Bericht - HSH Nordbank AG
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Indien: Langsame und fragile Erholung<br />
Die jüngsten Makroindikatoren deuten darauf hin, dass die indische Volkswirtschaft<br />
sich auf dem Weg einer moderaten Erholung und Stabilisierung befindet:<br />
Die Industrieproduktion legte im September um 2,0% im Jahresvergleich zu,<br />
was eine deutliche Verbesserung zu dem Anstieg um 0,4% im August bedeutet.<br />
Die indische Außenwirtschaft gewinnt auch langsam wieder an Fahrt. Die Exporte<br />
legten im Oktober zum vierten Mal in Folge mit zweistelligen Zuwachsraten<br />
zu, nachdem im ersten Quartal 2013 noch ein Rückgang um 1.4% zu verzeichnen<br />
war. Die Landwirtschaft wird durch den überdurchschnittlich regenreichen<br />
Monsun sehr vorteilhaft beeinflusst. Im Ergebnis dieser positiven Faktoren<br />
beginnt das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von einem für Indien<br />
niedrigen Niveau aus, langsam wieder anzuziehen. Im zweiten Quartal (Jul-<br />
Sept) des Fiskaljahres 2013/2014 erreichte das Wachstum eine Rate von 4,8%<br />
J/J, leicht oberhalb der Zuwachsrate des Vorquartals, in dem 4,4% erreicht<br />
wurden, was das schwächste Wachstum seit vier Jahren bedeutete.<br />
Indiens Wirtschaft arbeitet sich mit einer langsamen Erholung aus dem Konjunkturtief,<br />
so dass wir für das gesamte Fiskaljahr 2013/2104 eine Beschleunigung<br />
des BIP-Zuwachses auf bis 5% erwarten und eine Fortsetzung dieser Dynamik<br />
im Fiskaljahr 2014/2015, in dem dann ein Wachstum von bis zu 6% erreicht<br />
werden dürfte. Unterstützend wirken sollten dabei Politikmaßnahmen<br />
nach den anstehenden Parlamentswahlen, die bis zum Mai 2014 durchgeführt<br />
werden müssen und bei denen die Wahlaussichten für die regierende Congress<br />
Party eher schlecht sind. Eine Fortsetzung der moderaten Verbesserung des außenwirtschaftlichen<br />
Umfeldes und Beschränkungen bei der Einfuhr von Gold<br />
werden dabei helfen, das Leistungsbilanzdefizit, das sich in den letzten Jahren<br />
erheblich ausgeweitet hat und im Fiskaljahr 2012/2013 5% des BIP erreichte,<br />
wieder einzudämmen. Für das laufende Fiskaljahr erwarten wir jetzt ein Leistungsbilanzdefizit<br />
von um die 3% des BIP.<br />
BIP-Entwicklung (Veränderung gegenüber Vorjahr)<br />
12,0<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
Dr. Carsten Pallas<br />
Telefon: 040 3333 15075<br />
Strukturdaten Indien<br />
Grunddaten<br />
Bevölkerung in Mio. (2012) 1213<br />
BIP in Mrd. EUR (2012) 1825<br />
BIP pro Kopf in EUR (2012) 1167,6<br />
Anteil des BIP am Welt-BIP (nach PPP) in<br />
% (2012)<br />
5,7<br />
Struktur des BIP in %<br />
Konsumquote (2012) 56,8<br />
Exportquote (2012) 23,8<br />
Importquote (2012) 31,5<br />
Investitionsquote (2012) 34,9<br />
Außenhandel in %<br />
Anteil am Weltexport (2012) 3,2<br />
Anteil am Weltimport (2012) 3,1<br />
Wichtigste Abnehmerländer bzw. -<br />
regionen für Güterexporte in %<br />
Europäische Union (2012) 16,7<br />
Vereinigte Staaten (2012) 12,8<br />
Verein. Arabische Emirate (2012) 12,3<br />
Wichtigste Exportgütergruppen in %<br />
Güter des verar. Gewerbes (2012) 61,2<br />
Energie und Berbaurohstoffe (2012) 21,9<br />
Agrarprodukte (2012) 14,4<br />
Wichtigste Lieferländer für<br />
Güterimporte in %<br />
China (2012) 11,1<br />
Europäische Union (2012) 11,1<br />
Verein. Arabische Emirate (2012) 7,7<br />
Wichtigste Importgütergruppen in %<br />
Energie und Berbaurohstoffe (2012) 42,9<br />
Güter des verar. Gewerbes (2012) 38,5<br />
Agrarprodukte (2012) 5,2<br />
Quelle: <strong>HSH</strong> <strong>Nordbank</strong>, IWF, Weltbank, WTO<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
Quelle: <strong>HSH</strong> <strong>Nordbank</strong>, EIU<br />
Eine weitere Herausforderung bleibt die Lage der Staatsfinanzen und das Erreichen<br />
der Budgetziele: Das Haushaltsdefizit für das Fiskaljahr 2013/2014 wird<br />
den Zielwert (-4,8% des BIP) voraussichtlich überschreiten und nach unseren<br />
Prognosen rund 5,2% des BIP erreichen. Die Regierung, die bereits des Öfteren<br />
versucht hat, die Investoren zu beruhigen, und ihr Bestreben unterstrichen hat,<br />
die Anfälligkeit und das Zwillingsdefizit zu adressieren, wird kurzfristig wahrscheinlich<br />
noch Maßnahmen einleiten, um zumindest oberflächlich die verkündeten<br />
Ziele einzuhalten. Strukturreformen, die erforderlich wären, um die<br />
Wachstumsdynamik nachhaltig zu beschleunigen, werden allerdings nicht mehr<br />
in Angriff genommen, was die langfristige Entwicklung belasten wird. Abhilfe<br />
könnte eine reformorientierte neue Regierung als Ergebnis der Wahlen im ersten<br />
Halbjahr 2014 schaffen, die durch mehr marktwirtschaftliche Elemente und<br />
umfassenden Bürokratieabbau neue Wachstumskräfte freisetzt.<br />
<strong>HSH</strong> NORDBANK.DE RENTENTRENDS 17. Dezember 2013 SEITE 14