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Allgemeiner Gleichheitssatz<br />

(Art. 3 I GG)<br />

Verfassungsrechtliche Verankerung der Mitbestimmung<br />

Legitimiert durch:<br />

Unternehmensmitbestimmung<br />

(Montan-MitbestG,<br />

MitbestG,<br />

DrittelbG)<br />

Betriebliche<br />

Mitbestimmung<br />

Begrenzt durch:<br />

Eigentumsgarantie<br />

(Art. 14 GG)<br />

Berufsfreiheit<br />

(Art. 12 GG)<br />

Sozialstaatsprinzip<br />

(Art. 20 GG)<br />

Schutz der Menschenwürde<br />

(Art. 1 GG)<br />

Vereinigungsfreiheit<br />

(Art. 9 I GG)<br />

Gewährleistung der allg.<br />

Handlungsfreiheit (Art. 2 I<br />

GG)<br />

Koalitionsfreiheit<br />

(Art. 9 III GG)<br />

Das geltende Mitbestimmungsrecht auf Unternehmens-<br />

und <strong>Betriebs</strong>ebene ist verfassungskonform.<br />

BVerfG 1.3.1979 AP § 1 MitbestG Nr. 1<br />

BVerfG 2.3.1999 NZA 1999, 435<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


System der Interessenvertretung<br />

Unternehmensmitbestimmung<br />

• gekoppelt an die Rechtsform des Unternehmens<br />

• vollzieht sich in den mitbestimmten Organen der Kapitalgesellschaften<br />

Betriebliche Mitbestimmung<br />

a) auf betrieblicher Ebene durch <strong>Betriebs</strong>rat, Sprecherausschuss bzw.<br />

Personalrat<br />

b) auf Unternehmensebene durch den Gesamtbetriebsrat<br />

c) auf Konzernebene durch den Konzernbetriebsrat<br />

d) in europaweit operierenden Unternehmen kommt die Bildung<br />

Europäischer <strong>Betriebs</strong>räte hinzu<br />

Ergänzung<br />

auf<br />

überbetrieblicher<br />

Ebene<br />

durch Tarifvertragsund<br />

Arbeitskampfrecht<br />

Trotz der – missverständlichen – Bezeichnung findet<br />

„Betriebliche Mitbestimmung“ also auch auf überbetrieblicher<br />

Ebene in Unternehmen und Konzern statt.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


System der Interessenvertretung<br />

Betriebliche Mitbestimmung<br />

• Ziele:<br />

• Teilhabe der Arbeitnehmer an Entscheidungen, die ihr tägliches Berufsleben<br />

betreffen<br />

• Beteiligung der Arbeitnehmer an Leitung und Gestaltung der betrieblichen<br />

Ordnung im weitesten Sinne<br />

• Der Betrieb erhält eine auch für den Arbeitgeber verbindliche Konstitution,<br />

gedacht als eine Art Spiegelbild der Demokratisierung des Staates auf<br />

betrieblicher Ebene.<br />

• Gegenstand: soziale, personelle und wirtschaftliche Angelegenheiten in der<br />

räumlich-organisatorischen Einheit Betrieb<br />

• Mittel: Das BetrVG stellt den Arbeitnehmervertretern zur Wahrnehmung ihrer<br />

Aufgaben ein differenziertes System von Informations-, Anhörungs-, Beratungs-,<br />

Veto- und Initiativrechten zur Verfügung<br />

• Gesetzliche Grundlage: BetrVG 2001, SprAuG, Europ. <strong>Betriebs</strong>rätegesetz,<br />

BPersVG, LPersVG<br />

Träger:<br />

(Gesamt-)<strong>Betriebs</strong>rat<br />

Sprecherausschuß<br />

Personalrat<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


System der Interessenvertretung<br />

Unternehmensmitbestimmung<br />

• Ziel: Bei den zentralen unternehmerischen Planungen und Grundentscheidungen<br />

sollen neben den Interessen der Anteilseigner auch die Interessen der<br />

Arbeitnehmer Berücksichtigung finden.<br />

• Gegenstand: zentrale unternehmerische Planungs-, Lenkungs- und<br />

Organisationsentscheidungen im Unternehmen als juristischer Einheit<br />

• Mittel:<br />

• Die Einflussnahme auf die Unternehmensleitung wird durch eine institutionelle<br />

Veränderung der Unternehmensverfassung gewährleistet<br />

• Dazu werden Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat integriert (sog.<br />

Einheitsmodell bzw. Integrationsmodell).<br />

• Gesetzliche Grundlage:<br />

• MontanMitbestG, MontanMitbestErgG, DrittelbG, MitbestG<br />

‣ Welches Gesetz im Einzelnen Anwendung findet, richtet sich nach der Zahl<br />

der Arbeitnehmer und dem Gegenstand des Unternehmens.<br />

Träger:<br />

mitbestimmte Organe der<br />

Kapitalgesellschaften<br />

Die Unternehmensmitbestimmung ist<br />

damit entscheidend von der Rechtsform<br />

des Unternehmens abhängig<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Beschränkung von Mitbestimmungsrechten<br />

Beschränkung von Mitbestimmungsrechten<br />

Grundsatz: Die Vorschriften des BetrVG enthalten als Schutzgesetze zugunsten der<br />

Arbeitnehmer Mindestanforderungen an eine wirksame Interessenvertretung, von denen<br />

zum Nachteil der Arbeitnehmer nur aufgrund gesetzlicher Bestimmungen abgewichen<br />

werden darf.<br />

>>> Beschränkung daher nur durch TV<br />

in den gesetzlich vorgesehenen Fällen (§<br />

87 Abs. 1 Eingangssatz BetrVG)<br />

Grenze: Den <strong>Betriebs</strong>partnern muss ein<br />

Kernbereich an Zuständigkeiten verbleiben.<br />

>>> im Grundsatz keine Beschränkung<br />

durch BV<br />

>>> aber inhaltliche Konkretisierung in<br />

BV zulässig; in diesem Rahmen ist auch<br />

die Zubilligung einseitiger Gestaltungsbefugnisse<br />

im Rahmen einer generellen<br />

Regelung zulässig<br />

Grenze: Die Substanz der Mitbestimmungsrechte<br />

muss unberührt bleiben.<br />

Arbeitsvertraglich kann die Mitbestimmung des <strong>Betriebs</strong>rats nicht ausgeschlossen werden.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Erweiterung von Mitbestimmungsrechten<br />

Grundsatz: Das BetrVG enthält über die Zulässigkeit einer Erweiterung der Mitwirkungs- und<br />

Mitbestimmungsrechte keine klare Aussage. Maßgebend ist insoweit, ob das Gesetz nur<br />

einseitig zwingenden Charakter hat und damit lediglich Mindestbestimmungen enthält oder aber<br />

zweiseitig zwingenden Charakter hat und damit – vorbehaltlich einzelner Sondervorschriften –<br />

auch die Erweiterung der Mitbestimmungsrechte ausschließt.<br />

>>> Beispiele für gesetzlich vorgesehene Erweiterungen:<br />

• § 76 Abs. 6 BetrVG<br />

• § 88 BetrVG<br />

• § 102 Abs. 6 BetrVG<br />

• § 86 BetrVG<br />

• Im Grundsatz zulässig: Erweiterungen durch BV<br />

• Nach jüngster Rspr. des BAG soll auch Erweiterung durch<br />

formlose Regelungsabrede zulässig sein (arg. e § 88<br />

BetrVG). Die Missachtung einer solchen – bloß schuldrechtlichen<br />

– Verpflichtung des AG ggü. dem BR bleibt im<br />

Verhältnis zum betroffenen AN jedoch folgenlos.<br />

Zu beachten sind die allgemeinen<br />

Grenzen der Regelungsbefugnis<br />

der <strong>Betriebs</strong>parteien<br />

Problematisch: Erweiterungen durch Tarifvertrag = Tarifdisponibilität des BetrVG<br />

• Nach std. Rspr. des BAG steht den Tarifpartnern nach §§ 1 Abs. 1 und 3 Abs. 2 TVG die Kompetenz<br />

zu, betriebsverfassungsrechtliche Regelungen mit normativer Wirkung zu vereinbaren und demzufolge<br />

auch die Mitbestimmungsrechte des <strong>Betriebs</strong>rats zu verstärken (BAG 18.8.1987 AP Nr. 23 zu § 77<br />

BetrVG 1972).<br />

• In der Lit. ist die Problematik stark umstritten.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2003


Leitprinzipien der Zusammenarbeit zwischen den <strong>Betriebs</strong>partnern<br />

Prinzip der vertrauensvollen<br />

Zusammenarbeit (§ 2 I BetrVG),<br />

Kooperationsmaxime<br />

Zentrales Leitprinzip des BetrVG:<br />

Inhalt: Die <strong>Betriebs</strong>partner sollen bei Anerkennung des grundsätzlichen Interessengegensatzes zu<br />

effektiver Zusammenarbeit angehalten werden. Als Maßstab dienen das Wohl des Betriebes und die<br />

Unternehmensziele.<br />

Rechtsnatur: Programmsatz, Konkretisierung des Grundsatzes von Treu und Glauben<br />

Anwendungsbereich: Verhältnis von AG und BR als Kollegialorgan, darüber hinaus auch zwischen<br />

sonstigen Organen der <strong>Betriebs</strong>verfassung (hM)<br />

Friedenspflicht (§ 74 II<br />

BetrVG)<br />

Inhalt: Den <strong>Betriebs</strong>partner ist jede<br />

Betätigung untersagt, durch die der<br />

Arbeitsablauf oder der Frieden des<br />

Betriebes nicht nur abstrakt<br />

beeinträchtigt wird, insbes. Verbot von<br />

Arbeitskämpfen.<br />

Konflikte sollen durch Verhandlungen,<br />

Einschaltung der Einigungsstelle oder<br />

der Arbeitsgerichte gelöst werden.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007<br />

Verbot parteipolitischer<br />

Betätigung (§ 74 II 3, 1. HS.<br />

BetrVG)<br />

Inhalt: Verpflichtet zur politischen<br />

Neutralität gegenüber allen<br />

<strong>Betriebs</strong>angehörigen und gilt absolut<br />

und abstrakt. Zulässig bleibt<br />

Behandlung von tarif- oder sozialpol.<br />

o.ä. Angelegenheiten, die den Betrieb<br />

oder seine Arbeitnehmer unmittelbar<br />

betreffen.<br />

Adressaten: AG, BR, BR-Mitglied,<br />

nicht jedoch der einzelne AN


Grundsätze für die Behandlung von <strong>Betriebs</strong>angehörigen (§ 75 BetrVG)<br />

§ 75 Abs. 1 BetrVG verpflichtet die <strong>Betriebs</strong>partner dazu, darüber<br />

zu wachen, dass die im Betrieb tätigen Personen nach den<br />

Grundsätzen von Recht und Billigkeit behandelt werden.<br />

Unmittelbare Wirkung: AG und BR müssen<br />

ihre eigenen Maßnahmen an den Grundsätzen<br />

von Recht und Billigkeit ausrichten.<br />

Mittelbare Wirkung: AG und BR wachen darüber,<br />

dass alle <strong>Betriebs</strong>angehörigen sich nach<br />

dem Gebot von Recht und Billigkeit verhalten.<br />

Konsequenzen:<br />

• AG muss Gebot bei Ausübung des Direktionsrechts sowie Organisation des Betriebes und<br />

der allg. Arbeitsbedingungen beachten.<br />

• BR muss Gebot bei Ausübung der Mitbestimmung beachten.<br />

• BR kann die Entfernung betriebsstörender Arbeitnehmer verlangen (§ 104 BetrVG) oder die<br />

Zustimmung zur Einstellung oder Versetzung verweigern (§ 99 Abs. 2 Nr. 6 BetrVG).<br />

Durch das BAG wird § 75 BetrVG überdies zur Legitimation der Inhaltskontrolle von<br />

<strong>Betriebs</strong>vereinbarungen genutzt (BAG 28.4.1993 AP Nr. 67 zu § 112 BetrVG 1972).<br />

Konkretisierungen:<br />

1) absolutes Diskriminierungsverbot (§ 75 I 1, letzter HS BetrVG)<br />

2) Verbot der Altersdiskriminierung (§ 75 I 2 BetrVG)<br />

3) Schutz und Förderung der freien Persönlichkeitsentfaltung im<br />

Betrieb (§ 75 II BetrVG)<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Gemeinschaftsbetrieb § 1 I S. 2 BetrVG<br />

§ 18 AktG<br />

U1<br />

U2<br />

• Der Gesetzgeber<br />

erkennt die durch<br />

die Rspr. entwikkelte<br />

Konstruktion<br />

des Gemeinschaftsbetriebes<br />

für die <strong>Betriebs</strong>verfassung<br />

an.<br />

• Die insbesondere<br />

kündigungsrechtlichen<br />

Probleme<br />

bleiben<br />

ungelöst.<br />

Betrieb<br />

BR<br />

GBR U1<br />

Gemeinschaftsbetrieb<br />

BR<br />

Zustimmung der GBR die mehr als<br />

50% der AN repräsentieren<br />

Konzernbetriebsrat<br />

Betrieb<br />

BR<br />

GBR U2<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Abweichende Regelungen durch<br />

Tarifvertrag oder <strong>Betriebs</strong>vereinbarung (§ 3 BetrVG)<br />

• §3 BetrVGbildet den Kern der organisationsrechtlichen<br />

Neuregelung.<br />

• Die starre Anbindung des <strong>Betriebs</strong>rats an den Betrieb als<br />

ausschließlich Organisationsbasis wird gelöst.<br />

• Die Neuregelung verzichtet auf das Erfordernis der staatlichen<br />

Zustimmung zu entsprechenden Kollektivvereinbarungen.<br />

• Subsidiär wird die Abweichung von traditionellen betrieblichen<br />

Strukturen auch durch BV zugelassen.<br />

• Auch verfassungsrechtlich problematisch ist die Regelung des<br />

Vorrangs für Tarifverträge, die „irgendwie“ tarifgebundenen<br />

Arbeitgeber das Mittel der BV sperrt.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Abweichende Regelungen durch TV oder BV (§ 3 BetrVG)<br />

Vorteile:<br />

• Flexible unternehmensadäquate<br />

Mitbestimmungsstruktur<br />

• Großer Gestaltungsspielraum<br />

• Ermöglichung einer vereinfachten<br />

Mitbestimmungsstruktur<br />

• Steigerung der Effizienz<br />

der Mitbestimmung<br />

• Ggf. Kosteneinsparung für<br />

Unternehmen<br />

Nachteile:<br />

• Legitimationsdefizit bei tariflicher<br />

Regelung (auch Verbands-TV?,<br />

Erstreckung auf Außenseiter?)<br />

• Eine kollektivvertragliche fixierte<br />

Mitbestimmungsstruktur erschwert<br />

Umstrukturierungen<br />

(Neuverhandlungen mit AN-<br />

Vertretungen)<br />

• Nachwirkung der TV über betriebsverfassungsrechtliche<br />

Fragen!<br />

• Auswirkungen auf andere Rechtsbereiche<br />

sind weithin ungeklärt.<br />

• Die Konsequenzen ggf. unternehmens-<br />

oder konzernübergreifender<br />

<strong>Betriebs</strong>ratsbildung sind noch nicht<br />

absehbar!<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Abweichende Regelungen durch TV oder BV (§ 3 BetrVG)<br />

a) unternehmenseinheitlicher BR<br />

b) Zusammenfassung von Betrieben<br />

U 1<br />

U 2<br />

Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb Betrieb<br />

BR<br />

BR BR BR 1 BR 2<br />

BR 3<br />

BR 4<br />

BR U 1<br />

BR 1 -2 BR 3 - 4<br />

GBR<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Abweichende Regelungen durch TV oder BV (§ 3 BetrVG)<br />

Beispiel Regionalbetriebsräte<br />

Großbank B<br />

Unternehmensebene<br />

Gesamtbetriebsrat<br />

Region<br />

BR-<br />

Nord<br />

BR-<br />

West<br />

BR-<br />

Ost<br />

BR-<br />

Süd<br />

Filialbetriebe<br />

1 1<br />

2 2<br />

3 3 4 4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Alle betriebsratsfähig<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Abweichende Regelungen durch TV oder BV (§ 3 BetrVG)<br />

Organisation in produkt- oder projektbezogene Geschäftsbereiche<br />

Chemie U 1<br />

Standort<br />

A<br />

Standort<br />

B<br />

Standort<br />

C<br />

Standort<br />

D<br />

P<br />

H<br />

A<br />

R<br />

M<br />

A<br />

B<br />

E<br />

T<br />

R<br />

I<br />

E<br />

B<br />

S<br />

R<br />

A<br />

T<br />

K<br />

O<br />

S<br />

M<br />

E<br />

T<br />

I<br />

K<br />

B<br />

E<br />

T<br />

R<br />

I<br />

E<br />

B<br />

S<br />

R<br />

A<br />

T<br />

bundesweit<br />

GBR<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Abweichende Regelungen durch TV oder BV (§ 3 BetrVG)<br />

Bewertung<br />

• Kritik erfährt der weit geratene und gänzlich unklare<br />

Tatbestand („andere Arbeitnehmervertretungsstrukturen,<br />

soweit dies insbesondere aufgrund der <strong>Betriebs</strong>-,<br />

Unternehmens- oder Konzernorganisation oder aufgrund<br />

anderer Formen der Zusammenarbeit von Unternehmen<br />

einer wirksamen und zweckmäßigen Interessenvertretung<br />

der Arbeitnehmer dient“).<br />

• Vage Vorstellungen über vereinfachte Mitbestimmungsstrukturen<br />

im Konzern oder Arbeitnehmervertretungen<br />

„entlang der Produktionskette“ oder andere „moderne“<br />

Formen der Zusammenarbeit<br />

• Zweckmäßigkeit für AN und AG ist außerhalb des<br />

geregelten Falles des Gemeinschaftsbetriebes äußerst<br />

zweifelhaft.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Zuständigkeitsabgrenzungen der <strong>Betriebs</strong>räte<br />

Die betriebsverfassungsrechtliche Primärzuständigkeit liegt beim <strong>Betriebs</strong>rat,<br />

da Mitbestimmung möglichst repräsentationsnah stattfinden soll.<br />

>>> Somit grundsätzliche Zuständigkeit des BR in sozialen, personellen und<br />

wirtschaftlichen Angelegenheiten.<br />

Hingegen ist der Gesamtbetriebsrat in den Fällen<br />

des § 50 I BetrVG zuständig. Dies ist dann der Fall,<br />

wenn<br />

1. das Gesamtunternehmen oder mehrere Betriebe<br />

betroffen sind und (kumulativ)<br />

2. eine Regelung durch die einzelnen BR innerhalb ihrer<br />

Betriebe ausscheidet.<br />

>>> Es handelt sich dann um eine originäre<br />

Zuständigkeit des GBR. Bei Nichtausübung des<br />

Mitbestimmungsrechtes entfällt dieses daher und geht<br />

nicht etwa auf die BR über.<br />

Das Vorliegen der Voraussetzungen<br />

lässt sich nur unter Berücksichtigung von Inhalt<br />

und Zweck des jeweiligen Mitbestimmungsrechtes<br />

ermitteln.<br />

Faustformel: Für personelle und soziale Angelegenheiten<br />

ist der GBR nur in Ausnahmefällen<br />

zuständig, in wirtschaftl. Angelegenheiten öfter,<br />

da oft mehrere Betriebe betroffen sind.<br />

Nach § 50 II BetrVG kann der GBR zudem schriftlich<br />

von einem oder mehreren BR mit Aufgaben betraut<br />

werden, für die an sich eine BR-Zuständigkeit besteht<br />

(abgeleitete Zuständigkeit). Ein überbetrieblicher<br />

Bezug ist nicht erforderlich.<br />

Zudem bestehen gesetzl. geregelte GBR-Zuständigkeiten<br />

in §§ 54 I, 107 II und 107 III 6 BetrVG für bestimmte<br />

Angelegenheiten mit Unternehmensbezug.<br />

>>> Nach § 50 I 1 BetrVG besteht jetzt auch eine<br />

Zuständigkeit des GBR für betriebsratslose Betriebe,<br />

jedoch nur bzgl. überbetrieblicher Angelegenheiten.<br />

Der Konzernbetriebsrat ist gem. § 58 I<br />

BetrVG nur zuständig, wenn<br />

1. der Konzern oder mehrere Konzernunternehmen<br />

betroffen sind und (kumulativ)<br />

2. eine Regelung durch die GBR innerhalb<br />

ihrer Unternehmen ausscheidet.<br />

>>> Die Abgrenzung ist der Zuständigkeitsformel<br />

des § 50 I nachgebildet.<br />

Zudem kann der KBR vom GBR nach § 58 II<br />

schriftlich mit der Wahrnehmung einer<br />

Aufgabe beauftragt werden.-<br />

Arbeitsrecht – Preis 2003


Betriebliche Mitbestimmung<br />

Rechtsquellen:<br />

BetrVG SprAuG EBRG BPersVG LPersVG<br />

Geltungsbereich des BetrVG:<br />

• räumlich: alle Betriebe in der<br />

BRD + „Ausstrahlungswirkung“<br />

• sachlich: betriebsratsfähiger<br />

Betrieb (§ 1 BetrVG); Sonderregelungen<br />

§§ 114 ff.<br />

BetrVG<br />

• persönlich: Arbeitnehmer (§ 5<br />

BetrVG) und Arbeitgeber; ltd.<br />

Angestellte unterfallen dem<br />

SprAuG<br />

Keine<br />

starre<br />

Abgrenzung<br />

der<br />

Ebenen<br />

möglich;<br />

„Nebeneinander<br />

der Mitbestimmung“<br />

Organe der betrieblichen<br />

Mitbestimmung:<br />

• betriebliche Ebene:<br />

• <strong>Betriebs</strong>rat (BetrVG)<br />

• Sprecherausschuß (SprAuG)<br />

• Unternehmensebene:<br />

• Gesamtbetriebsrat (§§ 47-53<br />

BetrVG)<br />

• Konzernebene:<br />

• Konzernbetriebsrat (§§ 54-59<br />

BetrVG)<br />

• europaweit operierende Unternehmen:<br />

• Europ. <strong>Betriebs</strong>rat (EBRG)<br />

Arbeitsrecht – Preis 2003


Räumlicher Geltungsbereich des BetrVG<br />

Grundsatz:<br />

Territorialitätsprinzip<br />

Dem BetrVG unterfallen alle<br />

Betriebe in der Bundesrepublik<br />

Deutschland und die<br />

in ihnen tätigen Personen.<br />

Anknüpfungspunkt ist dabei<br />

der Sitz des jeweiligen Betriebes.<br />

Unerheblich für die Anwendbarkeit des BetrVG:<br />

• Staatsangehörigkeit von AN und AG<br />

• Auf den Arbeitsvertrag anwendbares Recht<br />

• Vertragliche Regelung über das anwendbare<br />

Recht (sog. Vertragsstatut)<br />

>>> keine Anwendung auf deutsche Mitarbeiter<br />

in ausländischen Betrieben, auch nicht bei<br />

entsprechender vertraglicher Vereinbarung<br />

Sonderfall:<br />

Im Ausland tätiger Mitarbeiter eines inländischen<br />

<strong>Betriebs</strong>.<br />

BetrVG findet Anwendung, wenn eine hinreichend<br />

konkrete materielle Beziehung zum Inlandsbetrieb<br />

bestehen bleibt („Ausstrahlung” des BetrVG).<br />

Dabei handelt es sich allerdings um eine Frage des<br />

persönlichen, nicht des räumlichen Geltungsbereichs<br />

des BetrVG.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Persönlicher Geltungsbereich des BetrVG<br />

1. Arbeitgeber<br />

• unmittelbarer Adressat betriebsverfassungsrechtlicher Rechte und Pflichten<br />

• tritt den übrigen betriebsverfassungsrechtlichen Institutionen gegenüber<br />

• keine Definition des AG-Begriffs im BetrVG, allgemeine arbeitsrechtliche Definition findet<br />

Anwendung<br />

2. Arbeitnehmer und sonstige Beschäftigte<br />

• Der <strong>Betriebs</strong>rat ist Repräsentationsorgan der AN (§ 5 I BetrVG).<br />

• Der neue § 5 I BetrVG liefert eine inhaltsarme Scheindefinition des AN-Begriffs.<br />

Besondere Gruppen von<br />

Arbeitnehmern iSd.<br />

BetrVG:<br />

• Zu ihrer Berufsbildung<br />

Beschäftigte, § 5 I BetrVG<br />

• Heimarbeiter, die in der<br />

Hauptsache für den Betrieb<br />

arbeiten (§ 5 I 2 BetrVG)<br />

Nicht jedoch:<br />

• Leitende Angestellte (§ 5 III, IV BetrVG), da diese der AG-Seite<br />

zuzurechnen sind<br />

• AN-ähnliche Personen außer Heimarbeitern nach § 5 I 2 BetrVG<br />

• Grds. Leih-AN, da diese weiterhin dem Verleiherbetrieb angehören (§<br />

14 I AÜG)<br />

• >>> 1. AUSNAHME: Zuständigkeit zur Wahrnehmung von<br />

Mitbestimmungsrechten richtet sich nach jeweiliger<br />

Entscheidungsmacht des AGs (§ 14 II 2, III AÜG).<br />

• >>> 2. AUSNAHME: § 7 BetrVG gibt Leih-AN aktives<br />

Wahlrecht im Entleiherbetrieb >>> Leih-AN zählen aber nach<br />

Rspr. des BAG nicht für Schwellenwerte des Entleiherbetriebs.<br />

Problem: Anwendung auf im Ausland Beschäftigte<br />

• BetrVG anwendbar bei hinreichendem Bezug der Tätigkeit zum Inlandsbetrieb („AUSSTRAHLUNG“)<br />

• Indizien u.a.: Umfang der Weisungsbefugnis des inländischen AGs, Dauer des Auslandseinsatzes,<br />

Rückrufrecht, bloße Einstellung durch Inlandsbetrieb für Auslandseinsatz<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Leitende Angestellte<br />

Das BetrVG findet auf<br />

leitende Angestellte<br />

keine Anwendung.<br />

Für diese gilt das<br />

Sprecherausschussgesetz<br />

(SprAuG)<br />

Grund: Leitende Angestellte stehen<br />

als Vertreter des AGs der AG-Seite<br />

nahe, sind ihrer Funktion nach<br />

Gegenspieler des <strong>Betriebs</strong>rates.<br />

Entscheidend kommt es auf die tatsächliche<br />

Ausübung der im Gesetz genannten<br />

Aufgaben, nicht auf die bloße arbeitsvertragliche<br />

Regelung an.<br />

Problem: Abgrenzung der leitenden Angestellten<br />

• Die Abgrenzungsregeln sind zwingend, können nicht durch Vereinbarung von AG und BR<br />

geändert werden.<br />

• Vierstufige Abgrenzung nach § 5 III, IV BetrVG:<br />

1. formale Merkmale: selbstständige Einstellungs-/Entlassungsbefugnis;<br />

Generalvollmacht; Prokura – diese Rechte dürfen auch im Innenverhältnis zum<br />

AG nicht stark beschränkt sein (§ 5 III 2 Nr. 1, 2 BetrVG)<br />

2. Ausübung unternehmerischer Funktionen als Schwerpunkt der Tätigkeit (§ 5<br />

III 2 Nr. 3 BetrVG)<br />

3. Auslegungsregel für Zweifelsfälle in § 5 IV Nr. 1 – 3 BetrVG<br />

4. Jahreseinkommen (§ 5 IV Nr. 4 BetrVG)<br />

Arbeitsrecht – Preis 2003


Die betriebsratsfähigen Einheiten<br />

Konzern: Unternehmensverbund unter einheitlicher Leitung (§ 18 AktG)<br />

Konzernbetriebsrat: Errichtung fakultativ durch Beschluß der Gesamtbetriebsräte der einzelnen Konzernunternehmen<br />

im sog. Unterordnungskonzern (§ 54 BetrVG); zuständig nach § 58 BetrVG<br />

Unternehmen: Verfolgt übergreifenden wirtschaftlichen Zweck; kein für die gesamte Rechtsordnung einheitlicher<br />

Unternehmensbegriff<br />

Gesamtbetriebsrat: Errichtung obligatorisch, wenn in einem Unternehmen mehrere Betriebe bestehen (§ 47<br />

BetrVG); Zuständigkeit nach § 50 BetrVG<br />

Betrieb: Der <strong>Betriebs</strong>begriff ist der „Nukleus“ der <strong>Betriebs</strong>verfassung; seine Bestimmung muss v.a.<br />

teleologisch erfolgen. Betrieb iSd. BetrVG ist demnach die organisierte Untergliederung des<br />

Tätigkeitsbereichs eines (oder mehrerer) Unternehmen, in dem die personelle oder technische oder<br />

organisatorische Umsetzung einer unternehmerischen Zielsetzung unter einheitl. personeller Leitung<br />

erfolgt.<br />

<strong>Betriebs</strong>rat: In Betrieben mit in der Regel mindestens 5 ständigen wahlberechtigten AN, von denen 3<br />

wählbar sind, können <strong>Betriebs</strong>räte gewählt werden (§ 1 I BetrVG); die Entscheidung hierüber liegt bei<br />

den AN des <strong>Betriebs</strong>. Kleinstbetriebe unter diesem Schwellenwert können einem Hauptbetrieb<br />

zugeordnet werden, sofern ein solcher besteht (§ 4 II BetrVG).<br />

Problem:<br />

Gemeinschaftsbetrieb<br />

mehrerer<br />

Unternehmen<br />

<strong>Betriebs</strong>teile: Räumlich und organisatorisch unterscheidbare <strong>Betriebs</strong>bereiche, die wegen ihrer<br />

Eingliederung in den arbeitstechnischen Zweck des Gesamtbetriebes alleine nicht bestehen<br />

könnten<br />

>>> Die Abgrenzung zum Nebenbetrieb bleibt weiterhin bedeutsam, da in diesem bei <strong>Betriebs</strong>ratsfähigkeit<br />

nach § 1 I BetrVG stets ein BR gewählt werden kann; im <strong>Betriebs</strong>teil<br />

hingegen nur bei Vorliegen der zusätzl. Voraussetzungen des § 4 I BetrVG.<br />

<strong>Betriebs</strong>rat: (Selbstständig) betriebsratsfähig nach Maßgabe des § 4 I BetrVG; sonst Zuordnung<br />

zum Hauptbetrieb<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Der <strong>Betriebs</strong>begriff des BetrVG (§ 1 BetrVG)<br />

Betrieb i. S. des § 1 BetrVG ist „die organisierte Untergliederung des<br />

Tätigkeitsbereichs eines oder mehrerer Unternehmen, in dem die personelle<br />

oder technische oder organisatorische Umsetzung einer unternehmerischen<br />

Zielsetzung unter einheitlicher personeller Leitung erfolgt.”<br />

>>> Konkretisierung erfolgt durch teleologische Typenbildung nach folgenden<br />

Maximen:<br />

Art und Struktur des Unternehmens<br />

• Punktbetrieb (Entscheidungsnähe + räumliche Einheit)<br />

• Filialstruktur (Regionalstruktur + Entscheidungsnähe)<br />

• Spartenorganisation : Leitungsmacht + Tätigkeitszusammenhang;<br />

keine räumliche Einheit)<br />

Entscheidungsnähe Effiziente Mitbestimmung Arbeitnehmernähe<br />

• Einstellungs- und<br />

Entlassungsbefugnis<br />

• Kompetenz im mitbestimmungsrelevanten<br />

Bereich<br />

• Zuordnung kleiner zu<br />

größerer Einheit<br />

• Regionale Zusammenfassung<br />

von Filialen<br />

• räumliche Einheit<br />

• Tätigkeitszusammenhang<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Grundmodelle des § 1 BetrVG<br />

§18 AktG<br />

U1<br />

U2<br />

Betrieb Betrieb Betrieb<br />

Betrieb<br />

BR BR BR<br />

BR<br />

GBR U1<br />

GBR U2<br />

Zustimmung der GBR die mehr<br />

als 50% der AN repräsentieren<br />

Konzernbetriebsrat<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Der betriebliche Geltungsbereich (§§ 1 ff. BetrVG)<br />

Der Gesetzgeber verzichtet auf eine grundsätzliche<br />

Neubestimmung der Grundlagenbegriffe<br />

„Betrieb und Unternehmen“.<br />

Er setzt dagegen auf drei Komponenten:<br />

• „Flexibilität“ wissenschaftlicher, statt statischer gesetzlicher<br />

Definition<br />

• Tarifvertragliche Verhandlungslösungen<br />

• Gesetzliche Klarstellung in Randbereichen (§ 1 Abs. 2<br />

BetrVG: Anerkennung des Gemeinschaftsbetriebs);<br />

Neuzuordnung von <strong>Betriebs</strong>teilen und Kleinstbetrieben (§ 4<br />

BetrVG); Schwellenwertregelungen werden z.T. auf die<br />

Unternehmensebene bezogen (§§ 99, 111 BetrVG)<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Der betriebliche Geltungsbereich (§§ 1 ff. BetrVG)<br />

Was betriebsverfassungsrechtlicher “Betrieb” ist, hängt<br />

von einer teleologischen Typenbildung und<br />

einzelfallbezogenen Gewichtung ab nach:<br />

• Art und organisatorischer Struktur des Unternehmens,<br />

• Erreichbarkeit der <strong>Betriebs</strong>vertretung für die Vertretenen<br />

(Arbeitnehmernähe)<br />

• Ebene der Organisation, in der die personelle Leitung,<br />

insbesondere im mitbestimmungsrelevanten Bereich<br />

ausgeübt wird (Entscheidungsnähe).<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Der betriebliche Geltungsbereich (§§ 1 ff. BetrVG)<br />

‣ Leitmaxime dieser Kriterien ist, eine effiziente, aber<br />

möglichst repräsentationsnahe Interessenvertretung zu<br />

ermöglichen (Zielkonflikt!), wofür der räumliche Bezug<br />

allein nicht entscheidend sein kann.<br />

‣ Wichtig: Nur dort, wo die personalpolitisch relevanten<br />

Entscheidungen fallen, ist die Arbeitnehmerbeteiligung<br />

auch nach dem Prinzip der demokratischen Beteiligung an<br />

der Willensbildung des Unternehmens sinnvoll.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Der betriebliche Geltungsbereich (§§ 1 ff. BetrVG)<br />

‣ Als Organisationsbegriff der <strong>Betriebs</strong>verfassung hat der<br />

Begriff die spezifische Ordnungsfunktion, die unterste Ebene<br />

der Mitbestimmung im Unternehmen nach den kollidierenden<br />

Prinzipien der arbeitnehmernahen Repräsentanz und der<br />

Zuordnung der Mitbestimmung zum personellen<br />

Leitungsapparat abzugrenzen.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


<strong>Betriebs</strong>teile und Kleinstbetriebe (§ 4 BetrVG)<br />

U1<br />

U1<br />

< 5 AN<br />

<strong>Betriebs</strong>teil<br />

Hauptbetrieb<br />

Hauptbetrieb<br />

<strong>Betriebs</strong>teil<br />

5 AN oder mehr<br />

‣ räumlich weit<br />

entfernt oder<br />

‣ eigenständig<br />

BR2<br />

BR<br />

BR1<br />

Optionsrecht<br />

statt eigenem BR<br />

Das Gesetz will eine möglichst flächendeckende Geltung seiner Vorschriften sowie eine möglichst<br />

arbeitnehmernahe Repräsentation der Belegschaft durch <strong>Betriebs</strong>räte erreichen. Andererseits soll<br />

es aber zu keiner Aufspaltung von Einheiten kommen, die wirtschaftlich und organisatorisch als<br />

ein Betrieb aufgefasst werden können.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


<strong>Betriebs</strong>teile und Kleinstbetriebe (§ 4 BetrVG)<br />

<strong>Betriebs</strong>teile<br />

Begriff:<br />

<strong>Betriebs</strong>teile sind räumlich und organisatorisch unterscheidbare <strong>Betriebs</strong>bereiche,<br />

die wegen ihrer Eingliederung in den arbeitstechnischen Zweck des Gesamtbetriebes<br />

alleine nicht bestehen könnten. Sie haben innerhalb des Betriebes eine bestimmte<br />

Aufgabe zu leisten, die sich zwar von den Aufgaben anderer Abteilungen erkennbar<br />

unterscheidet, die jedoch in ihrer Zielsetzung in aller Regel dem arbeitstechnischen<br />

Zweck des Gesamtbetriebes dient<br />

<strong>Betriebs</strong>teile sind dem (Haupt-)Betrieb<br />

zuzuordnen, es sei denn, sie erfüllen<br />

die Voraussetzungen des § 4 Abs. 1<br />

BetrVG:<br />

1. <strong>Betriebs</strong>ratsfähigkeit nach § 1 I 1<br />

BetrVG und<br />

2. räumlich weite Entfernung vom<br />

Hauptbetrieb (§ 4 I Nr. 1 BetrVG) oder<br />

3. relative Eigenständigkeit (§ 4 I Nr. 2<br />

BetrVG).<br />

Sind diese Voraussetzungen erfüllt,<br />

kann ein eigener BR gewählt werden,<br />

die AN des <strong>Betriebs</strong>teils können aber<br />

formlos beschließen, an der BR-Wahl<br />

des Hauptbetriebes teilzunehmen (§ 4 I<br />

2 BetrVG), sog. Optionsmodell.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


<strong>Betriebs</strong>teile und Kleinstbetriebe (§ 4 BetrVG)<br />

Kleinstbetriebe<br />

Begriff:<br />

Kleinstbetriebe sind Betriebe, die den Schwellenwert von fünf Arbeitnehmern (§ 1 Abs.<br />

1 S. 1 BetrVG) nicht erreichen. Sie sind – sofern ein solcher existiert – stets dem<br />

Hauptbetrieb zuzuordnen (§ 4 Abs. 2 BetrVG).<br />

Kleinstbetriebe sind stets dem<br />

Hauptbetrieb zuzuordnen (§ 4 Abs. 2<br />

BetrVG).<br />

Die Ausgliederung von <strong>Betriebs</strong>abteilungen kann also nicht dazu führen, dass ein<br />

Betrieb, in dem an sich ein <strong>Betriebs</strong>rat gewählt werden könnte, durch Zersplitterung in<br />

einzelne, weit vom Hauptbetrieb entfernte kleine <strong>Betriebs</strong>teile die Eigenschaft verliert,<br />

einen <strong>Betriebs</strong>rat besitzen zu können.<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


<strong>Betriebs</strong>teile und Kleinstbetriebe (§ 4 BetrVG)<br />

Zusammenfassung<br />

• Die Neuregelung des § 4 BetrVG baut auf der bisherigen Fassung der Norm auf.<br />

• Praktisch ist nur noch zwischen betriebsratsfähigen <strong>Betriebs</strong>teilen und nicht<br />

betriebsratsfähigen Kleinstbetrieben zu differenzieren.<br />

• Kleinstbetriebe, die den Schwellenwert des § 1 I BetrVG nicht erreichen, sind<br />

immer dem Hauptbetrieb zuzuordnen, sofern ein solcher existiert. Durch diese<br />

Regelung soll gewährleistet werden, dass die in – nicht betriebsratsfähigen –<br />

Kleinstbetrieben eines Unternehmens tätigen Arbeitnehmer nicht von einer<br />

kollektiven Interessenvertretung ausgeschlossen sind, sondern vom <strong>Betriebs</strong>rat des<br />

Hauptbetriebes mitvertreten werden.<br />

• <strong>Betriebs</strong>ratsfähige <strong>Betriebs</strong>teile können demgegenüber selbst einen<br />

<strong>Betriebs</strong>rat bilden oder für die Teilnahme an der Wahl des Hauptbetriebes<br />

optieren (§ 4 I 2 BetrVG).<br />

• Andererseits offenbart § 4 BetrVG die ganze Unklarheit des gesetzlich nicht<br />

definierten <strong>Betriebs</strong>begriffes (Betrieb, „<strong>Betriebs</strong>teil“, „Hauptbetrieb“).<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007


Arbeitsrecht – Preis 2007<br />

Begriff und Struktur des kollektiven Arbeitsrechts<br />

Verschiedene Konzepte,<br />

gemeinsame Ziele:<br />

• Kompensation der Disparität zwischen Arbeitgebern und<br />

Arbeitnehmern<br />

• Gestaltung der Arbeitsbedingungen durch nicht-staatliche<br />

Regelungen


Begriff und Struktur des kollektiven Arbeitsrechts<br />

Das kollektive Arbeitsrecht betrifft die Rechtsbeziehungen zwischen<br />

Arbeitnehmervertretungen einerseits und Arbeitgebern und<br />

Arbeitgeberverbänden andererseits.<br />

• Aufsichtsgremien<br />

der<br />

Kapitalgesellschaften<br />

• (Montan-<br />

MitbestG,<br />

MitbestG 1976,<br />

DrittelbG<br />

Mitbestimmung<br />

(innerhalb von Betrieb,<br />

Unternehmen, Konzern)<br />

Unternehmensmitbestimmung<br />

Konfliktlösung<br />

durch<br />

Abstimmung<br />

Betriebliche<br />

Mitbestimmung<br />

• Interessenvertretung<br />

im Betrieb,<br />

Unternehmen,<br />

Konzern<br />

• BetrVG 1972,<br />

SprAuG,<br />

BPersVG,<br />

LPersVG<br />

<strong>Betriebs</strong>vereinbarung,<br />

Regelungsabrede<br />

D<br />

U<br />

A<br />

L<br />

E<br />

S<br />

S<br />

Y<br />

S<br />

T<br />

E<br />

M<br />

Arbeitsrecht – Preis 2007<br />

Regelung der Arbeits- und<br />

Wirtschaftsbedingungen<br />

(außerhalb von Betrieb, Unternehmen,<br />

Konzern)<br />

Koalitionsrecht<br />

Rechtsfragen<br />

der Zusammenschlüsse<br />

zu Gewerkschaften<br />

und<br />

Arbeitgeberverbänden<br />

Tarifvertragsrecht<br />

Voraussetzungen<br />

und Inhalt<br />

des Abschlusses<br />

von Tarifverträgen<br />

Tarifvertrag<br />

Arbeitskampfrecht<br />

Rechtsfragen<br />

der Konfliktlösung<br />

durch<br />

Streik und<br />

Aussperrung


Duales System der Interessenvertretung<br />

Oberhalb von Unternehmen und Betrieb<br />

• Ziel: Regelung der Rechtsbeziehungen von<br />

Arbeitgeber(verband) und Gewerkschaften,<br />

unabhängig von Betrieb oder Unternehmen<br />

• Gegenstand: Koalitionsrecht, Tarifvertragsrecht<br />

(TVG), Arbeitskampfrecht<br />

• Verfassungsrechtliche Grundlage: Art. 9 III GG<br />

• Gewerkschaft<br />

Träger:<br />

• Arbeitgeberverband<br />

Innerhalb von Unternehmen und Betrieb<br />

Unternehmensmitbestimmung<br />

• Ziel: Einbeziehung der Arbeitnehmer-Interessen<br />

in die Unternehmensplanung<br />

• Gesetzliche Grundlage: MontanMitbestG,<br />

MontanMitbestErgG, DrittelbG, MitbestG<br />

Träger:<br />

Mitbestimmte Organe der<br />

Kapitalgesellschaften<br />

• Ziel: Teilhabe der Arbeitnehmer an Entscheidungen,<br />

die ihr tägliches Berufsleben betreffen<br />

• Gesetzliche Grundlage: BetrVG 1972,<br />

SprAuG, Europ. <strong>Betriebs</strong>rätegesetz, BPersVG,<br />

LPersVG<br />

Betriebliche Mitbestimmung<br />

Träger:<br />

• (Gesamt-)<strong>Betriebs</strong>rat<br />

• Sprecherausschuss<br />

• Personalrat<br />

• Europäischer <strong>Betriebs</strong>rat<br />

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