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Heft April 2013_Heft April 2008 08.04.13 09:46 Seite 30<br />
Folgerungen aus einem Gespräch mit Zeitzeugen zur <strong>Forstwald</strong>kaserne<br />
Noch nicht entschieden vom Rat der Stadt Krefeld ist die Frage,<br />
ob das Kasernengelände im neuen Flächennutzungsplan als<br />
Wald oder als Wohnbaufläche ausgewiesen wird. Jeder Bürger<br />
konnte bis zum 01.03.2013 eine Stellungnahme abgeben. In<br />
der Anhörung der Bezirksvertretung West am 05.09.2012 war<br />
deutlich geworden, dass das Altlastengut ach ten, dass die<br />
Bundesanstalt für Immobilienauf gaben (BImA), in deren Besitz<br />
die Fläche ist, in Auftrag geben wollte, noch aussteht. Das für<br />
Ende des Jahres 2012 angekündigte Gutachten (Ratsvorlage<br />
484/12, Neuaufstellung des FNP.31.10.2012) liegt bis heute<br />
(Februar 2013) nicht vor. Sicherlich ist naturwissenschaftlichtechnische<br />
Logik zur Beurteilung äußerst hilfreich. Aber die<br />
Reichweite geht über Aus weisung als Walderweiterung hinaus<br />
in die Tiefen und Untiefen von Politik, Charakter und Ge sell -<br />
schaft. Sie betrifft in der Frage der Be rücksichtigung der<br />
Unterschriftenaktion zum einen das elementare Verständnis<br />
von Demo kratie. Zum anderen ist die neuere Innova tions- und<br />
Entwicklungsforschung betroffen. Bisher hat sich die traditionelle<br />
Regionalpolitik für die finanzielle Förderung von<br />
Infrastruktur interessiert. Heute legt die neuere Innovationsund<br />
Entwick lungsforschung einen Akzent auf die Entwicklung<br />
des sog. regionalen Sozialkapitals. Hierbei geht es um die intelligente,<br />
nachhaltige und integrative Pflege der „Beziehungsin -<br />
fra struktur“, z.B. mit den Nachbarn aus Tönisvorst. Dieses<br />
Kapital beruht auf Vertrauen, Gegenseitigkeit und der<br />
Entwicklung zum gegenseitigen Nutzen.<br />
Unter dem Titel „Die Organisation Todt und der <strong>Forstwald</strong>“<br />
hatte Rudolf Pilger sich in Heft 29, Ausgabe 2000, mit der<br />
Nutzung des Kasernengeländes auseinandergesetzt. Helmut<br />
Sallmann hat in seiner Broschüre „Gräben, Bunker und Ba -<br />
racken“ (2007) die Nutzung des Geländes weiter verfolgt.<br />
Dieser Artikel konzentriert sich darauf, Aussagen von<br />
Zeitzeugen mit den bisher gefundenen Ergebnissen in<br />
Verbindung bringen, sie den historischen Rahmenbe ding -<br />
ungen zuordnen und weitere Argumente für die Rekulti vier -<br />
ung als Wald zu gewinnen. Sprechen konnte ich mit Helmut<br />
Krah (1931), Franz-Adolf<br />
Krah forst (1935), Willi<br />
Kamp (1935) und Paul<br />
Bon gartz ( 1934). Sie<br />
haben ihre Kindheit in<br />
Laschen hütte verbracht,<br />
der Älteste hat unmittelbar<br />
nach dem Krieg<br />
am 01.09.1945 eine<br />
Schrei ner lehre bei Holz -<br />
handlung Mennicken<br />
begonnen.<br />
Die Skizze des Lagers<br />
der Organisation Todt<br />
am Hochbendweg hinter<br />
dem Bahnhof (Sallmann,<br />
S.11) liefert Be -<br />
zug für die Auf frischung<br />
der Erinner ungen. Nach<br />
der Lan dung in der Nor -<br />
mandie im Juni 1944 erreichten die Alliierten Anfang März den<br />
Niederrhein. Am 1.03.1945 überquerten die Amerikaner die<br />
Niers und durchquerten am 2./3. März 1945 Krefeld. Im Schutz<br />
des Waldes stationierten sie zunächst eine Nachrichteneinheit.<br />
Noch unter Kriegsbe ding ungen nutzten sie einen Teil der<br />
Baracken.<br />
Am 7. Und 8. Mai 1945 wurde die bedingungslose Kapitulation<br />
unterzeichnet. Damit endete der 2. Weltkrieg für Deutschland.<br />
<strong>Der</strong> Historiker Peter H. Merkl (Die Entstehung der Bun des -<br />
republik, Stuttgart 1965) kommt in einer Wertung zu dem<br />
Schluss, dass der Anstoß zu neuem Staatsaufbau und Verfas -<br />
sungsleben „allein von außen kommen“ konnte und die Be -<br />
satzungs mächte gezwungen waren, „die oberste Regierungsgewalt<br />
in Deutschland, einschließlich aller Befugnisse der deutschen<br />
Regierung, des Oberkommandos der Wehrmacht und<br />
der Regierungen, Verwaltungen oder Behörden der Länder,<br />
Städte und Gemeinden“ zu übernehmen.<br />
Die Alliierten bildeten zunächst den Rheinprovinz-Militär -<br />
distrikt, dem neben der Rheinprovinz des früheren Preußen<br />
auch das Saarland, die Rheinpfalz und Rheinhessen angehörten.<br />
Die bei der Bildung der Besatzungszonen bei den Rhein -<br />
landen verbleibenden Regierungsbezirke Köln, Düsseldorf und<br />
Aachen wurden auf Anordnung der Militärregierung am<br />
20.06.1945 zur Nordrheinprovinz zusammengefasst. Die Lei -<br />
tung der Provinzialregierung übernahm ab dem 02.10.1945 der<br />
ehemalige Oberbürgermeister Dr. Robert Lehr. Im ungeteilt<br />
gebliebenen Bereich der Provinz Westfalen war es am 5.07.<br />
1945 der ehemalige Regierungspräsident Dr. Amelunxen.<br />
Nichtexekutive Provinzialräte (mit Sitz in Düsseldorf und<br />
Münster) als Vorläufer einer späteren parlamentarischen Ver -<br />
tretung in beiden Provinzen wurden von der Militärregierung<br />
berufen. Diese vorläufige Regelung – das sog. „Provinzial -<br />
stadium“ - des Landes endete 1946. Am 18. Juli 1946 kündigte<br />
Sir W. Shalto Douglas, der britische Oberbefehlshaber, den<br />
Zusammenschluss der Provinzen Nordrhein- und Westfalen<br />
zum Lande Nordrhein-Westfalen an und erließ am 23.08.1946<br />
die VO Nr.46 über die „Auflösung der Provinzen des ehemaligen<br />
Landes Preußen in der britischen Zone und ihre Neu -<br />
bildung als selbständige Länder“. Dr. Amelunxen wurde von<br />
den Engländern am 27.07.1946 zum Ministerpräsidenten<br />
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