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Gesundes Südtirol 2010

Gesundes Südtirol

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AKTUELL<br />

AKTUELL<br />

Komplementärmedizin im Krankenhaus<br />

men. Für alle anderen Patienten liegen<br />

die Tarife zwischen 30 € (z.B. für Krankenpflege)<br />

und 80 € für die Erstvisite<br />

(Folgevisite: 40 €).<br />

Christian Thuile<br />

Der Weg für den<br />

Start des Dienstes für<br />

Komplementärmedizin im<br />

<strong>Südtirol</strong>er Gesundheitswesen<br />

ist frei.<br />

Im Meraner Krankenhaus werden<br />

seit Ende Jänner ambulante Dienste<br />

für Akupunktur, Homöopathie,<br />

Osteopathie, Phytotherapie sowie<br />

der Komplementärpflege angeboten<br />

– und zwar vorrangig für an Krebs<br />

erkrankte Patienten. Komplementärmedizinisch<br />

betreut werden aber<br />

nur jene Patienten, die über die Einweisung<br />

eines Krankenhausarztes<br />

verfügen. Kostenlos ist der Dienst<br />

auch nur für Patienten der untersten<br />

Einkommensstufe.<br />

„In der zweijährigen Pilotzeit wird<br />

das Projekt von anerkannten Experten<br />

begleitet und ausgewertet. Bei Erfolg<br />

wird der Dienst für Komplementärmedizin<br />

landesweit auf die drei<br />

anderen Gesundheitsbezirke Bozen,<br />

Brixen und Bruneck ausgedehnt“,<br />

verspricht Gesundheits-Landesrat Richard<br />

Theiner.<br />

Lebensqualität im Vordergrund<br />

Christian Thuile, ausgebildeter Schulund<br />

Komplementärmediziner, wurde<br />

von der Landesregierung mit der Leitung<br />

des zweijährigen Projektes am Meraner<br />

Krankenhaus beauftragt. Thuile<br />

hat zahlreiche Zusatzausbildungen im<br />

Bereich Komplementärmedizin vorzuweisen.<br />

In erster Linie will man mit<br />

komplementärmedizinischen Maßnahmen<br />

die Erhaltung und Stabilisierung<br />

der Lebensqualität während und nach<br />

der Krebsbehandlung (Chemo-, Strahlen-<br />

und Hormontherapien) erreichen.<br />

Das Erhalten der Lebensqualität trägt<br />

dazu bei, dass die schulmedizinischen<br />

Standardtherapien in der optimalen<br />

Dosierung und Zeitabfolge verabreicht<br />

werden können, was die Chance auf<br />

Heilung steigert.<br />

Keine Konkurrenz<br />

Für die meisten angebotenen Zusatzverfahren<br />

gibt es bisher noch zu wenig<br />

Studienmaterial, um sie als wissenschaftlich<br />

bewiesen bewerten zu können.<br />

Dennoch gibt es zu verschiedenen<br />

Verfahren Studien, die eine integrierte<br />

und ganzheitliche Betreuung empfehlen.<br />

Auch komplementärmedizinische<br />

Verfahren können Nebenwirkungen<br />

haben, deshalb wird in Meran größter<br />

Wert auf Dokumentation und Zusammenarbeit<br />

mit den Krebs-Standardtherapien<br />

gelegt.<br />

50 bis 70 Prozent aller Krebskranken<br />

wenden heute schon parallel zur onkologischen<br />

Therapie naturheilkundliche<br />

Verfahren an, oft ohne den behandelnden<br />

Arzt darüber zu informieren. Diese<br />

Lücke kann durch das neue Projekt<br />

geschlossen werden. Denn falsch eingesetzte<br />

Komplementärmedizin kann<br />

auch zur Beeinträchtigung der Wirksamkeit<br />

von Chemo- und Strahlentherapie<br />

führen. Die meisten Menschen<br />

wissen dies jedoch nicht. Damit versteht<br />

man auch besser, dass die Komplementärmedizin<br />

nicht als Alternative<br />

und schon gar nicht als Konkurrenz<br />

zur Schulmedizin betrachtet wird. Ziel<br />

ist es, eine Ergänzung und Erweiterung<br />

des traditionellen Angebotes zu sein,<br />

damit die Erwartungen und Ansprüche<br />

von Patienten, die bisher nur teilweise<br />

oder überhaupt nicht erfüllt werden<br />

konnten, besser erfüllt werden.<br />

Das primär angestrebte Ergebnis ist<br />

die Steigerung der Lebens- und Behandlungsqualität<br />

sowie die Sicherheit<br />

der Patienten. Folgerichtig führt Komplementärmedizin<br />

denn auch, wenn<br />

richtig angewandt, zu einer höheren<br />

Zufriedenheit der Patienten.<br />

Zielgruppen<br />

Die Leistungen werden in ambulanter<br />

Form erbracht. Angeboten werden<br />

Akupunktur, Traditionelle Chinesische<br />

Medizin (TCM), die Osteopathie – Manuelle<br />

Therapie, Phytotherapie – Pflanzenheilkunde<br />

und Homöopathie. Anfangs<br />

haben nur jene onkologischen Patienten<br />

Anspruch auf komplementärmedizinische<br />

Behandlung, die in den Krankenhäusern<br />

von Meran und Schlanders<br />

in Behandlung sind und in Zusammenhang<br />

mit der Radio- und Chemotherapie.<br />

Das Angebot des qualifizierten und<br />

hoch motivierten Teams von Dr. Thuile<br />

wird vor allem von Frauen genutzt.<br />

Zugang zu den Leistungen<br />

Der Zugang von Patienten erfolgt<br />

grundsätzlich auf Wunsch des Patienten<br />

mit Verschreibung von Krankenhausfachärzten<br />

und in enger Abstimmung<br />

beider Dienste (Krankenhausarzt<br />

und Komplementärmedizin). Der Sanitätsbetrieb<br />

kann in einer zweiten Phase<br />

auch den Zugang über die Allgemeinmediziner<br />

ermöglichen.<br />

Um die Sozialverträglichkeit zu gewährleisten,<br />

können jene Patienten, die<br />

das soziale Mindesteinkommen nicht<br />

überschreiten (Ticketbefreiung 99), die<br />

Leistungen kostenlos in Anspruch neh-<br />

Finanzierung<br />

Die Kosten für Einrichtung, Ausstattung<br />

und Verwaltung gehen zu Lasten des<br />

<strong>Südtirol</strong>er Sanitätsbetriebes, die Kosten<br />

für Personal und Therapie zu Lasten des<br />

Patienten. Die Tarife sind so kalkuliert,<br />

dass mindestens 70 Prozent der Selbstkosten<br />

gedeckt sind. Ein eventueller<br />

Fehlbetrag wird durch das Landesamt<br />

für Gesundheit abgedeckt. „Ganz sicher<br />

können auch wir in dieser Abteilung<br />

nicht 100 Prozent der Patienten helfen.<br />

Aber eines können wir versprechen: Wir<br />

werden uns 100-prozentig dafür einsetzen,<br />

dass es den Menschen besser geht“,<br />

versichert Christian Thuile.<br />

Großes Interesse<br />

Komplementärmedizin ist ein weites<br />

Feld. Die Behandlungsmethoden reichen<br />

von Akupunktur über Ayurveda-Medizin,<br />

Bach-Blüten, Schüßler-Salze, Aromatherapie,<br />

Bioresonanztherapie, Enzymtherapie,<br />

Farbentherapie, Homöopathie,<br />

Hydrotherapie, Kneipp-Therapie, Ozontherapie,<br />

Phytotherapie und Traditionelle<br />

Chinesische Medizin (CTM) bis hin zur<br />

Zelltherapie. Das Interesse der <strong>Südtirol</strong>er<br />

an komplementärmedizinischen Therapieverfahren<br />

ist innerhalb der vergangenen<br />

Jahre deutlich angestiegen.<br />

Die in unserem Kulturkreis bekanntesten<br />

alternativen Heilsysteme sind<br />

die Homöopathie, die Phytotherapie<br />

und die Akupunktur. Viele Ärzte haben<br />

den Trend der Zeit bereits erkannt und<br />

bieten ihren Patienten auch schon alternative<br />

Heilmethoden an. Dieses Zusatzangebot<br />

muss aber vom Patienten<br />

voll bezahlt werden. Im Krankenhaus<br />

Meran wird dieser Dienst jetzt wesentlich<br />

günstiger angeboten.<br />

Ergänzung zur konventionellen<br />

Behandlung<br />

Eine Untersuchung hat gezeigt, dass sich<br />

vor fünf Jahren rund zehn Prozent der<br />

Befragten komplementärmedizinischen<br />

Heilmethoden unterzogen haben. Inzwischen<br />

ist der Prozentsatz auf über 25<br />

Prozent angestiegen. Die Befragung stellte<br />

außerdem fest, dass rund die Hälfte<br />

der befragten Bevölkerung der Meinung<br />

ist, dass die verschiedenen komplementärmedizinischen<br />

Heilmethoden nützlich<br />

für die Gesundheit sind. Und zwar nicht<br />

als Ersatz, sondern als Ergänzung zur<br />

konventionellen Behandlung. Eine Erklärung<br />

für die Attraktivität der alternativen<br />

Medizin liegt in der häufig negativen Bewertung<br />

der medikamentösen Therapie.<br />

In deutlichem Kontrast hierzu werden<br />

nicht evidenzbasierte Methoden teilweise<br />

pauschal als sanft, natürlich und frei von<br />

Nebenwirkungen eingestuft.<br />

Ursachen bekämpfen<br />

Bei der komplementärmedizinischen<br />

Behandlung wird der Körper in seiner<br />

Gesamtheit betrachtet, dabei werden<br />

Ursachen, nicht Symptome bekämpft.<br />

Komplementärmedizin ist von der<br />

wörtlichen Übersetzung her die „ergänzende<br />

Medizin“, als Synonym für<br />

Komplementärmedizin gilt die Alternativmedizin.<br />

Zwei populäre Beispiele<br />

für Komplementärmedizin sind die Homöopathie<br />

und Akupunktur.<br />

Zukunft der Komplementärmedizin<br />

Viele Wissenschaftler und Mediziner sehen<br />

in der Komplementärmedizin heute<br />

schon das, was der Name aussagt: eine<br />

Ergänzung zur klassischen Medizin.<br />

Diese weitsichtigen Mediziner sehen die<br />

Zukunft in einer Kooperation der beiden<br />

Formen. In <strong>Südtirol</strong> hat das ZDN bereits<br />

über 120 Ärzte in den Bereichen Neuraltherapie,<br />

Manuelle Medizin und Homöopathie<br />

ausgebildet. Auch das Land<br />

organisiert bereits Ausbildungen für<br />

Ärzte und Apotheker in den Bereichen<br />

Akupunktur und Homöopathie. Man hat<br />

erkannt, dass ein sinnvolles Miteinander<br />

auch zu einer Kostenersparnis bei<br />

Medikamenten führt.<br />

30 03/<strong>2010</strong><br />

03/<strong>2010</strong> 31

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