Heft 2/2005 - Offene Kirche Württemberg
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psychosomatischen Kur. Wer soll sich<br />
um die Kinder kümmern? In diesem Fall<br />
springt der Vater der drei Kinder aus<br />
erster Ehe ein. Bald schon zeigt sich<br />
aber, dass er und der neue Lebensgefährte<br />
seiner Frau dies nicht gemeinsam<br />
bewältigen können.<br />
Karin K. ist verheiratet und hat zwei<br />
Kinder im Alter von drei und fünf<br />
Jahren. Ihr Mann ist ganztags berufstätig,<br />
sie versorgt den Haushalt und die<br />
Kinder. Die Großeltern wohnen, wie bei<br />
den meisten Familien heutzutage, weit<br />
weg. Bei Frau K. wird Brustkrebs<br />
diagnostiziert. Zu Beginn der Krankheit<br />
kann sich der Vater vermehrt um die<br />
Kinder kümmern. Da ihn jedoch die<br />
Sorge um seinen Arbeitsplatz umtreibt,<br />
kann er es sich nicht leisten, all zu oft<br />
zu Hause zu bleiben. Auch diese Familie<br />
benötigt Unterstützung, um ihren Alltag<br />
zu meistern.<br />
Drei ganz normale Familien in ganz<br />
normalen Krisen? Jedenfalls keine<br />
Ausnahmen, sondern Situationen, wie<br />
sie in Familien häufig vorkommen.<br />
Familien sind in ihren verschiedenen<br />
Formen heute vielfältigen Risiken<br />
ausgesetzt und müssen neue Formen<br />
des Umgangs mit Krisensituationen<br />
finden. Sie brauchen neue Netzwerke,<br />
wo traditionelle Formen der gegenseitigen<br />
Unterstützung weggebrochen sind.<br />
Großeltern wohnen oft nicht mehr um<br />
die Ecke oder sind nicht mehr bereit,<br />
einen Großteil Ihrer Zeit der Betreuung<br />
der Enkel zu widmen. Paarbeziehungen<br />
werden brüchiger. Über 200 000 Paare<br />
lassen sich in Deutschland jedes Jahr<br />
scheiden. Viele Familien müssen<br />
häufiger den Wohnort wechseln, da von<br />
den ArbeitnehmerInnen Mobilität<br />
erwartet wird. Nachbarschaftliche<br />
Beziehungen haben nicht mehr dieselbe<br />
Tragfähigkeit wie früher. Insbesondere<br />
in der Anonymität einer Großstadt<br />
bleiben Notsituationen, in die Familien<br />
geraten können, häufig unerkannt.<br />
Chancen der Patchworkfamilie<br />
Im Spiegel all dieser Entwicklungen<br />
stellt sich die Frage, was Familie heute<br />
ist und wie wir Familien bei der Bewältigung<br />
ihrer Lebensschwierigkeiten<br />
unterstützen können. Kinder wachsen<br />
in den unterschiedlichsten Formen des<br />
Editorial<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
◆ bei der Sommersynode wird das Thema<br />
„Zukunftsmodell Familie“ behandelt. Dazu<br />
haben wir Fachfrauen befragt, aber auch<br />
festgestellt, dass sich schon die VikarInnen<br />
1969 mit der „Eheproblematik“ herumgeschlagen<br />
haben. Nun sind wir gespannt, was<br />
die Synode dazu beitragen wird, dass es<br />
Familien – in welcher Form auch immer – in<br />
Zukunft besser geht. Es sollten auch<br />
Fachmänner mitdiskutieren! Am besten<br />
Menschen, die in den Gemeinden für<br />
Familien da sind oder Angebote vermissen.<br />
Und was ist mit Alleinlebenden? Fast die<br />
Hälfte unserer Gesellschaft? Ich bin gespannt,<br />
ob das auch einmal ein Synodenthema<br />
wird.<br />
◆ Diesmal müssen wir einiges in eigener<br />
Sache loswerden. Erstens: Unsere Homepage<br />
wurde runderneuert. Wer Internet hat,<br />
möge dies unter www.<strong>Offene</strong>-<strong>Kirche</strong>.de<br />
begutachten. Pressemitteilungen sind da<br />
ebenso zu finden wie Vorträge, die anlässlich<br />
der Mitgliederversammlungen oder der<br />
AMOS-Preis-Verleihungen gehalten wurden.<br />
Auch OK-<strong>Heft</strong>e kann man nachlesen, zum<br />
Beispiel den Artikel über den <strong>Kirche</strong>nkreis<br />
Stuttgart, der durch ein technisches Versehen<br />
verunglückt war (worum wir Dekan<br />
Ehrlich um Verzeihung bitten). Natürlich<br />
sind Veranstaltungen angekündigt, sofern<br />
wir davon erfahren. Also, schauen Sie nach –<br />
auch ob Ihre Adresse stimmt – und tragen<br />
Sie sich ein, wenn Sie den elektronischen<br />
Newsletter erhalten möchten. Schreiben Sie<br />
uns bitte unter Internetredaktion@<strong>Offene</strong>-<br />
<strong>Kirche</strong>.de.<br />
◆ Zweitens: Auch wir müssen sparen. Unser<br />
Geschäftsführer und Finanzminister Reiner<br />
Stoll-Wähling hat herausgefunden, dass sich<br />
das Porto halbiert, wenn wir das OK-<strong>Heft</strong><br />
exakt in jedem Quartal versenden. Das ist<br />
ein Argument, bedeutet aber, dass wir <strong>Heft</strong> 3<br />
vor den Sommerferien fertig haben müssen,<br />
damit es im September herauskommen<br />
kann. Das ist wichtig für AutorInnen!<br />
◆ Und nochmal Finanzen: Große, dicke<br />
Bitte an alle, ihren Mitgliedsbeitrag zu<br />
überweisen – sofern noch nicht geschehen –<br />
und evtl. eine AMOS-Preis-Spende springen<br />
zu lassen. Letztere muss auf dem Überweisungsträger<br />
als solche gekennzeichnet<br />
sein. Die Kontonummern finden Sie auf der<br />
Rückseite.<br />
Aus unserer Redaktion hat sich Gerlinde<br />
Maier-Lamparter verabschiedet, die dem<br />
Team seit 1991 angehörte und dank ihrer<br />
Personenkenntnisse immer gute Tipps geben<br />
konnte. Wir wünschen Ihr alles Gute und<br />
uns eine/n neue/n RedakteurIn.<br />
Ihnen erholsame Ferien und viele neue<br />
Eindrücke – auch aus unserem <strong>Heft</strong>!<br />
Ihre Renate Lück<br />
Inhalt<br />
Familie<br />
Quo vadis?<br />
....................................... Seite 1<br />
Von Wunschbild und Wirklichkeit<br />
....................................... Seite 3<br />
Genozid<br />
Die Armenier<br />
....................................... Seite 5<br />
Assyrer und Aramäer<br />
....................................... Seite 7<br />
Sonderpfarrämter<br />
Kirchliche Arbeit in der Polizei<br />
....................................... Seite 9<br />
Globalisierung<br />
Wasserprivatisierung .....................................Seite 11<br />
<strong>Kirche</strong>ngeschichte<br />
Esslinger Erklärung von 1969<br />
.....................................Seite 13<br />
Christoph Blumhardt d.Ä.<br />
.....................................Seite 15<br />
OFFENE KIRCHE<br />
.....................................Seite 18<br />
Buchbesprechungen Leserbriefe<br />
.....................................Seite 21<br />
○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○<br />
Seite 2 OFFENE KIRCHE<br />
Nr. 2, Juni <strong>2005</strong>