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DESIGN<br />
THERMOS- &<br />
ISOLIERKANNEN<br />
MAYAKO FORCHERT<br />
„Heiß bleibt heiß, kalt bleibt kalt."<br />
Reinhold Burger<br />
Den Anstoß zur Entstehung der Isoliertechnik<br />
gab der Auftrag des Berliner Fabrikanten<br />
Carl von Linde an den Glastechniker<br />
Reinhold Burger (1866-1954),<br />
Behälter für den Transport verflüssigter<br />
Luft zu entwickeln. Der kam dabei auf die<br />
Idee der Thermoskanne. „Er stützte den<br />
Hohlraum zwischen den Gläsern mit Draht<br />
und Asbest ab, versah das Gefäß mit einem<br />
Korken als Verschluss und setzte einen<br />
Trinkbecher darauf." 1904 ließ Burger<br />
den Namen „Thermos” als Warenzeichen<br />
eingetragen und als Patent anmelden. Der<br />
Slogan der von Burger 1906 gegründeten<br />
Thermos-Gesellschaft mbH hieß: „Heiß<br />
bleibt heiß, kalt bleibt kalt”. Eine frühe<br />
Serienkanne aus Neusilber/Alpacca von<br />
1906 der Firma Burger besitzt das Museumsdorf<br />
Baruther Glashütte. Burgers<br />
Erfindung wurde auf den Weltausstellungen<br />
1904 in St. Louis und 1906 in Mailand<br />
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mit der Goldmedaille prämiert. Er verstand<br />
sich eher als Erfinder denn als Kaufmann,<br />
und so verkaufte er 1909 seine in Berlin gegründete<br />
Firma, die Thermos GmbH, für<br />
495.000 Mark an die eigens zu diesem<br />
Zweck gegründete Thermos AG, die Auslandsrechte<br />
hatte er im selben Jahr an die<br />
amerikanische Thermos Bottle Company<br />
veräußert. Überaus erfolgreich konnte sie<br />
von dort ihren internationalen Siegeszug<br />
antreten. Es gab Niederlassungen in Kanada,<br />
Japan und England. Als Burger in<br />
Berlin-Pankow 1954 starb, war von dem<br />
beträchtlichen Vermögen nichts geblieben,<br />
die Zeitläufe hatten es aufgezehrt<br />
(Petra Kabus und Constanze Schröder:<br />
Goldmedaillen für eine Kanne: Die Thermoskanne,<br />
in: Genial – Erfindungen aus<br />
Berlin und Brandenburg. Ministerium für<br />
Forschung, Wissenschaft und Kultur.<br />
CULTURCON-medien-Verlag 2012). Dem<br />
Erfinder Reinhold Burger hat das Museumsdorf<br />
Baruther Glashütte mit einer Ausstellung<br />
ein Denkmal gesetzt. Neben der<br />
Thermoskanne hat er zusammen mit Con-<br />
rad Wilhelm Röntgen die nach ihm benannte<br />
erste Röntgenröhre entwickelt. Der<br />
gesamte Nachlass der Familie Burger ist<br />
dort als Dauerleihgabe aufbewahrt.<br />
Die Designer haben es an Ideen und Fantasie<br />
für die Gestaltung von Isolierkannen,<br />
deren Vorzüge sofort überzeugten, nicht<br />
fehlen lassen. Aktuelle Formgebungen<br />
und fortschrittliche Materialien fanden<br />
ihren Einsatz. Die Neue Sammlung in München<br />
besitzt eine frühe, „um 1930" datierte<br />
Kanne der Thermos Ltd. Tottenham/<br />
London aus dem Harnstoffharz Ureum<br />
(Kat. Plastics+Design, hrsg. v. Florian Hufnagl,<br />
bearb. v. Renate Ulmer und Josef<br />
Straßer. Stuttgart, Arnoldsche 1997, S. 42),<br />
das Modell 65 (Charlotte & Peter Fiell, Industriedesign<br />
A-Z. Köln, Taschen 2001, S.<br />
516 f., dort 1928 datiert). Eine weitere frühe<br />
Kanne auch der Thermos Ltd., das Modell<br />
24 aus Bakelit, noch unveröffentlicht, befindet<br />
sich gleichfalls in der Neuen Sammlung.<br />
Der erste industriell produzierte<br />
Kunststoff Bakelit eignete sich sehr gut für<br />
Isolierkannen, da er hitzestabil ist.<br />
Industrielle Produktion nach 1945<br />
Zur regelrechten industriellen Produktion<br />
von Isolierkannen, der ihrer Funktionsweise<br />
korrekt entsprechenden Bezeichnung,<br />
kam es erst nach 1945. Als am besten<br />
geeignetes Material erwies sich der für<br />
Patentschrift mit Konstruktionszeichnung (Foto:<br />
Museumsdorf Baruther Glashütte)<br />
Thermoskanne, Thermos GmbH, unbekannter<br />
Entwerfer, 1906 (Foto: Museumsdorf Baruther<br />
Glashütte)<br />
Thermoskanne aus Bakelit, unbekannter Hersteller<br />
um 1920 (Foto: Museumsdorf Baruther Glashütte)