t formen. Geschwungene Freitreppen, die sanft ansteigen, vermitteln zwischen dem Gelände, schaffen e<strong>in</strong>e optische Ausgleichung. E<strong>in</strong>e Tendenz, die noch unterstützt wird durch die Bogengänge, die von dem Festspielhaus aus nach allen Richtungen durch das Gelände geführt s<strong>in</strong>d. Ursprünglich dürften sie aus e<strong>in</strong>er praktischen Erwägung heraus entstanden se<strong>in</strong>. Es 'war — <strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong>, wo immer mit Regen zu rechnen ist — dafür Sorge zu tragen, daß die Besucher bei der Ankunft oder während der Zwischenpausen trockenen Fußes alle Teile der Anlage erreichen könnten, nachdem man sich entschlossen hatte, die e<strong>in</strong>zelnen Bauten ause<strong>in</strong>anderzulegen. Damit ergab sich nicht nur die reizvolle Möglichkeit, den Park zu gliedern und bestimmte Blickwirkungen zu erzielen, es bot sich damit e<strong>in</strong> weiteres Mittel, den Übergang von Haus und Gelände zu vermitteln und die Massigkeit des Bauwerks zu mildern. E<strong>in</strong> Blick (wie der S. 250 und Tafel vor S. 245) macht den E<strong>in</strong>druck,nicht als ob hier e<strong>in</strong> gewaltiges Bauwerk auf e<strong>in</strong>e verhältnismäßig ger<strong>in</strong>ge Erhebung aufgesetzt wäre, sondern als ob e<strong>in</strong>e ArtFelshügel durch Grotten und Treppenführungen aufgeteilt und allenfalls der Gipfel architektonisch gefaßt wäre. Nur die Nordseite, die nach dem Tal h<strong>in</strong> abfällt, die das Bühnenhaus umfaßt, konnte straffer, geschlossener gehalten werden. Diesen Intentionen entspricht auch die Auflösung durch bewegte, die ganze Masse mit vielerlei Zacken, E<strong>in</strong>- und Ausbuchtungen überrieselnde Plastik, die — ganz barock, wenn man will: ganz <strong>in</strong>disch — auf malerischen Effekt gestellt ist. ^A^obei zugleich auch gedacht war an die Struktur des Geste<strong>in</strong>s, das der Fels hier hergibt, des sogenannten »Konglomeratste<strong>in</strong>s«, der e<strong>in</strong>er präzisen, scharfkantigen Bearbeitung widerstreben würde. Im Innern halt <strong>Poelzig</strong> sich nur zum Teil an die Programmwünsche. Er versteift sich nicht auf das — angeblich demokratische — Pr<strong>in</strong>zip des Amphitheaters, er schränkt die Orchestra (vielleicht noch zu wenig) e<strong>in</strong>. Die Festlichkeit und Feierlichkeit e<strong>in</strong>es Hauses, das doch vorwiegend der Mueikpflege zugedacht ist, läßt ihn festhalten am Logentheater, Die Orgel wird monumental <strong>in</strong> der Achse oberhalb der Bühne angeordnet, und "wie <strong>in</strong> dem Projekt zu dem kle<strong>in</strong>en Konzertsaal <strong>in</strong> Dresden der Raum konzipiert ersche<strong>in</strong>t aus dem Quellen der Töne aus der Orgel heraus, so setzt sich auch hier dieses Kl<strong>in</strong>gen um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e rhythmische Bewegung, die geistreich Ränge und Logen <strong>in</strong> sich e<strong>in</strong>gegliedert enthält. Das kle<strong>in</strong>e Haus, das Restaurant, das im Südzipfel dem Weiher vorgelagert ist, die beiden anderen Gebäude s<strong>in</strong>d so im e<strong>in</strong>zelnen noch nicht durchgearbeitet, wobei übrigens nicht zu vergessen ist, daß auch das große Haus nicht anders anzusehen ist als e<strong>in</strong>e erste Realisation der Idee. \Ver <strong>Poelzig</strong>s Bauschaffen kennt, weiß, daß es noch immer zu weiteren Abklärungen, nicht selten auch zu pr<strong>in</strong>zipiellen Umgestaltungen gekommen ist. Hier bestand überdies weder der Wille noch die Möglichkeit, zu e<strong>in</strong>em endgültigen Projekt zu kommen. Dazu s<strong>in</strong>d noch jetzt die Unterlagen viel zu wenig bestimmt. E<strong>in</strong> festes Programm war ja überhaupt nicht gegeben. Damit entfielen die E<strong>in</strong>engungen, die jedes Programm bietet, und wenn es auch für <strong>Poelzig</strong> reizvoll gewesen se<strong>in</strong> mag, e<strong>in</strong>mal ganz aus der architektonischen Intuition heraus, e<strong>in</strong> Programm zu entwickeln, so s<strong>in</strong>d doch auch nicht die Gefahren zu verkennen, die dar<strong>in</strong> liegen. Ich b<strong>in</strong> mir vollauf bewußt, daß es ungewöhnlich ist und vielleicht auch se<strong>in</strong>e Bedenken hat, e<strong>in</strong> solches »Vorprojekt« (wie ich es immer nennen muß) zur Diskussion zu stellen. Nicht daran stoße ich mich, daß die Ausführung viele E<strong>in</strong>zelheiten noch zu verändern und zu berichtigen hat, schon deshalb nicht, "weil ich persönlich e<strong>in</strong>em Kerl wie <strong>Poelzig</strong> zutraue, mit allen Details zu Rande zu kommen. Wenn man (-wie ich es nun e<strong>in</strong>mal b<strong>in</strong>) der Überzeugung ist, daß große Architektur nur werden kann als Emanation gewaltiger, schöpferischer Persönlichkeit, so darf man auch e<strong>in</strong>em skeptischen Betrachter gegenüber h<strong>in</strong>weisen auf den großen Zug, aus dem heraus diese Anlage konzipiert ist, auf das Schöpferische dieser Baukunst, die e<strong>in</strong>e Aufgabe aus ihrem Wesenskern heraus erfaßt, die die Kraft hat, Ideen zu verwirklichen. Diese Anlage ist nicht Rokoko, so wenig wie das Dresdener Stadthaus Gotik oder die Feuer-wache Barock waren, aber es ist <strong>in</strong> dieser ganz heutigen Konzeption e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere und <strong>in</strong>time Verwandtschaft mit dem Geist des Rokoko, es ist <strong>in</strong> ihr e<strong>in</strong> melodiöses Kl<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong> freies und befreiendes Spielen, eben das, was uns Mozart zum Erlebnis macht. Sie ist <strong>Poelzig</strong>; aber gerade diese Anlage beweist, daß es e<strong>in</strong> Schema <strong>Poelzig</strong> nicht gibt,daß dieser Künstler e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Elastizität besitzt, die ihm erlaubt, jede Aufgabe auf ihre Art abzuwandeln, abzuwandeln nicht alle<strong>in</strong> aus ihren materiellen und technischen Bed<strong>in</strong>gnissen, sondern, was wesentlicher ersche<strong>in</strong>t, aus ihrer künstlerischen Struktur. Sie zeigt auf e<strong>in</strong>e Möglichkeit, Architektur wiederum künstlerisch, wiederum visionär zu gestalten, und sie hat ihre Bedeutung — eben als diese Möglichkeit. . Paul Westheim. 247 36*
Hans Poeizig, <strong>Berl<strong>in</strong></strong> Festspielhaul<strong>in</strong> <strong>Salzburg</strong> 248 249
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