PDF , 7.4 MB - Landtag Brandenburg - Brandenburg.de
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<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25<br />
5. Wahlperio<strong>de</strong><br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten<br />
Krajny sejm Bramborska<br />
Rada za serbske nastupnosći<br />
Protokoll<br />
25. Sitzung (öffentlich)<br />
12. November 2013<br />
Potsdam - Haus <strong>de</strong>s <strong>Landtag</strong>es<br />
13.00 Uhr bis 14.48 Uhr<br />
Vorsitz:<br />
Harald Koncak<br />
Protokoll:<br />
Birgit Ginkel<br />
Anwesen<strong>de</strong> Ratsmitglie<strong>de</strong>r:<br />
Harald Koncak<br />
Torsten Mak<br />
Měto Nowak<br />
Angela Šurmanowa<br />
Datum <strong>de</strong>r Ausgabe: 09.01.2014
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 2<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Tagesordnung:<br />
1. Protokollkontrolle<br />
2. Bericht zum Stand <strong>de</strong>r Evaluierung Witaj (<strong>MB</strong>JS)<br />
3. Beratung <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungsanträge zum „Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung von Rechtsvorschriften<br />
über die Rechte <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>“<br />
4. Zweisprachige Beschriftung von Verkehrszeichen im angestammten Siedlungsgebiet<br />
<strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n, Gültigkeit <strong>de</strong>s Erlasses <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />
Infrastruktur und Raumordnung Abteilung 4, Nr. 22/2008 – Straßenverkehr<br />
vom 29. Oktober 2008<br />
5. Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
(Antirassismus-Novelle) – Drucksache 5/7321<br />
6. Übereinkommen zur Erhaltung <strong>de</strong>s immateriellen Kulturerbes<br />
7. Verschie<strong>de</strong>nes<br />
7.1 Lehrerbildung<br />
7.2 Bericht über die Sprecher <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen<br />
7.3 Sitzungstermine 2014<br />
Um 15.00 Uhr Besichtigung <strong>de</strong>s Neuen <strong>Landtag</strong>es <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> durch die Mitglie<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>s Rates für sorbische/wendische Angelegenheiten<br />
Festlegungen:<br />
1. Die Tagesordnung wur<strong>de</strong> um <strong>de</strong>n TOP 7.1 „Lehrerbildung“ und TOP 7.2 „Bericht<br />
über die Sprecher <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen“ einstimmig erweitert.<br />
2. Das Protokoll <strong>de</strong>r 24. Sitzung vom 20. August 2013 wur<strong>de</strong> autorisiert.<br />
3. Das <strong>MB</strong>JS wird <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Rates für sorbische/wendische Angelegenheiten<br />
das Evaluierungskonzept zur Verfügung stellen.<br />
4. Die Stellungnahme <strong>de</strong>s Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrates zur zweisprachigen Beschriftung<br />
von Verkehrszeichen im angestammten Siedlungsgebiet <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n<br />
an das MIL wur<strong>de</strong> einstimmig angenommen (vgl. Anlage 3).<br />
5. Die Stellungnahme <strong>de</strong>s Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrates zur Antirassismus-Novelle an<br />
<strong>de</strong>n Hauptausschuss wur<strong>de</strong> einstimmig angenommen (vgl. Anlage 4).<br />
6. Die Sitzungstermine für das Jahr 2014 wur<strong>de</strong>n beschlossen.
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 3<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Aus <strong>de</strong>r Beratung:<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> begrüßt die Anwesen<strong>de</strong>n und Gäste zur 25. Sitzung <strong>de</strong>s Rates für<br />
sorbische/wendische Angelegenheiten.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r Tagesordnung bittet Herr Nowak (Ratsmitglied) <strong>de</strong>n TOP 7.1 „Lehrerbildung“<br />
sowie 7.2 „Bericht über die Sprecher <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen“ aufzunehmen.<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> stellt die so geän<strong>de</strong>rte Tagesordnung zur Abstimmung. Einstimmig<br />
votieren die Ratsmitglie<strong>de</strong>r dafür.<br />
Zu TOP 1:<br />
Protokollkontrolle<br />
Von Herrn Nowak (Ratsmitglied) lägen Ergänzungen zum Protokoll <strong>de</strong>r letzten Sitzung<br />
vom 20. August 2013 vor, erklärt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>. Da keine weiteren Än<strong>de</strong>rungen<br />
vorliegen, kommt er zur Abstimmung <strong>de</strong>s geän<strong>de</strong>rten Protokollentwurfes. Einstimmig<br />
bestätigen die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrates diesen.<br />
In diesem Zusammenhang erklärt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>, dass er die vom Sorben-<br />
/Wen<strong>de</strong>nrat wahrgenommenen Termine als Anlage zu Protokoll gibt (Anlage 1).<br />
Zu TOP 2:<br />
Bericht zum Stand <strong>de</strong>r Evaluierung Witaj (<strong>MB</strong>JS)<br />
Herr Markus (<strong>MB</strong>JS) bittet Frau Schäfer (Abteilungsleiterin <strong>MB</strong>JS) wegen Terminüberschneidungen<br />
zu entschuldigen.<br />
Herr Dr. Bieber (LISUM) fasst <strong>de</strong>n bisherigen Stand kurz zusammen. Damals sei <strong>de</strong>r<br />
von <strong>de</strong>r Arbeitsebene ausgewählte Favorit <strong>de</strong>r vorgestellten Varianten von <strong>de</strong>r Hausleitung<br />
<strong>de</strong>s <strong>MB</strong>JS bestätigt wor<strong>de</strong>n. Das sei ein Längsschnitt mit einer Fokussierung<br />
auf die Kompetenzentwicklung <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler. Am 22. Oktober 2013<br />
sei dann die Ausschreibung <strong>de</strong>s Vorhabens auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r im Vorfeld entwickelten<br />
Angaben ausgelöst wor<strong>de</strong>n. Man fin<strong>de</strong>t diese jetzt auf <strong>de</strong>r Vergabeplattform <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> und <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s sowie auf einer privaten bun<strong>de</strong>sweiten Plattform<br />
und im Ausschreibungsblatt Berlin-<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>. Die Angebotsfrist en<strong>de</strong> am<br />
29. November 2013. Nach <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Auswahlverfahren könne dann über weitere<br />
Schritte berichtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Frau Šurmanowa (Ratsmitglied) erinnert daran, dass sie vereinbart hätten, in das<br />
Auswahlverfahren einbezogen und über die Endfassung informiert zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Seitens <strong>de</strong>s <strong>MB</strong>JS erklärt Herr Markus, dass am 19. September in <strong>de</strong>r<br />
AG Sorbische/Wendische Bildungsthemen unter TOP 2 über <strong>de</strong>n Stand ausführlich<br />
diskutiert wor<strong>de</strong>n sei. Das Protokoll sei auch an <strong>de</strong>n Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrat versandt<br />
wor<strong>de</strong>n.
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 4<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Herr Nowak (Ratsmitglied) unterstreicht die Ausführungen von Frau Šurmanowa<br />
(Ratsmitglied). In <strong>de</strong>r Evaluationsgruppe, in <strong>de</strong>r AG Sorbische/Wendische Bildungsthemen<br />
und im Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrat hätte es eine Vereinbarung gegeben, wonach die<br />
sorbische/wendische Seite über die Endfassung <strong>de</strong>r Ausschreibung informiert wer<strong>de</strong>.<br />
Er bittet darum, sich zukünftig an die gemachten Verabredungen zu halten. Gleichwohl<br />
freue er sich, dass das Verfahren nach eineinhalb Jahren begonnen habe.<br />
Herr Markus (<strong>MB</strong>JS) stimmt <strong>de</strong>n Ausführungen von Herrn Nowak (Ratsmitglied) zu<br />
und bietet an, das Konzeptpapier zur Verfügung zu stellen.<br />
Zu TOP 3:<br />
Beratung <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungsanträge zum „Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung von<br />
Rechtsvorschriften über die Rechte <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n im Land<br />
<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>“<br />
Herr Nowak (Ratsmitglied) führt an, dass das Sorben-/Wen<strong>de</strong>n-Gesetz eigentlich in<br />
<strong>de</strong>r morgigen Hauptausschusssitzung abschließend beraten wer<strong>de</strong>n sollte. Er bittet<br />
die Abgeordneten, <strong>de</strong>n aktuellen Zeitplan darzulegen. Die Gemein<strong>de</strong> Neuhausen im<br />
Landkreis Spree-Neiße habe sich einstimmig wegen finanzieller Be<strong>de</strong>nken gegen die<br />
Zugehörigkeit zum Siedlungsgebiet ausgesprochen, trotz <strong>de</strong>s Vorhan<strong>de</strong>nseins von<br />
sorbischer/wendischer Sprache und Kultur. Auf alle Gesprächsangebote seitens <strong>de</strong>s<br />
Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrates an <strong>de</strong>n Bürgermeister seien sie nicht eingegangen. Im Moment<br />
prüfe die Kommunalaufsicht <strong>de</strong>s Landkreises, ob <strong>de</strong>r Beschluss wirksam sei.<br />
Des Weiteren lägen ihm von <strong>de</strong>r Bevölkerung Meinungen vor, dass die Beschlüsse<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>vertreter nicht ihren Positionen entsprächen. Er gibt diese als Anlage 2<br />
zu Protokoll. Daraufhin hätten sie jetzt die Liste mit <strong>de</strong>n Kriterien für die Aufnahme in<br />
das Siedlungsgebiet auf <strong>de</strong>r Webseite www.swg-bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong> in das Internet gestellt.<br />
Der Hauptausschuss wer<strong>de</strong> sich am 4. Dezember 2013 mit <strong>de</strong>m Sorben-/Wen<strong>de</strong>n-<br />
Gesetz befassen, erläutert Abgeordneter Schippel (SPD). Beim ersten Plenum im<br />
neuen <strong>Landtag</strong> solle das Gesetz verabschie<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Hinsichtlich <strong>de</strong>r angesprochenen<br />
Siedlungsliste erklärt er, dass die Gemein<strong>de</strong>n als auch <strong>de</strong>r Rat für sorbische/wendische<br />
Angelegenheiten für je<strong>de</strong> Kommune <strong>de</strong>r Liste <strong>de</strong>n Antrag zur Aufnahme<br />
in das Siedlungsgebiet innerhalb von zwei Jahren stellen könne. Es sei Sache<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s, dann darüber zu entschei<strong>de</strong>n. In diesem Falle entschei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong><br />
Ausschuss <strong>de</strong>s <strong>Landtag</strong>es <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>. Calau müsse ebenfalls noch<br />
einmal einen Antrag stellen. Am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s nächsten Plenums wür<strong>de</strong>n die beteiligten<br />
Abgeordneten noch einmal das Gespräch führen. Es sei immer klar gewesen, dass<br />
es Verän<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>m eingebrachten Gesetzentwurf geben wer<strong>de</strong>.<br />
Abgeordneter Dr. Hoffmann (fraktionslos) schließt sich <strong>de</strong>n Ausführungen zum Umgang<br />
einiger Verwaltungsbeamter und ehrenamtlicher Bürgermeister mit <strong>de</strong>m Thema<br />
an. Es gebe aus seiner Sicht eine staatliche Verantwortung. Laut einer Handreichung<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sinnenministeriums seien das Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler<br />
Min<strong>de</strong>rheiten und die Europäische Charta <strong>de</strong>r Regional- o<strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheitensprachen<br />
gelten<strong>de</strong>s Recht in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland. Diese Gesetze seien
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 5<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
von <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik anerkannt ratifiziert wor<strong>de</strong>n. Er erinnert daran, dass Bun<strong>de</strong>srecht<br />
Lan<strong>de</strong>srecht breche. Da gebe es wohl Schulungsbedarf bei <strong>de</strong>n Verwaltungskräften<br />
auf allen Ebenen. Es sei gut, dieses Thema gewinnend zu vermitteln. Demnach<br />
hätten öffentliche Stellen die Aufgabe zu motivieren und Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, damit die Kultur <strong>de</strong>r Sorben und Wen<strong>de</strong>n erhalten bleibe und die Möglichkeit<br />
bestehe, die Sprache anzuwen<strong>de</strong>n. Darüber hinaus gebe es auch ein Assimilierungsverbot.<br />
Er habe bereits vier Än<strong>de</strong>rungsanträge eingebracht. Diese seien jetzt gestrafft in einem<br />
Än<strong>de</strong>rungsantrag zusammengefasst und wür<strong>de</strong>n von BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN und ihm eingebracht. Seine Position zum Siedlungsgebiet sei bekannt. International<br />
sei das wegen <strong>de</strong>s Reservatsgedankens nicht mehr relevant.<br />
Abgeordnete Frau Schier (CDU) habe <strong>de</strong>n Än<strong>de</strong>rungsantrag erhalten. Dieser erscheine<br />
ihr wie ein neuer Gesetzentwurf. Es stelle sich die Frage <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />
bezüglich <strong>de</strong>r vom Dachverband zu organisieren<strong>de</strong>n Wahlen. Knackpunkt aus ihrer<br />
Sicht sei die jetzt existieren<strong>de</strong> und angeführte Liste. Die einbringen<strong>de</strong>n Abgeordneten<br />
<strong>de</strong>s Gesetzentwurfes treffen sich am Ran<strong>de</strong> <strong>de</strong>s nächsten Plenums und sie hoffe auf<br />
einen Konsens. Auch sie wünscht, dass es das erste Gesetz ist, das im neuen <strong>Landtag</strong><br />
beschlossen wer<strong>de</strong>.<br />
Frau Dr. Harcke (DIE LINKE) betont, dass DIE LINKE sich für diesen Gesetzentwurf<br />
immer stark gemacht habe. In Bezug auf Calau stellt sie fest, dass sich die Stadt ein<strong>de</strong>utig<br />
positioniert habe und es hierzu noch Abstimmungen zwischen <strong>de</strong>n Koalitionsfraktionen<br />
gebe.<br />
Herr Nowak (Ratsmitglied) berichtet von seinen jüngsten Erfahrungen mit <strong>de</strong>m<br />
Amtsgericht, Vereinsregister in Cottbus. Die zuständige Rechtspflegerin habe in einem<br />
Schreiben geäußert, dass sie die Praxis sich auf Sorbisch/Wendisch an das Gericht<br />
zu wen<strong>de</strong>n, bedauere.<br />
Der Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrat begrüßt die weitere Diskussion und <strong>de</strong>n signalisierten Gesprächsbedarf<br />
<strong>de</strong>r Fraktion <strong>de</strong>r SPD und <strong>de</strong>r Fraktion DIE LINKE sowie mit <strong>de</strong>m<br />
MWFK. Die von ihnen erarbeitete Liste an Gemein<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>nen sie Substanz gefun<strong>de</strong>n<br />
hätten, noch einmal als Antrag zu formulieren, erschließe sich nicht und verwirre<br />
auch die Gemein<strong>de</strong>n, die sich schon dazu geäußert hätten. Das führe aus seiner<br />
Sicht eher dazu, dass auch <strong>de</strong>r Letzte die Lust an <strong>de</strong>m Thema verliere und am En<strong>de</strong><br />
gegen die Sorben und Wen<strong>de</strong>n sei. Entschei<strong>de</strong> sich eine Gemein<strong>de</strong> dagegen, heiße<br />
es, man könne nicht gegen <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>. Im an<strong>de</strong>ren Fall, wenn sich<br />
eine Gemein<strong>de</strong> dafür entschie<strong>de</strong>n habe, dann wer<strong>de</strong> mal darüber nachgedacht, ob<br />
es unter Umstän<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n Gesetzentwurf einfließen könne.<br />
Abschließend bittet er im Namen <strong>de</strong>r Ratsmitglie<strong>de</strong>r um ein Zeichen, wann <strong>de</strong>r letzte<br />
Diskussionsstand vorliege, zu welchem sie dann ein Votum abgeben könnten.<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> bedauert auch noch einmal, dass ihnen die neuen Unterlagen nicht<br />
vorlägen und die Zeit so verstreiche.
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 6<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Abgeordneter Schippel (SPD) bemerkt, dass letzten En<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r fe<strong>de</strong>rführen<strong>de</strong> Ausschuss<br />
über <strong>de</strong>n Gesetzentwurf entschei<strong>de</strong> und dieser am 4. Dezember 2013 tage.<br />
Seit <strong>de</strong>r letzten Anhörung sei sichtbar gewor<strong>de</strong>n, dass die Kommunen meinen, nur<br />
sie selber hätten etwas dazu zu sagen o<strong>de</strong>r könnten darüber entschei<strong>de</strong>n, ob sie<br />
zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet gehörten. Erst nach Verabschiedung<br />
<strong>de</strong>s Gesetzes könne die Kommune o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten<br />
einen entsprechen<strong>de</strong>n Antrag stellen.<br />
Abgeordneter Lipsdorf (FDP) fin<strong>de</strong>t es seltsam, dass es Arbeitspapiere gebe, die<br />
nicht allen vorlägen. Deshalb könne er sich nicht zum aktuellen Stand äußern.<br />
Frau Dr. Harcke (DIE LINKE) sagt, dass <strong>de</strong>r Diskussionsprozess in <strong>de</strong>r Koalition bis<br />
zur letzten Woche gedauert habe. Deshalb bittet sie um Verständnis und erklärt weiter,<br />
dass die Endfassung mit <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Begründung so schnell wie möglich<br />
<strong>de</strong>n einbringen<strong>de</strong>n Abgeordneten und <strong>de</strong>m Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrat rechtzeitig vor <strong>de</strong>r<br />
Sitzung <strong>de</strong>s Hauptausschusses vorläge.<br />
Herr Nowak (Ratsmitglied) begrüßt das Vorgehen und weist darauf hin, dass sie erst<br />
bei Vorlage <strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungsanträge sich ein Votum erarbeiten könnten. Dann könnten<br />
sie innerhalb <strong>de</strong>r Ausschusssitzung ihre Meinung darlegen. Er bittet die endgültigen<br />
Än<strong>de</strong>rungsanträge so früh wie möglich bereitzustellen, damit alle Fristen eingehalten<br />
wer<strong>de</strong>n können. Erst in diesem Gesetzesvorhaben sei ihnen aufgefallen, dass die<br />
effektive politische Mitbestimmung in <strong>de</strong>r Praxis durch die parlamentarischen Abläufe<br />
sehr schwierig sei.<br />
Abgeordneter Dr. Hoffmann (fraktionslos) weist darauf hin, dass manchmal eine<br />
formale Festlegung hilfreich sei. Wenn also die Lan<strong>de</strong>sebene entschei<strong>de</strong>, gelte das<br />
in je<strong>de</strong> Richtung. Entwe<strong>de</strong>r Calau o<strong>de</strong>r Lübben. Sollte die Lan<strong>de</strong>sebene entschei<strong>de</strong>n,<br />
dass we<strong>de</strong>r in Calau noch in Lübben o<strong>de</strong>r Senftenberg etwas Sorbisches/Wendisches<br />
sei, müsse darüber im politischen Raum diskutiert wer<strong>de</strong>n. Seine<br />
vier Än<strong>de</strong>rungsanträge seien bekannt, wür<strong>de</strong>n aber von ihm zurückgezogen, da <strong>de</strong>r<br />
neue gemeinsame Än<strong>de</strong>rungsantrag mit BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN besser sei.<br />
Abgeordneter Schippel (SPD) fasst zusammen, dass die Gemein<strong>de</strong> Calau mit ihrem<br />
ein<strong>de</strong>utigen Beschluss einen entsprechen<strong>de</strong>n Antrag gestellt hätte. Wenn <strong>de</strong>r Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrat<br />
seinen Antrag dazu stelle, könne darüber zügig entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Lan<strong>de</strong>sverfassung wer<strong>de</strong> hinsichtlich <strong>de</strong>r neuen Schreibweise „Sorben/Wen<strong>de</strong>n“<br />
im Dezember 2013 geän<strong>de</strong>rt.<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> bezweifelt, dass <strong>de</strong>r Gesetzentwurf im Januar 2014 verabschie<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>. Die Probleme scheinen ihm größer anstatt kleiner zu wer<strong>de</strong>n. Die Lan<strong>de</strong>sregierung<br />
habe es bis heute nicht geschafft, gelten<strong>de</strong>s Recht hinsichtlich <strong>de</strong>s angestammten<br />
Siedlungsgebietes umzusetzen. Von <strong>de</strong>r Stadt Forst sei niemand zum<br />
zehnjährigen Umzug <strong>de</strong>r Horno erschienen.
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 7<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Bezüglich <strong>de</strong>r Wahlen erklärt Frau Dr. Harcke (DIE LINKE), dass die anerkannten<br />
Dachverbän<strong>de</strong> eine Direktwahl <strong>de</strong>s Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrates organisieren. Damit entfalle<br />
die Wahl durch <strong>de</strong>n <strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>. Der Präsi<strong>de</strong>nt berufe dann die Mitglie<strong>de</strong>r<br />
in ihr Amt. In <strong>de</strong>n Paragrafen gebe es <strong>de</strong>taillierte Vorstellungen zum Ablauf. Es<br />
gebe einen Passus, wonach die Kosten <strong>de</strong>r Wahl, auch eine Briefwahl sei möglich,<br />
<strong>de</strong>r <strong>Landtag</strong> trage. Das Vorschlagsrecht sollen sorbische/wendische Vereine haben,<br />
die in ihren Satzungen entsprechen<strong>de</strong> Zielsetzungen hätten. Wahlberechtigt seien<br />
alle, die auch zum <strong>Landtag</strong> wahlberechtigt seien, sich als Sorben/Wen<strong>de</strong>n bekennen<br />
und durch einen Eintrag in eine Wählerliste ihr Wahlrecht ausüben. Wählbar seien<br />
alle ab 18 Jahren, die sich eingetragen hätten.<br />
Abgeordneter Schippel (SPD) ergänzt dahingehend, dass die Dachverbän<strong>de</strong> vom<br />
Präsi<strong>de</strong>nten anerkannt wür<strong>de</strong>n. Er gehe davon aus, dass es einen anerkannten<br />
Dachverband geben wer<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r seine jahrelange Arbeit nachweise.<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> fasst zusammen, dass alle Sorben/Wen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
wahlberechtigt seien. Gleichwohl sei <strong>de</strong>r momentane Stand unbefriedigend.<br />
Zu TOP 4:<br />
Zweisprachige Beschriftung von Verkehrszeichen im angestammten<br />
Siedlungsgebiet <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n, Gültigkeit <strong>de</strong>s<br />
Erlasses <strong>de</strong>s Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung<br />
Abteilung 4, Nr. 22/2008 – Straßenverkehr vom 29. Oktober 2008<br />
Herr Nowak (Ratsmitglied) erklärt, dass sie zu <strong>de</strong>m vorliegen<strong>de</strong>n Erlass einige Anmerkungen<br />
und eine Stellungnahme erarbeitet hätten (Anlage 3). Im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Novellierung <strong>de</strong>s Sorben-/Wen<strong>de</strong>n-Gesetzes könnten sich einige Rahmenbedingungen<br />
für die zweisprachige Beschriftung än<strong>de</strong>rn. Die fünfjährige Bindung <strong>de</strong>s<br />
Erlasses verwun<strong>de</strong>re sie.<br />
Herr Schmeiser (MIL) erklärt, dass gemäß Lan<strong>de</strong>sorganisationsgesetz ein Erlass<br />
nicht länger als fünf Jahre gültig sein dürfe, wenn er nicht vorher aufgehoben o<strong>de</strong>r<br />
geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>.<br />
Aus ihrer Sicht erschließe sich <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r zweisprachen Beschriftung nicht. Es<br />
müssten eigentlich alle Schil<strong>de</strong>r, auf <strong>de</strong>nen Sprache auftauche, zweisprachig gestaltet<br />
wer<strong>de</strong>n, bemerkt Herr Nowak (Ratsmitglied). In <strong>de</strong>r Praxis sei es sehr uneinheitlich<br />
geregelt. Einige Kommunen wür<strong>de</strong>n es trotz<strong>de</strong>m umsetzen und an<strong>de</strong>re unterließen<br />
es mit <strong>de</strong>m Verweis auf <strong>de</strong>n Erlass. Die Regelungen seien zu streichen, die eine<br />
Beschriftung von Zielen außerhalb <strong>de</strong>s Siedlungsgebietes verhin<strong>de</strong>rten. Sprache habe<br />
auch eine kommunikative Funktion. Bei Gemein<strong>de</strong>n - wie die Stadt Cottbus - die<br />
sich in ihrer Satzung Cottbus/Chóśebuz nenne, erschließe sich nicht, warum dieser<br />
rechtlich gültige Namen <strong>de</strong>r Stadt außerhalb <strong>de</strong>s Siedlungsgebietes keine Anwendung<br />
fin<strong>de</strong>.
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 8<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Gera<strong>de</strong> für die Verkehrszeichen sei <strong>de</strong>r Bund zuständig, bemerkt Herr Schmeiser<br />
(MIL). Auf <strong>de</strong>r Grundlage einer Ausnahmeregelung gemäß § 46 Abs. 2 StVO hätten<br />
sie gearbeitet. Der Rechtsrahmen sei im Gegensatz zu einem Gesetz wesentlich geringer<br />
und die Grenzen seien enger gesetzt. Es gebe die Bun<strong>de</strong>streue und man könne<br />
nicht einschätzen, wie das Bun<strong>de</strong>sverkehrsministerium reagiere, wenn auf Autobahnschil<strong>de</strong>rn/Wegweisern<br />
einfach eine zweisprachige Beschriftung erfolge.<br />
Herr Nowak (Ratsmitglied) verweist auf die zweisprachige Beschriftung von Warschau/Warszawa<br />
hin und bittet sie, über die zuständigen bun<strong>de</strong>srechtlichen<br />
Regelungen zu informieren. Hinsichtlich <strong>de</strong>r Schriftgröße macht er darauf<br />
aufmerksam, dass es in an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn Europas sogar möglich sei, drei Sprachen<br />
gleich groß auf <strong>de</strong>n Schil<strong>de</strong>rn unterzubringen, ohne <strong>de</strong>n Verkehr zu gefähr<strong>de</strong>n. Auch<br />
in <strong>de</strong>r Lausitz gebe es noch ältere Schil<strong>de</strong>r, die gleich groß beschriftet seien. Es fehle<br />
ein expliziter Hinweis, dass diese Vorgaben nur bei Neubeschriftung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m<br />
Ersetzen von Beschriftungen zwingend zu beachten seien. Es müssten keine<br />
Schil<strong>de</strong>r über Nacht ausgetauscht wer<strong>de</strong>n. Momentan habe man bereits über<br />
80 Beispiele für fehlerhafte Beschriftungen gefun<strong>de</strong>n. Es gebe zum Beispiel<br />
12 Schriftweisen für Chóśebuz. Er bittet, auf die Korrektheit zu achten. Abschließend<br />
betont Herr Nowak (Ratsmitglied), dass es keine zusätzlichen Kosten, son<strong>de</strong>rn normal<br />
anfallen<strong>de</strong> Regelkosten seien, die sich aufgrund <strong>de</strong>r juristischen Verpflichtung im<br />
Siedlungsgebiet ergäben.<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> spricht das Rahmenübereinkommen an, aus <strong>de</strong>m sich alles herleiten<br />
ließe. Bei <strong>de</strong>n Implementierungskonferenzen in Berlin könnte dieses Thema angebracht<br />
und diskutiert wer<strong>de</strong>n. Da kein weiterer Re<strong>de</strong>bedarf bestehe, stellt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />
die Stellungnahme zur Abstimmung. Einstimmig wer<strong>de</strong> diese angenommen.<br />
Zu TOP 5:<br />
Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
(Antirassismus-Novelle) – Drucksache 5/7321<br />
Die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Verfassung wer<strong>de</strong> vom Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten<br />
befürwortet, erklärt Herr Nowak (Ratsmitglied). Es liege eine Stellungnahme<br />
<strong>de</strong>s Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrates vor (Anlage 4). Die Aufnahme <strong>de</strong>s Wen<strong>de</strong>nbegriffes<br />
in die Verfassung wer<strong>de</strong> von ihnen begrüßt, da dieser in <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlausitz ein<br />
starkes I<strong>de</strong>ntifikationspotential habe. Sehr positiv hätten sie die Diskussion zu Sinti<br />
und Roma wahrgenommen. Hierzu wünschten sie sich einen Entschließungsantrag<br />
im Plenum. Im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> gebe es zwei autochthone Min<strong>de</strong>rheiten und eine<br />
Regionalsprache, die vom Europarat anerkannt seien. Sinti und Roma, Sorben und<br />
Wen<strong>de</strong>n sowie die Sprecher <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen. Es sollten langfristig alle drei Eingang<br />
in die Lan<strong>de</strong>sverfassung fin<strong>de</strong>n.<br />
Da es keine weiteren Anmerkungen und Ergänzungen gebe, stellt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong><br />
die Stellungnahme <strong>de</strong>s Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrates zur Abstimmung. Ebenfalls einstimmig<br />
wird dieser angenommen.
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 9<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Zu TOP 6:<br />
Übereinkommen zur Erhaltung <strong>de</strong>s immateriellen Kulturerbes<br />
Zu diesem Thema begrüßt <strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> Frau Henschel, die Regionalsprecherin<br />
<strong>de</strong>r Domowina.<br />
Frau Henschel (Regionalsprecherin <strong>de</strong>r Domowina) legt die Stellungnahme <strong>de</strong>r<br />
Domowina dar (Anlage 5) und bedankt sich für die Aufmerksamkeit.<br />
Eine Nachfrage an das MWFK hat Herr Nowak (Ratsmitglied) zum Stand <strong>de</strong>s län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Antrages. Seitens <strong>de</strong>s MWFK antwortet Herr Cornel (Abteilungsleiter<br />
im MWFK), dass nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>rzeitigen Kenntnisstand ein gemeinsamer Antrag<br />
bei<strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r von Sachsen eingereicht wer<strong>de</strong>.<br />
Zu <strong>de</strong>n von Frau Šurmanowa (Ratsmitglied) geäußerten Be<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r zu geringen<br />
Berücksichtigung <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlausitz, erwi<strong>de</strong>rt Herr Cornel (Abteilungsleiter im<br />
MWFK), dass es einzig vom Antrag abhinge. Es sei unvorstellbar, dass in <strong>de</strong>n Verhandlungen<br />
zwischen <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn Sachsen und <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> Teile gestrichen wür<strong>de</strong>n.<br />
Gleichzeitig weist er darauf hin, dass es momentan ein Wettbewerbsverfahren<br />
gebe und erst nach <strong>de</strong>m Eingang aller Anträge darüber entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>.<br />
Frau Henschel (Regionalsprecherin <strong>de</strong>r Domowina) bestätigt die Ausführungen von<br />
Herrn Cornel (Abteilungsleiter im MWFK). Der Antrag sei tabellarisch gemeinsam aus<br />
allen Regionen erarbeitet wor<strong>de</strong>n. Deshalb wer<strong>de</strong> die Nie<strong>de</strong>rlausitz berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n. Für das „Johannisreiten“ wer<strong>de</strong> die Gemein<strong>de</strong> einen eigenen Antrag stellen.<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> berichtet, dass es dazu schon viele Debatten gegeben habe. Er sei<br />
davon überzeugt, dass <strong>de</strong>r Antrag berücksichtigt wer<strong>de</strong>.<br />
Zu TOP 7:<br />
Zu TOP 7.1:<br />
Verschie<strong>de</strong>nes<br />
Lehrerbildung<br />
Frau Šurmanowa (Ratsmitglied) spricht <strong>de</strong>n Vorbereitungsdienst im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
an. Es gehe um eine Stu<strong>de</strong>ntin im Lehramt mit <strong>de</strong>n Fächern Sorbisch/Wendisch<br />
und Polnisch. Aufgrund <strong>de</strong>r Lehramtsprüfungsverordnung in <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> sei diese<br />
Kombination verboten. In Sachsen dagegen sei es möglich, die Fächer so zu wählen.<br />
Die junge Frau müsse ihren Vorbereitungsdienst im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> machen. Die<br />
eingegangenen Antworten von Frau Dr. Junginger <strong>de</strong>s <strong>MB</strong>JS seien nicht zufrie<strong>de</strong>nstellend.<br />
Es sei <strong>de</strong>r Stu<strong>de</strong>ntin geraten wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Vorbereitungsdienst in Sachsen<br />
zu absolvieren. Das Problem sei dabei, dass sie keine orbersorbische Ausbildung<br />
habe und es <strong>de</strong>shalb unmöglich sei, <strong>de</strong>n Vorbereitungsdienst in Sachsen zu leisten.<br />
Die Studienberatung in Sachsen hätte dies auch nicht gewusst. Sie bittet darum, eine<br />
Ausnahmeregelung zu fin<strong>de</strong>n.
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 10<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Herr Dr. Lacher (Lan<strong>de</strong>sinstitut für Lehrerbildung [LaLeb]) ergänzt, dass die Verordnung<br />
relativ neu sei. Im Lan<strong>de</strong>sschulbeirat, in <strong>de</strong>m auch <strong>de</strong>r Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrat vertreten<br />
sei, hätte sich jemand dazu äußern können. Man sollte dies bei <strong>de</strong>r nächsten<br />
Verordnung berücksichtigen. Ansonsten sei eine Vereinbarung mit <strong>de</strong>r Universität<br />
Leipzig <strong>de</strong>r richtige Weg.<br />
Herr Mak (Ratsmitglied) entgegnet, dass er im Lan<strong>de</strong>sschulbeirat dieses Thema angesprochen<br />
habe. Er wür<strong>de</strong> eine offizielle Information <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> an<br />
die Universität Leipzig favorisieren, welche nachrichtlich auch an das Institut für Sorabistik<br />
sowie die Studienberatung gehe.<br />
Herr Markus (<strong>MB</strong>JS) schlägt vor, das Thema in <strong>de</strong>r nächsten Sitzung <strong>de</strong>r AG „Sorbische/wendische<br />
Bildungsthemen“ zu diskutieren. Im Moment gebe es die Möglichkeit<br />
<strong>de</strong>r Ausnahmeregelung. Der Vorsitzen<strong>de</strong> greift diesen Vorschlag auf.<br />
Zu TOP 7.2:<br />
Bericht über die Sprecher <strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen<br />
Herr Nowak (Ratsmitglied) berichtet über die Pläne, einen Dachverband <strong>de</strong>r Sprecher<br />
<strong>de</strong>s Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen zu formieren. Beson<strong>de</strong>rs befürworte er die damit verbun<strong>de</strong>ne<br />
professionelle Zusammenarbeit und Unterstützung in <strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheiten<br />
und Sprachpolitik im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>.<br />
Zu TOP 7.3: Sitzungstermine 2014<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> bittet Frau Ginkel (Ausschussreferentin), sich hierzu zu äußern.<br />
Frau Ginkel (Ausschussreferentin) spricht <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Entwurf an. Der geplante<br />
Termin 21. Januar 2014 entfalle wegen <strong>de</strong>s Eröffnungstermins im neuen <strong>Landtag</strong>.<br />
Außer<strong>de</strong>m müsse <strong>de</strong>r Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrat seine Termine mit <strong>de</strong>m Petitionsausschuss<br />
abstimmen, außerhalb <strong>de</strong>r Plenarsitzungswoche und <strong>de</strong>r Präsidiumswoche tagen<br />
sowie die Ferientermine berücksichtigen. Deshalb blieben jetzt <strong>de</strong>r<br />
7. Januar 2014,<br />
18. März 2014,<br />
3. Juni 2014<br />
als Sitzungstermine übrig. Die geplante gemeinsame Sitzung mit Sachsen könnte<br />
Montag, <strong>de</strong>n 24. Februar 2014 bei entsprechen<strong>de</strong>r Verabschiedung <strong>de</strong>s Gesetzentwurfes<br />
im Januar stattfin<strong>de</strong>n.
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> P-SR 5/25 S. 11<br />
Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten 12.11.2013<br />
25. Sitzung gi-dw<br />
Der Vorsitzen<strong>de</strong> stellt die neuen Termine zur Abstimmung. Einstimmig wer<strong>de</strong>n diese<br />
angenommen. Anschließend been<strong>de</strong>t er die Sitzung und dankt für die aktive Teilnahme.<br />
(Dieses Protokoll wur<strong>de</strong> durch Beschluss <strong>de</strong>s Rates für sorbische/wendische Angelegenheiten gemäß<br />
§ 83 Satz 3 GOLT in <strong>de</strong>r 27. Sitzung am 07. Januar 2014 bestätigt.)<br />
Anlagen<br />
Anlage 1:<br />
Anlage 2:<br />
Anlage 3:<br />
Anlage 4:<br />
Anlage 5:<br />
Vom Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrat wahrgenommene Termine<br />
Petitionen zur Aufnahme in das angestammte sorbische/wendische<br />
Siedlungsgebiet<br />
Anmerkungen und eine Stellungnahme zum Erlass <strong>de</strong>s Ministeriums für<br />
Infrastruktur und Raumordnung Abteilung 4, Nr. 22/2008 – Straßenverkehr<br />
vom 29. Oktober 2008 zur zweisprachigen Beschriftung von Verkehrszeichen<br />
im angestammten Siedlungsgebiet <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n<br />
Stellungnahme <strong>de</strong>s Sorben-/Wen<strong>de</strong>nrates zum Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> (Antirassismus-Novelle) –<br />
Drucksache 5/7321)<br />
Stellungnahme <strong>de</strong>r Domowina zum Übereinkommen zur Erhaltung <strong>de</strong>s<br />
immateriellen Kulturerbes
Anlage ~<br />
Folgen<strong>de</strong> Termine wur<strong>de</strong>n seitens <strong>de</strong>r Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Rates von Mai 2013 bis zum<br />
12.11.2013 im Rahmen ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit wahrgenommen:<br />
15.5.- Vo11rag mit Kursisten <strong>de</strong>r Schule für Ns. Sprache u. Kultur zur Novelle <strong>de</strong>s SWG<br />
21.5.- Berichterstattung im Ausschuss für sorb./wend. Ang. <strong>de</strong>s SPN-Landkreises<br />
23.5.-Bildungsausschuß in Potsdam<br />
28.5.- Gespräch zur Novelle <strong>de</strong>s SWG mit <strong>de</strong>m MdL, Frau Kircheis<br />
29.5.- Hauptausschuss <strong>de</strong>s Brand. Parlamentes berät über Anhörnng <strong>de</strong>r Kommunen<br />
31.5.- Berichterstattung im parl. Beirat <strong>de</strong>s Stiftung für das sorb. Volk<br />
07.6.- Vortrag <strong>de</strong>r Schule für Ns. Sprache und Kultur „ Lemken und Sorben"<br />
11.6.- inteme Beratung <strong>de</strong>s Rates<br />
11.6.- Stand Nov.SWG- <strong>de</strong>z. Beratung mit OG- Vors.<br />
12.6.- Gespräch mit Frau Dr. Harke zum Stand <strong>de</strong>r Nov. SWG<br />
13 .6.- zweiter Tag <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Sprache in Wittstock<br />
18.6.- Treffen <strong>de</strong>s Rates mit Ve1tretem <strong>de</strong>r Initiative „ serbski sejmik"<br />
19 .6.- 23 .6. Teilnahme am FUEV - Kongress in Südtirol<br />
26.6.- Stadtverordnetenversarnmlung Calau diskutiert über Nov. SWG<br />
10.7.- Teilnahme an <strong>de</strong>r Sitzung <strong>de</strong>s RV <strong>de</strong>r Domowina NL in Dissen<br />
17.7.- Gespräch mit <strong>de</strong>m MdL, Frau Niels zur Nov.<strong>de</strong>s SWG<br />
29.7.- Gespräch mit <strong>de</strong>m Bgm. von Märkischhei<strong>de</strong> zur Nov. <strong>de</strong>s SWG<br />
31.7.- Gespräch mit MdL Hoffmann in Senftenberg zur Nov. <strong>de</strong>s SWG<br />
31.7.- Beratung <strong>de</strong>r Stadtverordnetenvers. in Senftenberg zur Nov. <strong>de</strong>s SWG<br />
01.8.- Gespräch mit <strong>de</strong>m Bgm. von Spremberg über Erwartungen <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n<br />
im Falle seiner Wahl als MdB<br />
02.8.- Gespräch mit <strong>de</strong>r Referentin <strong>de</strong>s Städte- und Gemein<strong>de</strong>bun<strong>de</strong>s zur Nov.<br />
06.8- Gespräch mit Vertretern <strong>de</strong>s Landkreises LDS, <strong>de</strong>r Stadt Lübben, <strong>de</strong>r Ämter<br />
Unterspreewald und Lieberose- Oberspreewald<br />
06.8.- interne Beratung <strong>de</strong>s Rates<br />
07.8.- Gespräch mit <strong>de</strong>r Iniatiative zur Rettung <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Sprache<br />
21. 8. - zweite Anhörung zur Novelle <strong>de</strong>s S WG im Hauptausschuss <strong>de</strong>s Brand. Landt.<br />
22.8.- Gespräch mit Vertretern <strong>de</strong>s Europarates zur Umsetzung <strong>de</strong>r Sprachenchru1a<br />
29.8.- Stadtverordnetenversammlung Lübben berät wegen Zugehörigkeit zum ang.<br />
Siedlungsgebiet<br />
10.9.- Teilnahme am sorbisch/wendischen Bildungsnetzwerk<br />
17.9.- Arbeitsgespräch im MWFK zu Problemen <strong>de</strong>r Nov. <strong>de</strong>s SWG<br />
18.9.- Teilnahme an <strong>de</strong>r Beratung <strong>de</strong>s HA <strong>de</strong>s Brand. Parlamentes ( SWG- Nov.)<br />
19.9.- Teilnahme bei <strong>de</strong>r AG für sorb./wend. Bildungsthemen <strong>de</strong>s <strong>MB</strong>JS<br />
30.9.- Teilnahme an <strong>de</strong>r Präsidiumssitzung <strong>de</strong>s BV <strong>de</strong>r Domowina (Berichterstattung Nov.)<br />
9.10.- Arbeitsgespräch mit Ve1tretem <strong>de</strong>s MWFK zur Nov. <strong>de</strong>s SWG<br />
25.10.- Arbeitsgespräch mit <strong>de</strong>m MdL Frau Gregor-Ness zu Fragen <strong>de</strong>r Nov. <strong>de</strong>s SWG<br />
28.10.- int. Beratung <strong>de</strong>s Rates<br />
31.10.- 10 Jahre Umsiedlung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Homo- Ge<strong>de</strong>nkveranstaltung<br />
06.11.-Treffen <strong>de</strong>r Initiative zu Rettung <strong>de</strong>r nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Sprache<br />
11.11.-Tcilnahme an <strong>de</strong>r Präsidiumssitzung <strong>de</strong>s BV <strong>de</strong>r Domowina- Stand Nov. SWG
Anlage 2<br />
(Absen<strong>de</strong>r)<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
Petitionsausschuss<br />
Am Havelblick 8<br />
14473 Potsdam<br />
rotsl (Laws;~) ( (<br />
(Ort, Datum)<br />
./<br />
,. ·,<br />
betr.: Aufnahme in das angestammte sorbische/wendische Siedlungsgebiet<br />
Ceseone kneni a kneze,<br />
<strong>de</strong>r Medienberichterstan ung habe ich entnommen, dass Vertreter meiner Gemein<strong>de</strong> sich gegen eine<br />
Zugehörigkeit zum angestammten sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet ausgesprochen haben.<br />
Damit vertritt die Gemein<strong>de</strong> nicht meine Interessen.<br />
Um die nach Artikel 25 <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverfassung und Sorben/Wen<strong>de</strong>n-Gesetz zustehen<strong>de</strong>n Rechte in<br />
Anspruch nehmen zu können und die Verbun<strong>de</strong>nheit mit unserer Geschichte und Kultur zum<br />
Ausdruck zu bringen, ist jedoch eine Zugehörigkeit meiner Gemein<strong>de</strong> zum juristischen<br />
Siedlungsgebiet von zentraler Be<strong>de</strong>utung.<br />
Ich möchte <strong>de</strong>shalb, dass meine Gemein<strong>de</strong> in das angestammte sorbische/wendische<br />
Siedlungsgebiet nach <strong>de</strong>m Sorben/Wen<strong>de</strong>n-Gesetz aufgenommen wird .<br />
. ' . -~<br />
. -~<br />
(
Anlage 2-<br />
Domowina-Ortsgruppe<br />
Horno/Rogow<br />
031.49 Forst/L. OT Horno/Rogow<br />
<strong>Landtag</strong> Bran<strong>de</strong>nb rg<br />
~etitionsausschuss<br />
Am HaveJblick 8<br />
144 73 Potsdam<br />
11. September 2013<br />
Petition<br />
•<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
unsere Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Domowina-Ortsgruppe Horno/Rogow haben aus Presseberichten<br />
entnommen, dass sich die Stadt Forst/Lausitz gegen eine Zugehörigkeit zum angestanunten<br />
sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet ausgesprochen hat.<br />
Als Bürger und Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Domowina-Ortsgruppe Horno/Rogow sind wir ein Ortsteil <strong>de</strong>r<br />
~tadt f orst/Laus1tz und möchten hiermit <strong>de</strong>m wi<strong>de</strong>rsprechen.<br />
Um unsere verfassungsmäßigen Rechte in Anspruch nehmen zu können, möchten wir, dass<br />
die Zugehörigkeit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet auch gesetzlich<br />
festgestellt wird.<br />
( 113 IJ~k,sJ.n"f~ ~ j)"'"°' '""~'I ()6 h,v~~/H~""o J
Anlage 2<br />
M. S<br />
03058 Neuhausen/Spree<br />
OTHaasow<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
Petitionsausschuss<br />
Am Havelblick 8<br />
14473 Potsdam<br />
Neuhausen/OT Haasow, 17.09.2013<br />
betr.: Auf11ah111e <strong>de</strong>r A111tsge111ei11<strong>de</strong> Neuhausen/Spree ;„ das a11gesta111111te sorbische/we11dische<br />
Siedlu11gsgebiet<br />
Cescone kneni a kneze,<br />
<strong>de</strong>r Medienberichterstattung habe ich entnommen, dass Vertreter meiner Gemein<strong>de</strong> sich gegen eine<br />
Zugehörigkeit zum angestammten sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet ausgesprochen haben.<br />
Damit vertritt die Gemein<strong>de</strong> nicht meine Interessen.<br />
Ich wohne in <strong>de</strong>r Amtsgemein<strong>de</strong> Neuhausen/Spree OT Haasow.<br />
Der Ort Haasow ist ein sehr traditionsbewusster Ort, <strong>de</strong>r akribisch heute noch, über<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rte überlieferte wendische/sorbische Bräuche pflegt, Trachten verwahrt und<br />
wendisch sprechen<strong>de</strong> Menschen hat.<br />
Im letzten Ortsteilfest im September 2013 zeigte eine liebevoll erarbeitete Ausstellung das<br />
wendische Leben <strong>de</strong>s Ortes und neu Zugezogene Einwohner fügen sich zum größten Teil in<br />
<strong>de</strong>n Ablauf.<strong>de</strong>s wendischen Jahresbrauchtums ein und nehmen aktiv daran teil.<br />
Um die nach Artikel 25 <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverfassung und Sorben/Wen<strong>de</strong>n-Gesetz zustehen<strong>de</strong>n Rechte in<br />
Anspruch nehmen zu können und die Verbun<strong>de</strong>nheit mit unserer Geschichte und Kultur zum<br />
Ausdruck zu bringen, ist jedoch eine Zugehörigkeit meiner Gemein<strong>de</strong> zum juristischen<br />
Siedlungsgebiet von zentraler Be<strong>de</strong>utung.<br />
Ich möchte <strong>de</strong>shalb, dass meine Gemein<strong>de</strong> Neuhausen/Spree in das angestammte<br />
sorbische/wendische Siedlungsgebiet nach <strong>de</strong>m Sorben/Wen<strong>de</strong>n-Gesetz aufgenommen wird.<br />
Psijaznje strowi<br />
M. S<br />
)<br />
1
-<br />
Von: fl ., M' __ _ _ _<br />
Anlage 2<br />
Gesen<strong>de</strong>t: Freitag, 1.-November 2013 21:43<br />
An;( ~ _ _.<br />
Betreff: private Mail zum sorbischen Siedlungsgebiet<br />
Witaj<br />
_,,.<br />
--<br />
Heute las ich in <strong>de</strong>r Lausitzer Rundschau <strong>de</strong>n Artikel "Neuhausen will kein Sorben- /Wen<strong>de</strong>nland<br />
sein", daß Bürgermeister Perko und die Gemein<strong>de</strong>vertreter <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Neuhausen/ Spree eine<br />
Beteiligung am juristischen sorbischen Siedlungsgebiet abgelehnt haben. Das macht mich traurig.<br />
Ein Großteil meiner Vorfahren kommt aus Dörfern dieser Großgemein<strong>de</strong>. Soweit ich es weiß, hatten<br />
und haben sie alle wendische Familiennamen. Meine Bagenzer Urgroßmutter hat <strong>de</strong>n Slawisten<br />
noch 1954 ein Interview auf wendisch gegeben. Sie war noch Muttersprachlerin und hat bis 1961<br />
gelebt. Mein 1931 geborener Vater kannte nur noch wenige Wörter.<br />
Die Dorfnamen Bagenz und Koppatz zum Beispiel sind ganz wendische Wörter. In diesen bei<strong>de</strong>n<br />
Dörfern wird noch heute jährlich gezampert. Mein Vater nahm noch in Bagenz am Hahnrupfen bei.<br />
Meines Erachtens ist zu fragen, ob die Gemein<strong>de</strong>offiziellen unbegrün<strong>de</strong>te Angst vor Kosten haben,<br />
die eine Zugehörigkeit zum juristischen sorbischen Siedlungsgebiet verursachen wür<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ob<br />
sie das Wendische aus Min<strong>de</strong>rwertigkeitsgefühl ablehnen.<br />
Lubje strowi<br />
F,
Anlage J,<br />
Dörte Wernick<br />
Zauer Dorfstr. 15<br />
15913 Schwielochsee<br />
An<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>,<br />
Petitionsausschuss,<br />
Am Havelblick 8,<br />
Fax 0331/966 1139<br />
144 73 Potsdam<br />
Novellierune <strong>de</strong>s SorbenL Wen<strong>de</strong>n-Gesetzes<br />
Anmerkungen<br />
zur Reaktion, einiger Landkreise, insbeson<strong>de</strong>re<br />
Lübben, Unterspreewald und Lieberose/ Oberspreewald<br />
Sehr geehrte Damen und Herren.<br />
Sie 2009 bin ich Pfarrerin in Zaue und Umgebung (eine Auflistung aller Dörfer in <strong>de</strong>nen<br />
ich bisher tätig war und bin folgt am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Textes)<br />
Als ich herkam, war mir nicht klar, wie tief ich im sorbischen Siedlungsgebiet nun<br />
arbeiten wer<strong>de</strong>. Als Außenstehen<strong>de</strong> kann ich vieles sehen, was Einheimische nicht<br />
reflektieren, weil es für sie dazu keinen Anlass gibt.<br />
Bps. Bei einem Eierkuchenball wur<strong>de</strong> ich gefragt: „Da wo sie herkommen, wird da <strong>de</strong>r<br />
Eierkuchenball auch so wie hier gefeiert?- Dass es dort wo ich herkomme, so etwas<br />
nicht gibt und es das nur in <strong>de</strong>r Lausitz gibt und ein typischer sorbischer Brauch ist,<br />
überraschte ihn sehr.<br />
Bei <strong>de</strong>r Begrüßungsfeier zu meiner Pfarrstelle tauchte ein ehemaliger Kollege auf, von<br />
<strong>de</strong>m ich wusste, dass er sich sehr um die sorbischen Wurzeln bemühte, ich hatte seine<br />
Herkunft tief im Spreewald vermutet aber nicht in Dollgen, welches zur<br />
Kirchengemein<strong>de</strong> Groß Leuthen gehört.<br />
Aus seinen Forschungen wusste ich z.B. dass aus Dollgen 1816 <strong>de</strong>r Bürgermeister und<br />
zwei Bauern für 4 Wochen in Festungshaft nach Luckau mussten, weil sie sich <strong>de</strong>r<br />
Abschaffung <strong>de</strong>r sorbischen Lie<strong>de</strong>rbücher wi<strong>de</strong>rsetzten. O<strong>de</strong>r: In Lübben wur<strong>de</strong> 1907<br />
erlassen, dass bei Gaststättenbesuch das Tragen <strong>de</strong>r sorbischen Tracht verboten ist.<br />
Mit diesen Beispielen <strong>de</strong>ute ich an, was mir nach und nach immer klarer wur<strong>de</strong>: es gibt<br />
eine lange Geschichte, <strong>de</strong>n Sorben ihre Sprache und I<strong>de</strong>ntität abzugewöhnen- auch mit<br />
Gewalt- und bei <strong>de</strong>n Nazis war es ja auch bekannterweise lebensgefährlich, eine<br />
slawische Sprache zu sprechen. Eine Endlösung <strong>de</strong>r Wen<strong>de</strong>nfrage war nach <strong>de</strong>r<br />
Endlösung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nfrage in <strong>de</strong>n Nürnberger Gesetzen bereits angedacht.<br />
Ich habe diesem Phänomen einen Namen gegeben: es ist eine über viele Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
gewor<strong>de</strong>nen .Überlebensstrateiie <strong>de</strong>r sorbischen Bevölkerung durch Verleugnung <strong>de</strong>r<br />
Sprache ihre Herkunft und Zugehörigkeit zur sorbischen Bevölkerung unkenntlich zu<br />
machen und damit das überleben zu sichern.<br />
Mein Pfarr-Kollege, ebenso wie ich, hier neu angekommen, fragte einmal- mit <strong>de</strong>r<br />
Erinnerung, dass die Hugenotten in seiner Heimat sehr stolz auf ihre Herkunft sind- ob<br />
<strong>de</strong>r Name Lanto ei sorbischer sei? Die Reaktion: ausweichen<strong>de</strong>s Verhalten und<br />
Themenwechsel „.
Anlage 2<br />
2<br />
O<strong>de</strong>r: Ich wusste von einer Seniorin aus Goyatz, dass sie sorbisch spricht. In einer an<strong>de</strong>ren<br />
Gesprächs· Situation steht neben ihr ihre Schwiegertochter. Auf die Frage, ob hier jemand<br />
sorbisch sprechen ann, reagiert sie: "nein Mutti, du kannst das doch nicht!" Und <strong>de</strong>r Tonfall hat<br />
die Schwieger-Mutter dazu schweigen lassen „.<br />
Sehr klar ist das auch in <strong>de</strong>r Spreewaldtrilogie' dokumentiert. Erst als eine Gefahr entsteht,<br />
Fluchen die Menschen - natürlich - in ihrer Muttersprache; <strong>de</strong>r Teil zwei <strong>de</strong>r Trilogie kann<br />
entstehen. Vorher haben sie eine Zugehörigkeit zu <strong>de</strong>n Sorben verneint.<br />
Ich halte es für möglich, dass diese Vernichtungsangst so tief im Unbewussten verankert<br />
ist, das sie auch verneinen<strong>de</strong>n Einfluss auf die Antworten <strong>de</strong>r Betroffenen in <strong>de</strong>r Frage<br />
<strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>s sorbischen Siedlungsgebietes hat.<br />
Wenn nun in <strong>de</strong>n Begründungen <strong>de</strong>r Kommunen (z.B. Lübben) gesagt wird, sorbisch sei<br />
nur noch marginal vorhan<strong>de</strong>n, ist das natürlich gera<strong>de</strong> die Begründung für die<br />
Einführung eines Min<strong>de</strong>rheiten Gesetzes- <strong>de</strong>nn es soll ja dort wirken, wo nicht mehr die<br />
Masse für sich sorgen kann.<br />
Ich erlebe hier vielfältige sorbische Bräuche, die von <strong>de</strong>r Bevölkerung also solche nicht<br />
i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Es ist für sie einfach ihr Dorf- Alltag. Niemand sagt: heute wollen<br />
wir mal sorbische Kultur pflegen, wir gehen zampern. Es ist hier so- es wird gezampert.<br />
Bräuche (egal welcher Nationalität) bleiben solange lebendig, wie eine Mehrheit <strong>de</strong>r<br />
Bevölkerung Trägerin dieser Bräuche ist Darum könnte man auch Schlussfolgern, dass<br />
min<strong>de</strong>stens 60 % <strong>de</strong>r Bevölkerung sorbischer Herkunft sind.<br />
Sollten Sie, liebe Abgeordnete, zampern, Eierkuchenball und die Annemariepolka aus<br />
<strong>de</strong>n Dörfern südlich von Potsdam und Frankfurt/ O<strong>de</strong>r kennen, so ist das <strong>de</strong>r Nachweis,<br />
bis wohin einmal das sorbische Siedlungsgebiet ging.<br />
Ist es für Lübben relevant, was in <strong>de</strong>n Dörfern nördlich von Lübben vorhan<strong>de</strong>n ist? Fast<br />
alle Kin<strong>de</strong>r von hier gehen in <strong>de</strong>n Städten ab <strong>de</strong>r 6. Klasse zur Schule, die meisten in<br />
Lübben, auch erste Ämter gibt es nur noch in Lübben, z.B. Polizei, und dieser Trend wird<br />
sich noch fortsetzen, ein Einkauf über die Lebensmittel hinaus, führt die „ Dörfler" nach<br />
Lübben, Kulturangebote gibt es in Lübben ( u.a. Musikschule!), für die Dörfler, „„<br />
Die Politiker in Lübben haben bei ihrer Entscheidung eine Stellvertreterfunktion <strong>de</strong>r<br />
Stadt für das dörfliche Umland zu beachten!<br />
Da, wo die Bräuche noch lebendig sind, könnte sich auch die Sprache wie<strong>de</strong>r etablieren.<br />
Ein vielfältiger Kultur- Hintergrund kann für die tägliche Entscheidungen in Politik und<br />
Alltag nur von Nutzen sein; das Handlungs- Repertoire, um z.B. auf Krisen zu reagieren,<br />
vergrößert sich dadurch.<br />
olgen<strong>de</strong>nzähle iclutichpunktartig auf. wasJchJtie<br />
ennen.gelernt habe.<br />
· Zampern (immer mit Blasmusik· live!- an<strong>de</strong>rs geht es gar nicht! Und diversen<br />
weiteren Detailregelungen, die in je<strong>de</strong>m Dorf variieren),<br />
·Das Zampern wird auch vom Kin<strong>de</strong>rgarten mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rgruppen (zusätzlich)<br />
gemacht, allerdings nicht unter <strong>de</strong>r Überschrift : Pflege von Sorbischem Brauchtum,<br />
son<strong>de</strong>rn, weil es hier so Tradition ist.<br />
· Eierkuchenball,<br />
-Jugend-und Männerfastnacht, o<strong>de</strong>r eine allgemeine für alle, weil nicht mehr so viele da<br />
sind.<br />
- Das „ Eintanzen" mit <strong>de</strong>r man in die Dorfgemeinschaft aufgenommen wird.<br />
- Nochmals Eier färben zur kleinen Ostern,<br />
· Paten-Pingel-holen am Ostertag als Tauferinnerung, das Pingel ist das Geschenk, dass<br />
<strong>de</strong>r Pate, die Patin fü r sein/ ihr Patenkind vorbereitet hat. Es geht am Ostersonntag zu<br />
allen seinen Paten und holt sich sein Pingel ab. Es besteht Traditionell aus einem
Anlage 2-<br />
3<br />
Hefegebäck, drei gefärbten Eiern und einer Süßigkeit und ist in ein Tuch eingebun<strong>de</strong>n,<br />
welches mit <strong>de</strong>n Zipfeln zusammengebun<strong>de</strong>n ist.<br />
Das hat zur Folge, weil ja alle unterwegs sind, dass die Ostergottesdienste - gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Karfreitags-Gottesdiensten, sehr schlecht besucht sind.<br />
-„Abdanken" bei <strong>de</strong>n Paten ein Jahr vor <strong>de</strong>r Konfirmation mit einem Abdankgedicht<br />
Dieser Brauch ist auch einfach auf die Sozialistische Namensgebung übertragen<br />
wor<strong>de</strong>n„„ O<strong>de</strong>r, aus <strong>de</strong>r heutigen Zeit: Wenn man nicht religiös ist, hat man halt „ Stille<br />
Paten" und kann diesen Brauch weiterleben.<br />
- Die Aufhaltungen nach <strong>de</strong>r Hochzeitsfeier in <strong>de</strong>r Kirche: Segenssprüche wer<strong>de</strong>n<br />
vorgetragen und als verzierter Text überreicht, danach das Seil (die Aufhaltung)<br />
runtergelassen alle Hochzeits-Gäste dürfen nun darüber steigen und spen<strong>de</strong>n in ein<br />
Körbchen ein paar Cents (inzwischen vermischt mit neuzeitlichen I<strong>de</strong>en„. Herz<br />
ausschnei<strong>de</strong>n usw.),<br />
-Flechten einer Hochzeitsgirlan<strong>de</strong> durch die „ Jugend" (früher die Zusammenkunft <strong>de</strong>r<br />
Spintestube) <strong>de</strong>s Dorfes , zum Teil noch mit Ehrenpforte (Kasten-Ausformung in <strong>de</strong>r<br />
zwei ineinan<strong>de</strong>r geflochtene Eheringe hineingehängt wer<strong>de</strong>n) und<br />
-aufziehen <strong>de</strong>r Girlan<strong>de</strong> am Brauthaus mit Lied-bei kirchlichen Leuten mit „ Jesu geh<br />
voran auf <strong>de</strong>r Lebensbahn". Dann: Heraustreten <strong>de</strong>s Paares aus <strong>de</strong>m Haus und Empfang<br />
und Bewirtung <strong>de</strong>r Flechter und Flechterinnen.<br />
- In <strong>de</strong>r Kirche: Altarumgang (alle wan<strong>de</strong>rn um <strong>de</strong>n Altar herum und legen in ein<br />
bereitgestelltes Körbchen eine Geldspen<strong>de</strong>) nach <strong>de</strong>m Abendmahl und in einigen<br />
Dörfern sogar noch nach Taufe und Hochzeit. In Leibchel steht ein fest eingebauter sehr<br />
alter Opferstock neben <strong>de</strong>m Altar.<br />
- Das ,,Austragen" von Kuchen an alle Dorfbewohner im Zusammenhang mit einer<br />
Konfirmation o<strong>de</strong>r Beerdigung, zum Teil gibt es dafür streng festgelegte Zeitpunkte.<br />
- Weitergabe von Informationen im Dorf mit Hilfe <strong>de</strong>s „Brettes" (Eine Nachricht wird auf<br />
ein Brett geschrieben- heute ein Zettel aus <strong>de</strong>m Computer) dieses Brett wird nach einer<br />
festgelegten Reihenfolge durch das Dorf gegeben. Es darf über Nacht nicht im Haus<br />
bleiben„. damit geht eine Info tatsächlich an einem Tag durchs Dorf (z.B. Kirche<br />
reinigen und es steht am En<strong>de</strong> drauf, wer kommt).<br />
- In einigen Dörfern ist das nur noch für Verstorbene erhalten geblieben- beson<strong>de</strong>rs<br />
dort, wo noch die Grabmacher und Sargträger im Dorf eingeteilt wer<strong>de</strong>n, sie sind dann<br />
auf <strong>de</strong>m Brett gleich mit vermerkt.<br />
- Eine mo<strong>de</strong>rne Fortsetzung <strong>de</strong>r Spintestube (das Dorf war in Kleingruppen <strong>de</strong>r Frauen<br />
eingeteilt, in <strong>de</strong>r man sich traf und bestimmte Aufgaben gemeinschaftlich wahrnahm:<br />
z.B. Fe<strong>de</strong>rn spleißen, aber auch die Hochzeitsgirlan<strong>de</strong>n u.ä.) habe ich in Kuschkow<br />
ent<strong>de</strong>ckt: Dar „Fanclub aus <strong>de</strong>r Kirchstraße" ist mit entsprechen<strong>de</strong>n T-Shirts zum<br />
Blasmusikjubiläum in Goyatz gewesen.<br />
n 12 wi e ren:<br />
Die slawische Aussprache von Dorfnahmen: z.B:, Goyatz, Lamsfeld, Jamlitz, Bomsdorfalle<br />
wer<strong>de</strong>n mit kurzen ersten Vokal gesprochen, die „Deutschen" sprechen <strong>de</strong>n Vokal<br />
lang. Sabrod, Sawall wie<strong>de</strong>rum haben <strong>de</strong>s ersten Vokal lang, weil es eigentlich zwei<br />
Worte sind: sa brodt= an <strong>de</strong>r Furt.<br />
Siega<strong>de</strong>l wird auch nach <strong>de</strong>r Germanisierung durch die Nazis wie vorher<br />
ausgesprochen: Syka<strong>de</strong>l.<br />
Auffälliges Weglas en von Artikeln- slawische Sprachen (und auch an<strong>de</strong>re Sprachen)<br />
haben nicht so viele Artikel wie die <strong>de</strong>utsche Sprache. Es ist also kein schlechtes<br />
Deutsch, son<strong>de</strong>rn die Einwan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r slawischen Grammatik, wenn jemand sagt: „ich<br />
geh auf Straße".
Anlage 2_<br />
4<br />
Noch schwieri~e r zu beschreiben sind die eher slawische<br />
meinen häufi1:en Reisen nach Osteurolla.kellll_e·<br />
- die Liebe zur Blasmusik<br />
- „ „. <strong>de</strong>n Brief bringe ich schnell vorbei- =Weitergabe <strong>de</strong>s Brettes,<br />
- eine slawische Art zu "Han<strong>de</strong>ln", man re<strong>de</strong>t nicht über Geld- reicht Geld rüber und sagt,<br />
was man haben will.<br />
- Gelassenheit= Hinnehmen von Krankheit und sonstigen schwierigen Umstän<strong>de</strong>n<br />
- höflicher Umgang- das dreifache „JA" <strong>de</strong>r Lausitz (Ja, Jein, Nein)<br />
- das Essen muss min<strong>de</strong>stens dreimal angeboten wer<strong>de</strong>n, sonst war es nicht ernst<br />
gemeint- man sagt auch frühestes nach <strong>de</strong>r zweiten Auffor<strong>de</strong>rung JA Erst wenn ich<br />
dreimal, „nein Danke" gesagt habe, glaubt man mir, dass ich satt bin.<br />
Und nun die Dörfer in <strong>de</strong>nen ich tätig war und bin:<br />
- LDS, Gemein<strong>de</strong> Schwielochsee, Amt Lieberose/ Oberspreewald:<br />
Zaue, Ressen, Guhlen, Goyatz, Jessern<br />
LDS: Amt Lieberose/ Oberspreewald:<br />
Lieberose und Blasdorf, Lamsfeld, Klein Liebitz, Groß Liebitz, Doberburg,<br />
Goschen, Leeskow,<br />
Jamlitz, Trebitz, Ullersdorf,<br />
LDS- Gemein<strong>de</strong> Märkische Hei<strong>de</strong>:<br />
Schuhlen, Wittmannsdorf, Pretschen, Plattkow, Kuschkow, Gröditsch,<br />
Dürrenhofe, Krugau, Biebersdorf, Groß Leuthen, Klein Leuthen, Dollgen, Leibchel,<br />
Groß Leine, Klein Leine, Glietz, Siega<strong>de</strong>l<br />
LOS Amt Schenkendöbern-:<br />
Staakow, Reicherskreuz<br />
LOS Gemein<strong>de</strong> Friedland-:<br />
Klein Muckrow, Groß Muckrow, Chossewitz, Weichensdorf<br />
LOS Gemein<strong>de</strong> Tauche-:<br />
Mittwei<strong>de</strong><br />
Zaue <strong>de</strong>n 23. 10. 2013 Dörte Wernick.<br />
unter <strong>de</strong>m Eindruck <strong>de</strong>r Feierlichkeiten zum Ludwig Leichhardt- Jubiläum an diesem Tag in<br />
<strong>de</strong>m viel von „dieser Region" gere<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, aber sie hatte keinen Namen. Fast wie das<br />
Wort, dass nieman nennen darf: „Lausitz", diese Leichhardt-Region ist die Nie<strong>de</strong>rlausitz.<br />
Lausitz, das sind auch die Sorben ... „<br />
Amtsdirektor Bernd Boschan 11 hat sich in wirklich verdienstvollen Engagement für dieses<br />
Jubiläum eingebrac t.<br />
' SPREEW ALDTRILOGIEDDR 1987-90 I Regie: Peter RochaK.amera: Karl-Joachim Farber<br />
Drei Filme: HOCHWALDMÄRCHEN (1987),<br />
LEBEN AM FLIESS I W BLOT ACH (1989) und<br />
SCHMERZEN DER LAUSITZ/ 'ALOSCI NAM LU'YCA (1990)<br />
11<br />
Boschan kommt von Blota und be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>r Spreewäl<strong>de</strong>r.
GM.X - WG: Unterstützung Sorben/Wen<strong>de</strong>n-Gesetz https://3c.gmx.net/mail/client/mail/print;isessionid=B86D3F8334 ..<br />
Anlage 2-<br />
GMX FreeMail<br />
WG: Unterstützung Sorben/Wen<strong>de</strong>n-Gesetz<br />
Von:<br />
An:<br />
Datum:<br />
~Pfarramt Zaue" <br />
••••••• "'serbska rada"' <br />
11.11.2013 14 :29:34<br />
Hallo Herr Nowak,<br />
hier eine Antwort (aus meinen Weiterleitungen - ohne Namen, weil ich nicht extra nachgefragt habe):<br />
die aber zeigt, dass das Problem nicht in einer grundsätzlichen Ablehnung zum sorbischen Siedlungsgebiet zu<br />
gehören liegt,<br />
son<strong>de</strong>rn in Fehl- Anmahnen- Informationen (ein Beamter, <strong>de</strong>r sorbisch kann ... und dann nichts zu tun hat) und<br />
Sparsamkeit.<br />
Herzliche Grüße, Dörte Wernick<br />
Liebe Frau Wernick,<br />
ich bin nicht <strong>de</strong>r Meinung, dass wir hier in Krausnick-Groß Wasserburg zum Sorben und Wen<strong>de</strong>n-Gebiet mit<br />
allen <strong>de</strong>n damit verbund enen Konsequenzen wer<strong>de</strong>n sollten. D.H. nicht, dass ich dagegen wäre, dass die<br />
sorbische Kultur gepflegt, vielleicht wie<strong>de</strong>r belebt wird. Aber wo keiner mehr sorbisch spricht z.B. und alle<br />
<strong>de</strong>utsch können, halte ich es für Irrsinn, dass die Ämter sorbisch sprechen<strong>de</strong> Angestellte vorhalten sollen, die ja<br />
gar nichts zu tun hätten. Das alles, was amtlich verlautet wird, zweisprachig geschehen muss, dass alle Schil<strong>de</strong>r<br />
geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n und und und .... Das können die Kommu nen sich genauso wenig leisten wie w ir und das Geld<br />
wür<strong>de</strong> bei einer wirklichen kulturellen För<strong>de</strong>rung und für an<strong>de</strong>re dringen<strong>de</strong> Bildungsaufgaben besser angelegt<br />
sein.<br />
Mit freundlichen Grüßen
Anlage 2_<br />
Gisela Christl<br />
Gizela Christlowa,<br />
Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Domowinagruppe Lübben<br />
psedsedar'ka Domowinka kupka Lubin<br />
Dorfaue 02<br />
wjasowy lugowe 02<br />
15907 Lübben/Spreewald<br />
15907 Lubin/ Blota<br />
<strong>Landtag</strong> Bran<strong>de</strong>n urg<br />
Präsi<strong>de</strong>nt<br />
Am Havelblick 3<br />
14473 Potsdam<br />
Lübben, <strong>de</strong>n 12.11.2013<br />
An <strong>de</strong>n Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Landta<br />
Bran<strong>de</strong>nbu<br />
Ceseone kneni a kneze,<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
in einem Artikel <strong>de</strong>r Lausitzer Rundschau war die Stellungnahme <strong>de</strong>s stellvertreten<strong>de</strong>n<br />
Bürgermeisters Herrn Frank Neumann zu lesen, in <strong>de</strong>r er beim Hauptausschuss in Potsdam<br />
die Ablehnung <strong>de</strong>r Zugehörigkeit <strong>de</strong>r Stadt Lübben zum sorbischen/wendischen<br />
Siedlungsgebiet erklärte.<br />
Die Darlegung <strong>de</strong>s Bürgermeisters löste bei uns allen großes Entsetzen, Kopfschütteln und<br />
Unverständnis aus.<br />
Offensichtlich sind er und die Stadtverordneten ohne in <strong>de</strong>r Basis nachzufragen zu dieser<br />
Erkenntnis gekommen, die je<strong>de</strong>r Grundlage entbehrt.<br />
Daraufhin haben wir, die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Lübbener Domowinagruppe, unsere Erklärung<br />
formuliert, in <strong>de</strong>r es in allen vorgegebenen vier Punkten zutrifft, dass Lübben zum<br />
sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet gehört. Sie ist im Anhang nachzulesen.<br />
Diese Erklärung ging im September 2013 per Mail an <strong>de</strong>n Bürgermeister, ebenso an die<br />
Stadtverordneten.<br />
Daraufhin nahmen wir, und alle Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sorbischen/wendischen Kultur aus Lübben und<br />
Umgebung, <strong>de</strong>ren Anliegen es ist diese einzigartige Kultur zu erhalten und weiter zugeben an<br />
<strong>de</strong>r Stadtverordnetenversammlung am 29.08.2013 teil. Statt ihnen/uns das Wort zugeben,<br />
wur<strong>de</strong> festgelegt, dass dieses Thema nicht auf <strong>de</strong>r Tagesordnung zu stehen hat.<br />
Hier drei Meinungen von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Domowinagruppc Lübben, die stellvertretend für<br />
alle stehen:<br />
„ Wir sind empört, verstört und vor allem sehr von unseren Stadtoberhäuptern enttäuscht.<br />
Statt stolz auf ihre Min<strong>de</strong>rheit, die Wen<strong>de</strong>n/ Sorben zu sein, wird sie von ihnen ignoriert.<br />
Doch wir bringen schließlich mit <strong>de</strong>n Trachten, Bräuchen und auch <strong>de</strong>r Sprache Farbe in<br />
das Leben ihrer Mitbürger und auch in <strong>de</strong>n Tourismus."<br />
„ <strong>de</strong>n Umgang <strong>de</strong>r Lübbener Stadtvertretung mit unserem Anliegen und mit <strong>de</strong>ren Verh·etern,<br />
empfin<strong>de</strong> ich als schikänös. Wenn das Ve1fahren um die Enveiterung <strong>de</strong>s<br />
Siedlungsanerkennungsgebietes im Bun<strong>de</strong>sland <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> von <strong>de</strong>r mehrheitlichen
Anlage 2.__<br />
Stimmung <strong>de</strong>r Kommunalvertretungen abhängig gemacht wird, hat das Verfahren m. E. einen<br />
Webfehler. Die Wahrnehmung <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheitenrechte wird vom Willen <strong>de</strong>r Mehrheit<br />
abhängig gemacht - wer hat sich das ausgedacht? Der Stärkere bestimmt über die Rechte <strong>de</strong>r<br />
Schwächeren, das war Steinzeit .... Die Argumentation <strong>de</strong>r Lübbener Mehrheitsvertreter fin<strong>de</strong><br />
ich fragwürdig und wohl auch heuchlerisch. Min<strong>de</strong>rheitenrechte wollen sie<br />
<strong>de</strong>n angestammten slawisch-sorbischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern nicht gewähren,<br />
Kosten wollen sie durch diese Leute nicht haben, auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite scheinen diese<br />
Mehrheit/er aber sofort bereit zu sein, die Divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong> ihres sorbischen Erbes einzustreichen. "<br />
J.K.<br />
„ es besteht kein Zweifel, dass Lübben sorbisches Siedlungsgebiet ist. Alle heute gefor<strong>de</strong>rten<br />
vier Kriterien sind hierfür erfüllt:<br />
1. Die nie<strong>de</strong>rsorbische Sprache ist nachweisbar.<br />
2. Schulen o<strong>de</strong>r Kitas mit entsprechen<strong>de</strong>n Sprachangeboten sind vorhan<strong>de</strong>n.<br />
3. Bräuche und Traditionen wer<strong>de</strong>n gepflegt<br />
4. Vereine o<strong>de</strong>r Institutionen, die sich mit <strong>de</strong>r Geschichte und Kultur befassen, existieren in<br />
<strong>de</strong>r Stadt und in <strong>de</strong>r Umgebung.<br />
Es existieren zu<strong>de</strong>m zahlreiche Quellen, die belegen, dass Lübben bis ins 7. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
zurück sorbisches Siedlungsgebiet ist (Ernst Mucke: Bausteine zur Heimatkun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Luckauer Kreises, Veröffentlichungen von Walter Wenzel, Robert Behla: Die<br />
vorgeschichtlichen Rundwälle im östlichen Deutschland etc.). Daneben lässt sielt das<br />
sorbisches Siedlungsgebiet anhand <strong>de</strong>r Kirchbucheinträge belegen. Unsere Familie K. lässt<br />
sielt bis 1672 anhand <strong>de</strong>r Kirchbucheinträge in Terpt in Niewitz zurückverfolgen. Niewitz ist<br />
ein wendisches Dorf und K. ein wendischer Familien- und Ortsname. Ferner gibt es<br />
zahlreiche alt- undjungslawische Rundwälle, die die sorbische Vergangenheit belegen.<br />
Ich selbst bin Mitglied <strong>de</strong>r Domowina Lübben und fin<strong>de</strong> die Haltung <strong>de</strong>s Bürgermeisters und<br />
seiner Abgeordneten sehr bedauerlich. Sie nutzen, wie Sie selber sagen, unsere sorbischen<br />
Bräuche für touristische Zwecke und wollen gleichzeitig die anerkannten Rechte <strong>de</strong>r Sorben<br />
in Lübben nicht umsetzen. Was wer<strong>de</strong>n wohl die Touristen in Lübben dazu sagen?"<br />
Wir, die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Domowinagruppe Lübben for<strong>de</strong>rn auch im Namen aller Sorben<br />
freundlicher Bürger, För<strong>de</strong>rer und Liebhaber sorbisch/wendischer Kultur und<br />
Geschichte:<br />
W mjenju Domowinskeje kupki w Lubinje a teke wsyknych Serbam psichylonych luzi,<br />
p6dperowarjow a lubowarjow serbskeje kultury a stawiznow:<br />
1. Wir for<strong>de</strong>rn, dass Lübben sich zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet bekennt!<br />
2. Wir for<strong>de</strong>rn hier in Lübben <strong>de</strong>n Schutz <strong>de</strong>r sorbischen/wendischen Min<strong>de</strong>rheit ein!<br />
3. Wir for<strong>de</strong>rn die „Obrigkeit" auf~ die „Basis" anzuhören und erst dann zu<br />
entschei<strong>de</strong>n!<br />
Bei dieser Entscheidung for<strong>de</strong>rn wir:<br />
4. Weg vom ökonomischen Denken, <strong>de</strong>nn hier geht es um unsere Kultur- das ist viel<br />
wichtiger!<br />
Ich bitte darum dieses Schreiben, inklusive <strong>de</strong>s <strong>de</strong>taillierten Anhanges. an die<br />
Fraktionen <strong>de</strong>s <strong>Landtag</strong>es als Diskussionsgrundlage zu geben.<br />
Mit freundlichen Grüßen aus Lübben!<br />
Z wutsobnym p6strowom z Lubina<br />
Gisela Christl<br />
Gizela Christlowa
Anlage 2<br />
Anhang:<br />
Min<strong>de</strong>rheitenschutz in Lübben - (k) ein Thema für die Lübbener<br />
Stadtverordnetenversammlung<br />
Aus <strong>de</strong>m Internet un aus <strong>de</strong>r Lausitzer Rundschau entnahmen wir die Stellungnahme <strong>de</strong>s<br />
Bürgermeisters von Lübben, Herrn Neumann, zur Novellierung <strong>de</strong>s Sorben/Wen<strong>de</strong>n-Gesetzes und<br />
seine Ablehnung zur Zugehörigkeit zum sorbischen Siedlungsgebiet vor <strong>de</strong>m Hauptausschuss in<br />
Potsdam. Seine Argumentation zeugt von erschrecken<strong>de</strong>r Unwissenheit <strong>de</strong>r Vorgänge im Rathaus und<br />
von Unwissenheit <strong>de</strong>r Geschichte und Kultur in seiner Stadt, <strong>de</strong>r er als Bürgermeister vorsteht.<br />
So schreibt er, dass mit <strong>de</strong>m ersten Sorben/Wen<strong>de</strong>n-Gesetz, welches 1994 im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
erlassen wur<strong>de</strong>, Lübben bereits damals nicht aufgenommen wur<strong>de</strong>, weil Kriterien, die die<br />
sorbische/wendische Sprache und Kultur betreffend nicht vorlägen. Dies ist aber grundlegend falsch,<br />
<strong>de</strong>nn aus <strong>de</strong>r DDR-Geschichte und <strong>de</strong>r Nachwen<strong>de</strong>zeit heraus waren sehr wohl Attributen einer<br />
lebendigen wendischen Kulturlandschaft in Lübben zu verzeichnen.<br />
So waren einige Strassenschil<strong>de</strong>r zweisprachig und sogar an einigen Geschäften waren zweisprachige<br />
Beschriftungen zu lesen. Mittierweise sind die Schil<strong>de</strong>r abmontiert o<strong>de</strong>r die wendischen<br />
Bezeichnungen überklebt wor<strong>de</strong>n. Einzig scheint das Lübbener Rathaus heute noch wendisch zu sein,<br />
<strong>de</strong>nn da steht noch "Radnica" neben Rathaus. Llei<strong>de</strong>r steht es nur drauf und - wie es sich erwiesen hat<br />
- ist es das tatsächlich nicht! Am Bahnhofund am Landratsamt kann man Lubin lesen. Auch existiert<br />
heute ein zweisprachiger Poststempel, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Post 2010 für die Filiale 3 herausgegeben wur<strong>de</strong>.<br />
Bis zur Wen<strong>de</strong> existierte damals noch eine aus 28 Mitglie<strong>de</strong>rn zusammengesetzte Domowina-Gruppe<br />
Lubin, (heute sind wir in <strong>de</strong>r 2007 neugegrün<strong>de</strong>ten Gruppe immerhin 14 Mitglie<strong>de</strong>r!), <strong>de</strong>n<br />
Spreewaldfrauenchor gibt es min<strong>de</strong>stens seit fast 40 Jahren, in <strong>de</strong>n Stadtteilen von Lübben wur<strong>de</strong> und<br />
wird noch heute gezampert, gewaleit und Spinte gefeiert, u.a. in sorbischen/wendischen<br />
Festtagstrachten. Sogar im Stadtzentrum von Lübben wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n 90 er Jahren noch von La<strong>de</strong>n zu<br />
La<strong>de</strong>n gezampet1; in langer, langer Tradition, <strong>de</strong>nn "zwei Groschen für die Zamperer" sind als<br />
Ausgaben schon 1427 im Lübbener Stadtbuch dokumentiert.<br />
In Lübben wohnten wendischsprachige Muttersprachler, unter ihnen sogar namhafte Wissenschaftler,<br />
wie <strong>de</strong>r Trachtenfachmann Albrecht Lange o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r wendische Dichter Meto Won-ak. Auch heute<br />
leben noch bekennen<strong>de</strong> Sorben/Wen<strong>de</strong>n, Sorbischlehrer und Befürworter und Freun<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
sorbischen/wendischen Kultur und Sprache in Lübben! Es ist lei<strong>de</strong>r so, dass Sorbischlehrer hier in<br />
Lübben ihre Arbeit nicht verrichten können, weil die Stadt nicht zum Siedlungsgebiet gehört und das<br />
Schulamt <strong>de</strong>shalb dies ablehnt.<br />
Des Weiteren gibt Herr Neumann 4 Kriterien für eine Zugehörigkeit zum Siedlungsbegiet an, die er in<br />
zwei Punkten heute erfüllt sieht. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit, <strong>de</strong>nn tatsächlich sind alle Punkte<br />
erfüllt!<br />
1) So ist die nie<strong>de</strong>rsorbische/wendische Sprache mündlich und schriftlich nachweisbar. Einige<br />
schriftliche Beispiele im öffentlichen Raum wur<strong>de</strong> bereits genannt. Mündlich stehen wir noch besser<br />
da, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Frauenchor ist nicht nur Mitglied in <strong>de</strong>r Domowina, son<strong>de</strong>rn singt auch wendische<br />
Lie<strong>de</strong>r, die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Folkloregruppc "Luttchen" und das Frauenterzett "Lubka lilja" singen<br />
regelmäßig ebenfalls wendische/sorbische Lie<strong>de</strong>r. Während <strong>de</strong>r sorbischen Stadtführungen und<br />
Kahnfahrten wer<strong>de</strong>n von geschichts- und kulturbewußten Reiseleitern die Gäste mit wendischen<br />
Worten begrüßt und begleitet. Die TKS Lübben - Tourismus, Kultur und Stadtmaketing GmbH (80%<br />
<strong>de</strong>r Stadt gehörend) wirbt intensiv mit sorbischen Trachten für Veranstaltungen, u.a.für sorbische<br />
Sagenführungen. Diese haben regen Zuspruch durch Gäste und Einheimische. Außer<strong>de</strong>m gibt es in<br />
Lübben Leser <strong>de</strong>r sorbischen Zeitung Nowy Casnik (ein Exemplar erhält das Rathaus!) und Hörer <strong>de</strong>s<br />
sorbischen Rundfunks, welcher vom RBB ausgetragen wird. Im Kin<strong>de</strong>rgarten "Spreewald" mit <strong>de</strong>r<br />
je<strong>de</strong>s Stadtfest begleite <strong>de</strong>n Tanzgruppe "Lutki" gehött zum Konzept, dass die Kin<strong>de</strong>r mit sorbischen<br />
Sagenfiguren vertraut gemacht wer<strong>de</strong>n und dabei auch sorbische Begriffe hören und diese liebevoll<br />
nachplappern und somit lernen.
Anlage 1<br />
Damit ist auch Punkt 2) angerissen, was das Erlernen <strong>de</strong>r sorbischen Sprache in Kitas, Schulen und<br />
an<strong>de</strong>ren Bildungseinrichtungen anbelangt. Schließlich erlernen auch erwachsene Bürger aus Lübben<br />
freiwillig die sorbische/wendische Sprache in <strong>de</strong>r Schule für Nie<strong>de</strong>rsorbische Sprache und Kultur.<br />
Vom sorbischen/wendischen Arbeitskreis wer<strong>de</strong>n seit 2007 Veranstaltungen zur sorbischen Kultur und<br />
Sprache angeboten, welche zahlreich im Rathaus besucht wer<strong>de</strong>n. So wur<strong>de</strong> unter an<strong>de</strong>rem zu<br />
sorbischen Orts- und Familiennamen, über wendische Kirchengeschichte und über das wendische<br />
Tracbtenverhalten im Krumspreeischen Kreis von Lübben referiert.<br />
Punkt 3) behan<strong>de</strong>lt sorbische Medien, Kunst, Bräuche und Traditionen sowie religiöse Handlungen.<br />
Ja hier steht Lübben in guter Tradition mit seinem Ehrenvater Paul Gerhard, <strong>de</strong>nn seine Lie<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n<br />
vor 400 Jahren als erstes ins Wendische für die Lübbencr Bürger,( damals war gut die Hälfte <strong>de</strong>r<br />
Lübbener noch wendischer Abstammung, wovon die vielen wendischen Familiennamen bis heute<br />
zeugen), und <strong>de</strong>ren wendisches Umland übersetzt. Diese wer<strong>de</strong>n noch heute in wendischen<br />
Gottesdiensten in <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlausitz in wendischer Sprache gesungen. Auch ein sorbischer/wendischer<br />
Lie<strong>de</strong>rpoet war in Lübben ansässig und wirkt hier noch nachhaltig. Neben <strong>de</strong>m gesungenen Wort gibt<br />
es eine Künstlerin in Lübben, die <strong>de</strong>m Sorbischen Künstlerbun<strong>de</strong>.V. angehört. Objekte <strong>de</strong>r<br />
Aquamediale beinhalten ganz selbstverständlich auch sorbisch/wendische Themen; u.a. hat Dietrich<br />
Lusici, <strong>de</strong>r bekenn<strong>de</strong> Künstler aus Lübbenau dort ebenso Kunst eingebracht. Schließlich brauche ich<br />
an <strong>de</strong>n Stein <strong>de</strong>r wendischen Liebesgöttin Luiba im Lübbener Hain nicht zu erinnern, <strong>de</strong>r auf<br />
Lübbener wendische Traditionslinien bis in die Hei<strong>de</strong>nzeit verweist. Damit ebenfalls eng verbun<strong>de</strong>n<br />
unser slawischer (auch sorbischer/wendischer) Rundwall, Buglehn genannt, <strong>de</strong>r obwohl er <strong>de</strong>r grösste<br />
und be<strong>de</strong>utendste im Spreewald ist, lei<strong>de</strong>r nicht beachtet wird und <strong>de</strong>r sehr ins Abseits geriet.<br />
Punkt 4) umfasst Vereine, Verbän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Institutionen, die sorbisch/wendische Sprache, Kultur und<br />
Geschichte pflegen und erforschen. Auf die Domowinagruppe, Chor, Kita und Singegruppe, die<br />
sorbische Kultur und Sprache pflegen und öffentlich praktizieren wur<strong>de</strong> bereits verwiesen. Wichtig ist,<br />
dass es einen sorbisch/wendischen Arbeitskreis in Lübben seit 2007 gibt, die Domowinagruppe mit<br />
ihren 14 Mitglie<strong>de</strong>rn gehört dazu und arbeitet aktiv mit! Der AK Sorben/Wen<strong>de</strong>n hat sich das Ziel<br />
gesetzt hat, einen freiwilligen Beitritt von Lübben zum sorbischen Siedlungsgebiet gemeinsam mit<br />
<strong>de</strong>m Bürgermeister, Herrn Bretterbauer zu erreichen. Dazu fan<strong>de</strong>n etliche Treffen im Rathaus<br />
zwischen bekenn<strong>de</strong>n Sorben/Wen<strong>de</strong>n, kultur- und geschichtsbewußten Bürgern, <strong>de</strong>m<br />
Sorbenbeauftragten <strong>de</strong>s LDS, Vertretern <strong>de</strong>r Stadt, u.a. <strong>de</strong>m Bürgermeister statt. Es wur<strong>de</strong>n sogar<br />
persönliche Stellungnahmen und Begründungen von diesen Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Arbeitskreises an das<br />
Stadtparlament geliefert, warum es wichtig ist, dass Lübben zum Siedlungsgebiet gehören soll. Die<br />
Protokolle zu diesen Gesprächsrun<strong>de</strong>n und die Dokumentationen liegen in <strong>de</strong>r Stadtverwaltung vor.<br />
Herr Neumann hingegen hat erst mit <strong>de</strong>r Einladung zum <strong>Landtag</strong> davon Kenntnis genommen, dass<br />
Lübben zum Siedlungasgebiet gehören soll!?<br />
Auf <strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>r TKS Lübben wirbt diese Institution allein für das diesjährige Spreewaldfest mit<br />
<strong>de</strong>n Worten "Wo Spreewald drauf steht, ist auch Spreewald drin. Fast vergessene überlieferte<br />
Handwerkskunst vom Holzschuhmacher iiber die traditionellen Techniken <strong>de</strong>s Eie111erzierens bis zur<br />
Trachtenschnei<strong>de</strong>rei sowie regionale Spezialitäten sind auf <strong>de</strong>m Marktplatz zu bestattnen.<br />
Traditionsvereine und einheimische Künstler lassen sorbisch/wendische Sitten und Bräuche in bunten<br />
Biihnenprogrammen Revue passieren und zeigen sich in ihren farbenprächtigen Festh·achten. " Herr<br />
Neumann ist <strong>de</strong>r Meinung, es gibt nur zwei Gästeführer, die das Sorbische/Wendische <strong>de</strong>shalb<br />
verinnerlichen, weil sie damit tourismuswirtschaftlich ihr Geld verdienen! Aber stellen Sie sich<br />
einfach ein Spreewaldfest in Lübben ohne sorbische/wendische Trachten und Bräuche vor! Und damit<br />
verdient die ganze Stadt ihr Ansehen und auch ihr Geld. Und das eigentlich auch noch fast kostenlos,<br />
<strong>de</strong>nn dazu kommt noch, dass so eine Tracht viel Geld kostet, und alle die trachtentragen<strong>de</strong>n Frauen in<br />
<strong>de</strong>n vielen Vereinen stehen nicht vor <strong>de</strong>r Stadtkämmerei und halten die Hand auf. Sie alle machen dies<br />
aus Traditionspflege aus <strong>de</strong>m Herzen heraus und weil sie dieses Erbe von ihren Eltern und Großeltern<br />
erworben haben. Der Tourismus ist auch für Lübben ein erheblicher Einnahmefaktor, schließlich sind<br />
fast 1500 Leute im Tourismusgeschäft in Lübben und Umgebung beschäftigt. Ein Großteil davon<br />
wirbt mit sorbischer/wendischer Kultur o<strong>de</strong>r partizipiert ebenfalls davon. Diese sorbische/wendische<br />
Kultur ist für Lübben ein absoluter Mehrwert, ja sogar ein Aushängeschild als kulturelles Zentrum<br />
einer Kreisstadt! Diesen Mehrwert kann man bezahlen und zwar nicht in <strong>de</strong>m Rahmen <strong>de</strong>r finanziellen<br />
Belastung wie es Heff Neumann <strong>de</strong>n Stadtverordneten glaubhaft machen will. Denn es sind z.B. für
Anlage Z<br />
Übersetzungen Sprachkundige vor Ort, die man nur anzusprechen braucht.Man kann sich einfach aus<br />
<strong>de</strong>n Nachbarorten, die bereits seit 1994 zum Siedlungsgebiet gehören, die Fonnulare mailen lassen<br />
und tauscht nur noch z.B . Lübbenau gegen Lübben aus. Wo ein Wille ist, gibt es immer einen Weg!<br />
Hat sich <strong>de</strong>r Lübbener Bürgenneister überhaupt einmal mit <strong>de</strong>m Lübbenauer Bürgenneister Herrn<br />
Wenzel unterhalten wieviel er investierte und wieviel dabei rauskam? Ist Lübbenau also viel reicher<br />
und kann sich diese Kultur finanziell leisten und Lübben nicht? Beson<strong>de</strong>rs erfreulich fin<strong>de</strong> ich, dass<br />
die Stadt Calau inzwischen <strong>de</strong>n Mut hatte sich zu ihren sorbischen Wurzeln zu bekennen, obwohl sie<br />
sicherlich nicht reicher ist als Lübben. Dort wur<strong>de</strong>n übrigens zuvor Bürger und Fachleute gehört, es<br />
fand eine Diskussion in <strong>de</strong>n Fraktionen statt und es wur<strong>de</strong> abgestimmt in <strong>de</strong>r<br />
Stadtverordnetenversammlung. Lei<strong>de</strong>r in Lübben nicht - einer vorgefertigte Ablehnung <strong>de</strong>s BG Lothar<br />
Bretterbauer wur<strong>de</strong> vom stellvertreten<strong>de</strong>n BG Frank Neumann <strong>de</strong>m Hauptausschuss <strong>de</strong>r<br />
stadtverordnetenversammlung vorgelegt und abgenickt. Wir, die wendischen Bürger von Lübben<br />
wur<strong>de</strong>n dazu nicht einmal angehört .... ! Sich mit seiner Geschichte und regionalen Kultur, welche<br />
Traditionslinien bis in die Gegenwart aufweisen, zu i<strong>de</strong>ntifizieren und sich zu seinem Reichtum und<br />
zu seinen Wurzeln zu bekennen, das können und wollen die Stadtväter von Lübben nicht, <strong>de</strong>nn dies<br />
wäre ein Bekenntnis zum Siedlungsgebiet <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n. Man sollte stolz sein auf die kleine<br />
Min<strong>de</strong>rheit an Bevölkerung in Lübben, die sich zu ihrer sorbischen/wendischen Geschichte und Kultur<br />
bekennt. Das hieße Toleranz walten Jassen und jeman<strong>de</strong>n Schutz ange<strong>de</strong>ihen zu Jassen, <strong>de</strong>r nicht so<br />
übermächtig ist wie die breite Bevölkerungsmasse.<br />
Im Namen aller Sorben/Wen<strong>de</strong>n freundlicher Bürger, För<strong>de</strong>rer und Liebhaber sorbischer/wendischer<br />
Kultur und Geschichte for<strong>de</strong>rn wir die Anerkennung zum angestammten sorbischen/wendischen<br />
Siedlungsgebiet von allen Politikern und vor allem von <strong>de</strong>m Bürgermeister und <strong>de</strong>n Stadtverordneten<br />
<strong>de</strong>r Stadt Lübben!<br />
Gisela Christi, Leiterin <strong>de</strong>r Domowinagruppe Lu bin, (Text vom Sept 2013 - leicht überarbeitet im November<br />
2013)
Anlage 3<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
Rat für sorbische (wendische) Angelegenheiten<br />
Krajny sejm Bramborska<br />
Rada za serbske nastupnosci<br />
Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft<br />
- Abteilung 4 -<br />
Referentin<br />
Birgit Ginkel<br />
Am Havelblick 8<br />
14473 Potsdam<br />
tel.fTel.: (0331) 966 -1157<br />
e-mail/E-Mail: birglt.ginkel@landtag.bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong><br />
psedsedafNorsitzen<strong>de</strong>r: Harald Koncak/Harald Konzack<br />
Droga A. Bebela/August-Bebel-Str. 82<br />
03046 Cottbus/Ch6sebuz<br />
tel.fTel.: (0355) 485 76 - 4 26 /- 4 32<br />
faks/F ax: (0355) 485 76 - 4 33<br />
e-mall/E-Mail: serbskarada@gmx.<strong>de</strong><br />
Ch6sebuz/Cottbus, 1 2 . 11 . 2013<br />
Stellungnahme<br />
zum Entwurf <strong>de</strong>s Erlasses „zweisprachige Beschriftung von Verkehrszeichen im<br />
angestammten Siedlungsgebiet <strong>de</strong>r Sorben (Wen<strong>de</strong>n)"<br />
Cescone kneni a kneze,<br />
<strong>de</strong>r Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten nimmt zum vorliegen<strong>de</strong>n Erlassentwurf<br />
wie folgt Stellung:<br />
1 Allgemeines in Verbindung mit 6 lnkrafttreten/Außerkrafttreten<br />
Wir verweisen auf <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeit laufen<strong>de</strong>n Novellierungsprozess <strong>de</strong>s Sorben/Wen<strong>de</strong>n<br />
Gesetzes im <strong>Landtag</strong> . Eine Verabschiedung ist momentan für Januar 2014 geplant. Da<br />
auch die Rahmenbedingungen <strong>de</strong>r zweisprachigen Beschil<strong>de</strong>rungen sowie <strong>de</strong>s<br />
sorbischen/wendischen Siedlungsgebietes betroffen sind, ist aus unserer Sicht fraglich , ob<br />
jetzt ein auf 5 Jahre angelegter Erlass formuliert wer<strong>de</strong>n sollte.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r Erfahrung <strong>de</strong>r diesjährigen Kurzfristigkeit <strong>de</strong>r Überarbeitung <strong>de</strong>s Erlasses bei<br />
gleichzeitiger Unbefristetheit <strong>de</strong>r Rechtsgrundlage ist zu fragen , ob eine unbegrenzte<br />
Geltungsdauer <strong>de</strong>s Erlasses - d.h. bis zu einem Erlass einer neueren Fassung - nicht<br />
zielführen<strong>de</strong>r ist.<br />
2 Umfang <strong>de</strong>r zweisprachigen Beschriftung<br />
Aus unserer Sicht sind prinzipiell alle Verkehrszeichen einzubeziehen, auf <strong>de</strong>nen Sprache<br />
verwen<strong>de</strong>t wird.<br />
Dazu zählen neben <strong>de</strong>n bereits im Erlass erwähnten auch<br />
- Vorschriftszeichen wie 220, 242, 244, 274, 290<br />
- Richtzeichen wie 314, 332, 437, 440, 441 aber vor allem 385 (Ortshinweistafel), 386<br />
(touristische Wegweiser), 432 (Ziele mit erheblicher Verkehrsbe<strong>de</strong>utung) sowie<br />
- Zusatzzeichen.<br />
Gera<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Richtzeichen erschließt sich uns die bisher gelten<strong>de</strong> Auswahl nicht. In <strong>de</strong>r<br />
Praxis auftreten<strong>de</strong> Uneinheitlichkeiten und Unsicherheiten sollten durch die umfassen<strong>de</strong>re<br />
Reglung aufgelöst wer<strong>de</strong>n.<br />
Der letzte Absatz von 2.2. ist zu streichen. Da die Sprache auf <strong>de</strong>n verkehrszeichen eine<br />
kommunikative und keine rein symbolische Be<strong>de</strong>utung hat, ist die Differenzierung nach <strong>de</strong>r<br />
Lage <strong>de</strong>s Ziels nicht nachvollziehbar. Für die Orte außerhalb <strong>de</strong>s Siedlungsgebietes, für die
Anlage j<br />
es sorbische/wendische Bezeichnungen gibt, sollten diese innerhalb <strong>de</strong>s Siedlungsgebietes<br />
auch Anwendung fin<strong>de</strong>n . Für diejenigen Orte <strong>de</strong>s Siedlungsgebietes, die offiziell laut ihrer<br />
Satzung <strong>de</strong>n sorbischen/wendischen Namen tragen, sollte diese Bezeichnung auch<br />
außerhalb <strong>de</strong>s Gebietes Anwendung fin<strong>de</strong>n (z.B. Cottbus/Ch6Sebuz). Wenn das <strong>de</strong>r<br />
Gemein<strong>de</strong>name ist, so muss er auch angewandt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Notwendigkeit von 2.3 erschließt sich uns nicht. Sollten keine zwingen<strong>de</strong>n<br />
bun<strong>de</strong>srechtlichen Regelungen <strong>de</strong>m entgegen stehen, ist er aus unserer Sicht zu streichen.<br />
Ziele im Ausland wer<strong>de</strong>n ebenfalls mehrsprachig dargestellt.<br />
3 Ausführung <strong>de</strong>r zweisprachigen Beschriftung<br />
Die Beschriftung muss aus unserer Sicht generell gleichberechtigt, d.h. in gleich großer<br />
Schrift erfolgen. In an<strong>de</strong>ren europäischen Län<strong>de</strong>rn wird dies sogar mit mehr als zwei<br />
Sprachen praktiziert. Wissenschaftliche Untersuchungen wi<strong>de</strong>rlegten ebenfalls<br />
Beeinträchtigungen <strong>de</strong>s Verkehrsgeschehens. Zumal es auch in <strong>de</strong>r LAusitz noch vereinzelt<br />
Schil<strong>de</strong>r in gleichgroßer Schrift gibt.<br />
4 Verfahren zur zweisprachigen Beschriftung<br />
Wichtig wäre ein expliziter Hinweis, dass im Zuge von Neubeschil<strong>de</strong>rungen/Erneuerungen<br />
die Zweisprachigkeit zwingend zu beachten ist. Dies betrifft ebenfalls die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />
gelten<strong>de</strong>n Reglungen, so dass nicht sofort alle noch einsprachigen Schil<strong>de</strong>r auszuwechseln<br />
sind.<br />
Es sollte auch noch eine verpflichten<strong>de</strong> Regelung zur korrekten Schreibweise<br />
aufgenommen wer<strong>de</strong>n (momentan Kann-Hinweis in 4.3). In <strong>de</strong>r Praxis ist ein Teil <strong>de</strong>r<br />
Beschriftung fehlerhaft (vgl. z.B. gesammelte Beispiele in <strong>de</strong>r Facebook-Gruppe .zo som<br />
how?").<br />
Der Verweis auf die „zusätzlichen" Kosten (4.2 und 5) ist aus unserer Sicht irreführend. Es<br />
han<strong>de</strong>lt sich um integrale Kosten <strong>de</strong>r Beschil<strong>de</strong>rung, die im zweisprachigen Gebiet<br />
selbstverständlich zweisprachig auszuführen ist. insofern han<strong>de</strong>lt es sich nicht um<br />
.zusätzliche" Kosten son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n zu zahlen<strong>de</strong>n Normalpreis: Wenn eine Gemein<strong>de</strong> einen<br />
längeren Ortsnamen hat, als eine an<strong>de</strong>re, wird dies auch nicht als „Zusatzkosten"<br />
interpretiert.<br />
Psijaznje strowi<br />
H. Konzack<br />
p ~edsed a f
Anlage 4-<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
Rat für sorbische (wendische) Angelegenheiten<br />
Krajny sejm Bramborska<br />
Rada za serbske nastupnosci<br />
<strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
Hauptausschuss<br />
Referentin<br />
Birgit Ginkei<br />
Am Haveibiick 8<br />
14473 Potsdam<br />
tei.fTel. : (0331) 966 -1157<br />
e-mail/E-Mail: birgit.ginkel@landtag.bran<strong>de</strong>nburg.<strong>de</strong><br />
psedsedafNorsitzen<strong>de</strong>r: Harald Koncak/Harald Konzack<br />
Droga A. Bebela/August-Bebel-Str. 82<br />
03046 Cottbus/Ch6sebuz<br />
tel.fTel. : (0355) 485 76 - 4 26 /- 4 32<br />
faks/Fax: (0355) 485 76 - 4 33<br />
e-mail/E-Maii: serbskarada@gmx.<strong>de</strong><br />
Ch6sebuz/Cottbus, 12 .11. 2013<br />
- im Hause -<br />
Stellungnahme<br />
zum Än<strong>de</strong>rungsantrag zum Gesetzentwurf Gesetz zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Verfassung <strong>de</strong>s<br />
Lan<strong>de</strong>s <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> (Antirassismus-Novelle) (Drs. 5/7321)<br />
Cescony knez psedsedaf, werter Herr Kollege Ness,<br />
<strong>de</strong>r Rat für sorbische/wendische Angelegenheiten befürwortet nachwievor grundsätzlich die<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sverfassung im Hinblick auf <strong>de</strong>n Begriff „Rasse" und verweist auf<br />
seine erste Stellungnahme zum Gesetzentwurf vom 10.09.2013.<br />
Darüber hinaus begrüßt <strong>de</strong>r Rat die Ergänzung <strong>de</strong>s Artikels 25 um <strong>de</strong>n<br />
„Wen<strong>de</strong>n"-Begriff. Für große Teile <strong>de</strong>r sorbischen/wendischen Bevölkerung im Land<br />
<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> stellt er ein zentrales Element <strong>de</strong>r Selbsti<strong>de</strong>ntifikation dar. Durch die<br />
Verfassungsän<strong>de</strong>rung wird <strong>de</strong>m Rechnung getragen und diese I<strong>de</strong>ntität vom<br />
Verfassungsgeber anerkannt.<br />
Weiterhin nahm <strong>de</strong>r Rat sehr positiv die Positionen <strong>de</strong>r Anzuhören<strong>de</strong>n im<br />
Hauptausschuss zur Kenntn is, was eine explizite Nennung <strong>de</strong>r Sinti und Roma in <strong>de</strong>r<br />
<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>er Lan<strong>de</strong>sverfassung betrifft. Wir wür<strong>de</strong>n es begrüßen, wenn auch Sinti und<br />
Roma (sowie die Regionalsprache Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utsch) Eingang in die Lan<strong>de</strong>sverfassung<br />
fän<strong>de</strong>n. Vergleichbare Regelungen enthält z.B. die Verfassung <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Schleswig<br />
Holsteins (Art. 5 und 9). Damit wären die bei<strong>de</strong>n autochthonen Min<strong>de</strong>rheiten <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>s<br />
(sowie die ebenfalls durch <strong>de</strong>n Europarat geschützte Regionalsprache) verankert und durch<br />
<strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>sgesetzgeber anerkannt. Dabei geht es nicht darum, für alle drei Gruppen<br />
dieselben Regelungen zu treffen, son<strong>de</strong>rn eine grundsätzliche Anerkennung auszusprechen<br />
und im Einvernehmen mit <strong>de</strong>n Vertreterinnen und Vertretern <strong>de</strong>r Sinti und Roma bzw. <strong>de</strong>r<br />
Nie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschsprecherinnen und -sprecher im Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> <strong>de</strong>n nötigen<br />
Regelungsgehalt zu formulieren.<br />
Wir wür<strong>de</strong>n es begrüßen , wür<strong>de</strong> die Lan<strong>de</strong>sverfassung entsprechend ergänzt o<strong>de</strong>r<br />
zumin<strong>de</strong>st ein entsprechen<strong>de</strong>r Entschließungsantrag formuliert. Dies könnte eine Grundlage<br />
für weitergehen<strong>de</strong> Diskussionen um die Absicherung <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rheitenrechte und die<br />
Anerkennung kultureller und ethnischer Vielfalt in unserem Land sein.<br />
Psijaznje strowi<br />
H. Konzack<br />
psedsedaf
Anlage 5<br />
Psig6towanje <strong>Landtag</strong> <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong><br />
Rat für sorbisch/wendische Angelegenheiten<br />
Einladung zum 12.11.2013, 13.00 Uhr<br />
Sehr geehrte Abgeordnete <strong>de</strong>s <strong>Landtag</strong>es <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong>,<br />
Sehr geehrte Vertreter <strong>de</strong>r Fraktionen,<br />
cescone donki rady za serbske nastupnosci,<br />
lube zagronite za serbske nastupnosi w Bramborskej,<br />
<strong>de</strong>m Tagesordnungspunkt 6 <strong>de</strong>r Einladung folgend, möchte ich Ihnen <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Stand<br />
um die Bewerbung zur Aufnahme <strong>de</strong>r "gesellschaftlichen Bräuche und Feste <strong>de</strong>r Lausitzer<br />
Sorben im Jahreslauf' in das UNESCO-Verzeichnis <strong>de</strong>s immateriellen Kulturerbes in<br />
Deutschland geben.<br />
Der Abgabetermin beim zuständigen Kultusministerium in Sachsen und im Ministerium für<br />
Wissenschaft, Forschung und Kultur in <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> ist bekanntermaßen <strong>de</strong>r 30.11.2013.<br />
Antragsteller unserer Bewerbung ist <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r Domowina-<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r<br />
Lausitzer Sorben e.V., Herr Bernhard Ziesch, mit <strong>de</strong>r postalischen Anschrift: Postplatz 2 in<br />
Bautzen. Der Antrag um die Bewerbung ist entsprechend <strong>de</strong>r geografischen Aus<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>s<br />
sorbisch/wendischen Siedlungsterritoriums ein län<strong>de</strong>rübergreifen<strong>de</strong>r für das Land<br />
<strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> und Sachsen, wobei <strong>de</strong>r Antrag in <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>sland eingereicht wer<strong>de</strong>n soll, wo<br />
sich <strong>de</strong>r Verwaltungssitz <strong>de</strong>s Antragstellers, also in Sachsen, befin<strong>de</strong>t. Das stellt allerdings<br />
frei, dass auch an<strong>de</strong>re Gruppen <strong>de</strong>s sorbischen/wendischen Volkes eigene Anträge in <strong>de</strong>n<br />
jeweiligen Län<strong>de</strong>rn einreichen dürfen. Dies sollte nicht parallel erfolgen, wür<strong>de</strong> aber die<br />
Position <strong>de</strong>s zu erhalten<strong>de</strong>n immateriellen Erbes beson<strong>de</strong>rs unterstreichen und nochmals<br />
bekräftigen.<br />
Mit <strong>de</strong>m Bekanntwer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Beitritts Deutschlands zu <strong>de</strong>n Vertragsstaaten <strong>de</strong>s UNESCO<br />
Übereinkommens zur Erhaltung <strong>de</strong>s immateriellen Kulturerbes ab <strong>de</strong>m Frühjahr 2013, und<br />
<strong>de</strong>r endgültigen Ratifizierung im Juli 2013 befasste sich die Domowina-Bund Lausitzer<br />
Sorben e.V. als Vertreter <strong>de</strong>s sorbisch/wendischen Volkes in <strong>de</strong>r Ober- und Nie<strong>de</strong>rlausitz<br />
sofort mit diesem T ema.<br />
Aus <strong>de</strong>n angesetzte Kriterien und <strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>s lebendigen immateriellen Kulturerbes<br />
wur<strong>de</strong>n zunächst von sorbisch/wendischer Seite gemeinsam mit <strong>de</strong>m Sorbischen Institut in<br />
Bautzen drei mehr o<strong>de</strong>r weniger im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Sprachpflege und Beson<strong>de</strong>rheit<br />
<strong>de</strong>r kleinsten westslawischen Sprache stehen<strong>de</strong> Bereiche favorisiert:
Anlage 5<br />
die sorbischen/wendischen geografischen Bezeichnungen <strong>de</strong>r Lausitzen<br />
die mündliche Volksliteratur <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n und<br />
die sorbischen/wendischen Bräuche und Traditionen.<br />
In einer überregionalen Konferenz sorbischer Forschungsinstitutionen und <strong>de</strong>r Domowina<br />
einigte man sich im Nachgang darauf, sich auf einen Bereich einzugrenzen, nämlich <strong>de</strong>n<br />
letzteren, die <strong>de</strong>r sorbisch/wendischen Bräuche und Traditionen. Dies geschah auch <strong>de</strong>shalb,<br />
um bessere Chancen für die Aufnahme in die Lan<strong>de</strong>sliste zu erhalten, aber auch um<br />
Arbeitskapazitäten besser zu <strong>de</strong>legieren und in <strong>de</strong>r gegebenen Kurzfristigkeit eine<br />
ordnungsgemäße Bewerbung zu erstellen.<br />
Nicht nur <strong>de</strong>utschlandweit befan<strong>de</strong>n sich die zuständigen Ministerien und Fachleute in <strong>de</strong>r<br />
Diskussion um die Richtlinien <strong>de</strong>s immateriellen lebendigen Kulturgutes, die UNESCO<br />
Anerkennung und mögtliche Folgen für Träger sowie Rezipienten, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>n<br />
Reihen <strong>de</strong>r sorbisch/wendischen Institutionen und nicht zuletzt <strong>de</strong>r Antragsteller selbst<br />
setzte sich mit <strong>de</strong>m Thema auseinan<strong>de</strong>r. So wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>nn auch durch die Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />
Domowina in Sachsen und <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> und auf Bun<strong>de</strong>sebene <strong>de</strong>zentrale Schulungen,<br />
angeboten durch die Geschäftsstelle Immaterielles Kulturerbe <strong>de</strong>r Deutschen UNESCO<br />
Kommission e.V., in Anspruch genommen und för<strong>de</strong>rten <strong>de</strong>n Domowina- internen<br />
I<strong>de</strong>enaustausch. Fachkundiger· Rat wur<strong>de</strong> sich zu<strong>de</strong>m von universitärer Seite <strong>de</strong>r BTU damals<br />
noch Cottbus eingeholt bzw. die Erfahrungen <strong>de</strong>r österreichischen und schweizerischen<br />
Kollegen <strong>de</strong>r UNESCO-Geschäftsstellen verarbeitet.<br />
In dieser Auseinan<strong>de</strong>rsetzung erfolgte ein erneuter Diskussionsprozess, in <strong>de</strong>ssen Ergebnis<br />
die Kriterien für <strong>de</strong>n bereits ausgewählten Bereich <strong>de</strong>r sorbisch/wendischen Bräuche und<br />
Traditionen nochmals überdacht wur<strong>de</strong>n. In Folge <strong>de</strong>ssen einigten sich die Domowina und<br />
die Wissenschaftler darauf, nicht nur einem Brauch, <strong>de</strong>m <strong>de</strong>s sorbischen Osterfestes in<br />
seiner vorchristlichen, später religiösen, volkstümlichen und sprachlichen Vielfalt die volle<br />
Aufmerksamkeit zu widmen, son<strong>de</strong>rn die Vielzahl und Unterschiedlichkeit <strong>de</strong>r<br />
"sorbischen/wendischen Bräuche und Traditionen im Jahreslauf' in <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
<strong>de</strong>r Brauchregionen in <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>r-, <strong>de</strong>r mittleren und <strong>de</strong>r Oberlausitz Aufmerksamkeit<br />
zukommem zu lassen. Die Gewichtung und Vielfältigkeit <strong>de</strong>r geschichtlichen Entwicklung<br />
sächsischer bzw. bran<strong>de</strong>nburgischer Bräuche <strong>de</strong>r Sorben/Wen<strong>de</strong>n, die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Brauchträger, <strong>de</strong>r Örtlichkeiten und <strong>de</strong>r Sprachvernetzung sind zu unterschiedlich, als dass<br />
sie nur auf einen Bra chtumskomplex reduziert wer<strong>de</strong>n dürften.<br />
So ist eine aktuelle Liste aller lebendigen Bräuche und Traditionen erstellt wor<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>n<br />
Vertretern <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Regionen <strong>de</strong>s sorbischen/wendischen Siedlungsgebietes als<br />
Fragebogen und Grundlagenpapier zugesandt wor<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>r Bitte um Komplettierung und<br />
Schil<strong>de</strong>rung von beson<strong>de</strong>ren lokal begrenzten Beson<strong>de</strong>rheiten und Details. In einer<br />
Aufstellung <strong>de</strong>r aktuellen eigenen Brauchtumsliste für die Nie<strong>de</strong>rlausitz wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n<br />
Domowina-Mitarbeitern insgesamt tabellearisch 12 Bräuche erfasst. Wir waren uns bewußt,<br />
dass das Potential und die Einmaligkeit von einzelnen Bräuchen für die Region <strong>de</strong>r<br />
Nie<strong>de</strong>rlauzitz eine eigene Wertstellung erfahren darf. Z.B. konzentrieren sich gera<strong>de</strong> im
Anlage ~<br />
Frühjahrsbrauchtum zur Fastnacht und Zapust in fast allen Orten <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlausitz<br />
ausgeübte leben<strong>de</strong> Bräuche, die generationsübergreifend von nahezu allen Dorfbewohnern<br />
aktiv o<strong>de</strong>r passiv ausgeübt wer<strong>de</strong>n. Ein ähnliches Phänomen ergibt sich mit <strong>de</strong>n<br />
Erntebräuchen zum Ausklang <strong>de</strong>s Sommers und <strong>de</strong>r Konzentration in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />
Erntebräuchen <strong>de</strong>s Hahnschlagens, Hahnrupfens, <strong>de</strong>s Kranzstechens und <strong>de</strong>s Stolle- bzw.<br />
Stoppelreitens und sogar in einer Erweiterung <strong>de</strong>s Johannesreitens. Dabei ist bei allen<br />
ausgeübten Bräuchen immer die Verbindung zum Tragen <strong>de</strong>r sorbischen/wendischen<br />
Festtagstracht bei <strong>de</strong>n Brauchträgern zu verzeichnen. Ein Phänomen, welches einmalig ist für<br />
die gesamte Lausitz. Auch weisen einzelne Bräuche starke innovative Ten<strong>de</strong>nzen und<br />
Neuentwicklungen in die Zukunft auf. Z.B. wird seit nun mehr 14 Jahren <strong>de</strong>r Superkokot in<br />
<strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlausitz durchgeführt, ein Wettkampf aller Erntekönige zu Pferd gegeneinan<strong>de</strong>r.<br />
Dieser Brauch ist maßgeblich durch die Domowina inszeniert wor<strong>de</strong>n und hat sich als das<br />
ultimative Erntefest unter Beteiligung <strong>de</strong>r Jugendlichen aus <strong>de</strong>r gesamten Nie<strong>de</strong>rlausitz<br />
etabliert. So ist die Nie<strong>de</strong>rlausitz eine einmalige Brauchtumslandschaft, mit einigen<br />
Bräuchen, die nur hier gepflegt und ausgeübt wer<strong>de</strong>n. Zu nennen sind dabei z.B. die<br />
Woklapnica o<strong>de</strong>r das bereits erwähnte Johannesreiten sowie das Stol lereiten. An<strong>de</strong>rseits<br />
muss man dagegen halten, dass im Gegenzug zum historisch verursachten Sprachrückgang<br />
die Brauchtumspflege und das Anlegen <strong>de</strong>r sorbisch/wendischen Trachten in <strong>de</strong>n<br />
unterschiedlichen Kirchspielen einen kompensatorischen Ausgleich herstellen. In <strong>de</strong>r<br />
Bewerbung für das UNESCO-Verzeichnis selbst wur<strong>de</strong>n alle Bräuche und Orte in<br />
obersorbischer bzw. nie<strong>de</strong>rsorbischer Bezeichnung angegeben.<br />
In <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rlausitz wur<strong>de</strong>n also die Fragebogen verschickt. Mit unterschiedlicher Resonanz<br />
erfolgte eine Rückmeldung, mancherorts wur<strong>de</strong> die Antwort völlig vernachlässig,<br />
an<strong>de</strong>renorts kamen die erwünschten Detailinfomation und stellen eine wun<strong>de</strong>rbare<br />
Erfassung <strong>de</strong>r gegenwärtigen aktuellen Brauchtumssituation dar, die es gilt, in Zukunft für<br />
die Nie<strong>de</strong>rlausitz weiterhin zu analysieren. Gleichzeitig galt <strong>de</strong>r Fragenkatalog auch als<br />
Zeichen <strong>de</strong>r Kenntnisnahme und Einwilligung für die Brauchträger, dass die Domowina sich<br />
um die Bewerbung <strong>de</strong>r Aufnahme <strong>de</strong>r sorbischen/wendischen Bräuche in das UNESCO<br />
Verzeichnis bemüht, <strong>de</strong>nn das Einverständnis <strong>de</strong>r Brauchausüben<strong>de</strong>n ist eine Voraussetzung<br />
<strong>de</strong>r Bewerbung.<br />
Für die Nie<strong>de</strong>rlausit z wur<strong>de</strong> zu En<strong>de</strong> September die eigene Liste bei <strong>de</strong>r Domowina in<br />
Bautzen eingereicht. Hier erfolgte gemeinsam mit <strong>de</strong>n Mitarbeitern <strong>de</strong>s Sorbischen Institutes<br />
Bautzen die Ausformulierung <strong>de</strong>r endgültigen Bewerbungsunterlagen und die Recherche zu<br />
Fotomaterialien. Die Fotos wur<strong>de</strong>n bereits ins Internet bei Skydrive gestellt. Die bisherigen<br />
Unterlagen für die Bewerbung liegen für Sie in Kopie zur Einsichtnahme vor. Demnach<br />
wur<strong>de</strong>n für die gesamte Lausitz insgesamt 27 Bräuche und Traditionen ausgewählt. Sie<br />
wur<strong>de</strong>n in ihrer historischen Dimension und <strong>de</strong>n Tradiontionslinien vorgestellt, ihre<br />
gesellschaftlich relevante Spannbreite beschrieben und kreative lnnovatiopnen und<br />
Weiterentwicklungen aufgezeigt.
Anlage S-<br />
1n <strong>de</strong>r Expertise <strong>de</strong>s Wendischen Museums Cottbus heißt es dazu: "Ein wichtiger Aspekt ist<br />
die Würdigung <strong>de</strong>r bisherigen Kulturleistung in unseren Dörfern, die auf eine Kontinuität in<br />
<strong>de</strong>r Brauchtumspflege über Jahrhun<strong>de</strong>rte verweisen können. Gegenwärtig müssen künftige<br />
Generationen motiviert wer<strong>de</strong>n, das ererbte Brauchtum weiter zu pflegen. Die Menschen<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Gesellschaft, die sich kulturell betätigen, die Bräuche ausüben, wer<strong>de</strong>n zu<br />
Bewahrern geistigen Kulturgutes, haben Freu<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Ausübung und erfahren<br />
Anerkennung <strong>de</strong>r Person, ein nicht zu vernachlässigen<strong>de</strong>r psychologischer Aspekt."<br />
Der von <strong>de</strong>n Domowina-Mitarbeitern erarbeitete Vorschlag <strong>de</strong>r Bewerbungsunterlagen wird<br />
<strong>de</strong>mnächst <strong>de</strong>m Präsidium und <strong>de</strong>m Bun<strong>de</strong>svorstand <strong>de</strong>r Domowina- Bund Lausitzer Sorben<br />
e.V. vorgelegt und höchstwahrscheinlich auch angenommen und somit legitimiert. Mit <strong>de</strong>r<br />
Ligitimation erfolgen dann Gespräche mit <strong>de</strong>n Kultusministerien und die letzendliche<br />
Einreichung <strong>de</strong>r Bewerbungsunterlagen, mit <strong>de</strong>m Ziel zunächst <strong>de</strong>n Sprung auf die<br />
Lan<strong>de</strong>sliste für die diesjährige Ausschreibung zu erreichen, um wenn möglich, <strong>de</strong>n weiteren<br />
Schritt auf die Bun <strong>de</strong>seben zu bewerkstelligen.<br />
Die Bewerbung <strong>de</strong>r "Sorbischen/wendischen Bräuche im Jahreslauf' um die Aufnahme in die<br />
UNESCO-Liste <strong>de</strong>s immateriellen Kulturgutes in Deutschland ist aber kein abgeschlossener<br />
Fakt, da je<strong>de</strong>s Jahr eine erneute Ausschreibung erfolgt bzw. bereits eingereichte Anträge<br />
auch weiter formuliert wer<strong>de</strong>n können. Alle mal ist für die Domowina ein Ziel erreicht<br />
wor<strong>de</strong>n, die Diskussion um <strong>de</strong>n Reichtum und die Wertschätzung <strong>de</strong>r<br />
sorbischen/wendischen Bräuche und Traditionen, also <strong>de</strong>s immateriellen Kulturgutes <strong>de</strong>s<br />
kleinsten slwawischen Volkes mit einer über lOOOjährigen Geschichte und eigenständigen<br />
Sprache als Alleinstellungsmerkmal für die Regionen <strong>de</strong>r Lausitzen, im<br />
sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r Sachsen und <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Öffentlichkeit und in <strong>de</strong>n Ämtern in Gang zu setzen. Und dies scheint gera<strong>de</strong> jetzt auch im<br />
Land <strong>Bran<strong>de</strong>nburg</strong> wichtig zu sein, im Zusammenhang mit Novellierung <strong>de</strong>s Sorben/Wen<strong>de</strong>n<br />
Gesetzes als Signal an alle Bevölkerungsteile, an die Bürgermeister und Gemeinvertreter und<br />
nicht zuletzt an die Abngeordneten aller Fraktionen im <strong>Landtag</strong> und die Lan<strong>de</strong>sregierung<br />
selbst.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Wutfobny zek.<br />
Dipl.ethn. U.Henschel<br />
Regionalsprecherin Domowina-Bund<br />
Lausitzer Sorben e.V.