Kibo Februar März 2013 Homepage - Paul-Gerhardt-Gemeinde
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Hätten Sie‘s gewusst?<br />
Elly Heuss-Knapp:<br />
Lehrerin, Abgeordnete<br />
und Gründerin des<br />
Müttergenesungswerks<br />
Elly Heuss-Knapp<br />
„Die Mütter können<br />
einfach nicht mehr“<br />
schrieb Elly Heuss-Knapp<br />
im Jahr 1950. Nach dem<br />
2. Weltkrieg waren<br />
Familien zerstört, die<br />
Männer fanden in ihre<br />
zivile Rolle oft nur schwer,<br />
die Frauen müssen alles<br />
zusammenhalten. So<br />
gründete sie mit Antonie<br />
Nopitsch das Deutsche Müttergenesungswerk,<br />
die „Krönung ihres Lebens“ wie sie<br />
selber sagte.<br />
Die 1881 in Straßburg geborene<br />
Professorentochter Elly Knapp studierte in<br />
Freiburg und Berlin Volkswirtschaft. 1908<br />
heiratete sie Theodor Heuss: der befreundete<br />
Albert Schweitzer traute sie. Bereits<br />
zu dieser Zeit ist sie entschlossen, keine<br />
„klassische Hausfrau“ zu werden. 1910<br />
kommt ihr Sohn zu Welt. Elly Heuss-<br />
Knapp bleibt berufstätig. Sie unterrichtet<br />
stundenweise an einer Sozialen Frauenschule,<br />
schreibt für Zeitungen und hält<br />
Vorträge für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
der Frauen. Sie studiert<br />
evangelische Religionspädagogik.<br />
Ihr Mann Theodor Heuss war 1918<br />
Gründungsmitglied der Deutschen Demokratischen<br />
Partei und ab 1924 mehrere<br />
Jahre Abgeordneter des Deutschen<br />
Reichstags bis 1933. Mit der Machtübernahme<br />
der Nationalsozialisten verlor er<br />
sein Mandat. Er erhielt als Journalist<br />
Berufsverbot und seine<br />
Frau durfte auch nicht<br />
mehr als Lehrerin arbeiten.<br />
Elly Heuss-Knapp<br />
ernährte die Familie als<br />
Werbetexterin für Firmen<br />
wie Nivea, Erdal, Kaffee<br />
Hag, Blaupunkt und<br />
Persil, sie revolutionierte<br />
regelrecht die Radiowerbung<br />
und gilt als Erfinderin<br />
des Jingles als akustisches<br />
Warenzeichen<br />
eines Unternehmens oder<br />
Produktes.<br />
Sofort nach Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
nimmt sie gemeinsam mit ihrem<br />
Mann die politische Arbeit wieder auf. Sie<br />
wird Mitglied des Landtages von Württemberg-Baden,<br />
arbeitet im sozialpolitischen<br />
Ausschuss. Dort setzte sie sich<br />
dafür ein, dass schulpflichtige Kinder<br />
jeden Tag wenigstens eine Mahlzeit<br />
bekommen und die Schulklassen<br />
weniger als 50 bis 60 Schüler haben.<br />
Als ihr Mann 1949 erster Präsident<br />
der Bundesrepublik Deutschland wurde,<br />
legte sie ihr Mandat nieder. Dass sich Elly<br />
Heuss-Knapp als First Lady für die Gründung<br />
des Müttergenesungswerks einsetzte,<br />
passte zu ihrer eigenen Lebenshaltung.<br />
Bis heute ist es Tradition, dass<br />
die Ehefrau des Bundespräsidenten die<br />
Schirmherrschaft des Müttergenesungswerkes<br />
übernimmt.<br />
Sie starb 1952. Der Theologe Helmut<br />
Gollwitzer hielt den Trauergottesdienst.<br />
Monika Grasshoff<br />
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