Hanö Poelzig, Berlin Festspielnaxis in Salzburg

King-Tung, Kettenbrücke
Höhenentwicklung künstlerisch noch die beste Lösung, Typisch hierfür ist denn auch der erste
größere Bau dieser Art: die Westminster Bridge in London, die in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts
von Page erbaut wurde, — in kleinerem Maßstäbe zahlreiche Berliner Brücken und eine
der besten Lösungen dieser Art: die Pariser Alexanderbrücke, bei welcher ein wundervoller Flachbogen
von 107,50 m lichter Weite die Seine überspannt. Das Pf eil Verhältnis von 1:17 läßt die
Eigenart des Baustoffes eindeutig und um so eindringlicher in Erscheinung treten.
Die Erscheinung der Überstrahlung und demzufolge die spinnwebartige Wirkung der überstrahlten
Konstruktionsglieder ist am offensichtlichsten bei den Riesentalbrücken, •wie sie neuerdings innerhalb
und außerhalb Deutschlands errichtet wurden. Die Wirkung derselben in der freien Landschaft
•war eine äußert ungünstige. Zu auffällig und groß* um sich der Landschaft unterzuordnen, zu locker
und dissolut, um ihrerseits durch formale Akzentsetzung den Charakter der Landschaft zu bestimmen,
hemmen sie zwar den Einblick und Durchblick, — ohne aber wieder ihrerseits einen prägnanten
Blickabschluß bilden zu können. Auch der Charakter einer Bewegung von einem Hügelkamm zum
andern geht durch die Auseinanderzerrung der einzelnen tragenden Teile fast vollkommen verloren.
Ein Musterbeispiel einer in diesem Sinne verfehlten Lösung bildet die Müngstener Talbrücke, vielleicht
bewundernswert als Beispiel statischer Konstruktion, künstlerisch aber durchaus minderwertig. Als
Gegenbeispiel könnte man vielleicht die Grünenthaler Nordostseekanal-Hochbrücke anführen, bei
der ein sichelförmiger Hauptbogenträger von 156,5 m Spannweite in seinem oberen Drittel von der
Fahrbahn als Sehne durchschnitten -wird. Streben- und Hängestützen sind sehr schlank ausgebildet
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W.M.Ö.V9/10