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DIPLOMARBEIT - Universität Oldenburg

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Carl von Ossietzky<br />

Universität <strong>Oldenburg</strong><br />

Diplomstudiengang Landsachftsökologie<br />

<strong>DIPLOMARBEIT</strong><br />

Modellierung zur aktuellen und möglichen zukünftigen Verbreitung des<br />

Steinhuhns (Alectoris graeca saxatilis) in der Schweiz<br />

vorgelegt von: Vincent Sohni<br />

Betreuender Gutachter: Dr. Boris Schröder<br />

Zweiter Gutachter: PD Dr. Lukas Jenni<br />

<strong>Oldenburg</strong>, 09. August 2004


Inhalt<br />

II<br />

Inhalt<br />

1 Einleitung ............................................................................................................ 1<br />

2 Untersuchungsgebiet .......................................................................................... 3<br />

2.1 Bearbeitungsgebiet für das Atlasmodell ...................................................................... 3<br />

2.2 Untersuchungsgebiete für das Regionalmodell .......................................................... 4<br />

2.2.1 Naturraum Tessin....................................................................................................... 5<br />

2.2.2 Gebiete......................................................................................................................... 6<br />

3 Untersuchungsobjekt .......................................................................................... 9<br />

4 Methoden............................................................................................................11<br />

4.1 Datengrundlage für das Atlasmodell.......................................................................... 12<br />

4.1.1 Daten zum Steinhuhnvorkommen......................................................................... 12<br />

4.1.2 Daten zum Klima..................................................................................................... 14<br />

4.1.3 Geostatistische Daten.............................................................................................. 15<br />

4.1.4 Daten zur Vegetation............................................................................................... 16<br />

4.2 Datengrundlage für das Regionalmodell ................................................................... 16<br />

4.2.1 Probeflächen ............................................................................................................. 17<br />

4.2.2 Parameter................................................................................................................... 18<br />

4.3 Klimaprognosen............................................................................................................ 19<br />

4.4 Datenauswertung: Habitatmodelle............................................................................. 20<br />

4.4.1 Logistische Regression ............................................................................................. 20<br />

4.4.2 Variablenwahl ............................................................................................................ 21<br />

4.4.3 Modellbildung........................................................................................................... 22<br />

4.4.4 Modellbewertung ...................................................................................................... 23<br />

4.4.5 Modellvalidierung...................................................................................................... 24<br />

4.4.6 Trendoberflächen - Analyse.................................................................................... 25<br />

4.4.7 Problem der räumlichen Autokorrelation ............................................................ 26<br />

5 Ergebnisse ......................................................................................................... 28<br />

5.1 Atlasmodell .................................................................................................................... 28<br />

5.1.1 Univariate Modelle .............................................................................................. 28<br />

5.1.2 Multiple Modelle.................................................................................................. 33<br />

5.1.3 Prognosekarten .................................................................................................... 36<br />

5.2 Regionalmodell.............................................................................................................. 39<br />

5.2.1 Univariate Modelle .............................................................................................. 39<br />

5.2.2 Multiple Modelle.................................................................................................. 42<br />

5.3 Vergleich von Atlas- und Regionalmodell ................................................................ 45<br />

5.4 Trendmodell und räumliche Autokorrelation........................................................... 49<br />

5.5 Überlegungen zur Klimaveränderung........................................................................ 51


Inhalt<br />

II<br />

6 Diskussion ......................................................................................................... 52<br />

6.1 Diskussion der Methoden ........................................................................................... 52<br />

6.1.1 Probeflächendesign.................................................................................................. 52<br />

6.1.2 Datenerhebung ......................................................................................................... 54<br />

6.1.3 Datenauswertung...................................................................................................... 56<br />

6.2 Diskussion der Ergebnisse .......................................................................................... 56<br />

6.2.1 Ökologische Interpretation..................................................................................... 56<br />

6.2.2 Modellgüte................................................................................................................. 68<br />

6.2.3 Vergleich von Atlas- und Regionalmodell............................................................ 70<br />

6.2.4 Überlegungen zur Klimaveränderung ................................................................... 73<br />

6.3 Gedanken zum Schutz der Art ................................................................................... 77<br />

6.3.1 Aktuelle Gefährdungssituation............................................................................... 77<br />

6.3.2 Maßnahmen .............................................................................................................. 81<br />

6.3.3 Schutzkonzept für das Steinhuhn .......................................................................... 83<br />

7 Zusammenfassung ............................................................................................ 85<br />

8 Danksagung....................................................................................................... 87<br />

9 Literatur ............................................................................................................. 88<br />

10 Anhang............................................................................................................... 94


1 Einleitung 1<br />

1 Einleitung<br />

Bei vielen Vogelarten waren die Bestände in der Schweiz zuletzt rückläufig (SCHMID et al.<br />

1998). Dieser Trend zeigte sich auch beim Steinhuhn (Alectoris graeca). Mehrere Arbeiten zur<br />

Bestandsentwicklung des Steinhuhns im letzten Jahrhundert dokumentierten rückgehende<br />

Zahlen (PRÄSENT 1979; LÜPS 1981 a, c; ZBINDEN 1984; MAGNANI et al. 1990). Allerdings<br />

scheint sich die Art seit Mitte der 1980iger Jahre wieder zu erholen (LÜPS 1994; SCHMID<br />

1998). Diese Entwicklung überrascht, widerspricht sie doch den Ursachen wie z.B.<br />

Habitatzerstörung oder Aufgabe der Berglandwirtschaft, die bisher für den Rückgang<br />

verantwortlich gemacht wurden (SCHMID et al. 1998).<br />

In der Roten Liste der Brutvögel der Schweiz wird das Steinhuhn als potentiell gefährdet<br />

eingestuft (KELLER et al. 2001). Auch auf der Liste der Vogelarten, für welche die Schweiz<br />

eine besondere Verantwortung trägt (Verantwortungsarten), ist die Art zu finden (KELLER<br />

& BOLLMANN 2001). Um eine Liste der prioritären Vogelarten für Artenförderprogramme<br />

(Prioritätsarten) zu erstellen, wurden von allen Brutvogelarten der Schweiz aus den<br />

Verantwortungsarten diejenigen ausgesucht, für die akuter Handlungsbedarf besteht<br />

(BOLLMANN et al. 2002). Zu den Prioritätsarten, für die Artenförderungsprogramme als<br />

geeignetes Instrument zur Bestandsstabilisierung angesehen werden, gehören auch das<br />

Steinhuhn und die teilweise im gleichen Lebensraum vorkommenden und ebenfalls von der<br />

Nutzungsaufgabe betroffenen Arten Birkhuhn (Tetrao tetrix) und Steinrötel (Monticola<br />

saxatilis). Da Bestandsaufnahmen am Steinhuhn methodisch schwierig und aufwändig sind<br />

(ZBINDEN & SALVIONI 2003), wurden erst wenige quantitative Auswertungen zu einzelnen<br />

Habitatfaktoren durchgeführt (z.B. LÜPS & HEYNEN 1978, LÜPS 1980). Zur Brutbiologie<br />

liegen nur unvollständige Kenntnisse vor (z.B. HAFNER 1994) und die Gründe für die<br />

aktuelle Bestandsentwicklung sind unklar (SCHMID et al. 1998).<br />

Für einen effektiven Schutz seltener Arten ist generell die Kenntnis der Habitatansprüche<br />

besonders wichtig (ARAUJO et al. 2002, LUCK 2002). Eine geeignete Methode den Einfluss<br />

von Umweltfaktoren auf das Vorkommen von Arten zu ermitteln, ist die<br />

Habitatmodellierung. Dabei wird die Vorkommenswahrscheinlichkeit einer Art als<br />

Regressionsfunktion von Umweltvariablen beschrieben. Die Auswahl der erklärenden<br />

Variablen im Modell wird aufgrund der statistischen Signifikanz und des biologischen<br />

Erklärungsgehaltes der Habitatparameter getroffen (KLEYER et al. 1999), wobei die<br />

Qualität des Habitats quantifiziert werden kann (SCHRÖDER 2000). Habitatmodelle dienen<br />

auch der Prognose von Vorkommenswahrscheinlichkeiten, die für nicht untersuchte<br />

Gebiete oder veränderte Verhältnisse vorhergesagt werden können (MORRISON et al. 1998,<br />

SCHRÖDER & REINEKING 2004a). Damit stellen Habitatmodelle ein wichtiges Instrument<br />

in der Naturschutzplanung dar, insbesondere zur Prognose der Auswirkung von Eingriffen<br />

oder Pflegemaßnahmen (KLEYER et al. 1999). Die statistische Analyse und Fokussierung<br />

auf die entscheidenden Parameter garantiert bei Naturschutzmaßnahmen dabei den<br />

effizienten Einsatz finanzieller Mittel.


1 Einleitung 2<br />

Vor diesem Hintergrund wurden in Italien für das Steinhuhn bereits einige Modelle erstellt.<br />

Die Modelle von CATTADORI et al. (1998) und MERIGGI et al. (1998) basieren auf<br />

Jagdstatistiken aus den Jahren 1950-1960, die Daten zu den erklärenden Variabeln wurden<br />

aus Luftbildern abgeleitet. Andere Modelle sind populationsdynamisch ausgerichtet<br />

(CATTADORI et al. 1999). In keinem Modell wurden direkte Klimavariablen berücksichtigt.<br />

Zwar wird nasskalte Witterung während der Brutperiode von vielen Autoren für<br />

Bestandsrückgänge verantwortlich gemacht (GLUTZ et al. 1973, PRÄSENT 1979, LÜPS<br />

1981c, ZBINDEN 1984, GOSSOW et al. 1992), allerdings wurden nach vorliegender Literatur<br />

Zusammenhänge zwischen Klimaereignissen und Steinhuhnvorkommen noch nie<br />

quantifiziert. Wenn aber das Klima einen entscheidenden Einfluss auf die Art hat, wird sich<br />

auch die zu erwartende Klimaerwärmung (global change) auf den Bestand auswirken. Für<br />

Zentraleuropa werden mittlere jährliche Temperaturerhöhungen im Bereich von 2 bis 3° C<br />

vorhergesagt (FISCHLIN et al. 1995), was erhebliche Veränderungen in den Lebensräumen<br />

der meisten Arten verursachen wird. Die Schweiz mit einer ausgesprochenen<br />

Klimadiversität ist dabei anfällig für Klimaveränderungen, dies gilt insbesondere für die<br />

Alpen (BOLLIGER 2002).<br />

Ziel meiner Diplomarbeit ist es, ein Brutzeit-Habitatmodell für das Steinhuhn auf zwei<br />

Skalenebenen zu erstellen, zum einen für die gesamte Schweiz (Atlasmodell) und zum<br />

anderen ein regional gültiges Modell (Regionalmodell). Dadurch werden Aussagen zu der<br />

Hypothese möglich, dass auf unterschiedlichen Maßstabsebenen unterschiedliche Faktoren<br />

wirksam werden. Ein weiteres Ziel ist die Erstellung von Habitateignungskarten, welche auf<br />

der gesamten Landesfläche der Schweiz zeigen, mit welcher Wahrscheinlichkeit mit dem<br />

Vorkommen der Art zu rechnen ist. Durch Anwendung von Klimaszenarien stelle ich<br />

darüber hinaus Überlegungen zur zukünftigen Verbreitung des Steinhuhns an. Die<br />

Klimaveränderung wird dazu als vertikale Verschiebung der Waldgrenze simuliert, da zu<br />

erwarten ist, dass dies einschneidende Veränderungen im Lebensraum des Steinhuhns<br />

verursachen wird. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse und unter Verwendung<br />

von Literaturangaben gebe ich abschließend eine Übersicht über die aktuelle<br />

Gefährdungssituation, mögliche Schutzmaßnahmen und schlage ein Schutzkonzept für die<br />

Art vor.<br />

Die Daten für die Modellierung zum Atlasmodell wurden mir im Projekt „Modellierung<br />

zum neuen Schweizer Brutvogelatlas“ von der Schweizerischen Vogelwarte Sempach zur<br />

Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um die Ergebnisse mehrjähriger Kartierungen für<br />

einen nationalen Brutvogelatlas. Die Daten für die erklärenden Variablen stammen aus<br />

Datenbanken verschiedener Schweizer Behörden. Für die Datengrundlage des<br />

Regionalmodells führte ich eine Strukturkartierung im Kanton Tessin durch.


2 Untersuchungsgebiet 3<br />

2 Untersuchungsgebiet<br />

2.1 Bearbeitungsgebiet für das Atlasmodell<br />

Die Schweiz ist mit knapp 41 300 km 2 ein kleines Binnenland im südlichen Mitteleuropa.<br />

Im Süden grenzt sie an den Mittelmeerraum (NIGG 1975, BÄR 1976). Nach Geologie und<br />

Relief lassen sich drei Hauptlandschaften unterscheiden (Abb. 1). Die Alpen im Süden<br />

nehmen mit etwa 60% der Landesfläche den größten Raum ein, das Mittelland (30%) liegt<br />

zwischen den Alpen und dem von West nach Nordost verlaufenden Jura (10%). Über 50%<br />

der Landesfläche liegen höher als 1000 m, nur etwa 16% befinden sich unterhalb von<br />

500 m. Die Höhenstufen werden in kolline Stufe (bis 600 m), montane Stufe (bis rund<br />

1200 m, Laubwaldgrenze), subalpine Stufe (bis etwa 2000 m, Nadelwaldgrenze) alpine Stufe<br />

(Bereich bis zur Schneegrenze) und nivale Stufe aufgeteilt (BFS 2002). Die Angaben zu den<br />

Höhenstufen sind nur als Richtwerte zu verstehen und variieren stark mit der<br />

geographischen Lage (OZENDA 1983).<br />

Abb. 1: Übersicht über die Schweiz mit den Hauptlandschaften. Verändert aus BÄR<br />

(1976).<br />

Bei den Alpen handelt es sich um ein verhältnismäßig junges Faltengebirge. Die nach<br />

Norden drückende Afrikanische Platte führte während des Tertiär zur Faltenbildung des<br />

ursprünglichen Meeresbodens. In den zentralen Alpen wirkten zusätzlich magmatische<br />

Kräfte, welche Granit nach oben pressten (BÄR 1976). Neben der Erosionskraft prägte<br />

auch die quartäre Vereisung das heutige sehr vielfältige Landschaftsbild (BFS 2002). Die<br />

Schweizer Alpen sind Teil eines etwa 1000 km langen Gebirgszuges der von Nizza im


2 Untersuchungsgebiet 4<br />

Südwesten bis Wien in ost-nordöstlicher Richtung verläuft. Mit Ausnahme einiger Bündner<br />

Berge liegt die Schweiz im Gebiet der Westalpen (Trennungslinie Bodensee – Rheintal –<br />

Splügenpass - Comersee). Im Süden fallen die Alpen relativ steil zur Poebene ab, im<br />

Norden sind dem Gebirge die Voralpen vorgelagert. Vom zentral gelegenen<br />

Gotthardmassiv aus teilen die großen Flusstäler von Rhone und Rhein die Bergmasse in<br />

Nord- und Südalpen (NIGG 1975, BÄR 1976).<br />

Das Klima der Schweiz wird stark durch die Alpen beeinflusst. So bilden die zahlreichen<br />

Gebirgsketten oftmals Wetterscheiden. Als gesamtschweizerischer Klimatyp kann daher,<br />

verstärkt durch die geographische Lage, nur von einem Übergangsklima gesprochen<br />

werden. Der Westen ist geprägt durch milde und feuchte ozeanische Luftmassen, der<br />

Osten wird durch kontinental trockenes Wetter beeinflusst. Auf der Südseite der Alpen<br />

herrschen z.T. mediterrane warm-feuchte Verhältnisse. So können die Grenzen der<br />

Höhenstufen hier bis zu 300 m höher liegen als im Norden (BFS 2002). Temperatur und<br />

Niederschlag variieren vor allem mit der Höhe. Die Temperatur nimmt um etwa 0,7° C pro<br />

100 m ab, die Niederschläge (Steigungsregen) nehmen zu. Vornehmlich durch die<br />

Hangexposition wird aber meist ein Lokalklima ausgeprägt (BÄR 1976, BFS 2002).<br />

Die Landschaftsnutzung hat sich seit Mitte des letzten Jahrhunderts stark verändert. Die<br />

durchschnittliche Parzellengröße verdoppelte sich, während gleichzeitig die Anzahl der<br />

Betriebe auf fast ein Drittel der Zahl von 1955 sank (SCHMID et al. 1998). Ein wichtiges<br />

Merkmal der landwirtschaftlichen Verhältnisse der Schweiz ist, bedingt durch Topographie<br />

und Klima, der hohe Anteil an Dauergrünland. Dieser betrug im Jahr 2000 fast 70% der<br />

gesamten Nutzungsfläche. Dazu kommen noch sogenannte Sömmerungsweiden, Weiden<br />

der subalpinen und alpinen Stufe, die nur wenige Monate im Jahr genutzt werden (BFS<br />

2002).<br />

Die Bewaldung nahm in den letzten 15 Jahren auf insgesamt 30% der Landesfläche zu. Der<br />

größte Zuwachs war dabei im Gebiet der Alpen zu verzeichnen, als Hauptgrund wird die<br />

Aufgabe der Landwirtschaft genannt (STROBEL & BRÄNDLI 1998). Mit rund einem Viertel<br />

der Landesfläche ist der Anteil der „Unproduktiven Vegetation“ (Nassstandorte,<br />

ungenutzte Flächen im Grenzbereich der Alpwirtschaft sowie Gebüsch- und<br />

Strauchvegetation an der Waldgrenze) und vegetationslosen Flächen sehr hoch.<br />

2.2 Untersuchungsgebiete für das Regionalmodell<br />

Nach Empfehlung von Dr. NIKLAUS ZBINDEN von der Schweizerischen Vogelwarte<br />

Sempach wählte ich nach festgelegten Kriterien (vgl. Kap. 4.2.1) sechs Gebiete im Kanton<br />

Tessin aus (Abb. 2). Die Entfernung zwischen den nördlichsten Gebieten in der Gegend<br />

des Lukmanierpasses und dem südlichsten am Lago di Lugano beträgt etwa 60 km. Der<br />

Kanton Tessin wird in einen nördlichen (Sopraceneri) und einen südlichen (Sottoceneri)<br />

Teil gegliedert, die Trennungslinie bildet der Bergrücken des Mte. Ceneri südwestlich von<br />

Bellinzona.


2 Untersuchungsgebiet 5<br />

2.2.1 Naturraum Tessin<br />

Der Kanton Tessin wird, zusammen mit wenigen Tälern der Kantone Wallis und<br />

Graubünden zur Region Südschweiz zusammengefasst. Das Relief wird durch große<br />

Höhenunterschiede auf kleinem Raum und damit steile Bergflanken geprägt (SCHMID et al.<br />

1998). Der nördliche Teil weist Hochgebirgscharakter auf, während der Süden eher<br />

Mittelgebirgen ähnelt (NIGG 1975). Fast in der gesamten Südschweiz dominieren Granite<br />

und Gneise als Gesteinsarten. Daneben treten metamorphe Gesteine wie Dolomit und im<br />

Sottoceneri auch Kalk und vereinzelt vulkanische Gesteine auf (NIGG 1975, SCHMID et al.<br />

1998).<br />

Abb. 2: Lage der sechs Untersuchungsgebiete im Kanton Tessin und typische Ansicht<br />

(Someo im Maggiatal).<br />

Das Klima ist durch starke Sonneneinstrahlung und hohe Niederschläge (> 2000<br />

mm/Jahr) charakterisiert. Dabei handelt es sich aber nur um eine hohe<br />

Niederschlagssumme, die Anzahl der Regentage ist niedrig (SCHMID et al. 1998, BFS 2002).<br />

Die tieferen Lagen, besonders die Regionen um die größeren Seen, haben ausgesprochen<br />

milde Winter (SCHMID et al. 1998) und werden häufig zum Weinanbau genutzt.<br />

Im Bereich der kollinen und unteren montanen Stufe der Alpensüdseite würden auf saurem<br />

Ausgangsgestein als natürliche Vegetation Laubmischwälder aus Traubeneichen und<br />

Birken dominieren. Durch traditionelle Nutzungsformen (vor allem durch die<br />

Brennholzgewinnung im Niederwaldbetrieb) wurde aber die ausschlagsfreudige<br />

Edelkastanie zur dominierenden Baumart. Im Südtessin wird die Waldgrenze von<br />

Laubwäldern (Buche) gebildet. Im westlichen Tessin schließt darüber ein Lärchengürtel an<br />

und nur im nördlichen Teil wird die Baumgrenze durch typische Fichtenmischwälder<br />

gebildet. Die in früheren Jahrhunderten übliche Kombination aus Edelkastanien-Kulturen<br />

und Ziegenhaltung, auch in unzugänglichen Bereichen, ist fast völlig verschwunden. Bis auf<br />

die günstigsten Lagen werden so die Seitentäler und ehemals strukturreichen Alpweiden<br />

(„Monti“) hoch über den Tälern von Zwergsträuchern und Pionierwald überwachsen<br />

(„verganden“) und schließlich wiederbewaldet (SCHMID et al. 1998).


2 Untersuchungsgebiet 6<br />

2.2.2 Gebiete<br />

Bei der Beschreibung der einzelnen Untersuchungsgebiete unterscheide ich jeweils<br />

zwischen Bereichen mit Steinhuhnvorkommen und sogenannten Nullquadraten (bekannte<br />

Nichtvorkommen in der Kartiereinheit eines Quadratkilometers), welche ich für die<br />

Modellierung ebenfalls beprobte. Die Koordinaten des Nullquadrats beziehen sich auf das<br />

Schweizer Koordinatensystem, dazu wird die jeweilige Blattnummer der Topographischen<br />

Landeskarte 1: 25 000 angegeben. Die Reihenfolge richtet sich von Nord nach Süd und<br />

von West nach Ost. In Anhang 3.1 sind die entsprechenden Kartenausschnitte beigefügt.<br />

Lago Ritóm/ Val Piora<br />

Die Steinhuhnvorkommen erstrecken sich von den Hängen über dem nordwestlichen Ufer<br />

des auf etwa 1850 m gelegenen Lago Ritóm entlang der Südflanke des Pizzo Taneda<br />

(unzugänglich) bis an die Südseite des Val Piora. In der weiteren Verlängerung dieses Tales,<br />

direkt unterhalb des Passo del Sole befindet sich das Nullquadrat (701/154, Blatt 1252). Bis<br />

auf das Südufer des Lago Ritóm ist das Gebiet unbewaldet. Weite Bereiche um die Seen,<br />

teilweise bis über 2200 m, werden als Sömmerungsweiden genutzt. Das Nullquadrat war<br />

mit durchschnittlich etwa 2300 m das höchste und einzige komplett unbewaldete der<br />

gesamten Untersuchung (Abb. 3).<br />

Abb. 3: Übersicht über Steinhuhnhabitate oberhalb des Lago Ritóm (links) und<br />

zugehöriges Nullquadrat (rechts).<br />

Oberes Bleniotal/ Costa<br />

Direkt angrenzend an den Arvenwald oberhalb Aquacalda in Richtung Pizzo di Cadreigh<br />

beginnen häufig frequentierte Steinhuhnreviere. Von hier aus erstrecken sie sich entlang<br />

des gesamten als Costa bezeichneten Südhanges in östlicher Richtung. Die untersten<br />

Bereiche um die Ortschaft Dötra werden von einzelnen Arven, Zwergsträuchern,<br />

Streuwiesen und zwergstrauchreichen Nadelwäldern geprägt, der leicht ansteigende<br />

Hangfuß wird als Mäh- und Sömmerungsweide genutzt und der Grat zum über 2500 m


2 Untersuchungsgebiet 7<br />

hohen Pizzo di Cadreigh ist von Natur aus unbewaldet. Vor allem im westlichen Bereich<br />

dominieren Felsen und grober Blockschutt. Das Nullquadrat (712/155, Blatt 1253) ist reich<br />

strukturiert (Gebäude, Mähweiden, Bachtal, Nadelforst und Gebüschwald), teilweise sehr<br />

steil und weist eine mittlere Höhe von etwa 1700 m auf (Abb. 4).<br />

Mittleres Maggiatal<br />

Fast 2000 Höhenmeter, aber nur etwa drei Kilometer Luftlinie über der Ortschaft Someo<br />

(378 m) liegen die Steinhuhnhabitate nördlich und südlich der P ta di Splüga. Das gesamte<br />

Gebiet scheint nicht genutzt zu werden. Die Waldgrenze (Lärchen) liegt bei etwa 2000m,<br />

darüber schließen Zwergsträucher und alpine Matten an. Weite Teile im nördlichen Bereich<br />

sind durch Felswände und Geröllfelder unzugänglich. Das Nullquadrat (693/128, Blatt<br />

1292) liegt zwischen dem Talgrund und den Vorkommen der Art. Es weist eine<br />

Höhendifferenz von über 700 m auf und ist überwiegend bewaldet. Zugänglich waren nur<br />

einige z.T. kaum sichtbare Wege, welche zu überwiegend verlassenen Monti führen. Einige<br />

Häuser sind zur Wochenendnutzung hergerichtet, aber nahezu sämtliche Freiflächen<br />

befinden sich in einem Vergandungsstadium.<br />

Mergoscia/ Madone<br />

Der Höhenzug des Madone befindet sich auf dem Bergrücken zwischen den Talausgängen<br />

von Maggia- und Verzascatal. Vom Südhang in einer Höhe zwischen etwa 1600 und<br />

2000 m liegen zahlreiche Steinhuhn-Beobachtungen vor. Das gesamte Gebiet wird wohl<br />

nicht mehr genutzt, viele Gebäude verfallen und die Vergandung ist weit fortgeschritten.<br />

Aufgrund eines Wetterumschwungs konnte das nordwestlich gelegene Nullquadrat nicht<br />

erreicht werden.<br />

Joriopass/ Carena<br />

Das westlichste Untersuchungsgebiet befindet sich im Grenzgebiet zu Italien. Vom<br />

Joriopass auf ca. 2000 m zieht sich ein Höhenzug nach Westen, dessen Südhang, sowie<br />

Bereiche südlich der Alpe die Gesero bekannte Steinhuhnreviere darstellen. Diese Alp ist<br />

nach wie vor in Nutzung, so dass in weniger exponierten Bereichen mit Beweidung bis auf<br />

2000 m zu rechen ist. Weite Teile der steilen Südhange zeigen aber deutliche<br />

Vergandungsspuren. Die Hänge bis zur 2200 m hohen Cima delle Cigogne sind teilweise<br />

mit Latschenkiefern bewachsen. Das Nullquadrat (727/114, Blatt 1314) befindet am Ende<br />

der Strasse im Val Morobbia. Um die Ortschaft Carena (958 m) liegen verstreute<br />

Mähweiden, der überwiegende Teil ist jedoch mit Laubwald bedeckt.<br />

Mte. Bigorio/ Corticiasca<br />

Das südlichste Gebiet liegt oberhalb des Luganersees über der Ortschaft Tesserete.<br />

Bekannte Steinhuhnvorkommen liegen an den felsigen Flanken des Monte Bigorio<br />

(Abb. 4). Der niedrige (maximal 1188 m) Bergrücken wird trotz aktiver Bewirtschaftung<br />

zunehmend von Erlen und Ginster überwachsen. Das Nullquadrat liegt sechs Kilometer


2 Untersuchungsgebiet 8<br />

östlich im Bereich der Ortschaft Corticiasca. Von Struktur und Höhenlage gleicht es jenem<br />

des vorherigen Gebietes.<br />

Abb. 4: Übersicht über Steinhuhnhabitate am Monte Bigorio (links) und das Nullquadrat<br />

unterhalb Costa (rechts).


3 Untersuchungsobjekt 9<br />

3 Untersuchungsobjekt<br />

Das Verbreitungsgebiet des zu den Glattfußhühnern (Phasianidae) gehörenden Steinhuhns<br />

(Alectoris graeca, Abb. 5) ist hauptsächlich auf Südeuropa beschränkt (Abb. 6). Es reicht von<br />

den Westalpen über die nördlichen Voralpen bis nach Süditalien und zum Peleponnes<br />

(ZBINDEN & SALVIONI 2003). Innerhalb der Schweiz hat das Steinhuhn seine nördliche<br />

Verbreitungsgrenze. Schwerpunkte der Verbreitung liegen in den westlichen Voralpen und<br />

Alpen, im Wallis, Tessin und Graubünden (SCHMID et al. 1998).<br />

Verwechslungen mit anderen Glattfußhühnern wie dem Chukarhuhn (Alectoris chukar, nur<br />

östlich davon) oder Rothuhn (Alectoris rufa, nur westlich) können für das Gebiet der<br />

Schweizer Alpen ausgeschlossen werden (SVENSSON et al. 1999). Entlang des<br />

Alpenhauptkamms von Frankreich bis SW-Kroatien kommt nur A. g. saxatilis als Unterart<br />

vor, A. g. graeca ist östlicher und in den Appenninen verbreitet, während A. g. withakeri nur<br />

auf Sizilien vorkommt.<br />

Männchen und Weibchen der Art weisen bis auf einen kleinen knotigen Höcker am<br />

Hinterlauf des Männchens keinen Geschlechtsdimorphismus auf. Kennzeichnend sind die<br />

markante Flankenbänderung, der rote Schnabel und die schwarz eingefasste Kehle (GLUTZ<br />

et al. 1973).<br />

Abb. 5: Steinhuhn<br />

Abb. 6: Verbreitungsgebiet des<br />

Steinhuhns in Europa (Aus<br />

ZBINDEN & SALVIONI 2003)<br />

Foto: Claude Morerot<br />

Das Steinhuhn besiedelt in der Schweiz Höhenlagen zwischen 700 und 2700 m, mit einem<br />

Schwerpunkt zwischen 1700 und 2200 m ü. NN. Ab Juli kann die Art auch oberhalb von<br />

2800m vorkommen (SCHMID et al. 1998). Harte Winter zwingen den wenig an den<br />

Hochwinter angepassten Standvogel (keine befiederten Läufe wie bei den Raufußhühnern,<br />

kein Anlegen von Schneehöhlen und keine Umstellung auf Baumnahrung bei hohen<br />

Schneelagen (LÜPS 1981b)) zu Ausweichbewegungen. Wenn im Sommerhabitat nicht<br />

genügend schneefreie Felspartien vorhanden sind, finden einerseits Vertikalverschiebungen<br />

in die Gipfelregionen mit windexponierten Kuppen statt, häufig aber auch in tiefere Lagen<br />

(GLUTZ et al. 1973). Die von den Bergbauern genutzten Almen mit den


3 Untersuchungsobjekt 10<br />

umliegenden, meist durch Ziegen beweideten Flächen stellen dabei häufig Rückzugsräume<br />

dar. Diese werden durch die Aufgabe der Berglandwirtschaft immer seltener (LÜPS 1980,<br />

HAFNER 1994, ZBINDEN & SALVIONI 2003). Die Entfernungen, die im Jahresverlauf<br />

zurückgelegt werden, liegen bei etwa 6 bis 9 km, maximal wurden 25 km festgestellt. Dabei<br />

bewegen sich die Tiere teilweise zwischen verschiedenen Tälern und Gebirgsmassiven<br />

(BERNARD-LAURENT 1991, HAFNER 1994).<br />

Das versteckt lebende Steinhuhn bevorzugt steile Südlagen mit Zwergsträuchern oder<br />

felsdurchsetzten Rasengesellschaften. Reichstrukturiertes Gelände mit Offenbodenanteil,<br />

Felsblöcken, einzelnen Sträuchern oder auch Bäumen findet man an den meisten<br />

Beobachtungsorten (HAFNER 1994). Im Gegensatz zu den Raufußhühnern frisst die Art<br />

ganzjährig Gräser und Kräuter. Im Herbst bilden Blätter von Kräutern den Hauptteil der<br />

Nahrung, je nach Angebot ergänzt durch Beeren und Samen. Im Winter dagegen<br />

überwiegen grüne Blätter von Gräsern bei der Nahrungszusammensetzung (ZBINDEN<br />

1984). Tierische Nahrung (Insekten) spielt wohl höchstens bei juvenilen Tieren eine Rolle<br />

(BERNARD-LAURENT 1986). Auch im Brutgebiet hat die Art lange Zeit von der<br />

Berglandwirtschaft profitiert und verliert nun durch die zunehmende Wiederbewaldung<br />

Lebensraum (GOSSOW et al. 1992, HAFNER 1994).<br />

Die Reviere von etwa 10 ha Größe (HAFNER 1994, ZBINDEN & SALVIONI 2003) werden in<br />

der Zeit von April bis Juni durch die Gesangsaktivität des Männchens markiert. Zur<br />

Brutdichte gibt HAFNER (1994) zwischen 1 und 1,5 Brutpaare pro km 2 an, lokal beträgt sie<br />

heute bis zu 5 Reviere/ km 2 (ZBINDEN & SALVIONI 2003). Innerhalb der Brutzeit lebt das<br />

Steinhuhn monogam, im Herbst und teilweise auch im Winter schließen sich manchmal<br />

Ketten von bis zu 30 Individuen zusammen, häufiger sind jedoch Ketten von 2-7<br />

Exemplaren (HAFNER 1994, ZBINDEN & SALVIONI 2003).<br />

Die Populationsgröße unterliegt starken Schwankungen, deren wichtigste Ursache wohl der<br />

witterungsbedingt unterschiedliche Fortpflanzungserfolg ist (ZBINDEN & SALVIONI 2003).<br />

In den 1990iger Jahren wurde der Steinhuhnbestand in der Schweiz auf etwa 3000 - 4000<br />

Paare geschätzt (SCHMID et al. 1998). Dies entspricht etwa 7,5% des europäischen<br />

Bestandes und bedeutet eine hohe internationale Verantwortung, welche zu einer<br />

Einstellung der Bejagung in der Schweiz im Jahr 1978 führte.


4 Methoden 11<br />

4 Methoden<br />

Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die wichtigsten Habitatparameter, welche das Vorkommen<br />

des Steinhuhns beeinflussen, zu bestimmen und in Habitatmodellen zu beschreiben. Dies<br />

erfordert eine bestimmte Struktur der Datengrundlage. Einerseits müssen Daten zu<br />

Präsenz (Vorkommen) und Absenz (Nichtvorkommen) der Art für die abhängige Variable<br />

vorliegen. Andererseits werden Daten für eine Reihe von Habitatparametern als erklärende<br />

Variablen benötigt. Tabelle 1 gibt einen Überblick über alle 32 untersuchten Parameter für<br />

das Atlasmodell. Erklärungen zu den einzelnen Parametern sind den folgenden Kapiteln zu<br />

entnehmen.<br />

Tab. 1: Bearbeitete Parameter für das Atlasmodell.<br />

VARIABLE BEZEICHNUNG SKALA EINHEIT<br />

Steinhuhnvorkommen (Quelle: Kartierung zum Brutvogelatlas, Schweiz. Vogelwarte Sempach)<br />

Steinhuhnvorkommen Atlas_96 binär Vorkommen/ Nichtvorkommen<br />

Klima (Quelle: Datenbank BIOCLIM des Instituts für Wald, Schnee und Landschaft, WSL)<br />

Juli-Bewölkungsgrad (cloudiness) clojul metrisch 1/1000 des Himmels<br />

Juli-Niederschläge (precipitation) precjul metrisch Millimeter<br />

Juli-Temperatur (temperature) tempjul metrisch Grad Celsius<br />

Juli-Sonneneinstrahl. (radiation) radjul metrisch 100*kJoule /m 2<br />

Wärmesumme (degree days) degdays metrisch Grad Celsius<br />

Juli-Wasserbilanz (water budget) wbudjuly metrisch Millimeter<br />

Geostatistik (Quelle: Datenbank GEOSTAT des Bundesamt für Statistik, BFS)<br />

med_he,<br />

Höhe über NN<br />

he_diff metrisch Meter<br />

Neigungsstufen, siehe Anhang<br />

Hangneigung neigst metrisch<br />

1.2<br />

Grad, transformiert als Sinusbzw.<br />

Cosinus des Bogenmaß<br />

Exposition sin_exp, cos_exp metrisch<br />

Nutzung (Quelle: Arealstatistik innerhalb GEOSTAT, BFS)<br />

Geschlossener Wald<br />

N1<br />

Aufgelöster Wald<br />

N2<br />

Gebüschwald<br />

N3<br />

Maiensässe, Heualpen, Bergwiesen<br />

N10<br />

7 relevante Nutzungstypen<br />

Alp- und Juraweiden<br />

N11<br />

in %. Die genauen Definitionen<br />

Unproduktive Vegetation<br />

N14<br />

sind Anhang 1.3 zu entnehmen.<br />

Vegetationslose Flächen N15 metrisch<br />

Vegetation (Quelle: HEGG et al. 1993, verändert nach R. GRAF, Schweizerische Vogelwarte Sempach<br />

Vegetationsarm oder –los ST 3<br />

Lückige, niedrige Vegetation ST 4<br />

Dichte, niedrige Vegetation ST 5<br />

Lückige, höhere Gras- und Seggenfluren ST 6<br />

Dichte, höhere Gras- und Seggenfluren ST 7<br />

Staudenfluren ST 8<br />

Zwergsträucher und niedriges Gebüsch ST 9<br />

Höhere Gebüsche ST 10<br />

Laubw. mit spärl. Strauch u. Krautschicht ST 11<br />

Laubw. mit üppiger Strauchschicht ST 12<br />

Nadelw. mit spärl. Strauch u. Krautschicht ST 13<br />

Nadelw. . mit üppiger Strauchschicht ST 14<br />

Gras-, Hochstauden-, Kraut-, oder Zwergstrauchreiche<br />

Laubw. ohne ü. Strauchsch. ST 15<br />

Gras-, Hochstauden-, Kraut-, oder Zwergstrauchreiche<br />

Nadelw. ohne ü. Strauchsch ST 16 ordinal<br />

14 relevante Strukturtypen in<br />

4 Häufigkeitsklassen.<br />

Die genauen Bezeichnungen<br />

und die Zuordnung der HEGG-<br />

Typen zu den Strukturtypen ist<br />

Anhang 1.4 zu entnehmen.


4 Methoden 12<br />

4.1 Datengrundlage für das Atlasmodell<br />

Die Modellierung auf dieser Skala beruht größtenteils auf Datenbanken verschiedener<br />

Schweizer Behörden. Diese stellte mir die Schweizerische Vogelwarte Sempach innerhalb<br />

einer Zusammenarbeit mit Dr. Boris Schröder (jetzt Universität Potsdam) und Dr. Aletta<br />

Bonn (University of Sheffield) zur Verfügung. Die Aufbereitung der Daten für die<br />

Modellierung habe ich teilweise aus den Vorarbeiten zum Projekt „Modellierung zum<br />

neuen Schweizer Brutvogelatlas“ übernommen.<br />

Allen Daten liegen in rasterbasierter Form vor. Als Grundeinheit gelten die Quadrate,<br />

welche auf den Landeskarten der Schweiz durch die Kilometer-Koordinatenlinien definiert<br />

sind und deren Rastergröße 1 km 2 beträgt. Rasterzellen, die z.T. im Ausland liegen, wurden<br />

bei der Auswertung nicht berücksichtigt. Die Daten aus den biogeographischen Einheiten<br />

Mittelland und Jura wurden bei der Modellbildung ebenfalls nicht zur Berechnung<br />

herangezogen. Es gab dort offenbar nie Steinhuhnvorkommen, und geeignete Habitate<br />

sind nur lokal auf kleinsten Flächen im Jura vorhanden (ZBINDEN, mündl. Mitt.). Eine<br />

Anwendung des errechneten Modells findet aber für die ganze Schweiz statt.<br />

4.1.1 Daten zum Steinhuhnvorkommen<br />

Die Daten zum Vorkommen- und Nichtvorkommen des Steinhuhns stammen aus den<br />

Kartierungen zum Schweizer Brutvogelatlas. Gegenüber dem ersten Atlas von 1980 wurde<br />

eine halbquantitative Erfassung durchgeführt, die außer zur Verbreitung, auch Aussagen<br />

zur Häufigkeit der Arten zulässt (SCHMID et al. 1998). Die Kartierung erfolgte in den<br />

Jahren 1993-1996 in 2734 Kilometerquadraten des Schweizer Koordinatensystems. Dies<br />

entspricht einem Anteil an der Landesfläche von 6,6% und garantiert auf regionaler Ebene<br />

eine ausreichende Genauigkeit. Eine wesentliche Verbesserung wäre erst bei einer<br />

Kartierung von etwa 25% der Fläche zu erwarten, was den Rahmen des Vorhabens<br />

gesprengt hätte. Spezielles Gewicht kommt aber in jedem Fall der repräsentativen Auswahl<br />

der Flächen, bzw. der Verteilung in den Lebensräumen zu.<br />

Aufgrund der teilweise sehr schwierigen topographischen Verhältnisse, wäre eine zufällige<br />

Auswahl der Probeflächen nicht sinnvoll gewesen. Daher wurden in jedem der 467<br />

Atlasquadrate (10 x 10 km-Raster) die zu bearbeitenden Kilometerquadrate von der<br />

Vogelwarte optisch aufgrund der Landeskarten 1: 100 000 ausgewählt. Die Absicht einer<br />

repräsentativen Auswahl wurde dabei durch den Abgleich mit den Daten zur Arealstatistik<br />

(s.u.) des Bundesamtes für Statistik gewährleistet. Jeweils fünf Kilometerquadrate<br />

(fünf obligatorisch und fünf fakultativ) wurden so gewählt, dass die Höhenlage, die Fläche<br />

des Waldes und der übrigen wichtigen Habitate sowie die Exposition etwa dieselben<br />

Anteile erreichten wie im ganzen Atlasquadrat. Auch die räumliche Verteilung innerhalb<br />

des Atlasquadrates wurde berücksichtigt. Ausgenommen von der Kartierung waren unter<br />

anderem Gletscher und Hochgebirgsregionen über 2500 m. Atlasquadrate mit nur<br />

geringem Anteil von Flächen unter 2500 m wurden aber wenn möglich mit mindestes drei<br />

obligatorischen Kilometerquadraten beprobt, da die hochgelegenen Flächen sonst nicht


4 Methoden 13<br />

ausreichend vertreten gewesen wären. Auch so ist die Anzahl der bearbeiteten<br />

Kilometerquadrate im Tiefland deutlich höher, vor allem Flächen mit einem hohen Anteil<br />

an steilen Partien und Felswänden sind unterrepräsentiert (Abb. 7).<br />

Abb. 7: Lage der bearbeiteten Kilometerquadrate. Jedes Fähnchen repräsentiert eine<br />

Untersuchungsfläche.<br />

Alle Vogelarten wurden einer von drei Kategorien zugeteilt (verbreitete Arten,<br />

Koloniebrüter und seltene Arten), für die unterschiedliche Aufnahmekriterien galten. Das<br />

Steinhuhn gehört zu den verbreiteten Arten (Definition: in gewissen Gegenden mehr oder<br />

weniger verbreitet). Zur Aufnahme in den Atlas reicht für diese Arten im Normalfall eine<br />

Beobachtung nach dem 15. April in einem geeignet scheinenden Brutbiotop. Frühere<br />

Beobachtungen werden nur dann berücksichtigt, wenn ein Hinweis auf wahrscheinliches,<br />

oder sicheres Brüten vorlag (Internationaler Atlascode > 6, siehe Anhang 1.1). Als Ende<br />

der Kartierzeit wurde für die Bergregionen Mitte Juli vorgesehen, Beobachtungen aus dem<br />

August sind aber nicht ausgeschlossen.<br />

Die eigentliche Kartierung ist als vereinfachte Revierkartierung zu bezeichnen. Jedes<br />

Kilometerquadrat wurde nur in einem Jahr bearbeitet. Pro Kilometerquadrat wurden drei<br />

Beobachtungsgänge gemacht. Oberhalb der Baumgrenze waren es nur zwei (Reduzierung<br />

des Aufwandes, geringere Artenzahl, geringere Bestandsdichte, übersichtliche Habitate und<br />

verkürzte Brutperiode). Auf jedem Rundgang sollte möglichst das ganze Quadrat erfasst<br />

werden. Die Wegstrecken lagen zwischen 2,5 km (Offenland) und 4 km (unübersichtliches<br />

Gelände) und variierten bei den einzelnen Durchgängen. Unzugängliche Bereiche wurden<br />

mit Fernrohren und Feldstechern abgesucht. Alle Beobachtungen von verbreiteten Arten,<br />

welche die Aufnahmekriterien erfüllten, wurden auf Kartenkopien eingetragen, nach den<br />

Durchgängen auf Artkarten übertragen und damit sogenannte Papierreviere und deren<br />

Zahl ermittelt. Die Bestände wurden dabei nur bis zu einer bestimmten Mindestanzahl<br />

kartiert. Für das Steinhuhn liegt dieser Grenzwert bei drei Individuen, ab diesem Wert galt


4 Methoden 14<br />

die Art als „in guter Dichte vorhanden“ und die Kartierung in diesem Quadrat wurde<br />

beendet. Vor allem für Arten mit hoher Dichte wäre sonst der Erfassungsaufwand<br />

unverhältnismäßig hoch geworden.<br />

4.1.2 Daten zum Klima<br />

Der Datensatz BIOCLIM stammt vom Schweizerischen Institut für Wald, Schnee und<br />

Landschaft (WSL). Innerhalb des Projektes „Risikoanalyse Klima“ wurden auf Basis eines<br />

hochauflösenden Höhenmodells (25 m-Rasterweite) thematische Karten berechnet<br />

(ZIMMERMANN & KIENAST 1995). Die Vorgehensweise soll am Beispiel der Erstellung<br />

einer Karte der Julimitteltemperaturen erklärt werden. Um die Abhängigkeit von Relief<br />

(Höhe) und geographischer Lage (Großraumklima) gleichermaßen zu berücksichtigen,<br />

wurden die Werte der Messstationen auf eine vergleichbare Basis gesetzt. Da die<br />

Temperatur proportional zur Höhe abnimmt, wurde mittels linearer Regression jeder<br />

Stationswert so transformiert, als ob die jeweilige Station auf Meeresniveau liegen würde.<br />

Durch räumliche Interpolation (Kriging- oder Spline-Funktionen) wurden diese<br />

punktuellen Werte für die gesamte Schweiz geschätzt. Unter Berücksichtigung der<br />

Abweichung vom gesamtschweizerischen Mittelwert konnte nun anhand der<br />

Regressionsgleichung die Temperatur wieder auf das Relief übertragen werden.<br />

Tab. 2: Klimavariablen aus der Datenbank BIOCLIM des Institutes für Wald, Schnee und<br />

Landschaft (WSL).<br />

Variable Zeitraum Beschreibung Maßeinheit<br />

Bewölkungsgrad<br />

Niederschläge<br />

Temperatur<br />

Sonneneinstrahlung<br />

Wärmesumme<br />

Wasserbilanz<br />

Juli<br />

Juli<br />

Juli<br />

Juli<br />

Alle Tage mit<br />

Tagesmittel<br />

> 3° C<br />

Juli<br />

Langjähriges Mittel (1981-1990) der Monatswerte<br />

von 95 Stationen<br />

Langjähriges Mittel (1961-1990) der Monatswerte<br />

von 311 Stationen<br />

Langjähriges Mittel (1961-1990) der Monatswerte<br />

von 115 Stationen<br />

Potentielles Langjähriges Mittel der<br />

Sonneneinstrahlung ab 1950 basierend auf<br />

empirischen Strahlungsprofilen<br />

Langjähriges Mittel (1963-1994) der<br />

Temperatursummen über 3,0° C, basierend auf<br />

den Tageswerten von 104 Klimastationen<br />

Langjähriges Mittel (1961-1990) der potentiellen<br />

Evapotranspiration (Turc Formel) minus des<br />

Niederschlags basierend auf 115/311<br />

Klimastationen<br />

1/1000<br />

des Himmels<br />

mm<br />

Grad Celsius<br />

100*kJoule<br />

/m 2<br />

Grad Celsius<br />

mm<br />

Für die Temperaturkarte in 50 m-Auflösung wurde eine Validierung an den tatsächlichen<br />

Messwerten vorgenommen. Vergleicht man alle Stationswerte mit den gerechneten<br />

Kartenwerten, so beträgt die Differenz der Temperaturen in 90% aller Stationen weniger<br />

als 1° C (ZIMMERMANN & KIENAST 1995).<br />

Auf diese oder ähnliche Weise entstanden Grundkarten zu Temperatur, Niederschlag,<br />

Bewölkung und Sonneneinstrahlung, aus denen weitere ökologische Faktoren berechnet<br />

wurden. Innerhalb der Modellierung verwendete ich sechs Kenngrößen des Datensatzes in<br />

der transformierten Auflösung für 1 km 2 (siehe Tab. 2).


4 Methoden 15<br />

4.1.3 Geostatistische Daten<br />

Die Ermittlung und Verwaltung der Datenbank GEOSTAT liegt beim Bundesamt für<br />

Statistik (BFS). In einem Geographischen Informationssystem sind dort spezifische<br />

Eigenschaften zur naturräumlichen Ausstattung, sowie zu wirtschaftlichen und technischen<br />

Gegebenheiten erfasst und raumbezogen verknüpft (BFS 2001).<br />

Für die Modellierung zum Steinhuhn übernahm ich zum einen Daten aus dem<br />

Themenbereich Geländedaten. Die Erhebungsgrundlage für die drei verwendeten<br />

Messgrößen Höhe, Neigung und Exposition sind die Kartenblätter der Landestopographie<br />

(1: 25 000). Aufgrund manueller Karteninterpretation wurde zunächst ein digitales<br />

Geländemodell (DGM) mit 250 m Maschenweite erstellt. Für die Übernahme in<br />

GEOSTAT wurden die Daten auf die SW-Eckpunkte eines 100 m-Rasters interpoliert. Der<br />

mittlere Fehler der interpolierten Höhe liegt für den Alpenraum bei etwa 20 m (BFS 2001).<br />

Für die Modellierung zum Steinhuhn mussten die Werte an ein km-Raster angepasst<br />

werden. Die Höhe ging daher als Differenz aus minimaler und maximaler Höhe der<br />

Rasterzelle, sowie als Median dieser beiden Werte in die Modellierung ein (Abb. 8).<br />

Hangneigung und Exposition sind in GEOSTAT als Klassen erfasst. Die Neigung ging<br />

daher in Klassen von jeweils vier Neugrad in die Berechnung ein (Klassen und<br />

Umrechnung in Altgrad siehe Anhang 1.2), die Exposition als derjenige Wert aus den acht<br />

Himmelsrichtungen, der innerhalb eines km 2 dominierte. Um Artefakte bei der<br />

Modellierung zu vermeiden, ging die Exposition als Sinus- bzw. Cosinusfunktion des<br />

Bogenmaß in die Berechnung ein. Die Datensätze erhielt ich komplett aufbereitet zu<br />

Beginn meiner Diplomarbeit.<br />

Abb. 8: Beispielhafte Kartendarstellung aus GEOSTAT zu Höhe (links, Angabe in m ü.<br />

NN) und Nutzungstyp „Unproduktive Vegetation“ (rechts, Angabe in % Anteil an der<br />

Rasterzelle).<br />

Ein weiterer Themenbereich innerhalb von GEOSTAT ist die Arealstatistik. Die Daten<br />

basieren auf einem den Luftbildern der Landestopographie überlagerten Stichprobennetz<br />

von 100 x 100 m. Jeder Stichprobenpunkt bekam eine von 74 Kategorien des<br />

Nutzungskataloges zugewiesen. Die Genauigkeit dieser Methode, insbesondere was punktund<br />

linienhafte Objekte sowie kleinparzellierte Landschaften betrifft, ist gering. Durch eine<br />

Aggregation zu 24 Nutzungsklassen ist eine sinnvolle Interpretation aber möglich (BFS


4 Methoden 16<br />

2001). Von den 24 Einheiten habe ich acht für das Steinhuhn relevante übernommen (zu<br />

Bezeichnung und Abgrenzungskriterien siehe Anhang 1.3). Zur Berechnung wurden die<br />

Anteile jedes Typs an der Rasterfläche (1 km 2 ) verwendet (Abb. 8).<br />

4.1.4 Daten zur Vegetation<br />

Die Daten zur Vegetation basieren auf den Arbeiten zum Atlas schutzwürdiger<br />

Vegetationstypen der Schweiz (HEGG et al. 1993). Der Erhebung liegt das Gitternetz der<br />

Landeskarten der Schweiz zugrunde, die Erfassungsgenauigkeit liegt bei 1 km 2 . Auf dieser<br />

Basis wurden anhand von topographischen und geologischen Karten (Maßstab 1: 25 000),<br />

Luftbildern und Literaturwissen die dort vorhandenen Pflanzengesellschaften ermittelt.<br />

Von den insgesamt 118 Einheiten beziehen sich 97 auf pflanzensoziologische Einteilungen,<br />

meist auf der Stufe der Verbände im System von Braun-Blanquet. Dazu kommen 21 stark<br />

vom Menschen geprägte Einheiten wie Forste, Rebberge, Obstgärten usw. (HEGG et al.<br />

1993). Die Einheiten sind in vier Häufigkeitsklassen erhoben, die transformiert in die<br />

Modellierung eingingen (0,05; 0,5; 25 und 75% Deckungsanteil an der Rasterzelle). Den<br />

Datensatz erhielt ich ebenfalls komplett aufbereitet zu Beginn meiner Arbeit.<br />

Abb. 9: Beispielhafte Darstellung der Strukturtypen „Zwergsträucher/niedriges Gebüsch“<br />

(links) und „Gras-, Hochstauden-, Kraut- oder Zwergstrauchreiche Laubwälder“ (rechts).<br />

Angabe in Deckungsgraden.<br />

Da Vögel im allgemeinen weniger auf einen bestimmten Vegetationstyp angewiesen sind<br />

und eher auf Vegetationsstrukturen reagieren, verwendete ich eine von ROMAN GRAF<br />

(Schweizerische Vogelwarte Sempach) zu 19 Strukturtypen zusammengefasste Einteilung<br />

der oben beschriebenen Daten (Abb. 9). Von diesen 19 Typen wurden 14 für das<br />

Steinhuhn relevante bei der Berechnung der Modelle verwendet. Die Bezeichnung der<br />

Strukturtypen und die Zuordnung der pflanzensoziologischen Einheiten zu jedem Typ<br />

nach ROMAN GRAF ist Anhang 1.4 zu entnehmen.<br />

4.2 Datengrundlage für das Regionalmodell<br />

Die für die Habitatmodellierung notwendige Datengrundlage erstellte ich für das<br />

Regionalmodell mittels Strukturkartierungen im Freiland (Juni und Juli 2003). Die<br />

Koordinaten für die Ermittlung der Habitatparameter im Zusammenhang mit Steinhuhn-


4 Methoden 17<br />

Vorkommen stammen aus einer Datensammlung von Dr. NIKLAUS<br />

ZBINDEN<br />

(Schweizerische Vogelwarte Sempach), basierend auf Beobachtungen verschiedener<br />

Kartierer aus den Jahren 1980 bis 2001. Aufgrund der Absicht ein Brutzeitmodell zu<br />

erstellen, wurden nur Beobachtungen aus den Monaten April bis Juli berücksichtigt. Für die<br />

Aufnahmen zu den Nichtvorkommen wurden Kartierflächen (1 x 1 km) aus den<br />

Erfassungen zum Brutvogelatlas (s.o.) gewählt. Um den Raumbezug zu gewährleisten,<br />

wurden nach Möglichkeit nur Kartierquadrate berücksichtigt, die in ein oder zwei<br />

Kilometern Entfernung zu den Vorkommen liegen.<br />

Zusätzlich zu den oben beschriebenen Aufnahmepunkten wurde an den Erfassungstagen<br />

auf Sichtkontakte und Rufe geachtet und bei Begehbarkeit an diesen Orten ebenfalls die<br />

Strukturkartierung durchgeführt.<br />

4.2.1 Probeflächen<br />

Die Wahl der Untersuchungsgebiete für die Freilandarbeit zum Regionalmodell orientierte<br />

sich an folgenden Kriterien:<br />

• möglichst hohes Steinhuhnvorkommen mit möglichst hoher Anzahl bekannter<br />

Beobachtungspunkte<br />

• Repräsentanz eines Nord-Süd Gradienten, Flächen in Zentral- und Randalpen<br />

• Nähe zu einem geeigneten Nullquadrat (für die Habitatmodellierung wird zu jedem<br />

Vorkommen auch ein Gebiet im räumlichen Zusammenhang, welches die Art meidet,<br />

benötigt, s.u.)<br />

• Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Begehbarkeit der<br />

Untersuchungsflächen<br />

Die Beschreibung der einzelnen Gebiete ist Kapitel 2.2.2 zu entnehmen. Um die<br />

Unabhängigkeit der erhobenen Daten zu gewährleisten, soll nach CRAWLEY (2003) die<br />

Wahl der Probeflächen möglichst zufällig erfolgen. Alle Steinhuhn-Beobachtungen aus der<br />

Datensammlung bekamen daher per Zufallsgenerator (in EXCEL) einen Rang zugewiesen.<br />

Aufgrund dieser Liste wurden im Gelände dann nach Möglichkeit (je nach Erreichbarkeit)<br />

in der vorgegebenen Reihenfolge die Strukturkartierungen durchgeführt. Bei den<br />

Nichtvorkommen wurde aus den maximal drei in Frage kommenden Kartierquadraten per<br />

Zufall eines ausgewählt. Meist war aber nur eine Fläche ökologisch (nicht komplett<br />

bewaldet oder anderwertig unattraktiv für die Art) und logistisch sinnvoll. Innerhalb des<br />

gewählten Quadrates wurde ein Punktenetz im Abstand von 10 m erstellt (zur Vermeidung<br />

von Randeffekten wurden die äußersten 10 m nicht berücksichtigt). Wiederum mit einem<br />

Zufallsgenerator wurde aus den Punkten eine Rangliste erstellt und<br />

- je nach Erreichbarkeit - in der vorgegebenen Reihenfolge auf der jeweils nächstmöglichen<br />

homogenen Fläche kartiert.<br />

Die Probeflächengröße sollte möglichst einen Hektar betragen. Wichtiger war aber die<br />

Homogenität der Fläche, im Unterschied zur Atlasebene sollte der Wert jeder Variablen für<br />

100% der Fläche gelten. Dadurch verringerte sich die Flächengröße meist auf etwa 1/4 ha.


4 Methoden 18<br />

4.2.2 Parameter<br />

Zwecks besserer Vergleichbarkeit wurden die Parameter denjenigen aus dem Datensatz<br />

zum Atlasmodell angepasst. Zum Klima wurden keine eigenen Erfassungen im Freiland<br />

gemacht. Die Höhe wurde aus den Topographischen Landeskarten 1: 25 000 abgelesen.<br />

Die Hangneigung wurde mit einem Neigungsmesser bestimmt, die Exposition mit dem<br />

Kompass.<br />

Tab. 3: Erfasste Habitatparameter für das Regionalmodell.<br />

VARIABLE BEZEICHNUNG SKALA EINHEIT<br />

Geostatistik<br />

Höhe über NN höhe metrisch Meter<br />

Hangneigung neig metrisch Grad<br />

Exposition sin_exp, cos_exp metrisch<br />

Grad, transformiert als Sinusbzw.<br />

Cosinus des Bogenmaß<br />

Nutzung<br />

Geschlossener Wald<br />

N1<br />

Aufgelöster Wald<br />

N2<br />

Gebüschwald<br />

N3<br />

Maiensässe, Heualpen, Bergwiesen<br />

N10<br />

Alp- und Juraweiden<br />

N11<br />

Unproduktive Vegetation<br />

N14<br />

Vegetationslose Flächen N15 binär<br />

Nachbarnutzung nach_nutz metrisch<br />

Vegetation<br />

Vegetationsarm oder –los ST 3<br />

Lückige, niedrige Vegetation ST 4<br />

Dichte, niedrige Vegetation ST 5<br />

Lückige, höhere Gras- und Seggenfluren ST 6<br />

Dichte, höhere Gras- und Seggenfluren ST 7<br />

Staudenfluren ST 8<br />

Zwergsträucher und niedriges Gebüsch ST 9<br />

Höhere Gebüsche ST 10<br />

Laubw. mit spärl. Strauch u. Krautschicht ST 11<br />

Nadelw. mit spärl. Strauch u. Krautschicht ST 13<br />

Gras-, Hochstauden-, Kraut-, oder Zwergstrauchreiche<br />

Laubw. ohne ü. Strauchsch. ST 15<br />

Gras-, Hochstauden-, Kraut-, oder Zwergstrauchreiche<br />

Nadelw. ohne ü. Strauchsch ST 16 ordinal<br />

Nachbarvegetation nach_veg metrisch<br />

Deckungsgrade WS%, SS%, KS% metrisch<br />

Gesamtdeckung ges% metrisch<br />

Vegetationshöhe<br />

s_he, kr_he_max,<br />

kr_he_s<br />

metrisch<br />

Einzelbäume einzelb metrisch<br />

Abstand vom Wald abst_w metrisch Meter<br />

Struktur<br />

Von Steinen<br />

bedeckte Fläche stein_p metrisch %<br />

7 aufgetretene Nutzungstypen<br />

als binäre Variablen (Typ<br />

kommt vor/ kommt nicht vor).<br />

Die genauen Definitionen sind<br />

Anhang 1.3 zu entnehmen.<br />

Summe aus +/- Typen der<br />

Umgebung (s. Text)<br />

12 aufgetretene Strukturtypen<br />

in 4 Häufigkeitsklassen. Die<br />

genauen Bezeichnungen und<br />

die Zuordnung der HEGG-Typen<br />

zu den Strukturtypen ist<br />

Anhang 1.4 zu entnehmen.<br />

Summe aus +/- Typen der<br />

Umgebung<br />

Für Baum- , Strauch- und<br />

Krautschicht getrennt in %<br />

% (Deckungen geschätzt nach<br />

(AG BODEN 1996), S. 55)<br />

Für Strauch-, maximale Höhe<br />

Krautschicht und mittlere Höhe<br />

Krautschicht getrennt in cm<br />

Anz. Bäume >3m/ha (Definition<br />

nach (BFS 2001)<br />

Große Felsen vorhanden? fels binär kommt vor/ kommt nicht vor<br />

Subjektive Klassen 1-6 (sehr<br />

Strukturvielfalt struktur metrisch gering bis sehr hoch)


4 Methoden 19<br />

Um die Abhängigkeit der Steinhuhnvorkommen von den umgebenden Nutzungs- und<br />

Vegetationstypen zu ermitteln, wurden diese auch auf den direkt angrenzenden Flächen<br />

bestimmt. In der Auswertung wurden alle Typen einzeln auf ihren Zusammenhang mit<br />

dem Steinhuhnvorkommen hin untersucht. Die Anzahl der positiven und negativen<br />

Zusammenhänge wurde aufsummiert und der so entstandene Term (Nachbarnutzung bzw.<br />

Nachbarvegetation) ging in das Modell ein. Darüber hinaus wurden auch weitere<br />

Habitatfaktoren erfasst, die nach vorliegender Literatur einen Einfluss auf das Vorkommen<br />

haben könnten (Tab. 3).<br />

4.3 Klimaprognosen<br />

Zur Einschätzung einer möglichen Habitatveränderung bei zukünftiger mittelfristiger (2030<br />

bis 2050) und langfristiger (2100) Klimaerwärmung fand eine einfache Flächenberechnung<br />

zu potentiell waldfreien Gebieten statt. Dazu wurde in Absprache mit PD Dr. FELIX<br />

KIENAST vom WSL die Waldgrenze mit der 9,5° Juliisotherme gleichgesetzt: Alle Bereiche<br />

darunter sind potentielle Waldstandorte (eine Flächenberechnung zur aktuellen - durch<br />

anthropogene Nutzung tiefer liegenden - Waldgrenze fand nicht statt). Die Information zur<br />

Julitemperatur (und damit zur Lage der Juliisotherme) ist dem Klimadatensatz entnommen<br />

(s.o.). Um die Fläche zu errechnen, welche dem Steinhuhn potentiell als<br />

Sommerlebensraum zur Verfügung steht (ohne Berücksichtigung weiterer<br />

Habitatparameter), wurden von der Fläche oberhalb der 9,5° Juliisotherme noch diejenigen<br />

Rasterflächen abgezogen, welche innerhalb der Arealstatistik (s.o.) die Nutzung<br />

„Vegetationslose Flächen“ (hauptsächlich Fels, Geröll und Gletscher) in Anteilen > 75%<br />

aufwiesen.<br />

Für den Zeitraum 2030 - 2050 wurden dabei Klimaszenarien unterschiedlicher Intensität<br />

nach KIENAST et al. (1996) verwendet. Beim Szenario für das Jahr 2001 erhöhte ich die<br />

Werte in Absprache mit Prof. Dr. MARTIN BENISTON (Uni Fribourg, CH). Der<br />

Temperaturanstieg wird dabei regional unterschiedlich erwartet (Tab. 4).<br />

Darüber hinaus stellte mir das WSL auch eine Nachdigitalisierung der potentiellen<br />

Waldgrenze nach WELTEN & SUTTER zur Verfügung (WOHLGEMUTH 1993). Hier wird die<br />

potentielle Waldgrenze über das oberste Waldvorkommen jeder Talschaft extrapoliert. Zu<br />

Vergleichszwecken wurde hier ebenfalls die waldfreie Fläche berechnet.<br />

Tab. 4: Regional erwartete Temperaturanstiege für vier Klimaerwärmungsszenarien<br />

(Mittlere Julitemperatur gegenüber heute in ° C).<br />

Region 2030- 2050 (KIENAST et al. 1996) 2100 (BENISTON, mdl. Mitt.)<br />

schwach | stark<br />

schwach| stark<br />

Jura +1,1 | + 2,2 +3,1 | + 5,7<br />

Mittelland +1 | + 2 +3 | + 5,5<br />

Nordalpen +1,2 | + 2,4 +3,2 | + 5,9<br />

Westliche Zentralalpen +1,3 | + 2,6 +3,3 | + 6,1<br />

östliche Zentral- und Inneralpen +1,4 | + 2,8 +3,4 | + 6,3<br />

Südalpen +1,2 | + 2,4 +3,2 | + 5,9


4 Methoden 20<br />

4.4 Datenauswertung: Habitatmodelle<br />

Ziel der Modellierung ist es, das Vorkommen des Steinhuhns als Beziehung zur<br />

Ausprägung von Habitatfaktoren zu beschreiben. Als statistisches Verfahren bietet sich<br />

dazu die logistische Regression an. Gegenüber der Diskriminanzanalyse werden mit<br />

diesem Verfahren bessere Klassifizierungsergebnisse und robustere Modelle erreicht<br />

(BLOCK et al. 1998) und die erhaltenen Koeffizienten sind leicht zu interpretieren (HOSMER<br />

& LEMESHOW 2000). Auch für die Verwendung binärer Variablen ist die Methode geeignet<br />

(KLEYER et al. 1999).<br />

4.4.1 Logistische Regression<br />

Bei diesem Verfahren wird in einer Regressionsgleichung eine abhängige Variable mit einer<br />

(univariate Analyse) oder mehreren (multiple Analyse) unabhängigen Variablen in<br />

Beziehung gesetzt (Gl. 1). Graphisch aufgetragen beschreibt die ermittelte<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit eine s-förmige (sigmoide) Kurve. Die Wertespanne liegt<br />

zwischen 0 (0% Vorkommen) und 1 (100% Vorkommen). Um unimodale<br />

Zusammenhänge (glockenförmig) zu beschreiben, muss die jeweilige Variable auch als<br />

quadrierter Term in das Modell einbezogen werden (SCHRÖDER 2000).<br />

β + βx+<br />

... + β x<br />

e 0 k k<br />

1<br />

P(<br />

y = 1) =<br />

=<br />

(1)<br />

β + βx+<br />

... + β x −(<br />

β x ... x )<br />

1 0 k k o+<br />

β + + β<br />

+ e<br />

1+<br />

e<br />

k k<br />

mit :<br />

P ( y = 1) = Wahrscheinlichkeit eines Vorkommens (= Wahrscheinlichkeit, dass abhängige Variable 1 ist)<br />

β<br />

0 = Konstante<br />

x<br />

k = unabhängige Variable<br />

β<br />

k = Koeffizient der unabhängigen Variablen<br />

Die Schätzung des Regressionskoeffizienten geschieht über eine Maximierung der<br />

Likelihood Funktion. Mit dem Likelihood-Ratio-Test (LR-Test) wird geprüft, ob das<br />

Modell signifikant ist, also besser zwischen Vorkommen und Nichtvorkommen trennen<br />

kann als der Zufall. Dazu wird der LogLikelihood-Wert des Modells mit dem eines<br />

Nullmodells verglichen (HOSMER & LEMESHOW 2000). Beim Nullmodell geht man davon<br />

aus, dass die Hinzunahme der Variablen keine signifikante Verbesserung ergibt. Diese und<br />

- wenn nicht anders gekennzeichnet - alle weiteren Berechnungen wurden mit dem<br />

Statistik-Programm SPSS (Version 11.0) durchgeführt, die Darstellung der multiplen<br />

Modelle erfolgte mit dem Programm LR_Mesh (Version 1.0.4) von RUDNER (2004). Die<br />

LR-Statistik wird iterativ bestimmt. In der vorliegenden Arbeit wurde zur Erstellung der<br />

multiplen Modelle das rückwärts schrittweise Verfahren angewandt. Dabei werden vom<br />

vollständigen Variablensatz so lange Variablen entfernt, bis durch das weitere Ausschließen<br />

von Variablen eine signifikante Verschlechterung der Vorhersage auftreten würde. Wie<br />

stark der Zusammenhang zwischen Vorkommen und den einzelnen Variablen innerhalb<br />

des multiplen Modells ist, lässt sich dabei anhand der Änderung der Devianz (= -2 Log-


4 Methoden 21<br />

Likelihood-Wert) erkennen, welche bei einem Ausschluss der jeweiligen Variable zu<br />

verzeichnen wäre. Je größer dieser Wert, desto stärker wäre der Informationsverlust.<br />

Die Vorteile gegenüber dem vorwärts schrittweisen Verfahren (Aufnahme von Variablen,<br />

bis keine signifikante Verbesserung mehr zu verzeichnen ist) liegen zum einen in der<br />

Berücksichtigung von Variablen, die für sich alleine keine signifikante Verbesserung des<br />

Gesamtmodells bringen, aber in Verbindung mit anderen Variablen gute Modelle liefern<br />

(PEARCE & FERRIER 2000). Zum anderen sind die Ergebnisse genauer, insbesondere bei<br />

vorhandener Kolinearität (HARRELL 2002).<br />

Entscheidend für den Ausschluss bzw. die Aufnahme der Variablen ist das verwendete<br />

Signifikanzniveau. Da ein konservatives Niveau in der Regel zu besseren Modellen führt<br />

(PEARCE & FERRIER 2000) und um ein mögliches overfitting (zu viele erklärende Variablen)<br />

zu vermeiden, wurde für den Ausschluss von Variablen bei der multiplen Analyse ein<br />

Signifikanzwert von p out = 0,05 angewandt.<br />

Durch dieses Verfahren werden diejenigen Variablen mit den höchsten Erklärungsgehalten<br />

herausgefiltert. Die Art des Zusammenhanges mit dem Vorkommen der Art lässt sich<br />

anhand des Regressionskoeffizienten β interpretieren: Positive Werte weisen darauf hin,<br />

dass höhere Werte des entsprechenden Parameters zu höheren Vorkommenswahrscheinlichkeiten<br />

führen. Für negative Werte gilt das umgekehrte Verhältnis. Die Werte<br />

der Exposition gingen in transformierter Form (als Sinus und Cosinusfunktion des<br />

Bogenmaß) in den Modellierungsprozess ein, da die ursprüngliche Skalierung bei der<br />

Berechnung zu Artefakten geführt hätte. Einige Variablen mit unimodalem Kurvenverlauf<br />

wiesen am unteren Ende der Skala Werte < 0 auf. Um Vorzeichenfehler bei der<br />

Potenzierung zu vermeiden, wurde in diesen Fällen die Differenz zu Null vor dem<br />

quadrieren addiert.<br />

4.4.2 Variablenwahl<br />

Das Ziel der statistischen Auswertung ist die Erstellung eines Modells mit hohem<br />

Erklärungsgehalt bei gleichzeitig geringer Komplexität. Daher bietet sich vor der<br />

eigentlichen Modellierung eine Vorauswahl aussagekräftiger Variablen an (HOSMER &<br />

LEMESHOW 2000). Erste Hinweise auf Art und Intensität der Zusammenhänge lassen sich<br />

aus Streudiagrammen ablesen. Dabei werden die beobachteten Vorkommen gegen die<br />

Variable aufgetragen und eine Trendlinie (lowess-plot) durch die Punkte gelegt. Weist die<br />

Trendlinie dabei einen unimodalen Zusammenhang auf, sollte auch die quadrierte Variable<br />

in das Modell eingehen.<br />

Nach dieser visuellen Inspektion wurden für alle Variablen zunächst univariate Modelle<br />

erstellt und mit Hilfe des LR-Tests auf Signifikanz getestet. Aufgrund der großen Anzahl<br />

eingehender Variablen, wurden nur solche mit p < 0,05 für die weitere Modellierung<br />

verwendet. HOSMER & LEMESHOW (2000) schlagen zwar 0,25 vor, doch PEARCE &<br />

FERRIER (2000) erreichten mit konservativeren Signifikanzniveaus bessere und robustere<br />

Modelle.


4 Methoden 22<br />

Die so verbleibenden Modelle wurden anschließend untereinander auf Kolinearität<br />

untersucht. Korrelationen unter unabhängigen Variablen können zwar ökologisch<br />

durchaus begründet sein (z.B. abnehmende Temperatur mit steigender Höhe), führen aber<br />

zu teilweise sehr hohen Koeffizienten und Standardfehlern (NETER et al. 1989). Für alle<br />

Variablen ermittelte ich daher den beidseitigen Rangkorrelationskoeffizienten nach<br />

Spearman (r s ). Als Grenzwert, ab welchem nur eine von zwei korrelierten Variablen<br />

verwendet werden sollte, wurde r s = 0,5 festgelegt. Dies ist gegenüber den von FIELDING<br />

& HAWORTH (1995) verwendeten Werten sehr streng, aber aufgrund der Vielzahl an<br />

Ausgangsvariablen sinnvoll. Von den so ermittelten korrelierten Variablen wählte ich zur<br />

Modellierung diejenige mit dem höheren Erklärungsgehalt oder die ökologisch besser<br />

interpretierbare aus. Teilweise wurden korrelierte Variablen auch in separaten Modellen<br />

weiterverwendet. Abschließend fand eine ökologische Plausibilitätsprüfung statt. Zwar<br />

sind bei korrelativen Methoden wie der logistischen Regression rein korrelative von<br />

kausalen Zusammenhängen schwer zu trennen (MORRISON et al. 1998), durch den<br />

Vergleich mit vorhandenem Wissen zur Ökologie der Art ist aber eine Einordnung des<br />

gefundenen Zusammenhangs möglich (KLEYER et al. 1999). Eine absolute Sicherheit, keine<br />

Scheinzusammenhänge zu berücksichtigen, bietet dieses Vorgehen jedoch nicht: Bei einem<br />

Signifikanzniveau von α = 0,05 zeigen im Mittel 5% aller Variablen einen signifikanten<br />

Zusammenhang mit der Zielvariablen, der in der Realität nicht vorhanden ist (REINEKING<br />

& SCHRÖDER 2004b).<br />

4.4.3 Modellbildung<br />

Aus dem so erhaltenen Variablenkatalog wurden mehrere Modellvarianten erstellt. Um aus<br />

diesen Varianten dasjenige Modell mit dem besten Kompromiss zwischen möglichst<br />

hohem Erklärungsgehalt und Parameterzahl (möglichst geringe Komplexität) auszuwählen,<br />

wendete ich das Akaike Information Criterion (AIC) an. Dabei wird den LogLikelihood-<br />

Werten der Modelle mit zunehmender Anzahl an Eingangsvariablen ein zunehmender<br />

Strafterm zugewiesen (Gl 2). Als Endmodell findet daher dasjenige mit dem niedrigsten<br />

AIC-Wert Verwendung (BUCKLAND et al. 1997, AUGUSTIN et al. 2001).<br />

Für kleine Stichproben (in meinem Fall das Regionalmodell) schlagen REINEKING &<br />

SCHRÖDER (2004b) einen modifizierten AIC C vor, bei welchem die Anzahl der<br />

Probepunkte berücksichtigt wird (Gl. 3).<br />

AIC = −2 LL + 2 p<br />

(2)<br />

( p + 1)<br />

p<br />

AIC<br />

C<br />

= AIC + 2<br />

(3)<br />

n − p −1<br />

mit<br />

p = Anzahl Regressionskoeffizienten + Konstanten (= 1) + Varianzparameter (= 1)<br />

n = Anzahl der Beobachtungen<br />

2LL = 2 * LogLokelihood


4 Methoden 23<br />

4.4.4 Modellbewertung<br />

Wie gut ein Modell die abhängige Variable erklärt, kann mit verschiedenen Gütekriterien<br />

bewertet werden. Es sollten mehrere Kriterien angewandt werden und sowohl eine<br />

Modellkalibrierung (Beurteilung der Übereinstimmungen zwischen beobachteten und<br />

vorhergesagten Werten), als auch eine Modelldiskriminierung (Prüfung auf korrekte<br />

Einzefallzuordnung der Vorkommen bzw. Nichtvorkommen) stattfinden (MANEL et al.<br />

1999, HOSMER & LEMESHOW 2000). Ein gebräuchliches Gütemaß zur<br />

Modellkalibrierung ist das R 2 nach NAGELKERKE (R 2 N). Es berechnet sich aus den<br />

Likelihood-Werten von Nullmodell, Modell und der Fallzahl (BACKHAUS et al. 2000). Der<br />

Wertebereich für R 2 N liegt zwischen 0 und 1. Je höher R 2 N, desto stärker die Trennkraft der<br />

unabhängigen Variablen, wobei in der Regel bereits bei Werten im Bereich von 0,2-0,4 von<br />

einer guten Modellanpassung gesprochen wird (BACKHAUS et al. 2000). Auf der Ebene<br />

univariater Modelle erlaubt dieses Kriterium einen Vergleich der Erklärungsgehalte von<br />

Variablen.<br />

Schwellenwertabhängige Verfahren zur Modelldiskriminierung unterteilen die<br />

vorhergesagten Vorkommenswahrscheinlichkeiten in Vorkommen und Nichtvorkommen.<br />

In einer Klassifikationsmatrix lassen sich die so prognostizierten Vorkommen bzw.<br />

Nichtvorkommen den tatsächlich beobachteten Werten gegenüberstellen. Das am<br />

einfachsten aus dieser Matrix zu berechnende Maß ist der Anteil korrekter Prognosen.<br />

Nach MANEL et al. (2001) ist es allerdings ungeeignet, da es stark vom Anteil der<br />

Vorkommen (Prävalenz) abhängt. Bei Datensätzen mit hoher bzw. niedriger Prävalenz<br />

können leicht hohe Anteile korrekter Prognosen erhalten werden, indem einfach allen<br />

Fällen ein Vorkommen bzw. Nichtvorkommen zugewiesen wird (Nullmodell). Diese<br />

Gefahr besteht bei den vorliegenden Daten im Falle des Atlasmodells. Bei ausgeglichenen<br />

Datensätzen (in etwa gleichviele Vorkommen wie Nichtvorkommen) stellt sich dieses<br />

Problem weniger. Dennoch ist die Angabe des Anteils korrekter Prognosen nicht<br />

unbedingt sinnvoll, da sie stark vom gewählten Klassifikationsschwellenwert abhängt (s.u.).<br />

Der Vorteil dieser Methode liegt in der einfachen und einleuchtenden Interpretation, der<br />

Anteil korrekter Prognosen wird daher zusammen mit der Unterteilung in korrekte<br />

Vorkommensprognosen (Sensitivität) und korrekte Nichtvorkommensprognosen<br />

(Spezifizität) für die Regionalmodelle angegeben.<br />

Ein Maß welches die Prävalenz mit einbezieht und daher hier Verwendung findet, ist der<br />

Konkordanzindex Kappa nach COHEN (1960). Zur Berechnung wird, ebenfalls aus der<br />

Klassifikationsmatrix, die Anzahl korrekter Prognosen (= Konkordanz) mit der Anzahl<br />

übereinstimmender Zuordnungen in Beziehung gesetzt, welche rein zufällig zu erwarten<br />

gewesen wären (BORTZ et al. 2000). Kappa nimmt Werte zwischen –1 und +1 an. Ab 0,4<br />

ist von einer deutlichen und ab 0,6 von einer starken Konkordanz auszugehen (SACHS<br />

1999).<br />

Die Anteile korrekter Vorhersagen hängen stark vom Schwellenwert (P krit , auch cut-value)<br />

ab. Für jeden Schwellenwert zwischen 0 und 1 ergibt sich eine spezifische Kombination aus


4 Methoden 24<br />

Sensitivität und Spezifizität. Je nach Fragestellung gibt es verschiedene Möglichkeiten den<br />

Schwellenwert..festzulegen.<br />

- a priori Festlegung eines Schwellenwertes, z.B. 0,5 (P krit )<br />

- Vorkommenswahrscheinlichkeit bei der Sensitivität und Spezifizität möglichst<br />

gleich groß sind (P fair )<br />

- Vorkommenswahrscheinlichkeit bei welcher der Anteil korrekter Prognosen am<br />

höchsten ist (P opt )<br />

- Vorkommenswahrscheinlichkeit bei der Kappa am größten ist (P kappa )<br />

Da sich die a-priori Methode und P opt nicht für Datensätze mit niedriger oder hoher<br />

Prävalenz eignen, wurde für alle Modelle P kappa verwendet. Die Berechnung wurde mit dem<br />

Programm „ROC Plotting and AUC Calculation“ (Version 1.3) von SCHRÖDER (2004)<br />

vorgenommen. In der Habitateignungskarte werden darüber hinaus auch<br />

Vorkommensprognosen auf Basis der Schwellenwerte P fair und P krit = 0,5 sichtbar. Nach<br />

REINEKING & SCHRÖDER (2004a) stellt letzterer eine objektive Vergleichsmöglichkeit dar<br />

und sollte neben anderen, möglicherweise besser angepassten Schwellenwerten angegeben<br />

werden. Aus diesem Grund erfolgt auch die Angabe der korrekten Prognosen im Falle des<br />

Regionalmodells auf Basis des Schwellenwertes P krit = 0,5.<br />

Ein von vielen Autoren empfohlenes schwellenwertunabhängiges (und damit für den<br />

Vergleich von unterschiedlich erstellten Modellen geeignetes) Gütemaß stellt die Fläche<br />

unter der receiver-operating characteristic-Kurve (ROC) dar (HOSMER & LEMESHOW 2000,<br />

SCHRÖDER 2000, MANEL et al. 2001). Sie wird als area under curve (AUC) bezeichnet<br />

(HANLEY & MCNEIL 1982) und stellt ein integrierendes Gütemaß für die Eignung des<br />

Modells zur Klassifizierung dar. ROC-Kurven ergeben sich in einem Streudiagramm durch<br />

Auftragen aller möglichen Trennwerte der Sensitivität gegen 1 - Spezifizität. Der AUC-<br />

Wert ist besser, je näher er an 1 liegt: 0,5 ist der Wert für ein Null- oder Zufallsmodell.<br />

Werte über 0,7 weisen eine akzeptable, Werte zwischen 0,8 und 0,9 eine gute und Werte<br />

über 0,9 eine hervorragende Modelldiskriminierung aus (HOSMER & LEMESHOW 2000). Ein<br />

Wert von AUC = 0,75 bedeutet, dass in 75% der Fälle für eine zufällig gewählte<br />

Probefläche mit nachgewiesenem Vorkommen eine größere Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

geschätzt wurde, als für eine zufällig gewählte Fläche mit Nichtvorkommen (FIELDING<br />

& BELL 1997).<br />

4.4.5 Modellvalidierung<br />

Die bisher beschriebenen Bewertungskriterien legen zur Beurteilung der Modellgüte nur<br />

den Datensatz zugrunde, aus dem auch das Modell errechnet wurde. Sie werden also auf<br />

der Basis derjenigen Daten bestimmt, an die das Modell optimal angepasst ist. Neben der<br />

Qualität des Modells kann dadurch vor allem die Übertragbarkeit und Vorhersagequalität<br />

überschätzt werden (VERBYLA & LITATIS 1989). Für alle Modelle wurde daher eine interne<br />

Validierung durchgeführt. Das bootstrapping-Verfahren eignet sich dazu am besten<br />

(VERBYLA & LITATIS 1989). Dabei werden durch Ziehen mit Zurücklegen aus dem


4 Methoden 25<br />

vorhandenen Datensatz zufällig so viele Fälle herausgegriffen, bis ein neuer Datensatz<br />

entstanden ist, der die gleiche Fallzahl wie der ursprüngliche aufweist (Trainingsdatensatz).<br />

Darin können einzelne Fälle mehrfach oder gar nicht enthalten sein. Der Originaldatensatz<br />

dient als Testdatensatz. Die Differenz zwischen der Vorhersagegüte auf Basis von<br />

Trainings- und Testdatensatz ist dann eine Schätzung für den Optimismus des Modells (je<br />

geringer die Differenz, desto robuster sind die Modelle). Dieser Vorgang wird mehrfach<br />

wiederholt, in der vorliegenden Arbeit 300 mal. Dabei werden Durchschnittswerte aller<br />

Gütekriterien berechnet. Der so ermittelte durchschnittliche Optimismus wurde dann von<br />

den Werten des Ursprungsmodells abgezogen und so die Überanpassung korrigiert<br />

(SCHRÖDER & REINEKING 2004b). Zum bootstrapping wurde das Programm R (Version<br />

1.8.1, http://www.r-project.org/) verwendet. Zur Ermittlung der korrigierten Werte für<br />

AUC und R 2 gingen die Variablen aus den in SPSS errechneten Endmodellen ein.<br />

4.4.6 Trendoberflächen - Analyse<br />

Zur Ermittlung jenes Erklärungsgehaltes, welcher alleine durch die Anordnung der<br />

Probeflächen im Raum bedingt ist, wurde zunächst wie in SCHRÖDER (2000) und<br />

LICHSTEIN et al. (2002) vorgegangen. Eine Trendoberfläche wird mittels logistischer<br />

Regression (rückwärts schrittweise) erstellt (Trendmodell). Dabei dienen die<br />

Vogelvorkommen als abhängige Variable und die z-standardisierten Koordinaten (sowie<br />

ihre zweite und dritte Potenz und entsprechende Interaktionsterme) als unabhängige<br />

Variablen. Auf diese Weise werden Trendmodelle 2. oder 3. Grades geschätzt. Dann wird<br />

ein weiteres Modell erstellt, das in gleicher Weise Polynome der Koordinaten als auch die<br />

Umweltvariablen einbezieht (Trendumweltmodell).<br />

Tab. 5: Ermittlung der Erklärungsanteile an der Varianz der abhängigen Variable nach<br />

BORCARD (1992).<br />

Erklärungsanteil<br />

Durch räumliche Verteilung<br />

Durch Umweltparameter<br />

Durch Umweltparameter oder<br />

räumliche Verteilung<br />

unerklärt<br />

Berechnung<br />

R 2 N-Trendumweltmodell - R 2 N-Umweltmodell<br />

R 2 N-Trendumweltmodell - R 2 N-Trendmodell<br />

R 2 N-Trendmodell + R 2 N-Umweltmodell - R 2 N-Trendumweltmodell<br />

1 - R 2 N-Trendumweltmodell<br />

Nimmt man nun noch die multiplen Modelle, die allein auf Basis der Umweltvariabeln<br />

berechnet wurden hinzu (Umweltmodelle), so lässt sich nach BORCARD et al. (1992) aus<br />

den jeweiligen Werten für R 2 N der prozentuale Erklärungsanteil berechnen, welcher durch<br />

die räumliche Verteilung bestimmt wird (siehe auch LICHSTEIN et al. 2002). Als<br />

„Erklärungsanteil“ betrachtet wird dabei der Anteil der Varianz der abhängigen Variable y,<br />

der durch die räumliche Verteilung repräsentiert wird. In Tabelle 5 ist die Berechnung der<br />

einzelnen Erklärungsanteile dargestellt.


4 Methoden 26<br />

4.4.7 Problem der räumlichen Autokorrelation<br />

Ein grundsätzliches Problem räumlicher Daten ist die positive räumliche Autokorrelation<br />

der abhängigen Variable. In der nahen Umgebung eines Vorkommens einer Art ist<br />

demnach die Wahrscheinlichkeit weiterer Vorkommen erhöht (SMITH 1994). In diesem Fall<br />

liegt eine Verletzung der Modellannahme der Unabhängigkeit der Probepunkte vor<br />

(LEGENDRE 1993). Die Missachtung der räumlichen Autokorrelation kann zu falschen<br />

Rückschlüssen über ökologische Zusammenhänge und zu übertrieben hohen<br />

Korrelationen der Umweltparameter untereinander führen (LICHSTEIN et al. 2002). In der<br />

vorliegenden Arbeit versuche ich, den Einfluss der räumlichen Autokorrelation<br />

festzustellen. Dazu habe ich mit dem Programm CrimeStat © (Version 1.1, LEVINE 2000)<br />

unter Verwendung der Koordinaten der Probepunkte und der standardisierten<br />

Abweichungsresiduen des jeweiligen Modells den Wert für Moran´s I als Maß für die<br />

räumliche Autokorrelation in den Modellresiduen berechnet (Gl. 4). Dabei wird zunächst<br />

der Mittelwert der zu untersuchenden Variablen und die Abweichung jedes Probepunktes<br />

von diesem Mittel errechnet. Darauf folgt für jeden einzelnen Probepunkt ein Vergleich<br />

mit den Werten der jeweils übrigen Punkte.<br />

I<br />

N ∑i<br />

∑<br />

j<br />

Wij<br />

( X<br />

i<br />

− X )( X<br />

j<br />

− X )<br />

=<br />

2<br />

(4)<br />

( ∑ ∑ W ) ∑ ( X − X )<br />

i<br />

j<br />

ij<br />

i<br />

i<br />

mit<br />

N<br />

X<br />

i<br />

j<br />

= Anzahl der Fälle<br />

= Wert von X am Ort i<br />

X = Wert von X am Ort j (i ≠ j )<br />

X<br />

X<br />

= Wert des Residuums (d.h. vorhergesagte Vorkommenswahrscheinlichkeit – beobachtete<br />

Inzidenz)<br />

= Mittelwert aller Residuen<br />

W = Gewichtung, resultierend aus der Entfernung zwischen i und j (1/ Distanz zwischen Punkt i und j )<br />

ij<br />

Die Werte liegen zwischen –1,0 und +1,0. Ob die räumliche Autokorrelation positiv oder<br />

negativ ist, lässt sich anhand des Erwartungswertes bei Nichtvorhandensein von räumlicher<br />

Autokorrelation E (I) erkennen (Gl. 5).<br />

1<br />

E ( I)<br />

= −<br />

(5)<br />

N −1<br />

Werte für I, die größer sind als E (I) zeigen positive räumliche Autokorrelation an, Werte<br />

unterhalb des Erwartungswertes bedeuten, dass sich die nahgelegenen Punkte unähnlicher<br />

sind, was ebenfalls eine Verletzung der Modellannahmen bedeutet.<br />

Die Gewichtung anhand W unter Verwendung des reziproken Wertes der Distanz<br />

ij<br />

zwischen den Punkten i und j führt bei sehr geringen Abständen der Probepunkte zu sehr<br />

hohen Werten. Daher bietet das Programm CrimeStat<br />

© die Möglichkeit einer


4 Methoden 27<br />

entsprechenden Anpassung (small distances adjustment). In diesem Fall liegt der<br />

Maximumwert von W nie über eins (LEVINE 2000). Diese Methode verwendete ich im<br />

ij<br />

Falle des Regionalmodells.<br />

Neben dem Wert von I wird auch die Signifikanz, genauer das Quantil der<br />

Standardnormalverteilung (Z-Wert) berechnet. Geht man bei einem Signifikanzniveau von<br />

α = 0,05 von einer Standard-Normalverteilung aus (Mittelwert = 0, Standardabweichung<br />

= 1), so ist bei Z-Werten > 1,96 von räumlicher Autokorrelation auszugehen. In diesem<br />

Fall kann ein Vergleich der Regressionskoeffizienten zwischen Umweltmodell und<br />

Trendumweltmodell Hinweise darauf liefern, welchen Einfluss die räumliche<br />

Autokorrelation auf das multiple Modell ausübt.


5 Ergebnisse 28<br />

5 Ergebnisse<br />

5.1 Atlasmodell<br />

5.1.1 Univariate Modelle<br />

Die univariate Analyse der Daten ergab in den meisten Fällen signifikante Unterschiede<br />

bezüglich der Ausprägung der Habitatparameter zwischen den vom Steinhuhn genutzten<br />

Kilometerquadraten (n = 122) und denjenigen ohne Vorkommen (n = 1365).<br />

Aufgrund der Vielzahl der untersuchten Parameter (n = 32) wählte ich zwei Kriterien, die<br />

zum Ausschluss von Variablen bei der weiteren Modellierung führten. Variablen mit<br />

Signifikanzen von p > 0,05 (jeweils sigmoid und unimodal getestet) oder mit<br />

AUC-Werten < 0,6 wurden bei der multiplen Analyse nicht weiter berücksichtigt. HOSMER<br />

& LEMESHOW (2000) sprechen erst bei AUC-Werten ab 0,7 von Modellen mit ausreichend<br />

guter Diskriminierung. Bis auf die Variable Neigung weisen aber alle Parameter mit Werten<br />

> 0,7 starke Korrelationen auf. Für ein Modell mit maximalem Informationsgewinn wird<br />

daher ein Modellblock unter Berücksichtigung der Variablen mit AUC-Werten zwischen<br />

0,6 und 0,7 erstellt. Ein weiteres Ausschlusskriterium war die starke Korrelation (r s > 0,5)<br />

zwischen zahlreichen Habitatparametern. Die Entscheidung für eine der korrelierten<br />

Variablen fiel aufgrund ökologischer Überlegungen und/oder dem Gütemaß R 2 N. Die auf<br />

diese Weise ausgeschlossenen Variablen sind in Tabelle 6 dargestellt, die Modelle und<br />

Rangkorrelationskoeffizienten sind Anhang 2.1 zu entnehmen.<br />

Tab. 6: Aus weiterem Modellierungsprozess ausgeschlossene Habitatparameter.<br />

Variable<br />

Grund des Ausschlusses<br />

Klima<br />

Bewölkungsgrad im Juli<br />

korreliert<br />

Niederschlagssumme im Juli<br />

korreliert<br />

Geostatistik<br />

Mittlere Höhe<br />

korreliert<br />

Höhendifferenz<br />

korreliert<br />

Sinusfunktion der Exposition AUC-Wert


5 Ergebnisse 29<br />

von anderen Variablen korrelieren, würde ein „korrelationsbereinigter“ Variablenkatalog zu<br />

hohen Informationsverlusten führen. Daher erstellte ich mittels teilweise manueller Selektion<br />

unkorrelierte Variablenkombinationen.<br />

Tab. 7: Korrelationen unter den bei der multiplen Analyse berücksichtigten Variablen<br />

(Bivariate Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman). Zu den Bezeichnungen der<br />

Variablen siehe Tab. 1.<br />

TEMPJUL RADJUL DEGDAYS N1 N11 N14 N15 ST 9 ST 15<br />

TEMPJUL -0,643 0,977 0,519 -0,756 -0,557 -0,588 -0,416 0,690<br />

RADJUL -0,643 -0,630 -0,317 0,562 0,303 0,258 0,300 -0,508<br />

DEGDAYS 0,977 -0,630 0,503 -0,729 -0,561 -0,595 -0,408 0,682<br />

N1 0,519 -0,317 0,503 -0,471 -0,415 -0,406 -0,291 0,473<br />

N11 -0,756 0,562 -0,729 -0,471 0,421 0,460 0,335 -0,576<br />

N14 -0,557 0,303 -0,561 -0,415 0,421 0,642 0,519 -0,459<br />

N15 -0,588 0,258 -0,595 -0,406 0,460 0,642 0,437 -0,452<br />

ST 9 -0,416 0,300 -0,408 -0,291 0,335 0,519 0,437 -0,394<br />

ST 15 0,690 -0,508 0,682 0,473 -0,576 -0,459 -0,452 -0,394<br />

Sämtliche Korrelationen sind auf dem Niveau von p < 0,01 signifikant<br />

grau hinterlegt = aufgrund starker Korrelation sollte nur eine Variable in multiplen Modellen verwendet werden<br />

In einigen multiplen Modellen wurden verhältnismäßig schwach korrelierende<br />

(r s zwischen 0,5 und 0,7) Parameter in einem Modell verwendet, in diesem Fall sind die<br />

Ergebnisse mit Vorbehalt zu bewerten. Für die weitere Analyse wurden so 17 Variablen<br />

ermittelt (Tab. 8).<br />

Tab. 8: Univariate Analyse der bei der weiteren Modellierung berücksichtigten Variablen.<br />

Dargestellt werden Angaben zum Kurvenverlauf (Potenz 1 = sigmoid; Potenz 2 = unimodal),<br />

die Signifikanz des Modells und Gütemaße.<br />

Variable Potenz p R 2 N AUC<br />

Klima<br />

Julitemperatur 2


5 Ergebnisse 30<br />

Angaben zur Wirkrichtung (positive, negative oder unimodale Korrelation mit dem<br />

Vorkommen des Steinhuhns) und zum Wertebereich sind in den Tabellen 9-11 dargestellt, die<br />

Zusammenhänge werden in den Abb. 10-12 und in Anhang 2.6 graphisch veranschaulicht.<br />

Alle Variablen, die später in der multiplen Analyse berücksichtigt werden, weisen einen<br />

hochsignifikanten Zusammenhang mit dem Vorkommen des Steinhuhns auf. Die<br />

Erklärungsgehalte der einzelnen Variablen sind allerdings unterschiedlich. So scheint das<br />

Vorhandensein von höheren Gebüschen auf dem Skalenniveau des Atlasmodells nur einen<br />

vergleichsweise geringen Einfluss auf das Vorkommen des Steinhuhns zu haben (R 2 N = 0,03).<br />

Den höchsten Erklärungsgehalt (R 2 N = 0,19) weist demnach der Anteil der „Unproduktiven<br />

Vegetation“ nach der Definition des BFS (2001) auf.<br />

Sämtliche klimatischen Parameter gehören zu den Variablen mit den höchsten<br />

Erklärungsgehalten. Mit einem R 2 N von 0,12 wird die Julitemperatur als wichtigster<br />

klimatischer Habitatparameter bestimmt. Demnach wirkt sich eine mittlere Temperatur von<br />

etwa 10° C am günstigsten auf die Vorkommenswahrscheinlichkeit aus (Abb. 10). Ebenfalls<br />

einen unimodalen Kurvenverlauf und einen annähernd gleich hohen R 2 N –Wert weist die sehr<br />

stark mit der Julitemperatur korrelierte Variable „Wärmesumme“ auf.<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Julitemperatur (°C)<br />

4 8 12 16 20<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

Sonneneinstrahlung im Juli<br />

(100*kJoule/m2)<br />

0<br />

2000 4000 6000 8000 10000<br />

Wärmesumme (°C)<br />

Wasserbilanz (mm)<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

0 600 1200 1800 2400<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

-40 20 80 140 200<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Neigung (in Neugrad-Klassen)<br />

0 4.5 9 13.5 18<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Cosinus Exposition<br />

-1 -0.5 0 0.5 1<br />

S<br />

N<br />

Abb. 10: Univariate Modelle zu Klima und Geostatistik. Auf der X-Achse der Wertebereich<br />

der Variablen, Skalierung in Klammern hinter dem Diagrammtitel. Auf der y-Achse die<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeiten. X = Beobachtete Werte, mindestens 12 Werte gemittelt.


5 Ergebnisse 31<br />

Die „Sonneneinstrahlung im Juli“ ist als einzige Klimavariable ausschließlich positiv mit<br />

dem Steinhuhnvorkommen korreliert. Zwar liegt das Maximum in den Kilometerquadraten<br />

mit Präsenz des Steinhuhns ähnlich hoch wie in denjenigen mit Absenz (vgl. Tab. 9), die<br />

Minimumwerte und auch der Medianwert sind in den besetzten Rasterzellen aber deutlich<br />

höher (siehe auch Boxplot-Diagramm in Anhang 2.6). Mit dem gleichen R 2 N-Wert wie die<br />

Sonneneinstrahlung zeigt die Variable „Wasserbilanz“ ebenfalls den Verlauf einer<br />

Glockenkurve mit einem Optimum bei etwa 60 mm.<br />

Tab. 9: Univariate Analyse der Präsenz-Absenz-Daten. Angegeben sind Median,<br />

Schwankungsbereich und Wirkrichtung der Habitatparameter zu Klima und Geostatistik.<br />

Zu den Bezeichnungen der Variablen siehe Tab. 1.<br />

Variable Einheit Präsenz Absenz Wirkrichtung<br />

Median min max Median min max<br />

tempjul ° C 11,30 6,78 16,91 13,55 5,47 21,79 + -<br />

radjul 100*kJoule/m 2 8274 3440 9571 6956 1350 9592 +<br />

degdays ° C 1180 375 2422 1632 219 3679 +-<br />

wbudjuly mm 67 -13 124 84 -31 210 +-<br />

neigst Neugradklassen 10 0 17 7 0 17 +<br />

cos_exp<br />

cosinus des<br />

Bogenmaß -0,71 -1 1 0,00 -1 1 +-<br />

+ je größer, desto höher Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

+- unimodaler Kurvenverlauf<br />

Von den beiden Parametern aus dem Bereich der Geostatistik weist die Neigung den<br />

höheren Erklärungsgehalt auf: Je steiler, desto günstiger für das Steinhuhn. Die maximal<br />

beobachtete Steigung lag allerdings bei Neigungsstufe 17 (72 bis 76,4°, siehe auch Boxplot-<br />

Diagramm in Anhang 2.6). Für die Exposition ergeben sich insgesamt wesentlich geringere<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeiten. Es lässt sich aber eine eindeutige Bevorzugung von<br />

südlich ausgerichteten Flächen erkennen (Tab. 9, Abb. 10).<br />

Den mit Abstand höchsten Erklärungsgehalt unter allen univariaten Modellen macht der<br />

Flächenanteil der Rasterzelle aus, welcher die Nutzungsart „Unproduktive Vegetation“<br />

aufweist (R 2 N = 0,19). Dem entspricht auch der höchste Regressionskoeffizient unter allen<br />

Nutzungsvariablen (Anh. 2.3). Bis zu einem Anteil von gut 40% steigt die<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit, eine noch höhere Abdeckung durch diesen Nutzungstyp<br />

verbessert die Vorkommenschancen nicht (Abb. 10). Alle weiteren Nutzungsarten weisen<br />

R 2 N-Werte kleiner 0,1 auf. Der Nutzungstyp „Geschlossener Wald“ zeigt dabei als einziger<br />

einen sigmoiden Kurvenverlauf, der Zusammenhang mit dem Vorkommen des Steinhuhns<br />

ist negativ (siehe auch Boxplot-Diagramme in Anhang 2.6). Von den unimodal<br />

verlaufenden Nutzungsvariablen weisen die „Alpweiden“ den zweithöchsten R 2 N-Wert<br />

dieser Gruppe auf, das Optimum liegt bei knapp 50% Anteil dieses Typs an der<br />

Rasterfläche. Einen ähnlichen Kurvenverlauf (und auch ähnliche Regressionskoeffizienten,<br />

siehe Anh. 2.3) zeigen die drei Nutzungstypen „Aufgelöster Wald“, „Gebüschwald“ und<br />

„Vegetationslose Flächen“: Flächenanteile bis etwas über 20% sind mit dem Vorkommen<br />

des Steinhuhns positiv korreliert.


5 Ergebnisse 32<br />

Tab. 10: Univariate Analyse der Präsenz-Absenz-Daten. Angegeben sind Median,<br />

Schwankungsbereich und Wirkrichtung der Habitatparameter zur Nutzung (Alle Angaben<br />

als Flächenanteil der Rasterzelle in %).<br />

Nutzungstyp Präsenz Absenz Wirkrichtung<br />

Median min max Median min max<br />

Geschlossener Wald 6,5 0 79 20 0 96 -<br />

Aufgelöster Wald 4 0 40 1 0 53 +-<br />

Gebüschwald 1 0 49 0 0 50 +-<br />

Alpweiden 32 0 94 9 0 100 +-<br />

Unproduktive Vegetation 14 1 67 2 0 83 +-<br />

Vegetationslose Flächen 4 0 53 0 0 80 +-<br />

- je kleiner, desto höher Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

+- unimodaler Kurvenverlauf<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Geschlossener Wald (%)<br />

0 25 50 75 100<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

Aufgelöster Wald (%)<br />

0<br />

0 15 30 45 60<br />

Gebüschwald (%)<br />

Alpweiden (%)<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

0 15 30 45 60<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

0 25 50 75 100<br />

Unproduktive Vegetation (%)<br />

Vegetationslose Flächen (%)<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

0 20 40 60 80<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

0 15 30 45 60<br />

Abb. 11: Univariate Modelle zur Landnutzung. Auf der X-Achse der Wertebereich der<br />

Variablen, Skalierung: Flächenanteil der Rasterzelle in %. Auf der y-Achse die<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeiten. X = Beobachtete Werte, mindestens 12 Werte<br />

gemittelt.<br />

Die Erklärungsgehalte innerhalb der Parameter zur Vegetation sind sehr unterschiedlich.<br />

Einen vergleichsweise hohen Einfluss (R 2 N = 0,12) übt das Vorhandensein des Strukturtyps<br />

„Zwergsträucher und niedriges Gebüsch“ aus. Wie in Abb. 12 zu sehen, ist ein<br />

Flächenanteil von 25% am günstigsten für das Vorkommen des Steinhuhns. Der


5 Ergebnisse 33<br />

zweithöchste Erklärungsgehalt (R 2 N = 0,08) wird durch den Flächenanteil des Typs „Gras-,<br />

Hochstauden-, Kraut- oder Zwergstrauchreiche Laubwälder“ bestimmt, der<br />

Zusammenhang ist negativ. Dies gilt auch für die Variablen „Gras- und Seggenfluren“ und<br />

„Höhere Gebüsche“ mit deutlich geringeren Werten für R 2 N und den<br />

Regressionskoeffizienten (vgl. Anh. 2.3). Sowohl die maximalen Werte, als auch der Median<br />

des Strukturtyps „Staudenfluren“ liegen in den vom Steinhuhn besetzten Rasterflächen<br />

deutlich höher (Tab. 11), der Zusammenhang ist positiv.<br />

Tab. 11: Univariate Analyse der Präsenz-Absenz-Daten. Angegeben sind Median,<br />

Mittelwert, Schwankungsbereich und Wirkrichtung der Habitatparameter zur Vegetation<br />

(Alle Angaben als Deckungsgrade innerhalb der Rasterzelle).<br />

Strukturtyp Präsenz Absenz Wirkrichtung<br />

Median min max Median min max<br />

|Mittel<br />

|Mittel<br />

Dichte, höhere Gras- und<br />

Seggenfluren 25 | 13 0 25 25 | 20 0 75 -<br />

Staudenfluren (50 – 100 cm) 25 | 18 0 75 0,5 | 12 0 25 +<br />

Zwergsträucher und niedriges<br />

Gebüsch (bis 150 cm) 25 | 21 0 75 0,5 | 10 0 75 +-<br />

Höhere Gebüsche 0 | 3 0 25 0 | 7 0 75 -<br />

Gras-, Hochstauden-, Kraut-,<br />

oder Zwergstrauchreiche Laubw. 0 | 2 0 25 0,5 | 10 0 75 -<br />

+ je größer, desto höher Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

- je kleiner, desto höher Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

+- unimodaler Kurvenverlauf<br />

0.2<br />

ST 7<br />

0.2<br />

ST 8<br />

0.52<br />

0.2<br />

ST 9<br />

0.15<br />

0.15<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.1<br />

0.1<br />

0.05<br />

0.05<br />

0.05<br />

0<br />

1 2 3<br />

0<br />

1 2 3<br />

0<br />

1 2 3<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

ST 10<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

ST 15<br />

Deckungsgrade:<br />

1 = 0,5<br />

2 = 25<br />

3 = 75<br />

0<br />

1 2 3<br />

0<br />

1 2 3<br />

Abb. 12: Univariate Modelle zur Vegetation. Auf der x-Achse Deckungsgrade (siehe<br />

nebenstehend). Auf der y-Achse die Vorkommenswahrscheinlichkeiten. Abkürzungen:<br />

vgl. Tab. 1.<br />

5.1.2 Multiple Modelle<br />

In zwei Modellblöcken werden aus den in Kap. 5.1.1 dargestellten univariat getesteten<br />

Variablen rückwärts schrittweise Modelle geschätzt. Der jeweilige Variablenkatalog wird<br />

durch die AUC-Werte der univariaten Modelle bestimmt. Im ersten Modellblock werden


5 Ergebnisse 34<br />

alle Variablen berücksichtigt, die einen AUC-Wert > 0,6 aufweisen (n = 17), im zweiten<br />

nur diejenigen mit AUC-Werten > 0,7 (n = 8).<br />

Für den größtmöglichen Informationsgewinn erstellte ich zunächst Modellkombinationen<br />

aus allen 17 Variablen, welche sich bei der univariaten Analyse als sinnvoll erwiesen. So<br />

wurde ein Block aus acht unkorrelierten, mit bis zu vier ausgewählten korrelierten<br />

Habitatparametern ergänzt (Tab. 12).<br />

Tab. 12: Modellierungsergebnisse für den Variablenkatalog „AUC > 0,6“. Dargestellt sind<br />

jeweils unkorrelierte Ausgangskombinationen und die davon berücksichtigten Variablen<br />

sowie die Gütemaße der einzelnen Modelle mit AIC-Werten < 650. q = quadrierter Term.<br />

Block: In allen Modellen gleichbleibendes Set der Variablen wbudjuly (+q), neigst,<br />

cos_exp (+q), N2 (+q), N3 (+q), ST 7, ST 8 und ST 10. Zu den Bezeichnungen der<br />

Variablen siehe Tab. 1.<br />

Modell Eingehende<br />

Variablen<br />

A1-1 Block; radjul, N1,<br />

N14+q<br />

A1-2 Block; radjul, N1,<br />

ST 4+q, ST 9+q,<br />

A1-3 Block; tempjul+q,<br />

ST 3, ST 9+q<br />

A1-4 Block; N1, N15+q,<br />

ST 9+q, ST 15<br />

Aufgenommene<br />

Variablen<br />

R 2 N AUC Kappa P Kappa AIC<br />

radjul, q_wbudjuly, neigst,<br />

q_cos_exp, N1, N2, N14+q, ST 8 0,36 0,887 0,36 0,28 613<br />

radjul, q_wbudjuly, neigst,<br />

q_cos_exp, N1, N2, ST 4+q, ST 7, 0,34 0,872 0,35 0,23 630<br />

ST 8<br />

tempjul+q, q_wbudjuly, neigst,<br />

q_cos_exp, ST 7, ST 8, ST 9 0,32 0,860 0,35 0,27 642<br />

wbudjuly, neigst, q_cos_exp,N1, N2,<br />

ST 7, ST 8, ST 15 0,32 0,865 0,34 0,22 641<br />

Korrigierte Werte für A1-1 0,32 0,874 - - -<br />

Sowohl die Modellgütemaße, als auch der AIC-Wert weisen das Modell A1-1 als bestes<br />

dieses Blocks aus. Der R 2 N-Wert hat sich gegenüber dem besten univariaten Modell<br />

annähernd verdoppelt und der AUC von fast 0,9 zeigt eine sehr gute<br />

Modelldiskriminierung an. Durch das bootstrapping werden diese Werte nur geringfügig<br />

korrigiert, es handelt sich also um ein relativ robustes Modell.<br />

Aus dem Variablenkatalog werden in das Modell A1-1 „Sonneneinstrahlung im Juli“,<br />

„Wasserbilanz im Juli“ (nur als quadrierter Term), „Neigungsstufe“, „Exposition“ (nur als<br />

quadrierter Term), die Nutzungstypen „Geschlossener Wald“, „Aufgelöster Wald“ und<br />

„Unproduktive Vegetation“ (letztere auch als quadrierter Term), sowie der Strukturtyp<br />

„Staudenfluren“ aufgenommen. Die drei ausgeschlossenen Variablen „Gebüschwald“<br />

„Seggenfluren“ und „Höhere Gebüsche“ weisen in der univariaten Analyse mit R 2 N –<br />

Werten < 0,06 nur geringe Erklärungsgehalte auf. Wie aus der Übersicht über die<br />

Veränderung der Devianz in Anhang 2.8 ersichtlich, üben die Parameter „Neigung“,<br />

„Unproduktive Vegetation“, „Wasserbilanz“ und „Sonneneinstrahlung im Juli“ den<br />

stärksten Einfluss auf das Vorkommen des Steinhuhns aus. Auch in den anderen Modellen<br />

dieses Blocks wurden vor allem die unkorrelierten Variablen ähnlich gewählt:<br />

„Wasserbilanz im Juli“, „Neigungsstufe“, „Exposition“ und „Staudenfluren“ sind in allen<br />

Modellen vertreten. Diese Variablen zeigen entweder bereits in der univariaten Analyse<br />

einen hohen Erklärungsgehalt oder bedeuten in der Kombination aller Variablen eine<br />

signifikante..Verbesserung.


5 Ergebnisse 35<br />

Beim zweiten Modellblock wurden für den Variablenkatalog schärfere Aufnahmekriterien<br />

angewendet (AUC > 0,7). Dies führt zu „schlankeren“ Modellen, außerdem sprechen<br />

HOSMER & LEMESHOW (2000) erst ab diesem Wert von guten Modellen. Da außer der<br />

Variable „Neigung“ alle Habitatparameter, die diese Vorgabe erfüllen, miteinander<br />

korrelieren, wurden für die Modelle A2-1 bis A2-6 die eingehenden Variablen manuell<br />

selektiert. In den Modellen A2-7 und A2-8 wurden auch Variablen mit einem r S -<br />

Wert bis 0,7 berücksichtigt (Tab. 13).<br />

Tab. 13: Modellierungsergebnisse für den Variablenkatalog „AUC > 0,7“. Dargestellt sind<br />

jeweils unkorrelierte Ausgangskombinationen und die davon berücksichtigten Variablen<br />

sowie die Gütemaße der einzelnen Modelle. q = quadrierter Term. Zu den Bezeichnungen<br />

der Variablen siehe Tab. 1.<br />

Modell Eingehende<br />

Variablen<br />

Aufgenommene<br />

Variablen<br />

R 2 N AUC Kappa P Kappa AIC<br />

A2-1 radjul, neigst, n14+q radjul, neigst, n14+q 0,28 0,852 0,31 0,15 658<br />

A2-2 radjul, neigst, n15+q,<br />

ST 9+q radjul, neigst, ST 9+q 0,24 0,816 0,29 0,21 692<br />

A2-3 tempjul+q, neigst,<br />

ST 9+q<br />

tempjul+q, neigst,<br />

ST 9+q 0,23 0,818 0,27 0,21 696<br />

A2-4 degdays+q, neigst,<br />

ST 9+q<br />

degdays+q, neigst,<br />

ST 9+q 0,23 0,814 0,27 0,21 701<br />

A2-5 neigst, n11+q, n14+q neigst, n11+q, n14+q 0,24 0,830 0,28 0,27 690<br />

A2-6 neigst, n11+q, n15+q,<br />

ST 9+q neigst, n11+q, ST 9+q 0,21 0,801 0,23 0,24 720<br />

A2-7 radjul, neigst, n11+q,<br />

radjul, neigst, n14+q,<br />

n14+q, n15+q, ST 9+q<br />

A2-8 tempjul+q, neigst, n14+q,<br />

n15+q, ST 9+q<br />

ST 9 0,29 0,855 0,32 0,18 680<br />

tempjul+q, neigst, n14+q,<br />

ST 9+q 0,29 0,851 0,31 0,20 698<br />

Korrigierte Werte für A2-1 0,27 0,846 - - -<br />

Den geringsten AIC- Wert dieses Modellblocks weist Modell A2-1 auf. Im Vergleich zu<br />

A1-1 ist die Anzahl der Eingangsvariablen bei A2-1 niedriger (drei statt acht). Durch die<br />

geringere Modellgüte (R 2 N = 0,28 gegenüber 0,36) wird dies aber bei der Berechnung des<br />

AIC kompensiert. Aufgrund der geringeren Korrekturwerte nach Durchführung des<br />

bootstrapping sehe ich Modell A2-1 als Endmodell an. Es werden aber auch Prognosekarten<br />

für ein Modell mit maximalem Informationsgehalt (Modell A1-1) erstellt.<br />

In das Modell A2-1 werden alle eingehenden Variablen aufgenommen. In Abbildung 13 ist<br />

dieses Modell mit den Variablen „Sonneneinstrahlung im Juli“ und „Unproduktive<br />

Vegetation“ dargestellt, der Wert für die „Neigung“ variiert. Dabei wird der relativ<br />

gleichstarke Einfluss aller Variablen (siehe auch Tabelle zur Änderung der Devianz in<br />

Anhang 2.8) erkennbar. Weist auch nur eine der Variablen einen für das Vorkommen des<br />

Steinhuhns ungünstigen Wert auf, so bleibt die Vorkommenswahrscheinlichkeit unterhalb<br />

des Schwellenwertes von p = 0,15.<br />

Aufgrund der geringen Anzahl eingehender Variablen werden in den Modellen A2-1 bis<br />

A2-6 sämtliche Parameter ins Modell aufgenommen. Der Informationsgewinn, welcher<br />

durch die Verwendung korrelierter Variablen erreichbar ist (Modell A2-7 und A2-8), wird<br />

durch den Strafterm bei der Ermittlung des AIC-Wertes ausgeglichen.


5 Ergebnisse 36<br />

Abb. 13: Dreidimensionale Darstellung des Atlasmodells A2-1. Auf der x- und y-Achse<br />

Umweltparameter, z-Achse mit Vorkommenswahrscheinlichkeit. Zu den Bezeichnungen<br />

der Variablen siehe Tab. 1. Werte der nicht dargestellten Neigungsstufe: Stufe 0 = 0,0-4,4°<br />

(links), Stufe 6 = 22,5-26,9° (mitte) und Stufe 13 = 54,0-58,4° (rechts).<br />

5.1.3 Prognosekarten<br />

Anhand der Regressionsformel fand auf Grundlage der Kilometerquadrate eine<br />

Übertragung der Vorkommenswahrscheinlichkeiten auf die gesamte Fläche der Schweiz<br />

statt. Dargestellt werden ein Modell mit maximalem Informationsgewinn und ein Modell<br />

mit dem besten Kompromiss zwischen Erklärungsgehalt und Komplexität. Die<br />

Abbildungen 14 und 15 zeigen jeweils eine Karte, welche mittels des Wertes für P Kappa in<br />

Vorkommen und Nichtvorkommen unterteilt, als auch eine Habitateignungskarte. Bei der<br />

Habitateignungskarte werden ebenfalls mit dem Schwellenwert P kappa die Vorkommen und<br />

Nichtvorkommen jeweils in zwei Klassen unterteilt. Der alternative Trennwert P fair liegt für<br />

beide Modelle zwischen Klasse eins und zwei (P fair = 0,10).<br />

Die Artefakte im südlichen Bereich kommen durch Fehler im Ausgangsdatensatz zustande<br />

und konnten von mir nicht behoben werden. Es handelt sich dabei um fehlende Daten für<br />

die Variable „Neigungsstufe“, welche in beiden Modellen zu den wirkungsstärksten zählt.


5 Ergebnisse 37<br />

Abb. 14: Oben: Prognosekarte für Modell A1-1. Schwellenwert zur Unterteilung in<br />

Vorkommen und Nichtvorkommen ist P kappa (= 0,28) . Gelb = Vorkommen, Grau =<br />

Nichtvorkommen<br />

Unten: Habitateignungskarte (Vorkommenswahrscheinlichkeit in %) für Modell A1-1. Den<br />

Trennwert zwischen den Klassen zwei und drei bildet ebenfalls P kappa (= 0,28) .


5 Ergebnisse 38<br />

N<br />

Abb. 15: Oben: Prognosekarte für Modell A2-1. Schwellenwert zur Unterteilung in<br />

Vorkommen und Nichtvorkommen ist P kappa (= 0,15) . Gelb = Vorkommen, Grau =<br />

Nichtvorkommen<br />

Unten: Habitateignungskarte (Vorkommenswahrscheinlichkeit in %) für Modell A2-1. Den<br />

Trennwert zwischen den Klassen zwei und drei bildet ebenfalls P kappa (= 0,15) .


5 Ergebnisse 39<br />

5.2 Regionalmodell<br />

5.2.1 Univariate Modelle<br />

Auch die univariate Analyse der erfassten Daten zum Regionalmodell ergab in den meisten<br />

Fällen signifikante Unterschiede bezüglich der Ausprägung der Habitatparameter zwischen<br />

den Probeflächen mit Steinhuhnbeobachtungen (n = 42) und denjenigen ohne<br />

Vorkommen (n = 45). Einige Nutzungs- und Strukturtypen kamen nur auf sehr wenigen<br />

Flächen vor, sie wurden nicht weiter bearbeitet.<br />

Ähnlich wie beim Atlasmodell wählte ich auch für das Regionalmodell aufgrund der<br />

Vielzahl untersuchter Parameter (n = 30) drei Kriterien, die zum Ausschluss von<br />

Variablen bei der weiteren Modellierung führten. Variablen mit Signifikanzen von p ><br />

0,05 (jeweils sigmoid und unimodal getestet) und ebenfalls Variablen mit AUC < 0,7<br />

wurden bei der multiplen Analyse nicht weiter berücksichtigt. Das gegenüber dem<br />

Atlasmodell schärfere Ausschlussverfahren ist in diesem Fall möglich, da auch unter den<br />

unkorrelierten Variablen diese Werte teilweise erreicht werden. Aufgrund starker<br />

Korrelation (r S > 0,5; Anh. 2.2) wurden basierend auf ökologischen Überlegungen oder<br />

anhand des Gütemaß R 2 N weitere Variablen ausgeschlossen (Tab. 14).<br />

Tab. 14: Aus weiterem Modellbildungsprozess ausgeschlossene Habitatparameter.<br />

Variable<br />

Grund des Ausschlusses<br />

Geostatistik<br />

Höhe über NN<br />

korreliert<br />

Neigung AUC-Wert


5 Ergebnisse 40<br />

Die bei der multiplen Modellierung aufgenommenen Variablen weisen ebenfalls teilweise<br />

Korrelationen auf (Tab. 15). Wie beim Atlasmodell wurden auch für das Regionalmodell<br />

mittels teilweise manueller Selektion unkorrelierte Variablenkombinationen erstellt.<br />

Tab. 15: Korrelationen unter den bei der multiplen Analyse berücksichtigten Variablen<br />

(Bivariate Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman). Zu den Bezeichnungen der<br />

Variablen siehe Tab. 3.<br />

ST 9 NACH_VEG WS% KS% EINZELB FELS STRUK<br />

ST 9 0,485** -0,285** -0,124 -0,189 0,360** 0,521**<br />

NACH_VEG 0,485** -0,507** 0,087 -0,662** 0,475** 0,467**<br />

WS% -0,285** -0,507** -0,432** 0,764** -0,438** -0,399**<br />

KS% -0,124 0,087 -0,432** -0,530** -0,014 0,029<br />

KR_HE_S -0,150 -0,488** 0,414** 0,005 0,388** -0,241* -0,180<br />

EINZELB -0,189 -0,662** 0,764** -0,530** -0,344** -0,263*<br />

FELS 0,360** 0,475** -0,438** -0,014 -0,344** 0,611**<br />

STRUKTUR 0,521** 0,467** -0,399** 0,029 -0,263* 0,611**<br />

*/** Korrelationen ist auf dem Niveau von p < 0,05/< 0,01 signifikant<br />

grau hinterlegt = aufgrund starker Korrelation sollte nur eine Variable in multiplen Modellen verwendet werden<br />

Für die weitere Analyse wurden zehn Variablen ermittelt (Tab. 16). Angaben zur<br />

Wirkrichtung (positive, negative oder unimodale Korrelation mit dem Vorkommen des<br />

Steinhuhns) und zum Wertebereich sind Tabelle 17 zu entnehmen, die Zusammenhänge<br />

werden in Abbildung 16 und Anhang 2.7 graphisch veranschaulicht.<br />

Tab. 16: Univariate Analyse der bei der weiteren Modellierung berücksichtigten<br />

Variablen. Dargestellt werden Angaben zum Kurvenverlauf (Potenz 1 = sigmoid; Potenz 2<br />

= unimodal), die Signifikanz des Modells und Gütemaße.<br />

Variable Potenz p R 2 N AUC<br />

Geostatstik<br />

Cosinusfunktion Exposition 1


5 Ergebnisse 41<br />

Aus den Bereichen Geostatistik und Nutzung erfüllte jeweils nur eine Variable die<br />

Aufnahmekriterien für die weitere Analyse. Bei der Exposition zeigt sich eine deutliche<br />

Bevorzugung der südlicheren Bereiche (Abb. 16 und Boxplot-Diagramm in Anhang 2.7).<br />

Das Vorkommen des Steinhuhns ist positiv mit der Nutzungsart „Unproduktive<br />

Vegetation“ korreliert (Tab. 17).<br />

Tab. 17: Univariate Analyse der Präsenz-Absenz-Daten. Angegeben sind Median,<br />

Schwankungsbereich und Wirkrichtung der bei der weiteren Modellierung<br />

berücksichtigten Variablen. Zu den Bezeichnungen der Variablen siehe Tab. 3.<br />

Variable Einheit Präsenz Absenz Wirkrichtung<br />

Median min max Median min max<br />

Geostatistik<br />

cos_exp<br />

cosinus des<br />

Bogenmaß -0,92 -1 0,91 0,00 -0,99 0,99 -<br />

Nutzung<br />

N14 vorh./ nicht vorh. ja nein ja nein nein ja +<br />

Vegetation<br />

ST 9 Deckungsgrad 25 0 75 0 0 75 +-<br />

nach_veg Siehe Kap. 4.2.2 2 -2 3 -1 -3 3 +<br />

WS% Deckungsgrad 0 0 3 0 0 95 -<br />

KS% Deckungsgrad 84 20 100 70 0 100 +-<br />

kr_he_s cm 20 8 30 25 0 70 +-<br />

einzelb Anzahl/ ha 0 0 250 75 0 1000 -<br />

Struktur<br />

fels vorh./ nicht vorh. ja nein ja nein nein ja +<br />

struktur Klassen 1-6 4 1 6 2 1 5 +<br />

+ je größer, desto höher Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

- je größer, desto geringer Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

+- unimodaler Kurvenverlauf<br />

Die Ausprägung der Vegetation scheint bei der Frage der Besiedlung durch das Steinhuhn<br />

eine entscheidende Rolle zu spielen. Dies gilt zum einen für die Ausprägung des<br />

Strukturtyps. Optimal scheint dabei der Komplex „Zwergsträucher und niedriges<br />

Gebüsch“ in einer Bedeckung von 75% zu sein (Abb. 16). Einen noch höheren<br />

Erklärungsgehalt (R 2 N = 0,41) weist die Variable „Nachbarvegetation“ auf. Dies deutet<br />

darauf hin, dass nicht nur die Vegetationsausprägung am Beobachtungsort selber wichtig<br />

ist, sondern auch die umgebenden Flächen vorzugsweise einen Strukturtyp aufweisen, der<br />

mit dem Vorkommen des Steinhuhns positiv korreliert ist (vgl. Kap. 4.2.2). Auch der<br />

Deckungsgrad der verschiedenen Vegetationsschichten hat einen Einfluss auf die<br />

Vorkommenswahr-scheinlichkeit der Art (siehe auch Boxplot-Diagramme in Anhang 2.7):<br />

Während sich das Vorhandensein einer Waldschicht eindeutig negativ auswirkt, zeigt das<br />

univariate Modell zur Krautschicht einen vergleichsweise geringeren Einfluss mit einem<br />

optimalen Deckungsgrad von etwa 70%. Den stärksten Zusammenhang (R 2 N = 0,6) mit<br />

dem Vorkommen des Steinhuhns zeigt die „Mittlere Höhe der Krautschicht“.<br />

Probeflächen mit festgestellter Präsenz der Art wiesen Höhen innerhalb des<br />

Schwankungsbereichs von 8 bis 30 cm auf, optimal sind 20 cm (Abb. 16). Der Median der<br />

„Einzelbaumanzahl“ in den Präsenz-Probeflächen liegt bei Null, die Beziehung zum<br />

Vorkommen des Steinhuhns ist negativ (Box-Plots in Anh. 2.7).


5 Ergebnisse 42<br />

Unter den Parametern zur Struktur finden sich unterschiedlich starke Erklärungsgehalte.<br />

Das Vorhandensein von größeren Felsblöcken wirkt sich positiv auf die<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit aus. Einen entscheidenden Einfluss hat mit dem<br />

zweithöchsten Wert für R 2 N (0,42) die Strukturvielfalt des Habitats: Je größer die Vielfalt,<br />

desto günstiger für das Steinhuhn (Abb. 16).<br />

N 14<br />

Fels<br />

ST 9<br />

Nachveg<br />

1<br />

0.8<br />

0. 6<br />

0.4<br />

0. 2<br />

0<br />

0 1<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 1<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

1 2 3 4<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

-3 -1 1 3<br />

1<br />

0. 8<br />

0. 6<br />

0. 4<br />

0. 2<br />

0<br />

Struktur<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Cosinus Exposition<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

-1.0 0.0 1.0<br />

S<br />

N<br />

N14:<br />

0 = Nutzung „Unproduktive Vegetation“<br />

kommt nicht vor<br />

1 = Nutzung „Unproduktive Vegetation<br />

kommt vor<br />

Fels:<br />

0 = keine großen Felsen vorhanden<br />

1 = große Felsen vorhanden<br />

Wald-Deckung (%)<br />

1<br />

0. 8<br />

0. 6<br />

0. 4<br />

0. 2<br />

0<br />

0 8 16 24 32<br />

Höhe der Krautschicht (cm)<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

0 10 20 30 40<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

Kraut-Deckung (%)<br />

0 25 50 75 100<br />

Einzelbäume (Anzahl/ha)<br />

0 125 250 375 500<br />

ST 9 (Zwergsträucher):<br />

1 = Deckungsgrad 0,05<br />

2 = Deckungsgrad 0,5<br />

3 = Deckungsgrad 25<br />

4 = Deckungsgrad 75<br />

Nach_veg:<br />

Summe aus + und – mit dem<br />

Steinhuhnvorkommen korrelierten<br />

Strukturtypen in direkter<br />

Nachbarschaft (s. Kap. 4.2.2)<br />

Srtuktur:<br />

1 = sehr geringe Strukturvielfalt<br />

6 = sehr hohe Strukturvielfalt<br />

Abb. 16: Univariate Regionalmodelle. Auf der X-Achse der Wertebereich der Variablen,<br />

Skalierung in Klammern hinter dem Diagrammtitel oder nebenstehend. Auf der y-Achse<br />

die Vorkommenswahrscheinlichkeiten. X = Beobachtete Werte, mindestens 6 Werte<br />

gemittelt.<br />

5.2.2 Multiple Modelle<br />

Aus dem ermittelten Variablenkatalog wurden alle korrelationsfreien Kombinationen<br />

getestet. Aufgrund der von STEYERBERG et al. (2001) aufgestellten Faustregel, dass pro<br />

Variable im Endmodell etwa zehn Präsenzen im Datensatz vertreten sein sollten (10 EPV<br />

= events per variable), werden nur Modelle berücksichtigt, die im letzten Schritt der


5 Ergebnisse 43<br />

Modellierung weniger als fünf Variablen aufweisen (n Präsenz = 42). In einigen Fällen wies<br />

das Ergebnis der schrittweise rückwärts Modellierung nichtsignifikante Variablen auf. Diese<br />

wurden manuell entfernt. Änderte sich das Vorzeichen des Regressionskoeffizienten einer<br />

Variable gegenüber der univariaten Analyse, so wurden diese Modelle nicht berücksichtigt.<br />

Schlankere Modelle sind auf dieser Skalenebene nur durch eine verringerte Zahl von<br />

Eingangsvariablen erreichbar. Daher wurden für alle Kombinationen von drei<br />

unkorrelierten Variablen Modelle durch vollständig manuelle Selektion erstellt.<br />

Tab. 18: Modellvalidierung. Dargestellt sind die mittels bootstrapping ermittelten<br />

Gütemaße für die verschiedenen Datensätze und die daraus berechneten Korrekturwerte.<br />

Modell R 2 N original R 2 N train | test R 2 N korrigiert AUC original AUC train | test AUC korrigiert<br />

R-1 0,92 0,31 | 0,30 0,91 0,994 0,667 | 0,665 0,992<br />

R-2 0,87 0,66 | 0,64 0,85 0,983 0,868 | 0,864 0,979<br />

R-3 0,80 0,75 | 0,70 0,75 0,964 0,935 | 0,922 0,951<br />

R-5 0,73 0,74 | 0,69 0,68 0,949 0,945 | 0,931 0,935<br />

Bei der Modellvalidierung zeigte sich, dass die Werte der Gütemaße für die Test- und<br />

Trainingdatensätze z.T. erheblich von den Originalmodellen abweichen (Tab. 18). Da sich<br />

der Optimismus beim bootstrapping aus der Differenz zwischen den Gütemaßen des<br />

Trainings- und Testdatensatzes ableitet, fällt dies bei der Betrachtung der korrigierten<br />

Werte zunächst nicht auf. Auffällig ist aber die Anzahl der Fälle, in denen nach der<br />

Erstellung eines „neuen“ Datensatzes überhaupt kein Modell geschätzt werden konnte<br />

(Abb. 17).<br />

R1<br />

R3<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

Abb. 17 : Modellvalidierung mittels bootstrapping: Dargestellt ist der ermittelte Anteil von<br />

300 Iterationen (y- Achse), bei dem die entsprechende Anzahl an Variablen in das Modell<br />

aufgenommen wurde (x-Achse).<br />

In diesen Fällen kommt es zur vollständigen Separation, das heißt, das Modell ist so gut,<br />

dass sämtliche Vorkommen bzw. Nichtvorkommen korrekt prognostiziert werden.<br />

Aufgrund numerischer Probleme kann dann keine Maximierung der Likelihood-Funktion<br />

mehr stattfinden, das Modell kann nicht gerechnet werden. Dies gilt für die Modelle R-1<br />

und R-2. Für die Modelle R-3 bis R-6 wurde aus diesem Grund die Variable „Höhe der<br />

Krautschicht“ aus dem Datensatz entfernt. Dies führt zu immer noch hervorragenden<br />

Gütemaßen, umgeht jedoch die oben beschriebenen numerischen Probleme. In Tabelle 19


5 Ergebnisse 44<br />

werden die Modelle mit AIC < 60 dargestellt. Den geringsten AIC-Wert weist Modell R-3<br />

auf und wird daher als Endmodell angesehen.<br />

Tab. 19: : Multiple Analyse der Regionalmodelle. Dargestellt sind jeweils unkorrelierte<br />

Ausgangskombinationen und die davon berücksichtigten Variablen (fett) sowie die<br />

Gütemaße der einzelnen Modelle. q = quadrierter Term. Zu den Bezeichnungen der<br />

Variablen siehe Tab. 3.<br />

Modell Eingehende<br />

R 2 N AUC Kappa P Kappa %Korrekt<br />

Variablen<br />

(Sens.| Spez.)<br />

AIC C<br />

R-1 cos_exp, N14, ST 9+q,<br />

kr_he_s+q, nach_veg,<br />

KS%+q, fels 0,92 0,994 0,95 0,50 97,7 (97,6 | 97,8) 30<br />

R-2 kr_he_s+q, nach_veg,<br />

struktur 0,87 0,983 0,91 0,42 94,3 (95,2 | 93,3) 38<br />

R-3 cos_exp, N14, ST 9+q,<br />

nach_veg, KS%+q, fels 0,80 0,964 0,86 0,43 91,8 (90,5 | 93,0) 49<br />

R-4 cos_exp, N14, WS%, struktur 0,71 0,937 0,76 0,53 87,1 (92,9 | 81,4) 59<br />

R-5 cos_exp, nach_veg, struktur 0,73 0,949 0,81 0,36 89,4 (88,1 | 90,7) 56<br />

R-6 cos_exp, nach_veg, ST 9+q 0,72 0,939 0,79 0,42 89,4 (88,1 | 90,7) 58<br />

Aus dem Variablenkatalog werden in das Modell R-3 „Exposition“, „Strukturtyp<br />

Zwergsträucher und niedriges Gebüsch“, „Nachbarvegetation“ und „Deckung der<br />

Krautschicht“ aufgenommen. Dies stimmt weitgehend mit den Erkenntnissen aus der<br />

univariaten Analyse überein: Die nicht berücksichtigte Variable „Unproduktive Vegetation“<br />

weist dort den geringsten Erklärungsanteil auf. Die ausgeschlossene Variable „Fels“ zeigt<br />

ebenfalls keinen hohen Erklärungsgehalt, ihr Ausschluss aus dem multiplen Modell<br />

bedeutet keine signifikante Verschlechterung der Modellgüte. In Abbildung 18 ist Modell<br />

R-3 mit den Variablen „Exposition“ und „Nachbarvegetation“ dargestellt. Ergänzend wird<br />

auch Modell R-1 mit den Variablen „Nachbarvegetation“ und „Mittlere Höhe der<br />

Krautschicht“ dargestellt. Da im Modell R-3 keiner der quadrierten Terme im multiplen<br />

Modell berücksichtigt wird, zeigt die Modelloberfläche einen sigmoiden Verlauf. Betrachtet<br />

man die Veränderung der Devianz, die beim Entfernen einzelner Variablen aus dem<br />

multiplen Modell eintreten würde (Anh. 2.8), so wird deutlich, dass die „Exposition“ und<br />

die „Nachbarvegetation“ einen höheren Einfluss ausüben als die restlichen Parameter. Dies<br />

wird auch durch die Responseoberfläche visualisiert, selbst wenn keine „Zwergsträucher<br />

und niedrigen Gebüsche“ auftreten, werden bei günstiger Kombination immer noch Werte<br />

oberhalb des Schwellenwertes (P kappa = 0,43) prognostiziert. Betrachtet man die<br />

Veränderung der Devianz bezüglich Modell R-1, so wird der außerordentlich starke<br />

Zusammenhang zwischen Steinhuhnvorkommen und der „Mittleren Höhe der<br />

Krautschicht“ erkennbar. Dies wird auch in Abbildung 18 deutlich: selbst wenn die<br />

Variablen „Nachbarvegetation“ und „Deckung der Krautschicht“ für das Steinhuhn<br />

optimale Werte annehmen, geht die Vorkommenswahrscheinlichkeit gegen Null, wenn die<br />

Höhe der Krautschicht gleichzeitig unter 8 oder über 32 cm liegt.


5 Ergebnisse 45<br />

Abb. 18: Dreidimensionale Darstellung der Regionalmodelle R-1 (oben) und R-3 (unten).<br />

Auf der x- und y-Achse jeweils ausgewählte Umweltparameter, z-Achse mit<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit. Zu den Bezeichnungen der Variablen siehe Tab. 3. Die<br />

Wahl der dargestellten Variablen richtet sich nach der Änderung der Devianz, die beim<br />

Ausschluss einzelner Variablen aus dem Modell zu erwarten wäre (vgl. Anh. 2.8). Werte<br />

der nicht dargestellten Variablen: R-1: Mittlerer Wert für den Nutzungstyp „Unproduktive<br />

Vegetation“ (0,5). Deckung der Krautschicht: 0% (links), 25% (mitte) und 75% (rechts). R-<br />

3: Durchschnittswert für die Deckung der Krautschicht (50%). Deckung der<br />

„Zwergsträucher und niedrigen Gebüsche“: 0,5% (links), 25% (mitte) und 75% (rechts).<br />

5.3 Vergleich von Atlas- und Regionalmodell<br />

Tabelle 20 gibt Übersicht über diejenigen Habitatparameter, welche in der univariaten<br />

Analyse der beiden Modellebenen jeweils die höchsten Erklärungsgehalte aufweisen. Dabei<br />

ist aufgrund der unterschiedlichen Datenstruktur ein direkter Vergleich der Werte für R 2 N<br />

nicht angebracht. Die Rangfolge der wichtigsten Variablen kann aber durchaus verglichen<br />

werden. Auf der Ebene des Atlasmodells wird dabei der Einfluss der höhenabhängigen<br />

Parameter deutlich. Von den zehn nach R 2 N wichtigsten Variablen weisen sieben mit der<br />

„Medianhöhe“ Korrelationen mit r s > 0,5 auf (vgl. Anh. 2.1). Auf der Regionalebene<br />

dagegen dominieren Strukturparameter.<br />

Sechs bezüglich Inhalt und Skalierung übereinstimmende Variablen mit AUC-Werten > 0,6<br />

sind in beiden Datensätzen vertreten und bieten sich für einen univariaten<br />

Modellvergleich an (Tab. 21). Alle anderen Habitatparameter wurden entweder nur auf<br />

einer Skalenebene bearbeitet, oder genügten nur auf einer Ebene den Gütekriterien. Die<br />

Nutzungsvariablen sind auf der regionalen Skala als binäre Variablen (ja/nein) erfasst,<br />

daher wurden die Werte auf der Atlasebene transformiert (Nutzungsanteil der Rasterfläche<br />

> 50% ergibt Vorkommen, Nutzungsanteil 0,6 mehr erreicht.


5 Ergebnisse 46<br />

Tab. 20: „Rangliste“ der Variablen mit den höchsten R 2 N- Werten. Getrennt für Atlas- und<br />

Regionalmodell. Zu den Bezeichnungen der Variablen siehe Tab. 1 und 3.<br />

Atlasmodell<br />

Regionalmodell<br />

„Rang“ Variable R 2 N Variable R 2 N<br />

1 Höhe über NN (Median der Rasterzelle) 0,24 Abstand vom nächsten Wald 0,64<br />

2 Nutztyp Unproduktive Vegetation (N 14) 0,19 Mittlere Höhe der Krautsch. 0,60<br />

3 Julitemperatur 0,12 Strukturvielfalt 0,42<br />

4 Höhe über NN (Differenz innerh. Rasterz.) 0,12 Nachbarvegetation 0,41<br />

5 Strukturtyp Zwergstr. + Gebüsch (ST 9) 0,12 Nachbarnutzung 0,39<br />

6 Wärmesumme 0,11 Deckungsgrad der Waldschicht 0,38<br />

7 Neigung 0,11 Anzahl der Einzelbäume 0,35<br />

8 Strukturtyp lückige, niedrige Veg. (ST 4) 0,10 Vorhandensein großer Felsen 0,28<br />

9 Sonneneinstrahlung im Juli 0,09 Strukturtyp Zwergstr. und Gebüsch (ST 9) 0,25<br />

10 Wasserbilanz im Juli 0,09 Deckungsgrad der Krautschicht 0,24<br />

11 Niederschläge im Juli 0,08 Exposition (cosinustransformiert) 0,22<br />

12 Nutztyp Alpweiden (N11) 0,08 Nutztyp Unprod. Vegetation (N14) 0,20<br />

13 ST 15 0,08 ST 15 0,20<br />

14 Nutztyp Vegetationslose Flächen (N15) 0,07 Struckturtyp lückige, niedrige Veg. (ST 4) 0,18<br />

Von den sechs übereinstimmenden Variablen unterschied sich in drei Fällen der<br />

Kurvenverlauf zwischen den beiden Modellebenen. Um die Regressionskoeffizienten<br />

vergleichen zu können, wurde jeweils den Verlauf, wie er im Regionalmodell vorliegt<br />

übernommen. Für die beiden Variablen „Exposition“ und „Neigung“ ist davon<br />

auszugehen, dass die Zusammenhänge zum Steinhuhnvorkommen hier genauer<br />

wiedergeben werden (da nicht wie bei der Atlasebene gemittelt wird). Bei der Variablen<br />

„Strukturtyp lückige, niedrige Vegetation“ ändert sich auf der Regionalebene das<br />

Vorzeichen des Regressionskoeffizienten innerhalb des unimodalen Modells gegenüber der<br />

sigmoiden Analyse. In diesem Fall ist vom Gebrauch des quadrierten Terms abzusehen.<br />

Tab. 21: Vergleich der univariaten Modelle der beiden Skalenebenen. Dargestellt werden<br />

Parameter der Regressionsgleichung und Angaben zum Kurvenverlauf (Potenz 1 =<br />

sigmoid; Potenz 2 = unimodal).<br />

ATLAS<br />

REGIONAL<br />

Regressions-<br />

Koeffizient<br />

sigmoid | unimodal<br />

VARIABLE<br />

Potenz<br />

Regressions-<br />

Koeffizient<br />

sigmoid | unimodal<br />

Geostatistik<br />

0,023 | -5,75E-6 Höhe 2 0,008 | -1.91E-6<br />

0,291 | -0,001 Neigung 2 0,177 | -0,002<br />

-0,547 Exposition 1 -1,344<br />

Vegetation<br />

0,054 Lückige, niedrige Vegetation (ST 4) 1 0,075<br />

0,095 | -0,001<br />

Zwergsträucher und niedriges<br />

Gebüsch bis 150 cm (ST 9) 2 0,125 | -0,001<br />

-0,074<br />

Gras-, Hochstauden-, Kraut- oder<br />

Zwergstrauchreiche Laubw. (ST 15) 1 -0,261<br />

Bei den Variablen aus dem Bereich der Geostatistik fallen vor allem Unterschiede<br />

zwischen den beiden Skalenebenen bei „Höhe“ und „Exposition“ auf: Der Einfluss auf das<br />

Vorkommen beim Atlasmodell ist im Falle der Höhe fast dreimal so hoch wie auf der<br />

Regionalebene, bei der Exposition liegt das umgekehrte Verhältnis vor. Ein geringerer


5 Ergebnisse 47<br />

Unterschied ist bei der Variable „Neigung“ festzustellen, hier findet sich der stärkere<br />

Zusammenhang beim Atlasmodell.<br />

Die Unterschiede im Bereich der Vegetation sind insgesamt geringer, wenngleich der<br />

negative Einfluss der „Gras-, Hochstauden-, Kraut- oder Zwergstrauchreichen<br />

Laubwälder“ auf das Regionalmodell über dreimal so hoch ist wie beim Atlasmodell.<br />

Aufgrund dieser Unterschiede bietet sich die Erstellung eines weiteren, „verbesserten“<br />

multiplen Atlasmodells an, welches diese Unterschiede berücksichtigt. Dabei gehe ich<br />

davon aus, dass die Ergebnisse der Freilandkartierung die Realität genauer wiederspiegeln.<br />

Es werden nur Parameter berücksichtigt, deren unterschiedliche Ausprägung auf den<br />

beiden Modellebenen nicht allein durch den Skalenunterschied zu erklären ist. Demnach<br />

bieten sich „Exposition“ und „Gras-, Hochstauden-, Kraut- oder Zwergstrauchreiche<br />

Laubwälder“ für eine Kombination mit dem bisherigen Endmodell A2-1 an, wobei im<br />

letzteren Fall aufgrund starker Korrelation die Variable nicht verwendet wird. Die<br />

Ergebnisse sind in Tabelle 22 und in Anhang 2.5 dargestellt.<br />

Tab. 22: „Verbessertes“ Atlasmodell. Dargestellt sind eingehenden und berücksichtigten<br />

Variablen sowie die Gütemaße der Modelle. q = quadrierter Term. Zu den Bezeichnungen<br />

der Variablen siehe Tab. 1.<br />

Eingehende<br />

Variablen<br />

radjul, neigst, cos_exp<br />

N14, q_N14<br />

Aufgenommene<br />

Variablen<br />

R 2 N AUC Kappa P Kappa AIC<br />

radjul, neigst, cos_exp<br />

N14, q_N14 0,30 0,858 0,33 0,26 656<br />

Vergleicht man die Ergebnisse aus Kapitel 5.1.2 mit denjenigen aus Tabelle 22, so liegen<br />

die Gütemaßen zwischen jenen, welche auf Basis des maximalen Informationsgewinns<br />

erstellt wurden und den „schlankeren“ Modellen auf Basis der AUC-Werte > 0,7. Der<br />

AIC-Wert liegt dabei niedriger als beim bisherigen Endmodell A2-1.<br />

Bei einem multiplen Modellvergleich unter Verwendung gleich skalierter Parameter<br />

können die meisten Gütemaße direkt verglichen werden. Die Variable „Höhe“ wird dabei<br />

nicht berücksichtigt, da sie beim Atlasdatensatz mit sämtlichen Vegetationsparametern<br />

stark korreliert. Die Ergebnisse sind in Tabelle 23 und Abbildung 19 dargestellt.<br />

Tab. 23: Multipler Modellvergleich. Dargestellt sind die eingehenden und<br />

berücksichtigten Variablen sowie die Gütemaße der Modelle. Für das Regionalmodell<br />

wurde der AIC- Wert unter Berücksichtigung der Stichprobengröße errechnet (AIC c ). q =<br />

quadrierter Term. Zu den Bezeichnungen der Variablen siehe Tab. 1.<br />

Modell<br />

Atlas<br />

Regional<br />

Eingehende<br />

Variablen<br />

neig+q, cos_exp, ST 4,<br />

ST 9+q, ST 15<br />

neig+q, cos_exp, ST 4,<br />

ST 9+q, ST 15<br />

Aufgenommene<br />

Variablen<br />

R 2 N AUC Kappa P Kappa AIC<br />

q_neig, cos_exp, ST<br />

4, ST 9+q, ST 15 0,24 0,821 0,28 0,21 699<br />

cos_exp, ST 4, ST<br />

9+q, ST 15 0,65 0,895 0,67 0,69 72<br />

Im Atlasmodell wird bis auf den sigmoiden Term der „Neigung“ keine Variable bei der<br />

rückwärts schrittweisen Modellierung ausgeschlossen. Im Regionalmodell dagegen wird die


5 Ergebnisse 48<br />

„Neigung“ überhaupt nicht berücksichtigt. Die Werte für R 2 N sind aufgrund der<br />

unterschiedlichen Ausgangsdatensätze nicht direkt vergleichbar, die AUC-Werte liegen<br />

jeweils im Bereich einer guten Modelldiskriminierung, während für Kappa und P Kappa die<br />

Werte im Falle des Regionalmodells deutlich höher liegen. Wie aus Abbildung 19<br />

ersichtlich, werden bei gleichen Vorraussetzungen beim Regionalmodell eher Vorkommen<br />

prognostiziert als beim Atlasmodell.<br />

Abb. 19: Dreidimensionaler Vergleich multipler Modelle der beiden Skalenebenen<br />

Atlasmodell (links) und Regionalmodell (rechts). Auf der x- und y-Achse jeweils<br />

ausgewählte Umweltparameter, z-Achse mit Vorkommenswahrscheinlichkeit. Zu den<br />

Bezeichnungen der Variablen siehe Tab. 1. Werte der nicht dargestellten Variablen:<br />

Atlasmodell: „Neigung“ = Durchschnittswert, Deckungsgrad der „Lückigen, niedrigen<br />

Vegetation“ = 75%, Deckungsgrad der „Gras-, Hochstauden-, Kraut- oder<br />

Zwergstrauchreichen Laubwälder“ = 20%. Regionalmodell: Deckungsgrad der „Lückigen,<br />

niedrigen Vegetation“ = 75%, Deckungsgrad der „Gras-, Hochst.-, Kraut- oder<br />

Zwergstrauchreichen Laubw.“ = 20%.<br />

Ein Vergleich der Regressionskoeffizienten der beiden Modelle (Tab. 24), offenbart weitere<br />

Unterschiede zwischen den beiden Skalenebenen.<br />

Tab. 24: Regressionskoeffizienten der multiplen Modelle zum Skalenvergleich.<br />

Variable Atlasmodell Regionalmodell<br />

sigmoid unimodal sigmoid unimodal<br />

Exposition -0,534 - -2,190 -<br />

Lückige, niedrige Vegetation (ST 4) 0,026 - 0,070 -<br />

Zwergsträucher und niedriges Gebüsch bis<br />

150 cm (ST 9) 0,059 -0,001 0,149 -0,001<br />

Gras-, Hochstauden-, Kraut- oder<br />

Zwergstrauchreiche Laubwälder (ST 15) -0,051 - -0,260 -<br />

Der Vergleich zeigt für alle Variablen beim Regionalmodell einen eindeutig stärkeren<br />

Einfluss auf das Vorkommen des Steinhuhns. Am deutlichsten wird dies bei den<br />

Parametern „ST 15“ und „Exposition“, wo der jeweils negative Zusammenhang auf der<br />

kleineren Skalenebene bis zu fünfmal stärker ist.


5 Ergebnisse 49<br />

Um eine Einschätzung über die Informationsverluste zu gewinnen, welche auf der<br />

Atlasskala durch die Mittelung der Daten auf die gesamte Rasterfläche entstehen, übertrug<br />

ich für die geostatistischen Parameter die Rasterdaten der jeweiligen Kilometerquadrate auf<br />

die Probepunkte im Tessin. Anhand der im Feld gemessenen Werte konnte so der „Fehler“<br />

ermittelt werden. In Tabelle 25 sind die Werte vergleichend aufgeführt.<br />

Tab. 25: Vergleich der geostatistischen Parameter zwischen Rasterdaten und eigenen<br />

Erhebungen für alle Probeflächen im Tessin (n = 87). Dargestellt werden Parameter der<br />

Regressionsgleichung (Signifikanz des Modells) und Gütemaße.<br />

Variable Ergebnisse der<br />

Freilandkartierung<br />

Ergebnisse nach Übertragung<br />

der Rasterdaten<br />

p R 2 N AUC p R 2 N AUC<br />

Höhe 0,013 0,13 0,752 0,341 0,03 0,685<br />

Neigung 0,028 0,11 0,672 0,096 0,07 0,489<br />

Exposition


5 Ergebnisse 50<br />

Die räumliche Verteilung der Probeflächen hat in allen Modellen einen Einfluss. Dieser<br />

liegt aber in keinem Fall über demjenigen, welcher durch die untersuchten<br />

Umweltparameter bestimmt wird. Es fällt allerdings auf, dass das Atlasmodell die<br />

Variabilität der abhängigen Variable (das Vorkommen des Steinhuhns) zu über 60%<br />

überhaupt nicht erklären kann. Das Regionalmodell dagegen kann einen Anteil von<br />

ebenfalls 60% alleine durch die Umweltparameter erklären. Die Veränderung der<br />

Ergebnisse, die mit einer Trendoberfläche dritten Grades gegenüber derjenigen zweiten<br />

Grades erreicht werden, sind minimal.<br />

Die Ergebnisse der Berechnung der Moran´s I-Werte sind in Tabelle 27 dargestellt. Der<br />

angegebene Z-Wert bezieht sich auf die Annahme einer Standard-Normalverteilung.<br />

Tab. 27: Moran´s I – Statistik. Dargestellt wird das theoretische Mittel E (I), der Wert für<br />

Moran´s I, die Wirkrichtung der Korrelation und die Signifikanz (Signifikanzniv. α = 0,05).<br />

Modell E (I) Moran´s I Korrelation Z-Wert<br />

A2-1 -0,00067 0,011289 + 9,43<br />

R3 -0,0116 -0,011181 + 0,06<br />

Trendumweltmodell A2-1 -0,00067 0,000336 + 0,80<br />

Trendumweltmodell R3 -0,0116 -0,011961 - -0,00<br />

Beim Atlasmodell ist aufgrund der Z-Werte > 1,96 von räumlicher Autokorrelation<br />

auszugehen. Um zu überprüfen, ob dies einen entscheidenden Einfluss auf die Parameter<br />

innerhalb des Modells hat, bietet sich ein Vergleich der Regressionskoeffizienten an. Sind<br />

die Werte innerhalb des Umweltmodells und des Trendumweltmodells gleich oder ähnlich,<br />

kann davon ausgegangen werden, dass der Einfluss der räumlichen Autokorrelation gering<br />

ist. Wie aus Tabelle 28 ersichtlich, unterscheiden sich die Regressionskoeffizienten nur<br />

wenig, lediglich der Koeffizient der „Neigung“ liegt beim Umweltmodell etwas höher als<br />

beim Trendumweltmodell.<br />

Tab. 28: Vergleich der Regressionskoeffizienten von Umweltmodell und Trendumweltmodell.<br />

Variable Regressionskoeffizient A2-1<br />

(Umweltmodell)<br />

Regressionskoeffizient<br />

Trendumweltmodell<br />

Sonneneinstrahlung im Juli 0,001 0,001<br />

Nutzung „Unproduktive Vegetation“ 0,123 0,110<br />

Quadrierter Term -0,002 -0,001<br />

Neigung 0,236 0,190


5 Ergebnisse 51<br />

5.5 Überlegungen zur Klimaveränderung<br />

Die Ergebnisse der Berechnung zur Flächengröße, welche dem Steinhuhn zukünftig<br />

potentiell als Sommerlebensraum zur Verfügung stehen könnte, sind in Tabelle 29<br />

aufgeführt. Abbildung 20 zeigt Kartendarstellungen für zwei Szenarien, Karten für alle<br />

Szenarien finden sich in Anhang 2.10.<br />

Tab. 29: Angaben zur Größe der Fläche, welche bei unterschiedlichen Klimaszenarien<br />

oberhalb der potentiellen Waldgrenze liegt.<br />

Szenario<br />

Heutige potentielle Waldgrenze nach WELTEN &<br />

SUTTER (WOHLGEMUTH 1993)<br />

Waldfreie Fläche (ohne<br />

Fels und Eis)<br />

6217 km 2<br />

Heutige potentielle Waldgrenze auf Grundlage<br />

4963 km 2<br />

der 9,5° Juliisotherme<br />

2030- 2050 schwaches Szenario 2567 km 2<br />

2030- 2050 starkes Szenario 765 km 2<br />

2100 schwaches Szenario 317 km 2<br />

2100 starkes Szenario 11 km 2<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Methoden bei der Festlegung der potentiellen Waldgrenze<br />

ist die als waldfrei angesehene Fläche nach WOHLGEMUTH (1993) um über 1000 km 2<br />

größer als diejenige auf Grundlage der 9,5° Juliisotherme (jeweils nach Abzug der von Fels<br />

und Eis dominierten Bereiche). Bereits beim Szenario für den Zeitraum 2030 bis 2050 liegt<br />

diese Fläche - geht man vom maximalen Temperaturanstieg aus - unter 1000 km 2 .<br />

Aufgrund des langfristigen Szenarios sind sogar weniger als 1% der Landesfläche zu<br />

erwarten. Möglich ist auch das völlige Verschwinden des potentiellen Sommerlebensraumes<br />

des Steinhuhns innerhalb der nächsten 100 Jahre (11 km 2 im Jahr 2100, unter Annahme der<br />

maximalen Klimaerwärmung).<br />

Abb. 20: Karten zur potentiellen Waldgrenze bei unterschiedlichen Klimaszenarien.<br />

Links: Heutige Situation auf Grundlage der 9,5° Juliisotherme, rechts: starkes Szenario<br />

für das Jahr 2030 bis 2050, ebenfalls auf Basis der 9,5° Juliisotherme.


6 Diskussion 52<br />

6 Diskussion<br />

6.1 Diskussion der Methoden<br />

6.1.1 Probeflächendesign<br />

Beim Probeflächendesign muss zwischen den beiden Skalenebenen unterschieden werden.<br />

Beim Atlasmodell war die Wahl der Probeflächen durch die Kartierung zum<br />

Brutvogelatlas vorgegeben. Die Verteilung der Probeflächen in den Atlasquadraten<br />

(landesweites 10 x 10 km-Raster) repräsentiert die Verteilung der Nutzungs- und<br />

Vegetationstypen, Höhenlage und Exposition, welche diese in den Atlasquadraten<br />

einnehmen (SCHMID et al. 1998). Dies entspricht weitgehend der von SCHRÖDER &<br />

REINEKING (2004a) geforderten Stratifizierung bei der Probeflächenwahl. Allerdings sind<br />

die für das Steinhuhn relevanten Bereiche mit hohem Anteil an steilen Partien im Gebirge<br />

wohl unterrepräsentiert (SCHMID et al. 1998). Die ebenfalls von SCHRÖDER & REINEKING<br />

(2004a) geforderte zufällige Verteilung der Probeflächen war aufgrund der topographischen<br />

Verhältnisse nicht anwendbar (SCHMID et al. 1998).<br />

Die räumliche Verteilung der Probeflächen wurde zwar berücksichtigt (SCHMID et al.<br />

1998), wie die Ergebnisse der Moran´s I Statistik ergeben (Kap. 5.4), liegt aber beim<br />

Endmodell räumliche Autokorrelation vor. Der Vergleich der Regressionskoeffizienten<br />

zwischen Atlasmodell und Trendumweltmodell zeigt jedoch, dass die vorliegende<br />

räumliche Autokorrelation keinen entscheidenden Einfluss auf die Modellierung hat. Eine<br />

weitere Berücksichtigung der räumlichen Autokorrelation in der Modellierung wie in<br />

SCHRÖDER (2000) wurde daher nicht vorgenommen. Für eine Modellübertragung auf<br />

andere Regionen halten FIELDING & BELL (1997) dies auch nicht für notwendig. Auch die<br />

Ergebnisse der Trendoberflächen-Analyse (Tab. 26) belegen den geringen Einfluss, den die<br />

räumliche Verteilung ausübt.<br />

Die Flächengröße von 1 x 1 km ist für den landesweiten Maßstab geeignet. Größere<br />

Einheiten würden vor allem bei den erklärenden Variablen durch die Mittelung der Werte<br />

(insbesondere der höhenabhängigen Parameter) zu falschen Interpretationen führen. Mit<br />

der Größe der Rasterfläche steigt auch die Wahrscheinlichkeit eines Vorkommens der<br />

untersuchten Art. Ein einziges Vorkommen in einem kleinen Teil der Probefläche mit<br />

günstigen Bedingungen für die Art weist dann der gesamten Rasterzelle ein Vorkommen<br />

zu. Kleinere Einheiten auf nationaler Ebene würden dagegen den Erfassungsaufwand<br />

sprengen. Daher wurde zur Klärung kleinskaliger Habitatansprüche eine Strukturkartierung<br />

im Tessin durchgeführt, welche einen Vergleich der Skalenebenen ermöglicht.<br />

Die Anzahl der Stichproben ist mit 1487 als absolut ausreichend anzusehen. Neben der<br />

absoluten Probenanzahl kommt der Anzahl der Probeflächen mit Vorkommen des<br />

Untersuchungsgegenstandes eine besondere Bedeutung zu. BACKHAUS et al. (2000)<br />

sprechen von einer absoluten Untergrenze für die abhängige Variable von n = 50, gute<br />

Werte erreiche man ab n = 100. STEYERBERG et al. (2001) differenzieren dies noch weiter,


6 Diskussion 53<br />

indem sie die Anzahl der benötigten Vorkommen auf die Anzahl der Variablen im<br />

multiplen Modell beziehen. Dabei sollten für jede Variable im Endmodell mindestens 10<br />

Vorkommen im Datensatz vorhanden sein. All diese Kriterien werden im Atlasmodell<br />

erfüllt. Problematisch ist jedoch die ungleiche Verteilung auf Vorkommen und<br />

Nichtvorkommen. Bei einem Verhältnis von 122 : 1365 sind schwellenwertabhängige<br />

Gütemaße als nicht zuverlässig einzustufen. Um aber die Information aus allen<br />

unterschiedlichen Probeflächen zum Nichtvorkommen in der Modellierung<br />

berücksichtigen zu können, wurde von einer Reduzierung der Absenz-Daten abgesehen.<br />

Beim Regionalmodell waren die Probeflächen im Falle der Präsenz-Daten ebenfalls<br />

vorgegeben. Der räumliche Zusammenhang zu den Untersuchungsflächen mit<br />

Nichtvorkommen war teilweise schwierig einzuhalten. Auch wären mehr Nullquadrate<br />

oberhalb der Baumgrenze wünschenswert gewesen. Um kleinskalig die Ursachen der<br />

Habitatselektion zu untersuchen, eignen sich Lebensräume, die nach vorhandenem Wissen<br />

zumindest potentiell besiedelbar erscheinen besser, als offensichtlich gemiedene Bereiche<br />

(SCHRÖDER, mündl. Mitt.). Aufgrund meines begrenzten Freiland-Einsatzes war die<br />

gewählte Methode aber die einzige Möglichkeit standardisiert erhobene Absenz-Daten zu<br />

erhalten.<br />

Da die Untersuchungsgebiete festgelegt waren, konnte keine stratifizierte<br />

Probeflächenverteilung erfolgen. Der Forderung nach zufälliger Verteilung konnte im<br />

Gegensatz zum Atlasmodell hier entsprochen werden. In einigen Fällen konnte allerdings<br />

die vorgegebene Reihenfolge bei der Strukturkartierung (Kap. 4.2.1) aus logistischen<br />

Gründen (Erreichbarkeit) nicht eingehalten werden. Räumliche Autokorrelation spielt auf<br />

dieser Ebene keine Rolle (Kap. 5.4).<br />

Einige Variablen kamen nur in wenigen Aufnahmen vor und konnten daher nicht in der<br />

Auswertung berücksichtigt werden. Dies ist im Falle der Parameter „Aufgelöster Wald“<br />

und „Gebüschwald“ bedauerlich, da hier der Vergleich zwischen Atlas und Regionalmodell<br />

besonders interessant gewesen wäre. Da diese Parameter an den Aufnahmeorten (sowohl<br />

Vorkommen wie Nichtvorkommen) so selten vertreten waren, kann davon ausgegangen<br />

werden, dass sie auf der Skalenebene des Regionalmodells keinen Einfluss ausüben.<br />

Die Frage nach der optimalen Probeflächengröße stellt sich auf dieser Ebene<br />

differenzierter. Die Probleme bei zu groß gewählten Flächen wurden im Zusammenhang<br />

mit dem Atlasmodell bereits erwähnt. Auch zu kleine Probeflächen können problematisch<br />

werden, da sich der Lebensraum mobiler Arten nicht auf einen Punkt beschränkt.<br />

Da die Modelle für das Teilhabitat Brutgebiet gelten sollen, ist die Habitatgröße zu diesem<br />

Zeitraum maßgeblich. HAFNER (1994) und ZBINDEN & SALVIONI (2003) geben<br />

übereinstimmend etwa 10 ha genutzte Fläche an, die tatsächlich verteidigte Reviergröße<br />

liegt noch darunter (300 m im Durchmesser nach HAFNER (1994)). Ob die Habitatqualität<br />

insgesamt mehr durch die Eignung als Brutrevier, oder auch durch das Ressourcenangebot<br />

für adulte Tiere bestimmt wird, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Insgesamt<br />

ist relativ wenig über das Brutverhalten des Steinhuhns bekannt, weshalb eine spezielle


6 Diskussion 54<br />

Berücksichtigung möglicher Brutparameter nicht erfolgte. Die zur Brutzeit festgestellten<br />

Lautäußerungen können neben der Revierabgrenzung auch dem Zusammenführen der<br />

Partner dienen. Anders als die Raufußhühner lebt das Steinhuhn während der Brutzeit aber<br />

monogam (ZBINDEN & SALVIONI 2003), ein revierverteidigender Hahn deutet also auf eine<br />

brütende Henne hin. Im gesamten Frühjahr verbleiben die Tiere außerdem im engeren<br />

Brutgebiet (GLUTZ et al. 1973). Die Phase der Reviermarkierung konzentriert sich dabei<br />

auf den Zeitraum zwischen April und Juni (ZBINDEN & SALVIONI 2003).<br />

Entscheidend bei der Wahl der Probeflächengröße ist letztlich die Homogenität der Fläche.<br />

Für jeden Habitatparameter sollte nur ein Wert gelten, keine Mittelwerte, wie sie beim<br />

Atlasmodell verwendet wurden.<br />

Der Einfluss, den die Umgebung auf die Anwesenheit von Individuen an einem Punkt<br />

ausübt, wurde durch die Berechnung der beiden Terme „Nachbarnutzung“ und<br />

„Nachbarvegetation“ berücksichtigt und zeigt eine hohe Wirkung (Abb. 16).<br />

Mit 87 Stichproben im Falle des Regionalmodells werden nicht alle der oben<br />

beschriebenen Kriterien erfüllt, eine ausreichende Genauigkeit ist aber gewährleistet und<br />

mit einem Verhältnis von 42 : 45 zwischen Flächen mit Präsenz und Absenz des<br />

Steinhuhns liefern auch schwellenwertabhängige Verfahren verlässliche Werte.<br />

6.1.2 Datenerhebung<br />

Bei der Datenerhebung müssen die beiden Modellebenen ebenfalls getrennt betrachtet<br />

werden. Die Erfassung der abhängigen Variable beim Atlasmodell orientierte sich vor<br />

allem an der Minimierung des Erfassungsaufwandes um das Großprojekt eines nationalen<br />

Brutvogelatlas überhaupt durchführen zu können. Daher wurden verbreitete Arten pro<br />

Kilometerquadrat nur in jeweils einem Jahr an zwei oder drei Terminen kartiert. Dies ist<br />

zur Feststellung der Art ausreichend, für eine Revierkartierung empfehlen BIBBY et al.<br />

(1995) aber bis zu acht Begehungen. Für die Feststellung von Nichtvorkommen ist die<br />

Methode als ungenügend zu bezeichnen. Entsprechende Monitoringprogramme für alle<br />

potentiell besiedelbaren Bergregionen sind aber nicht durchführbar. Dabei handelt es sich<br />

allerdings um ein generelles Problem der Habitatmodellierung, zumal nach CAPEN (1986)<br />

auch nie mit absoluter Sicherheit von einem Nichtvorkommen auf ein tatsächlich<br />

ungeeignetes Habitat geschlossen werden kann. Durch die Verteilung der<br />

Kilometerquadrate auf die ganze Schweiz ist aber eine ausreichende Repräsentanz<br />

gesicherter Nichtvorkommen gewährleistet. Auch die wenigen Kilometerquadrate mit<br />

Präsenz des Steinhuhns reichen aus, um signifikante Unterschiede bezüglich der<br />

Ausprägung der Umweltfaktoren in den von der Art genutzten und gemiedenen Bereichen<br />

zu erhalten.<br />

Trotz der hohen Anzahl der untersuchten, erklärenden Habitatparameter kann nicht<br />

ausgeschlossen werden, dass entscheidende Faktoren übersehen wurden. Ein Faktor, der<br />

die räumliche Verteilung beeinflusst, ist der Isolationsgrad. Gerade an der Peripherie des<br />

Verbreitungsgebietes ist der Einfluss der Isolation hoch einzuschätzen und kann in


6 Diskussion 55<br />

Verbindung mit den Dispersionseigenschaften der Art die Nicht-Besiedlung potentieller<br />

Habitate verursachen. Diese Zusammenhänge sind nur durch Verknüpfung mit<br />

populationsdynamischen Ansätzen zu räumlich expliziten Simulationsmodellen (z.B. bei<br />

SCHRÖDER (2000)) einbeziehbar, was den Rahmen der vorliegenden Arbeit aber<br />

überschritten hätte. Die Niederschläge wären in die Modellierung besser als Anzahl der<br />

Regentage eingegangen. Im Tessin fallen an wenigen Tagen große Mengen an Regen.<br />

Werden nur die Regensummen berücksichtigt, wird der Vergleich beispielsweise mit dem<br />

Wallis verzerrt (EGGENBERG 1995).<br />

Variablen, die in Anteilen von insgesamt 100% erfasst sind (Nutzungstypen), bringen das<br />

statistische Problem mit sich, dass die einzelnen Teile nicht voneinander unabhängig sind.<br />

Dieses könnte durch die Zuweisung eines Eignungswertes für jeden Typ umgangen<br />

werden, welcher mit dem Flächenanteil multipliziert wird. Die Summe dieser Produkte gilt<br />

dann als Index für die Habitatqualität der Umgebung. Da dies aber zu Schwierigkeiten bei<br />

der ökologischen Interpretation führt, verzichtete ich auf diese Methode. Die Angaben zu<br />

den Habitatparametern sind in fast allen Fällen Mittelwerte der unterschiedlichen Werte<br />

einer Rasterzelle. Die daraus resultierende Ungenauigkeit zeigte sich besonders bei der<br />

Exposition im Vergleich mit den gemessenen Werten der Freilanderfassung. Dies kommt<br />

durch kleine Anteile von für das Steinhuhn geeigneten Bereichen an einem ansonsten<br />

ungünstigen Kilometerquadrat zustande und gilt für viele Parameter.<br />

Die Erfassung der abhängigen Variable beim Regionalmodell erfolgte mittels Verhören<br />

durch verschiedene Kartierer in den Jahren 1980-2001. Auf die Problematik, dass nicht alle<br />

Lautäußerungen ausschließlich der Revierabgrenzung dienen, wurde bereits hingewiesen.<br />

Eine Garantie, dass die Absenz-Flächen tatsächlich nicht vom Steinhuhn besiedelt sind,<br />

kann nicht gewährleistet werden. Bestandsaufnahmen am schwer zu entdeckenden<br />

Steinhuhn (HAFNER 1994) sind methodisch schwierig und aufwändig (ZBINDEN &<br />

SALVIONI 2003). Gesicherte Kenntnisse über Nichtvorkommen, Bestandsgrößen oder<br />

Bewegungsradius der Art, ließen sich nur durch standardisierte Kartierungen mit<br />

Klangatrappen (BERNARD-LAURENT & LAURENT 1984, HAFNER 1994, BERNARD-<br />

LAURENT & LÉONARD 2000), dem Einsatz von Spürhunden (BOCCA 1990, HAFNER 1994,<br />

BERNARD-LAURENT & LÉONARD 2000) oder dem Einsatz besenderter Tiere (Telemetrie,<br />

z. B. bei HAFNER (1994)) erhalten. Wie beim Atlasmodell, gewährleistet aber die<br />

Reduzierung des Datensatzes auf die Monate April bis Juli bei der monogam lebenden Art<br />

einen Zusammenhang zwischen Lautäußerung und Brutrevier.<br />

Aufgrund der langen Zeitspanne, welche zwischen den ältesten berücksichtigten<br />

Steinhuhn-Beobachtungen und der Auswertung liegt, können mögliche Veränderungen<br />

eine Verzerrung der Datengrundlage verursachen. Die Verbuschung war nach meiner<br />

Ansicht an einigen der älteren Beobachtungspunkte weit vorangeschritten und eine<br />

andauernde Präsenz der Art daher fraglich. Da ich aber keine messbare Grundlage zum<br />

Ausschluss solcher Flächen hatte, gingen diese Probeflächen ungewichtet in die


6 Diskussion 56<br />

Berechnung ein. In den meisten Gebieten werden die Vorkommen durch Beobachtungen<br />

aus verschiedenen Jahren bestätigt.<br />

Bei den erklärenden Variablen könnten wichtige Parameter übersehen worden sein.<br />

Klimatische Parameter kontinuierlich im Feld zu erfassen, war logistisch nicht möglich.<br />

Durch die Auswertung der Expositionsdaten kann zumindest die Bevorzugung warmtrockener<br />

Südlagen gezeigt werden. Durch den umfangreichen Variablenkatalog ist es<br />

insgesamt unwahrscheinlich, dass entscheidende Faktoren nicht berücksichtigt wurden.<br />

Auch auf der Ebene des Regionalmodells spielen populationsbiologische Faktoren eine<br />

Rolle. Der Einfluss ist dabei ähnlich wie beim Atlasmodell. Das Problem der gemittelten<br />

Werte stellt sich auf dieser Skalenebene weniger, da die Flächen in der Regel homogen<br />

waren. Spezielle Brutparameter konnten nicht erhoben werden (s.o.) und auch das<br />

Nahrungsangebot konnte aufgrund fehlender Spezialisierung der Art (vgl. Kap. 3) nicht<br />

über direkte Parameter quantifiziert werden.<br />

6.1.3 Datenauswertung<br />

Das Verfahren der logistischen Regression zur Erstellung von Habitatmodellen gilt<br />

allgemein als robust (MORRISON et al. 1998, KLEYER et al. 1999). MANEL et al. (1999)<br />

wenden allerdings ein, dass das Verfahren anfällig für zufällige Signifikanzen ist. Aufgrund<br />

des umfangreichen Variablenkataloges und der ausreichenden Anzahl an Stichproben, ist<br />

dies aber unwahrscheinlich. Darüber hinaus erfolgt für alle signifikanten Zusammenhänge<br />

eine Diskussion der ökologischen Plausibilität. Letztlich können Habitatmodelle die<br />

Realität aber nie vollständig wiedergeben und ein gut ausgebildeter lokaler Experte kann die<br />

Prognosegüte in vielen Fällen übertreffen (SCHRÖDER 2000). Robuste Habitatmodelle<br />

eignen sich aber für eine räumliche Übertragung der Modelle und garantieren Objektivität<br />

in der Naturschutzpraxis.<br />

Aufgrund der Vielzahl korrelierter Variablen konnten einige signifikante Parameter nicht<br />

gemeinsam in multiplen Modellen verwendet werden oder wurden ganz aus der weiteren<br />

Analyse ausgeschlossen. Durch eine Hauptkomponentenanalyse, wie sie z.B. von LI et al.<br />

(1997) oder MASSOLO & MERIGGI (1998) durchgeführt wurde, ließe sich die<br />

unterschiedliche Information der korrelierten Parameter in der multiplen Modellierung<br />

verwenden. Aufgrund der dabei entstehenden Schwierigkeiten bei der ökologischen<br />

Interpretation wurde allerdings auf diese Möglichkeit der Verbesserung der Modellgüte<br />

verzichtet.<br />

6.2 Diskussion der Ergebnisse<br />

6.2.1 Ökologische Interpretation<br />

Bei der ökologischen Interpretation geht es um die Zusammenhänge zwischen<br />

Habitatparametern und Steinhuhnvorkommen. Als Habitat einer Art wird ein Bereich<br />

bezeichnet, in dem aufgrund seiner spezifischen Kombination von Ressourcen (wie


6 Diskussion 57<br />

Nahrung oder Versteckmöglichkeiten) und Umwelteinflüssen (wie Temperatur oder<br />

Niederschlag), die Ansiedlung von Individuen oder Populationen möglich ist (MORRISON<br />

et al. 1998). Für das Überleben der Art sind natürlich auch die Jungenaufzuchtgebiete<br />

(ZBINDEN, mündl. Mitt.) oder die Schutzmöglichkeiten im Winter von Bedeutung, für<br />

diese müssten aber gesonderte Modelle erstellt werden. Ob die Brutzeit-Modelle den für<br />

das Überleben der Art entscheidenden Zeitraum repräsentieren, ist aber nicht sicher.<br />

BERNARD-LAURENT & LÉONARD (2000) zeigen aber durch Modellierung, dass neben der<br />

Überlebensrate der Jungvögel der Bruterfolg die Wachstumsrate beim Steinhuhn am<br />

meisten beeinflusst.<br />

Atlasmodell<br />

Bei der univariaten Analyse wurden 15 Variablen aus verschiedenen Gründen nicht<br />

weiter berücksichtigt, davon genügten neun den Aufnahmekriterien nicht. Bei einigen<br />

dieser Parameter wurde ein stärkerer Einfluss auf das Steinhuhnvorkommen erwartet. Die<br />

Exposition gilt allgemein als wichtiger Faktor bei der Habitatwahl des Steinhuhns. Die<br />

„Sinustransformierte Exposition“ repräsentiert dabei den Ost-West-Gradienten. In der<br />

Literatur existieren dazu widersprüchliche Angaben. So spricht LÜPS (1980) von einer<br />

hochsignifikanten Bevorzugung von SE und E gegenüber SW und W, ZBINDEN (1984)<br />

und HAFNER (1994) kamen dagegen zu dem Ergebnis, dass SW-Hänge eher besiedelt<br />

werden. In der vorliegenden Arbeit wird ebenfalls eine Bevorzugung der westlichen<br />

Richtungen festgestellt (vgl. Vorzeichen des Regressionskoeffizienten in Anh. 2.3), der<br />

Zusammenhang zum Steinhuhnvorkommen ist aber nicht stark. Der Nutzungstyp<br />

„Maiensässe, Heualpen und Bergwiesen“ scheint den Strukturen, deren Verschwinden<br />

ZBINDEN (1984) und GLUTZ et al. (1973) als Verlust an Brutlebensraum bewerten, zu<br />

entsprechen. Bei genauerer Betrachtung der Definition der Nutzungstypen (Anhang 1.3)<br />

fällt aber auf, dass eher die „Alp- und Juraweiden“ das für die Art günstige Mosaik aus<br />

offenen Flächen, Felsen und Büschen aufweisen. Niedrige Vegetation ist zwar in allen<br />

Brutgebieten der Art vertreten (HAFNER 1994), die Auswertung der Strukturkartierung für<br />

das Regionalmodell zeigt aber, dass eine zu hohe Deckung der Krautschicht negativ mit<br />

dem Vorkommen des Steinhuhns zusammenhängt (Abb. 16). Die geringe Modellgüte des<br />

Parameters „Dichte, niedrige Vegetation“ ist somit verständlich. Die relativ schwachen<br />

Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Waldtypen und dem Vorkommen der Art<br />

kommen eventuell durch deren Höhenverbreitung zustande. So können gerade in<br />

Kilometerquadraten mit großer Höhenamplitude an der oberen Grenze Steinhühner<br />

vorkommen, während die unteren Bereiche bewaldet sind. Dadurch wird der an sich<br />

negative Zusammenhang zwischen Waldtyp und Steinhuhn (vgl. Anh. 2.3) weniger<br />

deutlich.<br />

Sechs weitere Variablen wurden wegen Korrelation mit anderen Parametern<br />

ausgeschlossen. Die Parameter „Bewölkungsgrad im Juli“ und „Niederschlagssumme im<br />

Juli“ werden durch die „Wasserbilanz im Juli“ vertreten. Der Zusammenhang zum<br />

Steinhuhnvorkommen ist für letztgenannte stärker. Die Variable wird auch von BOLLIGER


6 Diskussion 58<br />

et al. (2000) anstelle des mittleren Niederschlags verwendet. Die Höhenparameter „Mittlere<br />

Höhe“ und „Höhendifferenz“ weisen zwar sehr hohe Erklärungsgehalte auf, sind aber mit<br />

einer Vielzahl an anderen Variablen korreliert (vgl. Anh. 2.1). Außerdem übt die Höhe<br />

keinen direkten Einfluss auf das Steinhuhn aus. Gelegefunde in der Schweiz sind von 400-<br />

2400 m über NN belegt (LÜPS 1980), entscheidend sind also andere Parameter. Klima,<br />

Nutzung und Vegetationsausprägung werden durch die Höhe beeinflusst, die vom<br />

Steinhuhn bevorzugten Strukturen und damit auch die meisten Vorkommen finden sich in<br />

einer bestimmten Höhenlage (1700-2200m, vgl. auch Anh. 2.9). An Orten, wo die<br />

Strukturtypen „Vegetationsarm oder Vegetationslos“ und „Lückige, niedrige Vegetation“<br />

auftreten, entspricht die Nutzung mit erhöhter Wahrscheinlichkeit dem Typ<br />

„Unproduktive Vegetation“. Da letzterer Nutzungstyp in der univariaten Analyse den<br />

höchsten Erklärungsgehalt aller Variablen aufweist, wurde auf die weitere Berücksichtigung<br />

der genannten Strukturtypen verzichtet.<br />

Die Verläufe der 17 für die Modellbildung berücksichtigten Variablen spiegeln weitgehend<br />

die Angaben aus der Literatur wider. Zu den Klimaparametern liegen allerdings kaum<br />

Angaben zu konkreten Werten vor. Generell bevorzugt das Steinhuhn besonnte Hänge<br />

(PRÄSENT 1979, RAETHEL 1988), die von vielen Autoren beschriebene Südexposition der<br />

Steinhuhnvorkommen (s.u.) spricht ebenfalls für eine Bevorzugung trocken-warmer<br />

Standorte. Auch aus dem häufig als Hauptursache der Bestandsschwankungen genannten<br />

negativen Einfluss regnerischer Sommer (vgl. Kap. 6.3.1) kann geschlossen werden, dass<br />

die umgekehrten Verhältnisse der Art förderlich sind. Dennoch zeigt nur die<br />

Sonneneinstrahlung einen uneingeschränkt positiven Zusammenhang mit dem<br />

Vorkommen des Steinhuhns. Alle anderen Klimavariablen zeigen einen glockenförmigen<br />

(unimodalen) Kurvenverlauf (Abb. 10). Dabei wird wieder der Höheneinfluss sichtbar. In<br />

den höchsten Regionen entsprechen die klimatischen Bedingungen nicht den Ansprüchen<br />

der Art. Unterhalb der Waldgrenze ist dies zwar der Fall, geeignete (waldfreie) Bereiche<br />

sind aber die Ausnahme. Auffällig ist, dass die bevorzugte Temperatur von etwa 10° C<br />

relativ genau der Definition der potentiellen Waldgrenze entspricht (vgl. Kap. 6.2.4). Bei<br />

der „Wasserbilanz“ ist der Kurvenverlauf ebenfalls höhenabhängig. Negative Werte der<br />

Variablen „Wasserbilanz“ bedeuten, dass mehr Niederschlag fällt als verdunsten kann. Da<br />

die Niederschlagswahrscheinlichkeit mit der Höhe steigt (Steigungsregen), handelt es sich<br />

in diesem Fall um höhergelegene Bereiche. Dass „nasse“ Bereiche gemieden werden,<br />

stimmt auch mit der oben beschriebenen Bevorzugung trocken-warmer Standorte überein.<br />

Sehr hohe Werte werden bei der Wasserbilanz, wie bei den anderen Klimaparametern, nur<br />

unterhalb der Waldgrenze erreicht.<br />

Von den Parametern der Geostatistik zeigt die „Neigung“ den deutlich stärkeren<br />

Zusammenhang. Die Bevorzugung steiler Hänge wird von vielen Autoren bestätigt (GLUTZ<br />

et al. 1973, ZBINDEN & SALVIONI 2003). Die Angaben reichen von 10° bis 60° (HAFNER<br />

1994), Schwerpunkte liegen je nach Studie bei 36-43° (LÜPS & HEYNEN 1978), 18-29°<br />

(LÜPS 1980), oder 30-45° (HAFNER 1994). Bei der eigenen Erfassung im Tessin wurde eine


6 Diskussion 59<br />

maximale Neigung von 58° festgestellt, Neugradklassen oberhalb der Stufe 13 (entspricht<br />

54-58,4 Altgrad, siehe Anh. 1.2) dürften also in der Realität kaum besiedelt werden. Bei der<br />

Neigung handelt es sich aber wohl um keinen direkten Zusammenhang mit dem<br />

Vorkommen des Steinhuhns. Sowohl LÜPS (1978) als auch HAFNER (1994) betonen den<br />

Einfluss der Neigung (in Verbindung mit der Exposition) auf ein frühes Ausapern (je<br />

steiler, desto höher die Sonneneinstrahlung, desto weniger setzt sich Schnee fest, da er<br />

leichter abrutscht). Schneefreie Flächen sind für den wenig an den Hochwinter angepassten<br />

Standvogel (LÜPS 1981b, GOSSOW et al. 1992, SCHMID et al. 1998) von entscheidender<br />

Bedeutung. Außerdem weisen steile Hänge oft die für das Steinhuhn vorteilhafte<br />

Verbindung von krautiger Vegetation, Offenboden und Fels auf (HAFNER 1994). Bei der<br />

„Exposition“ findet sich nach den Literaturangaben eine noch stärkere Spezialisierung als<br />

bei der Neigung (84% aller Beobachtungen zwischen SE und SW (ZBINDEN 1984)). Da<br />

aber pro Kilometerquadrat nur eine dominante Exposition errechnet wurde und außerdem<br />

kleine, geeignete Bereiche mit Steinhuhnvorkommen einer ansonsten überwiegend<br />

„ungünstig“ ausgerichteten Rasterzelle dieser komplett ein „Vorkommen“ zuweisen, zeigt<br />

sich auf dieser Skalenebene nur ein schwacher Zusammenhang. Eine Bevorzugung von<br />

südlich ausgerichteten Hängen lässt sich aber dennoch erkennen (Abb. 10).<br />

Fast alle der Nutzungsparameter zeigen einen unimodalen Kurvenverlauf (Abb. 11). Dies<br />

deutet darauf hin, dass die Art mosaikartige Strukturen bevorzugt. Selbst eindeutig positiv<br />

mit dem Steinhuhnvorkommen korrelierte Parameter („Alpweiden“ oder „Unproduktive<br />

Vegetation“) zeigen bei zu hohen Flächenanteilen einen negativen Einfluss auf die<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit. Die Häufigkeitsklasse „vorhanden, aber nicht<br />

dominierend“ wird auch von LÜPS & HEYNEN (1978) als bevorzugter Deckungsgrad<br />

angegeben. Lediglich „Geschlossene Wälder“ werden eindeutig gemieden. „Aufgelöste<br />

Wälder“ und „Gebüschwälder“ sind dagegen bis zu Flächenanteilen von gut 20% an der<br />

Rasterzelle positiv mit dem Steinhuhnvorkommen korreliert. Die Definition der beiden<br />

Nutzungstypen (Anh. 1.3) präzisiert die geringe Deckung der „Aufgelösten Wälder“ (20-<br />

60%) und nennt Grünerlengebüsche an der Waldgrenze im Alpenraum als eine der<br />

häufigsten Ausprägung der „Gebüschwälder“. Dies passt zu Beobachtungen von ZBINDEN<br />

(1984) und BOCCA (1990), die das Vorhandensein eines lockeren Baumbestandes als zwar<br />

nicht notwendig, aber durchaus günstig für die Art einstufen. In der Regel werden<br />

Deckungsgrade von 20 (POMPILIO et al. 2003) bis maximal 30 oder 40% akzeptiert (BOCCA<br />

1990). Das Vorkommen von Steinhühnern bei aufkommendem Grünerlenbewuchs wird<br />

von PRÄSENT (1979) bestätigt und die Eignung von Grünerlengebüschen als Äsungsgebiete<br />

im Frühjahr wird von HAFNER (1994) beschrieben. Genutzt werden Einzelbäume und<br />

Büsche vor allem als Schutz- und Schattenspender für Ruhe- und Schlafphasen (LÜPS &<br />

HEYNEN 1978, BOCCA 1990, ZBINDEN & SALVIONI 2003). Der Nutzungstyp „Alp- und<br />

Juraweiden“ entspricht dem von vielen Autoren als für die Art günstig beschriebenen<br />

Mosaik aus Weideflächen, die mit Büschen, Trockenmauern, Zäunen und Felsen<br />

durchsetzt sind (BOCCA 1990, GOSSOW et al. 1992, HAFNER 1994). Diese Bereiche werden


6 Diskussion 60<br />

außer im Winter z.T. auch zur Brutzeit genutzt. Die „Unproduktive Vegetation“ schließt<br />

mit zunehmender Höhe direkt an den vorgenannten Bereich an und ist der für das<br />

Vorkommen des Steinhuhns wichtigste Nutzungstyp. Bei der Definition in Anhang 1.3<br />

werden entscheidende Strukturelemente genannt. Gras- und Krautvegetation sowie<br />

Zwergstrauchvegetation sind die meistgenannten Vegetationseinheiten bei der<br />

Beschreibung der Steinhuhnhabitate (HESS 1979, ZBINDEN 1984, SCHMID et al. 1998).<br />

Einzelne Gebüsche und ehemaliges Kulturland können die Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

erhöhen (s.o.). Auch die „Vegetationslosen Flächen“ bis zu einem Flächenanteil<br />

von etwa 25% hängen mit dem Steinhuhnvorkommen positiv zusammen. Dieser Anteil<br />

scheint ein wenig hoch, HAFNER (1994) gibt für den Brutzeitraum einen<br />

Gesamtdeckungsgrad der Vegetation von 80-90% an.<br />

Die Vegetationsparameter weisen insgesamt eher geringe Erklärungsgehalte auf (Tab. 8),<br />

es lassen sich aber eindeutige Tendenzen feststellen. Der Strukturtyp „Dichte, höhere<br />

Gras- und Seggenfluren“ zeigt einen negativen Zusammenhang mit dem<br />

Steinhuhnvorkommen. Dies stimmt mit der von LÜPS (1981b) beschriebenen „Meidung<br />

dichter und hoher Pflanzendecken“ überein. Dass der Strukturtyp „Staudenfluren“ positiv<br />

mit dem Vorkommen der Art übereinstimmt, überrascht. Der Deckungsgrad von 75%, der<br />

in Abbildung 12 die höchsten Vorkommenswahrscheinlichkeiten verursacht, tritt in der<br />

Realität aber kaum auf und nur in einem Fall liegt in der entsprechenden Rasterzelle auch<br />

ein Vorkommen des Steinhuhns. Es scheint sich hier also, wie schon bei der „Exposition“<br />

beschrieben, um Artefakte zu handeln, welche durch die hohe Heterogenität der<br />

Kilometerquadrate zustande kommen. Es kann sich auch um Einflüsse der jahreszeitlichen<br />

Entwicklung handeln, denn wie HAFNER (1994) bemerkt, können Staudenfluren im<br />

Frühjahr, wenn nach der Schneeschmelze durch die niedergedrückten Pflanzenteile neues<br />

Grün hervorkommt, durchaus als Äsungsgebiete geeignet sein, im Sommer werden sie<br />

dann aber gemieden. Aus diesem Grund wurden die „Staudenfluren“ bei der Erstellung der<br />

multiplen Modelle berücksichtigt. Neben der krautigen Vegetation sind die<br />

„Zwergsträucher und niedrigen Gebüsche“ die wichtigsten Vegetationseinheiten für die<br />

Steinhühner. Zu hohe Deckungen werden dabei gemieden (Abb. 12). „Höhere Gebüsche“<br />

dagegen sind eindeutig negativ mit dem Vorkommen der Art korreliert. Auch GLUTZ et al.<br />

(1973), ZBINDEN (1984), und HAFNER (1994) bestätigen, dass Zwergstrauchgesellschaften<br />

geringer Dichte (bis ca. 15%) zu den Charakteristika der Steinhuhnhabitate gehören,<br />

während eine dominierende Strauchschicht gemieden wird (LÜPS & HEYNEN 1978). Der<br />

negative Einfluss des Strukturtyps „Gras-, Hochstauden-, Kraut-, oder Zwergstrauchreiche<br />

Laubwälder“ stimmt mit den Überlegungen im Zusammenhang mit dem Nutzungstyp<br />

„Geschlossener..Wald“..(s.o.)..überein.<br />

Als bestes multiples Modell des Modellblocks für den maximalen Informationsgewinn<br />

wurde Modell A1-1 ermittelt (Tab. 12). Es berücksichtigt Parameter aus allen Bereichen<br />

(Klima, Geostatistik, Nutzung und Vegetation). Das optimale Bruthabitat ließe sich<br />

demnach als warm-trockene, südexponierte Mosaiklandschaft aus überwiegend


6 Diskussion 61<br />

ungenutztem Offenland, ohne dichten Wald, aber mit einzelnen Baum- und Buschgruppen<br />

beschreiben. Dies passt sehr genau mit den Literaturangaben zu Ökologie und bevorzugter<br />

Habitatstruktur von GLUTZ et al. (1973), ZBINDEN (1984), HAFNER (1994), SCHMID (1998)<br />

und ZBINDEN & SALVIONI (2003) überein. Mit acht berücksichtigten Variablen ist die<br />

Gefahr eines overfittings (Überanpassung) allerdings als relativ hoch einzuschätzen. Dadurch<br />

leidet die Übertragbarkeit des Modells. BOLLIGER (2002) erkannte in einer vergleichenden<br />

Studie, dass eine erhöhte Komplexität der Modelle nicht unbedingt die „Genauigkeit“<br />

dieser Modelle erhöhte und stellte innerhalb der letzten zehn Jahre einen Trend zur<br />

Vereinfachung und erhöhten Flexibilität fest. Auch SCHRÖDER & REINEKING (2004a)<br />

sehen overfitting als häufiges Problem an. Die Validierung mittels bootstrapping führt<br />

tatsächlich zu etwas geringeren Gütemaßen, weshalb ein zweiter Modellblock mit<br />

schärferen Aufnahmekriterien für den Variablenkatalog erstellt wurde.<br />

Modell A2-1 wurde aus denjenigen Variablen erstellt, die schon in Modell A1-1 den<br />

stärksten Einfluss auf das Vorkommen des Steinhuhns ausüben (vgl. Anh. 2.8). Aus jedem<br />

der Bereiche Klima, Geostatistik und Nutzung ist diejenige Variable vertreten, die schon in<br />

der univariaten Analyse meist den stärksten Zusammenhang aufweist. Durch die<br />

Kombination kann der Erklärungsgehalt gegenüber dem besten univariaten Wert<br />

verdoppelt werden. Gegenüber dem oben beschriebenen Modell unter Verwendung von<br />

acht Variablen ist der Informationsverlust relativ gering und die mittels bootstrapping<br />

ermittelten korrigierten Werte weichen nur minimal von den Originalwerten ab.<br />

Abbildung 13 zeigt den Modellverlauf bei drei verschiedenen Variablenkombinationen.<br />

Liegt die Neigung unter 5°, so werden korrekterweise keine Vorkommen vorhergesagt.<br />

Dies gilt unabhängig vom Zustand der anderen Variablen. Bei einer Neigung von etwa 24°<br />

werden bei günstiger Kombination der übrigen Variablen bereits Vorkommen oberhalb des<br />

Schwellenwertes prognostiziert, bei einer Neigung von knapp 60° liegt fast die gesamte<br />

Modellfläche über dem Schwellenwert. Noch höhere Vorkommenswahrscheinlichkeiten<br />

ließen sich durch noch höhere Neigungsstufen erreichen, aber bereits Flächen um 60° sind<br />

als extrem steil einzustufen und bilden die Obergrenze der akzeptierten Neigung.<br />

Die berücksichtigten Variablen wirken nicht nur direkt, sondern beschreiben indirekt auch<br />

weitere Aspekte des Steinhuhnlebensraumes. So sind die positiv mit dem Vorkommen der<br />

Art korrelierten Variablen „Sonneneinstrahlung“ und „Neigung“ wichtige Faktoren für das<br />

frühe Ausapern der Flächen, das bereits bei der Diskussion der univariaten Ergebnisse als<br />

wichtiges Charakteristikum der Steinhuhnhabitate beschrieben wurde. Da natürlich die<br />

Sonneneinstrahlung auf südlich ausgerichteten Flächen am höchsten ist, spielt auch die<br />

Exposition in diesem Modell eine Rolle, ohne dass sie als Variable berücksichtigt wäre.<br />

Ähnliches gilt für die Variable „Unproduktive Vegetation“, die für eine unbestockte,<br />

strukturreiche Landschaft im Übergang der alpwirtschaftlich genutzten Flächen zu den<br />

vegetationslosen Bereichen mit überwiegend Kraut- und Grasvegetation (siehe auch<br />

Korrelation mit den Strukturtypen „Vegetationsarm oder Vegetationslos“ und „Lückige,<br />

niedrige Vegetation“ in Anh. 2.1), Felsanteil, Zwergsträuchern und Büschen (Korrelation


6 Diskussion 62<br />

mit Strukturtyp „Zwergsträucher und niedriges Gebüsch“) steht. Auch dies gleicht der<br />

Beschreibung eines für das Steinhuhn optimalen Lebensraumes, ökologisch ist dieses<br />

Modell also sinnvoll.<br />

Die Prognose- und Habitateignungskarten zeigen die auf die gesamte Fläche der<br />

Schweiz angewendeten Modelle A1-1 (Abb. 14) und A2-1 (Abb. 15). Die Artefakte im<br />

südlichen Bereich kommen durch fehlende Werte für die Neigung im Ausgangsdatensatz<br />

zustande. Aufgrund der geringeren Variablenanzahl und dem damit etwas niedrigeren<br />

Erklärungsgehalt prognostiziert Modell A2-1 etwas „unschärfer“ und aufgrund des<br />

niedrigeren Schwellenwertes werden Vorkommen in mehr Rasterzellen als beim Modell<br />

A1-1 vorhergesagt. Inwieweit die Prognosekarte mit den tatsächlichen Vorkommen<br />

übereinstimmt, kann durch eine Gegenüberstellung mit der „Vergleichskarte“ zur aktuellen<br />

Verbreitung der Art (in SCHMID et al., S. 218) überprüft werden. Hinsichtlich des<br />

maximalen Verbreitungsgebietes ist für beide Modelle eine relativ gute Übereinstimmung<br />

zwischen den prognostizierten Werten und der „Vergleichskarte“ festzustellen. Die entlang<br />

der nördlichen Voralpen gelegene Verbreitungsgrenze ist gut erkennbar, lediglich im<br />

Bereich von Thuner-, Sarner-, Vierwaldstätter- und Walensee (in einem Fall auch im Jura)<br />

werden gegenüber der heutigen Verbreitung etwas zu weit nördliche Vorkommen<br />

vorhergesagt. Vor allem Modell A2-1 zeigt in der Ostschweiz eine zu dichte Besiedlung.<br />

Bei der Prognose können zwei Fehler auftreten, die inhaltlich unterschieden werden<br />

müssen. Fehler 1. Art (MORRISON et al. 1998) führen zu falschen Vorkommensprognosen<br />

(vorhergesagte Präsenz bei beobachteter Absenz). Häufige Ursachen dafür sind, dass<br />

potentiell geeignete Habitate nicht besetzt sind, wichtige Habitatparameter mit negativem<br />

Einfluss auf die Art nicht berücksichtigt wurden oder die Art trotz Anwesenheit übersehen<br />

wurde. Fehler 1. Art sind problematisch, wenn auf der Basis der Prognosekarte teure<br />

Maßnahmen zum Erhalt oder zur Verbesserung der Habitatqualität durchgeführt werden<br />

sollen. Beim Steinhuhn, das innerhalb der Schweiz seine nördliche Verbreitungsgrenze<br />

aufweist, und dessen Bestände sich bis in die 1980iger Jahre rückläufig entwickelten<br />

(ZBINDEN 1984, SCHMID et al. 1998), ist die Wahrscheinlichkeit, dass Fehler 1. Art<br />

auftreten, relativ hoch. Üblicherweise werden bei sinkenden Bestandszahlen die peripheren<br />

Arealbereiche zuerst verlassen. Dies wurde auch im Fall des Steinhuhns bereits beschrieben<br />

(MAGNANI et al. 1990). ZBINDEN (1984) stellt gleichzeitig mit dem Rückgang der<br />

Steinhuhnbestände eine stärkere Bindung an die bevorzugten Südlagen fest, weniger<br />

günstige Habitate werden gemieden. Die Schwierigkeiten bei der Erfassung des Steinhuhns<br />

wurden bereits beschrieben (vgl. Kap. 6.1) und verursachen möglicherweise Fehler 1. Art.<br />

Zumindest beim Modell A2-1 ist aber die fehlende Berücksichtigung qualitätsmindernder<br />

Faktoren sicherlich für den Großteil der Fehler 1. Art verantwortlich (alle drei Variablen im<br />

Modell weisen einen positiven Zusammenhang mit dem Vorkommen der Art auf). Modell<br />

A1-1 ist diesbezüglich weniger anfällig.<br />

Fehler 2. Art (MORRISON et al. 1998) führen zu falschen Nichtvorkommensprognosen<br />

(vorhergesagte Absenz bei beobachteter Präsenz). Ursachen sind übersehene, wichtige


6 Diskussion 63<br />

Habitatparameter, die einen positiven Einfluss auf das Vorkommen der Art ausüben oder<br />

wandernde Tiere. In der vorliegenden Arbeit ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese<br />

Fehlerquelle eine Rolle spielt, als gering einzustufen. Auf den Einfluss qualitätsmindernder<br />

oder -fördernder Faktoren wurde bereits eingegangen, und zur Brutzeit weist die Art eine<br />

ausgesprochene Standortstreue auf (GLUTZ et al. 1973). Fehler 2. Art wären dann<br />

problematisch, wenn durch geplante oder durchgeführte Eingriffe nicht erkannte Habitate<br />

verloren gehen.<br />

Ein Maß, das den Anteil der Fehler 1. und 2. Art gleich groß hält, ist der Schwellenwert<br />

P fair . Die Wahl des Schwellenwertes beeinflusst die Vorkommensprognose erheblich und<br />

führt zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Gegenüberstellung mit der<br />

„Vergleichskarte“. Vor allem bei Modell A1-1 zeigt sich, dass gerade die nördlichsten<br />

Bereiche sehr geringe Vorkommenswahrscheinlichkeiten aufweisen. Mit P fair als<br />

Schwellenwert werden auch im Jura einige Vorkommen prognostiziert (in dieser Hinsicht<br />

entspricht Modell A2-1 der Realität besser!), wählt man P kappa als Schwellenwert, so<br />

werden an der Nordgrenze der Verbreitung nur sehr wenige, weit voneinander entfernte<br />

Vorkommen vorhergesagt, deren Nicht-Besiedlung aus populationsbiologischer Sicht<br />

verständlich scheint. Würde man den a priori Wert P krit = 0,5 als Schwellenwert verwenden<br />

und die Vorkommen danach, wie in SCHMID et al. (1998) in 10 x 10 km Rasterzellen<br />

darstellen, so käme man der „Vergleichskarte“ am nächsten. Die Wahl des Schwellenwertes<br />

kann je nach Fragestellung unterschiedlich ausfallen, für die Prognosekarte habe ich P kappa<br />

gewählt, in den Habitateignungskarten werden auch die Ergebnisse auf Basis von P fair und<br />

P krit = 0,5 dargestellt.<br />

Eine weitere Vergleichsmöglichkeit besteht zwischen den Habitateignungskarten und der<br />

Dichtekarte aus SCHMID et al. (1998, S. 218), welche auf Basis vergleichbarer Höhenstufen<br />

durch Interpolierung zwischen den erhobenen Kilometerquadraten erstellt wurde. In<br />

diesem Fall werden Unterschiede zwischen den beiden Modellen deutlich.<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeiten über 50% werden für das Modell A2-1 im Wallis, Tessin<br />

und Graubünden, aber auch relativ weit in die Nordalpen hinein vorhergesagt. Modell A1-1<br />

dagegen weist hohe Dichten vor allem im Wallis (nördlich und südlich des Rhonetals auf<br />

der Höhe von Visp), im Tessin (auf den Bergrücken zwischen den Tälern Maggia- und<br />

Verzascatal und verstärkt zwischen Verzasca- und Ticinotal und auch im Osten an der<br />

Grenze zu Italien) und verstreut zwischen Vorder- und Hinterrhein auf. Setzt man hohe<br />

Dichten mit hohen Vorkommenswahrscheinlichkeiten gleich, so entspricht dies sehr gut<br />

den Angaben aus SCHMID et al. (1998), nur im östlichsten Graubünden werden in der<br />

vorliegenden Arbeit geringere Werte erreicht. Die hohen Werte könnten bei der genannten<br />

Untersuchung durch Randeffekte bei der Interpolierung verursacht sein. Neigung und<br />

Exposition wurden ebenfalls nicht berücksichtigt, sind aber wichtige Habitatparameter für<br />

das Steinhuhn und in den Modellen der vorliegenden Arbeit integriert. Bei der<br />

Habitateignungskarte handelt es sich allerdings lediglich um das Potential einer möglichen


6 Diskussion 64<br />

Verbreitung, die tatsächliche Verteilung der Art im Raum kann nur durch dynamische<br />

Modelle simuliert werden.<br />

Zusammenfassend ist feststellbar, dass die prognostizierten Vorkommenswahrscheinlichkeiten<br />

insgesamt gut mit den aktuellen Kenntnissen zum Steinhuhn<br />

übereinstimmen. Das maximale Verbreitungsgebiet wird von beiden Modellen weitgehend<br />

in Übereinstimmung mit der Realität beschrieben. Die tatsächliche Verteilung und die<br />

Bereiche mit der höchsten Vorkommenswahrscheinlichkeit werden unter Verwendung der<br />

maximalen Information (Modell A1-1) deutlich besser vorhergesagt als mit einem<br />

vereinfachten Modell mit drei Variablen (Modell A2-1).<br />

Regionalmodell<br />

Bei der univariaten Analyse wurden 20 Variablen aus verschiedenen Gründen nicht<br />

weiter berücksichtigt. Aufgrund der Vielzahl der Parameter wird hier nur auf diejenigen<br />

näher eingegangen, bei denen ein stärkerer Zusammenhang zu erwarten war, oder die<br />

wegen Korrelation bei der multiplen Analyse nicht berücksichtigt wurden. Die Analyse der<br />

„Neigung“ ergab auf diesem Skalenniveau eine geringere Modellgüte als auf der Atlasebene.<br />

Wie schon beschrieben, ist die „Einnischung“ der Art bei der „Neigung“ weniger<br />

stark als bei der „Cosinustransformierten Exposition“. Dies macht sich auf dieser Skala<br />

bemerkbar, da Artefakte durch die Mittelwertbildung keine Rolle spielen. Auch für die<br />

gegenüber dem Atlasmodell weniger deutlichen Zusammenhänge bei den Nutzungstypen<br />

„Geschlossener Wald“, „Alpweiden“ und „Vegetationslose Flächen“ sind unterschiedliche<br />

Methoden verantwortlich. Die Nutzungstypen auf der regionalen Ebene wurden als binäre<br />

Variablen behandelt (ja/nein). Dies führt zu weniger differenzierten Ergebnissen (vgl. Kap.<br />

5.3). Die ökologischen Überlegungen, die zum Ausschluss der korrelierten Variable<br />

„Höhe“ geführt haben, wurden bereits bei der Diskussion der Variablen für die Atlas-<br />

Modellierung genannt. Die Variable „Nachbarnutzung“ ist stark positiv mit der<br />

„Nachbarvegetation“ korreliert, letztere wurde aufgrund der besseren Modellwerte<br />

bevorzugt. Die „Gesamtdeckung“ korreliert negativ mit wichtigen Variablen wie<br />

„Nachbarvegetation“ oder „Strukturvielfalt“ die höhere Erklärungsgehalte aufweisen und<br />

daher in den Variablenkatalog für die multiple Modellierung aufgenommen werden. Die<br />

„Maximale Höhe der Krautschicht“ ist positiv mit der „Mittleren Höhe der Krautschicht“<br />

korreliert. Letztere weist einen wesentlich höheren Zusammenhang zum<br />

Steinhuhnvorkommen auf und ist auch besser interpretierbar. Die Variable „Abstand vom<br />

Wald“ weist zwar neben der „Mittleren Höhe der Krautschicht“ den höchsten<br />

Erklärungsgehalt aller Variablen auf, korreliert aber negativ mit dieser und einer Vielzahl<br />

anderer Parameter (vgl. Anh. 2.2). Dort wo der „Anteil der von Steinen bedeckten Fläche“,<br />

angegeben als Prozent der Gesamtfläche, hoch ist, steigt auch die Wahrscheinlichkeit für<br />

das „Vorhandensein größerer Felsen“. Die letztgenannte Variable weist den höheren<br />

Erklärungsgehalt auf und wird deshalb bei der multiplen Modellierung verwendet.<br />

Die univariaten Verläufe der zehn für die Modellbildung berücksichtigten Variablen<br />

spiegeln weitgehend die Angaben aus der Literatur wider. Aus dem Bereich der


6 Diskussion 65<br />

Geostatistik wurde nur die „Cosinustransformierte Exposition“ in der multiplen Analyse<br />

berücksichtigt. Es zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Südausrichtung und<br />

Steinhuhnvorkommen (Abb. 16). Eine eindeutige Bevorzugung von Südexpositionen<br />

nennen auch GLUTZ et al. (1973), LÜPS (1980) und SCHMID et al. (1998). ZBINDEN (1984)<br />

stellte nördliche Ausrichtungen nur bei 3% fest (s. auch BOCCA (1991)).<br />

Nur zwei Nutzungstypen zeigten einen signifikanten Zusammenhang mit dem<br />

Steinhuhnvorkommen, davon entsprach nur die „Unproduktive Vegetation“ den<br />

Aufnahmekriterien. Schon bei der Modellierung zum Atlasmodell hatte diese Variable<br />

einen stark positiven Einfluss, die dort genannten Argumente werden durch das Ergebnis<br />

auf der Skalenebene des Regionalmodells bekräftigt.<br />

Die Ausprägung der Vegetation spielt bei der Habitatwahl des Steinhuhns eine<br />

entscheidende Rolle. Dabei scheinen weniger bestimmte Vegetationseinheiten wichtig zu<br />

sein, als vielmehr die Vegetationszusammensetzung der Umgebung und bestimmte<br />

Vegetationsstrukturen. Nur ein Strukturtyp genügte den Aufnahmekriterien für die multiple<br />

Modellierung. Die „Zwergsträucher und niedrigen Gebüsche“ wurden bereits bei der<br />

Diskussion der Atlas-Parameter als wichtige Einheiten für das Steinhuhnvorkommen<br />

genannt. Der negative Einfluss zu hoher Deckungsgrade (HAFNER 1994) wird allerdings<br />

wenig deutlich (Abb. 16). Die Umgebungsvariable „Nachbarvegetation“ ist positiv mit dem<br />

Vorkommen der Art korreliert und zeigt einen starken Einfluss auf die<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit. Dies bedeutet, dass auch in der näheren Umgebung der<br />

Steinhuhnvorkommen eine für die Art günstige Vegetationszusammensetzung vorhanden<br />

sein muss, bzw. dass der untersuchte Ausschnitt des Aktions- und Lebensraumes nicht<br />

unabhängig von der Beschaffenheit der Umgebung ist. Die Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

steigt dabei, wenn die Anzahl der Strukturtypen steigt, die in der univariaten<br />

Analyse einen positiven Zusammenhang mit dem Steinhuhnvorkommen aufweisen. Die<br />

Ergebnisse könnten durch die teilweise unterschiedliche Probeflächengröße verzerrt<br />

werden. Da ich aber alle Flächen standardisiert auf Basis der Homogenität ausgewählt<br />

habe, ist die Vergleichbarkeit gewährleistet. Die „Deckung der Waldschicht“ zeigt einen<br />

sehr starken, negativen Einfluss. Bereits bei einem Deckungsgrad von etwa 8% geht die<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeit gegen Null (Abb. 16). Dies stimmt zwar mit den<br />

Beobachtungen von GLUTZ et al. (1973) und ZBINDEN (1984) überein, die geschlossene<br />

Wälder mit stark gestörtem Rasenunterwuchs als gemiedene Bereiche<br />

bezeichnen, allerdings gilt dies nach BOCCA (1990) erst ab einem Deckungsgrad von 30-<br />

40%. Die Deckung der Krautschicht mit einem Optimum bei 75% (Abb. 16) dagegen<br />

entspricht relativ genau den Literaturangaben. So gibt HAFNER (1994) einen<br />

Gesamtdeckungsgrad von 60-70% im Frühjahr und 80-90% im Sommer an, wobei der<br />

Anteil der Krautschicht ganzjährig dominiert. Bei LÜPS & HEYNEN (1978) gehörte „die ½<br />

oder mehr des Bodens bedeckend aber nicht dominierend“ zu den am häufigsten<br />

auftretenden Deckungsklassen. Die „Mittlere Höhe der Krautschicht“ mit einem Optimum<br />

bei 20 cm passt exakt zu Beobachtungen, die BOCCA (1990) bei Untersuchungen im


6 Diskussion 66<br />

Aostatal in Italien beschreibt. Der Verlauf der Kurve zur „Anzahl der Einzelbäume“ gleicht<br />

fast einer Geraden. Der Zusammenhang zum Steinhuhnvorkommen ist negativ, aber selbst<br />

bei einer Einzelbaumanzahl von 100 werden noch Vorkommenswahrscheinlichkeiten um<br />

0,5 erreicht. Steinhuhnvorkommen bei lockerem Baumbestand werden von vielen Autoren<br />

beschrieben (LÜPS & HEYNEN 1978, RAETHEL 1988, SCHMID et al. 1998). Als „günstig,<br />

aber nicht notwendig“ wird das Vorhandensein höherer Holzpflanzen von ZBINDEN<br />

(1984) und BOCCA (1990) eingestuft. In einem Untersuchungsgebiet von HAFNER (1994)<br />

traten an über 70% der Beobachtungen Krüppelfichten auf. Bäume mit einer Höhe von<br />

über vier Metern kamen bei etwa 50% der Beobachtungen vor. Die Bäume können an<br />

Stelle von größeren Felsvorsprüngen und –blöcken Deckung und Schatten spenden<br />

(ZBINDEN & SALVIONI 2003). Die Möglichkeit eines sofortigen Abflugs hangabwärts muss<br />

dabei immer gewährleistet sein (LÜPS 1976).<br />

Zwei Strukturparameter wurden in die multiple Analyse aufgenommen. Das<br />

„Vorhandensein größerer Felsen“ als wichtiger Parameter ist in der Literatur gut belegt<br />

(GLUTZ et al. 1973, PRÄSENT 1979, HAFNER 1994) und wird durch die vorliegende Analyse<br />

bestätigt. Einen noch höheren, ebenfalls positiven Zusammenhang mit dem Vorkommen<br />

des Steinhuhns zeigt die „Strukturvielfalt“. In der vorliegenden Arbeit wurde eine<br />

subjektive Klasseneinteilung vorgenommen, deren Ergebnisse gut mit den Beschreibungen<br />

anderer Autoren übereinstimmen. Reichstrukturierte Bereiche mit mosaikartigem Wechsel<br />

offener Strukturen werden von LÜPS & HEYNEN (1978) und BOCCA (1990)<br />

zusammenfassend als Habitatcharakteristika genannt. HAFNER (1994) stellte bei 2/3 der<br />

Beobachtungen stark strukturiertes Gelände fest (reliefbezogen).<br />

Kombiniert man die zwei Parameter zur Vegetationsstruktur, die schon in der univariaten<br />

Analyse die höchsten Erklärungsgehalte aller Variablen aufwiesen („Mittlere Höhe der<br />

Krautschicht“ und „Nachbarvegetation“) mit dem Nutzungstyp „Unproduktive<br />

Vegetation“ und der „Deckung der Krautschicht“ zu einem multiplen Modell, so erhält<br />

man ein annähernd perfektes Modell (Modell R-1, Tab. 19). Bei dieser Zusammenstellung<br />

wird deutlich, dass auch Variablen wie die „Unproduktive Vegetation“, die als univariates<br />

Modell einen vergleichsweise geringen Zusammenhang mit dem Steinhuhnvorkommen<br />

zeigen (Tab. 16), in der Kombination wichtige zusätzliche Information liefern können. Im<br />

vorliegenden Fall ermöglicht es die entsprechende Variable, über die Krautschicht hinaus<br />

Aussagen zur Habitatausprägung zu erstellen (unbestockt, strukturreich, im Übergang der<br />

alpwirtschaftlich genutzten Flächen zu vegetationslosen Bereichen mit Felsanteil,<br />

Zwergsträuchern und Gebüsch). Im Zusammenspiel mit den offenbar entscheidenden<br />

Merkmalen der Krautschicht (Mittlere Höhe = 20 cm, hoher Deckungsgrad) und einer<br />

Umgebung mit einer Vielzahl der bevorzugten Vegetationstypen (ein möglichst hoher Wert<br />

für die „Nachbarvegetation“, kommt durch niederwüchsige, meist lückige<br />

Vegetationseinheiten zustande) wird so das „Optimalhabitat“ ausreichend beschrieben.<br />

Variablen wie die „Cosinustransformierte Exposition“ oder das „Vorhandensein größerer<br />

Felsen“ werden dann aus dem multiplen Modell ausgeschlossen.


6 Diskussion 67<br />

Wie sich bei der Validierung zeigte (Abb. 17), führte diese Variablenkombination bei einer<br />

Vielzahl von bootstraps dazu, dass überhaupt kein Modell geschätzt werden konnte. In<br />

diesen Fällen liegt vollständige Separation vor (alle prognostizierten Vorkommen und<br />

Nichtvorkommen stimmen mit den beobachteten Werten überein) und das Verfahren der<br />

maximum likelihood kann aus numerischen Gründen nicht mehr angewandt werden<br />

(REINEKING & SCHRÖDER 2004b). Schließt man die „Mittlere Höhe der Krautschicht“ aus<br />

der Modellierung aus, so werden diese Probleme umgangen und das beste Modell dieses<br />

Blocks (Modell R-3) weist immer noch hervorragende Gütemaße auf.<br />

Ökologisch lässt sich Modell R-3 sogar etwas besser interpretieren. So wird der wichtige<br />

Klimaeinfluss durch die Bevorzugung südlich exponierter Bereiche berücksichtigt. Die<br />

„Cosinustransformierte Exposition“ hat sogar den höchsten Einfluss innerhalb des<br />

Modells (vgl. Anh, 2.8). Das Vorhandensein von Zwergsträuchern, auch als Anzeiger für<br />

Strukturvielfalt anzusehen (da mit dieser korreliert, siehe Anh. 2.2), wird in diesem Modell<br />

explizit miteinbezogen. Durch die „Nachbarvegetation“ wird die Umgebung als<br />

überwiegend niedrigbewachsene, felsdurchsetzte (positive Korrelation mit „Anteil der von<br />

Steinen bedeckten Fläche“) Landschaft mit Offenbodenanteil (negative Korrelation mit der<br />

„Gesamtdeckung“), in einiger Entfernung vom Wald (negative Korrelation mit „Abstand<br />

vom Wald“) beschrieben. Aus diesem Grund würden die Variablen „Unproduktive<br />

Vegetation“ und „Vorhandensein größerer Felsen“ keine wesentlichen neuen<br />

Informationen mehr liefern und werden ausgeschlossen. Die „Deckung der Krautschicht“<br />

wird wie in Modell R-1 berücksichtigt.<br />

Diese Beschreibung stimmt gut mit den z.B. von ZBINDEN (1984), HAFNER (1994) und<br />

ZBINDEN & SALVIONI (2003) beschriebenen Habitatstrukturen überein. Allerdings wird die<br />

größte Modellfläche oberhalb des Schwellenwertes für Modell R-3 erreicht, wenn der<br />

Strukturtyp „Zwergsträucher und niedriges Gebüsch“ hohe Deckungsgrade aufweist (Abb.<br />

18). In der univariaten Analyse zeigte diese Variable aber einen unimodalen Verlauf (Tab.<br />

16), was auch den Angaben von LÜPS & HEYNEN (1978) entspricht, welche als optimale<br />

Ausprägung die Häufigkeitsklasse „vorhanden, aber nicht dominierend“ angeben.<br />

Insgesamt bevorzugt das Steinhuhn eher strukturreiche, offene Bereiche (BOCCA 1990),<br />

eine hohe Deckung der Strauchschicht wirkt sich in der Realität also wohl eher negativ auf<br />

die Vorkommenswahrscheinlichkeit aus. Im Datensatz kommen Deckungsgrade von 75%<br />

nur sehr vereinzelt vor, die Ausgangslage für die Prognose tritt also in der Realität in<br />

diesem Fall kaum auf. Ähnliches gilt für die „Deckung der Krautschicht“, auch hier handelt<br />

es sich im univariaten Modell um eine Glockenkurve mit einer optimalen Deckung von<br />

75%, was gut mit den von HAFNER (1994) beschriebenen Verhältnissen übereinstimmt. Da<br />

die Krautschicht in der Abbildung 18 aber auf 50% festgesetzt ist, kommt die mittlere der<br />

drei Darstellungen dem Optimalzustand wohl am nächsten und stellt ein ökologisch<br />

sinnvolles Modell dar.


6 Diskussion 68<br />

6.2.2 Modellgüte<br />

Ein ökologisch sinnvolles, statistisch signifikantes Modell garantiert noch keine hohe<br />

Modellgüte. Auch ob das Modell robust ist und ausreichend gute Prognosen liefert, muss<br />

mit verschiedenen Gütemaßen überprüft werden.<br />

Modellkalibrierung<br />

Ob ein Modell gut kalibriert ist, also gut zwischen Vorkommen und Nichtvorkommen<br />

unterscheiden kann, wird in der vorliegenden Arbeit anhand des R 2 nach NAGELKERKE<br />

bewertet. SCHRÖDER (2000) erhält für viele Modelle R 2 N-Werte unter 0,5, der maximale<br />

Wert liegt bei 0,74. POMPILIO et al. (2003) führten wie in der vorliegenden Arbeit eine<br />

Untersuchung zur Habitatnutzung des Steinhuhns durch und kamen zu einem Ergebnis<br />

von 0,18, wobei nicht angegeben wird, nach welcher Methode der Wert für R 2 errechnet<br />

wurde. Nach BACKHAUS et al. (2000) kann in der Regel schon bei Werten zwischen 0,2 und<br />

0,4 von einer guten Modellanpassung gesprochen werden.<br />

Vor diesem Hintergrund sind die Atlasmodelle (Tab. 12 und 13) als akzeptabel kalibriert<br />

einzustufen, die Regionalmodelle (Tab. 19) erreichen mit Werten bis zu 0,92 (Modell R-1)<br />

die in der Habitatmodellierung mit logistischer Regression höchstmöglichen Ergebnisse.<br />

Auch das robustere Regionalmodell R-3 weist mit 0,80 einen sehr hohen Wert auf.<br />

Modelldiskriminierung<br />

Der schwellenwertabhängige Anteil korrekter Prognosen wird nur für das<br />

Regionalmodell angegeben. Da die Wahl des Schwellenwertes letztlich beliebig ist (ich<br />

verwendete in diesem Fall P krit = 0,5), wird dieses Gütemaß aber nicht als entscheidend<br />

angesehen.<br />

Der Gesamtanteil korrekter Prognosen liegt für Modell R-1 und R-3 über 90%. Im Falle<br />

des (wenig robusten) Modells R-1 beträgt er sogar 97,7%, nur jeweils ein Vor- bzw.<br />

Nichtvorkommen wird vom Modell nicht so vorhergesagt wie beobachtet. Der Anteil<br />

korrekt prognostizierter Vorkommen (Sensitivität) liegt beim Endmodell R-3 bei 90,5, der<br />

Anteil korrekter Nichtvorkommen (Spezifizität) bei 93,0%. Verglichen mit Werten aus der<br />

Literatur sind dies sehr hohe Werte. POMPILIO & MERIGGI (1999) erhalten in einer Studie<br />

für das Steinhuhn Werte von 70 (Sens.) und 71% (Spez.). In der gleichen Studie werden<br />

auch Birkhuhn (Tetrao tetrix) und Alpenschneehuhn (Lagopus mutus) untersucht. Beim<br />

Birkhuhn wurde ein Verhältnis von 84,6 : 67,9%, beim Alpenschneehuhn von 91,9 : 21,7%<br />

erreicht. Der für die Klassifizierung verwendete Schwellenwert wird von POMPILIO &<br />

MERIGGI (1999) nicht angegeben. Die Untersuchungsgebiete von POMPILIO & MERIGGI<br />

(1999) sind allerdings, im Gegensatz zum Regionalmodell in der vorliegenden Studie,<br />

jeweils einige 1000 km 2 groß, die Datenbasis ist ein 2 x 2 km-Raster. Auf einer dem<br />

Regionalmodell vergleichbaren Skala (Singvogelterritorien) erhalten OPPEL et al. (2003) mit<br />

einer anhand der ROC-Kurve optimierten Methode Gesamtanteile korrekter<br />

Klassifikationen von etwa 90%, der Maximalwert liegt bei 94%.<br />

Die Fehlerquote bei der Spezifizität liegt allgemein höher als jene der Sensitivität<br />

(SCHRÖDER 2000). Nullnachweise sind nie sicher zu erbringen, da von einem beobachteten


6 Diskussion 69<br />

Nichtvorkommen nicht unmittelbar auf ein ungeeignetes Habitat geschlossen werden kann<br />

(CAPEN et al. 1986). Auch wandernde Tiere können die Ursache sein (SCHRÖDER 2000),<br />

was die guten Ergebnisse beim Steinhuhn (einem Standvogel) erklären könnte.<br />

Ein Maß, das ebenfalls auf der Klassifikationsmatrix basiert, dabei aber die Prävalenz<br />

berücksichtigt, ist der Konkordanzindex Kappa. Bei den Atlasmodellen werden keine<br />

Werte über 0,4 erreicht, nach SACHS (1999) kann also nicht von einer deutlich besseren<br />

Unterscheidung zwischen Vorkommen und Nichtvorkommen, als sie zufällig zu erwarten<br />

wäre, gesprochen werden. Auch MANEL et al. (1999) erhielten für viele Modelle Werte<br />

unter 0,4. Auf der regionalen Skala wird für das Endmodell mit 0,86 ein sehr hoher Wert<br />

erreicht, der über dem Spitzenwert von 0,8 liegt, den MANEL et al. (1999) erreichten.<br />

Allerdings wurde dort der Schwellenwert nicht auf Kappa optimiert, so dass Kappa nicht<br />

den maximal möglichen Wert erreicht. Ein auf Kappa optimierter Wert von 0,71 findet sich<br />

in einer Untersuchung auf regionaler Skala für das Haselhuhn (Bonasa bonasia) bei MATHYS<br />

(2000).<br />

Ein schwellenwertunabhängiges und damit für einen Vergleich zwischen Atlas- und<br />

Regionalmodell geeignetes Gütemaß sind die AUC-Werte. Der Wert für die besten<br />

Atlasmodelle liegt bei 0,89 bzw. 0,85 (bestes Modell, bzw. robustes Modell), beim<br />

Regionalmodell sind die Werte mit 0,99 bzw. 0,96 nahe am Maximalwert von 1.<br />

Bei MANEL (2001) liegen die meisten Werte zwischen 0,7 und 0,8, nur wenige über 0,9.<br />

Allerdings wurden dort die Modelle für ganze Familien erstellt. Bei der oben genannten<br />

Arbeit von OPPEL et al. (2003) wurden meist Werte zwischen 0,8 und 0,9 erreicht, der<br />

Maximalwert liegt mit 0,95 ähnlich hoch wie beim Regionalmodell. Die Atlasmodelle sind<br />

als gut, das Regionalmodell als hervorragend diskriminiert anzusehen.<br />

AIC<br />

Die AIC-Werte sind zwischen den Skalenebenen nicht direkt vergleichbar. Die niedrigsten<br />

Werte (und damit der beste Kompromiss aus Komplexität und Information) innerhalb der<br />

einzelnen Modellblöcke werden eher durch hohe Erklärungsgehalte als durch niedrige<br />

Parameteranzahlen verursacht. So weist Modell A1-1 zwar eine Variable mehr als Modell<br />

A1-3 auf (Tab. 12), scheint aber mit der „Sonneneinstrahlung“ und den<br />

Nutzungsparametern entscheidende Information zu berücksichtigen, welche zu dem<br />

besseren Ergebnis führen (vgl. auch Modell A2-7 und A2-6 in Tab. 13 oder R-1 und R-4 in<br />

Tab..19).<br />

Robustheit der Modelle/ bootstrapping<br />

Insbesondere bei kleinen Datensätzen ist das Modell oft zu eng an die Daten angepasst, zu<br />

„optimistisch“. Wie stark dieser Optimismus ist, muss durch eine Validierung an Daten, die<br />

nicht zur Modellschätzung verwendet wurden, getestet werden (SCHRÖDER & REINEKING<br />

2004b). Dazu wählte ich die Methode der internen Validierung durch resampling. Für eine<br />

Aufteilung der Daten zur externen Validierung reichten die beobachteten Vorkommen<br />

nicht aus. Eine Beurteilung des Gültigkeits- oder Anwendungsbereichs ist daher nicht<br />

möglich, da diese nur auf Grundlage aufgeteilter Daten oder Erhebungen aus anderen


6 Diskussion 70<br />

Untersuchungsgebieten/ –jahren erfolgen kann (SCHRÖDER & REINEKING 2004b). Für die<br />

Untersuchung der Stabilität logistischer Regressionsmodelle liefert bootstrapping aber nach<br />

einer vergleichenden Studie von STEYERBERG et al. (2001) die besten Ergebnisse. Die<br />

großen Differenzen zwischen den Original- und Trainings-, bzw. Testdatensätzen der<br />

Modelle R-1 und R-2 (Tab.18) werden durch die bereits beschriebene vollständige<br />

Separation verursacht.<br />

Auf die Modellkalibrierung R 2 N zeigt das bootstrapping kaum Einfluss. Unter Umständen<br />

kann der Mittelwert aus den 300 Trainingsdatensätzen sogar um 0,01 höher liegen als beim<br />

Originaldatensatz (Modell R-5, Tab. 18). Der AUC-Wert nimmt mit maximal 0,014 noch<br />

weniger ab (Tab. 12, 13 und 18). Auch Modelle, die eher schlecht kalibriert sind und eine<br />

Diskriminierung mittlerer Güte aufweisen (z.B. Modell A2-1, Tab. 13) können also<br />

durchaus robust sein. Der Optimismus in den Modellen scheint insgesamt sehr gering zu<br />

sein, mir liegen aber keine Literaturangaben darüber vor, bis zu welcher Abnahme ein<br />

Modell als robust gelten kann.<br />

6.2.3 Vergleich von Atlas- und Regionalmodell<br />

In Tabelle 20 sind die nach R 2 N wichtigsten Variablen getrennt für die beiden Skalenebenen<br />

dargestellt. Es gibt unter den 10 wichtigsten Variablen keine Übereinstimmung zwischen<br />

Atlas- und Regionalmodell. Beim Atlasmodell überwiegen höhenabhängige Variablen. Im<br />

Fall der Klimaparameter wurde der Einfluss der Höhe bereits erklärt (Kap. 6.2.1). Die<br />

Nutzungstypen und Vegetationseinheiten, die einen hohen Einfluss auf das Vorkommen<br />

des Steinhuhns ausüben, weisen eine konzentrierte Verbreitung in spezifischen<br />

Höhenstufen auf. Im Fall der „Zwergsträucher und niedrigen Gebüsche“ ist dies der<br />

Bereich an und über der Waldgrenze, also genau jener Bereich, den nach GLUTZ et al.<br />

(1973) auch das Steinhuhn bevorzugt. „Unproduktive Vegetation“ und „Lückige, niedrige<br />

Vegetation“ sind noch etwas stärker mit der Höhe korreliert (Anh. 2.1) und liegen oberhalb<br />

der eben beschriebenen Höhenstufe im Übergang zu den vegetationslosen Flächen. Als<br />

einziger Parameter, der nicht mit der Höhe korreliert, ist die „Neigung“ unter den stärksten<br />

univariaten Modellen zu finden.<br />

Ökologisch betrachtet übt die Höhe aber keinen direkten Einfluss auf die Verbreitung des<br />

Steinhuhns aus, noch nach 1950 kam die Art auch unterhalb 600 m als Brutvogel in<br />

extensiv genutzten Bereichen vor (LÜPS 1980). Die vom Steinhuhn bevorzugten Strukturen<br />

weisen aber eine Höhenabhängigkeit auf, die dazu führt, dass die Art in einem bestimmten<br />

Höhenbereich vorkommt. Bei höherer räumlicher Auflösung (Regionalmodell) hat die<br />

Variable „Höhe“ keinen Einfluss. Der direkte Vergleich zwischen Atlas- und<br />

Regionalmodell (Tab. 21) verdeutlicht dies ebenfalls. Die Unterschiede bei der Exposition<br />

sind wohl eher methodisch bedingt (Problem der Mittelung innerhalb der Rasterzelle beim<br />

Atlasmodell), unterschiedliche Präferenzen bei den beiden Skalen sind nicht zu erwarten.<br />

Daher habe ich dem bisherigen besten Atlasmodell A2-1 manuell die Variable<br />

„Cosinustransformierte Exposition“ hinzugefügt, was zu geringfügig verbesserten


6 Diskussion 71<br />

Gütemaßen führt (Tab. 22). Zu der vom Steinhuhn bevorzugten Neigung liegen recht<br />

unterschiedliche Angaben der Habitatpräferenz vor (vgl. Diskussion der Neigung beim<br />

Atlasmodell in Kap. 6.2.1), auf der regionalen Skala ist sie möglicherweise weniger<br />

entscheidend. Großräumig kann sie aber, in Verbindung mit anderen Parametern, geeignete<br />

Lebensräume anzeigen.<br />

Auf der regionalen Skala sind Strukturparameter und Umgebungsvariablen für das<br />

Vorkommen des Steinhuhns entscheidend (Tab. 20). Dabei wird der negative Einfluss der<br />

Bewaldung deutlich (die Vorkommenswahrscheinlichkeit steigt mit zunehmender<br />

Entfernung vom Wald und mit abnehmender Deckung der Waldschicht sowie geringerer<br />

Zahl von Einzelbäumen). Eine allgemeine Strukturvielfalt ist ebenso wichtig, wie eine<br />

Umgebung, die möglichst viele positiv mit dem Steinhuhn korrelierte Vegetationseinheiten<br />

und Nutzungsparameter aufweist. Einzelne Strukturelemente wie die „Mittlere Höhe der<br />

Krautschicht“ oder das „Vorhandensein größerer Felsen“ sind ebenfalls entscheidend.<br />

Auf der regionalen Skala weisen die Modelle insgesamt wesentlich höhere<br />

Erklärungsgehalte auf (Tab. 20). Dies gilt auch für die multiplen Endmodelle (Atlasmodell:<br />

AUC: 0,85; R 2 N: 0,28 gegenüber Regionalmodell AUC: 0,96; R 2 N: 0,80). Zieht man zur<br />

Berechnung der Regionalmodelle anstatt der im Freiland gewonnenen Daten die<br />

Rasterdaten der entsprechenden Kilometerquadrate heran, so wird die Bedeutung des<br />

„Fehlers“ deutlich, der bei der Mittelung der Daten auf die gesamte Rasterfläche entsteht.<br />

Alle Modelle auf Basis der übertragenen Rasterdaten sind nicht signifikant (Tab. 25). Zwar<br />

kann ein Vergleich der Streudiagramme für „Höhe“ und „Neigung“ Gemeinsamkeiten<br />

belegen (Anh. 2.9), bei der Exposition zeigen sich aber gravierende..Unterschiede.<br />

Diese Ergebnisse zeigen, dass sich durch eine Strukturkartierung bessere Ergebnisse<br />

erzielen lassen, als durch eine Datenbankauswertung auf Basis eines 1 x 1 km-Rasters.<br />

SCHRÖDER (2000) erhielt ebenfalls die besten Modelle durch die Einbeziehung räumlich<br />

höher aufgelöster Daten. Als einen wichtigen Grund nennt SCHRÖDER (2000) die<br />

Homogenität der Fläche und kleinere, sowie präziser zu beschreibende Einheiten. Dies<br />

dürfte auch in der vorliegenden Arbeit die Hauptursache für die Unterschiede bei der<br />

Modellgüte sein. Die Probleme, die bei einer Mittelung der Daten entstehen, wurden<br />

bereits beschrieben. Habitatansprüche werden darüber hinaus durch direkte<br />

Strukturparameter besser repräsentiert als durch Struktur- oder Nutzungstypen. Als<br />

einzige übergeordnete Einheit innerhalb der 10 nach R 2 N wichtigsten Variablen beim<br />

Regionalmodell findet sich der Strukturtyp „Zwergsträucher und niedriges Gebüsch“<br />

auf „Rang“ neun (Tab. 20). Der Einfluss, den die Höhe der Krautschicht auf das<br />

Vorkommen des Steinhuhns ausübt, wird durch die direkte Messung der mittleren Höhe<br />

der Krautschicht wesentlich besser repräsentiert (R 2 N = 0,6), als durch den Strukturtyp<br />

„Lückige,..niedrige..Vegetation“..(R 2 N..=..0,18).<br />

Ein Vergleich mit Habitatmodellen aus den Italienischen Alpen kann weiteren Aufschluss<br />

über die Habitatpräferenzen auf unterschiedlichen Skalen bringen. POMPILIO et al. (2003)<br />

untersuchten in den Lepontinischen Alpen Gebiete von einigen 100 ha Größe. Die Daten


6 Diskussion 72<br />

zu den erklärenden Variablen stammen aus Luftbildinterpretationen. Als wichtigste<br />

Einflussgrößen ermittelten die Autoren die Südexposition und die mittels Patch Analyst<br />

quantifizierte Komplexität der Lebensraumstrukturen (Mosaik) mit positivem<br />

Zusammenhang und bestätigten den negativen Einfluss des Waldes. Der Erklärungsgehalt<br />

des Modells ist allerdings sehr gering (R 2 = 0,18). Ein Modell der historischen Verbreitung<br />

(1950-1960), basierend auf Jagdstatistiken der Jagd- und Forstämter in der Provinz<br />

Trentino, beschreiben sowohl MERIGGI et al. (1998) als auch CATTADORI et al. (1998). Mit<br />

fast 6000 km 2 Gesamtfläche aufgeteilt in 2 x 2 km-Rasterzellen entspricht die Skala eher<br />

dem Atlasmodell. Die Umweltdaten wurden über Luftbildauswertungen ermittelt und sind<br />

damit wohl genauer erfasst als beim Atlasmodell. Klimadaten wurden nicht berücksichtigt.<br />

Mit vorwärts schrittweiser Modellierung wurde ein multiples Modell erstellt, das positive<br />

Zusammenhänge mit dem Steinhuhnvorkommen bei steilen Hängen, Südexposition und<br />

Habitatdiversität (Shannon-Index) aufzeigt. Negativ wirken Bewaldung, Sumpfgebiete und<br />

bebaute Zonen (CATTADORI et al. 1998). Die Rate der korrekten Klassifikation ist<br />

ausgeglichen (78,3 : 71,7%), ein Schwellenwert wird nicht angegeben. Sumpfgebiete und<br />

Siedlungen werden per se vom Steinhuhn gemieden. Um die Modelle möglichst trennscharf<br />

zu machen, sollten entsprechende Variablen nicht in multiple Modelle integriert, sondern<br />

diesen als automatische Ausschlusskriterien vorgeschaltet werden. Auch das Verfahren der<br />

vorwärts schrittweisen Modellierung bietet einige Nachteile gegenüber dem rückwärts<br />

schrittweisen Verfahren (vgl. Kap. 4.4.1). Eine Berücksichtigung dieser Überlegungen hätte<br />

möglicherweise eine stärkere Bedeutung von Nutzungsparametern ergeben können, die<br />

von CATTADORI et al. (1998) nicht bestätigt werden konnte.<br />

Zusammenfassend kann bei geringer räumlicher Auflösung der entscheidende Einfluss von<br />

Neigung und Exposition sowie höhenabhängigen Parametern (Klima, Nutzungs- und<br />

Vegetationstypen) festgestellt werden. Mit höherer Auflösung steigt die Bedeutung der<br />

Exposition weiter an, der negative Einfluss des Waldes und der positive von<br />

Mosaiklandschaften nehmen zu. Auf der Skala des Regionalmodells (< 1 ha) kommen<br />

zahlreiche direkte Strukturparameter wie die mittlere Höhe der Krautschicht hinzu, die<br />

insgesamt sehr genau eine offene, strukturreiche Mosaiklandschaft mit Felsen und<br />

Einzelbäumen in einiger Entfernung des Waldes beschreiben. Auf der Skala der<br />

Nistplatzwahl wurden nach meinem Wissen für das Steinhuhn noch keine quantitativen<br />

Untersuchungen gemacht (zu den methodischen Schwierigkeiten vgl. Kapitel 6.1), zu<br />

erwarten wäre eine zunehmende Bedeutung von Rasenbulten, Krüppelfichten,<br />

Felsvorsprüngen oder anderen deckungsbietenden Strukturen (HAFNER 1994).<br />

Auch aus der Sicht des Naturschutz hat die Wahl der Skala eine Bedeutung. Für<br />

bestandsfördernde Maßnahmen beim Auerhuhn (Tetrao urogallus) auf Basis von<br />

Informationen aus Habitatmodellen ist nach STORCH (2002) eine Kombination aus<br />

Strukturparametern (kleinskalig, vergleichbar mit den Daten zum Regionalmodell) und<br />

Parametern der Landschaftsskala notwendig. Dies sollte bei zukünftigen Modellierungen<br />

mit Arten aus dem Schweizer Brutvogelatlas beachtet werden. Eine Datenbasis wie beim


6 Diskussion 74<br />

Atlasmodell in der vorliegenden Arbeit wird nicht ausreichen, um geeignete Maßnahmen<br />

für den Erhalt von Prioritätsarten wie dem Waldlaubsänger (Phylloscopus sibilatrix)<br />

abzuleiten, bei denen nach BOLLMANN et al. (2002) die Ursachen für den<br />

Bestandsrückgang ungeklärt sind.<br />

6.2.4 Überlegungen zur Klimaveränderung<br />

Eine globale Erwärmung war im letzten Jahrhundert weltweit (IPPC 2001) und speziell im<br />

Alpenraum (BENISTON et al. 1997) feststellbar. Die These, dass die globale Erwärmung im<br />

21. Jahrhundert fortschreitet und sich beschleunigen wird, ist inzwischen allgemein<br />

akzeptiert. Die Alpenvegetation der Schweiz mit vertikaler (Höhengradient) und<br />

horizontaler (Nord-Südgradient durch Alpenbogen als Klimaschranke) Klimadiversität ist<br />

dabei besonders anfällig für Klimaveränderungen (BOLLIGER 2002).<br />

Für eine einfache Berechnung der potentiell waldfreien Fläche in der Schweiz legte ich<br />

nach Vorschlägen von PD Dr. FELIX KIENAST (WSL) und kritischer Durchsicht von Prof.<br />

Dr. MARTIN BENISTON (Uni Fribourg) regional angepasste Temperaturszenarien fest.<br />

Demnach ist der Temperaturanstieg in Hochlagen besonders stark (siehe auch BENISTON<br />

et al. (1997)). Die Güte der Prognose hängt von zwei Faktoren ab. Zum einen können<br />

Fehler beim Festlegen der potentiellen Waldgrenze auftreten, zum anderen kann die<br />

Prognose des Temperaturanstiegs fehlerhaft sein.<br />

Die Diskussion um die Gleichsetzung einer Juliisotherme von etwa 10° C mit der<br />

potentiellen Waldgrenze wird seit über 100 Jahren geführt (z.B. KÖPPEN (1919),<br />

EGGENBERG (1995) und KÖRNER (1998)). Für eine pragmatische Anwendung stellt die<br />

aktuelle Experteneinschätzung ein praktikables Instrument dar. Die angewendeten<br />

Klimaszenarien berücksichtigen regionale Unterschiede und liefern eine Vorhersage<br />

differenzierter Intensität. Dadurch wird der aktuelle Stand der Forschung wiedergegeben.<br />

Wünschenswert wäre neben der Flächenberechnung anhand der potentiellen Waldgrenze<br />

auch die Berücksichtigung der aktuellen Verhältnisse (niedrigere Waldgrenze durch<br />

anthropogenen Einfluss) gewesen. Da mir aber keine digitalisierte Form der aktuellen<br />

Waldgrenze vorlag, war dies nicht möglich. Es muss aber betont werden, dass zwischen<br />

dem potentiellen Zustand wie er in Abbildung 20 und Anhang 2.10 dargestellt wird und der<br />

aktuellen Situation ein großer Unterschied besteht. Der anthropogene Einfluss wird auch<br />

bei den weiteren Szenarien nicht berücksichtigt. Die nach der digitalisierten Waldgrenze<br />

von WOHLGEMUTH (1993) errechnete heute potentiell waldfreie Fläche ist deutlich größer<br />

als diejenige auf Basis der 9,5° Juliisotherme (Tab. 29). Dies deutet darauf hin, dass bei der<br />

Methode der Interpolation über das höchste Waldvorkommen jeder Talschaft die<br />

anthropogene Nutzung teilweise berücksichtigt wird.<br />

Die Ergebnisse (Tab. 29) zeigen aber eine eindeutige Tendenz, welche im Extremfall zum<br />

fast völligen Verschwinden der waldfreien Fläche führt. Dies würde bedeuten, dass dem<br />

Steinhuhn in etwa 100 Jahren kein Lebensraum mehr zur Verfügung steht. Dieser


6 Diskussion 74<br />

Entwicklung stehen verschiedene Überlegungen gegenüber, welche sich positiv oder<br />

negativ auf den Bestand des Steinhuhns auswirken könnten.<br />

Bereits erwähnt wurde der starke menschliche Einfluss, welcher auch in Zukunft zu<br />

waldfreien Gebieten auf potentiellen Waldstandorten führen wird. Es gibt zwar<br />

Bestrebungen, statt einer hauptsächlich schutzorientierten Planung mehr Gewicht auf das<br />

Entwicklungspotential von Landschaften zu legen (http://www.umweltschweiz.ch/buwal/<br />

de/fachgebiete/fg_landnutzung/kulturland/strategie), aber im Schweizer Bundesgesetz<br />

über den Natur- und Heimatschutz (NHG) sind Schutz, Erhalt und Pflege von<br />

„heimatlichen Landschaften und Kulturdenkmälern“ gesetzlich festgeschrieben (Art. 1).<br />

Wenn ein Grundeigentümer im Interesse der Schutzziele eine Leistung ohne<br />

entsprechenden wirtschaftlichen Ertrag erbringt (was im Fall der aufwändigen<br />

Bewirtschaftung in den Bergen oft der Fall ist), hat er einen Anspruch auf finanziellen<br />

Ausgleich (Art. 18c). Gerade in den Berggebieten wird durch agrarpolitische<br />

Direktzahlungen ein Anreiz geschaffen, die Bewirtschaftung beizubehalten. Das<br />

„Landschaftskonzept Schweiz“ (LKS) nimmt in seiner, für alle in der Landschaft tätigen<br />

Bundesstellen verbindlichen, langfristigen Zielsetzung eine vermittelnde Haltung ein.<br />

Kulturlandschaften sollen in ihrer Eigenart, Vielfalt und Schönheit schonend entwickelt<br />

werden, wobei ihre Geschichte und Bedeutung ablesbar bleiben muss<br />

(http://www.landschaftskonzept.ch). So übernehmen die Bergbauern zunehmend auch<br />

landschaftspflegerische Aufgaben, was in einem neuen Landwirtschaftsartikel in der<br />

Bundesverfassung auch ausdrücklich anerkannt wird.<br />

Die Reaktionszeit der Bäume auf veränderte Verhältnisse spielt eine entscheidende Rolle.<br />

Bäume als physiologische Einheiten verhalten sich oft asynchron zu ihrer Umwelt.<br />

Faktoren wie Samenverbreitungsmechanismen, Keimraten, Konstanz der Klimaerwärmung<br />

und die Geschwindigkeit der Bodenentwicklung sind wichtige Einflussgrößen (BOLLIGER<br />

2002). In trockenen, inneralpinen Tälern ist außerdem auch eine Versteppung möglich, falls<br />

sich keine mediterranen Baumarten ansiedeln. Ob die alpine Stufe in naher Zukunft<br />

bewaldet wird, bleibt letztlich kontrovers (BOLLIGER 2002). Eine Erhöhung der<br />

Waldgrenze ist nicht zwingende Folge eines Temperaturanstiegs und wird in einer<br />

Simulation von BOLLIGER et al. (2000) auch nicht vorhergesagt. Andererseits zeigen erste<br />

(statistisch ungesicherte) Ergebnisse einer Studie des Institutes für Wald, Schnee und<br />

Landschaft (WSL), dass die Waldgrenze in den Jahren 1985 bis 1997 tatsächlich<br />

angestiegen ist (JAQUELINE GEHRIG-FASEL, schriftl. Mitt.).<br />

Zu welchem Nutzungstyp sich der auf den Brachflächen stockende Wald entwickeln wird,<br />

ist ein Untersuchungsschwerpunkt des Projektes WaSAlp (Waldausdehnung im Schweizer<br />

Alpenraum) des WSL. Die univariate Analyse dynamischer Landschaftsmodelle zeigt in<br />

ersten Ergebnissen (http://www.wsl.ch/projects/ WaSAlp), dass sich im Bereich der<br />

heutigen Waldgrenze (1800 bis 2200 m) „Gebüschwald“ (wie in der vorliegenden Arbeit<br />

per Definition des BFS (2001)) selten zu „Aufgelöstem Wald“ und fast nie zu<br />

„Geschlossenem Wald“ entwickelt, sondern „Gebüschwald“ bleibt. Der Nutzungstyp


6 Diskussion 76<br />

„Gebüschwald“ weist in der Modellierung der vorliegenden Arbeit auf nationalem Maßstab<br />

bis zu einem Flächenanteil an der Rasterfläche von knapp 30% einen positiven<br />

Zusammenhang mit dem Vorkommen des Steinhuhns auf (Abb. 11). Die<br />

Zusammensetzung des Nutzungstyps mit den Hauptarten Alnus viridis, Pinus mugo und<br />

Corylus avellana verdeutlicht, dass es sich hierbei kaum um Bruthabitate für das Steinhuhn<br />

handelt (HAFNER 1994). Im Frühling können Erlengebüsche aber durchaus zur Äsung<br />

genutzt werden (HAFNER 1994) und sind aus Sicht des Steinhuhns positiver zu bewerten<br />

als beispielsweise „Geschlossene Wälder“.<br />

Eine mögliche Kompensation klimabedingter „Verluste“ an der unteren<br />

Lebensraumgrenze durch gleichzeitigen „Gewinn“ an Lebensraum durch Entstehung neuer<br />

Alpiner Matten auf aktuell vegetationslosen Flächen wird durch den „Gipfeleffekt“ (nichtplanimetrisches<br />

Verhalten der Flächen im Hochgebirge im Vergleich zu großen Flächen in<br />

tieferen Lagen) eingeschränkt, zumal zuerst eine komplette Bodenentwicklung stattfinden<br />

muss.<br />

Die Temperaturveränderung, welche zur Zunahme der Waldfläche und somit zu<br />

Habitatverlusten beim Steinhuhn führen könnte, wird auch die Niederschlagshäufigkeit<br />

(insbesondere Starkregenereignisse) um durchschnittlich 20% ansteigen lassen (BOLLIGER<br />

2002). Dies kann zu weiteren Bestandseinbußen führen (vgl. Kap. 6.3.1).<br />

Bei der Diskussion um die Entwicklung der Waldgrenze und den Einfluss auf den<br />

Lebensraum darf aber nicht vergessen werden, dass es sich beim Steinhuhn um einen<br />

Vertreter des turkestanisch-ostmediterranen Faunenelements handelt. Natürliche Prozesse<br />

führten im Alpenraum zur Verdrängung das Steinhuhn seit dem Ende der Eiszeit durch<br />

den sukzessiven Anstieg der Waldgrenze in die Krüppelzone und andere Randbereiche<br />

(LÜPS 1981b, HAFNER 1994). Erst der Mensch hat durch Rodungen und Weidebetrieb der<br />

Art unterhalb der Waldgrenze großflächig Lebensraum erschlossen (vgl. Kap. 6.3.1). Eine<br />

Rückentwicklung dieser Eingriffe muss zu Veränderungen im Steinhuhnbestand führen<br />

(HAFNER 1994). In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass die nach der<br />

vorliegenden Analyse bevorzugte Julitemperatur (10° C, Abb. 10) sehr gut mit der<br />

potentiellen Waldgrenze übereinstimmt. Dies deutet darauf hin, dass die Art eventuell „mit<br />

der Waldgrenze ansteigen“ könnte. Sollte die bereits beschriebene „Versteppung“ der<br />

zentralalpinen Täler tatsächlich eintreten, so kann sich außerdem der von PRÄSENT (1979)<br />

formulierte Nachteil eines „Einwanderers aus dem Südosten, ursprünglich ein Bewohner<br />

von Halbwüsten und Steppen ohne besondere Anpassungen an das rauhe Klima“ auch<br />

zum Vorteil entwickeln. Beobachtungen aus dem Apennin und Sizilien zeigen, dass bei<br />

dem dortigen Klima die Bindung an südexponierte Hänge und bestimmte Höhenstufen<br />

weniger stark oder gar nicht mehr feststellbar ist (DE FRANCESCHI 1994). Dem steht<br />

allerdings die Möglichkeit einer Zunahme von Starkregenereignissen entgegen.<br />

Die Bewertung klimabedingter Veränderungen in der Artenzusammensetzung wird<br />

gegenwärtig kontrovers diskutiert. Das Verschwinden von Arten kann als natürlicher<br />

Prozess angesehen werden. STRIEN (1997) sieht in seiner Arbeit zu einem


6 Diskussion 76<br />

Biodiversitätsindex für die Niederlande das Aussterben von Arten gleichwertig an wie das<br />

Neuerscheinen, da dies oft durch die gleichen großräumigen Klimaveränderungen<br />

verursacht werde. Eine Gewichtung sei nur in Fällen internationaler Bedeutsamkeit<br />

gerechtfertigt. Diese liegt für das Steinhuhn in der Schweiz bei einem Anteil am<br />

europäischen Bestand von etwa 7,5% allerdings vor (ZBINDEN & SALVIONI 2003, siehe<br />

auch KELLER & BOLLMANN 2001).<br />

THOMAS et al. (2003) warnen auf Grundlage von Modellschätzungen auf etwa 20% der<br />

terrestrischen Erdoberfläche mit über 1000 endemischen Pflanzen- und Tierarten, dass im<br />

Jahr 2050 je nach Klimaszenario (schwach-mittel-stark) 18%, 24%, oder 35% der<br />

untersuchten Arten aussterben könnten. Unter Einbeziehung von Expertenwissen<br />

hinsichtlich Verbreitungstendenzen und Bestandsentwicklung (Rote Listen auf IUCN-<br />

Grundlage) kommen sie für die gleichen Szenarien sogar auf 23%, 32% und 46% der<br />

untersuchten Arten. Die Autoren betonen, dass die Zahlen nicht als präzise Vorhersagen<br />

verstanden werden sollten, aufgrund der zunehmenden Bedrohung der Artenvielfalt durch<br />

Klimawandel, die inzwischen mindestens den gleichen Stellenwert wie Habitatzerstörung<br />

besitzt, liefern sie aber eine Einschätzung der Größenordnung dieser Gefahr. Die durch die<br />

Klimaerwärmung neu besiedelbaren Habitate werden nach THOMAS et al. (2003) durch<br />

Zerstörung und Fragmentierung anderswo kompensiert, gar nicht erst besiedelt, oder von<br />

Invasiv-Arten besetzt.<br />

Letztlich komme ich zu dem Schluss, dass die in Kapitel 5.5 dargestellten Ergebnisse eher<br />

als Vorschläge und Diskussionsgrundlage, denn als konkrete Prognosen zu verstehen sind.<br />

Die fehlende Berücksichtigung des menschlichen Einflusses und der Reaktionszeit, welche<br />

die Umwelt braucht, um sich an die veränderten Bedingungen anzupassen, führt zu einer<br />

zu „positiven“ Prognose des Anstiegs der Waldgrenze. Es ist aber festzustellen, dass neben<br />

Vorteilen einer möglichen Waldausdehnung (Schutzwald, Wasserhaushalt, wirtschaftlicher<br />

Ertrag, Kohlenstoffbindung und damit Reduzierung des CO 2 ) gleichzeitig auch ein<br />

Lebensraumverlust für das Steinhuhn und andere Arten (z.B. Birkhuhn (Tetrao tetrix)) und<br />

eine Abnahme der landschaftlichen Vielfalt eintreten würden (STROBEL & BRÄNDLI 1998).<br />

Durch Modellierung konnten GUISAN & THEURILLAT (2000) zeigen, dass auch viele<br />

Pflanzenarten durch einen Anstieg der Temperaturen Lebensraum verlieren würden.<br />

Aufgrund des Spielraumes, welcher sowohl zwischen den Szenarien der eigenen<br />

Prognosen, als auch derjenigen von THOMAS et al. (2003) zu beobachten ist, muss alles<br />

unternommen werden, um möglichst nur die Minimal-Szenarien Realität werden zu lassen.


6 Diskussion 77<br />

6.3 Gedanken zum Schutz der Art<br />

6.3.1 Aktuelle Gefährdungssituation<br />

Bevor Schutzmaßnahmen zur Erhaltung oder Förderung einer Art geplant oder<br />

durchgeführt werden können, ist es zunächst notwendig, die jüngere Bestandsentwicklung<br />

und deren wichtigsten Einflussgrößen zu kennen.<br />

Das Steinhuhn wies im letzten Jahrhundert in der Schweiz extreme Bestandsschwankungen<br />

und seit der Mitte des Jahrhunderts bis in die 1980iger Jahre einen insgesamt starken<br />

Rückgang auf (ZBINDEN 1984, SCHMID et al. 1998). In Frankreich ging die Art ebenfalls in<br />

den 1980iger- (MAGNANI et al. 1990) und 1990iger Jahren (BERNARD-LAURENT &<br />

LÉONARD 2000) zurück, in Östereich ist sie zahlenmäßig geringer als in der Vergangenheit<br />

(GOSSOW et al. 1992) und auch in Italien wurden nach 1950 Rückgänge festgestellt<br />

(SASCOR & MAISTRI 1994).<br />

Nach SCHMID et al. (1998) hat sich die Art in der Schweiz seit Mitte der 1980iger Jahre<br />

wieder erholt (geschätzter Bestand derzeit etwa 3000 bis 4000 Paare). Diese Entwicklung<br />

überrascht, scheint sie doch allen bisher für den Rückgang verantwortlichen genannten<br />

Ursachen zu widersprechen. Folgende Gründe werden von verschiedenen Autoren<br />

genannt (ergänzt durch eigene Überlegungen):<br />

1. Unterschiedlich intensive Erfassungstätigkeit<br />

Gerade bei dieser schwer zu beobachtenden Art können unterschiedlich intensive<br />

Erfassungstätigkeiten zu unterschiedlichen Annahmen über die Bestandsgröße führen. Der<br />

Anstieg Ende der 1980iger Jahre ist aber nicht alleine durch höhere Erfassungstätigkeit<br />

erklärbar, da für andere Arten (z.B. Steinadler (Aquila chrysaetos) und Schneehuhn (Lagopus<br />

mutus)) kein vergleichbarer Anstieg im selben Zeitraum zu verzeichnen ist (LÜPS 1994).<br />

2. Interspezifische Konkurrenz<br />

Zwar treten sowohl Steinhuhn und Birkhuhn (Tetrao tetrix) im Bereich der Waldgrenze, als<br />

auch Steinhuhn und Schneehuhn (Lagopus mutus) im Bereich der Alpinen Matten teilweise<br />

gemeinsam auf (LÜPS 1981c), aber bereits LÜPS geht davon aus, dass dies keinen Einfluss<br />

auf die Bestandsgröße des Steinhuhns hat.<br />

3. Prädatoren<br />

Als Prädatoren mit möglichem Einfluss auf den Steinhuhnbestand werden immer wieder<br />

Greifvögel, Rabenvögel und Säugetiere genannt (GLUTZ et al. 1973, LÜPS 1981c). Ein<br />

signifikanter Einfluss durch Prädatoren konnte aber in der mir bekannten Literatur nie<br />

nachgewiesen werden. Lediglich vom Steinadler (Aquila chrysaetos) liegt durch HAFNER<br />

(1994) mehr als eine Beobachtung von getöteten Steinhühnern vor, diese zählen aber sicher<br />

nicht zu seiner Hauptbeute und selbst die ansteigenden Bestandszahlen beim Steinadler<br />

dürften keinen entscheidenden Einfluss haben (LÜPS 1981c).<br />

4. Jagd<br />

Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war der Jagddruck (bis zu 2500 erlegte Hühner im<br />

Jahr in der Schweiz und bis zu 25 an einem Tag pro Jäger (GLUTZ et al. 1973)) sicher der


6 Diskussion 78<br />

Hauptgrund für den Rückgang der Art. Ein Jagdschutz (in der Schweiz seit 1978, in<br />

Österreich seit 1968) konnte die negative Bestandsentwicklung aber nicht aufhalten (LÜPS<br />

1981c), weshalb dies nicht der entscheidende Faktor sein kann. Beschreibungen wie<br />

beispielsweise von ZBINDEN (1984), dass bis 1935 im Tessin „erlegte Steinhühner in<br />

Rückentragekörben zu Tal getragen wurden“ geben aber zu bedenken, dass die Population<br />

möglicherweise bereits vor dem Jagdschutz so dezimiert wurde, dass die verstreuten und<br />

teilweise isolierten Bestände von diesem Schutz nicht mehr profitieren konnten. Die<br />

aktuelle Bejagung in Frankreich und Italien muss vor dem Hintergrund des relativ kleinen,<br />

auf Südeuropa begrenzten, Verbreitungsgebietes und der Bestandsentwicklung im letzten<br />

Jahrhundert sehr kritisch betrachtet werden.<br />

5. Gifte<br />

Von GLUTZ al. (1973) werden Insektizide als mögliche Rückgangsursache genannt, doch<br />

wie LÜPS (1981c) berechtigterweise anmerkt, dürften diese in der (rückgängigen)<br />

Berglandwirtschaft kaum eine Rolle spielen.<br />

6. Tourismus<br />

Direkte Habitatverluste durch Überbauungen für Skianlagen und Hotels sowie<br />

Zerschneidungswirkungen durch Bergbahnen und Strassen in sensiblen Bereichen haben<br />

sicher einen gewissen Einfluss (LÜPS 1981c, HAFNER 1994). Da sich die bevorzugten<br />

Lebensräume aber an unwegsamen Hängen befinden, kommt es selten zu erheblichen<br />

Eingriffen.<br />

7. Nutzungsänderung<br />

Die Aufgabe der Bergbauernlandwirtschaft mit darauf folgender Wiederbewaldung wird<br />

von Autoren aus dem gesamten Alpenraum als Hauptgrund für den Verlust sowohl von<br />

Brutlebensraum als auch von Ausweichhabitaten im Hochwinter genannt (GLUTZ et al.<br />

1973, ZBINDEN 1984, BOCCA 1990, GOSSOW et al. 1992). Alleine in den Jahren 1985 bis<br />

1995 nahm die Waldfläche in der Schweiz um 10% zu (BOLLIGER 2002). Besonders<br />

betroffen sind steile, steinige Hänge (WALTHER 1986, STROBEL & BRÄNDLI 1998) oberhalb<br />

von 1200 m ü. NN, Bereiche der Waldgrenze und Flächen mit „Unproduktiver<br />

Vegetation“ (STROBEL & BRÄNDLI 1998). Die Alpensüdseite ist Schwerpunkt dieser<br />

Entwicklung (STROBEL & BRÄNDLI 1998). Es handelt sich also um Bereiche, für die<br />

Modelle aus der vorliegenden Arbeit auf der nationalen Skala hohe<br />

Vorkommenswahrscheinlichkeiten für das Steinhuhn vorhersagen (Modell A2-1 beinhaltet<br />

die Parameter „Neigung“ und „Unproduktive Vegetation“, vgl. Tab. 13 und Abb. 14 und<br />

15). Die ebenfalls in der vorliegenden Arbeit aufgezeigten negativen Zusammenhänge<br />

zwischen den Parametern „Dichte, höhere Gras- und Seggenfluren“ (Abb. 12), „Höhere<br />

Gebüsche“ (Abb. 12) und „Deckung der Waldschicht“ (Abb. 16) mit dem<br />

Steinhuhnvorkommen bestätigen den negativen Einfluss der Verbrachung auf den Bestand<br />

des Steinhuhns.<br />

Nach dem Bundesgesetz über den Wald (WaG) von 1991 sind in der Schweiz Waldflächen,<br />

die innerhalb eines vorgegebenen Rahmens (mind. 200-800 m 2 , mind. 10-12 Jahre alt und


6 Diskussion 79<br />

mind. 10-12 m breit) kantonal definierten Mindestfunktionen genügen, automatisch vor<br />

Rodungen geschützt. Die oben beschriebene Entwicklung ist also (bis auf wenige<br />

Ausnahmeregelungen) zumindest bis zu einer Gesetzesänderung irreversibel.<br />

Wie schon in Kapitel 6.2.4 erwähnt, ist aber zu betonen, dass die heute verschwindenden<br />

Lebensräume erst durch die menschliche Tätigkeit, vor allem seit dem Mittelalter,<br />

geschaffen wurden. Durch Rodungen (u.a. zur Herstellung von Holzkohle, für den Bauund<br />

Brennholzbedarf der Städte), Waldweide, Streunutzung und umherziehende Schafund<br />

Ziegenherden wurde dem Steinhuhn die Besiedlung von Mittelgebirgen und tieferen<br />

Lagen der Hochgebirge überhaupt erst ermöglicht. Die Aufgabe dieser Nutzungsformen,<br />

beschleunigt durch die Landflucht während der Industrialisierung, muss sich also negativ<br />

auf die Steinhuhnbestände auswirken (HAFNER 1994).<br />

8. Populationsbiologie<br />

Von einigen Autoren wird ein verstärkter Rückgang der Art an der nördlichen Peripherie<br />

des Verbreitungsgebietes erkannt (LÜPS 1981b, MAGNANI et al. 1990, BERNARD-LAURENT<br />

& LÉONARD 2000). Es wird auch beschrieben, dass die Amplitude der<br />

Expositionsakzeptanz bei niedriger Dichte und an der Peripherie geringer ist, es werden<br />

nur noch Optimalhabitate besiedelt (ZBINDEN 1984, MAGNANI et al. 1990).<br />

MAGNANI et al. (1990) und MERIGGI et al. (1998) geben die Isolation von<br />

Reliktvorkommen als Grund für das lokale Aussterben des Steinhuhns an. Das Aussterben<br />

von Arten durch Verkleinerung („Verinselung“) von Lebensräumen ist ein bekanntes<br />

Phänomen, welches für ganz unterschiedliche Organismengruppen beschrieben wurde<br />

(ZIMMERMANN 1986, TILMAN 1994, NEWMARK 1996). In diesem Zusammenhang muss<br />

nochmals auf den Einfluss der Jagd hingewiesen werden, die möglicherweise in einigen<br />

Gegenden erst die Isolation der Steinhuhnbestände verursacht hat. Die genauen<br />

Zusammenhänge, die zur Isolation führen, müssen aber noch genauer untersucht werden.<br />

9. Klima<br />

Klimaeinflüsse werden übereinstimmend von den meisten Autoren als Ursache der<br />

schwankenden Steinhuhnbestände genannt. Nasskalte Sommer wirken sich vor allem<br />

während der Brutperiode negativ aus (GLUTZ et al. 1973, PRÄSENT 1979, LÜPS 1981c,<br />

ZBINDEN 1984, GOSSOW et al. 1992). Durch die vorliegende Arbeit konnte dies bestätigt<br />

werden. So ist der Zusammenhang zwischen Vorkommen des Steinhuhns und der<br />

Sonneneinstrahlung im Juli positiv (Abb. 10). Schneereiche Winter sind für die schlecht an<br />

das alpine Klima angepasste, ursprünglich turkestanisch-ostmediterrane Art (ohne<br />

befiederte Läufe wie die Raufußhühner sie besitzen, kein Anlegen von Schneehöhlen und<br />

kein Umstellen auf Baumnahrung bei hohen Schneelagen) ebenfalls oft mit<br />

Bestandseinbußen verbunden (LÜPS 1980, 1981c, BERNARD-LAURENT & LEONARD 2000).<br />

Die Punkte (7. bis 9.) sind sicher für die derzeitige und zukünftige Entwicklung der<br />

Steinhuhnbestände entscheidend. BERNARD-LAURENT & LÉONARD (2000) haben mit<br />

Modellen zu den Punkten 8. und 9. weitere Information geliefert. Sie wendeten<br />

deterministische Modelle (Einfluss konstanter demographischer Faktoren, Aussterberisiko)


6 Diskussion 80<br />

und stochastische Modelle (Klimaeinflüsse) an. Als mögliche Fehlerquellen nennen sie u.a.<br />

die Nichtberücksichtigung der Varianz der Überlebensraten, von Jagddruck, Anwesenheit<br />

von Schutzmöglichkeiten vor dem Schnee bzw. Ausweichverhalten der Art auf<br />

windexponierte Kuppen, sowie die fehlende Berücksichtigung des Kontaktes mit einer<br />

größeren Metapopulation. Folgende Szenarien wurden erstellt:<br />

a) katastrophale Klimaereignisse (50% Bestandsverlust) mit festgelegter Häufigkeit<br />

(empirisch auf alle 10 Jahre festgelegt) bei 25 Jahren Laufzeit des Modells<br />

b) gute, mittlere und schlechte Brutjahre im Verhältnis zueinander<br />

c) Kombination aus a) und b)<br />

Ergebnis ihrer Untersuchung ist, dass eine Population, die nicht durch katastrophale<br />

Wettereinflüsse beeinträchtigt wird (hypothetisch), eine positive Wachstumsrate (1,072%)<br />

aufweist, wobei die Überlebensrate der Jungvögel und der Bruterfolg subadulter und<br />

adulter Weibchen am wichtigsten sind. Bei Szenario a) ergibt sich eine stabile Population,<br />

die Wachstumsrate liegt bei 1,001%. Erhöht man die Auftretenswahrscheinlichkeit für<br />

schneereiche Winter auf alle 5 Jahre, so liegt die Wachstumsrate nur noch bei 0,935% und<br />

das Aussterberisiko nach 25 Jahren bei 11,6%. Nimmt man für Szenario b) die<br />

beobachteten Verhältnisse (Alpes Maritimes, 1982 bis 1997) von 0,3 : 0,5 : 0,2 an, so liegt<br />

die Wachstumsrate bei 0,969%. Stabile Verhältnisse sind mit dieser Methode erst bei der<br />

hypothetischen Ausgangslage 0,5 : 0,3 : 0,2 zu erreichen, ein Wachsutm bei 0,4 : 0,5 : 0,1.<br />

Szenario b) kommt also zu etwas geringeren Wachstumsraten. Bis hierher stimmen die<br />

Ergebnisse gut mit den von BERNARD-LAURENT & LÉONARD (2000) empirisch ermittelten<br />

Bestandszahlen überein. Szenario c) ergibt (bei einem Verhältnis von 0,3 : 0,5 : 0,2 eine<br />

Wachstumsrate von 0,906% und 27,1% Aussterbewahrscheinlichkeit. Die wohl etwas zu<br />

stark negative Tendenz könnte durch eine zu kleine Stichprobe (n = 37) oder einige der<br />

eingangs genannten Fehlerquellen verursacht sein.<br />

Als Fazit weisen BERNARD-LAURENT & LÉONARD (2000) auf eine ausreichende<br />

Vernetzung der Populationen in den Französischen Südalpen hin, dort bestehe kein reales<br />

Aussterberisiko. Am Nordwestrand der Verbreitung, wo Verluste nicht über<br />

Populationsaustausch aufgefangen werden können, bestehe aber ein akutes<br />

Aussterberisiko. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass es keine<br />

Einschätzungen über die Mindestgröße einer überlebensfähigen Population (minimum viable<br />

population – MVP) für das Steinhuhn gibt. Dabei handelt es sich um ein generelles Problem<br />

des Artenschutzes (SOULÉ 1987). Eine fundierte Einschätzung einer MVP kann nur unter<br />

Berücksichtigung von sowohl populationsbezogenen Faktoren (Reproduktion, Mortalität,<br />

Mobilität etc.) als auch von Umwelteinflüssen (Habitatqualität, Anfälligkeit gegenüber<br />

Klimaeinflüssen etc.) erfolgen. Dies war im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht zu<br />

bewerkstelligen. Wichtige Hinweise zur Mobilität der Art geben aber Telemetrie-Studien<br />

von HAFNER (1994) und BERNARD-LAURENT (1991). Demnach können zwischen den<br />

Sommer- und Winterhabitaten des Steinhuhns zwischen 6 bis 9 km liegen, in Extremfällen<br />

sogar bis zu 25 km. Dabei werden unterschiedliche Täler und Berggruppen angeflogen.


6 Diskussion 81<br />

6.3.2 Maßnahmen<br />

Konkrete Maßnahmen sollten sich an der Biologie der Art orientieren, die Reproduktivität<br />

der Art nachhaltig steigern, ökonomisch vertretbar sein, mit dem lokalen<br />

sozioökonomischen Umfeld vereinbar sein und im Rahmen von Mitnahmeeffekten<br />

anderen Arten zugute kommen (SNYDER 2000).<br />

Nach ODASSO<br />

& FRANCESCHI (1998) können die Maßnahmen auf folgende<br />

Teilhabitate/Höhenstufen aufgeteilt werden (ob der Begriff des Primärhabitats hier<br />

gerechtfertigt ist, kann aufgrund von Herkunft und aktueller Verbreitung der Art als<br />

diskussionswürdig angesehen werden):<br />

a) Primärhabitat: (Krummseggenrasen, Blaugrashalden, alpine Stufe) ist stabil und<br />

bedarf keiner Maßnahmen.<br />

b) Sekundäres Trockenhabitat (Trockenrasen) braucht nur gezielte, gelegentliche<br />

Einsätze.<br />

c) Alle anderen Sekundärhabitate sind weniger stabil und brauchen konstante und<br />

extensive Nutzung, am besten durch Schaf-Umtriebweide, um die Buschanzahl<br />

unter der von der Art akzeptierten Obergrenze zu halten.<br />

DE FRANCESCHI (1994) stellt für den Schutz in den Italienischen Alpen ein Konzept auf,<br />

welches hier teilweise verändert wiedergegeben wird. Zunächst sollen durch weitere<br />

Beobachtungen zu allen Jahreszeiten weitere Kenntnisse zum Verhalten der Art (vor allem<br />

zu Ausbreitungstendenzen und Bewegungsradius) gewonnen werden. So kann die Größe<br />

der Fläche für entsprechende Maßnahmen ermittelt werden, oder von Teilflächen, welche<br />

durch Habitatvernetzung miteinander verbunden sind. Von primärem Interesse für den<br />

Schutz der Art sind die im Winter genutzten Lebensräume. Denn soweit die Tiere nicht an<br />

Windkanten höherer Lagen überwintern, sind sie zu dieser Jahreszeit auf vom Menschen<br />

genutzte Flächen angewiesen. Vertikale Verbindungen zwischen den Teillebensräumen sind<br />

dann ebenfalls wichtige Schutzobjekte. In allen Fällen ist eine Kontrolle der Maßnahmen<br />

durchzuführen. Folgende Maßnahmen zum Schutz der Art bieten sich an:<br />

1. Erhaltung eines Mosaiks aus niedriger, krautiger Vegetation, Gebüsch und Felsen<br />

in geeigneten Brutgebieten. Keines der Strukturelemente sollte Flächenanteile über<br />

50% aufweisen. Dabei kann auf den periodischen Einsatz von Maschinen zur<br />

Beseitigung aufkommender Verbuschung im Spätsommer nicht verzichtet werden.<br />

2. Einführen halbwilder Ziegen- oder Pferdeherden, dies bedeutet weniger<br />

Pflegeaufwand und verhindert eine weitere Verbuschung (Abb. 21).<br />

3. Einsatz von Ziegen auch nach Verjüngung der Krautvegetation durch<br />

schachbrettartige Bodenreinigung in von Gehölzen überwucherten Bereichen,<br />

welche als Winterlebensraum dienen.<br />

4. Erst kürzlich verlassene Bergweiden mähen und das Mähgut abtragen<br />

(Nährstoffentzug). Diese Bereiche eignen sich auch als Wintereinstand für wilde<br />

Huftiere, welche durch Verbiss die Flächen weiter offen halten.


6 Diskussion 82<br />

5. Wiedereinbürgerung/Bestandsverstärkung durch Aussetzen von Zucht- oder<br />

Wildtieren (wird z.B. von MERIGGI et al. (1998) vorgeschlagen). Dabei besteht aber<br />

die Gefahr, dass keine reinrassigen oder infizierte Tiere ausgesetzt werden,<br />

namentlich das Chukar ist oft eingekreuzt (PRÄSENT 1979, DE FRANCESCHI 1994).<br />

Seit 1988 ist das Aussetzen von Chukarhühnern gesetzlich verboten. LÜPS (1981c)<br />

fasst das Thema treffend zusammen, indem er feststellt, dass an Orten wo die Art<br />

ausstirbt offenbar die Bedingungen zu schlecht sind, und wo sie vorkommt die<br />

Gefahr einer Infizierung der natürlichen Restbestände nicht eingegangen werden<br />

sollte. Auch DE FRANCESCHI (1994) weist darauf hin, dass nur in Gebieten, in<br />

denen die Gründe für das Verschwinden der Art bekannt und beseitigt worden<br />

sind, eine Wiedereinbürgerung Sinn macht. In der Schweiz sind keine<br />

Aussetzungsprogramme geplant (ZBINDEN, schriftl. Mitt.).<br />

6. Vor allem zur Balz- und Brutzeit sollten die Besucherzahlen kontrolliert und wenn<br />

nötig beschränkt werden (über Anzahl zugangsberechtigter Autos).<br />

7. Kontrolle über Auswirkungen der Maßnahmen (Effizienz-/Erfolgskontrolle)<br />

Abb. 21 : Der Einsatz von Ziegen hält die Verbuschung zurück.<br />

Aus dieser Übersicht wird deutlich, dass vor allem pflegerische Maßnamen vorgeschlagen<br />

werden. Auch wenn die Art sicher keine klassische flagship species im Sinne von SNYDER<br />

(2000) ist (die Art ist zu selten, zu unscheinbar in der Lebensweise und dadurch wenig<br />

bekannt), so kann sie doch als Leitart für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten der<br />

extensiven Bergweiden stehen, die durch die Schutzmaßnahmen ebenfalls profitieren<br />

würden. Neben Insektenarten (z.B. Schmetterlinge wie Appolo (Parnassius apollo),<br />

Hochalpen-Apollo (P. phoebus), Heller- und Dunkler Alpenbläuling (Plebeius orbitulus, P.<br />

glandon) wären dies in tieferen Lagen auch die Zippammer (Emberiza cia) mit einem etwas<br />

weiteren Biotopspektrum und in höheren Lagen der Steinrötel (Monticola saxatilis). Letzterer<br />

ist eine regelmäßige Begleitart des Steinhuhns und wie dieses von Veränderungen in der<br />

berglandwirtschaftlichen Nutzung betroffen (BOLLMANN et al. 2002). Da es sich bei beiden<br />

Arten um Prioritätsarten für Artenförderungsprogramme in der Schweiz handelt<br />

(BOLLMANN et al. 2002, siehe auch Einleitung), würde sich eventuell ein gemeinsamer


6 Diskussion 83<br />

Aktionsplan anbieten. Eine weitere Prioritätsart, deren Lebensraum sich ebenfalls teilweise<br />

mit dem des Steinhuhn überschneidet, ist das Birkhuhn (Tetrao tetrix). Auch diese Art hat<br />

von der Alpwirtschaft profitiert, unter anderem durch das herabsetzen der Waldgrenze für<br />

die Gewinnung von Brennholz und Weideflächen. Ähnlich wie beim Steinhuhn konnten so<br />

klimatisch günstigere Bereiche besiedelt werden (ZBINDEN & SALVIONI 2003). Auch hier<br />

wären bei Maßnahmen zum Schutz einer Art Mitnahmeeffekte zu erwarten.<br />

Das Steinhuhn ist allerdings durch eine ansteigende Waldgrenze wohl nicht in seinem<br />

Bestand gefährdet. Daher fordert HAFNER (1994) eine stärkere Rolle des Flächenschutzes<br />

in den natürlichen Lebensräumen (extreme Steillagen, großflächige, unbewaldete Hänge mit<br />

hohem Felsanteil von der Waldgrenze an aufwärts, s. Abb. 22). Dies reiche im Hochgebirge<br />

(der Autor bezieht sich auf Ergebnisse aus den Hohen Tauern) zum Erhalt<br />

überlebensfähiger Populationen aus. Er schlägt die Einrichtung mehrerer Schutzgebiete<br />

von 50 000 ha Größe in weitgehend nicht erschlossenen Gegenden vor. Da die<br />

beschriebenen Strukturen für Massentourismus weniger attraktiv sind, bewerte ich dies als<br />

sinnvolle, und in Zeiten überall knapper Naturschutzmittel kostengünstige Maßnahme, die<br />

sich ohne größere Nutzungskonflikte durchsetzen ließe. Die Bedeutung von<br />

Schutzgebieten für den Erhalt gefährdeter Arten wird auch von anderen Autoren bestätigt.<br />

BERGER (2003) spricht von einer Bedeutung der Nationalparks, ohne die viele Arten<br />

wesentlich geringere Bestände aufweisen würden, oder bereits ausgestorben wären.<br />

Allerdings wurden diese Erkenntnisse an migrierenden Großsäugern eines amerikanischen<br />

Nationalparks gewonnen. Aber auch ARAUJO et al. (2002) kommen zu dem Ergebnis, dass<br />

eine Schutzgebietsausweisung in Gebieten mit hoher Vorkommenswahrscheinlichkeit von<br />

Brutvogelarten die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese Bestände in der nahen Zukunft<br />

erhalten bleiben. Ob das auch langfristig gilt, hängt von der Populationsdynamik der<br />

einzelnen Arten ab.<br />

6.3.3 Schutzkonzept für das Steinhuhn<br />

In einem Spannungsfeld, zwischen internationaler Verantwortung für den Erhalt der Art<br />

(ZBINDEN & SALVIONI 2003) und Forderungen nach weiterer Ursachenforschung für den<br />

Rückgang der Art (LÜPS 1981a) einerseits und der Erkenntnis, dass die Art bei „günstigen“<br />

klimatischen Bedingungen aus dem Südosten eingewandert ist, und bei veränderten<br />

Bedingungen eben auch wieder verschwinden kann andererseits, müssen sämtliche<br />

Schutzmaßnahmen betrachtet und diskutiert werden.<br />

Bei einer Art, welche in alpinen „Urlandschaften“, die sich zumindest in absehbarer Zeit<br />

nicht wesentlich verändern werden (HAFNER 1994), ausreichend Nachkommen für eine<br />

überlebensfähige Population reproduzieren kann, halte ich die oben genannten Vorschläge<br />

(Schutzgebietsstrategie) aus ideellen und finanziellen Gründen für die geeignete Lösung.<br />

Denn die Berglandwirtschaft der Jahrhundertwende wird kaum wieder auferstehen<br />

(HAFNER 1994). Im Sinne der oben genannten Gliederung nach ODASSO & FRANCESCHI<br />

(1998) entspräche dies der obersten Ebene. Maßnahmen der zweiten Ebene, soweit sie


6 Diskussion 84<br />

kostengünstig in Bereichen mit gesicherten Steinhuhnvorkommen, die nicht isoliert sind,<br />

durchgeführt werden können, halte ich darüber hinaus ebenfalls für sinnvoll. Sollten<br />

Pflegearbeiten in den Winterlebensräumen durchgeführt werden, so ist auf eine<br />

ausreichende vertikale Vernetzung mit den Sommerlebensräumen zu achten.<br />

Abb. 22: In Hochlagen wird auch in absehbarer Zeit Lebensraum für das Steinhuhn zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Mögliche negative Einflüsse auf den Bestand der Art müssen weiter untersucht und<br />

quantifiziert werden, um bei einem erneuten Bestandsrückgang optimale Schutzmaßnahmen<br />

treffen zu können. Für unterschiedliche Szenarien zu Klimaschwankungen und<br />

Landschaftswandel sind dazu mittels weiteren, verbesserten Modellen Vorhersagen<br />

möglich (AUSTIN 1996, SCHRÖDER 2000). So könnte z.B. getestet werden, inwieweit die<br />

Aussterbewahrscheinlichkeit ansteigt, würden sämtliche Lebensräume unterhalb der<br />

heutigen, potentiellen oder auch zukünftigen Waldgrenze verloren gehen. Mit Vorhersagen<br />

dieser Art kann ein wertvoller Beitrag zu moderner Naturschutzbiologie und zum<br />

Umweltmanagement geliefert werden (MORRISON et al. 1998).


7 Zusammenfassung 85<br />

7 Zusammenfassung<br />

Das Steinhuhn (Alectoris graeca) ist eine prioritäre Vogelart für Artenförderungsprogramme<br />

in der Schweiz. Die Ursachen für Bestandsschwankungen sowie Einzelheiten im Verhalten<br />

der Art sind nur unvollständig bekannt. Für einen effektiven Artenschutz ist die Kenntnis<br />

der Habitatansprüche eine grundlegende Voraussetzung. Die Habitatmodellierung ist ein<br />

geeignetes Verfahren, um den Einfluss von Umweltfaktoren auf das Vorkommen von<br />

Arten quantitativ zu ermitteln und so Vorkommenswahrscheinlichkeiten zu liefern.<br />

In der vorliegenden Arbeit wurden mittels logistischer Regression auf zwei Skalenebenen<br />

Habitatmodelle erstellt. Auf nationaler Skala wurden auf Basis der Kartierungen (1993-<br />

1996) zum neuen Brutvogelatlas der Schweiz sowie mit Umweltdatenbanken Modelle<br />

geschätzt, die durch Übertragung zu Habitateignungskarten umgesetzt wurden. Für ein<br />

Modell auf regionaler Skala wurde im Jahr 2003 eine Strukturkartierung im Kanton Tessin<br />

durchgeführt.<br />

Auf verschiedenen Maßstabsebenen unterscheiden sich die für die räumliche Verteilung<br />

des Steinhuhns maßgeblichen Faktoren. Bei geringer räumlicher Auflösung sind die<br />

Neigung sowie höhenabhängige Parameter (Klima, Nutzungstypen und<br />

Vegetationseinheiten) entscheidend. Die Höhe selbst übt keinen direkten Einfluss aus,<br />

sondern die vom Steinhuhn bevorzugten Strukturen sind in einer bestimmten Höhenlage<br />

zu finden. Bei höherer räumlicher Auflösung wird der Einfluss von Strukturparametern wie<br />

der mittleren Höhe der Krautschicht für das Vorkommen des Steinhuhns deutlich. Der<br />

bereits auf der nationalen Skala feststellbare negative Einfluss geschlossener Wälder und<br />

die Bevorzugung südexponierter Hanglagen gewinnen darüber hinaus an Bedeutung.<br />

Auf beiden Skalenebenen konnten ökologisch wie statistisch sinnvolle Habitatmodelle<br />

erstellt werden. Auf der regionalen Skala weisen die Modelle im Vergleich mit<br />

Literaturwerten sehr hohe Gütewerte auf, auf nationaler Skala werden akzeptable Werte<br />

erreicht. Wie die Übertragung der Werte der nationalen auf die regionale Skala zeigen<br />

konnte, sinkt die Genauigkeit der Modellanpassung mit abnehmender räumlicher<br />

Auflösung. Die Habitateignungskarte für die gesamte Landesfläche der Schweiz stimmt<br />

hinsichtlich des maximalen Verbreitungsgebietes gut mit dem aktuellen Verbreitungsgebiet<br />

überein. Um eine Übereinstimmung zwischen prognostizierter hoher Vorkommenswahrscheinlichkeit<br />

und den aktuellen Vorkommen mit den höchsten Dichten in der<br />

Schweiz herzustellen, wird allerdings ein komplexes Modell benötigt.<br />

Um die tatsächliche Modellgüte beurteilen zu können, wäre eine Validierung an räumlich<br />

oder zeitlich unabhängigen Daten notwendig. Die festgestellten Zusammenhänge zwischen<br />

Vorkommen des Steinhuhns und Habitateigenschaften stimmen aber mit dem<br />

vorhandenen Wissen überein. Darüber hinaus konnten die Zusammenhänge quantifiziert<br />

werden, sowie erstmals die Bedeutung von Klimaparametern abgeschätzt werden. Dies<br />

bedeutet eine Erweiterung des bislang vorwiegend qualitativen Wissens.


7 Zusammenfassung 86<br />

Da das Steinhuhn geschlossene Wälder meidet, erfolgte eine Einschätzung zu möglichen<br />

Lebensraumverlusten durch ein klimabedingtes Ansteigen der Waldgrenze. Die Ergebnisse<br />

sind als Diskussionsgrundlage zu verstehen. Die fehlende Berücksichtigung von Faktoren,<br />

welche einem Ansteigen der Waldgrenze entgegenstehen, ergaben eine zu „positive“<br />

Prognose. Das Steinhuhn wird in Hochlagen, die sich zumindest in absehbarer Zeit nicht<br />

wesentlich verändern werden, überlebensfähig bleiben. Zur Erhaltung und Förderung des<br />

Steinhuhns wird die Ausweisung von Schutzgebieten oberhalb der Waldgrenze<br />

vorgeschlagen.


8 Danksagung 87<br />

8 Danksagung<br />

Boris Schröder hatte die Idee zu dieser Arbeit und schaffte es meine Bedenken hinsichtlich<br />

der Statistik aus dem Weg zu räumen. Meine vielen Fragen wurden meist sofort und klar<br />

beantwortet. Für seine unkomplizierte Art teilweise komplizierte Methoden zu vermitteln<br />

bedanke ich mich. PD Dr. Lukas Jenni von der Schweizerischen Vogelwarte in Sempach<br />

danke ich, dass er sich bereit erklärt hat, als Zweitgutachter zu fungieren.<br />

Dr. Niklaus Zbinden, ebenfalls von der Vogelwarte Sempach, zeigte durchgehend ein<br />

intensives Interesse, unterstützte mich bei der Planung der Freilandarbeit, war<br />

unaufhörliche Literaturquelle und sorgte für die nötige Bodenhaftung im Projekt. Ein ganz<br />

herzliches Dankeschön an ihn. Der gesamten Vogelwarte danke ich für die Bereitstellung<br />

der Datengrundlage und die freundliche Unterstützung. Hans Schmid stellte mir einige der<br />

hervorragenden, hauseigenen Publikationen zur Verfügung, Christian Marti war bei der<br />

Literaturrecherche hilfreich und Reto Spaar half bei logistischen Fragen während einiger<br />

Aufenthalte an der Vogelwarte.<br />

PD Dr. Felix Kienast und Dr. Janine Bolliger vom WSL haben sich Zeit für ein Treffen<br />

genommen, und mit Niklaus Zbinden zusammen wurden mögliche Klimaszenarien und<br />

Ansätze für eine Simulation des Anstiegs der Waldgrenze besprochen. Die Klimadaten<br />

wurden freundlicherweise von Prof. Dr. Martin Beniston von der Universität Fribourg auf<br />

ihre Aktualität hin überprüft.<br />

Michel Rudner stand mir nach dem Wechsel von Boris Schröder an die Universität<br />

Potsdam ebenso für statistische Alltagsprobleme zur Verfügung wie Barbara Strauss. Bei<br />

Fragen zur einen oder anderen Schweizer „Eigenart“ stand mir mein Kollege Felix Hahn<br />

zur Seite. Und schließlich danke ich Heike Büttger, Michael Dietrich, Barbara Fuchs, Britta<br />

Gronewold, Kerrin Lehn, Sieke Paysen und Hanjo Steinborn für die „korrigierende“<br />

Unterstützung in den letzten hektischen Tagen und für viele Anregungen und<br />

Diskussionen.<br />

Hiermit versichere ich<br />

abschließend, dass ich diese Arbeit<br />

selbständig verfasst und keine<br />

anderen als die angegebenen<br />

Hilfsmittel und Quellen benutzt<br />

habe.


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werden gerechnet. Informationsblatt Forschungsbereich Landschaft. 27.


Anhang A-1<br />

Verzeichnis der Anhänge<br />

ANHANG 1: Erläuterungen ...................................................................................A-2<br />

1.1 Internationaler Atlascode ...................................................................................................... A-2<br />

1.2 Neigungsklassen und Umrechnung in Altgrad .......................................................................A-3<br />

1.3 Definition der verwendeten Nutzungstypen nach BFS (2001) ...............................................A-4<br />

1.4 Zuordnung der Hegg-Typen zu den Strukturtypen nach Roman Graf ...................................A-6<br />

ANHANG 2: Ergebnisse ........................................................................................A-7<br />

2.1 Bivariate Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman, Atlas ............................................A-7<br />

2.2 Bivariate Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman, Regional ......................................A-8<br />

2.3 Atlas-Habitatmodelle ..............................................................................................................A-9<br />

2.4 Regional-Habitatmodelle ......................................................................................................A-11<br />

2.5 Weitere Modelle ...................................................................................................................A-13<br />

2.6 Boxplot-Diagramme ausgewählter univariater Atlasmodelle ................................................A-14<br />

2.7 Boxplot-Diagramme ausgewählter univariater Regionalmodelle ..........................................A-15<br />

2.8 Änderung der Devianz bei Entfernung der jeweiligen Variable aus den multiplen<br />

Endmodellen .........................................................................................................................A-16<br />

2.9 Streudiagramme der geostatistischen Variablen, Regionalmodell .......................................A-17<br />

2.10 Karten zur potentiellen Waldgrenze bei unterschiedlichen Klimaszenarien .........................A-18<br />

ANHANG 3: Material ............................................................................................A-19<br />

3.1 Ausschnitte aus Topographischen Karten (1 : 25 000) mit Lage der Aufnahmeflächen .....A-19<br />

3.2 Habitatfotos ..........................................................................................................................A-29


Anhang 1 - Erläuterungen A-2<br />

ANHANG 1: Erläuterungen<br />

Anhang 1.1: Internationaler Atlascode.<br />

aus: SHARROCK, J. T. R. (1973): Ornithological Atlases. Auspicium 5, Suppl.: 13-15<br />

(präzisiert nach SCHMIDT et al. 1998).<br />

Mögliches Brüten:<br />

1 Art zur Brutzeit beobachtet<br />

2 Art zur Brutzeit in einem möglichen Brutbiotop festgestellt<br />

3 Singendes Männchen während der Brutzeit anwesend, Balzrufe/ Trommeln gehört oder balzendes Männchen gesehen<br />

Wahrscheinliches Brüten:<br />

4 Paar während der Brutzeit in einem geeigneten Brutbiotop beobachtet<br />

5 Revierverhalten eines Paares (Gesang, Kämpfe mit Reviernachbarn usw.) an mindestens 2 Tagen im selben Territorium<br />

festgestellt<br />

6 Balzverhalten (von Männchen und Weibchen) bemerkt<br />

7 Altvogel sucht einen wahrscheinlichen Nestplatz auf<br />

8 Warn- und Angstrufe der Altvögel oder anderes aufgeregtes Verhalten, das auf ein Nest oder Junge in der näheren<br />

Umgebung hindeuten könnte<br />

9 Brutfleck bei gefangenem Weibchen festgestellt<br />

10 Altvogel transportiert Nestmaterial, baut ein Nest oder meisselt eine Höhle aus<br />

Sicheres Brüten:<br />

11 Lahmstellen und Verleitverhalten beobachtet<br />

12 Benutztes Nest gefunden<br />

13 Kürzlich ausgeflogene Junge bei Nesthockern oder Dunenjunge bei Nestflüchtern beobachtet<br />

14 Altvögel verlassen oder suchen einen Nestplatz auf. Das Verhalten der Altvögel deutet auf besetztes Nest hin, dessen<br />

Inhalt jedoch nicht eingesehen werden kann (hohe oder in Höhlen gelegene Nester)<br />

15 Altvogel trägt Kotsack von Nestling weg<br />

16 Altvogel mit Futter für die Jungen festgestellt<br />

17 Eischalen geschlüpfter Jungen gefunden<br />

18 Nest mit brütendem Altvogel entdeckt<br />

19 Nest mit Eiern oder Jungen gefunden


Anhang 1 - Erläuterungen A-3<br />

Anhang 1.2: Neigungsklassen und Umrechnung in Altgrad.<br />

Klasse Altgrad Neugrad<br />

1 0 - 4,4 0 - 4<br />

2 4,5 - 8,9 5 - 9<br />

3 9,0 - 13,4 10 - 14<br />

4 13,5 – 17,9 15 - 19<br />

5 18,0 – 22,4 20 - 24<br />

6 22,5 – 26,9 25 - 29<br />

7 27,0 – 31,4 30 - 34<br />

8 31,5 – 35,9 35 - 39<br />

9 36,0 – 40,4 40 - 44<br />

10 40,5 – 44,9 45 - 49<br />

11 45,0 – 49,4 50 - 54<br />

12 49,5 – 53,9 55 - 59<br />

13 54,0 – 58,4 60 - 64<br />

14 58,5 – 62,9 65 - 69<br />

15 63,0 – 67,4 70 -74<br />

16 67,5 – 71,9 75 - 79<br />

17 72,0 – 76,4 80 - 84<br />

18 76,5 – 80,9 85 - 89<br />

19 81,0 – 85,4 90 - 94<br />

20 85,5 – 89,9 95 - 99


Anhang 1 - Erläuterungen A-4<br />

Anhang 1.3: Definition der verwendeten Nutzungstypen nach<br />

BFS (2001).<br />

Bestockte Flächen<br />

Als bestockte Flächen (Wald und Gehölze) werden alle mit Waldbäumen oder<br />

gebüschwaldbildenden Straucharten bedeckten Flächen bezeichnet. Eine Ausnahme bilden<br />

Bestockungen auf Flächen mit Siedlungsfunktion (Parkanlagen, Alleen, Gebäudeumschwung,<br />

Verkehrsgrün), wo die entsprechende Siedlungskategorie Priorität hat. Die Abgrenzung des<br />

Waldes gegenüber dem Nichtwald erfolgte in Anlehnung an die Kriterien des schweizerischen<br />

Landesforstinventars.<br />

1 Geschlossener Wald<br />

Die Nutzungsart geschlossener Wald umfasst geschlossene Baumbestände mit einer<br />

Mindestbreite von 25 m, einem Deckungsgrad von mehr als 60% und einer minimalen<br />

Oberhöhe von 3 m. Dazu gehören auch Waldstrassen und Fliessgewässer, die weniger als 6 m<br />

breit sind sowie vorübergehend unbestockte Flächen, wie Aufforstungen, Verjüngungen,<br />

Holzschläge und Waldschadenflächen, sofern die in der unmittelbaren Umgebung liegenden<br />

Waldflächen den Minimalanforderungen bezüglich Breite, Dichte und Höhe genügen.<br />

2 Aufgelöster Wald<br />

Zum aufgelösten Wald gehören Bestockungen mit einer Mindestbreite von 50 m, einem<br />

Deckungsgrad zwischen 20 und 60% und einer minimalen Oberhöhe von 3 m. Die Zuordnung<br />

erfolgt unabhängig davon, ob zusätzlich eine landwirtschaftliche Nutzung stattfindet oder nicht.<br />

Darin sind ebenfalls Waldstrassen und Fliessgewässer, die weniger als 6 m breit sind sowie<br />

vorübergehend unbestockte Flächen enthalten, wenn die umliegenden Waldflächen den<br />

geforderten Kriterien entsprechen.<br />

3 Gebüschwald<br />

Der Gebüschwald wird zur Hauptsache aus den Straucharten Alpenerle (Alnus viridis), Legföhre<br />

(Pinus mugo) und Hasel (Corylus avellana) gebildet. Er muss die Mindestanforderungen von<br />

25m Breite und 60% Deckungsgrad, nicht aber in jedem Falle (Alpenerle, Legföhre) die<br />

Voraussetzung einer Mindesthöhe von 3 m erfüllen. Das Vorkommen des Gebüschwaldes ist<br />

auf den Alpenraum beschränkt, wo er vor allem in Nordlagen im Bereich der Waldgrenze<br />

verbreitet ist.<br />

Landwirtschaftliche Nutzflächen<br />

Die landwirtschaftlichen Nutzflächen umfassen das Kulturland des Dauersiedlungsgebietes und<br />

die alpwirtschaftlich genutzten Flächen. Sie decken das gesamte landwirtschaftliche<br />

Nutzungsspektrum von den Intensivkulturen bis hin zu den extensiv genutzten Kleinviehweiden<br />

und Wildheuplanggen ab und enthalten auch brachliegende Flächen, sofern diese nicht<br />

verbuscht oder bestockt sind. Nicht zu den landwirtschaftlichen Nutzflächen gehören Strassen,<br />

Wege, landwirtschaftliche Gebäude und deren Umschwung, sowie Feldgehölze und<br />

Bestockungen auf Kulturland (Wytweiden, Weidwälder). Für die Abgrenzung zwischen den<br />

ganzjährig besiedelten Talgebieten, den nur im Sommer bewohnten Alpen und den<br />

Sömmerungsbetrieben mit saisonal erhöhtem Viehbesatz (Voralpen, Jura) wurden die land- und<br />

alpwirtschaftlichen Produktionskataster des Bundesamtes für Landwirtschaft beigezogen.<br />

10 Maiensässe, Heualpen, Bergwiesen<br />

Die Maiensässe, Heualpen und Bergwiesen beinhalten das abseits der Dauersiedlungen<br />

liegende Wiesland der Maiensäss- und Alpstufe, auf welchem neben einer allfälligen<br />

Weidenutzung Dürrfutter gewonnen wird. Je nach Klima und Standort bewegt sich die<br />

Häufigkeit der Schnittnutzung zwischen zweimal jährlich und einmal alle drei Jahre. Die<br />

Übergänge zu den Alp- und Juraweiden sind meist fliessend, im Bereich der Hochtäler auch<br />

diejenigen zum Wies- und Akkerland.<br />

11 Alp- und Juraweiden<br />

In den Alp- und Juraweiden sind diejenigen Weideflächen enthalten, die durch saisonale<br />

Weidebetriebe (Alpen) oder durch Ganzjahresbetriebe mit saisonal bedeutend grösserem<br />

Viehbestand (Jura, Voralpen) bewirtschaftet werden. Darunter fallen die Rindvieh- und<br />

Schmalviehalpen sowie die heute kaum mehr genutzten Wildheuplanggen. Der maximale Grad


Anhang 1 - Erläuterungen A-5<br />

der Einschränkung durch Verbuschung, Fels oder Geröll kann bis zu 80% betragen. Für die<br />

Abgrenzung der alpwirtschaftlichen Nutzflächen gegenüber den Heimweiden und den Flächen<br />

mit unproduktiver Vegetation wurden die land- und alpwirtschaftlichen Produktionskataster<br />

konsultiert. Die Ausscheidung der Weidegebiete erfolgte aber nicht, wie in früheren<br />

Erhebungen, grossflächig. Bedingt durch die Stichprobenmethode fand eine innere Bereinigung<br />

statt, indem unzugängliche Bachtobel, Steilhänge, Felspartien, Geröllhalden (Anteil Felsen,<br />

Steine > 80%) und verbuschte Partien (Verbuschungsgrad > 80%) innerhalb der Alpweiden den<br />

vegetationslosen Flächen bzw. der unproduktiven Vegetation zugeordnet wurden. Die<br />

Übergänge zwischen bestockten, unproduktiven und landwirtschaftlich genutzten Flächen sind<br />

durch die starke und kleinflächige Nutzungsdurchmischung dieser Gebiete meist fliessend.<br />

Unproduktive Flächen<br />

Die unproduktiven Flächen enthalten alle unbestockten Flächen, die aufgrund der klimatischen<br />

und topographischen Lage landwirtschaftlich nicht nutzbar sind (Gewässer, unproduktive<br />

Vegetation, vegetationslose Flächen). Der Begriff «unproduktive Flächen» ist insofern zu<br />

relativieren, als auf solchen Flächen durchaus auch Nutzungen wie Tourismus, Sport,<br />

Energiegewinnung oder Fischerei möglich sind, während andererseits auch Teile der<br />

bestockten Flächen mit guten Argumenten dem Bereich der unproduktiven Flächen zugeordnet<br />

werden könnten. Für eine Differenzierung der Bestockungen in produktiv und unproduktiv gibt<br />

es jedoch im Luftbild und vielfach auch im Gelände kaum objektive Kriterien.<br />

14 Unproduktive Vegetation<br />

In der Nutzungsart unproduktive Vegetation werden die unbestockten, mit Vegetation<br />

bedeckten Flächen ohne landwirtschaftliche Nutzung zusammengefasst. Im einzelnen handelt<br />

es sich um die unproduktive Gras- und Krautvegetation (im Übergang von den alpwirtschaftlich<br />

genutzten Grenzlagen zu den vegetationslosen Flächen), die Gebüsch- und Strauchvegetation<br />

(vorwiegend Zwergsträucher im Bereich der Waldgrenze, aber auch einwachsendes<br />

Kulturland), die Nassstandorte (nicht bestockte Hochmoore und landwirtschaftlich nicht<br />

genutzte Flachmoore), die Ufervegetation (Schilfgürtel an See- und Flussufern) und die<br />

Lawinenverbauungen.<br />

15 Vegetationslose Flächen<br />

Zu den vegetationslosen Flächen zählen die naturbedingt unbewachsenen Flächen wie Fels,<br />

Geröllhalden, Gletscher, Firn oder vegetationslose Bachtobel und Erosionsflächen. Nicht dazu<br />

gehören hingegen die vegetationslosen Siedlungsflächen, insbesondere Abbau- und<br />

Deponieflächen. Obwohl die vegetationslosen Flächen naturgemäss hauptsächlich in den<br />

oberen Höhenlagen vorkommen, sind diese vereinzelt auch in tieferen Lagen anzutreffen.


Anhang 2 - Erläuterungen A-6<br />

Anhang 1.4: Zuordnung der Hegg-Typen zu den Strukturtypen nach Roman Graf.<br />

Strukturtyp Bezeichnung*<br />

beinhaltet folgende Typen aus Hegg**<br />

ST 3 Vegetationsarm oder -los (Deckung < 20%) Potentillion caulescentis (Kalkfelsvegetation), Androsacion vandellii (Silikatfelsvegetation), Galio-Parietarion (Mauerfugen-Gesellschaften),<br />

Thlaspion rotundifolii (Kalkschutt), Petasition paradoxi (Schieferschutt), Androsacion alpinae (Silikatschutt), Epilobion fleischeri (Alluvionen),<br />

Sedo-Scleranthion (Felsgrus, Sand, Mauerkronen, Felsköpfe), Drabo-Seslerion (Felsbänke und Schichtflächen auf Kalk)<br />

ST 4 lückige, niedrige Vegetation (bis 20 cm) Adiantion (feuchte Felsschluchten), Nanocyperion (Zwergbinsen-Gesellschaften, wechselnass), Agropyro-Rumicion (Kies- und Sandalluvionen<br />

an Flüssen), Salicion herbaceae (Silikat-Schneetälchen), Arabidion coeruleae (Kalk-Schneetälchen), Oxytropido-Elynion (Gratrasen, Nacktried, alpin),<br />

Seslerion coeruleae (Trockenrasen auf Kalk, Blaugras, subalp.-alp.), Caricion bicolori atrofuscae (Flachmoore der alpinen Stufe, Kalk), Caricion<br />

sempervirentis (Horstseggenrasen, tiefgründig, sauer, subalpin), Loiseleurio-Vaccinion (alpine Zwergstrauchheide, windexponiert)<br />

ST 5 dichte, niedrige Vegetation (bis 20 cm) Cardamino-Montion (kalkarme Quellfluren), Cratoneurion (kalkreiche Quellfluren, tuffbildend), Poion alpinae (Alpweide, Milchkrautweide), Cynosurion<br />

(Weiden), Caricion canescenti-fusca (saure Flachmoore), Caricion davallinae (Flachmoore der kollinen, montanen, subalp. Stufe, Kalk), Caricion<br />

curvulae (Krummseggenrasen / Silikatrasen, alpin, Klimax), Festucetum halleri (Hallers Schwingelrasen, alpine Silikat-Steilhänge), Laserpitio-Poion<br />

violaceae (subalpine Steilhänge, Silikat, tiefgründig), Sphagnion fusci (Hochmoor), Nardion (Magerrasen, Borstgrasweiden, stark sauer, schwach<br />

geneigt), Calluno-Genistion (Ericaceen-Heiden, Zwergstrauchheiden), Calamagrostion (arund.) (subalpine Hochgrasfluren)<br />

ST 6 lückige, höhere Gras- u. Seggenfluren Magnocaricion (Groß-Seggenried), Xerobromion (Trockenrasen, kollin u. unt. montan), Festucion spadiceae (subalp. kalkarm, steile Trockenhänge),<br />

Rhynchosporion (Zwischenmoore und Schlenken), Festucion variae (subalpine Silikat-Steilhänge)<br />

ST 7 dichte, höhere Gras- u. Seggenfluren Mesobromion (Halbtrockenrasen, kollin u. unt. montan), Seslerio-Bromion (Halbtrockenrasen, ob. montan), Andropogonetum gryllii (Trockenrasen,<br />

Steilhänge), Stipo-Poion carniolicae (Walliser Schwingelrasen, Wallis), Stipo-Poion xerophilae (Walliser Schwingelrasen, Graubünden), Caricion<br />

ferrugineae (frische Rasen auf Kalk, Rostseggen, subalp), Arrhenatherion (Tal-Fettwiesen), Polygono-Trisetion (Berg-Fettwiesen), Molinion<br />

(nasse Streu-Magerwiesen)<br />

ST 8 Staudenfluren (50-100cm) Onopordion (wärmeliebende Distel-Ruderalgesellschaften), Rumicion alpini (Lägergesellschaften), Convolvulion sepii (Hochstauden-Mantelges.<br />

an Röhricht usw), Calthion + Filipendulion (nährstoffreiche Nasswiesen und Staudenfluren), Adenostylion alliariae (Hochstaudenfluren)<br />

ST 9 Zwergsträucher u. niedriges Gebüsch (bis 150 cm) Salicetum helveticae (Weidengebüsch auf Silikat), Rhododendro-Vaccinion (subalp. Zwergstrauchheide, Schneeschutz), Juniperion nanae (subalp.<br />

Zwergstrauchheide, warm-trockenes Lokalklima), Berberidion (wärmeliebende Buschgesellschaften, Berberitzengebüsche), Juniperetum sabinae<br />

(Felsenheide mit Juniperus sabina)<br />

ST 10 höhere Gebüsche Rhododendro-Mugetum prostratae (Legföhrenbestände), Rubo-Prunion spinosae (atlantische Buschgesellschaften), Castanea-Palina,<br />

Corylus-Busch, Niederwald<br />

ST 11 Laubwaldgesellsch. mit spärl. Strauch- u. Krautschicht Asperulo-Fagion (Braunerde-Buchenwald, submontan), Cardamino-Fagion (echter Buchenwald, Kalk, submontan), Fagus-Hochwald<br />

(höchstens Frühblüher)<br />

ST 12 Laubwaldgesellschaften mit üppiger Strauchschicht Salicion pentandrae (Auenwälder der subalp. Stufe), Quercion pubesc.-petraeae (thermophile Eichenwälder), Orno-Ostryon (Hopfenbuchenwald),<br />

Aceri-Fraxinetum (Bach-Eschenwald, Hangfuss-Ahorn-E.-Wald), Carpinion (anspruchsvolle Laubmischwälder), Carpino-Ostryetum (Hainbuchen-


Anhang 2 - Erläuterungen A-6<br />

Hopfenbuchenwald, Mendrisiotto), Tilion (wärmeliebende Lindenmischwälder), Robinia-Forst<br />

ST 13 Nadelwaldgesellsch. mit spärl. Strauch- u. Krautschicht Cytiso-Pinion (Föhrenwald-Steppe), Larix-Forst (Lärchen-Forst), Picea-Forst (Fichten-Forst), Pinus-Forst (Kiefern-Forst)<br />

(höchstens Frühblüher)<br />

ST 14 Nadelwaldgesellschaften mit üppiger Strauchschicht Rhododendro-Cembretum (Arvenwald)<br />

ST 15 gras- hochstauden- kraut- od. zwergstrauchreiche Salicion albae (Weidenau), Alnion glutinosae (Schwarzerlen-Bruchwald), Quercion robori-petraeae (bodensaurer Eichen-Birkenwald, nährstoffarm),<br />

Laubw. ohne üppige Stauchsch.<br />

Pino-Betuletum pubescentis (Kiefern-Birken-Bruchwald), Alnion incanae (Erlen-Aue), Fraxinion (Harte Aue), Luzulo-Fagion (Buchenwälder saurer<br />

Böden, montan), Cephalanthero-Fagion (Orchideen-Buchenwald), Seslerio-Fagion (Steilhang-Kalkbuchenwald), Aceri-Fagion (Ahorn-Buchenwald,<br />

Kalk, subalpin), Lunario-Acerion (Schluchtwälder)<br />

ST 16 gras- hochstauden- kraut- od. zwergstrauchreiche Erico-Mugion (Bergföhrenwald auf Kalk, subalpin), Erico-Pinion (Waldföhren-Wald auf Kalk, montan), Molinio-Pinion (Waldföhren-Wald auf tonigem<br />

Nadelw. ohne üppige Strauchsch.<br />

Boden, montan), Ononido-Pinion (offener Kiefernwald, sehr trocken), Vaccinio-Piceion (subalp. Fichtenwald), Melico-Piceion (montaner Fichtenwald<br />

bzw. Perlgras-Fichtenwald, trocken), Piceo-Abietion (montaner Fichtenwald, sauer, frisch-nass), Adenostylo-Abietion (Buchentannenwald, Kalk,<br />

montan), Rhododendro-Mugetum arboreae (Wald aufrechter Bergföhren, Silikat), Rhododendro-Mugetum prostratae (Legföhrenbestände)<br />

Rhododendro-Laricetum (Lärchenwald), Spagno-Mugetum (Hochmoorwald), Calluno-Pinion (Föhrenwald auf Silikat, montan)<br />

* = Einteilung nach Roman Graf, Vogelwarte Sempach<br />

** = nach Hegg 1993


Anhang 2 - Ergebnisse<br />

A-7<br />

ANHANG 2: Ergebnisse<br />

Anhang 2.1: Bivariate Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman. Dargestellt sind Variablen des Atlasmodells, die<br />

in der univariaten Analyse Signifikanzen von p < 0.05 und AUC-Werte > 0.6 aufweisen.<br />

clojul precjul tempjul degdays radjul wbudjuly N1 N2 N3 N11 N14 N15 neigst cos_asp med_he he_diff ST 3 ST 4 ST 7 ST 8<br />

clojul 1,000 0,473(**) -0,335(**) -0,291(**) 0,146(**) 0,590(**) -0,231(**) -0,183(**) 0,030 0,196(**) -0,022 0,013 -0,066(*) 0,082(**) 0,140(**) -0,141(**) -0,170(**) 0,102(**) -0,007 -0,246(**)<br />

precjul 0,473(**) 1,000 0,099(**) 0,102(**) -0,121(**) 0,957(**) 0,013 -0,208(**) -0,132(**) 0,088(**) -0,198(**) -0,164(**) -0,107(**) 0,111(**) -0,233(**) -0,197(**) -0,281(**) -0,057(*) 0,133(**) -0,181(**)<br />

tempjul -0,335(**) 0,099(**) 1,000 0,977(**) -0,643(**) -0,001 0,519(**) -0,098(**) -0,295(**) -0,756(**) -0,557(**) -0,588(**) -0,281(**) -0,059(*) -0,934(**) -0,255(**) -0,425(**) -0,627(**) 0,380(**) -0,127(**)<br />

degdays -0,291(**) 0,102(**) 0,977(**) 1,000 -0,630(**) 0,009 0,503(**) -0,111(**) -0,299(**) -0,729(**) -0,561(**) -0,595(**) -0,274(**) -0,045 -0,927(**) -0,252(**) -0,436(**) -0,627(**) 0,373(**) -0,117(**)<br />

radjul 0,146(**) -0,121(**) -0,643(**) -0,630(**) 1,000 -0,210(**) -0,317(**) 0,137(**) 0,100(**) 0,562(**) 0,303(**) 0,258(**) 0,126(**) -0,194(**) 0,675(**) 0,123(**) 0,184(**) 0,373(**) -0,234(**) 0,109(**)<br />

wbudjuly 0,590(**) 0,957(**) -0,001 0,009 -0,210(**) 1,000 -0,056(*) -0,234(**) -0,091(**) 0,113(**) -0,136(**) -0,080(**) -0,082(**) 0,175(**) -0,167(**) -0,180(**) -0,221(**) 0,001 0,094(**) -0,191(**)<br />

N1 -0,231(**) 0,013 0,519(**) 0,503(**) -0,317(**) -0,056(*) 1,000 0,350(**) -0,041 -0,471(**) -0,415(**) -0,406(**) 0,106(**) -0,048 -0,491(**) 0,122(**) -0,192(**) -0,474(**) 0,272(**) -0,055(*)<br />

N2 -0,183(**) -0,208(**) -0,098(**) -0,111(**) 0,137(**) -0,234(**) 0,350(**) 1,000 0,320(**) 0,047 0,194(**) 0,097(**) 0,354(**) -0,129(**) 0,174(**) 0,385(**) 0,184(**) 0,001 -0,017 0,186(**)<br />

N3 0,030 -0,132(**) -0,295(**) -0,299(**) 0,100(**) -0,091(**) -0,041 0,320(**) 1,000 0,167(**) 0,374(**) 0,277(**) 0,355(**) 0,023 0,297(**) 0,344(**) 0,252(**) 0,187(**) -0,100(**) 0,239(**)<br />

N11 0,196(**) 0,088(**) -0,756(**) -0,729(**) 0,562(**) 0,113(**) -0,471(**) 0,047 0,167(**) 1,000 0,421(**) 0,460(**) 0,270(**) -0,004 0,745(**) 0,250(**) 0,356(**) 0,573(**) -0,316(**) 0,194(**)<br />

N14 -0,022 -0,198(**) -0,557(**) -0,561(**) 0,303(**) -0,136(**) -0,415(**) 0,194(**) 0,374(**) 0,421(**) 1,000 0,642(**) 0,377(**) 0,010 0,615(**) 0,369(**) 0,523(**) 0,534(**) -0,406(**) 0,257(**)<br />

N15 0,013 -0,164(**) -0,588(**) -0,595(**) 0,258(**) -0,080(**) -0,406(**) 0,097(**) 0,277(**) 0,460(**) 0,642(**) 1,000 0,420(**) -0,020 0,639(**) 0,394(**) 0,646(**) 0,588(**) -0,363(**) 0,101(**)<br />

neigst -0,066(*) -0,107(**) -0,281(**) -0,274(**) 0,126(**) -0,082(**) 0,106(**) 0,354(**) 0,355(**) 0,270(**) 0,377(**) 0,420(**) 1,000 -0,186(**) 0,369(**) 0,839(**) 0,452(**) 0,238(**) -0,145(**) 0,144(**)<br />

cos_asp 0,082(**) 0,111(**) -0,059(*) -0,045 -0,194(**) 0,175(**) -0,048 -0,129(**) 0,023 -0,004 0,010 -0,020 -0,186(**) 1,000 -0,074(**) -0,205(**) -0,085(**) 0,024 -0,031 -0,005<br />

med_he 0,140(**) -0,233(**) -0,934(**) -0,927(**) 0,675(**) -0,167(**) -0,491(**) 0,174(**) 0,297(**) 0,745(**) 0,615(**) 0,639(**) 0,369(**) -0,074(**) 1,000 0,355(**) 0,506(**) 0,650(**) -0,446(**) 0,175(**)<br />

he_diff -0,141(**) -0,197(**) -0,255(**) -0,252(**) 0,123(**) -0,180(**) 0,122(**) 0,385(**) 0,344(**) 0,250(**) 0,369(**) 0,394(**) 0,839(**) -0,205(**) 0,355(**) 1,000 0,450(**) 0,210(**) -0,141(**) 0,174(**)<br />

ST 3 -0,170(**) -0,281(**) -0,425(**) -0,436(**) 0,184(**) -0,221(**) -0,192(**) 0,184(**) 0,252(**) 0,356(**) 0,523(**) 0,646(**) 0,452(**) -0,085(**) 0,506(**) 0,450(**) 1,000 0,506(**) -0,244(**) 0,200(**)<br />

ST 4 0,102(**) -0,057(*) -0,627(**) -0,627(**) 0,373(**) 0,001 -0,474(**) 0,001 0,187(**) 0,573(**) 0,534(**) 0,588(**) 0,238(**) 0,024 0,650(**) 0,210(**) 0,506(**) 1,000 -0,295(**) 0,109(**)<br />

ST 7 -0,007 0,133(**) 0,380(**) 0,373(**) -0,234(**) 0,094(**) 0,272(**) -0,017 -0,100(**) -0,316(**) -0,406(**) -0,363(**) -0,145(**) -0,031 -0,446(**) -0,141(**) -0,244(**) -0,295(**) 1,000 -0,043<br />

ST 8 -0,246(**) -0,181(**) -0,127(**) -0,117(**) 0,109(**) -0,191(**) -0,055(*) 0,186(**) 0,239(**) 0,194(**) 0,257(**) 0,101(**) 0,144(**) -0,005 0,175(**) 0,174(**) 0,200(**) 0,109(**) -0,043 1,000<br />

ST 9 -0,188(**) -0,441(**) -0,416(**) -0,408(**) 0,300(**) -0,399(**) -0,291(**) 0,257(**) 0,301(**) 0,335(**) 0,519(**) 0,437(**) 0,368(**) -0,097(**) 0,525(**) 0,393(**) 0,495(**) 0,357(**) -0,251(**) 0,310(**)<br />

ST 10 0,063(*) 0,260(**) 0,452(**) 0,435(**) -0,332(**) 0,228(**) 0,312(**) -0,075(**) -0,067(**) -0,393(**) -0,324(**) -0,266(**) -0,084(**) -0,063(*) -0,460(**) -0,072(**) -0,238(**) -0,276(**) 0,179(**) -0,150(**)<br />

ST 15 -0,139(**) 0,137(**) 0,690(**) 0,682(**) -0,508(**) 0,094(**) 0,473(**) -0,107(**) -0,222(**) -0,576(**) -0,459(**) -0,452(**) -0,180(**) 0,018 -0,719(**) -0,182(**) -0,332(**) -0,498(**) 0,333(**) -0,157(**)


Anhang 2 - Ergebnisse A-7<br />

ST 9 ST 10 ST 15<br />

clojul -0,188(**) 0,063(*) -0,139(**)<br />

precjul -0,441(**) 0,260(**) 0,137(**)<br />

tempjul -0,416(**) 0,452(**) 0,690(**)<br />

degdays -0,408(**) 0,435(**) 0,682(**)<br />

radjul 0,300(**) -0,332(**) -0,508(**)<br />

wbudjuly -0,399(**) 0,228(**) 0,094(**)<br />

N1 -0,291(**) 0,312(**) 0,473(**)<br />

N2 0,257(**) -0,075(**) -0,107(**)<br />

N3 0,301(**) -0,067(**) -0,222(**)<br />

N11 0,335(**) -0,393(**) -0,576(**)<br />

N14 0,519(**) -0,324(**) -0,459(**)<br />

N15 0,437(**) -0,266(**) -0,452(**)<br />

neigst 0,368(**) -0,084(**) -0,180(**)<br />

cos_asp -,097(**) -0,063(*) 0,018<br />

med_he 0,525(**) -0,460(**) -0,719(**)<br />

he_diff 0,393(**) -0,072(**) -0,182(**)<br />

ST 3 0,495(**) -0,238(**) -0,332(**)<br />

ST 4 0,357(**) -0,276(**) -0,498(**)<br />

ST 7 -0,251(**) 0,179(**) 0,333(**)<br />

ST 8 0,310(**) -0,150(**) -0,157(**)<br />

ST 9 1,000 -0,306(**) -0,394(**)<br />

ST 10 -0,306(**) 1,000 0,409(**)<br />

ST 15 -0,394(**) 0,409(**) 1,000<br />

* = Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 signifikant (2-seitig).<br />

** = Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 signifikant (2-seitig.)


Anhang 2 - Ergebnisse A-8<br />

Anhang 2.2: Bivariate Rangkorrelationskoeffizienten nach Spearman. Dargestellt sind Variablen<br />

des Regionalmodells, die in der univariaten Analyse Signifikanzen von p < 0.05 und AUC-Werte<br />

> 0.7 aufweisen.<br />

höhe cos_expo N14 nach_nutz ST 9 nach_veg WS% KS% ges% kr_he_max kr_he_s stein_p einzelb abst_w fels<br />

höhe 1,000 -0,071 0,202 0,616(**) 0,100 0,576(**) -0,548(**) 0,262(*) -0,461(**) -0,188 -0,488(**) 0,453(**) -0,672(**) 0,834(**) 0,258(*)<br />

cos_expo -0,071 1,000 0,069 0,098 0,063 -0,032 -0,121 -0,137 -0,170 -0,336(**) -0,152 0,140 0,013 0,029 0,287(**)<br />

N14 0,202 0,069 1,000 0,264(*) 0,268(*) 0,323(**) -0,292(**) -0,183 -0,293(**) 0,001 -0,189 0,312(**) -0,102 0,164 0,153<br />

nach_nutz 0,616(**) 0,098 0,264(*) 1,000 0,226(*) 0,704(**) -0,572(**) 0,124 -0,587(**) -0,164 -0,492(**) 0,593(**) -0,626(**) 0,763(**) 0,488(**)<br />

ST 9 0,100 0,063 0,268(*) 0,226(*) 1,000 0,485(**) -0,285(*) -0,124 -0,307(**) 0,009 -0,150 0,328(**) -0,189 0,205 0,360(**)<br />

nach_veg 0,576(**) -0,032 0,323(**) 0,704(**) 0,485(**) 1,000 -0,507(**) 0,087 -0,630(**) -0,192 -0,488(**) 0,629(**) -0,662(**) 0,733(**) 0,475(**)<br />

WS% -0,548(**) -0,121 -0,292(**) -0,572(**) -0,285(**) -0,507(**) 1,000 -0,432(**) 0,433(**) 0,039 0,414(**) -0,455 0,764(**) -0,682(**) -0,438(**)<br />

KS% 0,262(*) -0,137 -0,183 0,124 -0,124 0,087 -0,432(**) 1,000 0,106 0,183 0,005 -0,099 -0,530(**) 0,331(**) -0,014<br />

ges% -0,461(**) -0,170 -0,293(**) -0,587(**) -0,307(**) -0,630(**) 0,433(**) 0,106 1,000 0,024 0,366(**) -0,962(**) 0,457(**) -0,580(**) -0,822(**)<br />

kr_he_max -0,188 -0,336(**) 0,001 -0,164 0,009 -0,192 0,039 0,183 0,024 1,000 0,614(**) -0,039 0,104 -0,297(**) 0,022<br />

kr_he_s -0,488(**) -0,152 -0,189 -0,492(**) -0,150 -0,488(**) 0,414(**) 0,005 0,366(**) 0,614(**) 1,000 -0,371(**) 0,388(**) -0,620(**) -0,241(*)<br />

stein_p 0,453(**) 0,140 0,312(**) 0,593(**) 0,328(**) 0,629(**) -0,455(**) -0,099 -0,962(**) -0,039 -0,371(**) 1,000 -0,448(**) 0,566(**) 0,853(**)<br />

einzelb -0,672(**) 0,013 -0,102 -0,626(**) -0,189 -0,662(**) 0,764(**) -0,530(**) 0,457(**) 0,104 0,388(**) -0,448(**) 1,000 -0,823(**) -0,344(**)<br />

abst_w 0,834(**) 0,029 0,164 0,763(**) 0,205 0,733(**) -0,682(**) 0,331(**) -0,580(**) -0,297(**) -0,620(**) 0,566(**) -0,823(**) 1,000 0,414(**)<br />

fels 0,258(**) 0,287(**) 0,153 0,488(**) 0,360(**) 0,475(**) -0,438(**) -0,014 -0,822(**) 0,022 -0,241(*) 0,853(**) -0,344(**) 0,414(**) 1,000<br />

struktur 0,348(**) 0,074 0,427(**) 0,478(**) 0,521(**) 0,467(**) -0,399(**) 0,029 -0,632(**) 0,233(**) -0,180 0,632(**) -0,263(**)1 0,406(**) 0,611(**)<br />

* = Korrelation ist auf dem Niveau von 0,01 signifikant (2-seitig)<br />

** = Korrelation ist auf dem Niveau von 0,05 signifikant (2-seitig)


Anhang 2 - Ergebnisse<br />

A-9<br />

Anhang 2.3: ATLAS-Habitatmodelle.<br />

UNIVARIATE MODELLE (rechts jeweils die zugehörige Konstante)<br />

Variable β SE Wald df Sig. Konstante β SE Wald df Sig.<br />

clojul -0,010 0,002 24,696 1


Anhang 2 - Ergebnisse A-10<br />

MULTIPLE MODELLE<br />

Variable β SE Wald df Sig. Variable β SE Wald df Sig.<br />

Modell A1-1 Modell A2-2<br />

radjul 3,74E-4


Anhang 2 - Ergebnisse<br />

A-11<br />

Anhang 2.4: Regional-Habitatmodelle.<br />

UNIVARIATE MODELLE (rechts jeweils die zugehörige Konstante)<br />

Variable β SE Wald df Sig. Konstante β SE Wald df Sig.<br />

höhe 0,008 0,005 2,326 1 0,127 1<br />

q_höhe -1,91E-6


Anhang 2 - Ergebnisse A-12<br />

MULTIPLE MODELLE<br />

Variable β SE Wald df Sig. Variable β SE Wald df Sig.<br />

Modell R-1 Modell R-4<br />

N14 5,608 2,484 5,097 1 0,024 cos_exp -1,675 0,506 10,944 1 0,001<br />

kr_he_s 2,879 1,035 7,743 1 0,005 WS% -1,415 0,512 7,624 1 0,006<br />

q_kr_he_s -0,067 0,024 7,491 1 0,006 struktur 1,248 0,401 9,678 1 0,002<br />

nach_veg 2,530 0,896 7,970 1 0,005 Konstante -3,490 1,180 8,745 1 0,003<br />

KS% 0,123 0,053 6,138 1 0,013 Modell R-5<br />

Konstante -38,989 13,576 8,248 1 0,004 cos_exp -2,233 0,646 11,967 1 0,001<br />

Modell R-2 nach_veg 1,174 0,282 17,303 1


Anhang 2 - Ergebnisse A-13<br />

Anhang 2.5: Weitere Modelle.<br />

Variable β SE Wald df Sig. Variable β SE Wald df Sig.<br />

Modellvergleich, univariat (A = Atlas)<br />

Trendmodell Atlas 2.Grades<br />

A_N1 binär -1,293 0,463 7,788 1 0,005 X 0,309 0,141 4,815 1 0,028<br />

Konstante -2,312 0,097 569,004 1


Anhang 2 - Ergebnisse A-14<br />

Anhang 2.6: Boxplot-Diagramme ausgewählter erklärender Variablen (Atlasmodell). Getrennt für Absenz (0) und Präsenz (1).<br />

25<br />

12000<br />

4000<br />

300<br />

20<br />

15<br />

10<br />

9000<br />

6000<br />

3000<br />

2000<br />

200<br />

100<br />

5<br />

3000<br />

1000<br />

0<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

0<br />

1<br />

-100<br />

0<br />

1<br />

Julitemperatur (°C)<br />

Sonneneinstrahl. i. Juli (100*kJoule /m2)<br />

Wärmesumme (°C)<br />

Wasserbilanz i. Juli (mm)<br />

20<br />

15<br />

100<br />

80<br />

100<br />

80<br />

100<br />

80<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

0<br />

1<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

1<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

1<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

1<br />

Neigung (Klassen)<br />

"Geschlossener Wald" (%-Anteil der Rasterfläche)<br />

"Alpweiden" (%-Anteil der Rasterfläche)<br />

"Unproduktive Vegetation (%-Anteil der Rasterfläche<br />

Auf der y-Achse jeweils der Wertebereich (Angabe der Skalierung in Klammern hinter dem Diagrammtitel). Die Box stellt den Interquartilbereich mit<br />

50% der Werte dar. Die von der Box ausgehenden Linien führen jeweils bis zum höchsten und niedrigsten Wert, ohne Ausreißer zu berücksichtigen.<br />

Die quer über die Box gelegte Linie gibt die Lage des Medians wieder.


Anhang 2 - Ergebnisse A-15<br />

Anhang 2.7: Boxplot-Diagramme ausgewählter erklärender Variablen ( Regionalmodell). Getrennt für Absenz (0) und<br />

Präsenz (1).<br />

1.5<br />

1.0<br />

.5<br />

0.0<br />

-.5<br />

-1.0<br />

-1.5<br />

0<br />

1<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

0<br />

1<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

1<br />

Exposition, Cosinustransf. (1 = nord, -1 = süd)<br />

Nachbarvegetation (s. Kap. 4.2.3)<br />

Deckung der Waldschicht (%)<br />

120<br />

80<br />

1200<br />

100<br />

80<br />

60<br />

60<br />

40<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

1<br />

20<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

1<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

0<br />

1<br />

Deckung der Krautschicht (%)<br />

Durchschnittliche Höhe d. Krautsch. (cm)<br />

Einzelbäume (Anzahl)


Anhang 2 - Ergebnisse A-16<br />

Anhang 2.8: Änderung der Devianz bei Entfernung der jeweiligen Variable<br />

aus den multiplen Endmodellen.<br />

Modell Variable Änderung Signifikanz<br />

der Devianz der Änderung<br />

A1-1 NEIGST 25.12


Anhang 2 - Ergebnisse A-17<br />

Anhang 2.9: Streudiagramme der geostatistischen Variablen, Regionalmodell.<br />

Vergleich der gemessenen Werte mit den übertragenen Rasterdaten.<br />

1.2<br />

1.2<br />

1.0<br />

1.0<br />

.8<br />

.8<br />

.6<br />

.6<br />

.4<br />

.4<br />

VORKOMMEN<br />

.2<br />

0.0<br />

-.2<br />

800<br />

1000<br />

1200<br />

1400<br />

1600<br />

1800<br />

2000<br />

2200<br />

2400<br />

2600<br />

VORKOMMEN<br />

.2<br />

0.0<br />

-.2<br />

800<br />

1000<br />

1200<br />

1400<br />

1600<br />

1800<br />

2000<br />

2200<br />

2400<br />

HÖHE (m)<br />

RASTER_HÖHE (m)<br />

1.2<br />

1.2<br />

1.0<br />

1.0<br />

.8<br />

.8<br />

.6<br />

.6<br />

.4<br />

.4<br />

VORKOMMEN<br />

.2<br />

0.0<br />

-.2<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

VORKOMMEN<br />

.2<br />

0.0<br />

-.2<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

NEIGUNG (Grad)<br />

RASTER_NEIGUNG (Neigungsklassen)<br />

1.2<br />

1.2<br />

1.0<br />

1.0<br />

.8<br />

.8<br />

.6<br />

.6<br />

.4<br />

.4<br />

VORKOMMEN<br />

.2<br />

0.0<br />

-.2<br />

-1.5<br />

-1.0<br />

-.5<br />

0.0<br />

.5<br />

1.0<br />

1.5<br />

VORKOMMEN<br />

.2<br />

0.0<br />

-.2<br />

-1.5<br />

-1.0<br />

-.5<br />

0.0<br />

.5<br />

1.0<br />

1.5<br />

COS_EXPOSITION (1 = nord, -1 = süd)<br />

RASTER_COS_EXPOSITION (1 = nord, -1 = süd)


Anhang 2 - Ergebnisse A-18<br />

ANHANG 2.10: Karten zur potentiellen Waldgrenze bei unterschiedlichen<br />

Klimaszenarien.<br />

Nach WELTEN & SUTTER,<br />

nachdigitalisiert von<br />

WOHLGEMUTH (1993)<br />

Heutige potentielle Waldgrenze<br />

Auf Basis der 9,5°<br />

Juliisotherme<br />

Schwaches Szenario<br />

Szenario 2030 – 2050<br />

(Basis ist 9,5° Juliisotherme)<br />

Starkes Szenario<br />

Schwaches Szenario<br />

Szenario 2100<br />

(Basis ist 9,5° Juliisotherme)<br />

Starkes Szenario


Anhang 3 - Material A-19<br />

ANHANG 3: MATERIAL<br />

Anhang 3.1: Ausschnitte aus Topographischen Karten (1 : 25 000) mit<br />

Lage der Aufnahmeflächen. Nummerierung nach Zufallsrangliste.


Anhang 3 - Material A-20<br />

Lago Ritóm/Val Piora, Vorkommen


Anhang 3 - Material A-21<br />

Lago Ritóm/Val Piora, Nullquadrat


Anhang 3 - Material A-22<br />

Costa, Vorkommen und Nullquadrat


Anhang 3 - Material A-23<br />

Maggiatal, Vorkommen


Anhang 3 - Material A-24<br />

Maggiatal, Nullquadrat


Anhang 3 - Material A-25<br />

Madone, Vorkommen


Anhang 3 - Material A-26<br />

Joriopass/Carena, Vorkommen


Anhang 3 - Material A-27<br />

Joriopass/Carena, Nullquadrat


Anhang 3 - Material A-28<br />

Mte. Bigorio/Corticiasca Vorkommen und Nullquadrat


Anhang 3 - Material A-29<br />

Anhang 3.2: Habitatfotos.<br />

Oben (von links nach rechts): Costa, von Osten; Joriopass/Alpe di Gesero, von Osten; Costa, von Osten.<br />

Unten (von links nach rechts): Lago Ritóm/ Camoghè – Südosthang; Madone, von Osten; P ta di Splüga, von Osten.

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