CHE AP 174 Digitalisierung der Lehre.pdf - Centrum für ...
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| Seite 24 Einleitung<br />
1.4 Die <strong>Digitalisierung</strong> <strong>der</strong> Bildung als Revolution?<br />
Die industrielle Revolution erfolgte, als es möglich wurde, die Herstellung von Produkten, welche<br />
vormals in Handarbeit hergestellt wurden, zu standardisieren, zu automatisieren und so in<br />
Massenproduktion günstiger herzustellen. Dieses Prinzip <strong>der</strong> „economies of scale“ wurde seitdem<br />
in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens umgesetzt – mit Ausnahme <strong>der</strong> Bildung,<br />
in <strong>der</strong> sich das Modell eines <strong>Lehre</strong>nden und Gruppen von 20 bis 50 Studierenden nach wie<br />
vor gehalten hat. Zumindest in <strong>der</strong> Theorie haben digitale Bildungsangebote wie MOOCs das<br />
Potenzial, dieses Prinzip durch Standardisierungen <strong>der</strong> Lehrgegenstände und Vermittlungsprozesse<br />
sowie durch eine Neudefinition des Kommunikationsverhältnisses zwischen <strong>Lehre</strong>nden<br />
und Lernenden auch in Bereichen <strong>der</strong> (Hochschul)Bildung umzusetzen.<br />
Abbildung 7: Höhere Skalierbarkeit <strong>der</strong> Wissensvermittlung durch <strong>Digitalisierung</strong><br />
So ist vorstellbar, dass sich durch den technischen Fortschritt verschiedene Aspekte des Wissensvermittlungsprozesses<br />
digitalisieren und automatisieren lassen. Je größer <strong>der</strong>en Anteil<br />
ist, desto stärker nehmen die Skalierbarkeit und damit die Kosteneffizienz <strong>der</strong> institutionalisierten<br />
Wissensvermittlung zu. Abbildung 5 illustriert dies am Beispiel des mittelalterlichen (ein<br />
Gelehrter, 30 Lernende), gegenwärtigen (lehrmaterialiengestützte <strong>Lehre</strong>, ein <strong>Lehre</strong>n<strong>der</strong>, 30<br />
Lernende) sowie eines potenziell zukünftigen Modells (durch Tutor(inn)en begleitete automatisierte<br />
Onlinemodule und Übungsprogramme). Die gewaltigen Erfolge <strong>der</strong> MOOCs mit weltweit<br />
mehreren zehntausend Teilnehmer(inne)n pro Kurs zeigen, dass digitalisierte Wissensvermittlung<br />
sich unter den verän<strong>der</strong>ten technologischen und institutionellen Bedingungen nun<br />
tatsächlich zu etablieren scheint.<br />
Auf <strong>der</strong> einen Seite gibt es, von <strong>der</strong>en Offenheit abgesehen, keinen strukturellen Unterschied<br />
zwischen MOOCs und Online-gestützten Kursen, welche von traditionellen Hochschulen im<br />
Rahmen <strong>der</strong> regulären <strong>Lehre</strong> angeboten werden. Gleichwohl sind MOOCs bzw. das erfolgreiche<br />
Absolvieren <strong>der</strong> radikal offenen akademischen Kurse noch nicht systematisch mit dem<br />
Erwerb von Leistungszertifikaten verbunden. An<strong>der</strong>s als die klassischen, häufig curricular integrierten<br />
E-Learning-Angebote können also nicht im Rahmen aller MOOCs Studienleistungen<br />
erbracht werden, <strong>der</strong>en Anerkennung durch an<strong>der</strong>e Bildungsorganisationen gewährleistet ist<br />
(z.B. Credit-Points).<br />
<strong>CHE</strong> Arbeitspapier Nr. <strong>174</strong>