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Trödler Alte Reklame (Vorschau)

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REKLAME<br />

„Gitanes"-Anzeigen von 1970, 1970, 1977, 1978 und<br />

1979<br />

nault, und es gab R4-Kastenwagen zu gewinnen,<br />

ab 1980 verloste die Zigarettenfirma<br />

verschiedene Male Citroëns 2CV, also<br />

die von allen Frankreichliebhabern verehrten<br />

„Enten'. In der „Schlaraffenland"-Kampagne<br />

1979 waren die Gewinner-Preise<br />

fünf 14-tägige Reisen zu den Schlössern<br />

der Loire, daneben konnten Fans auch<br />

immer wieder kleinere Dinge wie Tischutensilos,<br />

ein Tandem, „Gauloises"-Hosenträger<br />

oder Blumensträuße gewinnen<br />

oder erwerben.<br />

„Gitanes”<br />

„Gitanes" gibt es, wie „Gauloises", seit<br />

1910 bis jetzt, beide gehörten ursprünglich<br />

ins Seita-Sortiment, sind ab 1999 vom<br />

französisch-spanischen Altadis produziert<br />

worden und haben sich nebeneinander<br />

gehalten. Heute gehören sie zum viertgrößten<br />

internationalen Tabak-Konzern<br />

„Imperial Tobacco". Das französische<br />

Wort „Gitane" wird heute benutzt wie<br />

„Gypsy", steht also auch für den modischen<br />

Stil flatternder, weiter Röcke und<br />

Tücher, musikalisch für melancholische<br />

bis wilde südeuropäische Klänge. Mit einem<br />

Aufgreifen dieser damals noch als<br />

„Zigeuner"-Bilder bezeichneten Motive,<br />

die es auch in Frankreich gab, begann die<br />

„Gitanes"-Werbung in Deutschland: Eine<br />

Anzeige, gestaltet von den Grafikerinnen<br />

Marie-Claire Lefort und Marie-Francine<br />

Oppeneau, zeigte eine Roma-Frau, die andere,<br />

von Jean-Charles Rousseau, stellte<br />

einen Roma-Mann vor pinkem Hintergrund<br />

dar. Das jährliche Treffen der vor allem<br />

spanischen Roma im südfranzösischen<br />

Saintes-Maries-de-la-Mer hatte diesen Ort<br />

in den 1960er-Jahren so populär gemacht,<br />

dass sich die Hippie-Generation davon<br />

magisch angezogen fühlte. Auf die Klischees<br />

von barfuß Flamenco tanzenden<br />

Schönheiten konnte also die „Gitanes"-<br />

Werbung 1970 problemlos zurückgreifen.<br />

Im Anschluss brachte „Gitanes" dann nur<br />

für Deutschland eine Serie naiver Malerei<br />

von Henry Dieckmann (geboren 1933),<br />

der in seinen Gemälden das „typisch”<br />

Französische in die Anzeigen bannte: die<br />

Bistros, die Boule-Spielenden, bekannte<br />

Straßen-Motive aus Paris (Metro und Seine),<br />

ja alles, was für die deutschen Touristen<br />

attraktiv geworden war. Essen und<br />

Lebenskunst stehen im Mittelpunkt der<br />

Szenerien fröhlicher Franzosen und Französinnen.<br />

Die Reihe lief bis 1981, die gedruckten<br />

Gemälde sind jeweils datiert und<br />

in der Schreibschrift der Naiven signiert.<br />

Naive Malerei, auch als Bilder von „Sonntagsmalern"<br />

bezeichnet, war in dieser Zeit<br />

sehr populär, und auch die Schokoladenfirma<br />

Sprengel hatte damit für ihre Pralinen<br />

„India" 1971 <strong>Reklame</strong> gemacht (Fritz Seemann<br />

malte eine Gartenlokal-Szene, deren<br />

Drucke in limitierter Auflage zu erwerben<br />

waren). „Sonntagsmalerei" oder „Naive<br />

Kunst" zeichnet sich dadurch aus, dass<br />

hier in der Art von Kindern in kräftigen<br />

Farben Bilder aus dem Leben gemalt werden,<br />

die ohne komplizierte darstellerische<br />

Mittel auskommen und oft auch einfach<br />

Wunschträume oder Idealwelten zeigen.<br />

Kein Wunder also, dass sich solche Kunst<br />

gut für Werbung eignet. Handsignierte<br />

Drucke des Künstlers Dieckmann verloste<br />

„Gitanes" 1978 als Preis für einen Gourmet-Test,<br />

der erste Preis war ein Schlemmer-Wochenende<br />

in Paris. 1979 gab es<br />

folgerichtig „Gourmet-Körbe" mit „den<br />

schönsten Genüssen Frankreichs" für diejenigen,<br />

die zum Beispiel wussten, woraus<br />

der echte Calvados gebrannt wird... Allerdings<br />

sind die „Gitanes"-Zigaretten wohl<br />

weniger per Printwerbung, sondern vor allem<br />

durch Formel-1-Team-Sponsoring bekannt<br />

geworden: „Gitanes" unterstützte<br />

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