gas Effizienz mit KWK (Vorschau)
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Aktuelles<br />
Länderübergreifendes Stadtwerke-Projekt<br />
Aus Holz wird Gas<br />
In diesem Jahr werden die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm das bundesweit erste Holz<strong>gas</strong>-<br />
Heizkraftwerk in Betrieb nehmen. Dieses Highlight und das weitere Engagement der<br />
Stadt Ulm in Sachen erneuerbare Energien haben dazu geführt, dass Ulm im Juni den Titel<br />
„Energie-Kommune“ erhielt.<br />
In Senden bei Neu-Ulm steht das bundesweit<br />
erste Holz<strong>gas</strong>-Heizkraftwerk.<br />
Bilder: SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm<br />
Ulm kann bei innovativen Energieprojekten<br />
bereits einiges vorweisen. Seit<br />
Anfang der 1990er-Jahre gibt es ein<br />
kommunales Solar-Förderprogramm <strong>mit</strong> einem<br />
jährlichen Volumen von rund 250.000 Euro. Die<br />
Folge: Zum wiederholten Mal steht Ulm auch<br />
2012 auf dem ersten Platz der Solarbundesliga<br />
unter den Städten <strong>mit</strong> über 100.000 Einwohnern.<br />
Nullenergiehäuser, Forschungseinrichtungen,<br />
Wasserkraftwerke, eine Solarfähre über die<br />
Donau: Das Engagement ist vielseitig.<br />
Häufig sind die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm<br />
(SWU) bei den Projekten <strong>mit</strong> von der Partie. Der<br />
grenzüberschreitende Verbund – zwischen Ulm<br />
und Neu-Ulm verläuft die Ländergrenze von<br />
Baden-Württemberg und Bayern – ist auch für<br />
das jüngste Projekt verantwortlich: In Senden<br />
wird das bundesweit erste kommerziell betriebene<br />
Holz<strong>gas</strong>-Heizkraftwerk in Betrieb gehen.<br />
Das Besondere des neuen Heizkraftwerks ist,<br />
dass das Holz darin nicht verbrannt, sondern<br />
zunächst bei ungefähr 900 Grad verschwelt<br />
wird. Dies geschieht in einem 12 Meter hohen<br />
Stahlbehälter unter Ausschluss von Sauerstoff.<br />
So entsteht ein Gasgemisch aus Wasserstoff,<br />
Methan und Kohlenmonoxid, das schließlich<br />
verbrannt wird und zwei Motoren antreibt.<br />
Per Kraft-Wärme-Kopplung wird Strom und<br />
Nutzwärme erzeugt. Der Reststoff Holzkoks<br />
dient als neuerlicher Energielieferant für die<br />
Verschwelung. Mit dieser Technologie wird<br />
80 Prozent der im Holz verfügbaren Energie<br />
genutzt – deutlich mehr als bei der sofortigen<br />
Verbrennung möglich wären. Die Rohstoffe<br />
kommen aus der Region. Der allergrößte<br />
Teil ist Restholz aus der Forst- und Landwirtschaft,<br />
dazu kommt Schwemmholz, das<br />
in SWU-Wasserkraftwerken angespült wird.<br />
Die erzeugte Wärme wird über ein noch zu<br />
bauendes Nahwärmenetz an Haushalte und<br />
Betriebe in Senden abgegeben. Eine weitere<br />
Ver bindungsleitung nach Neu-Ulm unterstützt<br />
zudem das dortige Wärmenetz. Pro Jahr<br />
werden etwa 36 Millionen Kilowattstunden<br />
Strom und 41 Millionen Kilowattstunden<br />
Wärme erzeugt. Da<strong>mit</strong> können 10.000 Haushalte<br />
versorgt werden.<br />
Ehrgeizige Ziele<br />
Bis 2020 wollen die Stadtwerke Ulm/Neu-<br />
Ulm alle Haushaltskunden <strong>mit</strong> Strom aus<br />
erneuerbaren Energien versorgen. Und bis<br />
2025 soll sogar der gesamte regionale Strombedarf<br />
komplett selbst gedeckt sein. Neben<br />
der Stromproduktion in eigenen Kraftwerken<br />
dienen hierzu auch Beteiligungen an Kraftwerksgesellschaften.<br />
Für die bereits umgesetzten Maßnahmen,<br />
aber auch für den in die Zukunft weisenden<br />
Ehrgeiz, erhielt Ulm im Juni die Auszeichnung<br />
„Energie-Kommune“ der Agentur für<br />
Erneuerbare Energien. „Ulm zeigt, wie Kommunen<br />
gemeinsam <strong>mit</strong> den Stadtwerken als<br />
starkem Partner wegweisende Erneuerbare-<br />
Energien-Projekte über Stadt- und Ländergrenzen<br />
hinweg erfolgreich umsetzen können“,<br />
würdigte Nils Boenigk, Projektleiter<br />
„Kommunal-Erneuerbar“ bei der Agentur<br />
für Erneuerbare Energien, den Preisträger.<br />
Über die Zusammenarbeit von Ulm <strong>mit</strong> der<br />
bayerischen Nachbarstadt Neu-Ulm berichtet<br />
Andrea Lippert von der Abteilung „Strategische<br />
Planung“ der Stadt Ulm: „Das ist nicht immer<br />
ganz einfach, weil etwa in beiden Bundesländern<br />
teilweise unterschiedliche Gesetzeslagen<br />
gelten. Aber Energiethemen machen<br />
keinen Halt vor Grenzen oder Flüssen.“ •<br />
Transportschnecke im 12 Meter hohen<br />
Stahlbehälter des Holz<strong>gas</strong>-Heizkraftwerks.<br />
Verschwelung statt<br />
Verbrennung<br />
Holzanlieferung: Verwendet werden<br />
Holzreste aus der regionalen Land- und<br />
Forstwirtschaft …<br />
Jeden Monat eine „Energie-Kommune“<br />
… sowie Schwemmholz aus den Wasserkraftwerken<br />
an der Donau.<br />
Mit dem Titel „Energie-Kommune“ würdigt die Agentur für Erneuerbare Energien<br />
vorbildliche kommunale Energieprojekte. Ausführlich vorgestellt werden sie auf<br />
dem Infoportal www.kommunal-erneuerbar.de<br />
12 | 31 2012 | <strong>gas</strong>