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Informationskompendium - Ländliche Entwicklung in Bayern

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Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />

<strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>


Stand 2005 · H<strong>in</strong>tergrund ÜK 500, Landesamt für Vermessung und Geo<strong>in</strong>formation, München<br />

<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

● Flurneuordnung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />

● Flurneuordnung und Dorferneuerung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />

Dorferneuerung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />

▲ Freiwilliger Landtausch<br />

Aktuelle Projekte <strong>in</strong> Nordbayern


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

E<strong>in</strong> starker Partner für<br />

e<strong>in</strong>en starken Raum<br />

Der ländliche Raum ist Veränderungen unterworfen, z. B. durch den Strukturwandel<br />

<strong>in</strong> der Landwirtschaft oder die demographischen Veränderungen der<br />

Bevölkerungsstruktur. Projekte der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> stärken seit mehr<br />

als e<strong>in</strong>em Jahrhundert den ländlichen Raum <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Die damit<br />

verfolgte Zielsetzung hat sich stets an den aktuellen gesellschaftspolitischen<br />

Erfordernissen der jeweiligen Epoche auszurichten.<br />

Im Rahmen der Reform Verwaltung 21 konnten die Instrumente der<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> als notwendige und unverzichtbare staatliche<br />

Leistung erhalten werden. Mit der E<strong>in</strong>führung der <strong>in</strong>tegrierten<br />

ländlichen <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> den Rahmenplan der Geme<strong>in</strong> schaftsaufgabe<br />

„Ver bes serung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ wurde der<br />

bayerische Weg zudem gestärkt.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund, der auch von der <strong>Entwicklung</strong> auf europäischer<br />

Ebene geprägt ist, legen wir dieses <strong>Informationskompendium</strong> als Gesamtschau<br />

der Dienstleistungen der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> für<br />

e<strong>in</strong>en vitalen ländlichen Raum vor.<br />

In unserer Gesellschaft besteht e<strong>in</strong> breiter Konsens dah<strong>in</strong>gehend, dass die<br />

ländlichen Geme<strong>in</strong>den und Regionen als eigenständige, vielfältig ausgeformte<br />

Lebensräume gefördert werden sollen. Darüber h<strong>in</strong>aus erwarten unsere<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger e<strong>in</strong>en sparsamen Umgang mit Grund und Boden und<br />

die Sicherung e<strong>in</strong>er flächendeckenden und nachhaltigen Landnutzung. Die<br />

Menschen im ländlichen Raum fordern außerdem zunehmend e<strong>in</strong>e Belebung


von Geme<strong>in</strong>schaft und e<strong>in</strong>e Stärkung des Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nes sowie e<strong>in</strong>e Vitalisierung<br />

der Eigenkräfte der Regionen. Die Bereitschaft wächst, solche Entwick<br />

lungen durch persönliches Engagement zu unterstützen. Voraus set zung<br />

dafür ist aber auch, dass der Staat Hilfe zur Selbsthilfe durch leistungsfähige<br />

Verwaltungen und durch die erforderlichen F<strong>in</strong>anzmittel beisteuert.<br />

Der erste Teil des vorliegenden Werkes zeigt den Ansatz der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>,<br />

diesem politischen und gesellschaftlichen Auftrag gerecht zu werden.<br />

Im zweiten Teil werden die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> zur<br />

Zukunftssicherung des ländlichen Raumes vorgestellt.<br />

Ich wünsche, dass dieses <strong>Informationskompendium</strong> Verantwortungsträgern<br />

im ländlichen Raum und allen <strong>in</strong>teressierten Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern e<strong>in</strong>en<br />

Überblick und wirksame Anstöße für die <strong>Entwicklung</strong> und Zukunftsgestaltung<br />

<strong>in</strong> ihrer Heimat geben möge.<br />

Helmut Brunner<br />

Bayerischer Staatsm<strong>in</strong>ister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Der Auftrag<br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> – e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Auftrag ........................... 9<br />

Das Angebot der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ................................................15<br />

1. Land- und Forstwirtschaft zukunftsorientiert unterstützen ...............................16<br />

2. Geme<strong>in</strong>den nachhaltig stärken und damit vitale ländliche Räume sichern ..................20<br />

3. Öffentliche Vorhaben eigentumsverträglich realisieren ...................................24<br />

4. Natürliche Lebensgrundlagen schützen und Kulturlandschaft gestalten ....................28<br />

Grundpr<strong>in</strong>zipien und Kernkompetenzen der <strong>Ländliche</strong>n Entwick lung .........................33<br />

1. Bürgermitwirkung: Immer im Mittelpunkt – die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger ....................35<br />

2. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft: Gelebte Subsidiarität . ......................................37<br />

3. Bodenmanagement: Kernkompetenz der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ..........................39<br />

Alle profitieren von Projekten der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ......................41<br />

Der große Vorteil: Alle Dienstleistungen aus e<strong>in</strong>er Hand ....................................49


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Die Instrumente<br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

So können ländliche Kommunen sich gegenseitig ergänzen und<br />

geme<strong>in</strong>sam ihre Standortqualität steigern ................................................ 55<br />

Bürgermitwirkung<br />

Bestand erheben, mitplanen, umsetzen helfen – so gestalten<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger die Zukunft ihrer Heimat mit ..................................... 67<br />

Bodenmanagement<br />

So werden Grundbesitz neu geordnet und öffentliche oder private<br />

Nutzungs<strong>in</strong>teressen koord<strong>in</strong>iert ......................................................... 75<br />

Dorferneuerung<br />

Lebensqualität steigern, <strong>Entwicklung</strong> fördern – so werden Dörfer fit für die Zukunft ........... 87<br />

Flurneuordnung<br />

E<strong>in</strong> Kraftschub für den ländlichen Raum – so werden se<strong>in</strong>e Wirtschaftskraft<br />

gestärkt und se<strong>in</strong>e Struktur verbessert ................................................... 95<br />

Unternehmensverfahren<br />

So werden bei Großbaumaßnahmen öffentliche und private Interessen unter e<strong>in</strong>en Hut<br />

gebracht und Durch schnei dungs schäden ausgeglichen .....................................107<br />

Beschleunigte Zusammenlegung<br />

E<strong>in</strong>vernehmlich, ökologisch s<strong>in</strong>nvoll, unkompliziert – so entstehen schnell und kostengünstig<br />

große Wirtschaftsflächen ...............................................................111<br />

Freiwilliger Landtausch<br />

Beraten, e<strong>in</strong>igen, tauschen – so verbessern Landwirte schnell und<br />

kostengünstig die Struktur ihrer Grundstücke .............................................115<br />

Freiwilliger Nutzungstausch<br />

So werden große Wirtschaftsflächen freiwillig, schnell und kostengünstig<br />

auf Pachtbasis geschaffen ..............................................................119<br />

Privatmaßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />

Private Initiative zahlt sich aus – so werden Bauherren unterstützt und das Ortsbild attraktiv ....123<br />

<strong>Ländliche</strong> Infrastruktur durch Wegebau<br />

So werden Geme<strong>in</strong>den bei der Erschließung ihrer Dörfer, Weiler,<br />

Almen und Alpen unterstützt ...........................................................127


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

E<strong>in</strong> starker Partner für<br />

e<strong>in</strong>en starken Raum<br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> –<br />

e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Auftrag


Die Dienstleistungen der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d unverzichtbar. Die<br />

Programme setzen Impulse, fördern bürgerschaftliches Engage ment und<br />

s<strong>in</strong>d geeignete Mittel, um dem Strukturwandel auf dem Land entgegenzuwirken.<br />

In den 7 <strong>in</strong> Iphofen laufenden Projekten wurden erfolgreich<br />

Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>richtungen, wie zum Beispiel K<strong>in</strong>dergärten, Bürgerhäuser<br />

und Kirchenburgen geschaffen und erhalten. Es ist wichtig, dass sich die<br />

Be-völke rung mit dem Ort identifiziert und die Lebensqualität erhalten wird.<br />

Josef Mend, Stellvertretender Präsident des Bayerischen Geme<strong>in</strong>detags<br />

1. Bürgermeister Stadt Iphofen<br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> – e<strong>in</strong> gesellschaftlicher<br />

Auftrag<br />

Veränderte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und neue<br />

Herausforderungen im ländlichen Raum<br />

Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die <strong>Entwicklung</strong> der<br />

ländlichen Räume haben sich tiefgreifend verändert.<br />

Lange Zeit sorgte vor allem der landwirtschaftliche<br />

Strukturwandel für Veränderungen,<br />

ausgelöst durch den neugeschaffenen geme<strong>in</strong>sa-<br />

S <strong>Ländliche</strong>r Raum: E<strong>in</strong>zigartiges Lebensumfeld mit<br />

gelebter eigenständiger Kultur.<br />

men Agrarmarkt der Europäischen Union (EU),<br />

durch technische Rationalisierung und gesteigerte<br />

Erzeugung. Heute s<strong>in</strong>d weitere Herausforderungen<br />

dazugekommen, wie die Globalisierung der Märkte,<br />

die Osterweiterung der EU, die Neuausrichtung der<br />

EU-Agrar- und Strukturpolitik, die zunehmende<br />

Über alterung der Gesellschaft und die prognostizierte<br />

Bevölkerungsabnahme, der Zuwachs beim<br />

Verkehr, der Hochwasserschutz sowie die For derung,<br />

nachhaltig zu handeln.<br />

Übergeordnetes Ziel: Nachhaltige und eigenständige<br />

<strong>Entwicklung</strong> des ländlichen Raums<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es Ziel der bayerischen<br />

Strukturpolitik, die ländlichen Geme<strong>in</strong>den und<br />

Regionen als eigenständige und vielfältig ausgeformte<br />

Lebensräume zu stärken. Damit soll e<strong>in</strong><br />

Gleichgewicht mit der Organisations-, Wirtschaftsund<br />

F<strong>in</strong>anzkraft der Verdichtungsräume erhalten<br />

10


S Die Europäische Union, der Bund und <strong>Bayern</strong> zeigen geme<strong>in</strong>sam Flagge und fördern die Zukunft der K<strong>in</strong> der,<br />

die dem ländlichen Raum nur dann treu bleiben, wenn dieser ihnen Perspektiven und Lebensqualität bietet.<br />

oder hergestellt bzw. die Entstehung neuer Un -<br />

gleich gewichte vermieden werden. Weiter gilt es,<br />

alles zu tun, um mit Grund und Boden sparsam<br />

umzugehen, gesunde Lebensmittel zu erzeugen und<br />

e<strong>in</strong>e flächendeckende und nachhaltige Landbewirt<br />

schaftung zu gewährleisten. Die Menschen vor<br />

allem im ländlichen Raum setzen darauf, dass<br />

Geme<strong>in</strong> schaft und Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>n belebt sowie die<br />

Eigenkräfte der Regionen gestärkt werden. Die<br />

Bereitschaft wächst, solche <strong>Entwicklung</strong>en durch<br />

persönliches Engagement zu fördern.<br />

Die bayerische Agrarpolitik trägt diesen Erfor dernissen<br />

Rechnung. Sie versteht sich seit jeher auch<br />

als eigenständige Politik für den ländlichen Raum.<br />

E<strong>in</strong>e zentrale Säule dieser Agrarpolitik war und ist<br />

die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>. Mit der Integrierten<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> (ILE) setzt <strong>Bayern</strong> den<br />

erfolg reichen Weg der „Regionalen Landent wicklung“<br />

konsequent fort. Die ILE mit den vertrauten<br />

Umset zungs<strong>in</strong>strumenten wie Flurneu ord nung und<br />

Dorf erneuerung gibt e<strong>in</strong>en noch besseren <strong>in</strong>haltlichstra<br />

tegisch aufe<strong>in</strong>ander abgestimmten und zielgerichteten<br />

Verbund von Förder möglich keiten an<br />

die Hand, wie er den Bürgern, Landwirten und<br />

Geme<strong>in</strong> den im ländlichen Raum an ke<strong>in</strong>er anderen<br />

Stelle angeboten wird. Unter dem Dach e<strong>in</strong>es<br />

„Integrier ten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>s kon zeptes<br />

(ILEK)“ (siehe Seite 55) werden die Umsetzungs<strong>in</strong>stru<br />

mente räumlich und fachlich koord<strong>in</strong>iert und<br />

können deshalb auf e<strong>in</strong>en eigenen planerischen<br />

S Regionen schaffen sich mit der Nutzung von erneu<br />

er baren Energien e<strong>in</strong> wirtschaftliches Standbe<strong>in</strong>.<br />

<strong>Bayern</strong> ist Reiseland Nr. 1 <strong>in</strong> Deutsch -<br />

land, gesegnet mit landschaftlicher<br />

Schönheit und kultureller Vielfalt.<br />

Rund 50 000 Dörfer, Weiler und E<strong>in</strong>zelgehöfte<br />

sowie e<strong>in</strong>e abwechslungsreiche<br />

Vielfalt von Wiesen, Feldern<br />

und Wäldern prägen unser Land.<br />

11


S Je nach Aufgabenstellung kommen die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> mit unterschiedlicher<br />

Intensität bedarfsgerecht und zielorientiert zur Anwendung.<br />

Überbau verzichten und direkt zur Anwendung<br />

kommen. Das ermöglicht sowohl schlankere und<br />

flexiblere Instru mente als auch die Konzentration<br />

auf Aufgaben schwer punkte wie z. B. die Innenentwick<br />

lung der Dörfer zur Aufrechterhaltung ländlicher<br />

Identität und Funk tions fähigkeit. Zur Umsetzung<br />

des ILEK werden <strong>in</strong>sbesondere die kle<strong>in</strong>eren<br />

ländlichen Geme<strong>in</strong> den durch die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er<br />

Umset zungs beglei tung entlastet, die vor allem dazu<br />

beitragen soll, im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten <strong>Entwicklung</strong><br />

Programme und Instrumente anderer<br />

Ressorts mit <strong>in</strong>s Boot zu holen.<br />

Viele der Herausforderungen, vor denen der ländliche<br />

Raum heute und <strong>in</strong> nächster Zukunft steht,<br />

können am wirkungsvollsten mit <strong>in</strong>tegrierten<br />

und geme<strong>in</strong>deübergreifenden Handlungsansätzen<br />

ge meistert werden. Zielgerichtetes Bodenmanagement<br />

und f<strong>in</strong>anzielle Förderprogramme tragen das<br />

Ihre dazu bei. Auch können die F<strong>in</strong>anzmittel verschiedener<br />

Stellen zusammengeführt werden. So<br />

lassen sich Bündelungseffekte erzielen, die für kle<strong>in</strong>ere<br />

ländliche Geme<strong>in</strong>den mit ger<strong>in</strong>ger Personalund<br />

Sachausstattung oft erst die Voraussetzung<br />

da für schaffen, geplante Vorhaben verwirklichen zu<br />

können. Sie ermöglichen es, öffentliche, geme<strong>in</strong>schaftliche<br />

und private Projekte effizienter zu realisieren.<br />

Dabei stehen die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

im Mittelpunkt des Handelns. Sie s<strong>in</strong>d aktiv <strong>in</strong> die<br />

Planungs- und Umsetzungsprozesse e<strong>in</strong>bezogen.<br />

85 Prozent der Fläche <strong>Bayern</strong>s oder<br />

6 Mio. Hektar Acker-, Wiesen-, Waldund<br />

Wasserflächen werden durch<br />

Land- und Forstwirte, Gärtner und<br />

Fischer bewirtschaftet. Diese Landschaft<br />

bietet Lebensumfeld und<br />

Heimat für mehr als 60 Prozent der<br />

Bevölkerung.<br />

12


Die Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> führt vielfältige<br />

Interessen im ländlichen Raum zusammen und<br />

ist daher gut geeignet, Ökonomie, Ökologie und<br />

soziale Erfordernisse durch umfassende Betrachtungen<br />

stärker als bisher zu vernetzen – so, wie es<br />

die Agenda 21 verlangt. Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />

Entwick lung macht so den Grundsatz der<br />

Nach haltigkeit nicht nur zu ihrer Handlungsgrund<br />

lage, sie macht ihn auch <strong>in</strong> Um setzungsprojekten<br />

erlebbar.<br />

Aufgaben der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong><br />

Angesichts veränderter Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und<br />

Herausforderungen hat die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> im S<strong>in</strong>ne des politischen Auf trags<br />

e<strong>in</strong>er Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> vielfältige<br />

Aufgaben zu erfüllen. Sie soll<br />

S die ökonomischen, ökologischen, sozialen und<br />

kulturellen Potenziale <strong>in</strong> allen ländlichen Teil -<br />

räumen stärken,<br />

S die Bürger ermuntern und dabei unterstützen,<br />

aktiv und eigenverantwortlich <strong>Entwicklung</strong>skonzepte<br />

für ländliche Geme<strong>in</strong>den und Räume<br />

auszuarbeiten und umzusetzen sowie zur Stär -<br />

kung der Eigenkräfte der Regionen beizutragen,<br />

S die Lebensqualität im ländlichen Raum verbessern,<br />

um damit die Heimatb<strong>in</strong>dung zu vertiefen<br />

und die Standortfaktoren für die Wirt -<br />

schaft zu optimieren,<br />

S Die Landwirtschaft ist das ökonomische Rückgrat<br />

im ländlichen Raum. Der Jahresumsatz des drittwichtigsten<br />

Wirtschaftszweiges <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> mit 400 000 Beschäftigten<br />

beträgt 32 Mrd. Euro.<br />

13


S In Dorf und Landschaft bauen <strong>Entwicklung</strong>en auf die gewachsenen Strukturen auf. Der ländliche Raum wird<br />

auf dem stetigen Weg des Wandels seit Jahrzehnten erfolgreich von der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> begleitet.<br />

S die Grundlagen e<strong>in</strong>er nachhaltigen Landbewirt<br />

schaftung sichern und stärken,<br />

S die Produktions- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> der Land- und Forstwirtschaft verbessern,<br />

damit die Betriebe fit s<strong>in</strong>d für den Wettbe werb,<br />

S Konflikte bei der Landnutzung sozialverträglich<br />

und flächensparend entflechten und lösen,<br />

S querschnittsorientierte, ressortübergreifende<br />

Förderkonzepte unterstützen und flächenbeanspruchende<br />

Maßnahmen möglichst ressourcensparend<br />

realisieren,<br />

S landwirtschaftliche Betriebe bei der Erschlie -<br />

ßung zusätzlicher E<strong>in</strong>kommensquellen unterstützen,<br />

S e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Umwelt, die ökologische Vielfalt,<br />

die Schönheit und den hohen Erholungswert<br />

der Landschaft erhalten und verbessern,<br />

S die natürlichen Lebensgrundlagen durch<br />

Bei träge beispielsweise zum Tr<strong>in</strong>kwasser-,<br />

Gewässer- und Bodenschutz sichern,<br />

S Hochwasser vorbeugend abwehren, den<br />

Hochwasserschutz unterstützen und<br />

S die Innenentwicklung der Dörfer fördern.<br />

Aus diesen Aufgaben lassen sich für die Ver wal tung<br />

für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> vier konkrete Handlungs<br />

felder ableiten:<br />

1. Land- und Forstwirtschaft zukunftsorientiert<br />

unterstützen<br />

2. Geme<strong>in</strong>den nachhaltig stärken und damit<br />

vitale ländliche Räume sichern<br />

3. Öffentliche Vorhaben eigentumsverträglich<br />

realisieren<br />

4. Natürliche Lebensgrundlagen schützen<br />

und Kulturlandschaft gestalten<br />

Der Struktur wandel <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />

und am Arbeitsmarkt sowie<br />

die Jugend, die vielfach ihrem K<strong>in</strong>dheitsort<br />

den Rücken kehrt, brauchen<br />

Impulse. Mit der Tatkraft der Menschen<br />

und der Unterstützung durch<br />

die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> werden<br />

erfolgreich Perspektiven geschaffen.<br />

14


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

E<strong>in</strong> starker Partner für<br />

e<strong>in</strong>en starken Raum<br />

Das Angebot der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

1. Land- und Forstwirtschaft<br />

zukunftsorientiert unterstützen<br />

2. Geme<strong>in</strong>den nachhaltig stärken und<br />

damit vitale ländliche Räume sichern<br />

3. Öffentliche Vorhaben eigentumsverträglich<br />

realisieren<br />

4. Natürliche Lebensgrundlagen schützen<br />

und Kulturlandschaft gestalten


Innerhalb von nur knapp fünf Jahren ist es gelungen, die Flurneuordnung<br />

<strong>in</strong> Weilt<strong>in</strong>gen auf e<strong>in</strong>er Fläche von 1 800 ha mit über 400 Grundstückseigen<br />

tümern durchzuführen. Seither stehen für uns Landwirte große und<br />

mit ausgebauten Wegen gut erschlossene Grundstücke zur Verfügung,<br />

die e<strong>in</strong>e weitaus rationellere Bewirtschaftung ermöglichen, was unsere<br />

Exis tenz grund lage ganz entscheidend verbessert. Damit eröffnet sich<br />

auch unseren K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Zukunft als Hofnachfolger.<br />

Karl Eisen<br />

Stellvertretender BBV-Kreisobmann, Landwirt und Geme<strong>in</strong>derat<br />

1. Land- und Forstwirtschaft zukunftsorientiert unterstützen<br />

Die bäuerliche Land- und Forstwirtschaft nachhaltig<br />

und zukunftsfähig zu unterstützen ist e<strong>in</strong>e der<br />

Haupt aufgaben der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> Ent -<br />

wicklung und heute wichtiger denn je. Denn um<br />

im europäischen Wettbewerb bestehen zu können,<br />

müssen die landwirtschaftlichen Betriebe die Erzeu<br />

gungskosten weiter senken und noch mehr Ar -<br />

beits zeit e<strong>in</strong>sparen. Nur so kann e<strong>in</strong>e Erhöhung der<br />

Pro duktivität und der bäuerlichen Wertschöp fung<br />

gel<strong>in</strong>gen – e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung, um auch die<br />

Heraus for derungen durch die EU-Osterweiterung<br />

und die Glo ba lisierung der Märkte zu meistern.<br />

Mit der Dorferneuerung und der Flurneuordnung<br />

stehen <strong>in</strong> der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

Instrumente zur Verfügung, mit denen<br />

S sich die Existenzgrundlagen der landwirt -<br />

schaft lichen Betriebe deutlich verbessern<br />

lassen und<br />

S zu e<strong>in</strong>er flächendeckenden und umweltverträglichen<br />

Landwirtschaft beigetragen wird.<br />

Gleichzeitig werden damit die Geme<strong>in</strong>den dabei un -<br />

ter stützt, ihrer Verantwortung gegenüber den bäuerlichen<br />

Betrieben noch besser gerecht zu werden.<br />

Rationelles Wirtschaften wird jedoch häufig da durch<br />

erschwert, dass Felder und Wiesen zerstreut liegen,<br />

ungünstig geformt und nur mangelhaft er schlossen<br />

s<strong>in</strong>d und dass auf den Hofstellen beengte Verhäl t-<br />

nisse herrschen. H<strong>in</strong>zu kommt, dass sich die notwendige<br />

Aufstockung von Flächen im Wesent lichen nur<br />

auf Pachtbasis rechnet, was zu e<strong>in</strong>em steigenden<br />

Anteil der Pachtflächen und damit zu weiteren zusätzlich<br />

zu bewirtschaftenden Grund stücken führt.<br />

Flurneuordnung schafft große Wirtschaftsflächen<br />

und neue Wirtschaftswege<br />

Die Flurneuordnung trägt ganz entscheidend dazu<br />

bei, Ar beitszeit zu sparen und Masch<strong>in</strong>enkosten zu<br />

senken:<br />

S Die landwirtschaftlichen Grundstücke werden<br />

zu großen Wirtschaftsflächen zusammengelegt<br />

Große Bewirtschaftungse<strong>in</strong>heiten<br />

sen ken die Produktionskosten und<br />

sichern die Existenz unserer Land ­<br />

wirte. Der Pro duk tionswert der<br />

bayerischen Landwirtschaft beträgt<br />

jährlich 9 Mrd. Euro. Jeder achte<br />

Ar beits platz hängt von der Landund<br />

Forstwirtschaft ab.<br />

16


S und die Grundstücke werden über e<strong>in</strong> bedarfs-<br />

gerechtes Wegenetz erschlossen.<br />

Auf Wunsch können Pachtflächen so verlegt werden,<br />

dass sie an die Grundstücke des Bewirt schafters<br />

anschließen. Die Pachtstrukturen können durch<br />

e<strong>in</strong>en Freiwilligen Nutzungstausch weiter verbessert<br />

werden. Der Freiwillige Nutzungstausch kann<br />

aber auch als eigenständiges Projekt durchgeführt<br />

werden.<br />

Jährlich werden durch Flurneuordnung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

rund 30 000 ha Fläche neu geordnet und dabei<br />

50 000 Grundstücke, die etwa 10 000 Grundeigentümern<br />

gehören, <strong>in</strong> zweckmäßiger Lage, Form und<br />

Größe zusammengelegt und über ganzjährig befahr<br />

bare Wege zugänglich gemacht. Dabei werden<br />

Wirtschaftswege möglichst so geführt, dass sie<br />

gleichzeitig der Walderschließung zugute kommen.<br />

Die Zusammenlegung von Grundstücken und der<br />

Bau von Wirtschaftswegen verbessern die Situation<br />

der bäuerlichen Betriebe. Denn dadurch werden die<br />

Bewirtschaftungskosten gesenkt, die Bearbeitungsund<br />

Fahrzeiten verkürzt sowie der Verschleiß an<br />

landwirtschaftlichen Masch<strong>in</strong>en verr<strong>in</strong>gert. Große<br />

Wirtschaftsflächen s<strong>in</strong>d zudem e<strong>in</strong>e wichtige Voraus<br />

setzung, um moderne, rationelle Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>setzen<br />

zu können.<br />

Dorferneuerung erleichtert die Innenwirtschaft<br />

Mit Maßnahmen der Dorferneuerung lässt sich<br />

aber auch die Innenwirtschaft landwirtschaftlicher<br />

Be triebe wesentlich erleichtern. Erreicht wird dies<br />

vor allem durch die<br />

S Landwirte planen und entscheiden <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> über die Gestaltung der Kulturlandschaft<br />

und übernehmen damit Verantwortung<br />

für ihre Zu kunft und den ländlichen Raum.<br />

S zweckmäßige Neuabformung der Hofgrundstücke,<br />

S Bereitstellung von Hoferweiterungsflächen und<br />

zusätzlichen Hofausfahrten und<br />

S Anlage von rückwärtigen Erschließungswegen.<br />

Für die im Rahmen der Dorferneuerung ausgeführten<br />

Bau- und Gestaltungsmaßnahmen an landwirtschaftlichen<br />

Anwesen gibt es f<strong>in</strong>anzielle Unter stützung<br />

aus dem Bayerischen Dorfentwicklungs -<br />

pro gramm.<br />

S<strong>in</strong>d im Ort ke<strong>in</strong>e geeigneten Erweiterungsflächen<br />

verfügbar oder besteht – etwa aus Gründen des Im -<br />

missionsschutzes – zusätzlicher Bedarf an Be triebs -<br />

flächen, können Standorte für E<strong>in</strong>zelpro jekte oder<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsanlagen <strong>in</strong> geeigneter Lage am Ortsrand<br />

ausgewiesen werden. Das hat Vorteile, weil<br />

Ge me<strong>in</strong>schaftsanlagen wie Masch<strong>in</strong>enhallen und<br />

Fahrsilos besonders flächen- und kostensparend<br />

s<strong>in</strong>d und f<strong>in</strong>anziell gefördert werden.<br />

Der Strukturwandel <strong>in</strong> der Landwirt<br />

schaft ist rasant. Die Zahl der<br />

landwirtschaftlichen Betriebe hat<br />

sich <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> rund 30 Jahren<br />

halbiert. Gleichzeitig stieg die<br />

durchschnittlich bewirtschaftete<br />

Fläche von 13 ha auf 25 ha.<br />

17


S In <strong>Bayern</strong> bewirtschaften über 59 000 Haupt- und knapp 72 000 Nebenerwerbslandwirte 3 Mio. Hektar Äcker<br />

und Wiesen. Ohne rationelle Wirtschaftsbed<strong>in</strong>gungen können sie im globalen Wettbewerb nicht bestehen.<br />

Die Aussiedlung wird unterstützt<br />

Möchte e<strong>in</strong> Betrieb ganz oder teilweise aussiedeln,<br />

so können mit Hilfe der Bodenordnung Flächen <strong>in</strong><br />

geeigneter Lage bereitgestellt werden. Dies erleichtert<br />

auch die E<strong>in</strong>haltung von notwendigen Auflagen,<br />

wie z. B. die des Immissionsschutzes.<br />

Verträgliche Lösung von Landnutzungskonflikten<br />

Neue Vorhaben wie Verkehrswege oder Baugebiete<br />

sowie Maßnahmen des Naturschutzes und des Hoch -<br />

wasserschutzes benötigen fast immer landwirtschaftliche<br />

Nutzflächen. In diesem Fall trägt das Bodenmanagement<br />

der <strong>Ländliche</strong>n Entwick lung (siehe Seite<br />

75) den landwirtschaftlichen Inte ressen <strong>in</strong> besonderem<br />

Maße Rechnung. Hier vier Bei spiele, die den<br />

Nutzen des Bodenmanagements deutlich machen:<br />

S Die Verlegung und Anpassung von landwirtschaftlichen<br />

Grundstücken nach dem Bau<br />

neuer Straßen behebt Durchschneidungs schäden<br />

und vermeidet wirtschaftliche Nachteile.<br />

S Neue Biotope können so geformt werden, dass<br />

sie die angrenzende Bewirtschaftung nicht<br />

beh<strong>in</strong>dern.<br />

S Die landwirtschaftlichen Betriebsflächen<br />

bleiben erhalten, auch wenn die Geme<strong>in</strong>de<br />

neues Bauland für Wohnen und Gewerbe<br />

bereitstellt.<br />

S Maßnahmen des vorbeugenden Hochwasser -<br />

schutzes können mit Rücksicht auf die Inte -<br />

ressen der Landwirtschaft durchgeführt<br />

werden.<br />

Durch vorausschauenden Landzwischenerwerb kann<br />

der Flächenbedarf für solche Vorhaben abgedeckt<br />

werden. Dadurch wird vermieden, dass bäuerliche<br />

Betriebe Land verlieren.<br />

Auch Wald kann neu geordnet werden<br />

Auch Waldgrundstücke lassen sich <strong>in</strong> Verfahren<br />

der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> neu ordnen. So können<br />

z. B. Grundstücke <strong>in</strong> Wäldern zusammengelegt,<br />

Die Erzeugung landwirtschaftlicher<br />

Produkte reicht heute alle<strong>in</strong> zum<br />

Existieren kaum mehr aus. Wertschöp<br />

fung <strong>in</strong> den Bereichen Tou rismus<br />

und Erholung, Landespflege,<br />

Direktvermarktung, Veredelung usw.<br />

ist ergänzend notwendig.<br />

18


Aktuelle und präzise Grundstücksdaten s<strong>in</strong>d von<br />

Vorteil<br />

Bei e<strong>in</strong>er Dorferneuerung oder Flurneuordnung werden<br />

alle neu geordneten Grundstücke abgemarkt<br />

und vermessen. Das sichert das Eigentum und die<br />

genauen Angaben zu Größe und Nut zungs art der<br />

Grundstücke erleichtern es den Besitzern, an landwirtschaftlichen<br />

Förderprogrammen teilzunehmen.<br />

S Ökonomie und Ökologie durch Bodenmanage ment<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen bedeutet, den Grund und Boden<br />

dort bereitstellen, wo er gebraucht wird.<br />

Geme<strong>in</strong> schaftseigentum aufgeteilt oder Nut zungsrechte<br />

ab ge löst werden. Durch Aus wei sung von<br />

Auf fors tungs gewannen und entsprechende Bodenordnung<br />

ist zudem e<strong>in</strong> gezieltes und wirksames<br />

Steuern von Erstaufforstungen möglich.<br />

Rechtsverhältnisse werden übersichtlicher<br />

Im Grundbuch gesicherte Rechte Dritter werden<br />

auf die neuen Grundstücke übertragen. Durch die<br />

Neu ordnung entbehrliche Rechte, wie Geh- und<br />

Fahrt rechte, entfallen. Geme<strong>in</strong>schaftseigentum und<br />

alte Geme<strong>in</strong>denutzungsrechte können unter bestim<br />

mten Voraussetzungen abgelöst und aufgeteilt<br />

werden. Da durch ergeben sich klare und übersichtliche<br />

Rechts verhältnisse beim Grundeigentum.<br />

S E<strong>in</strong> Landwirt erzeugte 1970 Nahrungsmittel für 37 Personen; heute dank Technisierung und betrieblichen<br />

Rationalisierungen für rund 140 Personen. Diese <strong>Entwicklung</strong> steht im direkten Zusammenhang mit der Neuaus<br />

rich tung der EU-Agrar- und Strukturpolitik, der veränderten Arbeitswelt, der Mobili tät und dem wachsenden<br />

Verkehr, der Siedlungs- und Bevölkerungsentwicklung, der Klimapolitik und der technischen <strong>Entwicklung</strong>en.<br />

Und auch <strong>in</strong> Zukunft wird sich die Landwirtschaft strukturellen Veränderungen anpassen müssen.<br />

<strong>Entwicklung</strong> der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

1971 1973 1979 1983 1985 1987 1991 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2010<br />

Anteil <strong>in</strong> % Nebenerwerbsbetriebe Haupterwerbsbetriebe<br />

E<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtung des<br />

ländlichen Raumes <strong>in</strong> der <strong>in</strong>tegrier<br />

ten ländlichen <strong>Entwicklung</strong> ist<br />

uns im S<strong>in</strong>ne des Generationenvertrages<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen.<br />

Unsere Landwirte übernehmen auch<br />

hier Verantwortung. Sie verb<strong>in</strong>den<br />

mit ihrer Arbeit Ökonomie, Ökologie<br />

und Soziales auf ideale Weise.<br />

19


E<strong>in</strong>e erfolgreiche und nachhaltige Geme<strong>in</strong>deentwicklung braucht die<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> Beteiligungsprozessen.<br />

Diese Beteiligung hat <strong>in</strong> den Dorferneuerungsverfahren <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

Barb<strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>er neuen Identifikation der Menschen mit ihren Dörfern<br />

geführt und damit e<strong>in</strong>e Zukunftschance eröffnet. Sie werden sich auch<br />

künftigen Herausforderungen stellen, aktiv <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>deentwicklung<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und verantwortlich für ihre Dörfer zeigen.<br />

Albert Höchstetter<br />

1. Bürgermeister der Geme<strong>in</strong>de Barb<strong>in</strong>g<br />

2. Geme<strong>in</strong>den nachhaltig stärken und damit vitale ländliche<br />

Räume sichern<br />

Die Geme<strong>in</strong>den und Städte haben <strong>in</strong> der aktuellen<br />

wirtschaftlichen Situation Probleme, ihre Aufgaben<br />

zu erfüllen. Dabei stehen die Kommunen im ländlichen<br />

Raum vor besonders großen Herausfor derung<br />

en: E<strong>in</strong>erseits verlassen immer wieder Menschen<br />

ihre Dörfer, weil die Grundversorgung<br />

lücken haft ist oder weil es an Arbeitsplätzen fehlt.<br />

Im Umfeld der Bal lungs räume und überörtlichen<br />

<strong>Entwicklung</strong>s achsen sprengt andererseits e<strong>in</strong> ungebremster<br />

Zuzug von Neubürgern das gewachsene<br />

Dorfgefüge. Vielen Geme<strong>in</strong>den fehlen für e<strong>in</strong>e<br />

nach haltige <strong>Entwicklung</strong> sowohl das Personal als<br />

auch die notwendigen F<strong>in</strong> anzmittel. Zudem reicht<br />

häufig ihre Sachkompetenz angesichts der zunehmenden<br />

Komplexität der Probleme nicht mehr aus.<br />

Die Geme<strong>in</strong>den müssen e<strong>in</strong>e Grundversorgung der<br />

Bevölkerung sicherstellen, die heutigen An sprüchen<br />

genügt. Sie müssen für e<strong>in</strong> attraktives Arbeits platzangebot<br />

sorgen, Anreize und Mög lichkeiten für die<br />

Ansiedlung von dorfverträglichem Gewerbe schaffen<br />

und gleichzeitig Lebensqualität durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte<br />

Umwelt bieten.<br />

In e<strong>in</strong>em Satz: Es geht um die nachhaltige Verbesserung<br />

der Lebens-, Wohn- und Arbeits verhältnisse<br />

auf dem Land. Dabei spielen harte ökonomische<br />

Faktoren genauso e<strong>in</strong>e Rolle wie Heimatb<strong>in</strong>dung<br />

und Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl. Die Verwaltung für<br />

Länd liche <strong>Entwicklung</strong> bietet den Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

allen Be reichen ihre Partnerschaft an.<br />

Die Menschen <strong>in</strong> unseren Dörfern wollen nicht<br />

gleich artige Lebensbed<strong>in</strong>gungen wie <strong>in</strong> der Stadt –<br />

aber gleichwertige. Dies können sie nur erreichen,<br />

wenn sowohl die harten als auch die weichen<br />

Stand ortbed<strong>in</strong>gungen gestärkt werden. Das heißt:<br />

Den Standort wirtschaftlich attraktiver machen<br />

Die harten Standortfaktoren e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d<br />

ganz entscheidend für e<strong>in</strong>e zukunftsträchtige<br />

20<br />

Über 1,2 Mio. Bürger oder 10 Prozent<br />

der E<strong>in</strong>wohner <strong>Bayern</strong>s werden<br />

<strong>in</strong> Pro jekten der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

betreut. Über 1 000 Geme<strong>in</strong>den<br />

mit ca. 4 600 Ortschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>en,<br />

Dorferneuerungen und Flur neuord<br />

nungen unsere Partner und werden<br />

jährlich mit ca. 100 Mio. Euro<br />

unterstützt und gefördert.


S Geme<strong>in</strong>schaftsleben br<strong>in</strong>gt <strong>Entwicklung</strong>s dyna mik –<br />

e<strong>in</strong> Standortvorteil im ländlichen Raum.<br />

<strong>Entwicklung</strong>. Folgende Handlungsfelder können da-<br />

bei <strong>in</strong> Frage kommen:<br />

Verkehrserschließung optimieren<br />

Hier können die Kommunen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />

und Flurneuordnung vor allem durch Planung,<br />

Flächenbereitstellung, F<strong>in</strong>anzierung und Ausbau<br />

e<strong>in</strong>es bedarfs- und dorfgerechten Straßen- und<br />

Wege netzes gestärkt werden.<br />

Maßvolle bauliche <strong>Entwicklung</strong> fördern<br />

Täglich werden <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> rund 28 Hektar Land verbraucht.<br />

Gerade der ländliche Raum ist von diesem<br />

Flächenverbrauch besonders stark betroffen. Überörtliche<br />

Verkehrswege, großflächige Infra strukturprojekte,<br />

aber auch Wohnhäuser „fressen“ bisher<br />

unbebautes Land. Dieser Flächenverbrauch kann<br />

gebremst werden – zum Beispiel, wenn nicht mehr<br />

am Siedlungsrand neu gebaut, sondern stattdessen<br />

Flächen im Ortskern dichter genutzt werden. Die<br />

Dorferneuerung unterstützt deshalb besonders die<br />

dorfgerechte Umnutzung leerstehender Bau substanz.<br />

Das trägt zur M<strong>in</strong>derung des Flächenverbrauchs<br />

bei.<br />

Nahversorgung sichern<br />

Entscheidend für die Lebensqualität im ländlichen<br />

Raum ist die Sicherung der Grundversorgung. Im<br />

Rahmen der Dorferneuerung kann vor allem die<br />

E<strong>in</strong>richtung geme<strong>in</strong>schaftlicher Dorfläden unterstützt<br />

werden.<br />

Landwirtschaft im Dorf stärken<br />

Viele Ortschaften s<strong>in</strong>d vorwiegend landwirtschaftlich<br />

geprägt. Das geht weit über das vordergründig<br />

Ortsbilder pflegen und gestalten<br />

Ihr eigenständiger Charakter und die E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Kulturlandschaft zeichnen <strong>Bayern</strong>s<br />

Dörfer aus. Deshalb ist es besonders wichtig, die<br />

Ortsbilder und Dorfensembles zu erhalten und sie<br />

behutsam weiter zu entwickeln. Deshalb werden<br />

bei der Dorferneuerung zunächst fundierte Dorferneuerungs-<br />

und Grünordnungspläne erarbeitet,<br />

auf deren Grundlage dann die Straßenräume, Dorfplätze<br />

und Grünflächen gestaltet werden.<br />

S Was geme<strong>in</strong>sam geschaffen wird, erfährt Akzeptanz<br />

und wird bekanntermaßen am meisten wertgeschätzt.<br />

Kirchturmdenken ist heute kaum<br />

mehr f<strong>in</strong>anzierbar. Geme<strong>in</strong>den<br />

pla nen deshalb mite<strong>in</strong>ander und<br />

er arbeiten Konzepte zur Integrierten<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>. Die vorgesehenen<br />

Projekte und Maß nahmen<br />

werden danach im Rah men<br />

von Dorferneuerungen und Flur neuordnungen<br />

zielorientiert umgesetzt<br />

und gefördert.<br />

21


Sichtbare wie typische Bauernhäuser, Ställe oder<br />

andere leicht erkennbare Merkmale landwirtschaftlicher<br />

Betriebe h<strong>in</strong>aus. Das gesellschaftliche<br />

Leben im Dorf beruht auch heute noch auf bäuerlichen<br />

Traditionen. Geben landwirtschaftliche Betriebe<br />

auf, so hat das enorme Auswirkungen auf<br />

das Sozial gefüge „Dorf“. Wenn sich also die Dörfer<br />

nicht zu Schlafstätten entwickeln sollen, dann<br />

müssen die örtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die<br />

Landwirt schaft nachhaltig verbessert werden – e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Aufgabe der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />

S E<strong>in</strong>e gute Grundversorgung, Arbeitsplätze vor Ort<br />

und sichtbarer Fortschritt machen Dörfer attraktiv.<br />

Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen ermöglichen<br />

Ob sich Infrastrukturmaßnahmen verwirklichen<br />

lassen, hängt <strong>in</strong> vielen Fällen entscheidend von der<br />

Verfügbarkeit der Grundstücksfläche an der notwendigen<br />

Stelle ab. Hier bietet das Bodenmanagement<br />

der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> entscheidende<br />

Hilfen an: Durch Landzwischenerwerb und den E<strong>in</strong> -<br />

satz von Tauschland können flächenbeanspruchende<br />

Projekte der Geme<strong>in</strong>den wie Anlagen zur Verund<br />

Entsorgung, Sportplätze oder Friedhofs erwei<br />

terungen eigentumsverträglich realisiert oder<br />

Bau land für Wohnen und Gewerbe zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

Für die Ausführung geme<strong>in</strong>dlicher Infrastrukturmaßnahmen<br />

s<strong>in</strong>d oft Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />

nach dem Naturschutzrecht erforderlich.<br />

Das heißt: Weil die Geme<strong>in</strong>de Landschaft <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen hat, muss sie e<strong>in</strong>en ökologischen<br />

Ausgleich erbr<strong>in</strong>gen. Dafür geeignete<br />

Flächen können die Geme<strong>in</strong>den bereits frühzeitig <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em sogenannten Ökokonto „ansparen“. Die Verwaltung<br />

für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist beim Erwerb<br />

dieser Flächen behilflich.<br />

Hochwasser vorbeugen<br />

Viele Geme<strong>in</strong>den werden heute immer stärker mit<br />

dem Problem Hochwasser konfrontiert. Mit bodenordnerischen,<br />

baulichen und landespflegerischen<br />

Maß nahmen versucht die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong>, Wasser <strong>in</strong> der Fläche zurückzuhalten<br />

und so den Wasserabfluss zu verzögern. Manchmal<br />

ist auch technischer Hochwasserschutz wie der Bau<br />

von Rückhaltebecken notwendig.<br />

Den Menschen e<strong>in</strong>e Heimat bieten<br />

Die Menschen messen den Wert e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de<br />

nicht nur daran, ob sie im Ort nach ihrem Ge -<br />

schmack wohnen können, ob sie <strong>in</strong> der Nähe Arbeit<br />

f<strong>in</strong>den oder ob sie e<strong>in</strong>kaufen können, ohne kilometerweit<br />

zu fahren. Deshalb kümmert sich die Verwaltung<br />

für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> auch um die so<br />

genannten weichen Standortfaktoren:<br />

Intakte Umwelt erhalten<br />

Natur und Landschaft zu bewahren, zu pflegen und<br />

angemessen weiter zu entwickeln liegt im Interesse<br />

Erfolge brauchen Methode. Geme<strong>in</strong>den<br />

mit ihren Bür gern engagieren<br />

sich <strong>in</strong> der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />

Ent wicklung sowie bei Dorf erneu e­<br />

rung und Flur neuord nung <strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>a<br />

ren an den Schulen der Dorf- und<br />

Landentwicklung <strong>in</strong> Klosterlangheim,<br />

Plank stet ten oder Thier haupten.<br />

22


aller Geme<strong>in</strong>den und ihrer E<strong>in</strong>wohner. Deshalb ist<br />

die Erhaltung unserer natürlichen Lebens grundlagen<br />

e<strong>in</strong>e Schwerpunktaufgabe der <strong>Ländliche</strong>n<br />

Entwick lung.<br />

Attraktives Freizeitangebot erweitern<br />

Neben e<strong>in</strong>er harmonischen Beziehung zu Natur<br />

und Landschaft erwarten die Menschen Angebote<br />

zur Gestaltung ihrer Freizeit. Deshalb unterstützt<br />

die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> die Ge -<br />

me<strong>in</strong> den, wenn sie ihr Freizeit- und Nah erho lungs -<br />

angebot verbessern wollen. Das steigert nicht nur<br />

die Attraktivität des heimatlichen Lebens raumes,<br />

sondern ist als weicher Standort faktor oftmals<br />

auch Anlass für die Neuansiedlung von Bürgern<br />

oder Gewerbebetrieben und für das Entstehen<br />

e<strong>in</strong>es sanften Tourismus.<br />

Funktionierendes Geme<strong>in</strong>schaftsleben fördern<br />

In e<strong>in</strong>er technisierten und globalisierten Welt s<strong>in</strong>d<br />

die Menschen stärker denn je bestrebt, Heimat zu<br />

erleben und sich verwurzelt zu fühlen. Dies kann<br />

nur e<strong>in</strong>e funktionierende Dorfgeme<strong>in</strong>schaft leisten.<br />

Deshalb kommt der Förderung des Geme<strong>in</strong>schaftslebens<br />

e<strong>in</strong>e immer wichtigere Rolle zu – zumal verb<strong>in</strong>dende<br />

Funktionen wie die Selbstverwaltung, die<br />

Schule und auch der eigene Pfarrer aus vielen<br />

Dörfern verschwunden s<strong>in</strong>d. Die Verwaltung für<br />

<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> unterstützt die Kommunen<br />

z. B. beim Bau von Bürger-, Vere<strong>in</strong>s- und Geme<strong>in</strong>schafts<br />

häusern. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten<br />

zur Pflege von Kultur und Brauchtum<br />

– e<strong>in</strong> weiterer Beitrag zu e<strong>in</strong>er gelebten Dorfkultur<br />

und zur Vitalisierung der Dorfzentren.<br />

Geme<strong>in</strong>sam auf dem Weg des Erfolgs<br />

Viele der Maßnahmen, die die Zukunftschancen verbessern<br />

könnten, überfordern e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Ge me<strong>in</strong>de<br />

– sei es im Bereich der Infrastruktur, der Landwirt<br />

schaft, des Freizeit- und Touris mus angebots<br />

oder der Natur- und Landschaftspflege. Und auch<br />

die Wünsche der Menschen nach sozialem und kulturellem<br />

Mite<strong>in</strong>ander kann e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de alle<strong>in</strong> oft<br />

nicht erfüllen. Partner schaft liches Verhalten und<br />

geme<strong>in</strong>sames Handeln im Verbund eröffnen dagegen<br />

Chancen. Im Rahmen der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> unterstützt die Verwaltung solche<br />

Zweckbündnisse von Nachbarkommunen. Insbesondere<br />

mit Dorf erneu erung und Flurneuordnung hilft<br />

sie Maßnahmen zu realisieren, die die Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

der beteiligten Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> struktureller,<br />

ökonomischer, ökologischer und soziokultureller<br />

H<strong>in</strong>sicht nachhaltig verbessern.<br />

S Geme<strong>in</strong>schaftsanlagen, Hochwasserschutz, Sport,<br />

Bauland, Wegenetz oder wirtschaftliche, soziale und<br />

ökologische Anliegen – <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> und<br />

Bodenmanagement lösen Landnutzungskonflikte <strong>in</strong><br />

Dorf und Flur und optimieren den E<strong>in</strong>satz verschiedener<br />

Instrumente im ländlichen Raum.<br />

Bürgermitwirkung ist e<strong>in</strong> Grundpr<strong>in</strong>zip<br />

der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

und br<strong>in</strong>gt den Dörfern e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n.<br />

Je mehr Menschen <strong>in</strong> Dorferneuerungen<br />

und Flurneu ordnungen<br />

freiwillig mitdenken, mitplanen<br />

und mitgestalten, umso<br />

besser s<strong>in</strong>d Engagement und Know<br />

how bei kommenden Aufgaben.<br />

23


Im Unternehmensverfahren Kirchroth s<strong>in</strong>d 314 Besitzstände mit e<strong>in</strong>er<br />

Fläche von 1 227 ha beteiligt. Auf e<strong>in</strong>er Länge von acht Kilometern wurden<br />

die Donau verlegt und die Landschaftspflegeflächen im Donauvorland<br />

neu gestaltet. Für uns Landwirte war es von großem Vorteil, dass durch<br />

die Neuordnung der Feldflur Grundstücksan- und -durchschneidungen<br />

vermieden und die Grundstücksgrößen den Anforderungen e<strong>in</strong>er modernen<br />

Landwirtschaft angeglichen worden s<strong>in</strong>d.<br />

Theodor Wasmeier<br />

Landwirt, BBV-Ortsobmann und örtlich beauftragtes Vorstandsmitglied<br />

3. Öffentliche Vorhaben eigentumsverträglich realisieren<br />

Die Stärke e<strong>in</strong>es Wirtschaftsstandortes ist <strong>in</strong>sbesondere<br />

von der Infrastrukturausstattung abhängig.<br />

Da bei ist die Qualität der Verkehrs er schließung<br />

be sonders maßgebend. Pro du zierendes und<br />

verarbeitendes Gewerbe s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>e optimale<br />

Er schlie ßung angewiesen – ob auf der Schiene,<br />

auf der Straße, zu Wasser oder aus der Luft. Die<br />

Errichtung von entsprechenden Infra struk turen<br />

erfolgt <strong>in</strong> aller Regel mit Großbau maß nahmen,<br />

die meist mit er heb lichem Flächenbedarf und<br />

großen E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> die bestehende Land schaftsund<br />

Eigentums struk tur verbunden s<strong>in</strong>d. Bauträger<br />

für solche Maßnah men s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel die<br />

öffentliche Hand oder entsprechende Gesellschaften.<br />

Überörtliche Vorhaben mit großem Flächenbedarf<br />

haben meist erhebliche Auswirkungen auf die<br />

Eigen tums- und Sozialstruktur sowie auf Natur<br />

und Um welt. Insbesondere zählen natürlich die<br />

Grundeigen tümer und die Landwirte zu den<br />

Haupt betroffenen e<strong>in</strong>er solchen Maßnahme. Aber<br />

oft geht auch e<strong>in</strong> Stück Natur oder Kulturlandschaft<br />

mit der Baumaßnahme verloren.<br />

Vermeidung und Verm<strong>in</strong>derung von Nachteilen<br />

durch Unternehmensverfahren<br />

Mit dem Unternehmensverfahren verfügt die Verwaltung<br />

für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> über e<strong>in</strong> effizientes<br />

Mittel, um die Nachteile e<strong>in</strong>er Großbau maßnahme<br />

für Landwirtschaft und Landschaft zu vermeiden<br />

oder zu verm<strong>in</strong>dern. Das Unternehmensverfahren<br />

S ermöglicht die Flächenbereitstellung für das<br />

Unternehmen bei gleichzeitigem Ausgleich<br />

der Nachteile für die Landwirtschaft,<br />

S unterstützt die zweckmäßige Anpassung der<br />

örtlichen Infrastruktur und<br />

S berücksichtigt die Belange von Natur und<br />

Landschaft.<br />

<strong>Bayern</strong> hat 140 000 km Straßen,<br />

2 200 km Autobahnen, 6 700 km<br />

Eisenbahnnetz und 700 km Wasserstraßen.<br />

Arbeitsschwerpunkte der<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> der letzten<br />

Jahrzehnte waren: Verkehrsprojekte<br />

Deutsche E<strong>in</strong>heit, ICE-Strecke Würzburg<br />

– Hannover, Ma<strong>in</strong>-Donau-Kanal.<br />

24


Hier setzt das Unternehmensverfahren (siehe<br />

Seite 107) an: Mit e<strong>in</strong>er flächendeckenden Bodenordnung<br />

können die Grundstücke mobilisiert werden.<br />

Die zur Verfügung stehenden Tauschflächen<br />

des Bauträgers werden <strong>in</strong> die benötigten Trassenbereiche<br />

verlegt und die ursprünglich betroffenen<br />

Grundstücks eigentümer an anderer Stelle <strong>in</strong> Land<br />

abgefunden. Wenn der Landbedarf nicht vollständig<br />

durch freihändigen Landerwerb aufgebracht<br />

werden kann, wird der restliche Bedarf auf e<strong>in</strong>en<br />

größeren Kreis von Grundstückseigentümern verteilt<br />

und nicht nur der E<strong>in</strong>zelne konkret Betroffene<br />

belastet. So schultern Viele den E<strong>in</strong>griff mit weit<br />

ger<strong>in</strong>geren Auswirkungen für jeden E<strong>in</strong>zelnen. E<strong>in</strong>e<br />

Enteignung wird dadurch <strong>in</strong> aller Regel vermieden.<br />

S Maßnahmen des Bodenmanagements s<strong>in</strong>d Drehund<br />

Angelpunkt, wenn überregionale Verkehrsanb<strong>in</strong>dungen<br />

die Stand ortqualität erhöhen sollen und<br />

neue Lösungen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong> den für Leben, Wohnen<br />

und Arbeiten erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />

Grundstücke mobilisieren und Enteignung<br />

vermeiden<br />

Große Bauvorhaben im öffentlichen Interesse s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> der Regel enteignungsfähig: Von e<strong>in</strong>em Projekt<br />

betroffene und nicht verkaufsbereite Grundstückseigentümer<br />

könnten also unter Umständen von der<br />

für die Enteignung zuständigen Behörde zur<br />

Land abgabe gezwungen werden. Zwar gel<strong>in</strong>gt es<br />

dem Träger e<strong>in</strong>er Großbaumaßnahme fast immer,<br />

die für den Bau erforderlichen Flächen zu erwerben<br />

– allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der Regel nicht an der für den Bau<br />

benötigten Stelle. Privatrechtliche Tausch regelungen<br />

führen meist nur bei kle<strong>in</strong>eren Problem stellungen<br />

zum Ziel.<br />

Durchschneidungen beheben und örtliche<br />

Infrastruktur anpassen<br />

Mit e<strong>in</strong>em Unternehmensverfahren gel<strong>in</strong>gt es<br />

auch, die von der Großbaumaßnahme verursachten<br />

Durch schneidungen der Grundstücke und der örtlichen<br />

Infrastruktur zu beheben. Und das nicht nur<br />

S Das früher agrarisch geprägte Fränkische Seen land<br />

ist heute e<strong>in</strong>e stark frequentierte Nah erho lungsregion.<br />

Für den Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Donau-Kanal<br />

leistete die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

im Bereich der Donau und der<br />

Ka nal strecke zum Ma<strong>in</strong> wesentliche<br />

Unterstützung. Zwischen Straub<strong>in</strong>g<br />

und Roth <strong>in</strong>tegrierte sie auf 85 km<br />

Länge und auf 23 000 ha Fläche<br />

das Großbauprojekt <strong>in</strong> die Landschaft<br />

und glich Nachteile für die<br />

Beteilig ten aus.<br />

25


S Unternehmensverfahren unterstützen öffentliche Vorhaben bei der Landbereitstellung und gleichen die Nach ­<br />

teile für die Landwirtschaft und Landeskultur aus. <strong>Bayern</strong>weit laufen derzeit 200 Unternehmensverfahren.<br />

als Reparatur der bestehenden Strukturen, sondern<br />

mit dem Ergebnis e<strong>in</strong>er Neugestaltung des die<br />

Baumaßnahme umgebenden Gebiets unter Be rücksichtigung<br />

der örtlichen <strong>Entwicklung</strong>sziele.<br />

E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Naturhaushalt und Kulturlandschaft<br />

verträglich ausgleichen<br />

21 Projekte auf 60 km<br />

entlang der<br />

Bundesautobahn A 71<br />

Herschfeld<br />

Bad Neustadt a.d. Saale<br />

Rödelmeier<br />

Mellrichstadt<br />

Sondheim<br />

Bahra<br />

Hollstadt<br />

Eichenhausen<br />

Die Landwirtschaft ist bezüglich des Flächen entzugs<br />

bei E<strong>in</strong>griffen oft doppelt betroffen: zum<br />

e<strong>in</strong>en durch die Maßnahme selbst und zum anderen<br />

durch die aufgrund des E<strong>in</strong>griffs notwendigen<br />

landespflegerischen Kompen sations maß nahmen.<br />

Das Unter nehmensverfahren kann auch hier ausgleichend<br />

wirken und die Kompensations maß nahmen<br />

sowohl eigentumsverträglich als auch zum<br />

Wohle der Natur umsetzen. Hier können nämlich<br />

im Verbund mit der Neuordnung aller Eigen -<br />

tums flächen auch die landespflegerischen Ausgleichs-<br />

und Ersatz maßnahmen <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvollen,<br />

funktions tüchtigen Gebiets- und Landschafts zusam<br />

men hängen ver wirk licht werden. Die ausgewiesenen<br />

Ausgleichs- und Ersatzflächen können so<br />

Münnerstadt - Althausen<br />

Rottershausen<br />

Poppenhausen<br />

Euerbach<br />

Ha<strong>in</strong><br />

Bergrhe<strong>in</strong>feld<br />

Rannungen<br />

Pfersdorf<br />

Holzhausen<br />

Kronungen<br />

Oberwerrn<br />

Schwe<strong>in</strong>furt<br />

Geldersheim<br />

Strahlungen<br />

Poppenlauer<br />

S Entlang der neuen Autobahnen bei Schwe<strong>in</strong>furt<br />

(A 71, siehe Abb.) und Füssen (A 7) kooperieren Ge ­<br />

me<strong>in</strong>den und erarbeiten geme<strong>in</strong>sam Integrierte <strong>Ländliche</strong><br />

Entwick lungskonzepte. Umsetzungen erfolgen<br />

<strong>in</strong> Projekten der Flurneuordnung und Dorferneuerung.<br />

Öffentliche Vorhaben wie z. B.<br />

Um gehungsstraßen oder das Oberpfäl<br />

zer Seenland werden durch Flurneu<br />

ord nungen und Dorferneuerungen<br />

unterstützt. Dabei stehen<br />

das Boden manage ment und die<br />

Maß nahmen zur strukturellen E<strong>in</strong> ­<br />

b<strong>in</strong> dung im Vordergrund.<br />

26


S Auch bei Unternehmensverfahren haben die Landwirte<br />

für ihre Belange das Sagen. Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flurneu<br />

ordnung bilden die Grundeigentümer e<strong>in</strong>e Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft,<br />

die für die Zusammenlegung<br />

der Grundstücke, das Wegenetz und Maßnahmen des<br />

Naturschutzes und der Landespflege zuständig ist.<br />

mit anderen beabsichtigten Maßnahmen im<br />

Planungs gebiet, beispielsweise zum vorbeugenden<br />

Hoch wasser schutz, zur Ausweisung von Pufferflächen<br />

an Bächen oder zur Biotopvernetzung verbunden<br />

und besonders s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> die <strong>Entwicklung</strong><br />

der Kultur landschaft e<strong>in</strong>gebunden werden.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Unternehmensverfahren ist immer auch<br />

die Begründung e<strong>in</strong>er Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft verbunden.<br />

Sie ist für den jeweiligen Unternehmensträger<br />

der Verhandlungspartner. Dadurch hat der<br />

e<strong>in</strong>zelne Grundstückseigentümer e<strong>in</strong>e stärkere<br />

Rechtsposition. Umgekehrt hat der Unternehmensträger<br />

auch nur e<strong>in</strong>en Verhandlungspartner – so<br />

profitieren beide. Der Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

übt dabei e<strong>in</strong>e wichtige Vermittlerrolle<br />

aus. Schon im Laufe des Planfeststellungsverfahrens<br />

vertritt er die Interessen der Grundstücks<br />

eigentümer, wenn es um die Def<strong>in</strong>ition der<br />

notwendigen Folge- und Anpassungsmaßnahmen<br />

geht. Meist wird ja auch das bestehende Wegeund<br />

Gewässernetz durchschnitten und muss den<br />

neuen Gegebenheiten angepasst werden. Dies gilt<br />

auch für den Umfang und die räumliche Festlegung<br />

der Ausgleichs- und Folgemaßnahmen, die nicht<br />

unerheblich zum eigentlichen Flächen bedarf h<strong>in</strong>zukommen.<br />

Der Vorstand der Teil nehmer ge me<strong>in</strong>schaft<br />

fungiert sowohl für die Eigentümer und<br />

Landnutzer als auch für den Unter nehmensträger<br />

als Dreh scheibe für die eigen tumsrechtliche Pro -<br />

jekt reali sierung. Er sorgt für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />

Bodenbe wer tung, führt die Verhandlungen zur<br />

Neuver teilung und beschließt über die Neuordnung<br />

der Grund stücke.<br />

S Öffentliche und private Interessen treffen <strong>in</strong> Unternehmensverfahren<br />

unweigerlich aufe<strong>in</strong>ander. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

vermittelt zwischen den Grundstücks<br />

eigentümern und dem Träger des öffentlichen<br />

Vorha bens und hilft so Nutzungskonflikte zu lösen.<br />

Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft als<br />

Interessensvertretung und Drehscheibe<br />

Das Gesamtökologische Gutachten<br />

Donauried umfasst das Donautal<br />

zwischen Ulm und Donauwörth.<br />

Es wurde vom Bayerischen Landtag<br />

<strong>in</strong>itiiert. Die Leistungen der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d gefragt,<br />

wenn es um die Lösung von vielfältigen<br />

Nutzungskonflikten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

hochsensiblen Naturraum geht.<br />

27


Bei Weißenbrunn v. Wald und Fornbach, Stadt Rödental, Landkreis Coburg,<br />

wurde im Rahmen des bayernweit modellhaften Arten- und Biotopschutzprogramm-Umsetzungsprojektes<br />

„Lange Berge – Bruch schollen kuppen“<br />

e<strong>in</strong> beispielhafter Biotopverbund angelegt. 23 ha zusammenhängende<br />

Flächen wurden vom Landesbund für Vogelschutz <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e. V. erworben.<br />

Die Bodenordnung ermöglichte die Ausweisung der Flächen genau dort, wo<br />

sie für gefährdete Tier- und Pflanzenarten die höchste Wirkung entfalten.<br />

Frank Reißenweber, Dipl.-Biologe<br />

Landesbund für Vogelschutz <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e. V., Kreisgruppe Coburg<br />

4. Natürliche Lebensgrundlagen schützen und<br />

Kulturlandschaft gestalten<br />

E<strong>in</strong>erseits erwarten die Menschen, dass ihnen die<br />

ländlichen Räume e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Umwelt bieten.<br />

Andererseits s<strong>in</strong>d unberührte Landschaften und die<br />

<strong>in</strong> ihnen lebenden Tiere und Pflanzen oftmals durch<br />

die moderne Zivilisation bedroht; Boden, Wasser<br />

und Luft leiden unter ihren E<strong>in</strong>flüssen. Deshalb s<strong>in</strong>d<br />

die Sicherung e<strong>in</strong>er gesunden Umwelt und der<br />

Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen Boden,<br />

Wasser und Luft bei Projekten der Integrierten<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> wichtige Anliegen. Nur so<br />

lässt sich das Ziel erreichen, die ländlichen Räume<br />

ganzheitlich und nachhaltig zu entwickeln.<br />

Biotope vernetzen, Vielfalt im Dorf beleben<br />

E<strong>in</strong> bedeutsamer Schwerpunkt <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> ist es, die bäuerliche Kulturlandschaft<br />

<strong>in</strong> ihrer unverwechselbaren Eigenart, Vielfalt und<br />

Schönheit zu erhalten und für die Zukunft zu<br />

gestalten.<br />

Dazu gehört auch der Aufbau von Biotop verbundsystemen.<br />

Dabei werden ökologisch bedeutsame<br />

Flächen gesichert und über neue Biotope mite<strong>in</strong>ander<br />

vernetzt. Zu solchen neuen Biotopen gehören<br />

Begleit- und W<strong>in</strong>dschutzpflanzungen, Streuobstwie<br />

sen, Feldgehölze, Landschaftsweiher, Tümpel,<br />

Feucht-, Trocken- und Sukzessionsflächen – also<br />

Flä chen, die sich ungestört entwickeln können –<br />

sowie Uferstreifen an Gewässern. Innerörtliche<br />

Maßnahmen, die der Grünordnung und Dorfökologie<br />

dienen, beleben die Vielfalt der natürlichen<br />

Lebensgeme<strong>in</strong>schaften im Dorf. Dazu können die<br />

Gestaltung von Grünflächen und Bepflanzungen,<br />

die naturnahe Gestaltung oder Wiederherstellung<br />

von Dorfbächen und -weihern oder auch die Berankung<br />

von Mauern oder Gebäuden beitragen.<br />

E<strong>in</strong>grünungen der Ortsränder bilden wertvolle Vernet<br />

zungselemente zwischen bebautem Gebiet und<br />

freier Flur. Das Biotopverbundsystem wird ge eig -<br />

neten öffentlichen Trägern, meist den Geme<strong>in</strong> den,<br />

als Eigentum und zur weiteren Pflege anvertraut.<br />

<strong>Bayern</strong>s Landschaften s<strong>in</strong>d attraktiv<br />

und reich an e<strong>in</strong>maligen Naturschöpfungen<br />

und e<strong>in</strong>drucksvollen<br />

Pflanzen- und Tierarten. Diesem<br />

Erbe ist die <strong>Ländliche</strong> Entwick lung<br />

verpflichtet. Landschaftsplanungen<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fester Bestandteil <strong>in</strong> Flur ­<br />

neuordnung und Dorferneuerung.<br />

28


Wenn neu gepflanzt wird, legt die <strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> besonderen Wert auf die Verwendung<br />

standortgerechter und heimischer Gehölze. Auf<br />

manchen Flächen unterbleibt e<strong>in</strong>e gezielte Bepflan<br />

zung oder Ansaat. Die Vegetation kann sich<br />

hier durch natürliche Ausbreitung Zug um Zug<br />

neu ansiedeln, so dass sich e<strong>in</strong>e standortheimische<br />

Flora und <strong>in</strong> der Abfolge auch Fauna entwickeln<br />

kann. Auf diese Weise entstehen mit ger<strong>in</strong>gem Aufwand<br />

äußerst wertvolle Landschaftselemente und<br />

Lebensräume. Dies ist nur e<strong>in</strong>es von vielen Bei spielen,<br />

die <strong>in</strong> Projekten der <strong>Ländliche</strong>n Entwick lung<br />

entstehen. Sie alle zeigen, dass es durch Erhaltung<br />

und Schaf fung von Schutz- und Lebens räumen<br />

gel<strong>in</strong>gt, viele vom Aussterben bedrohte Tier- und<br />

Pflanzen arten zu retten oder neu anzusiedeln.<br />

Sehr erfolgreich ist auch die freiwillige Mitmachaktion<br />

„Mehr Grün durch <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>“:<br />

Grundeigentümer pflanzen auf ihren Grundstücken<br />

Bäume und Sträucher und bereichern damit die<br />

Kulturlandschaft zusätzlich. Jährlich werden Zehntausende<br />

von Bäumen und Sträuchern an <strong>in</strong>teressierte<br />

Grundeigentümer abgegeben.<br />

Die Hochwassergefahr m<strong>in</strong>dern<br />

S Bäume s<strong>in</strong>d Gedichte, die die Erde <strong>in</strong> den Himmel<br />

schreibt, und aus der Landschaft nicht wegzudenken.<br />

Angesichts der folgenreichen Hochwasserereignisse<br />

der letzten Jahre hat der vorbeugende Hochwasserschutz<br />

<strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> weiter an<br />

Bedeu tung gewonnen. Im Vordergrund steht das<br />

Bemühen, Oberflächen- und Niederschlagswasser<br />

<strong>in</strong> der Fläche zurückzuhalten oder zum<strong>in</strong>dest den<br />

Abfluss zu bremsen.<br />

Die Umsetzung <strong>in</strong> der Flurneuordnung gel<strong>in</strong>gt vor<br />

allem durch:<br />

S hangparallele Bewirtschaftung bei neu geordneten<br />

landwirtschaftlichen Grundstücken<br />

S Sicherung von Böschungen und Ranken<br />

S <strong>in</strong> der Flur verteilte kle<strong>in</strong>ere und größere<br />

Wasserrückhaltebecken<br />

S Ausweisung von Erosions- und Uferschutz -<br />

streifen<br />

S Renaturierung von Gewässern<br />

Die Hochwassergefahr kann auch dadurch verr<strong>in</strong>gert<br />

werden, dass das Regenwasser an Ort und<br />

Stelle versickern kann. Deshalb wird beim Bau<br />

neuer Wirtschaftswege darauf geachtet, möglichst<br />

wenig Boden zu versiegeln. Vor allem Schotter- und<br />

Spurbahnbauweisen kommen dabei zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Breite Versickerungsmulden ersetzen dort wo es<br />

möglich ist die Wegseitengräben.<br />

Bei der Dorferneuerung werden befestigte Flächen<br />

so weit wie möglich entsiegelt. Ist, wie bei der<br />

Aspekte wie extensive Landnutzungsformen,<br />

Streuobstanbau und<br />

Beweidungskonzepte oder Belange<br />

der Jagd, Fischerei und Imkerei<br />

gehen <strong>in</strong> die Planungen der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>. Diese Vielfalt<br />

ist e<strong>in</strong> besonderes Element und<br />

der Garant für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte und<br />

stabile Kulturlandschaft.<br />

29


Mit jedem Hochwasser wird wertvoller Humus<br />

weg geschwemmt. Vorbeugender Schutz wirkt dieser<br />

Bodenerosion entgegen. Hangparallele Bewirtschaftung,<br />

neue W<strong>in</strong>dschutz pflan zungen und sonstige<br />

Pflanz streifen über neh men e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Schutz funktion. Abge schwemmter Humus, der sich<br />

<strong>in</strong> Was ser rück halte becken absetzt, kann von dort<br />

problemlos wieder ent nommen und auf den Feldern<br />

ausgebracht werden.<br />

Gewässer und Tr<strong>in</strong>kwasser schützen,<br />

Wasser qualität steigern<br />

S Flora und Fauna schützen: Anliegen des Arten- und<br />

Biotopschutzes s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> festes Planungselement.<br />

Gestaltung e<strong>in</strong>es Dorfplatzes, e<strong>in</strong>e neue Versiegelung<br />

unverzichtbar, so wird sie auf das unbed<strong>in</strong>gt<br />

notwendige Maß beschränkt.<br />

Maßnahmen der Dorferneuerung und Flurneuordnung<br />

halten Niederschlagswasser zurück, entlasten<br />

so die tiefer liegenden Gewässer und verr<strong>in</strong>gern<br />

die Hochwassergefahr für die Siedlungen. Falls notwendig,<br />

wird der vorbeugende Hochwasser schutz<br />

mit Anlagen des technischen Hochwasser schutzes<br />

ergänzt – beispielweise durch den Bau großer Wasserrückhaltebecken.<br />

Hier hat sich die Zusam menarbeit<br />

mit der Wasserwirtschaft bewährt.<br />

Erosion des Bodens verh<strong>in</strong>dern<br />

Unsere Flüsse und Seen s<strong>in</strong>d sehr empf<strong>in</strong>dlich und<br />

geraten leicht aus dem ökologischen Gleich gewicht.<br />

Gewässerschutz ist ebenfalls e<strong>in</strong>e Auf gabe, die die<br />

Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> unterstützt.<br />

Uferstreifen an den Gewäs sern verh<strong>in</strong>dern als ökologische<br />

Puffer, dass Schadstoffe und Düngemittel<br />

<strong>in</strong>s Wasser gelangen. Die Rena turierung von<br />

Gewässern sowie z. B. die Sauerstoff anreicherung<br />

durch Sohlschwellen verbessern ebenfalls die<br />

Gewässerqualität.<br />

Tr<strong>in</strong>kwasser ist unser wertvollstes Nahrungsmittel<br />

– se<strong>in</strong> Schutz hat oberste Priorität. Deshalb können<br />

bei der Neuordnung wasserwirtschaftlich sensible<br />

Bereiche, wie etwa Wasserschutzgebiete und deren<br />

Pufferflächen, dem Träger der Wasserversorgung<br />

und der öffentlichen Hand zugeteilt werden, sofern<br />

diese ausreichend Tauschland e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Im<br />

Gegenzug erhalten Grundeigentümer Flächen, die<br />

außerhalb von Schutzgebieten liegen.<br />

Mit der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> kann<br />

die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />

besonders wirkungsvoll und eigentumsverträglich<br />

unterstützt werden.<br />

In Flurneuordnungen werden Biotopverbundsysteme<br />

bedarfsgerecht<br />

ergänzt oder völlig neu angelegt.<br />

Jährlich stellt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

mit ihrem Bodenmanage ment<br />

rund 700 ha für den Natur schutz,<br />

die Landespflege oder den Ressourcenschutz<br />

bereit.<br />

30


S L<strong>in</strong>ks: Bei der Gestaltung von Gewässern kooperiert die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> mit den zuständigen Wasserwirtschaftsämtern.<br />

S Rechts: Kulturlandschaft – Produktions- und Protektionsraum gehören zusammen.<br />

Technik hilft die Umwelt schützen<br />

Umweltschutz beschränkt sich nicht auf das<br />

Bewahren der Natur. Deshalb unterstützt die<br />

Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Maßnahmen<br />

des technischen Umweltschutzes auf vielfältige<br />

Weise. So fördert sie zum Beispiel den E<strong>in</strong>satz von<br />

umweltfreundlichen und energiesparenden Technologien<br />

<strong>in</strong> Wohn- und Wirtschaftsgebäuden durch<br />

Informationsveranstaltungen und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong> dung<br />

von Fachleuten. Oder sie stellt Flächen bereit für<br />

neue Pflanzenkläranlagen oder für Anlagen zur<br />

Verwer tung nachwachsender Rohstoffe, wie Bio -<br />

gas anlagen und Hackschnitzelheizwerke.<br />

Planungen Dritter umsetzen<br />

Die Umsetzung von Fachplanungen Dritter, wie<br />

das Arten- und Biotopschutzprogramm der Naturschutz<br />

verwaltung oder der geme<strong>in</strong>dliche Landschafts<br />

plan, kann <strong>in</strong> Projekten der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

wirkungsvoll unterstützt werden, vor<br />

allem durch die Bereitstellung von Flächen. Auch<br />

für das geme<strong>in</strong>dliche Ökokonto können Tauschflächen<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Übrigens können auch Erfordernisse des Naturschut<br />

zes und der Landschaftspflege alle<strong>in</strong> schon<br />

e<strong>in</strong> Grund se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Projekt der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

durchzuführen.<br />

Mit Bodenmanagement zum Erfolg<br />

<strong>Bayern</strong>weit werden im Zuge des Bodenmanagements<br />

der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> (siehe Seite 75)<br />

jährlich rund 700 ha Land für ökologische Zwecke<br />

bereitgestellt. Angenommen, aus dieser Fläche<br />

würde e<strong>in</strong> ca. zehn Meter breites Band ge bildet, so<br />

wäre diese Biotopstruktur rund 700 Kilo meter lang.<br />

Die meisten Flächen werden über vorausschauenden<br />

Der Schutz der Natur und der Ge ­<br />

wäs ser, e<strong>in</strong>e unverzichtbare Zukunftsaufgabe,<br />

beansprucht umfangreiche<br />

Flächen im ländlichen Raum. E<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige Integrierte <strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> löst Nutzungskonflikte<br />

und ermöglicht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>vernehmliche<br />

Konsensf<strong>in</strong>dung zwischen Nutzungsansprüchen.<br />

31


S Wasser: Grundelement des Lebens. Dieses Lebenselixier gilt es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Qualität zu schützen. Zugleich gilt<br />

es, Hoch wasserereignissen vorzubeugen. Die Landnutzung spielt hier e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle.<br />

Landzwischenerwerb aufgebracht. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ermöglicht das Bodenmanagement, Flächen für ökologische<br />

und sonstige Vorhaben am jeweils günstigsten<br />

Standort bereitzustellen. Auf diese Weise können<br />

bestehende Nutzungskonflikte, beispielsweise zwischen<br />

Ökologie und Landwirtschaft oder zwischen<br />

Öko logie und Infrastruktur, ent floch ten und neue<br />

Nutzungskonflikte vermieden werden.<br />

Auf e<strong>in</strong>es achtet die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> dabei<br />

ganz besonders: Die für den Natur- und Umweltschutz<br />

bereitgestellten Flächen sollen so zugeschnitten<br />

se<strong>in</strong>, dass sie die angrenzende landwirtschaftliche<br />

Bewirtschaftung nicht bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />

Fachlich fundierter effizienter Planungsprozess<br />

E<strong>in</strong>e fachlich fundierte Landschaftsplanung <strong>in</strong> Dorf<br />

und Flur hat hohen Stellenwert. Sie baut auf vorhandene<br />

naturschutzfachliche Konzepte und den<br />

geme<strong>in</strong>dlichen Landschaftsplan auf. Zunächst werden<br />

ökologische Strukturen erfasst und bewertet.<br />

Auf dieser Basis entsteht e<strong>in</strong> ökologisches<br />

Gestaltungskonzept, das unter Berücksichtigung<br />

der geplanten Baumaßnahmen und des jeweiligen<br />

landschaftstypischen Charakters erarbeitet wird.<br />

Pflegekonzepte sichern den dauerhaften Bestand<br />

der Biotope. Die Erstellung solcher Planungen wird<br />

an freischaffende Planungsbüros vergeben.<br />

Die Umsetzung ökologischer Anliegen <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> erfolgt so im E<strong>in</strong>klang mit den<br />

Interessen der Grundeigentümer, der Landwirtschaft<br />

und der öffentlichen Hand.<br />

Die Landschafts planung <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />

Entwick lung sichert e<strong>in</strong>e<br />

umweltverträgliche Durchführung<br />

der Projekte und verbessert die Leistungs<br />

fähigkeit des Naturhaushalts.<br />

Neben e<strong>in</strong>em Maßnahmenkonzept<br />

werden Aussagen über deren<br />

Umweltverträglichkeit erarbeitet.<br />

32


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

E<strong>in</strong> starker Partner für<br />

e<strong>in</strong>en starken Raum<br />

Grundpr<strong>in</strong>zipien und Kernkompetenzen<br />

der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

1. Bürgermitwirkung: Immer im Mittelpunkt –<br />

die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

2. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft:<br />

Gelebte Subsidiarität<br />

3. Bodenmanagement: Kernkompetenz der<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>


Durch unser regionales <strong>Entwicklung</strong>skonzept wird unserer Bevölkerung und<br />

unseren Betrieben e<strong>in</strong>e möglichst gute Infrastruktur als Grundlage<br />

für e<strong>in</strong>e sichere Zukunft zur Verfügung gestellt. Das Amt für <strong>Ländliche</strong><br />

Ent wick lung ist dabei unser wichtigster Partner. Es stellt uns alle wichtigen<br />

Dienstleistungen und Kernkompetenzen wie aktive Bürger beteiligung und<br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>skon zepte aus e<strong>in</strong>er Hand zur Verfügung.<br />

Dadurch konnten wir geme<strong>in</strong>sam schon große Erfolge erzielen.<br />

Albert Löhner, Landrat des Landkreises Neumarkt i. d. OPf. und 1. Vorsitzender des<br />

Förder vere<strong>in</strong>s „Schule der Dorf- und Landentwicklung Abtei Plankstetten e. V.“<br />

Grundpr<strong>in</strong>zipien und Kernkompetenzen der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong><br />

Landesweit arbeitet die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />

Ent wick lung ständig an rund 1 900 Verfahren.<br />

Diese überdecken e<strong>in</strong>e Gesamtfläche von rund<br />

7 000 Qua drat kilometern und kommen über e<strong>in</strong>er<br />

Million Grund eigen tümern, Landwirten und Bürgern<br />

<strong>in</strong> rund 1 000 Geme<strong>in</strong>den zugute.<br />

Die Verwaltung arbeitet dabei nach Grund pr<strong>in</strong> zipien,<br />

die sich <strong>in</strong> vielen Jahren bewährt haben. Wie<br />

e<strong>in</strong> roter Faden zieht sich durch alle Aktivitäten<br />

die Überzeugung, dass e<strong>in</strong> Vorhaben nur dann<br />

wirk lich gel<strong>in</strong>gen kann, wenn die Menschen von<br />

Anfang an eng daran beteiligt s<strong>in</strong>d und daran mitwirken<br />

können.<br />

E<strong>in</strong>e besonders ausgeprägte und e<strong>in</strong>malige Form<br />

der Mitwirkung ist die durch das Bayerische<br />

Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip gewährleistete eigenverantwortliche<br />

Gestaltungszuständigkeit der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft.<br />

S Die oberpfälzische Geme<strong>in</strong>de Püchersreuth mit<br />

ihren 20 Dörfern, Weilern und E<strong>in</strong>zelhöfen führte<br />

erfolgreich acht Projekte der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

durch, um der Strukturschwäche zu begegnen und<br />

dem Bevölkerungsverlust entgegen zu wirken.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Grundpr<strong>in</strong>zip und die Kernkompetenz<br />

der Verwaltung für Länd liche <strong>Entwicklung</strong> ist das<br />

nachhaltige Boden mana ge ment, das e<strong>in</strong>e möglichst<br />

konfliktfreie Planung und Ordnung des Grundeigentums<br />

und der Land nutzung zum Ziel hat.<br />

Das 1923 <strong>in</strong> Flurneuordnungen e<strong>in</strong>geführte<br />

Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip ist<br />

und bleibt bewährt. Deshalb wurde<br />

es auch <strong>in</strong> das 1982 <strong>in</strong>s Leben gerufene<br />

Bayerische Dorfentwicklungspro<br />

gramm übernommen und <strong>in</strong>tensiviert.<br />

Alle Bürger s<strong>in</strong>d aufgefordert,<br />

sich aktiv <strong>in</strong> die Planung und Um ­<br />

setzung e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />

34


1. Bürgermitwirkung: Immer im Mittelpunkt – die Bür ge r -<br />

<strong>in</strong> nen und Bürger<br />

Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> kann<br />

nur dann erfolgreich an der Zukunft des ländlichen<br />

Raumes arbeiten, wenn drei Vor ausset zungen erfüllt<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

S Die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger wirken aktiv bei<br />

den Vorhaben mit und übernehmen selbst<br />

Verantwortung.<br />

S Sie wollen sich – unterstützt von Experten –<br />

selbst helfen.<br />

S E<strong>in</strong>e große Mehrheit der Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger akzeptiert und trägt die geplanten<br />

Maßnahmen.<br />

Frühe Information, <strong>in</strong>tensive Beteiligung<br />

Das bedeutet: Die ortsansässige Bevölkerung muss<br />

frühzeitig <strong>in</strong>formiert und <strong>in</strong>tensiv beteiligt werden.<br />

„Frühzeitig“ heißt dabei: Schon lange, bevor Verfahren<br />

formal e<strong>in</strong>geleitet werden. Dies geschieht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Vorbereitungsphase, <strong>in</strong> der die Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger sensibilisiert und motiviert werden,<br />

selbst ihre Zielvorstellungen für die künftige Entwick<br />

lung von Dorf und Geme<strong>in</strong>de zu erarbeiten und<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitbild zusammenzufassen. Erst auf der<br />

Grundlage e<strong>in</strong>es solchen Leitbildes werden dann die<br />

konkreten Maßnahmen geplant. Dabei heißt das<br />

Motto „Planung im Dialog“ – die re<strong>in</strong>e Exper ten pla ­<br />

nung ist aus Sicht der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

schon lange nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr sollen<br />

und können die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger auf verschiedene<br />

Weise mitarbeiten, beispielsweise <strong>in</strong><br />

Flur- und Dorfwerkstätten, bei aktivierenden Bürgerbefragungen<br />

oder <strong>in</strong> Arbeitskreisen. Hier erhalten<br />

sie vielfältige Möglichkeiten, sich konstruktiv<br />

mit den Stärken und Schwächen des eigenen<br />

Lebens raumes ause<strong>in</strong>ander zu setzen, um ihre<br />

Zukunft mit zu gestalten.<br />

Noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Schule gehen<br />

Die Menschen können aber nur dann kompetent<br />

mit wirken, wenn sie das Planungsgeschehen und<br />

die Me tho den kennen und wissen, wie Entscheidun<br />

gen zustande kommen. Dieses Grundwissen<br />

ver mitteln die Schulen der Dorf- und Land ent wicklung.<br />

Drei solche E<strong>in</strong>richtungen gibt es <strong>in</strong> Bay ern: <strong>in</strong><br />

Thier haupten (für Oberbayern und Schwa ben), <strong>in</strong><br />

Plank stetten (für die Oberpfalz und Nie der bayern)<br />

S Bürger und Geme<strong>in</strong>de erarbeiten geme<strong>in</strong>sam<br />

Zukunftsstrategien für das Dorf und die Planungen<br />

der Dorferneuerung.<br />

Das oberbayerische Weyarn zeigte<br />

auf der Weltausstellung EXPO 2000<br />

<strong>in</strong> Hannover, wie se<strong>in</strong>e Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />

die <strong>Entwicklung</strong> ihres Ortes selbst <strong>in</strong><br />

die Hand ge nommen und gleichzeitig<br />

den dörflichen Charakter und<br />

ihre eigene Identität bewahrt haben.<br />

35


S Schule der Dorf- und Landentwicklung Plankstetten – e<strong>in</strong>e der drei Ideenschmieden für die Zukunft der<br />

Dörfer <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Alle drei Schulen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ehemaligen Klöstern untergebracht. Wie <strong>in</strong> früherer Zeit gehen von<br />

hier Impulse und <strong>Entwicklung</strong>en für den ländlichen Raum aus.<br />

und <strong>in</strong> Klosterlangheim (für Ober-, Mittel- und<br />

Unterfranken). Alle drei s<strong>in</strong>d selbständige, e<strong>in</strong>getragene<br />

Vere<strong>in</strong>e und werden gefördert von Geme<strong>in</strong>den,<br />

Bezirken, Handwerk, Gewerbe und Banken. Sie<br />

verstehen sich als Forum für den ländlichen Raum<br />

und bieten Sem<strong>in</strong>are, Exkursionen und Fachver anstal<br />

tungen zu all den Fragen an, die sich im Zusammen<br />

hang mit der Zukunftsentwicklung stellen.<br />

lebendigen und kreativen Geme<strong>in</strong>schaft der Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger. Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> unterstützt so den gesellschaftspolitischen<br />

Auftrag, die Verantwortungs geme<strong>in</strong>schaft<br />

zwischen Bürgern und Staat zu stärken.<br />

S E<strong>in</strong>e Zukunftsressource des ländlichen Raumes ist es,<br />

dass die Menschen bereit s<strong>in</strong>d selbst Hand anzulegen.<br />

Geme<strong>in</strong>schaft ist mehr als Geme<strong>in</strong>de<br />

Die breite Beteiligung der Bevölkerung ist zentraler<br />

Bestandteil des bayerischen Weges <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> – schon bei der Planung von<br />

Maßnahmen, aber auch bei deren Umsetzung.<br />

Dieses Pr<strong>in</strong>zip wirkt weit über konkrete <strong>Entwicklung</strong>svorhaben<br />

h<strong>in</strong>aus: Wo engagierte Frauen und<br />

Männer mitwirken, wird e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de zu e<strong>in</strong>er<br />

Die „Bayerischen Tage der Dorf kultur“<br />

wurden als Ausdruck gelebter<br />

Dorfkultur durch Dorferneuerung<br />

1990 <strong>in</strong>s Leben gerufen. Besonders<br />

aktive und kreative Geme<strong>in</strong>den richten<br />

sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 2-jährigen Turnus<br />

als bunten Reigen kultureller Veranstal<br />

tungen im ländlichen Raum aus.<br />

36


2. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft: Gelebte Subsidiarität<br />

Schon 1923 wurde <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>e besondere Form der Mitbestimmung<br />

e<strong>in</strong>geführt, die auch heute noch gilt und aktueller<br />

denn je ist: das Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip. Das heißt:<br />

Alle Grundstückseigentümer, die an e<strong>in</strong>er Dorf erneu<br />

erung und/oder Flurneuordnung beteiligt s<strong>in</strong>d,<br />

bilden die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft, und zwar von<br />

dem Zeitpunkt an, an dem e<strong>in</strong> Verfahren förmlich<br />

e<strong>in</strong> geleitet wird. Juristisch betrachtet ist die<br />

Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>e Körperschaft des<br />

öffentlichen Rechts: Sie ist e<strong>in</strong>e Behörde auf Zeit,<br />

die für die Durchführung des Verfahrens eigenverantwortlich<br />

zuständig ist und beachtliche Be fugnisse<br />

hat. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft ist <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

damit der Dreh- und Angelpunkt des Verfahrens<br />

und e<strong>in</strong> Beispiel für gelebte Subsidiarität: Die Zustän<br />

digkeit für die Aufgabenerledigung wird auf<br />

diejenige Ebene übertragen, die auch davon betroffen<br />

ist. Die E<strong>in</strong>richtung als „Behörde auf Zeit“ ist<br />

zudem e<strong>in</strong>e zeitgemäße Form e<strong>in</strong>er schlanken Verwal<br />

tungsorganisation.<br />

Der Vorstand trägt die Verantwortung<br />

Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft wählt aus ihren<br />

Reihen e<strong>in</strong>en Vorstand, der – geleitet von e<strong>in</strong>em<br />

fachkundigen Beamten der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> – die Geschäfte führt und für die<br />

Planung und Ausführung der Maßnahmen verantwortlich<br />

ist. In Verfahren der Dorferneuerung<br />

gehört zusätzlich e<strong>in</strong> Vertreter der Geme<strong>in</strong>de dem<br />

Vorstand an.<br />

S Der Vorstand entscheidet über die Maßnahmen <strong>in</strong><br />

Dorf und Landschaft, die im Dialog mit Fachleuten<br />

diskutiert und geplant werden.<br />

Neben den f<strong>in</strong>anziellen Hilfen pro ­<br />

fitieren die Dorferneuerungs ge me<strong>in</strong>den<br />

vor allem vom Bodenmanagement.<br />

Die Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d nach<br />

dem Baye rischen Ausführungsgesetz<br />

zum Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz <strong>in</strong> der<br />

Dorf erneuerung „geborene“ Mit glieder<br />

im Vorstand der örtlichen Teilneh<br />

mergeme<strong>in</strong>schaft.<br />

37


Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft und Geme<strong>in</strong>de – zwei<br />

starke Partner<br />

Das Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip gewährleistet, dass die<br />

Grundstückseigentümer ihre geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Belange eigenverantwortlich regeln können. Dabei<br />

wird auf e<strong>in</strong>e Abstimmung mit der Geme<strong>in</strong>de na­türlich<br />

nicht verzichtet. S<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>dliche Belange<br />

unmittelbar berührt, braucht es selbstverständlich<br />

auch die Zustimmung des Geme<strong>in</strong>derates. In der<br />

Dorferneuerung ist die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Ge me<strong>in</strong> de<br />

schon dadurch gesichert, dass die Geme<strong>in</strong>de geborenes<br />

Mitglied im Vorstand der Teilnehmer ge me<strong>in</strong>schaft<br />

ist. So ist sichergestellt, dass der Vorstand<br />

der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft nicht mit dem Ge ­<br />

me<strong>in</strong> de rat konkurriert, sondern beide Gremien<br />

part nerschaftlich zusammenarbeiten.<br />

S In Flurneuordnungen und Dorferneuerungen wird<br />

der Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft von den<br />

beteiligten Grundeigentümern gewählt. Dem Vorstand<br />

obliegen die Geschäftsführung der Teil nehmergeme<strong>in</strong>schaft,<br />

die Wertermittlung und die Neugestaltung<br />

von Dorf und Flur.<br />

Die Planungen zur Flurneuordnung<br />

und die Neuverteilung der Grundstücke<br />

s<strong>in</strong>d Aufgabe des Vorstandes<br />

der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft. Know<br />

how br<strong>in</strong>gen die Fachleute der<br />

Länd lichen <strong>Entwicklung</strong>, der Landwirt<br />

schaft und anderer Fachstellen<br />

so wie beauftragte Land schafts architekten<br />

e<strong>in</strong>.<br />

38


3. Bodenmanagement: Kernkompetenz der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong><br />

Was immer Menschen für die Zukunft planen –<br />

e<strong>in</strong>e Tat sache bleibt unumstößlich: Grund und<br />

Boden s<strong>in</strong>d nicht vermehrbar. Das bedeutet: Wir<br />

alle müssen äußerst verantwortungsvoll damit<br />

umgehen, ihn optimal e<strong>in</strong>teilen und ihn möglichst<br />

ressourcenschonend nutzen. Gleichzeitig ist unbestritten,<br />

dass der ländliche Raum weiterentwickelt<br />

werden muss. Um all diese Forderungen zu erfüllen,<br />

gibt es e<strong>in</strong> bewährtes Instrument: das Bodenmanagement<br />

der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>,<br />

mit dem sich Grundstücke <strong>in</strong> Dorf, Flur<br />

und Wald neu ordnen lassen. Dieses Instrument<br />

garantiert, dass den unter schiedlichen Interessen<br />

der Grund eigentümer, der Landwirtschaft, des<br />

Hand werks und Gewerbes sowie dem Geme<strong>in</strong>wohl<br />

Rech nung getragen und e<strong>in</strong> fairer Inte ressens ausgleich<br />

hergestellt wird.<br />

S den Wert der Grundstücke zu ermitteln, um<br />

e<strong>in</strong>e wertgleiche Neuordnung zu garantieren,<br />

S die Neuordnung der Grundstücke zu konzipieren,<br />

S die neuen Grundstücke abzumarken und zu<br />

vermessen,<br />

S die Rechtsverhältnisse zu regeln und<br />

S neue Grundbuch- und Katasterunterlagen<br />

auszuarbeiten.<br />

E<strong>in</strong> Instrument für viele Aufgaben<br />

Das Bodenmanagement ist die Kernkompetenz der<br />

Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>. Es kommt<br />

als zentrales Instrument vielfältig zum E<strong>in</strong>satz:<br />

In mehreren Schritten zum Ziel<br />

Ziel ist es, den Grundbesitz so neu e<strong>in</strong>zuteilen, dass<br />

er den Ansprüchen verschiedener Nutzer nach Lage,<br />

Form und Größe gerecht wird. Dies gel<strong>in</strong>gt, wenn<br />

Grundstücke getauscht und zusammengelegt werden.<br />

Bodenmanagement (siehe Seite 75) heißt aber<br />

auch:<br />

S frühzeitig und vorausschauend Land zu<br />

erwerben, um den Flächenbedarf für neue<br />

Vorhaben abzudecken,<br />

S <strong>in</strong>tensiv mit allen Grundeigentümern zu<br />

verhandeln,<br />

S Bodenmanagement steht für zukunftsgerechte und<br />

e<strong>in</strong>vernehmliche Neuordnung des Grundbesitzes.<br />

Bodenmanagement bereitet den<br />

Weg für Wertschöpfung <strong>in</strong> Land wirtschaft<br />

und Tourismus, Hochwasserschutz,<br />

neue Verkehrsführungen,<br />

Verkehrssicherheit, Baulandangebot,<br />

Freizeit und Erholung, Geme<strong>in</strong>schafts<br />

e<strong>in</strong>richtungen, Ver- und<br />

Ent sorgungse<strong>in</strong>richtungen, Rena ­<br />

turie rungen, Begrünungen.<br />

39


S Bodenmanagement verschafft planerische Spielräume<br />

für e<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Entwicklung</strong>. Ohne dass<br />

sich zunächst am Eigentum etwas ändert, werden<br />

bestehende Grenzen zu Gunsten optimaler Lösungen<br />

geistig sozusagen ausgeblendet. Bodenmanagement<br />

ist aber ke<strong>in</strong> Freifahrtsche<strong>in</strong>, Maßnahmen zu Lasten<br />

privater Interessen zu realisieren. Vielmehr ist die<br />

Beteiligung der Grundeigentümer auch hier oberstes<br />

Gebot und Richtschnur zugleich.<br />

S In den Verfahren nach dem Flurbe re<strong>in</strong>igungsgesetz<br />

(FlurbG), wenn es um Flurneuordnung<br />

(siehe Seite 95), Unternehmensverfahren<br />

(siehe Seite 107), Beschleunigte Zusammen ­<br />

legung (siehe Seite 111) oder den Freiwilligen<br />

Landtausch (siehe Seite 115) geht.<br />

S In Dorferneuerungen (siehe Seite 87), die ebenfalls<br />

als Ver fahren nach dem FlurbG bearbeitet<br />

werden.<br />

S Beim Freiwilligen Nutzungstausch (siehe Seite<br />

119), wenn schnell große Wirtschafts flächen<br />

auf Pachtbasis geschaffen werden sollen.<br />

Das Bodenmanagement der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> leistet so e<strong>in</strong>en wichtigen und<br />

unverzichtbaren Beitrag zur Zukunftssicherung des<br />

ländlichen Raumes. Dabei sagt e<strong>in</strong>e Zahl mehr als<br />

viele Worte: Jährlich werden rund 30 000 ha <strong>in</strong><br />

Verfahren der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> neu geordnet.<br />

40


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

E<strong>in</strong> starker Partner für<br />

e<strong>in</strong>en starken Raum<br />

Alle profitieren von Projekten der<br />

Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>


Jeder sollte Verantwortung tragen, denn: Nur wer sich engagiert, kann<br />

auch mitreden und mitgestalten. Ich habe die Förderungen durch die<br />

Dorferneuerung als unverzichtbar erfahren, weil sie uns Bürgern helfen,<br />

den lebenswichtigen Geme<strong>in</strong>schaftss<strong>in</strong>n wieder erleben zu dürfen. Es ist<br />

etwas Wunderbares, se<strong>in</strong>en Lebensraum und se<strong>in</strong> Umfeld mitgestalten<br />

und sich daran erfreuen zu können. Auch weil wir den kommenden<br />

Generationen e<strong>in</strong>e liebens- und lebenswerte Umwelt h<strong>in</strong>terlassen wollen.<br />

Margot-Maria Mack, Restaurator<strong>in</strong><br />

Ober-Eglf<strong>in</strong>g, im Freskenhof<br />

Alle profitieren von Projekten der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong><br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>, Dorferneuerung,<br />

Flurneuordnung, Bürgermitwirkung, Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip,<br />

Bodenmanagement. Viele Begriffe,<br />

bei denen sich unwillkürlich die Frage stellt: Was<br />

haben Mensch und Natur von den Programmen der<br />

Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> und von den<br />

Grundpr<strong>in</strong>zipien, nach denen sie arbeitet?<br />

Programme und Pr<strong>in</strong>zipien stehen nicht nur auf<br />

dem Papier – sie bieten Perspektiven:<br />

S Vorteile für die Landwirte und Bürger<br />

S <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n für die Geme<strong>in</strong>den<br />

S wirtschaftliche Belebung<br />

Jeder, der nach Projekten der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

mit offenen Augen durch e<strong>in</strong> Dorf geht oder <strong>in</strong><br />

der Landschaft unterwegs ist, kann erkennen: Die<br />

Geme<strong>in</strong>de ist als Wohnort attraktiver geworden.<br />

Die gepflegte Kulturlandschaft ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>takter<br />

Lebens raum für die E<strong>in</strong>heimischen und erfreut auch<br />

Erholungssuchende aus der Stadt.<br />

Den anderen e<strong>in</strong> Stück voraus – so profitieren<br />

die Geme<strong>in</strong>den<br />

Neben diesen so genannten weichen Indikatoren<br />

lässt sich der Nutzen aber auch mit harten Fakten<br />

belegen:<br />

Die Technische Universität München hat 765 ländliche<br />

Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> untersucht und festgestellt,<br />

dass Kommunen durch Flurneuordnung und<br />

Dorferneuerung e<strong>in</strong>en erheblichen <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n<br />

1) erreichen. Die Wissenschaftler haben<br />

15 %<br />

S Der <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n beträgt bei Geme<strong>in</strong>den<br />

bis 2 000 E<strong>in</strong>wohnern durchschnittlich 15 Prozent<br />

und setzt nach dem Bodenmanagement e<strong>in</strong>.<br />

●<br />

42


E<strong>in</strong>sparungen durch Flurneuordnung pro Hektar und Jahr<br />

S Für die Landwirte <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> entstehen durch die Flurneuordnung beachtliche wirtschaftliche Vorteile.<br />

Insgesamt er geben sich E<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong> Höhe von durchschnittlich 170 Euro pro Hektar und Jahr.<br />

dazu Geme<strong>in</strong>dedaten aus fast zwei Jahrzehnten<br />

ausgewertet. Die festgestellten Veränderungen,<br />

bei spielsweise beim Steuerauf kommen, der E<strong>in</strong>woh<br />

ner zahl, beim Wohnungsbau und bei der Zahl<br />

der landwirtschaftlichen Betriebe zeigen: Dieser<br />

Ent wick lungsgew<strong>in</strong>n beträgt bei Geme<strong>in</strong>den bis<br />

2 000 E<strong>in</strong>wohnern durchschnittlich 15 Prozent.<br />

Weniger Arbeit, höheres E<strong>in</strong>kommen – so profitiert<br />

die Landwirtschaft<br />

E<strong>in</strong>e andere Untersuchung 2) galt den Vorteilen für<br />

die landwirtschaftlichen Betriebe. Das Ergebnis:<br />

Die Zusammenlegung der Grundstücke und die be ­<br />

darfs gerechte Erschließung von Flurlagen und<br />

Hof stellen erhöhen das E<strong>in</strong>kommen der Betriebe<br />

ganz entscheidend. Dazu tragen vor allem zwei<br />

Faktoren bei: Die Feldarbeitszeit verkürzt sich um<br />

bis zu 39 Prozent und die Rohe<strong>in</strong>kommen steigen<br />

um bis zu 46 Pro zent. Unter E<strong>in</strong>beziehung aktueller<br />

betriebswirtschaftlicher Faktoren ergibt sich so<br />

e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>spar potenzial von durchschnittlich 170 Euro<br />

pro Hektar und Jahr. Bezogen auf e<strong>in</strong>en Haupterwerbsbetrieb<br />

mit e<strong>in</strong>er bewirtschafteten Fläche<br />

von 50 Hektar bedeutet dies e<strong>in</strong> jährliches E<strong>in</strong>sparpotenzial<br />

von rund 8 500 Euro, bei e<strong>in</strong>em<br />

Ne ben er werbs be trieb mit 12 Hektar s<strong>in</strong>d es rund<br />

2 000 Euro jährlich.<br />

Diese langfristigen E<strong>in</strong> spa rungen unterstützen<br />

im Agrarland <strong>Bayern</strong> – mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil<br />

be nach teiligter Gebiete – die Bauern im nationalen<br />

und <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb.<br />

Flurneuordnung hat Geschichte <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong>. 1886 unterzeichnete König<br />

Ludwig II. das „Gesetz die Flurbere<strong>in</strong>igung<br />

betreffend“. Zur Umsetzung<br />

wurde e<strong>in</strong>e zentrale Behörde ge ­<br />

schaffen: Die Flurbere<strong>in</strong>igungskommission<br />

– Vorläufer<strong>in</strong> der heutigen<br />

Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>.<br />

43


S Große Wirtschaftsflächen sparen 40 Liter Diesel pro Hektar und bewirken e<strong>in</strong>e Kostene<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong> Höhe<br />

von rund 40 Euro. Hoch gerechnet ergibt sich alle<strong>in</strong> daraus e<strong>in</strong> Bilanzgew<strong>in</strong>n von durchschnittlich 1 436 Euro<br />

für Haupterwerbs betriebe und durchschnittlich 480 Euro für Nebenerwerbsbetriebe pro Jahr.<br />

Deutlich weniger Abgase – so profitiert die<br />

Um welt<br />

Wie aus e<strong>in</strong>em Förder-Euro sieben Investitions-<br />

Euro werden – so profitiert die Wirtschaft<br />

Die Zusammenlegung von kle<strong>in</strong>en, verstreut gelegenen<br />

Grundstücken zu großen und gut erschlossenen<br />

Wirtschaftsflächen führt dazu, dass e<strong>in</strong> Land wirt<br />

durchschnittlich 40 Liter Dieselkraftstoff weni ger<br />

pro Hektar und Jahr benötigt. Ausgehend von dieser<br />

Zahl lässt sich e<strong>in</strong>e bemerkenswerte Rechnung aufmachen:<br />

Wenn jährlich <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

30 000 ha landwirtschaftliche Nutzflächen neu<br />

geordnet werden, s<strong>in</strong>kt der Dieselverbrauch um rund<br />

1,2 Mio. Liter pro Jahr! Das schont nicht nur die<br />

Kassen der Landwirte, sondern auch die Um welt.<br />

Denn von der För derung bis zur Verbren nung von<br />

nur e<strong>in</strong>em Liter Die sel kraftstoff entstehen mehr als<br />

drei Kilogramm an ozonschädigenden Abgasen, vor<br />

allem Kohlen dioxid. Der reduzierte Dieselver brauch<br />

führt dazu, dass jedes Jahr 3 600 Tonnen ozonschichtschädigender<br />

Treibgase weniger <strong>in</strong> die Atmosphäre<br />

abgegeben werden.<br />

Das renommierte Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung<br />

hat errechnet: Jeder Förder-Euro<br />

<strong>in</strong> Dorferneuerung und Flurneuordnung löst Folge<strong>in</strong>vestitionen<br />

von bis zu sieben Euro aus 3) . Das<br />

wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus: An<br />

jeder Million Euro öffentlicher Fördermittel, die <strong>in</strong><br />

Pro jekte der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> fließen, hängen<br />

direkt und <strong>in</strong>direkt rund 130 Arbeitsplätze. Die<br />

Investitionen, die mit den Fördergeldern angeregt<br />

werden, helfen, die regionalen mittelständischen<br />

Handwerks- und Gewerbebetriebe zu unterstützen<br />

und e<strong>in</strong>en Beitrag zur Stärkung des Arbeits- und<br />

Wirtschaftsstandortes <strong>Ländliche</strong>r Raum zu leisten.<br />

Fast zwei Drittel der e<strong>in</strong>gesetzten Fördermittel<br />

fließen übrigens wieder <strong>in</strong> die Kassen des Staates<br />

zurück, weil die ausgelösten privaten Investitionen<br />

<strong>in</strong> der Flur neuordnung und Dorferneuerung das<br />

Steuer auf kommen erhöhen.<br />

E<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Geschichte<br />

der <strong>Ländliche</strong>n Ent wicklung ist der<br />

1981 vom Bayeri schen Landtag beschlossene<br />

Auftrag zur Dorf erneu e­<br />

rung. Die breit ge fächerten Aufgabenbereiche<br />

s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Kon junk tur pro gramm für die Wirtschaft<br />

im ländlichen Raum.<br />

44


S Fränkischer We<strong>in</strong> – Ressource mit Potenzial. Geme<strong>in</strong>sam erhöhen fünf mittel- und unterfränkische We<strong>in</strong>baugeme<strong>in</strong>den<br />

des We<strong>in</strong>paradieses bei Iphofen ihre Ver mark tungs- und E<strong>in</strong> kom menschancen und bieten den<br />

Gästen e<strong>in</strong> attraktiveres Erschei nungs bild sowie mehr Frei zeit- und Urlaubsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Region.<br />

Hohe Akzeptanz durch Bürgermitwirkung –<br />

so profitiert die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist mit e<strong>in</strong>er<br />

Bürger<strong>in</strong>itiative vergleichbar – allerd<strong>in</strong>gs nicht wie<br />

so oft gegen, sondern für e<strong>in</strong> Projekt. Schließlich<br />

ist die Beteiligung der Bevölkerung zen traler<br />

Be stand teil des bayerischen Weges zur Entwick lung<br />

des ländlichen Raumes. Der Erfolg von Vorhaben<br />

hängt maßgeblich davon ab, dass die Betroffenen<br />

zur Mitwirkung und zur Eigen ver ant wortung bereit<br />

s<strong>in</strong>d, dass der Wille zur Selbsthilfe sie motiviert und<br />

dass viele von ihnen das geme<strong>in</strong>same Ziel und den<br />

Weg, der zu ihm führt, akzeptieren. Deshalb werden<br />

die Bürger mitgenommen, um sich zu bilden oder zu<br />

qualifizieren, zum Beispiel an den drei Schulen der<br />

Dorf- und Landentwicklung. So erhalten sie die notwendige<br />

Kompetenz, um persönliche und geme<strong>in</strong>schaftliche<br />

Aufgaben nachhaltig zu lösen. Das<br />

Ergebnis s<strong>in</strong>d <strong>Entwicklung</strong>sprozesse, die e<strong>in</strong>e breite<br />

Mehrheit mitträgt. Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />

Entwick lung unterstützt so die gesellschaftspolitische<br />

Forderung nach e<strong>in</strong>er neuen Ver antwor tungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

zwischen Bürger und Staat.<br />

Wohnen und Wirtschaften werden attraktiver –<br />

so profitiert der gesamte ländliche Raum<br />

Mit der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> wird<br />

der ländliche Raum spürbar aufgewertet: Die Men­<br />

S Staatsm<strong>in</strong>ister Erw<strong>in</strong> Huber zog nach 20 Jahren<br />

„Bayerisches Dorfentwicklungsprogramm“ e<strong>in</strong>e stolze<br />

Bi lanz. Die mittel- und unmittelbar ausgelösten Inves ­<br />

ti tionen haben e<strong>in</strong> Volumen von ca. 5,3 Mrd. Euro.<br />

Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong> ist Mitglied <strong>in</strong> der Bund-<br />

Länder-Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Landentwicklung<br />

und der Europäischen<br />

Arbeits geme<strong>in</strong>schaft Landent wicklung.<br />

Bayerisches Know how war<br />

nach der Wende <strong>in</strong> Sachsen und<br />

Thüri n gen gefragt und ist <strong>in</strong> zahlreichen<br />

Ländern der Welt anerkannt.<br />

45


S L<strong>in</strong>ks: Ohne geeignete Räumlichkeiten hätten die Musiker nicht <strong>in</strong> Technik <strong>in</strong>vestiert. S Rechts: E<strong>in</strong> attraktives<br />

Dorf hat heute e<strong>in</strong>e zufriedene junge Generation, die das Wirken ihrer Eltern gerne fortsetzt.<br />

schen erhalten e<strong>in</strong> attraktives Wohnumfeld, bestehende<br />

Landwirtschafts-, Dienstleistungs-, Handwerks-<br />

und Gewerbebetriebe können sich weiterentwickeln,<br />

neue Betriebe siedeln sich an, weil<br />

sie günstige Bed<strong>in</strong>gungen vorf<strong>in</strong>den. Besonderes<br />

Augen merk richten die Experten der Integrierten<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> darauf, leerstehende Bausub<br />

stanz wieder zu nutzen und Baulücken zu<br />

schließen. Auf diese Weise werden die Ortskerne<br />

lebendig erhalten oder wieder vitalisiert. Kurz: Das<br />

Dorf wird als eigenständiger Wohn-, Arbeits- und<br />

Wirtschaftsstandort gestärkt.<br />

Zusammenarbeit: Betriebe kooperieren, um e<strong>in</strong>en<br />

überbetrieblichen Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satz zu organisieren,<br />

um Produkte geme<strong>in</strong>sam zu verarbeiten oder<br />

zu vermarkten; Kommunen und Firmen wid men<br />

sich zusammen der geme<strong>in</strong>schaftlichen Landschaftspflege.<br />

In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d zum Bei spiel 40 Dorfläden<br />

<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> entstanden, die überwiegend auf<br />

genossenschaftlicher Basis be trieben werden. So<br />

werden die Grundversorgung gesichert, Gew<strong>in</strong>ne<br />

an die Miteigentümer ausgeschüttet – und Arbeitsplätze<br />

bleiben im Dorf.<br />

Kooperieren und gew<strong>in</strong>nen – so profitieren<br />

Betriebe und Kommunen<br />

Projekte der Flurneuordnung und Dorferneuerung<br />

s<strong>in</strong>d vielfach Ausgangspunkt für überbetriebliche<br />

Von den Investitionen der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> profitiert besonders die mittelständische<br />

Wirtschaft. Zusätzlich unterstützt e<strong>in</strong> <strong>in</strong>telligentes<br />

Boden manage ment die <strong>Entwicklung</strong> bestehender<br />

und die Ansied lung neuer Betriebe.<br />

46


Die Kosten s<strong>in</strong>d schnell amortisiert – so profitiert,<br />

wer <strong>in</strong>vestiert<br />

In der Flurneuordnung müssen sich die Grundeigen<br />

tümer an den Ausgaben für den Ausbau von<br />

Wegen und Gewässern usw. mit durchschnittlich<br />

10 bis 30 Prozent beteiligen. Welche Gegenleistung<br />

erhalten sie dafür? Lohnt sich diese Investition?<br />

Nach der Neuordnung verfügen Betriebe, Landwirte<br />

und Verpächter über zweckmäßig arrondierte<br />

Betriebs flächen, die über e<strong>in</strong> leistungsfähiges und<br />

zeitgemäßes Wegenetz erschlossen s<strong>in</strong>d. Die neuen<br />

Grund stücke s<strong>in</strong>d komplett vermessen und abgemarkt,<br />

alle notwendigen rechtlichen Regelungen <strong>in</strong><br />

Grundbuch und Kataster e<strong>in</strong>gearbeitet. Das s<strong>in</strong>d<br />

neue und solide Grundlagen für landwirtschaftliche<br />

Betriebe.<br />

Dass sich die e<strong>in</strong>gesetzten Mittel rasch amortisieren,<br />

veranschaulicht folgendes Beispiel: Karl K. hat<br />

e<strong>in</strong>en Ackerbaubetrieb <strong>in</strong> Schwaben und bewirtschaftet<br />

e<strong>in</strong>e Eigentums fläche von 34 ha. Für die<br />

Flur neu ordnung fielen Kosten von 380 Euro/ha, d. h.<br />

<strong>in</strong>sgesamt 12 920 Euro an. Vor der Bodenordnung<br />

hatte Karl K. 24 Felder mit e<strong>in</strong>er durch schnittlichen<br />

Schlaggröße von 1,4 ha zu be wirt schaften. Danach<br />

besitzt er noch 6 Fel der mit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen<br />

Größe von 5,8 ha. Dadurch hat sich se<strong>in</strong> Aufwand<br />

für die Feldarbeit pro ha fast halbiert. Waren es vorher<br />

rund 13 Stunden, so s<strong>in</strong>d es jetzt knapp 7 Stun ­<br />

den. Wertvolle Zeit, die produktiv woanders e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden kann. Die Bo denord nung hatte weiterh<strong>in</strong><br />

zur Folge, dass sich die Kosten für Düngung,<br />

Pflan zenschutz, Saatgut und Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>satz um<br />

85 Euro/ha verr<strong>in</strong>gerten. Das durch Flurneuordnung<br />

mögliche E<strong>in</strong>sparpotenzial beträgt im landwirt­<br />

S In Stefl<strong>in</strong>g im Vorderen Bayerischen Wald standen<br />

die Landwirte vor der Frage: Wachsen oder Weichen?<br />

Jetzt gehen sie erfolgreich e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Weg<br />

nach dem Pr<strong>in</strong>zip „Aus der Region für die Region“<br />

mit Streuobstanbau und -veredelung, extensiver Tierhaltung,<br />

Fremdenverkehr und Landschaftspflege. Das<br />

Stefl<strong>in</strong>ger Mostfest ist heute e<strong>in</strong> weith<strong>in</strong> bekannter<br />

Höhepunkt für die ganze Region.<br />

Die Globalisierung macht auch vor<br />

dem ländlichen Raum nicht Halt.<br />

Geme<strong>in</strong> sam stellen sich die Geme<strong>in</strong>den<br />

<strong>in</strong> der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />

Ent wicklung den An for derungen und<br />

stärken ihre Heimat.<br />

47


S Die Projekte der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>, Dorferneuerung und Flurneuordnung werden über<br />

-wie gend mit öffentlichen Mitteln der Europäischen Union, des Bundes, des Freistaates <strong>Bayern</strong> und der Ge ­<br />

me<strong>in</strong> den f<strong>in</strong>anziert. Knapp 20 % br<strong>in</strong>gen im Landesdurchschnitt die Grundeigentümer auf. Sie können ihren<br />

Anteil durch Hand- und Spanndienste und aktive Mitarbeit ableisten.<br />

schaftlichen Betrieb Karl K. <strong>in</strong>sgesamt 230 Euro/ha.<br />

Bezogen auf se<strong>in</strong>e Eigentums flächen s<strong>in</strong>d dies Jahr<br />

für Jahr 7 800 Euro. H<strong>in</strong>zu kommen weitere E<strong>in</strong> sparungen<br />

durch Neuordnung se<strong>in</strong>er 38 ha Pacht flächen,<br />

die im o. a. Beispiel noch nicht berücksichtigt<br />

s<strong>in</strong>d. Für se<strong>in</strong>e Pächter fällt für die Flurneu ordnung<br />

nur die Hälfte der Kosten an, wenn sie ihre Flächen<br />

langfristig, d. h. m<strong>in</strong>destens für 10 Jahre verpachten.<br />

Das zeigt:<br />

Flurneuordnung amortisiert sich rasch und verbessert<br />

spürbar die Wettbewerbsfähigkeit unserer<br />

bayerischen Landwirtschaft.<br />

1) Von der Flurbere<strong>in</strong>igung zur Landentwicklung –<br />

Zielsetzungen und Wirkungen von Verfahren der<br />

Länd lichen <strong>Entwicklung</strong> im Wandel gesellschaftspolitischer<br />

Wertvorstellungen, Dr. Franz Schlosser, 1998,<br />

Herausgeber: Lehrstuhl für Boden ordnung und Landentwicklung<br />

an der Technischen Universität München<br />

2) Materialien Heft 16 – Der E<strong>in</strong>fluss der Flurbe re<strong>in</strong>igung<br />

auf die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher<br />

Betriebe <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, Herausgeber: Bayer. Staats m<strong>in</strong>isterium<br />

für Landwirtschaft und Forsten, München<br />

3) Materialien Heft 24 – Beschäftigungseffekte durch<br />

Flurbere<strong>in</strong>igung und Dorferneuerung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />

Herausgeber: Bayer. Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft<br />

und Forsten, München<br />

Jede Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>,<br />

Dorferneuerung und Flur neuordnung<br />

ist so gut wie ihre Bür germitwirkung.<br />

Wirkt diese nach dem<br />

Abschluss von Projekten als Motor<br />

weiterer Fort schritte <strong>in</strong> den Dörfern,<br />

so tragen die öffent lichen Mittel<br />

nachhaltig Rendite durch Hilfe zur<br />

Selbst hilfe.<br />

48


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

E<strong>in</strong> starker Partner für<br />

e<strong>in</strong>en starken Raum<br />

Der große Vorteil:<br />

Alle Dienstleistungen aus e<strong>in</strong>er Hand


In unserem Bauernhaus bei Stötten am Auerberg leben vier Genera -<br />

tio nen unter e<strong>in</strong>em Dach. Von der Nähe zue<strong>in</strong>ander profitieren wir alle.<br />

Wir unterstützen uns gegenseitig bei der Hofarbeit und bei der Betreuung<br />

der jüngsten und ältesten Familienmitglieder. Dank der Forderung nach<br />

e<strong>in</strong>em Gesamtkonzept ist unser „Genera tionen-Haus“ nicht nur flexibel<br />

nutzbar, sondern auch optisch gut gelungen. Dazu beigetragen haben die<br />

kompetente Beratung und die f<strong>in</strong>anzielle Hilfe der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />

Wohnraum für vier Generationen unter e<strong>in</strong>em Dach<br />

im Bauernhaus der Familien Schreyer <strong>in</strong> Riedhof, Stötten am Auerberg<br />

Der große Vorteil: Alle Dienstleistungen aus e<strong>in</strong>er Hand<br />

Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist für die<br />

Herausforderungen im ländlichen Raum gut gerüstet.<br />

Für die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>Bayern</strong>s hat<br />

unser Angebot e<strong>in</strong>en entscheidenden Vorteil: Sie<br />

erhalten effiziente, auf die jeweiligen Bedürf nisse<br />

zugeschnittene Dienst leis tungen aus e<strong>in</strong>er Hand.<br />

Expertenpool für viele Aufgaben: die Verwaltung<br />

für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Die Verwaltung ist zweistufig aufgebaut. Oberste<br />

Landes behörde ist das Bayerische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />

für Landwirt schaft und Forsten. Ihm unterstellt s<strong>in</strong>d<br />

die sieben Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken,<br />

Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben. Sie<br />

betreuen und leiten die Vorhaben der Integrierten<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> von der Idee bis zur Realisierung.<br />

Sie beaufsichtigen die Teilnehmer ge me<strong>in</strong>schaften<br />

und den jeweiligen Verband für <strong>Ländliche</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong>.<br />

An den Ämtern für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d<br />

Geo däten, Landwirte, Architekten, Landschaftsplaner,<br />

Bau<strong>in</strong>genieure, Juristen und Verwaltungsfachkräfte<br />

beschäftigt. Wo zusätzliches Fach wissen<br />

erforderlich ist oder Aufgaben von privaten An -<br />

bietern besser und effizienter erledigt werden können,<br />

werden entsprechende Experten h<strong>in</strong>zugezogen.<br />

Diese fachliche Vielfalt stellt sicher, dass die<br />

Vorhaben der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n Entwick lung<br />

fachübergreifend be treut und ausgeführt werden –<br />

aus e<strong>in</strong>er Hand eben. Technisch ausgebildete Mitarbeiter<br />

der Ämter leiten die jeweiligen Projekte vor<br />

Ort; sie gewährleisten e<strong>in</strong>en neutralen Aus gleich<br />

zwischen öffentlichen und privaten Interessen.<br />

Wer beteiligt ist, wirkt mit: die Teilnehmer geme<strong>in</strong>schaft<br />

Verfahren der Dorferneuerung und Flurneuordnung<br />

werden formell durch e<strong>in</strong>en Beschluss des zuständigen<br />

Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>geleitet<br />

Ansprechpartner vor Ort ist der Projektleiter,<br />

e<strong>in</strong>er unserer Diplom <strong>in</strong>ge<br />

nieure. Er gewährleistet die rechtlichen<br />

und technischen Kennt nisse<br />

für die Durchführung des Pro jektes<br />

und übernimmt als Vorsitzender des<br />

Vorstandes der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

die Geschäfts führung, Pro jektsteuerung<br />

und -abwicklung.<br />

50


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zusammengeschlossen. Er<br />

ist ebenfalls e<strong>in</strong>e Körperschaft des öffentlichen<br />

Rechts und übernimmt für die Teilnehmerge me<strong>in</strong>schaften<br />

die Kassenführung und das Rechnungswesen,<br />

die Ausschreibung von Baumaßnahmen, die<br />

Bauleitung und die Vergabe von Planungen.<br />

S Mit unserem Bodenmanagement entstehen zu ­<br />

friedenstellende und zukunftsweisende Lösungen.<br />

Wir garantieren Ihnen im Umgang mit Eigentum<br />

und d<strong>in</strong>glichen Rechten ausgesprochene Sorgfalt.<br />

und von diesem betreut. An jedem Verfahren <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em festgelegten Gebiet wirken die beteiligten<br />

Grundeigentümer, die Träger öffentlicher Belange<br />

sowie die landwirtschaftliche Berufsvertretung mit.<br />

Die Eigentümer und Erbbauberechtigten, deren<br />

Grundstücke im Verfahrensgebiet liegen, bilden<br />

e<strong>in</strong>e Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft. Sie ist Träger des<br />

Verfahrens und e<strong>in</strong>e Körperschaft des öffentlichen<br />

Rechts. Als „Behörde auf Zeit“ ist sie mit beachtlichen<br />

Befugnissen betraut. Zu ihren Aufgaben<br />

gehört die Planung und Ausführung der Maßnahmen<br />

zur Dorferneuerung und Flurneu ordnung.<br />

Effizienz durch Zusammenschluss: die Verbände<br />

für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Alle Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaften im Dienstbezirk<br />

e<strong>in</strong>es Amtes haben sich zu e<strong>in</strong>em Verband für<br />

Die sieben Verbände für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d<br />

im Landesverband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>Bayern</strong> zusammengeschlossen. Dieser übernimmt<br />

geme<strong>in</strong> same Aufgaben der Verbände, <strong>in</strong>sbesondere<br />

<strong>in</strong> den Be reichen DV-Ausstattung und Programmentwick<br />

lung.<br />

Moderne Arbeitsmethoden: projektorientiert und<br />

realitätsnah<br />

Die Organisation der Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

hat sich bewährt. Sie erfüllt alle Voraus setzungen,<br />

um die gestellten Aufgaben effizient zu<br />

erledigen. Ihre Merkmale s<strong>in</strong>d:<br />

S Das Dienstgebiet der Ämter ist groß genug, um<br />

bei den räumlich und zeitlich stark variierenden<br />

Arbeitsschwerpunkten das Personal flexibel<br />

e<strong>in</strong>setzen zu können.<br />

S Die Ämter bündeln Fachkompetenz h<strong>in</strong>sichtlich<br />

F<strong>in</strong>anzierung, Genehmigung und Überwachung<br />

von Maßnahmen der Teilnehmer geme<strong>in</strong> schaf -<br />

ten. Sie verstehen sich aber auch als Service -<br />

stellen für die Teilnehmergeme<strong>in</strong> schaften.<br />

Zudem s<strong>in</strong>d sie Planfeststellungsbehörde und<br />

somit zuständig für die öffentlich-rechtliche<br />

Genehmigung der Projekte.<br />

S Die örtliche Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft wird<br />

immer nur als „Behörde auf Zeit“ e<strong>in</strong>gerichtet<br />

Dem Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

obliegt die Aufsichts- und Genehmigungsfunktion<br />

über die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaften.<br />

Zudem s<strong>in</strong>d die<br />

Mit arbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter des<br />

Amtes die Ansprechpartner für Land ­<br />

räte und Bürgermeister, die die<br />

Dienstleistung <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen wollen.<br />

51


Der richtige Partner, wenn es um die Zukunft<br />

geht<br />

Den Landwirten, darüber h<strong>in</strong>aus aber allen Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürgern sowie <strong>in</strong>sbesondere den<br />

Geme<strong>in</strong>den im ländlichen Raum bietet die Ver waltung<br />

für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zeitgemäße rechtliche,<br />

organisatorische und f<strong>in</strong>anzielle Hilfen zur<br />

Selbsthilfe. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er neuen Ver ant wortungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

von Bürgern und Staat sollen sie<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, ihren heimatlichen<br />

Lebensraum aus eigener Kraft zum Wohle<br />

der jetzt lebenden wie auch der künftigen Ge nera<br />

tionen zu gestalten.<br />

S Unsere Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter sorgen<br />

für die Umsetzung der Wünsche und Vorstellungen<br />

unserer Kunden und s<strong>in</strong>d vor Ort präsent.<br />

und wieder aufgelöst, wenn der Auftrag erledigt<br />

ist; damit werden Ressourcen nur vorübergehend<br />

gebunden.<br />

S Planung und Durchführung von Vorhaben der<br />

Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> erfolgen<br />

nach Methoden des Projektmanagements und<br />

mit moderner Technik. So ist e<strong>in</strong>e größtmögliche<br />

Effizienz beim E<strong>in</strong>satz der personellen<br />

und f<strong>in</strong>anziellen Kapazitäten gewährleistet.<br />

S Planungs- und Ausführungskompetenz liegen<br />

bei der örtlichen Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft; dies<br />

sichert e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Planung. Zur Um -<br />

setzung der Maßnahmen kann die Teilnehmer -<br />

geme<strong>in</strong>schaft auf kompetentes Baupersonal der<br />

Verbände für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zurückgreifen<br />

und so e<strong>in</strong>e wirtschaftliche und fachgerechte<br />

Bauausführung garantieren.<br />

S In der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> haben sich neben<br />

der ursprünglichen Kernaufgabe Flurneuordnung<br />

die Dorferneuerung und die Erarbeitung Integrierter<br />

<strong>Ländliche</strong>r Entwick lungs konzepte erfolgreich etabliert.<br />

Dies entspricht e<strong>in</strong>em Wandel von ehemals re<strong>in</strong><br />

agrarstrukturellen Zielsetzungen zu heute <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärem<br />

und <strong>in</strong>terkommunalem Handeln. Projekte<br />

laufen derzeit <strong>in</strong> rund 4 600 Ortschaften von 1 000<br />

Geme<strong>in</strong>den.<br />

Die Vermessung, Wertberechnung<br />

und Kartenerstellung für die Teil nehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

führt vermessungstechnisches<br />

Fachpersonal durch. Für<br />

Ortsplanung, Naturschutz und Landschaftspflege,<br />

Landwirt schaft und<br />

rechtliche Belange stehen Spezialisten<br />

mit Rat und Tat zur Seite.<br />

52


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

E<strong>in</strong> starker Partner für<br />

e<strong>in</strong>en starken Raum<br />

Die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Bürgermitwirkung<br />

Bodenmanagement<br />

Dorferneuerung<br />

Flurneuordnung<br />

Unternehmensverfahren<br />

Beschleunigte Zusammenlegung<br />

Freiwilliger Landtausch<br />

Freiwilliger Nutzungstausch<br />

Privatmaßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />

<strong>Ländliche</strong> Infrastruktur durch Wegebau<br />

53


Die Instrumente der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Die Bayerische Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> stellt an sich selbst den Anspruch, der Land wirtschaft,<br />

den Bürgern und den Geme<strong>in</strong>den ihre Leistungen aufgabenorientiert, zeitgerecht und kostengünstig<br />

anzubieten. Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist vor allem <strong>in</strong> den Bereichen Projektsteuerung, Beratung und<br />

Moderation von <strong>Entwicklung</strong>sprozessen gefordert. Das Ziel e<strong>in</strong>er nachhaltigen Nutzung der Ressourcen<br />

Boden, Wasser und Luft setzt dabei mehr denn je e<strong>in</strong> umfassendes und vorausschauendes Flächen ­<br />

manage ment für die viel fäl tigen bodenrelevanten Nutzungsansprüche voraus.<br />

Für die Zukunft s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus noch mehr wirtschaftliche, soziale und kulturelle Impulse notwendig.<br />

Intensiver als bisher werden dazu die Geme<strong>in</strong> den <strong>in</strong> Kommunalen Allianzen zusammenarbeiten. Gerade<br />

die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> hat mit solchen Netz werken bereits vielfältige Erfahrungen. Darauf aufbauend<br />

werden die raumbezogenen Maßnahmen Dorferneuerung, Flurneuordnung sowie freiwilliger Land- und<br />

Nutzungstausch im Fördergrundsatz der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> zusammengeführt. Dadurch<br />

werden die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> der Synergie noch effizienter e<strong>in</strong>gesetzt. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

Ausrichtung der Projekte an den lokalen bzw. regionalen Leitbildern und Bedürfnissen sowie <strong>in</strong><br />

der Folge e<strong>in</strong> zielgenauer E<strong>in</strong>satz des Personals und der Fördermittel stehen dabei im Mittelpunkt. Die<br />

Nach frage von Landwirten, Bürgern und Geme<strong>in</strong>den nach dem Angebot der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ist<br />

hoch. Das betrifft alle Bereiche der Leistungen, <strong>in</strong>sbesondere auch die klassischen Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Agrarstruktur.<br />

Je nach Aufgabenstellung kommen die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> mit angepasster Intensität<br />

bedarfsgerecht und zielorientiert zur Anwendung. Vor allem unter dem Dach e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegrierten länd ­<br />

lichen <strong>Entwicklung</strong>skonzeptes können die Umsetzungs<strong>in</strong>strumente räumlich und fachlich optimal koord<strong>in</strong>iert<br />

werden. Das ermöglicht sowohl e<strong>in</strong>e schlanke und flexible Projektorganisation als auch die<br />

Konzentration auf Aufgabenschwerpunkte. Beispiele dafür s<strong>in</strong>d u.a. e<strong>in</strong>e nachhaltige und wettbewerbsfähige<br />

Landnutzung <strong>in</strong> der Flurneuordnung oder die Innenentwicklung der Dörfer <strong>in</strong> der Dorf erneuerung.<br />

Der nachfolgende praxisorientierte Teil des <strong>Informationskompendium</strong>s gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Instrumente der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>, ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten und Abläufe.<br />

54


Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

So können ländliche Kommunen sich gegenseitig<br />

ergänzen und geme<strong>in</strong>sam ihre Standortqualität steigern<br />

Immer mehr Geme<strong>in</strong>den erkennen, dass viele ihrer Probleme <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft mit anderen Geme<strong>in</strong>den<br />

besser zu lösen s<strong>in</strong>d als alle<strong>in</strong>. Nach dem Motto „Geme<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d wir stärker!“ entschließen sich be nachbarte<br />

Geme<strong>in</strong>den im ländlichen Raum freiwillig zur Zusammenarbeit, um sich gegenseitig zu ergänzen.<br />

Sie setzen sich dabei zum Ziel, E<strong>in</strong>sparmöglichkeiten zu erschließen und Projekte, die sie alle<strong>in</strong>e nicht<br />

realisieren könnten, geme<strong>in</strong>deübergreifend <strong>in</strong> ökonomisch, ökologisch und sozial besonders nachhaltiger<br />

Weise zu planen und auszuführen. Die Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> unterstützen mit der Integrierten<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> dabei die Zielset zungen der Geme<strong>in</strong>den auf der Planungsebene durch e<strong>in</strong><br />

Integriertes <strong>Ländliche</strong>s <strong>Entwicklung</strong>skonzept (ILEK), um die <strong>Entwicklung</strong>saktivitäten zu koord<strong>in</strong>ieren.<br />

Gleichzeitig wird für die Umsetzung der E<strong>in</strong>satz der Dorferneuerung und der Flurneuordnung oder anderer<br />

Programme zielgerichtet aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt. Bei der Umsetzung des ILEK können die Geme<strong>in</strong>den<br />

durch e<strong>in</strong>e Umsetzungsbegleitung unterstützt werden. Sie hilft dabei im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten <strong>Entwicklung</strong><br />

Programme und Instru mente auch anderer Ressorts mit <strong>in</strong>s Boot zu holen.<br />

55


S L<strong>in</strong>ks: Stagnieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorf Entwick lungen und s<strong>in</strong>d Innovationen nicht <strong>in</strong> Sicht, s<strong>in</strong>d meist die Nachbardörfer<br />

und die Region gleichermaßen be rührt. E<strong>in</strong> wichtiger Schritt ist, diesen Zusammenhang zu sehen<br />

und vom Kirch turmdenken zum geme<strong>in</strong>samen Handeln zu kommen. Bei den Pla nungen zum Integrierten<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>s konzept erarbeiten Kommunen und engagierte Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger geme<strong>in</strong>sam<br />

mit der Länd lichen Entwick lung Zukunfts strategien. S Rechts: „Nicht weil die D<strong>in</strong>ge schwer s<strong>in</strong>d, wagen wir<br />

sie nicht. Sondern weil wir sie nicht wagen s<strong>in</strong>d sie schwer“, Seneca.<br />

Information und Motivation<br />

Die Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist e<strong>in</strong> Pro zess. Am Anfang steht stets die gegenseitige Ver trauensbildung.<br />

In e<strong>in</strong>er Initialphase werden zu nächst die verschiedenen Interessensvertreter aus Wirtschaft,<br />

Be hörden, Verbänden und Vere<strong>in</strong>en mit den Man dats trägern und aktiven Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern der<br />

Kommunen zu sam mengeführt, <strong>in</strong>formiert und motiviert. Die wichtigsten Eckpunkte des Vorhabens werden<br />

def<strong>in</strong>iert. Durch den <strong>in</strong>tensiven Me<strong>in</strong>ungsaustausch soll e<strong>in</strong> regionales Identitätsbewusstse<strong>in</strong> erreicht<br />

werden. Um diesen Prozess erfolgversprechend e<strong>in</strong>zuleiten, empfehlen sich e<strong>in</strong>führende Sem<strong>in</strong>are an den<br />

baye rischen Schulen für Dorf- und Landentwicklung, wo erste Leitbildüberlegungen, Zukunftsstrategien<br />

und Hand lungs pro gramme geschmiedet werden.<br />

56


Ideen und Ziele für geme<strong>in</strong>sames <strong>Entwicklung</strong>skonzept<br />

Ist diese geme<strong>in</strong>same Basis gefunden, e<strong>in</strong>igt man sich auf<br />

e<strong>in</strong>e Mitwirkungs- und Organisa tions struk tur, um Aufgaben<br />

und Kompetenzen zwischen Man dats trä gern und<br />

aktiven Bürgern funktionsgerecht zu verteilen. Gut bewährt<br />

hat sich die Bildung e<strong>in</strong>er Steu e rungs gruppe, <strong>in</strong> der<br />

sich regelmäßig die Bür ger meister der beteiligten Geme<strong>in</strong>den,<br />

die Arbeits kreis leiter, das Amt für Länd liche Ent wicklung<br />

sowie weitere Be hör den und Stellen treffen.<br />

Auf der Grundlage fachlicher Untersuchungen, Stär ken-<br />

Schwächen-Analysen u. ä. werden geme<strong>in</strong>deübergreifende<br />

Handlungsfelder def<strong>in</strong>iert. Die da zu entstehenden Ideen,<br />

Me<strong>in</strong>ungen, Wünsche bzw. Zielvor stel lungen werden von<br />

Fachleuten struk turiert. Daraus ergeben sich <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer<br />

Dis kussion aller Beteiligten die zu künftigen Hand ­<br />

lungsschwerpunkte der Geme<strong>in</strong>den, die im Integrierten<br />

Länd lichen <strong>Entwicklung</strong>skonzept zusammengefasst werden.<br />

Dabei wird großer Wert auf deren Realisierbarkeit ge legt.<br />

In diesem Zusammenhang gilt es auch, die un ter schiedlichen<br />

Fachme<strong>in</strong>ungen und Förderpro gramme abzustimmen<br />

und zu koord<strong>in</strong>ieren, <strong>in</strong>sbesondere die der Verwaltung<br />

für Länd liche <strong>Entwicklung</strong> und der Landwirt schaftsverwal ­<br />

tung. Ausgeh end von den Ziel-, Analyse- und Strategie ­<br />

über legungen des Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>skonzeptes<br />

kann direkt mit der Lösung und Reali sie rung<br />

der örtlichen Auf gaben stel lungen begonnen werden. Dafür<br />

bedarf es schlanker und flexibler Ausfor mungen der Umsetzungs<br />

<strong>in</strong>strumente.<br />

S 44 Dörfern an der oberen Altmühl mit 5 000 E<strong>in</strong>wohnern<br />

fehlten attraktive Touris muse<strong>in</strong>richtungen. Nun neu im<br />

Angebot: e<strong>in</strong> 200 km langes Wegenetz zum Radeln und<br />

Wandern, drei neue Badeweiher, neun thematische Erlebnispfade<br />

und Abenteuerspielplätze, neue Lehrpfade zu Imkerei,<br />

Landwirtschaft und Wald, Rast- und Park plätze, 280 zusätzliche<br />

Gästebetten. In wenigen Jahren haben sich die Übernachtungen<br />

auf 80 000 verdoppelt mit e<strong>in</strong>er geschätzten<br />

Wertschöpfung von jährlich 4 Mio. Euro. Die Urlaubs- und<br />

Naherholungsgäste s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wirtschaftliches Standbe<strong>in</strong> für<br />

Gastronomie, Land wir te, Geschäfte, Handwerk und Dienstleistung.<br />

www.obere-altmuehl.de<br />

57


S Im hochwertigen Naturraum des Donautals s<strong>in</strong>d die vielfältigen Landnutzungskonflikte zwischen Ökologie,<br />

Kiesabbau, Landwirtschaft, Tourismus und Hochwasserschutz zukunftsgerecht zu lösen. Im Bereich von<br />

15 Kilometern des Flusslaufs <strong>in</strong> den Landkreisen Dill<strong>in</strong>gen und Donau-Ries konnten mit Hilfe des Bodenmanage<br />

ments der Länd lichen <strong>Entwicklung</strong> ca. 130 ha freigewordenes Land bereitgestellt werden. Dieses Land<br />

wird nun bedarfs- und zeitgerecht an die richtigen Stellen transferiert. Bei der Umsetzung von Projekten <strong>in</strong><br />

den vier beteiligten Geme<strong>in</strong> den kooperieren die Kommunen eng mit der Regierung von Schwaben und dem<br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> Entwick lung Schwaben. Das Projekt über <strong>in</strong>sgesamt 75 km Flusslänge wurde vom<br />

Bayerischen Landtag <strong>in</strong>itiiert. www.mooseum.city-map.de<br />

Umsetzung der Pläne<br />

Nach Koord<strong>in</strong>ierung und Planung folgt die Phase der Umsetzung. Neben der Umsetzung durch die Ge­<br />

me<strong>in</strong>den selbst, aber auch durch Dritte, kann e<strong>in</strong>e Vielzahl von Projekten im Rahmen der Dorferneuerung<br />

und der Flurneuordnung unterstützt werden. Dies gilt ganz besonders für folgende Maßnahmen:<br />

SS<br />

Planung, Herstellung und f<strong>in</strong>anzielle Förderung von Anlagen im geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen<br />

Interesse, wie zum Beispiel geme<strong>in</strong>dliche Straßen und Wege, Ortsgestaltung, Freizeite<strong>in</strong>richtungen,<br />

Landschaftspflege, Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtungen.<br />

SS<br />

Bereitstellung von Flächen vor allem für öffentliche, gewerbliche und landwirtschaftliche Vorhaben<br />

im Rahmen des Flächenmanagements und der Bodenneuordnung. Dies schließt die Verhandlungen mit<br />

den Grundeigentümern, die Abmarkung und Vermessung von Grundstücken sowie die Ausarbeitung<br />

der Unterlagen zur Berichtigung von Grundbuch und Kataster mit e<strong>in</strong>.<br />

58


Umsetzungsbegleitung<br />

Im ILEK werden die verschiedensten Handlungsfelder der Geme<strong>in</strong>den analysiert und dargestellt. Nicht alle<br />

dieser Handlungsfelder können und sollen durch die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> realisiert<br />

werden. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten <strong>Entwicklung</strong> ist es deshalb nicht nur s<strong>in</strong>nvoll sondern notwendig, auch<br />

Programme und Instrumente anderer Ressorts zu erkunden und koord<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>zusetzen. Das ist ke<strong>in</strong>e<br />

all tägliche Aufgabe. Deshalb können dabei die Geme<strong>in</strong>den durch e<strong>in</strong>e „Um setzungsbegleitung“ unterstützt<br />

werden. E<strong>in</strong> geeigneter und akzeptierter Manager wird den Geme<strong>in</strong>den an die Seite gestellt, der<br />

sowohl für die Planung, Begleitung und Abwicklung von Projekten verantwortlich ist, die außerhalb der<br />

Zuständigkeit der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> durchgeführt werden sollen, als auch dafür, dass<br />

alles wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Mosaik zusammenpasst.<br />

Die Vorteile liegen auf der Hand<br />

Die Vorteile geme<strong>in</strong>deübergreifenden Handelns s<strong>in</strong>d vielfältig und offensichtlich:<br />

SS<br />

Integrierte ländliche <strong>Entwicklung</strong> steigert die Lebens- und Standortqualität <strong>in</strong> der Region und gibt<br />

damit <strong>Entwicklung</strong>simpulse für jede E<strong>in</strong>zelgeme<strong>in</strong>de sowie für den Geme<strong>in</strong>deverbund.<br />

SS<br />

Zu den aktuellen Herausforderungen wie Energiewende, demografischer Wandel oder Innentwicklung<br />

der Dörfer werden geme<strong>in</strong>schaftlich effiziente Lösungen gefunden.<br />

SS<br />

Die Kommunen partizipieren durch wirtschaftliche Belebung und e<strong>in</strong>er verbesserten Arbeitsplatzsituation<br />

an höheren Steuere<strong>in</strong>nahmen als Folge gesteigerter regionaler Wertschöpfung.<br />

SS<br />

Die Geme<strong>in</strong>den sparen Kosten und verr<strong>in</strong>gern den Flächenverbrauch, da sich geme<strong>in</strong>dliche E<strong>in</strong>richtungen<br />

gegenseitig ergänzen oder am jeweils günstigsten Standort des Geme<strong>in</strong>deverbunds neu entstehen,<br />

zum Beispiel bei öffentlichen Bädern, Bauhöfen und Kläranlagen.<br />

SS<br />

Die Infrastruktur wird geme<strong>in</strong>deübergreifend verbessert – beispielsweise durch e<strong>in</strong>e Optimierung<br />

der Verkehrswege e<strong>in</strong>schließlich des öffentlichen Personennahverkehrs oder durch Anlagen des<br />

vorbeugenden Hochwasserschutzes.<br />

SS<br />

Anliegen der Landwirtschaft werden unterstützt, etwa beim Ausbau von Wegen sowie bei der Er ­<br />

schließung zusätzlicher E<strong>in</strong>kommensquellen aus Direktvermarktung, Urlaub auf dem Bauernhof und<br />

durch Übernahme von Dienstleistungen beim Unterhalt von Wegen oder bei der Land schafts pflege.<br />

S Anreize zum Verbleib der jungen Generation zu schaffen ist e<strong>in</strong>e Herausforderung für die Geme<strong>in</strong>den.<br />

Dazu gehören neben vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten auch Kultur- und Freizeitangebote. Mit der Jugend<br />

schafft der ländliche Raum den Sprung <strong>in</strong> die Zukunft.


SS<br />

Die Kommunen unterstützen sich gegenseitig <strong>in</strong> Fragen soziokultureller Anliegen, <strong>in</strong>dem sie zum<br />

Beispiel Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtungen schaffen, e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Veranstaltungskalender<br />

veröffentlichen oder geme<strong>in</strong>same soziale und kulturelle Projekte entwickeln und realisieren.<br />

SS<br />

Sie betreiben geme<strong>in</strong>sames Market<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>dem sie zum Beispiel Informations- und Werbematerial<br />

konzipieren, herstellen und verteilen, Internetauftritte erarbeiten oder auf Messen präsent s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> Zusammenschluss ist entweder <strong>in</strong>formell oder privatrechtlich geregelt (GmbH-Gesetz, BGB) oder nach<br />

den Bestimmungen des Gesetzes über die kommunale Zusammenarbeit (KommZG) möglich.<br />

Steigende Nachfrage<br />

Derzeit werden von der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> knapp 80 Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>en mit rund<br />

600 Geme<strong>in</strong>den unterstützt. Die Nachfrage ist weiterh<strong>in</strong> groß. Die Beispiele auf den folgenden Seiten<br />

stellen e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Querschnitt aus dem vielfältigen Aufgabenfeld <strong>in</strong> der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> dar.<br />

S Oben: Die Ilz im südöstlichen Bayerischen Wald war „Deutschlands Flusslandschaft der Jahre 2002 und<br />

2003“. Diese Auszeichnung setzte bei neun Kommunen Impulse. Sie erkannten, dass viele Aufga ben besser<br />

im Verbund bewältigt werden können. So gründeten die Stadt Grafenau und acht benachbarte Märkte und<br />

Geme<strong>in</strong>den den „Ilzer Land e. V.“,um den ländlichen Raum im Ilztal durch Verbesserung der na türlichen<br />

Lebensgrundlagen und Förderung der kulturellen Identität zu stärken und zu entwickeln. Allen Mit gliedern ist<br />

klar, dass diese Ziele nur erreicht werden können, wenn viele Projekte aus den Hand lungsfel dern Dorf und<br />

Land schaft, Wirtschaft und Infrastruktur, Tourismus und Erholung, Bildung und Kultur sowie Verwa l tung und<br />

Market<strong>in</strong>g <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Zuständigkeit durchgeführt werden. Die neun Kommunen erarbeiten nun geme<strong>in</strong>sam<br />

mit ihren Bürgern die Planungen und Maßnahmen zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrierten ländlichen <strong>Entwicklung</strong>s konzept.<br />

60


S Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>skonzepte brauchen Engagement und Tatkraft um Wirklich keit zu werden.<br />

Durch die <strong>in</strong>haltlich und räumlich aufe<strong>in</strong>ander abgestimmten Aktivitäten der Geme<strong>in</strong> den mit der Ausrichtung<br />

auf die Aufgaben der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ist e<strong>in</strong>e zielorientierte Um setzung gewährleistet.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Vorbereitungsphase<br />

Geme<strong>in</strong>den beantragen<br />

Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong>formiert und motiviert die Geme<strong>in</strong>den<br />

Aufgabenstellung klären und Handlungsfelder festlegen<br />

Geme<strong>in</strong>deparlamente beschließen die Zusammenarbeit der Kommunen<br />

Weitere Akteure aus<br />

Geme<strong>in</strong>den, Wirtschaft, Verbänden, Politik und Vere<strong>in</strong>en gew<strong>in</strong>nen<br />

P<br />

Konzeptphase<br />

Beauftragtes Planungsbüro erarbeitet<br />

Konzept zur Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

Ablauf und Organisation strukturieren<br />

Aufgabenstellung und Handlungsfelder konkretisieren<br />

<strong>Entwicklung</strong>sstrategien zu den Handlungsfeldern erarbeiten<br />

<strong>Entwicklung</strong>sstrategien im<br />

Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>skonzept zusammenführen<br />

Geme<strong>in</strong>deparlamente beschließen<br />

das Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>skonzept<br />

P<br />

Umsetzungsphase<br />

Prioritäten der Umsetzung festlegen<br />

Maßnahmenkonzepte zu den <strong>Entwicklung</strong>sstrategien erarbeiten<br />

Geme<strong>in</strong>deparlamente beschließen die Maßnahmen<br />

E<strong>in</strong>zelobjekte/Maßnahmen umsetzen durch<br />

P P P<br />

Geme<strong>in</strong>den Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Dritte wie z. B. Wirtschaft, Landwirtmit<br />

Dorferneuerung und schafts-, Wasserwirtschafts-<br />

Flurneuordnung<br />

Straßenbau-, Naturschutzverwaltung<br />

61


Pionierleistung zur Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

Regionale Landentwicklung Auerbergland<br />

Sie s<strong>in</strong>d ländlich und landwirtschaftlich geprägt und liegen alle am Fuß des 1 055 Meter hohen Auerbergs:<br />

die elf Geme<strong>in</strong>den aus Oberbayern und Schwaben, die sich seit 1993 zur Regionalen Landentwicklung<br />

Auer bergland zusammengeschlossen haben. Geme<strong>in</strong>sam suchen sie nach Perspektiven im ländlichen Raum<br />

und streben e<strong>in</strong>e eigenständige, ganzheitlich und nachhaltig geprägte <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> den Be reichen Landwirtschaft,<br />

Handwerk und Gewerbe, Tourismus und Kultur an. Mit e<strong>in</strong>em Satz: Die regionale Wert schöpfung<br />

soll verbessert werden.<br />

Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> hat zusammen mit der Landwirtschaftsverwaltung und LEADER+ den Geme<strong>in</strong>den<br />

Hilfe zur Selbsthilfe geboten und so dazu beigetragen, zukunftsträchtige Standortfaktoren zu schaffen:<br />

Erlebniswege für Radfahrer und Wanderer wurden e<strong>in</strong>gerichtet, das Tourismusangebot vernetzt,<br />

e<strong>in</strong> Qualitätssiegel für Beherbergungsbetriebe entwickelt, die Direktvermarktung von Auerbergland-<br />

Spe zia li täten ausgebaut, e<strong>in</strong> bäuerliches Schlachthaus errichtet. Außerdem f<strong>in</strong>det alle zwei Jahre e<strong>in</strong>e<br />

Gewerbeschau statt und – vielleicht das spektakulärste Projekt dieser <strong>in</strong>terkommunalen Allianz – die<br />

2 000-jährige Kaiserstraße „Via Claudia Augusta“ wurde wiederbelebt. Weitere Projekte stehen vor der<br />

Realisierung.<br />

Im Rahmen von Dorferneuerung und Flurneuordnung s<strong>in</strong>d maßgeschneiderte Lösungen entstanden, von<br />

denen die rund 19 000 E<strong>in</strong> wohner der elf Geme<strong>in</strong>den profitieren. Sie wären allerd<strong>in</strong>gs nicht erreicht<br />

worden, hätten sich nicht die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger aktiv <strong>in</strong> örtlichen und regionalen Arbeitskreisen<br />

engagiert und bei der <strong>Entwicklung</strong> von Ideen sowie deren Umsetzung mitgewirkt. Gerade ihnen ist es zu<br />

verdanken, dass sich das Auerbergland zu e<strong>in</strong>em Musterbeispiel für Bürger engage ment und lebendige<br />

Dorfkultur entwickelt hat und <strong>in</strong>zwischen bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.<br />

62


Hochwasserschutz mit abgestimmten ökologischen, topografischen<br />

und technischen Komponenten<br />

Die kle<strong>in</strong>eren Bäche (Gewässer III. Ordnung) rund um den<br />

Auerberg haben bei den Hochwasserereignissen 1999 und 2002<br />

hohe materielle Schäden verursacht. Re<strong>in</strong> technische Maß nahmen<br />

hätten dem Problem bei künftigen Hochwässern nicht<br />

abgeholfen. Ganz selbstverständlich wurde auf der Suche nach<br />

Lö sungen der mittlerweile im Auerbergland etablierte Ansatz<br />

der Geme<strong>in</strong>samkeit aufgegriffen und mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>sam<br />

getragenen und raumbezogenen Hochwasserschutz kon zept<br />

auf ca. 280 km 2 auf den Weg gebracht. Dabei haben die natürlichen<br />

und die naturräumlichen Rückhaltemöglichkeiten <strong>in</strong> den<br />

11 Ge me<strong>in</strong> den erste Priorität. Sie werden ergänzt durch landschaftsverträgliche<br />

technische Maßnahmen, die <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e<br />

Rück haltekapazität von 2,3 Mio. m 3 bieten.<br />

Fachgruppe Neue Medien Auerbergland<br />

140 freiwillige und ehrenamtliche Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

halten die Internetpräsentation über das Auerbergland auf dem<br />

Laufenden. Selbstverständlich ist das Angebot e<strong>in</strong> ganz wichtiger<br />

Market<strong>in</strong>gfaktor nach <strong>in</strong>nen und außen im Nahbereich<br />

von Schloss Neuschwanste<strong>in</strong> und Forggensee. Es soll deshalb<br />

E<strong>in</strong> heimische und Touristen gleichermaßen ansprechen. Auch<br />

bei neuen Medien setzt das Auerbergland auf Syn ergieeffekte.<br />

Im Datenpool des Auerberglandes s<strong>in</strong>d auch das Projekt „Schulnetz“<br />

und die Erwachsenenbildung <strong>in</strong>tegriert. Er wach sene<br />

sollen lernen aus den neuen Medien Nutzen zu ziehen, um z. B.<br />

Market<strong>in</strong>gstrategien zu entwerfen oder Bilder zu bearbeiten.<br />

Partner dieser Bildungs<strong>in</strong>itiative s<strong>in</strong>d die Volkshochschulen<br />

<strong>in</strong> den nahegelegenen Städten. Ebenso kommunizieren alle<br />

Schu len des Auerberglandes über den eigenen Server und<br />

bereichern den Datenpool <strong>in</strong> besonderer Weise. Das Internet<br />

wird didaktisch genutzt oder auch als elektronische Schultafel<br />

(Smart board) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

www.auerbergland.de<br />

63


<strong>Entwicklung</strong> über Grenzen h<strong>in</strong>weg: Aktionsbündnis Künisches Gebirge<br />

Zum Aktionsbündnis Künisches Gebirge haben sich im Jahr 2000 fünf Oberpfälzer und sechs tschechische<br />

Geme<strong>in</strong>den rund um den Osser zusammengeschlossen. Im Aktionsraum leben ca. 24 000 Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger. Der Plan der elf relativ kle<strong>in</strong>en Kommunen: Sie wollen geme<strong>in</strong>sam die Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e<br />

nachhaltige, grenzüberschreitende <strong>Entwicklung</strong> ihrer Region nutzen, ohne aber die Eigenart und kulturelle<br />

Eigenständigkeit der Geme<strong>in</strong>den aufzugeben. Dabei konzentrieren sie sich auf die folgenden Hand lungsfelder:<br />

Freizeit, Erholung und Tourismus, <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>/Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft,<br />

Umwelt- und Naturschutz, Soziales, Bildung, Kunst, Kultur, Information und Kommunikation.<br />

Bürger und Geme<strong>in</strong>devertreter aus beiden Staaten erstellten <strong>in</strong> Arbeitskreisen e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ent wicklungskonzept.<br />

Das Besondere dabei: Ausgewählte Vorhaben werden als so genannte Spiegelprojekte je weils<br />

e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de diesseits und jenseits der Grenze zugeordnet. Das Leitmotiv der <strong>in</strong>novativen deutschtschechischen<br />

<strong>Entwicklung</strong>sarbeit lautet: „Zwei Welten - e<strong>in</strong>e Region“.<br />

Erste Teilprojekte s<strong>in</strong>d schon umgesetzt. In Lam entstand e<strong>in</strong>e neue Bergwachtzentrale, <strong>in</strong> der geme<strong>in</strong>same<br />

deutsch-tschechische Schulungen stattf<strong>in</strong>den und auch grenzüberschreitende Ret tungs e<strong>in</strong>sätze koord<strong>in</strong>iert<br />

werden können. Lam ist auch Sitz der Tourismusakademie Ostbayern, die Beschäftigte des Hotel- und<br />

Gaststättengewerbes aus beiden Ländern ausbildet. Grenzüberschreitende Künstlersymposien, geme<strong>in</strong>deübergreifender<br />

Erwerb und geme<strong>in</strong>schaftliche Nutzung von Spezialgeräten und die Wieder aufnahme alter<br />

Radwege verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d weitere Beispiele e<strong>in</strong>es gelebten Leitbildes. Kooperation ist auch hier der<br />

Schlüssel zum Erfolg. Die Landesentwicklung steht den Geme<strong>in</strong>den mit dem Regionalmanagement bei der<br />

Umsetzung von Projekten zur Seite.<br />

64


Im Handlungsfeld „<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>/Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft“ ist aufgezeigt, mit welchen<br />

Maßnahmen im Rahmen der Dorferneuerung und Flurneuordnung die Geme<strong>in</strong>den des Aktionsbünd<br />

nisses unterstützt werden. Wegebaumaßnahmen, Hoferschließungen und Bodenordnung land- und<br />

forstwirtschaftlicher Flächen von kle<strong>in</strong>en, unwirtschaftlichen zu zeitgemäßen Wirtschaftse<strong>in</strong>heiten spielen<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Sie dienen der Stärkung der Landwirtschaft und unterstützen damit auch den Gesundheits<br />

tourismus <strong>in</strong> der Region, <strong>in</strong> den zahlreiche Bauernhöfe e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e gute Erreichbarkeit und<br />

betriebswirtschaftlich organisierte Produktionsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er der Eckpfeiler für den Aufbau der<br />

Direktvermarktung. Die Wiederherstellung alter Wegeverb<strong>in</strong>dungen zwischen den deutschen und tschechischen<br />

Kommunen, die über Jahrzehnte unterbrochen waren und der Aufbau e<strong>in</strong>es regionalen Rad- und<br />

Wanderwegenetzes, das <strong>in</strong> die europäischen Fernradwegenetze e<strong>in</strong>gebunden ist, s<strong>in</strong>d wichtige strukturelle<br />

Maßnahmen. Dorferneuerungsprojekte werden dort e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

wo städtebauliche oder <strong>in</strong>fra strukturelle Mängel bei der<br />

Verwirklichung der geme<strong>in</strong>samen Ziele im Wege stehen.<br />

Das grenzüberschreitende Aktionsbündnis Künisches Gebirge<br />

trägt neben den Vorteilen für die beteiligten Geme<strong>in</strong>den und die<br />

gesamte Region auch dazu bei, im größer werdenden Europa die<br />

Verständigung und Verb<strong>in</strong>dung der Menschen zweier Staaten<br />

zu stärken. Der Freistaat <strong>Bayern</strong> fördert es als Pilotprojekt ideell<br />

und f<strong>in</strong>anziell.<br />

www.kuenisches-gebirge.de<br />

65


Brücken-Allianz<br />

<strong>Bayern</strong>-Böhmen<br />

Bayerische<br />

Projektkommunen<br />

im Lkr. Wunsiedel<br />

Arzberg<br />

Wunsiedel<br />

Brücken-Allianz <strong>Bayern</strong> –Böhmen<br />

Die Städte Arzberg und Hohenberg a. d. Eger, die Geme<strong>in</strong>de Höchstädt i. Fichtelgebirge sowie die Märkte<br />

Schirnd<strong>in</strong>g, Thiersheim und Thierste<strong>in</strong> mit <strong>in</strong>sgesamt über 40 Ortsteilen im östlichen Fichtelgebirge im<br />

Land kreis Wunsiedel liegen direkt an der tschechischen Grenze. Der dramatische Strukturwandel <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahren hat vor allem <strong>in</strong> der Porzellan<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>en gravierenden Veränderungsprozess <strong>in</strong> Gang<br />

gesetzt. Auf grund dieser enormen Schwächung braucht die Region neue wirtschaftliche Perspektiven.<br />

Im Rahmen der laufenden Dorferneuerungen im Allianzgebiet wurden Themen angesprochen, die lokal<br />

nicht zu lösen s<strong>in</strong>d. Aus dieser Situation heraus kam der Impuls, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit<br />

aufzubauen. In e<strong>in</strong>em gut halbjährigen Prozess mit <strong>in</strong>tensiver Beteili gung der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong><br />

verschiedenen Arbeitskreisen wurden die Weichen zur Bildung der Brücken-Allianz gestellt.<br />

Nun werben alle Kommunen für neue Betriebsansiedlungen. Auf e<strong>in</strong>er eigens <strong>in</strong>itiierten Messe präsentiert<br />

sich das Handwerk als Allianz der Region. Geme<strong>in</strong>sam bemühen sich alle Partner, das wichtige<br />

Standbe<strong>in</strong> Landwirtschaft zu erhalten. Besondere Bedeutung besitzt dies auch zur Pflege der attraktiven<br />

Mit tel ge birgs landschaft als wichtige Voraussetzung für den Ausbau des Tourismus. Um das Potenzial der<br />

Region geme<strong>in</strong>sam besser nutzen zu können, haben die Allianzgeme<strong>in</strong>den den Vere<strong>in</strong> „Brücken- Allianz<br />

<strong>Bayern</strong> – Böhmen e. V.“ ge grün det mit dem Ziel, die mit der breit angelegten Bürgermitwirkung gewonnenen<br />

Maßnahmen- und Pro jekt vorschläge systematisch umzusetzen. Startprojekte s<strong>in</strong>d u. a.<br />

S die Erstellung e<strong>in</strong>es Radwegekonzeptes im Allianzgebiet,<br />

S e<strong>in</strong>e Studie zur touristischen Nutzung des bestehenden Fleisnitzstausees,<br />

S die Stärkung des regionalen Austausches mit dem Umland der grenznahen Stadt Cheb,<br />

S die Erstellung e<strong>in</strong>er Job- und Praktikumsbörse zur Vermittlung freier Stellen <strong>in</strong><br />

hiesigen Firmen an Jugendliche aus dem Allianzgebiet.<br />

Der Motor – Zukunftsgestaltung durch Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> – ist <strong>in</strong>s Laufen gekommen.<br />

Allen ist klar, nur die Kraft motivierter Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger, Geme<strong>in</strong>den, Betriebe und Verantwortlicher<br />

kann Grundlage für e<strong>in</strong>e Region mit Perspektive se<strong>in</strong>.<br />

www.bayern-boehmen.de<br />

66


Bürgermitwirkung<br />

Bestand erheben, mitplanen, umsetzen helfen – so gestalten<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger die Zukunft ihrer Heimat mit<br />

„Mitdenken, mitplanen, mitgestalten“ – so lautet das Motto sowohl <strong>in</strong> jeder Dorferneuerung als auch<br />

Flurneuordnung. Dah<strong>in</strong>ter steht die Überzeugung: Nur wenn die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bei der Gestaltung<br />

ihres Lebensraumes mitwirken können, entstehen tragfähige Lösungen und sie identifizieren sich auch mit<br />

dem Ergebnis. Deshalb s<strong>in</strong>d sie aufgerufen, ihre Ziele zu nennen, Wünsche zu äußern und mit ihren Ideen<br />

die Zukunft ihrer Heimat mitzugestalten.<br />

Bürgermitwirkung ist für die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit. Sie liefert den Bürgern alle<br />

notwendigen Informationen und gibt ihnen die Möglichkeit, sich bei der Planung und Gestaltung ihres<br />

Lebensumfeldes zu engagieren. Dies hat die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> auch dem h<strong>in</strong>zugekommenen<br />

Instrument Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zugrunde gelegt und plant mit den Verantwortlichen und<br />

weiteren Engagierten aus der Region für die Region.<br />

67


S L<strong>in</strong>ks: Jeder E<strong>in</strong>zelne ist gefragt und se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung und Vorstellungen s<strong>in</strong>d wichtig für die Planungen.<br />

Über e<strong>in</strong>e Million Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> fast 1 300 Geme<strong>in</strong>den haben <strong>in</strong> den derzeit laufenden Projek<br />

ten der Dorfer neuerung und Flurneuordnung die Möglichkeit aktiv mitzuarbeiten. S Rechts: In Dorfund<br />

Flurwerk stätten können sich alle Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> den Planungsprozess und die Konzeptentwick<br />

lung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Ihre Wünsche, Vorstellungen und Ideen gehen e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Gesamtplanung, über die<br />

gewählte Bürgerver treter – Vorstand der Teilnehmer geme<strong>in</strong>schaft und Geme<strong>in</strong>derat – eigenständig entscheiden.<br />

In Dorferneu erun gen gehört die Geme<strong>in</strong>de als wichtiger Partner und fester Bestand teil zum Gremium<br />

der gewählten Vertreter.<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger nehmen das Heft selbst <strong>in</strong> die Hand<br />

„Woher kommen wir?“, „Wo stehen wir?“, „Wo wollen wir h<strong>in</strong>?“. Ob Dorferneuerung oder Flurneuordnung<br />

– am Beg<strong>in</strong>n suchen die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zusammen mit Fachleuten nach Antworten auf diese<br />

Fragen und analysieren so die eigenen Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Dorf und Landschaft oder <strong>in</strong> der Region.<br />

Aus den Erkenntnissen dieses <strong>in</strong>dividuellen und geme<strong>in</strong>schaftlichen Nach- und Mitdenkens werden<br />

die <strong>Entwicklung</strong>sziele für die Zukunft abgeleitet und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitbild zusammengefasst. Mit e<strong>in</strong>er<br />

Zukunftsstrategie wird der Weg beschrieben, wie<br />

und mit wem das Leitbild <strong>in</strong> die Realität umgesetzt<br />

werden kann. Anschließend stellen die Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger e<strong>in</strong>en vorläufigen Maßnahmenkatalog<br />

auf, der die wünschenswerten Vorhaben enthält.<br />

Damit ist die Bürgermitwirkung <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />

<strong>Entwicklung</strong> allerd<strong>in</strong>gs noch nicht abgeschlossen.<br />

S Die Planungen be<strong>in</strong>halten öffentliche und private<br />

Interessen. Dabei s<strong>in</strong>d Diskussionen ge wünscht,<br />

notwendig und zielführend. Beispielsweise überzeugen<br />

sich die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger von der Praxistaug<br />

lichkeit e<strong>in</strong>er neuen Verkehrsführung durch die<br />

Übertragung der Planung <strong>in</strong> die Örtlichkeit.<br />

S Bürgermitwirkung endet nicht mit fertigen Planungen.<br />

Auch bei der Umset zung ist Tatkraft gefragt.<br />

Aktive Mithilfe senkt die Kosten für Bau- und Gestaltungsmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> der Dorferneuerung und den<br />

eigenen Kostenbeitrag zur Flurneuordnung.<br />

68


S Geme<strong>in</strong>schaftliche Interessen brauchen geeignete Räumlichkeiten. Wer dabei selbst Kraft und Zeit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt,<br />

nutzt das Angebot lieber und ist zudem eher bereit, das geme<strong>in</strong>same Werk „<strong>in</strong> Schuss zu halten“.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Information und Motivation<br />

Das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

lädt Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zu e<strong>in</strong>er Initialveranstaltung e<strong>in</strong><br />

P<br />

Sem<strong>in</strong>are an der Schule für Dorf- und Landentwicklung<br />

P<br />

Erarbeitung von Zielvorstellungen, Leitbild und Zukunftsstrategie<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger sowie Vertreter von Geme<strong>in</strong>de und Vere<strong>in</strong>en<br />

P<br />

Vorbereitung von Projekten<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger sowie Vertreter von Geme<strong>in</strong>de und Vere<strong>in</strong>en<br />

bilden Arbeitskreise und entwickeln Aktionspläne<br />

P<br />

Erarbeitung e<strong>in</strong>es vorläufigen Maßnahmenkonzepts<br />

Geme<strong>in</strong>de, Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zusammen mit Fachplanern<br />

P<br />

Präsentation der Arbeitsergebnisse<br />

durch die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bei Informationsveranstaltungen, Ausstellungen etc.<br />

(Ende der Vorbereitungsphase. Förmliche E<strong>in</strong>leitung der Dorferneuerung<br />

und/oder der Flurneuordnung sowie Wahl des Vorstandes der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft.)<br />

P<br />

Erarbeiten des endgültigen Maßnahmenkonzepts<br />

Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft legt unter Beteiligung von Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürgern sowie E<strong>in</strong>beziehung von Fachplanern Konzepte vor<br />

P<br />

Umsetzung der Maßnahmen<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger arbeiten mit<br />

69


Selbst verständlich ist die Mitarbeit engagierter Bürgeri<br />

nnen und Bürger auch bei der konkreten<br />

Planung und aktiven Umsetzung der Maßnahmen<br />

gefragt, denn sie sollen auch bei geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Baumaßnahmen mithelfen. Sie können das <strong>in</strong> der<br />

Gewissheit tun, dass die Teilnehmer ge me<strong>in</strong>schaft<br />

ihre Ideen aufgreift, gegene<strong>in</strong>ander abwägt und die<br />

besten Vorschläge realisiert.<br />

Mitwirken – für jeden gibt es die passende<br />

Möglichkeit<br />

Für die Beteiligung der Bevölkerung bei der Integrierten<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>, Dorferneuerung<br />

und Flur neuordnung gibt es vielfältige Möglichkeiten,<br />

die von Fall zu Fall zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />

Immer gilt für die Mitarbeiter der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />

dabei die Devise: Die Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger dort abholen, wo sie stehen.<br />

Hier die wichtigsten Formen der E<strong>in</strong>beziehung und<br />

Mitwirkung, die je nach den örtlichen Verhältnissen<br />

und Erwartungen komb<strong>in</strong>ierbar s<strong>in</strong>d:<br />

S Von Anfang an erhalten die Bürger<strong>in</strong>nen und<br />

Bürger fortlaufend Informationen über ihre<br />

Mitwirkungsmöglich keiten und den Stand des<br />

Verfahrens. Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> vermittelt<br />

diese Infor mationen <strong>in</strong> Ver sammlungen,<br />

Infobriefen, Dorfzeitungen und bei Exkursionen.<br />

S Die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger können ihr Wissen<br />

S Die Wünsche und Vorstellungen der Bürger<strong>in</strong>nen und ihre Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, beispielsweise <strong>in</strong><br />

und Bürger für die Zukunft ihres Dorfes werden am Arbeits kreisen, bei Befragungen oder im Rahmen<br />

Ende e<strong>in</strong>er Vorbereitungsphase zur Dorferneuerung<br />

von Fragebogen aktionen und Sem<strong>in</strong>aren.<br />

der Bevölkerung präsentiert und vorgestellt. Die Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger legen geme<strong>in</strong>sam fest, welche<br />

S Alle, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>,<br />

Dorferneuerung oder Flurneuordnung<br />

Prioritäten die e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen und Aktionen<br />

erhalten. S Jeder E<strong>in</strong>zelne hat dazu e<strong>in</strong> Punktekont<strong>in</strong>gent,<br />

mit dem er se<strong>in</strong>e Ziele, Anliegen und Know how und vielfältige Anregungen <strong>in</strong> den<br />

aktiv mitgestalten wollen, f<strong>in</strong>den das nötige<br />

Wünsche bewerten kann. Die Ergebnisse zeigen die<br />

Semi naren, die die Schulen für Dorf- und Landentwicklung<br />

<strong>in</strong> Plankstetten und Thierhaupten<br />

dr<strong>in</strong>glichsten Wünsche der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

auf und ergeben das Leitbild der Dorf erneuerung.<br />

und die Schule für Dorf- und Flurentwicklung <strong>in</strong><br />

Klosterlangheim anbieten. Diese Ideenschmieden für Innovationen <strong>in</strong> Dorf und Land schaft schulen Interessierte<br />

<strong>in</strong> allen relevanten Themenbereichen und helfen dabei Leitbilder, Zu kunfts strategien und die Projektorganisation<br />

zu erarbeiten. Auf Exkursionen zu besonders gelungenen Projekten werden wert volle Erfahrungen<br />

mit anderen Dörfern ausgetauscht.<br />

70


S L<strong>in</strong>ks: Unklare oder besonders wichtige und schwierige E<strong>in</strong>zelthemen werden <strong>in</strong> Arbeitskreisen vertieft und<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kreativen Prozess zu Lösungen geführt. Die engagierten Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger holen sich dazu das<br />

notwendige Know how an e<strong>in</strong>er der drei Schulen der Dorf- und Landentwicklung. S Rechts: Dorferneuerung<br />

macht Spaß. Arbeitskreismitglieder machen beispielsweise per Sketch ihren Mitbürgern die Stärken und die<br />

Schwächen bewusst und motivieren sie so zum Mitmachen, Mitplanen und Mitgestalten. S Unten: Mit den<br />

Vorstel lungen, Wünschen und Ideen der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger fügt sich Bauste<strong>in</strong> an Bauste<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> lebenswertes<br />

Dorf mit Zukunft und e<strong>in</strong>e liebenswerte Landschaft zum Wohlfühlen.<br />

SS<br />

Geme<strong>in</strong>sames Erarbeiten fördert Kreativität. Deshalb werden von der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> Arbeitskreise<br />

<strong>in</strong>itiiert und fachlich begleitet. In speziellen Workshops bündeln die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

zu sammen mit den Fachplanern die verschiedenen Zielvorstellungen zu e<strong>in</strong>em Leitbild, an dem sich<br />

alle Maßnahmen orientieren und an dem auch später alle Maßnahmen gemessen werden können.<br />

Alle diese Formen der Bürgermitwirkung werden von der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> f<strong>in</strong>anziell<br />

unterstützt.<br />

SS<br />

Mitmachen wird belohnt: Um den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern Anreize zu geben, sich zu engagieren,<br />

können Ideenwettbewerbe hilfreich se<strong>in</strong>. Dabei lockt die Aussicht, die eigenen Ideen der Öffentlichkeit<br />

präsentieren zu können.<br />

SS<br />

Planung im modernen S<strong>in</strong>n geschieht <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> nicht von oben herab, sondern<br />

im Dialog aller Beteiligten. Sie br<strong>in</strong>gt deshalb die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger mit den Fachplanern<br />

sowie den Vertretern von Geme<strong>in</strong>den und Fachstellen an e<strong>in</strong>en Tisch und sieht es als ihre Aufgabe<br />

an, das jeweilige Projekt professionell zu begleiten und zwischen den privaten, gewerblichen,<br />

geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen Interessen zu vermitteln. Am Ende sollen Maßnahmen stehen,<br />

die bedarfsgerecht auf die örtliche Situation zugeschnitten s<strong>in</strong>d.<br />

SS<br />

Gutes tun – und auch darüber reden: Die Länd liche <strong>Entwicklung</strong> kümmert sich um die Öffentlichkeits<br />

arbeit während des gesamten Projekts. Sie <strong>in</strong>formiert die Presse und unterstützt öffentlichkeitswirksame<br />

Aktionen, um das Projekt bekannt zu machen, die Motivation der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

zur Mit arbeit zu steigern, Anerkennung zu geben und die Akzep tanz von Maßnahmen zu erhöhen.<br />

Besonders gut ge lungene Projekte und Privatmaßnahmen prämiert die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> mit<br />

Staatspreisen.


S E<strong>in</strong>heimische Jugendliche und ihre Freunde aus mehreren Ländern der Welt bauen im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Workcamps der Internationalen Jugend- und Geme<strong>in</strong>schaftsdienste e. V. e<strong>in</strong>e Trockenmauer. Im Laufe der Zeit<br />

soll sich e<strong>in</strong> Biotop für wärmeliebende Tiere und Pflanzen entwickeln. Dieses Biotop ist dann e<strong>in</strong> Element des<br />

Biotopverbundsystems <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet mit 12 000 ha, <strong>in</strong> dem mit Hilfe des Boden man age ments <strong>in</strong>sgesamt<br />

450 ha neue Biotopflächen h<strong>in</strong>zugekommen s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für Menschen, Dörfer und Landschaft<br />

„Im Mittelpunkt aller Planungen steht der Mensch“, hat<br />

der große Architekt und Gründer des Bauhauses Walter<br />

Gropius e<strong>in</strong>mal gesagt. E<strong>in</strong> Satz, der auch für die<br />

<strong>Entwicklung</strong>sprojekte im Rahmen der Integrierten Länd -<br />

lichen <strong>Entwicklung</strong>, Dorferneuerung und Flurneuordnung<br />

gilt. Die Wünsche und Vor stel lungen der<br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bilden den Orien tierungsrahmen<br />

für die Arbeit der professionellen Planer.<br />

Die Bürgermit wirkung ist deshalb <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht<br />

e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für die Menschen, die Dörfer und die<br />

Landschaft:<br />

S Die Beteiligung der Menschen vor Ort stellt<br />

sicher, dass die Maßnahmen im Dorf und <strong>in</strong> der<br />

Landschaft, <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de und der Region an<br />

ihren Bedürfnissen orientiert s<strong>in</strong>d.<br />

S Die Jugend als Entscheidungsträger von morgen verantwortlich<br />

e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und mitwirken zu lassen ist e<strong>in</strong><br />

Kernanliegen der Dorferneuerung. Möglich keiten bieten<br />

sich dazu für Jugendheime, Spielplätze, Schulhof gestaltungen,<br />

Badeweiher, Dorfplatz- und Freiraumge staltungen<br />

und vieles mehr.<br />

72


S L<strong>in</strong>ks: Örtliche Multiplikatoren wie Bürgermeister, Alt- und Neubürger, Landwirte, Gewerbetreibende, Vere<strong>in</strong>s<br />

mitglieder drücken für die bevorstehenden Dorferneuerungen, Flurneuordnungen, <strong>in</strong>tegrierten ländlichen<br />

<strong>Entwicklung</strong>en gerne noch mal die Schulbank. Mit dem Gelernten untersuchen sie dann Stärken und Schwächen<br />

<strong>in</strong> Dorf und Landschaft und entwickeln ihre Zukunftsstrategien. S Rechts: Wer mitmachen will und soll,<br />

der muss es auch können. Jährlich holen sich weit über 3 500 Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> rund 150 Sem<strong>in</strong>aren<br />

und Exkursionen an den Schulen für Dorf- und Landentwicklung im oberfränkischen Klosterlangheim, im<br />

oberpfälzischen Plankstetten und im schwäbischen Thierhaupten das Rüstzeug zu eigenständigem Handeln.<br />

SS<br />

Die Zustimmung zu den Vorhaben ist groß. Die meisten Menschen s<strong>in</strong>d mit der neuen <strong>Entwicklung</strong><br />

sehr zufrieden, weil sie mitgestalten und mitbestimmen können und die Lösungen nicht fremd-<br />

gesteuert s<strong>in</strong>d.<br />

SS<br />

Die Mitwirkung bei Planung und Umsetzung stärkt die Dorfgeme<strong>in</strong>schaft: Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

erleben sich als Geme<strong>in</strong>schaft, fühlen sich verantwortlich für das Wohl ihres Geme<strong>in</strong>wesens und<br />

machen die Erfahrung, dass geme<strong>in</strong>schaftliches Engagement e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für das Dorf ist.<br />

SS<br />

Die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger erkennen, dass sie etwas bewegen können. Sie empf<strong>in</strong>den die Mit wir -<br />

kungsmöglichkeit als „positive Bürger<strong>in</strong>itiative“.<br />

SS<br />

Die Geme<strong>in</strong>de wird auch <strong>in</strong> Zukunft von der Bürgermitwirkung profitieren. Die Menschen haben ihr<br />

kreatives Potenzial entdeckt und e<strong>in</strong>e große Aufgabe engagiert gelöst – sie werden sich auch<br />

künftigen Herausforderungen stellen, werden aktiv anpacken und Mut zu <strong>in</strong>novativen Lösungen<br />

entwickeln.<br />

SS<br />

In den Arbeitskreisen, Sem<strong>in</strong>aren und Workshops erfahren die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger, dass jede<br />

Generation ihren spezifischen Beitrag zur Lösung der Zukunftsaufgaben leisten kann. Bürger mit -<br />

wirkung ist deshalb e<strong>in</strong> Instrument, um Brücken zwischen Jung und Alt zu bauen und gegenseitiges<br />

Verständnis zwischen den Generationen zu wecken.<br />

SS<br />

Auf der Suche nach zukunfts- und bedarfsgerechten Lösungen hat sich die Bevölkerung <strong>in</strong>tensiver<br />

als vorher mit dem historischen und kulturellen H<strong>in</strong>tergrund ihres Ortes beschäftigt. Das Wissen<br />

um diese Wurzeln stärkt die Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat.<br />

73


S Sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, selbst mitplanen und Hand anlegen schafft emotionale B<strong>in</strong>dungen zur K<strong>in</strong>derstube Dorf<br />

und Landschaft. Die ländlichen Räume brauchen diese enorm wichtige Ressource als Zukunftspotenzial bei<br />

der „Hilfe zur Selbsthilfe“ von Generation zu Generation.<br />

Bürgermitwirkung – gute Tradition <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Die Bürgermitwirkung hat sich aus dem bayerischen Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip entwickelt, das dem<br />

Grund satz „Hilfe zur Selbsthilfe“ folgt. Es wurde schon 1923 <strong>in</strong> der Flurneuordnung e<strong>in</strong>geführt. Seither<br />

bilden die beteiligten Grundstückseigentümer die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft, e<strong>in</strong>e Körperschaft des<br />

öffentlichen Rechts. E<strong>in</strong> aus dem Kreis der Grundstückseigentümer gewählter Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

ist für die Planung und Durchführung der Projekte zuständig. Der Vorstand der<br />

Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft b<strong>in</strong>det die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> die Planung und Umsetzung der Maßnahmen<br />

e<strong>in</strong>. Dieses Pr<strong>in</strong>zip wurde auch konsequent für das 1982 e<strong>in</strong>geführte Bayerische Dorf entwicklungsprogramm<br />

übernommen und seither mehr und mehr <strong>in</strong>tensiviert.<br />

Dass die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger Verantwortung für ihr Dorf und ihre Landschaft übernehmen, ist<br />

Grundpr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> den Projekten der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>. So entsehen zukunftsfähige und nachhaltige<br />

Lösungen, die e<strong>in</strong>en ausgewogenen Umgang mit den ökonomischen, ökologischen und sozialen<br />

Ressourcen festschreibt. Dabei spielt der aktive und kreative Bürger e<strong>in</strong>e tragende Rolle.<br />

74


Bodenmanagement<br />

So werden Grundbesitz neu geordnet und öffentliche oder<br />

private Nutzungs<strong>in</strong>teressen koord<strong>in</strong>iert<br />

Die ländlichen Räume spielen im Flächenstaat <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>e herausragende Rolle. Ihre Aufgaben reichen weit<br />

über die Produktion von Nahrungsmitteln und die Erzeugung von Rohstoffen und Energie h<strong>in</strong>aus: Die<br />

ländlichen Räume sollen auch e<strong>in</strong> attraktives Wohn umfeld, e<strong>in</strong> vielfältiges Arbeitsplatzangebot und ab -<br />

wechslungs reiche Erholungsmöglichkeiten bieten.<br />

Gleichzeitig sollen sie die Basis für e<strong>in</strong>e gesunde Umwelt bilden. Indes: Der Flächenverbrauch ist nach wie<br />

vor zu hoch, Grund und Boden s<strong>in</strong>d aber nicht vermehrbar. Außerdem steht das Grundeigentum unter besonderem<br />

Schutz; der Umgang damit erfordert besondere Sorgfalt und hohes Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>.<br />

Hierbei kann das Boden man a ge ment e<strong>in</strong>e bedeutende vermittelnde und ausgleichende Rolle spielen.<br />

75


S L<strong>in</strong>ks: So sah die Ausgangssitution für die Grund eigen tümer und die Geme<strong>in</strong>de vor dem Bodenmanagement<br />

aus: Im Dorf beengte Hofsituationen, ungünstige Grundstückszufahrten, geplante Betriebs er weiterung – <strong>in</strong><br />

der Flur zu viele E<strong>in</strong>zelgrundstücke, schlechtes Wegenetz. S Rechts: Beengte Hofgrund stücke wurden zweckmäßig<br />

erweitert und erschlossen. Dies schafft Raum für betriebliche Investitionen, wie die Errichtung von<br />

neuen Wirtschaftsgebäuden. Durch neue Hofausfahrten ergeben sich arbeitswirtschaftliche Erleichterungen.<br />

Gleichzeitig wurden ungünstig geformte und zersplittert gelegene landwirtschaft liche Grund stücke zu großen<br />

Wirtschaftsflächen zusammengelegt. Der Flächenausgleich zwischen den Hofgrundstücken und der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfläche wurde im Bodenmanagement unmittelbar gegenseitig verrechnet.<br />

<strong>Ländliche</strong>n Grundbesitz neu ordnen<br />

Aufgabe des Bodenmanagements – zentrales Instrument e<strong>in</strong>es Verfahrens nach dem Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz<br />

– ist die Neuordnung von ländlichem Grundbesitz im Rahmen der <strong>Ländliche</strong>n Ent wick lung, von<br />

Dorferneuerung und Flurneuordnung. Dabei werden die unterschiedlichen Interessen, <strong>in</strong>sbesondere von<br />

Landwirten, Grundeigentümern und der öffentlichen Hand, berücksichtigt.<br />

Vielfältige Nutzungsansprüche s<strong>in</strong>d vorhanden<br />

Grundstückseigentümer, Pächter, Geme<strong>in</strong>den, Verbände<br />

und staatliche Stellen haben unterschiedliche<br />

An sprüche an den Grundbesitz:<br />

S Die Landwirtschaft strebt aus ökonomischen<br />

Gründen möglichst große, s<strong>in</strong>nvoll zugeschnittene<br />

und gut erschlossene Wirtschafts ­<br />

flächen an.<br />

S Die Geme<strong>in</strong>den wollen ihre Infrastruktur<br />

verbessern, beispielweise durch den Bau von<br />

S Die beengte Hofstelle mit e<strong>in</strong>er sehr unübersichtlichen Ausfahrt auf e<strong>in</strong>e viel befahrene Staatsstraße wurde<br />

erweitert und über e<strong>in</strong>en neu gebauten Ortsrandweg zusätzlich erschlossen. Dies war Voraussetzung für den<br />

Bau e<strong>in</strong>es neuen Stallgebäudes. Der Betrieb erhielt zudem se<strong>in</strong>e landwirtschaftlichen Flächen so zugeteilt,<br />

dass sie unmittelbar über den neuen Weg erreichbar s<strong>in</strong>d und die Erschließung über die Staatsstraße entbehrlich<br />

wurde.<br />

76


S Zersplittert gelegener landwirtschaftlicher Grundbesitz wird durch das Bodenmanagement zu großen,<br />

günstig zu bewirtschaftenden Flächen zusammengelegt. Dies führt zu E<strong>in</strong>sparungen bei Arbeitszeit,<br />

Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>satz und Treibstoffkosten. Die Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe wird<br />

so entscheidend verbessert.<br />

Straßen und Wegen oder die Gestaltung der Dörfer. Sie wünschen sich attraktive Angebote für<br />

Freizeit und Erholung und brauchen moderne Anlagen zur Ver- und Entsorgung. Und sie wollen<br />

Bauland für Wohnen und Gewerbe ausweisen oder über Flächen für das „Ökokonto“ verfügen.<br />

SS<br />

Zum Schutz von Natur und Landschaft ist es erforderlich, ökologisch bedeutsame Flächen langfristig<br />

zu sichern und über e<strong>in</strong> Biotopverbundsystem mite<strong>in</strong>ander zu vernetzen.<br />

SS<br />

Die Wasserwirtschaft hat die Aufgabe, den Anliegen des Gewässerschutzes, der Gewässerpflege, des<br />

Hochwasserschutzes und der Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung Rechnung zu tragen.<br />

SS<br />

Regionale und überregionale Planungsträger wollen überörtliche Großbaumaßnahmen realisieren,<br />

beispielsweise neue Verkehrsverb<strong>in</strong>dungen per Schiene und Straße.<br />

SS<br />

Der e<strong>in</strong>zelne Grundeigentümer möchte den Wert se<strong>in</strong>es Eigentums erhalten und möglichst steigern.<br />

S L<strong>in</strong>ks: Weite Feucht- und Mäanderbereiche sowie beidseitige Uferstreifen sichern den ökologischen Wert<br />

e<strong>in</strong>es Feuchtgebietes und den freien Lauf des Baches. Innerhalb des ökologisch wertvollen Bereichs gelegene<br />

und bislang landwirtschaftlich genutzte Grundstücke wurden <strong>in</strong> Lagen mit günstiger landwirtschaftlicher<br />

Nutzung verlegt. Das Bodenmanagement ist <strong>in</strong> jeder Flur neu ordnung Mittler zwischen ökologischen und<br />

ökonomischen Interessen. S Rechts: Das Bodenmanagement ermöglichte die rasche Flächenbereitstellung<br />

zum Bau e<strong>in</strong>er neuen Umgehungsstraße. Vom Straßenbau betroffene landwirtschaftliche Grundstücke wurden<br />

dabei verlegt und mit weiteren Grundstücken des jeweiligen Eigentümers zusammengelegt.<br />

77


S L<strong>in</strong>ks: Grundlage für das Bodenmanagement ist die Wertermittlung durch den Vorstand der Teilnehmer -<br />

ge me<strong>in</strong>schaft. Den Tauschwert aller Grundstücke ermitteln Sachverständige – erfahrene Landwirte – durch<br />

Boden proben, die <strong>in</strong> bestimmten Abständen und flächendeckend genommen werden. Dabei werden örtliche<br />

Gegebenheiten wie z. B. Hang-, Überschwemmungs- und Waldrandlagen oder Staunässe berücksichtigt.<br />

Für Bauflächen und Bauland ist der Verkehrswert Grundlage des Tauschwerts. S Rechts: Unter E<strong>in</strong>satz<br />

mo dernster Vermessungstechnik werden die Grenzen der neu geordneten Grundstücke <strong>in</strong> die Örtlichkeit<br />

übertragen und mit dauerhaften Grenzzeichen gesichert.<br />

Diese unterschiedlichen, teilweise mite<strong>in</strong>ander konkurrierenden Ansprüche führen nicht selten zu In teressens<br />

konflikten, genauer gesagt zu Landnutzungskonflikten. Häufig s<strong>in</strong>d Grundstücke für bestimmte Zwecke<br />

nicht an der benötigten Stelle verfügbar. Und oftmals entsprechen die Grundstücksstrukturen nicht den<br />

jeweiligen Erfordernissen.<br />

Bodenmanagement bündelt unterschiedliche Interessen<br />

Mit dem Bodenmanagement kann die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> den verschiedenen,<br />

z. T. divergierenden In te ressen entsprechen und Landnutzungskonflikte<br />

entflechten. Sie trägt damit zu optimalen Lösungen bei, die e<strong>in</strong>e breite<br />

Zustimmung der Beteiligten f<strong>in</strong>den. Das Konzept für e<strong>in</strong>e gelungene Bündelung<br />

der unterschiedlichen Vorstellungen lautet: Neuordnung des Grundbesitzes<br />

unter Wahrung der Rechte der Grundeigentümer. Insbesondere gel<strong>in</strong>gt es mit<br />

dem Bodenmanagement, die verschiedenen Bau- und Ge sta l tungs vorhaben am<br />

jeweils günstigsten Standort auszuführen.<br />

Unterschiedliche Auffassungen entstehen häufig, wenn es um den Wert von<br />

Grund stücken geht. Es gilt also, die Wertgleichheit von alten und neuen Grundstücken<br />

jedes Eigentümers zu gewährleisten. Deshalb wird beim Bodenman a gement<br />

zunächst der Wert der Grundstücke (Tauschwert) ermittelt. Bei der Neuordnung<br />

können dann vorhandene Grundstücke wertgleich verlegt und <strong>in</strong><br />

zweck mäßiger Lage, Form und Größe neu zugeteilt werden.<br />

S Die Vermessung der Grundstücke und Wege ist Grundlage für die Erstellung<br />

der neuen Katasterunterlagen. Die Grundstücksflächen werden neu berechnet<br />

und moderne digitale Flurkarten erstellt.<br />

78


Landzwischenerwerb optimiert Neuordnung<br />

Fehlt für neue Bau- und Gestaltungsvorhaben geeignetes Tauschland, können Grundstücke an nahezu<br />

beliebiger Stelle <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Verfahrens der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> zur Bodenbevorratung erworben<br />

werden (Landzwischenerwerb). Bei der Neuordnung erfolgt dann die Verlegung dieser Flächen zu den<br />

jeweiligen Vorhaben. Auf diese Weise kann Land vor allem für öffentliche Zwecke – beispielsweise neue<br />

Verkehrswege – oder für Zwecke des Naturschutzes und der Landschaftspflege bereitgestellt und damit<br />

der E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> das private Eigentum so ger<strong>in</strong>g wie möglich gehalten werden.<br />

Großräumiger Landtransfer<br />

Bei Bedarf ist auch e<strong>in</strong> großräumiger, gemarkungs- und geme<strong>in</strong>deübergreifender Landtransfer möglich.<br />

Dadurch kann beispielsweise auswärts gelegener landwirtschaftlicher Grundbesitz näher an die Hofstelle<br />

verlegt werden. Bei öffentlichen Großbaumaßnahmen mit großem Flächenbedarf lässt sich der Landzwischen<br />

erwerb bei Bedarf bis weit <strong>in</strong>s Umland ausdehnen. Das Verfahrensgebiet kann dazu entsprechend<br />

groß abgegrenzt oder erweitert werden.<br />

Alles aus e<strong>in</strong>er Hand<br />

Die Aufgaben, die bei der Neuordnung des Grundbesitzes und bei der Bereitstellung von Flächen anfallen,<br />

werden im Rahmen des Bodenmanagements von den örtlichen Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaften unter Mithilfe<br />

von Mitarbeitern der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> zentral koord<strong>in</strong>iert und übernommen. Sie<br />

SS<br />

verhandeln mit den Grundeigentümern,<br />

SS<br />

ermitteln den Tauschwert der Grundstücke,<br />

SS<br />

führen die Abmarkung und Vermessung der neuen Grundstücke durch,<br />

SS<br />

regeln die Rechtsverhältnisse; soweit erforderlich, werden im Grundbuch<br />

gesicherte Rechte auf die neuen Grundstücke übertragen, entbehrliche<br />

Rechte aufgelöst oder neue Rechte begründet,<br />

SS<br />

bereiten die Umschreibung von Grundbuch und Kataster vor und<br />

SS<br />

erstellen digitale Flurkarten als moderne Planungsgrundlage für die<br />

Geme<strong>in</strong>den und sonstigen Planungsträger.<br />

Bei Bedarf werden externe Dritte zur Mithilfe herangezogen.<br />

S Oben: Wo sollen me<strong>in</strong>e neuen Grundstücke liegen? Dies wird mit jedem<br />

Grund eigentümer <strong>in</strong> der Wunschentgegennahme besprochen. Bei der Wunsch entgegennahme<br />

br<strong>in</strong>gt jeder Eigentümer se<strong>in</strong>e Vorstellungen zur Neu or d nung se<strong>in</strong>er<br />

Grundstücke e<strong>in</strong>. Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> sorgt für e<strong>in</strong>en fairen Interessens ausgleich<br />

zwischen den verschiedenen privaten Interessen sowie zwischen privaten<br />

Interessen und dem Interesse der öffentlichen Hand. S Unten: Nach Abschluss des<br />

Bodenmanagements erfolgt die Umschrei bung von Grundbuch und Kataster.<br />

79


S Kommunen benötigen für die Umsetzung ihrer Planungen Flächen für die geme<strong>in</strong>dliche Infrastruktur, wie<br />

beispielsweise Dorf- und Festplätze, Parkplätze, Schule, K<strong>in</strong>dergarten, Friedhof, Bauhof oder Klär an lage und<br />

Gewerbegebiete. Durch Bodenmanagement kön nen sie am optimalen Standort bereitgestellt werden. Dadurch<br />

wird die geme<strong>in</strong>dliche <strong>Entwicklung</strong> nachhaltig unterstützt.<br />

Am Bedarf orientiert<br />

Für die Anwendung des Bodenmanagements der <strong>Ländliche</strong>n Ent wicklung stehen je nach Bedarf un terschiedliche<br />

Verfahrensarten nach dem Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz (zum Beispiel Flurneuordnung, Dorferneuerung,<br />

Unter neh mens verfahren, Beschleunigte Zu sam men legung, Frei wil liger Land tausch) zur Ver fügung.<br />

Ferner setzt die <strong>Ländliche</strong> Ent wick lung das Boden manage ment auch außerhalb des Flur be re<strong>in</strong>i gungsgesetzes<br />

beim Frei willigen Nutzungs tausch e<strong>in</strong>.<br />

Grundeigentümer und Geme<strong>in</strong>den profitieren<br />

Durch das Bodenmanagement profitieren die Grundeigen tümer ebenso wie die öffentliche Hand, <strong>in</strong>s ­<br />

be son dere die Geme<strong>in</strong>den:<br />

SS<br />

Für die Landwirtschaft wird zersplitterter, schlecht geformter Grundbesitz zu gut bewirtschaftbaren<br />

Flächen zusammengelegt und über neue Wege erschlossen. Die E<strong>in</strong>sparungen bei der Bewirtschaftung<br />

schlagen mit durchschnittlich 100 bis 150 Euro pro Hektar und Jahr zu Buche. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

Arbeitszeite<strong>in</strong>sparungen von vier bis acht Stunden pro Hektar und Jahr.<br />

SS<br />

Neue Standorte zu Gunsten von Wohnen, Ge werbe und Landwirtschaft werden schneller verfüg bar.<br />

Angestrebte Bauvorhaben können zügig ausgeführt werden.<br />

SS<br />

Für Anlagen der Infrastruktur, der Wasserwirt schaft, zur Energieerzeugung, des Natur schutzes und<br />

der Landschafts pflege sowie für Freizeit und Erholung werden die benötigten Flächen bereitgestellt.<br />

SS<br />

Viele Bau- und Gestaltungsmaßnahmen können durch das Bodenmanagement erst verwirklicht<br />

werden. Zudem ergibt sich e<strong>in</strong> nicht zu unterschätzender Zeitvorteil für die Umsetzung der<br />

geplanten Maßnahmen.<br />

SS<br />

Alle neu geordneten Grundstücke werden ver messen und mit dauerhaften Grenzzeichen abgemarkt.<br />

Grundstücksgrenzen s<strong>in</strong>d so zwei felsfrei im Gelände erkennbar.<br />

80


S Junge Familien brauchen günstiges Bauland und<br />

das Dorf braucht die Jugend für se<strong>in</strong>e Zukunft. Bauplätze<br />

bedarfsgerecht und vorausschauend zu schaf -<br />

fen ist deshalb e<strong>in</strong>e Daueraufgabe für Geme<strong>in</strong> den<br />

und <strong>in</strong> jeder Flur neuord nung und Dorferneu erung<br />

e<strong>in</strong>e Aufgabenstellung beim Bodenma n age ment.<br />

Fazit<br />

Das Bodenmanagement ist e<strong>in</strong>e ganz entscheidende<br />

Voraussetzung für e<strong>in</strong>en bürgernahen<br />

Voll zug eigentumsrechtlicher Regelungen. Es ist<br />

gleich zeitig auf e<strong>in</strong>en flächensparenden und ressourcenschonenden<br />

Um gang mit dem nicht vermehrbaren<br />

Gut Grund und Boden ausgerichtet.<br />

Das Boden manage ment leistet damit e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Bei trag zur geme<strong>in</strong>dlichen und regionalen<br />

Ent wicklung.<br />

S Langgestreckte und kle<strong>in</strong>e Grundstücke sowie unklare Grenzverläufe bei schwierigen Geländeverhältnissen<br />

brachten 8 Land wirte bei der Bewirtschaftung von 76,1 ha Wald mit <strong>in</strong>sgesamt 250 Grundstücken an die Gren -<br />

ze der Rentabi lität. Aus den 250 Grundstücken mit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Größe von 0,3 ha wurden 50 mit<br />

klaren Grenzen und guten Zufahrten. E<strong>in</strong> Waldsachverständiger ermittelte die Werte der unterschiedlich alten<br />

Nadelholzbestände. Zusammen mit den Bodenwerten wurden daraus die Tauschwerte gebildet.<br />

81


S E<strong>in</strong> Weißenberger Landwirt<br />

hat sich auf die Produktion<br />

von Biokäse spezialisiert,<br />

den er hauptsächlich <strong>in</strong> der<br />

Region, aber auch auf Bauernmärkten<br />

und <strong>in</strong> Bioläden <strong>in</strong><br />

München, Regensburg und<br />

Nürnberg verkauft. Durch das<br />

Zusammen legen se<strong>in</strong>er Flächen<br />

<strong>in</strong> Hof nähe kann er nun se<strong>in</strong><br />

Milch vieh aus dem Laufstall<br />

auf die Weide treiben, ohne<br />

die öffentliche Straße oder<br />

be nachbarte Grundstücke<br />

queren zu müssen. Den mit<br />

alten Bäumen be standenen<br />

Streifen nördlich se<strong>in</strong>es Hofes<br />

wollte der Eigen tü mer behal ten,<br />

er konnte damit langfristig<br />

ge sichert werden.<br />

Flurneuordnung und Dorferneuerung Weißenberg<br />

Weißenberg im Landkreis Amberg-Sulzbach liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet mit mittelgebirgsähnlichem Charakter<br />

und zahlreichen Kle<strong>in</strong>strukturen. Der Ort hat e<strong>in</strong>e weitgehend <strong>in</strong>takte Dorfgeme<strong>in</strong>schaft, die sich sehr<br />

stark mit dem Thema Ökologie befasst. So entstanden während der Dorferneuerung drei ökologisch ausgerichtete<br />

Betriebe, die für e<strong>in</strong>e Erfolg versprechende <strong>Entwicklung</strong> die bodenordnerische Unterstützung<br />

der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> benötigten. So unterschiedlich die betrieb lichen Schwerpunkte<br />

der Betriebe auch s<strong>in</strong>d – e<strong>in</strong> Betrieb unterhält <strong>in</strong> der Region Amberg-Sulzbach e<strong>in</strong>en Liefer service<br />

für regionale, ökologisch produzierte Lebensmittel, die Baumschule züchtet heimische Obst sorten und<br />

Wildgehölze und die Hofkäserei betreibt e<strong>in</strong>en Milchviehbetrieb mit eigener Käserei – der Zwang zur<br />

betrieblichen Optimierung der Wirtschaftsflächen nimmt zu. So konnte die Zahl der landwirtschaftlichen<br />

Grundstücke <strong>in</strong> der 824 ha großen Flur von 942 auf 660 gesenkt werden.<br />

Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft sicherte zudem die bestehenden Gehölzstreifen entlang des Weißenberger<br />

Baches – teilweise durch die Ausweisung gesonderter Flurstücke <strong>in</strong> privates Eigentum, überwiegend aber<br />

durch die Neuausweisung von Schutzstreifen am Unterlauf des Baches und die Überführung der Flächen<br />

<strong>in</strong> das Eigentum der Geme<strong>in</strong>de.<br />

Der Ankauf von Flächen während der Grundstücksverhandlungen ermöglichte darüber h<strong>in</strong>aus auch noch<br />

die Übereignung von 5 ha landwirtschaftlicher Flächen <strong>in</strong> das geme<strong>in</strong>dliche Ökokonto und die Bereitstellung<br />

der notwendigen Flächen für die Kläranlagen <strong>in</strong> Weißenberg und Eberhardsbühl.<br />

82


S Kle<strong>in</strong>e Felder und schlechte Wege – sehr ungünstige Bed<strong>in</strong>gungen für den E<strong>in</strong>satz moderner Landtechnik.<br />

So können Landwirte weder regional, noch national oder gar global konkurrieren. Rationelle Wirtschafts -<br />

bed<strong>in</strong> gungen für die Land- und Forstwirtschaft durch Flurneuordnung zu schaffen ist deshalb e<strong>in</strong> unverzichtbarer<br />

Schwerpunkt der Bayerischen Agrarpolitik.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Landzwischenerwerb<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

(vor der Verfahrense<strong>in</strong>leitung durch den Verband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>)<br />

P<br />

Wertermittlung der Grundstücke<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Abmarkung und Vermessung<br />

u. a. Ortslage, vorhandene und geplante Straßen und Wege,<br />

Gewässer, Biotope, Waldränder<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Verhandlungen mit den Grundeigentümern<br />

zur Neuordnung der Grundstücke<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Ausarbeitung der Neuordnung<br />

• Schaffung großer Wirtschaftsflächen<br />

• Flächenbereitstellung u. a. für Infrastruktur, Wohnen, Gewerbe,<br />

Landwirtschaft, Landschaftspflege<br />

• Regelung der Rechtsverhältnisse<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Vermessung und Abmarkung der neuen Grundstücke<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

Anmerkung:<br />

Das Ablaufdiagramm bezieht sich auf Verfahren der Flurneuordnung und Dorferneuerung, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e<br />

Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft gebildet wird.<br />

83


Das Fränkische Seenland<br />

Mit 10 000 Grundeigentümern und 98 Dörfern war das Bodenmanagement für das Fränkische Seenland<br />

e<strong>in</strong>e der größten Herausforderungen <strong>in</strong> der 125-jährigen Geschichte der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Bayern</strong>. Das Groß projekt der Wasserwirtschaftsverwaltung geht auf e<strong>in</strong>en Landtagsbeschluss des Jahres<br />

1970 zurück. Über die neu gebauten Wasserspeicher Altmühl-, Brombach- und Rothsee gelangt Wasser<br />

aus den niederschlagsreicheren Regionen der Donau und Altmühl <strong>in</strong> das wasserarme Regnitz-Ma<strong>in</strong>-<br />

Gebiet. Das Wasser überleitsystem verursachte e<strong>in</strong>en Bedarf von rund 2 700 ha vorwiegend land- und<br />

forstwirtschaftlich genutzter Fläche. Davon entfielen rund 2 000 ha auf die eigentlichen Seenflächen<br />

sowie rund 700 ha auf die begleitende Infrastruktur, wie neue oder anzupassende Verkehrswege (108 km),<br />

vielfältige Freizeit an lagen und ökologische Ausgleichsmaßnahmen. Den gelungenen Wandel von e<strong>in</strong>em<br />

ehemals re<strong>in</strong> agrarischen und äußerst strukturschwachen Gebiet zum blühenden Urlaubs- und Naherholungsgebiet<br />

Fränkisches Seenland unterstützte die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> durch die Möglichkeiten<br />

der Flurneu or dnung und Dorferneuerung maßgeblich.<br />

Soweit die jeweiligen öffentlichen Vorhabensträger nicht bereits über die erforderlichen Grundstücke<br />

verfügten, erfolgte im Bodenmanagement die Flächenbereitstellung. In <strong>in</strong>sgesamt 34 Verfahren zur Dorfer<br />

neuerung und Flurneuordnung mit e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von 34 000 ha konnten mehr als 8 000 Grundstücke<br />

bis weit im H<strong>in</strong>terland der Seen erworben und über großräumigen Landtransfer zu den jeweiligen<br />

Bauvorhaben verlegt werden. Landwirten, die ihre Betriebe weiterführen wollten, konnte im Gegenzug<br />

Ersatzland angeboten werden. Auf diese Weise ließen sich Grundstücksstreitigkeiten weitgehend vermeiden<br />

und e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz bei den Grundeigentümern erreichen. Für den zeitgerechten Baufortschritt<br />

der vielfältigen Vorhaben erwies sich dies als großer Vorteil.<br />

S Rechte Seite oben: Für den Bau des Kle<strong>in</strong>en und Großen Brombachsees, des Igelsbachsees und für die zu -<br />

gehörigen Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen waren 40 % der land- und forstwirtschaftlichen Flächen der Geme<strong>in</strong>de<br />

Absberg er forderlich. Die gelb gekennzeichneten Acker- und Wiesenflächen konnten dafür im Rahmen der<br />

gleichzeitig laufenden Flur neu ordnung gekauft werden. S Rechte Seite unten: Nach dem Bodenmanagement<br />

liegen nun die gekauften Flächen „im Wasser“ und s<strong>in</strong>d Eigentum des Zweckverbandes Brombachsee. Gleichzeitig<br />

wurden die landwirtschaftlichen Flächen neu geordnet, beispielhaft für vier Grundeigentümer <strong>in</strong> den<br />

Farben rot, ocker, violett und braun dargestellt.<br />

84


Bodenmanagement zur Verwirklichung kommunaler <strong>Entwicklung</strong>splanungen<br />

Die <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>er ländlichen Geme<strong>in</strong>de vom Bauerndorf zum gefragten Standort für Wohnen und<br />

Arbeiten kann durch Flurneuordnung und Dorferneuerung unterstützt werden. Die Geme<strong>in</strong>de Wörnitz im<br />

Landkreis Ansbach ist e<strong>in</strong> Beispiel für die Bedeutung e<strong>in</strong>es umfassenden Boden manage ments <strong>in</strong> Dorf und<br />

Flur zur Unterstützung der Umsetzung e<strong>in</strong>er kommunalen <strong>Entwicklung</strong>splanung.<br />

Mit der Planung des Neubaus der Bundesautobahn A 7 (Würzburg – Ulm) trat zum ursprünglichen Ziel<br />

der Flurneuordnung, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft, als weitere Aufgabe die<br />

Boden ordnung für diese öffentliche Großbaumaßnahme h<strong>in</strong>zu. Der Anschluss an das europäische Fernstraßennetz<br />

löste e<strong>in</strong>e erhebliche Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen aus. Die bodenordnerische<br />

Unterstützung dieser Ent wicklung <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de wurde daher e<strong>in</strong> weiteres Ziel. Durch den aufgabenorientierten<br />

E<strong>in</strong>satz der Instrumente zur Bodenord nung wurden bereitgestellt: 71 ha für die Autobahn A 7 und<br />

die Bundesstraße B 25, 13 ha für die ge me<strong>in</strong> d liche Infrastruktur wie Orts straßen, Dorfplätze, Gehsteige,<br />

Erweiterung von K<strong>in</strong>dergarten und Kläranlage, 33 ha Gewerbebauland, 20 ha Wohnbauland und 26 ha zum<br />

Aufbau e<strong>in</strong>es Biotopverbundsystems.<br />

Die Geme<strong>in</strong>de Wörnitz konnte so <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit e<strong>in</strong>e enorme Aufwärts entwick lung vollziehen. Aus<br />

e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Bauerndorf ist e<strong>in</strong>e Industriegeme<strong>in</strong>de mit gefestigter Landwirtschaft, hoher Wohnqualität<br />

und besten Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e gesunde wirtschaftliche Weiterentwicklung ge wor den. Ablesen lässt<br />

sich dies z. B. an der Bevölkerungsentwicklung mit e<strong>in</strong>er Steigerung von 1 015 E<strong>in</strong> wohnern im Jahr 1980<br />

auf 1 569 E<strong>in</strong>wohner im Jahr 1999. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg seit 1980 von 120 auf 800.<br />

86


Dorferneuerung<br />

Lebensqualität steigern, <strong>Entwicklung</strong> fördern – so werden<br />

Dörfer fit für die Zukunft<br />

Rund 60 % der Menschen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> leben im ländlichen Raum, und auch viele Städter zieht es immer<br />

wieder aufs Land. Sie alle sehnen sich nach e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>takten, überschaubaren Lebensraum, erwarten aber<br />

gleichwertige Lebensverhältnisse wie <strong>in</strong> den Städten. <strong>Bayern</strong> unterstützt deshalb se<strong>in</strong>en ländlichen Raum<br />

mit der Dorferneuerung und fördert die Standort- und Lebensqualität für e<strong>in</strong>e nachhaltige Zukunft <strong>in</strong> den<br />

Dörfern und Geme<strong>in</strong>den.<br />

Die Dorferneuerung dient der nachhaltigen Verbesserung der Lebens-, Wohn-, Arbeits- und Umweltverhältnisse.<br />

Die Dörfer und Geme<strong>in</strong>den sollen damit vor dem H<strong>in</strong>tergrund der aktuellen Herausforderungen -<br />

<strong>in</strong>sbesondere des demografischen Wandels, des Strukturwandels <strong>in</strong> der Landwirtschaft und der Energiewende<br />

– auf künftige Erfordernisse vorbereitet werden. Dabei wird e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Beschäftigung<br />

der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger mit ihrem Lebensraum angestrebt und selbstverantwortliches Handeln auf<br />

dörflicher und geme<strong>in</strong>dlicher Ebene angeregt.<br />

87


Diese Aufgaben <strong>in</strong> den Dörfern erfordern Geld und Personal. Doch viele ländliche Kommunen können<br />

weder das e<strong>in</strong>e noch das andere alle<strong>in</strong>e aufbr<strong>in</strong>gen. Deshalb hat der Bayerische Landtag das Bayerische<br />

Dorfentwicklungsprogramm <strong>in</strong>itiiert. Mit ihm unterstützt der Freistaat <strong>Bayern</strong> die Geme<strong>in</strong>den: Dörfern<br />

mit bis zu 2 000 E<strong>in</strong>wohnern steht e<strong>in</strong> weitgefächertes Dienstleistungspaket zur Verfügung. Durch die<br />

Dorferneuerung sollen<br />

SS<br />

die örtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Landwirtschaft verbessert,<br />

SS<br />

das Bewusstse<strong>in</strong> für die dörfliche Lebenskultur, den heimatlichen Lebensraum, die Nahversorgung<br />

sowie die Bereitschaft zur Zusammenarbeit <strong>in</strong> der Region vertieft,<br />

SS<br />

die ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Potentiale der ländlichen Räume gestärkt,<br />

SS<br />

die Innenentwicklung der Dörfer und der sparsame Umgang mit Grund und Boden gefördert,<br />

SS<br />

der eigenständige Charakter ländlicher Siedlungen und die Kulturlandschaft erhalten sowie<br />

SS<br />

Beiträge zum Klimaschutz, zur Energiewende und zur Anpassung an den Klimawandel geleistet werden.<br />

Ganzheitliche Lösung aus e<strong>in</strong>er Hand<br />

Um e<strong>in</strong> Dorf für die Zukunft fit zu machen, müssen alle Aspekte se<strong>in</strong>er <strong>Entwicklung</strong> beachtet werden. Des -<br />

halb strebt das Bayerische Dorfentwicklungsprogramm ganzheitliche Lösungen an. Geme<strong>in</strong>den, die bei der<br />

<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>e Dorferneuerung beantragen, können mit der Aufnahme <strong>in</strong> das Programm<br />

planerische, f<strong>in</strong>anzielle und organisatorische Hilfe zur Erfüllung vielfältiger Aufgaben erwarten – zum<br />

Beispiel <strong>in</strong> den Bereichen Bauen, Innenentwicklung, Demografie, Klimaschutz und Energiewende, Öko logie,<br />

Wirtschaft oder Kultur. Konkret umfasst das Bayerische Dorfentwicklungsprogramm folgende Leistungen:<br />

1. Öffentliche und private Maßnahmen im baulich-gestalterischen und ökologischen Bereich<br />

SS<br />

Planungen und Konzepte<br />

SS<br />

Gestaltung von Straßen und Plätzen<br />

SS<br />

Erschließung von landwirtschaftlichen Hofstellen<br />

SS<br />

Dorfgerechte Ausstattung mit Kultur-, Freizeit- und Erholungse<strong>in</strong>richtungen<br />

SS<br />

Renaturierung und naturnahe Gestaltung von Fließgewässern und Dorfweihern<br />

SS<br />

Ortse<strong>in</strong>- und -durchgrünung<br />

SS<br />

Verr<strong>in</strong>gerung der Hochwassergefahr für den Ortsbereich<br />

SS<br />

Sanierung, Umnutzung und Revitalisierung dörflicher Bausubstanz


S L<strong>in</strong>ks: E<strong>in</strong>e typische Situation, wie sie <strong>in</strong> tausenden bayerischen Dörfern zu f<strong>in</strong>den ist – verkehrs gerecht,<br />

aber beengt, ke<strong>in</strong> Platz für Fußgänger und gliedernde Grünstrukturen. S Rechts: Nach der Umgestaltung bietet<br />

der Straßenraum e<strong>in</strong>e gelungene dorfgerechte Symbiose aus Verkehrsfläche und Lebensraum für Mensch und<br />

Natur. Klare L<strong>in</strong>ien und Abgrenzungen der Wege erhöhen die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Wenn<br />

dazu die Verkehrsmaßnahme noch schön <strong>in</strong> Grün e<strong>in</strong>gebettet ist, s<strong>in</strong>d alle zufrieden mit der Koproduktion<br />

zwischen Geme<strong>in</strong>de, Bürgern, Dorferneuerungsplaner und Fachbehörden.<br />

2. Maßnahmen im ökonomischen Bereich<br />

SS<br />

Erwerb und Verwertung von Grundstücken und Gebäuden, die der Innenentwicklung oder der<br />

Bodenordnung dienen<br />

SS<br />

Wiederbelebung und Umnutzung von leerstehender Bausubstanz<br />

SS<br />

Verbesserung der Nahversorgung (z. B. Dorfläden)<br />

SS<br />

Energiee<strong>in</strong>sparung und Erzeugung erneuerbarer Energien<br />

3. Maßnahmen im sozialen und kulturellen Bereich<br />

SS<br />

Sem<strong>in</strong>are und Aktionen, die Information, Bildung und Motivation der Bürger fördern<br />

SS<br />

Unterstützung von Initiativen (z. B. Dorfchronik)<br />

SS<br />

Dorfgerechte E<strong>in</strong>richtungen zur Förderung der Geme<strong>in</strong>schaft (z. B. Geme<strong>in</strong>schaftshäuser)<br />

SS<br />

Errichtung und Renovierung von Kle<strong>in</strong>denkmälern, Bildstöcken, Marterln, Brunnen, Backöfen<br />

SS<br />

Erhaltung und Wiederherstellung von kulturhistorisch wertvollen Garten- und Freiflächen<br />

S Ganz l<strong>in</strong>ks: Rück wär tige Erschließung –<br />

e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für Landwirte und Dorf be wohner.<br />

Sie erlaubt den Landwirten, ihre Betriebs- und<br />

Wirtschaftsflächen verkehrssicher anzufahren,<br />

ohne den <strong>in</strong>nerörtlichen Verkehr zu belasten.<br />

S Mitte: Dorfbäche s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> be liebter Erlebnisund<br />

Spielraum für K<strong>in</strong>der, Lebensraum für Flo -<br />

ra und Fauna, e<strong>in</strong>e Aufwertung des Dor f bildes<br />

und steigern die Lebensqualität. S Rechts: Die<br />

Zahl geme<strong>in</strong>schaftlicher Dorfläden steigt weiter.<br />

Der Dorfladen <strong>in</strong> Utzenhofen entstand im Rahmen<br />

der Dorfer neuerung und war 1994 der<br />

erste <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nach jahrelangem Ladensterben.<br />

89


S L<strong>in</strong>ks: Fuhrner Schüler und Jugendliche konzipierten, planten und bauten sich e<strong>in</strong> Jugendheim nach ihren<br />

Vorstellungen. In den Sommerferien packten sie kräftig an und erbrachten die notwendige 50-prozentige Eigenleistung.<br />

S Rechts: Wer geme<strong>in</strong>sam arbeitet, der feiert auch mite<strong>in</strong>ander. Geme<strong>in</strong>schaftliches Engagement stärkt<br />

das Mite<strong>in</strong>ander. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Dorfgeme<strong>in</strong>schaft ist e<strong>in</strong> wichtiger Standortfaktor.<br />

Zuschüsse – als Hilfe zur Selbsthilfe<br />

In allen drei Bereichen bietet das Bayerische Dorfentwicklungsprogramm Zuschüsse an. Ihre Höhe hängt davon<br />

ab, ob es sich um Investitionen der öffentlichen Hand oder um private Maßnahmen handelt. Dabei gilt:<br />

SS<br />

Planungen und Beratungen können abhängig von der F<strong>in</strong>anzkraft der Geme<strong>in</strong>de mit bis zu 70 Prozent,<br />

Maßnahmen im geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen Interesse bis zu 60 Prozent gefördert werden.<br />

SS<br />

Bei privaten Vorhaben beträgt der staatliche Zuschuss <strong>in</strong> der Regel bis zu 30 Prozent der<br />

Aufwendungen. Die Förderung ist hierbei je nach Art des Vorhabens auf 10 000 bzw. 30 000 Euro,<br />

<strong>in</strong> Ausnahmefällen auf bis zu 60 000 Euro limitiert.<br />

Lebendige Dörfer durch aktive Bürger<br />

Engagement und Förderung des Staates s<strong>in</strong>d nur s<strong>in</strong>nvoll, wenn die Bevölkerung bereit<br />

ist, sich an der Gestaltung ihres Lebensraumes zu beteiligen. Die Erfahrung zeigt: Wenn<br />

die Bürger mitreden und mitentscheiden können, tragen sie auch die Ergebnisse des<br />

Veränderungsprozesses mit. Nur so werden nachhaltige Ergebnisse erzielt. Daher gilt<br />

der Grundsatz: „Ohne Bürgermitwirkung ke<strong>in</strong>e Dorferneuerung!“<br />

Die E<strong>in</strong>wohner s<strong>in</strong>d bei der Dorferneuerung wichtige Ideengeber für die Geme<strong>in</strong>de.<br />

Sie sollen sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und Vorschläge, Zustimmung aber auch Skepsis artikulieren –<br />

kurz: e<strong>in</strong>e aktive Rolle bei der Dorferneuerung spielen. Träger der Dorferneuerung s<strong>in</strong>d<br />

entweder Geme<strong>in</strong>de und Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft – der Zusammenschluss aller Grundeigentümer<br />

– oder die Geme<strong>in</strong>de alle<strong>in</strong>e bei E<strong>in</strong>fachen Dorferneuerungen. Die Geme<strong>in</strong>de<br />

ist maßgeblich am Planungs- und Entscheidungsprozess beteiligt.<br />

S Jung und Alt gehören zusammen wie Bürgermitwirkung und Dorf erneuerung oder engagierte Bürger und<br />

Geme<strong>in</strong>de. Alle zusammen stehen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> für e<strong>in</strong>e gesunde Dorf ent wicklung nach dem Motto „Neues<br />

gestal ten – Bewährtes erhalten“.<br />

90


DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Antrag<br />

der Geme<strong>in</strong>de beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Information von Geme<strong>in</strong>derat und Bürgern<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Vorbereitungsphase<br />

Bildung von Arbeitskreisen, Erarbeiten e<strong>in</strong>es Leitbildes und e<strong>in</strong>es<br />

vorläufigen Maßnahmenplans durch die Bürger und Geme<strong>in</strong>devertreter<br />

mit Unterstützung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Festlegung der Ziele und Schlüsselmaßnahmen sowie der Förderung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

E<strong>in</strong>leitung des Verfahrens<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

mit Entstehung der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Wahl des Vorstands der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

unter Leitung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Aufstellen der endgültigen Planung sowie der F<strong>in</strong>anzierung der Maßnahmen<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft und die Geme<strong>in</strong>de<br />

P<br />

Umsetzung der Maßnahmen<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft, die Geme<strong>in</strong>de und die Bürger<br />

P<br />

Bodenmanagement<br />

Grundstücksverhandlungen, Festlegung, Abmarkung und Vermessung der Grenzen,<br />

Erstellen der neuen Grundbuch- und Katasterunterlagen, Eigentumsübergang<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Schlussabrechnung<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft und die Geme<strong>in</strong>de<br />

P<br />

Abschluss des Verfahrens<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Dorferneuerung vollzieht sich <strong>in</strong> Schritten. Schon im Vorfeld <strong>in</strong>formiert die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> die<br />

Menschen im Ort über die Möglichkeiten der Dorferneuerung und wirbt um ihre Mitarbeit. Dabei gibt es<br />

vielfältige Formen der Bürgermitwirkung. Die Bürger können<br />

SS<br />

sich <strong>in</strong> Versammlungen <strong>in</strong>formieren und Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen,<br />

SS<br />

bei Befragungen von Haus zu Haus ihre Me<strong>in</strong>ung sagen und Vorschläge liefern,<br />

SS<br />

<strong>in</strong> Interviews und Fragebogenaktionen aufzeigen, was ihnen wichtig ist,<br />

SS<br />

<strong>in</strong> Dorf- und Flurwerkstätten Projekte mit entwickeln,<br />

SS<br />

an Sem<strong>in</strong>aren, Workshops und Exkursionen teilnehmen und<br />

SS<br />

sich an Wettbewerben beteiligen.<br />

91


S L<strong>in</strong>ks: Mit der Sanierung und Umnutzung leerstehender Gebäude im Ort, e<strong>in</strong>er gezielten Innenverdichtung<br />

der Dorfkerne und ortsplanerischen Konzepten wirkt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> der Entleerung der Orts kerne<br />

entgegen und leistet e<strong>in</strong>en Beitrag zur nachhaltigen Landnutzung. S Rechts: Nach der Dorf erneuerung ist der<br />

Marktplatz <strong>in</strong> Reisbach wieder e<strong>in</strong>e gefragte Adresse und die Geschäfte florieren.<br />

Das notwendige Know how dafür können sich die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>aren der Schulen für<br />

Dorf- und Landentwicklung aneignen. Sie s<strong>in</strong>d Ideenschmieden für die <strong>Entwicklung</strong> von Dörfern und<br />

Geme<strong>in</strong>den und passen ihre Sem<strong>in</strong>are an die konkrete Situation an.<br />

Ausgestattet mit dem notwendigen Wissen und unterstützt von e<strong>in</strong>em erfahrenen Dorferneuerungsplaner<br />

tragen die Bürger geme<strong>in</strong>sam mit der Geme<strong>in</strong>de ihre Vorstellungen von der Zukunft ihres Ortes zusammen<br />

und bündeln die Ziele am Ende der Vorbereitungsphase <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitbild. Es liefert <strong>in</strong> dreifacher H<strong>in</strong>sicht<br />

e<strong>in</strong>en Orientierungsrahmen: für alle Maßnahmen der Dorferneuerung, für das politische Handeln der<br />

Geme<strong>in</strong>de und für das Zusammenleben der Menschen im Dorf.<br />

Als nächstes entsteht e<strong>in</strong> konkreter Maßnahmenplan. Beide, Leitbild und Maßnahmenplan, dienen als Grund -<br />

lage, um den F<strong>in</strong>anz- und Personalbedarf sowie den Zeitaufwand für das Dorferneuerungsprojekt zu kalkulie -<br />

ren. Anschließend erfolgt die förmliche E<strong>in</strong>leitung der Dorferneuerung; mit ihr gibt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

den Startschuss für erste konkrete Projekte und für die Förderung privater Maßnahmen an Haus und Hof.<br />

Das bayerische Modell: Mehr als die Summe se<strong>in</strong>er Teile<br />

Seit mehr als 30 Jahren machen ländliche Kommunen und ihre Bürger regen Gebrauch vom Bayerischen<br />

Dorfentwicklungsprogramm. Denn das bayerische Modell der Dorferneuerung ist mehr als Bürgermitwirkung,<br />

Leitbildarbeit und Unterstützung für öffentliche und private Projekte. Es ist se<strong>in</strong> ganzheitlicher<br />

Ansatz, der unzählige Bürger und Kommunal politiker überzeugt: Konzeptionelle Arbeit und projektbezogene<br />

Abwicklung liegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hand. Die Länd liche <strong>Entwicklung</strong> kümmert sich als Partner von<br />

E<strong>in</strong>wohnern sowie Geme<strong>in</strong>de um die Planung, die Genehmi gung, die F<strong>in</strong>anzierung und um die Umsetzung<br />

der Maßnahmen. Sie regelt die Eigen tums verhältnisse dort neu, wo Flächen benötigt werden oder Grenzen<br />

neu festzulegen s<strong>in</strong>d. Sie wickelt Abmarkung und Vermessung ab und sorgt dafür, dass Kataster und<br />

Grundbuch umgeschrieben werden.<br />

Zunehmend stehen benachbarte Orte vor ähnlichen Problemen, die sich geme<strong>in</strong>sam meist besser, effizien -<br />

ter und nachhaltiger lösen lassen. Auch solche komplexeren Vorhaben unterstützt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

im Rahmen der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />

92


Unter dem Dach e<strong>in</strong>es Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>skonzeptes (ILEK) werden Dorferneuerung und<br />

Flurneuordnung räumlich und fachlich koord<strong>in</strong>iert und können deshalb auf e<strong>in</strong>en eigenen umfassenden<br />

planerischen Überbau verzichten. Ausgehend von den Ziel-, Analyse- und Strategieüberlegungen des ILEK<br />

kann mit Konzentration auf Aufgabenschwerpunkte direkt mit der Lösung und Realisierung der örtlichen<br />

Aufgabenstellungen begonnen werden. Je nachdem, ob es sich um Schwerpunktaufgaben, begrenzte<br />

Aufgabenstellungen oder E<strong>in</strong>zelobjekte handelt, kann zielgerichtet und schwerpunktorientiert vorgegangen<br />

werden. Das Thema Innenentwicklung ist dafür e<strong>in</strong> Beispiel. Durch e<strong>in</strong>en gezielten Abgleich zwischen<br />

den vorhandenen und nachgefragten Potenzialen können maßgeschneiderte Lösungen erreicht werden.<br />

Die Komb<strong>in</strong>ation der Dorferneuerung mit e<strong>in</strong>er Flurneuordnung ist von großem Vorteil, wenn auch die<br />

Landschaft gestaltet werden soll oder e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de Flächen ausweisen oder öffentliche Maßnahmen<br />

umsetzen möchte. In diesen Fällen ist die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ebenfalls kompetenter Partner der<br />

Kommunen. Bei e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation von Dorferneuerung und Flurneuordnung ist z. B. auch der Tausch von<br />

Grundstücken oder Grundstücksteilen zwischen bebauter Lage und Flur möglich.<br />

E<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für das Dorf und se<strong>in</strong>e Menschen<br />

Dorferneuerung ist ke<strong>in</strong> Selbstzweck. Die Dörfer und ihre Menschen<br />

profitieren davon:<br />

SS<br />

Der Wohn- und Lebensraum und das Ortsbild werden attraktiver.<br />

SS<br />

E<strong>in</strong>e leistungsfähige Infrastruktur entsteht.<br />

SS<br />

Die Innenentwicklung wird gestärkt und Flächenverbrauch vermieden.<br />

SS<br />

Standortbed<strong>in</strong>gungen für landwirtschaftliche und gewerbliche<br />

Betriebe werden verbessert.<br />

SS<br />

Der Mut zu Investitionen wird geweckt – Grundlage für neue<br />

Arbeitsplätze.<br />

SS<br />

Handwerk und Baugewerbe profitieren von Aufträgen.<br />

SS<br />

Ökologische Defizite werden korrigiert.<br />

SS<br />

Energie wird e<strong>in</strong>gespart und durch erneuerbare Energie entsteht<br />

zusätzliche Wertschöpfung.<br />

SS<br />

Aktive Bürger handeln selbstverantwortlich.<br />

SS<br />

Geme<strong>in</strong>schaftsgeist und Identifikation mit dem Wohnort wachsen.<br />

SS<br />

Der eigenständige Charakter des Dorfes bleibt erhalten.<br />

SS<br />

E<strong>in</strong> <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n von durchschnittlich 15 Prozent wird<br />

angestoßen.<br />

SS<br />

Die Zuschüsse lösen e<strong>in</strong> Siebenfaches an Investitionen aus.<br />

S Sport und Musik bieten Geme<strong>in</strong>schaftsleben und Lebensqualität. Vielerorts fehlt es an Räumen, wo sich<br />

die Menschen treffen, ihre Dorfgeme<strong>in</strong>schaft und Kultur pflegen können. Im schwäbischen Ketterschwang<br />

übernimmt nun e<strong>in</strong> saniertes Anwesen diese Funktion. Neben Räumen für die Mutter-K<strong>in</strong>d-Gruppe, e<strong>in</strong>em<br />

Heimat museum und e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>schaftlichen Obstpresse f<strong>in</strong>den heute auch die Musiker aus dem Ort e<strong>in</strong><br />

nahezu professionelles Studio.<br />

93


Maih<strong>in</strong>gen – von der grauen Maus zur Perle im Ries<br />

Die 1 230 E<strong>in</strong>wohner zählende Geme<strong>in</strong>de Maih<strong>in</strong>gen im Landkreis Donau-Ries ist mit 30 landwirtschaftlichen<br />

Betrieben noch stark landwirtschaftlich geprägt. Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft s<strong>in</strong>d<br />

wenig vorhanden, Maih<strong>in</strong>gen gehört damit zu den steuerschwächsten Geme<strong>in</strong>den im Landkreis. Mit Dorferneuerung<br />

und Flurneuordnung und mit der damit verbundenen Unterstützung bei Planung, Ausführung<br />

und Förderung konnte der Wohn- und Arbeitsstandort deutlich gestärkt werden. Neben Baumaßnahmen,<br />

Straßen, Gehwegen und Plätzen förderte die Dorferneuerung geme<strong>in</strong>schaftliche E<strong>in</strong>richtungen wie den<br />

Um bau der ehemaligen Schule zum Rathaus mit Geme<strong>in</strong>schaftsräumen, die Neuanlage e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derspielplatzes<br />

und die Sanierung des ehemaligen Armenhauses durch den örtlichen Theatervere<strong>in</strong>. Ergänzend trugen<br />

viele Bürger durch Bau- und Pflanzmaßnahmen im privaten Bereich zur Aufwertung des Ortsbildes bei.<br />

Maih<strong>in</strong>gen litt häufig unter Überschwemmungen durch die Mauch. Der Ausbau<br />

des Baches im Ort und außerhalb mit e<strong>in</strong>er großzügigen Grünzone ist nicht nur<br />

funktionierender Hoch wasserschutz, sondern gleichzeitig e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für die Natur<br />

und das Ortsbild.<br />

Die Bodenordnung im Rahmen der parallel laufenden Flurneuordnung ermöglichte<br />

u. a. den Bau e<strong>in</strong>er neuen Grundschule, die Verwirklichung e<strong>in</strong>es Musikerheimes, die<br />

Anlage e<strong>in</strong>es Schützenheimes sowie e<strong>in</strong>es neuen Sportgeländes mit Fußballfeld und<br />

e<strong>in</strong>er Tennisanlage. Weiter erhielt die Geme<strong>in</strong>de im Tauschwege die nötigen Flächen<br />

für den Wertstoffhof, den geme<strong>in</strong>dlichen Bauhof und e<strong>in</strong>e Erdaushub deponie an der<br />

Stelle, an der es für die <strong>Entwicklung</strong> der Geme<strong>in</strong>de am s<strong>in</strong>nvollsten ist. Des weiteren<br />

schloss sich die Geme<strong>in</strong>de mit 18 Landwirten und e<strong>in</strong>em Handwerksbetrieb<br />

zusammen, um fünf Geme<strong>in</strong>schaftsmasch<strong>in</strong>enhallen mit <strong>in</strong>sgesamt 54 Anteilen zu<br />

errichten. Zehn Landwirte kooperierten beim Bau der geme<strong>in</strong>schaftlichen Fahr siloanlage<br />

mit 12 Kam mern. E<strong>in</strong> Waschplatz und e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftswaage runden<br />

dieses ländliche Arbeitszentrum ab.<br />

S Oben: Nur mit der gleichzeitigen Durchführung von Dorferneuerung und Flurneuordnung und dem damit<br />

verbundenen Bodenmanagement hat Maih<strong>in</strong>gen vorher undenkbare Lösungen für se<strong>in</strong>e vielen Geme<strong>in</strong> schaftse<strong>in</strong>richtungen<br />

und den Hochwasserschutz erreicht. S Mitte: Die ehemalige Schule wird nach der Dorferneuerung<br />

neu genutzt. Das Gebäude dient seit der Sanierung als Rathaus und beherbergt Räume für die Dorfgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Landfrauen, Bastelgruppe, Chor usw. pflegen hier Geme<strong>in</strong>schaftsleben und Dorf kul tur. S Unten:<br />

Der Hochwasserschutz erfolgte <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie durch Wasserrückhaltung <strong>in</strong> der Landschaft. Die Ufer schutz streifen<br />

und Wasserrückhaltungen entlang der Mauch wurden im Zuge der Flurneuordnung bereitgestellt.<br />

94


Flurneuordnung<br />

E<strong>in</strong> Kraftschub für den ländlichen Raum – so werden se<strong>in</strong>e<br />

Wirtschaftskraft gestärkt und se<strong>in</strong>e Struktur verbessert<br />

Der ländliche Raum <strong>Bayern</strong>s ist e<strong>in</strong>zigartig: Er bietet den Menschen hohe Lebensqualität; se<strong>in</strong>e gepflegte,<br />

abwechslungsreiche Kulturlandschaft prägt das Gesicht unseres Landes. Beides, die Lebens qualität und die<br />

Kulturlandschaft mit ihren wertvollen Lebensräumen, ist eng mit der bäuerlichen Land- und Forst wirt schaft<br />

verbunden. Nur wenn es gel<strong>in</strong>gt, Wiesen, Äcker und Wälder nachhaltig zu bewirtschaften, werden sich<br />

diese Werte auf Dauer sichern lassen. Die Flurneuordnung kann dazu wirksam beitragen.<br />

Die Wirtschaftsflächen müssen nach Lage, Form und Größe an die betrieblichen Erfordernisse angepasst<br />

und zweckmäßig erschlossen werden. Mit dem Bodenmanagement bietet sich gleichzeitig die e<strong>in</strong>zigartige<br />

Chance, ökonomische und ökologische Interessen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen – zum beiderseitigen Vorteil:<br />

Kosten senken und Kulturlandschaft sichern.<br />

95


S Die Zusammenlegung zersplittert gelegener landwirtschaftlicher Grundstücke zu großen Wirtschaftsflächen<br />

und deren Erschließung mit ausgebauten Wegen führt zu E<strong>in</strong>sparpotenzialen. Große, gut geformte und<br />

erschlossene Wirtschaftsflächen reduzieren die Bewirtschaftungskosten um 100 bis 150 Euro sowie die<br />

Arbeitszeit auf dem Feld um 4 bis 8 Stunden pro Hektar und Jahr. Im Zuge dieses Bodenmanagements werden<br />

gleichzeitig Flächen für öffentliche und geme<strong>in</strong>schaftliche Vorhaben, wie Straßen und Wege, sowie für<br />

Naturschutz und Landschaftspflege, <strong>in</strong>sbesondere zum Aufbau von Biotop verbund systemen, bereitgestellt.<br />

Stillstand bedeutet Rückschritt<br />

Knapp zwei Drittel der bayerischen Bevölkerung leben im ländlichen Raum. Das heißt: Die landwirtschaftlich<br />

geprägten Gebiete s<strong>in</strong>d auch Wirkungsraum für Handel, Gewerbe und Dienstleistung. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

bildet der ländliche Raum die Grundlage für die touristische <strong>Entwicklung</strong> <strong>Bayern</strong>s. Se<strong>in</strong>e Attraktivität ist<br />

zugleich e<strong>in</strong> wichtiger Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs: Stillstand würde auch im ländlichen Raum Rückschritt bedeuten. Der ländliche Raum muss<br />

weiter <strong>in</strong> die Zukunft entwickelt werden, ohne se<strong>in</strong>en Grundcharakter zu verändern. Mit der Flurneuordnung<br />

stellt sich die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> dieser Aufgabe. Diese Verfahren tragen dazu bei<br />

SS<br />

die Produktions- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Land- und Forstwirtschaft zu verbessern,<br />

SS<br />

die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes zu erhalten und auszubauen,<br />

SS<br />

die natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft zu schützen und<br />

SS<br />

den notwendigen Ausbau der Infrastruktur zu unterstützen.<br />

Fachliche und f<strong>in</strong>anzielle Hilfe<br />

Die Flurneuordnung ist e<strong>in</strong> bewährtes und wirksames Instru men tarium, um die Kulturlandschaft nachhaltig<br />

zu entwickeln. Auf der Grundlage des Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetzes bietet die <strong>Ländliche</strong> Entwick lung damit<br />

fachliche, organisatorische, rechtliche und f<strong>in</strong>anzielle Hilfen für<br />

SS<br />

e<strong>in</strong>e flächendeckende Neuordnung des Grundeigentums,<br />

SS<br />

die Durchführung von Bau- und Gestaltungsmaßnahmen,<br />

SS<br />

die Verkehrserschließung und die Infrastruktur,<br />

SS<br />

wasserwirtschaftliche Maßnahmen sowie<br />

SS<br />

Maßnahmen des Bodenschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege.<br />

96


S Für e<strong>in</strong>en modernen umweltfreundlichen und rentablen Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d große Wirtschaftsflächen<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung. Durch verr<strong>in</strong>gerte Masch<strong>in</strong>enlaufzeiten ergeben sich jährliche E<strong>in</strong>sparungen<br />

beim Treibstoff <strong>in</strong> Höhe von 40 Liter pro Hektar, verbunden mit e<strong>in</strong>er deutlichen Verm<strong>in</strong>derung an ozonschä<br />

digenden Treibgasen.<br />

Grundkonsens über die Ziele der Neuordnung<br />

Um e<strong>in</strong> Flurneuordnungsverfahren e<strong>in</strong>leiten zu können, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt se<strong>in</strong>: Das<br />

Vorhaben muss mit den Trägern öffent licher Belange, also den Behörden, Verbänden und Kommunen, abgestimmt<br />

werden und bei Landwirten und Grundeigentümern muss e<strong>in</strong> breiter Konsens bestehen, an dem<br />

Verfahren mitzuwirken. Grund stückseigentümer und Kom munen werden schon im Vorfeld e<strong>in</strong>es Ver fahrens<br />

umfassend <strong>in</strong>formiert und unterstützt, um geme<strong>in</strong>sam die Ziele des Ver fahrens klar def<strong>in</strong>ieren zu können.<br />

Da die unterschiedlichen Interessengruppen alle <strong>in</strong>tensiv an dem Neu ord nungsprozess beteiligt s<strong>in</strong>d, wird<br />

frühzeitig e<strong>in</strong> Grundkonsens darüber erreicht, wie die Flur neu gestaltet werden soll.<br />

Die Flurneuordnung ist mit ihren Möglichkeiten des Flächen manage ments und<br />

der Infrastruktur verbes se rung auch e<strong>in</strong> wichtiges Instrument zur Umset zung<br />

von Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>skonzepten (ILEK). Dies gilt vor allem<br />

für flächen bezogene Handlungsfelder des ILEK, wie beispielsweise geme<strong>in</strong>deübergreifende<br />

Konzepte zum Hochwasserschutz, zur Biotopvernetzung oder zu<br />

Er lebniswegen. Im ILEK werden diese <strong>Entwicklung</strong>sansätze für das Planungs-<br />

S Oben: Gelebte Subsidiarität ist praktiziertes Grund pr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> der Flurneuordnung<br />

– Gewählte Vertreter der Grund eigen tümer (Vorstand der Teil neh merge<br />

me<strong>in</strong> schaft) planen und entscheiden über die neuen Wege und Gewässer,<br />

Abgren zungen der Flurlagen, Neuordnung der Felder und Wiesen, Land schaftspflege<br />

maßnahmen und kulturhistorischen Aspekte. Sie beteiligen die Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger und kümmern sich um die Abstimmung mit Behörden und Ver bänden.<br />

S Unten: Bedarfsgerecht ausgebaute Wege verkürzen die An- und Ab fahrtszeit<br />

zu landwirtschaftlichen Grundstücken erheblich und ver r<strong>in</strong>gern den Ma ­<br />

sch<strong>in</strong>en verschleiß. Sie s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e schlagkräftige Landwirtschaft mit modernen<br />

Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung, um im europäischen Wettbewerb bestehen<br />

zu können.<br />

97


S Von oben nach unten: Für neue Gewerbe gebiete und damit Arbeitsplätze im<br />

Dorf braucht man Grund und Boden. Die Flächen des geeigneten Standortes<br />

gehören <strong>in</strong> der Regel Landwirten. Flurneuord nung und Bodenmanagement vermitteln<br />

zwischen den Interessen und lösen Landnutzungs konflikte. Flurneuordnung<br />

unterstützt so Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe und Industrie. S 500 km<br />

Straßen und Wege werden jährlich zwischen Dörfern, Weilern oder E<strong>in</strong>zel gehöften<br />

zur Verbesserung der Verkehrs <strong>in</strong>fra struktur ländlicher Räume <strong>in</strong> Flurneu ordnungen<br />

verwirklicht. Dies s<strong>in</strong>d unverzichtbare Beiträge für die Mobilität der Bürger<strong>in</strong>nen<br />

und Bürger und für die Verbesserung der Standort voraus setzungen der Geme<strong>in</strong>den.<br />

S E<strong>in</strong>fach und wirkungsvoll. Naturnahe Erdbecken halten das Wasser <strong>in</strong> der Landschaft<br />

und entlasten den Ort vor Hoch wasser gefahren. E<strong>in</strong> Nebeneffekt: Es entsteht<br />

zusätzlicher Lebens raum für Flora und Fauna. S E<strong>in</strong> gutes Wegenetz <strong>in</strong> der Flur<br />

dient nicht nur den Landwirten oder Pächtern. Es ist auch Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region<br />

zur Wertschöp fung durch radelnde oder wandernde Touristen aus nah und fern.<br />

gebiet aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt. In der darauf aufbauenden Flurneu ord nung<br />

kön nen dann Flächen an den benötigten Stellen eigentumsverträglich bereitgestellt<br />

und auch <strong>in</strong>vestive Maßnahmen unterstützt werden. Dies kann <strong>in</strong> mehreren<br />

kle<strong>in</strong>en und e<strong>in</strong>fach gehaltenen Verfahren geschehen. Auch hier bleiben<br />

die In te res sen und Rechte aller Grundeigentümer sichergestellt.<br />

Dreh- und Angelpunkt: Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

Die Flurneuordnung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> steht <strong>in</strong> der Tradition des Bayerischen Ge nos senschaftspr<strong>in</strong>zips.<br />

Die beteiligten Grundstückseigentümer bilden die Teilnehmer ­<br />

ge me<strong>in</strong>schaft, e<strong>in</strong>e Körperschaft des öffentlichen Rechts, und übernehmen verant<br />

wortlich die Planung und Durchführung der Projekte. Das heißt, e<strong>in</strong>e um ­<br />

fassende Beteiligung der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger ist nicht nur seit langem<br />

geübte Praxis, sondern auch gesetzlich verankert.<br />

Mit der E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>es Flurneuordnungsverfahren durch das Amt für Länd liche<br />

<strong>Entwicklung</strong> entsteht die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> der alle Grund stückseigen<br />

tümer zusammengeschlossen s<strong>in</strong>d. Sie ist e<strong>in</strong>e Körper schaft des öffentlichen<br />

Rechts und arbeitet als „Behörde auf Zeit“. Unter Aufsicht des Amtes für<br />

<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> hat sie weitreichende Gestaltungsaufgaben, die gesetzlich<br />

geregelt s<strong>in</strong>d.<br />

So kümmert sich die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft um Wertermittlung, Abmarkung, Vermessung und Neuordnung<br />

des Grundbesitzes sowie Planung, F<strong>in</strong>anzierung und Ausführung der geme<strong>in</strong>schaftlichen Baumaß nahmen.<br />

Damit fungiert die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft als Bauherr. Die Ausschreibung, Vergabe, Bauleitung und<br />

örtliche Bauüberwachung überträgt sie dem Verband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>. Die Teilnehmer ge me<strong>in</strong>schaft<br />

wird dabei fachlich und rechtlich durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> unterstützt.<br />

Die Grundstückseigentümer, die die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft bilden, wählen e<strong>in</strong>en aus mehreren Mitgliedern<br />

bestehenden Vorstand, der die Geschäfte führt und die Aufgaben für alle Teilnehmer wahrnimmt.<br />

98


DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Antrag<br />

von Landwirten, Geme<strong>in</strong>de oder Dritten<br />

beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Information der Grundstückseigentümer<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Vorbereitungsphase<br />

Bildung von Arbeitskreisen,<br />

Erarbeitung e<strong>in</strong>es Leitbildes und e<strong>in</strong>es vorläufigen Maßnahmenplans durch die<br />

Bürger mit Unterstützung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Festlegung der Ziele und Schlüsselmaßnahmen sowie der Förderung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Abstimmung mit Trägern öffentlicher Belange<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

E<strong>in</strong>leitung des Verfahrens<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

mit Entstehung der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Wahl des Vorstands der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

unter Leitung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Planung der Maßnahmen<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Planfeststellung/Plangenehmigung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Durchführung der Maßnahmen<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Abmarkung und Vermessung der neuen Anlagen<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Wertermittlung der Grundstücke<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Verhandlungen mit den Grundeigentümern zur Neuordnung der Grundstücke<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Ausarbeitung der Neuordnung<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Abmarkung und Vermessung der neuen Grundstücke<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

99


S Wo heute Gäste nicht nur aus der Umgebung und dem Nürnberger Raum, sondern aus ganz <strong>Bayern</strong>, ja<br />

ganz Deutschland auf der Badehalb<strong>in</strong>sel Absberg (25 ha) anfahren und parken, am Strand liegen, zelten oder<br />

sich verköstigen, waren e<strong>in</strong>st Äcker und Wiesen. Der landwirtschaftliche Grund und Boden wurde per Bodenmanagement<br />

<strong>in</strong> andere Flurlagen getauscht, die weiterh<strong>in</strong> landwirtschaftlich genutzt werden. Land wirt schaftliche<br />

Zukunfts be triebe s<strong>in</strong>d so <strong>in</strong> ihrer Existenz gesichert!<br />

Das Amt für <strong>Ländliche</strong> Ent wick lung entsendet <strong>in</strong> den Vorstand e<strong>in</strong>en Fachmann, der den Vorsitz ausübt<br />

und dafür sorgt, dass alle technischen, rechtlichen und fachlichen Regeln e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

Umfassende Anforderungen, kreative Lösungen<br />

Der Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft erarbeitet den Plan über die geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen<br />

Anlagen, stimmt ihn mit den Trägern öffentlicher Belange ab und legt ihn dem Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

zur Genehmigung vor.<br />

Das Planungskonzept umfasst <strong>in</strong> der Regel folgende Bereiche:<br />

SS<br />

den Bau von Wirtschaftswegen für die Land- und Forstwirtschaft<br />

SS<br />

den Bau und/oder die Flächenbereitstellung für Geme<strong>in</strong>destraßen<br />

SS<br />

die Ausführung von landschaftspflegerischen Maßnahmen, <strong>in</strong>sbesondere den Aufbau von Biotopverbundsystemen;<br />

außerdem werden die Geme<strong>in</strong>den bei der Umsetzung des geme<strong>in</strong>dlichen<br />

Landschaftsplanes unterstützt<br />

SS<br />

Maßnahmen des Gewässerschutzes, wie beispielsweise die Renaturierung von Gewässern und<br />

die Anlage von Uferschutzstreifen<br />

SS<br />

Maßnahmen zum vorbeugenden Hochwasserschutz, unter anderem durch den Rückhalt von<br />

Wasser <strong>in</strong> der Fläche<br />

SS<br />

Anlagen für Freizeit und Erholung, wie zum Beispiel Rad- und Wanderwege, Spielplätze,<br />

Badeweiher oder Rastplätze<br />

SS<br />

Berücksichtigung von Vorhaben Dritter, die die regionale und geme<strong>in</strong>dliche Infrastruktur verbessern,<br />

wie beispielsweise überörtliche Verkehrswege, Wohn- und Gewerbegebiete, Sportplätze, Kläranlagen<br />

sowie andere Vorhaben, für die die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft Flächen bereitstellen kann<br />

Läuft zugleich e<strong>in</strong>e Dorferneuerung, so werden die entsprechenden Maßnahmen des Dorferneuerungsplans<br />

ebenfalls <strong>in</strong> den Plan über die geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen Anlagen übernommen.<br />

100


Zuschüsse aus München, Berl<strong>in</strong> und Brüssel<br />

Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft erhält für die Maßnahmen, die <strong>in</strong> ihrer Zuständigkeit liegen, Zuschüsse der<br />

Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats <strong>Bayern</strong>. Abhängig von der wirt ­<br />

schaftlichen Leistungsfähigkeit beträgt die Förderung <strong>in</strong> der Regel bis zu 75 Prozent der für die Aus füh rung<br />

der geme<strong>in</strong>schaftlichen Anlagen anfallenden Kosten. Den Rest müssen die Teilnehmer als Eigenleis tung<br />

aufbr<strong>in</strong>gen. Bei Maßnahmen im öffentlichen In teres se tragen die Kommunen oder andere Nutz nießer <strong>in</strong><br />

angemessener Höhe zur F<strong>in</strong>anzierung bei.<br />

Tauschwerte ermitteln, Wünsche berücksichtigen, Grundstücke neu ordnen<br />

Aufgabe der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft ist vor allem die Neuordnung des Verfahrensgebietes. Das bewährte<br />

Instru ment dafür ist das Bodenmanagement – zentrales Instru ment der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />

Zunächst ermittelt der durch landwirtschaftliche Sach ver ständige verstärkte Vorstand der Teilnehmerge<br />

me<strong>in</strong> schaft den Tauschwert der Grundstücke und schafft damit die Grund lage für e<strong>in</strong>e wertgleiche<br />

Abf<strong>in</strong>dung (Wert er mittlung). Im so genannten Wunschterm<strong>in</strong> wird dann mit jedem Grundstückseigentümer<br />

ausführlich erörtert, wie er sich selbst die Neu ord nung se<strong>in</strong>er Grundstücke vorstellt. Unter Ab wägung<br />

aller Interessen und unter Be rück sichti gung e<strong>in</strong>er wert gleichen Abf<strong>in</strong> dung für alle Grund stückseigen<br />

tümer erfolgt anschließend e<strong>in</strong>e abgestimmte Neu ord nung der Grundstücke:<br />

SS<br />

Zersplittert gelegene Grundstücke werden zu großen<br />

Wirtschaftsflächen <strong>in</strong> zweckmäßiger Lage, Form und<br />

Größe zusammengelegt.<br />

SS<br />

Landnutzungskonflikte werden gelöst.<br />

SS<br />

Ortsgrundstücke können zweckmäßig geformt und<br />

erweitert werden.<br />

SS<br />

Bauland für Wohnen und Gewerbe wird bereitgestellt.<br />

SS<br />

Flächen für Anlagen, die von der Teilnehmer ge me<strong>in</strong> ­<br />

schaft oder Dritten geplant oder bereits im Vorgriff<br />

geschaffen wurden, werden bereitgestellt.<br />

SS<br />

Bestehende Rechte (z. B. Grunddienstbarkeiten)<br />

an den alten Grundstücken werden auf die neuen<br />

Grundstücke übertragen, soweit sie durch die<br />

Neuordnung nicht entbehrlich werden (so z. B.<br />

häufig Geh- und Fahrtrechte).<br />

S Reichhaltige Kultur landschaft, Hochwasserschutz für<br />

Maih<strong>in</strong>gen, wertvoller Biotopverbund. Dies s<strong>in</strong>d die drei<br />

gesicherten Funktionen e<strong>in</strong>es Talraumes, der vor der Flurneuordnung<br />

bereits landwirtschaftlich extensiv genutzt<br />

wurde, heute enorm viel Hochwasser zurückhalten kann<br />

und dessen naturschutzfachliche Pflege Landwirte vornehmen.<br />

Die Flächen wurden mit Hilfe des Boden manage ments<br />

<strong>in</strong> das Eigentum des Freistaates übergeben.<br />

101


S Hangparallele Bewirtschaftung und gesicherte Böschungen verm<strong>in</strong>dern die Erosion und den Nährstoff e<strong>in</strong>trag<br />

<strong>in</strong> Gewässer. Sie s<strong>in</strong>d damit e<strong>in</strong> außerordentlich wichtiger Beitrag zum vorbeugenden Hochwasser schutz, zum<br />

Gewässerschutz und zum Bodenschutz.<br />

Die Ergebnisse des Verfahrens werden rechtsverb<strong>in</strong>dlich im Flur bere<strong>in</strong>i gungsplan zusammengefasst. Dazu<br />

gehören <strong>in</strong>sbesondere die Regelung des Eigentums an den neuen Grundstücken sowie das Eigentum und<br />

die Unterhaltslast der Anlagen, die die Teilnehmer geme<strong>in</strong>schaft neu geschaffen hat (z. B. Straßen, Wege<br />

oder Biotope).<br />

Gestärkte Wirtschaftskraft, höherer Erlebniswert<br />

Die Flurneuordnung wertet den ländlichen Raum <strong>in</strong> vielfältiger Weise auf:<br />

SS<br />

Durch die Neuordnung entstehen neue Grundstücke <strong>in</strong> zweckmäßiger Lage, Form und Größe.<br />

Diese neuen Grundstücke lassen sich besser bewirtschaften und damit auch besser verpachten.<br />

SS<br />

Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe nehmen spürbar zu.<br />

So reduzieren sich dank größerer Wirtschaftsfläche sowie der besseren Erschließung der Flur die<br />

Betriebskosten deutlich. E<strong>in</strong>sparungen von 100 bis 150 Euro pro Hektar und Jahr s<strong>in</strong>d möglich.<br />

Gleichzeitig kann der Arbeitszeitaufwand für die Feldarbeit um vier bis acht Stunden pro Hektar<br />

und Jahr verr<strong>in</strong>gert werden.<br />

SS<br />

Das Bodenmanagement der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft löst eigentumsverträglich die bestehenden<br />

Nutzungskonflikte und sorgt für e<strong>in</strong>e ressourcenschonende Landnutzung.<br />

SS<br />

Gleichzeitig kann die Geme<strong>in</strong>de neues Bauland für Wohnen und Gewerbe ausweisen und<br />

erschließen.<br />

SS<br />

Landschaftspflegerische Maßnahmen schaffen e<strong>in</strong>e attraktive Kulturlandschaft und erhöhen<br />

den Erlebniswert für E<strong>in</strong>heimische und Naherholungssuchende.<br />

102


SS<br />

Bau- und Gestaltungsmaßnahmen verbessern die Standortbed<strong>in</strong>gungen und sichern gleichzeitig<br />

Arbeitsplätze im ländlichen Raum.<br />

SS<br />

Die örtliche und regionale Wirtschaft wird durch die ausgelösten Investitionen und zielgerechtes<br />

Flächenmanagement unterstützt.<br />

SS<br />

Gemessen an Faktoren wie E<strong>in</strong>wohnerzahl, Steueraufkommen, Arbeitsplätzen usw. erfahren<br />

Geme<strong>in</strong>den durch die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>en <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n von durchschnittlich<br />

15 Prozent.<br />

SS<br />

Das ganze Verfahrensgebiet wird abgemarkt und vermessen, Kataster und Grundbuch werden<br />

fortgeschrieben.<br />

SS<br />

E<strong>in</strong>e digitale Flurkarte wird erstellt. Damit steht der Geme<strong>in</strong>de für die Zukunft e<strong>in</strong>e moderne und<br />

aktuelle Planungsgrundlage zur Verfügung.<br />

Fazit<br />

Die Landwirtschaft steht heute unter e<strong>in</strong>em enor ­<br />

men Wett bewerbs druck. Betriebe, die <strong>in</strong> der Zukunft<br />

bestehen wollen, s<strong>in</strong>d gezwungen, alle<br />

Chancen zur Ra tionali sie rung und damit zur<br />

Stärkung ihrer Wett be werbs fähigkeit zu nutzen.<br />

Deshalb brauchen unsere Bauern die Flur neuordnung.<br />

Neben der Ökonomie stehen ökologische Frage stel lungen im Vordergrund. Im Rahmen der Flur neuordnung<br />

werden nicht nur wertvolle Land schafts bestandteile er hal ten, sondern das Land schaftsbild wird<br />

durch landschaftspflegerische Maßnahmen zusätzlich aufgewertet.<br />

Das Dienstleistungsangebot der Flurneuordnung wendet sich aber auch <strong>in</strong> ganz besonderer Weise an die<br />

Ge me<strong>in</strong>den. Fast alle zukunftsweisenden Geme<strong>in</strong>de ent wick lungsprozesse haben e<strong>in</strong>e immer gleiche<br />

Grundbe d<strong>in</strong>gung: Die zur Verwirklichung erforderliche Fläche, der Grund und Boden, muss zur Verfügung<br />

stehen! Die dadurch möglichen Verbesserungen der kommunalen Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen und die<br />

<strong>in</strong> der Folge notwendigen Bau maßnahmen sichern Arbeitsplätze und stärken den ländlichen Raum.<br />

Flurneuordnung unterstützt somit die Anpassung der Kommunen an ökonomische, ökologische und sozial ­<br />

politische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur Stärkung ihrer Wettbewerbs fähigkeit.<br />

103


S Die Lösung von Landnutzungskonflikten war Voraussetzung für e<strong>in</strong>e zügige Bereitstellung von Bauland für<br />

Wohnen (22 ha) und Gewerbe (13 ha, siehe Abb.) und damit e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag zur Sicherung und Schaffung<br />

von Arbeitsplätzen am Ort. Die junge Generation hat dadurch Perspektiven und verbleibt <strong>in</strong> der Region.<br />

Markt Bechhofen a. d. Heide – zukunftsweisend strukturiert<br />

Attraktivitätsverlust als Folge des landwirtschaftlichen Strukturwandels, Stillstand <strong>in</strong> der Gewerbe entwicklung,<br />

e<strong>in</strong>e wenig leistungsfähige Infrastruktur und daraus resultierende Abwanderungstendenzen<br />

vor allem der jüngeren Generation kennzeichneten die Situation des Marktes Bechhofen an der Heide im<br />

südlichen Landkreis Ansbach vor der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>. Insgesamt 11 Flurneuordnungen mit Dorferneu<br />

erung <strong>in</strong> 28 Ortsteilen erstreckten sich mit e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von rund 5 000 ha nahezu auf das<br />

gesamte Geme<strong>in</strong>degebiet.<br />

Im Vordergrund der Verfahren standen die Verbesserung der Existenzgrundlagen für die bäuerliche<br />

Landwirtschaft und die Steigerung der Standortqualität des Marktes Bechhofen. Zur Umsetzung dieser<br />

Zielsetzungen haben vor allem große und mit e<strong>in</strong>em neuen Wegenetz gut erschlossene Wirtschaftsflächen,<br />

neue Geme<strong>in</strong>deverb<strong>in</strong>dungswege sowie Bau- und Gestaltungsmaßnahmen beigetragen. Drehund<br />

Angelpunkt bei allen Überlegungen und Planungen zur notwendigen Maßnahme am richtigen Fleck<br />

war das Bodenmanagement. Zur Abdeckung des Landbedarfs für öffentliche Vorhaben wurden unabhängig<br />

von der Lage <strong>in</strong> den 11 Flurneuordnungen rund 250 ha gekauft und im Zuge des Bodenmanagements<br />

zum Standort des jeweiligen Bauvorhabens verlegt.<br />

104


S Die E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er Flurneuordnung bedeutet gleichzeitig e<strong>in</strong> hohes Maß an <strong>Entwicklung</strong>sdynamik und nicht<br />

Stillstand bis zur Neuordnung des Grundbesitzes. In Bechhofen stand zum Beispiel die Realisierung e<strong>in</strong>er Reitanlage<br />

und e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>sheims für Kle<strong>in</strong>tierzüchter an. Beides konnte durch vorzeitige Flächen be reitstellung an<br />

e<strong>in</strong>em geeigneten Standort auf den Weg gebracht werden, natürlich abgestimmt auf die anderen Planungen im<br />

Um feld. Die rechte Abbildung zeigt den Abschluss des Bodenmanagements <strong>in</strong> dieser Lage am Beispiel e<strong>in</strong>i ger<br />

Eigentümer. In den 11 Bechhofener Flurneuordnungsverfahren wurden <strong>in</strong>sgesamt rund 3 800 landwirtschaftliche<br />

Grundstücke mit e<strong>in</strong>er Fläche von 5 000 ha zu rund 1 000 Grundstücken zusammengelegt. Dies führt ne ben<br />

den Bewirtschaftungsvorteilen zu e<strong>in</strong>em wesentlich effizienteren Betriebsmanagement.<br />

Besonders vorteilhaft war die Komb<strong>in</strong>ation der Flurneuordnung mit der umfassenden Dorferneuerung,<br />

um die Lebens-, Wohn- und Arbeitsverhältnisse wirksam zu verbessern. Die Bündelung der anstehenden<br />

E<strong>in</strong>zelaufgaben hat den Weg zu ungeahnten Lösungen <strong>in</strong> Dorf und Landschaft, Geme<strong>in</strong>de und Region<br />

geöffnet und zu e<strong>in</strong>er besonders nachhaltigen Geme<strong>in</strong>deentwicklung beigetragen. Das gesamte In vestitions<br />

volumen im öffentlichen und privaten Bereich beläuft sich auf etwa 35 Mio. Euro. Die Fördermittel<br />

<strong>Bayern</strong>s, des Bundes und der EU betrugen 16,5 Mio. Euro.<br />

Die zukunftsweisenden Strukturmaß nahmen zeigen e<strong>in</strong>e beachtliche Wir kung. Seit Beg<strong>in</strong>n von Flurneuordnung<br />

und Dorf erneuerung ist e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches Bevölkerungs wachs tum von 5 183 E<strong>in</strong>wohnern auf<br />

6 358 E<strong>in</strong>wohner im Jahr 2003 zu verzeichnen. Bei 2 150 Erwerbstätigen stehen 1 833 Arbeitsplätze im<br />

Geme<strong>in</strong>degebiet zur Ver fügung. Die verbesserte Anb<strong>in</strong>dung an das Oberzentrum Ansbach und die Bundesauto<br />

bahn A 6, Heilbronn–Nürnberg, ist für Gewerbe trei bende sowie Aus- und E<strong>in</strong>pendler von großer<br />

Bedeu tung. Die geschaffenen Freizeite<strong>in</strong>richtungen und das Freizeit wegenetz dienen der e<strong>in</strong>heimischen<br />

Bevölkerung sowie der Belebung des Tourismus im E<strong>in</strong>zugsgebiet des Fränkischen Seenlands und des<br />

Naherholungs gebietes Hesselberg.<br />

S Die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur wurde durch den Ausbau von 21 km Geme<strong>in</strong>deverb<strong>in</strong>dungsstraßen und Orts verb<strong>in</strong>dungswegen<br />

sowie durch Flächenbereitstellungen zum Ausbau von Staats- und Kreisstraßen auf e<strong>in</strong>er<br />

Länge von 5 km und für Fuß- und Radwege mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge von 9 km verbessert.


S Die Existenzgrundlage für 43 landwirtschaftliche Betriebe mit rund 60 Arbeits plätzen erfuhr e<strong>in</strong>e grundle gende<br />

Verbes serung durch e<strong>in</strong> gut ausgebautes landwirtschaftliches Wege netz mit e<strong>in</strong>er Gesamt länge von 59 km<br />

sowie durch die Zusam men le gung von zersplittert gelegenen Grundstücken zu großen Wirtschafts flä chen. Die<br />

neuen Wege dienen überörtlichen Pachtbeziehungen ebenso wie dem Aufbau e<strong>in</strong>es Frei zeit wege netzes.<br />

Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung<br />

Hochwasserereignisse orientieren sich nicht an Flur- oder Geme<strong>in</strong>degrenzen, deshalb s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>e<br />

ganze Reihe unterschiedlicher Fragestellungen zu berücksichtigen, u. a.:<br />

SS<br />

Welchen Stellenwert haben die Interessen und Bedürfnisse der betroffenen Nutzergruppen<br />

und Eigentümer – <strong>in</strong>sbesondere der Landwirtschaft?<br />

SS<br />

Wo s<strong>in</strong>d aus übergeme<strong>in</strong>dlicher Sicht und nach E<strong>in</strong>schätzung der zuständigen Fachverwaltungen<br />

die Problem- oder Schwerpunktbereiche?<br />

SS<br />

Wo ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Schwerpunktsetzung für die Durchführung von Maßnahmen, z. B. zur Wasserrückhaltung,<br />

s<strong>in</strong>nvoll?<br />

In Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaftsverwaltung bietet sich <strong>in</strong> der Flurneuordnung e<strong>in</strong> ganzheitlicher<br />

Ansatz der Gewässerentwicklung an, der neben der Herstellung e<strong>in</strong>es guten Gewässerzustandes und<br />

dem vorbeugenden Hochwasserschutz auch agrarökologische Gesichtspunkte mit der Optimierung der<br />

Land nutzung und Aspekten der Naherholung sowie der städtebaulichen <strong>Entwicklung</strong> umfasst.<br />

S Überschwemmungen gehören im mittelfränkischen Waizendorf seit dem Bau von zwei großen Hoch wasserrückhaltebecken<br />

und vielen dezentralen kle<strong>in</strong>eren Wasserspeichern <strong>in</strong> der Flur weitgehend der Vergangenheit<br />

an. Die Wasserrückhaltungen s<strong>in</strong>d naturnah gestaltet und somit e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil des neu aufgebauten<br />

rund 200 ha umfassenden Biotopverbundsystems.<br />

106


Unternehmensverfahren<br />

So werden bei Großbaumaßnahmen öffentliche und private<br />

Interessen unter e<strong>in</strong>en Hut gebracht und Durchschneidungsschäden<br />

ausgeglichen<br />

Großbaumaßnahmen der öffentlichen Hand wie neue Autobahnen, Eisenbahnstrecken, Schifffahrtswege,<br />

Bundes- und Staatsstraßen oder Ortsumgehungsstraßen führen oft zu massiven E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> die Landschaft,<br />

die Infrastruktur und den Grundbesitz. Durch e<strong>in</strong> Unternehmensverfahren werden die Nachteile für<br />

Grundeigentümer vermieden oder ausgeglichen und die benötigten Flächen ohne Enteignung bereitgestellt.<br />

Mit Hilfe des Unter nehmens verfahrens werden die Großbauvorhaben besser <strong>in</strong> die bestehende<br />

Infrastruktur und <strong>in</strong> die umliegende Landschaft e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Zudem br<strong>in</strong>gen Großbaumaßnahmen e<strong>in</strong>en enormen Flächenbedarf mit sich, der <strong>in</strong> extremen Fällen für<br />

e<strong>in</strong>en Land wirtschaftsbetrieb existenzbedrohend se<strong>in</strong> kann. Durch frühzeitigen Landerwerb und Flächentausch<br />

können betroffene Landwirte übergangsweise Flächen zur weiteren Bewirtschaftung erhalten. Der<br />

Flächenverlust kann bei der Neuordnung der Grundstücke weitestgehend ausgeglichen werden.<br />

107


S Überregionale Verkehrswege<br />

werden frei durch die Landschaft<br />

geplant. Die Folge s<strong>in</strong>d durchschnittene<br />

Äcker und Wiesen,<br />

oft auch Härtefälle für e<strong>in</strong>zelne<br />

Be triebe. Um hohen Landverlust<br />

für Land wirte zu vermeiden,<br />

werden soviel Grundstücke wie<br />

mög lich <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb<br />

des Groß projektes gekauft. Das<br />

Bo den manage ment transferiert<br />

sie <strong>in</strong> die Trasse bzw. stellt sie<br />

für den sonstigen Flächenbedarf<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Großbaumaß<br />

nah me (Wege, Gewäs ser,<br />

Natur, Landschaft, geme<strong>in</strong>dliche<br />

Infra struktur) bereit. Restflächen<br />

und sonstiger landwirtschaftlicher<br />

Grund besitz werden neu<br />

geordnet.<br />

Nachteile ausgleichen und Interessen berücksichtigen<br />

Um bei öffentlichen Großbaumaßnahmen Nachteile auszugleichen, Flächen bereitzustellen und Ent -<br />

ei gnungen zu vermeiden, kann die Enteignungsbehörde (z. B. das Landratsamt) Antrag auf e<strong>in</strong> Unter nehmens<br />

verfahren stellen. Es umfasst folgende Maßnahmen:<br />

SS<br />

Zum Kauf angebotene Grundstücke im Bereich und <strong>in</strong> der weiteren Umgebung des Bauvorhabens<br />

werden erworben (Landzwischenerwerb), um den Flächenbedarf abzudecken, das Straßen-, Wegeund<br />

Gewässernetz anzupassen und e<strong>in</strong>en ökologischen Ausgleich sicher zu stellen.<br />

SS<br />

Die erworbenen Flächen werden an die Stelle verlegt, an der das Bauvorhaben verwirklicht wird.<br />

SS<br />

Nur wenn <strong>in</strong> Ausnahmefällen der Landzwischenerwerb zur vollständigen Abdeckung des Flächenbedarfs<br />

nicht ausreicht, wird e<strong>in</strong> Landabzug für die Großbaumaßnahme festgesetzt. Durch die Verteilung<br />

auf e<strong>in</strong>en großen Kreis von Eigentümern ist e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Abzug für den E<strong>in</strong>zelnen garantiert.<br />

SS<br />

Zwischen den Interessen der Grundeigentümer und denen des Unternehmensträgers (z. B. bei Kaufpreis<br />

und Baufreigabe) wird vermittelt.<br />

SS<br />

Der ländliche Grundbesitz wird neu geordnet.<br />

SS<br />

Für Landwirte können vorübergehend Ersatzgrundstücke bereitgestellt werden, wenn der Baubeg<strong>in</strong>n<br />

bereits vor der Neuordnung des Grundbesitzes erfolgt.<br />

SS<br />

Die Kosten des Verfahrens und der Baumaßnahmen sowie die Entschädigungen werden vom Unterneh<br />

mensträger übernommen.<br />

S 118 ha wurden <strong>in</strong> Weißenbrunn und Fornbach<br />

oh ne Enteignungen für den Froschgrundsee zum<br />

Hochwasserschutz Coburgs, die ICE-Strecke<br />

Nürn berg–Erfurt und den Arten- und Biotopschutz<br />

bereitgestellt. 59 ha davon wurden durch Grundabtretungen<br />

gegen Geld und e<strong>in</strong>en unternehmensbed<strong>in</strong>gten<br />

Landabzug von e<strong>in</strong>em Hektar aufgebracht.<br />

108


S <strong>Bayern</strong>weit s<strong>in</strong>d derzeit 100 Unternehmensverfahren <strong>in</strong> Bearbeitung. Schwerpunkte s<strong>in</strong>d die ICE-Strecke<br />

München–Ingolstadt sowie die Autobahnen bei Schwe<strong>in</strong>furt und Füssen. Wei tere Pro jekte dienen der eigentumsfreundlichen<br />

Realisierung von Bundes- und Staatsstraßen oder Ortsum ge hun gen.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Antrag<br />

durch die Enteignungsbehörde beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Landzwischenerwerb<br />

bis zur Neuordnung des Grundbesitzes<br />

durch den Verband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> bzw. die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Festlegung der Ziele und Maßnahmen<br />

sowie der Förderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Unternehmensträger<br />

P<br />

E<strong>in</strong>leitung des Unternehmensverfahrens<br />

Abgrenzung des Verfahrensgebietes mit der landwirtschaftlichen Berufsvertretung<br />

Entstehung der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Wertermittlung<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Planung und Ausführung von Folgemaßnahmen<br />

durch den Unternehmensträger und/oder die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

Vorzeitige Flächenbereitstellungen im Interesse e<strong>in</strong>es schnellen Baubeg<strong>in</strong>ns s<strong>in</strong>d möglich<br />

P<br />

Neuordnung der Grundstücke e<strong>in</strong>schließlich Flächenbereitstellung<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Festsetzung von Entschädigungen für nicht behebbare Nachteile<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Abmarkung und Vermessung der neuen Grundstücke<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

109


S Überregionale Erschließungen verbessern langfristig die Standortvoraussetzungen und die Attraktivität des<br />

ländlichen Raumes. Bei Unternehmensverfahren nutzen deshalb Geme<strong>in</strong>den das Bodenmanagement und<br />

stel len vorausschauend Flächen für Gewerbe und Wohnbebauung oder andere kommunale Anliegen wie<br />

Infrastruktur, Freizeit und Erholung, Tourismus, Natur und Landschaft bereit.<br />

Auch im Unternehmensverfahren bilden die Grundeigentümer e<strong>in</strong>e Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft,<br />

die e<strong>in</strong>en Vorstand aus ihrem Kreis wählt. Damit ist<br />

gewährleistet, dass die Interessen der Grundeigentümer bei der Reali sierung<br />

des Bauvorhabens Berücksichtigung f<strong>in</strong>den.<br />

Besonders vorteilhaft ist es, das Unternehmensverfahren mit e<strong>in</strong>er Flurneuordnung<br />

und Dorferneuerung zu komb<strong>in</strong>ieren. Dadurch werden anstehende<br />

geme<strong>in</strong>dliche <strong>Entwicklung</strong>en vorangebracht (kommunale Infrastruk<br />

tur, touristische Struktur, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe,<br />

Freizeit und Erholung, Natur und Landschaft). Für diese Maßnahmen ist<br />

der Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft mit der Geme<strong>in</strong>de verantwortlich.<br />

Ziel ist es, den Wirtschaftsstandort zu stärken sowie zu e<strong>in</strong>er Werterhaltung<br />

des Grundeigentums beizutragen.<br />

Alle Seiten profitieren<br />

S Für die Belange der Landwirte<br />

und Grundeigentümer<br />

wird genau wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flurneuordnung<br />

e<strong>in</strong>e Teilnehmergeme<strong>in</strong><br />

schaft mit weitreichenden<br />

Gestaltungs- und Entscheidungsbefugnissen<br />

gebildet.<br />

Von e<strong>in</strong>em Unternehmensverfahren profitieren sowohl der Unternehmensträger<br />

als auch die privaten Grundeigentümer. Die Vorteile:<br />

S Enteignungen und existenzbedrohende E<strong>in</strong>griffe werden vermieden.<br />

S Flächen für das Großbauprojekt werden im Tauschwege bereitgestellt.<br />

S Die vorhandene Infrastruktur wird angepasst.<br />

S Der Wert der Grundstücke wird erhalten oder gesteigert.<br />

S Die Großbaumaßnahme kann schnell umgesetzt werden.<br />

S Die Interessen von Grundeigentümern und Landwirtschaft werden<br />

berücksichtigt; dadurch ist e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz gewährleistet.<br />

110


Beschleunigte Zusammenlegung<br />

E<strong>in</strong>vernehmlich, ökologisch s<strong>in</strong>nvoll, unkompliziert – so entstehen<br />

schnell und kostengünstig große Wirtschaftsflächen<br />

Die landwirtschaftlichen Betriebe stehen unter e<strong>in</strong>em hohen Wettbewerbsdruck und s<strong>in</strong>d darauf angewiesen,<br />

ihre Felder effizient zu bewirtschaften. Die gewachsene Grundbesitzstruktur steht dem oft im<br />

Wege. Um die Situation den heutigen Erfordernissen schnell anzupassen, ist die Beschleunigte Zu sammen<br />

legung e<strong>in</strong> geeignetes Instrument.<br />

Dabei übernimmt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> die Aufgabe, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em überschaubaren Gebiet und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Zeitraum von vier bis fünf Jahren Grundstücke zu großen Wirt schafts flächen zusammenzulegen. Die<br />

Anliegen von Naturschutz und Landschaftspflege können dabei nicht nur berücksichtigt, sondern gezielt<br />

unterstützt werden.<br />

111


S L<strong>in</strong>ks: Vier Landwirte bewirtschafteten vor der Beschleunigten Zusammen legung <strong>in</strong>sgesamt 53 ha; die Betriebe<br />

hatten 6 bis 14 E<strong>in</strong>zelgrundstücke mit Flächen von 0,1 bis 4,3 ha. Zudem waren die Wege <strong>in</strong> der 215 ha<br />

großen Feldflur <strong>in</strong> schlechtem Zustand. Zwei Erschließungswege führten über Privatgrund. S Rechts: Nur drei<br />

Jahre später wirtschafteten die Betriebe auf jeweils 2 bis 3 Grundstücken mit Flächen von 0,9 bis 12,3 ha.<br />

Die vorhandenen 4,2 km Wege wurden verbessert und ergänzt.<br />

Geme<strong>in</strong>sam die beste Lösung suchen<br />

Wenn mehrere Grundstückseigentümer geme<strong>in</strong>sam ihre ökonomische Situation verbessern wollen, können<br />

sie bei der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>e Beschleunigte Zusammenlegung nach dem Flur be re<strong>in</strong> igungs gesetz<br />

beantragen. Auch Behörden, die für Naturschutz und Landschaftspflege verantwortlich s<strong>in</strong>d, erhalten auf<br />

Wunsch Unter stützung für die Umsetzung<br />

ihrer Pro jekte.<br />

Drei Voraussetzungen müssen allerd<strong>in</strong>gs<br />

er füllt se<strong>in</strong>:<br />

S Änderungen am Wege- und Gewässer -<br />

netz sollten nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang<br />

erforderlich se<strong>in</strong>.<br />

S Die Wertermittlung sollte auf e<strong>in</strong>fache<br />

Weise möglich se<strong>in</strong>.<br />

S Die Zusammenlegung sollte möglichst<br />

durch Vere<strong>in</strong>barungen geregelt werden.<br />

S Die Investitionen <strong>in</strong> moderne landwirtschaftliche Masch<strong>in</strong>en<br />

müssen sich rechnen. Mit der Beschleunigten Zusammen<br />

legung von zahlreichen E<strong>in</strong>zelflächen zu großen Wirtschafts<br />

flächen steht Landwirten e<strong>in</strong> rasches und kostengünstiges<br />

Angebot zur Verfügung. Der Gew<strong>in</strong>n für die Betriebe:<br />

ger<strong>in</strong>gerer Zeitaufwand und ger<strong>in</strong>gere Masch<strong>in</strong>en kosten. Der<br />

Ge w<strong>in</strong>n für die Umwelt: e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Treibstoffverbrauch<br />

und damit weniger Schadstoffe <strong>in</strong> der Luft!<br />

Alle Grundstückseigentümer bilden die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Bei der Be schleunig<br />

ten Zusammenlegung kann auf e<strong>in</strong>en<br />

ge wäh l ten Vorstand der Teilnehmer geme<strong>in</strong>schaft<br />

verzichtet werden. In diesem Fall<br />

nimmt dessen Aufgabe die Versammlung der<br />

Teilnehmer wahr.<br />

112


S Die Arrondierung steht bei der Beschleunigten Zusammenlegung im Vordergrund. Wegebau ist nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />

Umfang möglich. Dadurch ist die Beschleunigte Zusammenlegung besonders kostengünstig.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Antrag<br />

von Landwirten, Geme<strong>in</strong>de oder Dritten<br />

beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Festlegung der Ziele und Maßnahmen<br />

sowie der Förderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

E<strong>in</strong>leitung der Beschleunigten Zusammenlegung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Entstehung e<strong>in</strong>er Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Wahl e<strong>in</strong>es Vorstandes der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft 1)<br />

(nur bei Bedarf)<br />

durch die Teilnehmer<br />

P<br />

Wertermittlung auf e<strong>in</strong>fache Weise<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft oder e<strong>in</strong>e fachkundige Stelle<br />

P<br />

Verhandlungen zur Neuordnung des Grundbesitzes<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft oder e<strong>in</strong>e fachkundige Stelle<br />

P<br />

Ausführung der Baumaßnahmen<br />

(<strong>in</strong> der Regel nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang)<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Zusammenlegungsplan erstellen<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft oder e<strong>in</strong>e fachkundige Stelle<br />

P<br />

Abmarkung und Vermessung der neuen Grundstücke<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

P<br />

Besitze<strong>in</strong>weisung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />

durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />

1) Unterbleibt die Wahl e<strong>in</strong>es Vorstandes, so nimmt dessen Aufgaben die Teilnehmerversammlung wahr.<br />

113


S Oben: Die Beschleunigte Zusammenlegung eignet sich auch für<br />

kle<strong>in</strong>strukturierte Landschaften. Rationalisierung durch Zusam menle<br />

gung und Erschließung sichert bäuerliche Betriebe und somit deren<br />

Leistungen für die abwechslungsreiche Kulturlandschaft <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />

S Unten: Mit e<strong>in</strong>er Beschleunigten Zusammenlegung können auch<br />

Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege unter Berück sich -<br />

ti gung landwirtschaftlicher Interessen umgesetzt werden.<br />

Konkret umfasst e<strong>in</strong>e Beschleunigte Zusammenlegung die folgenden<br />

Möglichkeiten:<br />

S Grundstücke werden – möglichst im Rahmen von Vere<strong>in</strong>ba<br />

rungen – zusammengelegt.<br />

S In ger<strong>in</strong>gem Umfang können Änderungen am Wege- und<br />

Gewässernetz durchgeführt werden.<br />

S Ökologische Konzepte können umgesetzt, dabei auch Flächen<br />

bereitgestellt und Biotope gestaltet werden.<br />

S Rasche und kostengünstige Durchführung der Projekte durch<br />

ger<strong>in</strong>gen Planungs- und Verwaltungsaufwand sowie wenig<br />

Baumaß nahmen.<br />

S Die neuen Grundstücke werden abgemarkt und vermessen.<br />

S Die Unterlagen zur Umschreibung des Katasters und Grund -<br />

buchs werden ausgearbeitet.<br />

S Die Maßnahmen werden <strong>in</strong> der Regel mit bis zu 75 Prozent<br />

der entstehenden Kosten gefördert.<br />

Bestimmte Arbeitsschritte e<strong>in</strong>er Beschleunigten Zusammenlegung wie zum Beispiel die Wertermittlung<br />

oder die Erstellung des Zusammenlegungsplans können vom Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> auf externe<br />

fachkundige Stellen übertragen werden.<br />

Vielfältiger Nutzen für den ländlichen Raum<br />

E<strong>in</strong>e Beschleunigte Zusammenlegung erleichtert es den Landwirten, angesichts zunehmender Konkurrenz<br />

wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. Sie kann außerdem die Verantwortlichen für Naturschutz und<br />

Land schaftspflege bei der Realisierung ihrer Konzepte unterstützen. Letztendlich profitieren aber alle<br />

Men schen, die im ländlichen Raum leben, von e<strong>in</strong>em derartigen Verfahren. Se<strong>in</strong> Nutzen auf e<strong>in</strong>en Blick:<br />

SS<br />

Rasch erleichterte Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen für die Landwirte durch große Wirtschaftsflächen.<br />

SS<br />

Bessere betriebswirtschaftliche Ergebnisse durch niedrigere Betriebskosten und Arbeitszeitersparnis.<br />

SS<br />

Kostengünstige Lösungen und ger<strong>in</strong>ger Landabzug, da kaum Baumaßnahmen anfallen, wenn das<br />

bestehende Wegenetz genutzt werden kann.<br />

SS<br />

Die Verpachtungsmöglichkeiten werden verbessert.<br />

SS<br />

E<strong>in</strong>vernehmlich abgestimmte Lösungen, die ökonomische und ökologische Interessen berücksichtigen.<br />

SS<br />

Die ländliche Kulturlandschaft wird erhalten oder zukunftsgerecht gestaltet.<br />

SS<br />

E<strong>in</strong>fache und kostengünstige Methode, die Ergebnisse von älteren Flurneuordnungen zu optimieren<br />

und an moderne Bewirtschaftungserfordernisse anzupassen.<br />

114


Freiwilliger Landtausch<br />

Beraten, e<strong>in</strong>igen, tauschen – so verbessern Landwirte schnell<br />

und kostengünstig die Struktur ihrer Grundstücke<br />

Zeit ist Geld – das gilt auch <strong>in</strong> der Landwirtschaft. Arbeitsaufwand und Kosten spart der Landwirt vor<br />

allem, wenn se<strong>in</strong>e Grundstücke günstig zusammenliegen. Manchmal genügt für e<strong>in</strong>e bessere Be wirtschaftung<br />

schon die Verlegung weniger Grundstücke.<br />

Dies kann über e<strong>in</strong>en Freiwilligen Landtausch schnell, bedarfsgerecht und kostengünstig erreicht werden.<br />

Dabei tauschen die beteiligten Landwirte ihre Grundstücke so untere<strong>in</strong>ander aus, dass für alle Grundeigentümer<br />

die Besitzstruktur verbessert wird und damit e<strong>in</strong> effizienteres Wirtschaften möglich ist. Auch<br />

für Anliegen des Naturschutzes und der Landschafts pflege kann e<strong>in</strong> Freiwilliger Landtausch durchgeführt<br />

werden.<br />

115


S Oben: Grundbesitz, der zwar nahe beie<strong>in</strong>ander liegt, aber aus vielen verw<strong>in</strong>kelten und versetzten Grundstücken<br />

besteht oder durch Wege geteilt ist. S Unten: Effizienz durch E<strong>in</strong>igkeit. Die drei Tauschpartner waren<br />

sich über die künftige Lösung im Klaren und haben mit Hilfe des zuständigen Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

den Tausch vere<strong>in</strong>bart und durchgeführt. Aus zwölf unförmigen Grundstücken wurden <strong>in</strong>nerhalb von<br />

sechs Mo na ten drei zusammenhängende Wirtschaftsflächen geschaffen.<br />

Teilnehmer erarbeiten den Tauschplan selbst<br />

Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> bietet den Freiwilligen<br />

Landtausch nach dem Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz<br />

dann an, wenn folgende Bed<strong>in</strong>gungen erfüllt s<strong>in</strong>d:<br />

SS<br />

Es sollten nur wenige Tauschpartner beteiligt<br />

se<strong>in</strong>.<br />

SS<br />

Das vorhandene Wegenetz sollte weitgehend<br />

den Anforderungen genügen.<br />

SS<br />

Nach Möglichkeit sollen nur ganze Flurstücke<br />

getauscht werden; es soll ke<strong>in</strong> oder nur ger<strong>in</strong>ger<br />

Aufwand für Vermessungsarbeiten entstehen.<br />

SS<br />

Der Tausch muss freiwillig und e<strong>in</strong>vernehmlich<br />

erfolgen.<br />

Übrigens: Die Tauschpartner können sachkundige<br />

Helfer, die vom Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

zugelassen s<strong>in</strong>d, mit der fachlichen Betreuung<br />

und Leitung des Landtausches beauftragen.<br />

S Das Know how zum Abschluss der Tauschvere<strong>in</strong> barungen<br />

steuern die Fachleute des Amtes für <strong>Ländliche</strong><br />

Ent wick lung oder der mit den Tauschverhandlungen<br />

beauftragte Helfer bei.<br />

116


S Wenig Aufwand für viel Zeit- und Kostenersparnis. Der Freiwillige Landtausch zählt unter diesem Blickw<strong>in</strong>kel<br />

zu den Spitzenreitern, wenn es um agrarstrukturelle Verbesserungen geht. Er muss sich nicht wie <strong>in</strong><br />

der Grafik dargestellt auf e<strong>in</strong>e abgegrenzte Lage beschränken und ist auch für die Zusammenlegung von<br />

Grundstücken <strong>in</strong> verschiedenen Flurlagen anwendbar.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Antrag<br />

durch die Tauschpartner beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Information und Beratung der Tauschpartner<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

oder den beauftragten Helfer<br />

P<br />

Tauschverhandlungen<br />

geleitet vom Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

oder dem beauftragten Helfer<br />

P<br />

Vermessung und Durchführung kle<strong>in</strong>erer<br />

Bau- und Landschaftspflegemaßnahmen (nur bei Bedarf)<br />

durch das Vermessungsamt und das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Aufstellung des Tauschplanes<br />

durch die Tauschpartner mit Unterstützung<br />

des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

117


S Von oben nach unten: Naturschutz und Landschaftspflege<br />

können durch den Frei willigen Landtausch mit<br />

landwirtschaftlichen Interessen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht<br />

werden. S Wenn durch e<strong>in</strong>zelne Aufforstungen „Wald<strong>in</strong>seln“<br />

<strong>in</strong> der Landschaft wachsen, dann entstehen<br />

Nach teile für die Nachbargrundstücke. Konflikt freier<br />

s<strong>in</strong>d geschlossene Waldlagen, die durch e<strong>in</strong>en Freiwilligen<br />

Land tausch erreicht werden können. S Bei den<br />

Über legungen zum Tausch der Grundstücke sollte im ­<br />

mer präsent se<strong>in</strong>: Wegebau- und Wegeverbesse rungs ­<br />

maß nahmen oder die abgebildete Rekultivierung von<br />

Wegen s<strong>in</strong>d grundsätzlich zu vermeiden und im Be ­<br />

darfs fall auf e<strong>in</strong> notwendiges M<strong>in</strong>imum zu beschränken.<br />

Der Freiwillige Landtausch ist e<strong>in</strong> behördlich geleitetes<br />

Tauschverfahren; se<strong>in</strong>e Merkmale machen ihn für<br />

viele Landwirte attraktiv:<br />

S Die Tauschpartner erarbeiten ihren Tauschplan<br />

weitgehend selbst. Dabei vermitteln das Amt für<br />

<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> oder beauftragte sachkundige<br />

Helfer neutral zwischen den Interessen<br />

der Tauschpartner.<br />

S Die ger<strong>in</strong>ge Anzahl der Tauschpartner macht das<br />

Verfahren überschaubar.<br />

S Durch den Verzicht auf e<strong>in</strong>e Wertermittlung und<br />

den Tausch möglichst ganzer Flurstücke ist die<br />

Abwicklung e<strong>in</strong>fach, schnell und kostengünstig<br />

möglich.<br />

S Sollten kle<strong>in</strong>ere wegebauliche Maßnahmen notwendig<br />

se<strong>in</strong>, werden diese bis zu 80 Prozent,<br />

landes pflegerische Maßnahmen bis zu 100 Prozent<br />

gefördert.<br />

Ger<strong>in</strong>ger Aufwand – rascher Vollzug<br />

Der Freiwillige Landtausch bietet den Landwirten, die<br />

sich daran beteiligen, e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Vorteilen:<br />

SS<br />

Der Austausch ganzer Flurstücke erfordert nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Aufwand an Technik und Verwaltung.<br />

SS<br />

Da alle Tauschvorgänge e<strong>in</strong>vernehmlich zwischen den Tauschpartnern vere<strong>in</strong>bart werden, lässt sich<br />

der Tausch auch schnell vollziehen. Die Landwirte können die neuen Grundstücke <strong>in</strong> der Regel bereits<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahres bewirtschaften.<br />

SS<br />

Weil die Betriebsflächen optimiert werden, sparen die Landwirte Zeit und Geld bei der Bewirt schaf tung.<br />

118


Freiwilliger Nutzungstausch<br />

So werden große Wirtschaftsflächen freiwillig, schnell und<br />

kostengünstig auf Pachtbasis geschaffen<br />

In Zeiten zunehmenden Wettbewerbs wird es <strong>in</strong> der Landwirtschaft noch wichtiger, kostengünstig und<br />

mit möglichst ger<strong>in</strong>gem Zeitaufwand zu produzieren. Diesem Ziel stehen häufig die Grund stücksstruk<br />

turen entgegen: Die Felder und Wiesen der Betriebe liegen weit zerstreut, sie s<strong>in</strong>d zu kle<strong>in</strong> und<br />

ungüns tig zugeschnitten. H<strong>in</strong>zu kommt, dass aufgrund der ständig wachsenden Zupachtung die Zahl an<br />

nicht zusammenhängenden Wirtschaftsflächen weiter zunimmt. Dies führt zu unrentablem Arbeits- und<br />

Zeit aufwand.<br />

Hier kann der Freiwillige Nutzungstausch Abhilfe schaffen, <strong>in</strong>dem Wirtschaftsflächen auf Pacht basis<br />

freiwillig, schnell und kostengünstig zusammengelegt werden. Die Eigentumsverhältnisse selbst bleiben<br />

unverändert. Ökologische Interessen werden bei der Zusammenlegung berücksichtigt.<br />

119


In Nordbayern bewirtschaftet e<strong>in</strong> Haupterwerbslandwirt durchschnittlich 61 ha. 64 Prozent davon s<strong>in</strong>d im<br />

Durchschnitt Pacht flächen (Pachtquote). In manchen Gebieten Unterfrankens beträgt die Pachtquote bis zu<br />

70 Prozent. S L<strong>in</strong>ks: Höherer Bewirtschaftungsaufwand für drei Landwirte durch zersplitterte Wirt schaftsflächen.<br />

S Rechts: Betriebswirtschaftliche Effizienz durch zusammengelegte Wirtschaftsflächen; die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Grenzen zwischen den Grundstücken spielen bei der Bewirtschaftung ke<strong>in</strong>e Rolle. Kosten für Wegebau und<br />

Vermessungsarbeiten fielen nicht an.<br />

Günstige Konditionen – hohe Akzeptanz<br />

Der Freiwillige Nutzungstausch wird von den Landwirten oder der Geme<strong>in</strong>de beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

beantragt und von diesem geleitet. Tauschgrundlage ist e<strong>in</strong> Bewirtschaftungskonzept, das die<br />

Landwirte und Verpächter mit Unterstützung des Amtes für Landwirtschaft und Forsten und ggf. e<strong>in</strong>es<br />

beauftragten Helfers erstellen. Folgende Merkmale kennzeichnen den Freiwilligen Nutzungstausch:<br />

SS<br />

Die Zusammenlegung von Wirtschaftsflächen erfolgt ausschließlich freiwillig. Dabei f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> Eigentumsstrukturen statt.<br />

SS<br />

Die Pachtverhältnisse werden neu gestaltet. Bestehende Verträge können aufgelöst und <strong>in</strong> Pachtverträgen<br />

neu geregelt werden; möglich ist auch die Erlaubnis zur Unterverpachtung.<br />

SS<br />

Die neuen Wirtschaftsflächen werden <strong>in</strong> der Örtlichkeit verpflockt. Grenzste<strong>in</strong>e, die großflächiges<br />

Bewirtschaften beh<strong>in</strong>dern, können auf Antrag tiefer gesetzt werden.<br />

SS<br />

Die entstehenden Aufwendungen können gefördert werden, sofern die M<strong>in</strong>destpachtzeit zehn Jahre<br />

beträgt. Dies betrifft auch kle<strong>in</strong>ere Bau- und Gestaltungsmaßnahmen, wenn sie für den Freiwilligen<br />

Nutzungstausch notwendig s<strong>in</strong>d.<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Pachtquote <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

1949<br />

1960<br />

1971<br />

1979<br />

1981<br />

1983<br />

1985<br />

1987<br />

1989<br />

1991<br />

1993<br />

1995<br />

1997<br />

1999<br />

2001<br />

2003<br />

2005<br />

2007<br />

2010<br />

S Die Pachtquote der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ist<br />

bed<strong>in</strong>gt durch den Struktur wandel<br />

seit den 50-er Jahren von knapp<br />

10 auf 45 Prozent gestiegen.<br />

Auch <strong>in</strong> Zukunft werden Zahl<br />

und Umfang der Pachtflächen <strong>in</strong><br />

den stetig wachsenden Betrieben<br />

zunehmen.<br />

120


S Die Rentabilität und die Attraktivität von Pachtflächen steigen nach e<strong>in</strong>em Freiwilligen Nutzungstausch.<br />

Dies bewirkt der ger<strong>in</strong>gere Bewirtschaftungsaufwand auf zusammengelegten Pachtflächen. Beispielsweise<br />

br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>em Landwirt der Halmfruchtanbau auf e<strong>in</strong>er Fläche von 5 ha im Vergleich zum Anbau auf fünf<br />

E<strong>in</strong>zelflächen e<strong>in</strong>e Kostenersparnis von 140 Euro pro Hektar und Jahr.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Antrag<br />

von Landwirten, Geme<strong>in</strong>de oder Dritten<br />

beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Information<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> und das Amt für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Forsten<br />

P<br />

Aufstellung e<strong>in</strong>es Bewirtschaftungskonzeptes<br />

als Grundlage des Tauschplans<br />

durch die Tauschpartner<br />

mit Unterstützung des Amtes für Landwirtschaft und Forsten<br />

und ggf. e<strong>in</strong>es beauftragten Helfers<br />

P<br />

Verhandlungen mit Landwirten und Verpächtern<br />

zu Lage, Form und Größe der neuen Wirtschaftsflächen<br />

sowie zu bestehenden Pachtverhältnissen<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> oder e<strong>in</strong>en beauftragten Helfer<br />

P<br />

Vere<strong>in</strong>barungen mit Geme<strong>in</strong>de und Behörden<br />

(nur bei Bedarf, z. B. wegen Veränderungen am Wirtschaftswegenetz)<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Genehmigung des Tauschplans als privatrechtliche Vere<strong>in</strong>barung<br />

unter E<strong>in</strong>beziehung aller Verpächter und Landwirte<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

121


S Die Initiative für den Tausch geht <strong>in</strong> der<br />

Regel von Landwirten aus. Als Anreiz erhalten<br />

die Verpächter e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Prämie bis zu<br />

200 Euro/ha, wenn sie die Tauschvere<strong>in</strong>barung<br />

für m<strong>in</strong>destens 10 Jahre akzeptieren. So können<br />

die Land wirte die Pachtflächen effektiv und langfristig<br />

bewirtschaften.<br />

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten<br />

Der Freiwillige Nutzungstausch ergänzt die klassische<br />

Flurneuordnung. Er kann <strong>in</strong> Flurlagen<br />

S mit ausreichender Erschließung und e<strong>in</strong>fach<br />

wiederherstellbaren Grenzen als eigenständiges<br />

Neuordnungsprojekt durchgeführt<br />

werden,<br />

S <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Flurneuordnung ansteht, kurzfristige<br />

Strukturverbesserungen im Voraus<br />

ermöglichen,<br />

S <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Flurneuordnung läuft, mit der<br />

Neuordnung der Eigentumsflächen verbunden<br />

werden und so dazu beitragen, das Zusam ­<br />

menlegungs ergebnis weiter zu optimieren.<br />

Ger<strong>in</strong>ger Aufwand – hohe Effizienz<br />

Die landwirtschaftlichen Betriebe profitieren vom Freiwilligen Nutzungstausch durch beachtliche E<strong>in</strong>sparungen<br />

an Arbeitszeit und Masch<strong>in</strong>en kosten. Je nach den örtlichen Verhältnissen und Betriebsformen<br />

können alle<strong>in</strong> bei den Kosten bis zu 100 Euro pro Hektar und Jahr e<strong>in</strong>gespart werden. Verpächter erhalten<br />

nach Abschluss der Tausch vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>malig e<strong>in</strong>e Prämie von bis zu 200 Euro pro Hektar für e<strong>in</strong>e<br />

langfristige Pachtb<strong>in</strong>dung zum Zwecke der Erhaltung der Kulturland schaft und zur standortangepassten<br />

Landbewirtschaftung.<br />

Die Kulturlandschaft wird erhalten, da bei der Zusammenlegung der Flächen auch Anliegen des Naturschutzes<br />

und der Landschaftspflege beachtet und ökologisch bedeutsame Flächen gesichert werden.<br />

122


Privatmaßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />

Private Initiative zahlt sich aus – so werden Bauherren<br />

unterstützt und das Ortsbild attraktiv<br />

Die privaten Anwesen mit ihren Gebäuden, Hofräumen und Vorgärten prägen <strong>in</strong> besonderem Maß das<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsbild der Dörfer <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Die Dorferneuerung nur auf die öffentlichen und geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Be reiche zu beschränken, wäre daher e<strong>in</strong> unzureichender Ansatz.<br />

Gerade die Investitionen privater Bau herren <strong>in</strong> leerstehende Bausubstanz, markante alte Gebäude und<br />

<strong>in</strong> die Modernisierung nicht mehr zeitgemäßer Häuser verh<strong>in</strong>dern, dass die Ortskerne aussterben. Zudem<br />

gilt: Wer im Dorf Bestehendes revitalisiert und dar<strong>in</strong> <strong>in</strong>vestiert, baut nicht <strong>in</strong> die Landschaft h<strong>in</strong>aus. Die<br />

Innenentwicklung der Dörfer erhält materielle und immaterielle Werte und vermeidet Flächenverbrauch.<br />

Dazu bietet das Bayerische Dorfentwicklungsprogramm <strong>in</strong>vestitionsbereiten Haus- und Hofbesitzern<br />

f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung an.<br />

123


S L<strong>in</strong>ks: Dorfmitte, denkmalgeschützt, unbewohnt, baufällig und weit entfernt von modernen Wohn ansprüchen.<br />

S Rechts: Verwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> ortsbildprägendes und strahlendes Schmuckstück mit attraktivem<br />

Vor bereich. Der Weg dah<strong>in</strong> führte über e<strong>in</strong>e Generalsanierung der Fundamente und des Fachwerks bis h<strong>in</strong><br />

zur Dache<strong>in</strong> deckung, die Neu<strong>in</strong>stallation von Zentralheizung, Elektro und Sanitär, die denkmalgerechte<br />

Sanierung des Kachelofens, der Fenster, der Holztreppe und der Dielenböden aus Eiche und Lärche.<br />

Baukosten: 300 000 Euro. Auf die anrechenbaren förderfähigen Kosten für Wohnhaus, Scheune, Garten und<br />

Hof <strong>in</strong> Höhe von 170 000 Euro gab es folgende Zuschüsse: Dorferneuerung-Privatmaßnahmen 35 000 Euro,<br />

Denkmalfonds und Kommune 11 500 Euro.<br />

Tipps vom Fachmann – Geld vom Staat<br />

Private Bauherren erhalten zum e<strong>in</strong>en Fach<strong>in</strong>formationen und Vorschläge von Experten zur Gestaltung<br />

von Gebäuden, Fassaden, Hofflächen und Gärten. Zum anderen gibt es für Baumaßnahmen Zuschüsse aus<br />

dem Bayerischen Dorfentwicklungsprogramm:<br />

SS<br />

Maßnahmen zur Erhaltung, Umnutzung und Gestaltung an dörflichen Gebäuden können bis zu 30 %<br />

(jedoch höchstens 30 000 Euro je Anwesen) gefördert werden.<br />

SS<br />

Bei ortsplanerisch, kulturhistorisch oder denkmalpflegerisch besonders wertvollen Gebäuden ist e<strong>in</strong>e<br />

erhöhte Förderung bis zu 60 % (jedoch höchstens 60 000 Euro je Anwesen) möglich.<br />

SS<br />

Bei besonderen Aufwendungen für energiesparende Maßnahmen kann der Förderhöchstbetrag jeweils<br />

um bis zu 10 000 Euro erhöht werden.<br />

SS<br />

Für die dorfgerechte Gestaltung von Vorbereichs- und Hofräumen gibt es Zuschüsse bis zu 30 %<br />

(jedoch höchstens 10 000 Euro je Anwesen).<br />

Die Förderung nach dem Bayerischen Dorfentwicklungsprogramm zielt im privaten Bereich auf dorfge rechte<br />

Maßnahmen ab, um damit die von den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern im Leitbild und Dorferneuerungsplan<br />

festgelegten Ziele zu unterstützen, die Innenentwicklung zu stärken und zum Klima schutz z. B. durch<br />

energiesparende Maßnahmen beizutragen. Zu schüsse für Privatmaßnahmen können auch mit anderen<br />

Förderprogrammen z. B. der Denkmalpflege oder der Wohnungsbauförderung komb<strong>in</strong>iert werden.<br />

124


S E<strong>in</strong> altes Haus sanieren und mit e<strong>in</strong>em Neubau erweitern. E<strong>in</strong>e Lösung, die viele Interessen vere<strong>in</strong>bart:<br />

Gute Wohnverhältnisse und Platz für die Familie, ortsbildprägendes Baukulturerbe bleibt erhalten, Gefahr<br />

e<strong>in</strong>er Bau lücke im Ortskern ist gebannt, Geschichtsbewusstse<strong>in</strong> steigt, Ansporn Vergleichbares zu schaffen.<br />

Das Engagement bei Privatmaßnahmen ist e<strong>in</strong>e unverzichtbare Leistung für die Innenentwicklung und damit<br />

für die Lebendigkeit unserer Dörfer. Zeugnisse der Baugeschichte und Baustile sowie die Schönheit regionaltypischer<br />

bayerischer Dörfer bleiben so erhalten.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Anfrage<br />

beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Ortsterm<strong>in</strong> mit kostenloser Bauberatung<br />

durch den beauftragten Dorferneuerungsplaner oder das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Antragstellung<br />

beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

(mit Bestandsfotos, Bauplänen, Skizzen, Kostenvoranschlägen und bei genehmigungspflichtigen<br />

Bauvorhaben Vorlage der Planungsunterlagen)<br />

P<br />

Zustimmung zum Bauvorhaben<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Bauausführung<br />

durch den Bauherrn<br />

P<br />

Vorlage der Rechnungen<br />

durch den Bauherrn beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Prüfung der e<strong>in</strong>gereichten Rechnungen und Inaugensche<strong>in</strong>nahme<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Auszahlung der Förderung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

125


S L<strong>in</strong>ks: Wohnen und Arbeiten unter e<strong>in</strong>em Dach: Frau Lewandoske betreibt geme<strong>in</strong>sam mit ihrem Mann<br />

e<strong>in</strong>e Software-Firma. Sie s<strong>in</strong>d mit der Familie von der Stadt aufs Land gezogen, <strong>in</strong> das oberfränkische Dorf<br />

Unterneuses mit 400 E<strong>in</strong>wohnern. Dort haben sie sich ihren Lebenstraum erfüllt und e<strong>in</strong> schönes altes<br />

Bauernhaus renoviert und dabei selbst kräftig Hand angelegt. An f<strong>in</strong>anziellen Hilfen steuerte die Dor ferneuerung<br />

im Rahmen von Privatmaß nahmen 12 500 Euro (Dach- und Fassadensanierung sowie Kastenfenster)<br />

sowie der Denkmal fonds 8 600 Euro bei. S Rechts: Die Bauherren von Privatmaßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />

erhalten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> pro Jahr ca. 5 Mio. Euro Zuschüsse und <strong>in</strong>vestieren alle zusammen 35 Mio. Euro.<br />

E<strong>in</strong> Euro Zuschuss macht also fast sieben Euro Umsatz. Privatmaßnahmen s<strong>in</strong>d besonders <strong>in</strong> fränkischen<br />

Dörfern und Regionen e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag für Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze.<br />

Die Gelder aus dem Bayerischen Dorfentwicklungsprogramm werden nicht nach dem Gießkannenpr<strong>in</strong>zip<br />

auf Kle<strong>in</strong>stmaßnahmen verteilt sondern gezielt e<strong>in</strong>gesetzt. Die Förderung konzentriert sich auf Maß nahmen<br />

mit e<strong>in</strong>em Zuwendungsbedarf über 1 000 Euro. Mit Zuwendungen können die durch Rechnungen<br />

nachgewiesenen Aufwendungen abzüglich Umsatzsteuer, Rabatte und Skonti gefördert werden.<br />

Für die Förderung von privaten Maßnahmen ist das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zuständig. Es hält<br />

In fo rmationsmaterial und Förderanträge bereit. Zu beachten ist, dass mit der Baumaßnahme erst nach<br />

e<strong>in</strong>er schriftlichen Zustimmung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> begonnen werden darf.<br />

Attraktives Ortsbild – wertvoller Wohnraum<br />

Private Maßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung haben e<strong>in</strong>en doppelten Nutzen: Zum e<strong>in</strong>en steigt die At trakti<br />

vität des Ortsbildes, wenn Häuser und Höfe gestalterisch verbessert werden. Dies gilt ganz besonders<br />

für die Pflege und Wiederbelebung historischer Bausubstanz, die den Charakter des Ortes maßgeblich<br />

prägt. Zum anderen trägt die Dorferneuerung dazu bei, das Ausbluten der Ortskerne zu verh<strong>in</strong>dern:<br />

Alte, oft leerstehende Gebäude lassen sich im Rahmen der Dorferneuerung so modernisieren, dass sie<br />

heutigen Wohn- und Ar beits ansprüchen gerecht werden. Besonders gut gelungene Projekte zeichnet die<br />

<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> mit dem Staatspreis "Dorferneuerung und Baukultur" aus.<br />

126


<strong>Ländliche</strong> Infrastruktur durch Wegebau<br />

So werden Geme<strong>in</strong>den bei der Erschließung ihrer Dörfer,<br />

Weiler, Almen und Alpen unterstützt<br />

Außerhalb von Projekten nach dem Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz kann die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> die Planung<br />

und Herstellung von Ver b<strong>in</strong>dungswegen zu Almen und Alpen, E<strong>in</strong>zelhöfen und Weilern fördern, ferner von<br />

Feld- und Wald wegen, soweit diese dem Lückenschluss von Wander- und Radwegenetzen dienen.<br />

In <strong>Bayern</strong> werden jährlich Wege mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge von etwa 50 km und e<strong>in</strong>em Gesamt <strong>in</strong> vestitionsvolumen<br />

von rund 8 Mio. Euro gebaut. Die Förderhöhe beträgt <strong>in</strong> der Regel bis zu 45 Prozent,<br />

bei Alm- und Alpwegen bis zu 70 Prozent. Am Beispiel von Alm- und Alp wegebau werden die Mög -<br />

lichkeiten und der Gew<strong>in</strong>n durch die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> für den ländlichen Raum <strong>Bayern</strong>s aufgezeigt.<br />

127


S L<strong>in</strong>ks: Ab Immenstadt zweigen auf 1,4 km saniertem Alpweg Zufahrten zu 11 Alpen ab. E<strong>in</strong> Abzweig mit<br />

3,7 km neuem Weg erschließt zwei Sennalpen und zwei Jungviehalpen. Die Sanierung und der Neubau kosteten<br />

0,88 Mio. Euro. Der Zuschussanteil betrug 67 % und der Älpleranteil ca. 290 000 Euro. Die Wege werden<br />

auch von E<strong>in</strong>heimischen und Touristen gerne genutzt. S Rechts: Vom Berg Mittag zur Sennalpe Oberberg führte<br />

bis vor kurzem e<strong>in</strong> schmaler Bergpfad, jetzt e<strong>in</strong> 1,4 km langer Schotterweg mit bitum<strong>in</strong>ös gebundener Ober ­<br />

fläche. Die Bewirtschaftung von Alpe und 5 ha Bergwald s<strong>in</strong>d nun erheblich leichter. Der tägliche Viehtrieb<br />

über e<strong>in</strong>en Teil des Weges reduziert die Trittschäden auf den Weideflächen erheblich. Für die Erschließung<br />

vom Tal über den Berg Mittag bis zur Alpe Oberberg <strong>in</strong>vestierte der Älpler 100 000 Euro.<br />

So wird die Bewirtschaftung von Almen und Alpen unterstützt und dadurch die alp<strong>in</strong>e Kultur landschaft<br />

erhalten<br />

Im Bergland Oberbayerns und Schwabens gibt es rund 1 400 anerkannte Almen und Alpen mit zusammen<br />

ca. 40 000 Hektar Lichtweidefläche. Sie werden jährlich mit rund 50 000 R<strong>in</strong>dern, 800 Pferden und<br />

3 500 Schafen und Ziegen beweidet. Die Ertragsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d jedoch ausgesprochen ungünstig und<br />

die Kosten für Mechanisierung sowie Bergung und Lagerung von Futter liegen höher als bei Flächen im<br />

Flachland. Hier kann die Erschließung mit Wegen e<strong>in</strong>e große Hilfe darstellen – und damit e<strong>in</strong>en wichtigen<br />

Beitrag leisten, um die Tierhaltung <strong>in</strong> den Bergen und damit die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel<br />

zu sichern sowie die alp<strong>in</strong>e Kulturlandschaft zu erhalten.<br />

Bei Alm- und Alpwegebau bis zu 70 Prozent Förderung<br />

Beim Bau oder Ausbau von öffentlichen Wegen im Bereich von Almen und Alpen können über die zuständigen<br />

Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> Schwaben und Oberbayern Zuschüsse beantragt werden. Die<br />

Kosten für die Pla nung und Herstellung sowie für die Bauleitung, Bauüberwachung und Abrechnung werden<br />

bis zu 70 Prozent gefördert. Sowohl die Alm- und Alpwegverbände als auch die Geme<strong>in</strong>den können<br />

die För de rung beantragen. Allerd<strong>in</strong>gs gelten dafür bestimmte Voraussetzungen:<br />

SS<br />

Kosten und Nutzen des bezuschussten Weges müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausgewogenen Verhältnis stehen.<br />

SS<br />

Es muss gesichert se<strong>in</strong>, dass die Alm beziehungsweise Alpe langfristig bewirtschaftet wird.<br />

SS<br />

Der Zuwendungsbedarf muss m<strong>in</strong>destens 25 000 Euro betragen.<br />

SS<br />

Der Zuwendungszweck muss 12 Jahre gewährleistet se<strong>in</strong>.<br />

128


S L<strong>in</strong>ks: Befestigte Wege s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e unverzichtbare und feste Größe betriebwirtschaftlicher Rentabilität für die<br />

Alm- und Alpbauern und die ca. 50 Sennereien <strong>in</strong> den Alpen. S Rechts: Die 710 Almen <strong>in</strong> Oberbayern und<br />

die 681 Alpen im Allgäu s<strong>in</strong>d vorwiegend Weideland für Jungtiere. Insgesamt verbr<strong>in</strong>gen auf 40 000 ha Lichtweideflächen<br />

etwa 50 000 R<strong>in</strong>der, 3 500 Schafe und Ziegen sowie 800 Pferde ihre „Sommerfrische“.<br />

Planung und Bauleitung können vom Bauherrn an e<strong>in</strong> Ingenieurbüro oder an den jeweiligen Verband für<br />

<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> übertragen werden. Dort steht das notwendige Know how zur Verfügung.<br />

DER WEG ZUM ERFOLG<br />

Antrag<br />

durch den Bauherrn<br />

beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Planung<br />

durch e<strong>in</strong> Ingenieurbüro oder den Verband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Genehmigung der F<strong>in</strong>anzierung<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Ausschreibung<br />

durch den Bauherrn<br />

P<br />

Vergabe<br />

durch den Bauherrn<br />

P<br />

Bau bzw. Ausbau der Erschließungswege<br />

durch den Bauherrn<br />

P<br />

Vorlage der Rechnungen<br />

durch den Bauherrn beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Prüfung der Rechnungen<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

P<br />

Auszahlung des Zuschusses<br />

durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

129


Hochwertige Lebensmittel, touristische Attraktionen<br />

Über ausgebaute Erschließungswege können die Almen oder Alpen<br />

be triebswirtschaftlich akzeptabel erreicht und versorgt werden. Das ist<br />

e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für das Überleben der Berglandwirtschaft<br />

und damit für den Erhalt der alp<strong>in</strong>en Kulturlandschaft.<br />

Der Alm- und Alpwegebau trägt dazu bei, die Erzeugung qualitativ<br />

hoch wertiger Nahrungsmittel und wertvoller regionaltypischer Produkte<br />

für die Zukunft zu sichern. Die Landwirtschaft im Alpenraum leistet<br />

aber auch e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag für das Fortbestehen e<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>maligen und für viele Erholungssuchende besuchenswerten Landschaft.<br />

Außerdem pflegen gerade die Bergbauern das traditionelle<br />

Brauch tum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unverfälschten Form. So s<strong>in</strong>d die Allgäuer<br />

Viehscheide und die Oberbayerischen Almabtriebe im Herbst als touristische<br />

At trak tionen weith<strong>in</strong> bekannt und beliebt. Die Berglandwirtschaft<br />

ist also e<strong>in</strong>e wesentliche wirtschaftliche Grundlage für den Tourismus.<br />

Bleibt sie erhalten, werden im Alpenraum auch viele Arbeitsplätze au -<br />

ßer halb der Landwirtschaft gesichert.<br />

Nicht zuletzt br<strong>in</strong>gt der Bau von Alm- und Alpwegen auch bedeutende<br />

Aufträge für die örtliche und regionale Bauwirtschaft. Alle<strong>in</strong> im All gäu<br />

werden pro Jahr mit der Unterstützung der <strong>Ländliche</strong>n Ent wick lung im<br />

Schnitt rund 14 Kilometer Alpwege neu gebaut oder grundlegend<br />

saniert. Dafür werden jährlich von privater und staatlicher Seite etwa<br />

1 Mio. Euro <strong>in</strong>vestiert.<br />

Übrigens: Was dem Altbayern die „Alm“, ist dem Allgäuer die „Alpe“.<br />

S Gute Wege s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Existenzgrundlage: Auf der Allgäuer Alpe Oberberg<br />

werden 180 Laib (5,5 t) begehrter Bergkäse pro duziert, den Wanderer<br />

Stück für Stück genießen. 32 „Leas<strong>in</strong>g-Kühe“ liefern dazu die 55 000<br />

Liter Milch und weiden im Sommer auf 30 ha Bergwiesen. Nach dem<br />

Wegebau <strong>in</strong>vestierte der Älpler (4. Generation) <strong>in</strong> e<strong>in</strong> weiteres Betriebsgebäude<br />

und modernisierte die Sennerei. Auf den 47 Allgäuer Sennalpen<br />

werden jährlich 80 t Bergkäse produziert. Botanische Seltenheiten wie<br />

Enzian, Arnika, Silberdistel und viele Orchideenarten s<strong>in</strong>d durch Beweidung<br />

und Mahd gewachsen und schmücken heute das alp<strong>in</strong>e Land ­<br />

schafts bild. Die blumenreichen Bergwiesen und ihr Panorama können<br />

nur durch bewirtschaftete Alpen erhalten werden.<br />

130


Ihre Ansprechpartner für weitere Auskünfte und Informationsmaterial:<br />

Die Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Oberbayern<br />

Infanteriestraße 1 · 80797 München<br />

Telefon 089 1213-01 · Fax 089 1213-1406<br />

poststelle@ale-ob.bayern.de<br />

www.landentwicklung.bayern.de<br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Niederbayern<br />

Dr.-Schlögl-Platz 1 · 94405 Landau a. d. Isar<br />

Telefon 09951 940-0 · Fax 09951 940-215<br />

poststelle@ale-nb.bayern.de<br />

www.landentwicklung.bayern.de<br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Oberpfalz<br />

Lechstraße 50 · 93057 Regensburg<br />

Telefon 0941 4022-0 · Fax 0941 4022-222<br />

poststelle@ale-opf.bayern.de<br />

www.landentwicklung.bayern.de<br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Oberfranken<br />

Nonnenbrücke 7 a · 96047 Bamberg<br />

Telefon 0951 837-0 · Fax 0951 837-199<br />

poststelle@ale-ofr.bayern.de<br />

www.landentwicklung.bayern.de<br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Mittelfranken<br />

Philipp-Zorn-Straße 37 · 91522 Ansbach<br />

Telefon 0981 591-0 · Fax 0981 591-600<br />

poststelle@ale-mfr.bayern.de<br />

www.landentwicklung.bayern.de<br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Unterfranken<br />

Zeller Straße 40 · 97082 Würzburg<br />

Telefon 0931 4101-0 · Fax 0931 4101-250<br />

poststelle@ale-ufr.bayern.de<br />

www.landentwicklung.bayern.de<br />

Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Schwaben<br />

Dr.-Rothermel-Straße 12 · 86381 Krumbach<br />

Telefon 08282 92-0 · Fax 08282 92-255<br />

poststelle@ale-schw.bayern.de<br />

www.landentwicklung.bayern.de<br />

132


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Die Dienstgebiete der Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

ALE<br />

Unterfranken<br />

Würzburg<br />

ALE<br />

Oberfranken<br />

Bamberg<br />

ALE<br />

Mittelfranken<br />

Ansbach<br />

ALE<br />

Oberpfalz<br />

Regensburg<br />

ALE<br />

Schwaben<br />

Krumbach<br />

ALE<br />

Oberbayern<br />

München<br />

ALE<br />

Niederbayern<br />

Landau<br />

Die Dienstgebiete der Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> (ALE) entsprechen den<br />

Regierungs bezirken.<br />

133


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />

Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Ludwigstraße 2 · 80539 München<br />

www.landentwicklung.bayern.de<br />

landentwicklung@stmelf.bayern.de<br />

RB-Nr. 08/05/19 · © 2006 · teilweise aktualisiert August 2012<br />

Konzeption und Gestaltung: Sibylle Schug · München<br />

Druck: Johann Walch GmbH & Co KG · Augsburg<br />

Abbildungen:<br />

AGCO GmbH/Fendt-Market<strong>in</strong>g · Marktoberdorf: Seite 18 oben<br />

Doll, Georg · Harthöfl: Seite 47 oben<br />

Gast, Gottfried · Bernbeuren: Seite 62<br />

Haberl, Inge · Wallersdorf: Seite 98 3. von oben<br />

Helmreich, Alois · Kempten: Seiten 128 oben, 129 rechts oben<br />

Hördler, Hans-Jürgen · Fürnried: Seite 21 oben<br />

Horsch Masch<strong>in</strong>enfabrik GmbH · Schwandorf: Seite 83<br />

Mooshammer, Gabriele · Gailsbach: Seite 71 rechts oben<br />

Moser, Hans · Hohenfurch: Seite 63 2. von unten<br />

Perras, Othmar · Parsberg: Seiten 11, 20, 25, 30 (2. v. l<strong>in</strong>ks),<br />

Seite 22 (l<strong>in</strong>ks unten), Seiten 24, 30, 39 (rechts unten)<br />

Staatliches Bauamt Schwe<strong>in</strong>furt: Seite 27 oben<br />

Süß, Helmut · Landwirtschaftliches Wochenblatt: Seiten 97 oben, 112 unten<br />

Wolf, Heidi · Passau: Seite 90 unten<br />

Alle anderen: Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />

und Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz,<br />

Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben<br />

134


Stand 2005 · H<strong>in</strong>tergrund ÜK 500, Landesamt für Vermessung und Geo<strong>in</strong>formation, München<br />

<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

● Flurneuordnung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />

● Flurneuordnung und Dorferneuerung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />

Dorferneuerung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />

▲ Freiwilliger Landtausch<br />

Aktuelle Projekte <strong>in</strong> Südbayern


<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />

Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Ludwigstraße 2 · 80539 München<br />

www.landentwicklung.bayern.de

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