Geschichte und Geschichten - Kompetenznetz Mittelstand
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Peter Lenk, Geschäftsführer der<br />
Von Ardenne Anlagentechnik GmbH:<br />
Premier 2001<br />
(Foto: Von Ardenne Anlagentechnik GmbH)<br />
Infolge der Immobilienkrise Ende der<br />
90er Jahre wertete die Hausbank bei<br />
einem anderen Unternehmen das als<br />
Sicherheit übereignete Gr<strong>und</strong>stück<br />
um mehr als 50 Prozent ab.<br />
Für die Differenz in Höhe von mehreren<br />
H<strong>und</strong>erttausend D-Mark konnte<br />
der Unternehmer keine anderen<br />
Sicherheiten bringen. Er schrieb<br />
zwar schwarze Zahlen <strong>und</strong> hatte<br />
50 Arbeitsplätze gesichert, doch er<br />
war nicht reich geworden. Die Bank<br />
kündigte den Kredit, trieb das Unternehmen<br />
in Konkurs <strong>und</strong> verkaufte<br />
das „Filetstück“ als Hauptgläubiger<br />
an einen Interessenten, der schon<br />
ungeduldig auf diesen Leckerbissen<br />
wartete.<br />
Von Ardennes Erben<br />
Prognosen sind schwer, besonders,<br />
wenn sie die Zukunft betreffen,<br />
scherzt der Volksm<strong>und</strong>. Aber aus<br />
gesicherten Daten der Vergangenheit<br />
Prognosen für die Zukunft<br />
abzuleiten, sollte wenigstens zur<br />
Trendbestimmung geeignet sein.<br />
Aus dieser Sicht spricht viel dafür,<br />
dass die Oskar-Patzelt-Stiftung mit<br />
ihrer ehrenamtlichen <strong>und</strong> partnerschaftlichen<br />
Form der Wirtschaftsförderung<br />
durch Preisverleihungen,<br />
Diskussionsbeiträge <strong>und</strong> Netzwerkbildung<br />
einen wichtigen Beitrag zum<br />
notwendigen Wandel in Deutschland<br />
leistet.<br />
Es gibt wohl nur eine wirksame<br />
Arznei gegen Resignation <strong>und</strong> Stillstand:<br />
Das ist die Ausschöpfung aller<br />
Möglichkeiten für mehr Eigeninitiative<br />
<strong>und</strong> -verantwortung. Vorbilder<br />
<strong>und</strong> positive Beispiele dafür lassen<br />
sich zu Tausenden in Deutschland<br />
finden. Sie sind überall da anzutreffen,<br />
wo außergewöhnlich begabte<br />
<strong>und</strong> engagierte Menschen Unternehmen<br />
aufbauen. Denn nur dort<br />
entstehen Arbeitsplätze.<br />
Die Unternehmer setzen als einzige<br />
Gruppe der Gesellschaft ihr persönliches<br />
Vermögen zur Erreichung ihrer<br />
Visionen ein. Sie leisten Wochenarbeitszeiten,<br />
die keinem Arbeitnehmer<br />
abverlangt werden dürften.<br />
Sie fordern ihren Lebensgefährten<br />
Zeitbudgets ab, die jeder Richter<br />
als Scheidungsgr<strong>und</strong> anerkennen<br />
würde <strong>und</strong> riskieren mit der eigenen<br />
Existenz häufig genug die Sicherheit<br />
ihrer Familien.<br />
Und sie setzen auch in unserem Land<br />
große Traditionen fort. Da wäre zum<br />
Beispiel der Wissenschaftler, Techniker,<br />
Erfinder <strong>und</strong> Unternehmer Manfred<br />
von Ardenne, der 1936 im Alter<br />
von 19 (!) Jahren in Berlin ein privates<br />
Forschungsinstitut begründete,<br />
das nach dem Zweiten Weltkrieg mit<br />
500 Mitarbeitern trotz 90-prozentiger<br />
Gewinnabschöpfung durch den<br />
Fiskus sogar die DDR überlebte.<br />
Der ingenieurtechnische Teil des<br />
Instituts wurde 1990 in die Von<br />
Ardenne Anlagentechnik GmbH<br />
überführt <strong>und</strong> entwickelte sich in<br />
Dresden zu einem Musterbetrieb<br />
mit hohem Exportanteil <strong>und</strong> eigener<br />
Niederlassung in den USA. Da sind<br />
die großen Vorbilder von Adam Opel<br />
<strong>und</strong> Werner von Siemens bis Werner<br />
Otto <strong>und</strong> Günther Fielmann.<br />
Und da sind H<strong>und</strong>erttausende kleine<br />
<strong>und</strong> mittelständische Unternehmer<br />
in jeder Generation, die immer<br />
wieder im Laufe weniger Jahre<br />
einige große, weltweit agierende,<br />
stabile <strong>und</strong> dynamische Wirtschaftseinheiten<br />
hervorbringen. In zehn<br />
Jahren werden neue Unternehmen<br />
zu den Top 100 gehören, die heute<br />
noch niemand kennt.<br />
Sie müssen wieder Eingang in die<br />
Medien <strong>und</strong> in die Köpfe finden,<br />
massenhaft popularisiert werden <strong>und</strong><br />
sich eigendynamisch entwickeln. Jeder,<br />
der bei Presse, Funk <strong>und</strong> Fernsehen,<br />
im Bildungswesen, in Forschung<br />
<strong>und</strong> Entwicklung, in Ämtern <strong>und</strong><br />
Behörden arbeitet, trägt dabei eine<br />
ganz besondere Verantwortung.<br />
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