Bericht - HSH Nordbank AG
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Südafrika: Nicht einmal das Gold glänzt<br />
Die südafrikanische Volkswirtschaft hat in den letzten Jahren eine Reihe von<br />
Rückschlägen hinnehmen müssen, durch die sich das Wachstum insgesamt abgeschwächt<br />
hat. Nach 2,5% in 2012 verzeichnet das Bruttoinlandsprodukt in<br />
2013 voraussichtlich nur noch ein Plus von 1,9%: Die Streiks, die im August<br />
2012 im Bergbau aufflammten, haben einen großen Teil der Wirtschaft nachhaltig<br />
belastet. Die Auslandsnachfrage schwächelte vor allem in den Kernmärkten –<br />
den USA, in China und der Europäischen Union, dem wichtigsten Handelspartner.<br />
Gleichzeitig wurde die Wettbewerbsfähigkeit der südafrikanischen Industrie<br />
durch steigende Löhne und Gehälter belastet, die angehoben worden waren,<br />
um die sozialen Unruhen zu beenden. Die hohen Preise für Lebensmittel und<br />
Energie ließen die Inflationsrate in den letzten beiden Jahren zeitweise über den<br />
oberen Rand des Zielkorridors der südafrikanischen Zentralbank von 3 bis 6%<br />
ansteigen; überdies verstärkte der Verfall des Rand den Preisauftrieb (allein in<br />
2013 sank der Außenwert gegenüber US-Dollar und Euro um rund ein Fünftel).<br />
Das Haushaltsdefizit bleibt auch in 2013 auf einem hohen Niveau von knapp 5%<br />
des BIP und damit sogar leicht über den 4,6% des Vorjahres. Die Staatsverschuldung<br />
hat sich seit 2007 um 17 Prozentpunkte erhöht, liegt allerdings noch<br />
deutlich unter 50% der Wirtschaftsleistung. Neben dem steigenden Haushaltsdefizit<br />
weist Südafrika auch ein von Jahr zu Jahr zunehmendes Defizit in der<br />
Leistungsbilanz auf. Ursache dafür sind die wachsenden Einfuhren, denen rückläufige<br />
Ausfuhren gegenüberstehen. Der Exportrückgang ist auf die geringeren<br />
Fördermengen im Bergbau (insbesondere Gold und Platin) im Zusammenhang<br />
mit den Streiks sowie der sinkenden Nachfrage in Europa zurückzuführen. Spiegelbildlich<br />
legte die Auslandsverschuldung Südafrikas in den letzten Jahren<br />
deutlich zu und erreicht Ende 2013 rund 40% des BIP (2008: 25%); die Geschwindigkeit<br />
der Zunahme und damit die Anfälligkeit gegenüber sich ändernden<br />
Risikoneigungen ausländischer Investoren ist kritisch.<br />
BIP-Entwicklung (Veränderung gegenüber Vorjahr)<br />
4,0<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
Dr. Carsten Pallas<br />
Telefon: 040-3333-15075<br />
Strukturdaten Südafrika<br />
Grunddaten<br />
Bevölkerung in Mio. (2012) 52,4<br />
BIP in Mrd. EUR (2012) 299,2<br />
BIP pro Kopf in EUR (2012) 57 12,1<br />
Anteil des BIP am Welt-BIP (nach PPP) in<br />
% (2012) 0,7<br />
Struktur des BIP in %<br />
Konsumquote (2012) 60,4<br />
Exportquote (2012) 28,3<br />
Importquote (2012) 31,3<br />
Investitionsquote (2012) 19,4<br />
Außenhandel in %<br />
Anteil am Weltexport (2012) 0,5<br />
Anteil am Weltimport (2012) 0,7<br />
Wichtigste Abnehmerländer bzw. -<br />
regionen für Güterexporte in %<br />
Europäische Union (2012) 20,0<br />
China (2012) 11,7<br />
Vereinigte Staaten (2012) 8,7<br />
Wichtigste Exportgütergruppen in %<br />
Güter des verar. Gewerbes (2012) 40,2<br />
Energie und Bergbaurohstoffe (2012) 39,3<br />
Agrarprodukte (2012) 9,5<br />
Wichtigste Lieferländer für<br />
Güterimporte in %<br />
Europäische Union (2012) 28,6<br />
China (2012) 14,4<br />
Saudi Arabien (2012) 7 ,7<br />
Wichtigste Importgütergruppen in %<br />
Güter des verar. Gewerbes (2012) 61,8<br />
Energie und Bergbaurohstoffe (2012) 24,7<br />
Agrarprodukte (2012) 7 ,3<br />
Quelle: <strong>HSH</strong> <strong>Nordbank</strong>, IWF, Weltbank, WTO,<br />
EIU<br />
-1,0<br />
-2,0<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
Quelle: <strong>HSH</strong> <strong>Nordbank</strong>, EIU<br />
Die Unsicherheiten im Hinblick auf die gesellschaftliche Lage (Streiks; Arbeitslosigkeit),<br />
das niedrigere Rohstoffpreisniveau sowie das weiterhin wenig dynamische<br />
weltwirtschaftliche Umfeld in Verbindung mit dem Zwillingsdefizit in<br />
Staatshaushalt und Leistungsbilanz sind eine gefährliche Mischung. Zusätzlich<br />
sorgt das politische Umfeld für Misstöne: Die Wahl von Jacob Zuma im Jahr<br />
2009 zum Präsidenten Südafrikas und die Versprechen der Regierungskoalition<br />
unter Führung des African National Congress (ANC) haben Hoffnungen geweckt,<br />
die bisher nicht eingelöst werden konnten. Die hohe Arbeitslosigkeit und<br />
die ausgeprägten Ungleichheiten haben zu Enttäuschungen in der Bevölkerung<br />
geführt. Dies hat die sozialen Spannungen verstärkt. Im Vorfeld der für 2014<br />
angesetzten Präsidentschaftswahlen könnten sich diese Spannungen noch verschärfen.<br />
Der Rückhalt für Zuma schwindet, wie die Buhrufe gegen ihn auf der<br />
Trauerfeier für Nelson Mandela jüngst der Welt vor Augen geführt haben.<br />
<strong>HSH</strong> NORDBANK.DE RENTENTRENDS 17. Dezember 2013 SEITE 18