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Bürgerbewusstsein. Sinnbilder und Sinnbildungen in der Politischen ...

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Bürgerbewusstse<strong>in</strong> 433<br />

se<strong>in</strong>. Die Fachwissenschaft kann für die Bildung mündiger Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Bürger nicht die zentrale Norm darstellen. Politische Mündigkeit ist e<strong>in</strong>e Kompetenz,<br />

die ihre Plausibilität <strong>in</strong> alltäglichen Kontexten entfalten muss.<br />

Im vorliegenden Beitrag wird die These vertreten, dass die Didaktik <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong><br />

Bildung ihre fachliche Substanz aus <strong>der</strong> Kategorie des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s<br />

ableiten kann. 2 Hierzu wird zunächst die fachliche S<strong>in</strong>nbildungskompetenz<br />

des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s dargestellt. 3 Im Anschluss daran werden fünf zentrale<br />

<strong>S<strong>in</strong>nbil<strong>der</strong></strong> skizziert, die das Bürgerbewusstse<strong>in</strong> prägen. Außerdem werden<br />

vier Aufgabenfel<strong>der</strong> aufgezeigt, die sich für die fachdidaktische Reflexion eröffnen.<br />

2. <strong>S<strong>in</strong>nbildungen</strong> des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s<br />

Das Bürgerbewusstse<strong>in</strong> bezeichnet die Gesamtheit <strong>der</strong> mentalen Vorstellungen<br />

über die politisch-gesellschaftliche Wirklichkeit. Es dient <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Orientierung<br />

<strong>in</strong> Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> produziert den S<strong>in</strong>n, <strong>der</strong> es<br />

dem Menschen ermöglicht, vorgef<strong>und</strong>ene Phänomene zu beurteilen <strong>und</strong> handelnd<br />

zu bee<strong>in</strong>flussen. Die <strong>S<strong>in</strong>nbildungen</strong> des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s – verstanden<br />

als Kulturtätigkeit – befähigen den Menschen, „bewußt zur Welt Stellung zu<br />

nehmen <strong>und</strong> ihr e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n zu verleihen“ (Weber 1985, 180). Sie ermöglichen<br />

es, „daß wir im Leben bestimmte Ersche<strong>in</strong>ungen des menschlichen Zusammense<strong>in</strong>s<br />

aus ihm heraus beurteilen, zu ihnen als bedeutsam (positiv o<strong>der</strong> negativ)<br />

Stellung nehmen“ (Ebd., 180f.) können. Im Bürgerbewusstse<strong>in</strong> macht sich <strong>der</strong><br />

Mensch e<strong>in</strong>en „Ausschnitt aus <strong>der</strong> s<strong>in</strong>nlosen Unendlichkeit des Weltgeschehens“<br />

(Ebd., 180) politisch s<strong>in</strong>nhaft.<br />

Die <strong>S<strong>in</strong>nbildungen</strong> des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s s<strong>in</strong>d didaktisch so relevant, da sie<br />

Lernprozesse bee<strong>in</strong>flussen <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> Lernprozessen verän<strong>der</strong>n. Der Wandel<br />

des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s ist nicht nur e<strong>in</strong> unterrichtlich <strong>in</strong>duzierter Vorgang,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Bestandteil des politischen Alltags <strong>der</strong> Lernenden. Insofern sollte<br />

die Didaktik <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung nicht auf die Reflexion von <strong>in</strong>tendierten<br />

Lehr-Lernprozessen reduziert werden. Politik kann gelernt werden ohne gelehrt<br />

zu werden. Didaktisch relevant s<strong>in</strong>d nämlich nicht nur Fragen des Transfers von<br />

wissenschaftlicher <strong>in</strong> lebensweltliche Erkenntnis, son<strong>der</strong>n die lebensweltlichen<br />

<strong>S<strong>in</strong>nbildungen</strong> des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s. Die subjektiven <strong>S<strong>in</strong>nbildungen</strong> über<br />

Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft, die sich <strong>in</strong> formalen <strong>und</strong> non-formalen<br />

Lernsituationen wandeln, stellen den zentralen Gegenstand <strong>der</strong> Didaktik <strong>der</strong><br />

<strong>Politischen</strong> Bildung dar.<br />

Fachdidaktisch <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d die mentalen Modelle, welche die gesellschaftlichen<br />

Strukturen <strong>und</strong> Prozesse subjektiv verständlich machen. Das Bürgerbewusstse<strong>in</strong><br />

dient <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Umwelt. Die Modellierungen<br />

des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s haben für den E<strong>in</strong>zelnen sowohl e<strong>in</strong>e abbildende<br />

als auch e<strong>in</strong>e planende Funktion. E<strong>in</strong>erseits geben sie Schemata vor, durch<br />

welche die wahrgenommene Wirklichkeit e<strong>in</strong>geordnet <strong>und</strong> reflektiert wird. An<strong>der</strong>erseits<br />

stellen sie e<strong>in</strong>e Struktur zur Verfügung, durch die geplant <strong>in</strong> die<br />

Wirklichkeit e<strong>in</strong>gegriffen werden kann. Der Mensch benötigt <strong>und</strong> benutzt die<br />

Die subjektiven<br />

<strong>S<strong>in</strong>nbildungen</strong> über<br />

Politik, Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft<br />

stellen den zentralen<br />

Gegenstand <strong>der</strong><br />

Didaktik <strong>der</strong><br />

<strong>Politischen</strong> Bildung<br />

dar.

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