obWOHL - OBHUT - Beratungsservices für Kinderbetreuung
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<strong>obWOHL</strong><br />
Hoş geldiniz! – Herzlich willkommen! –<br />
in der Gesprächsrunde für türkisch sprechende Mütter<br />
<strong>obWOHL</strong> 10<br />
Es ist kurz vor 14 Uhr und in den Räumen der Elternberatung<br />
in Bludenz herrscht ein fröhliches Durcheinander. Junge<br />
Mütter mit Säuglingen und Kleinkindern legen Jacken<br />
und Mäntel ab, schälen ihre Babys aus wattierten Overalls<br />
und helfen den Größeren beim Ausziehen der Winterstiefelchen.<br />
Nach und nach kehrt Ruhe ein. Die Mütter setzen<br />
sich an den großen, mit buntem Spielzeug bestückten Tisch<br />
– ihre Kinder, je nach Alter, im Arm haltend, auf dem Schoß<br />
oder neben sich auf einem Stuhl sitzend. Manche Babys<br />
liegen auf vorbereiteten Wickelmatten und betrachten die<br />
Welt neugierig aus ihrer Perspektive. Die letzten – türkischen<br />
– Worte verstummen und gespannte Aufmerksamkeit<br />
macht sich breit.<br />
Von Nasenpopeln und anderen Störenfrieden<br />
Heute ist Gesprächsrunde für türkisch sprechende Mütter.<br />
Hildegard Burtscher, die Initiatorin und Leiterin der Runde<br />
und Inci Özcan, die Dolmetscherin, freuen sich, dass<br />
zahlreiche Mütter mit ihren Kindern gekommen sind. Viele<br />
kennen sie bereits, doch heute sind wieder neue Gesichter<br />
dabei – Schwägerinnen und Freundinnen, die, durch<br />
Erzählungen neugierig geworden, das Angebot auch nutzen<br />
wollen. Das heutige Thema behandelt – der Jahreszeit<br />
entsprechend – alles rund um Erkältungen. Mithilfe von<br />
Flipcharts geht Frau Burtscher auf die am häufigsten auftretenden<br />
Probleme bei Erkältungen ein. Die Mütter folgen<br />
ihren kurzen, klaren Sätzen, den bildlichen Erklärungen und<br />
der unmittelbar darauf folgenden Übersetzung. Das Problem<br />
„verstopfte Nase“ bei Säuglingen erweckt besondere<br />
Aufmerksamkeit – ein Blick in die Runde erklärt warum. Anhand<br />
einer lebensgroßen Puppe wird die behutsame, aber<br />
effiziente Entfernung von Nasenpopeln demonstriert. Der<br />
deutsche Begriff für kabac boc´u – „Nasenpopel“ sorgt für<br />
allgemeine Heiterkeit. Fatma – eine junge Mutter aus Anatolien<br />
– bittet darum, die Prozedur an ihrem Sohn Aziz zu<br />
erproben. Sie nimmt schon seit längerem an der monatli-<br />
chen Gesprächsrunde teil und ist dementsprechend offen<br />
und lebhaft. Das „Experiment“ glückt auf Anhieb und löst<br />
Begeisterung aus.<br />
In Österreich ist es kalt – doch zu viel Wärme schützt nicht<br />
vor Erkältungen<br />
Ein weiterer Schwerpunkt, das Vermeiden von Erkältungen<br />
durch Bewegung an der frischen Luft, nicht zu hohe Raumtemperaturen<br />
und zu warme Kleidung, sowie regelmäßiges<br />
Stoßlüften, löst anfänglich Verwunderung aus. Eine<br />
Flut von Fragen prasselt auf Hildegard Burtscher ein, auf<br />
die mit Hilfe von Inci Özcan feinfühlig eingegangen werden<br />
kann.<br />
Mittlerweile geht es etwas lebhafter zu. An dem Geräuschpegel<br />
stößt sich hier keiner – jeder ist willkommen, so wie<br />
er ist. Die zwei Stunden vergehen immer viel zu rasch und<br />
die letzten Fragen wollen noch beantwortet werden. Dafür<br />
nehmen sich alle Zeit, vor allem, weil es um wichtige Informationen<br />
zum Gedeihen und Wohlergehen der Kinder<br />
geht. Das steht an erster Stelle. Mütter sind eben Mütter<br />
- ob sie nun türkisch sprechen oder deutsch.<br />
Gesprächsrunden für türkisch sprechende Mütter –<br />
Ein Angebot der connexia-Elternberatung<br />
Bereits seit vier Jahren gibt es die Gesprächsrunden für<br />
türkisch sprechende Mütter, die einmal im Monat in Bludenz<br />
und seit dem Frühjahr auch in Lustenau stattfinden.<br />
Sie sind das Ergebnis einer Vision, gepaart mit zukunftsweisendem<br />
Scharfblick und einer tüchtigen Portion Durchsetzungsvermögen.<br />
„Am Anfang war es nicht leicht“, erzählt<br />
Hildegard Burtscher, die für das Zustandekommen und die<br />
Durchführung verantwortlich ist. „Aber unser Ziel war und<br />
ist es, jungen Müttern aus der Türkei die Möglichkeit zum<br />
Erfahrungsaustausch und einen geeigneten Rahmen zur<br />
Informations- und Wissensvermittlung anzubieten. Im Mittelpunkt<br />
stehen dabei Gesundheitsvorsorge und Erziehung<br />
für Kinder von 0 bis vier Jahren“.<br />
Es ist schwierig, die türkisch sprechenden Mütter zu erreichen<br />
und anzusprechen. Dabei spielt der kulturelle Hintergrund<br />
eine wesentliche Rolle. In der Türkei, mit dem dortigen<br />
Modell der Großfamilie, werden junge Mütter und ihre<br />
Babys im Kollektiv mitgetragen. Doch in der „ausländischen<br />
Heimat“ erleben Immigrantinnen eine andere Realität:<br />
Im Denken ihrem Kulturgut verhaftet, geraten sie unter<br />
Druck, den hiesigen Gegebenheiten gerecht zu werden und<br />
auch die Großfamilien verschwinden zunehmend. „Zusätzlich<br />
haben die Mütter Hemmungen und Ängste, die Dienste<br />
einer öffentlichen, kostenlosen Einrichtung anzunehmen.<br />
Es braucht Zeit und Einfühlungsvermögen, sich aufeinander<br />
einzulassen und Vertrauen aufzubauen. Immerhin geht