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Interview mit Josef Meier und Josef Hofmann,<br />
alpha Technik/alpha Racing<br />
Herr Meier, Herr Hofmann, erst mal Glückwunsch zur Deutschen <strong>Meister</strong>schaft<br />
in der Superbike, alpha Racing und Erwan Nigon haben das prima<br />
gemacht.<br />
alpha Technik ist ein großer Verfechter der IDM. Geht’s nächstes Jahr mit<br />
BMW weiter?<br />
Josef Meier: In der IDM wird Werner Daemen unsere Linie fortführen und<br />
auch nächstes Jahr mit BMW antreten, das ist schon sicher. Der Titelverteidiger<br />
Erwan Nigon hat schon unterschrieben, einen zweiten Fahrer, gegebenenfalls<br />
auch einen dritten für die Stocksport-<strong>Meister</strong>schaft suchen wir noch.<br />
Ihr hattet in der Superbike-WM einen Fünfjahresvertrag mit BMW. Der ist<br />
ausgelaufen, BMW wird nicht mit einem deutschen Team weitermachen.<br />
Was denken Sie denn darüber?<br />
Josef Hofmann: Es gibt ja schon seit Jahren das italienische BMW-Team, die<br />
haben ihre Bewerbung abgegeben und das günstigere Angebot hat eben den<br />
Zuschlag, zumindest für 2013, erhalten. Was danach passiert, weiß noch<br />
keiner. Für uns ist das natürlich schon ein Rückschlag, wir sind in der Superbike-WM<br />
nicht vertreten. Obwohl wir schon einen guten Job gemacht haben,<br />
wurde so entschieden - so ist das eben im Geschäftsleben. Wir schauen uns<br />
jetzt nach anderen Projekten um, der Rennsportszene werden wir auf jeden<br />
Fall erhalten bleiben, ob als Teilelieferant oder Supporter des einen oder<br />
anderen Teams. National haben wir unsere Ziele, die wird Werner Daemen<br />
umsetzen. Außerdem haben wir ja noch den Lausitzring und jetzt ganz neu<br />
das Engagement in der IDM, uns wird’s sicher nicht langweilig.<br />
Es ist doch richtig, wenn ich sage, ihr habt für BMW in der Superbike-WM<br />
doch die komplette Entwicklungsarbeit geleitstet, das komplette Know-<br />
How geschaffen.<br />
Josef Hofmann: Das stimmt. Im Rahmen des Fünfjahresvertrages haben wir<br />
natürlich sehr viel investiert - in die Werkstatt, in die Facility, Prüfstände,<br />
Meß- und Testvorrichtungen, das ganze Equipment haben alles wir angeschafft<br />
und eingerichtet. Mit dem allen und dem Know-How unserer Leute<br />
haben wir in fünf Jahren die BMW zu einem Siegermotorrad entwickelt. Ist<br />
schon schade, daß es so nicht weitergeht.<br />
Ihr seid in letzter Zeit sehr oft im Fahrerlager der MotoGP gesehen worden.<br />
Gibt es denn Gedanken und Pläne, sich in diese Richtung zu entwickeln?<br />
Josef Hofmann: Natürlich, auch diese Thema ist für uns kein Tabu. Das<br />
Paddock der MotoGP ist eine sehr interessante Spielwiese. Allerdings ist<br />
es natürlich so, daß wir schon Rennen fahren können, aber das kostet natürlich<br />
auf viel Geld. Wir können nicht nur Geld ausgeben, wir brauchen<br />
auch ein Projekt, eine Aufgabe, das die Kosten auch wieder einspielt. Darum<br />
geht’s jetzt eigentlich: ein adäquates Projekt zu finden, bei dem wir<br />
unser Können, unser Personal, unsere Facility einsetzen können.<br />
Das bedeutet, Ihr könntet also sofort in der Superbike-WM oder sogar der<br />
MotoGP angreifen?<br />
Josef Hofmann: Ja sicher, auch in der MotoGP hätten wir keine Scheu, auch<br />
keine Probleme. Wir wissen, was man braucht, um ein Motorrad schnell zu<br />
machen. Mittlerweile haben wir sehr viel Erfahrung in der Geometrie, im<br />
Fahrwerkssektor, wir haben sehr viel Know-How auf der Motorenschiene, ich<br />
glaube, mit ein wenig Stolz behaupten zu können, daß wir den schnellsten<br />
Motor in der Superbike haben. Klar, die Aprilias und einige andere sind auch<br />
schnell, aber wenn man sieht, wie Marco und auch Leon die Gegner überholen<br />
konnten, das war schon beeindruckend. Mit einem entsprechenden<br />
Partner würden wir auch ohne weiteres sofort in die GP einsteigen können,<br />
das Know-How haben wir, nur die Mittel müssten da sein.<br />
Könnt ihr für unsere Leser mal die fünf Jahre mit BMW Revue passieren<br />
lassen.<br />
Josef Hofmann: Da hatte jedes Jahr seine Spezifik, seine Schwierigkeiten.<br />
Gerade im <strong>ersten</strong> Jahr hatten wir nur ein Vorserien-Motorrad, die Maschine<br />
war noch nicht mal in der Serie, viele Teile noch nicht ausgereift, noch nicht<br />
standfest. Da haben wir mit der Entwicklung eines Rennmotorrades begonnen.<br />
Im zweiten Jahr unserer Kooperation haben wir das dann erstmalig<br />
im Rennen eingesetzt, dort haben wir festgestellt, daß wir im Bereich der<br />
Elektronik noch sehr viel zu tun haben, viel Arbeit zu leisten hatten. So ging<br />
es Jahr für Jahr voran. Mit den Fahrern hatten wir auch nicht immer das erreicht,<br />
was geplant war. Der Ruben Xaus ist oft gestürzt, hat auch oft unnötig<br />
viel riskiert. Klar, er ist ein reinrassiger Racer, der Sache hat es oft aber nicht<br />
gedient. In den letzten beiden Jahren hatten wir die Elektronik voll im Griff,<br />
wir wussten, wie man ein Fahrwerk gestalten muß, um schnell um die Kurven<br />
zu flitzen. In diesem Jahr kam dann auch noch Marco Melandri ins Boot,<br />
der es vorzüglich verstanden hat, das Potential der Maschine auszuschöpfen<br />
und Siege einzufahren. So hatte jedes Jahr seine Schwierigkeiten aber auch<br />
seine Erfolgserlebnisse. Letztendlich haben wir es aber doch geschafft, den<br />
Anschluß nach ganz vorne herzustellen.<br />
Wie sieht es denn da emotional bei euch aus, jetzt, da ihr wisst, daß ihr<br />
nicht mehr so weiterarbeiten könnt?<br />
Josef Hofmann: Für Emotionen ist in diesem Business relativ wenig Platz.<br />
Natürlich ist Rennsport Leidenschaft, Passion, Emotion - aber man muß mit<br />
so einer Situation professionell umgehen. Marco nimmt einen Teil seiner<br />
Mannschaft mit ins italienische Team, auch der Rest der Mannschaft ist sich<br />
bewußt, daß es eben im Rennsport Ups und Downs gibt, das sind alles Profis,<br />
die können damit umgehen.<br />
Werdet ihr auch in Zukunft zu diesen Leuten Kontakt halten?<br />
Josef Hofmann: Klar, man begegnet sich ja immer wieder, die Szene ist ja<br />
nicht so sehr groß. International betrachtet gibt es ja nur diese zwei Paddocks<br />
- MotoGP und Superbike-WM. Wir gehen zum Jahresende auch im Guten<br />
auseinander. Jeder weiß, daß alpha Racing daran keine Schuld trägt, die<br />
Allermeisten können die Entscheidung von BMW nicht so richtig verstehen,<br />
ich selber auch nicht wirklich, aber das sind konzerninterne Dinge, die man<br />
einfach akzeptieren muß.<br />
Kommen wir mal zur IDM. Ihr habt heute die Katze aus dem Sack gelassen:<br />
mit einer neuen Gesellschaft werdet ihr nächstes Jahr die komplette IDM<br />
vermarkten. Daß da vieles im Argen liegt, ist allen bewusst. Wo greift ihr<br />
denn als erstes an?<br />
Josef Meier: Heute haben wir ein neues Projekt begonnen: die IDM. Sicher<br />
werden wir einiges ändern, da gibt es viele Angriffspunkte. <strong>Die</strong> IDM wurde<br />
in den letzten Jahren nicht optimal vermarktet. Trotz verstärkter Einbindung<br />
des Fernsehens haben sich die Fahrerfelder verkleinert. Das ist sicher die<br />
erste Aufgabe, die wir angehen werden: die Vergrößerung der Fahrerfelder.<br />
Da haben wir uns auch schon Gedanken gemacht. Zuerst werden wir die<br />
Klassen erweitern. Superbike und Superstock werden gemeinsam fahren,<br />
aber getrennt gewertet. Dasselbe soll mit der Supersport und der Stocksport<br />
600 geschehen, so daß die Fahrerfelder erweitert werden. Der Name wird<br />
ergänzt werden, heißt in Zukunft Superbike-IDM, es wird wieder Preisgelder<br />
für die Fahrer geben, die Startgelder werden eingefroren - so weit zu den<br />
<strong>ersten</strong> Maßnahmen.<br />
Was hat euch denn auf die Idee gebracht, sich der IDM derart anzunehmen?<br />
Josef Meier: Wir sind ja seit Jahren in der IDM engagiert, waren schon etliche<br />
Male deutscher <strong>Meister</strong> und haben natürlich registriert, daß die IDM in<br />
den letzten Jahren sehr stark an Wert verloren hat. Darüber haben wir uns<br />
natürlich Gedanken gemacht. Als der DMSB dann bekannt gab, daß für 2013<br />
ein neuer Promoter gesucht wird, haben wir uns zusammengesetzt und gemerkt,<br />
daß auch der DMSB eine Zusammenarbeit gerne sehen würde.<br />
alpha Technik und Motor Events, eure neue Firma, sind ja zwei Paar Schuhe.<br />
Da werden viele Teamchefs trotzdem ein wenig skeptisch schauen.<br />
Josef Meier: Wir wissen schon, daß wir unsere Firmen getrennt sehen müssen<br />
- das ist uns schon bewußt. Motor Events wird sich speziell und ausschließlich<br />
um die Belange der IDM kümmern.<br />
Bis dahin sind noch einige Gespräche nötig, es wir ein bißchen dauern, bis<br />
alles geregelt ist.<br />
Josef Meier: <strong>Die</strong> Aufgabe, Promotor für die IDM zu sein, ist sicher sehr umfangreich,<br />
sicher werden wir nicht alles auf einmal ändern müssen oder ändern<br />
können, wir müssen die Probleme nacheinander angehen und sehen,<br />
wie wir das Konzept der IDM schrittweise verbessern können.<br />
Wir wünschen euch viel Erfolg bei dieser Mammutaufgabe und freuen uns,<br />
alpha Technik auch im nächsten Jahr im Rennsportzirkus wiederzusehen.<br />
11 - 2012 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />
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