Geschichte und Geschichten - Kompetenznetz Mittelstand
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Bank des Jahres 2007 :<br />
Hans Perry, Vorstandsvorsitzender<br />
der Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg<br />
Handlungsspielräume bewusst nicht<br />
ausgeschöpft. Da wird nach der Strategie<br />
verfahren: Nur wer nichts tut,<br />
kann auch keine Fehler machen. Die<br />
gutbezahlten Unterlasser haben dabei<br />
meist keinerlei schlechtes Gewissen.<br />
Sie richten sich nach Marie von<br />
Ebner-Eschenbachs Prinzip: „Auch<br />
eine stillstehende Uhr zeigt zweimal<br />
täglich die richtige Zeit an.“<br />
An fruchtlosen Diskussionen beteiligte<br />
sich die Oskar-Patzelt-Stiftung nie.<br />
Fruchtlos schien auch die immer wiederkehrende<br />
Diskussion, ob Banken<br />
den <strong>Mittelstand</strong> kaputtmachen oder<br />
nicht. Die Stiftung entschied sich<br />
stattdessen, 1997 mit der Auslobung<br />
eines Sonderpreises gerade diesen<br />
Bereich der volkswirtschaftlichen<br />
Arbeitsteilung in unserem Lande<br />
positiv aufzugreifen.<br />
Seitdem wird ein Kreditinstitut als<br />
„Bank des Jahres“ für besonders mittelstandsfre<strong>und</strong>liche<br />
Leistungen im<br />
Rahmen des Wettbewerbes „Großer<br />
Preis des <strong>Mittelstand</strong>es“ ausgezeichnet.<br />
Die Nominierten müssen hierbei<br />
den Nachweis führen, dass sie tatsächlich<br />
den <strong>Mittelstand</strong> befördern<br />
<strong>und</strong> nicht etwa behindern. Und dass<br />
sie dabei beispielhafte Initiativen<br />
entwickeln, die zur Nachahmung<br />
anregen.<br />
Zweimal wurde dieser Sonderpreis<br />
bewusst nicht vergeben, <strong>und</strong> zwar<br />
2002 <strong>und</strong> 2003. Auch in diesen<br />
Jahren waren zwar mehrere Kreditinstitute<br />
nominiert worden. Aber<br />
angesichts des Verhaltens der Banken<br />
beim Aufblähen der Börsenblase<br />
– Stichwort Neuer Markt – sowie der<br />
Diskussionen um Basel II erschien<br />
den Juroren der Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
nicht ein einziger Vorschlag<br />
überzeugend.<br />
Erst 2004 gab es wieder eine „Bank<br />
des Jahres“. Die Berliner Volksbank<br />
eG hatte ein Paket zur regionalen<br />
Wirtschafts- <strong>und</strong> <strong>Mittelstand</strong>sförderung<br />
entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt,<br />
das beispielhaft für alle Regionen<br />
Deutschlands ist. Existenzgründer<br />
erhielten dort erstmals die Möglichkeit<br />
einer Kreditausfallversicherung<br />
<strong>und</strong> zugleich die Chance, in einem<br />
gro ßen Partnerpool ihren ersten<br />
Auftrag <strong>und</strong> damit ihre erste Referenz<br />
zu bekommen.<br />
Bloß keinen Walzer!<br />
So wie der <strong>Mittelstand</strong> kaum ohne<br />
Banken existieren kann, braucht er<br />
auf kommunaler sowie auf landes<strong>und</strong><br />
b<strong>und</strong>espolitischer Ebene ges<strong>und</strong>e<br />
Rahmenbedingungen. Um sie<br />
wird in Deutschland seit Jahren <strong>und</strong><br />
Jahrzehnten eifrig diskutiert, aber<br />
bisher noch immer viel zu wenig<br />
gehandelt.<br />
Seit 1999 sucht die Oskar-Patzelt-<br />
Stiftung daher jährlich eine Persönlichkeit,<br />
die sich auf b<strong>und</strong>espolitischer<br />
Ebene besonders engagiert<br />
für mittelständische Interessen <strong>und</strong><br />
für die Sicherung der Existenz- <strong>und</strong><br />
Wachstumsbedingungen mittelständischer<br />
Unternehmen einsetzt. Als<br />
erster Politiker erhielt der damalige<br />
FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle<br />
1999 in Leipzig diesen Sonderpreis.<br />
Auch er wird jenen Abend<br />
bestimmt nicht vergessen.<br />
Petra Tröger wusste, dass der Politiker<br />
nicht gern tanzt, vor allem<br />
keinen Walzer. Als sich die Verleihung<br />
der Preise dem Ende zuneigte,<br />
näherte sie sich seinem Tisch. Die<br />
Kapelle spielte einen Walzer, <strong>und</strong><br />
sie kündigte an: „Jetzt bin ich beim<br />
Schirmherrn des heutigen Abends.<br />
Herr Westerwelle, sie hören die<br />
Musik, wir kommen zum nächsten<br />
Programmteil!“ Dem Generalsekretär<br />
dürften die Knie gezittert haben,<br />
musste er ja nun annehmen, er solle<br />
mit Frau Tröger den Tanz eröffnen.<br />
Und das war schließlich genau das,<br />
was er vermeiden wollte. Sich widerstrebend<br />
seinem Schicksal ergebend,<br />
flehte der FDP-Chef: „Aber bitte<br />
keinen Walzer!“<br />
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