Berichte Heft 76/2001, Fachbeiträge zur Dorferneuerung und ...
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Holger Magel<br />
Regionale Landentwicklung in Theorie <strong>und</strong> Praxis*<br />
Die Regionale Landentwicklung liegt im Trend. Sie<br />
liegt im Vollzug der Raumordnungspolitik <strong>und</strong> des<br />
Bayerischen Landesentwicklungsprogramms. Es ist<br />
eindeutig klar geworden: Die Regionale Landentwicklung<br />
ist eine Aufgabe der Zukunft auch für die<br />
Direktionen für Ländliche Entwicklung! Sie haben<br />
alle den Bayernkurier-Artikel von Staatsminister<br />
Josef Miller bekommen, wo er erstmals unmissverständlich<br />
klare Position zu diesem Thema bezogen<br />
hat. Auch dazu mein Glückwunsch, Herr Schulze,<br />
dass dieser Artikel als politischer Gr<strong>und</strong>akkord »just<br />
in time« erschienen ist. Wenn sich die Direktionen<br />
für Ländliche Entwicklung (DLE) der Regionalen<br />
Landentwicklung widmen, dann ist das kein Bruch<br />
<strong>und</strong> kein Abweichen vom Reformbeschluss vom Juli<br />
1996!<br />
Die Politik erwartet von der DLE mehr als nur<br />
schnelle Hilfen für die Landwirtschaft. Sie fordert<br />
Beiträge <strong>zur</strong> Standortstärkung, Unternehmensflurbereinigung,<br />
Lösung von Nutzungskonflikten etc.<br />
Nichts anderes will die Regionale Landentwicklung.<br />
Und Minister Miller hat sich nun klar dahinter<br />
gestellt. Wann eine Regionale Landentwicklung in<br />
Frage kommt, hat Herr Schulze in seiner Einführung<br />
sehr prägnant herausgestellt. Immer muss die fachliche<br />
Notwendigkeit gegeben sein. Auslöser können<br />
gemeinsamer Leidensdruck sein oder strategische<br />
Absichten, ein ökonomisches Ziel besser über den<br />
Verb<strong>und</strong> in einem größeren Raum zu erreichen.<br />
Erwünscht sind dabei ein effizienter Kapitaleinsatz,<br />
Nachhaltigkeit, Konsensfähigkeit <strong>und</strong> das Erreichen<br />
des »win-win-Prinzips«, das Herr Pelzer gestern auch<br />
noch einmal sehr deutlich betont hat.<br />
Im Bereich der Regionalen (Land-)Entwicklung gibt<br />
es längst einen Wettbewerb. Sogar die katholische<br />
Kirche versucht sich auf diesem Feld; das Projekt<br />
»erde«, das Herr Dr. Jahnke erwähnt hat, ist eine<br />
Abkürzung für »eigenständige regionale dauerhafte<br />
entwicklung«. Die hierzu notwendigen Manager kauft<br />
sich die Katholische Landvolkbewegung (KLB) ein.<br />
Von anderen Verwaltungen haben wir genügend<br />
gehört. Noch aber gibt es Spiel- <strong>und</strong> Freiräume<br />
zum Handeln, zum eigenständigen Handeln. Ich<br />
meine, bei der Regionalen Landentwicklung sind sie<br />
im Moment noch größer als bei der Agenda 21, wo<br />
ich sehr nachdenklich geworden bin, weil mir der<br />
große Ruck in der Verwaltung noch fehlt, <strong>und</strong> die<br />
DLE zu wenig noch erklärtermaßen unter dem Agenda<br />
21-Schild marschieren. Auch die DLE sollten an<br />
die Gemeinden herangehen <strong>und</strong> anbieten: Wir helfen<br />
euch beim Agenda 21-Prozess. Die Kommunen entscheiden,<br />
ob man einen Agenda 21-Prozess macht,<br />
nicht das Umweltministerium! Natürlich reagieren<br />
viele Gemeinden erst nach Aufforderung oder auf<br />
Lockangebote! Warum sollten die Direktionen für<br />
Ländliche Entwicklung diese allein dem StMLU überlassen?<br />
Dr. Busse hat die DLE heute aufgefordert,<br />
sich stärker auf dem Feld lokaler, übergemeindlicher<br />
<strong>und</strong> regionaler Ökokonten <strong>und</strong> deren Management<br />
als Dienstleister für die Gemeinden zu engagieren. Es<br />
ist keine Frage, dass die Regionale Landentwicklung<br />
hierfür einen idealen »bodenbezogenen« Rahmen<br />
abgibt.<br />
Die Regionale Landentwicklung ist von ähnlich<br />
herausfordernder Dimension für die Direktionen für<br />
Ländliche Entwicklung wie es vor über 20 Jahren die<br />
<strong>Dorferneuerung</strong> war!<br />
Die Kommunalpolitiker Dr. Busse, Dr. Haisch, Pelzer<br />
<strong>und</strong> Schwemmbauer haben es überdeutlich gesagt:<br />
Die Kommunen sind die K<strong>und</strong>en der Zukunft für die<br />
DLE! Dies passt möglicherweise vielen nicht, wenn<br />
dies so deutlich gesagt wird. Aber es gibt keinen<br />
Zweifel: Die Kommunen sind für die Landwirtschaft<br />
ebenso verantwortlich wie für die Bauleitplanung,<br />
Infrastruktur, Kultur, Ökologie etc. Sie haben die<br />
Komplexität des Lebens zu verantworten im örtlichen<br />
Bereich. Und das ist auch sehr deutlich geworden:<br />
Die Kommunen brauchen Berater <strong>und</strong> Beratung<br />
vor Ort. Diese Nachfrage sollte bedient werden. Und<br />
Dr. Busse hat heute etwas gesagt, was vielleicht Frau<br />
Lerzer nicht gar so geschmeckt hat: Er präferiert lieber<br />
bestehende bewährte Strukturen als ständig<br />
etwas Neues zu schöpfen. Er hat den Ausdruck<br />
umgedreht <strong>und</strong> hat nicht vom »alten Wein in neuen<br />
Schläuchen« gesprochen, sondern vom »neuen Wein<br />
in alten Schläuchen«. Die DLE sind aufgefordert, diesen<br />
neuen Wein zu produzieren <strong>und</strong> bestehende,<br />
sicherlich modernisierte Strukturen zu benutzen.<br />
* Zusammenfassung des 9. Kontaktstudiums vom 19. bis 21. April 1999 in Ansbach<br />
<strong>Berichte</strong> <strong>zur</strong> Ländlichen Entwicklung <strong>76</strong>/<strong>2001</strong> 47