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Bürgerbewusstsein. Sinnbilder und Sinnbildungen in der Politischen ...

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Bürgerbewusstse<strong>in</strong> 437<br />

schichte <strong>und</strong> Ethik geknüpft werden. Das Forschungs<strong>in</strong>teresse richtet sich dabei<br />

<strong>in</strong> dreifacher Weise auf das Bürgerbewusstse<strong>in</strong>.<br />

Auf <strong>der</strong> Mikroebene steht das Bürgerbewusstse<strong>in</strong> als e<strong>in</strong> mentales Modell des<br />

Individuums im Mittelpunkt. Es <strong>in</strong>teressieren die Begriffe, die Konzepte, die<br />

<strong>S<strong>in</strong>nbil<strong>der</strong></strong> <strong>und</strong> subjektiven Theorien, die zur Beschreibung <strong>und</strong> Erklärung <strong>der</strong><br />

politischen-gesellschaftlichen Wirklichkeit e<strong>in</strong>gesetzt werden. Auf <strong>der</strong> Makroebene<br />

<strong>in</strong>teressieren die gesellschaftlichen <strong>und</strong> schulischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong><br />

Kontexte des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s. Welchen E<strong>in</strong>fluss haben soziale Prozesse auf<br />

das politische Denken? Welche Bedeutung haben das Geschlecht, die soziale<br />

Lage o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> auf das Bürgerbewusstse<strong>in</strong>? Auf <strong>der</strong> Mesoebene<br />

wird gefragt, wie sich das Bürgerbewusstse<strong>in</strong> <strong>in</strong> Partizipationsformen<br />

ausdrückt. Welche Relation besteht zwischen subjektiven Deutungsmustern <strong>und</strong><br />

den sozialen Handlungsformen?<br />

Dabei stellen sich <strong>der</strong> Didaktik <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung vier zentrale Untersuchungssaufgaben,<br />

die jeweils das Bürgerbewusstse<strong>in</strong> zum Gegenstand haben.<br />

Die empirische Aufgabe liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analyse des Ist-Zustands des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s.<br />

Die reflexive Aufgabe liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Exploration des Kann-Zustands<br />

des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s. Die normative Aufgabe liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Legitimation des<br />

Soll-Zustands des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s. Die anwendungsbezogene Aufgabe liegt<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Strukturierung des Wandels des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s.<br />

E<strong>in</strong>en Schwerpunkt <strong>der</strong> Didaktik <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung stellt die empirische<br />

Analyse des tatsächlich vorhandenen Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s dar. Sie fragt nach<br />

den fachlichen Kompetenzen von (zukünftigen) Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürgern, sowie<br />

nach den Bed<strong>in</strong>gungen dieser Kompetenz. Es stellt sich die Frage, welcher<br />

impliziter Theorien sich Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

politisch-gesellschaftlichen Themen, Prozessen <strong>und</strong> Institutionen bedienen.<br />

Welche Faktoren bee<strong>in</strong>flussen die Vorstellungen von Politik, Gesellschaft <strong>und</strong><br />

Wirtschaft? Lassen sich domänenspezifische Motivationen <strong>und</strong> Interessen erkennen?<br />

Wie korrespondieren beziehungsweise divergieren die Alltagsvorstellungen<br />

<strong>und</strong> die fachwissenschaftlichen Konzepte?<br />

Die fachlichen Vorstellungen des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s können <strong>in</strong> normativdidaktischer<br />

Perspektive durchaus Fehlvorstellungen darstellen (vgl. Re<strong>in</strong>hardt<br />

2005). Lerntheoretisch sollten sie aber nicht als mentale Fehlbildungen <strong>in</strong>terpretiert<br />

werden, denn für den Lernenden haben sie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Plausibilität. Es<br />

handelt sich um subjektive Theorien, die <strong>der</strong> Alltagsbewältigung dienlich s<strong>in</strong>d.<br />

Politische Lernprozesse müssen an den vorhandenen Vorstellungen ansetzen<br />

<strong>und</strong> Lernanlässe geben, um diese zu wandeln <strong>und</strong> auszudifferenzieren. Die empirische<br />

Aufgabe <strong>der</strong> Didaktik <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung lautet: Die ‚Tatsächlichkeit‘<br />

Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s erheben <strong>und</strong> analysieren.<br />

Aber nicht nur das tatsächliche, auch das erwünschte Bürgerbewusstse<strong>in</strong> ist<br />

für die Didaktik <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung von Interesse. Den normativen Referenzpunkt<br />

dafür stellen die Mündigkeit von Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürgern <strong>und</strong> ihr<br />

Anspruch auf e<strong>in</strong>e gleichberechtigte gesellschaftliche Partizipation dar. Der Didaktik<br />

<strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung stellt sich die Frage, welche sozialwissenschaftlichen<br />

Vorstellungen den E<strong>in</strong>zelnen dazu motivieren können, für sich selbst<br />

Mündigkeit <strong>und</strong> Autonomie als Wert zu begreifen <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne alltäglich<br />

mit Politik, Gesellschaft <strong>und</strong> Wirtschaft ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen. Deshalb<br />

empirische Analyse<br />

normativer<br />

Referenzpunkt

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