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eb - Elektrische Bahnen Bahnenergieversorgungssystem der DB erneut bestätigt (Vorschau)

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www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

B 2580<br />

3/2013<br />

Termine<br />

März<br />

Standpunkt<br />

Steffen Röhlig und Dirk Behrends, acrps<br />

Fokus<br />

Interview<br />

Mirko Düsel, Siemens<br />

Thema<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystem <strong>der</strong> <strong>DB</strong> <strong>erneut</strong> <strong>bestätigt</strong><br />

Traction energy supply system of <strong>DB</strong> confirmed again<br />

Machbarkeitsstudie zur Verknüpfung von Bahn-und Energieleitungsinfrastrukturen<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung in Deutschland – Alles schon mal dagewesen<br />

Normfrequenz 16 2 /3 Hz – die Zukunft elektrischer <strong>Bahnen</strong> mit Umrichtern<br />

HGÜ in <strong>der</strong> Nordsee – Notbremse ziehen!<br />

HV DC in the North Sea – Pull the emergency brake!<br />

Praxis<br />

Desiro-RUS werden im fahrplanmäßigen Betri<strong>eb</strong> eingesetzt<br />

Oberleitung<br />

Objektorientierte Planung von Oberleitungsanlagen<br />

Sicherheit<br />

Fahrleitungserdung – automatisiert mit Sicat ® AES<br />

Pantographs<br />

Carbon contact strip materials – Testing of wear<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Feststoffisolierte Schaltanlage für Fern- und Nahverkehrsbahnenergieversorgung<br />

Fahrzeuge<br />

ROTRAC-Elektro-Rangierfahrzeuge mit Zweiwege-Technik


Die neue Adresse für<br />

das Wissen <strong>der</strong> Industrie:<br />

Deutscher Industrieverlag<br />

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WISSEN FÜR DIE<br />

ZUKUNFT


Standpunkt<br />

10 Jahre acrps – Willkommen in Leipzig!<br />

10 years of acrps – Welcome to Leipzig!<br />

V<br />

or nunmehr zehn Jahren fand die erste<br />

acrps (a.c. rail power supply) in Leipzig<br />

statt.<br />

Als sich am 13. und 14. März 2003<br />

Fachleute aus zehn Län<strong>der</strong>n trafen, war <strong>der</strong> anhaltende<br />

Erfolg dieser Konferenz nicht sicher. Die Veranstalter<br />

Deutsche Bahn,<br />

Eisenbahn-Bundesamt,<br />

Eisenbahn-CERT, Balfour<br />

Beatty, Siemens, ELBAS<br />

und die <strong>eb</strong>, die durch<br />

die DMG Deutsche<br />

Maschinentechnische<br />

Gesellschaft und den<br />

VDEI Verband Deutscher<br />

Eisenbahn-Ingenieure<br />

ergänzt wurden, erwarteten<br />

150 Teilnehmer.<br />

Es kamen weit mehr als<br />

doppelt so viele.<br />

Obwohl anfänglich<br />

geplant, wan<strong>der</strong>te die<br />

Konferenz nicht von<br />

einem Ort zum an<strong>der</strong>n,<br />

son<strong>der</strong>n bli<strong>eb</strong> in Leipzig. Mit zunehmendem Erfolg.<br />

Dafür sorgten in erster Linie die Teilnehmer. Und<br />

es gibt nicht wenige, die sich keine acrps entgehen<br />

ließen.<br />

Die Teilnehmerzahlen stiegen von Jahr zu Jahr.<br />

Bereits 2011 waren knapp 500 Experten gemeldet.<br />

In diesem Jahr werden es definitiv mehr als 500<br />

Teilnehmer sein. Dabei hätte diese Zahl locker viel<br />

größer sein können: Der Ruf <strong>der</strong> acrps ist so, dass<br />

sie auch 700 Personen zusammenbringen würde.<br />

Die Veranstalter haben sich aber entschlossen, die<br />

500er Grenze nicht zu überschreiten, weil dadurch<br />

das wirtschaftliche Risiko <strong>der</strong> Veranstaltung und<br />

damit <strong>der</strong> Tagungsbeitrag steigen, die Veranstaltung<br />

möglicherweise an Attraktivität und Zuspruch<br />

verlieren würde. Die Tagung soll nicht nur das Management<br />

<strong>der</strong> Unternehmen ansprechen, son<strong>der</strong>n<br />

gerade auch die Ingenieure, die täglich die Projekte<br />

ausführen. Die acrps soll Weiterbildung und Gedankenaustausch<br />

ermöglichen. Man freut sich auf die<br />

I<br />

t is now ten years that the first acrps<br />

(a.c. rail power supply) took place in Leipzig.<br />

When experts from ten countries met on<br />

March 13 and 14, 2003, a continuing success<br />

of the conference was anything but sure. The<br />

organisers Deutsche Bahn, Eisenbahn-Bundesamt,<br />

Eisenbahn-CERT, Balfour<br />

Beatty, Siemens, ELBAS<br />

and <strong>eb</strong>, which were<br />

completed by DMG<br />

Deutsche Maschinentechnische<br />

Gesellschaft<br />

and VDEI Verband<br />

Deutscher Eisenbahn-<br />

Ingenieure, expected<br />

150 participants. Many<br />

more than twice that<br />

number came.<br />

Although originally<br />

planned, the conference<br />

did not move from one<br />

place to another but<br />

stayed in Leipzig – with<br />

increasing success,<br />

which was primarily due to the participants‘ activities.<br />

The number of those who did not wish to miss<br />

out on one acrps is not negligible.<br />

And the number of participants increased from<br />

year to year. A little less than 500 experts were<br />

registered in 2011, and this year their number will<br />

definitely exceed 500. And the number could easily<br />

be much larger: The reputation of the acrps is such<br />

that it can easily accommodate 700 persons. However,<br />

the organisers have decided not to exceed a<br />

limit of 500 because otherwise the economic risk of<br />

the event and thus the fees would increase, and the<br />

meeting might lose attractivity and popularity. This<br />

meeting is meant to address not only the management<br />

of the companies but first and foremost the<br />

engineers who are involved in all daily projects.<br />

One purpose of the acrps is to further education<br />

and the exchange of ideas. The acrps is an event<br />

one looks forward to. The question is not if but<br />

when the acrps is booked out.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

117


Standpunkt<br />

acrps. Es ist nicht eine Frage ob, son<strong>der</strong>n wann die<br />

acrps ausg<strong>eb</strong>ucht ist.<br />

Gleichwohl hat es Än<strong>der</strong>ungen geg<strong>eb</strong>en und<br />

wird es weiterhin g<strong>eb</strong>en. Während die ersten Veranstaltungen<br />

rein deutschsprachig unter Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> Schweiz und Österreichs waren, hat sich<br />

<strong>der</strong> Charakter geän<strong>der</strong>t hin zu einer zunehmend<br />

internationalen Veranstaltung, auch aus dem nicht<br />

deutschsprachigen Raum. Das ist im Interesse <strong>der</strong><br />

beteiligten Firmen, die weltweit tätig sind, aber<br />

auch <strong>der</strong> nationalen Besucher, für die <strong>der</strong> Blick über<br />

den Tellerrand ein entscheidendes Teilnahmekriterium<br />

ist. Voraussetzung dafür ist die seit 2009<br />

ang<strong>eb</strong>otene Simultan übersetzung. Der internationale<br />

Zuspruch wächst. 2013 werden Teilnehmer aus<br />

knapp 20 Län<strong>der</strong>n erwartet, und zwar <strong>erneut</strong> nicht<br />

nur aus Europa.<br />

Die acrps ist erwachsen geworden, sie hat Tradition.<br />

Sie ist anerkannt, was die Teilnahme auch<br />

von höherem Management <strong>der</strong> Unternehmen und<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Schirmherrschaft durch Dr. Volker<br />

Kefer, Vorstandsmitglied <strong>der</strong> Deutschen Bahn AG,<br />

zeigen. Es gibt mehr Anmeldungen für Red<strong>eb</strong>eiträge,<br />

als Zeit zur Verfügung steht. Zahlreiche Firmen<br />

nutzen die Tagung zur Präsentation und unterstützen<br />

sie auf diese Weise. Das soll fortgeführt werden.<br />

Die sechste Ausgabe zum zehnten G<strong>eb</strong>urtstag<br />

am 7. und 8. März 2013 hält wie<strong>der</strong> ein attraktives<br />

Programm bereit. Das Thema Planen und Betreiben<br />

von Wechselstrombahnanlagen hat Bestand. N<strong>eb</strong>en<br />

Beiträgen aus dem deutschsprachigen Raum über<br />

die 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung wird es Ausführungen<br />

zu weltweit verbreiteten 50-Hz-Bahnnetzen<br />

g<strong>eb</strong>en. Die Beiträge werden wie bei allen vorangegangenen<br />

Veranstaltungen in einer Ausgabe <strong>der</strong><br />

<strong>eb</strong>, dem Medienpartner <strong>der</strong> Tagung, in Textform<br />

erscheinen.<br />

Wir wünschen <strong>der</strong> acrps 2013 und darüber hinaus<br />

mindestens für die nächsten zehn Jahre viel Erfolg.<br />

Im Namen <strong>der</strong> acrps-Organisatoren<br />

Of course there have been changes and there<br />

will be further changes in the future. While the first<br />

meetings, including participants from Switzerland<br />

and Austria, were held in the German language<br />

throughout, their character has changed and become<br />

increasingly international, with participants<br />

coming also from non-German speaking countries.<br />

This is in the interest of participating companies<br />

which do business worldwide, but also of national<br />

participants for whom thinking outside the box<br />

is an essential criterion. A prerequisite for coping<br />

with this change is the simultaneous interpretation<br />

service that has been offered since 2009. The event<br />

is enjoying an increase in international popularity.<br />

In 2013 participants from almost 20 countries are<br />

expected - again also from non-European countries.<br />

The acrps has grown up, and it has tradition. It<br />

is widely recognised, which is also evidenced by the<br />

participation of upper-level managers of the companies,<br />

in particular by the patronage of Dr. Volker<br />

Kefer, member of the executive board of Deutsche<br />

Bahn AG. We have received more registrations for<br />

reading papers than the time available would allow<br />

to cope with. A large number of companies use the<br />

meeting for presentations, supporting it in this way.<br />

This is meant to be continued.<br />

The sixth edition issued on the occasion of the<br />

tenth birthday on March 7 and 8, 2013 will again<br />

present an attractive programme. The topic of<br />

planning and operating A.C. railway power systems<br />

will continue to be of importance. In addition to<br />

contributions from the German-speaking countries<br />

on the 16.7 Hz railway power supply there will also<br />

be such on 50 Hz railway networks used worldwide.<br />

As in all previous events, the contributions will be<br />

published in text form in an <strong>eb</strong> edition issued by the<br />

media partner on the occasion of the meeting.<br />

We wish the acrps 2013 much success, at least<br />

for the next ten years!<br />

In the name of the acrps organisers<br />

Steffen Röhlig<br />

Dirk Behrends<br />

118 111 (2013) Heft 3


Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

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Band 1: Durch das mitteldeutsche<br />

Braunkohlerevier – 1900 bis 1947<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie Gustav<br />

Wittfeld den Grundstein für den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />

mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es war <strong>der</strong> Beginn<br />

einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Dieser Band beschreibt<br />

die Pionierarbeit <strong>der</strong> ersten Jahre – von <strong>der</strong> Finanzierung bis zur<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, über die schwere Wie<strong>der</strong>inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

in den Zwanzigern und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />

bis hin zur Phase des Wie<strong>der</strong>aufbaus und <strong>der</strong> folgenden<br />

Demontage nach dem zweiten Weltkrieg.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

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Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Telefon<br />

Telefax<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

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Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

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Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAWZD12013<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

von DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.


Inhalt<br />

3 / 2013<br />

Standpunkt<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

117 Steffen Röhlig, Dirk Behrends<br />

10 Jahre acrps – Willkommen in Leipzig!<br />

10 years acrps – Welcome to Leipzig!<br />

Fokus<br />

Interview<br />

122<br />

Mirko Düsel<br />

Smart-Grid-Lösungen für die<br />

Bahnelektrifizierung<br />

Thema<br />

124 <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung <strong>der</strong> <strong>DB</strong> <strong>erneut</strong><br />

<strong>bestätigt</strong><br />

Traction energy supply system of <strong>DB</strong><br />

confirmed again<br />

126 Leibnitz-Universität Hannover,<br />

Technische Universität Dresden,<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Machbarkeitsstudie zur Verknüpfung von<br />

Bahn- und Energieleitungsinfrastrukturen<br />

149 Uwe Behmann<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorung in Deutschland –<br />

Alles schon mal dagewesen<br />

151 Uwe Behmann, Thorsten Schütte<br />

Normfrequenz 16 2 /3 Hz – die Zukunft<br />

elekt rischer <strong>Bahnen</strong> mit Umrichtern<br />

157 HGÜ in <strong>der</strong> Nordsee – Notbremse ziehen!<br />

HV DC in the North Sea – pull the<br />

emergency brake!<br />

Praxis<br />

160 Roland Granzer<br />

Desiro-RUS werden im fahrplanmäßigen<br />

Betri<strong>eb</strong> eingesetzt<br />

Titelbild<br />

Transport to be by the railway<br />

© Depositphotos.com/Iurii Юрий Коваленко


Inhalt<br />

Hauptbeiträge<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Oberleitung<br />

196<br />

162<br />

N. Berthold, G. Hofmann, W. Blaser<br />

Objektorientierte Planung von Oberleitungsanlagen<br />

Object-oriented planning of overhead wire<br />

systems<br />

Planification de lignes aériennes de contact en<br />

fonction de l’utilisation<br />

M. Schmalz<br />

Feststoffisolierte Schaltanlage für Fern- und<br />

Nahverkehrsbahnenergiesysteme<br />

Solid insulated switchgear for railway<br />

applications<br />

Installation de distribution à isolation solide<br />

pour systèmes d’alimentation en courant de<br />

traction des lignes à grand parcours et de<br />

transport urbain<br />

172<br />

Sicherheit<br />

206<br />

Fahrzeuge<br />

A. Dölling, M. Focks, G. Gumberger<br />

Fahrleitungserdung – automatisiert<br />

mit Sicat ® AES<br />

Earthing of contact lines – Automatisized<br />

by use of Sicat ® AES<br />

Mise à la terre automatisée de lignes de contact<br />

avec Sicat ® AES<br />

M. Manthey, St. Zwiehoff<br />

ROTRAC-Elektro-Rangierfahrzeuge mit<br />

Zweiwege-Technik<br />

ROTRAC electric shunters in two-way technology<br />

Engins électriques de manœuvre<br />

rail-route ROTRAC<br />

Pantographs<br />

Nachrichten<br />

186<br />

211 <strong>Bahnen</strong><br />

212 Energie und Umwelt<br />

G. Auditeau, St. Avronsart, Ch. Courtois,<br />

W. Krötz<br />

Carbon contact strip materials –<br />

Testing of wear<br />

Werkstoffe für Schleifstücke – Untersuchung<br />

des Verschleißes<br />

Matériaux des bandes de contact en carbon –<br />

Tests d’usure<br />

212 Personen<br />

213 Medien<br />

214 Berichtigung<br />

215 Blindleistung<br />

216 Impressum<br />

U 3<br />

Termine


Fokus Interview<br />

Mirko Düsel<br />

Smart-Grid-Lösungen für<br />

die Bahn elektrifizierung<br />

Smart Grids weisen den Weg in die Zukunft <strong>der</strong> Energiewirtschaft. Innovationen<br />

bei Produkten und Dienstleistungen in allen IT-Bereichen<br />

ermöglichen effizienten Netzbetri<strong>eb</strong>, auch für Bahnnetze. Wie wachsen<br />

öffentliche und Bahnstromnetze zusammen? Wie lassen sich regenerative<br />

Energien einbinden und Bremsenergie am besten nutzen? Ein<br />

<strong>eb</strong>-Gespräch mit Mirko Düsel, CEO Business Unit Rail Electrification,<br />

Smart Grid Division, Siemens-Sektor Infrastructure & Cities.<br />

<strong>eb</strong>: Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Energiewelt<br />

verlangen neue, intelligente Netzstrukturen<br />

und neue Geschäftsmodelle. Wie erfüllen<br />

Smart-Grid-Lösungen die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Netzbetreiber, auch bei den <strong>Bahnen</strong>?<br />

Mirko Düsel: Konsequente Nutzung <strong>der</strong> IT sowohl<br />

bei Kommunikation wie im Feld erlaubt durchgängige<br />

Lösungen. Damit können die Energiemärkte<br />

viel flexibler auf Schwankungen reagieren. Ein weiterer<br />

Aspekt ist nachhaltige Erzeugung: Erst integrierte<br />

IT-Lösungen wie Microgrids und Demand Response ermöglichen<br />

das Einbinden dezentraler Erzeuger und<br />

ein Verbrauchermanagement. Das gilt für Netze <strong>der</strong><br />

Landesversorgung wie <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>. Viele Produkte<br />

und Lösungen von Siemens bewältigen schon heute<br />

Aufgaben, die für Smart Grids wichtig sind.<br />

Überdies werden durch Smart Grids Endkunden zu<br />

Prosumern: Sie können sowohl als Konsument als<br />

auch als Energieproduzent aktiv sein und ihren Bedarf<br />

kostengünstig und umweltverträglich steuern.<br />

Mit dem Zusammenwachsen dieser Netze<br />

kommen neue Aufgaben. Welche sind das,<br />

und welche Lösungen sehen Sie hier?<br />

Das kommt darauf an, welche Spannung das Drehstromnetz<br />

hat, ob die Bahn ein eigenes Übertragungso<strong>der</strong><br />

Verteilungsnetz hat und mit welcher Stromart<br />

und Frequenz sie fährt. Am einfachsten ist das bei<br />

Gleichstrombahnen, die über Gleichrichter gespeist<br />

werden. Bei Wechselstrombahnen sind Frequenzumformung,<br />

Unsymmetrie und Blindleistung zu bewältigen.<br />

Wenn die Bahn mit an<strong>der</strong>er Frequenz fährt als<br />

das Landesnetz sie hat, verbinden statische Umrichter<br />

die beiden Netze und entkoppeln sie zugleich. Das<br />

machen wir mit <strong>der</strong> Multilevel-Technik Sitras SFC plus.<br />

Schwieriger wird es bei <strong>Bahnen</strong>, die unmittelbar über<br />

Transformatoren an den Drehstromlandesnetzen<br />

hängen. Hier können Smart Grids Einspeisung und<br />

Abnahme aufeinan<strong>der</strong> abstimmen. Das Mittel dafür<br />

ist <strong>der</strong> Active Balancer, <strong>der</strong> Unsymmetrie im Drehstromlandesnetz<br />

als Folge einphasiger Bahnleistung<br />

vermeidet und die Blindleistung des Bahnsystems<br />

kompensiert. Er braucht Sensorik, also Messpunkte,<br />

an denen die Situation <strong>der</strong> Netze aufgenommen<br />

wird. Dann können wir durch gesteuertes Übertragen<br />

von Blindleistung beide Netze stabilisieren und<br />

damit ihr Zusammenwirken sicherstellen. Ohne solche<br />

Kompensation müsste man auf den Anschluss an<br />

Netze mit höherer Kurzschlussleistung ausweichen,<br />

also 230 kV o<strong>der</strong> sogar 400 kV, die aber nicht überall<br />

greifbar sind. Außerdem ist <strong>der</strong> Neubau solcher Anschlussleitungen<br />

erh<strong>eb</strong>lich zeit- und kostenaufwändiger<br />

als bei 110 o<strong>der</strong> 150 kV.<br />

Eine an<strong>der</strong>e Lösung ist hier <strong>der</strong> konsequente<br />

Einsatz von Umrichtern?<br />

In <strong>der</strong> Tat ist die unsymmetrische Belastung durch die<br />

Einphasen-Transformatoren das Problem schlechthin<br />

bei einem engen Verbund. Wir setzen dafür aktive<br />

Stromrichter ein und belasten die 50-Hz-Netze nur<br />

noch symmetrisch, stören sie also nicht mehr. Mit<br />

dieser Technik gelingt es, längere Oberleitungsabschnitte<br />

aus dem Drehstromnetz mit gleicher Phasenlage<br />

zu versorgen. Bei den <strong>Bahnen</strong> ermöglicht<br />

122 111 (2013) Heft 3


Interview Fokus<br />

dies dann das Durchschalten <strong>der</strong> Fahrleitungen, was<br />

die Belastung gleichmäßiger macht und dadurch<br />

Lastspitzen abbaut. Diese Idee wollen wir verfolgen.<br />

Zur unmittelbaren Nutzung erneuerbarer<br />

Energien: Wie lassen sich diese einbinden?<br />

Und wie ist die Rekuperationsbremse hier<br />

einzuordnen?<br />

Grüne Energie wird schon viel für die <strong>Bahnen</strong> genutzt.<br />

Bestes Beispiel sind bahneigene Wasserkräfte<br />

in Skandinavien und in den Alpenlän<strong>der</strong>n, die sich<br />

über die Netzverknüpfungen auch für die öffentliche<br />

Versorgung eignen. In Deutschland ist hauptsächlich<br />

die Einbindung von Windparks interessant.<br />

Hierbei sind auch die Pumpenspeicherkraftwerke zu<br />

sehen.<br />

Regenerative Energien einzusetzen und gespeicherte<br />

Energien wie<strong>der</strong>zuverwenden wird mehr und mehr<br />

gefor<strong>der</strong>t. Wir wollen dafür neue Produkte bereitstellen,<br />

und dazu laufen umfangreiche Forschungsaktivitäten.<br />

Genau hier bieten Smart Grids die Chance,<br />

die Effizienz voranzutreiben. So lässt sich bei den öffentlichen<br />

Netzen <strong>der</strong> Energiefluss heute nicht mehr<br />

genau voraussagen, weil die Einspeisung regenerativer<br />

Energien stark wechselt. Hier braucht man frühzeitig<br />

Informationen über drohende Überlastungen,<br />

was Messpunkte im Netz erfor<strong>der</strong>t. Das gilt auch für<br />

die Bahnnetze mit <strong>der</strong> Beson<strong>der</strong>heit, dass die Bremsenergie<br />

an undefinierten Stellen und zu undefinierten<br />

Zeiten aufkommt.<br />

Welches sind die wichtigsten Maßnahmen für<br />

eine möglichst gute Energi<strong>eb</strong>ilanz?<br />

Am wirkungsvollsten ist hier, n<strong>eb</strong>en hohen Wirkungsgraden<br />

aller Betri<strong>eb</strong>smittel, die Bremsenergie<br />

so hoch wie möglich zu nutzen und zwar vorrangig<br />

bei <strong>der</strong> Bahn selbst. Sehr einfach ist es und braucht<br />

kein Smart Grid, wenn immer ein beschleunigen<strong>der</strong><br />

Zug in <strong>der</strong> Nähe eines bremsenden ist. Sonst muss<br />

man an<strong>der</strong>e Wege suchen.<br />

Bei Gleichstrombahnen können Wechselrichter in<br />

das Mittelspannungsnetz zurückspeisen. Hier gibt es<br />

noch Netzrückwirkungen. Wir haben solche Wechselrichter<br />

seit Mitte 2000 im Einsatz, und zwar bei Verkehrsbetri<strong>eb</strong>en<br />

mit eigenem Drehstrom-Verteilnetz.<br />

Rückspeisen in das öffentliche Netz wird auch deswegen<br />

vorerst die Ausnahme bleiben, weil die Infrastrukturen<br />

in den Bahnhöfen meist ausreichen, die<br />

Bremsenergie aufzunehmen.<br />

Ein an<strong>der</strong>er Weg ist das Speichern <strong>der</strong> Bremsenergie.<br />

Das geschieht entwe<strong>der</strong> auf dem Fahrzeug in<br />

Doppelschicht-Kondensatoren, die die Energie sehr<br />

schnell aufnehmen und abg<strong>eb</strong>en. Mit einer zusätzlichen<br />

Traktionsbatterie machen wir auch oberleitungsloses<br />

Fahren möglich. O<strong>der</strong> mit stationären<br />

Speichern stabilisieren wir zusätzlich zur Bremsenergienutzung<br />

die Spannung in Netzen, <strong>der</strong>en Einspeisepunkte<br />

weit auseinan<strong>der</strong> liegen.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

Bei Wechselstrombahnen sind Frequenzumrichter<br />

bestens geeignet, im Vierquadrantenbetri<strong>eb</strong> die<br />

Nutzung <strong>der</strong> Bremsenergie zu managen.<br />

Sollten wir an dieser Stelle die Vorteile statischer<br />

Umrichter nochmals nennen?<br />

Da ist zunächst das Fehlen bewegter Teile vorteilhaft<br />

für die Instandhaltung. Sodann hat sich <strong>der</strong> Wirkungsgrad<br />

so signifikant erhöht, dass wir die Umwandlung<br />

mit über 98 Prozent fast schon verlustfrei<br />

nennen können. Und bei den Schallemissionen<br />

an die Umg<strong>eb</strong>ung hat die<br />

neue Generation so große Fortschritte<br />

gemacht, dass als Hauptgeräuschquelle<br />

nur noch <strong>der</strong> Transformator bleibt. Zusammen<br />

mit den wesentlich kleineren<br />

Abmessungen beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Containerbauweise<br />

können unsere Kunden<br />

heute Umrichter auch in <strong>der</strong> Nähe von<br />

Wohng<strong>eb</strong>ieten aufstellen.<br />

Wie können Echtzeitinformationen aus beiden<br />

Netzen <strong>der</strong>en Verfügbarkeit erhöhen,<br />

aber auch ihre Betri<strong>eb</strong>skosten senken?<br />

Auch hierzu ein Beispiel: Wenn ein Netz, ein Teil<br />

davon o<strong>der</strong> auch nur ein Betri<strong>eb</strong>smittel überlastet<br />

zu werden droht, kann man weniger wichtige Verbraucher<br />

wie Heizung o<strong>der</strong> Klimatisierung vorübergehend<br />

automatisch abschalten. O<strong>der</strong> im Rahmen<br />

eines Energiemanagements mit dieser Maßnahme<br />

Leistungsspitzen abbauen.<br />

Wir gehen aber noch weiter und sehen die Zuverlässigkeit<br />

von Netzen nicht nur elektrisch, son<strong>der</strong>n auch<br />

mechanisch. Das gilt beson<strong>der</strong>s für die dynamisch<br />

belasteten Oberleitungen. Deren mechanischen Zustand<br />

überwachen wir am Radspanner und melden<br />

beispielsweise Fahrdrahtbrüche an eine Leitstelle. So<br />

lassen sich mechanische Fehler erkennen und daraus<br />

folgende Betri<strong>eb</strong>sstörungen verhin<strong>der</strong>n.<br />

Nicht betri<strong>eb</strong>srelevant, aber wirtschaftlich interessant<br />

ist es, exakte Informationen aus den Schaltanlagen zu<br />

bekommen wie über die Beanspruchung von Schaltern<br />

o<strong>der</strong> den Zustand von Transformatoröl. Damit<br />

lässt sich die Instandhaltung bedarfsgerecht steuern.<br />

Herr Düsel, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

ZUR PERSON<br />

Dipl.-Ing. Mirko Düsel hat von 1988 bis 1995 an <strong>der</strong> Universität<br />

Erlangen-Nürnberg Elektrotechnik studiert. Seitdem arbeitet<br />

er bei Siemens AG, zunächst zwölf Jahre mit leitenden<br />

Aufgaben in Vertri<strong>eb</strong>, Abwicklung und Marketing innerhalb<br />

des Siemens Energiegeschäftes. Von 2006 bis 2008 war er<br />

bei Siemens LLC als Lower Gulf General Manager in <strong>der</strong><br />

Energieerzeugung tätig. Seit 2008 ist er wie<strong>der</strong> bei Siemens<br />

AG als General Manager Electrification Systems und seit<br />

2011 dort CEO Rail Electrification.<br />

Durchschalten <strong>der</strong><br />

Fahrleitungen baut<br />

Lastspitzen ab.<br />

123


Fokus Thema<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssystem <strong>der</strong> <strong>DB</strong><br />

<strong>erneut</strong> <strong>bestätigt</strong><br />

Traction energy supply system of <strong>DB</strong><br />

confirmed again<br />

Die Bahnnergieversorgung in Deutschland<br />

mit ihrem autarken 110-kV-Übertragungs- und<br />

Verteilungsnetz wurde im Laufe <strong>der</strong> Jahrzehnte<br />

wie<strong>der</strong>holt hinterfragt. Der letzte Vorgang entstand<br />

aus dem festgefahrenen Nord-Süd-Fernleitungsbau<br />

zur Sicherung <strong>der</strong> so genannten<br />

Energiewende. Ein Gutachten <strong>der</strong> Bundesnetzagentur<br />

hat das System wie<strong>der</strong>um <strong>bestätigt</strong>.<br />

During its operating decades, the German traction<br />

energy supply system with its autonomous 110 kV<br />

transmission network was questioned several<br />

times. The latest case resulted from the deadlock<br />

with the construction of north-south-transmission<br />

lines that should ensure the so-called Energiewende.<br />

A new expertise initiated by the Fe<strong>der</strong>al Network<br />

Agency approved again the <strong>DB</strong>’s supply system.<br />

Der notwendige Bau neuer Höchstspannnungsleitungen<br />

von Nord- nach Süddeutschland steckt seit<br />

einigen Jahren in einer Sackgasse. Bei <strong>der</strong> Suche<br />

nach Auswegen waren die mit 2 AC 110 kV 16,7 Hz<br />

betri<strong>eb</strong>enen Bahnstromleitungen <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie ins<br />

Blickfeld geraten. Aufkommen<strong>der</strong> öffentlicher Druck<br />

hatte die Bundesnetzagentur (BNetzA) veranlasst,<br />

Ende 2011 ein Gutachten<br />

• „Machbarkeitsstudie zur Verknüpfung von Bahnund<br />

Energieleitungsinfrastrukturen“<br />

auszuschreiben, und zwar in den Teilen<br />

• Los 1 „Technische Machbarkeit <strong>der</strong> Nutzung von<br />

Bahnstromtrassen für Freileitungs- und Kabeltrassen<br />

öffentlicher Energieversorgung“,<br />

• Los 2 „Technische Machbarkeit <strong>der</strong> Dezentralisierung<br />

des Bahnstromnetzes“,<br />

• Los 3 „Untersuchung <strong>der</strong> rechtlichen Rahmenbedingungen“.<br />

Auftragnehmer wurde ein Institut <strong>der</strong> Leibniz Universität<br />

Hannover, das als weitere Forschungsstellen je<br />

ein Institut zweier an<strong>der</strong>er Universitäten beizog (siehe<br />

umseitig).<br />

Aus <strong>der</strong>en Erg<strong>eb</strong>nisberichten, einer Einleitung<br />

und einer Zusammenfassung erstellte die BNetzA,<br />

begleitet durch weitere Behörden und Unternehmen<br />

(Tabelle), in einem umfangreichen Verfahren ein<br />

• „Gutachten zur Nutzung von Bahnstromtrassen<br />

beim Netzausbau“<br />

und veröffentlichte dieses am 2. Juli 2012.<br />

Die Kernsätze und wesentlichen Aussagen lauten:<br />

zu Los 1:<br />

„Die bestehenden Bahnstromtrassen sind nur unter<br />

engen Restriktionen im Rahmen des anstehenden<br />

Netzausbaus nutzbar.“ Technische Hin<strong>der</strong>nisse sind<br />

Construction of new high-voltage transmission lines<br />

from North to South Germany is necessary and urgent<br />

but has got stuck in a blind alley since several<br />

years. Looking for a way out, the transmission lines<br />

of <strong>DB</strong> Energie operated by 2 AC 110 kV 16,7 Hz were<br />

focussed. Caused by arising public pressure, by the<br />

end of 2011 the Fe<strong>der</strong>al Network Agency (BNetA)<br />

startet a call of ten<strong>der</strong>s on a<br />

• „Feasibility study on bundling infrastructures of<br />

traction and public energy lines“<br />

splitted into three parts<br />

• Lot 1 „Technical feasibility of utilization traction<br />

power rights-of-way for overhead or un<strong>der</strong>ground<br />

lines serving for public energy supply“<br />

• Lot 2 „Technical feasibility of dezentralizing the<br />

traction power grid“<br />

• Lot 3 „Investigating the legal conditions“<br />

An institute of Leibniz University Hannover became<br />

contractor and called in two institutes of other universities<br />

for specific subjects (see next pages).<br />

Based on their reports, an introduction and a<br />

summery the Agency in close cooperation with<br />

further authorities and enterprises (Table) established<br />

the<br />

• „Expertise about utilization of traction power<br />

rights-of-way for grid reinforcement“<br />

and published that on 2 nd July 2012.<br />

Basic findings and essential messages are these:<br />

Part 1:<br />

„Existing traction energy rights-of-way will be<br />

suitable for the forthcoming grid reinforcements<br />

to a low extent only.“ Tecnical obstructions here<br />

will be required new tower configurations, problems<br />

because of interference between 3 AC and<br />

124 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

TABELLE<br />

Mitwirkende beim Erstellen des Gutachtens <strong>der</strong><br />

Bundesnetzagentur (BNetzA).<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS)<br />

Eisenbahn-Bundesamt (EBA)<br />

Deutsche Bahn (<strong>DB</strong>)<br />

Übertragungsnetzbetreiber: TenneT TSO, 50Hertz Transmission,<br />

Amprion, TransnetBW<br />

TABLE<br />

Entities assisting the elaborating of the Fe<strong>der</strong>al<br />

Network Agency’s Expertise.<br />

Fe<strong>der</strong>al Ministry of Economics and Technology<br />

Fe<strong>der</strong>al Ministry of Transport, Building and Urban Development<br />

Fe<strong>der</strong>al Railway Authority<br />

Deutsche Bahn<br />

Transmission Grid Operators: TenneT TSO, 50Hertz Transmission,<br />

Amprion, TransnetBW<br />

hier neue erfor<strong>der</strong>liche Mastbil<strong>der</strong>, Beeinflussungsprobleme<br />

zwischen längeren parallelen 3AC- und<br />

2AC-Freileitungen und die Kapazität von 50-Hz-Erdkabeln;<br />

DC-Erdkabel wären sehr teuer.<br />

zu Los 2:<br />

„Aus technischer, bahnbetri<strong>eb</strong>licher und betri<strong>eb</strong>swirtschaftlicher<br />

sowie rechtlicher Sicht ist <strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong><br />

des vorhandenen zentralen Bahnstromnetzes<br />

... die eindeutige Vorzugslösung.“ Ausschlagg<strong>eb</strong>end<br />

dafür sind n<strong>eb</strong>en zwei an<strong>der</strong>en risikobehafteten<br />

Punkten die laufenden Kosten für Netzbetri<strong>eb</strong> und<br />

Energi<strong>eb</strong>ezug. Diese bestimmen zu etwa 80 % die<br />

L<strong>eb</strong>enszykluskosten, die bei ganz dezentral versorgtem<br />

Netz um viele Milliarden Euro höher wären.<br />

zu Los 3:<br />

„Alle untersuchten Varianten sind aus rechtlicher<br />

Sicht grundsätzlich zulässig.“ Allerdings gibt es viele<br />

mögliche Hin<strong>der</strong>nisse, und <strong>der</strong> Umfang <strong>der</strong> meist<br />

notwendigen Verfahren erschreckt.<br />

Ausführlich stehen die Empfehlungen <strong>der</strong> Gutachter<br />

auf den Seiten 13 bis 15 <strong>der</strong> Zusammenfassung.<br />

Wie im Jahre 1944 mit dem Ganzenmüller-Gutachten<br />

und im Jahre 1956 mit <strong>der</strong> „Stellungnahme <strong>der</strong><br />

Deutschen Bundesbahn“ ist die Zeitschrift <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> das Forum, dieses Gutachten <strong>der</strong> BNetzA allgemein<br />

bekannt zu machen. Eine gute Gelegenheit<br />

dazu ist die 6. Fachtagung acrps am 7. und 8. März<br />

2013 in Leipzig, auf <strong>der</strong> ein breites und internationales<br />

Publikum erreicht wird. An<strong>der</strong>s als vor 70 und<br />

60 Jahren geschieht das hier zunächst mit autorisiertem<br />

Nachdruck <strong>der</strong> – gleichfalls von den Gutachtern<br />

erstellten – Einleitung und Zusammenfassung im laufenden<br />

Heft; leicht lässt sich aber auch wie früher ein<br />

Son<strong>der</strong>druck nachliefern, wenn es dafür trotz Internet<br />

hinreichend Interesse gibt. Die drei Erg<strong>eb</strong>nisberichte<br />

selbst sind 140, 82 und 150 Seiten lang, sodass<br />

hierzu <strong>der</strong> Verweis auf das Internet genügen muss.<br />

Be<br />

2 AC overhead lines running in parallel over long<br />

distances and cable capacitances with AC 50 Hz;<br />

DC un<strong>der</strong>ground cables will heavily enhance the<br />

investments.<br />

Part 2:<br />

„From tecnical, railway operational and railway economical<br />

as well as from legal points of view continuing<br />

operation of the existing centralized traction<br />

power grid ... is definitely the preferred solution.“<br />

Costs for grid operation and energy purchase proved<br />

to be decisive besides two other points envolved<br />

risks. These costs determine at about 80 % the<br />

LCC which will rise by many Billions of Euro in case<br />

of a totally decentralized grid.<br />

Part 3:<br />

„From legal point of view, all investigated configurations<br />

are admissable in principle.“ However, many<br />

obstructions may arise in detail, and the extent of<br />

necessary procedures to achieve approvals is frightening.<br />

The experts‘ detailed recommendations can be<br />

found on pp. 13–15 of the summary.<br />

Like in 1944 for the Ganzenmüller-expertise and<br />

in 1956 for the „Statement of Deutsche Bundesbahn“<br />

the Journal <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> is the best-suited<br />

platform to present the BNetA’s expertise to the<br />

community. The 6 th acrps Congress from march 6 th<br />

to 7 th , 2013 in Leipzig forms a good occasion to do<br />

so, since there a wide and international auditory will<br />

be adressed. Unlike 70 and 60 years ago this is done<br />

here at first by reprinting, authorized by the Agency,<br />

of introduction and summery both written by the<br />

experts as well. However, also a special print can<br />

easily be published in case of adequate demand in<br />

spite of Internet. The three resulting reports comprise<br />

140, 82 and 150 pages, thus reference to Internet<br />

must be sufficient here.<br />

Be<br />

Weil die Bundesnetzagentur ihren Internet-Auftritt geän<strong>der</strong>t hat, empfiehlt es sich, in ein Suchprogramm<br />

zu gehen: / Because the Fe<strong>der</strong>al Network Agency has changed its internet performance, entering a search<br />

program is recommended: „bundesnetzagentur machbarkeitsstudie bahnstromtrassen“.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

125


Fokus Thema<br />

Machbarkeitsstudie<br />

zur Verknüpfung von<br />

Bahn- und Energieleitungsinfrastrukturen<br />

Einleitung<br />

Bearbeiter:<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Institut für Energieversorgung und Hochspannungstechnik<br />

Fachg<strong>eb</strong>iet <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung<br />

Appelstraße 9a<br />

30167 Hannover<br />

Technische Universität Dresden<br />

Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik<br />

Professur für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Hettnerstraße 3<br />

01069 Dresden<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für deutsches und internationales Berg- und Energierecht<br />

Arnold-Sommerfeld-Straße 6<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

Hannover, Dresden und Clausthal-Zellerfeld, 05.06.2012<br />

126 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

Auftragg<strong>eb</strong>er<br />

Auftragnehmer<br />

Forschungsstellen<br />

Bundesnetzagentur für Elektrizität,<br />

Gas, Telekommunikation, Post und<br />

Eisenbahnen<br />

Institut für Energieversorgung und<br />

Hochspannungstechnik <strong>der</strong><br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Projektleiter:<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Lutz Hofmann<br />

Institut für Energieversorgung und<br />

Hochspannungstechnik <strong>der</strong><br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Bearbeiter:<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Lutz Hofmann,<br />

Dipl.-Ing. Christian Rathke<br />

Institut für Bahnfahrzeuge und<br />

Bahntechnik <strong>der</strong><br />

Technischen Universität Dresden<br />

Bearbeiter:<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan,<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht<br />

Institut für deutsches und internationales<br />

Berg- und Energierecht <strong>der</strong><br />

Technischen Universität Clausthal<br />

Bearbeiter:<br />

Prof. Dr. jur. Hartmut Weyer,<br />

Christian Lismann<br />

Behördensitz Bonn<br />

Tulpenfeld 4<br />

53113 Bonn<br />

Appelstraße 9a<br />

30167 Hannover<br />

Appelstraße 9a<br />

30167 Hannover<br />

Hettnerstraße 3<br />

01069 Dresden<br />

Arnold-Sommerfeld-Straße 6<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

111 (2013) Heft 3<br />

127


Fokus Thema<br />

1 <br />

Im Zuge wachsen<strong>der</strong> Stromtransportaufkommen, welche u. a. aus <strong>der</strong> zunehmenden Einspeisung<br />

aus regenerativen Energiequellen sowie dem zunehmenden europäischen Stromhandel<br />

resultieren, ist <strong>der</strong> Netzausbau notwendiger und zwingen<strong>der</strong> Bestandteil des Energiekonzepts<br />

<strong>der</strong> Bundesregierung. Insgesamt ist aus den genannten Gründen ein Ausbau <strong>der</strong> Netztransportkapazitäten<br />

von Norden nach Süden sowie von Osten nach Westen unumgänglich.<br />

Jedoch erg<strong>eb</strong>en sich gerade bei <strong>der</strong> Planung von neuen Freileitungsprojekten oftmals aufgrund<br />

mangeln<strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> durch den Ausbau betroffenen Anrainer Hemmnisse bzw. zeitliche<br />

Verzögerungen bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> notwendigen Planungs- und Zulassungsverfahren.<br />

Ziel dieser Machbarkeitsstudie ist es daher zu analysieren, ob und inwieweit eine Nutzung <strong>der</strong><br />

bestehenden Trassenpotentiale des 16,7-Hz-Bahnstromnetzes <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie GmbH für die<br />

Errichtung neuer Übertragungsleitungen <strong>der</strong> allgemeinen 50-Hz-Stromversorgung möglich<br />

ist. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, ob und auf welche Art und Weise die Errichtung<br />

neuer Drehstrom- o<strong>der</strong> Gleichstrom-Freileitungen o<strong>der</strong> -Kabelanlagen in bestehenden<br />

Bahnstromtrassenräumen technisch machbar ist und inwieweit in <strong>der</strong> Verknüpfung ein Beschleunigungspotential<br />

bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Planungs- und Zulassungsverfahren liegt.<br />

Dan<strong>eb</strong>en ist zu untersuchen, inwieweit Infrastrukturverknüpfungsmöglichkeiten in Gestalt<br />

von kombinierten Leitungstrassen zwischen Bahnstrom und öffentlicher Energieversorgung<br />

bestehen. Schließlich ist in die Untersuchung einzubeziehen, welche Auswirkungen die dabei<br />

ggf. notwendige Dezentralisierung des bestehenden zentralen Bahnstromnetzes auf die Betri<strong>eb</strong>smittelausstattung<br />

und den Netzbetri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> zukünftigen Bahnstromversorgung in<br />

Deutschland hat.<br />

Für die Untersuchungen wurden deshalb zwei grundsätzliche Varianten A und B unterschieden.<br />

Bei Variante A än<strong>der</strong>t sich am Aufbau des existierenden Bahnstromnetzes grundsätzlich<br />

nichts. Es wird lediglich <strong>der</strong> vorhandene Trassenraum genutzt, um hierin eine zusätzliche parallele<br />

Infrastruktur für die elektrische Energieversorgung aufzubauen. Dies kommt damit<br />

einer Bündelung <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromleitungen mit zusätzlichen Leitungen <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Energieversorgung in Drehstrom- o<strong>der</strong> Gleichstromtechnik gleich. Hierbei werden als<br />

Untervarianten zum einen die Errichtung neuer Freileitungen untersucht, an die dann n<strong>eb</strong>en<br />

den Stromkreisen für die öffentliche Stromversorgung auch die Stromkreise <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

(110-kV-Wechselspannung mit 16,7 Hz) angehängt werden. Zum an<strong>der</strong>en wird<br />

128 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

auch die Möglichkeit betrachtet, Kabeltrassen parallel zu den existierenden Bahnstromleitungen<br />

zu errichten.<br />

Bei <strong>der</strong> Variante B wird das Hochspannungsnetz <strong>der</strong> Bahn zugunsten einer dezentralen<br />

Stromversorgung <strong>der</strong> Bahnstrecken aus dem öffentlichen Netz ganz o<strong>der</strong> teilweise abg<strong>eb</strong>aut.<br />

Diese Variante bedeutet damit nicht nur den Rückbau <strong>der</strong> Bahnstromleitungen, son<strong>der</strong>n auch<br />

den Neubau von (deutlich größeren) Umrichterwerken für die Bahn und von (Drehstrom-)-<br />

Anschlussleitungen zu diesen Umrichterwerken. Der so frei werdende Trassenraum kann<br />

dann für die Errichtung von Dreh- o<strong>der</strong> Gleichstrom-Freileitungen und/o<strong>der</strong> -Kabelanlagen<br />

genutzt werden.<br />

Eine Übersicht über die beiden wesentlichen Szenarien gibt die Tabelle 1.1.<br />

Tabelle 1.1 Übersicht über die beiden wesentlichen Szenarien<br />

Szenario<br />

A<br />

B<br />

Maßnahme<br />

Vollständiger Erhalt und Weiterbetri<strong>eb</strong> des bestehenden zentralen 16,7-Hz-<br />

Bahnstromnetzes unter <strong>der</strong> Voraussetzung einer Leitungstrassenbündelung<br />

mit <strong>der</strong> 50-Hz-Landesenergieversorgung im bestehenden Trassenraum, keine<br />

Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

Mindestens teilweiser Entfall des 16,7-Hz-Bahnstromnetzes, teilweise o<strong>der</strong><br />

vollständige Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung. Neubau von Übertragungsleitungen<br />

<strong>der</strong> 50-Hz-Landesenergieversorgung im freiwerdenden<br />

Trassenraum<br />

Entsprechend <strong>der</strong> Ausschreibung und Auftragsvergabe für drei Lose ist die Machbarkeitsstudie<br />

in drei Teilberichte unterglie<strong>der</strong>t, <strong>der</strong>en Erg<strong>eb</strong>nisse in einer gemeinsamen vergleichenden<br />

Bewertung und Empfehlung zusammengefasst sind. Die drei Lose sind durch jeweils einen<br />

Partner des beauftragten Konsortiums aus Instituten <strong>der</strong> Leibniz Universität Hannover, Technischen<br />

Universität Dresden und Technischen Universität Clausthal fe<strong>der</strong>führend bearbeitet<br />

worden.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

129


Fokus Thema<br />

1.1 Los 1 Technische Machbarkeit <strong>der</strong> Nutzung von Bahnstromtrassen<br />

für Freileitungs- und Kabeltrassen öffentlicher Energieversorgung<br />

Los 1 wurde fe<strong>der</strong>führend vom Fachg<strong>eb</strong>iet <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung des Instituts für<br />

Energieversorgung und Hochspannungstechnik an <strong>der</strong> Leibniz Universität Hannover bearbeitet.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Untersuchungen stehen die Bahnstromtrassen und <strong>der</strong>en Nutzungsmöglichkeiten.<br />

Demzufolge wird in erster Linie untersucht, ob und wie <strong>der</strong> bestehende Trassenraum<br />

des Bahnstromnetzes für Freileitungs- und Kabeltrassen <strong>der</strong> öffentlichen Energieversorgung<br />

in Form <strong>der</strong> Drehstrom- o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gleichstromtechnik genutzt werden kann.<br />

Auf Basis einer Analyse des aktuellen Ausbaus des deutschen Übertragungsnetzes und des<br />

Netzausbaubedarfs durch Auswertung von aktuellen Studien sowie einer Beschreibung und<br />

vergleichenden Bewertung <strong>der</strong> grundsätzlich für die Übertragung von elektrischer Energie auf<br />

<strong>der</strong> Höchstspannungs<strong>eb</strong>ene verfügbaren Übertragungstechnologien (Freileitungen und Kabel<br />

in Drehstrom- und Gleichstromtechnik) werden die Möglichkeiten <strong>der</strong> Nutzung des<br />

Bahnstromtrassenraumes für Leitungen <strong>der</strong> öffentlichen Energieversorgung beschri<strong>eb</strong>en und<br />

untersucht. Dabei werden n<strong>eb</strong>en dem Vergleich <strong>der</strong> technischen Daten (z. B. Abmessungen<br />

und elektrische Eigenschaften) und den technischen Anfor<strong>der</strong>ungen bei Bau (z. B. mit bestehenden<br />

Stahlgitter-Mastkonstruktionen o<strong>der</strong> Vollwand-Mastkonstruktionen wie dem Wintrack-Mast)<br />

und Betri<strong>eb</strong>sführung auch die Kosten für die Errichtung und den Betri<strong>eb</strong> ermittelt.<br />

Weiterhin werden die technischen Voraussetzungen und einschlägigen Normen für eine parallele<br />

Leitungsführung von Bahnstromleitungen und Drehstrom- o<strong>der</strong> Gleichstromleitungen <strong>der</strong><br />

öffentlichen Energieversorgung ermittelt und beschri<strong>eb</strong>en sowie auch die auftretenden elektrischen<br />

und magnetischen Fel<strong>der</strong> berechnet und vergleichend bewertet. Hierbei wird sowohl die<br />

gemeinsame Führung <strong>der</strong> unterschiedlichen Stromkreise auf gemeinsamen Freileitungsmasten<br />

als auch die Errichtung von zusätzlichen Kabelanlagen in Drehstrom- und Gleichstromtechnik<br />

parallel zu bestehenden Bahnstromfreileitungen berücksichtigt.<br />

1.2 <br />

<br />

Los 2 wurde fe<strong>der</strong>führend durch die Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> des Instituts für Bahnfahrzeuge<br />

und Bahntechnik <strong>der</strong> TU Dresden bearbeitet. Im Mittelpunkt dieses Leistungsabschnittes<br />

stehen in Abgrenzung zu Los 1 nicht die Bahnstromtrassen, son<strong>der</strong>n das 2AC 110-kV-<br />

16,7-Hz-Bahnstromversorgungsnetz und die daran angeschlossenen Bahnunterwerke zur<br />

Streckeneinspeisung. Für die Untersuchung wird grundsätzlich unterstellt, dass <strong>der</strong> elektrische<br />

130 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> auf den betroffenen Bahnstrecken auch für die Zeit <strong>der</strong> Umrüstung weitgehend<br />

uneingeschränkt aufrechterhalten werden soll. Eine generelle Umstellung des Bahnstromsystems<br />

auf die Netzfrequenz von 50 Hz wird gleichfalls nicht unterstellt, da nur ein sehr geringer<br />

Teil <strong>der</strong> vorhandenen elektrischen Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge in Deutschland dafür geeignet ist.<br />

Ausgehend vom Trassenbedarf für neue Transportleitungen <strong>der</strong> 50-Hz-<br />

Landesenergieversorgung werden Szenarien zur Ausgestaltung <strong>der</strong> technischen und ökonomischen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen für eine Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung erstellt. Untersucht<br />

wird dabei, ob und wie die bestehende zentrale Bahnstromversorgung mit separater<br />

16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieerzeugung und zweipoligen Bahnstromfreileitungen 2 55 kV zur Speisung<br />

<strong>der</strong> Bahn-Unterwerke 110/15 kV auf eine dezentrale Versorgung mit Umrichterwerken<br />

zur Spannungs- und Frequenztransformation umgerüstet werden kann. Dabei ist anhand des<br />

Trassenbedarfs für die öffentliche Energieversorgung zu klären, welche Teile des Hochspannungsnetzes<br />

<strong>der</strong> Bahn erhalten werden können. Darauf aufbauend erfolgt eine Analyse und<br />

Bewertung, ob und wie das dann mindestens teilweise - dezentralisierte Bahnstromnetz aus<br />

dem Netz <strong>der</strong> öffentlichen Energieversorgung eingespeist werden kann. Des Weiteren wird<br />

<strong>der</strong> erhöhte Flächenbedarf in Bahntrassennähe für die gegenüber den bestehenden Bahn-<br />

Unterwerken größeren dezentralen Umrichterwerke analysiert. Hierbei ist grundsätzlich davon<br />

auszugehen, dass die neu zu errichtenden Umrichterwerke in unmittelbarer Nähe zu den<br />

bestehenden Bahn-Unterwerken angeordnet werden. Eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gegenwärtigen<br />

Bahnunterwerksstandorte hätte eine vollständige Umgestaltung <strong>der</strong> Speisestruktur <strong>der</strong> 15-kV-<br />

Oberleitungsanlagen <strong>der</strong> elektrifizierten Bahnstrecken zur Folge. Dies würde eine großflächige<br />

temporäre Einstellung des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es erfor<strong>der</strong>n, was nicht Bestandteil des<br />

Untersuchungsauftrages ist.<br />

Anhand <strong>der</strong> entwickelten Untersuchungsszenarien wird abschließend eine wirtschaftliche<br />

Bewertung <strong>der</strong> Dezentralisierung mittels eines L<strong>eb</strong>enszykluskostenmodells vorgenommen.<br />

Im Erg<strong>eb</strong>nis wird herausgestellt und bewertet, ob und wie die Bahnstromversorgung bei Parallelführung<br />

von Energieleitungstrassen <strong>der</strong> Landesenergieversorgung am besten gesichert<br />

werden kann.<br />

1.3 <br />

Das vom Institut für deutsches und internationales Berg- und Energierecht <strong>der</strong> TU Clausthal<br />

bearbeitete Los 3 analysiert, welche rechtlichen Auswirkungen eine geän<strong>der</strong>te Nutzung bestehen<strong>der</strong><br />

Bahnstromleitungstrassen hat. Im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Untersuchung stehen die planungs-<br />

111 (2013) Heft 3<br />

131


Fokus Thema<br />

und genehmigungsrechtlichen Auswirkungen. Behandelt werden dan<strong>eb</strong>en die zivilrechtlichen<br />

Auswirkungen hinsichtlich <strong>der</strong> Nutzung frem<strong>der</strong> Grundstücke. Als relevante Verknüpfungsvarianten<br />

werden sowohl die Bündelung von Bahnstromleitungen mit Höchstspannungsleitungen<br />

des öffentlichen Netzes, unterschieden nach Kombinationsfreileitungen auf gemeinsamem<br />

Gestänge o<strong>der</strong> Parallelführung <strong>der</strong> Leitungen, als auch die alleinige Nutzung <strong>der</strong> Trassen<br />

für Höchstspannungsleitungen des öffentlichen Netzes bei Dezentralisierung <strong>der</strong><br />

Bahnstromversorgung betrachtet. Als technische Ausführungen werden sowohl Freileitung<br />

und Kabel als auch Drehstrom- und Gleichstromtechnik berücksichtigt.<br />

Dargestellt wird zunächst <strong>der</strong> Rechtsrahmen für die Planungs- und Zulassungsverfahren. Die<br />

rechtliche Untersuchung hinsichtlich des öffentlichen Netzes erfasst sowohl Netzausbaubauvorhaben<br />

i.S.v. § 2 Abs. 1 des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes Übertragungsnetz<br />

(NABEG) als auch sonstige Vorhaben, für die teilweise an<strong>der</strong>e Regelungen gelten. Untersucht<br />

werden die Vorgaben für die Festlegung von Trassenkorridoren und für die Zulassung von<br />

Leitungsbauvorhaben. Hinsichtlich des Bahnstromleitungsnetzes wird <strong>der</strong> dortige Rechtsrahmen<br />

für die Planungs- und Zulassungsverfahren, insbeson<strong>der</strong>e das Planfeststellungsverfahren<br />

nach §§ 18 ff. AEG, behandelt. Schließlich werden die rechtlichen Vorgaben für das Zusammentreffen<br />

von Übertragungsleitung und Bahnstromleitung analysiert.<br />

Der Rechtsrahmen wird anschließend auf die hier zu behandelnden Varianten (Kombinationsfreileitung,<br />

Parallelführung, Dezentralisierung) angewendet. Geprüft wird zunächst, welche<br />

Planungs- und Zulassungsverfahren in den einzelnen Varianten erfor<strong>der</strong>lich sind o<strong>der</strong> inwieweit<br />

hierauf möglicherweise verzichtet werden kann, weil bereits Bahnstromleitungstrassen<br />

existieren. Geprüft werden Planungs- und Zulassungsverfahren einerseits hinsichtlich <strong>der</strong> neu<br />

zu errichtenden Übertragungsleitung. An<strong>der</strong>erseits sind aber auch Planungs- und Zulassungsverfahren<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> bestehenden o<strong>der</strong> zumindest planungsrechtlich geprüften, aber ggf.<br />

zu än<strong>der</strong>nden Bahnstromleitung zu behandeln.<br />

Untersucht wird weiterhin, welche Erleichterungen sich in den hier untersuchten Varianten<br />

für die Planungs- und Zulassungsverfahren erg<strong>eb</strong>en können. Hierbei wird auf die Möglichkeit<br />

zur Durchführung vereinfachter Verfahren o<strong>der</strong> zur Berücksichtigung bereits aus an<strong>der</strong>en<br />

Verfahren vorliegen<strong>der</strong> Unterlagen eingegangen. Wesentliche Bedeutung haben darüber hinaus<br />

die Trassierungsgrundsätze <strong>der</strong> Nutzung bestehen<strong>der</strong> Trassen und <strong>der</strong> Trassenbündelung.<br />

Schließlich ist auf den Vorbelastungsgrundsatz einzugehen, demzufolge bereits vorbelastete<br />

Grundstücke in <strong>der</strong> Abwägung weniger schutzwürdig sind. Hieraus werden weiterführende<br />

132 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

Ansätze zu einer Präzisierung <strong>der</strong> Trassierungsgrundsätze und des Vorbelastungsgrundsätze<br />

entwickelt.<br />

Auf privatrechtlicher Ebene werden die vertraglichen und dinglichen Absicherungen <strong>der</strong> Inanspruchnahme<br />

fremden Eigentums dahingehend untersucht, ob Anpassungsnotwendigkeiten<br />

bei Nutzungsän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bahnstromleitungstrassen bestehen. Verän<strong>der</strong>ungen des Nutzungsumfangs<br />

können sich nicht nur bei Errichtung neuer Leitungen, son<strong>der</strong>n auch bei hinsichtlich<br />

Lage, Ausdehnung o<strong>der</strong> Zweckbestimmung verän<strong>der</strong>ter Inanspruchnahme von Grundstücken<br />

erg<strong>eb</strong>en, wie etwa im Falle verlagerter Mastfundamente, verbreiterter Schutzstreifen o<strong>der</strong><br />

Ausweitung <strong>der</strong> Nutzung von <strong>der</strong> Bahnstromversorgung auf die öffentliche Energieversorgung.<br />

Ergänzend hierzu wird untersucht, welche Bedeutung dies für die Entschädigungsleistungen<br />

an die Grundeigentümer hat.<br />

Abschließend wird eine Gesamtbewertung <strong>der</strong> Vor- und Nachteile einer Verknüpfung von<br />

Bahnstromleitungstrassen und Übertragungsleitungen aus rechtlicher Sicht vorgenommen.<br />

Hierzu erfolgt ein Vergleich mit <strong>der</strong> Neutrassierung öffentlicher Höchstspannungsleitungen<br />

wie auch ein Vergleich <strong>der</strong> verschiedenen Varianten einer Nutzungsän<strong>der</strong>ung bestehen<strong>der</strong><br />

Bahnstromleitungstrassen untereinan<strong>der</strong>.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

133


Fokus Thema<br />

Machbarkeitsstudie<br />

zur Verknüpfung von<br />

Bahn- und Energieleitungsinfrastrukturen<br />

Zusammenfassung <strong>der</strong> wesentlichen Erg<strong>eb</strong>nisse<br />

und<br />

Empfehlungen <strong>der</strong> Gutachter<br />

Bearbeiter:<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Institut für Energieversorgung und Hochspannungstechnik<br />

Fachg<strong>eb</strong>iet <strong>Elektrische</strong> Energieversorgung<br />

Appelstraße 9a<br />

30167 Hannover<br />

Technische Universität Dresden<br />

Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik<br />

Professur für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Hettnerstraße 3<br />

01069 Dresden<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für deutsches und internationales Berg- und Energierecht<br />

Arnold-Sommerfeld-Straße 6<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

Hannover, Dresden und Clausthal-Zellerfeld, 05.06.2012<br />

134 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

1 <br />

1.1 Los 1 Technische Machbarkeit <strong>der</strong> Nutzung von Bahnstromtrassen<br />

für Freileitungs- und Kabeltrassen öffentlicher Energieversorgung<br />

Fasst man die Erg<strong>eb</strong>nisse zu Los 1 mtrassen<br />

für Freileitungs- zusammen, so<br />

lässt sich feststellen, dass eine Nutzung <strong>der</strong> Bahnstromtrassen für Freileitungs- und Kabeltrassen<br />

öffentlicher Energieversorgung grundsätzlich möglich ist. Hierbei erg<strong>eb</strong>en sich jedoch erh<strong>eb</strong>liche<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> verschiedenen untersuchten Betri<strong>eb</strong>smittel. Die<br />

folgenden Szenarien sind für diese Bewertung untersucht worden:<br />

Szenario A: Vollständiger Erhalt und Weiterbetri<strong>eb</strong> des bestehenden zentralen 16,7-<br />

Hz-Bahnstromübertragungsnetzes unter <strong>der</strong> Voraussetzung einer Leitungstrassenbündelung<br />

mit <strong>der</strong> 50-Hz-Landesenergieversorgung im bestehenden<br />

Trassenraum, keine Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

Variante A1.1:<br />

Variante A1.2:<br />

Variante A2:<br />

Variante A3:<br />

Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />

in klassischer Stahlgitterbauweise mit je zwei 380-kV-Drehstromund<br />

110-kV- Bahnstromkreisen<br />

Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />

in Wintrack-Bauweise mit je zwei 380-kV-Drehstrom- und 110-kV-<br />

Bahnstromkreisen<br />

Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />

mit je zwei ±400-kV-Gleichstrom und 110-kV- Bahnstromkreisen<br />

Neubau von je zwei ±320-kV/1000-MW-Gleichstromkabeln links und<br />

rechts <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstrom-Freileitung<br />

Szenario B: Vollständiger o<strong>der</strong> zumindest teilweiser Entfall des 16,7-Hz-<br />

Bahnstromübertragungssystems, vollständige o<strong>der</strong> teilweise Dezentralisierung<br />

<strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

Variante B1.1:<br />

Variante B1.2:<br />

Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />

mit zwei 380-kV-Drehstromkreisen<br />

Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />

in Wintrack-Bauweise mit zwei 380-kV- Drehstromkreisen<br />

111 (2013) Heft 3<br />

135


Fokus Thema<br />

Variante B2:<br />

Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau einer Freileitung<br />

mit zwei ±400-kV-Gleichstromkreisen<br />

Variante B3: Abbau <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromfreileitung und Neubau von vier ±320-<br />

kV/1000-MW-Gleichstromkabeln<br />

Für eine grobe Abschätzung <strong>der</strong> Investitions- und Betri<strong>eb</strong>skosten bei Nutzung des Bahnstromtrassenraumes<br />

für Höchstspannungs-(HöS-)Freileitungen und -Kabel <strong>der</strong> öffentlichen Energieversorgung<br />

wurde auf Basis von existierenden Studien ein Ausbauszenario im HöS-Netz<br />

entwickelt, das einen Leistungstransport auf vier Leitungsverbindungen von den Erzeugungsschwerpunkten<br />

in Norddeutschland in die Verbrauchszentren in Süddeutschland und damit<br />

dem zukünftig erwarteten Transportszenario von Nord nach Süd und Ost nach West Rechnung<br />

trägt. In diesem Ausbauszenario werden Leitungstrassen mit einer Gesamtlänge von<br />

2246 km entlang entsprechen<strong>der</strong> Bahnstromleitungen genutzt. Die Kostenbewertungen erfolgten<br />

mit <strong>der</strong> Barwertmethode über einen Zeitraum von 30 Jahren.<br />

Bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> 380-kV-Drehstrom-Freileitungen wurde festgestellt, dass eine Nutzung<br />

<strong>der</strong> Bahnstromtrasse mit den heute üblichen Stahlgitterkonstruktionen zu einer erh<strong>eb</strong>lichen<br />

Verbreiterung des Schutzstreifens führt. Die Maste sind zudem mit einer üblichen Höhe<br />

zwischen ca. 40 und 60 m etwa doppelt so hoch wie bei einer typischen 110-kV-Bahnstrom-<br />

Freileitung (etwa 30 m Höhe), was zu einer erhöhten Sichtbarkeit führt. Die auftretenden<br />

elektrischen und magnetischen Fel<strong>der</strong> liegen unterhalb <strong>der</strong> Grenzwerte <strong>der</strong> 26. BImSchV, sind<br />

aber wesentlich höher als die einer Bahnstromfreileitung. Sollen die vorhandenen<br />

Bahnstromsysteme auf dem gleichen Gestänge mitgeführt werden, so ergibt sich hieraus eine<br />

weitere Erhöhung <strong>der</strong> Maste um ca. 10 m. Außerdem ist, insbeson<strong>der</strong>e bei unsymmetrischen<br />

Fehlern, mit einer starken Beeinflussung <strong>der</strong> Bahnstromkreise durch die Drehstromkreise zu<br />

rechnen, die diese Lösung nur für kurze Strecken von einigen Kilometern Länge (ca. 50 km 1 )<br />

geeignet macht. Aus wirtschaftlicher Sicht treten bei den klassischen 380-kV-Drehstrom-<br />

Freileitungen die insgesamt geringsten Kosten in Höhe von 6,79 Milliarden Euro ohne bzw.<br />

7,23 Milliarden Euro bei Mitführung <strong>der</strong> Bahnstromsysteme (nur Investitions- und Betri<strong>eb</strong>skosten)<br />

auf.<br />

Eine erh<strong>eb</strong>liche Verringerung <strong>der</strong> Trassenbreite lässt sich durch die Verwendung von alternativen<br />

Kompaktmastformen wie z. B. dem Wintrack-Mast erreichen. Mit diesen Masten wird<br />

1 A. Moser: Machbarkeitsstudie zur Verlegung von Bahn- und Drehstromkreisen auf einem Gemeinschaftsgestänge.<br />

Wissenschaftliche Studie <strong>der</strong> RWTH Aachen im Auftrag <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie GmbH, 2012.<br />

136 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

es dann auch möglich, die Schutzstreifenbreite einer Bahnstromfreileitung einzuhalten. Ein<br />

380-kV-Wintrack-Mast ist dabei mit 57 m Höhe aber <strong>eb</strong>enfalls erh<strong>eb</strong>lich höher als ein typischer<br />

Bahnstrommast. Außerdem treten erh<strong>eb</strong>liche Mehrkosten in Höhe von 3,09 Milliarden<br />

Euro gegenüber den Standard-Freileitungen auf, die sich negativ auf die Wirtschaftlichkeit<br />

auswirken. Bei einer zu engen Führung <strong>der</strong> Leiterseile ist ferner mit Einschränkungen in <strong>der</strong><br />

Betri<strong>eb</strong>sführung zu rechnen, da eine Besteigung <strong>der</strong> Maste, z. B. zu Wartungszwecken, nur<br />

unter Abschaltung bei<strong>der</strong> Stromkreise möglich ist. Weiterhin bestehen heute noch kaum Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />

mit Kompaktmasten, und eine gemeinsame Führung von Drehstrom- und<br />

Bahnstromkreisen ist aufgrund <strong>der</strong> großen Beeinflussung <strong>eb</strong>enfalls auf kurze Strecken (siehe<br />

oben) beschränkt.<br />

Auch 380-kV-Drehstromkabel sind prinzipiell im Trassenraum einer Bahnstromfreileitung<br />

einsetzbar, wobei sich etwa vier Drehstromkreise im Schutzstreifen <strong>der</strong> Bahnstromfreileitung<br />

unterbringen lassen. Hierdurch wird zwar ungefähr die Übertragungsleistung einer Drehstrom-Doppelfreileitung<br />

erreicht, diese nimmt aber aufgrund <strong>der</strong> hohen kapazitiven Ladeströme<br />

schon für kurze Längen ab. Aus diesem Grund sind die Ladeströme <strong>der</strong> Kabel bereits<br />

ab Längen von ca. 25-30 km durch die Aufstellung von Drosselspulen zu kompensieren. In<br />

einer Studie im Auftrag des BMU 2 wurde ermittelt, dass dieser hohe technische Aufwand und<br />

die daraus resultierenden Mehrkosten sowie die hohen Investitionskosten Drehstrom-Kabel<br />

für die in dieser Machbarkeitsstudie angedachte großräumige Energieübertragung über längere<br />

Strecken ungeeignet machen.<br />

Die Untersuchung von ±400-kV-Gleichstrom-Freileitungen ergab, dass diese mit den klassischen<br />

Stahlgittermasten <strong>eb</strong>enfalls erh<strong>eb</strong>lich breitere Schutzstreifen und deutlich höhere Maste<br />

erfor<strong>der</strong>n als eine typische Bahnstrom-Freileitung. Prinzipiell ist aber auch hier <strong>der</strong> Bau von<br />

Gleichstrom-Kompaktmasten mit den oben genannten Vorteilen denkbar, wodurch wie bei<br />

den Drehstrom-Kompaktmasten entsprechende Mehrkosten entstehen. Da solche Maste aber<br />

bisher noch nicht ausgeführt wurden, besteht hier noch Untersuchungs- und Entwicklungsbedarf.<br />

Weitere Mehrkosten entstehen bei <strong>der</strong> HGÜ dadurch, dass eine Kopplung mit dem Drehstromnetz<br />

nur über Umrichter erfolgen kann. Dies schlägt sich nicht nur in höheren Investitions-<br />

son<strong>der</strong>n auch in höheren Verlustkosten im Vergleich zu <strong>der</strong> Drehstrom-Übertragung nie-<br />

2 L. Hofmann, C. Rathke, M. Mohrmann: BMU-Studie "Ökologische Auswirkungen von 380-kV-Erdleitungen<br />

und HGÜ-Erdleitungen" Bericht <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Technik/Ökonomie., Energieforschungszentrum Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />

Göttingen: Cuvillier Verlag, 2012.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

137


Fokus Thema<br />

<strong>der</strong>. Die Barwerte <strong>der</strong> Gesamtkosten sind bei <strong>der</strong> HGÜ mit Freileitungen daher für das betrachtete<br />

Netzausbauszenario um ca. 3 Milliarden Euro höher als bei <strong>der</strong> Drehstrom-<br />

Übertragung mit Standard-Freileitungen. Dies entspricht einem Mehrkostenfaktor von 1,40.<br />

Sollen die Bahnstromfreileitungen auf dem gleichen Gestänge mitgeführt werden, sind bei <strong>der</strong><br />

Nutzung <strong>der</strong> HGÜ Vorteile gegenüber <strong>der</strong> Drehstrom-Leitung zu erwarten. Diese resultieren<br />

daraus, dass hier mit wesentlich geringeren gegenseitigen Beeinflussungen zu rechnen ist und<br />

so auch lange Parallelführungen technisch möglich sein sollten. Da für diese Variante keine<br />

Betri<strong>eb</strong>serfahrungen vorliegen, besteht allerdings noch ein erh<strong>eb</strong>licher Untersuchungs- und<br />

Entwicklungsbedarf. Insgesamt betrachtet scheint aber die Nutzung <strong>der</strong> HGÜ-Technologie bei<br />

einer Parallelführung mit Bahnstromkreisen auf einem gemeinsamen Gestänge die technisch<br />

sinnvollste Lösung zu sein.<br />

Die Berechnung <strong>der</strong> elektrischen und magnetischen Fel<strong>der</strong> <strong>der</strong> HGÜ-Freileitung zeigte bei<br />

den hier betrachteten Mastbil<strong>der</strong>n vergleichsweise geringe Feldstärken. Da für Gleichfel<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> 26 BImSchV bisher keine gesetzlichen Grenzwerte definiert wurden, kann hier kein<br />

Nachweis <strong>der</strong> Zulässigkeit geführt werden. Es steht aber zu erwarten, dass die elektrischen<br />

und magnetischen Emissionen beim Bau einer HGÜ-Freileitung aufgrund ihrer geringen Höhe<br />

unproblematisch sein werden.<br />

Der Bau von ±320-kV-Gleichstromkabeln im Trassenraum <strong>der</strong> Bahnstromfreileitung besitzt<br />

den großen Vorteil, dass sich zum einen keine Erweiterung des Schutzstreifens ergibt und<br />

zum an<strong>der</strong>en die Bahnstromfreileitung unverän<strong>der</strong>t bleibt und unter Einhaltung entsprechen<strong>der</strong><br />

Mindestabstände auch während <strong>der</strong> Bauarbeiten nicht abgeschaltet werden muss.<br />

An<strong>der</strong>s als bei den Drehstrom-Kabeln erg<strong>eb</strong>en sich durch die Verwendung von Gleichstrom<br />

keine Längenbegrenzungen, so dass die HGÜ mit Kabeln auch über größere Strecken problemlos<br />

eingesetzt werden kann. Es muss jedoch beachtet werden, dass die Trassierung von<br />

Kabelstrecken nicht nach den gleichen Grundsätzen erfolgt wie bei Freileitungen. Die tatsächliche<br />

Nutzbarkeit hängt daher immer vom konkreten Verlauf <strong>der</strong> betrachteten Leitungen ab.<br />

Die Legung von HGÜ-Erdkabeln ist hierbei nicht nur auf den Trassenraum von Bahnstromleitungen<br />

beschränkt, son<strong>der</strong>n kann geg<strong>eb</strong>enenfalls auch im Trassenraum von bestehenden 110-,<br />

220- o<strong>der</strong> 380-kV-Drehstromfreileitungen erfolgen.<br />

Die HGÜ mit Kabeln besitzt kein äußeres elektrisches Feld, und die magnetische Feldstärke<br />

liegt bei einer typischen Auslegung etwa im Bereich des Erdmagnetfeldes.<br />

138 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

Diesen Vorteilen stehen erh<strong>eb</strong>liche Mehrkosten von ca. 14 Milliarden Euro (Faktor 2,97) zur<br />

Drehstrom-Freileitung mit Standardmasten gegenüber. Diese resultieren im Wesentlichen daraus,<br />

dass mit den heutigen HGÜ-Kabeln maximal 1200 MW Leistung übertragen werden<br />

kann und daher die Legung von vier HGÜ-Kabelsystemen erfor<strong>der</strong>lich ist, um die Leistung<br />

von zwei Drehstromfreileitungssystemen zu erreichen. Die HGÜ mit Erdkabeln ist damit die<br />

mit Abstand teuerste Lösung aller untersuchten Varianten.<br />

Insgesamt ist festzuhalten, dass bei Erhalt einer zentralen Bahnstromversorgung und <strong>der</strong> damit<br />

verbundenen Mitführung <strong>der</strong> Bahnstromfreileitung (Variante A) von den hier untersuchten<br />

Betri<strong>eb</strong>smitteln nur die HGÜ mit Freileitungen o<strong>der</strong> Erdkabeln für den Einsatz auf längeren<br />

Strecken geeignet erscheint. Hierbei ist dann beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Verwendung von HGÜ-<br />

Erdkabeln mit erh<strong>eb</strong>lichen Mehrkosten gegenüber 380-kV-Standard-Freileitungen zu rechnen.<br />

Bei <strong>der</strong> Verwendung von HGÜ-Freileitungen ist außerdem <strong>der</strong> Bau von gegenüber <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Bahnstromfreileitung spürbar größeren Masten notwendig. Die Verwendung von<br />

Freileitungen mit parallelen Dreh- und Bahnstromkreisen erscheint aufgrund <strong>der</strong> Beeinflussungsproblematik<br />

nicht möglich zu sein. Die Legung von Drehstrom-Kabeln im Trassenraum<br />

einer Bahnstromleitung ist zwar technisch prinzipiell machbar, jedoch scheidet ein Einsatz auf<br />

längeren Strecken aufgrund <strong>der</strong> hohen kapazitiven Ladeströme, <strong>der</strong> damit einher gehenden<br />

begrenzten Übertragungskapazität, sowie dem hohen Kompensationsaufwand und den hohen<br />

Kosten aus.<br />

Kann das Bahnstromnetz dezentralisiert und damit auf eine Mitführung <strong>der</strong> Bahnstromfreileitung<br />

verzichtet werden (Variante B), so ist die 380-kV-Drehstrom-Freileitung mit Standardmasten<br />

die technisch und wirtschaftlich günstigste Lösung. Hierbei ist mit einer gegenüber<br />

<strong>der</strong> Bahnstromfreileitung deutlichen Verbreiterung des Trassenraumes bei gleichzeitig erh<strong>eb</strong>lich<br />

höheren Masten zu rechnen. Eine Einhaltung des vorhandenen Trassenraumes ist nur mit<br />

speziellen Kompaktmasten möglich. Diese führen jedoch zu deutlichen Mehrkosten und bei<br />

zu kleinen Phasenabständen auch Einschränkungen in <strong>der</strong> Betri<strong>eb</strong>sführung durch die Notwendigkeit,<br />

zu Wartungszwecken stets beide Stromkreise abschalten zu müssen.<br />

1.2 <br />

<br />

Im Los 2 wurde die Option <strong>der</strong> Dezentralisierung <strong>der</strong> bestehenden zentralen 16,7-Hz-Bahnstromversorgung<br />

in Deutschland untersucht. Den Hintergrund dafür bildete die erwogene<br />

111 (2013) Heft 3<br />

139


Fokus Thema<br />

Nutzung vorhandener Energieleitungstrassen des 2AC 110-kV-/ 16,7-Hz-Bahnstromübertragungsnetzes<br />

<strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie GmbH für neue Energieleitungstrassen <strong>der</strong> 50-Hz-<br />

Landesenergieversorgung.<br />

Während die Untersuchungen in den Losen 1 und 3 grundsätzlicher Art im Sinne <strong>der</strong> Machbarkeit<br />

sind, war im Los 2 von einem konkret existierenden zentralen Bahnstromnetz auszugehen,<br />

welches den Zugbetri<strong>eb</strong> auf dem überwiegenden Teil <strong>der</strong> elektrifizierten Strecken <strong>der</strong><br />

<strong>DB</strong> AG sicherstellt. Untersuchungen zur Dezentralisierung dieses Netzes erfor<strong>der</strong>n somit die<br />

Einbeziehung <strong>der</strong> konkreten Netzstruktur, <strong>der</strong> Anlagenkonfigurationen, des Leistungs- und<br />

Energi<strong>eb</strong>edarfes sowie <strong>der</strong> Netzbetri<strong>eb</strong>sführung und -instandhaltung. Hierzu erfolgten detaillierte<br />

Analysen auf Basis von aktuellen internen Geschäftsdaten <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie GmbH, die<br />

dem Gutachter umfassend zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Ausgehend von dem ermittelten Bedarf an neuen überregionalen Trassen für die Landesenergieversorgung<br />

und den technischen Verträglichkeitsuntersuchungen zur Leitungstrassenbündelung<br />

aus Los 1 sowie <strong>der</strong> aktuellen 16,7-Hz-Netzstruktur in Deutschland wurden für die<br />

Untersuchungen in Los 2 insgesamt vier Szenarien zur Dezentralisierung <strong>der</strong> 16,7-Hz-<br />

Bahnstromversorgung entwickelt:<br />

Szenario A:<br />

Szenario B1:<br />

Szenario B2:<br />

Szenario B3:<br />

Vollständiger Erhalt und Weiterbetri<strong>eb</strong> des bestehenden zentralen 16,7-Hz-<br />

Bahnstromübertragungsnetzes unter <strong>der</strong> Voraussetzung einer (machbaren)<br />

Leitungstrassenbündelung mit <strong>der</strong> Landesenergieversorgung im bestehenden<br />

Trassenraum, keine Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

Erhalt eines reduzierten, aber zusammenhängenden zentralen 16,7-Hz-<br />

Bahnstromübertragungsnetzes, Entfall einzelner 16,7-Hz-Leitungstrassen<br />

zugunsten neuer Energieleitungstrassen <strong>der</strong> Landesenergieversorgung, regionale<br />

Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

Entfall zentraler Leitungstrassen des 16,7-Hz-Bahnstromübertragungsnetzes<br />

zugunsten neuer Energieleitungstrassen <strong>der</strong> Landesenergieversorgung, Erhalt<br />

und Weiterbetri<strong>eb</strong> mehrerer regionaler, nicht mehr zusammenhängen<strong>der</strong><br />

16,7-Hz-Bahnstromübertragungsnetze, überregionale Dezentralisierung<br />

<strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

Entfall des gesamten 16,7-Hz-Bahnstromübertragungsnetzes, vollständige<br />

Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

140 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

Das Szenario A (keine Dezentralisierung) wurde gleichsam als Referenz für alle weiteren<br />

Szenarien B1 bis B3 (mit Dezentralisierung) genutzt.<br />

Da die Untersuchungen im Los 2 zeitparallel zu den Losen 1 und 3 durchgeführt werden<br />

mussten, unterstellen die Dezentralisierungsszenarien B1 bis B3 auftragsgemäß, dass eine<br />

gemeinsame Trassenführung von Bahn- und Landesenergieleitungen technisch bzw. rechtlich<br />

nur schwer o<strong>der</strong> gar nicht machbar ist und somit vorhandene Bahnstromleitungstrassen aufgeg<strong>eb</strong>en<br />

und die betroffenen Streckenbereiche dezentral mit <strong>Bahnen</strong>ergie 16,7 Hz eingespeist<br />

werden müssen.<br />

Die durchgeführte Untersuchung zu vorhandenen Technologien <strong>der</strong> Bahnstromerzeugung hat<br />

erg<strong>eb</strong>en, dass eine dezentrale Bahnstromversorgung mit Son<strong>der</strong>frequenz technisch grundsätzlich<br />

machbar ist. Dies zeigen einerseits die langjährigen Betri<strong>eb</strong>serfahrungen in den<br />

Bahnnetzen Norwegens, Schwedens und <strong>der</strong> USA, an<strong>der</strong>erseits existieren heute mit <strong>der</strong> Umrichtertechnik<br />

neue, effizientere Technologien als noch vor 10 bis 20 Jahren. Allerdings hängt<br />

die Wirtschaftlichkeit von zentraler o<strong>der</strong> dezentraler Son<strong>der</strong>frequenzversorgung sehr stark<br />

vom Charakter des elektrifizierten Streckennetzes, vom Bahnbetri<strong>eb</strong>, vom Leistungs- und<br />

Energi<strong>eb</strong>edarf und von den Einflussmöglichkeiten auf die Energi<strong>eb</strong>ezugspreise (Stromgestehungskosten)<br />

ab. Insbeson<strong>der</strong>e Letzteres wirkt sich überproportional in <strong>der</strong> Gesamtbilanz<br />

aus. Grundsätzlich gilt aus <strong>der</strong> langjährigen Erfahrung: große, engräumig vermaschte Netze<br />

mit hohem Gesamtenergi<strong>eb</strong>edarf rechtfertigen eine zentrale Bahnstromversorgung, wenig<br />

vermaschte Netze mit einzelnen (langen) Streckenästen und geringem Gesamtenergi<strong>eb</strong>edarf<br />

sind vorteilhaft dezentral zu versorgen. Diese Aussage konnte im Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> vorliegenden<br />

Untersuchungen am konkreten Netzbeispiel <strong>der</strong> <strong>DB</strong> AG eindeutig auch quantitativ <strong>bestätigt</strong><br />

werden.<br />

Die vier o.g. Szenarien wurden im Detail technisch und wirtschaftlich analysiert. Zum einen<br />

wurde die konkrete Einspeisesituation in das unverän<strong>der</strong>t vorhandene 16,7-Hz-Fahrleitungsnetz<br />

einschließlich Anlagenauslegung, Netzanbindung, Leitungstrassenführung und Migrationskonzept<br />

untersucht, zum an<strong>der</strong>en wurde für alle Szenarien eine wirtschaftliche Bewertung<br />

durchgeführt. Dafür wurde n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> bahnstromseitig erfor<strong>der</strong>lichen anlagentechnischen<br />

Mengengerüste und Investitionen sowie <strong>der</strong> kalkulatorischen Restwerte <strong>der</strong> infolge<br />

Dezentralisierung nicht mehr benötigten, aber noch nicht vollständig abgeschri<strong>eb</strong>enen<br />

zentralen Bahnstromanlagen ein L<strong>eb</strong>enzykluskostenmodell für einen Prognosezeitraum von<br />

30 Jahren entwickelt. Damit wurden die Differenzkosten <strong>der</strong> o.g. vier Szenarien für den<br />

111 (2013) Heft 3<br />

141


Fokus Thema<br />

- und Kostenwerte <strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie<br />

(Stand 2010) ermittelt.<br />

Im Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> planerischen und wirtschaftlichen Untersuchungen musste zunächst das Szenario<br />

B1 als unrealistisch ausgeschlossen werden. Aufgrund <strong>der</strong> konkreten Anlagenkonfigurationen<br />

im Bahnstromnetz und <strong>der</strong> gemäß Los 1 benötigten Trassen für neue Energieleitungen<br />

<strong>der</strong> Landesversorgung war es nicht möglich, ein reduziertes, aber noch zusammenhängendes<br />

Bahnstromübertragungsnetz zu entwerfen. Grund hierfür ist, dass die benötigten<br />

neuen Energieleitungstrassen überwiegend auf den Haupttrassen <strong>der</strong> vorhandenen Bahnstromübertragungsleitungen<br />

von Nord nach Süd (zwei Trassen) sowie von West nach Ost (eine<br />

Trasse) verlaufen müssen. Fallen diese zentralen Bahnstromtrassen weg, entstehen zwangs-<br />

<br />

wird jedoch durch das Szenario B2 abg<strong>eb</strong>ildet, wodurch Szenario B1 obsolet wird. Auch hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> anlagentechnischen Mengengerüste unterscheiden sich die konkret entworfenen<br />

Szenarien B1 und B2 nur marginal, weshalb nur Szenario B2 weiter verfolgt wurde.<br />

Im Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> Untersuchungen zu Los 2 können zusammenfassend folgende Aussagen<br />

formuliert werden:<br />

Aus technischer, bahnbetri<strong>eb</strong>licher und betri<strong>eb</strong>swirtschaftlicher Sicht ist <strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong><br />

des vorhandenen zentralen Bahnstromnetzes (Szenario A, keine Dezentralisierung) die<br />

eindeutige Vorzugslösung. Ausschlagg<strong>eb</strong>end dafür sind die mengenmäßige und zeitkritische<br />

Beschaffbarkeit dezentraler Erzeugerkomponenten, die Risiken <strong>der</strong> Migration (Verfügbarkeit<br />

von Grundstücken und Gewährleistung des durchgehenden elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es)<br />

sowie die laufenden Kosten für Netzbetri<strong>eb</strong> (Abschreibungen, Instandhaltung, Betri<strong>eb</strong>sführung)<br />

und Energi<strong>eb</strong>ezug. Letztere bestimmen mit einem Anteil von ca. 80 % eindeutig<br />

die L<strong>eb</strong>enszykluskosten. Abhängig von Varianzen bei den Stromgestehungskosten<br />

und <strong>der</strong> Inflationsrate resultieren für dieses Szenario L<strong>eb</strong>enszykluskosten über 30 Jahre <br />

abgezinst auf 2011 zwischen 22,4 und 23,4 Milliarden EUR.<br />

Eine vollständige Dezentralisierung <strong>der</strong> 16,7-Hz-Bahnstromversorgung nach Szenario B3<br />

würde n<strong>eb</strong>en den risikobehafteten Aspekten <strong>der</strong> Beschaffbarkeit und <strong>der</strong> Migrationsstrategie<br />

kumulierte L<strong>eb</strong>enszykluskosten über 30 Jahre abgezinst auf 2011 von 28,7 bis 37,0<br />

Milliarden EUR hervorrufen. Diese Variante ist demnach im Betrachtungszeitraum zwischen<br />

6,3 und 13,5 Milliarden EUR teuer als <strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong> des zentral versorgten Netzes,<br />

ohne dass <strong>der</strong> elektrische Eisenbahnverkehr davon Nutzen hätte. Der überwiegende<br />

142 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

111 (2013) Heft 3<br />

143


Fokus Thema<br />

tion nur geringstmögliche Beeinträchtigungen des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es hervorrufen.<br />

Aus Sicht des Gutachters kommt dafür technologisch vorrangig eine HGÜ-Kabeltrassenlösung<br />

im vorhandenen Trassenraum <strong>der</strong> 2AC 110-kV-/ 16,7-Hz-Bahnstromleitungen in<br />

Frage. Für die Migration (Planung, Bautechnologie, temporäre Ersatzlösungen im Bahnstromnetz,<br />

Inbetri<strong>eb</strong>setzung, Fehlerbehandlung) müssen jedoch noch geeignete Lösungen<br />

entwickelt werden. Hierbei sind insbeson<strong>der</strong>e die Anfor<strong>der</strong>ungen aus dem Netzbetri<strong>eb</strong> <strong>der</strong><br />

16,7-Hz-Bahnstromversorgung zu berücksichtigen (Leistungsbedarf, temporäre Abschaltungen<br />

bzw. Außerbetri<strong>eb</strong>nahmen einzelner Leitungsabschnitte), um Beeinträchtigungen<br />

des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es zu minimieren.<br />

1.3 <br />

Untersucht wurden rechtliche Fragen <strong>der</strong> Bündelung von Übertragungsleitungen mit<br />

Bahnstromleitungen (Variante A-I: Gemeinschaftsgestänge, Variante A-II: Parallelführung)<br />

sowie <strong>der</strong> Nutzung freigeg<strong>eb</strong>ener Bahnstromleitungstrassen (Variante B: Wegfall <strong>der</strong><br />

Bahnstromleitung infolge Dezentralisierung <strong>der</strong> Bahnstromversorgung). Einbezogen wurde<br />

die technische Ausführung als Frei- o<strong>der</strong> Erdkabel sowie in Drehstrom- o<strong>der</strong> Gleichstromtechnik.<br />

Alle untersuchten Varianten sind aus rechtlicher Sicht grundsätzlich zulässig. Im Einzelfall<br />

kann die Verwirklichung scheitern, etwa die Parallelführung von Leitungstrassen an beson<strong>der</strong>en<br />

Engstellen. Je nach Ausgestaltung bedarf die Umsetzung <strong>der</strong> Mitwirkung von <strong>DB</strong> Energie<br />

(insbeson<strong>der</strong>e Varianten A-I und B). Eine Erdverkabelung begegnet <strong>der</strong>zeit aufgrund <strong>der</strong> sehr<br />

eingeschränkten Verfügbarkeit eines Planfeststellungsverfahrens und <strong>der</strong> restriktiven Regelungen<br />

zur Kostenanerkennung beson<strong>der</strong>en Schwierigkeiten.<br />

Für die Planung <strong>der</strong> Übertragungsleitung ist ein Bundesfachplanungs- bzw. Raumordnungsverfahren<br />

selbst dann erfor<strong>der</strong>lich, wenn <strong>der</strong> vorhandene Trassenraum einer Bahnstromleitung<br />

genutzt wird. Für die Bahnstromleitung ist kein (<strong>erneut</strong>es) Planungsverfahren notwendig.<br />

Für die Zulassung <strong>der</strong> Übertragungsleitung ist ein Planfeststellungsverfahren durchzuführen,<br />

auch wenn eine vorhandene Bahnstromleitungstrasse genutzt wird. Ein Planfeststellungsverfahren<br />

ist auch für die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bahnstromleitung in den Varianten A-I und B erfor<strong>der</strong>lich,<br />

in <strong>der</strong> Variante A-II nur, soweit Än<strong>der</strong>ungen erfolgen. In <strong>der</strong> Variante B sind zusätzliche<br />

Zulassungsverfahren für die im Zuge <strong>der</strong> Dezentralisierung erfor<strong>der</strong>lichen neuen Umrichterstationen<br />

und <strong>der</strong>en Anschlussleitungen an das öffentliche 110-kV-Netz erfor<strong>der</strong>lich.<br />

144 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

Für Gleichstrom-Übertragungsleitungen erg<strong>eb</strong>en sich keine grundsätzlichen Unterschiede zu<br />

Drehstrom-Übertragungsleitungen. Allerdings haben die zusätzlich erfor<strong>der</strong>lichen Umrichterstationen<br />

erh<strong>eb</strong>lichen Raumbedarf und bedürfen ihrerseits <strong>der</strong> Zulassung.<br />

Für Übertragungsleitungen, die als Erdkabel ausgeführt werden, ist außerhalb des NABEG<br />

we<strong>der</strong> ein Raumordnungsverfahren originär vorgesehen noch besteht in den hier relevanten<br />

Fallgestaltungen die Möglichkeit <strong>der</strong> Planfeststellung. Sollte die Erdverkabelung auf <strong>der</strong><br />

Höchstspannungs<strong>eb</strong>ene zukünftig stärker zum Einsatz kommen, wäre eine entsprechende Anpassung<br />

<strong>der</strong> Raumordnungsverordnung (RoV) und des § 43 EnWG sinnvoll.<br />

Die bestehenden Nutzungsrechte <strong>der</strong> Deutschen Bahn decken die Errichtung von Übertragungsleitungen<br />

nicht ab. In allen Varianten sind für die Übertragungsleitung neue Nutzungsvereinbarungen<br />

zu treffen und Entschädigungen zu leisten. In <strong>der</strong> Variante A-I sind neue Vereinbarungen<br />

auch bezüglich <strong>der</strong> Bahnstromleitungen zu treffen.<br />

In allen Varianten erg<strong>eb</strong>en sich sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Planungsverfahren als auch <strong>der</strong> Zulassungsverfahren<br />

nur sehr beschränkte Möglichkeiten einer gesetzlich vorgesehenen Verfahrensvereinfachung.<br />

Ggf. können Angaben aus den Verfahren zu Bahnstromleitungen in den<br />

Umweltbericht für die Übertragungsleitung aufgenommen werden.<br />

Außerhalb gesetzlich geregelter Verfahrensvereinfachungen kann die Bündelung von Übertragungsleitungen<br />

mit Bahnstromleitungen o<strong>der</strong> die Nutzung freigeg<strong>eb</strong>ener Bahnstromleitungstrassen<br />

aufgrund entsprechen<strong>der</strong> Trassierungsgrundsätze beschleunigende Wirkung haben.<br />

Den Behörden erleichtern diese Trassierungsgrundsätze die Prüfung alternativer Korridor-<br />

o<strong>der</strong> Trassenführungen; bei einer etwaigen gerichtlichen Kontrolle erhöhen sie die Sicherheit<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Bestandskraft <strong>der</strong> Alternativenwahl.<br />

Die Bündelung von Übertragungsleitungen mit Bahnstromleitungen bzw. die Nutzung freigeg<strong>eb</strong>ener<br />

Bahnstromleitungstrassen kann sich auch aufgrund des Vorbelastungsgrundsatzes,<br />

wonach Vorbelastungen die Schutzwürdigkeit betroffener Grundstücke min<strong>der</strong>n, beschleunigend<br />

auswirken. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e für die Ausführung <strong>der</strong> Übertragungsleitung als Freileitung,<br />

in eingeschränktem Maße aber auch im Falle <strong>der</strong> Ausführung als Erdkabel.<br />

Beim Vergleich des Raumbedarfs <strong>der</strong> untersuchten Varianten ist die Errichtung <strong>der</strong> Übertragungsleitung<br />

in einer freigeg<strong>eb</strong>enen Bahnstromleitungstrasse (Variante B) am günstigsten zu<br />

beurteilen. Bei <strong>der</strong> Abwägung <strong>der</strong> betroffenen Belange in den Planungs- und Zulassungsverfahren<br />

erleichtert dies die Entscheidung zu Gunsten des Leitungsbaus. Allerdings ist jeweils<br />

111 (2013) Heft 3<br />

145


Fokus Thema<br />

eine Einzelfallprüfung erfor<strong>der</strong>lich, die die Zulassung eines solchen Leitungsverlaufs aufgrund<br />

beson<strong>der</strong>er Belastungen ausschließen kann, etwa bei Ortsquerungen. Außerdem ergibt<br />

sich zusätzlicher Raumbedarf für die Umrichterstationen und Anschlussleitungen. Aus dem<br />

Blickwinkel des Raumbedarfs am nächstgünstigsten erscheinen die Führung auf Gemeinschaftsgestänge<br />

und die Erdverkabelung unterhalb <strong>der</strong> Bahnstromleitung, während die Parallelführung<br />

<strong>der</strong> Übertragungsleitung n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Bahnstromtrasse am raumintensivsten wirkt.<br />

Bei einem Vergleich des Verfahrensaufwands schneidet Variante A-II (Parallelführung) am<br />

günstigsten ab, da zusätzliche Verfahren hinsichtlich <strong>der</strong> Bahnstromleitung grundsätzlich<br />

nicht erfor<strong>der</strong>lich sind. Insbeson<strong>der</strong>e in Variante A-I (Gemeinschaftsgestänge) können sich<br />

Verfahrensverzögerungen aufgrund ungeklärter technischer Fragen <strong>der</strong> gegenseitigen Beeinflussung<br />

von Übertragungsleitung und Bahnstromleitung erg<strong>eb</strong>en. In Variante B (Dezentralisierung)<br />

ist zusätzlich die Zulassung <strong>der</strong> neuen Umrichterstationen und Anschlussleitungen<br />

erfor<strong>der</strong>lich, die ihrerseits mit dem Bau <strong>der</strong> neuen Übertragungsleitung koordiniert werden<br />

muss, <strong>der</strong> erst nach Freigabe <strong>der</strong> Bahnstromleitungstrasse möglich ist.<br />

2 <br />

In <strong>der</strong> Gesamtbetrachtung <strong>der</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> drei Lose g<strong>eb</strong>en die Gutachter die folgenden<br />

Empfehlungen:<br />

<br />

<br />

<br />

Aus technischer, bahnbetri<strong>eb</strong>licher und betri<strong>eb</strong>swirtschaftlicher sowie rechtlicher Sicht ist<br />

<strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong> des vorhandenen zentralen Bahnstromnetzes (Szenario A, keine<br />

Dezentralisierung) die eindeutige Vorzugslösung.<br />

Die parallele Nutzung des Bahnstromtrassenraums durch 16,7-Hz-Bahnstrom- und<br />

Drehstromfreileitungen auf einem gemeinsamen Mast erscheint aufgrund <strong>der</strong> Beeinflussungsproblematik<br />

nur auf kurzen Streckenabschnitten möglich. Zudem wäre diese Variante<br />

im Trassenraum <strong>der</strong> Bahnstromleitungen nur mit noch in <strong>der</strong> Entwicklung befindlichen<br />

Kompaktmastformen machbar.<br />

Eine gemeinsame Nutzung des Trassenraums durch die vorhandene 16,7-Hz-<br />

Bahnstromfreileitung und Drehstrom-Kabelsysteme erscheint aufgrund <strong>der</strong> hohen kapazitiven<br />

Ladeströme und <strong>der</strong> damit einhergehenden begrenzten Übertragungskapazität,<br />

des hohen Kompensationsaufwands und <strong>der</strong> hohen Kosten nicht sinnvoll.<br />

146 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Die Parallelführung von 16,7-Hz-Bahnstromfreileitungen und HGÜ-Erdkabelsystemen<br />

ist im vorhandenen Trassenraum möglich und ist aus Sicht des Bahnbetri<strong>eb</strong>s die<br />

bevorzugte Variante, da einerseits <strong>der</strong> Weiterbetri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> zentralen Bahnstromversorgung<br />

gewährleistet bleibt und an<strong>der</strong>erseits bei einer Migration keine bzw. nur geringe Beeinträchtigungen<br />

des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>es zu erwarten sind. Allerdings ist diese Lösung<br />

die mit Abstand teuerste Netzausbauvariante. Außerdem muss beachtet werden, dass<br />

eine Verlegung von Erdkabeln im Trassenraum <strong>der</strong> Bahnstromleitung technisch nicht<br />

immer möglich ist (z. B. bei Talüberspannungen, in felsigem G<strong>eb</strong>iet o<strong>der</strong> bei Siedlungskreuzungen).<br />

Aus rechtlicher Sicht ist bei Parallelführung von 16,7-Hz-Bahnstromfreileitungen und<br />

HGÜ-Erdkabelsystemen vorteilhaft, dass für die Bahnstromleitungen keine <strong>erneut</strong>en<br />

Planungs- und Zulassungsverfahren durchgeführt o<strong>der</strong> neue Nutzungsrechte erworben<br />

werden müssen. Die Trassenführung für die HGÜ-Erdkabel wird durch die Bündelung erleichtert.<br />

Allerdings kann die Erdverkabelung im vorhandenen Trassenraum in Teilbereichen<br />

ausgeschlossen sein (z. B. aus Naturschutzgründen). Außerdem begegnet eine Erdverkabelung<br />

im <strong>der</strong>zeitigen Rechtsrahmen aufgrund <strong>der</strong> sehr eingeschränkten Verfügbarkeit<br />

eines Planfeststellungsverfahrens und <strong>der</strong> restriktiven Regelungen zur Kostenanerkennung<br />

Schwierigkeiten.<br />

Mit Blick auf wirtschaftliche Gesichtspunkte erscheint die Parallelführung von 16,7-Hz-<br />

Bahnstrom- und HGÜ-Freileitungen auf einem gemeinsamen Mast als die bevorzugte<br />

Variante. Hierbei müssen aber im Gegensatz zur Legung von HGÜ-Erdkabeln Lösungen<br />

für eine aus Sicht des Bahnbetri<strong>eb</strong>s störungsarme Migration entwickelt werden, da vorhandene<br />

Bahnstromfreileitungsmaste durch neue kombinierte Maste in Kompaktbauweise<br />

ersetzt werden müssten.<br />

Aus rechtlicher Sicht erleichtert das Gemeinschaftsgestänge für 16,7-Hz-Bahnstromund<br />

HGÜ-Freileitungen die Trassenführung erh<strong>eb</strong>lich. Für die Bahnstromleitung sind<br />

zwar neue Zulassungsverfahren und in <strong>der</strong> Regel neue Nutzungsrechte erfor<strong>der</strong>lich, doch<br />

werden diese Verfahren mit <strong>der</strong> Übertragungsleitung verknüpft. Zu prüfen ist, inwieweit<br />

sich Verzögerungen durch ungeklärte technische Fragen erg<strong>eb</strong>en könnten und inwieweit<br />

das Gemeinschaftsgestänge wegen des vorübergehenden Weiterbetri<strong>eb</strong>s <strong>der</strong> Bahnstromleitung<br />

n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> alten Trasse errichtet werden muss.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

147


Fokus Thema<br />

<br />

<br />

<br />

Die Errichtung paralleler HDÜ- und HGÜ-Freileitungen auf eigenem Gestänge könnte<br />

das Migrationsproblem für den Bahnbetri<strong>eb</strong> beh<strong>eb</strong>en und neue Zulassungsverfahren und<br />

Nutzungsrechte für die Bahnstromleitung entbehrlich machen. Die Trassenführung ist<br />

aufgrund <strong>der</strong> größeren Trassenbreite schwieriger, profitiert aber grundsätzlich von <strong>der</strong><br />

Bündelung. Eine parallele HDÜ-Freileitung ist die mit Abstand günstigste Variante, während<br />

die parallele HGÜ-Freileitung demgegenüber mit erh<strong>eb</strong>lichen Mehrkosten verbunden<br />

ist.<br />

Der Bau von HGÜ-Kabelsystemen kann natürlich auch im Trassenraum von vorhandenen<br />

HöS-Freileitungen erfolgen. Ebenso könnten HGÜ-Freileitungen auch auf vorhandenen<br />

Freileitungen auf einem dann zu errichtenden gemeinsamen Mast unter <strong>der</strong> Voraussetzung<br />

mitgeführt werden, dass es zu keinen Beeinflussungsproblemen kommt.<br />

Insgesamt besteht noch ein erh<strong>eb</strong>licher weiterer Untersuchungsbedarf z. B. hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Themen Parallelführung und gegenseitige Beeinflussung von Drehstrom-, Bahnstromund<br />

Gleichstromsystemen, Aufwand für die Entwicklung und Erprobung von Kompaktmastbauformen<br />

sowie Weiterentwicklung <strong>der</strong> Trassierungsgrundsätze für Leitungsbündelung,<br />

die über den Zeit- und Untersuchungsrahmen dieser Machbarkeitsstudie hinausgehen.<br />

148 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung in Deutschland –<br />

Alles schon mal dagewesen<br />

Wie und mit welcher Frequenz in Deutschland die <strong>Bahnen</strong>ergie erzeugt, verteilt und benutzt wird –<br />

übrigens genau wie in Österreich, <strong>der</strong> Schweiz und teils in Schweden – wird immer wie<strong>der</strong> mit wohlfeilen<br />

Vorschlägen bedacht. Auch die neueste Untersuchung von Staats wegen hat aber dazu nichts<br />

An<strong>der</strong>es erg<strong>eb</strong>en als früher.<br />

Als unsere Urgroßväter um die Jahreswende 1912/13<br />

für Fernbahnen die Fahrleitungsspannung 1 AC 15 kV<br />

16 2 /3 Hz vereinbarten und dabei direkte Erzeugung sowie<br />

Übertragung mit Hochspannung zugrundelegten,<br />

ahnten sie nicht welchen Zündstoff sie damit für die<br />

nächsten hun<strong>der</strong>t Jahre liefern würden – und manchmal<br />

auch Unterhaltungsstoff (siehe Hintergrund).<br />

Theoretisch und praktisch waren diese Entscheidungen<br />

gut untermauert: Die Streckenlängen erfor<strong>der</strong>ten<br />

Hochspannung, diese wie<strong>der</strong>um AC zum Aufund<br />

Abspannen; leistungsfähige und wirtschaftliche<br />

1AC-Motoren bedingten die niedrige Frequenz, und<br />

Direkterzeugung war nötig mangels einer Landesversorgung,<br />

die wan<strong>der</strong>nde Leistungen im MW-Bereich<br />

bereitstellen konnte.<br />

Die beiden letzten Gründe entfielen im Laufe <strong>der</strong><br />

Jahrzehnte. Die stürmische Entwicklung <strong>der</strong> Halbleitertechnik<br />

ab 1960 machte die Fahrzeugantri<strong>eb</strong>e<br />

unabhängig von Stromart und Frequenz im Fahrleitungsnetz,<br />

was sich unter allgemeinem Beifall und<br />

ohne größere Interessenkonflikte vollzog.<br />

Ganz an<strong>der</strong>s war das bei dem zweiten Thema. Die<br />

öffentliche Elektrizitätsversorgung wuchs so gewaltig,<br />

dass <strong>der</strong> 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergi<strong>eb</strong>edarf mit heute<br />

rund 11 TWh/a nur noch 2 % des gesamten Elektro-<br />

Endenergieverbrauchs in Deutschland ausmacht. Das<br />

erscheint nicht viel, ist aber kein Einzelkunden-Umsatz,<br />

den sich eine Branche leichthin entgehen lässt.<br />

Zumal wenn <strong>der</strong> Energieabnehmer in misslicherer<br />

Position ist als je<strong>der</strong> oberirdische Industri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>: Dieser<br />

kann umziehen, wenn ihm die Infrastruktursituation<br />

an seinem Standort gar nicht gefällt; die Eisenbahn<br />

dagegen braucht Leistung und Energie netzweit.<br />

Große Industri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>e mit mehreren Standorten<br />

und sogar Unternehmen, die mit ihren Produkten<br />

konkurrieren, können noch etwas machen: sich<br />

eigene Hochspannungsnetze bauen und betreiben.<br />

Beispiele gibt es im Ruhrg<strong>eb</strong>iet, im Saarland und<br />

in den mitteldeutschen Revieren reichlich. Dazu<br />

hat man aber nicht gehört, dass diese Leitungen<br />

o<strong>der</strong> Trassen doch gefälligst für den Energietransport<br />

von <strong>der</strong> Nordsee nach Süddeutschland freizumachen<br />

wären.<br />

Nur <strong>der</strong> Bahn rückte man in dieser Sache immer<br />

wie<strong>der</strong> zu Leibe, meist von rückwärts aufgezogen mit<br />

publikumswirksamer Kritik an <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>frequenz.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

Eine massive Attacke kam beispielsweise 1942<br />

von <strong>der</strong> Wirtschaftsgruppe Elektrizitätsversorgung,<br />

wobei man zeitgemäß geschickt mit dem Materialaufwand<br />

argumentierte. Vermutlich wurde daraufhin<br />

das unter dem Namen Ganzenmüller bekannte<br />

„Gutachten über die Wahl des Stromsystems für die<br />

Elektrisierung von Fernbahnen“ vom Juli 1941 überarbeitet,<br />

sodass es erst als „Ergänzungsheft 1944 zur<br />

Zeitschrift <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheinen konnte –<br />

aber nicht im Buchhandel erhältlich war. Hierzu liegt<br />

hoffentlich noch Archivstoff verborgen.<br />

Ein richtiger Feldzug entzündete sich dann in<br />

Westdeutschland an <strong>der</strong> „Elektrisierung des Rhein-<br />

Ruhr-Eisenbahnverkehrs“. Die Geschichte dieses<br />

Helles Licht.<br />

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149


Fokus Thema<br />

Systemstreits von etwa 1950 bis 1956 könnte ein<br />

Buch füllen; hier ist kein Platz für Einzelheiten. Immerhin<br />

kämpften die private Elektrizitätswirtschaft<br />

und ihre Lobbyisten mit offenen Visieren, vermutlich<br />

überzeugt von ihrer Überlegenheit in Richtung zur<br />

Politik. Auch Frankreich intervenierte und erwirkte<br />

ein Konzept, die ganze Moselstrecke Koblenz – Trier<br />

– Thionville mit 50 Hz zu elektrifizieren. Trotzdem<br />

konnte die Deutsche Bundesbahn (<strong>DB</strong>) ihr System<br />

erfolgreich verteidigen. Entscheidend war dabei <strong>der</strong><br />

Nachweis, dass die zentrale Beschaffung <strong>der</strong> Energie,<br />

ihre Übertragung und Verteilung in eigenem<br />

Netz und <strong>der</strong> dadurch erreichte Lastspitzenausgleich<br />

deutlich wirtschaftlicher war als Einzelbezug je Unterwerk,<br />

noch dazu im damals streng regulierten<br />

und demarkierten Elektrizitätsmarkt. Die finale „Stellungnahme<br />

<strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn“ erschien<br />

wie<strong>der</strong>um 1956 als Son<strong>der</strong>heft <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>.<br />

Man ist übrigens immer wie<strong>der</strong> überrascht, wie<br />

an<strong>der</strong>e <strong>Bahnen</strong> auf <strong>der</strong> Welt – weit über die eingangs<br />

genannten drei Län<strong>der</strong> hinaus – das genau so sehen<br />

und ihre Versorgung mit eigenem, zentral eingespeisten<br />

Hoch- o<strong>der</strong> Mittelspannungsnetz aufg<strong>eb</strong>aut<br />

haben, so wie die S-<strong>Bahnen</strong> Berlin und Hamburg.<br />

Parallel dazu und sogar bis in die 1960er Jahre hinein<br />

stand das Thema <strong>eb</strong>enso in Ostdeutschland an,<br />

wenn auch unter ganz an<strong>der</strong>en wirtschafts-, außenund<br />

sonstigen politischen Verhältnissen. Die Schil<strong>der</strong>ungen<br />

in [1] zeigen dazu Folgendes: Eine erste<br />

D<strong>eb</strong>atte gab es 1951/52 im Vorfeld des Rückkaufs<br />

des Demontagegutes von <strong>der</strong> Sowjetunion. Eine<br />

zweite wurde 1953 von <strong>der</strong> Hauptverwaltung (HV)<br />

Kohle und Energie – also quasi gleichfalls <strong>der</strong> Elektrizitätswirtschaft<br />

– ausgelöst und lange betri<strong>eb</strong>en,<br />

während es um die Entwicklung und Beschaffung<br />

neuer Elektrolokomotiven ging. Letztlich konnte sich<br />

die Deutsche Reichsbahn (DR) gleichfalls mit <strong>der</strong><br />

Netzfrequenz 16 2 /3 Hz behaupten. Auch hier gab <strong>der</strong><br />

Rechenstift den Ausschlag, nachdem man die Mehrkosten<br />

durch Zweifrequenzbetri<strong>eb</strong> im eigenen Netz<br />

berücksichtigte; außerdem verbot die allgegenwärtige<br />

Mangellage solche Kapriolen. Einschlägige Gutachten<br />

dazu sind, wenn überhaupt, natürlich nicht<br />

in Westdeutschland veröffentlicht.<br />

Ruhe gab es aber in <strong>der</strong> Sache nicht: Je<strong>der</strong> Anlass<br />

war willkommen, gutgläubigen o<strong>der</strong> kritisierhungrigen<br />

Medien Kommentare o<strong>der</strong> Ausarbeitungen pro<br />

50 Hz zu stecken, seien es Bahnnetzausfälle in Süddeutschland<br />

im Jahr 1995 o<strong>der</strong> Planung und Bau <strong>der</strong><br />

Schnellfahrstrecke Köln-Rhein/Main Ende <strong>der</strong> 1990er<br />

Jahre; immer wie<strong>der</strong> war die Bahn zu aufwändigen<br />

Rechtfertigungen gezwungen.<br />

Der letzte Vorgang entstand, von wem auch<br />

immer angestiftet, aus dem blockierten Nord-Süd-<br />

Fernleitungsbau zur Sicherung <strong>der</strong> Energiewende.<br />

Näheres dazu und die Erg<strong>eb</strong>nisse sind an an<strong>der</strong>er<br />

Stelle in diesem Heft referiert und dokumentiert;<br />

sie können niemanden überraschen, <strong>der</strong> die Materie<br />

auch nur einigermaßen kennt. Manche werden<br />

davon enttäuscht sein, die aus unterschiedlichen<br />

Motiven An<strong>der</strong>es erhofft und sich schon kurz<br />

vor dem Ziel gewähnt hatten. Zu wünschen ist,<br />

dass mit den offen gelegten Tatsachen und den<br />

Schlussfolgerungen das Thema nunmehr abgeschlossen<br />

ist – zumindest für die nächsten hun<strong>der</strong>t<br />

Jahre.<br />

Übrigens: Die Frequenz stand bei <strong>der</strong> aktuellen<br />

Untersuchung gar nicht erst zur D<strong>eb</strong>atte.<br />

Be<br />

[1] Glanert, P.; Scherrans, Th.; Borbe, Th.; Lü<strong>der</strong>itz, R.:<br />

Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland. Band 3: Die<br />

Deutsche Reichsbahn, Teil 1 – 1947 bis 1960. München:<br />

Oldenbourg Industrieverlag, 2012.<br />

HINTERGRUND<br />

„..., daß die für den Durchgangsbetri<strong>eb</strong> bestimmten<br />

16 2/3 Hz-Lokomotiven einen Ten<strong>der</strong> erhalten,<br />

auf dem sich ein 50 Hz-Synchronumformer ... befindet,<br />

dem die Energie aus dem Fahrdraht über<br />

den Lokomotivtransformator zugeführt wird. Der<br />

16 2/3 Hz-Transformator ist bekanntlich ohne weiteres<br />

in <strong>der</strong> Lage, auch 50 Hz-Spannungen umzuspannen.“<br />

(von <strong>der</strong> 50-Hz-Seite vorgeschlagener<br />

Ausweg für Zweifrequenzbetri<strong>eb</strong> in Deutschland,<br />

referiert Ende 1953 an <strong>der</strong> Technischen Akademie<br />

Bergisch-Land).<br />

„... die bisher unbekannte Tatsache zu erklären,<br />

daß 50 Hz-Lokomotiven ... auch bei ungünstiger<br />

Witterung ... um etwa 50 % höhere Werte <strong>der</strong><br />

Haftreibung ausnutzen können ...“ (Lobbyist im<br />

März 1956 an mehrere Bundesbahn-Obere).<br />

„Auf meinem Grabstein wird einmal stehen:<br />

Und er hatte doch recht!“ (Lobbyist um 1956<br />

an einen Bundesbahn-Oberen nach endgültigem<br />

Entscheid für 16 2 /3 Hz).<br />

„Nicht zuletzt warten auch die über 16 2 /3 Hz<br />

schicksalhaft mit uns verbundenen Nachbarlän<strong>der</strong><br />

schon lange auf unsere Umstellung auf 50 Hz.“<br />

(Professor <strong>der</strong> Universität Stuttgart in den VDI-<br />

Nachrichten im Oktober 1995 nach Bahnnetzausfall<br />

in Bayern).<br />

„Wie schwierig das ist, zeigt das Beispiel <strong>der</strong><br />

Bahn-Oberleitungen. Verkehrsminister Peter<br />

Ramsauer hatte bereits vorgeschlagen, sie für<br />

den Stromtransport zu nutzen.“ (hauptamtlicher<br />

Wirtschaftsredakteur in <strong>der</strong> Saarbrücker Zeitung<br />

im Mai 2012).<br />

150 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

Normfrequenz 16 2 /3 Hz – die Zukunft<br />

elektrischer <strong>Bahnen</strong> mit Umrichtern<br />

Sobald eine Bahn aus dem 50-Hz-Landesnetz über statische Umrichter versorgt wird, ist ihre Frequenz<br />

frei wählbar. Mit <strong>der</strong> genormten Bahnfrequenz 16 2 /3 Hz und <strong>der</strong>en physikalischen Eigenschaften<br />

können dann beachtliche Vorteile bei <strong>der</strong> Streckeninfrastruktur genutzt und dadurch Energie<br />

und Investitionen gespart werden.<br />

Einführung<br />

In einer losen Folge von Beiträgen war an dieser Stelle<br />

aufgezeigt worden, wie sich bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong><br />

alle systembedingten Nachteile <strong>der</strong> Versorgung über<br />

Direktumspanner mittels statischer Umrichter ausschalten<br />

und zusätzliche Vorteile gewinnen lassen.<br />

Für den Einstieg in diese Idee war das Schlagwort<br />

„nicht 50 Hz auf 50 Hz, son<strong>der</strong>n 3 AC 50 Hz auf 1 AC<br />

50 Hz“ geprägt worden.<br />

Schon angesprochen wurde dabei auch, was offenkundig<br />

ist: dass Umrichter die Sekundärfrequenz<br />

von <strong>der</strong> Primärfrequenz unabhängig machen [1; 2; 3].<br />

Der Zeitpunkt ist gekommen, dies zu vertiefen.<br />

Als vor genau hun<strong>der</strong>t Jahren die Bahnfrequenz<br />

16 2 /3 Hz eingeführt wurde, geschah das vorrangig<br />

wegen <strong>der</strong> besseren Fahrmotorkommutierung. Jedoch<br />

gewann man damit als weitere Vorzüge noch<br />

• niedrige Fahrleitungsreaktanz, dadurch wenig<br />

Spannungsfall und geringe Übertragungsverluste<br />

• mäßige elektromagnetische Grundwellenbeeinflussungswirkung<br />

auf benachbarte Anlagen<br />

An dem Bild kann man übrigens auch ermessen, welchen<br />

Gewinn die nun viel niedrigere Stromstärke bei<br />

den Übertragungsverlusten bedeutet.<br />

Die Reihenschluss-Kommutatormotoren sind Geschichte,<br />

das an<strong>der</strong>e sind Ewigkeitsmerkmale.<br />

Spannungshaltung und<br />

Übertragungsverluste<br />

Die Frequenz 16 2 /3 Hz wirkte sich beson<strong>der</strong>s günstig<br />

aus, solange die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge mit dem ihrer Technik<br />

eigenen, quasi natürlichen Grundwellenleistungsfaktor<br />

fuhren. Bild 1 zeigt dies an dem Extremfall<br />

cos ϕ = 0,7, wie er bei Thyristor-Phasenanschnittsteuerung<br />

vorkam; die klassische 1AC-Direktmotortechnik<br />

hat Werte um 0,85 bis 0,9. Man sieht, wie entwe<strong>der</strong><br />

gleiche Spannung am Stromabnehmer eine höhere<br />

50-Hz-Ausgangsspannung ab Unterwerk erfor<strong>der</strong>te<br />

o<strong>der</strong> gleiche Ausgangsspannung einen geringeren<br />

16 2 /3-Hz-Spannungsfall ergab, also niedrigere<br />

Stromstärke für gleiche Leistung und damit geringere<br />

Übertragungsverluste. Dieser Vorteil ist aber stark<br />

geschrumpft, seit sich die Umrichter-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

auf cos ϕ = 1 am Stromabnehmer einstellen lassen.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

TABELLE 1<br />

Bild 1:<br />

Spannungen bei Frequenz 50 Hz<br />

(rot) und 16 2 /3 Hz (grün) bei<br />

Traktionsleistung mit cos ϕ = 0,7<br />

(links) und 1 (rechts).<br />

1 Sammelschienenspannung<br />

Unterwerk<br />

2 Blind- und Wirkspannungsfall<br />

Fahr- und Rückleitung<br />

3 Spannung und Stromstärke<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />

Leistungsbedarf eines Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>zuges am Stromabnehmer,<br />

gerundete Pauschal werte in MW.<br />

acht Fahrmotoren je 1,3 MW 10,5<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeughilfsbetri<strong>eb</strong>e 0,5<br />

Umwandlungsverluste 10 % 1,0<br />

Zugkomfort 60 % Einschaltzeit 0,5<br />

Summe 12,0<br />

151


Fokus Thema<br />

Auf den ersten Blick lässt das rechte Zeigerbild<br />

für heutige Verhältnisse nur noch marginale Unterschiede<br />

zwischen 50 und 16 2 /3 Hz vermuten. Jedoch<br />

ergibt eine exakte Vergleichsrechnung für einen Modellfall<br />

noch bemerkenswerte Effekte.<br />

Zugrunde liegt eine eingleisige Strecke mit zwei<br />

Ausrüstungsvarianten, die immer zweiseitig von<br />

Umrichter-Unterwerken (Uw) gespeist wird. Das soll<br />

mit konstant geregelt 27,0 kV Ausgangsspannung<br />

geschehen, also vollkommen unabhängig davon<br />

was sich im versorgenden Hochspannungsnetz abspielt<br />

und wie die eigenen Transformatoren auf Belastung<br />

reagieren. Dazu verdeutlicht Bild 2, welchen<br />

enormen Gewinn diese Fähigkeit <strong>der</strong> Vollumrichter<br />

bringt: Die Stromstärke wird um gut 10 % niedriger,<br />

und entsprechend geringer sind wie<strong>der</strong>um die Übertragungsverluste.<br />

Als konstante Leistungsabnahme in Streckenmitte<br />

sind 12 MW angesetzt. Das kann ein Hochgeschwindigkeitszug<br />

mit zwei Tri<strong>eb</strong>köpfen sein (Tabelle 1)<br />

o<strong>der</strong> mit verteilten Antri<strong>eb</strong>en gleicher Gesamtleistung;<br />

Doppeltraktion mit vierachsigen 6,4-MW-<br />

Grenzleistungslokomotiven bei 20 t Radsatzlast for<strong>der</strong>t<br />

noch mehr Leistung.<br />

Das Modell mag nicht für alle G<strong>eb</strong>iete repräsentativ<br />

sein, die Konstellation kann aber durchaus in<br />

großen Län<strong>der</strong>n mit dünn besiedelten Gegenden<br />

zwischen Zentren vorkommen, wo zudem die Elektrizitätsversorgung<br />

wenig vernetzt und schwach ist.<br />

Deshalb ist im Folgenden auch die Frequenzpaarung<br />

Landesnetz 60 Hz / Bahnnetz 25 Hz mitgeführt; und<br />

50 Hz und 60 Hz werden hier jetzt als Industriefrequenz<br />

bezeichnet.<br />

Ausgegangen wird von einer Streckenausrüstung<br />

mit Oberleitung und Saugtransformatoren (englisch<br />

booster transformers, BT) entlang <strong>der</strong> Strecke (Bild 3).<br />

Letztere sind über ein Rückleiterseil verbunden, das je<br />

Sektion einmal an die Fahrschienen angeschlossen ist.<br />

Weil dieses System benachbarte Anlagen relativ geringer<br />

beeinflusst, ist es bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong> sehr häufig<br />

und in Norwegen und Schweden auch bei 16 2 /3 Hz<br />

g<strong>eb</strong>aut worden. Vergleichsvariante ist die Strecke nur<br />

mit Oberleitung. Eine Zwischenvariante und heute<br />

praktisch Standard bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong> sind Rückleiter,<br />

auch Kompensationsleiter genannt, mit günstiger<br />

Wirkung auf Magnetfeld und Beeinflussung. Die Rechnung<br />

zeigt aber bei Spannung und Verlusten nur ganz<br />

geringe, im Rahmen <strong>der</strong> Rechengenauigkeit kaum<br />

ausweisbare Unterschiede zum einfachen System.<br />

Als Impedanzbeläge liegen die Werte in <strong>der</strong> Tabelle<br />

2 zugrunde. Sie wurden aus einer Vielzahl<br />

verstreuter Quellen gemittelt, plausibel gestuft und<br />

grob gerundet; höhere Genauigkeit wäre hier nur<br />

vorgetäuscht angesichts <strong>der</strong> vielen Parameter. Das<br />

gilt beson<strong>der</strong>s für den frequenzproportionalen Ansatz<br />

<strong>der</strong> Imaginärteile für die Ausrüstung ohne BT.<br />

Bild 2:<br />

Streckenspeisung aus verschiedenen<br />

Unterwerken für Tri<strong>eb</strong>fahrzeugleistung<br />

12 MW/cos ϕ = 1.<br />

links mit fest eingestelltem Transformator<br />

1 Transformator-Leerlaufspannung<br />

25,0 kV bei mittlerer<br />

Hochspannung<br />

2 Spannungsfall Transformator<br />

3 lastabhängige Sammelschienenspannung<br />

Unterwerk<br />

4 Blind- und Wirkspannungsfall<br />

Fahr- und Rückleitung<br />

5 Spannung Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />

22,5 kV<br />

6 Stromstärke Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />

530 A<br />

rechts mit Umrichter<br />

1 Transformator-Leerlaufspannung<br />

25,0 kV bei mittlerer<br />

Hochspannung<br />

2 beli<strong>eb</strong>ige Phasenlage<br />

3 konstant geregelte<br />

Sammelschienen -<br />

spannung 27,0 kV<br />

4 Blind- und Wirkspannungsfall<br />

Fahr- und Rückleitung<br />

5 Spannung Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />

25,5 kV<br />

6 Stromstärke Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />

470 A<br />

Bild 3:<br />

Saugtransformator an schwedischer Bahnstrecke bei Västerås<br />

(Foto: Ylva Schütte, Januar 2013).<br />

Signal schreibt vor, nicht mit gehobenem Stromabnehmer unter<br />

<strong>der</strong> Streckentrennung zu halten.<br />

152 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

Zu den Realteilen ist zu sagen, dass beim BT-<br />

System physikalisch so gut wie kein Rückstrom in<br />

den Fahrschienen und im Erdreich fließen kann.<br />

Deshalb ist <strong>der</strong> Wirkwi<strong>der</strong>stand einerseits frequenzunabhängig,<br />

an<strong>der</strong>erseits vor allem aber wegen<br />

des nur begrenzt dicken Seiles und etwas auch <strong>der</strong><br />

Transformatorwicklungen in Hin- und Rückleitung<br />

relativ hoch.<br />

Bei <strong>der</strong> klassischen Rückleitung steigt <strong>der</strong> Wirkwi<strong>der</strong>stand<br />

<strong>der</strong> Bodenausbreitung mit wachsen<strong>der</strong> Frequenz,<br />

weil sich <strong>der</strong> Strom dabei in einen kleineren<br />

Bereich um die Gleise herum zusammendrängt. Weil<br />

aber <strong>der</strong> Bodenwi<strong>der</strong>stand im Vergleich zum Oberleitungswi<strong>der</strong>stand<br />

nur klein ist, wirkt sich dieser<br />

Anstieg nur mäßig aus. Der spezifische Bodenwi<strong>der</strong>stand<br />

spielt hier keine Rolle, da die mit ihm wachsende<br />

Eindringtiefe sich genau so anpasst,<br />

dass <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>stand unverän<strong>der</strong>t bleibt.<br />

In den Fe-Fahrschienen wirkt <strong>der</strong>selbe<br />

physikalische Prozess in einer an<strong>der</strong>en<br />

Geometrie, hier wird <strong>der</strong> Strom mit<br />

<strong>der</strong> Frequenz zunehmend aus dem Inneren<br />

verdrängt, sodass ihr Wi<strong>der</strong>stand<br />

wächst.<br />

Rückleiterseile entlang <strong>der</strong> Strecke<br />

senken den Blindwi<strong>der</strong>stand des Stromkreises<br />

und erhöhen seinen Wirkwi<strong>der</strong>stand<br />

ein wenig. Beides hat aber nur so<br />

geringen Einfluss, dass sich kein Aufwand<br />

damit lohnt.<br />

Als Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> Rechnung ist in Bild 4<br />

für 60 bis 150 km Uw-Abstand l dargestellt,<br />

welche Spannung U am Stromabnehmer<br />

in Streckenmitte bei 12 MW Abnahme<br />

verbleibt und welche auf 12 MW<br />

bezogenen Übertragungsverluste ΔP in<br />

dem Moment entstehen. An<strong>der</strong>s als nach<br />

Bild 1 zu erwarten wäre zeigen sich dabei<br />

deutliche Effekte, und zwar gleichermaßen<br />

für die Paarungen 50 Hz gegen<br />

16 2 /3 Hz und 60 Hz gegen 25 Hz:<br />

• Bahnfrequenz bietet beträchtlich<br />

stabilere Fahrleitungsspannung und<br />

verursacht geringere Verluste als<br />

Industriefrequenz.<br />

• In diesen beiden Qualitätsmerkmalen<br />

ist die einfache Streckenausrüstung<br />

bei allen Frequenzen dem<br />

BT-System überlegen, bei dem <strong>der</strong><br />

hohe Wirkwi<strong>der</strong>stand die Verluste<br />

hochtreibt.<br />

• Bei Industriefrequenz immer und<br />

sogar bei Bahnfrequenz im BT-System<br />

stößt die Spannung am Stromabnehmer<br />

schon bei mittelgroßen Uw-<br />

Abständen an den dauernd zulässigen<br />

Grenzwert 19 kV; hier wirken sich die<br />

hohen Reaktanzen aus.<br />

TABELLE 2<br />

Repräsentative gerundete Impedanzbelagswerte in<br />

Ω/km für eingleisige Strecke mit Fahrdraht<br />

100 ... 120 mm 2 Cu und Tragseil 50 ... 70 mm 2 Bz,<br />

mit Saugtransformatoren Rückleiterseil 240 mm 2 Al<br />

Frequenz<br />

Fahrleitungsspannung<br />

60 Hz<br />

50 Hz<br />

25 Hz<br />

16 2 /3 Hz<br />

mit Saugtransfomatoren<br />

und<br />

Rückleiterseil<br />

0,270 + j.0,830<br />

0,270 + j.0,690<br />

0,270 + j.0,345<br />

0,270 + j.0,230<br />

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nur Hochkettenfahrleitung<br />

0,190 + j.0,650<br />

0,180 + j.0,540<br />

0,160 + j.0,255<br />

0,155 + j.0,180<br />

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111 (2013) Heft 3<br />

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Fokus Thema<br />

Bild 4:<br />

Erg<strong>eb</strong>nisse Modellrechnung für eingleisige zweiseitig gespeiste Strecke mit und ohne Saugtransformatoren, Impedanzbelagswerte in<br />

Tabelle 2.<br />

l Abstand zwischen Umrichter-Unterwerken mit konstant geregleter Ausgangsspannung 27,0 kV<br />

U Spannung am Stromabnehmer bei konstant 12 MW/cos ϕ = 1 Leistungsabnahme in Streckenmitte<br />

ΔP momentane Verlustleistung bezogen auf 12 MW<br />

links Industriefrequenz 50 Hz versus Bahnfrequenz 16 2 /3 Hz<br />

rechts Industriefrequenz 60 Hz versus Bahnfrequenz 25 Hz<br />

154 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

• Bahnfrequenz mit einfacher Streckenausrüstung<br />

würde diesen Wert erst bei 278 o<strong>der</strong> 244 km Uw-<br />

Abstand erreichen, dann allerdings mit 36 o<strong>der</strong><br />

32 % Verlusten.<br />

• Bahnfrequenz mit einfacher Streckenausrüstung<br />

ist allen drei an<strong>der</strong>en Varianten überlegen; sie<br />

erlaubt größere Uw-Abstände und kann dabei<br />

immer noch Energie sparen.<br />

• Dieser Qualitätssprung ist am größten, wenn<br />

Industriefrequenz wegen <strong>der</strong> Beeinflussung das<br />

BT-System erfor<strong>der</strong>n würde.<br />

Dies alles gilt natürlich auch für bestmögliche Übertragung<br />

und Nutzung rückgespeister Bremsenergie.<br />

Zum Netzbetri<strong>eb</strong> gehören noch zwei Effekte,<br />

wenn auch eher als Ran<strong>der</strong>scheinungen, die beide<br />

aus dem um rund 10 nF/km liegenden Querkapazitätsbelag<br />

von Hochkettenfahrleitungen entstehen:<br />

Auf langen unbelasteten Leitungen erhöht sich die<br />

Spannung, und klassische Kurzschlussprüfungen<br />

können bei hohem Anteil an Einleiterkabeln – als<br />

Speisekabel o<strong>der</strong> beispielsweise in Tunneln – mit ihrem<br />

mehr als zehnfach so hohem C-Belag verfälschte<br />

Anzeigen liefern. Beides ist frequenzabhängig und<br />

bei niedriger Bahnfrequenz unproblematischer.<br />

Beeinflussung<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> sind die einzigen Großanwen<strong>der</strong><br />

elektrischer Energie mit erdfühligem Leiter als<br />

Teil des Betri<strong>eb</strong>sstromkreises, vereinfacht: mit einem<br />

beweglichen Erdschluss. Dies bringt notwendiger<br />

Weise Beeinflussungen <strong>der</strong> Umg<strong>eb</strong>ung durch elektrische<br />

Ströme und elektromagnetische Fel<strong>der</strong> mit sich.<br />

Dabei gibt es induktive, kapazitive und galvanische<br />

Beeinflussungen, von denen erstere die Hauptrolle<br />

spielt. Ihre Wirkung und <strong>der</strong>en Reichweite werden<br />

entscheidend durch den Erdstromanteil und die große<br />

Schleife zwischen Oberleitung und Fahrschienen<br />

bestimmt. Weil diese Geometrie weitestgehend fest<br />

vorgeg<strong>eb</strong>en ist, muss die induktive Beeinflussung auf<br />

an<strong>der</strong>en Wegen verringert werden:<br />

gefor<strong>der</strong>te Amperewindungsgleichgewicht vollständig<br />

in den Rückleiter. Auch das Autotransformatorsystem<br />

mit seinem Negativfee<strong>der</strong> wirkt auf ähnliche Weise,<br />

jedoch nicht so vollkommen. Bei zweiseitiger Streckenspeisung<br />

teilt sich <strong>der</strong> Rückstrom und wirkt dadurch<br />

nicht nur absolut halbiert, son<strong>der</strong>n induzierte<br />

Längsspannungen h<strong>eb</strong>en sich wegen ihrer entgegengesetzten<br />

Richtung noch teilweise auf.<br />

Frequenz<br />

Die Induktionswirkung ist proportional zur Frequenz,<br />

sodass 16 2 /3 Hz nur ein Drittel <strong>der</strong> Wirkung wie 50 Hz<br />

hat und 25 Hz nur 40 % <strong>der</strong> Wirkung von 60 Hz. Das<br />

gilt natürlich bei gleicher Stromstärke; bei 15 kV<br />

16 2 /3 Hz sind es immer noch nur 56 % gegenüber<br />

25 kV 50 Hz.<br />

Von diesen Maßnahmen sind die zweiseitige Speisung<br />

und die Wahl <strong>der</strong> Frequenz systemimmanent,<br />

während alle an<strong>der</strong>en beträchtlichen Aufwand an<br />

<strong>der</strong> Streckenausrüstung, an Anlagen Dritter o<strong>der</strong> für<br />

Beides erfor<strong>der</strong>n. Rückleiterseile und Negativfee<strong>der</strong><br />

benötigen darüber hinaus einen zusätzlichen Schutzstreifen<br />

entlang <strong>der</strong> gesamten Bahnstrecke, <strong>der</strong> öffentlich-rechtlich<br />

sowie privatrechtlich gesichert und<br />

entschädigt werden muss.<br />

Die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung aus 3AC-Landesnetzen<br />

über Umformer ermöglicht also nicht nur die<br />

zweiseitige Speisung mit allen ihren Vorteilen, son<strong>der</strong>n<br />

kann mit niedriger Bahnfrequenz in sehr vielen<br />

Fällen AT- und BT-Streckenausrüstungen und sogar<br />

Rückleiterseile entbehrlich machen, also in großem<br />

Umfang Investitionen und Instandhaltungsaufwand<br />

sparen.<br />

Auch die allgemein weniger störende kapazitive<br />

Kopplung vermin<strong>der</strong>t sich frequenzproportional,<br />

weil <strong>der</strong> Blindleitwert zwischen spannungsführen<strong>der</strong><br />

Leitung und isolierten, nicht bahngeerdeten metallenen<br />

Objekten wie Blechdächern und an<strong>der</strong>em entsprechend<br />

sinkt.<br />

Zur galvanischen Beeinflussung gehört, dass<br />

Rückströme in fremde Anlagen eindringen können.<br />

Schutz von Anlagen in Bahnnähe<br />

Solche Maßnahmen sind zum Beispiel: Kabel statt<br />

Freileitungen, Kabel mit wirkungsvollen Schirmen,<br />

Reduktionsleiter parallel zu Kabeln, Glasfiberkabel<br />

o<strong>der</strong> Funkübertragung. Sie machen die gefährdeten<br />

Anlagen störungsunempfindlicher.<br />

Rückstromführung<br />

Die induzierende Schleife wird kleiner gemacht durch<br />

einen Rückstrompfad in Höhe <strong>der</strong> Oberleitung. Ein<br />

einfacher Rückleiter bietet dem Rückstrom einen Parallelweg<br />

zu Gleis und Erde, sodass er sich aufteilt;<br />

Saugtransformatoren (BT) zwingen ihn durch das<br />

Bild 5:<br />

Beeinflussungsschema Wechselstrombahnen (Quelle: <strong>eb</strong> 11/1986).<br />

1 Schienenpotenzial gegen Erde<br />

2 induzierte Längsspannung<br />

111 (2013) Heft 3<br />

155


Fokus Thema<br />

Auch können durch ihre Oberwellen Gleisstromkreise<br />

gestört werden, zum Beispiel mit Frequenzen um<br />

100 Hz arbeitende bei 50 Hz durch die zweite, bei<br />

16 2 /3 Hz aber erst durch die weniger starke sechste.<br />

Diskussion und Schlussfolgerungen<br />

Der übliche Einwand gegen die Frequenz 16 2 /3 Hz soll<br />

hier gleich vorweggenommen werden: Die gegenüber<br />

50 Hz etwa doppelt so schweren Transformatoren.<br />

Wer will, mag das in Studien mit einrechnen, aber<br />

an<strong>der</strong>s als vor 50 Jahren ist das technisch kein Thema<br />

mehr: Mit den zulässigen Radsatzlasten fahren in Europa<br />

hun<strong>der</strong>tfach Grenzleistungslokomotiven und dutzendfach<br />

Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge für 16 2 /3 Hz<br />

o<strong>der</strong> sogar für beide Frequenzen. Außerdem werden<br />

die klassischen Eisen- und Kupferpakete mittelfristig<br />

von Mittelfrequenzübertragern abgelöst werden [1].<br />

Die Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> einfachen Modellrechnung<br />

beruhen auf klassischer Physik, die sich auch bei an<strong>der</strong>en<br />

Konfigurationen nicht än<strong>der</strong>t. Zweigleisige<br />

Strecken o<strong>der</strong> Oberleitungen aus Material mit höheren<br />

Leitwerten, größeren Querschnitten o<strong>der</strong> mit<br />

Verstärkungsseilen haben geringere Längsimpedanzen,<br />

sind aber demgemäß auch betri<strong>eb</strong>lich stärker<br />

belastet. Und von Uw-Abständen ab 60 km können<br />

50-Hz-<strong>Bahnen</strong> bisher nur träumen.<br />

Wo kommt nun die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung über<br />

Umrichter und mit 16 2 /3 Hz in Frage? Das ist überall<br />

dort,<br />

• wo neu als Inselbetri<strong>eb</strong> elektrifiziert werden soll,<br />

• wo Inselbetri<strong>eb</strong> von DC auf AC umgestellt werden<br />

soll,<br />

• wo bestehende 50-Hz-Bahninfrastruktur grun<strong>der</strong>neuert<br />

werden muss,<br />

• wo bestehende 50-Hz-Bahninfrastruktur technisch<br />

ausgereizt ist und massiv verstärkt werden<br />

muss,<br />

• wo das Hochspannungs-Landesnetz schwach ist<br />

und nur wegen <strong>der</strong> Bahnversorgung verstärkt<br />

werden muss,<br />

• wo eine Grenzstrecke neu elektrifiziert o<strong>der</strong> von<br />

DC umgestellt werden soll und eine Nachbarbahn<br />

schon mit 16 2 /3 Hz fährt,<br />

• wo <strong>Bahnen</strong> und ihre Manager innovationsfreudig<br />

sind.<br />

Mit Neuelektrifizierung sind hier auch Streckenneubauten<br />

gemeint. Und alle hier genannten Kategorien<br />

kommen im TEN-T-Plan <strong>der</strong> EU mit seinen zehn Korridoren<br />

vor [4].<br />

Niemand sollte diese Gedanken als weltfremd<br />

abtun, denn immerhin: in IEC 60196:2009-06 ist<br />

16 2 /3 Hz als gleichberechtigt genormt. Die <strong>Bahnen</strong><br />

in allen Kontinenten und in Europa die EU-Kommission<br />

sollten für ihre konkreten Projekte die Varianten<br />

durchrechnen lassen, sich die möglichen Einsparungen<br />

an Energie und Investitionen ansehen und danach<br />

entscheiden.<br />

Uwe Behmann, Thorsten Schütte<br />

[1] Behmann, U.: Statische Umrichter – nur für Son<strong>der</strong>frequenzen?<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), H. 10,<br />

S. 381–389.<br />

[2] Behmann, U.; Rieckhoff, K.: Umrichterwerke bei 50-Hz-<br />

<strong>Bahnen</strong> – Vorteile am Beispiel <strong>der</strong> Chinese Railways /<br />

Converter Stations in 50 Hz Traction – Advantages in<br />

Case of Chinese Railways. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109<br />

(2011), H. 1-2, S. 63–74; Kommentare S. 99–100.<br />

[3] Schütte, Th.: Ergänzung zu: Umrichter in <strong>der</strong> Bahnstromversorgung<br />

– Chancen weltweit. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 102 (2011), H. 4-5, S. 254–257.<br />

[4] Behmann, U.; Schütte, Th.: Umrichter in <strong>der</strong> 50-Hz-<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung – von Europa in die Welt. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>110 (2012), H. 5, S. 201–207.<br />

HINTERGRUND<br />

Einfluss des Erdbodens<br />

Die Bodeneindringtiefe <strong>der</strong> AC-Bahnrückströme<br />

ist zunächst proportional <strong>der</strong> Wurzel aus dem<br />

spezifischen Bodenwi<strong>der</strong>stand. Dieser kann um<br />

zwei bis drei Zehnerpotenzen schwanken und<br />

die Eindringtiefe somit von wenigen hun<strong>der</strong>t<br />

Metern bis zu einigen Kilometern. Sie ist ferner<br />

umgekehrt proportional <strong>der</strong> Wurzel aus <strong>der</strong> Frequenz.<br />

Dieser Wert än<strong>der</strong>t sich bei <strong>der</strong> Alternative<br />

50 o<strong>der</strong> 16 2 /3 Hz nur um den Faktor 1,7 und<br />

ist deshalb nicht sehr gewichtig. Der Wert des<br />

Bodenwi<strong>der</strong>standsbelags entspricht ungefähr<br />

dem Betrag <strong>der</strong> Frequenz, ist also mit 0,050 o<strong>der</strong><br />

0,017 mΩ/km viel kleiner als <strong>der</strong> Oberleitungswi<strong>der</strong>stand<br />

und hat somit nur wenig Einfluss. Ein<br />

bahngeerdeter Rückstromleiter parallel zum Gleis<br />

vermin<strong>der</strong>t diesen noch mehr und bei Saugtransformatoren<br />

ist er Null. Das Gleis dagegen hat einen<br />

gewissen Einfluss, je nachdem ob eine o<strong>der</strong><br />

beide Schienen Rückstrom führen, und durch die<br />

stark nichtlineare Magnetisierungskurve.<br />

156 111 (2013) Heft 3


Thema Fokus<br />

HGÜ in <strong>der</strong> Nordsee – Notbremse ziehen!<br />

HV DC in the North Sea – Pull the<br />

emergency brake!<br />

Die Nutzung <strong>der</strong> Offshore-Windenergie ist<br />

blockiert, weil die Anbindungen an das deutsche<br />

Festlandsnetz fehlen. Als Grund wird die<br />

gewählte, aber dafür neuartige HGÜ angeprangert.<br />

Eine einsatzreife und viel billigere<br />

Alterative ist die seit hun<strong>der</strong>t Jahren bewährte<br />

zuverlässige 16 2 /3-Hz-Bahntechnik.<br />

Dass es mit 50 Hz nicht klappen würde, hatte man<br />

in Berlin offenbar frühzeitig verstanden – schließlich<br />

sind Politiker verpflichtet, Blindleistung zu erkennen<br />

und zu vermeiden. Warum hat man sich aber dann<br />

das Teuerste vom Teuersten verkaufen lassen?<br />

HGÜ ist dazu gut, mehrere tausend Kilometer per<br />

Freileitung o<strong>der</strong> viele hun<strong>der</strong>t Kilometer per Kabel<br />

zu überbrücken. Bei den Entfernungen in <strong>der</strong> Nordsee<br />

ist sie purer Luxus, <strong>der</strong> nicht nur Zeit son<strong>der</strong>n<br />

auch Geld kostet. Ihre Ausrüstung und die dafür<br />

notwendigen Basisstationen, mit Riesenplattformen<br />

jede aus mehr Eisen als <strong>der</strong> Eiffelturm hat und Kathedralen<br />

voller Leistungselektronik darauf, bieten das<br />

heute maximal Mögliche an Projektierungs-, Produktions-<br />

und Montageleistungen. Das nutzen zu<br />

wollen ist legitim, aber nur zur Arbeitsbeschaffung<br />

solte es nicht geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Als unsere Vorfahren vor hun<strong>der</strong>t Jahren merkten,<br />

dass sie bei elektrischen Fernbahnen mit DC nicht<br />

weit kommen würden o<strong>der</strong> es nicht bezahlen könnten<br />

und dass AC 50 Hz die Motoren kaputt machte,<br />

nahmen und normten sie dafür 16 2 /3 Hz. Mit dieser<br />

Synthese aus den guten Eigenschaften bei<strong>der</strong> Strom-<br />

Utilization of offshore wind energy is blocked<br />

because of missing links to the German onshore<br />

grid. HV DC transmission technology which was<br />

chosen for this purpose but which is new for<br />

this application was blamed to be the reason for<br />

that. Approved since hundred years the reliable<br />

16 2 /3 Hz railway technology is an option which is<br />

directly available and much cheaper.<br />

In Berlin, they obviously un<strong>der</strong>stood early enough<br />

that utilizing 50 Hz for transmitting power from offshore<br />

windpower plants will not work – by all means<br />

politicians are obliged to identify and to avoid reactive<br />

power. But why did they accept the utmost<br />

expensive solution?<br />

HV DC transmission is suitable to cover thousands<br />

of kilometres by overhead line or several hundreds of<br />

kilometres by buried cable. Regarding the off-shore<br />

distances in the North Sea, however, this technology<br />

is just luxury and will waste not only time but<br />

also money. Because the HV DC equipments and the<br />

platforms to bear them, each one consisting of more<br />

steel than the Eiffel tower and topped with cathedrals<br />

full of power electronics offer today’s maximum<br />

business-opportunity in projecting, manufacturing<br />

and construction. Trying to make use of all this is<br />

legitimate, but only for employment policy purposes<br />

it should not be supported.<br />

Hundred years ago, when our ancestors had to<br />

learn that DC would be either insufficient or invaluable<br />

for electric long distance railway lines and that<br />

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21.04.2009 13:05:13 Uhr<br />

157


Fokus Thema<br />

arten fahren die Fernbahnen in Norwegen, Schweden,<br />

Deutschland, Österreich und <strong>der</strong> Schweiz seitdem<br />

wirtschaftlich Höchstleistungen.<br />

Die deutsche Elektroindustrie hat seit genau hun<strong>der</strong>t<br />

Jahren ihre höchste Kompetenz für 16 2 /3-Hz-Geräte<br />

wie Schalter, Transformatoren, Kabel und Umrichter<br />

bewiesen; manche Standardprodukte aus <strong>der</strong><br />

Bahnanwendung sind sogar direkt für die Windenergieübertragung<br />

nutzbar. Ein Riesenvorteil des Alternativkonzeptes<br />

ist, dass in <strong>der</strong> Salzsole nur klassische<br />

Technik aufgestellt und abgedichtet werden muss<br />

und keine Halbleiter-Hightec, <strong>der</strong>en Verfügbarkeit zu<br />

sichern den etwas adaptierten Beruf des Leuchtturmwärters<br />

wie<strong>der</strong>bel<strong>eb</strong>en könnte.<br />

Die Idee ist ganz und gar nicht neu [1], und ein<br />

aktuelles Papier untermauert sie [2] (siehe Rubrik<br />

Medien S. 213 in diesem Heft).<br />

Die Lage verlangt hier umgehend das gesamtwirtschaftlich<br />

Bessere, das heißt bildlich gesprochen<br />

angesichts des drohenden Prellbocks: Schnellbremsung,<br />

zurückrangieren, Weichen zum richtigen Gleis<br />

umwerfen und dorthin neu beschleunigen.<br />

Uwe Behmann, Thorsten Schütte<br />

[1] Schütte, Th.; Ström, M.; Gustavsson, B.: Erzeugung und<br />

Übertragung von Windenergie mittels Son<strong>der</strong>frequenz.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 99 (2001), H. 11, S. 435–443;<br />

100 (2002), H. 1-2, S. 74.<br />

[2] Fischer, W.; Braun, R.; Erlich, I.: Low Frequency High<br />

Voltage Offshore Grid for Transmission of Renewable<br />

Power. In: 3 rd IEEE PES Innovative Smart Grid Technologies<br />

Europe (ISGT Europe), Berlin, Germany, Oct.<br />

2012. http://www.uni-due.de/ean/downloads/papers/<br />

fischer2012.pdf<br />

AC 50 Hz would damage the motors, they took and<br />

standardized 16 2 /3 Hz for this purpose. By combining<br />

the advantages of both types of current since that<br />

time State Railways in Norway, Sweden, Germany,<br />

Austria and Switzerland are able to operate at highest<br />

levels of performance and efficiency.<br />

Since exactly one hundred years, German electric<br />

industry has proven its outstanding competence in<br />

16 2 /3 Hz components by providing breakers, transformers,<br />

cables, converters and all related secondary<br />

equipment. It is worth mentioning that some standard<br />

products from railway applications can even be<br />

used directly for transmitting wind energy. Last not<br />

least it is a great advantage of this concept that only<br />

heavy-metal technology will have to be installed and<br />

packed in the saltwater instead of semiconductor<br />

high-tech, which might require the revival of the<br />

lighthouse man’s profession somewhat modified to<br />

ensure its availability.<br />

The idea is not new at all [1], while an up-to-date<br />

paper is supporting this (see rubric Media p. 213 in<br />

this issue).<br />

The situation cries for veering around immediately<br />

to what is the best for national economy, which<br />

– figuratively speaking – means in view of the approaching<br />

buffer-stop: emergency braking, shunting<br />

backwards, throwing the points towards and accelerating<br />

on the correct track.<br />

U Be, Th Sch<br />

Instandhaltungstrupp bei geeignetem Wetter auf dem Weg zur<br />

Basisstation alpha ventus – Maintenace team on ist way to alpha<br />

ventus basic station in fine weather<br />

(Fotos: alpha ventus/Matthias Ibeler, 2011).<br />

Montagearbeiten an Windkraftanlage alpha ventus bei Nordseetypischerem<br />

Wetter. – Construction work at alpha ventus wind<br />

power plant in more typical North Sea weather<br />

(Foto: alpha ventus Bildarchiv, 2009).<br />

158 111 (2013) Heft 3


Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 2: Elektrisch in die schlesischen<br />

Berge – 1911 bis 1945<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Bereits bei <strong>der</strong> Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />

die Technik mit Einphasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />

schwierigen topografischen Bedingungen unter Beweis stellen<br />

sollte. Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften<br />

einer G<strong>eb</strong>irgsbahn auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt<br />

waren, begann eine stürmische Entwicklung, die durch<br />

den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren<br />

wurde das Engagement fortgesetzt, das zum Erfolg <strong>der</strong> elektrischen<br />

Traktion in Deutschland beigetragen hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />

sowie <strong>der</strong>en technische Umsetzung prägten die Entwicklung von<br />

Fahrzeugen, Oberleitungen und an<strong>der</strong>en Einrichtungen <strong>der</strong> elektrischen<br />

Zugför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Deutschen Reichsbahn.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

1. Auflage 2011, 253 Seiten mit CD-ROM, Hardcover<br />

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___ Ex. Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 2<br />

1. Auflage 2011 – ISBN: 978-3-8356-3218-9<br />

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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.


Fokus Praxis<br />

Desiro-RUS werden im fahrplanmäßigen<br />

Betri<strong>eb</strong> eingesetzt<br />

Seit Januar 2013 werden bei <strong>der</strong> RŽD im Raum Sankt Petersburg die ersten acht elektrischen Tri<strong>eb</strong>züge<br />

Desiro-RUS im Regionalverkehr eingesetzt. Der Betri<strong>eb</strong>seinsatz erfolgt somit drei Jahre nach <strong>der</strong><br />

Bestellung <strong>der</strong> Tri<strong>eb</strong>züge.<br />

Bild 1:<br />

Endwagen vom dritten<br />

Tri<strong>eb</strong>zug Desiro-RUS im<br />

Klima-Wind-Kanal <strong>der</strong><br />

Fahrzeugversuchsanlage<br />

Rail Tec Arsenal in Wien<br />

(Foto: Siemens).<br />

Die Russische Staatsbahn RŽD bestellte im Dezember<br />

2009 bei Siemens 38 Desiro-RUS-Regionaltri<strong>eb</strong>züge.<br />

Es war vorgesehen, die Züge ab Sommer 2013<br />

in Betri<strong>eb</strong> zu nehmen und ab Herbst 2013 im Regionalverkehr<br />

fahrplanmäßig einzusetzen [1]. Die<br />

Desiro-RUS-Regionaltri<strong>eb</strong>züge werden in Russland<br />

Lastotschka (Schwalbe) genannt.<br />

Am 6. März 2012 ist <strong>der</strong> erste fünfteilige Tri<strong>eb</strong>zug<br />

nach einem langen Transportweg von Krefeld im<br />

Instandhaltungsdepot Metallostroy <strong>der</strong> RŽD in <strong>der</strong><br />

Nähe von St. Petersburg eingetroffen [2]. In dem<br />

Instandhaltungsdepot werden die Desiro-Züge in<br />

Betri<strong>eb</strong> gesetzt. Die Prüfungen und Testfahrten, die<br />

Bild 2:<br />

Regionaltri<strong>eb</strong>zug Desiro-RUS EhS-009 auf dem Moskauer Bahnhof in Sankt Petersburg. Im<br />

Hintergrund: Teil eines HGV-Tri<strong>eb</strong>zuges Velaro-RUS (Sapsan – Wan<strong>der</strong>falke) (Foto: RŽD).<br />

für das Erteilen <strong>der</strong> Inbetri<strong>eb</strong>setzungsgenehmigung<br />

<strong>der</strong> Züge erfor<strong>der</strong>lich sind, wurden im Testzentrum<br />

in Schtscherbinka bei Moskau und auf dem Streckennetz<br />

<strong>der</strong> RŽD schneller als geplant ausgeführt.<br />

Zeitlich parallel mit <strong>der</strong> Inbetri<strong>eb</strong>setzung und den<br />

Prüfungen in Russland wurden an einem End- und an<br />

einem Mittelwagen des Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>zugs, <strong>der</strong> als<br />

dritter gefertigt wurde, in <strong>der</strong> Fahrzeugversuchsanlage<br />

Rail Tec Arsenal in Wien Klimatests durchgeführt.<br />

Dabei wurden beispielsweise die Funktionen <strong>der</strong><br />

Mittelpufferkupplungen, <strong>der</strong> Türen o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong><br />

Scheibenwischer sowie <strong>der</strong> Heizungs- und Klimaanlagen<br />

bei Temperaturen zwischen – 40 °C und +40 °C<br />

geprüft. Die Versuche fanden bei unterschiedlichen<br />

Witterungsbedingungen mit Wind, Regen, Schneefall<br />

und Eisbelag statt (Bild 1). Für die Prüfungen und<br />

<strong>der</strong>en Auswertungen wurde eine Zeitdauer von zehn<br />

Wochen benötigt.<br />

Die Desiro-RUS-Tri<strong>eb</strong>züge sind unter Beachtung<br />

<strong>der</strong> in Russland gültigen Normen entwickelt und<br />

g<strong>eb</strong>aut worden. Über 60 Komponenten des Zuges<br />

mussten zertifiziert werden. Das betrifft beispielsweise<br />

die Radsätze und die Drehgestellrahmen, aber<br />

auch die Klimaanlagen und die Signalhörner. Bei<br />

Zugfahrten wurden unter an<strong>der</strong>em die fahrdynamischen<br />

Eigenschaften des Zuges beim Fahren mit<br />

Antri<strong>eb</strong>, beim Ausrollen und beim Bremsen sowie<br />

die Auswirkungen des Zuges auf die elektromagnetische<br />

Umwelt ermittelt. Am 17. Dezember 2012 hat<br />

die russischen Zulassungsbehörde Register zur Zertifizierung<br />

im fö<strong>der</strong>alen Eisenbahnverkehr (RS FzhT)<br />

die Zulassung für den Regionaltri<strong>eb</strong>zug sowohl für<br />

die Fahrleitungsspannung DC 3 kV als auch für die<br />

Fahrleitungsspannung 1 AC 25 kV 50 Hz drei Monate<br />

früher als ursprünglich geplant erteilt. Das war unter<br />

an<strong>der</strong>em durch eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Hersteller und dem Kunden möglich. Für<br />

die Prüfungen und Abnahmefahrten standen fünf<br />

Züge zur Verfügung. Mehrere Zertifizierungsprozesse<br />

wurden von <strong>der</strong> RŽD zeitlich parallel zueinan<strong>der</strong><br />

durchgeführt.<br />

Am 23. Januar 2013 führte die erste Fahrt mit<br />

Fahrgästen in Desiro-RUS-Regionaltri<strong>eb</strong>zügen vom<br />

Moskauer Bahnhof (Bild 2) in Sankt Petersburg<br />

über Tschudowo nach Weliki Nowgorod. Die Jungfernfahrt<br />

erfolgte mit den Tri<strong>eb</strong>zügen EhS-009 und<br />

EhS-010, die in Doppeltraktion gefahren wurden.<br />

160 111 (2013) Heft 3


0.16m<br />

Tiefe Joch = 0.17m<br />

1310<br />

0.19m<br />

-><br />

1079<br />

-><br />

DT<br />

172<br />

172<br />

735<br />

-><br />

13.01m<br />

341<br />

-><br />

177<br />

DT<br />

177<br />

6.72m<br />

Gleisachse:<br />

X=0. 0<br />

Y=0. 0<br />

Z=0.00 0<br />

2.67m<br />

Size<br />

0.18m<br />


Oberleitung<br />

Objektorientierte Planung von<br />

Oberleitungsanlagen<br />

Nils Berthold, Gerhard Hofmann, Dresden; Walter Blaser, Bern<br />

Die Unternehmen ELBAS und Furrer+Frey haben in über zehn Jahren das Werkzeug ELFF ® für Oberleitungsanlagen<br />

entwickelt. Dieses besteht aus mehreren Modulen, die beginnend von <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Planung bis hin zur Produktionsvorbereitung verwendet werden können. Das Werkzeug ermöglicht<br />

die effektive Planung für Strecken und ausgedehnten Bahnhofsanlagen im Fernverkehr als auch Fahrleitungsanlagen<br />

im Nahverkehr einschließlich komplexer Kreuzungen und Betri<strong>eb</strong>shöfe.<br />

OBJECT-ORIENTED PLANNING OF OVERHEAD WIRE SYSTEMS<br />

Within a period of more than ten years, ELBAS and Furrer+Frey have developed the ELFF ® tool for<br />

overhead wire systems. The tool comprises several modules that handle jobs ranging from planning<br />

tasks proper to production preparation. It can be used for the effective planning for routes and<br />

extensive railway station systems for long-distance traffic and contact wire systems for local traffic,<br />

including complex junctions and train yards.<br />

PLANIFICATION DE LIGNES AÉRIENNES DE CONTACT EN FONCTION DE L’UTILISATION<br />

Les entreprises ELBAS et Furrer+Frey ont mis au point pendant plus de dix ans l’outil ELFF ® pour<br />

lignes aériennes de contact. Cet outil est constitué de plusieurs modules qui peuvent être utilisés<br />

depuis la planification proprement dite jusqu’à la préparation de la production. Il permet la planification<br />

efficace pour de lignes grand parcours et d’installations ferroviaires étendues ainsi que de<br />

lignes aériennes de contact pour les réseaux de banlieue, croisements complexes et dépôts inclus.<br />

1 Einführung<br />

Die Planung von Oberleitungsanlagen ist auf Grund<br />

von vielen unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen aus<br />

nationalen und internationalen Normen, Bauvorschriften<br />

und Regularien <strong>der</strong> Infrastukturbetreiber<br />

von <strong>Bahnen</strong> sowie auf Grund <strong>der</strong> Komplexität von<br />

Oberleitungsanlagen sehr aufwändig. Der Planungsingenieur<br />

muss die unterschiedlichen Regelungen<br />

kennen und fehlerfrei anwenden, da die geplanten<br />

Anlagen einen wesentlichen Einfluss auf die Sicherheit<br />

des Systems Bahn haben.<br />

Dazu steigen die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Kunden an<br />

eine detaillierte Planung bei gleichzeitig steigen<strong>der</strong><br />

Komplexität <strong>der</strong> Vorhaben und immer kürzer werdenden<br />

Planungszeiten.<br />

Die Planung o<strong>der</strong> auch Projektierung erfolgt <strong>der</strong>zeit<br />

mitunter manuell unter Nutzung von verschiedenen<br />

CAD-Programmen wie AutoCAD ® o<strong>der</strong> MicroStation ® .<br />

Es existieren inzwischen einige Erweiterungen zu diesen<br />

CAD-Programmen, die durch Nutzung von vordefinierten<br />

Symbolen und Eigenschaften sowie die teilweise<br />

Automatisierung <strong>der</strong> Planungsvorgänge den Planungsingenieur<br />

in unterschiedlicher Tiefe unterstützen sollen.<br />

Große Errichterfirmen entwickelten Planungswerkzeuge,<br />

die sie überwiegend zur Vorbereitung<br />

von Bauvorhaben nutzen, in denen ihre Bauweisen<br />

und Bauteile Verwendung finden.<br />

Das hier vorgestellte Softwarepaket ELFF ® ist ein<br />

Add-on für AutoCAD, das von den Ingenieuren <strong>der</strong><br />

ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft<br />

mbH und <strong>der</strong> Furrer+Frey AG entwickelt wurde.<br />

Basis dafür sind Softwareentwicklungen bei<strong>der</strong><br />

Häuser, die sich mit unterschiedlichen Projektphasen<br />

beschäftigen.<br />

Der eigentlichen Projektierung dient dabei das<br />

Modul ELFF-CAD. Es handelt sich dabei um ELBAS<br />

OLACAD. Der Produktionsvorbereitung, wie die Erstellung<br />

detaillierter Querprofile einschließlich Materiallisten,<br />

dient ELFF-CAM, welches ursprünglich auf<br />

FALP von Furrer+Frey beruht.<br />

2 Entwicklungsziel<br />

Das Projektierungswerkzeug wurde unter folgenden<br />

Prämissen entwickelt:<br />

• Es soll sowohl für den Nahverkehr als auch für<br />

den Fernverkehr einsetzbar sein.<br />

• Es soll eine herstell<strong>erneut</strong>rale Planung ermöglichen.<br />

Des Weiteren sollen definierte Bauweisen<br />

umgesetzt werden, bei denen die Grundlagen in<br />

spezifischen Datenbanken hinterlegt werden.<br />

• Es soll keine Beschränkung hinsichtlich irgendwelcher<br />

Bauarten g<strong>eb</strong>en. Für den Fall, dass eine<br />

162 111 (2013) Heft 3


Oberleitung<br />

Bauart noch nicht erfasst wurde, muss mit vertretbaren<br />

Mitteln eine nachträgliche Anpassung<br />

möglich sein.<br />

• Das Planungswerkzeug soll nicht nur die Planung<br />

freier Strecken ermöglichen, son<strong>der</strong>n<br />

auch komplizierte Projekte wie große Bahnhöfe,<br />

Werkstätten o<strong>der</strong> im Nahverkehr Kreuzungen im<br />

Straßenbereich.<br />

• Es soll für alle Planungsphasen genutzt werden<br />

können, das heißt verschiedene Detailtiefen<br />

ermöglichen.<br />

• Das Planungswerkzeug soll die Bauphasenplanung<br />

ermöglichen.<br />

Eine weitere, wesentliche Prämisse war <strong>der</strong> Grundsatz,<br />

dass das Werkzeug eine Unterstützung für den<br />

Planungsingenieur darstellen, diesen aber nicht<br />

ersetzen soll. Eine Software ist nur so gut, wie sie<br />

programmiert worden ist und welche Erfahrung in<br />

ihr hinterlegt ist. Es war nicht Ziel, die Software von<br />

vornherein zu beschränken. Hierdurch wächst allerdings<br />

die Verantwortung des Nutzers, <strong>der</strong> die Ausgaben<br />

auf Plausibilität prüfen muss.<br />

Erklärtes Ziel war auch, kein vollständig neues<br />

Programm zu entwickeln, son<strong>der</strong>n auf vorhandene<br />

Konstruktionsprogramme aufzusetzen. Auf Grund<br />

<strong>der</strong> weiten Verbreitung fiel die Entscheidung auf<br />

AutoCAD. Dieses Konstruktionsprogramm ist unter<br />

Planern sowohl im Fern- als auch im Nahverkehrsbereich<br />

im In- und Ausland weit verbreitet und wird<br />

nicht nur für Oberleitungsanlagen, son<strong>der</strong>n auch für<br />

an<strong>der</strong>e Gewerke verwendet. Die Idee bestand darin,<br />

ein Projektierungswerkzeug zu schaffen, welches<br />

die programmtechnische Grundlage von AutoCAD<br />

nutzt, sie aber um oberleitungsspezifische Elemente<br />

ergänzt. Dadurch sollte auch erreicht werden, dass<br />

mit AutoCAD versierte Planer nach relativ kurzer Einarbeitungszeit<br />

in <strong>der</strong> Lage sein sollen, mit dem Planungswerkzeug<br />

umzugehen. Da bei einigen Unternehmen<br />

auch an<strong>der</strong>e Projektierungsprogramme wie<br />

MicroStation genutzt werden, soll auch eine Konvertierung<br />

zwischen diesen Systemen möglich sein.<br />

ELFF ist aus den Wünschen von Planungsingenieuren<br />

zur Unterstützung in ihrer täglichen Arbeit<br />

entstanden. In dem Programm stecken über<br />

15 Jahre Erfahrung. Ein Großteil <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Programmierarbeit wurde direkt durch die auf die<br />

Planung von Oberleitung spezialisierten Ingenieure<br />

vorgenommen. Inzwischen erfolgt die Programmbetreuung<br />

und Programmierung zusätzlich durch<br />

Softwareentwickler. Dadurch ist <strong>der</strong> professionelle<br />

Einsatz in an<strong>der</strong>en Unternehmen auch bei zunehmen<strong>der</strong><br />

Komplexität <strong>der</strong> fortschreitenden Softwareentwicklung<br />

sichergestellt.<br />

3 Oberleitungsprojektierung<br />

3.1 Grundlagen<br />

Die Anwendung von AutoCAD besteht im Wesentlichen<br />

aus dem Umgang mit Objekten und<br />

<strong>der</strong> Eingabe von Befehlen. Objekte, beispielsweise<br />

Linie, Kreis, Viereck und Text verfügen über Eigenschaften<br />

und können untereinan<strong>der</strong> verknüpft<br />

werden. Solche Eigenschaften können zum Beispiel<br />

Linienstärke, Farbe, Füllung, Position, o<strong>der</strong> Schriftgröße<br />

sein. Genau dies bestimmt den Ansatz des<br />

Aufsatzes: Es werden neue Objekte definiert wie<br />

beispielsweise Fahrdraht, Klemme, Ausleger, Mast<br />

und Fundament (Bild 1).<br />

Der Vorteil <strong>der</strong> Verwendung dieser definierten<br />

Objekte besteht in <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> dazu gehörenden<br />

speziellen Eigenschaften. Durch die Kombination<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Objekte im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Projektierung entstehen auch zwischen den<br />

Eigenschaften <strong>der</strong> Objekte Wechselwirkungen und<br />

Kombinationen. Diese werden, soweit erfor<strong>der</strong>lich,<br />

iterativ ausgeglichen. Än<strong>der</strong>t man beispielsweise<br />

eine Mastposition, werden sofort Kräfte, geometrische<br />

Angaben und weitere Größen neu berechnet<br />

und dargestellt. Dadurch ist es möglich, sofort und<br />

AutoCAD Zeichenobjekt<br />

Linie<br />

Kreis<br />

...<br />

111 (2013) Heft 3<br />

OLACAD-Objekt<br />

Mast<br />

Fahrleitung<br />

Klemme<br />

...<br />

Bild 1:<br />

AutoCAD-Objekte und<br />

ihre Ableitung zu Objekten<br />

für ELBAS OLACAD<br />

(Bil<strong>der</strong> 1-11, 13, 14:<br />

Elbas).<br />

163


Oberleitung<br />

ohne weitere Tools o<strong>der</strong> Planungsschritte den Einfluss<br />

von Än<strong>der</strong>ungen auf das grafische Planungserg<strong>eb</strong>nis<br />

o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> statischen Belastungen zu<br />

erkennen.<br />

Schlussendlich wird aus einer Vielzahl verbundener<br />

Elemente die Oberleitungsanlage entwickelt und<br />

in einem CAD-Plan hinterlegt. Die Beson<strong>der</strong>heit darin<br />

ist, dass dieser CAD-Plan alle Eigenschaften seiner<br />

„intelligenten“ Elemente enthält. Das heißt eine<br />

Plandatei enthält nicht nur die grafischen Elemente<br />

zur Darstellung <strong>der</strong> Planung, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong>en<br />

sämtliche Daten.<br />

Diese Vorgehensweise ist auch Voraussetzung,<br />

um die Planung sowohl in <strong>der</strong> Draufsicht (2D) als<br />

auch in <strong>der</strong> Perspektivdarstellung (3D) darstellen zu<br />

können. Die Elemente verfügen über alle dafür notwendigen<br />

Angaben. Sozusagen als N<strong>eb</strong>enprodukt<br />

entstehen dadurch auch Längs- und Querschnitte<br />

und dies an jedem beli<strong>eb</strong>igen Punkt. Damit kann<br />

bereits in frühen Planungsphasen ein erster Einblick<br />

in das zukünftige Aussehen <strong>der</strong> Anlage genommen<br />

werden. Konflikte bei komplizierten Einbausituationen<br />

sind auf diese Art sehr einfach zu erkennen und<br />

zu lösen.<br />

Da das Planungswerkzeug ein Add-on von AutoCAD<br />

ist, stehen dem Planungsingenieur alle üblichen<br />

AutoCAD-Befehle weiterhin zur Verfügung.<br />

Ergänzt werden die Befehle durch Menüs, in denen<br />

entwe<strong>der</strong> die Eigenschaften <strong>der</strong> Objekte eingeg<strong>eb</strong>en<br />

werden können o<strong>der</strong> die Eigenschaften aus einer<br />

Bibliothek ausgewählt und angepasst werden<br />

können (Bild 2).<br />

Sofern das Add-On geladen ist, bleiben im Plan<br />

alle Eigenschaften und die Funktionalität <strong>der</strong> Planung<br />

vollständig erhalten. Jedoch auch ohne die Nutzung<br />

des Werkzeuges können die Planungen in AutoCAD<br />

geöffnet und mit Daten an<strong>der</strong>er Planer überlagert<br />

und ausgeg<strong>eb</strong>en werden.<br />

3.2 Voraussetzungen<br />

Dem Planer <strong>der</strong> Oberleitungsanlage dienen verschiede<br />

Pläne als Grundlage. N<strong>eb</strong>en den unverzichtbaren<br />

gleisgeometrischen Projekten können dies sein:<br />

• Bestandspläne<br />

• Kabellagepläne<br />

• Tiefbaupläne für Entwässerungsanlagen<br />

• Signallagepläne<br />

• Katasterpläne<br />

• Querprofile<br />

• Pläne für Ingenieurbauwerke wie Brücken/Durchlässe,<br />

angrenzende B<strong>eb</strong>auungen<br />

• Pläne von Verkehrsanlagen wie Bahnsteige<br />

Je mehr und je genauere Unterlagen vorliegen, umso<br />

präziser ist die Planung <strong>der</strong> Oberleitungsanlage. Idealerweise<br />

liegen die Pläne bereits in einem für Auto-<br />

CAD passenden Dateiformat vor und können damit<br />

einfach in den als Grundplan bezeichneten Referen-<br />

Bild 2:<br />

Screenshot von ELBAS OLACAD mit geöffnetem Menü, hier Grundeinstellungen.<br />

164 111 (2013) Heft 3


Oberleitung<br />

zensammler als Verweis eingefügt werden. Natürlich<br />

können mit <strong>der</strong> Grundfunktionalität von AutoCAD<br />

auch Punktewolken aus Laserscans, Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> PDF-<br />

Daten verwendet werden.<br />

Um die 3D-Funktionalität richtig nutzen zu können,<br />

sollten die zu Grunde liegenden Pläne insbeson<strong>der</strong>e<br />

von Brücken und an<strong>der</strong>en betroffenen<br />

Hoch- und Ingenieurbauwerken <strong>eb</strong>enfalls als 3D-<br />

Zeichnung vorliegen. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall, kann <strong>der</strong><br />

Planungsingenieur an den betroffenen Punkten vereinfachte<br />

3D-Polygone in die Zeichnung als weitere<br />

Referenz einfügen.<br />

Bei allen Vorteilen einer maximalen Planungsunterstützung<br />

darf nicht vergessen werden, dass<br />

eine Begehung vor Ort gerade bei Anlagen im Bestand<br />

oftmals zur Ergänzung <strong>der</strong> Bestandspläne erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist.<br />

Hier zeigt sich die hohe Flexibilität des Werkzeugs<br />

ein erstes Mal. Der Anwen<strong>der</strong> ist nicht darauf angewiesen,<br />

bestimmte, fest vorgeg<strong>eb</strong>ene Wertekombinationen<br />

zu nutzen, die durch eine bestimmte Bauart<br />

vorgeg<strong>eb</strong>en wird. Er kann vielmehr alle Werte<br />

frei kombinieren. Für den sinnvollen Einsatz dieser<br />

Wertekombinationen ist das ausgeprägte Fachwis-<br />

3.3 Projektierungsablauf<br />

Die nachfolgende Darstellung gibt nur einen Einblick<br />

in den Ablauf <strong>der</strong> Projektierung, da dieser<br />

projektspezifisch o<strong>der</strong> in Abhängigkeit <strong>der</strong> Güte <strong>der</strong><br />

Ausgangsdaten und dem Planungsziel abweichen<br />

kann. Ein neues Projekt beginnt immer mit einer<br />

neuen leeren Datei auf Basis einer Vorlagedatei. Zu<br />

definieren sind die Randbedingungen des Projektes,<br />

die auf die Planungserg<strong>eb</strong>nisse Einfluss haben.<br />

Alle Einstellungen gelten für das Planungsprojekt<br />

generell, können aber zu einem beli<strong>eb</strong>igen späteren<br />

Zeitpunkt geän<strong>der</strong>t werden. Genannt sind als<br />

Beispiele<br />

• Definition von Bauphasen,<br />

• projektweite Einstellungen zum verwendeten<br />

Oberleitungssystem,<br />

• Angaben zu den Umwelteinflüssen und<br />

• zu berücksichtigende Lastfälle für die statischen<br />

Betrachtungen.<br />

Die definierten Bauphasen haben über die Zeitpunkte<br />

<strong>der</strong> Errichtung o<strong>der</strong> des Rückbaus <strong>der</strong> einzelnen<br />

Planungsobjekte, zum Beispiel <strong>der</strong> Maste,<br />

einen direkten Einfluss auf die Art <strong>der</strong> (farblichen)<br />

Darstellung. Damit kann eine spätere Än<strong>der</strong>ung<br />

in den grundsätzlichen Bauphasen zu zusätzlichen<br />

Nacharbeiten führen. Deshalb ist eine sinnvolle Aufteilung<br />

<strong>der</strong> zu planenden Bauphasen zu Projektbeginn<br />

vorteilhaft.<br />

Die über das Register „Objekte“ (Bild 3) vorgenommenen<br />

Einstellungen zur Oberleitung bilden<br />

zunächst die grundlegenden Eigenschaften aller im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Planung neu zu erstellenden Objekte.<br />

Auch diese können später noch generell geän<strong>der</strong>t<br />

o<strong>der</strong> durch Überschreiben <strong>der</strong> Eigenschaften einzelner<br />

Planungsobjekte für konkrete Einbaubedingungen,<br />

beispielsweise bei Kettenwerksabsenkungen,<br />

noch präzisiert werden.<br />

Bild 3:<br />

Generelle Einstellungen zur Oberleitung in ELBAS OLACAD.<br />

Bild 4:<br />

Projekteinstellungen zu den von ELBAS OLACAD verwendeten<br />

Umwelteinflüssen.<br />

Bild 5:<br />

Projekteinstellungen zu den von ELBAS OLACAD bei statischen<br />

Berechnungen zu berücksichtigenden Lastfallkombinationen.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

165


Oberleitung<br />

sen des Planungsingenieurs für die Zusammenhänge<br />

innerhalb des Oberleitungssystems erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Bild 4 zeigt die Möglichkeiten für die Einstellung<br />

<strong>der</strong> zu berücksichtigenden Umweltbedingungen<br />

zum Nachweis <strong>der</strong> G<strong>eb</strong>rauchsfähigkeit, insbeson<strong>der</strong>e<br />

für den Windabtri<strong>eb</strong>, Abstandsnachweise o<strong>der</strong><br />

statische Berechnungen. In <strong>der</strong> Kombination mit<br />

den Einstellungen zu den bei einzelnen Lastfällen<br />

anzuwendenden Teilsicherheitsbeiwerten (Bild 5)<br />

ergibt sich die Möglichkeit, komplette statische<br />

Nachweise für die Oberleitungsstützpunkte zu führen.<br />

In beiden Masken sind wie<strong>der</strong>um komplette<br />

Vorgabensätze aus gängigen Normen auswählbar,<br />

die dann einzeln durch projektspezifische Vorgabewerte<br />

überschri<strong>eb</strong>en werden können. Dabei wären<br />

sogar Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> normativen Vorgaben<br />

möglich. Der planende Ingenieur hat damit auch<br />

an dieser Stelle volle Flexibilität zur Verfügung und<br />

könnte zum Beispiel Bestandsanlagen mit dem<br />

zum Zeitpunkt ihrer Errichtung gültigen Vorgaben<br />

nachweisen.<br />

Nach <strong>der</strong> Eingabe einiger weiterer grundsätzlicher<br />

und informativer Projekteinstellungen kann<br />

die am Beginn erstellte Grundplandatei als Referenz<br />

eingefügt werden. Die doppelte Referenzierung <strong>der</strong><br />

grundlegenden Pläne ermöglicht es später problemlos,<br />

Verzerrungen mit unterschiedlichen Maßstäben<br />

je Dimension auszuführen.<br />

Bild 6:<br />

Ermittlung <strong>der</strong> optimalen Lage des Fahrdrahtes an einer Weiche<br />

in verzerrter Darstellung mit Profil des Stromabnehmers und mit<br />

Windabtri<strong>eb</strong>.<br />

Generell beginnt die Planung im 2D-Modus mit<br />

dem Lageplan. Grundsätzliches Ziel <strong>der</strong> Planung einer<br />

Oberleitungsanlage ist es, den Fahrdraht in eine optimale<br />

Lage zum Stromabnehmer zu legen. Daher wird<br />

mit <strong>der</strong> Planung bei den Klemmpunkten des Fahrdrahtes<br />

begonnen. In den Eigenschaften <strong>der</strong> Klemmen, die<br />

die spätere Verbindung zu Quertrageinrichtungen wie<br />

Auslegern und Quertragwerken darstellen, sind die<br />

stützpunktspezifischen Eigenschaften, wie zum Beispiel<br />

Fahrdraht- und Systemhöhe, Verwendung und<br />

Ausführung von Beiseilen sowie die Seitenverschi<strong>eb</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Oberleitung verankert. Zur Auswahl stehen<br />

n<strong>eb</strong>en Standardkettenwerken auch Einfachfahrleitungen<br />

und Deckenstromschienen.<br />

Die Klemmen werden durch den Planungsingenieur<br />

ausgehend von den Zwangspunkten, wie<br />

beispielsweise unter und an Bauwerken, an Bahnübergängen,<br />

Streckentrennungen an elektrischen<br />

Bahnhofsgrenzen, Weichen und Überleitstellen, verteilt.<br />

Nach dem anschließenden „Ziehen des Fahrdrahtes“<br />

wird dieser in die erfor<strong>der</strong>liche Seiten- und<br />

Höhenlage g<strong>eb</strong>racht („Schnüren“). Dabei helfen<br />

verschiedene Funktionen, wie die Verzerrung des<br />

Fahrdrahtverlaufes einschließlich des referenzierten<br />

Gleisplanes sowie die Darstellung des Windabtri<strong>eb</strong>es<br />

in Abhängigkeit von vorgenommenen Projekteinstellungen<br />

o<strong>der</strong> ein zu den Projekteinstellungen<br />

passendes Stromabnehmerprofil, die erfor<strong>der</strong>liche<br />

Fahrdrahtlage schnell zu erhalten (Bild 6).<br />

Auf Grund des 3D-Modells <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage<br />

ist je<strong>der</strong>zeit ein Umschalten in das Längsprofil möglich,<br />

um Höhenverläufe des Kettenwerkes, beispielsweise<br />

an Brücken, zu berücksichtigen. Auch hier sind<br />

Verzerrungen <strong>der</strong> Darstellung zur Optimierung <strong>der</strong><br />

Lage und für die Erstellung von Abstandsnachweisen<br />

per Mausklick möglich. Zum Nachweis <strong>der</strong> elektrischen<br />

Mindestabstände lassen sich dabei Grenzverläufe<br />

unter bestimmten Umweltbedingungen, wie<br />

Eislast o<strong>der</strong> Abnutzung des Fahrdrahtes darstellen<br />

(Bild 7).<br />

Anschließend können die Maststandorte festgelegt<br />

werden. Auf Basis von Vorgaben und örtlichen<br />

Geg<strong>eb</strong>enheiten werden den Klemmen nun Quertrageinrichtungen<br />

zugeordnet. Dies können Einzelo<strong>der</strong><br />

Mehrgleisausleger, Quertragwerke o<strong>der</strong> Joche<br />

sein.<br />

Nach <strong>der</strong> Fixierung <strong>der</strong> Maststandorte längs zum<br />

Gleis folgt die Einordnung <strong>der</strong> Gründungen und<br />

Maste im Gelände. Das Planungswerkzeug ermöglicht<br />

hierbei die Verknüpfung jedes Maststandortes<br />

o<strong>der</strong> Mastpaares mit einem geplanten o<strong>der</strong> aufgemessenen<br />

Querprofil. Auf Basis dieser Masteinordnung<br />

kann die Ermittlung <strong>der</strong> Mastlänge erfolgen.<br />

Die ermittelte Länge wird dem Objekt Mast als Eigenschaft<br />

zugeordnet und maßstäblich im Querprofil<br />

angezeigt (Bild 8). Die im Querprofil vorgenommenen<br />

Än<strong>der</strong>ungen werden dabei auch im<br />

2D-Lageplan wirksam angezeigt.<br />

166 111 (2013) Heft 3


Oberleitung<br />

Nachdem Oberleitungsstützpunkte und eventuell<br />

vorhandene Bahnstromleitungen, Schalter, Schalterquerleitungen<br />

und weitere Ausrüstungen am Mast<br />

festgelegt wurden, erfolgt die Auswahl <strong>der</strong> Maste<br />

und Gründungen mit den entsprechenden statischen<br />

Berechnungen. Dabei werden die neuen Auslegungsvorschriften<br />

<strong>der</strong> EN 50119 [1] berücksichtigt.<br />

ELFF fasst alle am Mast einwirkenden Kräfte und<br />

Momente zusammen. Basis hierfür sind die in den<br />

Projekteigenschaften eingestellten Werte <strong>der</strong> Umweltbedingungen<br />

und <strong>der</strong> zu berücksichtigenden<br />

Lastfälle. Die Summen <strong>der</strong> Belastungen am Mast<br />

werden dem Planer im Vergleich zur Beanspruchbarkeit<br />

des Mastes in einer Grafik ausgeg<strong>eb</strong>en (Bild 9).<br />

Es ist somit sofort erkennbar, ob <strong>der</strong> ausgewählte<br />

Typ des Mastes aus Sicht <strong>der</strong> Statik eine ausreichende<br />

Dimensionierung besitzt. Die vom Programm<br />

ausgeg<strong>eb</strong>enen Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> statischen Berechnungen<br />

können zur Prüfung vorgelegt werden.<br />

Für die Bauphasenplanung muss jedem Element<br />

in seinen spezifischen Eigenschaften eine bestimmte<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer entsprechend den Bauphasen des<br />

Projektes zugeordnet werden (Bild 10). Sollen im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Planung mehrere Bauphasen bearbeitet<br />

und dargestellt werden, so sind nacheinan<strong>der</strong><br />

die einzelnen Bauphasen als aktive Bauphase auszuwählen<br />

und die einzelnen Planungsschritte für jede<br />

Bauphase zu wie<strong>der</strong>holen. Die einzelnen Objekte<br />

werden, je nach Lage <strong>der</strong> als aktuell ausgewählten<br />

Bauphase, in unterschiedlichen Farben<br />

• als Teil <strong>der</strong> Bestandsanlage,<br />

• als bereits neu errichtet,<br />

• als neu zu errichtend,<br />

• zukünftig neu zu errichtend,<br />

• als zurückzubauend o<strong>der</strong><br />

• bereits zurück g<strong>eb</strong>aut<br />

dargestellt. Alle Angaben sind integraler Bestandteil<br />

einer Plandatei.<br />

Bild 7:<br />

Abstandsnachweis an einem kreuzenden Bauwerk mit Darstellung <strong>der</strong> Kettenwerkslage unter Extrembedingungen.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

167


Oberleitung<br />

3.4 Planungserg<strong>eb</strong>nisse<br />

Die Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> Planung lassen sich in vielfältiger<br />

Weise ausg<strong>eb</strong>en.<br />

Durch beson<strong>der</strong>e Fangpunkte an den einzelnen<br />

Planungsobjekten lassen sich die erfor<strong>der</strong>lichen Bemaßungen<br />

zu den richtigen Bezugspunkten erzeugen.<br />

Die anschließende Ausgabe kann n<strong>eb</strong>en den<br />

Lage- o<strong>der</strong> Situationsplänen und Querprofilen je<br />

Bauphase auch Wertetabellen ausg<strong>eb</strong>en. Das können<br />

zum Beispiel Kettenwerkstabellen und Tabellen<br />

für die Bahnstromleitungen sein. Aber auch Koordinatentabellen<br />

für die Mastgründungen o<strong>der</strong> komplette<br />

Mast- und Fundamenttafeln nach Kundenvor-<br />

Bild 8:<br />

Querprofil mit eingepasstem<br />

Mast und<br />

Fundament.<br />

168 111 (2013) Heft 3


Oberleitung<br />

gaben (Bild 11) lassen sich aus den Zeichnungen mit<br />

wenigen Mausklicks erzeugen. Für den Export <strong>der</strong><br />

digitalen Planunterlagen nach CAD-Schnittstellenbeschreibungen<br />

verschiedener Kunden wie sie zum<br />

Beispiel bei <strong>der</strong> <strong>DB</strong> AG in <strong>der</strong> Richtline 885.9906 [2]<br />

existieren, sind <strong>eb</strong>enfalls Funktionen programmiert.<br />

Aus dem 3D-Modell heraus lassen sich Ansichten<br />

mit beli<strong>eb</strong>igen Sichtwinkeln erzeugen. Für komplizierte<br />

Montagefälle lassen sich ohne großen Aufwand<br />

detaillierte Montagezeichnungen erstellen,<br />

die dem Fahrleitungs-Monteur die Gedanken des<br />

Planers erläutern.<br />

Die Ausgabe <strong>der</strong> Nachweise für die Statik erfolgt<br />

direkt aus dem Programm heraus in ein PDF-Dokument.<br />

Dieses enthält alle erfor<strong>der</strong>lichen Ein- und<br />

Ausgabewerte und ermöglicht so den Prüfern <strong>der</strong><br />

Statik ein Nachvollziehen mit eigenen Methoden.<br />

Unter Anwendung von ELFF wurden in zurückliegenden<br />

Jahren zahlreiche Projekte für Fern- und Nahverkehrsbahnen<br />

mit unterschiedlichsten Bauweisen erstellt.<br />

Es gab bisher kaum einen Sachverhalt, welcher<br />

nicht gelöst werden konnte. Dies kam beson<strong>der</strong>s<br />

dem Umstand zugute, dass Programmierung und<br />

Planung sehr eng verzahnt waren.<br />

Beispielhaft zeigen Bild 13 für den Nahverkehrsbereich<br />

eine voll ausg<strong>eb</strong>aute Straßenbahnkreuzung<br />

und Bild 14 die 3D-Darstellung einer Bahnhofseinfahrt.<br />

Beide Planungsbeispiele sind heute realisiert.<br />

4 Produktionsvorbereitung<br />

Mit dem Modul ELFF-CAM können auf <strong>der</strong> Basis des<br />

3D-Modells detaillierte Ausschreibungs-, Bestellungsund<br />

Montageunterlagen erzeugt werden. Diese sind<br />

abhängig vom gewählten Oberleitungssystem. Über<br />

den Import <strong>der</strong> geg<strong>eb</strong>enen Daten werden aus dem<br />

3D-Oberleitungsmodell Querprofile erzeugt. Dieses<br />

Modul enthält eine erweiterbare Bauteilbibliothek mit<br />

Bezeichnungen, Abmessungen, Artikelnummern und<br />

Preisen <strong>der</strong> Oberleitungskomponenten. Für den korrekten<br />

Zusammenbau werden systemspezifische Regeln<br />

und Bauvorschriften berücksichtigt. Wenn es bei<br />

komplexen Fällen nicht möglich ist, eine Konstruktion<br />

mit den vorhandenen Normbauteilen zu erstellen,<br />

kann ein Fachmann ohne großen Aufwand Ergänzungen<br />

durch Son<strong>der</strong>konstruktionen hinzufügen.<br />

Es werden auftragsspezifische Querprofile mit<br />

Montagemassen erzeugt. Die Darstellung richtet<br />

sich nach den Vorgaben und Normen <strong>der</strong> Kunden<br />

(Bild 12).<br />

Aus den Querprofilen können anschließend<br />

Materiallisten erstellt werden. Es gibt viele verschiedene<br />

Filtermöglichkeiten wie Materiallisten<br />

pro Querprofil, Materiallisten für ein bestimmtes<br />

Kettenwerk, Listen für alle Haupttragwerke. Die<br />

Materiallisten können direkt in <strong>der</strong> Zeichnung<br />

dargestellt werden o<strong>der</strong> als EXCEL-Datei o<strong>der</strong> als<br />

Schnittstellendatei zu verschiedenen ERP-Systemen<br />

(Software zur Unterstützung <strong>der</strong> Ressourcenplanung)<br />

exportiert werden.<br />

Bild 9:<br />

Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> Gegenüberstellung von Belastung zu Belastbarkeit<br />

eines Oberleitungsmastes.<br />

Bild 10:<br />

Existenz eines Oberleitungsmastes in den verschiedenen Bauphasen.<br />

5 Planungsbeispiele<br />

Bild 11:<br />

Beispielausgaben Koordinatenlisten und Masttafeln.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

169


Oberleitung<br />

Bild 12:<br />

Beispiel eines Querprofils (Montageplan) mit Materialliste (Bild: Furrer+Frey).<br />

Das Modell kann auf einfache Art mit zusätzlichen<br />

Angaben nach den Anfor<strong>der</strong>ungen des Kunden ergänzt<br />

werden. Ein Beispiel für England ist in [3] beschri<strong>eb</strong>en.<br />

6 Nutzung<br />

Bild 13:<br />

Planungsbeispiel Straßenbahnkreuzung.<br />

Das Programm befindet sich seit einigen Jahren bei<br />

Fahrleitungsplanern im Einsatz, die nicht direkt mit<br />

<strong>der</strong> Programmierung von ELFF befasst waren. Damit<br />

wurde die grundsätzliche Nutzbarkeit durch Dritte<br />

nachgewiesen. In Zusammenhang mit einer Projektrealisierung<br />

wurde das Produkt an ein ausländisches<br />

Bahnunternehmen lizensiert. Derzeit werden potenziellen<br />

Kunden Testversionen zur Verfügung gestellt.<br />

Die Entwicklung und Pflege von ELFF ist ein stetiger<br />

Vorgang. Anpassungen auf die neu herausgeg<strong>eb</strong>enen<br />

Versionen von AutoCAD und des Betri<strong>eb</strong>ssystems<br />

sowie Sicherheitsupdates o<strong>der</strong> optimierte<br />

Funktionen werden über regelmäßige Updates an<br />

170 111 (2013) Heft 3


Oberleitung<br />

die Kunden geliefert. Die Einbeziehung weiterer<br />

Funktionen in den Leistungsumfang <strong>der</strong> Software<br />

basiert auf den Wünschen <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>.<br />

Die beiden ursprünglichen Module ELBAS OLACAD<br />

(ELFF-CAD) und Furrer+Frey FALP (heute ELFF-CAM)<br />

können nach wie vor als separate Anwendungen erworben<br />

und eingesetzt werden.<br />

Die Autoren bedanken sich bei allen an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von ELFF und ELBAS OLACAD Beteiligten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Herrn Frank Tasler. Dieser Beitrag basiert auf bei <strong>der</strong><br />

ELBAS GmbH erstellten Dokumentationen.<br />

Bild 14:<br />

Planungsbeispiel Bahnhof.<br />

Literatur<br />

[1] DIN EN 50119 (VDE 0115-601):2010-05 Bahnanwendungen<br />

– Ortsfeste Anlagen – Oberleitungen für den elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>; Deutsche Fassung EN 50119:2009<br />

mit DIN EN 50119 Beiblatt 1 (VDE 0115-601 Beiblatt<br />

1):2011-04 Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen<br />

– Oberleitungen für den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> – Beiblatt<br />

1: Nationaler Anhang<br />

[2] Deutsche Bahn AG, Richtlinie Ril 885.9906: Bahngeodaten;<br />

Schnittstellenbeschreibung Elektrotechnik, Teilbereich<br />

Oberleitungsanlagen<br />

[3] Wili, U.; Wittig, M.: New overhead contact line equipment<br />

on existing structures of Great Eastern route. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 107 (2009), Heft 7, S. 306-312.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Nils Berthold (43), Studium<br />

Elektrotechnik/<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

an <strong>der</strong> Hochschule für Verkehrswesen<br />

„Friedrich List“ Dresden und <strong>der</strong><br />

Technischen Universität Dresden; seit<br />

1994 tätig in Entwicklung, Projektierung<br />

und Bau von Fahrleitungsanlagen,<br />

seit 2012 Teamleiter Planung Oberleitungsanlagen<br />

& Anlagen <strong>der</strong> Leit- und<br />

Sicherungstechnik bei ELBAS <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> Ingenieur-Gesellschaft mbH.<br />

Dipl.-Ing. Walter Blaser (57) Bauingenieur;<br />

Weiterbildung in Informatik;<br />

Teamlea<strong>der</strong> CAD-Entwicklungen bei<br />

Furrer+Frey AG.<br />

Adresse: Furrer+Frey AG,<br />

Thunstr. 35,<br />

3000 Bern 6, Schweiz,<br />

Fon: +41 31 3576129;<br />

E-Mail: wblaser@furrerfrey.ch<br />

Adresse: ELBAS <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Ingenieur-Gesellschaft mbH,<br />

Königsbrücker Str. 34,<br />

01099 Dresden, Deutschland;<br />

Fon: +49 351 82992-61;<br />

E-Mail: nils.berthold@elbas.de<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Gerhard<br />

Hofmann (60), Studium, Promotion<br />

und Habilitation an <strong>der</strong> Hochschule für<br />

Verkehrswesen „Friedrich List“ Dresden;<br />

Professor für Elektroenergieerzeugung<br />

und -verteilung an <strong>der</strong> Hochschule<br />

für Technik und Wirtschaft Dresden<br />

(FH); Principal Consultant <strong>der</strong> ELBAS<br />

<strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-<br />

Gesellschaft mbH; Mitglied WGC 11/<br />

TC9XC des CENELEC; Obmann DKE-<br />

Arbeitskreises 351.2.6 „Interoperabilität/<br />

Spannungen“.<br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: +49 351 82992-12;<br />

E-Mail: gerhard.hofmann@elbas.de<br />

111 (2013) Heft 3<br />

171


Sicherheit<br />

Fahrleitungserdung – automatisiert mit<br />

Sicat® AES<br />

André Dölling, Erlangen; Michael Focks, Gregor Gumberger, Planegg<br />

Sicat ® AES ist ein Produkt <strong>der</strong> Siemens AG zum automatisierten Erden von Fahrleitungen und<br />

stellt für diese einen sicheren Zustand her. Anwendungsg<strong>eb</strong>iete <strong>der</strong> Erdungsanlage für Fahrleitungen<br />

sind die Notfallrettung in elektrifizierten Tunneln für Fernverkehrsbahnen als auch Arbeiten<br />

in Instandhaltungshallen für elektrisch angetri<strong>eb</strong>ene Fahrzeuge. Die Erdungseinrichtung<br />

wurde weiterentwickelt und erfüllt damit die sicherheitstechnischen Anfor<strong>der</strong>ungen nach dem<br />

neuesten Stand <strong>der</strong> Normen. Die Erdungseinrichtung lässt sich auch vorteilhaft bei Nahverkehrsanlagen<br />

anwenden.<br />

EARTHING OF CONTACT LINES – AUTOMATISIZED BY USE OF Sicat ® AES<br />

Sicat ® AES is a Siemens developed and produced automatisized earthing system for contact lines<br />

to create a hazard-free safety status. Applications of the system are emergency recovery tasks in<br />

electrified railway tunnels for mainline and service and maintenance halls for electrically powered<br />

railway vehicles. The system was developed further and complies with the security requirements<br />

according to the current standards. The system can advantageously used for light rail systems.<br />

MISE À LA TERRE AUTOMATISÉE DE LIGNES DE CONTACT AVEC Sicat ® AES<br />

Sicat ® AES est un produit mis au point par Siemens pour la mise à la terre automatisée de lignes de<br />

contact en toute sécurité. Les domaines d’utilisation du dispositif de mise à la terre pour lignes de<br />

contact sont les opérations de secours d’urgence dans les tunnels électrifiés sur les lignes à grand<br />

parcours ainsi que les travaux dans les ateliers de maintenance sur les véhicules à traction électrique.<br />

Le dispositif de mise à la terre a été développé pour satisfaire aux exigences techniques de sécurité<br />

selon les normes en vigueur. Le système peut être utilisé avantageusement aussi sur les lignes de<br />

transport urbain.<br />

1 Einführung<br />

Mo<strong>der</strong>ne Bahnsysteme erfor<strong>der</strong>n zeitgemäße Infrastrukturen<br />

und Fahrzeuge, um Transport- und Reisezeiten<br />

zu senken, Transportleistungen zu steigern<br />

und damit die Attraktivität des schieneng<strong>eb</strong>undenen<br />

Verkehrs zu erhöhen. Dies bedeutet in einem dicht<br />

besiedelten Land wie Deutschland einen höheren<br />

Tunnelanteil <strong>der</strong> Strecken, die kürzere Wege und<br />

schnellere Fahrten ermöglichen.<br />

Bei <strong>der</strong> Realisierung neuer Strecken o<strong>der</strong> dem<br />

Ausbau bestehen<strong>der</strong> Strecken haben Sicherheit und<br />

Senkung <strong>der</strong> Risiken bei Notfällen hohe Priorität.<br />

Die Siemens AG hat zur Senkung <strong>der</strong> Risiken eine<br />

Anlage zum automatisierten Erden von Fahrleitungen,<br />

genannt Sicat AES, entwickelt, die alle Funktionen<br />

zum Erden und Kurzschließen automatisiert<br />

ausführt. In Notsituationen in Tunneln, in Bahnhofsbereichen,<br />

für Instandhaltungsarbeiten an definierten<br />

Streckenabschnitten o<strong>der</strong> bei Gleisen in Servicehallen<br />

schaltet Sicat AES die Fahrleitungsanlage,<br />

von <strong>der</strong> Leitstelle koordiniert, spannungsfrei, stellt<br />

einen gefahrfreien Zustand durch Erdung <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage<br />

her und visualisiert diesen Zustand.<br />

2 Die automatische Erdungseinrichtung<br />

Sicat AES –<br />

Systemkonzept<br />

2.1 Entstehung<br />

Die Deutsche Bahn AG (<strong>DB</strong>) hatte mit <strong>der</strong> VA TECH<br />

SAT GmbH, heute Teil von Siemens, im Jahr 1998 mit<br />

<strong>der</strong> Entwicklung einer OberLeitungsSpannungsPrüfund<br />

Erdungsautomatik (OLSP) begonnen. Anlass für<br />

die Entwicklung war die Übernahme <strong>der</strong> Rettungsaufgaben<br />

in Eisenbahntunneln durch Fremdkräfte<br />

anstelle <strong>der</strong> <strong>DB</strong>-eigenen Rettungszüge.<br />

Die Richtlinie des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA)<br />

„Anfor<strong>der</strong>ungen des Brand- und Katastrophenschutzes<br />

in Eisenbahntunneln“ [1] for<strong>der</strong>t vom Infrastrukturunternehmer,<br />

dass „die Oberleitung bei<br />

Eintreffen <strong>der</strong> Rettungskräfte spannungsfrei geschaltet<br />

und geerdet ist“. Diese For<strong>der</strong>ung kann die <strong>DB</strong>, für<br />

<strong>der</strong>en Ausführung gemäß <strong>der</strong> Richtlinie „Brand- und<br />

Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln“ [2] maximal<br />

30 min Eingreifzeit vorgesehen sind, durch die<br />

Notfallmanager nicht erfüllen. Der Einsatz <strong>der</strong> OLSP<br />

erfüllt diese For<strong>der</strong>ung, da das aufwändige, zweisei-<br />

172 111 (2013) Heft 3


Sicherheit<br />

tige manuelle Erden mit Erdungsgarnituren entfällt<br />

und stattdessen durch die OLSP ausgeführt wird.<br />

In einem Pilotprojekt wurde die OLSP erstmals<br />

1999 am Frankfurter Kreuz und am Kelsterbachtunnel<br />

<strong>der</strong> Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main eingesetzt.<br />

Nach erfolgreicher Erprobung wurden OLSP<br />

in allen Tunnelanlagen <strong>der</strong> Schnellfahrstrecke Köln–<br />

Rhein/Main installiert. Seither lieferten VA TECH SAT<br />

und nach <strong>der</strong>en Übergang Siemens rund 50 OLSP-<br />

Anlagen für Neubau- und Alttunnel.<br />

Die Zulassung <strong>der</strong> Steuerungs-, Überwachungsund<br />

Fernwirktechnik basierte auf den Normen<br />

VDE 0105 [3] und <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungsklasse 3 nach<br />

DIN V 19250 [4]. Letztere Anfor<strong>der</strong>ung wurde 2010<br />

durch EN 6954-1 [5], Kategorie 3, ersetzt. Unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Maschinenrichtlinie und <strong>der</strong>en<br />

Auslauferklärung zum 31.12.2011 begann 2012 die<br />

Überarbeitung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> OLSP-Anlagenkomponenten.<br />

Die weiterentwickelte Einrichtung<br />

trägt den Namen Sicat AES. Heute wird diese<br />

weiterentwickelte Einrichtung geliefert.<br />

2.2 Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

2.2.1 Anfor<strong>der</strong>ungen nach <strong>der</strong> TSI Sicherheit<br />

von Eisenbahntunneln<br />

Die Technische Spezifikation „Sicherheit von Eisenbahntunneln“<br />

(TSI SRT [6]) gilt für interoperable<br />

konventionelle und Hochgeschwindigkeitsstrecken.<br />

Sie wurde 2007 von <strong>der</strong> Europäischen Union ratifiziert.<br />

Diese Spezifikation gibt Maßnahmen für alle<br />

Teilsysteme, zum Beispiel für Infrastruktur und Energie,<br />

für die Sicherheit in Eisenbahntunneln vor. Es<br />

werden Maßnahmen zur Risikosenkung in Tunneln<br />

vorgeg<strong>eb</strong>en, welche nicht bereits durch allgemeine<br />

Sicherheitsstandards für <strong>Bahnen</strong> abgedeckt sind. Die<br />

TSI gilt sowohl für neue als auch für zu erneuernde<br />

o<strong>der</strong> nachzurüstende mindestens 1 km lange Tunnelanlagen.<br />

Mehr als 20 km lange Tunnel erfor<strong>der</strong>n eine<br />

eigene Sicherheitsbetrachtung, so zum Beispiel für<br />

den im Bau befindlichen Gotthard-Basistunnel in <strong>der</strong><br />

Schweiz. Bei mehr als 5 km langen Tunneln sind die<br />

Fahrleitungen in Schaltabschnitte o<strong>der</strong> Schaltgruppen<br />

zu unterteilen, wenn sich signaltechnisch mehr<br />

als ein Zug je Gleis im Tunnel befinden kann. Die Anzahl<br />

<strong>der</strong> Schalter im Tunnel sollte möglichst gering<br />

gehalten werden.<br />

Die Rettungskräfte können bei Einsätzen den Zustand<br />

<strong>der</strong> Fahrleitung nicht erkennen, weshalb das<br />

Abschalten und Erden <strong>der</strong> Fahrleitung gefor<strong>der</strong>t<br />

wird. Dies muss durch den Infrastrukturbetreiber<br />

vor dem Betreten des Tunnels o<strong>der</strong> eines Abschnitts<br />

hiervon sichergestellt werden. Dabei sind die Zuständigkeiten<br />

hierfür zwischen dem Infrastrukturbetreiber<br />

und den Rettungskräften zu vereinbaren und<br />

im Notfallplan zu beschreiben. Die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

111 (2013) Heft 3<br />

Einrichtungen für das Erden <strong>der</strong> Fahrleitung sind<br />

an allen Trennstellen zwischen den Schaltgruppen<br />

anzuordnen, wobei es keine Rolle spielt, ob die Erdungseinrichtungen<br />

von den Rettungskräften manuell<br />

o<strong>der</strong> fernbedient über ortsfeste Anlagen betätigt<br />

werden.<br />

2.2.2 Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

Eisenbahn-Bundesamtes<br />

Die Richtlinie „Anfor<strong>der</strong>ungen des Brand- und Katastrophenschutzes<br />

an den Bau und den Betri<strong>eb</strong><br />

von Eisenbahntunneln“ [1] des EBA beschreibt die<br />

in Deutschland gefor<strong>der</strong>te Art und den Umfang<br />

baulicher und betri<strong>eb</strong>licher Maßnahmen, die eine<br />

Fremd- und Selbstrettung in Eisenbahntunneln ermöglichen.<br />

In <strong>der</strong> aktuellen Fassung dieser Richtlinie<br />

von 2008 wurden die For<strong>der</strong>ungen aus <strong>der</strong> TSI<br />

SRT für interoperable Strecken in nationales Recht<br />

übergeführt.<br />

Die Richtlinie ist an<strong>der</strong>s als die TSI SRT bereits für<br />

mehr als 500 m lange Tunnel unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Verhältnismäßigkeit anzuwenden. Tunnel von<br />

Stadtschnellbahnen sind dabei ausgenommen.<br />

Der Infrastrukturbetreiber, zum Beispiel die <strong>DB</strong>,<br />

hat demnach sicherzustellen, dass die Fahrleitung<br />

sowie geg<strong>eb</strong>enenfalls vorhandene, weitere spannungsführende<br />

Leitungen schnellstmöglich abgeschaltet<br />

und geerdet werden. Die Richtlinie des<br />

EBA for<strong>der</strong>t die Installation einer Oberleitungsspannungsprüf-<br />

und Erdungsautomatik für Fahrleitungen<br />

an den Tunnelportalen und an den Notausgängen,<br />

die in <strong>der</strong> TSI RST nicht vorgesehen ist. Die<br />

Oberleitung wird<br />

nicht freigeschaltet<br />

FREI_SCHALTEN<br />

Oberleitung wird<br />

nicht geerdet<br />

ERDEN<br />

Spannungszustand<br />

wird falsch erkannt/erfasst<br />

Unerwünschtes Ereignis:<br />

Personen gefährdet<br />

AND<br />

Anlage signalisiert<br />

fehlerhaft sicheren<br />

Zustand „spannungsfrei“<br />

ERK_SPG<br />

Bild 1:<br />

Gefährdungsanalyse <strong>der</strong> automatisierten Erdung von Fahrleitungen.<br />

OR<br />

Spannungszustand wird<br />

fehlerhaft übertragen<br />

o<strong>der</strong> verarbeitet<br />

FWA_SPG<br />

Spannungszustand wird<br />

falsch angezeigt<br />

ANZ_SPG<br />

Erdungszustand wird<br />

falsch erkannt/erfasst<br />

Anlage signalisiert<br />

fehlerhaft sicheren<br />

Zustand „geerdet“<br />

OR<br />

ERK_ERDG<br />

Erdungszustand wird<br />

fehlerhaft übertragen<br />

o<strong>der</strong> verarbeitet<br />

FWA_ERDG<br />

Erdungszustand wird<br />

falsch angezeigt<br />

ANZ_ERDG<br />

173


Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Sicherheit<br />

OLSP informiert im Einzelfall die Rettungskräfte<br />

über den Zustand <strong>der</strong> Fahrleitung; falls diese noch<br />

nicht geerdet ist, leiten die Rettungskräfte <strong>der</strong> OLSP<br />

die Erdung ein. Die Mindestanfor<strong>der</strong>ung bezogen<br />

auf die Zuverlässigkeit <strong>der</strong> Anzeige des Erdungszustandes<br />

durch die OLSP wird durch Verweis auf<br />

DIN VDE 0105, Teil 100, Punkt 6.2.102, [3] vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />

2.2.3 Verordnung über eine gemeinsame<br />

Methode für die Evaluierung und<br />

Bewertung von Risiken<br />

Seit 01.07.2012 ist die „EU Verordnung 352/2009 vom<br />

24.04.2009 über die Festlegung einer gemeinsamen Sicherheitsmethode<br />

für die Evaluierung und Bewertung<br />

von Risiken gemäß Artikel 6, Absatz 3, Buchstabe a, <strong>der</strong><br />

Richtlinie 2004/49/EG“ von Eisenbahnverkehrs- und<br />

-infrastrukturunternehmen auf die von diesen betri<strong>eb</strong>enen,<br />

sicherheitsrelevanten Einrichtungen anzuwenden<br />

[7]. Diese Verordnung wird in Kurzform CSM-VO<br />

(Common Safety Methods) genannt und basiert auf<br />

EN 50126 [8]. Ziel <strong>der</strong> Verordnung ist die Harmonisierung<br />

des Risikomanagements und damit die gegenseitige<br />

Anerkennung von Erg<strong>eb</strong>nissen zu ermöglichen<br />

o<strong>der</strong> sicherzustellen.Für Untergrundbahnen, Straßenbahnen<br />

und an<strong>der</strong>e Stadt- und Regionalbahnen ist die<br />

Anwendung <strong>der</strong> Verordnung nicht gefor<strong>der</strong>t.<br />

Die Verordnung legt die grundsätzlichen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an ein Risikomanagementverfahren fest. Die<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Schritte sind<br />

• Anlagendefinition,<br />

• Risikobewertung,<br />

• Ableitung von Sicherheitsanfor<strong>der</strong>ungen,<br />

• Nachweis, dass die ermittelten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

erfüllt werden, und<br />

• Management aller Gefährdungen und zugeordneten<br />

Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Für den Zweck <strong>der</strong> Risikobewertung werden drei<br />

Grundsätze zur Risikoakzeptanzbewertung ang<strong>eb</strong>oten.<br />

Im Rahmen von Sicat AES konnten die ermittelten<br />

Gefährdungen durch Anwendung anerkannter<br />

Regeln <strong>der</strong> Technik abgedeckt werden. Der gefährliche<br />

Zustand, das heißt, eine Person in Gefährdung,<br />

würde immer dann eintreten, wenn die Fahrleitung<br />

we<strong>der</strong> frei geschaltet noch geerdet ist und die Anlage<br />

einen sicheren Zustand, das heißt, eine freigeschaltete,<br />

spannungsfreie und geerdete Fahrleitung<br />

signalisieren würde. Dieses Ereignis folgt aus mehreren<br />

Teilgefährdungen in einer Kombination gemäß<br />

Bild 1.<br />

Für die Elektronikkomponenten <strong>der</strong> Erdungsautomatik<br />

wurden die IEC 61508 [9] und die sektorspezifischen<br />

Normen EN 50128 [10] und EN 50129<br />

[11] zu Grunde gelegt, um den For<strong>der</strong>ungen in<br />

unterschiedlichen nationalen Märkten gerecht zu<br />

werden. Sicat AES ist dafür vorgesehen, in Anwendungen<br />

mit Sicherheitsintegritätsfor<strong>der</strong>ungen bis<br />

zum Sicherheitsintegrationslevel SIL 2 eingesetzt zu<br />

werden.<br />

2.3 Aufgabe und Grundfunktion<br />

1<br />

3<br />

4<br />

2<br />

Die Erdungsanlage Sicat AES führt die Erdungen<br />

schrittweise aus und verifiziert den jeweiligen Zustand<br />

gemäß den fünf Sicherheitsregeln nach<br />

DIN EN 50110 [12] für das Arbeiten im Bereich <strong>der</strong><br />

Fahrleitungsanlage. Diese sind<br />

• Fahrleitung spannungsfrei schalten,<br />

• gegen Wie<strong>der</strong>einschalten sichern,<br />

• Spannungsfreiheit feststellen,<br />

• Erden und Kurzschließen und<br />

• Abschranken benachbarter, unter Spannung<br />

stehen<strong>der</strong> Anlagenteile durch Anzeigen <strong>der</strong><br />

Arbeitsgrenzen.<br />

Bild 2:<br />

Sicat AES-Anlagenkonzept; Schematische Darstellung mit Funktion Freischaltung <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage<br />

im Betri<strong>eb</strong>szustand.<br />

1 Trennschalter / Lasttrennschalter zum Freischalten <strong>der</strong> Fahrleitung<br />

2 Spannungswandler / Trennverstärker<br />

3 Erdungstrennschalter / Erdungslasttrennschalter<br />

4 Arbeitsgrenzenwarnschild mit integriertem Zusatzzeichen „Arbeitsgrenze“;<br />

mechanisch o<strong>der</strong> elektrisch zu betätigen<br />

Der Status <strong>der</strong> Fahrleitung wird dauernd überwacht.<br />

Der geerdete Zustand <strong>der</strong> Fahrleitung wird an den<br />

Arbeitsgrenzen und Zugängen, zum Beispiel den<br />

Tunneleingängen, signalisiert.<br />

Bild 2 zeigt die Anlage zur Freischaltung <strong>der</strong><br />

Fahrleitung im normalen Betri<strong>eb</strong>szustand. Die<br />

Zentralstation von Sicat AES ist mit den zugehö-<br />

174 111 (2013) Heft 3


Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Sicherheit<br />

rigen Unterstationen vernetzt und koordiniert die<br />

Erdungsanlage. Sie ist mit <strong>der</strong> SCADA-Leitzentrale<br />

verbunden und übermittelt den Stand <strong>der</strong> Erdungen.<br />

Im Störungsfall gibt die Leitzentrale <strong>der</strong> Sicat<br />

AES-Zentrale den Befehl zum Start <strong>der</strong> Erdungsautomatik.<br />

Alternativ kann die Erdungsanlage vor Ort<br />

an den Unterstationen, die im Bereich <strong>der</strong> Tunnelportale<br />

und Notausgängen o<strong>der</strong> an den Zugängen<br />

zu den geschützten Bereichen angeordnet sind,<br />

bedient werden. Es gibt Unterstationen mit und<br />

ohne Ortssteuereinrichtung. Unterstationen mit<br />

Ortssteuereinrichtung umfassen die Komponenten<br />

für das Ansteuern <strong>der</strong> Trennschalter und/o<strong>der</strong> Erdungstrennschalter.<br />

Die Bedientableaus enthalten<br />

mindestens Anzeigen für den Spannungszustand<br />

<strong>der</strong> Fahrleitung und <strong>der</strong> Notfallbetätigungen durch<br />

Rettungskräfte.<br />

Zur fahrleitungstechnischen Ausrüstung zählen<br />

• alle Schalter zum Freischalten <strong>der</strong> Schaltgruppe,<br />

• Spannungsmesseinrichtungen,<br />

• Erdungstrennschalter o<strong>der</strong> einschaltfeste Erdungstrennschalter<br />

und<br />

• Arbeitsgrenzenwarnschil<strong>der</strong> zum Anzeigen <strong>der</strong><br />

Arbeitsbereichsgrenzen.<br />

Diese Komponenten sind zur Einhaltung <strong>der</strong> fünf Sicherheitsregeln<br />

notwendig und Bestandteil von Sicat<br />

AES.<br />

Erdungsschalter verbinden mithilfe eines fest installierten<br />

Kabels die Fahrleitung mit <strong>der</strong> Rückleitung<br />

und schließen die Fahrleitung damit kurz. Die<br />

verwendeten Erdungsschalter sind mit einer Einlaufüberwachung<br />

ausgerüstet, die die Endlage des<br />

Schalters kontinuierlich überwacht.<br />

Bild 3 zeigt schematisch den Schaltzustand eines<br />

Fahrleitungsabschnittes bei einer Störung im freigeschalteten,<br />

sicheren Zustand. Die Speiseschalter<br />

wurden geöffnet und gegen Wie<strong>der</strong>einschalten gesichert.<br />

Nachdem die Spannungsprüfung ergab, dass<br />

alle Fahrleitungsspannungen unter dem Schwellwert<br />

lagen, wurden die Erdungsschalter geschlossen und<br />

die Arbeitsgrenzenanzeige aktiviert. Danach zeigten<br />

die Bedientableaus die Freigabe für den Zutritt <strong>der</strong><br />

Rettungskräfte an.<br />

Für die bisher ausgelieferten Anlagen wurden Sicherheitsnachweise<br />

nach dem jeweiligen Stand <strong>der</strong><br />

Normung erbracht, <strong>der</strong> für die Bestandsanlagen<br />

weiter gültig bleibt. Im funktionalen Sicherheitsnachweis<br />

für die steuerungs- und leittechnischen<br />

Baugruppen von Sicat AES für Neuanlagen wird<br />

das Sicherheitsintegritätslevel SIL 2 nach EN 50128<br />

[11] und EN 50129 [12] angestr<strong>eb</strong>t. Der Sicherheitsnachweis<br />

wird im Sommer 2013 abgeschlossen<br />

werden. Im Sicherheitsnachweis für den Erdungsschalter<br />

wurde die Kurzschlussfestigkeit bis<br />

40 kA und die sichere Funktion <strong>der</strong> neu gestalteten<br />

Einlaufüberwachung über Drehwinkelg<strong>eb</strong>er nachgewiesen.<br />

Der Sicherheitsplan enthält auch das<br />

Entwicklungsvorgehen mit allen geplanten und<br />

durchgeführten Arbeiten, so zum Beispiel Architektur-<br />

und Detailentwurf für Hard- und Software<br />

sowie die Inbetri<strong>eb</strong>setzung, die Validierung und die<br />

Vorgaben für die Wartung. Art, Umfang und Inhalte<br />

<strong>der</strong> Analysen und Dokumente sowie die angewandten<br />

Methoden erfüllen die Anfor<strong>der</strong>ungen des<br />

Sicherheitslevels SIL 1. Beim Schalterfernantri<strong>eb</strong> für<br />

das elektrische Betätigen des Erdungsschalters und<br />

bei <strong>der</strong> Spannungsmesseinrichtung war nur die<br />

Einhaltung <strong>der</strong> Normen und spezifischer Betreiberanfor<strong>der</strong>ungen<br />

nachzuweisen.<br />

2.5 Anpassung an Betreiber- und<br />

Anlagenanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Mit Sicat AES lassen sich unterschiedliche anlagenund<br />

betreiberspezifische Anfor<strong>der</strong>ungen flexibel erfüllen.<br />

Die Anlagen können für Fahrleitungen von<br />

Wechselstrom- und Gleichstrombahnen eingesetzt<br />

werden, für welche die fahrleitungstechnischen<br />

Komponenten zur Verfügung stehen. Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und eingeführte Techniken von Bahnbetreibern<br />

können mit speziellen Komponenten, zum Beispiel<br />

mit Lasttrennschaltern, erfüllt werden. Eine Gefährdungs-<br />

und Risikoanalyse ist geg<strong>eb</strong>enenfalls hierfür<br />

eigens zu erstellen.<br />

Bei den Anwendungen mit örtlicher Begrenzung,<br />

zum Beispiel für Wartungshallen, Depots und Wasch-<br />

2.4 Sicherheitsnachweis<br />

111 (2013) Heft 3<br />

1<br />

3<br />

4<br />

2<br />

Bild 3:<br />

Sicat AES-Anlagenkonzept; Schematische Darstellung mit Funktion Freischaltung <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage<br />

im freigeschalteten und sicheren Zustand.<br />

175


Sicherheit<br />

Bild 4:<br />

Sicat AES-Zentrale.<br />

straßen, kann die Anlagenausführung nach Bild 2<br />

vereinfacht werden, wobei Zentral- und Unterstation<br />

zusammengelegt werden können.<br />

Zuständigkeit und Funktionsumfang von Sicat<br />

AES können flexibel angepasst werden. Des Öfteren<br />

wird gefor<strong>der</strong>t, dass das Freischalten <strong>der</strong> Fahrleitung<br />

dem Infrastrukturbetreiber verbleibt, um den<br />

Tunnelbereich, abhängig von <strong>der</strong> Notfallsituation,<br />

von Fahrzeugen räumen zu können. Der Erdungsautomatik<br />

verbleiben dann die Aufgaben <strong>der</strong> permanenten<br />

Spannungsprüfung und -überwachung,<br />

das Erden und Kurzschließen sowie das Abschranken<br />

benachbarter unter Spannung stehen<strong>der</strong><br />

Anlagen.<br />

Aussehen, Aufbau<br />

und Funktion des Bedientableaus<br />

werden<br />

oftmals nach Betreibervorstellungen<br />

unterschiedlich<br />

ausgeführt.<br />

Dies betrifft unterschiedliche<br />

Vorgaben für die<br />

sicheren Anzeigen, für<br />

lokale Bedienung und<br />

die Erdungsautomatik.<br />

So wird häufig gefor<strong>der</strong>t,<br />

dass vor Freigabe<br />

für den Rettungseinsatz<br />

nach den fünf Sicherheitsregeln<br />

ein weiterer<br />

Schutz zum Beispiel<br />

durch Schlüsselschalter<br />

durchgeführt werden<br />

muss, um ein versehentliches<br />

Wie<strong>der</strong>zuschalten<br />

zu vermeiden. Der Verantwortliche<br />

einer Rettungsmannschaft<br />

hat<br />

damit die Möglichkeit,<br />

den Erdungszustand für<br />

die Dauer des Einsatzes<br />

hoheitlich zu sichern.<br />

2.6 Anwen<strong>der</strong>nutzen<br />

Erdungsautomatiken wie<br />

Sicat AES werden primär<br />

zur Gefahrenabwehr und<br />

zur Risikosenkung in Tunneln<br />

eingesetzt und sind<br />

dort Teil <strong>der</strong> selbstrettenden<br />

Maßnahmen. Sie<br />

stellen sicher, dass Rettungskräfte<br />

schnell ihre<br />

Arbeit aufnehmen können.<br />

Auch das automatisierte<br />

Erden in Instandhaltungshallen läuft zuverlässig<br />

und zeitsparend ab und ist damit wirtschaftlich.<br />

Der Anwen<strong>der</strong>nutzen entsteht durch<br />

• hohe Zuverlässigkeit,<br />

• zertifizierte Sicherheit nach dem Stand <strong>der</strong> Technik,<br />

• einfache Bedienung,<br />

• flexible Anpassbarkeit an Kundenfor<strong>der</strong>ungen,<br />

• Einsatz betri<strong>eb</strong>serprobter Komponenten,<br />

• übersichtliche Anzeige des Anlagenzustands über<br />

Leuchttafeln und Bedienelemente,<br />

• geringen Instandhaltungsaufwand sowie<br />

• lange L<strong>eb</strong>ensdauer.<br />

Je nach Einsatzbedingungen und Anfor<strong>der</strong>ungen erweitern<br />

sich <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>nutzen und die Zuverlässigkeit<br />

durch<br />

• redundante Kommunikationswege <strong>der</strong> Anlagenkomponenten,<br />

• Blockieren des sicheren Zustandes durch Schlüsselsystem,<br />

• Funktionsfähigkeit bei Ausfall des speisenden<br />

Netzes durch unterbrechungsfreie Stromversorgung<br />

(USV) sowie<br />

• Selbstdiagnose und -überwachung.<br />

Die jeweiligen Bereiche sind projekt- und betri<strong>eb</strong>sspezifisch<br />

abzugrenzen.<br />

3 Steuerungs- und Bedienkomponenten<br />

3.1 Zentrale<br />

Die Zentrale ist <strong>der</strong> Mittelpunkt <strong>der</strong> Erdungsautomatik<br />

Sicat AES. Die Kommunikation läuft immer über<br />

die Zentrale zu den einzelnen Unterstationen. Die<br />

Zentrale kommuniziert mit <strong>der</strong> zuständigen SCADA-<br />

Leitstelle und verwaltet die einzelnen Unterstationen<br />

einschließlich sicherheitsrelevanter Signale. Die<br />

Unterstation ist entwe<strong>der</strong> in einem Schalthaus o<strong>der</strong><br />

einem elektronischen Stellwerk (ESTW) angeordnet.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Zentrale (Bild 4) wird die Automatisierungskomponente<br />

SICAM AK ACP eingesetzt. Sie<br />

erfüllt sämtliche Anfor<strong>der</strong>ungen an die Kommunikation<br />

und Redundanz und besitzt eine durchgängige<br />

Funktionalität nach IEC 60870-5-101/104 [13;<br />

14]. Alle Steuer- und Regelaufgaben werden nach<br />

IEC 61131-3 [15] ausgeführt. Die Sicherheitsapplikationen<br />

nach IEC 61508 können realisiert werden.<br />

Bei allen eingesetzten SICAM 1703-Automatisierungskomponenten<br />

können die Baugruppen ohne<br />

den Einsatz eines Engineering-Tools getauscht werden.<br />

Die Daten werden hierbei auf Flash-Karten gehalten.<br />

Damit und mit den umfangreichen Ferndiagnosemöglichkeiten<br />

werden Ausfallszeiten niedrig<br />

gehalten.<br />

176 111 (2013) Heft 3


Sicherheit<br />

In <strong>der</strong> Sicat AES-Zentrale ist eine visualisierte Vor-<br />

Ort-Bedienung (HMI) integriert, die bei Instandsetzungen<br />

vor Ort benutzt werden kann. Bei Vor-Ort-<br />

Bedienungen werden sämtliche Prozesszustände,<br />

Ereignisse, Störungen und Fehlfunktionen visualisiert<br />

und protokolliert. Diese können archiviert und in<br />

pdf-Dateien ausgewertet werden.<br />

3.3 Bedientableaus<br />

Die Bedientableaus (Bild 7) sind ein wichtiger Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Bauarten <strong>der</strong> Unterstationen. Die Signalisierung<br />

des Zustandes <strong>der</strong> Oberleitungsanlagen<br />

in Tunnel wird mit Mehrfach-LED-Segmentanzeigen:<br />

ROT/GRÜN/GELB angezeigt. Rettungskräfte<br />

3.2 Unterstationen<br />

Unterstationen an den Tunnelzugängen und an<strong>der</strong>en<br />

wichtigen Positionen (Bild 5) kommunizieren<br />

direkt mit <strong>der</strong> Zentrale, leiten Informationen dorthin<br />

weiter und verarbeiten sämtliche Signale und<br />

Befehle. Die Unterstationen zeigen den Rettungskräften<br />

den Zustand <strong>der</strong> Fahrleitung im Streckenabschnitt<br />

an, sie können an<strong>der</strong>e Unterstationen<br />

fernsteuern und alle Erdungsschalter einer Tunnelanlage<br />

bedienen und damit diese bei Störungen<br />

erden. Wenn eine Unterstation eine Notfallerdung<br />

einleitet, koordiniert die Zentrale alle Unterstationen<br />

innerhalb <strong>der</strong> Anlage und löst auch dort Notfallerdungen<br />

aus. Um möglichst genaue Angaben<br />

über den Zustand <strong>der</strong> Anlage zu erhalten, werden<br />

die Datenwege zwischen den Unterstationen und<br />

<strong>der</strong> Zentrale kontinuierlich überwacht. Sie können,<br />

wenn gefor<strong>der</strong>t, auch optional redundant ausgelegt<br />

und in brand- und zerstörungsfreien Kabeltrassen<br />

verlegt werden.<br />

Für die Automatisierung wird in den Unterstationen<br />

wie auch in <strong>der</strong> Zentrale die Automatisierungskomponente<br />

SICAM AK ACP o<strong>der</strong> SICAM TM ACP<br />

(Bild 6) eingesetzt. Damit werden durchgängig gleiche<br />

Automatisierungskomponenten verwendet und<br />

somit die Ersatzteilhaltung klein gehalten.<br />

Je nach Standort werden die Unterstationen mit<br />

und ohne Ortsteuereinrichtung (OSE) ausgestattet.<br />

Die Stationen an den Tunnelportalen verfügen<br />

meist über eine solche Einrichtung. Die Stationen<br />

ohne OSE finden sich zum Beispiel<br />

an Notausstiegen. Die<br />

Unterstationen zeigen den<br />

Zustand <strong>der</strong> Oberleitungsanlagen<br />

im Tunnel an und dienen<br />

den Rettungsmannschaften als<br />

örtliche Möglichkeit zur Notfallerdung.<br />

Unterstationen mit<br />

Ortsteuereinrichtung können<br />

im ihnen jeweils zugeordneten<br />

Abschnitt die Schaltelemente<br />

zum Freischalten und Erden<br />

<strong>der</strong> Fahrleitung steuern und<br />

Spannungsmesswerte verarbeiten.<br />

Unterstationen ohne<br />

Ortssteuereinrichtung haben<br />

keine direkte Prozessanbindung.<br />

Bild 5:<br />

Sicat AES-Unterstation des Günterscheidtunnels <strong>der</strong> Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main.<br />

Bild 6:<br />

Sicat AES – sicherheitsrelevante Steuerungen <strong>der</strong> Unterstationen.<br />

1 Zentralbaugruppe (ZBG-S)<br />

2 Peripheriegerät für Feuerwehr-Tableau, USV und an<strong>der</strong>e (EAB-S)<br />

3 Peripheriegerät für Spannungswandler-Auswertung und -Überwachung (SWB-S)<br />

4 Steuergerät für Erdungsschalter und Positionschalter (MSB-S)<br />

111 (2013) Heft 3<br />

177


Sicherheit<br />

können über Taster o<strong>der</strong> Schlüsselschalter die Erdungsautomatik<br />

auslösen und so die Voraussetzung für sicheres<br />

Retten im zugeordneten Abschnitt herstellen. Weiter<br />

besteht die Möglichkeit, das Bedientableau in einem separaten<br />

Gehäuse unterzubringen.<br />

4 Oberleitungstechnische<br />

Ausrüstung<br />

4.1 Erdungstrennschalter mit Einlaufüberwachung<br />

Bild 7:<br />

Sicat AES-Bedien tableau.<br />

Bild 8:<br />

Trennschalter AC<br />

25 kV ohne Erdkontakt<br />

8WL6144-0.<br />

4.1.1 Trenn- und Erdungstrennschalter <strong>der</strong><br />

Baureihe 8WL6144<br />

Trenn- und Erdungstrennschalter <strong>der</strong> Baureihe<br />

8WL6144 (Bild 8) stellen Freiluftschaltgeräte nach<br />

DIN EN 50152-2 [16] dar und wurden als Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> bewährten Baureihe 8WL6127<br />

bei AC 16,7 und 50/60 Hz für Nennspannungen<br />

bis 25 kV Spannung und Nennströme bis 2,5 kA für<br />

die Anwendung freigeg<strong>eb</strong>en. Die Isolatoraufnahme<br />

wurde verbessert, das Gewicht gesenkt und die<br />

Instandhaltungsaufwendungen durch silbergraphitierte<br />

Kontakte mit dauerhaft selbstschmierenden<br />

Eigenschaften vermin<strong>der</strong>t. Die Einheiten <strong>der</strong> Trennschalterbaureihe<br />

8WL6144 können als Standardtrennschalter<br />

ohne Erdkontakt (8WL6144-0), mit<br />

Erdkontakt 8WL6144-1 o<strong>der</strong> mit Erdungstrennschalter<br />

8WL6144-1A ausgeführt werden. Alle Trennschalter<br />

lassen sich mit <strong>der</strong> Einlaufüberwachung Sicat<br />

DMS (Disconnector Monitoring System) ausrüsten.<br />

Sie sind für Freilufteinsatz geeignet und besitzen<br />

über die normativen Mindestanfor<strong>der</strong>ungen hinaus<br />

1,7 kA Belastbarkeit für maximal 15 Ausschaltspiele.<br />

Wegen <strong>der</strong> Lichtbogenbildung bei Kontakttrennung<br />

können sie nicht in Tunneln, Hallen o<strong>der</strong> unter Leitungen<br />

verwendet werden. Erdungstrennschalter sind<br />

auch in Tunneln einsetzbar, wenn keine Einschaltkurzschlussfestigkeit<br />

gefor<strong>der</strong>t wird. Dies ist technisch<br />

auch nicht erfor<strong>der</strong>lich, da die Freischaltung <strong>der</strong> Anlage<br />

nach TSI SRT eine Grundaufgabe des Infrastrukturbetreibers<br />

ist und somit ein ungewolltes Kurzschließen<br />

einer unter Spannung stehenden Fahrleitung bei<br />

notwendiger Streckensperrung nicht möglich ist.<br />

Trennschalter können mit einseitigem Anschluss an die<br />

Rückleitung als Erdungsschalter verwendet werden. Die<br />

ÖBB versieht die Trennschalter mit Stellungspfeilen, die<br />

den Rettungskräften den Fahrleitungszustand sichtbar anzeigen.<br />

Für den beschri<strong>eb</strong>enen Zweck werden in Deutschland<br />

spezielle Erdungstrennschalter verwendet, wobei <strong>der</strong><br />

Isolator des feststehenden Kontakts durch eine Stahl- o<strong>der</strong><br />

Aluminiumkonstruktion ersetzt ist. Im geerdeten Zustand<br />

ist sichtbar zu erkennen, dass <strong>der</strong> bewegliche Schaltkontakt<br />

und damit die Fahrleitung mit <strong>der</strong> Rückleitung kurzgeschlossen<br />

sind.<br />

178 111 (2013) Heft 3


Sicherheit<br />

4.1.2 Trenn- und Erdungstrennschalter <strong>der</strong><br />

Baureihe 8WL6134<br />

Trenn- und Erdungstrennschalter <strong>der</strong> Baureihe<br />

8WL6134 (Bild 9) sind Freiluftschaltgeräte nach<br />

DIN EN 50123-4 (Kategorie I) [17] und für Spannungen<br />

bis DC 3 kV und Ströme bis 4 kA freigeg<strong>eb</strong>en.<br />

Seit Ende 2011 werden die Kontakte mit einer Silbergraphitbeschichtung<br />

ausgerüstet, um die Instandhaltungsaufwendungen<br />

im Betri<strong>eb</strong> gering zu halten.<br />

Der modulare Aufbau <strong>der</strong> Trennschalterbaureihe<br />

8WL6134 ermöglicht Bestückungsoptionen mit Leiteranschlüssen<br />

am feststehenden Kontakt mit/ohne<br />

Erdkontakt (zum Beispiel 8WL6134-4/-4A) o<strong>der</strong> mit<br />

Leiteranschlüssen am beweglichen Kontakt mit/ohne<br />

Erdkontakt (zum Beispiel 8WL6144-2A). Alle Ausführungen<br />

sind mit <strong>der</strong> Einlaufüberwachung Sicat DMS<br />

ausrüstbar und können durch einseitigen Anschluss an<br />

die Rückleitung als Erdungstrennschalter verwendet<br />

werden.<br />

Meldungen fest. Toleranzen im Einlauf während des<br />

Betri<strong>eb</strong>s sowie notwendige Begrenzungen zum Absichern<br />

<strong>der</strong> elektrischen Eigenschaften, wie Mindestluftstrecke<br />

und Kurzschlussfestigkeit wurden dabei<br />

berücksichtigt. Eine Lernfunktion gleicht während <strong>der</strong><br />

Inbetri<strong>eb</strong>setzung die Montagetoleranzen von Sensor<br />

und Magnet aus. An<strong>der</strong>s als bei bisherigen Sensorund<br />

Überwachungsfunktionen wird damit die EINund<br />

AUS-Meldung mit einem Sensor überwacht.<br />

In <strong>der</strong> Steuereinheit 8WL6255-7A/-7B ist eine<br />

Auswerteeinheit für den Spannungsmesswert integriert<br />

und kann optional genutzt werden. Analog zur<br />

Einlaufüberwachung wird <strong>der</strong> Spannungszustand<br />

<strong>der</strong> Fahrleitung als Doppelmeldung über potenzialfreie<br />

Kontakte ausgeg<strong>eb</strong>en.<br />

4.1.3 Stellungs- und Einlaufüberwachung<br />

Sicat DMS<br />

Die Stellungs- und Einlaufüberwachung Sicat DMS<br />

(Bild 10) wurde Ende 2009 als Komponente für alle<br />

AC- und DC-Trennschalter von Siemens freigeg<strong>eb</strong>en.<br />

Die Stellung des Trennschalters wird durch einen auf<br />

Erdpotenzial montierten Drehwinkelsensor überwacht,<br />

<strong>der</strong> über einen berührungslos in Achsenflucht<br />

montierten Magneten die Stellung des beweglichen<br />

Schaltkontakts detektiert. Die Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

8WL6243, 8WL6244, 8WL6253 und 8WL6254 mit<br />

dauern<strong>der</strong> Stromversorgung haben eine Schnittstelle<br />

zum Auslesen <strong>der</strong> Sensorinformationen. Daher ist<br />

keine externe Auswerteeinheit notwendig.<br />

Für sicherheitsrelevante Anwendungen, zum Beispiel<br />

für die Einlaufüberwachung <strong>der</strong> Erdungsschalter,<br />

wurde Ende 2011 eine Einlaufüberwachung für SIL 1<br />

nach EN 50128 und EN 50129 entwickelt. Das bisherige<br />

Prinzip konnte nicht beibehalten werden und<br />

musste durch einen Sensor in redundanter Ausführung<br />

ersetzt werden. Zusätzlich wurde die Auswerteeinheit<br />

<strong>der</strong> Stellungsmeldung als externe Baugruppe<br />

(8WL6255-7A/-7B) von <strong>der</strong> Steuerplatine <strong>der</strong> Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

getrennt. Die Schnittstellen sind potenzialfreie<br />

Kontakte, <strong>der</strong>en Versorgungsspannung zwischen<br />

DC 24 V und AC 230 V wählbar ist. Damit kann die<br />

gefor<strong>der</strong>te Doppelmeldung zur sicheren Einlaufüberwachung<br />

bei vielen Betreibern, zum Beispiel <strong>DB</strong> und<br />

ÖBB, einheitlich gestaltet werden.<br />

Das robuste und berührungslose Messprinzip, das<br />

für alle Trennschaltertypen adaptierbar ist, stellt einen<br />

wesentlichen Vorteil dar. Da <strong>der</strong> Weg des beweglichen<br />

Schaltkontakts durch die Ausführung für DC 3 kV<br />

und AC 25 kV festgelegt ist, stehen die zugehörigen<br />

Schwellwerte für Ein-, Nicht-Ein-, Aus- und Nicht-Aus-<br />

111 (2013) Heft 3<br />

Bild 9:<br />

Trennschalter für DC 3 kV ohne<br />

Erdkontakt 8WL6134-4.<br />

Bild 10:<br />

Stellungsmeldung und Einlaufüberwachung<br />

Sicat DMS an<br />

Trennschalter 8WL6144-0.<br />

179


Sicherheit<br />

4.2 Schaltergestängeführung und<br />

-einstellung<br />

Trenn- und Erdungsschalter werden durch einen Motorantri<strong>eb</strong><br />

über ein Schaltergestänge (Bild 11) betätigt.<br />

Wegen <strong>der</strong> Fernsteuerung wird die Antri<strong>eb</strong>sart<br />

auch Schalterfernantri<strong>eb</strong> genannt. Ausführung und<br />

eingesetzte Werkstoffe, zum Beispiel GFK o<strong>der</strong> Stahlrohr,<br />

sind kundenspezifisch. Die Schaltergestängeführung<br />

soll die vom Motorantri<strong>eb</strong> eingeleitete Kraft<br />

möglichst direkt und ohne Verformungen des Antri<strong>eb</strong>sgestänges<br />

zum Schalter leiten. Deshalb werden<br />

keine abgewinkelten Gestänge verwendet.<br />

Die Feineinstellung <strong>der</strong> Kontaktsätze des Schalters<br />

war bei den bisherigen Ausführungen des Schaltergestänges<br />

aufwändig. Deshalb wurde 2011 für Schaltergestänge<br />

aus Stahlrohr eine Einstellmuffe 8WL6229-0<br />

entwickelt und freigeg<strong>eb</strong>en, die vorrangig im Schrägrohr<br />

des Gestänges einzusetzen ist und über ein Feingewinde<br />

die Einstellung <strong>der</strong> Kontaktsätze erlaubt.<br />

4.3 Schalterfernantri<strong>eb</strong><br />

Die Erdungseinrichtung Sicat AES erfor<strong>der</strong>t fernsteuerbare<br />

Schalterantri<strong>eb</strong>e zum Öffnen und Schließen<br />

Ansicht A<br />

<strong>der</strong> Trenn- und Erdungsschalter. Bei Ausfall <strong>der</strong> Antri<strong>eb</strong>sspannung<br />

ist eine manuelle Bedienung möglich.<br />

Der Hub <strong>der</strong> Schalterfernantri<strong>eb</strong>e <strong>der</strong> Baureihe<br />

8WL6243/44/53/54 beträgt standardmäßig 200 mm.<br />

Ihre Schaltkraft beträgt mindestens 4 kN bei allen gängigen<br />

Ansteuer- und Motorspannungen wie DC 24 V bis<br />

DC 250 V, AC 110 V bis AC 230 V. Die Stellkraft wurde<br />

an die Kraft-Weg-Kennlinie angepasst und erreicht die<br />

höchsten Kräfte in den Endlagen. Die Schalterantri<strong>eb</strong>e<br />

werden in <strong>der</strong> jeweiligen Endlage verriegelt. Damit ist sichergestellt,<br />

dass einwirkende Kräfte wie Gewichts- und<br />

Kurzschlusskräfte keine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einlauflage <strong>der</strong><br />

Schalterkontakte bewirken können. Die notwendigen<br />

Steuerungskomponenten <strong>der</strong> Einlaufüberwachung Sicat<br />

DMS o<strong>der</strong> die Spannungsmesseinrichtung können<br />

direkt im Schalterantri<strong>eb</strong> integriert werden.<br />

4.4 Spannungsmesseinrichtung<br />

Zur permanenten Messung <strong>der</strong> Fahrleitungsspannung<br />

kommen in Freiluftanwendungen bei AC-<strong>Bahnen</strong><br />

Gießharz-Spannungswandler nach EN 660044-2<br />

[18] zum Einsatz. Die Funktion <strong>der</strong> Spannungsmesseinrichtung<br />

wird im Normalbetri<strong>eb</strong> anhand einer<br />

entsprechend <strong>der</strong> Fahrleitungsspannung transformierten<br />

Sekundärspannung überwacht.<br />

Für Anwendungen in Gleichspannungsbahnen wird<br />

die Spannung über das DC-Schutz- und Steuer gerät<br />

Sitras PRO überwacht. Der DC-Trennverstärker Sitras<br />

Pro BA liefert eine <strong>der</strong> Fahrleitungsspannung proportionale<br />

elektrische Spannung o<strong>der</strong> einen solchen Strom.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e für Gleichspannungsanlagen mit geringen<br />

Unterwerksabständen kann das Spannungssignal<br />

<strong>der</strong> Streckenspeiseabgänge abgegriffen werden.<br />

Ansicht A<br />

1<br />

4.5 Arbeitsgrenzenwarnschil<strong>der</strong><br />

Bild 11:<br />

Schaltergestänge und -führung an Gittermast mit Einstellmuffe<br />

8WL6229-0 im Schrägrohr zur Feineinstellung.<br />

1 Einstellmuffe<br />

Arbeitsgrenzenwarnschil<strong>der</strong> und Grenzschil<strong>der</strong> für<br />

Rettungskräfte kennzeichnen den geschützten Fahrleitungsbereich<br />

und warnen vor benachbarten, unter<br />

Spannung stehenden Anlagenteilen. Sie sind notwendig,<br />

da beim Einsatz <strong>der</strong> Erdungsautomatik auf<br />

das sonst übliche „sichtbare Erden und Abschranken“<br />

durch Einhängen <strong>der</strong> Erdungsstangen verzichtet wird.<br />

Die Warnschil<strong>der</strong> werden bei tatsächlich vorhandenen<br />

Arbeits- o<strong>der</strong> Rettungsgrenzen aktiv geschaltet. Wenn<br />

sich benachbarte Rettungsbereiche überschneiden,<br />

können die Warnschil<strong>der</strong> getrennt von den Erdungsschaltern<br />

betätigt werden. Es kommen rein mechanische<br />

o<strong>der</strong> elektrische Warnschil<strong>der</strong> in LED-Technik zum<br />

Einsatz, wobei letztere vorrangig in Tunnelbereichen<br />

verwendet werden, da sie auch ohne Fremdlicht und<br />

bei schlechten Sichtverhältnissen die Rettungsgrenze<br />

sicher erkennbar machen. Das verwendete Warnschild<br />

entspricht DIN 4844-1 und GUV-V A8 [15; 16]. Die über<br />

die Kantenlänge definierte Größe des Warnschildes ist<br />

180 111 (2013) Heft 3


Sicherheit<br />

im Kapitel 7 von GUV-V A8 abhängig von <strong>der</strong> Erkennungsreichweite<br />

festgelegt. Die Erkennungsreichweite<br />

hängt von <strong>der</strong> Streckenart, ein- o<strong>der</strong> zweigleisig, dem<br />

Standort des Schildes und den Rettungswegen ab; typisch<br />

sind 12 m. Bei neu zu entwickelnden elektrischen<br />

Warnschil<strong>der</strong>n ist CSM-VO zu beachten, was sich bei<br />

<strong>der</strong> Ansteuerung und <strong>der</strong> Rückmeldung auswirkt.<br />

Die Warnzeichen und die dabei verwendeten Symboliken<br />

sind an die län<strong>der</strong>- und betreiberspezifischen<br />

Regeln anpassbar. Da <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Arbeitsgrenze in<br />

Tunnelanlagen nicht ausreichend definiert ist, sind alternative<br />

Beschriftungen, zum Beispiel Rettungsgrenze,<br />

vorzuziehen, um Fehlinterpretationen im Hinblick<br />

auf das sichere Arbeiten an Fahrleitungsanlagen zu<br />

vermeiden.<br />

5 Anwendungsbeispiele<br />

5.1 Notfallerdung in Tunneln <strong>der</strong> <strong>DB</strong><br />

Die technische Umsetzung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

die Erdung bei Notfällen in Tunneln nach TSI SRT [6]<br />

und das EBA beschri<strong>eb</strong> die <strong>DB</strong> in <strong>der</strong> Richtlinie „Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Brand- und Katastrophenschutzes an<br />

den Bau und Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahntunneln“. Abweichend<br />

vom Sicat AES-Grundkonzept (Bild 2) schalten<br />

die Zentralschaltstellen (ZES) die Oberleitung ab und<br />

verriegeln die Speiseschalter. Im Notfall starten die<br />

ZES unmittelbar nach <strong>der</strong> Alarmierung <strong>der</strong> Rettungskräfte<br />

auch die Erdungsautomatik, sodass binnen<br />

kürzester Zeit vor Eintreffen <strong>der</strong> Rettungskräfte ein<br />

sicherer Zustand hergestellt ist. Voraussetzung zur<br />

Nutzung <strong>der</strong> Erdungsautomatik ist eine Einweisung<br />

<strong>der</strong> zuständigen Rettungskräfte, unabhängig von einer<br />

Ausbildung im Bahnerden.<br />

Das Aufh<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Erdung und die Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />

des Fahrbetri<strong>eb</strong>es dürfen nur durch die <strong>DB</strong><br />

mit Zustimmung des örtlichen Einsatzleiters <strong>der</strong> Rettungskräfte<br />

durchgeführt werden. Die oberleitungstechnische<br />

Ausrüstung, Anordnung und Schaltung<br />

<strong>der</strong> Komponenten und Schnittstellen zur Steuerung<br />

sind in den Zeichnungen <strong>der</strong> Ebs 15.20.01 ff. <strong>der</strong> <strong>DB</strong><br />

enthalten und durch das EBA zugelassen.<br />

Die Komplettlieferung <strong>der</strong> OLSP-Ausrüstung<br />

auf den Schnellfahrstrecken Köln–Rhein/Main mit<br />

18 Zentralen und 70 Unterstationen und Nürnberg –<br />

Ingolstadt mit acht Zentralen und 48 Unterstationen<br />

waren die größten Projekte. Weitere OLSP-Anlagen<br />

werden auf <strong>der</strong> Schnellfahrstrecke Leipzig – Erfurt –<br />

Nürnberg (Projekt VDE 8) in Betri<strong>eb</strong> gehen.<br />

Gleisgruppen auch bei Mehrspannungsanlagen ab,<br />

stellt die Spannungsfreiheit fest, erdet und schließt<br />

die betroffenen Fahrleitungen <strong>der</strong> Hallengleise kurz.<br />

Der automatische Prozessablauf stellt die Sicherheit<br />

nach den fünf Sicherheitsregeln fest und spart Zeit.<br />

Bei Mehrspannungsanlagen sind mehrere Schnittstellen<br />

vorhanden und erfor<strong>der</strong>n damit einen höheren<br />

Konfigurationsaufwand. Nach Erkennen des sicheren<br />

Zustandes durch die Erdungsautomatik signalisiert<br />

diese den sicheren Zustand und gibt anschließend<br />

den Arbeitsbereich in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> nicht mehr spannungsführenden<br />

Fahrleitung, zum Beispiel einer Deckenstromschiene,<br />

frei. Dieser Zustand wird so lange<br />

mit Berechtigungsfestlegungen, zum Beispiel Schlüsselschalter,<br />

blockiert, bis alle Arbeiten beendet sind<br />

und <strong>der</strong> Arbeitsbereich geräumt wurde.<br />

Bild 13 zeigt typische Komponenten, die in Werken<br />

eine Schnittstelle zu Sicat AES haben. Die Erdungsautomatik<br />

verhin<strong>der</strong>t das Wie<strong>der</strong>zuschalten<br />

bei fehlen<strong>der</strong> Rückmeldung <strong>der</strong> angeschlossenen<br />

Teilkomponenten. In Werken können die Vorteile <strong>der</strong><br />

Skalierbarkeit genutzt werden. Es können Unterstati-<br />

5.2 Erdungsautomatik in Hallen<br />

In Werkstätten und Servicehallen schaltet die Erdungsautomatik<br />

die Spannung einzelner Gleise und<br />

111 (2013) Heft 3<br />

Bild 12:<br />

Schalterfernantri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> Reihe<br />

8WL6253/54.<br />

181


Sicherheit<br />

on und Zentrale zusammenzulegt o<strong>der</strong> Bedien<strong>eb</strong>enen<br />

entfallen. Die Steuerungskomponenten von Sicat<br />

AES haben eine Typzulassung. Projektspezifische<br />

Einzelabnahmen <strong>der</strong> Komponenten und Steuerungssoftware<br />

sind daher nicht notwendig.<br />

5.3 Erdungsautomatik für Instandhaltung<br />

und Notfälle<br />

Die Anwendung von Sicat AES bei <strong>der</strong> Instandhaltung<br />

hängt von den Vorgaben des Infrastrukturbetreibers<br />

ab. Dabei stellt die Erdungsautomatik den<br />

Erdungszustand sicher und zeigt die Arbeitsgrenzen<br />

an. In Deutschland und an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n sind Erdungsautomatiken<br />

außer in akuten Notfällen explizit<br />

untersagt, da im Bereich <strong>der</strong> Arbeitsstelle sichtbare<br />

Erdungen erfor<strong>der</strong>lich sind.<br />

Eine vollständige Streckenausrüstung mit Erdungsautomatiken<br />

für alle Schaltgruppen ist zwar<br />

denkbar, aber in vielen Fällen und für große Netze<br />

nicht notwendig. Bei hohen Auslastungen durch<br />

Züge mit nur kurzen Zeitfenstern für die Wartung<br />

kann eine Erdungsautomatik vorteilhaft sein.<br />

Außerhalb von Tunneln, zum Beispiel in großen<br />

Bahnhöfen, besteht heute keine Einsatzempfehlung<br />

für Erdungsautomatiken. Wenn Fehler in Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

auftreten, die eine Personenrettung erfor<strong>der</strong>n,<br />

SCADA<br />

Erdungsautomatik<br />

Sicat AES<br />

Waschtechnik<br />

Schlüsselpult<br />

Dacharbeitsbühne<br />

Signaltechnik<br />

Gefahren-AUS<br />

Deckenstromschiene<br />

H<strong>eb</strong><strong>eb</strong>ockanlage<br />

Bild 13:<br />

Sicat AES-Schnittstellen und Abhängigkeiten von und zu an<strong>der</strong>en<br />

Komponenten in Instandhaltungshallen.<br />

kann die Rettung wegen des nicht einschätzbaren<br />

Zustands <strong>der</strong> Fahrleitung erst mit schriftlicher Bestätigung<br />

<strong>der</strong> freigeschalteten Fahrleitung durch den Infrastrukturunternehmer<br />

und Anwendung <strong>der</strong> mobilen<br />

Erdungsvorrichtungen starten. In großen Bahnhöfen<br />

kann im Rahmen <strong>der</strong> Notfallvorsorge eine Erdungsautomatik<br />

verwendet werden, um die Wartezeiten<br />

<strong>der</strong> Rettungsteams zu reduzieren. In speziellen Anwendungen,<br />

zum Beispiel Zoll-Schaltungen, kann die<br />

automatische Erdung <strong>der</strong> Fahrleitung vor Beginn <strong>der</strong><br />

Kontrolle <strong>der</strong> Ladung vorteilhaft eingesetzt werden.<br />

5.4 Erdungsautomatik für<br />

DC-Nahverkehrsanlagen<br />

Für typischerweise mit bis DC 1,5 kV betri<strong>eb</strong>ene<br />

Nahverkehrsanlagen gibt es keine einheitliche europäische<br />

Vorgabe für die Tunnelsicherheit, die mit<br />

<strong>der</strong> TSI SRT vergleichbar wäre, und damit keine<br />

Vorgabe für die Notfallerdung. Damit gelten die<br />

nationalen Vorschriften und Gesetze, zum Beispiel<br />

BOStrab, mit den zugehörigen technischen Richtlinien,<br />

zum Beispiel die TR Brandschutz, sowie<br />

Vorschriften und Regeln <strong>der</strong> Technik wie die DIN-<br />

Normen und VDV-Schriften und lokale For<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Rettungskräfte. In Notsituationen, zum Beispiel<br />

bei Brand, Fahrzeugkollision o<strong>der</strong> Entgleisung,<br />

wird die Leitstelle des Verkehrsunternehmens direkt<br />

informiert. Diese leitet unter Beachtung des Notfallplanes<br />

die dem Ereignis entsprechenden Maßnahmen<br />

ein. Die oftmals installierten Kurzschließer<br />

8WL6610-0 sind nicht fernsteuerbar und führen<br />

nach dem Betätigen zum Kurzschließen <strong>der</strong> Fahrleitungsanlage.<br />

Eventuell im Tunnel verbli<strong>eb</strong>ene<br />

Fahrzeuge können eigenständig nicht mehr den<br />

Gefahrenbereich verlassen. Wenn <strong>der</strong> Infrastrukturbetreiber<br />

die Fahrleitung kurzschließt und erdet,<br />

kann sich <strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> Rettungsmaßnahmen<br />

verzögern, wenn die Fahrwege des Unfallmanagers<br />

ungünstig lang sind. Eine Koordinierung <strong>der</strong><br />

Erdung von <strong>der</strong> Leitstelle aus mit Einsatz einer Sicat<br />

AES-Anlage ist daher zu empfehlen.<br />

Für DC-Nahverkehrsanlagen wurde das Grundkonzept<br />

von Sicat AES angepasst (Bild 14). Die Zentralstation<br />

wurde beibehalten und koordiniert bis 99<br />

Unterstationen unterschiedlicher Streckenabschnitte<br />

und Schaltgruppen. Je eine Unterstation mit Ortssteuerung,<br />

jedoch ohne Bedientableau, ist im Unterwerk<br />

angeordnet. Die Unterstationen ohne Ortssteuerung,<br />

jedoch mit Bedientableau, finden sich an entsprechenden<br />

Zugängen und Noteinstiegen für Rettungskräfte.<br />

Dabei kann die Anzahl <strong>der</strong> Komponenten <strong>der</strong><br />

Fahrleitungsausrüstung gegenüber den Anwendungen<br />

im Fernverkehr mit AC-Bahnstromversorgung reduziert<br />

werden. Die Spannungsmessung ist über die<br />

in den Speiseabgängen <strong>der</strong> Unterwerke vorhandenen<br />

Trennverstärker abgreifbar. Nur die Erdungsschalter<br />

182 111 (2013) Heft 3


Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Arbeitsgrenze<br />

Sicherheit<br />

SCADA<br />

Zentralstation<br />

Kommunikationsmedium<br />

gemäß IEC 60870-5-101/-104<br />

Unterstation mit<br />

Ortssteuereinrichtung<br />

Unterwerk A<br />

Unterstation mit<br />

Ortssteuereinrichtung<br />

Unterwerk B<br />

Unterstation mit<br />

Ortssteuereinrichtung<br />

Unterwerk C<br />

Gleis 1<br />

Bedientableau<br />

Bedientableau<br />

Bedientableau<br />

Bedientableau<br />

Gleis 2<br />

Bild 14:<br />

Sicat AES-Anlagenkonzept für Nahverkehrssysteme mit DC-Bahnstromversorgung.<br />

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111 (2013) Heft 3<br />

183


Sicherheit<br />

und die elektrischen Arbeitsgrenzenschil<strong>der</strong> an den<br />

jeweiligen Bereichsgrenzen sind notwendige Komponenten.<br />

Mit den installierten Streckenspeiseschaltern<br />

wird die Fahrleitung freigeschaltet.<br />

Literatur<br />

[18] EN 660044-2:2003-12: Instrument transformers – Part<br />

2: Inductive voltage transformers.<br />

[19] DIN 4844-1:2012-06: Graphische Symbole – Sicherheitsfarben<br />

und Sicherheitszeichen – Teil 1: Erkennungsweiten<br />

und farb- und photometrische Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

[20] GUV-V A8:2002-06: Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung<br />

am Arbeitsplatz. Unfallverhütungsvorschrift<br />

<strong>der</strong> Gesetzlichen Unfallversicherung.<br />

[1] Anfor<strong>der</strong>ungen des Brand- und Katastrophenschutzes<br />

an den Bau und den Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahntunneln.<br />

Richtlinie des Eisenbahn-Bundesamtes, 01.07.2008.<br />

[2] Kruse, K.: Brand- und Katastrophenschutz in Eisenbahntunneln.<br />

Richtlinie <strong>der</strong> Deutsche Bahn AG, Version<br />

3, August 2003.<br />

[3] DIN VDE 0105-100:1997-10: Betri<strong>eb</strong> von elektrischen<br />

Anlagen.<br />

[4] DIN V 19250:1994-05: Leittechnik; Grundlegende Sicherheitsbetrachtungen<br />

für MSR-Schutzeinrichtungen.<br />

[5] EN 6954-1:1996-12: Safety of machinery – Safetyrelated<br />

parts of control systems – Part 1: General principles<br />

for design.<br />

[6] Entscheidung 2008/163/EG vom 20.12.2007: Technische<br />

Spezifikation für die Interoperabilität bezüglich<br />

„Sicherheit in Eisenbahntunneln“ im konventionellen<br />

transeuropäischen Eisenbahnsystem und im transeuropäischen<br />

Hochgeschwindigkeitsbahnsystem (TSI<br />

SRT) In: Amtsblatt <strong>der</strong> Europäischen Union 3.7.2008,<br />

S. L64/1–L64/71.<br />

[7] CSM-VO, Nr. 352/2009.2009-04: Verordnung über<br />

die Festlegung einer gemeinsamen Sicherheitsmethode<br />

für die Evaluierung und Bewertung von<br />

Risiken. Europäische Kommission.<br />

[8] DIN EN 50126:2003-01: Bahnanwendungen – Spezifikation<br />

und Nachweis <strong>der</strong> Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit,<br />

Instandhaltbarkeit, Sicherheit (RAMS).<br />

[9] EN 661508:2010-05: Functional safety of electrical/<br />

electronic/programmable electronic safety-related systems<br />

- Part 1: General requirements.<br />

[10] EN 50128:2011-06: Railway applications – Communications,<br />

signalling and processing systems – Software<br />

for railway control and protection systems.<br />

[11] EN 50129:2003-02: Railway applications – Communication,<br />

signalling and processing systems – Safety<br />

related electronic systems for signalling (Corrected<br />

and reprinted in 2010-05).<br />

[12] DIN EN 50110-1:2005-06: Betri<strong>eb</strong> von elektrischen<br />

Anlagen.<br />

[13] IEC 60870-5-101:2003-02. Telecontrol equipment<br />

and systems – Part 5-101: Transmission protocols;<br />

Companion standard for basic telecontrol tasks.<br />

[14] IEC 60870-5-104:2006-06: Telecontrol equipment<br />

and systems – Part 5-104: Transmission protocols –<br />

Network access for IEC 60870-5-101 using standard<br />

transport profiles.<br />

[15] IEC 61131-3:2003-01: Programmable controllers –<br />

Part 3: Programming languages.<br />

[16] DIN EN 50152-2:2008-6: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />

Anlagen – Beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schaltanlagen<br />

– Teil 2: Einphasige Trennschalter,<br />

Erdungsschalter und Lastschalter mit U n<br />

über 1 kV.<br />

[17] DIN EN 50123-4:2003-09: Bahnanwendungen – Ortsfeste<br />

An6lagen; Gleichstrom-Schalteinrichtungen Teil<br />

4: Freiluft-Gleichstrom-Lasttrennschalter, -Trennschalter<br />

und -Gleichstrom-Erdungsschalter.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dr.-Ing. André Dölling (33), Studium<br />

des Verkehrsingenieurwesens an <strong>der</strong> TU<br />

Dresden, 2003 bis 2007 wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter und Promotion an <strong>der</strong><br />

Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich<br />

List“, Professur für elektrische <strong>Bahnen</strong>.<br />

Seit 2007 tätig bei Siemens AG, bis 2012<br />

im Bereich Entwicklung von Fahrleitungskomponenten<br />

und -systemen, jetzt<br />

Produktportfolio-Manager im Bereich<br />

Bahnelektrifizierung/Fahrleitung. Außerdem<br />

seit 2008 beziehungsweise 2009<br />

Lehrbeauftragter für Fahrleitungen an <strong>der</strong><br />

TU Dresden und für Bahnelektrifizierung<br />

an <strong>der</strong> Ohm Fachhochschule Nürnberg.<br />

Adresse: Siemens AG, IC SG RE PI,<br />

Mozartstr. 33b, 91052, Erlangen,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 9131 7-23740,<br />

Fax: +49 9131 828-23740;<br />

E-Mail: andre.doelling@siemens.com<br />

Michael Focks (39), staatlich geprüfter<br />

Techniker für Energie- und Automatisierungstechnik.<br />

Von 2002 bis 2007<br />

tätig bei <strong>der</strong> VA TECH SAT GmbH als<br />

Projektleiter im Bereich Fernwirk- und<br />

Automatisierungstechnik für Bahnanwendungen.<br />

Ab 2007 bei <strong>der</strong> Siemens<br />

AG als Projektleiter Bahnsysteme OLSP,<br />

OLA und Werksausrüstungen.<br />

Adresse: Siemens AG, IC SG BAY EA PM<br />

1, Robert-Koch-Str. 5, 82152 Planegg,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 89 9138-138, Fax: -615;<br />

E-Mail: michael.focks@siemens.com<br />

Gregor Gumberger (45), staatlich<br />

geprüfter Techniker für Energie- und<br />

Automatisierungstechnik und Handwerksmeister<br />

(HWK). Von 2000 bis<br />

2007 tätig bei <strong>der</strong> VA TECH SAT GmbH<br />

als Projektleiter im Bereich Fernwirkund<br />

Automatisierungstechnik für<br />

Bahnanwendungen 50 Hz, OLA, OLSP<br />

und Son<strong>der</strong>projekte. Ab 2007 bei <strong>der</strong><br />

Siemens AG und seit 2009 Teamleiter<br />

Bahnsysteme.<br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: +49 89 899138-174, Fax: -615;<br />

E-Mail: gregor.gumberger@siemens.com<br />

184 111 (2013) Heft 3


Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 1: Durch das mitteldeutsche Braunkohlerevier –<br />

1900 bis 1947<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige<br />

Techniker wie Gustav Wittfeld den Grundstein<br />

für den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />

mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es<br />

war <strong>der</strong> Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />

Dieser Band beschreibt die Pionierarbeit<br />

<strong>der</strong> ersten Jahre – von <strong>der</strong> Finanzierung<br />

bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, über<br />

die schwere Wie<strong>der</strong>inbetri<strong>eb</strong>nahme in den Zwanzigern<br />

und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />

bis hin zur Phase des Wie<strong>der</strong>aufbaus und<br />

<strong>der</strong> folgenden Demontage nach dem zweiten<br />

Weltkrieg.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

1. Auflage 2010, 258 Seiten mit CD-ROM,<br />

Hardcover<br />

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Band 2: Elektrisch in die schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

Band 3: Die Deutsche Reichsbahn Teil 1 – 1947 bis 1960<br />

Die Technik mit Einphasen-Wechselstrom sollte<br />

ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografischen<br />

Bedingungen unter Beweis stellen.<br />

Die im Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke<br />

Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften<br />

einer G<strong>eb</strong>irgsbahn auf. Nachdem die<br />

Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />

genehmigt waren, begann eine stürmische Entwicklung,<br />

die durch den ersten Weltkrieg unterbrochen<br />

wurde. In den zwanziger Jahren wurde<br />

das Engagement fortgesetzt, das letztlich zum<br />

Erfolg <strong>der</strong> elektrischen Traktion in Deutschland<br />

beigetragen hat.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

1. Auflage 2011, 253 Seiten mit CD-ROM,<br />

Hardcover<br />

Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit<br />

dem Gedanken zur Wie<strong>der</strong>elektrifizierung des<br />

demontierten elektrischen Streckennetzes. 1950<br />

folgten dann konkrete Schritte, die nach Verhandlungen<br />

mit <strong>der</strong> UdSSR in einem Staatsvertrag<br />

endeten. Einen sofortigen Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

des Demontagegutes verhin<strong>der</strong>ten <strong>der</strong> Zustand<br />

von Lokomotiven und Anlagen sowie DDRinterne<br />

Streitereien über das anzuwendende<br />

Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955 den<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wie<strong>der</strong> aufzunehmen.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

1. Auflage 2012, 240 Seiten mit CD-ROM,<br />

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Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift von € 3,-<br />

auf die erste Rechnung belohnt.<br />

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Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

von DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.


Pantographs<br />

Carbon contact strip materials –<br />

Testing of wear<br />

Gérard Auditeau, Le Mans; Stéphane Avronsart, Christian Courtois, Paris; Werner Krötz, Frankfurt a. M.<br />

The project on carbon COntact STrips Interface Material called CoStrIM [1] is aimed at studying<br />

the effects on wear of contact strip and contact wire materials used for pantographs. The obtained<br />

results confirmed that from the point of view of current collection, European interoperable lines<br />

can be negotiated un<strong>der</strong> DC or AC contact lines with only two euro-pantograph heads being 1 600<br />

or 1 950 mm long and equipped with impregnated carbon strips. This is maybe one of the major<br />

progresses on railway interoperability issues achieved during the last years. It allows decreasing dramatically<br />

the number of pantographs to be installed on an interoperable traction unit. Due to the<br />

scientific and economic studies carried out on this subject and the results thereof, European railway<br />

system is getting stronger for the common benefit of all EU citizens.<br />

WERKSTOFFE FÜR SCHLEIFSTÜCKE – UNTERSUCHUNG DES VERSCHLEISSES<br />

Im Projekt, genannt CoStrIM, wurden Werkstoffe für Schleifstücke von Stromabnehmern hinsichtlich<br />

Verschleiß geprüft [1]. Die erzielten Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>bestätigt</strong>en, dass hinsichtlich Stromabnahme auf interoperablen<br />

AC- und DC-Bahnstrecken in Europa zwei Euro-Stromabnehmerarten mit 1 600 o<strong>der</strong> 1 950 mm<br />

Länge, die mit imprägnierten Kohleschleifstücken ausgerüstet sind, ausreichen. Dies stellt einen <strong>der</strong> großen<br />

Fortschritte <strong>der</strong> letzten Jahre hinsichtlich Interoperabilität im Eisenbahnwesen dar. Es ermöglichte,<br />

die Anzahl <strong>der</strong> Stromabnehmer, die auf interoperablen Schienenfahrzeugen benötigt werden, entscheidend<br />

zu verringern. Die den betrachteten Gegenstand betreffenden wissenschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Studien stärken das europäische Eisenbahnsystem zum gemeinsamen Wohl aller EU-Bürger.<br />

MATÉRIAUX DES BANDES DE CONTACT EN CARBONE – TESTS D‘USURE<br />

Le projet, appelé CoStrIM pour COntact STrips Interface Material [1], vise l’étude des effets sur l’usure<br />

des bandes de frottement et des fils de contact, des matériaux carbone utilisés sur les pantographes.<br />

Les résultats obtenus confirment que, du point de vue du captage du courant, l’Europe peut être<br />

parcourue avec seulement deux euro-pantographes (1600 et 1950mm) équipés de bande en carbone<br />

imprégné, que ce soit sous électrification en courant continu ou courant alternatif. Ce projet CoStIM<br />

[1] constitue sans doute l’un des progrès majeurs de ces <strong>der</strong>nières années concernant ’interopérabilité<br />

ferroviaire. Il permet de réduire sensiblement le nombre de pantographes installés sur les engins<br />

moteurs. Grâce aux études scientifiques et économiques réalisées sur ce sujet, le système de chemin<br />

de fer européen se renforce pour le plus grand bénéfice des citoyens de l’Union Européenne.<br />

1 Introduction<br />

1.1 Electrification system<br />

The European railway network is a patchwork of different<br />

electrification schemes. Different voltages and<br />

frequencies compose the network: two with Alternating<br />

Current: 25 kV, 50 Hz and 15 kV 16,7 Hz and two<br />

with Direct Current: 3 kV and 1,5 kV. Figure 1 illustrates<br />

the distribution of the electrification schemes<br />

throughout Europe.<br />

1.2 Length of pantograph head<br />

Historically, each European country had developed<br />

its own overhead contact lines (OCL). Even if the key<br />

parameters remain almost the same, like the use of<br />

a messenger wire and a contact wire suspended at<br />

supports, the stagger (zigzag) is different in the individual<br />

countries. As consequence, different lengths<br />

of pantographs are necessary to run un<strong>der</strong> these<br />

OCL.<br />

Rolling stocks were thus equipped with pantograph<br />

lengths varying from 1450 mm to 1950 mm.<br />

Figure 2 illustrates the use of pantograph lengths in<br />

Europe.<br />

The work done by the European Commission for<br />

the last years led to specify a target in term of pantograph<br />

length. Through the conventional Locomotives<br />

& Passenger Rolling Stock TSI LOC&PAS CR [2],<br />

at least one of the pantographs to be installed on<br />

an electric train shall have a length of 1 600 mm or<br />

1 950 mm. This has already been a big step forward<br />

to the interoperability of the European Railway net-<br />

186 111 (2013) Heft 3


Pantographs<br />

work. But we will see below that this step has not yet<br />

been enough to ensure a free access for rolling stock.<br />

Some Infrastructure Managers in Europe restricted<br />

the use of impregnated carbon strips on their AC<br />

network, being afraid of increasing the wear of contact<br />

wires in their AC infrastructure. Figure 3 shows<br />

the actual situation in Europe.<br />

The lack of knowledge of the effect on wear of<br />

impregnated carbon, has led to an open point in the<br />

TSIs.<br />

The combination of all those different parameters<br />

described above, such as the type of electrification<br />

scheme, the pantograph length and the contact strip<br />

materials, makes it impossible to travel through out<br />

Europe with one pantograph only.<br />

In or<strong>der</strong> to illustrate the actual situation, the following<br />

study case was proposed.<br />

Suppose a high-power TSI compliant train equipped<br />

with a 1 950 mm pantograph runs on the<br />

Netherland DC 1,5 kV network. Due to its high current<br />

consumption, the pantograph is equipped with<br />

impregnated carbon strips. If the railway operator<br />

decides to run on the German or Austrian networks<br />

for which a 1 950 mm pantograph is required, an<br />

additional pantograph should be fitted on the train,<br />

consi<strong>der</strong>ing that using impregnated carbon on AC<br />

lines on those networks is not accepted. This train<br />

could run un<strong>der</strong> these three networks with just one<br />

pantograph if it could be proven that the impregnated<br />

carbon has no effect on the contact wire wear<br />

on AC systems.<br />

1.3 Contact strips<br />

One of the main differences between AC and DC<br />

electrification schemes is that a train, for the same<br />

power, will consume a much higher current in DC<br />

systems. At first consequence, the use of contact<br />

strips with a high capability of current collection is<br />

required on DC networks.<br />

Pure carbon strips reached their limits being used<br />

on high current consuming trains like freight or highspeed<br />

trains (HST). The introduction of impregnated<br />

carbon strips allowed increasing the current capacity<br />

of contact strips.<br />

On AC network, pure carbon contact strips offer<br />

a solution for any applications, be it for freight or<br />

passenger rolling stocks. Since the introduction of<br />

this type of material on AC network, the contact wire<br />

lifetime has tremendously increased.<br />

Consi<strong>der</strong>ing this technical aspect, the TSI<br />

LOC&PAS CR [2] specified, therefore, the use of pure<br />

carbon strips on AC electrification systems, and authorises<br />

either pure or impregnated carbon strips on<br />

DC electrification system.<br />

1.5 Need for a research project<br />

With the example given before, it is worth to notice<br />

the importance of closing the open point in the TSIs<br />

related to carbon material, in or<strong>der</strong> to facilitate the<br />

economic development of the railway in Europe.<br />

Therefore, a project, called CoStrIM, was created<br />

and launched in 2010 with several goals [4]:<br />

„The objective of this research is to quantify the effects<br />

on wear phenomena of various influential parame-<br />

1.4 Open point in the TSIs<br />

111 (2013) Heft 3<br />

Figure 1:<br />

Electrification systems in<br />

Europe.<br />

Figure 2:<br />

Pantograph lengths in<br />

Europe.<br />

187


Pantographs<br />

ters such as the material, degree of metal impregnation,<br />

the contact force, electrical arcs and relative humidity.<br />

Particular attention should be given to the impact of<br />

the metal impregnation of the carbon contact strip on<br />

the various wear phenomena.<br />

The research project should make recommendations<br />

on the choice of carbon contact strip materials which<br />

meet the durability requirements of contact line infrastructure<br />

and develop methods to characterise carbon materials<br />

used in contact strips for pantographs.“<br />

2 The CoStrIM Project<br />

Figure 3:<br />

Use of pantograph strip<br />

material in Europe.<br />

force<br />

d ensit y →<br />

N/mm<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

current density →<br />

Figure 4:<br />

Contact forces and currents, results of questionnaire.<br />

mm 3 / km<br />

wear density →<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

AC operation<br />

AC operation<br />

Figure 5:<br />

Wear of contact strip, results of questionnaire.<br />

DC operation<br />

DC operation<br />

0<br />

0 5 10 15 A / mm 20<br />

current density →<br />

A/mm<br />

1,5 kV<br />

3 kV<br />

15 kV<br />

25 kV<br />

Metallised<br />

carbon<br />

Plain carbon<br />

type A<br />

Plain carbon<br />

type B<br />

As a first step the project sent out two different questionnaires,<br />

one for rolling stock, the other for infrastructure<br />

managers to UIC members in or<strong>der</strong> to ask<br />

for their experience regarding contact strip wear typical<br />

rates and winter values, annual contact wire wear,<br />

material type for contact strips and wires, number<br />

and width of strips, train types, speed range, type of<br />

OCL, contact wire cross section, number and tension<br />

of wires, type of line, voltage system, contact force<br />

at maximum speed, number of pantograph passages<br />

per day, ratio of mixed contact strip material in operation.<br />

34 questionnaires were returned and 108 real<br />

current collection situations described as a combination<br />

of nineteen different carbon grades and five different<br />

contact wire materials. From these results the<br />

parameters for the test benches were defined.<br />

As a result it was concluded from this questionnaire,<br />

that the wear regime depends mainly on the<br />

following parameters:<br />

• Specific contact force, i. e. the force per contact<br />

surface<br />

• Current density, i. e. current per contact surface<br />

• Voltage<br />

• Number of pantographs, number of strips passed<br />

The summarized results of the operational parameters<br />

in Europe regarding current and force are shown<br />

in Figure 4.<br />

In or<strong>der</strong> to get directly comparable results between<br />

the test rigs and also between test rigs and<br />

the questionnaire it was agreed to use the following<br />

units for all results:<br />

• Specific contact force: N/mm defined as total<br />

force per strip width<br />

• Specific current: A/mm defined as total current<br />

per strip width<br />

• Wear rate of contact strip: mm 3 /km defined as<br />

worn volume per running distance<br />

• Wear rate of contact wire: mm 2 /10 6 pantograph<br />

passages or mm 2 /10 6 contact strip passages defined<br />

as worn wire cross section per pantograph<br />

or contact strip passages<br />

188 111 (2013) Heft 3


Pantographs<br />

Based on these results the following parameters for<br />

the experiments at the test rigs were defined:<br />

• Specific contact force: 1,7 and 3,1 N/mm<br />

• Maximum current of ~ 8 A/mm<br />

The distributions for contact strips (Figure 5) and<br />

contact wire wear (Figure 6) were other results obtained<br />

from these questionnaires.<br />

According to the questionnaire wear rates of contact<br />

strips at AC operation are in the same range for<br />

all contact strip materials and independent of current<br />

density. Much higher rates were observed in DC<br />

operation.<br />

Wear of contact wire for AC supply is in the same<br />

range for plain and metallised carbon and seems to<br />

be independent of running speed. The lowest wear<br />

rates were reported for the highest speeds at CuMg<br />

contact wires.<br />

From the number of possible parameters and their<br />

combinations it was clear that at least two test rigs<br />

were needed to complete the test within the given<br />

time frame. Therefore, the experiments were carried<br />

out at two test benches, one at POLIMI, Milano, Italy<br />

(Figure 7) and the other at Hoffmann Elektrokohle,<br />

Steeg, Austria (Figure 8). These test rigs have the following<br />

parameters:<br />

Polimi<br />

Hoffmann<br />

Diameter: 4 m 1,75 m<br />

Contact wire Cu Cu<br />

Width of 4 to 5 mm 5 mm<br />

contact wire<br />

Wire support 36 single<br />

supports<br />

continuous<br />

rigid support<br />

At Polimi the wire thickness is measured before and<br />

after each run at 5 positions between the supports.<br />

Due to the single supports, there exist natural irregularities<br />

at the wires with hard spots in the vicinity<br />

of each support. Therefore, depending also on the<br />

applied contact force being 3,1 or 1,7 N/mm and<br />

speed being 180 to 200 km/h more or less arcing<br />

can be observed at the supports. This enables Polimi<br />

to produce wear measurements with different grades<br />

of arcing.<br />

The Hoffman test rig has the advantage of a continuous<br />

rigid support, which allows to machine the<br />

wire to get a flat surface with a defined contact cross<br />

section of 5 mm width (Figure 9).<br />

The lasers are directed onto the contact surface<br />

and the machined step.<br />

→<br />

wear of contact wire related to<br />

pantograph passages<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

15 kV, AC<br />

10<br />

25 kV, AC<br />

AC metallized<br />

5<br />

0<br />

CuMg - wire<br />

AC plain<br />

0 100 200 300 km/h 400<br />

speed<br />

Figure 6:<br />

Contact wire wear, results of questionnaire.<br />

→<br />

contact strip material:<br />

Cu-plain/metallised<br />

metallised<br />

plain<br />

voltage:<br />

3 kV, DC<br />

mm 2 /10 6 Figure 7:<br />

Polimi test bench (left)<br />

with detailed views on<br />

contact wire supports<br />

(middle) and on device<br />

for moving the contact<br />

strip and adjusting the<br />

contact force (right)<br />

(photo: Polimi).<br />

Figure 8:<br />

Hoffmann test bench<br />

(left) with detailed views<br />

on contact wire fixation<br />

(middle) and on the<br />

device for moving the<br />

contact strip and adjusting<br />

the contact force<br />

(right)<br />

(photo: Hoffmann).<br />

111 (2013) Heft 3<br />

189


Pantographs<br />

The step structure allows to measure wire wear by<br />

calculating the difference of height of each part of<br />

the contact wire surface.<br />

The wire tested was a standard grooved AC-120<br />

according EN 50149 on both test rigs.<br />

In total nine different strip materials, four plain<br />

and five impregnated ones with a copper content of<br />

20 up to 48 % in mass were tested.<br />

Figure 9:<br />

Principle of wear measurement at Hoffmann test bench.<br />

3 Parts of project<br />

3.1 Comparison of results gained at the<br />

two test rigs<br />

The objective of this first series of tests was to isolate<br />

the contribution from the carbon material itself<br />

in the phenomenon of wear without action of the<br />

electric arcs.<br />

The following common test routine was established<br />

for each bench with the identical conditions<br />

also in or<strong>der</strong> to compare results between the two<br />

test rigs:<br />

• Width of carbon strip samples 35 mm<br />

• Specific contact force<br />

3,1 N/mm<br />

• Specific current<br />

8 A/mm<br />

• Speed<br />

180 km/h<br />

Force and current conditions were retained as the<br />

extreme values given by the questionnaire.<br />

Speed is the maximum value generating only<br />

little arcing level on each test bench.<br />

3<br />

mm 3 /km<br />

2,5<br />

wear of contact strips →<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

B plain A imp1 A plain B imp A imp2 C imp<br />

20% 26% 25% 35%<br />

Figure 10:<br />

Wear of contact strips – Comparison between test rigs.<br />

average value +<br />

standard deviation<br />

Polimi (1st series)<br />

Hoffmann<br />

(1st series)<br />

Hoffmann<br />

(2nd series)<br />

average value -<br />

standard deviation<br />

3.2 Materials of the contact strips<br />

The tests related to samples provided by two European<br />

manufacturers. The materials called A and B<br />

exist in the versions<br />

• plain carbon, called A plain and B plain<br />

• and impregnated carbon called A imp and B imp<br />

+ copper content in % of weight<br />

That means carbons of type A and B have seen an additional<br />

industrial treatment of metal impregnation.<br />

The material C, very common in Europe, will be also<br />

tested but only in its impregnated version with 35 %<br />

of metal C imp 35 %, the pure version not being on<br />

market.<br />

1,5<br />

mm² / 10 6<br />

→<br />

wear of contact wire<br />

related to CSP<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

B plain A imp1 A plain B imp A imp2 C imp<br />

20% 26% 25% 35%<br />

average value +<br />

standard deviation<br />

Polimi (1st series)<br />

Hoffmann<br />

(1st series)<br />

Hoffmann<br />

(2nd series)<br />

average value -<br />

standard deviation<br />

Figure 11:<br />

Wear of contact wires – Comparison between test rigs.<br />

Hoffmann and Polimi 1 st series, means that the tests of a contact strip were carried out on the<br />

patina deposited by the strip of the previous test; Hoffmann 2 nd series means that the test of<br />

contact strip is carried out on a machined wire<br />

3.3 Duration of a test<br />

The duration of a test or more precisely the number<br />

of contact strip passages is one of the more important<br />

parameter to be consi<strong>der</strong>ed.<br />

Actually, a minimum test duration is necessary to<br />

ensure that mechanical and electrical energy dissipated<br />

in the interface area between the materials in<br />

contact and equilibrium is reached. That duration<br />

depends on the test bench design but also may vary<br />

from one material to another.<br />

Therefore, arbitrarily setting identical test durations<br />

for the test materials may lead to overestimating<br />

or un<strong>der</strong>estimating wear speeds.<br />

Hence, electric wear was appreciated by seeking<br />

the conditions for which the wear rate of the pure<br />

copper wire reached a constant value characteristic<br />

190 111 (2013) Heft 3


Pantographs<br />

of materials in presence for a given speed, force and<br />

current, this in the absence of visible electrical arcs.<br />

On Polimi test rig, usual runs to qualify wear were<br />

600 km, equivalent to 43 400 contact strip passages.<br />

Here it was increased up to 1 800 and even 2 400 km,<br />

respectively 130 000 or 170 000 contact strip passages.<br />

On the Hoffmann bench, usual runs were approximately<br />

500 km to qualify a material, equivalent to<br />

100 000 passages of strips and were increased to<br />

4 000 km equivalent to 750 000 contact strip passages.<br />

It can be noticed that the wear rates compared<br />

between the two test rigs showed a great similarity<br />

of behaviour for the contact strips (Figure 10) and<br />

for the contact wire (Figure 11).<br />

Differences mainly follow from different test rig<br />

designs.<br />

TABLE 1<br />

Testprogram<br />

Carbon<br />

material<br />

Designation<br />

Metal<br />

con tent<br />

in<br />

weight<br />

%<br />

Speed<br />

km/h<br />

Force<br />

N/mm<br />

Current<br />

A/mm<br />

B B plain 0 183 1,7 8<br />

C<br />

C imp<br />

35 %<br />

35 183 1,7 8<br />

A A plain 0 183 1,7 8<br />

A<br />

A<br />

A imp<br />

25 %<br />

A imp<br />

25 %<br />

25,1 183 1,7 8<br />

25,1 200 1,7 8<br />

arcing duration →<br />

2,0<br />

%<br />

1,6<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0,0<br />

60 110<br />

Contact force →<br />

N<br />

km/h<br />

200<br />

180<br />

velocity<br />

Rockwell hardness →<br />

120<br />

HR5<br />

150<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

B imp 26%<br />

A imp 20%<br />

A imp 25%<br />

C imp 35%<br />

D imp 48%<br />

F plain<br />

B plain<br />

E plain<br />

A plain<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 μΩm 40<br />

resistivity →<br />

Figure 12:<br />

Percentage of contact loss as a function of static contact force and<br />

sliding speed.<br />

Figure 13:<br />

Hardness of contact strips and resistivity of materials.<br />

Anzeige<br />

111 (2013) Heft 3<br />

191


Pantographs<br />

Figure 14:<br />

Wear of strip materials<br />

depending on arcing.<br />

Results for contact strips are in the same range<br />

on both test rigs and comparable with results of the<br />

questionnaire. On the another hand, wear rates for<br />

the contact wire gained on the two test rigs, show<br />

very low values compared with reality.<br />

Therefore, additional test programs were carried<br />

out to answer this question.<br />

wear rate of strip materials →<br />

mm 3<br />

km<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

Impregnated<br />

carbon<br />

0,0<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

arcing duration →<br />

Plain carbon<br />

%<br />

3.4 Complementary tests on the<br />

Hoffmann bench<br />

Hoffmann facilities with its automatic device for<br />

measurement of wire thickness, is suited quite well<br />

to investigate a lot of combinations to complement<br />

to the initial program:<br />

• Test with initial conditions of three other materials:<br />

two special plain carbons used for mixed<br />

carbon and metal operation on a line and one<br />

heavy impregnated tin and copper carbon to a<br />

total value of 48 % in weight<br />

• Test with higher contact force of 7,1 N/mm<br />

• Effect of very long duration tests from 1 million<br />

up to 4 million contact strip passages<br />

• Effect of mixed operation alternating pure and<br />

impregnated carbons tested on the patina deposited<br />

by the strip tested previously in a given<br />

or<strong>der</strong> and reverse or on a freshly machined wire.<br />

3.5 Complementary tests on the Polimi<br />

test rig (electrical wear with arcing)<br />

→<br />

wear rate of wire related to<br />

contact strip passages<br />

wear rate of strips →<br />

mm 2<br />

10 6<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Figure 15:<br />

Wear of wires for plain and impregnated strip materials at different rates of arcing.<br />

mm 3<br />

km<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Polimi & Hoffmann<br />

without arcing<br />

plain imp plain imp plain imp plain imp<br />

Carbon material<br />

Polimi & Hoffmann<br />

without arcing<br />

laboratory conditions<br />

Polimi<br />

with arcing<br />

u


Pantographs<br />

The program shown in Table 1 was applied for<br />

various materials, plain or impregnated up to 35 %<br />

in weight of copper or copper alloy.<br />

At that last step of the project, the test duration increased<br />

to 4 000 km or 290 000 strip passages, in or<strong>der</strong><br />

to guarantee the stability of the measured wear rates.<br />

Looking at a map of hardness and resistivity of the<br />

strip materials, the domains of plain and impregnated<br />

carbons are clearly distinct. Thus, it was expected<br />

that wear processes may strongly depend on<br />

these parameters (Figure 13).<br />

However, assessment of all experiments done at<br />

Polimi and Hoffmann test rigs show the clear result<br />

that the wear of all tested materials plain carbon and<br />

metalized carbon up to a copper content of 35 % in<br />

weight is of the same or<strong>der</strong> of magnitude for equal<br />

test conditions. Moreover, plain and metalized carbon<br />

show a similar distribution of wear rates.<br />

Some efforts were un<strong>der</strong>taken to identify those<br />

material parameters that have a major influence on<br />

wear rates. Typical contact strip parameters like resistivity,<br />

surface hardness, flexural strength, material<br />

density and finally copper content showed within the<br />

range of parameters of the tested materials no significant<br />

impact on wear rates of contact wires and strips.<br />

Within the framework of this study no clear parameter<br />

could be identified except the correlation with<br />

the number and intensity of arcs (Figures 14 to 16).<br />

4 Final results<br />

wear rate of wire related to<br />

contact strip passages<br />

3<br />

mm²<br />

→106<br />

2<br />

1<br />

0<br />

180 km/h 200km/h<br />

B plain C imp 35% A plain A imp 25% A imp 25%<br />

Carbon material<br />

Figure 17:<br />

Wear of wires for different strip materials at different rates of arcing.<br />

blue<br />

sections<br />

red<br />

sections<br />

(u


Pantographs<br />

6<br />

mm³<br />

km<br />

→<br />

W ear of c ontac t strip s<br />

4<br />

2<br />

0<br />

B imp<br />

26%<br />

C imp<br />

A plain 35%<br />

Figure 18:<br />

Wear of strips vs. wear of wires.<br />

A imp<br />

20%<br />

E plain<br />

B plain<br />

A imp 25%<br />

F plain<br />

D imp 48%<br />

mm²<br />

0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

10 6<br />

Wear of wire related to<br />

contact strip passages →<br />

Arcing strongly increases the wear rates of contact<br />

strips. Especially for a high percentage of arcing<br />

impregnated carbons seem less sensitive to electrical<br />

wear than plain ones.<br />

At both test rigs measurement of wear without<br />

arcing were performed and show similar results of<br />

wear values for the various materials. These values,<br />

however, are lower than those obtained by the questionnaire<br />

from practical experience of several railways,<br />

mainly in Europe.<br />

Therefore, additional results from Polimi were<br />

evaluated (Figure 17). Polimi test rig with its 36 supports<br />

of the contact wire shows in red sections more<br />

or in blue sections less arcing at each support position.<br />

Those wear results had been assessed in relation<br />

to arcing intensity. These results show that values of<br />

wear rates at the test rig are close to those from the<br />

questionnaire, as soon as arcing is present.<br />

A possible explanation for this result can be found<br />

by comparing wear rates at overhead contact lines<br />

in tunnels and on open lines. These wear rates also<br />

show significant different values, being by a factor of<br />

5 to 7 lower in tunnels at the German high-speed line<br />

from Göttingen to Hannover as well as in the tunnel<br />

of the suburban train in Munich. Taking into account<br />

that environmental conditions like rain, snow and ice<br />

play a minor role in tunnels much less arcing is expected<br />

there. With a thin film of water on the surface of a<br />

contact wire un<strong>der</strong> certain weather conditions on an<br />

open line there are always micro discharges through<br />

this film when a contact strip is sliding along. Un<strong>der</strong><br />

these boundary conditions electrical wear is dominating<br />

wear process resulting in significantly higher<br />

rates. Results from Polimi show the same behaviour<br />

as real measurements.<br />

Another interesting result is demonstrated in Figure<br />

18. A strong correlation with a correlation coefficient<br />

0,96 for a linear behaviour of wire wear versus<br />

contact strip wear can be observed for all tested contact<br />

strip materials. This correlation is independent of<br />

the contact strip material. Therefore, low wear rates<br />

of contact strips are an indicator for low wire wear.<br />

Presently a field test is performed at the line Cologne<br />

– Frankfurt with ICE 3 train sets. For this purpose<br />

the complete fleet of German ICE 3 was retrofitted<br />

with metalized carbon strips with a copper content<br />

up to 20 + 5 % in weight. By this means only copper<br />

impregnated strips are operated on this line. First<br />

measurements after one year show no unusual behaviour,<br />

neither in wear nor in surface roughness.<br />

The field test will be continued for some more years.<br />

In or<strong>der</strong> to get a simple method for testing different<br />

materials rather easily, some small standard<br />

test methods were studied, whether they allow an<br />

easier test method than the two big test rigs. But the<br />

boundary conditions of having a typical specific contact<br />

force and temperature of the tested contact strip<br />

together with the above mentioned independence<br />

from material parameters led to the result, that presently<br />

no available testing technology except the big<br />

test rigs delivers results that are reliable enough for a<br />

comparison with reality.<br />

References + Links<br />

[1] Report UIC A 186/RP12, draft, to be published by UIC<br />

[2] Decision 2011/291/EU: Technical Specification for interoperability<br />

relating to the rolling stock subsystem<br />

Locomotive and Passenger rolling stock of the trans-<br />

European conventional rail system (TSI LOC&PAS CR)<br />

In: Official Journal of the European Union. No L139<br />

(2011), pp. 1151.<br />

[3] EN 50367:2006: Railway applications – Current collection<br />

systems – Technical criteria for the interaction<br />

between pantograph and overhead line (to achieve<br />

free access).<br />

[4] RSSB – Report T876: Testing of overhead line contact<br />

wire and collector strip wear (2012), RSSB, R&D<br />

Programme, Head of Engineering Research. http://<br />

www.rssb.co.uk/sitecollectiondocuments/pdf/reports/<br />

research/T876-rb-final.pdf<br />

194 111 (2013) Heft 3


Pantographs<br />

AUTHORS<br />

Gèrard Auditeau (52), studied mechanical<br />

engineering at Lycée technique<br />

in Agen. Since 1980 in Rolling stock<br />

Mechanical Department of SNCF in<br />

PARIS. Since 1998 Head of Pantograph<br />

team, Cenelec and TSI technical expert;<br />

since 2002, Current collection & pantograph<br />

expert in SNCF Rolling Stock<br />

engineering centre in Le Mans and<br />

since 2006, Certifer expert.<br />

Address: SNCF – CIM ZPC – Rolling<br />

Stock Engineering Centre,4, Alleé des<br />

Gemeaux, 72000 Le Mans, France;<br />

phone: +33 24 3786976(376976);<br />

e-mail: gerard.auditeau@sncf.fr<br />

Stéphane Avronsart (39), Electronic<br />

and IT Engineer, since 1997 in charge<br />

of maintenance for Signaling, Track and<br />

contact lines. In 2007 he joined the Engineering<br />

Department of Electrical Traction<br />

as Head of Division in charge of OLE and<br />

is responsible for expertises in current<br />

collection and pantograph-contact line<br />

interaction, in contact line equipment,<br />

development of on-board and fixed OLE<br />

measurement systems and pantographcontact<br />

line simulation. Member of many<br />

expert and standardisation working<br />

groups at a European level contributing to<br />

Technical Specification for Interoperability.<br />

Address: SNCF – Engineering department<br />

– Head of Division in charge of<br />

Overhead Line Equipment, 6, avenue<br />

François Mitterrand, 93574 La Plaine<br />

Saint Denis CEDEX, France;<br />

phone: +33 1 41620591;<br />

e-mail: stephane.avronsart@sncf.fr<br />

Dipl. Eng. Christian Courtois (54),<br />

studied Electrical Engineering at Ècole<br />

Spéciale de Mécanique et d’Èlecitritè<br />

in Paris. Since 1984 with Power<br />

Supply Division of SNCF; since 2011,<br />

head of the SNCF Fixed Installations<br />

for Electric Traction.<br />

Address: SNCF, Department. Infra Ingenierie,<br />

department IG.TE.6, avenue<br />

François Mitterrand, 93574 La Plaine<br />

Saint Denis CEDEX, France;<br />

phone: +33 1 41620610<br />

e-mail: christian.courtois@sncf.fr<br />

Dr. rer. nat. Werner Krötz (55),<br />

studied physics at Technical University<br />

Munich. Since 1997 at Deutsche<br />

Bahn, <strong>DB</strong> Systemtechnik, since 2004<br />

head of department for pantographs,<br />

overhead contact lines and switch<br />

point heating at <strong>DB</strong> Systemtechnik;<br />

since 2011 head of department<br />

overhead contact lines and mechanical<br />

engineering at Deutsche Bahn,<br />

network division, <strong>DB</strong> Netz AG.<br />

Address: <strong>DB</strong> Netz AG,<br />

Mainzer Landstr. 181,<br />

60327 Frankfurt/Main, Deutschland;<br />

phone: +49 69 265 45230;<br />

e-mail: werner.kroetz@deutsch<strong>eb</strong>ahn.<br />

com<br />

111 (2013) Heft 3<br />

195


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Feststoffisolierte Schaltanlage für Fernund<br />

Nahverkehrs-<strong>Bahnen</strong>ergiesysteme<br />

Matthias Schmalz, Offenbach<br />

Die TracFeed ® TAS ist die weltweit erste typgeprüfte Wechselspannungs-Schaltanlage mit vollständiger<br />

Feststoffisolierung im <strong>Bahnen</strong>ergiesektor. Sie besitzt die Umweltfreundlichkeit mo<strong>der</strong>ner luftisolierter<br />

Schaltanlagen und gleichzeitig die kompakten Abmessungen und Modularität von gasisolierten<br />

Schaltanlagen; die Vorteile bei<strong>der</strong> Technologien werden vereint. Die Schaltanlage bedient<br />

sämtliche ein-, zwei- und dreipoligen Systeme <strong>der</strong> Fern- und Nahverkehrsbahnen bis 36 kV.<br />

SOLID INSULATED SWITCHGEAR FOR RAILWAY APPLICATIONS<br />

The TracFeed ® TAS is the first type tested AC switchgear with complete solid insulation worldwide<br />

in the railway sector. It has the environmental friendliness of mo<strong>der</strong>n air-insulated and the compact<br />

size and modularity of gas-insulated switchgear, the advantages of both technologies are combined.<br />

The switchgear serves all one, two and three pole phase railway systems like urban, regional, intercity<br />

and high-speed transport up to 36 kV.<br />

INSTALLATION DE DISTRIBUTION À ISOLATION SOLIDE POUR SYSTÈMES D’ALIMENTATION EN<br />

COURANT DE TRACTION DES LIGNES À GRAND PARCOURS ET DE TRANSPORT URBAIN<br />

TracFeed ® TAS est la première installation de distribution à courant alternatif homologuée du monde<br />

avec isolation solide complète dans le secteur de l’alimentation en courant de traction. Elle possède<br />

les performances environnementales des installations de distribution isolées dans l’air avec les<br />

dimensions compactes et la modularité des installations isolées au gaz, unissant ainsi les avantages<br />

des deux technologies. L’installation alimente tous les systèmes unipolaires, bipolaires et tripolaires<br />

des lignes à grand parcours et de transport urbain jusqu’à 36 kV.<br />

1 Einführung<br />

Weltweit gibt es unterschiedliche <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungskonzepte.<br />

Im Nahverkehr kommen überwiegend<br />

DC 750 V, 1 500 V und 3 000 V DC zum<br />

Einsatz. Im Wechselstrombereich haben sich 15 kV<br />

16,7 Hz und 25 kV 50 Hz durchgesetzt. Eine Übersicht<br />

<strong>der</strong> Versorgungssysteme in Europa ist in Bild 1<br />

dargestellt [1]. Das 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergienetz in<br />

Deutschland, Österreich, Schweiz, Norwegen und<br />

Schweden ist historisch gewachsen. Da die Frequenz<br />

des Bahnnetzes von <strong>der</strong> Frequenz <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Energieversorger abweicht, werden eigene Kraftwerke,<br />

ein eigenes Hochspannungsnetz, spezielle Umspannanlagen<br />

und weitere Stromversorgungseinrichtungen<br />

benötigt, die nur für das 16,7-Hz-Netz<br />

eingesetzt werden können. Daher ist ersichtlich,<br />

dass aus Kostengründen bei Neuelektrifizierungen<br />

ohne Systembindung im Fernbahnbereich nur noch<br />

25 kV, in Übersee auch 27,5 kV 50 Hz, in einigen<br />

an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n auch 60-Hz-Systeme zum Tragen<br />

kommen und damit den Hauptabsatzmarkt darstellen.<br />

Eine Umrüstung bestehen<strong>der</strong> 16,7-Hz-Systeme<br />

kommt aufgrund <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Infrastruktur und in den<br />

Fahrzeugen g<strong>eb</strong>undenen Kapitalmengen nicht in<br />

Frage [2; 3].<br />

Unabhängig davon, welches <strong>Bahnen</strong>ergieversorgungskonzept<br />

Anwendung findet, werden Schaltmittel<br />

benötigt, um die Energie vom Erzeuger zum<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeug zu liefern. Dabei sind Mittelspannungsschaltanlagen<br />

in den Bahnunterwerken ein<br />

elementarer Bestandteil. Sie sind einer hohen Anzahl<br />

an Kurzschlüssen und den dabei auftretenden großen<br />

Stromwerten ausgesetzt [3]. Unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> zu beherrschenden Betri<strong>eb</strong>sströme, Stehwechselspannungen<br />

und Blitzstoßspannungen wird<br />

klar, dass die technischen Anfor<strong>der</strong>ungen an diesen<br />

Teil <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung sehr hoch sind. Sie<br />

gehen über die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Betreiber öffentlicher<br />

Netze hinaus.<br />

N<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Beherrschung <strong>der</strong> technischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

spielen, wie in nahezu allen gewerblichen<br />

Bereichen, Energiekosten und Zuverlässigkeit eine<br />

wichtige Rolle. Im Dienstleistungs- und Logistiksektor<br />

spielen elektrische Energiekosten eher eine<br />

sekundäre Rolle, die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Zuverlässigkeit<br />

sind jedoch hoch, wenn beispielsweise die<br />

Verfügbarkeit von Rechenzentren betrachtet wird.<br />

Gleiches gilt im industriellen Bereich. In den meisten<br />

Fertigungsstraßen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Produktionsprozessen<br />

werden n<strong>eb</strong>en den Anfor<strong>der</strong>ungen an eine hohe<br />

Verfügbarkeit auch zunehmend Energiekosten und<br />

196 111 (2013) Heft 3


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

damit verbunden Energieeffizienz betrachtet. Im<br />

Bahnbereich sind die Faktoren Energiekosten und<br />

Zuverlässigkeit so entscheidend, dass sie Hauptziele<br />

<strong>der</strong> <strong>DB</strong> Energie als Energieversorger <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bahn darstellen [2]. Sie haben unmittelbar Auswirkung<br />

auf die Beför<strong>der</strong>ungskosten und Pünktlichkeit<br />

von Zügen.<br />

Damit ist klar, dass auch an Schaltanlagen die For<strong>der</strong>ungen<br />

nach maximaler Verfügbarkeit und geringen<br />

Energiekosten einschließlich L<strong>eb</strong>enszykluskosten<br />

erfüllen müssen.<br />

2 Allgemeine Betrachtung<br />

metallgekapselter Schaltanlagen<br />

Abhängig vom jeweiligen Betreiber und dessen Konzept<br />

kommen unterschiedliche Schaltanlagentypen<br />

zum Einsatz [3]. Es kann grundsätzlich unterschieden<br />

werden zwischen<br />

• Schaltanlagen in offener Bauweise,<br />

• gasisolierte, metallgekapselte Schaltanlagen,<br />

• luftisolierte, metallgekapselte Schaltanlagen.<br />

Schaltanlagen in offener Bauweise haben den Vorteil,<br />

dass sämtliche Baugruppen leicht zugänglich<br />

sind, was zum Beispiel Wartungsarbeiten erleichtert.<br />

Der Grad <strong>der</strong> Anlagensicherheit und vor allem Personensicherheit<br />

ist jedoch im Gegensatz zu metallgekapselten<br />

Schaltanlagen als gering einzustufen. Da<br />

zusätzlich unter an<strong>der</strong>em durch die flächendeckende<br />

Einführung von Vakuumleistungsschaltern die<br />

Wartungsintensität <strong>der</strong> Schaltanlagen abgenommen<br />

hat, werden von vielen Betreibern metallgekapselte<br />

Schaltanlagen bevorzugt. Durch das robuste, feuerverzinkte<br />

Stahlblechgehäuse <strong>der</strong> meisten Anlagen<br />

kann mit L<strong>eb</strong>ensdauern von mindestens 30 Jahren<br />

gerechnet werden. Die Anlagen werden fabrikgefertigt<br />

und vor <strong>der</strong> Auslieferung geprüft, sodass <strong>der</strong><br />

Montage- und Inbetri<strong>eb</strong>nahmeaufwand im Unterwerk<br />

gering ist. Durch vielfältige Ausrüstungsvarianten<br />

können unterschiedliche Funktionen <strong>der</strong> Schaltfel<strong>der</strong><br />

realisiert werden. Hierdurch wird eine hohe<br />

Flexibilität bei <strong>der</strong> Anlagengestaltung erreicht.<br />

Luftisolierte, metallgekapselte Schaltanlagen werden<br />

in Festeinbautechnik o<strong>der</strong> mit Fahrwagen ausgeführt.<br />

Sie besitzen ähnlich kompakte Abmessungen<br />

wie gasisolierte Schaltanlagen. Die Schaltanlagen<br />

mit Fahrwagen wie zum Beispiel die TracFeed TAA<br />

o<strong>der</strong> TAC zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass<br />

• die auf dem Fahrwagen angeordneten Betri<strong>eb</strong>smittel,<br />

wie <strong>der</strong> Leistungsschalter, gut zugänglich<br />

sind,<br />

• alle Bedien- und Wartungsarbeiten von vorne<br />

erfolgen, daher keine betri<strong>eb</strong>liche Einschränkung<br />

bei einer Wandaufstellung existieren,<br />

• die Hauptkontakte und Schalterpositionen sichtbar<br />

sind.<br />

Bei <strong>der</strong> Umsetzung einzelner Anlagenkonzepte können<br />

jedoch folgende Nachteile zum Tragen kommen:<br />

• größere Schaltanlagenabmessungen als gasisolierte<br />

Ausführung durch größere Anzahl benötigter<br />

Schaltfel<strong>der</strong>,<br />

• geringere Flexibilität als gasisolierte Schaltanlagen.<br />

Die Nachteile <strong>der</strong> geringeren Modularität und Kompaktheit<br />

luftisolierter Schaltanlagen stellen Vorteile<br />

gasisolierter Anlagen dar [4]. Als Isoliergas kommt<br />

überwiegend Schwefelhexafluorid (SF 6<br />

) zum Einsatz.<br />

Die Gasbehälter <strong>der</strong> Anlagen werden unter Druck<br />

gesetzt. Kleinste Undichtigkeiten können so zu einem<br />

Austritt des Treibhausgases SF 6<br />

führen. Zur Gewährleistung<br />

<strong>der</strong> Anlagensicherheit werden zusätzliche<br />

Überwachungseinrichtungen benötigt, die den<br />

Gasdruck erfassen. Weitere Nachteile von gasisolierten<br />

Schaltanlagen sind:<br />

• Hauptbetri<strong>eb</strong>smittel sind in einem verschweißten<br />

Behälter platziert und können nicht beziehungsweise<br />

nur unter erschwerten Bedingungen<br />

gewartet werden,<br />

• für Umgang mit Isoliergas wird eine Spezialausbildung<br />

benötigt,<br />

• im Störlichtbogenfall entstehen hoch toxische<br />

Gase, die in die Atmosphäre gelangen können,<br />

eine intensive Reinigung betroffener Anlagen- und<br />

G<strong>eb</strong>äudeteile durch Spezialkräfte ist notwendig.<br />

SF 6<br />

ist eines <strong>der</strong> stärksten Treibhausgase. 1 kg dieses<br />

Gases ist, auf einen Zeitraum von 100 Jahren be-<br />

Bild 1:<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungssysteme in Europa [1]<br />

(alle Bil<strong>der</strong>: Balfour Beatty Rail).<br />

111 (2013) Heft 3<br />

197


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 2:<br />

Ansicht feststoffisolierte<br />

Schaltanlage; Abgangsfeld<br />

mit Leistungsschalter,<br />

Dreistellungs schalter und<br />

Wandlern – TracFeed TAS.<br />

trachtet, genauso klimaschädlich wie rund 22 000 kg<br />

Kohlendioxid (CO 2<br />

). Diese Menge CO 2<br />

stößt ein PKW<br />

mit 7,5 l Verbrauch nach rund 120 000 km aus. Der<br />

Abbau in <strong>der</strong> Atmosphäre durch energiereiche UV-<br />

Strahlung <strong>der</strong> Sonne dauert rund 3 200 Jahre. Die<br />

Produktion von SF 6<br />

nimmt weltweit weiterhin zu, obwohl<br />

im Kyoto-Protokoll die Verwendung von SF 6<br />

als<br />

unerwünscht bezeichnet wird [5] und das Zusatzprotokoll<br />

zur Ausgestaltung <strong>der</strong> Klimarahmenkonvention<br />

eine Reduzierung von Treibhausgasen for<strong>der</strong>t.<br />

3 Feststoffisolierte Schaltanlage<br />

TracFeed TAS<br />

3.1 Anwendungen<br />

Die feststoffisolierte Trac-<br />

Feed TAS (Bild 2) besitzt<br />

die Umweltfreundlichkeit<br />

mo<strong>der</strong>ner luftisolierter<br />

Schaltanlagen und gleichzeitig<br />

die kompakten Abmessungen<br />

und Modularität<br />

von gasisolierten<br />

Schaltanlagen. Die Vorteile<br />

bei<strong>der</strong> Technologien<br />

werden vereint.<br />

Die Schaltanlage wird<br />

mit mo<strong>der</strong>nen Produktionstechniken<br />

gefertigt,<br />

die ein Höchstmaß an<br />

Qualität und Zuverlässigkeit<br />

sicherstellen. Als<br />

Isolationsmedium wird<br />

Bild 3:<br />

Haupteinsatzorte von Mittelspannungsschaltanlagen in <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />

Gießharz verwendet, das eine sichere Isolation <strong>der</strong><br />

Hochspannungsteile gewährleistet. Gießharz als Isolierstoff<br />

hat sich im Bereich <strong>der</strong> Strom- und Spannungswandler<br />

bereits Jahrzehnte bewährt. Durch<br />

ein breites Modul-Spektrum können sowohl einfache<br />

als auch komplexe Versorgungskonzepte realisiert<br />

werden. In <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung sind die<br />

Haupteinsatzorte von AC-Mittelspannungsschaltanlagen<br />

(Blid 3):<br />

• Gleichrichterunterwerke an Netzen 3 AC 12 kV,<br />

24 kV o<strong>der</strong> 36 kV 50 Hz zur Versorgung von DC-<br />

<strong>Bahnen</strong><br />

• Unterwerke für 1 AC o<strong>der</strong> 2 AC 25 kV 50 Hz zur<br />

Speisung von Fern-, Regional- und Nahverkehrsbahnen<br />

• Umformer- und Umrichterwerke für 1 AC 15 kV<br />

16,7 Hz zur dezentralen Speisung von <strong>Bahnen</strong><br />

al-ler Art,<br />

• Unterwerke für 1 AC 15 kV 16,7 Hz zur Speisung<br />

von <strong>Bahnen</strong> aller Art aus einem zentralen<br />

16,7-Hz-Hochspannungsnetz<br />

Die TracFeed TAS bedient sämtliche ein-, zwei- und<br />

dreipoligen 50-Hz-Systeme <strong>der</strong> Fern- und Nahverkehrsbahnen<br />

bis 36 kV. In <strong>der</strong> ein- und zweipoligen<br />

Ausführung nach Bild 4 ist sie ausgelegt für<br />

die beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen mo<strong>der</strong>ner ein- und<br />

zweipoliger 27,5-kV-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgungen einschließlich<br />

AT- und Boostersystemen. Als dreipolige<br />

Schaltanlage kann sie <strong>eb</strong>enfalls als Mittelspannungsschaltanlage<br />

in DC-Unterwerken verwendet werden.<br />

3.2 Technischen Eigenschaften<br />

und Vorteile<br />

Die TracFeed TAS ist nach allgemeinen schaltanlagen-<br />

und gerätespezifischen Bahnnormen typgeprüft<br />

(Tabelle 1). Der Umfang <strong>der</strong> Prüfungen entspricht<br />

den For<strong>der</strong>ungen von EN 62271-200 [6]:<br />

• dielektrische Prüfungen an Haupt- und Erdungskreisen<br />

• dielektrische Prüfungen <strong>der</strong> Sekundärkreise<br />

• Erwärmungsprüfung<br />

• Messung des Wi<strong>der</strong>standes <strong>der</strong> Hauptstrombahn<br />

• Prüfung <strong>der</strong> Kurzzeit- und Stoßstromfestigkeit<br />

von Haupt- und Erdungsstromkreisen<br />

• Nachweis des Ein- und Ausschaltverhaltens<br />

• mechanische Prüfungen<br />

• Nachweis des Gehäuseschutzgrades<br />

• Prüfung des Verhaltens bei inneren Fehlern<br />

Als erste Schaltanlage im <strong>Bahnen</strong>ergiesektor ist die<br />

TracFeed TAS mit einer vollständigen umweltfreundlichen<br />

Gießharzisolierung ausgeführt. Es gibt keine<br />

unter Druck stehenden Schotträume und keine<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Emission von Treibhausgasen. Die<br />

Anlage hat die Umweltfreundlichkeit einer luft-<br />

198 111 (2013) Heft 3


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

isolierten Anlage. Gleichzeitig besitzt sie die Modularität<br />

von gasisolierten Anlagen bei noch kompakteren<br />

Abmessungen. Diese betragen b x l x h =<br />

400 mm x 1 250 mm x 2 300 mm und setzen damit<br />

neue Maßstäbe. Weitere Hauptmerkmale sind:<br />

• hohe Personensicherheit<br />

• hohe Verfügbarkeit bei geringen Kosten<br />

• kompaktes Design<br />

• Anwen<strong>der</strong>freundlichkeit<br />

Mit <strong>der</strong> im Leistungsschalter verbauten Vakuumröhre<br />

können Ströme bis zu 31,5 kA ausgeschaltet<br />

werden. Die Hauptstrombahn kann Nennströme<br />

von bis zu 2,5 kA und Kurzzeitströme bis zu 80 kA<br />

führen. Zusammen mit Stehwechsel- und Blitzstoßspannungen<br />

von 95 kV beziehungsweise 200 kV<br />

genügen die ein- und zweipoligen Fel<strong>der</strong> höchsten<br />

Bahnanfor<strong>der</strong>ungen (Tabelle 2). Bei den dreipoligen<br />

Ausführungsvarianten <strong>der</strong> Spannungs<strong>eb</strong>enen<br />

TABELLE 1<br />

Übersicht angewendeter Normen.<br />

Norm<br />

Titel<br />

EN 62271-1:2008 Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen –<br />

Teil 1: Gemeinsame Bestimmungen<br />

EN 62271-100:2009 Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen –<br />

Teil 100: Wechselstrom-Leistungsschalter<br />

EN 62271-102:2012 Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen –<br />

Teil 102: Wechselstrom-Trennschalter und<br />

-Erdungsschalter<br />

EN 62271-200:2012<br />

Hochspannungs-Schaltgeräte und -Schaltanlagen<br />

– Teil 200: Metallgekapselte Wechselstrom-Schaltanlagen<br />

für Bemessungsspannungen über 1 kV bis<br />

einschließlich 52 kV<br />

EN 50124-1:2006 Bahnanwendungen – Isolationskoordination – Teil 1:<br />

Grundlegende Anfor<strong>der</strong>ungen – Luft- und Kriechstrecken<br />

für alle elektrischen und elektronischen<br />

Betri<strong>eb</strong>smittel<br />

EN 50163:2004, A1:2007<br />

Bahnanwendungen – Speisespannungen von Bahnnetzen<br />

EN 50152-1:2012<br />

Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Beson<strong>der</strong>e<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen<br />

– Teil 1: Leistungsschalter mit einer Nennspannung<br />

größer als 1 kV<br />

EN 50152-2:2012<br />

Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Beson<strong>der</strong>e<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schaltanlagen – Teil<br />

2: Trennschalter, Erdungsschalter und Lastschalter mit<br />

einer Nennspannung größer als 1 kV<br />

EN 50152-3-1: 2003<br />

Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen – Beson<strong>der</strong>e<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen<br />

– Teil 3-1: Mess-, Steuerungs- und Schutzeinrichtungen<br />

für Wechselstrom-Bahnanlagen – Anwendungsleitfaden<br />

EN 50152-3-2: 2001<br />

Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen; Beson<strong>der</strong>e<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen<br />

– Teil 3-2: Mess-, Steuerungs- und Schutzeinrichtungen<br />

für Wechselstrom-Bahnanlagen, Einphasen-<br />

Stromwandler<br />

EN 50152-3-3: 2001<br />

Bahnanwendungen – Ortsfeste Anlagen; Beson<strong>der</strong>e<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Wechselstrom-Schalteinrichtungen<br />

– Teil 3-3: Mess-, Steuerungs- und Schutzeinrichtungen<br />

für Wechselstrom-Bahnanlagen, Einphasen-<br />

Spannungswandler<br />

EN 60044-1:1999, A1:2000 + A2:2003<br />

Messwandler – Teil 1: Stromwandler<br />

EN 61869-1:2010<br />

Messwandler – Teil 1: Allgemeine Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

EN 61869-3:2011<br />

Messwandler – Teil 3: Zusätzliche Anfor<strong>der</strong>ungen für<br />

induktive Spannungswandler<br />

EN 60099-4:2004 + A1:2006 + A2:2009<br />

Überspannungsableiter – Teil 4: Metalloxidableiter<br />

ohne Funkenstrecken für Wechselspannungsnetze<br />

111 (2013) Heft 3<br />

199


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

TABELLE 2<br />

Technische Hauptdaten TracFeed TAS.<br />

Isolationssystem<br />

Bemessungsfrequenz<br />

Nennspannung einpolig und zweipolig<br />

Bemessungsspannung dreipolig<br />

Bemessungsblitzstoßspannung<br />

zur Erde und zwischen Polen<br />

über Trennstrecken<br />

Bemessungsstehwechselspannung<br />

zur Erde und zwischen Polen<br />

über Trennstrecken<br />

Bemessungsstrom<br />

Bemessungskurzzeitstrom<br />

Bemessungsstoßstrom<br />

Aufstellung<br />

Aufstellungshöhe<br />

Feststoff<br />

50/60 Hz<br />

27,5 kV<br />

12, 24, 36 kV<br />

bis 200 kV<br />

bis 220 kV<br />

bis 95 kV<br />

bis 110 kV<br />

bis 2 500 A<br />

bis 31,5 kA/1 s<br />

bis 80 kA<br />

Innenraum<br />

≤2 000 m NN<br />

Bahnsystemen abdecken. Die Bedienung erfolgt<br />

über Funktionstasten. Über ein im Display gezeigtes<br />

Prinzipschaltbild des jeweiligen Feldes können alle<br />

relevanten Statusinformationen abgerufen werden.<br />

Durch die Option, das Display vom Gerät abzusetzen,<br />

wird ein effizienter und ergonomischer Ausbau<br />

des Nie<strong>der</strong>spannungsraumes ermöglicht.<br />

Die TracFeed TAS kann intuitiv über ein Prinzipschaltbild<br />

an <strong>der</strong> Feldvor<strong>der</strong>seite bedient werden.<br />

Leistungsschalter und Dreistellungsschalter können<br />

elektrisch o<strong>der</strong> von Hand betätigt werden. Auch<br />

bei Unterbrechung <strong>der</strong> Hilfsenergiezufuhr ist eine<br />

manuelle Bedienung möglich. Dies ist vor allem bei<br />

Bahnstromschaltanlagen ein wichtiges Merkmal, da<br />

Eigenbedarfsanlagen häufig nicht redundant ausgeführt<br />

werden und so die Bedienbarkeit <strong>der</strong> Anlage<br />

erhalten bleibt. Mechanische Verriegelungen<br />

gewährleisten auch in diesem Fall ein Höchstmaß<br />

an Sicherheit.<br />

Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur – 5 … +40 °C<br />

Luftfeuchte


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bedienung erfolgt lokal o<strong>der</strong> über Fernsteuerung.<br />

Eine manuelle Notbedienung ist immer möglich.<br />

Durch die in den Fe<strong>der</strong>n gespeicherte Energie wird<br />

sichergestellt, dass sich <strong>der</strong> Leistungsschalter stets<br />

ausschalten lässt und damit ein Höchstmaß an Sicherheit<br />

bietet. Mechanische Positionsanzeigen<br />

an <strong>der</strong> Feldvor<strong>der</strong>seite zeigen auch bei Ausfall <strong>der</strong><br />

Hilfsenergieversorgung zuverlässig die Stellung des<br />

Leistungsschalters an. Eine mechanische Verriegelung<br />

gegen den Dreistellungsschalter schützt vor<br />

Fehlbedienung.<br />

4.3 Dreistellungsschalter-Modul<br />

Der Dreistellungsschalter kombiniert die Funktionalität<br />

eines Erdungs- und eines Trennschalters. Abhängig<br />

von <strong>der</strong> Schalterstellung erg<strong>eb</strong>en sich unterschiedliche<br />

Schaltzustände (Bild 8):<br />

• Abgang mit Sammelschiene verbunden<br />

• Kabelabgang geerdet<br />

• allgemeine Trennstellung<br />

Das Erdpotenzial wird über eine einsteckbare Erdungsvorrichtung<br />

bereitgestellt. Ein Erden des Kabelabgangs<br />

erfolgt über den eingeschalteten Leistungsschalter.<br />

Damit wird ein kurzschlusseinschaltfestes<br />

Erden ermöglicht. Durch die mechanische Verriegelung<br />

gegen den Leistungsschalter ist eine Umschaltung<br />

nur bei ausgeschaltetem Leistungsschalter<br />

möglich.<br />

Der Schalter wird standardmäßig motorisch betri<strong>eb</strong>en,<br />

kann jedoch auch von Hand betätigt werden.<br />

Damit wird, wie auch beim Leistungsschaltermodul,<br />

eine manuelle Notbedienung auch bei<br />

ausgefallener Hilfsenergieversorgung ermöglicht.<br />

Bei Bedarf ist <strong>der</strong> Dreistellungsschalter erweiterbar<br />

auf einen Fünfstellungsschalter. Mit diesem ist es<br />

zusätzlich möglich<br />

• die Sammelschiene einzeln o<strong>der</strong><br />

• zusammen mit dem Kabelabgang<br />

zu erden.<br />

Bild 4:<br />

Die Feldansicht zeigt die Anordnung <strong>der</strong> einzelnen Pole in <strong>der</strong><br />

feststoffisolierten Schaltanlage.<br />

4.4 Strom- und Spannungswandler-<br />

Modul<br />

Für die Realisierung verschiedener Schutzkonzepte<br />

können Strom- und Spannungswandler sowohl<br />

an <strong>der</strong> Sammelschiene als auch am Abgang eines<br />

Schaltfeldes verbaut werden. Die Spannungswandler<br />

werden dazu an den vorgesehen Stellen eingesteckt.<br />

Stromwandler werden in Ringkernausführung<br />

verbaut. Beide Wandlertypen sind in Gießharz<br />

ausgeführt. Übersetzungsverhältnis, Genauigkeitsklasse<br />

und Nennleistung werden projektspezifisch<br />

festgelegt. Die Wandler können für Mess-, Zählungs-<br />

und Schutzzwecke verwendet werden.<br />

Bild 5:<br />

Kombinierte Schutz- und Steuergeräte für Fahrleitung o<strong>der</strong> Transformator<br />

TracFeed CPF/CPT.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

201


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

4.5 Weitere Module und Optionen<br />

Bei Stromeinspeisungen von bis zu 2 500 A können<br />

bis zu vier Leistungskabel mit einem Leiterquerschnitt<br />

von 630 mm 2 an das Kabelanschlussmodul<br />

angeschlossen werden. Auch ist es möglich, Überspannungsableiter<br />

für Hauptstromkreise und für Kabelschirme<br />

<strong>der</strong> Leistungskabel zu verbauen.<br />

Durch das ausgefeilte Design des Sammelschienenverbindungsmoduls<br />

wird eine schnelle Montage<br />

und Erweiterung <strong>der</strong> Schaltanlage ermöglicht.<br />

Gleichzeitig wird das elektrische Feld so gesteuert,<br />

dass Überschläge zwischen den Phasen und zur Erde<br />

nahezu ausgeschlossen werden.<br />

Weitere Merkmale sind eine kapazitive Spannungsanzeige<br />

an <strong>der</strong> Feldvor<strong>der</strong>seite, projektspezifische<br />

Lackierungen und ein aufsetzbarer Druckentlastungskanal.<br />

5 Sicherheit<br />

Bild 6:<br />

Beispiel Zusammensetzung unterschiedlicher Module.<br />

Bild 7:<br />

Prinzipschaltbild mit Darstellung verschiedener<br />

Schaltfeldkonfigurationen.<br />

Durch verschiedene Ausstattungsmerkmale und<br />

durchdachte Konstruktionen gewährleisten die Trac-<br />

Feed TAS-Schaltanlagen ein Höchstmaß an Personen-<br />

und Anlagensicherheit.<br />

Die Schaltanlage ist vollständig metallgekapselt<br />

und wird direkt mit <strong>der</strong> Erdungsanlage des Unterwerks<br />

verbunden. Für maximale Personensicherheit<br />

und geringe elektromagnetische Feldstärken sind<br />

sowohl die Phasen als auch die einzelnen Funktionsräume<br />

metallgeschottet. N<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Druckfestigkeit<br />

wird dadurch auch eine Annäherung an<br />

Gießharzteile unterbunden, ein Berührungsschutz<br />

gegen Hochspannung wird doppelt gewährleistet.<br />

Die Schutzarten IP3xD für den Nie<strong>der</strong>spannungsraum<br />

und IP4x für die Hochspannungsräume<br />

sorgen weiterhin dafür, dass ein versehentliches<br />

Eindringen mit Werkzeugen in die Schaltanlage<br />

verhin<strong>der</strong>t wird.<br />

Integrierte mechanische, elektromechanische und<br />

elektrische Verriegelungen schützen Personen und<br />

die Anlage gegen Fehlbedienung. Zusätzlich wird<br />

durch die mechanische Verriegelung gewährleistet,<br />

dass bei Ausfall <strong>der</strong> Hilfsenergieversorgung die manuelle<br />

Bedienung sicher bleibt.<br />

Alle Komponenten wurden hinsichtlich Abständen,<br />

Dimensionen, Materialgestaltung und Zusammensetzung<br />

so konstruiert, dass sie den hohen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

von Bahnanwendungen genügen und das<br />

Auftreten eines Störlichtbogens nahezu ausschließen.<br />

Gleichzeitig werden durch den qualitativ hochwertiges<br />

Gießharz die Abmessungen so gering wie möglich<br />

gehalten. Die Phasen sind einzeln isoliert, metallisiert<br />

und zusätzlich gegeneinan<strong>der</strong> geschottet. Somit kann<br />

höchstens ein einphasiger Erdkurzschluss auftreten. Im<br />

unwahrscheinlichen Falle eines Störlichtbogens hätte<br />

202 111 (2013) Heft 3


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

dieser in erster Instanz seinen Fußpunkt auf <strong>der</strong> metallisierten<br />

Oberfläche des Bauelements. Die Länge des<br />

Lichtbogens und damit die auftretende Lichtbogenspannung<br />

sind gering. Da die Lichtbogenspannung<br />

proportional zur Lichtbogenleistung ist und diese in<br />

Näherung zum entstehenden Überdruck, sind die<br />

Auswirkungen eines Lichtbogens gering. Zusätzliche<br />

Sicherheit bringen Druckentlastungseinrichtungen,<br />

die den Überdruck entwe<strong>der</strong> direkt in das G<strong>eb</strong>äude<br />

entlasten o<strong>der</strong> in einen Druckentlastungskanal. Dieser<br />

kann über den Fel<strong>der</strong>n montiert werden und leitet<br />

die entstehenden Gase aus dem G<strong>eb</strong>äude. Mögliche<br />

Schäden werden so auf einen kleinen Anlagenteil reduziert.<br />

Die Auswirkungen des Lichtbogens bleiben<br />

minimal. Durch das modulare Baukastendesign ist es<br />

möglich, beschädigte Baugruppen schnell und unkompliziert<br />

auszutauschen. Die Ausfallzeiten sind kurz.<br />

Weitere Sicherheitsmaßnahmen sind:<br />

• Kapazitive Spannungsanzeigen erfassen sicher<br />

die Spannungszustände <strong>der</strong> Hauptstromkreise.<br />

• Nicht zum Hauptstromkreis gehörende Metallteile<br />

sind durchgängig verbunden und geerdet.<br />

• Durch die konstruktive Ausprägung <strong>der</strong> mechanischen<br />

Teile wird das Verletzungsrisiko an diesen<br />

minimiert.<br />

Während <strong>der</strong> Fertigung als auch bei <strong>der</strong> abschließenden<br />

Stückprüfung nach EN 62271-200 eines Feldes<br />

durchläuft jede Baugruppe eine umfangreiche Prüfung.<br />

Dabei werden unterschiedliche elektrische,<br />

mechanische und funktionale Prüfungen absolviert.<br />

So werden die Anfor<strong>der</strong>ungen an Qualität und Sicherheit<br />

sichergestellt.<br />

6 Nachhaltigkeit<br />

Unter Nachhaltigkeit lassen sich ökologische, ökonomische<br />

und soziale Aspekte zusammenfassen. Nachhaltigkeit<br />

wird bei den Schaltanlagen von Balfour<br />

Beatty Rail über die gesamte L<strong>eb</strong>ensdauer gewährleistet.<br />

Die L<strong>eb</strong>enszykluskosten einer Anlage setzen sich<br />

aus Beschaffungs-, Installations-, Betri<strong>eb</strong>s-, Instandhaltungs-<br />

und Entsorgungskosten zusammen.<br />

Die TracFeed TAS ist eine fabrikgefertigte und geprüfte<br />

Schaltanlage. Der modulare Aufbau ermöglicht<br />

zum einen wie beschri<strong>eb</strong>en die Umsetzung von<br />

verschiedenen Anlagenkonzepten und zum an<strong>der</strong>en<br />

einen effizienten, auf die Module zugeschnittenen,<br />

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Band 3: Die Deutsche Reichsbahn Teil 1 – 1947 bis 1960<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, Bahnstromversorgungs-<br />

und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit.<br />

Das Werk veranschaulicht die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

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Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird<br />

mit einer Gutschrift von € 3,- auf die erste Rechnung belohnt.<br />

Firma/Institution<br />

Vorname, Name des Empfängers<br />

Straße / Postfach, Nr.<br />

Land, PLZ, Ort<br />

Antwort<br />

Vulkan-Verlag GmbH<br />

Versandbuchhandlung<br />

Postfach 10 39 62<br />

45039 Essen<br />

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Branche / Wirtschaftszweig<br />

Bevorzugte Zahlungsweise Bankabbuchung Rechnung<br />

Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

Brief, Fax, E-Mail) o<strong>der</strong> durch Rücksendung <strong>der</strong> Sache wi<strong>der</strong>rufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform.<br />

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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden<br />

personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

von DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht<br />

über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.<br />

Bank, Ort<br />

Bankleitzahl<br />

Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

PAWZD31013


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 8:<br />

Dreistellungsschalter in unterschiedlichen Positionen.<br />

links Kabelabgang geerdet, Mitte allgemeine Trennstellung, rechts Abgang mit Sammelschiene verbunden.<br />

Fertigungsprozess. Einzelne Module können vorgefertigt<br />

und entsprechend <strong>der</strong> Anlagenausprägung<br />

zusammengeführt werden. Dabei werden bei <strong>der</strong><br />

ein- und zweipoligen Ausführung für 27,5 kV größtenteils<br />

die gleichen Module verwendet wie bei den<br />

dreipoligen Ausführungen mit 12, 24 und 36 kV.<br />

Dies ermöglicht parallele Fertigungsprozesse mit<br />

kurzen Durchlaufzeiten. Die Anschaffungskosten<br />

bleiben gering.<br />

Jedes Feld wird aus verschiedenen Modulen zusammengesetzt<br />

und bildet eine Transporteinheit. Die<br />

Installation auf <strong>der</strong> Baustelle basiert auf dem Zusammenfügen<br />

<strong>der</strong> Einheiten. Dadurch sind Installationsaufwand<br />

und -zeit minimal. Das kompakte Design<br />

und die geringen Abmessungen ermöglichen zudem<br />

reduzierte Abmessungen des Unterwerksg<strong>eb</strong>äudes.<br />

Es werden hochwertige Materialien verwendet.<br />

Anlagenkonzepte können durch die Modularität<br />

effizient umgesetzt werden. Dies führt zu geringen<br />

Energiekosten. Das gilt auch für die Instandhaltungskosten,<br />

da<br />

• einzelne Module leicht ersetzt werden können,<br />

• verzinkter, rostfreier Stahl und langl<strong>eb</strong>ige Komponenten<br />

verwendet werden,<br />

• durch die gasfreie Ausführung bei Montage und<br />

Instandhaltung eigenes Personal ohne Spezialausbildung<br />

eingesetzt werden kann,<br />

• sich diese weitgehend auf funktionale und visuelle<br />

Prüfungen beschränkt.<br />

Am Ende ihrer Nutzungsdauer können die demontierten<br />

Module einfach und umweltgerecht recycelt<br />

beziehungsweise entsorgt werden.<br />

Die Reduzierung von Verpackungsabfällen und<br />

die Verwendung recycl<strong>eb</strong>arer Materialien führen<br />

zu geringen Umweltbelastungen. Die Feststoffisolierung<br />

entspricht zusätzlich den For<strong>der</strong>ungen des<br />

Kyoto-Protokolls nach einer Reduzierung von Treibhausgasen<br />

wie SF 6<br />

.<br />

Allgemein wird ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf<br />

Nachhaltigkeit und Sicherheit gelegt. Unter Berücksichtigung<br />

aktueller Tendenzen hin zu einer umweltfreundlichen<br />

Bahninfrastruktur ist davon auszugehen,<br />

dass feststoffisolierte Schaltanlagen zukünftig<br />

in <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung verstärkt eingesetzt<br />

werden.<br />

Literatur<br />

[1] Zimmert, G.: Skriptum zur Vorlesung „Grundlagen <strong>der</strong><br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung elektrischer <strong>Bahnen</strong>“. Technische<br />

Universität Darmstadt, 2009.<br />

[2] Niekamp, K.: Traktionsenergieversorgungskonzepte <strong>der</strong><br />

<strong>DB</strong> Energie. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 98 (2000), H. 3,<br />

S. 79-85.<br />

204 111 (2013) Heft 3


www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

[3] Girbert, K.-H.; Lönard, D.; Northe, J.: Anfor<strong>der</strong>ungen an<br />

Mittelspannungsanlagen zur <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 101 (2003), H. 10, S. 458– 468.<br />

[4] Hilse, J.; Werth, L.: Gasisolierte Mittelspannungsschaltanlagen<br />

für eine sichere <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 102 (2004), H. 1-2, S.68– 73.<br />

[5] United Nations Framework Convention on Climate<br />

Change. Kyoto protocol, Rio de Janeiro (Brasil) 1992.<br />

[6] EN 62271-200:2012: Hochspannungs-Schaltgeräte und<br />

-Schaltanlagen – Teil 200: Metallgekapselte Wechselstrom-Schaltanlagen<br />

für Bemessungsspannungen über<br />

1 kV bis einschließlich 52 kV.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Matthias Schmalz (28),<br />

Studium <strong>der</strong> Elektrotechnik an <strong>der</strong> Technischen<br />

Universität Darmstadt,<br />

Abschluss im Bereich Energietechnik.<br />

Von 2009 bis 2010 Trainee im Bereich<br />

Elektrotechnik bei <strong>der</strong> Balfour<br />

Beatty Rail GmbH. Seit 2010 Produktmanager<br />

im Bereich Innovationen,<br />

Produkte und System Engineering und<br />

verantwortlich für Wechselspannungssysteme<br />

in <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

mit Schwerpunkt Schaltanlagen.<br />

Adresse: Balfour Beatty Rail GmbH,<br />

Frankfurter Str. 111, 63067 Offenbach,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 69 30859-604, Fax: -493;<br />

E-Mail: matthias.schmalz@bbrail.com,<br />

www.bbrail.de<br />

Jetzt mitmachen!<br />

Leserbefragung 2013<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Wir möchten unsere Zeitschrift noch stärker auf Ihre<br />

Bedürfnisse abstimmen.<br />

Zu diesem Zweck führen wir eine Leserbefragung durch,<br />

an <strong>der</strong> Sie schriftlich o<strong>der</strong> online teilnehmen können.<br />

Und so geht’s:<br />

Unter www.<strong>eb</strong>-info.eu werden Sie über den Button<br />

„Leserbefragung“ direkt zu dem Interview geführt.<br />

Nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, unsere Fragen zu beantworten<br />

und nehmen damit an <strong>der</strong> Verlosung eines<br />

Apple iPad Mini, 16 GB teil.<br />

Alternativ können Sie auch eine schriftliche Version <strong>der</strong><br />

Leserbefragung abfor<strong>der</strong>n unter<br />

<strong>eb</strong>-leserbefragung@di-verlag.de<br />

o<strong>der</strong> telefonisch: 089/203536636.<br />

Die Leserbefragung endet am 24. März 2013. Der<br />

Gewinner wird nach Ende <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Befragung<br />

vom DIV Deutscher Industrieverlag GmbH ausgelost<br />

und benachrichtigt.


Fahrzeuge<br />

ROTRAC-Elektro-Rangierfahrzeuge mit<br />

Zweiwege-Technik<br />

Maik Manthey, Aschaffenburg; Stephan Zwiehoff, Rosenheim<br />

Die ferngesteuerten ROTRAC-Elektro-Rangierfahrzeuge entwickeln eine für ihre geringe Größe erstaunlich<br />

hohe Zugkraft auf <strong>der</strong> Basis von Komponenten aus <strong>der</strong> Staplertechnik. Sie lassen sich mit<br />

Zweiwege-Technik auch zwischen den Gleisen wendig manövrieren.<br />

ROTRAC ELECTRIC SHUNTERS IN TWO-WAY TECHNOLOGY<br />

In view of their relatively small size, the remote-controlled ROTRAC electric shunters generate an amazingly<br />

high pulling force which is brought about by components known from fork lift truck production.<br />

Thanks to the two-way technology applied, the shunters can be easily manoeuvred even between rails.<br />

ENGINS ÉLECTRIQUES DE MANŒUVRE RAIL-ROUTE ROTRAC<br />

Les engins électriques de manœuvre téléguidés ROTRAC développent une force de traction étonnement<br />

élevée compte tenu de leurs faibles dimensions sur la base de composants de chariots élévateurs.<br />

Ces engins rail-route se laissent manœuvrer facilement aussi entre les voies.<br />

1 Einführung<br />

Elektro-Rangierfahrzeuge Typ ROTRAC E2 und<br />

ROTRAC E4 sind fernbediente zweiachsige Zweiwege-Fahrzeuge,<br />

die aus einem Akkumulator gespeist<br />

werden. Auf den ersten Blick mögen sie wegen ihrer<br />

kompakten Abmessungen unscheinbar wirken. Doch<br />

die innovativen Fahrzeuge eines Rosenheimer Zweiwege-Technik-Spezialisten<br />

mit elektrischen Antri<strong>eb</strong>skomponenten<br />

aus dem Sortiment eines namhaften<br />

Staplerbauers sind kleine Kraftpakete.<br />

Die Idee für das Konzept <strong>der</strong> Baureihe ROTRAC E<br />

entstand 2010 auf <strong>der</strong> Baumaschinen-Fachmesse bauma.<br />

Dort bot <strong>der</strong> Flurför<strong>der</strong>zeuge-Hersteller erstmals<br />

Bild 1:<br />

ROTRAC E2 im Einsatz (alle Fotos und die Grafik: Linde Material Handling).<br />

an, sein Know-how aus 40 Jahren Entwicklung und<br />

Fertigung von elektrischen Antri<strong>eb</strong>ssystemen über den<br />

neuen Geschäftsbereich Electronic Systems & Drives<br />

(ES&D) auch in Produkte externer Kunden einzubringen.<br />

Die tausendfach bewährten und fortlaufend<br />

weiterentwickelten Antri<strong>eb</strong>s- und Steuerungskomponenten<br />

aus dem Bereich <strong>der</strong> Elektrostapler könnten<br />

mit geringem Engineering-Aufwand auch in an<strong>der</strong>en<br />

mobilen und stationären Anwendungen, wie zum Beispiel<br />

auch in <strong>der</strong> Bahntechnik, eingesetzt werden, so<br />

die Vorstellung. Als anschaulichen Beleg für die eigene<br />

Entwicklungs- und Fertigungskompetenz zeigte das<br />

Unternehmen das Demonstrationsfahrzeug Quadrolino,<br />

das mit zwei starren Antri<strong>eb</strong>sachsen aus dem Elektro-Staplerbereich<br />

im Grunde schon das Fahrzeugkonzept<br />

des ROTRAC E abbildete. Der Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

erstgenannten Firma erkannte das Potenzial des Antri<strong>eb</strong>skonzepts<br />

und schlug noch am Ort vor, auf dieser<br />

Basis ein kompaktes und effizientes Draisinenfahrzeug<br />

zu realisieren. Bei dessen Entwicklung brachten ein:<br />

• die Firma G. Zwiehoff GmbH (Rosenheim) die<br />

Zweiwege- und Bahntechnikerfahrung,<br />

• <strong>der</strong> Bereich ES&D <strong>der</strong> Linde Material Handling<br />

GmbH (Aschaffenburg) die Elektronik- und Antri<strong>eb</strong>stechnikkompetenz<br />

sowie<br />

• das Linde-Tochterunternehmen Proplan Transport-<br />

und Lagersysteme GmbH (Aschaffenburg)<br />

sein Konstruktions-Know-how aus dem Son<strong>der</strong>fahrzeugbau.<br />

In nur 14 Wochen Entwicklungszeit entstand <strong>der</strong><br />

Prototyp des ROTRAC E2 und schon ein Jahr nach<br />

dem bauma-Auftritt präsentierten die Firmen im Mai<br />

2011 das erste Serienfahrzeug (Bild 1) auf <strong>der</strong> Messe<br />

transport logistik in München.<br />

206 111 (2013) Heft 3


Fahrzeuge<br />

2 Antri<strong>eb</strong>skonzept für kompakte<br />

Baugröße und hohe Zugkraft<br />

Das Herzstück des Konzepts des elektrischen Rangierfahrzeuges<br />

stellen zwei robuste Starrachsen nach<br />

Bild 2 dar, in die je zwei Asynchronmotoren sowie<br />

Getri<strong>eb</strong>e und Lamellenbremse eing<strong>eb</strong>aut sind. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> integrierten Bauweise dieser den Aufbau<br />

und den Antri<strong>eb</strong> bestimmenden Komponenten<br />

konnten die Fahrzeugabmessungen klein gehalten<br />

werden. Das Gewicht ist allerdings für die Fahrzeuggröße<br />

beachtlich; es sorgt für traktionstechnisch hinreichende<br />

Anpresskraft an den Aufstandspunkten <strong>der</strong><br />

vier relativ großen Rä<strong>der</strong> (Tabelle 1) und wird mittels<br />

am Chassis befestigter Ballastplatten erreicht. Mit<br />

Vollgummibandagen auf diesen Treibrä<strong>der</strong>n, die im<br />

Vergleich zu Stahlrä<strong>der</strong>n zu einem deutlich höheren<br />

Reibungskoeffizienten verhelfen, wird das Drehmoment<br />

<strong>der</strong> vier Elektromotoren optimal auf die Schienen<br />

übertragen.<br />

Die Motoren werden über Umrichter aus einem<br />

bordeigenen Blei-Akkumulator gespeist. Mit einer<br />

Nennleistung von je nur 4,5 kW können sie kurzzeitig<br />

mit etwa fünffacher Nenn-Stromstärke überbelastet<br />

werden und entwickeln so eine maximale<br />

Anfahrleistung von viermal 26,5 kW. Die maximale<br />

Zugkraft von 24 kN reicht aus, Züge mit bis zu etwa<br />

250 t Anhängemasse in <strong>der</strong> Ebene in Bewegung zu<br />

setzen. Die Fahrzeuge beschleunigen stufenlos auf<br />

maximal 5 km/h; die Nennleistung reicht aus, diese<br />

Geschwindigkeit zu halten.<br />

Diese Aufgabe obliegt den erwähnten Umrichtern,<br />

die <strong>eb</strong>enfalls <strong>der</strong> Serienfertigung entnommen werden.<br />

Sie ermöglichen vollsynchronisierten Einzelradantri<strong>eb</strong>,<br />

geregelt durch zwei LINC1-Steuerungen (Bild 3), eine<br />

pro Achse, die im Master-Slave-Modus arbeiten.<br />

Eine hydraulisch verstellbare und selbsttätig nachregelnde<br />

Schienenführung (Bild 4) reguliert die Anpresskraft<br />

und sorgt im Schienenbetri<strong>eb</strong> für die Sicherheit<br />

gegen Entgleisen und optimale Traktion.<br />

Sie wird für das Abgleisen, also für das Verlassen des<br />

Gleises, und das anschließende Fahren auf einem mit<br />

<strong>der</strong> Schienenoberkante niveaugleichen Boden per<br />

Hydraulik hochgehoben.<br />

Inzwischen wurden die kompakten Rangiergeräte<br />

auch weltweit ausgeliefert, zuletzt an Bahnunternehmen<br />

in Malaysia, Brasilien, Australien und Kasachstan.<br />

Bereits kurz nach Auslieferung des ersten ROTRAC E2<br />

fragten Kunden ein <strong>eb</strong>enso effizientes Gerät mit ähnlich<br />

guten Fahreigenschaften aber höherer Zugkraft<br />

nach. Auf Grundlage entsprechend stärkerer Staplerkomponenten<br />

entstand <strong>der</strong> ROTRAC E4 (Tabelle 1),<br />

Bild 2:<br />

Starrachse ROTRAC E2 mit integrierten Motoren und Bremslamellen.<br />

Bild 3:<br />

Kompakte LINC1-Steuerung für vollsynchronisierten Einzelradantri<strong>eb</strong>.<br />

3 Erhöhung <strong>der</strong> Zugkraft für das<br />

Paket<br />

Von Anfang an findet <strong>der</strong> ROTRAC E2 großen Anklang<br />

in <strong>der</strong> Bahnbranche; so lief die Serienfertigung<br />

mit deutlich höheren Stückzahlen an, als ursprünglich<br />

erwartet. Beispielsweise nutzt die Deutsche Bahn das<br />

Fahrzeug in den Instandhaltungswerken Aachen, Pa<strong>der</strong>born<br />

und Berlin. Siemens Mobility setzt es für Rangierarbeiten<br />

im Werk Krefeld ein, wo das Unternehmen<br />

Regional- und Hochgeschwindigkeitszüge baut.<br />

Bild 4:<br />

Seitenansicht Treibrad und hochgehobene Gleisführungsrolle.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

207


Fahrzeuge<br />

TABELLE 1<br />

Technische Daten <strong>der</strong> ROTRAC-Rangierfahrzeuge E2<br />

und E4.<br />

maximale Anhängemasse<br />

zirka<br />

maximale<br />

Zugkraft<br />

maximale<br />

Geschwindigkeit<br />

Spurweitenbereich<br />

kleinster<br />

Wen<strong>der</strong>adius<br />

maximale<br />

Traktionsleistung<br />

ROTRAC<br />

E2<br />

ROTRAC<br />

E4<br />

t 250 500<br />

kN 24 48<br />

km/h 5 5<br />

mm 1 000 ...<br />

1 676<br />

1 000 ...<br />

1 676<br />

m 0,9 2,5<br />

Stück 4 4<br />

kW 18 50<br />

kW 106 150<br />

Fahrzeugmasse t 3,8 7,5<br />

Fahrzeuglänge mm 2 300 3 550<br />

Fahrzeugbreite mm 1 800 1 800<br />

Fahrzeughöhe mm 1 300 1 400<br />

Raddurchmesser mm 500 780<br />

Anzahl Traktionsmotoren<br />

Traktions-Nennleistung<br />

Bleiakkumulatortyp<br />

Akkumulatorspannung<br />

Akkumulatorkapazität<br />

– 4 PzS 6 PzS<br />

V 48 80<br />

Ah 620 930<br />

<strong>der</strong> im September 2012 auf <strong>der</strong> Verkehrstechnikmesse<br />

InnoTrans in Berlin dem internationalen Publikum vorgestellt<br />

wurde (Bild 5). Bei etwa doppeltem Eigengewicht<br />

bewegt <strong>der</strong> E4 bis zu rund 500 t Anhängemasse,<br />

zum Beispiel auch in <strong>der</strong> Fertigung befindliche Hochgeschwindigkeitszüge<br />

<strong>der</strong> neuen ICE3-Generation.<br />

Derzeit durchläuft das Fahrzeug einen ausführlichen<br />

Praxistest und startet im Anschluss eine Präsentationstour.<br />

Beide Fahrzeuge werden bei dem genannten<br />

Tochterunternehmen für den Umbau von Flurför<strong>der</strong>zeugen<br />

für explosionsgefährdete Bereiche und Son<strong>der</strong>ausführungen<br />

in Kleinserie gefertigt. Die wesentlichen<br />

Komponenten und ihr Zusammenwirken zeigt Bild 6.<br />

4 Rückgewinnung <strong>der</strong> Bremsenergie<br />

in die Fahrbatterie<br />

Bei beiden Fahrzeugtypen <strong>der</strong> ROTRAC-Baureihe sind<br />

zum Abbremsen <strong>der</strong> Last keine Hilfsmittel wie beispielsweise<br />

Hemmschuhe nötig. Den Bremsvorgang<br />

übernehmen zunächst die Elektromotoren, wobei die<br />

Bremsenergie über die auf den Starrachsen montierten<br />

Umrichter wie<strong>der</strong> in die Traktionsbatterie zurückgespeist<br />

wird. Dann greift die direkt in die Antri<strong>eb</strong>sachsen<br />

eing<strong>eb</strong>aute Lamellenbremse, im Übrigen auch<br />

umgehend dann, wenn <strong>der</strong> Not-Aus-Knopf betätigt<br />

wurde. Der ROTRAC E4 bietet zudem die Möglichkeit,<br />

die Druckluftbremsanlage <strong>der</strong> angehängten Waggons<br />

anzusteuern.<br />

Dank <strong>der</strong> Energierückgewinnung im Bremsvorgang<br />

und des hohen Wirkungsgrads <strong>der</strong> Batterie, die baugleich<br />

auch in Elektrostaplern eingesetzt wird, sind die<br />

ROTRAC-Modelle sehr effizient. Eine Batterieladung<br />

reicht je nach Einsatzprofil acht bis zwölf Stunden,<br />

also mindestens eine Arbeitsschicht lang. Die Traktionsbatterie<br />

wird über ein normales Stapler-Ladegerät<br />

geladen und ist zudem leicht gegen eine bereits geladene<br />

auszutauschen, sodass auch ein Dauereinsatz<br />

im Dreischichtbetri<strong>eb</strong> möglich ist. Auf Wunsch erhält<br />

<strong>der</strong> Kunde die Rangierfahrzeuge auch mit On-Board-<br />

Ladegerät und kann die Batterie damit an <strong>der</strong> jeweils<br />

nächstgelegenen geeigneten Steckdose laden.<br />

5 Spurstabilität und Wendigkeit<br />

Bild 5:<br />

ROTRAC E4 auf <strong>der</strong> InnoTrans 2012 in Berlin.<br />

Als Zweiwegefahrzeuge lassen sich ROTRAC E2 und<br />

ROTRAC E4 auf niveaugleichem Boden n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong><br />

Schiene auf engem Raum frei manövrieren. Sie bieten<br />

damit die Möglichkeit, für den nächsten Einsatz schnell<br />

das Gleis zu wechseln; das ist einer <strong>der</strong> wesentlichen<br />

Vorteile gegenüber den großen, meist verbrennungsmotorisch<br />

angetri<strong>eb</strong>enen Rangierfahrzeugen.<br />

Geregelt durch die zwei LINC1-Steuerungen werden<br />

die Fahrzeuge spurstabil geführt und im Bogen über<br />

208 111 (2013) Heft 3


Fahrzeuge<br />

unterschiedliche Drehzahlen an den jeweils gegenüberliegenden<br />

Rä<strong>der</strong>n gelenkt; die Rä<strong>der</strong> in Kurvenrichtung<br />

drehen dabei langsamer als die Außenrä<strong>der</strong>. Drehen<br />

die inneren und äußeren Rä<strong>der</strong> entgegengesetzt, dreht<br />

sich das Fahrzeug auf <strong>der</strong> Stelle. Der ROTRAC E2 wendet<br />

so auf einem Radius von knapp einem Meter.<br />

Bedingt durch das fast doppelt so hohe Gewicht<br />

des größeren Fahrzeugs würde dies Bodenbelag und<br />

Gummibereifung zu stark belasten. Beim ROTRAC<br />

E4 war daher eine wichtige bauliche Verän<strong>der</strong>ung<br />

notwendig. Die Entwickler haben das Antri<strong>eb</strong>skonzept<br />

des E4 um eine Drehschemel-Bugrolle (Bild 7)<br />

ergänzt, die bei engen Kurvenradien vertikal hydraulisch<br />

ausfährt. Dadurch wird die Hinterachse vom Boden<br />

gehoben und das Fahrzeug wendet, gelenkt und<br />

angetri<strong>eb</strong>en über die Vor<strong>der</strong>achse, auf einem Radius<br />

von zweieinhalb Metern.<br />

Strecken kann <strong>der</strong> Bediener beim ROTRAC E4 den<br />

Halt<strong>eb</strong>ügel und einen <strong>der</strong> beiden seitlich am Fahrzeug<br />

ausziehbaren Tritte zur Mitfahrt nutzen.<br />

Sicherheitstechnisch ist zu beachten, dass <strong>der</strong> Fahrzeugführer<br />

die Zugspitze in Fahrtrichtung einsehen<br />

6 Fernsteuerung und Diagnosefunktion<br />

Vom Personal gesteuert werden die ROTRAC-Fahrzeuge<br />

über die serienmäßige Funkfernbedienung<br />

mit einer Reichweite von 200 bis 300 m. Bei längeren<br />

Bild 6:<br />

Komponenten und Zusammenwirken beim ROTRAC E4.<br />

grün Fernbedienungseingabe rot<br />

blau Steuerung<br />

schwarz<br />

grau Sensoren, Schalter<br />

gelb<br />

Gleichstromnetz<br />

Drehstromversorgung<br />

Hydraulik<br />

Anzeige<br />

10 Jahre acrpsBestellung unter:<br />

Jubiläumsausgabe 10 Jahre acrps a.c. rail power supply<br />

Vorträge <strong>der</strong> Fachtagungen 2003-2011<br />

Mit ihrer diesjährigen internationalen Fachtagung feiert die acrps<br />

– a.c. rail power supply zehnjähriges Bestehen und blickt auf<br />

eine erfolgreiche Entwicklung zurück.<br />

Grund für uns, anlässlich dieses Jubiläums die gesammelten<br />

Vorträge <strong>der</strong> Fachtagungen aus den Jahren 2003 – 2011 und<br />

damit das g<strong>eb</strong>allte Fachwissen zu Themenbereichen <strong>der</strong> Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen in einer hochwertigen Jubiläumsausgabe<br />

zu veröffentlichen.<br />

Das Buch erscheint erstmals zur 6. acrps-Tagung am 07.03.2013<br />

mit einer Auflage von 500 Exemplaren. (Buchformat: DIN-A4,<br />

Hardcover, Umfang: ca. 500 Seiten, farbig)<br />

Tel.: +49 201 82002-14<br />

Fax: +49 201 82002-34<br />

bestellung@vulkan-verlag.de<br />

€ 120,-<br />

111 (2013) Heft 3<br />

209


Fahrzeuge<br />

Bild 7:<br />

Hydraulisch ausgefahrene Drehschemel-Doppelbugrolle ROTRAC E4 für Bogenfahrten n<strong>eb</strong>en<br />

dem Gleis.<br />

können muss o<strong>der</strong> es ist alternativ eine zweite dazu<br />

befähigte Kraft entsprechend positioniert und steht mit<br />

dem Fahrzeugführer über Funk in Kontakt. Zur Sicherheit<br />

des Bedieners und an<strong>der</strong>er Personen im Gleisbereich<br />

verfügen ROTRAC E2 und E4 zudem über verschiedene<br />

optische und akustische Warneinrichtungen<br />

und sind mit einem Not-Aus-Schalter sowie weiteren Sicherheits-<br />

und Überwachungsfunktionen ausgestattet.<br />

Wie auch die elektromechanischen und Antri<strong>eb</strong>skomponenten<br />

stammen elektronische Bauteile wie<br />

Steuerungen, Schützentafel, Gleichspannungswandler<br />

und Ladeschaltung aus <strong>der</strong> Serienfertigung. Darüber hinaus<br />

wird auch die hauseigene Steuerungssoftware und<br />

die Diagnosesoftware LinDiag eingesetzt, die das Auslesen<br />

aller relevanten Antri<strong>eb</strong>sparameter und Sensordaten<br />

für eine schnelle Fehlerdiagnose ermöglicht (Bild 8).<br />

7 Breites Einsatzspektrum<br />

Bild 8:<br />

Multifunktionsdisplay ROTRAC E4.<br />

Die Spurweite bei<strong>der</strong> ROTRAC-Modelle ist stufenlos<br />

von 1,0 m bis 1,6 m verstellbar. Die Fahrzeuge können<br />

also schmalspurige Straßenbahn- und sonstige<br />

Gleise <strong>eb</strong>enso befahren wie Bahngleise in Normalspur<br />

(Bild 9) o<strong>der</strong> mit großer Spurweite wie etwa in<br />

Spanien o<strong>der</strong> Brasilien.<br />

Und auch wenn die Baureihe bislang vornehmlich<br />

auf Verlad<strong>eb</strong>ahnhöfen und in Instandhaltungswerken<br />

zuhause ist, wird das Einsatzspektrum noch nicht ausgeschöpft.<br />

Ob in explosionsgeschützter Ausführung<br />

o<strong>der</strong> mit wi<strong>der</strong>standsfähiger Hitz<strong>eb</strong>ewehrung – durch<br />

die in <strong>der</strong> Firmengruppe vorhandene Son<strong>der</strong>baukompetenz<br />

kann die ROTRAC-Baureihe für unterschiedlichste<br />

Einsatzfel<strong>der</strong> ausgerüstet werden. Werksverkehre in<br />

Chemieunternehmen o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> L<strong>eb</strong>ensmittelindustrie<br />

sind hier <strong>eb</strong>enso denkbar und technisch möglich<br />

wie Rettungseinsätze in Gefahrenzonen.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Maik Manthey (37), Leiter<br />

Electronic Systems & Drives (ES&D).<br />

Adresse: Linde Material Handling<br />

GmbH, Großostheimer Str. 198,<br />

63741 Aschaffenburg, Deutschland;<br />

Fon: +49 6021 99-4850, Fax: -2257;<br />

E-Mail: maik.manthey@linde-mh.de<br />

Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) Stephan<br />

Zwiehoff (30), Produktmanager<br />

ROTRAC.<br />

Bild 9:<br />

ROTRAC E2 beim Ankuppeln.<br />

Adresse: G. Zwiehoff GmbH,<br />

Tegernseestr. 15, 83022 Rosenheim,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 8031 23285-24, Fax: -19;<br />

E-Mail: stephan.zwiehoff@zwiehoff.com<br />

210 111 (2013) Heft 3


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Historische S-Bahn Berlin begrüßt Spen<strong>der</strong><br />

Veteranen <strong>der</strong> Schiene sollen wie<strong>der</strong> rollen! Denn mit <strong>der</strong><br />

dungsbescheinigung. Spen<strong>der</strong> ab 50 EUR erhalten ein Zertifikat,<br />

S-Bahnkrise kam auch <strong>der</strong> Stillstand für die historischen Züge <strong>der</strong> Spen<strong>der</strong> ab 500 EUR werden auf einer Werbetafel im Zug genannt.<br />

Berliner S-Bahn. Der Verein Historische S-Bahn e.V. betreut diese Ihre Spende ist willkommen auf: Konto 20 140 87 55 – BLZ<br />

Fahrzeuge und kann seit 2009 keine Son<strong>der</strong>fahrten mehr durchführen.<br />

Grund hierfür sind schief stehende Wagenkästen wegen 0201 4087 55 – Stichwort: „167er“<br />

120 965 97 – Sparda-Bank Berlin e.G. – IBAN DE18 1209 6597<br />

fehlerhaft berechneter Drehgestellfe<strong>der</strong>n sowie zum Teil mehrjährige<br />

Abstellung unter freiem Himmel. Unterbrochen ist<br />

Weitere Informationen: www.hisb.de<br />

sogar die über 50 Jahre alte Tradition des S-Bahn-<br />

Weihnachtszuges, mit dem zehntausende Kin<strong>der</strong> ihre<br />

Erl<strong>eb</strong>nisfahrten machten. Das legendäre Röhren <strong>der</strong><br />

Motoren, das Atmen <strong>der</strong> Druckluftbremse – dies fehlt<br />

in <strong>der</strong> Berliner Bahnlandschaft!<br />

Nun will <strong>der</strong> Verein aber mit zwei Viertelzügen<br />

wie<strong>der</strong> auf die Strecke zurückkehren, je<strong>der</strong> aus einem<br />

Tri<strong>eb</strong>- und einem Beiwagen <strong>der</strong> Baujahre 1938 und<br />

1939. Hier soll man in dem Zug mit seiner Ursprungsnummer<br />

elT 3839/6401 das Flair und den Fahrkomfort<br />

von 1938 genießen: 2. Klasse Nichtraucher, 3. Klasse<br />

Nichtraucher und Raucher, beide mit Holzbänken.<br />

O<strong>der</strong> in dem Zug mit <strong>der</strong> seit 1941 geltenden Bezeichnung<br />

ET/EB 167072 dem Küchencharme des DDR-<br />

Interieurs vom Umbau in den 1960er Jahre erliegen.<br />

Für dieses Projekt braucht und sucht <strong>der</strong> Verein<br />

Unterstützung. Er rechnet mit rund 120000 EUR<br />

Gesamtaufwand für diesen Halbzug, wovon bislang<br />

knapp 75000 EUR vorhanden sind. Es fehlen also<br />

etwa 45000 EUR, um die Hauptuntersuchungen in<br />

Auftrag g<strong>eb</strong>en zu können, zuerst mit dem ET/EB<br />

167072. Dafür ist man für jede Spende dankbar.<br />

Historische S-Bahn e. V. ist als för<strong>der</strong>ungswürdig<br />

anerkannt. Bei vollständiger Adressangabe kommt<br />

Viertelzüge elT 3839/4601 (vorne) und ET/EB 167072 S-Bahn Berlin am 8. August 2004 anlässlich „80 Jahr<br />

umgehend eine steuerlich abzugsfähige Zuwen-<br />

Berliner S-Bahn“ bei Friedrichstraße (Foto: Matthias Winkler).<br />

Planfeststellung für Elektrifizierung Dachau – Altomünster<br />

Mit mehreren Jahren Verspätung sind Elektrifizierung und Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

<strong>der</strong> 30 km langen eingleisigen <strong>DB</strong>-Strecke 5502 Dachau<br />

– Altomünster einen Schritt vorangekommen: Das Eisenbahn-Bundesamt<br />

hat am 30. Januar 2013 das am 31. März 2008 eingeleitete<br />

Planfeststellungsverfahren dafür abgeschlossen. Die ehemalige<br />

Lokalbahn ist die einzige Linie im Münchner S-Bahnnetz mit Dieseltraktion.<br />

Ein 3 km langer Zwischenabschnitt mit einer Station soll<br />

zweigleisig, ein bisheriger Haltepunkt Kreuzungsbahnhof und ein<br />

bisheriger Bahnhof zum Haltepunkt werden. Die Bahnsteige werden<br />

96 cm hoch und barrierefrei zugänglich. Zu den Maßnahmen<br />

gehören auch Anpassungen und Neubau von Eisenbahn- o<strong>der</strong><br />

Straßenüberführungen sowie Umbau von Bahnübergängen. Angestr<strong>eb</strong>t<br />

wird Inbetri<strong>eb</strong>nahme Ende 2014, <strong>der</strong> Termin würde sich<br />

aber um ein Jahr verschi<strong>eb</strong>en, wenn die Strecke für die Bauarbeiten<br />

nur in den Schulferien gesperrt werden könnte.<br />

rrr<br />

Vertragsverlängerung für London Overground<br />

Die <strong>DB</strong>-Tochter Arriva für Regionalverkehr im Ausland bildet<br />

mit <strong>der</strong> Londoner MTR Corporation das Joint Venture London<br />

Overground Rail Operations (LOROL), das seit 2007 oberirdischen<br />

Schienenpersonennahverkehr zwischen 20 Londoner Stadtteilen<br />

mit <strong>der</strong>zeit 127 Zügen und 1090 Zugfahrten täglich betreibt.<br />

Seitdem ist die Passagierzahl von 90 000 auf 400 000 pro Tag<br />

und die Zufriedenheit von 57 auf 93 % gestiegen. Die Behörde<br />

Transport for London (TfL) hat jetzt aus einer Option den<br />

Verkehrsvertrag über Betri<strong>eb</strong> und Instandhaltung <strong>der</strong> Züge sowie<br />

den Betri<strong>eb</strong> von Bahnhöfen vorzeitig ab November 2014 bis November<br />

2016 verlängert. Grund soll unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> erfolgreiche<br />

Betri<strong>eb</strong> während <strong>der</strong> Olympischen und <strong>der</strong> Paralympischen<br />

Spiele 2012 sein. Der Auftragswert beträgt rund 200 Mio. GBP<br />

(230 Mio. EUR). Bis 2015 will TfL 320 Mio. GBP in Fahrzeuge und<br />

Bahnhöfe von LOROL investieren.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

211


Nachrichten Energie und Umwelt<br />

Erste 6-MW-Windturbinen<br />

installiert<br />

Für den Einsatz auf See hat Siemens eine getri<strong>eb</strong>elose Windenergieanlage<br />

mit 6 MW Leistung entwickelt, die man für den neuen<br />

Standard hält. Die ersten beiden Anlagen dieser Klasse sind Ende<br />

Januar 2013 vor <strong>der</strong> britischen Küste in dem Demonstrationsprojekt<br />

Gunfleet Sands III des Betreibers DONG Energy installiert<br />

worden. Dabei hat das Installationsunternehmen A2SEA, eine<br />

49-%-Tochter des Turbinenbauers, erstmals eine neue Generation<br />

von Montageschiffen eingesetzt. Damit gelang es, die beiden<br />

Windturbinen mit kompletten Rotorkränzen in einer Rekordzeit<br />

unter 24 Stunden anzubringen. Die Anlagen gehen jetzt in den<br />

Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>. Der Meldung zufolge sind in <strong>der</strong> Nordsee <strong>der</strong>zeit<br />

Windkraftanlagen mit 4,3 GW Gesamtleistung aufgestellt.<br />

Neues Montageschiff und erste getri<strong>eb</strong>elose 6-MW-Windturbine (Foto: Siemens).<br />

Nachrichten Personen<br />

Neuer Geschäftsbereichsleiter bei Balfour Beatty Rail<br />

Seit Jahresbeginn 2013 leitet Herbert<br />

Grützmacher bei Balfour Beatty Rail GmbH<br />

Germany & Austria den Geschäftsbereich<br />

Ausrüstung, zu dem die Unterbereiche<br />

Fahrleitung Nah- und Fernverkehr,<br />

Projekte Signale und Montage Elektro- und<br />

Signaltechnik, Projekte und Montage<br />

Bahnstromversorgung sowie Projekte 50 Hz<br />

& Telekommunikation gehören. Auch sind<br />

ihm die regionalen Baubüros unterstellt,<br />

die das Unternehmen flächendeckend betreibt.<br />

Der neue Leiter ist Bankkaufmann<br />

und Diplomökonom und war zuletzt<br />

Spartengeschäftsführer bei Schreck-Mieves<br />

GmbH, Tochterunternehmen von Balfour<br />

Beatty Rail.<br />

In Memoriam Werner Koeltzsch<br />

Erst kürzlich und nur zufällig hat <strong>der</strong><br />

Berichter erfahren und manche Fachkollegen<br />

wissen es auch nicht, dass am<br />

2. Juni 2011 Dipl.-Ing. Werner Koeltzsch<br />

an seiner schweren Krankheit gestorben<br />

ist. Er war 1936 in Thüringen g<strong>eb</strong>oren<br />

und hatte nach Lokomotivschlosserlehre<br />

zuerst Eisenbahnmaschinentechnik studiert.<br />

Zwei Fernstudien zum Ingenieur für<br />

Industrieanlagenmontage und Stahlbau<br />

sowie zum Diplomingenieur für Schienenfahrzeugtechnik<br />

absolvierte er während<br />

<strong>der</strong> Arbeit in <strong>der</strong> Versuchs- und Entwicklungsstelle<br />

für Maschinenwirtschaft in<br />

Halle (Saale) und als Referatsleiter in <strong>der</strong><br />

Hauptverwaltung Maschinenwirtschaft<br />

<strong>der</strong> Deutschen Reichsbahn. Hier verteidigte,<br />

betri<strong>eb</strong> und leitete er ab 1975<br />

die forcierte Elektrifizierung des DR-<br />

Streckennetzes mit 16 2 /3 Hz und hatte die<br />

Gesamtverantwortung für den Bereich<br />

Bahnstrom. Dabei konnte er sich noch<br />

über ein Jahrzehnt lang dem Eintritt in die<br />

Einheitspartei wi<strong>der</strong>setzen. Noch vor dem<br />

Zusammenschluss <strong>der</strong> beiden deutschen<br />

<strong>Bahnen</strong> konzipierte er mit seinem Gegenüber<br />

bei <strong>der</strong> Bundesbahn die künftig weitestmöglich<br />

zentrale deutsche <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

bis Berlin, vor allem für die<br />

Schnellfahrstrecke von Hannover. Nach<br />

<strong>der</strong> politischen Wende übernahm er das<br />

Projekt Elektrifizierung Schleswig-Holstein<br />

und baute dabei<br />

relativ geräuscharm<br />

die Bahnstromleitung<br />

bis nach Jübek.<br />

Nicht ohne Reiz ist<br />

<strong>der</strong> Gedanke, was er<br />

vielleicht bei rechtzeitiger<br />

und längerer<br />

Zusammenarbeit mit<br />

<strong>der</strong> dänischen Eisenbahn bewirkt haben<br />

könnte. Bevor er sich ab 2003 als Privatier<br />

vielseitig und bis zuletzt für die Bahn engagierte,<br />

betreute er <strong>Bahnen</strong>ergieprojekte<br />

von Magd<strong>eb</strong>urg und von Saalfeld bis und<br />

um Berlin; in diesem Netz hat Werner<br />

Koeltzsch eigentlich ein Denkmal verdient.<br />

Be<br />

212 111 (2013) Heft 3


Medien Nachrichten<br />

Internet<br />

Fischer, W.; Braun, R.; Erlich, I.: Low<br />

Frequency High Voltage Offshore<br />

Grid for Transmission of Renewable<br />

Power<br />

In: 3 rd IEEE PES Innovative Smart Grid<br />

Technologies Europe (ISGT Europe),<br />

Berlin, Germany, Oct. 2012; Link: http://<br />

www. uni-due.de/ean/downloads/papers/<br />

fischer2012.pdf<br />

Es wird vorgeschlagen, in <strong>der</strong> Nordsee<br />

ein vermaschtes Hochspannungskabelnetz<br />

3 AC 16,7 Hz zu installiern und die<br />

Windenergie damit zum Festland zu<br />

bringen. Nach einer Kurzfassung werden<br />

in vier Abschnitten Ausgangssituation,<br />

Lösung und wesentliche Erg<strong>eb</strong>nisse, dann<br />

die grundsätzlich möglichen Lösungen,<br />

ferner die Komponenten für 16,7 Hz und<br />

schließlich die Übertragungsmerkmale<br />

50 Hz gegen 16,7 Hz beschri<strong>eb</strong>en und<br />

diskutiert; ein Schlussabschnitt fasst alles<br />

nochmals zusammen. Die wesentlichen<br />

Erkenntnisse sind danach, untermauert<br />

durch Tabellen und Grafiken:<br />

Die Windenergieparks in <strong>der</strong> Nordsee<br />

sollen Leistungen von 50 bis 900 MW<br />

haben und werden 50 bis 300 km vom<br />

Festland entfernt liegen. Bei 50 Hz<br />

begrenzt <strong>der</strong> kapazitive Ladestrom <strong>der</strong><br />

Kabel die Übertragungsweite so, dass<br />

bisher HGÜ als einzige Alternative gilt.<br />

Weil es keine DC-Leistungsschalter gibt,<br />

ist kein vermaschtes Netz möglich, son<strong>der</strong>n<br />

je<strong>der</strong> Park muss seine Energie selbst<br />

übertragen. Die HGÜ-Stationen sind sehr<br />

teuer und werden doppelt benötigt,<br />

nämlich einmal auf See und einmal an<br />

Land. Außerdem ist mit Ausfallzeiten zu<br />

rechnen, weil sie nicht bei jedem Wetter<br />

zu erreichen sind.<br />

Weil mit <strong>der</strong> Frequenz auch <strong>der</strong> Ladestrom<br />

auf ein Drittel sinkt und an<strong>der</strong>e<br />

Effekte hinzukommen, wächst die mögliche<br />

Übertragungsentfernung bei 16,7 Hz<br />

auf mehr als das Dreifache, das heißt auf<br />

viele hun<strong>der</strong>t Kilometer. Das System ist<br />

keine große Herausfor<strong>der</strong>ung, weil die<br />

Hauptkomponenten in <strong>der</strong> Bahntechnik<br />

fel<strong>der</strong>probt vorhanden sind und am<br />

Weltmarkt ang<strong>eb</strong>oten werden.<br />

Hochspannungs-Unterwasserkabel<br />

sind seit Jahrzehnten im kommerziellen<br />

Betri<strong>eb</strong>. Für ihren Aufbau macht es keinen<br />

Unterschied, mit welcher Frequenz sie<br />

betri<strong>eb</strong>en werden sollen. Weil bei 16,7 Hz<br />

<strong>der</strong> Skin-Effekt schwächer ist, sind dann<br />

<strong>der</strong> Resistanzbelag und damit die Übertragungsverluste<br />

um ein Drittel geringer als<br />

bei 50 Hz, o<strong>der</strong> es lassen sich bei gleich<br />

hohen Verlusten die 1,2-fachen Stromstärken<br />

übertragen.<br />

Gasisolierte Schaltfel<strong>der</strong> werden<br />

bei <strong>der</strong> <strong>DB</strong> bis 110 kV und bei <strong>der</strong> SBB<br />

bis 132 kV Nennspannung verwendet,<br />

etwas höhere Werte sind erwünscht. Die<br />

Kurzschlussstromstärken werden bei den<br />

Offshore-Stationen viel niedriger sein als<br />

in den Bahnnetzen.<br />

Ein Transformator für 1 AC 16,7 Hz wurde<br />

schon einmal für 187,5 MVA g<strong>eb</strong>aut.<br />

Technisch gibt es die empfehlenswerte<br />

Kapselung, auch <strong>der</strong> Laststufenschalter, sie<br />

ist aber noch nicht in G<strong>eb</strong>rauch. Normale<br />

Transformatoren sind etwa doppelt so<br />

schwer wie solche für 50 Hz gleicher Leistung;<br />

hier sollte die Auslegung verbessert<br />

werden. Die Geräusche spielen daegen<br />

keine Rolle. Das gilt alles auch für Kompensationsspulen,<br />

<strong>der</strong>en Zweckmäßigkeit<br />

wie<strong>der</strong>holt erklärt wird.<br />

Die Schutzsysteme sind einfach zu<br />

realisieren, weil die Dreileiterkabel Glasfiberkabel<br />

mitführen.<br />

Umrichterstationen auf See werden<br />

nicht g<strong>eb</strong>raucht, was beträchtlich an<br />

Investitionen und Instandhaltungskosten<br />

spart und weniger Ausfallzeiten erwarten<br />

lässt. Die Frequenzumrichter an Land sind<br />

nicht <strong>der</strong> feuchten und salzhaltigen Luft<br />

ausgesetzt, und sie sind je<strong>der</strong>zeit leicht<br />

und wetterunabhängig erreichbar. Ihre<br />

Technik ist für <strong>Bahnen</strong> voll entwickelt,<br />

erprobt und bewährt. Sie müssen nur<br />

nie<strong>der</strong>frequenzseitig für 3 AC erweitert<br />

werden, was sie noch einfacher macht<br />

beson<strong>der</strong>s hinsichtlich Oberwellen. Die<br />

Verluste werden mit 1,5 % beziffert. Für<br />

Einwegbetri<strong>eb</strong> reichen Thyristoren aus.<br />

Beson<strong>der</strong>s bei den Umrichtern ist das<br />

System also viel wirtschaftlicher.<br />

Als großer Vorteil wird herausgestellt,<br />

dass alle Seekabelanlagen, die schon mit<br />

verschiedenen Spannungen projektiert<br />

sind, zu einem Verbundnetz zusammengeschaltet<br />

werden können wie an Land.<br />

Wenn das Netz besteht, lassen sich alle<br />

schrittweise hinzukommenden Windparks<br />

jeweils mit kurzer Kabelstrecke in seinen<br />

Knoten anschließen. Gerade dies ist bei<br />

HGÜ nicht möglich.<br />

Als Vision wird angemerkt, dass sich<br />

das 16,7-Hz-Netz an Land verlängern<br />

lässt.<br />

Abschließend erklären die Autoren das<br />

Konzept Nie<strong>der</strong>frequenz-Hochspannungsübertragung<br />

für erneuerbare Energien als<br />

technisch machbar und empfehlen, seine<br />

wirtschaftlichen Vorteile in einer Machbarkeitsstudie<br />

herauszuarbeiten. Sie sind<br />

überzeugt, dass es die beiden an<strong>der</strong>en<br />

Systeme übertrifft, beson<strong>der</strong>s wenn man<br />

Ausfallzeiten wirtschaftlich mit betrachtet.<br />

Be<br />

an<strong>der</strong>e Informationsträger<br />

Eisenbahnkarte Österreich-Ungarn<br />

1918<br />

Nachdruck <strong>der</strong> Eisenbahnkarte von Ataria,<br />

im Zentrum die damalige Doppelmonarchie<br />

mit Prag, Wien, Budapest und Lemberg<br />

als hervorstechendsten Bahnknoten,<br />

jedoch noch weit darüber hinausreichend<br />

vom Bodensee zum Bosporus; beson<strong>der</strong>s<br />

interessant das legendäre, heute ganz<br />

verschwundene Schmalspurnetz <strong>der</strong><br />

Bosnisch-Herzegovinischen Staatsbahn.<br />

Komplett restaurierte Version <strong>der</strong> Originalkarte,<br />

DIN A1 59 cm x 84 cm, gefaltet<br />

DIN A4, 9,80 EUR.<br />

Versand in Deutschland ab 10,00 EUR Warenwert<br />

frei, darunter 2,00 EUR Versandkosten.<br />

Bestellungen: www.BahnBuchShop.de, info@<br />

gve.verlag, Fon +49-30-78 70 55-11, Fax -10.<br />

111 (2013) Heft 3<br />

213


Nachrichten Medien<br />

Druckschriften<br />

Wendelsteinbahn (Hrsg.):<br />

Seitenblicke – Zeitenblicke<br />

Eine Zeitreise durch 100 Jahre Wendelsteinbahn-Geschichte.<br />

Brannenburg:<br />

2012. 20 S., reich b<strong>eb</strong>ild.; 23 cm x 23 cm,<br />

brosch.; Schutzg<strong>eb</strong>. 5,00 EUR.<br />

Nach sechs kurzen Vorworten wird<br />

<strong>der</strong> Erbauer <strong>der</strong> Bahn Otto von Steinbeis<br />

vorgestellt. Auf zehn Doppelseiten folgen<br />

mit jeweils sechs historischen Fotos und<br />

Original-Streckenkartenausschnitten<br />

gleichermaßen wohltuend knappe<br />

wie sprachlich saubere Kurztexte über<br />

Planung, Bau und Betri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> ersten<br />

deutschen Hochg<strong>eb</strong>irgsbahn sowie<br />

die rettende Mo<strong>der</strong>nisierung Ende <strong>der</strong><br />

1980er Jahre. Am Schluss sind auf einer<br />

Seite konzentriert die ursprünglichen<br />

Zuggarnituren aus Lokomotive und<br />

Wagen sowie die 1990 gelieferten zwei<br />

neuen Doppeltri<strong>eb</strong>wagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Bezugsquellen: info@wendelsteinbahn.de; Fon<br />

+49 8034 308-110, Fax -106; Talbahnhof in<br />

Brannenburg<br />

Nachrichten Berichtigung<br />

zum Fokus Forum „Bahnelektrifizierung ...“ in <strong>eb</strong> 1/2013, Seite 24–26<br />

In <strong>der</strong> Tabelle 2 war unter Zuwachs 2010<br />

die erste Zeile „5581 Olching – Maisach“<br />

guten Glaubens aus <strong>eb</strong> 1-2/2011 (S. 15,<br />

Tab. 3) übernommen. Tatsächlich wurden<br />

die Oberleitungen dort aber bereits in<br />

den Jahren 2008 und 2009 eingeschaltet<br />

(Bild), <strong>der</strong> Streckenabschnitt hätte also<br />

schon zum Bericht über 2008 gemeldet<br />

und dort genannt werden müssen (<strong>eb</strong><br />

1-2/2009). Im August 2010 wurden dagegen<br />

die neuen Oberleitungen über den<br />

beiden erneuerten Gleisen <strong>der</strong> Strecke<br />

5503 eingeschaltet, die 1840 eröffnet<br />

und ab 1927 bis Nannhofen elektrisch<br />

betri<strong>eb</strong>en wurde (Bild). Dies war jedoch<br />

keine Neuelektrifizierung im Sinne eines<br />

Zuwachses an elektrisch betri<strong>eb</strong>enen<br />

Strecken im <strong>DB</strong>-Netz, selbst wenn das<br />

Richtungsgleis Olching – Maisach dabei<br />

in ganz an<strong>der</strong>e Lage gekommen war<br />

(Bild). – In <strong>der</strong> letzten Zeile <strong>der</strong> Tabelle<br />

muss es heißen: „4280 Bft Schliengen<br />

Abzw Nord – Haltingen 21,6 km“<br />

(Bft = Bahnhofsteil).<br />

<strong>DB</strong>-Strecken Olching – Maisach mit Einschaltdaten <strong>der</strong> neuen o<strong>der</strong> erneuerten Streckengleis-Oberleitungen; Gleise schematisch entzerrt,<br />

real alle sechs n<strong>eb</strong>eneinan<strong>der</strong> (Basisquelle: <strong>DB</strong>).<br />

blau Strecke 5503 Regional-, Güter-, Abschnitt München-Pasing – Olching auch Fernverkehr<br />

braun Strecke 5560 Güterverkehr<br />

grün Strecke 5543 S-Bahnverkehr<br />

rot Strecke 5581 Fernverkehr<br />

Bf Bahnhof<br />

Hp Haltepunkt<br />

Rbf Rangierbahnhof<br />

214 111 (2013) Heft 3


Blindleistung Nachrichten<br />

Lange Leitung<br />

„... sollte <strong>der</strong> von Berlin kommende (ICE)<br />

eigentlich zum Kölner Hauptbahnhof<br />

fahren, wurde dann aber auf die falsche<br />

Strecke im Rechtsrheinischen geschickt.<br />

... durch den Umweg mit mehr als einer<br />

Stunde Verspätung im Kölner Hauptbahnhof<br />

angekommen. ... Auslöser sei ein<br />

Handhabungsfehler eines Beschäftigten<br />

bei den Stellwerken gewesen, ...“ (aus<br />

Augsburger Allgemeine Anfang Dezember<br />

2012; dazu <strong>DB</strong>-Richtlinie 408 Züge fahren<br />

und Rangieren Modul 0591 Sonstige Unreglemäßigkeiten<br />

im Bahnbetri<strong>eb</strong>: „Wenn<br />

Sie als Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer erkennen, dass<br />

Ihr Zug fehlgeleitet wird, müssen Sie den<br />

Zug sofort anhalten und die Weisung des<br />

Fahrdienstleiters einholen.“).<br />

Ornithologen unter sich<br />

Sprachexkurs 2<br />

„... wird in nächster Zeit die Untersuchung <strong>der</strong> Voraussetzungen,<br />

Möglichkeiten und Wirtschftserg<strong>eb</strong>nisse ... mit dem Ziel<br />

einer großzügigen Lösung <strong>der</strong> dort bestehenen ... Probleme von<br />

beson<strong>der</strong>er Bedeutung sein. – Die Bemühungen um die Koordinierung<br />

und Vereinfachung <strong>der</strong> Statistik zur Einsparung von<br />

Verwaltungsarbeit und Entlastung <strong>der</strong> Dienststellen ... wurden in<br />

verstärktem Maße fortgesetzt.“ (aus Vorläufigem Jahresrückblick<br />

<strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn – Geschäftsjahr 1962).<br />

Flottieren<strong>der</strong> Kurs<br />

„Die Option ... hat einen Wert von rund 200 Millionen britischen<br />

Pfund (ca. 232,4 Millionen Euro).“ (aus aktueller Pressemitteilung<br />

eines großen Nahverkehrsunternehmens).<br />

Fachlyrik<br />

Der Transformator<br />

(frei nach Heine)<br />

Ich weiß nicht was soll es bedeuten<br />

Daß ich so traurig bin<br />

Ein Monstrum aus neuesten Zeiten<br />

Das will mir nicht aus dem Sinn<br />

Die Luft ist kühl, denn es funkelt<br />

Und wechselnd fliesset <strong>der</strong> Strom<br />

Des Ingenieurs Geist wird umdunkelt<br />

Er rechnet mit Ampere und Ohm.<br />

Der grösste <strong>der</strong> Transformatoren<br />

Steht unten wun<strong>der</strong>bar<br />

Dem Ingenieur brummt’s in <strong>der</strong> Ohren<br />

Es sträubt sich sein lockiges Haar<br />

Der Transformator im Oele<br />

Der singet ein Lied dabei<br />

Das gleicht nur großem Krakehle<br />

Statt li<strong>eb</strong>licher Melodei.<br />

Den Dipl.Ing. im großen Saale<br />

Ergreift es mit wildem Weh<br />

Er schaut nicht mehr auf die Skale<br />

er schaut nur hinauf in die Höh‘<br />

Ich glaube ein Kurzschluss vernichtet<br />

den Armen in seinem Wahn<br />

und <strong>der</strong> dieses Lied erdichtet<br />

hat‘s mit Vergnügen getan.<br />

Non il ne s’agit pas du poême de la belle<br />

Lorelei, mais bien des tribulations d’un<br />

ingenieur des plate-forme d’essais en<br />

1924 (Nein, es handelt sich nicht um das<br />

Gedicht von <strong>der</strong> schönen Lorelei, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr um die Probleme und Sorgen<br />

eines Ingenieurs im Versuchsfeld in 1924).<br />

Quelle: Fig. 167 aus Vauclair, M.: Sécheron.<br />

Genève: Slatkin, 2011 (Rezension in<br />

<strong>eb</strong> 11/2012, S. 655).<br />

111 (2013) Heft 3<br />

215


Impressum<br />

5. und<br />

6. März<br />

2015<br />

7.<br />

Fachtagung<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, <strong>DB</strong> Energie GmbH, Frankfurt am Main (fe<strong>der</strong>führend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, Geschäftsführer ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl. El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

in <strong>der</strong> Direction de l‘ingénière <strong>der</strong> SNCF, Paris (FR)<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />

GmbH, München<br />

Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Axel Güldenpenning, Bad Homburg<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an <strong>der</strong> Lahn<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />

<strong>DB</strong> Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, <strong>DB</strong> Netz AG, Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>DB</strong> Systemtechnik, Minden<br />

Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, <strong>DB</strong> Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-För<strong>der</strong>kreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västers (SE)<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, <strong>DB</strong> Netz AG, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Dipl. El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />

Diesen Termin<br />

sollten Sie sich merken:<br />

5. und 6. März 2015<br />

Bericht und Vorträge<br />

<strong>der</strong> acrps 2013<br />

in <strong>eb</strong>-Heft 6-7/2013<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124<br />

80636 München, Deutschland, Fon: +49 89 203 53 66-0, Fax: -99<br />

Internet: http://www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke (V.i.S.d.P.)<br />

Spartenleitung/Mediaberatung:<br />

Kirstin Sommer, Fon: +49 89 203 53 66-36, Fax: -99<br />

E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 59.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-494,<br />

E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement Print 305,00 € (inkl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Einzelheft 35,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

Einzelausgabe als ePaper 35,00 €<br />

Abo Plus (Print plus ePaper) 396,50 €<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung o<strong>der</strong> direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalen<strong>der</strong>jahres.<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab Jahrgang 44 (1973),<br />

sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 0013-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

216


Termine<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

6. acrps – a.c. rail power supply<br />

Internationale Konferenz für Energieversorgungs anlagen<br />

von Wechselstrombahnen<br />

07.-08.03.2013 Internet: www.acrps.info,<br />

Leipzig (DE) (siehe auch Anzeige in diesem Heft)<br />

Rail Tech Europe 2013<br />

19.-21.03.2013 europoint<br />

Amersfoort (NL) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />

E-Mail: svanbeekrailtech-europe.com,<br />

Internet: www.railtech-europe.com<br />

SIFER 2013<br />

26.-28.03.2013 Mack Brooks France<br />

Lille (FR) Fon: +33 03 59560637,<br />

E-Mail: sifer@mackbrooks.com,<br />

Internet: www.sifer2013.com<br />

41. Tagung Mo<strong>der</strong>ne Schienenfahrzeuge<br />

07.-10.04.2013 Technische Universität Graz<br />

Graz (AT) Fon/Fax: +43 316 873-6216,<br />

E-Mail: claudia.kaufmann@<br />

schienenfahrzeugtagung.at,<br />

Internet: www.tugraz.at<br />

IZB-Symposium Nachhaltigkeit in <strong>der</strong> Bahntechnik –<br />

Belastung o<strong>der</strong> Mehrwert?<br />

18.-19.04.2013 Innovationszentrum Bahntechnik<br />

Dresden (DE) Europa e. V.<br />

Fon: +49 351 4769857,<br />

Fax: +49 351 4519675,<br />

E-Mail: info@izbe.eu,<br />

Internet: www.izbe.eu<br />

Eisenbahnverkehr: Bau- und Betri<strong>eb</strong>srecht<br />

Informationen zur Sicherheit und zur neuen<br />

Bauaufsicht EBA\r<br />

Eisenbahnverkehr: Umweltrecht<br />

Überblick über die wesentlichen Vorschriften des Umweltrechts<br />

beim Bau und Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahninfrastruktur<br />

23.-23.04.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />

München (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de<br />

5. Sicherheitstag Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

25.-26.04.2013 VDEI-Service GmbH<br />

Gotha (DE) Tel: +49 30 226057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: info@vdei-akademie.de<br />

60. UITP World Congress and Exhibition<br />

26.-30.05.2013 UITP<br />

Genf (CH) E-Mail: anhorn.philippe@tpg.ch,<br />

Internet: www.uitpgeneva2013.org<br />

suissetraffic 2013<br />

27.-29.05.2013 Bernexpo<br />

Bern (CH) Fon: +41 31 34011-11, Fax: - 44,<br />

E-Mail: info@bernexpo.ch,<br />

Internet: www.bernexpo.ch<br />

26. Internationale Ausstellung Fahrwegtechnik (iaf)<br />

28.-30.05.2013 VDEI-Service GmbH<br />

Münster (DE) Fon: +49 30 206057-90, Fax: -91,<br />

E-Mail: servicegmbh@vdei.de,<br />

Internet: www.iaf-messe.com<br />

Eisenbahntechnisches Kolloquium<br />

Thema: LÄRM 20XX – wie laut darf leise sein?<br />

11.06.2013 Technische Universität Darmstadt<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-2063, Fax: -4128,<br />

E-Mail: pressetu-darmstadt.de,<br />

Internet: www.tu-darmstadt.de<br />

22.-22.04.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />

München (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de


HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT<br />

Münster 2013<br />

28. - 30. Mai<br />

Wirtschaftliche<br />

Oberleitungsinstandhaltung<br />

Sicherheit, Präzision und Wirtschaftlichkeit. Diese wichtigen Faktoren<br />

zeichnen Plasser & Theurer bei <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Oberleitungsinstandhaltung<br />

aus. Kräne sowie verfahrbare Hubarbeitsbühnen ermöglichen auch in großen<br />

Höhen ein sicheres und komfortables Arbeiten. Aufgrund <strong>der</strong> Vielseitigkeit<br />

und <strong>der</strong> einfachen Bedienung dieser High-Tech Maschinen ist nur mehr ein<br />

geringer Personalaufwand notwendig.<br />

www.plassertheurer.com<br />

Plasser & Theurer und Plasser sind international eingetragene Marken

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