Broschuere_Fische
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Giebel<br />
Carassius gibelio (BLOCH, 1782)<br />
Giebel werden bis 30 cm, in seltenen Fällen sogar bis 50 cm<br />
lang und bis zu 3 kg schwer.<br />
© Andreas Hartl<br />
Artbeschreibung und Umweltansprüche<br />
Der Giebel hat einen gedrungenen, leicht hochrückigen Körper<br />
mit relativ großen Schuppen. Das Maul ist endständig<br />
und trägt im Gegensatz zum ähnlichen Schuppenkarpfen<br />
keine Barteln. Die lange dunkle Rückenflosse ist an ihrem<br />
freien Rand gerade bis leicht nach innen gewölbt (konkav),<br />
was den Giebel sicher von der ähnlich aussehenden Karausche<br />
unterscheidet.<br />
Giebel besiedeln bevorzugt Standgewässer, wo sie insbesondere<br />
in Kleingewässern, Auegewässern und Seen in<br />
einem fortgeschrittenen Stadium der Verlandung sehr konkurrenzstark<br />
sind. Im Frühjahr, bei höheren Wasserständen<br />
durchwandern sie allerdings auch sehr ausgedehnt die<br />
Fließgewässer. Giebel sind extrem anspruchslos in Bezug<br />
auf die Wasserqualität und sehr tolerant gegenüber hohen<br />
Temperaturen und niedrigen Sauerstoffgehalten. Analog zu<br />
Bitterling und Karausche überleben sie auch kurzzeitig anoxische<br />
(Sauerstoff-freie) Bedingungen.<br />
Die Fortpflanzungsperiode erstreckt sich von Mai bis Juli.<br />
Zwar können Giebel durchaus zweigeschlechtliche Populationen<br />
ausbilden, aber in den meisten Gewässern finden<br />
sich reine Weibchenbestände, die sich gynogenetisch, d.h.<br />
durch Jungfernzeugung vermehren. Dabei werden die Eier<br />
der Giebel durch Spermien anderer karpfenartigen <strong>Fische</strong><br />
zur Entwicklung angeregt, ohne dass es zu einer Befruchtung<br />
kommt. Auf diese Weise kann ein einziges Giebelweibchen<br />
eine neue Population gründen, was die Art auch zu<br />
einem sehr guten Erstbesiedler (Pionierart) macht.<br />
Verbreitung<br />
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Giebels liegt in<br />
Ostasien. In Mitteleuropa wurde er bereits im Frühmittelalter<br />
parallel mit dem Karpfen verbreitet, weshalb er heute zu<br />
den prähistorisch (weit vor 1492) eingebürgerten, einheimischen<br />
Fischarten zählt. Aufgrund seines Anpassungsvermögens<br />
und seiner artspezifischen Fortpflanzungsstrategie ist<br />
der Giebel heute in Europa weit verbreitet. In Brandenburg<br />
sind aktuell 225 Vorkommen bekannt. Obwohl der Giebel im<br />
Zusammenleben mit anderen Fischarten deutlich konkurrenzstärker<br />
ist als die Karausche, steht er in seiner Verbreitung<br />
hinter dieser zurück.<br />
Vorkommen und Bestandssituation in Berlin<br />
In Berlin wurde der Giebel in 134 Befischungsstrecken und<br />
52 Gewässern nachgewiesen. Damit ist die Anzahl der Gewässerstrecken<br />
in denen Giebel präsent sind hier deutlich<br />
höher als bei der Karausche, ganz im Gegensatz zum Umland.<br />
Diese weitere Verbreitung könnte ein Indiz für seine<br />
o.g. größere Konkurrenzstärke sein, die in urbanen Gewässern<br />
möglicherweise besonders zum Tragen kommt. Ungeachtet<br />
dessen ist auch in den Berliner Gewässern die Zahl<br />
der Vorkommen rückläufig.<br />
Der Verbreitungsschwerpunkt des Giebels in Berlin liegt in<br />
den Gräben und Kleingewässern. Relativ häufig ist er im Obersee<br />
und im Lietzensee. Von den größeren Gewässern wird er<br />
regelmäßig in der Unterhavel und im Grimnitzsee gefangen.<br />
Der Giebel gilt als der wildlebende Vorfahr des inzwischen<br />
seit fast 1.000 Jahren domestizierten und als eigene Art beschriebenen<br />
Goldfischs Carassius auratus. In Goldfischteichen<br />
werden immer wieder naturfarbene Individuen gefangen,<br />
die sich nicht vom Giebel unterscheiden lassen und<br />
möglicherweise aus Rückkreuzungen hervorgegangen sind.<br />
So können freigesetzte Goldfische aus Gartenteichen auch<br />
neue Giebelpopulationen initiieren. Sehr wahrscheinlich<br />
bietet die natürliche Farbe auch einen besseren Schutz vor<br />
Räubern. So besteht beispielsweise der Goldfischbestand im<br />
Eckernpfuhl nur noch aus naturfarbenen Individuen, bei denen<br />
der ausgeprägte Schleierschwanz noch deutliches<br />
Zeugnis ihrer Herkunft gibt.<br />
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