Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong><strong>Stadt</strong>bote</strong> Nr. 03 Seite 8 01. März 2013<br />
Arbeitsgruppe Ortsgeschichte<br />
Herold<br />
Aus der Herolder Ortschronik - zusammengestellt von<br />
Erich Reuter<br />
vor<br />
230<br />
Jahren<br />
1783<br />
vor<br />
165<br />
Jahren<br />
1848<br />
vor<br />
160<br />
Jahren<br />
1853<br />
vor<br />
120<br />
Jahren<br />
1893<br />
Erster für Herold bekannt gewordener ehrenamlicher Gemeindevorsteher<br />
war bis 1785 Johann Benjamin Seydel. Er besaß<br />
das 1/4-Hufengut (jetzt Drebacher Straße 32, Familie Wetzel).<br />
Der Urenkel von J.B. Seydel, Oberlehrer Paul Seydel in Limbach-Oberfrohna<br />
verfasste 1922 eine wissenschaftliche Ausarbeitung<br />
über die Besiedlung des westsächsischen Gebietes<br />
durch fränkische Siedler im 12. Jahrhundert. Dieses Buch wird<br />
heute noch als beachtenswerte Quelle in der erzgebirgischen<br />
Besiedlungsliteratur angesehen.<br />
Am 23.04.1848 fanden sich in Drebach 14 delegierte Fabrikarbeiter<br />
damaliger Baumwollspinnereien in Venusberg,<br />
Niederherold, Oberherold, Ehrenfriedersdorf, Tannenberg<br />
und Wiesenbad-Himmelmühle zusammen und gründeten<br />
den „Verein sächsischer Fabrikarbeiter, Sitz Herold“. Zum<br />
Vereinsobmann wurde von den Delegierten Karl Gottfried<br />
Reichel aus Herold gewählt. Es wurde ein Vereinsstatut<br />
beschlossen, ferner ein „schriftlicher Hilferuf und dringende<br />
Bitte“ an die Königliche Hohe Landesregierung in Dresden<br />
gerichtet. Es ging um die Beseitigung der miserablen Arbeitsbedingungen<br />
in den Fabriken und der Notzustände in<br />
den Arbeiterfamilien. Die tägliche Arbeitszeit betrug damals<br />
in den Spinnereien bis 15 Stunden. Deshalb sollte u.a. die<br />
tägliche Arbeitszeit höchstens 12 Stunden betragen, auch<br />
für die in den Fabriken arbeitenden Kinder und Jugendlichen.<br />
Der Verein wurde aber am 4.7.1850 durch die Landesregierung<br />
verboten.<br />
Beginn des Baues der dritten Baumwollspinnerei in Herold<br />
auf dem Gelände des 1817 entstandenen Eisenhammerwerkes.<br />
Ehregott Horn finanzierte den Fabrikbau. Der<br />
Schwiegersohn Oberleutnant Oskar Hacker war Unternehmer<br />
der Spinnerei mit anfangs 3816 Spindeln. Das Gebäude<br />
ist im Ort als „alte Harzerfabrik“ bekannt, welches wegen<br />
Baufälligkeit 2006 abgerissen wurde.<br />
Die Strumpffabrik der Firma August Harzer & Söhne ließ an<br />
der jetzigen Zschopauer Straße in Herold ein neues Fabrikgebäude<br />
mit Kessel- und Maschinenhaus errichten. Erweiterungsbauten<br />
an dieser Strumpffabrik erfolgten 1913 und<br />
1939. Die Textilproduktion endete 1990. Seit 1998 werden<br />
die Fabrikgebäude nicht mehr genutzt, stehen leer und sind<br />
dem Verfall ausgesetzt.<br />
vor<br />
70<br />
Jahren<br />
1943<br />
vor<br />
60<br />
Jahren<br />
1953<br />
Mit dem Beginn der Ausbauarbeiten im Kalkwerk Herold<br />
für die Schaffung einer unterirdischen Flugzeugfabrik der<br />
Rüstungsfirma Junker wurden nach und nach etwa 750<br />
russische Kriegsgefangene in das am Kalkwerk entstandene<br />
Gefangenenlager untergebracht. Sie wurden zu<br />
schwerer Handarbeit überwiegend untertage eingesetzt.<br />
Infolge Unterernährung und fehlender medizinischer Versorgung<br />
verstarben bis Kriegsende 1945 24 dieser Gefangenen.<br />
Die Verstorbenen wurden zunächst auf dem<br />
Herolder Friedhof beigesetzt und 1948 nach einem Annaberger<br />
Friedhof umngebettet. Das geschah auf Anordnung<br />
des damaligen sowjetischen Kreiskommandanen.<br />
Von 1951 bis 1953 war<br />
der 1905 in <strong>Thum</strong> geborene<br />
Arthur Müller Bürgermeister<br />
in Herold.<br />
Danach übte er diese<br />
Bürgermeisterfunktion<br />
bis 1958 in der <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Thum</strong> aus. Wegen seiner<br />
KPD-Mitgliedschaft war<br />
er 1933 von den Nazis<br />
inhaftiert und misshandelt<br />
worden.<br />
Arthur Müller - Aufnahme von etwa<br />
1960, Fotoreproduktion Jürgen Baumann<br />
vor<br />
25<br />
Jahren<br />
1988<br />
Am 11. Juli erfolgte die Grundsteinlegung zum Bau<br />
einer Lebensmittel-Kaufhalle auf dem früheren Herolder<br />
Gemeindeplatz. Durch Unterstützung vieler Gewerke<br />
gelang es, die Kaufhalle bis Dezember 1988 fertig<br />
zu stellen. Die Herolder Einwohner sind sehr dankbar,<br />
dass es seit 25 Jahren die zentral im Ortsteil gelegene<br />
Einkaufsmöglichkeit gibt. Derzeit firmiert die Kaufhalle<br />
als „Frischemarkt Herold“.<br />
Gemeinsam sind<br />
wir stark<br />
Eine neue Nestschaukel -<br />
cool. Das macht den Herolder Spatzen große Freude!<br />
Sie haben stolz eine neue Nestschaukel in Beschlag<br />
genommen. Vielen Dank allen Herolder Vereinen und<br />
Gewerbetreibenden, die uns unterstützt haben.<br />
Team Herolder Spatzen<br />
Auf dem 1904 entstandenen Bild sind ca. 120 Beschäftigte der Fa.<br />
August Harzer & Söhne zu sehen. Im Hintergrund ersichtlich ist die<br />
1893 erbaute Strumpffabrik. Fotoreproduktion: Jürgen Baumann