Rainer Remmele - Ländliche Entwicklung in Bayern
Rainer Remmele - Ländliche Entwicklung in Bayern
Rainer Remmele - Ländliche Entwicklung in Bayern
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1<br />
„Verantwortung für den ländlichen Raum“<br />
Referat<br />
Fachtagung 2010<br />
Bayerische Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
19.5.2010<br />
L<strong>in</strong>dau<br />
<strong>Ra<strong>in</strong>er</strong> <strong>Remmele</strong><br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Zuhörer<strong>in</strong>nen und Zuhörer!<br />
Verantwortung für den ländlichen Raum.<br />
Welch e<strong>in</strong> weites Feld für e<strong>in</strong> Referat!<br />
Was Sie wohl von mir erwarten?<br />
Die e<strong>in</strong>en erwarten vielleicht e<strong>in</strong>e Selbstverpflichtungserklärung der<br />
Katholischen Kirche.<br />
Andere ziehen am Ende schon den Kopf e<strong>in</strong> und erwarten e<strong>in</strong>e Bußpredigt,<br />
gespickt mit all den großen und kle<strong>in</strong>en D<strong>in</strong>gen, die im ländlichen Raum nicht<br />
so gelungen s<strong>in</strong>d wie zu erwarten war.<br />
Wieder andere erwarten sich womöglich gar nichts, außer e<strong>in</strong> paar satt bekannte<br />
Allgeme<strong>in</strong>plätze aus e<strong>in</strong>er der unzähligen Sonntagsreden zum ländlichen Raum.<br />
Ob ich all diese Erwartungen erfüllen kann?<br />
Ich weiß es nicht.
2<br />
Was ich mit Ihnen <strong>in</strong> dieser Stunde vorhabe?<br />
Ich möchte sie e<strong>in</strong>laden zu e<strong>in</strong>em kurzen, literarischen Spaziergang durch den<br />
ländlichen Raum verbunden mit Gedanken, die sich daraus ergeben.<br />
Sie können sich darunter nicht recht etwas vorstellen?<br />
Dann lassen sie sich e<strong>in</strong>fach darauf e<strong>in</strong>.<br />
Beg<strong>in</strong>nen möchte ich mit e<strong>in</strong>em Zitat aus Mart<strong>in</strong> Walsers autobiographischem<br />
Heimatroman „E<strong>in</strong> spr<strong>in</strong>gender Brunnen“.<br />
Nicht weit von hier, <strong>in</strong> Wasserburg, kam Mart<strong>in</strong> Walser 1927 zur Welt.<br />
Es ist die kle<strong>in</strong>e, überschaubare dörfliche Welt, die ihm die Kraft gab,<br />
federführend <strong>in</strong> der uferlosen Welt der Philosophie und Literatur se<strong>in</strong>en Mann<br />
zu stehen.<br />
E<strong>in</strong> Schlüsselzitat aus diesem Buch ist der Schulaufsatz, den der 12-jährige<br />
Johann, die Hauptperson des Romans zum Thema „Heimat“ abliefert.<br />
Um die Dimension der Gedanken dieses jungen Denkers zu erfassen muss man<br />
wissen, dass auch <strong>in</strong> Wasserburg das 3. Reich und die Nationalsozialisten<br />
regieren und den Ton angeben.<br />
„Ohne Heimat ist der Mensch e<strong>in</strong> elendes D<strong>in</strong>g, eigentlich e<strong>in</strong> Blatt im W<strong>in</strong>d.<br />
Er kann sich nicht wehren. Ihm kann alles passieren. Er ist e<strong>in</strong> Freiwild.<br />
Er kann gar nicht genug Heimat haben.<br />
Es gibt immer zu wenig Heimat.<br />
Zuviel Heimat gibt es nie.<br />
Aber jeder muss wissen,<br />
dass nicht nur er Heimat braucht, sondern andere auch.<br />
Das schlimmste Verbrechen, vergleichbar dem Mord, ist es e<strong>in</strong>em anderen die<br />
Heimat zu rauben oder ihn aus der Heimat zu vertreiben.<br />
Wie es Intschu tschuna, W<strong>in</strong>netous edler Vater, gesagt hat,<br />
dass die weiße Rasse dem roten Mann das Land stehle,<br />
die Büffel abschieße, die dem roten Mann die Nahrung und die Kleidung<br />
lieferten,<br />
die Mustangherden vernichte,<br />
die Savannen mit Eisenbahnl<strong>in</strong>ien zerstöre,<br />
also dem roten Mann die Heimat vernichte und damit den roten Mann selber.<br />
Die weiße Rasse tut als sei sie etwas Besseres.<br />
Solange sie andere Rassen vernichtet, ist sie etwas M<strong>in</strong>deres,<br />
ist sie schlimmer als jede andere Rasse.<br />
Und christlich ist sie dann auch nur dem Namen nach.“<br />
Welch klare Gedanken:
3<br />
o Ke<strong>in</strong> Mensch kann ohne Heimat leben.<br />
o Nicht nur ich, auch die anderen brauchen e<strong>in</strong>en Ort, an dem sie leben und<br />
aufblühen können.<br />
o Wer den Menschen die Heimat nimmt, vernichtet den Menschen, nimmt<br />
ihm mehr oder weniger das Leben.<br />
o Und: E<strong>in</strong>e Kultur, die sich christlich nennt, hat dafür zu sorgen, dass den<br />
Menschen Heimat gegeben und nicht genommen wird. Ansonsten verliert<br />
sie den Anspruch christlich zu se<strong>in</strong>.<br />
Als Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter der Bayerischen Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong>, als Verantwortungsträger<strong>in</strong> und Verantwortungsträger im Bereich<br />
der Kommunalpolitik und der Kommunalverwaltung tun sie nicht irgendetwas:<br />
Sie wirken wesentlich daran mit, dass Menschen heute Heimat haben.<br />
und dass auch die nächsten Generationen gute Chancen vorf<strong>in</strong>den sich Heimat<br />
zu schaffen.<br />
Dafür möchte ich im Namen aller von Herzen Dank sagen.<br />
Ihr Dienst und ihr Engagement für die Menschen und für die Schöpfung kann<br />
nicht hoch genug e<strong>in</strong>geschätzt werden und ist unverzichtbar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ländlich<br />
geprägten Bundesland wie <strong>Bayern</strong>.<br />
Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Menschen <strong>in</strong> unserer Gesellschaft<br />
erfahren, was sie leisten und auf welchem Wertefundament sie unter hohem<br />
persönlichen E<strong>in</strong>satz arbeiten.<br />
Wenn ich durch die Veröffentlichungen der Bayerischen Verwaltung für<br />
ländliche <strong>Entwicklung</strong> streife, dann entdecke ich immer wieder im Ansatz die<br />
vier Grundpr<strong>in</strong>zipien der Katholischen Soziallehre, die <strong>in</strong> ihrem Wirken und<br />
Arbeiten wieder zum Tragen kommen:<br />
Da wäre das Pr<strong>in</strong>zip der Personalität.<br />
Jeder Mensch ist wichtig.<br />
Jeder Mensch ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Persönlichkeit zu achten.<br />
Niemand darf ausgegrenzt werden.<br />
Jeder e<strong>in</strong>zelne wird mit se<strong>in</strong>en Talenten gebraucht, damit der ländliche Raum<br />
sich zukunftsfähig entwickeln kann.<br />
Auf jede und jeden kommt es an.<br />
Das zweite Pr<strong>in</strong>zip ist das Pr<strong>in</strong>zip der Solidarität<br />
Ke<strong>in</strong> Mensch kann alle<strong>in</strong> aus sich heraus leben.
4<br />
Jeder ist darauf angewiesen, dass ihn die anderen immer wieder tragen und<br />
stützen und se<strong>in</strong>e Schwächen mit ihren Stärken ergänzen.<br />
Und jeder ist gerufen mit se<strong>in</strong>en Stärken die Schwächen der anderen zu<br />
bereichern.<br />
Letztlich muss sich jede und jeder fragen, welche Auswirkungen das persönliche<br />
Tun und Lassen auf das große Ganze hat.<br />
Das Wohl aller steht im Mittelpunkt. Und die persönlichen Gaben verpflichten.<br />
Nachhaltigkeit bedeutet nichts anderes als die Solidarität mit den nachfolgenden<br />
Generationen. Die gegenwärtige Generation darf nicht auf Kosten der K<strong>in</strong>der<br />
und K<strong>in</strong>desk<strong>in</strong>der wirtschaften.<br />
Nachhaltigkeit nimmt den Menschen <strong>in</strong> die Pflicht, für Schöpfung und Natur<br />
e<strong>in</strong>zustehen, ihr mit Achtung und Ehrfurcht zu begegnen, die natürlichen<br />
Ressourcen schonend, haushälterisch, bewahrend zu gebrauchen.<br />
Mehr Se<strong>in</strong> als Haben, mehr Lebensqualität als Quantität.<br />
Nachhaltigkeit ist das Pr<strong>in</strong>zip echter Bäuerlichkeit. Die Lebens- und<br />
Wirtschaftsgrundlagen der Nachkommen sollen m<strong>in</strong>destens so gut und vielfältig<br />
se<strong>in</strong>, wie die eigene Generation sie vorgefunden hat.<br />
Bleibt noch das Pr<strong>in</strong>zip der Subsidiarität.<br />
Subsidiarität me<strong>in</strong>t, dass jeder das leistet, was er aus eigener Kraft leisten kann<br />
und nur dann die Hilfe von höherer Ebene e<strong>in</strong>fordert, wenn er an se<strong>in</strong>e Grenzen<br />
kommt. Andersherum bedeutet Subsidiarität, dass e<strong>in</strong>e höhere Ebene die Kräfte<br />
vor Ort nicht entmündigen darf. Was vor Ort entschieden und gestaltet werden<br />
kann, das muss auch vor Ort entschieden und gestaltet werden.<br />
Das bedeutet konkret e<strong>in</strong>en Abschied von der Versorgungsmentalität und e<strong>in</strong>e<br />
H<strong>in</strong>wendung zu e<strong>in</strong>er neuen Sozialkultur.<br />
Das bedeutet aber auch, dass das Ehrenamtliche Engagement e<strong>in</strong>en Wert an sich<br />
hat, dass aber das Ehrenamt auch nicht überfordert werden darf.<br />
In Zeiten knapper Kassen werden die Schultern der Ehrenamtlichen all zu<br />
schnell überlastet, ohne daran zu denken, was das Ehrenamt auch an<br />
Unterstützung braucht um die notwendige Verantwortung übernehmen zu<br />
können.<br />
Wo Menschen spüren, dass sie gebraucht werden und dass sie ernst genommen<br />
werden,<br />
wo Menschen erfahren, dass sie von anderen getragen und gehalten werden und<br />
selber gerufen s<strong>in</strong>d andere zu tragen und zu halten,<br />
wo Menschen sich e<strong>in</strong>gebunden wissen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Menschheitsfamilie, die davon<br />
lebt, dass viele Generationen vor uns für uns gesorgt haben und<br />
wo Menschen anfangen e<strong>in</strong>e gute Saat für die nächsten Generation auf das<br />
Lebensfeld <strong>Ländliche</strong>r Raum auszubr<strong>in</strong>gen,<br />
dort wird Heimat <strong>in</strong> vielfältiger Weise erlebbar.
5<br />
Noch e<strong>in</strong>mal:<br />
Heimat ist ke<strong>in</strong> komfortabler Selbstbedienungsladen.<br />
Heimat ist ke<strong>in</strong>e kuschelige Sofacouch.<br />
Heimat ist e<strong>in</strong> Schenken und Empfangen,<br />
e<strong>in</strong> Tragen und Getragenwerden,<br />
e<strong>in</strong> mite<strong>in</strong>ander und füre<strong>in</strong>ander leben.<br />
Billiger gibt es Heimat nicht.<br />
Heimat wächst dort, wo Menschen sich das Ansehen schenken, und sich um ihre<br />
Gaben bitten:<br />
Wie trostlos es ist, wenn Menschen über e<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>wegsehen, das beschreibt<br />
Mart<strong>in</strong> Walser knapp und präzise <strong>in</strong> wenigen Zeilen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Roman<br />
„Ehen <strong>in</strong> Philippsburg“:<br />
„Beumann wollte diesen Tag nützen. Das war e<strong>in</strong> Tag, sich <strong>in</strong> Philippsburg<br />
sesshaft zu machen, e<strong>in</strong> Tag, der wie ke<strong>in</strong> anderer geeignet schien, Gesellschaft<br />
zu bekommen.<br />
Aber es schien nur so. Niemand bat um se<strong>in</strong>e Hilfe.<br />
So sehr er die Leute anschaute, ke<strong>in</strong>er bot ihm an, „du“ zu sagen, ke<strong>in</strong>er bot den<br />
Schatten, den man geme<strong>in</strong>sam genoss; Beumann blieb alle<strong>in</strong>.“ S.10<br />
Wie gnadenlos das ist zu spüren: Niemand braucht mich. Niemand wartet auf<br />
mich. Niemand macht sich die Mühe zu entdecken, was <strong>in</strong> mir steckt.<br />
E<strong>in</strong>e ganz andere Erfahrung beschreibt Doris Dörrie <strong>in</strong> ihrem Roman „Das blaue<br />
Kleid“. Dort trifft die trauernde Babette e<strong>in</strong>es Tages auf dem Friedhof auf e<strong>in</strong>en<br />
Mann, der sich den Fuß verstaucht hat.<br />
Sie begleitet ihn heim.<br />
„Sie steht immer noch <strong>in</strong> ihrem W<strong>in</strong>termantel da. Unschlüssig.<br />
Ja, sagt sie, dann werde ich mal…<br />
Möchten Sie’n Kaffee? fragt er schnell.<br />
Och, ja.<br />
Sie kocht ihn dann selbst, um ihm das Herumgehüpfe zu ersparen. Er dirigiert<br />
sie zum Schrank und zu den Schubladen, und sie lässt es freudig geschehen,<br />
fühlt sich dabei e<strong>in</strong> bisschen wie e<strong>in</strong> Pferd, das nach langer Zeit im Stall wieder<br />
angeschirrt wird. E<strong>in</strong>em Mann e<strong>in</strong>en Kaffee kochen…<br />
Ich muss aufpassen, dass ich ihm nicht automatisch zwei Stück Zucker <strong>in</strong> die<br />
Tasse tue, denkt sie und spürt, wie e<strong>in</strong> Ruck durch ihren Körper geht und er<br />
plötzlich erwacht wie aus e<strong>in</strong>em langen W<strong>in</strong>terschlaf.“<br />
Ich glaube, dass noch viele Menschen im ländlichen Raum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Art<br />
W<strong>in</strong>terschlaf verharren.
6<br />
Ich b<strong>in</strong> überzeugt, dass noch nicht alle geweckt s<strong>in</strong>d und dass noch so manches<br />
Talent vor sich h<strong>in</strong> dämmert.<br />
Der ländliche Raum braucht Menschen, die nicht alles selber tun.<br />
Der ländliche Raum braucht Menschen, die wahrnehmen, wo Not ist und die mit<br />
e<strong>in</strong>em wachen Blick suchen, wer dieser Not mit se<strong>in</strong>en Talenten und<br />
Fähigkeiten begegnen könnte.<br />
Vieles bleibt oft ungetan und viele Not bleibt ungel<strong>in</strong>dert, weil wir Menschen<br />
oft me<strong>in</strong>en, wir müssen alles selber tun.<br />
„Was soll ich denn noch alles tun!“ lautet e<strong>in</strong> weitverbreiteter Klageruf.<br />
Es geht nicht darum, dass wir alles selber machen.<br />
Es geht darum, dass wir Menschen mit Nöten und Menschen mit Talenten und<br />
Ressourcen zusammenbr<strong>in</strong>gen.<br />
Menschen wollen gebeten se<strong>in</strong>.<br />
Menschen warten darauf, dass e<strong>in</strong>er oder e<strong>in</strong>e entdeckt, was <strong>in</strong> uns steckt.<br />
Wir alle leben davon, dass jemand uns die Ehre gibt, <strong>in</strong> dem er uns das Ansehen<br />
schenkt, uns und unsere Talente <strong>in</strong> den Blick nimmt und uns darum bittet, dass<br />
wir sie zum Wohl der Geme<strong>in</strong>schaft beisteuern.<br />
Ich denke da an e<strong>in</strong>e Ordensschwester, die früher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Augsburger<br />
Sozialstation Dienst tat.<br />
Über die Sozialstation nahm sie Nöte der Menschen war, die e<strong>in</strong>e Sozialstation<br />
nicht l<strong>in</strong>dern konnte:<br />
z.B. das Ausfüllen von diversen Anträgen, oder der Kleiderkauf für die Hochzeit<br />
der Enkel<strong>in</strong>.<br />
Über die Pfarrei suchte die Schwester Anneliese mit wachen Augen nach<br />
begabten Menschen.<br />
Und sie fand den rüstigen Beamten, der seit kurzem im Ruhestand war, und der<br />
schon langsam wieder Lust auf Formulare bekam. Ganz zu schweigen von<br />
dessen Gatt<strong>in</strong>, die endlich e<strong>in</strong>mal wieder e<strong>in</strong>en Vormittag unbeobachtet sich <strong>in</strong><br />
der Wohnung bewegen wollte.<br />
Und so gelang es ihr immer wieder Notdürftige und Notwender zusammen zu<br />
br<strong>in</strong>gen. Allen war geholfen. Niemand war überfordert. Beziehungen blieben<br />
geknüpft.<br />
Warum nicht arbeitslose Jugendliche oder Jugendliche am Rande der<br />
Dorfgeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Dorfentwicklungsprojekt mit e<strong>in</strong>beziehen?
7<br />
Warum nicht e<strong>in</strong> Konzept so entwickeln, dass Menschen endlich e<strong>in</strong>mal zeigen<br />
können, was <strong>in</strong> ihnen steckt, was sie beitragen können für die Geme<strong>in</strong>schaft?<br />
Wer etwas e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen darf, wer etwas mitbr<strong>in</strong>gen darf wird ganz anders mit<br />
leben.<br />
Nicht jeder muss alles tun.<br />
Nicht alle müssen das gleiche tun.<br />
Das gilt für den E<strong>in</strong>zelnen als Person.<br />
Das gilt aber auch für die Kommunen und Pfarreien.<br />
Zusammenarbeit und lebendige Partnerschaft, die von Geben und Nehmen lebt<br />
ist der Auftrag der Stunde.<br />
Zudem müssen wir weniger von den Aufgaben her denken, als von den Gaben,<br />
die uns <strong>in</strong> ganz konkreten Menschen geschenkt s<strong>in</strong>d.<br />
Wir müssen nicht Menschen f<strong>in</strong>den, die bestimmte, im vor h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> festgelegte<br />
Aufgaben schultern, sondern wir müssen kreativ überlegen, was sich aus den<br />
Talenten und Gaben der Menschen entwickeln kann zum Wohl aller im<br />
ländlichen Raum.<br />
„Welche Aufgaben wir als Klostergeme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> Zukunft übernehmen werden<br />
entscheidet sich daran, welche Menschen mit welchen Talenten Gott uns<br />
schenken wird!“ – so lautet das mutige Bekenntnis der Prov<strong>in</strong>zober<strong>in</strong><br />
Schw. Reg<strong>in</strong>a des Kaufbeurer Kreszentia Klosters.<br />
Wir kochen zu sehr nach Rezept. Und wenn wir nicht die nötigen Zutaten<br />
vorf<strong>in</strong>den kochen wir gar nicht.<br />
Vielleicht sollten wir mehr überlegen, was wir alles <strong>in</strong> der Speisekammer des<br />
ländlichen Raumes vorf<strong>in</strong>den und was sich daraus schmackhaft und genussreich<br />
zubereiten lässt.<br />
Von daraus lässt sich zw<strong>in</strong>gend mehr Mut zur regionalen Identität ableiten.<br />
Wir dürfen nicht vergessen:<br />
Wir tun Menschen etwas Gutes, wenn wir sie um ihre Fähigkeiten bitten.<br />
Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass wir die Menschen zwar fordern, aber<br />
nicht überfordern dürfen.
8<br />
In se<strong>in</strong>em Roman „Gezeichnet: Franz Klett, da beschreibt Egon Gramer den<br />
Auf- und Abstieg e<strong>in</strong>es schwäbischen Dorfbewohners.<br />
Franz Klett gehörte zu den Gescheitesten im „Flecken“ und kam trotzdem oder<br />
deswegen nicht mit se<strong>in</strong>em Leben zurecht.<br />
„Klett wird erwartet von der Runde.<br />
Se<strong>in</strong>en Schlepper hat man gehört.<br />
Wer um Mitternacht noch Schlepper fährt, weiß jeder.<br />
Klett geht mit Schwung <strong>in</strong> die Wirtschaft.<br />
Man lacht.<br />
So, au do?<br />
E<strong>in</strong>en schnellen Schnaps für den Suffte!<br />
E<strong>in</strong>en Doppelten!<br />
Klett schaut sich die Versammlung an.<br />
Er kennt jeden.<br />
Ke<strong>in</strong>er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Alter.<br />
Junge Kerle, ihre Motorräder und Autos parken draußen.<br />
E<strong>in</strong>er holt ihm von h<strong>in</strong>ten den Hut vom Kopf und wirft ihn Richtung<br />
Fernsehapparat.<br />
Alle wissen Bescheid über Klett.<br />
Auch dass er vor langer Zeit e<strong>in</strong>mal der Gescheiteste <strong>in</strong> der Oberklasse war.<br />
Alle wissen alles über ihn.<br />
Und das sagen sie ihm <strong>in</strong> Andeutungen,<br />
fragen ihn,<br />
was sie sowieso wissen.<br />
Was se<strong>in</strong>e Alte mache,<br />
ob er vom Dreifarbenhaus komme,<br />
ob er e<strong>in</strong>e von den Zutteln mit se<strong>in</strong>em Schlepper abgeschleppt habe,<br />
ob er mit dem Taxi gekommen sei,<br />
wie die F<strong>in</strong>anzlage sei.<br />
Wie stehen die Aktien?<br />
Die Söhne von Kletts Schulkameraden rächen sich an Klett, rächen risikolos ihre<br />
Väter.<br />
Klett gibt contra, sagt e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>s Gesicht, er sei sicher so dumm wie se<strong>in</strong> Vater.<br />
Der hätte ja <strong>in</strong> der Schule… der erste Schlag.<br />
Klett lacht.<br />
Ob er noch nicht genug habe.<br />
E<strong>in</strong>er zahlt ihm e<strong>in</strong> Freibier.<br />
Sollst auch nicht leben wie e<strong>in</strong> Hund.<br />
Ob er immer noch die Zigaretten mit Hundermarksche<strong>in</strong>en anzünde.<br />
E<strong>in</strong>er tippt Asche auf se<strong>in</strong> Bier.<br />
Jedem Tierle se<strong>in</strong> Pläsierle.
9<br />
Klett bleibt.<br />
In der Wirtschaft muss jeder Platz haben, auch er.<br />
Kommt er <strong>in</strong> den Laden, verstummen die Gespräche.<br />
Rasch wird er bedient.<br />
Er kann wieder gehen.<br />
Im Bus sitzt er alle<strong>in</strong>.<br />
Bei der Fronleichnamsprozession ist er Zuschauer,<br />
h<strong>in</strong>ter dem Vorhang.<br />
Auf den Sportplatz ist er noch nie gegangen.<br />
Ke<strong>in</strong>er, und hat er den schon e<strong>in</strong> Jahr lang nicht gesehen, sagt zu Klett: „Ja lebst<br />
du auch noch? Ja gibt’s dich auch nicht?“<br />
„Tag“, sagt man zu Klett, nicht: „Bist daheim, kommst, gehst?“<br />
Für Klett reicht: „Tag“. Nur mit e<strong>in</strong> paar Nachbarsfrauen kann er reden.<br />
Klett bleibt.<br />
Im „Rössle“ muss auch er Platz haben.“<br />
(S. 163f)<br />
Wie hat Johann <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Aufsatz über „Heimat“ formuliert:<br />
„Das schlimmste Verbrechen, vergleichbar dem Mord, ist es e<strong>in</strong>em anderen die<br />
Heimat zu rauben oder ihn aus der Heimat zu vertreiben.“<br />
E<strong>in</strong>en Platz haben im Dorf.<br />
E<strong>in</strong>en Platz haben, den e<strong>in</strong>em niemand streitig macht,<br />
der e<strong>in</strong>em zusteht,<br />
den man sich nicht erleisten und erkämpfen muss.<br />
E<strong>in</strong>en Platz haben im Dorf.<br />
Von daher lauten die zentralen Fragen im Blick auf den ländlichen Raum:<br />
o Wer lebt noch bei uns, und wer lebt nicht mehr bei uns?<br />
o Wen beheimaten wir noch, und wer f<strong>in</strong>det bei uns ke<strong>in</strong>e Heimat mehr?<br />
o Wer möchte bei uns aufgenommen werden und Heimat f<strong>in</strong>den, und was<br />
können wir tun, das dies nicht nur e<strong>in</strong> Wunsch bleibt?<br />
Wir dürfen nicht nur auf die Menschen schauen, die heute noch im ländlichen<br />
Raum leben.<br />
Wir müssen auch wahrnehmen, für welche Menschen der ländliche Raum<br />
ke<strong>in</strong>en Platz mehr bietet.
10<br />
Und wir müssen fragen, was wir tun können, damit möglichst viele Menschen,<br />
möglichst alle <strong>in</strong> ihrer angestammten oder neuen Heimat bleiben können.<br />
Me<strong>in</strong>e Hausfrau und ich lieben Blumen.<br />
In unserem kle<strong>in</strong>en Garten <strong>in</strong> Stadtbergen blüht es das ganze Jahr.<br />
Und weil es dort blüht, haben wir viele Insekten zu Gast.<br />
Seit e<strong>in</strong>igen Jahren haben wir zwei Ech<strong>in</strong>acea-Pflanzen.<br />
Und mit den Ech<strong>in</strong>azea-Pflanzen haben wir viele Hummeln zu Gast.<br />
„Man hat die Gäste, die man bewirtet!“<br />
Wer Insekten will, braucht e<strong>in</strong>en Garten voll Blumen.<br />
Wer Hummeln zu Gast haben will, braucht die e<strong>in</strong>e oder andere Ech<strong>in</strong>acea-<br />
Staude.<br />
Für mich gilt dieser Gedanke ganz besonders für den ländlichen Raum.<br />
„Man hat die Gäste, die man bewirtet!“<br />
Konkret:<br />
o Wie viele Familien leben <strong>in</strong> unserer Geme<strong>in</strong>de?<br />
o Wie viele K<strong>in</strong>der, wie viele Jugendliche?<br />
o Wie viele alte Menschen können noch bei uns leben?<br />
o Wie viele Landwirte gibt es auf unseren Fluren, wo haben sie ihre Höfe<br />
und Betriebe, wo wohnen die Betriebsleiter mit ihren Familien? Wie viele<br />
s<strong>in</strong>d im Vollerwerb, wie viele s<strong>in</strong>d im Nebenerwerb, wie viele haben<br />
zusätzliche Betriebszweige?<br />
o Wie viele selbständige Handwerker betreiben ihr Unternehmen bei uns?<br />
o Wie viele Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt <strong>in</strong> unserer<br />
Geme<strong>in</strong>de? Und was heißt das für unsere Dorfkultur, für unsere Vere<strong>in</strong>e,<br />
für unsere Feuerwehr, für das kirchliche und weltliche Brauchtum für die<br />
Begleitung an den Lebenswenden: Hochzeit, Beerdigung, usw.<br />
o Wer ist <strong>in</strong> den letzten Jahren zugezogen, wer lebt seit wann im<br />
Neubaugebiet?<br />
o Wer ist <strong>in</strong> den letzten Jahren weggezogen, aus welchem Grund?<br />
o Wen konnten wir aus welchen Gründen auch immer nicht mehr<br />
beheimaten?<br />
„Man hat die Gäste, die man bewirtet!“<br />
Ich denke da an alte Menschen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf nicht mehr direkt an<br />
ihr Geld kommen, weil es ke<strong>in</strong>e Bankstunden und ke<strong>in</strong>en Automaten mehr gibt.<br />
Welch e<strong>in</strong>e Entmündigung, wenn ich nur über Dritte und unter Beobachtung von<br />
Dritten über me<strong>in</strong> Eigentum mehr oder weniger frei verfügen kann.
11<br />
Ich denke an pflegebedürftige Menschen, deren knorrige Lebensbäume noch <strong>in</strong><br />
den letzten Monaten und Jahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Alten- und Pflegeheim verpflanzt werden.<br />
Ich denke an Familien, die sich ke<strong>in</strong> zweites Auto nicht leisten können, und<br />
denen nichts anderes übrigbleibt, als <strong>in</strong> das nächstgelegene Mittelzentrum mit<br />
E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten, mediz<strong>in</strong>ischer Versorgung und breiten Bildungsmöglichkeiten<br />
zu ziehen.<br />
Ich denke an die K<strong>in</strong>der, die zum Opfer e<strong>in</strong>er aus me<strong>in</strong>er Sicht verfehlten<br />
Schulpolitik werden, die unter dem Schlagwort „Mittelschule“ immer öfter dem<br />
heimatlichen Dorf den Rücken zukehren müssen und die sehr schnell abtauchen<br />
<strong>in</strong> den nächst größeren Orten. Während man sie im Dorf kennt und beim Namen<br />
nennt, leben sie immer häufiger als Unbekannte <strong>in</strong> unvertrauten Lebensräumen.<br />
Ganz zu schweigen, wie viel wirtschaftliche (Kauf-) Kraft unseren Dörfern<br />
dadurch entzogen wird.<br />
Ich denke auch an die vielen bäuerlichen Familien, die sich <strong>in</strong> unseren Dörfern<br />
vom Acker schleichen, deren betriebliche und familiäre <strong>Entwicklung</strong> niemanden<br />
<strong>in</strong>teressieren, bis e<strong>in</strong>es Tages das Leben <strong>in</strong> den Ställen und auf den Feldern<br />
erlischt.<br />
Wenn Geiz geil ist, dann bleibt die Wertschöpfung nicht <strong>in</strong> der Region, dann<br />
gibt es ke<strong>in</strong>e Ausbildungsplätze im Wohnort nahen E<strong>in</strong>zelhandel, dann sterben<br />
die Handwerksbetriebe vor Ort.<br />
„Man hat die Gäste, die man bewirtet!“<br />
Was braucht ma also auf am Bauerndorf,<br />
was braucht ma auf am Dorf?<br />
Die e<strong>in</strong>en schwören auf e<strong>in</strong> Gewerbegebiet,<br />
die anderen auf e<strong>in</strong>en Dorfladen.<br />
Die e<strong>in</strong>en träumen von e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>dergarten und e<strong>in</strong>er Grundschule,<br />
die anderen von e<strong>in</strong>em Generationenhaus.<br />
Die e<strong>in</strong>en wollen für die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen e<strong>in</strong>e Treff und<br />
e<strong>in</strong>e Skaterbahn,<br />
die anderen wünschen sich e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>sheim.<br />
Die e<strong>in</strong>en hoffen auf e<strong>in</strong>en bessere Anb<strong>in</strong>dung im Öffentlichen<br />
Nahverkehr,<br />
die anderen stehen auf den Bau e<strong>in</strong>er Ortsumgehung.<br />
Die e<strong>in</strong>en fiebern e<strong>in</strong>er schnellen Datenautobahn entgegen,<br />
die anderen wollen e<strong>in</strong> flächendeckendes Mobilfunknetz.
12<br />
Die e<strong>in</strong>en wollen e<strong>in</strong>e Umgebung, die möglichst wenig mit Strahlen<br />
belastet ist, und die anderen sehnen sich nach e<strong>in</strong>er Bilderbuchlandschaft,<br />
ohne Ruhestörung durch Verkehr und Wirtschaftsunternehmen.<br />
Man hat die Gäste, die man bewirtet.<br />
Es liegt an unserer Bewirtung, ob wir museale oder vitale Dörfer haben werden.<br />
Es liegt an unserer Bewirtung, ob unsere Dörfer e<strong>in</strong>es junges Gesicht oder e<strong>in</strong><br />
altes Gesicht haben.<br />
Es liegt an unserer Bewirtung, ob unser ländlicher Raum Zukunft hat oder nicht.<br />
Von nichts, kommt nichts.<br />
Der <strong>Ländliche</strong> Raum ist das, was wir mite<strong>in</strong>ander daraus machen.<br />
Echte Heimat kann nicht per Gesetz verordnet werden.<br />
Echte Heimat kann nicht mit noch so viel Geld erkauft werden.<br />
Echte Heimat wächst im Herzen.<br />
Echte Heimat fängt dort zu blühen und zu reifen an,<br />
wo Menschen e<strong>in</strong>e Sehnsucht im Herzen tragen,<br />
wo Menschen wesentliche Lebensgrundlagen vermissen.<br />
„Was wir heute vermissen, werden wir morgen haben.“ – so sagt der<br />
Pastoraltheologe Prof. Dr. Michael Zulehner.<br />
Von daher brauchen die Menschen im ländlichen Raum e<strong>in</strong>e Vorstellung von<br />
e<strong>in</strong>er lebenswerten Zukunft für sich selber, für die Nachkommen und ihre<br />
Mitmenschen.<br />
„Was wir heute vermissen, werden wir morgen haben.“<br />
Weil wir oft nichts mehr vermissen, s<strong>in</strong>d wir alle mite<strong>in</strong>ander anspruchslos<br />
geworden.<br />
Wie der Hans im Glück, tauschen wir Wertvolles mit Wertlosem e<strong>in</strong>.<br />
All das aber, was e<strong>in</strong> Mensch will, das bekommt er.<br />
Da gibt se<strong>in</strong> Herz schon so lange ke<strong>in</strong>e Ruhe, bis er es hat.<br />
Und selbst wenn es unmöglich sche<strong>in</strong>t, er wird alle Anstrengungen<br />
unternehmen, bis das Unmögliche möglich wird.<br />
Ohne diese Vision,<br />
ohne diese Herzenswünsche<br />
wird es ke<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> des ländlichen Raumes geben.<br />
Mit e<strong>in</strong>er Vision im Herzen, f<strong>in</strong>den die Menschen auch alles Notwendige, damit<br />
ihr Traum Wirklichkeit und Leben wird.
13<br />
Wer e<strong>in</strong>e Vision hat, der schreitet zur Tat.<br />
Wer e<strong>in</strong>e Vision hat, der bleibt nicht länger Opfer.<br />
Wer e<strong>in</strong>e Vision hat, der fängt an zu handeln.<br />
Wer e<strong>in</strong>e Vision hat, der lässt sich nicht länger behandeln.<br />
Wer e<strong>in</strong>e Vision hat, der schaut, dass er mit dem was er zur Verfügung hat<br />
möglichst weit kommt.<br />
Wie weit man kommt, wenn man will,<br />
wie Unmögliches möglich wird, wenn man voll Sehnsucht ist, das zeigt e<strong>in</strong>e<br />
kle<strong>in</strong>e arabische Liebesgeschichte.<br />
„E<strong>in</strong> junger Mann und e<strong>in</strong> Mädchen liefen auf zwei verschiedenen Landwegen.<br />
In e<strong>in</strong>em bestimmten Augenblick kamen die zwei Wege zusammen, und der<br />
Junge und das Mädchen liefen nun geme<strong>in</strong>sam weiter.<br />
Der Junge trug e<strong>in</strong>en Kupferkessel auf se<strong>in</strong>em Rücken. In der Hand hatte er e<strong>in</strong><br />
lebendes Huhn und e<strong>in</strong>en Stock, während er an der anderen Hand e<strong>in</strong>e Ziege<br />
führte. Nach e<strong>in</strong>er Weile kamen sie an e<strong>in</strong>e Bergschlucht.<br />
Da blieb das Mädchen stehen und sagte:<br />
„Durch diese Schlucht gehe ich nicht mit dir.“ „Warum nicht?“, wollte der<br />
Junge wissen.<br />
„Du könntest mich dort umarmen und küssen“, antwortete sie.<br />
„Wie soll ich dich denn umarmen und küssen. Ich habe e<strong>in</strong>en Kupferkessel auf<br />
dem Rücken, an der e<strong>in</strong>en Hand habe ich e<strong>in</strong>e Ziege und <strong>in</strong> der anderen Hand<br />
e<strong>in</strong> lebendes Huhn und e<strong>in</strong>en Stock.“<br />
Aber das Mädchen beharrte auf se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung: „Du könntest mich die Ziege<br />
halten lassen, danach den Stock <strong>in</strong> den Boden stecken, das Huhn auf den Boden<br />
setzen und den Kessel darüber stülpen, und dann könntest du mich umarmen<br />
und küssen.“<br />
Lange starrte der Junge das schöne, nette Mädchen an. Endlich sagte er: „Allah<br />
segne de<strong>in</strong>e Weisheit.“ Worauf sie geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> die Schlucht g<strong>in</strong>gen.“<br />
Quelle unbekannt<br />
Ohne Vision brechen Menschen nicht auf.<br />
Ohne Vision kommen Menschen an ke<strong>in</strong> Ziel.
14<br />
Für unsere Landwirtschaft könnte die Vision heißen:<br />
E<strong>in</strong>e flächendeckende, nachhaltig bewirtschaftete Kulturlandschaft mit dem Ziel<br />
der Ernährungssouveränität und dem Ziel, dass die landwirtschaftlich zu<br />
nutzenden Flächen auch <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> bäuerlicher Hand bleiben.<br />
Es braucht Visionen und Kundschafter.<br />
Es braucht Träumer und solche, die die Träume wagen und ausprobieren, woh<strong>in</strong><br />
man kommt, wenn man das e<strong>in</strong>e oder andere <strong>in</strong> die Tat umsetzt.<br />
Und es braucht Geme<strong>in</strong>schaften, die enttäuschte Kundschafter und gescheiterte<br />
Abendteurer nicht im Regen stehen lassen.<br />
Auch im Dorf und im ländlichen Raum ist es nicht anders als <strong>in</strong> der großen<br />
weiten Welt:<br />
Erfolge werden sozialisiert und Niederlagen privatisiert.<br />
Gel<strong>in</strong>gt etwas im Dorf, dann heißt es: „Mei s<strong>in</strong>d wir gut!“<br />
Missl<strong>in</strong>gt etwas im Dorf, dann heißt es: „Wir können nichts dafür. Du hast das<br />
so gewollt. Wir wollten das nie so!“<br />
Dabei s<strong>in</strong>d missglückte Erfahrungen für e<strong>in</strong>e zukünftige <strong>Entwicklung</strong><br />
m<strong>in</strong>destens so wertvoll wie geglückte Erfahrungen.<br />
Das Ziel kann es doch nicht se<strong>in</strong>, dass alles aufs erste Mal gel<strong>in</strong>gt.<br />
Das Ziel muss es se<strong>in</strong>, dass wir ganz gleich durch Erfolg oder Niederlage e<strong>in</strong><br />
Stück weiterkommen.<br />
„Man kann aus allem etwas machen!“<br />
Diese Lebensweisheit bekommt Hildegard Palm, die Hauptperson <strong>in</strong> Ulla Hahns<br />
Roman „Das verborgene Wort“ von ihrem Großvater <strong>in</strong>s Stammbuch<br />
geschrieben.<br />
Die kle<strong>in</strong>e Hildegard ist tot unglücklich, als ihr e<strong>in</strong>e kostbare grüne Vase aus der<br />
Hand gleitet und am Boden <strong>in</strong> tausend Stücke zerspr<strong>in</strong>gt.<br />
E<strong>in</strong>ige Zeit später liegt auf ihrem Kopfkissen e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Päckchen.<br />
Das ist bestimmt vom Großvater, vermutet Hildegards Bruder.<br />
Und tatsächlich, es war e<strong>in</strong> Großvaterkästchen.<br />
Über den W<strong>in</strong>ter leimte der Großvater Kistchen aus Sperrholz zusammen,<br />
überzog sie mit Fensterkitt und verzierte sie mit den vielen bunten Glas- und<br />
Porzellanscherben, die er im Laufe des Jahres bei se<strong>in</strong>en Spaziergängen<br />
sorgfältig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Taschentuch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Hosensack sammelte.<br />
Diesmal funkelten und strahlten aus dem mit Goldbronze veredelten Kitt die<br />
grünen Glassplitter der zu Bruch gegangenen Vase.
15<br />
„Du musst ke<strong>in</strong>e Angst haben wenn etwas kaputt geht“, sagte der Großvater am<br />
nächsten Morgen zu Hildegard. „Meistens kann man daraus noch etwas machen.<br />
Und manchmal muss man etwas kaputtmachen, sonst kommt man nicht weiter.<br />
Das Korn muss zu Mehl gemahlen werden, sonst gibt es ke<strong>in</strong> Brot.“<br />
Hildegard nickte, ohne zu begreifen!<br />
Ob’s wir begreifen?<br />
Noch e<strong>in</strong>mal:<br />
Was braucht ma auf am Bauerndorf,<br />
was braucht ma auf am Dorf?<br />
Die wenigsten würden bei dieser Umfrage die Kirche <strong>in</strong>s Spiel br<strong>in</strong>gen.<br />
Vielleicht würde der e<strong>in</strong>e oder andere darauf bestehen, dass die Kirche als<br />
Bauwerk und historisches Denkmal für ihn der Inbegriff von Heimat ist,<br />
und die meisten Vere<strong>in</strong>e posieren im Schatten der Kirche für ihr Jubiläumsfoto.<br />
Aber die Kirche gebaut aus lebendigen Ste<strong>in</strong>en sche<strong>in</strong>t mehr und mehr an<br />
Ansehen und an Wert zu verlieren.<br />
Vieles sche<strong>in</strong>t im Blick auf Heimat wichtiger zu se<strong>in</strong>.<br />
Vieles sche<strong>in</strong>t wertvoller zu se<strong>in</strong>.<br />
Auf vieles möchte man nie und nimmer verzichten.<br />
Am ehesten auf die Kirche.<br />
Was hat sie denn auch schon zu bieten?<br />
Was kann sie uns denn heute noch bieten?<br />
Etwas Tradition,<br />
etwas religiöses Brauchtum,<br />
den festlichen Rahmen für das e<strong>in</strong>e oder andere Fest im Laufe e<strong>in</strong>es Lebens.<br />
Aber das alles bieten andere „Anbieter“ mittlerweile ja auch schon an.<br />
Und zum Teil ist die Qualität dieser Angebote, wenn ich an weltliche Bestatter<br />
denke, nicht e<strong>in</strong>mal so schlecht, manchmal vielleicht sogar besser.<br />
Und wenn man es genau nimmt, dann sche<strong>in</strong>t ja die Kirche selber von ihrem<br />
Angebot gar nicht soviel zu halten.<br />
Wie viel kirchliche Strukturen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren gerade im ländlichen<br />
Raum aufgegeben worden?<br />
Wie viele Gottesdienste und Gebetszeiten wurden e<strong>in</strong>fach so gestrichen<br />
und abgesetzt.
16<br />
Wie viele Türen der Dorfkirchen und Kapellen bleiben ohne ersichtlichen Grund<br />
verrammelt und zugesperrt.<br />
Was braucht ma auf am Bauerndorf,<br />
was braucht ma auf am Dorf?<br />
Angesichts dieser provozierenden Frage möchte ich ausrufen:<br />
Lasst die Kirche im Dorf!<br />
Lasst die Kirche im kle<strong>in</strong>sten Weiler!<br />
Nicht um der Kirche willen,<br />
ne<strong>in</strong>, um der Menschen willen.<br />
Um der Jungen und der Alten Willen,<br />
um der Kranken und Beh<strong>in</strong>derten Willen,<br />
um der Geme<strong>in</strong>schaft und des Friedens Willen:<br />
Lasst die Kirche im Dorf!<br />
Die Kirche braucht ke<strong>in</strong>e Kirche.<br />
Aber die Menschen brauchen diesen Ort der Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
Für sie spr<strong>in</strong>gt dabei etwas heraus.<br />
Für sie spr<strong>in</strong>gt dabei viel heraus.<br />
Wenn das alttestamentliche Bild stimmt,<br />
dass aus dem Tempel, aus der Kirche, aus den vielen Kirchen e<strong>in</strong> unversiegbarer<br />
Quell von Wasser entspr<strong>in</strong>gt,<br />
wenn es stimmt, dass dieses Wasser alles andere ist als versalzen, dass es süß ist<br />
und frisch, klar und lebendig, kostbar und gut,<br />
dann darf diese Quelle nicht versiegen,<br />
dann muss der Strom dieser Quelle immer wieder aufs Neue h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geleitet<br />
werden <strong>in</strong> unseren ländlichen Raum.<br />
Auf die Frage: „Was halten sie vom Christentum?“ da antwortete der<br />
Schriftsteller He<strong>in</strong>rich Böll unter anderem:<br />
„Selbst die allerschlechteste christliche Welt würde ich der besten heidnischen<br />
vorziehen, weil es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er christlichen Welt Raum gibt für die, denen ke<strong>in</strong>e<br />
heidnische Welt je Raum gab: für Krüppel und Kranke, Alte und Schwache, und<br />
mehr noch als Raum gab es für sie: Liebe für die, die der heidnischen wie der<br />
gottlosen Welt nutzlos erschienen und ersche<strong>in</strong>en.“
17<br />
„Nirgendwo im Evangelium f<strong>in</strong>de ich e<strong>in</strong>e Rechtfertigung für Unterdrückung,<br />
Mord, Gewalt, e<strong>in</strong> Christ, der sich ihrer schuldig macht, ist schuldig.<br />
Unter Christen ist Barmherzigkeit wenigstens möglich, und h<strong>in</strong> und wieder gibt<br />
es sie: Christen, und wo e<strong>in</strong>er auftritt, gerät die Welt <strong>in</strong> Erstaunen.<br />
800 Millionen Menschen auf dieser Welt haben die Möglichkeit, die Welt <strong>in</strong><br />
Erstaunen zu setzen. Vielleicht machen e<strong>in</strong>ige von dieser Möglichkeit<br />
Gebrauch.“<br />
He<strong>in</strong>rich Böll hat recht:<br />
Woher soll den die Achtung vor allem Lebendigen, die Achtung vor den<br />
Elementen, dem Wasser, dem Boden, den Pflanzen und den Tieren kommen,<br />
wenn nicht aus der Geme<strong>in</strong>schaft der Menschen, die sich um Gott, den Freund<br />
allen Lebens versammeln?<br />
Woher sollen denn die Schwachen und Ausgeschlossenen, die Überflüssigen<br />
und sche<strong>in</strong>bar Unnützen e<strong>in</strong> Recht auf Leben erhalten, wenn nicht durch die<br />
Geme<strong>in</strong>schaft, die das radikale Evangelium <strong>in</strong> Wort und Tat verkündet und<br />
gelebt durch diesen Jesus von Nazareth, hört, betrachtet und selber zum Maßstab<br />
nimmt für das eigene Handeln, ganz gleich, ob es die Mächtigen und<br />
Angesehenen hören wollen oder nicht, ob es ihnen passt oder nicht.<br />
Woher soll denn e<strong>in</strong> barmherziger Umgang mite<strong>in</strong>ander erwachsen, wenn nicht<br />
durch die mühselige Anstrengung, im Gesicht des anderen das Gesicht e<strong>in</strong>er<br />
Schwester und e<strong>in</strong>es Bruders zu erkennen, im Gesicht des anderen das Ebenbild<br />
Gottes zu sehen.<br />
Wo sonst kommen Menschen mit Jesus Christus <strong>in</strong> Berührung?<br />
Wo sonst kann se<strong>in</strong>e Leben spendende Art auf uns überspr<strong>in</strong>gen?<br />
Lasst um des Himmels willen und um der Menschen willen doch die Kirche im<br />
Dorf!<br />
Sperrt ihre Türen nicht zu.<br />
Lasst die Menschen e<strong>in</strong>treten und zur Ruhe kommen.<br />
Lasst sie still werden und aufmerksam.<br />
Wer die Kirche im Dorf lässt,<br />
der kann nicht guten Gewissens die Welt zerteilen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e erste, zweite, dritte<br />
oder gar vierte Welt.<br />
der kann nicht ohne weiteres zwischen Ausländer und E<strong>in</strong>heimischen<br />
unterscheiden.<br />
Wer die Kirche im Dorf lässt, der weiß, dass alle Menschen die gleiche Würde<br />
und den gleichen Wert haben, auch wenn sie anders und unterschiedlich s<strong>in</strong>d.
18<br />
Wer die Kirche im Dorf lässt, der taxiert den Menschen nicht nach se<strong>in</strong>em<br />
Nutzwert.<br />
Wer die Kirche im Dorf lässt, für den zählen alle Menschen.<br />
Womöglich habe ich jetzt mit me<strong>in</strong>en Behauptungen ihren Widerspruch<br />
geweckt.<br />
Das kl<strong>in</strong>gt doch alles zu schön um wahr zu se<strong>in</strong>.<br />
Wer kommt den heute noch freiwillig, um das Wort Gottes zu hören?<br />
Wer freut sich noch auf den sonntäglichen Kirchgang?<br />
Laufen der Kirche nicht schon lange die Menschen davon?<br />
Schon seit langem wollen viele Menschen von der Kirche und ihren hoch- und<br />
weniger würdigen Amtsträgern nichts mehr hören und sehen.<br />
Seit den <strong>Entwicklung</strong>en der letzten Wochen und Monate haben selbst die Treuen<br />
und Treusten von ihrer Kirche die Nase voll.<br />
Ja, die Katholische Kirche steckt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er epochalen Krise.<br />
Unsere Glaubwürdigkeit ist zutiefst erschüttert.<br />
So manches Wort aus geistlichem Mund<br />
und so manche Tat aus berufenem Herzen<br />
ist nicht mehr zum Aushalten,<br />
ist zum Davonlaufen.<br />
In se<strong>in</strong>em Artikel: „Schuld ohne Sühne“ <strong>in</strong> der aktuellen Ausgabe der<br />
Wochenzeitschrift „DIE ZEIT“ schreibt Bernd Ulrich voll Wertschätzung, aber<br />
auch voll wachsamer Kritik:<br />
„Dass es so etwas wie die katholische Kirche überhaupt gibt, ist fast e<strong>in</strong><br />
Wunder.<br />
E<strong>in</strong>e Institution, die seit 2000 Jahren existiert, die 1200 Millionen Gläubige<br />
umfasst, jeden sechsten Menschen auf der Erde, die <strong>in</strong> nahezu allen Ländern<br />
tätig ist, die nicht von wirtschaftlichen Interessen zusammengehalten wird, von<br />
ke<strong>in</strong>em Territorium und ke<strong>in</strong>er Herkunft, die <strong>in</strong> ihrem tiefsten Inneren nur dazu<br />
da ist, e<strong>in</strong>em Mann nachzueifern, der im Dreck geboren und am Kreuz gestorben<br />
ist. Und der am dritten Tag wiederauferstanden ist, wie es die Christen glauben.<br />
Man könnte das profan den größten globalisierten Vere<strong>in</strong> der Welt nennen oder<br />
empathisch e<strong>in</strong>en Vorsche<strong>in</strong> von Menschheit <strong>in</strong> Menschlichkeit.<br />
So oder so ist die Fallhöhe beträchtlich, wenn es um die Kirche als Ganzes geht.
19<br />
Dabei kann sie gewiss nicht daran scheitern, dass <strong>in</strong> ihr und von ihr gesündigt<br />
wird. Denn wie könnte es anders se<strong>in</strong> bei mehr als e<strong>in</strong>er Milliarde Mitgliedern,<br />
unter denen sich alles Böse und alles Gute f<strong>in</strong>det.<br />
(…)<br />
Existenziell bedrohlich wird es für die Kirche erst, wenn die Institution sich<br />
dauerhaft wichtiger nimmt als die Botschaft, die sie zu verkünden hat, wenn sie<br />
sich selbst mehr liebt als den Nächsten, wenn sie die Schwachen missbraucht<br />
und die Starken sich alles herausnehmen können. Wenn die Bischöfe dazu<br />
schweigen oder selbst aktiv vertuschen und wenn der Papst gegen diese<br />
unchristlichen Umtriebe nicht e<strong>in</strong>schreitet.<br />
In e<strong>in</strong>er solchen Krise bef<strong>in</strong>det sich die Kirche nun wegen des zigtausendfachen<br />
Missbrauchs und wegen ihres Umgangs damit.“<br />
„Verantwortung für den ländlichen Raum“ heißt das Leitwort für dieses Referat.<br />
Wenn die Kirche Kirche se<strong>in</strong> will, dann muss sie zu dieser Verantwortung<br />
stehen,<br />
dann kann sie sich nicht dieser Verantwortung entziehen.<br />
Gott selbst ist es, der sich im Lauf der Menschheitsgeschichte immer wieder<br />
se<strong>in</strong>e Hirten vorknöpft.<br />
Schon zur Zeit des Propheten Ezechiel hagelt es harsche Kritik aus se<strong>in</strong>em<br />
Mund:<br />
„So spricht Gott der Herr:<br />
Weh den Hirten Israels, die nur sich selbst weiden.<br />
Müssen die Hirten nicht die Herde weiden?<br />
Ihr tr<strong>in</strong>kt die Milch, nehmt die Wolle für eure Kleidung und schlachtet die fetten<br />
Tiere; aber die Herde führt ihr nicht auf die Weide.<br />
Die schwachen Tiere stärkt ihr nicht,<br />
die kranken heilt ihr nicht,<br />
die verletzten verb<strong>in</strong>det ihr nicht,<br />
die verscheuchten holt ihr nicht zurück die verirrten sucht ihr nicht,<br />
und die starken misshandelt ihr.<br />
Und weil sie ke<strong>in</strong>en Hirten hatten, zerstreuten sich me<strong>in</strong>e Schafe und wurde e<strong>in</strong>e<br />
Beute der wilden Tiere.<br />
(…)<br />
Jetzt will ich me<strong>in</strong>e Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern.<br />
(…)<br />
Ich werde me<strong>in</strong>e Schafe auf die Weide führen,<br />
ich werde sie ruhen lassen – Spruch des Herrn.
20<br />
Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen,<br />
die vertriebenen zurückbr<strong>in</strong>gen,<br />
die verletzten verb<strong>in</strong>den,<br />
die schwachen kräftigen,<br />
die fetten und starken behüten.<br />
Ich will ihr Hirt se<strong>in</strong> und für sie sorgen, wie es recht ist.“ (Ez 35)<br />
Wer sich Gott verpflichtet weiß, der weiß sich den Menschen und allen<br />
Geschöpfen dieser Welt verpflichtet.<br />
Das e<strong>in</strong>e ohne das andere ist nicht möglich.<br />
Verantwortlich für den ländlichen Raum - können wir als Kirche nicht zusehen,<br />
wie unsere Dörfer sich spalten und wie sie <strong>in</strong>nerlich zerrissen werden.<br />
Ich denke an die Streitigkeiten <strong>in</strong>nerhalb der bäuerlichen Familien zwischen<br />
Anhängern des BDM und Anhängern des BBV, ich denke an die wirtschaftliche<br />
Konkurrenz zwischen Milchbauern und Biogasbauern.<br />
Mite<strong>in</strong>ander müssen wir dafür sorgen, dass es e<strong>in</strong>e Kultur des Dialogs gibt,<br />
e<strong>in</strong> Hören und Reden <strong>in</strong> Achtung und Wertschätzung der Me<strong>in</strong>ung des anderen.<br />
Dialog bedeutet, dass ich vom anderen lernen will, dass ich mich <strong>in</strong> den anderen<br />
und se<strong>in</strong>e Positionen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzen will.<br />
Es geht ja schließlich nicht darum, dass ich recht habe, sondern darum, dass wir<br />
mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>e gute Lösung für das e<strong>in</strong>e oder andere Problem suchen und<br />
f<strong>in</strong>den.<br />
Es geht ja schließlich darum, dass wir e<strong>in</strong>ander trotz unterschiedlicher Me<strong>in</strong>ung<br />
und Vorstellung auch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Augen schauen können.<br />
Verantwortlich für den ländlichen Raum - können wir nicht zusehen, wie unsere<br />
Dörfer für Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialen Not oft ke<strong>in</strong>en Platz bieten. Wer sich ke<strong>in</strong><br />
Eigenheim leisten kann, wer sich ke<strong>in</strong> Eigenheim mehr leisten kann, dem bleibt<br />
oft nichts anderes übrig, als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Mietwohnung im nächsten Mittelzentrum zu<br />
ziehen. Unsere Dörfer brüsten sich, dass es dort e<strong>in</strong>e heile Welt gibt ohne<br />
soziale Brennpunkte, ohne Menschen <strong>in</strong> sozialen Nöten.<br />
Auch hier ist Handlungsbedarf gegeben. In früheren Zeiten hatte jedes Dorf se<strong>in</strong><br />
„Armenhaus“. In früheren Zeiten stellten sich unsere Dörfer ihrer sozialen<br />
Verantwortung. Dass es auch heute neue, kreative Angebote geben muss liegt
21<br />
auf der Hand. Mite<strong>in</strong>ander müssen wir dafür Sorge tragen, dass auch im<br />
kle<strong>in</strong>sten Dorf Platz ist für alle Gezeichneten.<br />
RB Senegal: E<strong>in</strong>e Mutter verteilt das Essen. Nicht nach Rang und Namen<br />
sondern nach der <strong>in</strong>dividuellen Bedürftigkeit.<br />
Geert Marks beschreibt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch, „Wie Gott verschwand aus Jorwerd“<br />
den rasanten Wandel der ländlichen Lebensräume Europas.<br />
Gleichzeitig öffnet der Schriftsteller dem Leser die Augen für so manche<br />
ländliche Kostbarkeit.<br />
„An e<strong>in</strong>em stillen Nachmittag, nicht allzu lange nach Peets Beerdigung, sah ich<br />
vor der Kneipe e<strong>in</strong>en Jungen mit e<strong>in</strong>em Skateboard üben. (…) Es war ke<strong>in</strong><br />
städtisches Bild. In e<strong>in</strong>er Stadt sieht man Jungs nie üben, man sieht sie nur<br />
Erfolg haben.<br />
Nur der Erfolg ist dort öffentlich, nicht der lange Weg dorth<strong>in</strong>.“<br />
(S. 18/19)<br />
Man kennt sich auf dem Dorf.<br />
Man kennt sich und man sieht sich.<br />
Man kennt sich von kle<strong>in</strong> auf.<br />
Man kennt die persönlichen Wege der Menschwerdung.<br />
Und man ahnt, wie viel Kraft dieser Weg der Menschwerdung erfordert.<br />
Auf e<strong>in</strong>em Dorf kann ke<strong>in</strong>er nur e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />
Auf e<strong>in</strong>em Dorf kann sich ke<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>er Maske verstecken.<br />
Man kennt sich.<br />
Man kennt sich von kle<strong>in</strong> auf.<br />
Man weiß, wer man war, wer man ist, wer man geworden ist.<br />
Niemand kann dem anderen etwas vormachen.<br />
Von kle<strong>in</strong> auf wuchs <strong>in</strong> Johann, der Hauptperson von Mart<strong>in</strong> Walsers Roman,<br />
e<strong>in</strong> Gefühl für das Echte und Wahre.<br />
„Johann hörte <strong>in</strong> der Wirtschaft von den Gästen am Runden Tisch jeden Tag<br />
Sätze, aber er würde diese Sätze nie beim Kappengball oder beim Fußball oder<br />
bei anderen Spielen e<strong>in</strong>fach plötzlich so dah<strong>in</strong> sagen. Und schon gar nicht Sätze<br />
se<strong>in</strong>es Vaters: Was se<strong>in</strong> Vater zu ihm sagte, wenn er mit ihm alle<strong>in</strong> war, passte<br />
überhaupt nirgends h<strong>in</strong> als zwischen ihn und den Vater.<br />
Wenn man nach der Kirche auf dem schmalen Seeweg heim zu g<strong>in</strong>g, konnte<br />
Adolf plötzlich stehenbleiben und rufen:<br />
D’Schreiber und d’Lumpen wachsen auf eim Stumpen! Oder D’Weiber muß<br />
man beim ersten Leib Brot ziehen! Oder: Wer all’s kann kann nix! Oder: Gut<br />
gebissen, ist halb geschissen!
22<br />
Adolf stand, wenn er solche Sätze rief, wie e<strong>in</strong> Hahn, der kräht.<br />
Wenn Adolf wenigstens dazu sagen würde, dass diese Sätze von se<strong>in</strong>em Vater<br />
stammten!<br />
Es gab aber auch Sätze oder Ausdrücke, die Adolf gebrauchte, und e<strong>in</strong>en Tag<br />
später gebrauchte Guido oder Paul oder Ludwig diese Sätze, als stammten sie<br />
gar nicht von Adolf, sondern von dem, der sie gerade gebrauchte.<br />
(S. 80 / 81)<br />
Man kennt sich.<br />
Man weiß wo man herkommt.<br />
Man weiß wo was herkommt.<br />
Das ist für mich e<strong>in</strong> dickes Plus im Blick auf die Identitätsf<strong>in</strong>dung.<br />
Das ist e<strong>in</strong> dickes Plus für so manches Unternehmen, das qualifizierte<br />
Mitarbeiter braucht.<br />
Wenn wir über den ländlichen Raum reden,<br />
dann dürfen wir nicht immer nur das benennen, was dem ländlichen Raum noch<br />
fehlt.<br />
Dann müssen wir auch selbstbewusst bezeugen, welche Qualitäten der ländliche<br />
Raum zu bieten hat.<br />
Auch diesen Gedanken möchte ich mit e<strong>in</strong>er kurzen Geschichte bebildern:<br />
E<strong>in</strong> Mann kam <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Dorf, <strong>in</strong> dem, wie überall erzählt wurde, wunderschöne<br />
Gärten waren, große und kle<strong>in</strong>e, vornehme und e<strong>in</strong>fache.<br />
Der Mann, mit se<strong>in</strong>em eigenen Garten nicht mehr zufrieden, wollte sich <strong>in</strong><br />
diesen Gärten e<strong>in</strong>mal umsehen.<br />
Vielleicht, so dacht er, kann ich dieses und jenes dann <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Garten<br />
verändern.<br />
Am E<strong>in</strong>gang des Dorfes saß e<strong>in</strong> sehr alter Mann, der verständig und weise<br />
aussah.<br />
Ihn fragte er, wie er es anstellen müsse, e<strong>in</strong>en der Gärten zu besehen, um<br />
derentwillen das Dorf so berühmt sei.<br />
Der alte Mann w<strong>in</strong>kte e<strong>in</strong>en se<strong>in</strong>er Söhne herbei, und dieser führte ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
großen Garten.<br />
„Die Gartenpforte muss erneuert werden“, sagte der Sohn, als sie den Garten<br />
betraten, und zeigte auf e<strong>in</strong>ige unschöne, schadhafte Stellen.<br />
„Und die Wege s<strong>in</strong>d reichlich ausgetreten und müssten e<strong>in</strong>geebnet werden.“<br />
Vor e<strong>in</strong>em Rosenstrauch blieb er nachdenklich stehen: „Sehen sie die<br />
Blattläuse? Er wird kaum überleben. Und das Gewächs dort h<strong>in</strong>ten an der<br />
Mauer, es wird wohl auch e<strong>in</strong>gehen.
23<br />
Die Wurzeln s<strong>in</strong>d befallen und nehmen das Wasser nicht mehr auf. Wir können<br />
gießen, so viel wir wollen, es hilft nicht mehr.“<br />
Der Sohn zeigte ihm noch manches, was nicht <strong>in</strong> Ordnung war.<br />
Es schien e<strong>in</strong> kranker Garten zu se<strong>in</strong>, und der Mann überlegte, warum man ihn<br />
gerade <strong>in</strong> diesen Garten geführt hatte.<br />
Enttäuscht berichtete er dem Alten vom schlechten Zustand des Gartens und<br />
fragte ihn, ob er nicht e<strong>in</strong>en anderen sehen könnte.<br />
Der weise Alte w<strong>in</strong>kte e<strong>in</strong>en anderen se<strong>in</strong>er Söhne herbei.<br />
Dieser führte den Mann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Garten, der ihm wohl gefiel.<br />
„Seht hier, diese Kletterrose“, sagte der Sohn und zeigte auf den Bogen über der<br />
Gartenpforte.<br />
„Sie blüht das ganze Jahr. Es gibt ke<strong>in</strong>e andere Kletterrose im ganzen Dorf, die<br />
so viele Blüten treibt. Und dort, der Mandar<strong>in</strong>enbaum. Er trägt die süßesten<br />
Früchte.“<br />
Er gab dem Mann e<strong>in</strong>e reife Frucht von köstlichem Aroma, die ihm wohl<br />
schmeckte. „Dieses Beet haben wir neu angelegt. Vor e<strong>in</strong>igen Tagen haben wir<br />
die Samen <strong>in</strong> die Erde getan. Es werden Blumen wachsen, große, weiße, mit<br />
starkem Duft ähnlich wie die blauen dort an der Mauer. Die ersten Sprossen<br />
kommen schon. Seht ihr sie? Und dort ist unser Brunnen. Schaut nur, wie tief er<br />
ist. Noch nie hat es uns an Wasser gefehlt“.<br />
So führte dieser Sohn den Mann durch den Garten und zeigte ihm all se<strong>in</strong>e<br />
Schönheiten.<br />
Begeistert berichtete der Mann dem Alten von allem, was er <strong>in</strong> diesem Garten<br />
gesehen hatte und bedankte sich.<br />
Der Weise lächelte nur und fragte: „Habt ihr nicht gemerkt, dass ihr <strong>in</strong> e<strong>in</strong> und<br />
demselben Garten gewesen seid“?<br />
(Renate Schubert)<br />
Es kommt immer auf den Blickw<strong>in</strong>kel an, wie arm oder wie reich e<strong>in</strong> Garten ist.<br />
Vor rund zwei Jahren war der kürzlich Verstorbene Vorsitzende der<br />
Geschäftsleitung von Fendt, Hermann Merschroth, als Gast und<br />
Gesprächspartner bei uns <strong>in</strong> der Landvolkshochschule Wies.<br />
E<strong>in</strong>e unserer Fragen lautete: Könnte die Firma Fendt an e<strong>in</strong>em anderen Standtort<br />
dieser Welt ähnlich erfolgreich produzieren?<br />
Und die Antwort kam verblüffend schnell: Ne<strong>in</strong>!<br />
Und der Gefragte nannte unterschiedliche Gründe:<br />
Der Produktion bei Fendt kommt es zu Gute, dass se<strong>in</strong>e Mitarbeiter im<br />
ländlichen Raum und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dörflichen Umfeld zu Hause s<strong>in</strong>d.
24<br />
Durch das familiäre Umfeld, durch die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e tragende<br />
Dorfgeme<strong>in</strong>schaft ist das Regenerationspotential nach e<strong>in</strong>em anstrengenden<br />
Arbeitstag wesentlich höher. Wer im Kreis se<strong>in</strong>er Familie am Abend e<strong>in</strong><br />
wohlschmeckendes Essen genießen kann, wer ohne große Anstrengung h<strong>in</strong>term<br />
Haus se<strong>in</strong>en sportlichen Ausgleich f<strong>in</strong>det, wer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Schuppen oder im<br />
Keller als Bastler und Tüfftler beweisen kann, der kommt auf andere Gedanken,<br />
der wird wieder frei für Neues, der kann wieder motiviert anpacken.<br />
Nicht wenige der Mitarbeiter engagieren sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> oder übernehmen<br />
sogar Verantwortung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorstand. Teamarbeit, Zusammenarbeit,<br />
verlässliche Mitarbeit und die Übernahme von Verantwortung s<strong>in</strong>d für viele<br />
Menschen im ländlichen Raum ke<strong>in</strong> Fremdwort. Was woanders erst noch<br />
geschult und tra<strong>in</strong>iert werden muss, das kann man nicht selten voraussetzen,<br />
darauf kann man aufbauen.<br />
Ganz zu schweigen vom Stolz Traktoren zu bauen, die bei der breiten<br />
Bevölkerung e<strong>in</strong> hohes Ansehen genießen.<br />
Das alles s<strong>in</strong>d Standortfaktoren, die der ländliche Raum zu bieten hat und die<br />
kaum zur Sprache kommen.<br />
Manchmal wünsche ich mir e<strong>in</strong>en ländlichen Raum, der selbstbewusster auftritt,<br />
der zeigt was er zu bieten hat, der deutlich macht was <strong>in</strong> ihm steckt.<br />
Wir weisen zu oft h<strong>in</strong>, was nicht ist, was wir nicht haben, was uns noch fehlt.<br />
Und wir freuen uns zu wenig über das was ist, über das was gut ist, was<br />
besonders ist, was e<strong>in</strong>malig ist.<br />
Verantwortung für den ländlichen Raum übernehmen heißt auch den ländlichen<br />
Raum nicht schlecht reden.<br />
Stadt und Land bieten Vorzüge und Nachteile.<br />
Es geht nicht darum besser zu se<strong>in</strong> als das Gegenüber.<br />
Es reicht, wenn beide e<strong>in</strong>fach nur gut s<strong>in</strong>d.<br />
Überall wo Menschen leben brauchen sie gute Lebensbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Von daher ist es unsere Aufgabe gleichwertige Lebensbed<strong>in</strong>gungen zu schaffen.<br />
Gleichwertig bedeutet nicht gleich.<br />
Stadt und Land brauchen möglicherweise Unterschiedliches.<br />
Stadt und Land brauchen aber Gleichwertiges.
25<br />
Nur so können sich beide ergänzen und unterstützen.<br />
Liebe Zuhörer<strong>in</strong>nen, liebe Zuhörer!<br />
Lassen sie mich zum Schluss noch e<strong>in</strong>mal aus Mart<strong>in</strong> Walsers Roman „E<strong>in</strong><br />
Spr<strong>in</strong>gender Brunner“ zitieren:<br />
„Ludwig und Guido wussten von allen alles und sagten, sobald e<strong>in</strong> Name fiel,<br />
immer alles, was zu diesem Namen gehörte. Und nicht nur e<strong>in</strong>mal.<br />
Fiel der Name am nächsten Tag wieder, sagten Ludwig und Guido wieder alles<br />
dazu, was zu diesem Namen zu sagen war.<br />
Johann stellte sich vor, dass bei Ludwig und bei Guido zu Hause<br />
ununterbrochen e<strong>in</strong>e Erzählung weiterlief, die nichts, was es im Dorf gab,<br />
auslassen konnte. Es gab nichts Unwichtiges. Es ist wie bei e<strong>in</strong>em Schiff, dachte<br />
Johann, da gehört, damit das Schiff nicht untergeht, auch gar alles dazu, das<br />
Kle<strong>in</strong>ste und das Größte.<br />
Wenn Ludwig und Guido weitersagten, was sie zu Hause gehört hatten, wusste<br />
man nicht, warum sie das taten, und sie selber wussten es auch nicht, aber dass<br />
das, was sie weitersagten, weitergesagt werden musste, das war ganz sicher.<br />
In e<strong>in</strong>em Dorf ist alles wichtig.“<br />
In der Hoffnung, dass ich me<strong>in</strong>e Aufgabe erfüllt habe, dass ich alles, was es<br />
durch mich zum ländlichen Raum und zu unserer Verantwortung dafür zu sagen<br />
gibt, gesagt habe, damit das Schiff, das Dorf, der ländlicher Raum nicht<br />
untergeht, bedanke ich mich bei Ihnen für ihre Aufmerksamkeit. Hoffentlich<br />
wusste ich, im Unterschied zu Ludwig und Guido, warum ich es gesagt habe!<br />
Danke!