hybrid-Systemen. Gemeint<br />

sind an dieser Stelle solche Antri<strong>eb</strong>ssysteme,<br />

bei denen Dieselmotoren die elektrische Antri<strong>eb</strong>ausrüstung<br />

ergänzen. Damit lassen sich beispielsweise<br />

Straßenbahnnetze durch oberleitungslose Abschnitte<br />

erweitern, eine Lösung, bei der allerdings offenk<strong>und</strong>ig<br />

ein anderer Vorteil als die Energiekostenersparnis<br />

im Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />

Antri<strong>eb</strong>skonzepte mit Akkumulator<br />

als Speicher<br />

Nahverkehrs-Dieseltri<strong>eb</strong>züge mit Traktions-<br />

Akkumulator<br />

Sofern Linien des Nahverkehrs elektrifizierte Bahnstrecken<br />

nur wenig berühren, könnte als Alternative<br />

zu reinen Dieseltri<strong>eb</strong>zügen wie beispielsweise<br />

der BR 643 (Bild 2) ein vernünftig konzipiertes<br />

Diesel-Hybrid-Fahrzeug eine Brücke bilden. Das<br />

können insbesondere Tri<strong>eb</strong>züge mit Speicher sein.<br />

Statt des direkten Durchtri<strong>eb</strong>s von den beiden<br />

Dieselmotoren über Getri<strong>eb</strong>e, Gelenkwellen <strong>und</strong><br />

Radsatzgetri<strong>eb</strong>e auf die Treibradsätze wäre dazu<br />

ein Antri<strong>eb</strong> mit Elektromotoren samt Umrichter<br />

einzusetzen, beide für die volle Traktionsleistung<br />

bemessen. Hinzu kämen zwei Maschinensätze aus<br />

Dieselmotor <strong>und</strong> Generator, die beide nur für die<br />

gemittelte Leistung aus Traktionsleistung abzüglich<br />

Brems-Rückspeiseleistung zuzüglich Hilfsbetri<strong>eb</strong>eleistung<br />

ausgelegt sein müssten. Zwischen den<br />

Generator <strong>und</strong> den elektrischen Antri<strong>eb</strong> wäre ein<br />

Akkumulator einzufügen; er müsste nur einen Teil<br />

derjenigen Kapazität haben, die er als Speicher für<br />

die während der Fahrt alleinige Energieversorgung<br />

nötig hätte.<br />

Für ein Fahrzeug wie der BR 643, das von zwei<br />

Motoren zu je 315 kW angetri<strong>eb</strong>en wird, sollte je ein<br />

PKW-Dieselmotor von 66 kW ausreichen. Diese Dieselmotoren<br />

würden ständig am optimalen Betri<strong>eb</strong>spunkt<br />

mit der Aufgabe laufen, den Akkumulator<br />

nachzuladen, der die volle Traktionsleistung liefert.<br />

Den zweiten Generatorsatz kann man geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />

abschalten, insbesondere wenn die Klimaanlage<br />

nicht in Betri<strong>eb</strong> ist. Die Nutzbremsung wäre<br />

in vollem Umfang geg<strong>eb</strong>en. Wärme für die Heizung<br />

würde kontinuierlich produziert. Der Dieselmotor<br />

könnte zu diesem Zweck, wenn örtlich zulässig, automatisch<br />

oder ferngesteuert rechtzeitig vor Antritt<br />

der Fahrt angelassen werden, damit der Zug bereits<br />

warm ist, wenn die ersten Fahrgäste zusteigen.<br />

Gleichzeitig würde der teilentladene Akkumulator<br />

geladen. Natürlich ließe sich auch eine stationäre<br />

Ladevorrichtung einsetzen.<br />

Das Hybrid-Fahrzeug benötigt nur eine vergleichsweise<br />

kleine Speicherkapazität; so bleibt<br />

genügend Platz für Generator, PKW-Dieselmotor<br />

<strong>und</strong> die übrige Ausrüstung, nachdem die komplizierten<br />

Getri<strong>eb</strong>e <strong>und</strong> die beiden deutlich größeren<br />

Ursprungsmotoren entfallen. Es verbraucht bei<br />

permanentem Vollgas-Betri<strong>eb</strong> stündlich etwa 20 l<br />

Kraftstoff. Geht man davon aus, dass im Nahverkehrsbetri<strong>eb</strong><br />

in der St<strong>und</strong>e 40 km weit gefahren<br />

wird, so ergibt dies eine Kraftstoff-Ersparnis von<br />

grob 50 % oder 0,5 l/km, nachdem die konventionelle<br />

BR 643 mit dieser Kraftstoffmenge nur 20 km<br />

weit kommt.<br />

Fernverkehrs-Dieseltri<strong>eb</strong>züge mit Traktions-<br />

Akkumulator<br />

Bild 2: Dieseltri<strong>eb</strong>wagen BR 648 als Beispiel für einen Zug, dessen Antri<strong>eb</strong>skonzept auf ein<br />

Diesel-Hybrid-Konzept mit Akkumulator erweitert <strong>und</strong> in dieser Form mit allerdings einigem<br />

Aufwand durch Umrüstung der Züge oder zu geg<strong>eb</strong>ener Zeit bei Nachfolgefahrzeugen realisiert<br />

werden könnte. (Foto: Erich Westendarp/Pixelio).<br />

Ein solches Dieselfahrzeug mit Akkumulator-Speicher<br />

muss nicht auf den Nahverkehr beschränkt bleiben.<br />

Es gibt bei der DB seit dem Jahr 2000 wieder Dieseltri<strong>eb</strong>züge<br />

des Fernverkehrs, die BR 605. Es handelt<br />

sich um einen 4-teiligen ICE-Tri<strong>eb</strong>zug mit Neigetechnik<br />

für 200 km/h, angetri<strong>eb</strong>en von vier Dieselmotoren<br />

zu je 560 kW. Die 19 Züge führen bisher<br />

aus mehreren Gründen ein eher glückloses Dasein.<br />

Heute bedient ein Teil dieser Züge die großenteils<br />

elektrifizierte Strecke (Bild 3) von Berlin über<br />

Hamburg nach Kopenhagen, während die meisten<br />

anderen im Depot stehen. Die Tour nach Dänemark<br />

verläuft von Berlin bis Hamburg flott <strong>und</strong> ohne<br />

Zwischenhalt, von dort an mit größtenteils eher gemächlichem<br />

Tempo <strong>und</strong> wenigen Halten. Der Kraftstoffverbrauch<br />

sollte dadurch gesenkt werden, wird<br />

62 110 (2012) Heft 3


Thema Fokus<br />

aber immer noch mit etwa 3 l/km angeg<strong>eb</strong>en. Damit<br />

liegen die Kraftstoffkosten bei 1 800 EUR für eine einfache<br />

Fahrt! So viel bezahlen auf Normalpreisbasis<br />

r<strong>und</strong> 13 Reisende, die also schon allein zur Deckung<br />

der Kraftstoffkosten bei insgesamt 195 Sitzplätzen an<br />

Bord sein müssen.<br />

Gerade diese Fahrzeuge würden sich für einen<br />

Umbau als Versuchszüge mit Akkumulator-Speicher<br />

anbieten: Sie sind mit dieselelektrischem Antri<strong>eb</strong><br />

ausgestattet, verfügen also bereits über elektrische<br />

Fahrmotoren <strong>und</strong> Umrichter, <strong>und</strong> standen, mehrere<br />

Jahre außer Dienst gestellt, erfolglos zum Verkauf,<br />

wofür als Gr<strong>und</strong> unter anderem auch die Kraftstoffkosten<br />

angeführt werden.<br />

Für einen Umbau läge nahe, zwei oder drei der<br />

vier Dieselaggregate ganz auszubauen <strong>und</strong> den Platz<br />

zum Einbau von Akkumulatoren zu nutzen. Diese<br />

würden, von verbli<strong>eb</strong>enen Aggregaten geladen, die<br />

elektrische Antri<strong>eb</strong>sausrüstung speisen.<br />

Diese BR könnte so zu einem Vorzeigeobjekt der<br />

DB in Sachen Umweltschutz <strong>und</strong> Energiekosten-<br />

Einsparung werden <strong>und</strong> sich dabei auch bezahlt machen.<br />

Womöglich fänden sich nun auch Käufer für<br />

einige der Züge. Vielleicht würde der neue Zug gar<br />

als Industrieprojekt neu aufgelegt <strong>und</strong> in größeren<br />

Stückzahlen gezielt für den Export g<strong>eb</strong>aut.<br />

Diesel-Rangierlokomotive mit Traktions-<br />

Akkumulator<br />

Ein weiteres Anwendungsg<strong>eb</strong>iet für einen Antri<strong>eb</strong><br />

mit Akkumulator-Speicher wäre der Verschi<strong>eb</strong>edienst,<br />

also Rangierlokomotiven. Kaum irgendwo<br />

anders verbringen Verbrennungsmotoren einen so<br />

großen Teil ihrer Betri<strong>eb</strong>szeit im Leerlauf oder Teillastbereich<br />

<strong>und</strong> verbrauchen unnötig Kraftstoff;<br />

dagegen wäre die gelegentliche Abforderung großer<br />

Zugkräfte über kurze Zeit einem Elektromotor<br />

zusammen mit einem Akkumulator wie auf den<br />

Leib geschri<strong>eb</strong>en.<br />

In den USA wurde kürzlich eine Rangierlokomotive<br />

mit Blei-Akkumulatoren (Pb-Akku) herausg<strong>eb</strong>racht<br />

[8]. Das Blei dient hier gleichzeitig als Ballast,<br />

der ansonsten bei Rangierlokomotiven oft gezielt<br />

eing<strong>eb</strong>racht wird.<br />

In Europa bestehen hier <strong>eb</strong>enfalls mehrere vernünftige<br />

Ansätze für einen Hybrid-Antri<strong>eb</strong> auf Basis<br />

reichlich bemessener Akkumulator-Kapazität. Nach<br />

fünf Jahren Entwicklungszeit wurde eine Rangierlokomotive<br />

mit Hybrid-Antri<strong>eb</strong> auf der Innotrans 2010<br />

vorgestellt (Bild 4); sie wird zu einem Preis um etwa<br />

1,6 Mio. EUR ang<strong>eb</strong>oten. Dabei handelt es sich um<br />

eine umg<strong>eb</strong>aute sehr alte Lokomotive aus damaligem<br />

DR-Bestand. Sie wurde von Gr<strong>und</strong> auf renoviert<br />

<strong>und</strong> mit Nickel-Cadmium-Akkumulatoren ausgerüstet,<br />

die gegenüber Li-Ionen-Akkumulatoren (Li-Akku)<br />

nicht nur am Investitionsvolumen sparen, sondern<br />

auch gewünschtes zusätzliches Gewicht einbringen.<br />

Gleichzeitig wurde die Leistung des Dieselmotors<br />

deutlich reduziert.<br />

Interessant ist, dass der Motor erst dann anspringt,<br />

<strong>und</strong> zwar automatisch, wenn die Akkumulator-Ladung<br />

zur Neige geht. Ohne diese Zwangsschaltung<br />

könnten die Lokomotivführer dazu neigen, den Motor<br />

vorsichtshalber <strong>eb</strong>en doch in gewohnter Manier<br />

dauernd laufen zu lassen, nachdem sie den Kraftstoff<br />

nicht bezahlen müssen, aber Ärger bekommen,<br />

wenn die Lokomotive nicht fährt.<br />

So aber werden 40 %, teilweise je nach Quelle<br />

<strong>und</strong> natürlich abhängig von der Betri<strong>eb</strong>sart unter<br />

dem Strich bis zu 50 % Kraftstoff-Einsparung angeg<strong>eb</strong>en.<br />

Die Amortisationszeit soll bei der für Rangierlokomotiven<br />

typischen Betri<strong>eb</strong>sweise etwa fünf<br />

Jahre betragen.<br />

<strong>Elektrische</strong> Hochleistungslokomotiven mit<br />

Traktions-Akkumulator<br />

Die oben bereits aufgeführten elektrischen Lokomotiven<br />

TRAXX Last Mile mit Dieselmotor sind für<br />

Sonderfälle im Güterverkehr gedacht, bei denen es<br />

wichtig ist, dass ein elektrisch betri<strong>eb</strong>ener Zug autark<br />

auch Rangierdienste verrichten soll. Sie können<br />

nach Ausführungen des Herstellers Bombardier für<br />

Fahrten in oberleitungslosem Rangiergelände anstelle<br />

des Dieselmotors alternativ auch einen Energiespeicher,<br />

beispielsweise einen Traktions-Akkumulator<br />

mit Hochleistungszellen, erhalten. Dieser wäre, da er<br />

unterwegs geladen wird, für den Einsatz parat, wo<br />

immer er g<strong>eb</strong>raucht wird.<br />

Bild 3: Dieseltri<strong>eb</strong>zug BR 605, dessen Antri<strong>eb</strong>sausrüstung sich für die Umrüstung auf ein<br />

Hybrid-Konzept mit Akkumulatorspeicher anbietet (Foto: S<strong>eb</strong>astian Terfloth/Wikipedia).<br />

110 (2012) Heft 3<br />

63


Fokus Thema<br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>züge mit Traktions-<br />

Akkumulator<br />

Die aus den Ballungsräumen der größeren Städte<br />

hinaus ins Umland führenden Nahverkehrslinien<br />

sind in vielen Fällen nur stadtnah elektrifiziert. Für<br />

umsteigefreien Betri<strong>eb</strong> werden sie daher meistens<br />

mit Dieseltraktion bedient; die Züge fahren längere<br />

Streckenabschnitte unter einem Fahrdraht, den sie<br />

nicht benutzen, bevor sie dann auf die nicht elektrifizierten<br />

N<strong>eb</strong>enstrecken abbiegen. Zu dieser traktionstechnischen<br />

Inkonsequenz können beispielsweise<br />

elektrische Tri<strong>eb</strong>wagen mit Traktions-Akkumulator<br />

Abhilfe schaffen. Unter dem Fahrdraht <strong>und</strong> beim<br />

Bremsen würden die Akkumulatoren aufgeladen,<br />

damit sie auf oberleitungsfreien Abschnitten Energie<br />

liefern können. Auch während des Aufenthalts am<br />

stadtnahen Endbahnhof der Linie könnte nachgeladen<br />

<strong>und</strong> elektrisch geheizt werden.<br />

Die im Gr<strong>und</strong>satz teure <strong>und</strong> schwere Akkumulator-<br />

Kapazität ließe sich im Extremfall auf den Teil vermindern,<br />

der dem Bedarf an Energie lediglich für die<br />

anschließende Fahrt ohne Stromabnehmer entspricht.<br />

Andererseits bräuchte, wenn der Akkumulator gleichsam<br />

als Puffer für ständige „Mitarbeit“ bemessen wird,<br />

der Transformator nicht notwendigerweise für die<br />

Spitzenleistung des Fahrzeugs ausgelegt zu werden.<br />

Zumindest ein Anfang in die elektrische Zugförderung<br />

auf nicht elektrifizierten Strecken wäre damit gemacht.<br />

Das Konzept elektrischer Traktion mit zusätzlichem<br />

Akkumulator kann auch in Fällen in Betracht<br />

kommen, bei denen eine Verlängerung von Straßenbahn-,<br />

Stadtbahn- <strong>und</strong> S-Bahn-Linien auf nicht elektrifizierten<br />

Abschnitten ansteht. In grenznahen G<strong>eb</strong>ieten<br />

könnte eine solche Traktionslösung Alternative zu<br />

grenzüberschreitenden Zweisystem-Tri<strong>eb</strong>zügen sein.<br />

Artreine Akkumulator-Tri<strong>eb</strong>züge<br />

Bei dem derzeit weit verbreiteten Bestr<strong>eb</strong>en, neue<br />

Traktionskonzepte gerade auch für nichtelektrifizierte<br />

Bild 4: Rangierlokomotive mit Hybrid-Antri<strong>eb</strong> aus Diesel-Generator <strong>und</strong> Traktions- Akkumulator,<br />

von Alstom vorgestellt auf der Innotrans 2010 in Berlin (Foto: Stefan Fassbinder).<br />

Strecken zu finden, erstaunt, dass Tri<strong>eb</strong>zuglösungen<br />

mit einem Akkumulator als auf der Strecke alleinigem<br />

Energielieferanten bisher offenbar nicht vorkommen.<br />

Dabei gab es, zuletzt von 1955 bis 1995, bei der Deutschen<br />

B<strong>und</strong>esbahn die Tri<strong>eb</strong>züge BR 515 mit Pb-Akku<br />

einer Kapazität von 350 bis 550 kWh, je nach Serie. Sie<br />

fuhren damals bei maximal 100 km/h bis zur nächsten<br />

Aufladung immerhin schon r<strong>und</strong> 300 km weit.<br />

Der Verbrauch an elektrischer Energie errechnet<br />

sich hieraus zu sehr bescheidenen 1,2 bis 1,8 kWh/km.<br />

Mit einem pauschalen Wirkungsgrad für Erzeugung<br />

<strong>und</strong> Verteilung des Stroms von nur 33 % gerechnet,<br />

entspräche dies 0,5 bis 0,75 l Dieselkraftstoff für den<br />

Betri<strong>eb</strong> zum Beispiel eines Blockheizkraftwerks zur<br />

Erzeugung des Stroms, mit dem das Elektrofahrzeug<br />

1 km weit käme. Das ist knapp die Hälfte dessen,<br />

was beispielsweise bei gleicher Sitzplatz-Kapazität,<br />

wenn man der BR 515 den zugehörigen Steuerwagen<br />

BR 815 beifügt, die BR 611 <strong>und</strong> 612 benötigen.<br />

Noch ohne stufenlose Stromrichterregelung <strong>und</strong><br />

ohne Rückspeisefähigkeit, sondern mit Anfahrwiderstand,<br />

verliehen die zwei Fahrmotoren zu je 150 kW<br />

St<strong>und</strong>enleistung allerdings dem bleischweren Fahrzeug<br />

natürlich nicht die Fahrdynamik, die man mit<br />

Energie aus dem Oberleitungsnetz auch damals<br />

schon gewöhnt war. Die unzureichende Beschleunigungs-<br />

<strong>und</strong> Steigfähigkeit, die zu geringe Reichweite,<br />

das erreichte Fahrzeugalter <strong>und</strong> der Aufwand<br />

samt dem Platzbedarf für die Batterie-Instandhaltung<br />

waren schließlich Auslöser für die Einstellung<br />

des Betri<strong>eb</strong>es der BR 515. Ein Nachfolger bli<strong>eb</strong> bei<br />

dem geg<strong>eb</strong>enen technischen Stand außer Betracht.<br />

Die heutigen Verhältnisse ermöglichen mit der<br />

Lithium-Ionen-Technologie entscheidend höhere<br />

Batteriekapazitäten <strong>und</strong> lassen daher die Einsatzmöglichkeit<br />

reiner Akkumulator-Fahrzeuge in neuem<br />

Licht erscheinen.<br />

Dieser Batteriestandard hat im Kraftfahrzeugbereich<br />

bereits Fuß gefasst. Baut man auf dem Wissen<br />

aus dieser Anwendung auf, lässt sich in Gedanken<br />

ein neuer Akkumulator-Tri<strong>eb</strong>wagen nach modernsten<br />

Erkenntnissen entwerfen. Als Referenz diene<br />

das Paradepferd des elektrischen Straßenverkehrs,<br />

der imposante zweisitzige Elektro-Sportwagen Tesla<br />

Roadster, kurz Tesla, wie folgt:<br />

Mit 55 kWh aus Li-Akku fährt der Tesla zwischen<br />

90 km <strong>und</strong> 500 km weit. Die Werksangabe beträgt<br />

350 km. Damit liegt der Verbrauch zwischen 0,1 <strong>und</strong><br />

0,6 kWh/km. Das ist sehr wenig, aber pro Sitzplatz<br />

immer noch 5- bis 50-mal mehr als beim Tri<strong>eb</strong>zug<br />

BR 515/815.<br />

Erhält nun der neue Tri<strong>eb</strong>zug doppelt so viel Li-<br />

Akku-Kapazität, wie seinerzeit aus den Pb-Akkus bestenfalls<br />

verfügbar war, also 1 100 kWh, verdoppelt sich<br />

die Reichweite des Schienenfahrzeugs auf 600 km. Das<br />

reicht für eine 16-stündige Schicht im Nahverkehr.<br />

Dank der gegenüber Pb-Akkus vierfachen Energiedichte<br />

der Li-Akkus halbiert sich die Akkumulator-<br />

64 110 (2012) Heft 3


Thema Fokus<br />

Masse dabei gleichzeitig. In Akkumulatoren des Tesla<br />

gerechnet, wären es 20 Stück zu je 450 kg, also etwa<br />

9 t pro Tri<strong>eb</strong>zug.<br />

Die Energieersparnis durch die Verringerung<br />

der Masse <strong>und</strong> durch eine Antri<strong>eb</strong>sausrüstung mit<br />

Rückspeisung dürfte näherungsweise den Brutto-<br />

Mehrverbrauch kompensieren, den ein modernes<br />

Fahrzeug durch zeitgemäße Fahrdynamik mit mindestens<br />

140 km/h <strong>und</strong> verbesserten Komfort heute<br />

zwangsläufig mit sich bringt.<br />

In einer Studie des VDE [4] werden für Li-Akkus<br />

Preise von 1 000 EUR/kWh Speicherkapazität angeg<strong>eb</strong>en.<br />

Man hofft, dass in fünf Jahren auf Basis<br />

einer Massenfertigung das Preisniveau merklich<br />

nachg<strong>eb</strong>en wird. Werden im Mittel 800 EUR/kWh<br />

angesetzt, so müsste man für die abgeschätzten<br />

20 Tesla-Akkus für den Tri<strong>eb</strong>zug mit einem Preis<br />

von etwa 900 000 EUR rechnen. Die L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

gibt der VDE mit 3 000 Ladezyklen an. Damit würde<br />

sich der Kaufpreis der Zellen, auf die im Laufe<br />

ihres L<strong>eb</strong>ens gespeicherte Energie umgerechnet,<br />

mit einem Zuschlag von mindestens 0,27 EUR/kWh<br />

auf den Preis des vom Netz bezogenen Stromes<br />

bemerkbar machen.<br />

Der Strom aus dem Li-Akku ist also mit in Summe<br />

0,36 EUR/kWh mindestens 4-mal so teuer wie der<br />

Netzstrom. Da der neue Tri<strong>eb</strong>zug aber mindestens<br />

so effizient wie die alte BR 515 sein soll <strong>und</strong> also<br />

mit etwa 1,5 kWh/km auskommen dürfte, lägen die<br />

Energiekosten einschließlich Abnutzung des Li-Akkus<br />

nur bei r<strong>und</strong> 0,54 EUR/km.<br />

Ein Dieseltri<strong>eb</strong>wagen, der an Kraftstoff 1,7 l/km<br />

verbraucht, bringt es einschließlich der Mineralölsteuer<br />

auf fast 2 EUR/km; selbst auf Basis ohne die<br />

Steuer wären die Energiekosten noch immer doppelt<br />

so hoch wie bei dem angedachten Li-Akku-Fahrzeug.<br />

Aufgeladen würde dieses zum günstigen Nachttarif,<br />

denn am Tage ist das Fahrzeug im Dienst. So trüge<br />

es auch noch zur Regulierung des Lastgangs bei, den<br />

die konventionellen Elektrofahrzeuge naturgemäß<br />

verschärfen.<br />

Durch genauere Berechnungen, als sie hier ang<strong>eb</strong>oten<br />

werden können, müsste sich dies bestätigen<br />

lassen.<br />

Bilanz<br />

Für den Betri<strong>eb</strong> auf Strecken, deren Elektrifizierung<br />

gegenwärtig nicht in Betracht kommt, sind innovative<br />

Traktionskonzepte bereits umgesetzt oder prinzipiell<br />

verfügbar. Sie verfolgen unter anderem das Ziel,<br />

preisgünstige Energie für Diesel-Hybrid-Fahrzeuge<br />

oder in Sonderfällen auch für Elektrofahrzeuge durch<br />

Speicherung mitzunehmen <strong>und</strong>/oder durch Einsatz<br />

von mehr Elektrotechnik den Kraftstoff für den Dieselmotor<br />

noch besser auszunutzen, als dies bislang<br />

möglich ist.<br />

Stefan Fassbinder, Deutsches Kupferinstitut, Düsseldorf<br />

Literatur<br />

[1] Behmann, U.: Rückspeisen von Bremsenergie bei der<br />

DB. <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 1-2, S. 83–85.<br />

[2] N.N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen Bahn im<br />

Jahre 2009. <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 1-2,<br />

S. 4–54.<br />

[3] N.N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen Bahn im<br />

Jahre 2010. <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011), H. 1-2,<br />

S. 3–49.<br />

[4] VDE: Studie Elektrofahrzeuge – Bedeutung, Stand der<br />

Technik, Handlungsbedarf. www.vde.com/de/InfoCen-<br />

ter/Seiten/Details.aspx?eslShopItemID=21f73d14-ad26-<br />

4188-a62e-0793af440806 (abgerufen am 18.01.2012).<br />

[5] www.eisenbahn-kurier.de/startseite/449-suedostbayernbahn-erhaelt-acht-neue-diesellokomotiven<br />

(abgerufen am<br />

18.01.2012).<br />

[6] N.N.: TRAXX AC-Güterzuglokomotiven mit Last-Mile-<br />

Dieselmotor. <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011), H. 6,<br />

S. 300–301.<br />

[7] N.N.: E-Lok mit Rangierdieselmotor. EI Der Eisenbahningenieur<br />

62 (2011), H. 6, S. 62.<br />

[8] www.energyefficiencynews.com/i/2468 (abgerufen am<br />

18.01.2012).<br />

Anzeige<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Ihr „Draht“ zur Anzeigenabteilung<br />

Nächster Anzeigenschluss<br />

<strong>eb</strong> 6: 27.04.2012<br />

<strong>eb</strong> 7: 05.06.2012<br />

Inge Matos Feliz<br />

Telefon: +49 (89) 45051-228<br />

Telefax: +49 (89) 45051-207<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

184x50_4.indd 1 09.03.12 13:27<br />

110 (2012) Heft 3<br />

65


Fokus Report<br />

Auszeichnung für SBB-Zweifrequenzlokomotive<br />

Auch Schienenfahrzeuge lassen sich preiswürdig gestalten!<br />

TABELLE<br />

Kenndaten SBB-Zweifrequenzlokomotive Ee 922, Fahrleitungsspannungen<br />

15 kV 16,7 Hz <strong>und</strong> 25 kV 50 Hz.<br />

Spurweite<br />

Radsatzfolge<br />

Länge über Puffer<br />

1 435 mm<br />

Bo<br />

8 800 mm<br />

Umgrenzungslinie 1 UIC 505-1<br />

größte Breite<br />

größte Höhe<br />

Dienstmasse 2<br />

Raddurchmesser neu<br />

Radsatzabstand<br />

Anfahrzugkraft<br />

größte Traktionsleistung<br />

zulässige Geschwindigkeit<br />

Auslegungsgeschwindigkeit<br />

Luftpresserleistung<br />

Zugsammelschiene 1 000 V<br />

1<br />

AB-EBV U3<br />

2<br />

möglich 44 t<br />

3 100 mm<br />

4 306 mm<br />

40 t<br />

1 100 mm<br />

4 000 mm<br />

120 kN<br />

750 kW<br />

100 km/h<br />

120 km/h<br />

2 400 l/min<br />

800 A<br />

Bild 1:<br />

Ee 922 mit seitlich versetzter Führerkabine für optimale Sichtbedingungen im Rangierbetri<strong>eb</strong><br />

(Fotos: Stadler).<br />

Seit 1985 vergibt die 1963 gegründete Watford<br />

Group, ein ehrenamtlicher Zusammenschluss international<br />

renommierter einschlägiger Fachleute, alle<br />

zwei bis vier Jahre die Brunel Awards für herausragende<br />

Architektur <strong>und</strong> Gestaltung im Bahnwesen.<br />

Der Preis ist benannt nach dem vielseitigen<br />

englischen Konstrukteur Isambard Kingdom Brunel<br />

(1806 –1859), der Werftanlagen, Dampfschiffe, Brücken,<br />

Tunnel <strong>und</strong> als erste große Eisenbahnstrecke in<br />

England die Great Western Railway baute.<br />

Mitte Oktober 2011 fand in Washington D.C. die<br />

11. Verleihungszeremonie statt. N<strong>eb</strong>en einem Sonderpreis<br />

an eine japanische Bahn für exzellente Gesamtgestaltung<br />

vergab die Jury dabei 20 Awards <strong>und</strong><br />

24 Commendations in jeweils fünf Kategorien, davon<br />

drei bei G<strong>eb</strong>äuden <strong>und</strong> deren Ausstattung, eine für<br />

Ingenieurbauwerke <strong>und</strong> eine für Schienenfahrzeuge.<br />

Die nächste Preisverleihung soll im September<br />

2012, parallel zur InnoTrans, im Kaiserbahnhof<br />

in Potsdam stattfinden.<br />

Unter den mit Commendation bedachten <strong>Bahnen</strong><br />

war 2011 die SBB mit ihrer elektrischen Zweifrequenz-Rangierlokomotive<br />

Reihe Ee 922 (Bild 1).<br />

Das Unternehmen hatte Ende 2007 eine Serie aus<br />

21 Stück bestellt <strong>und</strong> diese von Mitte 2009 bis<br />

Ende 2010 geliefert bekommen. Damit setzt sie<br />

eine 1957/58 mit vier ersten Lokomotiven Ee 3/3<br />

begründete Tradition fort, die mit zu den ersten<br />

Zweifrequenzlokomotiven in Europa gehörten. Der<br />

Bedarf hierfür bestand <strong>und</strong> besteht vorrangig in Basel,<br />

wo die Fahrleitungsspannung 25 kV 50 Hz vom<br />

französischen Rangierbahnhof (Rbf) Saint-Louis bis<br />

in den Bahnhof Basel SBB <strong>und</strong> auf dessen Umfahrungsgleise<br />

reicht.<br />

Die Lokomotive basiert auf einer von Stadler<br />

entwickelten Fahrzeugfamilie für Traktionsaufgaben<br />

im Rangier- <strong>und</strong> Güterzugdienst. Sie hat IGBT-<br />

Stromrichter <strong>und</strong> mit 750 kW die anderthalbfache<br />

Leistung wie ihre letzten Vorläuferinnen; elektrische<br />

Rückspeis<strong>eb</strong>remse ist selbstverständlich. In der Tabelle<br />

ist zu sehen, dass sie relativ leicht <strong>und</strong> allenfalls<br />

mit Ballast zu beschweren ist, um entweder die<br />

an sich moderate Kraftschlussbeanspruchung beim<br />

Anfahren zu senken oder die Anfahrzugkraft etwas<br />

zu steigern.<br />

Die Ee 922 ist zwar hauptsächlich, aber nicht<br />

ausschließlich für den Rangierdienst konzipiert. Für<br />

den Streckendienst hat sie die mit 100 km/h recht<br />

hohe, sogar noch heraufsetzbare zulässige Geschwindigkeit<br />

bekommen, die Vor aussetzungen für<br />

66 110 (2012) Heft 3


Mehrfachsteuerung (Bild 2) <strong>und</strong> für weitere außerschweizerische<br />

Zugsicherungen wie deutsche/österreichische<br />

PZB oder Eurobalisen sowie erstmals in<br />

dieser Kategorie Kabel <strong>und</strong> Steckverbindungen der<br />

Zugsammelschiene.<br />

Weitere Merkmale sind aber für den Einsatz im<br />

Rangierdienst bestimmt. So sind in dem klimatisierten<br />

Mittelführerraum die Führertische so weit seitlich<br />

versetzt, dass der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer am Boden<br />

aufgestellte Signale ohne Herauslehnen aus dem<br />

Seitenfenster erkennen kann. Weißes Spitzenlicht ist<br />

in drei Stufen schaltbar als Standlicht, Abblendlicht<br />

<strong>und</strong> Scheinwerfer. Unterhalb 5 km/h schalten sich<br />

automatisch Standlicht <strong>und</strong> gleichzeitig die Ausleuchtung<br />

des Berner Raumes für das Rangierpersonal<br />

ein. Option besteht auf Funkfernsteuerung, auch bei<br />

Mehrfachtraktion.<br />

Die Fachzeitschrift<br />

für Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Sichern Sie sich regelmäßig die führende Publikation<br />

für Entwicklung, Bau, Betri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> Instandhaltung<br />

elektrischer <strong>Bahnen</strong> <strong>und</strong> Verkehrssysteme.<br />

Mit detaillierten Fachberichten über Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge,<br />

Fahrzeugausrüstung, Infrastruktur <strong>und</strong> Energieversorgung.<br />

NEU<br />

Jetzt als Heft<br />

oder als ePaper<br />

erhältlich<br />

Bild 2:<br />

Optional ist Funkfernsteuerung auch in Vielfachtraktion möglich.<br />

Als Druckluftbremsen sind die direkt auf die Lokomotive<br />

wirkende <strong>und</strong> die indirekt wirkende für den<br />

Zug vorhanden. Die Fahrzeugleittechnik mit Zugbus,<br />

Fahrzeugbus <strong>und</strong> Diagnoserechner entspricht<br />

dem Stand der Technik.<br />

<strong>Elektrische</strong>s Rangieren, das heißt Vorhalten von<br />

Oberleitungen über N<strong>eb</strong>engleisen <strong>und</strong> von Lokomotiven<br />

dafür, muss die SBB wegen Lärmschutz vielerorts<br />

beibehalten.<br />

Uwe Behmann<br />

Wählen Sie einfach das Bezugsang<strong>eb</strong>ot,<br />

das Ihnen zusagt!<br />

· Als Heft das gedruckte, zeitlos-klassische Fachmagazin<br />

· Als ePaper das moderne, digitale Informationsmedium für<br />

Computer, Tablet-PC oder Smartphone<br />

· Als Heft + ePaper die clevere Abo-plus-Kombination<br />

ideal zum Archivieren<br />

Alle Bezugsang<strong>eb</strong>ote <strong>und</strong> Direktanforderung<br />

finden Sie im Online-Shop unter<br />

www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />

110 (2012) Heft 3<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimerstr. 145, 81671 München


Fokus Forum<br />

Normen <strong>und</strong> Vorschriften als unfehlbare<br />

Gr<strong>und</strong>lage für Messdienstleistungen?<br />

Wissenschaftliche Diskussion zum Thema „Zusammenwirken von Oberleitung <strong>und</strong> Stromabnehmer“:<br />

Stellungnahme zum Beitrag von Rainer Puschmann in <strong>eb</strong> 10/2011. Von Manfred Deutzer, Zeuthen.<br />

Bild 1:<br />

DIN 43186 Kohleleiste.<br />

Bild 2:<br />

Kontakt zwischen Schleifkohle<br />

(Winkel 80°) <strong>und</strong><br />

Trägerfassung (Winkel 75°).<br />

Allgemeines<br />

In seinem in <strong>eb</strong> 10/2011 erschienenen Beitrag geht<br />

R. Puschmann von reinen Fahrleitungslagemessungen<br />

aus, wie sie bei Hochgeschwindigkeitsbahnen<br />

nach den Normen durchgeführt werden. Deutzer<br />

Technische Kohle GmbH (DTK) dagegen führt Fahrleitungsprüfungen<br />

im normalen Fahrbetri<strong>eb</strong> auf normalen<br />

Linienfahrzeugen durch. Bei diesen Messungen<br />

werden entsprechend der Aufgabenstellung<br />

Messsysteme verwendet, die speziell auf die Lösung<br />

dieser Aufgaben angepasst sind.<br />

Anhand einiger Beispiele in diesem Beitrag <strong>und</strong> in<br />

der angeg<strong>eb</strong>enen Literatur wird gezeigt, warum DTK<br />

bei der Fahrleitungsmessung <strong>und</strong> bei der Lösung<br />

von Problemen nicht nur auf normierte Messverfahren<br />

setzt: Weil hier die Lösung der Aufgabe immer<br />

Priorität hat, werden Messsysteme verwendet, die<br />

die Problemlösung ermöglichen <strong>und</strong> oft über die<br />

geltenden Normen hinaus gehen.<br />

Messungen <strong>und</strong> Verfahren<br />

Mit Hilfe der DTK-Messungen wurde eine Vielzahl<br />

von Problemstellen gef<strong>und</strong>en, die durch die Anwendung<br />

der genormten Verfahren nicht ermittelt<br />

werden können. Bei der Anwendung der genormten<br />

Verfahren könnte es zu Fehlinterpretationen kommen.<br />

Anhand von Beispielen wird diese Tatsache in<br />

diesem Beitrag wie auch in weiteren Veröffentlichungen<br />

nachgewiesen.<br />

Es wurde außerdem festgestellt, dass die Einhaltung<br />

der Normen besonders im ÖPNV nicht immer<br />

möglich ist. Auf Hochgeschwindigkeitsstrecken sind<br />

die von R. Puschmann zitierten Vorschriften als Mindestanforderung<br />

unbedingt einzuhalten.<br />

DTK führte bisher weltweit über 420 Messdienstleistungen,<br />

vorwiegend im Bereich des ÖPNV,<br />

durch. Dabei wurden zahlreiche Abnahmeprüfungen<br />

von neu errichteten Fahrleitungen für Siemens<br />

Power Lines, Balfour Beatty, Fahrleitungsbau, Spitzke<br />

<strong>und</strong> andere Fahrleitungserrichter durchgeführt.<br />

Außerdem waren es Untersuchungen zur Fehlersuche<br />

sowie turnusmäßige Prüfungen. Bei anderen<br />

Messungen wurden das Gesamtsystem „Fahrdraht-<br />

Schleifleiste-Stromabnehmer-Fahrzeug-Fahrgestell-<br />

Gleis“ im normalen Fahrbetri<strong>eb</strong> oder die Eignung<br />

eines Stromabnehmers für ein bestimmtes Netz<br />

untersucht. Im Zusammenhang mit einer Fahrleitungsmessung<br />

kontrolliert DTK häufig auch die<br />

Stromabnehmer [1; 2].<br />

Die DTK-Messungen erfolgen im Gegensatz zu<br />

den Messungen vieler anderer Messdienstleister<br />

meist im normalen Fahrbetri<strong>eb</strong> auf normalen Linienfahrzeugen.<br />

Dabei wird das System möglichst unverfälscht<br />

untersucht, also in dem Zustand, in dem es<br />

sich auch im normalen Fahrbetri<strong>eb</strong> befindet. Hierbei<br />

werden Probleme am Stromabnahmesystem erkannt<br />

sowie der Einfluss der Gleislage <strong>und</strong> der Fahrzeugbewegungen<br />

auf das Zusammenspiel zwischen Fahrdraht<br />

<strong>und</strong> Schleifkontakt ermittelt. Bei diesen Messungen<br />

kann gleichzeitig die Fahrdrahtlage statisch<br />

<strong>und</strong> dynamisch erfasst werden [3]. Messsysteme,<br />

die zum Beispiel berührungslos arbeiten <strong>und</strong> auf<br />

einem Zweiwegefahrzeug [4] aufg<strong>eb</strong>aut werden,<br />

erfassen den Fahrdraht nur statisch, also ohne die<br />

im Fahrbetri<strong>eb</strong> auftretenden Probleme. Hier werden<br />

maximal die Fahrbewegungen des Zweiwegefahrzeuges,<br />

das mit blockierter Federung fährt,<br />

68 110 (2012) Heft 3


Forum Fokus<br />

aufgenommen. Das Zusammenspiel zwischen Fahrdraht<br />

<strong>und</strong> Stromabnehmer sowie der übertragene<br />

beziehungsweise ins Netz zurück gespeiste Strom,<br />

die Fahrdrahtspannung, der Kontaktwiderstand zwischen<br />

den Schleifleisten <strong>und</strong> dem Fahrdraht sowie<br />

die Kraftimpulse zwischen den Schleifleisten <strong>und</strong><br />

dem Fahrdraht können auf diese Weise nicht erfasst<br />

werden. Somit können wichtige Informationen für<br />

den Fahrbetri<strong>eb</strong> aus den statisch aufgenommenen<br />

Messdaten nicht abgeleitet werden.<br />

Normen kritisch betrachtet<br />

110 (2012) Heft 3<br />

Bei diesen Messungen beachtet DTK die geltenden<br />

Normen <strong>und</strong> Vorschriften, beurteilt diese jedoch<br />

vor ihrer Anwendung auch kritisch. Normen stellen<br />

den Stand der Entwicklung zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt dar. Nur durch eine „Infragestellung“ des<br />

Standes der Technik <strong>und</strong> der Normen <strong>und</strong> Vorschriften<br />

kann die Entwicklung vorangetri<strong>eb</strong>en, nur so<br />

können Probleme gelöst werden.<br />

Geht man allerdings davon aus, dass Normen unfehlbar<br />

<strong>und</strong> vollständig sind, dann dürften, wenn diese<br />

Normen eingehalten sind, keine Fehler in Systemen<br />

mehr auftreten. Dies wurde durch eine Vielzahl von<br />

Untersuchungen widerlegt. Deswegen geht DTK einen<br />

Schritt weiter <strong>und</strong> betrachtet die Problematik über die<br />

von Normen gestellten Forderungen hinaus. Hierzu<br />

werden die auftretenden Störungen genau analysiert,<br />

<strong>und</strong> es werden Messsysteme eingesetzt, die speziell auf<br />

die Lösung dieser Probleme zugeschnitten sind.<br />

Diese Messsysteme erweitern daher zwangsläufig<br />

die Anforderungen normierter Lösungen. Nur mit<br />

solchen Systemen können die Ursachen von Störungen<br />

erkannt <strong>und</strong> Lösungswege aufgezeigt werden.<br />

Für alle diese speziell von DTK entwickelten Systeme<br />

existieren Firmenvorschriften. Hierdurch können die<br />

Messerg<strong>eb</strong>nisse, die bei unterschiedlichen Verkehrsunternehmen<br />

zur gleichen Thematik ermittelt wurden,<br />

miteinander verglichen werden.<br />

Um Probleme zu lösen, muss DTK häufig Messsysteme<br />

neu entwerfen, für die zurzeit noch keinerlei<br />

Normen oder Vorschriften bestehen, oder bei denen<br />

die Anwendung der geltenden Vorschriften <strong>und</strong> Normen<br />

zu Fehlinterpretationen führen könnte. Das soll<br />

anhand von Beispielen in diesem Beitrag belegt werden.<br />

Gleichzeitig soll mit diesem Beitrag auf den in<br />

<strong>eb</strong> 10/2011 erschienenen Beitrag von R. Puschmann<br />

reagiert werden.<br />

Im ÖPNV lassen sich die von R. Puschmann zitierten<br />

Vorschriften häufig nicht einhalten. Zum anderen<br />

werden mit dem von ihm <strong>und</strong> D. Wehrhahn in<br />

<strong>eb</strong> 7/2011 beschri<strong>eb</strong>enen Messsystem „OVHWizard<br />

der Firma Wehrhahn“ nicht die im Fahrbetri<strong>eb</strong> auftretenden<br />

Kraftimpulse zwischen Fahrdraht <strong>und</strong><br />

Schleifkontakt, der übertragene oder ins Netz zurück<br />

gespeiste Strom, die Fahrdrahtspannung, das Zusammenspiel<br />

zwischen Stromabnehmer <strong>und</strong> Fahrdraht<br />

<strong>und</strong> der Einfluss der Gleislage <strong>und</strong> des Fahrzeugschaukelns<br />

auf dieses Zusammenspiel ermittelt.<br />

Deshalb setzt DTK auch weiterhin Systeme ein,<br />

die weitestgehend die Normen einhalten, mit denen<br />

jedoch vorrangig die Probleme gelöst werden<br />

können.<br />

Beispiel 1<br />

Nach der Unternehmensgründung im Jahr 1991<br />

bezog DTK Schleifkohlekörper entsprechend der<br />

Norm DIN 43 186-1964 Kohleschleifleisten für Straßenbahn-Scherenstromabnehmer<br />

<strong>und</strong> fertigte dafür<br />

Fassungen zur Halterung der Schleifkohlen mit einem<br />

Schwalbenschwanz von 75°. Die gekauften Schleifkohlen<br />

hatten nicht den in der Norm (Bild 1) vorgeschri<strong>eb</strong>enen<br />

Winkel von 75°, sondern einen Winkel<br />

von über 80°. Nach Aussage des Kohleherstellers<br />

entsprach das der Norm bei einer Ausnutzung der<br />

dort angeg<strong>eb</strong>enen Toleranzen. Durch den sich erg<strong>eb</strong>enden<br />

Winkel von über 80° gab es jedoch keine ausreichend<br />

gute Verbindung zwischen der Schleifkohle<br />

<strong>und</strong> der Trägerfassung (Bild 2). DTK reklamierte diese<br />

Norm bei der Normkommission. Der Streit um die<br />

gelieferten Schleifkohlen hätte damals fast das Ende<br />

der DTK bedeutet, weil diese auf Lager liegenden<br />

Kohlen nicht vermarktet werden konnten.<br />

Wie jedes Gesetz erfüllt eine Norm nur dann<br />

ihren Zweck, wenn sie richtig ist <strong>und</strong> die darin<br />

formulierten Regeln tatsächlich beachtet werden<br />

beziehungsweise beachtet werden können. Das<br />

war bei dieser Norm nicht der Fall.<br />

Bild 3:<br />

Schleifleisten mit flächigem Ausbruch der Kohle von der Trägerfassung.<br />

Bild 4:<br />

Zugfestigkeit der Kl<strong>eb</strong>everbindung<br />

für diese<br />

Schleifleisten liegt bei circa<br />

3 N/mm²; Kl<strong>eb</strong>ung mit<br />

Vk <strong>und</strong> Cu, Probekörper<br />

350 x 300 mm (Quelle:<br />

HC-Eisenbahntechnik).<br />

69


Fokus Forum<br />

(Kraftimpulse) zwischen dem Fahrdraht <strong>und</strong> den<br />

Schleifleisten, die zum Abscheren der Kohle von<br />

der Fassung führen. Daher sollte hier eher die Kerbschlagfestigkeit<br />

angeg<strong>eb</strong>en werden.<br />

Bild 5:<br />

Aufbau der Sensoren<br />

auf einer echten Stromabnehmerwippe.<br />

Beispiel 2<br />

Bei unterschiedlichen Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en lösten sich<br />

die Kohlen von der Trägerfassung (Bild 3).<br />

Entsprechend der Vorschriften (Bild 4) des<br />

Schleifleistenherstellers wurde zur Bestimmung der<br />

Festigkeit der Verbindungsstelle Schleifkohle – Trägerfassung<br />

die Zugfestigkeit als Kriterium angeg<strong>eb</strong>en.<br />

Die von DTK durchgeführten Untersuchungen<br />

ergaben, dass die Zugfestigkeit das Problem<br />

nicht beschreibt. Die Verbindungstelle Schleifkohle-<br />

Trägerfassung erfährt Schädigungen durch Stöße<br />

Beispiel 3<br />

DTK untersucht bei vielen Fahrleitungsmessungen<br />

gleichzeitig die Stromabnehmer. In den Normen<br />

DIN EN 50206-1 VDE 0115-500-1:2011-02 „Bahnanwendungen<br />

– Schienenfahrzeuge – Merkmale <strong>und</strong><br />

Prüfungen von Stromabnehmern“ wird vorgeschri<strong>eb</strong>en,<br />

wie Stromabnehmer zu prüfen sind. Dabei wird<br />

festgelegt, dass „die während des Anh<strong>eb</strong>ens <strong>und</strong><br />

Absenken gemessenen statischen Andruckkräfte“ innerhalb<br />

von vorgeschri<strong>eb</strong>enen Grenzen liegen müssen.<br />

Bei der Untersuchung darf der Stromabnehmer<br />

nur mit einer Geschwindigkeit von 0,05 m/s aufwärts<br />

beziehungsweise abwärts bewegt werden.<br />

Die von DTK durchgeführten Untersuchungen<br />

[2] entsprechen genau dieser Vorschrift. DTK führt<br />

jedoch noch weitere Untersuchungen an den Stromabnehmern<br />

durch. Die Erg<strong>eb</strong>nisse zeigen, dass die in<br />

der Norm beschri<strong>eb</strong>enen Grenzen in der Realität des<br />

ÖPNV nicht eingehalten werden R. Puschmann geht<br />

in seinen Ausführungen nur von Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

aus. Auf diesen Strecken ist eine strikte<br />

Einhaltung der Vorschriften unbedingt erforderlich.<br />

Hier liegen DTK jedoch keine Mess erg<strong>eb</strong>nisse von<br />

realen Systemen vor.<br />

Beispiel 4<br />

Bild 6:<br />

Lichtbogen<br />

zur vorderen<br />

Schleifleiste.<br />

Bild 7:<br />

Lichtbogen<br />

zur hinteren<br />

Schleifleiste:<br />

Bei der Erfassung des Fahrkomforts wird entsprechend<br />

des UIC Kodex 513 (Richtlinien zur Bewertung<br />

des Schwingungskomforts des Reisenden in<br />

den Eisenbahnfahrzeugen) festgelegt, dass die Beschleunigungen<br />

in x-, y- <strong>und</strong> z-Richtung für einen<br />

sitzenden oder stehenden Passagier zu ermitteln<br />

sind. In diesen Richtlinien wird festgestellt: „…da<br />

derzeit keine internationalen Kriterien für die Definition<br />

eines Gleises bestehen, ist es nicht möglich,<br />

die Gleisqualität einheitlich festzulegen. Da<br />

jedoch jede Bahn ihre eigenen Definitionskriterien<br />

besitzt, ist es möglich, Strecken zu bestimmen,<br />

die an dem Fahrzeug äquivalente Auswirkungen<br />

hervorrufen.“ [5].<br />

Bei den DTK-Untersuchungen zum Fahrkomfort<br />

werden diese Vorschriften eingehalten. Da die<br />

Gleislage noch nicht in diesem Kodex definiert ist,<br />

setzt das Unternehmen weitere Messverfahren ein<br />

<strong>und</strong> stellt mit ihrer Hilfe nicht nur den durchschnittlichen<br />

Fahrkomfort fest, sondern ermittelt auch, auf<br />

welchen Streckenabschnitten kurzzeitige Störungen<br />

(Überschreitungen der Komfortindizes) im System<br />

Rad – Schiene auftreten <strong>und</strong> wo die Ursachen<br />

70 110 (2012) Heft 3


Forum Fokus<br />

für diese Störungen liegen [6]. In diesem Zusammenhang<br />

wurde auch ein System entwickelt, bei dem das Zusammenspiel<br />

zwischen Rad <strong>und</strong> Schiene beschri<strong>eb</strong>en wird.<br />

Um das Zusammenwirken zwischen den Rädern <strong>und</strong> den<br />

Schienen richtig erfassen zu können, müssen im normalen<br />

Linienverkehr mit einem normalen Linienfahrzeug Informationen<br />

über die Räder <strong>und</strong> die Gleise (Spurweite, Rillenbreite,<br />

Rillentiefe, Überhöhung Längshöhe, Bogenradius<br />

usw.) ermittelt werden. Bei der von DTK durchgeführten<br />

Messung werden zum Beispiel n<strong>eb</strong>en den normalerweise<br />

ermittelten Erg<strong>eb</strong>nissen auch g<strong>eb</strong>rochene Schwellen [7]<br />

im eingedeckten Bereich eines Rasengleises oder andere<br />

Probleme erkannt. Diese wirken sich nicht nur auf den<br />

Fahrkomfort im Fahrzeug aus, sondern selbstverständlich<br />

auch auf das Zusammenspiel zwischen Stromabnehmer<br />

<strong>und</strong> Fahrdraht.<br />

Auch im Bereich der Messung an Dritte-Schiene-Systemen<br />

hat DTK neue Wege zur Lösung von Problemen<br />

beschritten.<br />

Bei den Messungen werden soweit wie möglich Normen<br />

<strong>und</strong> Vorschriften eingehalten. Das Hauptziel ist jedoch die<br />

Lösung der von den Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en geschilderten Probleme.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann die von DTK aufg<strong>eb</strong>aute<br />

Messtechnik auch weit über die geltenden Normen <strong>und</strong><br />

Vorschriften hinausgehen.<br />

Bild 8:<br />

Aufbau der Sensoren <strong>und</strong> Stromabnehmerschleifleisten.<br />

Bild 9:<br />

Tatsächlicher Aufbau mit Wippe.<br />

Zusammenspiel Oberleitung/<br />

Stromabnehmer<br />

Anzeige<br />

R. Puschmann [8] bezeichnet die von DTK getroffene Formulierung<br />

„Die Güte der Stromübertragung kann nach<br />

EN 50367 anhand der dynamischen Kontaktkräfte oder<br />

der Lichtbögen nur bedingt beurteilt werden“ als nicht<br />

richtig. Als Argument führt er an, dass heute weltweit die<br />

Kontaktkraft zwischen Schleifleiste <strong>und</strong> Fahrdraht als Kriterium<br />

für die Kontaktqualität ermittelt wird <strong>und</strong> das auch in<br />

der Norm DIN EN 50367 so beschri<strong>eb</strong>en ist. Des Weiteren<br />

postuliert er: „Entsprechen die Breite des Schleifspiegels<br />

am Fahrdraht <strong>und</strong> die Beschaffenheit der Schleifleiste den<br />

normativen <strong>und</strong> regulativen Vorgaben, ergibt sich ein Übergangswiderstand<br />

im zulässigen Bereich.“<br />

DTK sieht die in Normen formulierten Forderungen vielmehr<br />

als Mindestanforderung <strong>und</strong> behauptet daher, dass<br />

der Übergangswiderstand an der Kontaktstelle Schleifleiste-<br />

Fahrdraht eine genauere Aussage zur Kontaktqualität ermöglicht.<br />

Betrachtet man zum Beispiel vereiste Fahrdrähte<br />

oder eine Eisschicht auf den Kohleschleifleisten, dann kann<br />

der elektrische Kontakt trotz vorschriftsmäßig eingestellter<br />

Kontaktkraft <strong>und</strong> entsprechender Breite des Schleifspiegels<br />

gestört sein. Außerdem ist jede Infrastrukturanlage im<br />

ÖPNV (Fahrzeuge inklusive) einem Alterungs- <strong>und</strong> Verschleißprozess<br />

unterworfen.<br />

In den von R. Puschmann angeg<strong>eb</strong>enen Literaturstellen<br />

[9] wird beschri<strong>eb</strong>en, welche Probleme, trotz Einhaltung<br />

der Normen, durch Raureif an den Schleifleisten auftreten.<br />

Bei einer Küstentram wurde festgestellt [10], dass sich<br />

durch den Seewind eine Staub- <strong>und</strong> Sandschicht auf der<br />

Wir sorgen für Bewegung<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Schunk Kohlenstofftechnik GmbH<br />

35452 Heuchelheim/Deutschland<br />

Tel.: +49 (0) 641608-0<br />

Schunk Bahn- <strong>und</strong> Industrietechnik GmbH<br />

35435 Wettenberg/Deutschland<br />

Tel.: +49 (0) 641803-0<br />

Schunk Bahn- <strong>und</strong> Industrietechnik GmbH<br />

5101 Bergheim bei Salzburg/Österreich<br />

Tel.: +43 66245 92 00<br />

Hoffmann & Co., Elektrokohle AG<br />

4822 Bad Goisern/Österreich<br />

Tel.: +43 6135 400-0<br />

110 (2012) Heft 3<br />

Schunk_4c_90x120.indd 1 02.03.12 09:54<br />

71


Fokus Forum<br />

Schleifkohle abgelagert hatte. Durch DTK-Messungen<br />

der Fahrdrahtspannung wurde eine Aussage zur<br />

Kontaktqualität überhaupt erst möglich, da auch<br />

eine Sand- <strong>und</strong> Staubschicht den elektrischen Kontakt<br />

beeinflussen kann.<br />

Bild 10:<br />

Feuer außerhalb des Kontaktbereichs Schleifleiste-Fahrdraht.<br />

Auch der Schleifkohlekörper selbst hat gute <strong>und</strong><br />

weniger gut leitende Bereiche. Durch den Kontakt<br />

der unterschiedlichen Kohl<strong>eb</strong>ereiche zum Fahrdraht<br />

kann die Kontaktqualität <strong>eb</strong>enfalls beeinflusst werden.<br />

Bei mehreren von DTK durchgeführten Fahrleitungsmessungen<br />

wurde zusätzlich zur Videokamera<br />

eine Thermografie-Kamera auf dem Fahrzeugdach<br />

aufg<strong>eb</strong>aut (Bild 5). In den Untersuchungsberichten<br />

[11] wird die Kontaktqualität mit Hilfe der Thermografiuntersuchung<br />

beschri<strong>eb</strong>en. Dabei wurde<br />

festgestellt, dass die Lichtbögen mal zu der einen<br />

<strong>und</strong> mal zu der anderen Schleifleiste führen (Bilder 6<br />

<strong>und</strong> 7). Bei doppelten Fahrdrähten, aber auch bei<br />

einem Stromschienen- beziehungsweise Fahrdraht-<br />

Bild 11:<br />

Ausschnitt Messdiagramm (von oben nach unten Höhenlage, Zickzacklage, Stoß).<br />

wechsel, können die Lichtbögen ständig zwischen<br />

den vier Kontaktpunkten wechseln. In diesem Beispiel<br />

sind zwei aufeinanderfolgende Bilder aus dem<br />

Videofilm (Frame 662 <strong>und</strong> 663) dargestellt. Der<br />

Lichtbogen im Frame 662 geht vom linken Fahrdraht<br />

zur ersten Schleifkohle <strong>und</strong> der im Frame 663<br />

vom rechten Fahrdraht zur zweiten Schleifkohle.<br />

Bei dieser <strong>und</strong> bei anderen Messungen von DTK<br />

wurde festgestellt, dass die zwischen Fahrdraht <strong>und</strong><br />

Schleifleiste auftretenden Lichtbögen nicht immer<br />

von der Videokamera gesehen werden. Durch die<br />

Anordnung des Lichtbogen-Detektors auf dem Fahrzeugdach<br />

(entsprechend der Norm) <strong>und</strong> die unterschiedlichen<br />

Fahrdrahthöhenlagen, wie sie nun mal<br />

bei Nahverkehrsbahnen häufig auftreten, kann der<br />

Lichtbogen durch die zweite Schleifleiste oder durch<br />

die Schleifkohle selbst verdeckt sein. Lichtbögen, die<br />

an der dem Sensor abgewandten Schleifleistenseite<br />

oder an der hinteren Schleifleiste auftreten, werden<br />

nicht immer eindeutig erfasst [12]. In der Norm<br />

(EN 50317:2002+A2:2007) wird in der Zeichnung<br />

auf Seite 10 als Stromabnehmerwippe eine Platte<br />

angenommen (Bild 8). Die Stromabnehmerwippe<br />

dagegen besteht bei Vollbahnen <strong>und</strong> bei <strong>Bahnen</strong><br />

des ÖPNV aus zwei Schleifleisten (Bild 9). Außerdem<br />

fahren die Fahrzeuge des ÖPNVs mit ihren Stromabnehmern<br />

nicht nur im Kniegang, sondern auch im<br />

Spießgang.<br />

Es können aber auch Lichtbögen/Bügelfeuer<br />

erfasst werden, die bei einer konsequenten Anwendung<br />

der Norm zu einer Fehlinterpretation<br />

führen. Bei einer DTK-Messung für eine Vollbahn,<br />

bei der das Messsystem auf einem Linienfahrzeug<br />

aufg<strong>eb</strong>aut war, ist der im Bild 10 dargestellte Fall<br />

aufgetreten.<br />

Die Fahrdrahtseitenlage befindet sich außerhalb<br />

des Sollbereiches. An dieser Stelle tritt außerhalb<br />

des Kontaktbereichs Schleifleiste-Fahrdraht ein Feuer<br />

auf. Bei einer von einer anderen Firma durchgeführten<br />

Fahrdrahtlagemessung nach der Norm wurde<br />

weder diese Überschreitung noch das Feuer erfasst.<br />

Bei der Messung durch die andere Firma war kein<br />

Linienfahrzeug verwendet worden, sondern ein spezielles<br />

Messfahrzeug. Der Einfluss der Fahrzeug- <strong>und</strong><br />

der Stromabnehmerbewegungen sowie der Gleislage<br />

waren somit nicht berücksichtigt.<br />

Bei der Datenauswertung ging DTK dem in<br />

Bild 10 gezeigten Phänomen auf den Gr<strong>und</strong>. Der<br />

Fahrdraht liegt an dieser Stelle auf dem Endstück<br />

der Wippe. Statisch gemessen befindet er sich<br />

jedoch im vorgeschri<strong>eb</strong>enen Bereich. An einer Stelle,<br />

entfernt vom Kontaktpunkt des Endstücks mit<br />

dem Fahrdraht, tritt, obwohl die Kontaktkraft richtig<br />

eingestellt ist, ein Feuer auf. Die Kontaktkraftmessung<br />

nach der von R. Puschmann erwähnten<br />

Norm DIN EN 50367 ergäbe für diese Erscheinung<br />

eine zu geringe Kontaktkraft. In der folgenden<br />

Bilderserie (Bild 12) ist die Entstehung des Feuers<br />

72 110 (2012) Heft 3<br />

ABB


Forum Fokus<br />

dargestellt. Im Diagramm sind aus datenschutzrechtlichen<br />

Gründen keine Hinweise auf das Verkehrsunternehmen<br />

enthalten. Die Koordinaten für<br />

den Messpunkt werden daher nicht gezeigt.<br />

Untersucht man den im Bild 10 dargestellten Fall<br />

genauer, dann ist aus dem Diagramm (Bild 11) zu<br />

ersehen, dass die Seitenlage bei über – 47 cm liegt.<br />

Bei der seitlichen Bewegung des Fahrdrahtes auf der<br />

Stromabnehmerwippe in Richtung auf das schräg<br />

nach unten zeigende Endstück gleicht die Stromabnehmerhauptfeder<br />

den Höhenunterschied aus. Der<br />

Fahrdraht hat sich bereits um 3,9 cm auf dem Endstück<br />

nach unten bewegt. Wie aus dem Diagramm<br />

ersichtlich, können für jeden beli<strong>eb</strong>igen Streckenabschnitt<br />

die Fahrdrahtseitenlage, die Fahrdrahthöhenlage,<br />

der Anstieg beziehungsweise das Gefälle<br />

des Fahrdrahtes <strong>und</strong> die Stöße zwischen dem Fahrdraht<br />

<strong>und</strong> den Schleifleisten, die Koordinaten, die<br />

Fahrtrichtung <strong>und</strong> vieles mehr abgeleitet werden.<br />

Für jeden einzelnen Messpunkt wird synchron ein<br />

Videobild gespeichert. Der so aufgenommene Videofilm<br />

kann zur besseren Analyse des Systems in<br />

Zeitlupe oder schrittweise vorwärts oder rückwärts<br />

abgespielt werden.<br />

Auftragg<strong>eb</strong>er von DTK schätzen besonders, dass<br />

n<strong>eb</strong>en der eigentlichen Messung auch die Analyse<br />

der Messdaten durchgeführt wird. Der Auftragg<strong>eb</strong>er<br />

erfährt nicht nur bestehende Probleme, sondern<br />

auch deren Ursache <strong>und</strong> den Ort, an dem die Störungen<br />

auftreten, <strong>und</strong> erhält außerdem Hinweise<br />

zur Beseitigung.<br />

Bild 13:<br />

Aufbau der Stromabnehmerwippe.<br />

a Spalte<br />

b Befestigungsschrauben<br />

In dem in den Bildern 10 bis 12 aufgetretenen<br />

Fall wird Strom über das in die Stromabnehmerwippe<br />

eingeschraubte Endstück (Bild 13) aus dem<br />

Fahrdraht entnommen. Da der elektrische Kontakt<br />

zwischen dem Endstück <strong>und</strong> den Kohleschleifleisten<br />

sehr schlecht ist (Spalt a), fließt der Strom durch<br />

die Befestigungsschrauben des Endstückes (Schraube<br />

b). Diese sind für eine spätere leichtere Demontage<br />

mit Fett versehen. Durch den Strom werden<br />

die Schrauben <strong>und</strong> das in den Gewindespalten<br />

vorhandene Fett erwärmt. Das Fett verdampft <strong>und</strong><br />

entzündet sich dabei.<br />

Das eigentliche Problem liegt nicht in der Entzündung<br />

des Fettes. Problematischer ist die durch<br />

den Strom verursachte Erwärmung der Schrauben,<br />

wodurch sie ihre Festigkeit verlieren. Wird dieser<br />

Streckenabschnitt mit dem Fahrzeug mehrfach befahren,<br />

kann das Endstück abfallen. Die Folge ist ein<br />

Gewaltschaden (Stromabnehmerabsturz).<br />

Anzeige<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

110 (2012) Heft 3<br />

_Sitzerland_4c_210x99.indd 1 02.03.12 09:49<br />

73


Fokus Forum<br />

Diskussion<br />

Um den Beitrag nicht zu lang werden zu lassen, wurde<br />

hier nur auf einige Kritikpunkte von R. Puschmann<br />

eingegangen. Bei weiteren Fragen ist der Autor zum<br />

Stichwort „Wissenschaftliche Diskussion“ wie folgt<br />

zu erreichen:<br />

Manfred Deutzer, Deutzer Technische Kohle GmbH,<br />

Lindenallee 16, 15738 Zeuthen, Deutschland;<br />

Fon: +49 33762 2287123, E-Mail: md@deutzer.de<br />

Literatur<br />

[1] Deutzer, M.: Verbesserung des Kontaktes zwischen<br />

Schleifleisten <strong>und</strong> Fahrdraht. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

107 (2009), H. 3, S. 128–134.<br />

[2] Deutzer, M.: Systemuntersuchung Stromentnahme aus<br />

dem Fahrdraht. In: Verkehr <strong>und</strong> Technik, H. 1/2008.<br />

[3] Deutzer, M.; B<strong>eb</strong>i, J.; Greipel, H.: Fahrleitungs- <strong>und</strong> Stromabnehmerprüfung.In:<br />

Verkehr <strong>und</strong> Technik H. 5/2005.<br />

[4] Puschmann, R.; Wehrhahn, D.: Fahrdrahtlagemessung<br />

mit Ultraschall. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />

H. 7, S. 323–330.<br />

[5] UIC-Kodex 513 E/1.07.1994, S. 11.<br />

[6] Schwand, S.; Fuchs, M.; Deutzer, M.: Einfluss der Gleisbeschaffenheit<br />

auf den Fahrkomfort. In: Verkehr <strong>und</strong><br />

technik, H. 10 <strong>und</strong> 11/2010.<br />

[7] Marc, O.; Deutzer, M.: Rasengleis <strong>und</strong> eingedeckter<br />

Gleiskörper – Gleisvermessung unter normaler Gleisbelastung.<br />

In: Verkehr <strong>und</strong> Technik, H. 9/2011.<br />

[8] Puschmann, R.: Das Zusammenwirken von Oberleitung<br />

<strong>und</strong> Stromabnehmer. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />

(2011), H. 10, S. 506–509.<br />

[9] Krötz, W.; Resch, U.: Oberleitungen <strong>und</strong> Stromabnehmer<br />

– Entwicklungen bei der Deutschen Bahn. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011), H. 4-5, S. 211– 215.<br />

[10] Herman, A.; Brandt, P.; Winkin, W.; Deutzer, M.: Untersuchungen<br />

zur Verbesserung der Kontaktqualiät<br />

zwischen Kohleschleifleiste <strong>und</strong> Fahrdraht. In: Verkehr<br />

<strong>und</strong> Technik, H. 4/2009.<br />

[11] Deutzer, M.: Beurteilung der Kontaktqualität zwischen<br />

Fahrdraht bzw. Stromschiene <strong>und</strong> Schleifkontakt mit<br />

Hilfe der Thermographieuntersuchung. In: Verkehr<br />

<strong>und</strong> Technik, H. 11/2009.<br />

[12] DTK Untersuchungsbericht 350/2009<br />

Der beschri<strong>eb</strong>ene Videofilm kann im W<strong>eb</strong> aufgerufen<br />

werden unter: www.deutzer.de/video/lichtblitz.htm<br />

Bild 12:<br />

Bildserie Feuer<br />

an Zickzacküberschreitung<br />

(sechs<br />

aufeinanderfolgende<br />

Bilder aus<br />

dem Videofilm.)<br />

74 110 (2012) Heft 3


Hefte<br />

gratis<br />

Die Fachzeitschrift<br />

für Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Testen Sie jetzt gratis die führende Publikation<br />

für Entwicklung, Bau, Betri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> Instandhaltung<br />

elektrischer <strong>Bahnen</strong> <strong>und</strong> Verkehrssysteme.<br />

Mit allen detaillierten Fachberichten über<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Fahrzeugausrüstung,<br />

Infrastruktur<strong>und</strong> Energieversorgung.<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, schicken Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagazins <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> gratis zu.<br />

Nur wenn ich überzeugt bin <strong>und</strong> nicht innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt der zweiten Folge schriftlich<br />

absage, bekomme ich <strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> für zunächst ein Jahr (12 Ausgaben)<br />

als Heft für € 295,- zzgl. Versand (Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-) pro Jahr.<br />

als ePaper (PDF-Datei * ) für 295,- pro Jahr.<br />

als Heft + ePaper (PDF-Datei * ) für € 413,50 (Deutschland) / € 418,50 (Ausland) pro Jahr.<br />

Für Schüler <strong>und</strong> Studenten (gegen Nachweis) zum Vorzugspreis<br />

als Heft für € 147,50 zzgl. Versand (Deutschland: € 30,- / Ausland: € 35,-) pro Jahr.<br />

als ePaper für € 147,50 (PDF-Datei * ) pro Jahr.<br />

als Heft + ePaper (PDF-Datei * ) für € 221,75 (Deutschland) / € 226,75 (Ausland) pro Jahr.<br />

* Einzellizenz<br />

Antwort<br />

Leserservice <strong>eb</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder<br />

durch Rücksendung der Sache widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die Datum, Unterschrift<br />

PAEBAH1011<br />

rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, Fichtestr. 9, 97074 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung <strong>und</strong> zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert <strong>und</strong> verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert <strong>und</strong> beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.<br />

<br />

Telefax


Betri<strong>eb</strong><br />

<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen<br />

Bahn im Jahre 2011<br />

Die Schienenpersonenverkehrsleistungen 2011 waren sowohl von negativen Einflüssen wie witterungsbedingten<br />

Einschränkungen <strong>und</strong> umfangreichen Baumaßnahmen im Streckennetz als auch<br />

von positiven Einflüssen wie steigenden Erwerbstätigenzahlen abhängig. Sie konnten um r<strong>und</strong> 1 %<br />

gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Die Nachfrage im Schienengüterverkehr war in der<br />

ersten Hälfte des Jahres 2011 ausgeprägt hoch <strong>und</strong> ließ in der zweiten Jahreshälfte spürbar nach.<br />

Für das gesamte Jahr betrug der Leistungsanstieg 5,5 %. Im Bereich der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

wurden zwei Umrichterwerke 3 AC Hoch- beziehungsweise Höchstspannung 50 Hz <strong>und</strong> 2 AC 110 kV<br />

16,7 Hz als größere Leistungseinheiten in Betri<strong>eb</strong> genommen. Eine wesentliche Änderung der Struktur<br />

der DB besteht darin, dass die DB Systemtechnik neu aufgestellt wurde <strong>und</strong> nun ihr eisenbahntechnisches<br />

Spezial-Knowhow national <strong>und</strong> international effektiv anbieten kann.<br />

ELECTRIC OPERATION OF DEUTSCHE BAHN IN 2011<br />

In 2011, the rail-bo<strong>und</strong> passenger traffic volume was determined both by negative influences such as<br />

weather-dependent restrictions or major building measures, and positive influences like the growing<br />

number of gainfully employed persons. As compared with the year before, the volume could be increased<br />

by approximately 1 %. In the case of rail-bo<strong>und</strong> goods traffic, the demand was exceptionally<br />

high in the first half of 2011 but decreased perceptibly in the second half. For the entire year, the<br />

performance increase amounted to 5.5 %. In the traction power supply sector, two large converter<br />

stations – 3 AC (high voltage/extra-high voltage) 50 Hz and 2 AC 110 kV 16.7 Hz – have been put into<br />

operation. Following a major change in the DB structure, DB Systemtechnik are now in a position to<br />

offer their special railway know-how in an efficient way both at home and worldwide.<br />

TRACTION ÉLECTRIQUE À LA DEUTSCHE BAHN EN 2011<br />

Les prestations de transport de personnes en 2011 ont subi des influences tant négatives, comme<br />

les restrictions du fait d’intempéries et d’importants travaux de renouvellement du réseau ferré, que<br />

positives comme l’augmentation des effectifs. Ces prestations ont augmenté de près de 1 % par rapport<br />

à l’année précédente. La demande en trafic marchandises était très élevée pendant le premier<br />

semestre 2011 pour diminuer sensiblement dans le second semestre. Sur toute l’année, l’augmentation<br />

du rendement a été de 5,5 %. Dans le secteur de l’alimentation électrique du réseau, deux sousstations<br />

de conversion 3 AC HT et THT 50 Hz et 2 AC 110 kV 16,7 Hz ont été mises en service comme<br />

grandes unités de puissance. La structure de la DB a connu une modification essentielle avec la<br />

restructuration de sa branche technique DB Systemtechnik qui lui permet de proposer efficacement<br />

son savoir-faire en matière de technique ferroviaire en Allemagne et à l’étranger.<br />

1 Wirtschaft <strong>und</strong> Verkehr<br />

1.1 Gesamtwirtschaft<br />

Nachdem sich die Weltwirtschaft im Jahr 2010 mit<br />

einem Anstieg um gut 4 % von den Folgen der globalen<br />

Finanz- <strong>und</strong> Wirtschaftskrise des Vorjahres erholt<br />

hatte, setzte sich die dynamische Entwicklung im Jahr<br />

2011 zunächst fort <strong>und</strong> konnte im ersten Quartal<br />

trotz der Auswirkungen der Natur- <strong>und</strong> Nuklearkatastrophe<br />

in Japan noch kräftig zulegen. Im weiteren<br />

Jahresverlauf wirkten sich vor allem die schwache<br />

Konjunktur <strong>und</strong> die Staatsschuldenkrisen in den USA<br />

<strong>und</strong> im Euro-Raum dämpfend auf die Entwicklung<br />

aus. Auch in den Schwellenländern wurde eine Abschwächung<br />

spürbar, das Wirtschaftswachstum fiel<br />

aber weiterhin deutlich stärker als in den Industrieländern<br />

aus. Insgesamt legte die globale Wirtschaft<br />

im Jahr 2011 um r<strong>und</strong> 2,5 % zu. Das Wachstum des<br />

Welthandels hat sich gegenüber dem Vorjahr mehr<br />

als halbiert, bli<strong>eb</strong> mit etwa 5,5 % jedoch kräftig.<br />

In Deutschland hat sich die konjunkturelle Dynamik<br />

nach einem starken Jahresauftakt mit einem<br />

Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten<br />

Quartal 2011 um 5 % im weiteren Verlauf <strong>eb</strong>enfalls<br />

verlangsamt. Mit einem Plus im Gesamtjahr von<br />

3 % fiel die Entwicklung des BIP aber nach 3,7 %<br />

im Vorjahr weiterhin kräftig <strong>und</strong> im Vergleich zum<br />

Euro-Raum überdurchschnittlich aus. Die nachlassende<br />

Dynamik des Welthandels <strong>und</strong> das schwache<br />

Wachstum in Europa spiegelten sich auch im Außenhandel<br />

Deutschlands wider. Dennoch bli<strong>eb</strong> der<br />

Zuwachs der Exporte mit gut 8 % beziehungsweise<br />

der Importe mit gut 7 % stark. Getragen wurde<br />

76 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

das BIP-Wachstum vor allem von der inländischen<br />

Verwendung. Während der Privatkonsum, der im<br />

Vorjahr nur leicht um 0,6 % zulegen konnte, um<br />

1,5 % anstieg, hat sich die Zunahme des Staatsverbrauchs<br />

von 1,7 % auf 1,2 % abgeschwächt. Positiv<br />

entwickelten sich die Bruttoinvestitionen <strong>und</strong> hier<br />

vor allem die Anlageinvestitionen, die nach 5,5 %<br />

im Vorjahr nochmals kräftig um 6,5 % zulegen<br />

konnten. Die Bauinvestitionen, die im Jahr 2010<br />

um 2,2 % angestiegen waren, profitierten vom vergleichsweise<br />

milden Winter <strong>und</strong> wurden stark um<br />

5,4 % ausgeweitet.<br />

Die bereits im Vorjahr zu verzeichnende positive<br />

Arbeitsmarktentwicklung hat sich im Jahr 2011 trotz<br />

der konjunkturellen Abschwächung fortgesetzt. Im<br />

Jahresdurchschnitt sank die Zahl der Arbeitslosen<br />

weiter um r<strong>und</strong> 262 000 auf 2,98 Mio. Die gute<br />

Arbeitsmarktlage wirkte sich auch entsprechend auf<br />

die Einkommensentwicklung aus. In jeweiligen Preisen<br />

legten die verfügbaren Einkommen um 3,3 %<br />

zu. Infolge der vor allem durch einen starken Preisanstieg<br />

bei den Mineralölprodukten geprägten Inflationsrate<br />

von 2,3 % stiegen die Realeinkommen um<br />

1,0 % an. Die Kraftstoffpreise legten insgesamt wie<br />

bereits im Vorjahr um 11 % zu, wobei sich die Preise<br />

für Dieselkraftstoff mit einem Anstieg um fast 16 %<br />

erneut überdurchschnittlich stark verteuerten.<br />

1.2 Personenverkehr<br />

Gestützt auf die überwiegend positiven Impulse<br />

aus dem konjunkturellen Umfeld stieg die Gesamtnachfrage<br />

auf dem Personenverkehrsmarkt in<br />

Deutschland, also motorisierter Individualverkehr<br />

(MIV), Schiene, öffentlicher Straßenpersonenverkehr<br />

(ÖSPV) <strong>und</strong> innerdeutscher Luftverkehr nach ersten<br />

Berechnungen um etwa 1,3 % an. Insbesondere mit<br />

Blick auf den MIV, die Schiene <strong>und</strong> den Luftverkehr<br />

war die Entwicklung aber auch stark vom Wegfall<br />

der Sondereffekte aus dem Vorjahr geprägt, wo<br />

vor allem Beeinträchtigungen infolge des strengen<br />

Winters <strong>und</strong> der Vulkanaschewolken zu Nachfrageverschi<strong>eb</strong>ungen<br />

zu Gunsten der Schiene geführt<br />

hatten. Beim Modal Split gab es im Jahr 2011 nur<br />

marginale Veränderungen. Während der MIV seine<br />

Position leicht zu Lasten des ÖSPV ausbauen konnte,<br />

bli<strong>eb</strong>en die Anteile der Schiene <strong>und</strong> des Luftverkehrs<br />

gegenüber dem Vorjahr stabil.<br />

Der MIV verzeichnete aufgr<strong>und</strong> des im Vorjahresvergleich<br />

milden Winters einen starken Jahresauftakt.<br />

Im weiteren Verlauf verlor die Entwicklung zwar<br />

deutlich an Dynamik, der Verkehrsleistungsanstieg<br />

bli<strong>eb</strong> im Gesamtjahr, trotz des erneut deutlichen<br />

Kraftstoffpreisanstiegs, mit gut 1,5 % aber kräftig.<br />

Die Pkw-Neuzulassungen, die im Jahr 2010 um über<br />

23 % zurückgegangen waren, legten wieder um<br />

knapp 9 % zu. Aufgr<strong>und</strong> der klar dominierenden<br />

Marktstellung trug der MIV auch maßg<strong>eb</strong>lich zum<br />

Wachstum der gesamten Personenverkehrsnachfrage<br />

in Deutschland bei.<br />

Für den Schienenpersonenverkehr (SPV), der im<br />

Jahr 2010 mit einem Anstieg um 2,2 % von den witterungsbedingten<br />

Einschränkungen beim MIV <strong>und</strong><br />

den Störungen in der Luftfahrt profitieren konnte,<br />

kehrten sich diese positiven Impulse im Jahr 2011<br />

in negative Basiseffekte um. Darüber hinaus wirkten<br />

sich die umfangreichen Baumaßnahmen im Streckennetz<br />

<strong>und</strong> die Aussetzung der Wehrpflicht zum<br />

1. Juli 2011 sowie bei den nicht zum DB-Konzern<br />

gehörenden Bahngesellschaften auch die Streiks<br />

dämpfend auf die Nachfrage aus. Gestützt auf die<br />

positiven Konjunktureffekte aus steigenden Erwerbstätigenzahlen<br />

<strong>und</strong> Einkommen konnte die SPV-Verkehrsleistung<br />

im Gesamtjahr 2011 aber dennoch um<br />

r<strong>und</strong> 1 % gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.<br />

Im öffentlichen Straßenpersonenverkehr, zu dem<br />

die Busse, Straßen- <strong>und</strong> Untergr<strong>und</strong>bahnen gehören,<br />

hat sich der bereits seit einigen Jahren zu verzeichnende<br />

Leistungsrückgang fortgesetzt. Hierbei<br />

konnten die sowohl für den Linien- als auch für den<br />

Gelegenheitsverkehr insgesamt guten konjunkturellen<br />

Rahmenbedingungen die dämpfenden Effekte<br />

aus den zurückgehenden Schüler- <strong>und</strong> Auszubildendenzahlen<br />

nicht gänzlich kompensieren. Mit einem<br />

Minus von etwa 0,5 % fiel der Rückgang jedoch<br />

schwächer als im Jahr 2010 mit –1,8 % aus.<br />

Während die Entwicklung des innerdeutschen<br />

Luftverkehrs im Vorjahr durch die Vulkanaschewolken<br />

<strong>und</strong> den strengen Winter im Januar <strong>und</strong> Dezember<br />

beeinträchtigt wurde, machte sich im Jahr<br />

2011 nach einem starken Jahresauftakt infolge der<br />

positiven Basiseffekte zunehmend die dämpfende<br />

Wirkung der hohen Kerosinpreise <strong>und</strong> der neu eingeführten<br />

Luftverkehrsabgabe bemerkbar. Die zumindest<br />

teilweise Weitergabe dieser Mehrkosten über<br />

die Ticketpreise bremste die Nachfrage spürbar,<br />

sodass nach ersten Schätzungen im Gesamtjahr nur<br />

noch annähernd das Leistungsniveau des Vorjahres<br />

erreicht werden konnte.<br />

1.3 Güterverkehr<br />

Die sich bereits im Vorjahr mit einem Anstieg um<br />

6,6 % gezeigte starke Entwicklung der gesamten Güterverkehrsleistung<br />

in Deutschland, also von Schiene,<br />

Straße, Binnenschifffahrt <strong>und</strong> Rohrfernleitungen, hat<br />

sich bis zur Jahresmitte 2011 fortgesetzt. Gestützt<br />

wurde die Entwicklung durch starke Impulse aus<br />

dem konjunkturellen Umfeld. Ein anhaltend dynamischer<br />

Außenhandel <strong>und</strong> eine weiter anziehende Binnennachfrage<br />

führten zu einer kräftigen Expansion<br />

der Produktion im verarbeitenden Gewerbe – allen<br />

voran im Automobil- <strong>und</strong> im Maschinenbau – in der<br />

Stahlbranche sowie aufgr<strong>und</strong> der milden Witterung<br />

110 (2012) Heft 3<br />

77


Betri<strong>eb</strong><br />

auch im Baugewerbe <strong>und</strong> führten zu einer hohen<br />

Transportnachfrage. In der zweiten Jahreshälfte verlor<br />

die Entwicklung jedoch infolge der weltweiten<br />

Konjunkturabkühlung <strong>und</strong> der zunehmenden Verunsicherung<br />

durch die Euro-Krise stärker als erwartet<br />

an Dynamik. Im Gesamtjahr 2011 stieg die Güterverkehrsleistung<br />

aber dennoch kräftig um gut 3 %<br />

an. Lediglich die Binnenschifffahrt konnte aufgr<strong>und</strong><br />

einer mehrwöchigen Rheinsperrung <strong>und</strong> wasserstandsbedingter<br />

Einschränkungen hiervon nicht profitieren.<br />

Ihre Verkehrsleistung brach deutlich ein <strong>und</strong><br />

führte zu einem starken Anteilsverlust zu Gunsten<br />

der anderen Verkehrsträger. Während der Straßengüterverkehr<br />

seine Marktposition um gut 1 % verbessern<br />

<strong>und</strong> damit den Vorjahresverlust annähernd<br />

kompensieren konnte, stieg der Anteil der Güterbahnen<br />

um knapp 0,5 % an <strong>und</strong> erreichte mit 17,7 %<br />

den bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2007. Trotz<br />

der zeitweise wieder zu verzeichnenden Laderaumengpässe<br />

war der Güterverkehrsmarkt insgesamt<br />

auch weiterhin von einer hohen inter- <strong>und</strong> intramodalen<br />

Wettbewerbsintensität geprägt, die es den<br />

Marktakteuren erschwerte, die Frachtraten den stark<br />

gestiegenen Kosten anzupassen. Die wirtschaftliche<br />

Situation der Transporteure zeigte sich entsprechend<br />

angespannt.<br />

Der Schienengüterverkehr (SGV) in Deutschland<br />

konnte nach einem Leistungsanstieg um 12 % im<br />

Jahr 2010 bis zum Sommer 2011 eine anhaltend<br />

starke Entwicklung verzeichnen. Getragen von kräftigen<br />

Zuwächsen in den Bereichen Montan, Automotive,<br />

Chemie sowie im Kombinierten Verkehr<br />

stieg die Nachfrage bis Juli um knapp 9 % an. Im<br />

weiteren Jahresverlauf machte sich jedoch zunehmend<br />

die konjunkturelle Abkühlung bemerkbar <strong>und</strong><br />

die positiven Impulse ließen, unter anderem aus der<br />

Stahl- <strong>und</strong> Chemieindustrie, spürbar nach. Trotz der<br />

deutlicher als erwarteten Abschwächung bli<strong>eb</strong> die<br />

Entwicklung im Gesamtjahr 2011 mit einem Nachfrageanstieg<br />

um knapp 5,5 % kräftig.<br />

Nachdem die Leistung des Straßengüterverkehrs<br />

im Jahr 2010 mit 4,7 % nur unterdurchschnittlich<br />

angestiegen war, konnte im ersten Quartal 2011 ein<br />

knapp zweistelliges Wachstum verzeichnet werden.<br />

Zurückzuführen ist diese Entwicklung vor allem auf<br />

witterungsbedingte Sondereffekte in dem für die<br />

Straße bedeutenden Baubereich, der infolge des<br />

strengen Winters zu Beginn <strong>und</strong> zum Ende des<br />

letzten Jahres für eine entsprechende Transportnachfrage<br />

sorgte. Im weiteren Jahresverlauf verlor<br />

die Entwicklung jedoch spürbar an Dynamik. Nach<br />

ersten Hochrechnungen konnte die Verkehrsleistung<br />

im Gesamtjahr 2011 um etwa 5 % gesteigert werden.<br />

Gestützt auf die Mautstatistik des B<strong>und</strong>esamtes<br />

für Güterverkehr (BAG) haben sich dabei erneut<br />

die die grenzüberschreitenden Verkehre dominierenden,<br />

im Ausland zugelassenen Lkw deutlich kräftiger<br />

entwickelt. Überdurchschnittliche Wachstumsraten<br />

wiesen vor allem Fahrzeuge aus dem (süd-) osteuropäischen<br />

Raum <strong>und</strong> hier insbesondere aus Rumänien<br />

<strong>und</strong> Bulgarien auf.<br />

Einem starken Verkehrsleistungsanstieg im Vorjahr<br />

um 12,2 % folgte in der Binnenschifffahrt unmittelbar<br />

zum Jahresstart 2011 ein Einbruch, als der Rhein<br />

aufgr<strong>und</strong> eines Tankerunfalls für mehrere Wochen<br />

gesperrt beziehungsweise nur sehr eingeschränkt<br />

nutzbar war. Die Leistung ging um über 20 % im Vergleich<br />

zum Vorjahresmonat zurück. In der Folgezeit<br />

erholte sich die Entwicklung kaum. Abgesehen vom<br />

F<strong>eb</strong>ruar konnte in keinem Monat das Vorjahresniveau<br />

übertroffen werden. Witterungsbedingte Einschränkungen<br />

in Form von Hoch- beziehungsweise vor<br />

allem Niedrigwasser erschwerten die Transportdurchführung,<br />

sodass die Binnenschifffahrt kaum von den<br />

kräftigen Konjunkturimpulsen profitieren konnte. Die<br />

Einschränkungen erreichten im November ihren Höhepunkt,<br />

als das Niedrigwasser im Rhein einen historischen<br />

Tiefstand verzeichnete. Im Gesamtjahr 2011<br />

brach die Verkehrsleistung nach ersten Hochrechnungen<br />

entsprechend deutlich um über 10 % ein.<br />

2 Ausbau der Strecken infrastruktur<br />

(Beispiele)<br />

2.1 Streckenausbau zwischen Glauchau-<br />

Schön börnchen <strong>und</strong> Gößnitz mit<br />

Erneuerung der Oberleitungsanlage<br />

Der 11 km lange Streckenabschnitt Glauchau-Schönbörnchen<br />

– Gößnitz ist Teil der ABS Paderborn –<br />

Chemnitz, der Mitte-Deutschland-Verbindung, <strong>und</strong><br />

verbindet auch die elektrifizierten Strecken Leipzig<br />

– Hof <strong>und</strong> Dresden – Werdau. Er wird wegen des<br />

geringen Verkehrsaufkommens eingleisig betri<strong>eb</strong>en.<br />

Der Streckenabschnitt wurde 1983/84 als erste Strecke<br />

der DR mit der beim Zentralen Forschungsinstituts<br />

des Verkehrswesens (ZFIV) entwickelten Einfachfahrleitung<br />

elektrifiziert, die für eine Befahrgeschwindigkeit<br />

von 80 km/h geeignet ist. Die Energieeinspeisung<br />

erfolgte vom Unterwerk (Uw) Gößnitz. Der<br />

Oberleitung war bis zum Schaltposten Glauchau-<br />

Schönbörnchen eine Verstärkungsleitung parallel<br />

geschaltet. Die Konstruktion der Einfachfahrleitung<br />

hat sich in 27 Betri<strong>eb</strong>sjahren bewährt. Es traten keine<br />

größeren Betri<strong>eb</strong>sausfälle in der Folge von Störungen<br />

auf, die durch dieses System begründet worden<br />

wären. Mit dem Ausbau des Streckenabschnitts<br />

erfolgte die Errichtung einer Standardoberleitung<br />

Bauart Re 100. Im Bf Meerane wurden ein elektronisches<br />

Stellwerk (ESTW) errichtet <strong>und</strong> die Bahnsteige<br />

erneuert. Eine Verknüpfungsstelle SPNV/ÖPNV (Busverkehr)<br />

gewährleistet den Fahrgastübergang zwischen<br />

den benachbarten Verkehrsträgern. Auf einer<br />

Länge von 1 400 m wurden Lärmschutzwände an der<br />

78 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

Strecke errichtet. Als Besonderheit des Bauvorhabens<br />

sei angemerkt, dass die Strecke für das bogenschnelle<br />

Fahren mit einer Geschwindigkeit bis zu 140 km/h<br />

trassiert ist. Die Oberleitung ist jedoch nur für eine<br />

Geschwindigkeit von 100 km/h zugelassen. Damit<br />

ist zunächst das bogenschnelle Fahren der ICE-T-<br />

Züge BR 411 <strong>und</strong> 415 auf diesem Streckenabschnitt<br />

nicht möglich. Mit der Entwicklung der genannten<br />

Tri<strong>eb</strong>züge war deren Einsatz auch auf der Mitte-<br />

Deutschland-Verbindung vorgesehen.<br />

2.2 Streckenausbau zwischen Hohenstein-<br />

Ernstthal – St. Egidien mit Erneuerung<br />

der Oberleitungsanlage<br />

Der 7 km lange zweigleisige Streckenabschnitt Hohenstein-Ernstthal<br />

– St. Egidien der D-W-Strecke<br />

Dresden – Werdau ist Bestandteil der Ausbaustrecke<br />

(ABS) Karlsruhe/Stuttgart – Nürnberg – Leipzig/<br />

Dresden, der Franken–Sachsen-Magistrale. Er wurde<br />

von 2010 bis Ende 2011 rekonstruiert. Der Streckenabschnitt<br />

wurde 1965 eingleisig mit der Oberleitungsbauart<br />

Re 120 nach dem Ezs-Zeichnungswerk<br />

der DR elektrifiziert. Die Elektrifizierung des ergänzten<br />

zweiten Gleises erfolgte 1976 mit einer Oberleitung<br />

der Bauart Re 1 nach DR-M-Vorschriften.<br />

Die Oberleitung ist für eine Geschwindigkeit von<br />

100 km/h zugelassen. Während der vergangenen<br />

Umbauzeit wurden bei eingleisiger Betri<strong>eb</strong>sführung<br />

alle Gleise, Signalanlagen <strong>und</strong> Oberleitungen des Bf<br />

Hohenstein-Ernstthal sowie die Streckengleise nach<br />

St. Egidien erneuert. Das Stellen der Beton-Oberleitungsmaste<br />

erfolgte aus Effektivitätsgründen mit<br />

Hubschraubern. Die Strecke ist jetzt mit der Standardoberleitung<br />

Re 200 ausgerüstet. Am Bf Hohenstein-Ernstthal<br />

wurden ein ESTW, neue Bahnsteige<br />

<strong>und</strong> auf dem Gelände des ehemaligen Empfangsg<strong>eb</strong>äudes<br />

eine SPNV/ÖPNV-Verknüpfungsstelle errichtet.<br />

Außer den Eisenbahnknoten Dresden, Chemnitz<br />

<strong>und</strong> Zwickau sind mit der Baumaßnahme alle Abschnitte<br />

der D-W-Strecke modernisiert.<br />

3 Projekte (Beispiele)<br />

3.1 Flughafen Berlin – Brandenburg International<br />

(BBI)<br />

3.1.1 Oberleitungsanlage<br />

Konzept<br />

Die zweigleisige Neubaustrecke beginnt am km 29,2<br />

nahe des Abzweiges Glasower Damm Ost (AGD)<br />

des Berliner Außenringes (BAR) <strong>und</strong> endet mit einem<br />

niveaugleichen Abschluss mit zwei eingleisigen<br />

Verbindungskurven an der Görlitzer Bahn südlich<br />

des Bf Grünau. Sie ist einschließlich aller Weichenverbindungen<br />

<strong>und</strong> der beiden Überholungsgleise<br />

im Bf Berlin – Brandenburg International (BBI) elektrifiziert.<br />

Die Streckenlänge beträgt mit dem bei<br />

km 37,2 einseitig anschließenden Bf Schönefeld Süd<br />

16,2 km. Der Bf Schönefeld Süd dient ausschließlich<br />

dem Güterverkehr. Auf einer Länge von r<strong>und</strong> 3 km<br />

verläuft die Strecke in einem Tunnel, in dem sich<br />

die unterirdische Personenverkehrsanlage Bf BBI mit<br />

je Richtung einem Haupt- <strong>und</strong> einem Überholungsgleis<br />

befindet. Auf den offenen Streckenabschnitten<br />

wurden Kettenwerksoberleitungen installiert.<br />

Im Tunnelabschnitt, in dem die lichte Höhe über<br />

Schienenoberkante (SO) 5,70 m beträgt, wurde eine<br />

Stromschienenoberleitung eing<strong>eb</strong>aut.<br />

Die Strecke wurde als TEN-HGV-Strecke der Kategorie<br />

III geplant <strong>und</strong> errichtet. Die EG-Prüfung nach<br />

dem Teilsystem Energie wurde mit dem Erg<strong>eb</strong>nis<br />

Befahrung mit Stromabnehmern mit 1 950 mm-Wippe<br />

möglich abgeschlossen.<br />

Kettenwerksoberleitung<br />

Die Kettenwerksoberleitungen wurden in den Standardbauarten<br />

Re 200 <strong>und</strong> Re 100 ausgeführt. Als<br />

Fahrleitungsmaste sind Betonmaste eing<strong>eb</strong>aut, die<br />

auf Rammpfahlgründungen gesetzt wurden. In den<br />

Bereichen mit Ingenieurbauwerken, zum Beispiel<br />

von km 29,9 bis zum Tunnelm<strong>und</strong> West bei km 32,1<br />

kamen durchgehend Stahlmaste, Anklammerkonstruktionen<br />

aus Stahl oder direkt am Bauwerk befestigte<br />

Rohrschwenkausleger zum Einsatz. Für diese<br />

Sonderfälle mussten in den Ingenieurbauwerken<br />

die dafür erforderlichen Befestigungseinrichtungen,<br />

überwiegend im Beton eingelassene Halfenschienen<br />

oder Ankerbolzen, vorgesehen werden. Als Fahrdrahthöhe<br />

ist zur Vermeidung von kurz aufeinander<br />

folgenden Neigungswechseln des Fahrdrahtes<br />

aufgr<strong>und</strong> mehrerer, in kurzen Abständen folgenden<br />

Straßenüberführungen westlich sowie östlich des<br />

Tunnels 5,30 m über längere Abschnitte festgelegt.<br />

In den weiteren Bereichen ist die Oberleitung mit<br />

der Regelfahrdrahthöhe von 5,50 m ausgeführt. Die<br />

Nachspanneinrichtungen in der Trogstrecke von<br />

km 29,9 bis zum Tunnelm<strong>und</strong> West bei km 32,1 sind<br />

in Nischen der Bauwerke so angeordnet, dass sie den<br />

seitlich der Gleisachse erforderlichen Aufstellraum<br />

nicht einschränken.<br />

Stromschienenoberleitung<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Vorgabe zur kostenoptimierten geometrischen<br />

Ausführung des Tunnelbauwerkes ist für<br />

den Tunnelbereich eine Stromschienenoberleitung<br />

der Bauart Furrer+Frey mit Regelstützpunkten angewandt<br />

worden. Die Übergangsbereiche Kettenwerk-<br />

Stromschiene sind zur Minimierung von Temperatur-<br />

<strong>und</strong> weiteren Witterungseinflüssen im Tunnel<br />

angeordnet. Die Fahrdrahthöhe der Stromschienenoberleitung<br />

beträgt 5,10 m.<br />

110 (2012) Heft 3<br />

79


Betri<strong>eb</strong><br />

Erdungsanlagen<br />

Die Oberleitungsanlage wird mit der Fahrleitungsspannung<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz betri<strong>eb</strong>en. Sie ist für<br />

eine Dauerstrombelastbarkeit von 560 A ausgelegt.<br />

Im Fehlerfall beträgt der Kurzschlussstrom höchstens<br />

25 kA. In einem Gleisabschnitt von etwa 8 km Länge<br />

wird zur Fernbahn eine zweigleisige S-Bahn-Strecke<br />

parallel geführt. Die S-Bahn wird mit DC 750 V betri<strong>eb</strong>en.<br />

Im Bereich des Bf BBI sind die Anlagen der<br />

Fern- <strong>und</strong> der S-Bahn mit G<strong>eb</strong>äuden des Terminals<br />

des Flughafens überbaut. Die elektrischen Anlagen<br />

des Terminals <strong>und</strong> der unterirdischen Eisenbahnanlagen<br />

werden mit 3 AC 0,4 kV 50 Hz betri<strong>eb</strong>en. Für alle<br />

elektrotechnischen Anlagen unterschiedlicher Spannungssysteme<br />

wurde ein gemeinsames Erdungskonzept<br />

verwirklicht, das die Betri<strong>eb</strong>sbedingungen <strong>und</strong><br />

Anforderungen an den Schutz gegen elektrischen<br />

Schlag für alle Betreiber der Anlagen berücksichtigt.<br />

Zur Verhinderung der Streustromkorrosion <strong>und</strong> der<br />

Vormagnetisierung zum Beispiel der Haupttransformatoren<br />

der Wechselspannungs-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge der<br />

Fernbahn durch die Gleichströme beim S-Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

sind deren Rückleitungen für den Tri<strong>eb</strong>strom<br />

elektrisch getrennt ausgeführt.<br />

Im Flughafen werden gegenüber elektrischen <strong>und</strong><br />

magnetischen Feldern sensibel reagierende technische<br />

Geräte betri<strong>eb</strong>en. Das Erdungskonzept musste<br />

deshalb um ein Konzept zur Gewährleistung der<br />

elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) ergänzt<br />

werden. Das EMV-Konzept sieht unter anderem<br />

vor, dass im Tunnelbereich in der Nähe der Deckenstromschiene<br />

zusätzlich zum ohnehin vorhandenen<br />

Rückleiterseil ein zusätzlicher Kompensationsleiter<br />

eing<strong>eb</strong>aut wurde.<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>und</strong> Schaltung der<br />

Oberleitungsanlage<br />

Die neue Strecke wird zweiseitig <strong>und</strong> quergekuppelt<br />

durch die im zentralen <strong>Bahnen</strong>ergienetz angeordneten<br />

Schaltanlagen Uw Grünauer Kreuz <strong>und</strong> Schaltposten<br />

(Sp) Glasower Damm mit elektrischer Energie<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz gespeist. Die Einspeisepunkte<br />

befinden sich vom Sp Glasower Damm außerhalb<br />

der neuen Strecke bei km 28,6 des BAR, für das Uw<br />

Grünauer Kreuz km 40,5 beim Abzweig Bohnsdorf<br />

West. Die Verbindungskurven südlich des Bf Grünau<br />

gehören im Erg<strong>eb</strong>nis des Vorhabens BBI neu mit zum<br />

Inselspeiser Grünauer Kreuz.<br />

Die Oberleitungsspannungsprüfeinrichtung<br />

(OLSP) erfordert schaltbare Längsunterteilungen der<br />

Oberleitung. Westlich des Tunnels bei km 31,8 wurde<br />

dafür die erforderliche Nachspannung als Streckentrennung<br />

ausgeführt, die Fahrleitungsschalter<br />

für die Längskupplung besitzt. Östlich des Tunnels<br />

übernimmt die Funktion der Längstrennung eine<br />

Streckentrennung, die als Schaltabschnittsgrenze<br />

zwischen dem Bf BBI <strong>und</strong> der freien Strecke Richtung<br />

Görlitzer Bahn dient.<br />

Sonstiges<br />

Die neue Eisenbahnanlage Flughafen BBI verläuft<br />

über eine Länge von r<strong>und</strong> 3 km in einem Tunnel. Er<br />

besitzt keine Längsneigung. Es wurden deshalb Notausstiege<br />

in Abständen von höchstens 500 m angeordnet.<br />

Der Tunnel besitzt neun Notausstiege beziehungsweise<br />

Feuerwehrzugänge. Eine Voraussetzung<br />

für die Durchführung von Rettungsmaßnahmen in<br />

dem Tunnel im Ereignisfall ist, dass eine OLSP gemäß<br />

der Richtlinie 997.9117A00 vorhanden ist. Jeder<br />

Notausstieg ist mit einer OLSP-Bedieneinrichtung<br />

ausgerüstet.<br />

Berührungsschutzeinrichtungen als Schutzeinrichtung<br />

gegen den elektrischen Schlag gemäß<br />

EN 50122-1 wurden an den Straßenüberführungen<br />

<strong>und</strong> an den Tunnelmündern im Bereich der Oberleitung<br />

ang<strong>eb</strong>racht. Ebenso wurden in dem offenen Betontrog,<br />

der dem Tunnelm<strong>und</strong> West vorgelagert ist,<br />

diverse Berührungsschutzeinrichtungen erforderlich.<br />

In der Regel sind Berührungsschutzeinrichtungen<br />

eing<strong>eb</strong>aut, die der Bauart für öffentlichen Bereich<br />

nach Richtzeichnung Elt 2 beziehungsweise der Regelzeichnung<br />

Ebs 02.05.19, Bauart b entsprechen.<br />

Im Bereich der Berührungsschutzeinrichtungen auf<br />

den Troglängsseiten kamen auch Oberleitungsausleger<br />

in geerdeter Ausführung zur Sicherstellung<br />

der erforderlichen Abstandsmaße gegenüber spannungsführenden<br />

Anlagenteilen zur Anwendung.<br />

3.1.2 3 AC 50 Hz-Anlagen für Mittel <strong>und</strong> Niederspannung<br />

Die unterirdischen Personenverkehrsanlagen des Bf<br />

BBI, die auch mit einem Teil der Flughafenterminals<br />

überbaut sind, <strong>und</strong> die Tunnelstrecken sind mit<br />

Elektroenergie 3 AC 0,4 kV 50 Hz zu versorgen. Zu<br />

den Verbrauchern in den Personenverkehrsanlagen<br />

gehören alle Beleuchtungsanlagen, Entrauchungs<strong>und</strong><br />

Lüftungsanlagen, Fahrgastinformationssysteme<br />

sowie Telekommunikationseinrichtungen. In<br />

den Tunnelabschnitten sind alle leit- <strong>und</strong> sicherungstechnischen<br />

sowie Beleuchtungsanlagen zu<br />

versorgen.<br />

Die Elektroenergie 3 AC 0,4 kV 50 Hz wird von<br />

20/0,4-kV-Trafostationen bereitgestellt, die über eine<br />

einsystemige Ringkabelverbindung von zwei unterschiedlichen<br />

Umspannwerken 3 AC 110/20 kV 50 Hz<br />

des vorgelagerten Verteilernetzbetreibers versorgt<br />

werden. Die beiden Umspannwerke können jedoch<br />

nicht über die Mittelspannungs-Kabelverbindung<br />

parallel geschaltet werden. Es muss immer eine<br />

Trennstelle zwischen den Umspannwerken vorhanden<br />

sein. Die Schaltanlagen des Niederspannungsnetzes<br />

im Tunnelbereich sind untereinander über<br />

Niederspannungskabel miteinander verb<strong>und</strong>en. Sie<br />

können von zwei unterschiedlichen 20/0,4-kV-Trafostationen<br />

zweiseitig jeweils im Stich versorgt wer-<br />

80 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

den. Zwischen den beiden Einspeisungen muss im<br />

Niederspannungsnetz immer eine elektrische Trennung<br />

vorhanden sein.<br />

Das im Bf BBI zusätzlich installierte Netzersatzaggregat<br />

dient der Energieversorgung sicherheitsrelevanter<br />

Anlagen, wie zum Beispiel der Sicherheitsbeleuchtung<br />

<strong>und</strong> der Entrauchungsanlagen im<br />

Störungsfall. Das Netzersatzaggregat ist so konzipiert,<br />

dass es die Anforderungen an eine Sicherheitsstromversorgung<br />

erfüllt. Dazu gehören unter anderem<br />

eine kurze Hochlaufzeit <strong>und</strong> die Anschaltung der<br />

Verbraucherstromkreise. Das Niederspannungsnetz<br />

im Tunnelbereich verfügt somit über drei Einspeisemöglichkeiten.<br />

Bild 1 zeigt einen schematischen<br />

Übersichtsplan der Energieversorgung 3 AC Mittel<strong>und</strong><br />

Niederspannung 50 Hz.<br />

Bild 1:<br />

Schematischer Übersichtsplan<br />

der Energieversorgung<br />

3 AC Mittel- <strong>und</strong><br />

Niederspannung 50 Hz<br />

für den Bf BBI (Grafik:<br />

DB Energie)<br />

3.2 Fertigstellung des viergleisigen Ausbaus<br />

der Strecke Augsburg – München<br />

Mit Aufnahme des Hochgeschwindigkeitsbetri<strong>eb</strong>s<br />

auf dem Abschnitt Augsburg – Olching zum Fahrplanwechsel<br />

im Dezember 2011 wurde die Erweiterung<br />

der ABS 29 auf vier Gleise abgeschlossen [1].<br />

Der Teilabschnitt Olching – München ist bereits seit<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme der S-Bahn, der Teilabschnitt Augsburg<br />

– Mering seit Dezember 2008 viergleisig in<br />

Betri<strong>eb</strong>. Im Dezember 2011 folgten dann die Gleise<br />

für den Hochgeschwindigkeitsverkehr zwischen<br />

Mering <strong>und</strong> Olching. Bild 2 zeigt die Streckenübersicht.<br />

Die Strecke ist Teil der HGV-Magistrale Paris<br />

– Straßburg – München – Wien – Budapest. Der<br />

viergleisige Ausbau verbessert die Verkehrsbedingungen<br />

im Nah-, Fern- <strong>und</strong> Güterverkehr, erhöht<br />

die Kapazität von 300 auf 600 Züge je Tag, steigert<br />

die Geschwindigkeit auf 230 km/h <strong>und</strong> reduziert die<br />

Fahrzeit der schnellen Züge um 2 min. Bild 3 vermittelt<br />

einen Eindruck zur Auslastung der Strecke<br />

bei Olching.<br />

Zwischen Augsburg <strong>und</strong> Olching wurden auf<br />

43 km Streckenlänge zwei zusätzliche Gleisachsen für<br />

den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit 230 km/h neu<br />

g<strong>eb</strong>aut. Im Bauvorhaben wurden 90 km Kettenwerk<br />

der Oberleitungsbauart Re 200mod für 230 km/h,<br />

110 km Kettenwerk der Oberleitungsbauart Re 200<br />

für den Nah- <strong>und</strong> Güterverkehr <strong>und</strong> 10 km Kettenwerk<br />

der Oberleitungsbauart Re 100 für N<strong>eb</strong>engleise<br />

zusammen mit den erforderlichen Speise- <strong>und</strong> Verstärkungsleitungen<br />

verlegt. Die Schaltposten Augsburg<br />

Süd <strong>und</strong> Mering wurden neu errichtet. Das<br />

Unterwerk Nannhofen wurde durch Ausbau der<br />

Reservezelle zum Oberleitungsabzweig, Tausch der<br />

Leistungsschalter für den höheren Kurzschlussstrom<br />

durch die engere Vermaschung des Oberleitungsnetzes,<br />

Einbau von Sammelschienenerder in den<br />

15 kV-Teil der Schaltanlage <strong>und</strong> die Erneuerung der<br />

Stationsleittechnik ertüchtigt.<br />

110 (2012) Heft 3<br />

3.3 Viergleisiger Ausbau der Strecke<br />

Nürnberg – Fürth<br />

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 ging der<br />

Abschnitt Nürnberg – Fürth der Neu- <strong>und</strong> Ausbaustrecke<br />

Nürnberg – Ebensfeld – Erfurt in Betri<strong>eb</strong> (Bild 4).<br />

Als Teil des Verkehrsprojektes 8 der Deutschen Einheit<br />

ABS Nürnberg – Ebensfeld – Erfurt – Leipzig / Halle – Berlin<br />

wird die bestehende Strecke Nürnberg – Bamberg<br />

ausg<strong>eb</strong>aut [2]. Das Projekt ist Teil der europäischen<br />

Magistrale Skandinavien – Italien innerhalb des Europäischen<br />

Hochgeschwindigkeitsnetzes. Zwischen<br />

Nürnberg <strong>und</strong> Fürth verkehren zusätzlich zu den<br />

Zügen Nürnberg – Berlin auch die Züge der Relation<br />

Bild 3:<br />

Hochbetri<strong>eb</strong> bei Olching, links im Bild neue Gleise (Foto: DB).<br />

Bild 2:<br />

Ausbaustrecke Augsburg<br />

– Olching (München)<br />

(Grafik: DB).<br />

81


Betri<strong>eb</strong><br />

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2010 wurde<br />

bereits das Nordgleis als S-Bahngleis mit r<strong>und</strong> 7,7 km<br />

langer neuer Strecke zwischen Nürnberg Hbf <strong>und</strong><br />

Fürth Hbf bespannt mit Oberleitung Re 200 in Betri<strong>eb</strong><br />

genommen. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember<br />

2011 folgte das r<strong>und</strong> 6,1 km lange Südgleis zwischen<br />

Nürnberg Hbf <strong>und</strong> Fürth mit Oberleitung Re 200.<br />

Bild 4:<br />

Neue viergleisige Strecke<br />

zwischen Nürnberg <strong>und</strong><br />

Fürth, Blick in Richtung<br />

Fürth (Foto: DB).<br />

Bild 5:<br />

Übersichtsschaltplan<br />

Bf Halbe mit Einspeisungen<br />

vom Schaltposten<br />

(Grafik: DB).<br />

Nürnberg – Frankfurt <strong>und</strong> regionale Reisezüge. Entsprechend<br />

den prognostizierten Streckenbelegungen<br />

des B<strong>und</strong>esverkehrswegeplanes werden 2025 auf den<br />

vier Streckengleisen r<strong>und</strong> 450 Züge pro Tag fahren.<br />

Die Aufgabenteilung für die vier Streckengleise<br />

sieht vor:<br />

• Südgleis: Schienenfernverkehr (SPFV) <strong>und</strong> Schienenpersonennahverkehr<br />

(SPNV), vorrangig von<br />

Würzburg in Richtung Nürnberg<br />

• Gleis Fürth – Nürnberg Hbf: SPFV <strong>und</strong> SPNV in<br />

Richtung Nürnberg<br />

• Gleis Nürnberg Hbf – Fürth: SPFV <strong>und</strong> SPNV in<br />

Richtung Fürth<br />

• Nordgleis: beide Fahrtrichtungen der S-Bahn<br />

Nürnberg – Bamberg<br />

3.4 ABS Berlin – Cottbus, Maßnahme<br />

Königs Wusterhausen – Lübbenau<br />

Auf dem Streckenabschnitt Königs Wusterhausen –<br />

Lübbenau der Strecke Berlin – Cottbus wurde zur Erhöhung<br />

der Streckengeschwindigkeit auf 160 km/h<br />

die vorhandene Oberleitungsanlage der Bauart Re 2<br />

nach DR-M aus dem Jahr 1989 mit Betonmasten im<br />

Wesentlichen komplett neu errichtet. Dabei kam die<br />

Standardoberleitungsbauart Re 200 auf einer Streckenlänge<br />

von 60 km zum Einsatz. Es wurden 1 700<br />

Oberleitungsmaste einschließlich der F<strong>und</strong>amente<br />

errichtet <strong>und</strong> 145 km Kettenwerk erneuert. In Bahnhofsbereichen<br />

wurden die Quertragwerke aufgelöst<br />

<strong>und</strong> durch Einzelmaste ersetzt. Die neuen Maste<br />

wurden komplett in Beton-Einzelmastbauweise mittels<br />

Rammgründung errichtet. Bei sehr schwierigen<br />

Baugr<strong>und</strong>verhältnissen kam die Bohrpfahlgründung<br />

zum Einsatz. Die Erneuerung der Oberleitungsanlage<br />

wurde von der B<strong>und</strong>esregierung aus Mitteln<br />

82 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

des Konjunkturpaketes 1 in Höhe von 28 Mio. EUR<br />

finanziert. In Bild 5 ist der Übersichtsschaltplan des<br />

Bf Halbe mit den Einspeisungen in die Oberleitungsanlage<br />

vom Sp Halbe dargestellt.<br />

4 Technik Netz<br />

4.1 Umsetzung DIN EN 50119<br />

Mit der Einführung der DIN EN 50119 (VDE 0115<br />

Teil 601):2010-05 gelten nach Kapitel 6 dieser Norm<br />

geänderte Vorgaben zur statischen Bemessung der<br />

Trageinrichtungen. Wurden bisher Teilsicherheitsbeiwerte<br />

nur materialseitig berücksichtigt, sind jetzt<br />

material- <strong>und</strong> lastseitige Teilsicherheitsbeiwerte vorgeschri<strong>eb</strong>en.<br />

Für neu zu errichtende Anlagen ist<br />

deshalb das Regelwerk der DB Netz nachzuführen.<br />

Die für die DB geltenden Einzelheiten, zum Beispiel<br />

die Vorgaben für Windlasten, sind im Nationalen Anhang<br />

DIN EN 50119, Beiblatt 1:2011-04 enthalten.<br />

Zurzeit werden die zulässigen Momente der Masten<br />

für die Oberleitungsanlage neu ermittelt. In diesem<br />

Zusammenhang werden die unterschiedlichen Mastsortimente<br />

der geschweißten <strong>und</strong> genieteten Maste<br />

zusammengeführt. Dabei werden die Masten mit<br />

Winkelprofilen 120 x 11 <strong>und</strong> 120 x 13 zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> durch das Profil 120 x 12 ersetzt. Allein mit<br />

der Zusammenführung der beiden Mastsortimente<br />

müssen r<strong>und</strong> 700 Zeichnungen berichtigt oder<br />

komplett neu erstellt werden. Das Zusammenführen<br />

der Mastsortimente wird das Regelwerk deutlich<br />

verschlanken.<br />

4.2 Oberleitungsanlagen für den Einsatz auf<br />

interoperablen Strecken<br />

Die Oberleitungsbauarten der DB für Fahrgeschwindigkeiten<br />

bis 230 km/h waren technisch bisher<br />

nur für die Befahrung mit dem 1 950 mm breiten<br />

Wippenprofil nach DIN EN 50367 (VDE 0115<br />

Teil 605):2006-11, Bild B.3, ausgelegt <strong>und</strong> gemäß<br />

der TSI für das Teilsystem Energie des transeuropäischen<br />

Hochgeschwindigkeitsbahnsystems [3] zertifiziert.<br />

Für konventionelle Strecken gilt seit 2011 die<br />

TSI für das Teilsystem Energie des konventionellen<br />

Eisenbahnsystems [4]. Die technischen Parameter<br />

der DB-Oberleitungsbauarten für Geschwindigkeiten<br />

bis 230 km/h waren deshalb für die zusätzliche<br />

Anwendung der 1 600 mm breiten Eurowippe<br />

nach DIN EN 50367 (VDE 0115 Teil 605):2006-11,<br />

Bild A.7, zu erweitern; die Baumusterzertifizierung<br />

war dafür bei Eisenbahn-Cert (EBC) zu beantragen.<br />

Für die Regelbauarten Re 100 <strong>und</strong> Re 200 wurde<br />

die Zertifizierung ausgesprochen. Die seitenhalterlose<br />

Bauart Re 200 für Tunnel, beschri<strong>eb</strong>en in [5],<br />

110 (2012) Heft 3<br />

ist im Zertifikat für die Re 200 enthalten <strong>und</strong> kann<br />

wie geplant im alten Schlüchterner Tunnel errichtet<br />

werden (Bild 6).<br />

4.3 Bahnerdungsleitungen<br />

Das wegen Kupfer-Di<strong>eb</strong>stählen eingeführte Sortiment<br />

von Bahnerdungsleitungen aus Aluminium<br />

<strong>und</strong> Stahl wurde um zwei montagefre<strong>und</strong>liche Varianten<br />

erweitert. Die Verlegung der Kabel an den<br />

Schwellen oder die Herstellung von kurzen Erdungsverbindern<br />

zum Beispiel an Geländern oder an<br />

Schallschutzwänden wird dadurch verbessert.<br />

5 <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

5.1 DB Energie 16,7 Hz<br />

5.1.1 Energieerzeugung<br />

Am Standort Bremen erfolgte am 18.11.2011 die<br />

Gr<strong>und</strong>steinlegung für ein hocheffizientes <strong>und</strong> flexibles<br />

Gas- <strong>und</strong> Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) mit<br />

einer Leistung von r<strong>und</strong> 445 MW, das Ende 2013 in<br />

Betri<strong>eb</strong> gehen soll. An dem Gemeinschaftskraftwerk<br />

ist DB Energie beteiligt <strong>und</strong> bezieht künftig einen<br />

Leistungsanteil von 165 MW. Die Einspeisung in das<br />

<strong>Bahnen</strong>ergienetz 2 AC 110 kV 16,7 Hz erfolgt über den<br />

bestehenden Bahnumrichter <strong>und</strong> einen neu zu errichtenden<br />

Umrichter, der bereits ausgeschri<strong>eb</strong>en ist.<br />

Im Jahr 2011 hat die DB Energie mit Hoher Fläming<br />

(Januar) <strong>und</strong> Elsdorf II (November) zwei neue<br />

Windparks mit zusammen 13 Windkraftanlagen in<br />

Betri<strong>eb</strong> genommen. Mit den 20 Windrädern in Märkisch-Linden<br />

(März 2010) bezieht DB Energie aus<br />

Windkraftanlagen pro Jahr nun 3 AC Mittelspannung<br />

50 Hz Elektroenergie in Höhe von 104 GWh. Diese<br />

Bild 6:<br />

Seitenhalterlose Oberleitungsbauart<br />

Re 200<br />

(Grafik: DB).<br />

83


Betri<strong>eb</strong><br />

Als Ersatz für die dezentralen Umformerwerke<br />

(dUfw) Adamsdorf <strong>und</strong> Rostock wurden im Berichtsjahr<br />

dezentrale Umrichterwerke (dUrw) an<br />

gleichen Standorten errichtet. Sie sollen planmäßig<br />

im Frühjahr 2012 in Betri<strong>eb</strong> gehen. Die noch<br />

vorhandenen fahrbaren Synchron-Synchron-Umformer<br />

aus den 1980er Jahren werden damit durch<br />

Umrichter ersetzt.<br />

5.1.2 <strong>Bahnen</strong>ergieübertragung<br />

Das <strong>Bahnen</strong>ergieübertragungsnetz 2 AC 110 kV 16,7 Hz<br />

ist in Bild 9 mit Stand vom 31.12.2011 dargestellt.<br />

Bild 7:<br />

Umrichterwerk Köln<br />

(Foto: DB Energie).<br />

Bild 8:<br />

Umrichterwerk<br />

Neckarwestheim<br />

(Foto: DB Energie).<br />

Energiemenge reicht aus, um mehr als 20 000 Haushalte<br />

zu versorgen. Es kann die Emission von<br />

51 000 t CO 2<br />

verhindert werden.<br />

Im zentralen <strong>Bahnen</strong>ergienetz sind die Umrichter<br />

von Converteam/BBRail in Köln im November 2011<br />

in Betri<strong>eb</strong> gegangen (Bild 7). Am Gemeinschaftskraftwerk<br />

Neckarwestheim (GKN) haben zwei ABB-<br />

Umrichter <strong>eb</strong>enfalls im November 2011 den Betri<strong>eb</strong><br />

aufgenommen (Bild 8). Aufgr<strong>und</strong> der neuen Vorgaben<br />

zum Atomausstieg gingen 2011 in Neckarwestheim<br />

Block I <strong>und</strong> der angeschlossene Bahnstromgenerator<br />

endgültig vom Netz.<br />

In Nürnberg hat E.ON für die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

zwei Umrichter 3 AC 110 kV 50 Hz/2 AC<br />

110 kV 16,7 Hz von Siemens errichtet. Beide Umrichter<br />

befinden sich im Testbetri<strong>eb</strong>. Das Umformerwerk<br />

(Ufw) Nürnberg wurde am 15. Dezember außer<br />

Betri<strong>eb</strong> genommen.<br />

5.1.3 Schaltanlagen<br />

Im Bestandsnetz konnten 2011 insgesamt 14 Bahnstromschaltanlagen<br />

(Unterwerke, Schaltposten<br />

<strong>und</strong> Kuppelstellen) fertiggestellt <strong>und</strong> in Betri<strong>eb</strong><br />

genommen werden. Für den Anschluss der Umrichterwerke<br />

mussten die Schaltanlagen 3 AC 50 Hz<br />

<strong>und</strong> 2 AC 16,7 Hz neu errichtet werden. In Neckarwestheim<br />

wurde dazu die erste Schaltanlage<br />

3 AC 400 kV 50 Hz im Bestand der DB Energie errichtet.<br />

Die Schaltanlage hat einen Kabelanschluss<br />

an das GKN II. In Köln, Adamsdorf <strong>und</strong> Rostock<br />

wurden die Schaltanlagen 3 AC 110 kV 50 Hz für<br />

den Umrichteranschluss neu g<strong>eb</strong>aut. Die Umrichter<br />

in Adamsdorf <strong>und</strong> Rostock besitzen auf der Seite<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz keine Transformatoren. Der Umrichter<br />

stellt die Fahrdrahtspannung direkt über eine<br />

Drosselspule bereit.<br />

Neue Unterwerke (Uw) entstanden in Nürnberg<br />

als Ersatz des Unterwerkes, das mit dem Ufw Nürnberg<br />

außer Betri<strong>eb</strong> genommen wurde, <strong>und</strong> in Freihalden.<br />

Das Uw Freihalden löste das Uw Gabelbach,<br />

das seit 1978 mit dem fahrbaren fUw 32 betri<strong>eb</strong>en<br />

wurde, ab. Das fUw 32 wird vor Ort verschrottet.<br />

In Leipzig <strong>und</strong> Neukieritzsch wurden neue<br />

Schaltposten errichtet. Kompletterneuerungen von<br />

Unterwerken gab es in Bingen, Barnstorf, Garßen<br />

<strong>und</strong> Oberdachstetten, von Schaltposten in Guntershausen,<br />

Bentheim, Calau, Rad<strong>eb</strong>eul-Zitzschewig,<br />

Böblingen <strong>und</strong> Bietigheim <strong>und</strong> von Kuppelstellen in<br />

Bensheim, Hünfeld, Stadtallendorf, Bramstedt <strong>und</strong><br />

Lemförde. Im Uw Oberdachstetten wurde erstmals<br />

ein Luft-Erdwärmetauscher zur Hochbautemperierung<br />

eingesetzt. Erfahrungen mit diesen Systemen<br />

liegen in <strong>Bahnen</strong>ergieschaltanlagen bisher noch<br />

nicht vor. Im Uw Rudersdorf wurden die 110-kV-<br />

Anlage <strong>und</strong> im Uw Duisburg die 110-kV-Anlage in<br />

zwei Sammelschienenabschnitten sowie die 15-kV-<br />

Schaltanlage komplett erneuert. Die Erneuerung<br />

der Unterwerke Löhne, Nörten-Hardenberg <strong>und</strong><br />

Rotenburg wurde 2011 noch nicht vollständig<br />

realisiert.<br />

84 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 9:<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieübertragungsnetz 2 AC 110 kV 16,7 Hz (Grafik: DB Energie).<br />

110 (2012) Heft 3<br />

85


Betri<strong>eb</strong><br />

Teilerneuerungen wurden im dUfw Strals<strong>und</strong><br />

(15-kV-Schaltanlage, 15-kV-Schutz), in den Uw<br />

Ihringshausen, Vaihingen <strong>und</strong> Wiesental sowie den<br />

Sp Hanau <strong>und</strong> Ubstadt-Weiher (Sek<strong>und</strong>ärtechnik)<br />

durchgeführt.<br />

5.1.4 Netzleittechnik<br />

Im Laufe des Jahres 2011 wurden die leittechnischen<br />

Einrichtungen des neu errichteten Urw Neckarwestheim<br />

in Betri<strong>eb</strong> genommen. Dabei wurde<br />

Bild 10:<br />

Fahrleitungsanlage am Haltepunkt Waßmanns dorf (Foto: I.NP-O-6 S).<br />

Bild 11:<br />

Videomessfahrt, Stromabnehmerlauf (Foto: I.NP-O-6 S).<br />

in mehrfacher Hinsicht Neuland beschritten. Durch<br />

die Firma ABB wurde erstmals ein Umrichterwerk<br />

mit übergeordneter Leittechnik auf Basis des Standard<br />

Netzleitsystems MicroScada ausgerüstet. Zur<br />

Einsatzsteuerung der installierten Umrichterleistung<br />

wurde ein Einsatzrechner der Firma EMIS auf Basis<br />

einer red<strong>und</strong>ant ausgeführten speicherprogrammierbaren<br />

Steuerung (SPS) SIMATIC S7 entwickelt<br />

<strong>und</strong> installiert. Das Leitsystem des Umrichterwerkes<br />

integriert erstmalig die Leitrechner der Umrichtersteuerung<br />

<strong>und</strong> die übergeordnete Leit<strong>eb</strong>ene.<br />

Dadurch konnte eine Bedien<strong>eb</strong>ene entfallen. Zu<br />

den Einrichtungen der Stationsleittechnik für beide<br />

Schaltanlagen wurden Schnittstellen mit dem<br />

Normprotokoll IEC 60870-5-104 eingerichtet. Für<br />

die Schaltanlage 3 AC 400 kV 50 Hz hat die Firma<br />

Kayser-Threde erstmalig Stationsleittechnik für eine<br />

dreipolige Schaltanlage realisiert.<br />

Der Einsatzrechner dient dazu, die Wirkleistung<br />

der Umrichter optimiert einzusetzen. In Neckarwestheim<br />

gibt es die vertragliche Besonderheit,<br />

dass der DB Energie ein vereinbarter Anteil an der<br />

Energieerzeugung des Kernkraftwerks zur Verfügung<br />

gestellt wird. Die maximale Blockleistung<br />

des Kraftwerkes ist unter anderem von der Menge<br />

<strong>und</strong> der Temperatur des Kühlwassers, das dem Neckar<br />

entnommen wird, abhängig. Damit schwankt<br />

auch der Leistungsanteil, der der DB zur Verfügung<br />

gestellt werden kann. Ebenso müssen Sonderfälle<br />

wie eine zeitweilige Primärregelung des Blockes<br />

für EnBW oder auch die Betri<strong>eb</strong>sart Minutenreserve<br />

berücksichtigt werden. Der Anteil der DB<br />

an der Blockleistung wird nur teilweise in <strong>Bahnen</strong>ergie<br />

2 AC 110 kV 16,7 Hz umgewandelt. Unter<br />

Berücksichtigung dieser Bedingungen optimiert die<br />

SPS die Wirkleistung des Umrichterwerkes auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage eines Viertelst<strong>und</strong>enfahrplans. Sie erhält<br />

dazu Mess- <strong>und</strong> Zählwerte aus dem Kernkraftwerk.<br />

Die Bedienung erfolgt nicht mehr durch die Blockwarte<br />

des GKN, sondern ausschließlich durch die<br />

Hauptschaltleitung der DB Energie.<br />

Das in Frankfurt am Main seit 2010 betri<strong>eb</strong>ene<br />

zentrale Datenbanksystem der Firma PSI wurde im<br />

Laufe des Jahres 2011 an alle si<strong>eb</strong>en Zentralschaltstellen<br />

angeschlossen. Die Anbindung der Hauptschaltleitung<br />

erfolgt im Rahmen ihrer Erneuerung.<br />

Das Datenbanksystem unterstützt die Anwender<br />

in den Leitstellen durch verschiedene Funktionen.<br />

Dazu gehört unter anderem die Datenhaltung<br />

zur Ermittlung der Qualitätskennzahl Versorgungssicherheit<br />

<strong>Bahnen</strong>ergie, die Aufbereitung der instandhaltungsrelevanten<br />

Prozessinformationen<br />

aus den Leitsystemen <strong>und</strong> die Weiterleitung zum<br />

Instandhaltungs-Planungssystem (SAP PM) sowie<br />

die Generierung <strong>und</strong> das Versenden von Berichten<br />

zum Beispiel über Störungen im Oberleitungsnetz.<br />

Das System wird schrittweise um neue Funktionalitäten<br />

ergänzt.<br />

86 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

5.2 DC S-Bahn Berlin<br />

Mit der Inbetri<strong>eb</strong>setzung der S-Bahn-Neubaustrecke<br />

vom Bf Berlin-Schönefeld nach Bf Flughafen Berlin<br />

Brandenburg International (BBI) über den Haltepunkt<br />

Waßmannsdorf wurde das Streckennetz der Berliner<br />

S-Bahn um 8 km erweitert. Die zweigleisige Strecke<br />

wird über die zwei neuen Gleichrichterunterwerke<br />

(GUw) Waßmannsdorf <strong>und</strong> Flughafen Terminal mit<br />

<strong>Bahnen</strong>ergie DC 750 V versorgt. Die Gleichrichterunterwerke<br />

wurden in der aktuellen Bauart entsprechend<br />

Konzept 1/99 errichtet. Sie sind vom<br />

GUw Schönefeld aus über eine Doppelstich-Kabelverbindung<br />

an das S-Bahn-eigene zentrale Kabelnetz<br />

3 AC 30 kV 50 Hz angeschlossen. Perspektivisch wird<br />

die Energieversorgung der neuen Gleichrichterunterwerke<br />

auch aus einem weiteren Teil des zentralen<br />

Netzes über eine neue Kabelverbindung zwischen<br />

dem GUw Blankenfelde <strong>und</strong> dem GUw Waßmannsdorf<br />

erfolgen können. Das GUw Blankenfelde gehört<br />

zur Energieversorgung der S-Bahnstrecke S2 Süd.<br />

16 km neue Fahrleitungsanlagen mit Aluminiumverb<strong>und</strong>stromschiene<br />

<strong>und</strong> parallelen Rückleitern sichern<br />

die Bereitstellung der Traktionsenergie zum<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeug anforderungsgerecht (Bild 10). Im<br />

Rahmen der Inbetri<strong>eb</strong>setzung des neuen Streckenabschnitts<br />

werden zum Nachweis der ordnungsgemäßen<br />

Funktion der Fahrleitungsanlage unter<br />

Betri<strong>eb</strong>sbedingungen Videofahrten durchgeführt<br />

(Bild 11). Dabei werden die Bewegung des Stromabnehmers<br />

<strong>und</strong> eventuell auftretende Lichtbögen beim<br />

Stromabnehmerlauf beobachtet <strong>und</strong> ausgewertet.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Profileinschränkung der Brücke<br />

über die Dorfstraße am Haltepunkt Waßmannsdorf<br />

musste eine dauerhaft unter Spannung stehende<br />

Brückenleitschiene eingesetzt werden (Bild 12). Zur<br />

Lieferung der hierfür notwendigen Ausrüstung wurde<br />

vom Systemlieferant der Stromschienentechnik<br />

eine Zulassung für neue Träger nach einjähriger<br />

Erprobung erworben. Das Gesamtsystem wurde im<br />

Rahmen der Inbetri<strong>eb</strong>setzung im August 2011 erfolgreich<br />

getestet <strong>und</strong> für den Dauerbetri<strong>eb</strong> zugelassen.<br />

Mit der Aufnahme des regulären S-Bahnbetri<strong>eb</strong>es<br />

im Juni 2012 werden dann abschließend alle<br />

belastungsabhängigen Tests mit Herstellung sämtlicher<br />

zulässiger Schaltzustände in den Gleichstromunterwerken<br />

abgeschlossen.<br />

Im Rahmen des Bauvorhabens Gr<strong>und</strong>erneuerung<br />

Bf Ostkreuz werden eine Vielzahl von Bauzuständen<br />

mit Auswirkungen auf die S-Bahn-Energieversorgungsanlagen<br />

erforderlich. Im Dezember 2011<br />

wurden die ersten Bauzustände auf der Stadtbahn<br />

hergestellt. Es wurde die Einspeisung der Strecke<br />

nach Erkner für die nächsten Jahre so verändert,<br />

dass auf der gesamten Strecke ein Inselbetri<strong>eb</strong> mit<br />

den S-Bahnzügen der BR 485 möglich ist. Für alle<br />

Bauzustände sind Anpassungen der Streckeneinspeisungen<br />

DC 750 V von den Gleichrichterunterwerken<br />

110 (2012) Heft 3<br />

erforderlich. Dabei können sich auch die Kurzschlussverhältnisse<br />

in den Speiseabschnitten ändern.<br />

Die sichere Erfassung von Kurzschlussströmen <strong>und</strong><br />

deren zuverlässige Abschaltung sind jeweils durch<br />

den Errichter der Anlagen nachzuweisen. Für April<br />

2012 ist die Inbetri<strong>eb</strong>nahme des neuen Ringbahnhofes<br />

am Ostkreuz geplant.<br />

Im gesamten S-Bahn-Netz wurden die Fahrleitungsanlagen<br />

in 15 Einzelbauvorhaben im Rahmen<br />

von Oberbauerneuerungen, komplexen Bauvorhaben<br />

wie die Gr<strong>und</strong>erneuerung der Strecke S9<br />

Süd, Weichen- <strong>und</strong> Brückenerneuerungen sowie<br />

Bild 12:<br />

Unter Spannung stehende Brückenleitschiene am Haltepunkt Waßmannsdorf (Foto: I.NP-O-6 S).<br />

Bild 13:<br />

ICE-Instandhaltungswerk in Frankfurt-Griesheim, Fahrzeughalle, Einfahrt vom Gleisvorfeld<br />

(Foto: BBRail).<br />

87


Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 14:<br />

ICE-Instandhaltungswerk<br />

in Frankfurt-<br />

Griesheim, Instandhaltungsgleis<br />

mit<br />

Überwachungsmonitor<br />

(Foto: BBRail).<br />

der Inbetri<strong>eb</strong>nahme von neuen Unterzentralen<br />

elektronischer Stellwerke in Schönefeld <strong>und</strong> Waidmannslust<br />

erneuert oder den neuen technischen<br />

<strong>und</strong> betri<strong>eb</strong>lichen Verhältnissen angepasst. In 2011<br />

konnte im zentralen Kabelnetz 3 AC 30 kV 50 Hz<br />

die Gr<strong>und</strong>erneuerung des Abschnittes Markgrafendamm<br />

– Lichtenberg mit drei Systemen planmäßig<br />

beendet werden.<br />

Die Streckeninfrastruktur der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

der Berliner S-Bahn besteht mit<br />

Stand vom 31.12.2011 aus drei Abnehmeranlagen<br />

3 AC 110/30 kV 50 Hz, 691 km Kabelanlagen<br />

3 AC 30 kV 50 Hz, 86 Gleichrichterunterwerke <strong>und</strong><br />

734 km Stromschienenfahrleitung.<br />

6 Maschinelle Anlagen, Werke<br />

<strong>und</strong> Werkstätten – ICE-Werk<br />

Frankfurt-Griesheim<br />

Die Deutsche Bahn (DB) hat das ICE-Instandhaltungswerk<br />

in Frankfurt-Griesheim um eine neue<br />

Halle, die 238 m lang ist, erweitert (Bild 13). Die<br />

Bauzeit betrug 18 Monate. In dem Werk werden<br />

überwiegend die mehrsystemfähigen ICE 3-Züge<br />

der BR 406 <strong>und</strong> später auch der BR 407 beheimatet,<br />

die im internationalen Verkehr zum Beispiel<br />

nach Paris, Brüssel, Amsterdam, Wien <strong>und</strong> Bern<br />

eingesetzt werden. Mit dem neuen Werk wurde die<br />

Instandhaltungskapazität in Frankfurt verdoppelt.<br />

Es ist so konzipiert, dass auch die bereits bei der<br />

Bahnindustrie bestellten Tri<strong>eb</strong>züge ICx instandgehalten<br />

werden können. Das Werk besitzt die technischen<br />

Einrichtungen, die zur Instandhaltung von<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, die mit den Systemspannungen<br />

AC 15 kV 16,7 Hz, AC 25 kV 50 Hz, DC 1,5 kV <strong>und</strong><br />

DC 3,0 kV sowie bei unterschiedlichen Signalsystemen<br />

betri<strong>eb</strong>en werden können, erforderlich sind. In<br />

dem Werk wurde bereits 2006 eine Mehrspannungs-<br />

Energieversorgungsanlage für die genannten Systemspannungen<br />

in Betri<strong>eb</strong> genommen [6]. Diese<br />

Anlage musste um die Einrichtungen ergänzt werden,<br />

die zum Betri<strong>eb</strong> der neuen Werkhalle erforderlich<br />

sind. Die Oberleitung ist auf dem Gleisvorfeld in<br />

der Standardbauart Re 100 <strong>und</strong> in der Werkhalle als<br />

Deckenstromschiene errichtet. Die Leittechnik der<br />

Anlage steuert den Betri<strong>eb</strong> der Oberleitungsanlage<br />

mit der jeweils erforderlichen Systemspannung,<br />

die Erdung der Oberleitungsspeiseabschnitte in der<br />

Werkhalle <strong>und</strong> realisiert weitere Maßnahmen zum<br />

Schutz gegen elektrischen Schlag für einen sicheren<br />

Zugang zu den Arbeitsbühnen. Eines der drei Instandhaltungsgleise<br />

(Bild 14) besitzt auf jeder Seite<br />

jeweils 16 H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>öcke, mit denen ein Achtwagen-<br />

Zug angehoben werden kann. Alle Drehgestelle können<br />

zum Beispiel in einem Arbeitsgang ausgetauscht<br />

werden. In einem Klimaanlagenprüfraum kann die<br />

Funktion von Klimaanlagen bei Temperaturen von<br />

bis zu 45 °C getestet werden. In dem Werk sind etwa<br />

100 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

7 Die DB Systemtechnik auf dem<br />

Weg zu einer neuen Identität,<br />

zu neuen Märkten <strong>und</strong> neuen<br />

Perspektiven<br />

Der europäische Markt für Bahntechnologie ist seit<br />

Jahren auf Wachstumskurs. Dabei haben sich aber<br />

die Randbedingungen im Eisenbahnsektor insbesondere<br />

im Rollenspiel zwischen Betreibern, Herstellern<br />

<strong>und</strong> Behörden entscheidend verändert. Eine Vielzahl<br />

neuer Betreiber erhöht den Wettbewerb, die<br />

Eisenbahn wird bunter <strong>und</strong> internationaler. Neue<br />

Züge, neue Infrastrukturen <strong>und</strong> Systeme müssen<br />

konzipiert, entwickelt <strong>und</strong> getestet werden, um die<br />

Zulassung zu erhalten. Bestehende Systeme müssen<br />

instand gehalten <strong>und</strong> an die neuen Anforderungen<br />

des Marktes bzw. der K<strong>und</strong>en angepasst werden.<br />

Was vor einigen Jahren noch nicht absehbar war,<br />

ist die Tatsache, dass Hersteller <strong>und</strong> Betreiber gleichermaßen<br />

– besonders im Bereich Prüfungen <strong>und</strong><br />

Versuche, aber künftig auch vermehrt bei Konstruktion<br />

<strong>und</strong> Engineering – Unterstützung benötigen<br />

<strong>und</strong> immer mehr Dienstleistungen einkaufen. Dies<br />

führt auch zu neuen Anforderungen an die Ingenieurdienstleister.<br />

Die Deutsche Bahn (DB) hat sich daher im Herbst<br />

2011 entschlossen, die DB Systemtechnik als Anbieter<br />

von eisenbahntechnischem Spezial-Knowhow<br />

als eigenständige Gesellschaft auszugliedern mit<br />

dem Auftrag, ihr Leistungsspektrum dem nationalen<br />

88 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

Dimensionierung der Anlagentechnik: Erstellung der technischen Anforderungen<br />

im Rahmen der Ausrüstungsbeschaffung <strong>und</strong> für die Diemener Werkstatt<br />

der Metro Amsterdam (Foto: DB Systemtechnik).<br />

Leistungsbeschreibung <strong>und</strong> Fertigung der Testkörper für die Radsatzprüfanlage<br />

zur Instandhaltung des Velaro RUS (Foto: DB Systemtechnik).<br />

Messkampagne im Rahmen des Projektes Leiser Zug auf realem Gleis<br />

(Foto: DB Systemtechnik).<br />

Umbau des Rad-Schiene-Systemprüfstands in Brandenburg-Kirchmösser zur<br />

zusätzlichen Nutzung als Linearprüfstand für bis zu 3,6 m lange <strong>und</strong> 1 t schwere<br />

Fahrwegkomponenten (Foto: DB Systemtechnik).<br />

Gemeinsame Messkampagne von DB, ÖBB <strong>und</strong> SBB zur Validierung von<br />

Inhalten der TS 50238-2 Kompatibilität zwischen Fahrzeugen <strong>und</strong> Gleisstromkreisen<br />

der Infrastruktur (Foto: DB Systemtechnik).<br />

Designstudie IC-Modernisierungsprojekt am Beispiel der neuen Großraum-Sitzlandschaft<br />

1. Klasse Apmz 119 (Foto: DB Systemtechnik).<br />

110 (2012) Heft 3<br />

89


Betri<strong>eb</strong><br />

TABELLE 1<br />

Die Produkte der DB Systemtechnik.<br />

Ingenieurdienstleistungen<br />

Fachtechnisches Engineering<br />

Konstruktion<br />

Instandhaltungstechnik<br />

Zulassung/Prüfung Komponenten<br />

Zulassung/Prüfung Fahrzeuge<br />

Zulassung/Monitoring Infrastruktur<br />

TSI-Zertifizierung<br />

Metrologie (inkl. Kalibriertechnik <strong>und</strong> -prozesse)<br />

Mess- <strong>und</strong> Diagnosetechnik<br />

Technisches Flottenmanagement / Betreuung Produktionsmittel<br />

Beschaffungsbegleitung<br />

Durchführung von Studien <strong>und</strong> Expertisen<br />

Unfallanalyse<br />

Vertretung in nationalen <strong>und</strong> internationalen Gremien<br />

Lieferantenqualifizierung<br />

Betri<strong>eb</strong>lich technisches Regelwerk<br />

Betreuung von IT-Systemen für Fahrzeuge<br />

Konstruktionsunterstützung Neufahrzeug<br />

Konstruktion Bauartänderung<br />

Redesign von Fahrzeugen<br />

Schaden- <strong>und</strong> Unfallsanierung<br />

Planung <strong>und</strong> Beratung zur Infrastruktur der Fahrzeuginstandhaltung<br />

Technologi<strong>eb</strong>eratung in der operativen Fahrzeuginstandhaltung<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Betreuung von Instandhaltungsverfahren<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Betreuung von Prüf- <strong>und</strong> Diagnoseanlagen in der Instandhaltung<br />

Optimierung von Instandhaltungsprogrammen inkl. Erstellung von Arbeitsanweisungen<br />

Prozessoptimierung <strong>und</strong> Betreuung von IT-Systemen zur Unterstützung der Fahrzeuginstandhaltung<br />

Zulassungsmanagement, Prüfung <strong>und</strong> Zertifizierung<br />

Zertifizierung Komponente / Werkstoff / Betri<strong>eb</strong>sstoff<br />

Versuch im Labor<br />

Gutachten<br />

Zulassung Fahrzeug<br />

Zulassungsmanagement<br />

Versuch auf der Strecke<br />

Sicherheitsbewertung gemäß EG-Verordnung 352/2009 (CSM-VO)<br />

Risikobewertungen (Gefährdungsidentifikation bis Risikobeherrschung / Sicherheitsnachweis)<br />

Gutachten<br />

Bewertung Funktionale Sicherheit<br />

Zulassung Strecke<br />

Zustandsmonitoring Infrastruktur<br />

Teilfreigaben Infrastruktur<br />

Versuch auf der Strecke<br />

TSI-Zertifizierung Fahrzeuge<br />

TSI-Zertifizierung Infrastruktur<br />

TSI-Zertifizierung Interoperabilitäts-Komponenten<br />

Kalibrierstelle<br />

Regelwerk <strong>und</strong> Zulassung<br />

Beschaffung EWF<br />

Auftragsmessung<br />

Kalibrierungen<br />

Prüfprozessfähigkeit<br />

Prüfmitteleignung<br />

Oberleitung / Stromabnehmer<br />

DAFUR<br />

Messradsätze<br />

90 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

<strong>und</strong> internationalen Markt anzubieten. Damit trägt<br />

die DB Systemtechnik den Anforderungen eines<br />

liberalisierten europäischen Eisenbahnmarktes Rechnung.<br />

Mit ihren englischen Tochterunternehmen<br />

Engineering Support Group (ESG) <strong>und</strong> dem Notified<br />

Body Railway Approvals Ltd. (RAL) möchte sie<br />

sich zum führenden Anbieter für Ingenieur- <strong>und</strong><br />

Prüfdienstleistungen in Europa entwickeln. Dabei<br />

bleibt der DB Konzern wichtigster Hauptk<strong>und</strong>e. In<br />

fünf technischen Fachbereichen <strong>und</strong> 18 Prüfzentren<br />

bearbeiten 650 Mitarbeiter die Aufträge der<br />

K<strong>und</strong>en aus dem In- <strong>und</strong> Ausland. Im Fokus stehen<br />

europäische Länder, in denen die Erfahrungen der<br />

DB Systemtechnik nachgefragt werden. Ein Aspekt<br />

für den Schwerpunkt Europa – selbstverständlich<br />

n<strong>eb</strong>en wirtschaftlichen Gesichtspunkten – dabei: die<br />

technologische Nähe der Länder zum vorhandenen<br />

Knowhow. Durch die Übernahme der britischen<br />

Messungen <strong>und</strong> Prüfungen zur Erlangung der Inbetri<strong>eb</strong>nahmegenehmigung der<br />

Skoda Ellok E 109 auf dem deutschen Streckennetz (Foto: DB Systemtechnik).<br />

Fahrtechnische Prüfung nach UIC 518 für den dänischen Tri<strong>eb</strong>wagen IC2<br />

(Foto: DB Systemtechnik).<br />

Leistungsprüfungen von Radsatzlagern bei betri<strong>eb</strong>sgerechter Belastung in Minden<br />

(Foto: DB Systemtechnik).<br />

Zulassungsmanagement für Vectron Ellok (Foto: DB Systemtechnik).<br />

110 (2012) Heft 3<br />

Prüfung der Klimaanlage<br />

eines neuen<br />

U-Bahn-Wagens<br />

für Delhi in der Klimakammer<br />

MEIKE<br />

bei Temperaturen<br />

zwischen 4 °C bis<br />

57 °C <strong>und</strong> einer<br />

Luftfeuchtigkeit<br />

von bis 80 % (Foto:<br />

DB Systemtechnik).<br />

91


Betri<strong>eb</strong><br />

Gesellschaften ESG <strong>und</strong> RAL wurde ein erster Schritt<br />

zum Auf- <strong>und</strong> Ausbau des Geschäftes in England <strong>und</strong><br />

in Frankreich gemacht.<br />

Bei den großen Systemhäusern liegt das Hauptaugenmerk<br />

beim Management komplexer länderübergreifender<br />

Zulassungen neuer Fahrzeuge. Hier<br />

soll noch früher als bisher schon in der Konstruktionsphase<br />

die Tätigkeit der DB Systemtechnik<br />

beginnen. Für die Betreiber steht das Produkt<br />

Flottenmanagement im Fokus, durch anstehende<br />

Ausschreibungen im Regionalverkehr sind künftig<br />

vermehrt Umbauten von Fahrzeugen notwendig,<br />

die umfangreiche Engineeringleistungen zur Folge<br />

haben werden.<br />

TABELLE 2<br />

Die technischen Bereiche.<br />

Fahrtechnik, Betri<strong>eb</strong>sfestigkeit<br />

Betri<strong>eb</strong>sfestigkeit<br />

Fahrtechnik<br />

Fahrwerke<br />

Fahrzeugbegrenzung<br />

Fahrzeug-Fahrweg-Wechselwirkung<br />

Inspektionssysteme für Gleise <strong>und</strong> Weichen<br />

Messradsätze<br />

Neigetechnik<br />

Radsätze (Welle, Rad, Lager)<br />

Strukturdynamische <strong>und</strong> strukturmechanische Berechnung<br />

Bremse <strong>und</strong> Kupplungen<br />

Bremsbetri<strong>eb</strong><br />

Bremstechnik<br />

Bremssimulation<br />

Kupplungen (Mittelpufferkupplungen, Kurz- <strong>und</strong> Rangierkupplungen)<br />

Längsdynamik<br />

Zug- <strong>und</strong> Stoßeinrichtungen<br />

Antri<strong>eb</strong>s- <strong>und</strong> Klimatechnik, Aerodynamik, Akustik, LST<br />

Aerodynamik<br />

Akustik <strong>und</strong> Erschütterungen<br />

Antri<strong>eb</strong>stechnik<br />

Batterietechnik<br />

Bussysteme (Zugbus, Fahrzeugbus)<br />

Elektromagnetische Felder (EMF)<br />

Elektromagnetische Verträglichkeit<br />

Energieversorgung <strong>und</strong> Bordnetz<br />

Fahrzeugsoftware<br />

Funk<br />

Heizungs-, Lüftungs-, Klimatechnik<br />

Messtechnik für Oberleitung <strong>und</strong> Stromabnehmer<br />

Stromabnehmer<br />

Tribologie/Tribotechnik<br />

Übertragungstechnik<br />

Zusammenwirken Stromabnehmer/Oberleitung<br />

Fahrgast-Informationssysteme<br />

Engineering Fahrzeuge, IT-Nutzung <strong>und</strong> Diagnose<br />

Diagnosesysteme (im Fahrzeug <strong>und</strong> stationär)<br />

IT-Nutzung Fahrzeugtechnik <strong>und</strong> Instandhaltung<br />

Redesign von Fahrzeugen<br />

Schadens- <strong>und</strong> Unfallsanierung<br />

Konstruktion von Bauartänderungen<br />

Instandhaltungstechnik<br />

Brandprüfungen <strong>und</strong> Brandschutz<br />

Instandhaltungstechnik<br />

Kalibrierung von Mess- <strong>und</strong> Prüfmitteln sowie Einrichtungen<br />

Kl<strong>eb</strong>- <strong>und</strong> Schweißtechnik<br />

Planung von Instandhaltungs-Infrastruktur inkl. Werkstattausrüstung<br />

(Fahrzeuge)<br />

Prüfstände für Rad/Schiene-Untersuchungen<br />

Schwachstellenanalyse<br />

Werkstofftechnik<br />

Mechanisierte Prüfanlagen Zerstörungsfreie Prüfung an Fahrzeug- <strong>und</strong> Fahrweg -<br />

kom ponenten<br />

Metrologie, Kalibriertechnik<br />

92 110 (2012) Heft 3


Betri<strong>eb</strong><br />

Auch die K<strong>und</strong>en von DB Systemtechnik werden<br />

von dieser neuen Situation profitieren. Durch die<br />

Erfahrungen, die die neue Gesellschaft im In- <strong>und</strong><br />

Ausland macht, verbessert sie ihre eigenen Dienstleistungen,<br />

optimiert den technischen Wissenskreislauf<br />

im gesamten Bahnsektor; all dies fließt in<br />

die Entwicklung besserer Produktionsmittel ein <strong>und</strong><br />

kommt so dem jeweiligen Auftragg<strong>eb</strong>er zugute. Das<br />

Leistungsspektrum der DB Systemtechnik (Tabellen 1<br />

<strong>und</strong> 2) umfasst Ingenieur- <strong>und</strong> Prüfdienstleistungen<br />

im Wesentlichen in den Bereichen Fachtechnisches<br />

Engineering, Konstruktion <strong>und</strong> Instandhaltungstechnik<br />

sowie Prüfungen <strong>und</strong> Versuche für Fahrzeug<strong>und</strong><br />

Infrastrukturzulassung, TSI- <strong>und</strong> Komponenten-<br />

Zertifizierungen, Gutachten <strong>und</strong> Metrologie. Dabei<br />

werden fast alle Sparten der Bahntechnik durch die<br />

Experten der DB Systemtechnik abgedeckt, eine so<br />

in Europa einmalige Leistungsvielfalt eines einzelnen<br />

Dienstleisters.<br />

Prüfstelle <strong>und</strong> Sachverständigenorganisation haben<br />

die Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001 erreicht;<br />

alle wesentlichen eisenbahnspezifischen<br />

Prüfverfahren, die für eine Zulassung oder Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

von technischen Produktionsmitteln<br />

benötigt werden, sind nach DIN EN ISO/IEC 17025<br />

akkreditiert. Die Prüfstelle mit ihren Prüflaboren<br />

– davon 13 akkreditiert – führt ihre Tätigkeiten<br />

unabhängig <strong>und</strong> neutral aus. Die Sachverständigenorganisation<br />

erfüllt die Bedingungen einer Inspektionsstelle<br />

<strong>und</strong> ist nach DIN EN ISO/IEC 17020 akkreditiert.<br />

Die Prüfstelle ist vom Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamt<br />

anerkannt; durch ihre Anerkennung als assoziierter<br />

Partner des EISENBAHN-CERT können beide Institutionen<br />

alle Voraussetzungen für eine EG-Zertifizierung<br />

herbeiführen.<br />

Herstellung eines Messradsatzes mit 96 Sensoren auf den Rädern <strong>und</strong> der Radsatzwelle<br />

zur Registrierung von Radsatzdehnungen (Foto: DB AG/Christian Bedeschinki).<br />

Erstmusterprüfungen, Modularitätsnachweise <strong>und</strong> Produktzertifizierungen für Fahrgastinformationssysteme,<br />

Ortungseinrichtungen, Fahrgastzähl- <strong>und</strong> videobasierten Überwachungssysteme<br />

(Foto: Kai Uwe Nielsen).<br />

Literatur<br />

[1] N. N.: Artreiner Betri<strong>eb</strong> auf den Schnellfahrgleisen<br />

zwischen München <strong>und</strong> Augsburg. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

109 (2011), H. 9, S. 482– 483.<br />

[2] Baur, R.; u. a.: VDE 8.1: Inbetri<strong>eb</strong>nahme des ersten viergleisigen<br />

Streckenabschnitts Nürnberg – Fürth. In: Eisenbahntechnische<br />

R<strong>und</strong>schau (2011), H. 12, S. 10–15.<br />

[3] Entscheidung 2008/284/EG: Technische Spezifikation für<br />

die Interoperabilität des Teilsystems Energie des transeuropäischen<br />

Hochgeschwindigkeitsbahnsystems. In: Amtsblatt<br />

der Europäischen Union. Nr. L104 (2008), S. 1-79.<br />

[4] Beschluss 2011/274/EU: Technische Spezifikation für die<br />

Interoperabilität des Teilsystems Energie des transeuropäischen<br />

konventionellen Eisenbahnsystems. In: Amtsblatt<br />

der Europäischen Union. Nr. L126 (2011,) S. 1– 52.<br />

[5] Krötz, W.; Resch, U.: Oberleitungen <strong>und</strong> Stromabnehmer<br />

– Entwicklungen bei der Deutschen Bahn. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 109 (2011), H. 4-5, S. 211–215.<br />

[6] Altmann, G.; Becker, W.; Walter, M.: Mehrspannungsversorgungsanlage<br />

im ICE-Werk Frankfurt-Griesheim. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 104 (2006), H. 8-9, S. 399– 411.<br />

110 (2012) Heft 3<br />

Messstromabnehmer zur Diagnose des Zusammenwirkens von Fahrzeug mit Stromabnehmer<br />

<strong>und</strong> Oberleitung (Fotos: Kai Uwe Nielsen).<br />

93


Betri<strong>eb</strong><br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Technische Universität Dresden,<br />

Fakultät Verkehrswissenschaften Friedrich List, Institut<br />

für Bahnfahrzeuge <strong>und</strong> Bahntechnik, Professur <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong>; Fon: +49 351 463 36645.<br />

Dipl.-Ing. Frank Allert, DB Energie GmbH, Weitlingstr.<br />

22, 10317 Berlin; Fon: +49 030 297-13380, Fax: -12179.<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Rainer Fey, DB Netz AG,<br />

Bauherrenvertretung Großprojekte Süd, Theodor-Heuss-Allee 7,<br />

60486 Frankfurt am Main; Fon: +49 69 265-31818.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Christoph Franke, Planung <strong>und</strong> Realisierung<br />

Oberleitung, DB ProjektBau GmbH, Regionalbereich<br />

Süd, Richelstr. 3, 80634 München; Fon: +49 89 1308-5721.<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Institut für Bahntechnik, Niederlassung<br />

Dresden, Wiener Str. 114-116, 01219 Dresden; Fon:<br />

+49 351 87759-61; Fax -90.<br />

Karl Hamberger, Projektleiter ABS Augsburg – München,<br />

DB ProjektBau GmbH, Regionalbereich Süd, Richelstr. 3,<br />

80634 München; Fon: +49 89 1308-6612.<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger,<br />

DB Systemtechnik GmbH, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, Völckerstr.<br />

5, 80839 München; Fon: +49 89 1308-3441, Fax: -7522.<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Frank Kiewert, Deutsche<br />

Bahn AG – Konzernentwicklung, Konzernstrategie <strong>und</strong><br />

Verkehrsmarkt, Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin; Fon: +49 30<br />

297-61695, Fax: -61957.<br />

Dipl.-Journalist Gelfo Kröger, Sprecher DB Energie,<br />

Kommu nikation Infrastruktur (GKI), Deutsche Bahn AG,<br />

Potsdamer Platz 2, 10785 Berlin, Fon: +49 30 297-62729,<br />

Fax: -61715.<br />

Dr. rer. nat. Werner Krötz, DB Netz AG, I.NVT43, Oberleitungsanlagen<br />

<strong>und</strong> Maschinentechnik; Mainzer Landstr.<br />

181, 60327 Frankfurt am Main, Fon: +49 69 265-45230,<br />

Fax: -45232.<br />

Dipl.-Ing. Hans Peter Lang, DB Systemtechnik GmbH,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung Weserglacis 2,<br />

32423 Minden, Fon: +49 571 393-5435, Fax: -5645.<br />

Dipl.-Ing. Rainer Melzow, DB Netz AG, Großprojekte<br />

– Nord, Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1, 10115 Berlin,<br />

Fon: +49 30 297-24013, Fax: -24174.<br />

Dipl.-Ing. (FH) Christian Michlick, (OL BBI) DB Projekt-<br />

Bau GmbH, Umgehungsstr. 2, 12529 Berlin-Schönefeld; Fon:<br />

+49 30 297-28707, Fax -28620.<br />

Dipl.-Ing. Uwe Resch, DB Netz AG, I.NVT43(O), Oberleitungsanlagen;<br />

Mainzer Landstr. 181, 60327 Frankfurt am<br />

Main, Fon: +49 69 265-45237, Fax: -45232.<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, DB Netz AG, Bauherrenfunktion<br />

Großprojekte, Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1, 10115 Berlin;<br />

Fon: +49 30 297-26291, Fax: -20492.<br />

Dipl.-Ing. Mike Schwarzer, DB Netz AG, <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

S-Bahn Berlin, Arbeitsg<strong>eb</strong>ietsleiter Technisches<br />

Büro, Markgrafendamm 24, Haus 13, 10245 Berlin; Fon: +49<br />

30 297-22720, Fax: -21158.<br />

Dipl.-Ing. Christian Welzel, DB Netz AG, Bauherrenfunktion<br />

Großprojekte, Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1, 10115<br />

Berlin; Fon: +49 30 297-26290, Fax: -23185<br />

Anmerkung: Einzelne Teile dieses Berichtes lassen sich direkt den genannten Autoren nach ihren Funktionen zuordnen. Die übrigen<br />

wurden in Zusammenarbeit mit den Kommunikationsbereichen des Konzerns <strong>und</strong> anderen Fachdiensten erstellt.<br />

Anzeige<br />

Ihr direkter Weg zur Redaktion:<br />

Eberhard Buhl<br />

Telefon: +49 (89) 45051-206<br />

E-Mail: <strong>eb</strong>erhard.buhl@oiv.de<br />

Ihr direkter Weg zur Media-Beratung:<br />

Inge Matos Feliz<br />

Telefon: +49 (89) 45051-228<br />

Telefax: +49 (89) 45051-207<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

© s<strong>eb</strong>thestrange / pixelio.de<br />

Eigenanzeige_184x90.indd 1 09.03.12 10:01<br />

94 110 (2012) Heft 3


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />

Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung der<br />

Entwicklung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs<strong>und</strong><br />

Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />

dieser Zeit.<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie<br />

Gustav Wittfeld den Gr<strong>und</strong>stein für den Aufbau eines elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>s mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen<br />

– es war der Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />

Der erste Band beschreibt die Pionierarbeit der frühen<br />

Jahre – von der Finanzierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster<br />

Teststrecken, über die schwere Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme in den<br />

Zwanzigern <strong>und</strong> die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren, bis<br />

hin zur Phase des Wiederaufbaus <strong>und</strong> der Demontage nach<br />

dem zweiten Weltkrieg.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte <strong>und</strong><br />

beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen<br />

<strong>und</strong> wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />

politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Aufl age 2010, 258 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

CD-ROM<br />

mit ausführlichem<br />

Zusatzmaterial<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 1<br />

1. Aufl age 2010, ISBN: 978-3-8356-3217-2<br />

Normalpreis: € 49,90 (zzgl. Versand)<br />

Sonderpreis für <strong>eb</strong>-Abonnenten: € 44,90 (zzgl. Versand)<br />

Die bequeme <strong>und</strong> sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

Datum, Unterschrift<br />

WZD1<strong>eb</strong>2010<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung <strong>und</strong> zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert <strong>und</strong> verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert <strong>und</strong> beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Fahrzeuge<br />

Mechatronische Fahrzeug-Wankkompensation<br />

<strong>und</strong> Radsatzsteuerung<br />

Dietmar Kraft <strong>und</strong> Richard Schneider, Winterthur<br />

Die bestellten Doppelstock-Fernverkehrstri<strong>eb</strong>züge für die SBB sind mit einer Ausrüstung für<br />

schnelleres Fahren in Gleisbögen zu liefern, damit die zwischen bestimmten Umsteig<strong>eb</strong>ahnhöfen<br />

fahrplantechnisch verfügbare Fahrzeit eingehalten werden kann. Die dafür entwickelte innovative<br />

Wankkompensation ist zusammen mit einer hochdynamischen Radsatzsteuerung vorab in zwei<br />

Prototyp-Drehgestelle eing<strong>eb</strong>aut <strong>und</strong> inzwischen erfolgreich erprobt worden.<br />

MECHATRONIC VEHICLE ROLL COMPENSATION AND WHEELSET CONTROL<br />

The double-deck intercity trains ordered by SBB are to be delivered with equipment permitting increased<br />

speeds in curves so as to ensure strict adherence to the timetable travel times between certain<br />

interchange stations. Together with a highly dynamic wheelset control system, the innovative<br />

roll compensation system developed for the purpose was incorporated in advance in two prototype<br />

bogies and has been successfully tested in the meantime.<br />

SYSTÈME MÉCATRONIQUE DE COMPENSATION DU DÉVERS ET DE GUIDAGE DE BOGIE<br />

Les rames automotrices grand parcours à deux niveaux commandés par les CFF seront livrés avec<br />

un équipement permettant le franchissement des courbes à grande vitesse pour pouvoir respecter<br />

l’horaire entre certaines gares de correspondance. Le système innovant de compensation du dévers<br />

mis au point à cette fin a été monté conjointement avec un système de guidage de bogie hautement<br />

dynamique d’abord sur deux prototypes de bogie et a été entre temps mis à l’épreuve avec succès.<br />

Bild 1:<br />

Anordnung von WAKO<br />

<strong>und</strong> ARS im Drehgestell,<br />

Ansicht von oben (alle<br />

Bilder: Bombardier).<br />

1 Einführung<br />

Die in Auftrag befindlichen insgesamt 59 Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge<br />

BOMBARDIER TWINDEXX für die<br />

Schweizerischen B<strong>und</strong>esbahnen (SBB) sind für den<br />

Fernverkehr in der Schweiz bestimmt. Aus der Fahrplankonstruktion<br />

ergibt sich, dass die verfügbare<br />

Fahrzeit zwischen bestimmten Netz-Verknüpfungspunkten,<br />

wo Anschlussverbindungen sichergestellt<br />

werden müssen, mit konventionellen Fahrwerken<br />

nicht eingehalten werden könnte. Deshalb sind die<br />

Tri<strong>eb</strong>züge mit einer so genannten Wankkompensation<br />

bestellt.<br />

Im Rahmen der Abwicklung des Lieferauftrages<br />

hat Bombardier dazu ein innovatives System entwickelt,<br />

das gegenüber konventionellen Fahrzeugen<br />

bogenschnelleres Fahren zulässt. Es wird FLEXX<br />

Tronic WAKO (WAKO) genannt. Die anspruchsvolle<br />

zusätzliche Besonderheit besteht darin, dass die dazu<br />

erforderlichen neuartigen mechatronischen Drehgestellkomponenten<br />

in die bewährten konventionellen<br />

Drehgestelle der Familie FLEXX Compact zu integrieren<br />

sind.<br />

Dies gilt auch für ein <strong>eb</strong>enfalls neues System<br />

FLEXX Tronic ARS für aktive Radsatzsteuerung <strong>und</strong><br />

-stabilisierung, das primär zur Verschleißminderung<br />

an Radsatz <strong>und</strong> Gleis dient <strong>und</strong> ferner zur Erhöhung<br />

des Komforts WAKO ergänzt. Dieses wurde optional<br />

ang<strong>eb</strong>oten <strong>und</strong> war damit <strong>eb</strong>enfalls zu entwickeln<br />

(Bilder 1 <strong>und</strong> 2).<br />

2 System WAKO<br />

2.1 Prinzip<br />

Bei schneller Bogenfahrt wanken konventionelle<br />

Fahrzeuge aufgr<strong>und</strong> des Fliehkraftüberschusses sowohl<br />

in der Primär- als auch in der Sek<strong>und</strong>ärstufe der<br />

96 110 (2012) Heft 3


Fahrzeuge<br />

Federung <strong>und</strong> neigen sich nach bogenaußen; der<br />

Fußboden ist gegenüber der Horizontalen weniger<br />

geneigt als die überhöhte Gleis<strong>eb</strong>ene. Dadurch geht<br />

ein Teil der positiven Wirkung der Gleisüberhöhung<br />

verloren, sodass die auf die Fahrgäste einwirkende<br />

Fliehkraft steigt. Die maximale Fahrgeschwindigkeit<br />

ist dann so zu beschränken, dass die Fahrkomforteinbuße<br />

in akzeptablem Rahmen bleibt.<br />

Das Gr<strong>und</strong>prinzip von WAKO besteht darin, das<br />

primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Wanken nach bogenaußen<br />

durch ein Neigen des Wagenkastens nach bogeninnen<br />

innerhalb der Sek<strong>und</strong>ärstufe zu kompensieren<br />

oder überzukompensieren. Bei schneller Bogenfahrt<br />

neigt WAKO den Fußboden etwa 1,5 ° zur Gleis<strong>eb</strong>ene<br />

nach bogeninnen. So wird die auf den Fahrgast<br />

einwirkende Fliehkraft gegenüber konventionellen<br />

Fahrzeugen reduziert <strong>und</strong> die Bögen können bei<br />

gutem Fahrkomfort um r<strong>und</strong> 15 % schneller durchfahren<br />

werden.<br />

WAKO umfasst n<strong>eb</strong>en der Neigefunktion eine<br />

Fahrkomfortregelung in Querrichtung, die ALS (active<br />

lateral suspension) genannt wird.<br />

sehr ausfallsicher ausgeführt. Sollte dennoch einer<br />

der beiden ausfallen, gewährleistet der verbleibende<br />

Aktuator die Neigefunktion <strong>und</strong> regelt gleichzeitig<br />

den Komfort in reduziertem Umfang weiter.<br />

2.3 Regelungskonzept<br />

Für die WAKO-Regelung ist modernste Plug&Play-<br />

Elektronikarchitektur mit Selbstdiagnose eingesetzt.<br />

Die zur Regelung von WAKO einschließlich ALS erforderlichen<br />

Messgrößen werden durch Sensoren am<br />

Fahrwerk sowie im Wagenkasten bereitgestellt.<br />

Zum Erkennen der Bögen sowie zur Ermittlung des<br />

notwendigen Neigewinkels werden Querbeschleunigungssensoren<br />

sowie Kreisel am ersten, dem vorlau-<br />

2.2 Konstruktiver Aufbau<br />

WAKO ist in die Sek<strong>und</strong>ärfederstufe integriert <strong>und</strong><br />

generiert Bewegungen, die von den Luftfedersystemen<br />

aufgenommen werden. Mechanisch wird es<br />

realisiert, indem ein hoch liegender fiktiver Wankpol<br />

des Wagenkastens erzeugt wird. Dies geschieht<br />

durch eine nach innen geneigte Anordnung der<br />

Pendel der Wankstützen, die dem gegenüber in<br />

konventionellen Fahrzeugen in etwa senkrecht ausgerichtet<br />

sind (Bild 3). Die geneigten Pendelstangen<br />

erzeugen in der Verlängerung ihrer Achsen einen fiktiven<br />

Schnittpunkt oberhalb des Kastenschwerpunktes,<br />

um den der Wagenkasten pendeln kann (Bild 4).<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Fliehkraft hat der Wagenkasten im<br />

Bogen bereits passiv das Bestr<strong>eb</strong>en, nach außen zu<br />

pendeln <strong>und</strong> sich somit nach bogeninnen zu neigen.<br />

WAKO unterstützt diesen Vorgang durch einen elektrohydraulischen<br />

so genannten Aktuator.<br />

Pro Drehgestell sind aus Red<strong>und</strong>anzgründen zwei<br />

Aktuatoren angeordnet, die jeweils gleichzeitig für<br />

das Neigen <strong>und</strong> die Fahrkomfortregelung in Querrichtung<br />

sorgen. Die Aktuatoren sind demnach in<br />

y-Richtung wirksam <strong>und</strong> bringen über je eine Lenkstange<br />

geregelt Kräfte zwischen Drehgestellrahmen<br />

<strong>und</strong> Federträger auf. Der Federträger liegt auf den<br />

beiden Luftfedern auf <strong>und</strong> ist mit dem Wagenkasten<br />

verschraubt. Eine zusätzliche Zwischentraverse wie<br />

bei den bekannten Neigezugdrehgestellen ist nicht<br />

erforderlich. Im niederfrequenten Bereich erzeugen<br />

die Aktuatoren die für die Wankkompensation erforderliche<br />

quasistatische Kastenneigung nach bogeninnen.<br />

Im hochfrequenten Bereich regeln sie den<br />

Querkomfort im Wagenkasten. Die Aktuatoren sind<br />

110 (2012) Heft 3<br />

Bild 2:<br />

Anordnung von WAKO <strong>und</strong> ARS im Drehgestell, Ansicht von unten.<br />

Bild 3:<br />

Drehgestelltraverse auf den Luftfedern mit den nach innen geneigten Wankstützenpendeln,<br />

Aktuatoren in Querrichtung auf die Traverse wirkend.<br />

1 Federträger 4 WAKO Aktuator<br />

2 Wankstützenpendel 5 Lenkstangen<br />

3 Luftfeder<br />

97


Fahrzeuge<br />

Komplettausfall von WAKO das Fahrzeug innerhalb<br />

des verfügbaren Lichtraumprofils unter allen Bedingungen<br />

bleibt. Ausgefallene Aktuatoren wirken wie<br />

hydraulische Dämpfer.<br />

2.4 Eigenschaften <strong>und</strong> Vorteile<br />

Bild 4:<br />

Vergleich der Stellung des Wagenkastens <strong>und</strong> des Pantographen gegenüber Umgrenzungsprofil<br />

<strong>und</strong> Fahrdraht für die Funktion von WAKO (Bild links) sowie für einen Neigewinkel<br />

entsprechend dem Einsatz eines Neigezugs (Bild rechts).<br />

Bild 5:<br />

Komplettes Prototypdrehgestell.<br />

fenden Fahrwerk des Zuges eingesetzt. Daraus wird<br />

der Soll-Neigewinkel entsprechend der Fahrgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> der Position der einzelnen Wagen für jeden<br />

Wagen individuell vorgeg<strong>eb</strong>en. Für die Komfortregelung<br />

ALS werden Querbeschleunigungssensoren im<br />

Ober- <strong>und</strong> Unterdeck sowie über beiden Fahrwerken<br />

<strong>und</strong> in der Wagenmitte verwendet. Aus einer Kombination<br />

dieser Signale werden die Aktuatoren über einen<br />

Regelalgorithmus entsprechend angesteuert, um<br />

einen möglichst ausgeglichenen Schwingungskomfort<br />

über den ganzen Wagen zu erreichen.<br />

Die Sensoren sind digital aufg<strong>eb</strong>aut <strong>und</strong> selbstkalibrierend.<br />

In einer so genannten Sensor-Control-Box,<br />

welche im Fahrwerk angeordnet ist, werden die<br />

Sensordaten gesammelt <strong>und</strong> über einen red<strong>und</strong>anten<br />

CAN-Bus an die red<strong>und</strong>anten Wagen-Rechner<br />

weitergeleitet.<br />

Sowohl das Neigen als auch die Fahrkomfortfunktion<br />

quer sind kraftgeregelt. Die <strong>Herausforderung</strong><br />

bei der Fahrkomfortregelung besteht darin, bei allen<br />

Trassierungselementen <strong>und</strong> an allen Positionen im<br />

Wagen einen guten Fahrkomfort zu gewährleisten.<br />

WAKO ist ausfallsicher (Fail-Safe) aufg<strong>eb</strong>aut. Durch<br />

die Wahl der Parameter, welche die Quersteifigkeit<br />

zwischen Wagenkasten <strong>und</strong> Drehgestell bestimmen,<br />

ist sichergestellt, dass auch bei Abschalten oder<br />

Prinzipiell hat WAKO die gleiche Funktion wie ein<br />

Neigesystem. Die Neigewinkel, r<strong>und</strong> 2 ° in der Sek<strong>und</strong>ärstufe,<br />

sind jedoch kleiner als bei Neigezügen,<br />

die in der zusätzlich benötigten Neigemechanik Neigewinkel<br />

bis 8 ° aufweisen. Der Vorteil von WAKO besteht<br />

jedoch darin, dass es direkt in die Sek<strong>und</strong>ärstufe<br />

integriert ist <strong>und</strong> daher gegenüber klassischen Neigezugdrehgestellen,<br />

die Neigetraversen benötigen,<br />

mechanisch wesentlich einfacher aufg<strong>eb</strong>aut ist. Diese<br />

einfachere Ausführung erlaubt zudem den wirtschaftlichen<br />

Einsatz als vollständig red<strong>und</strong>antes System, sodass<br />

die Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Verfügbarkeit wesentlich<br />

höher sind als bei klassischen Neigezügen.<br />

Dank der modernen Elektronikarchitektur <strong>und</strong> der<br />

vollständigen Red<strong>und</strong>anz aller Komponenten inklusive<br />

Aktuator, was eine Weltneuheit darstellt, wird<br />

höchste Zuverlässigkeit erreicht.<br />

WAKO eignet sich somit im Besonderen für Doppelstockzüge,<br />

die sich aufgr<strong>und</strong> der großen Kastenquerschnitte<br />

nicht als klassische Neigezüge ausführen<br />

lassen. WAKO als kostengünstige Lösung<br />

ermöglicht somit erstmals, dass auch Doppelstockzüge<br />

mit Radsatzlasten bis 19 t <strong>und</strong> hoher Fahrgastkapazität<br />

in Bögen schneller fahren können. Damit<br />

sind auf vorhandenen Strecken auch ohne teure<br />

Infrastrukturmaßnahmen kürzere Reise- <strong>und</strong> damit<br />

Umlaufzeiten realisierbar. WAKO kann auch in einstöckigen<br />

Zügen eingesetzt werden <strong>und</strong> bietet dort<br />

prinzipiell die gleichen Vorteile.<br />

Mit WAKO lassen sich etwa 15 % höhere Fahrgeschwindigkeiten<br />

im Gleisbogen erreichen. Zusammen<br />

mit der Leistungsfähigkeit des TWINDEXX<br />

können damit sogar je nach Streckencharakteristik<br />

Fahrzeiteinsparungen bis zu denen eines heutigen<br />

Neigezuges erreicht werden.<br />

Die Fahrgeschwindigkeitsreihe in Bögen für konventionelle<br />

Reisezüge, in der Schweiz die so genannte<br />

Geschwindigkeitsreihe R, ist in der Regel so<br />

konzipiert, dass sich auf Gleis<strong>eb</strong>ene eine unkompensierte<br />

Querbeschleunigung von 0,85 m/s 2 <strong>und</strong> ausnahmsweise<br />

maximal 1 m/s 2 ergibt. Auf den Fahrgast<br />

wirkt in diesem Fall bei konventionellen Zügen eine<br />

Querbeschleunigung von r<strong>und</strong> 1,20 bis 1,30 m/s 2 ,<br />

weil ein Teil der Gleisüberhöhung durch das Wanken<br />

des Fahrzeugs in der Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärfederstufe<br />

aufgezehrt wird.<br />

Bei Neigezügen gilt die Geschwindigkeitsreihe N,<br />

die in der Schweiz eine Querbeschleunigung auf<br />

Gleis<strong>eb</strong>ene von 1,80 m/s 2 <strong>und</strong> auf Passagier<strong>eb</strong>ene<br />

von etwa 0,72 m/s 2 ergibt.<br />

98 110 (2012) Heft 3


Fahrzeuge<br />

Für Züge mit Wankkompensation wurde die<br />

neue Geschwindigkeitsreihe W geschaffen. Sie<br />

erlaubt Fahrgeschwindigkeiten im Bogen, die in<br />

etwa mittig zwischen denen der Reihen R <strong>und</strong> N<br />

liegen <strong>und</strong> unausgeglichene Querbeschleunigungen<br />

auf Gleis <strong>eb</strong>ene von 1,35 m/s 2 erlauben. Mit<br />

WAKO wird dabei auf die niedrige Querbeschleunigung<br />

auf Reisenden <strong>eb</strong>ene von höchstens 1,20 m/<br />

s 2 kompensiert, sodass das heutige hohe Komfortniveau<br />

trotz höherer Geschwindigkeit beibehalten<br />

werden kann.<br />

Einen Gleisbogen mit beispielsweise 420 m Radius<br />

<strong>und</strong> einer Gleisüberhöhung von 150 mm dürfen<br />

konventionelle Züge mit zirka 100 km/h durchfahren,<br />

ein Neigezug mit maximal 125 km/h <strong>und</strong> ein<br />

Zug mit Wankkompensation mit r<strong>und</strong> 115 km/h.<br />

Bild 4 zeigt die Stellung des Wagenkastens innerhalb<br />

der zulässigen Fahrzeugbegrenzungslinie für<br />

ein Fahrzeug mit Wankkompensation im Vergleich<br />

zu einem Fahrzeug mit aktiver Neigetechnik. Während<br />

der Wagenkasten des Neigezuges sich stark an<br />

die Begrenzungslinie annähert, bleibt der Wagenkasten<br />

des Fahrzeugs mit Wankkompensation weiter<br />

von dieser entfernt. Dies ermöglicht es, den Wagenkastenquerschnitt<br />

zu vergrößern.<br />

Außerdem verdeutlicht die Grafik die jeweilige<br />

Lage des Stromabnehmers. Beim Neigezug bewegt<br />

sich der Stromabnehmer gegenüber dem Fahrdraht<br />

seitlich sehr stark. Daher müssen Neigezüge Vorrichtungen<br />

besitzen, die den Stromabnehmer relativ<br />

zum Fahrdraht in die zulässige Lage bringen.<br />

Solche Vorrichtungen können aktiv wie beim Neigezug<br />

ICN oder passiv sein wie zum Beispiel beim<br />

Pendolino. Bei einem Zug mit Wankkompensation<br />

ist die Querbewegung des Stromabnehmers zum<br />

Fahrdraht vernachlässigbar klein, <strong>und</strong> es sind daher<br />

keine Vorrichtungen oder Maßnahmen für den bei<br />

allen Betri<strong>eb</strong>szuständen ordnungsgemäßen Lauf des<br />

Stromabnehmers erforderlich.<br />

Die Vorteile von WAKO lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• gegenüber klassischen Neigedrehgestellen reduzierte<br />

Komplexität, kostengünstiger mechatronischer<br />

Aufbau<br />

• kompakte Bauweise <strong>und</strong> daher kurzer Radsatzabstand<br />

auch bei integriertem Antri<strong>eb</strong><br />

• größerer Wagenkastenquerschnitt möglich, keine<br />

zusätzlichen Maßnahmen zur Führung des Stromabnehmers<br />

am Fahrdraht erforderlich<br />

• zirka 15 % höhere Fahrgeschwindigkeiten im Bogen<br />

gegenüber konventionellen Zügen<br />

• höchste Zuverlässigkeit dank modernster Elektronikarchitektur<br />

mit Selbstdiagnose <strong>und</strong> vollständiger<br />

Red<strong>und</strong>anz aller Komponenten<br />

• Fail-Safe-Verhalten bei Komplettausfall<br />

• dank geringerer Neigewinkel <strong>und</strong> aktiver Komfortregelung<br />

Ausschluss der bei Neigezügen verschiedentlich<br />

auftretenden Seekrankheit (Kinetose)<br />

110 (2012) Heft 3<br />

3 System FLEXX Tronic ARS<br />

3.1 Prinzip<br />

Das Gr<strong>und</strong>prinzip von FLEXX Tronic ARS (ARS) ist<br />

eine längsweiche Radsatzführung in Verbindung<br />

mit einer hochdynamischen aktiven Lenkeinrichtung.<br />

Diese Radsatzführung ermöglicht die Einstellung<br />

der Radsätze im Bogen ohne hohe rücktreibende<br />

Kräfte.<br />

3.2 Konstruktiver Aufbau<br />

An je einem Lagergehäuse jedes Radsatzes wird eine<br />

in x-Richtung weiche Primärfeder verwendet. Die<br />

jeweils andere Seite jedes Radsatzes wird mit einer<br />

längssteifen Primärfeder geführt. An den längsweich<br />

angelenkten Radsatzlagergehäusen greifen elektrohydraulische<br />

ARS-Aktuatoren an, die am Drehgestellrahmen<br />

befestigt sind. Sie erzeugen Kräfte <strong>und</strong> Wege in<br />

Längsrichtung zwischen Drehgestellrahmen <strong>und</strong> Radsatz.<br />

Im Zusammenspiel mit der längssteifen Feder auf<br />

der gegenüberliegenden Seite resultiert daraus eine<br />

Drehung des Radsatzes um die Hochachse, wobei der<br />

Drehpunkt in der Nähe der längssteifen Führung liegt.<br />

3.3 Regelungskonzept<br />

Jeder Aktuator wird über eine Echtzeitregelung, die<br />

in modernster Plug&Play-Architektur ausgeführt ist,<br />

in Abhängigkeit von der durch eine laterale Gleislageabweichung<br />

bewirkten Störung des Radsatzlaufs<br />

beaufschlagt. Kern dieser Regelung ist deren Aufteilung<br />

in zwei Frequenzbereiche mit unterschiedlichem<br />

Verhalten:<br />

• Im niederfrequenten Bereich wird eine radiale Einstellung<br />

des Radsatzes bewirkt, das heißt der Radsatz<br />

folgt den Übergangs- <strong>und</strong> Vollbögen ohne<br />

Anlaufwinkel <strong>und</strong> auf niedrigstem Energieniveau.<br />

Bild 6:<br />

Prototypdrehgestell<br />

unter einem Wagen<br />

IC 2000.<br />

99


Fahrzeuge<br />

Bild 7:<br />

• Im höherfrequenten Bereich wird jede Gleislagestörung<br />

durch entsprechendes Gegenlenken des<br />

betroffenen Radsatzes ausgeglichen <strong>und</strong> der Radsatzlauf<br />

so beruhigt. Somit kommt es gar nicht<br />

erst zu den harmonischen Bewegungen des Drehgestells,<br />

welche zu Instabilität führen können <strong>und</strong><br />

daher in herkömmlichen Fahrwerken bedämpft<br />

werden müssen.<br />

Versuchsträgerwagen IC 2000, zu den Nachbarwagen mit langen Versuchskupplungen auf<br />

Abstand gehalten.<br />

Bei Bogenfahrt ergänzen sich beide Regelungsverfahren,<br />

sodass der bogenangepasste Lauf von Störungen<br />

durch die unvollkommene Gleislage befreit<br />

wird.<br />

Jeder einzelne Radsatz wird individuell geregelt.<br />

Die zur Regelung erforderlichen Signale werden<br />

von Sensoren, die im Drehgestell angeordnet sind,<br />

geliefert.<br />

Bei ARS wird ein Instabilitäts-Monitoring-System<br />

(IMS) eingesetzt, das als eigenständiges System die<br />

Fahrstabilität des Drehgestells überwacht. Es ist am<br />

Drehgestellrahmen befestigt <strong>und</strong> misst die Querbeschleunigung<br />

mit auf MEMS-Technologie (Micro-<br />

Electric-Mechanical-Systems) basierten Sensoren. Das<br />

IMS ist nicht sicherheitsrelevant, da die Fahrzeuge so<br />

ausgelegt sind, dass auch bei Auftreten von instabilem<br />

Lauf keine kritischen Rad/Schiene-Grenzwerte<br />

überschritten werden. Es dient lediglich der Überwachung<br />

<strong>und</strong> soll verhindern, dass instabiler Lauf über<br />

längere Zeiträume mit starker Beanspruchung von<br />

Drehgestell <strong>und</strong> Gleis unerkannt bleibt.<br />

3.4 Eigenschaften <strong>und</strong> Vorteile<br />

Mit ARS werden die Anlaufwinkel zwischen Rad <strong>und</strong><br />

Schiene gegenüber konventionellen Radsatzführungen<br />

derart verändert, dass sich der vorlaufende<br />

Radsatz wie ein nachlaufender verhält. Dies führt zu<br />

kleineren Rad/Schiene-Kräften in Querrichtung, zu<br />

weniger Verschleiß <strong>und</strong> Rollkontakt-Ermüdung an<br />

Rädern <strong>und</strong> Schienen sowie zu einer Verringerung<br />

von Rollgeräusch <strong>und</strong> Energieverbrauch. Potenzielle<br />

Erhöhungen der Gleisinstandhaltungskosten durch<br />

die steigende Transportkapazität können damit mindestens<br />

kompensiert werden.<br />

Zusätzlich stabilisiert ARS den Radsatzlauf bei<br />

hohen Geschwindigkeiten. Daher sind keine Schlingerdämpfer<br />

erforderlich. Mit der aktiven Steuerung<br />

der Radsätze im Bogen <strong>und</strong> deren Stabilisierung<br />

löst ARS damit den traditionellen Konflikt zwischen<br />

Bogen- <strong>und</strong> Schnellfahrt. Bei Ausfall eines Aktuators<br />

wirkt dieser wie ein hydraulischer Dämpfer <strong>und</strong> sorgt<br />

so weiterhin für stabiles Fahrverhalten.<br />

Die Vorteile von ARS lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• gleichzeitige Befriedung der gegenläufigen Anforderungen<br />

aus Bogen- <strong>und</strong> Schnellfahrt<br />

• Verringerung der Rad/Schiene-Kräfte in Querrichtung<br />

<strong>und</strong> damit des Verschleißes an Rädern <strong>und</strong><br />

Schienen, Schonung der Infrastruktur<br />

• stabiles Fahrverhalten auch bei Ausfall von Aktuatoren<br />

• Verringerung von Rollgeräusch <strong>und</strong> Energieverbrauch<br />

• Verringerte Vibrationsübertragung in den Wagenkasten<br />

durch Wegfall der Schlingerdämpfer,<br />

besserer Fahrkomfort<br />

• Potenzial für Masseneinsparung am Wagenkasten,<br />

da dieser nicht für die Einleitung der Schlingerdämpferkräfte<br />

dimensioniert werden muss<br />

• Integration der Ausgänge für WAKO <strong>und</strong> ARS<br />

in einem einzelnen Aktuator (Duplexaktuator)<br />

möglich<br />

4 Erprobung<br />

Bild 8:<br />

Versuchszug während<br />

der Versuchsfahrten<br />

über dem Rheinfall von<br />

Schaffhausen.<br />

Die beiden innovativen mechatronischen Technologien<br />

WAKO <strong>und</strong> ARS wurden inzwischen bereits<br />

erprobt. Zu diesem Zweck hatte Bombardier im Rahmen<br />

des Auftrages der SBB über die Fernverkehrs-<br />

Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge zwei Prototypdrehgestelle<br />

entwickelt <strong>und</strong> g<strong>eb</strong>aut <strong>und</strong> mit WAKO <strong>und</strong> dem optional<br />

ang<strong>eb</strong>otenen System ARS ausgerüstet (Bild 5).<br />

100 110 (2012) Heft 3


Fahrzeuge<br />

Die beiden Prototypdrehgestelle konnten im Zeitraum<br />

von Januar bis Oktober 2011 in stationären<br />

Versuchen bei der DB Systemtechnik in Minden<br />

(Westfalen) sowie bei umfangreichen Fahrversuchen<br />

auf dem Schweizer Streckennetz unter einem Doppelstockwagen<br />

des Typs IC 2000 (Bild 6) erprobt<br />

werden [1; 2; 3; 4; 5]. Der Versuchsträgerwagen<br />

IC 2000 wurde zu den Nachbarwagen mit langen<br />

Versuchskupplungen auf Abstand gehalten (Bild 7),<br />

um Störeinflüsse aus Kupplung <strong>und</strong> Pufferreibung<br />

zu vermeiden.<br />

Während der Versuche auf der Strecke, die eine<br />

Gemeinschaftsunternehmung mit der SBB waren,<br />

wurden mehr als 42 000 km zurückgelegt (Bild 8).<br />

Versuchszweck war die fahrtechnische Untersuchung<br />

von WAKO <strong>und</strong> ARS nach der EN 14363 sowie<br />

der Nachweis der Funktionsfähigkeit. Die Versuche<br />

dienten außerdem der Optimierung von Komponenten<br />

<strong>und</strong> Reglereinstellungen sowie der Untersuchung<br />

des Ausfallverhaltens. Bei ARS kam hinzu, dass<br />

ausreichend Daten gesammelt werden sollten, um<br />

die Vorteile gegenüber konventionellen Fahrzeugen<br />

auch finanziell bewerten zu können.<br />

Bestandteil des Versuchsprogramms waren auch<br />

Hochgeschwindigkeitsfahrten mit bis zu 220 km/h<br />

auf der Neubaustrecke Bern – Olten.<br />

Im April 2011 fanden während einer Woche Versuchsfahrten<br />

mit insgesamt 450 Testk<strong>und</strong>en statt.<br />

Diese wurden während der Fahrten systematisch<br />

bezüglich ihres Empfindens zu Schwingungskomfort<br />

<strong>und</strong> Wohlbefinden befragt. Die Beurteilungen<br />

liegen auf einem guten Niveau. Es bestätigte<br />

sich, dass kaum Seekrankheitseffekte festgestellt<br />

werden. Die Testk<strong>und</strong>en bewerteten den Passagierkomfort<br />

bei Bogenfahrt, der im PCT-Wert ausgedrückt<br />

wird, mit WAKO trotz der höheren Bogengeschwindigkeiten<br />

als etwa gleich gut wie bei<br />

den konventionellen Fahrzeugen mit niedrigeren<br />

Bogengeschwindigkeiten. Einen Komfortgewinn<br />

fühlten die Testk<strong>und</strong>en, wenn WAKO eingeschaltet<br />

war, aber dennoch nur mit der Maximalgeschwindigkeit<br />

eines konventionellen Zuges durch die Bögen<br />

gefahren wurde.<br />

Momentan laufen die Detailauswertungen der<br />

Messungen. Es lässt sich aber bereits feststellen, dass<br />

sowohl WAKO als auch ARS die Einsatzreife bewiesen<br />

haben <strong>und</strong> sich prinzipiell so verhalten, wie vorhergesagt<br />

<strong>und</strong> erwartet. Die gesammelten Erkenntnisse<br />

aus dem umfangreichen Testprogramm werden in<br />

die Entwicklung der Seriendrehgestelle für die SBB<br />

sowie in die Detailoptimierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

der Systeme für zukünftige Anwendungen<br />

einfließen.<br />

Literatur<br />

[1] Kraft, D.; Grossenbacher, T.: Erprobung von Prototypdrehgestellen<br />

für die Fernverkehrs-Doppelstockzüge der<br />

SBB. In: Eisenbahn-Revue (2011), H. 2, S. 68–71.<br />

[2] Grossenbacher, T.; Kraft, D. Schneider, R.; Rawe, H.:<br />

Versuchskomposition zur Erprobung von Prototypdrehgestellen<br />

für die Fernverkehrs-Doppelstockzüge der<br />

SBB. In: Eisenbahn-Revue (2011), H. 6, S. 273–277.<br />

[3] Grossenbacher, T.; Schneider, R.; Kraft, D.: Testing of prototype<br />

bogies for SBB Intercity double-deck trains. In:<br />

Railway Update (2011), H. 5-6, S. 98–102.<br />

[4] Grossenbacher, T.; Kraft, D.; Schneider, R.; Rawe, H.: Test<br />

train composition for prototype bogies of SBB Intercity<br />

double-deck EMUs. In: Railway Update (2011), H. 7-8,<br />

S. 137–141.<br />

[5] Schneider, R.: Trotz größerer Transportleistung gleisschonend<br />

in die Zukunft – Wankkompensation <strong>und</strong> aktive<br />

Radsatzsteuerung FLEXX Tronic von Bombardier. In:<br />

Eisenbahn-Revue (2010), H. 4, S. 174–181.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dr. Dietmar Kraft (44), Maschinenbaustudium<br />

RWTH Aachen, anschließend<br />

dort Assistent <strong>und</strong> Promotion am Institut<br />

für Fördertechnik <strong>und</strong> Schienenfahrzeuge;<br />

seit 1998 im Drehgestell-Engineering<br />

bei Bombardier <strong>und</strong> Vorgängerfirmen in<br />

Winterthur tätig; technische Projektleitung<br />

für Fahrwerke aller Art, Beschäftigung<br />

mit mechatronischen Fahrwerken<br />

<strong>und</strong> Messtechnik; Gruppenleiter Bogie<br />

Integration.<br />

Adresse: Bombardier Transportation,<br />

Zürcherstr. 39,<br />

8400 Winterthur, Schweiz;<br />

Fon: +41 52 26-41259,<br />

Fax: -41101;<br />

E-Mail: dietmar.kraft@ch.transport.<br />

bombardier.com<br />

Dipl.-Ing. (FH) Richard Schneider<br />

(55), Maschinenbaustudium FH Muttenz;<br />

ab 1979 Leitung Entwicklung von Fahrwerken<br />

aller Art, speziell mit gesteuerten<br />

Radsätzen sowie passiver <strong>und</strong> aktiver<br />

Neigetechnik, bei SIG Schweizerische<br />

Industrie-Gesellschaft, Neuhausen; seit<br />

1998 bei Adtranz, jetzt Bombardier,<br />

Leitung Fahrwerk-Engi-neering, Entwicklung<br />

eines internationalen Engineering-<br />

Netzwerkes, Entwicklung des mechatronischen<br />

Fahrwerkes; heute Vice President<br />

R&D.<br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: +41 79 7235040,<br />

Fax: +41 52 26-41101;<br />

E-Mail: richard.schneider@ch.transport.<br />

bombardier.com<br />

110 (2012) Heft 3<br />

101


Magnetbahnen<br />

Magnetbahnentwicklung – Historie <strong>und</strong><br />

heutige Marktchancen<br />

Eckert Fritz, Dresden; Michael Witt, Bad Vilbel<br />

Die Entwicklung der Magnetschw<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahn umfasst einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren. Im Aufsatz<br />

werden die maßg<strong>eb</strong>enden Forschungen zur Magnetbahntechnik <strong>und</strong> die verkehrstechnologischen<br />

Entwicklungen in den letzten Jahrzehnten diskutiert. Verkehrspolitische Aspekte bildeten die Rahmenbedingungen<br />

zum erreichten aktuellen Stand der Anwendung der Magnetbahntechnik in der Welt.<br />

MAGLEV TRAIN DEVELOPMENT – HISTORY AND TODAY’S MARKETING CHANCES<br />

The development of maglev train systems started more than 40 years ago. The paper discusses relevant<br />

research efforts made in maglev train technology and the transport technology developments<br />

in past decades. Transport-political aspects were the determining factors for the development that<br />

led to current applications in the field of maglev train technology worldwide.<br />

DÉVELOPPEMENT DU TRAIN À SUSTENTATION MAGNÉTIQUE – HISTOIRE ET CHANCES ACTUELLES<br />

SUR LE MARCHÉ<br />

Le développement du train à sustentation magnétique couvre une période de plus de 40 ans. L’article<br />

aborde les recherches essentielles sur la technologie du train à sustentation magnétique et<br />

les développements en matière de technologies des transports dans les dernières décennies. Les<br />

aspects de la politique des transports ont déterminé les conditions-cadre du niveau atteint à l’heure<br />

actuelle dans l’application de la technologie du train à sustentation magnétique au niveau mondial.<br />

1 Einführung<br />

Mit dem Ziel der Verkehrsentlastung auf der Straße<br />

<strong>und</strong> dem Ersatz des Kurzstreckenluftverkehrs durch<br />

einen trasseng<strong>eb</strong><strong>und</strong>enen Verkehr sowie zur deutlichen<br />

Verbesserung der Unfallbilanzen wurde ab<br />

Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts in<br />

Großbritannien, Frankreich, Japan <strong>und</strong> den USA der<br />

Einsatz schneller Bahnsysteme in konventioneller<br />

Bild 1:<br />

Luftkissenfahrzeug 1970er Jahre, Pu<strong>eb</strong>lo, CO, USA (Foto: M. Witt).<br />

Technik <strong>und</strong> auch mit berührungsfreier Trag-, Führ<strong>und</strong><br />

Antri<strong>eb</strong>stechnik sowohl als Luftkissen- als auch<br />

als Magnetschw<strong>eb</strong>esysteme untersucht.<br />

Bereits zu Beginn des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts gab es Erfindungen<br />

zu magnetisch getragenen <strong>Bahnen</strong>. Hier<br />

ist insbesondere der Franko-Amerikaner Emile Bachelet<br />

zu erwähnen. Aber erst Anfang der 1970er Jahre<br />

entstanden in den USA, Frankreich, Italien <strong>und</strong><br />

Großbritannien Großversuchsanlagen vorwiegend<br />

für die Erprobung von Luftkissenfahrzeugen (Bild 1).<br />

Verkehrspolitisch schien man sich in Deutschland<br />

nicht um eine Problemlösung mit Hilfe von neuen<br />

Technologien bemühen zu wollen, sondern setzte<br />

auf die Evolution der konventionellen Bahn. Erst<br />

unter dem früheren Verkehrsminister Georg L<strong>eb</strong>er<br />

(1969) kam es zu einer politischen Weitsicht hinsichtlich<br />

der Perspektiven von neuen Bahntechnologien<br />

zur Problemlösung im Fernverkehr. Wohl<br />

wissend, dass zwischen den ersten Ideen <strong>und</strong> der<br />

Anwendung von Technologien oft Jahrzehnte liegen,<br />

liefen ab den 1970er Jahren bei Messerschmitt-<br />

Bölkow-Blohm (MBB) <strong>und</strong> Krauss-Maffei (KM) erste<br />

Entwicklungsarbeiten für eine elektromagnetische<br />

Schw<strong>eb</strong>etechnik an (Bild 2), die auf den Ideen des<br />

Emsländer Elektro-Ingenieurs Hermann Kemper, Jahrgang<br />

1892 <strong>und</strong> Sohn des Fleischwarenfabrikanten<br />

Kemper aus Nortrup, basierten. Kemper hatte 1934<br />

das Patent für ein berührungsfreies Magnetbahnsystem<br />

auf der Basis von geregelten Elektromagneten<br />

erhalten. Nach dem Studium der Elektrotechnik an<br />

102 110 (2012) Heft 3


Magnetbahnen<br />

der Universität Hannover trat er in die Firma Radiotechnik<br />

Körting ein <strong>und</strong> lernte dort die Regelungstechnik<br />

kennen.<br />

In seiner Autogarage baute er ein kleines Versuchsfeld<br />

für ein berührungsfreies Magnetbahnsystem<br />

mit steuerbaren Elektromagneten. Auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Erg<strong>eb</strong>nisse seiner Forschungen <strong>und</strong><br />

Versuche meldete er 1933/34 ein berührungsfreies<br />

Magnetbahnsystem auf der Basis von geregelten<br />

Elektromagneten zum Patent an, das ihm 1934<br />

erteilt wurde. Im Winter 1942/1943 begannen Planungen<br />

für eine Magnetbahn-Versuchsanlage in<br />

Landsberg an der Warthe. Aber der 2. Weltkrieg<br />

stoppte seine weiteren Forschungsaktivitäten. Am<br />

Ende des Krieges gingen Kempers Patentschriften in<br />

die USA. Mit Hilfe des CIA konnten sie jedoch wieder<br />

zurück an ihren Besitzer gelangen.<br />

Auch Kempers Erfindung einer Art Rohrpost in<br />

einer luftleeren Röhre mit Reisenden in torpedoförmigen<br />

Behältern konnte nicht weiter verfolgt werden.<br />

Als elektronische Leistungsbauelemente standen nur<br />

relativ träg reagierende Quecksilberdampfelemente<br />

zur Verfügung. Die erforderliche schnelle Ansteuerung<br />

dieser Leistungsbauelemente war <strong>eb</strong>enfalls<br />

nicht möglich. Es mangelte an einer praktikablen<br />

Leistungselektronik für die Elektromagnete sowie einer<br />

miniaturisierten Rechnertechnik. Dies wurde erst<br />

mit der Entwicklung der Halbleitertechnik <strong>und</strong> der<br />

Miniaturisierung der Rechentechnik Ende der 1960er<br />

Jahre möglich.<br />

Hermann Kemper wurde 1972 mit dem Großen<br />

Verdienstorden der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

ausgezeichnet. Leider erl<strong>eb</strong>te er 1984 die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

der Transrapid-Versuchsanlage im Emsland<br />

nicht mehr. Er starb 1977.<br />

Kempers Ideen, die er im Frühjahr 1969 beim Kuren<br />

in Bad Wörishofen dem bekannten Luftfahrt- <strong>und</strong><br />

Technologieforscher Ludwig Bölkow mitteilte, wurden<br />

nun endlich von der damaligen B<strong>und</strong>esregierung<br />

aufgegriffen. Sie veranlasste hierzu mehrere gr<strong>und</strong>legende<br />

Untersuchungen. So wurde unter anderem<br />

die Hochleistungs-Schnellbahn-Studie (HSB-Studie)<br />

erarbeitet. Die Empfehlungen der HSB-Studie lauteten,<br />

die Geschwindigkeitsgrenzen der Rad/Schiene-<br />

Technik (R/S-Technik) auszuloten <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

die Möglichkeiten berührungsfreier Fahrtechniken<br />

im Hochleistungsschnellverkehr zu erforschen. Das<br />

Erg<strong>eb</strong>nis dieser Untersuchung war der Auftakt für<br />

die Industrie unter Federführung von Ludwig Bölkow<br />

<strong>und</strong> dem damaligen B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft, ein Technologieprogramm zur<br />

Entwicklung von Schnellbahnsystemen neuer Technologie<br />

zu starten. Unter dem Schlagwort High-Tech-<br />

Transporttechnologie zeigt die Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik<br />

im Vergleich zu bestehenden konventionellen<br />

Bahnsystemen deutliche Vorteile wie:<br />

• geringer Flächenverbrauch durch die aufgeständerte<br />

Fahrwegbauweise<br />

• niedrigere Investitionskosten durch die Verringerung<br />

von Tunnelbaukosten<br />

• hoher Fahrkomfort durch Vibrationsarmut<br />

• bessere Umweltverträglichkeit durch geringere<br />

Schallemissionen<br />

• günstige Betri<strong>eb</strong>skosten durch niedrigere Instandhaltungskosten<br />

aufgr<strong>und</strong> der Berührungsfreiheit<br />

von Fahrweg <strong>und</strong> Fahrzeug sowie geringere Personalkosten<br />

aufgr<strong>und</strong> eines automatisierten Betri<strong>eb</strong>es<br />

• geringe optische Beeinträchtigung der Umg<strong>eb</strong>ung<br />

durch eine schlanke Fahrwegbauweise<br />

• Nutzung von erneuerbaren Energien<br />

2 Historie der deutschen<br />

Magnetbahnentwicklung<br />

Das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> Wissenschaft,<br />

danach das Forschungs- <strong>und</strong> Technologieministerium<br />

(BMFT) <strong>und</strong> schließlich das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung (BMBF) haben in den Jahren<br />

1970 bis 2001 in Deutschland ein komplettes Bahnsystem<br />

mit neuer Technologie auf der Basis der elektromagnetischen<br />

Schw<strong>eb</strong>etechnik <strong>und</strong> der linearen<br />

synchronen Antri<strong>eb</strong>stechnik entwickeln <strong>und</strong> erproben<br />

lassen. Im Anschluss daran übernahm dann das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Wohnungswesen<br />

(BMVBW), ab 2005 das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Verkehr, Bau <strong>und</strong> Stadtentwicklung (BMVBS), die<br />

Entwicklung der Magnetbahn <strong>und</strong> definierte hierzu<br />

das Programm zur Weiterentwicklung der Magnetbahntechnik,<br />

das im Prinzip in 2009 abgeschlossen<br />

wurde <strong>und</strong> für das nur noch begrenzte Aktivitäten<br />

auf der Transrapid-Versuchsanlage Emsland (TVE) bis<br />

Ende 2011 stattfanden.<br />

Bild 2:<br />

Transrapid 04, 1973 KM München-Allach (Foto: Krauss-Maffei).<br />

110 (2012) Heft 3<br />

103


Magnetbahnen<br />

Entwicklungsziele hierbei waren<br />

• ein dem Rad/Schiene-System überlagertes Hochgeschwindigkeitssystem<br />

primär für den Personenfernverkehr,<br />

• Geschwindigkeiten bis 500 km/h,<br />

• vergleichsweise niedrige Investitions- <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>skosten,<br />

• flexible Trassenführung mit günstigen Trassierungsparametern<br />

<strong>und</strong><br />

• Nutzung eines aufgeständerten Fahrwegs.<br />

Ab 2001 wurden diese Kriterien um spezifische Belange<br />

des schnellen Regionalverkehrs wie zum Beispiel<br />

• berührungsfreie induktive Bordenergieeinspeisung,<br />

• schneller Fahrgastwechsel durch zusätzliche <strong>und</strong><br />

breitere Türen,<br />

• Erhöhung der Nutzlast pro Fahrzeugsektion,<br />

• umfassende Druckdichtigkeit <strong>und</strong><br />

• niedriger Innenraumschallpegel<br />

ergänzt.<br />

Mit einer Vielzahl von Forschungsvorhaben wurde<br />

die Entwicklung von den technischen Gr<strong>und</strong>lagen<br />

bis zum Nachweis der Zulassungsfähigkeit des Magnetbahnsystems<br />

mit B<strong>und</strong>esmitteln finanziell gefördert.<br />

Dabei wurden insgesamt 1,5 Mrd. EUR aus<br />

den Haushalten der Ministerien BMBF, BMVBW <strong>und</strong><br />

BMVBS bereitgestellt. Durch die Entwicklerindustrie<br />

wurde das Programm mit einem Eigenanteil von<br />

mehr als 450 Mio. EUR kofinanziert.<br />

Das Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsprogramm<br />

umfasste dabei die Entwicklungsphasen:<br />

• Bedarfsuntersuchungen<br />

• Komponentenentwicklung <strong>und</strong> Test auf Werksversuchsanlagen<br />

für verschiedene Technologiesysteme<br />

• Systementscheid <strong>und</strong> Systementwicklung auf einer<br />

Großversuchsanlage<br />

• Technologieoptimierung <strong>und</strong> Nachweis der technologischen<br />

Einsatzreife (1986–1991)<br />

• Anwendungsorientierte Optimierung der Technologie<br />

(1991–1996)<br />

• Typzulassungsprogramm (1996–2001)<br />

• Weiterentwicklungsprogramm für Regionalanwendungen<br />

(2000–2009)<br />

Die Erg<strong>eb</strong>nisse des staatlich <strong>und</strong> industriell finanzierten<br />

Weiterentwicklungsprogramms in den Bereichen<br />

Fahrzeug, Antri<strong>eb</strong> <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong>sleitsystem wurden<br />

inzwischen von der Bau- <strong>und</strong> Systemindustrie weitergeführt<br />

<strong>und</strong> mündeten in<br />

• eine ganzheitliche kostenreduzierte Fahrweg- <strong>und</strong><br />

Fahrwegausrüstungsmanufaktur mit hohem Vorfabrikationsgrad,<br />

• mittlere Systemkosten in Höhe von ca. 30 Mio. EUR<br />

pro Doppel-Kilometer,<br />

• Simplifizierung der Schnittstellen zwischen Fahrweg,<br />

Fahrzeug <strong>und</strong> Antri<strong>eb</strong>,<br />

• reduzierte Bau- <strong>und</strong> Errichtungszeiten,<br />

• deutlich reduzierte Fahrweginspektionskosten sowie<br />

• Einsatz von Off-the-shelf-Komponenten mit spürbar<br />

geringeren spezifischen Beschaffungskosten.<br />

In den technologischen Entwicklungsraum des mittelfristigen<br />

Magnetbahnentwicklungsprogramms (1978)<br />

wurde ein breites Spektrum an unterschiedlichen Trag<strong>und</strong><br />

Führtechnologien einbezogen <strong>und</strong> zwar<br />

• die elektromagnetische Schw<strong>eb</strong>etechnik (EMS),<br />

• die permanentmagnetische Schw<strong>eb</strong>etechnik,<br />

• die elektrodynamische Schw<strong>eb</strong>etechnik (EDS)<br />

<strong>und</strong><br />

• die Luftkissentechnik [1].<br />

Als Antri<strong>eb</strong> wurde in allen Fällen der elektrische Kurzstator<br />

Linearmotor genutzt. Die Traktionsenergie wurde<br />

über ein mechanisches System einer stationären Fahrleitung<br />

<strong>und</strong> elastischer Stromabnehmer am Fahrzeug<br />

übertragen. Auf dem Fahrzeug wird die Traktionsenergie<br />

in ein System 3 AC mit veränderlicher Spannung<br />

<strong>und</strong> Frequenz umgewandelt. Aufgr<strong>und</strong> der damaligen<br />

hohen technischen Komplexität, verb<strong>und</strong>en mit einem<br />

technisch hohen Aufwand <strong>und</strong> negativen Umwelteffekten<br />

schieden die permanentmagnetische Schw<strong>eb</strong>etechnik<br />

<strong>und</strong> die Luftkissentechnik frühzeitig aus.<br />

Somit bli<strong>eb</strong>en nur noch die EMS-Kurzstator-Technik<br />

mit dem Antri<strong>eb</strong> im Fahrzeug <strong>und</strong> die EDS-Technik auf<br />

Basis supraleitender Komponenten übrig. Die Planung<br />

einer Großversuchsanlage im Donauried nach Verabschiedung<br />

eines speziellen Versuchsanlagengesetzes<br />

begann Mitte der 70er Jahre. Weitere Untersuchungen<br />

zur Kurzstator-Technik zeigten die Grenzen dieser<br />

Technik im Hochgeschwindigkeitsbereich auf. Große<br />

elektrische Leistungen mussten bei hohen Geschwindigkeiten<br />

von einer Fahrleitung über Stromabnehmer<br />

auf das Fahrzeug übertragen werden. Die Antri<strong>eb</strong>skomponenten<br />

besitzen ein hohes Gewicht <strong>und</strong> großes<br />

Volumen. Das sind für ein Fahrzeug unerwünschte<br />

Eigenschaften. Außerdem wirkten elektromagnetische<br />

Störungen von den Antri<strong>eb</strong>skomponenten auf die<br />

Trag- <strong>und</strong> Führungssysteme.<br />

Dies war die G<strong>eb</strong>urtsst<strong>und</strong>e des Langstator Antri<strong>eb</strong>s,<br />

bei dem die aktiven, die Energie führenden Komponenten<br />

des Systems stationär in Unterwerken <strong>und</strong> im<br />

Fahrweg angeordnet sind. 1974 fanden bei Prof. Weh<br />

an der TU Braunschweig die ersten Tests zum Langstator<br />

Antri<strong>eb</strong> statt (HMB 2). Nach einem Systemvergleich<br />

zwischen EDS gemäß einem Technologiekonzept von<br />

Siemens <strong>und</strong> EMS, ein Technologiekonzept einer Arge,<br />

bestehend aus KM <strong>und</strong> MBB; Thyssen-Henschel <strong>und</strong><br />

der TU Braunschweig, entschied das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Forschung <strong>und</strong> Technologie mit einem Gutachterausschuss,<br />

die Förderung elektrodynamischer<br />

Schw<strong>eb</strong>esysteme <strong>und</strong> Kurz-stator-Antri<strong>eb</strong>ssysteme<br />

einzustellen <strong>und</strong> die EMS-Technik mit Langstatorantri<strong>eb</strong><br />

weiterzuentwickeln (Bild 3). Die Arbeiten an der<br />

104 110 (2012) Heft 3


Magnetbahnen<br />

Bild 3:<br />

Systementscheid 1977<br />

(Grafik: Magnetbahn<br />

Transrapid, Hestra-<br />

Verlag Darmstadt).<br />

EDS-Technik wurden daraufhin 1978 in Deutschland<br />

eingestellt. Die weitere Erprobung der EMS-Langstator-<br />

Technik fand dann mit dem TR 05 (Bild 4) <strong>und</strong> ab Mitte<br />

der 80er Jahre auf der neuen Transrapid-Versuchsanlage<br />

(TVE) im Emsland statt.<br />

Eine Übersicht zu den Transrapid-Fahrzeugen <strong>und</strong><br />

ihren Vorgängern gibt Tabelle 1. Nach zunächst<br />

unbemannten Test- <strong>und</strong> Versuchsfahrzeugen mit<br />

unterschiedlichen Antri<strong>eb</strong>s- <strong>und</strong> Schw<strong>eb</strong>esystemen<br />

war der TR 05 das erste Transrapid-Fahrzeug, das<br />

auf der Internationalen Verkehrsausstellung 1979 in<br />

Hamburg offiziell für den Personenverkehr zugelassen<br />

war. Es war das erste Transrapid-Fahrzeug mit<br />

Langstatorantri<strong>eb</strong>. Mit dem TR 06 begannen auf<br />

der TVE ab 1983 die Versuchsfahrten. Das Nachfolgefahrzeug<br />

TR 07 erreichte 1993 auf der TVE<br />

eine Höchstgeschwindigkeit von 450 km/h. Mit dem<br />

TR 08 (Bild 5) wurde 1999 das erste 3-Sektionenfahrzeug<br />

in Betri<strong>eb</strong> genommen. Zunächst war es als<br />

Vorserienfahrzeug für die Strecke Berlin – Hamburg<br />

vorgesehen, diente dann später als Basis für die<br />

Fahrzeuge der ersten Anwendungsstrecke in Shanghai.<br />

Das letzte auf der TVE in Betri<strong>eb</strong> genommene<br />

Magnetbahnfahrzeug TR 09 (Bild 6), <strong>eb</strong>enfalls mit<br />

drei Sektionen, sollte als Vorserienfahrzeug für die<br />

Anwendung in München fungieren <strong>und</strong> dort auf der<br />

Flughafenanbindung zum Einsatz kommen.<br />

die Emsland GmbH unter ihrem Geschäftsführer<br />

Gerd Hugenberg mit dem Ziel gegründet, neue Arbeitsplätze<br />

zu schaffen. Anfang der 70er Jahre des<br />

letzten Jahrh<strong>und</strong>erts schaute man sich intensiv nach<br />

neuen Technologien für den Standort Emsland um.<br />

Im Jahre 1977 wurde anlässlich eines Treffens von<br />

ehemaligen Schülern im Emsland von einer neuen<br />

Verkehrserfindung im Münchner Raum berichtet.<br />

Hieraus entwickelte sich ein Erstkontakt mit dem damaligen<br />

B<strong>und</strong>esforschungsministerium in Bonn, das<br />

damals für das Magnetbahnprogramm b<strong>und</strong>esrepublikweit<br />

auf der Suche nach einem Standort für die<br />

Magnetbahn-Versuchsanlage war, nachdem sich der<br />

ursprünglich geplante Standort im Donauried nicht<br />

mehr durchsetzen ließ. Da die Rahmenbedingungen<br />

für den Aufbau einer Versuchsanlage im Emsland<br />

Bild 4:<br />

Transrapid 05, 1979<br />

(Foto: Wikipedia MP 57).<br />

3 Transrapid-Versuchsanlage<br />

Emsland (TVE)<br />

Ende der 1960er Jahre begann das Emsland wirtschaftlich<br />

zu veröden. Um dem entgegenzuwirken<br />

<strong>und</strong> die Infrastruktur neu auszurichten wurde 1971<br />

110 (2012) Heft 3<br />

105


Magnetbahnen<br />

TABELLE<br />

Kenndaten der Transrapid-Fahrzeuge <strong>und</strong> ihrer Vorgänger.<br />

Fahrzeug Baujahr Hersteller Konfiguration/<br />

Gesamtlänge<br />

Antri<strong>eb</strong>ssystem<br />

Prinzipfahrzeug 1971 MBB 1 Sektion / 7,6 m Asynchroner Kurzstator-<br />

Linearmotor<br />

Transrapid 02 1971 Krauss-Maffei, AEG-Telefunken,<br />

Merlin & Gerlin<br />

Transrapid 03 1972 Krauss-Maffei,<br />

Merlin & Gerlin<br />

EET 01 / EET 02 1973/<br />

1977<br />

M.A.N. Siemens, BBC,<br />

AEG-Telefunken<br />

Transrapid 04 1973 Krauss-Maffei,<br />

AEG-Telefunken<br />

1 Sektion / 11,7 m Asynchroner Kurzstator-<br />

Linearmotor<br />

1 Sektion / 11,7 m Asynchroner Kurzstator-<br />

Linearmotor<br />

1 Sektion / 12,3 m Asynchroner Kurzstator-<br />

Linearmotor /<br />

eisenloser synchroner<br />

Langstator-Linearmotor<br />

1 Sektion / 15,0 m Asynchroner Kurzstator-<br />

Linearmotor<br />

HMB 2 1974 Thyssen-Henschel 1 Sektion / 5,3 m eisenbehafteter synchroner<br />

Langstator-Linearmotor<br />

Transrapid 05 1979 Transrapid E.M.S.,<br />

Thyssen-Henschel, BBC<br />

Transrapid 06 1983 AEG, BBC, Siemens, MBB,<br />

Thyssen-Henschel<br />

2 Sektionen / 26,2 m Synchroner Langstator-<br />

Linearmotor<br />

2 Sektionen / 50,6 m Synchroner Langstator-<br />

Linearmotor<br />

Transrapid 07 1988 Thyssen-Henschel 2 Sektionen / 54,0 m Synchroner Langstator-<br />

Linearmotor<br />

Transrapid 08 1999 ThyssenKrupp Transrapid,<br />

Siemens<br />

Transrapid Shanghai 2002 ThyssenKrupp Transrapid,<br />

Siemens<br />

3 Sektionen / 79,2 m Synchroner Langstator-<br />

Linearmotor<br />

5 Sektionen / 128,8 m Synchroner Langstator-<br />

Linearmotor<br />

Transrapid 09 2007 ThyssenKrupp Transrapid 3 Sektionen / 75,8 m Synchroner Langstator-<br />

Linearmotor<br />

Geschwindigkeit<br />

max. 90 km/h<br />

max. 164 km/h<br />

max. 140 km/h<br />

max. 230 km/h /<br />

max. 175 km/h<br />

max. 253 km/h<br />

max. 36 km/h<br />

max. 75 km/h<br />

max. 436 km/h<br />

max. 450 km/h<br />

Betri<strong>eb</strong>sgeschwintdigkeit<br />

420 km/h<br />

max. 501 km/h, Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit<br />

430 km/h<br />

Nenngeschwindigkeit 505 km/h,<br />

Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit 400 km/h<br />

auf beste Voraussetzungen stießen, konnte mit Hilfe<br />

der Emsland GmbH bereits nach kurzer Zeit das<br />

Planfeststellungsverfahren zum Abschluss g<strong>eb</strong>racht<br />

<strong>und</strong> dann von 1979 bis 1984 der 1. Bauabschnitt<br />

(20,5 km) <strong>und</strong> von 1985–1988 der 2. Bauabschnitt<br />

(10 km) der Versuchsanlage, die zunächst für zehn<br />

Jahre Nutzung dimensioniert worden war, errichtet<br />

werden (Bilder 7<strong>und</strong> 8) [8]. Die einspurige Transrapid-Versuchsanlage<br />

Emsland hat eine Gesamtstreckenlänge<br />

von 31,5 km <strong>und</strong> umfasst zwei Schleifen<br />

(Süd <strong>und</strong> Nord) mit minimalen Radien von 1 000 m<br />

beziehungsweise 1 690 m, drei Stahlbiegeweichen<br />

<strong>und</strong> eine Fahrweg-Querneigung bis zu 12 °.<br />

Auf der TVE befinden sich gegenwärtig noch<br />

eine Sektion des TR 07 als so genanntes Gate Guard,<br />

die Sektionen des verunglückten Fahrzeuges TR 08<br />

sowie des für München als Vorserienfahrzeug ausgelegten<br />

TR 09. Der Zenit der deutschen Magnetbahnentwicklung<br />

<strong>und</strong> der entsprechenden Anwendungsperspektiven<br />

war im Jahr 2006, in dem die<br />

Planungen für München unter Hochdruck standen<br />

<strong>und</strong> die 19. Internationale Magnetbahnkonferenz<br />

mit mehr als 350 Magnetbahnexperten in Dresden<br />

stattfand. Gleichzeitig war es auch das Jahr des<br />

größten Unglücks auf der TVE mit 23 Toten <strong>und</strong> elf<br />

Verletzten. Es soll hier nochmals betont werden, dass<br />

dieses Unglück nichts mit der originären Technik der<br />

Magnetschw<strong>eb</strong>etechnologie zu tun hatte, sondern<br />

auf menschliche Fehler im Testbetri<strong>eb</strong> zurückzuführen<br />

war.<br />

Bild 5:<br />

Transrapid 08,<br />

1999 (Foto:<br />

Transrapid<br />

International).<br />

4 Organisation der Forschungs- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsprojekte ab 1982<br />

Innerhalb der Industrie wechselten mehrfach<br />

die Führerschaften; so stiegen KM <strong>und</strong> MBB aus<br />

106 110 (2012) Heft 3


Magnetbahnen<br />

dem primären Entwicklerkreis aus, andererseits<br />

traten Thyssen-Henschel zusammen mit Siemens<br />

Verkehrstechnik sowie deutlich später noch die<br />

Adtranz dem Entwicklerkreis bei. Hier ist n<strong>eb</strong>en<br />

vielen anderen damaligen dynamischen Jungingenieuren<br />

insbesondere Hans Georg Raschbichler<br />

zu erwähnen, dem es gelang, zunächst unter<br />

Bölkow bei MBB <strong>und</strong> dann ab 1974 bei Thyssen-<br />

Henschel unter dem als „Sonnenkönig von der<br />

Ruhr” bekannten früheren Vorstandsvorsitzenden<br />

von Thyssen, Dieter Spethmann, die Magnetbahn<br />

als neues Verkehrsprodukt Fliegen auf Höhe Null<br />

zu platzieren <strong>und</strong> die technologische Entwicklung<br />

unter der Federführung von Thyssen voranzutreiben.<br />

Gleichzeitig fand auf der politischen Ebene ein<br />

Paradigmenwechsel hin zu mehr forschungspolitischer<br />

Einflussnahme statt. Danach sollte auch ein<br />

potenzieller Betreiber frühzeitig in die Forschung<br />

eing<strong>eb</strong><strong>und</strong>en werden.<br />

Die Transrapid-Versuchsanlage wurde ab 1982<br />

an eine neue staatliche Erprobungs- <strong>und</strong> Betreibergesellschaft,<br />

die Magnetbahn Versuchs- <strong>und</strong><br />

Planungsgesellschaft (MVP), bestehend aus den<br />

Gesellschaftern Deutsche Bahn (DB), Lufthansa<br />

<strong>und</strong> Industrie Anlagen Gesellschaft (IABG) transferiert,<br />

die das neue Transportsystem aus Sicht eines<br />

neutralen Gutachters testen <strong>und</strong> bewerten sollte.<br />

Die damals noch staatliche IABG konzentrierte<br />

sich auf die Tests <strong>und</strong> Versuche mit dem Magnetbahnsystem<br />

im Emsland. Dabei prallten auch eine<br />

Vielfalt von Einzelinteressen aufeinander, wobei<br />

die Spannweite von enthusiastischen Förderern bis<br />

zu engstirnigen Verhinderern aus dem Kreis konventionell<br />

denkender Rad/Schiene-Vertreter <strong>und</strong><br />

auf Abgrenzung bedachter Ministerialer reichte.<br />

Dadurch war es nur sehr schwer möglich, einen<br />

gemeinsamen Entwicklungs- <strong>und</strong> Forschungskorridor<br />

abzustecken, den alle Beteiligten mittragen<br />

wollten <strong>und</strong> konnten. Somit behinderten politische<br />

<strong>und</strong> industrielle Kurzsichtigkeit, technologisches<br />

Unverständnis, interne <strong>und</strong> ministerielle Querelen,<br />

begrenzte Budgets, fehlende langfristige Verbindlichkeit<br />

von Planung <strong>und</strong> Förderung <strong>und</strong> zu<br />

schwache Entschlusskraft der Entscheidungsträger<br />

die frühzeitige Anwendung der Magnetbahn in<br />

Deutschland. Daher gelangte die Magnetbahn erst<br />

einmal für einige Jahre in eine entwicklungstechnische<br />

Warteschleife.<br />

China hat inzwischen mit dem Bau der Magnetbahnstrecke<br />

in Pudong gezeigt, wie innerhalb von<br />

gut zwei Jahren ein gänzlich neues Verkehrssystem,<br />

zwar auf deutschem Technologie-Knowhow-Transfer<br />

beruhend, aufg<strong>eb</strong>aut <strong>und</strong> nach insgesamt r<strong>und</strong><br />

drei Jahren erfolgreich in Betri<strong>eb</strong> genommen <strong>und</strong><br />

anschließend betri<strong>eb</strong>en werden kann (Bild 9).<br />

Es zeigt sich hier wie dort, dass die Magnetbahnentwicklung<br />

häufig mit der Vision von Einzelpersonen<br />

<strong>und</strong> Persönlichkeiten verb<strong>und</strong>en ist.<br />

110 (2012) Heft 3<br />

Mussten dann diese Protagonisten von der politischen<br />

oder wirtschaftlichen Bühne abtreten, war<br />

mit gravierenden Beeinträchtigungen im Magnetbahnbereich<br />

zu rechnen. Dies gilt für die Förderer<br />

aus Kreisen sozialliberalen Koalition aus den frühen<br />

70er Jahren <strong>und</strong> reicht über die Forschungsminister<br />

Bild 6:<br />

Transrapid 09, 200.<br />

(Foto: A. Stephan).<br />

Bild 7:<br />

Transrapid-Versuchsanlage-Emsland<br />

(TVE)<br />

(Grafik: Wikipedia).<br />

107


Magnetbahnen<br />

Bild 8:<br />

Transrapid 06, 1983 (TVE. (Foto: IABG).<br />

Heinz Riesenhuber <strong>und</strong> Jürgen Rüttgers bis zu den<br />

Verkehrsministern Günther Krause <strong>und</strong> Matthias<br />

Wissmann, die in den 1990er Jahren aus Magnetbahngegnern<br />

in ihrem Hause die berühmten<br />

Wendehälse machten, leider aber den wichtigen<br />

Spatenstich für den Beginn der Bauarbeiten vor<br />

dem nächsten Minister- oder Regierungswechsel<br />

nicht mehr realisieren konnten. Mit der Tagespresse<br />

<strong>und</strong> den Grünen kam es in diesen Jahren zu wahren<br />

Schlagzeilenschlachten. Stichworte wie Milliardengrab,<br />

Stelzenbahn, Tiefflieger <strong>und</strong> Presslufthammerniveau<br />

gingen damals durch die Medien. Dies<br />

waren noch die fre<strong>und</strong>lichsten Bezeichnungen,<br />

aber durch stetige Konfrontation der Vorurteile<br />

mit objektiven Messdaten <strong>und</strong> Fahrten mit den<br />

Versuchsfahrzeugen auf der TVE kam es zu einer<br />

kontinuierlichen Objektivierung des Wissens <strong>und</strong> zu<br />

einer generell positiven Gr<strong>und</strong>haltung bei Politikern<br />

aller Couleurs <strong>und</strong> der Bevölkerung.<br />

Bild 9:<br />

Transrapid 08/Shanghai, 2002 (Foto: Trans rapid International).<br />

Parallel zur Technologieentwicklung wurden kontinuierlich<br />

Anwendungs- <strong>und</strong> Machbarkeitsstudien<br />

für das In- <strong>und</strong> Ausland durchgeführt. In Deutschland<br />

wurden folgende Anwendungsstudien auf der<br />

Basis von Kabinettsbeschlüssen zunächst auf den<br />

<strong>und</strong> dann wieder vom Weg g<strong>eb</strong>racht:<br />

• Schnellbahnstrecke Köln – Frankfurt, gestoppt<br />

wegen der politischen Forderung nach Integration<br />

dieser Strecke in das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz,<br />

zum Beispiel in die Verbindung<br />

Paris – Brüssel – Köln – Amsterdam (1986)<br />

• Flughafenverbinder Essen – Flughafen Düsseldorf<br />

– Flughafen Köln/Bonn, gestoppt 1989 aufgr<strong>und</strong><br />

der Nichterfüllung der FDP-Forderung nach<br />

100 % privater Finanzierung, dem Konkurrenzdenken<br />

der beteiligten Flughäfen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong><br />

von Überlegungen, nach der Wiedervereinigung<br />

Deutschlands verstärkt Ost-West Verbindungen<br />

auszubauen.<br />

• Schnellbahnstrecke Berlin – Schwerin – Hamburg,<br />

ursprünglich als Symbol der deutschen Einheit deklariert,<br />

aber im Jahr 2000 aufgr<strong>und</strong> zu geringer<br />

Wirtschaftlichkeit gestoppt. Eine damals durchgeführte<br />

Verkehrsprognose wies gegenüber älteren<br />

Erg<strong>eb</strong>nissen ein geringeres Verkehrsaufkommen<br />

zwischen Berlin <strong>und</strong> Hamburg auf. Die Demission<br />

des damals zuständigen B<strong>und</strong>esverkehrsministers<br />

Günther Krause, der sich für die Magnetbahn als<br />

flüsternden Pfeil begeisterte <strong>und</strong> einsetzte, führte<br />

zum Verlust des wichtigsten verkehrspolitischen<br />

Entscheidungsträgers für das Projekt. Der Wechsel<br />

der B<strong>und</strong>esregierung 1998 von Schwarz-Gelb zu<br />

Rot-Grün trug <strong>eb</strong>enfalls dazu bei, das Transrapid-<br />

Projekt zu beenden.<br />

• Regionalschnellbahn Metrorapid, Düsseldorf –<br />

Dortm<strong>und</strong>, gestoppt 2003, als politisches Opfer<br />

der Landesregierung Nordrhein-Westfalen für die<br />

rot-grüne Regierung<br />

• Flughafenanbindung München, gestoppt 2008<br />

wegen Kostenerhöhung für den konventionellen<br />

Bauteil <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Demission des starken<br />

Befürworters <strong>und</strong> früheren Ministerpräsidenten<br />

Edm<strong>und</strong> Stoiber <strong>und</strong> seiner Nachfolger. Es ging<br />

damals um eine Projektkostenerhöhung auf über<br />

3 Mrd. EUR. Im Vergleich zu den heute aktuellen<br />

finanzwirtschaftlichen Verpflichtungen von<br />

Deutschland im Kontext mit der europäischen<br />

Finanzkrise wahrlich Peanuts.<br />

Mit dem Stopp aller bisherigen inländischen Anwendungsprojekte<br />

konzentrierte sich die Entwicklerindustrie<br />

auf das Ausland. Insofern findet nur<br />

noch dort eine kommerzielle Anwendung der in<br />

Deutschland über viele Jahre geförderten <strong>und</strong><br />

zur Einsatzreife g<strong>eb</strong>rachten Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik<br />

statt. Mit der Weiterentwicklung des Rad/<br />

Schiene-Systems <strong>und</strong> der nur noch sehr begrenzt<br />

stattfindenden komponentenbezogenen Optimie-<br />

108 110 (2012) Heft 3


Magnetbahnen<br />

rung im Magnetbahnsystem reduzieren sich die<br />

Vorteile der Magnetbahn zunehmend, um mit<br />

ihm die sogenannte Geschwindigkeitslücke zwischen<br />

Eisenbahn <strong>und</strong> Flugzeug effektiv zu schließen,<br />

was sich als ein Trugschluss der Ingenieure<br />

erwies. Die Erg<strong>eb</strong>nisse der technologischen Weiterentwicklung<br />

der verschiedenen Verkehrsträger<br />

reflektieren häufig auf deren Höchstgeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> berücksichtigten nicht die erforderliche<br />

Gesamtreisezeit.<br />

Die Machbarkeitsstudien für aussichtsreiche ausländische<br />

Transrapid-Strecken unter Beteiligung<br />

deutscher Experten führten jedoch bisher auch noch<br />

nicht zu den erhofften weiterführenden Anwendungen<br />

der Transrapid-Technik. Wesentliche Machbarkeitsstudien<br />

in der jüngeren Vergangenheit, zum<br />

Teil mit integriertem Systemvergleichen zur Rad/<br />

Schiene-Technik, waren:<br />

• Amsterdam – Groningen (Zuiderzeelejn, Niederlande),<br />

2005<br />

• Berlin – Prag – Wien – Budapest (paneuropäischer<br />

Verkehrskorridor IV), 2005/2006<br />

• Hochgeschwindigkeitsstrecke Mekka – Medina<br />

(Saudi Arabien), 2007<br />

• verschiedene Strecken in den USA ab 1997 (unter<br />

anderem Las Vegas – Prim – Los Angeles, Flughafenanbindung<br />

Pittsburgh, Baltimore – Washington)<br />

• London – Manchester – Glasgow (Ultraspeed<br />

Project)<br />

• verschiedene Strecken in der Golfregion (unter anderem<br />

Bahrain – Katar, Abu Dhabi – Dubai) ab 2007<br />

Bild 10:<br />

Geplante Transrapid-Strecke Teneriffa, 2011 (Foto: Planungsgemeinschaft<br />

IBV/IFB).<br />

bis 2045. Derzeit wird die Verlängerung der Teststrecke<br />

in Yamanashi von 18,4 auf 42,2 km vorbereitet.<br />

Hinsichtlich Versuchsfahrzeuge wurden in Japan 14<br />

verschiedene Vorserienfahrzeuge getestet, um unter<br />

anderem die optimale aerodynamische Fahrzeugform<br />

zu finden. Das entscheidende Kriterium für die<br />

weitere Planung ist, dass die Central Japan Railway<br />

Anzeige<br />

Zurzeit werden für das Transrapid-System im Ausland<br />

drei Anwendungsstrecken diskutiert. Dies sind<br />

eine Verbindung des Nord- mit dem Südteil der Insel<br />

Teneriffa <strong>und</strong> den beiden Flughäfen [6; 7] (Bild 10),<br />

die Verbindung der beiden Großstädte Rio de Janeiro<br />

<strong>und</strong> Sao Paulo in Brasilien, die als PPP-Konzept realisiert<br />

werden soll, sowie eine private Initiative für eine<br />

Magnetbahn-Strecke in der Türkei. In diesem Kontext<br />

sei für weitere Details verwiesen auf die Aufsätze<br />

von Peter Mnich, wo unter Letzte Chance in Europa<br />

[4] <strong>und</strong> Magnetbahn erhält weltweit neue <strong>Chancen</strong> [5]<br />

auf die aktuelle Situation der Anwendungsplanungen<br />

<strong>und</strong> technologischen Entwicklungslinien eingegangen<br />

wird.<br />

5 Schwerpunkte der internatio nalen<br />

Magnetbahnentwicklung<br />

In Japan setzt man seit Jahrzehnten auf die Entwicklung<br />

der supraleitenden Magnetbahn MLX (Bild 11)<br />

zwischen Tokyo <strong>und</strong> Osaka <strong>und</strong> plant die Eröffnung<br />

der Chuo Shinkansen-Strecke zwischen Tokyo <strong>und</strong><br />

Nagoya in 2027 <strong>und</strong> die volle Inbetri<strong>eb</strong>nahme der<br />

550 km langen Strecke zwischen Tokyo <strong>und</strong> Osaka<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Ihr direkter Weg zur …<br />

Redaktion:<br />

Eberhard Buhl<br />

Telefon: +49 (89) 45051-206<br />

E-Mail: <strong>eb</strong>erhard.buhl@oiv.de<br />

Media-Beratung:<br />

Inge Matos Feliz<br />

Telefon: +49 (89) 45051-228<br />

Telefax: +49 (89) 45051-207<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de<br />

110 (2012) Heft 3<br />

Eigenanzeige_74x120.indd 1 09.03.12 09:59<br />

109


Magnetbahnen<br />

Bild 11:<br />

Chuo Shinkansen/MLX Japan, 1998 (Foto: JR Central).<br />

Co. voll hinter der Entwicklung steht, ein Verhalten<br />

<strong>und</strong> eine Weitsicht, welche man sich durch den<br />

damaligen, für die deutsche Transrapid-Technik vorgesehenen<br />

Betreiber auch gewünscht hätte. Hieran<br />

zeigt sich unter anderem auch die fast über 50 Jahre<br />

reichende Tradition zur kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />

des japanischen Schnellbahnsystems, für<br />

das alle Register neuer Technologien gezogen werden.<br />

Nachdem die chinesische Transrapid-Schnellbahntechnologie<br />

im April 2004 mit Hilfe intensiver<br />

Unterstützung durch die deutsche Systemindustrie<br />

erfolgreich in den kommerziellen Betri<strong>eb</strong> in Shanghai<br />

genommen werden konnte, verlaufen die Magnetbahnaktivitäten<br />

in China zurzeit eher zögerlich,<br />

da sich aufgr<strong>und</strong> des jüngsten Unglücks auf der Rad/<br />

Schiene-HGV-Strecke Beijing – Shanghai die notwendigen<br />

Entscheidungen für die weitere Anwendung<br />

der Magnetbahnsysteme verzögern. N<strong>eb</strong>en eigenen<br />

Magnetbahnfahrzeug-Entwicklungen wird gegenwärtig<br />

der Betri<strong>eb</strong> für eine Verlängerung der Transrapid-Strecke<br />

bis zum Flughafen Hongqiao geprüft.<br />

Hinsichtlich der Weiterentwicklung der Nahverkehrssysteme<br />

wird auf [9] verwiesen.<br />

6 Erkenntnisse zur Magnetbahnen t-<br />

wicklung im weltweiten Vergleich<br />

Das umfassendste Knowhow zum Transrapid-System,<br />

insbesondere was betri<strong>eb</strong>liche Erfahrungswerte<br />

<strong>und</strong> damit klare Verkaufsargumente angeht, wird<br />

demnächst in China vorliegen <strong>und</strong> Deutschland<br />

wird bis auf einige Kernkompetenzinseln bei der<br />

Fahrwegfirma Max Bögl im Bereich Fahrwege, bei<br />

Thyssen Krupp Transrapid im Bereich der Fahrzeug<br />

Trag- <strong>und</strong> Führkomponenten <strong>und</strong> bei Siemens bei<br />

der Antri<strong>eb</strong>s-, Leit- <strong>und</strong> Sicherungstechnik keine<br />

Federführerrolle mehr spielen können. In den<br />

Gesprächen mit ausländischen Gesprächspartnern<br />

wurde immer wieder der Beschluss der B<strong>und</strong>esregierung<br />

vom Jahr 2011 bedauert, die Transrapid-Versuchsanlage<br />

Emsland spätestens Ende des<br />

Jahres 2011 zu schließen <strong>und</strong> zeitnah mit dem<br />

Rückbau zu beginnen. Erste Mittel hierfür sind bereits<br />

in den Haushalt 2012 des BMVBS eingestellt.<br />

Die nach dem Unfall eingetretene, fast zwei Jahre<br />

lange Stillstandsphase hat der Weiterentwicklung<br />

der Magnetbahntechnik <strong>und</strong> deren Anwendung<br />

nicht nur national sondern auch weltweit schwer<br />

belastet.<br />

Im Zusammenhang mit der staatlichen Förderung<br />

von Forschung <strong>und</strong> Entwicklung auf dem G<strong>eb</strong>iet<br />

der Magnetbahnsysteme in Deutschland muss man<br />

feststellen, dass durch die primäre Ausrichtung des<br />

technologiepolitischen Magnetbahnprogramms seit<br />

1979 im Hochgeschwindigkeitsverkehr auf dem G<strong>eb</strong>iet<br />

neuer innovativer Nahverkehrssysteme keine<br />

Weiterentwicklung mehr stattgef<strong>und</strong>en hat obwohl<br />

es bereits Mitte der 70er Jahre des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

in Deutschland eine Reihe von Prototypfahrzeugen<br />

für den Einsatz der Magnetbahn im niedrigen<br />

<strong>und</strong> mittleren Geschwindigkeitsbereich gab, wie<br />

zum Beispiel das System Transurban <strong>und</strong> die M-Bahn<br />

mit Permanentmagneten von der AEG. Zu einem<br />

kurzen Aufflammen der EMS-Technik mit Kurzstatorantri<strong>eb</strong><br />

bei einer Nah- <strong>und</strong> Regionalverkehrsanwendung<br />

kam es nochmals mit dem Starlim-Projekt von<br />

Thyssen in den 1980er Jahren.<br />

7 Erkenntnisse<br />

Die Magnetbahn ist eine Zukunftstechnologie, deren<br />

verkehrliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Wirkungen<br />

sich erst weit in der Zukunft manifestieren werden.<br />

Jeder Versuch, diese langfristigen Effekte zu<br />

quantifizieren, muss daher von einer dynamischen<br />

Bewertung des Verkehrssystems unter verschiedenen<br />

Szenarien ausgehen. Damit muss aber auch einer<br />

neuen Verkehrstechnologie mit ausgewiesenen<br />

verkehrswirtschaftlichen <strong>und</strong> umweltbezogenen<br />

Nutzen ein Zugang in das Gesamtverkehrssystem,<br />

<strong>und</strong> wenn es nur zunächst als Nischenprodukt ist,<br />

gewährt werden. Die Vergangenheit hat weiterhin<br />

gezeigt, dass für die Entwicklung <strong>und</strong> Durchsetzung<br />

von neuen Technologien es visionärer<br />

Manager <strong>und</strong> Politiker bedarf, die überzeugt sind<br />

von ihrer Sache, ihr Ziel mit Beharrlichkeit <strong>und</strong><br />

Weitblick verfolgen <strong>und</strong> bereit sind, auch Risiko<br />

zu übernehmen. Hier ist eine langfristig angelegte<br />

<strong>und</strong> über mehrere Legislaturperioden fixierte Planung<br />

<strong>und</strong> finanzielle Absicherung zur Erneuerung<br />

des Verkehrssystems im Bahnsektor notwendig.<br />

110 110 (2012) Heft 3


Magnetbahnen<br />

Protagonisten für den Transrapid auf politischer Ebene gab<br />

es insbesondere in den 1970er <strong>und</strong> 1980er Jahren, wo sowohl<br />

Minister als auch im operativen Bereich der Industrie Verantwortliche<br />

sich voll inhaltlich mit den neuen Technologien<br />

identifizierten <strong>und</strong> diese gegen alle inneren <strong>und</strong> äußeren Widerstände<br />

durchsetzten. N<strong>eb</strong>en Frankreich war Deutschland<br />

damals Technologietreiber im Bahnsektor, ist es jedoch mit<br />

dem Erstarken der asiatischen Länder wie China <strong>und</strong> Korea<br />

aber auch Spanien längst nicht mehr. Die frühere symbiotische<br />

Verbindung von Verkehrs-, Wirtschafts- <strong>und</strong> Forschungspolitik<br />

sowie Bahnforschung unter Einschluss von Betreiber<strong>und</strong><br />

Entwickler-Knowhow, wie man es teilweise noch im<br />

Ausland findet, ist in Deutschland leider nicht mehr en vogue.<br />

Vielmehr wird eine weitgehende Aufgabenteilung propagiert,<br />

welche in der Regel bei der Entwicklung eines Verkehrssystems<br />

nur suboptimale Lösungen erbringen kann. Ein Missstand, der<br />

langfristige Technologieinvestitionen wie die Magnetbahn bei<br />

uns erh<strong>eb</strong>lich erschwert hat. Der Bau <strong>und</strong> die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

der Magnetbahnstrecke in Shanghai ist ein Symbol dafür, wie<br />

durch Konzentration aller Befugnisse <strong>und</strong> Macht auf einen<br />

Entscheidungsträger, in China war dies „Commander“ Wu Xiangming<br />

als Direktor des National Maglev Transportation Engineering<br />

Research and Development Center, ein komplexes<br />

Verkehrsinfrastrukturprojekt innerhalb kürzester Zeit realisiert<br />

werden konnte. Es ist zu wünschen, dass dies auch für den<br />

einen oder anderen Magnetbahn-Anwendungsfall im Ausland<br />

möglich wird, damit die Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik noch in den<br />

ersten drei Jahrzehnten des neuen Jahrh<strong>und</strong>erts ihren weltweiten<br />

Markteingang finden kann <strong>und</strong> nicht für immer ad acta<br />

gelegt wird.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Eckert Fritz (43), Studium<br />

an der Hochschule für Verkehrswesen<br />

„Friedrich List“ <strong>und</strong> TU Dresden; seit 1995<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>und</strong> seit<br />

2002 Projektleiter im Institut für Bahntechnik<br />

GmbH.<br />

Adresse: Institut für Bahntechnik GmbH,<br />

Wiener Str. 114-116, 01219 Dresden,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 351-87759-71, Fax: -90;<br />

E-Mail: ef@bahntechnik.de<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Michael Witt (63),<br />

Studium an der Technischen Universität<br />

Karlsruhe; seit 2009 Fachg<strong>eb</strong>ietsleiter<br />

Transport Infrastruktur Lahmeyer Rhein-<br />

Main GmbH.<br />

Adresse: Lahmeyer Rhein-Main GmbH,<br />

Friedberger Str. 173, 61118 Bad Vilbel;<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 6101-55-1225, Fax: -1940;<br />

E-Mail: michael.witt@lahmeyer-rheinmain.de<br />

Anzeige<br />

Literatur<br />

[1] Rogg, D.; Schulz, H.: Systementscheidung bei der Magnetschw<strong>eb</strong>etechnik.<br />

In: ETR 1978, Sonderdruck Heft 11, S. 721–728.<br />

[2] Notizen aus einem Gespräch mit Gerd Hugenberg, Ende November<br />

2011 in Meppen.<br />

[3] Fritz, E.; Mnich, P.: Magnetbahnsystem auf der Insel Teneriffa. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011), Heft 10, S. 514–519.<br />

[4] Interview mit Ricardo Melchior: Schnelle Fahrt in den Umweltschutz<br />

mit dem Transrapid. In: Eisenbahntechnische R<strong>und</strong>schau Nr. 10,<br />

Oktober 2011, S. 48–51<br />

[5] Mnich, P.: Letzte Chance in Europa? In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />

(2011), Heft 10, S. 510-512.<br />

[6] Mnich, P.: Magnetbahn erhält weltweit neue <strong>Chancen</strong>. In: Eisenbahntechnische<br />

R<strong>und</strong>schau Nr. 10 Oktober 2011, S. 52–53.<br />

[7] Mnich, P.; Rogg, D.; Witt, M.:Stand <strong>und</strong> Vergleich der Magnetschnellbahnsysteme<br />

in Deutschland <strong>und</strong> Japan. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 97<br />

(1999), Heft 12, S. 410–420.<br />

[8] Maglev 2011 in Südkorea. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />

Heft 12, S. 642–646.<br />

Helles Licht.<br />

Helle Freude.<br />

Unsere Lichtsysteme für Schienenfahrzeuge.<br />

www.pintschbamag.de<br />

110 (2012) Heft 3<br />

111<br />

Pintsch_4c_90x120.indd 1 02.03.12 09:50


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

BR 430 für S-Bahn Rhein-Main<br />

Weitere 90 vierteilige elektrische Tri<strong>eb</strong>züge<br />

der BR 430 wird Bombardier (BT) für<br />

BR 430 für S-Bahn Rhein-Main (Foto: Bombardier).<br />

DB Regio liefern. Damit soll ab 2014 das<br />

S-Bahn-Teilnetz Kleyer mit jährlich r<strong>und</strong><br />

7 254 000 Zugkilometer der S-Bahn<br />

Rhein-Main bedient werden. Der Auftragswert<br />

beträgt r<strong>und</strong> 500 Mio. EUR. Die<br />

als Nachfolger der Baureihe 420 für die<br />

S-Bahn in Stuttgart konzipierten Tri<strong>eb</strong>züge<br />

der BR 430 (<strong>eb</strong> 4-5/2009, S. 241)<br />

verfügen über 24 elektrische Schwenk-<br />

Schi<strong>eb</strong>etüren für den schnellen <strong>und</strong><br />

barrierefreien Fahrgastwechsel. Für mehr<br />

Fahrgastkomfort bei der Mitnahme von<br />

Fahrrädern erhalten die Züge einen<br />

großzügigen Mehrzweckbereich. Eine<br />

energiesparende indirekte LED-Beleuch-<br />

tung wird in die Gepäckablagen integriert.<br />

Sämtliche Übergänge zwischen den<br />

Wagen sind begehbar. Informationen zu<br />

Anschlusszügen sollen über ein Reisenden-Informationssystem<br />

mit jeweils<br />

einem Monitor in jedem Eingangsbereich<br />

in Echtzeit angezeigt werden.<br />

Videoüberwachung <strong>und</strong> die große Transparenz,<br />

durch die sich das Innere des<br />

Zuges in seiner kompletten Länge gut<br />

einsehen lässt, erhöhen die subjektive<br />

Sicherheit der Fahrgäste. Die Höchstgeschwindigkeit<br />

beträgt 140 km/h. Die<br />

Produktion erfolgt bei BT sowie bei<br />

Alstom.<br />

Buntmetalldi<strong>eb</strong>stähle bei der DB rückläufig<br />

Die DB <strong>und</strong> ihre Verkehrsk<strong>und</strong>en hatten<br />

auch 2011 stark unter Buntmetalldi<strong>eb</strong>stählen<br />

<strong>und</strong> deren Auswirkungen zu<br />

leiden. Die Zahl der Delikte stieg von<br />

2 000 im Vorjahr um die Hälfte auf 3 000.<br />

Dabei war der Anstieg im ersten Halbjahr<br />

besonders stark, so gab es im F<strong>eb</strong>ruar die<br />

dreifache Deliktzahl gegenüber dem<br />

Vorjahr. Entsprechend stiegen auch der<br />

Instandsetzungsaufwand von 10 auf<br />

15 Mio. EUR <strong>und</strong> die Betri<strong>eb</strong>sstörungen<br />

von 8 000 betroffenen Zügen mit 138 000<br />

Verspätungs minuten auf 11 000 Züge mit<br />

150 000 min (alle Zahlen ger<strong>und</strong>et). Regionale<br />

Schwerpunkte waren wieder der<br />

Osten Deutschlands <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esland<br />

Nordrhein-Westfalen. Im Juni 2011 hat<br />

sich jedoch der Trend deutlich umgekehrt,<br />

offenk<strong>und</strong>ig als Folge eines neuen<br />

Sicherheitskonzeptes mit neuer Überwachungstechnik<br />

<strong>und</strong> besserer Bestreifung<br />

der Strecken. In einzelnen Monaten des<br />

zweiten Halbjahres lagen die Deliktzahlen<br />

schon unter denen des Vorjahres.<br />

Anbindung Jade-Weser-Port verzögert<br />

Die leistungsfähige, wirtschaftlich <strong>und</strong><br />

ökologisch vernünftige Anbindung des<br />

Jade-Weser-Port an das elektrifizierte DB-<br />

Streckennetz kann sich aus Sicht der DB<br />

vielleicht bis mindestens 2018 verzögern.<br />

Als Gr<strong>und</strong> nennt das Unternehmen die<br />

noch immer nicht abgeschlossene einvernehmliche<br />

Planung, wie ein höhengleicher<br />

Bahnübergang im Stadtg<strong>eb</strong>iet Oldenburg<br />

beseitigt werden soll. Ab Einreichung der<br />

Unterlagen beim Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamt<br />

müsse mit jeweils zwei bis zweieinhalb<br />

Jahren für das Planfeststellungsverfahren<br />

sowie für die Baudurchführung gerechnet<br />

werden <strong>und</strong> dazwischen etwa ein Jahr für<br />

die Bauvorbereitungen; diese Schätzungen<br />

gelten noch mit der optimistischen Annahme,<br />

dass es keine Verzögerungen gibt.<br />

Auch eine Klage der Stadt Oldenburg<br />

gegen zwei Planfeststellungsbeschlüsse<br />

bezeichnet die DB als nicht hilfreich.<br />

Probleme mit Velaro D<br />

Tri<strong>eb</strong>zug Velaro D DB-Baureihe 407 (Foto: Jochen Schmidt, Juli 2011).<br />

Die DB hat mit Siemens über eine Ausgleichsleistung für<br />

die verspätete Lieferung der 16 ICE-Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe<br />

407 verhandelt. Diese hätten schon im Herbst 2011<br />

ausgeliefert werden sollen. Probleme mit einem Zulieferer<br />

bei der Zugsicherheitstechnik <strong>und</strong> daraus resultierende<br />

Zulassungsprobleme haben aber dazu geführt, dass<br />

nach derzeitigem Stand zehn Züge rechtzeitig zum<br />

Winterfahrplanwechsel 2012 kommen sollen <strong>und</strong> die<br />

übrigen erst noch später. Medienberichte sprechen von<br />

der DB-Forderung nach einem unentgeltlichen 17. Zug<br />

oder etwa 30 Mio. EUR als Gegenwert. (Kommentar<br />

Seite 118).<br />

112 110 (2012) Heft 3


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Weitere Elektrostar-Tri<strong>eb</strong>züge für Southern<br />

Die britische Eisenbahngesellschaft Southern<br />

hat bei Bombardier (BT) 26 weitere Elektrostar-Tri<strong>eb</strong>züge<br />

class 377 bestehend aus fünf<br />

Wagen bestellt. Der Auftrag hat einen Wert<br />

von r<strong>und</strong> 227 Mio. EUR. Die Fahrzeuge<br />

werden im BT-Werk in Derby gefertigt. Mit<br />

der Produktion wird in der zweiten Jahreshälfte<br />

2012 begonnen. Bereits 205 Tri<strong>eb</strong>züge<br />

dieser Baureihe sind im Einsatz. Mit den<br />

neuen Zügen sollen die nachfragestärksten<br />

Metrolinien der Southern Richtung Victoria<br />

Station verstärkt werden.<br />

Zulassung<br />

TGV Euro Duplex<br />

Neue Doppelstock-Tri<strong>eb</strong>züge der SNCF<br />

absolvieren weiterhin Zulassungsfahrten<br />

weit innerhalb Deutschlands (Bild). Ihr für<br />

Ende März 2012 angekündigter Einsatz in<br />

der Relation Paris – Saarbrücken – Frankfurt<br />

am Main (<strong>eb</strong> 12/2011, S. 689) verzögert<br />

sich jedoch einer regionalen Pressemeldung<br />

zufolge wegen Zulassungsproblemen.<br />

TGV Duplex 4701 <strong>und</strong> 4702 auf der Saalbahn bei Etzelbach, 2 km westlich Haltepunkt Uhlstädt (Foto: Jochen Schmidt,<br />

13.01.2012).<br />

Neue Fahrzeuge für die Matterhorn-Gotthard-Bahn<br />

Die Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB)<br />

erneuert <strong>und</strong> ergänzt ihren Fahrzeugpark<br />

bei Stadler in Bussnang. Der Auftrag<br />

über 106 Mio. CHF umfasst einen vierteiligen<br />

<strong>und</strong> sechs dreiteilige Niederflur-Panorama-Gelenktri<strong>eb</strong>züge<br />

Typ Komet, vier<br />

Gelenksteuerwagen zur Verstärkung der<br />

3- oder 4-teiligen Komet-Kompositionen<br />

sowie elf Niederflur-Zwischenwagen. Mit<br />

der Lieferung dieser neuen Fahrzeuge,<br />

die Reisekomfort <strong>und</strong> Zugkapazitäten<br />

erhöhen <strong>und</strong> den Anforderungen des<br />

Behindertengleichstellungsgesetzes<br />

Rechnung tragen, können voraussichtlich<br />

ab Ende 2013 ältere Fahrzeuge<br />

ausgemustert werden. Die verschiedenen<br />

Kompositionen lassen sich aneinander<br />

kuppeln <strong>und</strong> bei Bedarf zu Neun-Wagen-<br />

Zügen verlängern. Ab dem Jahr 2014<br />

str<strong>eb</strong>t MGB zwischen Fiesch <strong>und</strong> Zermatt<br />

eine Taktverdichtung an. Derzeit setzt<br />

die Bahn an Spitzentagen zwischen Brig<br />

<strong>und</strong> dem Aletschg<strong>eb</strong>iet Entlastungsbusse<br />

ein. Die neuen Niederflur-Zwischenwagen<br />

lassen sich an die bestehenden<br />

Komet-Tri<strong>eb</strong>züge, die von MGB <strong>und</strong><br />

Stadler Rail gemeinsam entwickelt wurden,<br />

kuppeln <strong>und</strong> ermöglichen mit einem<br />

<strong>eb</strong>enerdigen Einstieg ein behindertengerechtes<br />

Ang<strong>eb</strong>ot. Die Finanzierung<br />

erfolgt durch eine öffentliche Anleihe in<br />

Höhe von 100 Mio. CHF.<br />

Komet für die Matterhorn-Gotthard-Bahn (Foto: Stadler).<br />

Weitere FLIRT-Tri<strong>eb</strong>züge für Helsinki<br />

Stadler hat von der finnischen Junakalusto<br />

Oy eine Bestellung für weitere neun FLIRT-<br />

Tri<strong>eb</strong>züge erhalten. Dabei handelt es sich<br />

um eine Option aus dem Vertrag von<br />

2006 über 32 FLIRT für die S-Bahn Helsinki.<br />

Der Auftragswert beträgt insgesamt<br />

r<strong>und</strong> 54 Mio. EUR. Eingesetzt werden die<br />

neuen Fahrzeuge vor allem auf der neuen<br />

S-Bahn-Ringlinie vom Zentrum zum Flughafen,<br />

die bis Dezember 2014 fertig sein<br />

soll. Die ersten Fahrzeuge sind bereits seit<br />

drei Jahren in Betri<strong>eb</strong>.<br />

Zu den Besonderheiten der für Helsinki<br />

hergestellten Fahrzeuge gehören die<br />

breite finnischen Spurweite 1524 mm <strong>und</strong><br />

das größere Lichtraumprofil sowie die<br />

Ausrüstung für Temperaturen bis –40 °C.<br />

Die thermische Isolation der Wagenkästen<br />

ist 50 bis 100 % stärker als üblich, die<br />

Fenster sind dreifach verglast. Die Klimaanlage<br />

wurde um eine Wärmerückgewinnungsanlage<br />

ergänzt, die mit warmer<br />

Abluft des Fahrgastraumes die angesaug te<br />

kalte Frischluft vorwärmt <strong>und</strong> dadurch Energie<br />

einspart. Heizlüfter in den Eingangsbereichen<br />

sollen beim Fahrgastwechsel das<br />

Innenraumklima möglichst konstant<br />

FLIRT-Tri<strong>eb</strong>zug für Helsinki (Foto: Stadler).<br />

110 (2012) Heft 3<br />

113


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

halten. Die 4-teiligen Tri<strong>eb</strong>züge verfügen<br />

über 260 Sitzplätze, einen Niederfluranteil<br />

von gut 80 %, ein behindertengerechtes<br />

WC <strong>und</strong> einen Multifunktionsraum für<br />

Rollstühle, Kinderwagen oder Fahrräder.<br />

Dank der finnischen Wagenkastenbreite<br />

von 3,2 m (statt 2,9 m in den meisten<br />

Ländern Europas) ist problemlos eine<br />

komfortable 3+2-Bestuhlung möglich. Ein<br />

Informationssystem mit elf Flachbildschirmen<br />

liefert Angaben über den Fahrplan,<br />

die nächsten Anschlüsse oder das Wetter.<br />

Sechs SOS-Sprechstellen ermöglichen den<br />

Kontakt mit Tri<strong>eb</strong>fahr zeugführer oder<br />

Zugbegleiter. Der Zug erreicht eine Geschwindigkeit<br />

von 160 km/h <strong>und</strong> verfügt<br />

vorerst über die finnische Zugsicherung<br />

EBICAB, wobei eine spätere Umrüstung<br />

auf das europäische ETCS-System vorgesehen<br />

ist.<br />

Junakalusto Oy wurde 2004 von den<br />

Städten Helsinki, Espoo, Vantaa <strong>und</strong> Kauniainen<br />

zu 65 % <strong>und</strong> den Finnischen<br />

Staatsbahnen VR Ltd zu 35 % als Fahrzeuggesellschaft<br />

gegründet. Sie kauft<br />

<strong>und</strong> unterhält Fahrzeuge, welche sie der<br />

VR für den Betri<strong>eb</strong> zur Verfügung stellt.<br />

Dieselelektrische Lokomotiven von Vossloh<br />

Das britische Güterverkehrsunternehmen<br />

Direct Rail Services (DRS) hat bei Vossloh<br />

15 dieselelektrische Lokomotiven EURO-<br />

LIGHT bestellt, die gemeinsam mit dem<br />

K<strong>und</strong>en spezifisch für den Markt in Großbritannien<br />

entwickelt wurden <strong>und</strong> ab<br />

2013 geliefert werden sollen. Besonderheit<br />

ist die mit 79 t vergleichsweise geringe<br />

Dienstmasse für den Einsatz auf N<strong>eb</strong>enbahnen<br />

bei gleichzeitig hoher<br />

Leistung 2 800 kW <strong>und</strong> Höchstgeschwindigkeit<br />

160 km/h. Die Schwestermodelle<br />

EURO 3000 <strong>und</strong> EURO 4000 sind 88 t <strong>und</strong><br />

123 t schwer. Letztere wird mit 3200 kW<br />

als leistungsstärkste europäische Diesellokomotive<br />

bezeichnet. Schon 77 Stück<br />

wurden in Deutschland, Spanien, Portugal,<br />

Frankreich, Belgien, Schweden, Norwegen<br />

<strong>und</strong> Israel verkauft, womit dieser<br />

Typ an nahezu alle europäischen Sicherheits-<br />

<strong>und</strong> Umweltstandards einmal angepasst<br />

wurde. Ein weiterer Auftrag über<br />

sechs dieser Lokomotiven, zu liefern ab<br />

Januar 2013, kam frisch von Voies Ferrées<br />

Locales et Industrielles (VFLI), dem drittgrößten<br />

französischen Eisenbahnbetreiber.<br />

Raumnutzung unter Sedrun<br />

Die Idee eines Bahnhofs Porta Alpina<br />

800 m tief unter Sedrun mit 80 Mio. CHF<br />

Investitionen war als wirtschaftlich <strong>und</strong><br />

bahnbetri<strong>eb</strong>lich unrealistisch verworfen<br />

worden, nachdem B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Kanton<br />

Graubünden schon für 15 Mio. CHF<br />

entsprechende Publikumsräume hergerichtet<br />

hatten. Eine private Investorengruppe<br />

sondiert jetzt ein Projekt Galleria<br />

Alpina mit Kunst- oder Technikausstellungen.<br />

Erster Desiro RUS fertiggestellt<br />

Desiro RUS auf Hilfsdrehgestellen in Krefeld (Foto: Siemens).<br />

Der erste von 38 fünfteiligen Desiro RUS für Russland (<strong>eb</strong> 1-2/2010,<br />

S. 93; <strong>eb</strong> 10/2011, S. 545) ist vom Auftragg<strong>eb</strong>er Russische Eisenbahnen<br />

(RŽD) zur Auslieferung freigeg<strong>eb</strong>en worden. Das Fahrzeug<br />

muss von Krefeld zum Fährhafen Sassnitz auf der Insel Rügen transportiert<br />

werden, was bei 4,85 m Höhe <strong>und</strong> 3,48 m Breite nicht per<br />

Schiene oder Straße geschehen kann. Daher werden die Desiro RUS<br />

auf dem Wasserweg von Krefeld über Amsterdam nach Sassnitz<br />

verbracht. Dort werden die Wagen erstmals auf Gleise mit der<br />

russischen Spurweite 1 520 mm gestellt <strong>und</strong> zum Zugverband<br />

gekuppelt. Im Frachtraum der Eisenbahnfähre werden die Regionaltri<strong>eb</strong>züge<br />

nach Ust Luga verschifft <strong>und</strong> für erste Testfahrten in<br />

ein Depot bei Sankt Petersburg g<strong>eb</strong>racht. Insgesamt haben die<br />

RŽD 54 Fahrzeuggarnituren bestellt. Die ersten 38 Einheiten werden<br />

komplett bei Siemens in Krefeld g<strong>eb</strong>aut, die restlichen 16<br />

Züge mit steigender Lokalisierung der Arbeiten auch in einer im<br />

Bau befindlichen Fabrik in der russischen Industriestadt Jekaterinburg.<br />

N<strong>eb</strong>en der Produktion übernimmt Siemens für 40 Jahre die<br />

Instandhaltung der Fahr zeuge (<strong>eb</strong> 11/2011, S. 615).<br />

114 110 (2012) Heft 3


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Zürcher Durchmesserlinie<br />

Die SBB hat für 40 Mio. CHF das Erstellen<br />

der bahntechnischen Ausrüstung auf<br />

der Zürcher Durchmesserlinie (<strong>eb</strong> 8-9/<br />

2010) mit dem neuen Tiefbahnhof Löwenstraße<br />

<strong>und</strong> dem 4,5 km langen Weinberg-Tunnel<br />

als Kernstücke verg<strong>eb</strong>en.<br />

Die Arbeiten sollen im Juli 2012 beginnen<br />

<strong>und</strong> im Dezember 2013 fertig sein,<br />

sodass die Strecke Mitte 2014 in Betri<strong>eb</strong><br />

gehen kann. Die Bietergemeinschaft<br />

Balfour Beatty Rail <strong>und</strong> Sersa Group<br />

(Schweiz) erhielt dabei für 4 Mio. EUR<br />

den Auftrag für Lieferung, Montage <strong>und</strong><br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme von 12,4 km Deckenstromschienen<br />

n<strong>eb</strong>st Übergängen auf<br />

Kettenwerk-Oberleitungen. Die Komponenten<br />

der TracFeed DSS haben sich seit<br />

vielen Jahren in verschiedenen Tunneln<br />

<strong>und</strong> Werkhallen in Deutsch land <strong>und</strong> in<br />

Skandinavien bewährt.<br />

Übergänge Kettenfahrleitung – Deckenstromschiene, Gemmenicher<br />

Tunnel bei Aachen West (<strong>eb</strong> 1-2/2009, S. 100)<br />

(Foto: Balfour Beatty Rail).<br />

Lötschberg-<br />

Basistunnel<br />

Baustelle Gotthard-<br />

Basistunnel<br />

Warnleuchten an<br />

Bahnübergängen<br />

Der B<strong>und</strong> hat die bahntechnische Ausrüstung<br />

des nur bautechnisch fertigen<br />

Röhrenabschnitts des Lötschberg-Basistunnels<br />

nicht in die oberste Prioritätenstufe<br />

aufgenommen (<strong>eb</strong> 6/2010,<br />

S. 276). Ein regionales Initiativkommitee<br />

will aber weiter für die Realisierung<br />

kämpfen.<br />

Mitte Januar haben in der Weströhre des<br />

Gotthard-Basistunnels an einer Baustelle<br />

bei Faido r<strong>und</strong> 40 Arbeiter ihre Tätigkeit<br />

abg<strong>eb</strong>rochen, weil örtlich Temperaturen<br />

bis >36 ˚C <strong>und</strong> Luftfeuchte 80 % herrschten<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitliche Probleme auftraten.<br />

Die Baufirma wollte daraufhin innert<br />

drei Tagen das Lüftungssystem verbessern.<br />

Die schweizerische Zentralbahn hat bei Sanierungen<br />

höhengleicher Bahnübergänge unter<br />

anderem in Engelberg die klassischen roten<br />

Blinklichter durch rote Drehleuchten ersetzt.<br />

Diese erhöhen die Sichtbarkeit auf 180 ˚ <strong>und</strong><br />

mehr. Sie kommen bei schwach frequentierten<br />

Bahnübergängen mit parallelem Verlauf<br />

von Straße <strong>und</strong> Bahn zum Einsatz.<br />

Versuchszug für 500 km/h<br />

In China hat das Unternehmen CSR Qingdao<br />

Sifang im Dezember 2011 einen<br />

Ultra-Hochgeschwin dig keits zug vorgestellt,<br />

mit dem Fahrzeug <strong>und</strong> Fahrweg bei<br />

Geschwindigkeiten bis 500 km/h systematisch<br />

untersucht werden sollen. Die Antri<strong>eb</strong>sleistung<br />

22,8 MW ist auf alle sechs<br />

Wagen verteilt. Berichten zufolge sollen<br />

leichtgewichtige Strukturen mittels viel<br />

Faserverb<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Nanokomponentenstoffen<br />

erreicht worden sein. Entwickelt<br />

wurde der Zug mit Förderung durch das<br />

Ministry of Railways <strong>und</strong> das Ministry of<br />

Science & Technology <strong>und</strong> mit Beiträgen<br />

von vier Universitäten.<br />

Basel bestellt neue Straßenbahnfahrzeuge<br />

Die Baseler Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e (BVB) <strong>und</strong> Bombardier (BT) haben einen<br />

Vertrag über die Lieferung von bis zu 60 Flexity-Straßenbahnfahrzeugen<br />

unterzeichnet. Der Vertragswert beläuft sich auf r<strong>und</strong><br />

184 Mio. EUR <strong>und</strong> besteht aus mehreren Tranchen <strong>und</strong> weiteren<br />

Optionen. Vorbehaltlich des Entscheids des Großen Rats um die<br />

Bewilligung eines Darlehens sollen ab 2014 monatlich zwei Flexity in<br />

Basel eintreffen. Zunächst sollen zwei Fahrzeuge bis 2013 für die<br />

Verlängerung der Linie 8 nach Weil am Rhein geliefert werden. Die<br />

vollständig niederflurigen <strong>und</strong> mit Flexx-Achsfahrwerken ausgerüsteten<br />

Fahrzeuge sind 2,3 m breit <strong>und</strong> werden in einer fünfteiligen Variante<br />

mit 31,8 m Länge <strong>und</strong> einer Kapazität für 183 Fahrgäste <strong>und</strong> in<br />

einer si<strong>eb</strong>enteiligen 43,2 m langen Variante für 254 Fahrgäste geliefert.<br />

Insgesamt sollen 43 lange <strong>und</strong> 17 kurze Straßenbahnzüge die<br />

bisher 101 in Basel eingesetzten Fahrzeuge ersetzen. Gefertigt werden<br />

die neuen Straßenbahnen für Basel bei BT in Bautzen <strong>und</strong> Wien.<br />

Flexity Straßenbahnfahrzeuge für Basel (Designstudie: Bombardier).<br />

110 (2012) Heft 3<br />

115


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Weitere Flexity-Züge für Frankfurt/Main<br />

Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main<br />

(VGF) hat bei Bombardier (BT) 78 hochflurige<br />

FLEXITY Swift-U-Bahn-Züge <strong>und</strong> zehn<br />

niederflurige FLEXITY Classic-Straßenbahnfahrzeuge<br />

bestellt. Die Lieferung der U-<br />

Bahn-Züge ist zwischen Januar 2014 <strong>und</strong><br />

Juni 2017 geplant, die neuen Straßenbahnfahrzeuge<br />

sollen zwischen August <strong>und</strong><br />

Dezember 2013 in Frankfurt/Main eintreffen.<br />

Die Bestellungen sind Optionen aus<br />

Verträgen von März 2006 <strong>und</strong> Juni 2002<br />

(<strong>eb</strong> 12/2000, S. 479) <strong>und</strong> haben einen<br />

Gesamtwert von etwa 191 Mio. EUR. Die in<br />

Frankfurt als U5 bezeichneten FLEXITY<br />

Swift-Züge sind 25 m lang <strong>und</strong> 2,65 m breit<br />

<strong>und</strong> können zu einer 50 m langen, auf<br />

ganzer Länge begehbaren U5-50-Einheit<br />

gekuppelt werden. Jeder Wagen bietet 48<br />

Sitzplätze <strong>und</strong> Platz für insgesamt 184<br />

Fahrgäste, der Fahrgastraum ist klimatisiert<br />

<strong>und</strong> videoüberwacht. Die ersten beiden<br />

Einheiten sind bereits geliefert worden. Der<br />

erste Einsatz ist nach Testfahrten für F<strong>eb</strong>ruar<br />

2012 geplant. Die FLEXITY Classic sind<br />

30 m lang <strong>und</strong> 2,4 m breit <strong>und</strong> besitzen<br />

konventionelle Tri<strong>eb</strong>drehgestelle, die für<br />

erhöhte Laufruhe optimiert sind. Die Beförderungskapazität<br />

beträgt 179 Fahrgäste.<br />

Beide Fahrzeugtypen werden in Bautzen<br />

gefertigt, die elektrische Ausrüstung<br />

kommt aus dem Werk Mannheim, die<br />

Drehgestelle aus Siegen. Dies ist bereits der<br />

vierte Auftrag, den die VGF an Bombardier<br />

Transportation verg<strong>eb</strong>en hat. Die Zahl der<br />

insgesamt bestellten Fahrzeuge erhöht sich<br />

damit auf 299.<br />

Nachrichten Unternehmen<br />

Windenergie bei Vattenfall<br />

Vattenfall als einer der größten Erzeuger von Offshore-Windstrom weltweit ist auch bei<br />

Festland-Anlagen höchst aktiv (Bild 1). Sämtliche Aktivitäten in beiden Bereichen sind<br />

europaweit in dem Unternehmen Vattenfall Wind Power Ltd. g<strong>eb</strong>ündelt, das mit seinen<br />

Tochterunternehmen in Schweden, Dänemark, Großbritannien, Belgien, Niederlande,<br />

Deutschland <strong>und</strong> Polen tätig ist, so in den beiden letztgenannten Ländern mit der<br />

Vattenfall Europe Windkraft GmbH mit Sitz in Hamburg.<br />

Vattenfall betreibt Anfang 2012 an Land <strong>und</strong> auf See etwa 900 Windkraftanlagen mit<br />

zusammen 1,3 GW installierter Leistung. Die Produktion 3,8 TWh/a entsprechen einem<br />

Drittel des <strong>Bahnen</strong>ergi<strong>eb</strong>edarfs der DB. Der Betri<strong>eb</strong> aller Anlagen wird von einem Operationszentrum<br />

in Esbjerg an der südwestlichen Küste Jütlands zentral gesteuert. Aktuell baut<br />

Vattenfall On- <strong>und</strong> Offshore-Windparks in Schweden, Dänemark, vor England <strong>und</strong><br />

Deutschland mit zusammen 0,6 GW Leistung. Weiterhin sollen im Herbst 2012 der Bau<br />

des Parks DanTysk in der Nordsee r<strong>und</strong> 70 km vor Sylt mit 80 Anlagen <strong>und</strong> 2013 in unmit-<br />

Bild 2: Montage alpha ventus Januar 2010 (Foto: Vattenfall/Jan Oelker).<br />

Bild 1: Windenergieaktivitäten Vattenfall,<br />

Stand April 2011 (Grafik: Vattenfall).<br />

telbarer Nähe der Bau des Parks Sandbank<br />

mit 96 Anlagen beginnen.<br />

In Fredericia hat Vattenfall ein Kompetenzzentrum<br />

für Offshore-Technologie <strong>und</strong><br />

-Installation eingerichtet, das den Knowhow-<br />

Transfer zwischen den einzelnen Ländern sicherstellt<br />

<strong>und</strong> neue Lösungen <strong>und</strong> Konzepte<br />

erarbeitet. Dabei werden besonders die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />

mit dem Park alpha ventus<br />

ausgewertet (Bild 2, <strong>eb</strong> 5/2010, S. 226–229;<br />

<strong>eb</strong> 11/2010, S. 532). Das weitere Wachstum<br />

wird in regionalen Projektentwicklungsteams<br />

vorangetri<strong>eb</strong>en.<br />

Bei der Planung, dem Bau <strong>und</strong> dem Betri<strong>eb</strong><br />

dieser Windkraftanlagen gibt es einen<br />

großen Bedarf an Fachkräften. Vattenfall<br />

sucht bis Ende 2012 r<strong>und</strong> 170 Ingenieure,<br />

Juristen, Kaufleute <strong>und</strong> Projektentwickler<br />

<strong>und</strong> dabei besonders Ingenieure der Fachrichtungen<br />

Maschinenbau, Schiffsbau,<br />

Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau, Elektrotechnik, Umwelttechnik<br />

<strong>und</strong> Energietechnik. Da die Offshore-Branche<br />

vergleichsweise jung ist,<br />

leisten die Beteiligten oft Pionierarbeit.<br />

116 110 (2012) Heft 3


Energie <strong>und</strong> Umwelt Nachrichten<br />

Wasserkraft-Wirtschaft der SBB<br />

Die SBB braucht heute für sich <strong>und</strong> die mit<br />

versorgten <strong>Bahnen</strong> 2,4 TWh/a <strong>Bahnen</strong>ergie<br />

<strong>und</strong> deckt diesen Bedarf zu 75 % aus<br />

Wasserkraft. Weil in den nächsten Jahren<br />

das Ang<strong>eb</strong>ot besonders in den Flutst<strong>und</strong>en<br />

stark ausgeweitet werden soll, wird nicht<br />

nur mehr Energie g<strong>eb</strong>raucht, sondern vor<br />

allem mehr Leistung aufgr<strong>und</strong> des praktisch<br />

voll vertakteten Fahrplans.<br />

Für die Gr<strong>und</strong>last hat die SBB mit der<br />

Électricité de France von 2013 bis 2022 die<br />

Lieferung von 400 GWh/a vereinbart, <strong>und</strong><br />

zwar zertifiziert nur aus deren Laufwasserkraftwerk<br />

Kembs, das 20 km nördlich von Basel<br />

im Rhein liegt. Damit steigt ihr Anteil<br />

nachhaltig produzierter Energie auf r<strong>und</strong><br />

80 %. Bei der Entscheidung berücksichtigte<br />

die SBB n<strong>eb</strong>en der ökologischen Qualität<br />

<strong>und</strong> der Nachweisbarkeit der produzierenden<br />

Anlage den Preis <strong>und</strong> die Zuverlässigkeit.<br />

Die bezogene 3AC-Energie wird die SBB in<br />

ihren eigenen Anlagen umwandeln [1].<br />

Für die Spitzenleistung ist die SBB mit<br />

36 % an dem Pumpspeicherkraftwerk Nant<br />

de Drance im Kanton Wallis beteiligt [2],<br />

das ab 2017 schrittweise in Betri<strong>eb</strong> gehen<br />

soll. Einen Teil ihres Leistungskontingents<br />

benötigt sie jedoch erst ab 2032. Deshalb<br />

hat sie für 150 MW einen Nutzungsvertrag<br />

mit dem norwegischen Energieunternehmen<br />

Statkraft abgeschlossen. Dieses ist<br />

auf die Vermarktung sich erneuernder Energien<br />

spezialisiert <strong>und</strong> wird 15 Jahre lang<br />

mit dieser 3AC-Leistung in beiden Richtungen<br />

frei handeln können.<br />

[1] Pfander, J.-P.; Simons, K.: Technik <strong>und</strong> Betri<strong>eb</strong><br />

der Netzkupplungsanlagen 50/16,7 Hz bei<br />

der SBB. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />

H. 1-2, S. 55–62.<br />

[2] Pfander, J.-P.: SBB-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>und</strong> Pumpspeicherwerk Nant de Drance. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 106 (2008), H. 11, S. 508–<br />

513; Ber.: <strong>eb</strong> 107 (2009), H. 1-2, S. 104.<br />

Laufwasserkraftwerk Kembs, 20 km nördlich Basel, oberste Stufe <strong>und</strong> damit Betri<strong>eb</strong>sführung der Kraftwerkskette am Rheinseitenkanal/Oberrrhein,<br />

Baujahre 1928–1932, nach Kriegsschäden wieder in Betri<strong>eb</strong> 1945, Wasserrechte zu 80 % bei Frankreich<br />

<strong>und</strong> zu 20 % bei der Schweiz wegen Staupegel bis auf Schweizer G<strong>eb</strong>iet, Betreiber seit 1946 Électricité de France, Konzession<br />

nach langen ökologischen Auseinandersetzungen 2011 erneuert bis 2035 gegen umfangreiche Renaturalisierungsmaßnahmen,<br />

installierte Leistung 160 MW, Erzeugung r<strong>und</strong> 0,9 TGWh/a (Foto: EDF/Airdiasol Rothan).<br />

Deutsch-österreichisches Pumpspeicherwerk Riedl<br />

In deutschen Pumpspeicherwerken (PSW)<br />

sind derzeit nur 6,5 GW Leistung installiert<br />

(<strong>eb</strong> 10/2011, S. 526–532; <strong>eb</strong> 11/2011,<br />

S. 564), projektiert sind Anlagen mit<br />

zusammen 2 GW Leistung <strong>und</strong> weitere<br />

sind geplant. Prognosen nennen als Bedarf<br />

bis 2025 mindestens das Doppelte<br />

bis das Vierfache des heutigen Wertes, um<br />

auch bei wachsenden Anteilen von Solar<strong>und</strong><br />

Windenergie das Netz jederzeit kurzfristig<br />

mit Regelenergie stabilisieren zu<br />

können. Ungeachtet aller Forschungen<br />

<strong>und</strong> Entwicklungen zu Alternativen sind<br />

PSW bislang die einzige großtechnisch<br />

erprobte <strong>und</strong> mit 80 % Arbeitsgrad auch<br />

wirtschaftlich arbeitende Speicherform für<br />

elektrische Energie. Der Freistaat Bayern<br />

nennt in seinem Energiekonzept 2011 als<br />

eigenes Zubaupotenzial 2 GW. Eines der<br />

Projekte dabei ist das PSW Riedl, das die<br />

Rhein-Main-Donau AG <strong>und</strong> die österreichische<br />

VERBUND AG planen. Es soll<br />

unmittelbar vor der österreichischen<br />

Grenze oberhalb des Donaukraftwerks<br />

Jochenstein liegen. Abweichend von<br />

früheren Planungen soll dessen Oberwasserstauraum<br />

das Unterbecken der Anlage<br />

werden. Die Kaverne mit zwei 150-MW-<br />

Maschinengruppen soll tief im Berg liegen<br />

<strong>und</strong> das 350 m Fallhöhe erzeugende<br />

Oberbecken in einer natürlichen Mulde<br />

zwischen den Ortschaften Gottsdorf <strong>und</strong><br />

Riedl. Nach Stand 2009 ist das Projekt mit<br />

350 Mio. EUR veranschlagt. Das Raumordnungsverfahren<br />

wurde im August 2011<br />

mit positiver Beurteilung abgeschlossen.<br />

Das Planfeststellungsverfahren soll im<br />

Frühjahr 2012 eingeleitet werden, die<br />

aktuelle Stimmung vor Ort verheißt jedoch<br />

wie überall nichts Gutes <strong>und</strong> verstärkt<br />

trübe Gedanken an die Zukunftsfähigkeit<br />

des Landes.<br />

Berichtigungen Nachrichten<br />

zu „TGV Euro Duplex“<br />

In der Nachricht in <strong>eb</strong> 12/2011, Seite<br />

689, muss es heißen „ab März 2012“.<br />

zu „Ladetechnologie für alle Fahrzeuge“<br />

Im Beitrag in <strong>eb</strong> 1-2/2012, S. 8, muss der Bildtext zu Bild 1 heißen<br />

„Fotos: Bombardier Transportation“.<br />

110 (2012) Heft 3<br />

117


Nachrichten Produkte <strong>und</strong> Lösungen<br />

Kippschalter für Steuerpulte<br />

Der Kippschalter der Baureihe K von<br />

Schaltbau ist mit dem iF product design<br />

award 2012 ausgezeichnet worden.<br />

Mit Designpreis bedachte Schalter der Baureihe K.<br />

Dieser Preis zählt weltweit zu den wichtigsten<br />

Wettbewerben für Produktgestaltung.<br />

Der Kippschalter setzte sich unter<br />

r<strong>und</strong> 3 000 Bewerbungen durch <strong>und</strong><br />

überzeugte unter anderem durch Funktionalität,<br />

Sicherheit <strong>und</strong> Umweltverträglichkeit.<br />

Kippschalter der Baureihe K<br />

werden vor allem in Steuerpulten von<br />

Schienenfahrzeugen, Kränen <strong>und</strong> Seilbahnen<br />

eingesetzt. Die Baureihe bietet<br />

vier verschiedene H<strong>eb</strong>elformen für zentrale<br />

30 mm R<strong>und</strong>lochmontage, werkzeuglose<br />

Klemmbefestigung mit einfacher<br />

Handhabung, bis zu acht<br />

Schaltelemente mit unterschiedlichen<br />

elektrischen Anschlussvarianten sowie die<br />

Möglichkeit zur Beleuchtung des Rings.<br />

Die Schalter erfüllen die Norm UIC 612<br />

<strong>und</strong> lassen sich damit in jedes Führerpult<br />

einbinden. Die Schaltbau GmbH verfügt<br />

über ein zertifiziertes Qualitätsmanagement-System<br />

gemäß DIN EN ISO 9001<br />

sowie ein Umweltmanagement-System<br />

nach DIN EN ISO 14001 <strong>und</strong> ist seit 2008<br />

als Q1-Lieferant der Deutschen Bahn<br />

zertifiziert.<br />

Info: www.schaltbau-gmbh.com/de<br />

Nachrichten Kommentare<br />

zu „Probleme mit Velaro D“<br />

Die DB – noch unter Vorstandschef Mehdorn<br />

– <strong>und</strong> Siemens hatten sich 2008<br />

viele Monate lang um den Preis für die<br />

Züge gezankt, bis r<strong>und</strong> 500 Mio. EUR<br />

herauskamen. Hochgeschwindigkeitszüge<br />

der gleichen Bauart Velaro fahren seit<br />

2007 in Spanien, seit 2008 in China <strong>und</strong><br />

seit 2009 in Russland, ohne dass es international<br />

Negativschlagzeilen gibt. Im<br />

Gegenteil: Die Russland-Version soll<br />

±40 ˚C klaglos verkraften. Neutrale Beobachter<br />

vermuten, dass diese K<strong>und</strong>en<br />

bereit waren, für Qualität einen angemessenen<br />

Preis zu bezahlen.<br />

Be<br />

Nachrichten Blindleistung<br />

Neues zum 1. April<br />

Die DB Netz will ab 1. April 2012 Schienensuchfahrzeuge<br />

einsetzen. Diese tragen vor<br />

jedem äußeren Radsatz einen magnetisch<br />

arbeitenden Detektor, der das Vehikel in<br />

Fahrtrichtung selbsttätig auf einer Linie mit<br />

der höchsten Metalldichte nachführt. Am<br />

jeweils anderen Fahrzeugende markiert eine<br />

Leuchtfarben-Sprüh anlage den Fahrweg für<br />

nachfolgende Züge, <strong>und</strong> zwar in Braun für<br />

Bahnhofs- <strong>und</strong> in Blau für Streckengleise;<br />

die Farbe Blau will DB Netz langfristig vollständig<br />

durch Braun ersetzen können. Die<br />

Verwendung der Farben Grün, Gelb <strong>und</strong><br />

Rot hatte das Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamt (EBA)<br />

nach mehrjähriger Prüfung abgelehnt. Die<br />

Fahrzeugbeschichtung soll es dem Bedienpersonal<br />

erleichtern, das Fahrzeug nach<br />

Pausen wieder zu finden; das Verlassen des<br />

Fahrzeugs vor gelben Raps feldern wurde<br />

deshalb per Betri<strong>eb</strong>sanweisung untersagt.<br />

Wieder Sündenbock Bahn<br />

„Die Gefahr einer drohenden Versorgungssicherheit ... ist nicht beseitigt, nicht einmal<br />

die Details des dringend notwendigen Ausbaus des Stromnetzes sind geklärt.“ (wortgenaue<br />

Abschrift aus <strong>und</strong> Foto zu „Energiewende droht zu scheitern“ in der Saarbrücker<br />

Zeitung vom 7. Dezember 2011).<br />

118 110 (2012) Heft 3


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

2. korrigierte<br />

Auflage<br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

<strong>und</strong> ihre Energieversorgung<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Praxis<br />

Das Buch wendet sich in seiner zweiten Auflage<br />

an Studierende der elektrischen Energietechnik,<br />

der Regelungstechnik <strong>und</strong> des Maschinenbaus.<br />

Es gibt einen Überblick über die Gr<strong>und</strong>lagen der<br />

elektrischen Zugförderung <strong>und</strong> beschreibt nach<br />

einer Darstellung der Kommutatormotoren <strong>und</strong><br />

deren wichtigsten Spannungsstellglieder schwerpunktmäßig<br />

die Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />

Exemplarisch werden aktuelle Hochleistungslokomotiven,<br />

Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge,<br />

diesel-elektrische Lokomotiven <strong>und</strong> Nahverkehrsfahrzeuge<br />

vorgestellt. Im Anschluss wird<br />

die Energieversorgung der <strong>Bahnen</strong> (16 2/3 Hz,<br />

50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Leistungselektronik <strong>und</strong> der Netzrückwirkungen<br />

behandelt.<br />

A. Steimel<br />

2. Auflage 2006, 368 Seiten, Broschur<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge <strong>und</strong> ihre Energieversorgung<br />

2. Aufl age 2006 für € 44,- (zzgl. Versand)<br />

ISBN: 978-3-8356-3090-1<br />

Die bequeme <strong>und</strong> sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer<br />

Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Garantie: Dieser Auftrag kann innerhalb von 14 Tagen bei der Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen<br />

schriftlich widerrufen werden. Die rechtzeitige Absendung der Mitteilung genügt. Für die Auftragsabwicklung <strong>und</strong> zur Pfl ege der laufenden<br />

Kommunikation werden Ihre persönlichen Daten erfasst <strong>und</strong> gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass<br />

ich per Post, Telefon, Telefax oder E-Mail über interessante Verlagsang<strong>eb</strong>ote informiert werde. Diese Erklärung kann ich jederzeit widerrufen.<br />

Bankleitzahl<br />

<br />

Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

ETFZdZ2010


Impressum<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berlin<br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

<strong>und</strong> Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-B<strong>und</strong>esamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

in der Direction de l‘ingéniere der SNCF, Paris (FR)<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, DB Fernverkehr, Frankfurt am Main<br />

Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München <strong>und</strong> Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />

DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer <strong>und</strong> Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />

Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung <strong>und</strong> Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västers (SE)<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen <strong>und</strong> Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />

Redaktion:<br />

Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />

Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />

E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />

Internet: http://www.oldenbourg.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 58.<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />

E-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement Print 295,00 € (inkl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Einzelheft 34,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

Einzelausgabe als ePaper 34,00 €<br />

Abo Plus (Print plus ePaper) 383,50 €<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />

sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift <strong>und</strong> alle in ihr enthaltenen Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 0013-5437<br />

Gedruckt auf chlor- <strong>und</strong> säurefreiem Papier<br />

120


Termine<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

Metro Rail 2012<br />

4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

27. – 30.03.2012 Terrapinn Ltd.<br />

London (GB) Fon: +44 20 70921000,<br />

E-Mail: enquiry.uk@terrapinn.com,<br />

Internet: www.terrapinn.com<br />

EXPO Ferroviaria 2012<br />

27. – 29.03.2012 Mack Brooks Exhibitions<br />

Turin (IT) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: expoferroviaria@mackbrooks.com,<br />

Internet: www.expoferrovia.com<br />

Gulf Rail<br />

17. – 19.04.2012 Europoint<br />

Dubai (VAE) Fon: +31 30 6981800,<br />

E-Mail: ifo@railevents.eu,<br />

Internet: www.gulfraildubai.com<br />

Railways 2012<br />

18. – 22.04.2012 Civil-Comp Press<br />

Las Palmas (ES) Fon: +44 1786 870166,<br />

E-Mail: info@civil-comp.com,<br />

Internet: www.civil-comp.com<br />

10th UIC ERTMS World Conference<br />

24. – 26.04.2012 Stockholm (SE) IUIC<br />

E-Mail: ertms2012@uic.org,<br />

Internet: www.uic.org<br />

INFRARAIL 2012<br />

01. – 03.05.2012 Mack Brooks Group<br />

Birmingham (GB) Fon: +44 1727 8144-00, Fax: -01,<br />

E-Mail: info@mackbrooks.co.uk,<br />

Internet: www.mackbrooks.com<br />

4. VDEI Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

03. – 04.05.2012 Info: VDEI Service GmbH<br />

Gotha (DE) Fon: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />

Internet: www.vdei.de<br />

9. Internationales Rail Forum<br />

08. – 10.05.2012 Montané Comunicación<br />

Madrid (ES) Fon: +34 91 3519500,<br />

Internet: www.montane.eu.com<br />

10.05.2012 VDEI Service GmbH<br />

Gotha (DE) Fon: +49 30 22605790,<br />

E-Mail: Service.GmbH@vdei.de,<br />

Internet: www.vdei.de<br />

8. Stadtbahn Forum<br />

15.-16.05.2012 Schreck-Mieves<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6502 994167,<br />

Internet: www.schreck-mieves-seminare.de,<br />

E-mail: tina.gruber@schreck-mieves.de<br />

Rail Solutions Asia<br />

23.05-25.05.2012 TDH Exhibitions Ltd<br />

Bangkok (TH) Fon: +44 1483 548-290, Fax: -302,<br />

Internet: www.tdhrail.co.uk,<br />

E-Mail: info@tdhrail.com<br />

Rail+Metro China 2012<br />

30.05. – 02.06.2012 Intex Shanghai Co., Ltd.<br />

Shanghai (CN) Fon: +86 21 62-956882, Fax: -780038,<br />

E-Mail: intexhxp@sh163.net,<br />

Internet: www.metro-china.org<br />

Eisenbahntechnisches Kolloquium 2012<br />

14.06.2012 TU Darmstadt<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-65911, Fax: -6903,<br />

E-Mail: eisenbahn@verkehr.tu-darmstadt.de,<br />

Internet: www.verkehr.tu-darmstadt.de<br />

Africa Rail 2012<br />

25.-29.6.2012 Terrapinn Ltd.<br />

Johannesburg (ZA) Fon: +27 11 463,6001, Fax: -6903;<br />

E-Mail: enquiry.za@terrapinn.com,<br />

Internet: www.terrapinn.com<br />

UIC High Speed Congress 2012<br />

10. – 13.07.2012 Congress & Exhibition Secretariat<br />

Philadelphia (US) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />

E-Mail: info@uic-highspeed2012.com,<br />

Internet: www.uic-highspeed2012.com/


HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

Fahrleitungsbau auf höchstem Niveau.<br />

Fahrleitungsumbaumaschinen von Plasser & Theurer haben den Vorteil, dass Fahrdraht <strong>und</strong> Tragseil<br />

gleichzeitig, mit der endgültigen Zugspannung <strong>und</strong> im korrekten Zick-Zack-Verlauf verlegt werden.<br />

Nur diese Technologie gewährleistet die sofortige Befahrbarkeit ohne Nacharbeiten mit der zulässigen<br />

Streckenhöchstgeschwindigkeit nach Arbeitsende. Geringer Personalbedarf <strong>und</strong> die vollständige<br />

Bearbeitung einer Sektion innerhalb weniger St<strong>und</strong>en sorgen für einen wirtschaftlichen Um- <strong>und</strong><br />

Neubau von Fahrleitungen.<br />

Plasser & Theurer I Export von Bahnbaumaschinen Gesellschaft m.b.H. I A-1010 Wien I Johannesgasse 3 I Tel. (+43) 1 515 72 - 0 I export@plassertheurer.com<br />

Plasser & Theurer and Plasser sind international eingetragene Marken

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!