Ökologische Grünlandbewirtschaftung ... - Oekolandbau.de
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Informationsmaterialien über <strong>de</strong>n ökologischen Landbau (Landwirtschaft einschl. Wein-, Obst- und<br />
Gemüsebau) für <strong>de</strong>n Unterricht an landwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen<br />
(Initiiert durch das Bun<strong>de</strong>sministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sprogramms <strong>Ökologische</strong>r Landbau)<br />
Fachschule Landwirtschaft<br />
<strong>Ökologische</strong> <strong>Grünlandbewirtschaftung</strong><br />
Wei<strong>de</strong>wirtschaft - Schnittnutzung - Pflege<br />
D2 Spezieller Pflanzenbau<br />
Glie<strong>de</strong>rung:<br />
Einleitung................................................................................................................................................ 2<br />
Wei<strong>de</strong>nutzung......................................................................................................................................... 2<br />
Schnittnutzung........................................................................................................................................ 3<br />
Vergleich von Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong> ....................................................................................... 4<br />
Düngung <strong>de</strong>s Grünlan<strong>de</strong>s....................................................................................................................... 7<br />
Grünlandpflege ..................................................................................................................................... 14<br />
Quelle ................................................................................................................................................... 18<br />
Anlage 1: Die zwölf Gebote einer nachhaltigen <strong>Grünlandbewirtschaftung</strong> .......................................... 19<br />
Anlage 2: Zeigerpflanzen im Grünland................................................................................................. 20<br />
Anlage 3: Praktiker-Bericht eines Grünland-Spezialisten .................................................................... 22<br />
Kurzcharakterisierung:<br />
Unterschiedliche Formen <strong>de</strong>r Grünlandnutzung sowie <strong>de</strong>ren Bewirtschaftung im ökologischen Landbau.<br />
© BLE 2006<br />
H. Drangmeister
Einleitung<br />
Wei<strong>de</strong>gras ist die kostengünstigste und artgerechteste Futterquelle für Wie<strong>de</strong>rkäuer in <strong>de</strong>r<br />
Sommerfütterung. Dabei dürfen allerdings die Futterverluste, die zwischen 10 und 35 Prozent<br />
<strong>de</strong>r Trockenmasse liegen können, nicht übersehen wer<strong>de</strong>n. Auch die Milchproduktion<br />
auf Wei<strong>de</strong>basis lässt sich nicht so exakt planen wie diejenige mit Futterkonserven.<br />
Bei <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>nutzung gibt es verschie<strong>de</strong>ne Verfahren, die sich für unterschiedliche Standortbedingungen<br />
anbieten:<br />
• Intensiv-Standwei<strong>de</strong>n für flächenreiche, größere Betriebe mit geringer Arbeitskapazität,<br />
ausreichen<strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rschlägen und einer trittfesten Narbe<br />
• Umtriebswei<strong>de</strong>n für Betriebe mit ausreichen<strong>de</strong>r Futterfläche (Standardform <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>bewirtschaftung)<br />
• Portionswei<strong>de</strong>n für flächenarme Betriebe mit ausreichen<strong>de</strong>r Arbeitskapazität<br />
Die Umtriebs- und die Kurzrasenwei<strong>de</strong> sind intensive Nutzungssysteme mit hoher Tierbesatzdichte.<br />
Grundregeln sind:<br />
• Grasbestän<strong>de</strong> im optimalen Stadium bewei<strong>de</strong>n<br />
• Qualitätsunterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Aufwuchses im Saisonverlauf beachten<br />
• Ergänzungsfutter gezielt einsetzen<br />
Der Verzehr einer Milchkuh steigt mit zunehmen<strong>de</strong>m Grasangebot, das von <strong>de</strong>m jeweiligen<br />
Standort, <strong>de</strong>r Grashöhe und <strong>de</strong>r Narbendichte abhängt. Außer<strong>de</strong>m för<strong>de</strong>rt eine zunehmen<strong>de</strong><br />
Nährstoffkonzentration, die auf einem höheren Blattanteil beruht, <strong>de</strong>n Verzehr. Je nach Dichte<br />
<strong>de</strong>r Grasnarbe nähert sich <strong>de</strong>r Verzehr seinem Maximum mit einer Aufwuchshöhe von 6<br />
bis 8 cm. Ab 15 bis 20 cm nimmt er wie<strong>de</strong>r ab.<br />
Wei<strong>de</strong>nutzung<br />
Grünland nimmt mehr als ein Drittel <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland ein<br />
und stellt damit die Kultur mit <strong>de</strong>m höchsten Flächenanteil dar. Die großen Grünlandgebiete<br />
liegen in <strong>de</strong>r nord<strong>de</strong>utschen Tiefebene und im Alpenvorland. Wirtschaftlich gesehen ist es<br />
die Basis <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>rhaltung. Nach <strong>de</strong>n Richtlinien <strong>de</strong>s Öko-Landbaus bietet bewirtschaftetes<br />
Grünland 20 bis 60 Pflanzenarten Raum und außer<strong>de</strong>m vielen Tieren Möglichkeiten, sich<br />
anzusie<strong>de</strong>ln. Die ganzjährige Pflanzen<strong>de</strong>cke schützt <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m vor Erosion und<br />
Nährstoffauswaschung.<br />
Die Frage, ob das Grünland als Wei<strong>de</strong>, Mähwei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Wiese genutzt wird, hängt von<br />
Standortverhältnissen, Gelän<strong>de</strong>topologie und <strong>de</strong>n betrieblichen Gegebenheiten ab. Die reine<br />
o<strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong> Wei<strong>de</strong>nutzung bietet sich in Hanglagen o<strong>de</strong>r an Standorten mit hohem<br />
Grundwasserspiegel an, da <strong>de</strong>r Einsatz von Maschinen dort problematisch ist. Wird eine<br />
Wei<strong>de</strong> auf einem Standort mit hoher Bo<strong>de</strong>ngüte richtig gepflegt, kann sie an das Ertragsniveau<br />
<strong>de</strong>s Ackerfutterbaus heranreichen.<br />
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H. Drangmeister
Kulturtechnik<br />
Voraussetzung einer erfolgreichen Wei<strong>de</strong>wirtschaft ist eine intakte Grünlandnarbe. Sie spiegelt<br />
das Zusammenspiel von Standortfaktoren und Bewirtschaftung wi<strong>de</strong>r. Fehler wie Narbenverletzung<br />
durch Geräte, Überweidung, unsachgemäße Düngeranwendung o<strong>de</strong>r mangelhafte<br />
Pflege schädigen die Narbe. Beweidungstechniken wie Portions-, Umtriebs- und<br />
intensive Standwei<strong>de</strong> wen<strong>de</strong>n Landwirte <strong>de</strong>shalb mit <strong>de</strong>m Ziel „Kurze Fresszeit, lange Ruhezeit"<br />
an.<br />
Auch in <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>wirtschaft sichern Ökolandwirte die Stickstoffversorgung ihrer Bö<strong>de</strong>n durch<br />
<strong>de</strong>n Anbau von Leguminosen wie trittfesten Weißklee. Verän<strong>de</strong>rungen hin zu leistungsfähigen<br />
Pflanzenarten und -sorten wer<strong>de</strong>n durch gezielte Nachsaat erreicht. Dies gilt vor allem<br />
bei <strong>de</strong>r Umstellung auf die ökologische Wirtschaftsweise.<br />
Nährstoffverluste von Kalium, Phosphat und Magnesium halten sich bei einer absoluten<br />
Wei<strong>de</strong> in Grenzen. Wird sie allerdings gemäht, müssen die Nährstoffe über zugelassene<br />
Dünger wie zum Beispiel Patent-PK zurückgeführt wer<strong>de</strong>n. Dünn ausgebracht eignet sich<br />
auch Wirtschaftsdünger.<br />
Schnittnutzung<br />
Grünland zur Schnittnutzung dient <strong>de</strong>r täglichen Futtergewinnung für die Sommerstallfütterung<br />
und <strong>de</strong>r Konservierung über Heu- und Silagebereitung.<br />
Abhängig von <strong>de</strong>r Nutzung steigen die Werbungsverluste von Frischfutterwerbung von <strong>de</strong>r<br />
Silage- zur Heubereitung an. Ursache sind die mit zunehmen<strong>de</strong>r Trocknung einhergehen<strong>de</strong>n<br />
Bröckelverluste; vor allem Klee, Kräuter und blattreiche Gräser bröckeln leicht.<br />
Kulturtechnik<br />
Für die nachhaltig erfolgreiche Wiesennutzung ist die Pflege <strong>de</strong>r Grünlandnarbe entschei<strong>de</strong>nd.<br />
Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Narbe stellen Eintrittspforten für Unkräuter dar und verursachen Min<strong>de</strong>rerträge<br />
und -qualitäten. Direkte Maßnahmen <strong>de</strong>r Narbenpflege im Wiesengrünland umfassen<br />
das Walzen und Abschleppen. Walzen sorgt für einen guten Bo<strong>de</strong>nschluss; insbeson<strong>de</strong>re<br />
auf Moorbö<strong>de</strong>n ist dieser wichtig. Abschleppen mit <strong>de</strong>r Wiesenschleppe dient <strong>de</strong>m<br />
Verteilen von Maulwurfshügeln und beugt so Futterverschmutzungen vor. Der Netzeggenstrich<br />
för<strong>de</strong>rt die Durchlüftung <strong>de</strong>r Narbe und regt Gräser zur Bestockung an.<br />
Die Artenzusammensetzung richtet sich nach <strong>de</strong>n Standortverhältnissen, <strong>de</strong>r Düngung und<br />
<strong>de</strong>r Nutzungsintensität. Da Öko-Landwirte auf eine mineralische Düngung verzichten, legen<br />
sie beson<strong>de</strong>ren Wert auf Leguminosen wie z. B. Weißklee im Grünlandbestand. Eine kurzfristige<br />
Beeinflussung <strong>de</strong>r Artenzusammensetzung kann durch die Nachsaat mit Mischungen<br />
aus z. B. Kleearten und hochwertigen Futtergrasarten erfolgen.<br />
Im Öko-Betrieb fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Regel eine Nährstoffverlagerung vom Schnittgrünland zum A-<br />
ckerland statt. Diesen Nährstoffexport gleichen Öko-Landwirte durch eine Düngung mit Wirtschaftsdüngern<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren zugelassenen Düngern aus. Beson<strong>de</strong>rs Phosphat, Kalium und<br />
Magnesium entschei<strong>de</strong>n über nachhaltig hohe Grünlan<strong>de</strong>rträge.<br />
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H. Drangmeister
Unter <strong>de</strong>n hiesigen Klimabedingungen steht über eine Zeit von drei bis sieben Monaten kein<br />
frisches Futter zur Verfügung. Das Futter wird <strong>de</strong>shalb durch zwei unterschiedliche Verfahren<br />
konserviert: Die Heugewinnung durch Wasserentzug und die Silagebereitung durch Luftabschluss.<br />
Bei bei<strong>de</strong>n Verfahren hängt <strong>de</strong>r Erfolg von <strong>de</strong>r Berücksichtigung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Faktoren ab:<br />
• Die Maht sollte nicht später als zur Blüte <strong>de</strong>r Hauptgrasarten im Bestand stattfin<strong>de</strong>n<br />
• Der Schnitt erfolgt früh morgens, da das Gras zu diesem Zeitpunkt am saftigsten ist<br />
• Nach <strong>de</strong>m Mähen sollte das Schnittgut sofort aufgelockert wer<strong>de</strong>n<br />
• Besteht keine Regengefahr, so zettet o<strong>de</strong>r quetscht <strong>de</strong>r Landwirt das Erntegut, damit<br />
kein weiterer Saft austritt<br />
Vergleich von Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong><br />
Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong> sind hierzulan<strong>de</strong> im ökologischen Landbau die gebräuchlichsten<br />
Wei<strong>de</strong>verfahren für Milchkühe.<br />
Bei <strong>de</strong>r Kurzrasenwei<strong>de</strong> (Intensiv-Standwei<strong>de</strong>) ist eine große Wei<strong>de</strong>fläche fest eingezäunt.<br />
Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Bereiche für die Winterfutterbergung und die Anpassung <strong>de</strong>r angebotenen<br />
Futterfläche erfolgt kurzfristig mit einer Elektro-Litze.<br />
Vorteile:<br />
• Arbeitseinsparung<br />
• Ruhiges Tierverhalten<br />
• Trittfeste Grasnarbe<br />
• Geringe Grundfutterkosten je Tier<br />
• Relativ gleichmäßige Futterqualität<br />
• Ampferausbreitung wird reduziert<br />
Die Kurzrasenwei<strong>de</strong> ist nicht für Sommertrockenheitsgebiete, Steilhänge und heterogenes<br />
Gelän<strong>de</strong> sowie ungeeignete Ausgangsbestän<strong>de</strong> (Welsches Wei<strong>de</strong>lgras und Knaulgrasreiche<br />
Flächen mit Gemeiner Rispe) geeignet. Pro Kuh müssen min<strong>de</strong>stens 0,12 Hektar<br />
Wei<strong>de</strong>fläche vorhan<strong>de</strong>n sein.<br />
Tabelle 1:<br />
Flächenbedarf bei Vollwei<strong>de</strong>* für Bio-Betriebe<br />
(gilt für schwach geneigte und ertragreiche Flächen)<br />
Perio<strong>de</strong> Besatz (Kühe/ ha) Fläche (m 2 / Kuh)<br />
Wei<strong>de</strong>beginn bis ca. 20. Mai 5 - 6,5 1.500 - 2.000<br />
En<strong>de</strong> Mai bis Juli 3 - 4 2.500 - 3.300<br />
August bis September 2 - 3 3.300 - 5.000<br />
* Vollwei<strong>de</strong>: ca. 14 kg Trockenmasse (TM) Wei<strong>de</strong>gras/Kuh und Tag plus 2 bis 3 kg TM gutes Heu o<strong>de</strong>r Maissilage plus Kraftfutter<br />
ab ca. 24 kg Tagesmilchleistung<br />
Quelle: nach AGFF (1999)<br />
Den laktieren<strong>de</strong>n Kühen wird eine Wei<strong>de</strong>fläche zugewiesen, die so groß ist, dass täglich<br />
soviel nachwachsen kann, wie gefressen wird. Über die gesamte Vegetationsdauer soll ein<br />
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H. Drangmeister
gleichmäßig kurzer Rasen vorherrschen (6 bis 7 cm im Frühjahr und 7 bis 8 cm im Sommer).<br />
Die Wei<strong>de</strong>tiere bleiben dauernd auf <strong>de</strong>n ein bis maximal vier Koppeln. Die Ruhezeit einer<br />
Fläche darf nie mehr als zehn Tage betragen. Bei Futterüberangebot wird ein Teil <strong>de</strong>r Fläche<br />
ausgezäunt. Bei Futtermangel (z. B. Trockenheit) muss die Fläche vergrößert o<strong>de</strong>r die Ergänzungsfütterung<br />
im Stall erhöht wer<strong>de</strong>n.<br />
Die überständigen Geilstellen wer<strong>de</strong>n auf eine Stoppellänge von ca. 10 cm abgemäht. Dieses<br />
Schnittgut wird gefressen, wenn die Pflege bei trockenem Wetter erfolgt. Der Bestand<br />
muss alle zwei bis drei Jahre einmal aufwachsen können, damit sich Übernutzungspflanzen<br />
nicht ausbreiten. Der Konservierungsschnitt sollte abwechselnd auf <strong>de</strong>n Teilflächen im Frühjahr<br />
erfolgen. Bei Bedarf kann mit beson<strong>de</strong>rs wei<strong>de</strong>tauglichen Saatmischungen nachgesät<br />
wer<strong>de</strong>n. Im Frühjahr, im Herbst und nach einem Konservierungsschnitt kann Gülle ausgebracht<br />
wer<strong>de</strong>n. Die begüllten Flächen müssen min<strong>de</strong>stens eine Woche ausgezäunt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Futter <strong>de</strong>r Kurzrasenwei<strong>de</strong> hat mit 6,5 MJ NEL (Mega Joule Nettoenergie Laktation) und<br />
170 bis 200 g Rohprotein (RP)/kg TM einen hohen Nährwert. Im frühen Frühjahr und im<br />
Spätherbst kommt es durch ein unausgeglichenes Protein-Energie-Verhältnis zu großen<br />
Rohprotein-Überschüssen. Als Ergänzung sollten 2 bis 3 kg TM/Kuh und Tag strukturiertes<br />
und energieausgleichen<strong>de</strong>s Futter gegeben wer<strong>de</strong>n. Maissilage o<strong>de</strong>r gutes Heu mit etwas<br />
Getrei<strong>de</strong> sind dafür i<strong>de</strong>al.<br />
Faustregeln für die Kurzrasenwei<strong>de</strong>:<br />
• Alle bewei<strong>de</strong>ten Flächen wer<strong>de</strong>n innerhalb einer Woche bewei<strong>de</strong>t.<br />
• Die zugängliche Wei<strong>de</strong>fläche muss so bemessen sein, dass darauf täglich so viel nachwächst,<br />
wie gefressen wird. Sie darf nie leergefressen wer<strong>de</strong>n.<br />
• Ist die durchschnittliche Bestandshöhe länger als acht bis 10 cm, muss die zugängliche<br />
Wei<strong>de</strong>fläche verkleinert wer<strong>de</strong>n. Sinkt die durchschnittliche Höhe unter sechs Zentimeter,<br />
muss die Wei<strong>de</strong>fläche vergrößert wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Umtriebswei<strong>de</strong> ist die Wei<strong>de</strong>fläche mittels fester Zäune in mehrere Koppeln mit einem<br />
Treibgang unterteilt. Die Tiere verbringen zwei bis acht Tage auf einer Koppel. Eine<br />
neue Koppel soll dann bewei<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, wenn die Bestandshöhe 15 cm erreicht. Ist <strong>de</strong>r<br />
Aufwuchs zwischen 5 und 10 cm hoch, soll die Koppel gewechselt wer<strong>de</strong>n.<br />
Tabelle 2:<br />
Unterschie<strong>de</strong> von Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong><br />
Kriterium Kurzrasen Umtrieb<br />
Wei<strong>de</strong>dauer ständig 2 bis 8 Tage pro Koppel<br />
Empfohlene Aufwuchshöhe* zu<br />
Wei<strong>de</strong>beginn<br />
6 - 7 cm im Frühjahr,<br />
7 - 8 cm im Sommer<br />
15 cm<br />
Empfohlene Bestandshöhe* zum<br />
Been<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Beweidung<br />
5 cm 5 - 10 cm<br />
*Durchschnittswerte aus 30 bis 40 Messungen an zufälligen Stellen<br />
Quelle: eigene Zusammenstellung nach Munger (2002)<br />
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H. Drangmeister
Bei<strong>de</strong> Wei<strong>de</strong>systeme unterschei<strong>de</strong>n sich nicht in <strong>de</strong>n Gehalten an Rohprotein und Energie.<br />
Die Kurzrasenwei<strong>de</strong> liefert häufiger zuwenig Rohfaser (Sollwert 15 bis 18 Prozent <strong>de</strong>r TM).<br />
Hier ist die Ergänzung mit Strukturfutter notwendig.<br />
Tabelle 3:<br />
Vergleich von Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong><br />
Kriterium<br />
Ruhe in <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong><br />
Trittfestigkeit <strong>de</strong>r Narbe<br />
Wei<strong>de</strong>ruhe<br />
Gülledüngung<br />
Aufwand für Zäune,<br />
Auftriebswege und<br />
Tränken<br />
Unkrautregulierung<br />
Möglichkeit für gezielte<br />
Pflegemaßnahmen<br />
Aufwand für Pflegemaßnahmen<br />
Gefahr durch Wei<strong>de</strong>-<br />
Parasiten<br />
Erfor<strong>de</strong>rliche Erfahrung<br />
und Beurteilungsgabe<br />
Kurzrasenwei<strong>de</strong><br />
Umtriebswei<strong>de</strong><br />
Erläuterung<br />
Wertuntung<br />
Wer-<br />
Erläuterung<br />
Die Her<strong>de</strong> ist mit <strong>de</strong>r gesamten<br />
+ Mehr Konkurrenz um fri-<br />
0<br />
Wei<strong>de</strong> vertraut<br />
sche Wei<strong>de</strong>fläche<br />
Grasnarbe ist dichter + 0<br />
Kaum Wei<strong>de</strong>ruhe, spezialisierter<br />
Bestand<br />
Nur im Frühjahr und im<br />
Herbst und nach Konservierungsschnitt<br />
(begüllte<br />
Fläche eine Woche lang<br />
auszäunen!)<br />
Geringer, da nur eine<br />
Wei<strong>de</strong><br />
Gut aufgrund dichter<br />
Grasnarbe und ständigem<br />
Verbiss<br />
Mäßig, Her<strong>de</strong> muss solange<br />
im Stall bleiben<br />
Zwei- bis dreimalige Aus<strong>de</strong>hnung<br />
<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche<br />
im Jahresverlauf notwendig;<br />
Abmähen <strong>de</strong>r Geilstellen<br />
Die Lehrbücher warnen<br />
bei ständigen Wei<strong>de</strong>flächen<br />
und bei nassen<br />
Standorten vor stark erhöhter<br />
Parasitengefahr<br />
durch Leberegel, Lungenwürmer<br />
und Magen-Darm-<br />
Würmer<br />
0 Regelmäßige Wei<strong>de</strong>ruhe,<br />
artenreicherer Bestand<br />
0 Die einzelnen Koppeln können<br />
gezielt begüllt wer<strong>de</strong>n<br />
+ Höher, da für je<strong>de</strong> Koppel<br />
erfor<strong>de</strong>rlich<br />
+ Gut, da gezielte Pflegemaßnahmen<br />
möglich<br />
0 Gut, da je<strong>de</strong> Koppel für sich<br />
und gezielt gepflegt wer<strong>de</strong>n<br />
kann<br />
0 Mäßig, da gezielt Pflegemaßnahmen<br />
durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n können, jedoch<br />
erhöhter Aufwand für Wei<strong>de</strong>zäune<br />
und Tränken<br />
0 Die Lehrbücher warnen bei<br />
ständigen Wei<strong>de</strong>flächen<br />
und bei nassen Standorten<br />
vor stark erhöhter Parasitengefahr<br />
durch Leberegel,<br />
Lungenwürmer und Magen-<br />
Darm-Würmer<br />
Mehr erfor<strong>de</strong>rlich - Weniger erfor<strong>de</strong>rlich +<br />
+<br />
+<br />
<br />
+<br />
+<br />
0<br />
0<br />
Wertung: (+) = vorteilhaft, (0) = kein Vorteil, (-) = nachteilig<br />
Quelle: eigene Zusammenstellung nach Münger (2002)<br />
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H. Drangmeister
Tabelle 4:<br />
Hinweise zur Ergänzungsfütterung bei Wei<strong>de</strong>gang<br />
Nährstoff-<br />
Versorgung für<br />
höher leisten<strong>de</strong><br />
Kühe<br />
Ziel Maßnahme Anmerkungen<br />
Energiebetontes<br />
Ergänzungsfutter<br />
(z. B. Maissilage,<br />
gutes Heu und<br />
Getrei<strong>de</strong>)<br />
Bei durchschnittlichem Verzehr und guter Qualität<br />
<strong>de</strong>s Aufwuchses erzeugt eine Kuh 20 bis<br />
25 kg Tagesgemelk aus <strong>de</strong>m Aufwuchs. Höhere<br />
Leistungen müssen mit Kraftfutter ge<strong>de</strong>ckt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Milchinhaltsstoffe<br />
(vor allem <strong>de</strong>s<br />
Milchfettgehaltes)<br />
Schwanken<strong>de</strong><br />
Nährstoffgehalte<br />
<strong>de</strong>s Aufwuchses<br />
ausgleichen<br />
Decken spezifischer<br />
Nährstoffmängel<br />
Anbieten eines<br />
Strukturfutters (vor<br />
allem mittleres bis<br />
gutes Heu)<br />
Rohprotein-, energie-<br />
o<strong>de</strong>r strukturbetonte<br />
Futterkonserven<br />
anbieten<br />
Bedarfsgerechte<br />
Versorgung mit Mineralstoffen<br />
und<br />
Spurenelementen<br />
Verlauf und Ergiebigkeit <strong>de</strong>r Laktation wer<strong>de</strong>n<br />
stabilisiert. Zu beachten: Bei genügen<strong>de</strong>m<br />
Wei<strong>de</strong>angebot ersetzt je<strong>de</strong>s Kilogramm Beifutter<br />
ein Kilogramm Wei<strong>de</strong>verzehr!<br />
Quelle: eigene Zusammenstellung nach Münger (2002)<br />
Ein direkter Vergleich zwischen Kurzrasen- und Umtriebswei<strong>de</strong> ergab, dass die erzielbaren<br />
Tagesgemelke unabhängig von <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Zufütterung (Heu und Getrei<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Maissilage)<br />
beinahe gleich sind (Abb. 1).<br />
Abbildung 1: Eiweißkorrigierte Tagesgemelke in Abhängigkeit vom Wei<strong>de</strong>system<br />
Fazit: Sowohl die Kurzrasen- als auch die Umtriebswei<strong>de</strong> sind intensive Verfahren mit hohen<br />
Wei<strong>de</strong>erträgen. Sie liefern kostengünstig nährstoffreiches Grundfutter und gewähren <strong>de</strong>n<br />
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H. Drangmeister
Tieren artgerechten Auslauf. Bei<strong>de</strong> Systeme erfor<strong>de</strong>rn große Aufmerksamkeit und Erfahrung<br />
<strong>de</strong>s Betriebsleiters.<br />
Düngung <strong>de</strong>s Grünlan<strong>de</strong>s<br />
Einführung<br />
Unter Dauergrünland erfolgt immer eine Humusanreicherung, die gleichsam ein wachsen<strong>de</strong>r<br />
Nährstoffvorrat ist. Eine nachhaltige und umweltschonen<strong>de</strong> Düngung muss sich nach <strong>de</strong>m<br />
Nährstoffentzug im Erntegut und Nachlieferungen aus <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n richten. Regelmäßige<br />
Bo<strong>de</strong>nuntersuchungen (alle drei bis fünf Jahre, vor allem auf Phosphat, Kali und pH-Wert)<br />
sowie eine Abschätzung <strong>de</strong>r Erntemengen für je<strong>de</strong> Fläche sind Voraussetzung hierfür.<br />
Es ist zu beachten, dass die Erträge im Grünland weiter streuen als die Erträge im Ackerland.<br />
Im Bio-Betrieb wer<strong>de</strong>n die Erträge durch <strong>de</strong>n Stickstoff- und Phosphatvorrat begrenzt.<br />
Prognosen zeigen z. B., dass die weltweiten Vorräte an abbauwürdigen Phosphatlagerstätten<br />
in etwa 100 Jahren aufgebraucht sein wer<strong>de</strong>n. Die Vorräte an Phosphat und Kali in <strong>de</strong>n<br />
Grünlandbö<strong>de</strong>n in Deutschland reichen über Jahrzehnte für beste Erträge, und zwar ohne<br />
Ergänzungsdüngung. Um diese Vorräte zu nutzen, müssen folgen<strong>de</strong> Grundsätze beachtet<br />
wer<strong>de</strong>n:<br />
Vermeidung von Nährstoffverlusten durch:<br />
• Ab<strong>de</strong>cken <strong>de</strong>r Lagerstellen von Wirtschaftsdüngern<br />
• Geeignete Ausbringungstechnik<br />
• Geeignete Ausbringungszeitpunkte<br />
För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nährstoffverfügbarkeit im Bo<strong>de</strong>n durch:<br />
• Vermei<strong>de</strong>n von Verdichtungen<br />
• Vermei<strong>de</strong>n von Narbenschä<strong>de</strong>n<br />
• Ausnutzen <strong>de</strong>s durchwurzelbaren Raumes<br />
• För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nlebens<br />
Im Grünland sind die Nährstoffentzüge durch die mehrmalige Ernte <strong>de</strong>r gesamten Pflanzenmasse<br />
ziemlich hoch. Sie betragen z. B. bei einer Drei-Schnitt-Wiese rund 180 kg N/ha, 65<br />
kg P 2 O 5 /ha und 230 kg K 2 O/ha. Erst mit einer zweimaligen Gülledüngung von je 20 m 3 /ha<br />
wird dieser Entzug in etwa ausgeglichen. Für Klee ist eine etwas höhere zusätzliche Versorgung<br />
mit Phosphat und Kali notwendig.<br />
Bei einer Besatzdichte von 1,2 GV/ha besteht eine weitgehend ausgeglichene Nährstoffbilanz.<br />
Bei <strong>de</strong>m im Öko-Landbau zulässigen Höchstbesatz von 2,0 GV/ ha kann es bei übermäßigen<br />
Kraftfuttergaben und bei Strohzukauf zu einer Überversorgung mit Kalium und<br />
Phosphat kommen.<br />
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H. Drangmeister
Versorgung mit Stickstoff, Phosphat und Kali<br />
Stickstoff (N): Grünlandflächen im ökologischen Landbau wer<strong>de</strong>n über Leguminosen und<br />
Wirtschaftsdünger mit Stickstoff versorgt. Hege (2003) beziffert die Stickstoffbindung durch<br />
Leguminosen im Öko-Grünland mit ca. 60 kg N/ha. Die LfL-Bayern untersuchte bei 33 Bio-<br />
Mutterkuhbetrieben die Stickstoffbilanz: Sie schwankte zwischen minus 30 kg N/ha (Unterversorgung)<br />
und plus 30 kg N/ha (Überversorgung).<br />
Der Weißklee spielt bei <strong>de</strong>r N-Bindung die wichtigste Rolle. In höheren Lagen sowie bei Flächen<br />
mit maximal drei Nutzungen kommt <strong>de</strong>r Wiesenrotklee (tiefe Durchwurzelung) hinzu.<br />
Faustregel 1: 1 Prozent Weißkleeanteil im Gesamtbestand bin<strong>de</strong>t ca. 3 kg Stickstoff pro<br />
Hektar.<br />
Der Stickstoff ist aus <strong>de</strong>r organischen Substanz sowohl <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns als auch <strong>de</strong>r Wirtschaftsdünger<br />
gut mobilisierbar. Die erfor<strong>de</strong>rliche Stickstoffzufuhr in Form von Festmist o<strong>de</strong>r<br />
Gülle ergibt sich aus <strong>de</strong>r Differenz von Nährstoffabfuhr durch das Erntegut auf <strong>de</strong>r einen Seite<br />
und Stickstoffnachlieferung durch die Leguminosen und das Bo<strong>de</strong>nleben (Mineralisation)<br />
auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite.<br />
Faustregel 2: Stickstoffdüngung = Stickstoffentzug (Erntegut) - Stickstoffnachlieferung<br />
(durch Leguminosen und Bo<strong>de</strong>nleben)<br />
Tabelle 5:<br />
Beispiele für Stickstoffentzug, -nachlieferung und -düngung <strong>de</strong>s Grünlan<strong>de</strong>s<br />
auf günstigen Standorten<br />
Anzahl<br />
Schnitte<br />
Ertrag<br />
(dtTS/ha)<br />
Gehalt<br />
(kg N/dt TS)<br />
Entzug<br />
(kg N/ha)<br />
Nachlieferung (kg<br />
N/ha)<br />
Düngung<br />
(kg N/ha)<br />
2 70 1,7 120 65 55<br />
3 90 2,1 190 80 110<br />
4 105 2,7 280 90 195<br />
5 120 3,0 360 120 240<br />
Quelle: Lan<strong>de</strong>sanstalt für Pflanzenbau Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Merkblatt Nr. 7 (1995)<br />
Phosphat (P 2 O 5 ): Phosphat ist das am stärksten endliche Düngemittel und wird <strong>de</strong>r Landwirtschaft<br />
weltweit voraussichtlich nur noch in diesem Jahrhun<strong>de</strong>rt zur Verfügung stehen.<br />
Dann sind die abbauwürdigen Vorräte erschöpft. Die Phosphorvorräte in <strong>de</strong>r organischen<br />
Substanz im Bo<strong>de</strong>n hingegen sind sehr hoch. Hier hat <strong>de</strong>r Landwirt also die Aufgabe, durch<br />
optimalen Einsatz seines Wirtschaftsdüngers das Bo<strong>de</strong>nleben zu aktivieren, um die Mineralisierung<br />
anzuregen und so die Phosphorversorgung für das Grünland sicherzustellen.<br />
Phosphat-Ionen sind wichtig für <strong>de</strong>n Zellaufbau und Hauptenergieträger <strong>de</strong>r Pflanzen. Weiterhin<br />
verbessern sie die Krümelstruktur und för<strong>de</strong>rn das Bo<strong>de</strong>nleben. Phosphat kommt in<br />
Bo<strong>de</strong>nmineralen und in <strong>de</strong>r organischen Substanz vor. Es ist sehr unbeweglich im Bo<strong>de</strong>n, so<br />
dass es sich beim Düngen hauptsächlich im Oberbo<strong>de</strong>n anreichert. Tiefere Schichten (über<br />
5 cm Bo<strong>de</strong>ntiefe) profitieren kaum.<br />
Phosphat gerät bei einigen langjährigen Bio-Grünlandbetrieben zunehmend in Mangel (unter<br />
5 mg P 2 O 5 /100 g getrockneter Bo<strong>de</strong>n). Die LfL-Bayern untersuchte bei <strong>de</strong>n 33 Bio-Betrieben<br />
auch <strong>de</strong>n jährlichen Phosphatsaldo mit Hoftorbilanzen. Drei Betriebe mit 80 bis 100 Prozent<br />
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H. Drangmeister
Grünland haben einen Phosphatsaldo von minus 1 kg P 2 O 5 /ha und Jahr. Der Mittelwert aller<br />
33 Betriebe betrug minus 10 kg P 2 O 5 /ha und Jahr. Die Werte schwanken zwischen minus 35<br />
und plus 18 kg P 2 O 5 /ha und Jahr.<br />
Liegt <strong>de</strong>r Phosphatgehalt über 10 mg/100 g Bo<strong>de</strong>n, ist im ökologischen Landbau keine zusätzliche<br />
Phosphatdüngung zulässig. Weißklee hat einen hohen Bedarf an Phosphat. Liegt<br />
<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>ngehalt unter 10 mg P 2 O 5 /100 g Bo<strong>de</strong>n, sollte in Absprache mit <strong>de</strong>r Beratung eine<br />
Düngung mit Phosphat vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Tabelle 6:<br />
Die gebräuchlichsten Phosphat-Düngemittel<br />
Dünger<br />
Beschreibung<br />
P 2 O 5 -Gehalt<br />
(Masse-<br />
Prozent)<br />
Zugelassen nach<br />
EG-Öko-<br />
Verordnung?<br />
DC -<br />
Naturphosphat<br />
Weicherdiges Rohphosphat, wirkt nicht<br />
auf kalkhaltigen Bö<strong>de</strong>n (pH > 7), sehr<br />
langsam verfügbar, auf Cadmiumgehalte<br />
muss geachtet wer<strong>de</strong>n<br />
26 bis 29 ja<br />
Dolophos 15<br />
Rohphosphat mit kohlensauerem<br />
Magnesiumkalk<br />
15 ja<br />
Grüngut-<br />
Komposte<br />
Hohe Phosphat-Gehalte, gut verfügbar<br />
(Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s RAL-Gütezeichens<br />
müssen min<strong>de</strong>stens erfüllt sein!), haben<br />
bisher auf <strong>de</strong>m Grünland keine Be<strong>de</strong>utung<br />
Hohe<br />
Phosphat-<br />
Gehalte<br />
Dürfen nur bei<br />
bestätigtem Mangel<br />
ausgebracht<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />
Kali (K 2 O): Kalium reguliert <strong>de</strong>n Stoffwechsel und <strong>de</strong>n Wasserhaushalt <strong>de</strong>r Pflanzen. Die<br />
meisten Dauergrünlandflächen sind im ökologischen Landbau ausreichend mit Kalium versorgt.<br />
Die Untersuchung <strong>de</strong>r 33 bayerischen Bio-Mutterkuhbetrieben zeigt aber, dass nach<br />
<strong>de</strong>r Berechnung <strong>de</strong>s Nährstoffvergleichs nach <strong>de</strong>r Dünge-VO eine Unterversorgung bei Kalium<br />
vorherrscht. Im Durchschnitt verlieren die Betriebe 22 kg K 2 O/ha und Jahr. In extremen<br />
Fällen sind es 30 bis 65 kg K 2 O/ha und Jahr.<br />
Kalium ist in erheblicher Menge in <strong>de</strong>n Wirtschaftsdüngern vorhan<strong>de</strong>n, es kann aktiv von <strong>de</strong>n<br />
Pflanzen und auch von <strong>de</strong>n Mikroorganismen aus <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nmineralen herausgelöst wer<strong>de</strong>n.<br />
Weißklee hat einen hohen Bedarf an Kali. Liegt <strong>de</strong>r Gehalt im Bo<strong>de</strong>n unter 10 mg<br />
K 2 O/100 g Bo<strong>de</strong>n, sollte in Absprache mit <strong>de</strong>r Beratung eine Düngung mit Kali vorgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
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H. Drangmeister
Tabelle 7:<br />
Die gebräuchlichsten Kali-Düngemittel<br />
Dünger<br />
Beschreibung<br />
K 2 O-Gehalt<br />
(Masse-<br />
Prozent)<br />
Zugelassen nach<br />
EG-<br />
Öko-Verordnung?<br />
Patent-Kali Kaliumsulfat mit Magnesium 30 ja<br />
Magnesia-Kainit<br />
Kali-Rohsalz, (6 % MgO<br />
als Magnesiumsulfat, 24 %<br />
Na 2 O als Natriumchlorid)<br />
12 ja<br />
Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />
Versorgung mit Kalk, Magnesium, Schwefel und Natrium<br />
Kalk (Ca) wird nicht als Pflanzendünger, son<strong>de</strong>rn als Bo<strong>de</strong>ndünger betrachtet. Die verbessern<strong>de</strong><br />
Wirkung auf die Krümelstruktur ist im Grünland wegen <strong>de</strong>r dauerhaften Durchwurzelung<br />
zweitrangig.<br />
Beim mikrobiellen Abbau abgestorbener organischer Substanz in <strong>de</strong>r oberflächennahen<br />
Wurzelschicht entstehen organische Säuren, die <strong>de</strong>n pH-Wert in einer Bo<strong>de</strong>ntiefe von 0 bis 5<br />
cm stark absenken. Die optimalen Lebensbedingungen <strong>de</strong>r Mikroorganismen liegen jedoch<br />
bei einem neutralen pH-Wert von 7. Die wertvollen Gräserarten <strong>de</strong>s Dauergrünlan<strong>de</strong>s bevorzugen<br />
einen schwach sauren Bo<strong>de</strong>n (pH-Wert von 6 bis 7). Hier kann eine maßvolle Kalkung<br />
gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Umstellungsphase die mikrobielle Aktivität erheblich för<strong>de</strong>rn.<br />
Für eine Kalkung sind alle Naturkalke, z. B. kohlensaurer Kalk, Kalkmergel, Krei<strong>de</strong>, Kalksteinmehl<br />
und Algenkalk zugelassen.<br />
Tabelle 8:<br />
Dünger<br />
Naturkalk<br />
Algenkalk<br />
Die gebräuchlichsten Kalk-Düngemittel<br />
Beschreibung<br />
Calciumcarbonat<br />
natürlichen Ursprungs<br />
Gemahlenes Calciumcarbonat<br />
marinen Ursprungs<br />
CaO-Gehalt<br />
(Masse-<br />
Prozent)<br />
Zugelassen<br />
It. EG-<br />
Öko-Verordnung?<br />
42 - 53 ja<br />
42 - 53 ja<br />
Thomaskalk, Konverterkalk,<br />
Hüttenkalk<br />
Restprodukte aus <strong>de</strong>r Stahlproduktion<br />
35 - 50 ja<br />
Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />
Einen günstigen pH-Wert (Bo<strong>de</strong>nreaktion) anstreben<br />
Der pH-Wert eines Bo<strong>de</strong>ns sinkt im Laufe <strong>de</strong>r Zeit. Die Grün<strong>de</strong> hierfür sind vielfältig, z. B.<br />
saurer Regen, Wurzel-Ausscheidungen, Stoffwechselreste <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nlebens und Kalkauswaschung.<br />
Auch Bo<strong>de</strong>nverdichtungen führen zu einer Absenkung <strong>de</strong>s pH-Wertes. Der pH-<br />
Wert sollte sich unbedingt in <strong>de</strong>m für die jeweilige Bo<strong>de</strong>nart gelten<strong>de</strong>n Optimum befin<strong>de</strong>n. In<br />
<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Tabelle sind die anzustreben<strong>de</strong>n pH-Werte bei Grünland in Abhängigkeit von<br />
<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nart aufgeführt.<br />
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Tabelle 9:<br />
Anzustreben<strong>de</strong> pH-Werte<br />
Bo<strong>de</strong>nart<br />
Anzustreben<strong>de</strong>r pH-Wert<br />
Mineralbö<strong>de</strong>n (< 5 % Humus)<br />
Ton, Lehm, schwerer, sandiger Lehm, Löss (> 15 % Ton) 6,0<br />
sandiger Lehm (11 – 15 % Ton) 5,5<br />
lehmiger Sand (6 – 10 % Ton) 5,0<br />
Sand (0 – 5 % Ton) 5,0<br />
Humusreiche Bö<strong>de</strong>n (> 5 % Humus)<br />
humusreicher Sand (5 – 8 % Humus) 5,0<br />
sehr humusreicher Sand (8 – 15 % Humus) 5,0<br />
anmooriger Sand (15 – 30 % Humus) 4,5<br />
Moor (> 30 % Humus), (kalkhaltiges Nie<strong>de</strong>rmoor: pH 6 - 7) 4,5<br />
Quelle: Fink (1982)<br />
Der pH-Wert ist eng mit <strong>de</strong>r Menge freier Kalzium- und Magnesiumionen im Bo<strong>de</strong>n verknüpft.<br />
Weißklee bevorzugt einen pH-Wert größer 5,5. Niedrigere pH-Werte verringern die<br />
Stickstofffixierung. Eine Kalkung (kohlensauerer Kalk, 20 bis 30 dt/ha) alle drei bis vier Jahre<br />
för<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n Weißkleeanteil und seine Stickstofffixierung.<br />
Magnesium (Mg) ist <strong>de</strong>r Zentralbaustein <strong>de</strong>s grünen Pflanzenfarbstoffes und reguliert <strong>de</strong>n<br />
Wasserhaushalt. Insbeson<strong>de</strong>re auf leichteren Standorten kann die Magnesium-Versorgung<br />
ins Minimum geraten, meist verursacht durch hohe Nie<strong>de</strong>rschläge im Winterhalbjahr. Charakteristisch<br />
für einen Magnesiummangel sind Aufhellungen <strong>de</strong>r ältesten Blätter sowie bei<br />
Getrei<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Blattspitze her beginnen<strong>de</strong>s Absterben. Durch die Rückverlagerung <strong>de</strong>s<br />
Magnesiums in <strong>de</strong>r Pflanze sind nur die jeweils jüngsten Blätter grün.<br />
Tabelle 10:<br />
Die gebräuchlichsten Mg-Düngemittel<br />
Dünger<br />
Magnesium-Sulfat<br />
(Kieserit)<br />
Beschreibung<br />
MgO-Gehalt<br />
(Masse-Prozent)<br />
Zugelassen<br />
It. EG-Öko-<br />
Verordnung?<br />
weniger gut löslich 27 ja<br />
Magnesium-Carbonat langsam wirkend 15 - 35 ja<br />
Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />
Schwefel (S) ist ein lebensnotwendiger Nährstoff und für <strong>de</strong>n Aufbau bestimmter Aminosäuren<br />
und B-Vitamine unentbehrlich. Grünland hat einen jährlichen Bedarf von 30 bis 40 kg<br />
S/ha (ähnlich wie bei Magnesium). Der Schwefeleintrag aus <strong>de</strong>r Luft beträgt jährlich ca. 10<br />
kg S/ha. Die Rücklieferung aus <strong>de</strong>r Gülle bringt 0,5 bis 0,6 kg S/m 3 . Für einen Ausgleich<br />
müssten jährlich 50 bis 60 m 3 /ha Gülle ausgebracht wer<strong>de</strong>n. Ein Stickstoff-Schwefel-<br />
Verhältnis im Futter von 10:1 steht für eine gute Schwefelversorgung, ein Verhältnis von 15:1<br />
zeigt einen Schwefelmangel.<br />
Natrium (Na): Hier sind keine speziellen Düngemittel zugelassen. Indirekt kann mit Magnesia-Kainit,<br />
das erhebliche Mengen an Natrium enthält, gedüngt wer<strong>de</strong>n. Der Natriumbedarf<br />
<strong>de</strong>r Tiere muss in <strong>de</strong>r Regel über Viehsalz ausgeglichen wer<strong>de</strong>n.<br />
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Tabelle 11:<br />
Düngemittel<br />
Zugelassen<br />
It. EG-<br />
Öko-Verordnung?<br />
Magnesia-<br />
Kainit<br />
Zugelassene Na-haltige Düngemittel<br />
Beschreibung<br />
Kali-Rohsalz<br />
(24 % Na 2 O als Natriumchlorid,<br />
6 % MgOals Magnesiumsulfat,<br />
12 % K 2 O)<br />
Na 2 0-Gehalt<br />
(Masse-Prozent)<br />
24 ja<br />
Quelle: Bioland Erzeugerring Bayern e. V. (2003)<br />
Versorgung mit Spurenelementen<br />
An<strong>de</strong>rs als beim Ackerbau ist ein Spurenelementmangel im Grünland selten. Der Bedarf <strong>de</strong>r<br />
Tiere an Spurenelementen muss gegebenenfalls über Mineralfutter ergänzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Eine ganz natürliche Versorgung mit Spurenelementen und Gerbstoffen kann über <strong>de</strong>n Verzehr<br />
von Gehölzen und die Laub-Heu-Gewinnung erfolgen. Dazu ist es notwendig, dass<br />
Wei<strong>de</strong>flächen von Hecken umgeben sind o<strong>de</strong>r Feldgehölze auch in die Wei<strong>de</strong> gepflanzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Diese Gehölze bieten <strong>de</strong>n Tieren nicht nur Unterstand, son<strong>de</strong>rn auch zusätzliches Futter<br />
in Form von Laub und jüngeren Ästen.<br />
Die Feldgehölze för<strong>de</strong>rn über das weitverzweigte und tiefreichen<strong>de</strong> Wurzelwerk sogenannte<br />
Basen (Ionen, vor allem Ca 2+ , Mg 2+ , Na + , K + ) in das Laub, welches von <strong>de</strong>n Tieren gefressen<br />
wird. Ein Teil dieser Ionen wird in die Tierkörper eingebaut, und ein Teil gelangt auf die Bo<strong>de</strong>noberfläche.<br />
Es entsteht ein Basen-Kreislauf, <strong>de</strong>r die Fruchtbarkeit im oberflächennahen<br />
Bo<strong>de</strong>n stark för<strong>de</strong>rt.<br />
Einsatz von Wirtschaftsdüngern<br />
Mit Wirtschaftsdüngern wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n Nährstoffe wie<strong>de</strong>r zugeführt, die durch das Erntegut<br />
entzogen wur<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m bewirken Mist und Gülle eine Belebung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns: Die<br />
organische Substanz ist Nahrungsgrundlage für das gesamte Bo<strong>de</strong>nleben. Sie ist ein nachhaltiger<br />
Nährstoffvorrat und damit die Voraussetzung für ein günstiges und stabiles Bo<strong>de</strong>ngefüge.<br />
Gülle enthält viele Nährstoffe in leicht pflanzenverfügbarer Form, dazu organische Substanzen<br />
und Spurenelemente. Die Lagerung unter Luftabschluss (Schwimm<strong>de</strong>cke erhalten) und<br />
die Verdünnung mit Wasser im Verhältnis 1:2 (Stickstoffausnutzung erhöhen) wer<strong>de</strong>n grundsätzlich<br />
empfohlen. Kleinere und häufigere Gaben erhöhen die Stickstoffwirkung <strong>de</strong>r Gülle<br />
(z. B. dreimal 15 m 3 /ha anstatt zweimal 20 m 3 /ha).<br />
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Eine Lagerkapazität von sechs Monaten ist empfehlenswert, um die Gülle überwiegend zur<br />
Vegetationszeit ausbringen zu können. Die Ausbringung soll bei be<strong>de</strong>cktem Himmel gleich<br />
nach <strong>de</strong>m Schnitt in Gaben von maximal 20 m 3 /ha (5 % TS) erfolgen. Gülle infiltriert besser<br />
in trockenen als in nassen Bo<strong>de</strong>n. Im zeitigen Frühjahr können Gülle o<strong>de</strong>r Jauche zur<br />
Wuchsbeschleunigung auf Flächen ausgebracht wer<strong>de</strong>n, die früh genutzt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
Stallmist ist vorwiegend ein Bo<strong>de</strong>ndünger mit langsamer Nährstofflieferung. Um Auswaschen<br />
und Ausgasen von Nährstoffen zu vermei<strong>de</strong>n, müssen Mist-und Kompostlagerstellen<br />
abge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. Mist sollte alle zwei bis drei Jahre im Spätherbst, am besten auf leicht<br />
gefrorenem Bo<strong>de</strong>n, als Frostschutz für empfindliche Gräser ausgebracht wer<strong>de</strong>n. Er wird<br />
durch Regen und Schnee in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n eingewaschen und behin<strong>de</strong>rt so nicht <strong>de</strong>n Aufwuchs<br />
im Frühjahr.<br />
Verrotteter Mistkompost kann während <strong>de</strong>r Vegetationszeit zu je<strong>de</strong>m Aufwuchs sehr fein<br />
verteilt gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Jauche hat eine sehr triebige Wirkung, da sie fast nur leicht verfügbaren Stickstoff enthält.<br />
Zur Vermeidung von Ätzschä<strong>de</strong>n muss Jauche min<strong>de</strong>stens im Verhältnis von 1:3 mit Wasser<br />
verdünnt wer<strong>de</strong>n.<br />
Tabelle 12:<br />
Empfohlene Wirtschaftsdüngergaben in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r<br />
Nutzungsintensität<br />
Nutzungsintensität<br />
Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Nutzungen<br />
Höhenlage<br />
(m ü. NN)<br />
Brutto-Ertrag<br />
(dt TS pro ha)<br />
Düngergabe<br />
pro ha<br />
extensiv 1 600 - 900 35 keine Düngung<br />
extensiv 1 - 2 bis 600 40 keine Düngung<br />
wenig<br />
intensiv<br />
wenig<br />
intensiv<br />
mittelintensiv<br />
mittelintensiv<br />
*) Gülle 1:1,5 verdünnt<br />
2 600 - 900 70 10 Tonnen Mist<br />
2 - 3 bis 600 80 12 Tonnen Mist<br />
3 600 - 900 95<br />
4 bis 600 110<br />
2 x 25 m 3 Gülle*, je<strong>de</strong>s dritte<br />
Jahr 12 Tonnen Mist<br />
2 x 25 m 3 Gülle*, je<strong>de</strong>s dritte<br />
Jahr 12 Tonnen Mist<br />
Quelle: Lehmann (1992)<br />
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Grünlandpflege<br />
Zeigerpflanzen im Grünland<br />
Grünland ist eine dauern<strong>de</strong>, von zahlreichen Pflanzenarten im Gemisch gebil<strong>de</strong>te Grasnarbe.<br />
Es ist durch menschliche Einflüsse entstan<strong>de</strong>n (Rodung und regelmäßige Schnitt- o<strong>de</strong>r<br />
Wei<strong>de</strong>nutzung) und - bis auf wenige Ausnahmen - keine natürliche Vegetationsform in Mitteleuropa.<br />
„Natürliches Grünland“ war bei <strong>de</strong>r Besie<strong>de</strong>lung Deutschlands vor rund 6.000 Jahren<br />
auf waldfeindliche Standorte beschränkt.<br />
Kenntnis <strong>de</strong>r Zeigerpflanzen<br />
Je<strong>de</strong>r Landwirt sollte seine Wiesen und Wei<strong>de</strong>n als sein Grünfutter-Potenzial betrachten und<br />
es in groben Zügen beurteilen können. „Die möglichst genaue Kenntnis <strong>de</strong>r einzelnen Futterpflanzen<br />
(und auch <strong>de</strong>r Zeigerpflanzen) ist das ABC <strong>de</strong>s Futterbauers.“<br />
Je<strong>de</strong>r Standort formt (unter erheblichem Einfluss <strong>de</strong>r Bewirtschaftungsweise) eine für ihn<br />
typische Pflanzengesellschaft, die jeweils die Summe aller dortigen Standorteigenschaften<br />
wi<strong>de</strong>rspiegelt. So wer<strong>de</strong>n z. B. die Zeigerpflanzen für Nährstoffmangel nach Behebung dieses<br />
Mangels von anspruchsvolleren Pflanzen wie<strong>de</strong>r verdrängt. Mithilfe <strong>de</strong>r Zeigerpflanzen<br />
kann man Standortmängel leichter erkennen, um dann mit angemessenen Gegenmaßnahmen<br />
Abhilfe zu schaffen. Die Aussagen wer<strong>de</strong>n umso gültiger, <strong>de</strong>sto mehr verschie<strong>de</strong>ne<br />
Zeigerpflanzen in nennenswerten Anteilen auf eine Standorteigenschaft hinweisen.<br />
Der Grünland-Pflanzenbestand ist ein Spiegel <strong>de</strong>s Standortes und <strong>de</strong>r Bewirtschaftung!<br />
Zeigerpflanzen sind bei <strong>de</strong>n ihnen entsprechen<strong>de</strong>n Standorteigenschaften beson<strong>de</strong>rs konkurrenzstark.<br />
In einem Grünlandbestand führen die einzelnen Pflanzen einen harten Konkurrenzkampf<br />
um Wasser, Licht und Nährstoffe. Dabei spielen folgen<strong>de</strong> Eigenschaften eine<br />
Rolle, die hier jeweils anhand einer typischen Pflanzenart beschrieben wer<strong>de</strong>n:<br />
Wuchsform: Fa<strong>de</strong>nförmiger Ehrenpreis (Veronica filiformis). Diese mehrjährige Kriechpflanze<br />
wächst früh und rasch im Frühjahr. Sie hat 10 bis 50 cm lange dünne Stengel, die nie<strong>de</strong>rliegend<br />
sind und meist dichtwachsen<strong>de</strong> Nester bil<strong>de</strong>n.<br />
Wuchshöhe: Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris). Er unterdrückt durch die frühe und rasche<br />
Entwicklung gute Futtergräser, wird 30 bis 150 cm hoch und nimmt beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>n Untergräsern<br />
sowie <strong>de</strong>m Weißklee durch seine beschatten<strong>de</strong> Wirkung das Licht weg.<br />
Austrieb: Wiesenfuchsschwanz (Alopecurus pratensis). Er ist äußerst konkurrenzfähig, weil<br />
er auf feuchten bis nassen nährstoffreichen Bö<strong>de</strong>n, trotz <strong>de</strong>r Verdunstungskälte, früh austreibt.<br />
Außer<strong>de</strong>m wächst er rasch nach und breitet sich durch kurze Ausläufer vom Wurzelstock<br />
zentripetal aus.<br />
Temperaturansprüche: Bei 9 bis 10 Grad mahnt die Löwenzahnblüte zum ersten Wei<strong>de</strong>gang.<br />
Der Blühbeginn <strong>de</strong>s Kerbels zeigt <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r ersten Grassilage. Die Weiße<br />
Wucherblume (Große Margerite) blüht bei 12 bis 13 Grad. Sie weist darauf hin, dass das<br />
Rispenschieben <strong>de</strong>r Gräser schon 2 bis 3 Wochen zurückliegt und das Heuen auf dieser<br />
Parzelle zu spät erfolgt.<br />
Vegetative Vermehrung: Charakteristisch für <strong>de</strong>n Weißklee sind die oberirdischen grünen<br />
Kriechtriebe. Auch sie assimilieren, wenn genügend Licht vorhan<strong>de</strong>n ist. Vom Vieh wer<strong>de</strong>n<br />
nur die Blätter, kaum aber die Triebe erfasst. Er kommt vor allem auf Flächen vor, die zeitweise<br />
o<strong>de</strong>r ständig bewei<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
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Samenvermehrung: Großer Ampfer (Rumex obtusifolius). Auf je 10 cm Blütenästchen entwickeln<br />
sich rund 170 Samen, die eine sehr hohe und über Jahrzehnte andauern<strong>de</strong> Keimfähigkeit<br />
haben.<br />
Mit etwas Übung können die wichtigsten Eigenschaften eines Grünland-Standortes erkannt<br />
wer<strong>de</strong>n, vor allem <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nwasserhaushalt, das Nährstoffangebot, Höhenlage und Klima,<br />
die Bo<strong>de</strong>nreaktion, die Art <strong>de</strong>r Nutzung sowie die Beliebtheit beim Vieh.<br />
In <strong>de</strong>r Anlage 2 fin<strong>de</strong>n Sie eine Auswahl <strong>de</strong>r bekanntesten und ein<strong>de</strong>utigsten Zeigerpflanzen<br />
im Grünland. Diese wur<strong>de</strong>n von Dr. G. Briemle und Karin Rück an <strong>de</strong>r Grünland-<br />
Versuchsanstalt in Aulendorf zusammengestellt.<br />
Regulierung <strong>de</strong>r Gemeinen Rispe<br />
Die Gemeine Rispe (Poa trivialis) kommt beson<strong>de</strong>rs auf feuchten Wiesen, in humosen Tonund<br />
Lehmbö<strong>de</strong>n und in nährstoffreichen Moorbö<strong>de</strong>n vor. Verdichtungen för<strong>de</strong>rn sie zusätzlich.<br />
Ihr flächiges Wurzelwerk lässt sich leicht mit <strong>de</strong>r Hand herausreißen. Die Speicherfähigkeit<br />
für Reservestoffe ist gering. Häufige Schnitte und Güllegaben för<strong>de</strong>rn ihr Vorkommen.<br />
Sie vermehrt sich mit Samen und bil<strong>de</strong>t mit oberirdischen Ausläufern dichte Rasen.<br />
Geringe Anteile <strong>de</strong>r Gemeinen Rispe im Bestand sind durchaus erwünscht. Sie ist ein gern<br />
gefressenes Untergras, wei<strong>de</strong>fest und kann eine dichte Grasnarbe bil<strong>de</strong>n. Ab Masseanteilen<br />
von 50 Prozent <strong>de</strong>s Gesamtbestan<strong>de</strong>s jedoch bil<strong>de</strong>t sie einen dichten Grasfilz, unterdrückt<br />
Klee und wertvolle Grasarten. Als tolerierbare Obergrenze wer<strong>de</strong>n 10 bis 25 Prozent angesehen.<br />
Äußere Merkmale im ersten Aufwuchs:<br />
• Rispenblatt: Doppelrille („Skispur“)<br />
• Hellgrüne Färbung<br />
• Spitz zulaufen<strong>de</strong>s Blatt (Kahnspitze)<br />
• Langes spitzes Blatthäutchen (streckt <strong>de</strong>m Betrachter „die Zunge heraus“)<br />
Zum zweiten und zu <strong>de</strong>n Folgeaufwüchsen hin verän<strong>de</strong>rt die Gemeine Rispe nahezu vollständig<br />
ihr äußeres Erscheinungsbild:<br />
• Bleibt nie<strong>de</strong>rwüchsig<br />
• Bil<strong>de</strong>t dichten Filz (zahlreiche Ausläufer)<br />
• Muffiger moosiger Geruch und Geschmack<br />
Folgen<strong>de</strong> Probleme verursacht die Gemeine Rispe:<br />
• Bringt nach <strong>de</strong>m ersten Aufwuchs keinen Ertrag mehr<br />
• Wird nach <strong>de</strong>m ersten Aufwuchs wegen <strong>de</strong>s muffigen Geruchs und Geschmacks vom<br />
Vieh verschmäht<br />
• Verdrängt wertvolle Arten durch Versiegelung <strong>de</strong>r Narbe<br />
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H. Drangmeister
Regulierungsstrategien:<br />
• För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen „guten“ Gräser. Beachten Sie hierzu die „Zwölf Gebote zur<br />
<strong>Grünlandbewirtschaftung</strong>“ (Anlage 1).<br />
• Das Verschmieren <strong>de</strong>r Grasnarbe unbedingt vermei<strong>de</strong>n (beim Befahren und Mähen einer<br />
nassen Grasnarbe).<br />
• Bo<strong>de</strong>ndruck, vor allem in <strong>de</strong>n obersten Zentimetern, dringend vermei<strong>de</strong>n. Hier ist die<br />
Gemeine Rispe beson<strong>de</strong>rs konkurrenzstark.<br />
• Die Gemeine Rispe ist ein „Lückenfüller“, sie besetzt sehr schnell Kahlstellen und Mäusefraßstellen.<br />
Daher ist eine sofortige Nachsaat <strong>de</strong>r Kahlstellen erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
• Scharfer Pflege-Wei<strong>de</strong>gang mit Nachsaat (Deutsches Wei<strong>de</strong>lgras und Weißklee).<br />
• Mechanische Bekämpfung und Nachsaat: Entfilzen <strong>de</strong>r Narbe durch <strong>de</strong>n Einsatz von<br />
Netzegge o<strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rzahnhackstriegel, am besten in Trockenperio<strong>de</strong>n. Die herausgerissenen<br />
flachwurzeln<strong>de</strong>n Ungräser vertrocknen. Die tief wurzeln<strong>de</strong>n Kulturgräser (z. B.<br />
Raygras) wer<strong>de</strong>n nicht herausgerissen. Anschließend ist eine Nachsaat mit kampfkräftigen<br />
Gräsern angebracht.<br />
Regulierung <strong>de</strong>s Stumpfblättrigen Ampfers<br />
Der Stumpfblättrige Ampfer (Wiesen-Blacke, Rumex obtusifolius) ist das be<strong>de</strong>utendste Beikraut<br />
auf ökologisch bewirtschafteten Wiesen und Wei<strong>de</strong>n. Ampfer wird vom Vieh kaum gefressen<br />
und ist ein sehr konkurrenzstarker Platzräuber mit einem hohen Vermehrungspotenzial.<br />
Rumex obtusifolius bevorzugt nährstoffreiche und frische bis feuchte Bö<strong>de</strong>n. Als Lichtkeimer<br />
breitet er sich in lückigen Pflanzenbestän<strong>de</strong>n aus. Gefürchtet ist seine Konkurrenzkraft. Mit<br />
seiner Pfahlwurzel kann er verdichtete, staunasse und sauerstoffarme Bo<strong>de</strong>nschichten bis in<br />
eine Tiefe von 2,60 m durchdringen.<br />
Der Stumpfblättrige Ampfer nimmt Stickstoff, Kalium und Magnesium aus tieferen Bo<strong>de</strong>nschichten<br />
auf, in <strong>de</strong>nen es keine Wurzelkonkurrenz mit an<strong>de</strong>ren Pflanzen gibt. Günstige Bedingungen<br />
bieten ihm verdichtete Bö<strong>de</strong>n mit einer flachwurzeln<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r lückigen Grasnarbe,<br />
die wenig Nährstoffe entzieht.<br />
Eine Pflanze kann bis zu 60.000 Samen im Jahr bil<strong>de</strong>n, die schon eine Woche nach <strong>de</strong>m<br />
Erscheinen <strong>de</strong>r Staubbeutel nachreifen. Die Samen sind selbst in abgemähten Pflanzen<br />
noch keimfähig und bleiben es im Bo<strong>de</strong>n bis zu 50 Jahre. Die Samen überleben die Silagebereitung,<br />
Trocknung und Dunglagerung. Sie gehen unbescha<strong>de</strong>t durch <strong>de</strong>n Verdauungstrakt<br />
<strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r, und nur eine Kompostierung, bei <strong>de</strong>r Temperaturen von über 50 Grad Celsius<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n, kann sie vernichten.<br />
Die Erneuerungsknospen, die sich am braunen Wurzelhals in einem Bereich von bis zu 15<br />
cm Tiefe befin<strong>de</strong>n, können sehr schnell wie<strong>de</strong>r austreiben. Wird Grünland zu tief gemäht,<br />
bekommen die Knospen Licht und treiben verstärkt aus.<br />
17 / 23 © BLE 2006<br />
H. Drangmeister
Maßnahmen zur Ampferregulierung: Beachten Sie grundsätzlich die „Zwölf Gebote zur <strong>Grünlandbewirtschaftung</strong>“<br />
(Anlage 1)!<br />
Gräser för<strong>de</strong>rn: Konkurrenzkräftige Gräser im Bestand müssen gezielt geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Erst eine dichte Pflanzen<strong>de</strong>cke verhin<strong>de</strong>rt die Keimung und macht bereits etablierten Ampferpflanzen<br />
zu schaffen. Ein leistungsfähiger Wiesenbestand setzt sich aus etwa zwei Dritteln<br />
Gräsern und einem Drittel Klee und Kräutern zusammen. Außer<strong>de</strong>m ist ein ausgewogenes<br />
Zusammenspiel zwischen Unter-, Mittel- und Obergräsern bzw. zwischen rasenbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Gräsern und Horstgräsern nötig.<br />
Narbenverletzungen vermei<strong>de</strong>n: Spurschä<strong>de</strong>n, Überweidung und Wei<strong>de</strong>gang bei zu nasser<br />
Witterung, zu tief eingestellte Werbe- und Bergegeräte, Ätz- und Ab<strong>de</strong>ckschä<strong>de</strong>n durch<br />
Hofdünger müssen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Aussamen verhin<strong>de</strong>rn: Die Nutzung und die Pflege sollte immer rechtzeitig vor <strong>de</strong>m Aussamen<br />
<strong>de</strong>s Ampfers erfolgen. Bei <strong>de</strong>m langsameren zweiten und dritten Aufwuchs kann das<br />
rechtzeitige Abmähen <strong>de</strong>r Blütenstän<strong>de</strong> (vor Erscheinen <strong>de</strong>r Staubbeutel) mit <strong>de</strong>r Sense<br />
notwendig wer<strong>de</strong>n.<br />
Ampferstecher einsetzen: Bei feuchtem bis nassem Bo<strong>de</strong>n können die Ampferwurzeln mit<br />
einem Ampferstecher herausgezogen wer<strong>de</strong>n, wobei die oberen 15 Zentimeter <strong>de</strong>s braunen<br />
Wurzelhalses mit <strong>de</strong>n Erneuerungsknospen erfasst wer<strong>de</strong>n müssen. Bei weit verzweigten<br />
Wurzelstöcken ist es sinnvoll, <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n durch mehrmaliges schräges Einstechen und eine<br />
vorsichtige Hebelbewegung zu lockern und dann die Pflanze herauszuziehen.<br />
Der Ampferstecher sollte leicht und handlich sein und einen fest verschweißten Fußtritt haben.<br />
Die Form <strong>de</strong>r Zinken sollte ein leichtes Einstechen ermöglichen. Die anhaften<strong>de</strong> Er<strong>de</strong><br />
wird zum Füllen <strong>de</strong>s Loches verwen<strong>de</strong>t. Anschließend wird mit einer Nachsaatmischung<br />
nachgesät. Die ausgestochenen Ampferpflanzen müssen von <strong>de</strong>r Fläche entfernt wer<strong>de</strong>n.<br />
Ampferblattkäfer för<strong>de</strong>rn: Der dunkelgrün glänzen<strong>de</strong>, etwa vier bis fünf Millimeter lange<br />
Käfer und <strong>de</strong>ssen schwarze Larven fressen bevorzugt an <strong>de</strong>n Blättern <strong>de</strong>s Stumpfblättrigen<br />
Ampfers, was zum völligen Absterben einer Ampferpflanze führen kann. Die gezielte Vermehrung<br />
<strong>de</strong>s Ampferblattkäfers ist dann sinnvoll, wenn gelbe Eigelege auf <strong>de</strong>r Blattunterseite<br />
ausreichend vorhan<strong>de</strong>n sind. Die aus <strong>de</strong>n Eiern schlüpfen<strong>de</strong>n Larven fressen an <strong>de</strong>n Blättern<br />
und verpuppen sich anschließend im Bo<strong>de</strong>n. Ist <strong>de</strong>r Großteil <strong>de</strong>r Larven im Bo<strong>de</strong>n verpuppt,<br />
kann die Fläche abgemäht wer<strong>de</strong>n.<br />
Quelle<br />
Bioland Erzeugerring Bayern für das bun<strong>de</strong>sweite Portal www.oekolandbau.<strong>de</strong> im Auftrag<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE).<br />
Fragen und Anregungen an Dominik Stauss, dstauss@bioland-beratung.<strong>de</strong><br />
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H. Drangmeister
Die zwölf Gebote einer nachhaltigen Grünland-<br />
Bewirtschaftung<br />
Anlage 1<br />
1. Im zeitigen Frühjahr Narbenpflege durch schonen<strong>de</strong>s Abschleppen und Walzen<br />
2. För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nutzungsstaffelung durch zeitige Gülle- o<strong>de</strong>r Jauchedüngung zum Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>kätzchen-Vollblüte<br />
3. Gülle homogenisieren und mit Wasser im Verhältnis 1:1 bis maximal 2:1 verdünnen. Die<br />
Höhe <strong>de</strong>r Einzelgaben soll zwischen 10 und 20 m 3 /ha (bei 5% TS) liegen. Ausbringungszeitpunkt<br />
möglichst unmittelbar nach <strong>de</strong>r vorherigen Nutzung (auf tragfähigen Bo<strong>de</strong>n<br />
achten!)<br />
4. Die Nutzungshäufigkeit und die entsprechen<strong>de</strong> Düngung müssen unbedingt <strong>de</strong>m<br />
Standort bzw. <strong>de</strong>m Pflanzenbestand angepasst wer<strong>de</strong>n<br />
5. Stoppellänge (Schnitthöhen-Einstellung) nicht unter 5 bis 7 cm; dies för<strong>de</strong>rt die Konkurrenzkraft<br />
<strong>de</strong>r Gräser<br />
6. Bo<strong>de</strong>nverdichtungen und Narbenverletzungen möglichst vermei<strong>de</strong>n (Verwendung von<br />
Breitreifen ohne Erhöhung <strong>de</strong>r Auflast)<br />
7. Zur Vermeidung von Ab<strong>de</strong>ckschä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Narbe müssen Wirtschaftsdünger fein verteilt<br />
wer<strong>de</strong>n (Fla<strong>de</strong>n vermei<strong>de</strong>n), und es dürfen möglichst keine Mähgutreste zurückbleiben<br />
8. Beschädigte Grünlandnarben und offene Stellen sofort mit Weißklee nachsäen<br />
9. Wei<strong>de</strong>flächen zumin<strong>de</strong>st nach je<strong>de</strong>m zweiten Umtrieb ausmähen bzw. mulchen<br />
10. Im Spätherbst (Mitte bis En<strong>de</strong> Oktober) nach <strong>de</strong>r letzten Nutzung Stallmist o<strong>de</strong>r eine<br />
leichte Güllegabe zur Vermeidung von Auswinterungsschä<strong>de</strong>n geben<br />
11. Aufstellen von Sitzstangen für Greifvögel (Mäusebekämpfung)<br />
12. Anpflanzung von Hecken und Feldgehölzen, schließen tieferliegen<strong>de</strong> basische Nährstoffe<br />
auf und geben sie über das Laub an die oberen Bo<strong>de</strong>nschichten zurück (Nährstoff-<br />
Pumpe), zu<strong>de</strong>m wichtige Biotope, die die Artenvielfalt för<strong>de</strong>rn<br />
Quelle: Thalmann H.: Grundsätze zur Grünlandwirtschaft im organisch-biologischen Landbau.<br />
Vortragsmanuskript zu Grünland-Seminaren, 2002.<br />
Landwirtschaftsamt, 86830 Schwabmünchen, Tel: 08238-9611-18<br />
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H. Drangmeister
Zeigerpflanzen im Grünland<br />
Anlage 2<br />
Bo<strong>de</strong>nwasser-Haushalt Deutscher Name Volksname<br />
trockener Standort Thymian (F2) Quen<strong>de</strong>l, Wurstkraut<br />
feuchter bis staunasser Standort<br />
Kleine Bibernelle (F3)<br />
Echtes Mä<strong>de</strong>süß (F8)<br />
Kuckucks-Lichtnelke (F7)<br />
Krampfkraut, Johanniswe<strong>de</strong>l<br />
Feuer-Nelke, Kranzra<strong>de</strong><br />
Feuchtezahl (F), 12-stufige Skala von 1 = Starktrocknis-Zeiger, 5 = Frische-Zeiger, 7 = Feuchte-Zeiger bis 12 = Unterwasserpflanze<br />
Nährstoff-Angebot Deutscher Name Volksname<br />
magerer Standort Kleines Habichtskraut (N2) Augenkraut, Mausöhrchen<br />
Margerite (N3)<br />
Gewöhnlicher Teufelsabbiss<br />
(N2)<br />
Wucherblume<br />
fetter Standort Wiesen-Löwenzahn (N8) Kuhblume<br />
Wiesen-Bärenklau (N8)<br />
Wiesen-Kerbel (N8)<br />
Schättele, Bärentatze<br />
Wil<strong>de</strong>r Kälberkern<br />
Nährstoffzahl (N), 9-stufige Skala von 1 = nährstoffärmste Standorte, 5 = mäßig nährstoffreiche Standorte bis 9 = übermäßig<br />
nährstoffreiche Standorte<br />
Höhenlage und Klima Deutscher Name Volksname<br />
Standort über 1.000 m ü.N.N.<br />
Voralpenland 500 -1.000 m ü.N.N.<br />
Nord<strong>de</strong>utsches Tiefland<br />
Mutterkraut<br />
Schweizer Löwenzahn<br />
Wald-Storchschnabel<br />
Wiesen-Knöterich<br />
Wasser-Greiskraut<br />
Kriechen<strong>de</strong>r Hahnenfuß<br />
Milchblume<br />
Blaue Krähenhaxe, Feuerblume<br />
Schlangenwurz, Schafszunge<br />
Butterblume, Goldknöpfchen<br />
Bo<strong>de</strong>nreaktion Deutscher Name Volksname<br />
sauer<br />
Kleiner Sauerampfer (R2)<br />
Bärwurz (R3)<br />
Mutterkraut, Katzenwe<strong>de</strong>l<br />
leicht sauer Sumpf-Kratzdistel (R4) Stechdistel, Landsknecht<br />
neutral<br />
Ferkelkraut (R4)<br />
Pippau (R6)<br />
Saukraut, Freu<strong>de</strong>nkraut<br />
Zahme Distel, Wil<strong>de</strong>r Spinat,<br />
Hungertod<br />
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H. Drangmeister
Herbst-Löwenzahn (R5)<br />
leicht basisch Wiesen-Glockenblume (R7) Wiesenglocke<br />
Kohl-Kratzdistel (R7)<br />
Gelbe Distel, Finkendistel<br />
Nutzungsweise Deutscher Name Volksname<br />
extensive Mähwiese<br />
Dotterblume (M4)<br />
Klappertopf (M4)<br />
Osterblume, Butterschmirgel<br />
Klingen<strong>de</strong>r Hans<br />
intensive Mähwiese Wiesen-Schafgarbe (M7) Schafsrippe, Tausendblatt<br />
Weiß-Klee (M8)<br />
Bienenklee<br />
extensive Standwei<strong>de</strong> Große Brennnessel (W8) Nesselkraut<br />
intensive Standwei<strong>de</strong><br />
Mähwei<strong>de</strong><br />
Gewöhnlicher Giersch (W2) Geißfuß, Baumtropfen<br />
Maßliebchen, Monatsblume<br />
Gänseblümchen (W9)<br />
Kleine Prunelle (W9)<br />
Grüner Pippau, Milchpotsch<br />
Kleinköpfiger Pippau (M8)<br />
Stumpfblättriger Ampfer (M7) Butterampfer, Blacke<br />
trittfeste Pflanzen Breitwegerich (TV9) Fünfa<strong>de</strong>rblatt, Wegtritt<br />
trittfliehen<strong>de</strong> Pflanzen<br />
Strahlenlose Kamille (TV9)<br />
Wiesen-Storchschnabel<br />
(TV2)<br />
Ackerwitwenblume (TV2)<br />
Grüne Kamille<br />
Skabiosenkraut, Hosenknopf<br />
Beliebtheit beim Vieh Deutscher Name Volksname<br />
gern gefressen Rotklee (FW8) Wiesenklee, Fleischblume<br />
Spitzwegerich (FW7)<br />
Siebenrippe, A<strong>de</strong>rblatt<br />
mäßig gern gefressen<br />
Wiesen-Kümmel (FW6)<br />
Gew. Frauenmantel (FW6)<br />
Taumantel, Gänselatschen<br />
gemie<strong>de</strong>n Gun<strong>de</strong>rmann (FW2) Gun<strong>de</strong>lrebe, Erd-Efeu<br />
giftig<br />
Scharfer Hahnenfuß (FW3)<br />
Herbstzeitlose (FW1)<br />
Sumpf-Schachtelhalm (FW1)<br />
Butterblume, Rabenfuß<br />
Nackte Jungfer, Teufelswurz<br />
Futterwertzahl (FW), 10-stufige Skala von 1 = giftig, 0 = kein Futterwert bis 8 = höchster Futterwert<br />
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H. Drangmeister
Praktiker-Bericht eines Grünland-Spezialisten<br />
Anlage 3<br />
Dionys Weber bewirtschaftet mit seiner Familie im Allgäuer Landkeis Min<strong>de</strong>lheim einen 44<br />
Hektar großen Grünlandbetrieb mit ein wenig Ackerbau. Er hält knapp 50 Schwarzbunte mit<br />
eigener Nachzucht, inklusive Zuchtstier. Die Her<strong>de</strong> wird auf Lebensleistung gezüchtet.<br />
Dem Grünland-Spezialisten und -Liebhaber Weber wer<strong>de</strong>n beste Kenntnisse bei <strong>de</strong>r Fütterung<br />
und <strong>de</strong>r Pflanzenbestimmung nachgesagt. Die Rücksicht auf Naturschutzbelange ist<br />
ihm ausdrücklich wichtig. Er gibt folgen<strong>de</strong> Tipps für eine nachhaltige, nutzbringen<strong>de</strong> und<br />
pflegliche Grünland-Bewirtschaftung:<br />
Nutzung<br />
Die Nutzung soll bestmöglich an <strong>de</strong>n jeweiligen Standort angepasst sein. Eine zu intensive<br />
Nutzung führt ebenso zur Artenarmut wie eine zu extensive, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r lichtlieben<strong>de</strong> und<br />
eher niedrig wachsen<strong>de</strong> Weißklee verdrängt wird.<br />
Die Bewirtschaftung soll so schonend wie möglich erfolgen. Das be<strong>de</strong>utet vor allem, dass ein<br />
Befahren bei Nässe und je<strong>de</strong> weitere Art von Bo<strong>de</strong>nverdichtung unbedingt vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
muss. Die letzte Nutzung darf nicht zu spät erfolgen, damit vor allem die Gräser noch<br />
genügend Reservestoffe in <strong>de</strong>r Halmbasis bil<strong>de</strong>n können.<br />
Dort, wo Weber eingrast, lässt er ab und zu einen wertvollen Streifen zum Aussamen stehen,<br />
wo z. B. Rotklee und Vogelwicken stehen. Beim ersten Schnitt wer<strong>de</strong>n bewusst alle Rän<strong>de</strong>r<br />
an Gräben und Hecken stehengelassen, damit dort auch seltenere Arten zum Blühen und<br />
Aussamen kommen. An <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn wächst es ohnehin meistens magerer und beim zweiten<br />
Schnitt wer<strong>de</strong>n die Rän<strong>de</strong>r dann mit geerntet.<br />
Pflege<br />
Der Pflanzenbestand soll dauernd beobachtet wer<strong>de</strong>n, um auch kleinere Verän<strong>de</strong>rungen<br />
wahrzunehmen und um ein besseres Gefühl für die Zusammenhänge im Grünland zu bekommen.<br />
Es ist immer auf eine möglichst dichte Grasnarbe zu achten. Deshalb müssen Lücken<br />
immer schellstmöglich nachgesät wer<strong>de</strong>n, am besten mit „Obenaufsaat“ - auch im zeitigen<br />
Frühjahr, wenn <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n aufgefroren ist. Für die Nachsaat sollen ausdauern<strong>de</strong> Sorten<br />
von Wei<strong>de</strong>lgräsern (mittelfrühe Sorten Recolta und Waigra, späte Sorte Fee<strong>de</strong>r, alle drei auf<br />
Winterhärte getestet), Wiesenrispe und an<strong>de</strong>ren Gräsern verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>pflege rät Dionys vom Nachmähen ab, solange kein Ampfer auftaucht. Dies<br />
begünstigt das Aussamen von Rotklee, Vogelwicke und guten Gräsern. Auch Geilstellen<br />
wer<strong>de</strong>n nach vier bis sechs Wochen wie<strong>de</strong>r vom Vieh abgefressen. Bis dahin sind sie Ruheinseln<br />
und Habitate für Insekten und Kleintiere.<br />
Beikraut-Regulierung<br />
Es muss immer beson<strong>de</strong>rs auf die Gemeine Ripse geachtet wer<strong>de</strong>n, meint Weber. Diese<br />
besie<strong>de</strong>lt als erste die Lücken, und sie ist ein Zeiger für Bo<strong>de</strong>nverdichtungen, mit <strong>de</strong>nen sie<br />
gut zurecht kommt, da sie nur sehr flache Wurzeln ausbil<strong>de</strong>t. Falls die Gemeine Rispe sich<br />
zu stark vermehrt o<strong>de</strong>r eine Grünlandfläche nicht zufrie<strong>de</strong>nstellend ist, wird im Herbst zu einer<br />
Festmistgabe geraten. Außer<strong>de</strong>m hat auch eine Kalkung im Herbst, wobei Feuchtkalk<br />
und Gesteinsmehl zu gleichen Anteilen gemischt wer<strong>de</strong>n, eine gute Wirkung gegen die Gemeine<br />
Rispe.<br />
Bei vorhan<strong>de</strong>ner Gemeiner Rispe empfiehlt er die Nachsaat von ausdauern<strong>de</strong>n Wei<strong>de</strong>lgräsern<br />
und Weißklee mit <strong>de</strong>m Köckerling-Gerät. Dadurch wird <strong>de</strong>r Filz <strong>de</strong>r Gemeinen Rispe<br />
aufgebrochen. Weber sticht konsequent je<strong>de</strong> auftreten<strong>de</strong> Ampferpflanze aus.<br />
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H. Drangmeister
Bo<strong>de</strong>n-Untersuchungen<br />
Laut Weber ist auf <strong>de</strong>m Grünland alle zehn Jahre eine Bo<strong>de</strong>nuntersuchung vorgeschrieben.<br />
Er lässt zur Vorsorge alle fünf Jahre eine durchführen. Auffälliges Ergebnis: Die wichtigsten<br />
Bo<strong>de</strong>n-Kennzahlen haben sich über die vielen Jahre kaum verän<strong>de</strong>rt.<br />
Diese Maßnahmen sind ein sehr gutes Beispiel für eine schonen<strong>de</strong> und nachhaltige <strong>Grünlandbewirtschaftung</strong>,<br />
bei <strong>de</strong>r gute nährstoffreiche Erträge und Belange <strong>de</strong>s Natur- und Artenschutzes<br />
in Einklang gebracht wer<strong>de</strong>n.<br />
Quelle:<br />
Bioland Erzeugerring Bayern für das bun<strong>de</strong>sweite Portal <strong>Oekolandbau</strong>.<strong>de</strong> im Auftrag<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.<br />
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H. Drangmeister