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die Bahnhofsmission Büchen - Otto-Hahn-Gymnasium

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Da der sogenannte „Mauerfall“ in <strong>die</strong> kühle Jahreszeit fiel, waren <strong>die</strong> Räumlichkeiten der<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong> sehr gefragt. Friedegart Belusa, <strong>die</strong> zwar inzwischen im Ruhestand war,<br />

jetzt aber wieder mithalf, erinnert sich: „Wenn das Begrüßungsgeld geholt, <strong>die</strong> ersten<br />

Einkäufe getätigt waren, dann waren <strong>die</strong> Menschen dankbar für eine Portion Eintopf und<br />

genossen den Aufenthalt in den warmen Räumen der <strong>Bahnhofsmission</strong>.“ 26 Besonders an den<br />

Wochenenden, wenn <strong>die</strong> Menschen Zeit hatten, sich jenseits der Grenze umzusehen, konnten<br />

<strong>die</strong> Räumlichkeiten der <strong>Bahnhofsmission</strong> <strong>die</strong> Menschenmassen kaum noch fassen. Deshalb<br />

half <strong>die</strong> Gemeinde Büchen mit, zum einen durch zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und<br />

Helfer, zum anderen stellte sie den Gemeindesaal, der nicht weit vom Bahnhof entfernt lag,<br />

zur Verfügung. Hilfe bekam <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> auch von der AWO. Außerdem lieferte <strong>die</strong><br />

Waldhalle, ein Veranstaltungslokal in Büchen, Eintopf. Der Kindergarten stellte Spielzeug zur<br />

Verfügung.<br />

Auffällig ist, dass <strong>die</strong> Aufzeichnungen der <strong>Bahnhofsmission</strong> <strong>die</strong>se Ereignisse mit keiner<br />

Gefühlsregung kommentieren. Das Wiedersehen der Menschen aus dem Osten und aus dem<br />

Westen muss doch sehr bewegend gewesen sein, wenn man an <strong>die</strong> Bilder vom Mauerfall in<br />

Berlin denkt. Eigentlich ist im Herbst 1989 aus Sicht der <strong>Bahnhofsmission</strong> lang Ersehntes<br />

eingetreten, wurde ein unmenschlicher Zustand überwunden, der vier Jahrzehnte lang <strong>die</strong><br />

Arbeit in Büchen notwendig machte. Die Leiterinnen erfassen <strong>die</strong> Situation mit erstaunlicher<br />

Nüchternheit und verraten auch nichts über <strong>die</strong> Verfassung der DDR-Bürger. Anders klingen<br />

<strong>die</strong> Schilderungen unserer Zeitzeugen. In Erinnerung geblieben ist <strong>die</strong> „unbändige Freude<br />

geblieben, <strong>die</strong> sich bei einigen zu einem Freudenrausch entwickelte und auch <strong>die</strong> Menschen,<br />

welche ‚,Wir fahren nach Hamburg!‘‘ gerufen haben.<br />

Noch im April 1989 hatte das Schleswig-Holstein-Magazin live aus der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen<br />

gesendet 27 und zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt hatte offenbar niemand an eine Öffnung der Grenze<br />

und ein baldiges Ende der deutschen Teilung geglaubt. Sieben Monate später berichten <strong>die</strong><br />

Zeitungen von überfüllten Zügen in Büchen. Die Lübecker Nachrichten rufen <strong>die</strong> Bevölkerung<br />

des Kreises zu ehrenamtlicher Mitarbeit in der <strong>Bahnhofsmission</strong> auf, Interessierte sollen<br />

sich um 4.15 Uhr dort einfinden. Aus dem Artikel geht auch hervor, dass <strong>die</strong> meisten Reisenden<br />

frühmorgens zum Einkaufen - Jeans und Videorekorder sollen <strong>die</strong> begehrtesten Waren<br />

auf <strong>die</strong>sen Shoppingausflügen gewesen sein - in den Westen kamen, meistens nach Hamburg<br />

26 Rückblick Friedegart Belusa vom 1.12.1995<br />

27 „Wir hatten noch so viel zu erzählen“, Zeitungsartikel ohne Angabe vom 11.04.1989<br />

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