Rainer Remmele - Ländliche Entwicklung in Bayern
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Was ich mit Ihnen <strong>in</strong> dieser Stunde vorhabe?<br />
Ich möchte sie e<strong>in</strong>laden zu e<strong>in</strong>em kurzen, literarischen Spaziergang durch den<br />
ländlichen Raum verbunden mit Gedanken, die sich daraus ergeben.<br />
Sie können sich darunter nicht recht etwas vorstellen?<br />
Dann lassen sie sich e<strong>in</strong>fach darauf e<strong>in</strong>.<br />
Beg<strong>in</strong>nen möchte ich mit e<strong>in</strong>em Zitat aus Mart<strong>in</strong> Walsers autobiographischem<br />
Heimatroman „E<strong>in</strong> spr<strong>in</strong>gender Brunnen“.<br />
Nicht weit von hier, <strong>in</strong> Wasserburg, kam Mart<strong>in</strong> Walser 1927 zur Welt.<br />
Es ist die kle<strong>in</strong>e, überschaubare dörfliche Welt, die ihm die Kraft gab,<br />
federführend <strong>in</strong> der uferlosen Welt der Philosophie und Literatur se<strong>in</strong>en Mann<br />
zu stehen.<br />
E<strong>in</strong> Schlüsselzitat aus diesem Buch ist der Schulaufsatz, den der 12-jährige<br />
Johann, die Hauptperson des Romans zum Thema „Heimat“ abliefert.<br />
Um die Dimension der Gedanken dieses jungen Denkers zu erfassen muss man<br />
wissen, dass auch <strong>in</strong> Wasserburg das 3. Reich und die Nationalsozialisten<br />
regieren und den Ton angeben.<br />
„Ohne Heimat ist der Mensch e<strong>in</strong> elendes D<strong>in</strong>g, eigentlich e<strong>in</strong> Blatt im W<strong>in</strong>d.<br />
Er kann sich nicht wehren. Ihm kann alles passieren. Er ist e<strong>in</strong> Freiwild.<br />
Er kann gar nicht genug Heimat haben.<br />
Es gibt immer zu wenig Heimat.<br />
Zuviel Heimat gibt es nie.<br />
Aber jeder muss wissen,<br />
dass nicht nur er Heimat braucht, sondern andere auch.<br />
Das schlimmste Verbrechen, vergleichbar dem Mord, ist es e<strong>in</strong>em anderen die<br />
Heimat zu rauben oder ihn aus der Heimat zu vertreiben.<br />
Wie es Intschu tschuna, W<strong>in</strong>netous edler Vater, gesagt hat,<br />
dass die weiße Rasse dem roten Mann das Land stehle,<br />
die Büffel abschieße, die dem roten Mann die Nahrung und die Kleidung<br />
lieferten,<br />
die Mustangherden vernichte,<br />
die Savannen mit Eisenbahnl<strong>in</strong>ien zerstöre,<br />
also dem roten Mann die Heimat vernichte und damit den roten Mann selber.<br />
Die weiße Rasse tut als sei sie etwas Besseres.<br />
Solange sie andere Rassen vernichtet, ist sie etwas M<strong>in</strong>deres,<br />
ist sie schlimmer als jede andere Rasse.<br />
Und christlich ist sie dann auch nur dem Namen nach.“<br />
Welch klare Gedanken: