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14 - Studium<br />
Briefe an Gefangene<br />
– die Rote Hilfe lädt zum Briefe schreiben<br />
Repressionen wegbassen<br />
o<strong>de</strong>r: Das Cottbuser Zuckerwatte-Verbot<br />
Es gibt heute innerhalb <strong>de</strong>r Linken wohl kaum Menschen,<br />
Gruppen o<strong>de</strong>r Organisationen, die sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />
nicht durch staatliche Repression in ihrer politischen<br />
Tätigkeit verfolgt o<strong>de</strong>r behin<strong>de</strong>rt sahen. Gera<strong>de</strong> klassenkämpferische<br />
und antikapitalistische Organisierung die<br />
sich nicht zu Kompromissen und Zugeständnissen an das<br />
kapitalistische System hinreißen lässt, wird auf kurz o<strong>de</strong>r<br />
lang mit staatlicher Repression konfrontiert.<br />
Gefängnisse sind nur die letzte Stufe <strong>de</strong>s repressiven Systems,<br />
<strong>de</strong>ssen einzige Aufgabe es ist, eine<br />
Gesellschaft, die auf Ausbeutung, Unterdrückung und Kontrolle<br />
basiert, aufrecht zu erhalten.<br />
Unser Kampf darf nicht bei <strong>de</strong>n Gefängnismauern aufhören<br />
und wir dürfen gera<strong>de</strong> diejenigen die aufgrund ihrer<br />
politischen Tätigkeiten und Überzeugungen hinter Gittern<br />
sitzen nicht vergessen und alleine lassen.<br />
Dabei kann es für uns keine Rolle spielen ob sie im Sinne<br />
<strong>de</strong>s bürgerlichen Gesetzbuchs “schuldig” o<strong>de</strong>r “unschuldig”<br />
sind. Sie sind ein Teil von uns, sie sind unsere Genossinnen<br />
und Genossen und brauchen unsere Solidarität. Betroffen<br />
ist eine*r - gemeint sind wir alle!<br />
Eine <strong>de</strong>r wenigen Abwechslungen und freudigen Ereignisse<br />
im Knastalltag ist die Zeit, wenn die Post kommt. Für uns<br />
„draußen“ ist das Schreiben von Briefen eines <strong>de</strong>r stärksten<br />
Mittel, um Gefangenen unsere Solidarität zu zeigen und<br />
ein kleines Stück weit ihre Isolation zu durchbrechen.<br />
Deshalb la<strong>de</strong>n wir euch am 09. Juni in die Zelle79 zum<br />
Workshop „Wie schreibe ich Gefangenen?“ ein. Beginn ist<br />
um 10:00 Uhr.<br />
In <strong>de</strong>m Workshop wird es zuerst ein paar Tipps und Hinweise<br />
zum Briefe schreiben in <strong>de</strong>n Knast geben und erklärt<br />
warum das so wichtig ist.<br />
Gemeinsam wollen wir dann mit euch die ersten Briefe<br />
verfassen und Unsicherheiten und Fragen klären. Adressen,<br />
Umschläge, Postkarten, Papier, Stifte und Briefmarken<br />
wer<strong>de</strong>n bereitliegen.<br />
Immer wie<strong>de</strong>r wird die Zivilgesellschaft dazu aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />
sich gegen Rassismus und Frem<strong>de</strong>nfeindlichkeit zu wehren.<br />
Doch wie kann es sein, dass ausgerechnet die Menschen,<br />
die diesem Aufruf folgen und sich antifaschistisch<br />
engagieren, immer wie<strong>de</strong>r kriminalisiert wer<strong>de</strong>n und mit<br />
Repressionen zu kämpfen haben? Auch in Cottbus wird<br />
sich die Öffentlichkeit mit dieser Thematik auseinan<strong>de</strong>r<br />
setzen müssen, wenn es im Juni zu einem Prozess gegen<br />
eine*n Aktivist*in von Cottbus Nazifrei! kommt.<br />
Naziaufmarsch verhin<strong>de</strong>rn, Polizeigewalt wegbassen<br />
Wie in vielen an<strong>de</strong>ren Städten planen Neonazis auch in<br />
Cottbus immer wie<strong>de</strong>r Aufmärsche, die auf massive Proteste<br />
seitens <strong>de</strong>r Zivilgesellschaft stoßen. Im Rahmen dieser<br />
Proteste, kommt es lei<strong>de</strong>r auch immer wie<strong>de</strong>r zu massiver<br />
Polizeigewalt. So auch am 12. Mai 2012 in Cottbus als<br />
sich hun<strong>de</strong>rte Menschen friedlich und entschlossen einem<br />
Neonaziaufmarsch entgegenstellten. Protestieren<strong>de</strong> wur<strong>de</strong>n<br />
gestoßen, beleidigt und verprügelt.<br />
Das Bündnis Cottbus Nazifrei! wehrte sich gegen das brutale<br />
Vorgehen <strong>de</strong>r Polizei mit einer Protestkundgebung<br />
und thematisierte mit Re<strong>de</strong>beiträgen, Betroffenenberichten<br />
und Bildprojektionen die Geschehnisse <strong>de</strong>s Tages. Ziel<br />
war es, eine kritische Öffentlichkeit zu schaffen, die das<br />
gewaltsame Vorgehen <strong>de</strong>r Polizei nicht einfach hin nimmt.<br />
Es wur<strong>de</strong> sich mit Betroffenen solidarisch gezeigt und <strong>de</strong>r<br />
Polizei <strong>de</strong>r Schutz <strong>de</strong>r anonymen Nebenstraßen und Gassen<br />
genommen. Es wur<strong>de</strong> öffentlich gemacht, wie das Vorgehen<br />
<strong>de</strong>r Polizei fernab von Kamera und Stadtprominenz<br />
tatsächlich aussieht.<br />
Eine kritische Öffentlichkeit ist immer wie<strong>de</strong>r notwendig,<br />
um das Han<strong>de</strong>ln staatlicher Organe wie Verfassungsschutz<br />
und Polizei zu beobachten, zu hinterfragen und anzuprangern.<br />
Die Cottbuser Polizei zeigte sich allerdings wenig<br />
kritikfähig.<br />
Es ist davon auszugehen, dass <strong>de</strong>r Inhalt dieser Veranstaltung<br />
<strong>de</strong>r Polizei nicht passte, da sie auf die Kundgebung<br />
unter <strong>de</strong>m Titel „Polizeigewalt wegbassen“ am 21.06.2012<br />
mit weiteren Schikanen reagierte. Vermeintlicher Verstoß<br />
gegen Auflagen lautet <strong>de</strong>r Vorwurf. Die Auflagen seitens<br />
<strong>de</strong>r Stadt Cottbus einerseits wur<strong>de</strong>n jedoch nicht präzise<br />
genug formuliert, an<strong>de</strong>rerseits gab die Polizei ein striktes<br />
Zuckerwatte-Verbot an, da diese als Waffe fungieren<br />
könnte. Auch Besteck wird hier als Waffe eingestuft, wonach<br />
man <strong>de</strong>nken könnte, einen Waffenschein zum Führen<br />
von Besteck beantragen zu müssen. Es entsteht <strong>de</strong>r<br />
Eindruck, dass die Absicht bestand, die Veranstalter*innen<br />
von vornherein zum Abbruch zu bewegen.<br />
Am 13. Juni 2013 kommt es nun zum Prozess.<br />
Meinungsfreiheit versus Repression<br />
Eine Kundgebung durchzuführen ist eines <strong>de</strong>r wenigen<br />
Mittel, um eine politische Meinung auf legalem Wege in<br />
die Öffentlichkeit zu tragen. Versammlungsfreiheit ist<br />
ein Grundrecht, das im Grundgesetz in Art. 8 verankert<br />
ist. Jedoch wird dieses Grundrecht im Versammlungsrecht<br />
gleich wie<strong>de</strong>r eingeschränkt, welches verlangt, eine<br />
Versammlung bis spätestens 48 Stun<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>r Durchführung<br />
anzumel<strong>de</strong>n. Dass solch eine Anmeldung auch<br />
immer wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Drang <strong>de</strong>s Staates auf Kontrolle und<br />
Überwachung stillt, ist sicherlich kein Zufall, son<strong>de</strong>rn Teil<br />
einer systematischen Präsenz von Staatsmacht im Alltag.<br />
Der Sinn eine Kundgebung anzumel<strong>de</strong>n, kann und sollte<br />
<strong>de</strong>mnach immer wie<strong>de</strong>r kritisch hinterfragt wer<strong>de</strong>n und<br />
auf die Notwendigkeit hin überprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
Repressive Schikanen und Gewalt sind nicht die Hysterie<br />
Einzelner, son<strong>de</strong>rn Alltag bei polizeilichen Einsätzen, beson<strong>de</strong>rs<br />
wenn eine kritische Beobachtung durch die Medien<br />
fehlt. Vereinzelt sind beson<strong>de</strong>rs schwere polizeiliche<br />
Übergriffe zwar in regionalen und bun<strong>de</strong>sweiten Medien zu<br />
fin<strong>de</strong>n, doch die Alltäglichkeit <strong>de</strong>s Problems fin<strong>de</strong>t selten<br />
Beachtung. Anzeige wegen Körperverletzung im Amt wird<br />
häufig gestellt, jedoch ohne nennenswerte Konsequenzen.<br />
Genau dies wird in <strong>de</strong>m hier geschil<strong>de</strong>rten Fall auch wie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utlich: Prügeln<strong>de</strong> Polizist*innen bleiben unerkannt<br />
und anonym und engagierte Antifaschist*innen, die sich<br />
gegen diese Verschleierung zur Wehr setzen, wer<strong>de</strong>n kriminalisiert.<br />
Nicht selten stößt man auf taube Ohren, wenn<br />
Kritik an <strong>de</strong>n Exekutiv-Organen <strong>de</strong>s Staates geübt wird.<br />
Gegenanzeigen, Ermittlungsverfahren und Schikanen sind<br />
häufig die traurige Konsequenz. Genau dieser einseitigen<br />
und engstirnigen Perspektive gilt es entgegenzuwirken<br />
und eine gemeinsame und solidarische Bewegung zu symbolisieren.<br />
Solidarität statt Isolation<br />
Sowohl die Soligruppe „Repressionen wegbassen“ als auch<br />
das Bündnis Cottbus Nazifrei! zeigen sich solidarisch mit<br />
<strong>de</strong>n Betroffenen dieser Repression. Die Isolation Einzelner,<br />
die in diesen Fällen ein<strong>de</strong>utig und gezielt eingesetzt wird,<br />
wer<strong>de</strong>n wir nicht zu lassen. Wir setzen <strong>de</strong>n Spaltungsplänen<br />
<strong>de</strong>s Staates das Prinzip <strong>de</strong>r Solidarität entgegen.<br />
Keine*r wird allein gelassen. Denn betroffen ist eine*r, gemeint<br />
sind wir alle.<br />
Kommt daher alle zum Prozess, bringt Zuckerwatte mit<br />
und zeigt <strong>de</strong>n Betroffenen eure Unterstützung. Wir wer<strong>de</strong>n<br />
eine Spaltung in gute und schlechte Antifaschist*innen<br />
nicht zulassen und gemeinsam für eine solidarische Bewegung<br />
einstehen.<br />
Prozesstermin: Donnerstag, 13.06. um 09:30 Uhr vor <strong>de</strong>m Amtsgericht<br />
Cottbus (Thiemstraße 129/130)<br />
Soligruppe „Repressionen wegbassen“ (http://repressionenwegbassen.blogsport.<strong>de</strong>/)<br />
Flashmob gegen Infostand <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr<br />
Einige Aktivist*innen konnten ungehin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>swehrstand<br />
auf <strong>de</strong>r Ausbildungsmesse Vocatium<br />
bereichern. Am Mittwoch, <strong>de</strong>n 15. Mai gegen 11:30<br />
Uhr wur<strong>de</strong> Infomaterial verteilt und ein Beitrag gegen<br />
Krieg und Militär vor <strong>de</strong>m aufgebauten Stand <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr<br />
verlesen. Es wur<strong>de</strong> auf Hierarchien, blin<strong>de</strong>s<br />
Befolgen von Befehlen und militärischen Handlungen<br />
hin gewiesen und klar gestellt, dass diese einem selbstbestimmten<br />
Leben in je<strong>de</strong>r Weise entgegen stehen.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Aus- und Weiterbildungsmesse Vocatium<br />
in <strong>de</strong>r Stadthalle Cottbus präsentierte sich unter<br />
an<strong>de</strong>rem auch die Bun<strong>de</strong>swehr. Ziel sollte es sein, junge<br />
Menschen für militärische und zivile Einsätze im<br />
In- und Ausland zu gewinnen. Die Jungoffiziere berieten<br />
vorwiegend Schüler*innen über die vermeintlich<br />
attraktive Karriere bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr.<br />
Gegen 11:30 Uhr konnten einige AktivistInnen <strong>de</strong>n<br />
Infostand erfolgreich stören. Sie verteilten sich rund<br />
um <strong>de</strong>n Infostand, brachten Flugblätter unter die<br />
Besucher*innen, <strong>de</strong>ckten <strong>de</strong>n Stand mit Papierschnipsel<br />
mit <strong>de</strong>r Aufschrift „Krieg beginnt hier!“ ein und<br />
lasen einen Auszug aus <strong>de</strong>m Flugblatt vor.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Aktion machten die AktivistInnen klar,<br />
dass SoldatIn sein kein normaler Beruf ist. Es gibt klare<br />
Hierarchien und es wird blind <strong>de</strong>n erteilten Befehlen<br />
gefolgt, auch wenn dieser Befehl das Töten von Menschen<br />
be<strong>de</strong>utet. Es wur<strong>de</strong> auch darauf aufmerksam<br />
gemacht, dass Krieg nicht nur weit weg stattfin<strong>de</strong>t,<br />
son<strong>de</strong>rn immer auch logistischen Rückhalt braucht.<br />
Wer eine Karriere bei <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr antritt, unterstützt<br />
<strong>de</strong>n Krieg. Dabei ist es völlig egal, ob im direkten<br />
Einsatz im Ausland o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Logistik im Inland. Um<br />
geostrategische und wirtschaftliche Interessen durchzusetzen<br />
braucht es Vollstrecker.<br />
Nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>beitrag verlesen und Infomaterial<br />
von <strong>de</strong>n AktivistInnen verteilt waren, hatte auch<br />
<strong>de</strong>r zuständige Sicherheitsdienst die Aktion bemerkt.<br />
Dieser kam jedoch zu spät und die Gruppe löste sich<br />
auf und rief „hoch die antinationale Solidarität - Bun<strong>de</strong>swehr<br />
abschaffen“. Durch die Aktion konnte klargemacht<br />
wer<strong>de</strong>n: Krieg beginnt hier! Been<strong>de</strong>n wir ihn<br />
hier! (pm/dh)