Informationskompendium - Ländliche Entwicklung in Bayern
Informationskompendium - Ländliche Entwicklung in Bayern
Informationskompendium - Ländliche Entwicklung in Bayern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für<br />
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
<strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>
Stand 2005 · H<strong>in</strong>tergrund ÜK 500, Landesamt für Vermessung und Geo<strong>in</strong>formation, München<br />
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
● Flurneuordnung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />
● Flurneuordnung und Dorferneuerung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />
Dorferneuerung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />
▲ Freiwilliger Landtausch<br />
Aktuelle Projekte <strong>in</strong> Nordbayern
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
E<strong>in</strong> starker Partner für<br />
e<strong>in</strong>en starken Raum<br />
Der ländliche Raum ist Veränderungen unterworfen, z. B. durch den Strukturwandel<br />
<strong>in</strong> der Landwirtschaft oder die demographischen Veränderungen der<br />
Bevölkerungsstruktur. Projekte der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> stärken seit mehr<br />
als e<strong>in</strong>em Jahrhundert den ländlichen Raum <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Die damit<br />
verfolgte Zielsetzung hat sich stets an den aktuellen gesellschaftspolitischen<br />
Erfordernissen der jeweiligen Epoche auszurichten.<br />
Im Rahmen der Reform Verwaltung 21 konnten die Instrumente der<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> als notwendige und unverzichtbare staatliche<br />
Leistung erhalten werden. Mit der E<strong>in</strong>führung der <strong>in</strong>tegrierten<br />
ländlichen <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> den Rahmenplan der Geme<strong>in</strong> schaftsaufgabe<br />
„Ver bes serung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ wurde der<br />
bayerische Weg zudem gestärkt.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund, der auch von der <strong>Entwicklung</strong> auf europäischer<br />
Ebene geprägt ist, legen wir dieses <strong>Informationskompendium</strong> als Gesamtschau<br />
der Dienstleistungen der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> für<br />
e<strong>in</strong>en vitalen ländlichen Raum vor.<br />
In unserer Gesellschaft besteht e<strong>in</strong> breiter Konsens dah<strong>in</strong>gehend, dass die<br />
ländlichen Geme<strong>in</strong>den und Regionen als eigenständige, vielfältig ausgeformte<br />
Lebensräume gefördert werden sollen. Darüber h<strong>in</strong>aus erwarten unsere<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger e<strong>in</strong>en sparsamen Umgang mit Grund und Boden und<br />
die Sicherung e<strong>in</strong>er flächendeckenden und nachhaltigen Landnutzung. Die<br />
Menschen im ländlichen Raum fordern außerdem zunehmend e<strong>in</strong>e Belebung
von Geme<strong>in</strong>schaft und e<strong>in</strong>e Stärkung des Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>nes sowie e<strong>in</strong>e Vitalisierung<br />
der Eigenkräfte der Regionen. Die Bereitschaft wächst, solche Entwick<br />
lungen durch persönliches Engagement zu unterstützen. Voraus set zung<br />
dafür ist aber auch, dass der Staat Hilfe zur Selbsthilfe durch leistungsfähige<br />
Verwaltungen und durch die erforderlichen F<strong>in</strong>anzmittel beisteuert.<br />
Der erste Teil des vorliegenden Werkes zeigt den Ansatz der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>,<br />
diesem politischen und gesellschaftlichen Auftrag gerecht zu werden.<br />
Im zweiten Teil werden die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> zur<br />
Zukunftssicherung des ländlichen Raumes vorgestellt.<br />
Ich wünsche, dass dieses <strong>Informationskompendium</strong> Verantwortungsträgern<br />
im ländlichen Raum und allen <strong>in</strong>teressierten Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern e<strong>in</strong>en<br />
Überblick und wirksame Anstöße für die <strong>Entwicklung</strong> und Zukunftsgestaltung<br />
<strong>in</strong> ihrer Heimat geben möge.<br />
Helmut Brunner<br />
Bayerischer Staatsm<strong>in</strong>ister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Der Auftrag<br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> – e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Auftrag ........................... 9<br />
Das Angebot der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ................................................15<br />
1. Land- und Forstwirtschaft zukunftsorientiert unterstützen ...............................16<br />
2. Geme<strong>in</strong>den nachhaltig stärken und damit vitale ländliche Räume sichern ..................20<br />
3. Öffentliche Vorhaben eigentumsverträglich realisieren ...................................24<br />
4. Natürliche Lebensgrundlagen schützen und Kulturlandschaft gestalten ....................28<br />
Grundpr<strong>in</strong>zipien und Kernkompetenzen der <strong>Ländliche</strong>n Entwick lung .........................33<br />
1. Bürgermitwirkung: Immer im Mittelpunkt – die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger ....................35<br />
2. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft: Gelebte Subsidiarität . ......................................37<br />
3. Bodenmanagement: Kernkompetenz der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ..........................39<br />
Alle profitieren von Projekten der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ......................41<br />
Der große Vorteil: Alle Dienstleistungen aus e<strong>in</strong>er Hand ....................................49
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Die Instrumente<br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
So können ländliche Kommunen sich gegenseitig ergänzen und<br />
geme<strong>in</strong>sam ihre Standortqualität steigern ................................................ 55<br />
Bürgermitwirkung<br />
Bestand erheben, mitplanen, umsetzen helfen – so gestalten<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger die Zukunft ihrer Heimat mit ..................................... 67<br />
Bodenmanagement<br />
So werden Grundbesitz neu geordnet und öffentliche oder private<br />
Nutzungs<strong>in</strong>teressen koord<strong>in</strong>iert ......................................................... 75<br />
Dorferneuerung<br />
Lebensqualität steigern, <strong>Entwicklung</strong> fördern – so werden Dörfer fit für die Zukunft ........... 87<br />
Flurneuordnung<br />
E<strong>in</strong> Kraftschub für den ländlichen Raum – so werden se<strong>in</strong>e Wirtschaftskraft<br />
gestärkt und se<strong>in</strong>e Struktur verbessert ................................................... 95<br />
Unternehmensverfahren<br />
So werden bei Großbaumaßnahmen öffentliche und private Interessen unter e<strong>in</strong>en Hut<br />
gebracht und Durch schnei dungs schäden ausgeglichen .....................................107<br />
Beschleunigte Zusammenlegung<br />
E<strong>in</strong>vernehmlich, ökologisch s<strong>in</strong>nvoll, unkompliziert – so entstehen schnell und kostengünstig<br />
große Wirtschaftsflächen ...............................................................111<br />
Freiwilliger Landtausch<br />
Beraten, e<strong>in</strong>igen, tauschen – so verbessern Landwirte schnell und<br />
kostengünstig die Struktur ihrer Grundstücke .............................................115<br />
Freiwilliger Nutzungstausch<br />
So werden große Wirtschaftsflächen freiwillig, schnell und kostengünstig<br />
auf Pachtbasis geschaffen ..............................................................119<br />
Privatmaßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />
Private Initiative zahlt sich aus – so werden Bauherren unterstützt und das Ortsbild attraktiv ....123<br />
<strong>Ländliche</strong> Infrastruktur durch Wegebau<br />
So werden Geme<strong>in</strong>den bei der Erschließung ihrer Dörfer, Weiler,<br />
Almen und Alpen unterstützt ...........................................................127
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
E<strong>in</strong> starker Partner für<br />
e<strong>in</strong>en starken Raum<br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> –<br />
e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Auftrag
Die Dienstleistungen der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d unverzichtbar. Die<br />
Programme setzen Impulse, fördern bürgerschaftliches Engage ment und<br />
s<strong>in</strong>d geeignete Mittel, um dem Strukturwandel auf dem Land entgegenzuwirken.<br />
In den 7 <strong>in</strong> Iphofen laufenden Projekten wurden erfolgreich<br />
Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>richtungen, wie zum Beispiel K<strong>in</strong>dergärten, Bürgerhäuser<br />
und Kirchenburgen geschaffen und erhalten. Es ist wichtig, dass sich die<br />
Be-völke rung mit dem Ort identifiziert und die Lebensqualität erhalten wird.<br />
Josef Mend, Stellvertretender Präsident des Bayerischen Geme<strong>in</strong>detags<br />
1. Bürgermeister Stadt Iphofen<br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> – e<strong>in</strong> gesellschaftlicher<br />
Auftrag<br />
Veränderte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und neue<br />
Herausforderungen im ländlichen Raum<br />
Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die <strong>Entwicklung</strong> der<br />
ländlichen Räume haben sich tiefgreifend verändert.<br />
Lange Zeit sorgte vor allem der landwirtschaftliche<br />
Strukturwandel für Veränderungen,<br />
ausgelöst durch den neugeschaffenen geme<strong>in</strong>sa-<br />
S <strong>Ländliche</strong>r Raum: E<strong>in</strong>zigartiges Lebensumfeld mit<br />
gelebter eigenständiger Kultur.<br />
men Agrarmarkt der Europäischen Union (EU),<br />
durch technische Rationalisierung und gesteigerte<br />
Erzeugung. Heute s<strong>in</strong>d weitere Herausforderungen<br />
dazugekommen, wie die Globalisierung der Märkte,<br />
die Osterweiterung der EU, die Neuausrichtung der<br />
EU-Agrar- und Strukturpolitik, die zunehmende<br />
Über alterung der Gesellschaft und die prognostizierte<br />
Bevölkerungsabnahme, der Zuwachs beim<br />
Verkehr, der Hochwasserschutz sowie die For derung,<br />
nachhaltig zu handeln.<br />
Übergeordnetes Ziel: Nachhaltige und eigenständige<br />
<strong>Entwicklung</strong> des ländlichen Raums<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es Ziel der bayerischen<br />
Strukturpolitik, die ländlichen Geme<strong>in</strong>den und<br />
Regionen als eigenständige und vielfältig ausgeformte<br />
Lebensräume zu stärken. Damit soll e<strong>in</strong><br />
Gleichgewicht mit der Organisations-, Wirtschaftsund<br />
F<strong>in</strong>anzkraft der Verdichtungsräume erhalten<br />
10
S Die Europäische Union, der Bund und <strong>Bayern</strong> zeigen geme<strong>in</strong>sam Flagge und fördern die Zukunft der K<strong>in</strong> der,<br />
die dem ländlichen Raum nur dann treu bleiben, wenn dieser ihnen Perspektiven und Lebensqualität bietet.<br />
oder hergestellt bzw. die Entstehung neuer Un -<br />
gleich gewichte vermieden werden. Weiter gilt es,<br />
alles zu tun, um mit Grund und Boden sparsam<br />
umzugehen, gesunde Lebensmittel zu erzeugen und<br />
e<strong>in</strong>e flächendeckende und nachhaltige Landbewirt<br />
schaftung zu gewährleisten. Die Menschen vor<br />
allem im ländlichen Raum setzen darauf, dass<br />
Geme<strong>in</strong> schaft und Geme<strong>in</strong>s<strong>in</strong>n belebt sowie die<br />
Eigenkräfte der Regionen gestärkt werden. Die<br />
Bereitschaft wächst, solche <strong>Entwicklung</strong>en durch<br />
persönliches Engagement zu fördern.<br />
Die bayerische Agrarpolitik trägt diesen Erfor dernissen<br />
Rechnung. Sie versteht sich seit jeher auch<br />
als eigenständige Politik für den ländlichen Raum.<br />
E<strong>in</strong>e zentrale Säule dieser Agrarpolitik war und ist<br />
die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>. Mit der Integrierten<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> (ILE) setzt <strong>Bayern</strong> den<br />
erfolg reichen Weg der „Regionalen Landent wicklung“<br />
konsequent fort. Die ILE mit den vertrauten<br />
Umset zungs<strong>in</strong>strumenten wie Flurneu ord nung und<br />
Dorf erneuerung gibt e<strong>in</strong>en noch besseren <strong>in</strong>haltlichstra<br />
tegisch aufe<strong>in</strong>ander abgestimmten und zielgerichteten<br />
Verbund von Förder möglich keiten an<br />
die Hand, wie er den Bürgern, Landwirten und<br />
Geme<strong>in</strong> den im ländlichen Raum an ke<strong>in</strong>er anderen<br />
Stelle angeboten wird. Unter dem Dach e<strong>in</strong>es<br />
„Integrier ten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>s kon zeptes<br />
(ILEK)“ (siehe Seite 55) werden die Umsetzungs<strong>in</strong>stru<br />
mente räumlich und fachlich koord<strong>in</strong>iert und<br />
können deshalb auf e<strong>in</strong>en eigenen planerischen<br />
S Regionen schaffen sich mit der Nutzung von erneu<br />
er baren Energien e<strong>in</strong> wirtschaftliches Standbe<strong>in</strong>.<br />
<strong>Bayern</strong> ist Reiseland Nr. 1 <strong>in</strong> Deutsch -<br />
land, gesegnet mit landschaftlicher<br />
Schönheit und kultureller Vielfalt.<br />
Rund 50 000 Dörfer, Weiler und E<strong>in</strong>zelgehöfte<br />
sowie e<strong>in</strong>e abwechslungsreiche<br />
Vielfalt von Wiesen, Feldern<br />
und Wäldern prägen unser Land.<br />
11
S Je nach Aufgabenstellung kommen die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> mit unterschiedlicher<br />
Intensität bedarfsgerecht und zielorientiert zur Anwendung.<br />
Überbau verzichten und direkt zur Anwendung<br />
kommen. Das ermöglicht sowohl schlankere und<br />
flexiblere Instru mente als auch die Konzentration<br />
auf Aufgaben schwer punkte wie z. B. die Innenentwick<br />
lung der Dörfer zur Aufrechterhaltung ländlicher<br />
Identität und Funk tions fähigkeit. Zur Umsetzung<br />
des ILEK werden <strong>in</strong>sbesondere die kle<strong>in</strong>eren<br />
ländlichen Geme<strong>in</strong> den durch die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er<br />
Umset zungs beglei tung entlastet, die vor allem dazu<br />
beitragen soll, im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten <strong>Entwicklung</strong><br />
Programme und Instrumente anderer<br />
Ressorts mit <strong>in</strong>s Boot zu holen.<br />
Viele der Herausforderungen, vor denen der ländliche<br />
Raum heute und <strong>in</strong> nächster Zukunft steht,<br />
können am wirkungsvollsten mit <strong>in</strong>tegrierten<br />
und geme<strong>in</strong>deübergreifenden Handlungsansätzen<br />
ge meistert werden. Zielgerichtetes Bodenmanagement<br />
und f<strong>in</strong>anzielle Förderprogramme tragen das<br />
Ihre dazu bei. Auch können die F<strong>in</strong>anzmittel verschiedener<br />
Stellen zusammengeführt werden. So<br />
lassen sich Bündelungseffekte erzielen, die für kle<strong>in</strong>ere<br />
ländliche Geme<strong>in</strong>den mit ger<strong>in</strong>ger Personalund<br />
Sachausstattung oft erst die Voraussetzung<br />
da für schaffen, geplante Vorhaben verwirklichen zu<br />
können. Sie ermöglichen es, öffentliche, geme<strong>in</strong>schaftliche<br />
und private Projekte effizienter zu realisieren.<br />
Dabei stehen die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />
im Mittelpunkt des Handelns. Sie s<strong>in</strong>d aktiv <strong>in</strong> die<br />
Planungs- und Umsetzungsprozesse e<strong>in</strong>bezogen.<br />
85 Prozent der Fläche <strong>Bayern</strong>s oder<br />
6 Mio. Hektar Acker-, Wiesen-, Waldund<br />
Wasserflächen werden durch<br />
Land- und Forstwirte, Gärtner und<br />
Fischer bewirtschaftet. Diese Landschaft<br />
bietet Lebensumfeld und<br />
Heimat für mehr als 60 Prozent der<br />
Bevölkerung.<br />
12
Die Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> führt vielfältige<br />
Interessen im ländlichen Raum zusammen und<br />
ist daher gut geeignet, Ökonomie, Ökologie und<br />
soziale Erfordernisse durch umfassende Betrachtungen<br />
stärker als bisher zu vernetzen – so, wie es<br />
die Agenda 21 verlangt. Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
Entwick lung macht so den Grundsatz der<br />
Nach haltigkeit nicht nur zu ihrer Handlungsgrund<br />
lage, sie macht ihn auch <strong>in</strong> Um setzungsprojekten<br />
erlebbar.<br />
Aufgaben der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong><br />
Angesichts veränderter Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und<br />
Herausforderungen hat die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> im S<strong>in</strong>ne des politischen Auf trags<br />
e<strong>in</strong>er Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> vielfältige<br />
Aufgaben zu erfüllen. Sie soll<br />
S die ökonomischen, ökologischen, sozialen und<br />
kulturellen Potenziale <strong>in</strong> allen ländlichen Teil -<br />
räumen stärken,<br />
S die Bürger ermuntern und dabei unterstützen,<br />
aktiv und eigenverantwortlich <strong>Entwicklung</strong>skonzepte<br />
für ländliche Geme<strong>in</strong>den und Räume<br />
auszuarbeiten und umzusetzen sowie zur Stär -<br />
kung der Eigenkräfte der Regionen beizutragen,<br />
S die Lebensqualität im ländlichen Raum verbessern,<br />
um damit die Heimatb<strong>in</strong>dung zu vertiefen<br />
und die Standortfaktoren für die Wirt -<br />
schaft zu optimieren,<br />
S Die Landwirtschaft ist das ökonomische Rückgrat<br />
im ländlichen Raum. Der Jahresumsatz des drittwichtigsten<br />
Wirtschaftszweiges <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> mit 400 000 Beschäftigten<br />
beträgt 32 Mrd. Euro.<br />
13
S In Dorf und Landschaft bauen <strong>Entwicklung</strong>en auf die gewachsenen Strukturen auf. Der ländliche Raum wird<br />
auf dem stetigen Weg des Wandels seit Jahrzehnten erfolgreich von der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> begleitet.<br />
S die Grundlagen e<strong>in</strong>er nachhaltigen Landbewirt<br />
schaftung sichern und stärken,<br />
S die Produktions- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> der Land- und Forstwirtschaft verbessern,<br />
damit die Betriebe fit s<strong>in</strong>d für den Wettbe werb,<br />
S Konflikte bei der Landnutzung sozialverträglich<br />
und flächensparend entflechten und lösen,<br />
S querschnittsorientierte, ressortübergreifende<br />
Förderkonzepte unterstützen und flächenbeanspruchende<br />
Maßnahmen möglichst ressourcensparend<br />
realisieren,<br />
S landwirtschaftliche Betriebe bei der Erschlie -<br />
ßung zusätzlicher E<strong>in</strong>kommensquellen unterstützen,<br />
S e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Umwelt, die ökologische Vielfalt,<br />
die Schönheit und den hohen Erholungswert<br />
der Landschaft erhalten und verbessern,<br />
S die natürlichen Lebensgrundlagen durch<br />
Bei träge beispielsweise zum Tr<strong>in</strong>kwasser-,<br />
Gewässer- und Bodenschutz sichern,<br />
S Hochwasser vorbeugend abwehren, den<br />
Hochwasserschutz unterstützen und<br />
S die Innenentwicklung der Dörfer fördern.<br />
Aus diesen Aufgaben lassen sich für die Ver wal tung<br />
für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> vier konkrete Handlungs<br />
felder ableiten:<br />
1. Land- und Forstwirtschaft zukunftsorientiert<br />
unterstützen<br />
2. Geme<strong>in</strong>den nachhaltig stärken und damit<br />
vitale ländliche Räume sichern<br />
3. Öffentliche Vorhaben eigentumsverträglich<br />
realisieren<br />
4. Natürliche Lebensgrundlagen schützen<br />
und Kulturlandschaft gestalten<br />
Der Struktur wandel <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />
und am Arbeitsmarkt sowie<br />
die Jugend, die vielfach ihrem K<strong>in</strong>dheitsort<br />
den Rücken kehrt, brauchen<br />
Impulse. Mit der Tatkraft der Menschen<br />
und der Unterstützung durch<br />
die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> werden<br />
erfolgreich Perspektiven geschaffen.<br />
14
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
E<strong>in</strong> starker Partner für<br />
e<strong>in</strong>en starken Raum<br />
Das Angebot der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
1. Land- und Forstwirtschaft<br />
zukunftsorientiert unterstützen<br />
2. Geme<strong>in</strong>den nachhaltig stärken und<br />
damit vitale ländliche Räume sichern<br />
3. Öffentliche Vorhaben eigentumsverträglich<br />
realisieren<br />
4. Natürliche Lebensgrundlagen schützen<br />
und Kulturlandschaft gestalten
Innerhalb von nur knapp fünf Jahren ist es gelungen, die Flurneuordnung<br />
<strong>in</strong> Weilt<strong>in</strong>gen auf e<strong>in</strong>er Fläche von 1 800 ha mit über 400 Grundstückseigen<br />
tümern durchzuführen. Seither stehen für uns Landwirte große und<br />
mit ausgebauten Wegen gut erschlossene Grundstücke zur Verfügung,<br />
die e<strong>in</strong>e weitaus rationellere Bewirtschaftung ermöglichen, was unsere<br />
Exis tenz grund lage ganz entscheidend verbessert. Damit eröffnet sich<br />
auch unseren K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e Zukunft als Hofnachfolger.<br />
Karl Eisen<br />
Stellvertretender BBV-Kreisobmann, Landwirt und Geme<strong>in</strong>derat<br />
1. Land- und Forstwirtschaft zukunftsorientiert unterstützen<br />
Die bäuerliche Land- und Forstwirtschaft nachhaltig<br />
und zukunftsfähig zu unterstützen ist e<strong>in</strong>e der<br />
Haupt aufgaben der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> Ent -<br />
wicklung und heute wichtiger denn je. Denn um<br />
im europäischen Wettbewerb bestehen zu können,<br />
müssen die landwirtschaftlichen Betriebe die Erzeu<br />
gungskosten weiter senken und noch mehr Ar -<br />
beits zeit e<strong>in</strong>sparen. Nur so kann e<strong>in</strong>e Erhöhung der<br />
Pro duktivität und der bäuerlichen Wertschöp fung<br />
gel<strong>in</strong>gen – e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung, um auch die<br />
Heraus for derungen durch die EU-Osterweiterung<br />
und die Glo ba lisierung der Märkte zu meistern.<br />
Mit der Dorferneuerung und der Flurneuordnung<br />
stehen <strong>in</strong> der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
Instrumente zur Verfügung, mit denen<br />
S sich die Existenzgrundlagen der landwirt -<br />
schaft lichen Betriebe deutlich verbessern<br />
lassen und<br />
S zu e<strong>in</strong>er flächendeckenden und umweltverträglichen<br />
Landwirtschaft beigetragen wird.<br />
Gleichzeitig werden damit die Geme<strong>in</strong>den dabei un -<br />
ter stützt, ihrer Verantwortung gegenüber den bäuerlichen<br />
Betrieben noch besser gerecht zu werden.<br />
Rationelles Wirtschaften wird jedoch häufig da durch<br />
erschwert, dass Felder und Wiesen zerstreut liegen,<br />
ungünstig geformt und nur mangelhaft er schlossen<br />
s<strong>in</strong>d und dass auf den Hofstellen beengte Verhäl t-<br />
nisse herrschen. H<strong>in</strong>zu kommt, dass sich die notwendige<br />
Aufstockung von Flächen im Wesent lichen nur<br />
auf Pachtbasis rechnet, was zu e<strong>in</strong>em steigenden<br />
Anteil der Pachtflächen und damit zu weiteren zusätzlich<br />
zu bewirtschaftenden Grund stücken führt.<br />
Flurneuordnung schafft große Wirtschaftsflächen<br />
und neue Wirtschaftswege<br />
Die Flurneuordnung trägt ganz entscheidend dazu<br />
bei, Ar beitszeit zu sparen und Masch<strong>in</strong>enkosten zu<br />
senken:<br />
S Die landwirtschaftlichen Grundstücke werden<br />
zu großen Wirtschaftsflächen zusammengelegt<br />
Große Bewirtschaftungse<strong>in</strong>heiten<br />
sen ken die Produktionskosten und<br />
sichern die Existenz unserer Land <br />
wirte. Der Pro duk tionswert der<br />
bayerischen Landwirtschaft beträgt<br />
jährlich 9 Mrd. Euro. Jeder achte<br />
Ar beits platz hängt von der Landund<br />
Forstwirtschaft ab.<br />
16
S und die Grundstücke werden über e<strong>in</strong> bedarfs-<br />
gerechtes Wegenetz erschlossen.<br />
Auf Wunsch können Pachtflächen so verlegt werden,<br />
dass sie an die Grundstücke des Bewirt schafters<br />
anschließen. Die Pachtstrukturen können durch<br />
e<strong>in</strong>en Freiwilligen Nutzungstausch weiter verbessert<br />
werden. Der Freiwillige Nutzungstausch kann<br />
aber auch als eigenständiges Projekt durchgeführt<br />
werden.<br />
Jährlich werden durch Flurneuordnung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
rund 30 000 ha Fläche neu geordnet und dabei<br />
50 000 Grundstücke, die etwa 10 000 Grundeigentümern<br />
gehören, <strong>in</strong> zweckmäßiger Lage, Form und<br />
Größe zusammengelegt und über ganzjährig befahr<br />
bare Wege zugänglich gemacht. Dabei werden<br />
Wirtschaftswege möglichst so geführt, dass sie<br />
gleichzeitig der Walderschließung zugute kommen.<br />
Die Zusammenlegung von Grundstücken und der<br />
Bau von Wirtschaftswegen verbessern die Situation<br />
der bäuerlichen Betriebe. Denn dadurch werden die<br />
Bewirtschaftungskosten gesenkt, die Bearbeitungsund<br />
Fahrzeiten verkürzt sowie der Verschleiß an<br />
landwirtschaftlichen Masch<strong>in</strong>en verr<strong>in</strong>gert. Große<br />
Wirtschaftsflächen s<strong>in</strong>d zudem e<strong>in</strong>e wichtige Voraus<br />
setzung, um moderne, rationelle Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>setzen<br />
zu können.<br />
Dorferneuerung erleichtert die Innenwirtschaft<br />
Mit Maßnahmen der Dorferneuerung lässt sich<br />
aber auch die Innenwirtschaft landwirtschaftlicher<br />
Be triebe wesentlich erleichtern. Erreicht wird dies<br />
vor allem durch die<br />
S Landwirte planen und entscheiden <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> über die Gestaltung der Kulturlandschaft<br />
und übernehmen damit Verantwortung<br />
für ihre Zu kunft und den ländlichen Raum.<br />
S zweckmäßige Neuabformung der Hofgrundstücke,<br />
S Bereitstellung von Hoferweiterungsflächen und<br />
zusätzlichen Hofausfahrten und<br />
S Anlage von rückwärtigen Erschließungswegen.<br />
Für die im Rahmen der Dorferneuerung ausgeführten<br />
Bau- und Gestaltungsmaßnahmen an landwirtschaftlichen<br />
Anwesen gibt es f<strong>in</strong>anzielle Unter stützung<br />
aus dem Bayerischen Dorfentwicklungs -<br />
pro gramm.<br />
S<strong>in</strong>d im Ort ke<strong>in</strong>e geeigneten Erweiterungsflächen<br />
verfügbar oder besteht – etwa aus Gründen des Im -<br />
missionsschutzes – zusätzlicher Bedarf an Be triebs -<br />
flächen, können Standorte für E<strong>in</strong>zelpro jekte oder<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsanlagen <strong>in</strong> geeigneter Lage am Ortsrand<br />
ausgewiesen werden. Das hat Vorteile, weil<br />
Ge me<strong>in</strong>schaftsanlagen wie Masch<strong>in</strong>enhallen und<br />
Fahrsilos besonders flächen- und kostensparend<br />
s<strong>in</strong>d und f<strong>in</strong>anziell gefördert werden.<br />
Der Strukturwandel <strong>in</strong> der Landwirt<br />
schaft ist rasant. Die Zahl der<br />
landwirtschaftlichen Betriebe hat<br />
sich <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> rund 30 Jahren<br />
halbiert. Gleichzeitig stieg die<br />
durchschnittlich bewirtschaftete<br />
Fläche von 13 ha auf 25 ha.<br />
17
S In <strong>Bayern</strong> bewirtschaften über 59 000 Haupt- und knapp 72 000 Nebenerwerbslandwirte 3 Mio. Hektar Äcker<br />
und Wiesen. Ohne rationelle Wirtschaftsbed<strong>in</strong>gungen können sie im globalen Wettbewerb nicht bestehen.<br />
Die Aussiedlung wird unterstützt<br />
Möchte e<strong>in</strong> Betrieb ganz oder teilweise aussiedeln,<br />
so können mit Hilfe der Bodenordnung Flächen <strong>in</strong><br />
geeigneter Lage bereitgestellt werden. Dies erleichtert<br />
auch die E<strong>in</strong>haltung von notwendigen Auflagen,<br />
wie z. B. die des Immissionsschutzes.<br />
Verträgliche Lösung von Landnutzungskonflikten<br />
Neue Vorhaben wie Verkehrswege oder Baugebiete<br />
sowie Maßnahmen des Naturschutzes und des Hoch -<br />
wasserschutzes benötigen fast immer landwirtschaftliche<br />
Nutzflächen. In diesem Fall trägt das Bodenmanagement<br />
der <strong>Ländliche</strong>n Entwick lung (siehe Seite<br />
75) den landwirtschaftlichen Inte ressen <strong>in</strong> besonderem<br />
Maße Rechnung. Hier vier Bei spiele, die den<br />
Nutzen des Bodenmanagements deutlich machen:<br />
S Die Verlegung und Anpassung von landwirtschaftlichen<br />
Grundstücken nach dem Bau<br />
neuer Straßen behebt Durchschneidungs schäden<br />
und vermeidet wirtschaftliche Nachteile.<br />
S Neue Biotope können so geformt werden, dass<br />
sie die angrenzende Bewirtschaftung nicht<br />
beh<strong>in</strong>dern.<br />
S Die landwirtschaftlichen Betriebsflächen<br />
bleiben erhalten, auch wenn die Geme<strong>in</strong>de<br />
neues Bauland für Wohnen und Gewerbe<br />
bereitstellt.<br />
S Maßnahmen des vorbeugenden Hochwasser -<br />
schutzes können mit Rücksicht auf die Inte -<br />
ressen der Landwirtschaft durchgeführt<br />
werden.<br />
Durch vorausschauenden Landzwischenerwerb kann<br />
der Flächenbedarf für solche Vorhaben abgedeckt<br />
werden. Dadurch wird vermieden, dass bäuerliche<br />
Betriebe Land verlieren.<br />
Auch Wald kann neu geordnet werden<br />
Auch Waldgrundstücke lassen sich <strong>in</strong> Verfahren<br />
der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> neu ordnen. So können<br />
z. B. Grundstücke <strong>in</strong> Wäldern zusammengelegt,<br />
Die Erzeugung landwirtschaftlicher<br />
Produkte reicht heute alle<strong>in</strong> zum<br />
Existieren kaum mehr aus. Wertschöp<br />
fung <strong>in</strong> den Bereichen Tou rismus<br />
und Erholung, Landespflege,<br />
Direktvermarktung, Veredelung usw.<br />
ist ergänzend notwendig.<br />
18
Aktuelle und präzise Grundstücksdaten s<strong>in</strong>d von<br />
Vorteil<br />
Bei e<strong>in</strong>er Dorferneuerung oder Flurneuordnung werden<br />
alle neu geordneten Grundstücke abgemarkt<br />
und vermessen. Das sichert das Eigentum und die<br />
genauen Angaben zu Größe und Nut zungs art der<br />
Grundstücke erleichtern es den Besitzern, an landwirtschaftlichen<br />
Förderprogrammen teilzunehmen.<br />
S Ökonomie und Ökologie durch Bodenmanage ment<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen bedeutet, den Grund und Boden<br />
dort bereitstellen, wo er gebraucht wird.<br />
Geme<strong>in</strong> schaftseigentum aufgeteilt oder Nut zungsrechte<br />
ab ge löst werden. Durch Aus wei sung von<br />
Auf fors tungs gewannen und entsprechende Bodenordnung<br />
ist zudem e<strong>in</strong> gezieltes und wirksames<br />
Steuern von Erstaufforstungen möglich.<br />
Rechtsverhältnisse werden übersichtlicher<br />
Im Grundbuch gesicherte Rechte Dritter werden<br />
auf die neuen Grundstücke übertragen. Durch die<br />
Neu ordnung entbehrliche Rechte, wie Geh- und<br />
Fahrt rechte, entfallen. Geme<strong>in</strong>schaftseigentum und<br />
alte Geme<strong>in</strong>denutzungsrechte können unter bestim<br />
mten Voraussetzungen abgelöst und aufgeteilt<br />
werden. Da durch ergeben sich klare und übersichtliche<br />
Rechts verhältnisse beim Grundeigentum.<br />
S E<strong>in</strong> Landwirt erzeugte 1970 Nahrungsmittel für 37 Personen; heute dank Technisierung und betrieblichen<br />
Rationalisierungen für rund 140 Personen. Diese <strong>Entwicklung</strong> steht im direkten Zusammenhang mit der Neuaus<br />
rich tung der EU-Agrar- und Strukturpolitik, der veränderten Arbeitswelt, der Mobili tät und dem wachsenden<br />
Verkehr, der Siedlungs- und Bevölkerungsentwicklung, der Klimapolitik und der technischen <strong>Entwicklung</strong>en.<br />
Und auch <strong>in</strong> Zukunft wird sich die Landwirtschaft strukturellen Veränderungen anpassen müssen.<br />
<strong>Entwicklung</strong> der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
1971 1973 1979 1983 1985 1987 1991 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2010<br />
Anteil <strong>in</strong> % Nebenerwerbsbetriebe Haupterwerbsbetriebe<br />
E<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtung des<br />
ländlichen Raumes <strong>in</strong> der <strong>in</strong>tegrier<br />
ten ländlichen <strong>Entwicklung</strong> ist<br />
uns im S<strong>in</strong>ne des Generationenvertrages<br />
e<strong>in</strong> wichtiges Anliegen.<br />
Unsere Landwirte übernehmen auch<br />
hier Verantwortung. Sie verb<strong>in</strong>den<br />
mit ihrer Arbeit Ökonomie, Ökologie<br />
und Soziales auf ideale Weise.<br />
19
E<strong>in</strong>e erfolgreiche und nachhaltige Geme<strong>in</strong>deentwicklung braucht die<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> Beteiligungsprozessen.<br />
Diese Beteiligung hat <strong>in</strong> den Dorferneuerungsverfahren <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />
Barb<strong>in</strong>g zu e<strong>in</strong>er neuen Identifikation der Menschen mit ihren Dörfern<br />
geführt und damit e<strong>in</strong>e Zukunftschance eröffnet. Sie werden sich auch<br />
künftigen Herausforderungen stellen, aktiv <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>deentwicklung<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und verantwortlich für ihre Dörfer zeigen.<br />
Albert Höchstetter<br />
1. Bürgermeister der Geme<strong>in</strong>de Barb<strong>in</strong>g<br />
2. Geme<strong>in</strong>den nachhaltig stärken und damit vitale ländliche<br />
Räume sichern<br />
Die Geme<strong>in</strong>den und Städte haben <strong>in</strong> der aktuellen<br />
wirtschaftlichen Situation Probleme, ihre Aufgaben<br />
zu erfüllen. Dabei stehen die Kommunen im ländlichen<br />
Raum vor besonders großen Herausfor derung<br />
en: E<strong>in</strong>erseits verlassen immer wieder Menschen<br />
ihre Dörfer, weil die Grundversorgung<br />
lücken haft ist oder weil es an Arbeitsplätzen fehlt.<br />
Im Umfeld der Bal lungs räume und überörtlichen<br />
<strong>Entwicklung</strong>s achsen sprengt andererseits e<strong>in</strong> ungebremster<br />
Zuzug von Neubürgern das gewachsene<br />
Dorfgefüge. Vielen Geme<strong>in</strong>den fehlen für e<strong>in</strong>e<br />
nach haltige <strong>Entwicklung</strong> sowohl das Personal als<br />
auch die notwendigen F<strong>in</strong> anzmittel. Zudem reicht<br />
häufig ihre Sachkompetenz angesichts der zunehmenden<br />
Komplexität der Probleme nicht mehr aus.<br />
Die Geme<strong>in</strong>den müssen e<strong>in</strong>e Grundversorgung der<br />
Bevölkerung sicherstellen, die heutigen An sprüchen<br />
genügt. Sie müssen für e<strong>in</strong> attraktives Arbeits platzangebot<br />
sorgen, Anreize und Mög lichkeiten für die<br />
Ansiedlung von dorfverträglichem Gewerbe schaffen<br />
und gleichzeitig Lebensqualität durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte<br />
Umwelt bieten.<br />
In e<strong>in</strong>em Satz: Es geht um die nachhaltige Verbesserung<br />
der Lebens-, Wohn- und Arbeits verhältnisse<br />
auf dem Land. Dabei spielen harte ökonomische<br />
Faktoren genauso e<strong>in</strong>e Rolle wie Heimatb<strong>in</strong>dung<br />
und Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl. Die Verwaltung für<br />
Länd liche <strong>Entwicklung</strong> bietet den Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
allen Be reichen ihre Partnerschaft an.<br />
Die Menschen <strong>in</strong> unseren Dörfern wollen nicht<br />
gleich artige Lebensbed<strong>in</strong>gungen wie <strong>in</strong> der Stadt –<br />
aber gleichwertige. Dies können sie nur erreichen,<br />
wenn sowohl die harten als auch die weichen<br />
Stand ortbed<strong>in</strong>gungen gestärkt werden. Das heißt:<br />
Den Standort wirtschaftlich attraktiver machen<br />
Die harten Standortfaktoren e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d<br />
ganz entscheidend für e<strong>in</strong>e zukunftsträchtige<br />
20<br />
Über 1,2 Mio. Bürger oder 10 Prozent<br />
der E<strong>in</strong>wohner <strong>Bayern</strong>s werden<br />
<strong>in</strong> Pro jekten der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
betreut. Über 1 000 Geme<strong>in</strong>den<br />
mit ca. 4 600 Ortschaften s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>en,<br />
Dorferneuerungen und Flur neuord<br />
nungen unsere Partner und werden<br />
jährlich mit ca. 100 Mio. Euro<br />
unterstützt und gefördert.
S Geme<strong>in</strong>schaftsleben br<strong>in</strong>gt <strong>Entwicklung</strong>s dyna mik –<br />
e<strong>in</strong> Standortvorteil im ländlichen Raum.<br />
<strong>Entwicklung</strong>. Folgende Handlungsfelder können da-<br />
bei <strong>in</strong> Frage kommen:<br />
Verkehrserschließung optimieren<br />
Hier können die Kommunen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />
und Flurneuordnung vor allem durch Planung,<br />
Flächenbereitstellung, F<strong>in</strong>anzierung und Ausbau<br />
e<strong>in</strong>es bedarfs- und dorfgerechten Straßen- und<br />
Wege netzes gestärkt werden.<br />
Maßvolle bauliche <strong>Entwicklung</strong> fördern<br />
Täglich werden <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> rund 28 Hektar Land verbraucht.<br />
Gerade der ländliche Raum ist von diesem<br />
Flächenverbrauch besonders stark betroffen. Überörtliche<br />
Verkehrswege, großflächige Infra strukturprojekte,<br />
aber auch Wohnhäuser „fressen“ bisher<br />
unbebautes Land. Dieser Flächenverbrauch kann<br />
gebremst werden – zum Beispiel, wenn nicht mehr<br />
am Siedlungsrand neu gebaut, sondern stattdessen<br />
Flächen im Ortskern dichter genutzt werden. Die<br />
Dorferneuerung unterstützt deshalb besonders die<br />
dorfgerechte Umnutzung leerstehender Bau substanz.<br />
Das trägt zur M<strong>in</strong>derung des Flächenverbrauchs<br />
bei.<br />
Nahversorgung sichern<br />
Entscheidend für die Lebensqualität im ländlichen<br />
Raum ist die Sicherung der Grundversorgung. Im<br />
Rahmen der Dorferneuerung kann vor allem die<br />
E<strong>in</strong>richtung geme<strong>in</strong>schaftlicher Dorfläden unterstützt<br />
werden.<br />
Landwirtschaft im Dorf stärken<br />
Viele Ortschaften s<strong>in</strong>d vorwiegend landwirtschaftlich<br />
geprägt. Das geht weit über das vordergründig<br />
Ortsbilder pflegen und gestalten<br />
Ihr eigenständiger Charakter und die E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Kulturlandschaft zeichnen <strong>Bayern</strong>s<br />
Dörfer aus. Deshalb ist es besonders wichtig, die<br />
Ortsbilder und Dorfensembles zu erhalten und sie<br />
behutsam weiter zu entwickeln. Deshalb werden<br />
bei der Dorferneuerung zunächst fundierte Dorferneuerungs-<br />
und Grünordnungspläne erarbeitet,<br />
auf deren Grundlage dann die Straßenräume, Dorfplätze<br />
und Grünflächen gestaltet werden.<br />
S Was geme<strong>in</strong>sam geschaffen wird, erfährt Akzeptanz<br />
und wird bekanntermaßen am meisten wertgeschätzt.<br />
Kirchturmdenken ist heute kaum<br />
mehr f<strong>in</strong>anzierbar. Geme<strong>in</strong>den<br />
pla nen deshalb mite<strong>in</strong>ander und<br />
er arbeiten Konzepte zur Integrierten<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>. Die vorgesehenen<br />
Projekte und Maß nahmen<br />
werden danach im Rah men<br />
von Dorferneuerungen und Flur neuordnungen<br />
zielorientiert umgesetzt<br />
und gefördert.<br />
21
Sichtbare wie typische Bauernhäuser, Ställe oder<br />
andere leicht erkennbare Merkmale landwirtschaftlicher<br />
Betriebe h<strong>in</strong>aus. Das gesellschaftliche<br />
Leben im Dorf beruht auch heute noch auf bäuerlichen<br />
Traditionen. Geben landwirtschaftliche Betriebe<br />
auf, so hat das enorme Auswirkungen auf<br />
das Sozial gefüge „Dorf“. Wenn sich also die Dörfer<br />
nicht zu Schlafstätten entwickeln sollen, dann<br />
müssen die örtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die<br />
Landwirt schaft nachhaltig verbessert werden – e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Aufgabe der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />
S E<strong>in</strong>e gute Grundversorgung, Arbeitsplätze vor Ort<br />
und sichtbarer Fortschritt machen Dörfer attraktiv.<br />
Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen ermöglichen<br />
Ob sich Infrastrukturmaßnahmen verwirklichen<br />
lassen, hängt <strong>in</strong> vielen Fällen entscheidend von der<br />
Verfügbarkeit der Grundstücksfläche an der notwendigen<br />
Stelle ab. Hier bietet das Bodenmanagement<br />
der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> entscheidende<br />
Hilfen an: Durch Landzwischenerwerb und den E<strong>in</strong> -<br />
satz von Tauschland können flächenbeanspruchende<br />
Projekte der Geme<strong>in</strong>den wie Anlagen zur Verund<br />
Entsorgung, Sportplätze oder Friedhofs erwei<br />
terungen eigentumsverträglich realisiert oder<br />
Bau land für Wohnen und Gewerbe zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
Für die Ausführung geme<strong>in</strong>dlicher Infrastrukturmaßnahmen<br />
s<strong>in</strong>d oft Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen<br />
nach dem Naturschutzrecht erforderlich.<br />
Das heißt: Weil die Geme<strong>in</strong>de Landschaft <strong>in</strong> Anspruch<br />
genommen hat, muss sie e<strong>in</strong>en ökologischen<br />
Ausgleich erbr<strong>in</strong>gen. Dafür geeignete<br />
Flächen können die Geme<strong>in</strong>den bereits frühzeitig <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em sogenannten Ökokonto „ansparen“. Die Verwaltung<br />
für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist beim Erwerb<br />
dieser Flächen behilflich.<br />
Hochwasser vorbeugen<br />
Viele Geme<strong>in</strong>den werden heute immer stärker mit<br />
dem Problem Hochwasser konfrontiert. Mit bodenordnerischen,<br />
baulichen und landespflegerischen<br />
Maß nahmen versucht die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong>, Wasser <strong>in</strong> der Fläche zurückzuhalten<br />
und so den Wasserabfluss zu verzögern. Manchmal<br />
ist auch technischer Hochwasserschutz wie der Bau<br />
von Rückhaltebecken notwendig.<br />
Den Menschen e<strong>in</strong>e Heimat bieten<br />
Die Menschen messen den Wert e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de<br />
nicht nur daran, ob sie im Ort nach ihrem Ge -<br />
schmack wohnen können, ob sie <strong>in</strong> der Nähe Arbeit<br />
f<strong>in</strong>den oder ob sie e<strong>in</strong>kaufen können, ohne kilometerweit<br />
zu fahren. Deshalb kümmert sich die Verwaltung<br />
für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> auch um die so<br />
genannten weichen Standortfaktoren:<br />
Intakte Umwelt erhalten<br />
Natur und Landschaft zu bewahren, zu pflegen und<br />
angemessen weiter zu entwickeln liegt im Interesse<br />
Erfolge brauchen Methode. Geme<strong>in</strong>den<br />
mit ihren Bür gern engagieren<br />
sich <strong>in</strong> der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />
Ent wicklung sowie bei Dorf erneu e<br />
rung und Flur neuord nung <strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>a<br />
ren an den Schulen der Dorf- und<br />
Landentwicklung <strong>in</strong> Klosterlangheim,<br />
Plank stet ten oder Thier haupten.<br />
22
aller Geme<strong>in</strong>den und ihrer E<strong>in</strong>wohner. Deshalb ist<br />
die Erhaltung unserer natürlichen Lebens grundlagen<br />
e<strong>in</strong>e Schwerpunktaufgabe der <strong>Ländliche</strong>n<br />
Entwick lung.<br />
Attraktives Freizeitangebot erweitern<br />
Neben e<strong>in</strong>er harmonischen Beziehung zu Natur<br />
und Landschaft erwarten die Menschen Angebote<br />
zur Gestaltung ihrer Freizeit. Deshalb unterstützt<br />
die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> die Ge -<br />
me<strong>in</strong> den, wenn sie ihr Freizeit- und Nah erho lungs -<br />
angebot verbessern wollen. Das steigert nicht nur<br />
die Attraktivität des heimatlichen Lebens raumes,<br />
sondern ist als weicher Standort faktor oftmals<br />
auch Anlass für die Neuansiedlung von Bürgern<br />
oder Gewerbebetrieben und für das Entstehen<br />
e<strong>in</strong>es sanften Tourismus.<br />
Funktionierendes Geme<strong>in</strong>schaftsleben fördern<br />
In e<strong>in</strong>er technisierten und globalisierten Welt s<strong>in</strong>d<br />
die Menschen stärker denn je bestrebt, Heimat zu<br />
erleben und sich verwurzelt zu fühlen. Dies kann<br />
nur e<strong>in</strong>e funktionierende Dorfgeme<strong>in</strong>schaft leisten.<br />
Deshalb kommt der Förderung des Geme<strong>in</strong>schaftslebens<br />
e<strong>in</strong>e immer wichtigere Rolle zu – zumal verb<strong>in</strong>dende<br />
Funktionen wie die Selbstverwaltung, die<br />
Schule und auch der eigene Pfarrer aus vielen<br />
Dörfern verschwunden s<strong>in</strong>d. Die Verwaltung für<br />
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> unterstützt die Kommunen<br />
z. B. beim Bau von Bürger-, Vere<strong>in</strong>s- und Geme<strong>in</strong>schafts<br />
häusern. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten<br />
zur Pflege von Kultur und Brauchtum<br />
– e<strong>in</strong> weiterer Beitrag zu e<strong>in</strong>er gelebten Dorfkultur<br />
und zur Vitalisierung der Dorfzentren.<br />
Geme<strong>in</strong>sam auf dem Weg des Erfolgs<br />
Viele der Maßnahmen, die die Zukunftschancen verbessern<br />
könnten, überfordern e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Ge me<strong>in</strong>de<br />
– sei es im Bereich der Infrastruktur, der Landwirt<br />
schaft, des Freizeit- und Touris mus angebots<br />
oder der Natur- und Landschaftspflege. Und auch<br />
die Wünsche der Menschen nach sozialem und kulturellem<br />
Mite<strong>in</strong>ander kann e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de alle<strong>in</strong> oft<br />
nicht erfüllen. Partner schaft liches Verhalten und<br />
geme<strong>in</strong>sames Handeln im Verbund eröffnen dagegen<br />
Chancen. Im Rahmen der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> unterstützt die Verwaltung solche<br />
Zweckbündnisse von Nachbarkommunen. Insbesondere<br />
mit Dorf erneu erung und Flurneuordnung hilft<br />
sie Maßnahmen zu realisieren, die die Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />
der beteiligten Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> struktureller,<br />
ökonomischer, ökologischer und soziokultureller<br />
H<strong>in</strong>sicht nachhaltig verbessern.<br />
S Geme<strong>in</strong>schaftsanlagen, Hochwasserschutz, Sport,<br />
Bauland, Wegenetz oder wirtschaftliche, soziale und<br />
ökologische Anliegen – <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> und<br />
Bodenmanagement lösen Landnutzungskonflikte <strong>in</strong><br />
Dorf und Flur und optimieren den E<strong>in</strong>satz verschiedener<br />
Instrumente im ländlichen Raum.<br />
Bürgermitwirkung ist e<strong>in</strong> Grundpr<strong>in</strong>zip<br />
der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
und br<strong>in</strong>gt den Dörfern e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n.<br />
Je mehr Menschen <strong>in</strong> Dorferneuerungen<br />
und Flurneu ordnungen<br />
freiwillig mitdenken, mitplanen<br />
und mitgestalten, umso<br />
besser s<strong>in</strong>d Engagement und Know<br />
how bei kommenden Aufgaben.<br />
23
Im Unternehmensverfahren Kirchroth s<strong>in</strong>d 314 Besitzstände mit e<strong>in</strong>er<br />
Fläche von 1 227 ha beteiligt. Auf e<strong>in</strong>er Länge von acht Kilometern wurden<br />
die Donau verlegt und die Landschaftspflegeflächen im Donauvorland<br />
neu gestaltet. Für uns Landwirte war es von großem Vorteil, dass durch<br />
die Neuordnung der Feldflur Grundstücksan- und -durchschneidungen<br />
vermieden und die Grundstücksgrößen den Anforderungen e<strong>in</strong>er modernen<br />
Landwirtschaft angeglichen worden s<strong>in</strong>d.<br />
Theodor Wasmeier<br />
Landwirt, BBV-Ortsobmann und örtlich beauftragtes Vorstandsmitglied<br />
3. Öffentliche Vorhaben eigentumsverträglich realisieren<br />
Die Stärke e<strong>in</strong>es Wirtschaftsstandortes ist <strong>in</strong>sbesondere<br />
von der Infrastrukturausstattung abhängig.<br />
Da bei ist die Qualität der Verkehrs er schließung<br />
be sonders maßgebend. Pro du zierendes und<br />
verarbeitendes Gewerbe s<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>e optimale<br />
Er schlie ßung angewiesen – ob auf der Schiene,<br />
auf der Straße, zu Wasser oder aus der Luft. Die<br />
Errichtung von entsprechenden Infra struk turen<br />
erfolgt <strong>in</strong> aller Regel mit Großbau maß nahmen,<br />
die meist mit er heb lichem Flächenbedarf und<br />
großen E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> die bestehende Land schaftsund<br />
Eigentums struk tur verbunden s<strong>in</strong>d. Bauträger<br />
für solche Maßnah men s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel die<br />
öffentliche Hand oder entsprechende Gesellschaften.<br />
Überörtliche Vorhaben mit großem Flächenbedarf<br />
haben meist erhebliche Auswirkungen auf die<br />
Eigen tums- und Sozialstruktur sowie auf Natur<br />
und Um welt. Insbesondere zählen natürlich die<br />
Grundeigen tümer und die Landwirte zu den<br />
Haupt betroffenen e<strong>in</strong>er solchen Maßnahme. Aber<br />
oft geht auch e<strong>in</strong> Stück Natur oder Kulturlandschaft<br />
mit der Baumaßnahme verloren.<br />
Vermeidung und Verm<strong>in</strong>derung von Nachteilen<br />
durch Unternehmensverfahren<br />
Mit dem Unternehmensverfahren verfügt die Verwaltung<br />
für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> über e<strong>in</strong> effizientes<br />
Mittel, um die Nachteile e<strong>in</strong>er Großbau maßnahme<br />
für Landwirtschaft und Landschaft zu vermeiden<br />
oder zu verm<strong>in</strong>dern. Das Unternehmensverfahren<br />
S ermöglicht die Flächenbereitstellung für das<br />
Unternehmen bei gleichzeitigem Ausgleich<br />
der Nachteile für die Landwirtschaft,<br />
S unterstützt die zweckmäßige Anpassung der<br />
örtlichen Infrastruktur und<br />
S berücksichtigt die Belange von Natur und<br />
Landschaft.<br />
<strong>Bayern</strong> hat 140 000 km Straßen,<br />
2 200 km Autobahnen, 6 700 km<br />
Eisenbahnnetz und 700 km Wasserstraßen.<br />
Arbeitsschwerpunkte der<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> der letzten<br />
Jahrzehnte waren: Verkehrsprojekte<br />
Deutsche E<strong>in</strong>heit, ICE-Strecke Würzburg<br />
– Hannover, Ma<strong>in</strong>-Donau-Kanal.<br />
24
Hier setzt das Unternehmensverfahren (siehe<br />
Seite 107) an: Mit e<strong>in</strong>er flächendeckenden Bodenordnung<br />
können die Grundstücke mobilisiert werden.<br />
Die zur Verfügung stehenden Tauschflächen<br />
des Bauträgers werden <strong>in</strong> die benötigten Trassenbereiche<br />
verlegt und die ursprünglich betroffenen<br />
Grundstücks eigentümer an anderer Stelle <strong>in</strong> Land<br />
abgefunden. Wenn der Landbedarf nicht vollständig<br />
durch freihändigen Landerwerb aufgebracht<br />
werden kann, wird der restliche Bedarf auf e<strong>in</strong>en<br />
größeren Kreis von Grundstückseigentümern verteilt<br />
und nicht nur der E<strong>in</strong>zelne konkret Betroffene<br />
belastet. So schultern Viele den E<strong>in</strong>griff mit weit<br />
ger<strong>in</strong>geren Auswirkungen für jeden E<strong>in</strong>zelnen. E<strong>in</strong>e<br />
Enteignung wird dadurch <strong>in</strong> aller Regel vermieden.<br />
S Maßnahmen des Bodenmanagements s<strong>in</strong>d Drehund<br />
Angelpunkt, wenn überregionale Verkehrsanb<strong>in</strong>dungen<br />
die Stand ortqualität erhöhen sollen und<br />
neue Lösungen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong> den für Leben, Wohnen<br />
und Arbeiten erforderlich s<strong>in</strong>d.<br />
Grundstücke mobilisieren und Enteignung<br />
vermeiden<br />
Große Bauvorhaben im öffentlichen Interesse s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> der Regel enteignungsfähig: Von e<strong>in</strong>em Projekt<br />
betroffene und nicht verkaufsbereite Grundstückseigentümer<br />
könnten also unter Umständen von der<br />
für die Enteignung zuständigen Behörde zur<br />
Land abgabe gezwungen werden. Zwar gel<strong>in</strong>gt es<br />
dem Träger e<strong>in</strong>er Großbaumaßnahme fast immer,<br />
die für den Bau erforderlichen Flächen zu erwerben<br />
– allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der Regel nicht an der für den Bau<br />
benötigten Stelle. Privatrechtliche Tausch regelungen<br />
führen meist nur bei kle<strong>in</strong>eren Problem stellungen<br />
zum Ziel.<br />
Durchschneidungen beheben und örtliche<br />
Infrastruktur anpassen<br />
Mit e<strong>in</strong>em Unternehmensverfahren gel<strong>in</strong>gt es<br />
auch, die von der Großbaumaßnahme verursachten<br />
Durch schneidungen der Grundstücke und der örtlichen<br />
Infrastruktur zu beheben. Und das nicht nur<br />
S Das früher agrarisch geprägte Fränkische Seen land<br />
ist heute e<strong>in</strong>e stark frequentierte Nah erho lungsregion.<br />
Für den Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Donau-Kanal<br />
leistete die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
im Bereich der Donau und der<br />
Ka nal strecke zum Ma<strong>in</strong> wesentliche<br />
Unterstützung. Zwischen Straub<strong>in</strong>g<br />
und Roth <strong>in</strong>tegrierte sie auf 85 km<br />
Länge und auf 23 000 ha Fläche<br />
das Großbauprojekt <strong>in</strong> die Landschaft<br />
und glich Nachteile für die<br />
Beteilig ten aus.<br />
25
S Unternehmensverfahren unterstützen öffentliche Vorhaben bei der Landbereitstellung und gleichen die Nach <br />
teile für die Landwirtschaft und Landeskultur aus. <strong>Bayern</strong>weit laufen derzeit 200 Unternehmensverfahren.<br />
als Reparatur der bestehenden Strukturen, sondern<br />
mit dem Ergebnis e<strong>in</strong>er Neugestaltung des die<br />
Baumaßnahme umgebenden Gebiets unter Be rücksichtigung<br />
der örtlichen <strong>Entwicklung</strong>sziele.<br />
E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> Naturhaushalt und Kulturlandschaft<br />
verträglich ausgleichen<br />
21 Projekte auf 60 km<br />
entlang der<br />
Bundesautobahn A 71<br />
Herschfeld<br />
Bad Neustadt a.d. Saale<br />
Rödelmeier<br />
Mellrichstadt<br />
Sondheim<br />
Bahra<br />
Hollstadt<br />
Eichenhausen<br />
Die Landwirtschaft ist bezüglich des Flächen entzugs<br />
bei E<strong>in</strong>griffen oft doppelt betroffen: zum<br />
e<strong>in</strong>en durch die Maßnahme selbst und zum anderen<br />
durch die aufgrund des E<strong>in</strong>griffs notwendigen<br />
landespflegerischen Kompen sations maß nahmen.<br />
Das Unter nehmensverfahren kann auch hier ausgleichend<br />
wirken und die Kompensations maß nahmen<br />
sowohl eigentumsverträglich als auch zum<br />
Wohle der Natur umsetzen. Hier können nämlich<br />
im Verbund mit der Neuordnung aller Eigen -<br />
tums flächen auch die landespflegerischen Ausgleichs-<br />
und Ersatz maßnahmen <strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvollen,<br />
funktions tüchtigen Gebiets- und Landschafts zusam<br />
men hängen ver wirk licht werden. Die ausgewiesenen<br />
Ausgleichs- und Ersatzflächen können so<br />
Münnerstadt - Althausen<br />
Rottershausen<br />
Poppenhausen<br />
Euerbach<br />
Ha<strong>in</strong><br />
Bergrhe<strong>in</strong>feld<br />
Rannungen<br />
Pfersdorf<br />
Holzhausen<br />
Kronungen<br />
Oberwerrn<br />
Schwe<strong>in</strong>furt<br />
Geldersheim<br />
Strahlungen<br />
Poppenlauer<br />
S Entlang der neuen Autobahnen bei Schwe<strong>in</strong>furt<br />
(A 71, siehe Abb.) und Füssen (A 7) kooperieren Ge <br />
me<strong>in</strong>den und erarbeiten geme<strong>in</strong>sam Integrierte <strong>Ländliche</strong><br />
Entwick lungskonzepte. Umsetzungen erfolgen<br />
<strong>in</strong> Projekten der Flurneuordnung und Dorferneuerung.<br />
Öffentliche Vorhaben wie z. B.<br />
Um gehungsstraßen oder das Oberpfäl<br />
zer Seenland werden durch Flurneu<br />
ord nungen und Dorferneuerungen<br />
unterstützt. Dabei stehen<br />
das Boden manage ment und die<br />
Maß nahmen zur strukturellen E<strong>in</strong> <br />
b<strong>in</strong> dung im Vordergrund.<br />
26
S Auch bei Unternehmensverfahren haben die Landwirte<br />
für ihre Belange das Sagen. Wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flurneu<br />
ordnung bilden die Grundeigentümer e<strong>in</strong>e Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft,<br />
die für die Zusammenlegung<br />
der Grundstücke, das Wegenetz und Maßnahmen des<br />
Naturschutzes und der Landespflege zuständig ist.<br />
mit anderen beabsichtigten Maßnahmen im<br />
Planungs gebiet, beispielsweise zum vorbeugenden<br />
Hoch wasser schutz, zur Ausweisung von Pufferflächen<br />
an Bächen oder zur Biotopvernetzung verbunden<br />
und besonders s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> die <strong>Entwicklung</strong><br />
der Kultur landschaft e<strong>in</strong>gebunden werden.<br />
Mit e<strong>in</strong>em Unternehmensverfahren ist immer auch<br />
die Begründung e<strong>in</strong>er Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft verbunden.<br />
Sie ist für den jeweiligen Unternehmensträger<br />
der Verhandlungspartner. Dadurch hat der<br />
e<strong>in</strong>zelne Grundstückseigentümer e<strong>in</strong>e stärkere<br />
Rechtsposition. Umgekehrt hat der Unternehmensträger<br />
auch nur e<strong>in</strong>en Verhandlungspartner – so<br />
profitieren beide. Der Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
übt dabei e<strong>in</strong>e wichtige Vermittlerrolle<br />
aus. Schon im Laufe des Planfeststellungsverfahrens<br />
vertritt er die Interessen der Grundstücks<br />
eigentümer, wenn es um die Def<strong>in</strong>ition der<br />
notwendigen Folge- und Anpassungsmaßnahmen<br />
geht. Meist wird ja auch das bestehende Wegeund<br />
Gewässernetz durchschnitten und muss den<br />
neuen Gegebenheiten angepasst werden. Dies gilt<br />
auch für den Umfang und die räumliche Festlegung<br />
der Ausgleichs- und Folgemaßnahmen, die nicht<br />
unerheblich zum eigentlichen Flächen bedarf h<strong>in</strong>zukommen.<br />
Der Vorstand der Teil nehmer ge me<strong>in</strong>schaft<br />
fungiert sowohl für die Eigentümer und<br />
Landnutzer als auch für den Unter nehmensträger<br />
als Dreh scheibe für die eigen tumsrechtliche Pro -<br />
jekt reali sierung. Er sorgt für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche<br />
Bodenbe wer tung, führt die Verhandlungen zur<br />
Neuver teilung und beschließt über die Neuordnung<br />
der Grund stücke.<br />
S Öffentliche und private Interessen treffen <strong>in</strong> Unternehmensverfahren<br />
unweigerlich aufe<strong>in</strong>ander. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
vermittelt zwischen den Grundstücks<br />
eigentümern und dem Träger des öffentlichen<br />
Vorha bens und hilft so Nutzungskonflikte zu lösen.<br />
Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft als<br />
Interessensvertretung und Drehscheibe<br />
Das Gesamtökologische Gutachten<br />
Donauried umfasst das Donautal<br />
zwischen Ulm und Donauwörth.<br />
Es wurde vom Bayerischen Landtag<br />
<strong>in</strong>itiiert. Die Leistungen der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d gefragt,<br />
wenn es um die Lösung von vielfältigen<br />
Nutzungskonflikten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
hochsensiblen Naturraum geht.<br />
27
Bei Weißenbrunn v. Wald und Fornbach, Stadt Rödental, Landkreis Coburg,<br />
wurde im Rahmen des bayernweit modellhaften Arten- und Biotopschutzprogramm-Umsetzungsprojektes<br />
„Lange Berge – Bruch schollen kuppen“<br />
e<strong>in</strong> beispielhafter Biotopverbund angelegt. 23 ha zusammenhängende<br />
Flächen wurden vom Landesbund für Vogelschutz <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e. V. erworben.<br />
Die Bodenordnung ermöglichte die Ausweisung der Flächen genau dort, wo<br />
sie für gefährdete Tier- und Pflanzenarten die höchste Wirkung entfalten.<br />
Frank Reißenweber, Dipl.-Biologe<br />
Landesbund für Vogelschutz <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e. V., Kreisgruppe Coburg<br />
4. Natürliche Lebensgrundlagen schützen und<br />
Kulturlandschaft gestalten<br />
E<strong>in</strong>erseits erwarten die Menschen, dass ihnen die<br />
ländlichen Räume e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Umwelt bieten.<br />
Andererseits s<strong>in</strong>d unberührte Landschaften und die<br />
<strong>in</strong> ihnen lebenden Tiere und Pflanzen oftmals durch<br />
die moderne Zivilisation bedroht; Boden, Wasser<br />
und Luft leiden unter ihren E<strong>in</strong>flüssen. Deshalb s<strong>in</strong>d<br />
die Sicherung e<strong>in</strong>er gesunden Umwelt und der<br />
Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen Boden,<br />
Wasser und Luft bei Projekten der Integrierten<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> wichtige Anliegen. Nur so<br />
lässt sich das Ziel erreichen, die ländlichen Räume<br />
ganzheitlich und nachhaltig zu entwickeln.<br />
Biotope vernetzen, Vielfalt im Dorf beleben<br />
E<strong>in</strong> bedeutsamer Schwerpunkt <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> ist es, die bäuerliche Kulturlandschaft<br />
<strong>in</strong> ihrer unverwechselbaren Eigenart, Vielfalt und<br />
Schönheit zu erhalten und für die Zukunft zu<br />
gestalten.<br />
Dazu gehört auch der Aufbau von Biotop verbundsystemen.<br />
Dabei werden ökologisch bedeutsame<br />
Flächen gesichert und über neue Biotope mite<strong>in</strong>ander<br />
vernetzt. Zu solchen neuen Biotopen gehören<br />
Begleit- und W<strong>in</strong>dschutzpflanzungen, Streuobstwie<br />
sen, Feldgehölze, Landschaftsweiher, Tümpel,<br />
Feucht-, Trocken- und Sukzessionsflächen – also<br />
Flä chen, die sich ungestört entwickeln können –<br />
sowie Uferstreifen an Gewässern. Innerörtliche<br />
Maßnahmen, die der Grünordnung und Dorfökologie<br />
dienen, beleben die Vielfalt der natürlichen<br />
Lebensgeme<strong>in</strong>schaften im Dorf. Dazu können die<br />
Gestaltung von Grünflächen und Bepflanzungen,<br />
die naturnahe Gestaltung oder Wiederherstellung<br />
von Dorfbächen und -weihern oder auch die Berankung<br />
von Mauern oder Gebäuden beitragen.<br />
E<strong>in</strong>grünungen der Ortsränder bilden wertvolle Vernet<br />
zungselemente zwischen bebautem Gebiet und<br />
freier Flur. Das Biotopverbundsystem wird ge eig -<br />
neten öffentlichen Trägern, meist den Geme<strong>in</strong> den,<br />
als Eigentum und zur weiteren Pflege anvertraut.<br />
<strong>Bayern</strong>s Landschaften s<strong>in</strong>d attraktiv<br />
und reich an e<strong>in</strong>maligen Naturschöpfungen<br />
und e<strong>in</strong>drucksvollen<br />
Pflanzen- und Tierarten. Diesem<br />
Erbe ist die <strong>Ländliche</strong> Entwick lung<br />
verpflichtet. Landschaftsplanungen<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> fester Bestandteil <strong>in</strong> Flur <br />
neuordnung und Dorferneuerung.<br />
28
Wenn neu gepflanzt wird, legt die <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> besonderen Wert auf die Verwendung<br />
standortgerechter und heimischer Gehölze. Auf<br />
manchen Flächen unterbleibt e<strong>in</strong>e gezielte Bepflan<br />
zung oder Ansaat. Die Vegetation kann sich<br />
hier durch natürliche Ausbreitung Zug um Zug<br />
neu ansiedeln, so dass sich e<strong>in</strong>e standortheimische<br />
Flora und <strong>in</strong> der Abfolge auch Fauna entwickeln<br />
kann. Auf diese Weise entstehen mit ger<strong>in</strong>gem Aufwand<br />
äußerst wertvolle Landschaftselemente und<br />
Lebensräume. Dies ist nur e<strong>in</strong>es von vielen Bei spielen,<br />
die <strong>in</strong> Projekten der <strong>Ländliche</strong>n Entwick lung<br />
entstehen. Sie alle zeigen, dass es durch Erhaltung<br />
und Schaf fung von Schutz- und Lebens räumen<br />
gel<strong>in</strong>gt, viele vom Aussterben bedrohte Tier- und<br />
Pflanzen arten zu retten oder neu anzusiedeln.<br />
Sehr erfolgreich ist auch die freiwillige Mitmachaktion<br />
„Mehr Grün durch <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>“:<br />
Grundeigentümer pflanzen auf ihren Grundstücken<br />
Bäume und Sträucher und bereichern damit die<br />
Kulturlandschaft zusätzlich. Jährlich werden Zehntausende<br />
von Bäumen und Sträuchern an <strong>in</strong>teressierte<br />
Grundeigentümer abgegeben.<br />
Die Hochwassergefahr m<strong>in</strong>dern<br />
S Bäume s<strong>in</strong>d Gedichte, die die Erde <strong>in</strong> den Himmel<br />
schreibt, und aus der Landschaft nicht wegzudenken.<br />
Angesichts der folgenreichen Hochwasserereignisse<br />
der letzten Jahre hat der vorbeugende Hochwasserschutz<br />
<strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> weiter an<br />
Bedeu tung gewonnen. Im Vordergrund steht das<br />
Bemühen, Oberflächen- und Niederschlagswasser<br />
<strong>in</strong> der Fläche zurückzuhalten oder zum<strong>in</strong>dest den<br />
Abfluss zu bremsen.<br />
Die Umsetzung <strong>in</strong> der Flurneuordnung gel<strong>in</strong>gt vor<br />
allem durch:<br />
S hangparallele Bewirtschaftung bei neu geordneten<br />
landwirtschaftlichen Grundstücken<br />
S Sicherung von Böschungen und Ranken<br />
S <strong>in</strong> der Flur verteilte kle<strong>in</strong>ere und größere<br />
Wasserrückhaltebecken<br />
S Ausweisung von Erosions- und Uferschutz -<br />
streifen<br />
S Renaturierung von Gewässern<br />
Die Hochwassergefahr kann auch dadurch verr<strong>in</strong>gert<br />
werden, dass das Regenwasser an Ort und<br />
Stelle versickern kann. Deshalb wird beim Bau<br />
neuer Wirtschaftswege darauf geachtet, möglichst<br />
wenig Boden zu versiegeln. Vor allem Schotter- und<br />
Spurbahnbauweisen kommen dabei zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Breite Versickerungsmulden ersetzen dort wo es<br />
möglich ist die Wegseitengräben.<br />
Bei der Dorferneuerung werden befestigte Flächen<br />
so weit wie möglich entsiegelt. Ist, wie bei der<br />
Aspekte wie extensive Landnutzungsformen,<br />
Streuobstanbau und<br />
Beweidungskonzepte oder Belange<br />
der Jagd, Fischerei und Imkerei<br />
gehen <strong>in</strong> die Planungen der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>. Diese Vielfalt<br />
ist e<strong>in</strong> besonderes Element und<br />
der Garant für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte und<br />
stabile Kulturlandschaft.<br />
29
Mit jedem Hochwasser wird wertvoller Humus<br />
weg geschwemmt. Vorbeugender Schutz wirkt dieser<br />
Bodenerosion entgegen. Hangparallele Bewirtschaftung,<br />
neue W<strong>in</strong>dschutz pflan zungen und sonstige<br />
Pflanz streifen über neh men e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Schutz funktion. Abge schwemmter Humus, der sich<br />
<strong>in</strong> Was ser rück halte becken absetzt, kann von dort<br />
problemlos wieder ent nommen und auf den Feldern<br />
ausgebracht werden.<br />
Gewässer und Tr<strong>in</strong>kwasser schützen,<br />
Wasser qualität steigern<br />
S Flora und Fauna schützen: Anliegen des Arten- und<br />
Biotopschutzes s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> festes Planungselement.<br />
Gestaltung e<strong>in</strong>es Dorfplatzes, e<strong>in</strong>e neue Versiegelung<br />
unverzichtbar, so wird sie auf das unbed<strong>in</strong>gt<br />
notwendige Maß beschränkt.<br />
Maßnahmen der Dorferneuerung und Flurneuordnung<br />
halten Niederschlagswasser zurück, entlasten<br />
so die tiefer liegenden Gewässer und verr<strong>in</strong>gern<br />
die Hochwassergefahr für die Siedlungen. Falls notwendig,<br />
wird der vorbeugende Hochwasser schutz<br />
mit Anlagen des technischen Hochwasser schutzes<br />
ergänzt – beispielweise durch den Bau großer Wasserrückhaltebecken.<br />
Hier hat sich die Zusam menarbeit<br />
mit der Wasserwirtschaft bewährt.<br />
Erosion des Bodens verh<strong>in</strong>dern<br />
Unsere Flüsse und Seen s<strong>in</strong>d sehr empf<strong>in</strong>dlich und<br />
geraten leicht aus dem ökologischen Gleich gewicht.<br />
Gewässerschutz ist ebenfalls e<strong>in</strong>e Auf gabe, die die<br />
Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> unterstützt.<br />
Uferstreifen an den Gewäs sern verh<strong>in</strong>dern als ökologische<br />
Puffer, dass Schadstoffe und Düngemittel<br />
<strong>in</strong>s Wasser gelangen. Die Rena turierung von<br />
Gewässern sowie z. B. die Sauerstoff anreicherung<br />
durch Sohlschwellen verbessern ebenfalls die<br />
Gewässerqualität.<br />
Tr<strong>in</strong>kwasser ist unser wertvollstes Nahrungsmittel<br />
– se<strong>in</strong> Schutz hat oberste Priorität. Deshalb können<br />
bei der Neuordnung wasserwirtschaftlich sensible<br />
Bereiche, wie etwa Wasserschutzgebiete und deren<br />
Pufferflächen, dem Träger der Wasserversorgung<br />
und der öffentlichen Hand zugeteilt werden, sofern<br />
diese ausreichend Tauschland e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Im<br />
Gegenzug erhalten Grundeigentümer Flächen, die<br />
außerhalb von Schutzgebieten liegen.<br />
Mit der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> kann<br />
die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtl<strong>in</strong>ie<br />
besonders wirkungsvoll und eigentumsverträglich<br />
unterstützt werden.<br />
In Flurneuordnungen werden Biotopverbundsysteme<br />
bedarfsgerecht<br />
ergänzt oder völlig neu angelegt.<br />
Jährlich stellt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
mit ihrem Bodenmanage ment<br />
rund 700 ha für den Natur schutz,<br />
die Landespflege oder den Ressourcenschutz<br />
bereit.<br />
30
S L<strong>in</strong>ks: Bei der Gestaltung von Gewässern kooperiert die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> mit den zuständigen Wasserwirtschaftsämtern.<br />
S Rechts: Kulturlandschaft – Produktions- und Protektionsraum gehören zusammen.<br />
Technik hilft die Umwelt schützen<br />
Umweltschutz beschränkt sich nicht auf das<br />
Bewahren der Natur. Deshalb unterstützt die<br />
Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Maßnahmen<br />
des technischen Umweltschutzes auf vielfältige<br />
Weise. So fördert sie zum Beispiel den E<strong>in</strong>satz von<br />
umweltfreundlichen und energiesparenden Technologien<br />
<strong>in</strong> Wohn- und Wirtschaftsgebäuden durch<br />
Informationsveranstaltungen und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong> dung<br />
von Fachleuten. Oder sie stellt Flächen bereit für<br />
neue Pflanzenkläranlagen oder für Anlagen zur<br />
Verwer tung nachwachsender Rohstoffe, wie Bio -<br />
gas anlagen und Hackschnitzelheizwerke.<br />
Planungen Dritter umsetzen<br />
Die Umsetzung von Fachplanungen Dritter, wie<br />
das Arten- und Biotopschutzprogramm der Naturschutz<br />
verwaltung oder der geme<strong>in</strong>dliche Landschafts<br />
plan, kann <strong>in</strong> Projekten der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
wirkungsvoll unterstützt werden, vor<br />
allem durch die Bereitstellung von Flächen. Auch<br />
für das geme<strong>in</strong>dliche Ökokonto können Tauschflächen<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
Übrigens können auch Erfordernisse des Naturschut<br />
zes und der Landschaftspflege alle<strong>in</strong> schon<br />
e<strong>in</strong> Grund se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Projekt der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
durchzuführen.<br />
Mit Bodenmanagement zum Erfolg<br />
<strong>Bayern</strong>weit werden im Zuge des Bodenmanagements<br />
der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> (siehe Seite 75)<br />
jährlich rund 700 ha Land für ökologische Zwecke<br />
bereitgestellt. Angenommen, aus dieser Fläche<br />
würde e<strong>in</strong> ca. zehn Meter breites Band ge bildet, so<br />
wäre diese Biotopstruktur rund 700 Kilo meter lang.<br />
Die meisten Flächen werden über vorausschauenden<br />
Der Schutz der Natur und der Ge <br />
wäs ser, e<strong>in</strong>e unverzichtbare Zukunftsaufgabe,<br />
beansprucht umfangreiche<br />
Flächen im ländlichen Raum. E<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige Integrierte <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> löst Nutzungskonflikte<br />
und ermöglicht e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>vernehmliche<br />
Konsensf<strong>in</strong>dung zwischen Nutzungsansprüchen.<br />
31
S Wasser: Grundelement des Lebens. Dieses Lebenselixier gilt es <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Qualität zu schützen. Zugleich gilt<br />
es, Hoch wasserereignissen vorzubeugen. Die Landnutzung spielt hier e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle.<br />
Landzwischenerwerb aufgebracht. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
ermöglicht das Bodenmanagement, Flächen für ökologische<br />
und sonstige Vorhaben am jeweils günstigsten<br />
Standort bereitzustellen. Auf diese Weise können<br />
bestehende Nutzungskonflikte, beispielsweise zwischen<br />
Ökologie und Landwirtschaft oder zwischen<br />
Öko logie und Infrastruktur, ent floch ten und neue<br />
Nutzungskonflikte vermieden werden.<br />
Auf e<strong>in</strong>es achtet die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> dabei<br />
ganz besonders: Die für den Natur- und Umweltschutz<br />
bereitgestellten Flächen sollen so zugeschnitten<br />
se<strong>in</strong>, dass sie die angrenzende landwirtschaftliche<br />
Bewirtschaftung nicht bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />
Fachlich fundierter effizienter Planungsprozess<br />
E<strong>in</strong>e fachlich fundierte Landschaftsplanung <strong>in</strong> Dorf<br />
und Flur hat hohen Stellenwert. Sie baut auf vorhandene<br />
naturschutzfachliche Konzepte und den<br />
geme<strong>in</strong>dlichen Landschaftsplan auf. Zunächst werden<br />
ökologische Strukturen erfasst und bewertet.<br />
Auf dieser Basis entsteht e<strong>in</strong> ökologisches<br />
Gestaltungskonzept, das unter Berücksichtigung<br />
der geplanten Baumaßnahmen und des jeweiligen<br />
landschaftstypischen Charakters erarbeitet wird.<br />
Pflegekonzepte sichern den dauerhaften Bestand<br />
der Biotope. Die Erstellung solcher Planungen wird<br />
an freischaffende Planungsbüros vergeben.<br />
Die Umsetzung ökologischer Anliegen <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> erfolgt so im E<strong>in</strong>klang mit den<br />
Interessen der Grundeigentümer, der Landwirtschaft<br />
und der öffentlichen Hand.<br />
Die Landschafts planung <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />
Entwick lung sichert e<strong>in</strong>e<br />
umweltverträgliche Durchführung<br />
der Projekte und verbessert die Leistungs<br />
fähigkeit des Naturhaushalts.<br />
Neben e<strong>in</strong>em Maßnahmenkonzept<br />
werden Aussagen über deren<br />
Umweltverträglichkeit erarbeitet.<br />
32
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
E<strong>in</strong> starker Partner für<br />
e<strong>in</strong>en starken Raum<br />
Grundpr<strong>in</strong>zipien und Kernkompetenzen<br />
der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
1. Bürgermitwirkung: Immer im Mittelpunkt –<br />
die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />
2. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft:<br />
Gelebte Subsidiarität<br />
3. Bodenmanagement: Kernkompetenz der<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>
Durch unser regionales <strong>Entwicklung</strong>skonzept wird unserer Bevölkerung und<br />
unseren Betrieben e<strong>in</strong>e möglichst gute Infrastruktur als Grundlage<br />
für e<strong>in</strong>e sichere Zukunft zur Verfügung gestellt. Das Amt für <strong>Ländliche</strong><br />
Ent wick lung ist dabei unser wichtigster Partner. Es stellt uns alle wichtigen<br />
Dienstleistungen und Kernkompetenzen wie aktive Bürger beteiligung und<br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>skon zepte aus e<strong>in</strong>er Hand zur Verfügung.<br />
Dadurch konnten wir geme<strong>in</strong>sam schon große Erfolge erzielen.<br />
Albert Löhner, Landrat des Landkreises Neumarkt i. d. OPf. und 1. Vorsitzender des<br />
Förder vere<strong>in</strong>s „Schule der Dorf- und Landentwicklung Abtei Plankstetten e. V.“<br />
Grundpr<strong>in</strong>zipien und Kernkompetenzen der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong><br />
Landesweit arbeitet die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
Ent wick lung ständig an rund 1 900 Verfahren.<br />
Diese überdecken e<strong>in</strong>e Gesamtfläche von rund<br />
7 000 Qua drat kilometern und kommen über e<strong>in</strong>er<br />
Million Grund eigen tümern, Landwirten und Bürgern<br />
<strong>in</strong> rund 1 000 Geme<strong>in</strong>den zugute.<br />
Die Verwaltung arbeitet dabei nach Grund pr<strong>in</strong> zipien,<br />
die sich <strong>in</strong> vielen Jahren bewährt haben. Wie<br />
e<strong>in</strong> roter Faden zieht sich durch alle Aktivitäten<br />
die Überzeugung, dass e<strong>in</strong> Vorhaben nur dann<br />
wirk lich gel<strong>in</strong>gen kann, wenn die Menschen von<br />
Anfang an eng daran beteiligt s<strong>in</strong>d und daran mitwirken<br />
können.<br />
E<strong>in</strong>e besonders ausgeprägte und e<strong>in</strong>malige Form<br />
der Mitwirkung ist die durch das Bayerische<br />
Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip gewährleistete eigenverantwortliche<br />
Gestaltungszuständigkeit der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft.<br />
S Die oberpfälzische Geme<strong>in</strong>de Püchersreuth mit<br />
ihren 20 Dörfern, Weilern und E<strong>in</strong>zelhöfen führte<br />
erfolgreich acht Projekte der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
durch, um der Strukturschwäche zu begegnen und<br />
dem Bevölkerungsverlust entgegen zu wirken.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Grundpr<strong>in</strong>zip und die Kernkompetenz<br />
der Verwaltung für Länd liche <strong>Entwicklung</strong> ist das<br />
nachhaltige Boden mana ge ment, das e<strong>in</strong>e möglichst<br />
konfliktfreie Planung und Ordnung des Grundeigentums<br />
und der Land nutzung zum Ziel hat.<br />
Das 1923 <strong>in</strong> Flurneuordnungen e<strong>in</strong>geführte<br />
Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip ist<br />
und bleibt bewährt. Deshalb wurde<br />
es auch <strong>in</strong> das 1982 <strong>in</strong>s Leben gerufene<br />
Bayerische Dorfentwicklungspro<br />
gramm übernommen und <strong>in</strong>tensiviert.<br />
Alle Bürger s<strong>in</strong>d aufgefordert,<br />
sich aktiv <strong>in</strong> die Planung und Um <br />
setzung e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.<br />
34
1. Bürgermitwirkung: Immer im Mittelpunkt – die Bür ge r -<br />
<strong>in</strong> nen und Bürger<br />
Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> kann<br />
nur dann erfolgreich an der Zukunft des ländlichen<br />
Raumes arbeiten, wenn drei Vor ausset zungen erfüllt<br />
s<strong>in</strong>d:<br />
S Die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger wirken aktiv bei<br />
den Vorhaben mit und übernehmen selbst<br />
Verantwortung.<br />
S Sie wollen sich – unterstützt von Experten –<br />
selbst helfen.<br />
S E<strong>in</strong>e große Mehrheit der Bürger<strong>in</strong>nen und<br />
Bürger akzeptiert und trägt die geplanten<br />
Maßnahmen.<br />
Frühe Information, <strong>in</strong>tensive Beteiligung<br />
Das bedeutet: Die ortsansässige Bevölkerung muss<br />
frühzeitig <strong>in</strong>formiert und <strong>in</strong>tensiv beteiligt werden.<br />
„Frühzeitig“ heißt dabei: Schon lange, bevor Verfahren<br />
formal e<strong>in</strong>geleitet werden. Dies geschieht <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Vorbereitungsphase, <strong>in</strong> der die Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger sensibilisiert und motiviert werden,<br />
selbst ihre Zielvorstellungen für die künftige Entwick<br />
lung von Dorf und Geme<strong>in</strong>de zu erarbeiten und<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitbild zusammenzufassen. Erst auf der<br />
Grundlage e<strong>in</strong>es solchen Leitbildes werden dann die<br />
konkreten Maßnahmen geplant. Dabei heißt das<br />
Motto „Planung im Dialog“ – die re<strong>in</strong>e Exper ten pla <br />
nung ist aus Sicht der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
schon lange nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr sollen<br />
und können die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger auf verschiedene<br />
Weise mitarbeiten, beispielsweise <strong>in</strong><br />
Flur- und Dorfwerkstätten, bei aktivierenden Bürgerbefragungen<br />
oder <strong>in</strong> Arbeitskreisen. Hier erhalten<br />
sie vielfältige Möglichkeiten, sich konstruktiv<br />
mit den Stärken und Schwächen des eigenen<br />
Lebens raumes ause<strong>in</strong>ander zu setzen, um ihre<br />
Zukunft mit zu gestalten.<br />
Noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> die Schule gehen<br />
Die Menschen können aber nur dann kompetent<br />
mit wirken, wenn sie das Planungsgeschehen und<br />
die Me tho den kennen und wissen, wie Entscheidun<br />
gen zustande kommen. Dieses Grundwissen<br />
ver mitteln die Schulen der Dorf- und Land ent wicklung.<br />
Drei solche E<strong>in</strong>richtungen gibt es <strong>in</strong> Bay ern: <strong>in</strong><br />
Thier haupten (für Oberbayern und Schwa ben), <strong>in</strong><br />
Plank stetten (für die Oberpfalz und Nie der bayern)<br />
S Bürger und Geme<strong>in</strong>de erarbeiten geme<strong>in</strong>sam<br />
Zukunftsstrategien für das Dorf und die Planungen<br />
der Dorferneuerung.<br />
Das oberbayerische Weyarn zeigte<br />
auf der Weltausstellung EXPO 2000<br />
<strong>in</strong> Hannover, wie se<strong>in</strong>e Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />
die <strong>Entwicklung</strong> ihres Ortes selbst <strong>in</strong><br />
die Hand ge nommen und gleichzeitig<br />
den dörflichen Charakter und<br />
ihre eigene Identität bewahrt haben.<br />
35
S Schule der Dorf- und Landentwicklung Plankstetten – e<strong>in</strong>e der drei Ideenschmieden für die Zukunft der<br />
Dörfer <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Alle drei Schulen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ehemaligen Klöstern untergebracht. Wie <strong>in</strong> früherer Zeit gehen von<br />
hier Impulse und <strong>Entwicklung</strong>en für den ländlichen Raum aus.<br />
und <strong>in</strong> Klosterlangheim (für Ober-, Mittel- und<br />
Unterfranken). Alle drei s<strong>in</strong>d selbständige, e<strong>in</strong>getragene<br />
Vere<strong>in</strong>e und werden gefördert von Geme<strong>in</strong>den,<br />
Bezirken, Handwerk, Gewerbe und Banken. Sie<br />
verstehen sich als Forum für den ländlichen Raum<br />
und bieten Sem<strong>in</strong>are, Exkursionen und Fachver anstal<br />
tungen zu all den Fragen an, die sich im Zusammen<br />
hang mit der Zukunftsentwicklung stellen.<br />
lebendigen und kreativen Geme<strong>in</strong>schaft der Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger. Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> unterstützt so den gesellschaftspolitischen<br />
Auftrag, die Verantwortungs geme<strong>in</strong>schaft<br />
zwischen Bürgern und Staat zu stärken.<br />
S E<strong>in</strong>e Zukunftsressource des ländlichen Raumes ist es,<br />
dass die Menschen bereit s<strong>in</strong>d selbst Hand anzulegen.<br />
Geme<strong>in</strong>schaft ist mehr als Geme<strong>in</strong>de<br />
Die breite Beteiligung der Bevölkerung ist zentraler<br />
Bestandteil des bayerischen Weges <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> – schon bei der Planung von<br />
Maßnahmen, aber auch bei deren Umsetzung.<br />
Dieses Pr<strong>in</strong>zip wirkt weit über konkrete <strong>Entwicklung</strong>svorhaben<br />
h<strong>in</strong>aus: Wo engagierte Frauen und<br />
Männer mitwirken, wird e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de zu e<strong>in</strong>er<br />
Die „Bayerischen Tage der Dorf kultur“<br />
wurden als Ausdruck gelebter<br />
Dorfkultur durch Dorferneuerung<br />
1990 <strong>in</strong>s Leben gerufen. Besonders<br />
aktive und kreative Geme<strong>in</strong>den richten<br />
sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 2-jährigen Turnus<br />
als bunten Reigen kultureller Veranstal<br />
tungen im ländlichen Raum aus.<br />
36
2. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft: Gelebte Subsidiarität<br />
Schon 1923 wurde <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>e besondere Form der Mitbestimmung<br />
e<strong>in</strong>geführt, die auch heute noch gilt und aktueller<br />
denn je ist: das Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip. Das heißt:<br />
Alle Grundstückseigentümer, die an e<strong>in</strong>er Dorf erneu<br />
erung und/oder Flurneuordnung beteiligt s<strong>in</strong>d,<br />
bilden die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft, und zwar von<br />
dem Zeitpunkt an, an dem e<strong>in</strong> Verfahren förmlich<br />
e<strong>in</strong> geleitet wird. Juristisch betrachtet ist die<br />
Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>e Körperschaft des<br />
öffentlichen Rechts: Sie ist e<strong>in</strong>e Behörde auf Zeit,<br />
die für die Durchführung des Verfahrens eigenverantwortlich<br />
zuständig ist und beachtliche Be fugnisse<br />
hat. Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft ist <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
damit der Dreh- und Angelpunkt des Verfahrens<br />
und e<strong>in</strong> Beispiel für gelebte Subsidiarität: Die Zustän<br />
digkeit für die Aufgabenerledigung wird auf<br />
diejenige Ebene übertragen, die auch davon betroffen<br />
ist. Die E<strong>in</strong>richtung als „Behörde auf Zeit“ ist<br />
zudem e<strong>in</strong>e zeitgemäße Form e<strong>in</strong>er schlanken Verwal<br />
tungsorganisation.<br />
Der Vorstand trägt die Verantwortung<br />
Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft wählt aus ihren<br />
Reihen e<strong>in</strong>en Vorstand, der – geleitet von e<strong>in</strong>em<br />
fachkundigen Beamten der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> – die Geschäfte führt und für die<br />
Planung und Ausführung der Maßnahmen verantwortlich<br />
ist. In Verfahren der Dorferneuerung<br />
gehört zusätzlich e<strong>in</strong> Vertreter der Geme<strong>in</strong>de dem<br />
Vorstand an.<br />
S Der Vorstand entscheidet über die Maßnahmen <strong>in</strong><br />
Dorf und Landschaft, die im Dialog mit Fachleuten<br />
diskutiert und geplant werden.<br />
Neben den f<strong>in</strong>anziellen Hilfen pro <br />
fitieren die Dorferneuerungs ge me<strong>in</strong>den<br />
vor allem vom Bodenmanagement.<br />
Die Geme<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d nach<br />
dem Baye rischen Ausführungsgesetz<br />
zum Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz <strong>in</strong> der<br />
Dorf erneuerung „geborene“ Mit glieder<br />
im Vorstand der örtlichen Teilneh<br />
mergeme<strong>in</strong>schaft.<br />
37
Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft und Geme<strong>in</strong>de – zwei<br />
starke Partner<br />
Das Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip gewährleistet, dass die<br />
Grundstückseigentümer ihre geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Belange eigenverantwortlich regeln können. Dabei<br />
wird auf e<strong>in</strong>e Abstimmung mit der Geme<strong>in</strong>de natürlich<br />
nicht verzichtet. S<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>dliche Belange<br />
unmittelbar berührt, braucht es selbstverständlich<br />
auch die Zustimmung des Geme<strong>in</strong>derates. In der<br />
Dorferneuerung ist die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Ge me<strong>in</strong> de<br />
schon dadurch gesichert, dass die Geme<strong>in</strong>de geborenes<br />
Mitglied im Vorstand der Teilnehmer ge me<strong>in</strong>schaft<br />
ist. So ist sichergestellt, dass der Vorstand<br />
der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft nicht mit dem Ge <br />
me<strong>in</strong> de rat konkurriert, sondern beide Gremien<br />
part nerschaftlich zusammenarbeiten.<br />
S In Flurneuordnungen und Dorferneuerungen wird<br />
der Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft von den<br />
beteiligten Grundeigentümern gewählt. Dem Vorstand<br />
obliegen die Geschäftsführung der Teil nehmergeme<strong>in</strong>schaft,<br />
die Wertermittlung und die Neugestaltung<br />
von Dorf und Flur.<br />
Die Planungen zur Flurneuordnung<br />
und die Neuverteilung der Grundstücke<br />
s<strong>in</strong>d Aufgabe des Vorstandes<br />
der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft. Know<br />
how br<strong>in</strong>gen die Fachleute der<br />
Länd lichen <strong>Entwicklung</strong>, der Landwirt<br />
schaft und anderer Fachstellen<br />
so wie beauftragte Land schafts architekten<br />
e<strong>in</strong>.<br />
38
3. Bodenmanagement: Kernkompetenz der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong><br />
Was immer Menschen für die Zukunft planen –<br />
e<strong>in</strong>e Tat sache bleibt unumstößlich: Grund und<br />
Boden s<strong>in</strong>d nicht vermehrbar. Das bedeutet: Wir<br />
alle müssen äußerst verantwortungsvoll damit<br />
umgehen, ihn optimal e<strong>in</strong>teilen und ihn möglichst<br />
ressourcenschonend nutzen. Gleichzeitig ist unbestritten,<br />
dass der ländliche Raum weiterentwickelt<br />
werden muss. Um all diese Forderungen zu erfüllen,<br />
gibt es e<strong>in</strong> bewährtes Instrument: das Bodenmanagement<br />
der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>,<br />
mit dem sich Grundstücke <strong>in</strong> Dorf, Flur<br />
und Wald neu ordnen lassen. Dieses Instrument<br />
garantiert, dass den unter schiedlichen Interessen<br />
der Grund eigentümer, der Landwirtschaft, des<br />
Hand werks und Gewerbes sowie dem Geme<strong>in</strong>wohl<br />
Rech nung getragen und e<strong>in</strong> fairer Inte ressens ausgleich<br />
hergestellt wird.<br />
S den Wert der Grundstücke zu ermitteln, um<br />
e<strong>in</strong>e wertgleiche Neuordnung zu garantieren,<br />
S die Neuordnung der Grundstücke zu konzipieren,<br />
S die neuen Grundstücke abzumarken und zu<br />
vermessen,<br />
S die Rechtsverhältnisse zu regeln und<br />
S neue Grundbuch- und Katasterunterlagen<br />
auszuarbeiten.<br />
E<strong>in</strong> Instrument für viele Aufgaben<br />
Das Bodenmanagement ist die Kernkompetenz der<br />
Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>. Es kommt<br />
als zentrales Instrument vielfältig zum E<strong>in</strong>satz:<br />
In mehreren Schritten zum Ziel<br />
Ziel ist es, den Grundbesitz so neu e<strong>in</strong>zuteilen, dass<br />
er den Ansprüchen verschiedener Nutzer nach Lage,<br />
Form und Größe gerecht wird. Dies gel<strong>in</strong>gt, wenn<br />
Grundstücke getauscht und zusammengelegt werden.<br />
Bodenmanagement (siehe Seite 75) heißt aber<br />
auch:<br />
S frühzeitig und vorausschauend Land zu<br />
erwerben, um den Flächenbedarf für neue<br />
Vorhaben abzudecken,<br />
S <strong>in</strong>tensiv mit allen Grundeigentümern zu<br />
verhandeln,<br />
S Bodenmanagement steht für zukunftsgerechte und<br />
e<strong>in</strong>vernehmliche Neuordnung des Grundbesitzes.<br />
Bodenmanagement bereitet den<br />
Weg für Wertschöpfung <strong>in</strong> Land wirtschaft<br />
und Tourismus, Hochwasserschutz,<br />
neue Verkehrsführungen,<br />
Verkehrssicherheit, Baulandangebot,<br />
Freizeit und Erholung, Geme<strong>in</strong>schafts<br />
e<strong>in</strong>richtungen, Ver- und<br />
Ent sorgungse<strong>in</strong>richtungen, Rena <br />
turie rungen, Begrünungen.<br />
39
S Bodenmanagement verschafft planerische Spielräume<br />
für e<strong>in</strong>e nachhaltige <strong>Entwicklung</strong>. Ohne dass<br />
sich zunächst am Eigentum etwas ändert, werden<br />
bestehende Grenzen zu Gunsten optimaler Lösungen<br />
geistig sozusagen ausgeblendet. Bodenmanagement<br />
ist aber ke<strong>in</strong> Freifahrtsche<strong>in</strong>, Maßnahmen zu Lasten<br />
privater Interessen zu realisieren. Vielmehr ist die<br />
Beteiligung der Grundeigentümer auch hier oberstes<br />
Gebot und Richtschnur zugleich.<br />
S In den Verfahren nach dem Flurbe re<strong>in</strong>igungsgesetz<br />
(FlurbG), wenn es um Flurneuordnung<br />
(siehe Seite 95), Unternehmensverfahren<br />
(siehe Seite 107), Beschleunigte Zusammen <br />
legung (siehe Seite 111) oder den Freiwilligen<br />
Landtausch (siehe Seite 115) geht.<br />
S In Dorferneuerungen (siehe Seite 87), die ebenfalls<br />
als Ver fahren nach dem FlurbG bearbeitet<br />
werden.<br />
S Beim Freiwilligen Nutzungstausch (siehe Seite<br />
119), wenn schnell große Wirtschafts flächen<br />
auf Pachtbasis geschaffen werden sollen.<br />
Das Bodenmanagement der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> leistet so e<strong>in</strong>en wichtigen und<br />
unverzichtbaren Beitrag zur Zukunftssicherung des<br />
ländlichen Raumes. Dabei sagt e<strong>in</strong>e Zahl mehr als<br />
viele Worte: Jährlich werden rund 30 000 ha <strong>in</strong><br />
Verfahren der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> neu geordnet.<br />
40
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
E<strong>in</strong> starker Partner für<br />
e<strong>in</strong>en starken Raum<br />
Alle profitieren von Projekten der<br />
Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>
Jeder sollte Verantwortung tragen, denn: Nur wer sich engagiert, kann<br />
auch mitreden und mitgestalten. Ich habe die Förderungen durch die<br />
Dorferneuerung als unverzichtbar erfahren, weil sie uns Bürgern helfen,<br />
den lebenswichtigen Geme<strong>in</strong>schaftss<strong>in</strong>n wieder erleben zu dürfen. Es ist<br />
etwas Wunderbares, se<strong>in</strong>en Lebensraum und se<strong>in</strong> Umfeld mitgestalten<br />
und sich daran erfreuen zu können. Auch weil wir den kommenden<br />
Generationen e<strong>in</strong>e liebens- und lebenswerte Umwelt h<strong>in</strong>terlassen wollen.<br />
Margot-Maria Mack, Restaurator<strong>in</strong><br />
Ober-Eglf<strong>in</strong>g, im Freskenhof<br />
Alle profitieren von Projekten der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong><br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>, Dorferneuerung,<br />
Flurneuordnung, Bürgermitwirkung, Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip,<br />
Bodenmanagement. Viele Begriffe,<br />
bei denen sich unwillkürlich die Frage stellt: Was<br />
haben Mensch und Natur von den Programmen der<br />
Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> und von den<br />
Grundpr<strong>in</strong>zipien, nach denen sie arbeitet?<br />
Programme und Pr<strong>in</strong>zipien stehen nicht nur auf<br />
dem Papier – sie bieten Perspektiven:<br />
S Vorteile für die Landwirte und Bürger<br />
S <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n für die Geme<strong>in</strong>den<br />
S wirtschaftliche Belebung<br />
Jeder, der nach Projekten der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
mit offenen Augen durch e<strong>in</strong> Dorf geht oder <strong>in</strong><br />
der Landschaft unterwegs ist, kann erkennen: Die<br />
Geme<strong>in</strong>de ist als Wohnort attraktiver geworden.<br />
Die gepflegte Kulturlandschaft ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>takter<br />
Lebens raum für die E<strong>in</strong>heimischen und erfreut auch<br />
Erholungssuchende aus der Stadt.<br />
Den anderen e<strong>in</strong> Stück voraus – so profitieren<br />
die Geme<strong>in</strong>den<br />
Neben diesen so genannten weichen Indikatoren<br />
lässt sich der Nutzen aber auch mit harten Fakten<br />
belegen:<br />
Die Technische Universität München hat 765 ländliche<br />
Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> untersucht und festgestellt,<br />
dass Kommunen durch Flurneuordnung und<br />
Dorferneuerung e<strong>in</strong>en erheblichen <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n<br />
1) erreichen. Die Wissenschaftler haben<br />
15 %<br />
S Der <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n beträgt bei Geme<strong>in</strong>den<br />
bis 2 000 E<strong>in</strong>wohnern durchschnittlich 15 Prozent<br />
und setzt nach dem Bodenmanagement e<strong>in</strong>.<br />
●<br />
42
E<strong>in</strong>sparungen durch Flurneuordnung pro Hektar und Jahr<br />
S Für die Landwirte <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> entstehen durch die Flurneuordnung beachtliche wirtschaftliche Vorteile.<br />
Insgesamt er geben sich E<strong>in</strong>sparungen <strong>in</strong> Höhe von durchschnittlich 170 Euro pro Hektar und Jahr.<br />
dazu Geme<strong>in</strong>dedaten aus fast zwei Jahrzehnten<br />
ausgewertet. Die festgestellten Veränderungen,<br />
bei spielsweise beim Steuerauf kommen, der E<strong>in</strong>woh<br />
ner zahl, beim Wohnungsbau und bei der Zahl<br />
der landwirtschaftlichen Betriebe zeigen: Dieser<br />
Ent wick lungsgew<strong>in</strong>n beträgt bei Geme<strong>in</strong>den bis<br />
2 000 E<strong>in</strong>wohnern durchschnittlich 15 Prozent.<br />
Weniger Arbeit, höheres E<strong>in</strong>kommen – so profitiert<br />
die Landwirtschaft<br />
E<strong>in</strong>e andere Untersuchung 2) galt den Vorteilen für<br />
die landwirtschaftlichen Betriebe. Das Ergebnis:<br />
Die Zusammenlegung der Grundstücke und die be <br />
darfs gerechte Erschließung von Flurlagen und<br />
Hof stellen erhöhen das E<strong>in</strong>kommen der Betriebe<br />
ganz entscheidend. Dazu tragen vor allem zwei<br />
Faktoren bei: Die Feldarbeitszeit verkürzt sich um<br />
bis zu 39 Prozent und die Rohe<strong>in</strong>kommen steigen<br />
um bis zu 46 Pro zent. Unter E<strong>in</strong>beziehung aktueller<br />
betriebswirtschaftlicher Faktoren ergibt sich so<br />
e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>spar potenzial von durchschnittlich 170 Euro<br />
pro Hektar und Jahr. Bezogen auf e<strong>in</strong>en Haupterwerbsbetrieb<br />
mit e<strong>in</strong>er bewirtschafteten Fläche<br />
von 50 Hektar bedeutet dies e<strong>in</strong> jährliches E<strong>in</strong>sparpotenzial<br />
von rund 8 500 Euro, bei e<strong>in</strong>em<br />
Ne ben er werbs be trieb mit 12 Hektar s<strong>in</strong>d es rund<br />
2 000 Euro jährlich.<br />
Diese langfristigen E<strong>in</strong> spa rungen unterstützen<br />
im Agrarland <strong>Bayern</strong> – mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil<br />
be nach teiligter Gebiete – die Bauern im nationalen<br />
und <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb.<br />
Flurneuordnung hat Geschichte <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong>. 1886 unterzeichnete König<br />
Ludwig II. das „Gesetz die Flurbere<strong>in</strong>igung<br />
betreffend“. Zur Umsetzung<br />
wurde e<strong>in</strong>e zentrale Behörde ge <br />
schaffen: Die Flurbere<strong>in</strong>igungskommission<br />
– Vorläufer<strong>in</strong> der heutigen<br />
Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>.<br />
43
S Große Wirtschaftsflächen sparen 40 Liter Diesel pro Hektar und bewirken e<strong>in</strong>e Kostene<strong>in</strong>sparung <strong>in</strong> Höhe<br />
von rund 40 Euro. Hoch gerechnet ergibt sich alle<strong>in</strong> daraus e<strong>in</strong> Bilanzgew<strong>in</strong>n von durchschnittlich 1 436 Euro<br />
für Haupterwerbs betriebe und durchschnittlich 480 Euro für Nebenerwerbsbetriebe pro Jahr.<br />
Deutlich weniger Abgase – so profitiert die<br />
Um welt<br />
Wie aus e<strong>in</strong>em Förder-Euro sieben Investitions-<br />
Euro werden – so profitiert die Wirtschaft<br />
Die Zusammenlegung von kle<strong>in</strong>en, verstreut gelegenen<br />
Grundstücken zu großen und gut erschlossenen<br />
Wirtschaftsflächen führt dazu, dass e<strong>in</strong> Land wirt<br />
durchschnittlich 40 Liter Dieselkraftstoff weni ger<br />
pro Hektar und Jahr benötigt. Ausgehend von dieser<br />
Zahl lässt sich e<strong>in</strong>e bemerkenswerte Rechnung aufmachen:<br />
Wenn jährlich <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
30 000 ha landwirtschaftliche Nutzflächen neu<br />
geordnet werden, s<strong>in</strong>kt der Dieselverbrauch um rund<br />
1,2 Mio. Liter pro Jahr! Das schont nicht nur die<br />
Kassen der Landwirte, sondern auch die Um welt.<br />
Denn von der För derung bis zur Verbren nung von<br />
nur e<strong>in</strong>em Liter Die sel kraftstoff entstehen mehr als<br />
drei Kilogramm an ozonschädigenden Abgasen, vor<br />
allem Kohlen dioxid. Der reduzierte Dieselver brauch<br />
führt dazu, dass jedes Jahr 3 600 Tonnen ozonschichtschädigender<br />
Treibgase weniger <strong>in</strong> die Atmosphäre<br />
abgegeben werden.<br />
Das renommierte Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung<br />
hat errechnet: Jeder Förder-Euro<br />
<strong>in</strong> Dorferneuerung und Flurneuordnung löst Folge<strong>in</strong>vestitionen<br />
von bis zu sieben Euro aus 3) . Das<br />
wirkt sich positiv auf den Arbeitsmarkt aus: An<br />
jeder Million Euro öffentlicher Fördermittel, die <strong>in</strong><br />
Pro jekte der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> fließen, hängen<br />
direkt und <strong>in</strong>direkt rund 130 Arbeitsplätze. Die<br />
Investitionen, die mit den Fördergeldern angeregt<br />
werden, helfen, die regionalen mittelständischen<br />
Handwerks- und Gewerbebetriebe zu unterstützen<br />
und e<strong>in</strong>en Beitrag zur Stärkung des Arbeits- und<br />
Wirtschaftsstandortes <strong>Ländliche</strong>r Raum zu leisten.<br />
Fast zwei Drittel der e<strong>in</strong>gesetzten Fördermittel<br />
fließen übrigens wieder <strong>in</strong> die Kassen des Staates<br />
zurück, weil die ausgelösten privaten Investitionen<br />
<strong>in</strong> der Flur neuordnung und Dorferneuerung das<br />
Steuer auf kommen erhöhen.<br />
E<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Geschichte<br />
der <strong>Ländliche</strong>n Ent wicklung ist der<br />
1981 vom Bayeri schen Landtag beschlossene<br />
Auftrag zur Dorf erneu e<br />
rung. Die breit ge fächerten Aufgabenbereiche<br />
s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Kon junk tur pro gramm für die Wirtschaft<br />
im ländlichen Raum.<br />
44
S Fränkischer We<strong>in</strong> – Ressource mit Potenzial. Geme<strong>in</strong>sam erhöhen fünf mittel- und unterfränkische We<strong>in</strong>baugeme<strong>in</strong>den<br />
des We<strong>in</strong>paradieses bei Iphofen ihre Ver mark tungs- und E<strong>in</strong> kom menschancen und bieten den<br />
Gästen e<strong>in</strong> attraktiveres Erschei nungs bild sowie mehr Frei zeit- und Urlaubsmöglichkeiten <strong>in</strong> der Region.<br />
Hohe Akzeptanz durch Bürgermitwirkung –<br />
so profitiert die Geme<strong>in</strong>schaft<br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist mit e<strong>in</strong>er<br />
Bürger<strong>in</strong>itiative vergleichbar – allerd<strong>in</strong>gs nicht wie<br />
so oft gegen, sondern für e<strong>in</strong> Projekt. Schließlich<br />
ist die Beteiligung der Bevölkerung zen traler<br />
Be stand teil des bayerischen Weges zur Entwick lung<br />
des ländlichen Raumes. Der Erfolg von Vorhaben<br />
hängt maßgeblich davon ab, dass die Betroffenen<br />
zur Mitwirkung und zur Eigen ver ant wortung bereit<br />
s<strong>in</strong>d, dass der Wille zur Selbsthilfe sie motiviert und<br />
dass viele von ihnen das geme<strong>in</strong>same Ziel und den<br />
Weg, der zu ihm führt, akzeptieren. Deshalb werden<br />
die Bürger mitgenommen, um sich zu bilden oder zu<br />
qualifizieren, zum Beispiel an den drei Schulen der<br />
Dorf- und Landentwicklung. So erhalten sie die notwendige<br />
Kompetenz, um persönliche und geme<strong>in</strong>schaftliche<br />
Aufgaben nachhaltig zu lösen. Das<br />
Ergebnis s<strong>in</strong>d <strong>Entwicklung</strong>sprozesse, die e<strong>in</strong>e breite<br />
Mehrheit mitträgt. Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong><br />
Entwick lung unterstützt so die gesellschaftspolitische<br />
Forderung nach e<strong>in</strong>er neuen Ver antwor tungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
zwischen Bürger und Staat.<br />
Wohnen und Wirtschaften werden attraktiver –<br />
so profitiert der gesamte ländliche Raum<br />
Mit der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> wird<br />
der ländliche Raum spürbar aufgewertet: Die Men<br />
S Staatsm<strong>in</strong>ister Erw<strong>in</strong> Huber zog nach 20 Jahren<br />
„Bayerisches Dorfentwicklungsprogramm“ e<strong>in</strong>e stolze<br />
Bi lanz. Die mittel- und unmittelbar ausgelösten Inves <br />
ti tionen haben e<strong>in</strong> Volumen von ca. 5,3 Mrd. Euro.<br />
Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong> ist Mitglied <strong>in</strong> der Bund-<br />
Länder-Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Landentwicklung<br />
und der Europäischen<br />
Arbeits geme<strong>in</strong>schaft Landent wicklung.<br />
Bayerisches Know how war<br />
nach der Wende <strong>in</strong> Sachsen und<br />
Thüri n gen gefragt und ist <strong>in</strong> zahlreichen<br />
Ländern der Welt anerkannt.<br />
45
S L<strong>in</strong>ks: Ohne geeignete Räumlichkeiten hätten die Musiker nicht <strong>in</strong> Technik <strong>in</strong>vestiert. S Rechts: E<strong>in</strong> attraktives<br />
Dorf hat heute e<strong>in</strong>e zufriedene junge Generation, die das Wirken ihrer Eltern gerne fortsetzt.<br />
schen erhalten e<strong>in</strong> attraktives Wohnumfeld, bestehende<br />
Landwirtschafts-, Dienstleistungs-, Handwerks-<br />
und Gewerbebetriebe können sich weiterentwickeln,<br />
neue Betriebe siedeln sich an, weil<br />
sie günstige Bed<strong>in</strong>gungen vorf<strong>in</strong>den. Besonderes<br />
Augen merk richten die Experten der Integrierten<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> darauf, leerstehende Bausub<br />
stanz wieder zu nutzen und Baulücken zu<br />
schließen. Auf diese Weise werden die Ortskerne<br />
lebendig erhalten oder wieder vitalisiert. Kurz: Das<br />
Dorf wird als eigenständiger Wohn-, Arbeits- und<br />
Wirtschaftsstandort gestärkt.<br />
Zusammenarbeit: Betriebe kooperieren, um e<strong>in</strong>en<br />
überbetrieblichen Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satz zu organisieren,<br />
um Produkte geme<strong>in</strong>sam zu verarbeiten oder<br />
zu vermarkten; Kommunen und Firmen wid men<br />
sich zusammen der geme<strong>in</strong>schaftlichen Landschaftspflege.<br />
In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d zum Bei spiel 40 Dorfläden<br />
<strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> entstanden, die überwiegend auf<br />
genossenschaftlicher Basis be trieben werden. So<br />
werden die Grundversorgung gesichert, Gew<strong>in</strong>ne<br />
an die Miteigentümer ausgeschüttet – und Arbeitsplätze<br />
bleiben im Dorf.<br />
Kooperieren und gew<strong>in</strong>nen – so profitieren<br />
Betriebe und Kommunen<br />
Projekte der Flurneuordnung und Dorferneuerung<br />
s<strong>in</strong>d vielfach Ausgangspunkt für überbetriebliche<br />
Von den Investitionen der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> profitiert besonders die mittelständische<br />
Wirtschaft. Zusätzlich unterstützt e<strong>in</strong> <strong>in</strong>telligentes<br />
Boden manage ment die <strong>Entwicklung</strong> bestehender<br />
und die Ansied lung neuer Betriebe.<br />
46
Die Kosten s<strong>in</strong>d schnell amortisiert – so profitiert,<br />
wer <strong>in</strong>vestiert<br />
In der Flurneuordnung müssen sich die Grundeigen<br />
tümer an den Ausgaben für den Ausbau von<br />
Wegen und Gewässern usw. mit durchschnittlich<br />
10 bis 30 Prozent beteiligen. Welche Gegenleistung<br />
erhalten sie dafür? Lohnt sich diese Investition?<br />
Nach der Neuordnung verfügen Betriebe, Landwirte<br />
und Verpächter über zweckmäßig arrondierte<br />
Betriebs flächen, die über e<strong>in</strong> leistungsfähiges und<br />
zeitgemäßes Wegenetz erschlossen s<strong>in</strong>d. Die neuen<br />
Grund stücke s<strong>in</strong>d komplett vermessen und abgemarkt,<br />
alle notwendigen rechtlichen Regelungen <strong>in</strong><br />
Grundbuch und Kataster e<strong>in</strong>gearbeitet. Das s<strong>in</strong>d<br />
neue und solide Grundlagen für landwirtschaftliche<br />
Betriebe.<br />
Dass sich die e<strong>in</strong>gesetzten Mittel rasch amortisieren,<br />
veranschaulicht folgendes Beispiel: Karl K. hat<br />
e<strong>in</strong>en Ackerbaubetrieb <strong>in</strong> Schwaben und bewirtschaftet<br />
e<strong>in</strong>e Eigentums fläche von 34 ha. Für die<br />
Flur neu ordnung fielen Kosten von 380 Euro/ha, d. h.<br />
<strong>in</strong>sgesamt 12 920 Euro an. Vor der Bodenordnung<br />
hatte Karl K. 24 Felder mit e<strong>in</strong>er durch schnittlichen<br />
Schlaggröße von 1,4 ha zu be wirt schaften. Danach<br />
besitzt er noch 6 Fel der mit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen<br />
Größe von 5,8 ha. Dadurch hat sich se<strong>in</strong> Aufwand<br />
für die Feldarbeit pro ha fast halbiert. Waren es vorher<br />
rund 13 Stunden, so s<strong>in</strong>d es jetzt knapp 7 Stun <br />
den. Wertvolle Zeit, die produktiv woanders e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden kann. Die Bo denord nung hatte weiterh<strong>in</strong><br />
zur Folge, dass sich die Kosten für Düngung,<br />
Pflan zenschutz, Saatgut und Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>satz um<br />
85 Euro/ha verr<strong>in</strong>gerten. Das durch Flurneuordnung<br />
mögliche E<strong>in</strong>sparpotenzial beträgt im landwirt<br />
S In Stefl<strong>in</strong>g im Vorderen Bayerischen Wald standen<br />
die Landwirte vor der Frage: Wachsen oder Weichen?<br />
Jetzt gehen sie erfolgreich e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Weg<br />
nach dem Pr<strong>in</strong>zip „Aus der Region für die Region“<br />
mit Streuobstanbau und -veredelung, extensiver Tierhaltung,<br />
Fremdenverkehr und Landschaftspflege. Das<br />
Stefl<strong>in</strong>ger Mostfest ist heute e<strong>in</strong> weith<strong>in</strong> bekannter<br />
Höhepunkt für die ganze Region.<br />
Die Globalisierung macht auch vor<br />
dem ländlichen Raum nicht Halt.<br />
Geme<strong>in</strong> sam stellen sich die Geme<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />
Ent wicklung den An for derungen und<br />
stärken ihre Heimat.<br />
47
S Die Projekte der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>, Dorferneuerung und Flurneuordnung werden über<br />
-wie gend mit öffentlichen Mitteln der Europäischen Union, des Bundes, des Freistaates <strong>Bayern</strong> und der Ge <br />
me<strong>in</strong> den f<strong>in</strong>anziert. Knapp 20 % br<strong>in</strong>gen im Landesdurchschnitt die Grundeigentümer auf. Sie können ihren<br />
Anteil durch Hand- und Spanndienste und aktive Mitarbeit ableisten.<br />
schaftlichen Betrieb Karl K. <strong>in</strong>sgesamt 230 Euro/ha.<br />
Bezogen auf se<strong>in</strong>e Eigentums flächen s<strong>in</strong>d dies Jahr<br />
für Jahr 7 800 Euro. H<strong>in</strong>zu kommen weitere E<strong>in</strong> sparungen<br />
durch Neuordnung se<strong>in</strong>er 38 ha Pacht flächen,<br />
die im o. a. Beispiel noch nicht berücksichtigt<br />
s<strong>in</strong>d. Für se<strong>in</strong>e Pächter fällt für die Flurneu ordnung<br />
nur die Hälfte der Kosten an, wenn sie ihre Flächen<br />
langfristig, d. h. m<strong>in</strong>destens für 10 Jahre verpachten.<br />
Das zeigt:<br />
Flurneuordnung amortisiert sich rasch und verbessert<br />
spürbar die Wettbewerbsfähigkeit unserer<br />
bayerischen Landwirtschaft.<br />
1) Von der Flurbere<strong>in</strong>igung zur Landentwicklung –<br />
Zielsetzungen und Wirkungen von Verfahren der<br />
Länd lichen <strong>Entwicklung</strong> im Wandel gesellschaftspolitischer<br />
Wertvorstellungen, Dr. Franz Schlosser, 1998,<br />
Herausgeber: Lehrstuhl für Boden ordnung und Landentwicklung<br />
an der Technischen Universität München<br />
2) Materialien Heft 16 – Der E<strong>in</strong>fluss der Flurbe re<strong>in</strong>igung<br />
auf die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher<br />
Betriebe <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>, Herausgeber: Bayer. Staats m<strong>in</strong>isterium<br />
für Landwirtschaft und Forsten, München<br />
3) Materialien Heft 24 – Beschäftigungseffekte durch<br />
Flurbere<strong>in</strong>igung und Dorferneuerung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>,<br />
Herausgeber: Bayer. Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft<br />
und Forsten, München<br />
Jede Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>,<br />
Dorferneuerung und Flur neuordnung<br />
ist so gut wie ihre Bür germitwirkung.<br />
Wirkt diese nach dem<br />
Abschluss von Projekten als Motor<br />
weiterer Fort schritte <strong>in</strong> den Dörfern,<br />
so tragen die öffent lichen Mittel<br />
nachhaltig Rendite durch Hilfe zur<br />
Selbst hilfe.<br />
48
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
E<strong>in</strong> starker Partner für<br />
e<strong>in</strong>en starken Raum<br />
Der große Vorteil:<br />
Alle Dienstleistungen aus e<strong>in</strong>er Hand
In unserem Bauernhaus bei Stötten am Auerberg leben vier Genera -<br />
tio nen unter e<strong>in</strong>em Dach. Von der Nähe zue<strong>in</strong>ander profitieren wir alle.<br />
Wir unterstützen uns gegenseitig bei der Hofarbeit und bei der Betreuung<br />
der jüngsten und ältesten Familienmitglieder. Dank der Forderung nach<br />
e<strong>in</strong>em Gesamtkonzept ist unser „Genera tionen-Haus“ nicht nur flexibel<br />
nutzbar, sondern auch optisch gut gelungen. Dazu beigetragen haben die<br />
kompetente Beratung und die f<strong>in</strong>anzielle Hilfe der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />
Wohnraum für vier Generationen unter e<strong>in</strong>em Dach<br />
im Bauernhaus der Familien Schreyer <strong>in</strong> Riedhof, Stötten am Auerberg<br />
Der große Vorteil: Alle Dienstleistungen aus e<strong>in</strong>er Hand<br />
Die Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist für die<br />
Herausforderungen im ländlichen Raum gut gerüstet.<br />
Für die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>Bayern</strong>s hat<br />
unser Angebot e<strong>in</strong>en entscheidenden Vorteil: Sie<br />
erhalten effiziente, auf die jeweiligen Bedürf nisse<br />
zugeschnittene Dienst leis tungen aus e<strong>in</strong>er Hand.<br />
Expertenpool für viele Aufgaben: die Verwaltung<br />
für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Die Verwaltung ist zweistufig aufgebaut. Oberste<br />
Landes behörde ist das Bayerische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />
für Landwirt schaft und Forsten. Ihm unterstellt s<strong>in</strong>d<br />
die sieben Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken,<br />
Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben. Sie<br />
betreuen und leiten die Vorhaben der Integrierten<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> von der Idee bis zur Realisierung.<br />
Sie beaufsichtigen die Teilnehmer ge me<strong>in</strong>schaften<br />
und den jeweiligen Verband für <strong>Ländliche</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong>.<br />
An den Ämtern für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d<br />
Geo däten, Landwirte, Architekten, Landschaftsplaner,<br />
Bau<strong>in</strong>genieure, Juristen und Verwaltungsfachkräfte<br />
beschäftigt. Wo zusätzliches Fach wissen<br />
erforderlich ist oder Aufgaben von privaten An -<br />
bietern besser und effizienter erledigt werden können,<br />
werden entsprechende Experten h<strong>in</strong>zugezogen.<br />
Diese fachliche Vielfalt stellt sicher, dass die<br />
Vorhaben der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n Entwick lung<br />
fachübergreifend be treut und ausgeführt werden –<br />
aus e<strong>in</strong>er Hand eben. Technisch ausgebildete Mitarbeiter<br />
der Ämter leiten die jeweiligen Projekte vor<br />
Ort; sie gewährleisten e<strong>in</strong>en neutralen Aus gleich<br />
zwischen öffentlichen und privaten Interessen.<br />
Wer beteiligt ist, wirkt mit: die Teilnehmer geme<strong>in</strong>schaft<br />
Verfahren der Dorferneuerung und Flurneuordnung<br />
werden formell durch e<strong>in</strong>en Beschluss des zuständigen<br />
Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>geleitet<br />
Ansprechpartner vor Ort ist der Projektleiter,<br />
e<strong>in</strong>er unserer Diplom <strong>in</strong>ge<br />
nieure. Er gewährleistet die rechtlichen<br />
und technischen Kennt nisse<br />
für die Durchführung des Pro jektes<br />
und übernimmt als Vorsitzender des<br />
Vorstandes der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
die Geschäfts führung, Pro jektsteuerung<br />
und -abwicklung.<br />
50
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zusammengeschlossen. Er<br />
ist ebenfalls e<strong>in</strong>e Körperschaft des öffentlichen<br />
Rechts und übernimmt für die Teilnehmerge me<strong>in</strong>schaften<br />
die Kassenführung und das Rechnungswesen,<br />
die Ausschreibung von Baumaßnahmen, die<br />
Bauleitung und die Vergabe von Planungen.<br />
S Mit unserem Bodenmanagement entstehen zu <br />
friedenstellende und zukunftsweisende Lösungen.<br />
Wir garantieren Ihnen im Umgang mit Eigentum<br />
und d<strong>in</strong>glichen Rechten ausgesprochene Sorgfalt.<br />
und von diesem betreut. An jedem Verfahren <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em festgelegten Gebiet wirken die beteiligten<br />
Grundeigentümer, die Träger öffentlicher Belange<br />
sowie die landwirtschaftliche Berufsvertretung mit.<br />
Die Eigentümer und Erbbauberechtigten, deren<br />
Grundstücke im Verfahrensgebiet liegen, bilden<br />
e<strong>in</strong>e Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft. Sie ist Träger des<br />
Verfahrens und e<strong>in</strong>e Körperschaft des öffentlichen<br />
Rechts. Als „Behörde auf Zeit“ ist sie mit beachtlichen<br />
Befugnissen betraut. Zu ihren Aufgaben<br />
gehört die Planung und Ausführung der Maßnahmen<br />
zur Dorferneuerung und Flurneu ordnung.<br />
Effizienz durch Zusammenschluss: die Verbände<br />
für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Alle Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaften im Dienstbezirk<br />
e<strong>in</strong>es Amtes haben sich zu e<strong>in</strong>em Verband für<br />
Die sieben Verbände für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> s<strong>in</strong>d<br />
im Landesverband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>Bayern</strong> zusammengeschlossen. Dieser übernimmt<br />
geme<strong>in</strong> same Aufgaben der Verbände, <strong>in</strong>sbesondere<br />
<strong>in</strong> den Be reichen DV-Ausstattung und Programmentwick<br />
lung.<br />
Moderne Arbeitsmethoden: projektorientiert und<br />
realitätsnah<br />
Die Organisation der Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
hat sich bewährt. Sie erfüllt alle Voraus setzungen,<br />
um die gestellten Aufgaben effizient zu<br />
erledigen. Ihre Merkmale s<strong>in</strong>d:<br />
S Das Dienstgebiet der Ämter ist groß genug, um<br />
bei den räumlich und zeitlich stark variierenden<br />
Arbeitsschwerpunkten das Personal flexibel<br />
e<strong>in</strong>setzen zu können.<br />
S Die Ämter bündeln Fachkompetenz h<strong>in</strong>sichtlich<br />
F<strong>in</strong>anzierung, Genehmigung und Überwachung<br />
von Maßnahmen der Teilnehmer geme<strong>in</strong> schaf -<br />
ten. Sie verstehen sich aber auch als Service -<br />
stellen für die Teilnehmergeme<strong>in</strong> schaften.<br />
Zudem s<strong>in</strong>d sie Planfeststellungsbehörde und<br />
somit zuständig für die öffentlich-rechtliche<br />
Genehmigung der Projekte.<br />
S Die örtliche Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft wird<br />
immer nur als „Behörde auf Zeit“ e<strong>in</strong>gerichtet<br />
Dem Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
obliegt die Aufsichts- und Genehmigungsfunktion<br />
über die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaften.<br />
Zudem s<strong>in</strong>d die<br />
Mit arbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter des<br />
Amtes die Ansprechpartner für Land <br />
räte und Bürgermeister, die die<br />
Dienstleistung <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>in</strong> Anspruch nehmen wollen.<br />
51
Der richtige Partner, wenn es um die Zukunft<br />
geht<br />
Den Landwirten, darüber h<strong>in</strong>aus aber allen Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürgern sowie <strong>in</strong>sbesondere den<br />
Geme<strong>in</strong>den im ländlichen Raum bietet die Ver waltung<br />
für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zeitgemäße rechtliche,<br />
organisatorische und f<strong>in</strong>anzielle Hilfen zur<br />
Selbsthilfe. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er neuen Ver ant wortungsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
von Bürgern und Staat sollen sie<br />
geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, ihren heimatlichen<br />
Lebensraum aus eigener Kraft zum Wohle<br />
der jetzt lebenden wie auch der künftigen Ge nera<br />
tionen zu gestalten.<br />
S Unsere Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter sorgen<br />
für die Umsetzung der Wünsche und Vorstellungen<br />
unserer Kunden und s<strong>in</strong>d vor Ort präsent.<br />
und wieder aufgelöst, wenn der Auftrag erledigt<br />
ist; damit werden Ressourcen nur vorübergehend<br />
gebunden.<br />
S Planung und Durchführung von Vorhaben der<br />
Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> erfolgen<br />
nach Methoden des Projektmanagements und<br />
mit moderner Technik. So ist e<strong>in</strong>e größtmögliche<br />
Effizienz beim E<strong>in</strong>satz der personellen<br />
und f<strong>in</strong>anziellen Kapazitäten gewährleistet.<br />
S Planungs- und Ausführungskompetenz liegen<br />
bei der örtlichen Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft; dies<br />
sichert e<strong>in</strong>e bedarfsgerechte Planung. Zur Um -<br />
setzung der Maßnahmen kann die Teilnehmer -<br />
geme<strong>in</strong>schaft auf kompetentes Baupersonal der<br />
Verbände für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zurückgreifen<br />
und so e<strong>in</strong>e wirtschaftliche und fachgerechte<br />
Bauausführung garantieren.<br />
S In der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> haben sich neben<br />
der ursprünglichen Kernaufgabe Flurneuordnung<br />
die Dorferneuerung und die Erarbeitung Integrierter<br />
<strong>Ländliche</strong>r Entwick lungs konzepte erfolgreich etabliert.<br />
Dies entspricht e<strong>in</strong>em Wandel von ehemals re<strong>in</strong><br />
agrarstrukturellen Zielsetzungen zu heute <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärem<br />
und <strong>in</strong>terkommunalem Handeln. Projekte<br />
laufen derzeit <strong>in</strong> rund 4 600 Ortschaften von 1 000<br />
Geme<strong>in</strong>den.<br />
Die Vermessung, Wertberechnung<br />
und Kartenerstellung für die Teil nehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
führt vermessungstechnisches<br />
Fachpersonal durch. Für<br />
Ortsplanung, Naturschutz und Landschaftspflege,<br />
Landwirt schaft und<br />
rechtliche Belange stehen Spezialisten<br />
mit Rat und Tat zur Seite.<br />
52
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
E<strong>in</strong> starker Partner für<br />
e<strong>in</strong>en starken Raum<br />
Die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Bürgermitwirkung<br />
Bodenmanagement<br />
Dorferneuerung<br />
Flurneuordnung<br />
Unternehmensverfahren<br />
Beschleunigte Zusammenlegung<br />
Freiwilliger Landtausch<br />
Freiwilliger Nutzungstausch<br />
Privatmaßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />
<strong>Ländliche</strong> Infrastruktur durch Wegebau<br />
53
Die Instrumente der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Die Bayerische Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> stellt an sich selbst den Anspruch, der Land wirtschaft,<br />
den Bürgern und den Geme<strong>in</strong>den ihre Leistungen aufgabenorientiert, zeitgerecht und kostengünstig<br />
anzubieten. Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist vor allem <strong>in</strong> den Bereichen Projektsteuerung, Beratung und<br />
Moderation von <strong>Entwicklung</strong>sprozessen gefordert. Das Ziel e<strong>in</strong>er nachhaltigen Nutzung der Ressourcen<br />
Boden, Wasser und Luft setzt dabei mehr denn je e<strong>in</strong> umfassendes und vorausschauendes Flächen <br />
manage ment für die viel fäl tigen bodenrelevanten Nutzungsansprüche voraus.<br />
Für die Zukunft s<strong>in</strong>d darüber h<strong>in</strong>aus noch mehr wirtschaftliche, soziale und kulturelle Impulse notwendig.<br />
Intensiver als bisher werden dazu die Geme<strong>in</strong> den <strong>in</strong> Kommunalen Allianzen zusammenarbeiten. Gerade<br />
die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> hat mit solchen Netz werken bereits vielfältige Erfahrungen. Darauf aufbauend<br />
werden die raumbezogenen Maßnahmen Dorferneuerung, Flurneuordnung sowie freiwilliger Land- und<br />
Nutzungstausch im Fördergrundsatz der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> zusammengeführt. Dadurch<br />
werden die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> der Synergie noch effizienter e<strong>in</strong>gesetzt. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />
Ausrichtung der Projekte an den lokalen bzw. regionalen Leitbildern und Bedürfnissen sowie <strong>in</strong><br />
der Folge e<strong>in</strong> zielgenauer E<strong>in</strong>satz des Personals und der Fördermittel stehen dabei im Mittelpunkt. Die<br />
Nach frage von Landwirten, Bürgern und Geme<strong>in</strong>den nach dem Angebot der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ist<br />
hoch. Das betrifft alle Bereiche der Leistungen, <strong>in</strong>sbesondere auch die klassischen Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Agrarstruktur.<br />
Je nach Aufgabenstellung kommen die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> mit angepasster Intensität<br />
bedarfsgerecht und zielorientiert zur Anwendung. Vor allem unter dem Dach e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tegrierten länd <br />
lichen <strong>Entwicklung</strong>skonzeptes können die Umsetzungs<strong>in</strong>strumente räumlich und fachlich optimal koord<strong>in</strong>iert<br />
werden. Das ermöglicht sowohl e<strong>in</strong>e schlanke und flexible Projektorganisation als auch die<br />
Konzentration auf Aufgabenschwerpunkte. Beispiele dafür s<strong>in</strong>d u.a. e<strong>in</strong>e nachhaltige und wettbewerbsfähige<br />
Landnutzung <strong>in</strong> der Flurneuordnung oder die Innenentwicklung der Dörfer <strong>in</strong> der Dorf erneuerung.<br />
Der nachfolgende praxisorientierte Teil des <strong>Informationskompendium</strong>s gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Instrumente der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>, ihre E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten und Abläufe.<br />
54
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
So können ländliche Kommunen sich gegenseitig<br />
ergänzen und geme<strong>in</strong>sam ihre Standortqualität steigern<br />
Immer mehr Geme<strong>in</strong>den erkennen, dass viele ihrer Probleme <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft mit anderen Geme<strong>in</strong>den<br />
besser zu lösen s<strong>in</strong>d als alle<strong>in</strong>. Nach dem Motto „Geme<strong>in</strong>sam s<strong>in</strong>d wir stärker!“ entschließen sich be nachbarte<br />
Geme<strong>in</strong>den im ländlichen Raum freiwillig zur Zusammenarbeit, um sich gegenseitig zu ergänzen.<br />
Sie setzen sich dabei zum Ziel, E<strong>in</strong>sparmöglichkeiten zu erschließen und Projekte, die sie alle<strong>in</strong>e nicht<br />
realisieren könnten, geme<strong>in</strong>deübergreifend <strong>in</strong> ökonomisch, ökologisch und sozial besonders nachhaltiger<br />
Weise zu planen und auszuführen. Die Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> unterstützen mit der Integrierten<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> dabei die Zielset zungen der Geme<strong>in</strong>den auf der Planungsebene durch e<strong>in</strong><br />
Integriertes <strong>Ländliche</strong>s <strong>Entwicklung</strong>skonzept (ILEK), um die <strong>Entwicklung</strong>saktivitäten zu koord<strong>in</strong>ieren.<br />
Gleichzeitig wird für die Umsetzung der E<strong>in</strong>satz der Dorferneuerung und der Flurneuordnung oder anderer<br />
Programme zielgerichtet aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt. Bei der Umsetzung des ILEK können die Geme<strong>in</strong>den<br />
durch e<strong>in</strong>e Umsetzungsbegleitung unterstützt werden. Sie hilft dabei im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten <strong>Entwicklung</strong><br />
Programme und Instru mente auch anderer Ressorts mit <strong>in</strong>s Boot zu holen.<br />
55
S L<strong>in</strong>ks: Stagnieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dorf Entwick lungen und s<strong>in</strong>d Innovationen nicht <strong>in</strong> Sicht, s<strong>in</strong>d meist die Nachbardörfer<br />
und die Region gleichermaßen be rührt. E<strong>in</strong> wichtiger Schritt ist, diesen Zusammenhang zu sehen<br />
und vom Kirch turmdenken zum geme<strong>in</strong>samen Handeln zu kommen. Bei den Pla nungen zum Integrierten<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>s konzept erarbeiten Kommunen und engagierte Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger geme<strong>in</strong>sam<br />
mit der Länd lichen Entwick lung Zukunfts strategien. S Rechts: „Nicht weil die D<strong>in</strong>ge schwer s<strong>in</strong>d, wagen wir<br />
sie nicht. Sondern weil wir sie nicht wagen s<strong>in</strong>d sie schwer“, Seneca.<br />
Information und Motivation<br />
Die Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ist e<strong>in</strong> Pro zess. Am Anfang steht stets die gegenseitige Ver trauensbildung.<br />
In e<strong>in</strong>er Initialphase werden zu nächst die verschiedenen Interessensvertreter aus Wirtschaft,<br />
Be hörden, Verbänden und Vere<strong>in</strong>en mit den Man dats trägern und aktiven Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern der<br />
Kommunen zu sam mengeführt, <strong>in</strong>formiert und motiviert. Die wichtigsten Eckpunkte des Vorhabens werden<br />
def<strong>in</strong>iert. Durch den <strong>in</strong>tensiven Me<strong>in</strong>ungsaustausch soll e<strong>in</strong> regionales Identitätsbewusstse<strong>in</strong> erreicht<br />
werden. Um diesen Prozess erfolgversprechend e<strong>in</strong>zuleiten, empfehlen sich e<strong>in</strong>führende Sem<strong>in</strong>are an den<br />
baye rischen Schulen für Dorf- und Landentwicklung, wo erste Leitbildüberlegungen, Zukunftsstrategien<br />
und Hand lungs pro gramme geschmiedet werden.<br />
56
Ideen und Ziele für geme<strong>in</strong>sames <strong>Entwicklung</strong>skonzept<br />
Ist diese geme<strong>in</strong>same Basis gefunden, e<strong>in</strong>igt man sich auf<br />
e<strong>in</strong>e Mitwirkungs- und Organisa tions struk tur, um Aufgaben<br />
und Kompetenzen zwischen Man dats trä gern und<br />
aktiven Bürgern funktionsgerecht zu verteilen. Gut bewährt<br />
hat sich die Bildung e<strong>in</strong>er Steu e rungs gruppe, <strong>in</strong> der<br />
sich regelmäßig die Bür ger meister der beteiligten Geme<strong>in</strong>den,<br />
die Arbeits kreis leiter, das Amt für Länd liche Ent wicklung<br />
sowie weitere Be hör den und Stellen treffen.<br />
Auf der Grundlage fachlicher Untersuchungen, Stär ken-<br />
Schwächen-Analysen u. ä. werden geme<strong>in</strong>deübergreifende<br />
Handlungsfelder def<strong>in</strong>iert. Die da zu entstehenden Ideen,<br />
Me<strong>in</strong>ungen, Wünsche bzw. Zielvor stel lungen werden von<br />
Fachleuten struk turiert. Daraus ergeben sich <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer<br />
Dis kussion aller Beteiligten die zu künftigen Hand <br />
lungsschwerpunkte der Geme<strong>in</strong>den, die im Integrierten<br />
Länd lichen <strong>Entwicklung</strong>skonzept zusammengefasst werden.<br />
Dabei wird großer Wert auf deren Realisierbarkeit ge legt.<br />
In diesem Zusammenhang gilt es auch, die un ter schiedlichen<br />
Fachme<strong>in</strong>ungen und Förderpro gramme abzustimmen<br />
und zu koord<strong>in</strong>ieren, <strong>in</strong>sbesondere die der Verwaltung<br />
für Länd liche <strong>Entwicklung</strong> und der Landwirt schaftsverwal <br />
tung. Ausgeh end von den Ziel-, Analyse- und Strategie <br />
über legungen des Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>skonzeptes<br />
kann direkt mit der Lösung und Reali sie rung<br />
der örtlichen Auf gaben stel lungen begonnen werden. Dafür<br />
bedarf es schlanker und flexibler Ausfor mungen der Umsetzungs<br />
<strong>in</strong>strumente.<br />
S 44 Dörfern an der oberen Altmühl mit 5 000 E<strong>in</strong>wohnern<br />
fehlten attraktive Touris muse<strong>in</strong>richtungen. Nun neu im<br />
Angebot: e<strong>in</strong> 200 km langes Wegenetz zum Radeln und<br />
Wandern, drei neue Badeweiher, neun thematische Erlebnispfade<br />
und Abenteuerspielplätze, neue Lehrpfade zu Imkerei,<br />
Landwirtschaft und Wald, Rast- und Park plätze, 280 zusätzliche<br />
Gästebetten. In wenigen Jahren haben sich die Übernachtungen<br />
auf 80 000 verdoppelt mit e<strong>in</strong>er geschätzten<br />
Wertschöpfung von jährlich 4 Mio. Euro. Die Urlaubs- und<br />
Naherholungsgäste s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wirtschaftliches Standbe<strong>in</strong> für<br />
Gastronomie, Land wir te, Geschäfte, Handwerk und Dienstleistung.<br />
www.obere-altmuehl.de<br />
57
S Im hochwertigen Naturraum des Donautals s<strong>in</strong>d die vielfältigen Landnutzungskonflikte zwischen Ökologie,<br />
Kiesabbau, Landwirtschaft, Tourismus und Hochwasserschutz zukunftsgerecht zu lösen. Im Bereich von<br />
15 Kilometern des Flusslaufs <strong>in</strong> den Landkreisen Dill<strong>in</strong>gen und Donau-Ries konnten mit Hilfe des Bodenmanage<br />
ments der Länd lichen <strong>Entwicklung</strong> ca. 130 ha freigewordenes Land bereitgestellt werden. Dieses Land<br />
wird nun bedarfs- und zeitgerecht an die richtigen Stellen transferiert. Bei der Umsetzung von Projekten <strong>in</strong><br />
den vier beteiligten Geme<strong>in</strong> den kooperieren die Kommunen eng mit der Regierung von Schwaben und dem<br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> Entwick lung Schwaben. Das Projekt über <strong>in</strong>sgesamt 75 km Flusslänge wurde vom<br />
Bayerischen Landtag <strong>in</strong>itiiert. www.mooseum.city-map.de<br />
Umsetzung der Pläne<br />
Nach Koord<strong>in</strong>ierung und Planung folgt die Phase der Umsetzung. Neben der Umsetzung durch die Ge<br />
me<strong>in</strong>den selbst, aber auch durch Dritte, kann e<strong>in</strong>e Vielzahl von Projekten im Rahmen der Dorferneuerung<br />
und der Flurneuordnung unterstützt werden. Dies gilt ganz besonders für folgende Maßnahmen:<br />
SS<br />
Planung, Herstellung und f<strong>in</strong>anzielle Förderung von Anlagen im geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen<br />
Interesse, wie zum Beispiel geme<strong>in</strong>dliche Straßen und Wege, Ortsgestaltung, Freizeite<strong>in</strong>richtungen,<br />
Landschaftspflege, Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtungen.<br />
SS<br />
Bereitstellung von Flächen vor allem für öffentliche, gewerbliche und landwirtschaftliche Vorhaben<br />
im Rahmen des Flächenmanagements und der Bodenneuordnung. Dies schließt die Verhandlungen mit<br />
den Grundeigentümern, die Abmarkung und Vermessung von Grundstücken sowie die Ausarbeitung<br />
der Unterlagen zur Berichtigung von Grundbuch und Kataster mit e<strong>in</strong>.<br />
58
Umsetzungsbegleitung<br />
Im ILEK werden die verschiedensten Handlungsfelder der Geme<strong>in</strong>den analysiert und dargestellt. Nicht alle<br />
dieser Handlungsfelder können und sollen durch die Instrumente der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> realisiert<br />
werden. Im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten <strong>Entwicklung</strong> ist es deshalb nicht nur s<strong>in</strong>nvoll sondern notwendig, auch<br />
Programme und Instrumente anderer Ressorts zu erkunden und koord<strong>in</strong>iert e<strong>in</strong>zusetzen. Das ist ke<strong>in</strong>e<br />
all tägliche Aufgabe. Deshalb können dabei die Geme<strong>in</strong>den durch e<strong>in</strong>e „Um setzungsbegleitung“ unterstützt<br />
werden. E<strong>in</strong> geeigneter und akzeptierter Manager wird den Geme<strong>in</strong>den an die Seite gestellt, der<br />
sowohl für die Planung, Begleitung und Abwicklung von Projekten verantwortlich ist, die außerhalb der<br />
Zuständigkeit der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> durchgeführt werden sollen, als auch dafür, dass<br />
alles wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em großen Mosaik zusammenpasst.<br />
Die Vorteile liegen auf der Hand<br />
Die Vorteile geme<strong>in</strong>deübergreifenden Handelns s<strong>in</strong>d vielfältig und offensichtlich:<br />
SS<br />
Integrierte ländliche <strong>Entwicklung</strong> steigert die Lebens- und Standortqualität <strong>in</strong> der Region und gibt<br />
damit <strong>Entwicklung</strong>simpulse für jede E<strong>in</strong>zelgeme<strong>in</strong>de sowie für den Geme<strong>in</strong>deverbund.<br />
SS<br />
Zu den aktuellen Herausforderungen wie Energiewende, demografischer Wandel oder Innentwicklung<br />
der Dörfer werden geme<strong>in</strong>schaftlich effiziente Lösungen gefunden.<br />
SS<br />
Die Kommunen partizipieren durch wirtschaftliche Belebung und e<strong>in</strong>er verbesserten Arbeitsplatzsituation<br />
an höheren Steuere<strong>in</strong>nahmen als Folge gesteigerter regionaler Wertschöpfung.<br />
SS<br />
Die Geme<strong>in</strong>den sparen Kosten und verr<strong>in</strong>gern den Flächenverbrauch, da sich geme<strong>in</strong>dliche E<strong>in</strong>richtungen<br />
gegenseitig ergänzen oder am jeweils günstigsten Standort des Geme<strong>in</strong>deverbunds neu entstehen,<br />
zum Beispiel bei öffentlichen Bädern, Bauhöfen und Kläranlagen.<br />
SS<br />
Die Infrastruktur wird geme<strong>in</strong>deübergreifend verbessert – beispielsweise durch e<strong>in</strong>e Optimierung<br />
der Verkehrswege e<strong>in</strong>schließlich des öffentlichen Personennahverkehrs oder durch Anlagen des<br />
vorbeugenden Hochwasserschutzes.<br />
SS<br />
Anliegen der Landwirtschaft werden unterstützt, etwa beim Ausbau von Wegen sowie bei der Er <br />
schließung zusätzlicher E<strong>in</strong>kommensquellen aus Direktvermarktung, Urlaub auf dem Bauernhof und<br />
durch Übernahme von Dienstleistungen beim Unterhalt von Wegen oder bei der Land schafts pflege.<br />
S Anreize zum Verbleib der jungen Generation zu schaffen ist e<strong>in</strong>e Herausforderung für die Geme<strong>in</strong>den.<br />
Dazu gehören neben vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten auch Kultur- und Freizeitangebote. Mit der Jugend<br />
schafft der ländliche Raum den Sprung <strong>in</strong> die Zukunft.
SS<br />
Die Kommunen unterstützen sich gegenseitig <strong>in</strong> Fragen soziokultureller Anliegen, <strong>in</strong>dem sie zum<br />
Beispiel Geme<strong>in</strong>schaftse<strong>in</strong>richtungen schaffen, e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Veranstaltungskalender<br />
veröffentlichen oder geme<strong>in</strong>same soziale und kulturelle Projekte entwickeln und realisieren.<br />
SS<br />
Sie betreiben geme<strong>in</strong>sames Market<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>dem sie zum Beispiel Informations- und Werbematerial<br />
konzipieren, herstellen und verteilen, Internetauftritte erarbeiten oder auf Messen präsent s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong> Zusammenschluss ist entweder <strong>in</strong>formell oder privatrechtlich geregelt (GmbH-Gesetz, BGB) oder nach<br />
den Bestimmungen des Gesetzes über die kommunale Zusammenarbeit (KommZG) möglich.<br />
Steigende Nachfrage<br />
Derzeit werden von der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> knapp 80 Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>en mit rund<br />
600 Geme<strong>in</strong>den unterstützt. Die Nachfrage ist weiterh<strong>in</strong> groß. Die Beispiele auf den folgenden Seiten<br />
stellen e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Querschnitt aus dem vielfältigen Aufgabenfeld <strong>in</strong> der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> dar.<br />
S Oben: Die Ilz im südöstlichen Bayerischen Wald war „Deutschlands Flusslandschaft der Jahre 2002 und<br />
2003“. Diese Auszeichnung setzte bei neun Kommunen Impulse. Sie erkannten, dass viele Aufga ben besser<br />
im Verbund bewältigt werden können. So gründeten die Stadt Grafenau und acht benachbarte Märkte und<br />
Geme<strong>in</strong>den den „Ilzer Land e. V.“,um den ländlichen Raum im Ilztal durch Verbesserung der na türlichen<br />
Lebensgrundlagen und Förderung der kulturellen Identität zu stärken und zu entwickeln. Allen Mit gliedern ist<br />
klar, dass diese Ziele nur erreicht werden können, wenn viele Projekte aus den Hand lungsfel dern Dorf und<br />
Land schaft, Wirtschaft und Infrastruktur, Tourismus und Erholung, Bildung und Kultur sowie Verwa l tung und<br />
Market<strong>in</strong>g <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Zuständigkeit durchgeführt werden. Die neun Kommunen erarbeiten nun geme<strong>in</strong>sam<br />
mit ihren Bürgern die Planungen und Maßnahmen zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>tegrierten ländlichen <strong>Entwicklung</strong>s konzept.<br />
60
S Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>skonzepte brauchen Engagement und Tatkraft um Wirklich keit zu werden.<br />
Durch die <strong>in</strong>haltlich und räumlich aufe<strong>in</strong>ander abgestimmten Aktivitäten der Geme<strong>in</strong> den mit der Ausrichtung<br />
auf die Aufgaben der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> ist e<strong>in</strong>e zielorientierte Um setzung gewährleistet.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Vorbereitungsphase<br />
Geme<strong>in</strong>den beantragen<br />
Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong>formiert und motiviert die Geme<strong>in</strong>den<br />
Aufgabenstellung klären und Handlungsfelder festlegen<br />
Geme<strong>in</strong>deparlamente beschließen die Zusammenarbeit der Kommunen<br />
Weitere Akteure aus<br />
Geme<strong>in</strong>den, Wirtschaft, Verbänden, Politik und Vere<strong>in</strong>en gew<strong>in</strong>nen<br />
P<br />
Konzeptphase<br />
Beauftragtes Planungsbüro erarbeitet<br />
Konzept zur Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
Ablauf und Organisation strukturieren<br />
Aufgabenstellung und Handlungsfelder konkretisieren<br />
<strong>Entwicklung</strong>sstrategien zu den Handlungsfeldern erarbeiten<br />
<strong>Entwicklung</strong>sstrategien im<br />
Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>skonzept zusammenführen<br />
Geme<strong>in</strong>deparlamente beschließen<br />
das Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>skonzept<br />
P<br />
Umsetzungsphase<br />
Prioritäten der Umsetzung festlegen<br />
Maßnahmenkonzepte zu den <strong>Entwicklung</strong>sstrategien erarbeiten<br />
Geme<strong>in</strong>deparlamente beschließen die Maßnahmen<br />
E<strong>in</strong>zelobjekte/Maßnahmen umsetzen durch<br />
P P P<br />
Geme<strong>in</strong>den Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Dritte wie z. B. Wirtschaft, Landwirtmit<br />
Dorferneuerung und schafts-, Wasserwirtschafts-<br />
Flurneuordnung<br />
Straßenbau-, Naturschutzverwaltung<br />
61
Pionierleistung zur Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
Regionale Landentwicklung Auerbergland<br />
Sie s<strong>in</strong>d ländlich und landwirtschaftlich geprägt und liegen alle am Fuß des 1 055 Meter hohen Auerbergs:<br />
die elf Geme<strong>in</strong>den aus Oberbayern und Schwaben, die sich seit 1993 zur Regionalen Landentwicklung<br />
Auer bergland zusammengeschlossen haben. Geme<strong>in</strong>sam suchen sie nach Perspektiven im ländlichen Raum<br />
und streben e<strong>in</strong>e eigenständige, ganzheitlich und nachhaltig geprägte <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> den Be reichen Landwirtschaft,<br />
Handwerk und Gewerbe, Tourismus und Kultur an. Mit e<strong>in</strong>em Satz: Die regionale Wert schöpfung<br />
soll verbessert werden.<br />
Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> hat zusammen mit der Landwirtschaftsverwaltung und LEADER+ den Geme<strong>in</strong>den<br />
Hilfe zur Selbsthilfe geboten und so dazu beigetragen, zukunftsträchtige Standortfaktoren zu schaffen:<br />
Erlebniswege für Radfahrer und Wanderer wurden e<strong>in</strong>gerichtet, das Tourismusangebot vernetzt,<br />
e<strong>in</strong> Qualitätssiegel für Beherbergungsbetriebe entwickelt, die Direktvermarktung von Auerbergland-<br />
Spe zia li täten ausgebaut, e<strong>in</strong> bäuerliches Schlachthaus errichtet. Außerdem f<strong>in</strong>det alle zwei Jahre e<strong>in</strong>e<br />
Gewerbeschau statt und – vielleicht das spektakulärste Projekt dieser <strong>in</strong>terkommunalen Allianz – die<br />
2 000-jährige Kaiserstraße „Via Claudia Augusta“ wurde wiederbelebt. Weitere Projekte stehen vor der<br />
Realisierung.<br />
Im Rahmen von Dorferneuerung und Flurneuordnung s<strong>in</strong>d maßgeschneiderte Lösungen entstanden, von<br />
denen die rund 19 000 E<strong>in</strong> wohner der elf Geme<strong>in</strong>den profitieren. Sie wären allerd<strong>in</strong>gs nicht erreicht<br />
worden, hätten sich nicht die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger aktiv <strong>in</strong> örtlichen und regionalen Arbeitskreisen<br />
engagiert und bei der <strong>Entwicklung</strong> von Ideen sowie deren Umsetzung mitgewirkt. Gerade ihnen ist es zu<br />
verdanken, dass sich das Auerbergland zu e<strong>in</strong>em Musterbeispiel für Bürger engage ment und lebendige<br />
Dorfkultur entwickelt hat und <strong>in</strong>zwischen bereits mehrfach ausgezeichnet wurde.<br />
62
Hochwasserschutz mit abgestimmten ökologischen, topografischen<br />
und technischen Komponenten<br />
Die kle<strong>in</strong>eren Bäche (Gewässer III. Ordnung) rund um den<br />
Auerberg haben bei den Hochwasserereignissen 1999 und 2002<br />
hohe materielle Schäden verursacht. Re<strong>in</strong> technische Maß nahmen<br />
hätten dem Problem bei künftigen Hochwässern nicht<br />
abgeholfen. Ganz selbstverständlich wurde auf der Suche nach<br />
Lö sungen der mittlerweile im Auerbergland etablierte Ansatz<br />
der Geme<strong>in</strong>samkeit aufgegriffen und mit e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>sam<br />
getragenen und raumbezogenen Hochwasserschutz kon zept<br />
auf ca. 280 km 2 auf den Weg gebracht. Dabei haben die natürlichen<br />
und die naturräumlichen Rückhaltemöglichkeiten <strong>in</strong> den<br />
11 Ge me<strong>in</strong> den erste Priorität. Sie werden ergänzt durch landschaftsverträgliche<br />
technische Maßnahmen, die <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong>e<br />
Rück haltekapazität von 2,3 Mio. m 3 bieten.<br />
Fachgruppe Neue Medien Auerbergland<br />
140 freiwillige und ehrenamtliche Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />
halten die Internetpräsentation über das Auerbergland auf dem<br />
Laufenden. Selbstverständlich ist das Angebot e<strong>in</strong> ganz wichtiger<br />
Market<strong>in</strong>gfaktor nach <strong>in</strong>nen und außen im Nahbereich<br />
von Schloss Neuschwanste<strong>in</strong> und Forggensee. Es soll deshalb<br />
E<strong>in</strong> heimische und Touristen gleichermaßen ansprechen. Auch<br />
bei neuen Medien setzt das Auerbergland auf Syn ergieeffekte.<br />
Im Datenpool des Auerberglandes s<strong>in</strong>d auch das Projekt „Schulnetz“<br />
und die Erwachsenenbildung <strong>in</strong>tegriert. Er wach sene<br />
sollen lernen aus den neuen Medien Nutzen zu ziehen, um z. B.<br />
Market<strong>in</strong>gstrategien zu entwerfen oder Bilder zu bearbeiten.<br />
Partner dieser Bildungs<strong>in</strong>itiative s<strong>in</strong>d die Volkshochschulen<br />
<strong>in</strong> den nahegelegenen Städten. Ebenso kommunizieren alle<br />
Schu len des Auerberglandes über den eigenen Server und<br />
bereichern den Datenpool <strong>in</strong> besonderer Weise. Das Internet<br />
wird didaktisch genutzt oder auch als elektronische Schultafel<br />
(Smart board) e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
www.auerbergland.de<br />
63
<strong>Entwicklung</strong> über Grenzen h<strong>in</strong>weg: Aktionsbündnis Künisches Gebirge<br />
Zum Aktionsbündnis Künisches Gebirge haben sich im Jahr 2000 fünf Oberpfälzer und sechs tschechische<br />
Geme<strong>in</strong>den rund um den Osser zusammengeschlossen. Im Aktionsraum leben ca. 24 000 Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger. Der Plan der elf relativ kle<strong>in</strong>en Kommunen: Sie wollen geme<strong>in</strong>sam die Möglichkeiten für e<strong>in</strong>e<br />
nachhaltige, grenzüberschreitende <strong>Entwicklung</strong> ihrer Region nutzen, ohne aber die Eigenart und kulturelle<br />
Eigenständigkeit der Geme<strong>in</strong>den aufzugeben. Dabei konzentrieren sie sich auf die folgenden Hand lungsfelder:<br />
Freizeit, Erholung und Tourismus, <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>/Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft,<br />
Umwelt- und Naturschutz, Soziales, Bildung, Kunst, Kultur, Information und Kommunikation.<br />
Bürger und Geme<strong>in</strong>devertreter aus beiden Staaten erstellten <strong>in</strong> Arbeitskreisen e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Ent wicklungskonzept.<br />
Das Besondere dabei: Ausgewählte Vorhaben werden als so genannte Spiegelprojekte je weils<br />
e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de diesseits und jenseits der Grenze zugeordnet. Das Leitmotiv der <strong>in</strong>novativen deutschtschechischen<br />
<strong>Entwicklung</strong>sarbeit lautet: „Zwei Welten - e<strong>in</strong>e Region“.<br />
Erste Teilprojekte s<strong>in</strong>d schon umgesetzt. In Lam entstand e<strong>in</strong>e neue Bergwachtzentrale, <strong>in</strong> der geme<strong>in</strong>same<br />
deutsch-tschechische Schulungen stattf<strong>in</strong>den und auch grenzüberschreitende Ret tungs e<strong>in</strong>sätze koord<strong>in</strong>iert<br />
werden können. Lam ist auch Sitz der Tourismusakademie Ostbayern, die Beschäftigte des Hotel- und<br />
Gaststättengewerbes aus beiden Ländern ausbildet. Grenzüberschreitende Künstlersymposien, geme<strong>in</strong>deübergreifender<br />
Erwerb und geme<strong>in</strong>schaftliche Nutzung von Spezialgeräten und die Wieder aufnahme alter<br />
Radwege verb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d weitere Beispiele e<strong>in</strong>es gelebten Leitbildes. Kooperation ist auch hier der<br />
Schlüssel zum Erfolg. Die Landesentwicklung steht den Geme<strong>in</strong>den mit dem Regionalmanagement bei der<br />
Umsetzung von Projekten zur Seite.<br />
64
Im Handlungsfeld „<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>/Nachhaltige Land- und Forstwirtschaft“ ist aufgezeigt, mit welchen<br />
Maßnahmen im Rahmen der Dorferneuerung und Flurneuordnung die Geme<strong>in</strong>den des Aktionsbünd<br />
nisses unterstützt werden. Wegebaumaßnahmen, Hoferschließungen und Bodenordnung land- und<br />
forstwirtschaftlicher Flächen von kle<strong>in</strong>en, unwirtschaftlichen zu zeitgemäßen Wirtschaftse<strong>in</strong>heiten spielen<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Sie dienen der Stärkung der Landwirtschaft und unterstützen damit auch den Gesundheits<br />
tourismus <strong>in</strong> der Region, <strong>in</strong> den zahlreiche Bauernhöfe e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e gute Erreichbarkeit und<br />
betriebswirtschaftlich organisierte Produktionsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er der Eckpfeiler für den Aufbau der<br />
Direktvermarktung. Die Wiederherstellung alter Wegeverb<strong>in</strong>dungen zwischen den deutschen und tschechischen<br />
Kommunen, die über Jahrzehnte unterbrochen waren und der Aufbau e<strong>in</strong>es regionalen Rad- und<br />
Wanderwegenetzes, das <strong>in</strong> die europäischen Fernradwegenetze e<strong>in</strong>gebunden ist, s<strong>in</strong>d wichtige strukturelle<br />
Maßnahmen. Dorferneuerungsprojekte werden dort e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
wo städtebauliche oder <strong>in</strong>fra strukturelle Mängel bei der<br />
Verwirklichung der geme<strong>in</strong>samen Ziele im Wege stehen.<br />
Das grenzüberschreitende Aktionsbündnis Künisches Gebirge<br />
trägt neben den Vorteilen für die beteiligten Geme<strong>in</strong>den und die<br />
gesamte Region auch dazu bei, im größer werdenden Europa die<br />
Verständigung und Verb<strong>in</strong>dung der Menschen zweier Staaten<br />
zu stärken. Der Freistaat <strong>Bayern</strong> fördert es als Pilotprojekt ideell<br />
und f<strong>in</strong>anziell.<br />
www.kuenisches-gebirge.de<br />
65
Brücken-Allianz<br />
<strong>Bayern</strong>-Böhmen<br />
Bayerische<br />
Projektkommunen<br />
im Lkr. Wunsiedel<br />
Arzberg<br />
Wunsiedel<br />
Brücken-Allianz <strong>Bayern</strong> –Böhmen<br />
Die Städte Arzberg und Hohenberg a. d. Eger, die Geme<strong>in</strong>de Höchstädt i. Fichtelgebirge sowie die Märkte<br />
Schirnd<strong>in</strong>g, Thiersheim und Thierste<strong>in</strong> mit <strong>in</strong>sgesamt über 40 Ortsteilen im östlichen Fichtelgebirge im<br />
Land kreis Wunsiedel liegen direkt an der tschechischen Grenze. Der dramatische Strukturwandel <strong>in</strong> den<br />
letzten Jahren hat vor allem <strong>in</strong> der Porzellan<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>en gravierenden Veränderungsprozess <strong>in</strong> Gang<br />
gesetzt. Auf grund dieser enormen Schwächung braucht die Region neue wirtschaftliche Perspektiven.<br />
Im Rahmen der laufenden Dorferneuerungen im Allianzgebiet wurden Themen angesprochen, die lokal<br />
nicht zu lösen s<strong>in</strong>d. Aus dieser Situation heraus kam der Impuls, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terkommunale Zusammenarbeit<br />
aufzubauen. In e<strong>in</strong>em gut halbjährigen Prozess mit <strong>in</strong>tensiver Beteili gung der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong><br />
verschiedenen Arbeitskreisen wurden die Weichen zur Bildung der Brücken-Allianz gestellt.<br />
Nun werben alle Kommunen für neue Betriebsansiedlungen. Auf e<strong>in</strong>er eigens <strong>in</strong>itiierten Messe präsentiert<br />
sich das Handwerk als Allianz der Region. Geme<strong>in</strong>sam bemühen sich alle Partner, das wichtige<br />
Standbe<strong>in</strong> Landwirtschaft zu erhalten. Besondere Bedeutung besitzt dies auch zur Pflege der attraktiven<br />
Mit tel ge birgs landschaft als wichtige Voraussetzung für den Ausbau des Tourismus. Um das Potenzial der<br />
Region geme<strong>in</strong>sam besser nutzen zu können, haben die Allianzgeme<strong>in</strong>den den Vere<strong>in</strong> „Brücken- Allianz<br />
<strong>Bayern</strong> – Böhmen e. V.“ ge grün det mit dem Ziel, die mit der breit angelegten Bürgermitwirkung gewonnenen<br />
Maßnahmen- und Pro jekt vorschläge systematisch umzusetzen. Startprojekte s<strong>in</strong>d u. a.<br />
S die Erstellung e<strong>in</strong>es Radwegekonzeptes im Allianzgebiet,<br />
S e<strong>in</strong>e Studie zur touristischen Nutzung des bestehenden Fleisnitzstausees,<br />
S die Stärkung des regionalen Austausches mit dem Umland der grenznahen Stadt Cheb,<br />
S die Erstellung e<strong>in</strong>er Job- und Praktikumsbörse zur Vermittlung freier Stellen <strong>in</strong><br />
hiesigen Firmen an Jugendliche aus dem Allianzgebiet.<br />
Der Motor – Zukunftsgestaltung durch Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> – ist <strong>in</strong>s Laufen gekommen.<br />
Allen ist klar, nur die Kraft motivierter Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger, Geme<strong>in</strong>den, Betriebe und Verantwortlicher<br />
kann Grundlage für e<strong>in</strong>e Region mit Perspektive se<strong>in</strong>.<br />
www.bayern-boehmen.de<br />
66
Bürgermitwirkung<br />
Bestand erheben, mitplanen, umsetzen helfen – so gestalten<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger die Zukunft ihrer Heimat mit<br />
„Mitdenken, mitplanen, mitgestalten“ – so lautet das Motto sowohl <strong>in</strong> jeder Dorferneuerung als auch<br />
Flurneuordnung. Dah<strong>in</strong>ter steht die Überzeugung: Nur wenn die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bei der Gestaltung<br />
ihres Lebensraumes mitwirken können, entstehen tragfähige Lösungen und sie identifizieren sich auch mit<br />
dem Ergebnis. Deshalb s<strong>in</strong>d sie aufgerufen, ihre Ziele zu nennen, Wünsche zu äußern und mit ihren Ideen<br />
die Zukunft ihrer Heimat mitzugestalten.<br />
Bürgermitwirkung ist für die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit. Sie liefert den Bürgern alle<br />
notwendigen Informationen und gibt ihnen die Möglichkeit, sich bei der Planung und Gestaltung ihres<br />
Lebensumfeldes zu engagieren. Dies hat die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> auch dem h<strong>in</strong>zugekommenen<br />
Instrument Integrierte <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zugrunde gelegt und plant mit den Verantwortlichen und<br />
weiteren Engagierten aus der Region für die Region.<br />
67
S L<strong>in</strong>ks: Jeder E<strong>in</strong>zelne ist gefragt und se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung und Vorstellungen s<strong>in</strong>d wichtig für die Planungen.<br />
Über e<strong>in</strong>e Million Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> fast 1 300 Geme<strong>in</strong>den haben <strong>in</strong> den derzeit laufenden Projek<br />
ten der Dorfer neuerung und Flurneuordnung die Möglichkeit aktiv mitzuarbeiten. S Rechts: In Dorfund<br />
Flurwerk stätten können sich alle Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> den Planungsprozess und die Konzeptentwick<br />
lung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Ihre Wünsche, Vorstellungen und Ideen gehen e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Gesamtplanung, über die<br />
gewählte Bürgerver treter – Vorstand der Teilnehmer geme<strong>in</strong>schaft und Geme<strong>in</strong>derat – eigenständig entscheiden.<br />
In Dorferneu erun gen gehört die Geme<strong>in</strong>de als wichtiger Partner und fester Bestand teil zum Gremium<br />
der gewählten Vertreter.<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger nehmen das Heft selbst <strong>in</strong> die Hand<br />
„Woher kommen wir?“, „Wo stehen wir?“, „Wo wollen wir h<strong>in</strong>?“. Ob Dorferneuerung oder Flurneuordnung<br />
– am Beg<strong>in</strong>n suchen die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zusammen mit Fachleuten nach Antworten auf diese<br />
Fragen und analysieren so die eigenen Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Dorf und Landschaft oder <strong>in</strong> der Region.<br />
Aus den Erkenntnissen dieses <strong>in</strong>dividuellen und geme<strong>in</strong>schaftlichen Nach- und Mitdenkens werden<br />
die <strong>Entwicklung</strong>sziele für die Zukunft abgeleitet und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitbild zusammengefasst. Mit e<strong>in</strong>er<br />
Zukunftsstrategie wird der Weg beschrieben, wie<br />
und mit wem das Leitbild <strong>in</strong> die Realität umgesetzt<br />
werden kann. Anschließend stellen die Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger e<strong>in</strong>en vorläufigen Maßnahmenkatalog<br />
auf, der die wünschenswerten Vorhaben enthält.<br />
Damit ist die Bürgermitwirkung <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n<br />
<strong>Entwicklung</strong> allerd<strong>in</strong>gs noch nicht abgeschlossen.<br />
S Die Planungen be<strong>in</strong>halten öffentliche und private<br />
Interessen. Dabei s<strong>in</strong>d Diskussionen ge wünscht,<br />
notwendig und zielführend. Beispielsweise überzeugen<br />
sich die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger von der Praxistaug<br />
lichkeit e<strong>in</strong>er neuen Verkehrsführung durch die<br />
Übertragung der Planung <strong>in</strong> die Örtlichkeit.<br />
S Bürgermitwirkung endet nicht mit fertigen Planungen.<br />
Auch bei der Umset zung ist Tatkraft gefragt.<br />
Aktive Mithilfe senkt die Kosten für Bau- und Gestaltungsmaßnahmen<br />
<strong>in</strong> der Dorferneuerung und den<br />
eigenen Kostenbeitrag zur Flurneuordnung.<br />
68
S Geme<strong>in</strong>schaftliche Interessen brauchen geeignete Räumlichkeiten. Wer dabei selbst Kraft und Zeit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt,<br />
nutzt das Angebot lieber und ist zudem eher bereit, das geme<strong>in</strong>same Werk „<strong>in</strong> Schuss zu halten“.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Information und Motivation<br />
Das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
lädt Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zu e<strong>in</strong>er Initialveranstaltung e<strong>in</strong><br />
P<br />
Sem<strong>in</strong>are an der Schule für Dorf- und Landentwicklung<br />
P<br />
Erarbeitung von Zielvorstellungen, Leitbild und Zukunftsstrategie<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger sowie Vertreter von Geme<strong>in</strong>de und Vere<strong>in</strong>en<br />
P<br />
Vorbereitung von Projekten<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger sowie Vertreter von Geme<strong>in</strong>de und Vere<strong>in</strong>en<br />
bilden Arbeitskreise und entwickeln Aktionspläne<br />
P<br />
Erarbeitung e<strong>in</strong>es vorläufigen Maßnahmenkonzepts<br />
Geme<strong>in</strong>de, Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zusammen mit Fachplanern<br />
P<br />
Präsentation der Arbeitsergebnisse<br />
durch die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bei Informationsveranstaltungen, Ausstellungen etc.<br />
(Ende der Vorbereitungsphase. Förmliche E<strong>in</strong>leitung der Dorferneuerung<br />
und/oder der Flurneuordnung sowie Wahl des Vorstandes der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft.)<br />
P<br />
Erarbeiten des endgültigen Maßnahmenkonzepts<br />
Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft legt unter Beteiligung von Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürgern sowie E<strong>in</strong>beziehung von Fachplanern Konzepte vor<br />
P<br />
Umsetzung der Maßnahmen<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger arbeiten mit<br />
69
Selbst verständlich ist die Mitarbeit engagierter Bürgeri<br />
nnen und Bürger auch bei der konkreten<br />
Planung und aktiven Umsetzung der Maßnahmen<br />
gefragt, denn sie sollen auch bei geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Baumaßnahmen mithelfen. Sie können das <strong>in</strong> der<br />
Gewissheit tun, dass die Teilnehmer ge me<strong>in</strong>schaft<br />
ihre Ideen aufgreift, gegene<strong>in</strong>ander abwägt und die<br />
besten Vorschläge realisiert.<br />
Mitwirken – für jeden gibt es die passende<br />
Möglichkeit<br />
Für die Beteiligung der Bevölkerung bei der Integrierten<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>, Dorferneuerung<br />
und Flur neuordnung gibt es vielfältige Möglichkeiten,<br />
die von Fall zu Fall zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />
Immer gilt für die Mitarbeiter der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
dabei die Devise: Die Bürger<strong>in</strong>nen und<br />
Bürger dort abholen, wo sie stehen.<br />
Hier die wichtigsten Formen der E<strong>in</strong>beziehung und<br />
Mitwirkung, die je nach den örtlichen Verhältnissen<br />
und Erwartungen komb<strong>in</strong>ierbar s<strong>in</strong>d:<br />
S Von Anfang an erhalten die Bürger<strong>in</strong>nen und<br />
Bürger fortlaufend Informationen über ihre<br />
Mitwirkungsmöglich keiten und den Stand des<br />
Verfahrens. Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> vermittelt<br />
diese Infor mationen <strong>in</strong> Ver sammlungen,<br />
Infobriefen, Dorfzeitungen und bei Exkursionen.<br />
S Die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger können ihr Wissen<br />
S Die Wünsche und Vorstellungen der Bürger<strong>in</strong>nen und ihre Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, beispielsweise <strong>in</strong><br />
und Bürger für die Zukunft ihres Dorfes werden am Arbeits kreisen, bei Befragungen oder im Rahmen<br />
Ende e<strong>in</strong>er Vorbereitungsphase zur Dorferneuerung<br />
von Fragebogen aktionen und Sem<strong>in</strong>aren.<br />
der Bevölkerung präsentiert und vorgestellt. Die Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger legen geme<strong>in</strong>sam fest, welche<br />
S Alle, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>,<br />
Dorferneuerung oder Flurneuordnung<br />
Prioritäten die e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen und Aktionen<br />
erhalten. S Jeder E<strong>in</strong>zelne hat dazu e<strong>in</strong> Punktekont<strong>in</strong>gent,<br />
mit dem er se<strong>in</strong>e Ziele, Anliegen und Know how und vielfältige Anregungen <strong>in</strong> den<br />
aktiv mitgestalten wollen, f<strong>in</strong>den das nötige<br />
Wünsche bewerten kann. Die Ergebnisse zeigen die<br />
Semi naren, die die Schulen für Dorf- und Landentwicklung<br />
<strong>in</strong> Plankstetten und Thierhaupten<br />
dr<strong>in</strong>glichsten Wünsche der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />
auf und ergeben das Leitbild der Dorf erneuerung.<br />
und die Schule für Dorf- und Flurentwicklung <strong>in</strong><br />
Klosterlangheim anbieten. Diese Ideenschmieden für Innovationen <strong>in</strong> Dorf und Land schaft schulen Interessierte<br />
<strong>in</strong> allen relevanten Themenbereichen und helfen dabei Leitbilder, Zu kunfts strategien und die Projektorganisation<br />
zu erarbeiten. Auf Exkursionen zu besonders gelungenen Projekten werden wert volle Erfahrungen<br />
mit anderen Dörfern ausgetauscht.<br />
70
S L<strong>in</strong>ks: Unklare oder besonders wichtige und schwierige E<strong>in</strong>zelthemen werden <strong>in</strong> Arbeitskreisen vertieft und<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kreativen Prozess zu Lösungen geführt. Die engagierten Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger holen sich dazu das<br />
notwendige Know how an e<strong>in</strong>er der drei Schulen der Dorf- und Landentwicklung. S Rechts: Dorferneuerung<br />
macht Spaß. Arbeitskreismitglieder machen beispielsweise per Sketch ihren Mitbürgern die Stärken und die<br />
Schwächen bewusst und motivieren sie so zum Mitmachen, Mitplanen und Mitgestalten. S Unten: Mit den<br />
Vorstel lungen, Wünschen und Ideen der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger fügt sich Bauste<strong>in</strong> an Bauste<strong>in</strong> für e<strong>in</strong> lebenswertes<br />
Dorf mit Zukunft und e<strong>in</strong>e liebenswerte Landschaft zum Wohlfühlen.<br />
SS<br />
Geme<strong>in</strong>sames Erarbeiten fördert Kreativität. Deshalb werden von der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> Arbeitskreise<br />
<strong>in</strong>itiiert und fachlich begleitet. In speziellen Workshops bündeln die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />
zu sammen mit den Fachplanern die verschiedenen Zielvorstellungen zu e<strong>in</strong>em Leitbild, an dem sich<br />
alle Maßnahmen orientieren und an dem auch später alle Maßnahmen gemessen werden können.<br />
Alle diese Formen der Bürgermitwirkung werden von der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> f<strong>in</strong>anziell<br />
unterstützt.<br />
SS<br />
Mitmachen wird belohnt: Um den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern Anreize zu geben, sich zu engagieren,<br />
können Ideenwettbewerbe hilfreich se<strong>in</strong>. Dabei lockt die Aussicht, die eigenen Ideen der Öffentlichkeit<br />
präsentieren zu können.<br />
SS<br />
Planung im modernen S<strong>in</strong>n geschieht <strong>in</strong> der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> nicht von oben herab, sondern<br />
im Dialog aller Beteiligten. Sie br<strong>in</strong>gt deshalb die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger mit den Fachplanern<br />
sowie den Vertretern von Geme<strong>in</strong>den und Fachstellen an e<strong>in</strong>en Tisch und sieht es als ihre Aufgabe<br />
an, das jeweilige Projekt professionell zu begleiten und zwischen den privaten, gewerblichen,<br />
geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen Interessen zu vermitteln. Am Ende sollen Maßnahmen stehen,<br />
die bedarfsgerecht auf die örtliche Situation zugeschnitten s<strong>in</strong>d.<br />
SS<br />
Gutes tun – und auch darüber reden: Die Länd liche <strong>Entwicklung</strong> kümmert sich um die Öffentlichkeits<br />
arbeit während des gesamten Projekts. Sie <strong>in</strong>formiert die Presse und unterstützt öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen, um das Projekt bekannt zu machen, die Motivation der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />
zur Mit arbeit zu steigern, Anerkennung zu geben und die Akzep tanz von Maßnahmen zu erhöhen.<br />
Besonders gut ge lungene Projekte und Privatmaßnahmen prämiert die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> mit<br />
Staatspreisen.
S E<strong>in</strong>heimische Jugendliche und ihre Freunde aus mehreren Ländern der Welt bauen im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
Workcamps der Internationalen Jugend- und Geme<strong>in</strong>schaftsdienste e. V. e<strong>in</strong>e Trockenmauer. Im Laufe der Zeit<br />
soll sich e<strong>in</strong> Biotop für wärmeliebende Tiere und Pflanzen entwickeln. Dieses Biotop ist dann e<strong>in</strong> Element des<br />
Biotopverbundsystems <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet mit 12 000 ha, <strong>in</strong> dem mit Hilfe des Boden man age ments <strong>in</strong>sgesamt<br />
450 ha neue Biotopflächen h<strong>in</strong>zugekommen s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für Menschen, Dörfer und Landschaft<br />
„Im Mittelpunkt aller Planungen steht der Mensch“, hat<br />
der große Architekt und Gründer des Bauhauses Walter<br />
Gropius e<strong>in</strong>mal gesagt. E<strong>in</strong> Satz, der auch für die<br />
<strong>Entwicklung</strong>sprojekte im Rahmen der Integrierten Länd -<br />
lichen <strong>Entwicklung</strong>, Dorferneuerung und Flurneuordnung<br />
gilt. Die Wünsche und Vor stel lungen der<br />
Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger bilden den Orien tierungsrahmen<br />
für die Arbeit der professionellen Planer.<br />
Die Bürgermit wirkung ist deshalb <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht<br />
e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für die Menschen, die Dörfer und die<br />
Landschaft:<br />
S Die Beteiligung der Menschen vor Ort stellt<br />
sicher, dass die Maßnahmen im Dorf und <strong>in</strong> der<br />
Landschaft, <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de und der Region an<br />
ihren Bedürfnissen orientiert s<strong>in</strong>d.<br />
S Die Jugend als Entscheidungsträger von morgen verantwortlich<br />
e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den und mitwirken zu lassen ist e<strong>in</strong><br />
Kernanliegen der Dorferneuerung. Möglich keiten bieten<br />
sich dazu für Jugendheime, Spielplätze, Schulhof gestaltungen,<br />
Badeweiher, Dorfplatz- und Freiraumge staltungen<br />
und vieles mehr.<br />
72
S L<strong>in</strong>ks: Örtliche Multiplikatoren wie Bürgermeister, Alt- und Neubürger, Landwirte, Gewerbetreibende, Vere<strong>in</strong>s<br />
mitglieder drücken für die bevorstehenden Dorferneuerungen, Flurneuordnungen, <strong>in</strong>tegrierten ländlichen<br />
<strong>Entwicklung</strong>en gerne noch mal die Schulbank. Mit dem Gelernten untersuchen sie dann Stärken und Schwächen<br />
<strong>in</strong> Dorf und Landschaft und entwickeln ihre Zukunftsstrategien. S Rechts: Wer mitmachen will und soll,<br />
der muss es auch können. Jährlich holen sich weit über 3 500 Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> rund 150 Sem<strong>in</strong>aren<br />
und Exkursionen an den Schulen für Dorf- und Landentwicklung im oberfränkischen Klosterlangheim, im<br />
oberpfälzischen Plankstetten und im schwäbischen Thierhaupten das Rüstzeug zu eigenständigem Handeln.<br />
SS<br />
Die Zustimmung zu den Vorhaben ist groß. Die meisten Menschen s<strong>in</strong>d mit der neuen <strong>Entwicklung</strong><br />
sehr zufrieden, weil sie mitgestalten und mitbestimmen können und die Lösungen nicht fremd-<br />
gesteuert s<strong>in</strong>d.<br />
SS<br />
Die Mitwirkung bei Planung und Umsetzung stärkt die Dorfgeme<strong>in</strong>schaft: Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />
erleben sich als Geme<strong>in</strong>schaft, fühlen sich verantwortlich für das Wohl ihres Geme<strong>in</strong>wesens und<br />
machen die Erfahrung, dass geme<strong>in</strong>schaftliches Engagement e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für das Dorf ist.<br />
SS<br />
Die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger erkennen, dass sie etwas bewegen können. Sie empf<strong>in</strong>den die Mit wir -<br />
kungsmöglichkeit als „positive Bürger<strong>in</strong>itiative“.<br />
SS<br />
Die Geme<strong>in</strong>de wird auch <strong>in</strong> Zukunft von der Bürgermitwirkung profitieren. Die Menschen haben ihr<br />
kreatives Potenzial entdeckt und e<strong>in</strong>e große Aufgabe engagiert gelöst – sie werden sich auch<br />
künftigen Herausforderungen stellen, werden aktiv anpacken und Mut zu <strong>in</strong>novativen Lösungen<br />
entwickeln.<br />
SS<br />
In den Arbeitskreisen, Sem<strong>in</strong>aren und Workshops erfahren die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger, dass jede<br />
Generation ihren spezifischen Beitrag zur Lösung der Zukunftsaufgaben leisten kann. Bürger mit -<br />
wirkung ist deshalb e<strong>in</strong> Instrument, um Brücken zwischen Jung und Alt zu bauen und gegenseitiges<br />
Verständnis zwischen den Generationen zu wecken.<br />
SS<br />
Auf der Suche nach zukunfts- und bedarfsgerechten Lösungen hat sich die Bevölkerung <strong>in</strong>tensiver<br />
als vorher mit dem historischen und kulturellen H<strong>in</strong>tergrund ihres Ortes beschäftigt. Das Wissen<br />
um diese Wurzeln stärkt die Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat.<br />
73
S Sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, selbst mitplanen und Hand anlegen schafft emotionale B<strong>in</strong>dungen zur K<strong>in</strong>derstube Dorf<br />
und Landschaft. Die ländlichen Räume brauchen diese enorm wichtige Ressource als Zukunftspotenzial bei<br />
der „Hilfe zur Selbsthilfe“ von Generation zu Generation.<br />
Bürgermitwirkung – gute Tradition <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Die Bürgermitwirkung hat sich aus dem bayerischen Genossenschaftspr<strong>in</strong>zip entwickelt, das dem<br />
Grund satz „Hilfe zur Selbsthilfe“ folgt. Es wurde schon 1923 <strong>in</strong> der Flurneuordnung e<strong>in</strong>geführt. Seither<br />
bilden die beteiligten Grundstückseigentümer die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft, e<strong>in</strong>e Körperschaft des<br />
öffentlichen Rechts. E<strong>in</strong> aus dem Kreis der Grundstückseigentümer gewählter Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
ist für die Planung und Durchführung der Projekte zuständig. Der Vorstand der<br />
Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft b<strong>in</strong>det die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> die Planung und Umsetzung der Maßnahmen<br />
e<strong>in</strong>. Dieses Pr<strong>in</strong>zip wurde auch konsequent für das 1982 e<strong>in</strong>geführte Bayerische Dorf entwicklungsprogramm<br />
übernommen und seither mehr und mehr <strong>in</strong>tensiviert.<br />
Dass die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger Verantwortung für ihr Dorf und ihre Landschaft übernehmen, ist<br />
Grundpr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> den Projekten der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>. So entsehen zukunftsfähige und nachhaltige<br />
Lösungen, die e<strong>in</strong>en ausgewogenen Umgang mit den ökonomischen, ökologischen und sozialen<br />
Ressourcen festschreibt. Dabei spielt der aktive und kreative Bürger e<strong>in</strong>e tragende Rolle.<br />
74
Bodenmanagement<br />
So werden Grundbesitz neu geordnet und öffentliche oder<br />
private Nutzungs<strong>in</strong>teressen koord<strong>in</strong>iert<br />
Die ländlichen Räume spielen im Flächenstaat <strong>Bayern</strong> e<strong>in</strong>e herausragende Rolle. Ihre Aufgaben reichen weit<br />
über die Produktion von Nahrungsmitteln und die Erzeugung von Rohstoffen und Energie h<strong>in</strong>aus: Die<br />
ländlichen Räume sollen auch e<strong>in</strong> attraktives Wohn umfeld, e<strong>in</strong> vielfältiges Arbeitsplatzangebot und ab -<br />
wechslungs reiche Erholungsmöglichkeiten bieten.<br />
Gleichzeitig sollen sie die Basis für e<strong>in</strong>e gesunde Umwelt bilden. Indes: Der Flächenverbrauch ist nach wie<br />
vor zu hoch, Grund und Boden s<strong>in</strong>d aber nicht vermehrbar. Außerdem steht das Grundeigentum unter besonderem<br />
Schutz; der Umgang damit erfordert besondere Sorgfalt und hohes Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong>.<br />
Hierbei kann das Boden man a ge ment e<strong>in</strong>e bedeutende vermittelnde und ausgleichende Rolle spielen.<br />
75
S L<strong>in</strong>ks: So sah die Ausgangssitution für die Grund eigen tümer und die Geme<strong>in</strong>de vor dem Bodenmanagement<br />
aus: Im Dorf beengte Hofsituationen, ungünstige Grundstückszufahrten, geplante Betriebs er weiterung – <strong>in</strong><br />
der Flur zu viele E<strong>in</strong>zelgrundstücke, schlechtes Wegenetz. S Rechts: Beengte Hofgrund stücke wurden zweckmäßig<br />
erweitert und erschlossen. Dies schafft Raum für betriebliche Investitionen, wie die Errichtung von<br />
neuen Wirtschaftsgebäuden. Durch neue Hofausfahrten ergeben sich arbeitswirtschaftliche Erleichterungen.<br />
Gleichzeitig wurden ungünstig geformte und zersplittert gelegene landwirtschaft liche Grund stücke zu großen<br />
Wirtschaftsflächen zusammengelegt. Der Flächenausgleich zwischen den Hofgrundstücken und der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche wurde im Bodenmanagement unmittelbar gegenseitig verrechnet.<br />
<strong>Ländliche</strong>n Grundbesitz neu ordnen<br />
Aufgabe des Bodenmanagements – zentrales Instrument e<strong>in</strong>es Verfahrens nach dem Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz<br />
– ist die Neuordnung von ländlichem Grundbesitz im Rahmen der <strong>Ländliche</strong>n Ent wick lung, von<br />
Dorferneuerung und Flurneuordnung. Dabei werden die unterschiedlichen Interessen, <strong>in</strong>sbesondere von<br />
Landwirten, Grundeigentümern und der öffentlichen Hand, berücksichtigt.<br />
Vielfältige Nutzungsansprüche s<strong>in</strong>d vorhanden<br />
Grundstückseigentümer, Pächter, Geme<strong>in</strong>den, Verbände<br />
und staatliche Stellen haben unterschiedliche<br />
An sprüche an den Grundbesitz:<br />
S Die Landwirtschaft strebt aus ökonomischen<br />
Gründen möglichst große, s<strong>in</strong>nvoll zugeschnittene<br />
und gut erschlossene Wirtschafts <br />
flächen an.<br />
S Die Geme<strong>in</strong>den wollen ihre Infrastruktur<br />
verbessern, beispielweise durch den Bau von<br />
S Die beengte Hofstelle mit e<strong>in</strong>er sehr unübersichtlichen Ausfahrt auf e<strong>in</strong>e viel befahrene Staatsstraße wurde<br />
erweitert und über e<strong>in</strong>en neu gebauten Ortsrandweg zusätzlich erschlossen. Dies war Voraussetzung für den<br />
Bau e<strong>in</strong>es neuen Stallgebäudes. Der Betrieb erhielt zudem se<strong>in</strong>e landwirtschaftlichen Flächen so zugeteilt,<br />
dass sie unmittelbar über den neuen Weg erreichbar s<strong>in</strong>d und die Erschließung über die Staatsstraße entbehrlich<br />
wurde.<br />
76
S Zersplittert gelegener landwirtschaftlicher Grundbesitz wird durch das Bodenmanagement zu großen,<br />
günstig zu bewirtschaftenden Flächen zusammengelegt. Dies führt zu E<strong>in</strong>sparungen bei Arbeitszeit,<br />
Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>satz und Treibstoffkosten. Die Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe wird<br />
so entscheidend verbessert.<br />
Straßen und Wegen oder die Gestaltung der Dörfer. Sie wünschen sich attraktive Angebote für<br />
Freizeit und Erholung und brauchen moderne Anlagen zur Ver- und Entsorgung. Und sie wollen<br />
Bauland für Wohnen und Gewerbe ausweisen oder über Flächen für das „Ökokonto“ verfügen.<br />
SS<br />
Zum Schutz von Natur und Landschaft ist es erforderlich, ökologisch bedeutsame Flächen langfristig<br />
zu sichern und über e<strong>in</strong> Biotopverbundsystem mite<strong>in</strong>ander zu vernetzen.<br />
SS<br />
Die Wasserwirtschaft hat die Aufgabe, den Anliegen des Gewässerschutzes, der Gewässerpflege, des<br />
Hochwasserschutzes und der Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung Rechnung zu tragen.<br />
SS<br />
Regionale und überregionale Planungsträger wollen überörtliche Großbaumaßnahmen realisieren,<br />
beispielsweise neue Verkehrsverb<strong>in</strong>dungen per Schiene und Straße.<br />
SS<br />
Der e<strong>in</strong>zelne Grundeigentümer möchte den Wert se<strong>in</strong>es Eigentums erhalten und möglichst steigern.<br />
S L<strong>in</strong>ks: Weite Feucht- und Mäanderbereiche sowie beidseitige Uferstreifen sichern den ökologischen Wert<br />
e<strong>in</strong>es Feuchtgebietes und den freien Lauf des Baches. Innerhalb des ökologisch wertvollen Bereichs gelegene<br />
und bislang landwirtschaftlich genutzte Grundstücke wurden <strong>in</strong> Lagen mit günstiger landwirtschaftlicher<br />
Nutzung verlegt. Das Bodenmanagement ist <strong>in</strong> jeder Flur neu ordnung Mittler zwischen ökologischen und<br />
ökonomischen Interessen. S Rechts: Das Bodenmanagement ermöglichte die rasche Flächenbereitstellung<br />
zum Bau e<strong>in</strong>er neuen Umgehungsstraße. Vom Straßenbau betroffene landwirtschaftliche Grundstücke wurden<br />
dabei verlegt und mit weiteren Grundstücken des jeweiligen Eigentümers zusammengelegt.<br />
77
S L<strong>in</strong>ks: Grundlage für das Bodenmanagement ist die Wertermittlung durch den Vorstand der Teilnehmer -<br />
ge me<strong>in</strong>schaft. Den Tauschwert aller Grundstücke ermitteln Sachverständige – erfahrene Landwirte – durch<br />
Boden proben, die <strong>in</strong> bestimmten Abständen und flächendeckend genommen werden. Dabei werden örtliche<br />
Gegebenheiten wie z. B. Hang-, Überschwemmungs- und Waldrandlagen oder Staunässe berücksichtigt.<br />
Für Bauflächen und Bauland ist der Verkehrswert Grundlage des Tauschwerts. S Rechts: Unter E<strong>in</strong>satz<br />
mo dernster Vermessungstechnik werden die Grenzen der neu geordneten Grundstücke <strong>in</strong> die Örtlichkeit<br />
übertragen und mit dauerhaften Grenzzeichen gesichert.<br />
Diese unterschiedlichen, teilweise mite<strong>in</strong>ander konkurrierenden Ansprüche führen nicht selten zu In teressens<br />
konflikten, genauer gesagt zu Landnutzungskonflikten. Häufig s<strong>in</strong>d Grundstücke für bestimmte Zwecke<br />
nicht an der benötigten Stelle verfügbar. Und oftmals entsprechen die Grundstücksstrukturen nicht den<br />
jeweiligen Erfordernissen.<br />
Bodenmanagement bündelt unterschiedliche Interessen<br />
Mit dem Bodenmanagement kann die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> den verschiedenen,<br />
z. T. divergierenden In te ressen entsprechen und Landnutzungskonflikte<br />
entflechten. Sie trägt damit zu optimalen Lösungen bei, die e<strong>in</strong>e breite<br />
Zustimmung der Beteiligten f<strong>in</strong>den. Das Konzept für e<strong>in</strong>e gelungene Bündelung<br />
der unterschiedlichen Vorstellungen lautet: Neuordnung des Grundbesitzes<br />
unter Wahrung der Rechte der Grundeigentümer. Insbesondere gel<strong>in</strong>gt es mit<br />
dem Bodenmanagement, die verschiedenen Bau- und Ge sta l tungs vorhaben am<br />
jeweils günstigsten Standort auszuführen.<br />
Unterschiedliche Auffassungen entstehen häufig, wenn es um den Wert von<br />
Grund stücken geht. Es gilt also, die Wertgleichheit von alten und neuen Grundstücken<br />
jedes Eigentümers zu gewährleisten. Deshalb wird beim Bodenman a gement<br />
zunächst der Wert der Grundstücke (Tauschwert) ermittelt. Bei der Neuordnung<br />
können dann vorhandene Grundstücke wertgleich verlegt und <strong>in</strong><br />
zweck mäßiger Lage, Form und Größe neu zugeteilt werden.<br />
S Die Vermessung der Grundstücke und Wege ist Grundlage für die Erstellung<br />
der neuen Katasterunterlagen. Die Grundstücksflächen werden neu berechnet<br />
und moderne digitale Flurkarten erstellt.<br />
78
Landzwischenerwerb optimiert Neuordnung<br />
Fehlt für neue Bau- und Gestaltungsvorhaben geeignetes Tauschland, können Grundstücke an nahezu<br />
beliebiger Stelle <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Verfahrens der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> zur Bodenbevorratung erworben<br />
werden (Landzwischenerwerb). Bei der Neuordnung erfolgt dann die Verlegung dieser Flächen zu den<br />
jeweiligen Vorhaben. Auf diese Weise kann Land vor allem für öffentliche Zwecke – beispielsweise neue<br />
Verkehrswege – oder für Zwecke des Naturschutzes und der Landschaftspflege bereitgestellt und damit<br />
der E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> das private Eigentum so ger<strong>in</strong>g wie möglich gehalten werden.<br />
Großräumiger Landtransfer<br />
Bei Bedarf ist auch e<strong>in</strong> großräumiger, gemarkungs- und geme<strong>in</strong>deübergreifender Landtransfer möglich.<br />
Dadurch kann beispielsweise auswärts gelegener landwirtschaftlicher Grundbesitz näher an die Hofstelle<br />
verlegt werden. Bei öffentlichen Großbaumaßnahmen mit großem Flächenbedarf lässt sich der Landzwischen<br />
erwerb bei Bedarf bis weit <strong>in</strong>s Umland ausdehnen. Das Verfahrensgebiet kann dazu entsprechend<br />
groß abgegrenzt oder erweitert werden.<br />
Alles aus e<strong>in</strong>er Hand<br />
Die Aufgaben, die bei der Neuordnung des Grundbesitzes und bei der Bereitstellung von Flächen anfallen,<br />
werden im Rahmen des Bodenmanagements von den örtlichen Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaften unter Mithilfe<br />
von Mitarbeitern der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> zentral koord<strong>in</strong>iert und übernommen. Sie<br />
SS<br />
verhandeln mit den Grundeigentümern,<br />
SS<br />
ermitteln den Tauschwert der Grundstücke,<br />
SS<br />
führen die Abmarkung und Vermessung der neuen Grundstücke durch,<br />
SS<br />
regeln die Rechtsverhältnisse; soweit erforderlich, werden im Grundbuch<br />
gesicherte Rechte auf die neuen Grundstücke übertragen, entbehrliche<br />
Rechte aufgelöst oder neue Rechte begründet,<br />
SS<br />
bereiten die Umschreibung von Grundbuch und Kataster vor und<br />
SS<br />
erstellen digitale Flurkarten als moderne Planungsgrundlage für die<br />
Geme<strong>in</strong>den und sonstigen Planungsträger.<br />
Bei Bedarf werden externe Dritte zur Mithilfe herangezogen.<br />
S Oben: Wo sollen me<strong>in</strong>e neuen Grundstücke liegen? Dies wird mit jedem<br />
Grund eigentümer <strong>in</strong> der Wunschentgegennahme besprochen. Bei der Wunsch entgegennahme<br />
br<strong>in</strong>gt jeder Eigentümer se<strong>in</strong>e Vorstellungen zur Neu or d nung se<strong>in</strong>er<br />
Grundstücke e<strong>in</strong>. Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> sorgt für e<strong>in</strong>en fairen Interessens ausgleich<br />
zwischen den verschiedenen privaten Interessen sowie zwischen privaten<br />
Interessen und dem Interesse der öffentlichen Hand. S Unten: Nach Abschluss des<br />
Bodenmanagements erfolgt die Umschrei bung von Grundbuch und Kataster.<br />
79
S Kommunen benötigen für die Umsetzung ihrer Planungen Flächen für die geme<strong>in</strong>dliche Infrastruktur, wie<br />
beispielsweise Dorf- und Festplätze, Parkplätze, Schule, K<strong>in</strong>dergarten, Friedhof, Bauhof oder Klär an lage und<br />
Gewerbegebiete. Durch Bodenmanagement kön nen sie am optimalen Standort bereitgestellt werden. Dadurch<br />
wird die geme<strong>in</strong>dliche <strong>Entwicklung</strong> nachhaltig unterstützt.<br />
Am Bedarf orientiert<br />
Für die Anwendung des Bodenmanagements der <strong>Ländliche</strong>n Ent wicklung stehen je nach Bedarf un terschiedliche<br />
Verfahrensarten nach dem Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz (zum Beispiel Flurneuordnung, Dorferneuerung,<br />
Unter neh mens verfahren, Beschleunigte Zu sam men legung, Frei wil liger Land tausch) zur Ver fügung.<br />
Ferner setzt die <strong>Ländliche</strong> Ent wick lung das Boden manage ment auch außerhalb des Flur be re<strong>in</strong>i gungsgesetzes<br />
beim Frei willigen Nutzungs tausch e<strong>in</strong>.<br />
Grundeigentümer und Geme<strong>in</strong>den profitieren<br />
Durch das Bodenmanagement profitieren die Grundeigen tümer ebenso wie die öffentliche Hand, <strong>in</strong>s <br />
be son dere die Geme<strong>in</strong>den:<br />
SS<br />
Für die Landwirtschaft wird zersplitterter, schlecht geformter Grundbesitz zu gut bewirtschaftbaren<br />
Flächen zusammengelegt und über neue Wege erschlossen. Die E<strong>in</strong>sparungen bei der Bewirtschaftung<br />
schlagen mit durchschnittlich 100 bis 150 Euro pro Hektar und Jahr zu Buche. H<strong>in</strong>zu kommen<br />
Arbeitszeite<strong>in</strong>sparungen von vier bis acht Stunden pro Hektar und Jahr.<br />
SS<br />
Neue Standorte zu Gunsten von Wohnen, Ge werbe und Landwirtschaft werden schneller verfüg bar.<br />
Angestrebte Bauvorhaben können zügig ausgeführt werden.<br />
SS<br />
Für Anlagen der Infrastruktur, der Wasserwirt schaft, zur Energieerzeugung, des Natur schutzes und<br />
der Landschafts pflege sowie für Freizeit und Erholung werden die benötigten Flächen bereitgestellt.<br />
SS<br />
Viele Bau- und Gestaltungsmaßnahmen können durch das Bodenmanagement erst verwirklicht<br />
werden. Zudem ergibt sich e<strong>in</strong> nicht zu unterschätzender Zeitvorteil für die Umsetzung der<br />
geplanten Maßnahmen.<br />
SS<br />
Alle neu geordneten Grundstücke werden ver messen und mit dauerhaften Grenzzeichen abgemarkt.<br />
Grundstücksgrenzen s<strong>in</strong>d so zwei felsfrei im Gelände erkennbar.<br />
80
S Junge Familien brauchen günstiges Bauland und<br />
das Dorf braucht die Jugend für se<strong>in</strong>e Zukunft. Bauplätze<br />
bedarfsgerecht und vorausschauend zu schaf -<br />
fen ist deshalb e<strong>in</strong>e Daueraufgabe für Geme<strong>in</strong> den<br />
und <strong>in</strong> jeder Flur neuord nung und Dorferneu erung<br />
e<strong>in</strong>e Aufgabenstellung beim Bodenma n age ment.<br />
Fazit<br />
Das Bodenmanagement ist e<strong>in</strong>e ganz entscheidende<br />
Voraussetzung für e<strong>in</strong>en bürgernahen<br />
Voll zug eigentumsrechtlicher Regelungen. Es ist<br />
gleich zeitig auf e<strong>in</strong>en flächensparenden und ressourcenschonenden<br />
Um gang mit dem nicht vermehrbaren<br />
Gut Grund und Boden ausgerichtet.<br />
Das Boden manage ment leistet damit e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
Bei trag zur geme<strong>in</strong>dlichen und regionalen<br />
Ent wicklung.<br />
S Langgestreckte und kle<strong>in</strong>e Grundstücke sowie unklare Grenzverläufe bei schwierigen Geländeverhältnissen<br />
brachten 8 Land wirte bei der Bewirtschaftung von 76,1 ha Wald mit <strong>in</strong>sgesamt 250 Grundstücken an die Gren -<br />
ze der Rentabi lität. Aus den 250 Grundstücken mit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Größe von 0,3 ha wurden 50 mit<br />
klaren Grenzen und guten Zufahrten. E<strong>in</strong> Waldsachverständiger ermittelte die Werte der unterschiedlich alten<br />
Nadelholzbestände. Zusammen mit den Bodenwerten wurden daraus die Tauschwerte gebildet.<br />
81
S E<strong>in</strong> Weißenberger Landwirt<br />
hat sich auf die Produktion<br />
von Biokäse spezialisiert,<br />
den er hauptsächlich <strong>in</strong> der<br />
Region, aber auch auf Bauernmärkten<br />
und <strong>in</strong> Bioläden <strong>in</strong><br />
München, Regensburg und<br />
Nürnberg verkauft. Durch das<br />
Zusammen legen se<strong>in</strong>er Flächen<br />
<strong>in</strong> Hof nähe kann er nun se<strong>in</strong><br />
Milch vieh aus dem Laufstall<br />
auf die Weide treiben, ohne<br />
die öffentliche Straße oder<br />
be nachbarte Grundstücke<br />
queren zu müssen. Den mit<br />
alten Bäumen be standenen<br />
Streifen nördlich se<strong>in</strong>es Hofes<br />
wollte der Eigen tü mer behal ten,<br />
er konnte damit langfristig<br />
ge sichert werden.<br />
Flurneuordnung und Dorferneuerung Weißenberg<br />
Weißenberg im Landkreis Amberg-Sulzbach liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet mit mittelgebirgsähnlichem Charakter<br />
und zahlreichen Kle<strong>in</strong>strukturen. Der Ort hat e<strong>in</strong>e weitgehend <strong>in</strong>takte Dorfgeme<strong>in</strong>schaft, die sich sehr<br />
stark mit dem Thema Ökologie befasst. So entstanden während der Dorferneuerung drei ökologisch ausgerichtete<br />
Betriebe, die für e<strong>in</strong>e Erfolg versprechende <strong>Entwicklung</strong> die bodenordnerische Unterstützung<br />
der Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> benötigten. So unterschiedlich die betrieb lichen Schwerpunkte<br />
der Betriebe auch s<strong>in</strong>d – e<strong>in</strong> Betrieb unterhält <strong>in</strong> der Region Amberg-Sulzbach e<strong>in</strong>en Liefer service<br />
für regionale, ökologisch produzierte Lebensmittel, die Baumschule züchtet heimische Obst sorten und<br />
Wildgehölze und die Hofkäserei betreibt e<strong>in</strong>en Milchviehbetrieb mit eigener Käserei – der Zwang zur<br />
betrieblichen Optimierung der Wirtschaftsflächen nimmt zu. So konnte die Zahl der landwirtschaftlichen<br />
Grundstücke <strong>in</strong> der 824 ha großen Flur von 942 auf 660 gesenkt werden.<br />
Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft sicherte zudem die bestehenden Gehölzstreifen entlang des Weißenberger<br />
Baches – teilweise durch die Ausweisung gesonderter Flurstücke <strong>in</strong> privates Eigentum, überwiegend aber<br />
durch die Neuausweisung von Schutzstreifen am Unterlauf des Baches und die Überführung der Flächen<br />
<strong>in</strong> das Eigentum der Geme<strong>in</strong>de.<br />
Der Ankauf von Flächen während der Grundstücksverhandlungen ermöglichte darüber h<strong>in</strong>aus auch noch<br />
die Übereignung von 5 ha landwirtschaftlicher Flächen <strong>in</strong> das geme<strong>in</strong>dliche Ökokonto und die Bereitstellung<br />
der notwendigen Flächen für die Kläranlagen <strong>in</strong> Weißenberg und Eberhardsbühl.<br />
82
S Kle<strong>in</strong>e Felder und schlechte Wege – sehr ungünstige Bed<strong>in</strong>gungen für den E<strong>in</strong>satz moderner Landtechnik.<br />
So können Landwirte weder regional, noch national oder gar global konkurrieren. Rationelle Wirtschafts -<br />
bed<strong>in</strong> gungen für die Land- und Forstwirtschaft durch Flurneuordnung zu schaffen ist deshalb e<strong>in</strong> unverzichtbarer<br />
Schwerpunkt der Bayerischen Agrarpolitik.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Landzwischenerwerb<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
(vor der Verfahrense<strong>in</strong>leitung durch den Verband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>)<br />
P<br />
Wertermittlung der Grundstücke<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Abmarkung und Vermessung<br />
u. a. Ortslage, vorhandene und geplante Straßen und Wege,<br />
Gewässer, Biotope, Waldränder<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Verhandlungen mit den Grundeigentümern<br />
zur Neuordnung der Grundstücke<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Ausarbeitung der Neuordnung<br />
• Schaffung großer Wirtschaftsflächen<br />
• Flächenbereitstellung u. a. für Infrastruktur, Wohnen, Gewerbe,<br />
Landwirtschaft, Landschaftspflege<br />
• Regelung der Rechtsverhältnisse<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Vermessung und Abmarkung der neuen Grundstücke<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
Anmerkung:<br />
Das Ablaufdiagramm bezieht sich auf Verfahren der Flurneuordnung und Dorferneuerung, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e<br />
Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft gebildet wird.<br />
83
Das Fränkische Seenland<br />
Mit 10 000 Grundeigentümern und 98 Dörfern war das Bodenmanagement für das Fränkische Seenland<br />
e<strong>in</strong>e der größten Herausforderungen <strong>in</strong> der 125-jährigen Geschichte der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Bayern</strong>. Das Groß projekt der Wasserwirtschaftsverwaltung geht auf e<strong>in</strong>en Landtagsbeschluss des Jahres<br />
1970 zurück. Über die neu gebauten Wasserspeicher Altmühl-, Brombach- und Rothsee gelangt Wasser<br />
aus den niederschlagsreicheren Regionen der Donau und Altmühl <strong>in</strong> das wasserarme Regnitz-Ma<strong>in</strong>-<br />
Gebiet. Das Wasser überleitsystem verursachte e<strong>in</strong>en Bedarf von rund 2 700 ha vorwiegend land- und<br />
forstwirtschaftlich genutzter Fläche. Davon entfielen rund 2 000 ha auf die eigentlichen Seenflächen<br />
sowie rund 700 ha auf die begleitende Infrastruktur, wie neue oder anzupassende Verkehrswege (108 km),<br />
vielfältige Freizeit an lagen und ökologische Ausgleichsmaßnahmen. Den gelungenen Wandel von e<strong>in</strong>em<br />
ehemals re<strong>in</strong> agrarischen und äußerst strukturschwachen Gebiet zum blühenden Urlaubs- und Naherholungsgebiet<br />
Fränkisches Seenland unterstützte die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> durch die Möglichkeiten<br />
der Flurneu or dnung und Dorferneuerung maßgeblich.<br />
Soweit die jeweiligen öffentlichen Vorhabensträger nicht bereits über die erforderlichen Grundstücke<br />
verfügten, erfolgte im Bodenmanagement die Flächenbereitstellung. In <strong>in</strong>sgesamt 34 Verfahren zur Dorfer<br />
neuerung und Flurneuordnung mit e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von 34 000 ha konnten mehr als 8 000 Grundstücke<br />
bis weit im H<strong>in</strong>terland der Seen erworben und über großräumigen Landtransfer zu den jeweiligen<br />
Bauvorhaben verlegt werden. Landwirten, die ihre Betriebe weiterführen wollten, konnte im Gegenzug<br />
Ersatzland angeboten werden. Auf diese Weise ließen sich Grundstücksstreitigkeiten weitgehend vermeiden<br />
und e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz bei den Grundeigentümern erreichen. Für den zeitgerechten Baufortschritt<br />
der vielfältigen Vorhaben erwies sich dies als großer Vorteil.<br />
S Rechte Seite oben: Für den Bau des Kle<strong>in</strong>en und Großen Brombachsees, des Igelsbachsees und für die zu -<br />
gehörigen Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen waren 40 % der land- und forstwirtschaftlichen Flächen der Geme<strong>in</strong>de<br />
Absberg er forderlich. Die gelb gekennzeichneten Acker- und Wiesenflächen konnten dafür im Rahmen der<br />
gleichzeitig laufenden Flur neu ordnung gekauft werden. S Rechte Seite unten: Nach dem Bodenmanagement<br />
liegen nun die gekauften Flächen „im Wasser“ und s<strong>in</strong>d Eigentum des Zweckverbandes Brombachsee. Gleichzeitig<br />
wurden die landwirtschaftlichen Flächen neu geordnet, beispielhaft für vier Grundeigentümer <strong>in</strong> den<br />
Farben rot, ocker, violett und braun dargestellt.<br />
84
Bodenmanagement zur Verwirklichung kommunaler <strong>Entwicklung</strong>splanungen<br />
Die <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>er ländlichen Geme<strong>in</strong>de vom Bauerndorf zum gefragten Standort für Wohnen und<br />
Arbeiten kann durch Flurneuordnung und Dorferneuerung unterstützt werden. Die Geme<strong>in</strong>de Wörnitz im<br />
Landkreis Ansbach ist e<strong>in</strong> Beispiel für die Bedeutung e<strong>in</strong>es umfassenden Boden manage ments <strong>in</strong> Dorf und<br />
Flur zur Unterstützung der Umsetzung e<strong>in</strong>er kommunalen <strong>Entwicklung</strong>splanung.<br />
Mit der Planung des Neubaus der Bundesautobahn A 7 (Würzburg – Ulm) trat zum ursprünglichen Ziel<br />
der Flurneuordnung, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft, als weitere Aufgabe die<br />
Boden ordnung für diese öffentliche Großbaumaßnahme h<strong>in</strong>zu. Der Anschluss an das europäische Fernstraßennetz<br />
löste e<strong>in</strong>e erhebliche Nachfrage nach Wohn- und Gewerbeflächen aus. Die bodenordnerische<br />
Unterstützung dieser Ent wicklung <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de wurde daher e<strong>in</strong> weiteres Ziel. Durch den aufgabenorientierten<br />
E<strong>in</strong>satz der Instrumente zur Bodenord nung wurden bereitgestellt: 71 ha für die Autobahn A 7 und<br />
die Bundesstraße B 25, 13 ha für die ge me<strong>in</strong> d liche Infrastruktur wie Orts straßen, Dorfplätze, Gehsteige,<br />
Erweiterung von K<strong>in</strong>dergarten und Kläranlage, 33 ha Gewerbebauland, 20 ha Wohnbauland und 26 ha zum<br />
Aufbau e<strong>in</strong>es Biotopverbundsystems.<br />
Die Geme<strong>in</strong>de Wörnitz konnte so <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit e<strong>in</strong>e enorme Aufwärts entwick lung vollziehen. Aus<br />
e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Bauerndorf ist e<strong>in</strong>e Industriegeme<strong>in</strong>de mit gefestigter Landwirtschaft, hoher Wohnqualität<br />
und besten Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e gesunde wirtschaftliche Weiterentwicklung ge wor den. Ablesen lässt<br />
sich dies z. B. an der Bevölkerungsentwicklung mit e<strong>in</strong>er Steigerung von 1 015 E<strong>in</strong> wohnern im Jahr 1980<br />
auf 1 569 E<strong>in</strong>wohner im Jahr 1999. Die Zahl der Arbeitsplätze stieg seit 1980 von 120 auf 800.<br />
86
Dorferneuerung<br />
Lebensqualität steigern, <strong>Entwicklung</strong> fördern – so werden<br />
Dörfer fit für die Zukunft<br />
Rund 60 % der Menschen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> leben im ländlichen Raum, und auch viele Städter zieht es immer<br />
wieder aufs Land. Sie alle sehnen sich nach e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>takten, überschaubaren Lebensraum, erwarten aber<br />
gleichwertige Lebensverhältnisse wie <strong>in</strong> den Städten. <strong>Bayern</strong> unterstützt deshalb se<strong>in</strong>en ländlichen Raum<br />
mit der Dorferneuerung und fördert die Standort- und Lebensqualität für e<strong>in</strong>e nachhaltige Zukunft <strong>in</strong> den<br />
Dörfern und Geme<strong>in</strong>den.<br />
Die Dorferneuerung dient der nachhaltigen Verbesserung der Lebens-, Wohn-, Arbeits- und Umweltverhältnisse.<br />
Die Dörfer und Geme<strong>in</strong>den sollen damit vor dem H<strong>in</strong>tergrund der aktuellen Herausforderungen -<br />
<strong>in</strong>sbesondere des demografischen Wandels, des Strukturwandels <strong>in</strong> der Landwirtschaft und der Energiewende<br />
– auf künftige Erfordernisse vorbereitet werden. Dabei wird e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Beschäftigung<br />
der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger mit ihrem Lebensraum angestrebt und selbstverantwortliches Handeln auf<br />
dörflicher und geme<strong>in</strong>dlicher Ebene angeregt.<br />
87
Diese Aufgaben <strong>in</strong> den Dörfern erfordern Geld und Personal. Doch viele ländliche Kommunen können<br />
weder das e<strong>in</strong>e noch das andere alle<strong>in</strong>e aufbr<strong>in</strong>gen. Deshalb hat der Bayerische Landtag das Bayerische<br />
Dorfentwicklungsprogramm <strong>in</strong>itiiert. Mit ihm unterstützt der Freistaat <strong>Bayern</strong> die Geme<strong>in</strong>den: Dörfern<br />
mit bis zu 2 000 E<strong>in</strong>wohnern steht e<strong>in</strong> weitgefächertes Dienstleistungspaket zur Verfügung. Durch die<br />
Dorferneuerung sollen<br />
SS<br />
die örtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die Landwirtschaft verbessert,<br />
SS<br />
das Bewusstse<strong>in</strong> für die dörfliche Lebenskultur, den heimatlichen Lebensraum, die Nahversorgung<br />
sowie die Bereitschaft zur Zusammenarbeit <strong>in</strong> der Region vertieft,<br />
SS<br />
die ökonomischen, ökologischen, sozialen und kulturellen Potentiale der ländlichen Räume gestärkt,<br />
SS<br />
die Innenentwicklung der Dörfer und der sparsame Umgang mit Grund und Boden gefördert,<br />
SS<br />
der eigenständige Charakter ländlicher Siedlungen und die Kulturlandschaft erhalten sowie<br />
SS<br />
Beiträge zum Klimaschutz, zur Energiewende und zur Anpassung an den Klimawandel geleistet werden.<br />
Ganzheitliche Lösung aus e<strong>in</strong>er Hand<br />
Um e<strong>in</strong> Dorf für die Zukunft fit zu machen, müssen alle Aspekte se<strong>in</strong>er <strong>Entwicklung</strong> beachtet werden. Des -<br />
halb strebt das Bayerische Dorfentwicklungsprogramm ganzheitliche Lösungen an. Geme<strong>in</strong>den, die bei der<br />
<strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>e Dorferneuerung beantragen, können mit der Aufnahme <strong>in</strong> das Programm<br />
planerische, f<strong>in</strong>anzielle und organisatorische Hilfe zur Erfüllung vielfältiger Aufgaben erwarten – zum<br />
Beispiel <strong>in</strong> den Bereichen Bauen, Innenentwicklung, Demografie, Klimaschutz und Energiewende, Öko logie,<br />
Wirtschaft oder Kultur. Konkret umfasst das Bayerische Dorfentwicklungsprogramm folgende Leistungen:<br />
1. Öffentliche und private Maßnahmen im baulich-gestalterischen und ökologischen Bereich<br />
SS<br />
Planungen und Konzepte<br />
SS<br />
Gestaltung von Straßen und Plätzen<br />
SS<br />
Erschließung von landwirtschaftlichen Hofstellen<br />
SS<br />
Dorfgerechte Ausstattung mit Kultur-, Freizeit- und Erholungse<strong>in</strong>richtungen<br />
SS<br />
Renaturierung und naturnahe Gestaltung von Fließgewässern und Dorfweihern<br />
SS<br />
Ortse<strong>in</strong>- und -durchgrünung<br />
SS<br />
Verr<strong>in</strong>gerung der Hochwassergefahr für den Ortsbereich<br />
SS<br />
Sanierung, Umnutzung und Revitalisierung dörflicher Bausubstanz
S L<strong>in</strong>ks: E<strong>in</strong>e typische Situation, wie sie <strong>in</strong> tausenden bayerischen Dörfern zu f<strong>in</strong>den ist – verkehrs gerecht,<br />
aber beengt, ke<strong>in</strong> Platz für Fußgänger und gliedernde Grünstrukturen. S Rechts: Nach der Umgestaltung bietet<br />
der Straßenraum e<strong>in</strong>e gelungene dorfgerechte Symbiose aus Verkehrsfläche und Lebensraum für Mensch und<br />
Natur. Klare L<strong>in</strong>ien und Abgrenzungen der Wege erhöhen die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Wenn<br />
dazu die Verkehrsmaßnahme noch schön <strong>in</strong> Grün e<strong>in</strong>gebettet ist, s<strong>in</strong>d alle zufrieden mit der Koproduktion<br />
zwischen Geme<strong>in</strong>de, Bürgern, Dorferneuerungsplaner und Fachbehörden.<br />
2. Maßnahmen im ökonomischen Bereich<br />
SS<br />
Erwerb und Verwertung von Grundstücken und Gebäuden, die der Innenentwicklung oder der<br />
Bodenordnung dienen<br />
SS<br />
Wiederbelebung und Umnutzung von leerstehender Bausubstanz<br />
SS<br />
Verbesserung der Nahversorgung (z. B. Dorfläden)<br />
SS<br />
Energiee<strong>in</strong>sparung und Erzeugung erneuerbarer Energien<br />
3. Maßnahmen im sozialen und kulturellen Bereich<br />
SS<br />
Sem<strong>in</strong>are und Aktionen, die Information, Bildung und Motivation der Bürger fördern<br />
SS<br />
Unterstützung von Initiativen (z. B. Dorfchronik)<br />
SS<br />
Dorfgerechte E<strong>in</strong>richtungen zur Förderung der Geme<strong>in</strong>schaft (z. B. Geme<strong>in</strong>schaftshäuser)<br />
SS<br />
Errichtung und Renovierung von Kle<strong>in</strong>denkmälern, Bildstöcken, Marterln, Brunnen, Backöfen<br />
SS<br />
Erhaltung und Wiederherstellung von kulturhistorisch wertvollen Garten- und Freiflächen<br />
S Ganz l<strong>in</strong>ks: Rück wär tige Erschließung –<br />
e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für Landwirte und Dorf be wohner.<br />
Sie erlaubt den Landwirten, ihre Betriebs- und<br />
Wirtschaftsflächen verkehrssicher anzufahren,<br />
ohne den <strong>in</strong>nerörtlichen Verkehr zu belasten.<br />
S Mitte: Dorfbäche s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> be liebter Erlebnisund<br />
Spielraum für K<strong>in</strong>der, Lebensraum für Flo -<br />
ra und Fauna, e<strong>in</strong>e Aufwertung des Dor f bildes<br />
und steigern die Lebensqualität. S Rechts: Die<br />
Zahl geme<strong>in</strong>schaftlicher Dorfläden steigt weiter.<br />
Der Dorfladen <strong>in</strong> Utzenhofen entstand im Rahmen<br />
der Dorfer neuerung und war 1994 der<br />
erste <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> nach jahrelangem Ladensterben.<br />
89
S L<strong>in</strong>ks: Fuhrner Schüler und Jugendliche konzipierten, planten und bauten sich e<strong>in</strong> Jugendheim nach ihren<br />
Vorstellungen. In den Sommerferien packten sie kräftig an und erbrachten die notwendige 50-prozentige Eigenleistung.<br />
S Rechts: Wer geme<strong>in</strong>sam arbeitet, der feiert auch mite<strong>in</strong>ander. Geme<strong>in</strong>schaftliches Engagement stärkt<br />
das Mite<strong>in</strong>ander. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte Dorfgeme<strong>in</strong>schaft ist e<strong>in</strong> wichtiger Standortfaktor.<br />
Zuschüsse – als Hilfe zur Selbsthilfe<br />
In allen drei Bereichen bietet das Bayerische Dorfentwicklungsprogramm Zuschüsse an. Ihre Höhe hängt davon<br />
ab, ob es sich um Investitionen der öffentlichen Hand oder um private Maßnahmen handelt. Dabei gilt:<br />
SS<br />
Planungen und Beratungen können abhängig von der F<strong>in</strong>anzkraft der Geme<strong>in</strong>de mit bis zu 70 Prozent,<br />
Maßnahmen im geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen Interesse bis zu 60 Prozent gefördert werden.<br />
SS<br />
Bei privaten Vorhaben beträgt der staatliche Zuschuss <strong>in</strong> der Regel bis zu 30 Prozent der<br />
Aufwendungen. Die Förderung ist hierbei je nach Art des Vorhabens auf 10 000 bzw. 30 000 Euro,<br />
<strong>in</strong> Ausnahmefällen auf bis zu 60 000 Euro limitiert.<br />
Lebendige Dörfer durch aktive Bürger<br />
Engagement und Förderung des Staates s<strong>in</strong>d nur s<strong>in</strong>nvoll, wenn die Bevölkerung bereit<br />
ist, sich an der Gestaltung ihres Lebensraumes zu beteiligen. Die Erfahrung zeigt: Wenn<br />
die Bürger mitreden und mitentscheiden können, tragen sie auch die Ergebnisse des<br />
Veränderungsprozesses mit. Nur so werden nachhaltige Ergebnisse erzielt. Daher gilt<br />
der Grundsatz: „Ohne Bürgermitwirkung ke<strong>in</strong>e Dorferneuerung!“<br />
Die E<strong>in</strong>wohner s<strong>in</strong>d bei der Dorferneuerung wichtige Ideengeber für die Geme<strong>in</strong>de.<br />
Sie sollen sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und Vorschläge, Zustimmung aber auch Skepsis artikulieren –<br />
kurz: e<strong>in</strong>e aktive Rolle bei der Dorferneuerung spielen. Träger der Dorferneuerung s<strong>in</strong>d<br />
entweder Geme<strong>in</strong>de und Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft – der Zusammenschluss aller Grundeigentümer<br />
– oder die Geme<strong>in</strong>de alle<strong>in</strong>e bei E<strong>in</strong>fachen Dorferneuerungen. Die Geme<strong>in</strong>de<br />
ist maßgeblich am Planungs- und Entscheidungsprozess beteiligt.<br />
S Jung und Alt gehören zusammen wie Bürgermitwirkung und Dorf erneuerung oder engagierte Bürger und<br />
Geme<strong>in</strong>de. Alle zusammen stehen <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> für e<strong>in</strong>e gesunde Dorf ent wicklung nach dem Motto „Neues<br />
gestal ten – Bewährtes erhalten“.<br />
90
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Antrag<br />
der Geme<strong>in</strong>de beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Information von Geme<strong>in</strong>derat und Bürgern<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Vorbereitungsphase<br />
Bildung von Arbeitskreisen, Erarbeiten e<strong>in</strong>es Leitbildes und e<strong>in</strong>es<br />
vorläufigen Maßnahmenplans durch die Bürger und Geme<strong>in</strong>devertreter<br />
mit Unterstützung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Festlegung der Ziele und Schlüsselmaßnahmen sowie der Förderung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
E<strong>in</strong>leitung des Verfahrens<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
mit Entstehung der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Wahl des Vorstands der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
unter Leitung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Aufstellen der endgültigen Planung sowie der F<strong>in</strong>anzierung der Maßnahmen<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft und die Geme<strong>in</strong>de<br />
P<br />
Umsetzung der Maßnahmen<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft, die Geme<strong>in</strong>de und die Bürger<br />
P<br />
Bodenmanagement<br />
Grundstücksverhandlungen, Festlegung, Abmarkung und Vermessung der Grenzen,<br />
Erstellen der neuen Grundbuch- und Katasterunterlagen, Eigentumsübergang<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Schlussabrechnung<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft und die Geme<strong>in</strong>de<br />
P<br />
Abschluss des Verfahrens<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Dorferneuerung vollzieht sich <strong>in</strong> Schritten. Schon im Vorfeld <strong>in</strong>formiert die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> die<br />
Menschen im Ort über die Möglichkeiten der Dorferneuerung und wirbt um ihre Mitarbeit. Dabei gibt es<br />
vielfältige Formen der Bürgermitwirkung. Die Bürger können<br />
SS<br />
sich <strong>in</strong> Versammlungen <strong>in</strong>formieren und Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen,<br />
SS<br />
bei Befragungen von Haus zu Haus ihre Me<strong>in</strong>ung sagen und Vorschläge liefern,<br />
SS<br />
<strong>in</strong> Interviews und Fragebogenaktionen aufzeigen, was ihnen wichtig ist,<br />
SS<br />
<strong>in</strong> Dorf- und Flurwerkstätten Projekte mit entwickeln,<br />
SS<br />
an Sem<strong>in</strong>aren, Workshops und Exkursionen teilnehmen und<br />
SS<br />
sich an Wettbewerben beteiligen.<br />
91
S L<strong>in</strong>ks: Mit der Sanierung und Umnutzung leerstehender Gebäude im Ort, e<strong>in</strong>er gezielten Innenverdichtung<br />
der Dorfkerne und ortsplanerischen Konzepten wirkt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> der Entleerung der Orts kerne<br />
entgegen und leistet e<strong>in</strong>en Beitrag zur nachhaltigen Landnutzung. S Rechts: Nach der Dorf erneuerung ist der<br />
Marktplatz <strong>in</strong> Reisbach wieder e<strong>in</strong>e gefragte Adresse und die Geschäfte florieren.<br />
Das notwendige Know how dafür können sich die Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger <strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>aren der Schulen für<br />
Dorf- und Landentwicklung aneignen. Sie s<strong>in</strong>d Ideenschmieden für die <strong>Entwicklung</strong> von Dörfern und<br />
Geme<strong>in</strong>den und passen ihre Sem<strong>in</strong>are an die konkrete Situation an.<br />
Ausgestattet mit dem notwendigen Wissen und unterstützt von e<strong>in</strong>em erfahrenen Dorferneuerungsplaner<br />
tragen die Bürger geme<strong>in</strong>sam mit der Geme<strong>in</strong>de ihre Vorstellungen von der Zukunft ihres Ortes zusammen<br />
und bündeln die Ziele am Ende der Vorbereitungsphase <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leitbild. Es liefert <strong>in</strong> dreifacher H<strong>in</strong>sicht<br />
e<strong>in</strong>en Orientierungsrahmen: für alle Maßnahmen der Dorferneuerung, für das politische Handeln der<br />
Geme<strong>in</strong>de und für das Zusammenleben der Menschen im Dorf.<br />
Als nächstes entsteht e<strong>in</strong> konkreter Maßnahmenplan. Beide, Leitbild und Maßnahmenplan, dienen als Grund -<br />
lage, um den F<strong>in</strong>anz- und Personalbedarf sowie den Zeitaufwand für das Dorferneuerungsprojekt zu kalkulie -<br />
ren. Anschließend erfolgt die förmliche E<strong>in</strong>leitung der Dorferneuerung; mit ihr gibt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
den Startschuss für erste konkrete Projekte und für die Förderung privater Maßnahmen an Haus und Hof.<br />
Das bayerische Modell: Mehr als die Summe se<strong>in</strong>er Teile<br />
Seit mehr als 30 Jahren machen ländliche Kommunen und ihre Bürger regen Gebrauch vom Bayerischen<br />
Dorfentwicklungsprogramm. Denn das bayerische Modell der Dorferneuerung ist mehr als Bürgermitwirkung,<br />
Leitbildarbeit und Unterstützung für öffentliche und private Projekte. Es ist se<strong>in</strong> ganzheitlicher<br />
Ansatz, der unzählige Bürger und Kommunal politiker überzeugt: Konzeptionelle Arbeit und projektbezogene<br />
Abwicklung liegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hand. Die Länd liche <strong>Entwicklung</strong> kümmert sich als Partner von<br />
E<strong>in</strong>wohnern sowie Geme<strong>in</strong>de um die Planung, die Genehmi gung, die F<strong>in</strong>anzierung und um die Umsetzung<br />
der Maßnahmen. Sie regelt die Eigen tums verhältnisse dort neu, wo Flächen benötigt werden oder Grenzen<br />
neu festzulegen s<strong>in</strong>d. Sie wickelt Abmarkung und Vermessung ab und sorgt dafür, dass Kataster und<br />
Grundbuch umgeschrieben werden.<br />
Zunehmend stehen benachbarte Orte vor ähnlichen Problemen, die sich geme<strong>in</strong>sam meist besser, effizien -<br />
ter und nachhaltiger lösen lassen. Auch solche komplexeren Vorhaben unterstützt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
im Rahmen der Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />
92
Unter dem Dach e<strong>in</strong>es Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>skonzeptes (ILEK) werden Dorferneuerung und<br />
Flurneuordnung räumlich und fachlich koord<strong>in</strong>iert und können deshalb auf e<strong>in</strong>en eigenen umfassenden<br />
planerischen Überbau verzichten. Ausgehend von den Ziel-, Analyse- und Strategieüberlegungen des ILEK<br />
kann mit Konzentration auf Aufgabenschwerpunkte direkt mit der Lösung und Realisierung der örtlichen<br />
Aufgabenstellungen begonnen werden. Je nachdem, ob es sich um Schwerpunktaufgaben, begrenzte<br />
Aufgabenstellungen oder E<strong>in</strong>zelobjekte handelt, kann zielgerichtet und schwerpunktorientiert vorgegangen<br />
werden. Das Thema Innenentwicklung ist dafür e<strong>in</strong> Beispiel. Durch e<strong>in</strong>en gezielten Abgleich zwischen<br />
den vorhandenen und nachgefragten Potenzialen können maßgeschneiderte Lösungen erreicht werden.<br />
Die Komb<strong>in</strong>ation der Dorferneuerung mit e<strong>in</strong>er Flurneuordnung ist von großem Vorteil, wenn auch die<br />
Landschaft gestaltet werden soll oder e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>de Flächen ausweisen oder öffentliche Maßnahmen<br />
umsetzen möchte. In diesen Fällen ist die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> ebenfalls kompetenter Partner der<br />
Kommunen. Bei e<strong>in</strong>er Komb<strong>in</strong>ation von Dorferneuerung und Flurneuordnung ist z. B. auch der Tausch von<br />
Grundstücken oder Grundstücksteilen zwischen bebauter Lage und Flur möglich.<br />
E<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für das Dorf und se<strong>in</strong>e Menschen<br />
Dorferneuerung ist ke<strong>in</strong> Selbstzweck. Die Dörfer und ihre Menschen<br />
profitieren davon:<br />
SS<br />
Der Wohn- und Lebensraum und das Ortsbild werden attraktiver.<br />
SS<br />
E<strong>in</strong>e leistungsfähige Infrastruktur entsteht.<br />
SS<br />
Die Innenentwicklung wird gestärkt und Flächenverbrauch vermieden.<br />
SS<br />
Standortbed<strong>in</strong>gungen für landwirtschaftliche und gewerbliche<br />
Betriebe werden verbessert.<br />
SS<br />
Der Mut zu Investitionen wird geweckt – Grundlage für neue<br />
Arbeitsplätze.<br />
SS<br />
Handwerk und Baugewerbe profitieren von Aufträgen.<br />
SS<br />
Ökologische Defizite werden korrigiert.<br />
SS<br />
Energie wird e<strong>in</strong>gespart und durch erneuerbare Energie entsteht<br />
zusätzliche Wertschöpfung.<br />
SS<br />
Aktive Bürger handeln selbstverantwortlich.<br />
SS<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsgeist und Identifikation mit dem Wohnort wachsen.<br />
SS<br />
Der eigenständige Charakter des Dorfes bleibt erhalten.<br />
SS<br />
E<strong>in</strong> <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n von durchschnittlich 15 Prozent wird<br />
angestoßen.<br />
SS<br />
Die Zuschüsse lösen e<strong>in</strong> Siebenfaches an Investitionen aus.<br />
S Sport und Musik bieten Geme<strong>in</strong>schaftsleben und Lebensqualität. Vielerorts fehlt es an Räumen, wo sich<br />
die Menschen treffen, ihre Dorfgeme<strong>in</strong>schaft und Kultur pflegen können. Im schwäbischen Ketterschwang<br />
übernimmt nun e<strong>in</strong> saniertes Anwesen diese Funktion. Neben Räumen für die Mutter-K<strong>in</strong>d-Gruppe, e<strong>in</strong>em<br />
Heimat museum und e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>schaftlichen Obstpresse f<strong>in</strong>den heute auch die Musiker aus dem Ort e<strong>in</strong><br />
nahezu professionelles Studio.<br />
93
Maih<strong>in</strong>gen – von der grauen Maus zur Perle im Ries<br />
Die 1 230 E<strong>in</strong>wohner zählende Geme<strong>in</strong>de Maih<strong>in</strong>gen im Landkreis Donau-Ries ist mit 30 landwirtschaftlichen<br />
Betrieben noch stark landwirtschaftlich geprägt. Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft s<strong>in</strong>d<br />
wenig vorhanden, Maih<strong>in</strong>gen gehört damit zu den steuerschwächsten Geme<strong>in</strong>den im Landkreis. Mit Dorferneuerung<br />
und Flurneuordnung und mit der damit verbundenen Unterstützung bei Planung, Ausführung<br />
und Förderung konnte der Wohn- und Arbeitsstandort deutlich gestärkt werden. Neben Baumaßnahmen,<br />
Straßen, Gehwegen und Plätzen förderte die Dorferneuerung geme<strong>in</strong>schaftliche E<strong>in</strong>richtungen wie den<br />
Um bau der ehemaligen Schule zum Rathaus mit Geme<strong>in</strong>schaftsräumen, die Neuanlage e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>derspielplatzes<br />
und die Sanierung des ehemaligen Armenhauses durch den örtlichen Theatervere<strong>in</strong>. Ergänzend trugen<br />
viele Bürger durch Bau- und Pflanzmaßnahmen im privaten Bereich zur Aufwertung des Ortsbildes bei.<br />
Maih<strong>in</strong>gen litt häufig unter Überschwemmungen durch die Mauch. Der Ausbau<br />
des Baches im Ort und außerhalb mit e<strong>in</strong>er großzügigen Grünzone ist nicht nur<br />
funktionierender Hoch wasserschutz, sondern gleichzeitig e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für die Natur<br />
und das Ortsbild.<br />
Die Bodenordnung im Rahmen der parallel laufenden Flurneuordnung ermöglichte<br />
u. a. den Bau e<strong>in</strong>er neuen Grundschule, die Verwirklichung e<strong>in</strong>es Musikerheimes, die<br />
Anlage e<strong>in</strong>es Schützenheimes sowie e<strong>in</strong>es neuen Sportgeländes mit Fußballfeld und<br />
e<strong>in</strong>er Tennisanlage. Weiter erhielt die Geme<strong>in</strong>de im Tauschwege die nötigen Flächen<br />
für den Wertstoffhof, den geme<strong>in</strong>dlichen Bauhof und e<strong>in</strong>e Erdaushub deponie an der<br />
Stelle, an der es für die <strong>Entwicklung</strong> der Geme<strong>in</strong>de am s<strong>in</strong>nvollsten ist. Des weiteren<br />
schloss sich die Geme<strong>in</strong>de mit 18 Landwirten und e<strong>in</strong>em Handwerksbetrieb<br />
zusammen, um fünf Geme<strong>in</strong>schaftsmasch<strong>in</strong>enhallen mit <strong>in</strong>sgesamt 54 Anteilen zu<br />
errichten. Zehn Landwirte kooperierten beim Bau der geme<strong>in</strong>schaftlichen Fahr siloanlage<br />
mit 12 Kam mern. E<strong>in</strong> Waschplatz und e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftswaage runden<br />
dieses ländliche Arbeitszentrum ab.<br />
S Oben: Nur mit der gleichzeitigen Durchführung von Dorferneuerung und Flurneuordnung und dem damit<br />
verbundenen Bodenmanagement hat Maih<strong>in</strong>gen vorher undenkbare Lösungen für se<strong>in</strong>e vielen Geme<strong>in</strong> schaftse<strong>in</strong>richtungen<br />
und den Hochwasserschutz erreicht. S Mitte: Die ehemalige Schule wird nach der Dorferneuerung<br />
neu genutzt. Das Gebäude dient seit der Sanierung als Rathaus und beherbergt Räume für die Dorfgeme<strong>in</strong>schaft.<br />
Landfrauen, Bastelgruppe, Chor usw. pflegen hier Geme<strong>in</strong>schaftsleben und Dorf kul tur. S Unten:<br />
Der Hochwasserschutz erfolgte <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie durch Wasserrückhaltung <strong>in</strong> der Landschaft. Die Ufer schutz streifen<br />
und Wasserrückhaltungen entlang der Mauch wurden im Zuge der Flurneuordnung bereitgestellt.<br />
94
Flurneuordnung<br />
E<strong>in</strong> Kraftschub für den ländlichen Raum – so werden se<strong>in</strong>e<br />
Wirtschaftskraft gestärkt und se<strong>in</strong>e Struktur verbessert<br />
Der ländliche Raum <strong>Bayern</strong>s ist e<strong>in</strong>zigartig: Er bietet den Menschen hohe Lebensqualität; se<strong>in</strong>e gepflegte,<br />
abwechslungsreiche Kulturlandschaft prägt das Gesicht unseres Landes. Beides, die Lebens qualität und die<br />
Kulturlandschaft mit ihren wertvollen Lebensräumen, ist eng mit der bäuerlichen Land- und Forst wirt schaft<br />
verbunden. Nur wenn es gel<strong>in</strong>gt, Wiesen, Äcker und Wälder nachhaltig zu bewirtschaften, werden sich<br />
diese Werte auf Dauer sichern lassen. Die Flurneuordnung kann dazu wirksam beitragen.<br />
Die Wirtschaftsflächen müssen nach Lage, Form und Größe an die betrieblichen Erfordernisse angepasst<br />
und zweckmäßig erschlossen werden. Mit dem Bodenmanagement bietet sich gleichzeitig die e<strong>in</strong>zigartige<br />
Chance, ökonomische und ökologische Interessen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang zu br<strong>in</strong>gen – zum beiderseitigen Vorteil:<br />
Kosten senken und Kulturlandschaft sichern.<br />
95
S Die Zusammenlegung zersplittert gelegener landwirtschaftlicher Grundstücke zu großen Wirtschaftsflächen<br />
und deren Erschließung mit ausgebauten Wegen führt zu E<strong>in</strong>sparpotenzialen. Große, gut geformte und<br />
erschlossene Wirtschaftsflächen reduzieren die Bewirtschaftungskosten um 100 bis 150 Euro sowie die<br />
Arbeitszeit auf dem Feld um 4 bis 8 Stunden pro Hektar und Jahr. Im Zuge dieses Bodenmanagements werden<br />
gleichzeitig Flächen für öffentliche und geme<strong>in</strong>schaftliche Vorhaben, wie Straßen und Wege, sowie für<br />
Naturschutz und Landschaftspflege, <strong>in</strong>sbesondere zum Aufbau von Biotop verbund systemen, bereitgestellt.<br />
Stillstand bedeutet Rückschritt<br />
Knapp zwei Drittel der bayerischen Bevölkerung leben im ländlichen Raum. Das heißt: Die landwirtschaftlich<br />
geprägten Gebiete s<strong>in</strong>d auch Wirkungsraum für Handel, Gewerbe und Dienstleistung. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
bildet der ländliche Raum die Grundlage für die touristische <strong>Entwicklung</strong> <strong>Bayern</strong>s. Se<strong>in</strong>e Attraktivität ist<br />
zugleich e<strong>in</strong> wichtiger Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs: Stillstand würde auch im ländlichen Raum Rückschritt bedeuten. Der ländliche Raum muss<br />
weiter <strong>in</strong> die Zukunft entwickelt werden, ohne se<strong>in</strong>en Grundcharakter zu verändern. Mit der Flurneuordnung<br />
stellt sich die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> dieser Aufgabe. Diese Verfahren tragen dazu bei<br />
SS<br />
die Produktions- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Land- und Forstwirtschaft zu verbessern,<br />
SS<br />
die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes zu erhalten und auszubauen,<br />
SS<br />
die natürlichen Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft zu schützen und<br />
SS<br />
den notwendigen Ausbau der Infrastruktur zu unterstützen.<br />
Fachliche und f<strong>in</strong>anzielle Hilfe<br />
Die Flurneuordnung ist e<strong>in</strong> bewährtes und wirksames Instru men tarium, um die Kulturlandschaft nachhaltig<br />
zu entwickeln. Auf der Grundlage des Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetzes bietet die <strong>Ländliche</strong> Entwick lung damit<br />
fachliche, organisatorische, rechtliche und f<strong>in</strong>anzielle Hilfen für<br />
SS<br />
e<strong>in</strong>e flächendeckende Neuordnung des Grundeigentums,<br />
SS<br />
die Durchführung von Bau- und Gestaltungsmaßnahmen,<br />
SS<br />
die Verkehrserschließung und die Infrastruktur,<br />
SS<br />
wasserwirtschaftliche Maßnahmen sowie<br />
SS<br />
Maßnahmen des Bodenschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege.<br />
96
S Für e<strong>in</strong>en modernen umweltfreundlichen und rentablen Masch<strong>in</strong>ene<strong>in</strong>satz s<strong>in</strong>d große Wirtschaftsflächen<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung. Durch verr<strong>in</strong>gerte Masch<strong>in</strong>enlaufzeiten ergeben sich jährliche E<strong>in</strong>sparungen<br />
beim Treibstoff <strong>in</strong> Höhe von 40 Liter pro Hektar, verbunden mit e<strong>in</strong>er deutlichen Verm<strong>in</strong>derung an ozonschä<br />
digenden Treibgasen.<br />
Grundkonsens über die Ziele der Neuordnung<br />
Um e<strong>in</strong> Flurneuordnungsverfahren e<strong>in</strong>leiten zu können, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt se<strong>in</strong>: Das<br />
Vorhaben muss mit den Trägern öffent licher Belange, also den Behörden, Verbänden und Kommunen, abgestimmt<br />
werden und bei Landwirten und Grundeigentümern muss e<strong>in</strong> breiter Konsens bestehen, an dem<br />
Verfahren mitzuwirken. Grund stückseigentümer und Kom munen werden schon im Vorfeld e<strong>in</strong>es Ver fahrens<br />
umfassend <strong>in</strong>formiert und unterstützt, um geme<strong>in</strong>sam die Ziele des Ver fahrens klar def<strong>in</strong>ieren zu können.<br />
Da die unterschiedlichen Interessengruppen alle <strong>in</strong>tensiv an dem Neu ord nungsprozess beteiligt s<strong>in</strong>d, wird<br />
frühzeitig e<strong>in</strong> Grundkonsens darüber erreicht, wie die Flur neu gestaltet werden soll.<br />
Die Flurneuordnung ist mit ihren Möglichkeiten des Flächen manage ments und<br />
der Infrastruktur verbes se rung auch e<strong>in</strong> wichtiges Instrument zur Umset zung<br />
von Integrierten <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>skonzepten (ILEK). Dies gilt vor allem<br />
für flächen bezogene Handlungsfelder des ILEK, wie beispielsweise geme<strong>in</strong>deübergreifende<br />
Konzepte zum Hochwasserschutz, zur Biotopvernetzung oder zu<br />
Er lebniswegen. Im ILEK werden diese <strong>Entwicklung</strong>sansätze für das Planungs-<br />
S Oben: Gelebte Subsidiarität ist praktiziertes Grund pr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong> der Flurneuordnung<br />
– Gewählte Vertreter der Grund eigen tümer (Vorstand der Teil neh merge<br />
me<strong>in</strong> schaft) planen und entscheiden über die neuen Wege und Gewässer,<br />
Abgren zungen der Flurlagen, Neuordnung der Felder und Wiesen, Land schaftspflege<br />
maßnahmen und kulturhistorischen Aspekte. Sie beteiligen die Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger und kümmern sich um die Abstimmung mit Behörden und Ver bänden.<br />
S Unten: Bedarfsgerecht ausgebaute Wege verkürzen die An- und Ab fahrtszeit<br />
zu landwirtschaftlichen Grundstücken erheblich und ver r<strong>in</strong>gern den Ma <br />
sch<strong>in</strong>en verschleiß. Sie s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e schlagkräftige Landwirtschaft mit modernen<br />
Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung, um im europäischen Wettbewerb bestehen<br />
zu können.<br />
97
S Von oben nach unten: Für neue Gewerbe gebiete und damit Arbeitsplätze im<br />
Dorf braucht man Grund und Boden. Die Flächen des geeigneten Standortes<br />
gehören <strong>in</strong> der Regel Landwirten. Flurneuord nung und Bodenmanagement vermitteln<br />
zwischen den Interessen und lösen Landnutzungs konflikte. Flurneuordnung<br />
unterstützt so Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe und Industrie. S 500 km<br />
Straßen und Wege werden jährlich zwischen Dörfern, Weilern oder E<strong>in</strong>zel gehöften<br />
zur Verbesserung der Verkehrs <strong>in</strong>fra struktur ländlicher Räume <strong>in</strong> Flurneu ordnungen<br />
verwirklicht. Dies s<strong>in</strong>d unverzichtbare Beiträge für die Mobilität der Bürger<strong>in</strong>nen<br />
und Bürger und für die Verbesserung der Standort voraus setzungen der Geme<strong>in</strong>den.<br />
S E<strong>in</strong>fach und wirkungsvoll. Naturnahe Erdbecken halten das Wasser <strong>in</strong> der Landschaft<br />
und entlasten den Ort vor Hoch wasser gefahren. E<strong>in</strong> Nebeneffekt: Es entsteht<br />
zusätzlicher Lebens raum für Flora und Fauna. S E<strong>in</strong> gutes Wegenetz <strong>in</strong> der Flur<br />
dient nicht nur den Landwirten oder Pächtern. Es ist auch Bauste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Region<br />
zur Wertschöp fung durch radelnde oder wandernde Touristen aus nah und fern.<br />
gebiet aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt. In der darauf aufbauenden Flurneu ord nung<br />
kön nen dann Flächen an den benötigten Stellen eigentumsverträglich bereitgestellt<br />
und auch <strong>in</strong>vestive Maßnahmen unterstützt werden. Dies kann <strong>in</strong> mehreren<br />
kle<strong>in</strong>en und e<strong>in</strong>fach gehaltenen Verfahren geschehen. Auch hier bleiben<br />
die In te res sen und Rechte aller Grundeigentümer sichergestellt.<br />
Dreh- und Angelpunkt: Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
Die Flurneuordnung <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> steht <strong>in</strong> der Tradition des Bayerischen Ge nos senschaftspr<strong>in</strong>zips.<br />
Die beteiligten Grundstückseigentümer bilden die Teilnehmer <br />
ge me<strong>in</strong>schaft, e<strong>in</strong>e Körperschaft des öffentlichen Rechts, und übernehmen verant<br />
wortlich die Planung und Durchführung der Projekte. Das heißt, e<strong>in</strong>e um <br />
fassende Beteiligung der Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger ist nicht nur seit langem<br />
geübte Praxis, sondern auch gesetzlich verankert.<br />
Mit der E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>es Flurneuordnungsverfahren durch das Amt für Länd liche<br />
<strong>Entwicklung</strong> entsteht die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> der alle Grund stückseigen<br />
tümer zusammengeschlossen s<strong>in</strong>d. Sie ist e<strong>in</strong>e Körper schaft des öffentlichen<br />
Rechts und arbeitet als „Behörde auf Zeit“. Unter Aufsicht des Amtes für<br />
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> hat sie weitreichende Gestaltungsaufgaben, die gesetzlich<br />
geregelt s<strong>in</strong>d.<br />
So kümmert sich die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft um Wertermittlung, Abmarkung, Vermessung und Neuordnung<br />
des Grundbesitzes sowie Planung, F<strong>in</strong>anzierung und Ausführung der geme<strong>in</strong>schaftlichen Baumaß nahmen.<br />
Damit fungiert die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft als Bauherr. Die Ausschreibung, Vergabe, Bauleitung und<br />
örtliche Bauüberwachung überträgt sie dem Verband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong>. Die Teilnehmer ge me<strong>in</strong>schaft<br />
wird dabei fachlich und rechtlich durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> unterstützt.<br />
Die Grundstückseigentümer, die die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft bilden, wählen e<strong>in</strong>en aus mehreren Mitgliedern<br />
bestehenden Vorstand, der die Geschäfte führt und die Aufgaben für alle Teilnehmer wahrnimmt.<br />
98
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Antrag<br />
von Landwirten, Geme<strong>in</strong>de oder Dritten<br />
beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Information der Grundstückseigentümer<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Vorbereitungsphase<br />
Bildung von Arbeitskreisen,<br />
Erarbeitung e<strong>in</strong>es Leitbildes und e<strong>in</strong>es vorläufigen Maßnahmenplans durch die<br />
Bürger mit Unterstützung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Festlegung der Ziele und Schlüsselmaßnahmen sowie der Förderung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Abstimmung mit Trägern öffentlicher Belange<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
E<strong>in</strong>leitung des Verfahrens<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
mit Entstehung der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Wahl des Vorstands der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
unter Leitung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Planung der Maßnahmen<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Planfeststellung/Plangenehmigung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Durchführung der Maßnahmen<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Abmarkung und Vermessung der neuen Anlagen<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Wertermittlung der Grundstücke<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Verhandlungen mit den Grundeigentümern zur Neuordnung der Grundstücke<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Ausarbeitung der Neuordnung<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Abmarkung und Vermessung der neuen Grundstücke<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
99
S Wo heute Gäste nicht nur aus der Umgebung und dem Nürnberger Raum, sondern aus ganz <strong>Bayern</strong>, ja<br />
ganz Deutschland auf der Badehalb<strong>in</strong>sel Absberg (25 ha) anfahren und parken, am Strand liegen, zelten oder<br />
sich verköstigen, waren e<strong>in</strong>st Äcker und Wiesen. Der landwirtschaftliche Grund und Boden wurde per Bodenmanagement<br />
<strong>in</strong> andere Flurlagen getauscht, die weiterh<strong>in</strong> landwirtschaftlich genutzt werden. Land wirt schaftliche<br />
Zukunfts be triebe s<strong>in</strong>d so <strong>in</strong> ihrer Existenz gesichert!<br />
Das Amt für <strong>Ländliche</strong> Ent wick lung entsendet <strong>in</strong> den Vorstand e<strong>in</strong>en Fachmann, der den Vorsitz ausübt<br />
und dafür sorgt, dass alle technischen, rechtlichen und fachlichen Regeln e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />
Umfassende Anforderungen, kreative Lösungen<br />
Der Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft erarbeitet den Plan über die geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen<br />
Anlagen, stimmt ihn mit den Trägern öffentlicher Belange ab und legt ihn dem Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
zur Genehmigung vor.<br />
Das Planungskonzept umfasst <strong>in</strong> der Regel folgende Bereiche:<br />
SS<br />
den Bau von Wirtschaftswegen für die Land- und Forstwirtschaft<br />
SS<br />
den Bau und/oder die Flächenbereitstellung für Geme<strong>in</strong>destraßen<br />
SS<br />
die Ausführung von landschaftspflegerischen Maßnahmen, <strong>in</strong>sbesondere den Aufbau von Biotopverbundsystemen;<br />
außerdem werden die Geme<strong>in</strong>den bei der Umsetzung des geme<strong>in</strong>dlichen<br />
Landschaftsplanes unterstützt<br />
SS<br />
Maßnahmen des Gewässerschutzes, wie beispielsweise die Renaturierung von Gewässern und<br />
die Anlage von Uferschutzstreifen<br />
SS<br />
Maßnahmen zum vorbeugenden Hochwasserschutz, unter anderem durch den Rückhalt von<br />
Wasser <strong>in</strong> der Fläche<br />
SS<br />
Anlagen für Freizeit und Erholung, wie zum Beispiel Rad- und Wanderwege, Spielplätze,<br />
Badeweiher oder Rastplätze<br />
SS<br />
Berücksichtigung von Vorhaben Dritter, die die regionale und geme<strong>in</strong>dliche Infrastruktur verbessern,<br />
wie beispielsweise überörtliche Verkehrswege, Wohn- und Gewerbegebiete, Sportplätze, Kläranlagen<br />
sowie andere Vorhaben, für die die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft Flächen bereitstellen kann<br />
Läuft zugleich e<strong>in</strong>e Dorferneuerung, so werden die entsprechenden Maßnahmen des Dorferneuerungsplans<br />
ebenfalls <strong>in</strong> den Plan über die geme<strong>in</strong>schaftlichen und öffentlichen Anlagen übernommen.<br />
100
Zuschüsse aus München, Berl<strong>in</strong> und Brüssel<br />
Die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft erhält für die Maßnahmen, die <strong>in</strong> ihrer Zuständigkeit liegen, Zuschüsse der<br />
Europäischen Union, der Bundesrepublik Deutschland und des Freistaats <strong>Bayern</strong>. Abhängig von der wirt <br />
schaftlichen Leistungsfähigkeit beträgt die Förderung <strong>in</strong> der Regel bis zu 75 Prozent der für die Aus füh rung<br />
der geme<strong>in</strong>schaftlichen Anlagen anfallenden Kosten. Den Rest müssen die Teilnehmer als Eigenleis tung<br />
aufbr<strong>in</strong>gen. Bei Maßnahmen im öffentlichen In teres se tragen die Kommunen oder andere Nutz nießer <strong>in</strong><br />
angemessener Höhe zur F<strong>in</strong>anzierung bei.<br />
Tauschwerte ermitteln, Wünsche berücksichtigen, Grundstücke neu ordnen<br />
Aufgabe der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft ist vor allem die Neuordnung des Verfahrensgebietes. Das bewährte<br />
Instru ment dafür ist das Bodenmanagement – zentrales Instru ment der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>.<br />
Zunächst ermittelt der durch landwirtschaftliche Sach ver ständige verstärkte Vorstand der Teilnehmerge<br />
me<strong>in</strong> schaft den Tauschwert der Grundstücke und schafft damit die Grund lage für e<strong>in</strong>e wertgleiche<br />
Abf<strong>in</strong>dung (Wert er mittlung). Im so genannten Wunschterm<strong>in</strong> wird dann mit jedem Grundstückseigentümer<br />
ausführlich erörtert, wie er sich selbst die Neu ord nung se<strong>in</strong>er Grundstücke vorstellt. Unter Ab wägung<br />
aller Interessen und unter Be rück sichti gung e<strong>in</strong>er wert gleichen Abf<strong>in</strong> dung für alle Grund stückseigen<br />
tümer erfolgt anschließend e<strong>in</strong>e abgestimmte Neu ord nung der Grundstücke:<br />
SS<br />
Zersplittert gelegene Grundstücke werden zu großen<br />
Wirtschaftsflächen <strong>in</strong> zweckmäßiger Lage, Form und<br />
Größe zusammengelegt.<br />
SS<br />
Landnutzungskonflikte werden gelöst.<br />
SS<br />
Ortsgrundstücke können zweckmäßig geformt und<br />
erweitert werden.<br />
SS<br />
Bauland für Wohnen und Gewerbe wird bereitgestellt.<br />
SS<br />
Flächen für Anlagen, die von der Teilnehmer ge me<strong>in</strong> <br />
schaft oder Dritten geplant oder bereits im Vorgriff<br />
geschaffen wurden, werden bereitgestellt.<br />
SS<br />
Bestehende Rechte (z. B. Grunddienstbarkeiten)<br />
an den alten Grundstücken werden auf die neuen<br />
Grundstücke übertragen, soweit sie durch die<br />
Neuordnung nicht entbehrlich werden (so z. B.<br />
häufig Geh- und Fahrtrechte).<br />
S Reichhaltige Kultur landschaft, Hochwasserschutz für<br />
Maih<strong>in</strong>gen, wertvoller Biotopverbund. Dies s<strong>in</strong>d die drei<br />
gesicherten Funktionen e<strong>in</strong>es Talraumes, der vor der Flurneuordnung<br />
bereits landwirtschaftlich extensiv genutzt<br />
wurde, heute enorm viel Hochwasser zurückhalten kann<br />
und dessen naturschutzfachliche Pflege Landwirte vornehmen.<br />
Die Flächen wurden mit Hilfe des Boden manage ments<br />
<strong>in</strong> das Eigentum des Freistaates übergeben.<br />
101
S Hangparallele Bewirtschaftung und gesicherte Böschungen verm<strong>in</strong>dern die Erosion und den Nährstoff e<strong>in</strong>trag<br />
<strong>in</strong> Gewässer. Sie s<strong>in</strong>d damit e<strong>in</strong> außerordentlich wichtiger Beitrag zum vorbeugenden Hochwasser schutz, zum<br />
Gewässerschutz und zum Bodenschutz.<br />
Die Ergebnisse des Verfahrens werden rechtsverb<strong>in</strong>dlich im Flur bere<strong>in</strong>i gungsplan zusammengefasst. Dazu<br />
gehören <strong>in</strong>sbesondere die Regelung des Eigentums an den neuen Grundstücken sowie das Eigentum und<br />
die Unterhaltslast der Anlagen, die die Teilnehmer geme<strong>in</strong>schaft neu geschaffen hat (z. B. Straßen, Wege<br />
oder Biotope).<br />
Gestärkte Wirtschaftskraft, höherer Erlebniswert<br />
Die Flurneuordnung wertet den ländlichen Raum <strong>in</strong> vielfältiger Weise auf:<br />
SS<br />
Durch die Neuordnung entstehen neue Grundstücke <strong>in</strong> zweckmäßiger Lage, Form und Größe.<br />
Diese neuen Grundstücke lassen sich besser bewirtschaften und damit auch besser verpachten.<br />
SS<br />
Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe nehmen spürbar zu.<br />
So reduzieren sich dank größerer Wirtschaftsfläche sowie der besseren Erschließung der Flur die<br />
Betriebskosten deutlich. E<strong>in</strong>sparungen von 100 bis 150 Euro pro Hektar und Jahr s<strong>in</strong>d möglich.<br />
Gleichzeitig kann der Arbeitszeitaufwand für die Feldarbeit um vier bis acht Stunden pro Hektar<br />
und Jahr verr<strong>in</strong>gert werden.<br />
SS<br />
Das Bodenmanagement der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft löst eigentumsverträglich die bestehenden<br />
Nutzungskonflikte und sorgt für e<strong>in</strong>e ressourcenschonende Landnutzung.<br />
SS<br />
Gleichzeitig kann die Geme<strong>in</strong>de neues Bauland für Wohnen und Gewerbe ausweisen und<br />
erschließen.<br />
SS<br />
Landschaftspflegerische Maßnahmen schaffen e<strong>in</strong>e attraktive Kulturlandschaft und erhöhen<br />
den Erlebniswert für E<strong>in</strong>heimische und Naherholungssuchende.<br />
102
SS<br />
Bau- und Gestaltungsmaßnahmen verbessern die Standortbed<strong>in</strong>gungen und sichern gleichzeitig<br />
Arbeitsplätze im ländlichen Raum.<br />
SS<br />
Die örtliche und regionale Wirtschaft wird durch die ausgelösten Investitionen und zielgerechtes<br />
Flächenmanagement unterstützt.<br />
SS<br />
Gemessen an Faktoren wie E<strong>in</strong>wohnerzahl, Steueraufkommen, Arbeitsplätzen usw. erfahren<br />
Geme<strong>in</strong>den durch die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>en <strong>Entwicklung</strong>sgew<strong>in</strong>n von durchschnittlich<br />
15 Prozent.<br />
SS<br />
Das ganze Verfahrensgebiet wird abgemarkt und vermessen, Kataster und Grundbuch werden<br />
fortgeschrieben.<br />
SS<br />
E<strong>in</strong>e digitale Flurkarte wird erstellt. Damit steht der Geme<strong>in</strong>de für die Zukunft e<strong>in</strong>e moderne und<br />
aktuelle Planungsgrundlage zur Verfügung.<br />
Fazit<br />
Die Landwirtschaft steht heute unter e<strong>in</strong>em enor <br />
men Wett bewerbs druck. Betriebe, die <strong>in</strong> der Zukunft<br />
bestehen wollen, s<strong>in</strong>d gezwungen, alle<br />
Chancen zur Ra tionali sie rung und damit zur<br />
Stärkung ihrer Wett be werbs fähigkeit zu nutzen.<br />
Deshalb brauchen unsere Bauern die Flur neuordnung.<br />
Neben der Ökonomie stehen ökologische Frage stel lungen im Vordergrund. Im Rahmen der Flur neuordnung<br />
werden nicht nur wertvolle Land schafts bestandteile er hal ten, sondern das Land schaftsbild wird<br />
durch landschaftspflegerische Maßnahmen zusätzlich aufgewertet.<br />
Das Dienstleistungsangebot der Flurneuordnung wendet sich aber auch <strong>in</strong> ganz besonderer Weise an die<br />
Ge me<strong>in</strong>den. Fast alle zukunftsweisenden Geme<strong>in</strong>de ent wick lungsprozesse haben e<strong>in</strong>e immer gleiche<br />
Grundbe d<strong>in</strong>gung: Die zur Verwirklichung erforderliche Fläche, der Grund und Boden, muss zur Verfügung<br />
stehen! Die dadurch möglichen Verbesserungen der kommunalen Infrastrukture<strong>in</strong>richtungen und die<br />
<strong>in</strong> der Folge notwendigen Bau maßnahmen sichern Arbeitsplätze und stärken den ländlichen Raum.<br />
Flurneuordnung unterstützt somit die Anpassung der Kommunen an ökonomische, ökologische und sozial <br />
politische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zur Stärkung ihrer Wettbewerbs fähigkeit.<br />
103
S Die Lösung von Landnutzungskonflikten war Voraussetzung für e<strong>in</strong>e zügige Bereitstellung von Bauland für<br />
Wohnen (22 ha) und Gewerbe (13 ha, siehe Abb.) und damit e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag zur Sicherung und Schaffung<br />
von Arbeitsplätzen am Ort. Die junge Generation hat dadurch Perspektiven und verbleibt <strong>in</strong> der Region.<br />
Markt Bechhofen a. d. Heide – zukunftsweisend strukturiert<br />
Attraktivitätsverlust als Folge des landwirtschaftlichen Strukturwandels, Stillstand <strong>in</strong> der Gewerbe entwicklung,<br />
e<strong>in</strong>e wenig leistungsfähige Infrastruktur und daraus resultierende Abwanderungstendenzen<br />
vor allem der jüngeren Generation kennzeichneten die Situation des Marktes Bechhofen an der Heide im<br />
südlichen Landkreis Ansbach vor der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong>. Insgesamt 11 Flurneuordnungen mit Dorferneu<br />
erung <strong>in</strong> 28 Ortsteilen erstreckten sich mit e<strong>in</strong>er Gesamtfläche von rund 5 000 ha nahezu auf das<br />
gesamte Geme<strong>in</strong>degebiet.<br />
Im Vordergrund der Verfahren standen die Verbesserung der Existenzgrundlagen für die bäuerliche<br />
Landwirtschaft und die Steigerung der Standortqualität des Marktes Bechhofen. Zur Umsetzung dieser<br />
Zielsetzungen haben vor allem große und mit e<strong>in</strong>em neuen Wegenetz gut erschlossene Wirtschaftsflächen,<br />
neue Geme<strong>in</strong>deverb<strong>in</strong>dungswege sowie Bau- und Gestaltungsmaßnahmen beigetragen. Drehund<br />
Angelpunkt bei allen Überlegungen und Planungen zur notwendigen Maßnahme am richtigen Fleck<br />
war das Bodenmanagement. Zur Abdeckung des Landbedarfs für öffentliche Vorhaben wurden unabhängig<br />
von der Lage <strong>in</strong> den 11 Flurneuordnungen rund 250 ha gekauft und im Zuge des Bodenmanagements<br />
zum Standort des jeweiligen Bauvorhabens verlegt.<br />
104
S Die E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er Flurneuordnung bedeutet gleichzeitig e<strong>in</strong> hohes Maß an <strong>Entwicklung</strong>sdynamik und nicht<br />
Stillstand bis zur Neuordnung des Grundbesitzes. In Bechhofen stand zum Beispiel die Realisierung e<strong>in</strong>er Reitanlage<br />
und e<strong>in</strong>es Vere<strong>in</strong>sheims für Kle<strong>in</strong>tierzüchter an. Beides konnte durch vorzeitige Flächen be reitstellung an<br />
e<strong>in</strong>em geeigneten Standort auf den Weg gebracht werden, natürlich abgestimmt auf die anderen Planungen im<br />
Um feld. Die rechte Abbildung zeigt den Abschluss des Bodenmanagements <strong>in</strong> dieser Lage am Beispiel e<strong>in</strong>i ger<br />
Eigentümer. In den 11 Bechhofener Flurneuordnungsverfahren wurden <strong>in</strong>sgesamt rund 3 800 landwirtschaftliche<br />
Grundstücke mit e<strong>in</strong>er Fläche von 5 000 ha zu rund 1 000 Grundstücken zusammengelegt. Dies führt ne ben<br />
den Bewirtschaftungsvorteilen zu e<strong>in</strong>em wesentlich effizienteren Betriebsmanagement.<br />
Besonders vorteilhaft war die Komb<strong>in</strong>ation der Flurneuordnung mit der umfassenden Dorferneuerung,<br />
um die Lebens-, Wohn- und Arbeitsverhältnisse wirksam zu verbessern. Die Bündelung der anstehenden<br />
E<strong>in</strong>zelaufgaben hat den Weg zu ungeahnten Lösungen <strong>in</strong> Dorf und Landschaft, Geme<strong>in</strong>de und Region<br />
geöffnet und zu e<strong>in</strong>er besonders nachhaltigen Geme<strong>in</strong>deentwicklung beigetragen. Das gesamte In vestitions<br />
volumen im öffentlichen und privaten Bereich beläuft sich auf etwa 35 Mio. Euro. Die Fördermittel<br />
<strong>Bayern</strong>s, des Bundes und der EU betrugen 16,5 Mio. Euro.<br />
Die zukunftsweisenden Strukturmaß nahmen zeigen e<strong>in</strong>e beachtliche Wir kung. Seit Beg<strong>in</strong>n von Flurneuordnung<br />
und Dorf erneuerung ist e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierliches Bevölkerungs wachs tum von 5 183 E<strong>in</strong>wohnern auf<br />
6 358 E<strong>in</strong>wohner im Jahr 2003 zu verzeichnen. Bei 2 150 Erwerbstätigen stehen 1 833 Arbeitsplätze im<br />
Geme<strong>in</strong>degebiet zur Ver fügung. Die verbesserte Anb<strong>in</strong>dung an das Oberzentrum Ansbach und die Bundesauto<br />
bahn A 6, Heilbronn–Nürnberg, ist für Gewerbe trei bende sowie Aus- und E<strong>in</strong>pendler von großer<br />
Bedeu tung. Die geschaffenen Freizeite<strong>in</strong>richtungen und das Freizeit wegenetz dienen der e<strong>in</strong>heimischen<br />
Bevölkerung sowie der Belebung des Tourismus im E<strong>in</strong>zugsgebiet des Fränkischen Seenlands und des<br />
Naherholungs gebietes Hesselberg.<br />
S Die Verkehrs<strong>in</strong>frastruktur wurde durch den Ausbau von 21 km Geme<strong>in</strong>deverb<strong>in</strong>dungsstraßen und Orts verb<strong>in</strong>dungswegen<br />
sowie durch Flächenbereitstellungen zum Ausbau von Staats- und Kreisstraßen auf e<strong>in</strong>er<br />
Länge von 5 km und für Fuß- und Radwege mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge von 9 km verbessert.
S Die Existenzgrundlage für 43 landwirtschaftliche Betriebe mit rund 60 Arbeits plätzen erfuhr e<strong>in</strong>e grundle gende<br />
Verbes serung durch e<strong>in</strong> gut ausgebautes landwirtschaftliches Wege netz mit e<strong>in</strong>er Gesamt länge von 59 km<br />
sowie durch die Zusam men le gung von zersplittert gelegenen Grundstücken zu großen Wirtschafts flä chen. Die<br />
neuen Wege dienen überörtlichen Pachtbeziehungen ebenso wie dem Aufbau e<strong>in</strong>es Frei zeit wege netzes.<br />
Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung<br />
Hochwasserereignisse orientieren sich nicht an Flur- oder Geme<strong>in</strong>degrenzen, deshalb s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>e<br />
ganze Reihe unterschiedlicher Fragestellungen zu berücksichtigen, u. a.:<br />
SS<br />
Welchen Stellenwert haben die Interessen und Bedürfnisse der betroffenen Nutzergruppen<br />
und Eigentümer – <strong>in</strong>sbesondere der Landwirtschaft?<br />
SS<br />
Wo s<strong>in</strong>d aus übergeme<strong>in</strong>dlicher Sicht und nach E<strong>in</strong>schätzung der zuständigen Fachverwaltungen<br />
die Problem- oder Schwerpunktbereiche?<br />
SS<br />
Wo ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Schwerpunktsetzung für die Durchführung von Maßnahmen, z. B. zur Wasserrückhaltung,<br />
s<strong>in</strong>nvoll?<br />
In Zusammenarbeit mit der Wasserwirtschaftsverwaltung bietet sich <strong>in</strong> der Flurneuordnung e<strong>in</strong> ganzheitlicher<br />
Ansatz der Gewässerentwicklung an, der neben der Herstellung e<strong>in</strong>es guten Gewässerzustandes und<br />
dem vorbeugenden Hochwasserschutz auch agrarökologische Gesichtspunkte mit der Optimierung der<br />
Land nutzung und Aspekten der Naherholung sowie der städtebaulichen <strong>Entwicklung</strong> umfasst.<br />
S Überschwemmungen gehören im mittelfränkischen Waizendorf seit dem Bau von zwei großen Hoch wasserrückhaltebecken<br />
und vielen dezentralen kle<strong>in</strong>eren Wasserspeichern <strong>in</strong> der Flur weitgehend der Vergangenheit<br />
an. Die Wasserrückhaltungen s<strong>in</strong>d naturnah gestaltet und somit e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil des neu aufgebauten<br />
rund 200 ha umfassenden Biotopverbundsystems.<br />
106
Unternehmensverfahren<br />
So werden bei Großbaumaßnahmen öffentliche und private<br />
Interessen unter e<strong>in</strong>en Hut gebracht und Durchschneidungsschäden<br />
ausgeglichen<br />
Großbaumaßnahmen der öffentlichen Hand wie neue Autobahnen, Eisenbahnstrecken, Schifffahrtswege,<br />
Bundes- und Staatsstraßen oder Ortsumgehungsstraßen führen oft zu massiven E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> die Landschaft,<br />
die Infrastruktur und den Grundbesitz. Durch e<strong>in</strong> Unternehmensverfahren werden die Nachteile für<br />
Grundeigentümer vermieden oder ausgeglichen und die benötigten Flächen ohne Enteignung bereitgestellt.<br />
Mit Hilfe des Unter nehmens verfahrens werden die Großbauvorhaben besser <strong>in</strong> die bestehende<br />
Infrastruktur und <strong>in</strong> die umliegende Landschaft e<strong>in</strong>gebunden.<br />
Zudem br<strong>in</strong>gen Großbaumaßnahmen e<strong>in</strong>en enormen Flächenbedarf mit sich, der <strong>in</strong> extremen Fällen für<br />
e<strong>in</strong>en Land wirtschaftsbetrieb existenzbedrohend se<strong>in</strong> kann. Durch frühzeitigen Landerwerb und Flächentausch<br />
können betroffene Landwirte übergangsweise Flächen zur weiteren Bewirtschaftung erhalten. Der<br />
Flächenverlust kann bei der Neuordnung der Grundstücke weitestgehend ausgeglichen werden.<br />
107
S Überregionale Verkehrswege<br />
werden frei durch die Landschaft<br />
geplant. Die Folge s<strong>in</strong>d durchschnittene<br />
Äcker und Wiesen,<br />
oft auch Härtefälle für e<strong>in</strong>zelne<br />
Be triebe. Um hohen Landverlust<br />
für Land wirte zu vermeiden,<br />
werden soviel Grundstücke wie<br />
mög lich <strong>in</strong>nerhalb und außerhalb<br />
des Groß projektes gekauft. Das<br />
Bo den manage ment transferiert<br />
sie <strong>in</strong> die Trasse bzw. stellt sie<br />
für den sonstigen Flächenbedarf<br />
<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der Großbaumaß<br />
nah me (Wege, Gewäs ser,<br />
Natur, Landschaft, geme<strong>in</strong>dliche<br />
Infra struktur) bereit. Restflächen<br />
und sonstiger landwirtschaftlicher<br />
Grund besitz werden neu<br />
geordnet.<br />
Nachteile ausgleichen und Interessen berücksichtigen<br />
Um bei öffentlichen Großbaumaßnahmen Nachteile auszugleichen, Flächen bereitzustellen und Ent -<br />
ei gnungen zu vermeiden, kann die Enteignungsbehörde (z. B. das Landratsamt) Antrag auf e<strong>in</strong> Unter nehmens<br />
verfahren stellen. Es umfasst folgende Maßnahmen:<br />
SS<br />
Zum Kauf angebotene Grundstücke im Bereich und <strong>in</strong> der weiteren Umgebung des Bauvorhabens<br />
werden erworben (Landzwischenerwerb), um den Flächenbedarf abzudecken, das Straßen-, Wegeund<br />
Gewässernetz anzupassen und e<strong>in</strong>en ökologischen Ausgleich sicher zu stellen.<br />
SS<br />
Die erworbenen Flächen werden an die Stelle verlegt, an der das Bauvorhaben verwirklicht wird.<br />
SS<br />
Nur wenn <strong>in</strong> Ausnahmefällen der Landzwischenerwerb zur vollständigen Abdeckung des Flächenbedarfs<br />
nicht ausreicht, wird e<strong>in</strong> Landabzug für die Großbaumaßnahme festgesetzt. Durch die Verteilung<br />
auf e<strong>in</strong>en großen Kreis von Eigentümern ist e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Abzug für den E<strong>in</strong>zelnen garantiert.<br />
SS<br />
Zwischen den Interessen der Grundeigentümer und denen des Unternehmensträgers (z. B. bei Kaufpreis<br />
und Baufreigabe) wird vermittelt.<br />
SS<br />
Der ländliche Grundbesitz wird neu geordnet.<br />
SS<br />
Für Landwirte können vorübergehend Ersatzgrundstücke bereitgestellt werden, wenn der Baubeg<strong>in</strong>n<br />
bereits vor der Neuordnung des Grundbesitzes erfolgt.<br />
SS<br />
Die Kosten des Verfahrens und der Baumaßnahmen sowie die Entschädigungen werden vom Unterneh<br />
mensträger übernommen.<br />
S 118 ha wurden <strong>in</strong> Weißenbrunn und Fornbach<br />
oh ne Enteignungen für den Froschgrundsee zum<br />
Hochwasserschutz Coburgs, die ICE-Strecke<br />
Nürn berg–Erfurt und den Arten- und Biotopschutz<br />
bereitgestellt. 59 ha davon wurden durch Grundabtretungen<br />
gegen Geld und e<strong>in</strong>en unternehmensbed<strong>in</strong>gten<br />
Landabzug von e<strong>in</strong>em Hektar aufgebracht.<br />
108
S <strong>Bayern</strong>weit s<strong>in</strong>d derzeit 100 Unternehmensverfahren <strong>in</strong> Bearbeitung. Schwerpunkte s<strong>in</strong>d die ICE-Strecke<br />
München–Ingolstadt sowie die Autobahnen bei Schwe<strong>in</strong>furt und Füssen. Wei tere Pro jekte dienen der eigentumsfreundlichen<br />
Realisierung von Bundes- und Staatsstraßen oder Ortsum ge hun gen.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Antrag<br />
durch die Enteignungsbehörde beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Landzwischenerwerb<br />
bis zur Neuordnung des Grundbesitzes<br />
durch den Verband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> bzw. die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Festlegung der Ziele und Maßnahmen<br />
sowie der Förderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Unternehmensträger<br />
P<br />
E<strong>in</strong>leitung des Unternehmensverfahrens<br />
Abgrenzung des Verfahrensgebietes mit der landwirtschaftlichen Berufsvertretung<br />
Entstehung der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Wertermittlung<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Planung und Ausführung von Folgemaßnahmen<br />
durch den Unternehmensträger und/oder die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
Vorzeitige Flächenbereitstellungen im Interesse e<strong>in</strong>es schnellen Baubeg<strong>in</strong>ns s<strong>in</strong>d möglich<br />
P<br />
Neuordnung der Grundstücke e<strong>in</strong>schließlich Flächenbereitstellung<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Festsetzung von Entschädigungen für nicht behebbare Nachteile<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Abmarkung und Vermessung der neuen Grundstücke<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
109
S Überregionale Erschließungen verbessern langfristig die Standortvoraussetzungen und die Attraktivität des<br />
ländlichen Raumes. Bei Unternehmensverfahren nutzen deshalb Geme<strong>in</strong>den das Bodenmanagement und<br />
stel len vorausschauend Flächen für Gewerbe und Wohnbebauung oder andere kommunale Anliegen wie<br />
Infrastruktur, Freizeit und Erholung, Tourismus, Natur und Landschaft bereit.<br />
Auch im Unternehmensverfahren bilden die Grundeigentümer e<strong>in</strong>e Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft,<br />
die e<strong>in</strong>en Vorstand aus ihrem Kreis wählt. Damit ist<br />
gewährleistet, dass die Interessen der Grundeigentümer bei der Reali sierung<br />
des Bauvorhabens Berücksichtigung f<strong>in</strong>den.<br />
Besonders vorteilhaft ist es, das Unternehmensverfahren mit e<strong>in</strong>er Flurneuordnung<br />
und Dorferneuerung zu komb<strong>in</strong>ieren. Dadurch werden anstehende<br />
geme<strong>in</strong>dliche <strong>Entwicklung</strong>en vorangebracht (kommunale Infrastruk<br />
tur, touristische Struktur, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe,<br />
Freizeit und Erholung, Natur und Landschaft). Für diese Maßnahmen ist<br />
der Vorstand der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft mit der Geme<strong>in</strong>de verantwortlich.<br />
Ziel ist es, den Wirtschaftsstandort zu stärken sowie zu e<strong>in</strong>er Werterhaltung<br />
des Grundeigentums beizutragen.<br />
Alle Seiten profitieren<br />
S Für die Belange der Landwirte<br />
und Grundeigentümer<br />
wird genau wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Flurneuordnung<br />
e<strong>in</strong>e Teilnehmergeme<strong>in</strong><br />
schaft mit weitreichenden<br />
Gestaltungs- und Entscheidungsbefugnissen<br />
gebildet.<br />
Von e<strong>in</strong>em Unternehmensverfahren profitieren sowohl der Unternehmensträger<br />
als auch die privaten Grundeigentümer. Die Vorteile:<br />
S Enteignungen und existenzbedrohende E<strong>in</strong>griffe werden vermieden.<br />
S Flächen für das Großbauprojekt werden im Tauschwege bereitgestellt.<br />
S Die vorhandene Infrastruktur wird angepasst.<br />
S Der Wert der Grundstücke wird erhalten oder gesteigert.<br />
S Die Großbaumaßnahme kann schnell umgesetzt werden.<br />
S Die Interessen von Grundeigentümern und Landwirtschaft werden<br />
berücksichtigt; dadurch ist e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz gewährleistet.<br />
110
Beschleunigte Zusammenlegung<br />
E<strong>in</strong>vernehmlich, ökologisch s<strong>in</strong>nvoll, unkompliziert – so entstehen<br />
schnell und kostengünstig große Wirtschaftsflächen<br />
Die landwirtschaftlichen Betriebe stehen unter e<strong>in</strong>em hohen Wettbewerbsdruck und s<strong>in</strong>d darauf angewiesen,<br />
ihre Felder effizient zu bewirtschaften. Die gewachsene Grundbesitzstruktur steht dem oft im<br />
Wege. Um die Situation den heutigen Erfordernissen schnell anzupassen, ist die Beschleunigte Zu sammen<br />
legung e<strong>in</strong> geeignetes Instrument.<br />
Dabei übernimmt die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> die Aufgabe, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em überschaubaren Gebiet und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Zeitraum von vier bis fünf Jahren Grundstücke zu großen Wirt schafts flächen zusammenzulegen. Die<br />
Anliegen von Naturschutz und Landschaftspflege können dabei nicht nur berücksichtigt, sondern gezielt<br />
unterstützt werden.<br />
111
S L<strong>in</strong>ks: Vier Landwirte bewirtschafteten vor der Beschleunigten Zusammen legung <strong>in</strong>sgesamt 53 ha; die Betriebe<br />
hatten 6 bis 14 E<strong>in</strong>zelgrundstücke mit Flächen von 0,1 bis 4,3 ha. Zudem waren die Wege <strong>in</strong> der 215 ha<br />
großen Feldflur <strong>in</strong> schlechtem Zustand. Zwei Erschließungswege führten über Privatgrund. S Rechts: Nur drei<br />
Jahre später wirtschafteten die Betriebe auf jeweils 2 bis 3 Grundstücken mit Flächen von 0,9 bis 12,3 ha.<br />
Die vorhandenen 4,2 km Wege wurden verbessert und ergänzt.<br />
Geme<strong>in</strong>sam die beste Lösung suchen<br />
Wenn mehrere Grundstückseigentümer geme<strong>in</strong>sam ihre ökonomische Situation verbessern wollen, können<br />
sie bei der <strong>Ländliche</strong>n <strong>Entwicklung</strong> e<strong>in</strong>e Beschleunigte Zusammenlegung nach dem Flur be re<strong>in</strong> igungs gesetz<br />
beantragen. Auch Behörden, die für Naturschutz und Landschaftspflege verantwortlich s<strong>in</strong>d, erhalten auf<br />
Wunsch Unter stützung für die Umsetzung<br />
ihrer Pro jekte.<br />
Drei Voraussetzungen müssen allerd<strong>in</strong>gs<br />
er füllt se<strong>in</strong>:<br />
S Änderungen am Wege- und Gewässer -<br />
netz sollten nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang<br />
erforderlich se<strong>in</strong>.<br />
S Die Wertermittlung sollte auf e<strong>in</strong>fache<br />
Weise möglich se<strong>in</strong>.<br />
S Die Zusammenlegung sollte möglichst<br />
durch Vere<strong>in</strong>barungen geregelt werden.<br />
S Die Investitionen <strong>in</strong> moderne landwirtschaftliche Masch<strong>in</strong>en<br />
müssen sich rechnen. Mit der Beschleunigten Zusammen<br />
legung von zahlreichen E<strong>in</strong>zelflächen zu großen Wirtschafts<br />
flächen steht Landwirten e<strong>in</strong> rasches und kostengünstiges<br />
Angebot zur Verfügung. Der Gew<strong>in</strong>n für die Betriebe:<br />
ger<strong>in</strong>gerer Zeitaufwand und ger<strong>in</strong>gere Masch<strong>in</strong>en kosten. Der<br />
Ge w<strong>in</strong>n für die Umwelt: e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Treibstoffverbrauch<br />
und damit weniger Schadstoffe <strong>in</strong> der Luft!<br />
Alle Grundstückseigentümer bilden die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft.<br />
Bei der Be schleunig<br />
ten Zusammenlegung kann auf e<strong>in</strong>en<br />
ge wäh l ten Vorstand der Teilnehmer geme<strong>in</strong>schaft<br />
verzichtet werden. In diesem Fall<br />
nimmt dessen Aufgabe die Versammlung der<br />
Teilnehmer wahr.<br />
112
S Die Arrondierung steht bei der Beschleunigten Zusammenlegung im Vordergrund. Wegebau ist nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />
Umfang möglich. Dadurch ist die Beschleunigte Zusammenlegung besonders kostengünstig.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Antrag<br />
von Landwirten, Geme<strong>in</strong>de oder Dritten<br />
beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Festlegung der Ziele und Maßnahmen<br />
sowie der Förderung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Projektbeschreibung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
E<strong>in</strong>leitung der Beschleunigten Zusammenlegung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Entstehung e<strong>in</strong>er Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Wahl e<strong>in</strong>es Vorstandes der Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft 1)<br />
(nur bei Bedarf)<br />
durch die Teilnehmer<br />
P<br />
Wertermittlung auf e<strong>in</strong>fache Weise<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft oder e<strong>in</strong>e fachkundige Stelle<br />
P<br />
Verhandlungen zur Neuordnung des Grundbesitzes<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft oder e<strong>in</strong>e fachkundige Stelle<br />
P<br />
Ausführung der Baumaßnahmen<br />
(<strong>in</strong> der Regel nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem Umfang)<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Zusammenlegungsplan erstellen<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft oder e<strong>in</strong>e fachkundige Stelle<br />
P<br />
Abmarkung und Vermessung der neuen Grundstücke<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
P<br />
Besitze<strong>in</strong>weisung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />
durch die Teilnehmergeme<strong>in</strong>schaft<br />
1) Unterbleibt die Wahl e<strong>in</strong>es Vorstandes, so nimmt dessen Aufgaben die Teilnehmerversammlung wahr.<br />
113
S Oben: Die Beschleunigte Zusammenlegung eignet sich auch für<br />
kle<strong>in</strong>strukturierte Landschaften. Rationalisierung durch Zusam menle<br />
gung und Erschließung sichert bäuerliche Betriebe und somit deren<br />
Leistungen für die abwechslungsreiche Kulturlandschaft <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>.<br />
S Unten: Mit e<strong>in</strong>er Beschleunigten Zusammenlegung können auch<br />
Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege unter Berück sich -<br />
ti gung landwirtschaftlicher Interessen umgesetzt werden.<br />
Konkret umfasst e<strong>in</strong>e Beschleunigte Zusammenlegung die folgenden<br />
Möglichkeiten:<br />
S Grundstücke werden – möglichst im Rahmen von Vere<strong>in</strong>ba<br />
rungen – zusammengelegt.<br />
S In ger<strong>in</strong>gem Umfang können Änderungen am Wege- und<br />
Gewässernetz durchgeführt werden.<br />
S Ökologische Konzepte können umgesetzt, dabei auch Flächen<br />
bereitgestellt und Biotope gestaltet werden.<br />
S Rasche und kostengünstige Durchführung der Projekte durch<br />
ger<strong>in</strong>gen Planungs- und Verwaltungsaufwand sowie wenig<br />
Baumaß nahmen.<br />
S Die neuen Grundstücke werden abgemarkt und vermessen.<br />
S Die Unterlagen zur Umschreibung des Katasters und Grund -<br />
buchs werden ausgearbeitet.<br />
S Die Maßnahmen werden <strong>in</strong> der Regel mit bis zu 75 Prozent<br />
der entstehenden Kosten gefördert.<br />
Bestimmte Arbeitsschritte e<strong>in</strong>er Beschleunigten Zusammenlegung wie zum Beispiel die Wertermittlung<br />
oder die Erstellung des Zusammenlegungsplans können vom Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> auf externe<br />
fachkundige Stellen übertragen werden.<br />
Vielfältiger Nutzen für den ländlichen Raum<br />
E<strong>in</strong>e Beschleunigte Zusammenlegung erleichtert es den Landwirten, angesichts zunehmender Konkurrenz<br />
wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten. Sie kann außerdem die Verantwortlichen für Naturschutz und<br />
Land schaftspflege bei der Realisierung ihrer Konzepte unterstützen. Letztendlich profitieren aber alle<br />
Men schen, die im ländlichen Raum leben, von e<strong>in</strong>em derartigen Verfahren. Se<strong>in</strong> Nutzen auf e<strong>in</strong>en Blick:<br />
SS<br />
Rasch erleichterte Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen für die Landwirte durch große Wirtschaftsflächen.<br />
SS<br />
Bessere betriebswirtschaftliche Ergebnisse durch niedrigere Betriebskosten und Arbeitszeitersparnis.<br />
SS<br />
Kostengünstige Lösungen und ger<strong>in</strong>ger Landabzug, da kaum Baumaßnahmen anfallen, wenn das<br />
bestehende Wegenetz genutzt werden kann.<br />
SS<br />
Die Verpachtungsmöglichkeiten werden verbessert.<br />
SS<br />
E<strong>in</strong>vernehmlich abgestimmte Lösungen, die ökonomische und ökologische Interessen berücksichtigen.<br />
SS<br />
Die ländliche Kulturlandschaft wird erhalten oder zukunftsgerecht gestaltet.<br />
SS<br />
E<strong>in</strong>fache und kostengünstige Methode, die Ergebnisse von älteren Flurneuordnungen zu optimieren<br />
und an moderne Bewirtschaftungserfordernisse anzupassen.<br />
114
Freiwilliger Landtausch<br />
Beraten, e<strong>in</strong>igen, tauschen – so verbessern Landwirte schnell<br />
und kostengünstig die Struktur ihrer Grundstücke<br />
Zeit ist Geld – das gilt auch <strong>in</strong> der Landwirtschaft. Arbeitsaufwand und Kosten spart der Landwirt vor<br />
allem, wenn se<strong>in</strong>e Grundstücke günstig zusammenliegen. Manchmal genügt für e<strong>in</strong>e bessere Be wirtschaftung<br />
schon die Verlegung weniger Grundstücke.<br />
Dies kann über e<strong>in</strong>en Freiwilligen Landtausch schnell, bedarfsgerecht und kostengünstig erreicht werden.<br />
Dabei tauschen die beteiligten Landwirte ihre Grundstücke so untere<strong>in</strong>ander aus, dass für alle Grundeigentümer<br />
die Besitzstruktur verbessert wird und damit e<strong>in</strong> effizienteres Wirtschaften möglich ist. Auch<br />
für Anliegen des Naturschutzes und der Landschafts pflege kann e<strong>in</strong> Freiwilliger Landtausch durchgeführt<br />
werden.<br />
115
S Oben: Grundbesitz, der zwar nahe beie<strong>in</strong>ander liegt, aber aus vielen verw<strong>in</strong>kelten und versetzten Grundstücken<br />
besteht oder durch Wege geteilt ist. S Unten: Effizienz durch E<strong>in</strong>igkeit. Die drei Tauschpartner waren<br />
sich über die künftige Lösung im Klaren und haben mit Hilfe des zuständigen Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
den Tausch vere<strong>in</strong>bart und durchgeführt. Aus zwölf unförmigen Grundstücken wurden <strong>in</strong>nerhalb von<br />
sechs Mo na ten drei zusammenhängende Wirtschaftsflächen geschaffen.<br />
Teilnehmer erarbeiten den Tauschplan selbst<br />
Die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> bietet den Freiwilligen<br />
Landtausch nach dem Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz<br />
dann an, wenn folgende Bed<strong>in</strong>gungen erfüllt s<strong>in</strong>d:<br />
SS<br />
Es sollten nur wenige Tauschpartner beteiligt<br />
se<strong>in</strong>.<br />
SS<br />
Das vorhandene Wegenetz sollte weitgehend<br />
den Anforderungen genügen.<br />
SS<br />
Nach Möglichkeit sollen nur ganze Flurstücke<br />
getauscht werden; es soll ke<strong>in</strong> oder nur ger<strong>in</strong>ger<br />
Aufwand für Vermessungsarbeiten entstehen.<br />
SS<br />
Der Tausch muss freiwillig und e<strong>in</strong>vernehmlich<br />
erfolgen.<br />
Übrigens: Die Tauschpartner können sachkundige<br />
Helfer, die vom Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
zugelassen s<strong>in</strong>d, mit der fachlichen Betreuung<br />
und Leitung des Landtausches beauftragen.<br />
S Das Know how zum Abschluss der Tauschvere<strong>in</strong> barungen<br />
steuern die Fachleute des Amtes für <strong>Ländliche</strong><br />
Ent wick lung oder der mit den Tauschverhandlungen<br />
beauftragte Helfer bei.<br />
116
S Wenig Aufwand für viel Zeit- und Kostenersparnis. Der Freiwillige Landtausch zählt unter diesem Blickw<strong>in</strong>kel<br />
zu den Spitzenreitern, wenn es um agrarstrukturelle Verbesserungen geht. Er muss sich nicht wie <strong>in</strong><br />
der Grafik dargestellt auf e<strong>in</strong>e abgegrenzte Lage beschränken und ist auch für die Zusammenlegung von<br />
Grundstücken <strong>in</strong> verschiedenen Flurlagen anwendbar.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Antrag<br />
durch die Tauschpartner beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Information und Beratung der Tauschpartner<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
oder den beauftragten Helfer<br />
P<br />
Tauschverhandlungen<br />
geleitet vom Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
oder dem beauftragten Helfer<br />
P<br />
Vermessung und Durchführung kle<strong>in</strong>erer<br />
Bau- und Landschaftspflegemaßnahmen (nur bei Bedarf)<br />
durch das Vermessungsamt und das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Aufstellung des Tauschplanes<br />
durch die Tauschpartner mit Unterstützung<br />
des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Ausarbeitung der Unterlagen zur Umschreibung von Grundbuch und Kataster<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
117
S Von oben nach unten: Naturschutz und Landschaftspflege<br />
können durch den Frei willigen Landtausch mit<br />
landwirtschaftlichen Interessen <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht<br />
werden. S Wenn durch e<strong>in</strong>zelne Aufforstungen „Wald<strong>in</strong>seln“<br />
<strong>in</strong> der Landschaft wachsen, dann entstehen<br />
Nach teile für die Nachbargrundstücke. Konflikt freier<br />
s<strong>in</strong>d geschlossene Waldlagen, die durch e<strong>in</strong>en Freiwilligen<br />
Land tausch erreicht werden können. S Bei den<br />
Über legungen zum Tausch der Grundstücke sollte im <br />
mer präsent se<strong>in</strong>: Wegebau- und Wegeverbesse rungs <br />
maß nahmen oder die abgebildete Rekultivierung von<br />
Wegen s<strong>in</strong>d grundsätzlich zu vermeiden und im Be <br />
darfs fall auf e<strong>in</strong> notwendiges M<strong>in</strong>imum zu beschränken.<br />
Der Freiwillige Landtausch ist e<strong>in</strong> behördlich geleitetes<br />
Tauschverfahren; se<strong>in</strong>e Merkmale machen ihn für<br />
viele Landwirte attraktiv:<br />
S Die Tauschpartner erarbeiten ihren Tauschplan<br />
weitgehend selbst. Dabei vermitteln das Amt für<br />
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> oder beauftragte sachkundige<br />
Helfer neutral zwischen den Interessen<br />
der Tauschpartner.<br />
S Die ger<strong>in</strong>ge Anzahl der Tauschpartner macht das<br />
Verfahren überschaubar.<br />
S Durch den Verzicht auf e<strong>in</strong>e Wertermittlung und<br />
den Tausch möglichst ganzer Flurstücke ist die<br />
Abwicklung e<strong>in</strong>fach, schnell und kostengünstig<br />
möglich.<br />
S Sollten kle<strong>in</strong>ere wegebauliche Maßnahmen notwendig<br />
se<strong>in</strong>, werden diese bis zu 80 Prozent,<br />
landes pflegerische Maßnahmen bis zu 100 Prozent<br />
gefördert.<br />
Ger<strong>in</strong>ger Aufwand – rascher Vollzug<br />
Der Freiwillige Landtausch bietet den Landwirten, die<br />
sich daran beteiligen, e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Vorteilen:<br />
SS<br />
Der Austausch ganzer Flurstücke erfordert nur e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>gen Aufwand an Technik und Verwaltung.<br />
SS<br />
Da alle Tauschvorgänge e<strong>in</strong>vernehmlich zwischen den Tauschpartnern vere<strong>in</strong>bart werden, lässt sich<br />
der Tausch auch schnell vollziehen. Die Landwirte können die neuen Grundstücke <strong>in</strong> der Regel bereits<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahres bewirtschaften.<br />
SS<br />
Weil die Betriebsflächen optimiert werden, sparen die Landwirte Zeit und Geld bei der Bewirt schaf tung.<br />
118
Freiwilliger Nutzungstausch<br />
So werden große Wirtschaftsflächen freiwillig, schnell und<br />
kostengünstig auf Pachtbasis geschaffen<br />
In Zeiten zunehmenden Wettbewerbs wird es <strong>in</strong> der Landwirtschaft noch wichtiger, kostengünstig und<br />
mit möglichst ger<strong>in</strong>gem Zeitaufwand zu produzieren. Diesem Ziel stehen häufig die Grund stücksstruk<br />
turen entgegen: Die Felder und Wiesen der Betriebe liegen weit zerstreut, sie s<strong>in</strong>d zu kle<strong>in</strong> und<br />
ungüns tig zugeschnitten. H<strong>in</strong>zu kommt, dass aufgrund der ständig wachsenden Zupachtung die Zahl an<br />
nicht zusammenhängenden Wirtschaftsflächen weiter zunimmt. Dies führt zu unrentablem Arbeits- und<br />
Zeit aufwand.<br />
Hier kann der Freiwillige Nutzungstausch Abhilfe schaffen, <strong>in</strong>dem Wirtschaftsflächen auf Pacht basis<br />
freiwillig, schnell und kostengünstig zusammengelegt werden. Die Eigentumsverhältnisse selbst bleiben<br />
unverändert. Ökologische Interessen werden bei der Zusammenlegung berücksichtigt.<br />
119
In Nordbayern bewirtschaftet e<strong>in</strong> Haupterwerbslandwirt durchschnittlich 61 ha. 64 Prozent davon s<strong>in</strong>d im<br />
Durchschnitt Pacht flächen (Pachtquote). In manchen Gebieten Unterfrankens beträgt die Pachtquote bis zu<br />
70 Prozent. S L<strong>in</strong>ks: Höherer Bewirtschaftungsaufwand für drei Landwirte durch zersplitterte Wirt schaftsflächen.<br />
S Rechts: Betriebswirtschaftliche Effizienz durch zusammengelegte Wirtschaftsflächen; die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Grenzen zwischen den Grundstücken spielen bei der Bewirtschaftung ke<strong>in</strong>e Rolle. Kosten für Wegebau und<br />
Vermessungsarbeiten fielen nicht an.<br />
Günstige Konditionen – hohe Akzeptanz<br />
Der Freiwillige Nutzungstausch wird von den Landwirten oder der Geme<strong>in</strong>de beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
beantragt und von diesem geleitet. Tauschgrundlage ist e<strong>in</strong> Bewirtschaftungskonzept, das die<br />
Landwirte und Verpächter mit Unterstützung des Amtes für Landwirtschaft und Forsten und ggf. e<strong>in</strong>es<br />
beauftragten Helfers erstellen. Folgende Merkmale kennzeichnen den Freiwilligen Nutzungstausch:<br />
SS<br />
Die Zusammenlegung von Wirtschaftsflächen erfolgt ausschließlich freiwillig. Dabei f<strong>in</strong>det ke<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> Eigentumsstrukturen statt.<br />
SS<br />
Die Pachtverhältnisse werden neu gestaltet. Bestehende Verträge können aufgelöst und <strong>in</strong> Pachtverträgen<br />
neu geregelt werden; möglich ist auch die Erlaubnis zur Unterverpachtung.<br />
SS<br />
Die neuen Wirtschaftsflächen werden <strong>in</strong> der Örtlichkeit verpflockt. Grenzste<strong>in</strong>e, die großflächiges<br />
Bewirtschaften beh<strong>in</strong>dern, können auf Antrag tiefer gesetzt werden.<br />
SS<br />
Die entstehenden Aufwendungen können gefördert werden, sofern die M<strong>in</strong>destpachtzeit zehn Jahre<br />
beträgt. Dies betrifft auch kle<strong>in</strong>ere Bau- und Gestaltungsmaßnahmen, wenn sie für den Freiwilligen<br />
Nutzungstausch notwendig s<strong>in</strong>d.<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Pachtquote <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
1949<br />
1960<br />
1971<br />
1979<br />
1981<br />
1983<br />
1985<br />
1987<br />
1989<br />
1991<br />
1993<br />
1995<br />
1997<br />
1999<br />
2001<br />
2003<br />
2005<br />
2007<br />
2010<br />
S Die Pachtquote der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> ist<br />
bed<strong>in</strong>gt durch den Struktur wandel<br />
seit den 50-er Jahren von knapp<br />
10 auf 45 Prozent gestiegen.<br />
Auch <strong>in</strong> Zukunft werden Zahl<br />
und Umfang der Pachtflächen <strong>in</strong><br />
den stetig wachsenden Betrieben<br />
zunehmen.<br />
120
S Die Rentabilität und die Attraktivität von Pachtflächen steigen nach e<strong>in</strong>em Freiwilligen Nutzungstausch.<br />
Dies bewirkt der ger<strong>in</strong>gere Bewirtschaftungsaufwand auf zusammengelegten Pachtflächen. Beispielsweise<br />
br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>em Landwirt der Halmfruchtanbau auf e<strong>in</strong>er Fläche von 5 ha im Vergleich zum Anbau auf fünf<br />
E<strong>in</strong>zelflächen e<strong>in</strong>e Kostenersparnis von 140 Euro pro Hektar und Jahr.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Antrag<br />
von Landwirten, Geme<strong>in</strong>de oder Dritten<br />
beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Information<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> und das Amt für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten<br />
P<br />
Aufstellung e<strong>in</strong>es Bewirtschaftungskonzeptes<br />
als Grundlage des Tauschplans<br />
durch die Tauschpartner<br />
mit Unterstützung des Amtes für Landwirtschaft und Forsten<br />
und ggf. e<strong>in</strong>es beauftragten Helfers<br />
P<br />
Verhandlungen mit Landwirten und Verpächtern<br />
zu Lage, Form und Größe der neuen Wirtschaftsflächen<br />
sowie zu bestehenden Pachtverhältnissen<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> oder e<strong>in</strong>en beauftragten Helfer<br />
P<br />
Vere<strong>in</strong>barungen mit Geme<strong>in</strong>de und Behörden<br />
(nur bei Bedarf, z. B. wegen Veränderungen am Wirtschaftswegenetz)<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Genehmigung des Tauschplans als privatrechtliche Vere<strong>in</strong>barung<br />
unter E<strong>in</strong>beziehung aller Verpächter und Landwirte<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
121
S Die Initiative für den Tausch geht <strong>in</strong> der<br />
Regel von Landwirten aus. Als Anreiz erhalten<br />
die Verpächter e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Prämie bis zu<br />
200 Euro/ha, wenn sie die Tauschvere<strong>in</strong>barung<br />
für m<strong>in</strong>destens 10 Jahre akzeptieren. So können<br />
die Land wirte die Pachtflächen effektiv und langfristig<br />
bewirtschaften.<br />
Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten<br />
Der Freiwillige Nutzungstausch ergänzt die klassische<br />
Flurneuordnung. Er kann <strong>in</strong> Flurlagen<br />
S mit ausreichender Erschließung und e<strong>in</strong>fach<br />
wiederherstellbaren Grenzen als eigenständiges<br />
Neuordnungsprojekt durchgeführt<br />
werden,<br />
S <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Flurneuordnung ansteht, kurzfristige<br />
Strukturverbesserungen im Voraus<br />
ermöglichen,<br />
S <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Flurneuordnung läuft, mit der<br />
Neuordnung der Eigentumsflächen verbunden<br />
werden und so dazu beitragen, das Zusam <br />
menlegungs ergebnis weiter zu optimieren.<br />
Ger<strong>in</strong>ger Aufwand – hohe Effizienz<br />
Die landwirtschaftlichen Betriebe profitieren vom Freiwilligen Nutzungstausch durch beachtliche E<strong>in</strong>sparungen<br />
an Arbeitszeit und Masch<strong>in</strong>en kosten. Je nach den örtlichen Verhältnissen und Betriebsformen<br />
können alle<strong>in</strong> bei den Kosten bis zu 100 Euro pro Hektar und Jahr e<strong>in</strong>gespart werden. Verpächter erhalten<br />
nach Abschluss der Tausch vere<strong>in</strong>barung e<strong>in</strong>malig e<strong>in</strong>e Prämie von bis zu 200 Euro pro Hektar für e<strong>in</strong>e<br />
langfristige Pachtb<strong>in</strong>dung zum Zwecke der Erhaltung der Kulturland schaft und zur standortangepassten<br />
Landbewirtschaftung.<br />
Die Kulturlandschaft wird erhalten, da bei der Zusammenlegung der Flächen auch Anliegen des Naturschutzes<br />
und der Landschaftspflege beachtet und ökologisch bedeutsame Flächen gesichert werden.<br />
122
Privatmaßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />
Private Initiative zahlt sich aus – so werden Bauherren<br />
unterstützt und das Ortsbild attraktiv<br />
Die privaten Anwesen mit ihren Gebäuden, Hofräumen und Vorgärten prägen <strong>in</strong> besonderem Maß das<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbild der Dörfer <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong>. Die Dorferneuerung nur auf die öffentlichen und geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Be reiche zu beschränken, wäre daher e<strong>in</strong> unzureichender Ansatz.<br />
Gerade die Investitionen privater Bau herren <strong>in</strong> leerstehende Bausubstanz, markante alte Gebäude und<br />
<strong>in</strong> die Modernisierung nicht mehr zeitgemäßer Häuser verh<strong>in</strong>dern, dass die Ortskerne aussterben. Zudem<br />
gilt: Wer im Dorf Bestehendes revitalisiert und dar<strong>in</strong> <strong>in</strong>vestiert, baut nicht <strong>in</strong> die Landschaft h<strong>in</strong>aus. Die<br />
Innenentwicklung der Dörfer erhält materielle und immaterielle Werte und vermeidet Flächenverbrauch.<br />
Dazu bietet das Bayerische Dorfentwicklungsprogramm <strong>in</strong>vestitionsbereiten Haus- und Hofbesitzern<br />
f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung an.<br />
123
S L<strong>in</strong>ks: Dorfmitte, denkmalgeschützt, unbewohnt, baufällig und weit entfernt von modernen Wohn ansprüchen.<br />
S Rechts: Verwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> ortsbildprägendes und strahlendes Schmuckstück mit attraktivem<br />
Vor bereich. Der Weg dah<strong>in</strong> führte über e<strong>in</strong>e Generalsanierung der Fundamente und des Fachwerks bis h<strong>in</strong><br />
zur Dache<strong>in</strong> deckung, die Neu<strong>in</strong>stallation von Zentralheizung, Elektro und Sanitär, die denkmalgerechte<br />
Sanierung des Kachelofens, der Fenster, der Holztreppe und der Dielenböden aus Eiche und Lärche.<br />
Baukosten: 300 000 Euro. Auf die anrechenbaren förderfähigen Kosten für Wohnhaus, Scheune, Garten und<br />
Hof <strong>in</strong> Höhe von 170 000 Euro gab es folgende Zuschüsse: Dorferneuerung-Privatmaßnahmen 35 000 Euro,<br />
Denkmalfonds und Kommune 11 500 Euro.<br />
Tipps vom Fachmann – Geld vom Staat<br />
Private Bauherren erhalten zum e<strong>in</strong>en Fach<strong>in</strong>formationen und Vorschläge von Experten zur Gestaltung<br />
von Gebäuden, Fassaden, Hofflächen und Gärten. Zum anderen gibt es für Baumaßnahmen Zuschüsse aus<br />
dem Bayerischen Dorfentwicklungsprogramm:<br />
SS<br />
Maßnahmen zur Erhaltung, Umnutzung und Gestaltung an dörflichen Gebäuden können bis zu 30 %<br />
(jedoch höchstens 30 000 Euro je Anwesen) gefördert werden.<br />
SS<br />
Bei ortsplanerisch, kulturhistorisch oder denkmalpflegerisch besonders wertvollen Gebäuden ist e<strong>in</strong>e<br />
erhöhte Förderung bis zu 60 % (jedoch höchstens 60 000 Euro je Anwesen) möglich.<br />
SS<br />
Bei besonderen Aufwendungen für energiesparende Maßnahmen kann der Förderhöchstbetrag jeweils<br />
um bis zu 10 000 Euro erhöht werden.<br />
SS<br />
Für die dorfgerechte Gestaltung von Vorbereichs- und Hofräumen gibt es Zuschüsse bis zu 30 %<br />
(jedoch höchstens 10 000 Euro je Anwesen).<br />
Die Förderung nach dem Bayerischen Dorfentwicklungsprogramm zielt im privaten Bereich auf dorfge rechte<br />
Maßnahmen ab, um damit die von den Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern im Leitbild und Dorferneuerungsplan<br />
festgelegten Ziele zu unterstützen, die Innenentwicklung zu stärken und zum Klima schutz z. B. durch<br />
energiesparende Maßnahmen beizutragen. Zu schüsse für Privatmaßnahmen können auch mit anderen<br />
Förderprogrammen z. B. der Denkmalpflege oder der Wohnungsbauförderung komb<strong>in</strong>iert werden.<br />
124
S E<strong>in</strong> altes Haus sanieren und mit e<strong>in</strong>em Neubau erweitern. E<strong>in</strong>e Lösung, die viele Interessen vere<strong>in</strong>bart:<br />
Gute Wohnverhältnisse und Platz für die Familie, ortsbildprägendes Baukulturerbe bleibt erhalten, Gefahr<br />
e<strong>in</strong>er Bau lücke im Ortskern ist gebannt, Geschichtsbewusstse<strong>in</strong> steigt, Ansporn Vergleichbares zu schaffen.<br />
Das Engagement bei Privatmaßnahmen ist e<strong>in</strong>e unverzichtbare Leistung für die Innenentwicklung und damit<br />
für die Lebendigkeit unserer Dörfer. Zeugnisse der Baugeschichte und Baustile sowie die Schönheit regionaltypischer<br />
bayerischer Dörfer bleiben so erhalten.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Anfrage<br />
beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Ortsterm<strong>in</strong> mit kostenloser Bauberatung<br />
durch den beauftragten Dorferneuerungsplaner oder das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Antragstellung<br />
beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
(mit Bestandsfotos, Bauplänen, Skizzen, Kostenvoranschlägen und bei genehmigungspflichtigen<br />
Bauvorhaben Vorlage der Planungsunterlagen)<br />
P<br />
Zustimmung zum Bauvorhaben<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Bauausführung<br />
durch den Bauherrn<br />
P<br />
Vorlage der Rechnungen<br />
durch den Bauherrn beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Prüfung der e<strong>in</strong>gereichten Rechnungen und Inaugensche<strong>in</strong>nahme<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Auszahlung der Förderung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
125
S L<strong>in</strong>ks: Wohnen und Arbeiten unter e<strong>in</strong>em Dach: Frau Lewandoske betreibt geme<strong>in</strong>sam mit ihrem Mann<br />
e<strong>in</strong>e Software-Firma. Sie s<strong>in</strong>d mit der Familie von der Stadt aufs Land gezogen, <strong>in</strong> das oberfränkische Dorf<br />
Unterneuses mit 400 E<strong>in</strong>wohnern. Dort haben sie sich ihren Lebenstraum erfüllt und e<strong>in</strong> schönes altes<br />
Bauernhaus renoviert und dabei selbst kräftig Hand angelegt. An f<strong>in</strong>anziellen Hilfen steuerte die Dor ferneuerung<br />
im Rahmen von Privatmaß nahmen 12 500 Euro (Dach- und Fassadensanierung sowie Kastenfenster)<br />
sowie der Denkmal fonds 8 600 Euro bei. S Rechts: Die Bauherren von Privatmaßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung<br />
erhalten <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> pro Jahr ca. 5 Mio. Euro Zuschüsse und <strong>in</strong>vestieren alle zusammen 35 Mio. Euro.<br />
E<strong>in</strong> Euro Zuschuss macht also fast sieben Euro Umsatz. Privatmaßnahmen s<strong>in</strong>d besonders <strong>in</strong> fränkischen<br />
Dörfern und Regionen e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag für Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze.<br />
Die Gelder aus dem Bayerischen Dorfentwicklungsprogramm werden nicht nach dem Gießkannenpr<strong>in</strong>zip<br />
auf Kle<strong>in</strong>stmaßnahmen verteilt sondern gezielt e<strong>in</strong>gesetzt. Die Förderung konzentriert sich auf Maß nahmen<br />
mit e<strong>in</strong>em Zuwendungsbedarf über 1 000 Euro. Mit Zuwendungen können die durch Rechnungen<br />
nachgewiesenen Aufwendungen abzüglich Umsatzsteuer, Rabatte und Skonti gefördert werden.<br />
Für die Förderung von privaten Maßnahmen ist das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> zuständig. Es hält<br />
In fo rmationsmaterial und Förderanträge bereit. Zu beachten ist, dass mit der Baumaßnahme erst nach<br />
e<strong>in</strong>er schriftlichen Zustimmung des Amtes für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> begonnen werden darf.<br />
Attraktives Ortsbild – wertvoller Wohnraum<br />
Private Maßnahmen <strong>in</strong> der Dorferneuerung haben e<strong>in</strong>en doppelten Nutzen: Zum e<strong>in</strong>en steigt die At trakti<br />
vität des Ortsbildes, wenn Häuser und Höfe gestalterisch verbessert werden. Dies gilt ganz besonders<br />
für die Pflege und Wiederbelebung historischer Bausubstanz, die den Charakter des Ortes maßgeblich<br />
prägt. Zum anderen trägt die Dorferneuerung dazu bei, das Ausbluten der Ortskerne zu verh<strong>in</strong>dern:<br />
Alte, oft leerstehende Gebäude lassen sich im Rahmen der Dorferneuerung so modernisieren, dass sie<br />
heutigen Wohn- und Ar beits ansprüchen gerecht werden. Besonders gut gelungene Projekte zeichnet die<br />
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> mit dem Staatspreis "Dorferneuerung und Baukultur" aus.<br />
126
<strong>Ländliche</strong> Infrastruktur durch Wegebau<br />
So werden Geme<strong>in</strong>den bei der Erschließung ihrer Dörfer,<br />
Weiler, Almen und Alpen unterstützt<br />
Außerhalb von Projekten nach dem Flurbere<strong>in</strong>igungsgesetz kann die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> die Planung<br />
und Herstellung von Ver b<strong>in</strong>dungswegen zu Almen und Alpen, E<strong>in</strong>zelhöfen und Weilern fördern, ferner von<br />
Feld- und Wald wegen, soweit diese dem Lückenschluss von Wander- und Radwegenetzen dienen.<br />
In <strong>Bayern</strong> werden jährlich Wege mit e<strong>in</strong>er Gesamtlänge von etwa 50 km und e<strong>in</strong>em Gesamt <strong>in</strong> vestitionsvolumen<br />
von rund 8 Mio. Euro gebaut. Die Förderhöhe beträgt <strong>in</strong> der Regel bis zu 45 Prozent,<br />
bei Alm- und Alpwegen bis zu 70 Prozent. Am Beispiel von Alm- und Alp wegebau werden die Mög -<br />
lichkeiten und der Gew<strong>in</strong>n durch die <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> für den ländlichen Raum <strong>Bayern</strong>s aufgezeigt.<br />
127
S L<strong>in</strong>ks: Ab Immenstadt zweigen auf 1,4 km saniertem Alpweg Zufahrten zu 11 Alpen ab. E<strong>in</strong> Abzweig mit<br />
3,7 km neuem Weg erschließt zwei Sennalpen und zwei Jungviehalpen. Die Sanierung und der Neubau kosteten<br />
0,88 Mio. Euro. Der Zuschussanteil betrug 67 % und der Älpleranteil ca. 290 000 Euro. Die Wege werden<br />
auch von E<strong>in</strong>heimischen und Touristen gerne genutzt. S Rechts: Vom Berg Mittag zur Sennalpe Oberberg führte<br />
bis vor kurzem e<strong>in</strong> schmaler Bergpfad, jetzt e<strong>in</strong> 1,4 km langer Schotterweg mit bitum<strong>in</strong>ös gebundener Ober <br />
fläche. Die Bewirtschaftung von Alpe und 5 ha Bergwald s<strong>in</strong>d nun erheblich leichter. Der tägliche Viehtrieb<br />
über e<strong>in</strong>en Teil des Weges reduziert die Trittschäden auf den Weideflächen erheblich. Für die Erschließung<br />
vom Tal über den Berg Mittag bis zur Alpe Oberberg <strong>in</strong>vestierte der Älpler 100 000 Euro.<br />
So wird die Bewirtschaftung von Almen und Alpen unterstützt und dadurch die alp<strong>in</strong>e Kultur landschaft<br />
erhalten<br />
Im Bergland Oberbayerns und Schwabens gibt es rund 1 400 anerkannte Almen und Alpen mit zusammen<br />
ca. 40 000 Hektar Lichtweidefläche. Sie werden jährlich mit rund 50 000 R<strong>in</strong>dern, 800 Pferden und<br />
3 500 Schafen und Ziegen beweidet. Die Ertragsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d jedoch ausgesprochen ungünstig und<br />
die Kosten für Mechanisierung sowie Bergung und Lagerung von Futter liegen höher als bei Flächen im<br />
Flachland. Hier kann die Erschließung mit Wegen e<strong>in</strong>e große Hilfe darstellen – und damit e<strong>in</strong>en wichtigen<br />
Beitrag leisten, um die Tierhaltung <strong>in</strong> den Bergen und damit die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel<br />
zu sichern sowie die alp<strong>in</strong>e Kulturlandschaft zu erhalten.<br />
Bei Alm- und Alpwegebau bis zu 70 Prozent Förderung<br />
Beim Bau oder Ausbau von öffentlichen Wegen im Bereich von Almen und Alpen können über die zuständigen<br />
Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> Schwaben und Oberbayern Zuschüsse beantragt werden. Die<br />
Kosten für die Pla nung und Herstellung sowie für die Bauleitung, Bauüberwachung und Abrechnung werden<br />
bis zu 70 Prozent gefördert. Sowohl die Alm- und Alpwegverbände als auch die Geme<strong>in</strong>den können<br />
die För de rung beantragen. Allerd<strong>in</strong>gs gelten dafür bestimmte Voraussetzungen:<br />
SS<br />
Kosten und Nutzen des bezuschussten Weges müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausgewogenen Verhältnis stehen.<br />
SS<br />
Es muss gesichert se<strong>in</strong>, dass die Alm beziehungsweise Alpe langfristig bewirtschaftet wird.<br />
SS<br />
Der Zuwendungsbedarf muss m<strong>in</strong>destens 25 000 Euro betragen.<br />
SS<br />
Der Zuwendungszweck muss 12 Jahre gewährleistet se<strong>in</strong>.<br />
128
S L<strong>in</strong>ks: Befestigte Wege s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e unverzichtbare und feste Größe betriebwirtschaftlicher Rentabilität für die<br />
Alm- und Alpbauern und die ca. 50 Sennereien <strong>in</strong> den Alpen. S Rechts: Die 710 Almen <strong>in</strong> Oberbayern und<br />
die 681 Alpen im Allgäu s<strong>in</strong>d vorwiegend Weideland für Jungtiere. Insgesamt verbr<strong>in</strong>gen auf 40 000 ha Lichtweideflächen<br />
etwa 50 000 R<strong>in</strong>der, 3 500 Schafe und Ziegen sowie 800 Pferde ihre „Sommerfrische“.<br />
Planung und Bauleitung können vom Bauherrn an e<strong>in</strong> Ingenieurbüro oder an den jeweiligen Verband für<br />
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> übertragen werden. Dort steht das notwendige Know how zur Verfügung.<br />
DER WEG ZUM ERFOLG<br />
Antrag<br />
durch den Bauherrn<br />
beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Planung<br />
durch e<strong>in</strong> Ingenieurbüro oder den Verband für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Genehmigung der F<strong>in</strong>anzierung<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Ausschreibung<br />
durch den Bauherrn<br />
P<br />
Vergabe<br />
durch den Bauherrn<br />
P<br />
Bau bzw. Ausbau der Erschließungswege<br />
durch den Bauherrn<br />
P<br />
Vorlage der Rechnungen<br />
durch den Bauherrn beim Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Prüfung der Rechnungen<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
P<br />
Auszahlung des Zuschusses<br />
durch das Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
129
Hochwertige Lebensmittel, touristische Attraktionen<br />
Über ausgebaute Erschließungswege können die Almen oder Alpen<br />
be triebswirtschaftlich akzeptabel erreicht und versorgt werden. Das ist<br />
e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für das Überleben der Berglandwirtschaft<br />
und damit für den Erhalt der alp<strong>in</strong>en Kulturlandschaft.<br />
Der Alm- und Alpwegebau trägt dazu bei, die Erzeugung qualitativ<br />
hoch wertiger Nahrungsmittel und wertvoller regionaltypischer Produkte<br />
für die Zukunft zu sichern. Die Landwirtschaft im Alpenraum leistet<br />
aber auch e<strong>in</strong>en entscheidenden Beitrag für das Fortbestehen e<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>maligen und für viele Erholungssuchende besuchenswerten Landschaft.<br />
Außerdem pflegen gerade die Bergbauern das traditionelle<br />
Brauch tum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er unverfälschten Form. So s<strong>in</strong>d die Allgäuer<br />
Viehscheide und die Oberbayerischen Almabtriebe im Herbst als touristische<br />
At trak tionen weith<strong>in</strong> bekannt und beliebt. Die Berglandwirtschaft<br />
ist also e<strong>in</strong>e wesentliche wirtschaftliche Grundlage für den Tourismus.<br />
Bleibt sie erhalten, werden im Alpenraum auch viele Arbeitsplätze au -<br />
ßer halb der Landwirtschaft gesichert.<br />
Nicht zuletzt br<strong>in</strong>gt der Bau von Alm- und Alpwegen auch bedeutende<br />
Aufträge für die örtliche und regionale Bauwirtschaft. Alle<strong>in</strong> im All gäu<br />
werden pro Jahr mit der Unterstützung der <strong>Ländliche</strong>n Ent wick lung im<br />
Schnitt rund 14 Kilometer Alpwege neu gebaut oder grundlegend<br />
saniert. Dafür werden jährlich von privater und staatlicher Seite etwa<br />
1 Mio. Euro <strong>in</strong>vestiert.<br />
Übrigens: Was dem Altbayern die „Alm“, ist dem Allgäuer die „Alpe“.<br />
S Gute Wege s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Existenzgrundlage: Auf der Allgäuer Alpe Oberberg<br />
werden 180 Laib (5,5 t) begehrter Bergkäse pro duziert, den Wanderer<br />
Stück für Stück genießen. 32 „Leas<strong>in</strong>g-Kühe“ liefern dazu die 55 000<br />
Liter Milch und weiden im Sommer auf 30 ha Bergwiesen. Nach dem<br />
Wegebau <strong>in</strong>vestierte der Älpler (4. Generation) <strong>in</strong> e<strong>in</strong> weiteres Betriebsgebäude<br />
und modernisierte die Sennerei. Auf den 47 Allgäuer Sennalpen<br />
werden jährlich 80 t Bergkäse produziert. Botanische Seltenheiten wie<br />
Enzian, Arnika, Silberdistel und viele Orchideenarten s<strong>in</strong>d durch Beweidung<br />
und Mahd gewachsen und schmücken heute das alp<strong>in</strong>e Land <br />
schafts bild. Die blumenreichen Bergwiesen und ihr Panorama können<br />
nur durch bewirtschaftete Alpen erhalten werden.<br />
130
Ihre Ansprechpartner für weitere Auskünfte und Informationsmaterial:<br />
Die Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Oberbayern<br />
Infanteriestraße 1 · 80797 München<br />
Telefon 089 1213-01 · Fax 089 1213-1406<br />
poststelle@ale-ob.bayern.de<br />
www.landentwicklung.bayern.de<br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Niederbayern<br />
Dr.-Schlögl-Platz 1 · 94405 Landau a. d. Isar<br />
Telefon 09951 940-0 · Fax 09951 940-215<br />
poststelle@ale-nb.bayern.de<br />
www.landentwicklung.bayern.de<br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Oberpfalz<br />
Lechstraße 50 · 93057 Regensburg<br />
Telefon 0941 4022-0 · Fax 0941 4022-222<br />
poststelle@ale-opf.bayern.de<br />
www.landentwicklung.bayern.de<br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Oberfranken<br />
Nonnenbrücke 7 a · 96047 Bamberg<br />
Telefon 0951 837-0 · Fax 0951 837-199<br />
poststelle@ale-ofr.bayern.de<br />
www.landentwicklung.bayern.de<br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Mittelfranken<br />
Philipp-Zorn-Straße 37 · 91522 Ansbach<br />
Telefon 0981 591-0 · Fax 0981 591-600<br />
poststelle@ale-mfr.bayern.de<br />
www.landentwicklung.bayern.de<br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Unterfranken<br />
Zeller Straße 40 · 97082 Würzburg<br />
Telefon 0931 4101-0 · Fax 0931 4101-250<br />
poststelle@ale-ufr.bayern.de<br />
www.landentwicklung.bayern.de<br />
Amt für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Schwaben<br />
Dr.-Rothermel-Straße 12 · 86381 Krumbach<br />
Telefon 08282 92-0 · Fax 08282 92-255<br />
poststelle@ale-schw.bayern.de<br />
www.landentwicklung.bayern.de<br />
132
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Die Dienstgebiete der Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
ALE<br />
Unterfranken<br />
Würzburg<br />
ALE<br />
Oberfranken<br />
Bamberg<br />
ALE<br />
Mittelfranken<br />
Ansbach<br />
ALE<br />
Oberpfalz<br />
Regensburg<br />
ALE<br />
Schwaben<br />
Krumbach<br />
ALE<br />
Oberbayern<br />
München<br />
ALE<br />
Niederbayern<br />
Landau<br />
Die Dienstgebiete der Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> (ALE) entsprechen den<br />
Regierungs bezirken.<br />
133
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Ludwigstraße 2 · 80539 München<br />
www.landentwicklung.bayern.de<br />
landentwicklung@stmelf.bayern.de<br />
RB-Nr. 08/05/19 · © 2006 · teilweise aktualisiert August 2012<br />
Konzeption und Gestaltung: Sibylle Schug · München<br />
Druck: Johann Walch GmbH & Co KG · Augsburg<br />
Abbildungen:<br />
AGCO GmbH/Fendt-Market<strong>in</strong>g · Marktoberdorf: Seite 18 oben<br />
Doll, Georg · Harthöfl: Seite 47 oben<br />
Gast, Gottfried · Bernbeuren: Seite 62<br />
Haberl, Inge · Wallersdorf: Seite 98 3. von oben<br />
Helmreich, Alois · Kempten: Seiten 128 oben, 129 rechts oben<br />
Hördler, Hans-Jürgen · Fürnried: Seite 21 oben<br />
Horsch Masch<strong>in</strong>enfabrik GmbH · Schwandorf: Seite 83<br />
Mooshammer, Gabriele · Gailsbach: Seite 71 rechts oben<br />
Moser, Hans · Hohenfurch: Seite 63 2. von unten<br />
Perras, Othmar · Parsberg: Seiten 11, 20, 25, 30 (2. v. l<strong>in</strong>ks),<br />
Seite 22 (l<strong>in</strong>ks unten), Seiten 24, 30, 39 (rechts unten)<br />
Staatliches Bauamt Schwe<strong>in</strong>furt: Seite 27 oben<br />
Süß, Helmut · Landwirtschaftliches Wochenblatt: Seiten 97 oben, 112 unten<br />
Wolf, Heidi · Passau: Seite 90 unten<br />
Alle anderen: Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
und Ämter für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz,<br />
Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben<br />
134
Stand 2005 · H<strong>in</strong>tergrund ÜK 500, Landesamt für Vermessung und Geo<strong>in</strong>formation, München<br />
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
● Flurneuordnung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />
● Flurneuordnung und Dorferneuerung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />
Dorferneuerung (Verfahren kle<strong>in</strong>er/größer als 40 ha)<br />
▲ Freiwilliger Landtausch<br />
Aktuelle Projekte <strong>in</strong> Südbayern
<strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten<br />
Verwaltung für <strong>Ländliche</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Ludwigstraße 2 · 80539 München<br />
www.landentwicklung.bayern.de