37. Sitzung - Bremische Bürgerschaft
37. Sitzung - Bremische Bürgerschaft
37. Sitzung - Bremische Bürgerschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2524<br />
<strong>Bremische</strong> <strong>Bürgerschaft</strong> (Landtag) – 18. Wahlperiode – <strong>37.</strong> <strong>Sitzung</strong> am 13.03.13<br />
(A)<br />
Kindern unterschieden werden, von denen keine<br />
kriminelle Karriere zu befürchten ist?<br />
Präsident Weber: Herr Knäpper, haben Sie eine<br />
weitere Zusatzfrage? – Bitte sehr!<br />
(C)<br />
Präsident Weber: Bitte, Herr Senator!<br />
Senator Mäurer: Das habe ich nicht verstanden!<br />
Präsident Weber: Bitte, Herr Knäpper!<br />
Abg. Knäpper (CDU): Werden alle delinquenten<br />
Kinder von der Polizei zum Jugendamt gemeldet?<br />
Was passiert eigentlich in der Regel mit den Mehrfachtätern<br />
und Intensivtätern unter 14 Jahren, wie<br />
geht das dann weiter?<br />
(B)<br />
Abg. Knäpper (CDU): Dass man schon vorher<br />
erkennt, ob sich das im Sande verläuft, sie werden<br />
nicht mehr delinquent!<br />
Präsident Weber: Bitte, Herr Senator!<br />
Senator Mäurer: Wenn man sich einmal mit diesem<br />
Problembereich beschäftigt, sieht man erst, dass wir<br />
es in der Statistik ja überwiegend mit Eigentumsdelikten<br />
zu tun haben. Das betrifft auch die Zahlen<br />
für die beiden Jahre, die Sie abgefragt haben. Wir<br />
haben einen Rückgang der Anzahl der Ladendiebstähle<br />
von 516 auf 419. Das ist ein klassisches Delikt,<br />
das man in diesem Bereich der Jungendlichen und<br />
der Kinder natürlich häufiger antrifft. Daraus nun<br />
irgendwelche Schlüsse ziehen zu können, wie deren<br />
kriminelle Entwicklung verläuft – –. Ich habe die<br />
Erfahrung gemacht, wenn Kinder beim ersten Mal<br />
gefasst und dann mit dem Streifenwagen durch die<br />
Stadt gefahren werden, werden sie nie wieder im<br />
Kaufhaus oder woanders etwas stehlen. Insofern ist<br />
es auch ganz wichtig, dass Polizei und Eltern darauf<br />
entsprechend reagieren.<br />
Das andere Thema ist die Frage der Gewalt; natürlich<br />
gehört das auch mit dazu. Die Zahlen sind<br />
etwas angestiegen von 178 auf 202 Fälle, das ist nicht<br />
bewegend. Zudem muss man sehen, es ist entscheidend,<br />
wie sich das Anzeigeverhalten verändert. Wir<br />
haben es hier natürlich mit einem großen Dunkelfeld<br />
zu tun, und jeder von Ihnen, der schon etwas<br />
länger dabei ist, weiß, dass sich das Verhalten der<br />
Bevölkerung auch verändert. Ich kann mich daran<br />
erinnern, dass wir in den Fünfziger- und Sechzigerjahren,<br />
als wir selbst noch aktiv waren, im Bereich<br />
von Gewalt nicht unbedingt die Polizei eingeschaltet<br />
haben. Das war in diesen Jahren so gut wie überhaupt<br />
nicht vorstellbar, das hat sich in den letzten<br />
Jahren verändert, und deswegen ist es auch wichtig,<br />
dass man aus kriminologischer Sicht darauf schaut,<br />
wie sich das Dunkelfeld entwickelt.<br />
Wir haben das getan im Zusammenhang mit unserer<br />
Studie und dem Projekt „Stopp der Jugendgewalt“.<br />
Wir haben jetzt die Ergebnisse über einen<br />
Zeitraum von 2008 bis 2011 vorliegen, wo man Jugendliche<br />
– Schüler des siebten und neunten Jahrgangs<br />
– befragt hat, wie ihre Erfahrungen sind mit<br />
Kriminalität als Täter, aber auch als Opfer, und wir<br />
werden diese Ergebnisse noch vor der Sommerpause<br />
in der Innendeputation gern mit Ihnen beraten.<br />
Präsident Weber: Bitte, Herr Senator!<br />
Senator Mäurer: Diese Vorstellung, dass alle delinquenten<br />
Kinder gemeldet werden, das muss ich<br />
sagen, ist keine gute Idee. Wir wissen einfach aus<br />
eigener Erfahrung, jeder, der Kinder hat, kennt<br />
dieses Problem, und es ist meistens damit getan, es<br />
passiert einmal, es ist eine Mutprobe, einmal etwas<br />
mitzunehmen, und wenn man entsprechend darauf<br />
reagiert, ist das auch für die nächsten 20 Jahre alles<br />
gewesen. Deswegen ist das keine vernünftige Vorgehensweise,<br />
dass man das Jugendamt einschaltet,<br />
sondern das macht man wirklich nur dann, wenn man<br />
hier Serientäter hat, die völlig ungesteuert durch<br />
ihre Eltern immer weitermachen. Das gibt es, und<br />
darauf zu reagieren, das ist dann auch Gegenstand<br />
unserer Arbeit in dem Projekt „Stopp der Jugendgewalt“,<br />
wo wir ja auch so etwas entwickelt haben wie<br />
eine Schwellentätertheorie, das heißt, man erkennt<br />
diese Probleme, geht in die Schulen, spricht mit<br />
Beschäftigten des Sozialressorts. Das ist einfach die<br />
Antwort darauf, aber es kommt immer auch darauf<br />
an, wirklich verhältnismäßig zu reagieren und nicht<br />
eine Straftat von Zwölfjährigen überzubewerten.<br />
Präsident Weber: Eine weitere Zusatzfrage? –<br />
Bitte sehr!<br />
Abg. Knäpper (CDU): Herr Senator, Sie haben eine<br />
Frage nicht beantwortet, und zwar habe ich gefragt:<br />
Wie wird mit den Mehrfachtätern und Intensivtätern<br />
unter 14 Jahren verfahren? Was passiert mit ihnen?<br />
Präsident Weber: Bitte, Herr Senator!<br />
Senator Mäurer: Auch das habe ich schon angesprochen,<br />
da gilt das Gleiche, wir warten ja nicht<br />
darauf, bis sie strafmündig sind, sondern, wenn wir<br />
da ein Problem haben, dann sind natürlich alle Institutionen<br />
gefordert. Das heißt, die Polizei spricht mit<br />
der Schule, mit dem Jugendamt, und es muss dann<br />
ein Konzept für den Einzelfall entwickelt werden, da<br />
gibt es nicht die eine Lösung. Dafür haben wir auch<br />
dann gemeinsame Runden und Gespräche, wo dies<br />
entwickelt wird, natürlich in Zusammenarbeit mit<br />
den Eltern, wenn man sie ansprechen kann.<br />
Präsident Weber: Herr Senator, weitere Zusatzfragen<br />
liegen nicht vor.<br />
(D)