eb - Elektrische Bahnen Axel Schuppe, Verband der Bahnindustrie (Vorschau)
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B 2580<br />
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<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
1/2013 mine<br />
Januar<br />
Termine<br />
Standpunkt<br />
<strong>Axel</strong> <strong>Schuppe</strong>, <strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Bahnindustrie</strong><br />
Fokus<br />
Interview<br />
Peter Hutchinson, Balfour Beatty Rail<br />
Thema<br />
Leichtbau bei Schienenfahrzeugen −<br />
Bestandsaufnahme und Potenziale<br />
Konzept für Leichtbau-Fahrzeugkopf<br />
Lokomotiv-Plattform H3 für Rangierlokomotiven<br />
Dieselhydraulische Lokomotive wird<br />
diesel elektrische Hybridlokomotive<br />
Praxis<br />
Wir bauen Zukunft! − Der Kampf um den Nachwuchs<br />
Forum<br />
Bahnelektrifizierung in Europa und Deutschland<br />
Leserforum<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Nachhaltige 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>der</strong> DB mit erneuerbaren Energien<br />
132-kV-Übertragungsleitung <strong>der</strong> Netzverbindung<br />
SBB − ÖBB<br />
Historie<br />
<strong>Elektrische</strong> Lokomotiven <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn<br />
in <strong>der</strong> Nachkriegszeit
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />
in Deutschland<br />
Band 1: Durch das mitteldeutsche Braunkohlerevier –<br />
1900 bis 1947<br />
Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige<br />
Techniker wie Gustav Wittfeld den Grundstein<br />
für den Aufbau eines elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s<br />
mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen – es<br />
war <strong>der</strong> Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />
Dieser Band beschreibt die Pionierarbeit<br />
<strong>der</strong> ersten Jahre – von <strong>der</strong> Finanzierung<br />
bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster Teststrecken, über<br />
die schwere Wie<strong>der</strong>inbetri<strong>eb</strong>nahme in den Zwanzigern<br />
und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren,<br />
bis hin zur Phase des Wie<strong>der</strong>aufbaus und<br />
<strong>der</strong> folgenden Demontage nach dem zweiten<br />
Weltkrieg.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />
1. Auflage 2010, 258 Seiten mit CD-ROM,<br />
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Band 2: Elektrisch in die schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />
Band 3: Die Deutsche Reichsbahn Teil 1 – 1947 bis 1960<br />
Die Technik mit Einphasen-Wechselstrom sollte<br />
ihre Tauglichkeit auch unter schwierigen topografischen<br />
Bedingungen unter Beweis stellen.<br />
Die im Rieseng<strong>eb</strong>irgsvorland verlaufende Teststrecke<br />
Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften<br />
einer G<strong>eb</strong>irgsbahn auf. Nachdem die<br />
Mittel zur Elektrisierung dieser Bahnstrecke<br />
genehmigt waren, begann eine stürmische Entwicklung,<br />
die durch den ersten Weltkrieg unterbrochen<br />
wurde. In den zwanziger Jahren wurde<br />
das Engagement fortgesetzt, das letztlich zum<br />
Erfolg <strong>der</strong> elektrischen Traktion in Deutschland<br />
beigetragen hat.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />
1. Auflage 2011, 253 Seiten mit CD-ROM,<br />
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Bereits 1947 beschäftigte sich die DR mit<br />
dem Gedanken zur Wie<strong>der</strong>elektrifizierung des<br />
demontierten elektrischen Streckennetzes. 1950<br />
folgten dann konkrete Schritte, die nach Verhandlungen<br />
mit <strong>der</strong> UdSSR in einem Staatsvertrag<br />
endeten. Einen sofortigen Wie<strong>der</strong>aufbau<br />
des Demontagegutes verhin<strong>der</strong>ten <strong>der</strong> Zustand<br />
von Lokomotiven und Anlagen sowie DDRinterne<br />
Streitereien über das anzuwendende<br />
Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955 den<br />
elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wie<strong>der</strong> aufzunehmen.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />
1. Auflage 2012, 240 Seiten mit CD-ROM,<br />
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DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
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___ Ex. <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 1<br />
___ Ex. <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland – Band 2<br />
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Son<strong>der</strong>preis pro Einzelband für Abonnenten <strong>der</strong> Fachzeitschrift <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> o<strong>der</strong><br />
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Zur Wahrung <strong>der</strong> Wi<strong>der</strong>rufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Wi<strong>der</strong>rufs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sache an die Vulkan-Verlag GmbH,<br />
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Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pflege <strong>der</strong> laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst und gespeichert. Mit dieser Anfor<strong>der</strong>ung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich<br />
von DIV Deutscher Industrieverlag o<strong>der</strong> vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante, fachspezifische Medien und Informationsang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde.<br />
Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.
Standpunkt<br />
An<strong>der</strong>thalb Jahre „Handbuch Eisenbahnfahrzeuge“<br />
– Quo Vadis?<br />
D<br />
ie wichtigsten Regeln des „Handbuches<br />
Eisenbahnfahrzeuge“ zur Neureglung<br />
<strong>der</strong> Zulassungsprozesse für<br />
Bahntechnik in Deutschland haben am<br />
23. November 2012 als Verordnung die<br />
Zustimmung des Deutschen Bundesrates erhalten.<br />
Sie bekommen nun Gesetzeskraft. Damit ist ein<br />
erster Schritt getan, um das Tor zu einer neuen<br />
Zulassungspraxis für Bahntechnik in Deutschland<br />
aufzustoßen. Verlässliche Zulassungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
bei technischen Nachweisen sowie Serien- und<br />
Plattformzulassung von Schienenfahrzeugen sollen<br />
nun endlich für Planungssicherheit sorgen. Es ist zu<br />
hoffen, dass diese Verfahren zu erh<strong>eb</strong>lichen Vereinfachungen<br />
führen. Das ist auch wichtiger denn je.<br />
Denn <strong>der</strong> behördlich organisierte Zulassungsprozess<br />
hält mit dem sich dynamisch entwickelnden<br />
Markt für Bahntechnik längst nicht mehr Schritt. Ein<br />
Flaschenhals ist entstanden, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
des Eisenbahnsystems schadet.<br />
Mit dem Dialog zum „Handbuch Eisenbahnfahrzeuge“<br />
hat <strong>der</strong> Eisenbahnsektor in Deutschland<br />
einen vorsichtigen Kulturwandel begonnen, <strong>der</strong> sich<br />
jetzt auch dringend in <strong>der</strong> täglichen Praxis durchsetzen<br />
muss. Die Umsetzung des „Handbuches<br />
Eisenbahnfahrzeuge“ kann aus Sicht des Eisenbahnsektors<br />
jedoch nur ein erster Schritt in die richtige<br />
Richtung sein. Weitere müssen folgen. Die Leitlinien<br />
dafür gibt Europa schon seit 2008 mit <strong>der</strong> sogenannten<br />
Interoperabilitätsrichtlinie 2008/57/EG vor.<br />
Deren Ausgestaltung in Deutschland bietet einmalige<br />
Chancen für eine effektive und angemessene<br />
Reform unseres Zulassungswesens.<br />
Das Niveau <strong>der</strong> Sicherheit des Eisenbahnverkehrs<br />
und <strong>der</strong> eingesetzten Technik in Deutschland ist anerkannt<br />
sehr hoch. Daran hat die <strong>Bahnindustrie</strong> auch<br />
für die Zukunft ein ureigenes Interesse. Doch brauchen<br />
wir mo<strong>der</strong>ne Wege, auf denen die Sicherheit<br />
des Schienenverkehrs künftig erreicht werden kann.<br />
So muss die Verantwortung für sichere Bahntechnik<br />
durch die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Rollen von Betreibern,<br />
Herstellern, Behörden und Prüfeinrichtungen<br />
auf eine breitere Basis gestellt werden.<br />
Die Europäische Kommission hat diese<br />
Neuordnung bereits in ihrer Richtlinie<br />
vorausschauend angelegt. Sie bietet<br />
auch die Chance, die Zulassungsprozesse<br />
durch den Einsatz von privatrechtlich<br />
organisierten Prüforganisationen<br />
zu beschleunigen und gleichzeitig die<br />
Aufgaben des Eisenbahn-Bundesamtes<br />
auf Prozessüberwachung und eisenbahnrechtliche<br />
Aufsicht zu konzentrieren. Der<br />
Luftfahrtsektor gilt hier als Vorbild, in dem<br />
Prüforganisationen und Flugzeughersteller<br />
deutlich stärker in den Prüfprozess einbezogen<br />
sind.<br />
Zur Umsetzung <strong>der</strong> Richtlinie sind<br />
nicht nur weitere Anpassungen auf dem<br />
Verordnungsweg notwendig, son<strong>der</strong>n auch eine<br />
Än<strong>der</strong>ung des Eisenbahngesetzes. Damit käme die<br />
Bundesrepublik Deutschland auch ihrer Verpflichtung<br />
zur Umsetzung <strong>der</strong> europäischen Richtlinie<br />
nach. Um frühzeitig Rechtssicherheit für alle Beteiligten<br />
im Sektor herzustellen, benötigen wir so schnell<br />
wie möglich einen konsensfähigen Gesetzentwurf.<br />
In einer Übergangszeit könnten wichtige Reformimpulse<br />
bereits von einer Vorwegnahme wichtiger<br />
Regelungen des künftigen Modells ausgehen. Es<br />
setzt das Zusammenwirken aller Beteiligten für ein<br />
schienenverkehrsfreundliches Leitbild voraus: Sicherheit<br />
auf bewährtem Niveau und Wirtschaftlichkeit<br />
durch deutliche Beschleunigung des Zulassungsverfahrens.<br />
Dafür wünschen wir uns eine klare<br />
Weichen stellung durch den Bundesverkehrsminister.<br />
Ihr<br />
<strong>Axel</strong> <strong>Schuppe</strong><br />
Geschäftsführer<br />
<strong>Verband</strong> <strong>der</strong> <strong>Bahnindustrie</strong> in Deutschland (VDB) e.V.<br />
111 (2013) Heft 1<br />
1
Inhalt<br />
1 / 2013<br />
Standpunkt<br />
<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
1 A. <strong>Schuppe</strong><br />
An<strong>der</strong>thalb Jahre „Handbuch Eisenbahnfahrzeuge“<br />
– Quo Vadis?<br />
Fokus<br />
Interview<br />
4<br />
P. Hutchinson<br />
Aktives Recruiting ist überl<strong>eb</strong>enswichtig<br />
Thema<br />
8<br />
T. Dellmann, S. Bernicke<br />
Leichtbau bei Schienenfahrzeugen −<br />
Bestandsaufnahme und Potenziale<br />
12<br />
M. Binswanger<br />
Konzept für Leichtbau-Fahrzeugkopf<br />
13<br />
K. Hiller, M. Binswanger<br />
Lokomotiv-Plattform H3 für Rangier -<br />
lokomotiven<br />
17<br />
Titelbild<br />
Fahren<strong>der</strong> Zug<br />
© Benik/ClipDealer.com<br />
U. Behmann<br />
Dieselhydraulische Lokomotive wird<br />
dieselelektrische Hybridlokomotive
Inhalt<br />
Praxis<br />
Nachrichten<br />
21<br />
53 <strong>Bahnen</strong><br />
55 Unternehmen<br />
P. Hofeichner<br />
Wir bauen Zukunft! −<br />
Der Kampf um den Nachwuchs<br />
Forum<br />
56 Produkte und Lösungen<br />
64 Impressum<br />
24<br />
U 3<br />
Termine<br />
U. Behmann<br />
Bahnelektrifizierung in Europa und Deutschland<br />
26 Leserforum<br />
60<br />
Historie<br />
Hauptbeiträge<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>Elektrische</strong> Lokomotiven <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bundesbahn in <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
30<br />
B. Carlstaedt<br />
Nachhaltige 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergie -<br />
versorgung <strong>der</strong> DB mit erneuerbaren Energien<br />
Sustainable 16.7 Hz traction power supply of DB<br />
with renewable energies<br />
L’alimentation électrique durable 16,7 Hz de la<br />
DB grâce aux énergies renouvelables<br />
38<br />
R. Astenwald, M. Hauser, C. Obkircher,<br />
A. Brenner, P. Winter<br />
132-kV-Übertragungsleitung <strong>der</strong> Netzverbindungen<br />
SBB − ÖBB<br />
132 kV transmission line for SBB − ÖBB network<br />
interconnection<br />
La ligne de transport 132 kV de la liaison interréseaux<br />
CFF − ÖBB<br />
Gemäß unserer Verpflichtung nach § 8 Abs. 3 PresseG i.V.m. Art. 2 Abs. 1c DVO<br />
zum BayPresseG g<strong>eb</strong>en wir die Inhaber und Beteiligungsverhältnisse am Verlag<br />
wie folgt an:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124, 80636 München.<br />
Alleiniger Gesellschafter des Verlages ist die ACM Unternehmensgruppe,<br />
Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt.
Fokus Interview<br />
Peter Hutchinson<br />
Aktives Recruiting ist<br />
überl<strong>eb</strong>enswichtig<br />
Seit Juli des Jahres hat Balfour Beatty Rail, Generalunternehmer für Bahninfrastruktur und international<br />
aufgestellter Anbieter von Bahnelektrifizierungs- und Stromversorgungssystemen mit Sitz in<br />
München, eine neue Führung. Wer ist <strong>der</strong> neue Mann an <strong>der</strong> Spitze? Was wird sich für Kunden und<br />
Mitarbeiter än<strong>der</strong>n und wo soll die Reise für das Unternehmen hingehen? Eberhard Buhl fragte den<br />
neuen Vorsitzenden <strong>der</strong> Geschäftsführung von Balfour Beatty Rail, Peter Hutchinson.<br />
<strong>eb</strong>: Sie haben am 1. Juli die Führung bei <strong>der</strong><br />
Balfour Beatty Rail GmbH in München übernommen,<br />
sind dem Unternehmen aber schon<br />
seit Jahren verbunden – im Verlauf einer interessanten<br />
Karriere. Gibt es dazu eine beson<strong>der</strong>e<br />
Geschichte?<br />
Peter Hutchinson: Wie man es nimmt. Ich bin ja<br />
g<strong>eb</strong>ürtiger Brite, und wenn wir im Jahr 1960 beginnen,<br />
als ich mich in <strong>der</strong> Schule für Deutsch als<br />
Fremdsprache entschieden habe, kann man tatsächlich<br />
einen roten Faden erkennen. Ich habe zunächst<br />
in Oxford Chemie studiert, dann in London<br />
als Wirtschaftsprüfer gearbeitet, anschließend bei<br />
Balfour Beatty als Financial Director. Heute bin ich<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung in einem globalen<br />
Eisenbahn-Unternehmen mit Sitz in Deutschland<br />
– da schließt sich gewissermaßen <strong>der</strong> Kreis.<br />
Ist Ihre heutige Position eine direkte Folge Ihrer<br />
langjährigen Akquisitions-Tätigkeit für das Unternehmen?<br />
Das kann man so sehen. In den 1990er Jahren wurde<br />
uns bei Balfour Beatty klar, dass wir in an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong><br />
expandieren müssen. Damals wie heute ist Deutschland<br />
eines <strong>der</strong> wichtigsten Län<strong>der</strong> Europas für Bahninfrastruktur-Projekte.<br />
Also haben wir im Jahr 2000<br />
von Adtranz den Fahrleitungsbereich Fixed Installations<br />
übernommen, die heutige Balfour Beatty Rail<br />
GmbH. Seither sind wir nicht nur in Deutschland präsent,<br />
son<strong>der</strong>n auch in Österreich, Schweden, Italien<br />
und Spanien, in China, Malaysia, und einigen an<strong>der</strong>en<br />
Län<strong>der</strong>n. Ich habe diese Übernahme geleitet und<br />
war auch für die Integration <strong>der</strong> neuen Gesellschaft<br />
in die Muttergesellschaft Balfour Beatty verantwortlich.<br />
Meine geschäftliche Verbindung nach Deutschland<br />
reicht also bis ins Jahr 2000 zurück.<br />
Zahlreiche weitere Übernahmen kamen hinzu.<br />
Alle unter Ihrer Führung?<br />
In den folgenden Jahren habe ich für Balfour Beatty<br />
Rail noch mehrere Übernahmeprojekte durchgeführt,<br />
darunter mit <strong>der</strong> ehemaligen ABB SAE<br />
Sadelmi, dem Geschäftsfeld „Elektrotechnische<br />
Ausrüstung“ <strong>der</strong> ABB G<strong>eb</strong>äudetechnik und dem<br />
Signal- und Sicherungstechnikbetri<strong>eb</strong> Signalbau<br />
Bahn, heute Balfour Beatty Rail Signal. Zuletzt<br />
4 111 (2013) Heft 1
Interview Fokus<br />
kam 2008 Schreck-Mieves mit allen Beteiligungen<br />
und Nie<strong>der</strong>lassungen in Deutschland, Russland,<br />
Schweden und den Nie<strong>der</strong>landen dazu. Aus diesem<br />
Grund habe ich eine enge Verbindung zu Balfour<br />
Beatty in Deutschland, und als ich gefragt wurde,<br />
ob ich in München den Vorsitz <strong>der</strong> Geschäftsführung<br />
übernehmen kann, war das beinahe ein logischer<br />
Schritt. Viele meiner Mitarbeiter kenne ich ja<br />
schon seit Jahren.<br />
Durch die genannten Akquisitionen ist Balfour<br />
Beatty Rail heute schon in vielen Geschäftsfel<strong>der</strong>n<br />
des Bahninfrastrukturbaus zuhause. Wo sehen Sie<br />
künftig Ihre Aufgaben?<br />
Wir müssen unsere Stellung im Markt halten und<br />
konsolidieren. Wir sind denke ich im deutschen<br />
Markt führend in den Bereichen Bahnstromversorgung<br />
und Gleisanlagen inklusive einem neuen<br />
Servic<strong>eb</strong>ereich, wir beherrschen alle Teilbereiche<br />
<strong>der</strong> Infrastruktur gleichermaßen und sind mit dieser<br />
Fähigkeit ziemlich einzigartig. Es gibt natürlich<br />
Spezialisten auf den einzelnen G<strong>eb</strong>ieten, aus einer<br />
Hand aber kann das in Deutschland wohl kein an<strong>der</strong>es<br />
Unternehmen anbieten. Meine Aufgabe ist<br />
es also, auch bei großen Projekten den Auftragg<strong>eb</strong>er<br />
von unseren Fähigkeiten als One-Stop-Shop zu<br />
überzeugen.<br />
Sind damit auch strategische Verän<strong>der</strong>ungen für<br />
das Unternehmen verbunden?<br />
Alle Strategien müssen von Zeit zu Zeit überdacht<br />
und nachjustiert werden. Das Auslandsgeschäft<br />
ist uns zwar wichtig, aber wir müssen uns auf den<br />
Heimatmarkt hier in Deutschland konzentrieren,<br />
im deutschen Markt die stärkste Kraft sein – in<br />
den Augen unserer Kunden und unserer Mitbewerber.<br />
Auch in den Augen <strong>der</strong> eigenen Mitarbeiter?<br />
Hun<strong>der</strong>tprozentig ja. Ich schreibe zum Beispiel alle<br />
zwei Wochen einen Newsletter an meine Mitarbeiter<br />
und sage ihnen, wo wir stehen, was gut läuft und<br />
was weniger gut, was wir erreicht haben und was wir<br />
noch tun müssen. So bekommt je<strong>der</strong> eine genaue<br />
Vorstellung davon, wo wir mit dem Unternehmen<br />
hin wollen.<br />
Wie ist denn die Geschäftsentwicklung vor dem<br />
Hintergrund <strong>der</strong> aktuellen Krisen zu sehen –<br />
sehen Sie Auswirkungen auf laufende Projekte?<br />
Sicher gibt es zur Zeit eine Schuldenspirale und<br />
Finanzierungsprobleme. In den meisten Län<strong>der</strong>n<br />
erkennen die Regierungen allerdings, wie wichtig<br />
Infrastruktur auf lange Sicht ist. Unsere Bahninfrastruktur-Projekte<br />
gehören also zu den langfristigen<br />
Investitionen, wir arbeiten denke ich in<br />
einem Geschäftsfeld, das bis zu einem gewissen<br />
Grad von diesem Schuldenproblem isoliert ist.<br />
Bei kommunalen Projekten ist die Situation etwas<br />
schwieriger, aber wir sind ja in allen Geschäftsbereichen<br />
gut aufgestellt. Zum Beispiel gibt es im<br />
Augenblick bei <strong>der</strong> Signaltechnik etwas weniger<br />
zu tun als im Bereich Fahrleitungen, wo wir viele<br />
neue Projekte verzeichnen. Wir haben jedenfalls<br />
die Expertise für Großprojekte, Fernverkehr und<br />
Nahverkehr; deshalb können wir in all diesen<br />
Bereichen anbieten, Schwankungen gut ausgleichen<br />
und eine stabile Auslastung des Unternehmens<br />
erreichen.<br />
In den vergangenen Monaten<br />
machte das sogenannte Schienenkartell<br />
von sich reden. Können Sie<br />
verhin<strong>der</strong>n, dass auch Ihr Unternehmen<br />
in regelwidrige Preisabsprachen<br />
verwickelt wird?<br />
Compliance ist für uns ein wichtiges<br />
Thema. Wir haben schon vor vielen<br />
Jahren bei Balfour Beatty weltweit<br />
ein Programm aufgelegt, mit dem<br />
wir unseren Mitarbeitern einen klaren Verhaltenskodex<br />
an die Hand g<strong>eb</strong>en, was sie mit Wettbewerbern<br />
machen können und was nicht. Ich finde, Kartellabsprachen<br />
bringen nur Probleme. Heute arbeiten<br />
wir mit einem Wettbewerber gemeinsam an einem<br />
Projekt, morgen sind wir wie<strong>der</strong> Konkurrenten.<br />
Deshalb legen wir großen Wert auf eine saubere<br />
Abgrenzung. Balfour Beatty schult alle Mitarbeiter<br />
regelmäßig, was rechtlich geht und was nicht.<br />
Unser Verhaltenskodex ist eisernes Gesetz – und es<br />
gibt keine Toleranz für Gesetzesbrecher. Auch direkt<br />
vor <strong>der</strong> InnoTrans, unserer wichtigsten Messe,<br />
bekamen unsere Mitarbeiter nochmal ein entsprechendes<br />
Briefing.<br />
Während <strong>der</strong> InnoTrans hatten Sie auch einen<br />
speziellen Recruiting-Tag für Studenten veranstaltet,<br />
um neue Mitarbeiter zu werben?<br />
Aktives Recruiting ist überl<strong>eb</strong>enswichtig, für uns genauso<br />
wie für viele an<strong>der</strong>e Unternehmen. Viele langjährige<br />
Mitarbeiter werden demnächst in Ruhestand<br />
gehen und eine schmerzliche Lücke hinterlassen.<br />
Aber in Deutschland gibt es nicht genügend kompetenten<br />
Nachwuchs. Zum Glück haben wir durch<br />
unsere Tochtergesellschaften gute Verbindungen in<br />
verschiedene an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong>, in denen es vielleicht<br />
weniger Arbeit gibt als bei uns. So beschäftigen wir<br />
in Deutschland auch Mitarbeiter aus Rumänien, Polen,<br />
Spanien o<strong>der</strong> Griechenland.<br />
Ein wesentlicher Punkt ist: Manche unserer Mitarbeiter<br />
sind schon 40 o<strong>der</strong> 45 Jahre bei uns. Daran<br />
können Bewerber sehen, dass wir langfristig denken.<br />
Je<strong>der</strong> kann entsprechend seinen Fähigkeiten mit uns<br />
wachsen, seine Karriere optimal planen und eine<br />
langfristige Perspektive im Arbeitsl<strong>eb</strong>en bekommen.<br />
Unseren Kunden bieten wir bei Balfour Beatty Rail<br />
An mehr Arbeitssicherheit<br />
führt<br />
kein Weg vorbei!<br />
111 (2013) Heft 1<br />
5
Fokus Interview<br />
maßgeschnei<strong>der</strong>te Lösungen, neuen Mitarbeitern<br />
bieten wir maßgeschnei<strong>der</strong>te Möglichkeiten <strong>der</strong><br />
Aus- und Weiterbildung. Ich bin ganz sicher, je<strong>der</strong><br />
Mitarbeiter findet bei uns entsprechend seinen Fähigkeiten<br />
den richtigen Arbeitsplatz.<br />
Gibt es da auch einen Zusammenhang mit Ihrem<br />
Programm zur Arbeitssicherheit?<br />
Allerdings. Der Schlusssatz in meinem Newsletter ist<br />
immer: Arbeiten Sie sicher! Am Ende des Arbeitstages<br />
soll je<strong>der</strong> Mitarbeiter so gesund und munter nach<br />
Hause gehen können, wie er gekommen ist. Das ist<br />
nicht selbstverständlich. Deshalb haben wir 2010 die<br />
Initiative „Zero Harm“ gestartet mit dem Ziel, bis 2012<br />
auf „Null Unfälle“ zu kommen. Dazu müssen wir unsere<br />
Kunden mit ins Boot holen. Denn bei Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
liegt <strong>der</strong> Fokus auf <strong>der</strong> Sicherheit<br />
<strong>der</strong> Reisenden und <strong>der</strong> Güter – das ist ja richtig so. Wir<br />
wollen aber auch darauf achten, dass die Sicherheit<br />
unserer Beschäftigten dort nicht auf <strong>der</strong> Strecke bleibt.<br />
Ist „Zero Harm“ eine rein deutsche Initiative?<br />
Sie ist global angelegt, ein internationales Projekt.<br />
Zum Beispiel waren am 20. Juni alle 50 000 Mitarbeiter<br />
rund um die Welt aufgerufen, eine Stunde lang<br />
die Arbeit ruhen zu lassen und vor Ort, auf <strong>der</strong> Baustelle,<br />
an einer Sicherheits-Präsentation teilzunehmen.<br />
Jeweils ein Mitglied des Managements hat die Vorführung<br />
geleitet und kommentiert. Das hat manchmal<br />
großen logistischen Aufwand erfor<strong>der</strong>t, ist aber bei<br />
allen Mitarbeitern auf sehr starke Resonanz gestoßen.<br />
Ich selbst war in München und habe aus <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
einige sehr interessante Anregungen und<br />
Anmerkungen von den Mitarbeitern mitgenommen.<br />
Natürlich kostet mehr Sicherheit auch mehr Geld,<br />
aber daran führt langfristig kein Weg vorbei.<br />
Welche Vision haben Sie also langfristig von Balfour<br />
Beatty Rail, sagen wir in fünf o<strong>der</strong> zehn Jahren?<br />
Da sehe ich uns als Unternehmen, das die Branche<br />
anführt. Wir können nicht jede Technologie im<br />
Hause haben, aber wir können in den Geschäftsfel<strong>der</strong>n,<br />
wo wir nicht tätig sind, zuverlässige und<br />
kompetente Partner an unserer Seite haben. Unsere<br />
Kunden werden uns deshalb als Branchenführer<br />
wahrnehmen, unsere Mitarbeiter als zuverlässigen<br />
Arbeitg<strong>eb</strong>er, <strong>der</strong> sie ihren Fähigkeiten entsprechend<br />
för<strong>der</strong>t.<br />
Sie blicken also optimistisch in die nächste Zukunft?<br />
Pessimistisch ganz bestimmt nicht.<br />
Herr Hutchinson, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />
ZUR PERSON<br />
Peter Hutchinson studierte Chemie an <strong>der</strong> Universität in Oxford<br />
(GB) und begann seine berufliche Laufbahn als Wirtschaftsprüfer.<br />
1998 wechselte er zu Balfour Beatty Rail in<br />
London als Financial Director. Dort begleitete und koordinierte<br />
er als Financial Director <strong>der</strong> Balfour Beatty Rail UK<br />
Division innerhalb von vier Jahren si<strong>eb</strong>en Akquisitionen,<br />
die <strong>der</strong> bis dahin auf Großbritannien konzentrierten Unternehmensgruppe<br />
den Eintritt in den europäischen Bahninfrastrukturmarkt<br />
eröffnete. Zwischen 2007 und 2011 leitete<br />
er als Director Acquisitions <strong>der</strong> Balfour Beatty plc weitere<br />
Akquisitionen in verschiedenen Geschäftsbereichen <strong>der</strong> Unternehmensgruppe.<br />
2010 wechselte er als Financial Director<br />
<strong>der</strong> Balfour Beatty Rail Division, die für die Bahnaktivitäten<br />
<strong>der</strong> Gruppe weltweit verantwortlich ist, nach München. Seit<br />
1. Juli 2012 ist er Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong><br />
Balfour Beatty Rail GmbH.<br />
6 111 (2013) Heft 1
35% weniger Gewicht für Antri<strong>eb</strong>sstromrichter?<br />
Sicher.<br />
Mit kompromissloser Leicht- und Kompaktbauweise ist es ABB gelungen, den<br />
Antri<strong>eb</strong>sstromrichter mit <strong>der</strong> grössten Leistungsdichte seiner Klasse zu entwickeln.<br />
Auch die Bordnetzumrichter sind in diesem Antri<strong>eb</strong> für 16 2/3 Hz Netze integriert.<br />
Weniger Energieverbrauch, höhere Beschleunigung und tiefere Achslast kommen den<br />
Qualitäten des Tri<strong>eb</strong>zugs zugute! Wenn Sie mehr über den Kompaktstromrichter<br />
BORDLINE ® CC1500 AC erfahren möchten: www.abb.com/railway<br />
ABB Schweiz AG, Traction Converters<br />
Tel. +41 58 585 00 00<br />
E-mail: traction.converters@ch.abb.com
Fokus Thema<br />
Leichtbau bei Schienenfahrzeugen –<br />
Bestandsaufnahme und Potenziale<br />
Im Auftrag des Leichtbauausschusses <strong>der</strong> Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft (DMG) entstand<br />
eine zweiteilige Studie zur Entwicklung des Leichtbaus im Vollbahnbereich seit 1994. Der vorliegende<br />
Beitrag fasst die Erg<strong>eb</strong>nisse des ersten Teils zusammen.<br />
Die letzte Studie zum Leichtbau wurde 1994<br />
vorgelegt [1]. Inzwischen gab die DMG eine Studie<br />
zum aktuellen Stand des Leichtbaus in Auftrag. Vollbahnen<br />
sowie Straßen- und Stadtbahnfahrzeuge<br />
wurden in zwei Teilstudien behandelt [2]. Über die<br />
erste Teilstudie wird im Folgenden auszugsweise<br />
berichtet.<br />
Nahverkehrstri<strong>eb</strong>züge<br />
In den Jahren seit 1994 gab es einige vielversprechende<br />
Leichtbauansätze, die jedoch aus verschiedenen<br />
Gründen nicht weiterverfolgt wurden. Ein<br />
Beispiel waren die so genannten Leichttri<strong>eb</strong>wagen,<br />
<strong>der</strong>en Bau nach <strong>der</strong> Umstrukturierung <strong>der</strong><br />
Deutschen Bundesbahn zur Deutschen Bahn eine<br />
Zeit lang mit großer Euphorie verfolgt wurde. Die<br />
Tri<strong>eb</strong>wagen mit den hinsichtlich Fahrzeugmasse geringsten<br />
spezifischen Werten sind <strong>der</strong> RegioSprinter<br />
sowie <strong>der</strong> GTW 2/6 <strong>der</strong> ersten Bauserie. Die Idee war,<br />
mit möglichst vielen Komponenten aus dem Lkwund<br />
Busbereich den Preis <strong>der</strong>artiger Nahverkehrsfahrzeuge<br />
zu senken. Um möglichst viel Gewicht zu<br />
sparen, wurde die Auslegungsdruckkraft in Längsrichtung<br />
nach DIN EN 12663 von 1 500 kN umgangen<br />
und mit hohem Verzögerungsvermögen <strong>der</strong><br />
Fahrzeuge kompensiert.<br />
Fahrzeuge wie RegioSprinter und Doppelstock-<br />
Tri<strong>eb</strong>wagen <strong>der</strong> DWA sind für eine Prüfkraft in Längsrichtung<br />
von 600 kN ausgelegt. Trotz <strong>der</strong> durchaus<br />
beachtlichen Erfolge im Leichtbau wurde <strong>der</strong> Regio-<br />
Sprinter nicht über eine kleine Serie hinaus g<strong>eb</strong>aut.<br />
Der GTW 2/6 wird jedoch weiterhin g<strong>eb</strong>aut und ist<br />
bis zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Erstellung dieser Studie in vier<br />
Generationen ausgeliefert worden. Dabei wurde das<br />
Fahrzeug dem jeweils aktuellsten Stand <strong>der</strong> Technik<br />
sowie den neuesten rechtlichen Erfor<strong>der</strong>nissen angepasst.<br />
So ist die aktuellste Generation beispielsweise<br />
mit Crash-Elementen ausgerüstet, die für den Einsatz<br />
in den Nie<strong>der</strong>landen, wo die ersten Tri<strong>eb</strong>züge<br />
fahren, bereits vorgeschri<strong>eb</strong>en sind. Nahezu zwangsläufig<br />
ist damit auch das Gewicht <strong>der</strong> Fahrzeuge mit<br />
je<strong>der</strong> weiteren Generation gestiegen.<br />
Ein hinsichtlich Masseoptimierung vielversprechendes<br />
Fahrzeugkonzept bei S-Bahn-Zügen wurde<br />
mit dem S-tog Kopenhagen realisiert (Bild 1): Dank<br />
kurzer und dafür sehr breiter Wagenkästen ließ sich<br />
das Lichtraumprofil besser ausnutzen, sodass mit<br />
einer 3+3-Bestuhlung gegenüber langen Wagen<br />
mehr Sitzplätze pro Wagenlänge unterg<strong>eb</strong>racht<br />
werden können.<br />
Zusätzlich sind durch die Einzelradsatz-Anordnung<br />
sehr wenige Fahrwerke pro Zuglänge erfor<strong>der</strong>lich,<br />
sodass auch hierdurch Gewicht gespart<br />
wird. Der Fahrwerksanteil am Gesamtgewicht beträgt<br />
in <strong>der</strong> Regel je nach Fahrzeug bis zu 40 %,<br />
sodass in diesem Bereich große Einsparungen<br />
möglich sind. Begünstigend für die große Fahrzeugbreite<br />
ist das Son<strong>der</strong>profil <strong>der</strong> S-Bahn Kopenhagen.<br />
Das bei elektrischen Tri<strong>eb</strong>wagen bisher unerreicht<br />
niedrige Flächengewicht wird zusätzlich<br />
durch die geringere Auslegungs-Längsdruckkraft<br />
von 1 100 kN begüns tigt.<br />
Hochgeschwindigkeitszüge<br />
Bild 1:<br />
Kopenhagener S-Bahnzug (S-tog) in Valby (Foto: Steffen Mokosch/<br />
Wikipedia).<br />
In Bild 2 sind für Hochgeschwindigkeitszüge beispielhaft<br />
auf <strong>der</strong> Ordinate das Flächengewicht als Maß für<br />
den erreichten Leichtbau und auf <strong>der</strong> Abszisse das<br />
8 111 (2013) Heft 1
Thema Fokus<br />
Sitzplatzgewicht als Maß für den Komfort des Fahrzeugs<br />
aufgetragen. Das Flächengewicht wird aus <strong>der</strong><br />
Gesamtmasse bezogen auf die Fläche aus Wagenkastenlänge<br />
und Wagenkastenbreite errechnet.<br />
Im Vergleich <strong>der</strong> ICE-Generationen fällt das relativ<br />
geringe Flächengewicht des ICE 2 auf, bei dem gegenüber<br />
dem ICE 1 durch verschiedene Maßnahmen<br />
bis zu 5 t pro Mittelwagen eingespart wurden [3].<br />
Der ICE 3 ist durch die verteilte Traktions ausrüstung<br />
wie<strong>der</strong> spezifisch schwerer geworden, da die Wagenkästen<br />
jetzt auch schwere Bauteile wie zum Beispiel<br />
den Transformator tragen müssen. Die Mehrsystemvariante<br />
ist zwangsläufig schwerer und hat durch<br />
wegfallende Sitzplätze ein höheres Sitzplatzgewicht<br />
[4, 5]. Die nächste Generation des Mehrsystem-ICE,<br />
vom Hersteller Velaro D genannt, ist durch Erfüllung<br />
<strong>der</strong> Crash-Normen nochmals schwerer geworden<br />
[6].<br />
Deutlich auffällig sind die sehr leichten japanischen<br />
Hochgeschwindigkeitszüge, welche ein teilweise<br />
niedrigeres Sitzplatzgewicht als Flächengewicht<br />
aufweisen. Diese interessante Beobachtung<br />
erklärte das RTRI (Railway Technical Research Institute,<br />
Tokyo) auf Anfrage mit folgenden Unterschieden<br />
gegenüber europäischen Hochgeschwindigkeitszügen:<br />
In Japan müssen zugseitig geringere<br />
Sicherheitsanfor<strong>der</strong>ungen erfüllt werden; die Längssteifigkeit<br />
<strong>der</strong> Züge muss nur 980 kN betragen, sodass<br />
die Wagenkästen deutlich leichter konstruiert<br />
und g<strong>eb</strong>aut werden können.<br />
Die Vorschriften in Japan verlangen eine Ausrüstung<br />
mit Crash-Elementen nicht. Durch die vollständig<br />
getrennte Anordnung des Shinkansen-Streckennetzes<br />
gibt es nämlich keine Bahnübergänge, sodass<br />
eine Kollision mit Straßenfahrzeugen nahezu ausgeschlossen<br />
werden kann. Ein Mischbetri<strong>eb</strong> mit langsameren<br />
Personen- und Güterzügen findet nicht statt,<br />
sodass eine Gefährdung durch ungesicherte Ladung<br />
nicht geg<strong>eb</strong>en ist. Durch eine kontinuierliche Überwachung<br />
durch das Zugsicherungssystem wird eine<br />
hohe Sicherheit gegen Kollisionen gewährleistet.<br />
Die japanischen Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
haben ein breiteres Lichtraumprofil als die<br />
europäischen; dadurch werden mehr Sitzplätze<br />
Bild 2:<br />
Flächengewicht über Sitzplatzgewicht bei Hochgeschwindigkeitszügen (Grafik: DMG-Studie).<br />
1 JRE E2 (1997) 6 ICE 2, BR 402, 7 Mittelwagen (1995)<br />
2 JRW 700-7000 (2000) 7 ICE 3, BR 403 (1999)<br />
3 JRK 800/800-1000 (2004) 8 ICE 3 MS, BR 406 (1999)<br />
4 TGV POS (2006) 9 Velaro CRH3, 8-Teiler AC (2006)<br />
5 ICE 1, BR 401, 12 Mittelwagen (1990) 10 Velaro D, 8-Teiler AC (2008)<br />
111 (2013) Heft 1<br />
9
Fokus Thema<br />
n<strong>eb</strong>en einan<strong>der</strong> möglich, sodass sich ein niedrigeres<br />
Sitzplatzgewicht ergibt. Der Komfort ist, verglichen<br />
mit europäischen Hochgeschwindigkeitszügen, sehr<br />
gering, sodass auch die Inneneinrichtung insgesamt<br />
noch sehr leicht ist.<br />
Die Bahnsteige für die japanischen HGV-Züge<br />
sind mit 1 300 mm [7] deutlich höher als in Europa.<br />
Dadurch müssen die Wagenkästen nicht mit aufwändigen<br />
Türausschnitten versehen werden; die notwendigen<br />
Türversteifungen fallen leichter aus, <strong>der</strong><br />
Kraftfluss wird weniger unterbrochen. Aufwändige<br />
Türen mit Klappmechanismus für Trittstufen werden<br />
nicht benötigt, sodass Servomotoren und Mechanik<br />
entfallen und dadurch im Übrigen die Störanfälligkeit<br />
sinkt. Durch die <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mit<br />
50 Hz sind die Transformatoren deutlich leichter als<br />
für das 16,7-Hz-Netz <strong>der</strong> Deutschen Bahn.<br />
In Bild 3 ist beispielhaft die Gewichtsverteilung<br />
<strong>der</strong> einzelnen Komponenten bei den Velaro-Tri<strong>eb</strong>zügen<br />
als Säulendiagramm aufgetragen. Größten<br />
Masseanteil bringt das Fahrwerk mit bis zu 30 %, es<br />
folgen <strong>der</strong> Wagenkastenrohbau und die elektrische<br />
Ausrüstung.<br />
Gewichtserhöhende Einflüsse<br />
• Crash-Elemente<br />
Durch die Einführung <strong>der</strong> TSI Crash wurde eine<br />
Vorschrift geschaffen, die zwangsläufig zu Kon-<br />
Bild 3:<br />
Säulendiagramm für die Gewichtsanteile <strong>der</strong> wichtigsten Baugruppen <strong>der</strong><br />
Velaro-Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge für Spanien, China und Russland<br />
(Grafik: DMG-Studie).<br />
Sonstige Gewichtsanteile<br />
Gewicht elektrischer Ausrüstung<br />
Wagenkasteninnenausbaugewicht<br />
Wagenkastenrohbaugewicht (Grafik: DMG-Studie).<br />
struktionsän<strong>der</strong>ungen mit Mehrgewicht führt.<br />
Nicht nur die Crash-Elemente an sich, auch die<br />
geän<strong>der</strong>te Struktur <strong>der</strong> Fahrzeuge und <strong>der</strong> zu garantierende<br />
Sicherheitsraum des Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführers<br />
treiben das Fahrzeuggewicht nach oben.<br />
• Fahrwerkskonzepte<br />
Einzelfahrwerke reduzieren das Fahrwerksgewicht<br />
erh<strong>eb</strong>lich. Die zwangsweise kurzen Wagenkästen<br />
können das Lichtraumprofil in Gleisbögen<br />
wesentlich besser ausnutzen, sodass durch die<br />
höhere Grundfläche mehr Sitzplätze möglich<br />
werden; gleichzeitig erleichtert die vorteilhafte<br />
Biegelinie die Auslegung des Wagenkastens.<br />
Nachteil ist das schnelle Erreichen von Radlastgrenzen.<br />
• Mehrsystemausrüstung<br />
Durch erhöhten Aufwand in <strong>der</strong> elektrischen<br />
Ausrüstung sind Mehrsystemzüge naturgemäß<br />
schwerer als Einsystemfahrzeuge. Durch den<br />
Platzmehrbedarf <strong>der</strong> Ausrüstung sinkt <strong>der</strong> zur<br />
Verfügung stehende Raum für Sitzplätze insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei Hochgeschwindigkeitszügen zu<br />
Lasten des Sitzplatzgewichtes.<br />
• Nie<strong>der</strong>flurwagenkästen<br />
Je niedriger <strong>der</strong> Wagenboden eines Fahrzeugs<br />
ist, desto aufwändiger gestaltet sich die Fertigung<br />
des Wagenkastens. Bei einer Kröpfung sind<br />
umfangreiche Versteifungen nötig, um das entstehende<br />
Biegemoment aufzufangen, tiefere Türausschnitte<br />
müssen aufwändig umbaut werden,<br />
um den Wagenkasten zu versteifen, Schi<strong>eb</strong>etritte<br />
und klappbare Einstiegsstufen erhöhen die Bauteilanzahl<br />
und erhöhen das Fahrzeuggewicht.<br />
• Sonstiges<br />
Mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik<br />
im Bahnsektor konnte eine erh<strong>eb</strong>liche<br />
Gewichtsmin<strong>der</strong>ung gegenüber Vorläuferfahrzeugen<br />
erreicht werden.<br />
Eine eindeutige Aussage zur Bevorzugung von Aluminium-Integral-Bauweise<br />
o<strong>der</strong> Stahl-Differenzial-<br />
Bauweise kann nicht getroffen werden. Allerdings<br />
zeigt die Aluminium-Differenzial-Bauweise aus <strong>der</strong><br />
Anfangszeit dieser Bauweise deutliche Vorteile [1].<br />
Nachteilig sind die nicht konkurrenzfähigen Fertigungskosten,<br />
sodass die Vorteile dieser Bauweise<br />
teuer erkauft sind.<br />
Verteilte Traktion wie in den mo<strong>der</strong>nen Velaro-<br />
Hochgeschwindigkeits-Tri<strong>eb</strong>zügen führt zu einem<br />
niedrigen Sitzplatzgewicht, da eine größere Zuglänge<br />
für Fahrgäste nutzbar wird, vergrößert jedoch das<br />
Flächengewicht, da die Unterbringung <strong>der</strong> Traktionsausrüstung,<br />
insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Leistungselektronik<br />
deutlich aufwändiger wird.<br />
10 111 (2013) Heft 1
www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />
Ausblick<br />
Am Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) wird unter<br />
dem Namen „Next Generation Train“ untersucht,<br />
Faserverbundwerkstoffe einzusetzen [8]. Ungestörte<br />
Flächen des Wagenkastens würden aus diesen Werkstoffen<br />
erstellt, Flächen, die von Fenstern und Türen durchbrochen<br />
sind, jedoch aus metallischen Werkstoffen. Als<br />
Material kommt Kohlefaser-Verbundwerkstoff infrage,<br />
welcher hervorragende Festigkeit seigenschaften besitzt,<br />
allerdings auch kostenintensiv und recht schwer herzustellen<br />
ist.<br />
Auf <strong>der</strong> elektrotechnischen Seite könnten Synchronmotoren<br />
mit Permanenterregung eine Gewichtsreduzierung<br />
ermöglichen. Mithilfe eines Direktantri<strong>eb</strong>s,<br />
realisiert bei Siemens Syntegra, kann auf ein Getri<strong>eb</strong>e<br />
verzichtet und nochmals Gewicht eingespart werden.<br />
Durch den Einsatz von Mittelfrequenztransformatoren<br />
könnte <strong>der</strong> Nachteil <strong>der</strong> schweren 16,7-Hz-Transformatoren<br />
ausgeglichen sowie das Gewicht von 50-Hz-Transformatoren<br />
weiter reduziert werden.<br />
Torsten Dellmann, S<strong>eb</strong>astian Bernicke<br />
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Univ. Prof. Dr.-Ing. Torsten Dellmann ist Institutsleiter am Institut<br />
für Schienenfahrzeuge und För<strong>der</strong>technik <strong>der</strong> RWTH Aachen.<br />
E-Mail: sekretariat@ifs.rwth-aachen.de<br />
Dipl.-Ing. S<strong>eb</strong>astian Bernicke ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut für Schienenfahrzeuge und För<strong>der</strong>technik <strong>der</strong> RWTH<br />
Aachen. E-Mail: s<strong>eb</strong>astian.bernicke@ifs.rwth-aachen.de<br />
Die Studie [2] wurde von <strong>der</strong> DMG in Auftrag geg<strong>eb</strong>en,<br />
die Rechte liegen bei <strong>der</strong> DMG.<br />
[1] Voss, G.: Wirkungsanalyse für den Leichtbau von Schienenfahrzeugen,<br />
Studie im Auftrag <strong>der</strong> Deutschen Bahn AG,<br />
Hannover 1994.<br />
[2] Dellmann, T.; Schindler, C.; Schwickert, M.; Bernicke, S.: Studie<br />
Leichtbau bei Schienenfahrzeugen − Bestands aufnahme<br />
und Potenziale. Teilprojekt A: Vollbahnfahr zeuge; Teilprojekt<br />
B: Straßen- und Stadtbahnfahrzeuge. Son<strong>der</strong>veröffentlichung<br />
ZEV Rail 2012.<br />
[3] Lankes, P.: Die neue Generation: Der ICE 2. In: Eisenbahntechnische<br />
Rundschau 43 (1994), H. 9, S. 559.<br />
[4] Landwehr, H.; Lößel, W.; Prem, J.: ICE 3 – Die neue Generation<br />
<strong>der</strong> europäischen Hochgeschwindigkeitszüge.<br />
In: Eisenbahntechnische Rundschau 46 (1997), H. 9,<br />
S. 558.<br />
[5] Kurz, H.: ICE 3 und ICE-T − Neue Tri<strong>eb</strong>wagengeneration für<br />
die Deutsche Bahn. In: Eisenbahntechnische Rundschau 48<br />
(1999), H. 9, S. 549.<br />
[6] Panier, F.: Neue Hochgeschwindigkeitstri<strong>eb</strong>züge <strong>der</strong> DB für<br />
den internationalen Einsatz (Velaro D, 407), Eisenbahntechnische<br />
Rundschau 59 (2010), H. 9, S. 520.<br />
[7] Wikipedia.de: Bahnsteighöhe.<br />
[8] Nickel, J.: Faserverbundbauweisen für den Next Generation<br />
Train. Vortrag Braunschweig 2009.<br />
<strong>eb</strong> - <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> erscheint in <strong>der</strong> DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstr. 124, 80636 München<br />
111 (2013) Heft 1
Fokus Thema<br />
Konzept für Leichtbau-Fahrzeugkopf<br />
Voith hat ein variables Fahrzeugkopf-Konzept namens Galea für Schienenfahrzeuge in Leichtbauweise<br />
entwickelt.<br />
Bild 2:<br />
Designstudie mit Galea-Fahrzeugkopf.<br />
Bild 1:<br />
Galea-Kopfstruktur, teils aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gefertigt<br />
(alle Bil<strong>der</strong>: Voith).<br />
1 Frontschürze 6 Aluminiumwaben<br />
2 Scharfenberg-Kupplung 7 Frontplatte (GFK)<br />
3 Außenhülle (GFK) 8 Bodenplatte (GFK)<br />
4 Verbundsicherheitsglas 9 Bodenstruktur<br />
5 A-Säulen (GFK) 10 Energieabsorber (GFK)<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an mo<strong>der</strong>ne Schienenfahrzeuge<br />
sind komplexer geworden: Ökologischer Verkehr erfor<strong>der</strong>t<br />
leichte Schienenfahrzeuge, <strong>der</strong> Fahrgast erwartet<br />
höchstmögliche Sicherheit und <strong>der</strong> Betreiber<br />
maximale Effizienz. Voith entwickelte deshalb das<br />
Leichtbau-Konzept Galea für Fahrzeugköpfe, die<br />
für Fahrzeuge des Personennahverkehrs <strong>eb</strong>enso geeignet<br />
sind wie für solche des Fernverkehrs im Geschwindigkeitsbereich<br />
bis 200 km/h.<br />
Kennzeichen des Konzepts sind einerseits das<br />
geringe Gewicht <strong>der</strong> Strukturen bei günstiger aerodynamischer<br />
Formg<strong>eb</strong>ung und damit ein anteilig<br />
verringerter Energi<strong>eb</strong>edarf im Betri<strong>eb</strong>, an<strong>der</strong>erseits<br />
größtmögliche Flexibilität in <strong>der</strong> gesamten Gestaltung,<br />
was unter an<strong>der</strong>em die Anpassung an den<br />
übrigen Fahrzeugkörper anbetrifft.<br />
Statt eines konventionellen Fahrzeugkopfs auf<br />
Basis von Stahlkonstruktionen ohne o<strong>der</strong> mit Kunststoffbekleidungen<br />
soll eine integrierte Leichtbaustruktur<br />
nach Bild 1 eingesetzt werden. Diese<br />
besteht vorwiegend aus Faserverbundwerkstoffen,<br />
die einerseits die g<strong>eb</strong>otene Festigkeit erbringen und<br />
höchsten Sicherheitsansprüchen gerecht werden<br />
und an<strong>der</strong>erseits ermöglichen, komplizierte Formen<br />
und Freiflächen zu gestalten, wie sie ein mo<strong>der</strong>nes<br />
Design erfor<strong>der</strong>t.<br />
Ferner trägt die Leichtbaukonstruktion wegen des<br />
verringerten Gewichts dazu bei, Verschleiß an Fahrzeug<br />
und Streckenausrüstung zu verringern o<strong>der</strong><br />
aber masseseitig Freiraum dafür zu schaffen, zweckmäßigerweise<br />
am Fahrzeugende zu platzierende<br />
Komponenten zum Beispiel <strong>der</strong> Traktionsausrüstung<br />
dort auch tatsächlich unterzubringen. Auch ist die<br />
Integration einzelner Energieverzehrelemente in<br />
bestehende Fahrzeugkonstruktionen möglich.<br />
Durch ihr variables Design lässt sich die Kopfgeometrie<br />
<strong>der</strong> Galea-Serie an die Konturen <strong>der</strong><br />
weiteren Fahrzeuggeometrie individuell anpassen<br />
(Bild 2). Die Modulbauweise sorgt für kurze Montagezeiten<br />
für Neubau, einen Umbau o<strong>der</strong> bei einem<br />
später eventuell notwendigen Austausch.<br />
Galea kann insoweit, so die Intention des Herstellers,<br />
für Eisenbahnverkehrsunternehmen einen<br />
Beitrag dazu leisten, sich im Zuge <strong>der</strong> Beschaffung<br />
neuer Schienenfahrzeuge o<strong>der</strong> bei einem anstehenden<br />
Re-Design-Programm mit neuzeitlichem Fahrzeugerscheinungsbild<br />
von den immer zahlreicher<br />
werdenden Wettbewerbern abzuh<strong>eb</strong>en und ihre eigene<br />
Markenidentität zu erhalten.<br />
Bin<br />
12 111 (2013) Heft 1
Thema Fokus<br />
Lokomotiv-Plattform H3 für Rangierlokomotiven<br />
Die neue Lokomotiv-Plattform H3 als Weiterentwicklung des Alstom-Hybrid-Konzeptes umfasst dreiachsige<br />
Rangierlokomotiven in vier Versionen, die sich hinsichtlich Bereitstellung und Speicherung<br />
<strong>der</strong> Traktionsenergie unterscheiden.<br />
Auf <strong>der</strong> InnoTrans 2012 in Berlin stellte Alstom das<br />
Gesamtkonzept seiner neuen Plattform für Rangierlokomotiven<br />
vor. Mit <strong>der</strong> Bezeichnung H3 beschreibt<br />
das Unternehmen die Plattform einerseits<br />
als Erg<strong>eb</strong>nis <strong>der</strong> Weiterentwicklung des Hybrid-Konzeptes,<br />
das die vierachsigen Alstom-Umbaulokomotiven<br />
kennzeichnet [1], und ordnet ihr an<strong>der</strong>erseits<br />
im Gegensatz zu diesen Lokomotiven ausschließlich<br />
solche mit nur drei Radsätzen zu.<br />
Am Standort Stendal entwickelte Alstom ein umweltfreundliches<br />
Antri<strong>eb</strong>skonzept für kleinere Diesellokomotiven.<br />
Nach dem erfolgreichen Test und<br />
Einsatz von Prototypen auf Basis umg<strong>eb</strong>auter Lokomotiven<br />
<strong>der</strong> ehemaligen Baureihenfamilie V100<br />
bietet das Unternehmen nunmehr die neue H3-<br />
Plattform mit Lokomotiven für Rangier- und Streckeneinsatz<br />
(Bild 1) auf Basis verschiedener Traktionsvarianten<br />
an.<br />
Bereits äußerlich springen die bei allen Lokomotiven<br />
<strong>der</strong> Plattform generell symmetrisch angeordneten<br />
drei Radsätze und <strong>der</strong> vergleichsweise lange<br />
Fahrzeugrahmen als ungewöhnliche Merkmale <strong>der</strong><br />
H3-Lokomotiven ins Auge. Beide sind das Erg<strong>eb</strong>nis<br />
eines Optimierungsprozesses, dem als Ziel vorgeg<strong>eb</strong>en<br />
war, bei reduziertem Ausrüstungsaufwand<br />
größtmöglichen Traktionsnutzen zu erreichen.<br />
Mit <strong>der</strong> Festlegung auf nur drei Radsätze reduziert<br />
sich gegenüber einer vierachsigen Anordnung<br />
<strong>der</strong> Ausrüstungsaufwand durch den Entfall von<br />
Traktions komponenten sowie Drehgestellen und<br />
Bremsanlagen (Bild 2).<br />
Traktionstechnisch wird auf dieser Grundlage<br />
ein Höchstmaß an Zugkraft dadurch erreicht, dass<br />
die Zugkraft in Verbindung mit einem Gleit- und<br />
Schleu<strong>der</strong>schutz je Radsatz individuell geregelt wird.<br />
Lauftechnisch stellen die drei Einzelradsätze, mit<br />
3,2 m Abstand symmetrisch verteilt, in ihrem Zusammenwirken<br />
eine technologische Innovation dar. Sie<br />
sind hydraulisch gekoppelt und werden so dem<br />
Streckenverlauf entsprechend einzeln bogengenau<br />
angelenkt; die Endradsätze verbleiben im Gleisbogen<br />
jeweils in radialer Stellung und <strong>der</strong> mittlere Radsatz<br />
wird so weit in Querrichtung nach bogenaußen<br />
verschoben, dass sich verschleißarm Lauffähigkeit bis<br />
herab auf 60 m Gleisbogenradius eröffnet. Eine Spurkranzschmierung<br />
wird für die individuelle Lokomotive<br />
nicht benötigt.<br />
Lokomotiv-Weiterentwicklung zur<br />
Plattform<br />
111 (2013) Heft 1<br />
Bild 1:<br />
Schematische Gesamtansicht einer Lokomotive <strong>der</strong> H3-Plattform (alle Bil<strong>der</strong>: Alstom).<br />
Bild 2:<br />
Traktionskomponente Fahrwerk <strong>der</strong> H3-Lokomotiven, bestehend aus Radsatz, Getri<strong>eb</strong>e, Fahrmotor,<br />
Anlenkung, Fe<strong>der</strong>ung und Bremsausrüstung.<br />
13
Fokus Thema<br />
Bild 3:<br />
Blockschaltbild des Antri<strong>eb</strong>skonzeptes mit zentraler Sammelschiene 750 V bei den speicherlosen<br />
und 600 V bei den Speicherversionen.<br />
Die mit rund 12 m recht große Länge des<br />
Fahrzeug rahmens wird hier nicht, wie üblicherweise<br />
notwendig, von dem Platzbedarf <strong>der</strong> Radsätze und<br />
unterflur benachbarter Komponenten bestimmt;<br />
vielmehr ermöglicht sie und ist Voraussetzung<br />
dafür, für vier Lokomotivversionen <strong>der</strong> H3-Plattform<br />
die teilweise sehr unterschiedlichen Komponenten<br />
aufwandsarm und sachgerecht unterzubringen;<br />
Traktions- und Hilfs betri<strong>eb</strong>eumrichter<br />
sowie Luftgerüst finden <strong>eb</strong>enfalls hinreichend Platz.<br />
Außerdem hat <strong>der</strong> Rahmen konstruktiv auch mit<br />
im vor<strong>der</strong>en Bereich ang<strong>eb</strong>auten Standard-Crash-<br />
Elementen den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Crash-Norm<br />
EN 15227 zu entsprechen.<br />
Trotz ihrer konzeptionellen Unterschiede sind die<br />
Ausrüstungen <strong>der</strong> Lokomotiven <strong>der</strong> H3-Plattform<br />
gezielt auf ein Höchstmaß an Gleichteilen ausgerichtet.<br />
Im Grundsatz gleich ist bei allen Versionen<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Antri<strong>eb</strong>sausrüstung für jeden<br />
<strong>der</strong> Radsätze, die aus Traktionsstromrichter und<br />
Drehstromfahrmotor besteht und über eine Sammelschiene<br />
gespeist wird (Bild 3).<br />
Bei allen Lokomotiven <strong>der</strong> Plattform sind ferner<br />
folgende Ausrüstungen und Funktionen gleich:<br />
• Module <strong>der</strong> Leistungselektronik<br />
• Leittechnik<br />
• Vorbereitung einer Datenfernübertragung<br />
• Druckluft-Bremsausrüsung mit Bremsscheiben<br />
• Mehrfachtraktionsfähigkeit innerhalb <strong>der</strong> Plattform<br />
• Anordnung und Funktion <strong>der</strong> Bedienelemente<br />
mit Sicht auf alle Fahrzeugpuffer<br />
• Höchstgeschwindigkeit 100 km/h<br />
In <strong>der</strong> Leistungselektronik werden einheitlich Module<br />
verwendet, die mit IGBT bestückt sind, welche<br />
inzwischen in großer Zahl eingesetzt werden.<br />
Bild 4:<br />
Single-Engine-Version mit unter dem langen Vorbau angeordnetem<br />
Dieselmotor-Generator-Aggregat bis 1 000 kW.<br />
Lokomotivversionen <strong>der</strong> H3-Plattform<br />
Wie bereits in [2] angekündigt, umfasst die H3-Plattform<br />
folgende vier Versionen:<br />
• Single-Engine-Lokomotive (Bild 4)<br />
• Dual-Engine-Lokomotive (Bild 5)<br />
• Hybrid-Lokomotive (Bild 6)<br />
• Akkumulator-Lokomotive (Bild 7)<br />
Bild 5:<br />
Dual-Engine-Lokomotive mit zwei Dieselmotor-Generator-Einheiten unter<br />
dem langen Lokomotiv-Vorbau.<br />
Diese vier Lokomotivversionen unterscheiden sich<br />
in den Konzepten <strong>der</strong> Energi<strong>eb</strong>ereitstellung und Energiespeicherung,<br />
also in dem Bereich, <strong>der</strong> vor <strong>der</strong><br />
Sammelschiene liegt, welche Traktionsstromrichter<br />
mit Fahrmotoren und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e versorgt (Bild 3).<br />
In Tabelle 1 sind wesentliche Merkmale dieses Teils<br />
<strong>der</strong> Traktionsausrüstung gegenübergestellt. Es zeigt<br />
sich eine Glie<strong>der</strong>ung in je zwei Lokomotiven ohne<br />
und mit Energiespeicher.<br />
14 111 (2013) Heft 1
Thema Fokus<br />
Lokomotivversionen ohne Speicher<br />
Die Single-Engine- und die Dual-Engine-Lokomotiven<br />
<strong>der</strong> H3-Plattform entsprechen, abgesehen von den<br />
genannten Beson<strong>der</strong>heiten, im grundsätzlichen Aufbau<br />
und hinsichtlich ihres Einsatzbereiches den konventionellen<br />
dieselelektrischen Lokomotiven. Schaltungstechnisch<br />
arbeiten sie mit 750 V Sammelschienenspannung.<br />
Die ersteren sind mit einem Dieselmotor in dem<br />
weiten Bereich von 350 kW bis 1 000 kW realisierbar<br />
und reichen somit an das Leistungsvermögen von<br />
vier achsigen Drehgestelllokomotiven heran. Die Dual-<br />
Engine-Lokomotiven sind durch zwei Dieselmotor-<br />
Generator-Aggregate gekennzeichnet und bilden somit<br />
traktionstechnisch zwei kleine dieselelektrische Lokomotien<br />
in einer; die beiden Dieselmotoren mit maximal je<br />
350 kW lassen sich nämlich eigenständig steuern, und<br />
zwar so, dass einer nur bei Bedarf zu schaltet. Dies führt<br />
je nach dem Einsatzprogramm bei viel Leerlauf- und<br />
Teillastzeiten zu Kraftstoffeinsparungen um bis zu 25 %.<br />
Wichtiger Faktor für die Lokomotiven mit Energiespeicher<br />
ist <strong>der</strong> mit ihnen mögliche so genannte<br />
Null-Emissionsbetri<strong>eb</strong>, <strong>der</strong> verschiedentlich insbeson<strong>der</strong>e<br />
zum Rangieren in G<strong>eb</strong>äuden o<strong>der</strong> in sensiblen<br />
Außenbereichen benötigt wird und im Batteriemodus,<br />
also ohne Beteiligung eines Dieselmotors,<br />
erreicht wird.<br />
Die Akkumulator-Version hat anstelle eines Dieselmotors<br />
einen zweiten Batteriesatz; die beiden Batteriesätze<br />
werden aus dem 50-Hz-Netz geladen, und<br />
zwar in <strong>der</strong> Regel nachts und geg<strong>eb</strong>enenfalls unter<br />
tariflicher Nutzung von Leistungsüberkapazitäten.<br />
Die verfügbare Gesamtleistung als Dauerleistung<br />
beim Rangieren mit Speisung aus beiden Sätzen ist<br />
Lokomotivversionen mit Speicher<br />
Hinsichtlich Energi<strong>eb</strong>edarf, Umweltbeeinflussung und<br />
Einsatzfeld beson<strong>der</strong>s interessant sind die Versionen<br />
mit Akkumulatorspeicher. Bei <strong>der</strong> Hybrid-Lokomotive<br />
wird die Traktionsenergie mit bis zu 350 kW Leistung<br />
einem Batteriesatz entnommen, den ein Dieselmotor-<br />
Generator-Aggregat lädt. Bei Bedarf ergänzen sich die<br />
Leistung des Generators und diejenige des Batteriesatzes<br />
auf maximal 700 kW für Traktion und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e,<br />
eingespeist in die Sammelschiene 600 V. Das Spannungsniveau<br />
wird hier von den aktuellen Konditionen<br />
für die NiCd-Akkumulatoren bestimmt. Das Speichervermögen<br />
des Batteriesatzes beträgt 100 kWh. Der<br />
Dieselmotor erfüllt mit Abgasnachbehandlung und<br />
Partikelfilter die Vorgaben <strong>der</strong> Stufe Euro IIIB.<br />
Die intelligente Steuerung des Generatorsatzes und<br />
das Batteriemanagement bezeichnet <strong>der</strong> Hersteller als<br />
Schlüsseltechnologie, eigens für diese Fahr zeugklasse<br />
entwickelt. N<strong>eb</strong>en hoher betri<strong>eb</strong>licher Leistungsfähigkeit<br />
und Flexibilität verspricht das innovative Hybrid-<br />
Konzept gegenüber konventionellen Rangierlokomotiven<br />
30 bis 50 % Kraftstoff ersparnis, die sowohl <strong>der</strong><br />
Aufwandsseite als auch <strong>der</strong> Rangier-Einsatzdauer und<br />
<strong>der</strong> Reichweite im Stre ckenbetri<strong>eb</strong> zugute kommt.<br />
Bild 6:<br />
Hybrid-Lokomotive mit Akkumulator und Generatorsatz unter dem langen<br />
Vorbau.<br />
Bild 7:<br />
Akkumulator-Lokomotive gemäß dem Konzept mit den zwei Batteri<strong>eb</strong>löcken<br />
und ohne Dieselmotor, Tank und Abgasanlage.<br />
TABELLE 1<br />
Übersicht über die grundsätzlichen Unterschiede <strong>der</strong> Traktionstechnik <strong>der</strong> vier Lokomotivversionen <strong>der</strong> H3-Plattform.<br />
Version Single-Engine Dual-Engine Hybrid Akkumulator<br />
Energieerzeugung<br />
1 Dieselmotor-Generator- 2 Dieselmotor-Generator- 1 Dieselmotor-Generator-<br />
---<br />
Aggregat<br />
Aggregate<br />
Aggregat<br />
Energiespeicher --- --- 1 Akkumulator-Satz 2 Akkumulator-Sätze<br />
Leistung Traktion und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e bis 1 000 kW 350 + 350 kW 350 + 350 kW 300 + 300 kW<br />
Sammelschienen-Spannung 750 V 750 V 600 V 600 V<br />
111 (2013) Heft 1<br />
15
Fokus Thema<br />
Bild 8:<br />
Zugkraft-/Geschwindigkeitsdiagramm für die Hybrid- und die Dual-Engine-Lokomotive mit den<br />
Fahrwi<strong>der</strong>ständen bei unterschiedlicher Anhängelast.<br />
1 Zugkraft bei zwei Generatorsets im Einsatz<br />
2 Zugkraft bei einem Generatorset im Einsatz<br />
3-6 Fahrwi<strong>der</strong>stände bei 2 500 t, 1 500 t, 600 t und 200 t<br />
Bild 9:<br />
Zugkraft-/Geschwindigkeitsdiagramm für die Single-Engine-Lokomotive mit den Fahrwi<strong>der</strong>ständen<br />
bei unterschiedlicher Anhängelast.<br />
1 Zugkraft bei Generatorsatz mit 1 000 kW Leistung<br />
2-5 Fahrwi<strong>der</strong>stände wie Bild 8<br />
insgesamt geringer als bei den an<strong>der</strong>en drei Lokomotivversionen<br />
und erreicht hier über 600 kW.<br />
Diese Lokomotivversion bietet sich für Son<strong>der</strong>anwendungen,<br />
vor allem für Rangierarbeiten in beson<strong>der</strong>s<br />
umweltkritischen Bereichen an. Beispiele sind<br />
abgas- und geräuschsensible Gleisbereiche und Hallen.<br />
Zugkraftverhalten und Einsatzbereiche<br />
Wegen <strong>der</strong> Auslegung auf 100 km/h Höchstgeschwindigkeit<br />
und 700 kW Maximalleistung sind<br />
alle Rangierlokomotiven <strong>der</strong> Plattform im Grundsatz<br />
auch für Streckeneinsätze geeignet, die Single-Engine-Lokomotive<br />
mit 1 000 kW dabei sogar mit mittelschweren<br />
Anhängelasten.<br />
Die Akkumulator-Lokomotive allerdings kann in<br />
den beiden Speichern zusammen nur 200 kWh Energie<br />
mitführen; das lässt nur gut eine Viertelstunde<br />
Volllastbetri<strong>eb</strong> zu und begrenzt damit deutlich die<br />
Reichweite bis zur nächsten stationären Ladung, die<br />
mehrere Stunden in Anspruch nimmt. Sie ist damit die<br />
richtige Wahl für kurze und leichte Einsätze, insbeson<strong>der</strong>e<br />
solche, bei denen es auf geräusch- und vibrationsarme<br />
sowie abgasfreie Rangierarbeiten ankommt.<br />
Die Hybrid-Lokomotive spielt ihren Vorteil vor allem<br />
bei Anfall von hohen Leerlauf- und Teillastanteilen<br />
aus. Hier entnimmt die Lokomotive Energie in <strong>der</strong> Regel<br />
nur aus <strong>der</strong> Batterie. Der Dieselmotor-Generator<br />
lädt diese mit konstanter Drehzahl auf, es sei denn, er<br />
deckt zusammen mit <strong>der</strong> Batterie o<strong>der</strong> allein als Direktantri<strong>eb</strong><br />
Rangier-Spitzenlasten ab. Das wirtschaftlich<br />
optimierte Zusammenwirken von Akkumulator und<br />
Generator obliegt einem intelligen ten Steuerungsalgorithmus<br />
unter an<strong>der</strong>em zur Schonung <strong>der</strong> Batterie.<br />
Die Lokomotivversionen ohne Speicher entsprechen<br />
im Antri<strong>eb</strong>s-Layout den konventionellen dieselelektrischen<br />
Rangierlokomotiven, wobei die 1 000-kW-<br />
Version mit ihrem 750-V-Generator in ihrer Klasse zu<br />
den flexibelsten zählt.<br />
Diese für dreiachsige Lokomotiven vergleichs weise<br />
hohe Leistung darf nicht darüber hinweg täuschen,<br />
dass für Rangiereinsätze die Zugkraft die Hauptrolle<br />
spielt. Im Anfahrpunkt erbringen nach Herstellerangaben<br />
alle vier Versionen <strong>der</strong> H3-Plattform gleichermaßen<br />
beachtliche 240 kN. Bei etwa 40 km/h sind<br />
dann allerdings nur noch 50 kN verfügbar, bei <strong>der</strong> Version<br />
mit 1 000 kW immerhin noch rund 70 kN. Damit<br />
sind leichte bis mittlere Rangierdienste abdeckbar.<br />
Die identische Anfahrzugkraft aller Versionen erleichtert<br />
in Verbindung mit gleicher Ergonomie in <strong>der</strong><br />
Bedienung einen Betri<strong>eb</strong> in Doppeltraktion und das<br />
Durchtauschen von Lokomotiven innerhalb von Flotten.<br />
Für großräumigen Durchtausch sind die Lokomotiven<br />
auf verschiedene Signaltechniken vorbereitet.<br />
Die Hybrid- und die Akkumulator-Version ermöglichen<br />
in kritischen Bereichen Zero-Emissionsbetri<strong>eb</strong> mit<br />
geringen Erschütterungen und Geräuschen. Der Preis<br />
<strong>der</strong> Akkumulator-, <strong>der</strong> Hybrid- und <strong>der</strong> Dual-Engine-<br />
Lokomotiven ist nahezu gleich. Lediglich die 1 000-kW-<br />
Version ist geringfügig teurer. Die Auswahl <strong>der</strong> einzusetzenden<br />
Bauform ist also rein über das zu erwartende<br />
Lastprofil aus Maximalanfor<strong>der</strong>ungen und größtmöglicher<br />
Einsparung an Betri<strong>eb</strong>skosten für Kraftstoffe und<br />
Instandhaltung zu treffen. Bei typischer Inanspruchnahme<br />
im Rangiereinsatz lassen sich mit H3-Lokomotiven<br />
im Durchschnitt größen ordnungsmäßig 25 % <strong>der</strong><br />
laufenden Kosten für Dieselkraftstoff und Instandhaltung<br />
einsparen.<br />
Klaus Hiller, Martin Binswanger<br />
Dipl.-Ing. Klaus Hiller ist Leiter des Geschäftsbereichs Service &<br />
Lokomotiven und Prokurist bei Alstom Transport:<br />
klaus.hiller@transport.alstom.com<br />
Dipl.-Ing. Martin Binswanger ist <strong>eb</strong>-Fachredakteur.<br />
[1] Behmann, U.: Dieselhydraulische Lokomotive wird dieselelektrische<br />
Hybridlokomotive. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 111<br />
(2013), H. 1, S. 17.<br />
[2] Hiller, K.; Bünger, E.; Firschau, E.: Neue Lokomotiv-<br />
Plattform für Rangier- und Streckeneinsätze. In: ETR<br />
Eisenbahntechnische Rundschau 60 (2011), H. 9.<br />
16 111 (2013) Heft 1
Thema Fokus<br />
Dieselhydraulische Lokomotive wird<br />
dieselelektrische Hybridlokomotive<br />
Die betri<strong>eb</strong>sbedingten Teillastzeiten verursachen bei Einsatz konventioneller Rangierlokomotiven<br />
unnötig hohen Kraftstoffverbrauch und zusätzliche Umweltbelastungen. Hybridlokomotiven vermeiden<br />
dies, indem ein kleiner Dieselmotor mit Generator nur zum periodischen Aufladen einer großen<br />
Traktionsbatterie läuft.<br />
Rangierlokomotiven haben im normalen Betri<strong>eb</strong> lange<br />
Stillstandszeiten ohne Lastanfor<strong>der</strong>ung, typisch<br />
über 60 %. Dabei läuft <strong>der</strong> großvolumige Dieselmotor<br />
weiter, verbraucht Kraftstoff und emittiert Schadstoffe<br />
und Geräusche. Selbst bei Fahrten mit Anhängelast<br />
wird nur selten die volle Leistung g<strong>eb</strong>raucht.<br />
Daraus resultierte das Konzept bei Alstom, die<br />
Leistung durch zwei verschiedene Energiesysteme als<br />
Hybrid bereitzustellen, und zwar mit einer von 900<br />
auf 200 kW reduzierten Dieselmotor-Generatorgruppe<br />
und darüber aus einer Traktionsbatterie. Hauptanwendungen<br />
dafür wären schwerer Rangierdienst mit<br />
500 bis 900 kW Maximalleistung, aber keine langen<br />
Lastfahrten; höhere Geschwindigkeiten sollten nur<br />
ohne o<strong>der</strong> nur mit geringer Last möglich sein.<br />
aus folgenden, durch eine DC-Zwischenkreisschiene<br />
verbundenen Blöcken:<br />
• Erzeugung mit Gleichrichtung<br />
• Speicherung<br />
• Umrichtung für Verbraucher Traktion und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />
Entwicklung<br />
Im Jahr 2004 begann Alstom in Stendal mit Studien,<br />
wie eine Hybridlokomotive zu realisieren wäre. Als<br />
Träger wählte man eine leichte dieselhydraulische<br />
Lokomotive für gemischten N<strong>eb</strong>enbahndienst, die<br />
von 1966 bis 1985 in großer Zahl für die DR produziert<br />
wurde und zuerst als V 100, ab 1968 als 112 und<br />
ab 1994 teils als 202 und teils als 203 genummert<br />
war. Merkmale sind Mittelführerraum, verschi<strong>eb</strong>bare<br />
Hauben auf beiden Vorbauten, Radsatzfolge B’B’,<br />
mechanisches Wende- und hydrodynamisches Fahrgetri<strong>eb</strong>e<br />
mit Kardangelenkwellen-Übertragung.<br />
Ein Hybrid-Prototyp war auf <strong>der</strong> InnoTrans 2006<br />
zu sehen. 2007 wurde das Batteriekonzept auf NiCd<br />
umgestellt. Erste öffentliche Testfahrten fanden<br />
2008 statt, und 2009 folgte ein mehrmonatiger<br />
Praxistest in Rotterdam (Bild 1). Inzwischen wurden<br />
erste Standardausführungen vermietet und verkauft,<br />
die im Werk Stendal <strong>der</strong> Alstom Lokomotiven Service<br />
GmbH gefertigt wurden und werden.<br />
Bild 1:<br />
Hybrid-Rangierlokomotive im Testbetri<strong>eb</strong> im Bertschi Terminal,<br />
Rotterdam (Fotos 1 und 5: Alstom).<br />
Konzept<br />
Der grundsätzliche Aufbau <strong>der</strong> gewählten Hybrid-<br />
Lösung ist in Bild 2 dargestellt. Das Schema besteht<br />
Bild 2:<br />
Prinzipschema Hybrid-Rangierlokomotive (Grafiken 2 bis 4: Alstom).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
17
Fokus Thema<br />
Die Betri<strong>eb</strong>sweise sieht normal so aus:<br />
• Der Dieselmotor bleibt im Stillstand und bei<br />
geringem Leistungsbedarf abgeschaltet.<br />
• Die Hilfsbetri<strong>eb</strong>e und fallweise <strong>der</strong> Traktionsantri<strong>eb</strong><br />
werden dann aus <strong>der</strong> Batterie gespeist.<br />
• Der Dieselmotor läuft nur, um die Batterie aufzuladen<br />
o<strong>der</strong> wenn hohe Zugkraft o<strong>der</strong> Traktionsleistung<br />
g<strong>eb</strong>raucht wird, und zwar dann stets mit<br />
Volllast, also günstigem Wirkungsgrad.<br />
Das System ist redundant, denn die Lokomotive kann<br />
mit je<strong>der</strong> <strong>der</strong> beiden Energiequellen allein fahren.<br />
Die Merkmale und Vorteile gegenüber konventionellen<br />
Diesel-Rangierlokomotiven sind, zahlenmäßig<br />
je nach den Einsatzverhältnissen variierend:<br />
• Kraftstoffverbrauch um 30 bis 50 % niedriger<br />
• Emissionen an Schadstoffen CO 2<br />
, NO x<br />
und Feinstaub<br />
um 50 bis 70 % geringer<br />
• gemittelter Schallpegel um etwa 15 dB (A) niedriger<br />
Im Regeleinsatz beim ersten Betreiber hat die Energieerzeugergruppe<br />
mit einer automatischen Batterieladung<br />
je Stunde 20 % Einschaltdauer, und während<br />
80 % <strong>der</strong> Zeit kommt die Energie nur aus <strong>der</strong> Batterie.<br />
Weil viel Kraftstoff gespart wird und weil <strong>der</strong> relativ<br />
kleine und wenig genutzte Dieselmotor wenig<br />
Instandhaltungsaufwand benötigt, können sich die<br />
Investitionen in wenigen Jahren amortisieren.<br />
Fahrzeugteil<br />
Beim Umbau <strong>der</strong> Lokomotiven 202 o<strong>der</strong> 203 bleibt<br />
die Radsatzfolge B‘B‘, <strong>eb</strong>enso natürlich Normalspur<br />
sowie <strong>der</strong> Raddurchmesser neu 1 000 mm bis voll abgenutzt<br />
910 mm und die Länge über Puffer 14,24 m;<br />
mit <strong>der</strong> Option Rangierkupplung RK 900 werden es<br />
15,44 m. Als Son<strong>der</strong>ausrüstungen sind Ringfe<strong>der</strong>zugvorrichtung<br />
und Hochleistungspuffer möglich. Die<br />
Fahrzeugbegrenzungslinie entspricht UIC 505-1 G1.<br />
Die Drehgestelle mit ihren Komponenten wie Gelenkwellen<br />
und Radsatzgetri<strong>eb</strong>en bleiben unverän<strong>der</strong>t.<br />
Der mit stirnseitigen Türen und ergonomisch neu<br />
gestaltete Führerraum bekommt eine neue Heizung;<br />
neue Rangiertritte verbessern Aufstiege und Standflächen<br />
des Rangierpersonals.<br />
Die Dienstmasse beträgt 64,5 t bei zwei Drittel Vorräten,<br />
das sind 750 l entsprechend 660 kg Kraftstoff<br />
und zusammen 127 l entsprechend 187 kg Sand in<br />
vier Behältern.<br />
Dieselmotor und Generator<br />
Lieferer <strong>der</strong> Dieselmotor-Generatorgruppe ist Kirsch,<br />
Trier. Die Nenndaten stehen in Tabelle 1. Der Motor<br />
hält die Abgas-Emissionsgrenz werte gemäß Stufe 3<br />
Kat. RLA 2002/88/EG ein. Einen Partikelfilter gibt es<br />
als Option.<br />
Traktionsbatterie und Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />
Die Traktionsbatterie Typ FNC A 170 XR von Hoppecke<br />
Batterie Systeme, Brilon, besteht aus 504 in<br />
Reihe geschalteten, auf acht gleich große Tröge aufgeteilten<br />
Ni-Cd-Zellen. Sie hat 600 V Nennspannung<br />
und 170 Ah Nennkapazität, wird fremdbelüftet und<br />
wiegt einbaufertig 6,5 t. Ein beson<strong>der</strong>er Batterieumrichter<br />
ist nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />
TABELLE 1<br />
Nenndaten Dieselaggregat in Hybrid-Rangierlokomotive.<br />
Drehzahl<br />
Leistung Dieselmotor<br />
Verbrennungsluft<br />
Verlustwärme 1<br />
Kraftstoffbedarf<br />
Leistung Generator<br />
Gesamtmasse komplett<br />
min –1<br />
kW<br />
m 3 /min<br />
kW<br />
g/kWh<br />
kW<br />
t<br />
1<br />
davon 124 kW über Kühlwasser und 45 kW über Luft<br />
abzuführen<br />
2 200<br />
238<br />
17<br />
≈170<br />
215<br />
200<br />
1,7<br />
TABELLE 2<br />
Kenndaten Traktionsmotor DMKT 47.8/32.5 in<br />
Hybrid-Rangierlokomotive.<br />
Bild 3:<br />
Geräteanordnung in <strong>der</strong> Hybrid-Rangierlokomotive.<br />
von rechts nach links: Dieselmotor-Generatorgruppe – Luftpresser und -gerüst – Führerraum, unten<br />
ein Traktionsmotor freigelegt, <strong>der</strong> zweite verdeckt symmetrisch zur Mittelachse, darunter Abtri<strong>eb</strong><br />
des Getri<strong>eb</strong>es mit angeflanschten Gelenkwellen, freigelegt hinter Hauptluftbehälter, dahinter<br />
Umriss des Kraftstofftanks – Traktionsumrichter und Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter – Traktionsbatterie<br />
Nennspannung<br />
Nennstrom<br />
Nennleistung<br />
Frequenz<br />
Höchstdrehzahl<br />
Kühlluftbedarf<br />
Einbaumasse<br />
V<br />
A<br />
kW<br />
Hz<br />
min –1<br />
m 3 /min<br />
kg<br />
2 653<br />
220<br />
213<br />
0 ... 160<br />
4 660<br />
12,5<br />
≈715<br />
18 111 (2013) Heft 1
Thema Fokus<br />
TABELLE 3<br />
Spezifische Fahrwi<strong>der</strong>standswerte (gerundet) für gemischte Güterzüge<br />
mit 100 % Wälzlagern in <strong>der</strong> Ebene (Bild 4).<br />
Anhängelast t 200 400 800 1 500<br />
Fahrwi<strong>der</strong>stand<br />
bei Anfahrt<br />
bei 60 km/h<br />
daN/t<br />
daN/t<br />
2,2<br />
3,8<br />
2,0<br />
3,4<br />
1,8<br />
3,0<br />
1,7<br />
2,9<br />
Ein Hilfsbetri<strong>eb</strong>eumrichter erzeugt aus dem Zwischenkreis<br />
die Bordspannungen DC 24 V, 3 AC 400 V<br />
und 1 AC 230 V.<br />
Traktionsmotoren und Getri<strong>eb</strong>e<br />
Zwei fremdbelüftete 3AC-Asynchronmotoren (Tabelle<br />
2) von Brush HMA, Rid<strong>der</strong>kerk (NL), wirken auf<br />
ein einstufiges Stirnradgetri<strong>eb</strong>e, Hersteller Si<strong>eb</strong>enhaar<br />
Antri<strong>eb</strong>stechnik, Hofgeismar. Dieses hat zwei<br />
Welleneingänge für die Traktionsmotoren und zwei<br />
Ausgänge für die Kardangelenkwellen (Bild 3). Bemessen<br />
ist es für 500 kW Leistung und 4 200 min -1<br />
höchste Eingangsdrehzahl.<br />
Eine Getri<strong>eb</strong>estufe 1 für Rangierbetri<strong>eb</strong> bis<br />
30 km/h Fahrgeschwindigkeit ist zu rund 4,6 übersetzt<br />
und treibt mit bis 750 min –1 ab, die Stufe 2 für<br />
Streckendienst bis 60 km/h zu rund 2,3 und mit bis<br />
1 500 min –1 . Eine neutrale Stufe 0 erlaubt geschleppte<br />
Fahrt mit 80 km/h +10 % bei 2 000 min –1 des<br />
Großrades.<br />
Druckluftanlage und Bremse<br />
Bild 4:<br />
Fahrdiagramme für Rangiergang (oben) und Streckengang (unten).<br />
1-4 Fahrwi<strong>der</strong>stand für 200 t, 400 t, 800 t und 1 500 t Anhängelast in <strong>der</strong> Ebene (Tabelle 3)<br />
5-7 Zugkraft dieselelektrischer Betri<strong>eb</strong>, Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>, kombinierter Betri<strong>eb</strong><br />
8-10 Leistung dieselelektrischer Betri<strong>eb</strong>, Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>, kombinierter Betri<strong>eb</strong>, Werte nach<br />
Kundenvorgabe<br />
Bild 5:<br />
Hybrid-Rangierlokomotive im Regelbetri<strong>eb</strong> bei Mitteldeutscher Eisenbahn (MEB).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
Der mit 3 AC 400 V elektromotorisch angetri<strong>eb</strong>ene<br />
Schraubenverdichter Typ SL 20-5-82 von Knorr-<br />
Bremse, München, för<strong>der</strong>t 2 160 l/min auf 10 bar<br />
Überdruck und braucht dabei 21,5 kW. Das komplette<br />
Aggregat wiegt rund 400 kg,<br />
Die Bremsanlage KE-GPmZ umfasst die indirekt<br />
wirkende mehrlösige durchgehende Druckluftbremse<br />
mit G-P-Wechsel und eine direkt wirkende Druckluft-Zusatzbremse,<br />
beide elektrisch angesteuert. Das<br />
Feststellen geschieht konventionell mit Handspindelbremse.<br />
Steuerung und Überwachung<br />
Die Lokomotiven nutzen die neueste Generation <strong>der</strong><br />
Fahrzeug- und Antri<strong>eb</strong>ssteuerung. Die Datenfernübertragung<br />
zur zentralen technischen Überwachung<br />
arbeitet mit dem System Train Tracer.<br />
Für jede Fahrtrichtung bringt ein Video-Kamerasystem<br />
Sicht auf niedrige Signale links vom Gleis.<br />
Die Funkfernsteuerung Typ TH-EC/LO wird von<br />
Cattron-Theimeg Europe, Mönchengladbach, geliefert.<br />
Das Befehlsgerät arbeitet mit DC 10,8 V<br />
bei 8 h Akkumulatorstandzeit, das Empfangsgerät<br />
aus dem 24-kV-Bordnetz. Zur Ausrüstung gehört<br />
eine Zugfunkanlage GSMR (Mesa 23), optional<br />
ist punktförmige Zugbeeinflussung INDUSI I60R<br />
möglich.<br />
19
Fokus Thema<br />
Klimabedingungen<br />
Die Lokomotive kann im gemäßigten Klimag<strong>eb</strong>iet gemäß<br />
DIN IEC 721-2-1 eingesetzt werden. Dabei ist<br />
sie funktionsfähig im Bereich von –25 °C bis +40 °C<br />
und bis 1 000 m über Meeresspiegel, voll leistungsfähig<br />
ist sie von –20 °C bis +35 °C.<br />
Traktionsvermögen<br />
Die größte Anfahrzugkraft ist je nach Getri<strong>eb</strong>estellung<br />
auf 200 o<strong>der</strong> 100 kN geregelt. Die Diagramme<br />
in Bild 4 zeigen beispielhaft den weiteren Verlauf jeweils<br />
für rein dieselelektrischen Betri<strong>eb</strong> mit 150 kW<br />
Leistung, für reinen Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> mit 275 kW sowie<br />
für kombinierten Betri<strong>eb</strong> mit 430 kW. Zu sehen<br />
ist auch, welche Beharrungsgeschwindigkeiten sich<br />
dabei mit Anhängelasten von 200 bis 1 500 t in <strong>der</strong><br />
Ebene erg<strong>eb</strong>en. Die zugrunde liegenden Werte des<br />
Fahrwi<strong>der</strong>standes stehen in Tabelle 3.<br />
Die Leistungswerte sind auf Wunsch des Kunden<br />
so niedrig eingestellt. Als technisch möglich werden<br />
bis 500 kW genannt, was dann bis 350 kW Batterieleistung<br />
bedeutet.<br />
Kommerzieller Einsatz<br />
Die Mitteldeutsche Eisenbahngesellschaft (MEG), ein Unternehmen<br />
<strong>der</strong> DB Schenker Rail, hat im Juni 2012 als<br />
erstes Unternehmen in Europa für den Rangierdienst<br />
bei ihrem Kunden Dow Olefinverbund in Schkopau vier<br />
Hybridlokomotiven in Betri<strong>eb</strong> genommen (Bild 5). Der<br />
Mietvertrag läuft bis 2018 mit Kaufoption. Je ein baugleiches<br />
Fahrzeug fährt auf den Anschlussbahnen des<br />
Volkswagenwerkes in Wolfsburg und hat das Projekt<br />
Greenport des Hafens Magd<strong>eb</strong>urg Ende 2012 bekommen.<br />
Hier erfüllt <strong>der</strong> Dieselmotor die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
Euro IIIB und hat einen Partikelfilter.<br />
Derzeit ist Alstom <strong>der</strong> einzige Hersteller dieser Hybridtechnologie,<br />
zielt damit in Europa auf mehrere<br />
tausend vielfach völlig überalterte Rangierlokomotiven<br />
mit unzeitgemäßem Energieverbrauch und hohen<br />
Umweltbelastungen und erwartet, dass in naher<br />
Zukunft 80 % des Marktes diese Lösung nutzen.<br />
Viele Kunden haben sie mittlerweile in ihre Beschaffungsprogramme<br />
mit aufgenommen, und einige<br />
schreiben wegen des emissionsfreien Befahrens von<br />
Werkhallen nur noch dafür aus.<br />
Uwe Behmann<br />
Quellen: Alstom<br />
HINTERGRUND<br />
Kraftstoffverbrauch im Leerlauf<br />
Der Anteil des Kraftstoffverbrauchs, <strong>der</strong> sich auf<br />
den Leerlauf <strong>der</strong> Dieselmotoren bezieht, also jeweils<br />
aus <strong>der</strong> Ausroll- und Stillstandsphase von<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen herrührt, ist – bezogen auf den<br />
Gesamtverbrauch bei Streckenlokomotiven und<br />
Tri<strong>eb</strong>zügen – bei weitem nicht so hoch wie bei<br />
Rangierlokomotiven, aber auch nicht vernachlässigbar.<br />
Nicht immer und überall wurde und wird<br />
er allerdings bei Vergleichsrechnungen mit elektrischem<br />
Betri<strong>eb</strong> berücksichtigt; vielmehr wird in <strong>der</strong><br />
Regel nur von <strong>der</strong> mechanischen Zugför<strong>der</strong>arbeit<br />
an den Radsätzen über den spezifischen Energieinhalt<br />
des Kraftstoffes auf dessen verbrauchte Menge<br />
umgerechnet. Dabei kann <strong>der</strong> Reisende in jedem<br />
größeren Bahnhof den Leerverbrauch sehen<br />
und hören; und bei einer Hin- und Rückfahrt über<br />
eine 100 km lange N<strong>eb</strong>enstrecke mit 4 km Halteabstand<br />
kommt, mit ein o<strong>der</strong> zwei kleinen Betri<strong>eb</strong>sunregelmäßigkeiten,<br />
leicht eine Stunde Leerlauf<br />
zusammen. Aber selbst 10 % Zuschlag auf den<br />
Traktionsbedarf werden bei dem nach Tageskurs<br />
bestimmten Preisverhältnis zur elektrischen Energie<br />
die rein betri<strong>eb</strong>swirtschaftlichen Rechnungen<br />
nicht kippen lassen.<br />
Be<br />
20 111 (2013) Heft 1
Praxis Fokus<br />
Wir bauen Zukunft! – Der Kampf um den<br />
Nachwuchs<br />
Für viele Unternehmen verschiedenster Branchen gehört es längst zum guten Ton, regelmäßig auf<br />
Jobmessen an den Hochschulen vertreten zu sein. Selbst Großunternehmen pflegen mit viel Aufwand<br />
ihre Arbeitg<strong>eb</strong>erattraktivität und investieren gezielt in Maßnahmen des Employer Brandings.<br />
Echtes Personalmarketing ist also gefragt, wie am Beispiel von Balfour Beatty Rail zu sehen ist.<br />
Der Kampf um junge Talente ist in vollem Gange.<br />
Gerade in Branchen, die nicht jeden Tag die<br />
Gazetten mit bahnbrechenden Innovationen o<strong>der</strong><br />
spektakulären Abschlüssen füllen können, ist dieser<br />
Kampf umso mehr spürbar und hat weitreichende<br />
Konsequenzen für den Geschäftserfolg. Zu diesen<br />
Branchen zählt zurzeit auch die Bahnbranche. An<br />
dieser Erkenntnis führt kein Weg vorbei. Das muss<br />
jedoch nicht so bleiben. Immer mehr Unternehmen<br />
aus Bahnbetri<strong>eb</strong>, -fahrzeugindustrie und<br />
-infrastruktur mobilisieren und bündeln aktuell ihre<br />
Kräfte, um sich neu am Markt <strong>der</strong> Nachwuchskräfte<br />
zu positio nieren und ihre Arbeitg<strong>eb</strong>erattraktivität<br />
zu erhöhen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e Student/innen des Ingenieurswesen<br />
dürfen sich heftigst umworben fühlen und stehen so<br />
auch vor <strong>der</strong> Qual <strong>der</strong> Wahl – in welches Unternehmen,<br />
o<strong>der</strong> noch viel grundsätzlicher: in welche<br />
Branche sollen sie einsteigen? Ein gut durchdachtes<br />
Onboarding, umfassende Gestaltungsspielräume,<br />
passgenaue Trainings, attraktive Gehälter und spannende<br />
Perspektiven machen dabei nur die eine Seite<br />
des Findens und Bindens aus – die an<strong>der</strong>e Seite kann<br />
von einzelnen Unternehmen nur sehr eingeschränkt<br />
bedient werden, betrifft sie doch die Reputation des<br />
gesamten Industriezweigs. Letztlich bestimmt diese<br />
jedoch darüber, wie viele <strong>der</strong> heiß begehrten Jungingenieure<br />
und -ingenieurinnen jedes Jahr ihren Weg<br />
in die Bahnbranche finden.<br />
die fachliche und damit auch wirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />
eines Unternehmens dessen Erfolg<br />
und in Summe über alle Unternehmen die Anziehungskraft<br />
einer ganzen Branche ausmacht. Und dies<br />
zeigt schon ganz früh im Studium erste Folgen.<br />
Monatelanges Schreiben von Bewerbungen ist<br />
den meisten Ingenieurstudenten von heute ohnehin<br />
kein Begriff mehr, denn Jobs werden meist<br />
schon vor Abschluss des Studiums verg<strong>eb</strong>en – über<br />
Praktika, Studien- und Abschlussarbeiten sowie<br />
Werkstudententätigkeiten. Sicher ist dies alter Wein<br />
in neuen Schläuchen, denn auch zu Zeiten, als <strong>der</strong><br />
Begriff „Bewerbermarkt“ noch nicht erfunden war,<br />
galt es schon als absolutes Muss, erste praktische<br />
Erfahrungen während des Studiums zu sammeln.<br />
Aber in heutigen Zeiten kommt dem eine deutlich<br />
ge stiegene Bedeutung zu – und zwar für die Arbeitg<strong>eb</strong>er.<br />
An schwarzen Brettern, in Online-Portalen<br />
und an Lehrstühlen ausgewählter Hochschulen gilt<br />
es für jedes Unternehmen, sich selbst und die zugehörige<br />
Branche in ein möglichst günstiges Licht zu<br />
rücken, um das Interesse <strong>der</strong> zukünftigen High Potentials<br />
zu wecken und sie im besten Fall in das<br />
Fachbereiche haben eine Schlüsselstellung<br />
Viel Arbeit kommt also auf die Unternehmen unserer<br />
Branche zu – und nicht nur auf <strong>der</strong>en Personalabteilungen.<br />
Einige <strong>der</strong> genannten inner- und außerbetri<strong>eb</strong>lichen<br />
Einflussfaktoren werden naturgemäß<br />
stark durch Human Resources-Bereiche geprägt, jedoch<br />
liegt <strong>der</strong> Schlüssel zum Erfolg mehr denn je in<br />
den Fachbereichen eines Unternehmens. Einerseits,<br />
weil die Beziehung zwischen Mitarbeiter/in und<br />
Führungskraft für die Bindung bedeutsamer ist als<br />
viele materielle o<strong>der</strong> statusorientierte Attribute eines<br />
Arbeitsverhältnisses. An<strong>der</strong>erseits aber auch, weil<br />
111 (2013) Heft 1<br />
Bild 1:<br />
Anlässlich <strong>der</strong> InnoTrans 2012 in Berlin lud Balfour Beatty Rail potenzielle Nachwuchskräfte<br />
zum „Recruiting day“ (Fotos: Balfour Beatty Rail).<br />
21
Fokus Praxis<br />
eigene Unternehmen zu „locken“, zumindest aber<br />
in die eigene Branche.<br />
Auch Balfour Beatty Rail mit den verbundenen Unternehmen<br />
Schreck-Mieves, JumboTec und Balfour<br />
Beatty Rail Signal spielt daher schon seit Jahren<br />
regelmäßig auf <strong>der</strong> gesamten Klaviatur des Personalmarketings.<br />
Der Unternehmensverbund, <strong>der</strong> auch<br />
Einheiten in <strong>der</strong> Schweiz, Österreich, Rumänien und<br />
China umfasst, beschäftigt <strong>der</strong>zeit rund 1 800 Mitarbeiter<br />
an zahlreichen deutschen und ausländischen<br />
Standorten. Von <strong>der</strong> Planung über die Ausführung<br />
bis hin zum Service deckt Balfour Beatty Rail das<br />
gesamte Spektrum von Infrastrukturprojekten ab und<br />
bietet seinen Kunden zudem noch diverse Produkte<br />
aus eigenem Design und teilweise eigener Produktion<br />
an. Genug Raum also für junge Ingenieurinnen<br />
und Ingenieure, ihr Können unter Beweis zu stellen<br />
und im konstruktiven Austausch mit Fachexperten<br />
im Kollegenkreis eigene Ideen einzubringen.<br />
Gut funktionierende Teams sind<br />
wichtig<br />
Wie Personalmarketing gelingen kann, zeigte Balfour<br />
Beatty Rail wie<strong>der</strong> anlässlich <strong>der</strong> InnoTrans 2012,<br />
<strong>der</strong> weltweit größten Messe für Verkehrstechnik<br />
in Berlin. Wie zwei Jahre zuvor waren rund 50 Studentinnen<br />
und Studenten aus fünf Universitäten,<br />
begleitet von ihren Professoren, <strong>der</strong> Einladung<br />
auf den Stand von Balfour Beatty Rail gefolgt und<br />
nutzten die Gelegenheit, sich einen Einblick in die<br />
enorme Band breite des Bahninfrastrukturunternehmens<br />
zu verschaffen (Bil<strong>der</strong> 1 und 2). An „l<strong>eb</strong>enden<br />
Beispielen“ – bei Balfour Beatty Rail beschäftigten<br />
Ingenieuren verschiedener Fachbereiche – konnten<br />
die Studie renden in Erfahrung bringen, wie die Aufgaben<br />
und das Arbeiten als Ingenieur/in im Bahnumfeld<br />
und insbeson<strong>der</strong>e bei Balfour Beatty Rail<br />
aussehen. Selbst verständlich wollte <strong>der</strong> Nachwuchs<br />
auch wissen, wie es um das Drumherum steht, also<br />
um Einarbeitungsprogramme, den Umgang miteinan<strong>der</strong>,<br />
Mitarbeiterführung und Entwicklungsperspektiven.<br />
Gerade für Berufseinsteiger ist es wichtig, in einem<br />
gut funktionierenden Team Sicherheit im beruflichen<br />
Umfeld zu entwickeln, erste Erfolge zu erarbeiten<br />
und ein Gefühl für die eigenen Stärken zu gewinnen.<br />
Seit jeher wird daher Teamarbeit bei Balfour Beatty<br />
Rail großgeschri<strong>eb</strong>en und gehört n<strong>eb</strong>en Integrität,<br />
Exzellenz und Respekt zu den vier Werten des Unternehmens.<br />
Teamarbeit heißt aber auch, dass alle<br />
zu gleichen Teilen am Erg<strong>eb</strong>nis partizipieren – deshalb<br />
bringen wir auch neue Kolleginnen und Kollegen<br />
im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr schnell in<br />
die Verantwortung. Die Erfahrung <strong>der</strong> vergangenen<br />
Jahre zeigt, dass Nachwuchskräfte durch aus nicht<br />
mit Samthandschuhen angefasst werden wollen,<br />
son<strong>der</strong>n mit einem gut durchdachten Training on<br />
the job möglichst schnell ihr eigenes Aufgabeng<strong>eb</strong>iet<br />
vertreten wollen. Bei Balfour Beatty Rail sehr<br />
gerne – so haben nämlich beide etwas davon, <strong>der</strong><br />
Nachwuchs und die Firma.<br />
Wer sich noch nicht so ganz festlegen will und<br />
gerne erst einige verschiedene Bereiche kennenlernen<br />
möchte, ist im Traineeprogramm bestens<br />
aufgehoben. Seit drei Jahren bildet Balfour Beatty<br />
Rail Trainees aus und bietet damit jungen Ingenieurinnen<br />
und Ingenieuren die Chance, den für sie<br />
optimalen Einsatzort im Unternehmen zu finden.<br />
Dabei handelt es sich bei den jungen „Wan<strong>der</strong>arbeitern“<br />
keineswegs um unentschlossene Frauen<br />
und Männer, die erstmal nur „schauen“, aber nicht<br />
„anfassen“ wollen. Auch als Trainees arbeiten sie<br />
schon an konkreten Projekten mit und leisten somit<br />
ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg. Ziel des<br />
Programms ist es außerdem, möglichst alle für eine<br />
vorher definierte Zielposition wichtigen Schnittstellenbereiche<br />
im eigenen Erl<strong>eb</strong>en kennenzulernen.<br />
Und selbst wenn am Ende nach zwölf Monaten<br />
doch eine an<strong>der</strong>e Funktion dabei herausspringt,<br />
war die Zeit nicht verloren. Die aufg<strong>eb</strong>auten Netzwerke<br />
und das breite Wissen um Abläufe und Verantwortlichkeiten<br />
im Unternehmen erleichtern den<br />
Einstieg in jede Aufgabe.<br />
Mit Kommunikations-Tools punkten<br />
Bild 2:<br />
Wie schon zwei Jahre zuvor informierten sich rund 50 Studenten und Studentinnen aus fünf<br />
Universitäten am Messestand.<br />
Balfour Beatty Rail legt viel Wert auf enge Kommunikation<br />
und regelmäßigen Austausch untereinan<strong>der</strong><br />
– aufgrund <strong>der</strong> dezentralen Aufstellung des<br />
22 111 (2013) Heft 1
Praxis Fokus<br />
Unterneh mens jeden Tag aufs Neue eine große Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
Möglichst großer Freiraum wird verbunden<br />
mit klarem Feedback, sodass auch junge Beschäftigte<br />
sehr schnell Orientierung finden und sich<br />
entsprechend ihrer Stärken entwickeln können. Mitarbeiterzeitung,<br />
Intranet und Mitarbeiterbefragung<br />
stellen <strong>eb</strong>enso wesentliche Kommunikations-Tools<br />
dar wie das jährliche Mitarbeitergespräch, in dem<br />
insbeson<strong>der</strong>e eine Standortbestimmung <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
sowie eine Einschätzung ihrer weiteren Entwicklungsmöglichkeiten<br />
vorgenommen werden. Am<br />
daraus abgeleiteten Entwicklungsplan für die jeweils<br />
folgenden zwölf Monate arbeiten Beschäf tigte, Führungskräfte<br />
und Human Resources gleichermaßen mit.<br />
Schließlich hat Balfour Beatty Rail noch ein weiteres<br />
Ass im Ärmel: Das Unternehmen ist zwar in<br />
<strong>der</strong> Seele deutsch, gehört jedoch seit mehr als zehn<br />
Jahren zum englischen Balfour Beatty-Konzern mit<br />
Sitz in London. Internationale Projekte und damit<br />
auch weltweite Einsatzmöglichkeiten, ob als Station<br />
in einem Traineeprogramm, ob vorübergehend in<br />
einem Projekt o<strong>der</strong> für mehrere Jahre, gehören somit<br />
zum Programm. Englisch sollte man da natürlich<br />
schon sprechen. Generell l<strong>eb</strong>t Balfour Beatty Rail von<br />
<strong>der</strong> Zweisprachigkeit, denn viele wertvolle Initiativen<br />
werden von <strong>der</strong> Konzernmutter ins L<strong>eb</strong>en gerufen<br />
und in die zahlreichen internationalen Gesellschaften<br />
ausgerollt. „Zero Harm“, ein umfassendes<br />
Programm zur Steigerung <strong>der</strong> Arbeitssicherheit, und<br />
„Sustainability“, die aktuelle Nachhaltigkeitsinitiative,<br />
sind nur zwei davon.<br />
Wer nicht bis zur nächsten InnoTrans im September<br />
2014 warten möchte, ist gern gesehener<br />
Gast auf den Internetseiten von Balfour Beatty Rail<br />
(www.bbrail.de). Dort finden alle Interessenten –<br />
nicht nur Studenten und Absolventen – tagesaktuelle<br />
Informationen zum Unternehmen und zu Einstiegsmöglichkeiten<br />
an den diversen Standorten.<br />
Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit ihnen an<br />
cleveren Lösungen für die Bahninfrastruktur <strong>der</strong> Zukunft<br />
zu arbeiten.<br />
Petra Hofeichner<br />
Petra Hofeichner ist Direktorin Human Resources bei Balfour<br />
Beatty Rail in München; E-Mail: petra.hofeichner@bbrail.com<br />
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Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen.<br />
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Ort, Datum, Unterschrift<br />
Kontonummer<br />
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Fokus Forum<br />
Bahnelektrifizierung in Europa und<br />
Deutschland<br />
Eine Lobby-Vereinigung reklamiert Elektrifizierungsdefizite im DB-Netz. Die Sache muss aber differenziert<br />
gesehen werden. Schlimm ist viel Dieseltraktion auf elektrifizierten Strecken. Dabei bieten<br />
sich manche Lückenschlüsse an. Rätselhaft ist, warum noch immer Speicher-Schienenfahrzeuge nicht<br />
wie<strong>der</strong> zu haben sind.<br />
Auf Basis eines aktuellen Papiers <strong>der</strong> EU-Kommission<br />
für das Bezugsjahr 2010 hat die Allianz pro Schiene<br />
den Elektrifizerungsgrad <strong>der</strong> staatlichen Eisenbahnnetze<br />
in Europa kommentiert. Dabei bescheinigt sie<br />
<strong>der</strong> Bundesrepublik, nur Mittelmaß im Kreise <strong>der</strong><br />
27 EU-Mitgliedslän<strong>der</strong> zu sein, <strong>der</strong>en Durchschnitt<br />
knapp über 50 % liegt. Ein Säulendiagramm dazu<br />
– hier zur Tabelle 1 umgeschri<strong>eb</strong>en – beginnt mit<br />
unterdrücktem Nullpunkt erst bei 50 % und macht<br />
demgemäß einen sehr schlechten Eindruck, den<br />
zwei aufgenommene Nicht-EU-Län<strong>der</strong> noch beson<strong>der</strong>s<br />
betonen.<br />
Man kritisiert, dass die Politik das Thema Elektromobilität<br />
ganz auf den Straßenverkehr verkürzt<br />
TABELLE 1<br />
Elektrifizierungsgrad ausgewählter Eisenbahnnetze<br />
2010 in %.<br />
Schweiz<br />
Luxemburg<br />
Belgien<br />
Nie<strong>der</strong>lande<br />
Schweden<br />
Italien<br />
Österreich<br />
Polen<br />
Spanien<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
99<br />
95<br />
86<br />
76<br />
71<br />
71<br />
68<br />
60<br />
60<br />
59<br />
52<br />
EU 27 52<br />
TABELLE 2<br />
Streckenelektrifizierungen und -neubauten DB Netz und Anschlussbahnen 2010, 2011 und 2012, Stand November 2012.<br />
Streckenabschnitt<br />
Streckennummer<br />
Länge<br />
1<br />
in km<br />
Datum unter<br />
Spannung<br />
Erklärungen (soweit nicht „Neubau“:<br />
bestehende Strecke)<br />
5581<br />
1415<br />
9149<br />
4110<br />
6274<br />
3400<br />
5861<br />
5865<br />
5904<br />
5972<br />
5907<br />
Zuwachs 2010<br />
Olching – Maisach<br />
Bremen-Neustadt – Anschlussgrenze<br />
Anschlussgrenze – Bremen-Grolland<br />
Meckesheim – Aglasterhausen<br />
Abzw Leckwitz – Abzw Kottewitz<br />
Germersheim – Wörth (Rhein)<br />
Regensburg Ost – Abzw Regensburg Hafenbrücke<br />
Abzw Regensburg Hafenbrücke – Regensburg Osthafen<br />
Lauf (links Pegnitz) – Bf Hartmannshof<br />
Nürnberg Hbf – Fürth S-Bahn<br />
Nürnberg Hbf – Abzw Jansenbrücke<br />
6,6<br />
2,9<br />
0,6<br />
19,1<br />
7,5<br />
27,4<br />
1,5<br />
1,5<br />
20,2<br />
7,6<br />
3,6<br />
2010<br />
12.04.2010<br />
April 2010<br />
10.05.2010<br />
Juni 2010<br />
30.11.2010<br />
05.10.2010<br />
Oktober 2010<br />
01.12.2010<br />
10.12.2010<br />
12.12.2010<br />
Neubau Schnellfahrstrecke München – Augsburg<br />
Güterbahn<br />
Anschlussbahn Bremen Ports<br />
Verlängerung S-Bahnbetri<strong>eb</strong> Rhein-Neckar<br />
Neubau Verbindung Strecken Böhla – Weißig<br />
Verlängerung S-Bahnbetri<strong>eb</strong> Rhein-Neckar<br />
Verbindungskurve<br />
Anschlussbahn Bayernhafen<br />
Verlängerung S-Bahnbetri<strong>eb</strong> Nürnberg<br />
Neubau S-Bahn Nürnberg<br />
Neubau Südgleis<br />
6107<br />
6151<br />
6137<br />
6519<br />
6519<br />
6008<br />
5907<br />
Zuwachs 2011<br />
Abzw Bamme – Rathenow<br />
Abzw Glasower Damm Ost – Abzw Bohnsdorf Süd<br />
Abzw Selchow<br />
Abzw Bohnsdorf Nord – Abzw Bohnsdorf West<br />
Anschluss Berlin-Schönefeld Flughafen Süd<br />
Flughafen Berlin-Schönefeld – Flughafen Berlin-Brandenburg<br />
ehemalige Abzw Jansenbrücke – Fürth<br />
5,3<br />
14,0<br />
0,8<br />
1,2<br />
1,0<br />
7,9<br />
4,0<br />
29.03.2011<br />
07.06.2011<br />
07.06.2011<br />
07.06.2011<br />
07.06.2011<br />
08.08.2011<br />
21.11.2011<br />
Altstrecke Berlin Lehrter Bahnhof – Lehrte<br />
Neubau Flughafenbahn<br />
Neubau Verbindungskurve Südlicher Außenring<br />
ehemalige Güterbahn von Berlin-Grünau<br />
ehemalige Güterbahn<br />
Neubau S-Bahn mit Stromschiene 750 V<br />
Neubau Südgleis<br />
6362<br />
2283<br />
6385<br />
4280<br />
Zuwachs 2012<br />
Reichenbach (Vogtland) oberer Bahnhof – Herlasgrün<br />
Oberhausen Hbf – Oberhausen West<br />
Borna – Geithain<br />
Schliengen Nord – Abzw Eimeldingen<br />
10,6<br />
1,3<br />
18,0<br />
17,0<br />
1<br />
nach Nominalabstand <strong>der</strong> Betri<strong>eb</strong>sstellen, Abzw = Abzweigstelle, sonst überall Bahnhof<br />
12.03.2012<br />
13.05.2012<br />
22.08.2012<br />
24.08.2012<br />
Elektrifizierung Reichenbach – Hof<br />
Verbindungskurve<br />
Verlängerung S-Bahnbetri<strong>eb</strong> Leipzig<br />
Neubau Schnellfahrstrecke Rheintalbahn mit<br />
Katzenbergtunnel<br />
24 111 (2013) Heft 1
Forum Fokus<br />
und verlangt vom Bund, sich bei <strong>der</strong> Elektrifizierung<br />
des Bundesschienennetzes ein Ziel zu setzen,<br />
zum Beispiel mindestens 70 % bis zum Jahr 2020.<br />
Eine Energiewende sei ohne Verkehrswende nicht<br />
möglich; mit dem Ziel <strong>der</strong> Bundesregierung, bis<br />
2020 rund eine Million Elektroautos zu haben,<br />
werde eine solche Wende nicht zu erreichen sein:<br />
Trotz massiver Subventionen seien bis Ende 2011<br />
nur 4 150 Elektro-Autos in Deutschland unterwegs<br />
gewesen, während auf <strong>der</strong> Schiene bereits 90 %<br />
<strong>der</strong> Verkehrsleistung elektrisch erbracht würden.<br />
Trotz <strong>der</strong> offenkundigen Umwelt- und Attraktivitätsvorteile<br />
würden wichtige Bahnelektrifizierungsprojekte<br />
aus Geldmangel immer wie<strong>der</strong> hinaus<br />
geschoben, beispielsweise für die Strecken Hof –<br />
Regensburg, Chemnitz – Leipzig und Dresden –<br />
Görlitz.<br />
So gut und richtig alle Argumente auch sind und<br />
so sehr <strong>der</strong> Berichter auch befangen ist – man muss<br />
lei<strong>der</strong> die Realitäten sehen: Die Streckenausrüstungen<br />
für elektrischen Betri<strong>eb</strong> kosten viel Geld, und<br />
das ist <strong>der</strong>zeit und mittelfristig knapp o<strong>der</strong> einfach<br />
nicht da. Pauschal bedeuten die genannten Zahlen<br />
ja zunächst, dass in Deutschland auf 40 % des Streckennetzes<br />
nicht nur 10 %, son<strong>der</strong>n noch weniger<br />
<strong>der</strong> Betri<strong>eb</strong>sleistung erbracht werden; in manchem<br />
Produktionsbetri<strong>eb</strong> würde das die Controller elektrisieren.<br />
Zum Glück wird die Vorhaltung dieser rund<br />
13 000 km Strecken nicht mehr rein betri<strong>eb</strong>swirtschaftlich,<br />
son<strong>der</strong>n auch politisch entschieden. Und<br />
was die Pauschalwerte in <strong>der</strong> Tabelle betrifft: Einerseits<br />
die beiden Spitzenreiter und an<strong>der</strong>erseits zumindest<br />
Schweden und Spanien haben völlig an<strong>der</strong>e<br />
Siedlungs- und demnach Verkehrsstrukturen. Außerdem<br />
sagen solche Prozentzahlen nichts darüber aus,<br />
ob und wo man das N<strong>eb</strong>enstreckennetz schon heftig<br />
ausgedünnt hat.<br />
Im Übrigen ist es auch nicht so, dass in Deutschland<br />
überhaupt keine Strecken mehr elektrifiziert<br />
würden (Tabelle 2) o<strong>der</strong> dass man sich darüber keine<br />
Gedanken machen würde (Tabelle 4 in [1]).<br />
Nicht angesprochen hat die Allianz, dass von<br />
den 10 % nicht-elektrisch erbrachten Betri<strong>eb</strong>sleistungen<br />
geschätzt in <strong>der</strong> Summe ein Fünftel, vielleicht<br />
sogar ein Viertel auf elektrifizierten Strecken<br />
läuft, in Einzelfällen sogar die ganze Leistung. Was<br />
in diesen Fällen allein an Energierückgewinn-Potenzial<br />
verschenkt wird, verdeutlicht Bild 1 mit den<br />
geschätzt 700 t Gesamtmasse. Beispiele gibt es zuhauf,<br />
das in Bild 2 gezeigte und beschri<strong>eb</strong>ene ist ein<br />
Extrem-, aber kein Einzelfall: Die durchgehenden<br />
RegionalExpress <strong>der</strong> Relation Saarbrücken – Frankfurt<br />
(Main) Hbf fahren von ihrem 205 km langen<br />
Laufweg über die Nah<strong>eb</strong>ahn und Mainz 110 km<br />
gleichfalls als Dieseltri<strong>eb</strong>züge 612 unter Fahrdraht,<br />
noch dazu durch den Tiefbahnhof Frankfurt (Main)<br />
Flughafen.<br />
Vielerorts erfor<strong>der</strong>n Lückenschlüsse auch n<strong>eb</strong>en<br />
<strong>der</strong> Streckenausrüstung nur marginale Ergänzungen<br />
bei <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung. Ein klassisches Beispiel<br />
wie<strong>der</strong>um aus Rheinland-Pfalz: Die vorhandenen<br />
Unterwerke Bingen und Kaiserslautern können<br />
die knapp 70 km lange Alsenzbahn Bingen – Bad<br />
Kreuznach – Hochspeyer bei den <strong>der</strong>zeitigen Betri<strong>eb</strong>sleistungen<br />
locker mitversorgen. Und wenn, wie<br />
Bild 1:<br />
Diesellokomotive 233 vor schwerem Ganzzug auf elektrifizierter Frankenwald-Nordrampe,<br />
hier auf Taugwitztalbrücke in 27 ‰ Steigung, ab Steinbach<br />
am Wald gleich starkes Gefälle (Foto: Ulrich Winkler, Juni 2012).<br />
Bild 2:<br />
Dieseltri<strong>eb</strong>zug 612 als RegionalExpress auf elektrifizierter Frankenwald- und<br />
Saalbahn in <strong>der</strong> Relation Lichtenfels – Jena 200 km mit bei<strong>der</strong>seitigen Rampe<br />
bis 27 ‰ Steigung und Gefälle, hier bei Etzelbach (Foto: Jochen Schmidt,<br />
Januar 2012).<br />
Bild 3:<br />
Akkumlatordoppeltri<strong>eb</strong>wagen Bauart AT 3, Baujahre 1908 bis 1911, nach<br />
1950 Umbau bei <strong>der</strong> DB zu Baureihe ETA 180, letzte Ausmusterung 1962<br />
(Sammlung Rossberg).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
25
Fokus Forum<br />
Leserforum<br />
Ihre Meinung ist gefragt. Senden Sie Kommentare<br />
und Diskussionsbeiträge bitte per Post o<strong>der</strong> E-Mail<br />
leserforum@<strong>eb</strong>-elektrische-bahnen.de direkt an<br />
die Redaktion.<br />
Technisch sehr wohl machbar<br />
<strong>eb</strong> 11/2012, Seite 653, Rezension „Baureihe 181“<br />
Bild 4:<br />
Akkumulatortri<strong>eb</strong>wagen ETA 175 001, Baujahre 1952–1954, letzte Baureihe<br />
dieser Technologie bei <strong>der</strong> DB, hier am Schliersee, letzte Ausmusterung 1984<br />
(Foto: Sammlung Rossberg).<br />
schon mehrfach überlegt, die Strecke mehr Güterverkehr<br />
übernehmen soll, lässt sich unterwegs unter<br />
einer kreuzenden Bahnstromleitung ein Blockunterwerk<br />
aufstellen. Ähnlich günstige Fälle gibt es bestimmt<br />
vielerorts, und eine systematische Bestandsaufnahme<br />
wäre reizvoll.<br />
Und im Übrigen: Wo bleiben die Lokomotiven<br />
o<strong>der</strong> wenigstens die Tri<strong>eb</strong>züge, die ihre Speicher<br />
während <strong>der</strong> Fahrt unter 15 kV füllen und die Lücken<br />
überbrücken können? Die Massenprobleme wie bei<br />
den Straßenkraftfahrzeugen gibt es doch hier nicht:<br />
Ein dreiviertel Jahrhun<strong>der</strong>t lang waren in Preußen<br />
und dann überall in Deutschland Akkumulatortri<strong>eb</strong>wagen<br />
die Renner auf N<strong>eb</strong>enstrecken (Bil<strong>der</strong> 3 und<br />
4), bis die unter Wert verschleu<strong>der</strong>ten fossilen Kraftstoffe<br />
auch das ertränkten.<br />
Uwe Behmann<br />
[1] N. N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> bei <strong>der</strong> Deutschen Bahn im<br />
Jahre 2009. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 108 (2010), H. 1-2,<br />
S. 4–54.<br />
Die in <strong>eb</strong> 11/2012 erschienene Rezension <strong>der</strong> von mir<br />
verfassten Eisenbahn-Special-Ausgabe „Baureihe 181“<br />
unterstellt mir eine „Falschinformation“ bezüglich <strong>der</strong><br />
Umstellbarkeit des 110-kV-Bahnstromnetzes auf die Standardfrequenz<br />
50 Hz. Dem möchte ich mit aller Entschiedenheit<br />
wi<strong>der</strong>sprechen. Der Rezensent „Be“ erweckt den<br />
Eindruck, als hielte ich diese Umstellung wie auch jene<br />
auf die Fahrleitungsspannung und -frequenz 25 kV 50 Hz<br />
für problemlos. Dabei habe ich in dem kritisierten Beitrag<br />
ausdrücklich auf die Problematik hingewiesen und<br />
geschri<strong>eb</strong>en, dass dies alles sehr viel kosten würde.<br />
So heißt es in meinem Text: „Beispielsweise<br />
müsste man den Sicherheitsabstand <strong>der</strong> Fahrleitungen<br />
zu Brücken vergrößern, ganz zu schweigen<br />
von Än<strong>der</strong>ungen bei den Schaltströmen für Signale<br />
und Weichen“. Wohlgemerkt: Beispielsweise! Damit<br />
wird mindestens angedeutet, dass es noch viel mehr<br />
Probleme gibt. Ferner habe ich darauf aufmerksam<br />
gemacht, dass beim heutigen Stand <strong>der</strong> Leistungselektronik<br />
<strong>der</strong> Einsatz mehrsystemtauglicher Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
ungleich kostengünstiger (!) ist als die<br />
europaweite Vereinheitlichung <strong>der</strong> Stromsysteme.<br />
Im Übrigen ist die Umstellbarkeit auf die Standardfrequenz<br />
rein technisch sehr wohl machbar. Dies als<br />
„Falschinformation“ zu bezeichnen, ist mit Verlaub<br />
starker Tobak und wird meinem Beitrag in keinster<br />
Weise gerecht. Dass interessierte Kreise aus Energiewirtschaft<br />
und Politik die Umstellung ungeachtet <strong>der</strong><br />
Probleme wünschen (Stichwort: Liberalisierung <strong>der</strong><br />
Energiemärkte), steht auf einem an<strong>der</strong>en Blatt. Es än<strong>der</strong>t<br />
aber nichts an <strong>der</strong> Richtigkeit meiner Aussage.<br />
Konrad Koschinski, Berlin<br />
Es ist richtig, dass dem kritisierten Satz <strong>der</strong> oben zitierte<br />
und eine weitere Relativierung folgten. Allerdings stand<br />
dabei nicht „Problem(atik)“, und an<strong>der</strong>s als die Fahrleitung<br />
war das Bahnstromleitungsnetz dabei nicht mehr<br />
genannt. Fachunkundige werden gerne eine – vielleicht<br />
willkommene – These aufgreifen, Weiteres aber überlesen.<br />
Ebenso werden Laien sich unter „umstellen“ etwas Einfacheres<br />
vorstellen als einen de-facto-Neubau mit allen Konsequenzen<br />
(<strong>eb</strong> 12/2011 Seiten 532–637 und 638–640).<br />
Be<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften sinnwahrend<br />
zu kürzen.<br />
26 111 (2013) Heft 1
Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong><br />
in Deutschland<br />
Band 3: Die Deutsche Reichsbahn<br />
Teil 2 – 1960 bis 1993<br />
Eine einzigartige, chronologische Beschreibung <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge,<br />
Bahnstromversorgungs- und Fahrleitungsanlagen in <strong>der</strong> sozialistischen<br />
Planwirtschaft<br />
Ab 1965 begann die Beschaffung von sowjetischen Diesellokomotiven zu<br />
Lasten <strong>der</strong> Bahnelektrifizierung. 1973 führte dann die Kehrtwende zu einer<br />
wahren Elektrifizierungseuphorie. Beginnend mit Inbetri<strong>eb</strong>nahme <strong>der</strong> ersten<br />
Neubauelloks, über Betri<strong>eb</strong> und Ausmusterung <strong>der</strong> Altbauelloks werden die<br />
Entwicklungen und <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten Elloks <strong>der</strong> DR dokumentiert.<br />
Erstmals vorgestellt werden Ellokprojekte mit Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik. Eine<br />
Abhandlung <strong>der</strong> zentralen und dezentralen <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung sowie ein<br />
Überblick zum Fahrleitungssektor runden die Technikgeschichte ab. Der Verkehrsrückgang<br />
nach <strong>der</strong> politischen Wende führte zur Ausmusterung älterer<br />
Elloks, die neueren erweckten als Leihloks das Interesse <strong>der</strong> DB, so dass gemeinsam<br />
noch die 160 km/h schnelle Baureihe 112 beschafft wurde. Die als<br />
Erbin firmierende DB AG vollendete ab 1994 noch einige DR-Projekte.<br />
Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt die Zusammenhänge<br />
zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen<br />
und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />
P. Glanert / T. Scherrans / T. Borbe / R. Lü<strong>der</strong>itz<br />
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<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Nachhaltige 16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
<strong>der</strong> DB mit erneuerbaren Energien<br />
Birgit Carlstaedt, Frankfurt am Main<br />
Die Deutsche Bahn (DB) setzt die Strategie fort, ihren elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> mit Erneuer baren Energien<br />
zu versorgen. Dazu wurden die technischen Möglichkei ten und die wirtschaftlichen Auswirkungen<br />
für die Varianten Zertifikate handel, Einkauf physikalisch einwandfrei Erneuerbarer Energien und <strong>der</strong>en<br />
Durchleitung zu Frequenzumwandlern sowie 16,7-Hz-Direkt er zeugung und -einspeisung untersucht.<br />
SUSTAINABLE 16.7 HZ TRACTION POWER SUPPLY OF DB WITH RENEWABLE ENERGIES<br />
Deutsche Bahn (DB) continues to power its electrically operated trains with renewable energies.<br />
For this purpose, the technical possibilities and economic effects were investigated for the variants<br />
certificate trading, purchase of physically cleanly renewable energies and their passage to frequency<br />
converters, and 16.7 Hz direct generation and infeed.<br />
L’ALIMENTATION ÉLECTRIQUE DURABLE 16,7 HZ DE LA DB GRÂCE AUX ÉNERGIES RENOUVELABLES<br />
Les chemins de fer allemands (DB) poursuivent leur stratégie de recourir aux énergies renouvelables<br />
pour assurer leur traction électrique. A cette fin, on a mis à l’étude les possibilités techniques et<br />
l’impact économique pour les variantes commerce de certificats, achat d’énergies renouvelables<br />
physiquement correctes et leur transmission à des convertisseurs de fréquence ainsi que la production<br />
directe et l’alimentation en courant 16,7 Hz.<br />
1 Einführung<br />
Der DB-Konzern erreicht in seinem Kerngeschäft auf<br />
<strong>der</strong> Schiene – entgegen dem allgemeinen Trend im<br />
Verkehrssektor – bereits seit mehr als zwanzig Jahren<br />
eindrucksvolle CO 2<br />
-Reduzierungen: <strong>der</strong> auf die<br />
Verkehrsleistung im Schienenverkehr bezogene CO 2<br />
-<br />
Ausstoß wurde im Vergleich zu 1990 bereits um über<br />
40 % gesenkt. Mit dem aktuellen Klimaschutzprogramm<br />
werden weitere ambitionierte Ziele gesetzt:<br />
Bild 1:<br />
Magisches Dreieck <strong>der</strong> Energiewirtschaft (Grafik: DB Energie).<br />
Bezogen auf die Verkehrsleistung sollen die CO 2<br />
-<br />
Emis sionen von 2006 bis 2020 um mindestens weitere<br />
20 % gesenkt werden. Diese unternehmerische<br />
Zielstellung wurde mittlerweile auf den Gesamtkonzern<br />
ausgeweitet. Damit umfasst das Ziel zur CO 2<br />
-<br />
Min<strong>der</strong>ung auch die mit Lkw, Flugzeug und Schiff<br />
erbrachte Trans portleistung <strong>der</strong> DB AG.<br />
Erh<strong>eb</strong>lichen Einfluss auf die Klimafreundlichkeit<br />
<strong>der</strong> Schiene hat die Strombeschaffung. Dabei spielen<br />
die erneuerbaren Energien eine zentrale Rolle.<br />
Im Jahr 2011 lag <strong>der</strong> Anteil erneuerbarer Energien<br />
an <strong>der</strong> Bahnstromversorgung bei 21,8 % und damit<br />
über dem Anteil im öffentlichen Strommix und vor<br />
allem weit höher als bei allen ande ren Verkehrsträgern.<br />
Bis zum Jahr 2020 wird ein Anteil von 35 % angestr<strong>eb</strong>t.<br />
Für das Jahr 2050 verfolgt die DB die Vision<br />
eines CO 2<br />
-freien Schienenverkehrs.<br />
Für die Energiewirtschaft und somit für die Beschaffungsstrategie<br />
<strong>der</strong> DB Energie GmbH lässt<br />
sich ein Dreiklang formulieren, welcher oft als das<br />
„magische“ Dreieck <strong>der</strong> Energiewirtschaft bezeichnet<br />
wird. Die strategische Ausrichtung im Spannungsfeld<br />
<strong>der</strong> Kriterien Versor gungs sicherheit,<br />
Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit sind<br />
auch für die <strong>der</strong>zeitige und zukünftige Energieversorgung<br />
<strong>der</strong> DB aus schlagg<strong>eb</strong>end (Bild 1). Angesichts<br />
<strong>der</strong> bestehenden klimapolitischen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
muss <strong>der</strong> bereits heute schon hohe<br />
Anteil an CO 2<br />
-freier Energieträger erhalten und<br />
weiter ausg<strong>eb</strong>aut werden.<br />
30 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Die DB Energie GmbH betreibt zum Zwecke<br />
<strong>der</strong> Versorgung von Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen das knapp<br />
7 800 km Leitungslänge umfassende 16,7-Hz/110-<br />
kV-Bahnstromnetz (Bild 2). In großen Teilen <strong>der</strong><br />
neuen Bundeslän<strong>der</strong> wird die Bahnstromversorgung<br />
überwiegend in Form einer sogenannten dezentralen<br />
Versorgung bewerkstelligt. Der Strom wird dort<br />
unmit telbar aus dem Netz <strong>der</strong> öffentlichen Versorgung<br />
entnommen und über Umrichteranlagen in die<br />
Bahnfrequenz 16,7 Hz umgewandelt.<br />
Der elektrische Energieverbrauch <strong>der</strong> Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
für Traktionszwecke beträgt<br />
<strong>der</strong>zeit rund 12 TWh (2011). Bahnstrom wird<br />
grundsätzlich auf zwei unterschiedlichen Wegen<br />
er zeugt. Zum einen werden speziell für Traktionsstrom<br />
errichtete Bahn stromkraftwerke eingesetzt.<br />
Sie decken rund 70 % des Traktionsstrombedarfs.<br />
In Bahnstromkraftwerken ist statt eines 50-Hz-Generators<br />
ein einphasiger 16,7-Hz-Generator installiert,<br />
<strong>der</strong> Strom unmittelbar in <strong>der</strong> für den Bahnbetri<strong>eb</strong><br />
erfor<strong>der</strong>lichen Frequenz er zeugt. Der aus<br />
Bahnstromkraftwerken gewonnene Strom kann unmittelbar<br />
in das von DB Energie betri<strong>eb</strong>ene Bahnstromnetz<br />
eingespeist werden. Zum an<strong>der</strong>en wird<br />
<strong>der</strong> Bedarf über Stromentnahme aus den Höchstund<br />
Hochspannungsnetzen <strong>der</strong> öffentlichen Stromversorgung<br />
gedeckt.<br />
Ungeachtet <strong>der</strong> Spannungs<strong>eb</strong>ene von 110 kV<br />
und <strong>der</strong> bundesweiten Ausdehnung ist das Bahnstromnetz<br />
technisch gesehen ein Verteilnetz, weil es<br />
sich nicht zur Übertragung von Energie über große<br />
Entfernun gen eignet. Dies hat zur Folge, dass das<br />
Bahnstromnetz auf zahlreiche, gleichmäßig verteilte<br />
Erzeugungs- und Einspeisepunkte ausgelegt sein<br />
muss. Einen euro paweiten Verbundbetri<strong>eb</strong> gibt es im<br />
Bahnstrombereich nicht.<br />
Diese Einschränkungen bedingen, dass die DB<br />
Energie GmbH nicht frei ist in <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> örtlichen<br />
Einspeisepunkte und <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Einspeisung.<br />
Sämtliche Systemdienstleistungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
die Ausregelung des Netzes, müssen von DB Energie<br />
selbst erbracht werden. Die sich aus dem Zugbetri<strong>eb</strong><br />
erg<strong>eb</strong>enden hohen Einzellasten sowie die<br />
Netzstruktur führen dazu, dass die Installation eines<br />
Einspeisepunktes von unter 50 MW o<strong>der</strong> über<br />
150 MW im Normalfall wirtschaftlich nicht darstellbar<br />
ist.<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungen an den Netzbetri<strong>eb</strong> bei <strong>der</strong><br />
Integration flukturieren <strong>der</strong>, regenerativer Einspeisungen<br />
stellen sich im Bahnstromnetz ange sichts<br />
<strong>der</strong> speziellen Frequenz und <strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>ten Spannungs<strong>eb</strong>ene<br />
sogar in verschärfter Form dar, wobei<br />
selbst das öffentliche 50-Hz-Netz trotz <strong>der</strong> höheren<br />
Spannungs<strong>eb</strong>ene angesichts <strong>der</strong> zur erwartenden<br />
Steigerung <strong>der</strong> Einspeisungen von Wind und Photovoltaik<br />
mittlerweile an die Grenzen seiner technischen<br />
Leistungsfähigkeit stößt.<br />
Diese historisch gewachsene Bahnstromversorgung<br />
mit einer eigenen Frequenz und einem von<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Versorgung nahezu unab hängig betri<strong>eb</strong>enen<br />
Bahnstromnetz hat für die Sicherstellung<br />
einer nachhaltigen Energieversorgung zwei grundsätzliche<br />
Konsequenzen. Zum einen kann die Bahn<br />
– im Unterschied zu den meisten an<strong>der</strong>en großen<br />
Stromkunden – den Pfad zur Einbindung regenerativer<br />
Ene gien weitestgehend selbst bestimmen. Zum<br />
an<strong>der</strong>en g<strong>eb</strong>ietet diese Selbst ständigkeit aber auch<br />
die – we<strong>der</strong> an die Politik, noch an die öf fentlichen<br />
Netzbetreiber delegierbare – Verantwortung für die<br />
sichere Versorgung <strong>der</strong> Bahn mit elektrischer Energie<br />
unter den geg<strong>eb</strong>enen technologischen Rahmenbedingungen,<br />
die dieses gewachsene Bahn stromnetz<br />
wirtschaftlich zulässt.<br />
Bild 2:<br />
DB-Bahnstromleitung 110 kV (Foto: Erich Westendarp/pixelio).<br />
Bild 3:<br />
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung mit Vergrünungsvarianten (Grafik: DB Energie).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
31
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
2 Varianten<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, regenerativ erzeugten<br />
Strom zur Deckung des Bahnbedarfs zu nutzen<br />
(Bild 3).<br />
2.1 Variante 1: Einsatz von Grünstrom-<br />
Zertifikaten,<br />
Hier wird virtuell die regenerative Erzeugung eines<br />
an<strong>der</strong>en Marktpartners mittels eines <strong>der</strong> im Rahmen<br />
<strong>der</strong> EU-Gesetzge bung zur Verfügung stehenden Instrumente<br />
erworben. Die am Markt existierenden<br />
Produkte unterscheiden sich im Hinblick auf die physikalische<br />
Nachweisbarkeit des vollzogenen Transfers<br />
und – damit korrespondierend – im Preis. Die<br />
physika lische Beschaffung wird nicht tangiert; die<br />
Vergrünung erfolgt nachträglich.<br />
2.2 Variante 2: Grünstrom über das<br />
50-Hz-Netz<br />
Die erworbene, regenerativ erzeugte Energie gelangt<br />
über das 50-Hz-Netz via Umrichter in das Bahnstromnetz.<br />
Die Ein speisung erfolgt in einen <strong>der</strong> Bilanzkreise<br />
<strong>der</strong> DB Energie. Für die Bahn bedeutet das, dass sie<br />
für den Transport <strong>der</strong> bezogenen regenerativen Energie<br />
das Netz <strong>der</strong> 50-Hz-Netzbe treiber benutzt und<br />
den Strom bis zum vorgesehenen Einspeise punkt<br />
durchleitet. Die Steuerung des 16,7-Hz-Netzes wird<br />
somit nicht beeinflusst.<br />
2.3 Variante 3: Direkteinspeisung in das<br />
16,7-Hz-Netz<br />
Hier speist eine regenerative Anlage direkt in das<br />
Bahnstromnetz ein. In diesem Fall wird regenerativer<br />
16,7-Hz-Strom direkt an <strong>der</strong> Anlage erzeugt. Die<br />
Frage <strong>der</strong> Weiterverteilung <strong>der</strong> Energie im DB Energie<br />
eigenen Netz bei bestmöglicher Begrenzung <strong>der</strong><br />
Transportverluste und das Management <strong>der</strong> geg<strong>eb</strong>enenfalls<br />
unsteten Einspeisung liegt im Verantwortungsbereich<br />
<strong>der</strong> DB Energie.<br />
3 Bewertungen<br />
3.1 Basiskriterien<br />
Alle Varianten haben ihre Stärken und Schwächen.<br />
Letztendlich geht es darum, die drei Varianten in einem<br />
ausgewogenen Kriterien-Set zu analysieren, um<br />
sie im Hinblick auf die Zielsetzungen Versorgungssicherheit,<br />
Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit<br />
bewerten zu können.<br />
Im Folgenden wird das Vorgehen <strong>der</strong> strategischen<br />
Analyse, welche Entscheidungsbasis für die<br />
Fixierung des Anteils von 35 % erneuerbarer Energien<br />
im Bahnstrommix bis 2020 als Unterneh mens ziel<br />
gedient hat, erläutert.<br />
Zur Erhöhung des Anteils an erneuerbaren Energien<br />
im Bahnstrommix stehen grundsätzlich folgende<br />
Instrumente zur Verfügung (Tabelle 1).<br />
TABELLE 1<br />
Vergrünungsvarianten für <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung (Bild 3).<br />
Art und Weise<br />
<strong>der</strong> Vergrünung<br />
virtuell<br />
Grünstrom-Zertifikatehandel,<br />
gesetzlich geregelte Trennung<br />
zwischen grüner Herkunft<br />
und physikalischer Lieferung<br />
physikalisch<br />
physikalische Lieferung aus On- o<strong>der</strong> Off-shore Windkraft,<br />
Lauf- o<strong>der</strong> Speicherwasserkraft, Biomasse<br />
per Umwandlung 50 Hz/<br />
16,7 Hz gekoppelter Bilanzkreis<br />
Direkterzeugung und<br />
-einspeisung 16,7 Hz<br />
geografische Herkunft weltweit Europa Deutschland Europa Deutschland<br />
TABELLE 2<br />
Bewertung <strong>der</strong> Variante 3 im ersten Schritt.<br />
• positiv<br />
◦ negativ<br />
Direkterzeugung und<br />
-einspeisung 16,7 Hz<br />
technische Realisierbarkeit<br />
Verbrauchernähe<br />
Anlagenverfügbarkeit<br />
und<br />
Skalierbarkeit<br />
Investitionen<br />
und<br />
Kapitalkosten<br />
Umsetzbarkeit<br />
Windkraft on-shore<br />
Wasserkraft Deutschland<br />
Biomasse<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
32 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Die erste Analysephase widmete sich <strong>der</strong> technischen<br />
Mach bar keit. Tabelle 2 gibt einen Überblick über<br />
die verwendeten technischen Bewertungskriterien.<br />
• Technische Realisierbarkeit:<br />
Gemeint ist die Frage, inwieweit ein Anschluss<br />
an das Bahnstromnetz grundsätzlich möglich ist.<br />
Am Beispiel Wind Offshore wird schnell deutlich,<br />
dass hier die Direktanbindung an das Bahnstromnetz<br />
(ohne Nutzung <strong>der</strong> 50-Hz-Netze) äu ßerst<br />
unwahrscheinlich ist. Bei den an<strong>der</strong>en regenerativen<br />
Energieträgern wurde diese Frage sehr<br />
differenziert unter sucht.<br />
• Nähe zum Verbraucher:<br />
Aufgrund <strong>der</strong> geringeren Spannungs<strong>eb</strong>ene<br />
sollten Einspeise- und <strong>der</strong> Entnahmepunkt im<br />
Bahnstromnetz räumlich nicht zu weit auseinan<strong>der</strong><br />
liegen, um die Transportverluste möglichst<br />
gering zu halten.<br />
• Anlagenverfügbarkeit:<br />
Hierbei wurde untersucht, ob <strong>der</strong> regenerative<br />
Energieträger in <strong>der</strong> Lage ist, den Bahnstrombedarf<br />
beziehungsweise maßg<strong>eb</strong>liche An teile<br />
davon zu decken; Beurteilungsgrundlage ist<br />
die voraus sicht lich installierte Kapazität im Jahr<br />
2020. Die Verfügbar keit des Rohstoffes, kritisch<br />
bei Biomasse, wurde hier zunächst ausgeklammert.<br />
• Investitionskosten:<br />
Betrachtet wurden nicht ausschließlich die Investition<br />
und <strong>der</strong> Kapitaldienst für die regenerative<br />
Anlage selbst, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Investitionsbedarf<br />
für den Anschluss an das Bahn stromnetz<br />
sowie geg<strong>eb</strong>enenfalls notwendige Ausbaumaßnahmen<br />
im Netz und im Anlagenpark.<br />
• Umsetzbarkeit:<br />
Hier wurde mit Blick aufGenehmigungszeitraum<br />
für Plangeneh migung, Planfeststellung und so<br />
weiter untersucht, ob eine regenera tive Direkteinspeisung<br />
überhaupt im Betrachtungszeitraum<br />
(bis 2020) darstellbar ist.<br />
• EE 50-Hz:<br />
Beim Bezug über Bilanzkreise inklusive <strong>der</strong><br />
Nutzung des öffentlichen 50-Hz-Netzes für den<br />
Transport <strong>der</strong> erworbenen regenerativen Energie<br />
stellen sich die Fragen zur Realisie rung im Bahnstromnetz<br />
nicht, weil die technische Komplexi tät<br />
auf die 50-Hz-Seite verlagert wird.<br />
3.2 Einzelkriterien<br />
Im nächsten Schritt wurden qualitative Bewertungskriterien<br />
sowie die voraussichtliche Haltung wichtiger<br />
Stakehol<strong>der</strong> betrachtet (Tabelle 3).<br />
• Investitionsrisiko vor und nach 2020:<br />
Gemeint ist das Risiko, langfristig Investitionsmittel<br />
zu binden und somit weniger reaktionsfähig auf<br />
verän<strong>der</strong>te Kunden be dürfnisse o<strong>der</strong> Technologiesprünge<br />
zu sein. Diese Frage stellt sich natürlich<br />
auch bei je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Investitionsent scheidung.<br />
• Flexibilität bezüglich Vertragslaufzeiten:<br />
Die verschiedenen regenerativen Instrumente bedingen<br />
un terschiedliche vertragliche Bindungsfristen.<br />
Erfahrungsgemäß gilt: Je komplexer die<br />
technischen Anfor <strong>der</strong>ungen sind, desto längerfristig<br />
ist die vertragliche Bindung.<br />
• Flexibilität bezüglich weiterer Erhöhung des<br />
Anteils erneuerbarer Energie (EE):<br />
Inwieweit beeinträchtigt o<strong>der</strong> beeinflusst eine<br />
Entscheidung über die EE-Strategie bis 2020 den<br />
Ausbaupfad o<strong>der</strong> die Art des Ausbaus im Betrachtungszeitraum<br />
2021 bis 2050?<br />
• Beherrschbarkeit unsteter Einspeisung:<br />
Inwieweit ist es im Bahnstromnetz möglich, unstete<br />
Einspei sung abzufe<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> was ist notwendig,<br />
um es in größerem Umfang zu ermöglichen?<br />
• Abhängigkeit von fossilen Rohstoffpreisen:<br />
Wie entwickelt sich die Abhängigkeit von fossilen<br />
Rohstoff preisen? Wie weit kann <strong>der</strong> EE-Ausbau<br />
hier ent lastend wirken?<br />
TABELLE 3<br />
Bewertung <strong>der</strong> Variante 3 im zweiten Schritt.<br />
Stakehol<strong>der</strong><br />
Kriterien<br />
– DB Management<br />
– Investitionsrisiko vor und nach 2020<br />
– Umweltverbände<br />
– Bundesregierung 1<br />
– Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />
– Politik Regierungskoalition<br />
– Politik Opposition<br />
– Aufgabenträger SPNV 2<br />
– Flexibilität bei Vertragslaufzeiten und Beschaffungsmengen<br />
– Flexibilität für weitere Steigerung des EE-Anteils<br />
– Beherrschbarkeit technischer Risiken aus unsteter Einspeisung<br />
– Abhängigkeit von Preisentwicklungen 3<br />
– Abhängigkeit vom rechtlichen Rahmen für Zertifikatehandel<br />
– Umweltnutzen<br />
– Akzeptanz bei Stakehol<strong>der</strong>n<br />
– Sensitivität hinsichtlich des energierechtlichen Rahmens 4<br />
1<br />
Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS),<br />
Wirtschaft und Technologie (BMW)<br />
2<br />
Schienenpersonennahverkehr<br />
3<br />
bei elektrischer Energie, Rohstoffen und CO 2<br />
-Emissionen<br />
4<br />
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWK-G), Netznutzungsentgelte (NNE)<br />
111 (2013) Heft 1<br />
33
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
• Abhängigkeit vom regulatorischen beziehungsweise<br />
gesetzg<strong>eb</strong>erischen Rahmen für Zertifikate:<br />
Welche Arten von Zertifikaten werden Bestand<br />
haben über den gesamten Betrachtungszeitraum?<br />
Wird es Verände run gen g<strong>eb</strong>en in <strong>der</strong> Art<br />
<strong>der</strong> zu führenden Nachweise und wie wirken sich<br />
solche Än<strong>der</strong>ungen auf den Preis aus?<br />
• Umweltnutzen:<br />
Da davon auszugehen ist, dass die von <strong>der</strong> Bahn<br />
gewählte EE-Strategie insbeson<strong>der</strong>e von „grünen“<br />
Anspruchsgruppen kritisch betrachtet wird,<br />
wurde <strong>der</strong> Frage des (von <strong>der</strong> kriti schen Öffentlichkeit)<br />
wahrgenommenen Umweltnutzens eine<br />
hohe Bedeutung zugemessen.<br />
• Akzeptanz durch Stakehol<strong>der</strong>:<br />
Hinter diesem Einzelaspekt steckt eine umfangreiche<br />
Stake hol<strong>der</strong>-Analyse, welche erwartungsgemäß<br />
eine sehr unter schiedliche Anspruchshaltung<br />
<strong>der</strong> verschiedenen Stakehol <strong>der</strong> erbrachte.<br />
Einzig einheitlich waren die Wünsche nach bestmöglichem<br />
Nachweis <strong>der</strong> physischen Lieferung<br />
und dem niedrigen Preis.<br />
• Sensitivität bezüglich energierechtlichen Rahmens:<br />
Die Höhe <strong>der</strong> Netznutzungsentgelte und <strong>der</strong><br />
EEG-Umlage, welche bei <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong><br />
öffentlichen 50-Hz-Netze für den Transport <strong>der</strong><br />
regenerativen Energie anfallen, determinieren<br />
maßg<strong>eb</strong>lich den Unterschied zwischen Direkteinspeisung<br />
und Bezug über 50-Hz-Netz (Variante 2<br />
zu Variante 3).<br />
3.3 Bewertungen<br />
Im Einzelnen ergab sich folgende Bewertung <strong>der</strong><br />
vorgestellten Vergrünungsvarianten (Tabelle 4):<br />
3.3.1 Variante 1: Einsatz von Grünstrom-<br />
Zertifikaten<br />
Bei dieser Variante stechen die Vorteile auf <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Seite hervor. Gesetzlich anerkannte<br />
Grünstrom-Zertifikate können an den internationalen<br />
Handelsmärkten mit Aufschlägen auf den Strompreis<br />
erworben werden, welche sich zum Teil im Cent-Bereich<br />
bewegen. Da es sich hier um eine nachträgliche<br />
Vergrünung handelt, sind auch kei nerlei Anpassungen<br />
bei <strong>der</strong> sonstigen Strombeschaffung o<strong>der</strong> beim<br />
Kraftwerkseinsatz erfor<strong>der</strong>lich. Die genannten Produkte<br />
können kurz fristig, sogar unterjährig beschafft<br />
werden, die Märkte sind liquide und eine langfristige<br />
vertragliche Bindung ist nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite steht die mangelnde Akzeptanz<br />
von Grünstrom-Zertifikaten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Deutschland, die aus <strong>der</strong> Befürchtung einer Doppelvermarktung<br />
<strong>der</strong> Grünstromeigenschaft und den<br />
Zweifeln an dem Nachweis <strong>der</strong> physischen Lieferung<br />
herrühren. Diese System mängel sind bereits in <strong>der</strong><br />
deutschen und <strong>der</strong> europäischen Gesetz g<strong>eb</strong>ung bekannt,<br />
was die Vermutung nahelegt, dass Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> regulatorischen Rahmenbedingungen für<br />
den Handel mit Grün strom-Zertifikaten bald bevorsteht.<br />
Vor allem aus Gründen <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit<br />
und <strong>der</strong> vertraglichen Flexibilität sind Grünstrom-<br />
Zertifikate gerne genutzte Instrumente für Industrieunternehmen,<br />
wel che im harten Wettbewerbsdruck<br />
stehen und auf wenig Zahlungs be reitschaft für die<br />
Grünstromeigenschaft treffen.<br />
Die beiden letztgenannten Punkte treffen für die<br />
DB <strong>eb</strong>enfalls zu, jedoch ist davon auszugehen, dass<br />
die Bahn bei ihren Vergrünungs aktivitäten sicherlich<br />
aufmerksamer und auch kritischer beobachtet wird<br />
als an<strong>der</strong>e Industrieunternehmen. Daraus ergibt sich<br />
ein Balance-Akt zwischen den <strong>eb</strong>enso hart formulierten<br />
wirtschaftlichen Ansprü chen <strong>der</strong> Stakehol<strong>der</strong>,<br />
dem ökologischen Anspruch und <strong>der</strong> Zielset zung, die<br />
Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Konkurrenten<br />
zu wah ren, welche möglicherweise genau diese Vergrünungsinstrumente<br />
schwerpunktmäßig einsetzen.<br />
Zwischenfazit:<br />
Zertifikate sollten nicht als Schwerpunkt <strong>der</strong> Vergrünungsstrategie<br />
<strong>der</strong> Bahn eingesetzt und nur in hochwertiger<br />
Qualität verwendet werden.<br />
3.3.2 Variante 2: Grünstrom über das 50-Hz-Netz<br />
Einer <strong>der</strong> eingängigsten Aspekte dieser Variante ist<br />
ein Nachteil: die Kostenseite. Denn für jede Durchleitung<br />
im 50-Hz-Netz zahlt DB En ergie die 110-kV-<br />
Ebene faktisch zweimal: Zum einen die Netzentgelte<br />
<strong>der</strong> 50-Hz-Netzbetreiber und zum an<strong>der</strong>en<br />
die Kosten des eigenen 110-kV-Netzes (16,7 Hz).<br />
TABELLE 4<br />
Endbewertung <strong>der</strong> drei Varianten.<br />
Variante 1 2 3<br />
Verfahren<br />
Merkmale positiv<br />
Merkmale negativ<br />
Graustromvergrünung mit<br />
Zertifikaten<br />
einfach und günstig<br />
teils umstritten<br />
Grünstrombezug über das<br />
50-Hz-Netz<br />
gut realisierbar, akzeptiert<br />
teuer<br />
Direkterzeugung und -einspeisung<br />
mit 16,7 Hz<br />
exklusiv nutzbar<br />
aufwändig und teuer<br />
34 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Des Weiteren wird für jeden 50-Hz-Bezug die EEG-<br />
Umlage fällig – auch bei einer Grünstromlieferung.<br />
Ein weiterer Kostenfaktor ist <strong>der</strong> Preisaufschlag, den<br />
man für grüne Premium-Produkte am 50-Hz-Markt<br />
zahlt. Mit Premium-Produkten ist in diesem Zusammenhang<br />
gemeint, dass ein Nachweisprozess einzuhalten<br />
ist, welcher die tatsächliche physikalische Einspeisung<br />
in die Bilanzkreise des Käufers <strong>der</strong> grünen<br />
Energie belegt (Bild 4). Für die Vertrags partner bedeutet<br />
dies den Austausch von „Strom-Fahrplänen“,<br />
das Er stellen und das Vorlegen von „Löschungsbescheinigungen“<br />
im Rah men <strong>der</strong> Stromkennzeichnung.<br />
In Konsequenz dazu bewegt sich <strong>der</strong> Preisaufschlag<br />
für diese, an eine physische Lieferung<br />
gekoppelten Grünstromprodukten bei einem hohen<br />
Vielfachen des Aufschlags für Grünstromzertifikate.<br />
Gerade dieser aufwendige Nachweisprozess <strong>der</strong><br />
physikalischen Ein speisung ist aber auch einer <strong>der</strong><br />
entscheidenden Vorteile dieser Va ri ante: Die Vergrünung<br />
des Strombezugs wird hier mit einer wesentlich<br />
höheren Verlässlichkeit wahrgenommen als bei<br />
den Grünstromzertifi ka ten.<br />
Ein weiterer, technischer Vorteil sticht hervor: Diese<br />
Art <strong>der</strong> Vergrü nung impliziert keinerlei Anpassungen<br />
im Bahnstromnetz. Die ohnehin über die Umrichter<br />
bezogene Strommenge würde von <strong>der</strong> Qualität „grau“<br />
auf die Qualität „grün“ umgestellt. Ein belastbarer<br />
Nachweis <strong>der</strong> physischen Lieferung erfolgt, ohne dass<br />
eine gesteigerte Komplexität hinsichtlich Regelung<br />
unsteter Einspeisung, Reserve und Redundanz, auf die<br />
16,7-Hz-Seite in Kauf genommen werden muss.<br />
Zudem ist im Normalfall keine langfristige Vertragsbindung<br />
erfor<strong>der</strong>lich. Auf etwaige Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> marktseitigen o<strong>der</strong> regulatorischen Rahmenbedingungen<br />
kann flexibel reagiert werden.<br />
Bild 4:<br />
Biogasanlage (Foto: Agentur für Erneuerbare Energien).<br />
Bild 5:<br />
E.ON-Wasserkraftwerk Kochel (Foto: Ralf Roman Rossberg).<br />
Zwischenfazit:<br />
Diese Variante hat – trotz <strong>der</strong> Kostenaspekte – insbeson<strong>der</strong>e<br />
für den Zeitraum bis 2020 eine hohe Attraktivität;<br />
schon allein deshalb, weil das betrachtete<br />
Zeitfenster begrenzend auf etwaige Anpassungen<br />
auf <strong>der</strong> 16,7-Hz-Seite wirkt.<br />
3.3.3 Variante 3: Direkteinspeisung ins<br />
16,7-Hz-Netz<br />
Diese Variante ist geprägt von <strong>der</strong> Exklusivität im System<br />
Bahnstrom. Die Grünstromeinspeisung erfolgt<br />
direkt in das 16,7-Hz-Netz, ohne In anspruchnahme<br />
<strong>der</strong> 50-Hz-Seite.<br />
Der größte Vorteil dieser Variante liegt auf <strong>der</strong><br />
Hand: DB Energie be zieht in <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />
„grüne 16,7-Hz-Elektronen“. Auch <strong>der</strong> Trans port<br />
<strong>der</strong> grünen Energie erfolgt ohne Zuhilfenahme des<br />
öffent li chen Netzes – auch wenn das Bahnstromnetz<br />
natürlich über Umrichter und Umformer mit demselben<br />
verbunden ist.<br />
Bild 6:<br />
Windkraftpark Märkisch Linden in Brandenburg (Foto: DB/Michael Neuhaus).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
35
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Auf <strong>der</strong> Kostenseite wirkt die Vermeidung <strong>der</strong><br />
50-Hz-Netzentgelte und <strong>der</strong> zugehörigen Abgaben<br />
entlastend. Der strategisch/politische Vorteil liegt in<br />
<strong>der</strong> Möglichkeit, weitgehend unabhängig von <strong>der</strong><br />
HINTERGRUND<br />
Strategische Bedeutung<br />
Für DB Energie haben diese Projekte hohe strategische<br />
Bedeutung. Sie sind die ersten Schritte auf<br />
einer voraussichtlich langen und steilen Lernkurve.<br />
Denn angesichts des hohen Strombedarfs <strong>der</strong><br />
Bahn dürfte Wind <strong>der</strong> einzige Energieträger sein,<br />
<strong>der</strong> über eine hinreichende Ska lierbarkeit verfügt,<br />
um maßg<strong>eb</strong>lich zur Stromversorgung beitragen<br />
zu können. Frühzeitige operative Erfahrung im<br />
Management von Wind energie als Teil des Beschaffungsportfolios<br />
ist eine <strong>der</strong> wichtigsten Voraussetzungen<br />
für die ökonomische, ökologische<br />
und wirtschaftliche Bewertung des großflächigen<br />
Einsatzes von Windenergie.<br />
DB Energie nutzt nicht den För<strong>der</strong>mechanismus<br />
des EEG, um sich die regenerative Erzeugung<br />
im eigenen Bahnstrom-Mix anrechnen lassen zu<br />
können. Die Windparks tragen also tatsächlich zur<br />
physikalischen Versorgung <strong>der</strong> Züge bei – mit allen<br />
Chancen und Risiken. Das bedeu tet, das finanzielle<br />
Risiko aus Fehlprognosen muss <strong>eb</strong>enso übernommen<br />
werden, wie das Delta aus dem Vertragspreis<br />
<strong>der</strong> Windkraftwerke und dem Marktpreis für eine<br />
an<strong>der</strong>weitige Beschaffung.<br />
Am deutlichsten wird die Herausfor<strong>der</strong>ung bei<br />
<strong>der</strong> Bedarfsdeckung mit tels Strom aus Windenergie<br />
beim Thema Prognose. Die 50-Hz-Netzbetreiber<br />
erwarten von jedem Unternehmen, das<br />
Einspeisungen in ihr Netz vornimmt, eine Prognose<br />
<strong>der</strong> Ein- und Ausspeisung für jede Vier te lstunde<br />
des Jahres (96 Werte pro Tag und Einspeisestelle).<br />
Dieses Datenmaterial ist zentrale Voraussetzung<br />
für die Ausregelung <strong>der</strong> von ihnen verantworteten<br />
Regelzonen. Prognosefehler o<strong>der</strong> Ungleichgewichte<br />
zwischen Ein- und Ausspeisung werden<br />
mit <strong>der</strong> Verrechnung von Zusatzkosten für Ausgleichsenergie<br />
geahndet. DB Energie ver wendet<br />
den aus Wind erzeugten Strom zur Versorgung<br />
<strong>der</strong> eigenen Umrichter und speist hierfür in das<br />
Netz <strong>der</strong> 50-Hz-Netzbetreiber ein. Dementsprechend<br />
müssen alle Regeln <strong>der</strong> „Strom-Logistik“ im<br />
50-Hz-Markt eingehalten werden. Vergleicht man<br />
die Viertelstundenpro g no sen und die Ist-Werte für<br />
die Einspeisung von Windenergie, so zeigen sich<br />
deutliche Abweichungen. Selbst wenn <strong>der</strong> Windanfall<br />
grund sätz lich richtig prognostiziert wurde,<br />
stellt die genaue Zuordnung auf die Vier telstunde<br />
eine enorme Herausfor<strong>der</strong>ung dar.<br />
Birgit Carlstaedt<br />
50-Hz-Seite an <strong>der</strong> Vergrünung des Bahnstrom-Mix<br />
arbeiten zu können.<br />
Ein Vorteil, <strong>der</strong> auch eine Kehrseite hat: DB Energie<br />
ist mit allen technischen Herausfor<strong>der</strong>ungen, was<br />
Regelung, Transport und Reserve für flukturierende<br />
Einspeisung anbelangt, allein. Der hiermit verbundene<br />
technische Anpassungsbedarf würde die oben<br />
genannten Vorteile aus <strong>der</strong> Nicht-Nutzung des öffentlichen<br />
Netzes aufwiegen.<br />
Mit Blick auf den regenerativen Bedarf <strong>der</strong> Bahn,<br />
<strong>der</strong> schon in 2020 bei rund 4 TWh liegt, wird das Ausmaß<br />
<strong>der</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung deutlich. Wür de dies ausschließlich<br />
mit Wind (onshore) und Direkteinspeisung<br />
realisiert, ergäbe sich im Bahnstromnetz eine zusätzlich<br />
zu installie rende Kapazität von rund 2 000 MW.<br />
Eine Direkteinspeisung aus Wasserkraftwerken ist<br />
hingegen ohne we iteres möglich und auch bereits<br />
seit Jahrzehnten angewendete Praxis im Bahnstromnetz<br />
(Bild 5). Eine Ausweitung dieser Bezugsvariante<br />
ist selbstverständlich möglich und – sofern die ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen stimmen – erstr<strong>eb</strong>enswert.<br />
Allerdings sind in Deutschland nur selten<br />
größere Ang<strong>eb</strong>ote am Markt erhältlich und wenn,<br />
dann nicht in <strong>der</strong> Nähe einer Bahnstromleitung.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Exklusivität <strong>der</strong> Vertragsbeziehung<br />
werden die Vertragspartner direkt einspeisen<strong>der</strong> regenerativer<br />
Anlagen vermutlich langfristige vertragliche<br />
Bindungen for<strong>der</strong>n, sofern die Bahn nicht selbst<br />
in regenerative Anlagen und <strong>der</strong>en Anbindung investiert.<br />
In bei den Fällen steigt das Risiko sogenannter<br />
Sunk Costs für den Fall, dass sich politische o<strong>der</strong><br />
wettbewerbliche Rahmenbedingungen än<strong>der</strong>n.<br />
Zwischenfazit:<br />
Die Variante „Vergrünung über direkt einspeisende<br />
regenerative An lagen“ weist mit Abstand den höchsten<br />
Komplexitätsgrad auf, bietet dafür aber die besten<br />
Möglichkeiten für den Nachweis <strong>der</strong> Grünstromeigenschaft.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> langfristigen Bindung von<br />
Kapitalmitteln und <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Vorlaufzeiten<br />
für die technische Anbindung muss eine solche Vergrünungsstrategie<br />
langfristig – über das Jahr 2020<br />
hin aus – angelegt werden.<br />
4 Erg<strong>eb</strong>nis<br />
4.1 Unternehmensentscheid<br />
Die grundsätzliche Feststellung des Vorstandes war<br />
zunächst die Fol gen de:<br />
Ein sorgfältig austarierter Mix an regenerativen<br />
Elementen im Strom beschaffungsportfolio ist nicht<br />
nur die Voraussetzung für eine nach haltige Energieversorgung<br />
und die Realisierung des 35 % EE-Ziels bis<br />
2020, son<strong>der</strong>n auch eine wichtige Grundbedingung<br />
für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Bahn.<br />
36 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Im Einzelnen wurden drei Randbedingungen<br />
definiert:<br />
• Die bestehenden Direkteinspeisungen aus Wasserkraftanlagen<br />
sind beizubehalten und – wenn<br />
wirt schaft lich und technisch möglich – auszuweiten.<br />
• Der Schwerpunkt <strong>der</strong> weiteren Vergrünung soll<br />
mittels physi kalischer Grünstromeinspeisung<br />
über das 50-Hz-Netz erfol gen.<br />
• Aus wirtschaftlichen Gründen können mit<br />
Blick auf den Erhalt <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
Grünstromzertifikate in begrenztem Umfang<br />
beigemischt werden.<br />
Die Umsetzung des Vorstandsbeschlusses ist bereits<br />
angelaufen.<br />
o<strong>der</strong> stationären Anlagen <strong>der</strong> DB eingestellt; das<br />
heißt <strong>der</strong> Transport zu den konkreten Einspeisepunkten<br />
in das Bahnstromnetz erfolgt über das 50-Hz-<br />
Netz (Variante 2).<br />
Ein weiterer Meilenstein zur Vergrünung: DB Energie<br />
und RWE haben einen langfristigen Strombezugsvertrag<br />
(Laufzeit 2014 bis 2028) über die Lieferung<br />
von jährlich knapp 900 GWh aus Wasserkraftwerken<br />
<strong>der</strong> RWE in Deutschland geschlossen. Die Lieferung<br />
erfolgt aus Wasserkraftwerken an Rhein, Mosel, Rur<br />
und Ruhr – darunter das 2009 komplett mo<strong>der</strong>nisierte<br />
Kraftwerk Albbruck-Dogern – in die Bilanzkreise<br />
<strong>der</strong> DB Energie. Das Strombezugsvolumen macht<br />
rund 8 % des gesamten Bahnstrombezugs aus. Die<br />
CO 2<br />
-Einsparung beträgt rund 450 000 t CO 2<br />
pro Jahr.<br />
4.2 Erste Realisierungen<br />
DB Energie hat erste Stromlieferungen aus Windparks<br />
kontrahiert. Der aus den Windfarmen Märkisch<br />
Linden (Bild 6), Treuenbritzen und Elsdorf bezogene<br />
Strom (ca. 104 GWh p.a.) verdrängt einen Teil <strong>der</strong><br />
heute am 50-Hz-Markt zu beschaffenden elektrischen<br />
Energie („Graustrom“).<br />
Damit werden jährlich Emissionen in Höhe von<br />
51 000 t CO 2<br />
vermieden. Der in den Windgeneratoren<br />
erzeugte Strom wird von DB Energie als 50-Hz-<br />
Energie in den entsprechenden Bilanzkreis für die<br />
Versorgung von Umrichter- o<strong>der</strong> Umformerwerken<br />
AUTORENDATEN<br />
Dipl.-Kfr. Birgit Carlstaedt (45),<br />
seit 1999 in verschiedenen Positionen<br />
tätig bei DB Energie GmbH, <strong>der</strong>zeit verantwortlich<br />
für den Bereich Energi<strong>eb</strong>eschaffungs-<br />
und Risikomanagement.<br />
Adresse: DB Energie GmbH, Pfarrer-<br />
Perabo-Platz 2, 60326 Frankfurt am<br />
Main, Deutschland;<br />
E-Mail:<br />
birgit.carlstaedt@deutsch<strong>eb</strong>ahn.com<br />
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111 (2013) Heft 1<br />
37
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
132-kV-Übertragungsleitung <strong>der</strong> Netzverbindung<br />
SBB − ÖBB<br />
Robert Astenwald, Martin Hauser, Clemens Obkircher, Innsbruck; Alfred Brenner, Wien;<br />
Paul Winter, Zollikofen<br />
Die Verbindung zwischen den Bahnnetzen <strong>der</strong> Schweiz (SBB) und Österreichs (ÖBB) wurde im Juni<br />
2012 dem Betri<strong>eb</strong> überg<strong>eb</strong>en. Diese Netzverbindung erlaubt zunächst die gegenseitige Aushilfe bei<br />
Störungen in den Hochspannungsbahnnetzen bei<strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong> und ist somit ein wichtiges Glied zur<br />
Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung in <strong>der</strong> östlichen Schweiz und im westlichen Österreich.<br />
Für einen ständigen Verbundbetri<strong>eb</strong> <strong>der</strong> Hochspannungsbahnenergienetze DB, SBB und ÖBB ist die<br />
Ergänzung <strong>der</strong> Netzkupplung Feldkirch (ÖBB) und Rüthi (SBB) mit einem Querregler erfor<strong>der</strong>lich,<br />
um Ausgleichsströme zwischen den Netzen zu vermeiden.<br />
132 KV TRANSMISSION LINE FOR SBB − ÖBB NETWORK INTERCONNECTION<br />
The interconnection of the Swiss (SBB) and Austrian (ÖBB) railway networks was implemented in<br />
June 2012. In a first phase, the network connection is meant to facilitate mutual assistance in eliminating<br />
high-voltage troubles in the two railway networks and will, thus, be an important aspect of<br />
securing and supplying traction power in the east of Switzerland and west of Austria. For a permanent<br />
interconnected operation in the DB, SBB and ÖBB HV traction power systems, the Feldkirch<br />
(ÖBB) and Rüthi (SBB) network interconnections need to be complemented by a quadrature regulator<br />
in or<strong>der</strong> to avoid transient currents between the networks.<br />
LA LIGNE DE TRANSPORT 132 KV DE LA LIAISON INTER-RÉSEAUX CFF − ÖBB<br />
La liaison entre les réseaux ferrés de Suisse (CFF) et d’Autriche (ÖBB) a été mise en service en juin<br />
2012. Cette liaison interréseaux permet en premier lieu l’entraide en cas de panne sur les réseaux<br />
haute tension d’alimentation des deux réseaux ferrés et constitue ainsi un maillon important de<br />
la chaîne assurant l’alimentation électrique du réseau ferré en Suisse orientale et en Autriche occidentale.<br />
Pour assurer une exploitation interconnectée permanente des réseaux haute tension<br />
d’alimentation des réseaux DB, CFF et ÖBB, il est nécessaire de compléter l’interconnexion entre<br />
Feldkirch (ÖBB) et Rüthi (CFF) par un réglage diagonal pour éviter les courants transitoires entre<br />
les réseaux.<br />
1 Einführung<br />
Im Jahr 2005 wurde von den SBB und den ÖBB <strong>der</strong><br />
Beschluss gefasst, eine Netzverbindung zwischen<br />
den Unterwerken (Uw) Feldkirch (ÖBB) und Rüthi<br />
(SBB) zu realisieren. In <strong>der</strong> Folge wurden Studien und<br />
Untersuchungen in Auftrag geg<strong>eb</strong>en, um die optimale<br />
Konfiguration, Auslegung und Betri<strong>eb</strong>sweise<br />
zu definieren. Von Anfang an war das Projekt durch<br />
eine ausgezeichnete Zusammenarbeit aller beteiligten<br />
Bereiche gekennzeichnet. Die gesamte Abwicklung,<br />
von <strong>der</strong> Projektierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme,<br />
kann als ein Muster für ausgezeichnete Zusammenarbeit<br />
über Län<strong>der</strong>grenzen hinweg dienen. Am 04.<br />
Juni 2012 wurden <strong>der</strong> Kuppeltransformator im Uw<br />
Feldkirch und die 132-kV-Kabelverbindung offiziell<br />
dem Betri<strong>eb</strong> überg<strong>eb</strong>en. Damit wurde ein wichtiger<br />
Schritt zur Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
in Vorarlberg und <strong>der</strong> Ostschweiz gesetzt.<br />
2 Gründe für das Projekt aus<br />
Sicht <strong>der</strong> ÖBB<br />
Das 110-kV/55-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> ÖBB wird induktiv<br />
geerdet betri<strong>eb</strong>en. Es ist galvanisch über zwei<br />
zweisystemige Verbindungen Uw Reith − Kraftwerk<br />
(Kw) Kochel und Uw Steindorf − Uw Traunstein mit<br />
dem 110-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> DB gekuppelt. Das<br />
Netz in <strong>der</strong> österreichischen Ostregion ist bis auf einige<br />
Netzausläufer vermascht aufg<strong>eb</strong>aut. Das Netz<br />
westlich des Uw Zirl im Raum Innsbruck bis zum Uw<br />
Feldkirch in Vorarlberg hingegen ist nur als Stichnetz<br />
mit einseitiger Speisung vom Uw Zirl (Bild 1) ausg<strong>eb</strong>ildet<br />
und damit anfällig für Versorgungsunterbrechungen.<br />
Lawinen und Hochwässer führten in<br />
<strong>der</strong> Vergangenheit immer wie<strong>der</strong> zu Unterbrechungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieleitung über den Arlberg. Aus<br />
diesem Grund entstand schon vor Jahrzehnten <strong>der</strong><br />
Wunsch, das Österreichische 110-kV-<strong>Bahnen</strong>ergie-<br />
38 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
netz mit dem Schweizer 132-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz<br />
zu verbinden. Ohne diese Verbindung zur SBB ist<br />
eine Versorgung des Bereiches Vorarlberg über die<br />
Kraftwerke Braz und Spullersee im Inselbetri<strong>eb</strong> im<br />
Normalfall zwar möglich, führt aber zu großen Frequenz-<br />
und Spannungsschwankungen.<br />
Bild 1:<br />
55/110-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> ÖBB (Grafik: ÖBB).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
39
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Als erste Verbesserungsmaßnahme wurde am<br />
10. Dezember 1982 die Fahrleitungskuppelstelle<br />
Lustenau auf <strong>der</strong> Strecke Bregenz (A) − St. Margareten<br />
(CH) in Betri<strong>eb</strong> genommen. Diese Kuppelstelle<br />
(Ks) ermöglicht die gegenseitige Aushilfe bei Versorgungsproblemen<br />
im Vorarlberger Rheintal und im<br />
Bereich St. Margareten. Der Speis<strong>eb</strong>ereich erstreckt<br />
sich jedoch auf österreichischer Seite nicht über das<br />
Rheintal hinaus; eine Versorgung <strong>der</strong> Strecke Richtung<br />
Arlberg ist nicht möglich (Bild 2).<br />
Seit Einführung <strong>der</strong> rekuperationsfähigen Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
<strong>der</strong> Baureihen (BR) 1016, 1116 und 1216<br />
(Taurus) sowie <strong>der</strong> Nahverkehrtri<strong>eb</strong>züge BR 4024<br />
beziehungsweise 4124 (Talent) kommt erschwerend<br />
hinzu, dass es Zeiträume gibt, in denen im Raum Vorarlberg<br />
Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge durch Bremsen mehr Energie<br />
ins <strong>Bahnen</strong>ergienetz liefern als an<strong>der</strong>e Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
aufnehmen. Im Inselbetri<strong>eb</strong> wird in diesem Fall die<br />
Frequenz beziehungsweise Maschinendrehzahl bis<br />
zum Auslösen <strong>der</strong> Turbinen mit Überdrehzahl angehoben.<br />
Aufwändige Eingriffe in die Tri<strong>eb</strong>fahrzeugregelung<br />
nach Einbau einer netzfrequenzabhängigen<br />
Traktionsleistungsbegrenzung beziehungsweise Adaptionen<br />
an den Turbinenreglern im Kw Braz brachten<br />
eine Entschärfung dieser Probleme [1].<br />
Im Jahr 2005 fassten ÖBB und SBB den Beschluss,<br />
eine Netzverbindung vom Uw Feldkirch zum Uw<br />
Rüthi zu realisieren. Nach längeren Problemen bei<br />
<strong>der</strong> Trassenwahl für die <strong>Bahnen</strong>ergieleitung auf österreichischer<br />
Seite wurde zwischen SBB und ÖBB<br />
im Jahr 2005 <strong>der</strong> Beschluss gefasst, eine Netzkupplungsanlage<br />
− Kuppeltransformator mit Stufenschalter<br />
(Längsregler) von 110 auf 132 kV am Standort<br />
Uw Feldkirch − und einen Querregler am Standort<br />
Uw Rüthi zu errichten (Bild 3). Längs- und Querregler<br />
bilden zusammen einen Schrägregler. In Zweiphasen-<strong>Bahnen</strong>ergienetzen<br />
sind Schrägregler bisher<br />
nicht im Einsatz.<br />
Der Querregler verhin<strong>der</strong>t undefinierte Lastflüsse<br />
zwischen den Netzen <strong>der</strong> SBB, DB und ÖBB. Ohne<br />
gezielten Eingriff mit lastflusssteuernden Elementen ist<br />
<strong>der</strong> Lastfluss vermaschter Netze weitgehend von den<br />
Leitungsimpedanzen abhängig und lediglich grob<br />
durch die Erhöhung o<strong>der</strong> Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Einspeisung<br />
in verschiedenen Netzknotenpunkten einstellbar.<br />
Während in Drehstromnetzen Querregler relativ<br />
einfach als Transformatoren mit in Querrichtung<br />
verstellbaren Zusatzspannungen (zum Beispiel +90°<br />
bis -90°) ausg<strong>eb</strong>ildet werden können, scheidet diese<br />
Lösung bei zweiphasigen Transformatoren aus. Nachdem<br />
mehrere Varianten zur Realisierung eines Querreglers<br />
für ein <strong>Bahnen</strong>ergienetz untersucht wurden,<br />
erscheint aus heutiger Sicht ein Umrichter von 16,7 Hz<br />
auf 16,7 Hz als die aus technischen Gründen sinnvollste<br />
Variante. Es liegen ausreichend Erfahrung mit Netzkupplungsumrichtern<br />
von 50 Hz auf 16,7 Hz vor. Auch<br />
aus wirtschaftlichen Gründen ist die Anwendung <strong>der</strong><br />
Umrichtertechnik durch sinkende Preise zweckmäßig.<br />
Im April 2012 wurde die Netzkupplung SBB – ÖBB<br />
vorerst ohne dem Regelglied Schrägregler in Betri<strong>eb</strong><br />
genommen. Damit konnte ein wichtiger Schritt zur<br />
Sicherstellung <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung in Vorarlberg<br />
und in Westtirol gesetzt werden. Ein unterbrechungsfreier<br />
dauerhafter Verbundbetri<strong>eb</strong> ist erst mit<br />
dem Querregler möglich. Die Entscheidung, diesen<br />
Umrichter zu errichten, ist jedoch noch nicht gefallen.<br />
Bild 2:<br />
15-kV-Netz Vorarlberg, westliches Tirol (Grafik: ÖBB).<br />
Bild 3:<br />
132-kV-Verbindung <strong>der</strong><br />
BEV-Netze ÖBB und<br />
SBB mit Längs- und mit<br />
Querregler.<br />
3 Gründe für das Projekt aus<br />
Sicht <strong>der</strong> SBB<br />
Die Gespräche zwischen ÖBB und SBB über eine<br />
Netzkupplung wurden 1996/1998 aufgenommen.<br />
Das Vorhaben war als Teil eines internationalen <strong>Bahnen</strong>ergieverbundes<br />
zwischen ÖBB und SBB geplant.<br />
In den Jahren 1998 und 1999 konnte das Vorprojekt<br />
Uw Rüthi, 132 kV/110 kV Kuppelschaltanlage gestartet<br />
werden. Es war ein Teil des SBB-Konzeptes Bahn-<br />
2000 und wurde 1999 von <strong>der</strong> Geschäftsleitung<br />
genehmigt. Ziel war ein Verbund mit den ÖBB zur<br />
Sicherstellung <strong>der</strong> Stromversorgung bei Ausfall eines<br />
Kraftwerkes o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Produktionsanlage:<br />
40 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
• Mit dem Uw Rüthi wird mittels des 132-kV-Übertragungskabels<br />
Feldkirch − Rüthi das ÖBB-Netz<br />
mit dem SBB-Netz verbunden. Dadurch wird die<br />
Verfügbarkeit bei<strong>der</strong> Netze wesentlich verbessert.<br />
Für die ÖBB ist das Uw Rüthi zur Notversorgung<br />
des gesamten Bundeslandes Vorarlberg essentiell,<br />
wobei auch umgekehrt die Region Ostschweiz<br />
im Notfall von den ÖBB versorgt werden kann.<br />
• Mit dem Uw Rüthi soll n<strong>eb</strong>en <strong>der</strong> Netzkupplung<br />
durch die neuen 132-kV-Übertragungsleitungen<br />
Gossau – Rüthi und Rüthi – Sargans die Ringverbindung<br />
Ostschweiz geschlossen werden. Somit<br />
führt eine einzelne Übertragungsleitungsstörung<br />
auf dem 132-kV-Netz zu keinen Betri<strong>eb</strong>seinschränkungen<br />
in <strong>der</strong> Ostschweiz.<br />
• Das Uw Rüthi ist zur sicheren Energieversorgung<br />
<strong>der</strong> SBB-Hauptlinien St. Gallen – Chur, Zürich –<br />
Chur sowie <strong>der</strong> wichtigen internationalen Verbindungen<br />
St. Gallen / Zürich nach München und<br />
Wien notwendig.<br />
Die Netzkupplung zwischen ÖBB und SBB wird in<br />
zwei Etappen g<strong>eb</strong>aut. Die Verbindung vom Uw Gossau<br />
zum Uw Feldkirch ist seit April 2012 betri<strong>eb</strong>sbereit.<br />
Nach Fertigstellung des neuen Unterwerkes<br />
in Rüthi wird das 132-kV-Kabel von Feldkirch in das<br />
Uw Rüthi eing<strong>eb</strong>unden (Bild 4). Plangenehmigungsverfahren<br />
und Ausführung <strong>der</strong> ersten Etappe für das<br />
Uw Gossau sind abgeschlossen. In Gossau wurde ein<br />
Leitungsfeld in <strong>der</strong> 132-kV-Freiluftschaltanlage zusätzlich<br />
eing<strong>eb</strong>aut und direkt mit dem neuen Unterwerk<br />
in Feldkirch verbunden. Diese Etappe umfasste<br />
den Neubau <strong>der</strong> 132-kV-Leitung von Gossau nach<br />
Rüthi, die Einführung <strong>der</strong> neuen Übertragungsleitung<br />
sowie den Neubau eines Leitungs-Schaltfeldes<br />
(Feldkirch / Rüthi). Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme wurde gemeinsam<br />
mit den ÖBB im April 2012 erfolgreich<br />
abgeschlossen, seitdem wurde schon mehrfach die<br />
Netzkupplung zur gegenseitigen Energieversorgung<br />
tageweise eingeschaltet.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Spannungserhöhung<br />
des übergeordneten <strong>Bahnen</strong>ergienetzes in <strong>der</strong> Ostschweiz<br />
von 66 kV auf 132 kV wurde <strong>der</strong> Neubau des<br />
132-kV-Schaltpostens in Rüthi geplant. Das Projekt<br />
zum Bau des Uw Rüthi wurde vom Bundesamt im<br />
Juli 2011 genehmigt, <strong>der</strong> Lan<strong>der</strong>werb für den Standort<br />
Rüthi ist abgeschlossen. Die Ausführungsarbeiten<br />
wurden im August 2012 mit <strong>der</strong> Erschließung und<br />
Bild 4:<br />
132-kV-<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> SBB (Grafik: SBB).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
41
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 5:<br />
Lageplan 132-kV-Kabeltrasse<br />
(Grafik: ÖBB).<br />
dem Bau <strong>der</strong> Zufahrtsstraße begonnen. Die Planung<br />
wurde gestartet, die Tiefbauarbeiten für das Unterwerk<br />
werden im März 2013 begonnen, das Betri<strong>eb</strong>sg<strong>eb</strong>äude<br />
wird bis Ende 2013 fertiggestellt.<br />
Das Uw Rüthi wird in konventioneller Freiluftausführung<br />
mit drei Anschlüssen für die Übertragungsleitungen<br />
Sargans / St. Margarethen / Gossau und<br />
einem Kabelanschluss nach Feldkirch erstellt. Die<br />
Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Unterwerkes und <strong>der</strong> definitive<br />
Anschluss des 132-kV-Kabels nach Feldkirch erfolgt<br />
Anfang 2014. Sowohl das Uw Rüthi als auch das Uw<br />
Feldkirch sind bei Bedarf auf eine höhere Leistung<br />
und entsprechend dem ursprünglich angedachten<br />
Verbundbetri<strong>eb</strong> ausbaubar.<br />
4 Realisierung <strong>der</strong><br />
132-kV-Kabel trasse<br />
Bild 6:<br />
132-kV-Kabeltrasse bei Haltestelle Altenstadt (Feldkirch) (Foto: ÖBB).<br />
links<br />
Rohr für Steuerkabel<br />
Mitte und rechts Rohre für Einleiter-Leistungskabel<br />
Am 23. und 24. April 2012 wurde die als<br />
132-kV-16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieleitung Nr. 192 von<br />
Feldkirch zum Netz <strong>der</strong> SBB als Hochspannungskabel<br />
im starr geerdeten Netz <strong>der</strong> SBB erfolgreich<br />
in Betri<strong>eb</strong> genommen. Die 132-kV-16,7-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieübertragungsanlage<br />
(Bild 5) beginnt im<br />
Uw Feldkirch und verläuft für ca. 3,6 km entlang<br />
<strong>der</strong> Bahnstrecke Feldkirch − Buchs. Nach <strong>der</strong> Illbrücke<br />
verläßt die Trasse den ÖBB-Grund und<br />
verläuft nunmehr entlang <strong>der</strong> Illstraße (L53).<br />
42 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 7:<br />
Bohrgerät für die Rheinbohrung (Foto ÖBB).<br />
Im Bereich <strong>der</strong> Gemeinde Nofels liegt das Kabel<br />
im Illdamm auf <strong>der</strong> Dammkrone. Anschließend<br />
kreuzt die Trasse die Nofler Straße (L60) und quert<br />
wie<strong>der</strong> die Ill unter dem Tragwerk <strong>der</strong> Nofler Straße.<br />
Nach <strong>der</strong> Querung verläuft die Trasse von Leitungskilometer<br />
5,15 bis 6,10 auf <strong>der</strong> luftseitigen<br />
Dammkrone des Illdamms und springt anschließend<br />
durch den Auwald bis zu einem Forstweg,<br />
dem sie bis zum Rheindamm bei Rheinkilometer<br />
65,90 folgt. Die Rheinquerung erfolgt als rund<br />
550 m lange, bis zu 40 m tiefe Spülbohrung mit<br />
drei Rohren, die jeweils einen Durchmesser von<br />
150 mm besitzen, unter dem Rhein (Bild 6). Die<br />
Leitung verläßt in <strong>der</strong> Mitte des Flusses bei Lei-<br />
Bild 8:<br />
Kabelaufführungsmast am<br />
Uw Rüthi (Foto: ÖBB).<br />
Bild 9:<br />
Schema Kabelmantelerdung<br />
(Grafik: ÖBB).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
43
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 10:<br />
Schaltkasten für die<br />
Schirmtrennung und die<br />
Anordnung <strong>der</strong> Überspannungsableiter<br />
(Foto: ÖBB).<br />
links Kabelschirmaufführung<br />
Sek tion<br />
Richtung Feldkirch<br />
Mitte Erdung<br />
rechts Kabelschirmaufführung<br />
Sektion<br />
Richtung Rüthi<br />
tungskilometer 10,834 Österreich und führt dann<br />
unter <strong>der</strong> Schweizer Autobahn A13 bis kurz vor<br />
das geplante Uw Rüthi.<br />
Die Kabelverbindung besteht aus zwei Einleiterkabeln<br />
vom Typ 2XHCW(FL)2Y 1x500 RM<br />
87/150 kV (Bild 7). Es wurden insgesam knapp<br />
23 km Kabel verlegt, 48 Muffen und vier Kabelendverschlüsse<br />
montiert. Bis zur Fertigstellung des Uw<br />
Rüthi führt die Netzverbindung von einem Aufführungsmast<br />
(Bild 8) in <strong>der</strong> Nähe des Standortes des<br />
Unterwerkes über eine 132-kV-Freileitung bis zum<br />
Uw Gossau.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung stellte die<br />
Behandlung <strong>der</strong> Kabelschirme dar. Die Kabel verlaufen<br />
auf 3,6 km Länge entlang <strong>der</strong> bestehenden<br />
Bahntrasse Feldkirch − Buchs (Bild 5). Es muss vermieden<br />
werden, dass die Betri<strong>eb</strong>s-Rückströme in<br />
<strong>der</strong> Fahrleitungsanlage über die Kabelschirme fließen<br />
und diese damit thermisch überlasten. Gleichzeitig<br />
muss aber sichergestellt werden, dass ein<br />
Durchschlag eines Leiters zum Schirm in einem Kabel<br />
zu einem Erdschluss führt, <strong>der</strong> vom Netzschutz<br />
sicher erfasst und selektiv abgeschaltet wird. Die<br />
Kabelschirme sind in Abschnitten von maximal<br />
5 km Länge sektioniert und in <strong>der</strong> Mitte einer Sektion<br />
geerdet (Bild 9). An den beiden Enden je<strong>der</strong><br />
Sektion sind Überspannungsableiter installiert, die<br />
bei einer Spannung zwischen Schirm und Erdpotenzial<br />
von >3 000 V ansprechen. Sie sollen bei einem<br />
Durchschlag im Kabel eine Verbindung des<br />
Schirmes zum Erdungssystem des 132-kV-Netzes<br />
herstellen (Bild 10). Im Uw Feldkirch ist eine permanente<br />
Registrierung des Schirmstromes realisiert.<br />
Dazu ist in die Verbindung Kabelschirm − Erde ein<br />
Braz 1 (Bz1)<br />
=AE01<br />
+B<br />
Umspanner 1 (U1)<br />
=AE02<br />
+B<br />
Umspanner 21 (U21)<br />
=AE03<br />
+B<br />
Teilung 1 (T1)<br />
=AE04<br />
+B<br />
Kupplung(T)<br />
=AE05<br />
+B<br />
Rüthi (Rt)<br />
=AE11<br />
+B<br />
Teilung 2 (T2)<br />
=AE06<br />
+B<br />
Umspanner 2 (U2)<br />
=AE07<br />
+B<br />
Bludenz 2 (Bl2)<br />
=AE08<br />
+B<br />
Abzweig ist nur<br />
platzmäßig<br />
vorgesehen<br />
Umspanner 22 (U22)<br />
=AE09<br />
+B<br />
fUW<br />
=AE10<br />
+B<br />
A<br />
B<br />
A<br />
B<br />
Nullpunktgerüst<br />
=AE12<br />
+B<br />
F<br />
F<br />
P<br />
P<br />
fUW 1<br />
=AK01<br />
+A<br />
Umspanner 1 (U1)<br />
=AK02<br />
+A<br />
Begrenzer 1 (Bg1)<br />
=AK03<br />
+A<br />
Wien (Wn1)<br />
=AK04<br />
+A<br />
Teilung/Messung 1<br />
=AK05<br />
+A<br />
Ersatz (Ers)<br />
=AK06<br />
+A<br />
EB<br />
=AE10<br />
+B<br />
Prüfung (Pr)<br />
=AK08<br />
+A<br />
Teilung/Messung 2<br />
=AE09<br />
+A<br />
Wien 2 (Wn2)<br />
=AK10<br />
+A<br />
Bregenz 2 (Bg2)<br />
=AK11<br />
+A<br />
Buchs<br />
=AK12<br />
+A<br />
Umspanner 2 (U2)<br />
=AK13<br />
+A<br />
fUW2<br />
=AK14<br />
+A<br />
Bild 11:<br />
Einlinienschaltbild Uw Feldkirch (Grafik: ÖBB).<br />
44 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
=AE03<br />
+B<br />
F<br />
15 kV 16,7 Hz<br />
1250A<br />
M<br />
-Q8<br />
Bl2E<br />
-Q0<br />
17.5 kV<br />
2000 A<br />
1500//1/1/1 A<br />
-Q1<br />
-T1<br />
M<br />
M<br />
AGP<br />
Bg2<br />
1250A<br />
M<br />
-Q9<br />
Bl2L<br />
150%ext. 10 VA, Kl.1 FS5<br />
110000/2<br />
110V/2, 10VA, Kl.1<br />
100V/2, 50VA, 3P<br />
-T5R<br />
-T5T<br />
15 VA, 10P10<br />
30 VA, 10P5<br />
600//1/1//1A<br />
200% ext., 10VA, Kl.1 FS5<br />
15VA, 10P10<br />
15VA, 10P10<br />
-T1R<br />
-T1T<br />
1250A<br />
1500MVA<br />
M<br />
-Q0<br />
Bl2<br />
-T5<br />
16500/<br />
110V, 25VA, Kl.1<br />
1250A<br />
M<br />
-Q1<br />
Bl2A<br />
1250A<br />
M<br />
-Q2<br />
Bl2B<br />
A<br />
110 kV 16,7 Hz<br />
-Q8 H<br />
Bg2 E<br />
B<br />
110 kV 16,7 Hz<br />
Bild 11.1:<br />
Uw Feldkirch 110-kV-Leitungsabzweig.<br />
A<br />
110 kV 16,7 Hz<br />
Bild 11.3:<br />
Uw Feldkirch 15-kV-Oberleitungszweig.<br />
B<br />
110 kV 16,7 Hz<br />
1250A<br />
M<br />
-Q1<br />
U2A<br />
1250A<br />
M<br />
-Q2<br />
U2B<br />
1250A<br />
1500MVA<br />
M<br />
-Q0<br />
U2<br />
200//1/1/1/1A<br />
200% ext., 10VA, Kl.1 FS5<br />
15VA, 10P10<br />
15VA, 10P5<br />
15VA, 10P10<br />
-T1R<br />
123kV<br />
10kA<br />
-F1R<br />
-F1T<br />
500//1A<br />
5VA, 5P20<br />
-T3<br />
115000 V<br />
10 MVA<br />
17250 V ± 750 V<br />
-U2<br />
18kV<br />
10kA<br />
-F2<br />
Bild 11.2:<br />
Uw Feldkirch 110-kV-Abzweig Bahntransformator.<br />
Bild 12:<br />
Uw Feldkirch, 50 MVA-Kuppeltransformator 110/132 kV (Foto: ÖBB).<br />
links im Bild Spannungs<strong>eb</strong>ene 132 kV/Durchführungen R/T und Nullpunkt<br />
111 (2013) Heft 1<br />
45
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Stromwandler eing<strong>eb</strong>aut. Der Sekundärstrom dieses<br />
Stromwandlers wird im Leitsystem visualisiert<br />
und auch elektronisch als Schreiberstreifen gespeichert.<br />
Bild 13:<br />
Uw Feldkirch, 50 MVA-Kuppeltransformator 110/132-kV-Typenschild (Grafik: Siemens).<br />
46 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 14:<br />
Erdschlussversuch im Leiter T im 110-kV-ÖBB-Netz (Grafik: ÖBB).<br />
von oben nach unten: Spannung U R<br />
-0; Spannung U T<br />
-0; Löschspulenstrom; Nullspannung<br />
5 Das Uw Feldkirch<br />
Das Uw Feldkirch erl<strong>eb</strong>te bereits eine wechselvolle<br />
Geschichte. 1926 am Standort <strong>der</strong> ehemaligen<br />
Fahrleitungsmeisterei rechts <strong>der</strong> Bahnlinie Feldkirch<br />
– Bregenz als 55-kV-Unterwerk zur Versorgung <strong>der</strong><br />
Arlbergbahn errichtet (Inbetri<strong>eb</strong>nahme am 29.Juli<br />
1926), wurde das Werk 1967 am heutigen Standort<br />
als 110-kV-Unterwerk neu g<strong>eb</strong>aut. Die Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
erfolgte am 22. F<strong>eb</strong>ruar 1967. Das alte G<strong>eb</strong>äude<br />
des 55-kV-Unterwerkes steht heute noch. Im Jahr<br />
1989 erfolgte eine primär- und sekundärtechnische<br />
Teilerneuerung. Ende 2000 wurde das Uw Feldkirch<br />
samt <strong>der</strong> von ihm gespeisten Strecken in die Fernsteuerung<br />
<strong>der</strong> Regionalen Leitstelle Zirl eing<strong>eb</strong>unden<br />
und ist seit dieser Zeit ferngesteuert [2].<br />
Die Ausführung und <strong>der</strong> technische Zustand<br />
des Unterwerks genügte den Anfor<strong>der</strong>ungen eines<br />
mo<strong>der</strong>nen Bahnbetri<strong>eb</strong>es nicht mehr. Zum Beispiel<br />
waren die Trennschalter in <strong>der</strong> 110-kV-Freiluftschaltanlage<br />
auch nach <strong>der</strong> Umstellung auf Fernsteuerbetri<strong>eb</strong><br />
nur handbedient, sodass jede Schaltung im<br />
<strong>Bahnen</strong>ergienetz den Einsatz <strong>der</strong> Bereitschaft zur<br />
Folge hatte. Daher fasste die ÖBB-Infrastruktur AG<br />
den Beschluss, das Uw Feldkirch im Zuge <strong>der</strong> Realisierung<br />
<strong>der</strong> Netzverbindung zur SBB vollständig zu<br />
erneuern. Das neue Uw Feldkirch besteht aus den<br />
Hauptteilen (Bild 11):<br />
Bild 15:<br />
Mittelpunktswi<strong>der</strong>stand im Uw Feldkirch (Foto: Siemens).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
47
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 16:<br />
Topologie <strong>der</strong> Leittechnik des Uw Feldkirch (Grafik: Siemens).<br />
• 2 Leitungsabzweige 110 kV<br />
• 2 Sammelschienen 110 kV<br />
• 1 Sammelschienenquerkupplung<br />
• 2 Bahn-Transformatoren 110/15 kV mit je 15 MVA<br />
Bild 17:<br />
Zentrale Leitstelle Innsbruck, Bedienbild zum Uw Feldkirch (Grafik: ÖBB).<br />
• 1 Abzweig Kuppeltransformator 110 kV<br />
• 1 Abzweig Kuppeltransformator 132 kV<br />
• 1 Sammelschiene 15 kV<br />
• 6 Oberleitungsabzweige 15 kV<br />
• 1 Ersatzabzweig 15 kV<br />
Die 15-kV-Abzweige sind jeweils mit einer abzweigg<strong>eb</strong>undenen<br />
Prüfeinrichtung (AGP) ausgestattet.<br />
Diese Einrichtungen dienen zur automatischen<br />
Prüfung <strong>der</strong> Oberleitungsanlagen auf Dauerkurzschlüsse<br />
nach einer Schutzauslösung und ersetzen<br />
die alte Ausführung des Unterwerks mit Prüfschiene<br />
und Prüfwi<strong>der</strong>stand. Das Uw Feldkirch speist die<br />
Strecken Feldkirch − Lindau (DB), Feldkirch − Buchs<br />
(SG) und Feldkirch – Bludenz. Auf dieser Strecke ist das<br />
Unterwerk mit dem Uw Bludenz parallel geschaltet.<br />
Der 110/132-kV-Kuppeltransformator mit einer<br />
Nennscheinleistung von 50 MVA stellt aufgrund<br />
seiner Größe eine absolute Beson<strong>der</strong>heit in einem<br />
Bahnunterwerk dar. Die Mittelpunkte <strong>der</strong> beiden<br />
Spannungs<strong>eb</strong>enen 110 kV und 132 kV sind herausgeführt.<br />
Auf <strong>der</strong> 110-kV-Seite kann <strong>der</strong> Mittelpunkt über<br />
einen Wi<strong>der</strong>stand geerdet werden. Der Mittelpunkt<br />
<strong>der</strong> 132-kV-Seite ist starr geerdet (Bil<strong>der</strong> 12 und 13).<br />
48 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bild 18:<br />
Uw Feldkirch, Schutztechnik Gesamtkonzept (Grafik: ÖBB).<br />
A<br />
B<br />
-Q1<br />
-Q2<br />
MITNAHME LSV 110kV LS<br />
AUSLÖSUNG LSV 110kV durch LSV 132kV<br />
ANWURF LSV 132kV<br />
SENDEN<br />
EMPFANGEN<br />
STÖRUNG<br />
MITNAHME AUS<br />
SS-SCHUTZ<br />
ZENTRAL-<br />
GERÄT<br />
FOX 515<br />
DATENÜBERTRAGUNGS-<br />
SYSTEM<br />
FELD-<br />
DRS-C2A<br />
DRS-LA4<br />
7SA526<br />
DRS-LLD3<br />
DRS-LV4<br />
-Q01<br />
GERÄT<br />
LWL-KONVERTER<br />
-U21<br />
115/132kV<br />
-R1<br />
-R2<br />
-Q02<br />
-Q9<br />
Rüthi<br />
=AE11<br />
Bild 19:<br />
UW Feldkirch, Schutztechnik Detailkonzept 110/132 kV (Grafik: Andritz Hydro).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
49
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
6 Der Nullpunktwi<strong>der</strong>stand im<br />
Uw Feldkirch<br />
Das <strong>Bahnen</strong>ergienetz von Vorarlberg ist an das gesamte<br />
<strong>Bahnen</strong>ergienetz <strong>der</strong> ÖBB über eine zweisystemige<br />
Verbindung angeschlossen. Diese Verbindung<br />
führt über alpines G<strong>eb</strong>iet mit <strong>der</strong> Gefahr<br />
von Vermurungen und Lawinen. Bei einer zweisystemigen<br />
Unterbrechung <strong>der</strong> Verbindung entsteht<br />
ein Inselnetz in Vorarlberg, in dem die vorhandene<br />
Löschspule mit einem minimal einstellbaren induktiven<br />
Löschstrom von 45 A einem Netz mit einem<br />
kapazitiven Erdschlussstrom von rund 5 A gegenübersteht.<br />
Zur Überprüfung <strong>der</strong> theoretischen<br />
Ansätze wurden Erdschlussversuche durchgeführt,<br />
wobei die Löschfähigkeit eines fast rein induktiven<br />
Fehlerstromes mit rund 45 A untersucht wurde. Bei<br />
diesen Versuchen war die Löschfähigkeit des Lichtbogens<br />
nicht mehr gewährleistet (Bild 14).<br />
In dem isoliert betri<strong>eb</strong>enen Inselnetz Vorarlberg<br />
ist die Spannung zwischen den Leitern durch die<br />
Transformatoren <strong>der</strong> Kraftwerksmaschinen geg<strong>eb</strong>en.<br />
Die Spannungen zwischen den Leitern und<br />
dem Erdpotenzial sind jedoch nicht fest vorgeg<strong>eb</strong>en.<br />
Ein rein kapazitiver Erdschlussstrom von rund<br />
5 A in diesem isolierten betri<strong>eb</strong>enen Inselnetz würde<br />
von selbst verlöschen. Er kann jedoch wie<strong>der</strong><br />
zünden. Es kann in Folge von Schalthandlungen<br />
und von intermittierenden Erdschlüssen in dem<br />
Inselnetz zu Spannungsschwingungen kommen<br />
und die Leiterisolation wird überbeansprucht. Dieses<br />
Verhalten wurde bereits beobachtet. Durch die<br />
geringe Dämpfung dauern diese Schwingungen<br />
längere Zeit an. Im Falle von Resonanzen kann es<br />
sogar zur Zerstörung von Betri<strong>eb</strong>smitteln kommen.<br />
Deshalb war ein Konzept zur Mittelpunktbehandlung<br />
in diesem Inselnetz notwendig. Als effektivste<br />
und billigste Lösung hat sich eine Wi<strong>der</strong>standserdung<br />
herausgestellt. Daher ist <strong>der</strong> Mittelpunkt <strong>der</strong><br />
110-kV-Seite des Kuppeltransformators über einen<br />
Trennschalter und einen Hochspannungs-Hochlastwi<strong>der</strong>stand<br />
geerdet (Bild 15). Dieser Trennschalter<br />
wird dann geschlossen, wenn das Vorarlberger<br />
Netz im Inselbetri<strong>eb</strong> ist o<strong>der</strong> wenn es ausschließlich<br />
über den Kuppeltransformator und die 132-kV-<br />
Kabelverbindung mit dem Netz <strong>der</strong> SBB verbunden<br />
ist.<br />
Das induktiv geerdete österreichische <strong>Bahnen</strong>ergienetz<br />
besitzt eine mittlere Dämpfung von rund<br />
2,5 %. Der ohmschen Erdschlußreststrom beträgt<br />
acht Ampere. Vorarlberg hat einen ohmschen Erdschlussreststrom<br />
von rund 0,2 A. Das Ziel war eine<br />
ausreichende Dämpfung von Schwingungen und<br />
ein möglichst kleiner Fehlerstrom, um die Löschung<br />
eines Erdschlußlichtbogens zu gewährleisten. Berechnungen<br />
mit einem Simulationsprogramm und<br />
die Berücksichtigung von Erfahrungen im <strong>Bahnen</strong>ergienetz<br />
haben erg<strong>eb</strong>en, dass ein Wi<strong>der</strong>stand<br />
von rund 12 kΩ mit einer zulässigen Belastbarkeit<br />
von 4,5 A im Erdschlussfall den Anfor<strong>der</strong>ungen entspricht.<br />
Seit <strong>der</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme <strong>der</strong> Anlage des<br />
Mittelpunkt wi<strong>der</strong>standes funktioniert die ohmsche<br />
Mittelpunkt erdung im Inselnetz Vorarlberg erwartungsgemäß.<br />
7 Uw Feldkirch Leittechnik<br />
Bild 20:<br />
Uw Feldkirch, Schutzschrank (Foto: ÖBB).<br />
oben Schutzgeräte 132-kV-Kabel (Differentialschutz,<br />
Überspannungsschutz) und Nullpunktwi<strong>der</strong>stand<br />
Mitte Schutzgerät Kuppeltransformator 132/110 kV<br />
unten Schutzgerät 132-kV-Kabel (Distanzschutz)<br />
Die Leittechnik im Uw Feldkirch ist mittels dezentral<br />
angeordneter Automatisierungskomponenten<br />
realisiert. Die Feldleitgeräte Typ Bay-Controller BC-<br />
ACP <strong>der</strong> Schaltanlagen 15 kV, 110 kV und 132 kV<br />
sind jeweils über einen eigenen Lichtwellenleiterring<br />
(LWL-Ring) an die Zentralleitgeräte angekoppelt. Die<br />
Schutzeinrichtungen sind <strong>eb</strong>enfalls über LWL mittels<br />
Protokoll IEC 60870-5-103 an die Leittechnik angeschlossen<br />
(Bild 16).<br />
Zur Vorort-Steuerung <strong>der</strong> Anlage ist ein Wartenleitsystem<br />
mit zwei Monitoren eingerichtet. Für die<br />
ferngesteuerte Betri<strong>eb</strong>sführung wurden Fernwirkverbindungen<br />
in Ethernet-Technologie, Protokoll<br />
IEC 60870-5-104, zur Regionalen Leitstelle Zirl<br />
(15-kV-Betri<strong>eb</strong>sführung) und zur Zentralen Leitstel-<br />
50 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
le Innsbruck (110/132-kV-Betri<strong>eb</strong>sführung) installiert.<br />
Mit den 132-kV-Hochspannungskabeln ist ein<br />
LWL mitverlegt (Bild 7). Über diesen LWL erfolgt<br />
<strong>der</strong> Datenaustausch zwischen den Unterwerken<br />
Feldkirch (ÖBB) und Gossau (SBB). Damit wird <strong>der</strong><br />
Schaltzustand des jeweiligen Nachbarunterwerks<br />
auf den Bedienarbeitsplätzen <strong>der</strong> Netzpartner sowohl<br />
in den Unterwerken als auch in den Leitstellen<br />
Zollikofen (SBB) und Innsbruck (ÖBB) (Bild 17)<br />
visualisiert. Als Beson<strong>der</strong>heit ist zu erwähnen, dass<br />
die Endgeräte dieser Verbindung zusätzlich zur<br />
Fernwirkkommunikation auch noch sehr schnelle<br />
digitale Signale für den Abzweig-Distanzschutz<br />
übertragen können.<br />
8 Schutztechnik für den Kuppeltransformator<br />
und die Netzverbindung<br />
Die Auslegung, Parametrierung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
aller Schutzsysteme für den Kuppeltransformator<br />
und die 132-kV-Verbindung wurde in enger Abstimmung<br />
mit den SBB durchgeführt. Die Schutzsysteme<br />
für die 110-kV-Abzweige, die 110-kV-Sammelschiene,<br />
die Unterwerkstransformatoren 110/15 kV<br />
und die 15-kV-Abzweige entsprechen dem ÖBB-<br />
Standard (Bild 18).<br />
8.2 132-kV-Abzweigschutz<br />
Die Schutzsysteme des 132-kV-Abzweiges folgen dem<br />
Konzept <strong>der</strong> SBB für 132-kV-Kabelstrecken (Bil<strong>der</strong> 19<br />
und 20). Durch die Neuentwicklung eines Herstellers<br />
konnte erstmalig län<strong>der</strong>übergreifend ein Längsdifferenzialschutz<br />
für Zwei-Phasensysteme für 16,7 Hz<br />
zusätzlich zum normalen Distanzschutz mit einer Signalübertragung<br />
zwischen den beiden Unterwerken<br />
Feldkirch und Gossau eingesetzt werden. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />
stellt ein sehr schnelles Überspannungsschutzsystem<br />
dar, das bei − durch Resonanzen hervorgerufene<br />
− Schwingungen <strong>der</strong> Phasenspannungen gegen<br />
Erde ein schnelles Abschalten <strong>der</strong> Leitung garantiert.<br />
• Leitungsdifferenzialschutz<br />
• fünfstufiger Unterimpedanzschutz mit LSV- und<br />
Not-UMZ-Funktion<br />
• Überspannungsschutz<br />
Sämtliche Aus-Befehle werden zweikanalig an das<br />
an<strong>der</strong>e Unterwerk übertragen.<br />
• Kanal 1: Wirkverbindung (LWL) des Leitungsdifferenzialschutzes<br />
• Kanal 2: über die Endgeräte <strong>der</strong> leittechnischen<br />
Kommunikationsverbindung<br />
8.1 Kuppeltransformator<br />
Die Schutzsysteme des Kuppeltransformators entsprechen<br />
weitestgehend dem Standard für Bahntransformatoren<br />
von DB/ÖBB/SBB in den Unterwerken:<br />
• Trafodifferenzialschutz<br />
• Überstromzeitschutz 132-kV-Seite<br />
• Überstromzeitschutz 110-kV-Seite<br />
• thermischer Überlastschutz mit Messung <strong>der</strong><br />
Öltemperatur<br />
• Kesselschutz<br />
• Buchholzschutz<br />
• Asymmetrieschutz 132-kV-Seite<br />
• Notschutz 132-kV-Seite (Auslösung mit Kondensator-Auslösegerät)<br />
• Notschutz 110-kV-Seite (Auslösung mit Kondensator-Auslösegerät)<br />
Um die Einschaltstromstöße (Inrush) klein zu halten,<br />
wurden auf <strong>der</strong> 132-kV- und <strong>der</strong> 110-kV-Seite des<br />
Kuppeltransformators Sanftzuschaltgeräte installiert.<br />
Damit ist sichergestellt, dass die Einschaltung des<br />
entsprechenden Leistungsschalters jeweils im Spannungsmaximum<br />
und damit am schonendsten für<br />
den Transformator erfolgt.<br />
Bild 21:<br />
Uw Feldkirch, Zählung (Foto: ÖBB).<br />
oben Zähler Wirk- und Blindarbeit Uw Feldkirch und<br />
Abzweig Buchs<br />
Mitte Zweirichtungszähler Wirk- und Blindarbeit über<br />
die Netzverbindung (Verrechnungs- und Kontrollzählung)<br />
unten Zähler Eigenbedarf 16,7 Hz und Datenfernauslese-<br />
Modem<br />
111 (2013) Heft 1<br />
51
<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />
Bei <strong>der</strong> Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Uw Rüthi müssen die<br />
schutztechnischen Systeme vom Uw Gossau ins Uw<br />
Rüthi übersiedelt werden. Am Gesamtkonzept wird<br />
sich jedoch nichts än<strong>der</strong>n.<br />
Im Uw Feldkirch sind die Verrechnungs- und Kontrollzähler<br />
eing<strong>eb</strong>aut (Bild 21). Als Zähler kommen<br />
Zweiphasen-Multifunktionszähler zum Einsatz, die<br />
bei den SBB zugelassen sind. Die Zähler werden von<br />
beiden Netzpartnern täglich automatisch ausgelesen.<br />
Zusätzlich wird im Uw Feldkirch auch die elektrische<br />
Energie des 15-kV-Abzweig Buchs und wie in<br />
jedem ÖBB-Unterwerk die elektrische Energie für die<br />
Traktion und den 16,7-Hz-Eigenbedarf gezählt und<br />
fernausgelesen.<br />
8 Ausblick<br />
Sollten mittelfristig in Grenznähe im Bereich<br />
ÖBB beziehungsweise SBB Umrichter-Standorte<br />
50 Hz/16,7 Hz errichtet werden, so wäre es denkbar,<br />
bei Bedarf einen Umrichter davon an die<br />
Netzkupplung zu schalten, und somit über den<br />
zunächst umständlich erscheinenden Umweg über<br />
eine 50-Hz-Frequenz die Netze ÖBB und SBB zu<br />
verbinden. Diese Kombination würde einen Querregler<br />
mehr als ersetzen. Freilich sind auch alle an<strong>der</strong>en<br />
Varianten eines Regelgliedes nicht endgültig<br />
verworfen.<br />
AUTORENDATEN<br />
Robert Astenwald (55), Nachrichtentechnik<br />
und Elektronik an <strong>der</strong> HTL<br />
Innsbruck, ab 1980 ÖBB-Kraftwerke,<br />
Teamleiter Sekundäranlagen.<br />
Adresse: ÖBB-Infrastruktur AG,<br />
GB Energie – Asset Services,<br />
Claudiastr. 2,<br />
6020 Innsbruck, Österreich;<br />
Fon: +43 512 93000-4040;<br />
E-Mail: robert.astenwald@o<strong>eb</strong>b.at<br />
Martin Hauser (58), Elektrotechnik an<br />
<strong>der</strong> HTL Innsbruck, ab 1980 ÖBB-Kraftwerke,<br />
Teamleiter Schutztechnik.<br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon: +43 512 93000-4730;<br />
E-Mail: martin.hauser@o<strong>eb</strong>b.at<br />
Clemens Obkircher (38), TU Graz Doktorat<br />
für technische Wissenschaften, 2008<br />
ÖBB-Kraftwerke, Arbeitsbereich Netzoptimierung<br />
und Versorgungsqualität.<br />
Adresse: wie oben;<br />
Fon: +43 512 93000-4052;<br />
E-Mail: clemens.obkircher@o<strong>eb</strong>b.at<br />
Literatur<br />
[1] Pechlaner, J.; Pröls, M., Meyer. M.: Weiterentwicklung<br />
des Gesamtsystems Bahn im Zusammenwirken von<br />
Netz und Fahrzeug – Netzfrequenzabhängige Traktionsleistungsbegrenzung.<br />
Tagung Mo<strong>der</strong>ne Schienenfahrzeuge<br />
Graz 2008.<br />
[2] Beer, L.: Die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Bahnen</strong> in Vorarlberg, Band 2,<br />
Hecht Verlag 1995.<br />
Alfred Brenner (56), Elektronik an <strong>der</strong><br />
HTL Wien, ab 1978 ÖBB-Oberleitungsbau,<br />
Aufgabeng<strong>eb</strong>iet Leitungsbau.<br />
Adresse: ÖBB-Infrastruktur AG<br />
GB Energie – Projektmanagement,<br />
Nordbahnstr. 50,<br />
1020 Wien, Österreich;<br />
Fon: +43 1 93000-44792;<br />
E-Mail: alfred.brenner@o<strong>eb</strong>b.at<br />
Paul Winter (64), Studium Energietechnik<br />
FH Nürnberg, 2010 SBB-Energie,<br />
Projektleiter Unterwerke.<br />
Adresse: SBB-Infrastruktur Energie<br />
Bereich Projekte und Technik,<br />
Industriestr.1,<br />
3052 Zollikofen, Schweiz;<br />
Fon: +41 31 3571111;<br />
E-Mail: paul.winter@sbb.ch<br />
52 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
Weiter verzögerte Auslieferung <strong>der</strong> ICE-Tri<strong>eb</strong>züge Velaro D<br />
Die rechtzeitig für den Einsatz ab Fahrplanwechsel<br />
Anfang Dezember 2012<br />
zugesagte Lieferung von acht Tri<strong>eb</strong>zügen<br />
ICE 3 Velaro D an die DB musste<br />
<strong>der</strong> Hersteller Siemens Anfang November<br />
kurzfristig absagen. Grund waren<br />
Softwarefehler in <strong>der</strong> Zugsteuerung, die<br />
bei Testfahrten an den ersten Novembertagen<br />
aufgefallen waren und die eine<br />
Überarbeitung erfor<strong>der</strong>n. Abgesehen von<br />
<strong>der</strong> Entwicklung, bei <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Hersteller<br />
zeitlich nicht festlegte, löst das neue<br />
Genehmigungsverfahren in Deutschland<br />
aus und verzögert auch die Zulassungsverfahren<br />
in Nachbarstaaten. Voraussichtlich<br />
können die Züge jetzt erst 2015<br />
durch Belgien und 2016 durch Nordfrankreich<br />
und den Kanaltunnel nach<br />
London fahren. Die weitere hardwaremäßige<br />
Fertigung in Werken in Krefeld,<br />
Nürnberg und Graz wird nicht berührt.<br />
Ursprünglich sollten 16 <strong>der</strong> neuen Züge<br />
schon 2011 in Betri<strong>eb</strong> gehen. Für die DB<br />
wurden und werden zu Weihnachten<br />
und in den folgenden Wintermonaten die<br />
Fahrzeugreserven im Fernverkehr knapp<br />
(<strong>eb</strong> 12/2012, S. 706).<br />
Weiterhin unterschiedliche Betri<strong>eb</strong>svorschriften im<br />
Sicherheitsbereich?<br />
DB Netz hat unter dem Datum 07.11.2012<br />
einen Entwurf zur Aktualisierung 2 <strong>der</strong><br />
Richtlinie (Ril) 492.1005 „Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />
führen − Führen von elektrisch arbeitenden<br />
Eisenbahntri<strong>eb</strong>fahrzeugen“ zur Stellungnahme<br />
herausgeg<strong>eb</strong>en [1]. Die darin<br />
bisher vorgesehenen Än<strong>der</strong>ungen betreffen<br />
vier Betri<strong>eb</strong>ssituationen, bei denen Oberleitungsanlagen<br />
beschädigt werden können,<br />
und zwar zwei zu gehobenen Stromabneh-<br />
mern an elektrischen Streckentrennungen,<br />
einmal das Beachten von im elektronischen<br />
Fahrplan (EBuLa) angezeigten Oberstromgrenzwerten<br />
und einmal das Einhalten<br />
einer Karenzzeit nach einem erfolglosen<br />
Anfahrversuch eines Zuges.<br />
Die Ril gilt für Eisenbahnfahrzeugführer<br />
(Ef) privater Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />
Im Unterschied zur<br />
entsprechenden Ril 492.0005 für Ef <strong>der</strong><br />
DB ist nach dem Entwurf weiterhin kein<br />
Halteg<strong>eb</strong>ot bei längerem Ausbleiben <strong>der</strong><br />
Fahrleitungsspannung vorgesehen, also<br />
bei „zu vermuten<strong>der</strong> Einschränkung des<br />
Regellichtraumes“ (Ril 462.2004) und<br />
somit Betri<strong>eb</strong>sgefahr (<strong>eb</strong> 12/2010,<br />
S. 555–559, und <strong>eb</strong> 5/2012 S. 180–181).<br />
[1 http://www Suchbegriff „Richtlinie 492.1005“,<br />
letzter Download 18.11.2012.<br />
S-Bahn Berlin: Verbindungen vom Nordring zum Hauptbahnhof<br />
Im Oktober 2012 haben in Berlin auf <strong>der</strong> Nordseite des Hauptbahnhofs<br />
(Hbf) die Bauarbeiten für die künftige Linie S 21<br />
begonnen [1]. Dabei werden von den oberirdischen Bahnhöfen<br />
Westhafen und Wedding am Nordring jeweils die teilweise schon<br />
bauwerksmäßig vorbereiteten kreuzungsfreien Verbindungskurven<br />
fertiggestellt und im Tiefgeschoss des Hbf zusammengeführt.<br />
Damit bekommen die nördlichen Stadtbezirke eine direkte Verbindung<br />
zum Hbf, und es entsteht spiegelbildlich die gleiche Situation<br />
wie in den Anfängen <strong>der</strong> Berliner S-Bahn, als es am Südring<br />
von den Bahnhöfen Wilmersdorf-Friedenau und Tempelhof jeweils<br />
Verbindungskurven zu einem weiteren Kopfbahnhof n<strong>eb</strong>en<br />
Anhalter und Potsdamer Bahnhof und damit ein Gleisdreieck wie<br />
dan<strong>eb</strong>en bei <strong>der</strong> Hoch- und Untergrundbahn gab (<strong>eb</strong> 12/2012,<br />
S. 711). Die Arbeiten sollen zum Fahrplanwechsel im Dezember<br />
2017 fertig sein. In einer zweiten Baustufe soll die S-Bahn hier unterirdisch<br />
zum Potsdamer Platz verlängert werden, wo die Gleise<br />
und Weichen schon für diesen Lückenschluss angelegt sind. Damit<br />
würde <strong>der</strong> Hbf auch von Süden her direkt ang<strong>eb</strong>unden und das<br />
Netz würde eine zweite Nord-Süd-Linie bekommen. − Vor dem<br />
Hbf wird die Gründung beson<strong>der</strong>s aufwändig, weil <strong>der</strong> B<strong>eb</strong>auungsplan<br />
hier ein bis 150 m hohes G<strong>eb</strong>äude zulässt.<br />
[1] Braun, M.: Berliner Schnellbahnlinien U 55 und S 21. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 104 (2006), H. 6, S. 302–303.<br />
Finanzierung zweite S-Bahn-Stammstrecke München geklärt<br />
Der Freistaat Bayern und <strong>der</strong> Bund haben<br />
Einigung über die Finanzierung <strong>der</strong> zweiten<br />
S-Bahn-Stammstrecke in München<br />
erzielt. Unter an<strong>der</strong>em soll die bei den<br />
Bundesmitteln noch bestehende Finanzierungslücke<br />
in Höhe von 700 Mio. EUR<br />
durch das nach dem ablehnenden Bürgerentscheid<br />
zur Startbahnerweiterung im<br />
Juni nicht benötigte Flughafendarlehen<br />
von 492 Mio. EUR sowie einen Bundeszuschuss<br />
von 128 Mio. EUR gedeckt werden.<br />
Freistaat Bayern und Landeshauptstadt<br />
München bringen ihre Anteile für das<br />
Projekt <strong>eb</strong>enfalls als Zuschuss in die<br />
Finanzierung ein. Zusätzlich stellt <strong>der</strong><br />
Bund noch einmal rund 108 Mio. EUR zur<br />
Verfügung, <strong>der</strong> Freistaat Bayern weitere<br />
100 Mio. EUR aus Rücklagen. Das Projekt<br />
soll durch einen leistungsfähigen Bypass<br />
die bestehende Stammstrecke entlasten,<br />
die zugespitzte Situation im Nahverkehr<br />
in und um München mit täglich mehr als<br />
800 000 Fahrgästen entschärfen und das<br />
Münchener S-Bahn-Netz schrittweise an<br />
die steigende Nachfrage anpassen. Schon<br />
Anfang 2015 sollen die Bauhauptmaßnahmen<br />
beginnen können.<br />
111 (2013) Heft 1<br />
53
Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />
RŽD setzt auf Lokomotiven von Siemens Joint Venture<br />
Die Russische Staatsbahn RŽD will insgesamt<br />
675 Lokomotiven beim russischen<br />
(Foto: Mikhail Shcherbakov/Wikipedia).<br />
Anbieter Ural Locomotives, einem Joint-<br />
Venture von Siemens und dem russischen<br />
Hersteller von Frachtlokomotiven OJSC<br />
Sinara Transport Machines (Sinara), or<strong>der</strong>n.<br />
Eine wesentliche Rolle spielen dabei die<br />
Doppellokomotiven des Typs 2ES10 Granit.<br />
Die Lokomotiven halten die russischen<br />
GOST-Normen <strong>der</strong> Fö<strong>der</strong>alen Agentur für<br />
technische Regulierung und Metrologie ein,<br />
sind mit Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik ausgerüstet<br />
und versprechen durch Rückspeisung<br />
<strong>der</strong> Bremsenergie niedrige Energiekosten.<br />
Gefertigt werden die Lokomotiven in einem<br />
Produktionsstandort nahe Jekaterinburg.<br />
Bereits 2010 hatte die RŽD 221 Elektro-<br />
lokomotiven bei Ural Locomotives bestellt,<br />
im August 2011 hatte eine dreiteilige Lok<br />
bei einer Testfahrt einen russischen Rekord<br />
aufgestellt (<strong>eb</strong> 11/2011, S. 614).<br />
TABELLE<br />
Technische Daten<br />
RŽD-Lokomotive 2ES10.<br />
Achsfolge<br />
Spannungssystem<br />
Leistung<br />
Anfahrzugkraft<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
Gewicht<br />
Spurweite<br />
Bo’Bo’+Bo’Bo’<br />
DC 3 kV<br />
8,8 MW<br />
784 kN<br />
120 km/h<br />
200 t<br />
1 520 mm<br />
Trolleybus-Projekt für Esslingen<br />
Der Städtische Verkehrsbetri<strong>eb</strong> Esslingen<br />
am Neckar (SVE) wird vier Hybrid-Trolleybusse<br />
beschaffen und auf einer Pilotlinie<br />
des bestehenden Obusnetzes einsetzen.<br />
Die Busse können ihre Batterien während<br />
des Betri<strong>eb</strong>s über die Oberleitung und mit<br />
Hilfe von Bremsenergie nachladen. So will<br />
SVE den Anteil rein elektrischen Fahrens<br />
ohne Investitionen in neue Netzinfrastruktur<br />
um 60 % erhöhen und zugleich die<br />
Emission von Kohlendioxid, Feinstaub,<br />
Luftschadstoffen und Lärm reduzieren.<br />
Geför<strong>der</strong>t wird das Projekt aus einem neun<br />
Projekte umfassenden regionalen För<strong>der</strong>programm<br />
für nachhaltige Mobilität, das<br />
<strong>der</strong> <strong>Verband</strong> Region Stuttgart mit rund<br />
398362 EUR För<strong>der</strong>volumen für die Laufzeit<br />
von 2013 und 2015 ausgestattet hat.<br />
Handbuch Eisenbahnfahrzeuge tritt in Kraft<br />
Der Bundesrat hat dem Handbuch<br />
Eisenbahnfahrzeuge zugestimmt. Es soll<br />
durch verbindliche Verfahrenswege und<br />
Zuständigkeiten im Zulassungsprozess<br />
klare Leitlinien für alle am Herstellungs-<br />
und Zulassungsprozess Beteiligten wie<br />
Zulassungsbehörden, Hersteller und<br />
Betreiber schaffen. Die vereinfachte<br />
Zulassungspraxis für Bahntechnik<br />
ermöglicht jetzt unter an<strong>der</strong>em auch<br />
Serien- und Plattformzulassungen von<br />
Schienenfahrzeugen. Die <strong>Bahnindustrie</strong><br />
erwartet, dass die Zulassungsverfahren<br />
in Deutschland nun schneller und günstiger<br />
werden.<br />
Batterie-Trolleybusse für Zürich im Einsatz<br />
Die ersten 24 Meter langen Doppelgelenk-<br />
Trolleybusse des Typs lighTram von Vossloh<br />
Kiepe und Hess sind an die Züricher Verkehrsbetri<strong>eb</strong>e<br />
(VBZ) ausgeliefert worden.<br />
Elf <strong>der</strong> insgesamt zwölf Doppelgelenk-<br />
Trolleybusse verkehren bereits im regulären<br />
Linienbetri<strong>eb</strong>. Sie zeichnen sich nicht nur<br />
durch außergewöhnlich große Transportkapazität<br />
aus, son<strong>der</strong>n auch durch<br />
beson<strong>der</strong>e Umweltfreundlichkeit. Durch<br />
eine Kombination von Oberleitungsbetri<strong>eb</strong><br />
und Energiespeicherung mit Lithium-<br />
Ionen-Traktionsbatterien anstelle des sonst<br />
üblichen Diesel-Generator-Aggregats<br />
ist Zero-Emissions-Betri<strong>eb</strong> möglich. Die<br />
Traktionsbatterien lassen sich während des<br />
Fahrens an <strong>der</strong> Oberleitung sowie durch<br />
Speicherung <strong>der</strong> Bremsenergie während<br />
eines Linienumlaufs wie<strong>der</strong> aufladen. Ein<br />
leistungsstarkes Batterieladegerät ist im<br />
Dachgerätegehäuse integriert. Im täglichen<br />
Linieneinsatz sollen Strecken von 1,5 km im<br />
Batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> gefahren werden.<br />
54 111 (2013) Heft 1
<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />
SBB baut Zugbeeinflussungssystem ETCS weiter aus<br />
Die SBB lässt 230 ihrer insgesamt rund<br />
1 700 Fahrzeuge von Siemens mit dem<br />
Zugbeeinflussungssystem ETCS ausrüsten.<br />
Bereits heute sind jene 480 Fernverkehrszüge<br />
und Cargo-Fahrzeuge, die auf<br />
Schweizer Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />
verkehren, mit ETCS-Systemen ausgestattet.<br />
Die Regionalverkehrsfahrzeuge fahren<br />
dagegen noch mit den Zugbeeinflussungssystemen<br />
SIGNUM und ZUB, werden<br />
jedoch ab Mitte 2015 auf Strecken<br />
mit Führerstandsignalisierung verkehren.<br />
Daher lässt die SBB diese Fahrzeuge des<br />
Personenverkehrs, von SBB Cargo, Infrastruktur,<br />
RegionAlps und Ferrovienord<br />
nun nachrüsten. In einer dritten Phase ab<br />
2018 wird die Nachrüstung für restliche<br />
1 000 Fahrzeuge ausgeschri<strong>eb</strong>en. Gemäß<br />
<strong>der</strong> Vorgabe des schweizerischen Bundesamts<br />
für Verkehr (BAV) müssen ab 2025<br />
alle Fahrzeuge mit ETCS ausgerüstet sein.<br />
Unternehmen Nachrichten<br />
AnsaldoBreda baut Metros für Miami und Mailand<br />
Metro-Betreiber Miami-Dade Transit beauftragte<br />
AnsaldoBreda mit <strong>der</strong> Lieferung<br />
einer Fahrzeugflotte, die den jetzigen<br />
Budd-Fuhrpark ablösen soll. Die klimatisierten<br />
Fahrzeuge sollen mit Fahrradhalterungen,<br />
Funknetz im WiFi-Standard, Bildschirmen<br />
für Information und Werbung<br />
sowie Überwachungskameras ausgestattet<br />
sein. Die Lieferung von sechs Prototypen<br />
ist für 2015 vorgesehen, weitere 130 Fahrzeuge<br />
sollen in den folgenden beiden Jahren<br />
geliefert werden. AnsaldoBreda wird<br />
die Komponenten in Italien produzieren<br />
und die Züge in einem neuen Montagewerk<br />
vor Ort fertigen. Der Vertrag hat ein<br />
Volumen von 300 Mio. USD und umfasst<br />
auch die Ersatzteilversorgung, Personaltraining<br />
und einen Simulator.<br />
An den Mailän<strong>der</strong> Metrobetreiber ATM<br />
Milano soll AnsaldoBreda für 210 Mio. EUR<br />
30 sechsteilige klimatisierte Metro-Züge<br />
liefern. Auf <strong>der</strong> Roten Linie M1 sollen<br />
20 dieser Züge das bestehende Material<br />
ersetzen, die übrigen zehn sind für die<br />
Grüne Linie M2 vorgesehen.<br />
Eine Option auf 30 weitere Züge<br />
besteht.<br />
Bombardier liefert Peoplemover für Dubai International Airport<br />
Bombardier Transportation (BT) hat einen<br />
Vertrag über Konstruktion und Fertigung<br />
eines automatischen Peoplemover-<br />
Systems INNOVIA APM 300 für den<br />
Dubai International Airport geschlossen.<br />
Das gesamt 1,5 km lange Verkehrssystem<br />
wird das bestehende Terminal 1 mit <strong>der</strong><br />
neuen Flughafenhalle 4 verbinden. Dubai<br />
International Airport gehört mit mehr als<br />
150 Fluglinien zu den größten internationalen<br />
Passagierflughäfen und wird <strong>der</strong>zeit<br />
einem massiven Erweiterungsprogramm<br />
unterzogen, das die Kapazität des Flughafens<br />
bis 2018 von 60 Mio. auf 90 Mio.<br />
Fahrgäste pro Jahr steigern wird.<br />
BT wird als Subunternehmer des örtlichen<br />
Bauunternehmens ALEC die Konstruktion<br />
und Lieferung sämtlicher elektrischer<br />
und mechanischer Elemente für<br />
das APM-System mit Hochtrasse leiten,<br />
insgesamt 18 INNOVIA APM 300-Fahrzeuge<br />
mit kommunikationsbasierter<br />
Zugsteuerungstechnologie BOMBAR-<br />
DIER CITYFLO 650 für den fahrerlosen<br />
Betri<strong>eb</strong> liefern und zudem die Bereiche<br />
Projektmanagement, Systemtechnik und<br />
-integration, Prüfung und Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />
übernehmen.<br />
Die Züge <strong>der</strong> APM-Plattform INNO-<br />
VIA 300 können aus bis zu sechs Wagen<br />
mit recyclingfähigen Aluminium-Wagenkästen<br />
bestehen und erreichen Geschwindigkeiten<br />
bis 80 km/h. Das Fahrwerks- und<br />
Leitsystem soll für geringe Geräusch- und<br />
Vibrationsentwicklung stehen und einen<br />
hohen Fahrkomfort bieten. Derzeit sind<br />
weltweit 24 Peoplemover-Systeme von BT<br />
an Flughäfen in Betri<strong>eb</strong>, unter an<strong>der</strong>em in<br />
London Heathrow (UK), Frankfurt/Main<br />
(Deutschland), Dallas/Fort Worth und<br />
San Francisco (USA) sowie Beijing Capital<br />
International Airport (China).<br />
111 (2013) Heft 1<br />
55
Nachrichten Unternehmen<br />
Siemens liefert Technik für Londoner Crossrail-Tunnel<br />
Siemens wird die Signaltechnik und das<br />
Zugbeeinflussungssystem für den 21 km<br />
langen Crossrail-Tunnel in London liefern<br />
und die Nahverkehrsstrecke an das<br />
Fernstreckennetz <strong>der</strong> britischen Eisenbahngesellschaft<br />
Network Rail anbinden.<br />
Die Züge werden mittels funkbasiertem<br />
Communications-Based Train Control<br />
(CBTC) gesteuert. Auf <strong>der</strong> Fernverkehrsstrecke<br />
im Westen Londons ist das European<br />
Train Control System (ETCS) Level 2<br />
installiert, im Osten das lokale Train Protection<br />
Warning System (TPWS). Eine dynamische<br />
Umschaltung zwischen diesen<br />
drei Zugbeeinflussung systemen soll für<br />
reibungslosen Übergang zwischen den<br />
Strecken sorgen. Dazu installiert Siemens<br />
für den Kernbereich <strong>der</strong> Crossrail-Strecke<br />
das funkbasierte Zugbeeinflussungssystem<br />
Trainguard MT mit automatisierten<br />
Fahrbetri<strong>eb</strong>, das Betri<strong>eb</strong>sleitsystem Vicos<br />
und das Funkübertragungsystem Airlink.<br />
Konsortialpartner Invensys liefert die<br />
Stellwerkstechnik sowie Komponenten<br />
<strong>der</strong> Außenanlage und übernimmt die<br />
Installation. Die Lieferung <strong>der</strong> Fahrzeuggeräte<br />
und <strong>der</strong> Service sind Gegenstand<br />
eines separaten Vertrags.<br />
Der 21 km lange doppelgleisige<br />
Ost-West-Eisenbahntunnel unter <strong>der</strong><br />
Londoner Innenstadt wird den jetzigen<br />
Endbahnhof Paddington <strong>der</strong> Great<br />
Western Main Line mit dem Bahnhof<br />
Stratford <strong>der</strong> Great Eastern Main Line<br />
verbinden. Er ist Kernstück des Eisenbahn-Verkehrsprojekts<br />
London Crossrail<br />
für eine rund 118 km lange Bahnlinie<br />
von Maidenhead und dem Flughafen<br />
Heathrow im Westen nach Shenfield und<br />
Abbey Wood im Osten. Im Kernnetz <strong>der</strong><br />
Strecke sollen ab 2018 bis zu 24 Züge<br />
pro Stunde 200 Mio. Fahrgäste pro Jahr<br />
transportieren und das Londoner Verkehrsnetz<br />
entlasten.<br />
Nachrichten Produkte und Lösungen<br />
Lokomotivplattform PRIMA von Alstom<br />
Wie die Wettbewerber am Lokomotivmarkt<br />
hat auch Alstom ein Plattformkonzept<br />
für Lokomotiven entwickelt<br />
und Mitte <strong>der</strong> 1990er Jahre unter dem<br />
Namen PRIMA eingeführt. Eine aktuelle<br />
Referenzliste (Stand August 2012)<br />
bietet interessante Einblicke. Sie nennt<br />
acht <strong>Bahnen</strong> mit 17 Aufträgen, davon<br />
dreimal zwei gleichartige desselben<br />
Bestellers. In <strong>der</strong> Summe sind 1 534<br />
Lokomotiven mit 11,00 GW installierter<br />
Leistung aufgezählt.<br />
Bei den außereuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />
hat China mit 680 Lokomotiven fast den<br />
halben Anteil, gefolgt von Kasachstan<br />
mit 295, AMTRAK mit 67 und Marokko<br />
mit 20 Stück. Auf Westeuropa entfällt mit<br />
472 Fahrzeugen knapp ein Drittel, wovon<br />
naturgemäß allein die SNCF 360 und<br />
Veolia 31 haben.<br />
Nach <strong>der</strong> Bauart macht die Radsatzfolge<br />
Bo' Bo' mit 654 Lokomotiven bemerkenswerter<br />
Weise noch nicht einmal die<br />
Hälfte aus. Beteiligt sind dabei durchweg<br />
Europa sowie Marokko, AMTRAK und<br />
einmal Kasachstan. Nur einmal kommt<br />
Co'Co' vor, und zwar für China und dann<br />
gleich in 500 Exemplaren mit 9,6 MW<br />
Grenzleistung. Aufschlussreich ist dabei,<br />
dass man dort in kurzem Zeitabstand bei<br />
praktisch gleicher Leistung und gleicher<br />
Geschwindigkeit von acht auf sechs<br />
Treibradsätze zurückgegangen ist: Zwei<br />
Jahre zuvor hatte man für 10 MW noch<br />
180 Doppelllokomotiven Bo'Bo'+Bo'Bo'<br />
geor<strong>der</strong>t. Kasachstan ist dagegen für 200<br />
kommende Lokomotiven bei solchen<br />
Doppeleinheiten g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en. Bei SNCF<br />
und Veolia kommen mehrfach 4,2 MW<br />
vor. Ansonsten werden in Europa durchweg<br />
die Grenzleistungen 5,0 bis 6,0 MW<br />
genutzt, <strong>eb</strong>enso in Marokko und bei<br />
AMTRAK. SNCB und CFL hatten ihre 60<br />
und 20 Lokomotiven übrigens gemeinsam<br />
bestellt.<br />
Bei den Geschwindigkeiten sind<br />
Kasachstan mit 200 km/h für fast hun<strong>der</strong>t<br />
und Marokko mit 160 km/h für zwanzig<br />
Lokomotiven bemerkenswert, bei<br />
AMTRAK sind 200 km/h sicherlich ein<br />
umgerechneter Meilenwert. Die SNCF<br />
hatte ihre beiden frühesten Serien zu<br />
je 30 Stück noch für 220 km/h bestellt;<br />
danach haben die vier westeuropäischen<br />
<strong>Bahnen</strong> je nach Einsatzzweck 200 o<strong>der</strong><br />
140 km/h gewählt, China und Kasachstan<br />
für ihre Großserien schwerer Güterzuglokomotiven<br />
120 km/h.<br />
Als Fahrleitungsspannungen haben<br />
die beiden asiatischen Län<strong>der</strong> 25 kV 50 Hz<br />
und Marokko DC 3 kV. Weltweiter Son<strong>der</strong>fall<br />
hierbei ist AMTRAK mit AC 12,5 kV<br />
25 Hz, 12,5 kV 60 Hz und 25 kV 60 Hz.<br />
In Europa hat die SNCF 300 Lokomotiven<br />
mit Ausrüstung DC 1,5 kV und AC<br />
25 kV 50 Hz nur für ihren Inlandsverkehr<br />
beschafft, ferner einmal 60 und Veolia<br />
alle 31 Stück zusätzlich für 15 kV 16,7 Hz.<br />
SNCB und CFL brauchten AC 25 kV 50 Hz<br />
und DC 3 kV, womit DC 1,5 kV enthalten<br />
war; dieselbe Kombination hatte<br />
die SNCF auch bei ihren ersten beiden<br />
Serien. Die für die SNCF verzeichnete<br />
Vierspannungsvariante bli<strong>eb</strong> offenkundig<br />
bisher ein Einzelgänger.<br />
56 111 (2013) Heft 1
Nachrichten Produkte und Lösungen<br />
IP-Train-Lösung für Zugkommunikation<br />
In einem ersten umfangreichen Auftrag für<br />
die Washington Metropolitan Area Transit<br />
Authority (WMATA) liefert Westermo seine<br />
2011 neu entwickelte IP-Train-Lösung. Der<br />
Auftrag umfasst die Kommunikationsausrüstung<br />
wie Switche und Router für insgesamt<br />
364 Schienenfahrzeuge. Die Kommunikationsausrüstung<br />
ist Teil eines von<br />
Toshiba gelieferten Informationssystems<br />
für Eisenbahnen und soll selbst unter sehr<br />
ungünstigen Einsatzbedingungen robust<br />
und zuverlässig arbeiten. Das Kommunikationssystem<br />
umfasst auch spezifische<br />
Funktionen zur Steuerung und Überwachung<br />
für die Erhöhung <strong>der</strong> Sicherheit.<br />
Erste Auslieferungen sind für das vierte<br />
Quartal 2013 vorgesehen, die Lieferungen<br />
erstrecken sich über insgesamt 30 Monate.<br />
Weitere Aufträge von WMATA für<br />
die vorgesehene Mo<strong>der</strong>nisierung des Washingtoner<br />
U-Bahn- und Eisenbahnnetzes<br />
können folgen und gelten als Anzeichen<br />
dafür, dass <strong>der</strong> Übergang zur IP-basierten<br />
Kommunikation im Eisenbahnwesen in<br />
vollem Gange ist.<br />
www.westermo.com<br />
DC-/DC-Wandler von Powernet Oy<br />
Powernet Oy ergänzt seine Produktpalette mit <strong>der</strong> DC/DC-<br />
Wandler-Serie DDC7480 für bis zu 3 200 W. Das 3 200-W-<br />
Hochleistungsmodell beispielsweise wandelt Gleichspannungen<br />
zwischen 70 und 369 V in 220, 280, 560 o<strong>der</strong> 840 V um und<br />
kann auch als Gleichrichter mit einer Eingangsspannung von<br />
70-264 V AC arbeiten. Die neuen Modelle <strong>der</strong> Serie DDC7480<br />
eignen sich vor allem für das Aufladen von Batterien, wenn nur<br />
eine DC-Versorgungsspannung verfügbar ist.<br />
www.powernet.fi<br />
Zarges Plattformen mit mehr Varianten<br />
Zarges hat bei seinen Steigsystemen neue praxisgerechte Details<br />
eingeführt, um Einsatzmöglichkeiten und Sicherheit weiter<br />
zu erhöhen. Die generell mit einem umlaufenden Gelän<strong>der</strong><br />
gesicherten Plattformen können nun statt einer Tür auch<br />
eine Fallschranke erhalten; die lässt sich auf engstem Raum<br />
schließen, was gerade bei kleinen Plattformgrößen Vorteile<br />
bringen kann. Außerdem können zum Beispiel die fahrbaren<br />
Plattformtreppen mit einer überkragenden Plattform, die bei<br />
2 m Gesamtlänge bis zu 0,8 m über die Gesamtkonstruktion<br />
hinausragen kann, konstruiert werden. Der Online-Konfigurator<br />
von ZARGES Creaxess enthält bereits alle Möglichkeiten<br />
zur passgenauen Konstruktion von Treppen, Überstiegen und<br />
Plattformtreppen.<br />
www.zarges.com<br />
www.zarges-creaxess.de<br />
Nachrichten Blindleistung<br />
Alte deutsche Rechtschreibung<br />
Freie Nomenklatur und<br />
Grammatik<br />
Maschinentechnischeswas? (aus einem Band Jahrgang 4 (1928) <strong>der</strong> Zeitschrift<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>).<br />
„Müssen Stromabnehmer ... gehoben werden, ist vorher mit <strong>der</strong><br />
Zentralen Energieschaltstelle (ZES) Verbindung aufzunehmen.−<br />
... sind alle gehobenen Stromabnehmer ... zu senken und die<br />
Zentralschaltstelle (ZES) ... zu verständigen.” (aus zur Stellungnahme<br />
veröffentlichtem Entwurf einer Richtlinienän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
DB Netz).<br />
58 111 (2013) Heft 1
Blindleistung Nachrichten<br />
Lichtraumpflege und<br />
Lademaßkontrolle<br />
Letzteres hoffentlich<br />
nicht<br />
„Würde die Bahn kommunizieren, dass<br />
sie nun mal nicht nach festen Regeln<br />
und Vorschriften funktionieren kann wie<br />
an<strong>der</strong>e Unternehmen, ..., dann wäre<br />
das authentisch.” (Empfehlung eines<br />
Vertreters <strong>der</strong> deutschen Werbewirtschaft<br />
in einem Interview mit <strong>der</strong> Saarbrücker<br />
Zeitung vom 23. November 2012 zu den<br />
ICE-Problemen <strong>der</strong> DB).<br />
Sprachexkurs<br />
„Zur Auswertung <strong>der</strong> Erg<strong>eb</strong>nisse <strong>der</strong> auf<br />
dem G<strong>eb</strong>iet <strong>der</strong> Statistik durchgeführten<br />
Inventur aller geführten Einzelstatistiken<br />
hinsichtlich einer Koordinierung und<br />
Vereinfachung und zur Erarbeitung von<br />
Vorschlägen für eine weitere Mechanisierung<br />
wurde eine beson<strong>der</strong>e Arbeitsgemeinschaft<br />
eingesetzt.” (aus Vorläufigem<br />
Jahresrückblick <strong>der</strong> DB 1961 in <strong>eb</strong> 1962).<br />
Gutes Arbeitsklima<br />
Im Internet gefunden von Reinhold Brunotte,<br />
Wathlingen.<br />
„... nur eine geringe Einsatzzeit, während<br />
bei konventionellen Lokomotiven <strong>der</strong><br />
große Motor ständig läuft und meistens<br />
im Leerlauf betri<strong>eb</strong>en wird − eine<br />
von dem Fahrpersonal sehr geschätzte<br />
Verbesserung <strong>der</strong> tagtäglichen Arbeitsbedingungen.”<br />
(aus Beschreibung einer<br />
Hybridlokomotive).<br />
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<strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong><br />
Elektrotechnik<br />
im Verkehrswesen<br />
Ihr direkter Weg zur Redaktion …<br />
Eberhard Buhl<br />
Telefon: +49 89 203 53 66-53<br />
E-Mail: buhl@di-verlag.de<br />
© s<strong>eb</strong>thestrange / pixelio.de<br />
111 (2013) Heft 1<br />
59
Historie<br />
<strong>Elektrische</strong> Lokomotiven <strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn in <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />
Das westdeutsche Wirtschaftswun<strong>der</strong> brauchte viel Transportkapazität. Die damalige DB leitete den Strukturwandel in <strong>der</strong><br />
Zugför<strong>der</strong>ung ein. Bevor dafür ab 1957 neue elektrische Lokomotiven aus vier Serien anrollten, startete ein Ertüchtigungsprogramm<br />
für zehn Baureihen aus den 1920er und 1930er Jahren.<br />
Bild 1:<br />
Mehrzwecklokomotive E 52 (<strong>eb</strong> Heft 8/1926).<br />
Länge über Puffer 17,2 m, Radsatzfolge 2’BB2’, Gesamtmasse 140 t davon auf Treibradsätzen 78 t,<br />
Stundenleistung 2 200 kW, spezifische Leistung 15,7 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 90 km/h<br />
Bild 2:<br />
Schnellzuglokomotive E16 1 (<strong>eb</strong> 11/1933).<br />
Länge über Puffer 16,3 m, Radsatzfolge 1’Do1’, Gesamtmasse 111 t davon auf Treibradsätzen 80 t,<br />
Stundenleistung 2 944 kW, spezifische Leistung 26,6 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 120 km/h<br />
Bei <strong>der</strong> Arbeit zur <strong>eb</strong>-Historie 1962 (<strong>eb</strong><br />
12/2012, Seiten 711-715) fiel ein von<br />
einem kompetenten Autor beigesteuerter<br />
Kurzbericht auf [1], <strong>der</strong> eine deutlich<br />
höherwertige Platzierung als die schlichte<br />
Erwähnung im Rahmen eines Jahresrückblicks<br />
verdient hat.<br />
In den 1950er Jahren stellte <strong>der</strong> Wirtschaftsaufschwung<br />
enorme Transportanfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die damalige Deutsche<br />
Bundesbahn (DB). Der etappenweise von<br />
Süden nach Norden vorrückende elektrische<br />
Zugbetri<strong>eb</strong> bekam dabei eine Schlüsselrolle;<br />
parallel dazu begann 1957 die<br />
kontinuierliche Auslieferung <strong>der</strong> neu entwickelten<br />
Serienlokomotiven Baureihen<br />
(BR) E 10, E 40, E 41 und E 50. Mit Jahresbeginn<br />
1962 besaß die DB davon schon<br />
630 Stück und weitere 683 waren bestellt<br />
[2; 3]. Außerdem gab es seit Kurzem drei<br />
Zweifrequenzlokomotiven E 320.<br />
Vor allem gehörten zu dem Gesamtpark<br />
aus 1 130 elektrischen Lokomotiven<br />
noch fast genau 500 Stück aus knapp<br />
20 Vorkriegsbaureihen [2; 3; 4]. Davon<br />
stammte ein Teil aus den Jahren 1924 bis<br />
1934, also nach Ende <strong>der</strong> Inflationszeit<br />
und ab dem Gründungsjahr <strong>der</strong> Deutschen<br />
Reichsbahn-Gesellschaft (DRG). Mit neuen<br />
Entwürfen hatte man damals ein Typenprogramm<br />
mit möglichst wenig BR und<br />
weitgehend einheitlichen Bauteilen angestr<strong>eb</strong>t<br />
[4]. N<strong>eb</strong>en einigen Konstruktionen<br />
noch mit Stangenantri<strong>eb</strong>en, sowohl für<br />
Rangier- wie für Streckendienst, waren da-<br />
Bild 3:<br />
Güterzuglokomotive<br />
E 91 (<strong>eb</strong> 1/1926).<br />
Länge über Puffer<br />
16,7 m, Radsatzfolge<br />
C’C’, Gesamtmasse<br />
124 t, S tunden leistung<br />
2 200 kW, spezifische<br />
Leistung 17,7 kW/t,<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
55 km/h<br />
Bild 4:<br />
Rangierlokomotive E 60 (<strong>eb</strong> 10/1928).<br />
Länge über Puffer 11,1 m, Radsatzfolge 1’C,<br />
Gesamtmasse 72,5 t davon auf Treibradsätzen<br />
58 t, Stundenleistung 1 074 kW, Höchstgeschwindigkeit<br />
55 km/h<br />
60 111 (2013) Heft 1
Historie<br />
TABELLE 1<br />
Über 1962 hinaus bei <strong>der</strong> DB betri<strong>eb</strong>ene und dort ausgemusterte Baureihen elektrischer Vorkriegslokomotiven im Grundaufarbeitungsprogramm.<br />
Spalten 1 und 2 nach [1], Spalten 3 bis 6 nach [4]<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Baureihe (1) Radsatz folge Antri<strong>eb</strong> in Dienst gestellt insgesamt geliefert (2) nach 1962 in Betri<strong>eb</strong> letzte Aus musterung<br />
E 52<br />
E 91 (3)<br />
E 16<br />
E 60<br />
E 17 (3)<br />
E 75 (3)<br />
E 44 5<br />
E 93<br />
E 04 (3)<br />
E 63<br />
2‘BB2‘<br />
C’C‘<br />
1‘Do1‘<br />
1‘C<br />
1‘Do1‘<br />
1‘BB1‘<br />
Bo’Bo‘<br />
Co’Co‘<br />
1‘Co1‘<br />
C<br />
Stangen<br />
Stangen<br />
Buchli<br />
Stangen<br />
Fe<strong>der</strong>topf<br />
Stangen<br />
Tatzlager<br />
Tatzlager<br />
Fe<strong>der</strong>topf<br />
Stangen<br />
1924–1926<br />
1926–1929<br />
1927–1933<br />
1927–1934<br />
1928–1930<br />
1928–1931<br />
1931–1935<br />
1933–1939<br />
1932–1935<br />
1935–1940<br />
Summe 243 167<br />
(1)<br />
ab 1968 statt E XY bei DB 1XY und bei DR 2XY<br />
(2)<br />
an die Reichsbahn<br />
(3)<br />
einzelne auch bei DR<br />
35<br />
46<br />
21<br />
14<br />
38<br />
31<br />
9<br />
18<br />
23<br />
8<br />
29<br />
17<br />
19<br />
14<br />
26<br />
22<br />
8<br />
18<br />
6<br />
8<br />
1973<br />
1975<br />
1980<br />
1983<br />
1980<br />
1972<br />
1983<br />
1985<br />
1981<br />
1979<br />
bei die ersten Lösungen mit einzeln angetri<strong>eb</strong>enen<br />
Radsätzen im Lokomotivrahmen<br />
und später die ersten Drehgestelllokomotiven<br />
entstanden. Daraus hatten sich allerdings<br />
doch über 20 BR erg<strong>eb</strong>en, teils noch<br />
mit Untervarianten; manchmal war es bei<br />
kleinen Stückzahlen g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en und keine<br />
BR war über etwa 50 Lokomotiven hinausgekommen.<br />
Das wurde erst ab 1933 mit<br />
den großen neuen Einheits-BR E 18, E 44<br />
und E 94 an<strong>der</strong>s (Hintergrund).<br />
Diese Parks hatten sich dann ab Mai<br />
1945 auf die <strong>Bahnen</strong> in <strong>der</strong> amerikanischen<br />
und <strong>der</strong> sowjetischen Besatzungszone,<br />
ab 1949 Deutsche Bundesbahn (DB)<br />
und Deutsche Reichsbahn (DR), und mit<br />
nicht wenigen Lokomotiven auch auf die<br />
Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB)<br />
verteilt. Dabei gelang es mit gewissem<br />
Erfolg, wenn auch nicht vollständig zu BRreinen<br />
Beständen zu kommen.<br />
Etwas überraschend weist die Quelle<br />
[4] bei keiner BR wirklich dezimierende direkte<br />
Kriegsverluste aus. Das sagt natürlich<br />
nichts über die teils große Zahl <strong>der</strong> Havaristen<br />
und den Umfang ihrer Schäden. Es<br />
ist bewun<strong>der</strong>nswert, wie die Werkstätten<br />
<strong>der</strong> Eisenbahnen und auch <strong>der</strong> Hersteller<br />
aus Schadfahrzeugen bis hin zu Torsos<br />
wie<strong>der</strong> voll betri<strong>eb</strong>sfähige Lokomotiven<br />
zusammenbauen konnten, wenn es sein<br />
musste aus zwei mach eins; das gilt traditionell<br />
auch für schwere Betri<strong>eb</strong>sunfälle.<br />
Man kann also sicher sein, dass von 1945<br />
bis in die 1950er Jahre schon alles nur<br />
Mögliche wie<strong>der</strong> zum Laufen g<strong>eb</strong>racht<br />
Bild 5:<br />
Schnellzuglokomotive E 17 (<strong>eb</strong> 5/1930).<br />
Länge über Puffer 15,95 m, Radsatzfolge 1’Do1’, Gesamtmasse 112 t davon auf Treibradsätzen 81 t,<br />
Stundenleistung 2 800 kW, spezifische Leistung 25,1 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 120 km/h<br />
Bild 6:<br />
Güterzuglokomotive<br />
E 75 (<strong>eb</strong> 10/1930).<br />
Länge über Puffer<br />
15,4 m, Radsatzfolge<br />
1’BB1’, Gesamtmasse<br />
106 t davon<br />
auf Treibradsätzen<br />
79 t, Stundenleistung<br />
1 880 kW, spezifische<br />
Leistung 17,7 kW/t,<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
70 km/h<br />
111 (2013) Heft 1<br />
61
Historie<br />
worden war, sodass danach Werkstattkapazitäten<br />
bei <strong>der</strong> Bahn und den Firmen<br />
verfügbar waren.<br />
Interessant ist, dass die DB 1953/54<br />
noch 27 und 16 Nachbauten E 94 bestellte<br />
und von 1954 bis 1956 geliefert bekam, wobei<br />
n<strong>eb</strong>en AEG, Siemens und Krauss-Maffei<br />
erstmals auch BBC, Henschel und Krupp beteiligt<br />
wurden [4]. Betri<strong>eb</strong>licher Grund war<br />
<strong>der</strong> wachsende Bedarf an Lokomotiven für<br />
Bild 7:<br />
Mehrzwecklokomotive<br />
E 44 5 (<strong>eb</strong> 11/1932).<br />
Länge über Puffer<br />
13,15 m, Radsatzfolge<br />
Bo’Bo’, Gesamtmasse<br />
79 t, St undenleistung<br />
1 600 kW, spezifische<br />
Leistung 20,2 kW/t,<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
80 / 90 km/h<br />
schwere Güterzüge, zumal mit den Lokomotiven<br />
<strong>der</strong> vier neuen Serien-BR erst ab 1957<br />
zu rechnen war. Mit dem Auftrag konnten<br />
die sechs hauptbeteiligten Firmen sowie die<br />
vielen Zulieferer jedenfalls ihre Fertigungskapazitäten<br />
nutzen und ausrichten.<br />
Diese konnten aber nicht beli<strong>eb</strong>ig<br />
wachsen, und vor allem musste sich das<br />
Tempo <strong>der</strong> Neulieferungen nach den<br />
Grenzen <strong>der</strong> Kapitalbeschaffung richten,<br />
Bild 8:<br />
Güterzuglokomotive E 93 (<strong>eb</strong> 5/1934).<br />
Länge über Puffer 17,7 m, Radsatzfolge Co’Co’, Gesamtmasse 117 t, Stundenleistung 2 500 kW,<br />
spezifische Leistung 21,3 kW/t, Höchstgeschwindigkeit 65 / 70 km/h<br />
die damals ganz allein Sache <strong>der</strong> DB war.<br />
Aus dieser Konstellation ist es nur plausibel,<br />
dass die DB das Ertüchtigungsprogramm<br />
für zehn ihrer übernommenen BR<br />
auflegte (Tabelle 1, Bil<strong>der</strong> 1 bis 10). Die<br />
Hauptdaten unter den Bil<strong>der</strong>n sind aus [5]<br />
entnommen; bei Doppelwerten gab es<br />
Untervarianten.<br />
Die Grundsanierungen umfassten laut<br />
[1] am mechanischen Teil vor allem die<br />
Rahmen. Vorgelege- und Blindwellen <strong>der</strong><br />
Stangenantri<strong>eb</strong>e bekamen nachstellbare Lager<br />
und aufgearbeitete o<strong>der</strong> neue Kuppelstangen.<br />
Teilweise wurde sogar die äußere<br />
Form etwas neu gestaltet, zum Beispiel bei<br />
Stirnfronten, Fenstern und Lüftungsgittern.<br />
Die elektrische Ausrüstung wurde neu verkabelt,<br />
bei Fahr- und Hilfsbetri<strong>eb</strong>emotoren<br />
wurden die Gleitlager durch Rollenlager<br />
ersetzt und neue Kommutatoren ang<strong>eb</strong>aut.<br />
Als Schaltwerke sowie als Schalt- und Messgeräte<br />
wurden solche <strong>der</strong> neuen Serien-BR<br />
eing<strong>eb</strong>aut und beson<strong>der</strong>s die Führerräume<br />
so weit wie möglich angeglichen (Bild 11).<br />
Die Aktion hatte schon einige Jahre<br />
zuvor begonnen, wie in [4] bei einigen<br />
BR vermerkt ist, und dass eine erste aufgearbeitete<br />
Schnellzuglokomotive E 17 im<br />
September 1961 das DB-Werk verlassen<br />
hatte wurde in [1] gewürdigt. Man kann<br />
also sicher sein, dass die einbezogenen BR<br />
korrekt benannt sind (Tabelle 1). Jedoch<br />
wurden nicht alle Lokomotiven <strong>der</strong> einzelnen<br />
BR tatsächlich bearbeitet, beispielsweise<br />
waren es laut [4] bei E 75 nur drei,<br />
bei E 52 dagegen alle. Belegt ist, dass die<br />
meisten <strong>der</strong> 167 Lokomotiven noch über<br />
1962 hinaus im Bestand waren [4]. Einzelne<br />
wurden schon wenige Jahre später<br />
ausgemustert, weil sie entwe<strong>der</strong> gar nicht<br />
aufgearbeitet o<strong>der</strong> schadhaft geworden<br />
waren. Der Großteil arbeitete aber noch<br />
Bild 9:<br />
Schnellzuglokomotive<br />
E 04 (<strong>eb</strong> 7/1933).<br />
Länge über Puffer<br />
15,1 m, Radsatzfolge<br />
1’Co1’, Gesamtmasse<br />
92 t davon<br />
auf Treibradsätzen<br />
61 t, Stu ndenleistung<br />
2 190 kW, spezifische<br />
Leistung 23,8 kW/t,<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
110 / 130 km/h<br />
Bild 10:<br />
Rangierlokomotive E 63 (<strong>eb</strong> 4/1938).<br />
Länge über Puffer 10,2 m, Radsatzfolge C,<br />
Gesamtmasse 53 t, Stundenleistung 725 /<br />
710 kW, Höchstgeschwindigkeit 45 / 50 km/h<br />
62 111 (2013) Heft 1
Historie<br />
für zehn bis zwanzig Jahre weiter und<br />
wurde 1968 auf das dekadische System<br />
umgenummert.<br />
Die hier gezeigten Bil<strong>der</strong> stammen alle<br />
aus den <strong>eb</strong>-Jahrgängen 1926 bis 1938. Das<br />
belegt, wie konsequent ihre Herausg<strong>eb</strong>er<br />
damals <strong>der</strong>en Rolle als kompetentes Organ<br />
des elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>s in Deutschland<br />
vertraten. Die einzige Ausnahme beim<br />
Bild 3 beruht darauf, dass <strong>der</strong> <strong>eb</strong>-Jahrgang<br />
1925 nicht kurzfristig greifbar war.<br />
Die originalen Bildunterschriften zeigen<br />
eine damalige Eigenheit, die man<br />
<strong>eb</strong>enso in den Überschriften <strong>der</strong> Artikel<br />
praktizierte und die heute das Suchen in<br />
den Literaturverzeichnissen arg erschwert:<br />
Statt <strong>der</strong> BR-Nummern stehen dort die<br />
Kennungen <strong>der</strong> Radsatzfolgen, was entwe<strong>der</strong><br />
Intimkenntnisse <strong>der</strong> damaligen<br />
Flotte o<strong>der</strong> Spürsinn erfor<strong>der</strong>t.<br />
Außerhalb des Aufarbeitungsprogramms<br />
und in <strong>der</strong> Regelinstandhaltung<br />
bli<strong>eb</strong>en – jeweils gerundete Zahlen – 40<br />
Lokomotiven E 18, 125 E 44 und 130<br />
E 94, ferner die vier 1940 gelieferten E 19<br />
und somit zusammen rund 300 Lokomotiven.<br />
Am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> Leistungsskala<br />
waren die leichte Personenzuglokomotive<br />
E 32 nicht einbezogen, von <strong>der</strong> etwa<br />
25 Stück noch zehn Jahre lang liefen, und<br />
einige Exoten wie vier E 69 von <strong>der</strong> Strecke<br />
Murnau – Oberammergau. Mit den<br />
167 Stück in <strong>der</strong> Tabelle werden daraus<br />
rund 200 und damit insgesamt die genannten<br />
500 Alt-Lokomotiven.<br />
N<strong>eb</strong>en den 1 130 elektrischen Lokomotiven<br />
zählte die DB Anfang 1962 zu in ihrem<br />
Bestand 1 190 Diesellokomotiven und<br />
etwa 6 800 Dampflokomotiven, davon<br />
rund 100 mit Öl befeuerte [3].<br />
Uwe Behmann<br />
Der Bearbeiter dankt Herrn Christian Tietze<br />
für Hinweise und Ergänzungen.<br />
Bild 11:<br />
Führerraum Lokomotive E 17 vor (oben) und<br />
nach Umbau (<strong>eb</strong> 4/1962).<br />
HINTERGRUND<br />
Not macht erfin<strong>der</strong>isch<br />
Auch wenn es unglaublich erscheint: Lokomotiven<br />
<strong>der</strong> Einheitsbaureihen E 44<br />
und E 94 wurden noch in den letzten<br />
Kriegsmonaten produziert, ausgeliefert<br />
und in Dienst gestellt. Und auch unmittelbar<br />
danach ging es – trotz formell bis<br />
Oktober 1948 bestehenden Neubauverbotes<br />
des Alliierten Kontrollrates –<br />
weiter: Von Sommer 1945 bis zum Jahr<br />
1951 wurden si<strong>eb</strong>en bei den Herstellern<br />
bereits angearbeitete E 44 fertig g<strong>eb</strong>aut<br />
und aus fertigen Baugruppen von Siemens<br />
und ELIN bei Krauss-Maffei si<strong>eb</strong>en<br />
E 94 hergestellt.<br />
Ferner kamen durch glückliche,<br />
teils abenteuerliche Umstände selbst<br />
in Spannungszeiten während des Kalten<br />
Krieges noch elektrische Lokomotiven <strong>der</strong><br />
vormaligen Reichsbahn nach Westen und<br />
dadurch zur späteren DB.<br />
Das waren zunächst 1947 sechs E 44,<br />
eine E 91 und eine E 94, die aus Reparaturbeständen<br />
im Siemens-Dynamowerk lauffähig<br />
gemacht, aus dem britischen Sektor<br />
überführt und in amerikanischen Militärzügen<br />
– an den Sowjetbehörden vorbei – auf<br />
<strong>der</strong> Interzonenstrecke über Marienborn –<br />
Helmstedt herausg<strong>eb</strong>racht wurden [6].<br />
Dann folgten offiziell 1950 bis 1952<br />
zwei angearbeitete und teilausgerüstete<br />
neue E 94 aus dem AEG-Werk Hennigsdorf,<br />
die als Neubauten (!) zur Fertigstellung<br />
nach München kamen.<br />
Parallel dazu vermittelte die Treuhandstelle<br />
für den Interzonenhandel ein<br />
Geschäft, bei dem DR und DB 1953 und<br />
1954 fünf E 18, eine E 44 und vier E 94<br />
zwar beschädigt, aber lauffähig gegen<br />
Oberbaustoffe, Dampflokomotiv-Feuerbüchsen<br />
und Kupferdraht tauschten<br />
[4], letzterer für das angelaufene Wie<strong>der</strong>elektrifizierungsprogramm<br />
<strong>der</strong> DR.<br />
Die DB ließ schließlich 1955 aus<br />
vorhandenen Großbauteilen bei Krupp<br />
und AEG noch zwei E 18 bauen und<br />
bekam im selben Jahr noch vier E 44,<br />
<strong>eb</strong>enfalls aus beigestellten elektrischen<br />
Großbauteilen und mit Wendezugsteuerung<br />
geliefert.<br />
Christian Tietze, Berlin<br />
Literatur<br />
[1] Kalinowski: Ältere elektrische Lokomotiven<br />
werden mo<strong>der</strong>nisiert. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
33 (1962), H. 4, S. 93–94.<br />
[2] Klüsche, Wilhelm: Der elektrische Zugbetri<strong>eb</strong><br />
<strong>der</strong> Deutschen Bundesbahn im Jahre 1961. In:<br />
<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 33 (1962), H. 1, S. 1–11.<br />
[3] N. N: Vorläufiger Jahresrückblick <strong>der</strong> Deutschen<br />
Bundesbahn – Geschäftsjahr 1961. In: <strong>Elektrische</strong><br />
<strong>Bahnen</strong> 33 (1962), H. 6, S. 149–156.<br />
[4] Bäzold, D.; Rampp, Br.; Tietze, Chr.: <strong>Elektrische</strong><br />
Lokomotiven deutscher Eisenbahnen.<br />
Düsseldorf: alba, 2. Aufl., 1993.<br />
[5] Deutsche Reichsbahn (Hrsg.): Merkbuch für die<br />
Fahrzeuge <strong>der</strong> Reichsbahn – III. <strong>Elektrische</strong> Lokomotiven,<br />
<strong>Elektrische</strong> Tri<strong>eb</strong>-, Steuer- und Beiwagen<br />
(939c). München: E. Mühlthaler, 1941.<br />
[6] Glanert, P.; Scherrans, Th.; Borbe, Th.; Lü<strong>der</strong>itz,<br />
R.: Wechselstrom-Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland<br />
– Band 3: Deutsche Reichsbahn, Teil 1 – 1947<br />
bis 1960. München: Oldenbourg Industrieverlag,<br />
2012.<br />
111 (2013) Heft 1<br />
63
Impressum<br />
7. und<br />
8. März<br />
2013<br />
<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />
Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />
Herausg<strong>eb</strong>er:<br />
Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (fe<strong>der</strong>führend)<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />
Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />
Prof. Dr.-Ing. Andreas Steimel, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />
und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />
Beirat:<br />
Dipl.-El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />
Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />
Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />
in <strong>der</strong> Direction de l‘ingéniere <strong>der</strong> SNCF, Paris (FR)<br />
Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />
Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />
Dr.-Ing. Gert Fregien, Bereichsleiter Betreuung Bahnbetreiber, Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge<br />
GmbH, München<br />
Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dipl.-Ing. <strong>Axel</strong> Güldenpenning, Bad Homburg<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an <strong>der</strong> Lahn<br />
Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />
DB Systemtechnik, München<br />
Dr. Dieter Klumpp, Mannheim<br />
Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Main<br />
Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />
Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-För<strong>der</strong>kreis e.V., Köln<br />
Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />
Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västers (SE)<br />
Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />
Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />
Energieanlagen und Standseilbahnen, <strong>Verband</strong> Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />
Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />
Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />
Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Dipl.-El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />
Redaktionsleitung:<br />
Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich)<br />
Fon: +49 89 203 53 66-53, Fax: -99<br />
E-Mail: buhl@di-verlag.de<br />
Fachredaktion:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />
Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />
Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />
Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />
Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />
Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />
E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />
Verlag:<br />
DIV Deutscher Industrieverlag GmbH, Arnulfstraße 124<br />
80636 München, Deutschland, Fon: +49 89 203 53 66-0, Fax: -99<br />
Internet: http://www.di-verlag.de<br />
Geschäftsführer:<br />
Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />
Mediaberatung:<br />
Kirstin Sommer, Fon: +49 89 203 53 66-36, Fax: -99<br />
E-Mail: sommer@di-verlag.de<br />
Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />
Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />
Postfach 9161<br />
97091 Würzburg,<br />
Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-494,<br />
E-Mail: leserservice@di-verlag.de<br />
Bezugsbedingungen:<br />
„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />
Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft<br />
Jahresabonnement Print 305,00 € (inkl. MwSt.)<br />
Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Einzelheft 35,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />
Einzelausgabe als ePaper 35,00 €<br />
Abo Plus (Print plus ePaper) 396,50 €<br />
Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />
Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />
Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />
Bestellungen über jede Buchhandlung o<strong>der</strong> direkt an den Verlag.<br />
Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalen<strong>der</strong>jahres.<br />
Jahresinhaltsverzeichnis im Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />
sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />
England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />
Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />
Mit Ausnahme <strong>der</strong> gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />
ISSN 0013-5437<br />
Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier
Termine<br />
Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />
Schwingungsdiagnose Level 1<br />
Schwingungsdiagnose an Elektromotoren, Pumpen, G<strong>eb</strong>läsen<br />
und Werkzeugmaschinen<br />
22.-23.01.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />
Essen (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: - 346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de<br />
Schwingungsdiagnose Level 2<br />
Vertiefende Schwingungs diagnose an Gleitlagern, Wälzlagern mit<br />
niedrigen Dreh zahlen, Montagefehlern, Maschinen mit intensiven<br />
Stör geräuschen<br />
19.-20.02.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />
Essen (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de<br />
Stationäre Speichersysteme für elektrische<br />
und thermische Energi e<br />
Überblick, Einsatzbereich, Wirtschaftlichkeit und<br />
Entwicklungs herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
20.-21.02.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />
Berlin (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de<br />
Gegenwärtige und zukünftige Anwendungen<br />
von Supraleitern<br />
Grundlagen, Überblick, Materialien und Eigenschaften, Technologie<br />
und Anwendungsbeispiele<br />
05.03.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />
Berlin (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de<br />
6. acrps – a.c. rail power supply<br />
Internationale Konferenz für Energieversorgungs anlagen<br />
von Wechselstrombahnen<br />
07.-08.03.2013 Internet: www.acrps.info,<br />
Leipzig (DE) (siehe auch Anzeige in diesem Heft)<br />
Rail Tech Europe 2013<br />
19.-21.03.2013 europoint<br />
Amersfoort (NL) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />
E-Mail: svanbeekrailtech-europe.com<br />
Internet: www.railtech-europe.com<br />
SIFER 2013<br />
26.-28.03.2013 Mack Brooks France<br />
Lille (FR) Fon: +33 03 59560637,<br />
E-Mail: sifer@mackbrooks.com,<br />
Internet: www.sifer2013.com<br />
41. Tagung Mo<strong>der</strong>ne Schienenfahrzeuge<br />
07.-10.04.2013 Technische Universität Graz<br />
Graz (AT) Fon/Fax: +43 316 873-6216,<br />
E-Mail: claudia.kaufmann@<br />
schienenfahrzeugtagung.at<br />
Internet: www.tugraz.at<br />
IZBE-Symposium Nachhaltigkeit in <strong>der</strong> Bahntechnik –<br />
Belastung o<strong>der</strong> Mehrwert?<br />
18.-19.04.2013 Innovationszentrum Bahntechnik<br />
Europa e. V.<br />
Dresden (DE) Fon: +49 351 4769857,<br />
Fax: +49 351 4519675,<br />
E-Mail: info@izbe.eu,<br />
Internet: www.izbe.eu<br />
Eisenbahnverkehr: Bau- und Betri<strong>eb</strong>srecht<br />
Informationen zur Sicherheit und zur neuen<br />
Bauaufsicht EBA\r<br />
22.-22.04.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />
München (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de<br />
Eisenbahnverkehr: Umweltrecht<br />
Überblick über die wesentlichen Vorschriften des Umweltrechts<br />
beim Bau und Betri<strong>eb</strong> von Eisenbahninfrastruktur<br />
23.-23.04.13 Haus <strong>der</strong> Technik<br />
München (DE) Fon: +49 201 1803-1, Fax: -346,<br />
E-Mail: information@hdt-essen.de,<br />
Internet: www.hdt-essen.de<br />
60. UITP World Congress and Exhibition<br />
26.-30.05.2013 UITP<br />
Genf (CH) E-Mail: anhorn.philippe@tpg.ch,<br />
Internet: www.uitpgeneva2013.org
Die neue Adresse für<br />
das Wissen <strong>der</strong> Industrie:<br />
Deutscher Industrieverlag<br />
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