Berichte Heft 76/2001, Fachbeiträge zur Dorferneuerung und ...
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Bemessung des Arbeitsaufwandes eingeführt. Im<br />
Zuge der jährlichen Fortschreibung sind zum Jahresabschluss<br />
zwei Sachverhalte für jedes Verfahren zu<br />
erfassen: Die Fortschreibung der allgemeinen Verfahrenskenndaten,<br />
z. B. bei Änderung des Verfahrensgebietes,<br />
<strong>und</strong> die Fortschreibung des jährlichen<br />
Arbeitsfortschrittes für jedes einzelne Verfahren.<br />
Arbeitsbestand <strong>und</strong> Arbeitsfortschritt der einzelnen<br />
Organisationseinheiten werden durch die Verfahrensbewertung<br />
transparent gemacht. So können<br />
die Daten, entsprechend dem Gr<strong>und</strong>gedanken des<br />
Controlling, im Sinne einer gezielten Mitarbeiterführung<br />
<strong>und</strong> Steuerung eingesetzt werden. Auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage der Ergebnisse der Verfahrensbewertung<br />
wurden in den vergangenen Jahren direktionsspezifische<br />
Neueinleitungskontingente festgelegt, um den<br />
vorhandenen, gemessen am verfügbaren Personal<br />
überhöhten Arbeitsbestand systematisch abbauen zu<br />
können. Soweit erforderlich wurden Arbeitsaushilfen<br />
zwischen einzelnen Direktionen vereinbart. Auch<br />
hierbei fanden die Daten der Verfahrensbewertung<br />
Verwendung.<br />
Ergänzt wird die Steuerung der Neueinleitung<br />
bzw. Bearbeitung der anhängigen Verfahren durch<br />
eine mittelfristige Finanzplanung, die in Zeiten knapper<br />
öffentlicher Haushalte besondere Bedeutung<br />
erhält.<br />
Die globale Kapazitätssteuerung der Verfahren<br />
über Arbeitswerte bedarf aber einer Verfeinerung bei<br />
der Personaleinsatzplanung der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter. Hierzu wurde als weiteres Steuerungselement<br />
eine eigenverantwortliche Jahresarbeitsplanung<br />
eingeführt, die gemeinsam von allen Teammitgliedern<br />
gestaltet wird. Basierend auf den Vorgaben<br />
der Projektaufträge, insbesondere den Terminzielen,<br />
den sogenannten »Meilensteinen«, werden alle<br />
Arbeitsabschnitte des kommenden Jahres zeitlich<br />
eingeplant <strong>und</strong> die Verantwortlichen benannt. Jeder<br />
Beschäftigte weiß, was von ihm erwartet wird. Er<br />
übernimmt im Sinne eines »Kontraktmanagements«<br />
die ihm zugewiesenen Aufgaben <strong>zur</strong> eigenverantwortlichen<br />
Erledigung. Im Rahmen der Erprobungsphase<br />
wurden mit dieser Arbeitsplanung umfangreiche<br />
Erfahrungen gesammelt. Erfreulich ist, dass<br />
diese Art der Aufgabenverteilung von den Beschäftigten<br />
positiv gesehen wird.<br />
Unterstützt werden soll die Jahresarbeitsplanung<br />
durch die Standardsoftware MS Project. Des weiteren<br />
soll die Jahresarbeitsplanung um eine mehrjährige<br />
Arbeitsplanung ergänzt werden, die den Gesamtablauf<br />
eines jeden Projektes umfasst. Hier sammeln<br />
wir derzeit in Praxistests Erfahrungen, um über<br />
das weitere Vorgehen <strong>und</strong> den endgültigen Einsatz<br />
des Softwareproduktes entscheiden zu können.<br />
6. Personalentwicklung<br />
In einem der vielen Managementbücher zum<br />
Thema Motivation war schon vor Jahren als ganz<br />
kurzer Witz zu lesen:<br />
»In unserem Unternehmen gibt es zwei Menschentypen<br />
— signierende <strong>und</strong> resignierende ...«<br />
Viele Umfragen <strong>und</strong> Untersuchungen beweisen:<br />
Der größte demotivierende Einfluss auf Mitarbeiterinnen<br />
<strong>und</strong> Mitarbeiter geht vom direkten Vorgesetzten<br />
aus. Das Problem vieler Organisationen ist nicht<br />
die mangelnde Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter,<br />
sondern das demotivierende Verhalten vieler Führungskräfte.<br />
Meist sind es nicht die großen Probleme,<br />
die so nachhaltig stören; es sind die vielen<br />
alltäglichen Verhaltensweisen, Gesten des Nicht-<br />
Beachtens, Überhörens <strong>und</strong> leisen Geringschätzens,<br />
die auf die Stimmung drücken. Die Mitarbeiterin, der<br />
Mitarbeiter werden nicht als Mensch wahrgenommen,<br />
sondern als Arbeitskraft, als Ressource, <strong>und</strong><br />
entsprechend fällt die »Behandlung« aus.<br />
Die Beziehung zwischen Mitarbeitern <strong>und</strong> Vorgesetzen<br />
ist der Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt der Job-<br />
Zufriedenheit: Wenn die Behauptung stimmt, dass<br />
Job-Zufriedenheit <strong>und</strong> Leistungsbereitschaft in<br />
einem proportionalen Verhältnis zueinander stehen,<br />
so wird sofort klar, welche Bedeutung der »Unternehmenskultur«<br />
einer Organisation <strong>und</strong> damit auch<br />
dem Verhalten der Führungskräfte zukommt. Eine<br />
Reform, die nicht auch auf die Arbeitsfreude <strong>und</strong><br />
Zufriedenheit der Beschäftigten abzielt, bewirkt<br />
nichts. Engagement <strong>und</strong> Verantwortungsbereitschaft<br />
der Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter brauchen ein<br />
»Klima«, in dem sie gedeihen können.<br />
Soll eine Reform wirklich etwas »bewegen«, so<br />
muss sie die Mitarbeiter als Menschen in ihrer Ganzheit<br />
aus Körper, Geist <strong>und</strong> Seele erreichen, d. h. sie<br />
muss auch ihre Gefühlswelt berühren <strong>und</strong> Werthaltungen<br />
sowie den Umgang miteinander einbeziehen.<br />
Ein echter Wandel wird deshalb versucht<br />
● über die Struktur: Organisationsentwicklung, Aufbau-<br />
<strong>und</strong> Ablauforganisation, Projektorganisation,<br />
Informationssysteme, Regelwerke etc.,<br />
● über die Strategie: Leitbild, Unternehmenspolitik,<br />
Ziele,<br />
● vor allem aber über die Unternehmenskultur: Einstellungen<br />
<strong>und</strong> Verhaltensmuster, Normen <strong>und</strong><br />
Werthaltungen, Kommunikationsstil <strong>und</strong> Begegnungsformen.<br />
Alle drei Ebenen müssen miteinander in Verbindung<br />
gebracht <strong>und</strong> weiterentwickelt werden. Auf<br />
32 <strong>Berichte</strong> <strong>zur</strong> Ländlichen Entwicklung <strong>76</strong>/<strong>2001</strong>