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eb - Elektrische Bahnen Axel Schuppe, Verband der Bahnindustrie (Vorschau)

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B 2580<br />

www.<strong>eb</strong>-info.eu<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

1/2013 mine<br />

Januar<br />

Termine<br />

Standpunkt<br />

<strong>Axel</strong> <strong>Schuppe</strong>, <strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Bahnindustrie</strong><br />

Fokus<br />

Interview<br />

Peter Hutchinson, Balfour Beatty Rail<br />

Thema<br />

Leichtbau bei Schienenfahrzeugen −<br />

Bestandsaufnahme und Potenziale<br />

Konzept für Leichtbau-Fahrzeugkopf<br />

Lokomotiv-Plattform H3 für Rangierlokomotiven<br />

Dieselhydraulische Lokomotive wird<br />

diesel elektrische Hybridlokomotive<br />

Praxis<br />

Wir bauen Zukunft! − Der Kampf um den Nachwuchs<br />

Forum<br />

Bahnelektrifizierung in Europa und Deutschland<br />

Leserforum<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Nachhaltige 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>der</strong> DB mit erneuerbaren Energien<br />

132-kV-Übertragungsleitung <strong>der</strong> Netzverbindung<br />

SBB − ÖBB<br />

Historie<br />

<strong>Elektrische</strong> Lokomotiven <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn<br />

in <strong>der</strong> Nachkriegszeit


Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 1: Durch das mitteldeutsche Braunkohlerevier –<br />

1900 bis 1947<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige<br />

Techniker wie Gustav Wittfeld den Grundstein<br />

für den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />

mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es<br />

war <strong>der</strong> Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />

Dieser Band beschreibt die Pionierarbeit<br />

<strong>der</strong> ersten Jahre – von <strong>der</strong> Finanzierung<br />

bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, über<br />

die schwere Wie<strong>der</strong>inbetri<strong>eb</strong>nahme in den Zwanzigern<br />

und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />

bis hin zur Phase des Wie<strong>der</strong>aufbaus und<br />

<strong>der</strong> folgenden Demontage nach dem zweiten<br />

Weltkrieg.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

1. Auflage 2010, 258 Seiten mit CD-ROM,<br />

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Band 2: Elektrisch in die schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

Band 3: Die Deutsche Reichsbahn Teil 1 – 1947 bis 1960<br />

Die Technik mit Einphasen-Wechselstrom sollte<br />

ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografischen<br />

Bedingungen unter Beweis stellen.<br />

Die im Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke<br />

Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften<br />

einer G<strong>eb</strong>irgsbahn auf. Nachdem die<br />

Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />

genehmigt waren, begann eine stürmische Entwicklung,<br />

die durch den ersten Weltkrieg unterbrochen<br />

wurde. In den zwanziger Jahren wurde<br />

das Engagement fortgesetzt, das letztlich zum<br />

Erfolg <strong>der</strong> elektrischen Traktion in Deutschland<br />

beigetragen hat.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

1. Auflage 2011, 253 Seiten mit CD-ROM,<br />

Hardcover<br />

Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit<br />

dem Gedanken zur Wie<strong>der</strong>elektrifizierung des<br />

demontierten elektrischen Streckennetzes. 1950<br />

folgten dann konkrete Schritte, die nach Verhandlungen<br />

mit <strong>der</strong> UdSSR in einem Staatsvertrag<br />

endeten. Einen sofortigen Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

des Demontagegutes verhin<strong>der</strong>ten <strong>der</strong> Zustand<br />

von Lokomotiven und Anlagen sowie DDRinterne<br />

Streitereien über das anzuwendende<br />

Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955 den<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wie<strong>der</strong> aufzunehmen.<br />

P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />

1. Auflage 2012, 240 Seiten mit CD-ROM,<br />

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DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

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ZUKUNFT<br />

Vorteilsanfor<strong>der</strong>ung per Fax: +49 Deutscher 201 Industrieverlag / 82002-34 GmbH | Arnulfstr. o<strong>der</strong> 124 abtrennen | 80636 München und im Fensterumschlag einsenden<br />

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Son<strong>der</strong>preis pro Einzelband für Abonnenten <strong>der</strong> Fachzeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> o<strong>der</strong><br />

bei Bestellung <strong>der</strong> Gesamtreihe (Band 1-3): € 44,90 (zzgl. Versand)<br />

Die bequeme und sichere Bezahlung per Bankabbuchung wird mit einer Gutschrift von € 3,-<br />

auf die erste Rechnung belohnt.<br />

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Wi<strong>der</strong>rufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B.<br />

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Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />

Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

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PAWZD1-313<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />

von DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.


Standpunkt<br />

An<strong>der</strong>thalb Jahre „Handbuch Eisenbahnfahrzeuge“<br />

– Quo Vadis?<br />

D<br />

ie wichtigsten Regeln des „Handbuches<br />

Eisenbahnfahrzeuge“ zur Neureglung<br />

<strong>der</strong> Zulassungsprozesse für<br />

Bahntechnik in Deutschland haben am<br />

23. November 2012 als Verordnung die<br />

Zustimmung des Deutschen Bundesrates erhalten.<br />

Sie bekommen nun Gesetzeskraft. Damit ist ein<br />

erster Schritt getan, um das Tor zu einer neuen<br />

Zulassungspraxis für Bahntechnik in Deutschland<br />

aufzustoßen. Verlässliche Zulassungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

bei technischen Nachweisen sowie Serien- und<br />

Plattformzulassung von Schienenfahrzeugen sollen<br />

nun endlich für Planungssicherheit sorgen. Es ist zu<br />

hoffen, dass diese Verfahren zu erh<strong>eb</strong>lichen Vereinfachungen<br />

führen. Das ist auch wichtiger denn je.<br />

Denn <strong>der</strong> behördlich organisierte Zulassungsprozess<br />

hält mit dem sich dynamisch entwickelnden<br />

Markt für Bahntechnik längst nicht mehr Schritt. Ein<br />

Flaschenhals ist entstanden, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Eisenbahnsystems schadet.<br />

Mit dem Dialog zum „Handbuch Eisenbahnfahrzeuge“<br />

hat <strong>der</strong> Eisenbahnsektor in Deutschland<br />

einen vorsichtigen Kulturwandel begonnen, <strong>der</strong> sich<br />

jetzt auch dringend in <strong>der</strong> täglichen Praxis durchsetzen<br />

muss. Die Umsetzung des „Handbuches<br />

Eisenbahnfahrzeuge“ kann aus Sicht des Eisenbahnsektors<br />

jedoch nur ein erster Schritt in die richtige<br />

Richtung sein. Weitere müssen folgen. Die Leitlinien<br />

dafür gibt Europa schon seit 2008 mit <strong>der</strong> sogenannten<br />

Interoperabilitätsrichtlinie 2008/57/EG vor.<br />

Deren Ausgestaltung in Deutschland bietet einmalige<br />

Chancen für eine effektive und angemessene<br />

Reform unseres Zulassungswesens.<br />

Das Niveau <strong>der</strong> Sicherheit des Eisenbahnverkehrs<br />

und <strong>der</strong> eingesetzten Technik in Deutschland ist anerkannt<br />

sehr hoch. Daran hat die <strong>Bahnindustrie</strong> auch<br />

für die Zukunft ein ureigenes Interesse. Doch brauchen<br />

wir mo<strong>der</strong>ne Wege, auf denen die Sicherheit<br />

des Schienenverkehrs künftig erreicht werden kann.<br />

So muss die Verantwortung für sichere Bahntechnik<br />

durch die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Rollen von Betreibern,<br />

Herstellern, Behörden und Prüfeinrichtungen<br />

auf eine breitere Basis gestellt werden.<br />

Die Europäische Kommission hat diese<br />

Neuordnung bereits in ihrer Richtlinie<br />

vorausschauend angelegt. Sie bietet<br />

auch die Chance, die Zulassungsprozesse<br />

durch den Einsatz von privatrechtlich<br />

organisierten Prüforganisationen<br />

zu beschleunigen und gleichzeitig die<br />

Aufgaben des Eisenbahn-Bundesamtes<br />

auf Prozessüberwachung und eisenbahnrechtliche<br />

Aufsicht zu konzentrieren. Der<br />

Luftfahrtsektor gilt hier als Vorbild, in dem<br />

Prüforganisationen und Flugzeughersteller<br />

deutlich stärker in den Prüfprozess einbezogen<br />

sind.<br />

Zur Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie sind<br />

nicht nur weitere Anpassungen auf dem<br />

Verordnungsweg notwendig, son<strong>der</strong>n auch eine<br />

Än<strong>der</strong>ung des Eisenbahngesetzes. Damit käme die<br />

Bundesrepublik Deutschland auch ihrer Verpflichtung<br />

zur Umsetzung <strong>der</strong> europäischen Richtlinie<br />

nach. Um frühzeitig Rechtssicherheit für alle Beteiligten<br />

im Sektor herzustellen, benötigen wir so schnell<br />

wie möglich einen konsensfähigen Gesetzentwurf.<br />

In einer Übergangszeit könnten wichtige Reformimpulse<br />

bereits von einer Vorwegnahme wichtiger<br />

Regelungen des künftigen Modells ausgehen. Es<br />

setzt das Zusammenwirken aller Beteiligten für ein<br />

schienenverkehrsfreundliches Leitbild voraus: Sicherheit<br />

auf bewährtem Niveau und Wirtschaftlichkeit<br />

durch deutliche Beschleunigung des Zulassungsverfahrens.<br />

Dafür wünschen wir uns eine klare<br />

Weichen stellung durch den Bundesverkehrsminister.<br />

Ihr<br />

<strong>Axel</strong> <strong>Schuppe</strong><br />

Geschäftsführer<br />

<strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Bahnindustrie</strong> in Deutschland (VDB) e.V.<br />

111 (2013) Heft 1<br />

1


Inhalt<br />

1 / 2013<br />

Standpunkt<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

1 A. <strong>Schuppe</strong><br />

An<strong>der</strong>thalb Jahre „Handbuch Eisenbahnfahrzeuge“<br />

– Quo Vadis?<br />

Fokus<br />

Interview<br />

4<br />

P. Hutchinson<br />

Aktives Recruiting ist überl<strong>eb</strong>enswichtig<br />

Thema<br />

8<br />

T. Dellmann, S. Bernicke<br />

Leichtbau bei Schienenfahrzeugen −<br />

Bestandsaufnahme und Potenziale<br />

12<br />

M. Binswanger<br />

Konzept für Leichtbau-Fahrzeugkopf<br />

13<br />

K. Hiller, M. Binswanger<br />

Lokomotiv-Plattform H3 für Rangier -<br />

lokomotiven<br />

17<br />

Titelbild<br />

Fahren<strong>der</strong> Zug<br />

© Benik/ClipDealer.com<br />

U. Behmann<br />

Dieselhydraulische Lokomotive wird<br />

dieselelektrische Hybridlokomotive


Inhalt<br />

Praxis<br />

Nachrichten<br />

21<br />

53 <strong>Bahnen</strong><br />

55 Unternehmen<br />

P. Hofeichner<br />

Wir bauen Zukunft! −<br />

Der Kampf um den Nachwuchs<br />

Forum<br />

56 Produkte und Lösungen<br />

64 Impressum<br />

24<br />

U 3<br />

Termine<br />

U. Behmann<br />

Bahnelektrifizierung in Europa und Deutschland<br />

26 Leserforum<br />

60<br />

Historie<br />

Hauptbeiträge<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>Elektrische</strong> Lokomotiven <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bundesbahn in <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

30<br />

B. Carlstaedt<br />

Nachhaltige 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergie -<br />

versorgung <strong>der</strong> DB mit erneuerbaren Energien<br />

Sustainable 16.7 Hz traction power supply of DB<br />

with renewable energies<br />

L’alimentation électrique durable 16,7 Hz de la<br />

DB grâce aux énergies renouvelables<br />

38<br />

R. Astenwald, M. Hauser, C. Obkircher,<br />

A. Brenner, P. Winter<br />

132-kV-Übertragungsleitung <strong>der</strong> Netzverbindungen<br />

SBB − ÖBB<br />

132 kV transmission line for SBB − ÖBB network<br />

interconnection<br />

La ligne de transport 132 kV de la liaison interréseaux<br />

CFF − ÖBB<br />

Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8 Abs. 3 PresseG i.V.m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />

zum BayPresseG g<strong>eb</strong>en wir die Inhaber und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />

wie folgt an:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124, 80636 München.<br />

Alleiniger Gesellschafter des Verlages ist die ACM Unternehmensgruppe,<br />

Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt.


Fokus Interview<br />

Peter Hutchinson<br />

Aktives Recruiting ist<br />

überl<strong>eb</strong>enswichtig<br />

Seit Juli des Jahres hat Balfour Beatty Rail, Generalunternehmer für Bahninfrastruktur und international<br />

aufgestellter Anbieter von Bahnelektrifizierungs- und Stromversorgungssystemen mit Sitz in<br />

München, eine neue Führung. Wer ist <strong>der</strong> neue Mann an <strong>der</strong> Spitze? Was wird sich für Kunden und<br />

Mitarbeiter än<strong>der</strong>n und wo soll die Reise für das Unternehmen hingehen? Eberhard Buhl fragte den<br />

neuen Vorsitzenden <strong>der</strong> Geschäftsführung von Balfour Beatty Rail, Peter Hutchinson.<br />

<strong>eb</strong>: Sie haben am 1. Juli die Führung bei <strong>der</strong><br />

Balfour Beatty Rail GmbH in München übernommen,<br />

sind dem Unternehmen aber schon<br />

seit Jahren verbunden – im Verlauf einer interessanten<br />

Karriere. Gibt es dazu eine beson<strong>der</strong>e<br />

Geschichte?<br />

Peter Hutchinson: Wie man es nimmt. Ich bin ja<br />

g<strong>eb</strong>ürtiger Brite, und wenn wir im Jahr 1960 beginnen,<br />

als ich mich in <strong>der</strong> Schule für Deutsch als<br />

Fremdsprache entschieden habe, kann man tatsächlich<br />

einen roten Faden erkennen. Ich habe zunächst<br />

in Oxford Chemie studiert, dann in London<br />

als Wirtschaftsprüfer gearbeitet, anschließend bei<br />

Balfour Beatty als Financial Director. Heute bin ich<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung in einem globalen<br />

Eisenbahn-Unternehmen mit Sitz in Deutschland<br />

– da schließt sich gewissermaßen <strong>der</strong> Kreis.<br />

Ist Ihre heutige Position eine direkte Folge Ihrer<br />

langjährigen Akquisitions-Tätigkeit für das Unternehmen?<br />

Das kann man so sehen. In den 1990er Jahren wurde<br />

uns bei Balfour Beatty klar, dass wir in an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong><br />

expandieren müssen. Damals wie heute ist Deutschland<br />

eines <strong>der</strong> wichtigsten Län<strong>der</strong> Europas für Bahninfrastruktur-Projekte.<br />

Also haben wir im Jahr 2000<br />

von Adtranz den Fahrleitungsbereich Fixed Installations<br />

übernommen, die heutige Balfour Beatty Rail<br />

GmbH. Seither sind wir nicht nur in Deutschland präsent,<br />

son<strong>der</strong>n auch in Österreich, Schweden, Italien<br />

und Spanien, in China, Malaysia, und einigen an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n. Ich habe diese Übernahme geleitet und<br />

war auch für die Integration <strong>der</strong> neuen Gesellschaft<br />

in die Muttergesellschaft Balfour Beatty verantwortlich.<br />

Meine geschäftliche Verbindung nach Deutschland<br />

reicht also bis ins Jahr 2000 zurück.<br />

Zahlreiche weitere Übernahmen kamen hinzu.<br />

Alle unter Ihrer Führung?<br />

In den folgenden Jahren habe ich für Balfour Beatty<br />

Rail noch mehrere Übernahmeprojekte durchgeführt,<br />

darunter mit <strong>der</strong> ehemaligen ABB SAE<br />

Sadelmi, dem Geschäftsfeld „Elektrotechnische<br />

Ausrüstung“ <strong>der</strong> ABB G<strong>eb</strong>äudetechnik und dem<br />

Signal- und Sicherungstechnikbetri<strong>eb</strong> Signalbau<br />

Bahn, heute Balfour Beatty Rail Signal. Zuletzt<br />

4 111 (2013) Heft 1


Interview Fokus<br />

kam 2008 Schreck-Mieves mit allen Beteiligungen<br />

und Nie<strong>der</strong>lassungen in Deutschland, Russland,<br />

Schweden und den Nie<strong>der</strong>landen dazu. Aus diesem<br />

Grund habe ich eine enge Verbindung zu Balfour<br />

Beatty in Deutschland, und als ich gefragt wurde,<br />

ob ich in München den Vorsitz <strong>der</strong> Geschäftsführung<br />

übernehmen kann, war das beinahe ein logischer<br />

Schritt. Viele meiner Mitarbeiter kenne ich ja<br />

schon seit Jahren.<br />

Durch die genannten Akquisitionen ist Balfour<br />

Beatty Rail heute schon in vielen Geschäftsfel<strong>der</strong>n<br />

des Bahninfrastrukturbaus zuhause. Wo sehen Sie<br />

künftig Ihre Aufgaben?<br />

Wir müssen unsere Stellung im Markt halten und<br />

konsolidieren. Wir sind denke ich im deutschen<br />

Markt führend in den Bereichen Bahnstromversorgung<br />

und Gleisanlagen inklusive einem neuen<br />

Servic<strong>eb</strong>ereich, wir beherrschen alle Teilbereiche<br />

<strong>der</strong> Infrastruktur gleichermaßen und sind mit dieser<br />

Fähigkeit ziemlich einzigartig. Es gibt natürlich<br />

Spezialisten auf den einzelnen G<strong>eb</strong>ieten, aus einer<br />

Hand aber kann das in Deutschland wohl kein an<strong>der</strong>es<br />

Unternehmen anbieten. Meine Aufgabe ist<br />

es also, auch bei großen Projekten den Auftragg<strong>eb</strong>er<br />

von unseren Fähigkeiten als One-Stop-Shop zu<br />

überzeugen.<br />

Sind damit auch strategische Verän<strong>der</strong>ungen für<br />

das Unternehmen verbunden?<br />

Alle Strategien müssen von Zeit zu Zeit überdacht<br />

und nachjustiert werden. Das Auslandsgeschäft<br />

ist uns zwar wichtig, aber wir müssen uns auf den<br />

Heimatmarkt hier in Deutschland konzentrieren,<br />

im deutschen Markt die stärkste Kraft sein – in<br />

den Augen unserer Kunden und unserer Mitbewerber.<br />

Auch in den Augen <strong>der</strong> eigenen Mitarbeiter?<br />

Hun<strong>der</strong>tprozentig ja. Ich schreibe zum Beispiel alle<br />

zwei Wochen einen Newsletter an meine Mitarbeiter<br />

und sage ihnen, wo wir stehen, was gut läuft und<br />

was weniger gut, was wir erreicht haben und was wir<br />

noch tun müssen. So bekommt je<strong>der</strong> eine genaue<br />

Vorstellung davon, wo wir mit dem Unternehmen<br />

hin wollen.<br />

Wie ist denn die Geschäftsentwicklung vor dem<br />

Hintergrund <strong>der</strong> aktuellen Krisen zu sehen –<br />

sehen Sie Auswirkungen auf laufende Projekte?<br />

Sicher gibt es zur Zeit eine Schuldenspirale und<br />

Finanzierungsprobleme. In den meisten Län<strong>der</strong>n<br />

erkennen die Regierungen allerdings, wie wichtig<br />

Infrastruktur auf lange Sicht ist. Unsere Bahninfrastruktur-Projekte<br />

gehören also zu den langfristigen<br />

Investitionen, wir arbeiten denke ich in<br />

einem Geschäftsfeld, das bis zu einem gewissen<br />

Grad von diesem Schuldenproblem isoliert ist.<br />

Bei kommunalen Projekten ist die Situation etwas<br />

schwieriger, aber wir sind ja in allen Geschäftsbereichen<br />

gut aufgestellt. Zum Beispiel gibt es im<br />

Augenblick bei <strong>der</strong> Signaltechnik etwas weniger<br />

zu tun als im Bereich Fahrleitungen, wo wir viele<br />

neue Projekte verzeichnen. Wir haben jedenfalls<br />

die Expertise für Großprojekte, Fernverkehr und<br />

Nahverkehr; deshalb können wir in all diesen<br />

Bereichen anbieten, Schwankungen gut ausgleichen<br />

und eine stabile Auslastung des Unternehmens<br />

erreichen.<br />

In den vergangenen Monaten<br />

machte das sogenannte Schienenkartell<br />

von sich reden. Können Sie<br />

verhin<strong>der</strong>n, dass auch Ihr Unternehmen<br />

in regelwidrige Preisabsprachen<br />

verwickelt wird?<br />

Compliance ist für uns ein wichtiges<br />

Thema. Wir haben schon vor vielen<br />

Jahren bei Balfour Beatty weltweit<br />

ein Programm aufgelegt, mit dem<br />

wir unseren Mitarbeitern einen klaren Verhaltenskodex<br />

an die Hand g<strong>eb</strong>en, was sie mit Wettbewerbern<br />

machen können und was nicht. Ich finde, Kartellabsprachen<br />

bringen nur Probleme. Heute arbeiten<br />

wir mit einem Wettbewerber gemeinsam an einem<br />

Projekt, morgen sind wir wie<strong>der</strong> Konkurrenten.<br />

Deshalb legen wir großen Wert auf eine saubere<br />

Abgrenzung. Balfour Beatty schult alle Mitarbeiter<br />

regelmäßig, was rechtlich geht und was nicht.<br />

Unser Verhaltenskodex ist eisernes Gesetz – und es<br />

gibt keine Toleranz für Gesetzesbrecher. Auch direkt<br />

vor <strong>der</strong> InnoTrans, unserer wichtigsten Messe,<br />

bekamen unsere Mitarbeiter nochmal ein entsprechendes<br />

Briefing.<br />

Während <strong>der</strong> InnoTrans hatten Sie auch einen<br />

speziellen Recruiting-Tag für Studenten veranstaltet,<br />

um neue Mitarbeiter zu werben?<br />

Aktives Recruiting ist überl<strong>eb</strong>enswichtig, für uns genauso<br />

wie für viele an<strong>der</strong>e Unternehmen. Viele langjährige<br />

Mitarbeiter werden demnächst in Ruhestand<br />

gehen und eine schmerzliche Lücke hinterlassen.<br />

Aber in Deutschland gibt es nicht genügend kompetenten<br />

Nachwuchs. Zum Glück haben wir durch<br />

unsere Tochtergesellschaften gute Verbindungen in<br />

verschiedene an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>, in denen es vielleicht<br />

weniger Arbeit gibt als bei uns. So beschäftigen wir<br />

in Deutschland auch Mitarbeiter aus Rumänien, Polen,<br />

Spanien o<strong>der</strong> Griechenland.<br />

Ein wesentlicher Punkt ist: Manche unserer Mitarbeiter<br />

sind schon 40 o<strong>der</strong> 45 Jahre bei uns. Daran<br />

können Bewerber sehen, dass wir langfristig denken.<br />

Je<strong>der</strong> kann entsprechend seinen Fähigkeiten mit uns<br />

wachsen, seine Karriere optimal planen und eine<br />

langfristige Perspektive im Arbeitsl<strong>eb</strong>en bekommen.<br />

Unseren Kunden bieten wir bei Balfour Beatty Rail<br />

An mehr Arbeitssicherheit<br />

führt<br />

kein Weg vorbei!<br />

111 (2013) Heft 1<br />

5


Fokus Interview<br />

maßgeschnei<strong>der</strong>te Lösungen, neuen Mitarbeitern<br />

bieten wir maßgeschnei<strong>der</strong>te Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Aus- und Weiterbildung. Ich bin ganz sicher, je<strong>der</strong><br />

Mitarbeiter findet bei uns entsprechend seinen Fähigkeiten<br />

den richtigen Arbeitsplatz.<br />

Gibt es da auch einen Zusammenhang mit Ihrem<br />

Programm zur Arbeitssicherheit?<br />

Allerdings. Der Schlusssatz in meinem Newsletter ist<br />

immer: Arbeiten Sie sicher! Am Ende des Arbeitstages<br />

soll je<strong>der</strong> Mitarbeiter so gesund und munter nach<br />

Hause gehen können, wie er gekommen ist. Das ist<br />

nicht selbstverständlich. Deshalb haben wir 2010 die<br />

Initiative „Zero Harm“ gestartet mit dem Ziel, bis 2012<br />

auf „Null Unfälle“ zu kommen. Dazu müssen wir unsere<br />

Kunden mit ins Boot holen. Denn bei Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

liegt <strong>der</strong> Fokus auf <strong>der</strong> Sicherheit<br />

<strong>der</strong> Reisenden und <strong>der</strong> Güter – das ist ja richtig so. Wir<br />

wollen aber auch darauf achten, dass die Sicherheit<br />

unserer Beschäftigten dort nicht auf <strong>der</strong> Strecke bleibt.<br />

Ist „Zero Harm“ eine rein deutsche Initiative?<br />

Sie ist global angelegt, ein internationales Projekt.<br />

Zum Beispiel waren am 20. Juni alle 50 000 Mitarbeiter<br />

rund um die Welt aufgerufen, eine Stunde lang<br />

die Arbeit ruhen zu lassen und vor Ort, auf <strong>der</strong> Baustelle,<br />

an einer Sicherheits-Präsentation teilzunehmen.<br />

Jeweils ein Mitglied des Managements hat die Vorführung<br />

geleitet und kommentiert. Das hat manchmal<br />

großen logistischen Aufwand erfor<strong>der</strong>t, ist aber bei<br />

allen Mitarbeitern auf sehr starke Resonanz gestoßen.<br />

Ich selbst war in München und habe aus <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

einige sehr interessante Anregungen und<br />

Anmerkungen von den Mitarbeitern mitgenommen.<br />

Natürlich kostet mehr Sicherheit auch mehr Geld,<br />

aber daran führt langfristig kein Weg vorbei.<br />

Welche Vision haben Sie also langfristig von Balfour<br />

Beatty Rail, sagen wir in fünf o<strong>der</strong> zehn Jahren?<br />

Da sehe ich uns als Unternehmen, das die Branche<br />

anführt. Wir können nicht jede Technologie im<br />

Hause haben, aber wir können in den Geschäftsfel<strong>der</strong>n,<br />

wo wir nicht tätig sind, zuverlässige und<br />

kompetente Partner an unserer Seite haben. Unsere<br />

Kunden werden uns deshalb als Branchenführer<br />

wahrnehmen, unsere Mitarbeiter als zuverlässigen<br />

Arbeitg<strong>eb</strong>er, <strong>der</strong> sie ihren Fähigkeiten entsprechend<br />

för<strong>der</strong>t.<br />

Sie blicken also optimistisch in die nächste Zukunft?<br />

Pessimistisch ganz bestimmt nicht.<br />

Herr Hutchinson, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

ZUR PERSON<br />

Peter Hutchinson studierte Chemie an <strong>der</strong> Universität in Oxford<br />

(GB) und begann seine berufliche Laufbahn als Wirtschaftsprüfer.<br />

1998 wechselte er zu Balfour Beatty Rail in<br />

London als Financial Director. Dort begleitete und koordinierte<br />

er als Financial Director <strong>der</strong> Balfour Beatty Rail UK<br />

Division innerhalb von vier Jahren si<strong>eb</strong>en Akquisitionen,<br />

die <strong>der</strong> bis dahin auf Großbritannien konzentrierten Unternehmensgruppe<br />

den Eintritt in den europäischen Bahninfrastrukturmarkt<br />

eröffnete. Zwischen 2007 und 2011 leitete<br />

er als Director Acquisitions <strong>der</strong> Balfour Beatty plc weitere<br />

Akquisitionen in verschiedenen Geschäftsbereichen <strong>der</strong> Unternehmensgruppe.<br />

2010 wechselte er als Financial Director<br />

<strong>der</strong> Balfour Beatty Rail Division, die für die Bahnaktivitäten<br />

<strong>der</strong> Gruppe weltweit verantwortlich ist, nach München. Seit<br />

1. Juli 2012 ist er Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong><br />

Balfour Beatty Rail GmbH.<br />

6 111 (2013) Heft 1


35% weniger Gewicht für Antri<strong>eb</strong>sstromrichter?<br />

Sicher.<br />

Mit kompromissloser Leicht- und Kompaktbauweise ist es ABB gelungen, den<br />

Antri<strong>eb</strong>sstromrichter mit <strong>der</strong> grössten Leistungsdichte seiner Klasse zu entwickeln.<br />

Auch die Bordnetzumrichter sind in diesem Antri<strong>eb</strong> für 16 2/3 Hz Netze integriert.<br />

Weniger Energieverbrauch, höhere Beschleunigung und tiefere Achslast kommen den<br />

Qualitäten des Tri<strong>eb</strong>zugs zugute! Wenn Sie mehr über den Kompaktstromrichter<br />

BORDLINE ® CC1500 AC erfahren möchten: www.abb.com/railway<br />

ABB Schweiz AG, Traction Converters<br />

Tel. +41 58 585 00 00<br />

E-mail: traction.converters@ch.abb.com


Fokus Thema<br />

Leichtbau bei Schienenfahrzeugen –<br />

Bestandsaufnahme und Potenziale<br />

Im Auftrag des Leichtbauausschusses <strong>der</strong> Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft (DMG) entstand<br />

eine zweiteilige Studie zur Entwicklung des Leichtbaus im Vollbahnbereich seit 1994. Der vorliegende<br />

Beitrag fasst die Erg<strong>eb</strong>nisse des ersten Teils zusammen.<br />

Die letzte Studie zum Leichtbau wurde 1994<br />

vorgelegt [1]. Inzwischen gab die DMG eine Studie<br />

zum aktuellen Stand des Leichtbaus in Auftrag. Vollbahnen<br />

sowie Straßen- und Stadtbahnfahrzeuge<br />

wurden in zwei Teilstudien behandelt [2]. Über die<br />

erste Teilstudie wird im Folgenden auszugsweise<br />

berichtet.<br />

Nahverkehrstri<strong>eb</strong>züge<br />

In den Jahren seit 1994 gab es einige vielversprechende<br />

Leichtbauansätze, die jedoch aus verschiedenen<br />

Gründen nicht weiterverfolgt wurden. Ein<br />

Beispiel waren die so genannten Leichttri<strong>eb</strong>wagen,<br />

<strong>der</strong>en Bau nach <strong>der</strong> Umstrukturierung <strong>der</strong><br />

Deutschen Bundesbahn zur Deutschen Bahn eine<br />

Zeit lang mit großer Euphorie verfolgt wurde. Die<br />

Tri<strong>eb</strong>wagen mit den hinsichtlich Fahrzeugmasse geringsten<br />

spezifischen Werten sind <strong>der</strong> RegioSprinter<br />

sowie <strong>der</strong> GTW 2/6 <strong>der</strong> ersten Bauserie. Die Idee war,<br />

mit möglichst vielen Komponenten aus dem Lkwund<br />

Busbereich den Preis <strong>der</strong>artiger Nahverkehrsfahrzeuge<br />

zu senken. Um möglichst viel Gewicht zu<br />

sparen, wurde die Auslegungsdruckkraft in Längsrichtung<br />

nach DIN EN 12663 von 1 500 kN umgangen<br />

und mit hohem Verzögerungsvermögen <strong>der</strong><br />

Fahrzeuge kompensiert.<br />

Fahrzeuge wie RegioSprinter und Doppelstock-<br />

Tri<strong>eb</strong>wagen <strong>der</strong> DWA sind für eine Prüfkraft in Längsrichtung<br />

von 600 kN ausgelegt. Trotz <strong>der</strong> durchaus<br />

beachtlichen Erfolge im Leichtbau wurde <strong>der</strong> Regio-<br />

Sprinter nicht über eine kleine Serie hinaus g<strong>eb</strong>aut.<br />

Der GTW 2/6 wird jedoch weiterhin g<strong>eb</strong>aut und ist<br />

bis zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung dieser Studie in vier<br />

Generationen ausgeliefert worden. Dabei wurde das<br />

Fahrzeug dem jeweils aktuellsten Stand <strong>der</strong> Technik<br />

sowie den neuesten rechtlichen Erfor<strong>der</strong>nissen angepasst.<br />

So ist die aktuellste Generation beispielsweise<br />

mit Crash-Elementen ausgerüstet, die für den Einsatz<br />

in den Nie<strong>der</strong>landen, wo die ersten Tri<strong>eb</strong>züge<br />

fahren, bereits vorgeschri<strong>eb</strong>en sind. Nahezu zwangsläufig<br />

ist damit auch das Gewicht <strong>der</strong> Fahrzeuge mit<br />

je<strong>der</strong> weiteren Generation gestiegen.<br />

Ein hinsichtlich Masseoptimierung vielversprechendes<br />

Fahrzeugkonzept bei S-Bahn-Zügen wurde<br />

mit dem S-tog Kopenhagen realisiert (Bild 1): Dank<br />

kurzer und dafür sehr breiter Wagenkästen ließ sich<br />

das Lichtraumprofil besser ausnutzen, sodass mit<br />

einer 3+3-Bestuhlung gegenüber langen Wagen<br />

mehr Sitzplätze pro Wagenlänge unterg<strong>eb</strong>racht<br />

werden können.<br />

Zusätzlich sind durch die Einzelradsatz-Anordnung<br />

sehr wenige Fahrwerke pro Zuglänge erfor<strong>der</strong>lich,<br />

sodass auch hierdurch Gewicht gespart<br />

wird. Der Fahrwerksanteil am Gesamtgewicht beträgt<br />

in <strong>der</strong> Regel je nach Fahrzeug bis zu 40 %,<br />

sodass in diesem Bereich große Einsparungen<br />

möglich sind. Begünstigend für die große Fahrzeugbreite<br />

ist das Son<strong>der</strong>profil <strong>der</strong> S-Bahn Kopenhagen.<br />

Das bei elektrischen Tri<strong>eb</strong>wagen bisher unerreicht<br />

niedrige Flächengewicht wird zusätzlich<br />

durch die geringere Auslegungs-Längsdruckkraft<br />

von 1 100 kN begüns tigt.<br />

Hochgeschwindigkeitszüge<br />

Bild 1:<br />

Kopenhagener S-Bahnzug (S-tog) in Valby (Foto: Steffen Mokosch/<br />

Wikipedia).<br />

In Bild 2 sind für Hochgeschwindigkeitszüge beispielhaft<br />

auf <strong>der</strong> Ordinate das Flächengewicht als Maß für<br />

den erreichten Leichtbau und auf <strong>der</strong> Abszisse das<br />

8 111 (2013) Heft 1


Thema Fokus<br />

Sitzplatzgewicht als Maß für den Komfort des Fahrzeugs<br />

aufgetragen. Das Flächengewicht wird aus <strong>der</strong><br />

Gesamtmasse bezogen auf die Fläche aus Wagenkastenlänge<br />

und Wagenkastenbreite errechnet.<br />

Im Vergleich <strong>der</strong> ICE-Generationen fällt das relativ<br />

geringe Flächengewicht des ICE 2 auf, bei dem gegenüber<br />

dem ICE 1 durch verschiedene Maßnahmen<br />

bis zu 5 t pro Mittelwagen eingespart wurden [3].<br />

Der ICE 3 ist durch die verteilte Traktions ausrüstung<br />

wie<strong>der</strong> spezifisch schwerer geworden, da die Wagenkästen<br />

jetzt auch schwere Bauteile wie zum Beispiel<br />

den Transformator tragen müssen. Die Mehrsystemvariante<br />

ist zwangsläufig schwerer und hat durch<br />

wegfallende Sitzplätze ein höheres Sitzplatzgewicht<br />

[4, 5]. Die nächste Generation des Mehrsystem-ICE,<br />

vom Hersteller Velaro D genannt, ist durch Erfüllung<br />

<strong>der</strong> Crash-Normen nochmals schwerer geworden<br />

[6].<br />

Deutlich auffällig sind die sehr leichten japanischen<br />

Hochgeschwindigkeitszüge, welche ein teilweise<br />

niedrigeres Sitzplatzgewicht als Flächengewicht<br />

aufweisen. Diese interessante Beobachtung<br />

erklärte das RTRI (Railway Technical Research Institute,<br />

Tokyo) auf Anfrage mit folgenden Unterschieden<br />

gegenüber europäischen Hochgeschwindigkeitszügen:<br />

In Japan müssen zugseitig geringere<br />

Sicherheitsanfor<strong>der</strong>ungen erfüllt werden; die Längssteifigkeit<br />

<strong>der</strong> Züge muss nur 980 kN betragen, sodass<br />

die Wagenkästen deutlich leichter konstruiert<br />

und g<strong>eb</strong>aut werden können.<br />

Die Vorschriften in Japan verlangen eine Ausrüstung<br />

mit Crash-Elementen nicht. Durch die vollständig<br />

getrennte Anordnung des Shinkansen-Streckennetzes<br />

gibt es nämlich keine Bahnübergänge, sodass<br />

eine Kollision mit Straßenfahrzeugen nahezu ausgeschlossen<br />

werden kann. Ein Mischbetri<strong>eb</strong> mit langsameren<br />

Personen- und Güterzügen findet nicht statt,<br />

sodass eine Gefährdung durch ungesicherte Ladung<br />

nicht geg<strong>eb</strong>en ist. Durch eine kontinuierliche Überwachung<br />

durch das Zugsicherungssystem wird eine<br />

hohe Sicherheit gegen Kollisionen gewährleistet.<br />

Die japanischen Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

haben ein breiteres Lichtraumprofil als die<br />

europäischen; dadurch werden mehr Sitzplätze<br />

Bild 2:<br />

Flächengewicht über Sitzplatzgewicht bei Hochgeschwindigkeitszügen (Grafik: DMG-Studie).<br />

1 JRE E2 (1997) 6 ICE 2, BR 402, 7 Mittelwagen (1995)<br />

2 JRW 700-7000 (2000) 7 ICE 3, BR 403 (1999)<br />

3 JRK 800/800-1000 (2004) 8 ICE 3 MS, BR 406 (1999)<br />

4 TGV POS (2006) 9 Velaro CRH3, 8-Teiler AC (2006)<br />

5 ICE 1, BR 401, 12 Mittelwagen (1990) 10 Velaro D, 8-Teiler AC (2008)<br />

111 (2013) Heft 1<br />

9


Fokus Thema<br />

n<strong>eb</strong>en einan<strong>der</strong> möglich, sodass sich ein niedrigeres<br />

Sitzplatzgewicht ergibt. Der Komfort ist, verglichen<br />

mit europäischen Hochgeschwindigkeitszügen, sehr<br />

gering, sodass auch die Inneneinrichtung insgesamt<br />

noch sehr leicht ist.<br />

Die Bahnsteige für die japanischen HGV-Züge<br />

sind mit 1 300 mm [7] deutlich höher als in Europa.<br />

Dadurch müssen die Wagenkästen nicht mit aufwändigen<br />

Türausschnitten versehen werden; die notwendigen<br />

Türversteifungen fallen leichter aus, <strong>der</strong><br />

Kraftfluss wird weniger unterbrochen. Aufwändige<br />

Türen mit Klappmechanismus für Trittstufen werden<br />

nicht benötigt, sodass Servomotoren und Mechanik<br />

entfallen und dadurch im Übrigen die Störanfälligkeit<br />

sinkt. Durch die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mit<br />

50 Hz sind die Transformatoren deutlich leichter als<br />

für das 16,7-Hz-Netz <strong>der</strong> Deutschen Bahn.<br />

In Bild 3 ist beispielhaft die Gewichtsverteilung<br />

<strong>der</strong> einzelnen Komponenten bei den Velaro-Tri<strong>eb</strong>zügen<br />

als Säulendiagramm aufgetragen. Größten<br />

Masseanteil bringt das Fahrwerk mit bis zu 30 %, es<br />

folgen <strong>der</strong> Wagenkastenrohbau und die elektrische<br />

Ausrüstung.<br />

Gewichtserhöhende Einflüsse<br />

• Crash-Elemente<br />

Durch die Einführung <strong>der</strong> TSI Crash wurde eine<br />

Vorschrift geschaffen, die zwangsläufig zu Kon-<br />

Bild 3:<br />

Säulendiagramm für die Gewichtsanteile <strong>der</strong> wichtigsten Baugruppen <strong>der</strong><br />

Velaro-Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge für Spanien, China und Russland<br />

(Grafik: DMG-Studie).<br />

Sonstige Gewichtsanteile<br />

Gewicht elektrischer Ausrüstung<br />

Wagenkasteninnenausbaugewicht<br />

Wagenkastenrohbaugewicht (Grafik: DMG-Studie).<br />

struktionsän<strong>der</strong>ungen mit Mehrgewicht führt.<br />

Nicht nur die Crash-Elemente an sich, auch die<br />

geän<strong>der</strong>te Struktur <strong>der</strong> Fahrzeuge und <strong>der</strong> zu garantierende<br />

Sicherheitsraum des Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführers<br />

treiben das Fahrzeuggewicht nach oben.<br />

• Fahrwerkskonzepte<br />

Einzelfahrwerke reduzieren das Fahrwerksgewicht<br />

erh<strong>eb</strong>lich. Die zwangsweise kurzen Wagenkästen<br />

können das Lichtraumprofil in Gleisbögen<br />

wesentlich besser ausnutzen, sodass durch die<br />

höhere Grundfläche mehr Sitzplätze möglich<br />

werden; gleichzeitig erleichtert die vorteilhafte<br />

Biegelinie die Auslegung des Wagenkastens.<br />

Nachteil ist das schnelle Erreichen von Radlastgrenzen.<br />

• Mehrsystemausrüstung<br />

Durch erhöhten Aufwand in <strong>der</strong> elektrischen<br />

Ausrüstung sind Mehrsystemzüge naturgemäß<br />

schwerer als Einsystemfahrzeuge. Durch den<br />

Platzmehrbedarf <strong>der</strong> Ausrüstung sinkt <strong>der</strong> zur<br />

Verfügung stehende Raum für Sitzplätze insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei Hochgeschwindigkeitszügen zu<br />

Lasten des Sitzplatzgewichtes.<br />

• Nie<strong>der</strong>flurwagenkästen<br />

Je niedriger <strong>der</strong> Wagenboden eines Fahrzeugs<br />

ist, desto aufwändiger gestaltet sich die Fertigung<br />

des Wagenkastens. Bei einer Kröpfung sind<br />

umfangreiche Versteifungen nötig, um das entstehende<br />

Biegemoment aufzufangen, tiefere Türausschnitte<br />

müssen aufwändig umbaut werden,<br />

um den Wagenkasten zu versteifen, Schi<strong>eb</strong>etritte<br />

und klappbare Einstiegsstufen erhöhen die Bauteilanzahl<br />

und erhöhen das Fahrzeuggewicht.<br />

• Sonstiges<br />

Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik<br />

im Bahnsektor konnte eine erh<strong>eb</strong>liche<br />

Gewichtsmin<strong>der</strong>ung gegenüber Vorläuferfahrzeugen<br />

erreicht werden.<br />

Eine eindeutige Aussage zur Bevorzugung von Aluminium-Integral-Bauweise<br />

o<strong>der</strong> Stahl-Differenzial-<br />

Bauweise kann nicht getroffen werden. Allerdings<br />

zeigt die Aluminium-Differenzial-Bauweise aus <strong>der</strong><br />

Anfangszeit dieser Bauweise deutliche Vorteile [1].<br />

Nachteilig sind die nicht konkurrenzfähigen Fertigungskosten,<br />

sodass die Vorteile dieser Bauweise<br />

teuer erkauft sind.<br />

Verteilte Traktion wie in den mo<strong>der</strong>nen Velaro-<br />

Hochgeschwindigkeits-Tri<strong>eb</strong>zügen führt zu einem<br />

niedrigen Sitzplatzgewicht, da eine größere Zuglänge<br />

für Fahrgäste nutzbar wird, vergrößert jedoch das<br />

Flächengewicht, da die Unterbringung <strong>der</strong> Traktionsausrüstung,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Leistungselektronik<br />

deutlich aufwändiger wird.<br />

10 111 (2013) Heft 1


www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />

Ausblick<br />

Am Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wird unter<br />

dem Namen „Next Generation Train“ untersucht,<br />

Faserverbundwerkstoffe einzusetzen [8]. Ungestörte<br />

Flächen des Wagenkastens würden aus diesen Werkstoffen<br />

erstellt, Flächen, die von Fenstern und Türen durchbrochen<br />

sind, jedoch aus metallischen Werkstoffen. Als<br />

Material kommt Kohlefaser-Verbundwerkstoff infrage,<br />

welcher hervorragende Festigkeit seigenschaften besitzt,<br />

allerdings auch kostenintensiv und recht schwer herzustellen<br />

ist.<br />

Auf <strong>der</strong> elektrotechnischen Seite könnten Synchronmotoren<br />

mit Permanenterregung eine Gewichtsreduzierung<br />

ermöglichen. Mithilfe eines Direktantri<strong>eb</strong>s,<br />

realisiert bei Siemens Syntegra, kann auf ein Getri<strong>eb</strong>e<br />

verzichtet und nochmals Gewicht eingespart werden.<br />

Durch den Einsatz von Mittelfrequenztransformatoren<br />

könnte <strong>der</strong> Nachteil <strong>der</strong> schweren 16,7-Hz-Transformatoren<br />

ausgeglichen sowie das Gewicht von 50-Hz-Transformatoren<br />

weiter reduziert werden.<br />

Torsten Dellmann, S<strong>eb</strong>astian Bernicke<br />

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Univ. Prof. Dr.-Ing. Torsten Dellmann ist Institutsleiter am Institut<br />

für Schienenfahrzeuge und För<strong>der</strong>technik <strong>der</strong> RWTH Aachen.<br />

E-Mail: sekretariat@ifs.rwth-aachen.de<br />

Dipl.-Ing. S<strong>eb</strong>astian Bernicke ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Institut für Schienenfahrzeuge und För<strong>der</strong>technik <strong>der</strong> RWTH<br />

Aachen. E-Mail: s<strong>eb</strong>astian.bernicke@ifs.rwth-aachen.de<br />

Die Studie [2] wurde von <strong>der</strong> DMG in Auftrag geg<strong>eb</strong>en,<br />

die Rechte liegen bei <strong>der</strong> DMG.<br />

[1] Voss, G.: Wirkungsanalyse für den Leichtbau von Schienenfahrzeugen,<br />

Studie im Auftrag <strong>der</strong> Deutschen Bahn AG,<br />

Hannover 1994.<br />

[2] Dellmann, T.; Schindler, C.; Schwickert, M.; Bernicke, S.: Studie<br />

Leichtbau bei Schienenfahrzeugen − Bestands aufnahme<br />

und Potenziale. Teilprojekt A: Vollbahnfahr zeuge; Teilprojekt<br />

B: Straßen- und Stadtbahnfahrzeuge. Son<strong>der</strong>veröffentlichung<br />

ZEV Rail 2012.<br />

[3] Lankes, P.: Die neue Generation: Der ICE 2. In: Eisenbahntechnische<br />

Rundschau 43 (1994), H. 9, S. 559.<br />

[4] Landwehr, H.; Lößel, W.; Prem, J.: ICE 3 – Die neue Generation<br />

<strong>der</strong> europäischen Hochgeschwindigkeitszüge.<br />

In: Eisenbahntechnische Rundschau 46 (1997), H. 9,<br />

S. 558.<br />

[5] Kurz, H.: ICE 3 und ICE-T − Neue Tri<strong>eb</strong>wagengeneration für<br />

die Deutsche Bahn. In: Eisenbahntechnische Rundschau 48<br />

(1999), H. 9, S. 549.<br />

[6] Panier, F.: Neue Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge <strong>der</strong> DB für<br />

den internationalen Einsatz (Velaro D, 407), Eisenbahntechnische<br />

Rundschau 59 (2010), H. 9, S. 520.<br />

[7] Wikipedia.de: Bahnsteighöhe.<br />

[8] Nickel, J.: Faserverbundbauweisen für den Next Generation<br />

Train. Vortrag Braunschweig 2009.<br />

<strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> erscheint in <strong>der</strong> DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />

111 (2013) Heft 1


Fokus Thema<br />

Konzept für Leichtbau-Fahrzeugkopf<br />

Voith hat ein variables Fahrzeugkopf-Konzept namens Galea für Schienenfahrzeuge in Leichtbauweise<br />

entwickelt.<br />

Bild 2:<br />

Designstudie mit Galea-Fahrzeugkopf.<br />

Bild 1:<br />

Galea-Kopfstruktur, teils aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gefertigt<br />

(alle Bil<strong>der</strong>: Voith).<br />

1 Frontschürze 6 Aluminiumwaben<br />

2 Scharfenberg-Kupplung 7 Frontplatte (GFK)<br />

3 Außenhülle (GFK) 8 Bodenplatte (GFK)<br />

4 Verbundsicherheitsglas 9 Bodenstruktur<br />

5 A-Säulen (GFK) 10 Energieabsorber (GFK)<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an mo<strong>der</strong>ne Schienenfahrzeuge<br />

sind komplexer geworden: Ökologischer Verkehr erfor<strong>der</strong>t<br />

leichte Schienenfahrzeuge, <strong>der</strong> Fahrgast erwartet<br />

höchstmögliche Sicherheit und <strong>der</strong> Betreiber<br />

maximale Effizienz. Voith entwickelte deshalb das<br />

Leichtbau-Konzept Galea für Fahrzeugköpfe, die<br />

für Fahrzeuge des Personennahverkehrs <strong>eb</strong>enso geeignet<br />

sind wie für solche des Fernverkehrs im Geschwindigkeitsbereich<br />

bis 200 km/h.<br />

Kennzeichen des Konzepts sind einerseits das<br />

geringe Gewicht <strong>der</strong> Strukturen bei günstiger aerodynamischer<br />

Formg<strong>eb</strong>ung und damit ein anteilig<br />

verringerter Energi<strong>eb</strong>edarf im Betri<strong>eb</strong>, an<strong>der</strong>erseits<br />

größtmögliche Flexibilität in <strong>der</strong> gesamten Gestaltung,<br />

was unter an<strong>der</strong>em die Anpassung an den<br />

übrigen Fahrzeugkörper anbetrifft.<br />

Statt eines konventionellen Fahrzeugkopfs auf<br />

Basis von Stahlkonstruktionen ohne o<strong>der</strong> mit Kunststoffbekleidungen<br />

soll eine integrierte Leichtbaustruktur<br />

nach Bild 1 eingesetzt werden. Diese<br />

besteht vorwiegend aus Faserverbundwerkstoffen,<br />

die einerseits die g<strong>eb</strong>otene Festigkeit erbringen und<br />

höchsten Sicherheitsansprüchen gerecht werden<br />

und an<strong>der</strong>erseits ermöglichen, komplizierte Formen<br />

und Freiflächen zu gestalten, wie sie ein mo<strong>der</strong>nes<br />

Design erfor<strong>der</strong>t.<br />

Ferner trägt die Leichtbaukonstruktion wegen des<br />

verringerten Gewichts dazu bei, Verschleiß an Fahrzeug<br />

und Streckenausrüstung zu verringern o<strong>der</strong><br />

aber masseseitig Freiraum dafür zu schaffen, zweckmäßigerweise<br />

am Fahrzeugende zu platzierende<br />

Komponenten zum Beispiel <strong>der</strong> Traktionsausrüstung<br />

dort auch tatsächlich unterzubringen. Auch ist die<br />

Integration einzelner Energieverzehrelemente in<br />

bestehende Fahrzeugkonstruktionen möglich.<br />

Durch ihr variables Design lässt sich die Kopfgeometrie<br />

<strong>der</strong> Galea-Serie an die Konturen <strong>der</strong><br />

weiteren Fahrzeuggeometrie individuell anpassen<br />

(Bild 2). Die Modulbauweise sorgt für kurze Montagezeiten<br />

für Neubau, einen Umbau o<strong>der</strong> bei einem<br />

später eventuell notwendigen Austausch.<br />

Galea kann insoweit, so die Intention des Herstellers,<br />

für Eisenbahnverkehrsunternehmen einen<br />

Beitrag dazu leisten, sich im Zuge <strong>der</strong> Beschaffung<br />

neuer Schienenfahrzeuge o<strong>der</strong> bei einem anstehenden<br />

Re-Design-Programm mit neuzeitlichem Fahrzeugerscheinungsbild<br />

von den immer zahlreicher<br />

werdenden Wettbewerbern abzuh<strong>eb</strong>en und ihre eigene<br />

Markenidentität zu erhalten.<br />

Bin<br />

12 111 (2013) Heft 1


Thema Fokus<br />

Lokomotiv-Plattform H3 für Rangierlokomotiven<br />

Die neue Lokomotiv-Plattform H3 als Weiterentwicklung des Alstom-Hybrid-Konzeptes umfasst dreiachsige<br />

Rangierlokomotiven in vier Versionen, die sich hinsichtlich Bereitstellung und Speicherung<br />

<strong>der</strong> Traktionsenergie unterscheiden.<br />

Auf <strong>der</strong> InnoTrans 2012 in Berlin stellte Alstom das<br />

Gesamtkonzept seiner neuen Plattform für Rangierlokomotiven<br />

vor. Mit <strong>der</strong> Bezeichnung H3 beschreibt<br />

das Unternehmen die Plattform einerseits<br />

als Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> Weiterentwicklung des Hybrid-Konzeptes,<br />

das die vierachsigen Alstom-Umbaulokomotiven<br />

kennzeichnet [1], und ordnet ihr an<strong>der</strong>erseits<br />

im Gegensatz zu diesen Lokomotiven ausschließlich<br />

solche mit nur drei Radsätzen zu.<br />

Am Standort Stendal entwickelte Alstom ein umweltfreundliches<br />

Antri<strong>eb</strong>skonzept für kleinere Diesellokomotiven.<br />

Nach dem erfolgreichen Test und<br />

Einsatz von Prototypen auf Basis umg<strong>eb</strong>auter Lokomotiven<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Baureihenfamilie V100<br />

bietet das Unternehmen nunmehr die neue H3-<br />

Plattform mit Lokomotiven für Rangier- und Streckeneinsatz<br />

(Bild 1) auf Basis verschiedener Traktionsvarianten<br />

an.<br />

Bereits äußerlich springen die bei allen Lokomotiven<br />

<strong>der</strong> Plattform generell symmetrisch angeordneten<br />

drei Radsätze und <strong>der</strong> vergleichsweise lange<br />

Fahrzeugrahmen als ungewöhnliche Merkmale <strong>der</strong><br />

H3-Lokomotiven ins Auge. Beide sind das Erg<strong>eb</strong>nis<br />

eines Optimierungsprozesses, dem als Ziel vorgeg<strong>eb</strong>en<br />

war, bei reduziertem Ausrüstungsaufwand<br />

größtmöglichen Traktionsnutzen zu erreichen.<br />

Mit <strong>der</strong> Festlegung auf nur drei Radsätze reduziert<br />

sich gegenüber einer vierachsigen Anordnung<br />

<strong>der</strong> Ausrüstungsaufwand durch den Entfall von<br />

Traktions komponenten sowie Drehgestellen und<br />

Bremsanlagen (Bild 2).<br />

Traktionstechnisch wird auf dieser Grundlage<br />

ein Höchstmaß an Zugkraft dadurch erreicht, dass<br />

die Zugkraft in Verbindung mit einem Gleit- und<br />

Schleu<strong>der</strong>schutz je Radsatz individuell geregelt wird.<br />

Lauftechnisch stellen die drei Einzelradsätze, mit<br />

3,2 m Abstand symmetrisch verteilt, in ihrem Zusammenwirken<br />

eine technologische Innovation dar. Sie<br />

sind hydraulisch gekoppelt und werden so dem<br />

Streckenverlauf entsprechend einzeln bogengenau<br />

angelenkt; die Endradsätze verbleiben im Gleisbogen<br />

jeweils in radialer Stellung und <strong>der</strong> mittlere Radsatz<br />

wird so weit in Querrichtung nach bogenaußen<br />

verschoben, dass sich verschleißarm Lauffähigkeit bis<br />

herab auf 60 m Gleisbogenradius eröffnet. Eine Spurkranzschmierung<br />

wird für die individuelle Lokomotive<br />

nicht benötigt.<br />

Lokomotiv-Weiterentwicklung zur<br />

Plattform<br />

111 (2013) Heft 1<br />

Bild 1:<br />

Schematische Gesamtansicht einer Lokomotive <strong>der</strong> H3-Plattform (alle Bil<strong>der</strong>: Alstom).<br />

Bild 2:<br />

Traktionskomponente Fahrwerk <strong>der</strong> H3-Lokomotiven, bestehend aus Radsatz, Getri<strong>eb</strong>e, Fahrmotor,<br />

Anlenkung, Fe<strong>der</strong>ung und Bremsausrüstung.<br />

13


Fokus Thema<br />

Bild 3:<br />

Blockschaltbild des Antri<strong>eb</strong>skonzeptes mit zentraler Sammelschiene 750 V bei den speicherlosen<br />

und 600 V bei den Speicherversionen.<br />

Die mit rund 12 m recht große Länge des<br />

Fahrzeug rahmens wird hier nicht, wie üblicherweise<br />

notwendig, von dem Platzbedarf <strong>der</strong> Radsätze und<br />

unterflur benachbarter Komponenten bestimmt;<br />

vielmehr ermöglicht sie und ist Voraussetzung<br />

dafür, für vier Lokomotivversionen <strong>der</strong> H3-Plattform<br />

die teilweise sehr unterschiedlichen Komponenten<br />

aufwandsarm und sachgerecht unterzubringen;<br />

Traktions- und Hilfs betri<strong>eb</strong>eumrichter<br />

sowie Luftgerüst finden <strong>eb</strong>enfalls hinreichend Platz.<br />

Außerdem hat <strong>der</strong> Rahmen konstruktiv auch mit<br />

im vor<strong>der</strong>en Bereich ang<strong>eb</strong>auten Standard-Crash-<br />

Elementen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Crash-Norm<br />

EN 15227 zu entsprechen.<br />

Trotz ihrer konzeptionellen Unterschiede sind die<br />

Ausrüstungen <strong>der</strong> Lokomotiven <strong>der</strong> H3-Plattform<br />

gezielt auf ein Höchstmaß an Gleichteilen ausgerichtet.<br />

Im Grundsatz gleich ist bei allen Versionen<br />

insbeson<strong>der</strong>e die Antri<strong>eb</strong>sausrüstung für jeden<br />

<strong>der</strong> Radsätze, die aus Traktionsstromrichter und<br />

Drehstromfahrmotor besteht und über eine Sammelschiene<br />

gespeist wird (Bild 3).<br />

Bei allen Lokomotiven <strong>der</strong> Plattform sind ferner<br />

folgende Ausrüstungen und Funktionen gleich:<br />

• Module <strong>der</strong> Leistungselektronik<br />

• Leittechnik<br />

• Vorbereitung einer Datenfernübertragung<br />

• Druckluft-Bremsausrüsung mit Bremsscheiben<br />

• Mehrfachtraktionsfähigkeit innerhalb <strong>der</strong> Plattform<br />

• Anordnung und Funktion <strong>der</strong> Bedienelemente<br />

mit Sicht auf alle Fahrzeugpuffer<br />

• Höchstgeschwindigkeit 100 km/h<br />

In <strong>der</strong> Leistungselektronik werden einheitlich Module<br />

verwendet, die mit IGBT bestückt sind, welche<br />

inzwischen in großer Zahl eingesetzt werden.<br />

Bild 4:<br />

Single-Engine-Version mit unter dem langen Vorbau angeordnetem<br />

Dieselmotor-Generator-Aggregat bis 1 000 kW.<br />

Lokomotivversionen <strong>der</strong> H3-Plattform<br />

Wie bereits in [2] angekündigt, umfasst die H3-Plattform<br />

folgende vier Versionen:<br />

• Single-Engine-Lokomotive (Bild 4)<br />

• Dual-Engine-Lokomotive (Bild 5)<br />

• Hybrid-Lokomotive (Bild 6)<br />

• Akkumulator-Lokomotive (Bild 7)<br />

Bild 5:<br />

Dual-Engine-Lokomotive mit zwei Dieselmotor-Generator-Einheiten unter<br />

dem langen Lokomotiv-Vorbau.<br />

Diese vier Lokomotivversionen unterscheiden sich<br />

in den Konzepten <strong>der</strong> Energi<strong>eb</strong>ereitstellung und Energiespeicherung,<br />

also in dem Bereich, <strong>der</strong> vor <strong>der</strong><br />

Sammelschiene liegt, welche Traktionsstromrichter<br />

mit Fahrmotoren und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e versorgt (Bild 3).<br />

In Tabelle 1 sind wesentliche Merkmale dieses Teils<br />

<strong>der</strong> Traktionsausrüstung gegenübergestellt. Es zeigt<br />

sich eine Glie<strong>der</strong>ung in je zwei Lokomotiven ohne<br />

und mit Energiespeicher.<br />

14 111 (2013) Heft 1


Thema Fokus<br />

Lokomotivversionen ohne Speicher<br />

Die Single-Engine- und die Dual-Engine-Lokomotiven<br />

<strong>der</strong> H3-Plattform entsprechen, abgesehen von den<br />

genannten Beson<strong>der</strong>heiten, im grundsätzlichen Aufbau<br />

und hinsichtlich ihres Einsatzbereiches den konventionellen<br />

dieselelektrischen Lokomotiven. Schaltungstechnisch<br />

arbeiten sie mit 750 V Sammelschienenspannung.<br />

Die ersteren sind mit einem Dieselmotor in dem<br />

weiten Bereich von 350 kW bis 1 000 kW realisierbar<br />

und reichen somit an das Leistungsvermögen von<br />

vier achsigen Drehgestelllokomotiven heran. Die Dual-<br />

Engine-Lokomotiven sind durch zwei Dieselmotor-<br />

Generator-Aggregate gekennzeichnet und bilden somit<br />

traktionstechnisch zwei kleine dieselelektrische Lokomotien<br />

in einer; die beiden Dieselmotoren mit maximal je<br />

350 kW lassen sich nämlich eigenständig steuern, und<br />

zwar so, dass einer nur bei Bedarf zu schaltet. Dies führt<br />

je nach dem Einsatzprogramm bei viel Leerlauf- und<br />

Teillastzeiten zu Kraftstoffeinsparungen um bis zu 25 %.<br />

Wichtiger Faktor für die Lokomotiven mit Energiespeicher<br />

ist <strong>der</strong> mit ihnen mögliche so genannte<br />

Null-Emissionsbetri<strong>eb</strong>, <strong>der</strong> verschiedentlich insbeson<strong>der</strong>e<br />

zum Rangieren in G<strong>eb</strong>äuden o<strong>der</strong> in sensiblen<br />

Außenbereichen benötigt wird und im Batteriemodus,<br />

also ohne Beteiligung eines Dieselmotors,<br />

erreicht wird.<br />

Die Akkumulator-Version hat anstelle eines Dieselmotors<br />

einen zweiten Batteriesatz; die beiden Batteriesätze<br />

werden aus dem 50-Hz-Netz geladen, und<br />

zwar in <strong>der</strong> Regel nachts und geg<strong>eb</strong>enenfalls unter<br />

tariflicher Nutzung von Leistungsüberkapazitäten.<br />

Die verfügbare Gesamtleistung als Dauerleistung<br />

beim Rangieren mit Speisung aus beiden Sätzen ist<br />

Lokomotivversionen mit Speicher<br />

Hinsichtlich Energi<strong>eb</strong>edarf, Umweltbeeinflussung und<br />

Einsatzfeld beson<strong>der</strong>s interessant sind die Versionen<br />

mit Akkumulatorspeicher. Bei <strong>der</strong> Hybrid-Lokomotive<br />

wird die Traktionsenergie mit bis zu 350 kW Leistung<br />

einem Batteriesatz entnommen, den ein Dieselmotor-<br />

Generator-Aggregat lädt. Bei Bedarf ergänzen sich die<br />

Leistung des Generators und diejenige des Batteriesatzes<br />

auf maximal 700 kW für Traktion und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e,<br />

eingespeist in die Sammelschiene 600 V. Das Spannungsniveau<br />

wird hier von den aktuellen Konditionen<br />

für die NiCd-Akkumulatoren bestimmt. Das Speichervermögen<br />

des Batteriesatzes beträgt 100 kWh. Der<br />

Dieselmotor erfüllt mit Abgasnachbehandlung und<br />

Partikelfilter die Vorgaben <strong>der</strong> Stufe Euro IIIB.<br />

Die intelligente Steuerung des Generatorsatzes und<br />

das Batteriemanagement bezeichnet <strong>der</strong> Hersteller als<br />

Schlüsseltechnologie, eigens für diese Fahr zeugklasse<br />

entwickelt. N<strong>eb</strong>en hoher betri<strong>eb</strong>licher Leistungsfähigkeit<br />

und Flexibilität verspricht das innovative Hybrid-<br />

Konzept gegenüber konventionellen Rangierlokomotiven<br />

30 bis 50 % Kraftstoff ersparnis, die sowohl <strong>der</strong><br />

Aufwandsseite als auch <strong>der</strong> Rangier-Einsatzdauer und<br />

<strong>der</strong> Reichweite im Stre ckenbetri<strong>eb</strong> zugute kommt.<br />

Bild 6:<br />

Hybrid-Lokomotive mit Akkumulator und Generatorsatz unter dem langen<br />

Vorbau.<br />

Bild 7:<br />

Akkumulator-Lokomotive gemäß dem Konzept mit den zwei Batteri<strong>eb</strong>löcken<br />

und ohne Dieselmotor, Tank und Abgasanlage.<br />

TABELLE 1<br />

Übersicht über die grundsätzlichen Unterschiede <strong>der</strong> Traktionstechnik <strong>der</strong> vier Lokomotivversionen <strong>der</strong> H3-Plattform.<br />

Version Single-Engine Dual-Engine Hybrid Akkumulator<br />

Energieerzeugung<br />

1 Dieselmotor-Generator- 2 Dieselmotor-Generator- 1 Dieselmotor-Generator-<br />

---<br />

Aggregat<br />

Aggregate<br />

Aggregat<br />

Energiespeicher --- --- 1 Akkumulator-Satz 2 Akkumulator-Sätze<br />

Leistung Traktion und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e bis 1 000 kW 350 + 350 kW 350 + 350 kW 300 + 300 kW<br />

Sammelschienen-Spannung 750 V 750 V 600 V 600 V<br />

111 (2013) Heft 1<br />

15


Fokus Thema<br />

Bild 8:<br />

Zugkraft-/Geschwindigkeitsdiagramm für die Hybrid- und die Dual-Engine-Lokomotive mit den<br />

Fahrwi<strong>der</strong>ständen bei unterschiedlicher Anhängelast.<br />

1 Zugkraft bei zwei Generatorsets im Einsatz<br />

2 Zugkraft bei einem Generatorset im Einsatz<br />

3-6 Fahrwi<strong>der</strong>stände bei 2 500 t, 1 500 t, 600 t und 200 t<br />

Bild 9:<br />

Zugkraft-/Geschwindigkeitsdiagramm für die Single-Engine-Lokomotive mit den Fahrwi<strong>der</strong>ständen<br />

bei unterschiedlicher Anhängelast.<br />

1 Zugkraft bei Generatorsatz mit 1 000 kW Leistung<br />

2-5 Fahrwi<strong>der</strong>stände wie Bild 8<br />

insgesamt geringer als bei den an<strong>der</strong>en drei Lokomotivversionen<br />

und erreicht hier über 600 kW.<br />

Diese Lokomotivversion bietet sich für Son<strong>der</strong>anwendungen,<br />

vor allem für Rangierarbeiten in beson<strong>der</strong>s<br />

umweltkritischen Bereichen an. Beispiele sind<br />

abgas- und geräuschsensible Gleisbereiche und Hallen.<br />

Zugkraftverhalten und Einsatzbereiche<br />

Wegen <strong>der</strong> Auslegung auf 100 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />

und 700 kW Maximalleistung sind<br />

alle Rangierlokomotiven <strong>der</strong> Plattform im Grundsatz<br />

auch für Streckeneinsätze geeignet, die Single-Engine-Lokomotive<br />

mit 1 000 kW dabei sogar mit mittelschweren<br />

Anhängelasten.<br />

Die Akkumulator-Lokomotive allerdings kann in<br />

den beiden Speichern zusammen nur 200 kWh Energie<br />

mitführen; das lässt nur gut eine Viertelstunde<br />

Volllastbetri<strong>eb</strong> zu und begrenzt damit deutlich die<br />

Reichweite bis zur nächsten stationären Ladung, die<br />

mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Sie ist damit die<br />

richtige Wahl für kurze und leichte Einsätze, insbeson<strong>der</strong>e<br />

solche, bei denen es auf geräusch- und vibrationsarme<br />

sowie abgasfreie Rangierarbeiten ankommt.<br />

Die Hybrid-Lokomotive spielt ihren Vorteil vor allem<br />

bei Anfall von hohen Leerlauf- und Teillastanteilen<br />

aus. Hier entnimmt die Lokomotive Energie in <strong>der</strong> Regel<br />

nur aus <strong>der</strong> Batterie. Der Dieselmotor-Generator<br />

lädt diese mit konstanter Drehzahl auf, es sei denn, er<br />

deckt zusammen mit <strong>der</strong> Batterie o<strong>der</strong> allein als Direktantri<strong>eb</strong><br />

Rangier-Spitzenlasten ab. Das wirtschaftlich<br />

optimierte Zusammenwirken von Akkumulator und<br />

Generator obliegt einem intelligen ten Steuerungsalgorithmus<br />

unter an<strong>der</strong>em zur Schonung <strong>der</strong> Batterie.<br />

Die Lokomotivversionen ohne Speicher entsprechen<br />

im Antri<strong>eb</strong>s-Layout den konventionellen dieselelektrischen<br />

Rangierlokomotiven, wobei die 1 000-kW-<br />

Version mit ihrem 750-V-Generator in ihrer Klasse zu<br />

den flexibelsten zählt.<br />

Diese für dreiachsige Lokomotiven vergleichs weise<br />

hohe Leistung darf nicht darüber hinweg täuschen,<br />

dass für Rangiereinsätze die Zugkraft die Hauptrolle<br />

spielt. Im Anfahrpunkt erbringen nach Herstellerangaben<br />

alle vier Versionen <strong>der</strong> H3-Plattform gleichermaßen<br />

beachtliche 240 kN. Bei etwa 40 km/h sind<br />

dann allerdings nur noch 50 kN verfügbar, bei <strong>der</strong> Version<br />

mit 1 000 kW immerhin noch rund 70 kN. Damit<br />

sind leichte bis mittlere Rangierdienste abdeckbar.<br />

Die identische Anfahrzugkraft aller Versionen erleichtert<br />

in Verbindung mit gleicher Ergonomie in <strong>der</strong><br />

Bedienung einen Betri<strong>eb</strong> in Doppeltraktion und das<br />

Durchtauschen von Lokomotiven innerhalb von Flotten.<br />

Für großräumigen Durchtausch sind die Lokomotiven<br />

auf verschiedene Signaltechniken vorbereitet.<br />

Die Hybrid- und die Akkumulator-Version ermöglichen<br />

in kritischen Bereichen Zero-Emissionsbetri<strong>eb</strong> mit<br />

geringen Erschütterungen und Geräuschen. Der Preis<br />

<strong>der</strong> Akkumulator-, <strong>der</strong> Hybrid- und <strong>der</strong> Dual-Engine-<br />

Lokomotiven ist nahezu gleich. Lediglich die 1 000-kW-<br />

Version ist geringfügig teurer. Die Auswahl <strong>der</strong> einzusetzenden<br />

Bauform ist also rein über das zu erwartende<br />

Lastprofil aus Maximalanfor<strong>der</strong>ungen und größtmöglicher<br />

Einsparung an Betri<strong>eb</strong>skosten für Kraftstoffe und<br />

Instandhaltung zu treffen. Bei typischer Inanspruchnahme<br />

im Rangiereinsatz lassen sich mit H3-Lokomotiven<br />

im Durchschnitt größen ordnungsmäßig 25 % <strong>der</strong><br />

laufenden Kosten für Dieselkraftstoff und Instandhaltung<br />

einsparen.<br />

Klaus Hiller, Martin Binswanger<br />

Dipl.-Ing. Klaus Hiller ist Leiter des Geschäftsbereichs Service &<br />

Lokomotiven und Prokurist bei Alstom Transport:<br />

klaus.hiller@transport.alstom.com<br />

Dipl.-Ing. Martin Binswanger ist <strong>eb</strong>-Fachredakteur.<br />

[1] Behmann, U.: Dieselhydraulische Lokomotive wird dieselelektrische<br />

Hybridlokomotive. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111<br />

(2013), H. 1, S. 17.<br />

[2] Hiller, K.; Bünger, E.; Firschau, E.: Neue Lokomotiv-<br />

Plattform für Rangier- und Streckeneinsätze. In: ETR<br />

Eisenbahntechnische Rundschau 60 (2011), H. 9.<br />

16 111 (2013) Heft 1


Thema Fokus<br />

Dieselhydraulische Lokomotive wird<br />

dieselelektrische Hybridlokomotive<br />

Die betri<strong>eb</strong>sbedingten Teillastzeiten verursachen bei Einsatz konventioneller Rangierlokomotiven<br />

unnötig hohen Kraftstoffverbrauch und zusätzliche Umweltbelastungen. Hybridlokomotiven vermeiden<br />

dies, indem ein kleiner Dieselmotor mit Generator nur zum periodischen Aufladen einer großen<br />

Traktionsbatterie läuft.<br />

Rangierlokomotiven haben im normalen Betri<strong>eb</strong> lange<br />

Stillstandszeiten ohne Lastanfor<strong>der</strong>ung, typisch<br />

über 60 %. Dabei läuft <strong>der</strong> großvolumige Dieselmotor<br />

weiter, verbraucht Kraftstoff und emittiert Schadstoffe<br />

und Geräusche. Selbst bei Fahrten mit Anhängelast<br />

wird nur selten die volle Leistung g<strong>eb</strong>raucht.<br />

Daraus resultierte das Konzept bei Alstom, die<br />

Leistung durch zwei verschiedene Energiesysteme als<br />

Hybrid bereitzustellen, und zwar mit einer von 900<br />

auf 200 kW reduzierten Dieselmotor-Generatorgruppe<br />

und darüber aus einer Traktionsbatterie. Hauptanwendungen<br />

dafür wären schwerer Rangierdienst mit<br />

500 bis 900 kW Maximalleistung, aber keine langen<br />

Lastfahrten; höhere Geschwindigkeiten sollten nur<br />

ohne o<strong>der</strong> nur mit geringer Last möglich sein.<br />

aus folgenden, durch eine DC-Zwischenkreisschiene<br />

verbundenen Blöcken:<br />

• Erzeugung mit Gleichrichtung<br />

• Speicherung<br />

• Umrichtung für Verbraucher Traktion und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />

Entwicklung<br />

Im Jahr 2004 begann Alstom in Stendal mit Studien,<br />

wie eine Hybridlokomotive zu realisieren wäre. Als<br />

Träger wählte man eine leichte dieselhydraulische<br />

Lokomotive für gemischten N<strong>eb</strong>enbahndienst, die<br />

von 1966 bis 1985 in großer Zahl für die DR produziert<br />

wurde und zuerst als V 100, ab 1968 als 112 und<br />

ab 1994 teils als 202 und teils als 203 genummert<br />

war. Merkmale sind Mittelführerraum, verschi<strong>eb</strong>bare<br />

Hauben auf beiden Vorbauten, Radsatzfolge B’B’,<br />

mechanisches Wende- und hydrodynamisches Fahrgetri<strong>eb</strong>e<br />

mit Kardangelenkwellen-Übertragung.<br />

Ein Hybrid-Prototyp war auf <strong>der</strong> InnoTrans 2006<br />

zu sehen. 2007 wurde das Batteriekonzept auf NiCd<br />

umgestellt. Erste öffentliche Testfahrten fanden<br />

2008 statt, und 2009 folgte ein mehrmonatiger<br />

Praxistest in Rotterdam (Bild 1). Inzwischen wurden<br />

erste Standardausführungen vermietet und verkauft,<br />

die im Werk Stendal <strong>der</strong> Alstom Lokomotiven Service<br />

GmbH gefertigt wurden und werden.<br />

Bild 1:<br />

Hybrid-Rangierlokomotive im Testbetri<strong>eb</strong> im Bertschi Terminal,<br />

Rotterdam (Fotos 1 und 5: Alstom).<br />

Konzept<br />

Der grundsätzliche Aufbau <strong>der</strong> gewählten Hybrid-<br />

Lösung ist in Bild 2 dargestellt. Das Schema besteht<br />

Bild 2:<br />

Prinzipschema Hybrid-Rangierlokomotive (Grafiken 2 bis 4: Alstom).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

17


Fokus Thema<br />

Die Betri<strong>eb</strong>sweise sieht normal so aus:<br />

• Der Dieselmotor bleibt im Stillstand und bei<br />

geringem Leistungsbedarf abgeschaltet.<br />

• Die Hilfsbetri<strong>eb</strong>e und fallweise <strong>der</strong> Traktionsantri<strong>eb</strong><br />

werden dann aus <strong>der</strong> Batterie gespeist.<br />

• Der Dieselmotor läuft nur, um die Batterie aufzuladen<br />

o<strong>der</strong> wenn hohe Zugkraft o<strong>der</strong> Traktionsleistung<br />

g<strong>eb</strong>raucht wird, und zwar dann stets mit<br />

Volllast, also günstigem Wirkungsgrad.<br />

Das System ist redundant, denn die Lokomotive kann<br />

mit je<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden Energiequellen allein fahren.<br />

Die Merkmale und Vorteile gegenüber konventionellen<br />

Diesel-Rangierlokomotiven sind, zahlenmäßig<br />

je nach den Einsatzverhältnissen variierend:<br />

• Kraftstoffverbrauch um 30 bis 50 % niedriger<br />

• Emissionen an Schadstoffen CO 2<br />

, NO x<br />

und Feinstaub<br />

um 50 bis 70 % geringer<br />

• gemittelter Schallpegel um etwa 15 dB (A) niedriger<br />

Im Regeleinsatz beim ersten Betreiber hat die Energieerzeugergruppe<br />

mit einer automatischen Batterieladung<br />

je Stunde 20 % Einschaltdauer, und während<br />

80 % <strong>der</strong> Zeit kommt die Energie nur aus <strong>der</strong> Batterie.<br />

Weil viel Kraftstoff gespart wird und weil <strong>der</strong> relativ<br />

kleine und wenig genutzte Dieselmotor wenig<br />

Instandhaltungsaufwand benötigt, können sich die<br />

Investitionen in wenigen Jahren amortisieren.<br />

Fahrzeugteil<br />

Beim Umbau <strong>der</strong> Lokomotiven 202 o<strong>der</strong> 203 bleibt<br />

die Radsatzfolge B‘B‘, <strong>eb</strong>enso natürlich Normalspur<br />

sowie <strong>der</strong> Raddurchmesser neu 1 000 mm bis voll abgenutzt<br />

910 mm und die Länge über Puffer 14,24 m;<br />

mit <strong>der</strong> Option Rangierkupplung RK 900 werden es<br />

15,44 m. Als Son<strong>der</strong>ausrüstungen sind Ringfe<strong>der</strong>zugvorrichtung<br />

und Hochleistungspuffer möglich. Die<br />

Fahrzeugbegrenzungslinie entspricht UIC 505-1 G1.<br />

Die Drehgestelle mit ihren Komponenten wie Gelenkwellen<br />

und Radsatzgetri<strong>eb</strong>en bleiben unverän<strong>der</strong>t.<br />

Der mit stirnseitigen Türen und ergonomisch neu<br />

gestaltete Führerraum bekommt eine neue Heizung;<br />

neue Rangiertritte verbessern Aufstiege und Standflächen<br />

des Rangierpersonals.<br />

Die Dienstmasse beträgt 64,5 t bei zwei Drittel Vorräten,<br />

das sind 750 l entsprechend 660 kg Kraftstoff<br />

und zusammen 127 l entsprechend 187 kg Sand in<br />

vier Behältern.<br />

Dieselmotor und Generator<br />

Lieferer <strong>der</strong> Dieselmotor-Generatorgruppe ist Kirsch,<br />

Trier. Die Nenndaten stehen in Tabelle 1. Der Motor<br />

hält die Abgas-Emissionsgrenz werte gemäß Stufe 3<br />

Kat. RLA 2002/88/EG ein. Einen Partikelfilter gibt es<br />

als Option.<br />

Traktionsbatterie und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />

Die Traktionsbatterie Typ FNC A 170 XR von Hoppecke<br />

Batterie Systeme, Brilon, besteht aus 504 in<br />

Reihe geschalteten, auf acht gleich große Tröge aufgeteilten<br />

Ni-Cd-Zellen. Sie hat 600 V Nennspannung<br />

und 170 Ah Nennkapazität, wird fremdbelüftet und<br />

wiegt einbaufertig 6,5 t. Ein beson<strong>der</strong>er Batterieumrichter<br />

ist nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

TABELLE 1<br />

Nenndaten Dieselaggregat in Hybrid-Rangierlokomotive.<br />

Drehzahl<br />

Leistung Dieselmotor<br />

Verbrennungsluft<br />

Verlustwärme 1<br />

Kraftstoffbedarf<br />

Leistung Generator<br />

Gesamtmasse komplett<br />

min –1<br />

kW<br />

m 3 /min<br />

kW<br />

g/kWh<br />

kW<br />

t<br />

1<br />

davon 124 kW über Kühlwasser und 45 kW über Luft<br />

abzuführen<br />

2 200<br />

238<br />

17<br />

≈170<br />

215<br />

200<br />

1,7<br />

TABELLE 2<br />

Kenndaten Traktionsmotor DMKT 47.8/32.5 in<br />

Hybrid-Rangierlokomotive.<br />

Bild 3:<br />

Geräteanordnung in <strong>der</strong> Hybrid-Rangierlokomotive.<br />

von rechts nach links: Dieselmotor-Generatorgruppe – Luftpresser und -gerüst – Führerraum, unten<br />

ein Traktionsmotor freigelegt, <strong>der</strong> zweite verdeckt symmetrisch zur Mittelachse, darunter Abtri<strong>eb</strong><br />

des Getri<strong>eb</strong>es mit angeflanschten Gelenkwellen, freigelegt hinter Hauptluftbehälter, dahinter<br />

Umriss des Kraftstofftanks – Traktionsumrichter und Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter – Traktionsbatterie<br />

Nennspannung<br />

Nennstrom<br />

Nennleistung<br />

Frequenz<br />

Höchstdrehzahl<br />

Kühlluftbedarf<br />

Einbaumasse<br />

V<br />

A<br />

kW<br />

Hz<br />

min –1<br />

m 3 /min<br />

kg<br />

2 653<br />

220<br />

213<br />

0 ... 160<br />

4 660<br />

12,5<br />

≈715<br />

18 111 (2013) Heft 1


Thema Fokus<br />

TABELLE 3<br />

Spezifische Fahrwi<strong>der</strong>standswerte (gerundet) für gemischte Güterzüge<br />

mit 100 % Wälzlagern in <strong>der</strong> Ebene (Bild 4).<br />

Anhängelast t 200 400 800 1 500<br />

Fahrwi<strong>der</strong>stand<br />

bei Anfahrt<br />

bei 60 km/h<br />

daN/t<br />

daN/t<br />

2,2<br />

3,8<br />

2,0<br />

3,4<br />

1,8<br />

3,0<br />

1,7<br />

2,9<br />

Ein Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter erzeugt aus dem Zwischenkreis<br />

die Bordspannungen DC 24 V, 3 AC 400 V<br />

und 1 AC 230 V.<br />

Traktionsmotoren und Getri<strong>eb</strong>e<br />

Zwei fremdbelüftete 3AC-Asynchronmotoren (Tabelle<br />

2) von Brush HMA, Rid<strong>der</strong>kerk (NL), wirken auf<br />

ein einstufiges Stirnradgetri<strong>eb</strong>e, Hersteller Si<strong>eb</strong>enhaar<br />

Antri<strong>eb</strong>stechnik, Hofgeismar. Dieses hat zwei<br />

Welleneingänge für die Traktionsmotoren und zwei<br />

Ausgänge für die Kardangelenkwellen (Bild 3). Bemessen<br />

ist es für 500 kW Leistung und 4 200 min -1<br />

höchste Eingangsdrehzahl.<br />

Eine Getri<strong>eb</strong>estufe 1 für Rangierbetri<strong>eb</strong> bis<br />

30 km/h Fahrgeschwindigkeit ist zu rund 4,6 übersetzt<br />

und treibt mit bis 750 min –1 ab, die Stufe 2 für<br />

Streckendienst bis 60 km/h zu rund 2,3 und mit bis<br />

1 500 min –1 . Eine neutrale Stufe 0 erlaubt geschleppte<br />

Fahrt mit 80 km/h +10 % bei 2 000 min –1 des<br />

Großrades.<br />

Druckluftanlage und Bremse<br />

Bild 4:<br />

Fahrdiagramme für Rangiergang (oben) und Streckengang (unten).<br />

1-4 Fahrwi<strong>der</strong>stand für 200 t, 400 t, 800 t und 1 500 t Anhängelast in <strong>der</strong> Ebene (Tabelle 3)<br />

5-7 Zugkraft dieselelektrischer Betri<strong>eb</strong>, Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>, kombinierter Betri<strong>eb</strong><br />

8-10 Leistung dieselelektrischer Betri<strong>eb</strong>, Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>, kombinierter Betri<strong>eb</strong>, Werte nach<br />

Kundenvorgabe<br />

Bild 5:<br />

Hybrid-Rangierlokomotive im Regelbetri<strong>eb</strong> bei Mitteldeutscher Eisenbahn (MEB).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

Der mit 3 AC 400 V elektromotorisch angetri<strong>eb</strong>ene<br />

Schraubenverdichter Typ SL 20-5-82 von Knorr-<br />

Bremse, München, för<strong>der</strong>t 2 160 l/min auf 10 bar<br />

Überdruck und braucht dabei 21,5 kW. Das komplette<br />

Aggregat wiegt rund 400 kg,<br />

Die Bremsanlage KE-GPmZ umfasst die indirekt<br />

wirkende mehrlösige durchgehende Druckluftbremse<br />

mit G-P-Wechsel und eine direkt wirkende Druckluft-Zusatzbremse,<br />

beide elektrisch angesteuert. Das<br />

Feststellen geschieht konventionell mit Handspindelbremse.<br />

Steuerung und Überwachung<br />

Die Lokomotiven nutzen die neueste Generation <strong>der</strong><br />

Fahrzeug- und Antri<strong>eb</strong>ssteuerung. Die Datenfernübertragung<br />

zur zentralen technischen Überwachung<br />

arbeitet mit dem System Train Tracer.<br />

Für jede Fahrtrichtung bringt ein Video-Kamerasystem<br />

Sicht auf niedrige Signale links vom Gleis.<br />

Die Funkfernsteuerung Typ TH-EC/LO wird von<br />

Cattron-Theimeg Europe, Mönchengladbach, geliefert.<br />

Das Befehlsgerät arbeitet mit DC 10,8 V<br />

bei 8 h Akkumulatorstandzeit, das Empfangsgerät<br />

aus dem 24-kV-Bordnetz. Zur Ausrüstung gehört<br />

eine Zugfunkanlage GSMR (Mesa 23), optional<br />

ist punktförmige Zugbeeinflussung INDUSI I60R<br />

möglich.<br />

19


Fokus Thema<br />

Klimabedingungen<br />

Die Lokomotive kann im gemäßigten Klimag<strong>eb</strong>iet gemäß<br />

DIN IEC 721-2-1 eingesetzt werden. Dabei ist<br />

sie funktionsfähig im Bereich von –25 °C bis +40 °C<br />

und bis 1 000 m über Meeresspiegel, voll leistungsfähig<br />

ist sie von –20 °C bis +35 °C.<br />

Traktionsvermögen<br />

Die größte Anfahrzugkraft ist je nach Getri<strong>eb</strong>estellung<br />

auf 200 o<strong>der</strong> 100 kN geregelt. Die Diagramme<br />

in Bild 4 zeigen beispielhaft den weiteren Verlauf jeweils<br />

für rein dieselelektrischen Betri<strong>eb</strong> mit 150 kW<br />

Leistung, für reinen Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> mit 275 kW sowie<br />

für kombinierten Betri<strong>eb</strong> mit 430 kW. Zu sehen<br />

ist auch, welche Beharrungsgeschwindigkeiten sich<br />

dabei mit Anhängelasten von 200 bis 1 500 t in <strong>der</strong><br />

Ebene erg<strong>eb</strong>en. Die zugrunde liegenden Werte des<br />

Fahrwi<strong>der</strong>standes stehen in Tabelle 3.<br />

Die Leistungswerte sind auf Wunsch des Kunden<br />

so niedrig eingestellt. Als technisch möglich werden<br />

bis 500 kW genannt, was dann bis 350 kW Batterieleistung<br />

bedeutet.<br />

Kommerzieller Einsatz<br />

Die Mitteldeutsche Eisenbahngesellschaft (MEG), ein Unternehmen<br />

<strong>der</strong> DB Schenker Rail, hat im Juni 2012 als<br />

erstes Unternehmen in Europa für den Rangierdienst<br />

bei ihrem Kunden Dow Olefinverbund in Schkopau vier<br />

Hybridlokomotiven in Betri<strong>eb</strong> genommen (Bild 5). Der<br />

Mietvertrag läuft bis 2018 mit Kaufoption. Je ein baugleiches<br />

Fahrzeug fährt auf den Anschlussbahnen des<br />

Volkswagenwerkes in Wolfsburg und hat das Projekt<br />

Greenport des Hafens Magd<strong>eb</strong>urg Ende 2012 bekommen.<br />

Hier erfüllt <strong>der</strong> Dieselmotor die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

Euro IIIB und hat einen Partikelfilter.<br />

Derzeit ist Alstom <strong>der</strong> einzige Hersteller dieser Hybridtechnologie,<br />

zielt damit in Europa auf mehrere<br />

tausend vielfach völlig überalterte Rangierlokomotiven<br />

mit unzeitgemäßem Energieverbrauch und hohen<br />

Umweltbelastungen und erwartet, dass in naher<br />

Zukunft 80 % des Marktes diese Lösung nutzen.<br />

Viele Kunden haben sie mittlerweile in ihre Beschaffungsprogramme<br />

mit aufgenommen, und einige<br />

schreiben wegen des emissionsfreien Befahrens von<br />

Werkhallen nur noch dafür aus.<br />

Uwe Behmann<br />

Quellen: Alstom<br />

HINTERGRUND<br />

Kraftstoffverbrauch im Leerlauf<br />

Der Anteil des Kraftstoffverbrauchs, <strong>der</strong> sich auf<br />

den Leerlauf <strong>der</strong> Dieselmotoren bezieht, also jeweils<br />

aus <strong>der</strong> Ausroll- und Stillstandsphase von<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen herrührt, ist – bezogen auf den<br />

Gesamtverbrauch bei Streckenlokomotiven und<br />

Tri<strong>eb</strong>zügen – bei weitem nicht so hoch wie bei<br />

Rangierlokomotiven, aber auch nicht vernachlässigbar.<br />

Nicht immer und überall wurde und wird<br />

er allerdings bei Vergleichsrechnungen mit elektrischem<br />

Betri<strong>eb</strong> berücksichtigt; vielmehr wird in <strong>der</strong><br />

Regel nur von <strong>der</strong> mechanischen Zugför<strong>der</strong>arbeit<br />

an den Radsätzen über den spezifischen Energieinhalt<br />

des Kraftstoffes auf dessen verbrauchte Menge<br />

umgerechnet. Dabei kann <strong>der</strong> Reisende in jedem<br />

größeren Bahnhof den Leerverbrauch sehen<br />

und hören; und bei einer Hin- und Rückfahrt über<br />

eine 100 km lange N<strong>eb</strong>enstrecke mit 4 km Halteabstand<br />

kommt, mit ein o<strong>der</strong> zwei kleinen Betri<strong>eb</strong>sunregelmäßigkeiten,<br />

leicht eine Stunde Leerlauf<br />

zusammen. Aber selbst 10 % Zuschlag auf den<br />

Traktionsbedarf werden bei dem nach Tageskurs<br />

bestimmten Preisverhältnis zur elektrischen Energie<br />

die rein betri<strong>eb</strong>swirtschaftlichen Rechnungen<br />

nicht kippen lassen.<br />

Be<br />

20 111 (2013) Heft 1


Praxis Fokus<br />

Wir bauen Zukunft! – Der Kampf um den<br />

Nachwuchs<br />

Für viele Unternehmen verschiedenster Branchen gehört es längst zum guten Ton, regelmäßig auf<br />

Jobmessen an den Hochschulen vertreten zu sein. Selbst Großunternehmen pflegen mit viel Aufwand<br />

ihre Arbeitg<strong>eb</strong>erattraktivität und investieren gezielt in Maßnahmen des Employer Brandings.<br />

Echtes Personalmarketing ist also gefragt, wie am Beispiel von Balfour Beatty Rail zu sehen ist.<br />

Der Kampf um junge Talente ist in vollem Gange.<br />

Gerade in Branchen, die nicht jeden Tag die<br />

Gazetten mit bahnbrechenden Innovationen o<strong>der</strong><br />

spektakulären Abschlüssen füllen können, ist dieser<br />

Kampf umso mehr spürbar und hat weitreichende<br />

Konsequenzen für den Geschäftserfolg. Zu diesen<br />

Branchen zählt zurzeit auch die Bahnbranche. An<br />

dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei. Das muss<br />

jedoch nicht so bleiben. Immer mehr Unternehmen<br />

aus Bahnbetri<strong>eb</strong>, -fahrzeugindustrie und<br />

-infrastruktur mobilisieren und bündeln aktuell ihre<br />

Kräfte, um sich neu am Markt <strong>der</strong> Nachwuchskräfte<br />

zu positio nieren und ihre Arbeitg<strong>eb</strong>erattraktivität<br />

zu erhöhen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e Student/innen des Ingenieurswesen<br />

dürfen sich heftigst umworben fühlen und stehen so<br />

auch vor <strong>der</strong> Qual <strong>der</strong> Wahl – in welches Unternehmen,<br />

o<strong>der</strong> noch viel grundsätzlicher: in welche<br />

Branche sollen sie einsteigen? Ein gut durchdachtes<br />

Onboarding, umfassende Gestaltungsspielräume,<br />

passgenaue Trainings, attraktive Gehälter und spannende<br />

Perspektiven machen dabei nur die eine Seite<br />

des Findens und Bindens aus – die an<strong>der</strong>e Seite kann<br />

von einzelnen Unternehmen nur sehr eingeschränkt<br />

bedient werden, betrifft sie doch die Reputation des<br />

gesamten Industriezweigs. Letztlich bestimmt diese<br />

jedoch darüber, wie viele <strong>der</strong> heiß begehrten Jungingenieure<br />

und -ingenieurinnen jedes Jahr ihren Weg<br />

in die Bahnbranche finden.<br />

die fachliche und damit auch wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

eines Unternehmens dessen Erfolg<br />

und in Summe über alle Unternehmen die Anziehungskraft<br />

einer ganzen Branche ausmacht. Und dies<br />

zeigt schon ganz früh im Studium erste Folgen.<br />

Monatelanges Schreiben von Bewerbungen ist<br />

den meisten Ingenieurstudenten von heute ohnehin<br />

kein Begriff mehr, denn Jobs werden meist<br />

schon vor Abschluss des Studiums verg<strong>eb</strong>en – über<br />

Praktika, Studien- und Abschlussarbeiten sowie<br />

Werkstudententätigkeiten. Sicher ist dies alter Wein<br />

in neuen Schläuchen, denn auch zu Zeiten, als <strong>der</strong><br />

Begriff „Bewerbermarkt“ noch nicht erfunden war,<br />

galt es schon als absolutes Muss, erste praktische<br />

Erfahrungen während des Studiums zu sammeln.<br />

Aber in heutigen Zeiten kommt dem eine deutlich<br />

ge stiegene Bedeutung zu – und zwar für die Arbeitg<strong>eb</strong>er.<br />

An schwarzen Brettern, in Online-Portalen<br />

und an Lehrstühlen ausgewählter Hochschulen gilt<br />

es für jedes Unternehmen, sich selbst und die zugehörige<br />

Branche in ein möglichst günstiges Licht zu<br />

rücken, um das Interesse <strong>der</strong> zukünftigen High Potentials<br />

zu wecken und sie im besten Fall in das<br />

Fachbereiche haben eine Schlüsselstellung<br />

Viel Arbeit kommt also auf die Unternehmen unserer<br />

Branche zu – und nicht nur auf <strong>der</strong>en Personalabteilungen.<br />

Einige <strong>der</strong> genannten inner- und außerbetri<strong>eb</strong>lichen<br />

Einflussfaktoren werden naturgemäß<br />

stark durch Human Resources-Bereiche geprägt, jedoch<br />

liegt <strong>der</strong> Schlüssel zum Erfolg mehr denn je in<br />

den Fachbereichen eines Unternehmens. Einerseits,<br />

weil die Beziehung zwischen Mitarbeiter/in und<br />

Führungskraft für die Bindung bedeutsamer ist als<br />

viele materielle o<strong>der</strong> statusorientierte Attribute eines<br />

Arbeitsverhältnisses. An<strong>der</strong>erseits aber auch, weil<br />

111 (2013) Heft 1<br />

Bild 1:<br />

Anlässlich <strong>der</strong> InnoTrans 2012 in Berlin lud Balfour Beatty Rail potenzielle Nachwuchskräfte<br />

zum „Recruiting day“ (Fotos: Balfour Beatty Rail).<br />

21


Fokus Praxis<br />

eigene Unternehmen zu „locken“, zumindest aber<br />

in die eigene Branche.<br />

Auch Balfour Beatty Rail mit den verbundenen Unternehmen<br />

Schreck-Mieves, JumboTec und Balfour<br />

Beatty Rail Signal spielt daher schon seit Jahren<br />

regelmäßig auf <strong>der</strong> gesamten Klaviatur des Personalmarketings.<br />

Der Unternehmensverbund, <strong>der</strong> auch<br />

Einheiten in <strong>der</strong> Schweiz, Österreich, Rumänien und<br />

China umfasst, beschäftigt <strong>der</strong>zeit rund 1 800 Mitarbeiter<br />

an zahlreichen deutschen und ausländischen<br />

Standorten. Von <strong>der</strong> Planung über die Ausführung<br />

bis hin zum Service deckt Balfour Beatty Rail das<br />

gesamte Spektrum von Infrastrukturprojekten ab und<br />

bietet seinen Kunden zudem noch diverse Produkte<br />

aus eigenem Design und teilweise eigener Produktion<br />

an. Genug Raum also für junge Ingenieurinnen<br />

und Ingenieure, ihr Können unter Beweis zu stellen<br />

und im konstruktiven Austausch mit Fachexperten<br />

im Kollegenkreis eigene Ideen einzubringen.<br />

Gut funktionierende Teams sind<br />

wichtig<br />

Wie Personalmarketing gelingen kann, zeigte Balfour<br />

Beatty Rail wie<strong>der</strong> anlässlich <strong>der</strong> InnoTrans 2012,<br />

<strong>der</strong> weltweit größten Messe für Verkehrstechnik<br />

in Berlin. Wie zwei Jahre zuvor waren rund 50 Studentinnen<br />

und Studenten aus fünf Universitäten,<br />

begleitet von ihren Professoren, <strong>der</strong> Einladung<br />

auf den Stand von Balfour Beatty Rail gefolgt und<br />

nutzten die Gelegenheit, sich einen Einblick in die<br />

enorme Band breite des Bahninfrastrukturunternehmens<br />

zu verschaffen (Bil<strong>der</strong> 1 und 2). An „l<strong>eb</strong>enden<br />

Beispielen“ – bei Balfour Beatty Rail beschäftigten<br />

Ingenieuren verschiedener Fachbereiche – konnten<br />

die Studie renden in Erfahrung bringen, wie die Aufgaben<br />

und das Arbeiten als Ingenieur/in im Bahnumfeld<br />

und insbeson<strong>der</strong>e bei Balfour Beatty Rail<br />

aussehen. Selbst verständlich wollte <strong>der</strong> Nachwuchs<br />

auch wissen, wie es um das Drumherum steht, also<br />

um Einarbeitungsprogramme, den Umgang miteinan<strong>der</strong>,<br />

Mitarbeiterführung und Entwicklungsperspektiven.<br />

Gerade für Berufseinsteiger ist es wichtig, in einem<br />

gut funktionierenden Team Sicherheit im beruflichen<br />

Umfeld zu entwickeln, erste Erfolge zu erarbeiten<br />

und ein Gefühl für die eigenen Stärken zu gewinnen.<br />

Seit jeher wird daher Teamarbeit bei Balfour Beatty<br />

Rail großgeschri<strong>eb</strong>en und gehört n<strong>eb</strong>en Integrität,<br />

Exzellenz und Respekt zu den vier Werten des Unternehmens.<br />

Teamarbeit heißt aber auch, dass alle<br />

zu gleichen Teilen am Erg<strong>eb</strong>nis partizipieren – deshalb<br />

bringen wir auch neue Kolleginnen und Kollegen<br />

im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr schnell in<br />

die Verantwortung. Die Erfahrung <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahre zeigt, dass Nachwuchskräfte durch aus nicht<br />

mit Samthandschuhen angefasst werden wollen,<br />

son<strong>der</strong>n mit einem gut durchdachten Training on<br />

the job möglichst schnell ihr eigenes Aufgabeng<strong>eb</strong>iet<br />

vertreten wollen. Bei Balfour Beatty Rail sehr<br />

gerne – so haben nämlich beide etwas davon, <strong>der</strong><br />

Nachwuchs und die Firma.<br />

Wer sich noch nicht so ganz festlegen will und<br />

gerne erst einige verschiedene Bereiche kennenlernen<br />

möchte, ist im Traineeprogramm bestens<br />

aufgehoben. Seit drei Jahren bildet Balfour Beatty<br />

Rail Trainees aus und bietet damit jungen Ingenieurinnen<br />

und Ingenieuren die Chance, den für sie<br />

optimalen Einsatzort im Unternehmen zu finden.<br />

Dabei handelt es sich bei den jungen „Wan<strong>der</strong>arbeitern“<br />

keineswegs um unentschlossene Frauen<br />

und Männer, die erstmal nur „schauen“, aber nicht<br />

„anfassen“ wollen. Auch als Trainees arbeiten sie<br />

schon an konkreten Projekten mit und leisten somit<br />

ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg. Ziel des<br />

Programms ist es außerdem, möglichst alle für eine<br />

vorher definierte Zielposition wichtigen Schnittstellenbereiche<br />

im eigenen Erl<strong>eb</strong>en kennenzulernen.<br />

Und selbst wenn am Ende nach zwölf Monaten<br />

doch eine an<strong>der</strong>e Funktion dabei herausspringt,<br />

war die Zeit nicht verloren. Die aufg<strong>eb</strong>auten Netzwerke<br />

und das breite Wissen um Abläufe und Verantwortlichkeiten<br />

im Unternehmen erleichtern den<br />

Einstieg in jede Aufgabe.<br />

Mit Kommunikations-Tools punkten<br />

Bild 2:<br />

Wie schon zwei Jahre zuvor informierten sich rund 50 Studenten und Studentinnen aus fünf<br />

Universitäten am Messestand.<br />

Balfour Beatty Rail legt viel Wert auf enge Kommunikation<br />

und regelmäßigen Austausch untereinan<strong>der</strong><br />

– aufgrund <strong>der</strong> dezentralen Aufstellung des<br />

22 111 (2013) Heft 1


Praxis Fokus<br />

Unterneh mens jeden Tag aufs Neue eine große Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Möglichst großer Freiraum wird verbunden<br />

mit klarem Feedback, sodass auch junge Beschäftigte<br />

sehr schnell Orientierung finden und sich<br />

entsprechend ihrer Stärken entwickeln können. Mitarbeiterzeitung,<br />

Intranet und Mitarbeiterbefragung<br />

stellen <strong>eb</strong>enso wesentliche Kommunikations-Tools<br />

dar wie das jährliche Mitarbeitergespräch, in dem<br />

insbeson<strong>der</strong>e eine Standortbestimmung <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

sowie eine Einschätzung ihrer weiteren Entwicklungsmöglichkeiten<br />

vorgenommen werden. Am<br />

daraus abgeleiteten Entwicklungsplan für die jeweils<br />

folgenden zwölf Monate arbeiten Beschäf tigte, Führungskräfte<br />

und Human Resources gleichermaßen mit.<br />

Schließlich hat Balfour Beatty Rail noch ein weiteres<br />

Ass im Ärmel: Das Unternehmen ist zwar in<br />

<strong>der</strong> Seele deutsch, gehört jedoch seit mehr als zehn<br />

Jahren zum englischen Balfour Beatty-Konzern mit<br />

Sitz in London. Internationale Projekte und damit<br />

auch weltweite Einsatzmöglichkeiten, ob als Station<br />

in einem Traineeprogramm, ob vorübergehend in<br />

einem Projekt o<strong>der</strong> für mehrere Jahre, gehören somit<br />

zum Programm. Englisch sollte man da natürlich<br />

schon sprechen. Generell l<strong>eb</strong>t Balfour Beatty Rail von<br />

<strong>der</strong> Zweisprachigkeit, denn viele wertvolle Initiativen<br />

werden von <strong>der</strong> Konzernmutter ins L<strong>eb</strong>en gerufen<br />

und in die zahlreichen internationalen Gesellschaften<br />

ausgerollt. „Zero Harm“, ein umfassendes<br />

Programm zur Steigerung <strong>der</strong> Arbeitssicherheit, und<br />

„Sustainability“, die aktuelle Nachhaltigkeitsinitiative,<br />

sind nur zwei davon.<br />

Wer nicht bis zur nächsten InnoTrans im September<br />

2014 warten möchte, ist gern gesehener<br />

Gast auf den Internetseiten von Balfour Beatty Rail<br />

(www.bbrail.de). Dort finden alle Interessenten –<br />

nicht nur Studenten und Absolventen – tagesaktuelle<br />

Informationen zum Unternehmen und zu Einstiegsmöglichkeiten<br />

an den diversen Standorten.<br />

Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit ihnen an<br />

cleveren Lösungen für die Bahninfrastruktur <strong>der</strong> Zukunft<br />

zu arbeiten.<br />

Petra Hofeichner<br />

Petra Hofeichner ist Direktorin Human Resources bei Balfour<br />

Beatty Rail in München; E-Mail: petra.hofeichner@bbrail.com<br />

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und Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit.<br />

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über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />

Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.<br />

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Ort, Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

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Fokus Forum<br />

Bahnelektrifizierung in Europa und<br />

Deutschland<br />

Eine Lobby-Vereinigung reklamiert Elektrifizierungsdefizite im DB-Netz. Die Sache muss aber differenziert<br />

gesehen werden. Schlimm ist viel Dieseltraktion auf elektrifizierten Strecken. Dabei bieten<br />

sich manche Lückenschlüsse an. Rätselhaft ist, warum noch immer Speicher-Schienenfahrzeuge nicht<br />

wie<strong>der</strong> zu haben sind.<br />

Auf Basis eines aktuellen Papiers <strong>der</strong> EU-Kommission<br />

für das Bezugsjahr 2010 hat die Allianz pro Schiene<br />

den Elektrifizerungsgrad <strong>der</strong> staatlichen Eisenbahnnetze<br />

in Europa kommentiert. Dabei bescheinigt sie<br />

<strong>der</strong> Bundesrepublik, nur Mittelmaß im Kreise <strong>der</strong><br />

27 EU-Mitgliedslän<strong>der</strong> zu sein, <strong>der</strong>en Durchschnitt<br />

knapp über 50 % liegt. Ein Säulendiagramm dazu<br />

– hier zur Tabelle 1 umgeschri<strong>eb</strong>en – beginnt mit<br />

unterdrücktem Nullpunkt erst bei 50 % und macht<br />

demgemäß einen sehr schlechten Eindruck, den<br />

zwei aufgenommene Nicht-EU-Län<strong>der</strong> noch beson<strong>der</strong>s<br />

betonen.<br />

Man kritisiert, dass die Politik das Thema Elektromobilität<br />

ganz auf den Straßenverkehr verkürzt<br />

TABELLE 1<br />

Elektrifizierungsgrad ausgewählter Eisenbahnnetze<br />

2010 in %.<br />

Schweiz<br />

Luxemburg<br />

Belgien<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

Schweden<br />

Italien<br />

Österreich<br />

Polen<br />

Spanien<br />

Deutschland<br />

Frankreich<br />

99<br />

95<br />

86<br />

76<br />

71<br />

71<br />

68<br />

60<br />

60<br />

59<br />

52<br />

EU 27 52<br />

TABELLE 2<br />

Streckenelektrifizierungen und -neubauten DB Netz und Anschlussbahnen 2010, 2011 und 2012, Stand November 2012.<br />

Streckenabschnitt<br />

Streckennummer<br />

Länge<br />

1<br />

in km<br />

Datum unter<br />

Spannung<br />

Erklärungen (soweit nicht „Neubau“:<br />

bestehende Strecke)<br />

5581<br />

1415<br />

9149<br />

4110<br />

6274<br />

3400<br />

5861<br />

5865<br />

5904<br />

5972<br />

5907<br />

Zuwachs 2010<br />

Olching – Maisach<br />

Bremen-Neustadt – Anschlussgrenze<br />

Anschlussgrenze – Bremen-Grolland<br />

Meckesheim – Aglasterhausen<br />

Abzw Leckwitz – Abzw Kottewitz<br />

Germersheim – Wörth (Rhein)<br />

Regensburg Ost – Abzw Regensburg Hafenbrücke<br />

Abzw Regensburg Hafenbrücke – Regensburg Osthafen<br />

Lauf (links Pegnitz) – Bf Hartmannshof<br />

Nürnberg Hbf – Fürth S-Bahn<br />

Nürnberg Hbf – Abzw Jansenbrücke<br />

6,6<br />

2,9<br />

0,6<br />

19,1<br />

7,5<br />

27,4<br />

1,5<br />

1,5<br />

20,2<br />

7,6<br />

3,6<br />

2010<br />

12.04.2010<br />

April 2010<br />

10.05.2010<br />

Juni 2010<br />

30.11.2010<br />

05.10.2010<br />

Oktober 2010<br />

01.12.2010<br />

10.12.2010<br />

12.12.2010<br />

Neubau Schnellfahrstrecke München – Augsburg<br />

Güterbahn<br />

Anschlussbahn Bremen Ports<br />

Verlängerung S-Bahnbetri<strong>eb</strong> Rhein-Neckar<br />

Neubau Verbindung Strecken Böhla – Weißig<br />

Verlängerung S-Bahnbetri<strong>eb</strong> Rhein-Neckar<br />

Verbindungskurve<br />

Anschlussbahn Bayernhafen<br />

Verlängerung S-Bahnbetri<strong>eb</strong> Nürnberg<br />

Neubau S-Bahn Nürnberg<br />

Neubau Südgleis<br />

6107<br />

6151<br />

6137<br />

6519<br />

6519<br />

6008<br />

5907<br />

Zuwachs 2011<br />

Abzw Bamme – Rathenow<br />

Abzw Glasower Damm Ost – Abzw Bohnsdorf Süd<br />

Abzw Selchow<br />

Abzw Bohnsdorf Nord – Abzw Bohnsdorf West<br />

Anschluss Berlin-Schönefeld Flughafen Süd<br />

Flughafen Berlin-Schönefeld – Flughafen Berlin-Brandenburg<br />

ehemalige Abzw Jansenbrücke – Fürth<br />

5,3<br />

14,0<br />

0,8<br />

1,2<br />

1,0<br />

7,9<br />

4,0<br />

29.03.2011<br />

07.06.2011<br />

07.06.2011<br />

07.06.2011<br />

07.06.2011<br />

08.08.2011<br />

21.11.2011<br />

Altstrecke Berlin Lehrter Bahnhof – Lehrte<br />

Neubau Flughafenbahn<br />

Neubau Verbindungskurve Südlicher Außenring<br />

ehemalige Güterbahn von Berlin-Grünau<br />

ehemalige Güterbahn<br />

Neubau S-Bahn mit Stromschiene 750 V<br />

Neubau Südgleis<br />

6362<br />

2283<br />

6385<br />

4280<br />

Zuwachs 2012<br />

Reichenbach (Vogtland) oberer Bahnhof – Herlasgrün<br />

Oberhausen Hbf – Oberhausen West<br />

Borna – Geithain<br />

Schliengen Nord – Abzw Eimeldingen<br />

10,6<br />

1,3<br />

18,0<br />

17,0<br />

1<br />

nach Nominalabstand <strong>der</strong> Betri<strong>eb</strong>sstellen, Abzw = Abzweigstelle, sonst überall Bahnhof<br />

12.03.2012<br />

13.05.2012<br />

22.08.2012<br />

24.08.2012<br />

Elektrifizierung Reichenbach – Hof<br />

Verbindungskurve<br />

Verlängerung S-Bahnbetri<strong>eb</strong> Leipzig<br />

Neubau Schnellfahrstrecke Rheintalbahn mit<br />

Katzenbergtunnel<br />

24 111 (2013) Heft 1


Forum Fokus<br />

und verlangt vom Bund, sich bei <strong>der</strong> Elektrifizierung<br />

des Bundesschienennetzes ein Ziel zu setzen,<br />

zum Beispiel mindestens 70 % bis zum Jahr 2020.<br />

Eine Energiewende sei ohne Verkehrswende nicht<br />

möglich; mit dem Ziel <strong>der</strong> Bundesregierung, bis<br />

2020 rund eine Million Elektroautos zu haben,<br />

werde eine solche Wende nicht zu erreichen sein:<br />

Trotz massiver Subventionen seien bis Ende 2011<br />

nur 4 150 Elektro-Autos in Deutschland unterwegs<br />

gewesen, während auf <strong>der</strong> Schiene bereits 90 %<br />

<strong>der</strong> Verkehrsleistung elektrisch erbracht würden.<br />

Trotz <strong>der</strong> offenkundigen Umwelt- und Attraktivitätsvorteile<br />

würden wichtige Bahnelektrifizierungsprojekte<br />

aus Geldmangel immer wie<strong>der</strong> hinaus<br />

geschoben, beispielsweise für die Strecken Hof –<br />

Regensburg, Chemnitz – Leipzig und Dresden –<br />

Görlitz.<br />

So gut und richtig alle Argumente auch sind und<br />

so sehr <strong>der</strong> Berichter auch befangen ist – man muss<br />

lei<strong>der</strong> die Realitäten sehen: Die Streckenausrüstungen<br />

für elektrischen Betri<strong>eb</strong> kosten viel Geld, und<br />

das ist <strong>der</strong>zeit und mittelfristig knapp o<strong>der</strong> einfach<br />

nicht da. Pauschal bedeuten die genannten Zahlen<br />

ja zunächst, dass in Deutschland auf 40 % des Streckennetzes<br />

nicht nur 10 %, son<strong>der</strong>n noch weniger<br />

<strong>der</strong> Betri<strong>eb</strong>sleistung erbracht werden; in manchem<br />

Produktionsbetri<strong>eb</strong> würde das die Controller elektrisieren.<br />

Zum Glück wird die Vorhaltung dieser rund<br />

13 000 km Strecken nicht mehr rein betri<strong>eb</strong>swirtschaftlich,<br />

son<strong>der</strong>n auch politisch entschieden. Und<br />

was die Pauschalwerte in <strong>der</strong> Tabelle betrifft: Einerseits<br />

die beiden Spitzenreiter und an<strong>der</strong>erseits zumindest<br />

Schweden und Spanien haben völlig an<strong>der</strong>e<br />

Siedlungs- und demnach Verkehrsstrukturen. Außerdem<br />

sagen solche Prozentzahlen nichts darüber aus,<br />

ob und wo man das N<strong>eb</strong>enstreckennetz schon heftig<br />

ausgedünnt hat.<br />

Im Übrigen ist es auch nicht so, dass in Deutschland<br />

überhaupt keine Strecken mehr elektrifiziert<br />

würden (Tabelle 2) o<strong>der</strong> dass man sich darüber keine<br />

Gedanken machen würde (Tabelle 4 in [1]).<br />

Nicht angesprochen hat die Allianz, dass von<br />

den 10 % nicht-elektrisch erbrachten Betri<strong>eb</strong>sleistungen<br />

geschätzt in <strong>der</strong> Summe ein Fünftel, vielleicht<br />

sogar ein Viertel auf elektrifizierten Strecken<br />

läuft, in Einzelfällen sogar die ganze Leistung. Was<br />

in diesen Fällen allein an Energierückgewinn-Potenzial<br />

verschenkt wird, verdeutlicht Bild 1 mit den<br />

geschätzt 700 t Gesamtmasse. Beispiele gibt es zuhauf,<br />

das in Bild 2 gezeigte und beschri<strong>eb</strong>ene ist ein<br />

Extrem-, aber kein Einzelfall: Die durchgehenden<br />

RegionalExpress <strong>der</strong> Relation Saarbrücken – Frankfurt<br />

(Main) Hbf fahren von ihrem 205 km langen<br />

Laufweg über die Nah<strong>eb</strong>ahn und Mainz 110 km<br />

gleichfalls als Dieseltri<strong>eb</strong>züge 612 unter Fahrdraht,<br />

noch dazu durch den Tiefbahnhof Frankfurt (Main)<br />

Flughafen.<br />

Vielerorts erfor<strong>der</strong>n Lückenschlüsse auch n<strong>eb</strong>en<br />

<strong>der</strong> Streckenausrüstung nur marginale Ergänzungen<br />

bei <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung. Ein klassisches Beispiel<br />

wie<strong>der</strong>um aus Rheinland-Pfalz: Die vorhandenen<br />

Unterwerke Bingen und Kaiserslautern können<br />

die knapp 70 km lange Alsenzbahn Bingen – Bad<br />

Kreuznach – Hochspeyer bei den <strong>der</strong>zeitigen Betri<strong>eb</strong>sleistungen<br />

locker mitversorgen. Und wenn, wie<br />

Bild 1:<br />

Diesellokomotive 233 vor schwerem Ganzzug auf elektrifizierter Frankenwald-Nordrampe,<br />

hier auf Taugwitztalbrücke in 27 ‰ Steigung, ab Steinbach<br />

am Wald gleich starkes Gefälle (Foto: Ulrich Winkler, Juni 2012).<br />

Bild 2:<br />

Dieseltri<strong>eb</strong>zug 612 als RegionalExpress auf elektrifizierter Frankenwald- und<br />

Saalbahn in <strong>der</strong> Relation Lichtenfels – Jena 200 km mit bei<strong>der</strong>seitigen Rampe<br />

bis 27 ‰ Steigung und Gefälle, hier bei Etzelbach (Foto: Jochen Schmidt,<br />

Januar 2012).<br />

Bild 3:<br />

Akkumlatordoppeltri<strong>eb</strong>wagen Bauart AT 3, Baujahre 1908 bis 1911, nach<br />

1950 Umbau bei <strong>der</strong> DB zu Baureihe ETA 180, letzte Ausmusterung 1962<br />

(Sammlung Rossberg).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

25


Fokus Forum<br />

Leserforum<br />

Ihre Meinung ist gefragt. Senden Sie Kommentare<br />

und Diskussionsbeiträge bitte per Post o<strong>der</strong> E-Mail<br />

leserforum@<strong>eb</strong>-elektrische-bahnen.de direkt an<br />

die Redaktion.<br />

Technisch sehr wohl machbar<br />

<strong>eb</strong> 11/2012, Seite 653, Rezension „Baureihe 181“<br />

Bild 4:<br />

Akkumulatortri<strong>eb</strong>wagen ETA 175 001, Baujahre 1952–1954, letzte Baureihe<br />

dieser Technologie bei <strong>der</strong> DB, hier am Schliersee, letzte Ausmusterung 1984<br />

(Foto: Sammlung Rossberg).<br />

schon mehrfach überlegt, die Strecke mehr Güterverkehr<br />

übernehmen soll, lässt sich unterwegs unter<br />

einer kreuzenden Bahnstromleitung ein Blockunterwerk<br />

aufstellen. Ähnlich günstige Fälle gibt es bestimmt<br />

vielerorts, und eine systematische Bestandsaufnahme<br />

wäre reizvoll.<br />

Und im Übrigen: Wo bleiben die Lokomotiven<br />

o<strong>der</strong> wenigstens die Tri<strong>eb</strong>züge, die ihre Speicher<br />

während <strong>der</strong> Fahrt unter 15 kV füllen und die Lücken<br />

überbrücken können? Die Massenprobleme wie bei<br />

den Straßenkraftfahrzeugen gibt es doch hier nicht:<br />

Ein dreiviertel Jahrhun<strong>der</strong>t lang waren in Preußen<br />

und dann überall in Deutschland Akkumulatortri<strong>eb</strong>wagen<br />

die Renner auf N<strong>eb</strong>enstrecken (Bil<strong>der</strong> 3 und<br />

4), bis die unter Wert verschleu<strong>der</strong>ten fossilen Kraftstoffe<br />

auch das ertränkten.<br />

Uwe Behmann<br />

[1] N. N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei <strong>der</strong> Deutschen Bahn im<br />

Jahre 2009. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 1-2,<br />

S. 4–54.<br />

Die in <strong>eb</strong> 11/2012 erschienene Rezension <strong>der</strong> von mir<br />

verfassten Eisenbahn-Special-Ausgabe „Baureihe 181“<br />

unterstellt mir eine „Falschinformation“ bezüglich <strong>der</strong><br />

Umstellbarkeit des 110-kV-Bahnstromnetzes auf die Standardfrequenz<br />

50 Hz. Dem möchte ich mit aller Entschiedenheit<br />

wi<strong>der</strong>sprechen. Der Rezensent „Be“ erweckt den<br />

Eindruck, als hielte ich diese Umstellung wie auch jene<br />

auf die Fahrleitungsspannung und -frequenz 25 kV 50 Hz<br />

für problemlos. Dabei habe ich in dem kritisierten Beitrag<br />

ausdrücklich auf die Problematik hingewiesen und<br />

geschri<strong>eb</strong>en, dass dies alles sehr viel kosten würde.<br />

So heißt es in meinem Text: „Beispielsweise<br />

müsste man den Sicherheitsabstand <strong>der</strong> Fahrleitungen<br />

zu Brücken vergrößern, ganz zu schweigen<br />

von Än<strong>der</strong>ungen bei den Schaltströmen für Signale<br />

und Weichen“. Wohlgemerkt: Beispielsweise! Damit<br />

wird mindestens angedeutet, dass es noch viel mehr<br />

Probleme gibt. Ferner habe ich darauf aufmerksam<br />

gemacht, dass beim heutigen Stand <strong>der</strong> Leistungselektronik<br />

<strong>der</strong> Einsatz mehrsystemtauglicher Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

ungleich kostengünstiger (!) ist als die<br />

europaweite Vereinheitlichung <strong>der</strong> Stromsysteme.<br />

Im Übrigen ist die Umstellbarkeit auf die Standardfrequenz<br />

rein technisch sehr wohl machbar. Dies als<br />

„Falschinformation“ zu bezeichnen, ist mit Verlaub<br />

starker Tobak und wird meinem Beitrag in keinster<br />

Weise gerecht. Dass interessierte Kreise aus Energiewirtschaft<br />

und Politik die Umstellung ungeachtet <strong>der</strong><br />

Probleme wünschen (Stichwort: Liberalisierung <strong>der</strong><br />

Energiemärkte), steht auf einem an<strong>der</strong>en Blatt. Es än<strong>der</strong>t<br />

aber nichts an <strong>der</strong> Richtigkeit meiner Aussage.<br />

Konrad Koschinski, Berlin<br />

Es ist richtig, dass dem kritisierten Satz <strong>der</strong> oben zitierte<br />

und eine weitere Relativierung folgten. Allerdings stand<br />

dabei nicht „Problem(atik)“, und an<strong>der</strong>s als die Fahrleitung<br />

war das Bahnstromleitungsnetz dabei nicht mehr<br />

genannt. Fachunkundige werden gerne eine – vielleicht<br />

willkommene – These aufgreifen, Weiteres aber überlesen.<br />

Ebenso werden Laien sich unter „umstellen“ etwas Einfacheres<br />

vorstellen als einen de-facto-Neubau mit allen Konsequenzen<br />

(<strong>eb</strong> 12/2011 Seiten 532–637 und 638–640).<br />

Be<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften sinnwahrend<br />

zu kürzen.<br />

26 111 (2013) Heft 1


Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 3: Die Deutsche Reichsbahn<br />

Teil 2 – 1960 bis 1993<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge,<br />

Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen in <strong>der</strong> sozialistischen<br />

Planwirtschaft<br />

Ab 1965 begann die Beschaffung von sowjetischen Diesellokomotiven zu<br />

Lasten <strong>der</strong> Bahnelektrifizierung. 1973 führte dann die Kehrtwende zu einer<br />

wahren Elektrifizierungseuphorie. Beginnend mit Inbetri<strong>eb</strong>nahme <strong>der</strong> ersten<br />

Neubauelloks, über Betri<strong>eb</strong> und Ausmusterung <strong>der</strong> Altbauelloks werden die<br />

Entwicklungen und <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten Elloks <strong>der</strong> DR dokumentiert.<br />

Erstmals vorgestellt werden Ellokprojekte mit Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik. Eine<br />

Abhandlung <strong>der</strong> zentralen und dezentralen <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung sowie ein<br />

Überblick zum Fahrleitungssektor runden die Technikgeschichte ab. Der Verkehrsrückgang<br />

nach <strong>der</strong> politischen Wende führte zur Ausmusterung älterer<br />

Elloks, die neueren erweckten als Leihloks das Interesse <strong>der</strong> DB, so dass gemeinsam<br />

noch die 160 km/h schnelle Baureihe 112 beschafft wurde. Die als<br />

Erbin firmierende DB AG vollendete ab 1994 noch einige DR-Projekte.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt die Zusammenhänge<br />

zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen<br />

und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

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<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Nachhaltige 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

<strong>der</strong> DB mit erneuerbaren Energien<br />

Birgit Carlstaedt, Frankfurt am Main<br />

Die Deutsche Bahn (DB) setzt die Strategie fort, ihren elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> mit Erneuer baren Energien<br />

zu versorgen. Dazu wurden die technischen Möglichkei ten und die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />

für die Varianten Zertifikate handel, Einkauf physikalisch einwandfrei Erneuerbarer Energien und <strong>der</strong>en<br />

Durchleitung zu Frequenzumwandlern sowie 16,7-Hz-Direkt er zeugung und -einspeisung untersucht.<br />

SUSTAINABLE 16.7 HZ TRACTION POWER SUPPLY OF DB WITH RENEWABLE ENERGIES<br />

Deutsche Bahn (DB) continues to power its electrically operated trains with renewable energies.<br />

For this purpose, the technical possibilities and economic effects were investigated for the variants<br />

certificate trading, purchase of physically cleanly renewable energies and their passage to frequency<br />

converters, and 16.7 Hz direct generation and infeed.<br />

L’ALIMENTATION ÉLECTRIQUE DURABLE 16,7 HZ DE LA DB GRÂCE AUX ÉNERGIES RENOUVELABLES<br />

Les chemins de fer allemands (DB) poursuivent leur stratégie de recourir aux énergies renouvelables<br />

pour assurer leur traction électrique. A cette fin, on a mis à l’étude les possibilités techniques et<br />

l’impact économique pour les variantes commerce de certificats, achat d’énergies renouvelables<br />

physiquement correctes et leur transmission à des convertisseurs de fréquence ainsi que la production<br />

directe et l’alimentation en courant 16,7 Hz.<br />

1 Einführung<br />

Der DB-Konzern erreicht in seinem Kerngeschäft auf<br />

<strong>der</strong> Schiene – entgegen dem allgemeinen Trend im<br />

Verkehrssektor – bereits seit mehr als zwanzig Jahren<br />

eindrucksvolle CO 2<br />

-Reduzierungen: <strong>der</strong> auf die<br />

Verkehrsleistung im Schienenverkehr bezogene CO 2<br />

-<br />

Ausstoß wurde im Vergleich zu 1990 bereits um über<br />

40 % gesenkt. Mit dem aktuellen Klimaschutzprogramm<br />

werden weitere ambitionierte Ziele gesetzt:<br />

Bild 1:<br />

Magisches Dreieck <strong>der</strong> Energiewirtschaft (Grafik: DB Energie).<br />

Bezogen auf die Verkehrsleistung sollen die CO 2<br />

-<br />

Emis sionen von 2006 bis 2020 um mindestens weitere<br />

20 % gesenkt werden. Diese unternehmerische<br />

Zielstellung wurde mittlerweile auf den Gesamtkonzern<br />

ausgeweitet. Damit umfasst das Ziel zur CO 2<br />

-<br />

Min<strong>der</strong>ung auch die mit Lkw, Flugzeug und Schiff<br />

erbrachte Trans portleistung <strong>der</strong> DB AG.<br />

Erh<strong>eb</strong>lichen Einfluss auf die Klimafreundlichkeit<br />

<strong>der</strong> Schiene hat die Strombeschaffung. Dabei spielen<br />

die erneuerbaren Energien eine zentrale Rolle.<br />

Im Jahr 2011 lag <strong>der</strong> Anteil erneuerbarer Energien<br />

an <strong>der</strong> Bahnstromversorgung bei 21,8 % und damit<br />

über dem Anteil im öffentlichen Strommix und vor<br />

allem weit höher als bei allen ande ren Verkehrsträgern.<br />

Bis zum Jahr 2020 wird ein Anteil von 35 % angestr<strong>eb</strong>t.<br />

Für das Jahr 2050 verfolgt die DB die Vision<br />

eines CO 2<br />

-freien Schienenverkehrs.<br />

Für die Energiewirtschaft und somit für die Beschaffungsstrategie<br />

<strong>der</strong> DB Energie GmbH lässt<br />

sich ein Dreiklang formulieren, welcher oft als das<br />

„magische“ Dreieck <strong>der</strong> Energiewirtschaft bezeichnet<br />

wird. Die strategische Ausrichtung im Spannungsfeld<br />

<strong>der</strong> Kriterien Versor gungs sicherheit,<br />

Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit sind<br />

auch für die <strong>der</strong>zeitige und zukünftige Energieversorgung<br />

<strong>der</strong> DB aus schlagg<strong>eb</strong>end (Bild 1). Angesichts<br />

<strong>der</strong> bestehenden klimapolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

muss <strong>der</strong> bereits heute schon hohe<br />

Anteil an CO 2<br />

-freier Energieträger erhalten und<br />

weiter ausg<strong>eb</strong>aut werden.<br />

30 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Die DB Energie GmbH betreibt zum Zwecke<br />

<strong>der</strong> Versorgung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen das knapp<br />

7 800 km Leitungslänge umfassende 16,7-Hz/110-<br />

kV-Bahnstromnetz (Bild 2). In großen Teilen <strong>der</strong><br />

neuen Bundeslän<strong>der</strong> wird die Bahnstromversorgung<br />

überwiegend in Form einer sogenannten dezentralen<br />

Versorgung bewerkstelligt. Der Strom wird dort<br />

unmit telbar aus dem Netz <strong>der</strong> öffentlichen Versorgung<br />

entnommen und über Umrichteranlagen in die<br />

Bahnfrequenz 16,7 Hz umgewandelt.<br />

Der elektrische Energieverbrauch <strong>der</strong> Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

für Traktionszwecke beträgt<br />

<strong>der</strong>zeit rund 12 TWh (2011). Bahnstrom wird<br />

grundsätzlich auf zwei unterschiedlichen Wegen<br />

er zeugt. Zum einen werden speziell für Traktionsstrom<br />

errichtete Bahn stromkraftwerke eingesetzt.<br />

Sie decken rund 70 % des Traktionsstrombedarfs.<br />

In Bahnstromkraftwerken ist statt eines 50-Hz-Generators<br />

ein einphasiger 16,7-Hz-Generator installiert,<br />

<strong>der</strong> Strom unmittelbar in <strong>der</strong> für den Bahnbetri<strong>eb</strong><br />

erfor<strong>der</strong>lichen Frequenz er zeugt. Der aus<br />

Bahnstromkraftwerken gewonnene Strom kann unmittelbar<br />

in das von DB Energie betri<strong>eb</strong>ene Bahnstromnetz<br />

eingespeist werden. Zum an<strong>der</strong>en wird<br />

<strong>der</strong> Bedarf über Stromentnahme aus den Höchstund<br />

Hochspannungsnetzen <strong>der</strong> öffentlichen Stromversorgung<br />

gedeckt.<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> Spannungs<strong>eb</strong>ene von 110 kV<br />

und <strong>der</strong> bundesweiten Ausdehnung ist das Bahnstromnetz<br />

technisch gesehen ein Verteilnetz, weil es<br />

sich nicht zur Übertragung von Energie über große<br />

Entfernun gen eignet. Dies hat zur Folge, dass das<br />

Bahnstromnetz auf zahlreiche, gleichmäßig verteilte<br />

Erzeugungs- und Einspeisepunkte ausgelegt sein<br />

muss. Einen euro paweiten Verbundbetri<strong>eb</strong> gibt es im<br />

Bahnstrombereich nicht.<br />

Diese Einschränkungen bedingen, dass die DB<br />

Energie GmbH nicht frei ist in <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> örtlichen<br />

Einspeisepunkte und <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Einspeisung.<br />

Sämtliche Systemdienstleistungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Ausregelung des Netzes, müssen von DB Energie<br />

selbst erbracht werden. Die sich aus dem Zugbetri<strong>eb</strong><br />

erg<strong>eb</strong>enden hohen Einzellasten sowie die<br />

Netzstruktur führen dazu, dass die Installation eines<br />

Einspeisepunktes von unter 50 MW o<strong>der</strong> über<br />

150 MW im Normalfall wirtschaftlich nicht darstellbar<br />

ist.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungen an den Netzbetri<strong>eb</strong> bei <strong>der</strong><br />

Integration flukturieren <strong>der</strong>, regenerativer Einspeisungen<br />

stellen sich im Bahnstromnetz ange sichts<br />

<strong>der</strong> speziellen Frequenz und <strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>ten Spannungs<strong>eb</strong>ene<br />

sogar in verschärfter Form dar, wobei<br />

selbst das öffentliche 50-Hz-Netz trotz <strong>der</strong> höheren<br />

Spannungs<strong>eb</strong>ene angesichts <strong>der</strong> zur erwartenden<br />

Steigerung <strong>der</strong> Einspeisungen von Wind und Photovoltaik<br />

mittlerweile an die Grenzen seiner technischen<br />

Leistungsfähigkeit stößt.<br />

Diese historisch gewachsene Bahnstromversorgung<br />

mit einer eigenen Frequenz und einem von<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Versorgung nahezu unab hängig betri<strong>eb</strong>enen<br />

Bahnstromnetz hat für die Sicherstellung<br />

einer nachhaltigen Energieversorgung zwei grundsätzliche<br />

Konsequenzen. Zum einen kann die Bahn<br />

– im Unterschied zu den meisten an<strong>der</strong>en großen<br />

Stromkunden – den Pfad zur Einbindung regenerativer<br />

Ene gien weitestgehend selbst bestimmen. Zum<br />

an<strong>der</strong>en g<strong>eb</strong>ietet diese Selbst ständigkeit aber auch<br />

die – we<strong>der</strong> an die Politik, noch an die öf fentlichen<br />

Netzbetreiber delegierbare – Verantwortung für die<br />

sichere Versorgung <strong>der</strong> Bahn mit elektrischer Energie<br />

unter den geg<strong>eb</strong>enen technologischen Rahmenbedingungen,<br />

die dieses gewachsene Bahn stromnetz<br />

wirtschaftlich zulässt.<br />

Bild 2:<br />

DB-Bahnstromleitung 110 kV (Foto: Erich Westendarp/pixelio).<br />

Bild 3:<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mit Vergrünungsvarianten (Grafik: DB Energie).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

31


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

2 Varianten<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, regenerativ erzeugten<br />

Strom zur Deckung des Bahnbedarfs zu nutzen<br />

(Bild 3).<br />

2.1 Variante 1: Einsatz von Grünstrom-<br />

Zertifikaten,<br />

Hier wird virtuell die regenerative Erzeugung eines<br />

an<strong>der</strong>en Marktpartners mittels eines <strong>der</strong> im Rahmen<br />

<strong>der</strong> EU-Gesetzge bung zur Verfügung stehenden Instrumente<br />

erworben. Die am Markt existierenden<br />

Produkte unterscheiden sich im Hinblick auf die physikalische<br />

Nachweisbarkeit des vollzogenen Transfers<br />

und – damit korrespondierend – im Preis. Die<br />

physika lische Beschaffung wird nicht tangiert; die<br />

Vergrünung erfolgt nachträglich.<br />

2.2 Variante 2: Grünstrom über das<br />

50-Hz-Netz<br />

Die erworbene, regenerativ erzeugte Energie gelangt<br />

über das 50-Hz-Netz via Umrichter in das Bahnstromnetz.<br />

Die Ein speisung erfolgt in einen <strong>der</strong> Bilanzkreise<br />

<strong>der</strong> DB Energie. Für die Bahn bedeutet das, dass sie<br />

für den Transport <strong>der</strong> bezogenen regenerativen Energie<br />

das Netz <strong>der</strong> 50-Hz-Netzbe treiber benutzt und<br />

den Strom bis zum vorgesehenen Einspeise punkt<br />

durchleitet. Die Steuerung des 16,7-Hz-Netzes wird<br />

somit nicht beeinflusst.<br />

2.3 Variante 3: Direkteinspeisung in das<br />

16,7-Hz-Netz<br />

Hier speist eine regenerative Anlage direkt in das<br />

Bahnstromnetz ein. In diesem Fall wird regenerativer<br />

16,7-Hz-Strom direkt an <strong>der</strong> Anlage erzeugt. Die<br />

Frage <strong>der</strong> Weiterverteilung <strong>der</strong> Energie im DB Energie<br />

eigenen Netz bei bestmöglicher Begrenzung <strong>der</strong><br />

Transportverluste und das Management <strong>der</strong> geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />

unsteten Einspeisung liegt im Verantwortungsbereich<br />

<strong>der</strong> DB Energie.<br />

3 Bewertungen<br />

3.1 Basiskriterien<br />

Alle Varianten haben ihre Stärken und Schwächen.<br />

Letztendlich geht es darum, die drei Varianten in einem<br />

ausgewogenen Kriterien-Set zu analysieren, um<br />

sie im Hinblick auf die Zielsetzungen Versorgungssicherheit,<br />

Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit<br />

bewerten zu können.<br />

Im Folgenden wird das Vorgehen <strong>der</strong> strategischen<br />

Analyse, welche Entscheidungsbasis für die<br />

Fixierung des Anteils von 35 % erneuerbarer Energien<br />

im Bahnstrommix bis 2020 als Unterneh mens ziel<br />

gedient hat, erläutert.<br />

Zur Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien<br />

im Bahnstrommix stehen grundsätzlich folgende<br />

Instrumente zur Verfügung (Tabelle 1).<br />

TABELLE 1<br />

Vergrünungsvarianten für <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung (Bild 3).<br />

Art und Weise<br />

<strong>der</strong> Vergrünung<br />

virtuell<br />

Grünstrom-Zertifikatehandel,<br />

gesetzlich geregelte Trennung<br />

zwischen grüner Herkunft<br />

und physikalischer Lieferung<br />

physikalisch<br />

physikalische Lieferung aus On- o<strong>der</strong> Off-shore Windkraft,<br />

Lauf- o<strong>der</strong> Speicherwasserkraft, Biomasse<br />

per Umwandlung 50 Hz/<br />

16,7 Hz gekoppelter Bilanzkreis<br />

Direkterzeugung und<br />

-einspeisung 16,7 Hz<br />

geografische Herkunft weltweit Europa Deutschland Europa Deutschland<br />

TABELLE 2<br />

Bewertung <strong>der</strong> Variante 3 im ersten Schritt.<br />

• positiv<br />

◦ negativ<br />

Direkterzeugung und<br />

-einspeisung 16,7 Hz<br />

technische Realisierbarkeit<br />

Verbrauchernähe<br />

Anlagenverfügbarkeit<br />

und<br />

Skalierbarkeit<br />

Investitionen<br />

und<br />

Kapitalkosten<br />

Umsetzbarkeit<br />

Windkraft on-shore<br />

Wasserkraft Deutschland<br />

Biomasse<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

32 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Die erste Analysephase widmete sich <strong>der</strong> technischen<br />

Mach bar keit. Tabelle 2 gibt einen Überblick über<br />

die verwendeten technischen Bewertungskriterien.<br />

• Technische Realisierbarkeit:<br />

Gemeint ist die Frage, inwieweit ein Anschluss<br />

an das Bahnstromnetz grundsätzlich möglich ist.<br />

Am Beispiel Wind Offshore wird schnell deutlich,<br />

dass hier die Direktanbindung an das Bahnstromnetz<br />

(ohne Nutzung <strong>der</strong> 50-Hz-Netze) äu ßerst<br />

unwahrscheinlich ist. Bei den an<strong>der</strong>en regenerativen<br />

Energieträgern wurde diese Frage sehr<br />

differenziert unter sucht.<br />

• Nähe zum Verbraucher:<br />

Aufgrund <strong>der</strong> geringeren Spannungs<strong>eb</strong>ene<br />

sollten Einspeise- und <strong>der</strong> Entnahmepunkt im<br />

Bahnstromnetz räumlich nicht zu weit auseinan<strong>der</strong><br />

liegen, um die Transportverluste möglichst<br />

gering zu halten.<br />

• Anlagenverfügbarkeit:<br />

Hierbei wurde untersucht, ob <strong>der</strong> regenerative<br />

Energieträger in <strong>der</strong> Lage ist, den Bahnstrombedarf<br />

beziehungsweise maßg<strong>eb</strong>liche An teile<br />

davon zu decken; Beurteilungsgrundlage ist<br />

die voraus sicht lich installierte Kapazität im Jahr<br />

2020. Die Verfügbar keit des Rohstoffes, kritisch<br />

bei Biomasse, wurde hier zunächst ausgeklammert.<br />

• Investitionskosten:<br />

Betrachtet wurden nicht ausschließlich die Investition<br />

und <strong>der</strong> Kapitaldienst für die regenerative<br />

Anlage selbst, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Investitionsbedarf<br />

für den Anschluss an das Bahn stromnetz<br />

sowie geg<strong>eb</strong>enenfalls notwendige Ausbaumaßnahmen<br />

im Netz und im Anlagenpark.<br />

• Umsetzbarkeit:<br />

Hier wurde mit Blick aufGenehmigungszeitraum<br />

für Plangeneh migung, Planfeststellung und so<br />

weiter untersucht, ob eine regenera tive Direkteinspeisung<br />

überhaupt im Betrachtungszeitraum<br />

(bis 2020) darstellbar ist.<br />

• EE 50-Hz:<br />

Beim Bezug über Bilanzkreise inklusive <strong>der</strong><br />

Nutzung des öffentlichen 50-Hz-Netzes für den<br />

Transport <strong>der</strong> erworbenen regenerativen Energie<br />

stellen sich die Fragen zur Realisie rung im Bahnstromnetz<br />

nicht, weil die technische Komplexi tät<br />

auf die 50-Hz-Seite verlagert wird.<br />

3.2 Einzelkriterien<br />

Im nächsten Schritt wurden qualitative Bewertungskriterien<br />

sowie die voraussichtliche Haltung wichtiger<br />

Stakehol<strong>der</strong> betrachtet (Tabelle 3).<br />

• Investitionsrisiko vor und nach 2020:<br />

Gemeint ist das Risiko, langfristig Investitionsmittel<br />

zu binden und somit weniger reaktionsfähig auf<br />

verän<strong>der</strong>te Kunden be dürfnisse o<strong>der</strong> Technologiesprünge<br />

zu sein. Diese Frage stellt sich natürlich<br />

auch bei je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Investitionsent scheidung.<br />

• Flexibilität bezüglich Vertragslaufzeiten:<br />

Die verschiedenen regenerativen Instrumente bedingen<br />

un terschiedliche vertragliche Bindungsfristen.<br />

Erfahrungsgemäß gilt: Je komplexer die<br />

technischen Anfor <strong>der</strong>ungen sind, desto längerfristig<br />

ist die vertragliche Bindung.<br />

• Flexibilität bezüglich weiterer Erhöhung des<br />

Anteils erneuerbarer Energie (EE):<br />

Inwieweit beeinträchtigt o<strong>der</strong> beeinflusst eine<br />

Entscheidung über die EE-Strategie bis 2020 den<br />

Ausbaupfad o<strong>der</strong> die Art des Ausbaus im Betrachtungszeitraum<br />

2021 bis 2050?<br />

• Beherrschbarkeit unsteter Einspeisung:<br />

Inwieweit ist es im Bahnstromnetz möglich, unstete<br />

Einspei sung abzufe<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> was ist notwendig,<br />

um es in größerem Umfang zu ermöglichen?<br />

• Abhängigkeit von fossilen Rohstoffpreisen:<br />

Wie entwickelt sich die Abhängigkeit von fossilen<br />

Rohstoff preisen? Wie weit kann <strong>der</strong> EE-Ausbau<br />

hier ent lastend wirken?<br />

TABELLE 3<br />

Bewertung <strong>der</strong> Variante 3 im zweiten Schritt.<br />

Stakehol<strong>der</strong><br />

Kriterien<br />

– DB Management<br />

– Investitionsrisiko vor und nach 2020<br />

– Umweltverbände<br />

– Bundesregierung 1<br />

– Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

– Politik Regierungskoalition<br />

– Politik Opposition<br />

– Aufgabenträger SPNV 2<br />

– Flexibilität bei Vertragslaufzeiten und Beschaffungsmengen<br />

– Flexibilität für weitere Steigerung des EE-Anteils<br />

– Beherrschbarkeit technischer Risiken aus unsteter Einspeisung<br />

– Abhängigkeit von Preisentwicklungen 3<br />

– Abhängigkeit vom rechtlichen Rahmen für Zertifikatehandel<br />

– Umweltnutzen<br />

– Akzeptanz bei Stakehol<strong>der</strong>n<br />

– Sensitivität hinsichtlich des energierechtlichen Rahmens 4<br />

1<br />

Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS),<br />

Wirtschaft und Technologie (BMW)<br />

2<br />

Schienenpersonennahverkehr<br />

3<br />

bei elektrischer Energie, Rohstoffen und CO 2<br />

-Emissionen<br />

4<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWK-G), Netznutzungsentgelte (NNE)<br />

111 (2013) Heft 1<br />

33


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

• Abhängigkeit vom regulatorischen beziehungsweise<br />

gesetzg<strong>eb</strong>erischen Rahmen für Zertifikate:<br />

Welche Arten von Zertifikaten werden Bestand<br />

haben über den gesamten Betrachtungszeitraum?<br />

Wird es Verände run gen g<strong>eb</strong>en in <strong>der</strong> Art<br />

<strong>der</strong> zu führenden Nachweise und wie wirken sich<br />

solche Än<strong>der</strong>ungen auf den Preis aus?<br />

• Umweltnutzen:<br />

Da davon auszugehen ist, dass die von <strong>der</strong> Bahn<br />

gewählte EE-Strategie insbeson<strong>der</strong>e von „grünen“<br />

Anspruchsgruppen kritisch betrachtet wird,<br />

wurde <strong>der</strong> Frage des (von <strong>der</strong> kriti schen Öffentlichkeit)<br />

wahrgenommenen Umweltnutzens eine<br />

hohe Bedeutung zugemessen.<br />

• Akzeptanz durch Stakehol<strong>der</strong>:<br />

Hinter diesem Einzelaspekt steckt eine umfangreiche<br />

Stake hol<strong>der</strong>-Analyse, welche erwartungsgemäß<br />

eine sehr unter schiedliche Anspruchshaltung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Stakehol <strong>der</strong> erbrachte.<br />

Einzig einheitlich waren die Wünsche nach bestmöglichem<br />

Nachweis <strong>der</strong> physischen Lieferung<br />

und dem niedrigen Preis.<br />

• Sensitivität bezüglich energierechtlichen Rahmens:<br />

Die Höhe <strong>der</strong> Netznutzungsentgelte und <strong>der</strong><br />

EEG-Umlage, welche bei <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong><br />

öffentlichen 50-Hz-Netze für den Transport <strong>der</strong><br />

regenerativen Energie anfallen, determinieren<br />

maßg<strong>eb</strong>lich den Unterschied zwischen Direkteinspeisung<br />

und Bezug über 50-Hz-Netz (Variante 2<br />

zu Variante 3).<br />

3.3 Bewertungen<br />

Im Einzelnen ergab sich folgende Bewertung <strong>der</strong><br />

vorgestellten Vergrünungsvarianten (Tabelle 4):<br />

3.3.1 Variante 1: Einsatz von Grünstrom-<br />

Zertifikaten<br />

Bei dieser Variante stechen die Vorteile auf <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />

Seite hervor. Gesetzlich anerkannte<br />

Grünstrom-Zertifikate können an den internationalen<br />

Handelsmärkten mit Aufschlägen auf den Strompreis<br />

erworben werden, welche sich zum Teil im Cent-Bereich<br />

bewegen. Da es sich hier um eine nachträgliche<br />

Vergrünung handelt, sind auch kei nerlei Anpassungen<br />

bei <strong>der</strong> sonstigen Strombeschaffung o<strong>der</strong> beim<br />

Kraftwerkseinsatz erfor<strong>der</strong>lich. Die genannten Produkte<br />

können kurz fristig, sogar unterjährig beschafft<br />

werden, die Märkte sind liquide und eine langfristige<br />

vertragliche Bindung ist nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite steht die mangelnde Akzeptanz<br />

von Grünstrom-Zertifikaten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

in Deutschland, die aus <strong>der</strong> Befürchtung einer Doppelvermarktung<br />

<strong>der</strong> Grünstromeigenschaft und den<br />

Zweifeln an dem Nachweis <strong>der</strong> physischen Lieferung<br />

herrühren. Diese System mängel sind bereits in <strong>der</strong><br />

deutschen und <strong>der</strong> europäischen Gesetz g<strong>eb</strong>ung bekannt,<br />

was die Vermutung nahelegt, dass Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> regulatorischen Rahmenbedingungen für<br />

den Handel mit Grün strom-Zertifikaten bald bevorsteht.<br />

Vor allem aus Gründen <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit<br />

und <strong>der</strong> vertraglichen Flexibilität sind Grünstrom-<br />

Zertifikate gerne genutzte Instrumente für Industrieunternehmen,<br />

wel che im harten Wettbewerbsdruck<br />

stehen und auf wenig Zahlungs be reitschaft für die<br />

Grünstromeigenschaft treffen.<br />

Die beiden letztgenannten Punkte treffen für die<br />

DB <strong>eb</strong>enfalls zu, jedoch ist davon auszugehen, dass<br />

die Bahn bei ihren Vergrünungs aktivitäten sicherlich<br />

aufmerksamer und auch kritischer beobachtet wird<br />

als an<strong>der</strong>e Industrieunternehmen. Daraus ergibt sich<br />

ein Balance-Akt zwischen den <strong>eb</strong>enso hart formulierten<br />

wirtschaftlichen Ansprü chen <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong>,<br />

dem ökologischen Anspruch und <strong>der</strong> Zielset zung, die<br />

Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Konkurrenten<br />

zu wah ren, welche möglicherweise genau diese Vergrünungsinstrumente<br />

schwerpunktmäßig einsetzen.<br />

Zwischenfazit:<br />

Zertifikate sollten nicht als Schwerpunkt <strong>der</strong> Vergrünungsstrategie<br />

<strong>der</strong> Bahn eingesetzt und nur in hochwertiger<br />

Qualität verwendet werden.<br />

3.3.2 Variante 2: Grünstrom über das 50-Hz-Netz<br />

Einer <strong>der</strong> eingängigsten Aspekte dieser Variante ist<br />

ein Nachteil: die Kostenseite. Denn für jede Durchleitung<br />

im 50-Hz-Netz zahlt DB En ergie die 110-kV-<br />

Ebene faktisch zweimal: Zum einen die Netzentgelte<br />

<strong>der</strong> 50-Hz-Netzbetreiber und zum an<strong>der</strong>en<br />

die Kosten des eigenen 110-kV-Netzes (16,7 Hz).<br />

TABELLE 4<br />

Endbewertung <strong>der</strong> drei Varianten.<br />

Variante 1 2 3<br />

Verfahren<br />

Merkmale positiv<br />

Merkmale negativ<br />

Graustromvergrünung mit<br />

Zertifikaten<br />

einfach und günstig<br />

teils umstritten<br />

Grünstrombezug über das<br />

50-Hz-Netz<br />

gut realisierbar, akzeptiert<br />

teuer<br />

Direkterzeugung und -einspeisung<br />

mit 16,7 Hz<br />

exklusiv nutzbar<br />

aufwändig und teuer<br />

34 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Des Weiteren wird für jeden 50-Hz-Bezug die EEG-<br />

Umlage fällig – auch bei einer Grünstromlieferung.<br />

Ein weiterer Kostenfaktor ist <strong>der</strong> Preisaufschlag, den<br />

man für grüne Premium-Produkte am 50-Hz-Markt<br />

zahlt. Mit Premium-Produkten ist in diesem Zusammenhang<br />

gemeint, dass ein Nachweisprozess einzuhalten<br />

ist, welcher die tatsächliche physikalische Einspeisung<br />

in die Bilanzkreise des Käufers <strong>der</strong> grünen<br />

Energie belegt (Bild 4). Für die Vertrags partner bedeutet<br />

dies den Austausch von „Strom-Fahrplänen“,<br />

das Er stellen und das Vorlegen von „Löschungsbescheinigungen“<br />

im Rah men <strong>der</strong> Stromkennzeichnung.<br />

In Konsequenz dazu bewegt sich <strong>der</strong> Preisaufschlag<br />

für diese, an eine physische Lieferung<br />

gekoppelten Grünstromprodukten bei einem hohen<br />

Vielfachen des Aufschlags für Grünstromzertifikate.<br />

Gerade dieser aufwendige Nachweisprozess <strong>der</strong><br />

physikalischen Ein speisung ist aber auch einer <strong>der</strong><br />

entscheidenden Vorteile dieser Va ri ante: Die Vergrünung<br />

des Strombezugs wird hier mit einer wesentlich<br />

höheren Verlässlichkeit wahrgenommen als bei<br />

den Grünstromzertifi ka ten.<br />

Ein weiterer, technischer Vorteil sticht hervor: Diese<br />

Art <strong>der</strong> Vergrü nung impliziert keinerlei Anpassungen<br />

im Bahnstromnetz. Die ohnehin über die Umrichter<br />

bezogene Strommenge würde von <strong>der</strong> Qualität „grau“<br />

auf die Qualität „grün“ umgestellt. Ein belastbarer<br />

Nachweis <strong>der</strong> physischen Lieferung erfolgt, ohne dass<br />

eine gesteigerte Komplexität hinsichtlich Regelung<br />

unsteter Einspeisung, Reserve und Redundanz, auf die<br />

16,7-Hz-Seite in Kauf genommen werden muss.<br />

Zudem ist im Normalfall keine langfristige Vertragsbindung<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Auf etwaige Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> marktseitigen o<strong>der</strong> regulatorischen Rahmenbedingungen<br />

kann flexibel reagiert werden.<br />

Bild 4:<br />

Biogasanlage (Foto: Agentur für Erneuerbare Energien).<br />

Bild 5:<br />

E.ON-Wasserkraftwerk Kochel (Foto: Ralf Roman Rossberg).<br />

Zwischenfazit:<br />

Diese Variante hat – trotz <strong>der</strong> Kostenaspekte – insbeson<strong>der</strong>e<br />

für den Zeitraum bis 2020 eine hohe Attraktivität;<br />

schon allein deshalb, weil das betrachtete<br />

Zeitfenster begrenzend auf etwaige Anpassungen<br />

auf <strong>der</strong> 16,7-Hz-Seite wirkt.<br />

3.3.3 Variante 3: Direkteinspeisung ins<br />

16,7-Hz-Netz<br />

Diese Variante ist geprägt von <strong>der</strong> Exklusivität im System<br />

Bahnstrom. Die Grünstromeinspeisung erfolgt<br />

direkt in das 16,7-Hz-Netz, ohne In anspruchnahme<br />

<strong>der</strong> 50-Hz-Seite.<br />

Der größte Vorteil dieser Variante liegt auf <strong>der</strong><br />

Hand: DB Energie be zieht in <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

„grüne 16,7-Hz-Elektronen“. Auch <strong>der</strong> Trans port<br />

<strong>der</strong> grünen Energie erfolgt ohne Zuhilfenahme des<br />

öffent li chen Netzes – auch wenn das Bahnstromnetz<br />

natürlich über Umrichter und Umformer mit demselben<br />

verbunden ist.<br />

Bild 6:<br />

Windkraftpark Märkisch Linden in Brandenburg (Foto: DB/Michael Neuhaus).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

35


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Auf <strong>der</strong> Kostenseite wirkt die Vermeidung <strong>der</strong><br />

50-Hz-Netzentgelte und <strong>der</strong> zugehörigen Abgaben<br />

entlastend. Der strategisch/politische Vorteil liegt in<br />

<strong>der</strong> Möglichkeit, weitgehend unabhängig von <strong>der</strong><br />

HINTERGRUND<br />

Strategische Bedeutung<br />

Für DB Energie haben diese Projekte hohe strategische<br />

Bedeutung. Sie sind die ersten Schritte auf<br />

einer voraussichtlich langen und steilen Lernkurve.<br />

Denn angesichts des hohen Strombedarfs <strong>der</strong><br />

Bahn dürfte Wind <strong>der</strong> einzige Energieträger sein,<br />

<strong>der</strong> über eine hinreichende Ska lierbarkeit verfügt,<br />

um maßg<strong>eb</strong>lich zur Stromversorgung beitragen<br />

zu können. Frühzeitige operative Erfahrung im<br />

Management von Wind energie als Teil des Beschaffungsportfolios<br />

ist eine <strong>der</strong> wichtigsten Voraussetzungen<br />

für die ökonomische, ökologische<br />

und wirtschaftliche Bewertung des großflächigen<br />

Einsatzes von Windenergie.<br />

DB Energie nutzt nicht den För<strong>der</strong>mechanismus<br />

des EEG, um sich die regenerative Erzeugung<br />

im eigenen Bahnstrom-Mix anrechnen lassen zu<br />

können. Die Windparks tragen also tatsächlich zur<br />

physikalischen Versorgung <strong>der</strong> Züge bei – mit allen<br />

Chancen und Risiken. Das bedeu tet, das finanzielle<br />

Risiko aus Fehlprognosen muss <strong>eb</strong>enso übernommen<br />

werden, wie das Delta aus dem Vertragspreis<br />

<strong>der</strong> Windkraftwerke und dem Marktpreis für eine<br />

an<strong>der</strong>weitige Beschaffung.<br />

Am deutlichsten wird die Herausfor<strong>der</strong>ung bei<br />

<strong>der</strong> Bedarfsdeckung mit tels Strom aus Windenergie<br />

beim Thema Prognose. Die 50-Hz-Netzbetreiber<br />

erwarten von jedem Unternehmen, das<br />

Einspeisungen in ihr Netz vornimmt, eine Prognose<br />

<strong>der</strong> Ein- und Ausspeisung für jede Vier te lstunde<br />

des Jahres (96 Werte pro Tag und Einspeisestelle).<br />

Dieses Datenmaterial ist zentrale Voraussetzung<br />

für die Ausregelung <strong>der</strong> von ihnen verantworteten<br />

Regelzonen. Prognosefehler o<strong>der</strong> Ungleichgewichte<br />

zwischen Ein- und Ausspeisung werden<br />

mit <strong>der</strong> Verrechnung von Zusatzkosten für Ausgleichsenergie<br />

geahndet. DB Energie ver wendet<br />

den aus Wind erzeugten Strom zur Versorgung<br />

<strong>der</strong> eigenen Umrichter und speist hierfür in das<br />

Netz <strong>der</strong> 50-Hz-Netzbetreiber ein. Dementsprechend<br />

müssen alle Regeln <strong>der</strong> „Strom-Logistik“ im<br />

50-Hz-Markt eingehalten werden. Vergleicht man<br />

die Viertelstundenpro g no sen und die Ist-Werte für<br />

die Einspeisung von Windenergie, so zeigen sich<br />

deutliche Abweichungen. Selbst wenn <strong>der</strong> Windanfall<br />

grund sätz lich richtig prognostiziert wurde,<br />

stellt die genaue Zuordnung auf die Vier telstunde<br />

eine enorme Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />

Birgit Carlstaedt<br />

50-Hz-Seite an <strong>der</strong> Vergrünung des Bahnstrom-Mix<br />

arbeiten zu können.<br />

Ein Vorteil, <strong>der</strong> auch eine Kehrseite hat: DB Energie<br />

ist mit allen technischen Herausfor<strong>der</strong>ungen, was<br />

Regelung, Transport und Reserve für flukturierende<br />

Einspeisung anbelangt, allein. Der hiermit verbundene<br />

technische Anpassungsbedarf würde die oben<br />

genannten Vorteile aus <strong>der</strong> Nicht-Nutzung des öffentlichen<br />

Netzes aufwiegen.<br />

Mit Blick auf den regenerativen Bedarf <strong>der</strong> Bahn,<br />

<strong>der</strong> schon in 2020 bei rund 4 TWh liegt, wird das Ausmaß<br />

<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung deutlich. Wür de dies ausschließlich<br />

mit Wind (onshore) und Direkteinspeisung<br />

realisiert, ergäbe sich im Bahnstromnetz eine zusätzlich<br />

zu installie rende Kapazität von rund 2 000 MW.<br />

Eine Direkteinspeisung aus Wasserkraftwerken ist<br />

hingegen ohne we iteres möglich und auch bereits<br />

seit Jahrzehnten angewendete Praxis im Bahnstromnetz<br />

(Bild 5). Eine Ausweitung dieser Bezugsvariante<br />

ist selbstverständlich möglich und – sofern die ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen stimmen – erstr<strong>eb</strong>enswert.<br />

Allerdings sind in Deutschland nur selten<br />

größere Ang<strong>eb</strong>ote am Markt erhältlich und wenn,<br />

dann nicht in <strong>der</strong> Nähe einer Bahnstromleitung.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Exklusivität <strong>der</strong> Vertragsbeziehung<br />

werden die Vertragspartner direkt einspeisen<strong>der</strong> regenerativer<br />

Anlagen vermutlich langfristige vertragliche<br />

Bindungen for<strong>der</strong>n, sofern die Bahn nicht selbst<br />

in regenerative Anlagen und <strong>der</strong>en Anbindung investiert.<br />

In bei den Fällen steigt das Risiko sogenannter<br />

Sunk Costs für den Fall, dass sich politische o<strong>der</strong><br />

wettbewerbliche Rahmenbedingungen än<strong>der</strong>n.<br />

Zwischenfazit:<br />

Die Variante „Vergrünung über direkt einspeisende<br />

regenerative An lagen“ weist mit Abstand den höchsten<br />

Komplexitätsgrad auf, bietet dafür aber die besten<br />

Möglichkeiten für den Nachweis <strong>der</strong> Grünstromeigenschaft.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> langfristigen Bindung von<br />

Kapitalmitteln und <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Vorlaufzeiten<br />

für die technische Anbindung muss eine solche Vergrünungsstrategie<br />

langfristig – über das Jahr 2020<br />

hin aus – angelegt werden.<br />

4 Erg<strong>eb</strong>nis<br />

4.1 Unternehmensentscheid<br />

Die grundsätzliche Feststellung des Vorstandes war<br />

zunächst die Fol gen de:<br />

Ein sorgfältig austarierter Mix an regenerativen<br />

Elementen im Strom beschaffungsportfolio ist nicht<br />

nur die Voraussetzung für eine nach haltige Energieversorgung<br />

und die Realisierung des 35 % EE-Ziels bis<br />

2020, son<strong>der</strong>n auch eine wichtige Grundbedingung<br />

für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Bahn.<br />

36 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Im Einzelnen wurden drei Randbedingungen<br />

definiert:<br />

• Die bestehenden Direkteinspeisungen aus Wasserkraftanlagen<br />

sind beizubehalten und – wenn<br />

wirt schaft lich und technisch möglich – auszuweiten.<br />

• Der Schwerpunkt <strong>der</strong> weiteren Vergrünung soll<br />

mittels physi kalischer Grünstromeinspeisung<br />

über das 50-Hz-Netz erfol gen.<br />

• Aus wirtschaftlichen Gründen können mit<br />

Blick auf den Erhalt <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

Grünstromzertifikate in begrenztem Umfang<br />

beigemischt werden.<br />

Die Umsetzung des Vorstandsbeschlusses ist bereits<br />

angelaufen.<br />

o<strong>der</strong> stationären Anlagen <strong>der</strong> DB eingestellt; das<br />

heißt <strong>der</strong> Transport zu den konkreten Einspeisepunkten<br />

in das Bahnstromnetz erfolgt über das 50-Hz-<br />

Netz (Variante 2).<br />

Ein weiterer Meilenstein zur Vergrünung: DB Energie<br />

und RWE haben einen langfristigen Strombezugsvertrag<br />

(Laufzeit 2014 bis 2028) über die Lieferung<br />

von jährlich knapp 900 GWh aus Wasserkraftwerken<br />

<strong>der</strong> RWE in Deutschland geschlossen. Die Lieferung<br />

erfolgt aus Wasserkraftwerken an Rhein, Mosel, Rur<br />

und Ruhr – darunter das 2009 komplett mo<strong>der</strong>nisierte<br />

Kraftwerk Albbruck-Dogern – in die Bilanzkreise<br />

<strong>der</strong> DB Energie. Das Strombezugsvolumen macht<br />

rund 8 % des gesamten Bahnstrombezugs aus. Die<br />

CO 2<br />

-Einsparung beträgt rund 450 000 t CO 2<br />

pro Jahr.<br />

4.2 Erste Realisierungen<br />

DB Energie hat erste Stromlieferungen aus Windparks<br />

kontrahiert. Der aus den Windfarmen Märkisch<br />

Linden (Bild 6), Treuenbritzen und Elsdorf bezogene<br />

Strom (ca. 104 GWh p.a.) verdrängt einen Teil <strong>der</strong><br />

heute am 50-Hz-Markt zu beschaffenden elektrischen<br />

Energie („Graustrom“).<br />

Damit werden jährlich Emissionen in Höhe von<br />

51 000 t CO 2<br />

vermieden. Der in den Windgeneratoren<br />

erzeugte Strom wird von DB Energie als 50-Hz-<br />

Energie in den entsprechenden Bilanzkreis für die<br />

Versorgung von Umrichter- o<strong>der</strong> Umformerwerken<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Kfr. Birgit Carlstaedt (45),<br />

seit 1999 in verschiedenen Positionen<br />

tätig bei DB Energie GmbH, <strong>der</strong>zeit verantwortlich<br />

für den Bereich Energi<strong>eb</strong>eschaffungs-<br />

und Risikomanagement.<br />

Adresse: DB Energie GmbH, Pfarrer-<br />

Perabo-Platz 2, 60326 Frankfurt am<br />

Main, Deutschland;<br />

E-Mail:<br />

birgit.carlstaedt@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />

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111 (2013) Heft 1<br />

37


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

132-kV-Übertragungsleitung <strong>der</strong> Netzverbindung<br />

SBB − ÖBB<br />

Robert Astenwald, Martin Hauser, Clemens Obkircher, Innsbruck; Alfred Brenner, Wien;<br />

Paul Winter, Zollikofen<br />

Die Verbindung zwischen den Bahnnetzen <strong>der</strong> Schweiz (SBB) und Österreichs (ÖBB) wurde im Juni<br />

2012 dem Betri<strong>eb</strong> überg<strong>eb</strong>en. Diese Netzverbindung erlaubt zunächst die gegenseitige Aushilfe bei<br />

Störungen in den Hochspannungsbahnnetzen bei<strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong> und ist somit ein wichtiges Glied zur<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung in <strong>der</strong> östlichen Schweiz und im westlichen Österreich.<br />

Für einen ständigen Verbundbetri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> Hochspannungsbahnenergienetze DB, SBB und ÖBB ist die<br />

Ergänzung <strong>der</strong> Netzkupplung Feldkirch (ÖBB) und Rüthi (SBB) mit einem Querregler erfor<strong>der</strong>lich,<br />

um Ausgleichsströme zwischen den Netzen zu vermeiden.<br />

132 KV TRANSMISSION LINE FOR SBB − ÖBB NETWORK INTERCONNECTION<br />

The interconnection of the Swiss (SBB) and Austrian (ÖBB) railway networks was implemented in<br />

June 2012. In a first phase, the network connection is meant to facilitate mutual assistance in eliminating<br />

high-voltage troubles in the two railway networks and will, thus, be an important aspect of<br />

securing and supplying traction power in the east of Switzerland and west of Austria. For a permanent<br />

interconnected operation in the DB, SBB and ÖBB HV traction power systems, the Feldkirch<br />

(ÖBB) and Rüthi (SBB) network interconnections need to be complemented by a quadrature regulator<br />

in or<strong>der</strong> to avoid transient currents between the networks.<br />

LA LIGNE DE TRANSPORT 132 KV DE LA LIAISON INTER-RÉSEAUX CFF − ÖBB<br />

La liaison entre les réseaux ferrés de Suisse (CFF) et d’Autriche (ÖBB) a été mise en service en juin<br />

2012. Cette liaison interréseaux permet en premier lieu l’entraide en cas de panne sur les réseaux<br />

haute tension d’alimentation des deux réseaux ferrés et constitue ainsi un maillon important de<br />

la chaîne assurant l’alimentation électrique du réseau ferré en Suisse orientale et en Autriche occidentale.<br />

Pour assurer une exploitation interconnectée permanente des réseaux haute tension<br />

d’alimentation des réseaux DB, CFF et ÖBB, il est nécessaire de compléter l’interconnexion entre<br />

Feldkirch (ÖBB) et Rüthi (CFF) par un réglage diagonal pour éviter les courants transitoires entre<br />

les réseaux.<br />

1 Einführung<br />

Im Jahr 2005 wurde von den SBB und den ÖBB <strong>der</strong><br />

Beschluss gefasst, eine Netzverbindung zwischen<br />

den Unterwerken (Uw) Feldkirch (ÖBB) und Rüthi<br />

(SBB) zu realisieren. In <strong>der</strong> Folge wurden Studien und<br />

Untersuchungen in Auftrag geg<strong>eb</strong>en, um die optimale<br />

Konfiguration, Auslegung und Betri<strong>eb</strong>sweise<br />

zu definieren. Von Anfang an war das Projekt durch<br />

eine ausgezeichnete Zusammenarbeit aller beteiligten<br />

Bereiche gekennzeichnet. Die gesamte Abwicklung,<br />

von <strong>der</strong> Projektierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme,<br />

kann als ein Muster für ausgezeichnete Zusammenarbeit<br />

über Län<strong>der</strong>grenzen hinweg dienen. Am 04.<br />

Juni 2012 wurden <strong>der</strong> Kuppeltransformator im Uw<br />

Feldkirch und die 132-kV-Kabelverbindung offiziell<br />

dem Betri<strong>eb</strong> überg<strong>eb</strong>en. Damit wurde ein wichtiger<br />

Schritt zur Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

in Vorarlberg und <strong>der</strong> Ostschweiz gesetzt.<br />

2 Gründe für das Projekt aus<br />

Sicht <strong>der</strong> ÖBB<br />

Das 110-kV/55-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> ÖBB wird induktiv<br />

geerdet betri<strong>eb</strong>en. Es ist galvanisch über zwei<br />

zweisystemige Verbindungen Uw Reith − Kraftwerk<br />

(Kw) Kochel und Uw Steindorf − Uw Traunstein mit<br />

dem 110-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> DB gekuppelt. Das<br />

Netz in <strong>der</strong> österreichischen Ostregion ist bis auf einige<br />

Netzausläufer vermascht aufg<strong>eb</strong>aut. Das Netz<br />

westlich des Uw Zirl im Raum Innsbruck bis zum Uw<br />

Feldkirch in Vorarlberg hingegen ist nur als Stichnetz<br />

mit einseitiger Speisung vom Uw Zirl (Bild 1) ausg<strong>eb</strong>ildet<br />

und damit anfällig für Versorgungsunterbrechungen.<br />

Lawinen und Hochwässer führten in<br />

<strong>der</strong> Vergangenheit immer wie<strong>der</strong> zu Unterbrechungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieleitung über den Arlberg. Aus<br />

diesem Grund entstand schon vor Jahrzehnten <strong>der</strong><br />

Wunsch, das Österreichische 110-kV-<strong>Bahnen</strong>ergie-<br />

38 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

netz mit dem Schweizer 132-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz<br />

zu verbinden. Ohne diese Verbindung zur SBB ist<br />

eine Versorgung des Bereiches Vorarlberg über die<br />

Kraftwerke Braz und Spullersee im Inselbetri<strong>eb</strong> im<br />

Normalfall zwar möglich, führt aber zu großen Frequenz-<br />

und Spannungsschwankungen.<br />

Bild 1:<br />

55/110-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> ÖBB (Grafik: ÖBB).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

39


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Als erste Verbesserungsmaßnahme wurde am<br />

10. Dezember 1982 die Fahrleitungskuppelstelle<br />

Lustenau auf <strong>der</strong> Strecke Bregenz (A) − St. Margareten<br />

(CH) in Betri<strong>eb</strong> genommen. Diese Kuppelstelle<br />

(Ks) ermöglicht die gegenseitige Aushilfe bei Versorgungsproblemen<br />

im Vorarlberger Rheintal und im<br />

Bereich St. Margareten. Der Speis<strong>eb</strong>ereich erstreckt<br />

sich jedoch auf österreichischer Seite nicht über das<br />

Rheintal hinaus; eine Versorgung <strong>der</strong> Strecke Richtung<br />

Arlberg ist nicht möglich (Bild 2).<br />

Seit Einführung <strong>der</strong> rekuperationsfähigen Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

<strong>der</strong> Baureihen (BR) 1016, 1116 und 1216<br />

(Taurus) sowie <strong>der</strong> Nahverkehrtri<strong>eb</strong>züge BR 4024<br />

beziehungsweise 4124 (Talent) kommt erschwerend<br />

hinzu, dass es Zeiträume gibt, in denen im Raum Vorarlberg<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge durch Bremsen mehr Energie<br />

ins <strong>Bahnen</strong>ergienetz liefern als an<strong>der</strong>e Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

aufnehmen. Im Inselbetri<strong>eb</strong> wird in diesem Fall die<br />

Frequenz beziehungsweise Maschinendrehzahl bis<br />

zum Auslösen <strong>der</strong> Turbinen mit Überdrehzahl angehoben.<br />

Aufwändige Eingriffe in die Tri<strong>eb</strong>fahrzeugregelung<br />

nach Einbau einer netzfrequenzabhängigen<br />

Traktionsleistungsbegrenzung beziehungsweise Adaptionen<br />

an den Turbinenreglern im Kw Braz brachten<br />

eine Entschärfung dieser Probleme [1].<br />

Im Jahr 2005 fassten ÖBB und SBB den Beschluss,<br />

eine Netzverbindung vom Uw Feldkirch zum Uw<br />

Rüthi zu realisieren. Nach längeren Problemen bei<br />

<strong>der</strong> Trassenwahl für die <strong>Bahnen</strong>ergieleitung auf österreichischer<br />

Seite wurde zwischen SBB und ÖBB<br />

im Jahr 2005 <strong>der</strong> Beschluss gefasst, eine Netzkupplungsanlage<br />

− Kuppeltransformator mit Stufenschalter<br />

(Längsregler) von 110 auf 132 kV am Standort<br />

Uw Feldkirch − und einen Querregler am Standort<br />

Uw Rüthi zu errichten (Bild 3). Längs- und Querregler<br />

bilden zusammen einen Schrägregler. In Zweiphasen-<strong>Bahnen</strong>ergienetzen<br />

sind Schrägregler bisher<br />

nicht im Einsatz.<br />

Der Querregler verhin<strong>der</strong>t undefinierte Lastflüsse<br />

zwischen den Netzen <strong>der</strong> SBB, DB und ÖBB. Ohne<br />

gezielten Eingriff mit lastflusssteuernden Elementen ist<br />

<strong>der</strong> Lastfluss vermaschter Netze weitgehend von den<br />

Leitungsimpedanzen abhängig und lediglich grob<br />

durch die Erhöhung o<strong>der</strong> Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einspeisung<br />

in verschiedenen Netzknotenpunkten einstellbar.<br />

Während in Drehstromnetzen Querregler relativ<br />

einfach als Transformatoren mit in Querrichtung<br />

verstellbaren Zusatzspannungen (zum Beispiel +90°<br />

bis -90°) ausg<strong>eb</strong>ildet werden können, scheidet diese<br />

Lösung bei zweiphasigen Transformatoren aus. Nachdem<br />

mehrere Varianten zur Realisierung eines Querreglers<br />

für ein <strong>Bahnen</strong>ergienetz untersucht wurden,<br />

erscheint aus heutiger Sicht ein Umrichter von 16,7 Hz<br />

auf 16,7 Hz als die aus technischen Gründen sinnvollste<br />

Variante. Es liegen ausreichend Erfahrung mit Netzkupplungsumrichtern<br />

von 50 Hz auf 16,7 Hz vor. Auch<br />

aus wirtschaftlichen Gründen ist die Anwendung <strong>der</strong><br />

Umrichtertechnik durch sinkende Preise zweckmäßig.<br />

Im April 2012 wurde die Netzkupplung SBB – ÖBB<br />

vorerst ohne dem Regelglied Schrägregler in Betri<strong>eb</strong><br />

genommen. Damit konnte ein wichtiger Schritt zur<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung in Vorarlberg<br />

und in Westtirol gesetzt werden. Ein unterbrechungsfreier<br />

dauerhafter Verbundbetri<strong>eb</strong> ist erst mit<br />

dem Querregler möglich. Die Entscheidung, diesen<br />

Umrichter zu errichten, ist jedoch noch nicht gefallen.<br />

Bild 2:<br />

15-kV-Netz Vorarlberg, westliches Tirol (Grafik: ÖBB).<br />

Bild 3:<br />

132-kV-Verbindung <strong>der</strong><br />

BEV-Netze ÖBB und<br />

SBB mit Längs- und mit<br />

Querregler.<br />

3 Gründe für das Projekt aus<br />

Sicht <strong>der</strong> SBB<br />

Die Gespräche zwischen ÖBB und SBB über eine<br />

Netzkupplung wurden 1996/1998 aufgenommen.<br />

Das Vorhaben war als Teil eines internationalen <strong>Bahnen</strong>ergieverbundes<br />

zwischen ÖBB und SBB geplant.<br />

In den Jahren 1998 und 1999 konnte das Vorprojekt<br />

Uw Rüthi, 132 kV/110 kV Kuppelschaltanlage gestartet<br />

werden. Es war ein Teil des SBB-Konzeptes Bahn-<br />

2000 und wurde 1999 von <strong>der</strong> Geschäftsleitung<br />

genehmigt. Ziel war ein Verbund mit den ÖBB zur<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> Stromversorgung bei Ausfall eines<br />

Kraftwerkes o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Produktionsanlage:<br />

40 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

• Mit dem Uw Rüthi wird mittels des 132-kV-Übertragungskabels<br />

Feldkirch − Rüthi das ÖBB-Netz<br />

mit dem SBB-Netz verbunden. Dadurch wird die<br />

Verfügbarkeit bei<strong>der</strong> Netze wesentlich verbessert.<br />

Für die ÖBB ist das Uw Rüthi zur Notversorgung<br />

des gesamten Bundeslandes Vorarlberg essentiell,<br />

wobei auch umgekehrt die Region Ostschweiz<br />

im Notfall von den ÖBB versorgt werden kann.<br />

• Mit dem Uw Rüthi soll n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Netzkupplung<br />

durch die neuen 132-kV-Übertragungsleitungen<br />

Gossau – Rüthi und Rüthi – Sargans die Ringverbindung<br />

Ostschweiz geschlossen werden. Somit<br />

führt eine einzelne Übertragungsleitungsstörung<br />

auf dem 132-kV-Netz zu keinen Betri<strong>eb</strong>seinschränkungen<br />

in <strong>der</strong> Ostschweiz.<br />

• Das Uw Rüthi ist zur sicheren Energieversorgung<br />

<strong>der</strong> SBB-Hauptlinien St. Gallen – Chur, Zürich –<br />

Chur sowie <strong>der</strong> wichtigen internationalen Verbindungen<br />

St. Gallen / Zürich nach München und<br />

Wien notwendig.<br />

Die Netzkupplung zwischen ÖBB und SBB wird in<br />

zwei Etappen g<strong>eb</strong>aut. Die Verbindung vom Uw Gossau<br />

zum Uw Feldkirch ist seit April 2012 betri<strong>eb</strong>sbereit.<br />

Nach Fertigstellung des neuen Unterwerkes<br />

in Rüthi wird das 132-kV-Kabel von Feldkirch in das<br />

Uw Rüthi eing<strong>eb</strong>unden (Bild 4). Plangenehmigungsverfahren<br />

und Ausführung <strong>der</strong> ersten Etappe für das<br />

Uw Gossau sind abgeschlossen. In Gossau wurde ein<br />

Leitungsfeld in <strong>der</strong> 132-kV-Freiluftschaltanlage zusätzlich<br />

eing<strong>eb</strong>aut und direkt mit dem neuen Unterwerk<br />

in Feldkirch verbunden. Diese Etappe umfasste<br />

den Neubau <strong>der</strong> 132-kV-Leitung von Gossau nach<br />

Rüthi, die Einführung <strong>der</strong> neuen Übertragungsleitung<br />

sowie den Neubau eines Leitungs-Schaltfeldes<br />

(Feldkirch / Rüthi). Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme wurde gemeinsam<br />

mit den ÖBB im April 2012 erfolgreich<br />

abgeschlossen, seitdem wurde schon mehrfach die<br />

Netzkupplung zur gegenseitigen Energieversorgung<br />

tageweise eingeschaltet.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Spannungserhöhung<br />

des übergeordneten <strong>Bahnen</strong>ergienetzes in <strong>der</strong> Ostschweiz<br />

von 66 kV auf 132 kV wurde <strong>der</strong> Neubau des<br />

132-kV-Schaltpostens in Rüthi geplant. Das Projekt<br />

zum Bau des Uw Rüthi wurde vom Bundesamt im<br />

Juli 2011 genehmigt, <strong>der</strong> Lan<strong>der</strong>werb für den Standort<br />

Rüthi ist abgeschlossen. Die Ausführungsarbeiten<br />

wurden im August 2012 mit <strong>der</strong> Erschließung und<br />

Bild 4:<br />

132-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> SBB (Grafik: SBB).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

41


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 5:<br />

Lageplan 132-kV-Kabeltrasse<br />

(Grafik: ÖBB).<br />

dem Bau <strong>der</strong> Zufahrtsstraße begonnen. Die Planung<br />

wurde gestartet, die Tiefbauarbeiten für das Unterwerk<br />

werden im März 2013 begonnen, das Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude<br />

wird bis Ende 2013 fertiggestellt.<br />

Das Uw Rüthi wird in konventioneller Freiluftausführung<br />

mit drei Anschlüssen für die Übertragungsleitungen<br />

Sargans / St. Margarethen / Gossau und<br />

einem Kabelanschluss nach Feldkirch erstellt. Die<br />

Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Unterwerkes und <strong>der</strong> definitive<br />

Anschluss des 132-kV-Kabels nach Feldkirch erfolgt<br />

Anfang 2014. Sowohl das Uw Rüthi als auch das Uw<br />

Feldkirch sind bei Bedarf auf eine höhere Leistung<br />

und entsprechend dem ursprünglich angedachten<br />

Verbundbetri<strong>eb</strong> ausbaubar.<br />

4 Realisierung <strong>der</strong><br />

132-kV-Kabel trasse<br />

Bild 6:<br />

132-kV-Kabeltrasse bei Haltestelle Altenstadt (Feldkirch) (Foto: ÖBB).<br />

links<br />

Rohr für Steuerkabel<br />

Mitte und rechts Rohre für Einleiter-Leistungskabel<br />

Am 23. und 24. April 2012 wurde die als<br />

132-kV-16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieleitung Nr. 192 von<br />

Feldkirch zum Netz <strong>der</strong> SBB als Hochspannungskabel<br />

im starr geerdeten Netz <strong>der</strong> SBB erfolgreich<br />

in Betri<strong>eb</strong> genommen. Die 132-kV-16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieübertragungsanlage<br />

(Bild 5) beginnt im<br />

Uw Feldkirch und verläuft für ca. 3,6 km entlang<br />

<strong>der</strong> Bahnstrecke Feldkirch − Buchs. Nach <strong>der</strong> Illbrücke<br />

verläßt die Trasse den ÖBB-Grund und<br />

verläuft nunmehr entlang <strong>der</strong> Illstraße (L53).<br />

42 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 7:<br />

Bohrgerät für die Rheinbohrung (Foto ÖBB).<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Gemeinde Nofels liegt das Kabel<br />

im Illdamm auf <strong>der</strong> Dammkrone. Anschließend<br />

kreuzt die Trasse die Nofler Straße (L60) und quert<br />

wie<strong>der</strong> die Ill unter dem Tragwerk <strong>der</strong> Nofler Straße.<br />

Nach <strong>der</strong> Querung verläuft die Trasse von Leitungskilometer<br />

5,15 bis 6,10 auf <strong>der</strong> luftseitigen<br />

Dammkrone des Illdamms und springt anschließend<br />

durch den Auwald bis zu einem Forstweg,<br />

dem sie bis zum Rheindamm bei Rheinkilometer<br />

65,90 folgt. Die Rheinquerung erfolgt als rund<br />

550 m lange, bis zu 40 m tiefe Spülbohrung mit<br />

drei Rohren, die jeweils einen Durchmesser von<br />

150 mm besitzen, unter dem Rhein (Bild 6). Die<br />

Leitung verläßt in <strong>der</strong> Mitte des Flusses bei Lei-<br />

Bild 8:<br />

Kabelaufführungsmast am<br />

Uw Rüthi (Foto: ÖBB).<br />

Bild 9:<br />

Schema Kabelmantelerdung<br />

(Grafik: ÖBB).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

43


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 10:<br />

Schaltkasten für die<br />

Schirmtrennung und die<br />

Anordnung <strong>der</strong> Überspannungsableiter<br />

(Foto: ÖBB).<br />

links Kabelschirmaufführung<br />

Sek tion<br />

Richtung Feldkirch<br />

Mitte Erdung<br />

rechts Kabelschirmaufführung<br />

Sektion<br />

Richtung Rüthi<br />

tungskilometer 10,834 Österreich und führt dann<br />

unter <strong>der</strong> Schweizer Autobahn A13 bis kurz vor<br />

das geplante Uw Rüthi.<br />

Die Kabelverbindung besteht aus zwei Einleiterkabeln<br />

vom Typ 2XHCW(FL)2Y 1x500 RM<br />

87/150 kV (Bild 7). Es wurden insgesam knapp<br />

23 km Kabel verlegt, 48 Muffen und vier Kabelendverschlüsse<br />

montiert. Bis zur Fertigstellung des Uw<br />

Rüthi führt die Netzverbindung von einem Aufführungsmast<br />

(Bild 8) in <strong>der</strong> Nähe des Standortes des<br />

Unterwerkes über eine 132-kV-Freileitung bis zum<br />

Uw Gossau.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung stellte die<br />

Behandlung <strong>der</strong> Kabelschirme dar. Die Kabel verlaufen<br />

auf 3,6 km Länge entlang <strong>der</strong> bestehenden<br />

Bahntrasse Feldkirch − Buchs (Bild 5). Es muss vermieden<br />

werden, dass die Betri<strong>eb</strong>s-Rückströme in<br />

<strong>der</strong> Fahrleitungsanlage über die Kabelschirme fließen<br />

und diese damit thermisch überlasten. Gleichzeitig<br />

muss aber sichergestellt werden, dass ein<br />

Durchschlag eines Leiters zum Schirm in einem Kabel<br />

zu einem Erdschluss führt, <strong>der</strong> vom Netzschutz<br />

sicher erfasst und selektiv abgeschaltet wird. Die<br />

Kabelschirme sind in Abschnitten von maximal<br />

5 km Länge sektioniert und in <strong>der</strong> Mitte einer Sektion<br />

geerdet (Bild 9). An den beiden Enden je<strong>der</strong><br />

Sektion sind Überspannungsableiter installiert, die<br />

bei einer Spannung zwischen Schirm und Erdpotenzial<br />

von >3 000 V ansprechen. Sie sollen bei einem<br />

Durchschlag im Kabel eine Verbindung des<br />

Schirmes zum Erdungssystem des 132-kV-Netzes<br />

herstellen (Bild 10). Im Uw Feldkirch ist eine permanente<br />

Registrierung des Schirmstromes realisiert.<br />

Dazu ist in die Verbindung Kabelschirm − Erde ein<br />

Braz 1 (Bz1)<br />

=AE01<br />

+B<br />

Umspanner 1 (U1)<br />

=AE02<br />

+B<br />

Umspanner 21 (U21)<br />

=AE03<br />

+B<br />

Teilung 1 (T1)<br />

=AE04<br />

+B<br />

Kupplung(T)<br />

=AE05<br />

+B<br />

Rüthi (Rt)<br />

=AE11<br />

+B<br />

Teilung 2 (T2)<br />

=AE06<br />

+B<br />

Umspanner 2 (U2)<br />

=AE07<br />

+B<br />

Bludenz 2 (Bl2)<br />

=AE08<br />

+B<br />

Abzweig ist nur<br />

platzmäßig<br />

vorgesehen<br />

Umspanner 22 (U22)<br />

=AE09<br />

+B<br />

fUW<br />

=AE10<br />

+B<br />

A<br />

B<br />

A<br />

B<br />

Nullpunktgerüst<br />

=AE12<br />

+B<br />

F<br />

F<br />

P<br />

P<br />

fUW 1<br />

=AK01<br />

+A<br />

Umspanner 1 (U1)<br />

=AK02<br />

+A<br />

Begrenzer 1 (Bg1)<br />

=AK03<br />

+A<br />

Wien (Wn1)<br />

=AK04<br />

+A<br />

Teilung/Messung 1<br />

=AK05<br />

+A<br />

Ersatz (Ers)<br />

=AK06<br />

+A<br />

EB<br />

=AE10<br />

+B<br />

Prüfung (Pr)<br />

=AK08<br />

+A<br />

Teilung/Messung 2<br />

=AE09<br />

+A<br />

Wien 2 (Wn2)<br />

=AK10<br />

+A<br />

Bregenz 2 (Bg2)<br />

=AK11<br />

+A<br />

Buchs<br />

=AK12<br />

+A<br />

Umspanner 2 (U2)<br />

=AK13<br />

+A<br />

fUW2<br />

=AK14<br />

+A<br />

Bild 11:<br />

Einlinienschaltbild Uw Feldkirch (Grafik: ÖBB).<br />

44 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

=AE03<br />

+B<br />

F<br />

15 kV 16,7 Hz<br />

1250A<br />

M<br />

-Q8<br />

Bl2E<br />

-Q0<br />

17.5 kV<br />

2000 A<br />

1500//1/1/1 A<br />

-Q1<br />

-T1<br />

M<br />

M<br />

AGP<br />

Bg2<br />

1250A<br />

M<br />

-Q9<br />

Bl2L<br />

150%ext. 10 VA, Kl.1 FS5<br />

110000/2<br />

110V/2, 10VA, Kl.1<br />

100V/2, 50VA, 3P<br />

-T5R<br />

-T5T<br />

15 VA, 10P10<br />

30 VA, 10P5<br />

600//1/1//1A<br />

200% ext., 10VA, Kl.1 FS5<br />

15VA, 10P10<br />

15VA, 10P10<br />

-T1R<br />

-T1T<br />

1250A<br />

1500MVA<br />

M<br />

-Q0<br />

Bl2<br />

-T5<br />

16500/<br />

110V, 25VA, Kl.1<br />

1250A<br />

M<br />

-Q1<br />

Bl2A<br />

1250A<br />

M<br />

-Q2<br />

Bl2B<br />

A<br />

110 kV 16,7 Hz<br />

-Q8 H<br />

Bg2 E<br />

B<br />

110 kV 16,7 Hz<br />

Bild 11.1:<br />

Uw Feldkirch 110-kV-Leitungsabzweig.<br />

A<br />

110 kV 16,7 Hz<br />

Bild 11.3:<br />

Uw Feldkirch 15-kV-Oberleitungszweig.<br />

B<br />

110 kV 16,7 Hz<br />

1250A<br />

M<br />

-Q1<br />

U2A<br />

1250A<br />

M<br />

-Q2<br />

U2B<br />

1250A<br />

1500MVA<br />

M<br />

-Q0<br />

U2<br />

200//1/1/1/1A<br />

200% ext., 10VA, Kl.1 FS5<br />

15VA, 10P10<br />

15VA, 10P5<br />

15VA, 10P10<br />

-T1R<br />

123kV<br />

10kA<br />

-F1R<br />

-F1T<br />

500//1A<br />

5VA, 5P20<br />

-T3<br />

115000 V<br />

10 MVA<br />

17250 V ± 750 V<br />

-U2<br />

18kV<br />

10kA<br />

-F2<br />

Bild 11.2:<br />

Uw Feldkirch 110-kV-Abzweig Bahntransformator.<br />

Bild 12:<br />

Uw Feldkirch, 50 MVA-Kuppeltransformator 110/132 kV (Foto: ÖBB).<br />

links im Bild Spannungs<strong>eb</strong>ene 132 kV/Durchführungen R/T und Nullpunkt<br />

111 (2013) Heft 1<br />

45


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Stromwandler eing<strong>eb</strong>aut. Der Sekundärstrom dieses<br />

Stromwandlers wird im Leitsystem visualisiert<br />

und auch elektronisch als Schreiberstreifen gespeichert.<br />

Bild 13:<br />

Uw Feldkirch, 50 MVA-Kuppeltransformator 110/132-kV-Typenschild (Grafik: Siemens).<br />

46 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 14:<br />

Erdschlussversuch im Leiter T im 110-kV-ÖBB-Netz (Grafik: ÖBB).<br />

von oben nach unten: Spannung U R<br />

-0; Spannung U T<br />

-0; Löschspulenstrom; Nullspannung<br />

5 Das Uw Feldkirch<br />

Das Uw Feldkirch erl<strong>eb</strong>te bereits eine wechselvolle<br />

Geschichte. 1926 am Standort <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Fahrleitungsmeisterei rechts <strong>der</strong> Bahnlinie Feldkirch<br />

– Bregenz als 55-kV-Unterwerk zur Versorgung <strong>der</strong><br />

Arlbergbahn errichtet (Inbetri<strong>eb</strong>nahme am 29.Juli<br />

1926), wurde das Werk 1967 am heutigen Standort<br />

als 110-kV-Unterwerk neu g<strong>eb</strong>aut. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

erfolgte am 22. F<strong>eb</strong>ruar 1967. Das alte G<strong>eb</strong>äude<br />

des 55-kV-Unterwerkes steht heute noch. Im Jahr<br />

1989 erfolgte eine primär- und sekundärtechnische<br />

Teilerneuerung. Ende 2000 wurde das Uw Feldkirch<br />

samt <strong>der</strong> von ihm gespeisten Strecken in die Fernsteuerung<br />

<strong>der</strong> Regionalen Leitstelle Zirl eing<strong>eb</strong>unden<br />

und ist seit dieser Zeit ferngesteuert [2].<br />

Die Ausführung und <strong>der</strong> technische Zustand<br />

des Unterwerks genügte den Anfor<strong>der</strong>ungen eines<br />

mo<strong>der</strong>nen Bahnbetri<strong>eb</strong>es nicht mehr. Zum Beispiel<br />

waren die Trennschalter in <strong>der</strong> 110-kV-Freiluftschaltanlage<br />

auch nach <strong>der</strong> Umstellung auf Fernsteuerbetri<strong>eb</strong><br />

nur handbedient, sodass jede Schaltung im<br />

<strong>Bahnen</strong>ergienetz den Einsatz <strong>der</strong> Bereitschaft zur<br />

Folge hatte. Daher fasste die ÖBB-Infrastruktur AG<br />

den Beschluss, das Uw Feldkirch im Zuge <strong>der</strong> Realisierung<br />

<strong>der</strong> Netzverbindung zur SBB vollständig zu<br />

erneuern. Das neue Uw Feldkirch besteht aus den<br />

Hauptteilen (Bild 11):<br />

Bild 15:<br />

Mittelpunktswi<strong>der</strong>stand im Uw Feldkirch (Foto: Siemens).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

47


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 16:<br />

Topologie <strong>der</strong> Leittechnik des Uw Feldkirch (Grafik: Siemens).<br />

• 2 Leitungsabzweige 110 kV<br />

• 2 Sammelschienen 110 kV<br />

• 1 Sammelschienenquerkupplung<br />

• 2 Bahn-Transformatoren 110/15 kV mit je 15 MVA<br />

Bild 17:<br />

Zentrale Leitstelle Innsbruck, Bedienbild zum Uw Feldkirch (Grafik: ÖBB).<br />

• 1 Abzweig Kuppeltransformator 110 kV<br />

• 1 Abzweig Kuppeltransformator 132 kV<br />

• 1 Sammelschiene 15 kV<br />

• 6 Oberleitungsabzweige 15 kV<br />

• 1 Ersatzabzweig 15 kV<br />

Die 15-kV-Abzweige sind jeweils mit einer abzweigg<strong>eb</strong>undenen<br />

Prüfeinrichtung (AGP) ausgestattet.<br />

Diese Einrichtungen dienen zur automatischen<br />

Prüfung <strong>der</strong> Oberleitungsanlagen auf Dauerkurzschlüsse<br />

nach einer Schutzauslösung und ersetzen<br />

die alte Ausführung des Unterwerks mit Prüfschiene<br />

und Prüfwi<strong>der</strong>stand. Das Uw Feldkirch speist die<br />

Strecken Feldkirch − Lindau (DB), Feldkirch − Buchs<br />

(SG) und Feldkirch – Bludenz. Auf dieser Strecke ist das<br />

Unterwerk mit dem Uw Bludenz parallel geschaltet.<br />

Der 110/132-kV-Kuppeltransformator mit einer<br />

Nennscheinleistung von 50 MVA stellt aufgrund<br />

seiner Größe eine absolute Beson<strong>der</strong>heit in einem<br />

Bahnunterwerk dar. Die Mittelpunkte <strong>der</strong> beiden<br />

Spannungs<strong>eb</strong>enen 110 kV und 132 kV sind herausgeführt.<br />

Auf <strong>der</strong> 110-kV-Seite kann <strong>der</strong> Mittelpunkt über<br />

einen Wi<strong>der</strong>stand geerdet werden. Der Mittelpunkt<br />

<strong>der</strong> 132-kV-Seite ist starr geerdet (Bil<strong>der</strong> 12 und 13).<br />

48 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 18:<br />

Uw Feldkirch, Schutztechnik Gesamtkonzept (Grafik: ÖBB).<br />

A<br />

B<br />

-Q1<br />

-Q2<br />

MITNAHME LSV 110kV LS<br />

AUSLÖSUNG LSV 110kV durch LSV 132kV<br />

ANWURF LSV 132kV<br />

SENDEN<br />

EMPFANGEN<br />

STÖRUNG<br />

MITNAHME AUS<br />

SS-SCHUTZ<br />

ZENTRAL-<br />

GERÄT<br />

FOX 515<br />

DATENÜBERTRAGUNGS-<br />

SYSTEM<br />

FELD-<br />

DRS-C2A<br />

DRS-LA4<br />

7SA526<br />

DRS-LLD3<br />

DRS-LV4<br />

-Q01<br />

GERÄT<br />

LWL-KONVERTER<br />

-U21<br />

115/132kV<br />

-R1<br />

-R2<br />

-Q02<br />

-Q9<br />

Rüthi<br />

=AE11<br />

Bild 19:<br />

UW Feldkirch, Schutztechnik Detailkonzept 110/132 kV (Grafik: Andritz Hydro).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

49


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

6 Der Nullpunktwi<strong>der</strong>stand im<br />

Uw Feldkirch<br />

Das <strong>Bahnen</strong>ergienetz von Vorarlberg ist an das gesamte<br />

<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> ÖBB über eine zweisystemige<br />

Verbindung angeschlossen. Diese Verbindung<br />

führt über alpines G<strong>eb</strong>iet mit <strong>der</strong> Gefahr<br />

von Vermurungen und Lawinen. Bei einer zweisystemigen<br />

Unterbrechung <strong>der</strong> Verbindung entsteht<br />

ein Inselnetz in Vorarlberg, in dem die vorhandene<br />

Löschspule mit einem minimal einstellbaren induktiven<br />

Löschstrom von 45 A einem Netz mit einem<br />

kapazitiven Erdschlussstrom von rund 5 A gegenübersteht.<br />

Zur Überprüfung <strong>der</strong> theoretischen<br />

Ansätze wurden Erdschlussversuche durchgeführt,<br />

wobei die Löschfähigkeit eines fast rein induktiven<br />

Fehlerstromes mit rund 45 A untersucht wurde. Bei<br />

diesen Versuchen war die Löschfähigkeit des Lichtbogens<br />

nicht mehr gewährleistet (Bild 14).<br />

In dem isoliert betri<strong>eb</strong>enen Inselnetz Vorarlberg<br />

ist die Spannung zwischen den Leitern durch die<br />

Transformatoren <strong>der</strong> Kraftwerksmaschinen geg<strong>eb</strong>en.<br />

Die Spannungen zwischen den Leitern und<br />

dem Erdpotenzial sind jedoch nicht fest vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />

Ein rein kapazitiver Erdschlussstrom von rund<br />

5 A in diesem isolierten betri<strong>eb</strong>enen Inselnetz würde<br />

von selbst verlöschen. Er kann jedoch wie<strong>der</strong><br />

zünden. Es kann in Folge von Schalthandlungen<br />

und von intermittierenden Erdschlüssen in dem<br />

Inselnetz zu Spannungsschwingungen kommen<br />

und die Leiterisolation wird überbeansprucht. Dieses<br />

Verhalten wurde bereits beobachtet. Durch die<br />

geringe Dämpfung dauern diese Schwingungen<br />

längere Zeit an. Im Falle von Resonanzen kann es<br />

sogar zur Zerstörung von Betri<strong>eb</strong>smitteln kommen.<br />

Deshalb war ein Konzept zur Mittelpunktbehandlung<br />

in diesem Inselnetz notwendig. Als effektivste<br />

und billigste Lösung hat sich eine Wi<strong>der</strong>standserdung<br />

herausgestellt. Daher ist <strong>der</strong> Mittelpunkt <strong>der</strong><br />

110-kV-Seite des Kuppeltransformators über einen<br />

Trennschalter und einen Hochspannungs-Hochlastwi<strong>der</strong>stand<br />

geerdet (Bild 15). Dieser Trennschalter<br />

wird dann geschlossen, wenn das Vorarlberger<br />

Netz im Inselbetri<strong>eb</strong> ist o<strong>der</strong> wenn es ausschließlich<br />

über den Kuppeltransformator und die 132-kV-<br />

Kabelverbindung mit dem Netz <strong>der</strong> SBB verbunden<br />

ist.<br />

Das induktiv geerdete österreichische <strong>Bahnen</strong>ergienetz<br />

besitzt eine mittlere Dämpfung von rund<br />

2,5 %. Der ohmschen Erdschlußreststrom beträgt<br />

acht Ampere. Vorarlberg hat einen ohmschen Erdschlussreststrom<br />

von rund 0,2 A. Das Ziel war eine<br />

ausreichende Dämpfung von Schwingungen und<br />

ein möglichst kleiner Fehlerstrom, um die Löschung<br />

eines Erdschlußlichtbogens zu gewährleisten. Berechnungen<br />

mit einem Simulationsprogramm und<br />

die Berücksichtigung von Erfahrungen im <strong>Bahnen</strong>ergienetz<br />

haben erg<strong>eb</strong>en, dass ein Wi<strong>der</strong>stand<br />

von rund 12 kΩ mit einer zulässigen Belastbarkeit<br />

von 4,5 A im Erdschlussfall den Anfor<strong>der</strong>ungen entspricht.<br />

Seit <strong>der</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme <strong>der</strong> Anlage des<br />

Mittelpunkt wi<strong>der</strong>standes funktioniert die ohmsche<br />

Mittelpunkt erdung im Inselnetz Vorarlberg erwartungsgemäß.<br />

7 Uw Feldkirch Leittechnik<br />

Bild 20:<br />

Uw Feldkirch, Schutzschrank (Foto: ÖBB).<br />

oben Schutzgeräte 132-kV-Kabel (Differentialschutz,<br />

Überspannungsschutz) und Nullpunktwi<strong>der</strong>stand<br />

Mitte Schutzgerät Kuppeltransformator 132/110 kV<br />

unten Schutzgerät 132-kV-Kabel (Distanzschutz)<br />

Die Leittechnik im Uw Feldkirch ist mittels dezentral<br />

angeordneter Automatisierungskomponenten<br />

realisiert. Die Feldleitgeräte Typ Bay-Controller BC-<br />

ACP <strong>der</strong> Schaltanlagen 15 kV, 110 kV und 132 kV<br />

sind jeweils über einen eigenen Lichtwellenleiterring<br />

(LWL-Ring) an die Zentralleitgeräte angekoppelt. Die<br />

Schutzeinrichtungen sind <strong>eb</strong>enfalls über LWL mittels<br />

Protokoll IEC 60870-5-103 an die Leittechnik angeschlossen<br />

(Bild 16).<br />

Zur Vorort-Steuerung <strong>der</strong> Anlage ist ein Wartenleitsystem<br />

mit zwei Monitoren eingerichtet. Für die<br />

ferngesteuerte Betri<strong>eb</strong>sführung wurden Fernwirkverbindungen<br />

in Ethernet-Technologie, Protokoll<br />

IEC 60870-5-104, zur Regionalen Leitstelle Zirl<br />

(15-kV-Betri<strong>eb</strong>sführung) und zur Zentralen Leitstel-<br />

50 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

le Innsbruck (110/132-kV-Betri<strong>eb</strong>sführung) installiert.<br />

Mit den 132-kV-Hochspannungskabeln ist ein<br />

LWL mitverlegt (Bild 7). Über diesen LWL erfolgt<br />

<strong>der</strong> Datenaustausch zwischen den Unterwerken<br />

Feldkirch (ÖBB) und Gossau (SBB). Damit wird <strong>der</strong><br />

Schaltzustand des jeweiligen Nachbarunterwerks<br />

auf den Bedienarbeitsplätzen <strong>der</strong> Netzpartner sowohl<br />

in den Unterwerken als auch in den Leitstellen<br />

Zollikofen (SBB) und Innsbruck (ÖBB) (Bild 17)<br />

visualisiert. Als Beson<strong>der</strong>heit ist zu erwähnen, dass<br />

die Endgeräte dieser Verbindung zusätzlich zur<br />

Fernwirkkommunikation auch noch sehr schnelle<br />

digitale Signale für den Abzweig-Distanzschutz<br />

übertragen können.<br />

8 Schutztechnik für den Kuppeltransformator<br />

und die Netzverbindung<br />

Die Auslegung, Parametrierung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

aller Schutzsysteme für den Kuppeltransformator<br />

und die 132-kV-Verbindung wurde in enger Abstimmung<br />

mit den SBB durchgeführt. Die Schutzsysteme<br />

für die 110-kV-Abzweige, die 110-kV-Sammelschiene,<br />

die Unterwerkstransformatoren 110/15 kV<br />

und die 15-kV-Abzweige entsprechen dem ÖBB-<br />

Standard (Bild 18).<br />

8.2 132-kV-Abzweigschutz<br />

Die Schutzsysteme des 132-kV-Abzweiges folgen dem<br />

Konzept <strong>der</strong> SBB für 132-kV-Kabelstrecken (Bil<strong>der</strong> 19<br />

und 20). Durch die Neuentwicklung eines Herstellers<br />

konnte erstmalig län<strong>der</strong>übergreifend ein Längsdifferenzialschutz<br />

für Zwei-Phasensysteme für 16,7 Hz<br />

zusätzlich zum normalen Distanzschutz mit einer Signalübertragung<br />

zwischen den beiden Unterwerken<br />

Feldkirch und Gossau eingesetzt werden. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />

stellt ein sehr schnelles Überspannungsschutzsystem<br />

dar, das bei − durch Resonanzen hervorgerufene<br />

− Schwingungen <strong>der</strong> Phasenspannungen gegen<br />

Erde ein schnelles Abschalten <strong>der</strong> Leitung garantiert.<br />

• Leitungsdifferenzialschutz<br />

• fünfstufiger Unterimpedanzschutz mit LSV- und<br />

Not-UMZ-Funktion<br />

• Überspannungsschutz<br />

Sämtliche Aus-Befehle werden zweikanalig an das<br />

an<strong>der</strong>e Unterwerk übertragen.<br />

• Kanal 1: Wirkverbindung (LWL) des Leitungsdifferenzialschutzes<br />

• Kanal 2: über die Endgeräte <strong>der</strong> leittechnischen<br />

Kommunikationsverbindung<br />

8.1 Kuppeltransformator<br />

Die Schutzsysteme des Kuppeltransformators entsprechen<br />

weitestgehend dem Standard für Bahntransformatoren<br />

von DB/ÖBB/SBB in den Unterwerken:<br />

• Trafodifferenzialschutz<br />

• Überstromzeitschutz 132-kV-Seite<br />

• Überstromzeitschutz 110-kV-Seite<br />

• thermischer Überlastschutz mit Messung <strong>der</strong><br />

Öltemperatur<br />

• Kesselschutz<br />

• Buchholzschutz<br />

• Asymmetrieschutz 132-kV-Seite<br />

• Notschutz 132-kV-Seite (Auslösung mit Kondensator-Auslösegerät)<br />

• Notschutz 110-kV-Seite (Auslösung mit Kondensator-Auslösegerät)<br />

Um die Einschaltstromstöße (Inrush) klein zu halten,<br />

wurden auf <strong>der</strong> 132-kV- und <strong>der</strong> 110-kV-Seite des<br />

Kuppeltransformators Sanftzuschaltgeräte installiert.<br />

Damit ist sichergestellt, dass die Einschaltung des<br />

entsprechenden Leistungsschalters jeweils im Spannungsmaximum<br />

und damit am schonendsten für<br />

den Transformator erfolgt.<br />

Bild 21:<br />

Uw Feldkirch, Zählung (Foto: ÖBB).<br />

oben Zähler Wirk- und Blindarbeit Uw Feldkirch und<br />

Abzweig Buchs<br />

Mitte Zweirichtungszähler Wirk- und Blindarbeit über<br />

die Netzverbindung (Verrechnungs- und Kontrollzählung)<br />

unten Zähler Eigenbedarf 16,7 Hz und Datenfernauslese-<br />

Modem<br />

111 (2013) Heft 1<br />

51


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bei <strong>der</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Uw Rüthi müssen die<br />

schutztechnischen Systeme vom Uw Gossau ins Uw<br />

Rüthi übersiedelt werden. Am Gesamtkonzept wird<br />

sich jedoch nichts än<strong>der</strong>n.<br />

Im Uw Feldkirch sind die Verrechnungs- und Kontrollzähler<br />

eing<strong>eb</strong>aut (Bild 21). Als Zähler kommen<br />

Zweiphasen-Multifunktionszähler zum Einsatz, die<br />

bei den SBB zugelassen sind. Die Zähler werden von<br />

beiden Netzpartnern täglich automatisch ausgelesen.<br />

Zusätzlich wird im Uw Feldkirch auch die elektrische<br />

Energie des 15-kV-Abzweig Buchs und wie in<br />

jedem ÖBB-Unterwerk die elektrische Energie für die<br />

Traktion und den 16,7-Hz-Eigenbedarf gezählt und<br />

fernausgelesen.<br />

8 Ausblick<br />

Sollten mittelfristig in Grenznähe im Bereich<br />

ÖBB beziehungsweise SBB Umrichter-Standorte<br />

50 Hz/16,7 Hz errichtet werden, so wäre es denkbar,<br />

bei Bedarf einen Umrichter davon an die<br />

Netzkupplung zu schalten, und somit über den<br />

zunächst umständlich erscheinenden Umweg über<br />

eine 50-Hz-Frequenz die Netze ÖBB und SBB zu<br />

verbinden. Diese Kombination würde einen Querregler<br />

mehr als ersetzen. Freilich sind auch alle an<strong>der</strong>en<br />

Varianten eines Regelgliedes nicht endgültig<br />

verworfen.<br />

AUTORENDATEN<br />

Robert Astenwald (55), Nachrichtentechnik<br />

und Elektronik an <strong>der</strong> HTL<br />

Innsbruck, ab 1980 ÖBB-Kraftwerke,<br />

Teamleiter Sekundäranlagen.<br />

Adresse: ÖBB-Infrastruktur AG,<br />

GB Energie – Asset Services,<br />

Claudiastr. 2,<br />

6020 Innsbruck, Österreich;<br />

Fon: +43 512 93000-4040;<br />

E-Mail: robert.astenwald@o<strong>eb</strong>b.at<br />

Martin Hauser (58), Elektrotechnik an<br />

<strong>der</strong> HTL Innsbruck, ab 1980 ÖBB-Kraftwerke,<br />

Teamleiter Schutztechnik.<br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: +43 512 93000-4730;<br />

E-Mail: martin.hauser@o<strong>eb</strong>b.at<br />

Clemens Obkircher (38), TU Graz Doktorat<br />

für technische Wissenschaften, 2008<br />

ÖBB-Kraftwerke, Arbeitsbereich Netzoptimierung<br />

und Versorgungsqualität.<br />

Adresse: wie oben;<br />

Fon: +43 512 93000-4052;<br />

E-Mail: clemens.obkircher@o<strong>eb</strong>b.at<br />

Literatur<br />

[1] Pechlaner, J.; Pröls, M., Meyer. M.: Weiterentwicklung<br />

des Gesamtsystems Bahn im Zusammenwirken von<br />

Netz und Fahrzeug – Netzfrequenzabhängige Traktionsleistungsbegrenzung.<br />

Tagung Mo<strong>der</strong>ne Schienenfahrzeuge<br />

Graz 2008.<br />

[2] Beer, L.: Die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong> in Vorarlberg, Band 2,<br />

Hecht Verlag 1995.<br />

Alfred Brenner (56), Elektronik an <strong>der</strong><br />

HTL Wien, ab 1978 ÖBB-Oberleitungsbau,<br />

Aufgabeng<strong>eb</strong>iet Leitungsbau.<br />

Adresse: ÖBB-Infrastruktur AG<br />

GB Energie – Projektmanagement,<br />

Nordbahnstr. 50,<br />

1020 Wien, Österreich;<br />

Fon: +43 1 93000-44792;<br />

E-Mail: alfred.brenner@o<strong>eb</strong>b.at<br />

Paul Winter (64), Studium Energietechnik<br />

FH Nürnberg, 2010 SBB-Energie,<br />

Projektleiter Unterwerke.<br />

Adresse: SBB-Infrastruktur Energie<br />

Bereich Projekte und Technik,<br />

Industriestr.1,<br />

3052 Zollikofen, Schweiz;<br />

Fon: +41 31 3571111;<br />

E-Mail: paul.winter@sbb.ch<br />

52 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

Weiter verzögerte Auslieferung <strong>der</strong> ICE-Tri<strong>eb</strong>züge Velaro D<br />

Die rechtzeitig für den Einsatz ab Fahrplanwechsel<br />

Anfang Dezember 2012<br />

zugesagte Lieferung von acht Tri<strong>eb</strong>zügen<br />

ICE 3 Velaro D an die DB musste<br />

<strong>der</strong> Hersteller Siemens Anfang November<br />

kurzfristig absagen. Grund waren<br />

Softwarefehler in <strong>der</strong> Zugsteuerung, die<br />

bei Testfahrten an den ersten Novembertagen<br />

aufgefallen waren und die eine<br />

Überarbeitung erfor<strong>der</strong>n. Abgesehen von<br />

<strong>der</strong> Entwicklung, bei <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Hersteller<br />

zeitlich nicht festlegte, löst das neue<br />

Genehmigungsverfahren in Deutschland<br />

aus und verzögert auch die Zulassungsverfahren<br />

in Nachbarstaaten. Voraussichtlich<br />

können die Züge jetzt erst 2015<br />

durch Belgien und 2016 durch Nordfrankreich<br />

und den Kanaltunnel nach<br />

London fahren. Die weitere hardwaremäßige<br />

Fertigung in Werken in Krefeld,<br />

Nürnberg und Graz wird nicht berührt.<br />

Ursprünglich sollten 16 <strong>der</strong> neuen Züge<br />

schon 2011 in Betri<strong>eb</strong> gehen. Für die DB<br />

wurden und werden zu Weihnachten<br />

und in den folgenden Wintermonaten die<br />

Fahrzeugreserven im Fernverkehr knapp<br />

(<strong>eb</strong> 12/2012, S. 706).<br />

Weiterhin unterschiedliche Betri<strong>eb</strong>svorschriften im<br />

Sicherheitsbereich?<br />

DB Netz hat unter dem Datum 07.11.2012<br />

einen Entwurf zur Aktualisierung 2 <strong>der</strong><br />

Richtlinie (Ril) 492.1005 „Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

führen − Führen von elektrisch arbeitenden<br />

Eisenbahntri<strong>eb</strong>fahrzeugen“ zur Stellungnahme<br />

herausgeg<strong>eb</strong>en [1]. Die darin<br />

bisher vorgesehenen Än<strong>der</strong>ungen betreffen<br />

vier Betri<strong>eb</strong>ssituationen, bei denen Oberleitungsanlagen<br />

beschädigt werden können,<br />

und zwar zwei zu gehobenen Stromabneh-<br />

mern an elektrischen Streckentrennungen,<br />

einmal das Beachten von im elektronischen<br />

Fahrplan (EBuLa) angezeigten Oberstromgrenzwerten<br />

und einmal das Einhalten<br />

einer Karenzzeit nach einem erfolglosen<br />

Anfahrversuch eines Zuges.<br />

Die Ril gilt für Eisenbahnfahrzeugführer<br />

(Ef) privater Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />

Im Unterschied zur<br />

entsprechenden Ril 492.0005 für Ef <strong>der</strong><br />

DB ist nach dem Entwurf weiterhin kein<br />

Halteg<strong>eb</strong>ot bei längerem Ausbleiben <strong>der</strong><br />

Fahrleitungsspannung vorgesehen, also<br />

bei „zu vermuten<strong>der</strong> Einschränkung des<br />

Regellichtraumes“ (Ril 462.2004) und<br />

somit Betri<strong>eb</strong>sgefahr (<strong>eb</strong> 12/2010,<br />

S. 555–559, und <strong>eb</strong> 5/2012 S. 180–181).<br />

[1 http://www Suchbegriff „Richtlinie 492.1005“,<br />

letzter Download 18.11.2012.<br />

S-Bahn Berlin: Verbindungen vom Nordring zum Hauptbahnhof<br />

Im Oktober 2012 haben in Berlin auf <strong>der</strong> Nordseite des Hauptbahnhofs<br />

(Hbf) die Bauarbeiten für die künftige Linie S 21<br />

begonnen [1]. Dabei werden von den oberirdischen Bahnhöfen<br />

Westhafen und Wedding am Nordring jeweils die teilweise schon<br />

bauwerksmäßig vorbereiteten kreuzungsfreien Verbindungskurven<br />

fertiggestellt und im Tiefgeschoss des Hbf zusammengeführt.<br />

Damit bekommen die nördlichen Stadtbezirke eine direkte Verbindung<br />

zum Hbf, und es entsteht spiegelbildlich die gleiche Situation<br />

wie in den Anfängen <strong>der</strong> Berliner S-Bahn, als es am Südring<br />

von den Bahnhöfen Wilmersdorf-Friedenau und Tempelhof jeweils<br />

Verbindungskurven zu einem weiteren Kopfbahnhof n<strong>eb</strong>en<br />

Anhalter und Potsdamer Bahnhof und damit ein Gleisdreieck wie<br />

dan<strong>eb</strong>en bei <strong>der</strong> Hoch- und Untergrundbahn gab (<strong>eb</strong> 12/2012,<br />

S. 711). Die Arbeiten sollen zum Fahrplanwechsel im Dezember<br />

2017 fertig sein. In einer zweiten Baustufe soll die S-Bahn hier unterirdisch<br />

zum Potsdamer Platz verlängert werden, wo die Gleise<br />

und Weichen schon für diesen Lückenschluss angelegt sind. Damit<br />

würde <strong>der</strong> Hbf auch von Süden her direkt ang<strong>eb</strong>unden und das<br />

Netz würde eine zweite Nord-Süd-Linie bekommen. − Vor dem<br />

Hbf wird die Gründung beson<strong>der</strong>s aufwändig, weil <strong>der</strong> B<strong>eb</strong>auungsplan<br />

hier ein bis 150 m hohes G<strong>eb</strong>äude zulässt.<br />

[1] Braun, M.: Berliner Schnellbahnlinien U 55 und S 21. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 104 (2006), H. 6, S. 302–303.<br />

Finanzierung zweite S-Bahn-Stammstrecke München geklärt<br />

Der Freistaat Bayern und <strong>der</strong> Bund haben<br />

Einigung über die Finanzierung <strong>der</strong> zweiten<br />

S-Bahn-Stammstrecke in München<br />

erzielt. Unter an<strong>der</strong>em soll die bei den<br />

Bundesmitteln noch bestehende Finanzierungslücke<br />

in Höhe von 700 Mio. EUR<br />

durch das nach dem ablehnenden Bürgerentscheid<br />

zur Startbahnerweiterung im<br />

Juni nicht benötigte Flughafendarlehen<br />

von 492 Mio. EUR sowie einen Bundeszuschuss<br />

von 128 Mio. EUR gedeckt werden.<br />

Freistaat Bayern und Landeshauptstadt<br />

München bringen ihre Anteile für das<br />

Projekt <strong>eb</strong>enfalls als Zuschuss in die<br />

Finanzierung ein. Zusätzlich stellt <strong>der</strong><br />

Bund noch einmal rund 108 Mio. EUR zur<br />

Verfügung, <strong>der</strong> Freistaat Bayern weitere<br />

100 Mio. EUR aus Rücklagen. Das Projekt<br />

soll durch einen leistungsfähigen Bypass<br />

die bestehende Stammstrecke entlasten,<br />

die zugespitzte Situation im Nahverkehr<br />

in und um München mit täglich mehr als<br />

800 000 Fahrgästen entschärfen und das<br />

Münchener S-Bahn-Netz schrittweise an<br />

die steigende Nachfrage anpassen. Schon<br />

Anfang 2015 sollen die Bauhauptmaßnahmen<br />

beginnen können.<br />

111 (2013) Heft 1<br />

53


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

RŽD setzt auf Lokomotiven von Siemens Joint Venture<br />

Die Russische Staatsbahn RŽD will insgesamt<br />

675 Lokomotiven beim russischen<br />

(Foto: Mikhail Shcherbakov/Wikipedia).<br />

Anbieter Ural Locomotives, einem Joint-<br />

Venture von Siemens und dem russischen<br />

Hersteller von Frachtlokomotiven OJSC<br />

Sinara Transport Machines (Sinara), or<strong>der</strong>n.<br />

Eine wesentliche Rolle spielen dabei die<br />

Doppellokomotiven des Typs 2ES10 Granit.<br />

Die Lokomotiven halten die russischen<br />

GOST-Normen <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alen Agentur für<br />

technische Regulierung und Metrologie ein,<br />

sind mit Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik ausgerüstet<br />

und versprechen durch Rückspeisung<br />

<strong>der</strong> Bremsenergie niedrige Energiekosten.<br />

Gefertigt werden die Lokomotiven in einem<br />

Produktionsstandort nahe Jekaterinburg.<br />

Bereits 2010 hatte die RŽD 221 Elektro-<br />

lokomotiven bei Ural Locomotives bestellt,<br />

im August 2011 hatte eine dreiteilige Lok<br />

bei einer Testfahrt einen russischen Rekord<br />

aufgestellt (<strong>eb</strong> 11/2011, S. 614).<br />

TABELLE<br />

Technische Daten<br />

RŽD-Lokomotive 2ES10.<br />

Achsfolge<br />

Spannungssystem<br />

Leistung<br />

Anfahrzugkraft<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

Gewicht<br />

Spurweite<br />

Bo’Bo’+Bo’Bo’<br />

DC 3 kV<br />

8,8 MW<br />

784 kN<br />

120 km/h<br />

200 t<br />

1 520 mm<br />

Trolleybus-Projekt für Esslingen<br />

Der Städtische Verkehrsbetri<strong>eb</strong> Esslingen<br />

am Neckar (SVE) wird vier Hybrid-Trolleybusse<br />

beschaffen und auf einer Pilotlinie<br />

des bestehenden Obusnetzes einsetzen.<br />

Die Busse können ihre Batterien während<br />

des Betri<strong>eb</strong>s über die Oberleitung und mit<br />

Hilfe von Bremsenergie nachladen. So will<br />

SVE den Anteil rein elektrischen Fahrens<br />

ohne Investitionen in neue Netzinfrastruktur<br />

um 60 % erhöhen und zugleich die<br />

Emission von Kohlendioxid, Feinstaub,<br />

Luftschadstoffen und Lärm reduzieren.<br />

Geför<strong>der</strong>t wird das Projekt aus einem neun<br />

Projekte umfassenden regionalen För<strong>der</strong>programm<br />

für nachhaltige Mobilität, das<br />

<strong>der</strong> <strong>Verband</strong> Region Stuttgart mit rund<br />

398362 EUR För<strong>der</strong>volumen für die Laufzeit<br />

von 2013 und 2015 ausgestattet hat.<br />

Handbuch Eisenbahnfahrzeuge tritt in Kraft<br />

Der Bundesrat hat dem Handbuch<br />

Eisenbahnfahrzeuge zugestimmt. Es soll<br />

durch verbindliche Verfahrenswege und<br />

Zuständigkeiten im Zulassungsprozess<br />

klare Leitlinien für alle am Herstellungs-<br />

und Zulassungsprozess Beteiligten wie<br />

Zulassungsbehörden, Hersteller und<br />

Betreiber schaffen. Die vereinfachte<br />

Zulassungspraxis für Bahntechnik<br />

ermöglicht jetzt unter an<strong>der</strong>em auch<br />

Serien- und Plattformzulassungen von<br />

Schienenfahrzeugen. Die <strong>Bahnindustrie</strong><br />

erwartet, dass die Zulassungsverfahren<br />

in Deutschland nun schneller und günstiger<br />

werden.<br />

Batterie-Trolleybusse für Zürich im Einsatz<br />

Die ersten 24 Meter langen Doppelgelenk-<br />

Trolleybusse des Typs lighTram von Vossloh<br />

Kiepe und Hess sind an die Züricher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />

(VBZ) ausgeliefert worden.<br />

Elf <strong>der</strong> insgesamt zwölf Doppelgelenk-<br />

Trolleybusse verkehren bereits im regulären<br />

Linienbetri<strong>eb</strong>. Sie zeichnen sich nicht nur<br />

durch außergewöhnlich große Transportkapazität<br />

aus, son<strong>der</strong>n auch durch<br />

beson<strong>der</strong>e Umweltfreundlichkeit. Durch<br />

eine Kombination von Oberleitungsbetri<strong>eb</strong><br />

und Energiespeicherung mit Lithium-<br />

Ionen-Traktionsbatterien anstelle des sonst<br />

üblichen Diesel-Generator-Aggregats<br />

ist Zero-Emissions-Betri<strong>eb</strong> möglich. Die<br />

Traktionsbatterien lassen sich während des<br />

Fahrens an <strong>der</strong> Oberleitung sowie durch<br />

Speicherung <strong>der</strong> Bremsenergie während<br />

eines Linienumlaufs wie<strong>der</strong> aufladen. Ein<br />

leistungsstarkes Batterieladegerät ist im<br />

Dachgerätegehäuse integriert. Im täglichen<br />

Linieneinsatz sollen Strecken von 1,5 km im<br />

Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> gefahren werden.<br />

54 111 (2013) Heft 1


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

SBB baut Zugbeeinflussungssystem ETCS weiter aus<br />

Die SBB lässt 230 ihrer insgesamt rund<br />

1 700 Fahrzeuge von Siemens mit dem<br />

Zugbeeinflussungssystem ETCS ausrüsten.<br />

Bereits heute sind jene 480 Fernverkehrszüge<br />

und Cargo-Fahrzeuge, die auf<br />

Schweizer Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

verkehren, mit ETCS-Systemen ausgestattet.<br />

Die Regionalverkehrsfahrzeuge fahren<br />

dagegen noch mit den Zugbeeinflussungssystemen<br />

SIGNUM und ZUB, werden<br />

jedoch ab Mitte 2015 auf Strecken<br />

mit Führerstandsignalisierung verkehren.<br />

Daher lässt die SBB diese Fahrzeuge des<br />

Personenverkehrs, von SBB Cargo, Infrastruktur,<br />

RegionAlps und Ferrovienord<br />

nun nachrüsten. In einer dritten Phase ab<br />

2018 wird die Nachrüstung für restliche<br />

1 000 Fahrzeuge ausgeschri<strong>eb</strong>en. Gemäß<br />

<strong>der</strong> Vorgabe des schweizerischen Bundesamts<br />

für Verkehr (BAV) müssen ab 2025<br />

alle Fahrzeuge mit ETCS ausgerüstet sein.<br />

Unternehmen Nachrichten<br />

AnsaldoBreda baut Metros für Miami und Mailand<br />

Metro-Betreiber Miami-Dade Transit beauftragte<br />

AnsaldoBreda mit <strong>der</strong> Lieferung<br />

einer Fahrzeugflotte, die den jetzigen<br />

Budd-Fuhrpark ablösen soll. Die klimatisierten<br />

Fahrzeuge sollen mit Fahrradhalterungen,<br />

Funknetz im WiFi-Standard, Bildschirmen<br />

für Information und Werbung<br />

sowie Überwachungskameras ausgestattet<br />

sein. Die Lieferung von sechs Prototypen<br />

ist für 2015 vorgesehen, weitere 130 Fahrzeuge<br />

sollen in den folgenden beiden Jahren<br />

geliefert werden. AnsaldoBreda wird<br />

die Komponenten in Italien produzieren<br />

und die Züge in einem neuen Montagewerk<br />

vor Ort fertigen. Der Vertrag hat ein<br />

Volumen von 300 Mio. USD und umfasst<br />

auch die Ersatzteilversorgung, Personaltraining<br />

und einen Simulator.<br />

An den Mailän<strong>der</strong> Metrobetreiber ATM<br />

Milano soll AnsaldoBreda für 210 Mio. EUR<br />

30 sechsteilige klimatisierte Metro-Züge<br />

liefern. Auf <strong>der</strong> Roten Linie M1 sollen<br />

20 dieser Züge das bestehende Material<br />

ersetzen, die übrigen zehn sind für die<br />

Grüne Linie M2 vorgesehen.<br />

Eine Option auf 30 weitere Züge<br />

besteht.<br />

Bombardier liefert Peoplemover für Dubai International Airport<br />

Bombardier Transportation (BT) hat einen<br />

Vertrag über Konstruktion und Fertigung<br />

eines automatischen Peoplemover-<br />

Systems INNOVIA APM 300 für den<br />

Dubai International Airport geschlossen.<br />

Das gesamt 1,5 km lange Verkehrssystem<br />

wird das bestehende Terminal 1 mit <strong>der</strong><br />

neuen Flughafenhalle 4 verbinden. Dubai<br />

International Airport gehört mit mehr als<br />

150 Fluglinien zu den größten internationalen<br />

Passagierflughäfen und wird <strong>der</strong>zeit<br />

einem massiven Erweiterungsprogramm<br />

unterzogen, das die Kapazität des Flughafens<br />

bis 2018 von 60 Mio. auf 90 Mio.<br />

Fahrgäste pro Jahr steigern wird.<br />

BT wird als Subunternehmer des örtlichen<br />

Bauunternehmens ALEC die Konstruktion<br />

und Lieferung sämtlicher elektrischer<br />

und mechanischer Elemente für<br />

das APM-System mit Hochtrasse leiten,<br />

insgesamt 18 INNOVIA APM 300-Fahrzeuge<br />

mit kommunikationsbasierter<br />

Zugsteuerungstechnologie BOMBAR-<br />

DIER CITYFLO 650 für den fahrerlosen<br />

Betri<strong>eb</strong> liefern und zudem die Bereiche<br />

Projektmanagement, Systemtechnik und<br />

-integration, Prüfung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

übernehmen.<br />

Die Züge <strong>der</strong> APM-Plattform INNO-<br />

VIA 300 können aus bis zu sechs Wagen<br />

mit recyclingfähigen Aluminium-Wagenkästen<br />

bestehen und erreichen Geschwindigkeiten<br />

bis 80 km/h. Das Fahrwerks- und<br />

Leitsystem soll für geringe Geräusch- und<br />

Vibrationsentwicklung stehen und einen<br />

hohen Fahrkomfort bieten. Derzeit sind<br />

weltweit 24 Peoplemover-Systeme von BT<br />

an Flughäfen in Betri<strong>eb</strong>, unter an<strong>der</strong>em in<br />

London Heathrow (UK), Frankfurt/Main<br />

(Deutschland), Dallas/Fort Worth und<br />

San Francisco (USA) sowie Beijing Capital<br />

International Airport (China).<br />

111 (2013) Heft 1<br />

55


Nachrichten Unternehmen<br />

Siemens liefert Technik für Londoner Crossrail-Tunnel<br />

Siemens wird die Signaltechnik und das<br />

Zugbeeinflussungssystem für den 21 km<br />

langen Crossrail-Tunnel in London liefern<br />

und die Nahverkehrsstrecke an das<br />

Fernstreckennetz <strong>der</strong> britischen Eisenbahngesellschaft<br />

Network Rail anbinden.<br />

Die Züge werden mittels funkbasiertem<br />

Communications-Based Train Control<br />

(CBTC) gesteuert. Auf <strong>der</strong> Fernverkehrsstrecke<br />

im Westen Londons ist das European<br />

Train Control System (ETCS) Level 2<br />

installiert, im Osten das lokale Train Protection<br />

Warning System (TPWS). Eine dynamische<br />

Umschaltung zwischen diesen<br />

drei Zugbeeinflussung systemen soll für<br />

reibungslosen Übergang zwischen den<br />

Strecken sorgen. Dazu installiert Siemens<br />

für den Kernbereich <strong>der</strong> Crossrail-Strecke<br />

das funkbasierte Zugbeeinflussungssystem<br />

Trainguard MT mit automatisierten<br />

Fahrbetri<strong>eb</strong>, das Betri<strong>eb</strong>sleitsystem Vicos<br />

und das Funkübertragungsystem Airlink.<br />

Konsortialpartner Invensys liefert die<br />

Stellwerkstechnik sowie Komponenten<br />

<strong>der</strong> Außenanlage und übernimmt die<br />

Installation. Die Lieferung <strong>der</strong> Fahrzeuggeräte<br />

und <strong>der</strong> Service sind Gegenstand<br />

eines separaten Vertrags.<br />

Der 21 km lange doppelgleisige<br />

Ost-West-Eisenbahntunnel unter <strong>der</strong><br />

Londoner Innenstadt wird den jetzigen<br />

Endbahnhof Paddington <strong>der</strong> Great<br />

Western Main Line mit dem Bahnhof<br />

Stratford <strong>der</strong> Great Eastern Main Line<br />

verbinden. Er ist Kernstück des Eisenbahn-Verkehrsprojekts<br />

London Crossrail<br />

für eine rund 118 km lange Bahnlinie<br />

von Maidenhead und dem Flughafen<br />

Heathrow im Westen nach Shenfield und<br />

Abbey Wood im Osten. Im Kernnetz <strong>der</strong><br />

Strecke sollen ab 2018 bis zu 24 Züge<br />

pro Stunde 200 Mio. Fahrgäste pro Jahr<br />

transportieren und das Londoner Verkehrsnetz<br />

entlasten.<br />

Nachrichten Produkte und Lösungen<br />

Lokomotivplattform PRIMA von Alstom<br />

Wie die Wettbewerber am Lokomotivmarkt<br />

hat auch Alstom ein Plattformkonzept<br />

für Lokomotiven entwickelt<br />

und Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre unter dem<br />

Namen PRIMA eingeführt. Eine aktuelle<br />

Referenzliste (Stand August 2012)<br />

bietet interessante Einblicke. Sie nennt<br />

acht <strong>Bahnen</strong> mit 17 Aufträgen, davon<br />

dreimal zwei gleichartige desselben<br />

Bestellers. In <strong>der</strong> Summe sind 1 534<br />

Lokomotiven mit 11,00 GW installierter<br />

Leistung aufgezählt.<br />

Bei den außereuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />

hat China mit 680 Lokomotiven fast den<br />

halben Anteil, gefolgt von Kasachstan<br />

mit 295, AMTRAK mit 67 und Marokko<br />

mit 20 Stück. Auf Westeuropa entfällt mit<br />

472 Fahrzeugen knapp ein Drittel, wovon<br />

naturgemäß allein die SNCF 360 und<br />

Veolia 31 haben.<br />

Nach <strong>der</strong> Bauart macht die Radsatzfolge<br />

Bo' Bo' mit 654 Lokomotiven bemerkenswerter<br />

Weise noch nicht einmal die<br />

Hälfte aus. Beteiligt sind dabei durchweg<br />

Europa sowie Marokko, AMTRAK und<br />

einmal Kasachstan. Nur einmal kommt<br />

Co'Co' vor, und zwar für China und dann<br />

gleich in 500 Exemplaren mit 9,6 MW<br />

Grenzleistung. Aufschlussreich ist dabei,<br />

dass man dort in kurzem Zeitabstand bei<br />

praktisch gleicher Leistung und gleicher<br />

Geschwindigkeit von acht auf sechs<br />

Treibradsätze zurückgegangen ist: Zwei<br />

Jahre zuvor hatte man für 10 MW noch<br />

180 Doppelllokomotiven Bo'Bo'+Bo'Bo'<br />

geor<strong>der</strong>t. Kasachstan ist dagegen für 200<br />

kommende Lokomotiven bei solchen<br />

Doppeleinheiten g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en. Bei SNCF<br />

und Veolia kommen mehrfach 4,2 MW<br />

vor. Ansonsten werden in Europa durchweg<br />

die Grenzleistungen 5,0 bis 6,0 MW<br />

genutzt, <strong>eb</strong>enso in Marokko und bei<br />

AMTRAK. SNCB und CFL hatten ihre 60<br />

und 20 Lokomotiven übrigens gemeinsam<br />

bestellt.<br />

Bei den Geschwindigkeiten sind<br />

Kasachstan mit 200 km/h für fast hun<strong>der</strong>t<br />

und Marokko mit 160 km/h für zwanzig<br />

Lokomotiven bemerkenswert, bei<br />

AMTRAK sind 200 km/h sicherlich ein<br />

umgerechneter Meilenwert. Die SNCF<br />

hatte ihre beiden frühesten Serien zu<br />

je 30 Stück noch für 220 km/h bestellt;<br />

danach haben die vier westeuropäischen<br />

<strong>Bahnen</strong> je nach Einsatzzweck 200 o<strong>der</strong><br />

140 km/h gewählt, China und Kasachstan<br />

für ihre Großserien schwerer Güterzuglokomotiven<br />

120 km/h.<br />

Als Fahrleitungsspannungen haben<br />

die beiden asiatischen Län<strong>der</strong> 25 kV 50 Hz<br />

und Marokko DC 3 kV. Weltweiter Son<strong>der</strong>fall<br />

hierbei ist AMTRAK mit AC 12,5 kV<br />

25 Hz, 12,5 kV 60 Hz und 25 kV 60 Hz.<br />

In Europa hat die SNCF 300 Lokomotiven<br />

mit Ausrüstung DC 1,5 kV und AC<br />

25 kV 50 Hz nur für ihren Inlandsverkehr<br />

beschafft, ferner einmal 60 und Veolia<br />

alle 31 Stück zusätzlich für 15 kV 16,7 Hz.<br />

SNCB und CFL brauchten AC 25 kV 50 Hz<br />

und DC 3 kV, womit DC 1,5 kV enthalten<br />

war; dieselbe Kombination hatte<br />

die SNCF auch bei ihren ersten beiden<br />

Serien. Die für die SNCF verzeichnete<br />

Vierspannungsvariante bli<strong>eb</strong> offenkundig<br />

bisher ein Einzelgänger.<br />

56 111 (2013) Heft 1


Nachrichten Produkte und Lösungen<br />

IP-Train-Lösung für Zugkommunikation<br />

In einem ersten umfangreichen Auftrag für<br />

die Washington Metropolitan Area Transit<br />

Authority (WMATA) liefert Westermo seine<br />

2011 neu entwickelte IP-Train-Lösung. Der<br />

Auftrag umfasst die Kommunikationsausrüstung<br />

wie Switche und Router für insgesamt<br />

364 Schienenfahrzeuge. Die Kommunikationsausrüstung<br />

ist Teil eines von<br />

Toshiba gelieferten Informationssystems<br />

für Eisenbahnen und soll selbst unter sehr<br />

ungünstigen Einsatzbedingungen robust<br />

und zuverlässig arbeiten. Das Kommunikationssystem<br />

umfasst auch spezifische<br />

Funktionen zur Steuerung und Überwachung<br />

für die Erhöhung <strong>der</strong> Sicherheit.<br />

Erste Auslieferungen sind für das vierte<br />

Quartal 2013 vorgesehen, die Lieferungen<br />

erstrecken sich über insgesamt 30 Monate.<br />

Weitere Aufträge von WMATA für<br />

die vorgesehene Mo<strong>der</strong>nisierung des Washingtoner<br />

U-Bahn- und Eisenbahnnetzes<br />

können folgen und gelten als Anzeichen<br />

dafür, dass <strong>der</strong> Übergang zur IP-basierten<br />

Kommunikation im Eisenbahnwesen in<br />

vollem Gange ist.<br />

www.westermo.com<br />

DC-/DC-Wandler von Powernet Oy<br />

Powernet Oy ergänzt seine Produktpalette mit <strong>der</strong> DC/DC-<br />

Wandler-Serie DDC7480 für bis zu 3 200 W. Das 3 200-W-<br />

Hochleistungsmodell beispielsweise wandelt Gleichspannungen<br />

zwischen 70 und 369 V in 220, 280, 560 o<strong>der</strong> 840 V um und<br />

kann auch als Gleichrichter mit einer Eingangsspannung von<br />

70-264 V AC arbeiten. Die neuen Modelle <strong>der</strong> Serie DDC7480<br />

eignen sich vor allem für das Aufladen von Batterien, wenn nur<br />

eine DC-Versorgungsspannung verfügbar ist.<br />

www.powernet.fi<br />

Zarges Plattformen mit mehr Varianten<br />

Zarges hat bei seinen Steigsystemen neue praxisgerechte Details<br />

eingeführt, um Einsatzmöglichkeiten und Sicherheit weiter<br />

zu erhöhen. Die generell mit einem umlaufenden Gelän<strong>der</strong><br />

gesicherten Plattformen können nun statt einer Tür auch<br />

eine Fallschranke erhalten; die lässt sich auf engstem Raum<br />

schließen, was gerade bei kleinen Plattformgrößen Vorteile<br />

bringen kann. Außerdem können zum Beispiel die fahrbaren<br />

Plattformtreppen mit einer überkragenden Plattform, die bei<br />

2 m Gesamtlänge bis zu 0,8 m über die Gesamtkonstruktion<br />

hinausragen kann, konstruiert werden. Der Online-Konfigurator<br />

von ZARGES Creaxess enthält bereits alle Möglichkeiten<br />

zur passgenauen Konstruktion von Treppen, Überstiegen und<br />

Plattformtreppen.<br />

www.zarges.com<br />

www.zarges-creaxess.de<br />

Nachrichten Blindleistung<br />

Alte deutsche Rechtschreibung<br />

Freie Nomenklatur und<br />

Grammatik<br />

Maschinentechnischeswas? (aus einem Band Jahrgang 4 (1928) <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>).<br />

„Müssen Stromabnehmer ... gehoben werden, ist vorher mit <strong>der</strong><br />

Zentralen Energieschaltstelle (ZES) Verbindung aufzunehmen.−<br />

... sind alle gehobenen Stromabnehmer ... zu senken und die<br />

Zentralschaltstelle (ZES) ... zu verständigen.” (aus zur Stellungnahme<br />

veröffentlichtem Entwurf einer Richtlinienän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

DB Netz).<br />

58 111 (2013) Heft 1


Blindleistung Nachrichten<br />

Lichtraumpflege und<br />

Lademaßkontrolle<br />

Letzteres hoffentlich<br />

nicht<br />

„Würde die Bahn kommunizieren, dass<br />

sie nun mal nicht nach festen Regeln<br />

und Vorschriften funktionieren kann wie<br />

an<strong>der</strong>e Unternehmen, ..., dann wäre<br />

das authentisch.” (Empfehlung eines<br />

Vertreters <strong>der</strong> deutschen Werbewirtschaft<br />

in einem Interview mit <strong>der</strong> Saarbrücker<br />

Zeitung vom 23. November 2012 zu den<br />

ICE-Problemen <strong>der</strong> DB).<br />

Sprachexkurs<br />

„Zur Auswertung <strong>der</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> auf<br />

dem G<strong>eb</strong>iet <strong>der</strong> Statistik durchgeführten<br />

Inventur aller geführten Einzelstatistiken<br />

hinsichtlich einer Koordinierung und<br />

Vereinfachung und zur Erarbeitung von<br />

Vorschlägen für eine weitere Mechanisierung<br />

wurde eine beson<strong>der</strong>e Arbeitsgemeinschaft<br />

eingesetzt.” (aus Vorläufigem<br />

Jahresrückblick <strong>der</strong> DB 1961 in <strong>eb</strong> 1962).<br />

Gutes Arbeitsklima<br />

Im Internet gefunden von Reinhold Brunotte,<br />

Wathlingen.<br />

„... nur eine geringe Einsatzzeit, während<br />

bei konventionellen Lokomotiven <strong>der</strong><br />

große Motor ständig läuft und meistens<br />

im Leerlauf betri<strong>eb</strong>en wird − eine<br />

von dem Fahrpersonal sehr geschätzte<br />

Verbesserung <strong>der</strong> tagtäglichen Arbeitsbedingungen.”<br />

(aus Beschreibung einer<br />

Hybridlokomotive).<br />

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<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

im Verkehrswesen<br />

Ihr direkter Weg zur Redaktion …<br />

Eberhard Buhl<br />

Telefon: +49 89 203 53 66-53<br />

E-Mail: buhl@di-verlag.de<br />

© s<strong>eb</strong>thestrange / pixelio.de<br />

111 (2013) Heft 1<br />

59


Historie<br />

<strong>Elektrische</strong> Lokomotiven <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn in <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

Das westdeutsche Wirtschaftswun<strong>der</strong> brauchte viel Transportkapazität. Die damalige DB leitete den Strukturwandel in <strong>der</strong><br />

Zugför<strong>der</strong>ung ein. Bevor dafür ab 1957 neue elektrische Lokomotiven aus vier Serien anrollten, startete ein Ertüchtigungsprogramm<br />

für zehn Baureihen aus den 1920er und 1930er Jahren.<br />

Bild 1:<br />

Mehrzwecklokomotive E 52 (<strong>eb</strong> Heft 8/1926).<br />

Länge über Puffer 17,2 m, Radsatzfolge 2’BB2’, Gesamtmasse 140 t davon auf Treibradsätzen 78 t,<br />

Stundenleistung 2 200 kW, spezifische Leistung 15,7 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 90 km/h<br />

Bild 2:<br />

Schnellzuglokomotive E16 1 (<strong>eb</strong> 11/1933).<br />

Länge über Puffer 16,3 m, Radsatzfolge 1’Do1’, Gesamtmasse 111 t davon auf Treibradsätzen 80 t,<br />

Stundenleistung 2 944 kW, spezifische Leistung 26,6 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 120 km/h<br />

Bei <strong>der</strong> Arbeit zur <strong>eb</strong>-Historie 1962 (<strong>eb</strong><br />

12/2012, Seiten 711-715) fiel ein von<br />

einem kompetenten Autor beigesteuerter<br />

Kurzbericht auf [1], <strong>der</strong> eine deutlich<br />

höherwertige Platzierung als die schlichte<br />

Erwähnung im Rahmen eines Jahresrückblicks<br />

verdient hat.<br />

In den 1950er Jahren stellte <strong>der</strong> Wirtschaftsaufschwung<br />

enorme Transportanfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die damalige Deutsche<br />

Bundesbahn (DB). Der etappenweise von<br />

Süden nach Norden vorrückende elektrische<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> bekam dabei eine Schlüsselrolle;<br />

parallel dazu begann 1957 die<br />

kontinuierliche Auslieferung <strong>der</strong> neu entwickelten<br />

Serienlokomotiven Baureihen<br />

(BR) E 10, E 40, E 41 und E 50. Mit Jahresbeginn<br />

1962 besaß die DB davon schon<br />

630 Stück und weitere 683 waren bestellt<br />

[2; 3]. Außerdem gab es seit Kurzem drei<br />

Zweifrequenzlokomotiven E 320.<br />

Vor allem gehörten zu dem Gesamtpark<br />

aus 1 130 elektrischen Lokomotiven<br />

noch fast genau 500 Stück aus knapp<br />

20 Vorkriegsbaureihen [2; 3; 4]. Davon<br />

stammte ein Teil aus den Jahren 1924 bis<br />

1934, also nach Ende <strong>der</strong> Inflationszeit<br />

und ab dem Gründungsjahr <strong>der</strong> Deutschen<br />

Reichsbahn-Gesellschaft (DRG). Mit neuen<br />

Entwürfen hatte man damals ein Typenprogramm<br />

mit möglichst wenig BR und<br />

weitgehend einheitlichen Bauteilen angestr<strong>eb</strong>t<br />

[4]. N<strong>eb</strong>en einigen Konstruktionen<br />

noch mit Stangenantri<strong>eb</strong>en, sowohl für<br />

Rangier- wie für Streckendienst, waren da-<br />

Bild 3:<br />

Güterzuglokomotive<br />

E 91 (<strong>eb</strong> 1/1926).<br />

Länge über Puffer<br />

16,7 m, Radsatzfolge<br />

C’C’, Gesamtmasse<br />

124 t, S tunden leistung<br />

2 200 kW, spezifische<br />

Leistung 17,7 kW/t,<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

55 km/h<br />

Bild 4:<br />

Rangierlokomotive E 60 (<strong>eb</strong> 10/1928).<br />

Länge über Puffer 11,1 m, Radsatzfolge 1’C,<br />

Gesamtmasse 72,5 t davon auf Treibradsätzen<br />

58 t, Stundenleistung 1 074 kW, Höchstgeschwindigkeit<br />

55 km/h<br />

60 111 (2013) Heft 1


Historie<br />

TABELLE 1<br />

Über 1962 hinaus bei <strong>der</strong> DB betri<strong>eb</strong>ene und dort ausgemusterte Baureihen elektrischer Vorkriegslokomotiven im Grundaufarbeitungsprogramm.<br />

Spalten 1 und 2 nach [1], Spalten 3 bis 6 nach [4]<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Baureihe (1) Radsatz folge Antri<strong>eb</strong> in Dienst gestellt insgesamt geliefert (2) nach 1962 in Betri<strong>eb</strong> letzte Aus musterung<br />

E 52<br />

E 91 (3)<br />

E 16<br />

E 60<br />

E 17 (3)<br />

E 75 (3)<br />

E 44 5<br />

E 93<br />

E 04 (3)<br />

E 63<br />

2‘BB2‘<br />

C’C‘<br />

1‘Do1‘<br />

1‘C<br />

1‘Do1‘<br />

1‘BB1‘<br />

Bo’Bo‘<br />

Co’Co‘<br />

1‘Co1‘<br />

C<br />

Stangen<br />

Stangen<br />

Buchli<br />

Stangen<br />

Fe<strong>der</strong>topf<br />

Stangen<br />

Tatzlager<br />

Tatzlager<br />

Fe<strong>der</strong>topf<br />

Stangen<br />

1924–1926<br />

1926–1929<br />

1927–1933<br />

1927–1934<br />

1928–1930<br />

1928–1931<br />

1931–1935<br />

1933–1939<br />

1932–1935<br />

1935–1940<br />

Summe 243 167<br />

(1)<br />

ab 1968 statt E XY bei DB 1XY und bei DR 2XY<br />

(2)<br />

an die Reichsbahn<br />

(3)<br />

einzelne auch bei DR<br />

35<br />

46<br />

21<br />

14<br />

38<br />

31<br />

9<br />

18<br />

23<br />

8<br />

29<br />

17<br />

19<br />

14<br />

26<br />

22<br />

8<br />

18<br />

6<br />

8<br />

1973<br />

1975<br />

1980<br />

1983<br />

1980<br />

1972<br />

1983<br />

1985<br />

1981<br />

1979<br />

bei die ersten Lösungen mit einzeln angetri<strong>eb</strong>enen<br />

Radsätzen im Lokomotivrahmen<br />

und später die ersten Drehgestelllokomotiven<br />

entstanden. Daraus hatten sich allerdings<br />

doch über 20 BR erg<strong>eb</strong>en, teils noch<br />

mit Untervarianten; manchmal war es bei<br />

kleinen Stückzahlen g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en und keine<br />

BR war über etwa 50 Lokomotiven hinausgekommen.<br />

Das wurde erst ab 1933 mit<br />

den großen neuen Einheits-BR E 18, E 44<br />

und E 94 an<strong>der</strong>s (Hintergrund).<br />

Diese Parks hatten sich dann ab Mai<br />

1945 auf die <strong>Bahnen</strong> in <strong>der</strong> amerikanischen<br />

und <strong>der</strong> sowjetischen Besatzungszone,<br />

ab 1949 Deutsche Bundesbahn (DB)<br />

und Deutsche Reichsbahn (DR), und mit<br />

nicht wenigen Lokomotiven auch auf die<br />

Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB)<br />

verteilt. Dabei gelang es mit gewissem<br />

Erfolg, wenn auch nicht vollständig zu BRreinen<br />

Beständen zu kommen.<br />

Etwas überraschend weist die Quelle<br />

[4] bei keiner BR wirklich dezimierende direkte<br />

Kriegsverluste aus. Das sagt natürlich<br />

nichts über die teils große Zahl <strong>der</strong> Havaristen<br />

und den Umfang ihrer Schäden. Es<br />

ist bewun<strong>der</strong>nswert, wie die Werkstätten<br />

<strong>der</strong> Eisenbahnen und auch <strong>der</strong> Hersteller<br />

aus Schadfahrzeugen bis hin zu Torsos<br />

wie<strong>der</strong> voll betri<strong>eb</strong>sfähige Lokomotiven<br />

zusammenbauen konnten, wenn es sein<br />

musste aus zwei mach eins; das gilt traditionell<br />

auch für schwere Betri<strong>eb</strong>sunfälle.<br />

Man kann also sicher sein, dass von 1945<br />

bis in die 1950er Jahre schon alles nur<br />

Mögliche wie<strong>der</strong> zum Laufen g<strong>eb</strong>racht<br />

Bild 5:<br />

Schnellzuglokomotive E 17 (<strong>eb</strong> 5/1930).<br />

Länge über Puffer 15,95 m, Radsatzfolge 1’Do1’, Gesamtmasse 112 t davon auf Treibradsätzen 81 t,<br />

Stundenleistung 2 800 kW, spezifische Leistung 25,1 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 120 km/h<br />

Bild 6:<br />

Güterzuglokomotive<br />

E 75 (<strong>eb</strong> 10/1930).<br />

Länge über Puffer<br />

15,4 m, Radsatzfolge<br />

1’BB1’, Gesamtmasse<br />

106 t davon<br />

auf Treibradsätzen<br />

79 t, Stundenleistung<br />

1 880 kW, spezifische<br />

Leistung 17,7 kW/t,<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

70 km/h<br />

111 (2013) Heft 1<br />

61


Historie<br />

worden war, sodass danach Werkstattkapazitäten<br />

bei <strong>der</strong> Bahn und den Firmen<br />

verfügbar waren.<br />

Interessant ist, dass die DB 1953/54<br />

noch 27 und 16 Nachbauten E 94 bestellte<br />

und von 1954 bis 1956 geliefert bekam, wobei<br />

n<strong>eb</strong>en AEG, Siemens und Krauss-Maffei<br />

erstmals auch BBC, Henschel und Krupp beteiligt<br />

wurden [4]. Betri<strong>eb</strong>licher Grund war<br />

<strong>der</strong> wachsende Bedarf an Lokomotiven für<br />

Bild 7:<br />

Mehrzwecklokomotive<br />

E 44 5 (<strong>eb</strong> 11/1932).<br />

Länge über Puffer<br />

13,15 m, Radsatzfolge<br />

Bo’Bo’, Gesamtmasse<br />

79 t, St undenleistung<br />

1 600 kW, spezifische<br />

Leistung 20,2 kW/t,<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

80 / 90 km/h<br />

schwere Güterzüge, zumal mit den Lokomotiven<br />

<strong>der</strong> vier neuen Serien-BR erst ab 1957<br />

zu rechnen war. Mit dem Auftrag konnten<br />

die sechs hauptbeteiligten Firmen sowie die<br />

vielen Zulieferer jedenfalls ihre Fertigungskapazitäten<br />

nutzen und ausrichten.<br />

Diese konnten aber nicht beli<strong>eb</strong>ig<br />

wachsen, und vor allem musste sich das<br />

Tempo <strong>der</strong> Neulieferungen nach den<br />

Grenzen <strong>der</strong> Kapitalbeschaffung richten,<br />

Bild 8:<br />

Güterzuglokomotive E 93 (<strong>eb</strong> 5/1934).<br />

Länge über Puffer 17,7 m, Radsatzfolge Co’Co’, Gesamtmasse 117 t, Stundenleistung 2 500 kW,<br />

spezifische Leistung 21,3 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 65 / 70 km/h<br />

die damals ganz allein Sache <strong>der</strong> DB war.<br />

Aus dieser Konstellation ist es nur plausibel,<br />

dass die DB das Ertüchtigungsprogramm<br />

für zehn ihrer übernommenen BR<br />

auflegte (Tabelle 1, Bil<strong>der</strong> 1 bis 10). Die<br />

Hauptdaten unter den Bil<strong>der</strong>n sind aus [5]<br />

entnommen; bei Doppelwerten gab es<br />

Untervarianten.<br />

Die Grundsanierungen umfassten laut<br />

[1] am mechanischen Teil vor allem die<br />

Rahmen. Vorgelege- und Blindwellen <strong>der</strong><br />

Stangenantri<strong>eb</strong>e bekamen nachstellbare Lager<br />

und aufgearbeitete o<strong>der</strong> neue Kuppelstangen.<br />

Teilweise wurde sogar die äußere<br />

Form etwas neu gestaltet, zum Beispiel bei<br />

Stirnfronten, Fenstern und Lüftungsgittern.<br />

Die elektrische Ausrüstung wurde neu verkabelt,<br />

bei Fahr- und Hilfsbetri<strong>eb</strong>emotoren<br />

wurden die Gleitlager durch Rollenlager<br />

ersetzt und neue Kommutatoren ang<strong>eb</strong>aut.<br />

Als Schaltwerke sowie als Schalt- und Messgeräte<br />

wurden solche <strong>der</strong> neuen Serien-BR<br />

eing<strong>eb</strong>aut und beson<strong>der</strong>s die Führerräume<br />

so weit wie möglich angeglichen (Bild 11).<br />

Die Aktion hatte schon einige Jahre<br />

zuvor begonnen, wie in [4] bei einigen<br />

BR vermerkt ist, und dass eine erste aufgearbeitete<br />

Schnellzuglokomotive E 17 im<br />

September 1961 das DB-Werk verlassen<br />

hatte wurde in [1] gewürdigt. Man kann<br />

also sicher sein, dass die einbezogenen BR<br />

korrekt benannt sind (Tabelle 1). Jedoch<br />

wurden nicht alle Lokomotiven <strong>der</strong> einzelnen<br />

BR tatsächlich bearbeitet, beispielsweise<br />

waren es laut [4] bei E 75 nur drei,<br />

bei E 52 dagegen alle. Belegt ist, dass die<br />

meisten <strong>der</strong> 167 Lokomotiven noch über<br />

1962 hinaus im Bestand waren [4]. Einzelne<br />

wurden schon wenige Jahre später<br />

ausgemustert, weil sie entwe<strong>der</strong> gar nicht<br />

aufgearbeitet o<strong>der</strong> schadhaft geworden<br />

waren. Der Großteil arbeitete aber noch<br />

Bild 9:<br />

Schnellzuglokomotive<br />

E 04 (<strong>eb</strong> 7/1933).<br />

Länge über Puffer<br />

15,1 m, Radsatzfolge<br />

1’Co1’, Gesamtmasse<br />

92 t davon<br />

auf Treibradsätzen<br />

61 t, Stu ndenleistung<br />

2 190 kW, spezifische<br />

Leistung 23,8 kW/t,<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

110 / 130 km/h<br />

Bild 10:<br />

Rangierlokomotive E 63 (<strong>eb</strong> 4/1938).<br />

Länge über Puffer 10,2 m, Radsatzfolge C,<br />

Gesamtmasse 53 t, Stundenleistung 725 /<br />

710 kW, Höchstgeschwindigkeit 45 / 50 km/h<br />

62 111 (2013) Heft 1


Historie<br />

für zehn bis zwanzig Jahre weiter und<br />

wurde 1968 auf das dekadische System<br />

umgenummert.<br />

Die hier gezeigten Bil<strong>der</strong> stammen alle<br />

aus den <strong>eb</strong>-Jahrgängen 1926 bis 1938. Das<br />

belegt, wie konsequent ihre Herausg<strong>eb</strong>er<br />

damals <strong>der</strong>en Rolle als kompetentes Organ<br />

des elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>s in Deutschland<br />

vertraten. Die einzige Ausnahme beim<br />

Bild 3 beruht darauf, dass <strong>der</strong> <strong>eb</strong>-Jahrgang<br />

1925 nicht kurzfristig greifbar war.<br />

Die originalen Bildunterschriften zeigen<br />

eine damalige Eigenheit, die man<br />

<strong>eb</strong>enso in den Überschriften <strong>der</strong> Artikel<br />

praktizierte und die heute das Suchen in<br />

den Literaturverzeichnissen arg erschwert:<br />

Statt <strong>der</strong> BR-Nummern stehen dort die<br />

Kennungen <strong>der</strong> Radsatzfolgen, was entwe<strong>der</strong><br />

Intimkenntnisse <strong>der</strong> damaligen<br />

Flotte o<strong>der</strong> Spürsinn erfor<strong>der</strong>t.<br />

Außerhalb des Aufarbeitungsprogramms<br />

und in <strong>der</strong> Regelinstandhaltung<br />

bli<strong>eb</strong>en – jeweils gerundete Zahlen – 40<br />

Lokomotiven E 18, 125 E 44 und 130<br />

E 94, ferner die vier 1940 gelieferten E 19<br />

und somit zusammen rund 300 Lokomotiven.<br />

Am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> Leistungsskala<br />

waren die leichte Personenzuglokomotive<br />

E 32 nicht einbezogen, von <strong>der</strong> etwa<br />

25 Stück noch zehn Jahre lang liefen, und<br />

einige Exoten wie vier E 69 von <strong>der</strong> Strecke<br />

Murnau – Oberammergau. Mit den<br />

167 Stück in <strong>der</strong> Tabelle werden daraus<br />

rund 200 und damit insgesamt die genannten<br />

500 Alt-Lokomotiven.<br />

N<strong>eb</strong>en den 1 130 elektrischen Lokomotiven<br />

zählte die DB Anfang 1962 zu in ihrem<br />

Bestand 1 190 Diesellokomotiven und<br />

etwa 6 800 Dampflokomotiven, davon<br />

rund 100 mit Öl befeuerte [3].<br />

Uwe Behmann<br />

Der Bearbeiter dankt Herrn Christian Tietze<br />

für Hinweise und Ergänzungen.<br />

Bild 11:<br />

Führerraum Lokomotive E 17 vor (oben) und<br />

nach Umbau (<strong>eb</strong> 4/1962).<br />

HINTERGRUND<br />

Not macht erfin<strong>der</strong>isch<br />

Auch wenn es unglaublich erscheint: Lokomotiven<br />

<strong>der</strong> Einheitsbaureihen E 44<br />

und E 94 wurden noch in den letzten<br />

Kriegsmonaten produziert, ausgeliefert<br />

und in Dienst gestellt. Und auch unmittelbar<br />

danach ging es – trotz formell bis<br />

Oktober 1948 bestehenden Neubauverbotes<br />

des Alliierten Kontrollrates –<br />

weiter: Von Sommer 1945 bis zum Jahr<br />

1951 wurden si<strong>eb</strong>en bei den Herstellern<br />

bereits angearbeitete E 44 fertig g<strong>eb</strong>aut<br />

und aus fertigen Baugruppen von Siemens<br />

und ELIN bei Krauss-Maffei si<strong>eb</strong>en<br />

E 94 hergestellt.<br />

Ferner kamen durch glückliche,<br />

teils abenteuerliche Umstände selbst<br />

in Spannungszeiten während des Kalten<br />

Krieges noch elektrische Lokomotiven <strong>der</strong><br />

vormaligen Reichsbahn nach Westen und<br />

dadurch zur späteren DB.<br />

Das waren zunächst 1947 sechs E 44,<br />

eine E 91 und eine E 94, die aus Reparaturbeständen<br />

im Siemens-Dynamowerk lauffähig<br />

gemacht, aus dem britischen Sektor<br />

überführt und in amerikanischen Militärzügen<br />

– an den Sowjetbehörden vorbei – auf<br />

<strong>der</strong> Interzonenstrecke über Marienborn –<br />

Helmstedt herausg<strong>eb</strong>racht wurden [6].<br />

Dann folgten offiziell 1950 bis 1952<br />

zwei angearbeitete und teilausgerüstete<br />

neue E 94 aus dem AEG-Werk Hennigsdorf,<br />

die als Neubauten (!) zur Fertigstellung<br />

nach München kamen.<br />

Parallel dazu vermittelte die Treuhandstelle<br />

für den Interzonenhandel ein<br />

Geschäft, bei dem DR und DB 1953 und<br />

1954 fünf E 18, eine E 44 und vier E 94<br />

zwar beschädigt, aber lauffähig gegen<br />

Oberbaustoffe, Dampflokomotiv-Feuerbüchsen<br />

und Kupferdraht tauschten<br />

[4], letzterer für das angelaufene Wie<strong>der</strong>elektrifizierungsprogramm<br />

<strong>der</strong> DR.<br />

Die DB ließ schließlich 1955 aus<br />

vorhandenen Großbauteilen bei Krupp<br />

und AEG noch zwei E 18 bauen und<br />

bekam im selben Jahr noch vier E 44,<br />

<strong>eb</strong>enfalls aus beigestellten elektrischen<br />

Großbauteilen und mit Wendezugsteuerung<br />

geliefert.<br />

Christian Tietze, Berlin<br />

Literatur<br />

[1] Kalinowski: Ältere elektrische Lokomotiven<br />

werden mo<strong>der</strong>nisiert. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

33 (1962), H. 4, S. 93–94.<br />

[2] Klüsche, Wilhelm: Der elektrische Zugbetri<strong>eb</strong><br />

<strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn im Jahre 1961. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 33 (1962), H. 1, S. 1–11.<br />

[3] N. N: Vorläufiger Jahresrückblick <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bundesbahn – Geschäftsjahr 1961. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 33 (1962), H. 6, S. 149–156.<br />

[4] Bäzold, D.; Rampp, Br.; Tietze, Chr.: <strong>Elektrische</strong><br />

Lokomotiven deutscher Eisenbahnen.<br />

Düsseldorf: alba, 2. Aufl., 1993.<br />

[5] Deutsche Reichsbahn (Hrsg.): Merkbuch für die<br />

Fahrzeuge <strong>der</strong> Reichsbahn – III. <strong>Elektrische</strong> Lokomotiven,<br />

<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>-, Steuer- und Beiwagen<br />

(939c). München: E. Mühlthaler, 1941.<br />

[6] Glanert, P.; Scherrans, Th.; Borbe, Th.; Lü<strong>der</strong>itz,<br />

R.: Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland<br />

– Band 3: Deutsche Reichsbahn, Teil 1 – 1947<br />

bis 1960. München: Oldenbourg Industrieverlag,<br />

2012.<br />

111 (2013) Heft 1<br />

63


Impressum<br />

7. und<br />

8. März<br />

2013<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (fe<strong>der</strong>führend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

in <strong>der</strong> Direction de l‘ingéniere <strong>der</strong> SNCF, Paris (FR)<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />

GmbH, München<br />

Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. <strong>Axel</strong> Güldenpenning, Bad Homburg<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an <strong>der</strong> Lahn<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />

DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />

Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />

Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-För<strong>der</strong>kreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västers (SE)<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, <strong>Verband</strong> Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />

Redaktionsleitung:<br />

Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich)<br />

Fon: +49 89 203 53 66-53, Fax: -99<br />

E-Mail: buhl@di-verlag.de<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Verlag:<br />

DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124<br />

80636 München, Deutschland, Fon: +49 89 203 53 66-0, Fax: -99<br />

Internet: http://www.di-verlag.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Mediaberatung:<br />

Kirstin Sommer, Fon: +49 89 203 53 66-36, Fax: -99<br />

E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-494,<br />

E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />

Jahresabonnement Print 305,00 € (inkl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Einzelheft 35,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

Einzelausgabe als ePaper 35,00 €<br />

Abo Plus (Print plus ePaper) 396,50 €<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung o<strong>der</strong> direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalen<strong>der</strong>jahres.<br />

Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />

sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 0013-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier


Termine<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

Schwingungsdiagnose Level 1<br />

Schwingungsdiagnose an Elektromotoren, Pumpen, G<strong>eb</strong>läsen<br />

und Werkzeugmaschinen<br />

22.-23.01.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />

Essen (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: - 346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de<br />

Schwingungsdiagnose Level 2<br />

Vertiefende Schwingungs diagnose an Gleitlagern, Wälzlagern mit<br />

niedrigen Dreh zahlen, Montagefehlern, Maschinen mit intensiven<br />

Stör geräuschen<br />

19.-20.02.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />

Essen (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de<br />

Stationäre Speichersysteme für elektrische<br />

und thermische Energi e<br />

Überblick, Einsatzbereich, Wirtschaftlichkeit und<br />

Entwicklungs herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

20.-21.02.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />

Berlin (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de<br />

Gegenwärtige und zukünftige Anwendungen<br />

von Supraleitern<br />

Grundlagen, Überblick, Materialien und Eigenschaften, Technologie<br />

und Anwendungsbeispiele<br />

05.03.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />

Berlin (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de<br />

6. acrps – a.c. rail power supply<br />

Internationale Konferenz für Energieversorgungs anlagen<br />

von Wechselstrombahnen<br />

07.-08.03.2013 Internet: www.acrps.info,<br />

Leipzig (DE) (siehe auch Anzeige in diesem Heft)<br />

Rail Tech Europe 2013<br />

19.-21.03.2013 europoint<br />

Amersfoort (NL) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />

E-Mail: svanbeekrailtech-europe.com<br />

Internet: www.railtech-europe.com<br />

SIFER 2013<br />

26.-28.03.2013 Mack Brooks France<br />

Lille (FR) Fon: +33 03 59560637,<br />

E-Mail: sifer@mackbrooks.com,<br />

Internet: www.sifer2013.com<br />

41. Tagung Mo<strong>der</strong>ne Schienenfahrzeuge<br />

07.-10.04.2013 Technische Universität Graz<br />

Graz (AT) Fon/Fax: +43 316 873-6216,<br />

E-Mail: claudia.kaufmann@<br />

schienenfahrzeugtagung.at<br />

Internet: www.tugraz.at<br />

IZBE-Symposium Nachhaltigkeit in <strong>der</strong> Bahntechnik –<br />

Belastung o<strong>der</strong> Mehrwert?<br />

18.-19.04.2013 Innovationszentrum Bahntechnik<br />

Europa e. V.<br />

Dresden (DE) Fon: +49 351 4769857,<br />

Fax: +49 351 4519675,<br />

E-Mail: info@izbe.eu,<br />

Internet: www.izbe.eu<br />

Eisenbahnverkehr: Bau- und Betri<strong>eb</strong>srecht<br />

Informationen zur Sicherheit und zur neuen<br />

Bauaufsicht EBA\r<br />

22.-22.04.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />

München (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de<br />

Eisenbahnverkehr: Umweltrecht<br />

Überblick über die wesentlichen Vorschriften des Umweltrechts<br />

beim Bau und Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahninfrastruktur<br />

23.-23.04.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />

München (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />

E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />

Internet: www.hdt-essen.de<br />

60. UITP World Congress and Exhibition<br />

26.-30.05.2013 UITP<br />

Genf (CH) E-Mail: anhorn.philippe@tpg.ch,<br />

Internet: www.uitpgeneva2013.org


Die neue Adresse für<br />

das Wissen <strong>der</strong> Industrie:<br />

Deutscher Industrieverlag<br />

Lesen Sie mehr dazu:<br />

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