BGUinform 2/2013 (PDF) - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik ...
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Medizin<br />
„ Ich habe zusammen mit den<br />
BGU-Ärzten um mein Bein gekämpft“<br />
Zweifache Mutter erlitt schwere Verletzungen nach Motorradunfall.<br />
Angelika Kurzhals verunglückte am 5. Juni<br />
2011 mit ihrem Motorrad auf der B 26. Trotz<br />
der geringen Geschwindigkeit von nur<br />
30 km/h zog sich die zweifache Mutter<br />
schwere Verletzungen zu und musste mit<br />
dem Rettungshubschrauber Christoph 2<br />
in die BG <strong>Unfallklinik</strong> geflogen werden.<br />
Dort angekommen, wurde sie für eine Not-<br />
OP ins künstliche Koma versetzt, aus dem<br />
sie erst am nächsten Tag auf der Intensivstation<br />
erwachte.<br />
Durchhaltevermögen in ernster Situation<br />
Nach fünf Tagen auf der Intensivstation<br />
und zwei OPs wurde sie aufgrund ihrer<br />
Verletzungen in die Fachabteilung für Unfallchirurgie<br />
und Orthopädische Chirurgie<br />
und später auf die K 6, die Fachabteilung<br />
für Septische Chirurgie, verlegt. Die damals<br />
43-Jährige hatte mit einem zerschmetterten<br />
Schienbeinkopf, drei gebrochenen<br />
Rippen, einem gebrochenen Schulterarm,<br />
einem Lungenödem und weggerissenen<br />
Wadenweichteilen zu kämpfen. Dabei<br />
blieb lange Zeit ungewiss, ob Angelika<br />
Kurzhals ihr Bein würde behalten können.<br />
inform | Zur Person<br />
Dr. med. Gerhard Walter<br />
Chefarzt der Abteilung für Septische<br />
Chirurgie<br />
Im OP zogen die behandelnden Ärzte<br />
der Unfallchirurgie auch den Chefarzt der<br />
Fachabteilung für Septische Chirurgie,<br />
Dr. med. Gerhard Walter, hinzu: „Der Befund<br />
war in mehrfacher Hinsicht problematisch.<br />
Der Unterschenkel war durch<br />
den Unfall subtotal amputiert und wurde<br />
nur noch über eine Hautbrücke gehalten.<br />
Direkt unter der Fraktur war durch den<br />
Sturz eine massive Infektion entstanden.<br />
Keime waren ins Gewebe gesprengt worden.<br />
Die Weichteile waren durch die Verletzung<br />
hochgradig traumatisiert und<br />
geschädigt, sodass sich eine gefährliche<br />
Mischinfektion ausbreiten konnte, also<br />
eine Infektion durch mehrere Bakterien.<br />
Wir standen deshalb vor einer äußerst<br />
unangenehmen und schwierigen Situation“,<br />
erklärt der Chefarzt der Septischen<br />
Chirurgie. Insgesamt folgten 15 OPs, bei<br />
denen u. a. auch toter Knochen herausgenommen<br />
und ihr Bein verkürzt wurde.<br />
Wenn man ihr das Bein gleich zu Anfang<br />
amputiert hätte, wäre der Heilungsprozess<br />
sicher erheblich verkürzt worden – und die<br />
zweifache Mutter hätte mit einer Prothese<br />
sehr viel schneller wieder laufen können.<br />
Aber die Patientin und ihr Ärzteteam entschieden<br />
sich für einen anderen Weg. Ihr<br />
Durchhaltevermögen und ihre positive<br />
Einstellung zahlten sich aus: Mitte August<br />
2011 kam Angelika Kurzhals mit Krücken<br />
nach Hause. Im März 2012 wurde ihr nach<br />
zehn Monaten der Ilizarov-Ringfixateur<br />
entfernt, der das Bein um 4 cm gestreckt<br />
hatte. Ihre Orthese, ein medizinisches<br />
Hilfsmittel, das u. a. zur Stabilisierung,<br />
Entlastung, Ruhigstellung, Führung oder<br />
Korrektur von Gliedmaßen genutzt wird,<br />
muss sie weiterhin tragen. Ihr Knie funktioniert<br />
nach wie vor ohne Schmerzen;<br />
auch das Gefühl und die Funktion des<br />
Fußes sind ihr erhalten geblieben.<br />
Erfolgreiche Wiedereingliederung<br />
„Ich danke den Ärzten der BGU, dass sie<br />
mit mir zusammen um mein Bein gekämpft<br />
haben“, resümiert die heute 45-Jährige.<br />
Statt Motorradfahren will sie zukünftig<br />
wieder mehr in der Disco tanzen oder ins<br />
Fitnessstudio gehen. Auch ihrem Arbeitgeber,<br />
bei dem sie als Technische Zeichnerin<br />
beschäftigt ist, ist sie dankbar. Er<br />
hat ihr die Stelle freigehalten, und das<br />
über ein ganzes Jahr. Anschließend ist<br />
sie über das Betriebliche Eingliederungsmanagement<br />
(BEM*) wieder in ihren alten<br />
Job eingestiegen und arbeitet seit September<br />
2012 wieder in vollem Umfang.<br />
RK, ST<br />
Das Durchhalten hat sich gelohnt: Gefühl und<br />
Funktion des Fußes sind erhalten geblieben.<br />
inform | Daten und Fakten<br />
* Was ist BEM und wen betrifft es?<br />
Betriebliches Eingliederungsmanagement<br />
umfasst alle Maßnahmen eines<br />
Unternehmens, die der beruflichen<br />
Wiedereingliederung von (langzeit-)<br />
erkrankten Mitarbeitern dienen.<br />
Der Gesetzgeber hat im Rahmen des<br />
9. Sozialgesetzbuches (SGB IX) Festlegungen<br />
bezüglich des Betrieblichen<br />
Eingliederungsmanagements getroffen.<br />
Konkret geht aus § 84 Abs. 2<br />
hervor, dass der Arbeitgeber gemeinsam<br />
mit dem Arbeitnehmer sowie<br />
den zuständigen Interessenvertretern<br />
(Betriebsrat, ggf. Schwerbehindertenvertretung)<br />
Gründe für Arbeitsunfähigkeit<br />
von mehr als sechs Wochen<br />
(wiederholt in Summe oder am Stück)<br />
klären und möglichst beheben sollen.<br />
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