holt euch die Gewinne! - CALA-Verlag
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Schon als Vorschüler werden <strong>die</strong> Kinder<br />
auf ihre Lernvoraussetzungen und ihre<br />
Merkfähigkeit hin begutachtet. Sind <strong>die</strong><br />
Voraussetzungen für <strong>die</strong> Grundschule<br />
nicht gegeben und ist auch der Verbleib<br />
im Kindergarten nicht mehr sinnvoll, steht<br />
am Ende des Schuleingangstests <strong>die</strong><br />
„Feststellung eines sonderpädagogischen<br />
Förderbedarfs“, wie es im Amtsdeutsch<br />
heißt. Doch nicht nur auf <strong>die</strong> Schüler richtet<br />
sich das Augenmerk der Förderung,<br />
besonders wichtig ist <strong>die</strong> Einbindung der<br />
Eltern. Die Kinder sind ein Spiegel der<br />
familiären Situation, <strong>die</strong> oftmals von Arbeitslosigkeit<br />
und Trennungen geprägt ist.<br />
»Ich bin sehr offen und sehr streng, nur so<br />
funktioniert’s«, meint Constanze Harrtert<br />
über ihren Umgang mit den Eltern und<br />
weiter: »Die Kinder brauchen Vorbilder<br />
und da ist es nicht sehr ermutigend, wenn<br />
Mit einem<br />
hochbegabten Kind<br />
»Ich will so sein wie <strong>die</strong> anderen Kinder.«<br />
Dieser Ausspruch stammt von einem achtjährigen<br />
Mädchen. Sie gilt als hochbegabt<br />
und ist ihren Altersgenossen in vielen Dingen<br />
voraus. Hochbegabung bedeutet aber<br />
nicht automatisch einen Freifahrschein in<br />
<strong>die</strong> große Karriere oder in ein glückliches<br />
Leben. Das Anderssein kann schon im<br />
Krippenalter Schwierigkeiten bereiten, da<br />
Mutter oder Vater sich hängen lassen.«<br />
Sie können ihre Sprösslinge im Lernen<br />
unterstützen, wenn sie beispielsweise<br />
einen Einkaufszettel schreiben, den das<br />
Kind dann vorliest.<br />
sich überdurchschnittlich intelligente Kinder<br />
schnell langweilen, wenn andere noch<br />
durch Wiederholung lernen müssen.<br />
»Frieda* war schon immer ein aufmerksames<br />
Kind«, beginnt Miriam Zach* zu<br />
erzählen. Sie hat spät begonnen, Laufen<br />
zu lernen. Auch mit dem Sprechen hat sie<br />
sich Zeit gelassen, dann aber gleich mit<br />
ganzen Sätzen begonnen. Damals fanden<br />
das <strong>die</strong> Eltern nicht ungewöhnlich. Als<br />
Konzentration ist das A und O. Ohne <strong>die</strong><br />
geht es nicht. Deshalb starten <strong>die</strong> Neun-<br />
bis Zehnjährigen ihre nächste Stunde mit<br />
einer Bewegungseinlage. Sie tanzen den<br />
Uhu, der mit den Flügeln schlägt und kennen<br />
das Lied schon in- und auswendig. Die<br />
Förderschule Grünau ist zertifiziert als „Bewegte<br />
Schule“. »Alles, was beim Lernen<br />
hilft, das machen wir«, betont <strong>die</strong> junge<br />
Lehrerin. Außerdem werden <strong>die</strong> Schüler in<br />
individuellen Förderstunden noch einmal<br />
jenseits des Unterrichts unterstützt. In der<br />
Klasse werden <strong>die</strong> Hausaufgaben ausgeteilt.<br />
Vanessa hat ihre Aufgaben prima<br />
erfüllt und ein tolles Heft geführt. Ihre<br />
Mitschüler beklatschen sie aufrichtig. Es<br />
ist Leistung, <strong>die</strong> zählt, aber eben nicht auf<br />
Kosten der anderen.<br />
Frieda hingegen im Kindergartenalter Wutausbrüche<br />
bekommen hat, gar zu beißen<br />
oder mit ihrem Kopf aufs Pflaster zu schlagen<br />
begann, waren sie und ihr Mann hilflos<br />
und suchten nach Ratgebern, berichtet<br />
<strong>die</strong> Mutter. »Ich habe viel über Erziehung<br />
gelesen, aber Hochbegabung ist zu <strong>die</strong>sem<br />
Zeitpunkt kein Thema gewesen«,<br />
schildert sie weiter. Verhaltensauffälligkeiten<br />
sind häufig ein Indiz für Hochbegabung.<br />
Hochbegabte Kinder passen nicht in<br />
<strong>die</strong> Schubladen, <strong>die</strong> ihnen in der Erwachsenenwelt<br />
vorgegeben sind. Sie ecken an,<br />
werden als Störfaktor wahrgenommen,<br />
weil sie nicht <strong>die</strong> „normalen“ Erwartungen<br />
erfüllen. Sie sind anders. Und anders heißt<br />
schlicht, dass sie über einen hohen Intelligenzquotienten<br />
verfügen und sehr viel<br />
Potential in sich tragen. Wird <strong>die</strong> Hochbegabung<br />
nicht erkannt und <strong>die</strong> Kinder nicht<br />
entsprechend ihrer Begabung gefördert,<br />
führt <strong>die</strong>s häufig in <strong>die</strong> Frustration. Die<br />
Kinder werden aggressiv oder ziehen sich<br />
zurück. Was als Traum des intellektuellen<br />
Überfliegers begann, endet nicht oft in<br />
Leistungsverweigerung, Schulangst oder<br />
sogar Lebensunlust.<br />
Als Frieda mit fünf Jahren aus Buchstaben<br />
Wörter zusammensetzte und schließlich<br />
anfing zu lesen, wandte sich Miriam Zach<br />
an <strong>die</strong> Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte<br />
Kind e.V.. Deren Mitarbeiter konnten<br />
schließlich bestätigen, dass <strong>die</strong> Verhaltensauffälligkeiten<br />
des Mädchens eine<br />
einfache Ursache haben – Hochbegabung.<br />
»Ich habe ja nicht gewusst, ob es auf mein<br />
Kind zutrifft. Deshalb gab uns das fachlich<br />
fun<strong>die</strong>rte Urteil eines Psychologen schließlich<br />
Sicherheit,« berichtet Miriam Zach.<br />
Viele Eltern möchten ihre Kinder nicht in<br />
den Vordergrund spielen. »Nicht nur ich<br />
bin dankbar gewesen, im Verein mit meinen<br />
Beobachtungen und Einschätzungen<br />
ernstgenommen zu werden,« erklärt <strong>die</strong><br />
zweifache Mutter.<br />
Nach der Diagnose<br />
„Hochbegabung“ hat<br />
sich <strong>die</strong> Familie schnell<br />
auf <strong>die</strong> neue Situation<br />
eingestellt und adäquate<br />
Beschäftigungen für ihr<br />
Kind gefunden. Viel schwieriger dagegen<br />
ist der Umgang mit Kindergärtnerinnen<br />
und Lehrern gewesen. »Wir haben Glück<br />
gehabt, in eine Grundschule zu kommen,<br />
in der sich schon mit dem Thema Hochbegabung<br />
auseinandergesetzt wurde«,<br />
bemerkt Miriam Zach. Um unterschiedlich<br />
begabten Schülern angemessene Aufgaben<br />
zu stellen, ist ein binnendifferenzierter<br />
Unterricht vonnöten. Wird der Leistungsvorsprung<br />
zu groß, kann das hochbegabte<br />
Kind entweder eine Klassenstufe überspringen<br />
oder mittels des sogenannten<br />
„Drehtürmodells“ in einem Fach den<br />
Unterricht einer höheren Klasse besuchen.<br />
Natürlich muss der Stundenplan parallel<br />
liegen, was an <strong>die</strong> Organisation erhöhte<br />
Anforderungen stellt.<br />
T-Shirt ab 4 EUR, Jeans ab 12 EUR, Body ab 6 EUR<br />
n e u e<br />
K o l l e kt i o n<br />
F R ü h j A h R / S O M M e R - 2 0 1 0<br />
Nach der Diagnose<br />
„Hochbegabung“ hat<br />
sich <strong>die</strong> Familie<br />
schnell auf <strong>die</strong> neue Situation …<br />
Genauso bedauerlich ist es, wenn <strong>die</strong><br />
Eltern feststellen, dass ihr Sprössling <strong>die</strong><br />
Anforderungen der höheren Klassenstufe<br />
spielend meistert und eigentlich schon<br />
wieder „springen“ müsste. Auch Miriam<br />
Zach stand vor <strong>die</strong>sem<br />
Problem und ließ <strong>die</strong><br />
erst achtjährige Frieda<br />
am Aufnahmetest<br />
fürs Gymnasium teilnehmen.<br />
Es sei kein<br />
Beinbruch gewesen,<br />
als ihre Tochter den Test nicht bestanden<br />
hatte, denn wichtige mathematische<br />
Grundlagen fehlten ihr. »Am Ende hatte<br />
es sein Gutes, auch zu lernen, mit Niederlagen<br />
umzugehen.« Miriam Zach hat im<br />
Anschluss an den Aufnahmetest versucht,<br />
mehr für <strong>die</strong> Akzeptanz des Andersseins<br />
ihrer Tochter zu werben und Brücken zu<br />
bauen. Zusammen mit der Klassenlehrerin<br />
entwickelte sie das Bild von einer<br />
Blumenwiese, auf der unterschiedliche<br />
Blüten ihre Pracht entfalten. Hier ist es<br />
nicht angebracht, nach „Schönheit“ oder<br />
„Unansehnlichkeit“, nach „besser“ oder<br />
„schlechter“ zu beurteilen. Verschiedene<br />
Blumen können nebeneinander gedeihen.<br />
Es gilt, Toleranz zu zeigen, damit kein Kind<br />
ausgeschlossen wird. <br />
* Name von der Redaktion auf Wunsch geändert.<br />
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