eb - Elektrische Bahnen Bahnenergieversorgungssystem der DB erneut bestätigt (Vorschau)
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www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
B 2580<br />
3/2013<br />
Termine<br />
März<br />
Standpunkt<br />
Steffen Röhlig und Dirk Behrends, acrps<br />
Fokus<br />
Interview<br />
Mirko Düsel, Siemens<br />
Thema<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystem <strong>der</strong> <strong>DB</strong> <strong>erneut</strong> <strong>bestätigt</strong><br />
Traction energy supply system of <strong>DB</strong> confirmed again<br />
Machbarkeitsstudie zur Verknüpfung von Bahn-und Energieleitungsinfrastrukturen<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung in Deutschland – Alles schon mal dagewesen<br />
Normfrequenz 16 2 /3 Hz – die Zukunft elektrischer <strong>Bahnen</strong> mit Umrichtern<br />
HGÜ in <strong>der</strong> Nordsee – Notbremse ziehen!<br />
HV DC in the North Sea – Pull the emergency brake!<br />
Praxis<br />
Desiro-RUS werden im fahrplanmäßigen Betri<strong>eb</strong> eingesetzt<br />
Oberleitung<br />
Objektorientierte Planung von Oberleitungsanlagen<br />
Sicherheit<br />
Fahrleitungserdung – automatisiert mit Sicat ® AES<br />
Pantographs<br />
Carbon contact strip materials – Testing of wear<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Feststoffisolierte Schaltanlage für Fern- und Nahverkehrsbahnenergieversorgung<br />
Fahrzeuge<br />
ROTRAC-Elektro-Rangierfahrzeuge mit Zweiwege-Technik
Die neue Adresse für<br />
das Wissen <strong>der</strong> Industrie:<br />
Deutscher Industrieverlag<br />
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WISSEN FÜR DIE<br />
ZUKUNFT
Standpunkt<br />
10 Jahre acrps – Willkommen in Leipzig!<br />
10 years of acrps – Welcome to Leipzig!<br />
V<br />
or nunmehr zehn Jahren fand die erste<br />
acrps (a.c. rail power supply) in Leipzig<br />
statt.<br />
Als sich am 13. und 14. März 2003<br />
Fachleute aus zehn Län<strong>der</strong>n trafen, war <strong>der</strong> anhaltende<br />
Erfolg dieser Konferenz nicht sicher. Die Veranstalter<br />
Deutsche Bahn,<br />
Eisenbahn-Bundesamt,<br />
Eisenbahn-CERT, Balfour<br />
Beatty, Siemens, ELBAS<br />
und die <strong>eb</strong>, die durch<br />
die DMG Deutsche<br />
Maschinentechnische<br />
Gesellschaft und den<br />
VDEI Verband Deutscher<br />
Eisenbahn-Ingenieure<br />
ergänzt wurden, erwarteten<br />
150 Teilnehmer.<br />
Es kamen weit mehr als<br />
doppelt so viele.<br />
Obwohl anfänglich<br />
geplant, wan<strong>der</strong>te die<br />
Konferenz nicht von<br />
einem Ort zum an<strong>der</strong>n,<br />
son<strong>der</strong>n bli<strong>eb</strong> in Leipzig. Mit zunehmendem Erfolg.<br />
Dafür sorgten in erster Linie die Teilnehmer. Und<br />
es gibt nicht wenige, die sich keine acrps entgehen<br />
ließen.<br />
Die Teilnehmerzahlen stiegen von Jahr zu Jahr.<br />
Bereits 2011 waren knapp 500 Experten gemeldet.<br />
In diesem Jahr werden es definitiv mehr als 500<br />
Teilnehmer sein. Dabei hätte diese Zahl locker viel<br />
größer sein können: Der Ruf <strong>der</strong> acrps ist so, dass<br />
sie auch 700 Personen zusammenbringen würde.<br />
Die Veranstalter haben sich aber entschlossen, die<br />
500er Grenze nicht zu überschreiten, weil dadurch<br />
das wirtschaftliche Risiko <strong>der</strong> Veranstaltung und<br />
damit <strong>der</strong> Tagungsbeitrag steigen, die Veranstaltung<br />
möglicherweise an Attraktivität und Zuspruch<br />
verlieren würde. Die Tagung soll nicht nur das Management<br />
<strong>der</strong> Unternehmen ansprechen, son<strong>der</strong>n<br />
gerade auch die Ingenieure, die täglich die Projekte<br />
ausführen. Die acrps soll Weiterbildung und Gedankenaustausch<br />
ermöglichen. Man freut sich auf die<br />
I<br />
t is now ten years that the first acrps<br />
(a.c. rail power supply) took place in Leipzig.<br />
When experts from ten countries met on<br />
March 13 and 14, 2003, a continuing success<br />
of the conference was anything but sure. The<br />
organisers Deutsche Bahn, Eisenbahn-Bundesamt,<br />
Eisenbahn-CERT, Balfour<br />
Beatty, Siemens, ELBAS<br />
and <strong>eb</strong>, which were<br />
completed by DMG<br />
Deutsche Maschinentechnische<br />
Gesellschaft<br />
and VDEI Verband<br />
Deutscher Eisenbahn-<br />
Ingenieure, expected<br />
150 participants. Many<br />
more than twice that<br />
number came.<br />
Although originally<br />
planned, the conference<br />
did not move from one<br />
place to another but<br />
stayed in Leipzig – with<br />
increasing success,<br />
which was primarily due to the participants‘ activities.<br />
The number of those who did not wish to miss<br />
out on one acrps is not negligible.<br />
And the number of participants increased from<br />
year to year. A little less than 500 experts were<br />
registered in 2011, and this year their number will<br />
definitely exceed 500. And the number could easily<br />
be much larger: The reputation of the acrps is such<br />
that it can easily accommodate 700 persons. However,<br />
the organisers have decided not to exceed a<br />
limit of 500 because otherwise the economic risk of<br />
the event and thus the fees would increase, and the<br />
meeting might lose attractivity and popularity. This<br />
meeting is meant to address not only the management<br />
of the companies but first and foremost the<br />
engineers who are involved in all daily projects.<br />
One purpose of the acrps is to further education<br />
and the exchange of ideas. The acrps is an event<br />
one looks forward to. The question is not if but<br />
when the acrps is booked out.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
117
Standpunkt<br />
acrps. Es ist nicht eine Frage ob, son<strong>der</strong>n wann die<br />
acrps ausg<strong>eb</strong>ucht ist.<br />
Gleichwohl hat es Än<strong>der</strong>ungen geg<strong>eb</strong>en und<br />
wird es weiterhin g<strong>eb</strong>en. Während die ersten Veranstaltungen<br />
rein deutschsprachig unter Einbeziehung<br />
<strong>der</strong> Schweiz und Österreichs waren, hat sich<br />
<strong>der</strong> Charakter geän<strong>der</strong>t hin zu einer zunehmend<br />
internationalen Veranstaltung, auch aus dem nicht<br />
deutschsprachigen Raum. Das ist im Interesse <strong>der</strong><br />
beteiligten Firmen, die weltweit tätig sind, aber<br />
auch <strong>der</strong> nationalen Besucher, für die <strong>der</strong> Blick über<br />
den Tellerrand ein entscheidendes Teilnahmekriterium<br />
ist. Voraussetzung dafür ist die seit 2009<br />
ang<strong>eb</strong>otene Simultan übersetzung. Der internationale<br />
Zuspruch wächst. 2013 werden Teilnehmer aus<br />
knapp 20 Län<strong>der</strong>n erwartet, und zwar <strong>erneut</strong> nicht<br />
nur aus Europa.<br />
Die acrps ist erwachsen geworden, sie hat Tradition.<br />
Sie ist anerkannt, was die Teilnahme auch<br />
von höherem Management <strong>der</strong> Unternehmen und<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Schirmherrschaft durch Dr. Volker<br />
Kefer, Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Deutschen Bahn AG,<br />
zeigen. Es gibt mehr Anmeldungen für Red<strong>eb</strong>eiträge,<br />
als Zeit zur Verfügung steht. Zahlreiche Firmen<br />
nutzen die Tagung zur Präsentation und unterstützen<br />
sie auf diese Weise. Das soll fortgeführt werden.<br />
Die sechste Ausgabe zum zehnten G<strong>eb</strong>urtstag<br />
am 7. und 8. März 2013 hält wie<strong>der</strong> ein attraktives<br />
Programm bereit. Das Thema Planen und Betreiben<br />
von Wechselstrombahnanlagen hat Bestand. N<strong>eb</strong>en<br />
Beiträgen aus dem deutschsprachigen Raum über<br />
die 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung wird es Ausführungen<br />
zu weltweit verbreiteten 50-Hz-Bahnnetzen<br />
g<strong>eb</strong>en. Die Beiträge werden wie bei allen vorangegangenen<br />
Veranstaltungen in einer Ausgabe <strong>der</strong><br />
<strong>eb</strong>, dem Medienpartner <strong>der</strong> Tagung, in Textform<br />
erscheinen.<br />
Wir wünschen <strong>der</strong> acrps 2013 und darüber hinaus<br />
mindestens für die nächsten zehn Jahre viel Erfolg.<br />
Im Namen <strong>der</strong> acrps-Organisatoren<br />
Of course there have been changes and there<br />
will be further changes in the future. While the first<br />
meetings, including participants from Switzerland<br />
and Austria, were held in the German language<br />
throughout, their character has changed and become<br />
increasingly international, with participants<br />
coming also from non-German speaking countries.<br />
This is in the interest of participating companies<br />
which do business worldwide, but also of national<br />
participants for whom thinking outside the box<br />
is an essential criterion. A prerequisite for coping<br />
with this change is the simultaneous interpretation<br />
service that has been offered since 2009. The event<br />
is enjoying an increase in international popularity.<br />
In 2013 participants from almost 20 countries are<br />
expected - again also from non-European countries.<br />
The acrps has grown up, and it has tradition. It<br />
is widely recognised, which is also evidenced by the<br />
participation of upper-level managers of the companies,<br />
in particular by the patronage of Dr. Volker<br />
Kefer, member of the executive board of Deutsche<br />
Bahn AG. We have received more registrations for<br />
reading papers than the time available would allow<br />
to cope with. A large number of companies use the<br />
meeting for presentations, supporting it in this way.<br />
This is meant to be continued.<br />
The sixth edition issued on the occasion of the<br />
tenth birthday on March 7 and 8, 2013 will again<br />
present an attractive programme. The topic of<br />
planning and operating A.C. railway power systems<br />
will continue to be of importance. In addition to<br />
contributions from the German-speaking countries<br />
on the 16.7 Hz railway power supply there will also<br />
be such on 50 Hz railway networks used worldwide.<br />
As in all previous events, the contributions will be<br />
published in text form in an <strong>eb</strong> edition issued by the<br />
media partner on the occasion of the meeting.<br />
We wish the acrps 2013 much success, at least<br />
for the next ten years!<br />
In the name of the acrps organisers<br />
Steffen Röhlig<br />
Dirk Behrends<br />
118 111 (2013) Heft 3
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />
in Deutschland<br />
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Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />
Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />
Eine einzigartige, chronologische Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />
sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />
Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie Gustav<br />
Wittfeld den Grundstein für den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />
mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es war <strong>der</strong> Beginn<br />
einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Dieser Band beschreibt<br />
die Pionierarbeit <strong>der</strong> ersten Jahre – von <strong>der</strong> Finanzierung bis zur<br />
Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, über die schwere Wie<strong>der</strong>inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
in den Zwanzigern und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />
bis hin zur Phase des Wie<strong>der</strong>aufbaus und <strong>der</strong> folgenden<br />
Demontage nach dem zweiten Weltkrieg.<br />
Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />
die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />
gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />
1. Auflage 2010, 258 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />
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mit ausführlichem Zusatzmaterial<br />
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WISSEN FÜR DIE<br />
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Vorteilsanfor<strong>der</strong>ung per Fax: +49 Deutscher 201 Industrieverlag / 82002-34 GmbH | Arnulfstr. o<strong>der</strong> 124 abtrennen |80636 München und im Fensterumschlag einsenden<br />
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Son<strong>der</strong>preis für <strong>eb</strong>-Abonnenten: € 44,90,- (zzgl. Versand)<br />
Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />
mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />
Firma/Institution<br />
Vorname, Name des Empfängers<br />
Straße / Postfach, Nr.<br />
Land, PLZ, Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
Antwort<br />
Vulkan-Verlag GmbH<br />
Versandbuchhandlung<br />
Postfach 10 39 62<br />
45039 Essen<br />
E-Mail<br />
Branche / Wirtschaftszweig<br />
Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />
Bank, Ort<br />
Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />
Bankleitzahl<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAWZD12013<br />
Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
von DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
Inhalt<br />
3 / 2013<br />
Standpunkt<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
117 Steffen Röhlig, Dirk Behrends<br />
10 Jahre acrps – Willkommen in Leipzig!<br />
10 years acrps – Welcome to Leipzig!<br />
Fokus<br />
Interview<br />
122<br />
Mirko Düsel<br />
Smart-Grid-Lösungen für die<br />
Bahnelektrifizierung<br />
Thema<br />
124 <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>der</strong> <strong>DB</strong> <strong>erneut</strong><br />
<strong>bestätigt</strong><br />
Traction energy supply system of <strong>DB</strong><br />
confirmed again<br />
126 Leibnitz-Universität Hannover,<br />
Technische Universität Dresden,<br />
Technische Universität Clausthal<br />
Machbarkeitsstudie zur Verknüpfung von<br />
Bahn- und Energieleitungsinfrastrukturen<br />
149 Uwe Behmann<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorung in Deutschland –<br />
Alles schon mal dagewesen<br />
151 Uwe Behmann, Thorsten Schütte<br />
Normfrequenz 16 2 /3 Hz – die Zukunft<br />
elekt rischer <strong>Bahnen</strong> mit Umrichtern<br />
157 HGÜ in <strong>der</strong> Nordsee – Notbremse ziehen!<br />
HV DC in the North Sea – pull the<br />
emergency brake!<br />
Praxis<br />
160 Roland Granzer<br />
Desiro-RUS werden im fahrplanmäßigen<br />
Betri<strong>eb</strong> eingesetzt<br />
Titelbild<br />
Transport to be by the railway<br />
© Depositphotos.com/Iurii Юрий Коваленко
Inhalt<br />
Hauptbeiträge<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Oberleitung<br />
196<br />
162<br />
N. Berthold, G. Hofmann, W. Blaser<br />
Objektorientierte Planung von Oberleitungsanlagen<br />
Object-oriented planning of overhead wire<br />
systems<br />
Planification de lignes aériennes de contact en<br />
fonction de l’utilisation<br />
M. Schmalz<br />
Feststoffisolierte Schaltanlage für Fern- und<br />
Nahverkehrsbahnenergiesysteme<br />
Solid insulated switchgear for railway<br />
applications<br />
Installation de distribution à isolation solide<br />
pour systèmes d’alimentation en courant de<br />
traction des lignes à grand parcours et de<br />
transport urbain<br />
172<br />
Sicherheit<br />
206<br />
Fahrzeuge<br />
A. Dölling, M. Focks, G. Gumberger<br />
Fahrleitungserdung – automatisiert<br />
mit Sicat ® AES<br />
Earthing of contact lines – Automatisized<br />
by use of Sicat ® AES<br />
Mise à la terre automatisée de lignes de contact<br />
avec Sicat ® AES<br />
M. Manthey, St. Zwiehoff<br />
ROTRAC-Elektro-Rangierfahrzeuge mit<br />
Zweiwege-Technik<br />
ROTRAC electric shunters in two-way technology<br />
Engins électriques de manœuvre<br />
rail-route ROTRAC<br />
Pantographs<br />
Nachrichten<br />
186<br />
211 <strong>Bahnen</strong><br />
212 Energie und Umwelt<br />
G. Auditeau, St. Avronsart, Ch. Courtois,<br />
W. Krötz<br />
Carbon contact strip materials –<br />
Testing of wear<br />
Werkstoffe für Schleifstücke – Untersuchung<br />
des Verschleißes<br />
Matériaux des bandes de contact en carbon –<br />
Tests d’usure<br />
212 Personen<br />
213 Medien<br />
214 Berichtigung<br />
215 Blindleistung<br />
216 Impressum<br />
U 3<br />
Termine
Fokus Interview<br />
Mirko Düsel<br />
Smart-Grid-Lösungen für<br />
die Bahn elektrifizierung<br />
Smart Grids weisen den Weg in die Zukunft <strong>der</strong> Energiewirtschaft. Innovationen<br />
bei Produkten und Dienstleistungen in allen IT-Bereichen<br />
ermöglichen effizienten Netzbetri<strong>eb</strong>, auch für Bahnnetze. Wie wachsen<br />
öffentliche und Bahnstromnetze zusammen? Wie lassen sich regenerative<br />
Energien einbinden und Bremsenergie am besten nutzen? Ein<br />
<strong>eb</strong>-Gespräch mit Mirko Düsel, CEO Business Unit Rail Electrification,<br />
Smart Grid Division, Siemens-Sektor Infrastructure & Cities.<br />
<strong>eb</strong>: Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Energiewelt<br />
verlangen neue, intelligente Netzstrukturen<br />
und neue Geschäftsmodelle. Wie erfüllen<br />
Smart-Grid-Lösungen die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Netzbetreiber, auch bei den <strong>Bahnen</strong>?<br />
Mirko Düsel: Konsequente Nutzung <strong>der</strong> IT sowohl<br />
bei Kommunikation wie im Feld erlaubt durchgängige<br />
Lösungen. Damit können die Energiemärkte<br />
viel flexibler auf Schwankungen reagieren. Ein weiterer<br />
Aspekt ist nachhaltige Erzeugung: Erst integrierte<br />
IT-Lösungen wie Microgrids und Demand Response ermöglichen<br />
das Einbinden dezentraler Erzeuger und<br />
ein Verbrauchermanagement. Das gilt für Netze <strong>der</strong><br />
Landesversorgung wie <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>. Viele Produkte<br />
und Lösungen von Siemens bewältigen schon heute<br />
Aufgaben, die für Smart Grids wichtig sind.<br />
Überdies werden durch Smart Grids Endkunden zu<br />
Prosumern: Sie können sowohl als Konsument als<br />
auch als Energieproduzent aktiv sein und ihren Bedarf<br />
kostengünstig und umweltverträglich steuern.<br />
Mit dem Zusammenwachsen dieser Netze<br />
kommen neue Aufgaben. Welche sind das,<br />
und welche Lösungen sehen Sie hier?<br />
Das kommt darauf an, welche Spannung das Drehstromnetz<br />
hat, ob die Bahn ein eigenes Übertragungso<strong>der</strong><br />
Verteilungsnetz hat und mit welcher Stromart<br />
und Frequenz sie fährt. Am einfachsten ist das bei<br />
Gleichstrombahnen, die über Gleichrichter gespeist<br />
werden. Bei Wechselstrombahnen sind Frequenzumformung,<br />
Unsymmetrie und Blindleistung zu bewältigen.<br />
Wenn die Bahn mit an<strong>der</strong>er Frequenz fährt als<br />
das Landesnetz sie hat, verbinden statische Umrichter<br />
die beiden Netze und entkoppeln sie zugleich. Das<br />
machen wir mit <strong>der</strong> Multilevel-Technik Sitras SFC plus.<br />
Schwieriger wird es bei <strong>Bahnen</strong>, die unmittelbar über<br />
Transformatoren an den Drehstromlandesnetzen<br />
hängen. Hier können Smart Grids Einspeisung und<br />
Abnahme aufeinan<strong>der</strong> abstimmen. Das Mittel dafür<br />
ist <strong>der</strong> Active Balancer, <strong>der</strong> Unsymmetrie im Drehstromlandesnetz<br />
als Folge einphasiger Bahnleistung<br />
vermeidet und die Blindleistung des Bahnsystems<br />
kompensiert. Er braucht Sensorik, also Messpunkte,<br />
an denen die Situation <strong>der</strong> Netze aufgenommen<br />
wird. Dann können wir durch gesteuertes Übertragen<br />
von Blindleistung beide Netze stabilisieren und<br />
damit ihr Zusammenwirken sicherstellen. Ohne solche<br />
Kompensation müsste man auf den Anschluss an<br />
Netze mit höherer Kurzschlussleistung ausweichen,<br />
also 230 kV o<strong>der</strong> sogar 400 kV, die aber nicht überall<br />
greifbar sind. Außerdem ist <strong>der</strong> Neubau solcher Anschlussleitungen<br />
erh<strong>eb</strong>lich zeit- und kostenaufwändiger<br />
als bei 110 o<strong>der</strong> 150 kV.<br />
Eine an<strong>der</strong>e Lösung ist hier <strong>der</strong> konsequente<br />
Einsatz von Umrichtern?<br />
In <strong>der</strong> Tat ist die unsymmetrische Belastung durch die<br />
Einphasen-Transformatoren das Problem schlechthin<br />
bei einem engen Verbund. Wir setzen dafür aktive<br />
Stromrichter ein und belasten die 50-Hz-Netze nur<br />
noch symmetrisch, stören sie also nicht mehr. Mit<br />
dieser Technik gelingt es, längere Oberleitungsabschnitte<br />
aus dem Drehstromnetz mit gleicher Phasenlage<br />
zu versorgen. Bei den <strong>Bahnen</strong> ermöglicht<br />
122 111 (2013) Heft 3
Interview Fokus<br />
dies dann das Durchschalten <strong>der</strong> Fahrleitungen, was<br />
die Belastung gleichmäßiger macht und dadurch<br />
Lastspitzen abbaut. Diese Idee wollen wir verfolgen.<br />
Zur unmittelbaren Nutzung erneuerbarer<br />
Energien: Wie lassen sich diese einbinden?<br />
Und wie ist die Rekuperationsbremse hier<br />
einzuordnen?<br />
Grüne Energie wird schon viel für die <strong>Bahnen</strong> genutzt.<br />
Bestes Beispiel sind bahneigene Wasserkräfte<br />
in Skandinavien und in den Alpenlän<strong>der</strong>n, die sich<br />
über die Netzverknüpfungen auch für die öffentliche<br />
Versorgung eignen. In Deutschland ist hauptsächlich<br />
die Einbindung von Windparks interessant.<br />
Hierbei sind auch die Pumpenspeicherkraftwerke zu<br />
sehen.<br />
Regenerative Energien einzusetzen und gespeicherte<br />
Energien wie<strong>der</strong>zuverwenden wird mehr und mehr<br />
gefor<strong>der</strong>t. Wir wollen dafür neue Produkte bereitstellen,<br />
und dazu laufen umfangreiche Forschungsaktivitäten.<br />
Genau hier bieten Smart Grids die Chance,<br />
die Effizienz voranzutreiben. So lässt sich bei den öffentlichen<br />
Netzen <strong>der</strong> Energiefluss heute nicht mehr<br />
genau voraussagen, weil die Einspeisung regenerativer<br />
Energien stark wechselt. Hier braucht man frühzeitig<br />
Informationen über drohende Überlastungen,<br />
was Messpunkte im Netz erfor<strong>der</strong>t. Das gilt auch für<br />
die Bahnnetze mit <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heit, dass die Bremsenergie<br />
an undefinierten Stellen und zu undefinierten<br />
Zeiten aufkommt.<br />
Welches sind die wichtigsten Maßnahmen für<br />
eine möglichst gute Energi<strong>eb</strong>ilanz?<br />
Am wirkungsvollsten ist hier, n<strong>eb</strong>en hohen Wirkungsgraden<br />
aller Betri<strong>eb</strong>smittel, die Bremsenergie<br />
so hoch wie möglich zu nutzen und zwar vorrangig<br />
bei <strong>der</strong> Bahn selbst. Sehr einfach ist es und braucht<br />
kein Smart Grid, wenn immer ein beschleunigen<strong>der</strong><br />
Zug in <strong>der</strong> Nähe eines bremsenden ist. Sonst muss<br />
man an<strong>der</strong>e Wege suchen.<br />
Bei Gleichstrombahnen können Wechselrichter in<br />
das Mittelspannungsnetz zurückspeisen. Hier gibt es<br />
noch Netzrückwirkungen. Wir haben solche Wechselrichter<br />
seit Mitte 2000 im Einsatz, und zwar bei Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />
mit eigenem Drehstrom-Verteilnetz.<br />
Rückspeisen in das öffentliche Netz wird auch deswegen<br />
vorerst die Ausnahme bleiben, weil die Infrastrukturen<br />
in den Bahnhöfen meist ausreichen, die<br />
Bremsenergie aufzunehmen.<br />
Ein an<strong>der</strong>er Weg ist das Speichern <strong>der</strong> Bremsenergie.<br />
Das geschieht entwe<strong>der</strong> auf dem Fahrzeug in<br />
Doppelschicht-Kondensatoren, die die Energie sehr<br />
schnell aufnehmen und abg<strong>eb</strong>en. Mit einer zusätzlichen<br />
Traktionsbatterie machen wir auch oberleitungsloses<br />
Fahren möglich. O<strong>der</strong> mit stationären<br />
Speichern stabilisieren wir zusätzlich zur Bremsenergienutzung<br />
die Spannung in Netzen, <strong>der</strong>en Einspeisepunkte<br />
weit auseinan<strong>der</strong> liegen.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
Bei Wechselstrombahnen sind Frequenzumrichter<br />
bestens geeignet, im Vierquadrantenbetri<strong>eb</strong> die<br />
Nutzung <strong>der</strong> Bremsenergie zu managen.<br />
Sollten wir an dieser Stelle die Vorteile statischer<br />
Umrichter nochmals nennen?<br />
Da ist zunächst das Fehlen bewegter Teile vorteilhaft<br />
für die Instandhaltung. Sodann hat sich <strong>der</strong> Wirkungsgrad<br />
so signifikant erhöht, dass wir die Umwandlung<br />
mit über 98 Prozent fast schon verlustfrei<br />
nennen können. Und bei den Schallemissionen<br />
an die Umg<strong>eb</strong>ung hat die<br />
neue Generation so große Fortschritte<br />
gemacht, dass als Hauptgeräuschquelle<br />
nur noch <strong>der</strong> Transformator bleibt. Zusammen<br />
mit den wesentlich kleineren<br />
Abmessungen beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Containerbauweise<br />
können unsere Kunden<br />
heute Umrichter auch in <strong>der</strong> Nähe von<br />
Wohng<strong>eb</strong>ieten aufstellen.<br />
Wie können Echtzeitinformationen aus beiden<br />
Netzen <strong>der</strong>en Verfügbarkeit erhöhen,<br />
aber auch ihre Betri<strong>eb</strong>skosten senken?<br />
Auch hierzu ein Beispiel: Wenn ein Netz, ein Teil<br />
davon o<strong>der</strong> auch nur ein Betri<strong>eb</strong>smittel überlastet<br />
zu werden droht, kann man weniger wichtige Verbraucher<br />
wie Heizung o<strong>der</strong> Klimatisierung vorübergehend<br />
automatisch abschalten. O<strong>der</strong> im Rahmen<br />
eines Energiemanagements mit dieser Maßnahme<br />
Leistungsspitzen abbauen.<br />
Wir gehen aber noch weiter und sehen die Zuverlässigkeit<br />
von Netzen nicht nur elektrisch, son<strong>der</strong>n auch<br />
mechanisch. Das gilt beson<strong>der</strong>s für die dynamisch<br />
belasteten Oberleitungen. Deren mechanischen Zustand<br />
überwachen wir am Radspanner und melden<br />
beispielsweise Fahrdrahtbrüche an eine Leitstelle. So<br />
lassen sich mechanische Fehler erkennen und daraus<br />
folgende Betri<strong>eb</strong>sstörungen verhin<strong>der</strong>n.<br />
Nicht betri<strong>eb</strong>srelevant, aber wirtschaftlich interessant<br />
ist es, exakte Informationen aus den Schaltanlagen zu<br />
bekommen wie über die Beanspruchung von Schaltern<br />
o<strong>der</strong> den Zustand von Transformatoröl. Damit<br />
lässt sich die Instandhaltung bedarfsgerecht steuern.<br />
Herr Düsel, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
ZUR PERSON<br />
Dipl.-Ing. Mirko Düsel hat von 1988 bis 1995 an <strong>der</strong> Universität<br />
Erlangen-Nürnberg Elektrotechnik studiert. Seitdem arbeitet<br />
er bei Siemens AG, zunächst zwölf Jahre mit leitenden<br />
Aufgaben in Vertri<strong>eb</strong>, Abwicklung und Marketing innerhalb<br />
des Siemens Energiegeschäftes. Von 2006 bis 2008 war er<br />
bei Siemens LLC als Lower Gulf General Manager in <strong>der</strong><br />
Energieerzeugung tätig. Seit 2008 ist er wie<strong>der</strong> bei Siemens<br />
AG als General Manager Electrification Systems und seit<br />
2011 dort CEO Rail Electrification.<br />
Durchschalten <strong>der</strong><br />
Fahrleitungen baut<br />
Lastspitzen ab.<br />
123
Fokus Thema<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystem <strong>der</strong> <strong>DB</strong><br />
<strong>erneut</strong> <strong>bestätigt</strong><br />
Traction energy supply system of <strong>DB</strong><br />
confirmed again<br />
Die Bahnnergieversorgung in Deutschland<br />
mit ihrem autarken 110-kV-Übertragungs- und<br />
Verteilungsnetz wurde im Laufe <strong>der</strong> Jahrzehnte<br />
wie<strong>der</strong>holt hinterfragt. Der letzte Vorgang entstand<br />
aus dem festgefahrenen Nord-Süd-Fernleitungsbau<br />
zur Sicherung <strong>der</strong> so genannten<br />
Energiewende. Ein Gutachten <strong>der</strong> Bundesnetzagentur<br />
hat das System wie<strong>der</strong>um <strong>bestätigt</strong>.<br />
During its operating decades, the German traction<br />
energy supply system with its autonomous 110 kV<br />
transmission network was questioned several<br />
times. The latest case resulted from the deadlock<br />
with the construction of north-south-transmission<br />
lines that should ensure the so-called Energiewende.<br />
A new expertise initiated by the Fe<strong>der</strong>al Network<br />
Agency approved again the <strong>DB</strong>’s supply system.<br />
Der notwendige Bau neuer Höchstspannnungsleitungen<br />
von Nord- nach Süddeutschland steckt seit<br />
einigen Jahren in einer Sackgasse. Bei <strong>der</strong> Suche<br />
nach Auswegen waren die mit 2 AC 110 kV 16,7 Hz<br />
betri<strong>eb</strong>enen Bahnstromleitungen <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie ins<br />
Blickfeld geraten. Aufkommen<strong>der</strong> öffentlicher Druck<br />
hatte die Bundesnetzagentur (BNetzA) veranlasst,<br />
Ende 2011 ein Gutachten<br />
• „Machbarkeitsstudie zur Verknüpfung von Bahnund<br />
Energieleitungsinfrastrukturen“<br />
auszuschreiben, und zwar in den Teilen<br />
• Los 1 „Technische Machbarkeit <strong>der</strong> Nutzung von<br />
Bahnstromtrassen für Freileitungs- und Kabeltrassen<br />
öffentlicher Energieversorgung“,<br />
• Los 2 „Technische Machbarkeit <strong>der</strong> Dezentralisierung<br />
des Bahnstromnetzes“,<br />
• Los 3 „Untersuchung <strong>der</strong> rechtlichen Rahmenbedingungen“.<br />
Auftragnehmer wurde ein Institut <strong>der</strong> Leibniz Universität<br />
Hannover, das als weitere Forschungsstellen je<br />
ein Institut zweier an<strong>der</strong>er Universitäten beizog (siehe<br />
umseitig).<br />
Aus <strong>der</strong>en Erg<strong>eb</strong>nisberichten, einer Einleitung<br />
und einer Zusammenfassung erstellte die BNetzA,<br />
begleitet durch weitere Behörden und Unternehmen<br />
(Tabelle), in einem umfangreichen Verfahren ein<br />
• „Gutachten zur Nutzung von Bahnstromtrassen<br />
beim Netzausbau“<br />
und veröffentlichte dieses am 2. Juli 2012.<br />
Die Kernsätze und wesentlichen Aussagen lauten:<br />
zu Los 1:<br />
„Die bestehenden Bahnstromtrassen sind nur unter<br />
engen Restriktionen im Rahmen des anstehenden<br />
Netzausbaus nutzbar.“ Technische Hin<strong>der</strong>nisse sind<br />
Construction of new high-voltage transmission lines<br />
from North to South Germany is necessary and urgent<br />
but has got stuck in a blind alley since several<br />
years. Looking for a way out, the transmission lines<br />
of <strong>DB</strong> Energie operated by 2 AC 110 kV 16,7 Hz were<br />
focussed. Caused by arising public pressure, by the<br />
end of 2011 the Fe<strong>der</strong>al Network Agency (BNetA)<br />
startet a call of ten<strong>der</strong>s on a<br />
• „Feasibility study on bundling infrastructures of<br />
traction and public energy lines“<br />
splitted into three parts<br />
• Lot 1 „Technical feasibility of utilization traction<br />
power rights-of-way for overhead or un<strong>der</strong>ground<br />
lines serving for public energy supply“<br />
• Lot 2 „Technical feasibility of dezentralizing the<br />
traction power grid“<br />
• Lot 3 „Investigating the legal conditions“<br />
An institute of Leibniz University Hannover became<br />
contractor and called in two institutes of other universities<br />
for specific subjects (see next pages).<br />
Based on their reports, an introduction and a<br />
summery the Agency in close cooperation with<br />
further authorities and enterprises (Table) established<br />
the<br />
• „Expertise about utilization of traction power<br />
rights-of-way for grid reinforcement“<br />
and published that on 2 nd July 2012.<br />
Basic findings and essential messages are these:<br />
Part 1:<br />
„Existing traction energy rights-of-way will be<br />
suitable for the forthcoming grid reinforcements<br />
to a low extent only.“ Tecnical obstructions here<br />
will be required new tower configurations, problems<br />
because of interference between 3 AC and<br />
124 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
TABELLE<br />
Mitwirkende beim Erstellen des Gutachtens <strong>der</strong><br />
Bundesnetzagentur (BNetzA).<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />
(BMVBS)<br />
Eisenbahn-Bundesamt (EBA)<br />
Deutsche Bahn (<strong>DB</strong>)<br />
Übertragungsnetzbetreiber: TenneT TSO, 50Hertz Transmission,<br />
Amprion, TransnetBW<br />
TABLE<br />
Entities assisting the elaborating of the Fe<strong>der</strong>al<br />
Network Agency’s Expertise.<br />
Fe<strong>der</strong>al Ministry of Economics and Technology<br />
Fe<strong>der</strong>al Ministry of Transport, Building and Urban Development<br />
Fe<strong>der</strong>al Railway Authority<br />
Deutsche Bahn<br />
Transmission Grid Operators: TenneT TSO, 50Hertz Transmission,<br />
Amprion, TransnetBW<br />
hier neue erfor<strong>der</strong>liche Mastbil<strong>der</strong>, Beeinflussungsprobleme<br />
zwischen längeren parallelen 3AC- und<br />
2AC-Freileitungen und die Kapazität von 50-Hz-Erdkabeln;<br />
DC-Erdkabel wären sehr teuer.<br />
zu Los 2:<br />
„Aus technischer, bahnbetri<strong>eb</strong>licher und betri<strong>eb</strong>swirtschaftlicher<br />
sowie rechtlicher Sicht ist <strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong><br />
des vorhandenen zentralen Bahnstromnetzes<br />
... die eindeutige Vorzugslösung.“ Ausschlagg<strong>eb</strong>end<br />
dafür sind n<strong>eb</strong>en zwei an<strong>der</strong>en risikobehafteten<br />
Punkten die laufenden Kosten für Netzbetri<strong>eb</strong> und<br />
Energi<strong>eb</strong>ezug. Diese bestimmen zu etwa 80 % die<br />
L<strong>eb</strong>enszykluskosten, die bei ganz dezentral versorgtem<br />
Netz um viele Milliarden Euro höher wären.<br />
zu Los 3:<br />
„Alle untersuchten Varianten sind aus rechtlicher<br />
Sicht grundsätzlich zulässig.“ Allerdings gibt es viele<br />
mögliche Hin<strong>der</strong>nisse, und <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> meist<br />
notwendigen Verfahren erschreckt.<br />
Ausführlich stehen die Empfehlungen <strong>der</strong> Gutachter<br />
auf den Seiten 13 bis 15 <strong>der</strong> Zusammenfassung.<br />
Wie im Jahre 1944 mit dem Ganzenmüller-Gutachten<br />
und im Jahre 1956 mit <strong>der</strong> „Stellungnahme <strong>der</strong><br />
Deutschen Bundesbahn“ ist die Zeitschrift <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> das Forum, dieses Gutachten <strong>der</strong> BNetzA allgemein<br />
bekannt zu machen. Eine gute Gelegenheit<br />
dazu ist die 6. Fachtagung acrps am 7. und 8. März<br />
2013 in Leipzig, auf <strong>der</strong> ein breites und internationales<br />
Publikum erreicht wird. An<strong>der</strong>s als vor 70 und<br />
60 Jahren geschieht das hier zunächst mit autorisiertem<br />
Nachdruck <strong>der</strong> – gleichfalls von den Gutachtern<br />
erstellten – Einleitung und Zusammenfassung im laufenden<br />
Heft; leicht lässt sich aber auch wie früher ein<br />
Son<strong>der</strong>druck nachliefern, wenn es dafür trotz Internet<br />
hinreichend Interesse gibt. Die drei Erg<strong>eb</strong>nisberichte<br />
selbst sind 140, 82 und 150 Seiten lang, sodass<br />
hierzu <strong>der</strong> Verweis auf das Internet genügen muss.<br />
Be<br />
2 AC overhead lines running in parallel over long<br />
distances and cable capacitances with AC 50 Hz;<br />
DC un<strong>der</strong>ground cables will heavily enhance the<br />
investments.<br />
Part 2:<br />
„From tecnical, railway operational and railway economical<br />
as well as from legal points of view continuing<br />
operation of the existing centralized traction<br />
power grid ... is definitely the preferred solution.“<br />
Costs for grid operation and energy purchase proved<br />
to be decisive besides two other points envolved<br />
risks. These costs determine at about 80 % the<br />
LCC which will rise by many Billions of Euro in case<br />
of a totally decentralized grid.<br />
Part 3:<br />
„From legal point of view, all investigated configurations<br />
are admissable in principle.“ However, many<br />
obstructions may arise in detail, and the extent of<br />
necessary procedures to achieve approvals is frightening.<br />
The experts‘ detailed recommendations can be<br />
found on pp. 13–15 of the summary.<br />
Like in 1944 for the Ganzenmüller-expertise and<br />
in 1956 for the „Statement of Deutsche Bundesbahn“<br />
the Journal <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> is the best-suited<br />
platform to present the BNetA’s expertise to the<br />
community. The 6 th acrps Congress from march 6 th<br />
to 7 th , 2013 in Leipzig forms a good occasion to do<br />
so, since there a wide and international auditory will<br />
be adressed. Unlike 70 and 60 years ago this is done<br />
here at first by reprinting, authorized by the Agency,<br />
of introduction and summery both written by the<br />
experts as well. However, also a special print can<br />
easily be published in case of adequate demand in<br />
spite of Internet. The three resulting reports comprise<br />
140, 82 and 150 pages, thus reference to Internet<br />
must be sufficient here.<br />
Be<br />
Weil die Bundesnetzagentur ihren Internet-Auftritt geän<strong>der</strong>t hat, empfiehlt es sich, in ein Suchprogramm<br />
zu gehen: / Because the Fe<strong>der</strong>al Network Agency has changed its internet performance, entering a search<br />
program is recommended: „bundesnetzagentur machbarkeitsstudie bahnstromtrassen“.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
125
Fokus Thema<br />
Machbarkeitsstudie<br />
zur Verknüpfung von<br />
Bahn- und Energieleitungsinfrastrukturen<br />
Einleitung<br />
Bearbeiter:<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Institut für Energieversorgung und Hochspannungstechnik<br />
Fachg<strong>eb</strong>iet <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung<br />
Appelstraße 9a<br />
30167 Hannover<br />
Technische Universität Dresden<br />
Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik<br />
Professur für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Hettnerstraße 3<br />
01069 Dresden<br />
Technische Universität Clausthal<br />
Institut für deutsches und internationales Berg- und Energierecht<br />
Arnold-Sommerfeld-Straße 6<br />
38678 Clausthal-Zellerfeld<br />
Hannover, Dresden und Clausthal-Zellerfeld, 05.06.2012<br />
126 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
Auftragg<strong>eb</strong>er<br />
Auftragnehmer<br />
Forschungsstellen<br />
Bundesnetzagentur für Elektrizität,<br />
Gas, Telekommunikation, Post und<br />
Eisenbahnen<br />
Institut für Energieversorgung und<br />
Hochspannungstechnik <strong>der</strong><br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Projektleiter:<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Lutz Hofmann<br />
Institut für Energieversorgung und<br />
Hochspannungstechnik <strong>der</strong><br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Bearbeiter:<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Lutz Hofmann,<br />
Dipl.-Ing. Christian Rathke<br />
Institut für Bahnfahrzeuge und<br />
Bahntechnik <strong>der</strong><br />
Technischen Universität Dresden<br />
Bearbeiter:<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan,<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht<br />
Institut für deutsches und internationales<br />
Berg- und Energierecht <strong>der</strong><br />
Technischen Universität Clausthal<br />
Bearbeiter:<br />
Prof. Dr. jur. Hartmut Weyer,<br />
Christian Lismann<br />
Behördensitz Bonn<br />
Tulpenfeld 4<br />
53113 Bonn<br />
Appelstraße 9a<br />
30167 Hannover<br />
Appelstraße 9a<br />
30167 Hannover<br />
Hettnerstraße 3<br />
01069 Dresden<br />
Arnold-Sommerfeld-Straße 6<br />
38678 Clausthal-Zellerfeld<br />
111 (2013) Heft 3<br />
127
Fokus Thema<br />
1 <br />
Im Zuge wachsen<strong>der</strong> Stromtransportaufkommen, welche u. a. aus <strong>der</strong> zunehmenden Einspeisung<br />
aus regenerativen Energiequellen sowie dem zunehmenden europäischen Stromhandel<br />
resultieren, ist <strong>der</strong> Netzausbau notwendiger und zwingen<strong>der</strong> Bestandteil des Energiekonzepts<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung. Insgesamt ist aus den genannten Gründen ein Ausbau <strong>der</strong> Netztransportkapazitäten<br />
von Norden nach Süden sowie von Osten nach Westen unumgänglich.<br />
Jedoch erg<strong>eb</strong>en sich gerade bei <strong>der</strong> Planung von neuen Freileitungsprojekten oftmals aufgrund<br />
mangeln<strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> durch den Ausbau betroffenen Anrainer Hemmnisse bzw. zeitliche<br />
Verzögerungen bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> notwendigen Planungs- und Zulassungsverfahren.<br />
Ziel dieser Machbarkeitsstudie ist es daher zu analysieren, ob und inwieweit eine Nutzung <strong>der</strong><br />
bestehenden Trassenpotentiale des 16,7-Hz-Bahnstromnetzes <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie GmbH für die<br />
Errichtung neuer Übertragungsleitungen <strong>der</strong> allgemeinen 50-Hz-Stromversorgung möglich<br />
ist. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, ob und auf welche Art und Weise die Errichtung<br />
neuer Drehstrom- o<strong>der</strong> Gleichstrom-Freileitungen o<strong>der</strong> -Kabelanlagen in bestehenden<br />
Bahnstromtrassenräumen technisch machbar ist und inwieweit in <strong>der</strong> Verknüpfung ein Beschleunigungspotential<br />
bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Planungs- und Zulassungsverfahren liegt.<br />
Dan<strong>eb</strong>en ist zu untersuchen, inwieweit Infrastrukturverknüpfungsmöglichkeiten in Gestalt<br />
von kombinierten Leitungstrassen zwischen Bahnstrom und öffentlicher Energieversorgung<br />
bestehen. Schließlich ist in die Untersuchung einzubeziehen, welche Auswirkungen die dabei<br />
ggf. notwendige Dezentralisierung des bestehenden zentralen Bahnstromnetzes auf die Betri<strong>eb</strong>smittelausstattung<br />
und den Netzbetri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> zukünftigen Bahnstromversorgung in<br />
Deutschland hat.<br />
Für die Untersuchungen wurden deshalb zwei grundsätzliche Varianten A und B unterschieden.<br />
Bei Variante A än<strong>der</strong>t sich am Aufbau des existierenden Bahnstromnetzes grundsätzlich<br />
nichts. Es wird lediglich <strong>der</strong> vorhandene Trassenraum genutzt, um hierin eine zusätzliche parallele<br />
Infrastruktur für die elektrische Energieversorgung aufzubauen. Dies kommt damit<br />
einer Bündelung <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromleitungen mit zusätzlichen Leitungen <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Energieversorgung in Drehstrom- o<strong>der</strong> Gleichstromtechnik gleich. Hierbei werden als<br />
Untervarianten zum einen die Errichtung neuer Freileitungen untersucht, an die dann n<strong>eb</strong>en<br />
den Stromkreisen für die öffentliche Stromversorgung auch die Stromkreise <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
(110-kV-Wechselspannung mit 16,7 Hz) angehängt werden. Zum an<strong>der</strong>en wird<br />
128 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
auch die Möglichkeit betrachtet, Kabeltrassen parallel zu den existierenden Bahnstromleitungen<br />
zu errichten.<br />
Bei <strong>der</strong> Variante B wird das Hochspannungsnetz <strong>der</strong> Bahn zugunsten einer dezentralen<br />
Stromversorgung <strong>der</strong> Bahnstrecken aus dem öffentlichen Netz ganz o<strong>der</strong> teilweise abg<strong>eb</strong>aut.<br />
Diese Variante bedeutet damit nicht nur den Rückbau <strong>der</strong> Bahnstromleitungen, son<strong>der</strong>n auch<br />
den Neubau von (deutlich größeren) Umrichterwerken für die Bahn und von (Drehstrom-)-<br />
Anschlussleitungen zu diesen Umrichterwerken. Der so frei werdende Trassenraum kann<br />
dann für die Errichtung von Dreh- o<strong>der</strong> Gleichstrom-Freileitungen und/o<strong>der</strong> -Kabelanlagen<br />
genutzt werden.<br />
Eine Übersicht über die beiden wesentlichen Szenarien gibt die Tabelle 1.1.<br />
Tabelle 1.1 Übersicht über die beiden wesentlichen Szenarien<br />
Szenario<br />
A<br />
B<br />
Maßnahme<br />
Vollständiger Erhalt und Weiterbetri<strong>eb</strong> des bestehenden zentralen 16,7-Hz-<br />
Bahnstromnetzes unter <strong>der</strong> Voraussetzung einer Leitungstrassenbündelung<br />
mit <strong>der</strong> 50-Hz-Landesenergieversorgung im bestehenden Trassenraum, keine<br />
Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
Mindestens teilweiser Entfall des 16,7-Hz-Bahnstromnetzes, teilweise o<strong>der</strong><br />
vollständige Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung. Neubau von Übertragungsleitungen<br />
<strong>der</strong> 50-Hz-Landesenergieversorgung im freiwerdenden<br />
Trassenraum<br />
Entsprechend <strong>der</strong> Ausschreibung und Auftragsvergabe für drei Lose ist die Machbarkeitsstudie<br />
in drei Teilberichte unterglie<strong>der</strong>t, <strong>der</strong>en Erg<strong>eb</strong>nisse in einer gemeinsamen vergleichenden<br />
Bewertung und Empfehlung zusammengefasst sind. Die drei Lose sind durch jeweils einen<br />
Partner des beauftragten Konsortiums aus Instituten <strong>der</strong> Leibniz Universität Hannover, Technischen<br />
Universität Dresden und Technischen Universität Clausthal fe<strong>der</strong>führend bearbeitet<br />
worden.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
129
Fokus Thema<br />
1.1 Los 1 Technische Machbarkeit <strong>der</strong> Nutzung von Bahnstromtrassen<br />
für Freileitungs- und Kabeltrassen öffentlicher Energieversorgung<br />
Los 1 wurde fe<strong>der</strong>führend vom Fachg<strong>eb</strong>iet <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung des Instituts für<br />
Energieversorgung und Hochspannungstechnik an <strong>der</strong> Leibniz Universität Hannover bearbeitet.<br />
Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Untersuchungen stehen die Bahnstromtrassen und <strong>der</strong>en Nutzungsmöglichkeiten.<br />
Demzufolge wird in erster Linie untersucht, ob und wie <strong>der</strong> bestehende Trassenraum<br />
des Bahnstromnetzes für Freileitungs- und Kabeltrassen <strong>der</strong> öffentlichen Energieversorgung<br />
in Form <strong>der</strong> Drehstrom- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gleichstromtechnik genutzt werden kann.<br />
Auf Basis einer Analyse des aktuellen Ausbaus des deutschen Übertragungsnetzes und des<br />
Netzausbaubedarfs durch Auswertung von aktuellen Studien sowie einer Beschreibung und<br />
vergleichenden Bewertung <strong>der</strong> grundsätzlich für die Übertragung von elektrischer Energie auf<br />
<strong>der</strong> Höchstspannungs<strong>eb</strong>ene verfügbaren Übertragungstechnologien (Freileitungen und Kabel<br />
in Drehstrom- und Gleichstromtechnik) werden die Möglichkeiten <strong>der</strong> Nutzung des<br />
Bahnstromtrassenraumes für Leitungen <strong>der</strong> öffentlichen Energieversorgung beschri<strong>eb</strong>en und<br />
untersucht. Dabei werden n<strong>eb</strong>en dem Vergleich <strong>der</strong> technischen Daten (z. B. Abmessungen<br />
und elektrische Eigenschaften) und den technischen Anfor<strong>der</strong>ungen bei Bau (z. B. mit bestehenden<br />
Stahlgitter-Mastkonstruktionen o<strong>der</strong> Vollwand-Mastkonstruktionen wie dem Wintrack-Mast)<br />
und Betri<strong>eb</strong>sführung auch die Kosten für die Errichtung und den Betri<strong>eb</strong> ermittelt.<br />
Weiterhin werden die technischen Voraussetzungen und einschlägigen Normen für eine parallele<br />
Leitungsführung von Bahnstromleitungen und Drehstrom- o<strong>der</strong> Gleichstromleitungen <strong>der</strong><br />
öffentlichen Energieversorgung ermittelt und beschri<strong>eb</strong>en sowie auch die auftretenden elektrischen<br />
und magnetischen Fel<strong>der</strong> berechnet und vergleichend bewertet. Hierbei wird sowohl die<br />
gemeinsame Führung <strong>der</strong> unterschiedlichen Stromkreise auf gemeinsamen Freileitungsmasten<br />
als auch die Errichtung von zusätzlichen Kabelanlagen in Drehstrom- und Gleichstromtechnik<br />
parallel zu bestehenden Bahnstromfreileitungen berücksichtigt.<br />
1.2 <br />
<br />
Los 2 wurde fe<strong>der</strong>führend durch die Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> des Instituts für Bahnfahrzeuge<br />
und Bahntechnik <strong>der</strong> TU Dresden bearbeitet. Im Mittelpunkt dieses Leistungsabschnittes<br />
stehen in Abgrenzung zu Los 1 nicht die Bahnstromtrassen, son<strong>der</strong>n das 2AC 110-kV-<br />
16,7-Hz-Bahnstromversorgungsnetz und die daran angeschlossenen Bahnunterwerke zur<br />
Streckeneinspeisung. Für die Untersuchung wird grundsätzlich unterstellt, dass <strong>der</strong> elektrische<br />
130 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
Zugbetri<strong>eb</strong> auf den betroffenen Bahnstrecken auch für die Zeit <strong>der</strong> Umrüstung weitgehend<br />
uneingeschränkt aufrechterhalten werden soll. Eine generelle Umstellung des Bahnstromsystems<br />
auf die Netzfrequenz von 50 Hz wird gleichfalls nicht unterstellt, da nur ein sehr geringer<br />
Teil <strong>der</strong> vorhandenen elektrischen Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge in Deutschland dafür geeignet ist.<br />
Ausgehend vom Trassenbedarf für neue Transportleitungen <strong>der</strong> 50-Hz-<br />
Landesenergieversorgung werden Szenarien zur Ausgestaltung <strong>der</strong> technischen und ökonomischen<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen für eine Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung erstellt. Untersucht<br />
wird dabei, ob und wie die bestehende zentrale Bahnstromversorgung mit separater<br />
16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieerzeugung und zweipoligen Bahnstromfreileitungen 2 55 kV zur Speisung<br />
<strong>der</strong> Bahn-Unterwerke 110/15 kV auf eine dezentrale Versorgung mit Umrichterwerken<br />
zur Spannungs- und Frequenztransformation umgerüstet werden kann. Dabei ist anhand des<br />
Trassenbedarfs für die öffentliche Energieversorgung zu klären, welche Teile des Hochspannungsnetzes<br />
<strong>der</strong> Bahn erhalten werden können. Darauf aufbauend erfolgt eine Analyse und<br />
Bewertung, ob und wie das dann mindestens teilweise - dezentralisierte Bahnstromnetz aus<br />
dem Netz <strong>der</strong> öffentlichen Energieversorgung eingespeist werden kann. Des Weiteren wird<br />
<strong>der</strong> erhöhte Flächenbedarf in Bahntrassennähe für die gegenüber den bestehenden Bahn-<br />
Unterwerken größeren dezentralen Umrichterwerke analysiert. Hierbei ist grundsätzlich davon<br />
auszugehen, dass die neu zu errichtenden Umrichterwerke in unmittelbarer Nähe zu den<br />
bestehenden Bahn-Unterwerken angeordnet werden. Eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />
Bahnunterwerksstandorte hätte eine vollständige Umgestaltung <strong>der</strong> Speisestruktur <strong>der</strong> 15-kV-<br />
Oberleitungsanlagen <strong>der</strong> elektrifizierten Bahnstrecken zur Folge. Dies würde eine großflächige<br />
temporäre Einstellung des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es erfor<strong>der</strong>n, was nicht Bestandteil des<br />
Untersuchungsauftrages ist.<br />
Anhand <strong>der</strong> entwickelten Untersuchungsszenarien wird abschließend eine wirtschaftliche<br />
Bewertung <strong>der</strong> Dezentralisierung mittels eines L<strong>eb</strong>enszykluskostenmodells vorgenommen.<br />
Im Erg<strong>eb</strong>nis wird herausgestellt und bewertet, ob und wie die Bahnstromversorgung bei Parallelführung<br />
von Energieleitungstrassen <strong>der</strong> Landesenergieversorgung am besten gesichert<br />
werden kann.<br />
1.3 <br />
Das vom Institut für deutsches und internationales Berg- und Energierecht <strong>der</strong> TU Clausthal<br />
bearbeitete Los 3 analysiert, welche rechtlichen Auswirkungen eine geän<strong>der</strong>te Nutzung bestehen<strong>der</strong><br />
Bahnstromleitungstrassen hat. Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Untersuchung stehen die planungs-<br />
111 (2013) Heft 3<br />
131
Fokus Thema<br />
und genehmigungsrechtlichen Auswirkungen. Behandelt werden dan<strong>eb</strong>en die zivilrechtlichen<br />
Auswirkungen hinsichtlich <strong>der</strong> Nutzung frem<strong>der</strong> Grundstücke. Als relevante Verknüpfungsvarianten<br />
werden sowohl die Bündelung von Bahnstromleitungen mit Höchstspannungsleitungen<br />
des öffentlichen Netzes, unterschieden nach Kombinationsfreileitungen auf gemeinsamem<br />
Gestänge o<strong>der</strong> Parallelführung <strong>der</strong> Leitungen, als auch die alleinige Nutzung <strong>der</strong> Trassen<br />
für Höchstspannungsleitungen des öffentlichen Netzes bei Dezentralisierung <strong>der</strong><br />
Bahnstromversorgung betrachtet. Als technische Ausführungen werden sowohl Freileitung<br />
und Kabel als auch Drehstrom- und Gleichstromtechnik berücksichtigt.<br />
Dargestellt wird zunächst <strong>der</strong> Rechtsrahmen für die Planungs- und Zulassungsverfahren. Die<br />
rechtliche Untersuchung hinsichtlich des öffentlichen Netzes erfasst sowohl Netzausbaubauvorhaben<br />
i.S.v. § 2 Abs. 1 des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes Übertragungsnetz<br />
(NABEG) als auch sonstige Vorhaben, für die teilweise an<strong>der</strong>e Regelungen gelten. Untersucht<br />
werden die Vorgaben für die Festlegung von Trassenkorridoren und für die Zulassung von<br />
Leitungsbauvorhaben. Hinsichtlich des Bahnstromleitungsnetzes wird <strong>der</strong> dortige Rechtsrahmen<br />
für die Planungs- und Zulassungsverfahren, insbeson<strong>der</strong>e das Planfeststellungsverfahren<br />
nach §§ 18 ff. AEG, behandelt. Schließlich werden die rechtlichen Vorgaben für das Zusammentreffen<br />
von Übertragungsleitung und Bahnstromleitung analysiert.<br />
Der Rechtsrahmen wird anschließend auf die hier zu behandelnden Varianten (Kombinationsfreileitung,<br />
Parallelführung, Dezentralisierung) angewendet. Geprüft wird zunächst, welche<br />
Planungs- und Zulassungsverfahren in den einzelnen Varianten erfor<strong>der</strong>lich sind o<strong>der</strong> inwieweit<br />
hierauf möglicherweise verzichtet werden kann, weil bereits Bahnstromleitungstrassen<br />
existieren. Geprüft werden Planungs- und Zulassungsverfahren einerseits hinsichtlich <strong>der</strong> neu<br />
zu errichtenden Übertragungsleitung. An<strong>der</strong>erseits sind aber auch Planungs- und Zulassungsverfahren<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> bestehenden o<strong>der</strong> zumindest planungsrechtlich geprüften, aber ggf.<br />
zu än<strong>der</strong>nden Bahnstromleitung zu behandeln.<br />
Untersucht wird weiterhin, welche Erleichterungen sich in den hier untersuchten Varianten<br />
für die Planungs- und Zulassungsverfahren erg<strong>eb</strong>en können. Hierbei wird auf die Möglichkeit<br />
zur Durchführung vereinfachter Verfahren o<strong>der</strong> zur Berücksichtigung bereits aus an<strong>der</strong>en<br />
Verfahren vorliegen<strong>der</strong> Unterlagen eingegangen. Wesentliche Bedeutung haben darüber hinaus<br />
die Trassierungsgrundsätze <strong>der</strong> Nutzung bestehen<strong>der</strong> Trassen und <strong>der</strong> Trassenbündelung.<br />
Schließlich ist auf den Vorbelastungsgrundsatz einzugehen, demzufolge bereits vorbelastete<br />
Grundstücke in <strong>der</strong> Abwägung weniger schutzwürdig sind. Hieraus werden weiterführende<br />
132 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
Ansätze zu einer Präzisierung <strong>der</strong> Trassierungsgrundsätze und des Vorbelastungsgrundsätze<br />
entwickelt.<br />
Auf privatrechtlicher Ebene werden die vertraglichen und dinglichen Absicherungen <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />
fremden Eigentums dahingehend untersucht, ob Anpassungsnotwendigkeiten<br />
bei Nutzungsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bahnstromleitungstrassen bestehen. Verän<strong>der</strong>ungen des Nutzungsumfangs<br />
können sich nicht nur bei Errichtung neuer Leitungen, son<strong>der</strong>n auch bei hinsichtlich<br />
Lage, Ausdehnung o<strong>der</strong> Zweckbestimmung verän<strong>der</strong>ter Inanspruchnahme von Grundstücken<br />
erg<strong>eb</strong>en, wie etwa im Falle verlagerter Mastfundamente, verbreiterter Schutzstreifen o<strong>der</strong><br />
Ausweitung <strong>der</strong> Nutzung von <strong>der</strong> Bahnstromversorgung auf die öffentliche Energieversorgung.<br />
Ergänzend hierzu wird untersucht, welche Bedeutung dies für die Entschädigungsleistungen<br />
an die Grundeigentümer hat.<br />
Abschließend wird eine Gesamtbewertung <strong>der</strong> Vor- und Nachteile einer Verknüpfung von<br />
Bahnstromleitungstrassen und Übertragungsleitungen aus rechtlicher Sicht vorgenommen.<br />
Hierzu erfolgt ein Vergleich mit <strong>der</strong> Neutrassierung öffentlicher Höchstspannungsleitungen<br />
wie auch ein Vergleich <strong>der</strong> verschiedenen Varianten einer Nutzungsän<strong>der</strong>ung bestehen<strong>der</strong><br />
Bahnstromleitungstrassen untereinan<strong>der</strong>.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
133
Fokus Thema<br />
Machbarkeitsstudie<br />
zur Verknüpfung von<br />
Bahn- und Energieleitungsinfrastrukturen<br />
Zusammenfassung <strong>der</strong> wesentlichen Erg<strong>eb</strong>nisse<br />
und<br />
Empfehlungen <strong>der</strong> Gutachter<br />
Bearbeiter:<br />
Leibniz Universität Hannover<br />
Institut für Energieversorgung und Hochspannungstechnik<br />
Fachg<strong>eb</strong>iet <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung<br />
Appelstraße 9a<br />
30167 Hannover<br />
Technische Universität Dresden<br />
Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik<br />
Professur für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Hettnerstraße 3<br />
01069 Dresden<br />
Technische Universität Clausthal<br />
Institut für deutsches und internationales Berg- und Energierecht<br />
Arnold-Sommerfeld-Straße 6<br />
38678 Clausthal-Zellerfeld<br />
Hannover, Dresden und Clausthal-Zellerfeld, 05.06.2012<br />
134 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
1 <br />
1.1 Los 1 Technische Machbarkeit <strong>der</strong> Nutzung von Bahnstromtrassen<br />
für Freileitungs- und Kabeltrassen öffentlicher Energieversorgung<br />
Fasst man die Erg<strong>eb</strong>nisse zu Los 1 mtrassen<br />
für Freileitungs- zusammen, so<br />
lässt sich feststellen, dass eine Nutzung <strong>der</strong> Bahnstromtrassen für Freileitungs- und Kabeltrassen<br />
öffentlicher Energieversorgung grundsätzlich möglich ist. Hierbei erg<strong>eb</strong>en sich jedoch erh<strong>eb</strong>liche<br />
Unterschiede in <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> verschiedenen untersuchten Betri<strong>eb</strong>smittel. Die<br />
folgenden Szenarien sind für diese Bewertung untersucht worden:<br />
Szenario A: Vollständiger Erhalt und Weiterbetri<strong>eb</strong> des bestehenden zentralen 16,7-<br />
Hz-Bahnstromübertragungsnetzes unter <strong>der</strong> Voraussetzung einer Leitungstrassenbündelung<br />
mit <strong>der</strong> 50-Hz-Landesenergieversorgung im bestehenden<br />
Trassenraum, keine Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
Variante A1.1:<br />
Variante A1.2:<br />
Variante A2:<br />
Variante A3:<br />
Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />
in klassischer Stahlgitterbauweise mit je zwei 380-kV-Drehstromund<br />
110-kV- Bahnstromkreisen<br />
Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />
in Wintrack-Bauweise mit je zwei 380-kV-Drehstrom- und 110-kV-<br />
Bahnstromkreisen<br />
Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />
mit je zwei ±400-kV-Gleichstrom und 110-kV- Bahnstromkreisen<br />
Neubau von je zwei ±320-kV/1000-MW-Gleichstromkabeln links und<br />
rechts <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstrom-Freileitung<br />
Szenario B: Vollständiger o<strong>der</strong> zumindest teilweiser Entfall des 16,7-Hz-<br />
Bahnstromübertragungssystems, vollständige o<strong>der</strong> teilweise Dezentralisierung<br />
<strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
Variante B1.1:<br />
Variante B1.2:<br />
Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />
mit zwei 380-kV-Drehstromkreisen<br />
Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />
in Wintrack-Bauweise mit zwei 380-kV- Drehstromkreisen<br />
111 (2013) Heft 3<br />
135
Fokus Thema<br />
Variante B2:<br />
Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />
mit zwei ±400-kV-Gleichstromkreisen<br />
Variante B3: Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau von vier ±320-<br />
kV/1000-MW-Gleichstromkabeln<br />
Für eine grobe Abschätzung <strong>der</strong> Investitions- und Betri<strong>eb</strong>skosten bei Nutzung des Bahnstromtrassenraumes<br />
für Höchstspannungs-(HöS-)Freileitungen und -Kabel <strong>der</strong> öffentlichen Energieversorgung<br />
wurde auf Basis von existierenden Studien ein Ausbauszenario im HöS-Netz<br />
entwickelt, das einen Leistungstransport auf vier Leitungsverbindungen von den Erzeugungsschwerpunkten<br />
in Norddeutschland in die Verbrauchszentren in Süddeutschland und damit<br />
dem zukünftig erwarteten Transportszenario von Nord nach Süd und Ost nach West Rechnung<br />
trägt. In diesem Ausbauszenario werden Leitungstrassen mit einer Gesamtlänge von<br />
2246 km entlang entsprechen<strong>der</strong> Bahnstromleitungen genutzt. Die Kostenbewertungen erfolgten<br />
mit <strong>der</strong> Barwertmethode über einen Zeitraum von 30 Jahren.<br />
Bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> 380-kV-Drehstrom-Freileitungen wurde festgestellt, dass eine Nutzung<br />
<strong>der</strong> Bahnstromtrasse mit den heute üblichen Stahlgitterkonstruktionen zu einer erh<strong>eb</strong>lichen<br />
Verbreiterung des Schutzstreifens führt. Die Maste sind zudem mit einer üblichen Höhe<br />
zwischen ca. 40 und 60 m etwa doppelt so hoch wie bei einer typischen 110-kV-Bahnstrom-<br />
Freileitung (etwa 30 m Höhe), was zu einer erhöhten Sichtbarkeit führt. Die auftretenden<br />
elektrischen und magnetischen Fel<strong>der</strong> liegen unterhalb <strong>der</strong> Grenzwerte <strong>der</strong> 26. BImSchV, sind<br />
aber wesentlich höher als die einer Bahnstromfreileitung. Sollen die vorhandenen<br />
Bahnstromsysteme auf dem gleichen Gestänge mitgeführt werden, so ergibt sich hieraus eine<br />
weitere Erhöhung <strong>der</strong> Maste um ca. 10 m. Außerdem ist, insbeson<strong>der</strong>e bei unsymmetrischen<br />
Fehlern, mit einer starken Beeinflussung <strong>der</strong> Bahnstromkreise durch die Drehstromkreise zu<br />
rechnen, die diese Lösung nur für kurze Strecken von einigen Kilometern Länge (ca. 50 km 1 )<br />
geeignet macht. Aus wirtschaftlicher Sicht treten bei den klassischen 380-kV-Drehstrom-<br />
Freileitungen die insgesamt geringsten Kosten in Höhe von 6,79 Milliarden Euro ohne bzw.<br />
7,23 Milliarden Euro bei Mitführung <strong>der</strong> Bahnstromsysteme (nur Investitions- und Betri<strong>eb</strong>skosten)<br />
auf.<br />
Eine erh<strong>eb</strong>liche Verringerung <strong>der</strong> Trassenbreite lässt sich durch die Verwendung von alternativen<br />
Kompaktmastformen wie z. B. dem Wintrack-Mast erreichen. Mit diesen Masten wird<br />
1 A. Moser: Machbarkeitsstudie zur Verlegung von Bahn- und Drehstromkreisen auf einem Gemeinschaftsgestänge.<br />
Wissenschaftliche Studie <strong>der</strong> RWTH Aachen im Auftrag <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie GmbH, 2012.<br />
136 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
es dann auch möglich, die Schutzstreifenbreite einer Bahnstromfreileitung einzuhalten. Ein<br />
380-kV-Wintrack-Mast ist dabei mit 57 m Höhe aber <strong>eb</strong>enfalls erh<strong>eb</strong>lich höher als ein typischer<br />
Bahnstrommast. Außerdem treten erh<strong>eb</strong>liche Mehrkosten in Höhe von 3,09 Milliarden<br />
Euro gegenüber den Standard-Freileitungen auf, die sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit<br />
auswirken. Bei einer zu engen Führung <strong>der</strong> Leiterseile ist ferner mit Einschränkungen in <strong>der</strong><br />
Betri<strong>eb</strong>sführung zu rechnen, da eine Besteigung <strong>der</strong> Maste, z. B. zu Wartungszwecken, nur<br />
unter Abschaltung bei<strong>der</strong> Stromkreise möglich ist. Weiterhin bestehen heute noch kaum Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />
mit Kompaktmasten, und eine gemeinsame Führung von Drehstrom- und<br />
Bahnstromkreisen ist aufgrund <strong>der</strong> großen Beeinflussung <strong>eb</strong>enfalls auf kurze Strecken (siehe<br />
oben) beschränkt.<br />
Auch 380-kV-Drehstromkabel sind prinzipiell im Trassenraum einer Bahnstromfreileitung<br />
einsetzbar, wobei sich etwa vier Drehstromkreise im Schutzstreifen <strong>der</strong> Bahnstromfreileitung<br />
unterbringen lassen. Hierdurch wird zwar ungefähr die Übertragungsleistung einer Drehstrom-Doppelfreileitung<br />
erreicht, diese nimmt aber aufgrund <strong>der</strong> hohen kapazitiven Ladeströme<br />
schon für kurze Längen ab. Aus diesem Grund sind die Ladeströme <strong>der</strong> Kabel bereits<br />
ab Längen von ca. 25-30 km durch die Aufstellung von Drosselspulen zu kompensieren. In<br />
einer Studie im Auftrag des BMU 2 wurde ermittelt, dass dieser hohe technische Aufwand und<br />
die daraus resultierenden Mehrkosten sowie die hohen Investitionskosten Drehstrom-Kabel<br />
für die in dieser Machbarkeitsstudie angedachte großräumige Energieübertragung über längere<br />
Strecken ungeeignet machen.<br />
Die Untersuchung von ±400-kV-Gleichstrom-Freileitungen ergab, dass diese mit den klassischen<br />
Stahlgittermasten <strong>eb</strong>enfalls erh<strong>eb</strong>lich breitere Schutzstreifen und deutlich höhere Maste<br />
erfor<strong>der</strong>n als eine typische Bahnstrom-Freileitung. Prinzipiell ist aber auch hier <strong>der</strong> Bau von<br />
Gleichstrom-Kompaktmasten mit den oben genannten Vorteilen denkbar, wodurch wie bei<br />
den Drehstrom-Kompaktmasten entsprechende Mehrkosten entstehen. Da solche Maste aber<br />
bisher noch nicht ausgeführt wurden, besteht hier noch Untersuchungs- und Entwicklungsbedarf.<br />
Weitere Mehrkosten entstehen bei <strong>der</strong> HGÜ dadurch, dass eine Kopplung mit dem Drehstromnetz<br />
nur über Umrichter erfolgen kann. Dies schlägt sich nicht nur in höheren Investitions-<br />
son<strong>der</strong>n auch in höheren Verlustkosten im Vergleich zu <strong>der</strong> Drehstrom-Übertragung nie-<br />
2 L. Hofmann, C. Rathke, M. Mohrmann: BMU-Studie "Ökologische Auswirkungen von 380-kV-Erdleitungen<br />
und HGÜ-Erdleitungen" Bericht <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Technik/Ökonomie., Energieforschungszentrum Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />
Göttingen: Cuvillier Verlag, 2012.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
137
Fokus Thema<br />
<strong>der</strong>. Die Barwerte <strong>der</strong> Gesamtkosten sind bei <strong>der</strong> HGÜ mit Freileitungen daher für das betrachtete<br />
Netzausbauszenario um ca. 3 Milliarden Euro höher als bei <strong>der</strong> Drehstrom-<br />
Übertragung mit Standard-Freileitungen. Dies entspricht einem Mehrkostenfaktor von 1,40.<br />
Sollen die Bahnstromfreileitungen auf dem gleichen Gestänge mitgeführt werden, sind bei <strong>der</strong><br />
Nutzung <strong>der</strong> HGÜ Vorteile gegenüber <strong>der</strong> Drehstrom-Leitung zu erwarten. Diese resultieren<br />
daraus, dass hier mit wesentlich geringeren gegenseitigen Beeinflussungen zu rechnen ist und<br />
so auch lange Parallelführungen technisch möglich sein sollten. Da für diese Variante keine<br />
Betri<strong>eb</strong>serfahrungen vorliegen, besteht allerdings noch ein erh<strong>eb</strong>licher Untersuchungs- und<br />
Entwicklungsbedarf. Insgesamt betrachtet scheint aber die Nutzung <strong>der</strong> HGÜ-Technologie bei<br />
einer Parallelführung mit Bahnstromkreisen auf einem gemeinsamen Gestänge die technisch<br />
sinnvollste Lösung zu sein.<br />
Die Berechnung <strong>der</strong> elektrischen und magnetischen Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> HGÜ-Freileitung zeigte bei<br />
den hier betrachteten Mastbil<strong>der</strong>n vergleichsweise geringe Feldstärken. Da für Gleichfel<strong>der</strong> in<br />
<strong>der</strong> 26 BImSchV bisher keine gesetzlichen Grenzwerte definiert wurden, kann hier kein<br />
Nachweis <strong>der</strong> Zulässigkeit geführt werden. Es steht aber zu erwarten, dass die elektrischen<br />
und magnetischen Emissionen beim Bau einer HGÜ-Freileitung aufgrund ihrer geringen Höhe<br />
unproblematisch sein werden.<br />
Der Bau von ±320-kV-Gleichstromkabeln im Trassenraum <strong>der</strong> Bahnstromfreileitung besitzt<br />
den großen Vorteil, dass sich zum einen keine Erweiterung des Schutzstreifens ergibt und<br />
zum an<strong>der</strong>en die Bahnstromfreileitung unverän<strong>der</strong>t bleibt und unter Einhaltung entsprechen<strong>der</strong><br />
Mindestabstände auch während <strong>der</strong> Bauarbeiten nicht abgeschaltet werden muss.<br />
An<strong>der</strong>s als bei den Drehstrom-Kabeln erg<strong>eb</strong>en sich durch die Verwendung von Gleichstrom<br />
keine Längenbegrenzungen, so dass die HGÜ mit Kabeln auch über größere Strecken problemlos<br />
eingesetzt werden kann. Es muss jedoch beachtet werden, dass die Trassierung von<br />
Kabelstrecken nicht nach den gleichen Grundsätzen erfolgt wie bei Freileitungen. Die tatsächliche<br />
Nutzbarkeit hängt daher immer vom konkreten Verlauf <strong>der</strong> betrachteten Leitungen ab.<br />
Die Legung von HGÜ-Erdkabeln ist hierbei nicht nur auf den Trassenraum von Bahnstromleitungen<br />
beschränkt, son<strong>der</strong>n kann geg<strong>eb</strong>enenfalls auch im Trassenraum von bestehenden 110-,<br />
220- o<strong>der</strong> 380-kV-Drehstromfreileitungen erfolgen.<br />
Die HGÜ mit Kabeln besitzt kein äußeres elektrisches Feld, und die magnetische Feldstärke<br />
liegt bei einer typischen Auslegung etwa im Bereich des Erdmagnetfeldes.<br />
138 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
Diesen Vorteilen stehen erh<strong>eb</strong>liche Mehrkosten von ca. 14 Milliarden Euro (Faktor 2,97) zur<br />
Drehstrom-Freileitung mit Standardmasten gegenüber. Diese resultieren im Wesentlichen daraus,<br />
dass mit den heutigen HGÜ-Kabeln maximal 1200 MW Leistung übertragen werden<br />
kann und daher die Legung von vier HGÜ-Kabelsystemen erfor<strong>der</strong>lich ist, um die Leistung<br />
von zwei Drehstromfreileitungssystemen zu erreichen. Die HGÜ mit Erdkabeln ist damit die<br />
mit Abstand teuerste Lösung aller untersuchten Varianten.<br />
Insgesamt ist festzuhalten, dass bei Erhalt einer zentralen Bahnstromversorgung und <strong>der</strong> damit<br />
verbundenen Mitführung <strong>der</strong> Bahnstromfreileitung (Variante A) von den hier untersuchten<br />
Betri<strong>eb</strong>smitteln nur die HGÜ mit Freileitungen o<strong>der</strong> Erdkabeln für den Einsatz auf längeren<br />
Strecken geeignet erscheint. Hierbei ist dann beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Verwendung von HGÜ-<br />
Erdkabeln mit erh<strong>eb</strong>lichen Mehrkosten gegenüber 380-kV-Standard-Freileitungen zu rechnen.<br />
Bei <strong>der</strong> Verwendung von HGÜ-Freileitungen ist außerdem <strong>der</strong> Bau von gegenüber <strong>der</strong> ursprünglichen<br />
Bahnstromfreileitung spürbar größeren Masten notwendig. Die Verwendung von<br />
Freileitungen mit parallelen Dreh- und Bahnstromkreisen erscheint aufgrund <strong>der</strong> Beeinflussungsproblematik<br />
nicht möglich zu sein. Die Legung von Drehstrom-Kabeln im Trassenraum<br />
einer Bahnstromleitung ist zwar technisch prinzipiell machbar, jedoch scheidet ein Einsatz auf<br />
längeren Strecken aufgrund <strong>der</strong> hohen kapazitiven Ladeströme, <strong>der</strong> damit einher gehenden<br />
begrenzten Übertragungskapazität, sowie dem hohen Kompensationsaufwand und den hohen<br />
Kosten aus.<br />
Kann das Bahnstromnetz dezentralisiert und damit auf eine Mitführung <strong>der</strong> Bahnstromfreileitung<br />
verzichtet werden (Variante B), so ist die 380-kV-Drehstrom-Freileitung mit Standardmasten<br />
die technisch und wirtschaftlich günstigste Lösung. Hierbei ist mit einer gegenüber<br />
<strong>der</strong> Bahnstromfreileitung deutlichen Verbreiterung des Trassenraumes bei gleichzeitig erh<strong>eb</strong>lich<br />
höheren Masten zu rechnen. Eine Einhaltung des vorhandenen Trassenraumes ist nur mit<br />
speziellen Kompaktmasten möglich. Diese führen jedoch zu deutlichen Mehrkosten und bei<br />
zu kleinen Phasenabständen auch Einschränkungen in <strong>der</strong> Betri<strong>eb</strong>sführung durch die Notwendigkeit,<br />
zu Wartungszwecken stets beide Stromkreise abschalten zu müssen.<br />
1.2 <br />
<br />
Im Los 2 wurde die Option <strong>der</strong> Dezentralisierung <strong>der</strong> bestehenden zentralen 16,7-Hz-Bahnstromversorgung<br />
in Deutschland untersucht. Den Hintergrund dafür bildete die erwogene<br />
111 (2013) Heft 3<br />
139
Fokus Thema<br />
Nutzung vorhandener Energieleitungstrassen des 2AC 110-kV-/ 16,7-Hz-Bahnstromübertragungsnetzes<br />
<strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie GmbH für neue Energieleitungstrassen <strong>der</strong> 50-Hz-<br />
Landesenergieversorgung.<br />
Während die Untersuchungen in den Losen 1 und 3 grundsätzlicher Art im Sinne <strong>der</strong> Machbarkeit<br />
sind, war im Los 2 von einem konkret existierenden zentralen Bahnstromnetz auszugehen,<br />
welches den Zugbetri<strong>eb</strong> auf dem überwiegenden Teil <strong>der</strong> elektrifizierten Strecken <strong>der</strong><br />
<strong>DB</strong> AG sicherstellt. Untersuchungen zur Dezentralisierung dieses Netzes erfor<strong>der</strong>n somit die<br />
Einbeziehung <strong>der</strong> konkreten Netzstruktur, <strong>der</strong> Anlagenkonfigurationen, des Leistungs- und<br />
Energi<strong>eb</strong>edarfes sowie <strong>der</strong> Netzbetri<strong>eb</strong>sführung und -instandhaltung. Hierzu erfolgten detaillierte<br />
Analysen auf Basis von aktuellen internen Geschäftsdaten <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie GmbH, die<br />
dem Gutachter umfassend zur Verfügung gestellt wurden.<br />
Ausgehend von dem ermittelten Bedarf an neuen überregionalen Trassen für die Landesenergieversorgung<br />
und den technischen Verträglichkeitsuntersuchungen zur Leitungstrassenbündelung<br />
aus Los 1 sowie <strong>der</strong> aktuellen 16,7-Hz-Netzstruktur in Deutschland wurden für die<br />
Untersuchungen in Los 2 insgesamt vier Szenarien zur Dezentralisierung <strong>der</strong> 16,7-Hz-<br />
Bahnstromversorgung entwickelt:<br />
Szenario A:<br />
Szenario B1:<br />
Szenario B2:<br />
Szenario B3:<br />
Vollständiger Erhalt und Weiterbetri<strong>eb</strong> des bestehenden zentralen 16,7-Hz-<br />
Bahnstromübertragungsnetzes unter <strong>der</strong> Voraussetzung einer (machbaren)<br />
Leitungstrassenbündelung mit <strong>der</strong> Landesenergieversorgung im bestehenden<br />
Trassenraum, keine Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
Erhalt eines reduzierten, aber zusammenhängenden zentralen 16,7-Hz-<br />
Bahnstromübertragungsnetzes, Entfall einzelner 16,7-Hz-Leitungstrassen<br />
zugunsten neuer Energieleitungstrassen <strong>der</strong> Landesenergieversorgung, regionale<br />
Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
Entfall zentraler Leitungstrassen des 16,7-Hz-Bahnstromübertragungsnetzes<br />
zugunsten neuer Energieleitungstrassen <strong>der</strong> Landesenergieversorgung, Erhalt<br />
und Weiterbetri<strong>eb</strong> mehrerer regionaler, nicht mehr zusammenhängen<strong>der</strong><br />
16,7-Hz-Bahnstromübertragungsnetze, überregionale Dezentralisierung<br />
<strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
Entfall des gesamten 16,7-Hz-Bahnstromübertragungsnetzes, vollständige<br />
Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
140 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
Das Szenario A (keine Dezentralisierung) wurde gleichsam als Referenz für alle weiteren<br />
Szenarien B1 bis B3 (mit Dezentralisierung) genutzt.<br />
Da die Untersuchungen im Los 2 zeitparallel zu den Losen 1 und 3 durchgeführt werden<br />
mussten, unterstellen die Dezentralisierungsszenarien B1 bis B3 auftragsgemäß, dass eine<br />
gemeinsame Trassenführung von Bahn- und Landesenergieleitungen technisch bzw. rechtlich<br />
nur schwer o<strong>der</strong> gar nicht machbar ist und somit vorhandene Bahnstromleitungstrassen aufgeg<strong>eb</strong>en<br />
und die betroffenen Streckenbereiche dezentral mit <strong>Bahnen</strong>ergie 16,7 Hz eingespeist<br />
werden müssen.<br />
Die durchgeführte Untersuchung zu vorhandenen Technologien <strong>der</strong> Bahnstromerzeugung hat<br />
erg<strong>eb</strong>en, dass eine dezentrale Bahnstromversorgung mit Son<strong>der</strong>frequenz technisch grundsätzlich<br />
machbar ist. Dies zeigen einerseits die langjährigen Betri<strong>eb</strong>serfahrungen in den<br />
Bahnnetzen Norwegens, Schwedens und <strong>der</strong> USA, an<strong>der</strong>erseits existieren heute mit <strong>der</strong> Umrichtertechnik<br />
neue, effizientere Technologien als noch vor 10 bis 20 Jahren. Allerdings hängt<br />
die Wirtschaftlichkeit von zentraler o<strong>der</strong> dezentraler Son<strong>der</strong>frequenzversorgung sehr stark<br />
vom Charakter des elektrifizierten Streckennetzes, vom Bahnbetri<strong>eb</strong>, vom Leistungs- und<br />
Energi<strong>eb</strong>edarf und von den Einflussmöglichkeiten auf die Energi<strong>eb</strong>ezugspreise (Stromgestehungskosten)<br />
ab. Insbeson<strong>der</strong>e Letzteres wirkt sich überproportional in <strong>der</strong> Gesamtbilanz<br />
aus. Grundsätzlich gilt aus <strong>der</strong> langjährigen Erfahrung: große, engräumig vermaschte Netze<br />
mit hohem Gesamtenergi<strong>eb</strong>edarf rechtfertigen eine zentrale Bahnstromversorgung, wenig<br />
vermaschte Netze mit einzelnen (langen) Streckenästen und geringem Gesamtenergi<strong>eb</strong>edarf<br />
sind vorteilhaft dezentral zu versorgen. Diese Aussage konnte im Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> vorliegenden<br />
Untersuchungen am konkreten Netzbeispiel <strong>der</strong> <strong>DB</strong> AG eindeutig auch quantitativ <strong>bestätigt</strong><br />
werden.<br />
Die vier o.g. Szenarien wurden im Detail technisch und wirtschaftlich analysiert. Zum einen<br />
wurde die konkrete Einspeisesituation in das unverän<strong>der</strong>t vorhandene 16,7-Hz-Fahrleitungsnetz<br />
einschließlich Anlagenauslegung, Netzanbindung, Leitungstrassenführung und Migrationskonzept<br />
untersucht, zum an<strong>der</strong>en wurde für alle Szenarien eine wirtschaftliche Bewertung<br />
durchgeführt. Dafür wurde n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> bahnstromseitig erfor<strong>der</strong>lichen anlagentechnischen<br />
Mengengerüste und Investitionen sowie <strong>der</strong> kalkulatorischen Restwerte <strong>der</strong> infolge<br />
Dezentralisierung nicht mehr benötigten, aber noch nicht vollständig abgeschri<strong>eb</strong>enen<br />
zentralen Bahnstromanlagen ein L<strong>eb</strong>enzykluskostenmodell für einen Prognosezeitraum von<br />
30 Jahren entwickelt. Damit wurden die Differenzkosten <strong>der</strong> o.g. vier Szenarien für den<br />
111 (2013) Heft 3<br />
141
Fokus Thema<br />
- und Kostenwerte <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie<br />
(Stand 2010) ermittelt.<br />
Im Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> planerischen und wirtschaftlichen Untersuchungen musste zunächst das Szenario<br />
B1 als unrealistisch ausgeschlossen werden. Aufgrund <strong>der</strong> konkreten Anlagenkonfigurationen<br />
im Bahnstromnetz und <strong>der</strong> gemäß Los 1 benötigten Trassen für neue Energieleitungen<br />
<strong>der</strong> Landesversorgung war es nicht möglich, ein reduziertes, aber noch zusammenhängendes<br />
Bahnstromübertragungsnetz zu entwerfen. Grund hierfür ist, dass die benötigten<br />
neuen Energieleitungstrassen überwiegend auf den Haupttrassen <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromübertragungsleitungen<br />
von Nord nach Süd (zwei Trassen) sowie von West nach Ost (eine<br />
Trasse) verlaufen müssen. Fallen diese zentralen Bahnstromtrassen weg, entstehen zwangs-<br />
<br />
wird jedoch durch das Szenario B2 abg<strong>eb</strong>ildet, wodurch Szenario B1 obsolet wird. Auch hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> anlagentechnischen Mengengerüste unterscheiden sich die konkret entworfenen<br />
Szenarien B1 und B2 nur marginal, weshalb nur Szenario B2 weiter verfolgt wurde.<br />
Im Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> Untersuchungen zu Los 2 können zusammenfassend folgende Aussagen<br />
formuliert werden:<br />
Aus technischer, bahnbetri<strong>eb</strong>licher und betri<strong>eb</strong>swirtschaftlicher Sicht ist <strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong><br />
des vorhandenen zentralen Bahnstromnetzes (Szenario A, keine Dezentralisierung) die<br />
eindeutige Vorzugslösung. Ausschlagg<strong>eb</strong>end dafür sind die mengenmäßige und zeitkritische<br />
Beschaffbarkeit dezentraler Erzeugerkomponenten, die Risiken <strong>der</strong> Migration (Verfügbarkeit<br />
von Grundstücken und Gewährleistung des durchgehenden elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es)<br />
sowie die laufenden Kosten für Netzbetri<strong>eb</strong> (Abschreibungen, Instandhaltung, Betri<strong>eb</strong>sführung)<br />
und Energi<strong>eb</strong>ezug. Letztere bestimmen mit einem Anteil von ca. 80 % eindeutig<br />
die L<strong>eb</strong>enszykluskosten. Abhängig von Varianzen bei den Stromgestehungskosten<br />
und <strong>der</strong> Inflationsrate resultieren für dieses Szenario L<strong>eb</strong>enszykluskosten über 30 Jahre <br />
abgezinst auf 2011 zwischen 22,4 und 23,4 Milliarden EUR.<br />
Eine vollständige Dezentralisierung <strong>der</strong> 16,7-Hz-Bahnstromversorgung nach Szenario B3<br />
würde n<strong>eb</strong>en den risikobehafteten Aspekten <strong>der</strong> Beschaffbarkeit und <strong>der</strong> Migrationsstrategie<br />
kumulierte L<strong>eb</strong>enszykluskosten über 30 Jahre abgezinst auf 2011 von 28,7 bis 37,0<br />
Milliarden EUR hervorrufen. Diese Variante ist demnach im Betrachtungszeitraum zwischen<br />
6,3 und 13,5 Milliarden EUR teuer als <strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong> des zentral versorgten Netzes,<br />
ohne dass <strong>der</strong> elektrische Eisenbahnverkehr davon Nutzen hätte. Der überwiegende<br />
142 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
111 (2013) Heft 3<br />
143
Fokus Thema<br />
tion nur geringstmögliche Beeinträchtigungen des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es hervorrufen.<br />
Aus Sicht des Gutachters kommt dafür technologisch vorrangig eine HGÜ-Kabeltrassenlösung<br />
im vorhandenen Trassenraum <strong>der</strong> 2AC 110-kV-/ 16,7-Hz-Bahnstromleitungen in<br />
Frage. Für die Migration (Planung, Bautechnologie, temporäre Ersatzlösungen im Bahnstromnetz,<br />
Inbetri<strong>eb</strong>setzung, Fehlerbehandlung) müssen jedoch noch geeignete Lösungen<br />
entwickelt werden. Hierbei sind insbeson<strong>der</strong>e die Anfor<strong>der</strong>ungen aus dem Netzbetri<strong>eb</strong> <strong>der</strong><br />
16,7-Hz-Bahnstromversorgung zu berücksichtigen (Leistungsbedarf, temporäre Abschaltungen<br />
bzw. Außerbetri<strong>eb</strong>nahmen einzelner Leitungsabschnitte), um Beeinträchtigungen<br />
des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es zu minimieren.<br />
1.3 <br />
Untersucht wurden rechtliche Fragen <strong>der</strong> Bündelung von Übertragungsleitungen mit<br />
Bahnstromleitungen (Variante A-I: Gemeinschaftsgestänge, Variante A-II: Parallelführung)<br />
sowie <strong>der</strong> Nutzung freigeg<strong>eb</strong>ener Bahnstromleitungstrassen (Variante B: Wegfall <strong>der</strong><br />
Bahnstromleitung infolge Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung). Einbezogen wurde<br />
die technische Ausführung als Frei- o<strong>der</strong> Erdkabel sowie in Drehstrom- o<strong>der</strong> Gleichstromtechnik.<br />
Alle untersuchten Varianten sind aus rechtlicher Sicht grundsätzlich zulässig. Im Einzelfall<br />
kann die Verwirklichung scheitern, etwa die Parallelführung von Leitungstrassen an beson<strong>der</strong>en<br />
Engstellen. Je nach Ausgestaltung bedarf die Umsetzung <strong>der</strong> Mitwirkung von <strong>DB</strong> Energie<br />
(insbeson<strong>der</strong>e Varianten A-I und B). Eine Erdverkabelung begegnet <strong>der</strong>zeit aufgrund <strong>der</strong> sehr<br />
eingeschränkten Verfügbarkeit eines Planfeststellungsverfahrens und <strong>der</strong> restriktiven Regelungen<br />
zur Kostenanerkennung beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten.<br />
Für die Planung <strong>der</strong> Übertragungsleitung ist ein Bundesfachplanungs- bzw. Raumordnungsverfahren<br />
selbst dann erfor<strong>der</strong>lich, wenn <strong>der</strong> vorhandene Trassenraum einer Bahnstromleitung<br />
genutzt wird. Für die Bahnstromleitung ist kein (<strong>erneut</strong>es) Planungsverfahren notwendig.<br />
Für die Zulassung <strong>der</strong> Übertragungsleitung ist ein Planfeststellungsverfahren durchzuführen,<br />
auch wenn eine vorhandene Bahnstromleitungstrasse genutzt wird. Ein Planfeststellungsverfahren<br />
ist auch für die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bahnstromleitung in den Varianten A-I und B erfor<strong>der</strong>lich,<br />
in <strong>der</strong> Variante A-II nur, soweit Än<strong>der</strong>ungen erfolgen. In <strong>der</strong> Variante B sind zusätzliche<br />
Zulassungsverfahren für die im Zuge <strong>der</strong> Dezentralisierung erfor<strong>der</strong>lichen neuen Umrichterstationen<br />
und <strong>der</strong>en Anschlussleitungen an das öffentliche 110-kV-Netz erfor<strong>der</strong>lich.<br />
144 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
Für Gleichstrom-Übertragungsleitungen erg<strong>eb</strong>en sich keine grundsätzlichen Unterschiede zu<br />
Drehstrom-Übertragungsleitungen. Allerdings haben die zusätzlich erfor<strong>der</strong>lichen Umrichterstationen<br />
erh<strong>eb</strong>lichen Raumbedarf und bedürfen ihrerseits <strong>der</strong> Zulassung.<br />
Für Übertragungsleitungen, die als Erdkabel ausgeführt werden, ist außerhalb des NABEG<br />
we<strong>der</strong> ein Raumordnungsverfahren originär vorgesehen noch besteht in den hier relevanten<br />
Fallgestaltungen die Möglichkeit <strong>der</strong> Planfeststellung. Sollte die Erdverkabelung auf <strong>der</strong><br />
Höchstspannungs<strong>eb</strong>ene zukünftig stärker zum Einsatz kommen, wäre eine entsprechende Anpassung<br />
<strong>der</strong> Raumordnungsverordnung (RoV) und des § 43 EnWG sinnvoll.<br />
Die bestehenden Nutzungsrechte <strong>der</strong> Deutschen Bahn decken die Errichtung von Übertragungsleitungen<br />
nicht ab. In allen Varianten sind für die Übertragungsleitung neue Nutzungsvereinbarungen<br />
zu treffen und Entschädigungen zu leisten. In <strong>der</strong> Variante A-I sind neue Vereinbarungen<br />
auch bezüglich <strong>der</strong> Bahnstromleitungen zu treffen.<br />
In allen Varianten erg<strong>eb</strong>en sich sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Planungsverfahren als auch <strong>der</strong> Zulassungsverfahren<br />
nur sehr beschränkte Möglichkeiten einer gesetzlich vorgesehenen Verfahrensvereinfachung.<br />
Ggf. können Angaben aus den Verfahren zu Bahnstromleitungen in den<br />
Umweltbericht für die Übertragungsleitung aufgenommen werden.<br />
Außerhalb gesetzlich geregelter Verfahrensvereinfachungen kann die Bündelung von Übertragungsleitungen<br />
mit Bahnstromleitungen o<strong>der</strong> die Nutzung freigeg<strong>eb</strong>ener Bahnstromleitungstrassen<br />
aufgrund entsprechen<strong>der</strong> Trassierungsgrundsätze beschleunigende Wirkung haben.<br />
Den Behörden erleichtern diese Trassierungsgrundsätze die Prüfung alternativer Korridor-<br />
o<strong>der</strong> Trassenführungen; bei einer etwaigen gerichtlichen Kontrolle erhöhen sie die Sicherheit<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Bestandskraft <strong>der</strong> Alternativenwahl.<br />
Die Bündelung von Übertragungsleitungen mit Bahnstromleitungen bzw. die Nutzung freigeg<strong>eb</strong>ener<br />
Bahnstromleitungstrassen kann sich auch aufgrund des Vorbelastungsgrundsatzes,<br />
wonach Vorbelastungen die Schutzwürdigkeit betroffener Grundstücke min<strong>der</strong>n, beschleunigend<br />
auswirken. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die Ausführung <strong>der</strong> Übertragungsleitung als Freileitung,<br />
in eingeschränktem Maße aber auch im Falle <strong>der</strong> Ausführung als Erdkabel.<br />
Beim Vergleich des Raumbedarfs <strong>der</strong> untersuchten Varianten ist die Errichtung <strong>der</strong> Übertragungsleitung<br />
in einer freigeg<strong>eb</strong>enen Bahnstromleitungstrasse (Variante B) am günstigsten zu<br />
beurteilen. Bei <strong>der</strong> Abwägung <strong>der</strong> betroffenen Belange in den Planungs- und Zulassungsverfahren<br />
erleichtert dies die Entscheidung zu Gunsten des Leitungsbaus. Allerdings ist jeweils<br />
111 (2013) Heft 3<br />
145
Fokus Thema<br />
eine Einzelfallprüfung erfor<strong>der</strong>lich, die die Zulassung eines solchen Leitungsverlaufs aufgrund<br />
beson<strong>der</strong>er Belastungen ausschließen kann, etwa bei Ortsquerungen. Außerdem ergibt<br />
sich zusätzlicher Raumbedarf für die Umrichterstationen und Anschlussleitungen. Aus dem<br />
Blickwinkel des Raumbedarfs am nächstgünstigsten erscheinen die Führung auf Gemeinschaftsgestänge<br />
und die Erdverkabelung unterhalb <strong>der</strong> Bahnstromleitung, während die Parallelführung<br />
<strong>der</strong> Übertragungsleitung n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Bahnstromtrasse am raumintensivsten wirkt.<br />
Bei einem Vergleich des Verfahrensaufwands schneidet Variante A-II (Parallelführung) am<br />
günstigsten ab, da zusätzliche Verfahren hinsichtlich <strong>der</strong> Bahnstromleitung grundsätzlich<br />
nicht erfor<strong>der</strong>lich sind. Insbeson<strong>der</strong>e in Variante A-I (Gemeinschaftsgestänge) können sich<br />
Verfahrensverzögerungen aufgrund ungeklärter technischer Fragen <strong>der</strong> gegenseitigen Beeinflussung<br />
von Übertragungsleitung und Bahnstromleitung erg<strong>eb</strong>en. In Variante B (Dezentralisierung)<br />
ist zusätzlich die Zulassung <strong>der</strong> neuen Umrichterstationen und Anschlussleitungen<br />
erfor<strong>der</strong>lich, die ihrerseits mit dem Bau <strong>der</strong> neuen Übertragungsleitung koordiniert werden<br />
muss, <strong>der</strong> erst nach Freigabe <strong>der</strong> Bahnstromleitungstrasse möglich ist.<br />
2 <br />
In <strong>der</strong> Gesamtbetrachtung <strong>der</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> drei Lose g<strong>eb</strong>en die Gutachter die folgenden<br />
Empfehlungen:<br />
<br />
<br />
<br />
Aus technischer, bahnbetri<strong>eb</strong>licher und betri<strong>eb</strong>swirtschaftlicher sowie rechtlicher Sicht ist<br />
<strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong> des vorhandenen zentralen Bahnstromnetzes (Szenario A, keine<br />
Dezentralisierung) die eindeutige Vorzugslösung.<br />
Die parallele Nutzung des Bahnstromtrassenraums durch 16,7-Hz-Bahnstrom- und<br />
Drehstromfreileitungen auf einem gemeinsamen Mast erscheint aufgrund <strong>der</strong> Beeinflussungsproblematik<br />
nur auf kurzen Streckenabschnitten möglich. Zudem wäre diese Variante<br />
im Trassenraum <strong>der</strong> Bahnstromleitungen nur mit noch in <strong>der</strong> Entwicklung befindlichen<br />
Kompaktmastformen machbar.<br />
Eine gemeinsame Nutzung des Trassenraums durch die vorhandene 16,7-Hz-<br />
Bahnstromfreileitung und Drehstrom-Kabelsysteme erscheint aufgrund <strong>der</strong> hohen kapazitiven<br />
Ladeströme und <strong>der</strong> damit einhergehenden begrenzten Übertragungskapazität,<br />
des hohen Kompensationsaufwands und <strong>der</strong> hohen Kosten nicht sinnvoll.<br />
146 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Die Parallelführung von 16,7-Hz-Bahnstromfreileitungen und HGÜ-Erdkabelsystemen<br />
ist im vorhandenen Trassenraum möglich und ist aus Sicht des Bahnbetri<strong>eb</strong>s die<br />
bevorzugte Variante, da einerseits <strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> zentralen Bahnstromversorgung<br />
gewährleistet bleibt und an<strong>der</strong>erseits bei einer Migration keine bzw. nur geringe Beeinträchtigungen<br />
des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es zu erwarten sind. Allerdings ist diese Lösung<br />
die mit Abstand teuerste Netzausbauvariante. Außerdem muss beachtet werden, dass<br />
eine Verlegung von Erdkabeln im Trassenraum <strong>der</strong> Bahnstromleitung technisch nicht<br />
immer möglich ist (z. B. bei Talüberspannungen, in felsigem G<strong>eb</strong>iet o<strong>der</strong> bei Siedlungskreuzungen).<br />
Aus rechtlicher Sicht ist bei Parallelführung von 16,7-Hz-Bahnstromfreileitungen und<br />
HGÜ-Erdkabelsystemen vorteilhaft, dass für die Bahnstromleitungen keine <strong>erneut</strong>en<br />
Planungs- und Zulassungsverfahren durchgeführt o<strong>der</strong> neue Nutzungsrechte erworben<br />
werden müssen. Die Trassenführung für die HGÜ-Erdkabel wird durch die Bündelung erleichtert.<br />
Allerdings kann die Erdverkabelung im vorhandenen Trassenraum in Teilbereichen<br />
ausgeschlossen sein (z. B. aus Naturschutzgründen). Außerdem begegnet eine Erdverkabelung<br />
im <strong>der</strong>zeitigen Rechtsrahmen aufgrund <strong>der</strong> sehr eingeschränkten Verfügbarkeit<br />
eines Planfeststellungsverfahrens und <strong>der</strong> restriktiven Regelungen zur Kostenanerkennung<br />
Schwierigkeiten.<br />
Mit Blick auf wirtschaftliche Gesichtspunkte erscheint die Parallelführung von 16,7-Hz-<br />
Bahnstrom- und HGÜ-Freileitungen auf einem gemeinsamen Mast als die bevorzugte<br />
Variante. Hierbei müssen aber im Gegensatz zur Legung von HGÜ-Erdkabeln Lösungen<br />
für eine aus Sicht des Bahnbetri<strong>eb</strong>s störungsarme Migration entwickelt werden, da vorhandene<br />
Bahnstromfreileitungsmaste durch neue kombinierte Maste in Kompaktbauweise<br />
ersetzt werden müssten.<br />
Aus rechtlicher Sicht erleichtert das Gemeinschaftsgestänge für 16,7-Hz-Bahnstromund<br />
HGÜ-Freileitungen die Trassenführung erh<strong>eb</strong>lich. Für die Bahnstromleitung sind<br />
zwar neue Zulassungsverfahren und in <strong>der</strong> Regel neue Nutzungsrechte erfor<strong>der</strong>lich, doch<br />
werden diese Verfahren mit <strong>der</strong> Übertragungsleitung verknüpft. Zu prüfen ist, inwieweit<br />
sich Verzögerungen durch ungeklärte technische Fragen erg<strong>eb</strong>en könnten und inwieweit<br />
das Gemeinschaftsgestänge wegen des vorübergehenden Weiterbetri<strong>eb</strong>s <strong>der</strong> Bahnstromleitung<br />
n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> alten Trasse errichtet werden muss.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
147
Fokus Thema<br />
<br />
<br />
<br />
Die Errichtung paralleler HDÜ- und HGÜ-Freileitungen auf eigenem Gestänge könnte<br />
das Migrationsproblem für den Bahnbetri<strong>eb</strong> beh<strong>eb</strong>en und neue Zulassungsverfahren und<br />
Nutzungsrechte für die Bahnstromleitung entbehrlich machen. Die Trassenführung ist<br />
aufgrund <strong>der</strong> größeren Trassenbreite schwieriger, profitiert aber grundsätzlich von <strong>der</strong><br />
Bündelung. Eine parallele HDÜ-Freileitung ist die mit Abstand günstigste Variante, während<br />
die parallele HGÜ-Freileitung demgegenüber mit erh<strong>eb</strong>lichen Mehrkosten verbunden<br />
ist.<br />
Der Bau von HGÜ-Kabelsystemen kann natürlich auch im Trassenraum von vorhandenen<br />
HöS-Freileitungen erfolgen. Ebenso könnten HGÜ-Freileitungen auch auf vorhandenen<br />
Freileitungen auf einem dann zu errichtenden gemeinsamen Mast unter <strong>der</strong> Voraussetzung<br />
mitgeführt werden, dass es zu keinen Beeinflussungsproblemen kommt.<br />
Insgesamt besteht noch ein erh<strong>eb</strong>licher weiterer Untersuchungsbedarf z. B. hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Themen Parallelführung und gegenseitige Beeinflussung von Drehstrom-, Bahnstromund<br />
Gleichstromsystemen, Aufwand für die Entwicklung und Erprobung von Kompaktmastbauformen<br />
sowie Weiterentwicklung <strong>der</strong> Trassierungsgrundsätze für Leitungsbündelung,<br />
die über den Zeit- und Untersuchungsrahmen dieser Machbarkeitsstudie hinausgehen.<br />
148 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung in Deutschland –<br />
Alles schon mal dagewesen<br />
Wie und mit welcher Frequenz in Deutschland die <strong>Bahnen</strong>ergie erzeugt, verteilt und benutzt wird –<br />
übrigens genau wie in Österreich, <strong>der</strong> Schweiz und teils in Schweden – wird immer wie<strong>der</strong> mit wohlfeilen<br />
Vorschlägen bedacht. Auch die neueste Untersuchung von Staats wegen hat aber dazu nichts<br />
An<strong>der</strong>es erg<strong>eb</strong>en als früher.<br />
Als unsere Urgroßväter um die Jahreswende 1912/13<br />
für Fernbahnen die Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV<br />
16 2 /3 Hz vereinbarten und dabei direkte Erzeugung sowie<br />
Übertragung mit Hochspannung zugrundelegten,<br />
ahnten sie nicht welchen Zündstoff sie damit für die<br />
nächsten hun<strong>der</strong>t Jahre liefern würden – und manchmal<br />
auch Unterhaltungsstoff (siehe Hintergrund).<br />
Theoretisch und praktisch waren diese Entscheidungen<br />
gut untermauert: Die Streckenlängen erfor<strong>der</strong>ten<br />
Hochspannung, diese wie<strong>der</strong>um AC zum Aufund<br />
Abspannen; leistungsfähige und wirtschaftliche<br />
1AC-Motoren bedingten die niedrige Frequenz, und<br />
Direkterzeugung war nötig mangels einer Landesversorgung,<br />
die wan<strong>der</strong>nde Leistungen im MW-Bereich<br />
bereitstellen konnte.<br />
Die beiden letzten Gründe entfielen im Laufe <strong>der</strong><br />
Jahrzehnte. Die stürmische Entwicklung <strong>der</strong> Halbleitertechnik<br />
ab 1960 machte die Fahrzeugantri<strong>eb</strong>e<br />
unabhängig von Stromart und Frequenz im Fahrleitungsnetz,<br />
was sich unter allgemeinem Beifall und<br />
ohne größere Interessenkonflikte vollzog.<br />
Ganz an<strong>der</strong>s war das bei dem zweiten Thema. Die<br />
öffentliche Elektrizitätsversorgung wuchs so gewaltig,<br />
dass <strong>der</strong> 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergi<strong>eb</strong>edarf mit heute<br />
rund 11 TWh/a nur noch 2 % des gesamten Elektro-<br />
Endenergieverbrauchs in Deutschland ausmacht. Das<br />
erscheint nicht viel, ist aber kein Einzelkunden-Umsatz,<br />
den sich eine Branche leichthin entgehen lässt.<br />
Zumal wenn <strong>der</strong> Energieabnehmer in misslicherer<br />
Position ist als je<strong>der</strong> oberirdische Industri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>: Dieser<br />
kann umziehen, wenn ihm die Infrastruktursituation<br />
an seinem Standort gar nicht gefällt; die Eisenbahn<br />
dagegen braucht Leistung und Energie netzweit.<br />
Große Industri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>e mit mehreren Standorten<br />
und sogar Unternehmen, die mit ihren Produkten<br />
konkurrieren, können noch etwas machen: sich<br />
eigene Hochspannungsnetze bauen und betreiben.<br />
Beispiele gibt es im Ruhrg<strong>eb</strong>iet, im Saarland und<br />
in den mitteldeutschen Revieren reichlich. Dazu<br />
hat man aber nicht gehört, dass diese Leitungen<br />
o<strong>der</strong> Trassen doch gefälligst für den Energietransport<br />
von <strong>der</strong> Nordsee nach Süddeutschland freizumachen<br />
wären.<br />
Nur <strong>der</strong> Bahn rückte man in dieser Sache immer<br />
wie<strong>der</strong> zu Leibe, meist von rückwärts aufgezogen mit<br />
publikumswirksamer Kritik an <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>frequenz.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
Eine massive Attacke kam beispielsweise 1942<br />
von <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppe Elektrizitätsversorgung,<br />
wobei man zeitgemäß geschickt mit dem Materialaufwand<br />
argumentierte. Vermutlich wurde daraufhin<br />
das unter dem Namen Ganzenmüller bekannte<br />
„Gutachten über die Wahl des Stromsystems für die<br />
Elektrisierung von Fernbahnen“ vom Juli 1941 überarbeitet,<br />
sodass es erst als „Ergänzungsheft 1944 zur<br />
Zeitschrift <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheinen konnte –<br />
aber nicht im Buchhandel erhältlich war. Hierzu liegt<br />
hoffentlich noch Archivstoff verborgen.<br />
Ein richtiger Feldzug entzündete sich dann in<br />
Westdeutschland an <strong>der</strong> „Elektrisierung des Rhein-<br />
Ruhr-Eisenbahnverkehrs“. Die Geschichte dieses<br />
Helles Licht.<br />
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149
Fokus Thema<br />
Systemstreits von etwa 1950 bis 1956 könnte ein<br />
Buch füllen; hier ist kein Platz für Einzelheiten. Immerhin<br />
kämpften die private Elektrizitätswirtschaft<br />
und ihre Lobbyisten mit offenen Visieren, vermutlich<br />
überzeugt von ihrer Überlegenheit in Richtung zur<br />
Politik. Auch Frankreich intervenierte und erwirkte<br />
ein Konzept, die ganze Moselstrecke Koblenz – Trier<br />
– Thionville mit 50 Hz zu elektrifizieren. Trotzdem<br />
konnte die Deutsche Bundesbahn (<strong>DB</strong>) ihr System<br />
erfolgreich verteidigen. Entscheidend war dabei <strong>der</strong><br />
Nachweis, dass die zentrale Beschaffung <strong>der</strong> Energie,<br />
ihre Übertragung und Verteilung in eigenem<br />
Netz und <strong>der</strong> dadurch erreichte Lastspitzenausgleich<br />
deutlich wirtschaftlicher war als Einzelbezug je Unterwerk,<br />
noch dazu im damals streng regulierten<br />
und demarkierten Elektrizitätsmarkt. Die finale „Stellungnahme<br />
<strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn“ erschien<br />
wie<strong>der</strong>um 1956 als Son<strong>der</strong>heft <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>.<br />
Man ist übrigens immer wie<strong>der</strong> überrascht, wie<br />
an<strong>der</strong>e <strong>Bahnen</strong> auf <strong>der</strong> Welt – weit über die eingangs<br />
genannten drei Län<strong>der</strong> hinaus – das genau so sehen<br />
und ihre Versorgung mit eigenem, zentral eingespeisten<br />
Hoch- o<strong>der</strong> Mittelspannungsnetz aufg<strong>eb</strong>aut<br />
haben, so wie die S-<strong>Bahnen</strong> Berlin und Hamburg.<br />
Parallel dazu und sogar bis in die 1960er Jahre hinein<br />
stand das Thema <strong>eb</strong>enso in Ostdeutschland an,<br />
wenn auch unter ganz an<strong>der</strong>en wirtschafts-, außenund<br />
sonstigen politischen Verhältnissen. Die Schil<strong>der</strong>ungen<br />
in [1] zeigen dazu Folgendes: Eine erste<br />
D<strong>eb</strong>atte gab es 1951/52 im Vorfeld des Rückkaufs<br />
des Demontagegutes von <strong>der</strong> Sowjetunion. Eine<br />
zweite wurde 1953 von <strong>der</strong> Hauptverwaltung (HV)<br />
Kohle und Energie – also quasi gleichfalls <strong>der</strong> Elektrizitätswirtschaft<br />
– ausgelöst und lange betri<strong>eb</strong>en,<br />
während es um die Entwicklung und Beschaffung<br />
neuer Elektrolokomotiven ging. Letztlich konnte sich<br />
die Deutsche Reichsbahn (DR) gleichfalls mit <strong>der</strong><br />
Netzfrequenz 16 2 /3 Hz behaupten. Auch hier gab <strong>der</strong><br />
Rechenstift den Ausschlag, nachdem man die Mehrkosten<br />
durch Zweifrequenzbetri<strong>eb</strong> im eigenen Netz<br />
berücksichtigte; außerdem verbot die allgegenwärtige<br />
Mangellage solche Kapriolen. Einschlägige Gutachten<br />
dazu sind, wenn überhaupt, natürlich nicht<br />
in Westdeutschland veröffentlicht.<br />
Ruhe gab es aber in <strong>der</strong> Sache nicht: Je<strong>der</strong> Anlass<br />
war willkommen, gutgläubigen o<strong>der</strong> kritisierhungrigen<br />
Medien Kommentare o<strong>der</strong> Ausarbeitungen pro<br />
50 Hz zu stecken, seien es Bahnnetzausfälle in Süddeutschland<br />
im Jahr 1995 o<strong>der</strong> Planung und Bau <strong>der</strong><br />
Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main Ende <strong>der</strong> 1990er<br />
Jahre; immer wie<strong>der</strong> war die Bahn zu aufwändigen<br />
Rechtfertigungen gezwungen.<br />
Der letzte Vorgang entstand, von wem auch<br />
immer angestiftet, aus dem blockierten Nord-Süd-<br />
Fernleitungsbau zur Sicherung <strong>der</strong> Energiewende.<br />
Näheres dazu und die Erg<strong>eb</strong>nisse sind an an<strong>der</strong>er<br />
Stelle in diesem Heft referiert und dokumentiert;<br />
sie können niemanden überraschen, <strong>der</strong> die Materie<br />
auch nur einigermaßen kennt. Manche werden<br />
davon enttäuscht sein, die aus unterschiedlichen<br />
Motiven An<strong>der</strong>es erhofft und sich schon kurz<br />
vor dem Ziel gewähnt hatten. Zu wünschen ist,<br />
dass mit den offen gelegten Tatsachen und den<br />
Schlussfolgerungen das Thema nunmehr abgeschlossen<br />
ist – zumindest für die nächsten hun<strong>der</strong>t<br />
Jahre.<br />
Übrigens: Die Frequenz stand bei <strong>der</strong> aktuellen<br />
Untersuchung gar nicht erst zur D<strong>eb</strong>atte.<br />
Be<br />
[1] Glanert, P.; Scherrans, Th.; Borbe, Th.; Lü<strong>der</strong>itz, R.:<br />
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland. Band 3: Die<br />
Deutsche Reichsbahn, Teil 1 – 1947 bis 1960. München:<br />
Oldenbourg Industrieverlag, 2012.<br />
HINTERGRUND<br />
„..., daß die für den Durchgangsbetri<strong>eb</strong> bestimmten<br />
16 2/3 Hz-Lokomotiven einen Ten<strong>der</strong> erhalten,<br />
auf dem sich ein 50 Hz-Synchronumformer ... befindet,<br />
dem die Energie aus dem Fahrdraht über<br />
den Lokomotivtransformator zugeführt wird. Der<br />
16 2/3 Hz-Transformator ist bekanntlich ohne weiteres<br />
in <strong>der</strong> Lage, auch 50 Hz-Spannungen umzuspannen.“<br />
(von <strong>der</strong> 50-Hz-Seite vorgeschlagener<br />
Ausweg für Zweifrequenzbetri<strong>eb</strong> in Deutschland,<br />
referiert Ende 1953 an <strong>der</strong> Technischen Akademie<br />
Bergisch-Land).<br />
„... die bisher unbekannte Tatsache zu erklären,<br />
daß 50 Hz-Lokomotiven ... auch bei ungünstiger<br />
Witterung ... um etwa 50 % höhere Werte <strong>der</strong><br />
Haftreibung ausnutzen können ...“ (Lobbyist im<br />
März 1956 an mehrere Bundesbahn-Obere).<br />
„Auf meinem Grabstein wird einmal stehen:<br />
Und er hatte doch recht!“ (Lobbyist um 1956<br />
an einen Bundesbahn-Oberen nach endgültigem<br />
Entscheid für 16 2 /3 Hz).<br />
„Nicht zuletzt warten auch die über 16 2 /3 Hz<br />
schicksalhaft mit uns verbundenen Nachbarlän<strong>der</strong><br />
schon lange auf unsere Umstellung auf 50 Hz.“<br />
(Professor <strong>der</strong> Universität Stuttgart in den VDI-<br />
Nachrichten im Oktober 1995 nach Bahnnetzausfall<br />
in Bayern).<br />
„Wie schwierig das ist, zeigt das Beispiel <strong>der</strong><br />
Bahn-Oberleitungen. Verkehrsminister Peter<br />
Ramsauer hatte bereits vorgeschlagen, sie für<br />
den Stromtransport zu nutzen.“ (hauptamtlicher<br />
Wirtschaftsredakteur in <strong>der</strong> Saarbrücker Zeitung<br />
im Mai 2012).<br />
150 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
Normfrequenz 16 2 /3 Hz – die Zukunft<br />
elektrischer <strong>Bahnen</strong> mit Umrichtern<br />
Sobald eine Bahn aus dem 50-Hz-Landesnetz über statische Umrichter versorgt wird, ist ihre Frequenz<br />
frei wählbar. Mit <strong>der</strong> genormten Bahnfrequenz 16 2 /3 Hz und <strong>der</strong>en physikalischen Eigenschaften<br />
können dann beachtliche Vorteile bei <strong>der</strong> Streckeninfrastruktur genutzt und dadurch Energie<br />
und Investitionen gespart werden.<br />
Einführung<br />
In einer losen Folge von Beiträgen war an dieser Stelle<br />
aufgezeigt worden, wie sich bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />
alle systembedingten Nachteile <strong>der</strong> Versorgung über<br />
Direktumspanner mittels statischer Umrichter ausschalten<br />
und zusätzliche Vorteile gewinnen lassen.<br />
Für den Einstieg in diese Idee war das Schlagwort<br />
„nicht 50 Hz auf 50 Hz, son<strong>der</strong>n 3 AC 50 Hz auf 1 AC<br />
50 Hz“ geprägt worden.<br />
Schon angesprochen wurde dabei auch, was offenkundig<br />
ist: dass Umrichter die Sekundärfrequenz<br />
von <strong>der</strong> Primärfrequenz unabhängig machen [1; 2; 3].<br />
Der Zeitpunkt ist gekommen, dies zu vertiefen.<br />
Als vor genau hun<strong>der</strong>t Jahren die Bahnfrequenz<br />
16 2 /3 Hz eingeführt wurde, geschah das vorrangig<br />
wegen <strong>der</strong> besseren Fahrmotorkommutierung. Jedoch<br />
gewann man damit als weitere Vorzüge noch<br />
• niedrige Fahrleitungsreaktanz, dadurch wenig<br />
Spannungsfall und geringe Übertragungsverluste<br />
• mäßige elektromagnetische Grundwellenbeeinflussungswirkung<br />
auf benachbarte Anlagen<br />
An dem Bild kann man übrigens auch ermessen, welchen<br />
Gewinn die nun viel niedrigere Stromstärke bei<br />
den Übertragungsverlusten bedeutet.<br />
Die Reihenschluss-Kommutatormotoren sind Geschichte,<br />
das an<strong>der</strong>e sind Ewigkeitsmerkmale.<br />
Spannungshaltung und<br />
Übertragungsverluste<br />
Die Frequenz 16 2 /3 Hz wirkte sich beson<strong>der</strong>s günstig<br />
aus, solange die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit dem ihrer Technik<br />
eigenen, quasi natürlichen Grundwellenleistungsfaktor<br />
fuhren. Bild 1 zeigt dies an dem Extremfall<br />
cos ϕ = 0,7, wie er bei Thyristor-Phasenanschnittsteuerung<br />
vorkam; die klassische 1AC-Direktmotortechnik<br />
hat Werte um 0,85 bis 0,9. Man sieht, wie entwe<strong>der</strong><br />
gleiche Spannung am Stromabnehmer eine höhere<br />
50-Hz-Ausgangsspannung ab Unterwerk erfor<strong>der</strong>te<br />
o<strong>der</strong> gleiche Ausgangsspannung einen geringeren<br />
16 2 /3-Hz-Spannungsfall ergab, also niedrigere<br />
Stromstärke für gleiche Leistung und damit geringere<br />
Übertragungsverluste. Dieser Vorteil ist aber stark<br />
geschrumpft, seit sich die Umrichter-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
auf cos ϕ = 1 am Stromabnehmer einstellen lassen.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
TABELLE 1<br />
Bild 1:<br />
Spannungen bei Frequenz 50 Hz<br />
(rot) und 16 2 /3 Hz (grün) bei<br />
Traktionsleistung mit cos ϕ = 0,7<br />
(links) und 1 (rechts).<br />
1 Sammelschienenspannung<br />
Unterwerk<br />
2 Blind- und Wirkspannungsfall<br />
Fahr- und Rückleitung<br />
3 Spannung und Stromstärke<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />
Leistungsbedarf eines Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>zuges am Stromabnehmer,<br />
gerundete Pauschal werte in MW.<br />
acht Fahrmotoren je 1,3 MW 10,5<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeughilfsbetri<strong>eb</strong>e 0,5<br />
Umwandlungsverluste 10 % 1,0<br />
Zugkomfort 60 % Einschaltzeit 0,5<br />
Summe 12,0<br />
151
Fokus Thema<br />
Auf den ersten Blick lässt das rechte Zeigerbild<br />
für heutige Verhältnisse nur noch marginale Unterschiede<br />
zwischen 50 und 16 2 /3 Hz vermuten. Jedoch<br />
ergibt eine exakte Vergleichsrechnung für einen Modellfall<br />
noch bemerkenswerte Effekte.<br />
Zugrunde liegt eine eingleisige Strecke mit zwei<br />
Ausrüstungsvarianten, die immer zweiseitig von<br />
Umrichter-Unterwerken (Uw) gespeist wird. Das soll<br />
mit konstant geregelt 27,0 kV Ausgangsspannung<br />
geschehen, also vollkommen unabhängig davon<br />
was sich im versorgenden Hochspannungsnetz abspielt<br />
und wie die eigenen Transformatoren auf Belastung<br />
reagieren. Dazu verdeutlicht Bild 2, welchen<br />
enormen Gewinn diese Fähigkeit <strong>der</strong> Vollumrichter<br />
bringt: Die Stromstärke wird um gut 10 % niedriger,<br />
und entsprechend geringer sind wie<strong>der</strong>um die Übertragungsverluste.<br />
Als konstante Leistungsabnahme in Streckenmitte<br />
sind 12 MW angesetzt. Das kann ein Hochgeschwindigkeitszug<br />
mit zwei Tri<strong>eb</strong>köpfen sein (Tabelle 1)<br />
o<strong>der</strong> mit verteilten Antri<strong>eb</strong>en gleicher Gesamtleistung;<br />
Doppeltraktion mit vierachsigen 6,4-MW-<br />
Grenzleistungslokomotiven bei 20 t Radsatzlast for<strong>der</strong>t<br />
noch mehr Leistung.<br />
Das Modell mag nicht für alle G<strong>eb</strong>iete repräsentativ<br />
sein, die Konstellation kann aber durchaus in<br />
großen Län<strong>der</strong>n mit dünn besiedelten Gegenden<br />
zwischen Zentren vorkommen, wo zudem die Elektrizitätsversorgung<br />
wenig vernetzt und schwach ist.<br />
Deshalb ist im Folgenden auch die Frequenzpaarung<br />
Landesnetz 60 Hz / Bahnnetz 25 Hz mitgeführt; und<br />
50 Hz und 60 Hz werden hier jetzt als Industriefrequenz<br />
bezeichnet.<br />
Ausgegangen wird von einer Streckenausrüstung<br />
mit Oberleitung und Saugtransformatoren (englisch<br />
booster transformers, BT) entlang <strong>der</strong> Strecke (Bild 3).<br />
Letztere sind über ein Rückleiterseil verbunden, das je<br />
Sektion einmal an die Fahrschienen angeschlossen ist.<br />
Weil dieses System benachbarte Anlagen relativ geringer<br />
beeinflusst, ist es bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong> sehr häufig<br />
und in Norwegen und Schweden auch bei 16 2 /3 Hz<br />
g<strong>eb</strong>aut worden. Vergleichsvariante ist die Strecke nur<br />
mit Oberleitung. Eine Zwischenvariante und heute<br />
praktisch Standard bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong> sind Rückleiter,<br />
auch Kompensationsleiter genannt, mit günstiger<br />
Wirkung auf Magnetfeld und Beeinflussung. Die Rechnung<br />
zeigt aber bei Spannung und Verlusten nur ganz<br />
geringe, im Rahmen <strong>der</strong> Rechengenauigkeit kaum<br />
ausweisbare Unterschiede zum einfachen System.<br />
Als Impedanzbeläge liegen die Werte in <strong>der</strong> Tabelle<br />
2 zugrunde. Sie wurden aus einer Vielzahl<br />
verstreuter Quellen gemittelt, plausibel gestuft und<br />
grob gerundet; höhere Genauigkeit wäre hier nur<br />
vorgetäuscht angesichts <strong>der</strong> vielen Parameter. Das<br />
gilt beson<strong>der</strong>s für den frequenzproportionalen Ansatz<br />
<strong>der</strong> Imaginärteile für die Ausrüstung ohne BT.<br />
Bild 2:<br />
Streckenspeisung aus verschiedenen<br />
Unterwerken für Tri<strong>eb</strong>fahrzeugleistung<br />
12 MW/cos ϕ = 1.<br />
links mit fest eingestelltem Transformator<br />
1 Transformator-Leerlaufspannung<br />
25,0 kV bei mittlerer<br />
Hochspannung<br />
2 Spannungsfall Transformator<br />
3 lastabhängige Sammelschienenspannung<br />
Unterwerk<br />
4 Blind- und Wirkspannungsfall<br />
Fahr- und Rückleitung<br />
5 Spannung Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />
22,5 kV<br />
6 Stromstärke Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />
530 A<br />
rechts mit Umrichter<br />
1 Transformator-Leerlaufspannung<br />
25,0 kV bei mittlerer<br />
Hochspannung<br />
2 beli<strong>eb</strong>ige Phasenlage<br />
3 konstant geregelte<br />
Sammelschienen -<br />
spannung 27,0 kV<br />
4 Blind- und Wirkspannungsfall<br />
Fahr- und Rückleitung<br />
5 Spannung Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />
25,5 kV<br />
6 Stromstärke Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />
470 A<br />
Bild 3:<br />
Saugtransformator an schwedischer Bahnstrecke bei Västerås<br />
(Foto: Ylva Schütte, Januar 2013).<br />
Signal schreibt vor, nicht mit gehobenem Stromabnehmer unter<br />
<strong>der</strong> Streckentrennung zu halten.<br />
152 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
Zu den Realteilen ist zu sagen, dass beim BT-<br />
System physikalisch so gut wie kein Rückstrom in<br />
den Fahrschienen und im Erdreich fließen kann.<br />
Deshalb ist <strong>der</strong> Wirkwi<strong>der</strong>stand einerseits frequenzunabhängig,<br />
an<strong>der</strong>erseits vor allem aber wegen<br />
des nur begrenzt dicken Seiles und etwas auch <strong>der</strong><br />
Transformatorwicklungen in Hin- und Rückleitung<br />
relativ hoch.<br />
Bei <strong>der</strong> klassischen Rückleitung steigt <strong>der</strong> Wirkwi<strong>der</strong>stand<br />
<strong>der</strong> Bodenausbreitung mit wachsen<strong>der</strong> Frequenz,<br />
weil sich <strong>der</strong> Strom dabei in einen kleineren<br />
Bereich um die Gleise herum zusammendrängt. Weil<br />
aber <strong>der</strong> Bodenwi<strong>der</strong>stand im Vergleich zum Oberleitungswi<strong>der</strong>stand<br />
nur klein ist, wirkt sich dieser<br />
Anstieg nur mäßig aus. Der spezifische Bodenwi<strong>der</strong>stand<br />
spielt hier keine Rolle, da die mit ihm wachsende<br />
Eindringtiefe sich genau so anpasst,<br />
dass <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand unverän<strong>der</strong>t bleibt.<br />
In den Fe-Fahrschienen wirkt <strong>der</strong>selbe<br />
physikalische Prozess in einer an<strong>der</strong>en<br />
Geometrie, hier wird <strong>der</strong> Strom mit<br />
<strong>der</strong> Frequenz zunehmend aus dem Inneren<br />
verdrängt, sodass ihr Wi<strong>der</strong>stand<br />
wächst.<br />
Rückleiterseile entlang <strong>der</strong> Strecke<br />
senken den Blindwi<strong>der</strong>stand des Stromkreises<br />
und erhöhen seinen Wirkwi<strong>der</strong>stand<br />
ein wenig. Beides hat aber nur so<br />
geringen Einfluss, dass sich kein Aufwand<br />
damit lohnt.<br />
Als Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> Rechnung ist in Bild 4<br />
für 60 bis 150 km Uw-Abstand l dargestellt,<br />
welche Spannung U am Stromabnehmer<br />
in Streckenmitte bei 12 MW Abnahme<br />
verbleibt und welche auf 12 MW<br />
bezogenen Übertragungsverluste ΔP in<br />
dem Moment entstehen. An<strong>der</strong>s als nach<br />
Bild 1 zu erwarten wäre zeigen sich dabei<br />
deutliche Effekte, und zwar gleichermaßen<br />
für die Paarungen 50 Hz gegen<br />
16 2 /3 Hz und 60 Hz gegen 25 Hz:<br />
• Bahnfrequenz bietet beträchtlich<br />
stabilere Fahrleitungsspannung und<br />
verursacht geringere Verluste als<br />
Industriefrequenz.<br />
• In diesen beiden Qualitätsmerkmalen<br />
ist die einfache Streckenausrüstung<br />
bei allen Frequenzen dem<br />
BT-System überlegen, bei dem <strong>der</strong><br />
hohe Wirkwi<strong>der</strong>stand die Verluste<br />
hochtreibt.<br />
• Bei Industriefrequenz immer und<br />
sogar bei Bahnfrequenz im BT-System<br />
stößt die Spannung am Stromabnehmer<br />
schon bei mittelgroßen Uw-<br />
Abständen an den dauernd zulässigen<br />
Grenzwert 19 kV; hier wirken sich die<br />
hohen Reaktanzen aus.<br />
TABELLE 2<br />
Repräsentative gerundete Impedanzbelagswerte in<br />
Ω/km für eingleisige Strecke mit Fahrdraht<br />
100 ... 120 mm 2 Cu und Tragseil 50 ... 70 mm 2 Bz,<br />
mit Saugtransformatoren Rückleiterseil 240 mm 2 Al<br />
Frequenz<br />
Fahrleitungsspannung<br />
60 Hz<br />
50 Hz<br />
25 Hz<br />
16 2 /3 Hz<br />
mit Saugtransfomatoren<br />
und<br />
Rückleiterseil<br />
0,270 + j.0,830<br />
0,270 + j.0,690<br />
0,270 + j.0,345<br />
0,270 + j.0,230<br />
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111 (2013) Heft 3<br />
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Fokus Thema<br />
Bild 4:<br />
Erg<strong>eb</strong>nisse Modellrechnung für eingleisige zweiseitig gespeiste Strecke mit und ohne Saugtransformatoren, Impedanzbelagswerte in<br />
Tabelle 2.<br />
l Abstand zwischen Umrichter-Unterwerken mit konstant geregleter Ausgangsspannung 27,0 kV<br />
U Spannung am Stromabnehmer bei konstant 12 MW/cos ϕ = 1 Leistungsabnahme in Streckenmitte<br />
ΔP momentane Verlustleistung bezogen auf 12 MW<br />
links Industriefrequenz 50 Hz versus Bahnfrequenz 16 2 /3 Hz<br />
rechts Industriefrequenz 60 Hz versus Bahnfrequenz 25 Hz<br />
154 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
• Bahnfrequenz mit einfacher Streckenausrüstung<br />
würde diesen Wert erst bei 278 o<strong>der</strong> 244 km Uw-<br />
Abstand erreichen, dann allerdings mit 36 o<strong>der</strong><br />
32 % Verlusten.<br />
• Bahnfrequenz mit einfacher Streckenausrüstung<br />
ist allen drei an<strong>der</strong>en Varianten überlegen; sie<br />
erlaubt größere Uw-Abstände und kann dabei<br />
immer noch Energie sparen.<br />
• Dieser Qualitätssprung ist am größten, wenn<br />
Industriefrequenz wegen <strong>der</strong> Beeinflussung das<br />
BT-System erfor<strong>der</strong>n würde.<br />
Dies alles gilt natürlich auch für bestmögliche Übertragung<br />
und Nutzung rückgespeister Bremsenergie.<br />
Zum Netzbetri<strong>eb</strong> gehören noch zwei Effekte,<br />
wenn auch eher als Ran<strong>der</strong>scheinungen, die beide<br />
aus dem um rund 10 nF/km liegenden Querkapazitätsbelag<br />
von Hochkettenfahrleitungen entstehen:<br />
Auf langen unbelasteten Leitungen erhöht sich die<br />
Spannung, und klassische Kurzschlussprüfungen<br />
können bei hohem Anteil an Einleiterkabeln – als<br />
Speisekabel o<strong>der</strong> beispielsweise in Tunneln – mit ihrem<br />
mehr als zehnfach so hohem C-Belag verfälschte<br />
Anzeigen liefern. Beides ist frequenzabhängig und<br />
bei niedriger Bahnfrequenz unproblematischer.<br />
Beeinflussung<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> sind die einzigen Großanwen<strong>der</strong><br />
elektrischer Energie mit erdfühligem Leiter als<br />
Teil des Betri<strong>eb</strong>sstromkreises, vereinfacht: mit einem<br />
beweglichen Erdschluss. Dies bringt notwendiger<br />
Weise Beeinflussungen <strong>der</strong> Umg<strong>eb</strong>ung durch elektrische<br />
Ströme und elektromagnetische Fel<strong>der</strong> mit sich.<br />
Dabei gibt es induktive, kapazitive und galvanische<br />
Beeinflussungen, von denen erstere die Hauptrolle<br />
spielt. Ihre Wirkung und <strong>der</strong>en Reichweite werden<br />
entscheidend durch den Erdstromanteil und die große<br />
Schleife zwischen Oberleitung und Fahrschienen<br />
bestimmt. Weil diese Geometrie weitestgehend fest<br />
vorgeg<strong>eb</strong>en ist, muss die induktive Beeinflussung auf<br />
an<strong>der</strong>en Wegen verringert werden:<br />
gefor<strong>der</strong>te Amperewindungsgleichgewicht vollständig<br />
in den Rückleiter. Auch das Autotransformatorsystem<br />
mit seinem Negativfee<strong>der</strong> wirkt auf ähnliche Weise,<br />
jedoch nicht so vollkommen. Bei zweiseitiger Streckenspeisung<br />
teilt sich <strong>der</strong> Rückstrom und wirkt dadurch<br />
nicht nur absolut halbiert, son<strong>der</strong>n induzierte<br />
Längsspannungen h<strong>eb</strong>en sich wegen ihrer entgegengesetzten<br />
Richtung noch teilweise auf.<br />
Frequenz<br />
Die Induktionswirkung ist proportional zur Frequenz,<br />
sodass 16 2 /3 Hz nur ein Drittel <strong>der</strong> Wirkung wie 50 Hz<br />
hat und 25 Hz nur 40 % <strong>der</strong> Wirkung von 60 Hz. Das<br />
gilt natürlich bei gleicher Stromstärke; bei 15 kV<br />
16 2 /3 Hz sind es immer noch nur 56 % gegenüber<br />
25 kV 50 Hz.<br />
Von diesen Maßnahmen sind die zweiseitige Speisung<br />
und die Wahl <strong>der</strong> Frequenz systemimmanent,<br />
während alle an<strong>der</strong>en beträchtlichen Aufwand an<br />
<strong>der</strong> Streckenausrüstung, an Anlagen Dritter o<strong>der</strong> für<br />
Beides erfor<strong>der</strong>n. Rückleiterseile und Negativfee<strong>der</strong><br />
benötigen darüber hinaus einen zusätzlichen Schutzstreifen<br />
entlang <strong>der</strong> gesamten Bahnstrecke, <strong>der</strong> öffentlich-rechtlich<br />
sowie privatrechtlich gesichert und<br />
entschädigt werden muss.<br />
Die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung aus 3AC-Landesnetzen<br />
über Umformer ermöglicht also nicht nur die<br />
zweiseitige Speisung mit allen ihren Vorteilen, son<strong>der</strong>n<br />
kann mit niedriger Bahnfrequenz in sehr vielen<br />
Fällen AT- und BT-Streckenausrüstungen und sogar<br />
Rückleiterseile entbehrlich machen, also in großem<br />
Umfang Investitionen und Instandhaltungsaufwand<br />
sparen.<br />
Auch die allgemein weniger störende kapazitive<br />
Kopplung vermin<strong>der</strong>t sich frequenzproportional,<br />
weil <strong>der</strong> Blindleitwert zwischen spannungsführen<strong>der</strong><br />
Leitung und isolierten, nicht bahngeerdeten metallenen<br />
Objekten wie Blechdächern und an<strong>der</strong>em entsprechend<br />
sinkt.<br />
Zur galvanischen Beeinflussung gehört, dass<br />
Rückströme in fremde Anlagen eindringen können.<br />
Schutz von Anlagen in Bahnnähe<br />
Solche Maßnahmen sind zum Beispiel: Kabel statt<br />
Freileitungen, Kabel mit wirkungsvollen Schirmen,<br />
Reduktionsleiter parallel zu Kabeln, Glasfiberkabel<br />
o<strong>der</strong> Funkübertragung. Sie machen die gefährdeten<br />
Anlagen störungsunempfindlicher.<br />
Rückstromführung<br />
Die induzierende Schleife wird kleiner gemacht durch<br />
einen Rückstrompfad in Höhe <strong>der</strong> Oberleitung. Ein<br />
einfacher Rückleiter bietet dem Rückstrom einen Parallelweg<br />
zu Gleis und Erde, sodass er sich aufteilt;<br />
Saugtransformatoren (BT) zwingen ihn durch das<br />
Bild 5:<br />
Beeinflussungsschema Wechselstrombahnen (Quelle: <strong>eb</strong> 11/1986).<br />
1 Schienenpotenzial gegen Erde<br />
2 induzierte Längsspannung<br />
111 (2013) Heft 3<br />
155
Fokus Thema<br />
Auch können durch ihre Oberwellen Gleisstromkreise<br />
gestört werden, zum Beispiel mit Frequenzen um<br />
100 Hz arbeitende bei 50 Hz durch die zweite, bei<br />
16 2 /3 Hz aber erst durch die weniger starke sechste.<br />
Diskussion und Schlussfolgerungen<br />
Der übliche Einwand gegen die Frequenz 16 2 /3 Hz soll<br />
hier gleich vorweggenommen werden: Die gegenüber<br />
50 Hz etwa doppelt so schweren Transformatoren.<br />
Wer will, mag das in Studien mit einrechnen, aber<br />
an<strong>der</strong>s als vor 50 Jahren ist das technisch kein Thema<br />
mehr: Mit den zulässigen Radsatzlasten fahren in Europa<br />
hun<strong>der</strong>tfach Grenzleistungslokomotiven und dutzendfach<br />
Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge für 16 2 /3 Hz<br />
o<strong>der</strong> sogar für beide Frequenzen. Außerdem werden<br />
die klassischen Eisen- und Kupferpakete mittelfristig<br />
von Mittelfrequenzübertragern abgelöst werden [1].<br />
Die Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> einfachen Modellrechnung<br />
beruhen auf klassischer Physik, die sich auch bei an<strong>der</strong>en<br />
Konfigurationen nicht än<strong>der</strong>t. Zweigleisige<br />
Strecken o<strong>der</strong> Oberleitungen aus Material mit höheren<br />
Leitwerten, größeren Querschnitten o<strong>der</strong> mit<br />
Verstärkungsseilen haben geringere Längsimpedanzen,<br />
sind aber demgemäß auch betri<strong>eb</strong>lich stärker<br />
belastet. Und von Uw-Abständen ab 60 km können<br />
50-Hz-<strong>Bahnen</strong> bisher nur träumen.<br />
Wo kommt nun die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung über<br />
Umrichter und mit 16 2 /3 Hz in Frage? Das ist überall<br />
dort,<br />
• wo neu als Inselbetri<strong>eb</strong> elektrifiziert werden soll,<br />
• wo Inselbetri<strong>eb</strong> von DC auf AC umgestellt werden<br />
soll,<br />
• wo bestehende 50-Hz-Bahninfrastruktur grun<strong>der</strong>neuert<br />
werden muss,<br />
• wo bestehende 50-Hz-Bahninfrastruktur technisch<br />
ausgereizt ist und massiv verstärkt werden<br />
muss,<br />
• wo das Hochspannungs-Landesnetz schwach ist<br />
und nur wegen <strong>der</strong> Bahnversorgung verstärkt<br />
werden muss,<br />
• wo eine Grenzstrecke neu elektrifiziert o<strong>der</strong> von<br />
DC umgestellt werden soll und eine Nachbarbahn<br />
schon mit 16 2 /3 Hz fährt,<br />
• wo <strong>Bahnen</strong> und ihre Manager innovationsfreudig<br />
sind.<br />
Mit Neuelektrifizierung sind hier auch Streckenneubauten<br />
gemeint. Und alle hier genannten Kategorien<br />
kommen im TEN-T-Plan <strong>der</strong> EU mit seinen zehn Korridoren<br />
vor [4].<br />
Niemand sollte diese Gedanken als weltfremd<br />
abtun, denn immerhin: in IEC 60196:2009-06 ist<br />
16 2 /3 Hz als gleichberechtigt genormt. Die <strong>Bahnen</strong><br />
in allen Kontinenten und in Europa die EU-Kommission<br />
sollten für ihre konkreten Projekte die Varianten<br />
durchrechnen lassen, sich die möglichen Einsparungen<br />
an Energie und Investitionen ansehen und danach<br />
entscheiden.<br />
Uwe Behmann, Thorsten Schütte<br />
[1] Behmann, U.: Statische Umrichter – nur für Son<strong>der</strong>frequenzen?<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), H. 10,<br />
S. 381–389.<br />
[2] Behmann, U.; Rieckhoff, K.: Umrichterwerke bei 50-Hz-<br />
<strong>Bahnen</strong> – Vorteile am Beispiel <strong>der</strong> Chinese Railways /<br />
Converter Stations in 50 Hz Traction – Advantages in<br />
Case of Chinese Railways. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />
(2011), H. 1-2, S. 63–74; Kommentare S. 99–100.<br />
[3] Schütte, Th.: Ergänzung zu: Umrichter in <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />
– Chancen weltweit. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 102 (2011), H. 4-5, S. 254–257.<br />
[4] Behmann, U.; Schütte, Th.: Umrichter in <strong>der</strong> 50-Hz-<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung – von Europa in die Welt. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>110 (2012), H. 5, S. 201–207.<br />
HINTERGRUND<br />
Einfluss des Erdbodens<br />
Die Bodeneindringtiefe <strong>der</strong> AC-Bahnrückströme<br />
ist zunächst proportional <strong>der</strong> Wurzel aus dem<br />
spezifischen Bodenwi<strong>der</strong>stand. Dieser kann um<br />
zwei bis drei Zehnerpotenzen schwanken und<br />
die Eindringtiefe somit von wenigen hun<strong>der</strong>t<br />
Metern bis zu einigen Kilometern. Sie ist ferner<br />
umgekehrt proportional <strong>der</strong> Wurzel aus <strong>der</strong> Frequenz.<br />
Dieser Wert än<strong>der</strong>t sich bei <strong>der</strong> Alternative<br />
50 o<strong>der</strong> 16 2 /3 Hz nur um den Faktor 1,7 und<br />
ist deshalb nicht sehr gewichtig. Der Wert des<br />
Bodenwi<strong>der</strong>standsbelags entspricht ungefähr<br />
dem Betrag <strong>der</strong> Frequenz, ist also mit 0,050 o<strong>der</strong><br />
0,017 mΩ/km viel kleiner als <strong>der</strong> Oberleitungswi<strong>der</strong>stand<br />
und hat somit nur wenig Einfluss. Ein<br />
bahngeerdeter Rückstromleiter parallel zum Gleis<br />
vermin<strong>der</strong>t diesen noch mehr und bei Saugtransformatoren<br />
ist er Null. Das Gleis dagegen hat einen<br />
gewissen Einfluss, je nachdem ob eine o<strong>der</strong><br />
beide Schienen Rückstrom führen, und durch die<br />
stark nichtlineare Magnetisierungskurve.<br />
156 111 (2013) Heft 3
Thema Fokus<br />
HGÜ in <strong>der</strong> Nordsee – Notbremse ziehen!<br />
HV DC in the North Sea – Pull the<br />
emergency brake!<br />
Die Nutzung <strong>der</strong> Offshore-Windenergie ist<br />
blockiert, weil die Anbindungen an das deutsche<br />
Festlandsnetz fehlen. Als Grund wird die<br />
gewählte, aber dafür neuartige HGÜ angeprangert.<br />
Eine einsatzreife und viel billigere<br />
Alterative ist die seit hun<strong>der</strong>t Jahren bewährte<br />
zuverlässige 16 2 /3-Hz-Bahntechnik.<br />
Dass es mit 50 Hz nicht klappen würde, hatte man<br />
in Berlin offenbar frühzeitig verstanden – schließlich<br />
sind Politiker verpflichtet, Blindleistung zu erkennen<br />
und zu vermeiden. Warum hat man sich aber dann<br />
das Teuerste vom Teuersten verkaufen lassen?<br />
HGÜ ist dazu gut, mehrere tausend Kilometer per<br />
Freileitung o<strong>der</strong> viele hun<strong>der</strong>t Kilometer per Kabel<br />
zu überbrücken. Bei den Entfernungen in <strong>der</strong> Nordsee<br />
ist sie purer Luxus, <strong>der</strong> nicht nur Zeit son<strong>der</strong>n<br />
auch Geld kostet. Ihre Ausrüstung und die dafür<br />
notwendigen Basisstationen, mit Riesenplattformen<br />
jede aus mehr Eisen als <strong>der</strong> Eiffelturm hat und Kathedralen<br />
voller Leistungselektronik darauf, bieten das<br />
heute maximal Mögliche an Projektierungs-, Produktions-<br />
und Montageleistungen. Das nutzen zu<br />
wollen ist legitim, aber nur zur Arbeitsbeschaffung<br />
solte es nicht geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Als unsere Vorfahren vor hun<strong>der</strong>t Jahren merkten,<br />
dass sie bei elektrischen Fernbahnen mit DC nicht<br />
weit kommen würden o<strong>der</strong> es nicht bezahlen könnten<br />
und dass AC 50 Hz die Motoren kaputt machte,<br />
nahmen und normten sie dafür 16 2 /3 Hz. Mit dieser<br />
Synthese aus den guten Eigenschaften bei<strong>der</strong> Strom-<br />
Utilization of offshore wind energy is blocked<br />
because of missing links to the German onshore<br />
grid. HV DC transmission technology which was<br />
chosen for this purpose but which is new for<br />
this application was blamed to be the reason for<br />
that. Approved since hundred years the reliable<br />
16 2 /3 Hz railway technology is an option which is<br />
directly available and much cheaper.<br />
In Berlin, they obviously un<strong>der</strong>stood early enough<br />
that utilizing 50 Hz for transmitting power from offshore<br />
windpower plants will not work – by all means<br />
politicians are obliged to identify and to avoid reactive<br />
power. But why did they accept the utmost<br />
expensive solution?<br />
HV DC transmission is suitable to cover thousands<br />
of kilometres by overhead line or several hundreds of<br />
kilometres by buried cable. Regarding the off-shore<br />
distances in the North Sea, however, this technology<br />
is just luxury and will waste not only time but<br />
also money. Because the HV DC equipments and the<br />
platforms to bear them, each one consisting of more<br />
steel than the Eiffel tower and topped with cathedrals<br />
full of power electronics offer today’s maximum<br />
business-opportunity in projecting, manufacturing<br />
and construction. Trying to make use of all this is<br />
legitimate, but only for employment policy purposes<br />
it should not be supported.<br />
Hundred years ago, when our ancestors had to<br />
learn that DC would be either insufficient or invaluable<br />
for electric long distance railway lines and that<br />
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111 (2013) Heft 3<br />
21.04.2009 13:05:13 Uhr<br />
157
Fokus Thema<br />
arten fahren die Fernbahnen in Norwegen, Schweden,<br />
Deutschland, Österreich und <strong>der</strong> Schweiz seitdem<br />
wirtschaftlich Höchstleistungen.<br />
Die deutsche Elektroindustrie hat seit genau hun<strong>der</strong>t<br />
Jahren ihre höchste Kompetenz für 16 2 /3-Hz-Geräte<br />
wie Schalter, Transformatoren, Kabel und Umrichter<br />
bewiesen; manche Standardprodukte aus <strong>der</strong><br />
Bahnanwendung sind sogar direkt für die Windenergieübertragung<br />
nutzbar. Ein Riesenvorteil des Alternativkonzeptes<br />
ist, dass in <strong>der</strong> Salzsole nur klassische<br />
Technik aufgestellt und abgedichtet werden muss<br />
und keine Halbleiter-Hightec, <strong>der</strong>en Verfügbarkeit zu<br />
sichern den etwas adaptierten Beruf des Leuchtturmwärters<br />
wie<strong>der</strong>bel<strong>eb</strong>en könnte.<br />
Die Idee ist ganz und gar nicht neu [1], und ein<br />
aktuelles Papier untermauert sie [2] (siehe Rubrik<br />
Medien S. 213 in diesem Heft).<br />
Die Lage verlangt hier umgehend das gesamtwirtschaftlich<br />
Bessere, das heißt bildlich gesprochen<br />
angesichts des drohenden Prellbocks: Schnellbremsung,<br />
zurückrangieren, Weichen zum richtigen Gleis<br />
umwerfen und dorthin neu beschleunigen.<br />
Uwe Behmann, Thorsten Schütte<br />
[1] Schütte, Th.; Ström, M.; Gustavsson, B.: Erzeugung und<br />
Übertragung von Windenergie mittels Son<strong>der</strong>frequenz.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 99 (2001), H. 11, S. 435–443;<br />
100 (2002), H. 1-2, S. 74.<br />
[2] Fischer, W.; Braun, R.; Erlich, I.: Low Frequency High<br />
Voltage Offshore Grid for Transmission of Renewable<br />
Power. In: 3 rd IEEE PES Innovative Smart Grid Technologies<br />
Europe (ISGT Europe), Berlin, Germany, Oct.<br />
2012. http://www.uni-due.de/ean/downloads/papers/<br />
fischer2012.pdf<br />
AC 50 Hz would damage the motors, they took and<br />
standardized 16 2 /3 Hz for this purpose. By combining<br />
the advantages of both types of current since that<br />
time State Railways in Norway, Sweden, Germany,<br />
Austria and Switzerland are able to operate at highest<br />
levels of performance and efficiency.<br />
Since exactly one hundred years, German electric<br />
industry has proven its outstanding competence in<br />
16 2 /3 Hz components by providing breakers, transformers,<br />
cables, converters and all related secondary<br />
equipment. It is worth mentioning that some standard<br />
products from railway applications can even be<br />
used directly for transmitting wind energy. Last not<br />
least it is a great advantage of this concept that only<br />
heavy-metal technology will have to be installed and<br />
packed in the saltwater instead of semiconductor<br />
high-tech, which might require the revival of the<br />
lighthouse man’s profession somewhat modified to<br />
ensure its availability.<br />
The idea is not new at all [1], while an up-to-date<br />
paper is supporting this (see rubric Media p. 213 in<br />
this issue).<br />
The situation cries for veering around immediately<br />
to what is the best for national economy, which<br />
– figuratively speaking – means in view of the approaching<br />
buffer-stop: emergency braking, shunting<br />
backwards, throwing the points towards and accelerating<br />
on the correct track.<br />
U Be, Th Sch<br />
Instandhaltungstrupp bei geeignetem Wetter auf dem Weg zur<br />
Basisstation alpha ventus – Maintenace team on ist way to alpha<br />
ventus basic station in fine weather<br />
(Fotos: alpha ventus/Matthias Ibeler, 2011).<br />
Montagearbeiten an Windkraftanlage alpha ventus bei Nordseetypischerem<br />
Wetter. – Construction work at alpha ventus wind<br />
power plant in more typical North Sea weather<br />
(Foto: alpha ventus Bildarchiv, 2009).<br />
158 111 (2013) Heft 3
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />
in Deutschland<br />
Band 2: Elektrisch in die schlesischen<br />
Berge – 1911 bis 1945<br />
Eine einzigartige, chronologische Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />
sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />
Bereits bei <strong>der</strong> Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />
die Technik mit Einphasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />
schwierigen topografischen Bedingungen unter Beweis stellen<br />
sollte. Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften<br />
einer G<strong>eb</strong>irgsbahn auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt<br />
waren, begann eine stürmische Entwicklung, die durch<br />
den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren<br />
wurde das Engagement fortgesetzt, das zum Erfolg <strong>der</strong> elektrischen<br />
Traktion in Deutschland beigetragen hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />
sowie <strong>der</strong>en technische Umsetzung prägten die Entwicklung von<br />
Fahrzeugen, Oberleitungen und an<strong>der</strong>en Einrichtungen <strong>der</strong> elektrischen<br />
Zugför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Deutschen Reichsbahn.<br />
Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />
die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />
gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />
1. Auflage 2011, 253 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />
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___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 2<br />
1. Auflage 2011 – ISBN: 978-3-8356-3218-9<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
Fokus Praxis<br />
Desiro-RUS werden im fahrplanmäßigen<br />
Betri<strong>eb</strong> eingesetzt<br />
Seit Januar 2013 werden bei <strong>der</strong> RŽD im Raum Sankt Petersburg die ersten acht elektrischen Tri<strong>eb</strong>züge<br />
Desiro-RUS im Regionalverkehr eingesetzt. Der Betri<strong>eb</strong>seinsatz erfolgt somit drei Jahre nach <strong>der</strong><br />
Bestellung <strong>der</strong> Tri<strong>eb</strong>züge.<br />
Bild 1:<br />
Endwagen vom dritten<br />
Tri<strong>eb</strong>zug Desiro-RUS im<br />
Klima-Wind-Kanal <strong>der</strong><br />
Fahrzeugversuchsanlage<br />
Rail Tec Arsenal in Wien<br />
(Foto: Siemens).<br />
Die Russische Staatsbahn RŽD bestellte im Dezember<br />
2009 bei Siemens 38 Desiro-RUS-Regionaltri<strong>eb</strong>züge.<br />
Es war vorgesehen, die Züge ab Sommer 2013<br />
in Betri<strong>eb</strong> zu nehmen und ab Herbst 2013 im Regionalverkehr<br />
fahrplanmäßig einzusetzen [1]. Die<br />
Desiro-RUS-Regionaltri<strong>eb</strong>züge werden in Russland<br />
Lastotschka (Schwalbe) genannt.<br />
Am 6. März 2012 ist <strong>der</strong> erste fünfteilige Tri<strong>eb</strong>zug<br />
nach einem langen Transportweg von Krefeld im<br />
Instandhaltungsdepot Metallostroy <strong>der</strong> RŽD in <strong>der</strong><br />
Nähe von St. Petersburg eingetroffen [2]. In dem<br />
Instandhaltungsdepot werden die Desiro-Züge in<br />
Betri<strong>eb</strong> gesetzt. Die Prüfungen und Testfahrten, die<br />
Bild 2:<br />
Regionaltri<strong>eb</strong>zug Desiro-RUS EhS-009 auf dem Moskauer Bahnhof in Sankt Petersburg. Im<br />
Hintergrund: Teil eines HGV-Tri<strong>eb</strong>zuges Velaro-RUS (Sapsan – Wan<strong>der</strong>falke) (Foto: RŽD).<br />
für das Erteilen <strong>der</strong> Inbetri<strong>eb</strong>setzungsgenehmigung<br />
<strong>der</strong> Züge erfor<strong>der</strong>lich sind, wurden im Testzentrum<br />
in Schtscherbinka bei Moskau und auf dem Streckennetz<br />
<strong>der</strong> RŽD schneller als geplant ausgeführt.<br />
Zeitlich parallel mit <strong>der</strong> Inbetri<strong>eb</strong>setzung und den<br />
Prüfungen in Russland wurden an einem End- und an<br />
einem Mittelwagen des Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zugs, <strong>der</strong> als<br />
dritter gefertigt wurde, in <strong>der</strong> Fahrzeugversuchsanlage<br />
Rail Tec Arsenal in Wien Klimatests durchgeführt.<br />
Dabei wurden beispielsweise die Funktionen <strong>der</strong><br />
Mittelpufferkupplungen, <strong>der</strong> Türen o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />
Scheibenwischer sowie <strong>der</strong> Heizungs- und Klimaanlagen<br />
bei Temperaturen zwischen – 40 °C und +40 °C<br />
geprüft. Die Versuche fanden bei unterschiedlichen<br />
Witterungsbedingungen mit Wind, Regen, Schneefall<br />
und Eisbelag statt (Bild 1). Für die Prüfungen und<br />
<strong>der</strong>en Auswertungen wurde eine Zeitdauer von zehn<br />
Wochen benötigt.<br />
Die Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>züge sind unter Beachtung<br />
<strong>der</strong> in Russland gültigen Normen entwickelt und<br />
g<strong>eb</strong>aut worden. Über 60 Komponenten des Zuges<br />
mussten zertifiziert werden. Das betrifft beispielsweise<br />
die Radsätze und die Drehgestellrahmen, aber<br />
auch die Klimaanlagen und die Signalhörner. Bei<br />
Zugfahrten wurden unter an<strong>der</strong>em die fahrdynamischen<br />
Eigenschaften des Zuges beim Fahren mit<br />
Antri<strong>eb</strong>, beim Ausrollen und beim Bremsen sowie<br />
die Auswirkungen des Zuges auf die elektromagnetische<br />
Umwelt ermittelt. Am 17. Dezember 2012 hat<br />
die russischen Zulassungsbehörde Register zur Zertifizierung<br />
im fö<strong>der</strong>alen Eisenbahnverkehr (RS FzhT)<br />
die Zulassung für den Regionaltri<strong>eb</strong>zug sowohl für<br />
die Fahrleitungsspannung DC 3 kV als auch für die<br />
Fahrleitungsspannung 1 AC 25 kV 50 Hz drei Monate<br />
früher als ursprünglich geplant erteilt. Das war unter<br />
an<strong>der</strong>em durch eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />
dem Hersteller und dem Kunden möglich. Für<br />
die Prüfungen und Abnahmefahrten standen fünf<br />
Züge zur Verfügung. Mehrere Zertifizierungsprozesse<br />
wurden von <strong>der</strong> RŽD zeitlich parallel zueinan<strong>der</strong><br />
durchgeführt.<br />
Am 23. Januar 2013 führte die erste Fahrt mit<br />
Fahrgästen in Desiro-RUS-Regionaltri<strong>eb</strong>zügen vom<br />
Moskauer Bahnhof (Bild 2) in Sankt Petersburg<br />
über Tschudowo nach Weliki Nowgorod. Die Jungfernfahrt<br />
erfolgte mit den Tri<strong>eb</strong>zügen EhS-009 und<br />
EhS-010, die in Doppeltraktion gefahren wurden.<br />
160 111 (2013) Heft 3
0.16m<br />
Tiefe Joch = 0.17m<br />
1310<br />
0.19m<br />
-><br />
1079<br />
-><br />
DT<br />
172<br />
172<br />
735<br />
-><br />
13.01m<br />
341<br />
-><br />
177<br />
DT<br />
177<br />
6.72m<br />
Gleisachse:<br />
X=0. 0<br />
Y=0. 0<br />
Z=0.00 0<br />
2.67m<br />
Size<br />
0.18m<br />
Oberleitung<br />
Objektorientierte Planung von<br />
Oberleitungsanlagen<br />
Nils Berthold, Gerhard Hofmann, Dresden; Walter Blaser, Bern<br />
Die Unternehmen ELBAS und Furrer+Frey haben in über zehn Jahren das Werkzeug ELFF ® für Oberleitungsanlagen<br />
entwickelt. Dieses besteht aus mehreren Modulen, die beginnend von <strong>der</strong> eigentlichen<br />
Planung bis hin zur Produktionsvorbereitung verwendet werden können. Das Werkzeug ermöglicht<br />
die effektive Planung für Strecken und ausgedehnten Bahnhofsanlagen im Fernverkehr als auch Fahrleitungsanlagen<br />
im Nahverkehr einschließlich komplexer Kreuzungen und Betri<strong>eb</strong>shöfe.<br />
OBJECT-ORIENTED PLANNING OF OVERHEAD WIRE SYSTEMS<br />
Within a period of more than ten years, ELBAS and Furrer+Frey have developed the ELFF ® tool for<br />
overhead wire systems. The tool comprises several modules that handle jobs ranging from planning<br />
tasks proper to production preparation. It can be used for the effective planning for routes and<br />
extensive railway station systems for long-distance traffic and contact wire systems for local traffic,<br />
including complex junctions and train yards.<br />
PLANIFICATION DE LIGNES AÉRIENNES DE CONTACT EN FONCTION DE L’UTILISATION<br />
Les entreprises ELBAS et Furrer+Frey ont mis au point pendant plus de dix ans l’outil ELFF ® pour<br />
lignes aériennes de contact. Cet outil est constitué de plusieurs modules qui peuvent être utilisés<br />
depuis la planification proprement dite jusqu’à la préparation de la production. Il permet la planification<br />
efficace pour de lignes grand parcours et d’installations ferroviaires étendues ainsi que de<br />
lignes aériennes de contact pour les réseaux de banlieue, croisements complexes et dépôts inclus.<br />
1 Einführung<br />
Die Planung von Oberleitungsanlagen ist auf Grund<br />
von vielen unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen aus<br />
nationalen und internationalen Normen, Bauvorschriften<br />
und Regularien <strong>der</strong> Infrastukturbetreiber<br />
von <strong>Bahnen</strong> sowie auf Grund <strong>der</strong> Komplexität von<br />
Oberleitungsanlagen sehr aufwändig. Der Planungsingenieur<br />
muss die unterschiedlichen Regelungen<br />
kennen und fehlerfrei anwenden, da die geplanten<br />
Anlagen einen wesentlichen Einfluss auf die Sicherheit<br />
des Systems Bahn haben.<br />
Dazu steigen die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kunden an<br />
eine detaillierte Planung bei gleichzeitig steigen<strong>der</strong><br />
Komplexität <strong>der</strong> Vorhaben und immer kürzer werdenden<br />
Planungszeiten.<br />
Die Planung o<strong>der</strong> auch Projektierung erfolgt <strong>der</strong>zeit<br />
mitunter manuell unter Nutzung von verschiedenen<br />
CAD-Programmen wie AutoCAD ® o<strong>der</strong> MicroStation ® .<br />
Es existieren inzwischen einige Erweiterungen zu diesen<br />
CAD-Programmen, die durch Nutzung von vordefinierten<br />
Symbolen und Eigenschaften sowie die teilweise<br />
Automatisierung <strong>der</strong> Planungsvorgänge den Planungsingenieur<br />
in unterschiedlicher Tiefe unterstützen sollen.<br />
Große Errichterfirmen entwickelten Planungswerkzeuge,<br />
die sie überwiegend zur Vorbereitung<br />
von Bauvorhaben nutzen, in denen ihre Bauweisen<br />
und Bauteile Verwendung finden.<br />
Das hier vorgestellte Softwarepaket ELFF ® ist ein<br />
Add-on für AutoCAD, das von den Ingenieuren <strong>der</strong><br />
ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft<br />
mbH und <strong>der</strong> Furrer+Frey AG entwickelt wurde.<br />
Basis dafür sind Softwareentwicklungen bei<strong>der</strong><br />
Häuser, die sich mit unterschiedlichen Projektphasen<br />
beschäftigen.<br />
Der eigentlichen Projektierung dient dabei das<br />
Modul ELFF-CAD. Es handelt sich dabei um ELBAS<br />
OLACAD. Der Produktionsvorbereitung, wie die Erstellung<br />
detaillierter Querprofile einschließlich Materiallisten,<br />
dient ELFF-CAM, welches ursprünglich auf<br />
FALP von Furrer+Frey beruht.<br />
2 Entwicklungsziel<br />
Das Projektierungswerkzeug wurde unter folgenden<br />
Prämissen entwickelt:<br />
• Es soll sowohl für den Nahverkehr als auch für<br />
den Fernverkehr einsetzbar sein.<br />
• Es soll eine herstell<strong>erneut</strong>rale Planung ermöglichen.<br />
Des Weiteren sollen definierte Bauweisen<br />
umgesetzt werden, bei denen die Grundlagen in<br />
spezifischen Datenbanken hinterlegt werden.<br />
• Es soll keine Beschränkung hinsichtlich irgendwelcher<br />
Bauarten g<strong>eb</strong>en. Für den Fall, dass eine<br />
162 111 (2013) Heft 3
Oberleitung<br />
Bauart noch nicht erfasst wurde, muss mit vertretbaren<br />
Mitteln eine nachträgliche Anpassung<br />
möglich sein.<br />
• Das Planungswerkzeug soll nicht nur die Planung<br />
freier Strecken ermöglichen, son<strong>der</strong>n<br />
auch komplizierte Projekte wie große Bahnhöfe,<br />
Werkstätten o<strong>der</strong> im Nahverkehr Kreuzungen im<br />
Straßenbereich.<br />
• Es soll für alle Planungsphasen genutzt werden<br />
können, das heißt verschiedene Detailtiefen<br />
ermöglichen.<br />
• Das Planungswerkzeug soll die Bauphasenplanung<br />
ermöglichen.<br />
Eine weitere, wesentliche Prämisse war <strong>der</strong> Grundsatz,<br />
dass das Werkzeug eine Unterstützung für den<br />
Planungsingenieur darstellen, diesen aber nicht<br />
ersetzen soll. Eine Software ist nur so gut, wie sie<br />
programmiert worden ist und welche Erfahrung in<br />
ihr hinterlegt ist. Es war nicht Ziel, die Software von<br />
vornherein zu beschränken. Hierdurch wächst allerdings<br />
die Verantwortung des Nutzers, <strong>der</strong> die Ausgaben<br />
auf Plausibilität prüfen muss.<br />
Erklärtes Ziel war auch, kein vollständig neues<br />
Programm zu entwickeln, son<strong>der</strong>n auf vorhandene<br />
Konstruktionsprogramme aufzusetzen. Auf Grund<br />
<strong>der</strong> weiten Verbreitung fiel die Entscheidung auf<br />
AutoCAD. Dieses Konstruktionsprogramm ist unter<br />
Planern sowohl im Fern- als auch im Nahverkehrsbereich<br />
im In- und Ausland weit verbreitet und wird<br />
nicht nur für Oberleitungsanlagen, son<strong>der</strong>n auch für<br />
an<strong>der</strong>e Gewerke verwendet. Die Idee bestand darin,<br />
ein Projektierungswerkzeug zu schaffen, welches<br />
die programmtechnische Grundlage von AutoCAD<br />
nutzt, sie aber um oberleitungsspezifische Elemente<br />
ergänzt. Dadurch sollte auch erreicht werden, dass<br />
mit AutoCAD versierte Planer nach relativ kurzer Einarbeitungszeit<br />
in <strong>der</strong> Lage sein sollen, mit dem Planungswerkzeug<br />
umzugehen. Da bei einigen Unternehmen<br />
auch an<strong>der</strong>e Projektierungsprogramme wie<br />
MicroStation genutzt werden, soll auch eine Konvertierung<br />
zwischen diesen Systemen möglich sein.<br />
ELFF ist aus den Wünschen von Planungsingenieuren<br />
zur Unterstützung in ihrer täglichen Arbeit<br />
entstanden. In dem Programm stecken über<br />
15 Jahre Erfahrung. Ein Großteil <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Programmierarbeit wurde direkt durch die auf die<br />
Planung von Oberleitung spezialisierten Ingenieure<br />
vorgenommen. Inzwischen erfolgt die Programmbetreuung<br />
und Programmierung zusätzlich durch<br />
Softwareentwickler. Dadurch ist <strong>der</strong> professionelle<br />
Einsatz in an<strong>der</strong>en Unternehmen auch bei zunehmen<strong>der</strong><br />
Komplexität <strong>der</strong> fortschreitenden Softwareentwicklung<br />
sichergestellt.<br />
3 Oberleitungsprojektierung<br />
3.1 Grundlagen<br />
Die Anwendung von AutoCAD besteht im Wesentlichen<br />
aus dem Umgang mit Objekten und<br />
<strong>der</strong> Eingabe von Befehlen. Objekte, beispielsweise<br />
Linie, Kreis, Viereck und Text verfügen über Eigenschaften<br />
und können untereinan<strong>der</strong> verknüpft<br />
werden. Solche Eigenschaften können zum Beispiel<br />
Linienstärke, Farbe, Füllung, Position, o<strong>der</strong> Schriftgröße<br />
sein. Genau dies bestimmt den Ansatz des<br />
Aufsatzes: Es werden neue Objekte definiert wie<br />
beispielsweise Fahrdraht, Klemme, Ausleger, Mast<br />
und Fundament (Bild 1).<br />
Der Vorteil <strong>der</strong> Verwendung dieser definierten<br />
Objekte besteht in <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> dazu gehörenden<br />
speziellen Eigenschaften. Durch die Kombination<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Objekte im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Projektierung entstehen auch zwischen den<br />
Eigenschaften <strong>der</strong> Objekte Wechselwirkungen und<br />
Kombinationen. Diese werden, soweit erfor<strong>der</strong>lich,<br />
iterativ ausgeglichen. Än<strong>der</strong>t man beispielsweise<br />
eine Mastposition, werden sofort Kräfte, geometrische<br />
Angaben und weitere Größen neu berechnet<br />
und dargestellt. Dadurch ist es möglich, sofort und<br />
AutoCAD Zeichenobjekt<br />
Linie<br />
Kreis<br />
...<br />
111 (2013) Heft 3<br />
OLACAD-Objekt<br />
Mast<br />
Fahrleitung<br />
Klemme<br />
...<br />
Bild 1:<br />
AutoCAD-Objekte und<br />
ihre Ableitung zu Objekten<br />
für ELBAS OLACAD<br />
(Bil<strong>der</strong> 1-11, 13, 14:<br />
Elbas).<br />
163
Oberleitung<br />
ohne weitere Tools o<strong>der</strong> Planungsschritte den Einfluss<br />
von Än<strong>der</strong>ungen auf das grafische Planungserg<strong>eb</strong>nis<br />
o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> statischen Belastungen zu<br />
erkennen.<br />
Schlussendlich wird aus einer Vielzahl verbundener<br />
Elemente die Oberleitungsanlage entwickelt und<br />
in einem CAD-Plan hinterlegt. Die Beson<strong>der</strong>heit darin<br />
ist, dass dieser CAD-Plan alle Eigenschaften seiner<br />
„intelligenten“ Elemente enthält. Das heißt eine<br />
Plandatei enthält nicht nur die grafischen Elemente<br />
zur Darstellung <strong>der</strong> Planung, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>en<br />
sämtliche Daten.<br />
Diese Vorgehensweise ist auch Voraussetzung,<br />
um die Planung sowohl in <strong>der</strong> Draufsicht (2D) als<br />
auch in <strong>der</strong> Perspektivdarstellung (3D) darstellen zu<br />
können. Die Elemente verfügen über alle dafür notwendigen<br />
Angaben. Sozusagen als N<strong>eb</strong>enprodukt<br />
entstehen dadurch auch Längs- und Querschnitte<br />
und dies an jedem beli<strong>eb</strong>igen Punkt. Damit kann<br />
bereits in frühen Planungsphasen ein erster Einblick<br />
in das zukünftige Aussehen <strong>der</strong> Anlage genommen<br />
werden. Konflikte bei komplizierten Einbausituationen<br />
sind auf diese Art sehr einfach zu erkennen und<br />
zu lösen.<br />
Da das Planungswerkzeug ein Add-on von AutoCAD<br />
ist, stehen dem Planungsingenieur alle üblichen<br />
AutoCAD-Befehle weiterhin zur Verfügung.<br />
Ergänzt werden die Befehle durch Menüs, in denen<br />
entwe<strong>der</strong> die Eigenschaften <strong>der</strong> Objekte eingeg<strong>eb</strong>en<br />
werden können o<strong>der</strong> die Eigenschaften aus einer<br />
Bibliothek ausgewählt und angepasst werden<br />
können (Bild 2).<br />
Sofern das Add-On geladen ist, bleiben im Plan<br />
alle Eigenschaften und die Funktionalität <strong>der</strong> Planung<br />
vollständig erhalten. Jedoch auch ohne die Nutzung<br />
des Werkzeuges können die Planungen in AutoCAD<br />
geöffnet und mit Daten an<strong>der</strong>er Planer überlagert<br />
und ausgeg<strong>eb</strong>en werden.<br />
3.2 Voraussetzungen<br />
Dem Planer <strong>der</strong> Oberleitungsanlage dienen verschiede<br />
Pläne als Grundlage. N<strong>eb</strong>en den unverzichtbaren<br />
gleisgeometrischen Projekten können dies sein:<br />
• Bestandspläne<br />
• Kabellagepläne<br />
• Tiefbaupläne für Entwässerungsanlagen<br />
• Signallagepläne<br />
• Katasterpläne<br />
• Querprofile<br />
• Pläne für Ingenieurbauwerke wie Brücken/Durchlässe,<br />
angrenzende B<strong>eb</strong>auungen<br />
• Pläne von Verkehrsanlagen wie Bahnsteige<br />
Je mehr und je genauere Unterlagen vorliegen, umso<br />
präziser ist die Planung <strong>der</strong> Oberleitungsanlage. Idealerweise<br />
liegen die Pläne bereits in einem für Auto-<br />
CAD passenden Dateiformat vor und können damit<br />
einfach in den als Grundplan bezeichneten Referen-<br />
Bild 2:<br />
Screenshot von ELBAS OLACAD mit geöffnetem Menü, hier Grundeinstellungen.<br />
164 111 (2013) Heft 3
Oberleitung<br />
zensammler als Verweis eingefügt werden. Natürlich<br />
können mit <strong>der</strong> Grundfunktionalität von AutoCAD<br />
auch Punktewolken aus Laserscans, Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> PDF-<br />
Daten verwendet werden.<br />
Um die 3D-Funktionalität richtig nutzen zu können,<br />
sollten die zu Grunde liegenden Pläne insbeson<strong>der</strong>e<br />
von Brücken und an<strong>der</strong>en betroffenen<br />
Hoch- und Ingenieurbauwerken <strong>eb</strong>enfalls als 3D-<br />
Zeichnung vorliegen. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall, kann <strong>der</strong><br />
Planungsingenieur an den betroffenen Punkten vereinfachte<br />
3D-Polygone in die Zeichnung als weitere<br />
Referenz einfügen.<br />
Bei allen Vorteilen einer maximalen Planungsunterstützung<br />
darf nicht vergessen werden, dass<br />
eine Begehung vor Ort gerade bei Anlagen im Bestand<br />
oftmals zur Ergänzung <strong>der</strong> Bestandspläne erfor<strong>der</strong>lich<br />
ist.<br />
Hier zeigt sich die hohe Flexibilität des Werkzeugs<br />
ein erstes Mal. Der Anwen<strong>der</strong> ist nicht darauf angewiesen,<br />
bestimmte, fest vorgeg<strong>eb</strong>ene Wertekombinationen<br />
zu nutzen, die durch eine bestimmte Bauart<br />
vorgeg<strong>eb</strong>en wird. Er kann vielmehr alle Werte<br />
frei kombinieren. Für den sinnvollen Einsatz dieser<br />
Wertekombinationen ist das ausgeprägte Fachwis-<br />
3.3 Projektierungsablauf<br />
Die nachfolgende Darstellung gibt nur einen Einblick<br />
in den Ablauf <strong>der</strong> Projektierung, da dieser<br />
projektspezifisch o<strong>der</strong> in Abhängigkeit <strong>der</strong> Güte <strong>der</strong><br />
Ausgangsdaten und dem Planungsziel abweichen<br />
kann. Ein neues Projekt beginnt immer mit einer<br />
neuen leeren Datei auf Basis einer Vorlagedatei. Zu<br />
definieren sind die Randbedingungen des Projektes,<br />
die auf die Planungserg<strong>eb</strong>nisse Einfluss haben.<br />
Alle Einstellungen gelten für das Planungsprojekt<br />
generell, können aber zu einem beli<strong>eb</strong>igen späteren<br />
Zeitpunkt geän<strong>der</strong>t werden. Genannt sind als<br />
Beispiele<br />
• Definition von Bauphasen,<br />
• projektweite Einstellungen zum verwendeten<br />
Oberleitungssystem,<br />
• Angaben zu den Umwelteinflüssen und<br />
• zu berücksichtigende Lastfälle für die statischen<br />
Betrachtungen.<br />
Die definierten Bauphasen haben über die Zeitpunkte<br />
<strong>der</strong> Errichtung o<strong>der</strong> des Rückbaus <strong>der</strong> einzelnen<br />
Planungsobjekte, zum Beispiel <strong>der</strong> Maste,<br />
einen direkten Einfluss auf die Art <strong>der</strong> (farblichen)<br />
Darstellung. Damit kann eine spätere Än<strong>der</strong>ung<br />
in den grundsätzlichen Bauphasen zu zusätzlichen<br />
Nacharbeiten führen. Deshalb ist eine sinnvolle Aufteilung<br />
<strong>der</strong> zu planenden Bauphasen zu Projektbeginn<br />
vorteilhaft.<br />
Die über das Register „Objekte“ (Bild 3) vorgenommenen<br />
Einstellungen zur Oberleitung bilden<br />
zunächst die grundlegenden Eigenschaften aller im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Planung neu zu erstellenden Objekte.<br />
Auch diese können später noch generell geän<strong>der</strong>t<br />
o<strong>der</strong> durch Überschreiben <strong>der</strong> Eigenschaften einzelner<br />
Planungsobjekte für konkrete Einbaubedingungen,<br />
beispielsweise bei Kettenwerksabsenkungen,<br />
noch präzisiert werden.<br />
Bild 3:<br />
Generelle Einstellungen zur Oberleitung in ELBAS OLACAD.<br />
Bild 4:<br />
Projekteinstellungen zu den von ELBAS OLACAD verwendeten<br />
Umwelteinflüssen.<br />
Bild 5:<br />
Projekteinstellungen zu den von ELBAS OLACAD bei statischen<br />
Berechnungen zu berücksichtigenden Lastfallkombinationen.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
165
Oberleitung<br />
sen des Planungsingenieurs für die Zusammenhänge<br />
innerhalb des Oberleitungssystems erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Bild 4 zeigt die Möglichkeiten für die Einstellung<br />
<strong>der</strong> zu berücksichtigenden Umweltbedingungen<br />
zum Nachweis <strong>der</strong> G<strong>eb</strong>rauchsfähigkeit, insbeson<strong>der</strong>e<br />
für den Windabtri<strong>eb</strong>, Abstandsnachweise o<strong>der</strong><br />
statische Berechnungen. In <strong>der</strong> Kombination mit<br />
den Einstellungen zu den bei einzelnen Lastfällen<br />
anzuwendenden Teilsicherheitsbeiwerten (Bild 5)<br />
ergibt sich die Möglichkeit, komplette statische<br />
Nachweise für die Oberleitungsstützpunkte zu führen.<br />
In beiden Masken sind wie<strong>der</strong>um komplette<br />
Vorgabensätze aus gängigen Normen auswählbar,<br />
die dann einzeln durch projektspezifische Vorgabewerte<br />
überschri<strong>eb</strong>en werden können. Dabei wären<br />
sogar Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> normativen Vorgaben<br />
möglich. Der planende Ingenieur hat damit auch<br />
an dieser Stelle volle Flexibilität zur Verfügung und<br />
könnte zum Beispiel Bestandsanlagen mit dem<br />
zum Zeitpunkt ihrer Errichtung gültigen Vorgaben<br />
nachweisen.<br />
Nach <strong>der</strong> Eingabe einiger weiterer grundsätzlicher<br />
und informativer Projekteinstellungen kann<br />
die am Beginn erstellte Grundplandatei als Referenz<br />
eingefügt werden. Die doppelte Referenzierung <strong>der</strong><br />
grundlegenden Pläne ermöglicht es später problemlos,<br />
Verzerrungen mit unterschiedlichen Maßstäben<br />
je Dimension auszuführen.<br />
Bild 6:<br />
Ermittlung <strong>der</strong> optimalen Lage des Fahrdrahtes an einer Weiche<br />
in verzerrter Darstellung mit Profil des Stromabnehmers und mit<br />
Windabtri<strong>eb</strong>.<br />
Generell beginnt die Planung im 2D-Modus mit<br />
dem Lageplan. Grundsätzliches Ziel <strong>der</strong> Planung einer<br />
Oberleitungsanlage ist es, den Fahrdraht in eine optimale<br />
Lage zum Stromabnehmer zu legen. Daher wird<br />
mit <strong>der</strong> Planung bei den Klemmpunkten des Fahrdrahtes<br />
begonnen. In den Eigenschaften <strong>der</strong> Klemmen, die<br />
die spätere Verbindung zu Quertrageinrichtungen wie<br />
Auslegern und Quertragwerken darstellen, sind die<br />
stützpunktspezifischen Eigenschaften, wie zum Beispiel<br />
Fahrdraht- und Systemhöhe, Verwendung und<br />
Ausführung von Beiseilen sowie die Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Oberleitung verankert. Zur Auswahl stehen<br />
n<strong>eb</strong>en Standardkettenwerken auch Einfachfahrleitungen<br />
und Deckenstromschienen.<br />
Die Klemmen werden durch den Planungsingenieur<br />
ausgehend von den Zwangspunkten, wie<br />
beispielsweise unter und an Bauwerken, an Bahnübergängen,<br />
Streckentrennungen an elektrischen<br />
Bahnhofsgrenzen, Weichen und Überleitstellen, verteilt.<br />
Nach dem anschließenden „Ziehen des Fahrdrahtes“<br />
wird dieser in die erfor<strong>der</strong>liche Seiten- und<br />
Höhenlage g<strong>eb</strong>racht („Schnüren“). Dabei helfen<br />
verschiedene Funktionen, wie die Verzerrung des<br />
Fahrdrahtverlaufes einschließlich des referenzierten<br />
Gleisplanes sowie die Darstellung des Windabtri<strong>eb</strong>es<br />
in Abhängigkeit von vorgenommenen Projekteinstellungen<br />
o<strong>der</strong> ein zu den Projekteinstellungen<br />
passendes Stromabnehmerprofil, die erfor<strong>der</strong>liche<br />
Fahrdrahtlage schnell zu erhalten (Bild 6).<br />
Auf Grund des 3D-Modells <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage<br />
ist je<strong>der</strong>zeit ein Umschalten in das Längsprofil möglich,<br />
um Höhenverläufe des Kettenwerkes, beispielsweise<br />
an Brücken, zu berücksichtigen. Auch hier sind<br />
Verzerrungen <strong>der</strong> Darstellung zur Optimierung <strong>der</strong><br />
Lage und für die Erstellung von Abstandsnachweisen<br />
per Mausklick möglich. Zum Nachweis <strong>der</strong> elektrischen<br />
Mindestabstände lassen sich dabei Grenzverläufe<br />
unter bestimmten Umweltbedingungen, wie<br />
Eislast o<strong>der</strong> Abnutzung des Fahrdrahtes darstellen<br />
(Bild 7).<br />
Anschließend können die Maststandorte festgelegt<br />
werden. Auf Basis von Vorgaben und örtlichen<br />
Geg<strong>eb</strong>enheiten werden den Klemmen nun Quertrageinrichtungen<br />
zugeordnet. Dies können Einzelo<strong>der</strong><br />
Mehrgleisausleger, Quertragwerke o<strong>der</strong> Joche<br />
sein.<br />
Nach <strong>der</strong> Fixierung <strong>der</strong> Maststandorte längs zum<br />
Gleis folgt die Einordnung <strong>der</strong> Gründungen und<br />
Maste im Gelände. Das Planungswerkzeug ermöglicht<br />
hierbei die Verknüpfung jedes Maststandortes<br />
o<strong>der</strong> Mastpaares mit einem geplanten o<strong>der</strong> aufgemessenen<br />
Querprofil. Auf Basis dieser Masteinordnung<br />
kann die Ermittlung <strong>der</strong> Mastlänge erfolgen.<br />
Die ermittelte Länge wird dem Objekt Mast als Eigenschaft<br />
zugeordnet und maßstäblich im Querprofil<br />
angezeigt (Bild 8). Die im Querprofil vorgenommenen<br />
Än<strong>der</strong>ungen werden dabei auch im<br />
2D-Lageplan wirksam angezeigt.<br />
166 111 (2013) Heft 3
Oberleitung<br />
Nachdem Oberleitungsstützpunkte und eventuell<br />
vorhandene Bahnstromleitungen, Schalter, Schalterquerleitungen<br />
und weitere Ausrüstungen am Mast<br />
festgelegt wurden, erfolgt die Auswahl <strong>der</strong> Maste<br />
und Gründungen mit den entsprechenden statischen<br />
Berechnungen. Dabei werden die neuen Auslegungsvorschriften<br />
<strong>der</strong> EN 50119 [1] berücksichtigt.<br />
ELFF fasst alle am Mast einwirkenden Kräfte und<br />
Momente zusammen. Basis hierfür sind die in den<br />
Projekteigenschaften eingestellten Werte <strong>der</strong> Umweltbedingungen<br />
und <strong>der</strong> zu berücksichtigenden<br />
Lastfälle. Die Summen <strong>der</strong> Belastungen am Mast<br />
werden dem Planer im Vergleich zur Beanspruchbarkeit<br />
des Mastes in einer Grafik ausgeg<strong>eb</strong>en (Bild 9).<br />
Es ist somit sofort erkennbar, ob <strong>der</strong> ausgewählte<br />
Typ des Mastes aus Sicht <strong>der</strong> Statik eine ausreichende<br />
Dimensionierung besitzt. Die vom Programm<br />
ausgeg<strong>eb</strong>enen Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> statischen Berechnungen<br />
können zur Prüfung vorgelegt werden.<br />
Für die Bauphasenplanung muss jedem Element<br />
in seinen spezifischen Eigenschaften eine bestimmte<br />
L<strong>eb</strong>ensdauer entsprechend den Bauphasen des<br />
Projektes zugeordnet werden (Bild 10). Sollen im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Planung mehrere Bauphasen bearbeitet<br />
und dargestellt werden, so sind nacheinan<strong>der</strong><br />
die einzelnen Bauphasen als aktive Bauphase auszuwählen<br />
und die einzelnen Planungsschritte für jede<br />
Bauphase zu wie<strong>der</strong>holen. Die einzelnen Objekte<br />
werden, je nach Lage <strong>der</strong> als aktuell ausgewählten<br />
Bauphase, in unterschiedlichen Farben<br />
• als Teil <strong>der</strong> Bestandsanlage,<br />
• als bereits neu errichtet,<br />
• als neu zu errichtend,<br />
• zukünftig neu zu errichtend,<br />
• als zurückzubauend o<strong>der</strong><br />
• bereits zurück g<strong>eb</strong>aut<br />
dargestellt. Alle Angaben sind integraler Bestandteil<br />
einer Plandatei.<br />
Bild 7:<br />
Abstandsnachweis an einem kreuzenden Bauwerk mit Darstellung <strong>der</strong> Kettenwerkslage unter Extrembedingungen.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
167
Oberleitung<br />
3.4 Planungserg<strong>eb</strong>nisse<br />
Die Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> Planung lassen sich in vielfältiger<br />
Weise ausg<strong>eb</strong>en.<br />
Durch beson<strong>der</strong>e Fangpunkte an den einzelnen<br />
Planungsobjekten lassen sich die erfor<strong>der</strong>lichen Bemaßungen<br />
zu den richtigen Bezugspunkten erzeugen.<br />
Die anschließende Ausgabe kann n<strong>eb</strong>en den<br />
Lage- o<strong>der</strong> Situationsplänen und Querprofilen je<br />
Bauphase auch Wertetabellen ausg<strong>eb</strong>en. Das können<br />
zum Beispiel Kettenwerkstabellen und Tabellen<br />
für die Bahnstromleitungen sein. Aber auch Koordinatentabellen<br />
für die Mastgründungen o<strong>der</strong> komplette<br />
Mast- und Fundamenttafeln nach Kundenvor-<br />
Bild 8:<br />
Querprofil mit eingepasstem<br />
Mast und<br />
Fundament.<br />
168 111 (2013) Heft 3
Oberleitung<br />
gaben (Bild 11) lassen sich aus den Zeichnungen mit<br />
wenigen Mausklicks erzeugen. Für den Export <strong>der</strong><br />
digitalen Planunterlagen nach CAD-Schnittstellenbeschreibungen<br />
verschiedener Kunden wie sie zum<br />
Beispiel bei <strong>der</strong> <strong>DB</strong> AG in <strong>der</strong> Richtline 885.9906 [2]<br />
existieren, sind <strong>eb</strong>enfalls Funktionen programmiert.<br />
Aus dem 3D-Modell heraus lassen sich Ansichten<br />
mit beli<strong>eb</strong>igen Sichtwinkeln erzeugen. Für komplizierte<br />
Montagefälle lassen sich ohne großen Aufwand<br />
detaillierte Montagezeichnungen erstellen,<br />
die dem Fahrleitungs-Monteur die Gedanken des<br />
Planers erläutern.<br />
Die Ausgabe <strong>der</strong> Nachweise für die Statik erfolgt<br />
direkt aus dem Programm heraus in ein PDF-Dokument.<br />
Dieses enthält alle erfor<strong>der</strong>lichen Ein- und<br />
Ausgabewerte und ermöglicht so den Prüfern <strong>der</strong><br />
Statik ein Nachvollziehen mit eigenen Methoden.<br />
Unter Anwendung von ELFF wurden in zurückliegenden<br />
Jahren zahlreiche Projekte für Fern- und Nahverkehrsbahnen<br />
mit unterschiedlichsten Bauweisen erstellt.<br />
Es gab bisher kaum einen Sachverhalt, welcher<br />
nicht gelöst werden konnte. Dies kam beson<strong>der</strong>s<br />
dem Umstand zugute, dass Programmierung und<br />
Planung sehr eng verzahnt waren.<br />
Beispielhaft zeigen Bild 13 für den Nahverkehrsbereich<br />
eine voll ausg<strong>eb</strong>aute Straßenbahnkreuzung<br />
und Bild 14 die 3D-Darstellung einer Bahnhofseinfahrt.<br />
Beide Planungsbeispiele sind heute realisiert.<br />
4 Produktionsvorbereitung<br />
Mit dem Modul ELFF-CAM können auf <strong>der</strong> Basis des<br />
3D-Modells detaillierte Ausschreibungs-, Bestellungsund<br />
Montageunterlagen erzeugt werden. Diese sind<br />
abhängig vom gewählten Oberleitungssystem. Über<br />
den Import <strong>der</strong> geg<strong>eb</strong>enen Daten werden aus dem<br />
3D-Oberleitungsmodell Querprofile erzeugt. Dieses<br />
Modul enthält eine erweiterbare Bauteilbibliothek mit<br />
Bezeichnungen, Abmessungen, Artikelnummern und<br />
Preisen <strong>der</strong> Oberleitungskomponenten. Für den korrekten<br />
Zusammenbau werden systemspezifische Regeln<br />
und Bauvorschriften berücksichtigt. Wenn es bei<br />
komplexen Fällen nicht möglich ist, eine Konstruktion<br />
mit den vorhandenen Normbauteilen zu erstellen,<br />
kann ein Fachmann ohne großen Aufwand Ergänzungen<br />
durch Son<strong>der</strong>konstruktionen hinzufügen.<br />
Es werden auftragsspezifische Querprofile mit<br />
Montagemassen erzeugt. Die Darstellung richtet<br />
sich nach den Vorgaben und Normen <strong>der</strong> Kunden<br />
(Bild 12).<br />
Aus den Querprofilen können anschließend<br />
Materiallisten erstellt werden. Es gibt viele verschiedene<br />
Filtermöglichkeiten wie Materiallisten<br />
pro Querprofil, Materiallisten für ein bestimmtes<br />
Kettenwerk, Listen für alle Haupttragwerke. Die<br />
Materiallisten können direkt in <strong>der</strong> Zeichnung<br />
dargestellt werden o<strong>der</strong> als EXCEL-Datei o<strong>der</strong> als<br />
Schnittstellendatei zu verschiedenen ERP-Systemen<br />
(Software zur Unterstützung <strong>der</strong> Ressourcenplanung)<br />
exportiert werden.<br />
Bild 9:<br />
Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> Gegenüberstellung von Belastung zu Belastbarkeit<br />
eines Oberleitungsmastes.<br />
Bild 10:<br />
Existenz eines Oberleitungsmastes in den verschiedenen Bauphasen.<br />
5 Planungsbeispiele<br />
Bild 11:<br />
Beispielausgaben Koordinatenlisten und Masttafeln.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
169
Oberleitung<br />
Bild 12:<br />
Beispiel eines Querprofils (Montageplan) mit Materialliste (Bild: Furrer+Frey).<br />
Das Modell kann auf einfache Art mit zusätzlichen<br />
Angaben nach den Anfor<strong>der</strong>ungen des Kunden ergänzt<br />
werden. Ein Beispiel für England ist in [3] beschri<strong>eb</strong>en.<br />
6 Nutzung<br />
Bild 13:<br />
Planungsbeispiel Straßenbahnkreuzung.<br />
Das Programm befindet sich seit einigen Jahren bei<br />
Fahrleitungsplanern im Einsatz, die nicht direkt mit<br />
<strong>der</strong> Programmierung von ELFF befasst waren. Damit<br />
wurde die grundsätzliche Nutzbarkeit durch Dritte<br />
nachgewiesen. In Zusammenhang mit einer Projektrealisierung<br />
wurde das Produkt an ein ausländisches<br />
Bahnunternehmen lizensiert. Derzeit werden potenziellen<br />
Kunden Testversionen zur Verfügung gestellt.<br />
Die Entwicklung und Pflege von ELFF ist ein stetiger<br />
Vorgang. Anpassungen auf die neu herausgeg<strong>eb</strong>enen<br />
Versionen von AutoCAD und des Betri<strong>eb</strong>ssystems<br />
sowie Sicherheitsupdates o<strong>der</strong> optimierte<br />
Funktionen werden über regelmäßige Updates an<br />
170 111 (2013) Heft 3
Oberleitung<br />
die Kunden geliefert. Die Einbeziehung weiterer<br />
Funktionen in den Leistungsumfang <strong>der</strong> Software<br />
basiert auf den Wünschen <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>.<br />
Die beiden ursprünglichen Module ELBAS OLACAD<br />
(ELFF-CAD) und Furrer+Frey FALP (heute ELFF-CAM)<br />
können nach wie vor als separate Anwendungen erworben<br />
und eingesetzt werden.<br />
Die Autoren bedanken sich bei allen an <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von ELFF und ELBAS OLACAD Beteiligten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Herrn Frank Tasler. Dieser Beitrag basiert auf bei <strong>der</strong><br />
ELBAS GmbH erstellten Dokumentationen.<br />
Bild 14:<br />
Planungsbeispiel Bahnhof.<br />
Literatur<br />
[1] DIN EN 50119 (VDE 0115-601):2010-05 Bahnanwendungen<br />
– Ortsfeste Anlagen – Oberleitungen für den elektrischen<br />
Zugbetri<strong>eb</strong>; Deutsche Fassung EN 50119:2009<br />
mit DIN EN 50119 Beiblatt 1 (VDE 0115-601 Beiblatt<br />
1):2011-04 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />
– Oberleitungen für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> – Beiblatt<br />
1: Nationaler Anhang<br />
[2] Deutsche Bahn AG, Richtlinie Ril 885.9906: Bahngeodaten;<br />
Schnittstellenbeschreibung Elektrotechnik, Teilbereich<br />
Oberleitungsanlagen<br />
[3] Wili, U.; Wittig, M.: New overhead contact line equipment<br />
on existing structures of Great Eastern route. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009), Heft 7, S. 306-312.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Nils Berthold (43), Studium<br />
Elektrotechnik/<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
an <strong>der</strong> Hochschule für Verkehrswesen<br />
„Friedrich List“ Dresden und <strong>der</strong><br />
Technischen Universität Dresden; seit<br />
1994 tätig in Entwicklung, Projektierung<br />
und Bau von Fahrleitungsanlagen,<br />
seit 2012 Teamleiter Planung Oberleitungsanlagen<br />
& Anlagen <strong>der</strong> Leit- und<br />
Sicherungstechnik bei ELBAS <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> Ingenieur-Gesellschaft mbH.<br />
Dipl.-Ing. Walter Blaser (57) Bauingenieur;<br />
Weiterbildung in Informatik;<br />
Teamlea<strong>der</strong> CAD-Entwicklungen bei<br />
Furrer+Frey AG.<br />
Adresse: Furrer+Frey AG,<br />
Thunstr. 35,<br />
3000 Bern 6, Schweiz,<br />
Fon: +41 31 3576129;<br />
E-Mail: wblaser@furrerfrey.ch<br />
Adresse: ELBAS <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Ingenieur-Gesellschaft mbH,<br />
Königsbrücker Str. 34,<br />
01099 Dresden, Deutschland;<br />
Fon: +49 351 82992-61;<br />
E-Mail: nils.berthold@elbas.de<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Gerhard<br />
Hofmann (60), Studium, Promotion<br />
und Habilitation an <strong>der</strong> Hochschule für<br />
Verkehrswesen „Friedrich List“ Dresden;<br />
Professor für Elektroenergieerzeugung<br />
und -verteilung an <strong>der</strong> Hochschule<br />
für Technik und Wirtschaft Dresden<br />
(FH); Principal Consultant <strong>der</strong> ELBAS<br />
<strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-<br />
Gesellschaft mbH; Mitglied WGC 11/<br />
TC9XC des CENELEC; Obmann DKE-<br />
Arbeitskreises 351.2.6 „Interoperabilität/<br />
Spannungen“.<br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon: +49 351 82992-12;<br />
E-Mail: gerhard.hofmann@elbas.de<br />
111 (2013) Heft 3<br />
171
Sicherheit<br />
Fahrleitungserdung – automatisiert mit<br />
Sicat® AES<br />
André Dölling, Erlangen; Michael Focks, Gregor Gumberger, Planegg<br />
Sicat ® AES ist ein Produkt <strong>der</strong> Siemens AG zum automatisierten Erden von Fahrleitungen und<br />
stellt für diese einen sicheren Zustand her. Anwendungsg<strong>eb</strong>iete <strong>der</strong> Erdungsanlage für Fahrleitungen<br />
sind die Notfallrettung in elektrifizierten Tunneln für Fernverkehrsbahnen als auch Arbeiten<br />
in Instandhaltungshallen für elektrisch angetri<strong>eb</strong>ene Fahrzeuge. Die Erdungseinrichtung<br />
wurde weiterentwickelt und erfüllt damit die sicherheitstechnischen Anfor<strong>der</strong>ungen nach dem<br />
neuesten Stand <strong>der</strong> Normen. Die Erdungseinrichtung lässt sich auch vorteilhaft bei Nahverkehrsanlagen<br />
anwenden.<br />
EARTHING OF CONTACT LINES – AUTOMATISIZED BY USE OF Sicat ® AES<br />
Sicat ® AES is a Siemens developed and produced automatisized earthing system for contact lines<br />
to create a hazard-free safety status. Applications of the system are emergency recovery tasks in<br />
electrified railway tunnels for mainline and service and maintenance halls for electrically powered<br />
railway vehicles. The system was developed further and complies with the security requirements<br />
according to the current standards. The system can advantageously used for light rail systems.<br />
MISE À LA TERRE AUTOMATISÉE DE LIGNES DE CONTACT AVEC Sicat ® AES<br />
Sicat ® AES est un produit mis au point par Siemens pour la mise à la terre automatisée de lignes de<br />
contact en toute sécurité. Les domaines d’utilisation du dispositif de mise à la terre pour lignes de<br />
contact sont les opérations de secours d’urgence dans les tunnels électrifiés sur les lignes à grand<br />
parcours ainsi que les travaux dans les ateliers de maintenance sur les véhicules à traction électrique.<br />
Le dispositif de mise à la terre a été développé pour satisfaire aux exigences techniques de sécurité<br />
selon les normes en vigueur. Le système peut être utilisé avantageusement aussi sur les lignes de<br />
transport urbain.<br />
1 Einführung<br />
Mo<strong>der</strong>ne Bahnsysteme erfor<strong>der</strong>n zeitgemäße Infrastrukturen<br />
und Fahrzeuge, um Transport- und Reisezeiten<br />
zu senken, Transportleistungen zu steigern<br />
und damit die Attraktivität des schieneng<strong>eb</strong>undenen<br />
Verkehrs zu erhöhen. Dies bedeutet in einem dicht<br />
besiedelten Land wie Deutschland einen höheren<br />
Tunnelanteil <strong>der</strong> Strecken, die kürzere Wege und<br />
schnellere Fahrten ermöglichen.<br />
Bei <strong>der</strong> Realisierung neuer Strecken o<strong>der</strong> dem<br />
Ausbau bestehen<strong>der</strong> Strecken haben Sicherheit und<br />
Senkung <strong>der</strong> Risiken bei Notfällen hohe Priorität.<br />
Die Siemens AG hat zur Senkung <strong>der</strong> Risiken eine<br />
Anlage zum automatisierten Erden von Fahrleitungen,<br />
genannt Sicat AES, entwickelt, die alle Funktionen<br />
zum Erden und Kurzschließen automatisiert<br />
ausführt. In Notsituationen in Tunneln, in Bahnhofsbereichen,<br />
für Instandhaltungsarbeiten an definierten<br />
Streckenabschnitten o<strong>der</strong> bei Gleisen in Servicehallen<br />
schaltet Sicat AES die Fahrleitungsanlage,<br />
von <strong>der</strong> Leitstelle koordiniert, spannungsfrei, stellt<br />
einen gefahrfreien Zustand durch Erdung <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage<br />
her und visualisiert diesen Zustand.<br />
2 Die automatische Erdungseinrichtung<br />
Sicat AES –<br />
Systemkonzept<br />
2.1 Entstehung<br />
Die Deutsche Bahn AG (<strong>DB</strong>) hatte mit <strong>der</strong> VA TECH<br />
SAT GmbH, heute Teil von Siemens, im Jahr 1998 mit<br />
<strong>der</strong> Entwicklung einer OberLeitungsSpannungsPrüfund<br />
Erdungsautomatik (OLSP) begonnen. Anlass für<br />
die Entwicklung war die Übernahme <strong>der</strong> Rettungsaufgaben<br />
in Eisenbahntunneln durch Fremdkräfte<br />
anstelle <strong>der</strong> <strong>DB</strong>-eigenen Rettungszüge.<br />
Die Richtlinie des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA)<br />
„Anfor<strong>der</strong>ungen des Brand- und Katastrophenschutzes<br />
in Eisenbahntunneln“ [1] for<strong>der</strong>t vom Infrastrukturunternehmer,<br />
dass „die Oberleitung bei<br />
Eintreffen <strong>der</strong> Rettungskräfte spannungsfrei geschaltet<br />
und geerdet ist“. Diese For<strong>der</strong>ung kann die <strong>DB</strong>, für<br />
<strong>der</strong>en Ausführung gemäß <strong>der</strong> Richtlinie „Brand- und<br />
Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln“ [2] maximal<br />
30 min Eingreifzeit vorgesehen sind, durch die<br />
Notfallmanager nicht erfüllen. Der Einsatz <strong>der</strong> OLSP<br />
erfüllt diese For<strong>der</strong>ung, da das aufwändige, zweisei-<br />
172 111 (2013) Heft 3
Sicherheit<br />
tige manuelle Erden mit Erdungsgarnituren entfällt<br />
und stattdessen durch die OLSP ausgeführt wird.<br />
In einem Pilotprojekt wurde die OLSP erstmals<br />
1999 am Frankfurter Kreuz und am Kelsterbachtunnel<br />
<strong>der</strong> Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main eingesetzt.<br />
Nach erfolgreicher Erprobung wurden OLSP<br />
in allen Tunnelanlagen <strong>der</strong> Schnellfahrstrecke Köln–<br />
Rhein/Main installiert. Seither lieferten VA TECH SAT<br />
und nach <strong>der</strong>en Übergang Siemens rund 50 OLSP-<br />
Anlagen für Neubau- und Alttunnel.<br />
Die Zulassung <strong>der</strong> Steuerungs-, Überwachungsund<br />
Fernwirktechnik basierte auf den Normen<br />
VDE 0105 [3] und <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsklasse 3 nach<br />
DIN V 19250 [4]. Letztere Anfor<strong>der</strong>ung wurde 2010<br />
durch EN 6954-1 [5], Kategorie 3, ersetzt. Unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Maschinenrichtlinie und <strong>der</strong>en<br />
Auslauferklärung zum 31.12.2011 begann 2012 die<br />
Überarbeitung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> OLSP-Anlagenkomponenten.<br />
Die weiterentwickelte Einrichtung<br />
trägt den Namen Sicat AES. Heute wird diese<br />
weiterentwickelte Einrichtung geliefert.<br />
2.2 Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
2.2.1 Anfor<strong>der</strong>ungen nach <strong>der</strong> TSI Sicherheit<br />
von Eisenbahntunneln<br />
Die Technische Spezifikation „Sicherheit von Eisenbahntunneln“<br />
(TSI SRT [6]) gilt für interoperable<br />
konventionelle und Hochgeschwindigkeitsstrecken.<br />
Sie wurde 2007 von <strong>der</strong> Europäischen Union ratifiziert.<br />
Diese Spezifikation gibt Maßnahmen für alle<br />
Teilsysteme, zum Beispiel für Infrastruktur und Energie,<br />
für die Sicherheit in Eisenbahntunneln vor. Es<br />
werden Maßnahmen zur Risikosenkung in Tunneln<br />
vorgeg<strong>eb</strong>en, welche nicht bereits durch allgemeine<br />
Sicherheitsstandards für <strong>Bahnen</strong> abgedeckt sind. Die<br />
TSI gilt sowohl für neue als auch für zu erneuernde<br />
o<strong>der</strong> nachzurüstende mindestens 1 km lange Tunnelanlagen.<br />
Mehr als 20 km lange Tunnel erfor<strong>der</strong>n eine<br />
eigene Sicherheitsbetrachtung, so zum Beispiel für<br />
den im Bau befindlichen Gotthard-Basistunnel in <strong>der</strong><br />
Schweiz. Bei mehr als 5 km langen Tunneln sind die<br />
Fahrleitungen in Schaltabschnitte o<strong>der</strong> Schaltgruppen<br />
zu unterteilen, wenn sich signaltechnisch mehr<br />
als ein Zug je Gleis im Tunnel befinden kann. Die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Schalter im Tunnel sollte möglichst gering<br />
gehalten werden.<br />
Die Rettungskräfte können bei Einsätzen den Zustand<br />
<strong>der</strong> Fahrleitung nicht erkennen, weshalb das<br />
Abschalten und Erden <strong>der</strong> Fahrleitung gefor<strong>der</strong>t<br />
wird. Dies muss durch den Infrastrukturbetreiber<br />
vor dem Betreten des Tunnels o<strong>der</strong> eines Abschnitts<br />
hiervon sichergestellt werden. Dabei sind die Zuständigkeiten<br />
hierfür zwischen dem Infrastrukturbetreiber<br />
und den Rettungskräften zu vereinbaren und<br />
im Notfallplan zu beschreiben. Die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
111 (2013) Heft 3<br />
Einrichtungen für das Erden <strong>der</strong> Fahrleitung sind<br />
an allen Trennstellen zwischen den Schaltgruppen<br />
anzuordnen, wobei es keine Rolle spielt, ob die Erdungseinrichtungen<br />
von den Rettungskräften manuell<br />
o<strong>der</strong> fernbedient über ortsfeste Anlagen betätigt<br />
werden.<br />
2.2.2 Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />
Eisenbahn-Bundesamtes<br />
Die Richtlinie „Anfor<strong>der</strong>ungen des Brand- und Katastrophenschutzes<br />
an den Bau und den Betri<strong>eb</strong><br />
von Eisenbahntunneln“ [1] des EBA beschreibt die<br />
in Deutschland gefor<strong>der</strong>te Art und den Umfang<br />
baulicher und betri<strong>eb</strong>licher Maßnahmen, die eine<br />
Fremd- und Selbstrettung in Eisenbahntunneln ermöglichen.<br />
In <strong>der</strong> aktuellen Fassung dieser Richtlinie<br />
von 2008 wurden die For<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> TSI<br />
SRT für interoperable Strecken in nationales Recht<br />
übergeführt.<br />
Die Richtlinie ist an<strong>der</strong>s als die TSI SRT bereits für<br />
mehr als 500 m lange Tunnel unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Verhältnismäßigkeit anzuwenden. Tunnel von<br />
Stadtschnellbahnen sind dabei ausgenommen.<br />
Der Infrastrukturbetreiber, zum Beispiel die <strong>DB</strong>,<br />
hat demnach sicherzustellen, dass die Fahrleitung<br />
sowie geg<strong>eb</strong>enenfalls vorhandene, weitere spannungsführende<br />
Leitungen schnellstmöglich abgeschaltet<br />
und geerdet werden. Die Richtlinie des<br />
EBA for<strong>der</strong>t die Installation einer Oberleitungsspannungsprüf-<br />
und Erdungsautomatik für Fahrleitungen<br />
an den Tunnelportalen und an den Notausgängen,<br />
die in <strong>der</strong> TSI RST nicht vorgesehen ist. Die<br />
Oberleitung wird<br />
nicht freigeschaltet<br />
FREI_SCHALTEN<br />
Oberleitung wird<br />
nicht geerdet<br />
ERDEN<br />
Spannungszustand<br />
wird falsch erkannt/erfasst<br />
Unerwünschtes Ereignis:<br />
Personen gefährdet<br />
AND<br />
Anlage signalisiert<br />
fehlerhaft sicheren<br />
Zustand „spannungsfrei“<br />
ERK_SPG<br />
Bild 1:<br />
Gefährdungsanalyse <strong>der</strong> automatisierten Erdung von Fahrleitungen.<br />
OR<br />
Spannungszustand wird<br />
fehlerhaft übertragen<br />
o<strong>der</strong> verarbeitet<br />
FWA_SPG<br />
Spannungszustand wird<br />
falsch angezeigt<br />
ANZ_SPG<br />
Erdungszustand wird<br />
falsch erkannt/erfasst<br />
Anlage signalisiert<br />
fehlerhaft sicheren<br />
Zustand „geerdet“<br />
OR<br />
ERK_ERDG<br />
Erdungszustand wird<br />
fehlerhaft übertragen<br />
o<strong>der</strong> verarbeitet<br />
FWA_ERDG<br />
Erdungszustand wird<br />
falsch angezeigt<br />
ANZ_ERDG<br />
173
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Sicherheit<br />
OLSP informiert im Einzelfall die Rettungskräfte<br />
über den Zustand <strong>der</strong> Fahrleitung; falls diese noch<br />
nicht geerdet ist, leiten die Rettungskräfte <strong>der</strong> OLSP<br />
die Erdung ein. Die Mindestanfor<strong>der</strong>ung bezogen<br />
auf die Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Anzeige des Erdungszustandes<br />
durch die OLSP wird durch Verweis auf<br />
DIN VDE 0105, Teil 100, Punkt 6.2.102, [3] vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />
2.2.3 Verordnung über eine gemeinsame<br />
Methode für die Evaluierung und<br />
Bewertung von Risiken<br />
Seit 01.07.2012 ist die „EU Verordnung 352/2009 vom<br />
24.04.2009 über die Festlegung einer gemeinsamen Sicherheitsmethode<br />
für die Evaluierung und Bewertung<br />
von Risiken gemäß Artikel 6, Absatz 3, Buchstabe a, <strong>der</strong><br />
Richtlinie 2004/49/EG“ von Eisenbahnverkehrs- und<br />
-infrastrukturunternehmen auf die von diesen betri<strong>eb</strong>enen,<br />
sicherheitsrelevanten Einrichtungen anzuwenden<br />
[7]. Diese Verordnung wird in Kurzform CSM-VO<br />
(Common Safety Methods) genannt und basiert auf<br />
EN 50126 [8]. Ziel <strong>der</strong> Verordnung ist die Harmonisierung<br />
des Risikomanagements und damit die gegenseitige<br />
Anerkennung von Erg<strong>eb</strong>nissen zu ermöglichen<br />
o<strong>der</strong> sicherzustellen.Für Untergrundbahnen, Straßenbahnen<br />
und an<strong>der</strong>e Stadt- und Regionalbahnen ist die<br />
Anwendung <strong>der</strong> Verordnung nicht gefor<strong>der</strong>t.<br />
Die Verordnung legt die grundsätzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an ein Risikomanagementverfahren fest. Die<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Schritte sind<br />
• Anlagendefinition,<br />
• Risikobewertung,<br />
• Ableitung von Sicherheitsanfor<strong>der</strong>ungen,<br />
• Nachweis, dass die ermittelten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
erfüllt werden, und<br />
• Management aller Gefährdungen und zugeordneten<br />
Sicherheitsmaßnahmen.<br />
Für den Zweck <strong>der</strong> Risikobewertung werden drei<br />
Grundsätze zur Risikoakzeptanzbewertung ang<strong>eb</strong>oten.<br />
Im Rahmen von Sicat AES konnten die ermittelten<br />
Gefährdungen durch Anwendung anerkannter<br />
Regeln <strong>der</strong> Technik abgedeckt werden. Der gefährliche<br />
Zustand, das heißt, eine Person in Gefährdung,<br />
würde immer dann eintreten, wenn die Fahrleitung<br />
we<strong>der</strong> frei geschaltet noch geerdet ist und die Anlage<br />
einen sicheren Zustand, das heißt, eine freigeschaltete,<br />
spannungsfreie und geerdete Fahrleitung<br />
signalisieren würde. Dieses Ereignis folgt aus mehreren<br />
Teilgefährdungen in einer Kombination gemäß<br />
Bild 1.<br />
Für die Elektronikkomponenten <strong>der</strong> Erdungsautomatik<br />
wurden die IEC 61508 [9] und die sektorspezifischen<br />
Normen EN 50128 [10] und EN 50129<br />
[11] zu Grunde gelegt, um den For<strong>der</strong>ungen in<br />
unterschiedlichen nationalen Märkten gerecht zu<br />
werden. Sicat AES ist dafür vorgesehen, in Anwendungen<br />
mit Sicherheitsintegritätsfor<strong>der</strong>ungen bis<br />
zum Sicherheitsintegrationslevel SIL 2 eingesetzt zu<br />
werden.<br />
2.3 Aufgabe und Grundfunktion<br />
1<br />
3<br />
4<br />
2<br />
Die Erdungsanlage Sicat AES führt die Erdungen<br />
schrittweise aus und verifiziert den jeweiligen Zustand<br />
gemäß den fünf Sicherheitsregeln nach<br />
DIN EN 50110 [12] für das Arbeiten im Bereich <strong>der</strong><br />
Fahrleitungsanlage. Diese sind<br />
• Fahrleitung spannungsfrei schalten,<br />
• gegen Wie<strong>der</strong>einschalten sichern,<br />
• Spannungsfreiheit feststellen,<br />
• Erden und Kurzschließen und<br />
• Abschranken benachbarter, unter Spannung<br />
stehen<strong>der</strong> Anlagenteile durch Anzeigen <strong>der</strong><br />
Arbeitsgrenzen.<br />
Bild 2:<br />
Sicat AES-Anlagenkonzept; Schematische Darstellung mit Funktion Freischaltung <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage<br />
im Betri<strong>eb</strong>szustand.<br />
1 Trennschalter / Lasttrennschalter zum Freischalten <strong>der</strong> Fahrleitung<br />
2 Spannungswandler / Trennverstärker<br />
3 Erdungstrennschalter / Erdungslasttrennschalter<br />
4 Arbeitsgrenzenwarnschild mit integriertem Zusatzzeichen „Arbeitsgrenze“;<br />
mechanisch o<strong>der</strong> elektrisch zu betätigen<br />
Der Status <strong>der</strong> Fahrleitung wird dauernd überwacht.<br />
Der geerdete Zustand <strong>der</strong> Fahrleitung wird an den<br />
Arbeitsgrenzen und Zugängen, zum Beispiel den<br />
Tunneleingängen, signalisiert.<br />
Bild 2 zeigt die Anlage zur Freischaltung <strong>der</strong><br />
Fahrleitung im normalen Betri<strong>eb</strong>szustand. Die<br />
Zentralstation von Sicat AES ist mit den zugehö-<br />
174 111 (2013) Heft 3
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Sicherheit<br />
rigen Unterstationen vernetzt und koordiniert die<br />
Erdungsanlage. Sie ist mit <strong>der</strong> SCADA-Leitzentrale<br />
verbunden und übermittelt den Stand <strong>der</strong> Erdungen.<br />
Im Störungsfall gibt die Leitzentrale <strong>der</strong> Sicat<br />
AES-Zentrale den Befehl zum Start <strong>der</strong> Erdungsautomatik.<br />
Alternativ kann die Erdungsanlage vor Ort<br />
an den Unterstationen, die im Bereich <strong>der</strong> Tunnelportale<br />
und Notausgängen o<strong>der</strong> an den Zugängen<br />
zu den geschützten Bereichen angeordnet sind,<br />
bedient werden. Es gibt Unterstationen mit und<br />
ohne Ortssteuereinrichtung. Unterstationen mit<br />
Ortssteuereinrichtung umfassen die Komponenten<br />
für das Ansteuern <strong>der</strong> Trennschalter und/o<strong>der</strong> Erdungstrennschalter.<br />
Die Bedientableaus enthalten<br />
mindestens Anzeigen für den Spannungszustand<br />
<strong>der</strong> Fahrleitung und <strong>der</strong> Notfallbetätigungen durch<br />
Rettungskräfte.<br />
Zur fahrleitungstechnischen Ausrüstung zählen<br />
• alle Schalter zum Freischalten <strong>der</strong> Schaltgruppe,<br />
• Spannungsmesseinrichtungen,<br />
• Erdungstrennschalter o<strong>der</strong> einschaltfeste Erdungstrennschalter<br />
und<br />
• Arbeitsgrenzenwarnschil<strong>der</strong> zum Anzeigen <strong>der</strong><br />
Arbeitsbereichsgrenzen.<br />
Diese Komponenten sind zur Einhaltung <strong>der</strong> fünf Sicherheitsregeln<br />
notwendig und Bestandteil von Sicat<br />
AES.<br />
Erdungsschalter verbinden mithilfe eines fest installierten<br />
Kabels die Fahrleitung mit <strong>der</strong> Rückleitung<br />
und schließen die Fahrleitung damit kurz. Die<br />
verwendeten Erdungsschalter sind mit einer Einlaufüberwachung<br />
ausgerüstet, die die Endlage des<br />
Schalters kontinuierlich überwacht.<br />
Bild 3 zeigt schematisch den Schaltzustand eines<br />
Fahrleitungsabschnittes bei einer Störung im freigeschalteten,<br />
sicheren Zustand. Die Speiseschalter<br />
wurden geöffnet und gegen Wie<strong>der</strong>einschalten gesichert.<br />
Nachdem die Spannungsprüfung ergab, dass<br />
alle Fahrleitungsspannungen unter dem Schwellwert<br />
lagen, wurden die Erdungsschalter geschlossen und<br />
die Arbeitsgrenzenanzeige aktiviert. Danach zeigten<br />
die Bedientableaus die Freigabe für den Zutritt <strong>der</strong><br />
Rettungskräfte an.<br />
Für die bisher ausgelieferten Anlagen wurden Sicherheitsnachweise<br />
nach dem jeweiligen Stand <strong>der</strong><br />
Normung erbracht, <strong>der</strong> für die Bestandsanlagen<br />
weiter gültig bleibt. Im funktionalen Sicherheitsnachweis<br />
für die steuerungs- und leittechnischen<br />
Baugruppen von Sicat AES für Neuanlagen wird<br />
das Sicherheitsintegritätslevel SIL 2 nach EN 50128<br />
[11] und EN 50129 [12] angestr<strong>eb</strong>t. Der Sicherheitsnachweis<br />
wird im Sommer 2013 abgeschlossen<br />
werden. Im Sicherheitsnachweis für den Erdungsschalter<br />
wurde die Kurzschlussfestigkeit bis<br />
40 kA und die sichere Funktion <strong>der</strong> neu gestalteten<br />
Einlaufüberwachung über Drehwinkelg<strong>eb</strong>er nachgewiesen.<br />
Der Sicherheitsplan enthält auch das<br />
Entwicklungsvorgehen mit allen geplanten und<br />
durchgeführten Arbeiten, so zum Beispiel Architektur-<br />
und Detailentwurf für Hard- und Software<br />
sowie die Inbetri<strong>eb</strong>setzung, die Validierung und die<br />
Vorgaben für die Wartung. Art, Umfang und Inhalte<br />
<strong>der</strong> Analysen und Dokumente sowie die angewandten<br />
Methoden erfüllen die Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />
Sicherheitslevels SIL 1. Beim Schalterfernantri<strong>eb</strong> für<br />
das elektrische Betätigen des Erdungsschalters und<br />
bei <strong>der</strong> Spannungsmesseinrichtung war nur die<br />
Einhaltung <strong>der</strong> Normen und spezifischer Betreiberanfor<strong>der</strong>ungen<br />
nachzuweisen.<br />
2.5 Anpassung an Betreiber- und<br />
Anlagenanfor<strong>der</strong>ungen<br />
Mit Sicat AES lassen sich unterschiedliche anlagenund<br />
betreiberspezifische Anfor<strong>der</strong>ungen flexibel erfüllen.<br />
Die Anlagen können für Fahrleitungen von<br />
Wechselstrom- und Gleichstrombahnen eingesetzt<br />
werden, für welche die fahrleitungstechnischen<br />
Komponenten zur Verfügung stehen. Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
und eingeführte Techniken von Bahnbetreibern<br />
können mit speziellen Komponenten, zum Beispiel<br />
mit Lasttrennschaltern, erfüllt werden. Eine Gefährdungs-<br />
und Risikoanalyse ist geg<strong>eb</strong>enenfalls hierfür<br />
eigens zu erstellen.<br />
Bei den Anwendungen mit örtlicher Begrenzung,<br />
zum Beispiel für Wartungshallen, Depots und Wasch-<br />
2.4 Sicherheitsnachweis<br />
111 (2013) Heft 3<br />
1<br />
3<br />
4<br />
2<br />
Bild 3:<br />
Sicat AES-Anlagenkonzept; Schematische Darstellung mit Funktion Freischaltung <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage<br />
im freigeschalteten und sicheren Zustand.<br />
175
Sicherheit<br />
Bild 4:<br />
Sicat AES-Zentrale.<br />
straßen, kann die Anlagenausführung nach Bild 2<br />
vereinfacht werden, wobei Zentral- und Unterstation<br />
zusammengelegt werden können.<br />
Zuständigkeit und Funktionsumfang von Sicat<br />
AES können flexibel angepasst werden. Des Öfteren<br />
wird gefor<strong>der</strong>t, dass das Freischalten <strong>der</strong> Fahrleitung<br />
dem Infrastrukturbetreiber verbleibt, um den<br />
Tunnelbereich, abhängig von <strong>der</strong> Notfallsituation,<br />
von Fahrzeugen räumen zu können. Der Erdungsautomatik<br />
verbleiben dann die Aufgaben <strong>der</strong> permanenten<br />
Spannungsprüfung und -überwachung,<br />
das Erden und Kurzschließen sowie das Abschranken<br />
benachbarter unter Spannung stehen<strong>der</strong><br />
Anlagen.<br />
Aussehen, Aufbau<br />
und Funktion des Bedientableaus<br />
werden<br />
oftmals nach Betreibervorstellungen<br />
unterschiedlich<br />
ausgeführt.<br />
Dies betrifft unterschiedliche<br />
Vorgaben für die<br />
sicheren Anzeigen, für<br />
lokale Bedienung und<br />
die Erdungsautomatik.<br />
So wird häufig gefor<strong>der</strong>t,<br />
dass vor Freigabe<br />
für den Rettungseinsatz<br />
nach den fünf Sicherheitsregeln<br />
ein weiterer<br />
Schutz zum Beispiel<br />
durch Schlüsselschalter<br />
durchgeführt werden<br />
muss, um ein versehentliches<br />
Wie<strong>der</strong>zuschalten<br />
zu vermeiden. Der Verantwortliche<br />
einer Rettungsmannschaft<br />
hat<br />
damit die Möglichkeit,<br />
den Erdungszustand für<br />
die Dauer des Einsatzes<br />
hoheitlich zu sichern.<br />
2.6 Anwen<strong>der</strong>nutzen<br />
Erdungsautomatiken wie<br />
Sicat AES werden primär<br />
zur Gefahrenabwehr und<br />
zur Risikosenkung in Tunneln<br />
eingesetzt und sind<br />
dort Teil <strong>der</strong> selbstrettenden<br />
Maßnahmen. Sie<br />
stellen sicher, dass Rettungskräfte<br />
schnell ihre<br />
Arbeit aufnehmen können.<br />
Auch das automatisierte<br />
Erden in Instandhaltungshallen läuft zuverlässig<br />
und zeitsparend ab und ist damit wirtschaftlich.<br />
Der Anwen<strong>der</strong>nutzen entsteht durch<br />
• hohe Zuverlässigkeit,<br />
• zertifizierte Sicherheit nach dem Stand <strong>der</strong> Technik,<br />
• einfache Bedienung,<br />
• flexible Anpassbarkeit an Kundenfor<strong>der</strong>ungen,<br />
• Einsatz betri<strong>eb</strong>serprobter Komponenten,<br />
• übersichtliche Anzeige des Anlagenzustands über<br />
Leuchttafeln und Bedienelemente,<br />
• geringen Instandhaltungsaufwand sowie<br />
• lange L<strong>eb</strong>ensdauer.<br />
Je nach Einsatzbedingungen und Anfor<strong>der</strong>ungen erweitern<br />
sich <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>nutzen und die Zuverlässigkeit<br />
durch<br />
• redundante Kommunikationswege <strong>der</strong> Anlagenkomponenten,<br />
• Blockieren des sicheren Zustandes durch Schlüsselsystem,<br />
• Funktionsfähigkeit bei Ausfall des speisenden<br />
Netzes durch unterbrechungsfreie Stromversorgung<br />
(USV) sowie<br />
• Selbstdiagnose und -überwachung.<br />
Die jeweiligen Bereiche sind projekt- und betri<strong>eb</strong>sspezifisch<br />
abzugrenzen.<br />
3 Steuerungs- und Bedienkomponenten<br />
3.1 Zentrale<br />
Die Zentrale ist <strong>der</strong> Mittelpunkt <strong>der</strong> Erdungsautomatik<br />
Sicat AES. Die Kommunikation läuft immer über<br />
die Zentrale zu den einzelnen Unterstationen. Die<br />
Zentrale kommuniziert mit <strong>der</strong> zuständigen SCADA-<br />
Leitstelle und verwaltet die einzelnen Unterstationen<br />
einschließlich sicherheitsrelevanter Signale. Die<br />
Unterstation ist entwe<strong>der</strong> in einem Schalthaus o<strong>der</strong><br />
einem elektronischen Stellwerk (ESTW) angeordnet.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> Zentrale (Bild 4) wird die Automatisierungskomponente<br />
SICAM AK ACP eingesetzt. Sie<br />
erfüllt sämtliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Kommunikation<br />
und Redundanz und besitzt eine durchgängige<br />
Funktionalität nach IEC 60870-5-101/104 [13;<br />
14]. Alle Steuer- und Regelaufgaben werden nach<br />
IEC 61131-3 [15] ausgeführt. Die Sicherheitsapplikationen<br />
nach IEC 61508 können realisiert werden.<br />
Bei allen eingesetzten SICAM 1703-Automatisierungskomponenten<br />
können die Baugruppen ohne<br />
den Einsatz eines Engineering-Tools getauscht werden.<br />
Die Daten werden hierbei auf Flash-Karten gehalten.<br />
Damit und mit den umfangreichen Ferndiagnosemöglichkeiten<br />
werden Ausfallszeiten niedrig<br />
gehalten.<br />
176 111 (2013) Heft 3
Sicherheit<br />
In <strong>der</strong> Sicat AES-Zentrale ist eine visualisierte Vor-<br />
Ort-Bedienung (HMI) integriert, die bei Instandsetzungen<br />
vor Ort benutzt werden kann. Bei Vor-Ort-<br />
Bedienungen werden sämtliche Prozesszustände,<br />
Ereignisse, Störungen und Fehlfunktionen visualisiert<br />
und protokolliert. Diese können archiviert und in<br />
pdf-Dateien ausgewertet werden.<br />
3.3 Bedientableaus<br />
Die Bedientableaus (Bild 7) sind ein wichtiger Bestandteil<br />
<strong>der</strong> Bauarten <strong>der</strong> Unterstationen. Die Signalisierung<br />
des Zustandes <strong>der</strong> Oberleitungsanlagen<br />
in Tunnel wird mit Mehrfach-LED-Segmentanzeigen:<br />
ROT/GRÜN/GELB angezeigt. Rettungskräfte<br />
3.2 Unterstationen<br />
Unterstationen an den Tunnelzugängen und an<strong>der</strong>en<br />
wichtigen Positionen (Bild 5) kommunizieren<br />
direkt mit <strong>der</strong> Zentrale, leiten Informationen dorthin<br />
weiter und verarbeiten sämtliche Signale und<br />
Befehle. Die Unterstationen zeigen den Rettungskräften<br />
den Zustand <strong>der</strong> Fahrleitung im Streckenabschnitt<br />
an, sie können an<strong>der</strong>e Unterstationen<br />
fernsteuern und alle Erdungsschalter einer Tunnelanlage<br />
bedienen und damit diese bei Störungen<br />
erden. Wenn eine Unterstation eine Notfallerdung<br />
einleitet, koordiniert die Zentrale alle Unterstationen<br />
innerhalb <strong>der</strong> Anlage und löst auch dort Notfallerdungen<br />
aus. Um möglichst genaue Angaben<br />
über den Zustand <strong>der</strong> Anlage zu erhalten, werden<br />
die Datenwege zwischen den Unterstationen und<br />
<strong>der</strong> Zentrale kontinuierlich überwacht. Sie können,<br />
wenn gefor<strong>der</strong>t, auch optional redundant ausgelegt<br />
und in brand- und zerstörungsfreien Kabeltrassen<br />
verlegt werden.<br />
Für die Automatisierung wird in den Unterstationen<br />
wie auch in <strong>der</strong> Zentrale die Automatisierungskomponente<br />
SICAM AK ACP o<strong>der</strong> SICAM TM ACP<br />
(Bild 6) eingesetzt. Damit werden durchgängig gleiche<br />
Automatisierungskomponenten verwendet und<br />
somit die Ersatzteilhaltung klein gehalten.<br />
Je nach Standort werden die Unterstationen mit<br />
und ohne Ortsteuereinrichtung (OSE) ausgestattet.<br />
Die Stationen an den Tunnelportalen verfügen<br />
meist über eine solche Einrichtung. Die Stationen<br />
ohne OSE finden sich zum Beispiel<br />
an Notausstiegen. Die<br />
Unterstationen zeigen den<br />
Zustand <strong>der</strong> Oberleitungsanlagen<br />
im Tunnel an und dienen<br />
den Rettungsmannschaften als<br />
örtliche Möglichkeit zur Notfallerdung.<br />
Unterstationen mit<br />
Ortsteuereinrichtung können<br />
im ihnen jeweils zugeordneten<br />
Abschnitt die Schaltelemente<br />
zum Freischalten und Erden<br />
<strong>der</strong> Fahrleitung steuern und<br />
Spannungsmesswerte verarbeiten.<br />
Unterstationen ohne<br />
Ortssteuereinrichtung haben<br />
keine direkte Prozessanbindung.<br />
Bild 5:<br />
Sicat AES-Unterstation des Günterscheidtunnels <strong>der</strong> Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main.<br />
Bild 6:<br />
Sicat AES – sicherheitsrelevante Steuerungen <strong>der</strong> Unterstationen.<br />
1 Zentralbaugruppe (ZBG-S)<br />
2 Peripheriegerät für Feuerwehr-Tableau, USV und an<strong>der</strong>e (EAB-S)<br />
3 Peripheriegerät für Spannungswandler-Auswertung und -Überwachung (SWB-S)<br />
4 Steuergerät für Erdungsschalter und Positionschalter (MSB-S)<br />
111 (2013) Heft 3<br />
177
Sicherheit<br />
können über Taster o<strong>der</strong> Schlüsselschalter die Erdungsautomatik<br />
auslösen und so die Voraussetzung für sicheres<br />
Retten im zugeordneten Abschnitt herstellen. Weiter<br />
besteht die Möglichkeit, das Bedientableau in einem separaten<br />
Gehäuse unterzubringen.<br />
4 Oberleitungstechnische<br />
Ausrüstung<br />
4.1 Erdungstrennschalter mit Einlaufüberwachung<br />
Bild 7:<br />
Sicat AES-Bedien tableau.<br />
Bild 8:<br />
Trennschalter AC<br />
25 kV ohne Erdkontakt<br />
8WL6144-0.<br />
4.1.1 Trenn- und Erdungstrennschalter <strong>der</strong><br />
Baureihe 8WL6144<br />
Trenn- und Erdungstrennschalter <strong>der</strong> Baureihe<br />
8WL6144 (Bild 8) stellen Freiluftschaltgeräte nach<br />
DIN EN 50152-2 [16] dar und wurden als Weiterentwicklung<br />
<strong>der</strong> bewährten Baureihe 8WL6127<br />
bei AC 16,7 und 50/60 Hz für Nennspannungen<br />
bis 25 kV Spannung und Nennströme bis 2,5 kA für<br />
die Anwendung freigeg<strong>eb</strong>en. Die Isolatoraufnahme<br />
wurde verbessert, das Gewicht gesenkt und die<br />
Instandhaltungsaufwendungen durch silbergraphitierte<br />
Kontakte mit dauerhaft selbstschmierenden<br />
Eigenschaften vermin<strong>der</strong>t. Die Einheiten <strong>der</strong> Trennschalterbaureihe<br />
8WL6144 können als Standardtrennschalter<br />
ohne Erdkontakt (8WL6144-0), mit<br />
Erdkontakt 8WL6144-1 o<strong>der</strong> mit Erdungstrennschalter<br />
8WL6144-1A ausgeführt werden. Alle Trennschalter<br />
lassen sich mit <strong>der</strong> Einlaufüberwachung Sicat<br />
DMS (Disconnector Monitoring System) ausrüsten.<br />
Sie sind für Freilufteinsatz geeignet und besitzen<br />
über die normativen Mindestanfor<strong>der</strong>ungen hinaus<br />
1,7 kA Belastbarkeit für maximal 15 Ausschaltspiele.<br />
Wegen <strong>der</strong> Lichtbogenbildung bei Kontakttrennung<br />
können sie nicht in Tunneln, Hallen o<strong>der</strong> unter Leitungen<br />
verwendet werden. Erdungstrennschalter sind<br />
auch in Tunneln einsetzbar, wenn keine Einschaltkurzschlussfestigkeit<br />
gefor<strong>der</strong>t wird. Dies ist technisch<br />
auch nicht erfor<strong>der</strong>lich, da die Freischaltung <strong>der</strong> Anlage<br />
nach TSI SRT eine Grundaufgabe des Infrastrukturbetreibers<br />
ist und somit ein ungewolltes Kurzschließen<br />
einer unter Spannung stehenden Fahrleitung bei<br />
notwendiger Streckensperrung nicht möglich ist.<br />
Trennschalter können mit einseitigem Anschluss an die<br />
Rückleitung als Erdungsschalter verwendet werden. Die<br />
ÖBB versieht die Trennschalter mit Stellungspfeilen, die<br />
den Rettungskräften den Fahrleitungszustand sichtbar anzeigen.<br />
Für den beschri<strong>eb</strong>enen Zweck werden in Deutschland<br />
spezielle Erdungstrennschalter verwendet, wobei <strong>der</strong><br />
Isolator des feststehenden Kontakts durch eine Stahl- o<strong>der</strong><br />
Aluminiumkonstruktion ersetzt ist. Im geerdeten Zustand<br />
ist sichtbar zu erkennen, dass <strong>der</strong> bewegliche Schaltkontakt<br />
und damit die Fahrleitung mit <strong>der</strong> Rückleitung kurzgeschlossen<br />
sind.<br />
178 111 (2013) Heft 3
Sicherheit<br />
4.1.2 Trenn- und Erdungstrennschalter <strong>der</strong><br />
Baureihe 8WL6134<br />
Trenn- und Erdungstrennschalter <strong>der</strong> Baureihe<br />
8WL6134 (Bild 9) sind Freiluftschaltgeräte nach<br />
DIN EN 50123-4 (Kategorie I) [17] und für Spannungen<br />
bis DC 3 kV und Ströme bis 4 kA freigeg<strong>eb</strong>en.<br />
Seit Ende 2011 werden die Kontakte mit einer Silbergraphitbeschichtung<br />
ausgerüstet, um die Instandhaltungsaufwendungen<br />
im Betri<strong>eb</strong> gering zu halten.<br />
Der modulare Aufbau <strong>der</strong> Trennschalterbaureihe<br />
8WL6134 ermöglicht Bestückungsoptionen mit Leiteranschlüssen<br />
am feststehenden Kontakt mit/ohne<br />
Erdkontakt (zum Beispiel 8WL6134-4/-4A) o<strong>der</strong> mit<br />
Leiteranschlüssen am beweglichen Kontakt mit/ohne<br />
Erdkontakt (zum Beispiel 8WL6144-2A). Alle Ausführungen<br />
sind mit <strong>der</strong> Einlaufüberwachung Sicat DMS<br />
ausrüstbar und können durch einseitigen Anschluss an<br />
die Rückleitung als Erdungstrennschalter verwendet<br />
werden.<br />
Meldungen fest. Toleranzen im Einlauf während des<br />
Betri<strong>eb</strong>s sowie notwendige Begrenzungen zum Absichern<br />
<strong>der</strong> elektrischen Eigenschaften, wie Mindestluftstrecke<br />
und Kurzschlussfestigkeit wurden dabei<br />
berücksichtigt. Eine Lernfunktion gleicht während <strong>der</strong><br />
Inbetri<strong>eb</strong>setzung die Montagetoleranzen von Sensor<br />
und Magnet aus. An<strong>der</strong>s als bei bisherigen Sensorund<br />
Überwachungsfunktionen wird damit die EINund<br />
AUS-Meldung mit einem Sensor überwacht.<br />
In <strong>der</strong> Steuereinheit 8WL6255-7A/-7B ist eine<br />
Auswerteeinheit für den Spannungsmesswert integriert<br />
und kann optional genutzt werden. Analog zur<br />
Einlaufüberwachung wird <strong>der</strong> Spannungszustand<br />
<strong>der</strong> Fahrleitung als Doppelmeldung über potenzialfreie<br />
Kontakte ausgeg<strong>eb</strong>en.<br />
4.1.3 Stellungs- und Einlaufüberwachung<br />
Sicat DMS<br />
Die Stellungs- und Einlaufüberwachung Sicat DMS<br />
(Bild 10) wurde Ende 2009 als Komponente für alle<br />
AC- und DC-Trennschalter von Siemens freigeg<strong>eb</strong>en.<br />
Die Stellung des Trennschalters wird durch einen auf<br />
Erdpotenzial montierten Drehwinkelsensor überwacht,<br />
<strong>der</strong> über einen berührungslos in Achsenflucht<br />
montierten Magneten die Stellung des beweglichen<br />
Schaltkontakts detektiert. Die Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />
8WL6243, 8WL6244, 8WL6253 und 8WL6254 mit<br />
dauern<strong>der</strong> Stromversorgung haben eine Schnittstelle<br />
zum Auslesen <strong>der</strong> Sensorinformationen. Daher ist<br />
keine externe Auswerteeinheit notwendig.<br />
Für sicherheitsrelevante Anwendungen, zum Beispiel<br />
für die Einlaufüberwachung <strong>der</strong> Erdungsschalter,<br />
wurde Ende 2011 eine Einlaufüberwachung für SIL 1<br />
nach EN 50128 und EN 50129 entwickelt. Das bisherige<br />
Prinzip konnte nicht beibehalten werden und<br />
musste durch einen Sensor in redundanter Ausführung<br />
ersetzt werden. Zusätzlich wurde die Auswerteeinheit<br />
<strong>der</strong> Stellungsmeldung als externe Baugruppe<br />
(8WL6255-7A/-7B) von <strong>der</strong> Steuerplatine <strong>der</strong> Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />
getrennt. Die Schnittstellen sind potenzialfreie<br />
Kontakte, <strong>der</strong>en Versorgungsspannung zwischen<br />
DC 24 V und AC 230 V wählbar ist. Damit kann die<br />
gefor<strong>der</strong>te Doppelmeldung zur sicheren Einlaufüberwachung<br />
bei vielen Betreibern, zum Beispiel <strong>DB</strong> und<br />
ÖBB, einheitlich gestaltet werden.<br />
Das robuste und berührungslose Messprinzip, das<br />
für alle Trennschaltertypen adaptierbar ist, stellt einen<br />
wesentlichen Vorteil dar. Da <strong>der</strong> Weg des beweglichen<br />
Schaltkontakts durch die Ausführung für DC 3 kV<br />
und AC 25 kV festgelegt ist, stehen die zugehörigen<br />
Schwellwerte für Ein-, Nicht-Ein-, Aus- und Nicht-Aus-<br />
111 (2013) Heft 3<br />
Bild 9:<br />
Trennschalter für DC 3 kV ohne<br />
Erdkontakt 8WL6134-4.<br />
Bild 10:<br />
Stellungsmeldung und Einlaufüberwachung<br />
Sicat DMS an<br />
Trennschalter 8WL6144-0.<br />
179
Sicherheit<br />
4.2 Schaltergestängeführung und<br />
-einstellung<br />
Trenn- und Erdungsschalter werden durch einen Motorantri<strong>eb</strong><br />
über ein Schaltergestänge (Bild 11) betätigt.<br />
Wegen <strong>der</strong> Fernsteuerung wird die Antri<strong>eb</strong>sart<br />
auch Schalterfernantri<strong>eb</strong> genannt. Ausführung und<br />
eingesetzte Werkstoffe, zum Beispiel GFK o<strong>der</strong> Stahlrohr,<br />
sind kundenspezifisch. Die Schaltergestängeführung<br />
soll die vom Motorantri<strong>eb</strong> eingeleitete Kraft<br />
möglichst direkt und ohne Verformungen des Antri<strong>eb</strong>sgestänges<br />
zum Schalter leiten. Deshalb werden<br />
keine abgewinkelten Gestänge verwendet.<br />
Die Feineinstellung <strong>der</strong> Kontaktsätze des Schalters<br />
war bei den bisherigen Ausführungen des Schaltergestänges<br />
aufwändig. Deshalb wurde 2011 für Schaltergestänge<br />
aus Stahlrohr eine Einstellmuffe 8WL6229-0<br />
entwickelt und freigeg<strong>eb</strong>en, die vorrangig im Schrägrohr<br />
des Gestänges einzusetzen ist und über ein Feingewinde<br />
die Einstellung <strong>der</strong> Kontaktsätze erlaubt.<br />
4.3 Schalterfernantri<strong>eb</strong><br />
Die Erdungseinrichtung Sicat AES erfor<strong>der</strong>t fernsteuerbare<br />
Schalterantri<strong>eb</strong>e zum Öffnen und Schließen<br />
Ansicht A<br />
<strong>der</strong> Trenn- und Erdungsschalter. Bei Ausfall <strong>der</strong> Antri<strong>eb</strong>sspannung<br />
ist eine manuelle Bedienung möglich.<br />
Der Hub <strong>der</strong> Schalterfernantri<strong>eb</strong>e <strong>der</strong> Baureihe<br />
8WL6243/44/53/54 beträgt standardmäßig 200 mm.<br />
Ihre Schaltkraft beträgt mindestens 4 kN bei allen gängigen<br />
Ansteuer- und Motorspannungen wie DC 24 V bis<br />
DC 250 V, AC 110 V bis AC 230 V. Die Stellkraft wurde<br />
an die Kraft-Weg-Kennlinie angepasst und erreicht die<br />
höchsten Kräfte in den Endlagen. Die Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />
werden in <strong>der</strong> jeweiligen Endlage verriegelt. Damit ist sichergestellt,<br />
dass einwirkende Kräfte wie Gewichts- und<br />
Kurzschlusskräfte keine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einlauflage <strong>der</strong><br />
Schalterkontakte bewirken können. Die notwendigen<br />
Steuerungskomponenten <strong>der</strong> Einlaufüberwachung Sicat<br />
DMS o<strong>der</strong> die Spannungsmesseinrichtung können<br />
direkt im Schalterantri<strong>eb</strong> integriert werden.<br />
4.4 Spannungsmesseinrichtung<br />
Zur permanenten Messung <strong>der</strong> Fahrleitungsspannung<br />
kommen in Freiluftanwendungen bei AC-<strong>Bahnen</strong><br />
Gießharz-Spannungswandler nach EN 660044-2<br />
[18] zum Einsatz. Die Funktion <strong>der</strong> Spannungsmesseinrichtung<br />
wird im Normalbetri<strong>eb</strong> anhand einer<br />
entsprechend <strong>der</strong> Fahrleitungsspannung transformierten<br />
Sekundärspannung überwacht.<br />
Für Anwendungen in Gleichspannungsbahnen wird<br />
die Spannung über das DC-Schutz- und Steuer gerät<br />
Sitras PRO überwacht. Der DC-Trennverstärker Sitras<br />
Pro BA liefert eine <strong>der</strong> Fahrleitungsspannung proportionale<br />
elektrische Spannung o<strong>der</strong> einen solchen Strom.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e für Gleichspannungsanlagen mit geringen<br />
Unterwerksabständen kann das Spannungssignal<br />
<strong>der</strong> Streckenspeiseabgänge abgegriffen werden.<br />
Ansicht A<br />
1<br />
4.5 Arbeitsgrenzenwarnschil<strong>der</strong><br />
Bild 11:<br />
Schaltergestänge und -führung an Gittermast mit Einstellmuffe<br />
8WL6229-0 im Schrägrohr zur Feineinstellung.<br />
1 Einstellmuffe<br />
Arbeitsgrenzenwarnschil<strong>der</strong> und Grenzschil<strong>der</strong> für<br />
Rettungskräfte kennzeichnen den geschützten Fahrleitungsbereich<br />
und warnen vor benachbarten, unter<br />
Spannung stehenden Anlagenteilen. Sie sind notwendig,<br />
da beim Einsatz <strong>der</strong> Erdungsautomatik auf<br />
das sonst übliche „sichtbare Erden und Abschranken“<br />
durch Einhängen <strong>der</strong> Erdungsstangen verzichtet wird.<br />
Die Warnschil<strong>der</strong> werden bei tatsächlich vorhandenen<br />
Arbeits- o<strong>der</strong> Rettungsgrenzen aktiv geschaltet. Wenn<br />
sich benachbarte Rettungsbereiche überschneiden,<br />
können die Warnschil<strong>der</strong> getrennt von den Erdungsschaltern<br />
betätigt werden. Es kommen rein mechanische<br />
o<strong>der</strong> elektrische Warnschil<strong>der</strong> in LED-Technik zum<br />
Einsatz, wobei letztere vorrangig in Tunnelbereichen<br />
verwendet werden, da sie auch ohne Fremdlicht und<br />
bei schlechten Sichtverhältnissen die Rettungsgrenze<br />
sicher erkennbar machen. Das verwendete Warnschild<br />
entspricht DIN 4844-1 und GUV-V A8 [15; 16]. Die über<br />
die Kantenlänge definierte Größe des Warnschildes ist<br />
180 111 (2013) Heft 3
Sicherheit<br />
im Kapitel 7 von GUV-V A8 abhängig von <strong>der</strong> Erkennungsreichweite<br />
festgelegt. Die Erkennungsreichweite<br />
hängt von <strong>der</strong> Streckenart, ein- o<strong>der</strong> zweigleisig, dem<br />
Standort des Schildes und den Rettungswegen ab; typisch<br />
sind 12 m. Bei neu zu entwickelnden elektrischen<br />
Warnschil<strong>der</strong>n ist CSM-VO zu beachten, was sich bei<br />
<strong>der</strong> Ansteuerung und <strong>der</strong> Rückmeldung auswirkt.<br />
Die Warnzeichen und die dabei verwendeten Symboliken<br />
sind an die län<strong>der</strong>- und betreiberspezifischen<br />
Regeln anpassbar. Da <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Arbeitsgrenze in<br />
Tunnelanlagen nicht ausreichend definiert ist, sind alternative<br />
Beschriftungen, zum Beispiel Rettungsgrenze,<br />
vorzuziehen, um Fehlinterpretationen im Hinblick<br />
auf das sichere Arbeiten an Fahrleitungsanlagen zu<br />
vermeiden.<br />
5 Anwendungsbeispiele<br />
5.1 Notfallerdung in Tunneln <strong>der</strong> <strong>DB</strong><br />
Die technische Umsetzung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
die Erdung bei Notfällen in Tunneln nach TSI SRT [6]<br />
und das EBA beschri<strong>eb</strong> die <strong>DB</strong> in <strong>der</strong> Richtlinie „Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
des Brand- und Katastrophenschutzes an<br />
den Bau und Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahntunneln“. Abweichend<br />
vom Sicat AES-Grundkonzept (Bild 2) schalten<br />
die Zentralschaltstellen (ZES) die Oberleitung ab und<br />
verriegeln die Speiseschalter. Im Notfall starten die<br />
ZES unmittelbar nach <strong>der</strong> Alarmierung <strong>der</strong> Rettungskräfte<br />
auch die Erdungsautomatik, sodass binnen<br />
kürzester Zeit vor Eintreffen <strong>der</strong> Rettungskräfte ein<br />
sicherer Zustand hergestellt ist. Voraussetzung zur<br />
Nutzung <strong>der</strong> Erdungsautomatik ist eine Einweisung<br />
<strong>der</strong> zuständigen Rettungskräfte, unabhängig von einer<br />
Ausbildung im Bahnerden.<br />
Das Aufh<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Erdung und die Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />
des Fahrbetri<strong>eb</strong>es dürfen nur durch die <strong>DB</strong><br />
mit Zustimmung des örtlichen Einsatzleiters <strong>der</strong> Rettungskräfte<br />
durchgeführt werden. Die oberleitungstechnische<br />
Ausrüstung, Anordnung und Schaltung<br />
<strong>der</strong> Komponenten und Schnittstellen zur Steuerung<br />
sind in den Zeichnungen <strong>der</strong> Ebs 15.20.01 ff. <strong>der</strong> <strong>DB</strong><br />
enthalten und durch das EBA zugelassen.<br />
Die Komplettlieferung <strong>der</strong> OLSP-Ausrüstung<br />
auf den Schnellfahrstrecken Köln–Rhein/Main mit<br />
18 Zentralen und 70 Unterstationen und Nürnberg –<br />
Ingolstadt mit acht Zentralen und 48 Unterstationen<br />
waren die größten Projekte. Weitere OLSP-Anlagen<br />
werden auf <strong>der</strong> Schnellfahrstrecke Leipzig – Erfurt –<br />
Nürnberg (Projekt VDE 8) in Betri<strong>eb</strong> gehen.<br />
Gleisgruppen auch bei Mehrspannungsanlagen ab,<br />
stellt die Spannungsfreiheit fest, erdet und schließt<br />
die betroffenen Fahrleitungen <strong>der</strong> Hallengleise kurz.<br />
Der automatische Prozessablauf stellt die Sicherheit<br />
nach den fünf Sicherheitsregeln fest und spart Zeit.<br />
Bei Mehrspannungsanlagen sind mehrere Schnittstellen<br />
vorhanden und erfor<strong>der</strong>n damit einen höheren<br />
Konfigurationsaufwand. Nach Erkennen des sicheren<br />
Zustandes durch die Erdungsautomatik signalisiert<br />
diese den sicheren Zustand und gibt anschließend<br />
den Arbeitsbereich in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> nicht mehr spannungsführenden<br />
Fahrleitung, zum Beispiel einer Deckenstromschiene,<br />
frei. Dieser Zustand wird so lange<br />
mit Berechtigungsfestlegungen, zum Beispiel Schlüsselschalter,<br />
blockiert, bis alle Arbeiten beendet sind<br />
und <strong>der</strong> Arbeitsbereich geräumt wurde.<br />
Bild 13 zeigt typische Komponenten, die in Werken<br />
eine Schnittstelle zu Sicat AES haben. Die Erdungsautomatik<br />
verhin<strong>der</strong>t das Wie<strong>der</strong>zuschalten<br />
bei fehlen<strong>der</strong> Rückmeldung <strong>der</strong> angeschlossenen<br />
Teilkomponenten. In Werken können die Vorteile <strong>der</strong><br />
Skalierbarkeit genutzt werden. Es können Unterstati-<br />
5.2 Erdungsautomatik in Hallen<br />
In Werkstätten und Servicehallen schaltet die Erdungsautomatik<br />
die Spannung einzelner Gleise und<br />
111 (2013) Heft 3<br />
Bild 12:<br />
Schalterfernantri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> Reihe<br />
8WL6253/54.<br />
181
Sicherheit<br />
on und Zentrale zusammenzulegt o<strong>der</strong> Bedien<strong>eb</strong>enen<br />
entfallen. Die Steuerungskomponenten von Sicat<br />
AES haben eine Typzulassung. Projektspezifische<br />
Einzelabnahmen <strong>der</strong> Komponenten und Steuerungssoftware<br />
sind daher nicht notwendig.<br />
5.3 Erdungsautomatik für Instandhaltung<br />
und Notfälle<br />
Die Anwendung von Sicat AES bei <strong>der</strong> Instandhaltung<br />
hängt von den Vorgaben des Infrastrukturbetreibers<br />
ab. Dabei stellt die Erdungsautomatik den<br />
Erdungszustand sicher und zeigt die Arbeitsgrenzen<br />
an. In Deutschland und an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n sind Erdungsautomatiken<br />
außer in akuten Notfällen explizit<br />
untersagt, da im Bereich <strong>der</strong> Arbeitsstelle sichtbare<br />
Erdungen erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />
Eine vollständige Streckenausrüstung mit Erdungsautomatiken<br />
für alle Schaltgruppen ist zwar<br />
denkbar, aber in vielen Fällen und für große Netze<br />
nicht notwendig. Bei hohen Auslastungen durch<br />
Züge mit nur kurzen Zeitfenstern für die Wartung<br />
kann eine Erdungsautomatik vorteilhaft sein.<br />
Außerhalb von Tunneln, zum Beispiel in großen<br />
Bahnhöfen, besteht heute keine Einsatzempfehlung<br />
für Erdungsautomatiken. Wenn Fehler in Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />
auftreten, die eine Personenrettung erfor<strong>der</strong>n,<br />
SCADA<br />
Erdungsautomatik<br />
Sicat AES<br />
Waschtechnik<br />
Schlüsselpult<br />
Dacharbeitsbühne<br />
Signaltechnik<br />
Gefahren-AUS<br />
Deckenstromschiene<br />
H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ockanlage<br />
Bild 13:<br />
Sicat AES-Schnittstellen und Abhängigkeiten von und zu an<strong>der</strong>en<br />
Komponenten in Instandhaltungshallen.<br />
kann die Rettung wegen des nicht einschätzbaren<br />
Zustands <strong>der</strong> Fahrleitung erst mit schriftlicher Bestätigung<br />
<strong>der</strong> freigeschalteten Fahrleitung durch den Infrastrukturunternehmer<br />
und Anwendung <strong>der</strong> mobilen<br />
Erdungsvorrichtungen starten. In großen Bahnhöfen<br />
kann im Rahmen <strong>der</strong> Notfallvorsorge eine Erdungsautomatik<br />
verwendet werden, um die Wartezeiten<br />
<strong>der</strong> Rettungsteams zu reduzieren. In speziellen Anwendungen,<br />
zum Beispiel Zoll-Schaltungen, kann die<br />
automatische Erdung <strong>der</strong> Fahrleitung vor Beginn <strong>der</strong><br />
Kontrolle <strong>der</strong> Ladung vorteilhaft eingesetzt werden.<br />
5.4 Erdungsautomatik für<br />
DC-Nahverkehrsanlagen<br />
Für typischerweise mit bis DC 1,5 kV betri<strong>eb</strong>ene<br />
Nahverkehrsanlagen gibt es keine einheitliche europäische<br />
Vorgabe für die Tunnelsicherheit, die mit<br />
<strong>der</strong> TSI SRT vergleichbar wäre, und damit keine<br />
Vorgabe für die Notfallerdung. Damit gelten die<br />
nationalen Vorschriften und Gesetze, zum Beispiel<br />
BOStrab, mit den zugehörigen technischen Richtlinien,<br />
zum Beispiel die TR Brandschutz, sowie<br />
Vorschriften und Regeln <strong>der</strong> Technik wie die DIN-<br />
Normen und VDV-Schriften und lokale For<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Rettungskräfte. In Notsituationen, zum Beispiel<br />
bei Brand, Fahrzeugkollision o<strong>der</strong> Entgleisung,<br />
wird die Leitstelle des Verkehrsunternehmens direkt<br />
informiert. Diese leitet unter Beachtung des Notfallplanes<br />
die dem Ereignis entsprechenden Maßnahmen<br />
ein. Die oftmals installierten Kurzschließer<br />
8WL6610-0 sind nicht fernsteuerbar und führen<br />
nach dem Betätigen zum Kurzschließen <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage.<br />
Eventuell im Tunnel verbli<strong>eb</strong>ene<br />
Fahrzeuge können eigenständig nicht mehr den<br />
Gefahrenbereich verlassen. Wenn <strong>der</strong> Infrastrukturbetreiber<br />
die Fahrleitung kurzschließt und erdet,<br />
kann sich <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> Rettungsmaßnahmen<br />
verzögern, wenn die Fahrwege des Unfallmanagers<br />
ungünstig lang sind. Eine Koordinierung <strong>der</strong><br />
Erdung von <strong>der</strong> Leitstelle aus mit Einsatz einer Sicat<br />
AES-Anlage ist daher zu empfehlen.<br />
Für DC-Nahverkehrsanlagen wurde das Grundkonzept<br />
von Sicat AES angepasst (Bild 14). Die Zentralstation<br />
wurde beibehalten und koordiniert bis 99<br />
Unterstationen unterschiedlicher Streckenabschnitte<br />
und Schaltgruppen. Je eine Unterstation mit Ortssteuerung,<br />
jedoch ohne Bedientableau, ist im Unterwerk<br />
angeordnet. Die Unterstationen ohne Ortssteuerung,<br />
jedoch mit Bedientableau, finden sich an entsprechenden<br />
Zugängen und Noteinstiegen für Rettungskräfte.<br />
Dabei kann die Anzahl <strong>der</strong> Komponenten <strong>der</strong><br />
Fahrleitungsausrüstung gegenüber den Anwendungen<br />
im Fernverkehr mit AC-Bahnstromversorgung reduziert<br />
werden. Die Spannungsmessung ist über die<br />
in den Speiseabgängen <strong>der</strong> Unterwerke vorhandenen<br />
Trennverstärker abgreifbar. Nur die Erdungsschalter<br />
182 111 (2013) Heft 3
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Arbeitsgrenze<br />
Sicherheit<br />
SCADA<br />
Zentralstation<br />
Kommunikationsmedium<br />
gemäß IEC 60870-5-101/-104<br />
Unterstation mit<br />
Ortssteuereinrichtung<br />
Unterwerk A<br />
Unterstation mit<br />
Ortssteuereinrichtung<br />
Unterwerk B<br />
Unterstation mit<br />
Ortssteuereinrichtung<br />
Unterwerk C<br />
Gleis 1<br />
Bedientableau<br />
Bedientableau<br />
Bedientableau<br />
Bedientableau<br />
Gleis 2<br />
Bild 14:<br />
Sicat AES-Anlagenkonzept für Nahverkehrssysteme mit DC-Bahnstromversorgung.<br />
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111 (2013) Heft 3<br />
183
Sicherheit<br />
und die elektrischen Arbeitsgrenzenschil<strong>der</strong> an den<br />
jeweiligen Bereichsgrenzen sind notwendige Komponenten.<br />
Mit den installierten Streckenspeiseschaltern<br />
wird die Fahrleitung freigeschaltet.<br />
Literatur<br />
[18] EN 660044-2:2003-12: Instrument transformers – Part<br />
2: Inductive voltage transformers.<br />
[19] DIN 4844-1:2012-06: Graphische Symbole – Sicherheitsfarben<br />
und Sicherheitszeichen – Teil 1: Erkennungsweiten<br />
und farb- und photometrische Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
[20] GUV-V A8:2002-06: Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung<br />
am Arbeitsplatz. Unfallverhütungsvorschrift<br />
<strong>der</strong> Gesetzlichen Unfallversicherung.<br />
[1] Anfor<strong>der</strong>ungen des Brand- und Katastrophenschutzes<br />
an den Bau und den Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahntunneln.<br />
Richtlinie des Eisenbahn-Bundesamtes, 01.07.2008.<br />
[2] Kruse, K.: Brand- und Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln.<br />
Richtlinie <strong>der</strong> Deutsche Bahn AG, Version<br />
3, August 2003.<br />
[3] DIN VDE 0105-100:1997-10: Betri<strong>eb</strong> von elektrischen<br />
Anlagen.<br />
[4] DIN V 19250:1994-05: Leittechnik; Grundlegende Sicherheitsbetrachtungen<br />
für MSR-Schutzeinrichtungen.<br />
[5] EN 6954-1:1996-12: Safety of machinery – Safetyrelated<br />
parts of control systems – Part 1: General principles<br />
for design.<br />
[6] Entscheidung 2008/163/EG vom 20.12.2007: Technische<br />
Spezifikation für die Interoperabilität bezüglich<br />
„Sicherheit in Eisenbahntunneln“ im konventionellen<br />
transeuropäischen Eisenbahnsystem und im transeuropäischen<br />
Hochgeschwindigkeitsbahnsystem (TSI<br />
SRT) In: Amtsblatt <strong>der</strong> Europäischen Union 3.7.2008,<br />
S. L64/1–L64/71.<br />
[7] CSM-VO, Nr. 352/2009.2009-04: Verordnung über<br />
die Festlegung einer gemeinsamen Sicherheitsmethode<br />
für die Evaluierung und Bewertung von<br />
Risiken. Europäische Kommission.<br />
[8] DIN EN 50126:2003-01: Bahnanwendungen – Spezifikation<br />
und Nachweis <strong>der</strong> Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit,<br />
Instandhaltbarkeit, Sicherheit (RAMS).<br />
[9] EN 661508:2010-05: Functional safety of electrical/<br />
electronic/programmable electronic safety-related systems<br />
- Part 1: General requirements.<br />
[10] EN 50128:2011-06: Railway applications – Communications,<br />
signalling and processing systems – Software<br />
for railway control and protection systems.<br />
[11] EN 50129:2003-02: Railway applications – Communication,<br />
signalling and processing systems – Safety<br />
related electronic systems for signalling (Corrected<br />
and reprinted in 2010-05).<br />
[12] DIN EN 50110-1:2005-06: Betri<strong>eb</strong> von elektrischen<br />
Anlagen.<br />
[13] IEC 60870-5-101:2003-02. Telecontrol equipment<br />
and systems – Part 5-101: Transmission protocols;<br />
Companion standard for basic telecontrol tasks.<br />
[14] IEC 60870-5-104:2006-06: Telecontrol equipment<br />
and systems – Part 5-104: Transmission protocols –<br />
Network access for IEC 60870-5-101 using standard<br />
transport profiles.<br />
[15] IEC 61131-3:2003-01: Programmable controllers –<br />
Part 3: Programming languages.<br />
[16] DIN EN 50152-2:2008-6: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
Anlagen – Beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schaltanlagen<br />
– Teil 2: Einphasige Trennschalter,<br />
Erdungsschalter und Lastschalter mit U n<br />
über 1 kV.<br />
[17] DIN EN 50123-4:2003-09: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />
An6lagen; Gleichstrom-Schalteinrichtungen Teil<br />
4: Freiluft-Gleichstrom-Lasttrennschalter, -Trennschalter<br />
und -Gleichstrom-Erdungsschalter.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dr.-Ing. André Dölling (33), Studium<br />
des Verkehrsingenieurwesens an <strong>der</strong> TU<br />
Dresden, 2003 bis 2007 wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter und Promotion an <strong>der</strong><br />
Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich<br />
List“, Professur für elektrische <strong>Bahnen</strong>.<br />
Seit 2007 tätig bei Siemens AG, bis 2012<br />
im Bereich Entwicklung von Fahrleitungskomponenten<br />
und -systemen, jetzt<br />
Produktportfolio-Manager im Bereich<br />
Bahnelektrifizierung/Fahrleitung. Außerdem<br />
seit 2008 beziehungsweise 2009<br />
Lehrbeauftragter für Fahrleitungen an <strong>der</strong><br />
TU Dresden und für Bahnelektrifizierung<br />
an <strong>der</strong> Ohm Fachhochschule Nürnberg.<br />
Adresse: Siemens AG, IC SG RE PI,<br />
Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 9131 7-23740,<br />
Fax: +49 9131 828-23740;<br />
E-Mail: andre.doelling@siemens.com<br />
Michael Focks (39), staatlich geprüfter<br />
Techniker für Energie- und Automatisierungstechnik.<br />
Von 2002 bis 2007<br />
tätig bei <strong>der</strong> VA TECH SAT GmbH als<br />
Projektleiter im Bereich Fernwirk- und<br />
Automatisierungstechnik für Bahnanwendungen.<br />
Ab 2007 bei <strong>der</strong> Siemens<br />
AG als Projektleiter Bahnsysteme OLSP,<br />
OLA und Werksausrüstungen.<br />
Adresse: Siemens AG, IC SG BAY EA PM<br />
1, Robert-Koch-Str. 5, 82152 Planegg,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 89 9138-138, Fax: -615;<br />
E-Mail: michael.focks@siemens.com<br />
Gregor Gumberger (45), staatlich<br />
geprüfter Techniker für Energie- und<br />
Automatisierungstechnik und Handwerksmeister<br />
(HWK). Von 2000 bis<br />
2007 tätig bei <strong>der</strong> VA TECH SAT GmbH<br />
als Projektleiter im Bereich Fernwirkund<br />
Automatisierungstechnik für<br />
Bahnanwendungen 50 Hz, OLA, OLSP<br />
und Son<strong>der</strong>projekte. Ab 2007 bei <strong>der</strong><br />
Siemens AG und seit 2009 Teamleiter<br />
Bahnsysteme.<br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon: +49 89 899138-174, Fax: -615;<br />
E-Mail: gregor.gumberger@siemens.com<br />
184 111 (2013) Heft 3
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />
in Deutschland<br />
Band 1: Durch das mitteldeutsche Braunkohlerevier –<br />
1900 bis 1947<br />
Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige<br />
Techniker wie Gustav Wittfeld den Grundstein<br />
für den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />
mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es<br />
war <strong>der</strong> Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />
Dieser Band beschreibt die Pionierarbeit<br />
<strong>der</strong> ersten Jahre – von <strong>der</strong> Finanzierung<br />
bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, über<br />
die schwere Wie<strong>der</strong>inbetri<strong>eb</strong>nahme in den Zwanzigern<br />
und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />
bis hin zur Phase des Wie<strong>der</strong>aufbaus und<br />
<strong>der</strong> folgenden Demontage nach dem zweiten<br />
Weltkrieg.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />
1. Auflage 2010, 258 Seiten mit CD-ROM,<br />
Hardcover<br />
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Band 2: Elektrisch in die schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />
Band 3: Die Deutsche Reichsbahn Teil 1 – 1947 bis 1960<br />
Die Technik mit Einphasen-Wechselstrom sollte<br />
ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografischen<br />
Bedingungen unter Beweis stellen.<br />
Die im Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke<br />
Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften<br />
einer G<strong>eb</strong>irgsbahn auf. Nachdem die<br />
Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />
genehmigt waren, begann eine stürmische Entwicklung,<br />
die durch den ersten Weltkrieg unterbrochen<br />
wurde. In den zwanziger Jahren wurde<br />
das Engagement fortgesetzt, das letztlich zum<br />
Erfolg <strong>der</strong> elektrischen Traktion in Deutschland<br />
beigetragen hat.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />
1. Auflage 2011, 253 Seiten mit CD-ROM,<br />
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Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit<br />
dem Gedanken zur Wie<strong>der</strong>elektrifizierung des<br />
demontierten elektrischen Streckennetzes. 1950<br />
folgten dann konkrete Schritte, die nach Verhandlungen<br />
mit <strong>der</strong> UdSSR in einem Staatsvertrag<br />
endeten. Einen sofortigen Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
des Demontagegutes verhin<strong>der</strong>ten <strong>der</strong> Zustand<br />
von Lokomotiven und Anlagen sowie DDRinterne<br />
Streitereien über das anzuwendende<br />
Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955 den<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wie<strong>der</strong> aufzunehmen.<br />
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Land, PLZ, Ort<br />
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45039 Essen<br />
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Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />
Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
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Bankleitzahl<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
von DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
Pantographs<br />
Carbon contact strip materials –<br />
Testing of wear<br />
Gérard Auditeau, Le Mans; Stéphane Avronsart, Christian Courtois, Paris; Werner Krötz, Frankfurt a. M.<br />
The project on carbon COntact STrips Interface Material called CoStrIM [1] is aimed at studying<br />
the effects on wear of contact strip and contact wire materials used for pantographs. The obtained<br />
results confirmed that from the point of view of current collection, European interoperable lines<br />
can be negotiated un<strong>der</strong> DC or AC contact lines with only two euro-pantograph heads being 1 600<br />
or 1 950 mm long and equipped with impregnated carbon strips. This is maybe one of the major<br />
progresses on railway interoperability issues achieved during the last years. It allows decreasing dramatically<br />
the number of pantographs to be installed on an interoperable traction unit. Due to the<br />
scientific and economic studies carried out on this subject and the results thereof, European railway<br />
system is getting stronger for the common benefit of all EU citizens.<br />
WERKSTOFFE FÜR SCHLEIFSTÜCKE – UNTERSUCHUNG DES VERSCHLEISSES<br />
Im Projekt, genannt CoStrIM, wurden Werkstoffe für Schleifstücke von Stromabnehmern hinsichtlich<br />
Verschleiß geprüft [1]. Die erzielten Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>bestätigt</strong>en, dass hinsichtlich Stromabnahme auf interoperablen<br />
AC- und DC-Bahnstrecken in Europa zwei Euro-Stromabnehmerarten mit 1 600 o<strong>der</strong> 1 950 mm<br />
Länge, die mit imprägnierten Kohleschleifstücken ausgerüstet sind, ausreichen. Dies stellt einen <strong>der</strong> großen<br />
Fortschritte <strong>der</strong> letzten Jahre hinsichtlich Interoperabilität im Eisenbahnwesen dar. Es ermöglichte,<br />
die Anzahl <strong>der</strong> Stromabnehmer, die auf interoperablen Schienenfahrzeugen benötigt werden, entscheidend<br />
zu verringern. Die den betrachteten Gegenstand betreffenden wissenschaftlichen und wirtschaftlichen<br />
Studien stärken das europäische Eisenbahnsystem zum gemeinsamen Wohl aller EU-Bürger.<br />
MATÉRIAUX DES BANDES DE CONTACT EN CARBONE – TESTS D‘USURE<br />
Le projet, appelé CoStrIM pour COntact STrips Interface Material [1], vise l’étude des effets sur l’usure<br />
des bandes de frottement et des fils de contact, des matériaux carbone utilisés sur les pantographes.<br />
Les résultats obtenus confirment que, du point de vue du captage du courant, l’Europe peut être<br />
parcourue avec seulement deux euro-pantographes (1600 et 1950mm) équipés de bande en carbone<br />
imprégné, que ce soit sous électrification en courant continu ou courant alternatif. Ce projet CoStIM<br />
[1] constitue sans doute l’un des progrès majeurs de ces <strong>der</strong>nières années concernant ’interopérabilité<br />
ferroviaire. Il permet de réduire sensiblement le nombre de pantographes installés sur les engins<br />
moteurs. Grâce aux études scientifiques et économiques réalisées sur ce sujet, le système de chemin<br />
de fer européen se renforce pour le plus grand bénéfice des citoyens de l’Union Européenne.<br />
1 Introduction<br />
1.1 Electrification system<br />
The European railway network is a patchwork of different<br />
electrification schemes. Different voltages and<br />
frequencies compose the network: two with Alternating<br />
Current: 25 kV, 50 Hz and 15 kV 16,7 Hz and two<br />
with Direct Current: 3 kV and 1,5 kV. Figure 1 illustrates<br />
the distribution of the electrification schemes<br />
throughout Europe.<br />
1.2 Length of pantograph head<br />
Historically, each European country had developed<br />
its own overhead contact lines (OCL). Even if the key<br />
parameters remain almost the same, like the use of<br />
a messenger wire and a contact wire suspended at<br />
supports, the stagger (zigzag) is different in the individual<br />
countries. As consequence, different lengths<br />
of pantographs are necessary to run un<strong>der</strong> these<br />
OCL.<br />
Rolling stocks were thus equipped with pantograph<br />
lengths varying from 1450 mm to 1950 mm.<br />
Figure 2 illustrates the use of pantograph lengths in<br />
Europe.<br />
The work done by the European Commission for<br />
the last years led to specify a target in term of pantograph<br />
length. Through the conventional Locomotives<br />
& Passenger Rolling Stock TSI LOC&PAS CR [2],<br />
at least one of the pantographs to be installed on<br />
an electric train shall have a length of 1 600 mm or<br />
1 950 mm. This has already been a big step forward<br />
to the interoperability of the European Railway net-<br />
186 111 (2013) Heft 3
Pantographs<br />
work. But we will see below that this step has not yet<br />
been enough to ensure a free access for rolling stock.<br />
Some Infrastructure Managers in Europe restricted<br />
the use of impregnated carbon strips on their AC<br />
network, being afraid of increasing the wear of contact<br />
wires in their AC infrastructure. Figure 3 shows<br />
the actual situation in Europe.<br />
The lack of knowledge of the effect on wear of<br />
impregnated carbon, has led to an open point in the<br />
TSIs.<br />
The combination of all those different parameters<br />
described above, such as the type of electrification<br />
scheme, the pantograph length and the contact strip<br />
materials, makes it impossible to travel through out<br />
Europe with one pantograph only.<br />
In or<strong>der</strong> to illustrate the actual situation, the following<br />
study case was proposed.<br />
Suppose a high-power TSI compliant train equipped<br />
with a 1 950 mm pantograph runs on the<br />
Netherland DC 1,5 kV network. Due to its high current<br />
consumption, the pantograph is equipped with<br />
impregnated carbon strips. If the railway operator<br />
decides to run on the German or Austrian networks<br />
for which a 1 950 mm pantograph is required, an<br />
additional pantograph should be fitted on the train,<br />
consi<strong>der</strong>ing that using impregnated carbon on AC<br />
lines on those networks is not accepted. This train<br />
could run un<strong>der</strong> these three networks with just one<br />
pantograph if it could be proven that the impregnated<br />
carbon has no effect on the contact wire wear<br />
on AC systems.<br />
1.3 Contact strips<br />
One of the main differences between AC and DC<br />
electrification schemes is that a train, for the same<br />
power, will consume a much higher current in DC<br />
systems. At first consequence, the use of contact<br />
strips with a high capability of current collection is<br />
required on DC networks.<br />
Pure carbon strips reached their limits being used<br />
on high current consuming trains like freight or highspeed<br />
trains (HST). The introduction of impregnated<br />
carbon strips allowed increasing the current capacity<br />
of contact strips.<br />
On AC network, pure carbon contact strips offer<br />
a solution for any applications, be it for freight or<br />
passenger rolling stocks. Since the introduction of<br />
this type of material on AC network, the contact wire<br />
lifetime has tremendously increased.<br />
Consi<strong>der</strong>ing this technical aspect, the TSI<br />
LOC&PAS CR [2] specified, therefore, the use of pure<br />
carbon strips on AC electrification systems, and authorises<br />
either pure or impregnated carbon strips on<br />
DC electrification system.<br />
1.5 Need for a research project<br />
With the example given before, it is worth to notice<br />
the importance of closing the open point in the TSIs<br />
related to carbon material, in or<strong>der</strong> to facilitate the<br />
economic development of the railway in Europe.<br />
Therefore, a project, called CoStrIM, was created<br />
and launched in 2010 with several goals [4]:<br />
„The objective of this research is to quantify the effects<br />
on wear phenomena of various influential parame-<br />
1.4 Open point in the TSIs<br />
111 (2013) Heft 3<br />
Figure 1:<br />
Electrification systems in<br />
Europe.<br />
Figure 2:<br />
Pantograph lengths in<br />
Europe.<br />
187
Pantographs<br />
ters such as the material, degree of metal impregnation,<br />
the contact force, electrical arcs and relative humidity.<br />
Particular attention should be given to the impact of<br />
the metal impregnation of the carbon contact strip on<br />
the various wear phenomena.<br />
The research project should make recommendations<br />
on the choice of carbon contact strip materials which<br />
meet the durability requirements of contact line infrastructure<br />
and develop methods to characterise carbon materials<br />
used in contact strips for pantographs.“<br />
2 The CoStrIM Project<br />
Figure 3:<br />
Use of pantograph strip<br />
material in Europe.<br />
force<br />
d ensit y →<br />
N/mm<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />
current density →<br />
Figure 4:<br />
Contact forces and currents, results of questionnaire.<br />
mm 3 / km<br />
wear density →<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
AC operation<br />
AC operation<br />
Figure 5:<br />
Wear of contact strip, results of questionnaire.<br />
DC operation<br />
DC operation<br />
0<br />
0 5 10 15 A / mm 20<br />
current density →<br />
A/mm<br />
1,5 kV<br />
3 kV<br />
15 kV<br />
25 kV<br />
Metallised<br />
carbon<br />
Plain carbon<br />
type A<br />
Plain carbon<br />
type B<br />
As a first step the project sent out two different questionnaires,<br />
one for rolling stock, the other for infrastructure<br />
managers to UIC members in or<strong>der</strong> to ask<br />
for their experience regarding contact strip wear typical<br />
rates and winter values, annual contact wire wear,<br />
material type for contact strips and wires, number<br />
and width of strips, train types, speed range, type of<br />
OCL, contact wire cross section, number and tension<br />
of wires, type of line, voltage system, contact force<br />
at maximum speed, number of pantograph passages<br />
per day, ratio of mixed contact strip material in operation.<br />
34 questionnaires were returned and 108 real<br />
current collection situations described as a combination<br />
of nineteen different carbon grades and five different<br />
contact wire materials. From these results the<br />
parameters for the test benches were defined.<br />
As a result it was concluded from this questionnaire,<br />
that the wear regime depends mainly on the<br />
following parameters:<br />
• Specific contact force, i. e. the force per contact<br />
surface<br />
• Current density, i. e. current per contact surface<br />
• Voltage<br />
• Number of pantographs, number of strips passed<br />
The summarized results of the operational parameters<br />
in Europe regarding current and force are shown<br />
in Figure 4.<br />
In or<strong>der</strong> to get directly comparable results between<br />
the test rigs and also between test rigs and<br />
the questionnaire it was agreed to use the following<br />
units for all results:<br />
• Specific contact force: N/mm defined as total<br />
force per strip width<br />
• Specific current: A/mm defined as total current<br />
per strip width<br />
• Wear rate of contact strip: mm 3 /km defined as<br />
worn volume per running distance<br />
• Wear rate of contact wire: mm 2 /10 6 pantograph<br />
passages or mm 2 /10 6 contact strip passages defined<br />
as worn wire cross section per pantograph<br />
or contact strip passages<br />
188 111 (2013) Heft 3
Pantographs<br />
Based on these results the following parameters for<br />
the experiments at the test rigs were defined:<br />
• Specific contact force: 1,7 and 3,1 N/mm<br />
• Maximum current of ~ 8 A/mm<br />
The distributions for contact strips (Figure 5) and<br />
contact wire wear (Figure 6) were other results obtained<br />
from these questionnaires.<br />
According to the questionnaire wear rates of contact<br />
strips at AC operation are in the same range for<br />
all contact strip materials and independent of current<br />
density. Much higher rates were observed in DC<br />
operation.<br />
Wear of contact wire for AC supply is in the same<br />
range for plain and metallised carbon and seems to<br />
be independent of running speed. The lowest wear<br />
rates were reported for the highest speeds at CuMg<br />
contact wires.<br />
From the number of possible parameters and their<br />
combinations it was clear that at least two test rigs<br />
were needed to complete the test within the given<br />
time frame. Therefore, the experiments were carried<br />
out at two test benches, one at POLIMI, Milano, Italy<br />
(Figure 7) and the other at Hoffmann Elektrokohle,<br />
Steeg, Austria (Figure 8). These test rigs have the following<br />
parameters:<br />
Polimi<br />
Hoffmann<br />
Diameter: 4 m 1,75 m<br />
Contact wire Cu Cu<br />
Width of 4 to 5 mm 5 mm<br />
contact wire<br />
Wire support 36 single<br />
supports<br />
continuous<br />
rigid support<br />
At Polimi the wire thickness is measured before and<br />
after each run at 5 positions between the supports.<br />
Due to the single supports, there exist natural irregularities<br />
at the wires with hard spots in the vicinity<br />
of each support. Therefore, depending also on the<br />
applied contact force being 3,1 or 1,7 N/mm and<br />
speed being 180 to 200 km/h more or less arcing<br />
can be observed at the supports. This enables Polimi<br />
to produce wear measurements with different grades<br />
of arcing.<br />
The Hoffman test rig has the advantage of a continuous<br />
rigid support, which allows to machine the<br />
wire to get a flat surface with a defined contact cross<br />
section of 5 mm width (Figure 9).<br />
The lasers are directed onto the contact surface<br />
and the machined step.<br />
→<br />
wear of contact wire related to<br />
pantograph passages<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
15 kV, AC<br />
10<br />
25 kV, AC<br />
AC metallized<br />
5<br />
0<br />
CuMg - wire<br />
AC plain<br />
0 100 200 300 km/h 400<br />
speed<br />
Figure 6:<br />
Contact wire wear, results of questionnaire.<br />
→<br />
contact strip material:<br />
Cu-plain/metallised<br />
metallised<br />
plain<br />
voltage:<br />
3 kV, DC<br />
mm 2 /10 6 Figure 7:<br />
Polimi test bench (left)<br />
with detailed views on<br />
contact wire supports<br />
(middle) and on device<br />
for moving the contact<br />
strip and adjusting the<br />
contact force (right)<br />
(photo: Polimi).<br />
Figure 8:<br />
Hoffmann test bench<br />
(left) with detailed views<br />
on contact wire fixation<br />
(middle) and on the<br />
device for moving the<br />
contact strip and adjusting<br />
the contact force<br />
(right)<br />
(photo: Hoffmann).<br />
111 (2013) Heft 3<br />
189
Pantographs<br />
The step structure allows to measure wire wear by<br />
calculating the difference of height of each part of<br />
the contact wire surface.<br />
The wire tested was a standard grooved AC-120<br />
according EN 50149 on both test rigs.<br />
In total nine different strip materials, four plain<br />
and five impregnated ones with a copper content of<br />
20 up to 48 % in mass were tested.<br />
Figure 9:<br />
Principle of wear measurement at Hoffmann test bench.<br />
3 Parts of project<br />
3.1 Comparison of results gained at the<br />
two test rigs<br />
The objective of this first series of tests was to isolate<br />
the contribution from the carbon material itself<br />
in the phenomenon of wear without action of the<br />
electric arcs.<br />
The following common test routine was established<br />
for each bench with the identical conditions<br />
also in or<strong>der</strong> to compare results between the two<br />
test rigs:<br />
• Width of carbon strip samples 35 mm<br />
• Specific contact force<br />
3,1 N/mm<br />
• Specific current<br />
8 A/mm<br />
• Speed<br />
180 km/h<br />
Force and current conditions were retained as the<br />
extreme values given by the questionnaire.<br />
Speed is the maximum value generating only<br />
little arcing level on each test bench.<br />
3<br />
mm 3 /km<br />
2,5<br />
wear of contact strips →<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
B plain A imp1 A plain B imp A imp2 C imp<br />
20% 26% 25% 35%<br />
Figure 10:<br />
Wear of contact strips – Comparison between test rigs.<br />
average value +<br />
standard deviation<br />
Polimi (1st series)<br />
Hoffmann<br />
(1st series)<br />
Hoffmann<br />
(2nd series)<br />
average value -<br />
standard deviation<br />
3.2 Materials of the contact strips<br />
The tests related to samples provided by two European<br />
manufacturers. The materials called A and B<br />
exist in the versions<br />
• plain carbon, called A plain and B plain<br />
• and impregnated carbon called A imp and B imp<br />
+ copper content in % of weight<br />
That means carbons of type A and B have seen an additional<br />
industrial treatment of metal impregnation.<br />
The material C, very common in Europe, will be also<br />
tested but only in its impregnated version with 35 %<br />
of metal C imp 35 %, the pure version not being on<br />
market.<br />
1,5<br />
mm² / 10 6<br />
→<br />
wear of contact wire<br />
related to CSP<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
B plain A imp1 A plain B imp A imp2 C imp<br />
20% 26% 25% 35%<br />
average value +<br />
standard deviation<br />
Polimi (1st series)<br />
Hoffmann<br />
(1st series)<br />
Hoffmann<br />
(2nd series)<br />
average value -<br />
standard deviation<br />
Figure 11:<br />
Wear of contact wires – Comparison between test rigs.<br />
Hoffmann and Polimi 1 st series, means that the tests of a contact strip were carried out on the<br />
patina deposited by the strip of the previous test; Hoffmann 2 nd series means that the test of<br />
contact strip is carried out on a machined wire<br />
3.3 Duration of a test<br />
The duration of a test or more precisely the number<br />
of contact strip passages is one of the more important<br />
parameter to be consi<strong>der</strong>ed.<br />
Actually, a minimum test duration is necessary to<br />
ensure that mechanical and electrical energy dissipated<br />
in the interface area between the materials in<br />
contact and equilibrium is reached. That duration<br />
depends on the test bench design but also may vary<br />
from one material to another.<br />
Therefore, arbitrarily setting identical test durations<br />
for the test materials may lead to overestimating<br />
or un<strong>der</strong>estimating wear speeds.<br />
Hence, electric wear was appreciated by seeking<br />
the conditions for which the wear rate of the pure<br />
copper wire reached a constant value characteristic<br />
190 111 (2013) Heft 3
Pantographs<br />
of materials in presence for a given speed, force and<br />
current, this in the absence of visible electrical arcs.<br />
On Polimi test rig, usual runs to qualify wear were<br />
600 km, equivalent to 43 400 contact strip passages.<br />
Here it was increased up to 1 800 and even 2 400 km,<br />
respectively 130 000 or 170 000 contact strip passages.<br />
On the Hoffmann bench, usual runs were approximately<br />
500 km to qualify a material, equivalent to<br />
100 000 passages of strips and were increased to<br />
4 000 km equivalent to 750 000 contact strip passages.<br />
It can be noticed that the wear rates compared<br />
between the two test rigs showed a great similarity<br />
of behaviour for the contact strips (Figure 10) and<br />
for the contact wire (Figure 11).<br />
Differences mainly follow from different test rig<br />
designs.<br />
TABLE 1<br />
Testprogram<br />
Carbon<br />
material<br />
Designation<br />
Metal<br />
con tent<br />
in<br />
weight<br />
%<br />
Speed<br />
km/h<br />
Force<br />
N/mm<br />
Current<br />
A/mm<br />
B B plain 0 183 1,7 8<br />
C<br />
C imp<br />
35 %<br />
35 183 1,7 8<br />
A A plain 0 183 1,7 8<br />
A<br />
A<br />
A imp<br />
25 %<br />
A imp<br />
25 %<br />
25,1 183 1,7 8<br />
25,1 200 1,7 8<br />
arcing duration →<br />
2,0<br />
%<br />
1,6<br />
1,2<br />
0,8<br />
0,4<br />
0,0<br />
60 110<br />
Contact force →<br />
N<br />
km/h<br />
200<br />
180<br />
velocity<br />
Rockwell hardness →<br />
120<br />
HR5<br />
150<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
B imp 26%<br />
A imp 20%<br />
A imp 25%<br />
C imp 35%<br />
D imp 48%<br />
F plain<br />
B plain<br />
E plain<br />
A plain<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 μΩm 40<br />
resistivity →<br />
Figure 12:<br />
Percentage of contact loss as a function of static contact force and<br />
sliding speed.<br />
Figure 13:<br />
Hardness of contact strips and resistivity of materials.<br />
Anzeige<br />
111 (2013) Heft 3<br />
191
Pantographs<br />
Figure 14:<br />
Wear of strip materials<br />
depending on arcing.<br />
Results for contact strips are in the same range<br />
on both test rigs and comparable with results of the<br />
questionnaire. On the another hand, wear rates for<br />
the contact wire gained on the two test rigs, show<br />
very low values compared with reality.<br />
Therefore, additional test programs were carried<br />
out to answer this question.<br />
wear rate of strip materials →<br />
mm 3<br />
km<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
Impregnated<br />
carbon<br />
0,0<br />
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />
arcing duration →<br />
Plain carbon<br />
%<br />
3.4 Complementary tests on the<br />
Hoffmann bench<br />
Hoffmann facilities with its automatic device for<br />
measurement of wire thickness, is suited quite well<br />
to investigate a lot of combinations to complement<br />
to the initial program:<br />
• Test with initial conditions of three other materials:<br />
two special plain carbons used for mixed<br />
carbon and metal operation on a line and one<br />
heavy impregnated tin and copper carbon to a<br />
total value of 48 % in weight<br />
• Test with higher contact force of 7,1 N/mm<br />
• Effect of very long duration tests from 1 million<br />
up to 4 million contact strip passages<br />
• Effect of mixed operation alternating pure and<br />
impregnated carbons tested on the patina deposited<br />
by the strip tested previously in a given<br />
or<strong>der</strong> and reverse or on a freshly machined wire.<br />
3.5 Complementary tests on the Polimi<br />
test rig (electrical wear with arcing)<br />
→<br />
wear rate of wire related to<br />
contact strip passages<br />
wear rate of strips →<br />
mm 2<br />
10 6<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Figure 15:<br />
Wear of wires for plain and impregnated strip materials at different rates of arcing.<br />
mm 3<br />
km<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Polimi & Hoffmann<br />
without arcing<br />
plain imp plain imp plain imp plain imp<br />
Carbon material<br />
Polimi & Hoffmann<br />
without arcing<br />
laboratory conditions<br />
Polimi<br />
with arcing<br />
u
Pantographs<br />
The program shown in Table 1 was applied for<br />
various materials, plain or impregnated up to 35 %<br />
in weight of copper or copper alloy.<br />
At that last step of the project, the test duration increased<br />
to 4 000 km or 290 000 strip passages, in or<strong>der</strong><br />
to guarantee the stability of the measured wear rates.<br />
Looking at a map of hardness and resistivity of the<br />
strip materials, the domains of plain and impregnated<br />
carbons are clearly distinct. Thus, it was expected<br />
that wear processes may strongly depend on<br />
these parameters (Figure 13).<br />
However, assessment of all experiments done at<br />
Polimi and Hoffmann test rigs show the clear result<br />
that the wear of all tested materials plain carbon and<br />
metalized carbon up to a copper content of 35 % in<br />
weight is of the same or<strong>der</strong> of magnitude for equal<br />
test conditions. Moreover, plain and metalized carbon<br />
show a similar distribution of wear rates.<br />
Some efforts were un<strong>der</strong>taken to identify those<br />
material parameters that have a major influence on<br />
wear rates. Typical contact strip parameters like resistivity,<br />
surface hardness, flexural strength, material<br />
density and finally copper content showed within the<br />
range of parameters of the tested materials no significant<br />
impact on wear rates of contact wires and strips.<br />
Within the framework of this study no clear parameter<br />
could be identified except the correlation with<br />
the number and intensity of arcs (Figures 14 to 16).<br />
4 Final results<br />
wear rate of wire related to<br />
contact strip passages<br />
3<br />
mm²<br />
→106<br />
2<br />
1<br />
0<br />
180 km/h 200km/h<br />
B plain C imp 35% A plain A imp 25% A imp 25%<br />
Carbon material<br />
Figure 17:<br />
Wear of wires for different strip materials at different rates of arcing.<br />
blue<br />
sections<br />
red<br />
sections<br />
(u
Pantographs<br />
6<br />
mm³<br />
km<br />
→<br />
W ear of c ontac t strip s<br />
4<br />
2<br />
0<br />
B imp<br />
26%<br />
C imp<br />
A plain 35%<br />
Figure 18:<br />
Wear of strips vs. wear of wires.<br />
A imp<br />
20%<br />
E plain<br />
B plain<br />
A imp 25%<br />
F plain<br />
D imp 48%<br />
mm²<br />
0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />
10 6<br />
Wear of wire related to<br />
contact strip passages →<br />
Arcing strongly increases the wear rates of contact<br />
strips. Especially for a high percentage of arcing<br />
impregnated carbons seem less sensitive to electrical<br />
wear than plain ones.<br />
At both test rigs measurement of wear without<br />
arcing were performed and show similar results of<br />
wear values for the various materials. These values,<br />
however, are lower than those obtained by the questionnaire<br />
from practical experience of several railways,<br />
mainly in Europe.<br />
Therefore, additional results from Polimi were<br />
evaluated (Figure 17). Polimi test rig with its 36 supports<br />
of the contact wire shows in red sections more<br />
or in blue sections less arcing at each support position.<br />
Those wear results had been assessed in relation<br />
to arcing intensity. These results show that values of<br />
wear rates at the test rig are close to those from the<br />
questionnaire, as soon as arcing is present.<br />
A possible explanation for this result can be found<br />
by comparing wear rates at overhead contact lines<br />
in tunnels and on open lines. These wear rates also<br />
show significant different values, being by a factor of<br />
5 to 7 lower in tunnels at the German high-speed line<br />
from Göttingen to Hannover as well as in the tunnel<br />
of the suburban train in Munich. Taking into account<br />
that environmental conditions like rain, snow and ice<br />
play a minor role in tunnels much less arcing is expected<br />
there. With a thin film of water on the surface of a<br />
contact wire un<strong>der</strong> certain weather conditions on an<br />
open line there are always micro discharges through<br />
this film when a contact strip is sliding along. Un<strong>der</strong><br />
these boundary conditions electrical wear is dominating<br />
wear process resulting in significantly higher<br />
rates. Results from Polimi show the same behaviour<br />
as real measurements.<br />
Another interesting result is demonstrated in Figure<br />
18. A strong correlation with a correlation coefficient<br />
0,96 for a linear behaviour of wire wear versus<br />
contact strip wear can be observed for all tested contact<br />
strip materials. This correlation is independent of<br />
the contact strip material. Therefore, low wear rates<br />
of contact strips are an indicator for low wire wear.<br />
Presently a field test is performed at the line Cologne<br />
– Frankfurt with ICE 3 train sets. For this purpose<br />
the complete fleet of German ICE 3 was retrofitted<br />
with metalized carbon strips with a copper content<br />
up to 20 + 5 % in weight. By this means only copper<br />
impregnated strips are operated on this line. First<br />
measurements after one year show no unusual behaviour,<br />
neither in wear nor in surface roughness.<br />
The field test will be continued for some more years.<br />
In or<strong>der</strong> to get a simple method for testing different<br />
materials rather easily, some small standard<br />
test methods were studied, whether they allow an<br />
easier test method than the two big test rigs. But the<br />
boundary conditions of having a typical specific contact<br />
force and temperature of the tested contact strip<br />
together with the above mentioned independence<br />
from material parameters led to the result, that presently<br />
no available testing technology except the big<br />
test rigs delivers results that are reliable enough for a<br />
comparison with reality.<br />
References + Links<br />
[1] Report UIC A 186/RP12, draft, to be published by UIC<br />
[2] Decision 2011/291/EU: Technical Specification for interoperability<br />
relating to the rolling stock subsystem<br />
Locomotive and Passenger rolling stock of the trans-<br />
European conventional rail system (TSI LOC&PAS CR)<br />
In: Official Journal of the European Union. No L139<br />
(2011), pp. 1151.<br />
[3] EN 50367:2006: Railway applications – Current collection<br />
systems – Technical criteria for the interaction<br />
between pantograph and overhead line (to achieve<br />
free access).<br />
[4] RSSB – Report T876: Testing of overhead line contact<br />
wire and collector strip wear (2012), RSSB, R&D<br />
Programme, Head of Engineering Research. http://<br />
www.rssb.co.uk/sitecollectiondocuments/pdf/reports/<br />
research/T876-rb-final.pdf<br />
194 111 (2013) Heft 3
Pantographs<br />
AUTHORS<br />
Gèrard Auditeau (52), studied mechanical<br />
engineering at Lycée technique<br />
in Agen. Since 1980 in Rolling stock<br />
Mechanical Department of SNCF in<br />
PARIS. Since 1998 Head of Pantograph<br />
team, Cenelec and TSI technical expert;<br />
since 2002, Current collection & pantograph<br />
expert in SNCF Rolling Stock<br />
engineering centre in Le Mans and<br />
since 2006, Certifer expert.<br />
Address: SNCF – CIM ZPC – Rolling<br />
Stock Engineering Centre,4, Alleé des<br />
Gemeaux, 72000 Le Mans, France;<br />
phone: +33 24 3786976(376976);<br />
e-mail: gerard.auditeau@sncf.fr<br />
Stéphane Avronsart (39), Electronic<br />
and IT Engineer, since 1997 in charge<br />
of maintenance for Signaling, Track and<br />
contact lines. In 2007 he joined the Engineering<br />
Department of Electrical Traction<br />
as Head of Division in charge of OLE and<br />
is responsible for expertises in current<br />
collection and pantograph-contact line<br />
interaction, in contact line equipment,<br />
development of on-board and fixed OLE<br />
measurement systems and pantographcontact<br />
line simulation. Member of many<br />
expert and standardisation working<br />
groups at a European level contributing to<br />
Technical Specification for Interoperability.<br />
Address: SNCF – Engineering department<br />
– Head of Division in charge of<br />
Overhead Line Equipment, 6, avenue<br />
François Mitterrand, 93574 La Plaine<br />
Saint Denis CEDEX, France;<br />
phone: +33 1 41620591;<br />
e-mail: stephane.avronsart@sncf.fr<br />
Dipl. Eng. Christian Courtois (54),<br />
studied Electrical Engineering at Ècole<br />
Spéciale de Mécanique et d’Èlecitritè<br />
in Paris. Since 1984 with Power<br />
Supply Division of SNCF; since 2011,<br />
head of the SNCF Fixed Installations<br />
for Electric Traction.<br />
Address: SNCF, Department. Infra Ingenierie,<br />
department IG.TE.6, avenue<br />
François Mitterrand, 93574 La Plaine<br />
Saint Denis CEDEX, France;<br />
phone: +33 1 41620610<br />
e-mail: christian.courtois@sncf.fr<br />
Dr. rer. nat. Werner Krötz (55),<br />
studied physics at Technical University<br />
Munich. Since 1997 at Deutsche<br />
Bahn, <strong>DB</strong> Systemtechnik, since 2004<br />
head of department for pantographs,<br />
overhead contact lines and switch<br />
point heating at <strong>DB</strong> Systemtechnik;<br />
since 2011 head of department<br />
overhead contact lines and mechanical<br />
engineering at Deutsche Bahn,<br />
network division, <strong>DB</strong> Netz AG.<br />
Address: <strong>DB</strong> Netz AG,<br />
Mainzer Landstr. 181,<br />
60327 Frankfurt/Main, Deutschland;<br />
phone: +49 69 265 45230;<br />
e-mail: werner.kroetz@deutsch<strong>eb</strong>ahn.<br />
com<br />
111 (2013) Heft 3<br />
195
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Feststoffisolierte Schaltanlage für Fernund<br />
Nahverkehrs-<strong>Bahnen</strong>ergiesysteme<br />
Matthias Schmalz, Offenbach<br />
Die TracFeed ® TAS ist die weltweit erste typgeprüfte Wechselspannungs-Schaltanlage mit vollständiger<br />
Feststoffisolierung im <strong>Bahnen</strong>ergiesektor. Sie besitzt die Umweltfreundlichkeit mo<strong>der</strong>ner luftisolierter<br />
Schaltanlagen und gleichzeitig die kompakten Abmessungen und Modularität von gasisolierten<br />
Schaltanlagen; die Vorteile bei<strong>der</strong> Technologien werden vereint. Die Schaltanlage bedient<br />
sämtliche ein-, zwei- und dreipoligen Systeme <strong>der</strong> Fern- und Nahverkehrsbahnen bis 36 kV.<br />
SOLID INSULATED SWITCHGEAR FOR RAILWAY APPLICATIONS<br />
The TracFeed ® TAS is the first type tested AC switchgear with complete solid insulation worldwide<br />
in the railway sector. It has the environmental friendliness of mo<strong>der</strong>n air-insulated and the compact<br />
size and modularity of gas-insulated switchgear, the advantages of both technologies are combined.<br />
The switchgear serves all one, two and three pole phase railway systems like urban, regional, intercity<br />
and high-speed transport up to 36 kV.<br />
INSTALLATION DE DISTRIBUTION À ISOLATION SOLIDE POUR SYSTÈMES D’ALIMENTATION EN<br />
COURANT DE TRACTION DES LIGNES À GRAND PARCOURS ET DE TRANSPORT URBAIN<br />
TracFeed ® TAS est la première installation de distribution à courant alternatif homologuée du monde<br />
avec isolation solide complète dans le secteur de l’alimentation en courant de traction. Elle possède<br />
les performances environnementales des installations de distribution isolées dans l’air avec les<br />
dimensions compactes et la modularité des installations isolées au gaz, unissant ainsi les avantages<br />
des deux technologies. L’installation alimente tous les systèmes unipolaires, bipolaires et tripolaires<br />
des lignes à grand parcours et de transport urbain jusqu’à 36 kV.<br />
1 Einführung<br />
Weltweit gibt es unterschiedliche <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungskonzepte.<br />
Im Nahverkehr kommen überwiegend<br />
DC 750 V, 1 500 V und 3 000 V DC zum<br />
Einsatz. Im Wechselstrombereich haben sich 15 kV<br />
16,7 Hz und 25 kV 50 Hz durchgesetzt. Eine Übersicht<br />
<strong>der</strong> Versorgungssysteme in Europa ist in Bild 1<br />
dargestellt [1]. Das 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergienetz in<br />
Deutschland, Österreich, Schweiz, Norwegen und<br />
Schweden ist historisch gewachsen. Da die Frequenz<br />
des Bahnnetzes von <strong>der</strong> Frequenz <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Energieversorger abweicht, werden eigene Kraftwerke,<br />
ein eigenes Hochspannungsnetz, spezielle Umspannanlagen<br />
und weitere Stromversorgungseinrichtungen<br />
benötigt, die nur für das 16,7-Hz-Netz<br />
eingesetzt werden können. Daher ist ersichtlich,<br />
dass aus Kostengründen bei Neuelektrifizierungen<br />
ohne Systembindung im Fernbahnbereich nur noch<br />
25 kV, in Übersee auch 27,5 kV 50 Hz, in einigen<br />
an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n auch 60-Hz-Systeme zum Tragen<br />
kommen und damit den Hauptabsatzmarkt darstellen.<br />
Eine Umrüstung bestehen<strong>der</strong> 16,7-Hz-Systeme<br />
kommt aufgrund <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Infrastruktur und in den<br />
Fahrzeugen g<strong>eb</strong>undenen Kapitalmengen nicht in<br />
Frage [2; 3].<br />
Unabhängig davon, welches <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungskonzept<br />
Anwendung findet, werden Schaltmittel<br />
benötigt, um die Energie vom Erzeuger zum<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeug zu liefern. Dabei sind Mittelspannungsschaltanlagen<br />
in den Bahnunterwerken ein<br />
elementarer Bestandteil. Sie sind einer hohen Anzahl<br />
an Kurzschlüssen und den dabei auftretenden großen<br />
Stromwerten ausgesetzt [3]. Unter Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> zu beherrschenden Betri<strong>eb</strong>sströme, Stehwechselspannungen<br />
und Blitzstoßspannungen wird<br />
klar, dass die technischen Anfor<strong>der</strong>ungen an diesen<br />
Teil <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung sehr hoch sind. Sie<br />
gehen über die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betreiber öffentlicher<br />
Netze hinaus.<br />
N<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Beherrschung <strong>der</strong> technischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
spielen, wie in nahezu allen gewerblichen<br />
Bereichen, Energiekosten und Zuverlässigkeit eine<br />
wichtige Rolle. Im Dienstleistungs- und Logistiksektor<br />
spielen elektrische Energiekosten eher eine<br />
sekundäre Rolle, die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Zuverlässigkeit<br />
sind jedoch hoch, wenn beispielsweise die<br />
Verfügbarkeit von Rechenzentren betrachtet wird.<br />
Gleiches gilt im industriellen Bereich. In den meisten<br />
Fertigungsstraßen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Produktionsprozessen<br />
werden n<strong>eb</strong>en den Anfor<strong>der</strong>ungen an eine hohe<br />
Verfügbarkeit auch zunehmend Energiekosten und<br />
196 111 (2013) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
damit verbunden Energieeffizienz betrachtet. Im<br />
Bahnbereich sind die Faktoren Energiekosten und<br />
Zuverlässigkeit so entscheidend, dass sie Hauptziele<br />
<strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie als Energieversorger <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bahn darstellen [2]. Sie haben unmittelbar Auswirkung<br />
auf die Beför<strong>der</strong>ungskosten und Pünktlichkeit<br />
von Zügen.<br />
Damit ist klar, dass auch an Schaltanlagen die For<strong>der</strong>ungen<br />
nach maximaler Verfügbarkeit und geringen<br />
Energiekosten einschließlich L<strong>eb</strong>enszykluskosten<br />
erfüllen müssen.<br />
2 Allgemeine Betrachtung<br />
metallgekapselter Schaltanlagen<br />
Abhängig vom jeweiligen Betreiber und dessen Konzept<br />
kommen unterschiedliche Schaltanlagentypen<br />
zum Einsatz [3]. Es kann grundsätzlich unterschieden<br />
werden zwischen<br />
• Schaltanlagen in offener Bauweise,<br />
• gasisolierte, metallgekapselte Schaltanlagen,<br />
• luftisolierte, metallgekapselte Schaltanlagen.<br />
Schaltanlagen in offener Bauweise haben den Vorteil,<br />
dass sämtliche Baugruppen leicht zugänglich<br />
sind, was zum Beispiel Wartungsarbeiten erleichtert.<br />
Der Grad <strong>der</strong> Anlagensicherheit und vor allem Personensicherheit<br />
ist jedoch im Gegensatz zu metallgekapselten<br />
Schaltanlagen als gering einzustufen. Da<br />
zusätzlich unter an<strong>der</strong>em durch die flächendeckende<br />
Einführung von Vakuumleistungsschaltern die<br />
Wartungsintensität <strong>der</strong> Schaltanlagen abgenommen<br />
hat, werden von vielen Betreibern metallgekapselte<br />
Schaltanlagen bevorzugt. Durch das robuste, feuerverzinkte<br />
Stahlblechgehäuse <strong>der</strong> meisten Anlagen<br />
kann mit L<strong>eb</strong>ensdauern von mindestens 30 Jahren<br />
gerechnet werden. Die Anlagen werden fabrikgefertigt<br />
und vor <strong>der</strong> Auslieferung geprüft, sodass <strong>der</strong><br />
Montage- und Inbetri<strong>eb</strong>nahmeaufwand im Unterwerk<br />
gering ist. Durch vielfältige Ausrüstungsvarianten<br />
können unterschiedliche Funktionen <strong>der</strong> Schaltfel<strong>der</strong><br />
realisiert werden. Hierdurch wird eine hohe<br />
Flexibilität bei <strong>der</strong> Anlagengestaltung erreicht.<br />
Luftisolierte, metallgekapselte Schaltanlagen werden<br />
in Festeinbautechnik o<strong>der</strong> mit Fahrwagen ausgeführt.<br />
Sie besitzen ähnlich kompakte Abmessungen<br />
wie gasisolierte Schaltanlagen. Die Schaltanlagen<br />
mit Fahrwagen wie zum Beispiel die TracFeed TAA<br />
o<strong>der</strong> TAC zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass<br />
• die auf dem Fahrwagen angeordneten Betri<strong>eb</strong>smittel,<br />
wie <strong>der</strong> Leistungsschalter, gut zugänglich<br />
sind,<br />
• alle Bedien- und Wartungsarbeiten von vorne<br />
erfolgen, daher keine betri<strong>eb</strong>liche Einschränkung<br />
bei einer Wandaufstellung existieren,<br />
• die Hauptkontakte und Schalterpositionen sichtbar<br />
sind.<br />
Bei <strong>der</strong> Umsetzung einzelner Anlagenkonzepte können<br />
jedoch folgende Nachteile zum Tragen kommen:<br />
• größere Schaltanlagenabmessungen als gasisolierte<br />
Ausführung durch größere Anzahl benötigter<br />
Schaltfel<strong>der</strong>,<br />
• geringere Flexibilität als gasisolierte Schaltanlagen.<br />
Die Nachteile <strong>der</strong> geringeren Modularität und Kompaktheit<br />
luftisolierter Schaltanlagen stellen Vorteile<br />
gasisolierter Anlagen dar [4]. Als Isoliergas kommt<br />
überwiegend Schwefelhexafluorid (SF 6<br />
) zum Einsatz.<br />
Die Gasbehälter <strong>der</strong> Anlagen werden unter Druck<br />
gesetzt. Kleinste Undichtigkeiten können so zu einem<br />
Austritt des Treibhausgases SF 6<br />
führen. Zur Gewährleistung<br />
<strong>der</strong> Anlagensicherheit werden zusätzliche<br />
Überwachungseinrichtungen benötigt, die den<br />
Gasdruck erfassen. Weitere Nachteile von gasisolierten<br />
Schaltanlagen sind:<br />
• Hauptbetri<strong>eb</strong>smittel sind in einem verschweißten<br />
Behälter platziert und können nicht beziehungsweise<br />
nur unter erschwerten Bedingungen<br />
gewartet werden,<br />
• für Umgang mit Isoliergas wird eine Spezialausbildung<br />
benötigt,<br />
• im Störlichtbogenfall entstehen hoch toxische<br />
Gase, die in die Atmosphäre gelangen können,<br />
eine intensive Reinigung betroffener Anlagen- und<br />
G<strong>eb</strong>äudeteile durch Spezialkräfte ist notwendig.<br />
SF 6<br />
ist eines <strong>der</strong> stärksten Treibhausgase. 1 kg dieses<br />
Gases ist, auf einen Zeitraum von 100 Jahren be-<br />
Bild 1:<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssysteme in Europa [1]<br />
(alle Bil<strong>der</strong>: Balfour Beatty Rail).<br />
111 (2013) Heft 3<br />
197
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 2:<br />
Ansicht feststoffisolierte<br />
Schaltanlage; Abgangsfeld<br />
mit Leistungsschalter,<br />
Dreistellungs schalter und<br />
Wandlern – TracFeed TAS.<br />
trachtet, genauso klimaschädlich wie rund 22 000 kg<br />
Kohlendioxid (CO 2<br />
). Diese Menge CO 2<br />
stößt ein PKW<br />
mit 7,5 l Verbrauch nach rund 120 000 km aus. Der<br />
Abbau in <strong>der</strong> Atmosphäre durch energiereiche UV-<br />
Strahlung <strong>der</strong> Sonne dauert rund 3 200 Jahre. Die<br />
Produktion von SF 6<br />
nimmt weltweit weiterhin zu, obwohl<br />
im Kyoto-Protokoll die Verwendung von SF 6<br />
als<br />
unerwünscht bezeichnet wird [5] und das Zusatzprotokoll<br />
zur Ausgestaltung <strong>der</strong> Klimarahmenkonvention<br />
eine Reduzierung von Treibhausgasen for<strong>der</strong>t.<br />
3 Feststoffisolierte Schaltanlage<br />
TracFeed TAS<br />
3.1 Anwendungen<br />
Die feststoffisolierte Trac-<br />
Feed TAS (Bild 2) besitzt<br />
die Umweltfreundlichkeit<br />
mo<strong>der</strong>ner luftisolierter<br />
Schaltanlagen und gleichzeitig<br />
die kompakten Abmessungen<br />
und Modularität<br />
von gasisolierten<br />
Schaltanlagen. Die Vorteile<br />
bei<strong>der</strong> Technologien<br />
werden vereint.<br />
Die Schaltanlage wird<br />
mit mo<strong>der</strong>nen Produktionstechniken<br />
gefertigt,<br />
die ein Höchstmaß an<br />
Qualität und Zuverlässigkeit<br />
sicherstellen. Als<br />
Isolationsmedium wird<br />
Bild 3:<br />
Haupteinsatzorte von Mittelspannungsschaltanlagen in <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />
Gießharz verwendet, das eine sichere Isolation <strong>der</strong><br />
Hochspannungsteile gewährleistet. Gießharz als Isolierstoff<br />
hat sich im Bereich <strong>der</strong> Strom- und Spannungswandler<br />
bereits Jahrzehnte bewährt. Durch<br />
ein breites Modul-Spektrum können sowohl einfache<br />
als auch komplexe Versorgungskonzepte realisiert<br />
werden. In <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung sind die<br />
Haupteinsatzorte von AC-Mittelspannungsschaltanlagen<br />
(Blid 3):<br />
• Gleichrichterunterwerke an Netzen 3 AC 12 kV,<br />
24 kV o<strong>der</strong> 36 kV 50 Hz zur Versorgung von DC-<br />
<strong>Bahnen</strong><br />
• Unterwerke für 1 AC o<strong>der</strong> 2 AC 25 kV 50 Hz zur<br />
Speisung von Fern-, Regional- und Nahverkehrsbahnen<br />
• Umformer- und Umrichterwerke für 1 AC 15 kV<br />
16,7 Hz zur dezentralen Speisung von <strong>Bahnen</strong><br />
al-ler Art,<br />
• Unterwerke für 1 AC 15 kV 16,7 Hz zur Speisung<br />
von <strong>Bahnen</strong> aller Art aus einem zentralen<br />
16,7-Hz-Hochspannungsnetz<br />
Die TracFeed TAS bedient sämtliche ein-, zwei- und<br />
dreipoligen 50-Hz-Systeme <strong>der</strong> Fern- und Nahverkehrsbahnen<br />
bis 36 kV. In <strong>der</strong> ein- und zweipoligen<br />
Ausführung nach Bild 4 ist sie ausgelegt für<br />
die beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen mo<strong>der</strong>ner ein- und<br />
zweipoliger 27,5-kV-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungen einschließlich<br />
AT- und Boostersystemen. Als dreipolige<br />
Schaltanlage kann sie <strong>eb</strong>enfalls als Mittelspannungsschaltanlage<br />
in DC-Unterwerken verwendet werden.<br />
3.2 Technischen Eigenschaften<br />
und Vorteile<br />
Die TracFeed TAS ist nach allgemeinen schaltanlagen-<br />
und gerätespezifischen Bahnnormen typgeprüft<br />
(Tabelle 1). Der Umfang <strong>der</strong> Prüfungen entspricht<br />
den For<strong>der</strong>ungen von EN 62271-200 [6]:<br />
• dielektrische Prüfungen an Haupt- und Erdungskreisen<br />
• dielektrische Prüfungen <strong>der</strong> Sekundärkreise<br />
• Erwärmungsprüfung<br />
• Messung des Wi<strong>der</strong>standes <strong>der</strong> Hauptstrombahn<br />
• Prüfung <strong>der</strong> Kurzzeit- und Stoßstromfestigkeit<br />
von Haupt- und Erdungsstromkreisen<br />
• Nachweis des Ein- und Ausschaltverhaltens<br />
• mechanische Prüfungen<br />
• Nachweis des Gehäuseschutzgrades<br />
• Prüfung des Verhaltens bei inneren Fehlern<br />
Als erste Schaltanlage im <strong>Bahnen</strong>ergiesektor ist die<br />
TracFeed TAS mit einer vollständigen umweltfreundlichen<br />
Gießharzisolierung ausgeführt. Es gibt keine<br />
unter Druck stehenden Schotträume und keine<br />
Möglichkeit <strong>der</strong> Emission von Treibhausgasen. Die<br />
Anlage hat die Umweltfreundlichkeit einer luft-<br />
198 111 (2013) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
isolierten Anlage. Gleichzeitig besitzt sie die Modularität<br />
von gasisolierten Anlagen bei noch kompakteren<br />
Abmessungen. Diese betragen b x l x h =<br />
400 mm x 1 250 mm x 2 300 mm und setzen damit<br />
neue Maßstäbe. Weitere Hauptmerkmale sind:<br />
• hohe Personensicherheit<br />
• hohe Verfügbarkeit bei geringen Kosten<br />
• kompaktes Design<br />
• Anwen<strong>der</strong>freundlichkeit<br />
Mit <strong>der</strong> im Leistungsschalter verbauten Vakuumröhre<br />
können Ströme bis zu 31,5 kA ausgeschaltet<br />
werden. Die Hauptstrombahn kann Nennströme<br />
von bis zu 2,5 kA und Kurzzeitströme bis zu 80 kA<br />
führen. Zusammen mit Stehwechsel- und Blitzstoßspannungen<br />
von 95 kV beziehungsweise 200 kV<br />
genügen die ein- und zweipoligen Fel<strong>der</strong> höchsten<br />
Bahnanfor<strong>der</strong>ungen (Tabelle 2). Bei den dreipoligen<br />
Ausführungsvarianten <strong>der</strong> Spannungs<strong>eb</strong>enen<br />
TABELLE 1<br />
Übersicht angewendeter Normen.<br />
Norm<br />
Titel<br />
EN 62271-1:2008 Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen –<br />
Teil 1: Gemeinsame Bestimmungen<br />
EN 62271-100:2009 Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen –<br />
Teil 100: Wechselstrom-Leistungsschalter<br />
EN 62271-102:2012 Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen –<br />
Teil 102: Wechselstrom-Trennschalter und<br />
-Erdungsschalter<br />
EN 62271-200:2012<br />
Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen<br />
– Teil 200: Metallgekapselte Wechselstrom-Schaltanlagen<br />
für Bemessungsspannungen über 1 kV bis<br />
einschließlich 52 kV<br />
EN 50124-1:2006 Bahnanwendungen – Isolationskoordination – Teil 1:<br />
Grundlegende Anfor<strong>der</strong>ungen – Luft- und Kriechstrecken<br />
für alle elektrischen und elektronischen<br />
Betri<strong>eb</strong>smittel<br />
EN 50163:2004, A1:2007<br />
Bahnanwendungen – Speisespannungen von Bahnnetzen<br />
EN 50152-1:2012<br />
Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Beson<strong>der</strong>e<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen<br />
– Teil 1: Leistungsschalter mit einer Nennspannung<br />
größer als 1 kV<br />
EN 50152-2:2012<br />
Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Beson<strong>der</strong>e<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schaltanlagen – Teil<br />
2: Trennschalter, Erdungsschalter und Lastschalter mit<br />
einer Nennspannung größer als 1 kV<br />
EN 50152-3-1: 2003<br />
Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Beson<strong>der</strong>e<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen<br />
– Teil 3-1: Mess-, Steuerungs- und Schutzeinrichtungen<br />
für Wechselstrom-Bahnanlagen – Anwendungsleitfaden<br />
EN 50152-3-2: 2001<br />
Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen; Beson<strong>der</strong>e<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen<br />
– Teil 3-2: Mess-, Steuerungs- und Schutzeinrichtungen<br />
für Wechselstrom-Bahnanlagen, Einphasen-<br />
Stromwandler<br />
EN 50152-3-3: 2001<br />
Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen; Beson<strong>der</strong>e<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen<br />
– Teil 3-3: Mess-, Steuerungs- und Schutzeinrichtungen<br />
für Wechselstrom-Bahnanlagen, Einphasen-<br />
Spannungswandler<br />
EN 60044-1:1999, A1:2000 + A2:2003<br />
Messwandler – Teil 1: Stromwandler<br />
EN 61869-1:2010<br />
Messwandler – Teil 1: Allgemeine Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
EN 61869-3:2011<br />
Messwandler – Teil 3: Zusätzliche Anfor<strong>der</strong>ungen für<br />
induktive Spannungswandler<br />
EN 60099-4:2004 + A1:2006 + A2:2009<br />
Überspannungsableiter – Teil 4: Metalloxidableiter<br />
ohne Funkenstrecken für Wechselspannungsnetze<br />
111 (2013) Heft 3<br />
199
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
TABELLE 2<br />
Technische Hauptdaten TracFeed TAS.<br />
Isolationssystem<br />
Bemessungsfrequenz<br />
Nennspannung einpolig und zweipolig<br />
Bemessungsspannung dreipolig<br />
Bemessungsblitzstoßspannung<br />
zur Erde und zwischen Polen<br />
über Trennstrecken<br />
Bemessungsstehwechselspannung<br />
zur Erde und zwischen Polen<br />
über Trennstrecken<br />
Bemessungsstrom<br />
Bemessungskurzzeitstrom<br />
Bemessungsstoßstrom<br />
Aufstellung<br />
Aufstellungshöhe<br />
Feststoff<br />
50/60 Hz<br />
27,5 kV<br />
12, 24, 36 kV<br />
bis 200 kV<br />
bis 220 kV<br />
bis 95 kV<br />
bis 110 kV<br />
bis 2 500 A<br />
bis 31,5 kA/1 s<br />
bis 80 kA<br />
Innenraum<br />
≤2 000 m NN<br />
Bahnsystemen abdecken. Die Bedienung erfolgt<br />
über Funktionstasten. Über ein im Display gezeigtes<br />
Prinzipschaltbild des jeweiligen Feldes können alle<br />
relevanten Statusinformationen abgerufen werden.<br />
Durch die Option, das Display vom Gerät abzusetzen,<br />
wird ein effizienter und ergonomischer Ausbau<br />
des Nie<strong>der</strong>spannungsraumes ermöglicht.<br />
Die TracFeed TAS kann intuitiv über ein Prinzipschaltbild<br />
an <strong>der</strong> Feldvor<strong>der</strong>seite bedient werden.<br />
Leistungsschalter und Dreistellungsschalter können<br />
elektrisch o<strong>der</strong> von Hand betätigt werden. Auch<br />
bei Unterbrechung <strong>der</strong> Hilfsenergiezufuhr ist eine<br />
manuelle Bedienung möglich. Dies ist vor allem bei<br />
Bahnstromschaltanlagen ein wichtiges Merkmal, da<br />
Eigenbedarfsanlagen häufig nicht redundant ausgeführt<br />
werden und so die Bedienbarkeit <strong>der</strong> Anlage<br />
erhalten bleibt. Mechanische Verriegelungen<br />
gewährleisten auch in diesem Fall ein Höchstmaß<br />
an Sicherheit.<br />
Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur – 5 … +40 °C<br />
Luftfeuchte
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bedienung erfolgt lokal o<strong>der</strong> über Fernsteuerung.<br />
Eine manuelle Notbedienung ist immer möglich.<br />
Durch die in den Fe<strong>der</strong>n gespeicherte Energie wird<br />
sichergestellt, dass sich <strong>der</strong> Leistungsschalter stets<br />
ausschalten lässt und damit ein Höchstmaß an Sicherheit<br />
bietet. Mechanische Positionsanzeigen<br />
an <strong>der</strong> Feldvor<strong>der</strong>seite zeigen auch bei Ausfall <strong>der</strong><br />
Hilfsenergieversorgung zuverlässig die Stellung des<br />
Leistungsschalters an. Eine mechanische Verriegelung<br />
gegen den Dreistellungsschalter schützt vor<br />
Fehlbedienung.<br />
4.3 Dreistellungsschalter-Modul<br />
Der Dreistellungsschalter kombiniert die Funktionalität<br />
eines Erdungs- und eines Trennschalters. Abhängig<br />
von <strong>der</strong> Schalterstellung erg<strong>eb</strong>en sich unterschiedliche<br />
Schaltzustände (Bild 8):<br />
• Abgang mit Sammelschiene verbunden<br />
• Kabelabgang geerdet<br />
• allgemeine Trennstellung<br />
Das Erdpotenzial wird über eine einsteckbare Erdungsvorrichtung<br />
bereitgestellt. Ein Erden des Kabelabgangs<br />
erfolgt über den eingeschalteten Leistungsschalter.<br />
Damit wird ein kurzschlusseinschaltfestes<br />
Erden ermöglicht. Durch die mechanische Verriegelung<br />
gegen den Leistungsschalter ist eine Umschaltung<br />
nur bei ausgeschaltetem Leistungsschalter<br />
möglich.<br />
Der Schalter wird standardmäßig motorisch betri<strong>eb</strong>en,<br />
kann jedoch auch von Hand betätigt werden.<br />
Damit wird, wie auch beim Leistungsschaltermodul,<br />
eine manuelle Notbedienung auch bei<br />
ausgefallener Hilfsenergieversorgung ermöglicht.<br />
Bei Bedarf ist <strong>der</strong> Dreistellungsschalter erweiterbar<br />
auf einen Fünfstellungsschalter. Mit diesem ist es<br />
zusätzlich möglich<br />
• die Sammelschiene einzeln o<strong>der</strong><br />
• zusammen mit dem Kabelabgang<br />
zu erden.<br />
Bild 4:<br />
Die Feldansicht zeigt die Anordnung <strong>der</strong> einzelnen Pole in <strong>der</strong><br />
feststoffisolierten Schaltanlage.<br />
4.4 Strom- und Spannungswandler-<br />
Modul<br />
Für die Realisierung verschiedener Schutzkonzepte<br />
können Strom- und Spannungswandler sowohl<br />
an <strong>der</strong> Sammelschiene als auch am Abgang eines<br />
Schaltfeldes verbaut werden. Die Spannungswandler<br />
werden dazu an den vorgesehen Stellen eingesteckt.<br />
Stromwandler werden in Ringkernausführung<br />
verbaut. Beide Wandlertypen sind in Gießharz<br />
ausgeführt. Übersetzungsverhältnis, Genauigkeitsklasse<br />
und Nennleistung werden projektspezifisch<br />
festgelegt. Die Wandler können für Mess-, Zählungs-<br />
und Schutzzwecke verwendet werden.<br />
Bild 5:<br />
Kombinierte Schutz- und Steuergeräte für Fahrleitung o<strong>der</strong> Transformator<br />
TracFeed CPF/CPT.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
201
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
4.5 Weitere Module und Optionen<br />
Bei Stromeinspeisungen von bis zu 2 500 A können<br />
bis zu vier Leistungskabel mit einem Leiterquerschnitt<br />
von 630 mm 2 an das Kabelanschlussmodul<br />
angeschlossen werden. Auch ist es möglich, Überspannungsableiter<br />
für Hauptstromkreise und für Kabelschirme<br />
<strong>der</strong> Leistungskabel zu verbauen.<br />
Durch das ausgefeilte Design des Sammelschienenverbindungsmoduls<br />
wird eine schnelle Montage<br />
und Erweiterung <strong>der</strong> Schaltanlage ermöglicht.<br />
Gleichzeitig wird das elektrische Feld so gesteuert,<br />
dass Überschläge zwischen den Phasen und zur Erde<br />
nahezu ausgeschlossen werden.<br />
Weitere Merkmale sind eine kapazitive Spannungsanzeige<br />
an <strong>der</strong> Feldvor<strong>der</strong>seite, projektspezifische<br />
Lackierungen und ein aufsetzbarer Druckentlastungskanal.<br />
5 Sicherheit<br />
Bild 6:<br />
Beispiel Zusammensetzung unterschiedlicher Module.<br />
Bild 7:<br />
Prinzipschaltbild mit Darstellung verschiedener<br />
Schaltfeldkonfigurationen.<br />
Durch verschiedene Ausstattungsmerkmale und<br />
durchdachte Konstruktionen gewährleisten die Trac-<br />
Feed TAS-Schaltanlagen ein Höchstmaß an Personen-<br />
und Anlagensicherheit.<br />
Die Schaltanlage ist vollständig metallgekapselt<br />
und wird direkt mit <strong>der</strong> Erdungsanlage des Unterwerks<br />
verbunden. Für maximale Personensicherheit<br />
und geringe elektromagnetische Feldstärken sind<br />
sowohl die Phasen als auch die einzelnen Funktionsräume<br />
metallgeschottet. N<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Druckfestigkeit<br />
wird dadurch auch eine Annäherung an<br />
Gießharzteile unterbunden, ein Berührungsschutz<br />
gegen Hochspannung wird doppelt gewährleistet.<br />
Die Schutzarten IP3xD für den Nie<strong>der</strong>spannungsraum<br />
und IP4x für die Hochspannungsräume<br />
sorgen weiterhin dafür, dass ein versehentliches<br />
Eindringen mit Werkzeugen in die Schaltanlage<br />
verhin<strong>der</strong>t wird.<br />
Integrierte mechanische, elektromechanische und<br />
elektrische Verriegelungen schützen Personen und<br />
die Anlage gegen Fehlbedienung. Zusätzlich wird<br />
durch die mechanische Verriegelung gewährleistet,<br />
dass bei Ausfall <strong>der</strong> Hilfsenergieversorgung die manuelle<br />
Bedienung sicher bleibt.<br />
Alle Komponenten wurden hinsichtlich Abständen,<br />
Dimensionen, Materialgestaltung und Zusammensetzung<br />
so konstruiert, dass sie den hohen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
von Bahnanwendungen genügen und das<br />
Auftreten eines Störlichtbogens nahezu ausschließen.<br />
Gleichzeitig werden durch den qualitativ hochwertiges<br />
Gießharz die Abmessungen so gering wie möglich<br />
gehalten. Die Phasen sind einzeln isoliert, metallisiert<br />
und zusätzlich gegeneinan<strong>der</strong> geschottet. Somit kann<br />
höchstens ein einphasiger Erdkurzschluss auftreten. Im<br />
unwahrscheinlichen Falle eines Störlichtbogens hätte<br />
202 111 (2013) Heft 3
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
dieser in erster Instanz seinen Fußpunkt auf <strong>der</strong> metallisierten<br />
Oberfläche des Bauelements. Die Länge des<br />
Lichtbogens und damit die auftretende Lichtbogenspannung<br />
sind gering. Da die Lichtbogenspannung<br />
proportional zur Lichtbogenleistung ist und diese in<br />
Näherung zum entstehenden Überdruck, sind die<br />
Auswirkungen eines Lichtbogens gering. Zusätzliche<br />
Sicherheit bringen Druckentlastungseinrichtungen,<br />
die den Überdruck entwe<strong>der</strong> direkt in das G<strong>eb</strong>äude<br />
entlasten o<strong>der</strong> in einen Druckentlastungskanal. Dieser<br />
kann über den Fel<strong>der</strong>n montiert werden und leitet<br />
die entstehenden Gase aus dem G<strong>eb</strong>äude. Mögliche<br />
Schäden werden so auf einen kleinen Anlagenteil reduziert.<br />
Die Auswirkungen des Lichtbogens bleiben<br />
minimal. Durch das modulare Baukastendesign ist es<br />
möglich, beschädigte Baugruppen schnell und unkompliziert<br />
auszutauschen. Die Ausfallzeiten sind kurz.<br />
Weitere Sicherheitsmaßnahmen sind:<br />
• Kapazitive Spannungsanzeigen erfassen sicher<br />
die Spannungszustände <strong>der</strong> Hauptstromkreise.<br />
• Nicht zum Hauptstromkreis gehörende Metallteile<br />
sind durchgängig verbunden und geerdet.<br />
• Durch die konstruktive Ausprägung <strong>der</strong> mechanischen<br />
Teile wird das Verletzungsrisiko an diesen<br />
minimiert.<br />
Während <strong>der</strong> Fertigung als auch bei <strong>der</strong> abschließenden<br />
Stückprüfung nach EN 62271-200 eines Feldes<br />
durchläuft jede Baugruppe eine umfangreiche Prüfung.<br />
Dabei werden unterschiedliche elektrische,<br />
mechanische und funktionale Prüfungen absolviert.<br />
So werden die Anfor<strong>der</strong>ungen an Qualität und Sicherheit<br />
sichergestellt.<br />
6 Nachhaltigkeit<br />
Unter Nachhaltigkeit lassen sich ökologische, ökonomische<br />
und soziale Aspekte zusammenfassen. Nachhaltigkeit<br />
wird bei den Schaltanlagen von Balfour<br />
Beatty Rail über die gesamte L<strong>eb</strong>ensdauer gewährleistet.<br />
Die L<strong>eb</strong>enszykluskosten einer Anlage setzen sich<br />
aus Beschaffungs-, Installations-, Betri<strong>eb</strong>s-, Instandhaltungs-<br />
und Entsorgungskosten zusammen.<br />
Die TracFeed TAS ist eine fabrikgefertigte und geprüfte<br />
Schaltanlage. Der modulare Aufbau ermöglicht<br />
zum einen wie beschri<strong>eb</strong>en die Umsetzung von<br />
verschiedenen Anlagenkonzepten und zum an<strong>der</strong>en<br />
einen effizienten, auf die Module zugeschnittenen,<br />
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Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland<br />
Band 3: Die Deutsche Reichsbahn Teil 1 – 1947 bis 1960<br />
Eine einzigartige, chronologische Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs-<br />
und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit.<br />
Das Werk veranschaulicht die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />
den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
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Vorname, Name des Empfängers<br />
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Land, PLZ, Ort<br />
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Vulkan-Verlag GmbH<br />
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Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />
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von DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht<br />
über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.<br />
Bank, Ort<br />
Bankleitzahl<br />
Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
PAWZD31013
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 8:<br />
Dreistellungsschalter in unterschiedlichen Positionen.<br />
links Kabelabgang geerdet, Mitte allgemeine Trennstellung, rechts Abgang mit Sammelschiene verbunden.<br />
Fertigungsprozess. Einzelne Module können vorgefertigt<br />
und entsprechend <strong>der</strong> Anlagenausprägung<br />
zusammengeführt werden. Dabei werden bei <strong>der</strong><br />
ein- und zweipoligen Ausführung für 27,5 kV größtenteils<br />
die gleichen Module verwendet wie bei den<br />
dreipoligen Ausführungen mit 12, 24 und 36 kV.<br />
Dies ermöglicht parallele Fertigungsprozesse mit<br />
kurzen Durchlaufzeiten. Die Anschaffungskosten<br />
bleiben gering.<br />
Jedes Feld wird aus verschiedenen Modulen zusammengesetzt<br />
und bildet eine Transporteinheit. Die<br />
Installation auf <strong>der</strong> Baustelle basiert auf dem Zusammenfügen<br />
<strong>der</strong> Einheiten. Dadurch sind Installationsaufwand<br />
und -zeit minimal. Das kompakte Design<br />
und die geringen Abmessungen ermöglichen zudem<br />
reduzierte Abmessungen des Unterwerksg<strong>eb</strong>äudes.<br />
Es werden hochwertige Materialien verwendet.<br />
Anlagenkonzepte können durch die Modularität<br />
effizient umgesetzt werden. Dies führt zu geringen<br />
Energiekosten. Das gilt auch für die Instandhaltungskosten,<br />
da<br />
• einzelne Module leicht ersetzt werden können,<br />
• verzinkter, rostfreier Stahl und langl<strong>eb</strong>ige Komponenten<br />
verwendet werden,<br />
• durch die gasfreie Ausführung bei Montage und<br />
Instandhaltung eigenes Personal ohne Spezialausbildung<br />
eingesetzt werden kann,<br />
• sich diese weitgehend auf funktionale und visuelle<br />
Prüfungen beschränkt.<br />
Am Ende ihrer Nutzungsdauer können die demontierten<br />
Module einfach und umweltgerecht recycelt<br />
beziehungsweise entsorgt werden.<br />
Die Reduzierung von Verpackungsabfällen und<br />
die Verwendung recycl<strong>eb</strong>arer Materialien führen<br />
zu geringen Umweltbelastungen. Die Feststoffisolierung<br />
entspricht zusätzlich den For<strong>der</strong>ungen des<br />
Kyoto-Protokolls nach einer Reduzierung von Treibhausgasen<br />
wie SF 6<br />
.<br />
Allgemein wird ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf<br />
Nachhaltigkeit und Sicherheit gelegt. Unter Berücksichtigung<br />
aktueller Tendenzen hin zu einer umweltfreundlichen<br />
Bahninfrastruktur ist davon auszugehen,<br />
dass feststoffisolierte Schaltanlagen zukünftig<br />
in <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung verstärkt eingesetzt<br />
werden.<br />
Literatur<br />
[1] Zimmert, G.: Skriptum zur Vorlesung „Grundlagen <strong>der</strong><br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung elektrischer <strong>Bahnen</strong>“. Technische<br />
Universität Darmstadt, 2009.<br />
[2] Niekamp, K.: Traktionsenergieversorgungskonzepte <strong>der</strong><br />
<strong>DB</strong> Energie. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), H. 3,<br />
S. 79-85.<br />
204 111 (2013) Heft 3
www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />
[3] Girbert, K.-H.; Lönard, D.; Northe, J.: Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />
Mittelspannungsanlagen zur <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />
In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 101 (2003), H. 10, S. 458– 468.<br />
[4] Hilse, J.; Werth, L.: Gasisolierte Mittelspannungsschaltanlagen<br />
für eine sichere <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 102 (2004), H. 1-2, S.68– 73.<br />
[5] United Nations Framework Convention on Climate<br />
Change. Kyoto protocol, Rio de Janeiro (Brasil) 1992.<br />
[6] EN 62271-200:2012: Hochspannungs-Schaltgeräte und<br />
-Schaltanlagen – Teil 200: Metallgekapselte Wechselstrom-Schaltanlagen<br />
für Bemessungsspannungen über<br />
1 kV bis einschließlich 52 kV.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Matthias Schmalz (28),<br />
Studium <strong>der</strong> Elektrotechnik an <strong>der</strong> Technischen<br />
Universität Darmstadt,<br />
Abschluss im Bereich Energietechnik.<br />
Von 2009 bis 2010 Trainee im Bereich<br />
Elektrotechnik bei <strong>der</strong> Balfour<br />
Beatty Rail GmbH. Seit 2010 Produktmanager<br />
im Bereich Innovationen,<br />
Produkte und System Engineering und<br />
verantwortlich für Wechselspannungssysteme<br />
in <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
mit Schwerpunkt Schaltanlagen.<br />
Adresse: Balfour Beatty Rail GmbH,<br />
Frankfurter Str. 111, 63067 Offenbach,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 69 30859-604, Fax: -493;<br />
E-Mail: matthias.schmalz@bbrail.com,<br />
www.bbrail.de<br />
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Leserbefragung 2013<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Wir möchten unsere Zeitschrift noch stärker auf Ihre<br />
Bedürfnisse abstimmen.<br />
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an <strong>der</strong> Sie schriftlich o<strong>der</strong> online teilnehmen können.<br />
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Leserbefragung abfor<strong>der</strong>n unter<br />
<strong>eb</strong>-leserbefragung@di-verlag.de<br />
o<strong>der</strong> telefonisch: 089/203536636.<br />
Die Leserbefragung endet am 24. März 2013. Der<br />
Gewinner wird nach Ende <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Befragung<br />
vom DIV Deutscher Industrieverlag GmbH ausgelost<br />
und benachrichtigt.
Fahrzeuge<br />
ROTRAC-Elektro-Rangierfahrzeuge mit<br />
Zweiwege-Technik<br />
Maik Manthey, Aschaffenburg; Stephan Zwiehoff, Rosenheim<br />
Die ferngesteuerten ROTRAC-Elektro-Rangierfahrzeuge entwickeln eine für ihre geringe Größe erstaunlich<br />
hohe Zugkraft auf <strong>der</strong> Basis von Komponenten aus <strong>der</strong> Staplertechnik. Sie lassen sich mit<br />
Zweiwege-Technik auch zwischen den Gleisen wendig manövrieren.<br />
ROTRAC ELECTRIC SHUNTERS IN TWO-WAY TECHNOLOGY<br />
In view of their relatively small size, the remote-controlled ROTRAC electric shunters generate an amazingly<br />
high pulling force which is brought about by components known from fork lift truck production.<br />
Thanks to the two-way technology applied, the shunters can be easily manoeuvred even between rails.<br />
ENGINS ÉLECTRIQUES DE MANŒUVRE RAIL-ROUTE ROTRAC<br />
Les engins électriques de manœuvre téléguidés ROTRAC développent une force de traction étonnement<br />
élevée compte tenu de leurs faibles dimensions sur la base de composants de chariots élévateurs.<br />
Ces engins rail-route se laissent manœuvrer facilement aussi entre les voies.<br />
1 Einführung<br />
Elektro-Rangierfahrzeuge Typ ROTRAC E2 und<br />
ROTRAC E4 sind fernbediente zweiachsige Zweiwege-Fahrzeuge,<br />
die aus einem Akkumulator gespeist<br />
werden. Auf den ersten Blick mögen sie wegen ihrer<br />
kompakten Abmessungen unscheinbar wirken. Doch<br />
die innovativen Fahrzeuge eines Rosenheimer Zweiwege-Technik-Spezialisten<br />
mit elektrischen Antri<strong>eb</strong>skomponenten<br />
aus dem Sortiment eines namhaften<br />
Staplerbauers sind kleine Kraftpakete.<br />
Die Idee für das Konzept <strong>der</strong> Baureihe ROTRAC E<br />
entstand 2010 auf <strong>der</strong> Baumaschinen-Fachmesse bauma.<br />
Dort bot <strong>der</strong> Flurför<strong>der</strong>zeuge-Hersteller erstmals<br />
Bild 1:<br />
ROTRAC E2 im Einsatz (alle Fotos und die Grafik: Linde Material Handling).<br />
an, sein Know-how aus 40 Jahren Entwicklung und<br />
Fertigung von elektrischen Antri<strong>eb</strong>ssystemen über den<br />
neuen Geschäftsbereich Electronic Systems & Drives<br />
(ES&D) auch in Produkte externer Kunden einzubringen.<br />
Die tausendfach bewährten und fortlaufend<br />
weiterentwickelten Antri<strong>eb</strong>s- und Steuerungskomponenten<br />
aus dem Bereich <strong>der</strong> Elektrostapler könnten<br />
mit geringem Engineering-Aufwand auch in an<strong>der</strong>en<br />
mobilen und stationären Anwendungen, wie zum Beispiel<br />
auch in <strong>der</strong> Bahntechnik, eingesetzt werden, so<br />
die Vorstellung. Als anschaulichen Beleg für die eigene<br />
Entwicklungs- und Fertigungskompetenz zeigte das<br />
Unternehmen das Demonstrationsfahrzeug Quadrolino,<br />
das mit zwei starren Antri<strong>eb</strong>sachsen aus dem Elektro-Staplerbereich<br />
im Grunde schon das Fahrzeugkonzept<br />
des ROTRAC E abbildete. Der Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
erstgenannten Firma erkannte das Potenzial des Antri<strong>eb</strong>skonzepts<br />
und schlug noch am Ort vor, auf dieser<br />
Basis ein kompaktes und effizientes Draisinenfahrzeug<br />
zu realisieren. Bei dessen Entwicklung brachten ein:<br />
• die Firma G. Zwiehoff GmbH (Rosenheim) die<br />
Zweiwege- und Bahntechnikerfahrung,<br />
• <strong>der</strong> Bereich ES&D <strong>der</strong> Linde Material Handling<br />
GmbH (Aschaffenburg) die Elektronik- und Antri<strong>eb</strong>stechnikkompetenz<br />
sowie<br />
• das Linde-Tochterunternehmen Proplan Transport-<br />
und Lagersysteme GmbH (Aschaffenburg)<br />
sein Konstruktions-Know-how aus dem Son<strong>der</strong>fahrzeugbau.<br />
In nur 14 Wochen Entwicklungszeit entstand <strong>der</strong><br />
Prototyp des ROTRAC E2 und schon ein Jahr nach<br />
dem bauma-Auftritt präsentierten die Firmen im Mai<br />
2011 das erste Serienfahrzeug (Bild 1) auf <strong>der</strong> Messe<br />
transport logistik in München.<br />
206 111 (2013) Heft 3
Fahrzeuge<br />
2 Antri<strong>eb</strong>skonzept für kompakte<br />
Baugröße und hohe Zugkraft<br />
Das Herzstück des Konzepts des elektrischen Rangierfahrzeuges<br />
stellen zwei robuste Starrachsen nach<br />
Bild 2 dar, in die je zwei Asynchronmotoren sowie<br />
Getri<strong>eb</strong>e und Lamellenbremse eing<strong>eb</strong>aut sind. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> integrierten Bauweise dieser den Aufbau<br />
und den Antri<strong>eb</strong> bestimmenden Komponenten<br />
konnten die Fahrzeugabmessungen klein gehalten<br />
werden. Das Gewicht ist allerdings für die Fahrzeuggröße<br />
beachtlich; es sorgt für traktionstechnisch hinreichende<br />
Anpresskraft an den Aufstandspunkten <strong>der</strong><br />
vier relativ großen Rä<strong>der</strong> (Tabelle 1) und wird mittels<br />
am Chassis befestigter Ballastplatten erreicht. Mit<br />
Vollgummibandagen auf diesen Treibrä<strong>der</strong>n, die im<br />
Vergleich zu Stahlrä<strong>der</strong>n zu einem deutlich höheren<br />
Reibungskoeffizienten verhelfen, wird das Drehmoment<br />
<strong>der</strong> vier Elektromotoren optimal auf die Schienen<br />
übertragen.<br />
Die Motoren werden über Umrichter aus einem<br />
bordeigenen Blei-Akkumulator gespeist. Mit einer<br />
Nennleistung von je nur 4,5 kW können sie kurzzeitig<br />
mit etwa fünffacher Nenn-Stromstärke überbelastet<br />
werden und entwickeln so eine maximale<br />
Anfahrleistung von viermal 26,5 kW. Die maximale<br />
Zugkraft von 24 kN reicht aus, Züge mit bis zu etwa<br />
250 t Anhängemasse in <strong>der</strong> Ebene in Bewegung zu<br />
setzen. Die Fahrzeuge beschleunigen stufenlos auf<br />
maximal 5 km/h; die Nennleistung reicht aus, diese<br />
Geschwindigkeit zu halten.<br />
Diese Aufgabe obliegt den erwähnten Umrichtern,<br />
die <strong>eb</strong>enfalls <strong>der</strong> Serienfertigung entnommen werden.<br />
Sie ermöglichen vollsynchronisierten Einzelradantri<strong>eb</strong>,<br />
geregelt durch zwei LINC1-Steuerungen (Bild 3), eine<br />
pro Achse, die im Master-Slave-Modus arbeiten.<br />
Eine hydraulisch verstellbare und selbsttätig nachregelnde<br />
Schienenführung (Bild 4) reguliert die Anpresskraft<br />
und sorgt im Schienenbetri<strong>eb</strong> für die Sicherheit<br />
gegen Entgleisen und optimale Traktion.<br />
Sie wird für das Abgleisen, also für das Verlassen des<br />
Gleises, und das anschließende Fahren auf einem mit<br />
<strong>der</strong> Schienenoberkante niveaugleichen Boden per<br />
Hydraulik hochgehoben.<br />
Inzwischen wurden die kompakten Rangiergeräte<br />
auch weltweit ausgeliefert, zuletzt an Bahnunternehmen<br />
in Malaysia, Brasilien, Australien und Kasachstan.<br />
Bereits kurz nach Auslieferung des ersten ROTRAC E2<br />
fragten Kunden ein <strong>eb</strong>enso effizientes Gerät mit ähnlich<br />
guten Fahreigenschaften aber höherer Zugkraft<br />
nach. Auf Grundlage entsprechend stärkerer Staplerkomponenten<br />
entstand <strong>der</strong> ROTRAC E4 (Tabelle 1),<br />
Bild 2:<br />
Starrachse ROTRAC E2 mit integrierten Motoren und Bremslamellen.<br />
Bild 3:<br />
Kompakte LINC1-Steuerung für vollsynchronisierten Einzelradantri<strong>eb</strong>.<br />
3 Erhöhung <strong>der</strong> Zugkraft für das<br />
Paket<br />
Von Anfang an findet <strong>der</strong> ROTRAC E2 großen Anklang<br />
in <strong>der</strong> Bahnbranche; so lief die Serienfertigung<br />
mit deutlich höheren Stückzahlen an, als ursprünglich<br />
erwartet. Beispielsweise nutzt die Deutsche Bahn das<br />
Fahrzeug in den Instandhaltungswerken Aachen, Pa<strong>der</strong>born<br />
und Berlin. Siemens Mobility setzt es für Rangierarbeiten<br />
im Werk Krefeld ein, wo das Unternehmen<br />
Regional- und Hochgeschwindigkeitszüge baut.<br />
Bild 4:<br />
Seitenansicht Treibrad und hochgehobene Gleisführungsrolle.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
207
Fahrzeuge<br />
TABELLE 1<br />
Technische Daten <strong>der</strong> ROTRAC-Rangierfahrzeuge E2<br />
und E4.<br />
maximale Anhängemasse<br />
zirka<br />
maximale<br />
Zugkraft<br />
maximale<br />
Geschwindigkeit<br />
Spurweitenbereich<br />
kleinster<br />
Wen<strong>der</strong>adius<br />
maximale<br />
Traktionsleistung<br />
ROTRAC<br />
E2<br />
ROTRAC<br />
E4<br />
t 250 500<br />
kN 24 48<br />
km/h 5 5<br />
mm 1 000 ...<br />
1 676<br />
1 000 ...<br />
1 676<br />
m 0,9 2,5<br />
Stück 4 4<br />
kW 18 50<br />
kW 106 150<br />
Fahrzeugmasse t 3,8 7,5<br />
Fahrzeuglänge mm 2 300 3 550<br />
Fahrzeugbreite mm 1 800 1 800<br />
Fahrzeughöhe mm 1 300 1 400<br />
Raddurchmesser mm 500 780<br />
Anzahl Traktionsmotoren<br />
Traktions-Nennleistung<br />
Bleiakkumulatortyp<br />
Akkumulatorspannung<br />
Akkumulatorkapazität<br />
– 4 PzS 6 PzS<br />
V 48 80<br />
Ah 620 930<br />
<strong>der</strong> im September 2012 auf <strong>der</strong> Verkehrstechnikmesse<br />
InnoTrans in Berlin dem internationalen Publikum vorgestellt<br />
wurde (Bild 5). Bei etwa doppeltem Eigengewicht<br />
bewegt <strong>der</strong> E4 bis zu rund 500 t Anhängemasse,<br />
zum Beispiel auch in <strong>der</strong> Fertigung befindliche Hochgeschwindigkeitszüge<br />
<strong>der</strong> neuen ICE3-Generation.<br />
Derzeit durchläuft das Fahrzeug einen ausführlichen<br />
Praxistest und startet im Anschluss eine Präsentationstour.<br />
Beide Fahrzeuge werden bei dem genannten<br />
Tochterunternehmen für den Umbau von Flurför<strong>der</strong>zeugen<br />
für explosionsgefährdete Bereiche und Son<strong>der</strong>ausführungen<br />
in Kleinserie gefertigt. Die wesentlichen<br />
Komponenten und ihr Zusammenwirken zeigt Bild 6.<br />
4 Rückgewinnung <strong>der</strong> Bremsenergie<br />
in die Fahrbatterie<br />
Bei beiden Fahrzeugtypen <strong>der</strong> ROTRAC-Baureihe sind<br />
zum Abbremsen <strong>der</strong> Last keine Hilfsmittel wie beispielsweise<br />
Hemmschuhe nötig. Den Bremsvorgang<br />
übernehmen zunächst die Elektromotoren, wobei die<br />
Bremsenergie über die auf den Starrachsen montierten<br />
Umrichter wie<strong>der</strong> in die Traktionsbatterie zurückgespeist<br />
wird. Dann greift die direkt in die Antri<strong>eb</strong>sachsen<br />
eing<strong>eb</strong>aute Lamellenbremse, im Übrigen auch<br />
umgehend dann, wenn <strong>der</strong> Not-Aus-Knopf betätigt<br />
wurde. Der ROTRAC E4 bietet zudem die Möglichkeit,<br />
die Druckluftbremsanlage <strong>der</strong> angehängten Waggons<br />
anzusteuern.<br />
Dank <strong>der</strong> Energierückgewinnung im Bremsvorgang<br />
und des hohen Wirkungsgrads <strong>der</strong> Batterie, die baugleich<br />
auch in Elektrostaplern eingesetzt wird, sind die<br />
ROTRAC-Modelle sehr effizient. Eine Batterieladung<br />
reicht je nach Einsatzprofil acht bis zwölf Stunden,<br />
also mindestens eine Arbeitsschicht lang. Die Traktionsbatterie<br />
wird über ein normales Stapler-Ladegerät<br />
geladen und ist zudem leicht gegen eine bereits geladene<br />
auszutauschen, sodass auch ein Dauereinsatz<br />
im Dreischichtbetri<strong>eb</strong> möglich ist. Auf Wunsch erhält<br />
<strong>der</strong> Kunde die Rangierfahrzeuge auch mit On-Board-<br />
Ladegerät und kann die Batterie damit an <strong>der</strong> jeweils<br />
nächstgelegenen geeigneten Steckdose laden.<br />
5 Spurstabilität und Wendigkeit<br />
Bild 5:<br />
ROTRAC E4 auf <strong>der</strong> InnoTrans 2012 in Berlin.<br />
Als Zweiwegefahrzeuge lassen sich ROTRAC E2 und<br />
ROTRAC E4 auf niveaugleichem Boden n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong><br />
Schiene auf engem Raum frei manövrieren. Sie bieten<br />
damit die Möglichkeit, für den nächsten Einsatz schnell<br />
das Gleis zu wechseln; das ist einer <strong>der</strong> wesentlichen<br />
Vorteile gegenüber den großen, meist verbrennungsmotorisch<br />
angetri<strong>eb</strong>enen Rangierfahrzeugen.<br />
Geregelt durch die zwei LINC1-Steuerungen werden<br />
die Fahrzeuge spurstabil geführt und im Bogen über<br />
208 111 (2013) Heft 3
Fahrzeuge<br />
unterschiedliche Drehzahlen an den jeweils gegenüberliegenden<br />
Rä<strong>der</strong>n gelenkt; die Rä<strong>der</strong> in Kurvenrichtung<br />
drehen dabei langsamer als die Außenrä<strong>der</strong>. Drehen<br />
die inneren und äußeren Rä<strong>der</strong> entgegengesetzt, dreht<br />
sich das Fahrzeug auf <strong>der</strong> Stelle. Der ROTRAC E2 wendet<br />
so auf einem Radius von knapp einem Meter.<br />
Bedingt durch das fast doppelt so hohe Gewicht<br />
des größeren Fahrzeugs würde dies Bodenbelag und<br />
Gummibereifung zu stark belasten. Beim ROTRAC<br />
E4 war daher eine wichtige bauliche Verän<strong>der</strong>ung<br />
notwendig. Die Entwickler haben das Antri<strong>eb</strong>skonzept<br />
des E4 um eine Drehschemel-Bugrolle (Bild 7)<br />
ergänzt, die bei engen Kurvenradien vertikal hydraulisch<br />
ausfährt. Dadurch wird die Hinterachse vom Boden<br />
gehoben und das Fahrzeug wendet, gelenkt und<br />
angetri<strong>eb</strong>en über die Vor<strong>der</strong>achse, auf einem Radius<br />
von zweieinhalb Metern.<br />
Strecken kann <strong>der</strong> Bediener beim ROTRAC E4 den<br />
Halt<strong>eb</strong>ügel und einen <strong>der</strong> beiden seitlich am Fahrzeug<br />
ausziehbaren Tritte zur Mitfahrt nutzen.<br />
Sicherheitstechnisch ist zu beachten, dass <strong>der</strong> Fahrzeugführer<br />
die Zugspitze in Fahrtrichtung einsehen<br />
6 Fernsteuerung und Diagnosefunktion<br />
Vom Personal gesteuert werden die ROTRAC-Fahrzeuge<br />
über die serienmäßige Funkfernbedienung<br />
mit einer Reichweite von 200 bis 300 m. Bei längeren<br />
Bild 6:<br />
Komponenten und Zusammenwirken beim ROTRAC E4.<br />
grün Fernbedienungseingabe rot<br />
blau Steuerung<br />
schwarz<br />
grau Sensoren, Schalter<br />
gelb<br />
Gleichstromnetz<br />
Drehstromversorgung<br />
Hydraulik<br />
Anzeige<br />
10 Jahre acrpsBestellung unter:<br />
Jubiläumsausgabe 10 Jahre acrps a.c. rail power supply<br />
Vorträge <strong>der</strong> Fachtagungen 2003-2011<br />
Mit ihrer diesjährigen internationalen Fachtagung feiert die acrps<br />
– a.c. rail power supply zehnjähriges Bestehen und blickt auf<br />
eine erfolgreiche Entwicklung zurück.<br />
Grund für uns, anlässlich dieses Jubiläums die gesammelten<br />
Vorträge <strong>der</strong> Fachtagungen aus den Jahren 2003 – 2011 und<br />
damit das g<strong>eb</strong>allte Fachwissen zu Themenbereichen <strong>der</strong> Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen in einer hochwertigen Jubiläumsausgabe<br />
zu veröffentlichen.<br />
Das Buch erscheint erstmals zur 6. acrps-Tagung am 07.03.2013<br />
mit einer Auflage von 500 Exemplaren. (Buchformat: DIN-A4,<br />
Hardcover, Umfang: ca. 500 Seiten, farbig)<br />
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Fax: +49 201 82002-34<br />
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€ 120,-<br />
111 (2013) Heft 3<br />
209
Fahrzeuge<br />
Bild 7:<br />
Hydraulisch ausgefahrene Drehschemel-Doppelbugrolle ROTRAC E4 für Bogenfahrten n<strong>eb</strong>en<br />
dem Gleis.<br />
können muss o<strong>der</strong> es ist alternativ eine zweite dazu<br />
befähigte Kraft entsprechend positioniert und steht mit<br />
dem Fahrzeugführer über Funk in Kontakt. Zur Sicherheit<br />
des Bedieners und an<strong>der</strong>er Personen im Gleisbereich<br />
verfügen ROTRAC E2 und E4 zudem über verschiedene<br />
optische und akustische Warneinrichtungen<br />
und sind mit einem Not-Aus-Schalter sowie weiteren Sicherheits-<br />
und Überwachungsfunktionen ausgestattet.<br />
Wie auch die elektromechanischen und Antri<strong>eb</strong>skomponenten<br />
stammen elektronische Bauteile wie<br />
Steuerungen, Schützentafel, Gleichspannungswandler<br />
und Ladeschaltung aus <strong>der</strong> Serienfertigung. Darüber hinaus<br />
wird auch die hauseigene Steuerungssoftware und<br />
die Diagnosesoftware LinDiag eingesetzt, die das Auslesen<br />
aller relevanten Antri<strong>eb</strong>sparameter und Sensordaten<br />
für eine schnelle Fehlerdiagnose ermöglicht (Bild 8).<br />
7 Breites Einsatzspektrum<br />
Bild 8:<br />
Multifunktionsdisplay ROTRAC E4.<br />
Die Spurweite bei<strong>der</strong> ROTRAC-Modelle ist stufenlos<br />
von 1,0 m bis 1,6 m verstellbar. Die Fahrzeuge können<br />
also schmalspurige Straßenbahn- und sonstige<br />
Gleise <strong>eb</strong>enso befahren wie Bahngleise in Normalspur<br />
(Bild 9) o<strong>der</strong> mit großer Spurweite wie etwa in<br />
Spanien o<strong>der</strong> Brasilien.<br />
Und auch wenn die Baureihe bislang vornehmlich<br />
auf Verlad<strong>eb</strong>ahnhöfen und in Instandhaltungswerken<br />
zuhause ist, wird das Einsatzspektrum noch nicht ausgeschöpft.<br />
Ob in explosionsgeschützter Ausführung<br />
o<strong>der</strong> mit wi<strong>der</strong>standsfähiger Hitz<strong>eb</strong>ewehrung – durch<br />
die in <strong>der</strong> Firmengruppe vorhandene Son<strong>der</strong>baukompetenz<br />
kann die ROTRAC-Baureihe für unterschiedlichste<br />
Einsatzfel<strong>der</strong> ausgerüstet werden. Werksverkehre in<br />
Chemieunternehmen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> L<strong>eb</strong>ensmittelindustrie<br />
sind hier <strong>eb</strong>enso denkbar und technisch möglich<br />
wie Rettungseinsätze in Gefahrenzonen.<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Ing. Maik Manthey (37), Leiter<br />
Electronic Systems & Drives (ES&D).<br />
Adresse: Linde Material Handling<br />
GmbH, Großostheimer Str. 198,<br />
63741 Aschaffenburg, Deutschland;<br />
Fon: +49 6021 99-4850, Fax: -2257;<br />
E-Mail: maik.manthey@linde-mh.de<br />
Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Stephan<br />
Zwiehoff (30), Produktmanager<br />
ROTRAC.<br />
Bild 9:<br />
ROTRAC E2 beim Ankuppeln.<br />
Adresse: G. Zwiehoff GmbH,<br />
Tegernseestr. 15, 83022 Rosenheim,<br />
Deutschland;<br />
Fon: +49 8031 23285-24, Fax: -19;<br />
E-Mail: stephan.zwiehoff@zwiehoff.com<br />
210 111 (2013) Heft 3
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Historische S-Bahn Berlin begrüßt Spen<strong>der</strong><br />
Veteranen <strong>der</strong> Schiene sollen wie<strong>der</strong> rollen! Denn mit <strong>der</strong><br />
dungsbescheinigung. Spen<strong>der</strong> ab 50 EUR erhalten ein Zertifikat,<br />
S-Bahnkrise kam auch <strong>der</strong> Stillstand für die historischen Züge <strong>der</strong> Spen<strong>der</strong> ab 500 EUR werden auf einer Werbetafel im Zug genannt.<br />
Berliner S-Bahn. Der Verein Historische S-Bahn e.V. betreut diese Ihre Spende ist willkommen auf: Konto 20 140 87 55 – BLZ<br />
Fahrzeuge und kann seit 2009 keine Son<strong>der</strong>fahrten mehr durchführen.<br />
Grund hierfür sind schief stehende Wagenkästen wegen 0201 4087 55 – Stichwort: „167er“<br />
120 965 97 – Sparda-Bank Berlin e.G. – IBAN DE18 1209 6597<br />
fehlerhaft berechneter Drehgestellfe<strong>der</strong>n sowie zum Teil mehrjährige<br />
Abstellung unter freiem Himmel. Unterbrochen ist<br />
Weitere Informationen: www.hisb.de<br />
sogar die über 50 Jahre alte Tradition des S-Bahn-<br />
Weihnachtszuges, mit dem zehntausende Kin<strong>der</strong> ihre<br />
Erl<strong>eb</strong>nisfahrten machten. Das legendäre Röhren <strong>der</strong><br />
Motoren, das Atmen <strong>der</strong> Druckluftbremse – dies fehlt<br />
in <strong>der</strong> Berliner Bahnlandschaft!<br />
Nun will <strong>der</strong> Verein aber mit zwei Viertelzügen<br />
wie<strong>der</strong> auf die Strecke zurückkehren, je<strong>der</strong> aus einem<br />
Tri<strong>eb</strong>- und einem Beiwagen <strong>der</strong> Baujahre 1938 und<br />
1939. Hier soll man in dem Zug mit seiner Ursprungsnummer<br />
elT 3839/6401 das Flair und den Fahrkomfort<br />
von 1938 genießen: 2. Klasse Nichtraucher, 3. Klasse<br />
Nichtraucher und Raucher, beide mit Holzbänken.<br />
O<strong>der</strong> in dem Zug mit <strong>der</strong> seit 1941 geltenden Bezeichnung<br />
ET/EB 167072 dem Küchencharme des DDR-<br />
Interieurs vom Umbau in den 1960er Jahre erliegen.<br />
Für dieses Projekt braucht und sucht <strong>der</strong> Verein<br />
Unterstützung. Er rechnet mit rund 120000 EUR<br />
Gesamtaufwand für diesen Halbzug, wovon bislang<br />
knapp 75000 EUR vorhanden sind. Es fehlen also<br />
etwa 45000 EUR, um die Hauptuntersuchungen in<br />
Auftrag g<strong>eb</strong>en zu können, zuerst mit dem ET/EB<br />
167072. Dafür ist man für jede Spende dankbar.<br />
Historische S-Bahn e. V. ist als för<strong>der</strong>ungswürdig<br />
anerkannt. Bei vollständiger Adressangabe kommt<br />
Viertelzüge elT 3839/4601 (vorne) und ET/EB 167072 S-Bahn Berlin am 8. August 2004 anlässlich „80 Jahr<br />
umgehend eine steuerlich abzugsfähige Zuwen-<br />
Berliner S-Bahn“ bei Friedrichstraße (Foto: Matthias Winkler).<br />
Planfeststellung für Elektrifizierung Dachau – Altomünster<br />
Mit mehreren Jahren Verspätung sind Elektrifizierung und Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
<strong>der</strong> 30 km langen eingleisigen <strong>DB</strong>-Strecke 5502 Dachau<br />
– Altomünster einen Schritt vorangekommen: Das Eisenbahn-Bundesamt<br />
hat am 30. Januar 2013 das am 31. März 2008 eingeleitete<br />
Planfeststellungsverfahren dafür abgeschlossen. Die ehemalige<br />
Lokalbahn ist die einzige Linie im Münchner S-Bahnnetz mit Dieseltraktion.<br />
Ein 3 km langer Zwischenabschnitt mit einer Station soll<br />
zweigleisig, ein bisheriger Haltepunkt Kreuzungsbahnhof und ein<br />
bisheriger Bahnhof zum Haltepunkt werden. Die Bahnsteige werden<br />
96 cm hoch und barrierefrei zugänglich. Zu den Maßnahmen<br />
gehören auch Anpassungen und Neubau von Eisenbahn- o<strong>der</strong><br />
Straßenüberführungen sowie Umbau von Bahnübergängen. Angestr<strong>eb</strong>t<br />
wird Inbetri<strong>eb</strong>nahme Ende 2014, <strong>der</strong> Termin würde sich<br />
aber um ein Jahr verschi<strong>eb</strong>en, wenn die Strecke für die Bauarbeiten<br />
nur in den Schulferien gesperrt werden könnte.<br />
rrr<br />
Vertragsverlängerung für London Overground<br />
Die <strong>DB</strong>-Tochter Arriva für Regionalverkehr im Ausland bildet<br />
mit <strong>der</strong> Londoner MTR Corporation das Joint Venture London<br />
Overground Rail Operations (LOROL), das seit 2007 oberirdischen<br />
Schienenpersonennahverkehr zwischen 20 Londoner Stadtteilen<br />
mit <strong>der</strong>zeit 127 Zügen und 1090 Zugfahrten täglich betreibt.<br />
Seitdem ist die Passagierzahl von 90 000 auf 400 000 pro Tag<br />
und die Zufriedenheit von 57 auf 93 % gestiegen. Die Behörde<br />
Transport for London (TfL) hat jetzt aus einer Option den<br />
Verkehrsvertrag über Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung <strong>der</strong> Züge sowie<br />
den Betri<strong>eb</strong> von Bahnhöfen vorzeitig ab November 2014 bis November<br />
2016 verlängert. Grund soll unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> erfolgreiche<br />
Betri<strong>eb</strong> während <strong>der</strong> Olympischen und <strong>der</strong> Paralympischen<br />
Spiele 2012 sein. Der Auftragswert beträgt rund 200 Mio. GBP<br />
(230 Mio. EUR). Bis 2015 will TfL 320 Mio. GBP in Fahrzeuge und<br />
Bahnhöfe von LOROL investieren.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
211
Nachrichten Energie und Umwelt<br />
Erste 6-MW-Windturbinen<br />
installiert<br />
Für den Einsatz auf See hat Siemens eine getri<strong>eb</strong>elose Windenergieanlage<br />
mit 6 MW Leistung entwickelt, die man für den neuen<br />
Standard hält. Die ersten beiden Anlagen dieser Klasse sind Ende<br />
Januar 2013 vor <strong>der</strong> britischen Küste in dem Demonstrationsprojekt<br />
Gunfleet Sands III des Betreibers DONG Energy installiert<br />
worden. Dabei hat das Installationsunternehmen A2SEA, eine<br />
49-%-Tochter des Turbinenbauers, erstmals eine neue Generation<br />
von Montageschiffen eingesetzt. Damit gelang es, die beiden<br />
Windturbinen mit kompletten Rotorkränzen in einer Rekordzeit<br />
unter 24 Stunden anzubringen. Die Anlagen gehen jetzt in den<br />
Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>. Der Meldung zufolge sind in <strong>der</strong> Nordsee <strong>der</strong>zeit<br />
Windkraftanlagen mit 4,3 GW Gesamtleistung aufgestellt.<br />
Neues Montageschiff und erste getri<strong>eb</strong>elose 6-MW-Windturbine (Foto: Siemens).<br />
Nachrichten Personen<br />
Neuer Geschäftsbereichsleiter bei Balfour Beatty Rail<br />
Seit Jahresbeginn 2013 leitet Herbert<br />
Grützmacher bei Balfour Beatty Rail GmbH<br />
Germany & Austria den Geschäftsbereich<br />
Ausrüstung, zu dem die Unterbereiche<br />
Fahrleitung Nah- und Fernverkehr,<br />
Projekte Signale und Montage Elektro- und<br />
Signaltechnik, Projekte und Montage<br />
Bahnstromversorgung sowie Projekte 50 Hz<br />
& Telekommunikation gehören. Auch sind<br />
ihm die regionalen Baubüros unterstellt,<br />
die das Unternehmen flächendeckend betreibt.<br />
Der neue Leiter ist Bankkaufmann<br />
und Diplomökonom und war zuletzt<br />
Spartengeschäftsführer bei Schreck-Mieves<br />
GmbH, Tochterunternehmen von Balfour<br />
Beatty Rail.<br />
In Memoriam Werner Koeltzsch<br />
Erst kürzlich und nur zufällig hat <strong>der</strong><br />
Berichter erfahren und manche Fachkollegen<br />
wissen es auch nicht, dass am<br />
2. Juni 2011 Dipl.-Ing. Werner Koeltzsch<br />
an seiner schweren Krankheit gestorben<br />
ist. Er war 1936 in Thüringen g<strong>eb</strong>oren<br />
und hatte nach Lokomotivschlosserlehre<br />
zuerst Eisenbahnmaschinentechnik studiert.<br />
Zwei Fernstudien zum Ingenieur für<br />
Industrieanlagenmontage und Stahlbau<br />
sowie zum Diplomingenieur für Schienenfahrzeugtechnik<br />
absolvierte er während<br />
<strong>der</strong> Arbeit in <strong>der</strong> Versuchs- und Entwicklungsstelle<br />
für Maschinenwirtschaft in<br />
Halle (Saale) und als Referatsleiter in <strong>der</strong><br />
Hauptverwaltung Maschinenwirtschaft<br />
<strong>der</strong> Deutschen Reichsbahn. Hier verteidigte,<br />
betri<strong>eb</strong> und leitete er ab 1975<br />
die forcierte Elektrifizierung des DR-<br />
Streckennetzes mit 16 2 /3 Hz und hatte die<br />
Gesamtverantwortung für den Bereich<br />
Bahnstrom. Dabei konnte er sich noch<br />
über ein Jahrzehnt lang dem Eintritt in die<br />
Einheitspartei wi<strong>der</strong>setzen. Noch vor dem<br />
Zusammenschluss <strong>der</strong> beiden deutschen<br />
<strong>Bahnen</strong> konzipierte er mit seinem Gegenüber<br />
bei <strong>der</strong> Bundesbahn die künftig weitestmöglich<br />
zentrale deutsche <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
bis Berlin, vor allem für die<br />
Schnellfahrstrecke von Hannover. Nach<br />
<strong>der</strong> politischen Wende übernahm er das<br />
Projekt Elektrifizierung Schleswig-Holstein<br />
und baute dabei<br />
relativ geräuscharm<br />
die Bahnstromleitung<br />
bis nach Jübek.<br />
Nicht ohne Reiz ist<br />
<strong>der</strong> Gedanke, was er<br />
vielleicht bei rechtzeitiger<br />
und längerer<br />
Zusammenarbeit mit<br />
<strong>der</strong> dänischen Eisenbahn bewirkt haben<br />
könnte. Bevor er sich ab 2003 als Privatier<br />
vielseitig und bis zuletzt für die Bahn engagierte,<br />
betreute er <strong>Bahnen</strong>ergieprojekte<br />
von Magd<strong>eb</strong>urg und von Saalfeld bis und<br />
um Berlin; in diesem Netz hat Werner<br />
Koeltzsch eigentlich ein Denkmal verdient.<br />
Be<br />
212 111 (2013) Heft 3
Medien Nachrichten<br />
Internet<br />
Fischer, W.; Braun, R.; Erlich, I.: Low<br />
Frequency High Voltage Offshore<br />
Grid for Transmission of Renewable<br />
Power<br />
In: 3 rd IEEE PES Innovative Smart Grid<br />
Technologies Europe (ISGT Europe),<br />
Berlin, Germany, Oct. 2012; Link: http://<br />
www. uni-due.de/ean/downloads/papers/<br />
fischer2012.pdf<br />
Es wird vorgeschlagen, in <strong>der</strong> Nordsee<br />
ein vermaschtes Hochspannungskabelnetz<br />
3 AC 16,7 Hz zu installiern und die<br />
Windenergie damit zum Festland zu<br />
bringen. Nach einer Kurzfassung werden<br />
in vier Abschnitten Ausgangssituation,<br />
Lösung und wesentliche Erg<strong>eb</strong>nisse, dann<br />
die grundsätzlich möglichen Lösungen,<br />
ferner die Komponenten für 16,7 Hz und<br />
schließlich die Übertragungsmerkmale<br />
50 Hz gegen 16,7 Hz beschri<strong>eb</strong>en und<br />
diskutiert; ein Schlussabschnitt fasst alles<br />
nochmals zusammen. Die wesentlichen<br />
Erkenntnisse sind danach, untermauert<br />
durch Tabellen und Grafiken:<br />
Die Windenergieparks in <strong>der</strong> Nordsee<br />
sollen Leistungen von 50 bis 900 MW<br />
haben und werden 50 bis 300 km vom<br />
Festland entfernt liegen. Bei 50 Hz<br />
begrenzt <strong>der</strong> kapazitive Ladestrom <strong>der</strong><br />
Kabel die Übertragungsweite so, dass<br />
bisher HGÜ als einzige Alternative gilt.<br />
Weil es keine DC-Leistungsschalter gibt,<br />
ist kein vermaschtes Netz möglich, son<strong>der</strong>n<br />
je<strong>der</strong> Park muss seine Energie selbst<br />
übertragen. Die HGÜ-Stationen sind sehr<br />
teuer und werden doppelt benötigt,<br />
nämlich einmal auf See und einmal an<br />
Land. Außerdem ist mit Ausfallzeiten zu<br />
rechnen, weil sie nicht bei jedem Wetter<br />
zu erreichen sind.<br />
Weil mit <strong>der</strong> Frequenz auch <strong>der</strong> Ladestrom<br />
auf ein Drittel sinkt und an<strong>der</strong>e<br />
Effekte hinzukommen, wächst die mögliche<br />
Übertragungsentfernung bei 16,7 Hz<br />
auf mehr als das Dreifache, das heißt auf<br />
viele hun<strong>der</strong>t Kilometer. Das System ist<br />
keine große Herausfor<strong>der</strong>ung, weil die<br />
Hauptkomponenten in <strong>der</strong> Bahntechnik<br />
fel<strong>der</strong>probt vorhanden sind und am<br />
Weltmarkt ang<strong>eb</strong>oten werden.<br />
Hochspannungs-Unterwasserkabel<br />
sind seit Jahrzehnten im kommerziellen<br />
Betri<strong>eb</strong>. Für ihren Aufbau macht es keinen<br />
Unterschied, mit welcher Frequenz sie<br />
betri<strong>eb</strong>en werden sollen. Weil bei 16,7 Hz<br />
<strong>der</strong> Skin-Effekt schwächer ist, sind dann<br />
<strong>der</strong> Resistanzbelag und damit die Übertragungsverluste<br />
um ein Drittel geringer als<br />
bei 50 Hz, o<strong>der</strong> es lassen sich bei gleich<br />
hohen Verlusten die 1,2-fachen Stromstärken<br />
übertragen.<br />
Gasisolierte Schaltfel<strong>der</strong> werden<br />
bei <strong>der</strong> <strong>DB</strong> bis 110 kV und bei <strong>der</strong> SBB<br />
bis 132 kV Nennspannung verwendet,<br />
etwas höhere Werte sind erwünscht. Die<br />
Kurzschlussstromstärken werden bei den<br />
Offshore-Stationen viel niedriger sein als<br />
in den Bahnnetzen.<br />
Ein Transformator für 1 AC 16,7 Hz wurde<br />
schon einmal für 187,5 MVA g<strong>eb</strong>aut.<br />
Technisch gibt es die empfehlenswerte<br />
Kapselung, auch <strong>der</strong> Laststufenschalter, sie<br />
ist aber noch nicht in G<strong>eb</strong>rauch. Normale<br />
Transformatoren sind etwa doppelt so<br />
schwer wie solche für 50 Hz gleicher Leistung;<br />
hier sollte die Auslegung verbessert<br />
werden. Die Geräusche spielen daegen<br />
keine Rolle. Das gilt alles auch für Kompensationsspulen,<br />
<strong>der</strong>en Zweckmäßigkeit<br />
wie<strong>der</strong>holt erklärt wird.<br />
Die Schutzsysteme sind einfach zu<br />
realisieren, weil die Dreileiterkabel Glasfiberkabel<br />
mitführen.<br />
Umrichterstationen auf See werden<br />
nicht g<strong>eb</strong>raucht, was beträchtlich an<br />
Investitionen und Instandhaltungskosten<br />
spart und weniger Ausfallzeiten erwarten<br />
lässt. Die Frequenzumrichter an Land sind<br />
nicht <strong>der</strong> feuchten und salzhaltigen Luft<br />
ausgesetzt, und sie sind je<strong>der</strong>zeit leicht<br />
und wetterunabhängig erreichbar. Ihre<br />
Technik ist für <strong>Bahnen</strong> voll entwickelt,<br />
erprobt und bewährt. Sie müssen nur<br />
nie<strong>der</strong>frequenzseitig für 3 AC erweitert<br />
werden, was sie noch einfacher macht<br />
beson<strong>der</strong>s hinsichtlich Oberwellen. Die<br />
Verluste werden mit 1,5 % beziffert. Für<br />
Einwegbetri<strong>eb</strong> reichen Thyristoren aus.<br />
Beson<strong>der</strong>s bei den Umrichtern ist das<br />
System also viel wirtschaftlicher.<br />
Als großer Vorteil wird herausgestellt,<br />
dass alle Seekabelanlagen, die schon mit<br />
verschiedenen Spannungen projektiert<br />
sind, zu einem Verbundnetz zusammengeschaltet<br />
werden können wie an Land.<br />
Wenn das Netz besteht, lassen sich alle<br />
schrittweise hinzukommenden Windparks<br />
jeweils mit kurzer Kabelstrecke in seinen<br />
Knoten anschließen. Gerade dies ist bei<br />
HGÜ nicht möglich.<br />
Als Vision wird angemerkt, dass sich<br />
das 16,7-Hz-Netz an Land verlängern<br />
lässt.<br />
Abschließend erklären die Autoren das<br />
Konzept Nie<strong>der</strong>frequenz-Hochspannungsübertragung<br />
für erneuerbare Energien als<br />
technisch machbar und empfehlen, seine<br />
wirtschaftlichen Vorteile in einer Machbarkeitsstudie<br />
herauszuarbeiten. Sie sind<br />
überzeugt, dass es die beiden an<strong>der</strong>en<br />
Systeme übertrifft, beson<strong>der</strong>s wenn man<br />
Ausfallzeiten wirtschaftlich mit betrachtet.<br />
Be<br />
an<strong>der</strong>e Informationsträger<br />
Eisenbahnkarte Österreich-Ungarn<br />
1918<br />
Nachdruck <strong>der</strong> Eisenbahnkarte von Ataria,<br />
im Zentrum die damalige Doppelmonarchie<br />
mit Prag, Wien, Budapest und Lemberg<br />
als hervorstechendsten Bahnknoten,<br />
jedoch noch weit darüber hinausreichend<br />
vom Bodensee zum Bosporus; beson<strong>der</strong>s<br />
interessant das legendäre, heute ganz<br />
verschwundene Schmalspurnetz <strong>der</strong><br />
Bosnisch-Herzegovinischen Staatsbahn.<br />
Komplett restaurierte Version <strong>der</strong> Originalkarte,<br />
DIN A1 59 cm x 84 cm, gefaltet<br />
DIN A4, 9,80 EUR.<br />
Versand in Deutschland ab 10,00 EUR Warenwert<br />
frei, darunter 2,00 EUR Versandkosten.<br />
Bestellungen: www.BahnBuchShop.de, info@<br />
gve.verlag, Fon +49-30-78 70 55-11, Fax -10.<br />
111 (2013) Heft 3<br />
213
Nachrichten Medien<br />
Druckschriften<br />
Wendelsteinbahn (Hrsg.):<br />
Seitenblicke – Zeitenblicke<br />
Eine Zeitreise durch 100 Jahre Wendelsteinbahn-Geschichte.<br />
Brannenburg:<br />
2012. 20 S., reich b<strong>eb</strong>ild.; 23 cm x 23 cm,<br />
brosch.; Schutzg<strong>eb</strong>. 5,00 EUR.<br />
Nach sechs kurzen Vorworten wird<br />
<strong>der</strong> Erbauer <strong>der</strong> Bahn Otto von Steinbeis<br />
vorgestellt. Auf zehn Doppelseiten folgen<br />
mit jeweils sechs historischen Fotos und<br />
Original-Streckenkartenausschnitten<br />
gleichermaßen wohltuend knappe<br />
wie sprachlich saubere Kurztexte über<br />
Planung, Bau und Betri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> ersten<br />
deutschen Hochg<strong>eb</strong>irgsbahn sowie<br />
die rettende Mo<strong>der</strong>nisierung Ende <strong>der</strong><br />
1980er Jahre. Am Schluss sind auf einer<br />
Seite konzentriert die ursprünglichen<br />
Zuggarnituren aus Lokomotive und<br />
Wagen sowie die 1990 gelieferten zwei<br />
neuen Doppeltri<strong>eb</strong>wagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />
Bezugsquellen: info@wendelsteinbahn.de; Fon<br />
+49 8034 308-110, Fax -106; Talbahnhof in<br />
Brannenburg<br />
Nachrichten Berichtigung<br />
zum Fokus Forum „Bahnelektrifizierung ...“ in <strong>eb</strong> 1/2013, Seite 24–26<br />
In <strong>der</strong> Tabelle 2 war unter Zuwachs 2010<br />
die erste Zeile „5581 Olching – Maisach“<br />
guten Glaubens aus <strong>eb</strong> 1-2/2011 (S. 15,<br />
Tab. 3) übernommen. Tatsächlich wurden<br />
die Oberleitungen dort aber bereits in<br />
den Jahren 2008 und 2009 eingeschaltet<br />
(Bild), <strong>der</strong> Streckenabschnitt hätte also<br />
schon zum Bericht über 2008 gemeldet<br />
und dort genannt werden müssen (<strong>eb</strong><br />
1-2/2009). Im August 2010 wurden dagegen<br />
die neuen Oberleitungen über den<br />
beiden erneuerten Gleisen <strong>der</strong> Strecke<br />
5503 eingeschaltet, die 1840 eröffnet<br />
und ab 1927 bis Nannhofen elektrisch<br />
betri<strong>eb</strong>en wurde (Bild). Dies war jedoch<br />
keine Neuelektrifizierung im Sinne eines<br />
Zuwachses an elektrisch betri<strong>eb</strong>enen<br />
Strecken im <strong>DB</strong>-Netz, selbst wenn das<br />
Richtungsgleis Olching – Maisach dabei<br />
in ganz an<strong>der</strong>e Lage gekommen war<br />
(Bild). – In <strong>der</strong> letzten Zeile <strong>der</strong> Tabelle<br />
muss es heißen: „4280 Bft Schliengen<br />
Abzw Nord – Haltingen 21,6 km“<br />
(Bft = Bahnhofsteil).<br />
<strong>DB</strong>-Strecken Olching – Maisach mit Einschaltdaten <strong>der</strong> neuen o<strong>der</strong> erneuerten Streckengleis-Oberleitungen; Gleise schematisch entzerrt,<br />
real alle sechs n<strong>eb</strong>eneinan<strong>der</strong> (Basisquelle: <strong>DB</strong>).<br />
blau Strecke 5503 Regional-, Güter-, Abschnitt München-Pasing – Olching auch Fernverkehr<br />
braun Strecke 5560 Güterverkehr<br />
grün Strecke 5543 S-Bahnverkehr<br />
rot Strecke 5581 Fernverkehr<br />
Bf Bahnhof<br />
Hp Haltepunkt<br />
Rbf Rangierbahnhof<br />
214 111 (2013) Heft 3
Blindleistung Nachrichten<br />
Lange Leitung<br />
„... sollte <strong>der</strong> von Berlin kommende (ICE)<br />
eigentlich zum Kölner Hauptbahnhof<br />
fahren, wurde dann aber auf die falsche<br />
Strecke im Rechtsrheinischen geschickt.<br />
... durch den Umweg mit mehr als einer<br />
Stunde Verspätung im Kölner Hauptbahnhof<br />
angekommen. ... Auslöser sei ein<br />
Handhabungsfehler eines Beschäftigten<br />
bei den Stellwerken gewesen, ...“ (aus<br />
Augsburger Allgemeine Anfang Dezember<br />
2012; dazu <strong>DB</strong>-Richtlinie 408 Züge fahren<br />
und Rangieren Modul 0591 Sonstige Unreglemäßigkeiten<br />
im Bahnbetri<strong>eb</strong>: „Wenn<br />
Sie als Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer erkennen, dass<br />
Ihr Zug fehlgeleitet wird, müssen Sie den<br />
Zug sofort anhalten und die Weisung des<br />
Fahrdienstleiters einholen.“).<br />
Ornithologen unter sich<br />
Sprachexkurs 2<br />
„... wird in nächster Zeit die Untersuchung <strong>der</strong> Voraussetzungen,<br />
Möglichkeiten und Wirtschftserg<strong>eb</strong>nisse ... mit dem Ziel<br />
einer großzügigen Lösung <strong>der</strong> dort bestehenen ... Probleme von<br />
beson<strong>der</strong>er Bedeutung sein. – Die Bemühungen um die Koordinierung<br />
und Vereinfachung <strong>der</strong> Statistik zur Einsparung von<br />
Verwaltungsarbeit und Entlastung <strong>der</strong> Dienststellen ... wurden in<br />
verstärktem Maße fortgesetzt.“ (aus Vorläufigem Jahresrückblick<br />
<strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn – Geschäftsjahr 1962).<br />
Flottieren<strong>der</strong> Kurs<br />
„Die Option ... hat einen Wert von rund 200 Millionen britischen<br />
Pfund (ca. 232,4 Millionen Euro).“ (aus aktueller Pressemitteilung<br />
eines großen Nahverkehrsunternehmens).<br />
Fachlyrik<br />
Der Transformator<br />
(frei nach Heine)<br />
Ich weiß nicht was soll es bedeuten<br />
Daß ich so traurig bin<br />
Ein Monstrum aus neuesten Zeiten<br />
Das will mir nicht aus dem Sinn<br />
Die Luft ist kühl, denn es funkelt<br />
Und wechselnd fliesset <strong>der</strong> Strom<br />
Des Ingenieurs Geist wird umdunkelt<br />
Er rechnet mit Ampere und Ohm.<br />
Der grösste <strong>der</strong> Transformatoren<br />
Steht unten wun<strong>der</strong>bar<br />
Dem Ingenieur brummt’s in <strong>der</strong> Ohren<br />
Es sträubt sich sein lockiges Haar<br />
Der Transformator im Oele<br />
Der singet ein Lied dabei<br />
Das gleicht nur großem Krakehle<br />
Statt li<strong>eb</strong>licher Melodei.<br />
Den Dipl.Ing. im großen Saale<br />
Ergreift es mit wildem Weh<br />
Er schaut nicht mehr auf die Skale<br />
er schaut nur hinauf in die Höh‘<br />
Ich glaube ein Kurzschluss vernichtet<br />
den Armen in seinem Wahn<br />
und <strong>der</strong> dieses Lied erdichtet<br />
hat‘s mit Vergnügen getan.<br />
Non il ne s’agit pas du poême de la belle<br />
Lorelei, mais bien des tribulations d’un<br />
ingenieur des plate-forme d’essais en<br />
1924 (Nein, es handelt sich nicht um das<br />
Gedicht von <strong>der</strong> schönen Lorelei, son<strong>der</strong>n<br />
vielmehr um die Probleme und Sorgen<br />
eines Ingenieurs im Versuchsfeld in 1924).<br />
Quelle: Fig. 167 aus Vauclair, M.: Sécheron.<br />
Genève: Slatkin, 2011 (Rezension in<br />
<strong>eb</strong> 11/2012, S. 655).<br />
111 (2013) Heft 3<br />
215
Impressum<br />
5. und<br />
6. März<br />
2015<br />
7.<br />
Fachtagung<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, <strong>DB</strong> Energie GmbH, Frankfurt am Main (fe<strong>der</strong>führend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, Geschäftsführer ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />
und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl. El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />
in <strong>der</strong> Direction de l‘ingénière <strong>der</strong> SNCF, Paris (FR)<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />
Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />
GmbH, München<br />
Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Axel Güldenpenning, Bad Homburg<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an <strong>der</strong> Lahn<br />
Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />
<strong>DB</strong> Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, <strong>DB</strong> Netz AG, Frankfurt am Main<br />
Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>DB</strong> Systemtechnik, Minden<br />
Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, <strong>DB</strong> Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-För<strong>der</strong>kreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />
Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västers (SE)<br />
Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, <strong>DB</strong> Netz AG, Berlin<br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />
Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Dipl. El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />
Diesen Termin<br />
sollten Sie sich merken:<br />
5. und 6. März 2015<br />
Bericht und Vorträge<br />
<strong>der</strong> acrps 2013<br />
in <strong>eb</strong>-Heft 6-7/2013<br />
Fachredaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />
Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />
Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />
E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124<br />
80636 München, Deutschland, Fon: +49 89 203 53 66-0, Fax: -99<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke (V.i.S.d.P.)<br />
Spartenleitung/Mediaberatung:<br />
Kirstin Sommer, Fon: +49 89 203 53 66-36, Fax: -99<br />
E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 59.<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Postfach 9161<br />
97091 Würzburg,<br />
Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-494,<br />
E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />
Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement Print 305,00 € (inkl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Einzelheft 35,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />
Einzelausgabe als ePaper 35,00 €<br />
Abo Plus (Print plus ePaper) 396,50 €<br />
Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung o<strong>der</strong> direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalen<strong>der</strong>jahres.<br />
Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab Jahrgang 44 (1973),<br />
sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />
England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
Mit Ausnahme <strong>der</strong> gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 0013-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />
216
Termine<br />
Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />
6. acrps – a.c. rail power supply<br />
Internationale Konferenz für Energieversorgungs anlagen<br />
von Wechselstrombahnen<br />
07.-08.03.2013 Internet: www.acrps.info,<br />
Leipzig (DE) (siehe auch Anzeige in diesem Heft)<br />
Rail Tech Europe 2013<br />
19.-21.03.2013 europoint<br />
Amersfoort (NL) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />
E-Mail: svanbeekrailtech-europe.com,<br />
Internet: www.railtech-europe.com<br />
SIFER 2013<br />
26.-28.03.2013 Mack Brooks France<br />
Lille (FR) Fon: +33 03 59560637,<br />
E-Mail: sifer@mackbrooks.com,<br />
Internet: www.sifer2013.com<br />
41. Tagung Mo<strong>der</strong>ne Schienenfahrzeuge<br />
07.-10.04.2013 Technische Universität Graz<br />
Graz (AT) Fon/Fax: +43 316 873-6216,<br />
E-Mail: claudia.kaufmann@<br />
schienenfahrzeugtagung.at,<br />
Internet: www.tugraz.at<br />
IZB-Symposium Nachhaltigkeit in <strong>der</strong> Bahntechnik –<br />
Belastung o<strong>der</strong> Mehrwert?<br />
18.-19.04.2013 Innovationszentrum Bahntechnik<br />
Dresden (DE) Europa e. V.<br />
Fon: +49 351 4769857,<br />
Fax: +49 351 4519675,<br />
E-Mail: info@izbe.eu,<br />
Internet: www.izbe.eu<br />
Eisenbahnverkehr: Bau- und Betri<strong>eb</strong>srecht<br />
Informationen zur Sicherheit und zur neuen<br />
Bauaufsicht EBA\r<br />
Eisenbahnverkehr: Umweltrecht<br />
Überblick über die wesentlichen Vorschriften des Umweltrechts<br />
beim Bau und Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahninfrastruktur<br />
23.-23.04.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />
München (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de<br />
5. Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
25.-26.04.2013 VDEI-Service GmbH<br />
Gotha (DE) Tel: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />
E-Mail: info@vdei-akademie.de<br />
60. UITP World Congress and Exhibition<br />
26.-30.05.2013 UITP<br />
Genf (CH) E-Mail: anhorn.philippe@tpg.ch,<br />
Internet: www.uitpgeneva2013.org<br />
suissetraffic 2013<br />
27.-29.05.2013 Bernexpo<br />
Bern (CH) Fon: +41 31 34011-11, Fax: - 44,<br />
E-Mail: info@bernexpo.ch,<br />
Internet: www.bernexpo.ch<br />
26. Internationale Ausstellung Fahrwegtechnik (iaf)<br />
28.-30.05.2013 VDEI-Service GmbH<br />
Münster (DE) Fon: +49 30 206057-90, Fax: -91,<br />
E-Mail: servicegmbh@vdei.de,<br />
Internet: www.iaf-messe.com<br />
Eisenbahntechnisches Kolloquium<br />
Thema: LÄRM 20XX – wie laut darf leise sein?<br />
11.06.2013 Technische Universität Darmstadt<br />
Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-2063, Fax: -4128,<br />
E-Mail: pressetu-darmstadt.de,<br />
Internet: www.tu-darmstadt.de<br />
22.-22.04.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />
München (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de
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Münster 2013<br />
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