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Wann haftet die Bank?<br />
Banken können nach den neuen Haftungsregeln<br />
in den AGB vorsehen, dass der Kunde<br />
selbst bei leichter Fahrlässigkeit einen Eigenanteil<br />
des Schadens bis 150 Euro trägt, wenn<br />
jemand Zugangsdaten unberechtigt nutzt,<br />
§ 675v BGB. Kann die Bank beweisen, dass der<br />
Nutzer vorsätzlich oder grob fahrlässig gehandelt<br />
hat, haftet dieser auch darüber hinaus.<br />
Sobald der Nutzer das Konto gesperrt hat, ist<br />
er nicht mehr für danach eintretende Schäden<br />
verantwortlich. Der Anspruch erlischt,<br />
wenn Sie unrechtmäßige Abbuchungen nicht<br />
spätes tens 13 Monate nach Abbuchung melden.<br />
Im Zweifel wenden Sie sich aber immer<br />
an einen Anwalt oder Verbraucherzentrale.<br />
Pflichten des<br />
Bankkunden<br />
Die Bankhaftung reduziert<br />
sich, wenn<br />
der Kunde Sorgfaltspflichten<br />
vorsätzlich<br />
oder grob fahrlässig<br />
verletzt. Das Landgericht<br />
Köln (Az.: 9<br />
S 195/07) legt für<br />
Sorgfalt ist bei<br />
Bank und<br />
Kunden gefragt<br />
Vilma Niclas,<br />
Rechtsanwältin &<br />
Fachjournalistin<br />
die Sorgfaltspflicht bei Privatkunden den<br />
Maßstab eines „verständigen, technisch<br />
durchschnittlich begabten Anwenders“ an.<br />
Dieser müsse einen aktuellen Virenschutz<br />
und eine Firewall verwenden und regelmäßig<br />
Sicherheits-Updates einspielen. Der Kunde<br />
dürfe PIN und TAN niemals telefonisch oder<br />
per E-Mail herausgeben. Er könne gefälschte<br />
E-Mails erkennen, etwa an sprachlichen<br />
Mängeln oder einer deutlich falschen Internetadresse.<br />
Programme gegen Schad-Software<br />
oder die Überprüfung der Sicherheitszertifikate<br />
gingen zu weit. Das Amtsgericht<br />
Wiesloch meint: Viele pflegten einen sehr<br />
sorglosen Umgang <strong>mit</strong> den Gefahren des<br />
Internets. <strong>PC</strong>s und Internetdienste seien immer<br />
benutzerfreundlicher ausgestaltet und<br />
Online-Banking-Nutzer müssten ein kaum<br />
ernstzunehmendes Fachwissen besitzen,<br />
um diese Dienste zu nutzen. Es sei die unternehmerische<br />
Entscheidung der Bank, diesen<br />
Personen das Online-Banking zu ermöglichen.<br />
Das Kreditinstitut trage daher grundsätzlich<br />
das Risiko des Missbrauches und<br />
könne dies nicht umfassend auf den Kunden<br />
abwälzen.<br />
Sicherheitstipps<br />
Installieren Sie ein Virenschutzprogramm<br />
und eine Firewall und aktualisieren Sie diese<br />
täglich. Geben Sie nie auf anderen Seiten als<br />
der Ihrer Bank Ihre PIN oder TANs für Ihr Konto<br />
ein und nie mehrere TANs hintereinander<br />
pro Auftrag. Tragen Sie Zugangsdaten nicht<br />
<strong>mit</strong> sich herum, nur verschlüsselt auf <strong>PC</strong> oder<br />
Mobilgerät. Sie haften als Bankkunde sonst<br />
in voller Höhe. Bei jedem Missbrauchsverdacht<br />
informieren Sie Ihre Bank unverzüglich.<br />
Li<strong>mit</strong>ieren Sie den Verfügungsrahmen für<br />
die Überweisungen per Online-Banking und<br />
kontrollieren Sie Ihre Konten wenigstens wöchentlich.<br />
Es empfiehlt sich, Bankgeschäfte<br />
über eine spezielle Bank-Software statt über<br />
die Website abzuwickeln.<br />
Hohe Sorgfaltspflichten der Bank<br />
Achten Sie darauf, dass Banken aktuelle<br />
Verfahren anbieten, wie das mTAN-, Chip-<br />
TAN- oder HBCI-Verfahren <strong>mit</strong> Chipkarte.<br />
Beim mTAN-Verfahren erhalten Sie die TAN<br />
per SMS. Bei Chip-TAN<br />
wird <strong>mit</strong> einem optischen<br />
Lesegerät für<br />
Ihre Bankkarte eine<br />
TAN generiert, die nur<br />
wenige Minuten gültig<br />
ist. HBCI gilt derzeit als<br />
das sicherste Verfahren.<br />
Das Amtsgericht<br />
Wiesloch meint, eine<br />
Bank müsse weniger sichere Verfahren aus<br />
dem Angebot streichen, um sicherzustellen,<br />
dass Kunden nur noch die sicheren nutzen,<br />
andernfalls hafte sie für etwaige Schäden.<br />
Was gilt bei Bezahldiensten wie PayPal?<br />
PayPal wirbt <strong>mit</strong> Sicherheit. Andererseits<br />
hört man von eingefrorenen Händlerkonten,<br />
nicht nachvollziehbaren Abbuchungen<br />
oder Sicherheitslücken. Viele<br />
Phishing-Mails betreffen PayPal. Wurde<br />
ein Betrag unberechtigterweise vom<br />
PayPal-Konto abgebucht, melden Sie dies<br />
unverzüglich PayPal<br />
und rufen Sie die Kreditkartenzahlung<br />
oder<br />
Lastschrift wenn möglich<br />
gegenüber Ihrer<br />
Bank zurück. Der Nachteil der PayPal-<br />
Zahlung: Neben der Bank ist eine weitere<br />
Partei beteiligt. Bei einer unberechtigten<br />
Abbuchung eines Händlers vom Konto<br />
könnten Sie den Betrag direkt bei der<br />
Bank zurückbuchen. Zahlen Sie über Pay-<br />
Erste Hilfe: Was tun, wenn Geld<br />
abgebucht wurde?<br />
Melden Sie jeden Verdacht unverzüglich<br />
der Bank. Die Sperrnotrufnummer:<br />
116 116.<br />
Ändern Sie Ihre PIN sofort.<br />
Erstatten Sie Strafanzeige und<br />
sichern Sie Beweise.<br />
Informieren Sie die Verbraucherzentrale.<br />
Widerrufen Sie unberechtigte<br />
Lastschriften oder Kreditkartenbuchungen<br />
unverzüglich gegenüber<br />
der Bank.<br />
Risiken bei Zahlung <strong>mit</strong> Kreditkarte<br />
oder Lastschrift<br />
Bei einer missbräuchlichen Kreditkartenzahlung<br />
sind Sie gut geschützt, wenn Sie nicht<br />
fahrlässig gehandelt haben und darauf achten,<br />
dass Sie Daten nur verschlüsselt übertragen.<br />
Zusatzdienste wie „Verified by VISA“<br />
oder „MastercardSecureCode“ erhöhen die<br />
Sicherheit. Bucht jemand per Lastschrift von<br />
Ihrem Konto unberechtigterweise etwas ab,<br />
können Sie dies bis zu sechs Wochen nach<br />
Rechnungsschluss gegenüber der Bank ohne<br />
jeden Grund widerrufen bzw. bei der neuen<br />
SEPA-Lastschrift acht Wochen ab Abbuchungsdatum<br />
in bestimmten Fällen.<br />
Gewisse Sicherheitslücken verbleiben immer<br />
im Leben. Aber das Online-Banking schützt<br />
immerhin vor einem bewaffneten Raubüberfall<br />
in der Bankfiliale.<br />
fb<br />
Pal und wollen eine Rückbuchung einleiten,<br />
prüft PayPal erstmal den Fall. Grundsätzlich<br />
sollten Sie alle Bezahldienste<br />
skeptisch prüfen und vorher die AGB und<br />
nicht nur die Werbung lesen. Bei Bezahldiensten,<br />
die Ihre Bankdaten direkt abfragen,<br />
kann es sein, dass Ihnen dies in<br />
einem Missbrauchsfall,<br />
wenn also Trojaner etc.<br />
dazu kommen, das Genick<br />
bricht. Ihre Bank<br />
könnte Ihnen vorwerfen,<br />
Sie hätten Ihre Sorgfaltspflicht verletzt,<br />
indem Sie Dritten Ihre PIN anvertrauen.<br />
Tipp: Bevorzugen Sie die direkte<br />
Zahlung per Kreditkarte oder das deutsche<br />
Lastschriftverfahren <strong>mit</strong> Einzugsermächtigung.<br />
www.pc-magazin.de <strong>PC</strong> <strong>Magazin</strong> 3/2012