PDF Download - Mapei International

Gastkommentar Interview Daniel Libeskind
Daniel
Libeskind
Amerikanischer
Architekt,
Protagonist der
internationalen
Architektur und im
Städtebau.
GROSSE
ARCHITEKTUR
FÜR EINE NEUE
RENAISSANCE
Daniel Libeskind – sein Optimismus, seine Kultur und sein
Eklektizismus. Ein Exklusiv-Interview mit Realtà MAPEI International
Von Adriana Spazzoli und Tiziano Tiziani
Kurz vor der Eröffnung seiner Ausstellung in Rom, bei der
unter dem Titel Never Say the Eye is Rigid: Architectural
Drawings of Daniel Libeskind (Sag niemals, das Auge sei
starr: Architektur-Zeichnungen von Daniel Libeskind), erstmals
52 seiner Zeichnungen zu sehen waren, sprach
Daniel Libeskind mit uns über die Faktoren, sowohl künstlerisch
als auch architektonisch zu fühlen. Persönliche
Erinnerungen und Visionen einer sich verändernden Welt
werden dabei verwoben mit fachlichen Beobachtungen
über Architektur und Materialien, die bei der Entstehung
von Gebäuden zum Einsatz kommen.
Wie beeinflussen Musik und Ihre Ausbildung als
Musiker Ihren Stil?
Sehr…. Ich glaube, dass der professionelle Musiker nicht
nur etwas aus meiner Vergangenheit ist, sondern auch Teil
meiner Arbeit als Architekt. Musik ist für das Leben und
die Architektur sehr wichtig. Außerdem sind sich Musik
und Architektur sehr ähnlich. Beides sind hochintellektuelle
Tätigkeiten – sehr genau, aber auch sehr emotional.
Sie müssen mit der Seele kommunizieren und nicht nur
mit dem Verstand. Alles was mit Musik und Architektur zu
tun hat, steht meinem Herzen sehr nahe. Auch die Entstehung
von Musik ähnelt der von Architektur. Die wiederum
ähnelt der Durchführung eines musikalischen Projekts:
Es ist wie ein Orchester. Du musst in der Lage sein, ein
Musikstück zu haben und es mit einem großen Orchester
zu dirigieren. Es muss harmonisch sein, echte Resonanzen
müssen bestehen und Echos für die Seele.
Spielt dabei die Vorstellungskraft eine Rolle ?
Selbstverständlich. Anders geht es gar nicht. Die Vorstellungskraft
spielt sogar eine fundamentale Rolle. Als der
Architekt und Bildhauer Filippo Brunelleschi den Duomo
in Florenz baute, sagte er: Zeichnungen, Modelle und virtuelle
Realität können nur dargestellt werden, indem man
sie baut. Denn Schwerkraft, Himmel und Horizont lassen
sich nicht physisch darstellen, man muss sie sich vorstellen,
bevor man überhaupt anfangen kann, zu bauen.
Vor kurzem haben Sie der italienischen Tageszeitung
La Repubblica ein Interview gegeben; eine der
Fragen betraf den Einfluss des Auftraggebers auf
die Arbeit des Architekten. Wie sieht die Beziehung
zwischen den beiden Akteuren aus?
Wer ernsthaft mit einem Auftraggeber oder Eigentümer
4 RM Deutschland Österreich 14/2013