26.02.2014 Aufrufe

eb - Elektrische Bahnen Hochgeschwindigkeitsstrecke Ankara (Vorschau)

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

B 2580<br />

8/2011<br />

Monat August<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

B ahnen<br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Themenschwerpunkt Österreich<br />

Editorial<br />

Nachhaltige Infrastruktur für Generationen<br />

Interview<br />

„Wir planen den Technologiewechsel“<br />

Standpunkt<br />

Steigende Potenziale für elektrische <strong>Bahnen</strong><br />

Projekte<br />

Ausbauplan 2011-2016 für die österreichische<br />

Bahninfrastruktur<br />

Oberleitungen<br />

Deckenstromschienen für hohe Fahrgeschwindigkeiten<br />

Bahnstromversorgung<br />

<strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> <strong>Ankara</strong> −<br />

Eskisehir − (Istanbul) − Oberleitungen und<br />

Unterwerke<br />

Journal<br />

ETCS bei ÖBB<br />

Neubaustrecken bei ÖBB<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung bei ÖBB<br />

<strong>Bahnen</strong>, Energie und Umwelt, Produkte und<br />

Lösungen, Kommentare, Historie, Termine<br />

Erste Fachzeitschrift für Elektrotechnik<br />

im öffentlichen Verkehr


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 2: Elektrisch in die<br />

schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Bereits bei der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />

die Technik mit Einphasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />

schwierigen topografi schen Bedingungen unter Beweis stellen sollte.<br />

Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften einer G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />

begann eine stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />

unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion in Deutschland beigetragen<br />

hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />

prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />

anderen Einrichtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />

Reichsbahn.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Aufl age 2011, ca. 300 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

CD-ROM<br />

mit ausführlichem<br />

Zusatzmaterial<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 2<br />

1. Aufl age 2011, ISBN: 978-3-8356-3218-9<br />

Normalpreis: € 49,90 (zzgl. Versand)<br />

Sonderpreis für <strong>eb</strong>-Abonnenten: € 44,90 (zzgl. Versand)<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Telefax<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

Datum, Unterschrift<br />

WZD2<strong>eb</strong>2011<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Inhalt<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 8/2011<br />

Elektrotechnik im Verkehrswesen<br />

Hauptbeiträge Seite Hauptbeiträge Seite<br />

Editorial − Österreich<br />

Nachhaltige Infrastruktur für<br />

Generationen 379<br />

Interview − Österreich<br />

J. Pluy<br />

„Wir planen den Technologiewechsel“ 380<br />

Standpunkt − Österreich<br />

R. Chodasz<br />

Steigende Potenziale für elektrische<br />

<strong>Bahnen</strong> 383<br />

Projekte − Österreich<br />

Th. Dreßler<br />

Ausbauplan 2011-2016 für die<br />

österreichische Bahninfrastruktur 384<br />

Master plan 2011 to 2016 to improve the<br />

Austrian railway infrastructure<br />

Plan d’aménagement 2011-2016 de l’infrastructure<br />

des chemins de fer autrichiens<br />

Oberleitungen − Österreich<br />

F. Kurzweil, B. Furrer<br />

Deckenstromschienen für hohe<br />

Fahrgeschwindigkeiten 398<br />

Overhead conductor bar for high speed<br />

Ligne de contact rigide pour vitesse élevée<br />

Bahnstromversorgung<br />

H. H. Güney, C. Isikoglu, R. Puschmann<br />

<strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> <strong>Ankara</strong> −<br />

Eskisehir − (Istanbul) − Oberleitung<br />

und Unterwerke 405<br />

<strong>Ankara</strong>–Eskisehir–(Istanbul) high-speed line –<br />

overhead contact line and substations<br />

Ligne à grande vitesse <strong>Ankara</strong> – Eskisehir –<br />

(Istanbul) – caténaire et sous-stations<br />

Journal<br />

Journal extra<br />

ETCS bei ÖBB 418<br />

Neubaustrecken bei ÖBB 423<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung bei ÖBB 424<br />

<strong>Bahnen</strong> · Railways · Chemins de fer 427<br />

Berichtigung · Correction · Retification 431<br />

Energie und Umwelt · Energy and environment ·<br />

Énergie et environnement 432<br />

Produkte und Lösungen · Products and solutions ·<br />

Produits et solutions 432<br />

Kommentare · Comments · Commentaires 433<br />

Historie · History · Histoire 436<br />

Termine · Dates · Dates U 3<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

377


Impressum<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler, Königlich Sächsische Technische Hochschule<br />

zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berlin<br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, Leiter Business Segment Public Transit, Siemens Mobility, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische<br />

Universität Berlin<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH,<br />

Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik und Leistungselektronik,<br />

Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungssysteme<br />

in der Direction de l‘ingéniere der SNCF<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft<br />

mbH, Abteilung Benannte Stelle, Wien<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, Leiter Fahrzeugtechnik, DB Fernverkehr, Frankfurt am Main<br />

Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Mobility, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Ing. Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter<br />

Öffentlich keitsarbeit, DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik<br />

AG., Wien<br />

Dipl.-Ing. (FH) Peter Schließmann, Leiter Consulting Services Ausrüstungstechnik, DB International,<br />

Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen<br />

(VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik, Balfour Beatty Rail<br />

GmbH, Offenbach am Main<br />

Dipl.-Wirtschaftsing. Michael Witt, Lahmeyer International GmbH, Bad Vilbel<br />

Redaktionsleitung:<br />

Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />

Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />

E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />

Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. (FH) Bodo Ehret, DB AG, Vorstandsressort Technik, Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Mobility, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Straße 145,<br />

81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />

Internet: http://www.oldenbourg.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke, Hans-Joachim Jauch<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 57.<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />

E-Mail: leserservice@oldenbourg.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement 289,00 € (inkl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Einzelheft 33,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

Einzelausgabe als ePaper 33,00 €<br />

Abo Plus (Print plus ePaper) 375,70 €<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige<br />

Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />

sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich<br />

geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung<br />

ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 00 13-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Editorial<br />

Nachhaltige Infrastruktur<br />

für Generationen<br />

Die größte Herausforderung<br />

für Infrastrukturmanager ist<br />

das Denken in Generationen.<br />

Planung, Erhaltung und Betri<strong>eb</strong><br />

von Eisenbahn-Infrastruktur<br />

brauchen eine langfristige Perspektive,<br />

die über Jahrzehnte hinausreicht. Mit<br />

den Investitionen von heute bestimmen<br />

wir schließlich die Mobilität von morgen.<br />

Das heißt: Wir müssen heute den Mobilitätsbedarf<br />

und die gesellschaftlichen<br />

Trends der nächsten 20 bis 40 Jahre abschätzen<br />

und darauf unsere Planungen<br />

aufbauen.<br />

Dieser Herausforderung begegnen<br />

die ÖBB mit einer langfristigen Infrastrukturstrategie,<br />

dem Zielnetz 2025+.<br />

Mit dem Zielnetz 2025+ werden wir<br />

die ÖBB-Hochleistungsstrecken mit regionalen Nahverkehrsang<strong>eb</strong>oten<br />

verbinden und damit die Infrastruktur-<br />

Grundlagen für einen österreichweiten Taktfahrplan nach<br />

Schweizer Modell schaffen. Die Marktposition der Bahn<br />

gegenüber dem Straßen- und Luftverkehr kann dadurch<br />

mittelfristig deutlich gestärkt werden.<br />

Grundlage der Zielnetz-Strategie ist die Verkehrsprognose<br />

2025+, die von renommierten Forschungsinstituten<br />

im Auftrag des BMVIT erstellt wurde. Sie zeigt, dass der<br />

Eisenbahnverkehr in Österreich in den nächsten 20 Jahren<br />

um über 30 % steigen wird. Auslöser dieses Nachfrageanstiegs<br />

sind einerseits die steigende individuelle Mobilität<br />

und andererseits der durch den Klimawandel ausgelöste<br />

Druck zur Verkehrsverlagerung auf die Schiene.<br />

Um die Vision Zielnetz umzusetzen, ist ein umfassendes<br />

und fortgesetztes Investitionsprogramm notwendig.<br />

Einerseits gilt es, das Bestandsnetz auf<br />

den Stand der Technik zu bringen, denn<br />

rund 70 % der bestehenden Trassen<br />

stammen noch aus der Zeit der Monarchie.<br />

Andererseits müssen wir die dringend<br />

benötigten Kapazitätserweiterungen<br />

auf der Westbahn und der Südbahn<br />

schaffen. Der viergleisige Ausbau der<br />

Westbahnstrecke von Wien bis Linz steht<br />

bereits kurz vor Fertigstellung, der Abschnitt<br />

Wien − St. Pölten wird Ende<br />

2012 in Betri<strong>eb</strong> gehen. Die Südbahnstrecke<br />

wird bis 2024 durch den Bau der<br />

Koralmbahnstrecke zwischen Graz und<br />

Klagenfurt sowie durch den Bau des<br />

neuen Semmering-Basistunnels deutlich<br />

verstärkt. Zusätzlich zu diesem Ausbauprogramm<br />

wird die ÖBB-Infrastruktur in<br />

den nächsten Jahren auch einen großen Technologiesprung<br />

machen. Die Einführung von ETCS Level 2, die Ausstattung<br />

mit GSM-R sowie die Zusammenführung der gesamten Betri<strong>eb</strong>slenkung<br />

in 5 Betri<strong>eb</strong>sführungszentralen werden den<br />

Bahnbetri<strong>eb</strong> in ein neues Zeitalter führen.<br />

Diese vielfältigen Maßnahmen am Weg zum Zielnetz<br />

werden seitens unseres Eigentümers, der Republik Österreich,<br />

unterstützt und finanziell abgesichert. Als Infrastrukturunternehmen<br />

brauchen wir dieses Vertrauen<br />

und das starke Bekenntnis der Politik zur Bahn. Damit<br />

wir heute die Grundlagen für die Mobilität der Zukunft<br />

schaffen können.<br />

Mag. (FH) Andreas Matthä,<br />

Vorstandssprecher der ÖBB-Infrastruktur AG<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

379


Interview – Österreich<br />

„Wir planen den Technologiewechsel“<br />

Die kommenden Jahre dürften spannend werden für die Bahn in Österreich<br />

– und das im doppelten Sinn des Wortes. Denn mit dem Neu- und Ausbauprogramm<br />

„Zielnetz 2025+“ haben sich die Infrastruktur-Planer der ÖBB<br />

ehrgeizige Ziele gesteckt. Über die Vorgaben, Herausforderungen und Optionen<br />

sprach <strong>eb</strong>-Redakteur Eberhard Buhl mit Dr. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter<br />

Energie bei der ÖBB-Infrastruktur AG.<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>: Lässt sich heute schon einigermaßen<br />

sicher einschätzen, wie sich der Bahnverkehr<br />

– und damit verbunden auch der Bedarf an Energie und<br />

Systemleistung – in den nächsten zehn oder 20 Jahren<br />

entwickeln werden? Und wie viel davon konnten Sie in der<br />

vor Jahresfrist vorgestellten Strategie „Zielnetz 2025+“<br />

bereits berücksichtigen?<br />

Dr. Johann Pluy: Das Zielnetz 2025+ ist ja der Masterplan<br />

der ÖBB-Infrastruktur für eine systemgerechte und<br />

kosteneffiziente Weiterentwicklung der Eisenbahn-Infrastruktur<br />

in Österreich. Er sieht zum Beispiel den viergleisigen<br />

Ausbau der Westbahn und den Bau des Hauptbahnhofs<br />

Wien vor, eine „Neue Südbahn“ durch den Ausbau<br />

der Pottendorfer Linie, den Bau des neuen Semmering Basistunnels<br />

und der Koralmbahn sowie zahlreiche weitere<br />

Projekte und Strecken-Upgrades. Diese Vorgaben, gekoppelt<br />

mit den Annahmen, welche Verkehre darauf geführt<br />

werden, wandeln wir in die für uns wichtigen Größen um,<br />

nämlich in die Bedarfsprognosen bei Anlagen, Strecken<br />

und Energie. Unter Ausnutzung aller effizienzsteigenden<br />

Maßnahmen müssen wir bis 2025 mit rund 30 % höherem<br />

Energi<strong>eb</strong>edarf rechnen. Und durch die zunehmende<br />

Vertaktung der Fahrpläne werden wir einen 40 bis 50 %<br />

höheren Leistungsbedarf haben.<br />

<strong>eb</strong>: Die Hauptkompetenz Ihres Geschäftsbereichs liegt in<br />

der Bahnstromversorgung ...<br />

Dr. Pluy: Selbstverständlich. Bahnstromversorger waren<br />

die Pioniere der Elektrizitätsversorgung, gerade auch mit<br />

regenerativen Energieträgern. Unsere ältesten Wasserrechtsbescheide<br />

stammen aus der Zeit um 1915 und den<br />

Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Nachdem Österreich<br />

von den schlesischen Kohlevorräten abgeschnitten war,<br />

hat die Bahn verstärkt elektrifiziert und dabei die Wasserkraft<br />

der Alpen genutzt. Die Elektrifizierung begann<br />

im Westen Österreichs am Arlberg und in der Region um<br />

Innsbruck mit der Mittenwaldbahn und wurde dann Richtung<br />

Osten fortgesetzt.<br />

<strong>eb</strong>: Die 1912 eröffnete Mittenwaldbahn war ja eine der<br />

ersten <strong>Bahnen</strong> mit hochgespanntem einphasigem Wechselstrom<br />

und insofern ein Meilenstein, <strong>eb</strong>enso wie das<br />

Spullersee-Kraftwerk von 1925 ...<br />

Dr. Pluy: ... das eines der ersten Großkraftwerke Europas<br />

war. Seither haben wir viel Erfahrung gesammelt mit der<br />

Bahnstromproduktion aus Wasserkraft. Genau hier zeigt<br />

sich aber auch<br />

die Problematik<br />

unserer Anlagen:<br />

Ihr Alter ist immer<br />

gleichzusetzen<br />

mit solchen<br />

Elektrifizierungswellen.<br />

Wir haben<br />

es heute mit<br />

einer großen Zahl von Anlagen zu tun, die zwar sehr gut<br />

gewartet, aber auch sehr alt sind und in den nächsten<br />

zehn bis 15 Jahren einen sehr hohen Erneuerungsbedarf<br />

erfordern. Wir werden einige 100 Mio. EUR allein in Umbau<br />

und Modernisierung dieser alten Anlagen stecken.<br />

<strong>eb</strong>: In welche konkreten Projekte soll dieses Geld fließen?<br />

Dr. Pluy: Derzeit laufen zwei große Kraftwerksprojekte.<br />

Da ist erstens das geplante Pumpspeicherkraftwerk<br />

Tauernmoos – ungefähr 170 Mio. EUR Investition, 130 MW<br />

Pumpspeicher mit angeschlossenem 60-MW-Umrichterwerk.<br />

Das Projekt liegt geografisch günstig genau im<br />

Herzen von Österreich und hat den großen Vorteil, dass<br />

wir im 16,7-Hz-Netz und im 50-Hz-Netz in alle Himmelsrichtungen<br />

pumpen und Strom liefern können. Im vierten<br />

Quartal werden wir die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

abschließen. Zweitens projektieren wir im Bundesland<br />

Kärnten an der Tauernbahn das Kraftwerk Obervellach<br />

II, wobei das Bestandskraftwerk von 1943 für rund<br />

155 Mio. EUR komplett erneuert und auf die doppelte<br />

Leistungsfähigkeit g<strong>eb</strong>racht werden soll. N<strong>eb</strong>en diesen<br />

Leuchtturmprojekten soll die Optimierung der Bestandsanlagen<br />

nochmals vier bis fünf Prozent des Regelarbeitsvermögens<br />

bringen.<br />

<strong>eb</strong>: Und wie steht es um die Übertragungsleitungen?<br />

Dr. Pluy: Bei 50 oder 60 Jahre alten Bahnstromleitungen<br />

sind oft die Leiterseile ermüdet und die Isolatoren am<br />

Ende. Also müssen wir auch hier investieren und diese Anlagen<br />

während des laufenden Betri<strong>eb</strong>s umbauen.<br />

<strong>eb</strong>: Dabei werden Sie Ihr Bestandnetz nicht nur auf den<br />

Stand der Technik bringen, sondern langfristig zukunftsfähig<br />

machen?<br />

Dr. Pluy: Selbstverständlich. Netzverluste reduzieren<br />

und die Energieeffizienz in unseren Systemen insgesamt<br />

erhöhen – das sind herausragende Aufgaben in der<br />

380 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Interview<br />

nächsten Zeit. Bis 2015 möchte ich die Netzverluste um<br />

25 % niedriger sehen. Durch moderne IT-Technologien,<br />

durch veränderlichen, optimierten Kraftwerkseinsatz,<br />

entsprechende Disziplin bei Leitungsabschaltungen, intelligente<br />

Abschaltkoordination und einiges mehr können<br />

und müssen wir diese Netzverluste reduzieren. Das<br />

ist für uns ein wesentlicher Kostenfaktor.<br />

<strong>eb</strong>: Sprechen Sie von Maßnahmen, die sich heute per<br />

Software steuern lassen, früher aber eher nach Gefühl<br />

entschieden wurden?<br />

Dr. Pluy: Bis in die 1970er Jahre war es üblich, bei integrierten<br />

Netzausbauplanungen die Leitungen anzuschließen,<br />

einzuschalten und dann mal zu sehen, wo Gesamtsystemverluste<br />

und Systemkosten liegen. Das geht heute<br />

nicht mehr. Wir haben ein Bahnstromversorgungsnetz,<br />

in dem relativ kleine Kraftwerke über ein relativ dünnes<br />

Netz verbunden sind und in dem die Netzlasten nicht statisch<br />

sind, sondern regional sehr stark schwanken. Gleich<br />

nach der Physik kommen heute die Kosten, und das leider<br />

bei Lasten, die sehr volatil sind und die sich quer durchs<br />

Netz bewegen. Dieses komplexe System müssen wir besser<br />

unter einen Hut bringen.<br />

<strong>eb</strong>: Durchweg rechnergestützt?<br />

Dr. Pluy: Die Algorithmen sind da, aber sie verlangen<br />

nach sehr leistungsfähigen Systemen, wie wir sie jetzt<br />

neuerdings einsetzen. Wichtig ist aber auch, dass wir von<br />

Hochschulen guten Ingenieurnachwuchs bekommen, Leute,<br />

die damit umgehen können.<br />

<strong>eb</strong>: Gibt es denn diesen Nach wuchs? In Deutsch land werden<br />

in vielen Bereichen händeringend gute Ingenieure<br />

gesucht, und in Österreich dürfte es nicht viel anders sein.<br />

Dr. Pluy: Guter Ingenieurnachwuchs ist in der Tat rar. Die<br />

Studentenzahlen sind zwar wieder gestiegen, aber ich<br />

denke, dass die Nachfrage nicht gestillt wird im Moment.<br />

Damit beginnt der Kampf der Unternehmen um die Besten.<br />

Wir bei der ÖBB können damit punkten, dass unsere thematische<br />

Vielfalt schwer zu toppen ist. Denn bei uns kann<br />

man von der Netzsimulation über die Stromerzeugung bis<br />

zum Energiesparmanagement alles in einem Haus finden.<br />

Wenn einer Wert auf Breite legt und ein System verstehen<br />

will, bekommt er sicher bei uns den besten Einblick. Und bis<br />

jetzt haben wir tatsächlich genug Bewerber. Noch.<br />

<strong>eb</strong>: Das heißt aber, Sie wollen Ingenieurskompetenz im<br />

eigenen Hause aufbauen?<br />

Dr. Pluy: Genau. Erstens, um nicht so abhängig zu sein<br />

vom Markt. Zweitens wollen wir zusammen mit den<br />

benachbarten Bahnstromversorgern von SBB und DB daran<br />

arbeiten, die nationalen Standards aneinander anzupassen<br />

und unnötige Differenzen in Details auszuräumen.<br />

Bahnstromversorgung ist eine Spezialtechnologie, und<br />

auch wenn das Prinzip schon vor hundert Jahren entwickelt<br />

wurde, ist doch noch einiges drin.<br />

<strong>eb</strong>: Wie aber wollen Sie die prognostizierten Zuwächse<br />

beim Energi<strong>eb</strong>edarf auffangen?<br />

Dr. Pluy: Bei diesem Thema müssen wir Strategie und<br />

Werteorientierung unter einen Hut bringen. Momentan<br />

stammen bereits 92 % unserer Energie aus erneuerbaren<br />

Energieträgern, 88 % Wasserkraft sowie 4 % Wind und<br />

Photovoltaik. Die Frage ist: Genügt uns das oder wollen<br />

wir im Jahr 2025 beispielsweise 100 % Ökostrom erreichen?<br />

Wollen wir neue Wasserkraftwerke betreiben, stärker<br />

diese oder jene Technologie einsetzen?<br />

<strong>eb</strong>: Oft wird ja die Frage gestellt: Sind 100 % überhaupt<br />

machbar?<br />

Dr. Pluy: Alles ist machbar. Es ist halt eine Frage, was Sie<br />

sich selber leisten möchten und was der Kunde bezahlen<br />

will. Wir haben bereits ein Bahnstromversorgungsprodukt<br />

mit Null Gramm CO 2<br />

auf den Markt g<strong>eb</strong>racht – Null<br />

Gramm, vorgelagerte Emissionen eingeschlossen. Aber<br />

wenn man Bäume zum Kompensieren pflanzt, Photovoltaik-<br />

oder Windstrom einkauft, ist das <strong>eb</strong>en teurer. Solche<br />

Premiumprodukte muss man sich als Kunde <strong>eb</strong>enso leisten<br />

wollen wie als Lieferant. Weil wir auch weiterhin für uns<br />

in Anspruch nehmen wollen, der „ökologischste“ Mobilitätsanbieter<br />

zu sein, müssen wir uns also genau überlegen,<br />

wie wir die steigende Energienachfrage ökologisch<br />

einwandfrei befriedigen können. Wir werden saubere<br />

Energie zukaufen müssen, trotz unserer eigenen Bau- und<br />

Ausbauprojekte.<br />

<strong>eb</strong>: Und welches Verhältnis str<strong>eb</strong>en Sie da an?<br />

Dr. Pluy: Unsere Strategie legt zwei Punkte ganz klar<br />

fest: Ausbaustrategien nur mit erneuerbaren Energieträgern.<br />

Und 25 % mehr Stromerzeugung aus eigenen<br />

Kraftwerken.<br />

<strong>eb</strong>: Durch Ihren frühen, massiven Einstieg in die Wasserkraft<br />

haben Sie ja bessere Vorbedingungen als viele<br />

andere <strong>Bahnen</strong>. Andererseits können Sie nicht einfach ein<br />

Dutzend neue Wasserkraftwerke bauen ...<br />

Dr. Pluy: Ja, das ist schwierig. Zwischen einer Projektidee<br />

und der Fertigstellung liegen bei einem mittleren Wasserkraftwerk<br />

gut und gern zehn Jahre, und in dieser Zeit<br />

muss man sich unter anderem mit strengen Verfahren zur<br />

Daten und Fakten zum Geschäftsbereich Energie der ÖBB-Infrastruktur AG<br />

Der Geschäftsbereich Energie der ÖBB-Infrastruktur AG ist für den Themenkomplex der Energieversorgung innerhalb des Konzerns zuständig<br />

und deckt vier Geschäftsfelder ab. Die Bahnstromversorgung selbst sowie die Anlagenbereitstellung von Kraftwerken, Umformern, Umrichtern<br />

und Bahnstromleitungen ist Hauptaufgabe. Das zweite Geschäftsfeld umfasst die Betri<strong>eb</strong>sstättenversorgung mit Einkauf, Vertri<strong>eb</strong> und Anlagenbereitstellung<br />

für 50-Hz-Strom, Gas-, Wärme- und Kältenetze. Dazu kommen Geschäftsfelder im Sektor Dienstleistung: Als Dienstleistung für<br />

Eisenbahnverkehrsunternehmen betreut der Geschäftsbereich EVUs außerhalb des Kernmarktes Österreich bei Zählungen, beim Einkauf und<br />

verwandten G<strong>eb</strong>ieten. Das vierte Geschäftsfeld bietet Dienstleistungen für komplexe Industriekunden, die n<strong>eb</strong>en dem Einkauf auch Beratung in<br />

ihren Kernprozessen wünschen. Aktuell zählt der Geschäftsbereich Energie rund 360 Beschäftigte und setzt jährlich mehr als 400 Mio. EUR um.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

381


Interview – Österreich<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung und<br />

einem teils massiven Widerstand der<br />

Bürger auseinandersetzen.<br />

<strong>eb</strong>: Da herrscht oft das St.-Florians-<br />

Prinzip vor: Öko-Energie ja – aber<br />

bitte nicht vor meiner Haustür ...<br />

Dr. Pluy: ... und deshalb müssen wir<br />

uns ernsthaft fragen, ob solche großen<br />

ökologischen Investments unter<br />

den aktuellen Rahmenbedingungen<br />

künftig überhaupt noch sinnvoll sind.<br />

Der gesellschaftliche Wille dazu ist<br />

aus meiner Sicht oft nicht erkennbar,<br />

das muss man ganz offen sagen.<br />

Deshalb werden wir massiv unsere<br />

Bestr<strong>eb</strong>ungen für ein effizientes<br />

Energiesparmanagement verstärken<br />

– dort haben wir die wesentlichen<br />

Stellschrauben selbst in der Hand. Ein Aspekt dazu ist<br />

konsequentes Eco-Driving, weil wir dann unter dem Strich<br />

ein ganzes Kraftwerk weniger bauen müssen. Und wir<br />

erarbeiten Lösungen zur optimierten Rückspeisung oder<br />

zu den Hilfsbetri<strong>eb</strong>en. Allein die Wärmeisolierung von<br />

Waggons bringt viel: Eine Reisezuggarnitur von heute,<br />

die über Nacht aufg<strong>eb</strong>ügelt ist, verbraucht rund 250 kW –<br />

das ist zu viel, meine ich.<br />

<strong>eb</strong>: Nun können Sie einerseits nicht überall Wasserkraftwerke<br />

hinstellen, anderseits nicht unbegrenzt Energie<br />

einsparen ...<br />

Dr. Pluy: ... deshalb planen wir den Technologiewechsel.<br />

<strong>eb</strong>: Mit kleineren, vielleicht dezentralen Kraftwerken?<br />

Dr. Pluy: Ja, wir müssen dezentral produzieren, und<br />

zwar nicht nur mit 16,7 Hz, sondern auch mit 50 Hz. Insgesamt<br />

ist eine ausgewogene Kombination aus zentraler<br />

und dezentraler Erzeugung gefragt, denn wenn wir verbrauchsnah<br />

erzeugen wollen, tun wir das idealerweise<br />

nah an der Oberleitung und damit zwingend dezentral.<br />

Auch ist die Versorgungssicherheit einer Zentral-Dezentral-Kombination<br />

besser als bei rein zentraler Produktion.<br />

Und im vergangenen Jahr haben wir eine große Studie<br />

zur Situation 2025 und 2030 gemacht und anhand von<br />

Grenzbeispielen simuliert, was es kostet, wenn wir nur<br />

gewisse Energieträger wie Biomasse, Photovoltaik, Wind<br />

oder Wasser zulassen und wie ein optimierter Strommix<br />

der Zukunft aussieht.<br />

<strong>eb</strong>: Sie setzen also künftig auf Photovoltaik, Wind und<br />

Biomasse?<br />

Dr. Pluy: Photovoltaik und Wind, ja. Biomasse kann eine<br />

Mogelpackung sein. Wenn dafür zum Beispiel Holz aus<br />

Kanada importiert wird, ist das für uns als ökologisch<br />

ausgerichteten Mobilitätsanbieter widersinnig. Wenn<br />

ich Biomasse aus einem landwirtschaftlichen Betri<strong>eb</strong> der<br />

Steiermark nehme, stehe ich aber plötzlich in direkter<br />

Konkurrenz zur heimischen Papierindustrie. Beim Thema<br />

Raps und Co. flammt dagegen schnell die Tank-oder-<br />

Teller-Diskussion auf. Das können wir<br />

uns nicht leisten, wir brauchen eine<br />

robuste Lösung. Im Jahr 2050 werden<br />

wir sicher ein zentral-dezentrales<br />

System mit Wind-, Photovoltaik- und<br />

Wasserkraft haben in Österreich.<br />

<strong>eb</strong>: Dann ist auch effiziente Zwischenspeicherung<br />

ein Thema für Sie?<br />

Dr. Pluy: Na klar. Wir haben momentan<br />

einen Anteil von etwa 50 %<br />

rückspeisefähigen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen in<br />

Österreich. Das heißt der rückgespeiste<br />

Strom verbleibt im Oberleitungsnetz.<br />

Was aber, wenn eines Tages alle<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge rückspeisefähig sind<br />

und die Rückspeisung so weit optimiert<br />

ist, dass beispielsweise ein Unterwerk<br />

in die Rücklieferung gehen<br />

muss? Das ist dann wirklich suboptimal. Sicher können<br />

wir vor Ort zwischenspeichern, aber wir müssen uns schon<br />

überlegen, wie wir mit dem Themenkomplex Energiespeicherung<br />

langfristig umgehen wollen. Da werden wir in<br />

den nächsten zehn Jahren noch auf Pumpspeicher setzen<br />

müssen, die <strong>eb</strong>en leider nur 77 % Wirkungsgrad haben.<br />

<strong>eb</strong>: Man kann natürlich auch sagen, besser 77 % als Null.<br />

Dr. Pluy: Von der Energierechnung her ist der Einwand<br />

richtig – aber stimmt bei einem Neubau anschließend<br />

noch meine Kostenrechnung? Bis zum Jahr 2020, wenn<br />

tatsächlich alle Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge rückspeisefähig sind, wissen<br />

wir mehr.<br />

<strong>eb</strong>: Letztlich müssen Sie also auf Risiko setzen und für<br />

die nächsten zehn oder 20 Jahre planen, ohne zu wissen,<br />

mit welchen Technologien sich Erzeugung und Bedarf<br />

austarieren lassen?<br />

Dr. Pluy: Deshalb ist die Kooperation der Bahnversorger<br />

untereinander eminent wichtig, damit wir unsere Stärken<br />

und Schwächen grenzüberschreitend ausgleichen können.<br />

Wir haben ja zusammenhängende Netze über die<br />

Grenzen hinweg, mit der Schweiz schließen wir uns im<br />

ersten Quartal 2012 zusammen. Und wir wollen dieses<br />

Verbundnetz nicht nur im Sinne einer elektrischen Verbindung<br />

sehen, sondern auch im Sinne einer möglichst<br />

intelligenten Nutzung.<br />

<strong>eb</strong>: Herr Dr. Pluy, herzlichen Dank.<br />

Dr. techn. Dipl.-Ing. Johann Pluy (43) studierte Energietechnik an<br />

der Technischen Universität Wien und promovierte dort auch im<br />

Fachg<strong>eb</strong>iet Netzplanung. Nach verschiedenen Tätigkeiten, unter<br />

anderem als Assistent am Institut für <strong>Elektrische</strong> Anlagen der TU<br />

Wien, bekleidete er ab 1997 verschiedene Funktionen bei den Österreichischen<br />

Bundesbahnen, ab 2004 als Leiter Energiemarketing,<br />

Vertri<strong>eb</strong>, Trading, dann Leiter Energiewirtschaft im Geschäftsbereich<br />

Kraftwerke. Ab 2006 zeichnete er als Prokurist und Geschäftsbereichsleiter<br />

Kraftwerke ÖBB-Infrastruktur Bau AG, seit 2010 als<br />

Geschäftsbereichsleiter Energie der ÖBB-Infrastruktur AG. Seit 2011<br />

ist er zudem Beirat der <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>.<br />

382 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Steigende Potenziale für<br />

elektrische <strong>Bahnen</strong><br />

Auf dem Weg zur ressourcenschonenden und umweltverträglichen Mobilität von<br />

morgen spielen elektrische <strong>Bahnen</strong> eine ganz wesentliche Rolle. Österreich ist auf diesem<br />

G<strong>eb</strong>iet schon heute ausgezeichnet aufgestellt. Ein Statement von Ronald Chodász.<br />

Österreich – Standpunkt<br />

Das im Frühjahr 2011 vorgestellte „Europäische Weißbuch<br />

Verkehr“ nennt eine Reduktion der Treibhausgase<br />

um 60 % bis 2050 (Basis 1990) als konkretes Ziel für den<br />

Verkehrssektor.<br />

Abgeleitet aus dieser Zielsetzung wird die Notwendigkeit<br />

einer modalen Verschi<strong>eb</strong>ung definiert. Beispielsweise<br />

sind 30 % des Straßengüterverkehrs bei Distanzen von<br />

über 300 km bis zum Jahr 2030 auf die Verkehrsträger<br />

Schiene oder Wasserstraße zu verlagern. Weitere in diesem<br />

Weißbuch definierte Ziele betreffen den raschen Ausbau<br />

des europäischen Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetzes<br />

sowie eine Halbierung der Nutzung von mit konventionellem<br />

Kraftstoff betri<strong>eb</strong>enen Pkw im Stadtverkehr bis 2030.<br />

Die einzelnen europäischen Staaten haben nun mittels<br />

Neugestaltung der ordnungspolitischen Rahmenbedingungen<br />

jedenfalls dafür zu sorgen, dass die in Form von<br />

übergeordneten Zielen definierte Politik tatsächlich umgesetzt<br />

wird.<br />

Für elektrische <strong>Bahnen</strong> in allen Bereichen – von Hochgeschwindigkeitsbahnen<br />

bis zu U-<strong>Bahnen</strong> und Stadtbahnen<br />

– erg<strong>eb</strong>en sich somit äußerst interessante Perspektiven.<br />

Um die Ziele des Weißbuches als Referenzdokument<br />

der europäischen Verkehrspolitik erreichen zu können,<br />

sind jedenfalls umfassende Investitionen in Infrastruktur<br />

und Fahrzeuge elektrischer <strong>Bahnen</strong> notwendig und konkret<br />

zu erwarten.<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> praktizieren bereits seit rund 100 Jahren<br />

das, was erst in den letzten Jahren unter dem Schlagwort<br />

„Elektromobilität“ allgemein populär geworden ist.<br />

Dabei stellt der elektrisch betri<strong>eb</strong>ene Schienenverkehr aufgrund<br />

der Möglichkeit kontinuierlicher Zufuhr von elektrischer<br />

Energie in das Fahrzeug in vielen Bereichen eine<br />

alternativlose Lösung dar (insbesondere im Güterverkehr).<br />

Damit soll das Potenzial batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>ener Straßenfahrzeuge<br />

in keiner Weise negiert werden, allerdings liegt deren<br />

Hauptanwendungsfeld wohl im Flächenverkehr, wobei<br />

in Ballungszentren die typischen Nachteile des motorisierten<br />

Individualverkehrs (wie hoher Flächenbedarf, Stauanfälligkeit,<br />

limitierter Parkraum) ungelöst erhalten bleiben.<br />

Eine intelligente Verknüpfung der unterschiedlichen<br />

Verkehrsträger wird unter dem Stichwort Intelligent<br />

Transport Systems ITS – insbesondere mit den Mitteln der<br />

Verkehrstelematik – zu allgemein akzeptablen Lösungen<br />

führen. Ebendiese intelligenten Verkehrssysteme und deren<br />

physische wie telematische Vernetzung werden beim<br />

ITS-Weltkongress in Wien vom 22. bis 26. Oktober 2012<br />

das Leitthema sein.<br />

Zur Situation in<br />

Österreich<br />

In Österreich wird der allergrößte<br />

Anteil der Transportleistung<br />

auf der Schiene mit<br />

elektrisch betri<strong>eb</strong>enen Fahrzeugen<br />

erbracht. Das ist bereits vorgel<strong>eb</strong>te Elektromobilität.<br />

Der Modalsplit im Güterverkehr liegt bei rund 36 % für<br />

den Schienenverkehr (auf Basis Tonnenkilometer). Trotz<br />

dieser relativ guten Ausgangsposition ist noch erh<strong>eb</strong>liches<br />

Potenzial für die volle Erreichung der im „Weißbuch Verkehr“<br />

formulierten Steigerungsziele für den Schienenverkehr<br />

realisierbar.<br />

Der österreichische Verband der Bahnindustrie repräsentiert<br />

einen starken und stetig wachsenden Wirtschaftsbereich.<br />

Unsere Mitgliedsunternehmen liefern innovative<br />

Produkte und Dienstleistungen für Betreiber und deren<br />

Kunden. Die in Österreich aktive Bahnindustrie ist in<br />

zahlreichen Bereichen Markt- und Technologieführer und<br />

liefert ihre Produkte weltweit.<br />

Die Stärke der Bahnindustrie zeigt sich auch darin, dass<br />

Österreich im internationalen Vergleich in diesem attraktiven<br />

Wirtschaftsbereich deutlich überproportional aktiv<br />

und exportorientiert ist.<br />

Tausende hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter<br />

treiben die Entwicklung des umweltfreundlichen und<br />

ressourcenschonenden Schienenverkehrs voran. Dabei ist<br />

eine intensive Zusammenarbeit zwischen Industrie und<br />

Betreibern eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg.<br />

Wichtig ist aber auch, dass die Verkehrspolitik weiterhin<br />

attraktive Vorzeigeprojekte möglich macht. Daher<br />

setzt sich der Verband der Bahnindustrie für die ständige<br />

Verbesserung der Rahmenbedingungen für alle Arten<br />

des Schienenverkehrs ein. Gezielte Interessenvertretung<br />

und Öffentlichkeitsarbeit sowie das Eintreten für die<br />

beschleunigte Modernisierung von Infrastruktur, Kundeninformationssystemen<br />

und Fahrzeugen helfen bei der<br />

Neupositionierung des Schienenverkehrs.<br />

Wir sind davon überzeugt, dass speziell der elektrisch<br />

betri<strong>eb</strong>ene Schienenverkehr im Rahmen vernetzter und<br />

arbeitsteilig angelegter Verkehrskonzepte enormes Zukunftspotenzial<br />

hat.<br />

Ing. Ronald Chodász, Geschäftsführer beim österreichischen Verband<br />

der Bahnindustrie.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

383


Projekte – Österreich<br />

Ausbauplan 2011–2016 für die<br />

österreichische Bahninfrastruktur<br />

Thomas Dreßler, Wien<br />

Trotz allgemeiner Mittelkürzungen bleiben die Investitionen in das Schienennetz der ÖBB auf<br />

Rekordhöhe. Im Mittelpunkt steht der Ausbau der großen Achsen und Korridore und der Bahnanlagen<br />

rund um die Ballungsräume. Im Rahmenplan der ÖBB Infrastruktur AG 2011–2016 sind<br />

11,5 Mrd. EUR Investitionen verankert. Der Ausbau der Brennerachse, der Westbahn mit der Neubaustrecke<br />

Wien – St. Pölten, der Koralmbahn, des Semmering-Basistunnels, der Bau des Hauptbahnhofes<br />

Wien und mehrere Kraftwerke, sind die bedeutendsten Schieneninfrastrukturprojekte.<br />

Master plan 2011 to 2016 to improve the Austrian railway infrastructure<br />

Despite general reduction of governmental spending, the investment for ÖBB’s railway networks<br />

remain on a record level. The main focus is on the main line corridors and on the installations<br />

around the conurbations. The of ÖBB Infrastructure’s master plan comprises the investment<br />

of 11,5 Billion EUR between 2011 and 2016. The improvement of Brenner axis, Westbahn<br />

including the new line Vienna to St. Pölten, the Koralm line, the Semmering base tunnel, the<br />

construction of Vienna main station and several power plants form the most important projects.<br />

Plan d’aménagement 2011-2016 de l’infrastructure des chemins de fer autrichiens<br />

Malgré la réduction généralisée du financement public, les investissements dans l’aménagement<br />

du réseau ÖBB restent à un niveau record. Les axes majeurs sont l’aménagement des<br />

couloirs européens ainsi que des installations dans les grands centres urbains. Le plan directeur<br />

de ÖBB Infrastruktur AG 2011-2016 prévoit un volume d’investissements de 11,5 Milliards EUR.<br />

Les principaux projets inscrits au programme sont l’aménagement de l’axe du Brenner, de la<br />

ligne Ouest avec la ligne nouvelle Vienne-St-Pölten, la construction de la ligne directe Graz-<br />

Klagenfurt (Koralmbahn), du tunnel de base du Semmering ainsi que la construction de la gare<br />

centrale de Vienne et de plusieurs centrales.<br />

1 Einleitung<br />

Bild 1: Gesamtübersicht Infrastrukturprojekte der ÖBB. Bedeutung der Ziffern siehe Tabelle 1.<br />

Die österreichische Verkehrsministerin Doris Bures präsentierte<br />

Ende 2010 den Ausbauplan 2011–2016 für die österreichische<br />

Verkehrsinfrastruktur: Der Wirtschaftsstandort<br />

braucht ein umweltfreundliches, leistungsfähiges Verkehrsnetz.<br />

Wachstum und Arbeitsplätze hängen direkt mit<br />

einer gut ausg<strong>eb</strong>auten Infrastruktur zusammen. Beim Infrastrukturausbau<br />

gilt Schiene vor Straße. Trotz spürbarer<br />

Einsparungen bleiben die Investitionen auf Rekordhöhe.<br />

In die aktuelle Verkehrsprognose für Österreich wurden<br />

die Auswirkungen der Wirtschaftskrise bereits eingerechnet.<br />

Die Wirtschafts- und Finanzkrise<br />

dämpft das Verkehrswachstum bis<br />

2025, im Personenverkehr weniger<br />

stark als im Güterverkehr, trotzdem<br />

zeigt sie, dass der Verkehr zunehmen<br />

wird. Das Wachstum des Güterverkehrs<br />

wird nach 2025 anhalten – so<br />

die Prognosen. Auf Basis dieser Vorhersagen<br />

und der Evaluierung wurde<br />

der strategische Ausbauplan vorgelegt<br />

mit dem Ziel: Der Verkehrszuwachs<br />

soll so weit wie möglich auf<br />

die umweltfreundliche Schiene g<strong>eb</strong>racht<br />

werden.<br />

Trotz Einsparungen bleiben die<br />

Investitionen in das Schienennetz<br />

auf Rekordhöhe. Immerhin werden<br />

384 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Projekte<br />

11,5 Mrd. EUR in den nächsten fünf<br />

Jahren dafür zur Verfügung gestellt.<br />

Das sind zwar 1,5 Mrd. EUR weniger<br />

als im vorhergehenden Rahmenplan<br />

2009–2014, aber im Vergleich zur<br />

Straße – Reduzierung 2,8 Mrd. EUR<br />

bei 6,5 Mrd. EUR bestätigtem Investitionsplan<br />

– eine wesentlich geringere<br />

Reduzierung des Investitionsvolumens.<br />

Einige Großvorhaben der<br />

Schieneninfrastruktur werden zeitlich<br />

anders geplant, zum Beispiel:<br />

• Der Koralmtunnel wird zwei Jahre<br />

später fertiggestellt als geplant<br />

(2022 statt 2020). Der Termin für die<br />

Fertigstellung rückt damit näher<br />

mit dem Termin des Semmering-<br />

Basistunnels zusammen, der um ein<br />

Jahr vorgezogen wird. Gemeinsam<br />

sollen die beiden Projekte dann<br />

maximale Netzwirkung entfalten.<br />

• Der Bau des Hauptstollens des<br />

Brenner-Basistunnels beginnt erst<br />

2016, allerdings nur unter der Bedingung,<br />

dass die EU die Mitfinanzierung<br />

über die gesamte Bauzeit<br />

zusagt, und dass die verkehrspolitischen<br />

Rahmenbedingungen wie<br />

die Querfinanzierung auch im Unterinntal<br />

umgesetzt werden.<br />

Im Mittelpunkt des Ausbauplans<br />

stehen weiterhin die Leistungs- und<br />

Kapazitätssteigerungen der großen<br />

Achsen, Korridore und rund um die<br />

Ballungsräume. Die aktuelle Übersicht<br />

ist Bild 1 zusammen mit Tabelle 1<br />

zu entnehmen. Der Wirtschaftsstandort<br />

braucht eine leistungsfähige Infrastruktur<br />

und die wiederum schafft<br />

Beschäftigung. Das österreichische<br />

Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo)<br />

und das Institut für höhere Studien<br />

(IHS) haben errechnet, dass in<br />

der Bauphase durch die Schieneninfrastrukturinvestitionen<br />

40 000 Arbeitsplätze<br />

gesichert werden und im<br />

Betri<strong>eb</strong> durch die höhere Wirtschaftsleistung<br />

danach 48 000 dauerhafte<br />

Arbeitsplätze entstehen.<br />

Die Investitionen wirken als Konjunkturlokomotive<br />

für viele Branchen<br />

in Österreich. Jeder in die ÖBB<br />

investierte Euro bedeutet rund zwei<br />

Euro an Wertschöpfung für Österreichs<br />

Wirtschaft. Gleichzeitig ermöglichen<br />

die Schieneninfrastrukturanlagen<br />

umweltfreundliche und<br />

sichere Mobilität.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

Tabelle 1: Ausbauprojekte.<br />

Projekt Nr. Abschnitt Art<br />

Arlbergachse 1 St. Margrethen – Lauberach Streckenausbau<br />

2 Bregenz – Bludenz Rheintalkonzept<br />

Brennerachse, 3 Kundl/Radfeld Streckenausbau<br />

Unterinntal<br />

4 Schaftenau – Kundl Streckenausbau<br />

Donauachse, 5 Salzburg – Freilassing Streckenausbau<br />

Westbahn<br />

6 Salzburg Hauptbahnhof Umbau<br />

7 Bahnhof Seekirchen, Bahnhof Hallwang-<br />

Elixhausen<br />

Modernisierung<br />

Großraum<br />

Wien<br />

Baltisch-Adriatische<br />

Achse/<br />

Südbahn<br />

Phyrn-Schoberachse<br />

8 Bahnhof Attnang – Puchheim Modernisierung<br />

9 Lambach – Breitenschützing Streckenausbau<br />

10 Linz – Wels Streckenausbau<br />

11 Ortseinfahrt Linz Lückenschluss<br />

12 Asten – Linz Kleinmünchen Streckenausbau<br />

13 Ybbs – Amstetten Lückenschluss<br />

14 Bahnhof Melk Modernisierung<br />

15 St. Pölten – Loosdorf Lückenschluss<br />

16 St. Pölten Hauptbahnhof Umbau<br />

17 Wien – St. Pölten Neubaustrecke<br />

18 Lainzer Tunnel Errichtung<br />

19 Hauptbahnhof Wien Neubau<br />

20 Wien Westbahnhof Umbau<br />

21 Bahnhof Wien Mitte Umbau<br />

22 Haltstelle Wien Südtiroler Platz Umbau<br />

23 Bahnhof Flughafen Wien Umbau<br />

24 Wien Hausfeldstraße / Flugfeld Aspern Ausbau<br />

25 Wien – Bratislava Streckenausbau<br />

26 Pottendorfer Linie Ausbau<br />

27 Terminal Wien Inzersdorf Planung<br />

28 Semmering Basistunnel neu Planung<br />

29 Semmering Bestandsstrecke Sanierung<br />

30 Bahnhof Bruck a. d. Mur Umbau<br />

31 Graz Hauptbahnhof Umbau<br />

32 Koralmbahn Graz – Klagenfurt<br />

33 Wels – Passau Streckenausbau<br />

34 Summerauerbahn, Linz – Summerau Attraktivierung<br />

35 Werndorf – Spielfeld/Straß Streckenausbau<br />

Bild 2: Übersicht Neubaustrecke Unterinntal.<br />

385


Projekte – Österreich<br />

2 Brennerachse<br />

2.1 Die neue Unterinntalbahn<br />

Beim Ausbau des TEN-1-Eisenbahnkorridors von München<br />

nach Verona, der Brenner-Achse, hat sich die europäische<br />

Verkehrspolitik für ein schrittweises Vorgehen entschieden.<br />

Derzeit nimmt die Erweiterung des österreichischen Abschnitts<br />

Kundl/Radfeld – Baumkirchen im Tiroler Unterinntal<br />

Bild 3: Baugrube Tunnel Radfeld.<br />

auf vier Gleise oberste Priorität ein. Die Planung des Abschnittes<br />

Kundl – Kufstein und die notwendige Abstimmung<br />

mit Deutschland werden parallel dazu durchgeführt.<br />

2.2 Trassenverlauf<br />

Als Teil der nördlichen Zulaufstrecke zum Brenner Basistunnel<br />

ist der Streckenabschnitt Kundl/Radfeld – Baumkirchen<br />

auf Basis internationaler Vereinbarungen mit den<br />

Nachbarländern und der EU vorrangig auszubauen. In<br />

diesem Streckenabschnitt überlagert sich der Eisenbahnverkehr<br />

aus der Nord-Süd- mit der Ost-West-Richtung.<br />

Bis 2012 wird die bestehende zweigleisige Eisenbahnstrecke<br />

durch eine modern angelegte, zweigleisige Hochleistungstrasse<br />

ergänzt (Bild 2). Die heute bis an die Kapazitätsgrenze<br />

belastete bestehende Bahnverbindung kann in<br />

Zukunft der europäischen Wirtschaft wieder zukunftsweisende<br />

Transportoptionen bieten.<br />

N<strong>eb</strong>en der notwendigen Kapazitätsausweitung bietet<br />

die Neubautrasse auch die Möglichkeit zur Entflechtung<br />

der Bahnverkehre. Bisher wurde der gesamte Güterund<br />

Personenverkehr auf der bestehenden, zweigleisigen<br />

Strecke im Unterinntal gefahren. Die wichtigsten Daten<br />

und Fakten sind der Tabelle 2 zu entnehmen.<br />

Tabelle 2: Daten und Fakten der Unterinntalstrecke.<br />

Teil des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN)<br />

40,1 km zweigleisige Neubaustrecke (NBS)<br />

30,6 km der Trasse in Tunnels, 2,3 km in Wannen, 1,3 km in einer<br />

Galerie und 5,9 km in offener Streckenführung<br />

10 Hauptbaulose sowie 12 Fachbaulose für Ausrüstungsarbeiten<br />

Durchgängiger Einbau einer Festen Fahrbahn mit Masse-Feder-<br />

System<br />

Technische Ausführung für Geschwindigkeiten bis 250 km/h<br />

Signalisierung mit ETCS Level 2<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme am 09.12.2012<br />

Gesamtkosten 1. Ausbauschritt 2,32 Mrd. EUR<br />

Förderungen bis zu 10 % der gesamten Projektkosten durch die<br />

EU-Kommission<br />

2.3 Baufortschritt<br />

2.3.1 Hauptbaulose<br />

Im Dezember 2010 wurde der Rohbau für 32 km zweigleisige<br />

Eisenbahntunnels zwischen Kundl und Baumkirchen<br />

abgeschlossen. Die Arbeiten an den Tunnels<br />

der neuen Unterinntalbahn sind im August 2003 angelaufen.<br />

Nahezu rund um die Uhr wurde in zehn<br />

Bauabschnitten gegraben, g<strong>eb</strong>ohrt und betoniert. 35<br />

Rettungsschächte, mehr als 10 km Sicherheitsstollen,<br />

Querschläge und verschiedene Zugangstunnels waren<br />

als N<strong>eb</strong>enbauwerke herzustellen. Dabei haben die Mineure<br />

und Techniker nahezu alle heute üblichen Tunnelbauverfahren<br />

angewandt.<br />

Seit April 2008 wurde auch am Tunnel Radfeld g<strong>eb</strong>aut.<br />

Auf 1 600 m Länge war eine 16 m breite und bis zu 15 m<br />

tiefe Baugrube auszuh<strong>eb</strong>en (Bild 3). Durch massive Betonplatten<br />

sicherten Bautaucher die Grube gegen das<br />

allgegenwärtige Grundwasser. Woche für Woche haben<br />

Arbeiter rund 20 mEisenbahntunnel betoniert. Eine 800 m<br />

lange Wanne ergänzt bei Radfeld das Tunnelbauwerk.<br />

2.3.2 Ausrüstungslose<br />

Bild 4: Schachtkopfg<strong>eb</strong>äude für Tunnelrettung.<br />

Aufgrund der zeitlich gestaffelten Fertigstellung der Tunnelrohbauten<br />

wird die bahntechnische Ausrüstung abschnittsweise<br />

unmittelbar nach Abschluss und Abnahme<br />

der Rohbauarbeiten eing<strong>eb</strong>aut.<br />

In den jeweiligen Abschnitten wird dann die komplette<br />

bahntechnische Ausrüstung: Oberbau, Oberleitung, Signal<br />

386 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Projekte<br />

und Fernmeldetechnik, Tunnelsicherheitseinrichtungen<br />

und Energieversorgung eing<strong>eb</strong>aut. Durch diese Vorgehensweise<br />

ist sichergestellt, dass die Unterinntalbahn am<br />

9. Dezember 2012 zeitgerecht in Betri<strong>eb</strong> genommen werden<br />

kann.<br />

Die Unterwerke Fritzens-Wattens und Wörgl versorgen<br />

sowohl die Neubaustrecke als auch die Bestandsstrecke mit<br />

1 AC 15 kV 16,7 Hz. Beide Unterwerke bestehen bereits und<br />

werden für die Anforderungen der Neubaustrecke adaptiert.<br />

Das bisher geplante zusätzliche Unterwerk Münster<br />

wird zu einem späteren Zeitpunkt falls notwendig errichtet.<br />

Die Oberleitungsbauart Typ 2.1 [1] der ÖBB wird durchgängig<br />

auf der Neubaustrecke und den Verknüpfungsstellen<br />

Baumkirchen, Stans und Radfeld installiert.<br />

In Tabelle 3 sind die Leistungsdaten der Neubaustrecke<br />

zusammengefasst.<br />

Höchste Verfügbarkeit der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

wird dadurch erreicht, dass der Fahrstrom für die Neubaustrecke<br />

Wien – St. Pölten von vier Unterwerken Wien-<br />

Meidling, Wien-Auhof, Tullnerfeld, und Wagram zur Verfügung<br />

gestellt werden kann.<br />

Die sonstigen Stromverbraucher im Wienerwaldtunnel,<br />

zum Beispiel Beleuchtung, Belüftung, werden von zwei un-<br />

2.3.3 Übertägige Maßnahmen<br />

Diese Maßnahmen umfassen Bauleistungen an Objekten<br />

Übertage, die sich über den gesamten Streckenabschnitt<br />

der Neubaustrecke von Kundl/Radfeld bis Baumkirchen<br />

verteilen. Übertägig angeordnet sind zum Beispiel<br />

Schachtkopfg<strong>eb</strong>äude (Bild 4) in rund 500 m Abstand als<br />

oberirdischer Abschluss von Rettungsschächten, Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude,<br />

in denen die gesamte bahntechnische Steuereinrichtung<br />

unterg<strong>eb</strong>racht ist, Zufahrtsrampen zum<br />

Tunnel sowie Tunnelportale und jeweils zugehörige Rettungszufahrten<br />

und Rettungsplätze, wobei letztere im<br />

Notfall als Aufstellfläche für die Einsatzkräfte von Polizei,<br />

Rettung und Feuerwehr dienen.<br />

Bild 5: Streckenverlauf <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong><br />

Wien – Salzburg (blau).<br />

3 Neubaustrecke Wien – St. Pölten<br />

3.1 Beschreibung<br />

Die 44 km lange Neubaustrecke (NBS) ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil des Ausbaus zur viergleisigen Westbahn<br />

zwischen Wien und Wels (Bild 5). Die Strecke Wien – St.<br />

Pölten (Bild 6) wurde als eines der ersten Projekte Österreichs<br />

einer Umweltverträglichkeitsprüfung nach dem<br />

UVP-Gesetz unterzogen.<br />

Durch die Hochleistungsstrecke sollen erh<strong>eb</strong>liche Reisezeitverkürzung<br />

im Personenverkehr realisiert werden.<br />

Die Fahrzeit zwischen Wien und Salzburg wird künftig<br />

nur rund 2,5 h und zwischen Wien und St. Pölten ohne<br />

Zwischenhalt nur knapp 25 min betragen.<br />

Die regionale Anbindung des Raumes Tullnerfeld an<br />

das Hochleistungsschienennetz wird durch den neuen<br />

Regionalbahnhof Tullnerfeld mit 500 Park&Ride-Plätzen<br />

mit kurzen Reisezeiten nach Wien und St. Pölten mit jeweils<br />

knapp 15 min hergestellt. Durch die Verknüpfung<br />

der bestehenden Bahnlinie Tulln – Herzogenburg mit der<br />

Neubaustrecke werden zusätzliche Verkehrsrelationen<br />

geschaffen. Für die Pendler des nördlichen Niederösterreichs<br />

sind durch die Einbindung der Franz-Josef-Bahn<br />

über die Tullner Westschleife viele Bereiche des Wiener<br />

Großraums in kurzer Zeit bequem und sicher zu erreichen.<br />

Bild 6: Übersicht Neubaustrecke Wien – St. Pölten (orange).<br />

Tabelle 3: Daten und Fakten Neubaustrecke Wien – St. Pölten.<br />

Teil der Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN)<br />

44 km zweigleisige Neubaustrecke (NBS)<br />

4 Tunnel in bergmännischer Bauweise, 3 Tunnel in offener Bauweise,<br />

27 Brückenobjekte, Regional- und Überholbahnhof Tullnerfeld<br />

3 Bauabschnitte: Wiener Wald 13,4 km, Tullnerfeld 17,0 km, Westabschnitt<br />

12,6 km<br />

57 km feste Fahrbahn, 31 km Schotteroberbau<br />

Technische Ausführung für Geschwindigkeiten bis 250 km/h<br />

Signalisierung mit ETCS Level 2<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme 2022<br />

Gesamtkosten 1,6 Mrd. EUR<br />

Förderungen der Projektkosten durch die EU-Kommission<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

387


Projekte – Österreich<br />

abhängigen Energieversorgungsunternehmen eingespeist.<br />

So ist bei Ausfall einer Versorgungsquelle immer die Energieversorgung<br />

durch den anderen Versorger sicher gestellt.<br />

3.2 Abschnitt Wienerwald<br />

Der Abschnitt Wienerwald ist 14,4 km lang. Davon entfallen<br />

13,3 km auf den Wienerwald Tunnel [2]. Dieser wird<br />

über 2,2 km als zweigleisiger Tunnel ausgeführt, welcher<br />

anschließend in zwei eingleisige Tunnel übergeht. Die beiden<br />

eingleisigen Tunnelröhren werden durch Querschläge<br />

in 500 m Abstand miteinander verbunden. Bild 7 zeigt das<br />

Tunnelportal des Wienerwaldtunnels in Chorherrn.<br />

Beim Wienerwald Tunnel kamen zwei Tunnelvortri<strong>eb</strong>smethoden<br />

zum Einsatz. Der Ostvortri<strong>eb</strong> wurde mittels<br />

Neuer Österreichischer Tunnelbaumethode (NÖT) hergestellt<br />

und der Westvortri<strong>eb</strong> mittels zweier Tunnelvortri<strong>eb</strong>smaschinen.<br />

Der Rohbau ist seit dem Frühjahr 2010<br />

abgeschlossen. Sämtliche Ausrüstungsarbeiten laufen<br />

noch bis 2012.<br />

3.3 Abschnitt Tullnerfeld<br />

Bild 7: Tunnelportal des Wienerwaldtunnels.<br />

Bild 8: Gleisschema Wien – St. Pölten.<br />

Der Abschnitt Tullnerfeld ist rund 17 km lang und beinhaltet<br />

eine Abfolge von Tunnels in offener Bauweise:<br />

• Tunnel Atzenbrugg mit 2 460 m Länge<br />

• Tunnel Hankenfeld mit 663 m Länge<br />

• Tunnel Saladorf mit 729 m Länge in offener Bauweise<br />

Im Gemeindeg<strong>eb</strong>iet von Michelhausen/Langenrohr<br />

entsteht der<br />

neue Regional- und Überholbahnhof<br />

Tullnerfeld, von dem aus beide<br />

Bahnlinien in die Neubaustrecke<br />

eing<strong>eb</strong>unden werden. Somit ist eine<br />

direkte Verbindung der Franz-Josefs-<br />

Bahn mit der Neubaustrecke Wien –<br />

St. Pölten geg<strong>eb</strong>en. Ein wesentlicher<br />

Bestandteil des Abschnittes Tullnerfeld<br />

ist die Reaktivierung der rund<br />

1,8 km langen Tullner Westschleife,<br />

die die Franz-Josef-Bahn mit der<br />

bestehenden Bahnlinie Tulln – Herzogenburg<br />

verbindet (Bild 8). Kernpunkt<br />

der Tullner Westschleife war<br />

die Generalsanierung der Tullner Donaubrücke,<br />

die seit Ende 2009 beendet ist.<br />

Bereits im September 2006 wurde der Rohbau des<br />

Regional- und Überholbahnhofs Tullnerfeld fertig gestellt.<br />

Der Endausbau wird zeitlich abgestimmt mit der<br />

Fertigstellung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme der Neubaustrecke<br />

Ende 2012 fertiggesellt. Die Anforderungen an einen<br />

regionalen Verkehrsknotenpunkt erfüllt eine Park&Ride-<br />

Anlage mit rund 500 Pkw-Parkplätzen, vier Bushaltestellen<br />

und 50 Fahrradabstellplätzen optimal.<br />

3.4 Westabschnitt<br />

Bild 9: Teilprojekte des Umbaus Hauptbahnhof Graz.<br />

1 Immo Entwicklungsfläche B, 2 Neuer Bahnsteig 8/9, 3 Verlängerung<br />

Personentunnel Süd, 4 Neuerrichtung Personentunnel Nord,<br />

5 Produktionsstützpunkt, 6 Dienstg<strong>eb</strong>äude, 7 Immo Entwicklungsfläche<br />

C, 9 Neugestaltung Bahnhofsvorplatz, 10 elektronisches<br />

Stellwerk, 11 Verschi<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahnhof, 12 Dienstantrittsg<strong>eb</strong>äude,<br />

13 Personenwagenabstellgruppe, 14 Technische Services Halle,<br />

15 Immo Entwicklungsfläche A<br />

Der 12,9 km lange Westabschnitt erstreckt sich von Diendorf<br />

bis zum Knoten Wagram. Das Kernstück des Westabschnitts<br />

bildet die Tunnelkette Perschling bestehend aus<br />

dem 1,4 km langen Reiserbergtunnel, dem 3,3 km langen<br />

Stierschweiffeldtunnel und dem 2,8 km langen Raingrubentunnel<br />

und aus 5,1 km freier Strecke.<br />

388 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Projekte<br />

Im Dezember 2005 starteten die Vortri<strong>eb</strong>sarbeiten für<br />

den Stierschweiffeldtunnel nahe der Ortschaft Rassing<br />

mit einer Tunnelvortri<strong>eb</strong>smaschine (TVM) mit 13 m Schilddurchmesser.<br />

Die Vortri<strong>eb</strong>sarbeiten des Stierschweiffeldtunnels<br />

waren mit dem Tunneldurchschlag im April 2007<br />

beendet. Danach wurde die TVM mit einem Sondertransport<br />

zum Reiserbergtunnel g<strong>eb</strong>racht. Die Vortri<strong>eb</strong>sarbeiten<br />

des Reiserbergtunnels erstrecken sich von August<br />

2007 bis F<strong>eb</strong>ruar 2008. Nach dem Durchschlag musste<br />

die TVM zerlegt und zum Raingrubentunnel transportiert<br />

werden, wo im Sommer 2008 mit dem Vortri<strong>eb</strong> begonnen<br />

wurde. Nach erfolgtem Durchschlag waren im März 2009<br />

alle Vortri<strong>eb</strong>sarbeiten der Tunnelkette Perschling abgeschlossen<br />

und die TVM wurde abgedreht.<br />

4 Graz Hauptbahnhof und Koralmbahn<br />

4.1 Graz Hauptbahnhof 2020<br />

Der Grazer Hauptbahnhof ist mit rund 30 000 Bahnkunden<br />

täglich einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte<br />

Österreichs. N<strong>eb</strong>en einer weiteren Taktverdichtung wird<br />

durch die Fertigstellung der Koralmbahn im Jahr 2022<br />

und die damit verbundenen Erfordernisse seine Bedeutung<br />

international und national sowohl für den Nord-<br />

Süd-Verkehr als auch für den Ost-West-Verkehr weiter<br />

steigen. Dies erfordert eine Anpassung der Anlagen an<br />

die aktuellen und zukünftig zu erwartenden betri<strong>eb</strong>lichen<br />

Anforderungen und eine Erhöhung der Kapazitäten.<br />

Das Gesamtprojekt kombiniert Infrastrukturprojekte<br />

der ÖBB, der Stadt Graz und des Landes Steiermark sowie<br />

Hochbauprojekte. In seiner Gesamtheit stellen sich besondere<br />

Anforderungen hinsichtlich Organisation, Koordination<br />

und Information.<br />

Die Ziele des Gesamtprojekts Graz Hauptbahnhof 2020<br />

als Verkehrsknoten lassen sich im Wesentlichen über nachstehende<br />

übergeordnete Funktionen definieren (Bild 9).<br />

Ziele der Verkehrsknotenfunktion sind die Gewährleistung<br />

der notwendigen Infrastruktur. Dieser Bahnhof<br />

muss unter Berücksichtigung neuester nationaler und<br />

internationaler Standards, zum Beispiel Halt für interoperable<br />

Züge und Barrierefreiheit (Bild 10), für die<br />

neuen Vorgaben und für höhere Kapazitäten infolge der<br />

Bild 10: Visualisierung<br />

Graz Hauptbahnhof<br />

Bahnsteig 4-5.<br />

Infrastrukturprojekte wie Koralmbahn und Ausweichen<br />

an der Ostbahn ausg<strong>eb</strong>aut werden.<br />

Der Hauptbahnhof Graz soll auch durch einen durchgehenden<br />

Personentunnel im Nordbereich der Bahnsteige<br />

Ost- und Westteil des Stadtbezirkes Lend verbinden.<br />

Unter Berücksichtigung der städt<strong>eb</strong>aulichen Entwicklung<br />

in Teilbereichen der Stadt Graz sowie unter Wahrung der<br />

architektonischen Qualität wird der Verkehrsknoten neu<br />

gestaltet.<br />

Rund 40 000 Fahrgäste sollen zukünftig den Grazer<br />

Hauptbahnhof täglich frequentieren. Die Umbauarbeiten<br />

werden in den kommenden fünf Jahren 500 Arbeitsplätze<br />

sichern und somit einen wesentlichen Impuls für die Region<br />

in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten liefern. Für das<br />

Gesamtprojekt Umbau Graz Hbf werden 20 000 m Gleise<br />

und 90 Weichen neu verlegt.<br />

Weitere Daten und Zahlen sind:<br />

• Rund 26 000 m Oberleitung werden umg<strong>eb</strong>aut oder<br />

neu errichtet.<br />

• Rund 360 Fahrleitungsmasten müssen dafür gestellt<br />

werden.<br />

• Rund 120 000 m Nieder- und Mittelspannungskabel für<br />

die Energieversorgung aller Verkehrsanlagen sollen<br />

verlegt und montiert werden.<br />

• Rund 40 000 m Signal- und Fernmeldekabel müssen<br />

verbaut werden.<br />

4.2 Koralmbahn<br />

Die Koralmbahn ist die Verlängerung des transeuropäischen<br />

Korridors VI in den oberitalienischen Raum. Sie<br />

verbessert national die Erreichbarkeit Süd-Österreichs und<br />

bindet die West-Steiermark und den Südkärntner Raum<br />

Anzeige<br />

Ruediger_ITM_<strong>eb</strong>08_11.indd 1 25.07.11 14:06<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

389


Projekte – Österreich<br />

Tabelle 4: Daten und Fakten Koralmbahn.<br />

Teil der Transeuropäischen Verkehrsnetze (TEN)<br />

Streckenlänge rund 130 km, davon Koralmtunnel rund 32,9 km<br />

Zweigleisige, elektrifizierte Hochleistungsstrecke<br />

10 Bahnhöfe und Haltestellen<br />

Entwurfsgeschwindigkeit: 250 km/h<br />

Fahrzeit Graz – Klagenfurt nach Fertigstellung 1 Stunde, jetzt:<br />

3 Stunden<br />

Betri<strong>eb</strong>sprogramm nach Fertigstellung: 158 bis 256 Züge pro Tag<br />

je nach Streckenabschnitt<br />

Technische Ausführung für Geschwindigkeiten bis 250 km/h<br />

Signalisierung mit ETCS Level 2<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme am 09.12.2012<br />

Gesamtkosten 5,246 Mrd. EUR, davon 2,3 Mrd. EUR für den Koralmtunnel<br />

Bild 11: Streckenverlauf der Koralmbahn.<br />

optimal an die Landeshauptstädte Graz und Klagenfurt<br />

an, wovon die Pendler und die regionale Wirtschaft profitieren.<br />

Die wichtigsten Daten und Fakten sind Tabelle 4<br />

zu entnehmen.<br />

Aus heutiger Sicht wird die Koralmbahn voraussichtlich<br />

bis 2022 durchgehend befahrbar sein.<br />

Den Streckenverlauf zeigt Bild 11. Nach einem viergleisigen<br />

Abschnitt zwischen Graz Hbf und Feldkirchen am<br />

Beginn der Strecke zweigt die Koralmbahn westlich von<br />

der bestehenden Südbahn ab, führt über den Flughafen<br />

Graz zum Terminal Werndorf, wo sie sich wieder auf rund<br />

200 m an die bestehende Trasse annähert.<br />

Von dort biegt sie nach Westen und folgt dem Laßnitztal<br />

aufwärts. Kurz nach dem künftigen IC-Bahnhof Weststeiermark<br />

im Raum Groß St. Florian, der die Koralmbahn<br />

mit der Graz – Köflacher-Eisenbahn verbindet, beginnt<br />

der rund 32,9 km lange Koralmtunnel (Bild 12). Anschließend,<br />

rund 2 km nördlich von St. Paul, befindet sich der<br />

Bahnhof Lavanttal, wo die Regionalstrecke Zeltweg –<br />

Wolfsberg einmündet.<br />

Nach der Tunnelkette Granitztal überquert die Koralmbahn<br />

bei Aich die Drau, biegt bei Bleiburg in einem Bogen<br />

Richtung Westen ab und läuft dann in rund 2 km Entfernung<br />

nördlich am Klopeiner See vorbei. Nahe Grafenstein<br />

überquert sie erneut die Drau und folgt im weiteren Verlauf<br />

der Bestandsstrecke nach Klagenfurt Hbf.<br />

Die Koralmbahn wird nach bisherigen Erkenntnissen<br />

von den neu zu errichtenden Unterwerken Werndorf, das<br />

auch die Strecke nach Spielfeld versorgt, Deutschlandsberg,<br />

Lavanttal und Oberfischern mit Traktionsstrom versorgt.<br />

Die 110-kV-<strong>Bahnen</strong>ergieleitung von Werndorf nach<br />

Oberfischern wird im Abschnitt des Koralmtunnels als<br />

Kabel ausgeführt, da eine Führung der Freileitung über<br />

die Koralpe zu teuer wäre. Dazu ist eine entsprechende<br />

Kompensationsanlage im Ostabschnitt der Koralmbahn<br />

vorgesehen.<br />

5 Semmering-Basistunnel neu<br />

Der Semmering-Basistunnel neu zählt zu den wichtigsten<br />

österreichischen Infrastrukturprojekten der Zukunft im Herzen<br />

Europas. Der 27,3 km lange zweiröhrige Tunnel (Bild 13)<br />

soll die Bergstrecke von Gloggnitz in Niederösterreich bis<br />

Mürzzuschlag in der Steiermark, das Weltkulturerbe Ghega<br />

Bahn (Bild 14), zukünftig entlasten. Als Investitionssumme<br />

Bild 12: Prinzipskizze Koralmtunnel.<br />

werden 2,8 Mrd. EUR veranschlagt.<br />

Der neue Semmering-Basistunnel<br />

verbindet gemeinsam mit den Projekten<br />

Hauptbahnhof Wien sowie der Koralmbahn<br />

Graz – Klagenfurt die Ostsee<br />

mit der Adria. Durch diese baltischadriatische<br />

Achse werden neue Märkte<br />

und Wirtschaftsräume erschlossen.<br />

Er besteht aus zwei parallel geführten<br />

Tunnelröhren mit rund 10 m<br />

Durchmesser und 40 bis 70 m Abstand<br />

zueinander. Sie sind in Bild 13: Prinzipskizze und Trassenverlauf des neuen Semmering Basistunnels.<br />

maximal<br />

390 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Projekte<br />

500 m Abständen durch begehbare Querstollen miteinander<br />

verbunden. Diese dienen primär der Selbstrettung.<br />

Der neue Tunnel entspricht mit weiteren Sicherheitsmaßnahmen<br />

wie Löschwasserleitung, Elektranden, beleuchteter<br />

Handlauf, TETRA-Funk, Brandbeständigkeit der Tunnelausrüstungen,<br />

steuerbare Belüftung und so weiter den<br />

aktuellen Anforderungen an die Tunnelsicherheit [3].<br />

In der Tunnelmitte ist zwischen den beiden Röhren eine<br />

Nothaltestelle eingerichtet, von der aus die Fahrgäste im<br />

Ereignisfall über die jeweils sichere Röhre aus dem Tunnel<br />

g<strong>eb</strong>racht werden können. Der Tunnel wird nach seiner<br />

Fertigstellung auf der Südbahn im Abschnitt Semmering<br />

Fahrgeschwindigkeiten bis 230 km/h erlauben.<br />

Zum Tunnelbauwerk zählen n<strong>eb</strong>en den beiden Tunnelröhren<br />

auch<br />

• architektonisch anspruchsvolle Portalbauten in Gloggnitz<br />

(Bild 15) und Mürzzuschlag,<br />

• die Zwischenangriffe (ZA) Göstritz, Fröschnitzgraben<br />

und Grautschenhof, die in der Bauphase als zusätzliche<br />

Zugänge für die Tunnelherstellung dienen,<br />

• die Deponie Longsgraben mit einem Volumen bis zu<br />

5 Mio. m 3 zur Ablagerung des Aushubmaterials,<br />

• temporäre Straßen zur Erschließung der Baustellen und<br />

zur Entlastung der öffentlichen Verkehrswege während<br />

der Bauphase,<br />

• umfangreiche wasserbauliche Maßnahmen für den<br />

Hochwasserschutz,<br />

• Baubelüftungsschächte, die für die Belüftung unter<br />

Tag notwendig sind und<br />

• ein Begleitstollen als Bauhilfsmaßnahme.<br />

6 Hauptbahnhof Wien<br />

Das Gesamtprojekt Hauptbahnhof Wien mit 109 ha Fläche<br />

ist derzeit die bedeutendste Infrastrukturmaßnahme für<br />

die österreichische Hauptstadt. Es geht bei diesem Projekt<br />

nicht nur um den Bahnverkehr, sondern um die Entwicklung<br />

eines gesamten Stadtviertels.<br />

Der neue Durchgangsbahnhof wird die Stadt zu<br />

einem multi-modalen Knotenpunkt des transeuropäischen<br />

Schienennetzes machen und für den internationalen<br />

und nationalen Bahnverkehr von großer Bedeutung<br />

sein (Bild 16). Der neue Bahnhof ermöglicht die reibungslose<br />

Durchbindung transeuropäischer Eisenbahnlinien<br />

der Nord-Süd- und Ost-West-Achsen. Dies bedeutet<br />

für Reisende schnellere Zugverbindungen, mehr<br />

Bild 14: Die 150 Jahre alte Semmeringbahn: Weltkulturerbe Ghega Bahn.<br />

Der erste Tunnelvortri<strong>eb</strong> ist 2014<br />

im Fröschnitzgraben geplant. In<br />

2015 soll mit den Vortri<strong>eb</strong>sarbeiten<br />

in Gloggnitz sowie beim Zwischenangriff<br />

Göstritz begonnen werden.<br />

Voraussichtlich 2016 wird das letzte<br />

Tunnelbaulos in Grautschenhof<br />

gestartet. Bis 2020 sollen alle Vortri<strong>eb</strong>sarbeiten<br />

abgeschlossen und<br />

die beiden Tunnelröhren im Rohbau<br />

durchgängig fertiggestellt sein. Nach<br />

Einbau der Tunnelausrüstung kann<br />

der Semmering-Basistunnel neu voraussichtlich<br />

Ende 2023 in Betri<strong>eb</strong><br />

genommen werden.<br />

Die bestehenden Unterwerke in<br />

Schlöglmühl und Semmering reichen<br />

in ihrer Leistungsfähigkeit nicht aus,<br />

um n<strong>eb</strong>en der Bergstrecke über den<br />

Semmering künftig auch die Tunnelstrecke<br />

mit Traktionsstrom zu versorgen.<br />

Daher ist die Errichtung von zwei<br />

neuen Unterwerken mit den entsprechenden<br />

Zuleitungen vom bestehenden<br />

Freileitungsnetz erforderlich. Die<br />

neuen Unterwerke sind in Gloggnitz<br />

und Langenwang geplant.<br />

Bild 15: Portalgestaltung Gloggnitz mit neu errichteter Eisenbahnbrücke und neuem Unterwerk.<br />

Bild 16: Der neue Hauptbahnhof Wien und sein Umfeld.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

391


Projekte – Österreich<br />

Tabelle 5: Daten und Fakten Hauptbahnhof Wien.<br />

Gesamtfläche Bahninfrastrukturprojekt 50 ha<br />

Gesamtlänge Bahninfrastrukturprojekt 6 km<br />

Gesamtfläche Brückenneubau rund 30 000 m 2<br />

Gleisneulage rund 100 km<br />

Weichenneulage rund 330<br />

Lärmschutzwände rund 8 km<br />

Überdachte Inselbahnsteige 5<br />

Gleise 12, inklusive 2 Durchfahrgleise<br />

Tiefgarage mit rund 660 Stellplätzen<br />

Fahrradstellplätze rund 1 150<br />

Shops im Einkaufszentrum rund 100<br />

11 S-Bahnlinien<br />

Sechs U-<strong>Bahnen</strong>, Straßenbahnen, innerstädtische Buslinien<br />

11 Regionalbuslinien<br />

Gesamtfläche neues Stadtviertel rund 59 ha,<br />

davon Grünfläche 8 ha<br />

Bürofläche im neuen Stadtviertel rund 550 000 m 2<br />

Wohneinheiten im neuen Stadtviertel rund 5 000<br />

Einwohner im neuen Stadtviertel rund 13 000<br />

Arbeitsplätze rund 20 000<br />

Neues und adaptiertes Straßennetz 9,2 km<br />

Neue und adaptierte Fahrradwege 8,8 km<br />

Schrittweise Inbetri<strong>eb</strong>nahme Verkehrsstation, Wohnanlagen, Park<br />

2013/2014<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme des neuen Hauptbahnhofs 2014<br />

Fertigstellung der gesamten Bahnprojektes 2015<br />

Gesamtkosten rund 4 Mrd. EUR, davon 970 Mio. EUR für die Bahninfrastruktur<br />

Bild 17: Hauptbahnhof Wien, aktuelle Baustelle, Montage des ersten Elements des Rautendachs.<br />

Reisekomfort durch einfaches Umsteigen und optimale<br />

Anbindungen sowie Barrierefreiheit gemäß den neuesten<br />

Standards.<br />

Das Stadtbild erfährt eine neue Prägung und auch die<br />

umliegenden G<strong>eb</strong>iete werden von dieser Entwicklung positiv<br />

beeinflusst werden. Mit großen Büroflächen, neuen<br />

Wohnungen, einem 8 ha großen Park sowie Schulen und<br />

Kindergarten wird dort eine Stadt in der Stadt mit hoher<br />

Wohn- und Arbeitsqualität für rund 30 000 Menschen<br />

entstehen. Das neue Stadtviertel wird an hochrangige<br />

öffentliche Verkehrsmittel ang<strong>eb</strong>unden und durch ein<br />

dichtes Netz an Rad- und Fußwegen erschlossen. Eine Zusammenfassung<br />

der Daten und Fakten ist der Tabelle 5 zu<br />

entnehmen. Einen Eindruck über den aktuellen Bautenstand<br />

(Juni 2011) soll Bild 17 vermitteln.<br />

Mit dem Fahrplanwechsel vom 13. Dezember 2009 wurden<br />

die Tore des Wiener Südbahnhofes geschlossen, um<br />

den neuen und modernen G<strong>eb</strong>äuden zu weichen, die im<br />

Rahmen des Gesamtprojektes Hauptbahnhof Wien entstehen<br />

werden. Seit Ende der 50er Jahre kamen hier am<br />

ehemaligen Südbahnhof täglich zehntausende Fahrgäste<br />

der Süd- und Ostbahn an.<br />

Der Südbahnhof wird seit Januar 2010 mitsamt Bahnanlagen<br />

abgetragen. Parallel dazu hat die Bahnhofs-<br />

Großbaustelle ihre eigentlichen Arbeiten aufgenommen.<br />

Auf der derzeit größten Baustelle in Wien sind bis zu 400<br />

Vorarbeiter, Arbeiter, Poliere, Schlosser und Maschinisten<br />

im Einsatz. Über 100 Baugeräte von Lastkraftwagen, Bagger,<br />

Radlader, Walzen und Kräne sind auf dem Gelände<br />

unterwegs.<br />

Ende März 2011 wurde die ehemalige Verbindung<br />

von Süd- und Ostbahn, der Steudeltunnel, still gelegt.<br />

Seine Lage direkt unter dem neuen Tragwerk n<strong>eb</strong>en der<br />

Laxenburger Straße, dem künftigen Busbahnhof, und<br />

unter dem Vorplatz Süd der Verkehrsstation macht aus<br />

statischen Gründen eine Schließung und Verfüllung notwendig.<br />

Als Ersatz wurde eine 859 m lange Umfahrung,<br />

die mit zwei Gleisen mitten durch die Baustelle fährt,<br />

errichtet. Sie ist seit 28. März 2010<br />

in Betri<strong>eb</strong>.<br />

Die Rohbauarbeiten für die<br />

neue Verkehrsstation laufen bis<br />

Herbst 2011, danach wird mit dem<br />

Innenausbau begonnen. 2011 wird<br />

auch der Wiedner Gürtel umg<strong>eb</strong>aut<br />

und die ersten G<strong>eb</strong>äude wachsen empor.<br />

Im Dezember 2012 wird der erste<br />

Teil der Verkehrsstation in Betri<strong>eb</strong><br />

genommen.<br />

Südlich des Bahnhofsg<strong>eb</strong>äudes<br />

entsteht ab 2011 die neue ÖBB-<br />

Konzernzentrale für 1 600 Mitarbeiter<br />

(Bild 18). An der Ecke Wiedner<br />

Gürtel – Arsenalstraße wird ein Finanzzentrum<br />

einer österreichischen<br />

Bank realisiert. Südlich davon baut<br />

ein Bauträger Büro- und Wohng<strong>eb</strong>äude.<br />

Für weitere Bauflächen ist<br />

man bemüht, Partner zu finden, die<br />

392 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Projekte<br />

einen l<strong>eb</strong>haften Mix aus Büro, Gewerbe,<br />

Kultur und Wohnen ermöglichen.<br />

International renommierte<br />

Architekten sind eingeladen, diesem<br />

neuen Stadtviertel ein modernes und<br />

ansprechendes Gesicht zu verleihen.<br />

7 Umbau Hauptbahnhof<br />

Salzburg<br />

Als bedeutender Verkehrsknotenpunkt<br />

des Landes Salzburg soll der<br />

neue Hauptbahnhof Salzburg den<br />

Reisekomfort wie auch die Verkehrsabwicklung<br />

verbessern. Der derzeitige<br />

Kopfbahnhof wird zu einem<br />

Durchgangsbahnhof umg<strong>eb</strong>aut, der<br />

den Anforderungen eines modernen<br />

Bahnzeitalters gerecht wird. Die Umbauarbeiten<br />

finden unter laufendem<br />

Betri<strong>eb</strong> statt. In Abstimmung mit<br />

dem Bundesdenkmalamt entsteht bis<br />

2014 einer der modernsten Bahnhöfe<br />

Österreichs, wobei die historische<br />

Dachkonstruktion über dem heutigen<br />

Mittelbahnsteig erhalten bleibt<br />

(Bild 19). Das Herzstück des neuen<br />

Hauptbahnhofes bildet eine zentrale<br />

Fußgängerpassage, die künftig<br />

die Lastenstraße mit dem Südtiroler<br />

Platz verbindet (Bild 20). Über diese<br />

sind künftig die Bahnsteige durch Stiegen und Rolltreppen<br />

sowie barrierefrei durch Lifte erreichbar.<br />

Der Salzburger Hauptbahnhof hatte lange Zeit die<br />

Funktion eines Grenzbahnhofs in Richtung Deutschland<br />

und wurde daher als kombinierter Durchgangs- und Inselbahnhof<br />

angelegt. Bisher endete ein Großteil der Züge<br />

am Salzburger Hauptbahnhof. Mit neun durchgehenden<br />

Bahnsteigen können künftig mehr Züge gefahren werden.<br />

Durch den Ausbau der Schieneninfrastruktur wird die<br />

West-Ost-Verbindung verbessert und der Hauptbahnhof<br />

Salzburg noch effizienter in das transeuropäische<br />

Netz von Paris und Stuttgart über Wien nach Bratislava<br />

(TEN 17) integriert.<br />

Die Bauarbeiten sind im vollen Gange. Gegenwärtig<br />

sind die Bahnhofshalle, die ehemaligen Personentunnel<br />

(Tiroler Tunnel, Bayrischer Tunnel) sowie die Bahnsteige<br />

1, 2 und 21 gesperrt. Östlich und westlich des Bahnhofsg<strong>eb</strong>äudes<br />

gibt es provisorische Zugänge. Mit dem Neubau<br />

des Nelböckviaduktes wurde im Januar 2011 begonnen.<br />

Der Wiederaufbau der historischen Stahlhallenkonstruktion<br />

wird im August 2011 abgeschlossen.<br />

Alle Gleisanlagen im Bahnhofsbereich werden komplett<br />

umg<strong>eb</strong>aut: Künftig ersetzen vier Inselbahnsteige,<br />

an denen beidseitig Züge fahren, den bisherigen Mittelbahnsteig.<br />

Ein Randbahnsteig grenzt an das Bahnhofsg<strong>eb</strong>äude<br />

an. Zukünftig sind alle Bahnsteige überdacht und<br />

Bild 18: ÖBB-Konzernzentrale am Hauptbahnhof Wien.<br />

Bild 19: Querschnitt des neuen Salzburger Hauptbahnhofs.<br />

ermöglichen den Reisenden ein komfortables und witterungsgeschütztes<br />

Warten. Für leichteres und bequemeres<br />

Ein- und Aussteigen werden alle Bahnsteige angehoben<br />

und neue Bahnsteigoberflächen mit integriertem Blindenleitsystem<br />

errichtet.<br />

Das Bahnhofsg<strong>eb</strong>äude bleibt in seiner heutigen Form<br />

bestehen und wird renoviert. Ein Teil der historischen<br />

und denkmalgeschützten Stahlhalle am bisherigen Mittelbahnsteig<br />

bleibt erhalten, wird renoviert und in die neue<br />

Bahnsteigüberdachung integriert.<br />

Bild 20: Verbindung der beiden Stadtteile Schallmoos und Elisabeth-<br />

Vorstadt durch den Salzburger Hauptbahnhof.<br />

1 Brücke über die Plainstraße, 2 Brücke über die Rainerstraße,<br />

3 N<strong>eb</strong>öckviadukt, 4 neue Zentrale Passage<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

393


Projekte – Österreich<br />

Um den Hauptbahnhof optimal an die dreigleisige Strecke<br />

nach Freilassing anzubinden, werden im Westen des<br />

Bahnhofs die Eisenbahnbrücken über die Gabelsbergerstraße<br />

(Nelböckviadukt), die Plainstraße und die Rainerstraße<br />

erneuert (Bild 20). Die 100 Jahre alten Stahlbrücken<br />

werden abgetragen und durch Stahlbetonbrücken ersetzt.<br />

Dabei werden auch Trassierungsveränderungen realisiert.<br />

Die derzeitige Durchfahrtshöhe wird von 3,60 m wird auf<br />

4,20 m und 4,60 m angehoben. Das Nelböckviadukt erhält<br />

einen Stiegenaufgang zu den Bahnsteigen der S-Bahn.<br />

8 Ausbau der Westbahn<br />

Die rund 300 km lange Strecke Wien – Salzburg ist eine österreichische<br />

Magistrale und gleichzeitig als vorrangiges<br />

TEN-Vorhaben Nr. 17 von Paris nach Bratislava wichtiger<br />

Bestandteil des hochrangigen europäischen Schienennetzes.<br />

Der viergleisige Ausbau der Westbahn als Teil der<br />

Donauachse nimmt für den Anstieg der Leistungsbedürfnisse<br />

an Personen- und Güterverkehr eine hohe Priorität<br />

ein. Der Ausbau der Westbahn besteht aus mehreren<br />

Vorhaben:<br />

• Lückenschluss St. Pölten – Loosdorf (Güterzugumfahrung)<br />

• Umbau St. Pölten Hauptbahnhof<br />

• Umfahrung Bahnhof Melk<br />

• Lückenschluss Ybbs – Amstetten<br />

• viergleisiger Ausbau Linz – Marchtrenk<br />

• Neutrassierung Salzburg – Seekirchen<br />

Den viergleisigen Ausbau zwischen St. Pölten und Linz<br />

zeigt Bild 21.<br />

Der 24,7 km lange Lückenschluss St. Pölten – Loosdorf,<br />

die Güterzugumfahrung (GZU), ist eine zweigleisige<br />

Neubaustrecke mit 120 km/h Entwurfsgeschwindigkeit.<br />

Die Neubaustrecke der Güterzugumfahrung umfährt das<br />

Stadtzentrum von St. Pölten im Süden und entlastet somit<br />

den Bahnhof St. Pölten vom Güter- und Durchgangsverkehr<br />

(Bild 22). Ziel und Zweck dieses Vorhabens sind die<br />

Kapazitätssteigerung auf der Donauachse insbesondere<br />

für den Güterverkehr und die betri<strong>eb</strong>liche Entlastung des<br />

Bahnhofes St. Pölten vom Güterverkehr. Verlässliche Justin-time-Lieferungen<br />

im Güterverkehr sind Grundlagen<br />

für die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die<br />

Schiene. Die Verbesserung der L<strong>eb</strong>ensqualität und die<br />

Entspannung der Lärmsituation für die Anrainer im Stadtzentrum<br />

sind ein weiteres Hauptziel des Projektes.<br />

Nachdem der Hauptbahnhof St. Pölten bereits an<br />

seinen Kapazitätsgrenzen angelangt war, bestand der<br />

Zwang zu einer umfassenden Modernisierung. Innerhalb<br />

von fünf Jahren wurde der Hauptbahnhof St. Pölten bei<br />

laufendem Betri<strong>eb</strong> und unter besonderer Berücksichtigung<br />

des Denkmalschutzes umg<strong>eb</strong>aut. Heute präsentiert<br />

er sich für die täglich mehr als 26 000 Fahrgäste als moderner,<br />

hochleistungstauglicher Verkehrsknotenpunkt, der<br />

gleichzeitig als zentrales Eingangstor zur Stadt fungiert.<br />

Der Umbau des Bahnhofs schafft erh<strong>eb</strong>liche Kapazitäten<br />

für den Personen- und Güterverkehr. Gleichzeitig realisiert<br />

er einen gesamtheitlichen, modernen Infrastrukturplan<br />

für den neuen Bahnhof der niederösterreichischen<br />

Landeshauptstadt.<br />

Das denkmalgeschützte Aufnahmeg<strong>eb</strong>äude Melk ist<br />

eines der schönsten Österreichs. Es mussten während<br />

der letzten zwei Jahre massive Umbauarbeiten realisiert<br />

werden, um den Bahnhof an den neuesten Stand<br />

der Technik anzupassen und ihn barrierefrei zu gestalten.<br />

Die feierliche Inbetri<strong>eb</strong>nahme wird im Herbst 2011<br />

sein. Gleichzeitig wurde eine zweigleisige Umfahrung der<br />

Welterbe- und Bezirkshauptstadt Melk im Rahmen des<br />

viergleisigen Ausbaus der Westbahn durch einen neuen<br />

Tunnel (Bild 23) realisiert.<br />

Bild 21: Viergleisiger Ausbau St. Pölten – Linz.<br />

grün fertiggestellt 112 km, rot im Bau 41 km, blau in Planung 8 km,<br />

schwarz Anschlussstrecken<br />

Bild 22: Lückenschluss St. Pölten – Loosdorf.<br />

blau neue Strecke, oliv Bestandsstrecke, magenta Neubaustrecke<br />

Bild 23: Umfahrung<br />

Melk durch den Melker<br />

Tunnel.<br />

394 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Projekte<br />

Die Trasse zwischen Ybbs an der Donau und Amstetten<br />

wird durch zwei Neubaugleise ergänzt, die eine Befahrbarkeit<br />

mit bis zu 250 km/h Geschwindigkeit ermöglicht.<br />

Die bestehenden Gleise werden erneuert und auf<br />

Hochleistungsniveau angehoben. Die Bahnhofsköpfe in<br />

Ybbs und Amstetten müssen angepasst werden. Die Verkehrsstationen<br />

Neumarkt an der Ybbs und Blindenmarkt<br />

werden neu gestaltet. Der viergleisige Ausbau zwischen<br />

Linz und Marchtrenk und die Neutrassierung zwischen<br />

Salzburg und Seekirchen sind derzeit im Trassenfindungsverfahren.<br />

Bild 24: Übersicht<br />

Kraftwerksprojektstandorte<br />

(siehe<br />

Tabelle 6).<br />

Tabelle 6: Kraftwerksprojekte.<br />

Nr. Projekt/Kraftwerk Art der Arbeiten Investition Mio. EUR<br />

9 Kraftwerke<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

1 Tauernmoos Neubau 110<br />

2 Spullersee Beileitung Ost 22<br />

3 Spullersee Erneuerung der<br />

Druckrohrleitung<br />

4 Ötztal Neubau 205<br />

5 Obervellach II Neubau 105<br />

Bild 25: Anlagen Pumpspeicherwerk Tauernmoos.<br />

Tabelle 7: Daten und Fakten Kraftwerk Tauernmoos.<br />

Gesamtleistung rund 130 MW<br />

Zwei Pumpturbinen mit 50 Hz-Motor/Generator<br />

Maximaler Turbinendurchfluss rund 70 m 3 /s<br />

Maximaler Pumpendurchfluss rund 50 m 3 /s<br />

Mittlere Fallhöhe 220 m<br />

Jahrespumpenergie 450 GWh<br />

Jahreserzeugung 330 GWh<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme 2016<br />

Gesamtkosten rund 110 Mio. EUR<br />

Der Jahresenergi<strong>eb</strong>edarf an Traktionsleistung für die ÖBB<br />

wird bis zum Jahr 2025 nach Aussagen in [4] um rund 30 %<br />

steigen; die Jahresspitzenleistung sogar um rund 50 %.<br />

Das haben komplexe Studien zu Verkehrsprognosen, der<br />

Energienachfrage und der Entwicklung der Energiepreise<br />

erg<strong>eb</strong>en. Unter Berücksichtigung der strategischen Ziele<br />

für einen zukunftsorientierten Ausbau der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

in Österreich wie Schonung der Ressourcen,<br />

Erhöhung der Energieeffizienz, Erhöhung der Eigenerzeugung,<br />

hohe Versorgungszuverlässigkeit und natürlich<br />

Wirtschaftlichkeit wurde beschlossen, unter anderem die<br />

installierte Leistung der Wasserkraftwerke um 100 MW zu<br />

erhöhen. Bild 24 und Tabelle 6 g<strong>eb</strong>en eine Übersicht der<br />

Kraftwerksprojekte.<br />

Das Besondere am ÖBB-Kraftwerk Tauernmoos wird die<br />

Verbindung zu zwei verschiedenen Stromnetzen – dem<br />

Bahnstromnetz mit 16,7 Hz und dem öffentlichen Stromnetz<br />

mit 50 Hz – sein (Bild 25). Dadurch werden Übertragungsverluste<br />

auf ein Minimum reduziert. Der Strom wird<br />

von der hochalpinen unterirdischen Kraftwerksanlage<br />

über Erdkabel bis zu den bestehenden Kraftwerken in<br />

Uttendorf geleitet. Zur Einspeisung in das bahneigene<br />

Stromnetz ist dort ein Frequenz-Umrichter mit zwei Einheiten<br />

zu je 30 MW geplant. Von diesem Umrichterwerk<br />

soll ein Abzweig über unterirdisch verlegte Kabel weiter<br />

Richtung Salzachtal führen, wo die Energie in das öffentliche<br />

Leitungsnetz eingeleitet wird. Das Pumpspeicherwerk<br />

soll nach 2016 pro Jahr 330 GWh erzeugen. Die Daten und<br />

Fakten sind Tabelle 7 zu entnehmen.<br />

Die Kraftwerksanlage Spullersee zählt zu den ältesten<br />

Wasserkraftwerken Europas und wurde in den Jahren<br />

1919 bis 1925 von den Österreichischen Staatsbahnen<br />

zur Stromversorgung der Arlbergstrecke errichtet. Die<br />

drei oberirdischen Druckrohrleitungen (Bild 26) mit abgestuften<br />

Durchmessern 950 mm bis 650 mm überwinden<br />

761 m Höhenunterschied zum Krafthaus Spullersee. Jede<br />

dieser jeweils 1 395 m langen Rohrleitungen führt zu einem<br />

Maschinensatz. Nach 80 Jahren Betri<strong>eb</strong> müssen zwei<br />

der drei Druckrohrleitungen getauscht werden. Um die<br />

ökologisch, technisch und wirtschaftlich beste Lösung für<br />

den Ersatz der steil abfallenden Rohrleitungen zu finden,<br />

wurden umfangreiche Untersuchungen und Planungsarbeiten<br />

durchgeführt. Dabei wurden n<strong>eb</strong>en der oberirdischen<br />

Erneuerung des Bestandes auch unterirdische Verlegungsmöglichkeiten<br />

untersucht. Nur im Zusammenhang<br />

mit dem zeitgleich geplanten Projekt Beileitung Ost kann<br />

eine optimale Lösung gefunden werden.<br />

Um weitere 40 GWh <strong>Bahnen</strong>ergie zu erzeugen, muss<br />

im Kraftwerk Spullersee eine neue Beileitung installiert<br />

werden. Die Beileitung Ost leitet das Wasser in den<br />

40<br />

395


Projekte – Österreich<br />

Bild 26: Oberirdische<br />

Druckrohrleitungen<br />

zum Kraftwerk Spullersee.<br />

Bild 27: Projektübersicht Spullersee – Beileitung Ost.<br />

bestehenden Speicher Spullersee und von dort über Druckrohrleitungen<br />

zum Kraftwerk für die Bahnstromproduktion<br />

weiter (Bild 27). Die Rohrleitungen und Stollenbauwerke<br />

des Überleitungsstollens werden hauptsächlich<br />

unter irdisch errichtet und sind somit nach Fertigstellung<br />

der Beileitung Ost nicht sichtbar. Sichtbar bleiben die Fassungsbauwerke<br />

am Pazüelbach und Zürsbach, die Stollenportale<br />

und eine Pumpstation am Fuße der bestehenden<br />

Deponie in Zürs. Die Trasse liegt zur Gänze außerhalb von<br />

b<strong>eb</strong>autem G<strong>eb</strong>iet.<br />

Die landeseigene Tiroler Wasserkraft AG (Tiwag) und<br />

die ÖBB haben ihren Streit im Zusammenhang mit den<br />

konkurrierenden Kraftwerksplänen im Ötztal mit einem<br />

Tauschgeschäft beigelegt. Die ÖBB ziehen ihren eing<strong>eb</strong>rachten<br />

Antrag auf Bewilligung eines Kraftwerkprojektes<br />

an der Ötztaler Ache zurück. Im Gegenzug bekommen<br />

sie von der Tiwag für rund 70 Jahre Strom zu „angemessenen<br />

Konditionen“. Nach den Plänen der ÖBB hätte das<br />

Kraftwerk Ötztal rund 230 GWh je Jahr erzeugt.<br />

Mit rund 105 Mio. EUR soll das Kraftwerk Obervellach<br />

erweitert werden. Dazu soll die Wasserkraft aus dem<br />

Dösenbach und dem Kaponigbach über Rohrleitungen<br />

zum neuen Krafthaus Obervellach II geleitet werden.<br />

Dort sollen Maschinensätze mit 50 MW Leistung installiert<br />

werden. Die Jahreserzeugung des Pumpspeicherwerks soll<br />

nach 2018 120 GWh betragen.<br />

Literatur<br />

[1] Zweig, B.-W.: Energieversorgung der elektrischen <strong>Bahnen</strong>.<br />

In: Handbuch Eisenbahninfrastruktur. Springer-Verlag Berlin<br />

Heidelberg, 2007.<br />

[2] Schindlegger, H.; Polzhofer-Girstmair, G.; Neulinger, M.: Wienerwaldtunnel<br />

– Elektrotechnische Ausrüstung. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 108 (2010) H. 7, S. 297–303.<br />

[3] Entscheidung 2008/163/EG: Technische Spezifikation für die<br />

Interoperabilität bezüglich Sicherheit in Eisenbahntunneln<br />

im konventionellen transeuropäischen Eisenbahnsystem und<br />

im transeuropäischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystem. In:<br />

Amtsblatt der europäischen Union 2008, DE, S. L64/1-L64/7.<br />

[4] Pluy, J.: Konzeption und Ausbau der 16,7-Hertz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

der ÖBB-Infrastruktur AG. Vortrag auf der acrps-<br />

Tagung, Leipzig, 2011.<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler (56), Studium und Promotion<br />

der Elektrotechnik/<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> an der<br />

Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“<br />

Dresden; 1983 bis 2001 verschiedene Tätigkeiten<br />

im Elektrotechnischen Dienst der Deutschen <strong>Bahnen</strong>;<br />

2001 bis 2009 Leiter Bauzentrum West und<br />

Direktor Elektrotechnik bei Balfour Beatty Rail<br />

GmbH; seit 2009 in der Schieneninfrastruktur-<br />

Dienstleistungsgesellschaft mbH, Wien, Leiter der<br />

Benannten Stelle und Leiter des Technischen Büros<br />

für Eisenbahn-Infrastrukturtechnik.<br />

Adresse: Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft<br />

mbH, Abteilung Benannte Stelle,<br />

Lassallestr. 9b, 1020, Wien, Österreich;<br />

Fon: +43 1812 7343-1604, Fax: -1400;<br />

E-Mail: t.dressler@schig.com<br />

Quelle aller Fotos, Designstudien und Grafiken: ÖBB Infrastruktur<br />

AG. Für den Druck bearbeitet vom Autor und<br />

der Redaktion.<br />

396 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Den Fortschritt erl<strong>eb</strong>en.<br />

Li<strong>eb</strong>herr-Aerospace & Transportation SAS mit<br />

Sitz in Toulouse (Frankreich) ist eine der neun<br />

Spartenobergesellschaften der Li<strong>eb</strong>herr Firmengruppe<br />

und koordiniert alle Aktivitäten<br />

in den Bereichen Verkehrstechnik und Luftfahrtausrüstungen.<br />

Die Sparte verzeichnet<br />

weltweit fast 4.000 Beschäftigte.<br />

Der Bereich Verkehrstechnik der Firmengruppe<br />

Li<strong>eb</strong>herr entwickelt und fertigt Klimaanlagen,<br />

hydraulische Antri<strong>eb</strong>e und Stromversorgungssysteme<br />

für alle Arten von Schienenfahrzeugen<br />

und blickt dabei auf jahrelange<br />

Erfahrung zurück. Über die eigenen Vertri<strong>eb</strong>sund<br />

Servicezentren hinaus hat die Sparte auch<br />

Zugang zu den weltweiten Einrichtungen der<br />

Firmengruppe für Entwicklung und Service.<br />

Li<strong>eb</strong>herr-Transportation Systems GmbH & Co KG<br />

Li<strong>eb</strong>herrstraße 1<br />

2100 Korneuburg, Österreich<br />

Tel.: +43 (0)2262 6020<br />

info.lvf@li<strong>eb</strong>herr.com<br />

www.li<strong>eb</strong>herr.com<br />

Die Firmengruppe


Oberleitungen – Österreich<br />

Deckenstromschienen für hohe<br />

Fahrgeschwindigkeiten<br />

Franz Kurzweil, Wien; Beat Furrer, Bern<br />

Die Weiterentwicklung der Deckenstromschiene und deren häufige Anwendung in der Schweiz<br />

und in Österreich haben zur weltweiten Verbreitung dieser Oberleitungsbauart einen erh<strong>eb</strong>lichen<br />

Beitrag geleistet und den Stand der Technik geprägt. Im Rahmen des Ausbaus der Westbahn<br />

der österreichischen Bundesbahn (ÖBB) für den Hochgeschwindigkeitsverkehr wurde der<br />

rund vier Kilometer lange Sittenbergtunnel im Jahre 2004 mit einer Deckenstromschiene ausgerüstet<br />

und im Jahre 2009 mit einer weiterentwickelten Bauart mit verbessertem Profilquerschnitt,<br />

die 2010 erfolgreich mit 253 km/h befahren werden konnte, nachgerüstet.<br />

Overhead conductor bar for high speed<br />

The development of the overhead conductor bar and its frequent application in Switzerland<br />

and Austria have massively contributed to the worldwide use of this overhead contact line type.<br />

In the course of the upgrading of the Austrian Westbahn for high-speed traffic the four km long<br />

Sittenbergtunnel was equipped in 2004 with a first type of conductor bar which has been replaced<br />

in 2009by a further improved conductor bar having an enhanced cross section, and which<br />

was tested successfully at a speed of 253 km/h in 2010.<br />

Ligne de contact rigide pour vitesse élevée<br />

Le développement continuel du profile aérien de contact (PAC) et son application répandu<br />

en Suisse et en Autriche ont fortement contribué à la propagation globale de ce type ligne<br />

de contact. Dans le cadre de l’aménagement du Westbahn en Autriche pour le trafic à haute<br />

vitesse, le Tunnel du Sittenberg a été équipé d’un nouveau type de PAC en 2004, à ce qui a<br />

été rajouté un profil amélioré en 2009, qui a été parcouru en 2010 à des vitesses allant jusqu’à<br />

253 km/h.<br />

1 Erste Anlagen in Zürich<br />

Für die Ausrüstung des Bahnhof Museumstrasse in Zürich<br />

galt es, ein Fahrleitungssystem einzubauen, welches eine<br />

höchstmögliche Zuverlässigkeit im Betri<strong>eb</strong> ausweisen,<br />

praktisch unzerstörbar sein, über eine hohe elektrische<br />

Leitfähigkeit verfügen und einfach zu montieren sein<br />

Bild 1: Versuchsanlage Zürich-Opfikon von 1984, links sind noch Teile<br />

der durch die Stromschiene ersetzten R-Fahrleitung zu sehen.<br />

sollte. Furrer+Frey schlugen hierfür eine neuartige Deckenstromschiene,<br />

kurz DSS, vor. Im Netz der S-Bahn Zürich<br />

stand ein Tunnel zur Verfügung, in dem Versuche mit<br />

dieser Deckenstromschiene als Oberleitungsbauart durchgeführt<br />

wurden [1]. Diese waren so Erfolg versprechend,<br />

dass 1986 die Ausrüstung des Bahnhofs Museumstrasse<br />

beschlossen wurde, in welchem 2,5 Minuten Zugfolgezeit<br />

und bis zu vier Stromabnehmer je Zug geplant waren. Die<br />

Anlage bewährt sich nach 20 Jahren Betri<strong>eb</strong> immer noch,<br />

ohne dass Störungen durch das Versagen der DSS aufgetreten<br />

wären oder Komponenten hätten ausgewechselt<br />

werden müssen. Bild 1 zeigt die Versuchsanlage im Bahnhof<br />

Zürich-Opfikon. Im Hintergrund sind noch Teile der<br />

ersetzten Oberleitungsanlage zu erkennen. Weitere Anlagen<br />

folgten, insbesondere dort, wo der Einbauraum beengt<br />

war, aber auch für S-<strong>Bahnen</strong>, wo die Zuverlässigkeit<br />

und Brandfestigkeit ein besonderes Anliegen ist [1; 2; 3; 4].<br />

Derzeit befindet sich in Zürich der zweite unterirdische<br />

Durchgangsbahnhof Löwenstrasse im Bau. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

ist abschnittweise ab 2014 geplant. Der Bahnhof<br />

und der Tunnel Richtung Oerlikon werden <strong>eb</strong>enfalls mit<br />

einer DSS ausgerüstet. Dieser Entscheid ist als Nachweis<br />

des Vertrauens in die hohe betri<strong>eb</strong>liche Verfügbarkeit<br />

der Deckenstromschiene zu werten. Insgesamt errichtete<br />

398 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Oberleitungen<br />

Bild 2: Kumulierte Länge der Deckenstromschienen<br />

der Bauarten CR1 bis<br />

CR3 nach Stromarten im Jahr 2011.<br />

rot Wechselstrom, blau Gleichstrom<br />

Furrer+Frey bis 2011 über 1000 km Deckenstromschienen<br />

in 15 Ländern in unterschiedlichen Anwendungen (Bild 2).<br />

2 Anlagen mit Deckenstromschienen<br />

2.1 Weltweit erstellte Anlagen<br />

Nach den ersten Einsätzen der DSS von Furrer+Frey in der<br />

Schweiz, darunter die Pilotstrecke im Simplontunnel, welche<br />

1988 bereits mit 160 km/h befahren wurde und dann<br />

für 140 km/h im Betri<strong>eb</strong> zugelassen wurde [5], folgten größere<br />

Projekte für die Korean National Railroad in Seoul in<br />

Südkorea mit über 90 km Streckenlänge, deren gegenwärtige<br />

Verlängerung auch mit DSS ausgerüstet wird.<br />

Um 1995 wurde die Ausrüstung des Hauptbahnhofs<br />

Berlin geplant. Da die DSS zugkraftlos an den Tragwerken<br />

angehängt wird, sind keine zusätzlichen Räume für die<br />

mechanischen Nachspannvorrichtungen erforderlich, was<br />

insbesondere im Weichen- und Kreuzungsbereich erh<strong>eb</strong>liche<br />

Vorteile bietet [6]. DSS wurden und werden weltweit<br />

auf beweglichen Brücken, so zum Beispiel in den USA<br />

[7], in der Schweiz [8], und aktuell in Frankreich und in<br />

Deutschland eingesetzt.<br />

Die Deckenstromschiene bietet nicht nur in Tunneln,<br />

sondern auch in Instandhaltungswerkstätten [9] und bei<br />

Verladeanlagen Vorteile. Hier werden die Ausleger für die<br />

DSS schwenkbar ausgeführt, was es möglich macht, die<br />

Deckenstromschiene motorisch seitlich weg zu schwenken<br />

und den Raum über dem Gleis für Arbeiten auf dem Dach<br />

der Fahrzeuge oder für den Kraneinsatz im Dachraum frei<br />

zu machen.<br />

2.2 Erfahrungen mit Deckenstromschienen<br />

Im Jahr 2004 bot sich die Gelegenheit, die 1990 dem Betri<strong>eb</strong><br />

überg<strong>eb</strong>ene Deckenstromschiene im Bahnhof Museumstrasse<br />

(Bild 3) nach vierzehn Jahren S-Bahn-Betri<strong>eb</strong> zu<br />

begutachten. Die Anlage befand sich in einem ausgezeichneten<br />

Zustand. Die Tragwerke, Parallelführungen, Fixpunkte<br />

und die eingesetzten Verbund- und Porzellanisolatoren<br />

haben sich bewährt. Außer Verschmutzungen und<br />

einer Fahrdrahtabnutzung wurden keine Veränderungen<br />

festgestellt. Bezogen auf eine Million Stromabnehmerdurchgänge<br />

zeigten die Messungen bei der<br />

• konventionellen Oberleitung 2,10 %,<br />

• Stromschiene im Rampenbereich 3,95 %,<br />

• Stromschiene im Gleis 21 2,10 %<br />

Bild 3: Festpunktanordnung im Bahnhof Zürich-Museumstrasse, Gleis 21.<br />

Bild 4: Dehnungsausgleichsapparat mit 1000 mm Weg.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

399


Oberleitungen – Österreich<br />

• Bei besonders starken Vibrationen sich lockernde<br />

Schrauben werden mit NordLock-Scheiben gesichert.<br />

• Die Zuverlässigkeit der DSS im Brandfall wurde 2004 in<br />

einem Versuch nachgewiesen. Als Erg<strong>eb</strong>nis kann festgestellt<br />

werden, dass im Brandfall die DSS mindestens<br />

viermal länger befahren werden kann als eine konventionelle<br />

Oberleitung. Züge haben also eine größere<br />

Chance, noch ins Freie zu gelangen.<br />

Bild 5: 15-kV-Streckentrenner mit beschliffenen Kunststoff-Stäben<br />

zum Schließen des Spalts zwischen den Kufen im mechanischen Versuch<br />

zum Nachweis der Befahrbarkeit mit hoher Geschwindigkeit.<br />

Der Streckentrenner ist hier elektrisch überbrückt.<br />

Querschnittsminderung an den Fahrdrähten. Diese Werte<br />

lassen mehr als 40 Jahre Restl<strong>eb</strong>ensdauer des Fahrdrahts<br />

erwarten, wenn bis 50 % Fahrdrahtabnutzung zugelassen<br />

werden.<br />

2.3 Weiterentwicklung<br />

Für viele Anlagen wurden den Anforderungen und Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />

folgend Bauteile und Baumethoden<br />

stetig weiter entwickelt:<br />

• Überschüssiges Fett am Fahrdraht führte zur Entwicklung<br />

einer neuen Fettpumpe.<br />

• Der Einwirkung von Salzn<strong>eb</strong>el im Freien sowie Betonund<br />

Bergtropfwasser wird durch ein brandresistentes<br />

Schutzprofil über der DSS begegnet.<br />

• Lichtbögen und Kraftspitzen bei hoher Fahrgeschwindigkeit<br />

werden durch neue, gefederte Bauteile gemildert.<br />

• Unregelmäßige Abnutzung der Schleifleisten bei überwiegend<br />

mit Stromschienen ausgerüsteten Metro-Linien<br />

ergaben neue Erkenntnisse zur Einstellung der<br />

Seitenlage der DSS.<br />

3 Deckenstromschiene für höhere<br />

Geschwindigkeiten<br />

3.1 Zulassungen in Deutschland für<br />

140 km/h, in der Schweiz für 160 km/h<br />

und in Österreich für 200 km/h<br />

Mit zunehmendem Einsatz der Deckenstromschiene sollte<br />

auch die Frage nach höheren Befahrgeschwindigkeiten<br />

im Betri<strong>eb</strong> beantwortet werden. Mit dem Pilotversuch im<br />

Simplontunnel, den dort erfolgten Messfahrten mit dem<br />

Messwagen der DB Systemtechnik und den ausführlichen<br />

statischen Berechnungen ließ das Eisenbahn Bundesamt<br />

(EBA) in Bonn bereits 1996 die DSS Bauart Furrer+Frey für<br />

140 km/h zu [10]. Das war Bedingung für die Planungsaufnahme<br />

im Hauptbahnhof Berlin. Für die Ausrüstung des<br />

vier Kilometer langen Kerenzerberg-Doppelspurtunnels<br />

der SBB auf der Strecke zwischen Zürich und Chur, welcher<br />

seit 2001 täglich mit 160 km/h befahren wird, erteilte auch<br />

das Schweizer Bundesamt für Verkehr (BAV), die Zulassung<br />

für 160 km/h. In Österreich wurde bei der Pilotanlage im<br />

Sittenbergtunnel durch das Bundesministerium für Verkehr,<br />

Innovation und Technologie (BMVIT) die Betri<strong>eb</strong>sbewilligung<br />

für 200 km/h erteilt. Im Herbst 2010 wurde der<br />

Nachweis für 230 km/h in weiteren Messfahrten erbracht.<br />

Das Bewilligungsverfahren ist derzeit im Gang.<br />

Bild 6: Entwicklungen der Deckenstromschienenprofile CR1 bis CR3.<br />

a Querschnitt CR1, b Querschnitt CR 2, c Querschnitt CR 3, 1 Stromschienenprofil, 2 Verbindungslaschen<br />

400 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Oberleitungen<br />

Bild 7: Aerodynamische Anpresskräfte des<br />

Stromabnehmers BWLO mit verschiedenen<br />

Windleitblechen (WLB) im Spießgang, gemessen<br />

im Windkanal. Entwicklungsschritte.<br />

1 Ziel-Kurve nach TSI Energie, 2 Stromabnehmer<br />

mit Windleitblechen des Herstellers,<br />

3 ohne Windleitbleche, 4 Windleitbleche nur<br />

am Horn, 5 Windleitbleche am Horn und an<br />

den Schleifstücken<br />

Bild 8: Verhältnis der aerodynamischen<br />

Anpresskräfte an den Schleifleisten des<br />

Stromabnehmers gemessen im Windkanal.<br />

2 Stromabnehmer mit Windleitblechen<br />

des Herstellers, 3 ohne Windleitbleche,<br />

4 Windleit bleche nur am Horn, 5 Windleitbleche<br />

am Horn und an den Schleifstücken<br />

3.2 Weitere Steigerung der<br />

Geschwindigkeiten<br />

3.2.1 Schaukeln der Stromabnehmerwippe<br />

Verursacht durch die höhere Steifigkeit der Stromschiene<br />

und den schnellen Wechsel der Fahrdrahtseitenlage, wie<br />

er beim Kettenwerk in Parallelläufen und an Streckentrennern<br />

vorkommt, treten Querbeschleunigungen an der<br />

Stromabnehmerwippe auf, welche zu einer unregelmäßigen<br />

Stromabnahme führen. Diesen Erscheinungen konnte<br />

mit neuen Bauteilen wie Längenausgleichsapparaten<br />

(Bild 4) und geschlossenen Streckentrennern begegnet<br />

werden (Bild 5).<br />

3.2.2 Stetiger Fahrdrahthöhenverlauf<br />

Die praktischen Erfahrungen und Messungen ließen erkennen,<br />

dass im Bereich der Stoßlaschen, welche die<br />

Profile der DSS verbinden, das Lochspiel für den Verlauf<br />

der Fahrdrahthöhe eine nicht unerh<strong>eb</strong>liche Rolle spielt.<br />

Im Profiltyp CR1 (Bild 6a) werden die Abschnitte allein<br />

durch <strong>eb</strong>ene Platten und Schrauben verbunden. Das Loch-<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

spiel führte bei der Montage zu Längsknicken im Stromschienenverlauf,<br />

die sich in Messfahrten als Kraftspitzen<br />

zeigten. Mit dem Profiltyp CR2 (Bild 6b) wurden diese<br />

Knicke durch bessere Formschlüssigkeit zwischen Laschen<br />

und Profil teilweise beseitigt. Die Formschlüssigkeit war<br />

jedoch noch nicht vollständig erreicht. Beim Profiltyp CR3<br />

(Bild 6c), der nach dem Feder-Nut-Prinzip ausgestaltet<br />

ist, wurde die Formschlüssigkeit vollständig erreicht, die<br />

elektrische Verbindung verbessert und die Schraubenanzahl<br />

von 16 auf 8 reduziert. Der Profiltyp CR3 hat so weit<br />

überzeugt, dass Konkurrenten diese Lösung sinngemäß<br />

kopiert haben.<br />

3.2.3 Versuchsfahrten mit 250 km/h<br />

Die Railjet-Zugkonfigurationen mit nur 31 m Stromabnehmerabstand,<br />

welche regelmäßig in Österreich auf der<br />

Westbahn mit bis 230 km/h Fahrgeschwindigkeit verkehren,<br />

stellen für konventionelle Oberleitungen, Deckenstromschienen<br />

und Stromabnehmer eine Herausforderung dar.<br />

Aus diesem Grund haben die ÖBB die Stromabnehmer vom<br />

Typ 8WLO im Windkanal der Firma Audi und im mechanischen<br />

Prüfstand der DBAG Systemtechnik in München optimiert.<br />

Die Gestaltung der Windleitbleche verbesserte die<br />

401


Oberleitungen – Österreich<br />

Bild 9: Kontaktkraftmessungen an der Deckenstromschiene,<br />

korrigiert um Massenkräfte<br />

der Schleifstücke. Auswertung zum<br />

Nachweis der Einhaltung der Vorgaben der<br />

TSI Energie am vorauslaufenden Stromabnehmer.<br />

1 Mittelwert, 2 obere Grenze, 3 untere Grenze,<br />

Raute Mittelwert, Dreieck Mittelwert<br />

plus drei Standardabweichungen, Viereck<br />

Mittelwert minus drei Standardabweichungen;<br />

durch Überkompensation der einberechneten<br />

Massenträgheit der Schleifstücke<br />

sich erg<strong>eb</strong>ende nicht plausible Werte sind<br />

punktiert umrandet.<br />

Bild 10: Kontaktkraftmessungen an der<br />

Deckenstromschiene, korrigiert um Massenkräfte<br />

der Schleifstücke. Auswertung zum<br />

Nachweis der Einhaltung der Vorgaben der<br />

TSI Energie am nachlaufenden Stromabnehmer.<br />

1 Mittelwert, 2 obere Grenze, 3 untere Grenze,<br />

Raute Mittelwert, Dreieck Mittelwert<br />

plus drei Standardabweichungen, Viereck<br />

Mittelwert minus drei Standardabweichungen;<br />

durch Überkompensation der einberechneten<br />

Massenträgheit der Schleifstücke<br />

sich erg<strong>eb</strong>ende nicht plausible Werte sind<br />

punktiert umrandet<br />

Qualität der Stromabnahme an der Oberleitung und auch<br />

an der Deckenstromschiene im Sittenbergtunnel. Bild 7<br />

zeigt die im Windkanal ermittelte aerodynamische Anpresskraft<br />

in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit<br />

für mehrere der untersuchten Ausführungen der Stromabnehmerwippe<br />

beim Fahren im Spießgang. Bild 8 zeigt die<br />

bei den Versuchen im Windkanal gemessene Aufteilung<br />

der Anpresskraft auf die beiden Schleifleisten. Mit diesen<br />

Messerg<strong>eb</strong>nissen wurde der Stromabnehmer 8WLO nach<br />

der TSI Energie zertifiziert und wird künftig bei den railjet-<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen 1016 + 1116 der ÖBB Taurus Generation<br />

verwendet werden.<br />

Im Sittenbergtunnel ist ein Gleis auf der gesamten Länge<br />

von rund vier Kilometern mit der Deckenstromschiene<br />

ausgerüstet. Dabei wurden je zur Hälfte der Typ CR2 und<br />

CR3 verwendet. Bild 9 zeigt die Auswertung der Kontaktkraftmessungen<br />

am vorauslaufenden, Bild 10 am nachlaufenden<br />

Stromabnehmer im Hinblick auf die Anforderung<br />

der TSI Energie [11], wonach die Kontaktkräfte im Bereich<br />

des Mittelwertes der Messungen plus/minus drei Standardabweichungen<br />

liegen und größer Null sein müssen.<br />

Die Sensoren der Kraftmessung befinden sich wie üblich<br />

unterhalb der Schleifleisten. Die unter der Schleifleiste<br />

gemessene Kontaktkraft unterscheidet sich von der tatsächlich<br />

zwischen Schleifleiste und Fahrdraht auftretenden<br />

um die Wirkung der Massenträgheit der Schleifstücke.<br />

Dies wird teilweise kompensiert durch eine Messung der<br />

Beschleunigung der Schleifstücke und Einrechnung der<br />

damit berechneten Massenkräfte in die Kontaktkraft. Die<br />

Schleifstücke bewegen sich aber nicht nur linear auf- und<br />

abwärts, sie führen auch Drehbewegungen um die Längs<br />

und Querachse aus. Deren rechnerische Berücksichtigung<br />

ist schwierig. Es können sich daher sogar scheinbar negative<br />

Kontaktkräfte erg<strong>eb</strong>en, was physikalisch gar nicht<br />

möglich ist: das Schleifstück kann den Fahrdraht nicht<br />

nach unten ziehen. Diese nicht plausiblen Messpunkte<br />

sind in Bild 9 und 10 punktiert umrandet. Somit gelten die<br />

Anforderungen der TSI Energie als erfüllt.<br />

Mit dem Nachweis der TSI Zielkurve im Zusammenwirken<br />

eines TSI zertifizierten Stromabnehmers auf einer TSI zerti-<br />

402 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Österreich – Oberleitungen<br />

fizierten Stromschiene ist ein weiterer Schritt in<br />

die Zukunft der DSS getan. Die erläuterten Entwicklungsschritte<br />

und die aktuellen Messerg<strong>eb</strong>nissen<br />

erlauben den beteiligten Ingenieuren,<br />

für die Deckenstromschiene eine Zulassung für<br />

250 km/h zu beantragen und künftige Tunnelprojekte<br />

mit der Deckenstromschiene auszurüsten.<br />

Beim Projekt Koralmtunnel in Österreich<br />

wird diese Bauart angewendet, womit der mit<br />

40,3 m ² kleinere Tunnelquerschnitt auch deutlich<br />

geringere Investitionen nach sich zieht.<br />

Literatur<br />

[1] Lörtscher, M.; Furrer, B.; Wili, U.: Stromschienenoberleitungen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 92<br />

(1994), H. 9, S. 249–259.<br />

[2] Furrer, B.; Wili, U.: A Rigid Beam as an Alternative<br />

to Conventional Catenary. Beitrag zu:<br />

The Institution of Electrical Engineers International<br />

Conference on “Main Line Railway Electrification“.<br />

University of York: 25.-28. September<br />

1989.<br />

[3] Mansour, B.: Rigid Catenary Finds Favour Underground.<br />

In: International Railway Journal (2006),<br />

H. Sept., S. 89.<br />

[4] Furrer, B.; Wili, U.: Overhead conductor rails above<br />

underground tracks at Berlin Main Station. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 104 (2006), H. 6, S. 297–301.<br />

[5] Wili, U.: Stromschienenoberleitung für Geschwindigkeiten<br />

bis 160 km/h. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 87 (1989), H. 10, S. 310–315.<br />

[6] Furrer, B.: Stromschienenoberleitung im Berliner<br />

Nord-Süd-Fernbahntunnel. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

101 (2003), H. 4-5, S. 191–194.<br />

[7] Cox, S. G.; Nünlist, F.; Marti, R.: Deckenstromschienen<br />

für Dreh- und Klappbrücken. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 99 (2001), H. 1-2, S. 90–93.<br />

[8] Keller, P.: Brücken hydraulisch aus dem Gefahrenbereich<br />

h<strong>eb</strong>en. In: Baublatt 17 (2006),<br />

H. F<strong>eb</strong>., S. 30–31.<br />

[9] Bissell, S.: Furrer and Frey’s swinging overhead<br />

line equipment. In: The Rail Engineer (2007),<br />

H. Nov., S. 87.<br />

[10] Syre, P.: Zulassung einer Stromschienenoberleitung<br />

durch das Eisenbahn-Bundesamt. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 94 (1996), H. 11, S. 325–327.<br />

[11] Entscheidung 2008/284/‘EG: Technische Spezifikation<br />

für die Interoperabilität des Teilsystems<br />

„Energie“ des transeuropä ischen Hochgeschwindigkeitsbahnsystems<br />

gemäß Artikel 6,<br />

Abs. 1 der Richtlinie 96/48/EG. In: Amtsblatt<br />

der Europäischen Gemeinschaften 20087, DE,<br />

S. L104/1-L10479.<br />

Ing. Franz Kurzweil (48), Elektrolehre bei den ÖBB und Elektroinstallateur,<br />

Abendstudium der Elektrotechnik an der Höheren<br />

Technischen Lehranstalt in Wien I, Schellinggasse. Ab 1978 Sachbearbeiter<br />

für Oberleitungsanlagen, Projektplanung und Instandhaltungsmanagement<br />

für Oberleitungsanlagen, ab 1994<br />

Systembearbeiter für Oberleitungsanlagen in der Reglementierung<br />

und seit 1998 Systemverantwortlicher für ÖBB-Oberleitungsanlagen.<br />

Ab 2007 verantwortlich für die Reglementierung<br />

von 50-Hz-Energietechnikanlagen, Wei chen heizungs anlagen<br />

und 16,7-Hz-Bahnstromanlagen sowie Fernwirk- und Leittechnik-Anlagen<br />

einschließlich Zulassung von Produkten und Systemen.<br />

Derzeit ÖBB INFRASTRUKTUR AG, Engineering Services –<br />

Systeme und Produkte.<br />

Adresse: ÖBB INFRA AG, Engineering Services, Praterstern<br />

3-4, 1020 Wien, Österreich;<br />

Fon: +43 664-178612; Fax: +43 1 93000-25287;<br />

E-mail: franz.kurzweil@o<strong>eb</strong>b.at<br />

Dipl.-Ing. Beat Furrer (62), Dipl.-Bauingenieur ETHZ, Inhaber<br />

der Furrer+Frey AG. Nach dem Studium seit 37 Jahren ausschließlich<br />

mit der Entwicklung, der Planung und dem Bau von<br />

Fahrleitungen für <strong>Bahnen</strong> beschäftigt.<br />

Adresse: Furrer+Frey AG, Ingenieurbüro und Fahrleitungsbau,<br />

Thunstr. 35, 3000 Bern 6, Schweiz;<br />

Fon: +41 31 357-6111; Fax: +41 31 3561-00;<br />

E-Mail:bfurrer@furrerfrey.ch<br />

Wir sorgen für Bewegung<br />

Unser Lieferprogramm<br />

• Kohl<strong>eb</strong>ürsten<br />

• Bürstenhalter<br />

• 3. Schiene Stromabnehmer<br />

• Kohleschleifstücke<br />

• <strong>Elektrische</strong> Kontakte<br />

• Strombänder<br />

• Erdungskontakte<br />

• Pantographen<br />

• Messfahrten Oberleitung<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Schunk Bahn- und Industrietechnik GmbH<br />

35435 Wettenberg/Deutschland<br />

Tel.: +49 (0) 641803-0<br />

Schunk Bahn- und Industrietechnik GmbH<br />

5101 Bergheim bei Salzburg/Österreich<br />

Tel.: +43(0)662459200<br />

Hoffmann & Co., Elektrokohle AG<br />

4823 Steeg/Österreich<br />

Tel.: +43(0)6135400-0<br />

Schunk Wien GmbH<br />

1230 Wien/Österreich<br />

Tel.: +43(0)1/6166807-0<br />

Anzeige<br />

www.schunk-group.com<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

403<br />

Schunk_<strong>eb</strong>08_11.indd 1 25.07.11 13:28


Komplettang<strong>eb</strong>ot<br />

zum<br />

Vorteilspreis<br />

2 Fachmagazine <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

+ Buch Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland<br />

Band 1: Durch das mitteldeutsche Braunkohlerevier<br />

– 1900 bis 1947<br />

Zug um Zug<br />

Know-how gewinnen<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung<br />

der Entwicklung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen, Bahnstromversorgungs-<br />

und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens zwischen 1900<br />

und 1947.<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten Techniker wie<br />

Gustav Wittfeld den Grundstein für den Aufbau<br />

eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s mit Einphasen-<br />

Wechselstrom in Preußen – es war der Beginn<br />

einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Dieses<br />

Buch beschreibt die Pionierarbeit der ersten Jahre.<br />

Von der Finanzierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster<br />

Teststrecken, über die Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme in den<br />

Zwanzigern und die Blütezeit in den Dreißigerjahren.<br />

Abschließend wird die Phase des Wiederaufbaus<br />

und der Demontage nach dem zweiten Weltkrieg<br />

dargestellt.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lüderitz<br />

1. Aufl age 2010, 330 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenheimer Str. 145, 81671 München<br />

Oldenbourg-Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

Vorteilsanforderung per Fax: +49 (0) 931 / 4170 - 492 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, schicken Sie mir die nächsten beiden Ausgaben des Fachmagazins <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

und den ersten Band des Buchs Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland für insgesamt € 54,90.<br />

Nur wenn ich überzeugt bin und nicht innerhalb von 14 Tagen nach Erhalt des zweiten Hefts<br />

schriftlich absage, bekomme ich <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> für zunächst ein Jahr (12 Ausgaben)<br />

zum Preis von € 144,50 zzgl. Versand (Deutschland: € 15,- / Ausland: € 17,50) pro Halbjahr.<br />

Vorzugspreis für Schüler und Studenten (gegen Nachweis) € 72,25 zzgl. Versand pro Halbjahr.<br />

Die sichere und bequeme Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift von € 20,- auf<br />

die erste Rechung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Leserservice <strong>eb</strong><br />

Postfach 91 61<br />

97091 Würzburg<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

<br />

Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAEBAH0111<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an Leserservice <strong>eb</strong>, Postfach 91 61, 97091 Würzburg<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Bahnstromversorgung<br />

<strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> <strong>Ankara</strong><br />

– Eskisehir – (Istanbul) – Oberleitung<br />

und Unterwerke<br />

Hasan Huseyin Güney, <strong>Ankara</strong>; Cantekin Isikoglu, Istanbul;<br />

Rainer Puschmann, Erlangen<br />

Die erste türkische <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong>, mit einer deutschen Oberleitungsbauart<br />

Re250 ausgerüstet, führt von <strong>Ankara</strong> nach Istanbul. Im Jahr 2009 begann auf dem ersten 245 km<br />

langen Teilabschnitt <strong>Ankara</strong> – Eskisehir der Betri<strong>eb</strong> mit 250 km/h Geschwindigkeit. Sorgfältige,<br />

sachkundige Planung und Errichtung der Oberleitung und Energieversorgung sowie Betri<strong>eb</strong><br />

und Instandhaltung dieser Strecke ergaben 99,98 % Verfügbarkeit.<br />

High-speed line <strong>Ankara</strong> – Eskisehir – (Istanbul) – overhead contact line and substations<br />

The first high-speed line in Turkey connects <strong>Ankara</strong> and Istanbul and has been equipped with<br />

the German overhead contact line type Re250. In 2009 commercial services started on the<br />

245 km long section <strong>Ankara</strong> – Eskisehir with 250 km/h. Professional planning and construction of<br />

contact line and power supply as well as operation and maintenance of this line resulted in an<br />

availability of 99,98 %.<br />

LGV <strong>Ankara</strong> – Eskisehir – (Istanbul) – caténaires et sous-stations<br />

La première ligne à grande vitesse de Turquie, équipée d’une caténaire de type allemand Re250,<br />

est en construction entre <strong>Ankara</strong> et Istanbul. Le premier tronçon de 245 km <strong>Ankara</strong> – Eskisehir<br />

a été ouvert à l’exploitation en 2009. Les trains y circulent à 250 km/h. Le haut niveau de soin et<br />

de compétence dont ont fait preuve les techniciens dans la conception et la pose de la caténaire,<br />

l’alimentation électrique ainsi que dans l’exploitation et la maintenance de cette ligne a permis<br />

d’atteindre un niveau de disponibilité de 99,98 %.<br />

1 Einführung<br />

Im Jahr 1856, mit Inbetri<strong>eb</strong>nahme der ersten 73 km langen<br />

Eisenbahnstrecke von Izmir nach Aydin, begann die<br />

Eisenbahnzeit im damaligen Osmanischen Reich. Diese<br />

Bahnstrecke entsprach den Handelsinteressen der Engländer,<br />

die Izmir als Ausgangspunkt für den Handel mit<br />

Rohstoffen und Waren wählten und im Jahr 1866 auf<br />

einer weiteren, 93 km langen Stichstrecke von Izmir ins<br />

nördliche Turgutlu den Betri<strong>eb</strong> eröffneten. Später entstanden<br />

weitere Stichstrecken vom Marmarameer nach<br />

Bursa sowie von Mersin, die später bis an die Stichstrecken<br />

von Izmir führten.<br />

Ausländische Interessen, die den Bau dieser Stichstrecken<br />

von den Küsten ins Hinterland vorantri<strong>eb</strong>en, sollten<br />

den Export von Rohstoffen und den Import von Waren<br />

erleichtern. Osmanische Interessen zur Planung eines eigenen<br />

Eisenbahnnetzes fanden dabei keine Berücksichtigung.<br />

Erst 1870 versuchte Kalif Sultan Abdülhamid II.,<br />

europäische Errungenschaften zu integrieren, um das<br />

Reich zu modernisieren. Abdülhamid II. beschleunigte<br />

den Bau der Anatolischen Eisenbahn (CFOA), um Mesopotamien<br />

und Bagdad mit Anatolien zu verbinden<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

und den Persischen Golf zu erreichen. 1872 erhielt der<br />

deutsche Ingenieur Wilhelm Pressel den Auftrag, ein<br />

Eisenbahnnetz für das Osmanische Reich zu planen.<br />

Sein Vorschlag enthielt den Bau der Bagdadbahn, einer<br />

Eisenbahnverbindung zwischen Istanbul, der damaligen<br />

Hauptstadt des Osmanischen Reichs, und Bagdad mit<br />

der Verlängerung nach Basra am Persischen Golf. Auf<br />

dem ersten Abschnitt dieser Strecke, Istanbul – <strong>Ankara</strong>,<br />

nahm 1892 die CFOA den Betri<strong>eb</strong> auf und 1896 folgte<br />

der Abschnitt Eskisehir – Konya. 1903 ging ab Konya der<br />

Bau der Eisenbahnstrecke nach Bagdad mit deutscher<br />

Finanzierung unter Führung von Georg von Siemens,<br />

dem Mitgründer der Deutschen Bank, weiter (Bild 1).<br />

Der Erste Weltkrieg verzögerte die Bauarbeiten und<br />

nach der Teilung des Osmanischen Reiches führte nun<br />

die Bagdadbahn durch die Türkei und die damals neuen<br />

Staaten Syrien und Irak. Bis zur neuen Staatsgrenze Türkei/Syrien<br />

in Nusaybin/Qamischli war die Strecke bereits<br />

1918 fertig. Aber erst 1940 ließen sich die letzten Lücken<br />

in Syrien und im Irak schließen und den durchgängigen<br />

Betri<strong>eb</strong> zwischen Istanbul und Bagdad aufnehmen. Die<br />

Gründung der Türkischen Republik im Jahr 1923 und die<br />

Gründung der Türkischen Staatsbahn, Türkiye Cumhuriy-<br />

405


Bahnstromversorgung<br />

eti Devlet Demiryolları (TCDD), am 23. Mai 1927, führten<br />

zum Ausbau der Strecken<br />

• <strong>Ankara</strong> – Kayseri – Sivas – Kars – Gyumri an die türkisch/<br />

armenische Grenze,<br />

• Istanbul – Edirne – Kapıkule – Swilengrad an die türkisch/bulgarische<br />

Grenze und<br />

• Maltaya – Elazı – Tatvan – Van – Kapiköj an die türkisch/iranische<br />

Grenze.<br />

Bild 1: Streckenverlauf der Bagdad-Bahn im Jahr 1912.<br />

schraffierte Fläche Osmanisches Reich im Jahr 1912<br />

schwarz<br />

Strecke ist in Betri<strong>eb</strong><br />

schwarz gestrichelt Strecke ist im Bau<br />

Weiterhin entstanden Zweiglinien zu den Lagerstätten<br />

bedeutender Rohstoffvorkommen wie die in Fevzipaa<br />

von der Bagdadbahn abzweigenden Neubaustrecke über<br />

Malatya nach Elazi und Diyarbakir an die Ölfelder bei<br />

Kurtalan und den Kupfervorkommen bei Ergani.<br />

Durch die Verknüpfung vorhandener Strecken entstand<br />

nun ein sinnvolles Eisenbahnnetz. Nach 1945 hinkten<br />

die Erhaltung und Streckenerweitung der Eisenbahn<br />

dem Straßenbau hinterher. Es entstand eine Phase der<br />

Stagnation, die teilweise zum Verfall einzelner Strecken<br />

führte. So umfasste das Eisenbahnnetz der TCDD im Jahr<br />

2001 nur 10 984 km mit ca. 20 % Anteil elektrifizierter<br />

Strecken (Bild 2). Ein wirtschaftlicher Betri<strong>eb</strong> der elektrifizierten<br />

Strecken war nicht möglich, da es für die voneinander<br />

getrennten Teilstrecken von der bulgarischen Grenze<br />

bis Istanbul-Sirkeci, Istanbul-Haydarpaa – <strong>Ankara</strong>, die<br />

Strecken um Izmir und die Strecke skenderun – Malatya<br />

– Divrii keine elektrifizierten Verbindungsstrecken gab.<br />

Bild 2: Elektrifizierte Strecken der TCDD<br />

im Jahr 2003.<br />

blau elektrifizierte Strecken mit 25 kV<br />

50 Hz<br />

rot nicht elektrifizierte Strecken<br />

Bild 3: Verlauf der <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong><br />

<strong>Ankara</strong> – Eskiehir – Istanbul.<br />

blauer Kreis die Größe des blauen<br />

Kreises stellt die Einwohneranzahl<br />

der Stadt dar<br />

grün<br />

Strecke ist in Betri<strong>eb</strong><br />

gelb<br />

Strecke ist im Bau<br />

gelb gestrichelt Strecke ist unter Vertrag<br />

weiß<br />

Streckenplanung ist<br />

abgeschlossen<br />

weiß gestrichelt Streckenplanung wird<br />

begonnen<br />

406 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Bahnstromversorgung<br />

Erst mit der Entscheidung der Regierung im Jahr 2001<br />

zum beschleunigten Ausbau des Eisenbahnnetzes war<br />

die Grundlage zur Netzerweiterung und zum Bau einer<br />

<strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> von <strong>Ankara</strong> nach Istanbul<br />

geg<strong>eb</strong>en. Am 13. März 2009 leitete die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

dieser Strecke eine Ära des Hochgeschwindigkeitsverkehrs<br />

in der Türkei ein. Der 245 km lange Abschnitt <strong>Ankara</strong><br />

– Eskiehir ist der erste Abschnitt der insgesamt 533 km<br />

langen <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> von <strong>Ankara</strong> nach<br />

Istanbul (Bild 3).<br />

2 Streckenführung<br />

Die türkische <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> verbindet die<br />

mit 11 Mio. beziehungsweise 4 Mio. Einwohnern bevölkerungsreichsten<br />

Städte der Türkei, Istanbul und <strong>Ankara</strong><br />

(Bild 3). In <strong>Ankara</strong> beginnt am modernisierten<br />

Hauptbahnhof die 39 km lange Anschlussstrecke, die sich<br />

mit 120 km/h Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit bis Sincan und<br />

250 km/h bis Esenkent befahren lässt. Von Esenkent führt<br />

der 206 km lange und neue Hochgeschwindigkeitsabschnitt<br />

in die Universitätsstadt Eskisehir. Die Streckentrassierung<br />

berücksichtigt 250 km/h Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit<br />

mit 3700 m minimalen Radien bei maximal 130 mm Überhöhung.<br />

Die zweigleisige 1435-mm-Normalspurstrecke<br />

mit 4,5 m Gleisabstand besteht aus einem Schotteroberbau<br />

(Bild 4), der 22,5 t Achslast zulässt. Die größte Längsneigung<br />

der Strecke beträgt 16 ‰. Das Lichtraumprofil<br />

GC entspricht der EN 15273 [1].<br />

Die UIC60-Schienen, endlos verschweißt, liegen auf<br />

vorgespannten B70-Betonschwellen.<br />

Von Esenkent aus verläuft der Hochgeschwindigkeitsabschnitt<br />

über vier Eisenbahntalbrücken mit 3 926 m Gesamtlänge,<br />

wobei die Sakarya-Brücke mit 2 233 m die<br />

längste ist (Bild 5). Es folgen 26 Straßenüberführungen,<br />

13 Flussbrücken, 30 Straßenunterführungen, 7 Eisenbahnüberführungen<br />

und ein 471 m langer Tunnel. Bild 6 zeigt<br />

den Querschnitt dieses Tunnels.<br />

Bild 4: Querschnitt der offenen Strecke mit Oberleitungsmasten und<br />

Auslegern; Maßangaben in mm.<br />

Die <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> endet vorerst 19 km<br />

vor Eskisehir. Von dort fü hrt eine Anschlussstrecke zum<br />

Hauptbahnhof Eskisehir. Im Jahr 2013 soll diese Anschlussstrecke<br />

durch einen 3,4 km langen Tunnel unter der Stadt<br />

hindurch zum unterirdischen Bahnhof in Eskisehir führen<br />

und von dort weiter als <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong><br />

nach Istanbul.<br />

3 Anforderung an die<br />

Bahnelektrifizierung<br />

3.1 Klima<br />

Die relative Luftfeuchte kann bis zu 90 % erreichen. Die<br />

Lufttemperatur schwankt wegen der kontinentalen Lage<br />

der Strecke zwischen –10 °C nachts bis +40 °C tagsüber<br />

bei rund 300 Sonnentagen im Jahr. Bis zu 30 m/s Windgeschwindigkeit<br />

soll der Betri<strong>eb</strong> möglich sein. Die Anlagen<br />

müssen Erdb<strong>eb</strong>en standhalten. Der<br />

Grundwasserpegel erfordert keine<br />

besonderen Vorgaben.<br />

Die Anlagen der Bahnelektrifizierung<br />

sollen den Vorgaben der TSI<br />

ENE HS [2] und den Europäischen<br />

Normen entsprechen.<br />

3.2 Betri<strong>eb</strong><br />

Bild 5: Sakarya-Brücke.<br />

Die Bahnelektrifizierung hat für die<br />

Stromart AC 25 kV 50 Hz mit einer<br />

10-min-Zugfolge die Energie bereit<br />

zu stellen. Jeder Zug soll eine Dauerleistung<br />

bis 4 800 kW entnehmen<br />

können. Die maximale Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit<br />

soll 250 km/h betragen.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

407


Bahnstromversorgung<br />

Bild 6: Tunnelquerschnitt<br />

mit Hängesäulen und<br />

Auslegern; Maßangaben<br />

in m.<br />

3.3 Technische Anforderungen<br />

Es waren folgende Vorgaben einzuhalten:<br />

• Stromart<br />

– AC 25 kV 50 Hz<br />

• Geometrie der Oberleitung<br />

– Fahrdrahtnennhöhe 5300 mm,<br />

– Fahrdrahtgrenzlage ≤ 400 mm in der Geraden und im<br />

Bogen nach EN 50367,<br />

– Systemhöhe auf der offenen Strecke 1,6 m und im<br />

Tunnel 1,2 m,<br />

• Sicherheit, Erdung und Potentialausgleich nach<br />

EN 50122-1 [3]<br />

• Stromabnehmertyp<br />

– Euro-Stromabnehmer mit 1600 mm Breite,<br />

• Übertragbarer Strom des Stromabnehmers<br />

– 420 A<br />

• Güte der Stromabnahme<br />

– mittlere Kontaktkraft F m<br />

nach TSI ENE HS [2]<br />

– Standardabweichung bei 250 km/h nach [2]<br />

• Raum für den Anhub des Seitenhalters<br />

– 200 mm<br />

• Instandhaltung nach [2]<br />

Die Anforderungen in [2] nach<br />

• Sicherheit,<br />

• Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit,<br />

• Gesundheit,<br />

• Umweltschutz,<br />

• technischer Verträglichkeit,<br />

und auch die Anforderungen an die Schnittstellen zu den<br />

Teilsystemen Infrastruktur, Zugsteuerung/Zugsicherung<br />

und Fahrzeugtechnik waren zu erfüllen.<br />

4 Planung<br />

Die türkische Regierung stimmte 2001 den Plänen zum<br />

Ausbau der vorhandenen Strecke zwischen Istanbul und<br />

<strong>Ankara</strong> zu. Ein weiterer Beschluss der Regierung sah<br />

die Errichtung einer Neubaustrecke unabhängig von der<br />

vorhandenen Strecke vor. Es waren Investitionen von<br />

umgerechnet 21,5 Mrd. EUR vorgesehen. Die Planung der<br />

Oberleitung begann am 10. Dezember 2003 gleichzeitig<br />

in den Abschnitten Eskisehir – Biçer und Biçer – Esenkent<br />

durch Guinovar Electrificaciones y Montajes S.A., einem<br />

spanischen Unternehmen. Für diese Abschnitte war die<br />

Erweiterung und der Neubau der Unterwerke zu planen.<br />

Die Oberleitungsanlage wurde mit der interoperablen<br />

Bauart Re250, die sich auf der Hochgeschwindigkeitstrecke<br />

Madrid – Sevilla bestens bewährt hatte, mit einigen Änderungen<br />

geplant. Die vorgenommen Modifikationen führten<br />

zur Bezeichnung Re250TR. Die Unterwerke in Alpu, Sazak,<br />

Beylikköprü und Malıköy speisten bisher die Oberleitung<br />

der bestehenden Strecke aus dem nationalen 3 AC 154-kV-<br />

Netz. Diese Unterwerke waren auf 2 x 25 MVA Leistung zu<br />

erweitern, um die Leistungsbereitstellung für die <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong><br />

sicherzustellen. Das Unterwerk in<br />

Nenek in der Nähe von <strong>Ankara</strong> war neu zu planen.<br />

408 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


First choice.<br />

Worldwide.<br />

The extraordinary quality of nkt cables contact wires has been proved<br />

worldwide in daily high – speed rail traffic. In Germany (Berlin – Hanover,<br />

Cologne – Rhine/Main, Nuremberg – Ingolstadt), Spain (La Sarga – Toledo,<br />

Segovia – Valdestillas, Madrid – Valencia), France (TGV Méditerranée<br />

Valence – Marseilles, TGV Est), Netherlands (HSL) and China (Bejing –<br />

Tianjing, Wuhan – Guangzhou, Zengzhou – Xian, Bejing – Shanghai)<br />

the VALCOND ® contact wires from nkt cables differentiate themselves<br />

through their high reliability, long service life, good vibration behaviour and<br />

markedly lower thermal power losses. You can profit from the efficiency of<br />

contact wires from nkt cables. Our railway team would be happy to advise<br />

you on the nkt cables railway program.<br />

nkt cables GmbH<br />

The Railway Team<br />

Düsseldorfer Straße 400<br />

D-51061 Köln<br />

phone: +49 (0)221/676-3866<br />

infoservice@nktcables.com<br />

www.nktcables-railway.de


Bahnstromversorgung<br />

Bild 8: Querschnitt und Anordnung des Mastfundaments; Maßangaben<br />

in mm.<br />

Bild 7: Übersichtsschaltplan des Unterwerks in Nenek.<br />

Bild 9: Spannbetonmast mit Beton-Mörtelmanschette.<br />

5 Errichtung<br />

5.1 Unterwerke<br />

Die Unterwerke, zwischen 2004 und 2007 erweitert oder<br />

neu errichtet, speisten rechtzeitig zum Beginn des Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>s.<br />

Bild 7 zeigt einen Übersichtsschaltplan für das<br />

neue Unterwerk in Nenek.<br />

5.2 Oberleitung der offenen Strecke<br />

Die Errichtung der Oberleitungsanlage begann gleichzeitig<br />

in den Abschnitten Eskisehir – Biçer durch die<br />

Siemens A.S. Türkei und Biçer – Esenkent durch Guinovar<br />

Electrificaciones y Montajes S.A. mit der Herstellung der<br />

Ortbetonfundamente (Bild 8). Die kreisrunden Öffnungen<br />

der Fundamente nahmen die Spannbetonmasten<br />

auf. Den Spalt zwischen Fundament und Mast verschloss<br />

eine Beton-Mörtelmanschette (Bild 9). Die Anzahl der<br />

Masttypen beschränkte sich auf 8. Bild 10 stellt die<br />

Masttypen 1 bis 6 nach ihrer Funktion dar. Bei Jochen<br />

mit Querspannweiten bis 25 m findet der Masttyp 7<br />

Anwendung, bei Jochen mit <strong>Bahnen</strong>ergieleitungen der<br />

Masttyp 8.<br />

Die 3,00 m langen Ausleger, mit Winkelprofilen und<br />

Spannband am Betonmast befestigt, bestehen aus aluminiumlegierten<br />

Rohren ohne Diagonalrohr (Bild 11). Nur<br />

der Ausleger, der das zur Verankerung führende Kettenwerk<br />

trägt, ist mit einem Diagonalrohr ausgerüstet.<br />

Bild 10: Masttypen<br />

und ihre Funktion.<br />

410 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Bahnstromversorgung<br />

In mehrgleisigen Streckenabschnitten tragen Joche die<br />

Ausleger und Oberleitungen (Bild 12). Die Nachspannvorrichtungen<br />

übersetzen die Gewichtskraft in die Zugspannung<br />

im Fahrdraht und Tragseil im Verhältnis 1:3. Bild 13<br />

enthält wichtige Parameter der Oberleitung.<br />

Die Weichen sind tangential überspannt. Bei der Fahrt<br />

im durchgehenden Hauptgleis berühren Stromabnehmer<br />

im Weichenbereich nicht den Fahrdraht des abzweigenden<br />

Gleises. Bild 14 zeigt den verwendeten Euro-Stromabnehmer<br />

und die Lage des Fahrdrahts bei 180 mm Anhub<br />

des Stromabnehmers in Feldmitte und bei 200 mm<br />

maximaler Seitenverschi<strong>eb</strong>ung des Stromabnehmers in<br />

der Geraden. Diese Vorgaben erfüllen die Anforderungen<br />

• keine Klemmen und Stützpunkte im klemmenfreien<br />

Raum,<br />

• keine Berührung des Fahrdrahts im Zweiggleis bei<br />

Fahrten im Hauptgleis,<br />

• gute Auflaufeigenschaften des Fahrdrahts bei Fahrten<br />

vom Zweiggleis ins Hauptgleis,<br />

• nur ein Fahrdraht am Stützpunkt im Kontakt mit dem<br />

Stromabnehmer,<br />

• Einhaltung der Fahrdrahtgrenzlage auch bei Windeinwirkung,<br />

und zeigen geringere Ungleichförmigkeiten der Elastizität<br />

als bei einer kreuzend bespannten Weiche. Die Bespannung<br />

der verwendeten Weiche UIC60-1500-1:23,8 zeigt Bild 15 [4].<br />

Nach 940 m Strecke folgen jeweils Überlappungen,<br />

deren Kettenwerke bei nichtisolierten Überlappungen<br />

200 mm Abstand und 450 mm bei isolierenden Überlappungen<br />

haben. Die neutralen Zonen trennen die Unterwerksspeiseabschnitte<br />

und haben 490 m wirksame Länge.<br />

Zwischen den Kettenwerken in den die neutrale Zone<br />

begrenzenden fünffeldrigen isolierten Überlappungen ist<br />

550 mm Abstand vorhanden. Die elektrischen Signale,<br />

die die Annäherung an die neutrale Zone signalisieren,<br />

fordern den Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer auf, den Hauptschalter<br />

des Tri<strong>eb</strong>fahrzeugs auszuschalten, vorhandene Balisen bewirken<br />

das selbsttätige Ausschalten des Hauptschalters.<br />

Ursprünglich war das elektrische Signal Hauptschalter<br />

AUS, in Fahrtrichtung gesehen, am ersten Mast mit Doppelausleger<br />

befestigt. Nach einigen<br />

Oberleitungsstörungen beträgt der<br />

Abstand zwischen dem elektrischen<br />

Signal und dem ersten Mast mit Doppelausleger<br />

jetzt 150 m. Ein Vergleich<br />

dieser Abstände bei europäischen Eisenbahninfrastrukturunternehmen<br />

zeigt für<br />

• Deutschland 87 m für 250 km/h,<br />

• Niederlande 139 m für 300 km/h,<br />

• Frankreich 42 m für 300 km/h und<br />

• Spanien 80 m für 250 km/h.<br />

Tabelle 1: Merkmale der Oberleitungsbauart Re250TR.<br />

Re250TR<br />

Fahrdraht<br />

CuAg AC-120<br />

Zugkraft in kN 15<br />

Tragseil Bz II 70<br />

Zugkraft in kN 15<br />

Y-Beiseil Bz II 35<br />

Zugkraft in kN 2,8<br />

Länge in m 18<br />

Längsspannweite in m 65<br />

Systemhöhe offene Strecke in m 1,60<br />

Systemhöhe im Tunnel in m 1,20<br />

Seitenlage in der Geraden in m ± 0,20<br />

Fahrdrahthöhe in m 5,30<br />

Maximale halbe Nachspannlänge in m 615<br />

Nicht isolierte Überlappung<br />

Fünf Felder<br />

Feldlängen in m 65 + 60 + 50 + 60 + 65<br />

Isolierte Überlappung<br />

Fünf Felder<br />

Feldlängen in m 65 + 60 + 50 + 60 + 65<br />

Anbauteile am Ausleger<br />

S235/S355<br />

Auslegerrohre<br />

Aluminiumlegierung F31<br />

Joche<br />

S235/S355<br />

Masten<br />

Schleuderbetonmasten<br />

Fundamente<br />

Blockfundamente<br />

Bild 11: Aluminium – Ausleger ohne Diagonalrohr.<br />

An beiden Seiten der Strecke<br />

führen die Masten jeweils ein Rückleitungsseil<br />

147-AL1/34-St1A nach<br />

EN 50182:2001. In 600 m Abstand verbinden<br />

im Gleisplanum verlegte Stahldrähte<br />

mit 10 mm Durchmesser die<br />

Bild 12: Joch.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

411


Bahnstromversorgung<br />

Rückleiterseile auf beiden Seiten der<br />

Strecke miteinander. An dieser Stelle<br />

führen Cu-Kabel mit 50 mm 2 Querschnitt<br />

von den leitenden Teilen des<br />

Oberleitungsmastes zu den Schienen.<br />

An den Festpunkten befinden sich<br />

Erdungssonden zur Verbesserung des<br />

Erdübergangswiderstands. Tabelle 1<br />

gibt eine Übersicht weiterer Parameter<br />

der Oberleitungsbauart Re250TR.<br />

Bild 13: Schematische Darstellung der Oberleitung Re250TR.<br />

6 Abnahme und<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

6.1 Ziele<br />

Bild 14: Wippenprofil des Euro-Stromabnehmers WBL 85 und Fahrdrahtlage; Maßangaben in mm.<br />

Die Abnahme von Oberleitung und<br />

Unterwerken begann mit einer Siemens-internen<br />

Prüfung. Es folgten<br />

eine Sicherheitsprüfung des Teilsystems<br />

Energie durch den TÜV Rail<br />

Süd aus Deutschland und zeitgleich<br />

die Abnahme durch die TCDD. Da<br />

es gegenwärtig in der Türkei keine<br />

Eisenbahnaufsicht gibt, vergleichbar<br />

mit dem Eisenbahn-Bundesamt in<br />

Deutschland, hat diese Aufgabe der<br />

TÜV Rail Süd übernommen. Die Abnahme<br />

zielte auf die ganzheitliche<br />

Betrachtung der technisch-funktionalen<br />

Anforderungen und deren Realisierung<br />

als auch auf die Erfüllung<br />

der sicherheitstechnischen Vorgaben<br />

zum Beispiel nach EN 50122. Die<br />

Prüfung der Interoperabilität nach<br />

[2] war Bestandteil jeder Abnahmestufe.<br />

6.2 Ablauf der<br />

Oberleitungsabnahme<br />

Die Abnahmeprüfung der Oberleitungen<br />

der offenen Strecke und im<br />

Tunnel unterteilte sich in<br />

• Begehung der bodennahen Anlagenteile,<br />

• Befahrung der bodenfernen Anlagenteile,<br />

• Fahrdrahtlagemessung,<br />

• Kontaktkraftmessung und<br />

• Überwachung der Mängelbeseitigung.<br />

Bild 15: Tangentiale Anordnung der Oberleitung für die Weiche UIC60-1500-1:23,8;<br />

Maßangaben in m; Angaben in den Klammern beziehen sich auf die Fahrdrahthöhe.<br />

blau Fahrdraht im Zweiggleis rot Fahrdraht im Hauptgleis<br />

412 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Bahnstromversorgung<br />

Fahrdrahtlage-Messauswertung-Software (FMA) [5] und<br />

die folgende Korrektur führten zu einer Fah rdrahtlage,<br />

die den Anforderungen der <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong><br />

entsprach.<br />

6.6 Kontaktkraftmessung<br />

Bild 16: Gleis-Trolley mit Wizard zur Ultraschall-Messung der<br />

Fahrdrahtlage.<br />

Nach vollständiger Mängelbeseitigung galt die Anlage<br />

als abgenommen und der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> konnte beginnen.<br />

6.3 Begehung der Oberleitungsanlage<br />

Die Begehung der Anlage umfasst die Prüfung der Fundamente,<br />

der Masten, der unteren Teile der Nachspannvorrichtungen<br />

und der Erdungsverbindungen einschließlich<br />

der Erdungssonden an den Festpunkten.<br />

Die Kontaktkraftmessung soll nach EN 50317 den Nachweis<br />

für die Einhaltung der Vorgaben an das Zusammenwirken<br />

von Stromabnehmer und Oberleitung liefern. Das<br />

ist die Einhaltung der<br />

• mittleren Kontaktkraft,<br />

• Standardabweichung und<br />

• Kontaktkraftmaxima sowie -minima<br />

bei höchster Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit.<br />

Mit dem ersten Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>zug HT65001<br />

von Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles (CAF) aus<br />

Spanien und der Kontaktkraftmessanlage von Schunk,<br />

einem schwedischen Stromabnehmer-Hersteller, begannen<br />

die Kontaktkraftmessungen [6], die den Nachweis des<br />

mit [2] konformen Zusammenwirkens von Oberleitung<br />

und Stromabnehmer erbringen sollten. Diese Messungen<br />

führten auch zur Zulassung des Stromabnehmers WBL<br />

85 von Schunk [7]. Die mittlere Kontaktkraft betrug bei<br />

diesen Messungen bei 250 km/h 122 N und lag damit innerhalb<br />

der Toleranz. Die maximale Standardabweichung<br />

s max<br />

betrug 33 N und entsprach der Vorgabe aus [2] mit<br />

s max<br />

< 0,3 · F m<br />

= 36,6 N. Bild 17 zeigt die mittlere, maximale<br />

und minimale Kontaktkraft in Abhängigkeit zur Messgeschwindigkeit.<br />

Die Ursachen auftretender Unterschreitungen<br />

der zulässigen Kontaktkraftminima ließen sich mit<br />

Hilfe der Fahrdrahtlagemessung ermitteln und beseitigen.<br />

6.4 Befahrung der Oberleitungsanlage<br />

Die Befahrung der Oberleitungsanlage mit dem Inspektionsfahrzeug<br />

beinhaltete die Prüfung der oberen<br />

Teile der Masten, der Ausleger, der Oberleitung,<br />

der Festpunkte, der Trenner, der Überlappungen,<br />

der oberen Teile der Nachspannvorrichtung, der<br />

Kabelendverschlüsse und der Schalter.<br />

6.5 Fahrdrahtlagemessung<br />

Entsprechend der EN 50119 soll die Fahrdrahtlagemessung<br />

die Einhaltung der vorgeg<strong>eb</strong>enen<br />

Geometrie bestätigen. Diese Messung war auch<br />

für den Errichter ein Nachweis seiner anforderungsgerechten<br />

Installation. In beiden Abschnitten<br />

nutzten Siemens Mobility und Guinovar für<br />

die Fahrdrahtlagemessung die Ultraschallmessung<br />

mit dem OHVWizard [5]. Mit vergleichweise<br />

geringem Aufwan d und flexibler Messfolge<br />

entsprechend den fertig gestellten Abschnitten<br />

wurde der OHVWizard auf ein Trolley-Fahrzeug<br />

im Siemens-Abschnitt (Bild 16) und auf ein Schienenfahrzeug<br />

der TCDD im Guinovar-Abschnitt<br />

montiert und die Fahrdrahtlagemessung durchgeführt.<br />

Die Auswertung der Lagefehler mit der<br />

PantoBrush ®<br />

; KOHLEBÜRSTEN<br />

PantoDrive ®<br />

Qualität die bewegt<br />

; KOHLESCHLEIFLEISTEN<br />

UND SCHLEIFSTÜCKE<br />

Hochwertige und<br />

zuverlässige Produkte aus<br />

SGL Ringsdorff Material.<br />

Bei uns finden Sie<br />

die Lösung für Ihre<br />

Kostenreduzierung.<br />

PanTrac GmbH·Vulkanstraße 13·D-10367 Berlin·Germany<br />

Tel.: +49-30 55497-0 · Fax: +49-30 55497-300<br />

central@pantrac.com · www.pantrac.com<br />

Anzeige<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

413<br />

PanTrac-Anz_93x93_4c.indd 1 03.05.11 10:16


Bahnstromversorgung<br />

Bild 17: Kontaktkraftmessungen.<br />

blau mittlere Kontaktkraft<br />

grün Maxima der Kontaktkraft<br />

rot Minima der Kontaktkraft<br />

Überschreitungen der Kontaktkraftgrenze 350 N traten<br />

nicht auf.<br />

Der beschri<strong>eb</strong>ene Abnahmeablauf hat sich nicht nur in<br />

Deutschland, sondern auch bei anderen internationalen<br />

Projekten bewährt – so auch auf dieser türkischen <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong>.<br />

6.7 Ablauf der Abnahmen in den<br />

Unterwerken<br />

Die Abnahme der Unterwerke bestand aus der Sichtprüfung<br />

und der Funktionsprüfung. Die Sichtprüfung<br />

umfasste die korrekte Installation der Anlagenteile und<br />

die Prüfung von Messprotokollen. Die vollständige und<br />

strukturelle Prüfung der Unterwerksfunktion unterstützte<br />

eine Prüfmatrix. Diese enthielt die Funktionen, die<br />

nach den schrittweise durchgeführten Prüfungen die<br />

fehlerfreie Arbeitsweise der Anlagen bestätigten.<br />

Die Prüfmatrix hilft auch bei der Instandhaltung, sämtliche<br />

Funktionen in zeitlich festen Abständen zu prüfen.<br />

Die Prüfung der Vollständigkeit der für die Instandhaltung<br />

notwendigen Revisionsdokumente schloss die Abnahme<br />

der Unterwerke ab.<br />

6.8 Aufnahme des Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>s<br />

Nach der Beh<strong>eb</strong>ung der sicherheitsrelevanten Mängel<br />

begann am 23.04.2007 der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> mit dem ersten<br />

Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>zug HT65001 in einem Teilabschnitt<br />

der <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong>. Während des<br />

Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>s wurden die Teilsysteme und deren sicheres<br />

zuverlässiges Zusammenwirken geprüft. Die betri<strong>eb</strong>liche<br />

und die elektrische Leitstelle, beide in <strong>Ankara</strong> im N<strong>eb</strong>eng<strong>eb</strong>äude<br />

des Hauptbahnhofs unterg<strong>eb</strong>racht, steuerten<br />

den Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>. Die Infrastruktur mit der Gleisanlage,<br />

der Signalanlage, der Fahrgastinformationsanlage, der<br />

Telekommunikationsanlage als auch der Energieversorgung<br />

arbeiteten dabei reibungslos. Der Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong><br />

endete nach drei Monaten am 23.07.2007.<br />

7 Fahrzeuge<br />

Der 2007 von CAF gelieferte sechsteilige Tri<strong>eb</strong>zug HT65000<br />

verkehrt zwischen <strong>Ankara</strong> und Eskisehir. Er kann bis zu<br />

419 Fahrgäste befördern. Die erste Klasse verfügt über<br />

die Sitzkonfiguration 2 plus 2, in der Businessklasse sind in<br />

Tabelle 2: Instandhaltungsinhalte mit Perioden für die Oberleitung.<br />

Art der Inhalt Abschaltung Priorität der Oberleitung<br />

Instandhaltung<br />

Priorität 1 Priorität 2<br />

I 1<br />

Inspektion der bodennahen<br />

Anlagenteile als Begehung<br />

Nein 6 Monate 12 Monate<br />

I 2 Inspektion der bodenfernen Anlagenteile als Befahrung Ja 6 Monate 12 Monate<br />

I 3 Fahrdrahtlagemessung Nein 3 Monate 12 Monate<br />

I 4 Kontaktkraftmessung Nein 3 Monate 12 Monate<br />

W Wartung der Oberleitungsschalter durch Befahrung und Begehung Nein<br />

50 Schaltungen oder<br />

5 Kurzschlüsse<br />

50 Schaltungen oder<br />

5 Kurzschlüsse<br />

R 1 Begehung Nein bei Bedarf bei Bedarf<br />

R 2 Befahrung Ja bei Bedarf bei Bedarf<br />

V Begehung oder Befahrung Ja/Nein nach Auftrag nach Auftrag<br />

414 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Bahnstromversorgung<br />

einer Reihe drei Sitze (2 plus 1) angeordnet. Die Züge sind<br />

vollklimatisiert, besitzen Fahrgastinformationsanlagen<br />

sowie einen in den Vordersitz integrierten Touchscreen<br />

für das Unterhaltungsprogramm. Außerdem steht den<br />

Reisenden ein Bordbistro zur Verfügung. Das Interieur<br />

ist modern und funktionell eingerichtet. Die Einstiege<br />

befinden sich in Wagenmitte. Die Züge mit 4800 kW Dauerleistung<br />

erreichen 250 km/h Höchstgeschwindigkeit und<br />

sind für AC 25 kV 50 Hz ausgelegt. Der Strom wird dem<br />

Tri<strong>eb</strong>zug über den interoperablen Einholm-Dachstromabnehmer<br />

vom Typ Schunk WBL 85 zugeführt. Der Zug ist<br />

158,9 m lang. Der Abstand der Stromabnehmer beträgt<br />

112 m, wobei nur der hintere Stromabnehmer in Fahrtrichtung<br />

gesehen die Traktionsenergie überträgt.<br />

8 Betri<strong>eb</strong><br />

Am 29.01.2009 nahmen zehn sechsteilige Tri<strong>eb</strong>züge vom<br />

Typ HT65000 täglich in der Zeit von 6:45 Uhr bis 23:30 Uhr<br />

den Betri<strong>eb</strong> zwischen <strong>Ankara</strong> und Eskisehir auf. Zwei weitere<br />

Tri<strong>eb</strong>züge verbli<strong>eb</strong>en als Betri<strong>eb</strong>s- und Instandhaltungsreserve<br />

im Depot in <strong>Ankara</strong>.<br />

Es lassen sich täglich bis zu 42 700 Passagiere bei<br />

10-min-Zugfolge auf der 65 min dauernden Fahrt zwischen<br />

<strong>Ankara</strong> und Eskisehir je Richtung befördern.<br />

Gegenwärtig verkehrt je Richtung und Stunde ein Zug.<br />

Das monatliche Fahrgastaufkommen betrug im ersten<br />

Betri<strong>eb</strong>smonat März 2009 63 000 Fahrgäste und stieg auf<br />

202 120 Fahrgäste im Mai 2011.<br />

Im ersten Betri<strong>eb</strong>sjahr beförderte die TCDD auf<br />

der <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> <strong>Ankara</strong> – Eskisehir<br />

1,035 Mio., im zweiten Betri<strong>eb</strong>sjahr bereits 1,818 Mio.<br />

Fahrgäste.<br />

Nach der Verlängerung der <strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong><br />

bis Istanbul bis 2013 erwartet die TCDD eine deutliche<br />

Zunahme der Fahrgastzahlen. Mit dem Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />

wird eine Steigerung des Marktanteils der<br />

Eisenbahn für den Personentransport von gegenwärtig<br />

10 % auf künftig 78 % prognostiziert.<br />

Der Betreiber TCDD ist für den Betri<strong>eb</strong> der Tri<strong>eb</strong>züge,<br />

CAF für die Instandhaltung der Fahrzeuge und Siemens<br />

Mobility für die Instandhaltung der Oberleitung sowie<br />

der Unterwerke zuständig. Die Erfahrungen aus dem<br />

Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> und den ersten zwei Betri<strong>eb</strong>sjahren zeigen<br />

eine hohe Qualität der Planung, Errichtung und Instandhaltung<br />

der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />

9 Instandhaltung<br />

9.1 Ziel<br />

Die Instandhaltung sorgt für die Erhaltung des funktionsfähigen<br />

Zustands oder dessen Wiederherstellung nach<br />

Störungen, damit eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit<br />

gewährleistet werden kann.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

9.2 Vorgaben<br />

Die DIN 31051 [8] strukturiert die Instandhaltung in vier<br />

Grundmaßnahmen: Wartung, Inspektion, Instandsetzung<br />

und Verbesserung. Daher ist es im Rahmen der Instandhaltung<br />

notwendig, den Ist-Zustand der Anlage in festgelegten<br />

Zeitabständen zu prüfen, um unzulässige Abweichungen gegenüber<br />

dem Soll-Zustand zu erkennen. Wenn Abweichungen<br />

die Verfügbarkeit unmittelbar beeinträchtigen, sind sie<br />

sofort zu beh<strong>eb</strong>en, wie gerissene Hänger, oder andernfalls<br />

mittelfristig einzuplanen, wie ein abgefahrener Fahrdraht.<br />

Die vorbeugende Instandhaltung mit festen Inspektionsintervallen<br />

und Instandsetzungen in Abhängigkeit vom Inspektionserg<strong>eb</strong>nis<br />

ist am effektivsten. Der Zeitplan für die<br />

Oberleitungsinspektionen der Oberleitung berücksichtigt die<br />

Anzahl der Stromabnehmerdurchgänge pro Tag, die Betri<strong>eb</strong>sgeschwindigkeit,<br />

die geforderte Verfügbarkeit der Strecke,<br />

die Oberleitungsbauart und den Zustand der Anlage. Aus der<br />

Tabelle 2 ist der Zeitplan für die Inspektionen der Oberleitung<br />

zu entnehmen. Dieser berücksichtigt die Betri<strong>eb</strong>sbelastung,<br />

Kurzschlusshäufigkeit und klimatische Einflüsse.<br />

9.3 Instandhaltungskonzept<br />

Für die Durchführung von Inspektionen liefert der Zeitplan<br />

nach Tabelle 2 die Fristen und deren Inhalte. Der Standort<br />

und die Ausstattung der Instandhaltungsstützpunkte in<br />

Polatli und Eskisehir, das Personal mit seiner Qualifikation<br />

und die Dokumentation sind weitere Bestandteile des<br />

Instandhaltungskonzepts. Der Bereitschafts- und Alarmierungsplan,<br />

der schnelle Zugriff auf Ersatzteile und das<br />

sinnvolle Vorgehen bei der Beseitigung von Störungen<br />

komplettieren das Instandhaltungskonzept.<br />

Bei der Instandhaltung der Oberleitungsanlage Re-<br />

250TR sind<br />

• Inspektion und Wartung als präventive Instandhaltung,<br />

• Reparatur nach einer Störung oder einem festgestellten<br />

Mangel als korrektive Instandhaltung und<br />

• Verbesserungen<br />

zu unterscheiden.<br />

Nach Kurzschlüssen, abnormen Regenfällen und Stürmen<br />

sind außerordentliche Inspektionen als Begehung<br />

oder Befahrung notwendig.<br />

9.4 Ablauf<br />

Nach dem täglichen Betri<strong>eb</strong>sende 23:30 Uhr schaltet die<br />

elektrische Leitstelle die Oberleitungsanlage spannungslos.<br />

Ab diesem Zeitpunkt beginnen nach den Sicherungsmaßnahmen<br />

die Inspektion I1 als Begehung entlang der Strecke und<br />

die Inspektion I2 mit dem Schienenfahrzeug. Beide Inspektionen<br />

sollen möglichst örtlich zusammen stattfinden, um Synergien<br />

bei der Beseitigung entdeckter Mängeln zu nutzen.<br />

Nach Abschluss der Inspektion und Rückbau der Sicherungsmaßnahmen<br />

startet 6:45 Uhr der elektrische Betri<strong>eb</strong><br />

erneut. In einer Datenbank werden die Inspektionserg<strong>eb</strong>nisse<br />

gespeichert.<br />

415


Bahnstromversorgung<br />

9.5 Verfügbarkeit<br />

Wichtige Voraussetzungen für eine hohe Anlagenverfügbarkeit<br />

sind eine ausreichende Anzahl qualifizierter<br />

Mitarbeiter, die sofortige Verfügbarkeit der notwendigen<br />

Ersatzteile, eine stete Kommunikation und Mobilität<br />

sowie das Vorhandensein von Inspektionsfahrzeugen<br />

für den Transport von Arbeitskräften, Material und<br />

Werkzeugen.<br />

Im Störfall ist eine straffe Planung und Logistik vom<br />

Bereitschaftsleiter gefordert. Das Mitdenken und eigenständige<br />

Handeln von Monteuren verkürzt wesentlich<br />

die Störungszeit. Die bereitwillige Unterstützung der<br />

zum Störungszeitpunkt nicht in Bereitschaft stehenden<br />

Kollegen ist notwendig, um bei großen Störungen nach<br />

spätestens zwölf Stunden das Bereitschaftsteam abzulösen.<br />

Jeder Störfall stellt eine Bewährungssituation dar<br />

und zeigt das kollegiale Zusammenspiel der Führungskraft<br />

mit den Mitarbeitern und der Mitarbeiter untereinander.<br />

Störungen lassen sich in Teamarbeit effizienter<br />

beseitigen.<br />

Mit dem Bereitschaftsdienst 24 Stunden pro Tag und an<br />

365 Tagen im Jahr betrug die Verfügbarkeit der Oberleitungsanlage<br />

in den beiden ersten Betri<strong>eb</strong>sjahren 99,98 %.<br />

10 Ausblick<br />

Die besondere Herausforderung bei der Instandhaltung<br />

der Hochgeschwindigkeitsoberleitung und der Unterwerke<br />

bestand darin, dass innerhalb von wenigen Tagen<br />

der Aufbau einer Instandhaltungsorganisation vollzogen<br />

sein musste. Dieser begann mit der Rekrutierung von<br />

Mitarbeitern und endete mit der Beschaffung von Instandhaltungsfahrzeugen<br />

einschließlich der notwendigen<br />

Spezialwerkzeuge. Es gab keine Erfahrungen für die<br />

Instandhaltung von Hochgeschwindigkeitsoberleitungen<br />

in der Türkei. Das erstellte Instandhaltungskonzept gründete<br />

daher auf den weltweit vorhandenen Erfahrungen<br />

in gleichartigen Siemens-Projekten.<br />

In der Siemens-Organisation der Türkei waren qualifizierte<br />

und erfahrene Mitarbeiter für die Errichtung der<br />

Oberleitungsanlage vorhanden. Die Abnahme der Anlagen<br />

führten deutsche Mitarbeiter durch, die während der<br />

Abnahme und in späteren Schulungen die lokalen Mitarbeiter<br />

für die weitere Instandhaltung ausbildeten. Während<br />

des ersten Betri<strong>eb</strong>sjahrs unterstützten erfahrene<br />

Mitarbeiter aus Deutschland auch die Instandhaltung. Die<br />

mit 99,98 % hohe Verfügbarkeit der Oberleitungsanlage<br />

spiegelt die Expertise des Instandhaltungsteams wider<br />

und die gute Zusammenarbeit zwischen den Siemensund<br />

den TCDD-Mitarbeitern, die mit ihrer umfangreichen<br />

Erfahrung erh<strong>eb</strong>lichen Anteil an diesem herausragenden<br />

Erg<strong>eb</strong>nis haben.<br />

Nach der bevorstehenden Vertragsverlängerung um<br />

weitere zwei Jahre lässt sich der Support aus Deutschland<br />

reduzieren. Damit liegt dann die Zuständigkeit für die<br />

anforderungsgerechte Instandhaltung bei der Siemens-<br />

Instandhaltungsorganisation in der Türkei, die durch<br />

Kompetenz und Kostenbewusstsein die Grundlage zur<br />

Verlängerung des bestehenden Instandhaltungsvertrags<br />

und eine Erweiterung des Vertrags auf die sich im Bau<br />

befindliche Hochgeschwindigkeitstrecke <strong>Ankara</strong> – Konya<br />

geschaffen hat.<br />

Literatur<br />

[1] DIN EN 15273: Bahnanwendungen – Begrenzungslinien – Teil<br />

2: Fahrzeugbegrenzungslinien. CENELEC 12/2010.<br />

[2] Entscheidung 2008/284/EG: Technische Spezifikationen für<br />

Interoperabilität (TSI) des Teilsystems Energie des transeuropäischen<br />

Hochgeschwindigkeitsbahnsystems gemäß Artikel 6<br />

Absatz 1 der Richtlinie 96/48/EG. Amtsblatt der Europäischen<br />

Gemeinschaften 2008, DE S. L104/1 – L104/79.<br />

[3] EN 50122-1: Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – <strong>Elektrische</strong><br />

Sicherheit, Erdung und Rückleitung – Teil 1: Schutzmassnahmen<br />

gegen elektrischen Schlag. CENELEC 01/2011.<br />

[4] Kießling, F.; Puschmann, R.; Schmieder, A.; Schmidt, P.: Fahrleitungen<br />

elektrischer <strong>Bahnen</strong>. Stuttgart: Verlag B. G. Teubner, 2.<br />

Auflage, 1998.<br />

[5] Puschmann, R.; Wehrhahn, D.: Fahrdrahtlagemessung mit Ultraschall<br />

(Ultra sonic measurement of contact wire position).<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011) H. 7, S. 323-330.<br />

[6] N. N.: Measuring for higher efficiency. In: Product informationen<br />

of Schunk Nordiska AB.<br />

[7] N. N.: Stromabnehmersysteme für Oberleitungsfahrzeuge. In:<br />

Produktinformation 04/2000, Schunk Bahntechnik GmbH.<br />

[8] DIN 31051: Grundlagen der Instandhaltung. DIN 06/2003.<br />

Ing. Hasan Huseyin Güney (30), Studium Elektrotechnik/Elektronik<br />

an der Universität Kırıkkale.<br />

Tätig als Leiter der Instandhaltungsabteilung der<br />

<strong>Hochgeschwindigkeitsstrecke</strong> <strong>Ankara</strong> – Eskiehir<br />

der türkischen Staatsbahn, TCDD in <strong>Ankara</strong>.<br />

Adresse: TCDD, Talatpasa Bulvarı, 06630 Gar –<br />

<strong>Ankara</strong>, Türkei;<br />

Fon: +90 312 3090515;<br />

E-Mail: hasanhuseyinguney@tcdd.gov.tr<br />

Ing. Cantekin Cem Iıkolu (42), Studium Elektrotechnik/Elektronik<br />

an der Universität Bilkent in<br />

<strong>Ankara</strong>. Tätig als Projektleiter bei der Siemens<br />

Landesgesellschaft in der Türkei im Geschäftsg<strong>eb</strong>iet<br />

Mobility in Istanbul.<br />

Adresse: Siemens AS, Yakacık Caddesi, 111 34870<br />

Kartal – Istanbul, Türkei;<br />

Fon: +90 216 4592942;<br />

E-Mail: cantekin.isikoglu@siemens.com<br />

Dipl.-Ing. Rainer Puschmann (60), Studium <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> an der Hochschule für Verkehrswesen<br />

Dresden und Studium Eisenbahnbau an der<br />

Fachschule für Verkehrstechnik Dresden. Verschiedene<br />

Tätigkeiten bei den Deutschen <strong>Bahnen</strong><br />

und der Siemens AG, tätig als Segmentleiter im<br />

Geschäftsg<strong>eb</strong>iet Integrated Services der Siemens<br />

AG in Erlangen und als EBA- und EBC-Gutachter.<br />

Adresse: Siemens AG, Industry Mobility, Si<strong>eb</strong>oldstr.<br />

16, 91052 Erlangen, Deutschland;<br />

Fon:+49 9131 722626, Fax: +49 9131 82822626;<br />

E-Mail: rainer.puschmann@siemens.com<br />

416 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Internationale Fachmesse<br />

des öffentlichen Verkehrs<br />

Bern, 6.-9.9.2011<br />

Messeplatz Bern<br />

Mit Symposium<br />

und Fachtagungen<br />

Veranstalter<br />

Sparen Sie mit dem<br />

SBB RailAway-Kombi.<br />

www.suissetraffic.ch


Journal Extra<br />

ETCS bei ÖBB<br />

Auf einer Prominenz- und Medienveranstaltung Ende Mai 2011 in Innsbruck stellte ÖBB den zu<br />

den Fahrplanwechseln Dezember 2011 und 2012 beginnenden ETCS-Regelbetri<strong>eb</strong> einiger ihrer<br />

Strecken vor, und sechs Unternehmen präsentierten ihre Rolle dabei. Eine Woche vor dem Termin<br />

hatte eine von einem Zug der Rollenden Landstraße herabhängende Kette über hundert Euro-<br />

Balisen des Fahrwegs zerstört, die aber für eine Demonstrationsfahrt noch ersetzt werden konnten<br />

(Bild 1). Außer zum Kernthema gab es viel Information zu Infrastruktur und Betri<strong>eb</strong> der ÖBB.<br />

Allgemeines<br />

Als strategische Ziele sind dem Unternehmen vom Eigentümer<br />

Bund vorgeg<strong>eb</strong>en:<br />

• Die Marktposition der Schiene stärken.<br />

• Die Wirtschaftlichkeit steigern.<br />

• In der Fläche präsent sein.<br />

• Die Sicherheit weiter entwickeln.<br />

Diese Liste birgt Konflikte zwischen dem zweiten Ziel<br />

und den drei anderen, besonders dem dritten. Hohe Verkehrsnachfrage<br />

gibt es natürlich in und um Wien sowie in<br />

den Großstadtregionen Salzburg, Linz, Graz, Klagenfurt<br />

und Bregenz. Dazwischen liegen jedoch außer vielen Mittelstadtregionen<br />

ausgesprochen dünn besiedelte G<strong>eb</strong>iete.<br />

Die ÖBB muss deshalb ihre Maßnahmen vorrangig und<br />

abgestuft nach den Streckenbelastungen konzentrieren<br />

(Bild 2). Verkehrsrelevante Schwerpunkte sind dabei:<br />

• Kapazitäten erweitern.<br />

• Reisezeiten kürzen.<br />

• Zugänge im Reise- wie im Güterverkehr verbessern.<br />

Von Wien sollen, bezogen auf 2009, bis 2025 die<br />

Reisezeiten nach Salzburg, Innsbruck sowie den nächsten<br />

Haupt- oder Großstädten der Nachbarländer Bayern,<br />

Tschechien, Ungarn, Italien und der Schweiz um 10 bis<br />

20 % kürzer werden, nach Graz und Klagenfurt durch<br />

Semmering-Basistunnel und Koralmbahn sogar um ein<br />

Drittel.<br />

Bis 2016 wird Österreich noch 18 Mrd. EUR in seine Verkehrsinfrastruktur<br />

investieren, da von zwei Drittel beim<br />

Schienenverkehr. Dieses Programm bedeutet 50 000 Arbeitsplätze.<br />

Zu den Großprojekten zählen n<strong>eb</strong>en dem<br />

neuen Hauptbahnhof Wien mehrere Hochleistungs- und<br />

Hochgeschwindigkeits-Neubaustrecken (NBS). Groß investiert<br />

wurde und wird in die Betri<strong>eb</strong>sführung (Tabelle 1).<br />

Bild 1: Sonderzug aus<br />

Lokomotive Rh 1116,<br />

Messwagen und<br />

Lokomotive Rh 1116<br />

in Fritzens-Wat tens<br />

nach ETCS-Fahrt ab<br />

Matrei am Brenner<br />

durch Umfahrung<br />

Innsbruck, vorne<br />

ETCS-Balisen<br />

und PZB-Magnet<br />

(Foto: Helmut Petrovitsch,<br />

31. Mai 2011).<br />

Österreich wird nächst den skandinavischen Ländern und<br />

der Schweiz eine Pionier- und Schlüsselrolle bei der ETCS-<br />

Einführung in Europa aufnehmen. Durch seine zentrale<br />

Lage mit acht Nachbarstaaten, das Fürstentum Liechtenstein<br />

mit gezählt, ist es besonders wichtig als Transitland<br />

nach Süd- und Südosteuropa. Transporteur auf der<br />

Schiene ist dabei nicht nur die ÖBB: Am Güterverkehr<br />

über die Brennerachse hat sie noch 50 % Marktanteil, die<br />

andere Hälfte teilen sich 30 Unternehmen mit eigenen<br />

Lokomotiven.<br />

Die EU hat festgelegt, dass ihre Mitgliedsländer auf<br />

den jeweiligen Abschnitten der Trans-European Transport<br />

Networks (TEN-T) das ERTMS einführen, bestehend<br />

ETCS<br />

Tabelle 1: Investitionen ÖBB Infrastruktur für Betri<strong>eb</strong>sführung in<br />

Mio. EUR, ausgewählte Bereiche.<br />

2002 – 2006 Einrichten Betri<strong>eb</strong>sführungszentralen 600<br />

2007 – 2013 Einrichten digitales Zugfunknetz GSM-R 82<br />

2010 – 2015 Einführen Zugsicherungssystem ETCS 200<br />

jährlich technische Sicherung von Bahn übergängen 25<br />

418 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Journal Extra<br />

Bild 2: Streckenbelastung ÖBB-Netz 2011<br />

für Infrastrukturmaßnahmenbündelung<br />

(Grafik: ÖBB).<br />

Strichstärken = Prioritäten 1 bis 4 bei >250,<br />

>200, >100 und


Journal Extra<br />

Bild 3: ÖBB-Planung ETCS Level 1 (rot) und Level 2 (grün) bis 2021 (Grafik: ÖBB). schwarz-grün St. Pölten – Linz: alte und abschnittsweise<br />

fertige paralle neue Westbahn, letztere voraussichtlich erst > 2021 mit ETCS<br />

1 Feldkirch 9 Gemeinschaftsbahnhof Tarvisio<br />

2 Buchs 10 Bruck an der Mur<br />

3 Grenzübergang Kiefersfelden – Kufstein 11 Grenzübergang Spielfeld-Straß – Maribor<br />

4 Gemeinschaftsbahnhof Brenner 12 Wiener Neustadt<br />

5 Attnang-Puchheim 13 Streckenknoten Wien Hadersdorf<br />

6 Wels 14 Grenzübergang Nickelsdorf – Heygeshalom<br />

7 Grenzübergang Schärding – Passau 15 Grenzübergang Bernhardsthal – Baclav<br />

8 Villach<br />

Tabelle 4: ETCS-Elementezahlen, teils gerundet.<br />

Teststrecke 1 Brennerkorridor 2<br />

Radio Block Center (RBC) 1 1<br />

ang<strong>eb</strong>undene Stellwerke 3 16<br />

Signale 30 500<br />

Weichen 30 440<br />

Balisen 250 2 000<br />

1<br />

ein Gleis der Umfahrung Innsbruck<br />

2<br />

siehe Tabelle 6<br />

Tabelle 5: ÖBB-Bestandstrecken oder -abschnitte mit ETCS Level 1.<br />

Längen gerundet wegen Abgrenzungen an Anfangs- und Endpunkten<br />

Länge in km<br />

bis 2011 1<br />

Wien – Nickelsdorf – Grenze (– Heygeshalom) 2<br />

Wels – Schärding – Grenze (– Passau)<br />

bis 2012 1<br />

Knoten Hadersdorf – Wagram<br />

Attnang-Puchheim – Salzburg<br />

bis 2021<br />

Innsbruck – Bregenz – Grenze (– Lindau)<br />

Feldkirch – Grenze (– Buchs SG)<br />

70<br />

80<br />

45<br />

75<br />

205<br />

15<br />

Summe 490<br />

1<br />

zum Jahresfahrplanwechsel im Dezember<br />

2<br />

ETCS 2003 in Betri<strong>eb</strong>, derzeit neuestem Stand angepasst<br />

Tabelle 6: ÖBB-Bestandstrecken oder -abschnitte und Neu baustrecken<br />

(NBS) mit ETCS Level 2.<br />

Längen gerundet wegen Abgrenzungen an Anfangsund<br />

Endpunkten<br />

Länge<br />

in km<br />

bis 2012 1<br />

Wien Meidlich – St. Pölten NBS<br />

(Kiefersfelden –) Grenze – Kufstein – Umfahrung<br />

Innsbruck 2 – Brenner 3<br />

Radfeld – Baumkirchen NBS 4<br />

60<br />

110<br />

40<br />

bis 2013 1<br />

Wien – Bernhardsthal – Grenze (– Baclav) 85<br />

bis 2019<br />

Wien Meidling – Wiener Neustadt NBS 5 50<br />

bis 2021<br />

Linz – Attnang-Puchheim<br />

Wien – Semmeringbahn – Bruck an der Mur<br />

Bruck a.d. Mur – Spielfeld-Straß – Grenze (– Maribor)<br />

Graz – Koramlbahn – Klagenfurt NBS<br />

Klagenfurt – Grenze (– Tarvisio)<br />

55<br />

160<br />

105<br />

130<br />

65<br />

Summe 860<br />

1<br />

zum Jahresfahrplanwechsel im Dezember<br />

2<br />

via Innsbruck Hauptbahnhof kein ETCS<br />

3<br />

Grenze im Gemeinschaftsbahnhof<br />

4<br />

neue Unterinntalbahn, auch oft mit Kundl – Fritzens-Wattens<br />

verortet<br />

5<br />

Pottendorfer Linie uber Wampersdorf<br />

420 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Journal Extra<br />

Behörden erledigen, Einzelprojekte koordinieren, Tests<br />

definieren, organisieren und überwachen sowie dabei<br />

Abweichungen vom Soll dokumentieren und dem Verursacher<br />

zuschreiben.<br />

Auch konzeptionell geht die ÖBB weiter als andere<br />

<strong>Bahnen</strong>, indem sie Überholungsgleise der Unterwegsbahnhöfe<br />

und ganze Knotenbahnhöfe wie beispielsweise<br />

Wörgl voll in das ETCS einbezieht.<br />

Teststrecke seit Jahreswechsel ist ein nur dafür reserviertes<br />

Gleis der 15 km langen Umfahrung Innsbruck<br />

mit architektonisch eigenwilliger Innbrücke und 13 km<br />

langem Tunnel, die bei Gärberbach wieder in die Brennerbahn<br />

mündet und 1994 in Betri<strong>eb</strong> ging. Tabelle 4 vermittelt<br />

den ETCS-An la genumfang dabei und beim ganzen<br />

Korridorabschnitt. Die 16 Stellwerke sind weltweit die<br />

meisten an einem einzelnen RBC.<br />

Die Tabellen 5 und 6 mit dem Bild 3 zeigen, wie es<br />

weitergehen soll. Die Längen bedeuten ETCS-Ausrüstung,<br />

also nicht unbedingt Betri<strong>eb</strong>sstreckenlängen. Mit Ausnahme<br />

des Gemeinschaftsbahnhofs Brenner liegt die Grenze<br />

zu den Nachbarbahnen immer auf freier Strecke. Zum<br />

Fahrplanwechsel Ende 2012 werden also zusammen fast<br />

500 km mit ETCS fertig sein und in zehn Jahren rund<br />

1 350 km, also ein Viertel des heutigen Gesamtnetzes.<br />

Zum Level 3, der ganz ohne signaltechnische Streckeneinrichtungen<br />

auskommen soll, hieß es übrigens, dass<br />

es noch nicht einmal die Spezifikationen für die Zug-<br />

Bild 4: Videoübertragung im Messwagen-Vortragsraum bei ETCS-<br />

Fahrt (Bild 1) (Foto: Helmut Petrovitsch).<br />

links: Blick von Umfahrung Innsbruck auf Deckungssignale<br />

Abzweigstelle Baumkirchen (Überleitungen zu alter und zu<br />

neuer Unter inntalstrecke)<br />

Mitte: Tachometeranzeige zulässige Geschwindigkeit 90 km/h,<br />

Istgeschwindigkeit 10 km/h nach Halt vor Deckungssignal<br />

rechts: elektrische Sicht mit nichtlinearer Skala in 100-m-Schritten<br />

von 0 bis 500 m, danach schrittweise verdoppelt bis 8 000 m<br />

schlussüberwachung gibt. Ansonsten sind die Dinge im<br />

Fluss: 2014 soll eine neue ETCS-Baseline kommen, deren<br />

umfangreiche Software-Änderungen auch endlich Europa-einheitliche<br />

Bremskurven enthalten sollen. Besonders<br />

Anzeige<br />

Signon_<strong>eb</strong>08_11.indd 1 25.07.11 13:24<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

421


Journal Extra<br />

wegen der vielen dann zu ändernden Balisenstandorte<br />

warten einige europäische <strong>Bahnen</strong> bei ETCS noch ab.<br />

Auf der Westbahn von Wien bis St. Pölten werden<br />

Bestandsstrecke und NBS ausgerüstet. Besonderheit von<br />

St. Pölten bis Linz ist, dass es bis auf eine Lücke bei Ybbs<br />

schon seit langem eine parallele Schnellfahrstrecke mit<br />

linienförmiger Zugbeeinflussung (LZB) gibt. Erst wenn<br />

diese nach 2021 abgeschri<strong>eb</strong>en ist oder wenn es vorher<br />

Ersatzteilprobleme gibt, soll hier ETCS kommen. In Innsbruck<br />

bekommt nur die 1994 eröffnete Umfahrung ETCS,<br />

die Strecke über den Hauptbahnhof dagegen nicht.<br />

Als ÖBB-Fahrzeuge bekommen bis 2015 alle 382 Lokomotiven<br />

der TAURUS-Flotte, die ICE-Tri<strong>eb</strong>züge im Pool<br />

und alle bei ÖBB verbli<strong>eb</strong>enen Railjet-Steuerwagen ETCS<br />

(Tabelle 7). Von den Antennen bis zu den Anzeige- und<br />

Bediengeräten vollständig belassen werden PZB und LZB,<br />

die auch in Deutschland und in Slowenien wirksam sind,<br />

sowie die weiteren insgesamt vier Nachbarsysteme (Tabelle<br />

7). Jedoch bekommen PZB/LZB, EVM und MIREL eine<br />

Schnittstelle zum ETCS, über die sie während der Fahrt<br />

ein- und ausgeschaltet werden können. Bei ZUB und<br />

SCMT ist dies nur im Stillstand möglich. Für das ETCS-MM<br />

(Bild 4) war übrigens in den Gremien als gemeinsame<br />

Sprache Englisch vorgeschlagen worden, was aber auf<br />

französisches Veto stieß. Die nicht einfachen Nachrüstarbeiten<br />

führt anfänglich Alstom aus (Bild 5) und danach<br />

ÖBB-TS in seinen Werken.<br />

Die Brennerbahn wird trotz ETCS Level 2 ihre Signale<br />

und PZB behalten. Auch die beiden NBS bekommen nach<br />

einschlägigen schweizerischen Erfahrungen noch konventionelle<br />

Signale in etwa 5-km-Abständen für zwei bis drei<br />

Jahre. Allerdings sind das nur technische Rückfall<strong>eb</strong>enen.<br />

Die ÖBB warnt im Internet, dass ab Fahrplanwechsel<br />

Dezember 2012 nur noch Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit tauglicher<br />

ETCS-Ausrüstung für Level 2 zugelassen sind. Sie ruft zur<br />

Anmeldung für Personalschulungsfahrten auf, für die sie<br />

2012 ein bis zwei Monate freistellen will.<br />

Für das Einrichten von ERTMS im Brennerkorridor (Tabelle<br />

4) sind 40 Mio. EUR zu investieren, davon 11 Mio. EUR<br />

auf der NBS. Die EU-Förderbeträge für die beiden TEN-T-<br />

Korridore stehen in Tabelle 8.<br />

Anmerkung: Daten und Fakten beruhen weitgehend<br />

auf Papieren und Mitschriften aus dem Termin; nur in<br />

offenkundig angezeigten Fällen wurde nachrecherchiert.<br />

Be<br />

Literatur<br />

[1] Behmann, U.: ERMTS/ETCS-System ATLAS. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

108 (2010), H. 8-9, S. 401–404.<br />

Bild 5: ETCS-Nachrüstung im Lokomotivmaschinenraum (Foto: Alstom).<br />

Tabelle 7: ÖBB-Fahr zeuge mit ETCS.<br />

Grundausrüstung alle mit PZ/LZB auch für Deutschland,<br />

bei Rh 1216 auch für SIowenien<br />

Reihe bis 2013 bis 2015 zusätzliche Zugsicherungen<br />

bisher<br />

1016 1 0 50 –<br />

1016 1 und 1116 2 282 282 9 Stück MIREL für CZ,<br />

SL und HG<br />

36 Stück EVM für HG<br />

23 Stück EVM für HG<br />

und ZUB für CH<br />

1216 3 25 50 11 Stück MIREL für CZ<br />

25 Stück SCMT für IT<br />

4011 4 0 3 –<br />

8090 5 51 51 3 Stück MIREL für HG<br />

23 Stück MIREL für HG<br />

und ZUB für CH<br />

Summe 358 436<br />

1<br />

für 15 kV 16,7 Hz<br />

2<br />

auch für 25 kV 50 Hz<br />

3<br />

wie vor auch für DC 3 kV<br />

4<br />

ICE<br />

5<br />

Steuerwagen Railjet, 16 weitere auszurüstende nach<br />

ETCS-Auftrag an D verkauft<br />

Tabelle 8: Korridore TEN-T durch Österreich und EU-Förderung für<br />

ERTMS-Ausrüstung.<br />

Korridor B E<br />

österreichische Teillänge<br />

EU-Mittel<br />

zugeschiedene Fahrzeuge<br />

EU-Mittel<br />

(110 + 40) km<br />

12 Mio. EUR<br />

10 Rh 1116<br />

+ 15 Rh 1216<br />

2 Mio. EUR<br />

150 km<br />

10 Mio. EUR<br />

97 Rh 1116<br />

7 Mio. EUR<br />

422 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Journal Extra<br />

Neubaustrecken bei ÖBB<br />

Die im Bericht zum ETCS bei ÖBB genannten NBS verdienen<br />

etwas nähere Angaben.<br />

Im Norden verläuft eine für 160 km/h trassierte NBS ab<br />

Wien Meidling im Lainzer Tunnel unter der Stadt 15 km<br />

weit zu einer Weichenhalle unter der S-Bahnstation Wien<br />

Hadersdorf, wo sie einen Streckenkno ten mit der hier<br />

gleichfalls tief gelegten alten Westbahn bildet (Bild 1).<br />

Danach unterquert sie in einem 13 km langen Tunnel den<br />

Wienerwald und führt durch das Tullnerfeld und eine Kette<br />

kleiner Tunnel bis Wagram, 5 km vor St. Pölten (Bild 1<br />

<strong>eb</strong> Heft 7/2010 Seite 298). Weil die für 250 km/h trassierte<br />

Linie weit nach Norden ausholt, ist sie mit 46 km zwischen<br />

den beiden Verknüpfungsstellen praktisch gleich lang wie<br />

die kurvenreiche alte Westbahn. Baubeginn war 2003,<br />

Abschluss soll 2012 sein.<br />

Im Unterinntal treffen in Wörgl die beiden Hauptstrecken<br />

von München – Kufstein und von Salzburg – Zell am<br />

See zusammen. Für den Zulauf zum Brenner-Basistunnel<br />

war ab hier eine zweite Strecke unabdingbar, auf die<br />

das transitgeplagte Bundesland Tirol lange warten musste.<br />

Die 40 km lange NBS zwischen den Abzweigstellen<br />

Radfeld bei Wörgl Kundl und Baumkirchen bei Fritzens-<br />

Wattens, wo die Umfahrung Innsbruck abzweigt, liegt zu<br />

drei Viertel in Tunneln, unter Galerien oder in Wannen,<br />

denn in dem teilweise dicht b<strong>eb</strong>auten G<strong>eb</strong>iet war die<br />

Trassierung für 250 km/h äußerst schwierig; mehrmals<br />

Bild 1: Verknüpfung alte und neue Westbahn in Wien Hadersdorf<br />

(Foto: ÖBB).<br />

werden Inntal-Autobahn, bestehende Bahnstrecke und<br />

Inn über- oder unterquert. Inbetri<strong>eb</strong>nahme soll gleichfalls<br />

Ende 2012 sein (Bild 2).<br />

Von Wien nach Süden gibt es bis Wiener Neustadt<br />

außer der Südbahn über Baden die weiter östlich verlaufende<br />

Pottendorfer Linie über Wampersdorf. Diese wird<br />

zur Entlastung der Südbahn und für den wachsenden<br />

Bild 3: Pottendorfer Linie südlich Wien Blumenthal (Foto: ÖBB).<br />

Bild 2: Montage Deckenstromschiene im Tunnel<br />

Stans–Terfens Neue Unterinntalbahn (Foto: ÖBB).<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

423


Journal Extra<br />

Pendlerverkehr in einem Umfang modernisiert, der einem<br />

Neubau gleichkommt. Seit den 1980er Jahren wurde der<br />

21 km lange südliche Abschnitt ab Wampersdorf zweigleisig<br />

ge macht. Im Norden ist die Umgestaltung ab Wien<br />

Meidling seit 2000 im Gange (Bild 3), inzwischen bis km 19<br />

fortgeschrit ten und voraussichtlich 2019 abgeschlossen.<br />

Die Koralmbahn, benannt nach dem bis nach Slowenien<br />

hinein reichenden G<strong>eb</strong>irgszug Koralpe zwischen<br />

Steiermark und Kärnten, schafft die schon seit dem Ersten<br />

Weltkrieg geplante direkte Verbindung der Landeshauptstädte<br />

Graz und Klagenfurt. Die Reisezeit, die heute durch<br />

den Umweg über Bruck an der Mur rund drei Stunden<br />

dauert, wird auf 50 min sinken. Als Kernstück ist der 33 km<br />

lange, noch ganz in der Steiermark liegende Koralmtunnel<br />

zwischen Deutschlandsberg im Osten und Frauental<br />

im Westen schon im Bau (Bild 4). Betri<strong>eb</strong>seröffnung<br />

soll nach allerneuester Planung 2022 sein.<br />

Be, rrr<br />

Bild 4: Ostportal Koralmtunnel (Foto: ÖBB).<br />

Betri<strong>eb</strong>sführung bei ÖBB<br />

Tabelle 1: Pünktlichkeit ÖBB-Personenverkehr in % gerundet,<br />

Basis Züge ≤ 5 min Verspätung.<br />

2009 2010 2011 1<br />

Fernverkehr 68 76 89<br />

Nahverkehr 92 95<br />

2<br />

97<br />

Wiener Schnellbahn 91<br />

2<br />

97 99<br />

Railjet 61 67 88<br />

Summe<br />

2<br />

90 94 97<br />

1<br />

Monate Januar bis April<br />

2<br />

+0,5<br />

Tabelle 2: Vergleich Pünktlichkeit Personenverkehr gesamt in %<br />

gerundet, Basis Züge ≤ 5 min Verspätung.<br />

2009 2010 2011 1<br />

ÖBB<br />

3<br />

90 94 97<br />

SBB 96 96 98<br />

DB — 2 — 2 3 93<br />

1<br />

Monate Januar bis April<br />

2<br />

keine Angaben<br />

3<br />

+0,5<br />

Tabelle 3: Geschäftsumfang ÖBB Westnetz Jahresmitte 2011.<br />

Westnetz davon BFZ<br />

Innsbruck<br />

Streckenlänge in km 494 249<br />

Zugfahrten pro Werktag 1 200 600<br />

Zahl besetzte Betri<strong>eb</strong>sstellen 1 31 –<br />

Zahl Verkehrsstationen 123 44<br />

1<br />

mit örtlichem Fahrdienstleiter<br />

Die ÖBB hat 2005 ein Projekt Neue Betri<strong>eb</strong>sführungsstrategie<br />

gestartet. Ausgangslage waren netz weit 530 besetzte<br />

Stellwerke in der ganzen Breite von mechanischen<br />

bis elektronischen, fünf regionale Verkehrsleitungen und<br />

eine Verkehrsleitzentrale in Wien. Unter Verkehr versteht<br />

man bei der ÖBB auch das Fahren der Züge. Ziel war, unterhalb<br />

der Verkehrsleitzentrale die Zugsteuerung und<br />

-dis po sition sowie die Kundeninformation für das Kernnetz<br />

in fünf Betri<strong>eb</strong>sführungszentralen (BFZ) zu bündeln,<br />

mit jeweils einem Technik-Servicecenter dabei. Regionalbahnen<br />

sollen autark und in vereinfachten Verfahren<br />

betri<strong>eb</strong>en werden.<br />

Die BFZ Innsbruck ist als erste der ÖBB seit Oktober 2008<br />

in Betri<strong>eb</strong>, diejenige in Salzburg ist es inzwischen <strong>eb</strong>enfalls<br />

und die in Wien teilweise. In Linz und in Villach entstehen<br />

die Rohbauten, und 2015 sollen alle komplett sein.<br />

Nicht zuletzt durch diese Schritte wurde, nach Einbrüchen<br />

in der Zeit davor, die Pünktlichkeit der Personenverkehrszüge<br />

in den letzten zwei Jahren viel besser; erklärtes<br />

Ziel ist, Schweizer Niveau zu erreichen (Tabellen 1 und<br />

2). Beim Personenfernverkehr hängt man allerdings stark<br />

vom Ausland ab, wobei das derzeitige Bauprogramm der<br />

DB zu schaffen macht (<strong>eb</strong> Heft 3/2011, Seite 147).<br />

Das Westnetz der ÖBB umfasst mit knapp 500 km<br />

Strecken in Nordtirol und Vorarlberg nur ein Zehntel des<br />

aktuell rund 5 150 km langen Gesamtnetzes, wickelt aber<br />

aufgrund des starken Transitverkehrs als tägliche Zugzahl<br />

ein Sechstel des Netzdurchschnitts ab. Es ist aus der Bundesbahndirektion<br />

Innsbruck hervorgegangen, die nach<br />

1945 für die französische Besatzungszone wieder neu<br />

gegründet wurde.<br />

424 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Journal Extra<br />

Tabelle 4: Produktivität Betri<strong>eb</strong>sführung ÖBB-Netz in Zugkilometer<br />

pro Jahr und Dienstkraft.<br />

2005 35 000<br />

2010<br />

50 000<br />

dabei Westnetz 1 78 000<br />

Zielwert 120 000<br />

1<br />

mit BFZ Innsbruck<br />

Bild 1: Arbeitsplatz ÖBB-Betri<strong>eb</strong>sführungszentrale Innsbruck mit<br />

Monitoren für die dispositive Ebene (oben) und die operative Ebene<br />

(unten) (Foto: ÖBB).<br />

Tabelle 5: Regelbesetzung ÖBB-Betri<strong>eb</strong>sführungszentrale<br />

Innsbruck.<br />

Betri<strong>eb</strong>skoordinator 1<br />

Notfallkoordinator 1<br />

Zuglenker Brenner 2<br />

Fahrdienstleiter 9<br />

Informationskoordinator 1 1<br />

Produktionsvorbereiter 1<br />

1<br />

für Kundeninformation<br />

Von Anlagen und Verkehr im Westnetz überwacht<br />

und lenkt die BFZ Innsbruck aktuell die Hälfte (Tabelle 3).<br />

Endziel ist die vollständige Anbindung vornehmlich der<br />

Arlbergbahn; nur die Außerfernbahn und die beiden<br />

Verschi<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ahnhöfe Hall in Tirol (8 km östlich Innsbruck)<br />

und Wolfurt (8 km südlich Bregenz) sollen örtlich besetzt<br />

bleiben. Derzeit benötigt das Westnetz noch 269 Dienstposten<br />

für Fahrdienstleiter (Fdl), im Jahre 2035 sollen es<br />

noch 145 sein. Der Erfolg dieses Konzeptes spiegelt sich in<br />

einer griffigen Produktivitätskennzahl wider (Tabelle 4).<br />

In der BFZ Innsbruck sind 19 Arbeitsplätze eingerichtet<br />

(Bild 1), von denen im Regelfall 15 besetzt sind (Tabelle 5).<br />

Dabei werden die Fdl-Stellbereiche flexibel zugewiesen;<br />

im Extremfall kann ein Platz nur eine geschäftige Großbaustelle<br />

zu betreuen haben. So leitet ein Platz in den<br />

nächsten Monaten ganz allein den ETCS-Testbetri<strong>eb</strong> auf<br />

der Umfahrung Innsbruck.<br />

Die Fdl-Funktion ist der Einstieg in die BFZ-Arbeit, jedoch<br />

werden grundsätzlich alle Personale für alle sechs<br />

Funktionen ausg<strong>eb</strong>ildet. Eine besondere Personalführungsaufgabe<br />

entsteht beim Auflassen der Besetzung<br />

örtlicher Stellwerke: Die dortigen Personale haben Jahre<br />

bis vielleicht Jahrzehnte lang Einzeldienst verrichtet, vielfach<br />

in völliger Einsamkeit wie an der Arlbergbahn, und<br />

müssen sich auf Gruppenarbeit umstellen.<br />

Für die Leit- und Dispositions -Hardware und -Software<br />

der BFZ und ihrer Außenposten wurde das Advanced Railway<br />

Automation, Management and Information System<br />

(ARAMIS) von Thales gewählt; eine seiner acht eingerichteten<br />

Anwendungen ist ETCS. Zur Ausstattung der BFZ<br />

gehören auch zwei Fahrsimulatoren.<br />

Be<br />

Anzeige<br />

10 Jahre<br />

Internationale Fachmesse des öffentlichen Verkehrs<br />

Foire internationale spécialisée du transport public<br />

International trade fair for public transport<br />

Bern, 6.–9.9.2011<br />

Elbas_4c_185x63_<strong>eb</strong>05_10_NEU_V03.indd Elbas_4c_185x63_<strong>eb</strong>05_10.indd 1 1 18.05.2010 21.07.11 9:27:5512:35<br />

Uhr<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

425


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

2. korrigierte<br />

Auflage<br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

und ihre Energieversorgung<br />

Grundlagen und Praxis<br />

Das Buch wendet sich in seiner zweiten Auflage<br />

an Studierende der elektrischen Energietechnik,<br />

der Regelungstechnik und des Maschinenbaus.<br />

Es gibt einen Überblick über die Grundlagen der<br />

elektrischen Zugförderung und beschreibt nach<br />

einer Darstellung der Kommutatormotoren und<br />

deren wichtigsten Spannungsstellglieder schwerpunktmäßig<br />

die Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />

Exemplarisch werden aktuelle Hochleistungslokomotiven,<br />

Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge,<br />

diesel-elektrische Lokomotiven und Nahverkehrsfahrzeuge<br />

vorgestellt. Im Anschluss wird<br />

die Energieversorgung der <strong>Bahnen</strong> (16 2/3 Hz,<br />

50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung<br />

der Leistungselektronik und der Netzrückwirkungen<br />

behandelt.<br />

A. Steimel<br />

2. Auflage 2006, 368 Seiten, Broschur<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

Sofortanforderung per Fax: +49 (0) 201 / 820 02 - 34 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. <strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und ihre Energieversorgung<br />

2. Aufl age 2006 für € 44,- (zzgl. Versand)<br />

ISBN: 978-3-8356-3090-1<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer<br />

Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Garantie: Dieser Auftrag kann innerhalb von 14 Tagen bei der Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen<br />

schriftlich widerrufen werden. Die rechtzeitige Absendung der Mitteilung genügt. Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden<br />

Kommunikation werden Ihre persönlichen Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass<br />

ich per Post, Telefon, Telefax oder E-Mail über interessante Verlagsang<strong>eb</strong>ote informiert werde. Diese Erklärung kann ich jederzeit widerrufen.<br />

Bankleitzahl<br />

<br />

Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

ETFZdZ2010


<strong>Bahnen</strong> Journal<br />

ETCS in Deutschland<br />

Von den vier transeuropäischen<br />

Schienenverkehrskorridoren,<br />

die Deutschland durchqueren,<br />

soll der Korridor A<br />

Rotterdam – Genua gemäß<br />

europäischen Vereinbarungen<br />

bis 2015 mit betri<strong>eb</strong>sfähigem<br />

ETCS ausgerüstet sein. Damit<br />

soll ein barrierefreier grenzüberschreitender<br />

Schienenverkehr<br />

möglich sein und die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Bahn gesteigert werden. Auf<br />

einer Veranstaltung des Deutschen<br />

Verkehrsforums und des<br />

Verbandes der Bahnindustrie<br />

in Deutschland (VBD) Ende<br />

Juni 2011 wurden allerdings<br />

Kosten, Nutzen und Startzeitpunkt<br />

von ETCS auf dem<br />

deutschen Abschnitt unterschiedlich<br />

bewertet.<br />

Dem Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium<br />

ging<br />

es vorrangig um das Ziel eines<br />

europaweit durchgängigen<br />

Schienenverkehrs, die dazu<br />

eingesetzte Technik sei nicht<br />

vorrangig. ETCS-fähige Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

könnten mit Specific<br />

Transmission Modules für<br />

das Fahren auf DB-Strecken<br />

aufgerüstet werden, was<br />

schneller zu bewirken und billiger<br />

wäre als das komplette<br />

Umrüsten der Schieneninfrastruktur<br />

auf ETCS. Die genaue<br />

Umsetzung werde mit den<br />

Nachbarländern besprochen.<br />

Der EU-Koordinator für<br />

ERTMS bedauerte diese klare<br />

Position, mit der der Zeitplan<br />

zur ETCS-Ausrüs tung auf Korridor<br />

A in Deutschland nicht eingehalten<br />

werden kann. Die<br />

deutschen Entscheidungen<br />

würden große Signalwirkungen<br />

für das gesamte ETCS-Projekt in<br />

Europa haben. Es müssten Lösungen<br />

gefunden werden, die<br />

auch den Interessen der Nachbarstaaten<br />

gerecht werden.<br />

Vertreter der Ausrüstungsindustrie,<br />

des VDB und der<br />

SBB betonten, wie wichtig die<br />

Einführung von ETCS für den<br />

Eisenbahnverkehr in Europa<br />

sei und dass Deutschland als<br />

Drehscheibe des europäischen<br />

Schienenverkehrs dabei eine<br />

zentrale Rolle hätte.<br />

Quelle: VDB Verband der Bahnindustrie<br />

in Deutschland, Presseinformation<br />

30. Juni 2011<br />

Sicherheitsgenehmigung für DB N etz<br />

Die EU-Richtlinie 2004/49/EG<br />

verpflichtet alle EU-Mitgliedsstaaten,<br />

einheitliche Sicherheitsstandards<br />

für den Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

einzuführen und<br />

umzusetzen. Die hiernach<br />

vorgesehene Sicherheitsgenehmigung<br />

hat das Eisenbahn-Bundesamt<br />

(EBA) der DB<br />

Netz erteilt, nachdem diese<br />

die Einführung eines wirksamen<br />

Sicherheitsmanagementsystems<br />

(SMS) nachgewiesen<br />

hat. Die Genehmigung gilt für<br />

fünf Jahre und muss vor Ablauf<br />

neu beantragt werden.<br />

mit Zugbegleiter(in) besetzen;<br />

diese Maßnahme dient sonst<br />

dazu, bei gestörter Sicherheitsfahrschaltung<br />

die Weiterfahrt<br />

mit mehr als 50 km/h zu erlauben.<br />

Die Züge sind noch in der<br />

Gewährleistung, sodass die DB<br />

beim elektrischen Ausrüster<br />

Bombardier Transportation<br />

Schadenersatz anmelden will.<br />

Quelle: DB WELT Nr. 07 Juli-<br />

August 2011<br />

[1] N. N.: BR 422 an DB Regio NRW<br />

ausgeliefert. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

108 (2010), H. 11, S. 529.<br />

Tri<strong>eb</strong>zug Baureihe 422, Ruhrbrücke<br />

Essen-Steele<br />

(Foto: DB/Georg Wagner, 2009).<br />

Jahreserg<strong>eb</strong>nis S-Bahn Berlin 2010<br />

Fortsetzung zu <strong>eb</strong> Heft<br />

4-5/2011 Seite 260<br />

Die technischen Mängel am<br />

Fahrzeugpark der S-Bahn<br />

Berlin GmbH belasteten deren<br />

Geschäftserg<strong>eb</strong>nis 2010 massiv,<br />

und zwar sowohl direkt durch<br />

den Aufwand für ihre Beseitigung<br />

als auch indirekt durch<br />

Erlöseinbußen in Folge der<br />

Betri<strong>eb</strong>seinschränkungen<br />

mangels Verfügbarkeit der<br />

Fahrzeugflotte. Für deren<br />

Instandhaltung wurden<br />

120 Mio. EUR aufgewendet,<br />

Kürzungen der Bestellerentgelte<br />

wegen nicht erbrachter<br />

Betri<strong>eb</strong>sleistungen sowie Strafzahlungen<br />

wegen Qualitätsmängeln<br />

kumulierten sich zu<br />

60 Mio. EUR und Kompensationsleistungen<br />

für Fahrgäste<br />

wurden mit 75 Mio. EUR Erlösausfall<br />

bewertet. Der Bilanzverlust<br />

betrug 222 Mio. EUR<br />

(Vorjahr 93 Mio. EUR), den die<br />

Muttergesellschaft DB Regio<br />

ausgleichen muss. Darin sind<br />

Rückstellungen für verbesserte<br />

Besandungsanlagen und Fahrmotoren<br />

der Baureihe (BR) 481<br />

sowie für Reaktivierung von 20<br />

Viertelzügen (Vz) BR 485 enthalten.<br />

Als Grundlagen für Besserung<br />

wurden neue Prozessstrukturen<br />

in der Instandhaltung<br />

und konkrete Ertüchtigungspläne<br />

für den Fahrzeugpark<br />

geschaffen. Alle<br />

Radsätze bei der 1. Bauserie<br />

BR 480 wurden ersetzt, und es<br />

begannen die Radsatztauschaktionen<br />

für die BR 481 und<br />

485. Zum Bewältigen dieser<br />

und anderer Zusatzarbeiten<br />

wurden Infrastrukturen der<br />

Werkstätten Oranienburg,<br />

Friedrichsfelde und Erkner erweitert<br />

und Werkstattpersonal<br />

an allen Standorten aufgestockt.<br />

Trotzdem musste man<br />

Aufträge zur Reaktivierung<br />

der genannten 20 Vz und zur<br />

Vorübergehende Sicherheitsmaßnahmen<br />

bei Tri<strong>eb</strong>zügen Baureihe 422<br />

Von 2008 bis 2010 hat die DB<br />

für den S-Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen<br />

84 vierteilige<br />

Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe 422 mit<br />

140 km/h zulässiger Geschwindigkeit<br />

geliefert bekommen<br />

[1]. Bei diesen Fahrzeugen trat<br />

Anfang April 2011 als Störung<br />

auf, dass bei bahnüblichen<br />

Erschütterungen ein Relais die<br />

punktförmige Zugbeeinflussung<br />

(PZB, früher Induktive<br />

Zugsicherung INDUSI) abschaltete.<br />

Die Eisenbahn-Bau- und<br />

Betri<strong>eb</strong>sordnung (EBO) bestimmt<br />

als zulässige Geschwindigkeit<br />

der Züge bei unwirksamer<br />

Zugbeeinflussung auf<br />

Hauptbahnen 100 km/h. Im<br />

vorliegenden Fall kam jedoch<br />

hinzu, dass die Fahrzeugsoftware<br />

die Störung dem Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer<br />

nicht anzeigte.<br />

Um eine drohende Stilllegung<br />

der Baureihe durch das Eisenbahn-Bundesamt<br />

(EBA) zu<br />

vermeiden, musste der Betreiber<br />

DB Regio bis Juni alle Züge<br />

Zwei Viertelzüge Baureihe 485+885 S-Bahn Berlin nach Reaktivierung und<br />

Revision in DB-Werken Wittenberge und Dessau zurück im S-Bahnwerk<br />

Berlin-Schöneweide (Foto: DB/Rolf Kranert, März 2011).<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

427


Journal <strong>Bahnen</strong><br />

Revision von 32 Vz dieser BR<br />

an die DB-Werke Wittenberge<br />

und Dessau verg<strong>eb</strong>en.<br />

Aufgrund der ernsthaften<br />

Anstrengungen des Unternehmens,<br />

die technischen und organisatorischen<br />

Defizite zu<br />

beh<strong>eb</strong>en, erteilte das Eisenbahn-Bundesamt<br />

im Dezember<br />

2010 wieder eine Betri<strong>eb</strong>serlaubnis<br />

für nunmehr drei<br />

Jahre. Die Zahl eigener Abonnements<br />

stieg von April bis<br />

Dezember um 8 %, allerdings<br />

in gleicher Größenordnung<br />

auch bei der BVG.<br />

Neue Nahverkehrsanbindungen Hauptbahnhof<br />

Berlin<br />

Anfang Juni 2011 starteten in<br />

Berlin die Bauarbeiten für<br />

zwei weitere Nahverkehrsanbindungen<br />

des Berliner Hauptbahnhofs<br />

(Hbf).<br />

In der Invalidenstraße, die<br />

an der Hbf-Nordseite entlang<br />

verläuft, soll ab 2015 eine<br />

Straßenbahn fahren. Dazu<br />

werden deren Gleise, die von<br />

Osten her jetzt bis zur Chausseestraße<br />

liegen, um 1,7 km bis<br />

zur Einmündung der Invalidenstraße<br />

in die Straße Alt-<br />

Moabit mit einer Wendeschleife<br />

dort verlängert.<br />

Im S-Bahnnetz bekommt<br />

der Hbf zur durchgehenden<br />

Ost-West-Stadtbahn in Hochlage<br />

einen weiteren Anschluss,<br />

und zwar am Nordring in den<br />

S-Bahnhöfen Westhafen und<br />

Wedding mit zwei zweigleisigen<br />

Verbindungskurven, die<br />

Sanierung Brennerbahn<br />

Auf dem 37 km langen österreichischen<br />

Teil der Brennerbahn<br />

Innsbruck – Bozen sind Gleise,<br />

Brücken und Tunnel dringend<br />

erneuerungsbedürftig. Umfangreiche<br />

Arbeiten sind für<br />

Juni bis Oktober 2012 geplant,<br />

was sechs Wochenendsperrungen,<br />

im Monat August Totalsperrung<br />

und drei Monate<br />

etwas nördlich der Invalidenstraße<br />

vereinigt in einen zweigleisigen<br />

Tunnel abtauchen.<br />

Einige der Kreuzungsbauwerke<br />

hierfür wurden in den letzten<br />

Jahren schon mit errichtet.<br />

Im Tiefgeschoss entsteht dann<br />

östlich der DB-Regionalbahnsteige<br />

bis 2017 ein neuer S-<br />

Bahn-Kopfbahnhof. Damit<br />

wird es hier spiegelbildlich die<br />

gleiche Struktur g<strong>eb</strong>en wie<br />

von 1872 bis 1944 zwischen<br />

Südring und Potsdamer Ringbahnhof.<br />

Im Süden warten<br />

dann nach 1,5 km die fertigen<br />

Aus- und Einfädelungen zweier<br />

Streckengleise am S-Bahnhof<br />

Potsdamer Platz; für diesen<br />

ungewissen Lückenschluss<br />

müsste noch die Spree unterquert<br />

werden.<br />

eingleisigen Betri<strong>eb</strong> zur Folge<br />

haben wird. Unter mehreren<br />

Varianten haben sich die Österreichischen<br />

Bundesbahnen<br />

(ÖBB) für diese Lösung als die<br />

zweckmäßigste entschieden. Zu<br />

erneuern sind 26 km Gleis mit<br />

42 000 Schwellen und 120 000 t<br />

Schotter, der Untergrund wird<br />

auf 14 km Länge saniert und<br />

100 Jahre Mittenwaldbahn<br />

den heutigen Belastungen<br />

angepasst, und auf 20 km Länge<br />

sind Arbeiten an der Entwässerung<br />

notwendig, die auf<br />

G<strong>eb</strong>irgsbahnen besonders<br />

wichtig ist. Die 20 m lange<br />

Vikarbachbrücke bei Schönberg<br />

soll in der kurzen Zeit völlig<br />

neu g<strong>eb</strong>aut werden. Die Energieversorgung<br />

der Strecke wird<br />

bei dieser Gelegenheit <strong>eb</strong>enfalls<br />

verstärkt. In zwei Tunneln<br />

müssen insgesamt 660 m gemauertes<br />

Gewölbe erneuert<br />

werden und alle durchweg<br />

150 Jahre alten Tunnel bekommen<br />

gemäß heutigen Vorschriften<br />

Gehwege mit Handlauf,<br />

Beleuchtung, Orien tier ungshilfen<br />

und Sprechverbindungen.<br />

Während der Totalsperrung<br />

fahren für den Personenverkehr<br />

Autobusse; Güterzüge<br />

können über die Tauernbahn<br />

entweder direkt zum Grenzbahnhof<br />

Tarvisio oder über San<br />

Candido/Innichen zurück zur<br />

Brennerbahn umgeleitet werden.<br />

Beim eingleisigen Betri<strong>eb</strong><br />

sollen Eurocity und Rollende<br />

Landstraße durchfahren können.<br />

Die betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

wie<br />

besonders die HUPAC bemühen<br />

sich um Fahrplantrassen auch<br />

auf Ausweichstrecken durch<br />

Österreich oder die Schweiz.<br />

Dort wird der Alpentransit<br />

durch gleichzeitige Bauarbeiten<br />

auf der Simplonstrecke<br />

erschwert.<br />

rrr<br />

Die von Österreich initiierte,<br />

nach Abschluss eines Staatsvertrages<br />

mit Bayern von Innsbruck<br />

über Mittenwald und<br />

Garmisch-Partenkirchen bis<br />

nach Reutte in Tirol geführte<br />

Bahn wird 2012 hundert Jahre<br />

alt. Sie wurde nach nur 2 1 / 2<br />

Jahren Bauzeit am 28. Oktober<br />

1912 eröffnet und auf dem<br />

Abschnitt Innsbruck – Mittenwald<br />

sogleich elektrisch mit<br />

1 AC 15 kV 15 Hz betri<strong>eb</strong>en; auf<br />

den beiden weiteren Abschnitten<br />

gab es noch eine Zeitlang<br />

Dampftraktion. Am 16. Mai<br />

2011, genau 100 Jahre nach<br />

dem Durchschlag des 1 800 m<br />

langen Martinswandtunnels,<br />

begannen Vorarbeiten für die<br />

Feierlichkeiten, die 1 1 / 2<br />

Jahre<br />

dauern sollen. Als Interreg-<br />

Projekt Tirol-Bayern angelegt,<br />

werden sie im Rahmen der<br />

europäischen Regionalförderung<br />

auch von der EU unterstützt.<br />

Beteiligt sind n<strong>eb</strong>en<br />

den ÖBB und DB Regio auch<br />

die Gemeinden entlang der<br />

Strecke, Vereine und Tourismusorganisationen<br />

sowie das<br />

Verkehrsarchiv Tirol. Eine<br />

Homepage soll demnächst<br />

laufend über die Programme<br />

informieren.<br />

Info: www.mittenwaldbahn.info<br />

rrr<br />

Eurocity München – Verona auf Brenner-Nordrampe zwischen Steinach<br />

am Brenner und St. Jodok (Foto: DB/Bartolomiej Banaszak, 2010).<br />

Deutsch-russisches Joint Venture für<br />

Fahrzeugbau gegründet<br />

Siemens (SIM) hat mit dem<br />

russischen Partner Sinara<br />

Group das Gemeinschaftsunternehmen<br />

Train Technologies<br />

in Russland gegründet. Das<br />

Unternehmen soll für die<br />

Russischen Eisenbahnen (RZD)<br />

Regionalzüge herstellen. Der<br />

erste Auftrag umfasst die<br />

Lieferung von 240 fünfteiligen<br />

Regionaltri<strong>eb</strong>zügen Desiro<br />

RUS. Die Höchstgeschwindigkeit<br />

der Züge soll 160 km/h<br />

betragen. Weitere Details für<br />

die Lieferung der Tri<strong>eb</strong>züge<br />

werden in noch fortzuführenden<br />

Verhandlungen vereinbart.<br />

Die Züge sollen von 2013<br />

428 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


<strong>Bahnen</strong> Journal<br />

bis 2020 nördlich von Jekaterinburg<br />

hergestellt werden.<br />

Gegenwärtig werden in Krefeld<br />

38 der 54 Züge hergestellt,<br />

die 2009 von der RZD<br />

bestellt wurden [1]. Der Vertrag<br />

sieht eine teilweise Fertigung<br />

dieser Züge in Russland<br />

vor. Für die Produktion der<br />

restlichen 16 Züge in Russland<br />

wurde mit dem gegründeten<br />

Joint Venture die rechtliche<br />

Grundlage geschaffen. Die<br />

Regionaltri<strong>eb</strong>züge Desiro RUS<br />

erhalten in Russland den Namen<br />

Lastotschka ()<br />

– kleine Schwalbe. Die ersten<br />

Desiro RUS-Züge sollen im<br />

Herbst 2013 in Vorbereitung<br />

der Olympischen Winterspiele<br />

2014 in Sotchi in Betri<strong>eb</strong> genommen<br />

werden.<br />

[1] N. N.: Olympische Winterspiele<br />

2014: Desiro-Züge für Sotschi.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108<br />

(2010), H. 1-2, S. 93.<br />

Flexity 2 für Gold Coast. (Designstudie: Bombardier).<br />

Regionaltri<strong>eb</strong>zug Desiro RUS. (Designstudie: Siemens).<br />

Unterwerke und Oberleitungen<br />

sowie für die Signal-,<br />

Steuerungs- und Kommunikationssysteme<br />

und setzt diese<br />

auch in Betri<strong>eb</strong>. 14 si<strong>eb</strong>enteilige<br />

FLEXITY 2-Stadtbahnfahrzeuge<br />

[1] mit je 45 m Länge<br />

und die Ausrüstungen des<br />

Depots, in dem die Instandhaltung<br />

der Fahrzeuge durchgeführt<br />

wird, gehören <strong>eb</strong>enfalls<br />

zum Lieferumfang. Die<br />

Instand haltung der genannten<br />

Ausrüstungen und Fahrzeuge<br />

wird für 15 Jahre von BT<br />

durchgeführt. Als Besonderheit<br />

sind in den FLEXITY 2-<br />

Stadtbahnfahrzeugen Gepäckablagen<br />

für Surfbretter<br />

eing<strong>eb</strong>aut.<br />

[1] N. N.: Neue Straßenbahnfahrzeuge<br />

für Blackpool. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 107 (2009), H. 8,<br />

S. 364.<br />

Neues Stadtbahnsystem in Gold Coast,<br />

Queensland, Australien<br />

Modernisierung des Signalsystems der<br />

Londoner U-Bahn<br />

In Gold Coast im australischen<br />

Bundesstaat Queensland soll<br />

ein Stadtbahnsystem aufg<strong>eb</strong>aut<br />

werden. Eine 13 km lange<br />

Strecke mit 16 Haltestellen<br />

wird das neue Universitätsklinikum,<br />

die Griffith-Universität<br />

und die schnell wachsenden<br />

Geschäfts-, Wohn- und Freizeitzentren<br />

Southport, Surfers<br />

Paradise und Broadbeach ab<br />

2014 miteinander verbinden.<br />

Der Auftrag für Planung, Bau,<br />

Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung,<br />

der einen Wert von etwa<br />

1 Mrd. AUD (730 Mio. EUR)<br />

besitzt, hat das so genannte<br />

GoldLinQ-Konsortium erhalten.<br />

Zu dem Konsortium gehören<br />

McConnell Dowell für die<br />

Baumaßnahmen, Bombardier<br />

Transportation (BT) für die<br />

elektrotechnischen Ausrüstungen<br />

und die Stadtbahnfahrzeuge<br />

sowie KDR Keolis Downer<br />

EDI Rail, ein Zusammen schluss<br />

des Nahverkehrsbetreibers<br />

Keolis und des australischen<br />

Streckenverlauf in Gold Coast.<br />

(Quelle: Google Maps).<br />

Straßen- und Schienenverkehrsunternehmens<br />

Downer<br />

EDI, für den Betri<strong>eb</strong> des Stadtbahnsystems.<br />

Die Plenary<br />

Group ist als finanzieller und<br />

kommerzieller Berater <strong>eb</strong>enfalls<br />

Mitglied des Konsortiums.<br />

BT ist nach eigenen Angaben<br />

für das Projektmanagement<br />

sowie die Systemtechnik und<br />

-integration verantwortlich,<br />

liefert und montiert die technischen<br />

Ausrüstungen für die<br />

Bombardier Transportation<br />

(BT) hat von London Underground<br />

einen Großauftrag zur<br />

Modernisierung des Signalsystems<br />

für die automatische<br />

Zugsteuerung des britischen<br />

U-Bahn-Netzes Sub Surface<br />

Railway, SSR mit dem Automatic<br />

Train Control ATC erhalten.<br />

Dieser Auftrag, der sich auf<br />

rund 354 Mio. GBP<br />

(402 Mio. EUR) beläuft, ist Teil<br />

des Modernisierungsprogramms<br />

des U-Bahn-Netzes<br />

(SSR Upgrade Programme,<br />

SUP). Zum Einsatz wird das<br />

CITYFLO 650 ATC-System mit<br />

seiner kommunikationsbasierten<br />

Zugsteuerungstechnik<br />

Communication-Based Train<br />

Control (CBTC) kommen, das<br />

nach dem Moving-Block-Prinzip<br />

funktioniert und für die<br />

Kommunikation zwischen<br />

Leitzentrale und Zug funkgesteuerte<br />

Netzwerke nutzt. Die<br />

Installation ist ohne Beeinträchtigung<br />

des Betri<strong>eb</strong>s<br />

möglich. Zudem kann das<br />

System zusammen mit herkömmlichen<br />

Zugsteuerungssystemen<br />

betri<strong>eb</strong>en werden.<br />

Der Auftrag umfasst die Erneuerung<br />

des Signalsystems<br />

und die Bereitstellung eines<br />

ATC-Systems für die vier Londoner<br />

U-Bahn-Linien Metropolitan,<br />

District, Circle und Hammersmith<br />

& City. Diese Linien<br />

machen 40 % der Streckenlänge<br />

aus und befördern mit<br />

1,1 Mio. Fahrgästen pro Tag<br />

ein Viertel aller Fahrgäste. Bis<br />

2018 werden 310 km Strecke,<br />

113 Haltestellen, 191 Tri<strong>eb</strong>züge,<br />

49 Wartungszüge sowie<br />

sechs historische Züge ausgestattet.<br />

40 km der auszurüstenden<br />

Strecken verlaufen in<br />

Tunneln. BT leistet für die<br />

tech nischen Systeme zwei<br />

Jahre Garantie.<br />

[1] N. N.: Nahverkehr Taipeh. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009),<br />

H. 7, S. 326.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

429


Journal <strong>Bahnen</strong><br />

Testzug China – Deutschland<br />

DB Schenker hat erneut einen<br />

Container-Ganzzug von China<br />

durch Asien nach Deutschland<br />

Tabelle: Container-Ganzzüge China – Deutschland.<br />

Route Süd Mitte [1] Nord<br />

Start und Ziel 1 Chongqing (2) – Duisburg (16) Peking (3) – Hamburg (15) Shanghai (1) – Duisburg (16)<br />

Länge in km 10 320 9 990 12 920<br />

Dauer in Tagen 16 15 19<br />

Länder nach ISO 639 CN – KZ – RU – BY – PL – DE CN – MN – RU – BY – PL – DE CN – RU – BY – PL – DE<br />

Zahl Grenzübergänge 5 5 4<br />

1<br />

(x) Kennung im Bild<br />

Routen für Container-Ganzzüge China – Deutschland, Grenzübergänge in Fahrtrichtung Ost West.<br />

1 Shanghai<br />

2 Chongqing<br />

3 Peking<br />

4 Manzhouli Zabaikalsk<br />

5 Erenhot Zamyn Uud<br />

6 Sukbaatar Naushki<br />

7 Ulan Ude<br />

8 Alashankou Dostyk<br />

fahren lassen. Der Abgangsort<br />

Chongqing in der Provinz<br />

Sichuan im Binnenland Chinas<br />

9 Petropavlovsk Kurgan<br />

10 Jekaterinburg<br />

11 Moskau<br />

12 Krasnoe Osinovka<br />

13 Brest Malaszewicze<br />

14 Kunovice Frankfurt (Oder)<br />

15 Hamburg<br />

16 Duisburg<br />

ist mit derzeit rund 30 Mio.<br />

Bewohnern eines der größten<br />

und am schnellsten wachsenden<br />

Wirtschaftszentren der<br />

Welt. Der Transport führte<br />

südlich an der Mongolei vorbei<br />

und dauerte enschließlich<br />

aller Grenzbehandlungen und<br />

-abfertigungen und zweimaligem<br />

Umladen auf Tragwagen<br />

anderer Spurweite 16 Tage.<br />

Das ist nur etwa halb so lange<br />

wie auf dem Seeweg, und im<br />

Einzelwagenverkehr wäre es<br />

eineinhalb Mal so lange.<br />

Gleichartige Fahrten in den<br />

letzten Jahren waren entweder<br />

durch die Mongolei gelaufen<br />

[1] oder nördlich an dieser<br />

vorbei ganz über die Transsibirische<br />

Bahn. Dieser Weg ist<br />

zwar länger (Tabelle), erfordert<br />

aber eine Zollbehandlung<br />

weniger. Bemerkenswert ist<br />

dass diese Transporte, bis auf<br />

im Verhältnis kurze Abschnitte<br />

in den entlegendsten G<strong>eb</strong>ieten<br />

und an den Grenzen, überwiegend<br />

mit elektrischer Traktion<br />

laufen. Bei ausreichender<br />

Nachfrage und Wirtschaftlichkeit<br />

soll daraus noch 2011 ein<br />

Regelverkehr werden, wobei<br />

sich die Route nach dem jeweiligen<br />

Abgangsg<strong>eb</strong>iet richten<br />

wird. Die Umschlaganlagen<br />

sind an allen drei Ausgangsstellen<br />

China und der Eingangsstelle<br />

Europa modern<br />

und leistungsfähig.<br />

[1] N. N.: Container-Testzug Peking<br />

– Hamburg. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 106 (2008), H. 1-2,<br />

S. 95–96.<br />

Bremsausrüstungen für Metrozüge in China<br />

In Beijing (Peking) entsteht<br />

n<strong>eb</strong>en anderen Projekten<br />

parallel zur Metrolinie 1 etwas<br />

Bremssteuergerät EP2002 (Fotos: Knorr-Bremse).<br />

nördlich zu dieser die 43 km<br />

lange Ost-West-Metrolinie 6<br />

mit den Endstationen Wuluju<br />

und Dongxiaoying<br />

und 25 Zwischenstationen.<br />

Der erste<br />

33 km lange Abschnitt<br />

soll 2012 in<br />

Betri<strong>eb</strong> gehen, der<br />

zweite voraussichtlich<br />

2015. Für 64<br />

achtteilige Metrozüge<br />

des chinesischen<br />

Herstellers<br />

CNR Changchun<br />

Railway Vehicles Co.<br />

Ltd. (CRC) hat<br />

Knorr-Bremse den<br />

Auftrag zur Liefe-<br />

Zweistufiger Dreizylinder-Luftpresser VV120, mit 1 450 min –1 920 l/min<br />

gegen 10 bar bei 50 Hz, etwa 1,2-fache Werte bei 60 Hz, gesamt 158 kg zur<br />

Direktaufhängung.<br />

von links: 3AC-Motor – Luftansaugung und -filter – vorne und gegenüber<br />

Niederdruck-, oben Hochdruckzylinder – Vor- und Nachkühler<br />

430 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


<strong>Bahnen</strong> Journal<br />

rung von EP2002-Bremssteuerungen,<br />

Druckluftkompressoren<br />

Typ VV120 und Bremssätteln<br />

für 25 Mio. EUR bekommen.<br />

Die Komponenten<br />

werden am Produktionsstandort<br />

in Suzhou gefertigt.<br />

Das Unternehmen hat 1990<br />

als ersten Großauftrag aus<br />

China die Bremssysteme für 96<br />

Wagen der Metro Shanghai<br />

geliefert, 2009 vier Aufträge<br />

für das Metronetz Peking<br />

erhalten und bis heute die<br />

Fahrzeuge von neun dortigen<br />

Metrolinien verschiedener<br />

Betreiber ausgerüstet; allein<br />

diese Parks umfassen mit<br />

gleichfalls ausgerüsteten in<br />

Shanghai und Guangzhou<br />

7 000 Fahrzeuge. Der neue<br />

Auftrag ist sein bisher größter<br />

im Metrosegment in Asien,<br />

und mit einem weiteren für<br />

240 Wagen der Metrolinie 1 in<br />

Kunming, Hauptstadt der<br />

Provinz Yunnan, werden es in<br />

China über 10 000 Wagen.<br />

ICE-Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe 407<br />

Offenbar vornehmlich in Süddeutschland<br />

trifft man nach<br />

dem Zufallsprinzip auf einen<br />

der neuen ICE-Tri<strong>eb</strong>züge Baureihe<br />

407 wie am 8. Juli 2011<br />

auf dem südlichen Ausziehgleis<br />

des Bahnhofs Nürnberg<br />

Großmarkt abgestellt.<br />

Metrosystem für HoChiMinhCity<br />

Die vietnamische Großstadt<br />

HoChiMinhCity (früher Saigon)<br />

mit rund 6 Mio. Bewohnern<br />

hat die hierfür typischen<br />

Verkehrs probleme asiatischer<br />

Metropolen. Sie bekommt<br />

deshalb ein Metronetz aus<br />

fünf Linien, die von 2015 bis<br />

2020 fertig werden sollen. Für<br />

die Linie 2 (Tabelle) stellt die<br />

Tabelle: Von Deutschland cofinanzierte<br />

Metrolinie 2 in HoChiMinhCity.<br />

Streckenlänge 1<br />

davon unterirdisch<br />

Spurweite<br />

Zahl Stationen<br />

davon unterirdisch<br />

Bahnsteiglänge<br />

Streckenkapazität 2<br />

bei Zügen voll besetzt<br />

Wagen je Zug anfangs<br />

später<br />

Wagenlänge<br />

Breite<br />

Zahl Türen je Seite<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

3<br />

aus 3 AC<br />

Beginn Bauarbeiten<br />

Betri<strong>eb</strong>seröffnung<br />

1<br />

+2 km zum Depot<br />

2<br />

je Richtung<br />

3<br />

dritte Schiene<br />

11 km<br />

9 km<br />

1 435 mm<br />

11<br />

10<br />

135 m<br />

40 000 h –1<br />

5 m –2<br />

3<br />

6<br />

22 m<br />

3,15 m<br />

4<br />

DC 750 V<br />

110 kV<br />

50 Hz<br />

2012<br />

2016<br />

Bundesrepublik Deutschland<br />

über ihre KfW Entwicklungsbank<br />

eine günstige Finanzierung<br />

für 340 Mio. USD<br />

(241 Mio. EUR) bereit, den<br />

bisher höchsten Betrag im<br />

Rahmen der Zusammenarbeit<br />

beider Länder. Mit diesen<br />

Mitteln sollen besonders deutsche<br />

Lieferungen für den<br />

bahnspezifischen elektrischen<br />

und mechani schen Teil des<br />

Projekts sowie Beratungsleistungen<br />

und die Weitergabe<br />

deutschen Know-hows zu<br />

U-Bahnbau und -betri<strong>eb</strong> finanziert<br />

werden. Weitere<br />

rund 1 Mrd. USD (710 Mio.<br />

EUR) stellen die Asian Development<br />

Bank (ADB) und die<br />

European Investment Bank<br />

(EIB) für Bauleistungen. Vietnam<br />

ist ein Schwerpunktland<br />

der deutschen Entwicklungszusammenarbeit<br />

und<br />

hat bisher von Deutsch land<br />

Zusagen über insgesamt<br />

1,1 Mrd. EUR als Darlehen oder<br />

als Zuschüsse erhalten. N<strong>eb</strong>en<br />

Umwelt und Stadtentwicklung<br />

werden die Bereiche<br />

Berufliche Bildung und Gesundheit<br />

unterstützt.<br />

Foto: Jochen Schmidt.<br />

Fahrzeugtestanlage La Pocatière<br />

Bombardier Transportation<br />

(BT) errichtet in Saint-Bruno,<br />

Kanada bis 2012 ein Zentrum<br />

für Produkt-Design und -Entwicklung<br />

(Product Design and<br />

Development Centre) und in<br />

La Pocatière eine moderne<br />

Teststrecke. In dem Kompetenzzentrum<br />

sollen Reisezugwagen<br />

entwickelt und Prototypen<br />

hergestellt werden.<br />

Nach der Entwicklungsphase<br />

werden die Wagen in den<br />

Fahrzeugwerken produziert.<br />

Die Teststrecke in La Pocatière<br />

wird multifunktional aufg<strong>eb</strong>aut,<br />

damit Prüfungen an<br />

allen elektrischen Tri<strong>eb</strong>zügen<br />

uneingeschränkt durchgeführt<br />

werden können. Sie ist einen<br />

Kilometer lang und wird<br />

komplett überdacht. Der Baubeginn<br />

soll noch 2011 erfolgen.<br />

Die technischen und<br />

konstruktiven Arbeiten sind<br />

bereits abgeschlossen. Die<br />

Aufrüstung der Strecke soll<br />

Ende des Sommers beginnen.<br />

Zentrum für Produkt-Design und -Entwicklung in Saint Bruno, Qu<strong>eb</strong>ec<br />

(Designstudie: Bombardier).<br />

Berichtigung<br />

Lokomotivbestand DB<br />

In dem Bericht „<strong>Elektrische</strong>r<br />

Betri<strong>eb</strong> bei der Deutschen<br />

Bahn im Jahre 2010“ in <strong>eb</strong><br />

Heft 1-2/2011 muss es auf<br />

Seite 36 in der Tabelle 6 Spalte<br />

2011 bei den Lokomotiven von<br />

DB Schenker Rail als Summe<br />

1 158 und darunter als<br />

total 2 435 heißen.<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

431


Journal Energie und Umwelt<br />

Lärmsanierung an Bahnstrecken und<br />

Güterwagen<br />

An deutschen Hauptstrecken<br />

soll bis 2020 der Schienenverkehrslärm<br />

gegenüber 2000 um<br />

10 dB (A) sinken, also subjektiv<br />

empfunden auf die Hälfte.<br />

Basis ist ein 1999 aufgelegtes<br />

und mit 100 Mio. EUR/a dotiertes<br />

Bundesprogramm für<br />

Infrastrukturmaßnahmen. Von<br />

den darin aufgenommenen<br />

3 400 km Strecke sind inzwischen<br />

rund ein Viertel abgearbeitet,<br />

wobei 330 km Gleis<br />

Schallschutzwände und knapp<br />

44 000 Wohnungen Schallschutzfenster<br />

bekamen. Aus<br />

Konjunkturmitteln des Bundes<br />

kam dazu ein Jahresbetrag für<br />

ortsfeste Neuerungen. Damit<br />

sind in über 100 geplanten<br />

oder umgesetzten Einzelmaßnahmen<br />

14 neue Technologien<br />

aufgegriffen, vorrangig auf<br />

Strecken mit starkem Güterverkehr<br />

wie am Mittelrhein.<br />

Hier wurden mehr als 20 km<br />

Gleise mit Schienenstegdämpfern<br />

ausgerüstet, in mehreren<br />

Ortslagen Schienenschmiereinrichtungen<br />

eing<strong>eb</strong>aut und<br />

eine Eisenbahnbrücke entdröhnt.<br />

In weiteren Versuchen<br />

erprobt man transparente<br />

oder niedrigere und näher am<br />

Gleis stehende Schallschutzwände,<br />

hochelastische Schienenbefestigungen,<br />

verschäumte<br />

Schotterbettungen und<br />

Unterschottermatten.<br />

Auch für die Fahrzeuge gibt<br />

es jetzt wie lange gefordert<br />

eine Lösung. Die DB will zum<br />

Fahrplanwechsel im Dezember<br />

2012 die Trassenpreise für Güterzüge,<br />

die nicht ausschließlich<br />

aus Wagen mit lärmarmer<br />

Bremse g<strong>eb</strong>ildet sind, erhöhen.<br />

Die Mehrerträge sollen, durch<br />

Bundeszuschuss verdoppelt, als<br />

Boni direkt an die Einsteller<br />

von Güterwagen mit lärmarmer<br />

Bremse fließen. Hierdurch<br />

hofft man, in acht Jahren mit<br />

0,3 Mrd. EUR die Umrüstung<br />

von rund 180 000 Güterwagen<br />

deutscher Halter zu erreichen.<br />

Für ausländische Wagen rechnet<br />

man mit wirksamem Preisdruck<br />

der mehrbelasteten Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />

In Erwartung der Erg<strong>eb</strong>nisse<br />

aus europaweiten Versuchsfahrten<br />

eines EuropeTrain mit<br />

LL-Brems sohlen ist ein auf<br />

2014 befristetes DB-Forschungsprojekt<br />

Lärmreduzierter<br />

Güterverkehr durch innovative<br />

Verbundstoffbremssohlen<br />

(LäGiV) aufgelegt. Zusammen<br />

mit einem Herstellerkonsortium<br />

aus Wabtec/Becorit,<br />

Bremskerl, Honeywell,<br />

Federal Mogul und TMD Friction<br />

sowie deren Verband der<br />

Reibbelagindustrie (VRI) will<br />

man bis 2012 erste Prototypen<br />

und dann mehrere marktfähige<br />

LL-Verbund stoff bremssohlen<br />

entwickeln, welche die<br />

aus den Versuchsfahrten gewonnenen<br />

Zulassungskriterien<br />

erfüllen. Den 15 Mio. EUR Gesamtetat<br />

fördert das Bundesministerium<br />

für Wirtschaft<br />

und Technologie mit knapp<br />

7 Mio. EUR. Die LL-Sohlen sind<br />

begehrte Alternative zu den<br />

seit 2003 zugelassenen<br />

K-Brems sohlen, deren anderes<br />

ÖBB-Klimabilanz 2010<br />

Mit 92 % der 16,7 Hz-<strong>Bahnen</strong>ergie<br />

aus erneuerbaren Energien<br />

ist der elektrische Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

in Österreich im Vergleich<br />

zu dem in der Schweiz mit 75 %<br />

und zu Deutschland mit 20 %<br />

überaus klimafreundlich. Der<br />

absolute Bedarf ist seit 2003<br />

praktisch gleich groß g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en<br />

(Bild 5 in <strong>eb</strong> Heft 7/2010 Seite<br />

294), obwohl in diesen Jahren<br />

die transportierten Gütermengen<br />

und Personenzahläquivalente<br />

um >10 % gestiegen sind.<br />

Erreicht wurde das durch den<br />

vermehrten Einsatz rückspeisefähiger<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge und<br />

Schulung der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer<br />

in Energie sparender<br />

Fahrweise.<br />

ÖBB-Bahnstromversorgungspreise 2011<br />

Reibwertverhalten teure Umbauten<br />

der gesamten Bremsanlage<br />

erfordert.<br />

ÖBB Infrastruktur bestimmt<br />

für 16,7-Hz-Bahnstrom-Jahresverträge<br />

2011 als Hochtarifzeit<br />

(HT) für Montag bis Freitag,<br />

soweit kein Feiertag,<br />

08:00 bis 20:00, als Niedertarifzeit<br />

(NT) für Montag bis<br />

Samstag, soweit kein Feiertag,<br />

00:00 bis 06:00 sowie für<br />

Sonn- und Feiertag 00:00 bis<br />

09:00; dazwischen gilt Mitteltarif<br />

(MT).<br />

Als Arbeitspreise ab Oberleitung<br />

gelten für Elektro-<br />

Zugfahrten mit Zählerwertenabrechnung<br />

HT 159,25 EUR/<br />

MWh, MT 117,72 EUR/MWh<br />

und NT 103,27 EUR/MWh. Die<br />

Preise enthalten das Entgelt<br />

für die Nutzung des Bahnstromnetzes<br />

und alle mit<br />

„Stromlieferungen“ zusammenhängenden<br />

Abgaben und<br />

Steuern, ausgenommen 20 %<br />

Umsatzsteuer. Bemerkenswert<br />

ist, dass rückgespeister Bahnstrom<br />

mit denselben Werten<br />

vergütet wird. Blauer Bahnstrom,<br />

das heißt zu 100 % aus<br />

Wasserkraft stammend, kostet<br />

zeitunabhängig 3,00 EUR/<br />

MWh mehr für den Saldo aus<br />

Abnahme und Rückspeisung.<br />

Messpreise fallen mit 65,00,<br />

70,00 oder 75,00 EUR/Monat<br />

an, je nachdem, wem der<br />

Zähler gehört und wer ihn<br />

ausliest.<br />

Für die Durchleitung gelten<br />

als Netznutzungspreise, bei<br />

den selben Tarifzeiten, bei HT<br />

und MT etwa die 0,5-fachen<br />

Werte und bei NT etwa der<br />

0,7-fache, Viertelstunden-<br />

Rückspeisesalden werden wesentlich<br />

geringer vergütet.<br />

Quelle: ÖBB Presse Infrastruktur<br />

AG Das Unternehmen<br />

Bahnstromversorgung<br />

Bahnstrompreise-Jahresvertrag<br />

oder Durchleitungspreise<br />

Produkte und Lösungen<br />

Mobiles Störfeldmessgerät<br />

Für interoperabel einsetzbare<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge sieht die<br />

Richtlinienreihe EN 50238<br />

unter anderem Mess- und<br />

Bewertungsverfahren vor, die<br />

Zulassungen ohne länderspezifische<br />

Messungen ermöglichen<br />

sollen. Das Frequenzmanagement<br />

wird auf Basis der<br />

in TS 50238-3 definierten<br />

Verfahren im Interface Document<br />

der aktuell überarbeiteten<br />

TSI-CCS festgelegt werden.<br />

Das mobile System<br />

Magnetic Noise Receiver<br />

(MNR) auf Basis INTEL-<br />

432 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Produkte und Lösungen Journal<br />

Industrie-PC kann dazu Echtzeitmessungen<br />

aufnehmen,<br />

aufzeichnen und auswerten.<br />

Messreihen bei den ÖBB bestätigten,<br />

dass es die TS-<br />

Anforderun gen zur Messmethodik<br />

und Auswertung<br />

voll erfüllt. Seine Funktionen<br />

wie dreidimensionale Felder-<br />

Erfassung und Echtzeitauswertung<br />

wurden bei Fahrgeschwindigkeiten<br />

bis 200 km/h<br />

bewiesen. Online-Auswertung<br />

mittels FFT-Analyse oder diskret<br />

programmierten Filterkurven<br />

konnte dargestellt<br />

werden, aber auch Aufzeichnung<br />

der unbearbeiteten<br />

Rohdaten zur späteren Auswertung<br />

ist möglich. Besondere<br />

Merkmale sind robuste<br />

Befestigung an der Schiene<br />

und Einstellmöglichkeiten<br />

nach Vorbild RSR 123.<br />

Info: www.frauscher.com<br />

Mobile Magnetic Noise Receiver im Feldtest (Foto: Frauscher Sensortechnik<br />

GmbH).<br />

Kommentare<br />

zur Y-Nordringanbindung Berlin Hauptbahnhof<br />

Die Nachricht vom Baubeginn<br />

wirft wieder die Frage nach<br />

dem Sinn auf, für derzeit veranschlagte<br />

226 Mio. EUR eine neue<br />

zweigleisige Y-Anbindung der<br />

S-Bahn an die Ringbahn zu<br />

bauen und unterirdisch in den<br />

neuen Hauptbahnhof (Hbf)<br />

hineinzuführen, wo es doch in<br />

Sichtweite bereits die mit 1 AC<br />

15 kV elektrifizierten zweigleisigen<br />

Strecken Westhafen – Hbf<br />

und Gesundbrunnen – Hbf und<br />

weiter über Potsdamer Platz<br />

zum Südkreuz gibt. Damit<br />

besteht bereits eine perfekte<br />

Anbindung des Hbf von Norden<br />

und von Süden her, deren vier<br />

Tunnel- und acht Bahnsteiggleise<br />

bei weitem nicht ausgelastet<br />

sind. Welch schnelle Verbindungen<br />

darauf möglich sind, zeigte<br />

sich, als im Herbst 2009 die<br />

S-Bahn-Fahr zeug misere Ersatz-<br />

Fahrplanausschnitt Süd-Nord-Regionalverkehr Berlin Herbst 2009 (Sammlung Ch. Tietze).<br />

verkehr mit AC-Tri<strong>eb</strong>zügen Baureihe<br />

425 erforderte (Bild). Ein<br />

durchdachtes Betri<strong>eb</strong>skonzept<br />

hiernach könnte die zweite<br />

Y-Spange, den fünften Hbf-<br />

Tief bahn steig und später die<br />

zweite Spree-Unterquerung<br />

zum Potsdamer Platz überflüssig<br />

machen. Übergänge vom<br />

und zum S-Bahnnetz sind in<br />

den neuen oder großzügig<br />

modernisierten Bahnhöfen<br />

Jungfernheide und Gesundbrunnen<br />

am Nordring, Potsdamer<br />

Platz in Stadtmitte und<br />

Südkreuz am Südring vorhanden,<br />

einige unstrittig fehlende<br />

Zwischenhaltepunkte können<br />

auf weitgehend stillgelegtem<br />

Bahngelände mit wenig Aufwand<br />

geschaffen werden. Die<br />

Länder Berlin und Brandenburg<br />

sollten ihre gedeckelten Finanzmittel<br />

für Nahverkehrsleistungen<br />

sinnvoller schrittweise von<br />

der S-Bahn – mit Stromschiene<br />

DC 800 V ohnehin ein nicht<br />

mehr zeitgemäßes Unikat – auf<br />

das 1AC-Bahnnetz verlagern.<br />

Das wäre zugleich ein Beitrag<br />

zur Lösung des Fahrzeugmangels<br />

bei der S-Bahn, der wohl<br />

auch bis 2017 nicht behoben<br />

sein wird.<br />

Christian Tietze, Berlin<br />

zu Diesellokomotiven für die DB<br />

Mit dem in <strong>eb</strong> Heft 6/2011<br />

(Seite 311–312) gemeldeten<br />

Vertragsabschluss zwischen<br />

DB Regio und Bombardier<br />

Transportation über die Lieferung<br />

von 200 dieselelektrischen<br />

Lokomotiven von 2013<br />

bis 2020 scheint ein grundsätzlicher<br />

Übergang vom dieselhydraulischen<br />

zum dieselelektrischen<br />

System vorgesehen zu<br />

sein. Dies wäre das Ende einer<br />

mit dem Namen Föttinger<br />

verbundenen Ära. Der Maschineningenieur<br />

Hermann<br />

Föttinger (* 1877 in Nürnberg,<br />

† 1943 in Berlin) war Konstrukteur<br />

bei der Vulkan-Werft in<br />

Stettin und später Professor<br />

an den Technischen Hochschulen<br />

Danzig sowie Berlin; er<br />

erfand unter anderem die<br />

Föttinger-Kupplung und das<br />

Föttinger-Getri<strong>eb</strong>e.<br />

Joseph Beiens, München<br />

Anmerkung: DB Schenker hat<br />

im Sommer 2008 bei Voith<br />

Turbo 130 dieselhydraulische<br />

Rangierlokomotiven bestellt.<br />

Im Vorfeld dazu sagte die DB<br />

auf Anfrage, dass die Wahl<br />

von Dieselelektrik oder Dieselhydraulik<br />

den Anbietern überlassen<br />

bleibe und die Entscheidung<br />

von den Life Cycle<br />

Costs abhängen werde. Wie<br />

vor drei Jahren gilt auch heute,<br />

dass öffentliche Vergleiche<br />

hierüber <strong>eb</strong>enso interessant<br />

wären wie vor 25 Jahren<br />

(Historie in <strong>eb</strong> Heft 9/2007<br />

Seiten 497–499). Hersteller<br />

und Betreiber seien hiermit<br />

dazu aufgerufen.<br />

Be<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

433


Journal Kommentare<br />

zu Autotransformatoren zur<br />

Spannungsstützung<br />

Die im <strong>eb</strong>-Heft 4-5/2011 Seite<br />

242–246 im Abschnitt 3 beschri<strong>eb</strong>ene<br />

Lösung, die Spannungshaltung<br />

bei AC-<strong>Bahnen</strong><br />

mit 1AC-Autotransformatoren<br />

zu verbessern, ist nicht grundsätzlich<br />

neu. Sie wurde vielmehr<br />

schon in den 1950er<br />

Jahren einmal bei der DB angewendet,<br />

um die Fahrleitungsspannung<br />

auf der 22-‰-Rampe<br />

Geislingen (Steige) – Amstetten<br />

heraufzusetzen [1].<br />

Be<br />

[1] Schneider, M.: Zusatzumspanner<br />

für die Verbesserung der<br />

Fahrleitungsspannung auf Steilrampen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

23 (1952), H. 9, S. 228–232. Prinzipschaltbild Zusatzumspanner zum Hochsetzen der Fahrleitungsspannung<br />

in Amstetten zwischen Unterwerken Neu-Ulm (links, 29 km) und<br />

Plochingen (rechts, 44 km) (Bild 3 in [1]).<br />

Blindleistung<br />

Abspannportal mit Traversen<br />

Fehlstation<br />

„Zum Erneuern von 26 km<br />

Gleis müssen 50 km Schienen<br />

... eing<strong>eb</strong>aut werden.“ (aus<br />

Skript zu einer Streckengroßsanierung).<br />

Perspektivisch anderer Aus schnitt<br />

von Unterwerk an der Strecke<br />

Beijing – Tianjin (Bild 6 in <strong>eb</strong><br />

Heft 8/2009 Seite 348).<br />

434 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


mit 5 zusätzlichen Fachaufsätzen<br />

WISSEN für die ZUKUNFT<br />

2. Auflage<br />

<strong>Elektrische</strong> Zugförderung<br />

im Lötschberg-Basistunnel<br />

Dieses Buch dokumentiert und illustriert die<br />

Einzelschritte vom Pflichtenheft bis zur Betri<strong>eb</strong>sbewilligung<br />

für den Bahnverkehr in dem Jahrhundertbauwerk.<br />

Der Lötschberg-Basistunnel ist die erste alpenunterquerende<br />

Hochleistungsbahnverbindung, die zum<br />

Europäischen Hochgeschwindigkeitsnetz gehört.<br />

Der Tunnel wird seit Dezember 2007 fahrplanmäßig<br />

sowohl von Reisezügen genutzt, die mit Geschwindigkeiten<br />

von bis zu 250 km/h fahren, wie auch von<br />

Güterzügen mit bis 3.250 Tonnen Anhängelast. Seine<br />

elektrische Ausrüstung ist nach Umfang und Anforderungen<br />

bis heute beispiellos und einzigartig.<br />

Erfahren Sie, welche ingenieur- und bautechnischen<br />

Meisterleistungen nötig waren, bis der sichere<br />

Betri<strong>eb</strong> von Hochgeschwindigkeitszügen durch diese<br />

Alpentransversale möglich wurde.<br />

Hrsg. M. Lörtscher<br />

2. erweiterte Aufl age 2010, ca. 190 Seiten, Broschur<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

Sofortanforderung per Fax: +49 / 201 / 82002-34 oder im Fensterumschlag einsenden<br />

Ja, ich bestelle gegen Rechnung 3 Wochen zur Ansicht<br />

___ Ex. <strong>Elektrische</strong> Zugförderung in Lötschberg-Basistunnel<br />

2. Aufl age 2010 für € 79,90<br />

(zzgl. Versand)<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer<br />

Gutschrift von € 3,– auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname/Name des Empfängers<br />

Straße/Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

E-Mail<br />

Branche/Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

Kontonummer<br />

Datum, Unterschrift<br />

EZLB2Z2010<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z. B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Postfach 10 39 62, 45039 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


Journal Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> im Jahre 1936 – Teil 2<br />

Fortsetzung zu <strong>eb</strong> Heft 3/2011<br />

Seiten 165–167<br />

Gleich am Anfang stand<br />

mit [16] das große Elektrifizierungsvorhaben<br />

der Deutschen<br />

Reichsbahn im Vordergrund,<br />

das schon in früheren Heften<br />

angekündigt war und nun mit<br />

hoher Priorität begonnen wurde,<br />

nämlich der elektrische Lückenschluss<br />

zwischen süddeutschem<br />

und mitteldeutschem<br />

Netz über 320 km mit dem<br />

Fernziel Berlin (Bild 8). Diese<br />

Karte ist bemerkenswert, weil<br />

hier erstmalig die mögliche<br />

Verbindung Leipzig – Dresden<br />

– Görlitz zum schlesischen<br />

Netz dargestellt erscheint.<br />

Konkrete Planungen hierzu<br />

sind nicht bekannt; mit dem<br />

Zweiten Weltkrieg zerplatzte<br />

ohnehin diese Vision. Auch die<br />

für Sommer 1939 geplante Betri<strong>eb</strong>saufnahme<br />

bis Halle<br />

scheiterte kriegsbedingt, gelang<br />

aber immerhin bis Leipzig<br />

noch im November 1942. Zu<br />

dem Vorhaben gehörte auch<br />

der Zusammenschluss der<br />

16 2 / 3<br />

-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

zwischen den nicht ausgelasteten<br />

Wasserkraftwerken<br />

in Bayern und dem Braunkohlekraftwerk<br />

Muldenstein mit<br />

einer 110-kV-Bahnstromleitung<br />

und einem Umformer bei<br />

Nürnberg als weiterem Stützpunkt.<br />

Die Investitionen waren<br />

mit 68 Mio. Reichsmark (RM)<br />

für ortsfeste Anlagen veranschlagt<br />

und teilten sich zu rund<br />

64 % für Starkstrom anlagen<br />

und 36 % für Bau, Fernmeldeund<br />

Sicherungstechnik auf, für<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugbeschaffung waren<br />

46 Mio. RM vorgesehen. Die<br />

Reichsbahn musste strenge,<br />

nach Prozentsätzen für die einzelnen<br />

Gewerke geltende Vorgaben<br />

zur Beschäftigung Arbeitsloser<br />

beachten.<br />

Ähnliche Großvorhaben<br />

hatten sich die kleineren Österreichischen<br />

Bundesbahnen<br />

(BBÖ) vorgenommen [28]. Eine<br />

bekannte Netzkarte (<strong>eb</strong> Heft<br />

7/2008 Seite 331 Bild 9) zeigte<br />

die geplante Ausdehnung des<br />

elektrischen Betri<strong>eb</strong>s östlich<br />

von Salzburg nach Wien und<br />

von dort auf der historischen<br />

Bild 8: Streckenelektrifizierung Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft 1936 (Bild 1 aus [16]).<br />

Bild 9: Zwei Tri<strong>eb</strong>züge Vorg<strong>eb</strong>irgsbahn Köln – Bonn, Baujahr 1930 (Bild 7<br />

aus [29]).<br />

Spurweite 1 435 mm, Fahrleitungsnennspannung DC 1 100 V, Länge über<br />

Puffer 2 x 19 m, Radsatzfolge Bo’Bo‘+22, Stundenleistung 460 kW, Höchstgeschwindigkeit<br />

85 km/h, Sitzplatzzahl 140<br />

Südbahn nach Graz, jedoch<br />

wurde im Text dies nicht kommentiert.<br />

Das hauptsächlich<br />

nach dem Ersten Weltkrieg<br />

von Westen her einschließlich<br />

Brenner- und Tauernbahn bis<br />

Salzburg mit 1 AC 15 kV<br />

16 2 / 3<br />

Hz elektrifizierte Netz<br />

hatte 826 km Betri<strong>eb</strong>slänge erreicht.<br />

Einschließlich der 91 km<br />

langen mit 1 AC 25 Hz betri<strong>eb</strong>enen<br />

Mariazeller Schmalspurbahn<br />

und einiger lokaler DC-<br />

<strong>Bahnen</strong> betrugen die netzweiten<br />

Anteile schon 16 % der<br />

Streckenlänge und 21 % der<br />

Bruttotonnenkilometer. An<br />

elektrischen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

waren 219 Lokomotiven und<br />

Tri<strong>eb</strong>wagen vorhanden.<br />

Schwerpunkt des Berichtes waren<br />

wieder die Energiewirtschaft<br />

und die Betri<strong>eb</strong>sführung<br />

der fünf Wasserkraftwerke<br />

mit zusammen 94 MW<br />

Leistung, die sich zu 56 % auf<br />

Speicher- und 44 % auf Laufwasserwerke<br />

aufteilten. Nur<br />

134 GWh mittlere Jahresarbeit,<br />

das heißt nur 1 660 h/a Ausnutzung<br />

erklärten sich zum Teil<br />

aus ungleichförmigem Wasserzufluss<br />

und aus hohen Lastspitzen<br />

auf G<strong>eb</strong>irgsstrecken,<br />

zeigten aber auch Überkapazitäten.<br />

Diagramme der Tagesbelastung<br />

und Regelkennlinien<br />

der ständig im Verbund parallel<br />

betri<strong>eb</strong>enen Kraftwerke<br />

veranschaulichten die Zusammenhänge.<br />

Im Raum Köln war die ursprünglich<br />

meterspurige, von<br />

den Köln-Bonner Eisenbahnen<br />

(KBE) betri<strong>eb</strong>ene Vorg<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

Köln – Brühl – Bonn nach<br />

1920 schrittweise auf Tri<strong>eb</strong>wagen<br />

mit Benzolmotorantri<strong>eb</strong><br />

umgestellt worden. Ab 1929<br />

erfolgte <strong>eb</strong>enfalls abschnittsweise<br />

der Umbau auf Normalspur<br />

mit Linienverbesserungen<br />

und die Elektrifizierung mit<br />

DC 1,1 kV wie schon 1906 bei<br />

der Rheinuferbahn. Mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

war 1935 der letzte Abschnitt<br />

Brühl – Köln fertiggestellt<br />

worden [29]. Für die rund<br />

30 km Gesamtstrecke, die in<br />

436 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Historie Journal<br />

Bild 10: Streckenfahrleitung<br />

Vorortverkehr<br />

Kopenhagen<br />

(Bild 3 aus [17]).<br />

Nennspannung DC<br />

1 500 V, Doppelfahrdraht<br />

Cu 2x100 mm 2<br />

nachgespannt, Tragseil<br />

70 mm 2 fest, Verstärkungsleiter<br />

Cu-Seil<br />

240 mm 2<br />

Bild 11: Tunnelfahrleitung Vorortverkehr Kopenhagen (Bild 11 aus [17]).<br />

Tragseil 2 x 70 mm 2 , sonst wie Bild 9<br />

Bild 12: Wassergekühlte<br />

12-anodige Hg-Dampfgleichrichter<br />

in Stahlgefäßen,<br />

Unterwerk<br />

Enghave Vorortverkehr<br />

Kopenhagen<br />

(Bild 16 aus [26]).<br />

Nenndaten DC 1 650 V,<br />

1 500 A dauernd bis<br />

4 500 A mit 40 s<br />

Bild 13: Forciert belüftete<br />

Wasserrückkühler<br />

Unterwerk Enghave<br />

(Bild 15 aus [26]).<br />

Bonn und in Köln auf die mit<br />

DC 0,55 kV betri<strong>eb</strong>enen Straßenbahnstrecken<br />

überging,<br />

waren nur zwei Unterwerke<br />

mit Hg-Dampf gleichrichtern<br />

notwendig. Die für 85 km/h<br />

ausgelegte Fahrleitung war<br />

wie bei der KBE als Kettenwerk-Oberleitung<br />

in Vielfachaufhängung<br />

ausgeführt. Ab<br />

1930 waren fest gekuppelte<br />

vierachsige Tri<strong>eb</strong>- und Steuerwagen<br />

neu beschafft (Bild 9).<br />

Es gab einen 30-/60-min-Taktfahrplan<br />

mit Personen- und<br />

Eilzügen. Seit den 1970er Jahren<br />

sind Vorg<strong>eb</strong>irgsbahn und<br />

Rheinuferbahn als U-<strong>Bahnen</strong><br />

in den Verkehrsverbund Rhein-<br />

Sieg integriert.<br />

Kopenhagen mit damals<br />

0,8 Mio. Bewohnern hatte<br />

1934/1936 ein mit Oberleitung<br />

DC 1,5 kV betri<strong>eb</strong>enes Nahverkehrsnetz<br />

erhalten [17; 26]. Es<br />

war überwiegend mit eigenen<br />

Gleisen parallel zu den vom<br />

Hauptbahnhof ausstrahlenden<br />

Fernverkehrsstrecken angelegt<br />

und besteht trotz deren Elektrifizierung<br />

mit 1AC 25 kV 50 Hz<br />

ab 1985 auch heute noch. Eine<br />

grundsätzliche Systemdiskussion<br />

hatte es vorher nicht geg<strong>eb</strong>en,<br />

nur die Alternative<br />

DC 3 kV war im Hinblick auf<br />

Leitungskupferersparnis untersucht<br />

und wegen erhöhter<br />

Fahrzeugkosten wieder verworfen<br />

worden, desgleichen<br />

ein Stromschienenbetri<strong>eb</strong> wegen<br />

vieler Gleiskreuzungen.<br />

Die Bauart der Streckenfahrleitung<br />

folgte deutschen Normen<br />

bei 350 mm Zickzack, während<br />

im Innenstadt-Tunnel eine Sonderbauform<br />

mit gespreiztem<br />

Doppeltragseil entstand (Bilder<br />

10 und 11). Die Standorte der<br />

zunächst vier Unterwerke einheitlicher<br />

Bauart und Leistung<br />

waren für 30 % maximalen<br />

Spannungsfall und mit Blick<br />

auf Streckenerweiterungen<br />

ausgesucht (Bilder 12 und 13).<br />

Für ein flexibles Zugang<strong>eb</strong>ot<br />

wurden zunächst kuppelbare<br />

Tri<strong>eb</strong>züge aus zwei Tri<strong>eb</strong>- und<br />

einem Mittelwagen mit<br />

8 x 120 kW Stundenleistung eingesetzt,<br />

später sollte es auch<br />

Züge mit zwei Mittelwagen sowie<br />

aus je einem Tri<strong>eb</strong>wagen<br />

und Steuerwagen g<strong>eb</strong>en.<br />

Zwei Beiträge erinnern daran,<br />

wie schon in früher Zeit<br />

der Bahnelektrifizierung extreme<br />

Witterungseinflüsse die<br />

Standfestigkeit der Bahnstrom-<br />

Fernleitungen herausforderten.<br />

An der Arlberg-Leitung<br />

der BBÖ hatten zwei schwere<br />

Lawinenabgänge aufwändige<br />

Reparaturen erfordert [20]. Im<br />

schlesischen Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland<br />

hatten leidvolle Erfahrungen<br />

grundsätzliche Verbesserungen<br />

der Mastbauformen<br />

und der Seilaufhängungen erfordert,<br />

um Kurzschlüsse und<br />

Seilrisse durch Wind und Eisbelag<br />

zu vermeiden, und ein Enteisungsverfahren<br />

mittels gezieltem<br />

Einspeisen begrenzter<br />

Kurzschlussströme war erfolgreich<br />

gewesen (Bild 14); das<br />

Wissen um diese Kunstschaltungen<br />

scheint heute verloren<br />

zu sein. Eislastbeanspruchungen<br />

und ihr Einfluss auf den<br />

Durchhang führten nach komplizierten<br />

Rechenbeispielen<br />

zur sicheren Erkenntnis, dass<br />

Schwenkausleger an Fernleitungsmasten<br />

Gewicht und Material<br />

sparen und den festen<br />

Auslegern mechanisch gleichwertig<br />

seien [19].<br />

Zur Einstimmung auf nun<br />

folgende Beiträge zu Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

konnte man sich<br />

in [23] einlesen, wo systematisch<br />

abgeleitet alle wegen der<br />

Vielzahl damaliger Fahrzeugkonstruktionen<br />

möglichen<br />

Radsatzfolgen mit alpha-numerischer<br />

Codierung erfasst<br />

wurden. Dieses Schema ist<br />

auch heute noch gültig, wenn<br />

es daraus auch praktisch nur<br />

noch die Einzelachsantri<strong>eb</strong>e<br />

Bo‘Bo‘und Co’Co‘ gibt, in<br />

Frankreich vereinfacht als BB<br />

und CC bezeichnet.<br />

Einen weiteren Normierungserfolg<br />

in Zusammenarbeit<br />

mit IEC konnte der Herausg<strong>eb</strong>er<br />

in [36] darstellen: In<br />

übersichtlicher Gliederung<br />

wurden die Schaltzeichen der<br />

Starkstrom-, Steuer- und Messkreise<br />

elektrischer Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

tabellarisch dargestellt<br />

und in drei Sprachen verbindlich<br />

benannt (Bild 15). Auch<br />

wenn viele Symbole durch<br />

Leistungselektronik und Rechnertechnik<br />

überholt sind,<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

437


Journal Historie<br />

Bild 14: Zweipoliges Schaltbild Fernleitungsheizung im schlesischen Bahnstromnetz bei fortgeführtem elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> (Bild 8 aus [18]).<br />

Lauban: Heizkurzschlussschalter<br />

Hirschberg: Heiztrennschalter, Sammelschienen I und II 80 kV, Umspanner-Hauptschalter, (Bahn)-Um spanner in Heizschaltung, Trennumschalter, Heizhauptschalter<br />

2 und 1, (Bahn)-Umspanner in Betri<strong>eb</strong>sschaltung, Sammelschienen I und II 15 kV zum Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

Nieder Salzbrunn: Erdungsschalter, Außen-Hauptschalter, Sammelschienen I und II 80 kV außen mit Abzweigen nach Breslau, Heiztrennschalter, Innen-<br />

Hauptschalter, Sammelschienen I und II 80 kV, Umspanner-Hauptschalter, Trennschalter, Bahnumspanner in Betri<strong>eb</strong>sschaltung und in Heizschaltung,<br />

(Heiz)-Hauptschalter, Trennschalter, Sammelschienen I und II 15 kV zum Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

Mittelsteine: Erdungsschalter, Bahnstromleitungen I und II 80 kV<br />

lohnt die Darstellung noch als<br />

Übersetzungshilfe.<br />

Beeindruckend umfangund<br />

inhaltsreich war die Beschreibung<br />

[22] der schon früher<br />

vorgestellten deutschen<br />

1‘Do1‘-Schnellzuglokomotive<br />

E 18 (<strong>eb</strong> Heft 11/2010 Seite<br />

537 Bild 13). Wegen ihrer beachtlichen<br />

4 220 PS = 3 100 kW<br />

„größter Stundenleistung auf<br />

letzter Fahrstufe bei 15 kV<br />

Fahrdrahtspannung“ und<br />

150 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />

wurde sie damals als „leistungsstärkste<br />

Einrahmen-Lokomotive<br />

der Welt“ gerühmt<br />

und auch wegen ihrer gelungenen<br />

aerodynamischen Kontur<br />

auf der Pariser Weltausstellung<br />

1937 ausgezeichnet.<br />

Die elektrische Ausrüstung<br />

war aus der E 04 (<strong>eb</strong> Heft<br />

Bild 15: Beisipiel IEC-Schaltzeichen (Ausschnitt aus Tafeln in [36]).<br />

7/2008 Seite 332) von drei auf<br />

vier Fahrmotoren höherer<br />

Leistung weiter entwickelt<br />

worden. Die Führung der äußeren<br />

Treibradsätze übernahmen<br />

die bewährten Krauss-<br />

Helmholtz-Lenkgestelle Bauart<br />

Kleinow (Bild 16). Erstmalig<br />

bei elektrischen Lokomotiven<br />

wurde eine Hochleistungs-<br />

Druck luft bremse mit geschwindigkeitsabhängiger<br />

selbsttätiger Abstufung des<br />

Bremszylinderdrucks angewendet<br />

(Bild 17). Illustriert<br />

438 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong>


Historie Journal<br />

Tabelle 1: Fernleitungsheizung im schlesischen Bahnstromnetz (Ergänzungen<br />

aus Bild 14).<br />

Bild 16: Lenkgestell Schnellzuglokomotive E 18 und Treibradsatz, AEG-<br />

Hohlwellen-Federtopf antri<strong>eb</strong>, Fahrmotor und Doppellüfter getrennt für<br />

Ständer und Läufer (Bild 8 aus [22]).<br />

Bild 17: Fliehkraftschalter für zweistufige<br />

Druckluftbremse Schnellzuglokomotive<br />

E 18 (Bild 17 aus [22]).<br />

<strong>eb</strong> 109 (2011) Heft 8<br />

Lauban –<br />

Hirschberg<br />

Hirschberg –<br />

Nieder Salzbrunn<br />

Nieder Salzbrunn –<br />

Mittelsteine<br />

Entfernung km 41 46 38<br />

Cu-Leiterseil mm 2 30 65 90<br />

Heizstrom A 155 275 375<br />

Heizdauer min 45 60 45<br />

Bild 18: Wirbelstrombremsmagnete<br />

(Bild 15 aus [32]).<br />

Bild 19: Wirbelstrombremsscheibe<br />

(Bild 14 aus [32]).<br />

wurde dies mit einem ganzseitigen<br />

Farbdruck des Druckluftschemas<br />

als Beilage; <strong>eb</strong>enso<br />

großzügig lag auch der elektrische<br />

Steuerstromschaltplan<br />

farbig bei. Von einer Serienbestellung<br />

der Reichsbahn für 92<br />

Lokomotiven wurden kriegsbedingt<br />

nur 53 geliefert, dazu<br />

8 lizenzierte Nachbauten für<br />

die BBÖ. Die DB übernahm 39<br />

Stück mit schweren Kriegsschäden<br />

in ihren Bestand und<br />

ließ 1955 zwei Stück nachbauen;<br />

die letzten davon wurden<br />

erst 1984 ausgemustert! Die<br />

E 18 047 ist nach Wiederaufarbeitung<br />

betri<strong>eb</strong>sfähig. Bei der<br />

DR erl<strong>eb</strong>ten zwei für 180 km/h<br />

umg<strong>eb</strong>aute E 18 als BR 218 sogar<br />

noch die politische Wende<br />

1989 und sind als nicht mehr<br />

betri<strong>eb</strong>sfähige Museumsfahrzeuge<br />

erhalten g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en.<br />

Die in [23] vorgestellte Meterspur-Bahnstrecke<br />

erschloss<br />

den Südosten Brasiliens südlich<br />

Rio de Janeiro im Güterund<br />

Personenverkehr und fällt<br />

zur Atlantikküste hin mit 20<br />

bis 35 ‰ kurvenreich ab. Als<br />

Exportauftrag für elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong> mit DC1,5 kV lieferte<br />

SSW fünf Unterwerke und<br />

acht Bo’Bo‘-Lokomotiven für<br />

nur 12 t Radsatzlast mit<br />

720 kW Stundenleistung. Die<br />

planmäßigen Anhängelasten<br />

sollten 200 bis 300 t betragen.<br />

Der Mechanteil wurde von der<br />

BMAG vorm. L. Schwartzkopff<br />

bezogen und war mit deren<br />

für deutsche E 44-Prototyplokomotiven<br />

entwickelten Achsdruck-Ausgleichsvorrichtung<br />

ausgestattet. Die elektrische<br />

Ausrüstung entsprach damaligem<br />

Stand der DC-Technik mit<br />

Widerstandsteuerung und Reihen-/Parallelgruppierung.<br />

Erstaunlicher<br />

Weise war trotz<br />

der Gewichtsgrenze n<strong>eb</strong>en<br />

Druckluft– und Vakuumbremse<br />

auch eine elektrische Widerstandsbremse<br />

unterg<strong>eb</strong>racht,<br />

über deren Leistung<br />

nichts gesagt war.<br />

Nachrichten über neue Entwicklungen<br />

in der Sowjetunion<br />

gab es nur spärlich. In [25]<br />

konnte der dem Berichter/verbundene<br />

AEG-Kollege/Andreas<br />

Brauer über Schnellzuglokomotiven<br />

für DC 3 kV der<br />

Werke „Dynamo“ und „Kolomna“<br />

mit Radsatzfolge<br />

2‘Co2‘, AEG-Federtopfantri<strong>eb</strong>en,<br />

2 040 kW Stundenleistung<br />

und 130 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />

berichten. N<strong>eb</strong>en<br />

einer Datentabelle skizzierte<br />

der Verfasser den mechanischen<br />

Aufbau von<br />

Fahrmotoren und Antri<strong>eb</strong>en.<br />

Außer der Druckluftbremse<br />

war auch eine nicht näher<br />

spezifizierte elektrische Widerstandsbremse<br />

vorhanden.<br />

Ob es in dieser Zusammenarbeit<br />

zu einer Serienfertigung<br />

kam, bli<strong>eb</strong> offen.<br />

Der Mitherausg<strong>eb</strong>er und<br />

Elektrifizierungsdirektor der<br />

SJ konnte es nicht lassen, in<br />

[27] noch einmal eine Lanze<br />

für den Kurbelwellen-Stangenantri<strong>eb</strong><br />

elektrischer Lokomotiven<br />

zu brechen, speziell<br />

der 1‘C1‘-Bauart Reihe D, und<br />

die Argumente und Kostenrechnungen<br />

deutscher Fachleute<br />

für den Einzelachsantri<strong>eb</strong><br />

([14] in Teil 1) zu zerpflücken.<br />

Geschichtliche<br />

Ironie ist, dass die SJ erst 30<br />

Jahre später zum Einzelachsantri<strong>eb</strong><br />

fanden, die Bo’Bo‘-<br />

Nachfolg<strong>eb</strong>auarten Rc 1 bis 6<br />

ihres Hoflieferanten ASEA<br />

dann aber zu 1AC-Exportschlagern<br />

nach Österreich,<br />

Südosteuropa, Iran und selbst<br />

USA für AMTRAC wurden.<br />

Das Heft 8 stand unter dem<br />

Leitthema Leichtmetall [30; 31;<br />

32; 33; 34; 35]. Die staatlich gelenkte<br />

deutsche Wirtschaftspolitik<br />

für devisensparende Heimstoffe<br />

gab dem hohe Priorität<br />

[34], um den Import von Cu, Sn<br />

und Zk zu vermeiden. Obwohl<br />

die Produktion von Al-Legierungen<br />

teurer war, wurden<br />

zahlreiche Beispiele für nun<br />

bevorzugte Ersatzkonstruktionen<br />

überwiegend für nicht tragende<br />

Elemente im Fahrzeugbau<br />

vorgestellt. Der Leitartikel<br />

[30] eines Schweizer Autors<br />

stellte eine Fülle neuer Konstruktionen<br />

aus unterschiedlichen<br />

Al-Legierungen mit ihren<br />

Handelsnamen dar, hauptsächlich<br />

bei Nahverkehrs- und<br />

Schnelltri<strong>eb</strong>wagen. Bemerkenswert<br />

erscheinen die erstmalige<br />

Anwendung von<br />

Strangpressprofilen in selbsttragenden<br />

Fachwerk-Gerippekonstruktionen<br />

als „Schalen-<br />

439


Journal Historie<br />

kasten“, der späteren verwindungssteifen<br />

Röhre, damals<br />

noch genietet, dazu Versuchsdrehgestelle<br />

sogar einschließlich<br />

gegossener Scheibenräder.<br />

Wegen des gegenüber Stahl<br />

kleineren Elastizitätsmoduls<br />

und gleichzeitig höherer<br />

Streckgrenze ordnete man den<br />

Al-Konstruktionen viel höhere<br />

Formänderungsarbeit bei Aufstößen<br />

zu. In [32] wurden Versuchszüge<br />

von Pullman/<br />

Westing house mit Al-Kasten<br />

und -Drehgestellen mit solchen<br />

von Budd Company/GE aus<br />

stainless steel verglichen. Interessant<br />

ist dabei die von GE eing<strong>eb</strong>rachte<br />

Scheibenbremse<br />

(Bilder 18 und 19) mit DC-Erregung<br />

aus der Stromschiene, für<br />

die Serie umgestellt auf generatorische<br />

Erregung durch die<br />

bremsenden Fahrmotoren. Beitrag<br />

[35] schloss mit der Erkenntnis,<br />

dass Deutschland wegen<br />

der guten Erfahrungen<br />

mit Schwei ßen im Stahlbau<br />

noch Nachholbedarf für tragende<br />

Leichtmetallkonstruktionen<br />

im Fahrzeugbau habe<br />

und dazu ausländische Erfahrungen<br />

nutzen sollte.<br />

Die neu eingeführte Rubrik<br />

Das Ausland braucht, laut<br />

„DAZ“ zeigte die vielfältigen<br />

Beziehungen der deutschen<br />

Industrie zu den europäischen<br />

Nachbarstaaten und nach<br />

Übersee auf, unter anderem<br />

Mittel- und Südamerika. Gefragt<br />

waren vor allem Eisenbahnmaterial<br />

allgemeiner Art<br />

wie Oberbau, aber auch elektrische<br />

Komponenten und<br />

Werkstattausrüstungen. Eine<br />

Erfolgsmeldung betraf die<br />

AEG, die für 1 Mio. RM elektrische<br />

1,5-kV-Streckenausrüstungen<br />

Eindhoven – Utrecht<br />

und Utrecht – Arnhem liefern<br />

durfte.<br />

Christian Tietze<br />

Hauptbeiträge Jahrgang 12 (1936) Hefte 5 bis 8<br />

[16] Naderer, Georg: Die Elektrisierung<br />

Nürnberg – Halle/Leipzig.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 5, S. 101–103.<br />

[17] Kristensen, Johannes: Die<br />

Elektrisierung des Nahverkehrs<br />

von Kopenhagen,Teil I:<br />

Fahrleitungen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 5, S. 103–<br />

109.<br />

[18] Usbeck, Werner: Abwehrmaßnahmen<br />

gegen Eisbelastungen<br />

bei den Fernleitungen<br />

der schlesischen G<strong>eb</strong>irgsbahnen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 5, S. 110–116.<br />

[19] Iltgen, E.: Untersuchungen<br />

über Stahl-Aluminium-Freileitungen<br />

an Masten mit<br />

schwenkbaren Auslegern. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. 5, S. 116–12.<br />

[20] Karbus, J.: Lawinenschäden<br />

an der Arlbergpassleitung der<br />

Österreichischen Bundesbahnen<br />

im Winter 1934/35. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. 5, S. 121–127.<br />

[21] Hausmann: Schreibende Fahrleitungs-Meßgeräte.<br />

In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 5,<br />

S. 124–127.<br />

[22] Kleinow, Walter: 1Do1-Reichsbahn-Schnellzuglokomotive.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 6, S. 129–144.<br />

[23] Michel, Otto: Einheitliche Bezeichnung<br />

der Lokomotiven<br />

und Tri<strong>eb</strong>wagen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 6,<br />

S. 145–148.<br />

[24] Schröder, Wilhelm: Bo-Bo-<br />

Güterzuglokomotiven 1500 V-<br />

Gleich strom für die Oeste de<br />

Minas-Bahn in Brasilien. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. 6, S. 149–156.<br />

[25] Brr.: Die erste elektrische<br />

Schnellzuglokomotive PB 21<br />

der Sowjetunion. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 6,<br />

S. 156–157.<br />

[26] Fogtmann, H. W.: Die Elektrisierung<br />

des Nahverkehrs<br />

von Kopenhagen, Teil II: Die<br />

Gleichrichterwerke, die Fahrzeuge<br />

und Betri<strong>eb</strong>serg<strong>eb</strong>nisse.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 7, S. 159–170.<br />

[27] Öfverholm, Ivan: Die elektrischen<br />

Lokomotiven der<br />

Schwedischen Staatseisenbahnen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 7, S. 170.<br />

[28] Teichtmeister, Josef: Der elektrische<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> bei den Österreichischen<br />

Bundesbahnen<br />

im Jahre 1935. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 7, S. 171–<br />

174.<br />

[29] Streiffeller, W; Blasberg, F.:<br />

Der elektrische Betri<strong>eb</strong> der<br />

Vorg<strong>eb</strong>irgsbahn Köln – Bonn.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. 7, S. 175–180.<br />

[30] Müller, Josef: Leichtmetallkonstruktionen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 8, S. 183–<br />

189; Berichtigung H. 10, S. 258.<br />

[31] Steiner, F.: Die ersten Leichttri<strong>eb</strong>wagen<br />

der Schweizerischen<br />

Privatbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 8,<br />

S. 190–191.<br />

[32] Schaefer, H. H.: Neue Leichtzüge<br />

einer New-Yorker U-<br />

Bahngesellschaft. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 8,<br />

S. 192–196.<br />

[33] N. N.: Neuer Magirus-Tri<strong>eb</strong>wagen.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 8, S. 197.<br />

[34] N. N: Fahrzeugausrüstung mit<br />

heimischen Leichtmetallen. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 12 (1936),<br />

H. 8, S. 198.<br />

[35] Reidemeister, F.: Leichtmetallfahrzeuge.<br />

In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 12 (1936), H. 8, S. 199–<br />

203.<br />

[36] Michel, Otto: Schaltzeichen<br />

für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

12 (1936), H. 8, S. 203–213.<br />

Anzeige<br />

MARKTSPIEGEL<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu/marktspiegel<br />

Infrastruktur<br />

Öffentliche Ausschreibungen<br />

Ihr direkter Draht<br />

zum Marktspiegel<br />

Inge Matos Feliz<br />

Tel. 089 / 4 50 51-228<br />

Fax 089 / 4 50 51-207<br />

matos.feliz@oiv.de<br />

440 109 (2011) Heft 8 <strong>eb</strong><br />

Marktspiegel_07_2011.indd<br />

Marktspiegel_<strong>eb</strong>_196x89_4c.indd<br />

1<br />

1<br />

08.06.11<br />

16.06.11<br />

13:07<br />

12:03


Termine<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

DMG-Fachsymposium −<br />

„Lokomotiven und grüne Technologien“<br />

23.08.2011 Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft e.V.<br />

Chemnitz (DE) Bezirksgruppe Ost<br />

Fon: +49 371 50348-282, Fax: -280,<br />

E-Mail: sabine.felgnervoith.com,<br />

Internet: www.dmg-berlin.info<br />

9. DVWG Bahnforum<br />

01.09.2011 Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft e.V.<br />

Braunschweig (DE) Hauptgeschäftsstelle<br />

Fon: +49 30 29360-60 , Fax: 29360-629,<br />

E-Mail: katrin.schwark@DVWG.de,<br />

Internet: www.dvwg.de<br />

Seminar − Die rechtliche Verantwortung des Bauleiters<br />

bei der Leitung und Überwachung von Bauvorhaben<br />

11.-12.10.2011 Haus der Technik/Zweigstelle Berlin<br />

Berlin (DE) Fon: 030 3949-3411, Fax: -3437,<br />

E-Mail: h.cramer-jekosch@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-berlin.de<br />

DMG-Jahrestagung 2011 − „20 Jahre Hochgeschwindigkeitsverkehr<br />

in Deutschland – Nationale und internationale<br />

Perspektiven“<br />

13.-15.10.2011 Deutsche Maschinentechnische Gesellschaft E.V.<br />

Freiburg (DE) Bezirksgruppe Mitte<br />

Fon: + 49 6101-43956,<br />

E-Mail: bernd.rockenfelt@gmx.de,<br />

Internet: www.dmg-berlin<br />

suissetraffic 2011<br />

06.–09.09.2011 BEA bern expo AG<br />

Bern (CH) Fon: +41 31 34011-49, Fax: -44,<br />

E-Mail: info@beaexpo.ch,<br />

Internet: www.suissetraffic.ch<br />

11. Signal+Draht-Kongress<br />

03.–04.11.2011 DVV Media Group GmbH<br />

Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH<br />

Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />

E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com<br />

40. Tagung Moderne Schienenfahrzeuge<br />

11.-14.09.2011 Technische Universtität Graz<br />

Graz (AT) Fon: +43 316 8736216, Fax: 816896,<br />

E-Mail: peter.veit@TUGraz.at,<br />

Internet: www.schienenfahrzeugtagung.at<br />

Podiumsdiskussion „Wird die Bahn immer sicherer?“<br />

01.12.2011 Innovationszentrum Bahntechnik Europa e. V.<br />

Dresden (DE) Fon: 0351 4769857, Fax: 0351 4519675,<br />

E-Mail: meyer@izbe.eu,<br />

Internet: www.izbe.eu<br />

Seminar – Fahrleitungstechnik<br />

21.-23.09.2011 Schreck-Mieves GmbH<br />

Longuich (DE) Dagmar Daniel,<br />

Fon: +49 6502 9941-17, Fax: -68;<br />

E-Mail: dagmar.daniel@schreck-mieves.de<br />

STUVA-Tagung‘11<br />

06.–08.12.2011 Studiengesellschaft für<br />

Berlin (DE) unterirdische Verkehrsanlagen e.V.<br />

Fon: +49 221 5979-50, Fax: -550,<br />

E-Mail: info@stuva.de,<br />

Internet: www.stuva.de<br />

ÖVG-Fahrwegtagung<br />

27.–29.09.2011 Österreichische Verkehrswissenschaftliche<br />

Salzburg (AU) Gesellschaft (ÖVG)<br />

Fon: +43 1 5879727, Fax: +43 1 5853615,<br />

E-Mail: office@oevg.at,<br />

Internet: www.oevg.at<br />

14. EBA-Sachverständigentagung<br />

14.-15.02.2012 Info: DVV Media Group GmbH<br />

Fulda (DE) c/o punktgenau GmbH,<br />

Fon: +49 40 23714-470, Fax: +-471,<br />

eurailpress-events@dvvmedia.com<br />

Nordic Rail<br />

04.–06.10.2010 Elmia<br />

Jönköping (SE) Fon: +46 36 152230, Fax: +46 36 164692,<br />

E-Mail: jorgen.nystrom@elmia.se,<br />

Internet: www.elmia.se/nordicrail<br />

Praxis-Seminar − Einführung in den Blitzschutz für Bahnanlagen<br />

− Die Anwendung der neuen Blitzschutznorm<br />

DIN VDE 0185-305<br />

28.02.2012 Haus der Technik/Zweigstelle Berlin<br />

Delitsch (DE) Fon: 030 3949-3411, Fax: -3437,<br />

E-Mail: h.cramer-jekosch@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-berlin.de<br />

6. Internationaler Eisenbahnkongress<br />

05.–06.10.2011 VDV Akademie<br />

Frankfurt/M. (DE) Fon: +49 221 57979-173, Fax: -8171,<br />

E-Mail: akademie@vdv.de,<br />

Internet: www.akademie-vdv.de/<br />

EXPO Ferroviaria 2012<br />

27.-29.03.2012 Info: Mack Brooks Exhibitions<br />

Turin (IT) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: expoferroviaria@mackbrooks.com,<br />

http://www.expoferrovia.com


HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

Fahrleitungsbau auf höchstem Niveau.<br />

Fahrleitungsumbaumaschinen von Plasser & Theurer haben den Vorteil, dass Fahrdraht und Tragseil<br />

gleichzeitig, mit der endgültigen Zugspannung und im korrekten Zick-Zack-Verlauf verlegt werden.<br />

Nur diese Technologie gewährleistet die sofortige Befahrbarkeit ohne Nacharbeiten mit der zulässigen<br />

Streckenhöchstgeschwindigkeit nach Arbeitsende. Geringer Personalbedarf und die vollständige<br />

Bearbeitung einer Sektion innerhalb weniger Stunden sorgen für einen wirtschaftlichen Um- und<br />

Neubau von Fahrleitungen.<br />

Plasser & Theurer I Export von Bahnbaumaschinen Gesellschaft m.b.H. I A-1010 Wien I Johannesgasse 3 I Tel. (+43) 1 515 72 - 0 I export@plassertheurer.com<br />

Plasser & Theurer and Plasser sind international eingetragene Marken

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!