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Bürgerbewusstsein. Sinnbilder und Sinnbildungen in der Politischen ...

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436 Dirk Lange<br />

S<strong>in</strong>nbild<br />

„Herrschaftslegitimation“<br />

Heute <strong>und</strong> Morgen verb<strong>in</strong>det. Bei <strong>der</strong> Bezeichnung gesellschaftlicher Wandlungstendenzen<br />

– sei es beispielsweise die Globalisierung, die Individualisierung,<br />

die Demokratisierung, <strong>der</strong> Fortschritt o<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> die Geschichte –<br />

greift das Bürgerbewusstse<strong>in</strong> auf Konzepte <strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>uität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung<br />

zurück. So lassen sich für die mentale Konstruktion des S<strong>in</strong>nbildes „Wie vollzieht<br />

sich sozialer Wandel?“ wie<strong>der</strong>um fünf Konzepte annehmen: „Kont<strong>in</strong>uität“,<br />

„Entwicklung“, „Zeitlichkeit“, „Vergangenheit“ <strong>und</strong> „Zukunft“.<br />

Im S<strong>in</strong>nbild „Herrschaftslegitimation“ strukturiert das Bürgerbewusstse<strong>in</strong><br />

Vorstellungen davon, wie partielle Interessen <strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dliche Regelungen<br />

transformiert werden. Lernende können beschreiben <strong>und</strong> rechtfertigen,<br />

wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft Macht ausgeübt wird, um Interessen durchzusetzen. Sie<br />

kennen Verfahren <strong>der</strong> Konfliktbewältigung <strong>und</strong> können benennen, auf welchen<br />

Wegen sich E<strong>in</strong>zelne an dem politischen Prozess beteiligen. Im Bürgerbewusstse<strong>in</strong><br />

bilden sich Vorstellungen von staatlichen Strukturen <strong>und</strong> Institutionen sowie<br />

Konzepte von Macht <strong>und</strong> Herrschaft. Je nach Gruppengröße, Problem <strong>und</strong><br />

Kontext werden Lernende über unterschiedliche Modelle <strong>der</strong> Demokratie <strong>und</strong><br />

Autokratie verfügen. Zudem s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Herrschaftsbeziehungen zu<br />

rechtfertigen <strong>und</strong> zu kritisieren. Für das S<strong>in</strong>nbild „Wie werden partielle Interessen<br />

allgeme<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dlich?“ können folgende fünf Konzepte als wesentlich angesehen<br />

werden: „Interesse“, „Konflikt“, „Partizipation“, „Staatlichkeit“ <strong>und</strong><br />

„Herrschaft“.<br />

Diese fünf <strong>S<strong>in</strong>nbil<strong>der</strong></strong> spielen für das <strong>in</strong>dividuelle Verständnis <strong>und</strong> für die<br />

subjektive Erklärung <strong>der</strong> politisch-gesellschaftlichen Wirklichkeit e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle. Es handelt sich um mentale Modellierungen, die auch für die Didaktik<br />

<strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung f<strong>und</strong>amental s<strong>in</strong>d. Sie entstehen <strong>und</strong> wandeln sich <strong>in</strong><br />

Prozessen des gesellschaftlichen, des politisch-moralischen, des ökonomischen,<br />

des historisch-politischen <strong>und</strong> des politischen Lernens. Die Didaktik weiß noch<br />

viel zu wenig darüber, mit welchen Begriffen, Term<strong>in</strong>i <strong>und</strong> Symbolen Lernende<br />

die S<strong>in</strong>n“bil<strong>der</strong>“ des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s be“zeichnen“. In den seltensten Fällen<br />

wird es die Sprache <strong>der</strong> Wissenschaft se<strong>in</strong>. Die für die <strong>S<strong>in</strong>nbil<strong>der</strong></strong> als wesentlich<br />

bezeichneten Konzepte können deshalb nur als vorläufige Heurismen dienen. 4<br />

Zu den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Fachdidaktik zählt es, die <strong>S<strong>in</strong>nbil<strong>der</strong></strong>, Konzepte<br />

<strong>und</strong> Begriffe des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s subjektiv zu rekonstruieren. Denn das<br />

Wissen um das tatsächliche Bürgerbewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lernenden ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung<br />

dafür, dass das normative Ziel Politischer Bildung – mündige Bürger<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Bürger – erreicht werden kann.<br />

4. Die fachdidaktische Untersuchung des<br />

Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s<br />

Die Didaktik <strong>der</strong> <strong>Politischen</strong> Bildung sollte als e<strong>in</strong>e forschende Diszipl<strong>in</strong> konzipiert<br />

werden, die ihr Profil durch die Untersuchung des Bürgerbewusstse<strong>in</strong>s gew<strong>in</strong>nt.<br />

Die fünf skizzierten <strong>S<strong>in</strong>nbil<strong>der</strong></strong> bezeichnen die fünf Domänen des Bildungsbereichs.<br />

Ausgehend von subjektiven Inhalten <strong>und</strong> Strukturen <strong>der</strong> Fachlichkeit<br />

können die Bezüge zur Politikwissenschaft, Ökonomie, Soziologie, Ge-

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