In Köln auf der Suche nach Kolpings Traum 10 - Kolping Schweiz
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wie<strong>der</strong> auseinan<strong>der</strong>fällt. Das hat auch mit <strong>der</strong> Kultur<br />
zu tun. Generell ist man vielem ausgeliefert.<br />
Welche negativen Kräfte stehen <strong>In</strong>itiativen<br />
für die Menschenwürde entgegen?<br />
Das Fehlen von klaren Regularien. Je schwächer<br />
<strong>der</strong> einzelne Mensch ist, umso eher wird er zum<br />
Spielball <strong>der</strong>er, die Macht haben. Bolivien hat – wie<br />
an<strong>der</strong>e lateinamerikanische Län<strong>der</strong> – eine Vergangenheit<br />
mit Diktaturen. Da war Hugo Banzer, <strong>der</strong><br />
als Militärdiktator die Macht an sich gerissen hatte<br />
und Jahre später vom Volk als Präsident gewählt<br />
wurde. Solches können wir hier schwer <strong>nach</strong>vollziehen.<br />
Der jetzige Präsident, Evo Morales, fährt<br />
ganz klar die Linie, dass die <strong>In</strong>digenen geför<strong>der</strong>t<br />
werden sollen und ihnen alles zur Verfügung stehen<br />
muss – so beispielsweise <strong>der</strong> kostenlose Zugang<br />
zu den Schulen. Er verstaatlicht viele ausländische<br />
Firmen. Das sind aber alles nur «Zückerlein»,<br />
die keine <strong>nach</strong>haltige Entwicklung bringen. Und<br />
vor allem auch keine Qualität. Schulen gibt es, aber<br />
was sie leisten, ist eine an<strong>der</strong>e Frage. Morales hat<br />
auch verschiedene alte Sachen wie<strong>der</strong> eingeführt,<br />
wie zum Beispiel das indigene Gerichtssystem.<br />
Jede Gemeinde hat ihre eigene Gerichtsbarkeit,<br />
was die Gefahr <strong>der</strong> Willkür in sich birgt. Bei einem<br />
grossen Teil <strong>der</strong> Bevölkerung stos sen diese Massnahmen<br />
<strong>auf</strong> Wi<strong>der</strong>stand. Zunehmende Unruhen<br />
sind die Folge. Die gegenwärtige Politik ist auch<br />
nicht fähig, das Land wirtschaftlich vorwärts zu<br />
bringen. <strong>In</strong> <strong>der</strong> schon ohnehin geografisch gegebenen<br />
Spaltung in ein Hochland und ein Tiefland<br />
wächst in verschiedenen Regionen <strong>der</strong> Wunsch<br />
<strong>nach</strong> Unabhängigkeit.<br />
Wo ist <strong>Kolping</strong> beson<strong>der</strong>s engagiert?<br />
Wie in vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n musste <strong>Kolping</strong><br />
auch hier den Weg finden. Anfänglich wurden relativ<br />
viele <strong>Kolping</strong>häuser eingerichtet – im Sinne<br />
einer Dienstleistung für den Verband und die Mitglie<strong>der</strong>.<br />
Man spürte bald, dass dies den Verband<br />
nicht wirklich vorwärtsbringt und dass konkretere<br />
Projekte in Angriff genommen werden müssen. So<br />
entstanden in den ursprünglichen <strong>Kolping</strong>häusern<br />
Schulen. Kin<strong>der</strong>gärten wurden eingerichtet. Das<br />
Echo war gross und positiv. <strong><strong>Kolping</strong>s</strong>chulen in Bolivien<br />
sind sehr beliebt und stark besucht. Die Qualität<br />
ist hoch. Die Klassen sind übersichtlich und das<br />
Lehrpersonal wird gut bezahlt. Es wird mit mo<strong>der</strong>nen<br />
Mitteln unterrichtet. Auf das Engagement in<br />
<strong>der</strong> Bildung folgte das Engagement in <strong>der</strong> Gesundheitsversorgung,<br />
welche in Bolivien sehr im Argen<br />
liegt. Man sagt Folgendes: Wenn man in Bolivien<br />
einen Unfall hat o<strong>der</strong> aus einem an<strong>der</strong>en Grund<br />
akut in ein Spital eingeliefert wird, muss man zusehen,<br />
dass man noch einen Dollar in <strong>der</strong> Hand hält,<br />
sonst bleibt man im Gang draussen <strong>auf</strong> dem Bett<br />
liegen.<br />
<strong>Kolping</strong> hat Gesundheitszentren <strong>auf</strong>gebaut. Mittlerweile<br />
gibt es fünf. Sie sind in den letzten Jahren<br />
sehr stark gewachsen. Anfänglich waren es ambulante<br />
Stationen. Jetzt werden auch Augenoperationen<br />
durchgeführt und Geburtshilfe geleistet. Es<br />
gibt eine grosse Abteilung Optik, in welcher Brillen<br />
produziert werden. Viele Menschen erhalten so<br />
Zugang zur Gesundheitsversorgung. Normalerweise<br />
gehen die Menschen erst zum Arzt, wenn es<br />
zu spät ist, weil das Geld fehlt. Zahnmedizinische<br />
Versorgung und Augenbehandlungen sind eigentlich<br />
gar kein Thema. Schulen und Gesundheitszentren<br />
sind die Hauptpfeiler in <strong>der</strong> Projektarbeit von<br />
<strong>Kolping</strong> Bolivien. Daneben wird den Mitglie<strong>der</strong>n<br />
sehr viel geboten: vor allem im Bereich Bildung.<br />
Das Eigentliche ist aber eine gewisse Verän<strong>der</strong>ung,<br />
die sich vollzieht und die bei <strong>Kolping</strong> auch möglich<br />
ist. Die Gesundheitszentren sind für alle offen und<br />
alle werden darin gleich behandelt. Wo Korruption<br />
herrscht, ist dies alles an<strong>der</strong>e als selbstverständlich.<br />
Das meine ich mit Verän<strong>der</strong>ung. Wenn man<br />
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