In Köln auf der Suche nach Kolpings Traum 10 - Kolping Schweiz
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Welches können die Impulse von <strong>Kolping</strong><br />
Bolivien für <strong>Kolping</strong> <strong>Schweiz</strong> sein?<br />
Für <strong>Kolping</strong> <strong>Schweiz</strong> ist die Partnerschaft mit <strong>Kolping</strong><br />
Bolivien eine Chance: eine an<strong>der</strong>e Kultur, eine<br />
völlig an<strong>der</strong>e Welt eins zu eins kennen zu lernen<br />
und <strong>In</strong>formationen aus erster Hand zu erhalten.<br />
Das ist ein Lernprozess. Es sind Rollen da: diejenige<br />
<strong>der</strong> Helfenden, <strong>der</strong> Geber und diejenige <strong>der</strong><br />
Empfangenden. Dahinter stehen auch unterschiedliche<br />
Denken, die sich in <strong>der</strong> Regel nicht<br />
treffen. Bei uns gilt das Motto «Wir teilen». Das ist<br />
eigentlich ein bisschen hochgeschraubt, weil wir<br />
ja nur einen ganz kleinen Teil von uns weggeben.<br />
Wir haben aber trotzdem relativ hohe Ansprüche<br />
an die Empfänger. Wenn man aber die Welt des<br />
Empfängers wirklich kennt, sieht man, dass <strong>der</strong><br />
Empfänger viele unserer Erwartungen gar nicht<br />
erfüllen kann. Hier ist auch einer <strong>der</strong> schwierigsten<br />
Punkte im Bereich Entwicklungszusammenarbeit<br />
angesprochen. Wenn ich von morgens bis abends<br />
in erster Linie einmal beschäftigt bin, ob ich Gas<br />
zum Kochen habe, ob ich etwas k<strong>auf</strong>en kann o<strong>der</strong><br />
nicht, ob Geld da ist, damit die Kin<strong>der</strong> auch im<br />
nächsten Monat zur Schule gehen können, dann<br />
fehlt mir schlicht die Zeit, um dem Spen<strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
<strong>Schweiz</strong> noch einen netten Brief zu schreiben. Das<br />
ist ein Problem. Und hier ist Bolivien eben die<br />
Chance für uns, die Realität zu sehen und zu begreifen,<br />
dass nicht immer alles so möglich ist, wie<br />
wir es uns vorstellen.<br />
Gibt es Pläne für die Zukunft?<br />
Ein Plan ist, als <strong>Kolping</strong>werk zu wachsen. Auch in<br />
Bolivien sind Tendenzen <strong>der</strong> Überalterung spürbar.<br />
Der Bereich Jugend soll daher stärker gepflegt<br />
werden. Es gilt, attraktiv zu bleiben neben den vielen<br />
an<strong>der</strong>en Angeboten, welche in diesem Land<br />
auch noch da sind. <strong>In</strong> <strong>der</strong> Region Pando soll <strong>nach</strong><br />
den grossen Überschwemmungen die ganze <strong>In</strong>frastruktur<br />
wie<strong>der</strong> hergestellt werden. <strong>In</strong> Santa Cruz<br />
soll ein altes <strong>Kolping</strong>haus wie<strong>der</strong> <strong>auf</strong>gebaut und<br />
erweitert werden. Das Nationalbüro wurde mittlerweile<br />
in die Stadt, <strong>nach</strong> La Paz gezügelt. Das ist<br />
wichtig für die Kontakte mit den offiziellen Stellen.<br />
<strong>In</strong> Sucre soll die berufliche Bildung weiter ausgebaut<br />
werden.<br />
Was war dein schönstes Erlebnis in Bolivien?<br />
<strong>In</strong> Bolivien zu sein ist in erster Linie unglaublich anstrengend,<br />
weil sehr viel <strong>auf</strong> einen zukommt. Generell<br />
das Schönste ist die Anerkennung. Während<br />
man daheim sich verteidigen muss und in <strong>der</strong> Kritik<br />
steht – nicht immer ausgesprochen, aber spürbar<br />
– begegnet man hier einer grossen Anerkennung.<br />
Schön ist auch zu sehen, wie <strong>Kolping</strong> ist,<br />
wenn <strong>Kolping</strong> wirklich lebt. Ich erlebte schon Jubiläumsfeiern,<br />
wo riesige Hallen einfach mit <strong>Kolping</strong><br />
gefüllt waren. Einmal haben an meinem Geburtstag<br />
Hun<strong>der</strong>te von Leuten für mich gesungen. Bei<br />
<strong>der</strong> grossen Anerkennung geht es nicht um mich<br />
als Person, son<strong>der</strong>n um das, was ich verkörpere. Ich<br />
kenne mittlerweile sehr viele Leute. Das Wie<strong>der</strong>sehen<br />
und Wie<strong>der</strong>erkennen gehört zu den schönsten<br />
Erlebnissen. Das Spüren <strong>der</strong> menschlichen Begegnung<br />
– ohne viel Worte – ist schön. Das lässt<br />
vergessen, dass man <strong>auf</strong> 4000 Metern über Meer<br />
ist und dass man eigentlich gehen möchte. Es wird<br />
dann halt doch noch zwei, drei Stunden getanzt.<br />
Die grosse Anerkennung gilt für ganz <strong>Kolping</strong><br />
<strong>Schweiz</strong>. Aber sie kommt irgendwie nicht an.<br />
Wenn man vom schönsten Erlebnis spricht, sollte<br />
man vielleicht auch über Enttäuschungen reden:<br />
Wenn zu uns Besuch von auswärts kommt, ist von<br />
uns niemand da. Das ist ein so krasser Kontrast zur<br />
Anerkennung in Bolivien. Das <strong>In</strong>teresse bei uns ist<br />
verhältnismässig gering. Man ist an<strong>der</strong>weitig eingespannt.<br />
Das ist eine verpasste Chance.<br />
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