obWOHL - OBHUT - Beratungsservices für Kinderbetreuung
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<strong>obWOHL</strong><br />
<strong>obWOHL</strong> 8<br />
„EinBlick in Wolfurter Kindergärten“<br />
von Isolde Gratt für das Team der Wolfurter Kindergärtnerinnen<br />
Unsere Gesellschaft ist ständig im Wandel und Veränderungen<br />
unterworfen. Dies zeigt sich auch bei uns in den<br />
Wolfurter Kindergärten. Hatte früher der überwiegende Teil<br />
der Kinder mit Migrationshintergrund ihre<br />
Wurzeln in der Türkei, so hat sich das Bild<br />
in letzter Zeit stark verändert. So besuchen<br />
zum Beispiel in diesem Jahr 50 Kinder im<br />
Alter von drei bis sechs Jahren den Kindergarten<br />
Bütze in Wolfurt. 28 davon sprechen<br />
Deutsch als Muttersprache, sieben<br />
Kinder sprechen Türkisch und ebenso viele<br />
Tschetschenisch. Vier Kinder sprechen<br />
Serbokroatisch, drei Urdu und ein Kind<br />
spricht sowohl Philippinisch als auch Vietnamesisch. Integration<br />
und Multikulturalismus sind also fixe Bestandteile<br />
unseres Kindergartenalltags, die nicht übersehen werden<br />
können. Dies erfordert von uns Pädagoginnen ein flexibles<br />
Reagieren auf die verschiedenen Situationen und Ausgangspositionen<br />
und erinnert uns immer wieder daran,<br />
jedes Kind als eigenständiges Individuum wahrzunehmen.<br />
Den wichtigsten Rahmen für positive Integration im Kindergartenalltag<br />
bietet das unstrukturierte und freie Spiel.<br />
Wir haben für die Kinder Räume vorbereitet, in denen sie<br />
sich wohl fühlen und selbständig lernen können. Dies gibt<br />
ihnen die Möglichkeit, sich auf neue Beziehungen und Erfahrungen<br />
einzulassen.<br />
Eine besondere Rolle spielt die Sprache. „Die Grenzen<br />
meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.“ - dieses<br />
Zitat von L. Wittgenstein ist aktueller den je. Wir wissen,<br />
dass die Sprachkompetenzen der Kinder für den weiteren<br />
Lebensweg, vor allem für die Schullaufbahn, von besonderer<br />
Bedeutung sind.<br />
Darum wird, wie in allen Wolfurter Kindergärten, auch bei<br />
uns die alltägliche und im Spiel begleitende Sprachförderung<br />
durch eine strukturiert aufbauende Sprachförderung<br />
in Kleingruppen ergänzt. Diese gezielte und systematische<br />
Sprachförderung unterstützt die Kinder mit nicht deutscher<br />
Muttersprache beim Zweitspracherwerb. Zusätzlich werden<br />
die Kinder auch in ihrer Muttersprache gefördert. Einmal<br />
in der Woche besucht uns eine Mitarbeiterin mit türkischer<br />
Esra: „Kannst du Türkisch?“<br />
Angelina: „Nein!“<br />
Esra: „Aber Tschetschenisch?“<br />
Angelina: „Nein, kann ich<br />
auch nicht … !“<br />
Esra denkt nach und findet<br />
eine Lösung: „Ja, dann reden<br />
wir halt Deutsch!“<br />
Muttersprache, die die pädagogischen Angebote in der<br />
Muttersprache der Kinder wiederholt bzw. vorbereitet. Für<br />
Kinder mit türkischer Muttersprache haben wir mit Unterstützung<br />
der öffentlichen Bücherei Wolfurt<br />
eine kleine Bücherei mit deutsch-türkischen<br />
Bilderbüchern eingerichtet. Die wichtigsten<br />
Lernprozesse finden aber trotzdem im normalen<br />
Kindergartenalltag beim gemeinsamen<br />
Spielen und Lernen statt.<br />
Neben der pädagogischen Arbeit mit den<br />
Kindern ist uns der Kontakt zu den Familien<br />
besonders wichtig. Wichtig sind uns Elternabende<br />
und Elterngespräche. Sie sind zwar nicht Pflicht,<br />
werden aber von uns konsequent eingefordert. (Wenn<br />
notwendig immer mit Dolmetscher!) Die Gespräche dienen<br />
dazu, die Eltern zu informieren und ihnen zu zeigen,<br />
dass ihr Kind als wichtiger Teil unserer Kindergartengruppe<br />
wahrgenommen wird und wir gemeinsam mit ihnen<br />
die Verantwortung für ihr Wohlergehen und ihre positive<br />
Entwicklung übernehmen wollen. Diese Berührung gibt<br />
den Eltern die Möglichkeit, Einblick in den Kindergarten zu<br />
gewinnen, aber sich auch aktiv am Kindergartenalltag zu<br />
beteiligen.<br />
Unterstützt wird unsere Arbeit im Kindergarten durch Projekte<br />
und Angebote der Gemeinde Wolfurt, die sich gezielt<br />
an den Problemen und Herausforderungen von Menschen<br />
mit Migrationshintergrund orientieren. Beispiele dafür<br />
sind Deutschkurse mit gleichzeitigem <strong>Kinderbetreuung</strong>sangebot,<br />
Fahrradkurse für Migrantinnen, ein Vorkindergarten<br />
um die Eltern in den Kindergartenalltag einzuführen,<br />
Referate und Vorträge in verschiedenen Sprachen, Elternchatgruppen<br />
(seit Herbst 2010 auch für Russisch sprechende<br />
Mamas), sowie Gutscheinaktionen für Spielothek und<br />
Büchereibenutzung. Das Projekt „Aktive Elternarbeit“ bietet<br />
unbürokratische und niederschwellige Hilfe, wenn das<br />
soziale Netz ausfällt.<br />
Die Arbeit in unseren Kindergärten zeigt uns, dass erfolgreiche<br />
Integration nicht durch einzelne Projekte und<br />
Maßnahmen erreicht werden kann. Ein abgestimmter und<br />
ganzheitlicher Ansatz, eine offene, geduldige und verständ-