Broschuere_Fische
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Bitterling<br />
Rhodeus amarus (BLOCH, 1782)<br />
© Andreas Hartl<br />
Verbreitung<br />
Der Bitterling besiedelt Mittel- und Osteuropa nördlich der<br />
Alpen. Er fehlt auf den Britischen Inseln, in Dänemark und<br />
Skandinavien. In Deutschland und Europa galt der Bitterling<br />
bereits Mitte der 1980er Jahre als selten. Allerdings wurde<br />
jüngst die Schutzwürdigkeit des Bitterlings in weiten Teilen<br />
Europas in Frage gestellt (van Damme et al. 2007). Eine umfassende<br />
Recherche historischer Überlieferungen und archäologischer<br />
Daten der letzten zwei Jahrtausende führte<br />
zu der Schlussfolgerung, dass Bitterlinge nur im Rheineinzugsgebiet<br />
heimisch waren, während es sie u.a. im Elbegebiet<br />
nicht vor dem 16. Jh. gab. Die Einbürgerung nach 1492<br />
würde den Bitterling zu den nicht einheimischen Arten stellen<br />
(van Damme et al. 2007).<br />
Artbeschreibung und Umweltansprüche<br />
Der Bitterling hat einen seitlich abgeflachten, leicht hochrückigen<br />
Körper. Rücken- und Afterflosse sind relativ groß<br />
und stehen sich gegenüber (gegenständig). Der Rücken ist<br />
graugrün gefärbt, Seiten und Bauch sind silbrig. Ein charakteristischer<br />
dunkler, blaugrüner Längsstreifen erstreckt<br />
sich von der Körpermitte bis zur Schwanzwurzel. Während<br />
der Laichzeit von April bis August schillern die Männchen<br />
regenbogenfarben und bilden einen Laichausschlag auf der<br />
Schnauze. Die schlichter gefärbten, geschlechtsreifen Weibchen<br />
sind an einem fadenartigen Fortsatz vor der Afterflosse<br />
erkennbar, der Legeröhre. Bitterlinge haben eine bei<br />
europäischen Süßwasserfischen einmalige Fortpflanzungsstrategie.<br />
Mit ihrer Legeröhre positionieren die Weibchen<br />
ihre 2,5-3 mm großen Eier in der Mantelhöhle von Großmuscheln<br />
der Gattungen Unio oder Anodonta, wo sie sich in<br />
den Wimpernfeldern der Kiemen festsetzen. Die Larven<br />
schlüpfen nach etwa 36 h mit 3-4 mm Länge, verbleiben<br />
aber noch rund einen Monat im Kiemenraum der Muschel,<br />
bis sie mit 10-11 mm Länge frei schwimmen.<br />
In Brandenburg ist der Bitterling aktuell relativ weit verbreitet.<br />
Mit 289 Nachweisen waren auch im Vergleich zu früheren<br />
Jahren deutlich mehr Vorkommen zu verzeichnen.<br />
Vorkommen und Bestandssituation in Berlin<br />
Die Zahl der Bitterlingsvorkommen in Berliner Gewässern<br />
hat sich sehr positiv entwickelt. Waren 2003 nur noch zwei<br />
der bekannten Vorkommen zu bestätigen, so wurde die Art<br />
in den letzten Jahren in 19 Gewässern nachgewiesen. Bitterlinge<br />
wurden in insgesamt 36 Befischungsstrecken gefangen.<br />
Gute Bestände fanden sich u.a. im Einzugsgebiet<br />
des Tegeler Fließes und – überraschenderweise – in der<br />
Wuhle. Sehr stabil erscheinen auch die Bestände in den Teufelsseen.<br />
Infolge der positiven Bestandsentwicklung wurde der Bitterling<br />
in der Roten Liste Berlins von „vom Aussterben bedroht“<br />
nach „gefährdet“ zurückgruppiert.<br />
Bitterlinge werden im zweiten Lebensjahr mit einer Länge<br />
von 33-35 mm geschlechtsreif. Ihre maximale Körperlänge<br />
erreichen sie mit 4-7 cm. Als typische Art der Auegewässer<br />
sind Bitterlinge sehr tolerant gegenüber hohen Temperaturen<br />
und niedrigen Sauerstoffgehalten. Sie sind sogar dazu<br />
in der Lage, unter anoxischen (sauerstofffreien) Bedingungen<br />
einen anaeroben Stoffwechsel zu nutzen und so über<br />
Monate zu überleben.<br />
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