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STADTPFARRE ZELL/SEE ST. HIPPOLYT - Erzdiözese Salzburg

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Unsere Kirche stellt sich vor <br />

von Hildegard Hörl<br />

Unser Kirchturm<br />

(aufgrund der aktuellen<br />

Restaurierung wieder einmal...)<br />

Im Zuge der Serie „Unsere Kirche stellt sich vor“<br />

versuchte ich im Pfarrbrief 26 (Weihnachten 2007)<br />

den Turm genau zu beschreiben (Baugeschichte,<br />

Baustil, Baumaterial) und auch schon damals auf<br />

die gravierenden Schäden hinzuweisen. Obwohl<br />

der mächtige Turm an der Westseite der Kirche<br />

(Wahrzeichen von Zell am See) wie für die Ewigkeit<br />

gebaut scheint, sind doch die 500 Jahre seines<br />

Bestehens nicht spurlos an ihm vorüber gegangen.<br />

Überschwemmungen, Brände, Luftverschmutzung<br />

haben ihren Tribut gefordert und machten den Turm<br />

in den letzten Jahren zum baulichen Sorgenkind der<br />

Pfarre. So waren schon lange Löcher in den sorgfältig<br />

gemauerten Steinquadern zu sehen, die Maßwerkfriese unter<br />

den Gesimsen der einzelnen Geschoße sind nur noch in Fragmenten<br />

erhalten, und Simse und Lisenen bröckeln ab. Es spricht<br />

wohl Bände, dass 2007 ein Gitter unterhalb des ersten Gesimses<br />

angebracht wurde, um herabfallende Steinbrocken aufzufangen.<br />

Der Pfarrbrief rief damals ein gewaltiges Echo hervor, und viele<br />

Zeller waren ehrlich besorgt und wollten schon gleich für sofortige<br />

Renovierungsarbeiten spenden. Ich musste im nächsten Pfarrbrief<br />

(Nr. 27, Ostern 2008) noch einmal auf den Turm eingehen und<br />

versichern, dass von einem Einsturz noch keine Rede sein konnte.<br />

Es musste aber auch gesagt werden, dass Renovierungsarbeiten<br />

noch auf Jahre (vor allem wegen der Kostenfrage) hinausgeschoben<br />

werden mussten.<br />

Schäden am Kirchturm sind gröSSer als angenommen!<br />

Nun ist es endlich so weit! Die Arbeiten sind in vollem Gange,<br />

aber es hat sich mit fortschreitender Arbeit herausgestellt, dass<br />

die Schäden weit größer sind, als ursprünglich angenommen. Es<br />

besteht zwar nach wie vor keine direkte Einsturzgefahr, aber die<br />

beiden obersten Quader des Treppengiebels waren locker, sodass<br />

sie bei einem starken Sturm jederzeit herunterstürzen hätten<br />

können. Auch wurden hinter den Verputzungen gewaltige Löcher<br />

im Mauerwerk festgestellt, die man bei vorhergegangenen Bauuntersuchungen<br />

nicht feststellen konnte. Diese Schäden sind auf<br />

das große Feuer von 1770 zurückzuführen; daher möchte ich auf<br />

diese Katastrophe jetzt noch näher eingehen. Dieser Brand vernichtete<br />

acht Häuser, die Kirche Maria im Wald (südlich neben<br />

der Kirche) samt der kostbaren Einrichtung mit Ausnahme des<br />

Gnadenbildes und beschädigte auch die Pfarrkirche schwer. Die<br />

gesamten Dächer von Turm und Kirche brannten ab, die fünf Glocken<br />

schmolzen teilweise, krachten in die Tiefe und zerstörten so<br />

die Turmhalle und Teile des gotischen Gewölbes stürzten ein. Die<br />

Kirche wurde wegen Gefährdung der Gläubigen gesperrt, und es<br />

wurden allen Ernstes ein totaler Abbruch der Kirche und ein Neubau<br />

an einer sicheren Stelle erwogen. Gott sei Dank scheiterten<br />

alle diese Überlegungen an der Kostenfrage, und so blieb uns unsere<br />

wunderbare Kirche erhalten. Die Renovierungsarbeiten, die<br />

im 19. Jahrhundert folgten, waren mehr schlecht als recht, aber<br />

Beim Turm im Giebelbereich<br />

wurde kürzlich das Gerüst<br />

abgebaut.<br />

es ist immer leicht, im Nachhinein alles besser zu wissen. Der<br />

Turm hatte dem Feuer Stand gehalten. Das ist wohl darauf zurück<br />

zu führen, dass die Steinquader des Turmes (umgangssprachlich<br />

immer Tuffstein genannt) aus Saalfeldner Rauhwacke bestehen,<br />

die in einem Steinbruch im Bachwinkel abgebaut wurden! Diese<br />

Information über die Rauhwacke verdanke ich Cav. Horst Scholz,<br />

der auch herausfand, dass dieser Stein in früheren Zeiten häufig<br />

als Baustein für Maueren, Grabsteine, Portale verwendet wurde,<br />

weil er leicht zu bearbeiten, außerordentlich haltbar sowie wetter-<br />

und hitzebeständig ist. Diese Hitzebeständigkeit haben die<br />

Steine klar bewiesen, wenn man die große Hitze bedenkt, die zum<br />

Schmelzen der Glocken führte. Allerdings wurde das Mauerwerk<br />

schwer beschädigt; die Löcher und Risse wurden bei den Reparaturarbeiten<br />

aufgefüllt und mit einem luftundurchlässigen „Romancement“<br />

verputzt. Dieses Vorgehen hatte zur Folge, dass im Laufe<br />

der Jahre die Steine hinter dem Anstrich regelrecht zerbröselten.<br />

Mit diesem Befund wurden die Restauratoren jetzt konfrontiert,<br />

und dies erfordert nun eine Menge komplizierter Mehrarbeit, verlängert<br />

die vorgesehene Arbeitsdauer und bringt erhebliche Mehrkosten.<br />

Auch die sehr stark beschädigten Gesimse können in ihrer<br />

ursprünglichen Art nicht mehr hergestellt werden – das wäre zu<br />

kostenaufwändig – sie werden daher mit einer Bleischürze abgedeckt<br />

und zum Mauerwerk hin mit Bleiwolle dicht angeschlossen.<br />

Somit ist die geplante Fertigstellung vor dem Winter nicht mehr<br />

möglich. Teile des Gerüstes müssen während des Winters stehenbleiben,<br />

damit im Frühjahr weiter gearbeitet werden kann. Das<br />

Gerüst jetzt vollständig abzutragen, und dann wieder aufzustellen,<br />

wäre aus Kostengründen nicht vertretbar. Der neue Einweihungstermin<br />

und ein damit verbundenes Fest für ganz Zell am See<br />

ist voraussichtlich im Sommer 2013. Dann wird der Turm wieder<br />

in altem Glanz neu erstrahlen und die nächsten Jahrhunderte<br />

überdauern! Zum Abschluss noch etwas sehr Wichtiges: Laut Aussage<br />

der Architekten Schmid & Schmid und des Obmannes des<br />

Pfarrkirchenrates, Dr. Werner Grünwald, belaufen sich die Kosten<br />

auf über 440.000 Euro. Für diese nun entstehenden Mehraufwendungen<br />

werden Land <strong>Salzburg</strong>, Erzdiözese und Bundesdenkmalamt<br />

um weitere Zuwendungen ersucht. Für die Restaurierung der<br />

Turmhalle mit ihrem vierstrahligen Sternengewölbe werden noch<br />

Sponsoren gesucht. Der Obmann des Pfarrkirchenrates ist zuversichtlich,<br />

diese gewinnen zu können.<br />

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